System Telefunken
entstanden aus den funkentelegraphischen Abteilungen der Allgemeinen
Elektrizitäts-Gesellschaft (System Slaby-Arco) und Siemens & Halske
(System Prof. Braun und Siemens & Halske
Z e n t r a l v e r w a l t u n g : Berlin SW 11, Hallesches Ufer 12/13
Fernsprecher: Amt Nollendorf Nr. 3280−89
Zweiggesellschaften:
Amalgamated Wireless Co., Sydney
Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., Berlin
Deutsche Südsee Gesellschaft für drahtlose Telegraphie A.-G., Berlin
Drahtloser Übersee-Verkehr A.-G., Berlin
Société Anonyme International de Télégraphie sans fil, Brüssel
Telefunken Ostasiatische Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., Shanghai
Technische Büros
angegliedert an verwandte Gesellschaften in:
Buenos Aires [Siemens-Schuckert Ltd. Seccion Siemens & Halske]*)
Helsingfors [AEG Helsingfors]
Konstantinopel [Siemens-Schuckertwerke]*)
Kristiania [AEG. Eletricites Aktieselskabet]*)
London [Siemens Brothers & Co.; Ltd.]*)
Madrid [AEG. Thomson Houston Ibérica]*)
New York [Atlantic Communication Co.]*)
Peking [Siemens China Co.]
Rio de Janeiro [Compania Brasileira de Electrcidade Siemens-Schuckertwerke]
St. Petersburg [Russische Elektrotechnische Siemens & Halske A.-G.]*)
Shanghai [Siemens China Co.]
Stockholm [AEG Electriska Aktiebolaget]*)
Sydney [Australasian Wireless Co.]*)
Wien [Siemens & Halske A.-G., Wienerwerk]*)
*) Mit eigener Fabrikation
Vertretungen in:
Amsterdam – Athen – Bangkok – Batavia – Belgrad – Bogota – Brüssel – Bukarest – Caracas
Guayaquil – Habana – Helsingfors – Johannesburg – Kopenhagen – Lima – Manila – Mexiko
Montevideo – Paris – Rotterdam – Santiago – São Paulo – Sofia – Tokio – Valparaiso
Zentral-Amerika – Zürich
Inhalt:
Seth Ljungqvist . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
Über die Qualitäten ungedämpfter Sender (Bogen, Maschine
oder Röhre). Von Dr. Graf Arco . . . . . . . „ 5
Wie man Großstationen baut. Von E. Reinhard . . . . . „ 8
Der heutige Stand unserer Großstationsbauten . . . . . . „ 14
Schnelltelegraphie auf Großstationen. Von Dr. H. Verch . „ 17
Was das Berner Verzeichnis erzählt und verschweigt.
Von W. Lebrenz . . . . . . . . . . . . . . „ 26
Funk-Presse-Dienst. . . . . . . . . . . . . . . . . „ 31
Zehn Jahre Debeg. . . . . . . . . . . . . . . . . . „ 36
Funktelegraphie und Zeitsignaldienst. Von H. Thurn-Berlin „ 37
Telefunken-Marconi Code A.-G. . . . . . . . . . . . „ 42
Dr. Ing. e. h. Paul Mamroth . . . . . . . . . . . . . „ 42
Staatssekretär Dr. Ing. e. h. Bredow . . . . . . . . . . „ 42
Geschäftliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . „ 43
Telefunken-Angestellte im Ausland
Beamten-Jubiläen
Nachruf
Rundschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „ 47
Seth Ljungqvist
Leiter der Radioabteilung der schwedischen Telegraphenverwaltung
Wiederholt haben wir Gelegenheit g enom- amten- Karr ier e dur chlauf en, wur de 1907 I n-
men, darauf hinzuweisen, wie gerade die nor - tenda nt und 1916 Chef der Radioabteilung der
dischen Staaten verhältnismäßig frühzeitig an Königlichen Telegraphenver waltung. An di e-
die praktische Ausnutzung der dra htlos en T e- ser Stelle bot sich ihm r eichlich Gelegenheit,
legraphie hera ngetr e- seine groß en or ganisa -
ten sind und Männer satorischen und techn i-
aufzuweisen haben, die schen Kenntnisse im
ihre Aufgabe darin er- Int er esse seines Vater-
blicken, die wirtschaft- landes nutzbringend zu
liche und politische ver werten und seiner
Unabhängigkeit ihres Energie und seiner
Landes durch den nimmerrastenden Ar-
Ausbau dieses moder- beit ist es mit z u da n-
nen Verkehrsmittels zu ken, wenn Schweden
fördern. Zu ihnen ge- heute in der R eihe
hört auch der jetzige der jenigen Staaten
Leiter der Radioabtei- steht, die sich in we i-
lung der Königlichen testgehendem Maße der
Telegraphenverwaltung drahtlos en T elegr aphie
Schwedens, Herr Büro- bedi enen.
chef Seth Ljungqvist, Ber eits im Jahre
dessen große Verdienste 1902 ging Schweden
auf dem radiotech- mit unt er den ersten
nischen Gebiet durch Staaten dazu über,
Verleihung des Nord- die dra htlos e Tele-
stjerna - Ordens vor graphie in die Mar ine
kurzem auch die Aner- einzuführ en, und z war
kennung seines Königs entschloß sich die R e-
gefunden haben. gierung schon da mals,
Ljungqvist ist am nach r eif licher Prüfung
5. Mai 1880 in Falum aller S yst eme „ Tele-
Dalerna geboren, wo funken― den Vorz ug
er auch seine Jugend zu geb en. Im s elb en
und Schulzeit verlebt hat. Nach Vollendung Jahre wur den dann auch die ersten Land - und
seines Gymnasialstudiums und wohlbestandenem Küstenstationen an der Ost - und Westküste
Examen bezog er 1899 die Königliche Techn i- erbaut. Heute verfügt S chweden über neun
sche Hochschule in Stockholm, die er 1904 als Landstationen, unter denen die größte die in
Diplom-Ingenieur verließ, um in den Staat s- Kar lsborg ist, die mit i hr er 50 -kW-Antennen -
dienst überzutreten. Vom L inieningenieur bei leistung den dra htlos en Verkehr mit den eur o-
der Telegraphenverwaltung an hat er die Be - päischen Großstationen u nter hält.
Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Seite 4 TELEFUNKEN-ZEITUNG Nr. 22
versehen waren, mit solchen ausstatten will. F ä h i g k e i t e n u n d u m f a sse nden Kenntni ssen
Die schwedischen Reeder werden dadurch in wie Herrn Ljungqvist als Chef setzte,
Stand gesetzt, die Bedingungen zu erfüllen, h a b e n d i e s c h w e d i s c h e n St aatsbehörden nicht
die neuerdings England für alle Schiffe über n u r d e n B e w e i s e r b r a c ht , w e l c h' g r o ß e B e -
1500 Tonnen erlassen hat, die seine Häfen an- d e u t u n g s i e d e r R a d i o t e legraphie beimessen,
laufen. s o n d e r n a u c h d e n W i l l e n b e k u n d e t, a uf d i e -
Dadurch, daß die Telegraphenverwaltung se m G e b i e t una u f h a lt sa m v o r w ä r t sz u schr e i te n
in Stockholm im Jahre 1916 eine besondere und dadurch Schweden den ihm gebührenden
Abteilung für Radioangelegenheiten ihrer P l a t z i m w ir t s c h a f tl i c hen We t t b e we rb d e r
Zentralstelle angliederte und an die Spitze V ö l k e r z u si che r n .
dieser Abteilung einen Mann von so großen
die Erfüllung der notwendigen Bedingungen Die Empfangskreise sind durch Dämp-
in bezug auf Wellenkonstanz als in kurzem fungsreduktion, praktisch gesprochen, unge-
b e v o r s t e h e n d e r w a r t e n l ä ß t , w ä hr e nd d i e dämpft gemacht. Die Akkumulierung der Sen-
R ö h r e d i e Ko n s t a n z h e ute s c h o n e r f ü l l t . N u r deenergie kann über 1000 Wellenzüge zeitlich
der Bogen muß in dieser Beziehung als hoff- ausgedehnt werden. 1 / 1 0 Prozent Wellen-
n u n g s l o s b e z e i c h ne t we r de n . schwankung hebt aber den Akkumulierungs-
Für eine bestimmte Entfernungsleistung vorgang schon nach 100 Schwingungen auf.
und unter Berücksichtigung der notwendigen Eine außerordentliche Konstanz der Sendefre-
Störungsfreiheit des Empfängers ist heute also quenz muß dafür verlangt werden. Ganz ähn-
nicht mehr die einfache Strahlungsleistung des lich sind die Bedingungen für den Empfänger
ungedämpften Senders maßgebend, sondern es von dem Gesichtspunkte erhöhter Selektion
müssen gewisse Forderungen in bezug auf die aus. Durch Kompensationsantennen in Ver-
Beschaffenheit seiner Energieform erfüllt bindung mit einer Rahmenantenne (cardioide
sein. Während die besten Wellenmesser, wel- Feldform) ist die Empfindlichkeit gegen die
che auf dem Resonanzprinzip beruhen, es Schwankung der Sendefrequenz noch erhöht.
höchstens ermöglichen, die Welle eines Sen- Solche Empfänger haben aber den Vorteil, daß
ders auf 1 / 1 0 Prozent genau zu messen und da- große Teile des Raumes und damit auch die
her auf Wellenschwankungen von weniger als Störungen in diesem Teil des Raumes voll-
1
/ 1 0 Prozent nicht reagieren, werden heute an kommen abgeblendet sind. Die Kompensation
der Empfangsstelle elektrische Bedingungen tritt jedoch nur solange ein, als der Sender die
ausgenutzt, die weit über dieses Genauig- bestimmte Frequenz, für welche die Kompen-
keitsmaß hinausgreifen. sation besteht, innehält. Ein gleiches Erfor-
*) „Auf dem mit einigen künstlerischen Abbildungen der zuletzt dernis der Konstanz ist durch die moderne
ausgeführten und entworfenen Stationen für den Weltverkehr aus- mehrstufige Ueberlagerung gegeben, wobei
gestatteten Wandkalender nimmt die im Bau befindliche Station in
Assel (Kootwijk) für den niederländisch-indischen Verkehr eine ganz scharfe Abstimmungen auch für die
hervorragende Stelle ein. Der Farbendruck gibt ein gutes Bild von
dem Eindruck, den das große Sendergebäude, umringt von hohen durch Schwebung erzeugten Zwischenfrequen-
Türmen, mitten in der Einsamkeit des Kootwijk'schen Sandes zen gefordert werden. Durch diese Maßnahmen
machen wird“. (Aus „Radio-Nieuws“, 1. Januar 1921.)
wird — konstante Frequenz vorausgesetzt — und ihrer Stärke nach so regelmäßig folgen,
gleichzeitig die Selektion und die Verstär- daß Schwebungstöne bis zu einer abzählbaren
kungsmöglichkeit des Empfängers gesteigert. Frequenz erhalten werden können und daß au-
Die Zwischenfrequenzen reagieren, weil sie ßerdem dieser Zustand konstant bleibt. Eine
durch Schwebungsvorgänge gewonnen sind, solche Konstanz wird aber kaum jemals mit
außerordentlich stark auf die geringste Wel- einem Lichtbogengenerator erzielt werden
lenänderung des Senders. können. Aus diesem Grunde kann bei ihm für
die gleiche Antennenleistung auch nicht die
Während nun die Frequenzen eines Röh-
gleiche Entfernungs- und Telegraphierleistung
rensenders so gleichmäßig sind, daß man so-
vorausgesetzt werden, wie beim Maschinen-
gar bei ganz langsamen Schwebungen von bei-
oder Röhren-Generator.
spielsweise 10 pro Sekunde, durch Zählen
Praktisch ist die Unterlegenheit des Licht-
nachweisen kann, daß in jeder Sekunde
bogens für eine gegebene Leistung im Ver-
gleichmäßig nur 10 Impulse auftreten, ist die
hältnis zur Hochfrequenzmaschine wiederholt
Konstanz bei einem Lichtbogenerzeuger so
festgestellt worden, so z. B. hier bei Tele-
schlecht, daß selbst schon Schwebungstöne
funken durch Herrn Dr. Esau (Annapolis zu
von einigen Hundert in der Sekunde kaum
Marion), ferner aber auch von der Marconi-
noch einen Toncharakter haben.
Gesellschaft in England, und schließlich durch
H i e r n a c h müß t e a l so a n d e n L i c ht b o ge n einen chilenischen Hochschulprofessor in
n i c h t me h r d i e F o r d e r u ng g e s t e l l t we r d e n , Lima, der sehr genaue Vergleichsmessungen
d a ß s e i n e F re q u e n z , w i e s i e m i t d e m W e l - zwischen Annapolis und Marion gemacht hat.
lenmesser oder mit einer anderen empfindli- Dabei ist die Station Annapolis eine der bes-
c h e n R e s o n a n z m e t h o d e be s t i m m t w i r d , s e h r ten Bogenlampenstationen, die heute im Be-
v i e l k o n s t a nte r w i r d , a l s d i e s b i s h e u t e e r - triebe sind, und arbeitet mit der für den Bogen
r e i c ht i s t , s o n d e r n e r müßte jetzt die neuen besonders günstigen Bedingung einer außer-
Forderungen erfüllen, daß bei der gegebenen gewöhnlich langen Welle von 17 km. Bei
F r e q u e n z di e e i n ze l ne n Amp l i t u d e n zei t l ic h diesen Messungen hat sich ergeben, daß
gleiche Empfangslautstärke und gleiche Stö- kunft noch wesentlich günstiger für die Röhre
rungsfreiheit wie bei der Maschine, mit dem und ungünstiger für den Lichtbogen gestalten.
Lichtbogen sich nur dann ergeben, wenn der Die bisher zu Ungunsten des Röhren-
Lichtbogen mit dreifacher Strahlungsleistung s e n d e r s stark ins Gewicht fallenden größeren
arbeitet. Da nun aber die Maschine heute noch Betriebsunkosten durch Röhrenverbrauch wer-
zwei- bis dreifach größere Schwankungen hat den in Zukunft durch Anwendung geringerer
als die Röhre, so darf man annehmen, daß im Fadentemperaturen und dadurch erzielter län-
Vergleich mit der Röhre der Lichtbogen nur gerer Lebensdauer beträchtlich verkleinert
dann gleich guten Empfang gibt, wenn er werden können. Jedenfalls sprechen die an ei-
zehnfache Sendeleistung ausstrahlt. ne moderne Anlage zu stellenden Forderungen
D i e E n t w i c k l u n g d e r E m p f ä n g e r g e ht an Wellenkonstanz und Selektionsfähigkeit
z w e i f e l l o s w e i t e r i n di e s e r R i c h t u n g der f o r t - bei Stationen mittlerer Größe schon heute
s c h r e i t e n d e n E n e r g i e a k k um u l i e r u n g un d S e - ebenso für den Röhrensender und gegen den
l e k t i o n, u m m i t k l e i n e re n S e n d e l e i s t u n g e n Lichtbogen, wie bei Großstationen das Urteil
auskommen zu können. Daher werden sich für die Maschine und gegen die Bogenlampe
d i e e b e n g e na n n t e n V e r h äl t n i sz a hl e n in Z u - in Fachkreisen seit längerer Zeit festgelegt ist.
da es sich um die Verlegung von vielen Kilo- auszuführen hat. Die Antenne ist für eine ge-
metern Draht handelt. wisse Windgeschwindigkeit und Eisbelastung
Mit dem Bau des Sendergebäudes werden berechnet. Die einzelnen Drähte mit Isolato-
auch gleich die nötigen Fundamente für die ren und Abspannarmaturen werden schon ab
Maschinen und Apparate, sowie die Kabelka- Fabrik so zugeschnitten und hergerichtet ge-
näle ausgeführt und in den Decken und Wän- liefert, daß sie nur hochgezogen, montiert und
den zweckmäßig dort Löcher gelassen, wo nach Vornahme einiger Verbindungen an die
Drähte, Kabel und Durchführungen passieren Durchführungen angeschlossen zu werden
müssen. brauchen.
Die Anordnung eines Kühlteiches für die Baut die Gesellschaft eine Großanlage in
Oehl- und Wasserkühlung, sowie der Bau ei- eigener Regie, so stehen sämtliche Arbeits-
nes ausgiebigen, mit Elektropumpe zu betäti- gruppen unter Aufsicht und Kontrolle der Te-
genden Brunnens und eines Laufkrans im Ma- lefunkenbauleitung am Ort. Sie führt die not-
schinenraum sind nicht zu vergessen. Ist das wendigen Material- und Werkzeuglisten, stellt
Gebäude überdacht und innen verputzt, be- Eingangs- und Ausgangsscheine aus, regelt
ginnt die Innenmontage durch die aus mindes- die Lohnzahlung, nimmt Bestellungen beim
tens einen Ingenieur mit einer Anzahl von Stammhaus und anderen Lieferanten vor, er
Bild 15. Einer der sechs 210 m hohen Eisengittermaste der im Bau befindlichen Großstation Assel
Argentinien.
Die Vorarbeiten für den
Bau der Großfunkstelle in
Argentinien, die durch die
neugegründete Transradio Ar-
gentina Compania Radiotele-
grafica S. A., Buenos Aires,
Telefunken in Auftrag ge-
geben wurde, sind nun so
weit vorgeschritten, daß
programmäßig Ende Januar
dieses Jahres mit dem Bau
begonnen werden konnt e.
Bild 16. Abspannfundament eines Gittermastes der Großstation Assel Das Grundstück für die An-
lage ist im Süden von Bue-
nos Aires gelegen. Unser
Talsenkung ausgespannt ist, dient zur Auf- Bauleiter, Oberingenieur E. Reinhardt ist am
nahme von 400 kW Schwingungsenergie. Der 24. 11. 20. mit seinem Stab auf dem Dampfer
Bau der Sendeanlage wird sich noch einige „Gelria“ von Amsterdam nach Argentinien a b-
Zeit hinziehen. Die Aufnahme des funkentele- g e f a h r e n u n d A n f a n g J a n u a r d o r t e i nge t r o f -
graphischen Verkehrs zwischen Holland und f e n. Die Aufgabe, vor der wir hier stehen, ge-
Java dürfte voraussichtlich Ende des kommen- hört zu den schwierigsten, die bisher in fun-
den Jahres erfolgen. Bisher war auf Java eine
kleinere Versuchsanlage mit etwa 100 kW An-
tennenleistung (System Telefunken) in Benut-
zung. Diese Station steht in Tjililin (Mittel-
Java); sie besitzt ebenfalls eine, der oben er
Bild 17. Fußpunkt eines 210 m hohen Mastes mit Schutz- Bild 18. Isolatoren und Aufstiegpodest eines
einrichtung für die Isolatoren der Großstation Assel 210 m hohen Mastes der Großstation Assel
kentelegraphischer Beziehung überhaupt ge- stellt werden. Die Leser der Telefunkenzei-
stellt worden ist, da es sich um Ueberbrückung tung werden besonders über diesen interessant
einer Entfernung von etwa einem Erdquadran- ten Bau von uns auf dem Laufenden gehalten
ten handelt, d. h. es muß die Verbindung Nauen werden. Doetsch.
—Buenos Aires, ca. 12 000 km, direkt herge-
Die drahtlose Telegraphie war bisher über- der bereits vorhandenen Drahtleitungen ge-
all da am Platze, wo die Drahttelegraphie aus führt. In einer Beziehung jedoch blieb die
technischen bezw. wirtschaftlichen Rücksich- Drahttelegraphie zunächst überlegen und zwar
ten versagte, während in allen anderen Fällen in bezug auf die Telegraphiergeschwindigkeit.
die Drahttelegraphie aus mancherlei Gründe n Während bei ihr die Schnelltelegraphie bereits
als das bevorzugte Nachrichtenmittel angese- seit Jahren in Anwendung war, war man bei
hen wurde. Nach der außerordentlichen Ver- der drahtlosen Telegraphie lange über den in-
vollkommnung der drahtlosen Telegraphie in dividuellen Hörempfang, der mit ca. 150
den letzten Jahren beginnt diese jedoch be- Buchstaben pro Minute das Maximum erreicht,
reits mit ihrer älteren Schwester auch in letz- nicht hinausgekommen. Erst die Fortschritte
ter Hinsicht in heftigen Wettbewerb zu treten und Errungenschaften der letzten Zeit lassen
und wird darin unterstützt von den bedeutend es auch hier als aussichtsreich erscheinen, den
gesteigerten Verkehrsbedürfnissen der letzten Menschen durch die schnell arbeitende Ma-
Zeit. So hat die Reichstelegraphenverwal- schine zu ersetzen.
t u n g b e r e i t s zur Entlastung der Linientelegra- Die von Telefunken angewandten Schnell-
phen das Reichs-Funknetz für den Inlands- telegraphiereinrichtungen unterscheiden sich
dienst eingerichtet. Ferner hat die Eigenart nach der Art der Zeichenablesung an der
der schnellen Schwingungen, sich besonders Empfangsstelle nach folgenden drei Gruppen:
günstig längs guter Leitungen fortzupflanzen, I. Hör-Morsebetrieb,
zur „Mehrfach-Telegraphie längs Leitungen“ II. Schreib-Morsebetrieb,
und damit zu einer weit höheren Ausnützung III. Ty pen-Druckerbetrieb.
Besonders für Großstationen mit Dauer-
*) Die Zahlen und Bildunterlagen sind von den Herren Leib
und Schuchmann. Verkehr ist die Einführung der Schnelltelegra-
arbeitet nicht mit Morsezeichen, sondern mit sonders in Verbindung mit den Schnellgebern,
Impulseinheiten von gleicher Länge für jeden spielen, sei hier etwas näher auf ihre Entwick-
Buchstaben (Bild 26). Bild 27 zeigt die lung eingegangen.
Schreibmaschine zum Lochen der Streifen,
Bild 28 den gelochten Streifen. Der Siemens- Seit Entwicklungsbeginn der Telegraphie
Schnelltelegraph braucht zur Uebermittlung war die Taste das Organ, mit deren Hilfe die
eines gedruckten Buchstabens nur annähernd Telegramme in Form von Morsezeichen aus-
die halbe Anzahl von Kontakt-Einheiten, als gesendet wurden. Bei der drahtlosen Telegra-
die mit Morseschrift arbeitenden Schnell-Tele- phie lag sie anfangs direkt im Maschinenkreis
graphen-Systeme, so daß die doppelte Wort- des Senders, den sie rhythmisch öffnete und
zahl übermittelt werden kann. Ferner bietet
der Schnelltelegraph den wesentlichen Vorteil,
Bild 24. Schnellgeber für Morseschrift, Bild 25. S & H-Schnelltelegraph, Senderseite
entwickelt in den Laboratorien von S & H
daß die Buchstaben an der Empfangsstelle in schloß. Mit größer werdender Sendeenergie
fertiger Druckschrift erscheinen, so daß durch wurde diese einfache Art der Zeichengebung
den Fortfall der Zeichenübersetzung erhebli- unmöglich, da sich die großen Energieen infolge
che Zeit gespart wird. Außerdem gibt er einen Funken- bezw. Lichtbogenbildung an der Taste
Kontroll-Streifen (Mitlesestreifen) in Druck- auf diese Weise nicht mehr tasten ließen. Man
schrift beim Geben und garantiert einen ge- schritt deshalb auf den Großstationen zum
wissen Grad der Geheimhaltung, da er nur Im- Einbau der Tastrelais. Die Handtaste betätigt
pulsserien — keine Morse-Zeichen — aussen- zunächst das mit starken Kontakten versehene
det. magnetische Tastrelais, das seinerseits erst die
Die vom „Geber“ gelieferten Impulse steuern eigentliche Sendeenergie tastet. Um die Fun-
das Tastrelais. In Anbetracht der wichtigen kenbildung möglichst herabzusetzen, werden
Rolle, die die Tastrelais der Großstationen, be- mehrere solcher Relais hintereinander geschal-
Das schnelle Tasten großer Energien war mäßig groß; sie beträgt ca. 700 Buchstaben
eine der Hauptschwierigkeiten, die sich der p. M. = 180 Wörter.
Einführung der Schnelltelegraphie entgegen- T r o t z d i e s e r h o h e n G e s c hw indigke it is t
stellten. Je größer die Sendeenergie ist, desto m i t e i n i g e n Pr e ß - L u f t - Re l a i s d a s T a s t e n s e h r
größer und schwerer muß naturgemäß das g r o ß e r E ne rg i e n m ö g l i c h . D a s i n B i l d 3 2
Tastrelais sein; andererseits je größer und vorn links befindliche magnetische Relais be-
schwerer die bewegten Kontaktmassen gehal- tätigt d i e S t e u e r u n g d e s P r e ß l u f t -Zy l i n de r s .
ten sind, desto geringer ist die erreichbare
Tastgeschwindigkeit. Dabei spielt die Art des
Senders eine entscheidende Rolle. So ist der
Röhrensender am leichtesten zu tasten, da bei
ihm die Taste in den verhältnismäßig schwa-
che Ströme führenden Gitterkreis gelegt wird.
Die erforderlichen Relais weisen deshalb nur
kleine Dimensionen auf. Es sind Tastrelais für
Röhrensender von verschiedener Leistung aus-
gebildet worden; so zeigt Bild 30 ein Tastre-
lais für Röhrensender bis zu 10 kW für eine
Leistung bis zu 800 Buchstaben pro Min. Be-
deutend größere Schwierigkeiten bezüglich
des Tastens bereiten der Maschinensender und
in noch erhöhtem Maße der Funkensender. Der
Telefunken-Hochfrequenz-Maschinensender in Bild 29. Großstations-Tastrelais (Nauen-Anlage)
Schnell-Empfänger.
Den oben beschriebenen Schnell-Sende-
Sy stemen stehen folgende Schnell-Empfangs-
Sy steme gegenüber:
Hörempfang.
a) Phonograph.
Der Hauptteil der Empfangsapparatur ist
ein Phonograph, der sowohl als Aufnahme,
Bild 30. Tastrelais für Röhrensender bis 10 kW, wie auch als Wiedergabeapparat benutzt wer-
entwickelt in den Laboratorien von S & H den kann. Der Kopffernhörer des Telegra-
Die Kolbenstange trägt am linken, herausra- phisten wird durch das am Phonographen an-
genden Ende eine Scheibe, die im Tastrythmus gebrachte Telephon ersetzt, das die ankom-
gegen die gegenüberliegenden, im Kreise an- menden Zeichen mit Hilfe einer Hebelanord-
geordneten Kontakte schlägt. Um die an den nung auf die rotierende Wachswalze graviert
Unterbrechungsstellen infolge der starken (s. Bild 34). Die beschriebene Walze wird in
spezifischen Belastung herrschende hohe langsamem Tempo abgehört. (Die Walze ges-
Temperatur zu vermeiden, wird die Kontakt- tattet natürlich ein beliebig oft wiederholtes
scheibe während des Tastens in schnelle Rota- Abspielen). Da die Intensität des Tones bei
tion versetzt, wodurch eine ständige Ver- der verlangsamten Wiedergabe abnimmt, ist
schiebung der Kontaktstellen erzielt wird. die 10—50fache Hörbarkeit im Verhältnis zum
Jetzt ist in Nauen eine andere Tastart, die normalen Hörempfang erforderlich. Die Tele-
Osnos-Tastdrossel, eingeführt, die bezüglich phonströme werden zu diesem Zwecke durch
der Schnelltelegraphie sehr aussichtsreich er- einen Telefunken - Vierröhrenverstärker ver-
scheint, da sie die Verwendung sehr kleiner stärkt. Bei der Aufnahme wählt man zweck-
Relais ermöglicht. Diese Tasteinrichtung be- mäßig einen möglichst hohen Empfangston,
ruht auf folgendem Prinzip: damit bei der Wiedergabe ein noch gut hör-
barer nicht zu tiefer Ton erzielt wird. Die
Im ersten Resonanzkreis liegt zwischen Verbindung der Telephonmembran mit dem
Spannungs- und Frequenz-
transformator an Stelle des
bisher verwendeten Wider-
standes eine Selbstinduktion
mit Einsenkern (a), die den
Kreis derart verstimmt, daß
keine Frequenzvervielfachung
eintritt (Bild 33). Durch ei-
nen Gleichstrom, der bei ge-
schlossener Taste T, die auf
denselben Kern gewickelte
Gleichstromwickelung c
durchfließt, wird die Magne-
tisierung des Eisens so ge-
ändert, daß die Selbstinduk-
tion der Spule a Null und
die Abstimmung des Reso-
nanzkreises wieder herge-
stellt wird. Infolge einer be-
sonderen Anordnung der Bild 31. Alte Tastschaltung
Bild 33. Neue Tastschaltung (Osnos) Bild 34. Schreibsystem für Phonoschreiber mit Luftkopplung
Empfangs- Erforderliche
Art der
Empfangs- geschwindig Empfangsenergie
hinter dem Wieder-
systeme keit in Buch- Verstärker gabe
staben p. M. in Hörbarkeit
individueller Hör-
bis zu 150 300
Hörempfang empfang
Hör-
Phonograph „ „ 600 3000-12000
empfang
Hör-
Telegraphon „ „ 600 3000-12000
empfang
Morse-
Schnellmorse „ „ 600 12000
schrift
Schnell- Typen-
Bild 41. Laboratoriumsmodell eines Schnellmorseapparates „ „ 1200 12000
mit Motorantrieb telegraph druck
Bild 43. Der mit dem Siemens-Schnelltelegraphen gedruckte Streifen, entsprechend dem Lochstreifen Bild 26
Für jeden, der das Berner Verzeichnis mit anderen Erzeugnissen der Nachkriegszeit; es
den Augen eines Fachmannes und alten „Fun- war bis vor kurzem nur „hinten herum“ zu ha-
kers“ zu lesen versteht, sind diese Blätter kein ben. Man mußte schon Beziehungen zu hohen
trockenes Nachschlagewerk, vielmehr das Stellen haben, um während des Sommers ein-
Spiegelbild eines Teils der Zeitgeschichte. mal auf kurze Zeit ein Exemplar geliehen zu
Einer Zeitgeschichte, die reich an Kämpfen erhalten. Inzwischen scheint die Herstellung
war, die alle in jenen Blättern ihr getreues allerdings in ein besseres Fahrwasser gelangt
Abbild fanden: in erster Linie die Eroberung zu sein, auch Exemplare der deutschen Ausga-
der Weltteile durch die verschiedenen funken- be sind bereits erschienen. Ein Blick auf das
telegraphischen Sy steme, und dann der Kampf Aeußere gemahnt wieder an eine andere Be-
der Sy steme und sonstigen Interessen unter- gleiterscheinung des Krieges; an Kriegsge-
und gegeneinander. Viele Unternehmungen winnler. Nicht mehr in der bescheidenen vor-
ließen unter der Spalte „Sy steme“ ihre Namen kriegsmäßigen Schlankheit präsentiert sich das
eintragen, die inzwischen Opfer des Wett- Werk, sondern protzig, dick. Ja, der Hauptge-
kampfes geworden sind, obwohl sie anfangs winner, Amerika, ist so angeschwollen, daß er
wie Miteroberer auftraten. sich von der Gemeinschaft der anderen Natio-
Welcher Stolz und welche Freude erfüllte nen losgesagt hat und einen ganzen Band für
das Funkerherz, wenn eine ausländische Ree- sich füllt.
derei, die bereits ein fremdländisches System Das Innere nun ruft Gedanken wach an
auf ihren Schiffen eingeführt hatte, dieses ei- Versailles, St. Germain, Trianon und Sevres.
nes Tages gegen ein Produkt der deutschen Wo sind die deutschen Kolonien? Man findet
Industrie auswechselte; „Spalte vier zu erset- sie nicht mehr. Doch halt, nein, da sind ja
zen durch Telefunken“, sagte die von Bern he- noch alte Bekannte, die Namen Nauru und Ra-
rausgegebene Berichtigung dazu. baul fallen uns in die Augen, zwei jener Süd-
Exotische Länder zweiten und dritten Ran- seestationen, die von Telefunken noch kurz
ges wurden am ehesten Kampfplatz der ver- vor dem Kriege fertiggestellt worden sind.
schiedenen Interessen. Die von Bern verbreite- Doch mißmutig blättert man weiter, wenn man
te Kunde, daß in der Hauptstadt der schwarzen liest, daß Rabaul jetzt zu einem Lande „Neu
Republik Liberia von einer deutschen Kabel- Britanien“ gehört. Auch die Telefunkenstation
gesellschaft eine Funkstation in Betrieb ge- auf Samoa wird noch erwähnt. Aber damit sind
nommen sei, ließ den Franzosen keine Ruhe; auch die Rückerinnerungen an das frühere
einige Nachträge später erfuhr die staunende deutsche Kolonialreich begraben, die Namen
Mitwelt, daß 4 km von der ersten eine zweite der afrikanischen Stationen fehlen und rufen
(französische) Monroviastation entstanden sei. wenigstens keine schmerzlichen Erinnerungen
Und nun folgte noch der Kampf um die paar mehr wach. Und das deutsche Mutterland
armseligen Telegramme von vorbeifahrenden selbst? Nun, es genügt ein kärglicher Raum,
Schiffsstationen; der Franzose ermäßigte seine um die an der verkürzten Nord- und Ostsee-
Küstengebühren, die Deutschen folgten; die küste noch bestehenden Stationen aufzunehmen.
Franzosen ließen die Küstengebühren ganz fal- Schlimmer steht es wohl noch mit unsern
len, die Deutschen folgten wieder. Wahr- ehemaligen Bundesgenossen. Bulgarien hat
scheinlich hätten beide Gegner schließlich zwar immer noch eine Station aufzuweisen, da-
noch Prämien obendrein gezahlt, aber da kam gegen ist die alte Donaumonarchie aus dem
der Krieg. funkentelegraphischen Interessenkreis gänzlich
Ja, der Krieg! Auf ihn allein ist es zurück- verschwunden. Den Namen Oesterreich findet
zuführen, wenn die jetzt vor uns liegende VI. man nicht mehr, auch Ungarn ist nicht mehr
Ausgabe des Berner Verzeichnisses einen so würdig, einen Zugang zum Meer zu besitzen.
ganz anderen Eindruck macht als die früheren. Sic transit gloria mundi.
Auch dieses Verzeichnis, das laut Aufdruck im Und die anderen Länder? Nun in ihnen,
Februar 1920 erschienen ist, ähnelt den meisten gleichgültig, ob früher feindlich oder neutral,
hat sich die Funktelegraphie recht gut ent- Verzeichnis bildete, füllt es jetzt kaum ein
w i c k e l t . Fast überall ist ein Zuwachs an Sta- paar dürftige Seiten. Nicht ganz 70 deutsche
tionen zu verzeichnen, mit einer merkwürdi- Schiffe sind es, die noch Funkenstationen füh-
gen Ausnahme: Rußland. Das Land der Sow- ren, und sich damit als einigermaßen qualifi-
jets ist, dem Verzeichnis nach zu urteilen, in ziert erweisen können. Lächerlich fast mutet
der verhältnismäßig glücklichen Lage, daß in es an, wenn die deutschen Großreedereien Ha-
ihm alles noch genau wie vor dem Kriege aus- pag und Lloyd hierbei mit je drei Schiffen
sieht. Absolut nichts hat sich geändert; daß vertreten sind, während das größte deutsche
inzwischen ein selbständiges Finnland entstan- Frachtschiffahrtsunternehmen, die Hansalinie,
den ist, wird verschwiegen, Helsingfors zählt ein einziges Schiff aufführen läßt. So renom-
noch immer als russische Station. Estland er- mierte Reedereien wie die Hamburg Südame-
geht es ebenso, auch Libau, Riga, Reval und rikanische Dampfschiffahrts-Ges., Deutsche
Bild 44. Kraftwerk (Kessel- und Turbinenhaus) der Telefunken-Großstation zu Dajeuhkolot (Java)
die Aaland-Inseln sind hier verzeichnet. Auch Ost-Afrika-Linie und Deutsche Austral-Linie
darüber, daß die russische Süd- und Ostgrenze sucht man vergebens, aber mit Dank erfüllt es
unklar geworden ist, geht man hinweg und läßt den Leser, wenn er findet, daß die Admiralität
im Süden Batum und im Osten Wladiwostock darauf verzichtet hat, das, was uns an Kriegs-
als russiche Stationen weiterbestehen. Auch in schiffen verblieben ist, an diese Stelle mit
der Marine ist nichts verändert; selbst Kriegs- aufnehmen zu lassen.
schiffe wie Penteleimon, Zemtschug u. a. m., Doch nicht alle deutsche Schiffsnamen, die
die erwiesenermaßen deutschen Seestreitkräf- uns von früher her geläufig sind, sind aus dem
ten zum Opfer fielen, werden noch weiter auf- Verzeichnis verschwunden. Ist es reiner Zufall
geführt. oder wohldurchdachte Absicht, daß gerade
Wir kommen nun zum zweiten Teil des Ver- England durch Beibehaltung der deutschen
zeichnisses, der die Bordstationen enthält, und Schiffsnamen ein ewiges Menetekel für uns ge-
der geeignet ist, uns den Wandel der Zeiten so schaffen hat? Altbekannte Namen von Damp-
recht eindringlich vor Augen zu halten. Um fern aller deutschen Reedereien finden wir in
Deutschland vorweg zu nehmen: fast nichts ist den von England veröffentlichten Listen; wie
uns geblieben, weder quantitativ noch qualita- berührt es uns doch, an dieser Stelle einem
tiv! Während Deutschland früher den nach „Adolph Woermann“, ,,Cap Polonio“, Fürst Bü-
England zweitstärksten Abschnitt im Berner low“ und gar der „Königin Luise“ zu begeg-
nen! — Dafür hat aber England entgegen sei- Verzeichnis und sieht genauer all die Angaben
nen bisherigen Gepflogenheiten darauf verzich- an, die in der Rubrik „Sy stem“ erscheinen, so
tet, die Einheiten seiner Kriegsflotte an dieser begegnet man nicht weniger als über 40 ver-
Stelle aufzuführen, sodaß ein Vergleich mit schiedenen Bezeichnungen. Wir finden hier die
dem Status vor dem Kriege nicht mehr möglich Namen der großen Weltkonzerne deutscher,
ist. Ob auch dieser Entschluß etwa durch den englischer, französischer und amerikanischer
Verlauf des Krieges beeinflußt worden ist? Nationalität; ferner eine ganze Anzahl von
Firmen, die sich wohl weniger mit der weite-
ren Durchbildung der drahtlosen Technik be-
fassen, als daß sie sich der lohnenden fabrik-
mäßigen Herstellung von Stationen widmen.
Ferner lernen wir hier, daß anscheinend auch
verschiedene Staaten sowie deren Militär- und
Marinebehörden sich als Pioniere auf dem Ge-
biet der drahtlosen Telegraphie betätigen; so
begegnen wir z. B. Systemen „État Francais“,
„United States Navy“, „United States Army“,
„United States Coast Guard“, „Bureau of Stan-
dard“, „Argentine Navy“, schließlich muß man
hier auch noch das Teishinho-System, das Sys-
Bild 45. Kühlwasserkanal des Kraftwerkes Dajeuhkolot
tem des japanischen Handelsministeriums, er-
wähnen. Unwillkürlich legt man sich jetzt die
Frage vor: hat es eigentlich eine Berechtigung,
Brasilien hat den ihm zugefallenen deut- all diese Namen als Systembezeichnungen an-
schen Schiffen brasilianische Namen zugelegt, zuwenden?
sodaß äußerlich ihre Herkunft nicht mehr er-
Jeder Funktechniker wird uns bezeugen
kennbar ist, doch läßt die Systembezeichnung
können, daß augenblicklich vom radiotechni-
„Telefunken“ unschwer darauf schließen.
schen Standpunkt betrachtet, nur zwei Syste-
Aehnliches finden wir bei den Vereinigten
me existieren: das gedämpfte und das unge-
Staaten von Amerika. Auch Italien besitzt
dämpfte.
jetzt 10 mit Telefunkenstationen ausgerüstete
Handelsdampfer, die wohl zum größten Teil Man kann dies aus praktischen Gründen
der alten österreichischen Handelsflotte ange- vielleicht noch dahin erweitern, daß man bei
hörten, worauf auch die ins Italienische über- den gedämpften Systemen noch zwischen
tragenen Namen einiger ehemaliger Damp-
fer des österreichischen Loy d hinweisen,
wie z. B. ,,Ferdinando Palasciano“ (früher
„Erzherzog Ferdinand“).
A u c h a n d i e se r St e l l e b le i b t Fr a n k -
r e i c h d a ge g en s i c h s e l b s t t r e u : e s w i l l
g a r n i c ht s v o n D e u t s c h l a nd w i s s e n ! D a ß
es die uns abgenommenen Schiffe mit
d e u t s c h e m N a m e n u n t e r d e r T ri c ol o r e
f a h r e n l ä ß t , w i r d n i e m a nd v e r l a n g e n u n d
kein Deut sche r, de m noch etwas Natio-
n a l b e w u ß t s e i n g e b l i e b e n, d i e s a uc h n u r
w ü n s c h e n k ö n n e n . A b e r F r a n k r e i c h wi l l
a u c h ni c h t i n d e n V e r da c h t ge r a t e n , e i n
w e n n a u c h ge w i sse r ma ß e n u n f r e i w i ll ig e r
H o r t d e u t s c h e r T e c h ni k z u s e i n , u n d s o Bild 46. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Betoniermaschine
sc h w e i g t e s l i e be r d i e T at sa c h e t o t , da ß
s i c h a u f ü b e r 1 0 0 S t a t i o ne n s e i n e r H a n d e l s - Knarr- und Tonfunken unterscheidet, bei den
f l o t t e T e l e fu n k e n s t a t i one n b e fi n d e n; e i n ungedämpften dagegen zwischen Lampen-,
St r i c h sol l di e St e ll e a u sfü l l e n, d i e für d i e Maschinen- und Röhrensendern. Demgemäß
B e z e i c h n u n g d e r v e r w e nd e t e n Sy st e m e v o r - muß man all die Namen, die hier neben den
gesehen ist. bekannten Weltsystemen neu aufgetaucht sind,
Da wir nun gerade einmal bei den Syste- wohl richtiger als „Fabrikmarke“ bezeichnen.
men angelangt sind: Durchblättert man das In Bern selbst ist man anscheinend auch schon
darauf gestoßen, daß die augenblicklichen Sy- führt werden, gleichgültig, ob sie für öffentli-
stemangaben nicht ganz das richtige treffen, chen, privaten oder dienstlichen Verkehr vor-
und man hat deshalb in mehreren Fällen er- gesehen sind, ob sie an der Küste, im Landes-
gänzende Angaben eingefügt, die sich auf die innern oder auf Schiffen oder Flugzeugen in-
Senderart, ob tönend oder knarrend, beziehen stalliert sind; man könnte hier ebenso gut die
und teilweise auch sogar den Senderton durch für den transatlantischen Verkehr bestimmten
Zahlenangaben zu charakterisieren suchen. Riesenstationen wie die kleinsten automati-
Aber einmal sind diese Da-
ten noch ziemlich lückenhaft
und zweitens beziehen sie
sich ausnahmslos auf den
Sender. Bei der stetig größer
werdenden Verbreitung der
ungedämpfte n Sender auch
für Schiffsst ationen wird es
aber binnen kurzem f ür
Bordfunkstellen absolut not-
wendig werd en, darüber ori-
entiert zu sein, wo übe rall
Küstenfunkst ellen mit Emp-
fangsvorricht ungen auch für
ungedämpfte Wellen vorhan-
den sind. Jedenfalls wäre
hierdurch eine Erweiterung
des Verzeichnisses gesch af-
fen, die wohl allgemein be- Bild 48. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Maschinenhaus im Bau
grüßt werden dürfte.
Der Vergleich des heute vorliegenden um- schen Schiffwarnungsstationen alphabetisch
fangreichen Werkes mit den dünnen Heftchen nebeneinander ordnen. Geht man aber auf die
der früheren Auflagen regt zum Nachdenken früheren Ausgaben zurück und berücksichtigt
über den Charakter der früher und heute darin den Zweck, für den das Werk auch heute noch
in erster Linie praktisch ge-
braucht wird, so kommt man
zu dem Ergebnis, daß das
Berner Verzeichnis haupt-
sächlich ein außerordentlich
wichtiges Hilfsmittel für die
Erleichterung des Verkehrs
zwischen Land und Schiff
sowie der Bordfunkstellen un-
tereinander darstellt.
Dieser Gesichtspunkt
müßte nach wie vor für die
B e a rbe itung de s W e rke s in
e r s t e r L i ni e m a ß g e b e n d s e i n ,
und demzufolge könnten ei-
n e r s e i t s E r gä n z u n g e n, a n d e -
r e r s e i t s S t re i c h u n ge n n o c h
Bild 47. Vom Bau des Kraftwerkes Dajeuhkolot, Betonieren einer Decke des Maschinenhauses
wesentlich dazu beitragen,
das Verzeichnis für diesen
aufgeführten Funkstellen an. Das Verzeichnis S p e z i a l z we c k n o c h g e e i g n e t e r e r sc h e i n e n z u
nennt sich „Internationales Verzeichnis der lassen. So interessant es schließlich sein
Funkstellen“, ein Titel also, der keinerlei Be- mag, zu erfahren, daß auch im boliviani-
schränkungen hinsichtlich der Aufführung von s c h e n Putumayogebiet und im peruanischen Ur-
Funkstellen für alle möglichen Verwendungs- wald F u n k s t e l l e n v or h a n de n s i n d , di e S c h i f f-
zwecke birgt. Es könnten also eigentlich alle f a h r t hat keinen Nutzen davon, das Fehlen de-
irgendwie bestehenden Funkstellen hier aufge- rartiger Angaben würde für sie keine Lücke
hinterlassen. Dagegen kann es unter Umständen lung zu bleiben vermochte, konnte es auch im
von großem Wert sein, wenn ein Schiff die Kriege nicht aus seiner technischen Vormacht-
Zeitsignale und Pressenachrichten (diese natür- stellung verdrängt werden; die schwedische
lich nur, soweit ihre Veröffentlichung statthaft Handelsmarine z. B. weist auch heute nur die-
ist) der Großstationen Nauen, Eiffelturm, Lyon selbe kleine Anzahl von Nicht-Telefunkenstati-
usw. rechtzeitig aufnehmen kann; die Namen onen auf, die vor dem Kriege schon installiert
dieser Stellen und die dazu gehörigen Angaben waren, nämlich 5 gegen 80 Funkstellen nach
über Sendezeiten und Wellenlängen wird man eigener Bauart. (System Telefunken).
Recht bemerkenswert ist
die Tatsache, daß im interna-
tionalen Wettbewerb kein
anderes Unternehmen unter
Ausnützung der durch den
Krieg geschaffenen Lage
auch nur annähernd sich so
entwickeln konnte wie der
Marconikonzern. Einige
amerikanische Firmen ver-
mochten wohl im eigenen
Lande einigermaßen Fuß zu
fassen, im Ausland dagegen
gar nicht, oder nur in ganz
verschwindendem Maße. Ja-
pan dagegen, dessen Teis-
Stationen im Besitz der neuentstandenen Ra- Schweden (80), Uruguay (1), Nordamerika
dio-Corporation, viele neuausgerüstete hol- (50) und England (206). Dazu kommen noch,
ländische Schiffe führen als Sy stembezeich- wie schon erwähnt, die mit den ausgelieferten
nung die Buchstaben N. S. F. und auch Nor- Dampfern nach England, Frankreich, Italien
wegen präsentiert uns seine N. J. (National- und Brasilien gekommenen Stationen. Jeden-
Industrie)-Stationen. Doch sind, wie die Er- falls brauchen wir noch keineswegs trübe in
fahrung zeigt, derartige Bestrebungen nicht die Zukunft zu sehen. Wenn die deutsche In-
imstande, die Weiterverbreitung von Telefun- dustrie nach wie vor ihre alten Traditionen
kenstationen im Auslande zu unterbinden. Wie hochhält und allen künstlich aufgebauten
das Berner Verzeichnis uns verrät, befinden Schwierigkeiten zum Trotz auch heute noch
sich Bordstationen deutscher Herkunft auf als ihr Feld die Welt betrachtet, dann wird sie
ausländischen Handelsschiffen in Argentinien bald auch nach außen hin wieder stolz wie
(19), Australien (13), Canada(l), Dänemark ehedem in die Erscheinung treten. Die nächste
(11), Spanien (3), Griechenland (1), Honkong Auflage des Berner Verzeichnisses wird, wie
(15), Nied. Indien (2), Norwegen (13), Neu wir hoffen, hiervon Zeugnis ablegen.
Seeland (6), Niederlande (6), Rußland (23),
Funk-Presse-Dienst
Wie in Deutschland, sind auch in England „Die Reichstelegraphenverwaltung hat ne-
Versuche mit der Verbreitung von Presse- ben dem Reichsfunknetz versuchsweise ein
Meldungen mittels der drahtlosen Telegraphie Netz von Presseempfangsstellen eingerichtet,
und Telephonie unternommen worden. Wäh- um die Zirkularwirkung der Funktelegraphie,
rend nun aber der englische Postminister vor d. h. die Fähigkeit, von einer Sendestelle aus
einigen Wochen im Unterhause mitteilen muß- durch ein einmaliges Senden beliebig viele Emp-
te, daß die Resultate dieser Versuche wenig fangsstellen mit Nachrichten versorgen zu kön-
befriedigt und infolgedessen zu deren Einstel- nen, auszunutzen und dadurch die überlasteten
lung geführt hätten, ist die Deutsche Reichs- Drahtleitungen von gleichlautenden Pressete-
Telegraphen-Verwaltung bereits auf dem bes- legrammen und Pressegesprächen zu entlasten.
ten Wege, aus dem Versuchsstadium in die Die Ausgestaltung dieses z. Zt. 51 reichseige-
Praxis überzugehen. Aus dem Reichspostmi- ne Empfangsstellen umfassenden Netzes wird
nisterium werden hierüber nachfolgende Mit- nach Kräften gefördert, so daß in absehbarer
teilungen bekannt gegeben: Zeit etwa 100 Empfangsanlagen in größeren
Bild 52
Orten bereitstehen werden. Zur Zeit werden bei Beginn, des Versuchs in der Sendestelle
Wirtschaftsnachrichten, ferner Pressemeldun- Königs Wusterhausen aufgetretenen Mängel
gen dreier Nachrichtenbüros zu bestimmten — wie Sendestörungen, Tonschwankungen,
Stunden beim Haupt-Telegraphenamt aufgelie- schlechte Zeichengabe — konnten nach und
fert und von diesem unmittelbar durch Fern- nach auf ein Mindestmaß herabgedrückt
tastung über die Hauptfunkstelle Königs- werden.
Wusterhausen an die Funkempfangsstellen ge- Die Presseempfangsstellen hatten anfäng-
sandt, wo sie vervielfältigt und den Empfän- lich; sehr unter Luftstörungen und Störungen
gern zugestellt werden. Mit Hilfe der Ferntas- durch fremde Stationen zu leiden, da sie nur
tung wird die Verzögerung durch eine ge- mit einem Primärempfänger ausgerüstet wa-
sonderte drahtliche Beförderung vom Haupt- ren. Jetzt ist eine wesentliche Verbesserung
Telegraphenamt bis Königs-Wusterhausen ver- des Rundfunkdienstes durch die Verwendung
mieden und die Schnelligkeit der Uebermitt- von Sekundärempfängern (Telefunken Sekun-
lung, die ja von großer Bedeutung für den där-Empfänger E225a Presse) anstelle von
Presseverkehr ist, erheblich erhöht. Auch dem Primärempfängern (E199b) erzielt worden,
zweiten wichtigen Erfordernis bei der Beför- weil der Empfangsbeamte dadurch imstande
derung von Pressenachrichten, der Billigkeit, ist, Störungen besser auskoppeln zu können.
wird durch die drahtlose Verbreitung entspro- Den Störungen durch die Großstationen Nau-
chen, da nicht nur die hohen Kosten für das en, Eiffelturm usw. versuchte man durch die
Leitungsmaterial und seine Unterhaltung fort- Verlegung der Rundfunksendezeiten und Aen-
fallen, sondern auch Personal erspart wird; derung der Sendewelle zu begegnen; außerdem
denn nur ein einziger Sendebeamter steht hier wurde eine Ueberwachungsstelle in Teltow in
im Gegensatz zur Drahttelegraphie der Ge- der Empfangsstelle der Hauptfunkstelle Kö-
samtheit der empfangenden Beamten gegen- nigs-Wusterhausen, eingerichtet, zu der die
über. Sendestelle auf Endempfang derart geschaltet
Zum Senden des „Rundfunks“ werden ein wurde, daß der Sendebeamte die von ihm ge-
in Königs-Wusterhausen eingebauter 1 kW- sandten Nachrichten mithört und sofort unter-
Röhrensender mit Zwischenkreis und etwa 300 brechen kann, sobald z. B. Eiffelturm zu sen-
Watt Antennenenergie verwendet. Seine Laut- den beginnt und mit zu großer Energie oder
stärke ist völlig hinreichend; z. B. ist die etwa gleicher Welle die Aufnahme des Rund-
Empfangsstelle Konstanz imstande, den Rund- funks beeinträchtigt.
funk ohne Benutzung eines Lautverstärkers Allerdings wird nach wie vor beim Auftre-
aufzunehmen. Als vorteilhaft hat sich ein neu- ten von fremden Störern die Geschicklichkeit
erdings zum Geben verwendeter Maschinen- des einstellenden Beamten von Bedeutung
sender erwiesen. Seine konstante Geschwin- sein. Dies geht auch daraus hervor, daß an ein-
digkeit und die Gleichmäßigkeit seiner Zei- zelnen Tagen von einigen Stellen unvollstän-
chen erleichtern wesentlich die Aufnahme des dige Aufnahme gemeldet wurden, während von
Rundfunks bei den Presseempfangsstellen. Die anderen Stellen der an den betreffenden Tagen
Bild 53
gesandte Text vollständig und einwandfrei auf- diese Schwierigkeiten durch Anlage einer ein-
genommen worden ist. wandfreien Erdleitung oder eines gut isolierten
Durch all die erwähnten Maßnahmen ist Gegengewichts beseitigen lassen.
e s erreicht worden, daß sich das Gesamter- An der Verbesserung des Rundfunks wird
gebnis des Versuchs günstig gestaltet hat. Bei mit allem Nachdruck und mit der Absicht ge-
mehr als der Hälfte der Empfangsstellen ist es arbeitet, aus dem jetzigen Versuch einen
möglich gewesen, seit dem 1. November sicheren Betrieb im Interesse der Allgemein-
durchweg 100 v. H. der Worte des Rundfunk- heit und auch eine neue Einnahmequelle für
textes aufzunehmen; weitere 20 Empfangsan- das Reich zu entwickeln. Dabei wird auch die
lagen haben beinahe immer 100 v. H. des Tex- Fortbildung des Personals nicht außer Auge
tes erhalten. Die vereinzelt aufgetretenen gelassen. Neben Hör- und Gebeübungen sind
Schwierigkeiten wurden durch vorübergehende beim Funk-Betriebsamt in Berlin sechswöchige
Empfangsapparatsstörungen, Tonschwankungen Funklehrgänge eingerichtet, die den zum Be-
oder fremde Störer verursacht. Nach den Beo- such abgeordneten Beamten die nötigen Kenn-
bachtungen der Ueberwachungsstelle waren tnisse für den Betriebs- und Aufsichtsdienst
die aufgetretenen Tonschwankungen aber so vermitteln.
gering, daß bei guter Einstellung des Emp- Auf Veranlassung des Reichspostministe-
fangsapparates die Aufnahmen hierdurch nicht riums finden jetzt ferner nach Abschluß der
beeinträchtigt werden konnten. Zur Vermei- Laboratoriumsversuche umfangreiche Versuche
dung der bei mehreren Empfangsstellen vor- mit drahtloser Telephonie in den Verhältnissen
gekommenen Störungen durch die Funkstelle der Wirklichkeit statt, um die unverkennbaren
Budapest ist diese Station gebeten worden, im Vorzüge dieser Betriebsweise dem Rundfunk
Verkehr mit Königs-Wusterhausen eine kürze- nutzbar zu machen. Innerhalb Berlins werden
re Welle zu verwenden. Die bei der Aufnahme von der Sendestelle des Funk-Betriebsamts
des Abendrundfunks bei einer Empfangsstelle täglich zwischen 12 und 1 Uhr mittags Nach-
aufgetretenen Störungen werden auf die bei Be- richten — u. a. neueste Börsennachrichten —
ginn der Dämmerung eingeschalteten Maschi- an zur Zeit 37 Empfangsstellen, die bei Pri-
nen sowie Bogenlampen zurückzuführen sein. vaten und Fernsprechämtern untergebracht
Die Empfangsstelle wird feststellen, ob sich sind, befördert. Weitere Versuche werden von
der Hauptfunkstelle Königs -Wusterhausen aus Bei der Hauptstelle ist ein Na chrichtenbüro
mit Empfangsstellen im Reich unternommen. eingerichtet, in der alle wichtigen Meldunge n
Dieser Teil des Versuchs soll jetzt er weit ert zusammenlauf en, gesicht et und in Gruppen,
werden; an die Stelle der bisherigen au s- wie Börsenberichte, Handelsnachrichten, Renn -
schließlichen funktelegraphischen Beförd erung berichte, politische Nachrichten, Wetterme l-
wird für einen Teil der Rundfunknachrichten dungen und so fort eingeteilt werden. Diese
zeitweise die funktelephonische U eber mittlung Gruppen werden getrennt von einander zu b e-
an die z. Zt. vorhandenen 51 Presseempfang s- stimmten Tagesstunden von der Hauptste lle
stellen treten. Um eine sich er e, fehlerfreie und gesendet, und es kann jeder der Tei lnehmer a m
tunlichst schnelle Uebermittlung zu gewährle i- Rundfunk auf ein .oder mehrer e dieser Gru p-
sten, müssen, wie sich schon jetzt herausg e- pen je nach seinen besonder en B edürfnissen
stellt hat, zum Senden nur sprachtechnisch abonnieren.
vorgebildete B eamte und bei den Empfang s- Zunächst sollen die Nachrichten von der
stellen vor wiegend kurzschriftkundige P ers o- Zentral-Funkstelle aus noch mittels Funken -
nen ver wendet werden.― — telegraphie ausgesandt wer den, doch wird man
Die weitere Ausnutzung des Rundfunks für in Kürze zur Telephonie übergehen. Erst wenn
die Allgemeinheit ist nun so gedacht, daß die es möglich ist, das gesprochene Wort aufz u-
Post gegen Zahlung einer angemessenen Abon - nehmen, kann die Neueinrichtung der Allg e-
nementsgebühr den Interessenten vol lständige meinheit nutzbar gemacht werden; denn sola n-
Empfangseinrichtungen zum Abhören der von ge noch Morsezeichen gesendet werden, b e-
der Hauptstelle entsandten Funknachricht en dingt deren Aufnahme am Empfänger eine mit
lief ert. Die Höhe dieser Gebühr wird sich rich - diesen vertraute und geübte Persönlichkeit,
ten einmal na ch der Entfernung der Empfang s- und demzufolge Kosten, die die Abo nnent en in
station von Berlin und zum anderen Mal nach den meisten Fällen selbst tragen müßten. Da s
dem Umfang der Pressemeldungen. aber bedeut et eine so w esentliche Ver -
Th o m a s G ü n z e l 0 5 / 2 0 0 9 f ü r w w w . r a d i om u s e u m . o r g
Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 35
angenehmste Lautstärke und bei Telegraphie dünner Draht an die Gas- oder Wasserleitung
den ihm zusagenden höheren oder tieferen Ton gelegt wird.
für die ankommenden Signale einstellen. Der Mit der Schaffung eines Netzanschlußgerä-
obere, leicht zugängliche Teil des Empfänger- tes, das eine Anstöpselung des Empfängers an
kastens enthält die Audionröhre, sowie eine das Licht- und Kraftnetz ermöglicht, ist es ge-
Reserveröhre, so daß ein Auswechseln der lungen, einer Reihe von Mängeln aller bishe-
Röhren vom Abonnenten jederzeit mit Leich- rigen Empfangseinrichtungen in der vollkom-
tigkeit selbst vorgenommen werden kann. mensten Weise abzuhelfen. Indem für die
Bei größeren Entfernungen, bei denen die Speisung des Empfängers das vorhandene
Lautstärke im Empfänger zum einwandfreien Lichtnetz benutzt wird, werden die in vieler
Hören der Signale nicht mehr ausreicht, wird Beziehung unzweckmäßigen besonderen Batte-
ein Verstärker zugefügt, dessen Abmessungen rien entbehrlich, die den Betrieb durch ihren
sind: 28,5 cm Länge, 16 cm Breite und 9 cm schnellen Verbrauch sehr kostspielig gestalten.
Tiefe. Der Verstärker ist ein sogen. Nieder- Ebenso fallen die eine sorgfältige Wartung er-
frequenzverstärker und besitzt zwei Röhren, fordernden Akkumulatoren fort, da auch das
die sich in dem nicht plombierten, oberen Teil Heizen der Röhren aus dem Netz erfolgt.
des Kastens befinden. Für noch größere Ent- Das Anschlußgerät ist für einen Netz-
fernungen wird statt des Zweiröhrenverstär- gleichstrom von 65 bis 220 Volt vorgesehen.
kers ein Dreiröhrenverstärker geliefert. Wo kein Gleichstrom, sondern nur Wechsel-
Die Antennenanlage besteht aus einem strom vorhanden ist, wird derselbe vorher in
Draht von 60 bis 100 m Länge, der horizontal Gleichstrom umgeformt.
zwischen zwei auf dem Hausdache aufgestell- Das Netzanschlußgerät wird in zwei Aus-
ten Eisenrohrgestängen von ca. 6 m Höhe ge- führungen geliefert. Die kleinere Form dient
spannt wird. An den Enden wird er an Porzel- für Empfangsanlagen ohne Verstärker. Wo
lanisolatoren befestigt und trägt in der Mitte solche in Frage kommen, ist das größere Net-
einen Zuführungsdraht, der auf Stützisolatoren zanschlußgerät erforderlich. Da sämtliche
fest verlegt wird und in den Raum führt, in Röhren der Anlage in Reihen geheizt werden,
dem der Empfänger aufgestellt ist. Die Span- wird dem Netz nur ein geringer Strom ent-
nung und Befestigung an den Isolatoren ge- nommen.
schieht in der gleichen Weise wie die Anbrin- Das kleine N. A. G. hat die Abmessungen:
gung der gewöhnlichen Telegraphen und Tele- 40,5 cm lg., 16 cm brt., 9,5 cm tief, das große
phonleitungen. Die Erdung der Empfangsanla- N. A. G. hat die Abmessungen: 46 cm lang,
ge erfolgt am einfachsten dadurch, daß ein 24 cm breit, 11,5 cm tief.
auf 380 im Jahre 1914 vermehrt werden. Der möglich, den Betrieb fachgemäß durchzufüh-
Telegrammverkehr schnellte dementsprechend ren. Die Nachkriegszeit brachte die allgemein-
ebenfalls in die Höhe; so steht der Summe der bekannten noch weit größeren Schwierigkeiten,
abgesandten Telegramme von 506421 im Jahre die eine weitere Existenz der Debeg in Frage
1910—11 die Summe von 954629 im Jahre zu stellen schienen. Dem Schicksal und der
1912—13 gegenüber. Der 1911 eingeführte Führung gelang jedoch ihre Ueberwindung.
Ozeanbrief entwickelte sich von der 1911—12 So konnte wohl mit gutem Recht das zu Be-
verarbeiteten Wortzahl von 137065 auf 188547 ginn der Feier von einer Beamtin zum Vortrag
1912—13. Der große Bedarf an Beamten gebrachte Gedicht zum Schluß voll ausklingen
u n d geschultem Personal, die anfangs ihre in die zukunftsfrohen Worte:
Ausbildung in der Navigationsschule Hamburg Flügellahm und hilfslos trieb das Schifflein
usw. erhielten, machte eine eigene Debeg- Auf hoher See, nach sturmdurchtobter Nacht.
Schule in Bremerhaven notwendig, in der die Die eigene Heimat konnte bald ein Riff sein, —
Debeg nunmehr ihre Beamten selbst ausbilden Doch Käpten und auch Stüermann hält wacht. —
konnte. Nun schleußt die Debeg ein, nach zehn gereiften Jahren
Mit hoffnungsvollem Blick, der weit sich dehnt,
Der Krieg beeinträchtigte die weitere Ent- Mög sie mit gutem Wind nun weiter fahren,
wicklung erheblich, jedoch war es immerhin Wohlauf Jubilarin ins zweite Jahrzehnt!
a) Internationale Regelung des Zeitsignal- änderungen ihres Azimuts erfährt, genügen drei
dienstes. rasch hintereinander beobachtete Sonnenhöhen;
Ein für die Navigation sehr wichtiges Mo- die für diese Höhen geltenden Chronometer-
ment ist die genaue Greenwicher Zeit auf See. ablesungen liefern dann das Material zu den
Zu diesem Zweck führen die großen wertvol- Berechnungen. Vorbedingung bei diesen Orts-
len Schiffe mehrere Chronometer mit sich, bestimmungen ist natürlich, daß das Chrono-
während die kleineren Dampfer nur ein Chro- meter ganz genaue Greenwicher Zeit angibt.
nometer an Bord haben. Die Längenbestim- Es hat sich jedoch bisher in der Technik
mung wird meistens des Morgens ausgeführt. nicht ermöglichen lassen, ein völlig genau ge-
Da die Sonne zu dieser Zeit in kurzen Zwi- hendes Chronometer herzustellen, abgesehen
schenräumen verhältnismäßig große Ver- davon, daß diese Instrumente bei den lebhaften
inte rn ation al en Kommission, die s ich aus V er- Die Beschlüsse der Konferenz sind, da die
tr et ern d er Wi ssens chaf t u n d d e r S e e s c h i f f ah r t meisten der anwesenden Vertreter keine Voll-
zusa mme ns etz t .“
macht hatten, nur als Wünsche aufzufassen,
Der Umstand, daß dieser Aufruf in einer die den beteiligten Regierungen unterbreitet
rein technischen Zeitschrift erschien, dürfte werden sollten. Für die Pariser Zeitsignale
die Ursache gewesen sein, daß er in dem Krei- sind die Stunden 10 vorm. und Mitternacht
se der Astronomen und Nautiker, die das vorgeschrieben; die Festsetzung auf 10 vorm,
größte Interesse an einer internationalen Re- ist darauf zurückzuführen, daß die Internatio-
gelung des Zeitsignaldienstes hatten, ziemlich nale Funkentelegraphenkonferenz 1912 be-
unbekannt blieb. Hierauf ist es auch zurückzu- stimmt hat, daß meteorologische Nachrichten
führen, daß im Jahre 1910 der frühere Direk- und Zeitsignale zusammengelegt werden sol-
tor der Berliner Sternwarte, Geh.-Rat Förster, len, damit die Unterbrechung des öffentlichen
unabhängig von dem Vorschlage Tissots Verkehrs nicht allzu oft stattfindet — die me-
s e l b s t mi t de m P l a n e i ne r I n t er n a ti on a l i s i e- teorologischen Nachrichten aber frühestens
rung des Zeitsignaldienstes an die Behörden um 10 Uhr vorm. mitgeteilt werden können.
h e r a n t ra t . Der mittlere Greenwicher Mittag ist als Be-
Eine internationale Regelung war um so ginn des astronomischen Tages festgehalten
notwendiger, als die bisher von verschiedenen worden. Die einzelnen Stationen sind in das
Staaten eingeführten Zeitsignale (vgl. unter b), Schema derart eingefügt worden, daß keine
die ursprünglich nur für die Schiffahrt bestimmt gegenseitigen Störungen vorkommen.
waren, den wissenschaftlichen Anstalten (me- Nach den Beschlüssen der Zeitkonferenz
teorologische, seismographische, erdmagneti- sollte außerdem ein internat. Zeitausschuß und
sche und ähnliche Institute) hinsichtlich der ein Zeitamt in Paris als ausführende Ge-
Genauigkeit nicht genügten. Während für das schäftsstelle eingerichtet werden. Diese inter-
praktische Leben (Seefahrer, Uhrmacher usw.) nationale Zentralstelle sollte sowohl die re-
die gewöhnlichen Zeitsignale mit einer Genau- gelmäßige Abgabe von Zeitsignalen für Schif-
igkeit von etwa ¼ Sekunde genügen, muß bei fe auf See überwachen, wie auch das Aussen-
den Signalen zu wissenschaftlichen Zwecken die den von funktelegraphischen Zeichen zu wis-
höchste erreichbare Genauigkeit angestrebt wer- senschaftlichen Zwecken regeln. Die astrono-
den. Bei einer internationalen Regelung mußte mischen Observatorien und ähnlichen Institute
also zwischen gewöhnlichen und wissenschaft- sollten ihre Beobachtungen, die sie mit Hilfe
lichen Zeitsignalen unterschieden werden. Auch der Funkstellen machen, beim Bureau Interna-
die Verschiedenheit der Aussendung wurde viel- tional niederlegen, wo auf Grund dieser Beo-
fach als unbequem empfunden; eine internatio- bachtungen die genaue Zeit bestimmt und auf
nale Aussprache unter Fachleuten konnte daher funktelegraphischem Wege einheitlich von den
eine Verbesserung des Zeitsignaldienstes — und Großfunkstellen der ganzen Welt mitgeteilt
zwar sowohl hinsichtlich der Technik der Zei- werden sollte.
chengebung als auch der Organisation eines die Der Abschluß eines internationalen Ab-
ganze Erde umspannenden Zeitsignaldienstes — kommens sowie die Gründung eines Zeitaus-
nur förderlich sein. schusses und eines Zeitamtes dürfte sowohl
Auf Veranlassung des Bureau des Longi- einen praktischen Nutzen, als auch einen Vor-
tudes berief die franz. Regierung im Oktober teil für die Wissenschaft haben. Nach Beseiti-
1912 eine I n t e r n a t i o n a l e Z e i t k o n - gung der bisherigen Mißstände müßte der Aus-
f e r e n z * ) der Pariser Sternwarte, die den schuß dafür sorgen, daß nach zweckmäßiger
Zweck hatte, eine Verbesserung der funktele- Verteilung der Sendestellen der Seefahrer an
graphischen Zeitsignale anzuregen und die jedem Punkt des Ozeans eine sichere Ortsbe-
Grundlagen eines internationalen Abko mmens stimmung wird vornehmen können; durch die
zur Vereinheitlichung der Zeit zu beraten. Verbreitung der Signale über die ganze Erde
Die starke Beteiligung der meisten Kulturstaa- wird es allen wissenschaftlichen Instituten und
ten an der Konferenz spricht für das Interesse, Expeditionen möglich gemacht, ohne eine Zeit-
das den funktelegraphischen Zeitsignalen all- bestimmung die richtige Zeit zu haben, wodurch
seitig entgegengebracht wurde. eine wesentliche Zeitersparnis und Arbeitser-
leichterung herbeigeführt wird.
*) Vgl. Kohlschütter: Die internationale Zeitkonferenz zu Paris
vom 15. Oktober bis 23. Oktober 1912. In „Annalen der Hydro- In den Verhandlungen über die Schaffung
graphie usw.“ Bd. 40, Heft XII.
Lecointe, La Conférence Internationale de l'Heure de Paris einer internationalen Organisation der draht-
et l'Unification de l'Heure. In La Vie internationale 1912. S. 43 60.
Thum, Internationale funkentelegraphische Zeitsignale. In
losen Zeitsignale wurde man sich Anfang 1913
„Hansa“ Nr. 6 1913, S. 113 ff. darüber einig, daß zunächst ein vorläufiges Ab-
kommen auf einige Jahre abgeschlossen wer- 1. Was die gewöhnlichen Signale betrifft, die Er-
den müsse, und Paris als Sitz der Organisation gebnisse der Bestimmungen der Einheitszeit,
ausgedrückt in Greenwicher Zeit, zu sammeln,
und des zu schaffenden Büros zu wählen sei. die ihm von den einzelstaatlichen Hauptzeit-
Auf der Ende Oktober 1913 stattgefundenen stellen übermittelt werden, die ihrerseits die
P a r i s e r Z e i t k o n f e r e n z , auf der 31 Aufgabe haben, so genau wie möglich das Mit-
Staaten vertreten waren, kam ein Vertrag — tel aus den von den Sternwarten ihres Landes
angestellten Zeitbestimmungen zu bilden. Die
Internationales Uebereinkommen über die Grün- Ergebnisse sind so schnell wie möglich den
dung einer Internationalen Zeit-Vereinigung — Gebestellen und den einzelstaatlichen Haupt-
zustande, der mit dem Jahre 1920 ablaufen zeitstellen mitzuteilen.
sollte, wenn man sich nicht vorher ausdrück- 2. Was die wissenschaftlichen Signale betrifft, die
lich über eine etwaige Verlängerung einigen Zeitbestimmungen der zur Vereinigung gehöri-
sollte. Der Vertrag und die Statuten geben nur gen Sternwarten zu sammeln und daraus die
den allgemeinen Rahmen für die Organisation Zeit so genau als möglich abzuleiten.
der Internationalen Zeit-Vereinigung, In wel- Das internationale Zeitamt veröffentlicht
cher Weise der Zeitdienst sich praktisch abwi- die Ergebnisse seiner Vergleichungen. Sollten
ckeln wind, insbesondere wie die Internationale Ergebnisse nicht alsbald veröffentlicht werden,
so teilt es sie in ihren Einzelheiten auf Verlan-
Zeitdienststelle und die einzelnen nationalen gen dem Zentralbureau der Internationalen
Zentralstellen, wozu damals Norddeich gehör- Erd messung in Potsdam und ebenso den
te, bei der Abgabe der Zeitsignale zu verfahren übrigen amtlichen wissenschaftlichen Ver-
haben, und wie sich das Zusammenarbeiten der einigungen und Anstalten mit.
Dienststellen zu gestalten hat, sollte besonders
Ein bestimmtes Datum über Inkrafttreten
geregelt werden. Insbesondere stand die genaue
des Vertrages war nicht angegeben; das Ab-
Art der Zeichengebung noch nicht fest. Bis zur
kommen ist bis heute nicht in Kraft getreten.
endgültigen Entscheidung konnte daher
Wir wollen hoffen, daß die geplante internati-
Deutschland sein bisheriges Verfahren beibe-
onale Organisation des Zeitsignaldienstes, die
halten.
sowohl für das praktische Leben, wie für die
Aus den Satzungen sind von besonderem
Wissenschaft Nutzen zu bringen verspricht,
Interesse die Ausführungen über das Interna-
nunmehr nach Friedensschluß bald in Tätig-
tionale Zeitamt, das nach Artikel 9 folgende
keit treten wird. (Fortsetzung folgt).
Aufgaben hat:
Süd-Amerika.
Telefunken-Angestellte im Ausland. Argentinien:
Europa. Reinhard, Schäfer, Behrend, Storm, Deiters,
Klein (Buenos Aires);
Dänemark:
Müller, Giesche, Kellermann, Warncke Brasilien:
(Kopenhagen); Eickhoff, Billerbeck (Rio de Janeiro);
Müller III (Blavandshuk);
Columbien:
Finnland: Drews (Cartagena);
Schall (Helsingfors);
Niederländich- Westindien:
Holland: Klemp, Mantey, (St. Martin), Ruckschuss,
Kühn (Assel); Weber (Haag); Wetzel (Suriname, Paramaribo=Moengo).
Norwegen:
Wolff (Kristiania); Beamten-Jubiläen.
Schweden: Auch heute können wir wieder eine statt-
Finnern (Stockholm); liche Anzahl Namen von Herren und Damen
anführen, die seit 15 bezw. 10 Jahren im Dienste
Schweiz: unserer Gesellschaft stehen und in treuer
Dr. Hänni, Sichter (Zürich); Pflichterfüllung jeder an seinem Platze, mit-
geholfen haben, dem Namen „Telefunken“ Zehn Jahre bei der Gesellschaft tätig sind:
weit über die Grenzen des Landes hinaus An-
sehen und Achtung zu erringen. Kontoristin Margarete Conrad
(Dienstantritt 16. 5. 10)
Auf eine fünfzehnjährige Tätigkeit blicken
zurück die Herren: Techniker Friedrich Schaare
(Dienstantritt 12. 7. 10)
Oberingenieur Paul Schwarzhaupt
Techniker Hermann Kaspar
(Dienstantritt 17. 7. 05)
(Dienstantritt 13. 7. 10)
Kaufmann August Kauder Kaufmann Alfred Bollmann
(Dienstantritt 1. 8. 05) (Dienstantritt 25. 7. 10)
Nachruf.
A m 1 6 . F e b r ua r d . J . s t a r b k u r z v o r V o l l e n d u n g d e s 52 . L e b e n s j a h re s
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Nr. 22 TELEFUNKEN-ZEITUNG Seite 47
Für die absolute Zuverlässigkeit dieser der In- und Auslandspresse entnommenen
Mitteilungen können wir eine Verantwortung nicht übernehmen. Die Schriftleitung
Frankreich
Ein Kontrakt zwischen der fran- Asien.
zösischen Regierung und der Die chinesische Regierung
Companie Générale de Telegraphie sans Fil, China
macht große Anstrengungen,
gibt letzterer das Recht, einen drahtlosen Tele- die drahtlosen Verbindungen zwischen dem
graphendienst für Handelsnachrichten zwischen Reich der Mitte und den übrigen Teilen der
Frankreich und allen anderen Ländern der Welt Welt zu schaffen. So berichtet ein Mitarbeiter
zu betreiben. Zwei in der Nachbarschaft von der Shanghai-Times, daß bereits eine Kette
Paris gelegene große Radiotelegraphen- drahtloser Stationen errichtet sei, die den Mit-
Zentralen sind für diesen Zweck im Bau. Die telpunkt der chinesischen Regierung, Peking,
eine davon ist für den transozeanischen Ver- mit dem fast 5000 km entfernten Kaschgar in
kehr und die andere für den Verkehr mit den Chinesisch-Turkestan verbinden sollen. Kasch-
europäischen Ländern bestimmt. gar wird dann in der Reichweite der indischen
Rußland
Der Humanité wird aus Moskau drahtlosen Stationen liegen und so als Verbin-
berichtet, daß der russische dungsglied mit dem englischen Weltfunken-
Ingenieur Moutsch Drujewitsch mit seinem netz dienen. Die Kette der drahtlosen Sta-
System drahtlose Telephonieversuche zwischen tionen Ostasiens wird in ihrer Linie dem ur-
Übersicht der Verkehrsfrequenz der Großfunkstelle Nauen im Januar 1921 im Verkehr mit Amerika *)
Taschkent und verschiedenen sibirischen Städ- alten Handelswege folgen, der schon in Vor-
ten mit großem Erfolg durchgeführt hat. Die zeiten durch die Gebiete führte.
hierbei erzielten Reichweiten gehen bis 4500 Die Anlagen werden von der Marconi-
Kilometer. Gesellschaft im Auftrage der chinesischen
Die tschecho-slowa- Regierung ausgeführt. Eine Großfunkstation
Tschecho-Slowakei
kische Regierung hat ist bei Urga in der Provinz Kansu, etwa 1200
verfügt, daß bis zur Schaffung eines eigenen km von Peking entfernt, errichtet worden; die
Telegraphen-Gesetzes das des früheren öster- drahtlose Verbindung zwischen Urga und Pe-
reich-ungarischen Staates Geltung behalten king wird bereits praktisch ausgenutzt. Ebenso
soll. Das neue in der Ausarbeitung befindliche kann man von Urga aus die Stationen von
Gesetz soll die Bestimmung erhalten, daß fun- Shanghai und Hankow erreichen, und es wer-
kentelegraphische Stationen in der Tschecho- den bereits Telegramme aus Amerika auf
slowakei ohne die Erlaubnis der Regierung *) Von jetzt an sollen diese Übersichten regelmäßig an dieser
nicht errichtet werden dürfen. Stelle veröffentlicht werden.
diesem Wege nach China befördert. Eine an- Es habe sich gezeigt, daß diese Station eine
dere Station wird 1500 km weiter bei Urumohi außerordentlich große Reichweite besitze.
gebaut; sie soll in etwa 3 Monaten in Betrieb Selbst die Marconistation in Spitzbergen teilt
genommen werden. Die letzte Funkstation, die mit, daß sie Java deutlich hören könne,
die ganze Anlage vollendet, ist dann die er-
wähnte in Kaschgar. Amerika.
Wie das Journal Télégrafique
Japan
Die für die Großfunkstelle Canada
zu berichten weiß, sind die
Haranomachi bestimmte Emp- verschiedenen telegraphischen Gesellschaften
fangsanlage in Tomioka, fünf Meilen von Ha- des Landes auf Veranlassung der canadischen
ranomachi gelegen, soll demnächst dem öf- Regierung zu einem Unternehmen vereinigt
fentlichen Verkehr übergeben werden. Schon worden.
jetzt werden mit ihr die von Nauen gesandten
Presseberichte regelmäßig empfangen. Ein an Chile
Die Verwaltung der Staatste-
eine bestimmte Adresse in Buenos Aires von legraphen plant, Privaten das
Nauen gerichtetes Telegramm, das in Tomioka Recht zur Errichtung von radiotelegraphischen
mitgehört wurde, wie auch die Nauener Pres- Stationen zu gewähren. Sie ist im Augenblicke
semeldungen, haben den Beweis erbracht, daß damit beschäftigt, Bestimmungen auszuarbei-
die drahtlosen Telegramme nur einen Tag Be- ten, die von den Amateuren zu erfüllen sind,
förderungszeit benötigen, während Kabeltele- damit Störungen im öffentlichen radiotelegra-
gramme 4—5 Tage Zeit beanspruchen. phischen Dienst vermieden werden.
Die Großfunkstelle Haranomachi gehört zu Mexiko
Nach einem Regierungserlaß
den größten drahtlosen Stationen der Welt. dürfen die drahtlosen Statio-
Der Bau weiterer Landstationen ist geplant. nen die Pressenachrichten, die ihnen von Nau-
Man sieht daraus, daß auch Japan bestrebt ist, en, von Sayville und anderen Großstationen
Übersicht der Verkehrsfrequenz der Großfunkstelle Nauen im Januar 1921 im Verkehr mit Europa *)
dieses neueste Nachrichtenmittel nach Mög- zugehen, nicht an die Zeitungen weitergeben,
lichkeit auszunutzen. Aber nicht nur die weil dies den Bestimmungen des Monopols,
drahtlose Telegraphie, sondern auch die draht- das eine amerikanische Telegraphen-Gesell-
lose Telephonie soll verwandt werden. So sol- schaft besitzt, zuwiderläuft. Die mexikanische
len drahtlose Telephonieapparate an Bord al- Telefunken-Großstation Chapultepec darf da-
ler Handelsschiffe installiert und dadurch eine her nur die mexikanischen Pressenachrichten
Verbindung zwischen Land und See herge- weitergeben. Der Minister für Verkehr und öf-
stellt werden. Die Gebühren für drahtlose Te- fentliche Arbeiten, Ing. Pascual Ortiz Rubio,
legramme sollen nur die Hälfte der Kabelge- unterhandelt jetzt, der „Deutschen Zeitung“
bühren betragen. von Mexiko zufolge, mit der Monopol-In-
Der indische Merkur vom 21. haberin, um ein Abkommen zu finden, wonach
Java die drahtlosen Stationen des Landes in der
1. berichtet, daß die Sendesta-
tion auf Java fertig sei, zur Zeit aber nur Re- *) Von jetzt an sollen diese Übersichten regelmäßig an dieser
gierungstelegramme nach Holland befördere. Stelle veröffentlicht werden.