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INVENT GmbH - Das kleine ABC der Wertanalyse
Inhalt:
1 Wertanalyse-Einführung ................................................................................................. 3
1.1 Wertanalyse-Geschichte................................................................................................. 3
1.2 Die Wertanalyse ............................................................................................................. 4
2 Wertanalyse-Praxis ........................................................................................................ 4
2.1 Wertanalyse - Beispiele aus der Industrie....................................................................... 4
2.2 Ergebnisse von FHTW - Projekten.................................................................................. 5
3 Wertanalyse-Systematik ................................................................................................. 8
3.1 Wertanalyse-Team .......................................................................................................... 8
3.2 Wertanalyse-Projekt ........................................................................................................ 8
3.3 Wertanalyse-Arbeitsplan.................................................................................................. 9
3.4 Funktionenanalyse .......................................................................................................... 9
3.5 Funktionskosten ............................................................................................................ 10
3.6 Kreativitätstechniken ..................................................................................................... 11
4. Wertanalyse - Weiterentwicklung zum Value Management System................................. 12
5. Literatur ........................................................................................................................... 13
1 Wertanalyse-Einführung
1.1 Wertanalyse-Geschichte
Die Methode der Wertanalyse wurde 1948 in den USA von Lawrence D. Miles bei General
Electric zum Zwecke der Verbesserung von Beschaffungsprozessen entwickelt und erfolg-
reich eingesetzt. Dabei wurde das Beschaffungsobjekt zuerst in seine Funktionen zerglie-
dert. Die Kosten der einzelnen Funktionen wurden analysiert und über die Notwendigkeit der
einzelnen Funktionen entschieden. Das Beschaffungsobjekt und seine realistischen Kosten
ergaben sich dann aus der Summe der vom Kunden tatsächlich geforderten Funktionen und
deren Kosten.
Diese sehr erfolgreiche Methode der Kostenoptimierung fand in der Industrie schnelle
Verbreitung und wurde 1973 in Deutschland erstmals in der Norm DIN 69910 erfasst.
In der Zwischenzeit wurde die Methode der Wertanalyse weiterentwickelt und wird heute in
weiteren Bereichen der betriebswirtschaftlichen Optimierung eingesetzt. Die bestimmenden
Anwendungen liegen in der Funktions- und Kostenoptimierung von Produkten und Ferti-
gungsprozessen. Die Wertanalyse ist des weiteren ein wichtiges Instrument bei der markt-
und kundenorientierte Entwicklung von Innovationen.
W ertbegriff
W ert = Fu nktion
allgem ein:
K o ste n
Bedürfnisse
Funktion en
WERT
G esam taufwand
Kosten
In den letzten Jahren fand ein Wandel der Wertanalyse von einer "Kostensenkungsmethode"
oder "Kostenvermeidungsmethode" zu einer Methode statt, die das "temporäre wirtschaftli-
che Optimum" zu entwickeln hilft. Es wird nicht die absolut kostengünstigste, sondern die
Lösung mit dem höchsten Gewinn gesucht. Diese Lösung zu finden und zu realisieren ist
das Ziel der Wertanalyse.
Nach VDI 2800 Blatt 2 und DIN EN 12973 wird die Wertanalyse als organisierter kreativer
Ansatz definiert, der einen funktionenorientierten und wirtschaftlichen Gestaltungsprozess
mit dem Ziel der Wertsteigerung eines Produktes, eines Prozesses oder einer Dienstleistung
zur Anwendung bringt. Das bedeutet nach Lawrence D. Miles, die Funktionen eines Produk-
tes oder Prozesses zu den niedrigsten Kosten zu erstellen, ohne dass die erforderliche Qua-
lität, Zuverlässigkeit oder Marktfähigkeit negativ beeinflusst wird. Damit steigt der Wert des
Wirtschaftsguts. Der Wert steht also im Verhältnis der Befriedigung von Bedürfnissen zu den
eingesetzten Ressourcen.
Es ist aber durchaus auch möglich, den Wert durch eine verbesserte Befriedigung der Be-
dürfnisse bei gleichzeitiger Steigerung des Ressourceneinsatzes zu erhöhen.
2 Wertanalyse-Praxis
Die Analyse der Varianten „auftragsbezogene Fertigung“ oder „Lagerfertigung“ führte zu ei-
nem Ausschluss des Konzeptes Lagerfertigung. Die Einstellung eines Logistikleiters wird hier
zu operativen Verbesserung führen.
Die größten Einsparpotenziale zeigten sich bei der Bündelung im Einkauf. Eine erste Maß-
nahme ist die Klassifizierung von Kaufteilen im ERP-System, um für alle drei Werke und de-
ren Bereiche Skalenvorteile beim Einkauf zu erwirtschaften. Neben den optimierten Bestell-
größen sollen mit Rahmenverträgen langfristige kostengünstige Bindungen erzielt werden;
dem dienen auch die Festlegungen zu regelmäßigen Lieferantenbesuchen.
Die Schaffung und Besetzung der Stelle eines Logistikleiters führt ebenfalls zu operativen
Verbesserungen. Intern erfolgen nun wöchentliche Logistikberatungen, die sich neuerdings
auf Daten aus dem ERP-System stützen und somit eine umständliche Lieferantenbewertung
auf Excel-Basis ersetzen.
Die kostenmäßigen Vorteile der eingeleiteten Maßnahmen sind gegenwärtig nur abzuschät-
zen, aber bereits die umfassende IST-Analyse des Projektes hat zur Sensibilisierung und zu
Veränderungsprozessen in der Firma geführt.
3 Wertanalyse-Systematik
Die Stärken der Wertanalyse liegen in der schrittweisen und logischen Bearbeitung von
Problemstellungen im Rahmen von Wertanalyse-Projekten. Die Arbeitsweise des Projekt-
teams ist ziel- und problemorientiert ausgerichtet. Der Weg zur Zielerreichung wird durch den
Wertanalyse-Arbeitsplan vorgegeben. Eingebunden in den Wertanalyse-Arbeitsplan sind
bewährte Arbeitstechniken wie z.B. Analysetechniken, Bewertungstechniken, Kreativitäts-
techniken und Techniken des Projekt- und Dokumentenmanagements.
Wertanalyse-Team Funktionen
+ Lebensdauer
Wertanalyse-Projekt
Qualität Produkt
+ Dienstleistung
Wertanalyse-Methodik Verfahren Design
= Kosten
Wertanalyse
Zuverlässigkeit Marktfähigkeit
3.1 Wertanalyse-Team
Ein Wertanalyse-Team ist eine je nach Aufgabe und Zielstellung fach- und bereichsübergrei-
fenden zusammengesetzten Gruppe von 5 bis 7 Personen, die mit dem gemeinsamen Ziel
einer erfolgreichen Realisierung eines Wertanalyse-Projektes, über einen bestimmten Zeit-
raum zusammenarbeiten. Die Mitglieder des Teams sollen mit der Methodik der Wertanalyse
vertraut sein oder sich in sie einarbeiten. Weitere Hinweise zum Wertanalyse-Team enthält
die VDI 2807 - Teamarbeit, Anwendung in Projekten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Ver-
waltung.
3.2 Wertanalyse-Projekt
Die Durchführung einer Wertanalyse erfolgt in der Regel in Form eines Wertanalyse-
Projektes. Das Wertanalyse-Projekt ist ein geplanter, außerhalb der Routine ablaufender
interner, zeitlich begrenzter und budgetierter Prozess. Dieser Prozess wird durch ein Projekt-
team mit einer entsprechenden Zielstellung durchlaufen. Das Wertanalyse-Projekt wird mit
den geläufigen Techniken des Projektmanagements, wie Zielplanung, Projektstrukturpla-
3.3 Wertanalyse-Arbeitsplan
ja
1. Projekt vorbereiten AZ nein
Was ist ?
ja
2. Objektsituation analysieren AZ nein
ja
Was soll sein ? 3. Soll-Zustand beschreiben AZ nein
ja
AZ nein
4. Lösungsideen entwickeln
Wie kann es ja
gehen ? AZ nein
5. Lösungen festlegen
ja
AZ nein
6. Lösungen realisieren
Projektabschluss
AZ: Annäherung an die Zielvorgaben
3.4 Funktionenanalyse
Die Funktionenanalyse gehört zu den wichtigsten Arbeitstechniken der Wertanalyse. Mit die-
ser Technik werden die Funktionen von Wertanalyse-Projekten, d.h. von Produkten, Prozes-
sen und Dienstleistungen analysiert, bewertet und gezielt verbessert.
Die Funktionsanalyse beinhaltet:
- Verbale Formulierung der Funktionen und Bildung von Funktionsstrukturen,
- Schaffung größerer Suchfelder für neue, bessere und kostengünstigere Lösungen durch
verbales Abstrahieren der Funktionen,
- Vereinfachung und Verbesserung des Wertanalyse-Objektes durch Unterteilung in wich-
tige, unwichtige und eventuell unnötige Funktionen,
- Finden von Ansätzen für Kostensenkung sowie Wert- und Leistungsverbesserung der
Wertanalyse-Objekte durch Bestimmung und Analyse von Funktionen mit hohen Kosten.
Die Funktionsanalyse betrachtet die Funktionen immer aus zwei Blickrichtungen, aus der
Richtung des Nutzers und aus der Richtung des Produzenten. Es wird daher u.a. unter-
schieden in
- nutzerbezogene Funktionen
- produktbezogene Funktionen
Funktionen
HF NF HF NF TF UF FF PF
EF u.a.
HF – Hauptfunktionen TF – Teilfunktionen
NF - Nebenfunktionen UF – unerwünschte Funktionen
TF – Teilfunktionen EF – Elementarfunktionen
FF – Folgefunktionen
PF - Parallelfunktionen
Weitere Hinweise zur Durchführung von Funktionsanalysen beinhalten die Richtlinien VDI
2803 - Funktionsanalyse, Grundlage und Methode sowie die DIN EN 12973 - Value Mana-
gement.
3.5 Funktionskosten
KOSTEN DER
FUNKTIONEN
FUNKTIONSTRÄGER
DACHISOLATION
SOLARZELLE
21 22.000 60 13.200 40 8.800 0 0
3.6 Kreativitätstechniken
Soll die Suche nach neuen Lösungsideen erfolgreich sein, ist es sinnvoll, auf bewährte Krea-
tivitätstechnik zurückzugreifen. Neben den intuitiven Verfahren wie etwa Brainstorming ha-
ben sich im zunehmend auch systematische Techniken wie Morphologische Matrizen oder
Funktionsmodellierungen oder neuerdings widerspruchsorientierte Methoden wie TRIZ be-
währt.
Der intuitive Weg führt über freie Phantasie und durch ungelenkte oder gelenkte Assoziati-
on zu neuen Lösungen.
Der systematische Weg zeichnet sich durch ein bewusst schrittweises Vorgehen aus. Er
sichert Folgerichtigkeit, Vollständigkeit, Übersicht und Lückenlosigkeit der Lösung.
Der widerspruchsorientierte Weg sichert bei anspruchsvollen Problemstellungen erfolgrei-
che Lösungsansätze.
Hier eine Auswahl in der Wertanalyse bewährter Techniken:
Intuitive Kreativitätstechniken
Systematische Kreativitätstechniken
1. Brain-Storming
6. Attribute listing
2. Brain-Writing
7. Morphologische Matrix
3. Delphi-Methode
8. Bionik
4. Osborne-Checkliste
9. Progressive Abstraktion
5. Synektik
10. Teilsystem-Funktionsanalyse
5.1 Semantische Konfrontation
11. Konstruktionskataloge
5.2 Visuelle Konfrontation
5.3 Gefühlt wie…
Widerspruchs-Kreativitätstools
12. Stoff-Feld-Analyse
13. Ideales Endresultat
14. Widerspruchsformulierung
Der wirtschaftliche Druck des Marktes sowie zunehmende wissenschaftliche und praktische
Erkenntnisse führten zu einer Weiterentwicklung der Wertanalyse. Ursprünglich vorwiegend
als reine Kostensenkungsmethode eingesetzt erfüllte die Wertanalyse die Funktionen der
Wertverbesserung und der Wertgestaltung von Produkten. Das heute existierende System
des Value Managements umfasst die Elemente der Wert-Analyse, der Wert-Gestaltung und
der Wert-Realisierung. Hinter diesen Elementen steht das Managen von Werten im Sinne
von Maximierung der Wertschöpfung des Unternehmens mit den dafür notwendigen
Schnittstellen zur Managementebene. Die ständige Verbesserung der Wertschöpfung erfolgt
auf der Grundlage eines Stufenplanes, in den eigene Mitarbeiter, aber auch Endabnehmer,
Lieferanten und Vertriebspartner eingebunden sind.
Ausführliche Hinweise zum Value Management System stehen in der DIN EN 12973.
***
5. Literatur
Zur Unterstützung von Wertanalyseprojekten kann auf folgende Richtlinien und Normen zu-
gegriffen werden:
Es gibt zahlreiche interessante Bücher, die vertiefendes Wissen zur Methode der Wertanaly-
se vermitteln können. Hier eine kleine Auswahl:
Bronner, A.; Herr, S.: Vereinfachte Wertanalyse. System Value Management in der Praxis, 4.
Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2006
Frost, P.-F.: Größerer Unternehmenserfolg durch Wertanalyse nach DIN 69 910 (Ausg.
1987) eine Management-Information zur Entscheidungsvorbereitung, Eschborn Verlag, 1992
Grunwald, H.: Kosten senken mit dem Einkauf, praktische Wertanalyse als Erfolgsinstru-
ment, Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau, 1994
Haunerdinger, M.; Probst, H.-J.: Kosten senken. Checklisten, Rechner, Methoden (mit Rech-
ner zur ABC-Analyse, Wertanalyse, Leerkostenanalyse, Formular zur Schwachstellenanaly-
se und vieles mehr auf CD-ROM), 1. Auflage, Haufe Verlag, München, 2005
Hoffmann, H.J.: Wertanalyse, die westliche Antwort auf Kaizen, Ullstein Verlag, Frankfurt/M.
und Berlin, 1994
Interessante Informationen zur Wertanalyse sind auch im INTERNET zu finden, wie z.B. un-
ter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wertanalyse
http://www.wertanalyse.net
http://www.wertanalyse.com
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Grundschritte Teilschritte
0 Vorbereitung des Pro- 0.1 Projektbeschreibung
jektes 0.2 Untersuchung der Durchführbarkeit der Projekte, Risikoanalyse
0.3 Rentabilitätsstudie, um welches Interesse geht es?
0.4 Entscheidungsträger und WA-Projektleiter auswählen
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