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Lernen, wie man lernt

von Eric Townsend Zeichnun-


gen von Chrunk

Überarbeitet und übersetzt von Ruth Ryser


Erster Abschnitt

Lernen ist zwar für jedermann ein Beg-


riff, aber Spass scheint es kaum jeman-
dem zu bereiten.

Was bedeutet Lernen?


Es bedeutet, sich Wissen über eine Sache anzueignen. Wofür? Um damit etwas
Bestimmtes tun zu können!
Manche Leute glauben, dass man nur
aus Büchern oder durch Unterricht et-
was lernen kann. Aber das stimmt
nicht. Kleine Kinder können nicht le-
sen, und doch lernen sie in ihren ersten
fünf Lebensjahren ungeheuer viel.

Wie lernen kleine Kinder?


Sie lernen, indem sie Dinge untersu-
chen - woraus sie bestehen, wie sie
funktionieren und für was sie gut sind!

Sie tun dies dadurch, dass sie schauen,


hören, berühren, riechen, schmecken,
beissen, stos-sen, ziehen und Dinge
umwerfen.

Wie lernen grössere Kinder und Erwachsene?


Hauptsächlich indem wir uns Dinge ansehen. Dabei verwenden wir Teleskope,
Mikroskope, um das Objekt teilweise oder ganz zu beobachten, wir betrachten
Diagramme. Photographien und lesen Erklärungen - aber am häufigsten schauen
wir uns die Sache direkt an.
Wenn Ihnen ein Gerät kaputt geht, dann können Sie es entweder wegwerfen oder
reparieren.

Möchten Sie es selbst reparieren, so


müssen Sie zuerst wissen, wie es funk-
tioniert. Das können Sie. indem Sie es
sich genau anschauen.

Wenn Sie ein neues Gerät anschaffen, lernen Sie es bedienen, indem Sie es an-
schauen ... und die gewöhnlich beiliegende Betriebsanleitung durchlesen.
Was hat dies nun mit Unterricht und dicken langweiligen Büchern zu tun? Ei-
gentlich sind diese Wälzer Bedienungsanleitungen für das Leben - wie man Kin-
der erzieht. Brücken baut, Krankheiten heilt, Recht spricht und vieles mehr.

Doch Bücher und Unterricht sind nicht ganz ungefährlich, wenn man einige
Punkte nicht beachtet. Ist man sich dieser Stolpersteine jedoch bewusst und
weiss auch, wie sie aus dem Weg zu räumen sind, so kann Lernen aus Büchern
oder im Unterricht sehr erfolgreich und vergnüglich sein!
Zweiter Abschnitt
Viele Leute beginnen damit, irgend etwas zu lernen und hören dann urplötzlich
wieder damit auf. Gewöhnlich sagen sie, es interessiere sie nicht mehr. Viel-
leicht sind sie aber auch auf eine Lernbarriere gestossen.

Sie kamen gut vorwärts, und alles war in Ordnung. Plötzlich stoppte sie etwas.
Dann entschieden sie sich, nichts mehr über das Gebiet lernen zu wollen. Wir
nennen das eine Lernbarriere. Es gibt mehrere davon.

Die erste besteht darin, nicht alle Wörter, die in dem Gebiet benutzt werden, zu
verstehen. Vielleicht sagen Sie nun: "Ja, ist denn das überhaupt nötig?"
Ein Gebiet zu lernen lässt sich mit dem
Bauen einer Mauer vergleichen. Jeder
Ziegelstein entspricht dabei einem Wort.

Auf einem ebenen Boden beginnt man


damit, die erste Reihe Steine zu setzen.
In unserem Fall entsprechen die Steine
Wörtern. Dann setzen Sie eine weitere
Reihe Steine darauf. Noch eine ...

Alles geht gut, bis Sie auf einen Stein


stossen, der nicht wirklich hineinpasst.
Das wäre ein Wort, das Sie nicht wirk-
lich verstehen. Sie setzen es trotzdem ein
und fahren mit dem Mauerbau fort.
Dann stossen Sie auf ein weiteres Wort,
das Sie nicht richtig verstehen, aber auch
dieses setzen Sie ein. An dieser Stelle
fühlen Sie sich etwas irritiert und begin-
nen sich zu fragen, ob die Idee mit der
Mauer wirklich so gut war.

Sie machen weiter, und wieder taucht


das Wort auf, das Sie schon beim ers-
ten Mal nicht verstanden haben. Aber
Sie setzen es ein und machen weiter.
Immer weniger stehen Ihre Ziegel in
Reih und Glied, und die Mauer droht
einzubrechen. Vielleicht können Sie
noch eine gewisse Zeit Ihr Gleichge-
wicht auf dieser Mauer halten, viel-
leicht aber auch nicht.
Jedes Mal, wenn Sie ein Wort übergehen, das Sie nicht vollständig verstanden
haben, fühlen Sie sich leicht benebelt und etwas verunsichert über das Gebiet.
Daraus entsteht schliesslich ein Gefühl von Müdigkeit und der Wunsch, damit
aufzuhören, dieses blöde Gebiet zu studieren. Vielleicht gelingt es Ihnen, diese
Gefühle beiseite zu schieben und weiterzumachen, vielleicht auch nicht.

Lehrer und Bücher verwenden Wörter, um Ihnen etwas zu vermitteln.


Menschen haben Wörter als Kommuni-
kationsmittel geschaffen. Um Wörter
verwenden zu können, braucht es einer
Uebereinstimmung darüber, was sie be-
deuten.

Bei einem Gespräch müssen wir uns aber


nicht jedesmal darüber verständigen, was
ein bestimmtes
Wort bedeutet, sondern die Bedeutungen
aller Wörter sind in unseren Wörterbü-
chern festgelegt. Wörterbücher sind vol-
ler Informationen. Sie sagen uns, wie
man ein Wort ausspricht, welche verschiedenen Bedeutungen ein Wort haben
kann, wann man eine bestimmte Bedeutung benutzt und wie und woher das
Wort kommt.
\^-
Um ein Gebiet zu erlernen und um sicher zu sein, es wirklich zu begreifen, müs-
sen Sie alle Wörter verstehen, die verwendet werden. Nicht nur Fachwörter, auch
gewöhnliche Wörter. Einige Fachgebiete haben sogar ihre eigenen Spezialwör-
terbücher, in denen die Fachwörter und die Spezialbedeutungen von gewöhnli-
chen Wörtern aufgeführt sind.

Es gibt mindestens drei Arten, ein Wort nicht zu verstehen.

1. Sie können für das Wort keine Bedeutung haben


2. Sie können die falsche Bedeutung für das Wort haben
3. Sie können eine unvollständige Bedeutung für das Wort haben, was hiesse,
dass die Bedeutung, die Sie kennen, zwar korrekt ist, aber in dem Zusam-
menhang nicht passt.

Erinnern Sie sich an unseren Maurer? Was sollte er tun? Er sollte sich ein Wör-
terbuch beschaffen, dahin zurückkehren, wo es ihm noch gut gegangen ist, und all
die Wörter im Wörterbuch nachschlagen, die er nicht völlig verstanden hat. Dann
sollte er weitermachen und sicherstellen, dass er alle Wörter in dem Gebiet, das er
lernt, versteht.
Was sollten Sie tun?
1. Haben Sie ein geeignetes Wörterbuch zur Hand, wenn Sie ein bestimmtes
Gebiet lernen möchten.
2. Erkennen Sie die Anzeichen dafür, dass Sie auf diese Lernbarriere gestossen
sind. Diese sind: Sich "fertig fühlen"; sich leer oder geistig abwesend fühlen;
gähnen oder sich müde fühlen; sich über das, was man gelernt hat, unsicher
fühlen; das Gelernte nicht anwenden können; keine Lust weiterzulernen; ab-
hauen.

3. Gehen Sie in dem Gebiet bis an die Stelle zurück, wo es Ihnen beim Lernen
noch gut gegangen ist. Finden Sie das Wort, das Sie nicht verstanden haben.
4. Schlagen Sie es in einem Wörterbuch nach und machen Sie sich mit allen Be-
deutungen dieses Wortes vertraut.
5. Lesen Sie von der Stelle ab, an der Sie das Wort gefunden haben, weiter.
Dritter Abschnitt
Gesetzt den Fall, Sie möchten gerne ler-
nen, Fahrrad zu fahren, würden Sie dies
in Angriff nehmen, wenn Ihnen kein
Fahrrad zur Verfügung stände, auf dem
Sie üben könnten? Es gibt viele Dinge,
bei denen man erwartet, die Sache, über
die man lernt, vor sich zu haben. Wenn
Sie lernen möchten, eine Nähmaschine
zu bedienen, ein Auto zu fahren, einen
Mixer, eine Kamera oder einen Compu-
ter zu benützen, erwarten Sie, dass Sie
diese Dinge griffbereit haben, um sie zu
sehen, berühren, ausprobieren und auf ihnen üben zu können.

Stellen Sie sich vor, jemandem ein


Fahrrad nur mit Worten zu erklären,
der noch nie eines zu Gesicht bekom-
men hat! Wahrscheinlich wäre dieser
jemand am Schluss reichlich verwirrt
und nicht gerade glücklich über Ihre
Ausführungen. Er ist auf die zweite
Lernbarriere gestossen, zuwenig An-
schauungsmaterial.

Wenn Sie die Sache vor sich haben, können Sie viel leichter sehen, wie diese
funktioniert und wie man sie verwenden kann.
Am besten lernt man etwas, wenn die
entsprechende Sache in Reichweite
ist. Bei einigen Gegenständen ist dies
kaum ein Problem. Lernen Sie bei-
spielsweise etwas über das mensch-
liche Gebiss, so ist reichlich Anschau-
ungsmaterial dafür vorhanden. Wenn
Sie etwas lernen, das man sehen, be-
rühren und verwenden kann, so ist es
sehr wichtig, dass Sie diese Sache

möglichst früh in Ihrer Ausbildung


sehen, berühren oder verwenden. Zeigt
Ihnen Ihr Lehrer im Unterricht die be-
treffende Sache, so sollten Sie die
Gelegenheit wahrnehmen und die Sa-
che selber anfassen und ausprobieren.
Manchmal ist es nicht möglich, die Sache herbeizuschaffen, da sie zu gross, zu
teuer oder zu gefährlich ist. In diesem Fall kann man sich mit Bildern und Dia-
grammen helfen. Man könnte auch versuchen, eine Zeichnung anzufertigen.
Besser wäre natürlich, ein dreidimensionales Modell herzustellen aus Plastilin
oder anderem verformbaren Material.

Handelt es sich um Dinge wie Mathe-


matik oder Chemie, so kann man sich
mit kleinen Gegenständen aushelfen,
um ein bestimmtes Prinzip zu verdeut-
lichen. Diese Methode ist besonders
zu empfehlen bei Dingen, die man
nicht sehen oder berühren kann, oder
die nicht zugegen sind.

Jemandem, der sich kein Fahrrad vor-


stellen kann, lässt sich dessen Form
und Funktionsweise mit ein paar Bü-
roklammern, Gummiringen und
Streichhölzern schneller beibringen als
mit vielen Worten.
Was sollten Sie tun?

l. Erkennen Sie die Anzeichen dafür, dass Sie auf diese Barriere gestossen sind.
Diese sind: sich zerdrückt oder verbogen fühlen;
sich langweilen; Kopf und Augen beginnen weh zu tun; leichtes Schwindel-
gefühl; ein komisches Gefühl im Magen; ein Gefühl, tot zu sein; gereizt sein.

2. Falls sich bei Ihnen diese Gefühle einstellen, dann beschaffen Sie sich An-
schauungsmaterial zu dem, was Sie gelesen haben.

Vier Möglichkeiten bieten sich an:


a) am besten ist die Sache oder der Gegenstand selbst;
b) irgendwelche Bilder, Diagramme oder Filme;
c) Bauen Sie ein dreidimensionales Modell oder zeichnen Sie sich auf, wie
es aussieht oder funktioniert;
d) Stellen Sie mit Hilfe von ein paar kleinen Gegenständen (Büroklammern,
Stiften, etc.) die Sache oder den Vorgang dar.
Vierter Abschnitt
Nehmen Sie an. Sie sind bereits seit einiger Zeit dabei, etwas zu erlernen, und
bisher gab es keine Probleme. Plötzlich
läuft alles schief, und nichts klappt mehr.
Sie bringen das, was Sie machen möch-
ten, nicht fertig. Irgendwie fühlen Sie
sich verwirrt, und Ihr bisheriges Selbst-
vertrauen beginnt zu schwinden. Sie sind
sich nicht mehr so sicher über das, was
Sie vorher gelernt haben, und zweifeln,
ob Sie es überhaupt je schaffen werden,
diese Sache zu begreifen.

Was ist passiert? Wahrscheinlich sind Sie auf


das dritte Hindernis beim Lernen gestossen.
Diese Barriere hat mit den steigenden Anfor-
derungen in einem Gebiet zu tun. Der Lern-
stoff ist gewöhnlich stufenweise aufgebaut,
leicht beginnend und immer schwieriger wer-
dend.

Diese einzelnen Anforderungsoder Lernstu-


fen bilden eine
Treppe, auf der sich der Lernende hinaufbe-
wegt. Nun kann diese Treppe zu steil, gerade
richtig oder zu flach sein. Im ersten Fall fühlt sich der Lernende überfordert (er
kommt nicht mehr mit), im zweiten Fall gefordert (er macht gute Fortschritte),
im dritten Fall unterfordert (er langweilt sich).

Wenn Sie lernen, so sind die einzelnen Lernstufen in den Lehrbüchern oder dem
Unterricht bereits für Sie festgelegt. Der Buchautor oder der Lehrer sollten Ih-
nen den Stoff so vermitteln, dass Sie optimal vorwärtskommen.
Lernen Sie für sich selbst, oder unter
der Anleitung eines weniger guten
Lehrers oder Autors, so kann es Ihnen
passieren, dass Sie auf eine zu steile
Treppe geraten. Schnell fühlen Sie
sich ausser-stande, dieses Gebiet zu
erlernen. In so einem Fall geht man am
besten zurück und stellt sich einen
neuen Lernplan zusammen, der den
einzelnen Stufen mehr Platz einräumt.

Ebenso wäre es auch möglich, dass der


Aufbau zwar stimmt, man aber eine
Stufe überspringt oder auslässt. Wir
nennen dies eine übergangene Lernstu-
fe. Auch in diesem Fall fühlt man sich
verwirrt und kommt nicht mehr weiter.
Wenn man sich das genau anschaut,
sollte man die übersprungene Stufe
herausfinden, dahin zurückgehen und
wieder in der Lage sein, Fortschritte zu
machen.

Eine andere Ursache, dass es zu einer übersprungenem Lernstufe kommen kann,


ist, dass der Lernende zur nächsten Stufe übergeht, obwohl er die vorhergehende
noch nicht wirklich gemeistert hat. Obwohl er nun glauben wird, dass die neue
Stufe der Grund für die
G.^

auftretenden Schwierigkeiten ist, sollte er zu der vorhergehenden Stufe zurück-


gehen und wirkliche Sicherheit über diese gewinnen, bevor er die neue wieder in
Angriff nimmt. Er wird feststellen, dass er nun diese Stufe ohne Probleme be-
wältigen kann.
Manchmal ist es auch nötig, mehrere Stufen zurückzugehen. Das Kriterium ist,
wo haben Sie sich noch sicher gefühlt und Fortschritte gemacht. Kehren Sie zu
dieser Stufe zurück, üben Sie sie erneut, bis Sie sie wirklich beherrschen, und
machen Sie dann weiter. Sie werden feststellen, etwas hatten Sie vernachlässigt.

Wenn Sie sich vom Zehn-Meter-Turm nicht zu springen wagen, dann gehen Sie
auf die Höhe zurück, mit der Sie noch keine Schwierigkeiten hatten. Trainieren
Sie auf diesem Sprungbrett so lange, bis Sie sich wirklich sicher fühlen, dann
können Sie den Turm höher klettern!

Stösst man auf eine dieser Barrieren, die


mit dem Aufbau der Lernstufen zu tun
haben, so fühlt man sich verwirrt, viel-
leicht etwas taumelig. Plötzlich verliert
der Lernende seine Zuversicht, die Sache
überhaupt meistern zu können. Sein Ver-
trauen in seine bis zu diesem Punkt er-
worbenen Fähigkeiten schwindet, und er
glaubt, dass er auf diesem Gebiet nie er-
folgreich sein kann. Es ist sogar möglich, dass er an dieser Stelle die Flinte ganz
ins Korn wirft.

Wenn Sie keinem guten Lehrplan -aus


einem Buch oder von einem Lehrer - fol-
gen, dann ist die Gefahr gross, dass Sie
entweder auf eine zu steile Treppe gera-
ten oder aber Lernstufen überspringen.
Da Sie nun aber die Symptome davon
(sich verwirrt fühlen und verlorenge-
gangenes Selbstvertrauen) kennen, sollte
es Ihnen ein leichtes sein, entweder die
Treppe flacher zu
gestalten oder aber die Stufe zu finden,
die Sie zu schnell genommen oder ü-
bersprungen haben. Am besten wäre
es, ein eigenes Lernprogramm zu ha-
ben, von jemandem zusammengestellt,
der das Gebiet kennt und auch weiss,
wie man es am besten erlernt.
Was sollten Sie tun?
1. Wenn Sie irgend etwas lernen möchten, so sollte der Aufbau des Lernstoffes
für Sie stimmen. Ist dieser vorgegeben, überprüfen Sie, ob dieser für Sie zu
steil, zu flach oder gerade richtig ist.
2. Stellen Sie sicher, dass Sie jeden Schritt wirklich beherrschen, bevor Sie zum
nächsten gehen.
3. Erkennen Sie die Anzeichen für einen zu steilen Aufbau oder eine übersprun-
gene oder zu schnell genommene Lernstufe. Diese sind:
sich verwirrt und etwas taumelig fühlen; unfähig, den nächsten Schritt auszu-
führen; sich durcheinander fühlen und das Vertrauen verlieren.
4. a) Bilden die einzelnen Lernstufen für Sie eine zu steile Treppe, so gehen Sie
zurück an den Punkt, wo Sie noch gut mitgekommen sind, und arbeiten Sie
mit Hilfe eines besser aufgebauten Lernprogramms weiter (mehr Zwischen-
schritte, anderes Lehrbuch, anderer Lehrer).
b) Haben Sie eine Stufe übersprungen oder zu schnell genommen, so gehen
Sie zu dieser zurück, und gewinnen Sie wirkliche Sicherheit über diese Stu-
fe, bevor Sie wieder weitermachen.
Fünfter Abschnitt
Wir haben uns mit den drei Lernbarrieren befasst. Wir sprechen von Barrieren,
da sie uns stoppen können, ohne dass sie uns bewusst sind. Aber an den darauf-
folgenden Symptomen können wir erkennen, um welche es sich handelt. Dann
können wir die entsprechenden Schritte unternehmen, um die Situation in Ord-
nung zu bringen, so dass wir problemlos weiter lernen können. Um sie zu ver-
meiden, ist es wichtig, sie und die jeweiligen damit einhergehenden Symptome
genau zu kennen.

Erste Barriere - ein missverstandenes Wort übergehen

Symptome: Sich fertig fühlen; ein Gefühl der Leere oder des Nicht-Daseins;
gähnen und sich müde fühlen; das, was man gelernt hat, nicht anwenden kön-
nen; abhauen.

Abhilfe: Gehen Sie bis zu der Stelle im Text zurück, wo Sie sich noch gut ge-
fühlt haben, und finden Sie das missverstandene Wort. Schlagen Sie es in einem
Wörterbuch nach und bekommen Sie die Bedeutung, die im Text verwendet
wird. Klären Sie diese als erste. Machen Sie sich nun auch mit allen weiteren
Bedeutungen des Wortes vertraut. Dann können Sie weiterlesen. Achten Sie da-
bei darauf, ob es noch weitere Wörter gibt, die Sie nicht verstanden haben.
Zweite Barriere - Fehlendes Anschauungsmaterial

Symptome: Sich zerdrückt oder verbogen fühlen; sich langweilen;


Kopf- oder Augenschmerzen; sich schwindelig fühlen; ein Gefühl, tot zu sein;
gereizt sein.

Abhilfe: Beschaffen Sie sich Anschauungsmaterial. Schauen Sie sich die Sache
selber an, ein Bild oder einen Film davon. Oder gewinnen Sie eine Vorstellung,
indem Sie es zeichnen oder mit Hilfe kleiner Gegenstände darstellen.

Dritte Barriere - zu steiler Aufbau, übersprungene Lernstufe

Symptome: Sich verwirrt und durcheinander fühlen; taumelig;


unfähig, den nächsten Schritt zu meistern; sinkendes Selbstvertrauen.

Abhilfe: Gehen Sie dorthin zurück, wo Sie sich noch sicher fühlten. Ueben Sie
die entsprechende Tätigkeit erneut oder arbeiten Sie den Stoff nochmals durch,
bis Sie diese Lernstufe hundertprozentig beherrschen. Machen Sie von dort aus
wieder weiter. Wenn nötig, schalten Sie Zwischenschritte ein, falls der Aufbau
von Anfang an zu steil war oder wechseln Sie das Lernprogramm.
Zweite Barriere - Fehlendes Anschauungsmaterial

Symptome: Sich zerdrückt oder verbogen fühlen; sich langweilen;


Kopf- oder Augenschmerzen; sich schwindelig fühlen; ein Gefühl, tot zu sein;
gereizt sein.

Abhilfe: Beschaffen Sie sich Anschauungsmaterial. Schauen Sie sich die Sache
selber an, ein Bild oder einen Film davon. Oder gewinnen Sie eine Vorstellung,
indem Sie es zeichnen oder mit Hilfe kleiner Gegenstände darstellen.

Dritte Barriere - zu steiler Aufbau, übersprungene Lernstufe

Symptome: Sich verwirrt und durcheinander fühlen; taumelig;


unfähig, den nächsten Schritt zu meistern; sinkendes Selbstvertrauen.

Abhilfe: Gehen Sie dorthin zurück, wo Sie sich noch sicher fühlten. Ueben Sie
die entsprechende Tätigkeit erneut oder arbeiten Sie den Stoff nochmals durch,
bis Sie diese Lernstufe hundertprozentig beherrschen. Machen Sie von dort aus
wieder weiter. Wenn nötig, schalten Sie Zwischenschritte ein, falls der Aufbau
von Anfang an zu steil war oder wechseln Sie das Lernprogramm.
Manchmal gelingt es, trotz einer
Schwierigkeit, weiterzumachen -sich
irgendwie durchzuboxen. Doch jedes-
mal wenn Sie dies tun, wird die
Schwierigkeit früher oder später wie-
der auftauchen. Nach einer Weile wer-
den sich immer mehr Missverständnis-
se anhäufen, der Mangel an Anschau-
ungsmaterial stetig zunehmen und die
übersprungenen Lernstufen sich sum-
mieren. Dann ist die Gefahr sehr gross,
dass der Lernende aufgibt und alles
hinwirft.

Geschieht dies häufig, so wird die Person daraus schliessen. dass sie unfähig ist,
etwas zu lernen, und es gar nicht mehr versuchen.

Das Wissen über die Lernbarrieren


versetzt Sie nicht nur in die Lage,
Schwierigkeiten beim Lernen zu behe-
ben, sondern Sie werden so auch ef-
fektiver, erfolgreicher und mit mehr
Spass lernen können. Jeder lernt am
besten, wenn er sein eigenes Lernpro-
gramm hat. Dann weiss er, wo er ge-
nau steht und was sein nächster Schritt
ist. Der Lernende kann dann selbst o-
der zusammen mit seinem Lehrer ent-
scheiden, ob er einen Abschnitt wie-
derholen oder nochmals üben sollte,
bevor er weitergeht.
Das hat auch den Vorteil, dass er es selbst in der Hand hat. Lernbarrieren aus
dem Weg zu räumen oder aber auch ganz zu verhindern.

Wird beim Lernen so vorgegangen, so ist es sicher, dass jeder ans Ende des
Kurses gelangt - ein Spiel, wo jeder gewinnt!
Sechster Abschnitt
Wenn Sie irgend etwas lernen, haben
Sie es jedesmal mit einer Flut von In-
formationen zu tun. Wie können Sie
verhindern, davon überwältigt zu wer-
den? Sie müssen Wichtigkeiten setzen!
Falls Sie glauben, nicht zu wissen, was
wichtig ist, so können Sie zumindest
entscheiden, was unwichtig ist.

Wie legen Sie fest, ob etwas wichtig oder nicht wichtig ist? Stellen Sie sich zu-
nächst die Frage: "Warum lerne ich dieses Gebiet?" Der Grund, warum Sie et-
was lernen, entscheidet darüber, ob eine Information wichtig für Sie ist. Es gibt
verschiedene Gründe, weshalb jemand etwas lernt.

Die Hauptgründe sind:


1. Um etwas mit der Information zu tun,
2. Um eine Qualifikation zu erwerben,
3. Aus Neugierde, um über das Gebiet besser Bescheid zu wissen.

Wie wir früher bereits sagten, ist der erste


Grund der beste. Der Lernende wird von
selber darauf achten, Theorie und Praxis
in Gleichgewicht zu halten, um das Ge-
lernte umsetzen zu können.

Der zweite Grund ist möglich, beinhaltet


aber Gefahren. Dem Lernenden ist nicht
daran gelegen, das Gelernte anzuwenden,
und er wird in dem Fach nur so viel
tun, wie für das Bestehen der Prüfung notwendig ist.
Der dritte Grund ist in Ordnung, ausser der Lernende hört an dem Punkt, wo er
seine Neugierde befriedigt hat und genügend über das Gebiet weiss, nicht auf.
Häufig nämlich setzt er sein Studium fort und kollidiert dann mit einer Lernbar-
riere. Nun wird er deshalb aufhören, enttäuscht sein und dem Lernen nicht mehr
ganz so positiv gegenüberstehen wie davor.

Lernen verlangt von uns persönliche Auswertung und Beurteilung. Viele Leute
werden von sich behaupten, die Wahrheit zu sagen, und dass wir ihnen aufgrund
ihrer Autorität Glauben schenken sollten (Autorität: Macht über die Meinung
anderer).

Die einzige Person, die aber sagen kann, ob etwas wahr ist, sind Sie.

Beim Lernen befolgen Sie deshalb folgende drei Schritte:


1. Verstehen Sie, was das Buch oder der Lehrer Ihnen lehrt.
2. Vergleichen Sie es mit Ihrem eigenen Wissen und Ihrer eigenen Erfahrung.
3. Entscheiden Sie für sich selbst, was wahr ist.
Manchmal werden Sie glauben, dass etwas
wahr sein muss, da es viele Leute sagen. Aber
Sie können selbst beobachten, dass dies kein
allgemein gültiges Prinzip ist. Fast alle neuen
Ideen stammen von einer Person, die mit der
Mehrheit nicht übereingestimmt hat. Die Masse
ist gegen neue und abweichende Ideen. Ein
paar Leute mögen einer neuen Idee aufge-
schlossen
gegenüberstehen, aber es braucht viel Zeit, bis
sie allgemein akzeptiert ist. Deshalb entschei-
den Sie anhand Ihres eigenen Wissens und Ih-
rer Erfahrung, was wahr ist!
Zusammenfassung
Wenn Sie beim Lernen
1. ein klares Ziel vor Augen haben,
2. selbst entscheiden, was wichtig und was unwichtig ist,
3. Ihr eigenes Wissen und Ihre eigene Erfahrung zu Rate ziehen, und sich so ein
Urteil bilden, was wahr ist,
4. und die Lernbarrieren vermeiden oder verhindern, dann wird Ihr Lernen er-
folgreich, interessant und vergnüglich sein.

Dieses Buch ist nur eine kurze Zusammenfassung einiger Grundprinzipien.


Möchten Sie wissen, wie es um Ihr Lernen bestellt ist, so machen Sie die fol-
genden praktischen Schritte.
Praktische Schritte
Beantworten Sie die folgenden Fragen in bezug auf ein Gebiet, das Sie gerade
lernen:

0. Ist das Ziel, weshalb Sie dieses Gebiet erlernen, klar


definiert? Ja/Nein

1. Haben Sie ein allgemeines oder spezielles Wörterbuch zur


Verfügung, wenn Sie dieses Fachgebiet lernen? Ja/Nein

2. Haben Sie ein Notizbuch, in dem Sie sich neue Wörter und deren
Bedeutung notieren können, oder sich schnell Wörter aufschrei-
ben können, die Sie hören oder lesen,
und die Sie im Wörterbuch nachschlagen möchten? Ja/Nein

3. Haben Sie zu dem Fachgebiet genügend Anschauungs-


material? Ja/Nein

4. Stehen Ihnen irgendwelche Mittel zur Verfügung, um sich selbst


Anschauungsmaterial zu erstellen, etwa Papier und
Bleistift oder kleine Gegenstände? Ja/Nein

5. Besitzen Sie ein eigenes Lernprogramm oder existiert ein


Lehrplan, das bzw. der Sie stufenweise zum Ziel führt? Ja/Nein

6. Ist das Lernprogramm oder der Lehrplan so aufgebaut,


dass Sie gute Fortschritte erzielen?Ja/Nein

Wenn Sie eine oder mehrere Fragen mit Nein beantwortet haben, dann
bringen Sie den Punkt (die Punkte) mit Hilfe der Prinzipien, die Sie hier neu ge-
lernt haben, in Ordnung.

Viel Erfolg!

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