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2230.1.1.1.1-UK Die Erziehung zu einem sinnvollen, effizienten,


verantwortungsvollen und kompetenten Umgang
Medienbildung. Medienerziehung und mit Medien – traditionellen und neuen, gedruckten
­informationstechnische Bildung in der Schule und audiovisuellen, analogen und digitalen – ist
ein grundlegendes pädagogisches Erfordernis in
Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums allen Schulen. Deshalb müssen die Elternhäuser
für Unterricht und Kultus konsequent eingebunden werden, denn letztlich
vom 24. Oktober 2012 Az.: III.4-5 S 1356-3.18 725 kann Medienerziehung als gemeinsames Anliegen
von Schule und Familie nur durch eine gelungene
Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten
Inhaltsübersicht erfolgreich sein.
1. Vorbemerkung Aufgabe jeder Lehrkraft ist es, den Unterricht so zu
2. Aufgaben und Verortung der Medienbildung planen und zu gestalten, dass Medien aller Art in
2.1 Bereiche einer sinnvollen, didaktisch und pädagogisch re-
2.2 Aufgaben flektierten Art und Weise und in angemessenem
Umfang eingesetzt werden. Medieneinsatz muss
2.3 Lehrplanbezug und schuleigenes Mediencurri­
altersgemäß, situativ passend sowie inhaltlich und
culum
methodisch adäquat geschehen.
2.4 Orte der Medienbildung
Unabdingbare Grundlage für das Verständnis und
3. Geltungsbereich und Begriffsbestimmung den gewinnbringenden Umgang insbesondere mit
4. Unterricht mit Medien neuen Medien ist eine gut ausgebildete klassische
4.1 Einsatz von Medien im Rahmen des stundenplan- Lesekompetenz sowie die Fähigkeit zu einem si-
mäßigen Unterrichts cheren und kompetenten Umgang mit gedruckten
Medien: So geht einer Recherche im Internet die
4.2 Einsatz von Medien im Rahmen von besonderen
Fähigkeit zu einer Recherche in einem Nachschla-
Veranstaltungen
gewerk voraus. Voraussetzung für einen überzeu-
4.3 Einsatz einer passwortgeschützten Lernplattform genden ­mediengestützten Vortrag ist die Fähigkeit
4.4 Beachtung von Jugendschutz, Datenschutz und zum freien und strukturierten Sprechen vor einem
­Urheberrecht Publikum. Beim Einsatz neuer Medien sind daher
4.4.1 Jugendschutz die individuellen Vorkenntnisse sowie der Entwick-
4.4.2 Datenschutz lungsstand der Lernenden besonders zu berücksich-
4.4.3 Urheberrecht tigen.
4.5 Schutzvorkehrungen vor ungeeigneten Internetin- 2. Aufgaben und Verortung der Medienbildung
halten
2.1 Bereiche
5. Medienpädagogik in der Lehrerbildung
Medienbildung umfasst folgende zentralen Berei-
5.1 Erste Phase der Lehrerbildung
che:
5.2 Zweite Phase der Lehrerbildung
– Medienkunde: das Wissen über die technischen,
5.3 Lehrerfortbildung verfahrenstechnischen, ökonomischen, rechtli-
6. Medienpädagogisch-informationstechnische Bera- chen, ästhetischen, organisatorischen und sozi-
tung in Bayern (MiB) alen Bedingungen beim Einsatz von Medien
7. Inkrafttreten, Außerkrafttreten – Informationstechnische Bildung: der Umgang
mit den IuK-Techniken
1. Vorbemerkung – Mediendidaktik: die Beschäftigung mit der
Medien prägen den Alltag von Kindern und Jugend- Theorie und Praxis des Einsatzes von Medien
lichen heute in nie gekannter Weise. Sowohl im pri- als Trägern von Lehr- und Lerninhalten und als
vaten Bereich als auch im Beruf kommen der selbst- Hilfsmittel im Unterricht
ständigen Arbeit und der Rezeption von Medien eine – Medienerziehung: das Anregen und Begleiten
große Bedeutung zu: Kinder und Jugendliche haben jener Lernvorgänge, die den Heranwachsenden
heute in der überwiegenden Mehrzahl einen schnel- zu einem selbstständigen, kompetenten, verant-
len Zugang zu ihnen, nutzen sie intensiv und sind wortungsvollen und rechtlich einwandfreien
eine wichtige Zielgruppe für Produkte geworden. Umgang mit den Medien befähigen
Die jugendgefährdende Qualität einzelner Angebote
sowie der Missbrauch von Medienangeboten und 2.2 Aufgaben
Daten können auch dazu führen, dass Kinder und Schule hat sich in allen Jahrgangsstufen und Schul-
Jugendliche bei der Nutzung von Medien gefährdet arten um Medienbildung zu bemühen, die alle
werden. ­Medienarten berücksichtigt.
Medienbildung ist zu einem wesentlichen Bestand- Die Förderung der Medienbildung geht einher mit
teil der Allgemeinbildung geworden: Schülerinnen Werteorientierung, Wahrnehmungs- und Urteilsver-
und Schüler benötigen Kenntnisse über die Funk- mögen, Verantwortungsbewusstsein, Kommunika-
tionsweise der Medien und die Fähigkeit zu einem tionsfähigkeit sowie der Ausbildung und Entfaltung
selbstbestimmten Umgang mit ihnen, um sich in der der schöpferischen Kräfte der Kinder und Jugend-
modernen Gesellschaft zurechtzufinden. Sie gehört lichen. Sie dient daher immer auch der Persönlich-
daher zu den fachlichen und fachübergreifenden keitsbildung der jungen Menschen. Angesichts der
Bildungszielen aller Schularten. von einigen Medienangeboten ausgehenden Gefah-
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ren muss zu jedem Zeitpunkt das Wohl der Schü- zeug vielfältige Anwendungen. Darüber hinaus
lerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen. Die werden an nahezu allen Schularten auch eigen-
rechtlichen Vorgaben des Jugendmedienschutzes ständige Fächer aus dem Bereich Informatik und
sind dabei zu berücksichtigen. Datenverarbeitung angeboten, beispielsweise an
Die Kinder und Jugendlichen sollen in der Schule der Mittelschule die Fächer des Kommunikations-
– Medien kennenlernen, technischen Bereichs (KtB), an der Realschule das
Fach Informationstechnik (IT) oder am Gymnasium
– Medien auswählen, analysieren und bewerten
die Informatik.
lernen,
Schulen wird empfohlen, für ihre Schülerinnen
– Medien anwenden und reflektieren lernen,
und Schüler Mediencurricula zu erstellen. Diese
– die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Gefah- beantworten schul- und altersspezifisch die Frage,
ren von Medienangeboten einschätzen lernen, welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Arbeitstech-
– Medien im gesellschaftlichen Zusammenhang niken im Bereich der schulischen Medienbildung
sehen lernen. vermittelt werden sollen, wann und wo im Verlauf
Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler dazu der Schulzeit dies erfolgen soll und wie Medien zur
befähigt werden, Medien zu privaten und beruf­ Verbesserung von Lernprozessen unter geeigneten
lichen Zwecken verantwortungsvoll und effizient methodischen Rahmenbedingungen eingesetzt wer-
einzusetzen. Sie sollen Mediennutzung und -einsatz den können. Im Vordergrund steht ein aktives, indi-
in Hinsicht auf ihre individuellen Voraussetzungen vidualisiertes, auf Zusammenarbeit und Selbstver-
und Bedürfnisse dosieren und steuern können. So antwortlichkeit zielendes Lernen. Mediencurricula
können sie die Vorzüge von Medien erkennen und zeichnet ein schrittweiser, systematischer Aufbau
für sich nutzen, aber auch vor gefährdenden Einflüs- (aufeinander aufbauende Module) über Schuljah-
sen geschützt werden. Schließlich sollen sie sich der re hinweg aus. Sie beschreiben wesentliche Ziele
Bedeutung und der Wirkung von Medien auf das der Medienbildung, konkretisieren wichtige me-
Individuum und die Gesellschaft bewusst werden dienspezifische Lerninhalte, integrieren Lehrplä-
und lernen, mit ihnen kritisch, kompetent und re- ne, Unterrichtsstruktur und Schulorganisation und
flektiert umzugehen. geben Anregungen für methodische Umsetzungen,
Im Mittelpunkt der informationstechnischen Bil- vertiefende Übungs- und Wiederholungsphasen und
dung, die eine wichtige Säule der Medienbildung Hilfen für die Bewertung der Lernergebnisse. Sie
darstellt, steht die zeitgemäße Erziehung zu einem sind Teil von Prozessen der Qualitätsverbesserung
verantwortungsbewussten Umgang mit den IuK- und an das Schulprofil und seine Weiterentwicklung
Techniken, insbesondere dem Computer, compu- angepasst. Unterstützung bei der Systematisierung
terbasierten Medien und Netzwerken. Mit einem der Medienarbeit können die „Referenzschulen für
anwendungsorientierten Ansatz sollen die Kinder Medienbildung“ leisten.
und Jugendlichen Kenntnisse und Fertigkeiten
2.4 Orte der Medienbildung
erwerben, die sie befähigen, die IuK-Techniken
selbstständig, kreativ und wohldosiert als Arbeits- Medienpädagogische Aktivitäten können Teil des
und Lernwerkzeuge einzusetzen. So soll ihnen ein Fach- und Wahlunterrichts, von fachbezogenen oder
sicheres und kompetentes Operieren in den durch fachübergreifenden Unterrichtsprojekten, Arbeits-
die modernen IuK-Techniken entstehenden Kom- gemeinschaften, Studien- und Projekttagen sein.
munikations- und Sozialräumen ermöglicht werden. Schulische Medienbildung kann – je nach Ausstat-
Letzteres ist insbesondere im Hinblick auf einen ver- tung – in Klassenzimmern ebenso stattfinden wie in
antwortungsvollen Umgang mit ihren persönlichen Computerräumen, Lernwerkstätten und Multimedia-
Daten unabdingbar. Darüber hinaus soll ihnen die Schulbibliotheken. Die pädagogische Arbeit kann
Bedeutung der IuK-Techniken für Mensch und Ge- ergänzt werden durch virtuelle Klassenräume in
sellschaft bewusst werden. einer passwortgeschützten Lernplattform. Die Ein-
beziehung unterrichtsbegleitender und außerschu-
Alle Schulen werden eindringlich aufgefordert, sich
lischer Aktivitäten im Bereich der Medien kann die
diesen Aufgaben intensiv zu widmen.
Medienbildung unterstützen.
2.3 Lehrplanbezug und schuleigenes Mediencurricu- Mediengestütztes Lernen aus der Distanz ist im Be-
lum reich der allgemeinbildenden Schulen in besonderen
In den Lehrplänen ist Medienbildung in allen Fällen (z. B. im Hausunterricht sowie in der Schu-
Schularten und für alle Jahrgangsstufen verbind- le für Kranke) sinnvoll. Es setzt Erfahrungen mit
lich berücksichtigt. Die Beschäftigung mit Medien Selbstlerntechniken sowie hochwertige Bildungs-
ist eine übergreifende, integrative Bildungs- und medien voraus und bedarf einer engen Begleitung
Erziehungsaufgabe. Alle Fächer haben dazu einen durch die Lehrkraft. Auch ist hier eine datenschutz-
Beitrag zu leisten. gerechte Gestaltung umzusetzen.
Die Informations- und Kommunikationstechnik wird
in zunehmendem Maße über alle Schularten hinweg 3. Geltungsbereich und Begriffsbestimmung
im Unterricht eingesetzt. Sehr viele Ausbildungsbe- Die Bestimmungen dieser Bekanntmachung gelten
rufe kommen ohne diese Technik nicht mehr aus, die für optische, akustische, audiovisuelle und „mul-
entsprechenden Anforderungen werden seit vielen timediale“ Medien. Sie gelten ferner für Medien,
Jahren in den Fächern der beruflichen Schulen mit die Inhalte von audiovisuellen Medien und Com-
einbezogen. Aber auch in den allgemein bildenden puterprogrammen interaktiv verknüpfen und die
Schularten einschließlich der Grundschule findet in digitaler Form auf materiellem Träger oder über
der Computer als didaktisch-methodisches Werk- Vernetzung (z. B. Internet) verfügbar sind und mit
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Computersystemen betrieben werden. Hierzu zählen Geeignete Bildungsmedien für den Unterricht sind
auch passwortgeschützte Lernplattformen. insbesondere in den kommunalen Medienzentren
Bei den aufgezählten Medien und Werkzeugen han- in Bayern und am Medieninstitut der Länder, dem
delt es sich um Lehrmittel im Sinne von Art. 3 Abs. 2 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und
Nr. 2 BaySchFG. Sie unterliegen keiner schulauf- Unterricht, zu finden.
sichtlichen Prüfung und bedürfen nicht – wie Lern- 4.2 Einsatz von Medien im Rahmen von besonderen
mittel – der staatlichen Zulassung für den Gebrauch Veranstaltungen
in der betreffenden Schulart und Jahrgangsstufe so- Der Besuch von audiovisuellen Veranstaltungen so-
wie im betreffenden Unterrichtsfach. wie die Durchführung von Veranstaltungen unter
Nutzung von Datennetzen außerhalb des stunden-
4. Unterricht mit Medien planmäßigen Unterrichts bedürfen einer sorgfälti-
In der Schule wirken Medien durch ihr vielfältiges gen Planung, der Berücksichtigung der rechtlichen
didaktisch-methodisches Potenzial, das Anschau- Bestimmungen und der pädagogischen Grundsätze
lichkeit, inhaltliche Attraktivität und formale Qua- sowie der Genehmigung des Schulleiters. Es gilt, die
lität ebenso einschließt wie die Möglichkeit, eigene Aufsicht sicherzustellen.
mediale Produkte kreativ zu gestalten, als Motor und 4.3 Einsatz einer passwortgeschützten Lernplattform
Motivator für das Lehren und Lernen. Sie können so-
Die Nutzung von webbasierten Lernplattformen ist
wohl selbstgesteuertes als auch kooperatives Lernen
mittlerweile eine verbreitete Form modernen Unter-
unterstützen und bei der Implementierung innovati-
richtsgeschehens. In virtuellen Kursräumen können
ver Ansätze, wie problembasiertes oder forschendes
von der Lehrkraft Arbeitsmaterialien und Aufgaben
Lernen, Hilfestellung leisten. Somit ermöglichen
für die Schülerinnen und Schüler bereitgestellt wer-
Medien den Schülerinnen und Schülern die Über-
den, die dann in der Schule und zu Hause selbst-
nahme von Verantwortung und Gestaltung bei der
ständig bearbeitet werden können. Darüber hinaus
Planung, Reflexion und Dokumentation des eigenen
bieten Lernplattformen die Möglichkeit, schulinterne
Lernweges. Ihr sachgerechter Einsatz in zunehmend
organisatorische Abläufe zu beschleunigen und zu
vernetzten Lernumgebungen fördert die Unterrichts-
vereinfachen. Eine Kooperation mit anderen Schu-
qualität, erhöht die Verfügbarkeit von digitalisierten
len ist in diesem Rahmen ebenfalls möglich.
Bildungsangeboten über räumliche und zeitliche Di-
stanzen hinweg und erweitert die unterrichtlichen Da die Nutzung von passwortgeschützten Lernplatt-
Spielräume schulischer Bildung. formen in der Regel die Erhebung, Verarbeitung und
Nutzung personenbezogener Daten voraussetzt,
Beim Unterricht mit Medien sind folgende Bestim-
sind die rechtlichen Vorgaben des Datenschutzes
mungen zu beachten:
zu beachten. So ist die Angabe personenbezogener
4.1 Einsatz von Medien im Rahmen des stundenplan- Daten in diesem Rahmen grundsätzlich freiwillig.
mäßigen Unterrichts Zur Einholung der demgemäß erforderlichen wirk-
samen Einwilligung der Betroffenen – Lehrkräfte,
Der Einsatz von Medien soll das Erreichen der volljäh­rige Schülerinnen und Schüler, Erziehungs-
Lernziele und der Ergänzung, Veranschaulichung berechtigte bei minderjährigen Schülerinnen
und Bereicherung des lehrplanmäßigen Unter- und Schülern, diese zusätzlich ab Vollendung des
richts unterstützen, nicht aber zulassungspflichtige 14. Lebensjahres – hat das Staatsministerium für
Lernmittel ersetzen. Die Lehrkraft hat hierbei die Unterricht und Kultus verbindliche Muster erstellt.
ihr obliegende unmittelbare pädagogische Verant- Bereits erteilte Einwilligungen können jederzeit von
wortung für den Unterricht und die Erziehung der den Betroffenen ohne nachteilige Folgen widerrufen
Schülerinnen und Schüler, den Bildungs- und Erzie- werden.
hungsauftrag sowie die Lehrpläne und Richtlinien
für den Unterricht und die Erziehung zu beachten Der Einsatz einer passwortgeschützten Lernplatt-
(vgl. Art. 59 Abs. 1 BayEUG). Voraussetzung für den form kann allerdings auch zum verpflichtenden
Einsatz von Medien sind unterrichtliche Eignung Bestandteil des Unterrichts an einer Schule oder in
und unmittelbare Unterstützung des lehrplanmäßi- einzelnen Klassen oder Kursen der Schule erklärt
gen Unterrichts. werden, wenn
– ein entsprechender Beschluss der Lehrerkon-
Die Entscheidung über den didaktischen Ort und
ferenz in Abstimmung mit den maßgeblichen
die Methode des Einsatzes von Medien im schuli-
Schulgremien (insbesondere dem Schulforum)
schen Unterricht liegt in der pädagogischen Verant-
sowie dem Schulaufwandsträger vorliegt,
wortung der Lehrkraft. Sie muss generell in eigener
Verantwortung über die didaktische, inhaltliche und – sichergestellt ist, dass betroffenen Schülerinnen
rechtliche Eignung des Mediums für den Einsatz im und Schülern ohne häuslichen Internetanschluss
Unterricht entscheiden. Bei einer Nutzung im Rah- kein Nachteil erwächst. Dies kann beispiels-
men von unterrichtlicher oder unterrichtsbegleiten- weise dadurch erreicht werden, dass alternative
der Arbeit muss die Aufsicht über die Schülerinnen Zugangsmöglichkeiten in der Schule auch au-
und Schüler sichergestellt sein. Die Erstellung einer ßerhalb des Unterrichts zur Verfügung gestellt
schulischen Nutzungsvereinbarung sowie die Re- werden und
gelung der Aufsicht liegen in der Zuständigkeit der – der von Anlage 10 „Passwortgeschützte Lern-
Schulleitungen. Von einer unterrichtlichen Nutzung plattform“ der Verordnung zur Durchführung
sozialer Netzwerke ist mit Blick auf die besondere des Art. 28 Abs. 2 des Bayerischen Datenschutz-
Schutzbedürftigkeit der Schülerinnen und Schüler gesetzes gesteckte Rahmen nicht überschritten
abzusehen. wird.
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In diesem Fall ist die Einholung von Einwilligungen – eine Musikedition mit maximal sechs Sei-
nicht erforderlich. ten;
Von Verfahren, bei denen personenbezogene Daten – ein sonstiges Druckwerk (mit Ausnahme von
auf einem Server außerhalb der Europäischen Union für den Unterrichtsgebrauch bestimmten Wer-
oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens ken) mit maximal 25 Seiten;
über den Europäischen Wirtschaftsraum gespeichert – alle vollständigen Bilder, Fotos und sonstigen
werden, ist abzusehen. Abbildungen.
4.4 Beachtung von Jugendschutz, Datenschutz und Ur- Für den Unterrichtsgebrauch bestimmte Werke dür-
heberrecht fen niemals vollständig kopiert werden. Für diese
Werke gilt ausschließlich Buchstabe a. Pro Schuljahr
4.4.1 Jugendschutz und Schulklasse darf ein Werk maximal in dem fest-
Medien, deren Inhalt gegen das Grundgesetz, die gelegten Umfang vervielfältigt werden. Eine digitale
Bayerische Verfassung sowie andere Gesetze oder Speicherung über den Kopiervorgang hinaus und
Jugendschutzbestimmungen verstoßen, dürfen nicht ein digitales Verteilen sind durch den Gesamtver-
eingesetzt werden. trag nicht erfasst. Soll mehr vervielfältigt werden, ist
Die Aufsichtspflicht der Schule entfällt auch dann die Erlaubnis des Rechteinhabers einzuholen.
nicht, wenn die Erziehungsberechtigten ausdrück- Soweit Medieninhalte vom Gesamtvertrag zwischen
lich auf eine Aufsicht verzichtet haben. Im Übrigen den Ländern und den Rechteinhabern zur Vergü-
wird auf das Jugendschutzgesetz (JuSchG) vom tung von Ansprüchen nach § 52a UrhG erfasst sind,
23. Juli 2002, zuletzt geändert durch Art. 3 Abs. 1 dürfen diese für einen bestimmt abgegrenzten Kreis
des Gesetzes vom 31. Oktober 2008 (BGBl I S. 2149), von Unterrichtsteilnehmern zur Veranschaulichung
verwiesen. Darüber hinaus ist auf den Jugend- für Zwecke des Unterrichts an Schulen in einem
medienschutz-Staatsvertrag (JMStV) vom 10. bis Schulintranet oder einem nur für Schülerinnen und
27. September 2002, zuletzt geändert durch Art. 2 Schüler sowie für Lehrkräfte zugänglichen Speicher-
des Elften Rundfunkänderungsstaatsvertrages vom raum im Internet – etwa einer passwortgeschützten
12. Juni 2008 (GVBl S. 542), und das bayerische Lernplattform – im Rahmen der nachfolgenden Er-
Gesetz zur Ausführung des Rundfunkstaatsver- läuterungen zugänglich gemacht werden.
trags und des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags Im Sinne des Gesamtvertrages gelten als
(AGStV Rundfunk und Jugendmedienschutz) vom
a) kleine Teile eines Werkes: maximal 12 % eines
24. Juli 2003 (GVBl S. 477), geändert durch Gesetz
Werkes, bei Filmen jedoch nicht mehr als fünf
vom 25. Oktober 2007 (GVBl S. 720), hinzuweisen.
Minuten Länge;
Weitere Informationen zum gesetzlichen Jugend-
medienschutz stehen auf dem Internetauftritt des b) Teile eines Werkes: 25 % eines Druckwerkes, je-
Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, doch nicht mehr als 100 Seiten;
Familie und Frauen zur Verfügung. c) Werk geringen Umfangs:
4.4.2 Datenschutz – ein Druckwerk mit maximal 25 Seiten, bei
Musikeditionen maximal sechs Seiten
Die Bestimmungen des Datenschutzes sind ein-
– ein Film von maximal fünf Minuten Länge
zuhalten. Insbesondere sind die Löschfristen von
Daten (z. B. Verbindungsdaten) zu beachten. Zum – maximal fünf Minuten eines Musikstücks,
Internetauftritt von Schulen wird auf Anlage 9, zu sowie
passwortgeschützten Lernplattformen auf Anlage 10 – alle vollständigen Bilder, Fotos und sonstigen
der Verordnung zur Durchführung des Art. 28 Abs. 2 Abbildungen.
des Bayerischen Datenschutzgesetzes vom 23. März Nicht eingestellt werden dürfen Werke für den Un-
2001 (GVBl S. 113, ber. S. 212), zuletzt geändert terrichtsgebrauch und wenn ein Werk in zumutbarer
durch Verordnung vom 27. April 2010 (GVBl S. 223), Weise vom ausschließlichen Rechteinhaber in digi-
hingewiesen. taler Form für die Nutzung im Intranet der Schule
4.4.3 Urheberrecht oder auf einer passwortgeschützten Lernplattform
angeboten wird.
Medien dürfen grundsätzlich nur nach den Vor-
gaben des Urheberrechtsgesetzes und in dem vom Inhalte eines Internetangebots (z. B. auf der Schul-
Anbieter, Verleiher, Verkäufer oder Hersteller zuge- homepage) sind vor Erscheinen sorgfältig zu prüfen.
lassenen Rahmen im Unterricht eingesetzt werden. Fremde Inhalte müssen gekennzeichnet werden und
dürfen nur verwendet werden, wenn der Berech-
Die Urheberrechte sind zu beachten. Soweit Me-
tigte dies gestattet. Bei Verweis auf die Angebote
dieninhalte (Druckwerke) vom Gesamtvertrag
Dritter ist die Neutralität in Bezug auf politische,
zwischen den Ländern und den Rechteinhabern
gewerkschaftliche, religiöse und weltanschauliche
zur Einräumung und Vergütung von Ansprüchen
Positionen zu wahren. Verantwortlich ist die Schul-
nach § 53 UrhG erfasst sind, dürfen kleine Teile ei-
leitung.
nes Werkes oder Werke geringen Umfangs für den
Unterrichtsgebrauch oder zu Prüfungszwecken im Beim Mitschnitt von Schulfunk- und Schulfernseh-
Rahmen der nachfolgenden Erläuterungen verviel- sendungen sind die Löschfristen zu beachten. Der
fältigt werden. Mitschnitt von Rundfunk- und Fernsehsendungen,
die keine Schulfunk- oder Schulfernsehsendungen
Im Sinne des Gesamtvertrages gelten als
sind, ist urheberrechtlich grundsätzlich nicht zuläs-
a) kleiner Teil eines Werkes: maximal 12 % eines sig. Ausnahmen gelten für Nachrichtensendungen,
Werkes, jedoch nicht mehr als 20 Seiten; Reden, Parlamentsdebatten sowie für Sendungen
b) Werk geringen Umfangs: zur Unterrichtung über Tagesfragen.
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Privat von Lehrkräften erworbene Medien können Medienpädagogisch-informationstechnische Bera-


im Rahmen des als nicht öffentlich geltenden Unter- tungslehrkraft (hierzu nachfolgend auch Nr. 6).
richts im Klassenverband verwendet werden. Für Studierende der Lehrämter an Haupt- bzw. Mit-
Von Lehrkräften geschaffene Medien sind bei hin- telschulen, Realschulen, Gymnasien und beruflichen
reichendem Niveau Werke im Sinn des § 2 UrhG. Schulen wurde in der Lehramtsprüfungsordnung I
Die Nutzungsrechte stehen nach § 43 UrhG dem auch die Möglichkeit geschaffen, das Fach Informa-
Dienstherrn zu. tik in einer Fächerverbindung zu studieren. Zum
Von Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Beispiel sind für das Lehramt an Gymnasien und das
Schule geschaffene Werke können zu schulischen Lehramt an Realschulen derzeit die Fächerkombina-
und schulaufsichtlichen Zwecken (v. a. Fortbildung, tionen Informatik und Mathematik, Informatik und
Beratung, Qualitätssicherung) verwendet werden. Physik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften
Eine solche Verwendung erfordert allerdings die sowie Englisch und Informatik zugelassen.
­datenschutzgerechte Einwilligung der Betroffe- 5.2 Zweite Phase der Lehrerbildung
nen, bei Minderjährigen bis zur Vollendung des Medienpädagogik und unterrichtlicher Medienein-
14.  Lebens­jahres die der Erziehungsberechtig- satz sind ebenfalls Themen der allgemeinen und der
ten sowie bei Minderjährigen ab Vollendung des fachspezifischen Ausbildung in den Studiensemi-
14. Lebensjahres die der Minderjährigen und die naren. Die Seminarlehrkräfte sind gehalten, dem
der Erziehungs­berechtigten. Thema einen hohen Stellenwert bei der Ausbildung
der Lehramtsanwärter einzuräumen. In der Zweiten
4.5 Schutzvorkehrungen vor ungeeigneten Internetin- Staatsprüfung sind Medienpädagogik und informa-
halten tionstechnische Bildung ebenfalls unter den für die
Technische Vorkehrungen, wie sie beispielsweise Prüfung relevanten Themen verankert.
durch den Einsatz von Filtersystemen, Zugangs- 5.3 Lehrerfortbildung
sperren, Zugangskontrollen oder auch Systemen
Allen Lehrkräften wird empfohlen, ihre medien­
zur Protokollierung von aufgerufenen Web-Seiten
pädagogisch-informationstechnischen Kenntnisse
getroffen werden können, helfen im Zusammenspiel
im Rahmen der zentralen, regionalen oder schul­
mit organisatorischen Maßnahmen (z. B. Nutzungs-
internen Lehrerfortbildung insbesondere im Hin-
ordnungen) den Zugang zu jugendgefährdenden,
blick auf den konkreten Unterrichtseinsatz und die
menschenverachtenden und gewaltverherrlichen-
Unterrichtsvor- und -nachbereitung auszubauen.
den Inhalten zu erschweren. Es wird grundsätzlich
empfohlen, entsprechende Software zu installieren. 6. Medienpädagogisch-informationstechnische Bera-
Die technischen Vorkehrungen können aber auch tung in Bayern (MiB)
aufgrund ihrer begrenzten Wirkung pädagogische Medienpädagogisch-informationstechnische Berate-
Maßnahmen und die Aufsicht durch Lehrerinnen rinnen und Berater für die verschiedenen Schularten,
und Lehrer nicht ersetzen. die je nach Schulart den Staatlichen Schulämtern,
den Regierungen oder den Ministerialbeauftragten
5. Medienpädagogik in der Lehrerbildung
zugeordnet sind und regional eng zusammenarbei-
In den verschiedenen Phasen der Lehrerbildung wird ten, unterstützen die Lehrkräfte in den Bereichen
der Medienpädagogik und der informationstech- Medientechnik, informationstechnische Bildung,
nischen Bildung in Bayern eine große Bedeutung Mediendidaktik und Medienerziehung. Sie sind in
beigemessen. Grundlagenwissen wird im Studium der Lehreraus- und -fortbildung tätig. Sie werden in
(1. Phase der Lehrerbildung) und im Vorbereitungs- ihrer Arbeit von der Akademie für Lehrerfortbildung
dienst (2. Phase der Lehrerbildung) vermittelt. Die- und Personalführung inhaltlich koordiniert und ar-
ses Wissen ist in der Lehrerfortbildung (3. Phase der beiten mit den zuständigen kommunalen Einrich-
Lehrerbildung) zu vertiefen. tungen sowie Institutionen, die auf dem Gebiet der
Medienpädagogik tätig sind, zusammen.
5.1 Erste Phase der Lehrerbildung
Die Beratungslehrkräfte können insbesondere von
Medienpädagogik ist in der Lehramtsprüfungsord-
Schulen für Informationsabende und schulinterne
nung I (LPO I) als für alle Kandidaten verbindliche
Lehrerfortbildungen angefordert werden. Eine Über-
inhaltliche Prüfungsanforderung festgeschrieben.
sicht über die einzelnen Ansprechpartner ist auf der
In § 32 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. a LPO I (Erziehungswis-
Seite www.mebis.bayern.de abrufbar.
senschaften) sind „Theorien der Erziehung, Werteer-
ziehung und Medienerziehung“ als Bestandteil der Auf die Bekanntmachung des Bayerischen Staats-
inhaltlichen Prüfungsanforderungen festgelegt. § 33 ministeriums für Unterricht und Kultus „Medien-
Abs. 2 Nr. 2 Buchst. c und d LPO I (Fachdidaktik) for- pädagogisch-informationstechnische Beratung in
dern „Kenntnis von Modellen, fachliche Lernprozes- Bayern“ vom 26. Juni 2007 (KWMBl I S. 282, StAnz
se im Sinn selbst regulierten Lernens zu konzipieren Nr. 32) wird verwiesen.
und unter dem Einsatz unterschiedlicher Medien zu 7. Inkrafttreten, Außerkrafttreten
arrangieren“ und „Kenntnis der Möglichkeiten zur
Diese Bekanntmachung tritt am 1. November 2012 in
Vermittlung von Medienkompetenz im betreffenden
Kraft. Gleichzeitig tritt die Bekanntmachung „Me­
Fach“. Die Hochschulen sind verpflichtet, in ihren
dienbildung. Medienerziehung und informations-
einschlägigen Lehrveranstaltungen diese Thematik
technische Bildung in der Schule“ vom 15. Oktober
zu behandeln.
2009 (KWMBl S. 358) außer Kraft.
In Bayern besteht die Möglichkeit, die Erste Staats-
prüfung im Fach Medienpädagogik abzulegen (§ 114 Dr. Peter M ü l l e r
LPO I). Diese ist Voraussetzung für eine Tätigkeit als Ministerialdirektor

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