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17.

Januar 2014, von Susanne Hamann

Nach qualvoller Todesstrafe in Ohio

Das sind die Methoden der amerikanischen Henker

Düsseldorf. "Are you ready to die?" - "Sind Sie bereit zu sterben?", fragt der Vollstrecker der
Hinrichtung den Verurteilten, nachdem er seine letzten Worte sprechen durfte. Eine Antwort
darauf bekommen die Henker meist nicht. Dann beginnt es: der Strom wird angestellt oder die
Injektion losgelassen. In manchen amerikanischen Staaten stehen sogar noch Gaskammern.

Dennis McGuire hätte nicht qualvoll sterben müssen. Schon vor seiner Hinrichtung besagte
das Gerichtsurteil des Mediziners David Waisel von der Universität Harvard, dass die Dosis
der Medikamente für einen schnellen Tod nicht hoch genug sei. Trotzdem entschied sich der
Richter, dem Experiment stattzugeben.

Was McGuire widerfuhr ist jedoch kein Einzelfall. Immer wieder kommt es zu grausamen
Ereignissen bei der Vollstreckung von Hinrichtungen. Selbst dann, wenn die Mittel eigentlich
schon häufig benutzt wurden, die Nebenwirkungen also bekannt sind.

Seit den 1970er Jahren ist die Todesstrafe in den USA wieder zulässig. Die Methoden
variierten allerdings bis in die 80er Jahre. Hängen, Vergasen und sogar Erschießen waren
lange Zeit Teil des Systems. Zwar ist die tödliche Injektion inzwischen die erste
Todesmethode, in manchen US-Staaten jedoch, können die Gefangenen auch Alternativen
wählen.

Tod durch den elektrischen Stuhl

Der elektrische Stuhl ist die zweithäufigste Exekutionsmethode in den USA. 1890 wurde der
erste Todeskandidat darauf hingerichtet. Trotz großer Probleme, führten ihn anderen Staaten
bald ebenfalls ein. Bis heute ist er in Florida und South Carolina eine Alternative zum
Giftcocktail.

Dem Gefangenen werden dafür alle Haare am Körper entfernt und er wird auf einem Stuhl
festgebunden. Auf den rasierten Kopf wird ein feuchter Schwamm gelegt. Darauf so wie auf
Armen und Beinen werden die Elektroden befestigt. Dann erfolgen drei Wellen von Strom
mit maximal 2000 Volt, die zwischen zwei Minuten und 30 Sekunden andauern. Die Schocks
erfolgen so lange, bis der Tod eintritt.

Dass das nicht so einfach ist, zeigte sich direkt beim ersten Fall. William Kemmler wird 1890
nach einem 1000 Volt-Stromstoß für 30 Sekunden für Tod erklärt – doch dann stellen
Beobachter fest, dass er noch lebt. Bis die Hinrichtung vorbei ist, wird es insgesamt acht
Minuten dauern.

Bis heute ist die "Electrecution" eine umstrittene Methode. Beobachter, darunter auch der
inzwischen verstorbene Richter William Brennen vom obersten Gerichtshof der USA,
berichten: "Manchmal springen die Augäpfel der Gefangenen aus ihren Sockeln und bleiben
an den Wangen hängen. Oft scheiden die Gefangenen Kot und Urin aus, erbrechen Blut und
Schleim. Der Körper wird hellrot während seine Temperatur ansteigt, das Fleisch des
Gefangenen anschwillt und seine Haut sich spannt, bis sie reißt. Bisweilen fangen die
Gefangenen Feuer, Zeugen hören ein lautes und andauerndes Geräusch, das klingt als würde
Speck in der Pfanne gebraten. Dazu durchdringt ein süßer Geruch von brennendem Fleisch
die Kammer, der einen krank macht."

Dass das kein Einzelfall ist, zeigt auch die Seite des "Death Penalty Information Center".
Exemplarisch werden hier 43 Fälle gelistet, bei denen die Hinrichtung extrem problematisch
ablief. Darunter auch der Fall von Pedro Medinas in Florida, dessen Kopfelektroden auf dem
elektrischen Stuhl Feuer fingen, sodass das Prozedere vorzeitig abgebrochen werden musste.
Er starb anschließend.

Tod durch die Gaskammer

Seit der Wiederaufnahme der Todesstrafe 1977 wurden elf Menschen in den USA durch Gas
exekutiert. Der Verurteilte wird dabei in einer luftdichten Kammer auf einem Stuhl
festgeschnallt. Unter dem Stuhl des Häftlings befindet sich ein Eimer mit Schwefelsäure in
das Zyankali per Hebelwirkung geworfen wird. Es bildet sich hochgiftige Blausäure. Der
"gute" Tipp, der dem Häftling traditionell mitgegeben wird ist: "Atmen Sie möglichst tief
ein." Allerdings halten wohl die meisten instinktiv die Luft an.

Der Prozess verläuft langsam. So verliert der Verurteilte etwa nicht direkt das Bewusstsein.
Clifton Duffy, ein ehemaliger Gefängniswärter, berichtete: "Am Anfang gibt es Indizien, dass
der Gefangene extreme Ängste und Schmerzen empfindet. Die Augen springen aus den
Höhlen, die Haut verfärbt sich violett." Der Gefangene Caryl Chessman sagte Reportern, dass
er bei seiner Exekution durch Gas nicken würde, wenn er Schmerzen verspüren sollte –
während das Gas verströmte nickte er heftig für mehrere Minuten. Blausäure kappt die
Sauerstoffzufuhr zum Gehirn, wodurch starke Krämpfe ausgelöst werden. Der Betroffene
erlebt zudem Schmerzen ähnlich denen bei einem Herzinfarkt.

Tod durch Erschießungskommando

Zum letzten Mal wurde in den USA der Tod durch ein Erschießungskommando im Jahr 2010
umgesetzt. Der Doppelmörder Ronnie Lee wählte diese Methode freiwillig. Zwar hatte der
Bundestaat Utah das Erschießungskommando 2004 abgeschafft, allerdings dürfen Gefangene,
die davor zum Tod verurteilt wurden, noch immer ihre Todesart auswählen.

Tod durch tödliche Injektion

1982 wurde der erste Gefangene in Texas durch eine tödliche Injektion exekutiert. Heutzutage
ist der Tod durch die Giftspritze die einzige Methode oder zumindest die erste Wahl in allen
32 amerikanischen Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe erlaubt ist.

Dabei werden zwei Nadeln in die Venen injiziert. Zunächst wird reine Kochsalzlösung
verabreicht, dann folgt das Betäubungsmittel Thiopental. In der zweiten Runde fließt ein
Muskelentspannungsmittel wie etwa Pancuroniumbromid. Es lähmt die Muskulatur und
hemmt die Atmung. Als letztes folgt Kaliumchlorid, wodurch das Herz gestoppt wird. Der
Tod tritt durch Atemlähmung und Herzstillstand ein. Häufig sind die Venen der Gefangenen
durch jahrelangen Drogenmissbrauch schwer beschädigt und für die Injektionen nicht mehr
geeignet. In einem Fall kam es deshalb vor, dass die Nadel aus dem Arm fiel und das tödliche
Gift im Raum verspritzte. Oftmals wird die Nadel auch versehentlich in einen Muskel
gestochen, die Folge sind massive Schmerzen. In solchen Situationen kann es bis zu 45
Minuten dauern, bis der Tod eintritt.

Zudem ist nicht bekannt, ob die Häftlinge letztlich wirklich schmerzfrei sind oder nicht.
Häufig wird vermutet, dass das Betäubungsmittel nur dazu führt, dass sich die Betroffenen
nicht mehr bewegen können, die langsame Lähmung von Atmung und Herz jedoch spüren.
Die Zusammensetzung, aber vor allem die Dosis der Injektionen ist für die Art des Todes von
äußerster Wichtigkeit. Nachdem Thiopental für die USA nicht mehr aus Europa zu beziehen
ist, muss nun eine Alternative gefunden werden. Das führte auch zu dem Experiment an
Dennis McGuire.

Insgesamt gehen die Zahlen zurück

Die Statistik zeigt, dass die Todesurteile und Hinrichtungen in den USA insgesamt
zurückgegangen sind. Gab es 1996 noch 315 Todesurteile, waren es im Jahr 2013 noch 80.
Zudem war die Zahl der Hinrichtungen mit 39 im vergangenen Jahr so niedrig wie zuvor nur
ein einziges Mal.

Unklar bleibt jedoch, wieso jene Staaten, die auch weiterhin auf die Todesstrafe als
Rechtsmittel setzen, aus den Erkenntnissen der Vergangenheit keine Schlüsse ziehen. Dennis
McGuire hätte nicht leiden müssen - ebenso wenig wie mindestens 43 andere zum Tode
Verurteilte.

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