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Gesellschaft für drahtlose Telegraphie b: m· H:

System Telefunken
entstanden aus den funkentelegraphischen Abteilungen der Allgemeinen
Elektrizitäts-Gesellschaft (System Slaby-Arco) und Siemens & Halske
(System Prof. Braun und Siemens & Halske
Z e n t r a l v e r w a l t u n g : Berlin SW 11, Hallesches Ufer 12/13
Fernsprecher: Amt Nollendorf Nr. 3280−89

Zweiggesellschaften:
Amalgamated Wireless Co., Sydney
Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., Berlin
Deutsche Südsee Gesellschaft für drahtlose Telegraphie A.-G., Berlin
Drahtloser Übersee-Verkehr A.-G., Berlin
Société Anonyme International de Télégraphie sans fil, Brüssel
Telefunken Ostasiatische Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., Shanghai

Technische Büros
angegliedert an verwandte Gesellschaften in:
Buenos Aires [Siemens-Schuckert Ltd. Seccion Siemens & Halske]*)
Helsingfors [AEG Helsingfors]
Konstantinopel [Siemens-Schuckertwerke]*)
Kristiania [AEG. Eletricites Aktieselskabet]*)
London [Siemens Brothers & Co.; Ltd.]*)
Madrid [AEG. Thomson Houston Ibérica]*)
New York [Atlantic Communication Co.]*)
Peking [Siemens China Co.]
Rio de Janeiro [Compania Brasileira de Electrcidade Siemens-Schuckertwerke]
St. Petersburg [Russische Elektrotechnische Siemens & Halske A.-G.]*)
Shanghai [Siemens China Co.]
Stockholm [AEG Electriska Aktiebolaget]*)
Sydney [Australasian Wireless Co.]*)
Wien [Siemens & Halske A.-G., Wienerwerk]*)
*) Mit eigener Fabrikation

Vertretungen in:
Amsterdam – Athen – Bangkok – Batavia – Belgrad – Bogota – Brüssel – Bukarest – Caracas
Guayaquil – Habana – Helsingfors – Johannesburg – Kopenhagen – Lima – Manila – Mexiko
Montevideo – Paris – Rotterdam – Santiago – São Paulo – Sofia – Tokio – Valparaiso
Zentral-Amerika – Zürich

Thomas Günzel 05/2009 für www.radiomuseum.org


Thomas Günzel 05/2009 für www.radiomuseum.org
Bild 1. Stationsgebäude der im Bau befindlichen Telefunken-Großstation Assel (Holland)
(siehe Seite 14)
Seite 2 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Inhalt:
Seth Ljungqvist . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Über die Qualitäten ungedämpfter Sender (Bogen, Maschine
oder Röhre). Von Dr. Graf Arco . . . . . . . „ 5
Wie man Großstationen baut. Von E. Reinhard . . . . . „ 8
Der heutige Stand unserer Großstationsbauten . . . . . . „ 14
Schnelltelegraphie auf Großstationen. Von Dr. H. Verch . „ 17
Was das Berner Verzeichnis erzählt und verschweigt.
Von W. Lebrenz . . . . . . . . . . . . . . „ 26
Funk-Presse-Dienst. . . . . . . . . . . . . . . . . „ 31
Zehn Jahre Debeg. . . . . . . . . . . . . . . . . . „ 36
Funktelegraphie und Zeitsignaldienst. Von H. Thurn-Berlin „ 37
Telefunken-Marconi Code A.-G. . . . . . . . . . . . „ 42
Dr. Ing. e. h. Paul Mamroth . . . . . . . . . . . . . „ 42
Staatssekretär Dr. Ing. e. h. Bredow . . . . . . . . . . „ 42
Geschäftliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . „ 43
Telefunken-Angestellte im Ausland
Beamten-Jubiläen
Nachruf
Rundschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „ 47

Thomas Günzel 05/2009 für www.radiomuseum.org


Die Zeitschrift erscheint etwa alle zwei Monate und wird auf besonderen Wunsch Interessenten zum Preise von 10, — M
pro Nu mmer gegen Vor einsendu ng d es Betrages o der u nter Na chna hme du rch die Ge schä ftsstell e (Litera risch e s
Bü ro der Gesellschaft für drahtlose T elegraphie m. b. H., Berlin SW 11 , Ha llesches Ufer 12 ) k ostenfrei zu g esa ndt.

Seth Ljungqvist
Leiter der Radioabteilung der schwedischen Telegraphenverwaltung
Wiederholt haben wir Gelegenheit g enom- amten- Karr ier e dur chlauf en, wur de 1907 I n-
men, darauf hinzuweisen, wie gerade die nor - tenda nt und 1916 Chef der Radioabteilung der
dischen Staaten verhältnismäßig frühzeitig an Königlichen Telegraphenver waltung. An di e-
die praktische Ausnutzung der dra htlos en T e- ser Stelle bot sich ihm r eichlich Gelegenheit,
legraphie hera ngetr e- seine groß en or ganisa -
ten sind und Männer satorischen und techn i-
aufzuweisen haben, die schen Kenntnisse im
ihre Aufgabe darin er- Int er esse seines Vater-
blicken, die wirtschaft- landes nutzbringend zu
liche und politische ver werten und seiner
Unabhängigkeit ihres Energie und seiner
Landes durch den nimmerrastenden Ar-
Ausbau dieses moder- beit ist es mit z u da n-
nen Verkehrsmittels zu ken, wenn Schweden
fördern. Zu ihnen ge- heute in der R eihe
hört auch der jetzige der jenigen Staaten
Leiter der Radioabtei- steht, die sich in we i-
lung der Königlichen testgehendem Maße der
Telegraphenverwaltung drahtlos en T elegr aphie
Schwedens, Herr Büro- bedi enen.
chef Seth Ljungqvist, Ber eits im Jahre
dessen große Verdienste 1902 ging Schweden
auf dem radiotech- mit unt er den ersten
nischen Gebiet durch Staaten dazu über,
Verleihung des Nord- die dra htlos e Tele-
stjerna - Ordens vor graphie in die Mar ine
kurzem auch die Aner- einzuführ en, und z war
kennung seines Königs entschloß sich die R e-
gefunden haben. gierung schon da mals,
Ljungqvist ist am nach r eif licher Prüfung
5. Mai 1880 in Falum aller S yst eme „ Tele-
Dalerna geboren, wo funken― den Vorz ug
er auch seine Jugend zu geb en. Im s elb en
und Schulzeit verlebt hat. Nach Vollendung Jahre wur den dann auch die ersten Land - und
seines Gymnasialstudiums und wohlbestandenem Küstenstationen an der Ost - und Westküste
Examen bezog er 1899 die Königliche Techn i- erbaut. Heute verfügt S chweden über neun
sche Hochschule in Stockholm, die er 1904 als Landstationen, unter denen die größte die in
Diplom-Ingenieur verließ, um in den Staat s- Kar lsborg ist, die mit i hr er 50 -kW-Antennen -
dienst überzutreten. Vom L inieningenieur bei leistung den dra htlos en Verkehr mit den eur o-
der Telegraphenverwaltung an hat er die Be - päischen Großstationen u nter hält.

Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Seite 4 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Gelegentlich der Verhandlungen über


Projektierung und Bau dieser Stationen
sind wir nicht nur vielfach in persönli-
che Fühlung mit Herrn Ljungqvist ge-
kommen, sondern hatten auch wieder-
holt den Vorzug, ihn als Vertreter sei-
ner Regierung zu Konferenzen bei uns
zu sehen und ihn hierbei sowohl als lie-
benswürdigen Menschen wie als einen
der erfahrensten technischen Sachver-
ständigen auf dem Gebiete der drahtlo-
sen Telegraphie kennen und schätzen zu
lernen.
Von der Erkenntnis durchdrungen,
daß es eine Lebensfrage für die wirt-
schaftliche Entwicklung Schwedens ist,
sobald wie möglich dem Lande eine
Großstation für den Ueberseeverkehr zu
schaffen, sieht Herr Ljungqvist jetzt
seine wichtigste Aufgabe darin, diesen
Gedanken praktisch zu verwirklichen.
Reisen nach England, Amerika, Frank-
reich und Deutschland zum Studium der
dort vorhandenen Großstationen legen
Bild 2.

Zeugnis davon ab, wie gewissenhaft und


gründlich Herr Ljungqvist bei seinen
Unternehmungen zu Werke geht. Wir
Radiostation Karlsborg (Schweden)

sind überzeugt, daß er auch hier wieder-


um das Beste vom Besten für sein Land
wählen wird.
Wenn außerdem heute die schwedi-
sche Telegraphenverwaltung Besitzerin
sämtlicher drahtloser Stationen auf
schwedischen Handelsschiffen ist, so ist
auch dies ein Werk Ljungqvist's, der
nicht eher geruht hat, als bis die vorher
im Besitze ausländischer Betriebsge-
sellschaften befindlichen Stationen vom
Staat übernommen wurden.
Nach einer Statistik von 1920 sind
bis zu diesem Zeitpunkt 83 schwedische
Handelsschiffe mit drahtlosen Stationen
ausgerüstet. Hierbei überwiegen bei
weitem die Stationen nach System „Te-
lefunken“, die auf Grund der von der
schwedischen Marineverwaltung im
Verein mit unserer Tochtergesellschaft
der AEG. — Elektriska Aktiebolaget
Stockholm, entworfenen Spezialmodelle
in Schweden gebaut und von der Tele-
graphenverwaltung als rein schwedische
Fabrikate vor allen anderen Sy stemen
bevorzugt wurden. Es sind noch etwa
140 solcher Stationen bei AEG Stock-
holm im Bau, ein Beweis, daß die
schwedische Telegraphenverwaltung nun-
mehr auch diejenigen Schiffe, die bisher
noch nicht mit drahtlosen Stationen

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 5

Bild 3. Spulenraum der Radiostation Karlsborg

versehen waren, mit solchen ausstatten will. F ä h i g k e i t e n u n d u m f a sse nden Kenntni ssen
Die schwedischen Reeder werden dadurch in wie Herrn Ljungqvist als Chef setzte,
Stand gesetzt, die Bedingungen zu erfüllen, h a b e n d i e s c h w e d i s c h e n St aatsbehörden nicht
die neuerdings England für alle Schiffe über n u r d e n B e w e i s e r b r a c ht , w e l c h' g r o ß e B e -
1500 Tonnen erlassen hat, die seine Häfen an- d e u t u n g s i e d e r R a d i o t e legraphie beimessen,
laufen. s o n d e r n a u c h d e n W i l l e n b e k u n d e t, a uf d i e -
Dadurch, daß die Telegraphenverwaltung se m G e b i e t una u f h a lt sa m v o r w ä r t sz u schr e i te n
in Stockholm im Jahre 1916 eine besondere und dadurch Schweden den ihm gebührenden
Abteilung für Radioangelegenheiten ihrer P l a t z i m w ir t s c h a f tl i c hen We t t b e we rb d e r
Zentralstelle angliederte und an die Spitze V ö l k e r z u si che r n .
dieser Abteilung einen Mann von so großen

Über die Qualitäten ungedämpfter Sender


(Bogen, Maschine oder Röhre)
Von Dr. Graf Arco
Aus der Periode der Funkensender ist gang der Schwingungsenergie über eine be-
man noch gewohnt, die Reichweite eines stimmte Zeit gegeben ist, und auch die Se-
Senders allein nach seiner Strahlungsleis- lektion gegenüber Störungen aller Art muß
tung zu beurteilen und nicht die Qualitäten mit als Grundlage für Entfernungsleistungen
seiner Energieform, welche sich für den eines Senders gewertet werden.
Empfänger als erhöhte Selektion geltend Von den drei Methoden, welche heute zur
macht, in Rechnung zu stellen. Dies ist in Erzeugung ungedämpfter Schwingungen zur
der heutigen Entwicklungsphase nicht mehr Verfügung stehen: Maschine, Bogen und
zulässig. Die Intensität des Empfangs, inso- Röhre, ist augenblicklich die Maschinenerzeu-
fern sie durch einen Akkumulierungsvor- gung in einer Phase der Entwicklung, welche

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Seite 6 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Bild 4. Verkleinerte Wiedergabe unseres in Mehrfarbendruck ausgeführten Wandkalenders*) (1. Halbjahr)

die Erfüllung der notwendigen Bedingungen Die Empfangskreise sind durch Dämp-
in bezug auf Wellenkonstanz als in kurzem fungsreduktion, praktisch gesprochen, unge-
b e v o r s t e h e n d e r w a r t e n l ä ß t , w ä hr e nd d i e dämpft gemacht. Die Akkumulierung der Sen-
R ö h r e d i e Ko n s t a n z h e ute s c h o n e r f ü l l t . N u r deenergie kann über 1000 Wellenzüge zeitlich
der Bogen muß in dieser Beziehung als hoff- ausgedehnt werden. 1 / 1 0 Prozent Wellen-
n u n g s l o s b e z e i c h ne t we r de n . schwankung hebt aber den Akkumulierungs-
Für eine bestimmte Entfernungsleistung vorgang schon nach 100 Schwingungen auf.
und unter Berücksichtigung der notwendigen Eine außerordentliche Konstanz der Sendefre-
Störungsfreiheit des Empfängers ist heute also quenz muß dafür verlangt werden. Ganz ähn-
nicht mehr die einfache Strahlungsleistung des lich sind die Bedingungen für den Empfänger
ungedämpften Senders maßgebend, sondern es von dem Gesichtspunkte erhöhter Selektion
müssen gewisse Forderungen in bezug auf die aus. Durch Kompensationsantennen in Ver-
Beschaffenheit seiner Energieform erfüllt bindung mit einer Rahmenantenne (cardioide
sein. Während die besten Wellenmesser, wel- Feldform) ist die Empfindlichkeit gegen die
che auf dem Resonanzprinzip beruhen, es Schwankung der Sendefrequenz noch erhöht.
höchstens ermöglichen, die Welle eines Sen- Solche Empfänger haben aber den Vorteil, daß
ders auf 1 / 1 0 Prozent genau zu messen und da- große Teile des Raumes und damit auch die
her auf Wellenschwankungen von weniger als Störungen in diesem Teil des Raumes voll-
1
/ 1 0 Prozent nicht reagieren, werden heute an kommen abgeblendet sind. Die Kompensation
der Empfangsstelle elektrische Bedingungen tritt jedoch nur solange ein, als der Sender die
ausgenutzt, die weit über dieses Genauig- bestimmte Frequenz, für welche die Kompen-
keitsmaß hinausgreifen. sation besteht, innehält. Ein gleiches Erfor-
*) „Auf dem mit einigen künstlerischen Abbildungen der zuletzt dernis der Konstanz ist durch die moderne
ausgeführten und entworfenen Stationen für den Weltverkehr aus- mehrstufige Ueberlagerung gegeben, wobei
gestatteten Wandkalender nimmt die im Bau befindliche Station in
Assel (Kootwijk) für den niederländisch-indischen Verkehr eine ganz scharfe Abstimmungen auch für die
hervorragende Stelle ein. Der Farbendruck gibt ein gutes Bild von
dem Eindruck, den das große Sendergebäude, umringt von hohen durch Schwebung erzeugten Zwischenfrequen-
Türmen, mitten in der Einsamkeit des Kootwijk'schen Sandes zen gefordert werden. Durch diese Maßnahmen
machen wird“. (Aus „Radio-Nieuws“, 1. Januar 1921.)

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 7

Bild 5. Verkleinerte Wiedergabe unseres in Mehrfarbendruck ausgeführten Wandkalenders (2. Halbjahr)

wird — konstante Frequenz vorausgesetzt — und ihrer Stärke nach so regelmäßig folgen,
gleichzeitig die Selektion und die Verstär- daß Schwebungstöne bis zu einer abzählbaren
kungsmöglichkeit des Empfängers gesteigert. Frequenz erhalten werden können und daß au-
Die Zwischenfrequenzen reagieren, weil sie ßerdem dieser Zustand konstant bleibt. Eine
durch Schwebungsvorgänge gewonnen sind, solche Konstanz wird aber kaum jemals mit
außerordentlich stark auf die geringste Wel- einem Lichtbogengenerator erzielt werden
lenänderung des Senders. können. Aus diesem Grunde kann bei ihm für
die gleiche Antennenleistung auch nicht die
Während nun die Frequenzen eines Röh-
gleiche Entfernungs- und Telegraphierleistung
rensenders so gleichmäßig sind, daß man so-
vorausgesetzt werden, wie beim Maschinen-
gar bei ganz langsamen Schwebungen von bei-
oder Röhren-Generator.
spielsweise 10 pro Sekunde, durch Zählen
Praktisch ist die Unterlegenheit des Licht-
nachweisen kann, daß in jeder Sekunde
bogens für eine gegebene Leistung im Ver-
gleichmäßig nur 10 Impulse auftreten, ist die
hältnis zur Hochfrequenzmaschine wiederholt
Konstanz bei einem Lichtbogenerzeuger so
festgestellt worden, so z. B. hier bei Tele-
schlecht, daß selbst schon Schwebungstöne
funken durch Herrn Dr. Esau (Annapolis zu
von einigen Hundert in der Sekunde kaum
Marion), ferner aber auch von der Marconi-
noch einen Toncharakter haben.
Gesellschaft in England, und schließlich durch
H i e r n a c h müß t e a l so a n d e n L i c ht b o ge n einen chilenischen Hochschulprofessor in
n i c h t me h r d i e F o r d e r u ng g e s t e l l t we r d e n , Lima, der sehr genaue Vergleichsmessungen
d a ß s e i n e F re q u e n z , w i e s i e m i t d e m W e l - zwischen Annapolis und Marion gemacht hat.
lenmesser oder mit einer anderen empfindli- Dabei ist die Station Annapolis eine der bes-
c h e n R e s o n a n z m e t h o d e be s t i m m t w i r d , s e h r ten Bogenlampenstationen, die heute im Be-
v i e l k o n s t a nte r w i r d , a l s d i e s b i s h e u t e e r - triebe sind, und arbeitet mit der für den Bogen
r e i c ht i s t , s o n d e r n e r müßte jetzt die neuen besonders günstigen Bedingung einer außer-
Forderungen erfüllen, daß bei der gegebenen gewöhnlich langen Welle von 17 km. Bei
F r e q u e n z di e e i n ze l ne n Amp l i t u d e n zei t l ic h diesen Messungen hat sich ergeben, daß

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Seite 8 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

gleiche Empfangslautstärke und gleiche Stö- kunft noch wesentlich günstiger für die Röhre
rungsfreiheit wie bei der Maschine, mit dem und ungünstiger für den Lichtbogen gestalten.
Lichtbogen sich nur dann ergeben, wenn der Die bisher zu Ungunsten des Röhren-
Lichtbogen mit dreifacher Strahlungsleistung s e n d e r s stark ins Gewicht fallenden größeren
arbeitet. Da nun aber die Maschine heute noch Betriebsunkosten durch Röhrenverbrauch wer-
zwei- bis dreifach größere Schwankungen hat den in Zukunft durch Anwendung geringerer
als die Röhre, so darf man annehmen, daß im Fadentemperaturen und dadurch erzielter län-
Vergleich mit der Röhre der Lichtbogen nur gerer Lebensdauer beträchtlich verkleinert
dann gleich guten Empfang gibt, wenn er werden können. Jedenfalls sprechen die an ei-
zehnfache Sendeleistung ausstrahlt. ne moderne Anlage zu stellenden Forderungen
D i e E n t w i c k l u n g d e r E m p f ä n g e r g e ht an Wellenkonstanz und Selektionsfähigkeit
z w e i f e l l o s w e i t e r i n di e s e r R i c h t u n g der f o r t - bei Stationen mittlerer Größe schon heute
s c h r e i t e n d e n E n e r g i e a k k um u l i e r u n g un d S e - ebenso für den Röhrensender und gegen den
l e k t i o n, u m m i t k l e i n e re n S e n d e l e i s t u n g e n Lichtbogen, wie bei Großstationen das Urteil
auskommen zu können. Daher werden sich für die Maschine und gegen die Bogenlampe
d i e e b e n g e na n n t e n V e r h äl t n i sz a hl e n in Z u - in Fachkreisen seit längerer Zeit festgelegt ist.

Wie man Großstationen baut


Von E. Reinhard*)
Warum, wozu und wohin baut man eine gleichzeitig übermittelt werden können, so
Großstation? liegt es
im Interesse eines jeden Staates, der wirt-
Länder ohne eigene Kabelverbindung sind
schaftlich und politisch unabhängig sein und
selbst in Friedenszeiten hinsichtlich ihres
im Wettbewerb der Völker nicht ins Hinter-
überseeischen Nachrichtenaustausches auf den
treffen geraten will, eine eigene Radio-
guten Willen einiger weniger Kabel-Monopol-
Großstation zu besitzen.
Gesellschaften oder der diese unterstützenden
B e i de r A us w a hl de s Sta ndorte s für e ine
Staaten angewiesen. Jeder Staat, der Welthan-
G r o ß s t a t i o n i s t n u n k e i ne s w e g s d i e N ä he d e s
del treibt, aber keine Gelegenheit hat, seine
Haupt-Verkehrs-Zentrums von ausschlagge-
Handels- und Pressenachrichten direkt weiter
b e n d e r B e deu t u n g . V i e l w i c h t i ge r s i nd v i e l -
zu geben, gerät daher in eine gewisse Abhän-
me hr se ine stra te gisc h e L a g e , di e G e l ä n d e -
gigkeit und Unterlegenheit gegenüber den
e i g n u n g , g ün s t i g e T r a ns p o r t m ö g l i c h k e i t e n ,
Staaten, deren Kabel er benutzen muß. Im
G l e i s-A n sc h lu ß u sw . A u c h spi e l t di e Fra g e
Kriege aber muß er sich, selbst als neutraler
o b A n sc h l u ß a n v o r ha n de n e K r a ft ze nt r a le n
Staat, eine seine Wirtschaft und Politik stö-
m ö g l i c h o d e r e i g e ne K r a ft q u e l l e z u b a ue n i s t ,
rende, wenn nicht gar gefährdende Zensur ge-
das Vorhandensein von Kies und Sand in der
fallen lassen.
Nähe des Platzes, seine Trink- und Gebrauchs-
Der Weltkrieg hat gezeigt, daß es jedem zu wasserverhältnisse e i n e Rol l e.
Wasser starken Gegner ein Leichtes ist, die Das erste Wort werden demnach die mari-
am Meeresgrund liegenden Kabel zu erreichen timen und militärischen Sachverständigen zu
und unbrauchbar zu machen, während geeignet sprechen haben. Erst wenn mit diesen eine Ei-
angelegte Radiostationen jedem unfreundli- nigung über die Platzfrage in großen Zügen
chen oder gar feindlichen Eingriff in ihren erreicht ist, wird es Aufgabe einer aus Vertre-
Betrieb entrückt sind. Außerdem wird der tern der einschlägigen Behörden (Post etc.),
Vorzug der leichteren Geheimhaltung der Ka- Wassersachverständigen und Telefunken-Spe-
beltelegramme durch besondere Chiffrierung zialisten zusammengesetzten Kommissionen
der Radiotelegramme oder sogen. Cryptogra- sein, die Eignung des in Aussicht genommenen
phen-Apparate ausgeglichen. Da nun „Funk- Geländes nach allen Richtungen hin zu prüfen.
sprüche“, wie bekannt, den Vorteil der Zirkular- In funkentelegraphischer Hinsicht wird da-
wirkung haben, also allgemein interessierende bei zu beachten sein, daß die Station, um einen
Nachrichten, wie Presse, Wett- und Kursbe- schon eingerichteten Radioverkehr nicht zu
richte, Zeit- und Warnungssignale (für Schiffe: stören und um auch selbst nicht gestört zu wer-
Notsignale) beliebig vielen Interessenten den, nicht zu nahe bei schon vorhandenen g l e ic h-
*) Oberingenieur E. Reinhard weilt seit Januar d. J. in Buenos a r t i ge n A n l a g e n g e b a ut w e r d e n d a r f. D i e s
Aires, um als Spezialist den von Transradio Argentina an Tele- g i l t h a u pt s ä ch l i c h f ü r s o lc h e S t at i o n en , b e i
funken übertragenen Bau der für Argentinien bestimmten Groß-
station zu leiten. (Siehe auch Seite 16.) denen Senden und Empfang mit einem offenen

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 9

Platzes, auf dem die Station


zur Aufstellung gelangt und
um so günstiger, je inniger
der elektrische Kontakt mit
der Erde gemacht werden
kann, bezw. je homogener die
Verteilung der Energie auf
die Erdfläche ist.
Da die Arbeiten für die
Erdanlage im allgemeinen
zeitraubend und kostspielig
sind, wird es immer vorzu-
ziehen sein, möglichst ebenes,
feuchtes Wiesenterrain oder
lockeres Erdreich auszuwäh-
len, da dann auf einfache
Weise ein Einpflügen der
Erddrähte stattfinden kann.
Bei schlechten Grundwas-
serverhältnissen ist man ge-
Bild 6. Telefunken-Ingenieure gehen mit ihrem Stab an Land
zur Auswahl eines geeigneten Stationsgeländes (Neu-Pommern) zwungen, zu einem Gegenge-
wicht zu greifen, das bei
und wenig gerichteten Schwingungsgebilde sachgemäßer Ausführung elektrisch die Erde
geschieht. Dienen die Anlagen jedoch nur zum nicht nur ersetzen, sondern günstiger sein
Senden und wird getrennt von der Station mit- kann, aber außer dem Nachteil der Unterhal-
tels Rahmen empfangen, so muß die Neuanla- tungskosten gewisse Beeinträchtigung in der
ge so gelegt werden, daß der Rahmenempfang Bewegungsfreiheit beim Antennenbau und bei
d e r a n de r e n n i c h t ge s t ö r t w i r d . Z u m m i n d e s - Antennenhavarien mit sich bringt.
t e n muß in beiden Fällen hinsichtlich der Die räumliche Ausdehnung einer Radioan-
Wahl der zur Verwendung kommenden Sende- lage richtet sich hauptsächlich nach den Ab-
und Empfangwellen vorsichtig vorgegangen messungen der Antenne. Ihre Flächenausdeh-
werden. Auch die Fernwirkung ist zu berück- nung ist unter der Annahme einer gewissen
sichtige n. S i e w i r d b e e i nf l u ß t v o n d e r t o p o - Turmhöhe oder Strahlungsleistung und unter
g r a p h i s c h e n B e s c h a f f e n he i t d e s z w i s c he n l i e - Berücksichtigung, daß man über eine Anten-
genden Geländes und ist
ü b e r Se e be sse r a l s übe r
L a n d , d a hie r g e w i s s e A b -
s o r p t i o n s - u n d ( j e n a c h de r
g e o l o g i s c he n u n d t o p o g r a -
p h i s c h e n G e s t a l t u n g ) a uc h
S c h a t t e n - u nd R e f l e x w i r ku n -
g e n a u f t re t e n k ö n n e n . B e i
Anlagen im Gebirge ist fer-
ner darauf zu achten, daß
das Gelände auf mehrere
Wellenlängen in der Tele-
g r a p h i e r i c h t un g o f f e n i s t .

Will man eine allseitig


gute Fernwirkung erzielen,
so soll das Gelände auf meh-
rere Wellenlängen im Um-
kreis möglichst frei von Hin-
dernissen (Gebirge) sein. Die
Fernwirkung ist ferner ab-
hängig von den Boden- und Bild 7. Eingeborene Träger und Wachmannschaften
Grundwasserverhältnissen des für die Expedition in das Innere von Neu-Pommern

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Seite 10 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Telefunken hat zu diesem


Zwecke Spezialfragebogen
für die Auswahl von Stations-
plätzen und die Projektierung
von Radiostationen aufge-
stellt, die allen Interessenten
kostenlos zugestellt werden
und deren ausführliche Be-
antwortung die sachgemäße
Vorbehandlung der Projekte
wesentlich erleichtert.
Bei dem heutigen Stand
der drahtlosen Technik spie-
len aber die rein technischen
Fragen nicht mehr die aus-
schlaggebende Rolle wie frü-
her. Es werden vielmehr in
den meisten Fällen wirtschaft-
liche Gesichtspunkte ent-
scheidend sein. Gewöhnlich
werden mehrere funkentech-
Bild 8. Expeditionslager am Baining-Gebirge (Neu-Pommern) nisch geeignete Terrains zur
Wahl stehen. Sache der
nenspannung von maximal 80 000 Volt prak- Kommission oder des Auftraggebers wird es
tisch nicht gehen soll, direkt abhängig von der dann sein, alle Vor- und Nachteile abzuwägen,
unterzubringenden Leistung (Meter-Ampere). wobei niedrige Kosten für Ankauf oder Pacht
Bei 400 kW Antennenenergie und unter Zuhil- des Geländes, möglichst geringe Transport-
fenahme von 7 Türmen zu etwa 200 m Höhe, und Bauschwierigkeiten, billigste Material-
die in Form eines regelmäßigen Sechseckes beschaffung für den Fundamentbau der Türme
mit Mittelturm angeordnet sind, überspannt die und für die Gebäudeanlage, beste Rentabilität
Antenne beispielsweise ein Gelände von ca. hinsichtlich der zukünftigen Betriebsweise, ob
30—35 ha. Nauen, das eine andere Antennen- eigene Kraftzentrale mit Wasser, Dampf,
anordnung besitzt, verfügt bei gleicher Ener- Explosionsmotoren oder Heranführung einer
gie über ein Gelände von 27 ha. elektrischen Kraftleitung entscheidend sein
Auch die Schwierigkeiten und Kosten beim dürften.
Transport des Montage- und
Baumaterials müssen, zumal
bei größeren Stationsbauten,
bei der Auswahl des Platzes
berücksichtigt werden. In
unerschlossenen Gebirgen,
Urwäldern, Wüsten und un-
erforschten Gebieten sind
diese meistens sehr groß,
wenn nicht den Verhältnissen
durch entsprechende Maß-
nahmen bei der Projektierung
und Verpackung Rechnung
getragen wird.
Damit dieses rechtzeitig
geschehen kann, ist es in
solchen Fällen zweckmäßig,
durch eine Expedition an Ort
und Stelle genaue Erhebun-
gen anstellen zu lassen, die
als Unterlagen für die Pro-
jektierung dienen können. Bild 9. Transport von Telefunken-Material in Neu-Seeland

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 11

Zu beachten ist ferner, daß der Untergrund


tragfähig genug ist, um die schweren Funda-
mente und Türme zu tragen, was durch eine
oder mehrere Erdbohrungen und Druckversu-
che leicht festgestellt werden kann. Im allge-
meinen genügt ein Untergrund, der eine Bo-
denbelastung von 3—4 kg/qcm dauernd, d. h.
ohne nachzugeben verträgt; in Ausnahmefällen
kann auch eine Bodenbelastung von 2,5 kg/qcm
als ausreichend angenommen werden. Bei
nachgiebigem Boden müssen die schweren Fun-
damente entsprechend kräftige Pfahlroste er-
halten. Tritt das Grundwa sser nahe zur Ober-
fläche, so sind die Turmabspannfundamente
um soviel schwerer zu bauen, als der Gewichts-
verlust beim höchsten Grundwasserstand durch
den Auftrieb beträgt. Bei nachgiebigem Boden
ist für die Abspannfundamente auch der Hori-
zontalschub durch Pfahlroste oder durch ent- Bild 10. Druckversuche zur Feststellung
der Tragfähigkeit des Bodens (Java)
sprechende Druckflächen aufzuheben. Die
Türme sind im allgemeinen für einen Wind-
druck von 350 kg/qm konstruiert, aber auch kran errichtet wird; ferner die Festlegung des
schon bis zu 600 kg/qm gebaut worden. In Ge- besten Verbindungsweges für Fuhrwerk- und
genden mit Erdbebengefahr kommen Spezial- Autoverkehr mit der nächstliegenden Haupt-
ausführungen zur Verwendung. straße. Inzwischen werden ungefähre Ueber-
schläge über das notwendige Eisenbahnmate-
Wichtig ist auch die Frage der leichten
rial (Schwellen, Schienen, Brücken, Wagen,
Trink- und Kühlwasserbeschaffung; auch darf
Lokomotiven), sowie über den erforderlichen
das Grundwasser bei dem Bau der Fundamente
Schotter und das Untergrundmaterial für die
und der Hausanlage nicht zu große Schwierig-
Fahrstraße aufgestellt und Verträge mit den
keiten bereiten.
Lieferanten abgeschlossen. Der Bau der Ei-
Sind diese Fragen zufriedenstellend gelöst, senbahn und der Wege wird Sachverständigen
und ein Platz definitiv gewählt, ist als erstes überlassen. Die Arbeiterbaracken baut man
in der Nähe des Standortes der zukünftigen zweckdienlich außerhalb der Turm- und An-
Stationsgebäude eine Bauhütte als Büro und tennenanlage, richtet sie mit Schlafkojen, Kü-
ein Schuppen für die Unterbringung der ersten che, Kantine, Apotheke und Hospital ein und
Werkzeuge aufzuführen. Ferner empfiehlt es läßt sofort einen Brunnen für die Trinkwas-
sich baldigst eine Schmiede- und Reparatur- serbeschaffung graben. Die Lagerschuppen
werkstätte, sowie abseits eine Hütte für die werden vorteilhaft in der Nähe der zukünfti-
Aufbewahrung von Benzin, Petroleum und gen Betriebsgebäude neben dem Gleise und an
Sprengstoff zu errichten. Die Bauhütte ist dem projektierten Wege aufgestellt. Mehrere
schnellstens mit Telephonanschluß zu verse- Türen, deren Weite sich nach den Abmessun-
hen; die für die zukünftigen Arbeitskräfte gen der größten Maschinenteile richten, öff-
notwendigen Unterkunftsbaracken und Lager- nen sich nach dem Gleise zu, oder es wird ein
schuppen sind sofort in Auftrag zu geben. Zweiggleis der Länge nach direkt durch den
Der Grundriß der Groß-Stationsanlage ist ganzen Schuppen hindurchgeführt. Ein Last-
maßstäblich mit der vorhandenen Kataster- kran erleichtert auch hier die Umladearbeit.
zeichnung der Gemeinde oder dem selbst an- Kleinbahngleise werden ferner im Anschluß
gelegten Meßtischblatt derart in Einklang zu an das Hauptzufahrtgleis nach den einzelnen
bringen, daß die Turmfundamente, Antennen- Baustellen der Türme und sonstigen Arbeits-
abspannungen und Gebäude den topographi- stellen gelegt.
schen Verhältnissen entsprechend eine mög-
lichst günstige Lage erhalten. Gleichzeitig er- Die die Arbeiterbaracken aufstellenden
folgt die ungefähre Einzeichnung der vorteil- Zimmerleute bilden nun die erste Gruppe von
haftesten Gleiseverteilung auf dem Stations- Arbeitern, denen sich die Eisenbahner und
platz und des kürzesten Gleiseanschlusses (sei Wegebauer als Gruppe II und III zugesellen.
es Kleinbahn oder Vollbahn) mit der nächsten Gruppe IV errichtet die definitiven Gebäude
Eisenbahnhaltestelle, wo nötigenfalls ein Lade- und Gruppe V ist die Arbeitskolonne, der der

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Seite 12 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

des Turmmaterials ist so zu regeln,


daß die zuerst benötigten Funda-
mentteile, wie die in die Fundament-
gruben einzubetonierenden Anker
und sonstigen Eisenarmaturen, auch
als erste auf dem Stationsplatz ein-
treffen.
Jetzt erscheint auch der Turm-
bauer mit seinen Monteuren, die so-
fort nach Fertigstellung des ersten
Turmfundamentes an die Montage
des Turms gehen. Mit den Hilfsar-
beitern bilden sie Gruppe VII und
spalten sich je nach der Schnellig-
Bild 11. Telefunkenstation Tjililin (Java) gelegen in einem keit, mit der gebaut werden soll, in
Tal; zwischen den Bergwänden ist die Antenne ausgespannt soviel Unterabteilungen, als gleich-
zeitig Türme gebaut werden. Die
Transport des Baumaterials vom Bahnhof oder schon in der Fabrik dem Aufbau entsprechend
von der nächsten Verladestelle zu dem Stati- numerierten Turmeisen werden sortiert, per
onsplatz obliegt. Alle fünf Gruppen arbeiten Kleinbahn an die einzelnen Baustellen ge-
entweder unter der Leitung der bestellenden schafft und verankert; überdachte Aufzugswin-
Behörde oder, falls gewünscht und bei geeig- den, die, wenn möglich, von einer eigens dazu
neter Regie, unter Aufsicht der Telefunken- angelegten Zentrale elektrisch angetrieben wer-
bauleitung. den, übernehmen das Hochbringen der Turmei-
sen. Diese Zentrale versorgt auch die Arbeiter-
Die nächste Arbeit ist die genaue Fixie- kolonie, die Büros und Schuppen mit Licht und
rung der Fußpunkte der Türme und der zuge- eventuell die Werkstätte mit Kraft. Für die
hörigen Abspannfundamente mittels Theodolit Turmbauer ist ein Schuppen als Schmiede und
oder Sextant. Ist auf dem Gelände oder in des- Werkstatt unerläßlich.
sen Nähe Kies und Sand vorhanden, so ist es
zweckmäßig diese Grube mittels Kleinbahn- Parallel mit dem Bau der Türme geht ge-
schienen mit einer oder mehreren Baustellen wöhnlich die Aufführung der Gebäude, doch
der Türme und den dazugehörigen Abspann- ist vor Aushebung der Fundamente für das
fundamenten zu verbinden und sofort mit dem Sendergebäude unbedingt erforderlich, die
Anfahren zu beginnen. Gestatten die Verhält- dort einmündenden zahlreichen Erddrähte we-
nisse ein gleichzeitiges Heranschaffen des Ze- nigstens so weit sie von dem zukünftigen Ge-
ments, kann sofort nach Aushebung der Fun- bäude überdeckt werden, zu verlegen. Meist
damente Kies und Zement in der Betonmisch- empfiehlt es sich, die gesamte Erdanlage als
maschine gemischt und mit dem Betonieren erste Stationsarbeit auszuführen, da man spä-
der Fundamente begonnen werden. Das dazu ter leicht mit allen möglichen Schuppen, Ge-
nötige Wasser liefert eine eigens zu diesem bäuden, Fundamenten, lagerndem Turmmate-
Zwecke ausgehobene Grundwasser-
grube bezw. ein Schlagbrunnen oder
wird durch Leitungen aus der nächst-
gelegenen Wasserstelle zugeführt.
Die Betonarbeiten übernimmt Grup-
pe VI, die in vier Unterabteilungen
für Rammen, Kies- und Zementzu-
bringung, Betonmischungs- und Ver-
schalungsarbeiten zerfällt, welche
Hand in Hand arbeiten müssen.
Neben der Betonmischmaschine
wird ein Schuppen für die Lagerung
des Zements gebaut. Zuerst beto-
niert man das betreffende Turmfuß-
fundament und dann möglichst
gleichzeitig die zugehörigen Ab-
spannfundamente. Der Transport Bild 12. Das Stationsgebäude der Telefunkenstation Tjililin

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 13

rial, beschotterten Wegen und Gleisanlagen in Monteuren und Hilfskräften bestehenden


Kollision kommt. Gruppe IX mit der Aufstellung der Maschinen,
Die Verlegung der Erddrähte ist Arbeit der der Schalttafeln und der einzelnen Hilfsappa-
Grupe VIII und geschieht entweder von Hand, rate; dann werden die Rohre, Kabel und Lei-
was sehr kostspielig und zeitraubend ist, oder tungen verlegt. Diese Gruppe hat fraglos die
mittels eines Pfluges, der eine Rinne zieht, in interessanteste und schwierigste Arbeit zu lei-
die der Draht eingelegt, mit Erde zugedeckt sten, denn ihre Aufgabe ist es, die Montage,
und festgestampft wird. Viel einfacher und Prüfung und Vollendung der Station in einer
billiger arbeitet ein besonders konstruierter Weise auszuführen, daß sämtliche Teile auto-
Erddrahtpflug, der den Draht sofort fertig oh- matisch ineinander und zusammen arbeiten.
ne Nacharbeit ca. ½ m unter die Erde legt. Die Nähert sich die Montage der Türme ihrem
Anschaffung oder pachtweise Uebernahme ei- Ende, so beginnt die Arbeit der Gruppe X, die
nes solchen Pfluges, der von einem besonde- gemeinsam mit den freiwerdenden Turmpro-
ren Traktor gezogen wird, macht sich bezahlt, fessionisten die Montage der Antennenanlage

Bild 13. Marktplatz von Tjililin

da es sich um die Verlegung von vielen Kilo- auszuführen hat. Die Antenne ist für eine ge-
metern Draht handelt. wisse Windgeschwindigkeit und Eisbelastung
Mit dem Bau des Sendergebäudes werden berechnet. Die einzelnen Drähte mit Isolato-
auch gleich die nötigen Fundamente für die ren und Abspannarmaturen werden schon ab
Maschinen und Apparate, sowie die Kabelka- Fabrik so zugeschnitten und hergerichtet ge-
näle ausgeführt und in den Decken und Wän- liefert, daß sie nur hochgezogen, montiert und
den zweckmäßig dort Löcher gelassen, wo nach Vornahme einiger Verbindungen an die
Drähte, Kabel und Durchführungen passieren Durchführungen angeschlossen zu werden
müssen. brauchen.
Die Anordnung eines Kühlteiches für die Baut die Gesellschaft eine Großanlage in
Oehl- und Wasserkühlung, sowie der Bau ei- eigener Regie, so stehen sämtliche Arbeits-
nes ausgiebigen, mit Elektropumpe zu betäti- gruppen unter Aufsicht und Kontrolle der Te-
genden Brunnens und eines Laufkrans im Ma- lefunkenbauleitung am Ort. Sie führt die not-
schinenraum sind nicht zu vergessen. Ist das wendigen Material- und Werkzeuglisten, stellt
Gebäude überdacht und innen verputzt, be- Eingangs- und Ausgangsscheine aus, regelt
ginnt die Innenmontage durch die aus mindes- die Lohnzahlung, nimmt Bestellungen beim
tens einen Ingenieur mit einer Anzahl von Stammhaus und anderen Lieferanten vor, er

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Seite 14 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Bild 14. Blick in den Maschinenraum der Telefunkenstation Tjililin

ledigt schriftliche und zeichnerische Arbeiten, B a u durc h de n B e s te lle r statt, so erfolgt


führt Konten über die einzelnen Gruppen, d u r c h d i e s e n d i e g e s a m t e L o h nz a h l un g d e r
sammelt statistisches Material. Kurz und gut, Arbeiter und die Beaufsichtigung der Gruppen
sie behält alle Fäden in der Hand. Findet der I—V.

Organisation beim Bau einer Großstation

Besteller Baubureau Telefunkenbauleitung


I II III IV V VI VII VIII IX X
Erd-
Turm-
Baracken- Eisen- Straßen- draht- Innen- An-
Gebäude Transport funda- Turmbau
bau bahner bauer ver- montage tenne
mente
legung

Der heutige Stand unserer Großstationsbauten


Holland. bild zeigen Einzelansichten der fertiggestell-
In der Nähe des Ortes Assel auf dem ten Mastanlage. Auch bei den Turmveranke-
Kootwijkschen Sande in Holland ist eine rungen ( Bi l d 16) i st de r Ve r suc h z u se he n,
Großfunkstelle, Sy stem Telefunken, im Bau. d i e ä u ß e re F o r m g e b u n g d e r M a s t a b s p a n n f u n -
Diese Station soll zur direkten funkentele- damente in Ue bereinstimmung mit ihrem Ge-
graphischen Verbindung des Mutterlandes mit br a uc hsz weck z u b r i n g e n . D i e z u r S e n d e -
den indischen Kolonien dienen. Sechs Masten station gehörige Empfangsanlage liegt etwa
von je 210 m Höhe, die soeben fertig gewor- 60 km entfernt in der Nähe des kleinen Dor-
den sind, werden eine Sechseck-Antenne tra- fes Sambeek. Diese Anlage, die auch nach
gen, in der 400 kW Energie schwingen werden. den Plänen der Gesellschaft für drahtlose
Der Bau des Senderhauses ist bereits in An- Telegraphie erbaut wurde, ist schon seit
griff genommen und schreitet flott voran. Das längerer Zeit in Betrieb und dient vorläufig
Hauptgebäude, das im vorliegenden Heft auf z u m e i n se it i ge n V e r k e hr mi t e i ne r V er su c h s-
der Titelseite abgebildet ist, wird in Eisenbe- a n l a ge i n J a va .
ton ausgeführt, wofür die holländischen Ar- Die Stromversorgung der „Radio Assel“
chitekten eine eigene monumental wirkende g e n a n n t e n G r o ß f u n k s t e l l e e r f o l g t d u rc h d i e
Ausdrucksform gefunden haben, deren Ge- etwa 25 km entfernten Elektrizitätswerke von
samtwirkung noch durch die einsame Heide- Arnheim bezw. Ny mwegen, d a i n g le i c he r
gegend, in der die Station liegt, erhöht werden W e i s e , w i e a u c h i n N a ue n v o n d e r E r r i c h t u n g
wird. Die Bilder 15 bis 18 und das Umschlag- e i n e r e i g e n e n K r a f t a nl a ge a b g e s e h e n wu r d e .

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 15

Java. Der Strom wird in Dajeuhkolot auf 25000 Volt


Die koloniale Gegenstation zu „Radio As- hinauf transformiert und in einer besonderen
sel“ liegt auf Java. Auch hier sind die um- Fernkraftleitung zu der etwa 20 km entfernt
fangreichen Anlagen nach unseren Plänen und liegenden Sendestation in Malabar geleitet.
unter Aufsicht des Telefunken-Montageperso- Hier wird alsdann eine Heruntertransforma-
nals schon seit längerer Zeit im Bau. Die tion auf die Gebrauchsspannung zum Betrieb
Kraftversorgung der Java Großstation erfolgt der Hochfrequenz-Generatoren erfolgen. Die

Bild 15. Einer der sechs 210 m hohen Eisengittermaste der im Bau befindlichen Großstation Assel

d u r c h e i n e i ge n e s K r a f t w e r k , d a s i n D a j e u h - Bilder 44 bis 51 zeigen Aufnahmen vom Bau


k o l o t i n de r N ä h e d e s O r t e s B a n d oe n g a m des Kraftwerkes in Dajeuhkolot.
T i j - Ta r o e m li e g t. Ei n e mo d e r n e K r a fte r z e u - M i t d e r E r r i c h t u n g d e r S e n d e s t a t i on i n
g u n g s - A n l a g e m i t O e l f e u e r u n g l i e fe r t d e n Ma l a b a r wurde vor kurzem begonnen. Der
Dampf für die Wechselstromerzeugung an den Sender wird in einem nach Norden offenen
T u r b o dy na m o s . D e r B a u d i e s e s K r a f t w e r k e s Seitental des Malabargebirges untergebracht;
i s t b e re i t s so w e i t v or g esc h r i t te n , daß e i ne eine neuartige sog. Berg-Antenne, die anstelle
Kraftabgabe in einigen Monaten erfolgen kann. von Masten zwischen 2 Bergketten über eine

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Seite 16 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

wähnten ähnliche, etwas klei-


nere Bergantenne. Nebenste-
hende Bilder zeigen die Sta-
tion inmitten der für Java
charakteristischen Reisfelder
in Terassenanbau.

Argentinien.
Die Vorarbeiten für den
Bau der Großfunkstelle in
Argentinien, die durch die
neugegründete Transradio Ar-
gentina Compania Radiotele-
grafica S. A., Buenos Aires,
Telefunken in Auftrag ge-
geben wurde, sind nun so
weit vorgeschritten, daß
programmäßig Ende Januar
dieses Jahres mit dem Bau
begonnen werden konnt e.
Bild 16. Abspannfundament eines Gittermastes der Großstation Assel Das Grundstück für die An-
lage ist im Süden von Bue-
nos Aires gelegen. Unser
Talsenkung ausgespannt ist, dient zur Auf- Bauleiter, Oberingenieur E. Reinhardt ist am
nahme von 400 kW Schwingungsenergie. Der 24. 11. 20. mit seinem Stab auf dem Dampfer
Bau der Sendeanlage wird sich noch einige „Gelria“ von Amsterdam nach Argentinien a b-
Zeit hinziehen. Die Aufnahme des funkentele- g e f a h r e n u n d A n f a n g J a n u a r d o r t e i nge t r o f -
graphischen Verkehrs zwischen Holland und f e n. Die Aufgabe, vor der wir hier stehen, ge-
Java dürfte voraussichtlich Ende des kommen- hört zu den schwierigsten, die bisher in fun-
den Jahres erfolgen. Bisher war auf Java eine
kleinere Versuchsanlage mit etwa 100 kW An-
tennenleistung (System Telefunken) in Benut-
zung. Diese Station steht in Tjililin (Mittel-
Java); sie besitzt ebenfalls eine, der oben er

Bild 17. Fußpunkt eines 210 m hohen Mastes mit Schutz- Bild 18. Isolatoren und Aufstiegpodest eines
einrichtung für die Isolatoren der Großstation Assel 210 m hohen Mastes der Großstation Assel

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 17

kentelegraphischer Beziehung überhaupt ge- stellt werden. Die Leser der Telefunkenzei-
stellt worden ist, da es sich um Ueberbrückung tung werden besonders über diesen interessant
einer Entfernung von etwa einem Erdquadran- ten Bau von uns auf dem Laufenden gehalten
ten handelt, d. h. es muß die Verbindung Nauen werden. Doetsch.
—Buenos Aires, ca. 12 000 km, direkt herge-

Bild 19. Portalschmuck über dem Haupteingang des Stationsgebäudes Assel,


darstellend eine Allegorie auf die Radiotelegraphie (Senden-Empfangen)

Schnelltelegraphie auf Großstationen


Von Dr. H. Verch*)

Die drahtlose Telegraphie war bisher über- der bereits vorhandenen Drahtleitungen ge-
all da am Platze, wo die Drahttelegraphie aus führt. In einer Beziehung jedoch blieb die
technischen bezw. wirtschaftlichen Rücksich- Drahttelegraphie zunächst überlegen und zwar
ten versagte, während in allen anderen Fällen in bezug auf die Telegraphiergeschwindigkeit.
die Drahttelegraphie aus mancherlei Gründe n Während bei ihr die Schnelltelegraphie bereits
als das bevorzugte Nachrichtenmittel angese- seit Jahren in Anwendung war, war man bei
hen wurde. Nach der außerordentlichen Ver- der drahtlosen Telegraphie lange über den in-
vollkommnung der drahtlosen Telegraphie in dividuellen Hörempfang, der mit ca. 150
den letzten Jahren beginnt diese jedoch be- Buchstaben pro Minute das Maximum erreicht,
reits mit ihrer älteren Schwester auch in letz- nicht hinausgekommen. Erst die Fortschritte
ter Hinsicht in heftigen Wettbewerb zu treten und Errungenschaften der letzten Zeit lassen
und wird darin unterstützt von den bedeutend es auch hier als aussichtsreich erscheinen, den
gesteigerten Verkehrsbedürfnissen der letzten Menschen durch die schnell arbeitende Ma-
Zeit. So hat die Reichstelegraphenverwal- schine zu ersetzen.
t u n g b e r e i t s zur Entlastung der Linientelegra- Die von Telefunken angewandten Schnell-
phen das Reichs-Funknetz für den Inlands- telegraphiereinrichtungen unterscheiden sich
dienst eingerichtet. Ferner hat die Eigenart nach der Art der Zeichenablesung an der
der schnellen Schwingungen, sich besonders Empfangsstelle nach folgenden drei Gruppen:
günstig längs guter Leitungen fortzupflanzen, I. Hör-Morsebetrieb,
zur „Mehrfach-Telegraphie längs Leitungen“ II. Schreib-Morsebetrieb,
und damit zu einer weit höheren Ausnützung III. Ty pen-Druckerbetrieb.
Besonders für Großstationen mit Dauer-
*) Die Zahlen und Bildunterlagen sind von den Herren Leib
und Schuchmann. Verkehr ist die Einführung der Schnelltelegra-

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Seite 18 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

schreiber (c) leistet eine Wort-


geschwindigkeit von etwa 600
bis 800 Buchstaben in der
Minute, Sender ungedämpfter
Energie vorausgesetzt. Der
Schnelltelegraph von S & H (d)
druckt ca. 1000 Buchstaben
pro Minute. Die Oekonomie
seiner Zeichengebung macht
ihn ohne Rücksicht auf die
Senderart zu der zweckmä-
ßigsten Betriebsart überhaupt.
Besonders für verkehrsreiche
Großstationen ist der Schnell-
Bild 20. Handlocher für Morseschrift
telegraph das in Zukunft al-
lein in Betracht kommende
phie naturgemäß das Gegebene. Für diese Betriebsmittel. Im Nachfolgenden seien die
kommen von den unter die eben aufgeführten einzelnen Schnellgeber- und Aufnahmevor-
drei Gruppen fallenden Einrichtungen folgende richtungen besprochen und durch Abbildungen
in Frage : erläutert.
a. der Phonograph
b. das Telegraphon }
(Gruppe I) Schnellgeber.
c. der Schnellmorseschreiber (Gruppe II) Das Prinzip der Schnellgeber ist folgendes:
d. der Schnelltelegraph v. S & H (Gruppe Der Telegrammtext wird in normaler Schreib-
III) bezw. Tast-Geschwindigkeit in einen Papier-
streifen gestanzt. Der so vorbereitete Loch-
a—c arbeiten mit der gleichen Senderart, mit
streifen durchläuft mit großer Geschwindig-
Morsezeichen-Sendern, während d einen
keit einen Kontaktmechanismus, der seiner-
Sender für Typendruck hat. Ueber die
seits die Tastrelais betätigt. Jede Geberan-
Verwendungsgebiete sei kurz folgendes
ordnung zerfällt in drei getrennte Teile: den
vorweggenommen :
Locher, den Geber, das Tastrelais.
Für Geschwindigkeiten bis zu 600 Buch- Mit Hilfe des Lochers werden die zu sen-
staben pro Minute wird an der Empfangsstelle denden Zeichen in den Streifen gestanzt. Das
der Phonographen- resp. Telegraphon-Betrieb kann mit dem Handlocher (s. Bild 20), mit dem
(a bezw. b) das Gegebene sein; allerdings ist Schreibmaschinenlocher (s. Bild 21) oder mit
die genannte Geschwindigkeit nur mit Sendern dem elektromagnetischen Lochapparat (siehe
ungedämpfter Schwingungen zu erzielen. Bei Bild 22) geschehen. Bild 23 gibt den geloch-
Funkensendern bilden ca. 370 Buchstaben die ten Streifen wieder.
obere Grenze für Morsebetrieb. Der Morse- Dieser Streifen durchläuft in großer Ge-
schwindigkeit den eigentlichen „Geber“, der
die gestanzten Zeichen in entsprechende elek-
trische Impulse umsetzt. Einen ,,Geber“ für
Morseschrift, den sogen. Wheatstone-Geber zeigt
Bild 24. Der Simens-Schnellgeber (Bild 25)

Bild 21. Schreibmaschinenlocher für Morseschrift Bild 22. Elektromagnetischer Lochapparat

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 19

Bild 23. Gelochter Streifen für Morseschrift

arbeitet nicht mit Morsezeichen, sondern mit sonders in Verbindung mit den Schnellgebern,
Impulseinheiten von gleicher Länge für jeden spielen, sei hier etwas näher auf ihre Entwick-
Buchstaben (Bild 26). Bild 27 zeigt die lung eingegangen.
Schreibmaschine zum Lochen der Streifen,
Bild 28 den gelochten Streifen. Der Siemens- Seit Entwicklungsbeginn der Telegraphie
Schnelltelegraph braucht zur Uebermittlung war die Taste das Organ, mit deren Hilfe die
eines gedruckten Buchstabens nur annähernd Telegramme in Form von Morsezeichen aus-
die halbe Anzahl von Kontakt-Einheiten, als gesendet wurden. Bei der drahtlosen Telegra-
die mit Morseschrift arbeitenden Schnell-Tele- phie lag sie anfangs direkt im Maschinenkreis
graphen-Systeme, so daß die doppelte Wort- des Senders, den sie rhythmisch öffnete und
zahl übermittelt werden kann. Ferner bietet
der Schnelltelegraph den wesentlichen Vorteil,

Bild 24. Schnellgeber für Morseschrift, Bild 25. S & H-Schnelltelegraph, Senderseite
entwickelt in den Laboratorien von S & H

daß die Buchstaben an der Empfangsstelle in schloß. Mit größer werdender Sendeenergie
fertiger Druckschrift erscheinen, so daß durch wurde diese einfache Art der Zeichengebung
den Fortfall der Zeichenübersetzung erhebli- unmöglich, da sich die großen Energieen infolge
che Zeit gespart wird. Außerdem gibt er einen Funken- bezw. Lichtbogenbildung an der Taste
Kontroll-Streifen (Mitlesestreifen) in Druck- auf diese Weise nicht mehr tasten ließen. Man
schrift beim Geben und garantiert einen ge- schritt deshalb auf den Großstationen zum
wissen Grad der Geheimhaltung, da er nur Im- Einbau der Tastrelais. Die Handtaste betätigt
pulsserien — keine Morse-Zeichen — aussen- zunächst das mit starken Kontakten versehene
det. magnetische Tastrelais, das seinerseits erst die
Die vom „Geber“ gelieferten Impulse steuern eigentliche Sendeenergie tastet. Um die Fun-
das Tastrelais. In Anbetracht der wichtigen kenbildung möglichst herabzusetzen, werden
Rolle, die die Tastrelais der Großstationen, be- mehrere solcher Relais hintereinander geschal-

Bild 26. Impulsserien des S & H-Schnelltelegraphen

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Seite 20 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Nauen wird von Vollast auf Leerlast getastet,


d. h. bei offener Taste ist der Strom in der An-
tenne absolut Null, wodurch eine scharfe Zei-
chengebung erzielt wird. Das wurde bisher er-
reicht durch Einschaltung eines sehr großen
Widerstandes parallel zur Taste im ersten Re-
sonanzkreis, so daß bei offener Taste keine
Frequenz-Vervielfachung mehr stattfindet
(s. Bild 31).
Die Leistung in der Antenne beträgt bei den
von Nauen ausgesandten Zeichen ca. 400 kW.
Wie schon oben erwähnt, ist die Konstruktion
schnellarbeitender Tastrelais für solche gro-
ßen Energien außerordentlich schwierig. Die
Tastrelaisanlage (Bild 29) arbeitet mit einer
Geschwindigkeit von ca. 80 Wörtern p. M. =
350 bis 400 Buchstaben p. M. bei funkenlo-
sem Tasten. Die Kühlung der auswechselbaren
Bild 27. Schreibmaschine zum Lochen der
Relais-Kontakte erfolgt durch einen Zentrifu-
Streifen für den Siemens-Schnelltelegraphen galventilator.
Ein neuer Typ eines Tastrelais ist das im
tet, und durch Druckluftstrom die Bogenbil- Laboratorium von S & H ausgebildete Preß-
dung beseitigt, wodurch gleichzeitig eine grö- luft-Relais, das besonders für Schnelltelegra-
ßere Tastgeschwindigkeit ermöglicht wird. phie Verwendung findet (Bild 32). Die Tast-
Bild 29 zeigt eine solche Tastrelaisanlage. geschwindigkeit dieses Relais ist verhältnis-

Bild 28. Gelochter Streifen für den Siemens-Schnelltelegraphen

Das schnelle Tasten großer Energien war mäßig groß; sie beträgt ca. 700 Buchstaben
eine der Hauptschwierigkeiten, die sich der p. M. = 180 Wörter.
Einführung der Schnelltelegraphie entgegen- T r o t z d i e s e r h o h e n G e s c hw indigke it is t
stellten. Je größer die Sendeenergie ist, desto m i t e i n i g e n Pr e ß - L u f t - Re l a i s d a s T a s t e n s e h r
größer und schwerer muß naturgemäß das g r o ß e r E ne rg i e n m ö g l i c h . D a s i n B i l d 3 2
Tastrelais sein; andererseits je größer und vorn links befindliche magnetische Relais be-
schwerer die bewegten Kontaktmassen gehal- tätigt d i e S t e u e r u n g d e s P r e ß l u f t -Zy l i n de r s .
ten sind, desto geringer ist die erreichbare
Tastgeschwindigkeit. Dabei spielt die Art des
Senders eine entscheidende Rolle. So ist der
Röhrensender am leichtesten zu tasten, da bei
ihm die Taste in den verhältnismäßig schwa-
che Ströme führenden Gitterkreis gelegt wird.
Die erforderlichen Relais weisen deshalb nur
kleine Dimensionen auf. Es sind Tastrelais für
Röhrensender von verschiedener Leistung aus-
gebildet worden; so zeigt Bild 30 ein Tastre-
lais für Röhrensender bis zu 10 kW für eine
Leistung bis zu 800 Buchstaben pro Min. Be-
deutend größere Schwierigkeiten bezüglich
des Tastens bereiten der Maschinensender und
in noch erhöhtem Maße der Funkensender. Der
Telefunken-Hochfrequenz-Maschinensender in Bild 29. Großstations-Tastrelais (Nauen-Anlage)

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 21

Spule a wird eine Transformationswirkung


nach c hin vermieden. Die erforderliche
Gleichstrom-Energie ist sehr gering, ca. 10
Amp., so daß sehr kleine und schnell arbei-
tende Relais zur Verwendung kommen kön-
nen. Neuerdings wird die Tastdrossel in den
Maschinenkreis gelegt.

Schnell-Empfänger.
Den oben beschriebenen Schnell-Sende-
Sy stemen stehen folgende Schnell-Empfangs-
Sy steme gegenüber:

Hörempfang.
a) Phonograph.
Der Hauptteil der Empfangsapparatur ist
ein Phonograph, der sowohl als Aufnahme,
Bild 30. Tastrelais für Röhrensender bis 10 kW, wie auch als Wiedergabeapparat benutzt wer-
entwickelt in den Laboratorien von S & H den kann. Der Kopffernhörer des Telegra-
Die Kolbenstange trägt am linken, herausra- phisten wird durch das am Phonographen an-
genden Ende eine Scheibe, die im Tastrythmus gebrachte Telephon ersetzt, das die ankom-
gegen die gegenüberliegenden, im Kreise an- menden Zeichen mit Hilfe einer Hebelanord-
geordneten Kontakte schlägt. Um die an den nung auf die rotierende Wachswalze graviert
Unterbrechungsstellen infolge der starken (s. Bild 34). Die beschriebene Walze wird in
spezifischen Belastung herrschende hohe langsamem Tempo abgehört. (Die Walze ges-
Temperatur zu vermeiden, wird die Kontakt- tattet natürlich ein beliebig oft wiederholtes
scheibe während des Tastens in schnelle Rota- Abspielen). Da die Intensität des Tones bei
tion versetzt, wodurch eine ständige Ver- der verlangsamten Wiedergabe abnimmt, ist
schiebung der Kontaktstellen erzielt wird. die 10—50fache Hörbarkeit im Verhältnis zum
Jetzt ist in Nauen eine andere Tastart, die normalen Hörempfang erforderlich. Die Tele-
Osnos-Tastdrossel, eingeführt, die bezüglich phonströme werden zu diesem Zwecke durch
der Schnelltelegraphie sehr aussichtsreich er- einen Telefunken - Vierröhrenverstärker ver-
scheint, da sie die Verwendung sehr kleiner stärkt. Bei der Aufnahme wählt man zweck-
Relais ermöglicht. Diese Tasteinrichtung be- mäßig einen möglichst hohen Empfangston,
ruht auf folgendem Prinzip: damit bei der Wiedergabe ein noch gut hör-
barer nicht zu tiefer Ton erzielt wird. Die
Im ersten Resonanzkreis liegt zwischen Verbindung der Telephonmembran mit dem
Spannungs- und Frequenz-
transformator an Stelle des
bisher verwendeten Wider-
standes eine Selbstinduktion
mit Einsenkern (a), die den
Kreis derart verstimmt, daß
keine Frequenzvervielfachung
eintritt (Bild 33). Durch ei-
nen Gleichstrom, der bei ge-
schlossener Taste T, die auf
denselben Kern gewickelte
Gleichstromwickelung c
durchfließt, wird die Magne-
tisierung des Eisens so ge-
ändert, daß die Selbstinduk-
tion der Spule a Null und
die Abstimmung des Reso-
nanzkreises wieder herge-
stellt wird. Infolge einer be-
sonderen Anordnung der Bild 31. Alte Tastschaltung

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Seite 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Führt man einen Stahl-


draht an den Polen eines
Elektromagneten vorbei, so
markieren sich alle Aende-
rungen des magnetischen
Feldes magnetisch auf dem
D r a h t . We r d en a l s o mi t H i l -
f e eines Mikrophons die
Magnetwickelungen bespro-
chen, so kann man nach Um-
schalten der Wicklung auf
ein Telephon die magnetisch
auf den Draht übertragenen
Laute in beliebig wiederhol-
ter Folge abhören. Dieses
Gerät hat an sich eine
schlechtere Leistung als der
Phonograph, jedoch gestattet
seine elektrische Wirkungs-
weise auch bei der Wieder-
gabe Kathodenröhren-Ver-
stärker zu verwenden, wobei
Bild 32. Preßluftrelais, entwickelt in den Laboratorien von S & H (Versuchsmodell) die Nebengeräusche sehr ge-
ring sind. Der Energiebedarf
Schreibstift kann starr oder luftgekoppelt sein. ist der gleiche wie beim Phonographen. Ein Vor-
Da das luftgekoppelte System auf Grund zahl- zug ist der Fortfall des Verbrauchers an
reicher Versuche als störungsfreier erkannt Wachswalzen. Der Verbrauch an Betriebsmate-
wurde, wird für Telegraphie ausschließlich rial liegt lediglich in den Magnetstiften, die bei
dieses Sy stem geliefert. (Bild 34). Jede Sta- intensivem Betrieb häufiger ausgewechselt
tion wird mit zwei Aufnahmeapparaten ausge- werden müssen. Bild 37 zeigt ein Telegraphon,
rüstet, damit beim Umschalten auf eine neue das sowohl zur Aufnahme als auch zur Wieder-
Walze keine Unterbrechungen entstehen. Die gabe dient, rechts und links oben sind die
Aufnahme-Telephone beider Apparate sind pa- Stahldrahtrollen sichtbar, in der Mitte das von
rallel geschaltet. Mit dem Phonoschreiber ist dem Draht durchlaufene Magnetsystem. Die
eine Geschwindigkeit bis zu 600 Buchstaben Drahtwalzen sind auswechselbar, so daß ein
erreichbar. Bild 35 zeigt die Aufnahmeappara- starker Verkehr mit zwei Aufnahme- und zwei
tur und Bild 36 zeigt den Wiedergabeapparat Wiedergabe-Apparaten bewältigt werden kann.
für Phonoempfang. Die beiden beschriebenen Schnellempfangs-
b) Telegraphon. Einrichtungen für automatischen Hörbetrieb,
der Phonograph und das Telegraphon sind an
Das Telegraphon von Poulsen beruht auf
sich die einfachsten Systeme zum Empfangen
folgendem Prinzip:
schneller Morsesignale. Sie haben den Vorteil,
daß bei der Wiedergabe die eigentlichen Telegra-

Bild 33. Neue Tastschaltung (Osnos) Bild 34. Schreibsystem für Phonoschreiber mit Luftkopplung

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 23

sy stemen der Faktor des subjektiven und da-


durch von menschlichen Eigenschaften abhän-
gigen Abhörens, wenn auch indirekt, immer
noch vorhanden ist, enthalten die beiden fol-
genden Systeme bis zum geschriebenen Zei-
chen bezw. gedruckten Buchstaben nur ma-
schinelle Vorrichtungen, die objektiv erschei-
nende Buchstaben liefern.
Die für die Schreibempfänger erforderlichen
magnetischen Relais verlangen eine Gleich-
richtung der Telephonströme. Einen sogenann-
ten Ein-Röhren-Gleichrichter, der für diese
Zwecke Verwendung findet, zeigt Bild 38. E r
g e st a t te t je do c h n u r e i n e A u f n a h me b i s z u
6 0 0 M o r s e b u c h s t a b e n p. M . u n d i s t i n d e r
Bild 35. Phonoempfang (Aufnahmeapparat)

phierzeichen und die Stö-


rungen durch das Gehör ge-
trennt werden können, An-
nehmlichkeiten des Höremp-
fanges, die dem später be-
schriebenen Schreibempfang
naturgemäß fehlen. Wie
durch zahlreiche eingehende
Versuche festgestellt wurde,
kann der Störer selbst dann
noch einwandfrei ausge-
schieden werden, wenn seine
Lautstärke ebenso groß als
die Lautstärke der eigent-
lichen Zeichen ist. Ein we-
sentlicher Vorteil dieser Ein-
richtungen ist endlich die
Möglichkeit des wiederholten
Abspielens.
Schreibempfang.
Während bei den eben
besprochenen Aufnahme-
Bild 37. Telegraphon, geeignet zur Aufnahme und Wiedergabe

Le is tung s owohl w ie in de r B e di e nung de m


Z w e i r ö h r e n -Gl e i c h ri c h t e r b e d e u t e n d un t e r l e -
gen. Das Prinzip des Zweiröhren-Gleichrich-
t e r s ( s . B i l d 3 9 ) i s t k u rz fol g e n d e s :
Das vom Verstärker kommende Wellenzei-
chen wirkt durch den Transformator V auf das
Gitter G 1 der Röhre A. Im Anodenkreis dieser
Röhre liegt die Relaiswicklung a und ein Wi-
derstand R. Fließt durch die Röhre A ein
Strom (Anodenstrom), so wird a belastet, die
Relaiszunge also gegen Kontakt 1 gelegt;
gleichzeitig wird an den Enden des Wider-
standes R eine Spannungsdifferenz erzeugt, die
dazu benutzt wird, dem Gitter G 2 der Röhre B
ein negatives Potential zu geben. Durch ent-
sprechende Dimensionierung von R wird dem
Gitter G 2 , gerade soviel Gegenpotential erteilt,
Bild 36. (Wiedergabeapparat)

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Seite 24 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

derlichen Instrumente. Unten die Handgriffe


der Regulierwiderstände usw. Vorn unten der
Anschluß für den Schreiber.
c) Der Schnellmorse.
Der Schnellmorseschreiber unterscheidet
sich im allgemeinen von dem gewöhnlichen
Morseschreiber dadurch, daß alle beweglichen
Teile wegen der großen Geschwindigkeiten
möglichst klein und leicht gehalten sind und
das Magnetsystem nach Art eines polarisier-
ten Relais ausgebildet ist. Der Antrieb ge-
schieht mit Hilfe eines Elektromotors. Bild 41
zeigt das Laboratoriums-Modell des Schnell-
morse. Störungen, die ein Viertel der Laut-
stärke der gewollten Zeichen nicht überschrei-
Bild 38. Einröhren-Gleichrichter mit Relais
ten, haben auf den Schnellmorse keinen Ein-
fluß.
d) Der Siemens-Schnell-
telegraph.
Der Empfangsapparat des
Siemens - Schnelltelegra-
phen, den das Bild 42 zeigt,
benötigt zum Betriebe die
gleichen Apparate wie der
Schnellmorse: Gleichrichter
und Vorrelais. Er liefert di-
rekt lesbare Schrift und
gleichzeitig gelochte Strei-
fen zur eventuellen unmit-
telbaren Weitergabe der Te-
legramme auf Drahtleitun-
gen, wodurch eine wesentli-
che Ersparnis an Personal er-
reicht wird. Wie schon er-
Bild 39. Schaltbild für den Zweiröhren-Gleichrichter
wähnt, übermittelt er bei
derselben Tastleistung die
daß durch die Röhre B und damit auch durch
die im Kreise liegende Relais-Wickelung b
kein Strom fließt. Im Ruhezustande, also
wenn kein Wellenzeichen empfangen wird,
wird durch eine Hilfsbatterie (B1) dem Gitter
G 1 so viel Gegenpotential gegeben, daß der
Anodenkreis der Röhre A mit der Relaiswick-
lung a und dem Widerstand R stromlos ist.
Der jetzt fehlende Spannungsabfall an R und
das dadurch fehlende Gegenpotential an G 2
bedingt einen Stromfluß durch B und b. So
treten wechselseitig die beiden Relaiswick-
lungen a und b in Funktion und steuern die
Relaiszunge, die den Schreibapparat betätigt.
Durch Regulierung des Heizstromes und Ein-
stellung einer bestimmten Anodenspannung
kann man leicht erreichen, daß durch die Spu-
len a und b der gleiche Strom fließt. Bild 40
zeigt den Gleichrichter: Oben in der Mitte das
Relais, rechts und links die zur Regulierung
des Heizstromes bezw. Anodenstromes erfor- Bild 40. Moderner Zweiröhren-Gleichrichter

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 25

bisher üblichen direkten Hörempfang auf jeden


Fall eine bedeutende Steigerung der Stations-
leistung. Die Anschaffungskosten können da-
bei kaum ins Gewicht fallen, denn es ist durch
eine einfache Rentabilitätsrechnung leicht zu
erweisen, daß die Einführung einer Schnell-
telegraphen-Einrichtung durch ihren Betrieb
zu einer außerordentlich schnellen Amortisa-
tion ihres Anlagekapitals führt.
In folgender Tabelle sind die Empfangs-
leistungen der einzelnen Sy steme zusammen-
gestellt:

Empfangs- Erforderliche
Art der
Empfangs- geschwindig Empfangsenergie
hinter dem Wieder-
systeme keit in Buch- Verstärker gabe
staben p. M. in Hörbarkeit

individueller Hör-
bis zu 150 300
Hörempfang empfang

Hör-
Phonograph „ „ 600 3000-12000
empfang
Hör-
Telegraphon „ „ 600 3000-12000
empfang
Morse-
Schnellmorse „ „ 600 12000
schrift
Schnell- Typen-
Bild 41. Laboratoriumsmodell eines Schnellmorseapparates „ „ 1200 12000
mit Motorantrieb telegraph druck

doppelte Buchstabenzahl im Verhältnis zum


Morseschreiber, so daß eine Großstation, die
mit einer Morseeinrichtung
arbeitet, durch Einführung
des typendruckenden Schnell-
telegraphen, die pro Zeitein-
heit übermittelte Wörterzahl
auf das Doppelte erhöhen
kann (s. Seider). Die genann-
ten wesentlichen Vorteile
gegenüber den anderen Ein-
richtungen stempeln den
Siemens-Schnelltelegraphen
zu dem gegebenen Schnellte-
legraphen-Sy stem verkehrs-
reicher Großstationen über-
haupt. Bild 43 zeigt den ge-
druckten Streifen.
Jede der angegebenen
Schnelltelegraphen - Einrich-
tungen bedeutet gegen dem Bild 42. S & H-Schnelltelegraph, Empfängerseite

Bild 43. Der mit dem Siemens-Schnelltelegraphen gedruckte Streifen, entsprechend dem Lochstreifen Bild 26

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Seite 26 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Was das Berner Verzeichnis erzählt und verschweigt


Betrachtungen zur 6. Auflage des Internationalen
Verzeichnis der Funkstellen
Von W. Lebrenz

Für jeden, der das Berner Verzeichnis mit anderen Erzeugnissen der Nachkriegszeit; es
den Augen eines Fachmannes und alten „Fun- war bis vor kurzem nur „hinten herum“ zu ha-
kers“ zu lesen versteht, sind diese Blätter kein ben. Man mußte schon Beziehungen zu hohen
trockenes Nachschlagewerk, vielmehr das Stellen haben, um während des Sommers ein-
Spiegelbild eines Teils der Zeitgeschichte. mal auf kurze Zeit ein Exemplar geliehen zu
Einer Zeitgeschichte, die reich an Kämpfen erhalten. Inzwischen scheint die Herstellung
war, die alle in jenen Blättern ihr getreues allerdings in ein besseres Fahrwasser gelangt
Abbild fanden: in erster Linie die Eroberung zu sein, auch Exemplare der deutschen Ausga-
der Weltteile durch die verschiedenen funken- be sind bereits erschienen. Ein Blick auf das
telegraphischen Sy steme, und dann der Kampf Aeußere gemahnt wieder an eine andere Be-
der Sy steme und sonstigen Interessen unter- gleiterscheinung des Krieges; an Kriegsge-
und gegeneinander. Viele Unternehmungen winnler. Nicht mehr in der bescheidenen vor-
ließen unter der Spalte „Sy steme“ ihre Namen kriegsmäßigen Schlankheit präsentiert sich das
eintragen, die inzwischen Opfer des Wett- Werk, sondern protzig, dick. Ja, der Hauptge-
kampfes geworden sind, obwohl sie anfangs winner, Amerika, ist so angeschwollen, daß er
wie Miteroberer auftraten. sich von der Gemeinschaft der anderen Natio-
Welcher Stolz und welche Freude erfüllte nen losgesagt hat und einen ganzen Band für
das Funkerherz, wenn eine ausländische Ree- sich füllt.
derei, die bereits ein fremdländisches System Das Innere nun ruft Gedanken wach an
auf ihren Schiffen eingeführt hatte, dieses ei- Versailles, St. Germain, Trianon und Sevres.
nes Tages gegen ein Produkt der deutschen Wo sind die deutschen Kolonien? Man findet
Industrie auswechselte; „Spalte vier zu erset- sie nicht mehr. Doch halt, nein, da sind ja
zen durch Telefunken“, sagte die von Bern he- noch alte Bekannte, die Namen Nauru und Ra-
rausgegebene Berichtigung dazu. baul fallen uns in die Augen, zwei jener Süd-
Exotische Länder zweiten und dritten Ran- seestationen, die von Telefunken noch kurz
ges wurden am ehesten Kampfplatz der ver- vor dem Kriege fertiggestellt worden sind.
schiedenen Interessen. Die von Bern verbreite- Doch mißmutig blättert man weiter, wenn man
te Kunde, daß in der Hauptstadt der schwarzen liest, daß Rabaul jetzt zu einem Lande „Neu
Republik Liberia von einer deutschen Kabel- Britanien“ gehört. Auch die Telefunkenstation
gesellschaft eine Funkstation in Betrieb ge- auf Samoa wird noch erwähnt. Aber damit sind
nommen sei, ließ den Franzosen keine Ruhe; auch die Rückerinnerungen an das frühere
einige Nachträge später erfuhr die staunende deutsche Kolonialreich begraben, die Namen
Mitwelt, daß 4 km von der ersten eine zweite der afrikanischen Stationen fehlen und rufen
(französische) Monroviastation entstanden sei. wenigstens keine schmerzlichen Erinnerungen
Und nun folgte noch der Kampf um die paar mehr wach. Und das deutsche Mutterland
armseligen Telegramme von vorbeifahrenden selbst? Nun, es genügt ein kärglicher Raum,
Schiffsstationen; der Franzose ermäßigte seine um die an der verkürzten Nord- und Ostsee-
Küstengebühren, die Deutschen folgten; die küste noch bestehenden Stationen aufzunehmen.
Franzosen ließen die Küstengebühren ganz fal- Schlimmer steht es wohl noch mit unsern
len, die Deutschen folgten wieder. Wahr- ehemaligen Bundesgenossen. Bulgarien hat
scheinlich hätten beide Gegner schließlich zwar immer noch eine Station aufzuweisen, da-
noch Prämien obendrein gezahlt, aber da kam gegen ist die alte Donaumonarchie aus dem
der Krieg. funkentelegraphischen Interessenkreis gänzlich
Ja, der Krieg! Auf ihn allein ist es zurück- verschwunden. Den Namen Oesterreich findet
zuführen, wenn die jetzt vor uns liegende VI. man nicht mehr, auch Ungarn ist nicht mehr
Ausgabe des Berner Verzeichnisses einen so würdig, einen Zugang zum Meer zu besitzen.
ganz anderen Eindruck macht als die früheren. Sic transit gloria mundi.
Auch dieses Verzeichnis, das laut Aufdruck im Und die anderen Länder? Nun in ihnen,
Februar 1920 erschienen ist, ähnelt den meisten gleichgültig, ob früher feindlich oder neutral,

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 27

hat sich die Funktelegraphie recht gut ent- Verzeichnis bildete, füllt es jetzt kaum ein
w i c k e l t . Fast überall ist ein Zuwachs an Sta- paar dürftige Seiten. Nicht ganz 70 deutsche
tionen zu verzeichnen, mit einer merkwürdi- Schiffe sind es, die noch Funkenstationen füh-
gen Ausnahme: Rußland. Das Land der Sow- ren, und sich damit als einigermaßen qualifi-
jets ist, dem Verzeichnis nach zu urteilen, in ziert erweisen können. Lächerlich fast mutet
der verhältnismäßig glücklichen Lage, daß in es an, wenn die deutschen Großreedereien Ha-
ihm alles noch genau wie vor dem Kriege aus- pag und Lloyd hierbei mit je drei Schiffen
sieht. Absolut nichts hat sich geändert; daß vertreten sind, während das größte deutsche
inzwischen ein selbständiges Finnland entstan- Frachtschiffahrtsunternehmen, die Hansalinie,
den ist, wird verschwiegen, Helsingfors zählt ein einziges Schiff aufführen läßt. So renom-
noch immer als russische Station. Estland er- mierte Reedereien wie die Hamburg Südame-
geht es ebenso, auch Libau, Riga, Reval und rikanische Dampfschiffahrts-Ges., Deutsche

Bild 44. Kraftwerk (Kessel- und Turbinenhaus) der Telefunken-Großstation zu Dajeuhkolot (Java)

die Aaland-Inseln sind hier verzeichnet. Auch Ost-Afrika-Linie und Deutsche Austral-Linie
darüber, daß die russische Süd- und Ostgrenze sucht man vergebens, aber mit Dank erfüllt es
unklar geworden ist, geht man hinweg und läßt den Leser, wenn er findet, daß die Admiralität
im Süden Batum und im Osten Wladiwostock darauf verzichtet hat, das, was uns an Kriegs-
als russiche Stationen weiterbestehen. Auch in schiffen verblieben ist, an diese Stelle mit
der Marine ist nichts verändert; selbst Kriegs- aufnehmen zu lassen.
schiffe wie Penteleimon, Zemtschug u. a. m., Doch nicht alle deutsche Schiffsnamen, die
die erwiesenermaßen deutschen Seestreitkräf- uns von früher her geläufig sind, sind aus dem
ten zum Opfer fielen, werden noch weiter auf- Verzeichnis verschwunden. Ist es reiner Zufall
geführt. oder wohldurchdachte Absicht, daß gerade
Wir kommen nun zum zweiten Teil des Ver- England durch Beibehaltung der deutschen
zeichnisses, der die Bordstationen enthält, und Schiffsnamen ein ewiges Menetekel für uns ge-
der geeignet ist, uns den Wandel der Zeiten so schaffen hat? Altbekannte Namen von Damp-
recht eindringlich vor Augen zu halten. Um fern aller deutschen Reedereien finden wir in
Deutschland vorweg zu nehmen: fast nichts ist den von England veröffentlichten Listen; wie
uns geblieben, weder quantitativ noch qualita- berührt es uns doch, an dieser Stelle einem
tiv! Während Deutschland früher den nach „Adolph Woermann“, ,,Cap Polonio“, Fürst Bü-
England zweitstärksten Abschnitt im Berner low“ und gar der „Königin Luise“ zu begeg-

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Seite 28 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

nen! — Dafür hat aber England entgegen sei- Verzeichnis und sieht genauer all die Angaben
nen bisherigen Gepflogenheiten darauf verzich- an, die in der Rubrik „Sy stem“ erscheinen, so
tet, die Einheiten seiner Kriegsflotte an dieser begegnet man nicht weniger als über 40 ver-
Stelle aufzuführen, sodaß ein Vergleich mit schiedenen Bezeichnungen. Wir finden hier die
dem Status vor dem Kriege nicht mehr möglich Namen der großen Weltkonzerne deutscher,
ist. Ob auch dieser Entschluß etwa durch den englischer, französischer und amerikanischer
Verlauf des Krieges beeinflußt worden ist? Nationalität; ferner eine ganze Anzahl von
Firmen, die sich wohl weniger mit der weite-
ren Durchbildung der drahtlosen Technik be-
fassen, als daß sie sich der lohnenden fabrik-
mäßigen Herstellung von Stationen widmen.
Ferner lernen wir hier, daß anscheinend auch
verschiedene Staaten sowie deren Militär- und
Marinebehörden sich als Pioniere auf dem Ge-
biet der drahtlosen Telegraphie betätigen; so
begegnen wir z. B. Systemen „État Francais“,
„United States Navy“, „United States Army“,
„United States Coast Guard“, „Bureau of Stan-
dard“, „Argentine Navy“, schließlich muß man
hier auch noch das Teishinho-System, das Sys-
Bild 45. Kühlwasserkanal des Kraftwerkes Dajeuhkolot
tem des japanischen Handelsministeriums, er-
wähnen. Unwillkürlich legt man sich jetzt die
Frage vor: hat es eigentlich eine Berechtigung,
Brasilien hat den ihm zugefallenen deut- all diese Namen als Systembezeichnungen an-
schen Schiffen brasilianische Namen zugelegt, zuwenden?
sodaß äußerlich ihre Herkunft nicht mehr er-
Jeder Funktechniker wird uns bezeugen
kennbar ist, doch läßt die Systembezeichnung
können, daß augenblicklich vom radiotechni-
„Telefunken“ unschwer darauf schließen.
schen Standpunkt betrachtet, nur zwei Syste-
Aehnliches finden wir bei den Vereinigten
me existieren: das gedämpfte und das unge-
Staaten von Amerika. Auch Italien besitzt
dämpfte.
jetzt 10 mit Telefunkenstationen ausgerüstete
Handelsdampfer, die wohl zum größten Teil Man kann dies aus praktischen Gründen
der alten österreichischen Handelsflotte ange- vielleicht noch dahin erweitern, daß man bei
hörten, worauf auch die ins Italienische über- den gedämpften Systemen noch zwischen
tragenen Namen einiger ehemaliger Damp-
fer des österreichischen Loy d hinweisen,
wie z. B. ,,Ferdinando Palasciano“ (früher
„Erzherzog Ferdinand“).
A u c h a n d i e se r St e l l e b le i b t Fr a n k -
r e i c h d a ge g en s i c h s e l b s t t r e u : e s w i l l
g a r n i c ht s v o n D e u t s c h l a nd w i s s e n ! D a ß
es die uns abgenommenen Schiffe mit
d e u t s c h e m N a m e n u n t e r d e r T ri c ol o r e
f a h r e n l ä ß t , w i r d n i e m a nd v e r l a n g e n u n d
kein Deut sche r, de m noch etwas Natio-
n a l b e w u ß t s e i n g e b l i e b e n, d i e s a uc h n u r
w ü n s c h e n k ö n n e n . A b e r F r a n k r e i c h wi l l
a u c h ni c h t i n d e n V e r da c h t ge r a t e n , e i n
w e n n a u c h ge w i sse r ma ß e n u n f r e i w i ll ig e r
H o r t d e u t s c h e r T e c h ni k z u s e i n , u n d s o Bild 46. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Betoniermaschine
sc h w e i g t e s l i e be r d i e T at sa c h e t o t , da ß
s i c h a u f ü b e r 1 0 0 S t a t i o ne n s e i n e r H a n d e l s - Knarr- und Tonfunken unterscheidet, bei den
f l o t t e T e l e fu n k e n s t a t i one n b e fi n d e n; e i n ungedämpften dagegen zwischen Lampen-,
St r i c h sol l di e St e ll e a u sfü l l e n, d i e für d i e Maschinen- und Röhrensendern. Demgemäß
B e z e i c h n u n g d e r v e r w e nd e t e n Sy st e m e v o r - muß man all die Namen, die hier neben den
gesehen ist. bekannten Weltsystemen neu aufgetaucht sind,
Da wir nun gerade einmal bei den Syste- wohl richtiger als „Fabrikmarke“ bezeichnen.
men angelangt sind: Durchblättert man das In Bern selbst ist man anscheinend auch schon

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 29

darauf gestoßen, daß die augenblicklichen Sy- führt werden, gleichgültig, ob sie für öffentli-
stemangaben nicht ganz das richtige treffen, chen, privaten oder dienstlichen Verkehr vor-
und man hat deshalb in mehreren Fällen er- gesehen sind, ob sie an der Küste, im Landes-
gänzende Angaben eingefügt, die sich auf die innern oder auf Schiffen oder Flugzeugen in-
Senderart, ob tönend oder knarrend, beziehen stalliert sind; man könnte hier ebenso gut die
und teilweise auch sogar den Senderton durch für den transatlantischen Verkehr bestimmten
Zahlenangaben zu charakterisieren suchen. Riesenstationen wie die kleinsten automati-
Aber einmal sind diese Da-
ten noch ziemlich lückenhaft
und zweitens beziehen sie
sich ausnahmslos auf den
Sender. Bei der stetig größer
werdenden Verbreitung der
ungedämpfte n Sender auch
für Schiffsst ationen wird es
aber binnen kurzem f ür
Bordfunkstellen absolut not-
wendig werd en, darüber ori-
entiert zu sein, wo übe rall
Küstenfunkst ellen mit Emp-
fangsvorricht ungen auch für
ungedämpfte Wellen vorhan-
den sind. Jedenfalls wäre
hierdurch eine Erweiterung
des Verzeichnisses gesch af-
fen, die wohl allgemein be- Bild 48. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Maschinenhaus im Bau
grüßt werden dürfte.
Der Vergleich des heute vorliegenden um- schen Schiffwarnungsstationen alphabetisch
fangreichen Werkes mit den dünnen Heftchen nebeneinander ordnen. Geht man aber auf die
der früheren Auflagen regt zum Nachdenken früheren Ausgaben zurück und berücksichtigt
über den Charakter der früher und heute darin den Zweck, für den das Werk auch heute noch
in erster Linie praktisch ge-
braucht wird, so kommt man
zu dem Ergebnis, daß das
Berner Verzeichnis haupt-
sächlich ein außerordentlich
wichtiges Hilfsmittel für die
Erleichterung des Verkehrs
zwischen Land und Schiff
sowie der Bordfunkstellen un-
tereinander darstellt.
Dieser Gesichtspunkt
müßte nach wie vor für die
B e a rbe itung de s W e rke s in
e r s t e r L i ni e m a ß g e b e n d s e i n ,
und demzufolge könnten ei-
n e r s e i t s E r gä n z u n g e n, a n d e -
r e r s e i t s S t re i c h u n ge n n o c h
Bild 47. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Betonieren einer Decke des Maschinenhauses
wesentlich dazu beitragen,
das Verzeichnis für diesen
aufgeführten Funkstellen an. Das Verzeichnis S p e z i a l z we c k n o c h g e e i g n e t e r e r sc h e i n e n z u
nennt sich „Internationales Verzeichnis der lassen. So interessant es schließlich sein
Funkstellen“, ein Titel also, der keinerlei Be- mag, zu erfahren, daß auch im boliviani-
schränkungen hinsichtlich der Aufführung von s c h e n Putumayogebiet und im peruanischen Ur-
Funkstellen für alle möglichen Verwendungs- wald F u n k s t e l l e n v or h a n de n s i n d , di e S c h i f f-
zwecke birgt. Es könnten also eigentlich alle f a h r t hat keinen Nutzen davon, das Fehlen de-
irgendwie bestehenden Funkstellen hier aufge- rartiger Angaben würde für sie keine Lücke

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Seite 30 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

hinterlassen. Dagegen kann es unter Umständen lung zu bleiben vermochte, konnte es auch im
von großem Wert sein, wenn ein Schiff die Kriege nicht aus seiner technischen Vormacht-
Zeitsignale und Pressenachrichten (diese natür- stellung verdrängt werden; die schwedische
lich nur, soweit ihre Veröffentlichung statthaft Handelsmarine z. B. weist auch heute nur die-
ist) der Großstationen Nauen, Eiffelturm, Lyon selbe kleine Anzahl von Nicht-Telefunkenstati-
usw. rechtzeitig aufnehmen kann; die Namen onen auf, die vor dem Kriege schon installiert
dieser Stellen und die dazu gehörigen Angaben waren, nämlich 5 gegen 80 Funkstellen nach
über Sendezeiten und Wellenlängen wird man eigener Bauart. (System Telefunken).
Recht bemerkenswert ist
die Tatsache, daß im interna-
tionalen Wettbewerb kein
anderes Unternehmen unter
Ausnützung der durch den
Krieg geschaffenen Lage
auch nur annähernd sich so
entwickeln konnte wie der
Marconikonzern. Einige
amerikanische Firmen ver-
mochten wohl im eigenen
Lande einigermaßen Fuß zu
fassen, im Ausland dagegen
gar nicht, oder nur in ganz
verschwindendem Maße. Ja-
pan dagegen, dessen Teis-

aber vergeblich im vorliegen-


den Verzeichnis suchen.
Zum Schluß nun noch ei-
nige Worte darüber, wie sich
die Erzeugnisse der ver-
schiedenen Radiofirmen auf
die einzelnen Länder vertei-
len. Um es vorweg zu neh-
men: Von den annähernd
9000 Land- und Bordfunk-
stellen, die das Verzeichnis
aufführt, entfällt mehr als
die Hälfte, nämlich 5000, auf
Produkte der verschiedenen
Marconigesellschaften, wäh-
rend Telefunken nur ein Kon-
tingent von ungefähr 10 Pro-
zent des Gesamtbestandes Bild 49-50. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot. Die Dampfkessel
oder 25 Prozent des nicht
von Marconi beanspruchten Quantums zuer- hinho-System im eigenen Lande eine Art Mo-
kannt ist. Es ist vielleicht ein schwacher nopol= Stellung innehatte, hat jetzt mehrere
Trost, daß in den fast 3000 Stationen, die als Privatgesellschaften, die sich mit der Herstel-
„gemischtes“ Sy stem bezeichnet werden oder lung funktelegraphischer Apparate befassen;
die überhaupt keine Sy stembezeichnungen als Kuriosum sei erwähnt, daß eine derselben,
aufweisen, unzweifelhaft ein bedeutender Pro- die Annaka Electric Co., sogar mit der ameri-
zentsatz von Stationen deutscher Herkunft mit kanischen Handelsmarine ins Geschäft kom-
enthalten ist, aber die Bilanz des Krieges, in men konnte.
dem England infolge des Ausfalls der deut- In vielen Ländern hat der Gedanke Raum
schen Konkurrenz auch hier im Kampf um den gewonnen, den heimischen Bedarf an funktele-
Weltmarkt ein gut Stück vorwärts gekommen graphischen Materialien durch eigene, nationa-
ist, läßt sich nicht verkennen. Soweit le Unternehmungen decken zu lassen. So finden
Deutschland mit seinen alten Kunden in Füh- wir die weitaus größte Zahl amerikanischer

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 31

Stationen im Besitz der neuentstandenen Ra- Schweden (80), Uruguay (1), Nordamerika
dio-Corporation, viele neuausgerüstete hol- (50) und England (206). Dazu kommen noch,
ländische Schiffe führen als Sy stembezeich- wie schon erwähnt, die mit den ausgelieferten
nung die Buchstaben N. S. F. und auch Nor- Dampfern nach England, Frankreich, Italien
wegen präsentiert uns seine N. J. (National- und Brasilien gekommenen Stationen. Jeden-
Industrie)-Stationen. Doch sind, wie die Er- falls brauchen wir noch keineswegs trübe in
fahrung zeigt, derartige Bestrebungen nicht die Zukunft zu sehen. Wenn die deutsche In-
imstande, die Weiterverbreitung von Telefun- dustrie nach wie vor ihre alten Traditionen
kenstationen im Auslande zu unterbinden. Wie hochhält und allen künstlich aufgebauten
das Berner Verzeichnis uns verrät, befinden Schwierigkeiten zum Trotz auch heute noch
sich Bordstationen deutscher Herkunft auf als ihr Feld die Welt betrachtet, dann wird sie
ausländischen Handelsschiffen in Argentinien bald auch nach außen hin wieder stolz wie
(19), Australien (13), Canada(l), Dänemark ehedem in die Erscheinung treten. Die nächste
(11), Spanien (3), Griechenland (1), Honkong Auflage des Berner Verzeichnisses wird, wie
(15), Nied. Indien (2), Norwegen (13), Neu wir hoffen, hiervon Zeugnis ablegen.
Seeland (6), Niederlande (6), Rußland (23),

Bild 51. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot. Die Dampfkessel,


über den Feuerungstüren die Vorrichtungen für die Ölfeuerung

Funk-Presse-Dienst
Wie in Deutschland, sind auch in England „Die Reichstelegraphenverwaltung hat ne-
Versuche mit der Verbreitung von Presse- ben dem Reichsfunknetz versuchsweise ein
Meldungen mittels der drahtlosen Telegraphie Netz von Presseempfangsstellen eingerichtet,
und Telephonie unternommen worden. Wäh- um die Zirkularwirkung der Funktelegraphie,
rend nun aber der englische Postminister vor d. h. die Fähigkeit, von einer Sendestelle aus
einigen Wochen im Unterhause mitteilen muß- durch ein einmaliges Senden beliebig viele Emp-
te, daß die Resultate dieser Versuche wenig fangsstellen mit Nachrichten versorgen zu kön-
befriedigt und infolgedessen zu deren Einstel- nen, auszunutzen und dadurch die überlasteten
lung geführt hätten, ist die Deutsche Reichs- Drahtleitungen von gleichlautenden Pressete-
Telegraphen-Verwaltung bereits auf dem bes- legrammen und Pressegesprächen zu entlasten.
ten Wege, aus dem Versuchsstadium in die Die Ausgestaltung dieses z. Zt. 51 reichseige-
Praxis überzugehen. Aus dem Reichspostmi- ne Empfangsstellen umfassenden Netzes wird
nisterium werden hierüber nachfolgende Mit- nach Kräften gefördert, so daß in absehbarer
teilungen bekannt gegeben: Zeit etwa 100 Empfangsanlagen in größeren

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Bild 52

Orten bereitstehen werden. Zur Zeit werden bei Beginn, des Versuchs in der Sendestelle
Wirtschaftsnachrichten, ferner Pressemeldun- Königs Wusterhausen aufgetretenen Mängel
gen dreier Nachrichtenbüros zu bestimmten — wie Sendestörungen, Tonschwankungen,
Stunden beim Haupt-Telegraphenamt aufgelie- schlechte Zeichengabe — konnten nach und
fert und von diesem unmittelbar durch Fern- nach auf ein Mindestmaß herabgedrückt
tastung über die Hauptfunkstelle Königs- werden.
Wusterhausen an die Funkempfangsstellen ge- Die Presseempfangsstellen hatten anfäng-
sandt, wo sie vervielfältigt und den Empfän- lich; sehr unter Luftstörungen und Störungen
gern zugestellt werden. Mit Hilfe der Ferntas- durch fremde Stationen zu leiden, da sie nur
tung wird die Verzögerung durch eine ge- mit einem Primärempfänger ausgerüstet wa-
sonderte drahtliche Beförderung vom Haupt- ren. Jetzt ist eine wesentliche Verbesserung
Telegraphenamt bis Königs-Wusterhausen ver- des Rundfunkdienstes durch die Verwendung
mieden und die Schnelligkeit der Uebermitt- von Sekundärempfängern (Telefunken Sekun-
lung, die ja von großer Bedeutung für den där-Empfänger E225a Presse) anstelle von
Presseverkehr ist, erheblich erhöht. Auch dem Primärempfängern (E199b) erzielt worden,
zweiten wichtigen Erfordernis bei der Beför- weil der Empfangsbeamte dadurch imstande
derung von Pressenachrichten, der Billigkeit, ist, Störungen besser auskoppeln zu können.
wird durch die drahtlose Verbreitung entspro- Den Störungen durch die Großstationen Nau-
chen, da nicht nur die hohen Kosten für das en, Eiffelturm usw. versuchte man durch die
Leitungsmaterial und seine Unterhaltung fort- Verlegung der Rundfunksendezeiten und Aen-
fallen, sondern auch Personal erspart wird; derung der Sendewelle zu begegnen; außerdem
denn nur ein einziger Sendebeamter steht hier wurde eine Ueberwachungsstelle in Teltow in
im Gegensatz zur Drahttelegraphie der Ge- der Empfangsstelle der Hauptfunkstelle Kö-
samtheit der empfangenden Beamten gegen- nigs-Wusterhausen, eingerichtet, zu der die
über. Sendestelle auf Endempfang derart geschaltet
Zum Senden des „Rundfunks“ werden ein wurde, daß der Sendebeamte die von ihm ge-
in Königs-Wusterhausen eingebauter 1 kW- sandten Nachrichten mithört und sofort unter-
Röhrensender mit Zwischenkreis und etwa 300 brechen kann, sobald z. B. Eiffelturm zu sen-
Watt Antennenenergie verwendet. Seine Laut- den beginnt und mit zu großer Energie oder
stärke ist völlig hinreichend; z. B. ist die etwa gleicher Welle die Aufnahme des Rund-
Empfangsstelle Konstanz imstande, den Rund- funks beeinträchtigt.
funk ohne Benutzung eines Lautverstärkers Allerdings wird nach wie vor beim Auftre-
aufzunehmen. Als vorteilhaft hat sich ein neu- ten von fremden Störern die Geschicklichkeit
erdings zum Geben verwendeter Maschinen- des einstellenden Beamten von Bedeutung
sender erwiesen. Seine konstante Geschwin- sein. Dies geht auch daraus hervor, daß an ein-
digkeit und die Gleichmäßigkeit seiner Zei- zelnen Tagen von einigen Stellen unvollstän-
chen erleichtern wesentlich die Aufnahme des dige Aufnahme gemeldet wurden, während von
Rundfunks bei den Presseempfangsstellen. Die anderen Stellen der an den betreffenden Tagen

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 33

Bild 53

gesandte Text vollständig und einwandfrei auf- diese Schwierigkeiten durch Anlage einer ein-
genommen worden ist. wandfreien Erdleitung oder eines gut isolierten
Durch all die erwähnten Maßnahmen ist Gegengewichts beseitigen lassen.
e s erreicht worden, daß sich das Gesamter- An der Verbesserung des Rundfunks wird
gebnis des Versuchs günstig gestaltet hat. Bei mit allem Nachdruck und mit der Absicht ge-
mehr als der Hälfte der Empfangsstellen ist es arbeitet, aus dem jetzigen Versuch einen
möglich gewesen, seit dem 1. November sicheren Betrieb im Interesse der Allgemein-
durchweg 100 v. H. der Worte des Rundfunk- heit und auch eine neue Einnahmequelle für
textes aufzunehmen; weitere 20 Empfangsan- das Reich zu entwickeln. Dabei wird auch die
lagen haben beinahe immer 100 v. H. des Tex- Fortbildung des Personals nicht außer Auge
tes erhalten. Die vereinzelt aufgetretenen gelassen. Neben Hör- und Gebeübungen sind
Schwierigkeiten wurden durch vorübergehende beim Funk-Betriebsamt in Berlin sechswöchige
Empfangsapparatsstörungen, Tonschwankungen Funklehrgänge eingerichtet, die den zum Be-
oder fremde Störer verursacht. Nach den Beo- such abgeordneten Beamten die nötigen Kenn-
bachtungen der Ueberwachungsstelle waren tnisse für den Betriebs- und Aufsichtsdienst
die aufgetretenen Tonschwankungen aber so vermitteln.
gering, daß bei guter Einstellung des Emp- Auf Veranlassung des Reichspostministe-
fangsapparates die Aufnahmen hierdurch nicht riums finden jetzt ferner nach Abschluß der
beeinträchtigt werden konnten. Zur Vermei- Laboratoriumsversuche umfangreiche Versuche
dung der bei mehreren Empfangsstellen vor- mit drahtloser Telephonie in den Verhältnissen
gekommenen Störungen durch die Funkstelle der Wirklichkeit statt, um die unverkennbaren
Budapest ist diese Station gebeten worden, im Vorzüge dieser Betriebsweise dem Rundfunk
Verkehr mit Königs-Wusterhausen eine kürze- nutzbar zu machen. Innerhalb Berlins werden
re Welle zu verwenden. Die bei der Aufnahme von der Sendestelle des Funk-Betriebsamts
des Abendrundfunks bei einer Empfangsstelle täglich zwischen 12 und 1 Uhr mittags Nach-
aufgetretenen Störungen werden auf die bei Be- richten — u. a. neueste Börsennachrichten —
ginn der Dämmerung eingeschalteten Maschi- an zur Zeit 37 Empfangsstellen, die bei Pri-
nen sowie Bogenlampen zurückzuführen sein. vaten und Fernsprechämtern untergebracht
Die Empfangsstelle wird feststellen, ob sich sind, befördert. Weitere Versuche werden von

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Seite 34 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Bild 54. Zoneneinteilung für den Rundfu nk dienst

der Hauptfunkstelle Königs -Wusterhausen aus Bei der Hauptstelle ist ein Na chrichtenbüro
mit Empfangsstellen im Reich unternommen. eingerichtet, in der alle wichtigen Meldunge n
Dieser Teil des Versuchs soll jetzt er weit ert zusammenlauf en, gesicht et und in Gruppen,
werden; an die Stelle der bisherigen au s- wie Börsenberichte, Handelsnachrichten, Renn -
schließlichen funktelegraphischen Beförd erung berichte, politische Nachrichten, Wetterme l-
wird für einen Teil der Rundfunknachrichten dungen und so fort eingeteilt werden. Diese
zeitweise die funktelephonische U eber mittlung Gruppen werden getrennt von einander zu b e-
an die z. Zt. vorhandenen 51 Presseempfang s- stimmten Tagesstunden von der Hauptste lle
stellen treten. Um eine sich er e, fehlerfreie und gesendet, und es kann jeder der Tei lnehmer a m
tunlichst schnelle Uebermittlung zu gewährle i- Rundfunk auf ein .oder mehrer e dieser Gru p-
sten, müssen, wie sich schon jetzt herausg e- pen je nach seinen besonder en B edürfnissen
stellt hat, zum Senden nur sprachtechnisch abonnieren.
vorgebildete B eamte und bei den Empfang s- Zunächst sollen die Nachrichten von der
stellen vor wiegend kurzschriftkundige P ers o- Zentral-Funkstelle aus noch mittels Funken -
nen ver wendet werden.― — telegraphie ausgesandt wer den, doch wird man
Die weitere Ausnutzung des Rundfunks für in Kürze zur Telephonie übergehen. Erst wenn
die Allgemeinheit ist nun so gedacht, daß die es möglich ist, das gesprochene Wort aufz u-
Post gegen Zahlung einer angemessenen Abon - nehmen, kann die Neueinrichtung der Allg e-
nementsgebühr den Interessenten vol lständige meinheit nutzbar gemacht werden; denn sola n-
Empfangseinrichtungen zum Abhören der von ge noch Morsezeichen gesendet werden, b e-
der Hauptstelle entsandten Funknachricht en dingt deren Aufnahme am Empfänger eine mit
lief ert. Die Höhe dieser Gebühr wird sich rich - diesen vertraute und geübte Persönlichkeit,
ten einmal na ch der Entfernung der Empfang s- und demzufolge Kosten, die die Abo nnent en in
station von Berlin und zum anderen Mal nach den meisten Fällen selbst tragen müßten. Da s
dem Umfang der Pressemeldungen. aber bedeut et eine so w esentliche Ver -

Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 35

Telegraphie in der Lage, eine allen diesen An-


sprüchen genügende Rundspruchsempfangsan-
lage zu konstruieren, die sich aus Empfänger,
Verstärker, Antennenanlage und Netzanschluß-
Gerät zusammensetzt.
Der in einem Holzkasten von 25 cm Länge,
23 cm Breite und 16 cm Tiefe eingebaute Emp-
fänger ist mit den modernsten Empfangsmit-
teln ausgestattet. Statt des Detektors besitzt er
einen diesem weit überlegenen Wellenanzeiger,
ein sogen. Audion, das verschiedene Funktio-
nen gleichzeitig erfüllt. Durch Ausstattung
mit einem Sekundärkreis wird er in hohem
Maße frei von fremden Störungen. Sein Wel-
lenbereich ist von 3000—4500 m. Innerhalb
dieses Wellenbereiches wird die Wellenlänge,
welche der abonnierten Gruppe zugewiesen
ist, festgelegt und der Apparat darauf von der
Postbehörde plombiert. Mit einem außerhalb
des Gerätes angebrachten Griff kann der
Teilnehmer selbst sich die ihm für das Hören

Bild 55. Presse-Empfänger

teuerung der Rundfunkeinrichtung, daß sie für


weite Kreise nicht in Frage kommen kann. Die
idealste Lösung würde natürlich die sein, daß
die Zentralfunkstelle mittels Ty pengebers die
Nachrichten sendet und die Telegramme an
den Empfangsstellen mittels des Ty pendru-
ckers in lesbarer Schrift aufgenommen wer-
den. Versuche nach dieser Richtung hin sind
ebenfalls schon im Gange.
Die Empfangsapparate, die für diese mo-
derne Einrichtung in Frage kommen, stellen
eine Spezialkonstruktion von Telefunken dar,
die genau nach Vorschrift des R. P. M. ausge-
führt ist. Ein solcher Empfangsapparat muß
vor allem einfach und solid konstruiert sein, so
daß seine Bedienung von jedem Laien mit ei-
nem Griff ausgeführt werden kann. Ferner muß
er absolut zuverlässig arbeiten, d. h. er muß
stets nur auf die Welle ansprechen, auf welche
er gemäß der Abonnementsbedingungen einge-
stellt ist. Endlich muß seine Montage einschl.
Antenneneinrichtung und Stromanschluß mit
einfachen Mitteln erfolgen können. Auf Grund
umfangreicher Versuche und langjähriger Er-
fahrungen war die Gesellschaft für drahtlose Bild 56. Netzanschlußgerät

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Seite 36 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

angenehmste Lautstärke und bei Telegraphie dünner Draht an die Gas- oder Wasserleitung
den ihm zusagenden höheren oder tieferen Ton gelegt wird.
für die ankommenden Signale einstellen. Der Mit der Schaffung eines Netzanschlußgerä-
obere, leicht zugängliche Teil des Empfänger- tes, das eine Anstöpselung des Empfängers an
kastens enthält die Audionröhre, sowie eine das Licht- und Kraftnetz ermöglicht, ist es ge-
Reserveröhre, so daß ein Auswechseln der lungen, einer Reihe von Mängeln aller bishe-
Röhren vom Abonnenten jederzeit mit Leich- rigen Empfangseinrichtungen in der vollkom-
tigkeit selbst vorgenommen werden kann. mensten Weise abzuhelfen. Indem für die
Bei größeren Entfernungen, bei denen die Speisung des Empfängers das vorhandene
Lautstärke im Empfänger zum einwandfreien Lichtnetz benutzt wird, werden die in vieler
Hören der Signale nicht mehr ausreicht, wird Beziehung unzweckmäßigen besonderen Batte-
ein Verstärker zugefügt, dessen Abmessungen rien entbehrlich, die den Betrieb durch ihren
sind: 28,5 cm Länge, 16 cm Breite und 9 cm schnellen Verbrauch sehr kostspielig gestalten.
Tiefe. Der Verstärker ist ein sogen. Nieder- Ebenso fallen die eine sorgfältige Wartung er-
frequenzverstärker und besitzt zwei Röhren, fordernden Akkumulatoren fort, da auch das
die sich in dem nicht plombierten, oberen Teil Heizen der Röhren aus dem Netz erfolgt.
des Kastens befinden. Für noch größere Ent- Das Anschlußgerät ist für einen Netz-
fernungen wird statt des Zweiröhrenverstär- gleichstrom von 65 bis 220 Volt vorgesehen.
kers ein Dreiröhrenverstärker geliefert. Wo kein Gleichstrom, sondern nur Wechsel-
Die Antennenanlage besteht aus einem strom vorhanden ist, wird derselbe vorher in
Draht von 60 bis 100 m Länge, der horizontal Gleichstrom umgeformt.
zwischen zwei auf dem Hausdache aufgestell- Das Netzanschlußgerät wird in zwei Aus-
ten Eisenrohrgestängen von ca. 6 m Höhe ge- führungen geliefert. Die kleinere Form dient
spannt wird. An den Enden wird er an Porzel- für Empfangsanlagen ohne Verstärker. Wo
lanisolatoren befestigt und trägt in der Mitte solche in Frage kommen, ist das größere Net-
einen Zuführungsdraht, der auf Stützisolatoren zanschlußgerät erforderlich. Da sämtliche
fest verlegt wird und in den Raum führt, in Röhren der Anlage in Reihen geheizt werden,
dem der Empfänger aufgestellt ist. Die Span- wird dem Netz nur ein geringer Strom ent-
nung und Befestigung an den Isolatoren ge- nommen.
schieht in der gleichen Weise wie die Anbrin- Das kleine N. A. G. hat die Abmessungen:
gung der gewöhnlichen Telegraphen und Tele- 40,5 cm lg., 16 cm brt., 9,5 cm tief, das große
phonleitungen. Die Erdung der Empfangsanla- N. A. G. hat die Abmessungen: 46 cm lang,
ge erfolgt am einfachsten dadurch, daß ein 24 cm breit, 11,5 cm tief.

Zehn Jahre Debeg


Am 15. Januar 1921 konnte die Debeg auf dung einer deutschen selbständigen Unterneh-
eine zehnjährige Geschäftsentwicklung zu- mung für den Betrieb drahtloser Stationen auf
rückblicken. Die Jubilarin beging diesen Tag deutschen Schiffen war. So wurde am 14. Ja-
in bescheidenem, der Schwere der Zeit ange- nuar 1911 die Deutsche Betriebsgesellschaft
paßten Rahmen in den Räumen des Lehrer- für drahtlose Telegraphie m. b. H. mit dem
Vereinshauses im Kreise ihrer Angehörigen Nennwort „Debeg“, das inzwischen Weltruf er-
und in der Anwesenheit des Herrn Direktor langt hat, rechtskräftig ins Leben gerufen. Die
Solff von der Mutterfirma „Telefunken“ als Gründerfirmen: Telefunken, A. E. G., Siemens-
Vertreter unseres Aufsichtsrats. — Die Entste- Halske und Société Anonyme Internationale de
hung und geschichtliche Entwicklung schilder- Télégraphie sans Fil, Brüssel, brachten neben
te in ausführlichen und interessanten Worten d e r s t a tt l ic h en M i t g i f t i n G e s t a l t v o n 7 8 i n
Herr Direktor Behner. Redner wies u. a. darauf Be t rie b befindlichen Schiffsstationen die er-
hin, daß die schnell steigende Zahl von Funk- forderlichen Betriebsmittel ein.
stationen auf deutschen Handelsschiffen in den Wie die Statistik beweist, waren die Hoff-
Jahren 1909 und 1910 sowie der Wunsch aller nungen, die man in die junge Gründung setzte,
Beteiligten, von außerdeutschen Einflüssen auf nicht trügerisch. Die von der Debeg betriebe-
den drahtlosen Nachrichtenverkehr deutscher nen Stationen konnten innerhalb drei Jahren
Schiffe frei zu werden, den Anlaß zur Grün- von den Ende 1910 übernommenen 78 Stationen

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 37

auf 380 im Jahre 1914 vermehrt werden. Der möglich, den Betrieb fachgemäß durchzufüh-
Telegrammverkehr schnellte dementsprechend ren. Die Nachkriegszeit brachte die allgemein-
ebenfalls in die Höhe; so steht der Summe der bekannten noch weit größeren Schwierigkeiten,
abgesandten Telegramme von 506421 im Jahre die eine weitere Existenz der Debeg in Frage
1910—11 die Summe von 954629 im Jahre zu stellen schienen. Dem Schicksal und der
1912—13 gegenüber. Der 1911 eingeführte Führung gelang jedoch ihre Ueberwindung.
Ozeanbrief entwickelte sich von der 1911—12 So konnte wohl mit gutem Recht das zu Be-
verarbeiteten Wortzahl von 137065 auf 188547 ginn der Feier von einer Beamtin zum Vortrag
1912—13. Der große Bedarf an Beamten gebrachte Gedicht zum Schluß voll ausklingen
u n d geschultem Personal, die anfangs ihre in die zukunftsfrohen Worte:
Ausbildung in der Navigationsschule Hamburg Flügellahm und hilfslos trieb das Schifflein
usw. erhielten, machte eine eigene Debeg- Auf hoher See, nach sturmdurchtobter Nacht.
Schule in Bremerhaven notwendig, in der die Die eigene Heimat konnte bald ein Riff sein, —
Debeg nunmehr ihre Beamten selbst ausbilden Doch Käpten und auch Stüermann hält wacht. —
konnte. Nun schleußt die Debeg ein, nach zehn gereiften Jahren
Mit hoffnungsvollem Blick, der weit sich dehnt,
Der Krieg beeinträchtigte die weitere Ent- Mög sie mit gutem Wind nun weiter fahren,
wicklung erheblich, jedoch war es immerhin Wohlauf Jubilarin ins zweite Jahrzehnt!

Bild 57. Die Beamten der Debeg bei der 10-Jahr-Feier

Funktelegraphie und Zeitsignaldienst


V o n T e l e g r a p h en d i rek to r H . Th u rn -B e rl i n .

a) Internationale Regelung des Zeitsignal- änderungen ihres Azimuts erfährt, genügen drei
dienstes. rasch hintereinander beobachtete Sonnenhöhen;
Ein für die Navigation sehr wichtiges Mo- die für diese Höhen geltenden Chronometer-
ment ist die genaue Greenwicher Zeit auf See. ablesungen liefern dann das Material zu den
Zu diesem Zweck führen die großen wertvol- Berechnungen. Vorbedingung bei diesen Orts-
len Schiffe mehrere Chronometer mit sich, bestimmungen ist natürlich, daß das Chrono-
während die kleineren Dampfer nur ein Chro- meter ganz genaue Greenwicher Zeit angibt.
nometer an Bord haben. Die Längenbestim- Es hat sich jedoch bisher in der Technik
mung wird meistens des Morgens ausgeführt. nicht ermöglichen lassen, ein völlig genau ge-
Da die Sonne zu dieser Zeit in kurzen Zwi- hendes Chronometer herzustellen, abgesehen
schenräumen verhältnismäßig große Ver- davon, daß diese Instrumente bei den lebhaften

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Seite 38 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Erschütterungen, denen der Schiffskörper aus- gewöhnlichen Telegraphie auf Schwierigkei-


gesetzt ist, nur zu leicht im Laufe der Fahrt ten stößt. Hier tritt nun die Funktelegraphie
geringe Unterschiede gegen die richtige Zeit helfend ein, da nach den Versuchen des Prof.
aufweisen. Ein Fehler von einer Zeitminute Albrecht festgestellt ist, daß man die moder-
aber zieht z. B, auf dem 55. Breitengrade nen Wellenanzeiger als Präzisionsapparate an-
schon eine Abweichung von ¼ Bogengrad in sprechen kann, so daß also von diesem Ge-
der Länge, also von 16 km nach sich. Das sichtspunkt aus betrachtet, der Anwendung
Chronometer mußte somit unzweifelhaft an der Funktelegraphie bei Längenbestimmungen
Wert gewinnen, sobald es möglich wurde, dem keine Schwierigkeiten im Wege stehen.
Seemann die Zeit in regelmäßigen Zwischen- Das Ergebnis dieser Versuche*) kann man
räumen durch drahtlose Telegraphie zu über- dahin zusammenfassen, daß die Funktelegra-
mitteln. Die umständlichen Zeitkontrollierun- phie bei Ausführung von Längenbestimmun-
gen mit Hilfe von Sonnenbestimmungen kom- gen die Anwendung der gewöhnlichen Tele-
men in Wegfall, der Seemann kann sich bei graphie vollständig ersetzen kann. Mit Hilfe
jeder Wetterlage auf sein funkentelegraphisch der Funktelegraphie können die Zeitsignale
kontrolliertes Chronometer absolut verlassen; heute über den größten Teil von Zentraleuropa
die Sicherheit auf den Seewasserstraßen wird zu gleicher Zeit verbreitet werden. Die draht-
beträchtlich erhöht. lose Telegraphie bietet somit den Astronomen
Bereits im Jahre 1906 hatte der Direktor die Möglichkeit, ein ganzes Netz von geogra-
des Geodätischen Instituts zu Potsdam, Prof. phischen Längenbestimmungen gleichzeitig
Dr. Albrecht, Versuche*) angestellt, die Funk- über ein großes Gebiet der Erde auszubreiten,
telegraphie zur Uebertragung genauer Zeitsig- wodurch die Sicherheit dieser Bestimmungen
nale nutzbar zu machen und gezeigt, daß ihre wesentlich gewinnen wird.
Anwendung bei Längenbestimmungen von Funktelegraphische Zeitsignale zu Längen-
großem Wert ist. Diese Zeitübertragungen er- bestimmungen wurden gelegentlich der Expe-
wiesen sich als erforderlich, um den Unter- dition für die Grenzregulierung zwischen dem
schied der geographischen Längen zweier Orte damaligen Deutschen Schutzgebiet Kamerun
auf der Erde festzustellen. Die Fehler der ast- und Französisch-Aequatorial-Afrika 1912/1913
ronomischen Uhren zweier Stationen gegen unter Mitwirkung eines vom Kolonialamt ent-
genaue Ortszeit lassen sich mit Hilfe der fei- sandten Astronomen durch die von Telefunken
nen Meßinstrumente des Astronomen mit aller errichtete und von der Reichs-Telegraphie-
gewünschten Genauigkeit vom Himmel unmit- verwaltung betriebene Küstenfunkstelle Duala
telbar ablesen, so daß es nur noch darauf an- mit gutem Erfolge ausgesandt. Zur Uebertra-
kommt, den Zeitunterschied zu ermitteln, den gung der für die Längenbestimmung benötig-
die beiden Uhren in einem gegebenen Augen- ten Zeitzeichen war die astronomische Beo-
blicke angeben. Bisher erreichte man die ge- bachtungsstelle mit der Küstenfunkstelle
naue Zeitvergleichung (für geodätische Zwecke durch eine Doppelleitung verbunden. Auf einer
ist die Zeitvergleichung bis zu einer Genauig- Entfernung von 1000 km nahm die Deutsch-
keit von wenigen Tausendstel der Sekunde nö- Französische Grenzexpedition an der Panama-
tig) durch eine unmittelbare telegraphische quelle und die Monda-Dschua Grenzexpediti-
Verbindung der beiden Sternwarten und Ab- on im Süden des Schutzgebietes auf etwa
gabe von Signalen hin und zurück. Durch die 850—1000 km die Zeitzeichen gut auf, was
erfolgreichen Versuche des Prof. Albrecht bei den verhältnismäßig einfachen Empfangs-
wurde der Beweis erbracht, daß die Funken- einrichtungen der Grenzexpeditionen und bei
telegraphie zu einer Zeitübertragung mit astro- den starken luftelektrischen Störungen schon
nomischer Genauigkeit gut zu verwenden ist. damals als guter Erfolg anzusehen war. Nach
dem Bericht des Führers der Longone-Pana-
In Ländern mit engem Telegraphennetze
ma-Grenzexpedition haben sich die Apparate
wird die Ausführung der Längenbestimmung
trotz der ungünstigen Jahreszeit zur drahtlo-
nach dem bisherigen Verfahren auf keine
sen Zeitübertragung bezw. Ortsbestimmung
Schwierigkeiten stoßen; in Gebieten mit
als vorzüglich geeignet erwiesen.
schwieriger zugänglichen Punkten (Gebirgs-
Die Einrichtung einer weitreichenden
ländern) oder auch in Ländern mit spärlichem
Funkspruchstation zwecks Aussendung eines
Telegraphennetze (Kolonien) können leicht
Welt-Zeitsignals wurde im Jahre 1908 von der
Fälle eintreten, in denen die Anwendung der
französischen Akademie der Wissenschaften
*) Veröffentlichung des Kgl. Preuss. geodätischen Instituts dem Marineminister vorgeschlagen. In der
(Neue Folge Nr. 31): Bestimmung der Längendifferenz Potsdam-
Brocken im Jahre 1906. Versuche über die Anwendung der draht- *) Vergl. Thum, „Die Funkentelegraphie im Zeitsignal-
losen Telegraphie bei Längenbestimmungen. Berlin 1907. dienst“. In „Umschau“ Nr. 36/1910.

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 39

von Mitgliedern der astronomischen, geogra- G ru n d d i e s e r n eu e n M e t h o d e d e r S i g n a l g eb u n g


phischen Schiffahrts- und physikalischen Ab- a u c h d a s P ro b l e m d e r g e o g ra p h i s c h en L ä n g e n -
b e s t i m mu n g a u f d e m M e e r e a l s p ra k t i s ch g e l ö s t
teilung herausgegebenen Denkschrift*) wird b e t ra c h t e t w e r d e n k ö n n e . W e n n t ro t z d e m b i s
aus den eingangs geschilderten Gründen be- h e u t e S e e f a h re r u n d A s t ro n o me n s o w e n i g i n
sonders großer Nutzen für die in See befindli- dies er F rag e i n te res sie r t e rs chien , so is t dies
chen Schiffe erwartet. In der Denkschrift heißt w o h l a u f d ie U e b er l e g u n g z u rü c k z u f ü h r e n , d a ß
es v e rf rü h t wä re , zu i rg en d ein e r Neu e ru n g in
es: „Ein kurzer Rückblick auf die Entwicklung d i e s e r H i n s i c h t ü b e r z u g e h en , e h e re i c h e Erf ah -
der Längenbestimmung zeigt, daß diese von ru n g e n ü b e r d i e A n w e n d u n g d e r H e rt z s c h e n
der Zuverlässigkeit der Uhr, die die Zeit des W e l l e n v o r l a g e n . H e u te s i n d w i r j e d o c h a u f e i -
ersten Meridians zeigt, abhängt; durch fehler- n e m P u n k t e a n g e l a n g t , w o e s n i c h t me h r b e -
g rü n d e t e r s c h e i n t , d as S t u d i u m s o l c h e r F ra g e n
hafte Angaben der Seeuhren sind schon viele n o c h l ä n g e r h i n a u s z u s ch i eben ; di e Ze it s che int
Schiffe gefährdet worden. Könnte nicht die v i e l me h r g e k o m me n , u m e i n en F o rts ch r i t t h e r -
Funktelegraphie an Land wie auf See, und b eizu f ü h ren , d er f ü r d ie Si ch erh ei t d e r g an zen
zwar für die ganze Erde die Zeit eines ersten S c h i f f a h rt v o n u n g e h e u re r B e d e u t u n g i s t . In d e r
Meridians angeben?“ Das Zeitsignal sollte um Ta t i st ja h eut e — w enigs ten s bei N ach t — ein
absolut si che r er V erk eh r z wis chen k r äf ti gen
Mitternacht abgegeben werden, damit es auf Lan d s t a t i o n en u n d S c h i f f e n a u f me h re re t a u -
seinem Wege nach allen Richtungen halb um s e n d M e i l e n En t f e rn u n g l ei c h t e rr e i c h b a r , s o
die Erde nicht durch den Einfluß der Sonne auf d a ß ma n d i e Mö g l i c h k e i t a l s g e g e b e n b et r a c h -
die elektrischen Wellen beeinträchtigt wird. t e n k a n n , n a c h a l l e n Punkten der Ozean e — ei-
n i g e w e n i g e R eg i o n e n a u s g e n o mme n — v e rab -
Weiterhin sollte das Signal international sein, red et e Ze its ign ale zu send en durch ein e Anz ahl
d. h. nur die Zeit eines festzusetzenden ersten f u n k t e l e -g ra p h i s c h e r S t a t i o n e n , d i e p as s e n d a u f
Meridians angeben und nicht etwa nacheinan- In s e l n u n d a n d e n K ü s t e n d e r K o n t i n e n t e z u
der die Zeiten der verschiedenen Länder. Je- v e r t e i l e n w ä re n .
denfalls würde ein Weltzeitsignal**) die Si- Des weiteren ist man ja heute auch in weites-
ten Kreisen mit dem radiotelegraphischen Dienst
cherheit der Seeschiffahrt sehr erhöhen und an vertraut, und die Empfangsanordnungen sind so
Land die langwierige Längenberechnung unnö- einfach, daß einer allgemeinen Einführung auch
tig machen. Mit solchen Zeitsignalen ausge- auf Handelsschiffen nichts im Wege steht.
rüstet, würden die auf See befindlichen Schiffe Ich hatte Gelegenheit, unter Beihilfe des
stets die richtige Zeit eines Anfangsmeridians Kommandanten Ferrié eine Serie chronometrisches
kennen; durch die Zuhilfenahme der Funktele- Vergleichsversuche zwischen dem Eiffelturm und
Brest auszuführen. Diese haben gezeigt, daß
graphie wäre somit ein fehlerhafter Gang des durch radiotelegraphische Signale ein Unterschied
Chronometers und ein Irrtum in der Ortsbe- in der Zeitübereinstimmung von etwa 0,5 Se-
stimmung in Zukunft ausgeschlossen. kunden vorhanden war. Diese nahe Uebe-
Da alle Seefahrt treibenden Staaten ein reinstimmung erscheint vollständig ausreichend,
wenn man bedenkt, daß eine Zeit von 4 Sekun-
großes Interesse daran haben, die allgemeine den einer Aequatormeile entspricht. In meinem
Durchführung eines geordneten funktelegra- Berichte über diese Experimente der Zeitüber-
phischen Signaldienstes zu fördern, und die mittlung hatte ich die Ehre, dem Bureau des
Frage der Einführung eines allgemeinen Zeit- Longitudes (Paris) den Vorschlag zu machen,
einen täglichen Dienst für Zeitsignale auf dem
signaldienstes für die Schiffahrt von interna- Eiffelturm einzurichten. Dieser Vorschlag, un-
tionaler Bedeutung ist, erließ im März 1909 terstützt durch Ko mmandant Guyon, ist von dem
Professor Dr. C. Tissot=Brest***) einen „Auf- Bureau angenommen worden. Wenn man die
ruf zur Bildung einer internationalen Kommis- Frage von einem mehr allgemeinen Gesichts-
punkte untersucht, so erkennt man unschwer,
sion“, der noch von einer Reihe von Fachleu- daß es nicht möglich ist, den verschiedenen
ten unterzeichnet ist. Der Aufruf hat in deut- Mächten die unabhängige Initiative zur Errich-
scher Uebersetzung folgenden Wortlaut: tung solcher Zeitstationen zu überlassen.
„Als die drahtlose Telegraphie in den Zunächst ist es klar, daß die Errichtung von
praktischen Verkehr eintrat, hatte man in Zeitstationen, deren Einflußzonen einander nahe
F a c h k r e i s e n s o f o r t d i e I d e e , d a ß n u n me h r a u f sind und zum Teil zusammenfallen, zu Komplika-
tionen führen müßte, die noch nachteiliger wären
*) Comptes rendus hebdomadaires des séances de l'Academie als die Unsicherheit des augenblicklichen Zu-
des siences. CXLVI Nr. 13. Auszugsweise wiedergegeben in den
„Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, Berlin standes, wenn nicht vorher gewisse Ueber-
1908, S. 229. einkommen über den Signalmodus und die Wahl
**) Bereits vor Abfassung der Denkschrift hatte Bouquet de la des Fundamentalmeridians getroffen worden
Goye vorgeschlagen, den unterwegs befindlichen Schiffen die auf
hoher See so schwierige Ortsbestimmung dadurch zu erleichtern, sind. Auch ist dieses Problem der geographischen
daß täglich zu bestimmter Nachtstunde funktelegraphisch ein Längenbestimmung auf dem Meere schon seiner
Uhrenzeichen gegeben werden sollte. Einen gleichartigen Vor- Natur nach ein internationales, dessen Lösung
schlag machte Guyon, nur wollte er das Uhrenzeichen nicht von
einer Station, sondern von vielen, zweckentsprechend ausgewählten studiert werden muß von dem Gesichtspunkte der
Stationen auf Inseln und an den Küsten aller Erdteile ausgehen allgemeinen Schiffahrtsinteressen und auf Grund
lassen. eines allgemeinen Planes, der auszuarbeiten ist
***) Radiotelegraphische Zeitsignale für die Schiffahrt. Aufruf
zur Bildung einer internationalen Kommission. Im „Jahrbuch der von einer sowohl wissenschaftlich wie nautisch
drahtlosen Telegraphie und Telephonie“, Heft 5, 1909, S. 443 ff. kompetenten Kommission, das heißt, von einer

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Seite 40 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

inte rn ation al en Kommission, die s ich aus V er- Die Beschlüsse der Konferenz sind, da die
tr et ern d er Wi ssens chaf t u n d d e r S e e s c h i f f ah r t meisten der anwesenden Vertreter keine Voll-
zusa mme ns etz t .“
macht hatten, nur als Wünsche aufzufassen,
Der Umstand, daß dieser Aufruf in einer die den beteiligten Regierungen unterbreitet
rein technischen Zeitschrift erschien, dürfte werden sollten. Für die Pariser Zeitsignale
die Ursache gewesen sein, daß er in dem Krei- sind die Stunden 10 vorm. und Mitternacht
se der Astronomen und Nautiker, die das vorgeschrieben; die Festsetzung auf 10 vorm,
größte Interesse an einer internationalen Re- ist darauf zurückzuführen, daß die Internatio-
gelung des Zeitsignaldienstes hatten, ziemlich nale Funkentelegraphenkonferenz 1912 be-
unbekannt blieb. Hierauf ist es auch zurückzu- stimmt hat, daß meteorologische Nachrichten
führen, daß im Jahre 1910 der frühere Direk- und Zeitsignale zusammengelegt werden sol-
tor der Berliner Sternwarte, Geh.-Rat Förster, len, damit die Unterbrechung des öffentlichen
unabhängig von dem Vorschlage Tissots Verkehrs nicht allzu oft stattfindet — die me-
s e l b s t mi t de m P l a n e i ne r I n t er n a ti on a l i s i e- teorologischen Nachrichten aber frühestens
rung des Zeitsignaldienstes an die Behörden um 10 Uhr vorm. mitgeteilt werden können.
h e r a n t ra t . Der mittlere Greenwicher Mittag ist als Be-
Eine internationale Regelung war um so ginn des astronomischen Tages festgehalten
notwendiger, als die bisher von verschiedenen worden. Die einzelnen Stationen sind in das
Staaten eingeführten Zeitsignale (vgl. unter b), Schema derart eingefügt worden, daß keine
die ursprünglich nur für die Schiffahrt bestimmt gegenseitigen Störungen vorkommen.
waren, den wissenschaftlichen Anstalten (me- Nach den Beschlüssen der Zeitkonferenz
teorologische, seismographische, erdmagneti- sollte außerdem ein internat. Zeitausschuß und
sche und ähnliche Institute) hinsichtlich der ein Zeitamt in Paris als ausführende Ge-
Genauigkeit nicht genügten. Während für das schäftsstelle eingerichtet werden. Diese inter-
praktische Leben (Seefahrer, Uhrmacher usw.) nationale Zentralstelle sollte sowohl die re-
die gewöhnlichen Zeitsignale mit einer Genau- gelmäßige Abgabe von Zeitsignalen für Schif-
igkeit von etwa ¼ Sekunde genügen, muß bei fe auf See überwachen, wie auch das Aussen-
den Signalen zu wissenschaftlichen Zwecken die den von funktelegraphischen Zeichen zu wis-
höchste erreichbare Genauigkeit angestrebt wer- senschaftlichen Zwecken regeln. Die astrono-
den. Bei einer internationalen Regelung mußte mischen Observatorien und ähnlichen Institute
also zwischen gewöhnlichen und wissenschaft- sollten ihre Beobachtungen, die sie mit Hilfe
lichen Zeitsignalen unterschieden werden. Auch der Funkstellen machen, beim Bureau Interna-
die Verschiedenheit der Aussendung wurde viel- tional niederlegen, wo auf Grund dieser Beo-
fach als unbequem empfunden; eine internatio- bachtungen die genaue Zeit bestimmt und auf
nale Aussprache unter Fachleuten konnte daher funktelegraphischem Wege einheitlich von den
eine Verbesserung des Zeitsignaldienstes — und Großfunkstellen der ganzen Welt mitgeteilt
zwar sowohl hinsichtlich der Technik der Zei- werden sollte.
chengebung als auch der Organisation eines die Der Abschluß eines internationalen Ab-
ganze Erde umspannenden Zeitsignaldienstes — kommens sowie die Gründung eines Zeitaus-
nur förderlich sein. schusses und eines Zeitamtes dürfte sowohl
Auf Veranlassung des Bureau des Longi- einen praktischen Nutzen, als auch einen Vor-
tudes berief die franz. Regierung im Oktober teil für die Wissenschaft haben. Nach Beseiti-
1912 eine I n t e r n a t i o n a l e Z e i t k o n - gung der bisherigen Mißstände müßte der Aus-
f e r e n z * ) der Pariser Sternwarte, die den schuß dafür sorgen, daß nach zweckmäßiger
Zweck hatte, eine Verbesserung der funktele- Verteilung der Sendestellen der Seefahrer an
graphischen Zeitsignale anzuregen und die jedem Punkt des Ozeans eine sichere Ortsbe-
Grundlagen eines internationalen Abko mmens stimmung wird vornehmen können; durch die
zur Vereinheitlichung der Zeit zu beraten. Verbreitung der Signale über die ganze Erde
Die starke Beteiligung der meisten Kulturstaa- wird es allen wissenschaftlichen Instituten und
ten an der Konferenz spricht für das Interesse, Expeditionen möglich gemacht, ohne eine Zeit-
das den funktelegraphischen Zeitsignalen all- bestimmung die richtige Zeit zu haben, wodurch
seitig entgegengebracht wurde. eine wesentliche Zeitersparnis und Arbeitser-
leichterung herbeigeführt wird.
*) Vgl. Kohlschütter: Die internationale Zeitkonferenz zu Paris
vom 15. Oktober bis 23. Oktober 1912. In „Annalen der Hydro- In den Verhandlungen über die Schaffung
graphie usw.“ Bd. 40, Heft XII.
Lecointe, La Conférence Internationale de l'Heure de Paris einer internationalen Organisation der draht-
et l'Unification de l'Heure. In La Vie internationale 1912. S. 43 60.
Thum, Internationale funkentelegraphische Zeitsignale. In
losen Zeitsignale wurde man sich Anfang 1913
„Hansa“ Nr. 6 1913, S. 113 ff. darüber einig, daß zunächst ein vorläufiges Ab-

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 41

kommen auf einige Jahre abgeschlossen wer- 1. Was die gewöhnlichen Signale betrifft, die Er-
den müsse, und Paris als Sitz der Organisation gebnisse der Bestimmungen der Einheitszeit,
ausgedrückt in Greenwicher Zeit, zu sammeln,
und des zu schaffenden Büros zu wählen sei. die ihm von den einzelstaatlichen Hauptzeit-
Auf der Ende Oktober 1913 stattgefundenen stellen übermittelt werden, die ihrerseits die
P a r i s e r Z e i t k o n f e r e n z , auf der 31 Aufgabe haben, so genau wie möglich das Mit-
Staaten vertreten waren, kam ein Vertrag — tel aus den von den Sternwarten ihres Landes
angestellten Zeitbestimmungen zu bilden. Die
Internationales Uebereinkommen über die Grün- Ergebnisse sind so schnell wie möglich den
dung einer Internationalen Zeit-Vereinigung — Gebestellen und den einzelstaatlichen Haupt-
zustande, der mit dem Jahre 1920 ablaufen zeitstellen mitzuteilen.
sollte, wenn man sich nicht vorher ausdrück- 2. Was die wissenschaftlichen Signale betrifft, die
lich über eine etwaige Verlängerung einigen Zeitbestimmungen der zur Vereinigung gehöri-
sollte. Der Vertrag und die Statuten geben nur gen Sternwarten zu sammeln und daraus die
den allgemeinen Rahmen für die Organisation Zeit so genau als möglich abzuleiten.
der Internationalen Zeit-Vereinigung, In wel- Das internationale Zeitamt veröffentlicht
cher Weise der Zeitdienst sich praktisch abwi- die Ergebnisse seiner Vergleichungen. Sollten
ckeln wind, insbesondere wie die Internationale Ergebnisse nicht alsbald veröffentlicht werden,
so teilt es sie in ihren Einzelheiten auf Verlan-
Zeitdienststelle und die einzelnen nationalen gen dem Zentralbureau der Internationalen
Zentralstellen, wozu damals Norddeich gehör- Erd messung in Potsdam und ebenso den
te, bei der Abgabe der Zeitsignale zu verfahren übrigen amtlichen wissenschaftlichen Ver-
haben, und wie sich das Zusammenarbeiten der einigungen und Anstalten mit.
Dienststellen zu gestalten hat, sollte besonders
Ein bestimmtes Datum über Inkrafttreten
geregelt werden. Insbesondere stand die genaue
des Vertrages war nicht angegeben; das Ab-
Art der Zeichengebung noch nicht fest. Bis zur
kommen ist bis heute nicht in Kraft getreten.
endgültigen Entscheidung konnte daher
Wir wollen hoffen, daß die geplante internati-
Deutschland sein bisheriges Verfahren beibe-
onale Organisation des Zeitsignaldienstes, die
halten.
sowohl für das praktische Leben, wie für die
Aus den Satzungen sind von besonderem
Wissenschaft Nutzen zu bringen verspricht,
Interesse die Ausführungen über das Interna-
nunmehr nach Friedensschluß bald in Tätig-
tionale Zeitamt, das nach Artikel 9 folgende
keit treten wird. (Fortsetzung folgt).
Aufgaben hat:

Neujahrsgruß eines Telefunkenbeamten aus Niederländisch-Guayana

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Seite 42 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Telefunken-Marconi Code A.-G.


Notizen in der Tagespresse haben schon von das enthalten, was im geschäftlichen Verkehr
der Gründung der „Telefunken-Marconi Code vorkommt und gebraucht wird. Außerdem ent-
Akt.-Ges.“ berichtet: Wie der Name sagt, ist hält der Code einen Anhang, in welchem Maß-
die Deutsche Gesellschaft für drahtlose , Gewichts- und Wertangaben mit den dazu
Telegraphie m. b. H., „Telefunken“ daran be- gehörigen gebräuchlichsten Phrasen ganz
teiligt, außerdem das Bankhaus Bleichröder, knapp zusammengefaßt sind, so daß in einem
die Firma Rud. Mosse und Carl J. Busch &. Codewort eine vollkommene Offerte z. B. mit
Co. m. b. H. Die Verbindung der neuen Ge- Preis, Gewichtsangabe und Lieferzeit gemacht
sellschaft mit dem englischen Marconi und werden kann, wodurch eine wesentliche Ver-
dem deutschen Telefunken-Konzern, die beide einfachung und Verbilligung des Telegramm-
als führend auf dem Gebiete des Weltfunkver- verkehrs erreicht wird. Der allgemeine Teil
kehrs bekannt sind, beruht auf einem Vertrage, des Codes ist so eingerichtet, daß immer zwei
welcher der neuen Gesellschaft das Recht zum Sentenzen oder Ausdrücke zu einem Codewort
Druck und Vertrieb des „Marconi Codes“ für zusammengefaßt werden.
Deutschland, die Länder der früheren öster-
reichisch-ungarischen Monarchie und andere Bei der bevorstehenden Erhöhung der Te-
Länder gibt. legrammgebühren wird die Geschäftswelt den
Dieser Marconi Code ist ein ganz neuarti- neuen Code schon deswegen begrüßen, weil
ges und zweifellos sehr bedeutungsvolles Mit- durch ihn eine sehr erhebliche Ersparnis an
tel zur internationalen Nachrichtenübermitt- Telegrammkosten ermöglicht wird.
lung auf telegraphischem Wege. Er ist in neun
Sprachen (englisch, französisch, spanisch, Im Auslande sind schon viele Tausende des
russisch, deutsch, holländisch, portugiesisch, neuen Codes abgesetzt worden und der „Mar-
italienisch und japanisch) abgefaßt und zwar coni Code“ wird zweifellos in kurzer Zeit der
in der Weise, daß die Sentenzen und Ausdrü- internationale Standard Code sein, dessen sich
cke sich allen diesen Sprachen genau anpas- jeder Geschäftsmann bedienen wird. Damit
sen. Damit ist die Möglichkeit telegraphischer füllt der neue Code eine Lücke, deren Vor-
Verständigung ohne Kenntnis fremder Spra- handensein im internationalen Verkehr immer
chen gegeben. Ein in deutscher Sprache auf- störend empfunden wurde. Es gibt schon eine
gesetztes Telegramm kann von dem Empfän- Unzahl von verschiedenen Codes, aber es gab
ger in Japan in japanisch, von dem Spanier in bis jetzt keinen Telegraphenschlüssel, der zu
spanisch usw. gelesen werden. wirklich universellem Gebrauch geeignet ge-
Daneben hat der Code andere Vorteile. Die wesen wäre, wie das bei dem „Telefunken-
Sentenzen sind so ausgewählt, daß sie wirklich Marconi Code“ der Fall ist.

Dr. Ing. e. h. Paul Mamroth


Bei Gelegenheit der Hundertjahr-Feier des „Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes“
am 23. Januar 1921 ist der Delegierte zum Aufsichtsrat der im Telefunken-Konzern vereinigten
Gesellschaften und Direktor der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft Kommerzienrat Paul
Mamroth von der Technischen Hochschule Breslau durch Verleihung der Würde eines Doktor-
Ingenieurs ehrenhalber ausgezeichnet worden.

Staatssekretär Dr. Ing. e. h. H. Bredow


Dem Ministerialdirektor im Reichspostministerium Dr. Ing. e. h. Hans Bredow ist der neu
geschaffene Posten des technischen Staatssekretärs im Reichspostministerium übertragen worden.

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 43

Im Laufe der letzten Monate sind bei der Spanien:


Telefunken-Gesellschaft für rein kommerzielle Schlincke, Perlick, Thies (Madrid);
Zwecke u. a. folgende Stationstypen bestellt
worden: Ungarn:
Beinsen (Budapest).
125 Schiffsstationen
6 Stationen für leitungsgerichtete Tele- Asien.
phonie
China:
1 Mehrfachtelephonie-Anlage
Hansen;
5 Landstationen in den Abmessungen
von 0,5 TK bis zu 7,5 TK Java:
4 Röhrensenderstationen Moens, Noppen, Kirchhoff, Nyzelius (Ban-
1 Rahmenempfangsanlage. doeng).
Nord-Amerika .
Mexiko:
Reuthe, Dziendzielewski (Chapultepec);
Vereinigte Staaten:
v. d. Woude (New York).

Süd-Amerika.
Telefunken-Angestellte im Ausland. Argentinien:
Europa. Reinhard, Schäfer, Behrend, Storm, Deiters,
Klein (Buenos Aires);
Dänemark:
Müller, Giesche, Kellermann, Warncke Brasilien:
(Kopenhagen); Eickhoff, Billerbeck (Rio de Janeiro);
Müller III (Blavandshuk);
Columbien:
Finnland: Drews (Cartagena);
Schall (Helsingfors);
Niederländich- Westindien:
Holland: Klemp, Mantey, (St. Martin), Ruckschuss,
Kühn (Assel); Weber (Haag); Wetzel (Suriname, Paramaribo=Moengo).
Norwegen:
Wolff (Kristiania); Beamten-Jubiläen.
Schweden: Auch heute können wir wieder eine statt-
Finnern (Stockholm); liche Anzahl Namen von Herren und Damen
anführen, die seit 15 bezw. 10 Jahren im Dienste
Schweiz: unserer Gesellschaft stehen und in treuer
Dr. Hänni, Sichter (Zürich); Pflichterfüllung jeder an seinem Platze, mit-

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Seite 44 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

geholfen haben, dem Namen „Telefunken“ Zehn Jahre bei der Gesellschaft tätig sind:
weit über die Grenzen des Landes hinaus An-
sehen und Achtung zu erringen. Kontoristin Margarete Conrad
(Dienstantritt 16. 5. 10)
Auf eine fünfzehnjährige Tätigkeit blicken
zurück die Herren: Techniker Friedrich Schaare
(Dienstantritt 12. 7. 10)
Oberingenieur Paul Schwarzhaupt
Techniker Hermann Kaspar
(Dienstantritt 17. 7. 05)
(Dienstantritt 13. 7. 10)
Kaufmann August Kauder Kaufmann Alfred Bollmann
(Dienstantritt 1. 8. 05) (Dienstantritt 25. 7. 10)

Direktor Karl Solff Kaufmann Erich Sprenger


(Dienstantritt 1. 10. 05) (Dienstantritt 15. 8. 10)

Ingenieur Rudolf Fischer


Ingenieur Franz Grassnick
(Dienstantritt 1. 9. 10)
(Dienstantritt 1. 10. 05)
Oberingenieur Edmund Müllner
Techniker Paul Fehse (Dienstantritt 1. 10. 10)
(Dienstantritt 1. 10. 05)
Techniker Henry Beinsen
Direktor Hermann Behner (Debeg) (Dienstantritt 1. 11. 10)
(Dienstantritt 5. 10. 05)
Kaufmann Georg Reihert
Kaufmann Hermann Fritsche (Dienstantritt 3. 10. 10)

(Dienstantritt 1. 12. 05) Kaufmann Heinrich Ike


(Dienstantritt 1. 12. 10)
Direktor Dr. Ing. Karl Schapira
(Dienstantritt 1. 1. 06) Kaufmann Arthur Hartwig
(Dienstantritt 5. 1. 11)
Ingenieur Arthur Schmidt
Ingenieur Georg Betz
(Dienstantritt 2. 1. 06)
(Dienstantritt 31. 1. 11)
Ingenieur Ernst Hornoff Oberingenieur Otto von Bronck
(Dienstantritt 17. 1. 06) (Dienstantritt 1. 1. 11)

Nachruf.
A m 1 6 . F e b r ua r d . J . s t a r b k u r z v o r V o l l e n d u n g d e s 52 . L e b e n s j a h re s

Herr Franz Lerche


Die Gesellschaft verliert in ihm einen umsichtigen, gewissenhaften und tüch-
tigen kaufmännischen Angestellten, die Beamtenschaft einen liebenswürdigen und
treuen Kameraden.
Ehre seinem Andenken!
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H.

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 45

Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Seite 46 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 47

Für die absolute Zuverlässigkeit dieser der In- und Auslandspresse entnommenen
Mitteilungen können wir eine Verantwortung nicht übernehmen. Die Schriftleitung

Europa. in den meisten Fällen dieselben wie für Ka-


beltelegramme. Ausnahmen bestehen für Tele-
Der Betrieb auf dem Reichs-
Deutschland gramme nach Brasilien, Asien und Australien,
Funkamt entwickelt sich im-
die teurer sind, weil sie infolge ihrer funktele-
mer günstiger. Während im Januar 1920
graphischen Beförderung über New-York einen
52840 Telegramme befördert wurden, stieg die
weiteren Weg durchlaufen, als wenn sie von
Zahl im Oktober bereits auf 114912 Stück. Ist
vornherein über den nächsten Kabelweg gingen,
diese Zahl im Verhältnis zu unserem Telegra-
Funktelegramme nach Argentinien, Brasilien,
phen-Gesamtverkehr auch noch verhältnismä-
Chile, Peru und Uruguay werden auf Verlangen
ßig klein, so zeigt sie doch schon, daß der
gegen Entrichtung einer erhöhten Gebühr auf
Funkbetrieb seinen Zweck, Entlastung des
den deutschen Telegraphenleitungen bis zur
Drahtnetzes und bei dessen Störung die Siche-
Großfunkstelle Nauen von New-York ab als
rung wichtiger Verbindungen, erfüllt.
dringende Telegramme befördert. Nach den
Außer der Hauptfunkstelle Königswuster-
Vereinigten Staaten von Amerika und einem
hausen sind zur Zeit vorhanden: 9 Leitfunk-
Teil von Canada sind Funk-Preßtelegramme zu
stellen (Breslau, Dortmund, Düsseldorf, Frank-
ermäßigter Gebühr zugelassen. Nähere Aus-
furt a. M., Leipzig, München, Stuttgart, Ham-
kunft über Wortgebühren usw. erteilen die
burg, Königsberg) und 6 Funkstellen (Darm-
Telegraphenanstalten.
stadt, Elbing, Friedrichshafen, Hannover, Kon-
stanz, Stettin.) — Leipzig, Hamburg, Frank- England
Der englische General-Post-
furt a. M. sind mit je einer zweiten Sende- meister gab einer Versamm-
und Empfangsstation ausgerüstet worden. Die lung von Journalisten und Zeitungsverlegern
Leitfunkenstellen verkehren sämtlich mit der nähere Aufklärungen über Englands Ziele, der
Hauptfunkstelle Berlin und mit den benachbar- Presse für ihre Verbindungen ein drahtloses
ten Funkstellen. Weltmonopol zu schaffen. Im Mai d. Js. werde
Außer diesen Stellen mit Sender- und die drahtlose Verbindung Cheafield bei Ox-
Emp f ä n g e r st a t i o n e n b es te h en 6 9 reine E mp - ford mit Cairo fertig, von wo weitere Verbin-
f a n g s s t a t i o nen i n d e n g r ö ß e r e n o d e r w i c h t i - dungen mit Mairobi in Afrika geschaffen wer-
g e r e n O r t e n; w e i t e re S t el le n w e r d e n i n a l l e r - den. Von dort aus soll Verbindung mit Wind-
n ä c h s t e r Z e it f o l ge n . huk in Südwestafrika hergestellt werden, wo
Den Betrieb regelt das telegraphentech- die frühere deutsche Station umgebaut wird.
nische Reichsamt, Abt. Funkwesen, in Berlin; Dann bestehe weitere Verbindung mit Indien,
es teilt den Stellen die Wellenlängen zu und Singapore, Hongkong sowie Australien. Fremde
setzt die Zeiten fest, zu denen sie verkehren Stationen seien dann nicht mehr erforderlich.
dürfen. Mit mehreren Leitstellen hat die In einem Erlaß kündet der Chef des engli-
Hauptstelle Berlin bereits Versuche mit schen Post- und Telegraphenwesens an, daß er
Schnelltelegraphenapparaten angestellt (mit sich das Recht vorbehalte, jedes nach dem
Wheatstone- und Siemens-Apparaten); die Er- Kontinent aufgegebene Telegramm durch die
gebnisse waren günstig und sind geeignet den in Frage kommenden Radio-Stationen beför-
Funkverkehr weiter zu verbessern. — dern zu lassen, falls der Aufgeber die drahtlo-
Es werden jetzt auch Telegramme nach se Uebermittlung nicht ausdrücklich verbiete,
Ländern über die Vereinigten Staaten von indem er den Vermerk „Durch Draht“ („By
Amerika hinaus zur funktelegraphischen Be- Wire“) auf dem Telegramm-Formulare an-
förderung über Nauen-New-York angenommen. bringt. Von jetzt an werde die Mehrzahl der
Die Telegramme müssen mit der Bezeichnung Telegramme, die in England nach Ländern
„ F u n k “ v e r s e h e n s e i n. V o n N e w - Y o r k a b aufgegeben wird, mit denen der Drahtverkehr
we r de n sie auf dem besten Wege ihrer Be- mangelhaft ist, auf drahtlosem Wege übermit-
stimmung zugeführt. Die Wortgebühren sind telt werden.

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Seite 48 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Frankreich
Ein Kontrakt zwischen der fran- Asien.
zösischen Regierung und der Die chinesische Regierung
Companie Générale de Telegraphie sans Fil, China
macht große Anstrengungen,
gibt letzterer das Recht, einen drahtlosen Tele- die drahtlosen Verbindungen zwischen dem
graphendienst für Handelsnachrichten zwischen Reich der Mitte und den übrigen Teilen der
Frankreich und allen anderen Ländern der Welt Welt zu schaffen. So berichtet ein Mitarbeiter
zu betreiben. Zwei in der Nachbarschaft von der Shanghai-Times, daß bereits eine Kette
Paris gelegene große Radiotelegraphen- drahtloser Stationen errichtet sei, die den Mit-
Zentralen sind für diesen Zweck im Bau. Die telpunkt der chinesischen Regierung, Peking,
eine davon ist für den transozeanischen Ver- mit dem fast 5000 km entfernten Kaschgar in
kehr und die andere für den Verkehr mit den Chinesisch-Turkestan verbinden sollen. Kasch-
europäischen Ländern bestimmt. gar wird dann in der Reichweite der indischen
Rußland
Der Humanité wird aus Moskau drahtlosen Stationen liegen und so als Verbin-
berichtet, daß der russische dungsglied mit dem englischen Weltfunken-
Ingenieur Moutsch Drujewitsch mit seinem netz dienen. Die Kette der drahtlosen Sta-
System drahtlose Telephonieversuche zwischen tionen Ostasiens wird in ihrer Linie dem ur-

Übersicht der Verkehrsfrequenz der Großfunkstelle Nauen im Januar 1921 im Verkehr mit Amerika *)

Taschkent und verschiedenen sibirischen Städ- alten Handelswege folgen, der schon in Vor-
ten mit großem Erfolg durchgeführt hat. Die zeiten durch die Gebiete führte.
hierbei erzielten Reichweiten gehen bis 4500 Die Anlagen werden von der Marconi-
Kilometer. Gesellschaft im Auftrage der chinesischen
Die tschecho-slowa- Regierung ausgeführt. Eine Großfunkstation
Tschecho-Slowakei
kische Regierung hat ist bei Urga in der Provinz Kansu, etwa 1200
verfügt, daß bis zur Schaffung eines eigenen km von Peking entfernt, errichtet worden; die
Telegraphen-Gesetzes das des früheren öster- drahtlose Verbindung zwischen Urga und Pe-
reich-ungarischen Staates Geltung behalten king wird bereits praktisch ausgenutzt. Ebenso
soll. Das neue in der Ausarbeitung befindliche kann man von Urga aus die Stationen von
Gesetz soll die Bestimmung erhalten, daß fun- Shanghai und Hankow erreichen, und es wer-
kentelegraphische Stationen in der Tschecho- den bereits Telegramme aus Amerika auf
slowakei ohne die Erlaubnis der Regierung *) Von jetzt an sollen diese Übersichten regelmäßig an dieser
nicht errichtet werden dürfen. Stelle veröffentlicht werden.

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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 49

diesem Wege nach China befördert. Eine an- Es habe sich gezeigt, daß diese Station eine
dere Station wird 1500 km weiter bei Urumohi außerordentlich große Reichweite besitze.
gebaut; sie soll in etwa 3 Monaten in Betrieb Selbst die Marconistation in Spitzbergen teilt
genommen werden. Die letzte Funkstation, die mit, daß sie Java deutlich hören könne,
die ganze Anlage vollendet, ist dann die er-
wähnte in Kaschgar. Amerika.
Wie das Journal Télégrafique
Japan
Die für die Großfunkstelle Canada
zu berichten weiß, sind die
Haranomachi bestimmte Emp- verschiedenen telegraphischen Gesellschaften
fangsanlage in Tomioka, fünf Meilen von Ha- des Landes auf Veranlassung der canadischen
ranomachi gelegen, soll demnächst dem öf- Regierung zu einem Unternehmen vereinigt
fentlichen Verkehr übergeben werden. Schon worden.
jetzt werden mit ihr die von Nauen gesandten
Presseberichte regelmäßig empfangen. Ein an Chile
Die Verwaltung der Staatste-
eine bestimmte Adresse in Buenos Aires von legraphen plant, Privaten das
Nauen gerichtetes Telegramm, das in Tomioka Recht zur Errichtung von radiotelegraphischen
mitgehört wurde, wie auch die Nauener Pres- Stationen zu gewähren. Sie ist im Augenblicke
semeldungen, haben den Beweis erbracht, daß damit beschäftigt, Bestimmungen auszuarbei-
die drahtlosen Telegramme nur einen Tag Be- ten, die von den Amateuren zu erfüllen sind,
förderungszeit benötigen, während Kabeltele- damit Störungen im öffentlichen radiotelegra-
gramme 4—5 Tage Zeit beanspruchen. phischen Dienst vermieden werden.
Die Großfunkstelle Haranomachi gehört zu Mexiko
Nach einem Regierungserlaß
den größten drahtlosen Stationen der Welt. dürfen die drahtlosen Statio-
Der Bau weiterer Landstationen ist geplant. nen die Pressenachrichten, die ihnen von Nau-
Man sieht daraus, daß auch Japan bestrebt ist, en, von Sayville und anderen Großstationen

Übersicht der Verkehrsfrequenz der Großfunkstelle Nauen im Januar 1921 im Verkehr mit Europa *)

dieses neueste Nachrichtenmittel nach Mög- zugehen, nicht an die Zeitungen weitergeben,
lichkeit auszunutzen. Aber nicht nur die weil dies den Bestimmungen des Monopols,
drahtlose Telegraphie, sondern auch die draht- das eine amerikanische Telegraphen-Gesell-
lose Telephonie soll verwandt werden. So sol- schaft besitzt, zuwiderläuft. Die mexikanische
len drahtlose Telephonieapparate an Bord al- Telefunken-Großstation Chapultepec darf da-
ler Handelsschiffe installiert und dadurch eine her nur die mexikanischen Pressenachrichten
Verbindung zwischen Land und See herge- weitergeben. Der Minister für Verkehr und öf-
stellt werden. Die Gebühren für drahtlose Te- fentliche Arbeiten, Ing. Pascual Ortiz Rubio,
legramme sollen nur die Hälfte der Kabelge- unterhandelt jetzt, der „Deutschen Zeitung“
bühren betragen. von Mexiko zufolge, mit der Monopol-In-
Der indische Merkur vom 21. haberin, um ein Abkommen zu finden, wonach
Java die drahtlosen Stationen des Landes in der
1. berichtet, daß die Sendesta-
tion auf Java fertig sei, zur Zeit aber nur Re- *) Von jetzt an sollen diese Übersichten regelmäßig an dieser
gierungstelegramme nach Holland befördere. Stelle veröffentlicht werden.

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Seite 50 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22

Verbreitung von Pressenachrichten ungehindert sprechverkehr auf drahtlosem Wege. Die an


sind und es ihnen außerdem gestattet sein soll, das Netz angeschlossenen Teilnehmer werden
Privattelegramme des Publikums zu befördern. n a c h A n r u f d e s Fe r n sp r e c h a mt e s o h ne w e i -
Sollten die Unterhandlungen zu einem günsti- t e r e s i n d i e s e n d r a h t l o se n V e r k e h r e i n g e -
gen Resultat führen, so plant der Minister eine s c h a l t e t ; d i e V e r s t ä n d i g u ng s o l l s o k l a r u n d
erhebliche Vermehrung der drahtlosen Statio- si c h e r se i n, w i e i n e i ne r g e w ö h n l i c he n Fe r n -
nen in der Republik vorzunehmen. spr e c h l i ni e . D i e a me r i k ani sc h e Q u e l le , d e r
Die Zeitschrift Every - w i r d i e s e N a c h r i c ht e n e nt n e h m e n , f ü g t h i n z u ,
Vereinigte Staaten daß in den ersten Zeiten insofern ein Miß-
day Engineering weiß
zu berichten, daß nach offiziellen Angaben b r a u c h m i t d e r E i n ri c h t u ng g e t r i e b e n w u r d e ,
der Regierung die Zahl der Liebhaber, die im a ls ma n unte r U ms tä nde n mit de n ge w öhnli-
Besitze von Sende- und Empfangsstationen c h e n A p p a ra t e n d i e G e sp rä c h e m i t h ö re n
sind, auf etwa 200 000 geschätzt werden kann, k o n n t e . D i e s e T a t s a c h e w ur d e a u s g e n u t z t , u m
wovon allein auf New-York und Umgebung a u c h g e s c h äft l i c he G e s p r äc h e z u b e la usc h e n .
20000 Radiostationen entfallen. Ein bemerkenswertes Beispiel für die An-
Seit einigen Monaten unterhält die Pacific w e n d u n g d e r d r a h t l o s e n T e le p h o n i e te i l t u n -
Telephone und Telegraph Co. zwischen dem s e r e Q u e l l e noc h m i t , u n d z w a r e i n G e spr ä c h
Festland und Catalina Island, einer Insel, die z w i s c h e n C a t a l i na I s l a n d u n d e i n e m a uf d e m
rund 50 km von der südlichen Küste Kalifor- A t l a n t i sc he n O z e a n b e fi n dl i c he n D a mp f e r i n
niens entfernt liegt, einen normalen Fern- u n g e f ä h r 7 000 k m E n t fe r nu n g .

NAUCKSCHE BUCHDRUCKEREI, BERLIN S 14; STALLSCHREIBERSTR. 5

Thomas Günzel 05/2009 für www.radiomuseum.org


Thomas Günzel 05/2009 für www.radiomuseum.org

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