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•copold Aiicnbriigjrc

Erfinder der Percussion des Brustkorbes


geb. zu liraz m Wien

Inventum novum.

Prof. Dr. Clar.

Der Reinertrag ist für die Auenbrugger-Stiftung des Vereines


der Aerzte in Steiermark (für hilfsbedürftige Collegen, ihre Witwen
und Waisen) bestimmt.

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MEffliiffiflaL.

Seidel Oollection
LANE MEDICAL LIBRARY
STANFORD UNIV. MED. CTR.

JUL 1 4 1999

STANFORD, CA 94305

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Leopold Auenbriigger,
der

Erfinder der Pereussion des Brustkorbes,


geb. n lirai 1722, gest. io Wien 1809,

und sein

Inventum novum.

Nach den besten zugänglichen Quellen gewiirdiget

Prof. Dr. Clar.

Der Reinertrag ist für die Auenbrugger-Stiftung des Vereines


der Aerzte in Steiermark (für hilfsbedürftige Oollegen, ihre Witwen
und Waisen) bestimmt.
H
GRAZ, 1867.
Lenschner Ac Lubonsky,
k. k. Univcrsitäts-Buchhandlung.
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Collection

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LANEMEDICAL LIBRARY
STANFORD UNIV. MED. CTR.

JUL 1 4 1999

STANFORD, CA 94306
Ans dem zweiten Jahresbericht« des Vereines der Aerzte in Steiermark
besonders abgedruckt, mit dem Bildnisse Auenbrugger'a , weiteren biogra-
flechen Mltthellungcn und dorn lateinischen Original-Texte des rInventum
iiovum11 versehen.

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Vorwort,

.Nachdem zumeist Franzosen und Deutsche so man


ches ernste Wort gesagt und geschrieben, welches den Ruhm
Auenbrugger's in dem Masse zu erhöhen vermag, jemehr da
durch erwiesen wird, dass Auenbrugger trotz der vielen Hin
dernisse schon vor einem Jahrhunderte eine Untersuchungs-
Methode des Brustkorbes erfand, und auch bis zu einem nicht
geringen Grade ausbildete, welche wir jetzt mit Recht als eine
grosse Errungenschaft für die ärztliche Praxis betrachten: durfte
der Ort, wo sein Geburtshaus steht, wo in neuester Zeit
ein Verein der Aerztc und bald darauf auch eine m e d i-
cinische Facultät gegründet wurden, nicht länger mehr
säumen, Vater Auenbrugger's Andenken zu feiern.

Da man bisher sehr wenig von Auenbrugger's Lebens


verhältnissen wusste, und sein „Inventum novum",
An* dem zweiten Jahresberichte des Vereines der Aer«te In Steiermark
besonders abgedruckt, mit dem Bildnisse Auenbrugger's , weiteren biogra
fischen Mittheilungen und dem lateinischen Original-Texte des „Inrentum
novum" vergehen.

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Vorwort.

.Nachdem zumeist Franzosen und Deutsche so man


ches ernste Wort gesagt und geschrieben, welches den Ruhm
Auenbrugger's in dem Masse zu erhöhen vermag, jemehr da
durch erwiesen wird, dass Auenbrugger trotz der vielen Hin
dernisse schon vor einem Jahrhunderte eine Untersuchungs-
Methode des Brustkorbes erfand, und auch bis zu einem nicht
geringen Grade ausbildete, welche wir jetzt mit Recht als eine
grosse Errungenschaft für die ärztliche Praxis betrachten: durfte
der Ort, wo sein Geburtshaus steht, wo in neuester Zeit
ein Verein der Aerztc und bald darauf auch eine medi-
cinische Facultät gegründet wurden, nicht länger mehr
säumen, Vater Auenbrugger's Andenken zu feiern.

Da man bisher sehr wenig von Auenbrugger's Lebens


verhältnissen wusste, und sein ^Inventum novum",
-welches immerhin die Grundlehren der Percussion,
-wenn auch in gedrängtester Kürze und noch in einer etwas rau
hen Form enthält, unter den Aerzten und Studirenden, -nie ich
glaube, verhältnissmässig zu seinem Werthc und seiner Ver

wendbarkeit nur wenig gekannt ist : so hielt ich es für meine


Pflicht, der ehrenden Aufforderung des Vereines der Aerzte in
Steiermark zu entsprechen, und sowohl zur Vermehrung der
biografischen Daten, wie zur richtigeren und allgemei
neren Kenntniss der berühmtenArbeit Auenbrugger's
auch mein Schärflein mit beizutragen. Für die meisten meiner
Leser dürfte das Inventum novum vorerst nur historisches
Interesse gewähren, doch wird man sich bald überzeugen, dass
dasselbe, nach den Fortschritten der Gegenwart gedeu
tet-, noch immer viel Gutes enthalte, und auch für die Jetztzeit
noch als ein sehr brauchbarer erster Unterricht über die Percus
sion des Brustkorbes angesehen werden könne; so zwar, dass
diese kurze Schrift immerhin dem Studium ausführlicherer TVerke
über diese physikalische Untersuchungs-Methode voranzugehen,
d. h. von Lehrern und Studirenden als ein kurzer, mit den

nöthigen Interpretationen tu versehender Leitfaden, als eine


erste Grundlage für das weitere und ausführlichere Studium
benützt zu werden verdient. Es kann übrigens den gediegen
sten Fachmännern der Gegenwart und Zukunft nur zur Ehre
gereichen, ihre Schüler (nach Stoll's, Corvisart's, Piorry's und

Skoda's Beispiele) mit Pietät auf die grossen Verdienste Aucn-


brugger's um die physikalische Diagnostik, unter Erörterung
seiner Methode und seiner entwicklungsfähigen Lehrsätze, auf

merksam gemacht zu haben.

Bei der Abfassung des dem Vereine der Aerzte zu er


stattenden Vortrages, dessen Separat-Abdruck ich dieser Schrift
zu Grunde legte, wuchs das Interesse für die Sache in dem
Grade, als sich der Gesichtskreis erweiterte. Von vielen Seiten
kam man mir mit freundlicher und dankenswerther,
in den folgenden Blättern näher bezeichneter Willfährig
keit entgegen, doch blieb auch manche Hoffnung bisher noch

unerfüllt. — Wenn wir demnach wegen den noch immer gros


sen und zahlreichen Lücken auf eine vollständige Bio-
grafie Auenbrugger's bis zur Stunde verzichten müssen,

so stehen uns doch nun wenigstens weit vollständigere ein


zelnc Daten über sein Leben und Wirken, eine ge
nauere Einsicht in seine wichtigsten Schriften und in
die Urtheile seiner Zeitgenossen, ja sogar ein längst
nicht mehr gehofftes Bild Auenbrugger's zu Gebote. —
Was ich fand, was mir mehrseitig als freundliche Gabe gebo
ten wurde, widmete ich im Geiste Auenbrugger's zur
Unterstü tz ung hilfsbedürftiger Standesgenos
sen, nämlich für jene junge Stiftung des Vereines der
Aerzte in Steiermark, welche des Gefeierten Namen
trägt. — Möchten meine Leser das Gebotene freundlich ent
gegennehmen, und Allen, welche mich unterstütz

ten, einen Antheil an dem bescheidenen Verdienste ge


währen.

Graz, im November 1866.

Der Verfasser.
VII

Chronologische Uebersicht
der Nichtigsten blografisehen und anderweitigen Daten.

1722 den 19. Novemler. Leopold Aueabrugger zu Graz (Murvoretadtplatz


Nr. 972) geboren.
1780 den 2. Februar. Marianna v. Priestersberg, Auenbrngger's zukünftige
Gemalin, geboren.
1743 den 14. Jänner. Sebastian Auenbrugger. L. Auenbrngger-s Vater, in
Graz gestorben.
1761 L. Auenbrugger wird als bestündiger Medicus im spanischen Spitale zu
Wien bestellt.
1764 den 18. November. Der 32 Jahre alte Dr. L. Auenbrugger wird mit
der 24 Jahre alten Marianna von Priestersberg vermählt.
1761 L. Auenbrugger veröffentlicht sein ,. Inventum novnm."
1763 Das ,.Inventum novum" wird in zweiter Auflage gedruckt.
1763 Das „Tnventum novum" wird in den von Ludwig in Leipzig heraus
gegebenen „commentariis de rebus in seientia naturali et mediana
gestis" mit grosser Anerkennung beurtheilt.
1766 Das „Inventum novum" wird von Professor K. A. Vogel zu Göttingen
in der „neuen medicinisohen Bibliothek" ganz unrichtig aufgefasst und
beurtheilt.
1770 Rotiere de la Chassagne übersetzt das „Inventum novum" in die fran
zösische Sprache.
1776 Das „Inventum novum--- wird in der von Wasserberg herausgegebenen
Sammlung kleiner medicinischer Schriften besonders abgedruckt.
1776 L. Auenbrugger veröffentlicht seine Arbeit: Experimentum nascens de
remedio speeifico sub signo speeifico in mania virorum.
1777 (bis 1795) Maximilian Stoll und sein Schüler Josef Eyerel lassen Auen-
brugger'a Erfindung volle Anerkennung angedeihen.
1778 Das „Tnventum novum" wird von Hargens in Göttingen in R. A. Vogel's
kleineren medieinischen Schriften unrichtig beurtheilt.
1783 Auenbrugger veröffentlicht seine Arbeit „von der stillen Wnth oder dem
Triebe zum Selbstmorde."
1783 Auenbrugger veröffentlicht seine „Heilart der epidemischen Bahr."
1784 den 26. Februar (recte 12. November 1783) wird Auenbrugger vom
Kaiser Josef in den Adelsstand mit dem Prädieate Edler v, Auenbrugg
erhoben.
VIII

1792—1799—1802 Auenbrugger's Erfindung wird durch P. Frank, Reil, Hörn,


Sachtleben etc. unrichtig aufgefasst und beurtheilt.
1796 Auenbrugger wird von der medicinischen Facultät in Wien zum Gast
prüfer bei den strengen Prüfungen gewählt.
1804 den 18. November. Das Auenbnigger'sche Ehepaar feiert die goldene
Hochieit.
1806 Michael Kunitsch veröffentlicht in Graz seine Biografien merkwür
diger Männer der österreichischen Monarchie, unter ihnen auch jene
AuenbruggerV
1807 den 14. April. Auenbrugger's Gemalin Marianna stirbt in Wien.
1808 Corvisart. des grossen Napoleon's Leibarzt, übersetzt das „Inventum
novum" in die französische Sprache.
1809 L. Auenbrugger stirbt in Wien am 18. (recte am 17.) Mai um 2 Uhr Nach
mittags im 87. Lebensjahre.
1825 den 9. Juni. Auenbrugger's Toohter Katharina, vermählte Freiin von Zois-
Edelstein stirbt in Wien im 70. Lebensjahre.
1842 Piorry erklärt Auenbrugger eines Denkmales würdig.
1843 Dr. 8. Ungar übersetzt das „Inventum novum" in die deutsche Sprache.
1843 Skoda erklärt Auenbrugger in seiner Vorrede zu Dr. S. Ungar's Ueber-
setzung des „Inventum novum" als den Gründer der neueren Diagnostik.
18S4 den 28. März. Auenbrugger's Enkelin Aloisia, Freiin von Zois - Edelstein,
seit 1814 verehelichto und seit 1831 verwitwete Edle von Lehmann, stirbt
und hinterlässt 3 Söhne: Albert, Wilhelm und Ernst von Lehmann, als
Urenkel Leopold Auenbrugger's.
1861 den 9. März. Professor Dr. Merbach in Dresden feiert die Erfindung der
Percussion und den Erfinder selbst durch einen Säcular-Vortrag in der
Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden.
1863 den 5. November. Professor Dr. Göth in Graz hält einen Vortrag über
Auenbrugger im historischen Vereine für Steiermark.
1865 den 29. Mai. Der Verein der Aerzte in Steiermark beschliesst den Vortrag
einer biografischen Skizze Auenbrugger's für die Hauptversammlung
des Vereines.
1865 den 17. Juli. Der Verein der Aerzte in Steiermark nimmt in seiner Haupt
versammlung den Vortrag über L. Auenbrugger entgegen, und ertheilt
zugleich seinem Unterstützungsfonde für hilfsbedürftige Collegen den
Namen .. Auenbrugger-Stiftung.-
Leopold Auenbrugger.
Einige Worte dankbarer Erinnerung, gesprochen bei Gelegenheit der Jährlichen Gründung-
Feier dee Vereines der Aerzte In Steiermark am 17. Juli 1865,
von

Prof. Dr. Clar.

Meine verehrten Herren Collegen!


Als Sie, verehrte Herren ! in der Monat-Versammlung vom
Mai d. J. meinen im Comite für Standes - Interessen gestellten
Antrag, „allj ährlich bei der Gründungsfeier un
seres Vereines einen ausgezeichneten vaterlän
dischen Arzt durch einige ontspr echcnd e Worte
der Erinnerung zu ehren, und dadurch auch die
Ehre des Standes zu fördern," zum Beschlüsse erhoben,
konnte ich nur der reinsten und aufrichtigsten Freude mich hin
geben. Als Sie mir aber auch die weitere Aufgabe zuerkannten,
den für die heutige Versammlung in Vorschlag gebrachten
Mann selbst Ihnen vorzuführen in seinem Leben, in
seinem Wirken und Streben , da überkam mich doch auch etwas
Zaghaftigkeit bei dem Gedanken, ob ich diese so schöne Aufgabe
auch im Stande sein werde, in würdiger Weise zu lösen; zumal,
da die Quellen, aus denen ich schöpfen konnte, ziemlich spärlich
fliessen. Nichtsdestoweniger ging ich doch mit der Hoffnung
an's Werk, dass Sie die Kraft und die Zeit, die ich meiner
Aufgabe widmen konnte, in rücksichtts volle Erwägung
nehmen, und dabei Manches entschuldigen würden, was vielleicht
noch gründlicher erforscht, und besser gesagt werden konnte.
Insbesondere aber ermuthigte mich dabei auch der Gedanke an
das Gedeihen ähnlicher Vorträge bei anderen wissenschaftlichen
Gesellschaften, welche, indem sie zugleich der Wissenschaft, dem
Verdienste und der Ehre des Standes gerecht zu werden streben,
entweder gleiche , oder ähnliche Zwecke sich setzten. Ehe wir
unser Ziel jedoch weiter verfolgen , erlauben Sie mir an dieser
Stelle und mit Beziehung auf unser Vorhaben , eines Collegen
1
2

dankbar zu gedenken . welcher zwar den meisten von uns näher


bekannt, doch gegenwärtig noch verhindert ist, in unserer Mitte
zu weilen. Gegen diesen Collegeu äusserte einst Piorry in
Paris und zwar im Jahre 1842:
„Wäre Auenbrugger auf französischem Boden
geboren, so wäre ihm längst ein Denkmal gesetzt!*
Diese Aeusserung und die wiederholte Berührung dieses
Gegenstandes in freundlichem "Wechsel - Gespräche mit jenem
Collegen, im Zusammenhange mit meinem beabsichtigten An
trage zur Verschönerung und Erhöhung unserer Gründungsfeier
waren eigentlich Ursache, dass ich Ihnen die Wahl einer
Lebensskizze des Ste iermärkers Auenbrugger
für die heutige Versammlung vorsehlug, und der Mann, der mich
so nachdrücklich auf unsere Verpflichtungen gegen den alten
Auenbrugger hinwies, ist kein anderer, als unser werther Freund
und College D r. P r a s i l in G l e i c h e n b e r g, der sich bereits
um Steiermark im Allgemeinen, insbesondere aber um seine
Heilquellen, so wie um seine Natur- und Menschengeschichte
bleibende Verdienste erworben.
Wenn ich nun zu diesem oben erwähnten Ausspruche
Piorry's noch hinzufüge, dass schon im Jahre 1770 von Ro ziere
de laChassagne als Anhang seines Manuel des pulmoniques
eine, freilich fast ganz übersehene Uebersetzung der wich
tigsten Auenbrugger'schen Schrift, nämlich des „Inventum
novum ex percussionc thoracis ut signo abstrusos
interni pectoris morbos detegendi," (Wien 1761 und
1763), in's Französische besorgt wurde, dass aber erst eine
zweite französische Uebersetzung im Jahre 1808
von einem berühmteren Franzosen , nämlich von Corvisart,
des grossen Napoleon's Leibarzte, den Namen und die Sache
Auenbrugger's zu grösserer Geltung bringen konnte; — wenn
dieser grosse Arzt in seiner Vorrede zur Uebersetzung eben so
schön als edel und in einer für alle Zeiten nachahmungswürdigen
Weise sagt: „Er wisse recht gut, wie wenig Ruhm den Ueber-
setzern und Commentatoren zu Theil werde : daher er sich recht
leicht zu dem Range eines Autors habe emporheben können.
wenn er die Auenbruggor'sche Lehre ganz von Neuem
3

bearbeitet, und ein selbstständiges Werk über die Percussion


veröffentlicht hätte; auf diese Weise jedoch hätte er den Namen
Auenbrugger's seiner eigenen Eitelkeit geopfert,
was nicht sein Wille gewesen; er sei es, seine schöne und
ihm von rechtswegen zukommende Entdeckung (Inventum
novum , wie er richtig sage) , sei es , welche er wieder habe in's
Leben zurückrufen wollen ; — wenn Professor Dr. Skoda
in seinem Vorworte zu einer von Dr. S. Ungar im Jahre 1843
besorgten neuen lateinischen Auflage und deutschen Uebersetzung
Auenbrugger als den Gründer der neueren Dia
gnostik bezeichnet ; — wenn ferner Professor Dr. M e r-
bach in Dresden in einem am 9. März 1861 in der Versamm
lung der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde gehaltenen aus
gezeichneten Säcular - Vortrage, „über Leopold
Auenbrugger und die Anfänge der Lehre der
Percussion" (auf den wiederholt mich zu beziehen , und den
in dankbarer Anerkennung zu benützen ich für meine Pflicht er
achtete, da er die beste und ausführlichste deutsche Würdigung
Auenbruggers enthält,) einen grossen Theil des Versäumnisses
wieder gut gemacht, welches die Deutschen an ihrem Lands-
manne sich zu Schulden kommen Hessen ; — wenn in Graz der
Director des Joanneums P r o f. D r. G ö t h in der XIVte.n allge
meinen Versammlung des historischen Vereines für Steiermark
am 5. November 1863 eine kurze biographische Skizze Auen
bruggers, sowie seiner wichtigeren Leistungen mit Benützung
jenes Merbach'schen Vortrages entwarf; — wenn auf diese Weise
die neuere deutsche Medicin und Geschichte nachzuholen suchten,
was sie so lange versäumten, nämlich, den deutschen Forscher
dankbar zu ehren , dem Dank und Ehre gebühren : so erübrigt
für den jungen Verein der Aerzte in Steiermark
immerhin noch die Aufgabe, sichjenes Mannes aus
der Steiermark dankbar zu freuen , und ihn gebührend zu
ehren, der es verstanden, mit verhältnissmässig geringen Mitteln
Grosses in der Heilkunde zu leisten, eine neue und sichere,
weil physikalisch begründete Diagnostik anzubahnen,
und dadurch auch zum Ruhme seines engeren Vaterlandes beizu
tragen.
1*
Wir können dies wol kaum besser ausfuhren, als wenn wir
uns zuerst sein Leben und Wirken nach Möglichkeit zu ver
gegenwärtigen , und sodann eine kurze Einsicht in seine wich
tigsten Schriften und in die Urt heile seiner Zeit
genossen zu nehmen suchen.
Was seine Biographie anbelangt, so sind allerdings die
Quellen sehr spärlich , und theilweise schwer zugänglich , die
uns zu diesem Zwecke zu Gebote stehen.
Ein bescheidener, zwar von dem Bewusstsein einer grossen
opferwillig durchgefuhrten Entdeckung in seinem Innern geho
bener, von seinen Zeitgenossen jedoch unterschätzter, verkannter,
ja sogar angefeindeter Mann, ein Wohlthäter der Armuth und
ganz besonders der hilfsbedürftigen Collegen und Studirenden,
immerhin auch ein vielbeschäftigter, gewissenhafter und glück
licher practischer Arzt — ein anspruchsloser Schriftsteller : was
Wunder, dass wir über ihn, der weder nach Ruhm noch Würden
strebte, der sogar durch lange Zeit (um mehr forschen und
wirken zu können , als es die gewöhnliche Privat - Praxis ge
stattet) die Stelle eines Spitals-Arztes unentgeltlich versah , was
W^under, sage ich, dass wir von ihm keine ausführlichere Lebens-
Beschreibung besitzen ? — Wrie wenig selbst in Wrien, dem Orte
seiner langen practischen Wirksamkeit über sein Leben zur Zeit
der Uebersetzung des Inventum novum durch Dr. S. Ungar
(im Jahre 1843) bekannt war, beweiset die kurze, in einer An
merkung enthaltene biographische Notiz des Dr. Ungar, in
welcher er sagt: „Leopold Auenbrugger Edler von
Auenbrugg ward am 19. November 1 722 zu Grätz in Steier
mark geboren. Er machte seine medicinischen Studien, und er
langte die Doctors -Würde an der Wiener Hochschule. Späterhin
ward er Arzt eines Hospitales zu Wien und starb am 18. Mai
1809.8 —
In wie weit es mir nun gelang, durch meine angestrengten
Bemühungen unter fortwährender Unterstützung von Männern,
welchen entweder die Sache selbst Interesse einflösste, oder
welche sich mir persönlich wohlwollend und gefallig erweisen
wollten, (und welche mich somit Alle für ihr freundliches Ent
k gegenkommen zu dem wärmsten Danke verpflichteten,) etwa»

k>l
zur Erweiterung der biographischen Daten über Auenbrugger
beizutragen, mögen meine verehrten Zuhörer aus folgender
Skizze entnehmen; — doch muss ich zugleich bitten, einige im
Zusammenhange nothwendigen anderweitigen Zahlen und Namen
nicht zu verschmähen. —
Lassen wir zuerst Kunitsch sprechen, den mir durch die
gütige Vermittlung des Herrn Professors Dr. H o r n u n g zuge
kommenen ältesten, wenn auch etwas weniger objeetiven Bio
grafen Auenbruggers, einen Schriftsteller, der überhaupt schon
eine ziemliche Seltenheit geworden ist. (Siehe Michael Kunitsch
Biographien merk würdiger Männer der österreichischen Monarchie
3. B. 1. Grätz 1805, gedruckt bei den Gebrüdern Tanzer), wel
cher von Wink lern (in seinen 1810 erschienenen „Nachrichten
über in Steiermark geborene Schriftsteller und Künstler") eben
so benützt wurde, wie der kürzere Winklern von späteren
Schriftstellern, Notizen - Sammlern und Verfassern von Wörter
büchern theils nur abgeschrieben, theils excerpirt wurde.
Ausserdem aber fühle ich mich noch verpflichtet, die
steier märkische Zeitschrift (neue Folge 6. Jahrgang
p. 96), Wurzbach's biografisches L exicon des Kaiser
tums Oesterreich (Wien 1856, bei Zamarski), Prof. Dr. Mer-
b a c h's in der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden
1861 gehaltenen, vielfach von mir benützten Vortrag, den 1863
im historischen Vereine für Steiermark gehaltenen Vortrag des
Directors und Prof. Dr. G ö t h und die Mittheilungen des
historischen Vereines für Steiermark (13. Heft p. 43),
ferner aber auch noch die Grundbücher in Graz, die Tauf-
und Sterbe-Register in Graz und Wien, das Adels-
Archiv in Wien, die gütigen sowol mündlichen als schrift
lichen Mittheilungen einiger Freunde, als mir zugänglich gewor
dene Quellen dankend zu nennen. —
Lassen wir , sage ich , zuerst den fast gleichzeitigen K u-
nitsch sprechen, um zusehen, wie Auenbrugger von seinen
Landsleuten zu Anfange des 19. Jahrhunderts beurtheilt wurde.
Kunitsch sagt in seinen 1805 herausgegebenen „Bio
irr afien" über unseren Auenbrugger Folgendes: „Auenbrug-
ger(Leopold Edler von), erster Physiker des ver
einigten spanischen Militär- und heil. Dreifal
tigkeits-Spitals zu Wien. Dieser um die Heilkunde und
um das Wohl so vieler Kranken und Leidenden so sehr verdiente
Arzt, dieser gründliche Schriftsteller, dieser edle Menschenfreund,
der so vielen armen , hoffnungsvollen Jünglingen ihre Bildung
und Vervollkommnung vorbereitete und erleichterte, und ihnen
so den Weg zu ihrem Ziele und zu ihrem Glücke bahnte, dieser
Mann, der dem Mutterlande, dem er entspross, Ehre macht,
stammte von bürgerlicher Herkunft aus demHerzogthume Steier
mark. Die Hauptstadt Grätz war sein Geburtsort. Sein Vater,
Sebastian Auenbrugger, verheirathet mit Maria Theresia Go-
schatnig (?) war hier Bürger. Das nunmehr unter dem Namen
zum „römischen Kaiser" bekannte, in der Murvorstadt am oberen
Gries (?) gelegene Gasthaus war des jungen Leopold Auenbrug-
ger's Stammhaus. Der Vater, der dieses Haus eigenthümlich be-
sass, war auf demselben bürgerlicher Gastwirth, und brachte in
der Folge auch das in eben dieser Murvorstadt gelegene Gasthaus
und Brauhaus zum „schwarzen Mohren" als Eigenthum an sich,
so dass er Besitzer zweier Häuser und ihrer bürgerlichen Gewerbe
und ein Mann von einem damals nicht unbedeutenden Vermögen
war. Leopold Auenbrugger's Eltern waren rechtschaffene und
redliche Bürgersleute, denen besonders ihre Gutherzigkeit und
Wohlthätigkeit , die sie ausübten , zum Nachruhme angerechnet
zu werden verdienen : unter Andern hatte ein vor nicht langer
Zeit in Grätz verstorbener berühmter Rechtsgelehrter, der anfangs
ein armer, verlassener Student war , und der nachher ein Mann
von Vermögen und Ansehen geworden ist, dem alten Auenbrug
ger und seiner Ehegattin sein Aufkommen zu danken ; denn sie
unterstützten und ernährten ihn , und nur durch ihre Hilfe hatte
er seine Studien vollendet und sich zum Advokaten gebildet.
Sebastian Auenbrugger, dieser rechtschaffene Bürger,
«tarb im Jahre 1727 (?) — Leopold Auenbrugger war den
19. November 1722 zu Grätz geboren. Von seinen Eltern, die noch
mehrere Kinder hatten, erhielt er eine gute, häusliche auf Grund
sätze des Christenthums , der Gottesfurcht und Frömmigkeit ge
baute Erziehung. Er studierte in Graz die Humanioren und auch
an der damaligen Universität die Philosophie. Er widmete sich der
Arzneigelehrsamkeit mit einer ganz besonderen Verwendung und
mit rastlosem Fleisse, und vollendete die dahin einschlagenden
Wissenschaften an der hohen Schule in Wien mit einer vorzüg
lichen Auszeichnung, wo er sodann die Doctorswürde der Arznei
kunde erhielt. Nach mehrjähriger Praxis ward er Physiker in dem
vereinigten spanischen Militär- und heil. Dreifaltigkeits-Spitale
in Wien. Er besorgte dieses Spital durch viele Jahre , und zwar
bis in das Jahr 1768 mit grosser Thätigkeit und mit rastlosem
Fleisse, den er auf das fortgesetzte Studium der Krankheiten und
der Heilungsmittel — (ungeachtet er schon durch seine frühere
thätige Praxis ein sehr geschickter Arzt war) — noch immer ver
wendete. Er war der Trost und die Hilfe der Kranken, und Tau-
sende verdankten ihm ihr Leben, denen er es durch seine sorg
fältige und geschickte Behandlung erhielt. Unter den vielen durch
ihn Genesenen befindet sich unter Anderen auch der würdige
und verdienstvolle Herr Doctor und Professor JosefWimmer
zu Grätz, der es an dem seligen Auenbrugger noch immer dank
bar rühmt, dass er dessen Einsichten in der Heilkunst in zwei in
dem erwähnten spanischen Spitale ausgestandenen heftigen Krank
heiten seine Lebenserhaltung zu danken hat. Nicht minder lobet
Herr Doctor WTimmer Auenbrugger's HebevollesBetragen, dessen
Herablassung, Güte und Wohlwollen gegen Kranke und Ge
sunde, gegen seine Familie undDienstbothen, gegen Untergebene
und gegen Jedermann, ferner dessen grosse Wohlthätigkeit, die
ein Hauptzug in seinem moralischen Charakter und bei ihm eine
Tugend war, die er gleichsam von seinem eben so wohlthätig
gewesenen Vater ererbt zu haben schien. Er unterstützte arme
Studierende, gab ihnen Nahrung, kleidete sie. half ihnen, dass
sie ihre Studien vollenden konnten, und verschaffte ihnen dann
Brot und Verdienst. Viele zum Theile noch lebende in verschie
denen Aemtern stehende Männer, mehrere Aerzte und Wund
ärzte verdanken ihm ihr Glück. Er half vielen seiner Landsleute :
und unter diesen befand sich auch der Bruder eines noch leben
den rechtschaffenen Bürgers zu Grätz, der durch Auenbrugger's
Unterstützung ein geschickter Wundarzt in Wien geworden, nun
mehr aber gestorben ist. —
Der Ruf von Auenbrugger's Kenntnissen in. der Armei-
kunde. von seiner Geschicklichkeit, and von. seinen Verdiensten.
tun das spanische Spital and am die Leidende Menschheit über
haupt liraaff bis znza Throne der hochstseiigen Kaiserin Maria
Theresia, und diese srrosse Fürstin, welche nicht aar selbst so
viele, unzählige Wohlthaten ausspendete . sondern auch andere
für das Wohl ihrer Unterthanen besorgte Männer so gerne be-
Lohnte. erhob unsern Auenbrugger im Jahre 1768 i'?) in den
Adelsstand. L'nd nachdem, darauf mit dem Spitale eine Verän
derung vorgenommen worden war. wurde Auenbrugger in den
Ruhestand versetzt. So sehr er nach, einer so thätilren als eifrigen
vieljäkrigen Dienstleistung die Ruhe verdiente und ihrer bedurfte.
so widmete er doch zum Wohle der Menschheit auch seine noch
übrigen Jahre der Privat-Praiis, und war noch, durch viele Jahre
der Retter Vieler, denen er seine ärztliche Hilfe reichte. Im ho
hen Grade uneigennützig, curirte er Mittellose und Arme um
sonst, und mit eben der treuen Sorgfalt wie Jene, die ihn gut be
zahlten. Mancher armen Familie schenkte er auf diese Art ihren
mit dem Tode ringenden Vater wieder. — Ueberdies gab er seine
Erfahrungen in der Heilkunde in mehreren sehr geschätzten Wer
ken heraus, wovon man folgende hier anführen kann :
1. Inventum novum. ex percnssione thoracis humani. ut signo,
abstrosos interni pectoris morbos detegendi. Vindobonae S. 1761.
2. Erperimentum nascens de Remedio specitico in Mannt,
virorum, Viennae 8. 1776.
3. Von der stillen Wuth oder dem Triebe zum Selbstmorde.
Dessau, 1783. gr. 8.
4. „Der Rauehfangkehrer^ , ein Drama , (nach Winklern :
„Die Rauchfan gkehrer''. ein Singspiel.)
5. Heilart einer epidemischen Ruhr im Jahre 1779. in
Mohrenheuer'si'?; Wiener Beiträgen zur practischen Arzneikunde.
2. B. 1783. —
^ -:,: war kernig und gut in allen seineu herausgege
benen Werken- —
Er verfiel im Jahre 1798 (?) in ein Fauiheber und starb an
demselben. Viele Nothleidende, denen er Gutes that. und viel©
brave Männer, denen er emporhalt; segneten sein Audeukeu.*
Indem wir unseren verehrten Zuhörern hiemit die ältesten
(bisweilen etwas ungenau und subjeetiv erscheinenden, aber im
merhin ausfuhrlichsten und der von Winklern gegebenen vielbe-
nützten Lebensskizze zu Grunde liegenden) biografischen No
tizen von einem mit den Verhältnissen vertrauten fast gleichzei
tigen, wenn auph bisweilen etwas unzuverlässigen Landsmanne des
Gefeierten vorangehen Hessen, können wir nicht umhin, Prof. Dr.
Merbach's kurze, der neuesten Zeit, nämlich dem Jahre 1861
angehörige Skizze über Auenbrugger's Leben und Wirken , die
er der ausführlichen und gründlichen Beurtheilung des Inventum
novum vorausschickt, als Ergänzung hier anzureihen :
„Fragen wir aber zuerst, sagt M erb ach, wer war denn
jener Auenbrugger, welcher es verstanden hat, seinen Namen auf
unvergängliche Weise in die Annalen der Medicin einzuschrei
ben ? Leider fliessen hier die Quellen nicht so reich, um ein ge
treues und lebensvolles Bild über Auenbrugger's Persönlichkeit
entwerfen zu können. Es geht uns mit ihm wie mit vielen ande
ren Männern, welche wichtige Entdeckungen gemacht haben. Wir
geniessen die Früchte seines Fleisses und seines Scharfsinnes und
verwenden sie tagtäglich im practischen Leben, aber von dem
Manne selbst ist fast nicht viel mehr als sein Name der Nachwelt
überliefert worden. In den Werken über Geschichte der Medicin
findet man über Auenbrugger nur äusserst dürftige Notizen;
möglich, dass in Wien selbst, als dem Orte seiner langjährigen
Thätigkeit, sich hie und da noch manches würde auffinden lassen,
was einen werthvollen und interessanten Beitrag zur Schilderung
des berühmten Arztes liefern könnte.
Geboren zu Graz im Jahre 1722, studierte er in Wien un
ter van Swieten. Nach Vollendung seiner Studien wurde er or-
dinirender Arzt an dem von Karl VI. gegründeten spanischen
Hospitale, dem besten und grössten damaligen Krankenhause
Wiens. In dieser Stellung blieb er ohngefähr bis in die Mitte der
siebziger Jahre, in welche spitalärztliche Thätigkeit die Heraus
gabe des Inventum novum fällt (1761). Ausser Letzterem
hat Auenbrugger noch manches Andere geschrieben. So veröf
fentlichte er in Mohrenheim's Wienerischen Beiträgen zur practi
schen Arzneikunde (Bd. 2. Wien 1783) eine kurze Abhand
10

lung über eine im Jahre 1779 in Wiengrassircnde


Ruhr, eine seiner früheren Leistung allerdings nicht ebenbürtige
Arbeit. Verdienstlicher dagegen sind seine Arbeiten im Gebiete
der Geisteskrankheiten, deren Studium damals noch im
Argen lag. Er gab im Jahre 1776 eine Abhandlung heraus unter
dem Titel :Experimentumnascens de remedio spe-
eifico sub signo speeifico in mania virorum. Als das
speeifische Mittel bezeichnete er den Campher, und als speeifi-
sches Zeichen eine gewisse Contraction der Genitalien während
der Wuthanfalle. Die in dieser Schrift mitgetheilten Krankenge
schichten betreffen meistens Fälle, welche Auenbrugger während
seiner Thätigkeit am spanischen Hospitale beobachtet hatte. Die
andere psychiatrische Arbeit trägt den Titel : Von der stillen
Wuth, oder dem Triebe zum Selbstmorde, gegen
welche Form von Melancholie er das reichliche Trinken von kal
tem Wasser empfahl. Ueber sein späteres Wirken ist nicht viel
bekannt. Von dem Jahre 1796 an war er mehrere Jahre hin
durch Gas t prüf er bei den medicinischen Facultätsprüfungen
der Universität. Er starb hoch betagt, im 87. Lebens
jahre, im Jahre 1809."
Diesen biografischen Skizzen aus älterer und neuester Zeit
fügen wir nun dasjenige hinzu, was wir zum Theile zur Begrün
dung, zum Theile zur Berichtigung dieser biografischen Notizen
sowohl durch mündliche als briefliche Nachfragen zu erforschen
im Stande waren. Nach dem Tauf -Protokolle (Tom. XIH,
pag. 98) der Grazer Haupt-Stadt-Pfarre, welches mir mit freund
lichster Bereitwilligkeit geöffnet wurde, war „Joannes Leo-
poldus, ehelicher Sohn des Herrn Sebastian A'u n-
brukher bürgerlicher Gastgeb und der MariaThe-
resiauxorejus, nataKaschutnikhin imjahre 1722
den 19. November Morgens 8 Uhr geboren. Der Tag
der Taufe ist nicht angegeben, fiel aber wahrscheinlich auf den
22. November, da manche Schriftsteller diesen Tag als den Ge
burtstag bezeichnen. — Pathe war : Herr Josef Baptist Raimund,
landschaftlicher Officier, der die Taufe spendende Priester aber :
Dominus Andreas Bvictius. — Das Geburtshaus findet sich nicht
angegeben. — Nacii den St erbe -Protokollen dieser Haupt
11

Stadt-Pfarre waren in der Zeit von 1722 bis 14. Jänner 1743,
dem Todestage des Vaters Sebastian Auenbrugger. mehrere kleine
Geschwister unseres Leopold gestorben. Der Vater war. wie die
übereinstimmenden Nachrichten beweisen. Besitzer der beiden
Gasthäuser zum römischen Kaiser und zum schwarzen Mohren
in der Murvorstadt, und letzteres Haus (am Murvorstadtplatze,
Eck der Griesgasse. jetzt Nr. 972). welches grundbücherlich nach
gewiesen, nach dem Tode des Vaters Sebastian 1 743 durch Kauf an
Frau Katharina Straubin, dann 1751 an deren hinterlassenen Gat
ten Gottfried Straub, dann 1753 an Reinhart Seebacher, den von
der Kaiserin Maria Theresia decorirten Errichter und ersten Com-
mandanten des Grazer Bürgercorps, welcher 1795, 80 Jahre alt,
das Grünanger-Haus am Glacis erbaute, dann 1811 an Martin
Eder und 1845 an Carl Sinzinger überging, und somit das ge
genwärtig wohlbekannte Sinzingersche Gasthaus zum Mohren ist),
dieses Mohren - Gasthaus also kann wohl als das eigent
liche Familienhaus angesehen werden, obwohl Kunitsch dasselbe
von dem jetzt nicht mehr vorfindigen Gasthause zum römischen
Kaiser (vielleicht dem jetzigen ,König von Ungarn" in der
Strauchergasse, früher als zum Mohren gehörig, als „Mohren-
-wirths-Garten" bekannt) behauptet, welches von Kunitsch aber
als am oberen Gries gelegen angeführt wird, obwohl die ältesten
Bewohner jener Gegend ein Gasthaus dieses Namens durchaus
bestreiten, wodurch diese ganze Nachricht sehr zweifelhaft wird.
Daraus geht nun hervor, dass über den Geburtstag unseres
Leopold Auenbrugger als auf den 19. November 1722 fallend,
kein Zweifel, über das Geburtshaus desselben, nämlich Nr. 972 am
Murvorstadtplatze aber kaum ein Zweifel gehegt werden könne,
und dass der Sterbetag seines Vaters Sebastian (gleichfalls ur
kundlich nachgewiesen) auf den 14. Jänner 1743 zu setzen sei,
auf welches Jahr auch der Verkauf des Familienhauses im Grund
buche vorgemerkt wurde. Ueber die Verhältnisse Auenbrugger's
in Wien, insbesondere über den Tag der Promotion, die Anstel
lung am spanischen Spitale, sowie seine weitere Wirksamkeit in
Wien sehen wir noch weiteren Aufklärungen entgegen. — Von
besonderer Wichtigkeit für seine Biografie sind aber folgende mir
durch die gütige Verwendung eines Freundes in Wien (des k. k.
12

Findelhausbcamten Hrn. Kienner) gewordenen Mittheilungen, u.z.


a) die Abschrift des Ge such es um die Adel s Verleihung;
b) die Adelsverleihung selbst, sowie c) der ebenfalls ur
kundlich nachgewiesene Sterbetag, wodurch gleichfalls manche
Irrungen berichtiget werden. Die aus dem Adels-Archive
abschriftlich mitgetheilte Begründung des Gesuches um die
Adels Verleihung (vom Juli 1782) lautet im Auszuge wie
folgt:
1. Fungirte Dr. L. Auenbrugger vom Jahre 1751 bis 1755
als beständiger Medicus ohne Gehalt im hiesigen (Wiener) Mili
tär-Hospitale :
2. da er ein Zeichen der inneren verborgenen Brustkrank
heiten aus dem Schalle der Brust zu entdecken durch genaue
Wahrnehmungen gefunden, so machte er dasselbe 1761 durch
den Druck bekannt:
3. zum Besten der gemeinen Classe und besonders des
Landvolkes theilte er 1771 mittelst eines den Zeitungen beige
legten Blattes eine einfache und wohlfeile Arznei gegen die da
mals wüthenden epidemischen Faulfieber mit, deren Wirksam
keit durch zahlreiche Erfahrungen bestätiget wurde ;
4. 1776 erweiterte er das Feld der Arzneiwissenschaft durch
eine Abhandlung über eine Gattung von Manie, worin er diese
noch so wenig untersuchte Krankheit aus einem besonderen An
zeichen zu erkennen und durch ein zuverlässiges Mittel zu heben
die Anleitung gab ;
5. legte er eine Abhandlung über die stille Wuth Sr. Ma
jestät vor, als Beweis seines ununterbrochenen Strebens. Die
höchstseligc Monarchin , Kaiserin Maria Theresia , geruhte ihm
die Wahl zwischen der Adelung oder einer Pension von 200 fl.
bis zur Anstellung zum Hof- Medicus zu lassen; er hat damals
das Letztere gewählt ; der Genuss der Pension dauerte nur ein
Jahr. —
13

Die Ad elsver 1 eihung, Wien den 26. Februar 1784,


lautet im Wesentlichen wie folgt :

Kaiser Josef:
„in Erwägung seiner dem Publikum durch seine Geschicklichkeit
und stattlichen Kenntnisse in der Arzneikunst bereits geleisteten
erspriesslichen Dienste — erheben wir ihn sammt allen seinen
ehelichen Leibeserben männlichen und weiblichen Geschlechtes -*
(in den Adelsstand mit dem Prädicate Edler von Auenbrugg)
Der seinen (früher sehr schwankend zwischen 1798 und
1809) angegebenen Todestag genau bezeichnende Auszug
aus dem S t er b e - M a t r i k el des Wiener Magistrates lautet :
„Leopold Edler von Auenbrugg, Dr. der Me-
dicin, Witwer, ist im Schlo iss nigg'schen Hause
Nr. 1121 am neuen Markte an der Entkräftung,
88 Jahre alt, am 18. Mai 1809 gestorben." —
Wenn nun Kunitsch und Wink lern und jene, die
sie später benützten, das Jahr 1798 als Todesjahr annahmen, so
kann das vielleicht nur dadurch erklärt werden , dass Auen-
brugger, wie man auch angegeben findet, im Jahre 1798 wirklich
an einer schweren Krankheit gelitten, aber später, obwol genesen,
wegen zunehmender Altersschwäche sich gänzlich zurückgezogen
habe. Er konnte daher in jener sturmbewegten Zeit leicht unter
die Verstorbenen gezählt werden. Uebrigens wäre er, wenn man
das Geburtsjahr 1722 vom Todesjahre 1809 abzieht, erst am
19. November 1809 — 87 Jahre alt geworden, er hatte somit
nicht das 88., sondern das 86. Lebensjahr vollendet, starb somit,
wie Merbach richtig erwähnt, im 87. Lebensjahre. —
Wenn wir nun diese fragmentarischen Lebens-
Skizzen mit Berücksichtigung der zu diesem Zwecke benützten
Quellen in einem kurzen, historisch möglichst richti-
genUeberblicke zusammenfassen, so ergibt sich: dassLeopold
Auenbruggcr im Jahre 1722 den 19. November in Graz geboren,
der Sohn geachteter, wohlhabender und wohlthätiger Bürgers
leute (des Gasthausbesitzers Sebastian und der Maria Theresia
Auenbrugger), seine ersten Studien in Graz, seine medicinischen
Berufs-Studien aber in Wien vollendete, von seinem 29. Lebens
14

jähre an aber als Physikus im spanischen Militär - Spitale durch


eine Reihe von Jahren (wahrscheinlich von 1751 bis 1768 und
zwar vorerst von 1751 bis 1755 noch unentgeltliche) Dienste ge
leistet, diese Zeit aber zur Erweiterung seiner medicinischen
Kenntnisse , sowie zur Förderung der medicinischen Wissen
schaft so wol benutzt habe, dass er seinen Zeitgenossen um ein
halbes Jahrhundert voraneilend als der eigentliche Begründer
der neueren physikalischen Diagnostik angesehen werden muss.
Später, nachdem mit diesem Spitale eine Veränderung vor
genommen wurde , lebte er blos als practischer Arzt in Wien,
noch immer wissenschaftlich strebsam, wohlwollend und wohl-
thätig sowol für die leidende Menschheit überhaupt, wie für seine
Landsleute insbesondere, schrieb noch Mehreres zum Frommen
der Wissenschaft wie der Kranken , erntete aber dafür , da ihm
die Unterstützung der damals den Ton angebenden berühmten
Fachmänner , insbesondere van Swieten's und de H a e n's
fehlte, keinen anderen Lohn, als dass er, nachdem er sich wieder
holt um eine öffentliche Anerkennung beworben hatte, im Jahre
1784 von Kaiser Josef IL mit dem Prädicate Edler von Auen-
brugg beschenkt wurde. —
Hochbetagt, 74 Jahre alt, (wahrscheinlich nur, weil ihm
Maximilian Stoll mehr Gerechtigkeit hatte widerfahren
lassen, als seine stolzen Vorgänger van Swieten, mit dessen
Schriften er sein Werkchen in nähere Beziehung zu bringen
suchte, wie eine Stelle seiner Vorrede zeigt, und de Haen),
ward er 1796 von der medicinischen Facultät als Gastprüfer
zu den strengen Prüfungen beigezogen , und nachdem er dieser
Function durch einige Zeit entsprochen, veranlasste ihn seine
zunehmende Altersschwäche sich gänzlich zurückzuziehen. Er
starb 1809 den 18. Mai, im 87. Lebensjahre, an Entkräftung.
Jedenfalls ist uns sein Leben ein Muster von Bescheiden
heit , Humanität, Wohlwollen gegen Arme wie Reiche (insbe
sondere gegen hilfsbedürftige Standesgenossen ,) und von echter
wissenschaftlicher Strebsamkeit, kurz er war das Vorbild eines
practischen Arztes, indem er zugleich eine ausgezeichnete For
schergabe mit der für den practischen Arzt unentbehrlichen
humanen Bildung des Gemüthes vereinigte, und das Andenken

:
15

an sein Leben eignet sich schon desswegen für eine Gründungs-


Feier des jungen Vereines derAerzte in Steiermark, weil er, ein
S teiermärker, als Arzt in nachahmungswürdiger
Weise uns vorangegangen ist, weil er, ohne auf
eine Lehrkanzel berufen zu sein, als practischer
Arzt und als Schriftsteller einer der erfolgreichsten
Lehrer der Heilkunde wurde, weil er für den Stand
der practischen Aerzte (der denn doch in älterer und
neuerer Zeit auch so manche Errungenschaft für die Wissen
schaft aufzuweisen hat), den medicinischen Schulen
gegenüber eine Zierde, eine Ehrcnsäule ist. —
Sein Andenken sei somit gesegnet, es möge dazu bei
tragen, dass wir unseren schweren Berufspflichten (unbekümmert
wie er um Neid und Verläumdung, sowie um eine un
verdiente Hintansetzung) stets und ebenso zu genügen
streben , wie er es zu jeder Zeit, und auf die uneigennützigste
Weise gethan ! —
Versuchen wir es nun einen Blick auf Auenbrugger's
Hauptarbeit, das Inventum novum, zu werfen Wir
benützen dabei sowol die Originalauflage vom Jahre 1761, als die
von Dr. Ungar im Jahre 1843 besorgte Auflage sammt Ueber-
setzung, und folgen dabei im Ganzen (den latein. Original - Text
stets bei der Hand) Prof. Dr. Merbach's höchst werthvollem
und gründlichem Aufsatze, den wir hier als die gelungenste
Interpretation des Inventum novum zu unserem Leitfaden wählen,
und zum grössten Theile unserem Vortrage einverleiben, wodurch
uns wenigstens für diesen Theil unserer Aufgabe eine bedeutende
Erleichterung erwächst. — Das Inventum novum in seiner ersten
Auflage vom Jahre 1761 ist gegenwärtig eine bibliographische
Seltenheit geworden. Das Exemplar, welches Prof. Merbach in
Dresden seinen Zuhörern vorlegte, stammt aus der Bibliothek des
ehemaligen churfürstl. sächsischen Leibarztes L. Ph. Gesner und
gehört gegenwärtig der Bibliothek der chirurg.-medicinischen Aka
demie. Das Exemplar, (ebenfalls vom Jahre 1761,) welches ich
Ihnen vorlege, gehörte einst der klinischen Bibliothek der medic.
chirurgischen Lehranstalt, und ist somit seit 2 Jahren mit jener
an die Universitäts - Bibliothek übergegangen. Im Jahre 1763
16

machte sich eine zweite Auflage nöthig, welche mit der ersten
vollkommen gleichlautend ist. Dies erklärt den Umstand, dass
man in so vielen Handbüchern über Percussion und Auscultation
die Auenbrugger'sche Schrift als erst im Jahre 1763 erschienen
citirt findet. Auch Corvisart sagt in der Vorrede seiner Ueber-
setzung des Inventum novum, dass es im Jahre 1763 erschienen
sei. Eine dritte Ausgabe des lateinischen Originals mit deutscher
Uebersetzung und Anmerkungen, nebst einer Vorrede von Skoda
besorgte, wie bereits erwähnt, im Jahre 1843 Dr. Ungar in
Wien, von welcher ich einige Exemplare aus der Wallishauser'-
sehen Buchhandlung in Wien, welche Druck und Verlag besorgt,
kommen Hess, und eines davon unserer Vereinsbibliothek über
machte. —
Im Vorworte zu dieser letztgenannten Ausgabe sagt S k o d a :
„Au en brugger's Name ist durch Corvisart und
Laennec hinreichend bekannt geworden , doch dürften nur
wenige sein Inventum novum, das jetzt in allen Schriften
über Brustkrankheiten citirt wird, zu Gesicht bekommen haben.
Ich bin überzeugt, dass es jedem Fachgenossen von grossem
Interesse sein wird, ein Werk zu besitzen, das zu all den Fort
schritten in der Erkenntniss der Brustkrankheiten , welche die
jetzige Zeit auszeichnen, den A n s t o s s gegeben hat, und man
ist dem Herrn Dr. Ungar zu Dank verpflichtet , dass er diese
neue Ausgabe Auenbrugger's veranstaltet hat.
Warum Auenbrugger's Entdeckung, die doch mit so klaren
Worten in dem Buche vorgelegt wird , von seinen Zeitgenossen
nicht beachtet wurde, — dies auseinander zu setzen, wäre zweck
lose Arbeit. Die Einsicht in das Buch liefert den Beweis , dass
Auenbrugger mit dem vo listen Rechte denliuhm
verdient, als Gründer der neueren Diagno stik
angesehen zu werden."
Auenbrugger selbst sagt in der Vorrede seines Buches,
dass ihn zur Veröffentlichung der Entdeckungen, welche er über
die Percussion des Thorax gemacht habe , nicht der Kitzel als
Schriftsteller aufzutreten, oder übermässige Speculationssucht,
sondern lediglich eine siebenjährige Beobachtung am Kranken
bette bestimmt habe. Er sehe sehr wol voraus, dass mit der Pub
17

lication seiner Entdeckung er nicht geringen Misshelligkeiten ent


gegengehen werde ; denn der N e i d, die M i s s g u n s t, die V e r-
kleinerung, selbst die Verleumdung hätten denjenigen
niemals gefehlt , welche die Wissenschaften und Künste vervoll
kommnet hätten. Er habe niedergeschrieben, was er mittelst der
Sinne immer und immer wieder mit Mühe und Anstrengung beob
achtet habe, und er habe der Verführung der Eigenliebe keinen
Spielraum eingeräumt. („Qua; sensuum testimonio interlabores et
ttedia iterum iterumque expertus sum : neque in his unquam con-
cessi locum seduetrici philautise.") Freimüthig gestehe er, dass
seine Entdeckung nicht abgeschlossen sei, sondern noch ihre
Mängel habe, welche aber eine fleissige Beobachtung mit der
Zeit verbessern werde. Er zweifle nicht, dass er den wahren
Verehrern der Heilkunde eine Freude machen werde , wenn er
das veröffentliche, was auf die Erkenntniss der Brustkrankheiten
ein nicht geringes Licht werfe. Vieles Zweifelhafte, minder Durch
gearbeitete habe er weggelassen , werde aber diese Puncto von
Neuem bearbeiten. —
Auenbrugger war von demWerthe seiner Entdeckung voll
kommen durchdrungen und überzeugt; denn in dem auf die Vor
rede folgenden Monitorium adomnesmedicos versichert
er, dass das Zeichen, um welches es sich in seinem Buche handle,
von der höchsten Bedeutung sei, nicht blos für die Erkenntniss,
sondern auch für die Behandlung der Krankheiten , und dass es
nach der Untersuchung des Pulses und des Athmens den ersten
Platz verdiene. — Die Abhandlung selbst besteht aus 48 in
einem knappen und gedrängten Style geschriebenen Sätzen
denen Erläuterungen, Scholien, beigegeben sind. —
Um eine Einsicht in die Auenbrugger'sche Leistung zu ge
winnen, und um zu sehen , wie vollendet er eigentlich schon die
ganze Lehre der Percussion hingestellt hat, und wie weit er
seinen Zeitgenossen vorausgeeilt war, sei in Folgendem der
Hauptinhalt des Buches angegeben :
§. 1. Der Thorax des gesunden Menschen gibt einen
Schall, wenn man an ihn schlägt.
§. 2. Vergleich des Percussionsschalles mit dem einer
Trommel, deren Fell mit Tuch bedeckt ist.
2
18

§. 3. Angabe der Grenzen, wie weit man den Percussions-


schall hört ; Angabe der verschiedenen Helligkeitsgrade je nach
den Regionen des Thorax , je nachdem die Individuen fett oder
mager sind.
§. 4— 10. Beschreibung der Technik des Percutirens.
Auenbrugger percutirte mit den aneinander gelegten fünf
Fingerspitzen. Der Thorax soll mit einem Hemd bedeckt oder
die Hand des Percutirenden mit einem Handschuh versehen sein ;
die übrigen Regeln sind vortrefflich. Für gewöhnlich soll man
langsam und sanft percutiren , (lente atque leniter) , ausser bei
fetten und musculösen Individuen, bei denen man stark an
schlagen soll ; man soll bei natürlichem Athmen und darauf bei
tiefem und angehaltenem Athmen percutiren (was selbst noch
heute sehr oft übersehen wird) ; bei Untersuchung der vordern
Brustfläche soll man den Kranken die Schultern nach hinten
ziehen, bei der Percussion der seitlichen Flächen den Arm auf
den Kopf legen, und bei der des Rückens den Kranken sich et
was nach vorn beugen lassen.
Auenbrugger gibt ferner den guten Rath, recht viel ge
sunde Individuen zu percutiren , um sich eine Vorstellung davon
zu machen, wie der verschiedene Körperhabitus bei verschie
denen Menschen den normalen Percussionston ändern könne.
§.11 enthält den Kern der ganzen Schrift, das Grundprin-
cip : Wenn also, heisst es, an den im gesunden Zustande- hell tö
nenden Stellen ei n entsprechender Seh allnichtwahr-
genom men wird, so ist dies ein Zeichen, dass in der Brust eine
Krankheit enthalten sei.
In der Erläuterung zu diesem §. sagt Auenbrugger, wie
vielfältige Beobachtung ihn gelehrt hätte, dass die schwersten
Krankheiten in der Brust verborgen sein können, welche kein
anderweitiges Zeichen ihres Daseins bieten, und welche nur durch
die Percussion entdeckbar wären.
In den folgenden §§. 12 — 17 spricht er über die Qualitäten
des abnormen Pereussionsschalles. Auenbrugger untci>cheidct
a) einen sonus altior, den etwas kürzeren, dabei mehr weniger
höheren Pcrcussionsschall , b) einen sonus obtusior und
c) einen sonus carnis percussae, den Schenkelton. An den

.v

r
19

Stellen des Thorax, sagt er weiter, wo man irgend eine dieser


abnormen Schallarten erhalte, sei der Sitz eines krankhaften Pro-
cesses. Er gibt die Vorschrift, man solle dann, wenn man den
Schenkelton erhalte, den Kranken tief einathmen und ihn den
Athem einhalten lassen; wenn sich auch dann der Schenkelton
nicht ändere, so müsse man daraus schliessen, dass die Krankheit
tief in den Thorax dringe. Weiter werden die Krankheiten über
haupt besprochen, in welchen ein widernatürlicher Schall erhalten
wird. Er komme sowohl in acuten als auch in chronischen Brust
krankheiten vor; constant erfolge er nach einem reichlichen Er
güsse von Flüssigkeit in die Brusthöhlen.
In der Anmerkung fügt Auenbrugger hinzu, wie es klar sei,
dass Alles, was die Luftmenge in der Brusthöhle entweder zu
vermindern oder völlig aufzuheben im Stande sei, auch den nor
malen Percussionsschall entweder mehr weniger dämpfen oder
geradezu vernichten müsse. Aus der Anmerkung geht noch wei
ter hervor, dass Auenbrugger an der Leicheden expcri-
mentellenNachweis für die Richtigkeit seiner Entdeckung
lieferte , indem er in eine Pleurahöhle Flüssigkeit einspritzte,
und nun darthat, wie der Höhe des Flüssigkeitsspiegels entspre
chend der Percussionsschall dumpf werde.
In den §§. 19—24 wird von den acuten Krankheiten
gehandelt, in denen ein widernatürlicher Schall vorkömmt. Man
treffe ihn entweder während ihres Verlaufes oder an ihrem Aus
gange, und zwar am häufigsten in den entzündlichen Brustkrank
heiten. Während des Verlaufes bemerke man diese Aenderung des
Percussionsschalles meistens am vierten Krankheitstage, sehr sel
ten früher, öfters später. Dieser abnorme Schall nehme zu und
werde dumpfer, je nach der Natur, der Heftigkeit und der Dauer
der Krankheit, nehme aber wieder ab, je nach der Menge und Be
schaffenheit der Sputa. Der veränderte Percussionsschall, welcher
gegen das Ende entzündlicher Brustkrankheiten auftrete, werde
dann beobachtet, sobald die Aussonderungen der Krankheitspro-
ducte dem Grade der Krankheit nicht entsprechen.
Aus diesen Paragraphen und ihren Anmerkungen ist er
sichtlich, dass der Verfasser von der Pneumonie , ihrem Ueber-
gange in Hepatisation und von ihren Ausgängen in Lösung oder
2*
20

in bleibende Verdichtung des Lungenparenhyms handelt, und


dass ihm diese Vorgänge sowie ihre acustischen Symptome in
Beziehung auf den Percussionsschall gut bekannt waren.
In §. 25 sind folgende auf die acuten entzündlichen
Brustkrankheiten bezüglichen prognostischen Sätze ent
halten :
Je dumpfer der Percussionsschall, je näher dem Schenkel
ton, desto grösser die Gefahr; linkseitige Dämpfung ist gefähr
licher als rechts eitige, Dämpfung an den vordern und obern Thei-
len des Thorax hat weniger Gefahr, als an den untern Theilen ;
gefährlicher ist Dämpfung an den hinteren als vorderen und obe
ren Theilen des Thorax ; fast tödtlich ist es, wenn eine ganze
Hälfte des Thorax dumpf klingt; tödtlich, wenn das Sternum
keinen Schall mein* gibt, ebenso ausgebreiteter Schenkelton in
der Herzgegend.
In den §§. 26 — 29 bespricht Auenbrugger die chroni
schen Brustkrankheiten, in denen ein abnormer Schall
erhalten wird.
Er theilt sie ein 1. in solche in welchen durch verborgene
Einwirkungen, wie hereditäre Anlage, niederdrückende Affecte
und dergleichen mehr die Brusteingeweide verletzt werden. Of
fenbar ist hier von der Lungentuberculose die Rede; 2. in solche,
in welchen durch offenbare Einwirkungen die Brustorgane zer
stört werden, was entweder durch schlechte Beschaffenheit der
Säfte oder durch nicht völlig geheilte acute Krankheiten geschehe.
(Tuberculisirende Pneumonien.)
In den §§. 30— 32 ist die Rede von dem abnormen Percus-
sionsschalle als constantem Begleiter reichlicher Ergüsse in den
Brusthöhlen. Auenbrugger sagt hier, dass der dumpfe Percus
sionsschall bis zu der Höhe gefunden werde , welche die ergos
senen Flüssigkeiten einnehmen. Er kommt nun — und dies ist
namentlich wichtig, da hieraus hervorgeht, wie richtig Auenbrug
ger seine Untersuchungsmethode zu würdigen verstand, indem er
nicht in den Fehler so vieler Entdecker verfiel, seine Entdeckung
zu überschätzen — zur Aufzählung d erj eiligen Brust
krankheiten, welche durch die P ercussio n sich
nicht ermitteln lassen. Hieher zählt er die Fälle von rei-

'.
21

nem Krampfhusten und Asthma ; ferner eine ganz geringe Ver


dichtung der Lunge, einen kleinen Tuberkel, eine kleine Vomica,
einen unbedeutenden Erguss.
Diese Störungen, sagt er, würden durch die Percussion
nicht entdeckt, ausser zuweilen durch eine „resonantia altiori."
Von dem §. 37 an gibt nun Auenbrugger eine Darstellung
derjenigen Vera n dcrungcn, welche er bei den Sectionen
gefunden hatte , sobald während des Lebens eine Veränderung
des Percussionschalles vorhanden gewesen war. —
Dieser Theil des Buches ist desswegen wichtig, weil daraus
hervorgeht, dass schon er zu der Ueberzeugung gekommen war,
dass ohne eine Einsicht in die pathologisch-anatomischen Verän
derungen der Brusteingeweide seine Entdeckung unverstanden,
sie selbst gleichsam ein leerer Schall bleiben müsse. Die gefun
denen Veränderungen geht er nun einzeln durch und fügt einer
jeden ein kurzes aber treu nach der Natur gezeichnetes Krank
heitsbild bei. Die Befunde sind folgende :
1) §§. 38 —30. Scirrhus pulmonum. So nennt
Auenbrugger eine Veränderung, wo die Lungensubstanz in eine
fleischige und indolente Masse verwandelt ist ; nach unserer An
schauung ist darunter wol der rohe Tuberkel gemeint.
2) §§. 40—42. V o m i k a b i 1 d u n g. Es wird eine ichoröse
und eine purulente Vomica unterschieden ; erstere hat nur in der
Lunge ihren Sitz, und ist die Folge der Erweichung des rohen
Tuberkels. Die eitrige Vomika kann aber sowol in der Lunge,
als auch in den übrigen Theilen des Thorax ihren Sitz haben.
Beide Arten von Vomiken sind entweder geschlossen, oder öffnen
sich in die Luftröhre. Auenbrugger verstand die Vomiken gut
zu diagnosticiren. Er macht die Bemerkung, dass die Stelle, wo
die Vomika liege, vor ihrer Entleerung den Schenkelton gebe,
nach derselben aber einen nur etwas gedämpften Schall hören
lasse. Man ersieht auch aus einer Stelle des Buches, dass er der
Entdeckung der Auscultation ganz nahe war; denn er sagt, dass,
wenn man dort, wo die Vomika mittelst der Percussion entdeckt
worden sei, die Hand hinlege, man, während der Kranke
huste, das Geräusch des Eiters im Innern der Brust deut
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nem Krampfhusten und Asthma; ferner eine ganz geringe Ver


dichtung der Lunge, einen kleinen Tuberkel, eine kleine Vomica,
einen unbedeutenden Erguss.
Diese Störungen, sagt er, würden durch die Percussion
nicht entdeckt, ausser zuweilen durch eine „resonantia altiori."
Von dem §. 37 an gibt nun Auenbrugger eine Darstellung
derjenigen Verän derungen, welche er bei den Sectionen
gefunden hatte, sobald während des Lebens eine Veränderung
des Percussionschalles vorhanden gewesen war. —
Dieser Theil des Buches ist desswegen wichtig, weil daraus
hervorgeht, dass schon er zu der Ueberzeugung gekommen war,
dass ohne eine Einsicht in die pathologisch-anatomischen Verän
derungen der Brusteingeweide seine Entdeckung unverstanden,
sie selbst gleichsam ein leerer Schall bleiben müsse. Die gefun
denen Veränderungen geht er nun einzeln durch und fügt einer
jeden ein kurzes aber treu nach der Natur gezeichnetes Krank
heitsbild bei. Die Befunde sind folgende :
1) §§. 38 —39. Scirrhus pulmonum. So nennt
Auenbrugger eine Veränderung, wo die Lungensubstanz in eine
fleischige und indolente Masse verwandelt ist; nach unserer An
schauung ist darunter wol der rohe Tuberkel gemeint.
2) §§. 40— 42. V o m i k a b i l d u n g. Es wird eine ichoröso
und eine purulente Vomica unterschieden ; erstere hat nur in der
Lunge ihren Sitz, und ist die Folge der Erweichung des rohen
Tuberkels. Die eitrige Vomika kann aber sowol in der Lunge,
als auch in den übrigen Theilen des Thorax ihren Sitz haben.
Beide Arten von Vomiken sind entweder geschlossen, oder öffnen
sich in die Luftröhre. Auenbrugger verstand die Vomiken gut
zu diagnosticiren. Er macht die Bemerkung, dass die Stelle , wo
die Vomika liege , vor ihrer Entleerung den Schenkelton gebe,
nach derselben aber einen nur etwas gedämpften Schall hören
lasse. Man ersieht auch aus einer Stelle des Buches, dass er der
Entdeckung der Auscultation ganz nahe war; denn er sagt, dass,
wenn man dort, wo die Vomika mittelst der Percussion entdeckt
worden sei, die Hand hinlege, man, während der Kranke
huste, das Geräusch des Eiters im Innern der Brust deut
22

lieh fühlen könne. Wie nahe lag es hier, statt der


Hand das Ohr an die Brustwand zu legen! —
3) §§. 43—44. Das Empyem. Auenbrugger definirt
das Empyem nach alter Weise. Wenn sich, sagt er, der Inhalt
einer durch die Percussion entdeckten und geborstenen Vomica
in den Raum zwischen Lunge und Pleura senkt, und auf dem
Zwerchfelle ruht, dann ist Empyem vorhanden. —
Als physikalische Zeichen werden angegeben :
Der Schall , welcher noch kurz zuvor an der der Vomica
entsprechenden Stelle vollkommen dumpf war, kehrt bis zu
einem gewissen Grade wieder, und dafür mehr weniger Dämpfung
des Schalles an dem hintern und untern Theile des Thorax auf
wärts nach dem Schulterblatte im geraden Verhältnisse zur Quan
tität des über das Zwerchfell ergossenen Eiters.
4) §. 45. Hydrops pectoris. Als acustische Zeichen
werden angegeben:
Dämpfung des Percussionsschalles entsprechend der Höhe
der Flüssigkeit und Aenderung der Dämpfungslinie nach der
Lage des Kranken.
5) §. 46. Herzbeutelwassersucht. Acustisches Zei
chen : Der im normalen Zustande etwas matte Percussionsschall
in der Herzgegend wird bis zum Schenkelton dumpf.
6)§. 47. Massige Blutergüsse in den Pleurahöh
len: Fehlen des Percussionsschalles an der Stelle des Ergusses.
7) §.48. Erweiterung des Herzens. Die Herz
gegend gibt im grösseren Umfange den Schenkelton.
Dies der von Merbach trefflich skizzirte Hauptinhalt der
Auenbrugger'schen Schrift, welcher zugleich den Beweis liefert,
dass Skoda den Verfasser mit vollstem Rechte den Gründer
der neueren Diagnostik nennen konnte.
Was sagte nun aber, fährt Merbach fort, die damalige
wissenschaftliche Welt zu dieser bedeutenden
Leistung?
Es wäre irrthümlich, wenn man annehmen wollte, dass die
damaligen kritischen Blätter die Auenbrugger'sche Abhandlung
unbeachtet an sich hätten vorübergehen lassen. Dass das Buch
wegen der Neuheit der in ihm entwickelten Lehre Aufsehen er
23

regte, kann man schon daraus abnehmen , dass , wie bereits er


wähnt, schon zwei Jahre nach seinem Erscheinen die erste Auf
lage vergriffen war, und sich ein zweiter Abdruck nöthig machte.
Unter den literarischen Zeitschriften des vorigen Jahrhun
derts nahmen einen bedeutenden Platz ein die von L u d w i g in
Leipzig herausgegebenen „Commentaria de rebus in scientia natu-
rali et medicina gestis."
Im 11. Bande vom Jahre 1763 findet sich eine Anzeige des
Inventum novum, in welcher der Werth der neuen Ent-
d e c k u n g vollkommen begriffen wird. Der Referent nennt sie
geradezu eine Fackel, bestimmt die Finsternis s,
welche über den Brustkrankheiten annoch la
gerte, zu erhellen. Der neuen Lehre wird eine gute Prognose
gestellt, indem gesagt wird, dass die neue Untersuchungsmethode
des Thorax bei Erforschung der Krankheiten desselben ihren
Platz in Zukunft einnehmen und behaupten werde.
In den Gut tinger gelehrten Anzeigen findet sich
keine Kritik des Inventum novum; wohl aber in der von Rudolf
Augustin Vogel, Professor derMedicin, in Göttingen heraus
gegebenen „neuen medicinischenBibliothek", und zwar im 6. Bande
vom Jahre 1766. Diese Besprechung der Auenbrugger'schen
Schrift ist freilich ein Curiosum, denn man ersieht, dass der Refe
rent die Lehre der Percussion gar nicht verstanden hat, wie dies
ausser ihm damals wohl nicht wenigen Aerzten ergangen sein mag.
Er meint, dass unter Percussion das Schütteln der Brust zu verste
hen sei, welches schon Hippokrates beim Empyem undHydrotho-
rax als diagnostisches Hilfsmittel angewendet habe. Daher Auen-
brugger seine Entdeckung Inventum novum antiquum
hätte nennen sollen, da zugegeben sei , dass er in seinen Unter
suchungen wirklich weiter als die Alten gekommen sei, und solche
bis auf Subtilitäten hinausgetrieben habe.
Das Rütteln der Brust werde mit beiden Händen über dem
Hemde des Kranken vorgenommen, welcher dabei seine beiden
Hände auf denKopf hebe, und wenn dann in der Brust kein deut
licher Schall, wie bei einem Gesunden , wahrgenommen werde,
so sei etwas Kränkliches darin vorhanden u. s. w.
24

Also ein offenbares Missverständniss, indem die Percus-


s i o n mit der hippokratischen Succussion verwechselt wird.
Es würde dieses Missverständniss nicht möglich gewesen sein,
wenn man Auenbrugger's Buch mit Verständniss gelesen , seine
Technik der Percussion und seine Resultate für verschiedene
Krankheiten nur einigermassen gewürdiget hätte. Man sprach
eben ab, wie es bei Erfindungen so oft geschieht, ohne Prüfung
und Versuch.
Die nämliche Ansicht, dass die Entdeckung Auenbrugger's
durchaus nichts Neues, sondern sehr etwa» Altes sei , findet man
auch ausgesprochen in R. A. V o g e l's „ausgesuchten medicinischen
kleinen Schriften" pathologischen, practischen und chirurgischen
Inhalts. Es ist dies eine Sammlung von Dissertationen, welche
unter Vogel's Vorsitz in Göttingen gehalten worden waren, und
die, von dessen Sohne ins Deutsche übertragen, als eine Fort
setzung der von R. A. Vogel bereits im Jahre 1768 veröffent
lichten Opuscula selecta unter obigem Titel im Jahre 1778 her
ausgegeben wurden.
Im 2. Bande dieser Sammlung befindet sich eine Arbeit
über Brustwassersucht vonHargens: „Er meine nicht," sagt er,
„dass man bei der Diagnose der Brustwassersucht das Geräusch
in der Brust, welches beim Erschüttern derselben entstehe, ver
nachlässigen müsse, als welches Hippokrates schon sowol in
dieser als in andern Krankheiten der Brust sehr genau und sorg
fältig untersucht habe, anderer Aerzte des Alterthums nicht zu
gedenken. Daher es zu verwundern sei ; dass Auenbrugger diese
Erschütterung der Brust als ein Zeichen verborgene Brustkrank
heiten zu entdecken, im Jahre 1761 in einem besondern in Wien
herausgekommenen Buche für eine ganz neue Erfindung ausge
geben habe." Also der nämliche Irrthum , unter der Percus
sion die Succussion zu verstehen , denn es ist ganz offen
bar, dass der erwähnte Verfasser, indem er sich auf Hippokrates
bezieht, aus dessen Werken er sogar die einschlagenden Stellen
citirt, unter Erschütterung der Brust nichts anders als die von
Hippokrates geübte Succussion gemeint, somit das Auenbrugger' -
»che Werk gar nicht gelesen haben kann. —
25

Wie aber benahmen sich die Vertreter der damals aufblü


henden älteren Wiener Schule der Au enbrugger'-
schen Entdeckung gegenüber?
Die bedeutendsten Männer unter der ärztlichen Welt in
Wien waren damals jedenfalls van Swieten und de Haen.
Des Ersteren Hauptwerk waren bekanntlich seine Commentarien
zu den Boerhave'schen Lehrsätzen über die Erkenntniss und Be
handlung der Krankheiten. Van Swieten betrachtete die Heraus
gabc dieser Commentarien als eine seiner Lebensaufgaben , und
er arbeitete dreissig Jahre an ihnen. Sie erschienen in fünf dicken
Quartanten in den Jahren 1742— 1772; vollgepfropft von einer
enormen Gelehrsamkeit, wie sie gegenwärtig wol vergeblich
unter den Aerzten gesucht werden würde, sollten sie wol gleich
sam den Inbegriff des damaligen medicinischen Wissens dar
stellen. Sie sind übrigens nicht blos Erläuterungen zu den Boer
have'schen Aphorismen , vielmehr bewegen sie sich ziemlich frei
und bilden eine Reihe von Monographien über die acuten und
chronischen Krankheiten.
Auenbnlgger selbst spricht von diesen Commentarien, von
welchen im Jahre 1761 bereits drei Bände erschienen waren, nur
mit der grössten Anerkennung. Er sagt in der Vorrede seines
Inventum novum, dass in ihnen Alles, was man von einem
menschlichen Beobachter verlangen könne , erschöpft gefunden
werde: (quoniam in bis, quidquid ab observatore homine desi-
derari unquam potest, absolutum invenitur) ; ja er bezieht sich in
vielen Stellen geradezu auf diese Commentarien.
Van Swieten selbst aber, Auenbrugger's hochverehrter
Lehrer, scheint von der Entdeckung seines Schülers nicht viel
gehalten zu haben. Wenigstens ist es sehr auffällig, dass in den
beiden letzten Bänden der Commentarien , welche erst nach der
Veröffentlichung des Inventum novum, in den Jahren 1764 und
1772 erschienen, und in denen unter andern zwei lange Abhand
lungen über Lungenschwindsucht und Brustwassersucht enthalten
sind , wo gewiss oft genug Veranlassung gegeben war, der Per-
cussion zu gedenken, ihrer nicht Erwähnung geschieht, während
es doch unglaublich ist, dass van Svieten mit Auenbrugger's
Leistungen unbekannt geblieben wäre. — Das Unterschätzen und
24

Also ein offenbares Missverständnis- yudeckung wirft


s i o n mit der hippokratischen Succu A[ unbedeutenden
Es würde dieses Missverständniss r- .elbst den jjrössten
wenn man Auenbrugger's Buch r
Technik der Percussion und 4 Vorstand der medici-
Krankheiten nur einiger^- (]em Muster der Leydener
eben ab, wie es bei Erfir atschlands, ja ganz Europas
und Versuch. (liS ajlen Ländern strömten. De
jrita-t ersten Ranges galt, war ein
<ier den griechischen Arzt als einziges Vor-
auch ausgespv .'*. sjcj, bestrebte, seine Grundsätze am Kran
kleinen Sc' ^f^JnZlIfuliren. -
' »^,tt( *'C-t ^° Auenbruggcr sieben Jahre lang im spanischen
unte« f,-" nie mühevollen Untersuchungen über Percussion an-
a" /^/" j dann die Resultate derselben veröffentlichte, fällt
steßc' ,e Jahre von de Haens Thätigkcit als klinischer Lehrer.
P*flt " cIier^cn mcnt anzunehmen, dass Letzterer nichts vondie-
& ''rorischritte in der Diagnostik vernommen haben sollte.
** a doch sogar seine Klinik in einem gewissen Verhältnisse
m spanischen Hospitale, insofern jene, sobald es ihr an Kran
ken mangelte, sich aus dem grossen wohlbesetzten Krankenhause
versorgte.
Und doch findet man in den Schriften de Haens keinerlei
Andeutungen, aus denen man schliessen könnte, er habe die An
gaben Auenbrugger's in seiner Klinik geprüft, eingeführt und
verwerthet. Sein Hauptwerk ist seine „Ratio medendi. Vindobonae
1757 — 1779", eine Reihe von 18 Bänden, in denen über die wich
tigsten Krankheitsformen, seltenere Vorkommnisse in der Klinik
und dergleichen gesprochen wird.
Vergebens aber sucht man in dem reichhaltigen Index zu
diesem Werke den Namen Auenbrugger-s und die Percussion er
wähnt, und in den Abhandlungen über Pneumonie, Hydrops pec
toris u. s. w. ist nirgends der letzteren als eines Fortschrittes in
der Diagnostik, gedacht. Im Gegentheil beklagt sich de Haen an
verschiedenen Stellen darüber, wie ungemein dunkel und schwer
die Diagnose z. B. der Brustwassersucht , der pleuritischen und
pericardialen Exsudate sei, wie leicht hier ein Irrthum stattfinden
27

könne u. s. w., er führt die hauptsächlichsten Symptome dieser


Krankheit an, aber von den sicheren Zeichen, welche Aucnbrug-
ger angegeben hatte, ist nicht die Rede. (Bemerkenswerth ist wohl
auch, dass unsereAusgabe deslnventumnovumvon 1761mitSchrif-
ten von Anton de Haen und Maximilian Locher zusammengebun
den ist.)
Auch der stolze und eifersüchtige de Haen ignorirte also
die in seiner unmittelbaren Nähe von seinem Zeitgenossen ge
machte glänzende Entdeckung. Gewiss wird man einräumen
müssen, dass auch dieser Umstand nicht ohne Einfluss auf das
Schicksal der Percussion geblieben ist.
Sicher würde dieses sich günstiger gestaltet und die
Lehre selbst weit früher, als es geschah, eine allgemeine Aner
kennung und Anwendung gefunden haben, wenn der gefeierte
und einflussreiche Lehrer diese Untersuchungsmethode gleich bei
ihrem Bekanntwerden zu seiner Sache gemacht, und ihr die ge
wichtige Empfehlung seines Namens hätte zu Theil werden
lassen.
Fand daher die Percussion von Seite ärztlicher Celebritäten
nicht die ihr gebührende Würdigung, so wird man sich nicht
wundern dürfen, wenn ihr dasselbe Schicksal auch von Andern
widerfuhr. Auch in den Schriften Hasenöhrl's, eines Collegen
Auenbrugger's am spanischen Hospitale, Störk's, Arzt am Paz-
manischen Krankenhause u. A. rindet man der neuen Entdeckung
nicht gedacht; nur in der von Wasserberg herausgegebenen
Sammlung kleinerer medicinischer Schriften und Dissertationen
(Bd. 1., 1775) ist die Auenbrugger'sche Schrift vollständig abge
druckt. Im Ganzen fand daher die Percussion in ihrer Geburts
stadt bis zu Stoll's Zeiten nicht die ihr zukommende Anerken
nung. Entweder verstand man die ganze Lehre wirklich nicht
hinreichend, oder man wollte sie als etwas Neues und Un
bequemes nicht verstehen , und vielleicht wird man sich nicht
irren, wenn man die Stelle in Auenbrugger's Vorrede, wo er von
dem Neide, der Missgunst u. s. w. seiner Collegen spricht, damit
in Zusammenhang bringt. — (Pnevidi autem multum bene, quod
scopulos non exignos subiturus sim, simul ac inventum meum pu-
biici juris fecero. Enim vero invidise, livoris, odii , obtreetationis
26

absichtliche Ignoriren der Auenbrugger'schen Entdeckung wirft


daher auf den grossen van Swieten einen nicht unbedeutenden
Schatten, und brachte der guten Sache selbst den grössten
Nachtheil. —
De Haen war von 1754— 1776 Vorstand der medici-
nischen Klinik in Wien, welche nach dem Muster der Leydener
eingerichtet, damals die erste Deutschlands, ja ganz Europas
war, und *i welcher Schüler aus allen Ländern strömten. De
Haen, dessen Name als Autorität ersten Ranges galt, war ein
echter Hippokratiker, der den griechischen Arzt als einziges Vor
bild anerkannte und sich bestrebte, seine Grundsätze am Kran
kenbette wieder einzuführen. —
Die Zeit, wo Auenbrugger sieben Jahre lang im spanischen
Hospitale seine mühevollen Untersuchungen über Percussion an
stellte, und dann die Resultate derselben veröffentlichte , fällt
ganz in die Jahre von de Haens Thätigkeit als klinischer Lehrer.
Es ist sicherlich nicht anzunehmen, dass Letzterer nichts von die
sem Fortschritte in der Diagnostik vernommen haben sollte.
Stand doch sogar seine Klinik in einem gewissen Verhältnisse
zum spanischen Hospitale, insofern jene, sobald es ihr an Kran
ken mangelte, sich aus dem grossen wohlbesetzten Krankenhause
versorgte.
Und doch findet man in den Schriften de Haens keinerlei
Andeutungen, aus denen man schliessen könnte, er habe die An
gaben Auenbrugger's in seiner Klinik geprüft, eingeführt und
verwerthet. Sein Hauptwerk ist seine „Ratio medendi. Vindobonae
1757 — 1779", eine Reihe von 18 Bänden, in denen über die wich
tigsten Krankheitsformen, seltenere Vorkommnisse in der Klinik
und dergleichen gesprochen wird.
Vergebens aber sucht man in dem reichhaltigen Index zu
diesem Werke den Namen Auenbrugger's und die Percussion er
wähnt, und in den Abhandlungen über Pneumonie, Hydrops pec
toris u. s. w. ist nirgends der letzteren als eines Fortschrittes in
der Diagnostik, gedacht. Im Gegentheil beklagt sich de Haen an
verschiedenen Stellen darüber, wie ungemein dunkel und schwer
die Diagnose z. B. der Brustwassersucht , der pleurkischen und
pericardialen Exsudate sei, wie leicht hier ein Irrthum stattfinden
27

könne u. s. w., er führt die hauptsächlichsten Symptome dieser


Krankheit an, aber von den sicheren Zeichen, welche Auenbrug-
ger angegeben hatte, ist nicht die Rede. (Bemerkenswerth ist wohl
auch, dass unsereAusgabe deslnventumnovumvon 1761 mit Schrif
ten von Anton de Haen und Maximilian Locher zusammengebun
den ist.)
Auch der stolze und eifersüchtige de Haen ignorirte also
die in seiner unmittelbaren Nähe von seinem Zeitgenossen ge
machte glänzende Entdeckung. Gewiss wird man einräumen
müssen, dass auch dieser Umstand nicht ohne Einfluss auf das
Schicksal der Percussion geblieben ist.
Sicher würde dieses sich günstiger gestaltet und die
Lehre selbst weit früher, als es geschah, eine allgemeine Aner
kennung und Anwendung gefunden haben, wenn der gefeierte
und einflussreiche Lehrer diese Untersuchungsmethode gleich bei
ihrem Bekanntwerden zu seiner Sache gemacht, und ihr die ge
wichtige Empfehlung seines Namens hätte zu Theil werden
lassen.
Fand daher die Percussion von Seite ärztlicher Celebritäten
nicht die ihr gebührende Würdigung, so wird man sich nicht
wundern dürfen, wenn ihr dasselbe Schicksal auch von Andern
widerfuhr. Auch in den Schriften Hasenöhrl's, eines Collegen
Auenbrugger's am spanischen Hospitale, Störk's, Arzt am Paz-
manischen Krankenhause u. A. findet man der neuen Entdeckung
nicht gedacht; nur in der von Wasserberg herausgegebenen
Sammlung kleinerer medicinischer Schriften und Dissertationen
(Bd. 1., 1775) ist die Auenbrugger'sche Schrift vollständig abge
druckt. Im Ganzen fand daher die Percussion in ihrer Geburts
stadt bis zu Stoll's Zeiten nicht die ihr zukommende Anerken
nung. Entweder verstand man die ganze Lehre wirklich nicht
hinreichend, oder man wollte sie als etwas Neues und Un
bequemes nicht verstehen , und vielleicht wird man sich nicht
irren, wenn man die Stelle in Auenbrugger's Vorrede, wo er von
dem Neide, der Missgunst u. s. w. seiner Collegen spricht, damit
in Zusammenhang bringt. —- (Praevidi autem multum bene, quod
scopulos non exignos subiturus sim, simul acinventum meum pu-
blici juris fecero. Enim vero invidiie, livoris, odii, obtreetationis
28

et ipsarum calumniamm socii. numquam doftir-runt viris Ulis, qui


scientias et artes suis inventis aut illnstrarunt aut perfeeerunt) —
Uns erscheint diese Stelle als eine schwere Anklage und
als ein Nothrufgegen deUaen und die herrschende
Schale.
Anders verfuhr Maximilian Stoll, der Nachfolger dp
Hacns im klinischen Lehramte in den Jahren 1776— 1784. Er.
genialer und vorurtheilsfreier als sein Vorgänger, erkannte sofort
den ganzen hohen Werth der Auenbruggerschen Entdeckung,
und er war der erste, welcher sie in den klinischen Unterricht
einführte : anderseits aber überschätzte er das diagnostische Mit
tel nicht, sondern verstand es recht gut. ihm die ihm gebührende
Stelle anzuweisen. Dies geht deutlich ans seinen Schriften und
denen seines Schülers JosefEyerel hervor.
Die vorzüglichsten hier einschlagenden Stellen sind fol
gende:
1. M. S t o l l : Ratio medendi in nosoeomio practico Vindobo-
nensi. T. I —VII. Viennae 1777 — 1790.
Uebersetzt und mit practi sehen Zusätzen bearbeitet von G.
L. Eabri. Sechs Bande, Breslau 1787 — 1795.
Im dritten Theile dieses Werkes wird die Krankengeschichte
eines jungen Mädchens mitgetheilt. welches an rechtseitiger Pleu
ritis litt, und bei welchem man auf Grund der durch die Percus-
sion erhaltenen Resultate die Punctio thoracis anstellte, um das
Exsudat zu entleeren, leider mit ungünstigem Erfolge. Bei dieser
Gelegenheit wird von Auenbmgger gesagt, dass man nicht leicht
einen Arzt finden werde, welcher so oft den Eiter aus der Brust
durch Eröffnung derselben weggeschafft habe, als der berühmte
Verfasser des Inventum novum. — Daher, sagt Stoll, sowohl diese
Entdeckung, als auch durch dieselbe der Verfasser selbst zu em
pfehlen sei.
2. M a x. S t o l 1 : Praelectiones in diversos morbos chronicos.
Post ejus obitum edidit Josef Ey er el T. I — D. Vindobon.
1 788— 1 789. Ins Deutsche übersetzt von E y e r e l Bd. 1 — 2. Wien
1788—1791.
Nachdem Stoll. bei Besprechung der Brustwassersucht
(Bd. 1. vierte Vorlesung^ unter den diagnostischen Hilfsmitteln
29

der hippokratischen Succussion gedacht hat , kommt er schliess


lich auf die Percussion zu sprechen, wo er ausführlich hinzufügt,
dass diese mit dem vorigen Zeichen durchaus nicht verwechselt
werden dürfe. —.
„Auenbrugger," bemerkt er weiter, „gibt nämlich ein
Zeichen an, wodurch man bestimmen kann, ob eine Flüssigkeit,
Wasser oder Eiter sich in einer Brusthöhle befinde. Er schlägt an
die Brust des Kranken , sowie man an ein Fass klopft , um zu
sehen, ob es widerhallt oder mit Flüssigkeit angefüllt ist."
Nachdem nun Stoll die Technik des Percutirens nach der
Auenbrugger'schen Methode beschrieben, fahrt er also fort: „So
viel ist gewiss , dass die von der eingeathmeten und zurückge
haltenen Luft erweiterte Brust beim Percutiren den Schall einer
leeren Tonne von sich gibt.
Gesetzt nun, es sei die rechte Brusthöhle mit Flüssigkeit
angefüllt, so ist der Lungenflügel daselbst comprimirt, und un
fähig Luft aufzunehmen und zurückzuhalten. Der linke muss
daher allein der Athmung vorstehen ; percutirt man dann die
linke Seite, so erhält man deutlich einen Schall, wie ihn hohle
Körper von sich geben , während die rechte Seite einen ganz
verschiedenen Schall gibt.
Es fragt sich nun, heisst es weiter, was sich daraus, dass
die Brust beim Percutiren keinen Schall gibt, schliessen lässt?
Hört man beim Anschlagen keinen Schall, so weiss man,
dass der Lungenflügel derselben Seite zumEinathmen untauglich
ist, und dass die Lungenbläschen zusammengefallen sind. Aber
die Art der Zusammendrückung und die Beschaffenheit der er
gossenen Flüssigkeit, wodurch die Einathmung der Luft gehin
dert ist , lässt sich daraus nicht bestimmen. Für sich allein be
achtet, ist daher dieses Zeichen nicht hinlänglich, aber auch nicht
zu verachten, indem es oft in Verbindung mit andern zweifel
haften Zeichen den Ausschlag gibt. Auch lässt sich daraus be
stimmen , in was für einer Brusthöhle das Uebel seinen Sitz hat.
Ich werde nun die Fälle angeben , wo die Brust , wenn
man darauf schlägt, keinen Schall gibt. Ich habe schon ange
merkt, dass man keinen Schall wahrnimmt, wenn die Lungen
von Luft nicht mehr ausgedehnt werden. Es kann daher bei der
30

Percussion kein Schall entstehen , a) bei einer heftigen Lungen


entzündung ; denn eine entzündete Lunge ist fleischicht , zieht
keine Luft ein, und ist wie ein harter Körper, b) Wenn ein Lun
genflügel verstopft, knotig verhärtet ist. c) Wenn die Lunge von
ergossenem Wasser oder Eiter comprimirt wird." —
3) M. S t o 1 1 : Aphorismi de cognosccndis et curandis fe-
bribus. Viennae 1786. Uebersetzt von Eyerel Wien 1787. — In
dem Kapitel, wo von dem trockenen Seitenstich die Rede ist,
werden die acustischen auf die Percussion bezüglichen Zeichen
der Pleuritis erwähnt.
4) J. E y e r e 1 : Commentaria in Max. Stollii Aphorismos de
cognoscendis et curandis febribus. Vindob. 1788. Im 2. Band,
wo über das Empyem gesprochen wird, sagt Eyerel: „Multum
nos ssepe juvabat in schola clinica thoracis percussio, quod signum
ab clarissimo Vindobonensi medico Auenbrugger commendatur."
Aus allen diesen Stellen geht unzweideutig
hervor, dass die Percussion auf der WienerKlinik
unter Stoll's Leitung fleissig und mit Verständ
nis s geübt wurde. Diese Stellen sind aber auch um dess-
willen so wichtig , weil sie den späteren Uebersetzer
des Auenbrugge r'schen Buches, Corvisart, erst auf
dasselbe aufmerksam machten, wodurch die ganze Lehre von
weiterer Vergessenheit gerettet wurde.
Dennoch aber, trotz dieser glänzenden Anerkennung der
physikalischen Diagnostik der Brustkrankheiten von Seiten Stoll's
und trotz seines Bestrebens, dieselbe in die Praxis einzuführen,
blieb sie im Ganzen in Deutschland und im Auslande eine wenig
bekannte Sache und drang nicht in die Allgemeinheit des ärzt
lichen Publikums.
Die hauptsächlichsten Ursachen davon waren jedenfalls der
Mangel an Kliniken und an Gelegenheit, sich im Percutiren zu
üben, und die Unvollkommenheit und Dürftigkeit der patho
logisch - anatomischen Kenntnisse über Lungen- und Herzkrank
heiten. Als daher nach Stoll's Tode die Pflege der Percussion
abnahm, war gegen Ende des 18. und im Anfange unseres Jahr
hunderts die Kenntniss der ganzen Lehre bis auf wenige Aus
nahmen bei den Acrzten eine äusserst rudimentäre geworden.
31

Sehen wir zu, was ärztliche Schriftsteller aus damaliger Zeit


darüber sagen !
Peter Frank in seiner „Epitome de curandis hominum
morbis", im Capitel über die Brustwassersucht spricht sich fol-
gendermassen aus: Die Percussion der Brust kann allerdings
zur Erleichterung der Diagnostik der Brustwassersucht viel bei
tragen. Sehr lange vernachlässigt, wurde diese Methode zuerst
von dem deutschen Arzte Au enbrugger und nach ihm
von französischen Aerzten, als zur Unterscheidung mehrerer be
deutender Brustkrankheiten wesentlich nothwendig, wieder in die
Praxis eingeführt. Verdient nun zwar meines Erachtens diese
Methode zur Feststellung einer richtigen Diagnose des Hydro-
thorax ganz besonders empfohlen zu werden, so muss ich doch
ebenso frei bekennen , dass sie in den Fällen ihren Zweck nicht
erreichen werde , wo die Fluctuation des Wassers durch irgend
welche obwaltende Hindernisse aufgehoben ist, und dass man sie
ferner nicht mit gleich gutem Erfolge bei fetten, wie bei magern
Subjecten anwenden könne."
Auch hier der bereits oben hervorgehobene Irrthum, dass
die Percussion von Auenbrugger bereits bekannt gewesen, und
dasselbe Missverständniss , sie ohne weiterer Prüfung mit der
Succussion zu verwechseln.
An einer andern Stelle, bei der Beschreibung der Erschei
nungen des Empyems, weiss P. Frank von physikalischen Symp
tomen weiter nichts anzuführen, als dass beim Anklopfen die
Brust einen veränderten, bisweilen volleren Widerhall gebe !
R e i l in seiner Fieberlehre vom Jahre 1799 in dem Capitel
über Pneumonie sagt :
„Beim stechenden Schmerze gibt das Anschlagen an den
Brustkasten den Ton eines hohlen, beim drückenden, den Ton
eines vollen Fasses." Das ist Alles, was dieser Kliniker über die
Percussion zu sagen weiss!
Hörn (über die Pneumonie 1802) sagt: „Die Versuche,
nach denen man durch das Anschlagen an den Thorax beim ste
chenden Schmerze den Ton eines hohlen , beim drückenden,
den eines vollen Fasses erhalten soll, sind ungewiss und täu
schend."
32

Sachtleben in seiner Medicina clinica vom Jahre 1792


im Capitel über Lungenentzündung bemerkt: „Verschiedene
Aerzte wollen auch aus dem Schalle, welcher beim Anklopfen
an die Brust gehört wird , auf die Abwesenheit oder Gegenwart
des Eiters schliessen ; es ist mir aber höchst wahrscheinlich, dass
ein dergleichen Ton wol immer nur ein höchst unsicheres
Zeichen ist, so sehr es auch von Herrn Dr. Auenbrugger em
pfohlen wird."
Kurz man begegnet der U n k e n n t n i s s, dem Z w e i f e l,
der Geringschätzung und dem Missverständnisse
in Beziehung auf die Percussionslehre, und diese lief
Gefahr, ganz vergessen zu werden, als im Jahre 18U8 Cor-
visart's Uebersetzung erschien.
Schöner und edler, als es Corvisart, wie schon oben bemerkt,
im Eingange zu seiner Uebersetzung ausgedrückt hat, kann ein
Schriftsteller an dem andern nicht handeln, und Auenbrugger ist
glücklich zu preisen, einen solchen Uebersetzer und Erklärer ge
funden zu haben , der sein Verdienst und seine Schöpfung voll
kommen anerkannt und gewürdigt hat.
Man hat Deutschland vielfach getadelt, dass es sein wissen
schaftliches Eigenthum erst aus den Händen Frankreichs zurück
erhalten musstc, um seinen Werth ganz erkennen zu lernen.
Das damalige Uebergewicht Frankreichs in allen Beziehun
gen und die Lage Deutschlands erklärt Alles. Heutzutage wäre
ein solcher Vorgang nicht mehr möglich.
Uebrigens haben die Deutschen das , worin sie gefehlt ha
ben, glänzend wieder gut gemacht ; denn nirgends in der Welt
ist die Percussionslehre so allgemein in das Bewusstsein der
Aerzte gedrungen, als in Deutschland, nirgends sind ihre Lehren
besser begründet, schärfer untersucht und geprüft worden, als in
unserem Vaterland
Und diese 1 ■nschaft I Ifeken wir einem zweiten
AucnbruggcÄ on. , ftdic Lehre seines Vor
gängers als ciilH BD Empfang jE&nonimen
und auf die gegM
Und so schlHfl fi ort
uci'V, mit denen er
33

wohl ein edler und humaner Charakter, als auch ein für die Wis
senschaft begeisterter Sinn hervorleuchten :

„Mögen diese Bemerkungen, sagt er, den armen Kranken


zum Tröste und Heile, den wahren Förderern und Pflegern der
Wissenschaft aber zum Gedeihen ihrer Kunst gei'eichen!" (Ce-
dant hffic miscris segris in solatium, veris autem
medicinje eultoribus in incrementum artis: quod
o p t o).

Dieser Wunsch Auenbrugger's ist vielfach in Erfüllung ge


gangen ; möge er auch fernerhin in den kommenden Jahrhun
derten allenthalben im reichsten Masse seine Erfüllung finden !

Indem wir von ganzem Herzen in diesen Schluss des Mer-


b a c h'schen Säcular- Vo r t r a g e s einstimmen , wollen wir
es aber nicht allein bei der Anerkennung bewenden lassen , die
wir heute unserem guten alten Collegen L. Auenbrugger, sowie
dem berühmten Arzte aus der Steiermark geweiht haben, wir
wollen noch um einen Schritt weiter. — Wir haben gehört , dass
Auenbrugger als ein Mann von reinster Humanität als wohl
wollend und wohlthätig, sowie im Allgemeinen so ganz be
sonders gegen seine Landsleute und Collegen bekannt war, ehren
wir seinen Namen noch durch ein Denkmal, aber nicht durch
ein Denkmal von Stein, wie Piorry meinte, sondern
durch ein Denkmal der Humanität, durch die Grün
dung eines Unterstütz ungs-Fon des für hilfsbe
dürftige Collegen, ihre Witwen und Waisen, den
Sie, meine verehrten Herren Collegen ! ja im Principe schon
damals geschaffen haben, als Sie meinen Antrag bezüglich der
Verschönerung unserer Gründungsfeier zum Beschlüsse erhoben ;
nennen wir heute diesen Unterstützungsfond Au enbrugg er
Stiftung des Vereines der Aerzte in Steiermark,
und beginnen wir gleich am heutigen Tage die Einzeichnungen.

Lassen Sie diese feierliche Stunde nicht vorübergehen, ohne


ein Werk zu vollenden, welches bestimmt ist, manche Thräne zu
3
34

trocknen, manchen Jammer zu lindern. Mögen schon heute Ihre


Gaben recht reichlich fliessen , und möge Gottes Segen sie ver
mehren durch Schenkungen, Legate, Jahres-Beiträge und wie
die Spenden alle heissen mögen, welche unser wohlthätiges Un
ternehmen zu fördern, zu erweitern und für immer zu befestigen
im Stande sind.

Wir lassen nun im Nachhange, wie wir glauben, dem Wunsche unserer
Leser entsprechend, noch einige werthvolle biographische Mittheilungen, welche
uns erst nach Vollendung des vorangehenden Aufsatzes bekannt geworden, so
wie den lateinischen Original-Text des „Inventura novum" selbst folgen. Die uns
in den ersteren gewordenen Anerkennungen haben wir selbstverständlich mit
Allen zu theilen, welche zur besseren Kenntniss und höheren Würdigung Auen
brugger's beigetragen.
35

Mittheilungen eines Urenkels Auenbrugger's,


des Herrn k. k. Staatsanwaltes Dr. Ernst von Lehmann in
Laibach, in Briefen an Professor Dr. C 1 a r.

Euer Woblgeboren
ol !

Die Grazer „Tagespost" brachte in Kr. 180 einen kurzen Bericht


über die Hauptversammlung des Vereines der Aerzte in Steiermark , in
welchem auch eines Vortrages erwähnt wurde , welchen Euer Wohlge-
boren über Leopold Auenbrugger hielten. Von besonderem
Interesse und hohem Werthe für mich wäre es, diesen Vortrag zur Ein
sicht und mit Ihrer Genehmigung zur Abschriftnahme zu erhalten.

Leopold Auenbrugger Edler v. Auenbruck war der Grossvater


meiner Mutter Aloisia Edlen v. Lehmann , Tochter des Josef Zois Frei
herrn v. Edelstein , welcher in Wien lebte , und in zweiter Ehe mit
Katharina, einer Tochter des Dr. v. Auenbruck, ver
mählt war.
Die Familie Zois-Auenbruck lebte in gemeinschaftlicher Haushal
tung viele Jahre im zweiten Stocke des grossen Hauses am Mehlmarkte
nächst der Kapuzinerkirche, und in diesem Hause hat auch der seiner
Enkelin Louise besonders geneigte Grossvater Auenbruck am 1 7. Mai 1 809
um 2 1 hr Nachmittags sein Leben beendet; seine Genial in Marianna,
geborne Edle v. Priestersberg (aus einer auch bereits erlosche
nen steiermärkischen Familie) ist ihm zwei Jahre früher am 14. April
1807 vorausgegangen.
Ich besitze sein von Kaiser Josef gefertigtes Adelsdiplom
ddo. 12. November 1783, worin besonders hervorgehoben wird,
„dass er dem Militär-Spitale in Wien vom Jahre 1751 bis 1755 er-
spriesslichsten Beistand geleistet nnd einige nützlichen Werke im medi-
cinischen Fache herausgegeben."

Als weitere werthvolle Andenken besitze ich ein gut erhaltenes


Brustbild in Gyps-Re liefabdruck ; so wie ein ganz vorzügliches.
3*
36

doch leider durch frühere Vernachlässigung schadhaft gewordenes Oel-


porträt , in leben »grossem Brustbilde, welches vor einigen
Jahren durch den academischen Maler Kurz von Goldenstein entsprechend
restaurirt wurde ; endlich seine alte Stockuhr, die er, wie es mir meine
Mutter erzählte, täglich selbst aufzuziehen pflegte.

Diess sind die einzigen Reliquien . die ich von meinem L'rgross-
vater Auenbruck in Verwahrung habe, und diese sind mir nun um so
theuerer, als dem beinahe der Vergessenheit anheimgefallenen Manne durch
eine kleine biographische Skizze in v. Wurzbach's Lexicon, und nunmehr
in ganz besonders ehrender Weise durch den von Euer
Wohlgeboren gehaltenen Vortrag und über Ihre Anregung erfolgten
Beschluss. der Gründung einer seinen Namen tragenden Stiftung ein
bleibendes Denkmal gesetzt wurde. Was Euer Wohlgehoren dadurch
zur Ehre der Wissenschaft, zur Ehre Ihres Standes, und speziell Ver
dienstliches zur Vermehrung der Gallerie gedenkenswerther Steiermär-
ker geleistet, ist von so grossem Werthe, dass ich wohl nur ganz indivi
duell die Gefühle der Pietät und Dankbarkeit betonen kann,
welche durch die so ehrenvolle Feier des Namens meines l'rgrossvaters
in mir erweckt wurden. Um diesen Gefühlen Ausdruck zu gehen, habe
ich mir die Freiheit genommen, diese Zeilen an Euer Wohlgeboren zu
richten und denselben eine photographische Abnahme des vor
bezeichneten Oelporträtes beizuschliessen, welche ich hier, so gut es
möglich tvar. anfertigen liess. Dieses kleine Angedenken mögen Euer
Wohlgeboren als Beweis m e i n e r V e r e h r u n g und Dankbarkeit
freundlich entgegen nehmen, und indem ich die Hoffnung hege, dass sich
wohl auch die Gelegenheit fügen werde. Euer Wohlgeboren hochwerthe
persönliche Bekanntschaft zu machen , habe ich die Ehre mit dem Aus
drucke vorzüglicher Hochachtung mich zu zeichnen als

Euer Wohlgeboren
ergebener Diener
Laib.eh, 29. September 1865. Df. EmSt V. Lehmann m. p.
37

Kuit Wohlgeborvi !
Es war zunächst nur meine Absicht. Euer Wohlgeboren eine kleine
Aufmerksamkeit zu erweisen , indem ich Ihnen Auenbrugger's Bildnis»
übersendete. Die freundliche Aufnahme, die dasselbe gefunden und Ihre
Einladung, zu einer Vervielfältigung desselben beizutragen, legt mir nun
die Pflicht auf, zur Verewigung des Namens meines gefeierten Urgross-
vaters so viel mitzuwirken, als ich es von meinem Standpuncte aus ver
mag. Diesemnach ist es ganz begreiflich, dass es mir nur zu gros
ser Freude gereichen würde . wenn Euer Wohlgeboren es vielleicht
durch mehrseitiges Zusammenwirken Ihrer verehrten Collegen zu ver
anstalten vermöchten, dass Auenbrugger-s Portrfit durch Stahlstich oder
Lithographie der Nachwelt erhalten bliebe . vielleicht vorerst als Bei
blatt zu der von Euer Wohlgeboren zur Drucklegung bestimmten
Brochure! Ich habe hier noch ein paar Abnahmen photographisch ver
suchen lassen , wovon ich Ihnen im Anschlusse drei Stück übersende,
allein von dem rissigen alten Oelgemälde lässt sich auf die
sem Wege nichts gut Gelungenes erzielen. Am besten wäre es . wenn
von dem Originalpurträt eine Copie zum Stahlstiche oder Stein
drucke abgenommen würde ; ja vielleicht wäre es selbst für das Joan-
neum von Interesse, eine ganz gleiche Copie alsOelportrSt
zu besitzen. Vom Originale kann ich mich nicht trennen . es ist als sol
ches auch nicht zu einer Aufnahme in eine Gallerie geeignet, weil auf
dem Bilde beide C rg rosseitern zusammen porträtirt erschei
nen : rechts der Vater Auenhrugg(noch dazu in einer Hand das aufge
schlagene Burh mit dem noch ganz gut lesbaren Titel ,.I n v e n-
tum no vu m etc.- haltend, also vorzüglichster Beleg für die Echtheit
desselben) und links seine schöne Gemalin Marianna v. l'riestersberg. mit
einer Kaffeetasse in der llaml. Es Hesse sieh aber aus diesem Doppel
bilde d a s Einzel p orträt recht (tut abnehmen. In diesem Oelge
mälde erscheinen beide Auenbrugger noch in ihren schönsten Alters
jahren. Das Gypsrelief stellt ihn dagegen schon mehr als li o c h b e-
jahrten Mann, daher schon mit sehr veränderten Gesichtszügen dar.
Dieses letztere Porträt war meiner sei. Mutter stets besonders
lieb, weil sie ihn in dieser Gestalt von ihrer Jugendzeit her in Erinnerung
hatte. Das Oelporträt war erst nach dem Abiehen meiner Mutter, in eine
Rolle gewickelt, auf einem Schlosse in Oberkrain. (einem meiner Familien
angehörigen eigen), wohin es, weiss der Himmel wie gelangt ist, vor
gefunden worden , von wo ich es dann überkommen habe. Das Gyps-
porträt habe ich in neuester Zeit renoviren lassen, und ich werde mir
die Freiheit nehmen, dasselbe (derzeit noch in einer Rahmenausbesse-
rung befindlich), Euer Wohlgeboren zur Einsichtnahme und zur Beur-
theilung zu übersenden, ob allenfalls nach diesem Abdrücke zu machen

/*
38

es angezeigt wäre T Ueber Auenbrugger's Leben und Wirken kann ich


leider nicht viel Beachtenswertes mittheilen. Doch habe ich schon
Einiges notirt. und will noch in meinem Gedächtnisse nachforschen , um
Einzelnes zu reproduziren , was mir noch von den mündlichen
M i 1 1 h e i 1 11 n g e n meiner, nun auch schon seit 1 1 Jahren im Frieden
der Ewigkeit ruhenden Mutter erinnerlich ist. Ich werde Alles auf ein
Blatt niederschreiben, und es Euer Wohlgeboren mittheilen. Leider
gebricht es auch mir sehr an Zeit zu Allem, was nicht im täglichen
unausgesetzt angestrengten Dienstesverkehre meine Denk- und Schreibe
kraft in Anspruch nimmt ! Für heute schliesse ich dieses Schreiben etc.
Mit grosser Freude sehe ich Ihren mir gütigst zugesagten Mitthei
lungen entgegen, und mit dem Ausdrucke innigster Verehrung zeichne
ich mich
Euer Wohlgeboren
ergebenster Diener
Leib.*!., so. October 186.1. Dr. Ernst v. Lehmann m. p.

in.
Euer Wohlgeboren'.
Von vielen Geschäften gedrängt, komme ich erst heute dazu, Euer
Wohlgeboren das in meinem letzten Briefe angekündete Gypsporträt
Auenbrugger's zu übersenden. Dieses Bildniss mag schon in den letzten
Jahren seines Lebens geschaffen worden sein, denn im Vergleiche mit
dem Oelporträt erscheint er hier mit auffallend veränderten, kaum für
ähnlich zu haltenden Gesichtszügen als Greis. Seine geistige Verjüngung
neuester Zeit ist aber ein Werk, welches edlen Gefühlen entsprossen ist,
und so glaube ich, dass es auch für Euer Wohlgeboren von besonderem
Interesse sein wird, den aus dem Grabe geistig wieder erstandenen
Auenbrugger auch in der Form zu besitzen , in welcher er dem Grabe
gegeben wurde. Da ich dessen Oelporträt als Familienstück besitze, und
da, wie ich aus einer Journalsnotiz entnahm , Euer Wohlgeboren Für
sorge getroffen haben, das» Auerbrugger's Bildniss für die Nachwelt
erhalten bleihe, so gereicht es mir zum Vergnügen, Euer Wohlgeboren
hiermit auch dieses Gypsporträt als ein Angedenken und zu allfälliger
weiterer Gebrauchnahme zu verehren. Die gewünschten Notizen, die
ich hier folgen lasse, sind leider sehr spärlich und unbe
deutend ; es ist auch ausser mir Niemand in der Familie , der ein
Näheres zu liefern vermöchte, und auch das, was ich verzeichne, weiss
ich nur aus zeitweisen Mittheilungen meiner Mutter.
Mit dem Ausdrucke vorzüglicher Hochachtung verharre ich
Euer Wohlgeboren
ergebener Diener
Leibich, 28. Detember i<65. Dr. Ernst v. Lehmann 111. p.
1. Leopold Auenbrugger, von dessen Eltern ich nichts Verbürgtes
anzugeben vermag , soll schon als Studiosus der Medizin sein Herz der
schönen Marianna v. Priestersberg zugewendet haben ; diese hatte eini
ges Vermögen, und vorzüglich durch Ihre Unterstützung war es ihm
möglich, seine Praxis in Wien zu beginnen. Die Verehelichung fand gleich
mit dem Beginne seines ärztlichen Wirkens statt, (wann und wie sie in
Wien ihr Hauswesen begannen, unbekannt . doch erzählte die liebe alte
Grossmuttcr ihrer geliebten Enkelin Louise, meiner Mutter, dass es ihnen
Anfangs recht knapp gegangen sei, dass sich aber die Praxis immer mehr
erweitert habe, und sie sohin zu recht gutem Einkommen gelangten).
Aus ihrer Ehe entsprossen nur zwei Töchter. Diese erhielten beide unter
Leitung des Vaters eine ausgezeichnete Erziehung; die erstgeborene
Marianna war besonders hervorragenden Geistes , sprach und schrieb
lateinisch und griechisch, spielte als kleines Mädchen schon ausgezeich
net Klavier, doch war sie kränklich, etwas schiefen Körperbaues und ist
ledigen Standes (Zeit unbekannt) gestorben; die zweite, Katharina war
eine gefeierte Schönheit, und ebenfalls voll Geist und Bildung ; vermählt
mit Josef Freiherrn v. Zois-Edelstcin, hatte sie ebenfalls nur zwei Töch
ter, Joseflne, welche ledigen Standes im Jahre 1849 in Wien gestorben
ist, und Aloisia, meine theurc Mutter (seit 1814 verehlicht gewesen mit
meinem Vater Johann Edlen v. Lehmann, k. k. Kreiscommissär und Herr-
schaftsbesitzer in Krain. Witwe seit 1831, gestorben 28. März 1854).
2. Auenbrugger war der Schilderung nach ein körperlich und
geistig ausgezeichneter Mann, seine vortreffliche Körpersconstitution und
Gesundheit behielt er bis zu seinem hohen Alter; nur ein Leiden hat ihn
in seinen letzten Jahren getroffen, nämlich der Verlust der Sehkraft eines
Auges ; doch war sein zweites Auge so scharf geblieben , dass er stets
und selbst bei Licht nach seiner Gewohnheit lesen und schreiben konnte,
und meine Mutter wusste mir zu erzählen, dass er mit diesem Auge von
dem Fenster seiner Wohnung aus (am Mehlmarkte) auf der Stephans-
thurmuhr die Zeit entnehmen konnte.
Unermüdet und unverdrossen war er als Arzt und voll Güte und
Menschenfreundlichkeit bis in seine spätesten Tage ; die Glockenzüge
gingen vom Hausthor in seine Wohnzimmer und eine kleine Handlaterne
war stets in Bereitschaft, mit der er sich nicht selten ganz allein zur
Nachtzeit in die entlegensten Vorstädte auf dem Wege zu Kranken leuch
tete. Für Brustkrankheiten war er der gesuchteste Arzt.
3. Auenbrugger hat stets viel gearbeitet und studiert, er hatte
eine reichhaltige Büchersammlung; er führte umfassende Vormerkungen
und Krankengeschichten über wichtigere Fälle, doch was damit ge
schehen, weiss ich nicht ; mir ist nichts mehr zu Händen gekommen !
Meine Mutter erzählte , der alte Grossvater sei auch ein Freund des
Theaters gewesen und insbesondere der Oper; er habe selbst einmal
den Text zu einer komischen Operette, betitelt : „Uie Rauchfangkehrer"

r
40

geschrieben, welche sehr gefallen habe : als ihn aber die Kaiserin Maria
Theresia, deren Vertrauen er besass, und welche sich öfters seines
Rathes bediente . nach diesem Successe wieder einmal anforderte, er
möge doch wieder etwas solches schreiben , hatte er ihr es rundweg
abgeschlagen und erwidert, -er habe etwas Besseres zu thun, als
Komödienstückcl zu schreiben."
4. Auenbrugger stand mit allen hervorragenden Persönlichkeiten
seiner Zeit in regerem Verkehre; insbesondere hatte er viel Umgang mit
dem bekannten Philosophen Werner, welcher auch sein Hausfreund war.
Grosse Freude hatte er an seinen beiden Enkelinnen, und insbesondere
ergötzte ihn das Gesangstalent meiner Mutter Aloisia. Durch eine Reihe
von Jahren bis zu seinem 1809 erfolgten Ableben wurden im Baron
Zois'schen Hause in der Wintersaison jeden Sonntag Mittags von 12 bis
2 Ihr musikalische Matineen gegeben, welche von ausgewählter Gesell
schaft und von fremden Tonkiinstlern besucht waren, und der alte Gross
papa im Hause hatte grosses Vergnügen daran. Fn seiner Lebensweise
war er übrigens sehr einfach: in den letzten Jahren genoss er fast nie
Fleischspeisen, sondern nur Suppe, Gemüse und leichte Mehlspeisen ; in
früheren Jahren besass er in der Vorstadt Rossau ein kleines Hans sammt
Garten, den er sehr kultivirte. und dort pflegte er tagelang zu verweilen.
(Wo dieses Haus gewesen und in wessen Hände weiters gekommen, ist
mir leider unbekannt). Mit seiner geliebten Gattin Marianna lebte er in
schönster Harmonie, und in der Familie wurde das seltene Fest der gol
denen Hochzeil gefeiert. Meine Mutter erzählte mir oft davon, und ich
besitze noch eine freie Handzeichnung, welche die beiden Enkelinnen
Josefine und Louise aus diesem Anlasse den geliebten Grosseltern über
reichten. Nach dem Tode seiner geliebten Frau fing ihn die Lebenskraft
und Lebensfreude an zu verlassen : er war. wie mir meine Mutter auch
oft erzählte, von der Zeil an sehr verändert, meist verschlossen in sei
nem Studierzimmer, ging täglich früh zu Bette und sah nur seine Enke
linnen gerne um sich : seine letzte Krankheit war eine kurze in Folge
einer Verkühlung. Er war bis zu dem letzten Momente eines leichten
Erlöschens hei sich, und bestimmte selbst den Tag. ja sogar die Stunde
seines Lebensendes ; er blickte nach der Stockuhr im Zimmer und sagte,
wenn der Zeiger auf 2 Uhr Nachmittag kömmt , werde es mit ihm vor
über sein, und so geschah es auch !
41

IV.
Euer Wohlgcboren!
Mit lebhaftem Interesse las ich das Manuscript. welches mir Euer
Wühlgeboren zu übermitteln die Güte hatten; manches habe iclTdaraus
entnommen , was mir bisher nur dunkel oder ganz unbekannt war. So
ist es namentlich für mich ganz neu , dass Auenbrugger's Eltern ver
mögliche und angesehene Bürger und Hausbesitzer in Graz waren. Es
ist merkwürdig, dass von Auenbrugger's Eltern selbst meine sel. Mutter
nach meiner Erinnerung mir nie etwas Bestimmtes sagte und so viel ich
weiss, nur davon die Rede war, dass Auenbrugger mit der schönen und
etwas Vermögen besitzenden Marianna von Priestersberg schon als Stu
diosus der Medizin verlobt war. Als Geburtsjahr der Letzteren fand ich
in einer Aufzeichnung denkwürdiger Familientage den 2. Februar 1730;
im Vergleiche mit Auenbrugger's pfarrämtlich constatirtem Geburtstage
19. No v emb er 1722 (in der Aufzeichnung meiner sel. Mutter steht
19. November 1724), war daher Auenbrugger nur um 8 Jahre älter,
daher ganz vereinbarlich , dass er schon als Studiosus mit Marianna
v. Priestersberg das Verhältniss anknüpfte. Die Jubelfeier der goldenen
Hochzeit wurde , wie ich es in der besagten Aufzeichnung erwähnte,
gefeiert am 18. November 1804; daraus ergibt sich nun der arith
metische Rückschluss auf den 18. November 1754 als Vermählungs
tag, und mit Rücksicht auf das Geburtsjahr der Brautleute ergibt es sich,
dass Auenbrugger mit 32 Jahren, somit offenbar schon als praktischer
Arzt, die damals 24 Jahre alte Marianna v. Priestersberg ehelichte.

Zur Ergänzung der Familienchronik fügeich zu allfälliger Bedacht-


nahme noch Folgendes bei.

a) Marianna v. Auenhrugg starb zu Wien am 1 4. April 1 807.


b) Katharina, vermählte Freiin v. Zois-Edelstein daselbst am
9. Juni 1825 im 70. Altersjahre, als Witwe des
c) Josef Freiherr n Zois v. Edelstein, welcher daselbst
bereits am 15. April 1813 gestorben ist.
d) Dieser Josef Freiherr v. Zois war ein Bruder des in Kram in gefeier
tem Andenken stehenden Sigmund Freiherrn v. Zois.

Dass Josef Freiherr v. Zois als Witwer in zweiter Ehe sich mit
der Tochter Katharina, des Med. Dr. von Auenbrugg , vermalte, und die
weitere Succession habe ich bereits mitgetheilt; ich trage hier nur
nach , dass Josef Freiherr v. Zois in Wien die Bekanntschaft der ob
ihrer Schönheit und Liebenswürdigkeit gefeierten Tochter Auenbrugg's
machte , und daselbst von den Renten seiner Güter in Krain in glück
licher Ehe lebte.
42

Ich berichte weiter«, das» ich nicht der einzige fiberlebende


Urenkel Auenbrugger's bin, sondern ich habe noch zwei jüngere Brüder
am Leben , welche Beide auch verheirathet sind, nämlich die Brüder
Albert, pensionirter k. k. Oberlieutenant , Gemeinderath und Hausbe
sitzer in der Stadt Kudolfswerth in Unterkrain, kinderlos; und Wil
helm, pensionirter k. k. Lieutenant, Vater von 4 Kindern, domicilirend in
Laibach , ich selbst bin Vater von 5 Kindern. Es sind somit von
mütterlicher Seite gegenwärtig ex stirpe Auenbrugger
3 Urenkel und 9 Ur-Urenkel vorhanden.
Hochachtungsvoll verharre ich
Euer Wohlgeboren
ergebener
L.ib.ch, 8. Februar 1886. Dr. Ernst v. Lehmann m. p.
LEOPOLDI AUENBRUCGER
MEDICIN^ DOCTORIS
IN CiESAREO REGIO NOSOCOMIO NATIONUM
HISPANICO MEDICI ORDINARII.

INVENTUM NOVUM
EX

PERCUSSIONE THORACIS HÜMANI


ÜT SIGNO

ABSTßüSOS INTERNI
PECTORIS MORBOS
DETEGENDI.

VINDOBONJE,
TYPIS JOANNIS THOiLE TRATTNER, OES. REG.
MAJEST. AULiE TYPOGRAPHI.

MDCCLXI.

\
Conspectus
Praefatio.
Monitorium.
Obsei'vationum Synopsis.
De bouo human! thoraois naturali, et quomodo ia in drversis locii depra-
hendatur. §. 1 et ss.
De percussionis methodo. § 4.
De praeternaturali sono thoracis ejusque significatinnihus in genere. §. 10.
De morbis in genere, in quibus occurrit praeternaturalis sonus thoracis. §. 18.
De morbis acutis, in quibus occurrit praeternaturalis sonn* thoracis. §. 19.
De morbis chronicis, in quibus occurrit praeternaturalis sonus thoracis. §. 26.
De sono praeternaturali thoracis, qui magnam extravasationem liquidorum
in Tasis hujus cari coercitorum constanter sequitur. §. 80.
De Ulis affectibus pectoris, qui a percussione non deteguntur. §. 83.
De Ulis, quae sub hoc signo praesente anatomica Sectio detexit. §. 37.
De pulmorum scirrho. §. 38.
De ejus signis. §. 39.
De vomica thoracis intern! in genere ejusque diversitate. §. 40.
De vomica ichorosa : seu de scirrhi in liquamen soluti signis. §. 42.
De signis vomicae purulentae clausae. §. 42.
De signis Tomicae in tracheam apertae. §. 42.
De empyemate et ejus signis. §. 43.
De hydrope pectoris in genere. §. 46.
De signis generalibus hydropis pectoris §. 45.
De signis hydropis pectoris ex uno latere. §. 45.
De signis hydropis pectoris ex utroque laetere. §. 45.
De liydrope pericardii. §. 46.
De magna sanguinis extravasatione, ejusque signis. §. 47.
De signis aneurismatis cordis. §. 48.
IPraefatio.
Sisto tibi, benevole lector, signum novum in detegendis
morbis pectoris, a me inventum.
Consistit illud in percussione human! thoracis, ex cujus
sonituum resonantia varia, de interna constitutione cavi hujus
Judicium fertur.
Detecta circa hoc objectum non pruritus scribendi, neque
speculationum luxuries, scd septennis observatio digessit, ordina-
vit, edidit.
Pracvidi auteni multum benc , quod scopulos non exiguos
subiturus sim, simul ac inventum meum publici juris feccro.
Enim vero invidiae, livoris, odii, obtrcctationis, et ipsarum
calumniarum socii, nunquam defucrunt viris illis, qui scientias et
artes suis inventis aut illustrarunt, aut perfecerunt.
Idem discrimen subire constitui, scd eo proposito, ut prae-
dictorum nemini mearum observationum rationem simredditurus.
Scripsi illa, quac sensuum testimonio inter labores et taedia
iterum itcrumquc expertus sum : neque in bis unqnam concessi
locum seductrici philautiac.
Xe autem quis existimet, signum hoc jam exhaustum esse
in morbis, quos adduxi : fateor omni candore, et in his superesse
defectus, quos tarnen sedula observatio emendabit cum tempore ;
forte etiam in aliis conditura veritates, ad cognoscendos , praesa-
giendos, et curandos morbos pectoris utilcs.
Et haec erat ratio, cur cum signis quicverim, atque etiam
in bis ad inevitabilem causarum quarundam enumcrationem, quae
ad illustrandas Observationen meas conferrc poterant, confugerim
ad commentaria Hlustrissimi L. Baronis V a n - S w i e t e n , quo-
niam in his, quidquid ab obscrvatorc liominc dcsidcrari unquam
potest, absolutum invenitur.
Peperci sie profdsiori scriptionis argumento : sinml ac nac-
tos inde fni fundamentum firmiisimam. cui rudimenta inventi mei
illastrias innitantur.
Atqne ideo non dabito, quin veria artia medicae aestimato-
ribna gratum fecerim, dum illa propalare snaeepi, quae ad abstrn-
sornm pectoris morboram cognitionem hactenua desideratam,
lamen non exiguum affundant.
Omiai multa dubia, minus digeata: bis tarnen elaborandia
non ceasabo deineepa inaudare.
Postremo non uudui in acriptionia genere superbire: elegi
'tylum, nt intelligi poaaim.
Vale!
Dabam 31. Decembria 1760.

Monitorium
•d

omnes medicos.
Expertn« affirmo, qnod signnm, de quo hie agitur. gravissimi
momenti sit non tantam in cognoscendis, sed etiam curandis mor-
bia: at'juf; ideo primum locum mereatur post explorationem pul-
8U« et reapirationis,^ ^ko , in qnMBMue morbo praeterna
turalis «onus thoraÄ rvatu- : .<-dä Ba subesse periculum
indicabit »emper.
Observatio lma
De isono humani thoracis natiirali, et quomodo is in diversis locis
deprehendatur.
$. 1. Thorax sani hominis sonat, si percntitur.
Scholium. Thoracis nomine intelligo illud corporis humani cavum,
quod a collo et claviculis incipit, et terminatur, ubi diaphragma arcnbus
costarum annectitur. Hoc cavuin ad castae anatomiae leges describere,
snperfluum iluxi. quoniam simplicitas observationum in proponenda veri-
tate inventi, gratam legentibus brevitatem exigit : atque ideo illuin so-
lummodo conceptum sani hominis dari postnlo, nempe viscera intus con-
tenta suis usibus patere.
§. 2. Sonus, quem thorax (§. 1.) edit, talis observatur, qualis
in tympanis esse solet, dum panno vel alio tegmine ex lana crassiori
facto, obtecta sunt.
Scholium. Cogimur saepe parabolice exprimere impressiones re-
rum per sensus factas, ubi destituti sumus speciflcis notionibus, quae
rei conceptae characterem exprimunt. Placuit propterea hac similitu-
dine uti.
§. 3. Sonus hie observatur per totum thoracem . hocce . quo sc—
quitur, modo :
1. Dextrum thoracis latus percussum edit sonum, in anterior!
parte, a clavicula incipiendo usque ad sextam costam verain : in laterali
ejus parte, sub humero incipiendo, usque ad septimam veram : in poste
riori vero a scapulis usque ad secundam et tertiam costam spuriam.
2. Sinistrum thoracis latus percussum sonum dat in priore parte
a clavicula incipiendo usque ad quartam costam verain. At ubi cor sil um
pro parte obtinet, quandam plcnitudinem sonus exhibet, manifeste indi-
cans, solidiorem cordis partem ibi locatam vividam resonantiam pro parte
obtundere. In laterali et postica sinistri thoracis parte, eaedein se ha-
hent sonitns pereeptiones. uti in dextro ad numerum lum recensebantur.
3. Sternum totum percussum resonat, ita clare ac thoracis latera:
excepto illo loco, cui cor pro parte subjacet ; ibi enim paulo obscurior
sonus percipitur.
4. Idem sonus per tractum spinae dorsi observatur, quousque
'aec concurrit ad efformandum thoracis cavum.
Scholium. Sonus iate in macilentis hominibus clarior, in torosis
™.sior; in obesis vero ob molem pinguedinis prope suffocatus depre-
tur. Interim maxiine sonorus locus existit in anteriori thoracis
nempe a clavicula ad quartam costam veram. Verum ideo. quia
48

mammae et musruli pectorales molem deinde augent. obscurior resultat


■onus.
Quandoquc in laterali parte obtusior occurrit sonus infra axUIam :
quoniam ibi in quihusdam panniculus adiposus crassior cuti subjacet.
In posteriori thoracic parte sonus minus perceptibilis est . ubi scapolae
locantur : quia resonantia intercipitur ob ipsnm os scapulae et ob mus-
culos, qui dorso per scapulam impontmtur. Tandem nonnunquam sonus
ex tertia costa spuria percussione evocatur. Verum hoc perpetuum non
est: pendere mihi videtur ratio a ludente natura, quae in diversis ho-
minibus diversaiu longitudinem thoracic constituit.

Observatio 2da
De Percussionis methodo.
§. 4. Percuti, verius pulsari. thorax debet. adductis ad se mutuo.
et in rectum protensis digitorum apicibus, lente atque ]eniter.
Stlioüiitu. Torosi homines, atque illi . quorum thoraces multa pin-
guedine saginati sunt, fortiorem perrussionem ferunt ; imo talem requi-
runt. ut prodeat sonus , quem parva et subtilis pulsatio , ex gracili et
tenero thorace. quam facillime evocat.
§. 5. Thoraei supertensum sit indusium . vel manus percutientis
rhirotheca (modo ex polito corio non sit) muniatur.
Srholium. Si nullum pectus nuda manu pulsatur. superfleierum
politarum concursus strepitum produeit. et soni evocandi constitutionem
obscurat.
§. 6. Hominem. cujus thorarem percutere voles, primo in naturalt
respiratione permitte ; jube dein , ut aerem inspiratum retineat. Varia-
hilis occurrens pcrccpti soni mutatio, suh inspirato, expirato . et retento
ai--re. plurimam utilitatem habet ad ferendum Judicium.
§. 7. Priorem thoracis partem percussurus jubc. ut caput erectum
teneatur. humeri ad posteriora. id est versus dorsum reducantur. Hac
enim ratione elficitur. ui pectus ad anteriora producatur . cutis, musculi
et costae tendantur; atque ideo clarior resonantia a percussione ob-
tineatur.
§. 8. Latera percussurus hrachia super caput protendi jube ;
utrumque latus hac ratione tensum nitidius resonabit.
§. 9. Impera. cui dorsum percuties, ut ad anteriora se inclinet.
humeros suos pectus versus adducat. gihliumque faciat. haec eadem est
ac prioris ratio, exactior scilicet sonitum evocandi methodus.
.Srholium. Obvia haec experimenta. qui\is sanissimus in se , vel
in aliis tentare potest. et imle capient omnes boni ex sonituum varietate
fimdamentum sufficicn*. hocce signum in detegendis morbis pectoris non
vilipendendi.

-
49

Observatio 3tla
De praeternaturcdi sono thoraeis ejusque signfficationibus in genere.
§. 10. Si thorax in homine sano pulsatur, resultat sonus in Omni
bus Ulis locis, uti in observatione la ad §. 3. notatum est. Percntere
autem opportet plurinm hominum thoraces, ut probe perspecta habeatur
emissi soni conditio, ob habitum corporis diversum in diversis hominibus.
Scholium. Dictum fuit ad §. 3. quod thorax non ubique eadem
elaritate resonet , simulque adnotatae sunt causae , vividam resonaotiam
impedientes.
Atque ideo admonendi sunt observatores , ut plurinm hominum
thoraces percutiant , non tantum ob impedimenta , quae Author natural•
in omnibus aequaliter disposuit , ut sunt scapulae , mammae , cor : sed
etiam ob diversam capacitatem hujus cavi , quod in variis corporibus
omnino varium est. Accedit discrimen torositatis, et crassities panniculi
adiposi.
Enim vero per haec sonitus vel altior, vel profundior; vel clarior.
vel obscurior, vel quandoque prope suffocatus deprehenditur.
§. 11. Si igitur ex praedictis §.3 locis sonoris nonpereipitur sonus
manifestum, utrique lateri aequalis, eidemque percussionis intensitati con-
formis, morbosum quid in pectore latere signifleat.
Scholium. Ex hac veritate constituitur fundamentum generale,
atque inde dedueuntur praedictiones certae . quae suo ordine mox se-
quentur.
Multa enim observatione convictus didici , latere posse morbos
pessimos in thoraeis cavo , qui nullum existentiae suae signum edunt,
atque nulla ratione deteguntur, quam sola hac percussionis methodn.
Enim vero docet aequalis ex utroque latere evocati sonitus clari-
tas, aerea pulmonum vasa libera, nullo tumore pressa, aut quadam gravi
in cavo thoraeis latitante colluvie suffocata. Excipiuntur tamen quidam
pectoris affectus, qui suo loco recensebuntur.
§. 12. Si in aliqua thoraeis parte sonora sub eadem intensitate
percus8a, sonus altior; morbosum ibi subesse notat, ubi aliiimlo major.
$. 13. Si in aliqua thoraeis parte sonora sub eadem intensitate
percussa, sonus obscurior, morbus in obseurius sonante loco haerebit.
§. 1 4. Si percussus thorax in loco alias sonoro , sono suo natu-
rali penitus destitutus fuerit , id est, carnis percussae sonum ediderit,
morbus in illa plaga, quae sie resonuerit, latebit.
Scholium. Qui manu proprium pectus, et postea femur suum per-
cusserit, habebit ex sonituum differentia requisitam ideam. ad intelligen-
dam praedictionem, quae proposita est.
4
50

§. 15. Si percussus thorax in loco alias sonoro carnis percussae


sonum ediderit, morbosum in eam latitudinem diffusum esse intelligas.
quantam retulerit ejusmodi sonitus circumferentia.
§. 1 6. Si percussus thorax in loco alias sonoro carnis percussae
soinun ediderit, jube, ut aer profunde inspiratus retineatur : et si retento
sub Spiriiu locus percussus carnis percussae sonum servabit, judica
morbosum profunde penetrare thoracis cavum.
§. 17. Si thorax in anteriori parte percussus, retento quamris
aere. carnis percussae sonum ediderit, tunc posteriorem diametraliter
priori partem oppositam quoque percutias: et si in illo loco caeterum
sonoro carnis percussae sonus resultabit. tunc morbosum penetrat to-
tnm thoracis cavum.
Srholium. Pendent hae varietates a causa , quae solitum volumen
aeris in cavo thoracis contenti vel minuere, vel auferre potest.
Causa similis, sive in solida, sive in liquida massa constiterit, jam
efficiet illud, quod exempli gratia in dolus observamus. quae dum vacua
sunt . resonant in omni puncto , verum repleta tanto plus sonitu suo
destituuntur , quanto magis volumen aeris in iis contenti fuerit immi-
nutum.

Observatio 4ta
De morbia in genere, in quibus oecurrü praeternaturalis sonu»
thoracis.
%. 18. Sonus praeternaturalis observationis 3ae et occurrit in
morbis acutis, et deprehenditur in chronicis ; constanter vero sequitur
inagnam extravasationem liquii'orum in vasis hujus cavi contentorum.
Srholium. Constat ex §. praecedentis srholio, quod omne illud
obtumlat, vel deleat sonum naturak-m thoracis, quidquid volumen aeris
in ejus cavo contenti valet minuere. vel ex integro delere.
Hoc autem lleri posse docent morhorum acutorum et chronicorum
natura, causae. effertus, et defunctorum ex similibus malis aperta cada-
vera haec facta esse demonstrant.
Verum sonus praeternaturalis, qui magnam extravasationem liqui-
dorum , quae in vasis hujus cavi coercentur, constanter sequitur, se-
quenti experimento ronflrmatur.
Si in cadavere quorunque sonorum thoracis cavum liquido imple-
tur injertionis ope , tunc sonitus lateris repleti pro illa altitudine oh-
sruratur. quam injeetum liquidum occupaverit.
Exigit jam observatorum ratio, ut ordine §. 18. attingam propo-
silos morbos. in quibus hoc signum observavi.
51

Observatio 5ta
De morbis acutis, in quibus occurril praeternaturalis thoracis sonus.
§. 19. Sonus praeternaturalis, qui §.18 in morhis acutis occur-
rit, vel observatur sub liorum decursu, vel in termino dccursus eorum.
Scbolium. Haec veritas exhortatur omnes medicos, ut signum tanti
momenti non intermittant experiri in morbis acutis . siquidem hac ex
parte securiores reddentur in ferendo judicio. quod in acutorum de
cursu sub omni tempore adeo anceps est.
Accidit mihi familiariter vidisse aegros, qui a morbis acutis appa-
renter restituti, sub larva intermittentium vel remittentium febrium medi-
cis suis imposuerunt: ulii interea morbosa materies non penitus subacta
postea uni lobo pulmonis impacta, lethali scirrho , vel romicae funda-
mentum jecit.
$. 20. Sonus praeternaturalis §. 19, qui sub decursu morborum
acutorum observatur, occurrit frequentissime in morbis inflammatoriis
pectoris.
Srholium. Dico frequentissime : enim vero, qui inflammationis hi-
storiain obiter tantum noverit, comprehendit facile hujus asserti rationem :
praecipue, si illa exacte perpenderit, quae illustrissimus Praeceptor meus
in Commentariis Celeberrimi Boerharn de inflammationis effectibus ')
exaravit.
Si quis haec partibus in pectoris cavo contentis applicuerit , in-
eoncussa argumenta inveniet , praeternaturalem thoracis sonum obser-
vationis 3ae nunquam frequentius quam sub decursu inflammatoriorum
morborum pectoris occurrere posse.
Accidere tamen potest, ut illos morbos epidemicos, qui materiam
peccantem ad peripheriam corporis inevitabili fato deponunt, hoc signum
comitetur : nempe antequam eruptio exanthematica Hat.
Hoc in constitutione epidemica petechiali annorum 1757, 1758,
1759 obsenare saepe datum est. atque sub epidemia exanthematica
milliari currentis anni 1760 non infrequenter occurrebat; praecipue in
illis aegris, qnornm invasio inflammatorium morbum pectoris aemu-
lata est.
Id unum in ultima epidemia singulare observavi. quod praeterna
turalis sonus in quadam thoracis parte semel praesens, prios non
deseruerit aegrum : usque exanthematicus ille morbus, (qui certis suis
diebus flrmiter alligiitus est) integre fuerat subactus.

') Vid Comm. ad §. 382, 387, 388.


4*
52

Si mihi vitam iuipertietur Deus ter Optünus Maximus, fieri posset


ut ea, quae me docuit decennis observatio circa exanthemata milliaria
evulgarem.
§. 21. Sonus, qui §.19 sub tennino decursus acutorum occurrit
observatur tunc, quando excretiones materiae peccantis non respondent
morborum, quorum sunt magnitudini.
Scbolium. Quidquid acutum ex decidentia veteres appellarunt, sub
•pparente signo §. 21 chronicum observavi : atque ideo haec paragraphus
ad hanc observationum classem minus recte refertur ; sed proprie chro-
nicos morbos attinet. Interea tamen ordinis ratio exegit, ut obiter attin-
geretur.
§. 22. Sonus praeternaturalis, qui sub decursn morborum in-
flammatoriorum pectoris §. 20 occurrit. observatur passim quarto morbi
die: rarissime hunc diem praecedit. saepe eundem sequitur, idque in
affecto latere.
Srholium. Non est intentio hujus phaenomeni rationem indagare,
solummodo illud notare uieum propositum fuit.
Interim constans circa hoc signum observatio me docuit, quod
illis diebus occurrat, quos decretoriorum Indices appellamus : id est raro
tertio ; saepissime quarto . multoties quinto et septimo , sed nunquam
tardius. Heterodoxum videbitur, quod quintum et septimum inter decre
toriorum indices collocaverim. Verum qui quaternariorum rationem in
morbis exacte observaverit, fatebitur. quod quintus saepe exstiterit index
noni, uti septimus undecimi: qui ultimus tamen inflammatoriis pectoris
morbis admodum rarus est index.
Excipiuntur vero hie illi morbi acuti, qui ad §. 21 pertinent.
Solet autem hoc signum apparere in illis inflammationibus pecto
ris, quae pleuram. vel pulmonem. vel utrumque, simul cum humida tussi
adoriuntur: contra vero abesse in iis. quae sputi* in prineipio et pro-
gressu caruerunt. ut sunt: pleuritis sicca, deinde inflammatio mediastini.
pericardii . cordis. Enim vero in his malis eo usque affecta pars sono
praeternaturali destituta est. donec vel in mortem tendant, vel naturae
aut artis benefleio suppurent. et in conspicuas vomicas abeant.
§. 23. Sonus iste, §. 22, a die in quo occurrit, crescit et auge-
tur pro morbi natura , magnitudine et diuturnitate : decrescit vero pro
excretorum qualitate. durabilitate et copia.
Srholium. Pendet incrementum sonitus praeternaturalis a materia
morbiflea. quae ad inflammatum latus §. 22. sensim deponitur, et quan-
doqne in tali copia cumulatur, ut saepe observaverim, illam duas tertias
partes unius cavi thoracis superasse : quemadmodum ergo similis ma-

k
53

teria plus minusve congesta solvi, subigi et expelli ilebet ex corpore, ut


redeat sanitas , ita ad decrementum ejus requiritur , ut excretiones so-
lutae , et subactae materiae respondeant . in qualitate , durabilitate et
copia morbo per suas causas ( ) cognito.
§. 24. Qui sonus, §. 23, semel praesens vel in mortem tendit, die
ab ortu suo decretorio , vel per excretiones solvitur , vel in alios mor-
bos abit.
Scholium. Videantur circa haec Commentaria lüustrissimi mei
Praeceptoris, ubi 2) mortis indicia, 3) excretionis futurae signa, 4) tran-
situs in alios morbos recenset, explicat, docet.
§. 25. Interim a morborum inflammatoriorum pectoris fatis inter
se comparatis sub signo §. 22 sequentia extraxi :
1. Quo sonus in loco thoracis magis suffocatus, atque ad carnis
percussae sonitum accesserit, plus tanto morbus major.
2. Quanto majus spatium suffocatus sonus emensus fuerit. tanto
morbi periculum exactius.
3. Magis periclitatur aeger sub affecto sinistro latere , quam si
dextrum foret occupatum.
4. Priorem et superiorem thoracis partem (quae a clavicula ad
quartam costam tcrminat) minus discrimen habere, quam inferiorem par-
lem sonitu esse destitutam.
5. Magis periculosum est, in posteriori thoracis parte sonum cessare,
quam eundem in priori et superiori abesse.
6. Integrum thoracis latus sonitu privari. passim lethale.
7. Sternum sonitu destitui mortiferum.
8. Locum, quem cor occupat, carnis percussae sonum in magna
circumferentia edere, exitiosum.
Scholium. Observavi quandoque fatales praedictiones ad numerum
6tum et 7mum falsas fuisse tunc , quando natura simile congestum ad
peripheriam thoracis , vel ad alias corporis partes minus principales,
formando abscessus, ablegavit. Accedit, quod prudens veterum audacia
(quae affectam plagam autsecare, aut urere tentavit) naturae medicantis
methodum felicissimo cum successu saepe imitata sit. Vide Illustrissimi
mei Praeceptoris Commentaria. 5)

') Vid. Comm. V. Swioten §. 824, 881.


*) Vid. Comm. V. Swieten §. 848, 905.
») §. 830, 888.
«) §. 832, 837, 843, 892, 897.
») §. 895, 1190.
54

Observatio 6 ta.
De morbis clironicis, in quibus occurrit praeternaturalis sonus
thoracis.
§. 26. Sonus praeternaturalis, qni in clironicis mortis occurrit,
vel dehetur:
1. occultae vi, quae viscera thoracis infestat, tardo incremento
i•In uii et inevitabili jactnra tandem perdit;
2. vel ohservatur tunc, qnando sensibiles effectus visceribus
tlioracis lentam perniciem inferunt.
Srholiuin. Haec sunt generalia capita , ex quibus omnes chronici
morbi originem dueunt, et tamquam ex suis causis pendent.
Enim vero , sive ex uno , sive ex altero capite pectoris interna
infarciri cogites, semper aderit praeternaturalis sonus, de quo hie agitur.
§. 27. Morbi, qui, §-26, oculta vi viscera thoracis infestant, sunt:
1. haereditaria ad morbos pectoris dispositio ;
2. morbi, qui ab affectionibus animi pendent, et praecipue in
desiderio frustrato consistunt, inter qnos nostalgia prineipem locum
iibtinet ;
3. morbi quorumdam opifleum , quibus natura nimis debiles pul-
mones largita est.
Srholium. 1. Quid haereditaria labes valeat in producendis suo
tempore morbis, id ratio non assequitur, sola experientia docet.
Numquid imbecillior juvenis a sanis parentibus natus , securiori
vnleludine gaudet imbecilli alio, qni phthisicis genitoribus vitam debet T
t-onfirmat haec illustrissimus Praeceptor in commentarüs suis ad
paragraphum 1075, ubi ad numerum lum sequentia habet: „Morbos
propagari ex parentibus in prolem, numerosis constat observatis, neque
tantum in epilepticis hoc animadversum fuit, verum et phthisim etpoda-
gram derivari in seros nepotes constat. Mirabile imprimis hoc est , quod
latens in corpore illud semen morbosum per annos dormiat iners , ante-
quam actuosum fiat, etc. etc.a
Legi et relegi merentur commentaria ad §. praedictam, in qua
postnlata tua demonstrafa invenies. »
2. Oppositos sane effectus ab animi passionibus profleisci videmus,
dum morbos corporis generant. ])
Verum ad obscurandum pectoris sonitum nullam omnium pas-
siunum potentiorem observavi, quam spes succisas optatum impetrandi.
Quamohreu), quum nostalgia (vulgo dictum Heimweh) primum
locum obtineat. ejus historiam paucis dabo.

i) Vid. Comm. g. 1093.


55

Dum juvenes in incremento constituti vi rapiuntur ad tirocinium


militare, atque omnem spem ahjurare coguntur in optatam patriam in-
columes redenndi; tunc evadunt tristes, taciturni . languidi, solitarii,
cogitahundi, suspirantes, gementes; tandem insensibiles et indifferentes
ad omnia, quae vitae ratio ab ipsis postulat.
Maluin hoc vocatur NoslaJgia; in quo nee medicamentum,
nee ratiociniuiu . nee promissa , nee intentata supplicia mutare valent
corpus, quod in idea desiderii frustrati, cum sonitu unius lateris obscuro
tabescit.
Multorum hoc morbo defunetorum cadavera aperui; et inveni
semper pulmones pleurae flnuiter aecretos: lobum vero ex Iatere non
sonante callosum, induratum, plus minusve purulentum.
Malum hoc ante aliquod annos sat frequens, nunc rarissirae oecur-
rit ; idque ab illo tempore, ubi sapientissimo instituto pacta ad determi-
natos annos cum siinilibus ea spe constituta sunt , ut elapso pactionis
tempore, a bello redituri, civitatum suarum privilegiis gaudere possint.
3. Experitur laboriosa hominum industria suas noxas, uti eorum-
dem aetates, temperamenta et sexus propria sua mala fovent.
An non videmus viros litteratos valetudinaria corpora reportare.
dum diu noctuque indefessis studiis ingenia sua perflciunt ? Operosus
agricola numquid ante tempus duros inter labores senescit?
Idem verum est de quorumdam opifleum laboribus : sie metal-
lurgi, pictores, deauratores, plumbifossores etc. obnoxii vivunt spasmo-
dicis colicis, quas picto?ittm vocant.
Verum agitur hie de illis mechanicis, quorum laboris conditiones,
sub depereunte pectoris sonitu ad pulmonum morbos disponunt.
Sic Sartores, Molitores etc. debili pulmone donatos , sub signo
suffocati sonitus crebro phthisicos observavi. Horum primi, si commis-
suras annosarum vestium separant, subtilem lanuginis scobem coguntur
inspirare ; alii vero laboratoriorum suorum aerem pulverulentum ducere.
Sutores, textores etc., qui fabrilibus machinis suis inflrma pectora
coguntur fortius applicare, saepe asthmatici evadunt ; simul ac schirrho-
sum pulmonem propterea nanciscuntur. Quae quidem tardius citiusve
eveniunt, prout operum suorum perflciendorum ubertate diutius et per-
tinacius fuerint divexati.
Equidem fateor, minus rede relata fuisse huc opiflcum mala,
quoniam a causis, quas adduxi, nimium apertis profleiseuntur.
Verum qui perpenderit signa abstrusa debilitatis in viscere singu-
Iari, tamquain causam praedisponentem ; deinde lentum et vix sensibile
incrementum mali contulerit cum incolumitatc aliorum , quibus natura
flriniora pectora impertita est: locum asserto, ut spero, non negabit.
Quaeri hie recte posset, cur allegatae causae , quae toti pulmoni
subinde applicantur, non ntrumque lobum afficiant T
OK

Ad hoc responden : rarissimos casus ess« . ubi uterque pulmo


afectus invenitur : et illad si nbrigerit. tamen demoriMrat . nnum lobum
maeis altern morbo»um e«?e.
Interim assidua cadavenim Sectio me docuit . qnod uno Iobo pul-
mnni' rommunher integro. alter corruptus »it. Fateor candide. solidam
rationem hoju* observati me reddere non pos«e : plura enim in morbis
fluni, qnae obserrare tantam licet, minime vero intellisi.
$. 28. Morbi $. 26 ad numenim !*■■- qDonun sensibiles efectus
\ isceribus thoracis lentam perniciem infernnt . debentur : 1 ~° vel ritiis
liquidorum sensim natis: 2: vel morbis acuti? non bene sanatis.
Vhali» 1. Vitia liqaidorum sensim nata orinntur ab ingestis.
qnae nostris humoribus assimilari non possunt. Quid antem insaJuber
usus ingestorum simüium in producendis morbis ehronicis raleat. abunde
demonstratum üivenitur. ')
2. Morbus acutus non bene sanatus dieitur. quando materies morbi
relirta. et non penitus subacta corpori inhaeserit - )
Materies haec relieta. vel in parte prius affecta restabit . vel sup-
ponitur fuisse translata in iJlam thoracis piasam . quae (uti in para-
sraphi- observationis 3- dictum est) percussa non sonuerit.
Ergo morbi materies. vel pleurae. vel pulmoni. vel utrique simul.
vel mediastino. vel perieardio inhaerebit.
Quando materies suppnratoria relirta est ab inflammatorio pecto
ris morbo praegresso. sali* facile rognoscitur: sed si reliquiae ülae ad
scirrhum pulmonis contulerint : quantum deripiuntur medici !
Obsercari saepe sub tussi prope nulla . aut respirationis incom-
modo integrum thoracis latus sonitu caruisse tunc. quando ex febri
acuta reconvalescens . sub febri erratica vix aegrotare risus est medico.
donec morbo sensim crescente (forte etiam tunc nondnm cognita mali
sede) vel hydropiro tumore semisepultus . vel ad pellem et ossa usque
consumtus periissel.
§. 29. Regula propterea generalis sub apparente siguo §. 26 in
morbis chronicis haec est : habitum corporis perdi . et rires consumi
desperatum.
>c baÜMi. Hie est ineritabilis effectus. quem morbi materies risce-
ribus thoracis inflxa . quam primum viribus remediorum potentior est.
temporis durabilitate perfleit.
Perditur antem habitus corporis eo modo . uti notatum reperies
sub flnem scholii §. 28.

') Vid. Comm. §. 1051.


1 Vi..'. Comm. §. 1058, §. 1053.
Qnare dum sonns praeternaturalis in quodam percusso thoracis
latere adest. eoncludere opportebit scmper. pulmonum intus contenrum,
aat a vkinis heterogeneis pressum aut a morbosa materie infarctum. aut
ab acrimonia intus eenita exesum esse.
Quae uti nobilissimo visceri vitali. functionum exercitium sensim
iauninuunt. ita quoque sucressivo increiuento penitus tollunt.

Observatio 7m•
De sonopraelernaturali thoracis, qui magnam extravasationem li-qui-
dorum in vasis hujus cari coercitorum constanter seqiritur.
(. 30. In vasis hnjus cavi coercentur liquida : I . rhylus : 2. san-
guis: 3. serum et lympha.
Srhalinm. Coerceri haec liquida in vasis pectoris interni docet
physiologia. denionstrat anatnmia. vidrt denique oeulus nudus etarmatus.
Verum agitur liic de extravasatione praedirtonim liquidorum,
quae in vasis hujus cavi coercentur. et quae perrussio. dum extravasata
sunt, caeteris signis paribus, detegere potest.
Fateor candide , nondum mihi obtigisse rhyli extravasationem
videre; scio equidem dnctum thnracicum. qui rhylum coercet. atque in
venam subclaviam ducit. extra territorium pleurae locatum demonstrari.
Verum ideo quia materies in cavo thoracis saepe acrior genita. pleuram
eostas. et cutim externam erosisse visa fnit. hanc extravasationem prae-
monui. quoniam possibilis non implicat.
$.31. Extravasantur liquida (§. 30) in cavum pectoris. 1. simul
ac solutio vasorum fit, quibus coercentur ; 2. a nimia humomm tenuitate
et dissolutione ; 3. a perspirantis reabsorptione nulla etc.
Schall». 1. Referuntur huc causae externae violentae ut ') vul-
nus, 2) contusio. 3) et illa, quae illustrissimus praeceptor ex ohsenratis
tam propriis quam alienis notavit.
2. Ab internis causis extravasationes fiunt in cavum pectoris, dum
laxa et debilia vasa 4) accedente excessu circulatorii motus 5) in sub-
sistente plethora '') distenduntur. rumpuntur.
3. Quando sub cacochymia qualicunque nata obstructio ' ) suos
effectus producit.

i) Vid. Comm. ad g. 145—148


*) Vid. Comm. ad §. 321—328.
») Vid. Comm. ad §. 302, 803.
«) Vid. Comm. ad §. 41.
») Vid. Comm. ad §. 100.
*) Vid. Comm. ad 106.
*) VW. Comm. ad §. 107 — 125.
5*

f. 32. Quotieaeunque ergo ex liquid» §. 30 recensiris aliquod


extravaaatum in pectoris cavo haeserit magna copia, toties sonus obscu-
raluN iril m<I iiliim ailitudinem, quam liquidum extrevasatum occuparerit
Schollan, Verilalem hujus evincit experimentum illud . quod ad
Aufm M-liolii §. 18 notatum inrenitur. Interim promissorum et ordinis
ratio postulat biI scliolium §. 11, ut altingam nunc illos pectoris roorbos.
qui link signo nun subjacent.

Observatio 8Ta
Dt illt'* iiJJ-crtibua interni pectoris, qui a percussione non deteguntur.

% 33. Sunt morbi, qui vnliila tussi pectus afAigunt. et propterea


tniMpiciunrm faciunt puluwncm certissime oflensum esse; dum interea
in vUrrrlbuH ahilnminis sedeln flgunt, olque tantum ex consensu nervo-
rum pulmones laci-HHunl.
Silinliiuu. Itefri uniiii liuc lussi's stomacliicae et convulsivae in-
liiuluin, gravidarum, et illorum, quibus vel ab lentore quartanae autum-
unlis, vel a iuuKh piluila viacera abdominis gravantur.
§.34. Ohservantur rrudeles tusses. respirationis incommoda,
aatlimaU et phthises, quae ah ineomprehensibili nervonmi pectoris irri-
lahilitatc oriuntur. Verum hi aflertus observationibus istis raro subja-
eenl, conjiol tauien ex signi luijus absentia, et urina muJta aquosa. con-
ndenliuN potenmi
SrliallHW. Keferuntur liuc tusses, rirspnoeae. asthmata . quae to-
tiea in hystericis et hypoehondriacis affectibus observantur, tandem
phthiaia et aslhmata senum nervosa; forte polyposae circa cor concre-
liones in junioribus, caeteris paribus. conjici inde possent ?
§. 35. Callosus paruui pulmo, parvus scirrhus. vomica exigua. et
levis »xtravasatio percussione haut detegitur. nisi quandoque alriori
reaonanlia affeclae thoracis plagae.
SoB»li»a». Propterea haec mala periculo vacare sinunt aegros,
ilo*»e in wajus volumen exerescant : ubi percussionis methodo distinc-
Uua indagantur.
§. 9t. Sunt aawki pulmonum qui aegros affligunt validissima
lu.vu, cujus ope »ebacea, cretaceau gypsea. lapidosa extuoduntur.
Sca«liaw. Verum ueque bi aegri huic signo subjacent : sed sputo-
rutu »uoruut quahuie coguOv*euniur. Ab exantheniatibus milüaribiu
tMMKMMNMM» tractaUs, tussim siauüVoi ^attameo. sine sputiiO moveri vidi.
MlquY m*piu* ; sed hoc »insularem traetatum existt.
50

Observatio 9na
De illis, quae sub praesenle hoc signo, sectio radaverum dete.rit.

$. 37. Cadaverum incisio sequentia latuisse docuit, dum hoc Sig


num aderat.
1. Scirrhum pulmonis.
2. Ejus resolutionem in vomicam ichorosam.
3. Vomicam pnrulentam clausam. et apertam, in pleura, pulmone,
mediastino, pericardio.
4. Empyema.
5. Hydropem pectoris in uno vel utroque latere.
6. Hydropem pericardii.
7. Extravasationem sanguinis conspicuam in cavo pectoris «ut
pericardii.
8. Aneurysma cordis.
Scholium. Superest, ut hos affectus suo ordinc prosequar; ita
tarnen ut in quibusdam »igna generalia praemissurus sim ; ne confun-
dantur cum illis , quae quodvis nullum sub certo respectn sibi propria
habet.

Observatio 10ma
De Scirrho 'pulmonum ejusque signts.
$. 38. Scirrhum pulmonis tunc adesse dico, quando spongiosa
pulmonis substantia in carniformem et indolentem massam degeneravit.
Schollum. Pulmonis spongiosa particula immersa aquae super-
natat semper; quae vero carniformem massam indurata refert, observatur
subsidere.
Ingens differentia in his scirrhis observatur: vidi scirrhosos pul-
mones defunctorum, non tantum in duritie sed etiam in colore. et con-
tentorum qualitalo distinctos fuisse.
Sic sub morbis pectoris inflainmatoriis (qui 51°' 7mo vel 9no die
lethales sunt) pulmo invenitur i(a infarctus sanguine , ut saepenumero
ab hepate. nee colore, nee consistentia differre videatur.
Id nnum notatn dignum est, quod purulenta pseudomembrana
saepe illum ambiat, quando acuta pleuritis lethali peripneumoniae ex-
ordium dedit.
Verum mira varietate ludunt pulmones. quos in chronicis morbis
Sectio anatomica detexit. saepe enim sebacea materia interstineti sunt
niarmoris ad instar; saepe sub consistentia cartilaginca carneam massam
60

exhibent; multoties denso et atro sanguine indurati inveniuntur. Vide-


tur sane varietas haec a varietate materiae morbosae pendere.
§. 39. Qui, ubi omnino praesens, et nondum in liquamen versus
est, bis signis conjicitur.
Signa pulmonum scirrhi.
Sub signo imminuti vel omnino suffocati sonitus in affecta thora-
cis plaga affliguntur aegri tnssi rariori.
Hanc vel nullum sputum sequitur, vel viscidum, crudum, paucum.
Quiescente homine nec in pulsu, nee in respiratione deprehenditur
aliquid, quod bona flde possit vituperari.
Solum a motu parum fortiori anhelitus illos sequitur : imo a loquela
produetiori jam anguntur et languent.
Accedit , quod eodem tempore siccam asperitatem in gutture
experiantur, et pulsus, qui alias moderate frequens est, jam celer et in-
aequalis reddatur.
Respiratio et sermo tunc intercisus et suspiriis intercapedinatus
evadit.
Etiam facies tunc notas memoratu dignas exhibet, nempe venae
temporales, sublinguales, et jugulares ex affecto latere magis solito in—
flantur, dum interea morbosum pectoris latus sub respiratione minus
mobile apparet.
Caeterae functiones naturales et animales legitime peraguntur: et
decubitus in omni latere facilis fertur.
Et haec illa signa sunt, quae pulmonis indicant scirrhum : quem
tarnen haec omnia tanto graviora sequuntur, quanto majus spatium in
suo thoracis latere fuerit emensus.

Observatio llma
De Vomica in genere.
$. 40. Vonu-cam tunc adesse dico: quando vel sanus vel morbo-
sus humor per circulum actus ad quandam corporis partem deponitur,
•tque in spissam massam densatus, vi vitae ita solvitur, ut denuo cum
vasorum extremis in humorem versus, quodam receptaculo sibi formato
coerceatur.
Scholiui. Notio haec generalis est , quae omni vomicae convenit :
docet hoc historia obstruetionis '). deinde historia inflammationis ')-
par est ratio, sive vasorum, sive liquidorum vitio id aecidat.

') Vid. Comm. ad §. 107—121


•) Vid. Comm. ad §. 570— S9S.
61

J. 41. Duplicem observavi vomicam: vel enim tchorosa, vel


purultnta est. Prior pulmonem solum, altera et pulmonem et reliquas
thoracis partes obsidere visa est. Utraque vel clausa . vel in tracheaa
expansionem aperta est.
Scholium. Haec praemittenda erant, ut intelligi possim ab Ulis,
quibus liboerit taedia observationnm suscipere non tantum in morbis,
sed etiam in cadaveribus.
Intelligo autem sub nomine vomicae t'chorosae saccum , qui non
recondit purulentam materiam , sed humorem tenuem , saepe ex flavo
rubellum, saepe spadiceum, saepe ex utroque mixtum : idque a consum-
tione pulmonis scirrhosi.
Verum ubi inflammationis factae transitus ita obtigerit, ut pars in-
flammata in alhmn. spissiim , glutinosum , et pinguem humorem fuerit
conversa, abscessus aderit, qui simul ac proprio sibi formato receptaculo
coercitus haeserit in pectoris cavo, vomica purulenta appellatur.
Vomicae hae, si in ramiflcationes bronchiorum patent, et sputorum
prodeuntium aduiiniculo exscreantur , apcrtae dicuntur . secus clausa*
sunt : sed de bis agetur in subsequis.

Vomt'ca icltorosa.
§. 42. Si scirrhus in pulmone praesens suis signis (§. 30) inno-
tescit, et in liquamen solvitur, sequentia signa habet.

Scirrlri in liquamen soluti signa.


Sub signis §. 39 aegri languere, et sub alimentorum assumendo-
rum consuetudine pedetentim consumi incipiunt cum pulsu celeri, con-
tracto et inaequali.
Respiratio quiescentibus etiam aegris plus anxia et Trequens red-
ditur : praecique vero suspiriis intercurrentibus agitatur.
Frons sub praecordiorum angustiis quandoque frigido sudore
madet.
Pallent oculi, venae genarum et labiorum livescunt: lingua plum-
beum colorem refert, idque magis ex affecto latere.
Nullus dolor affligit, nulla sitis urget.
Morbosum latus sub inspiratione tanto immobilius deprehenditur,
quanto majorem circumferentiam scirrhus in vomicam resolutus occu-
paverit.
Tussis, quae adest, rara, sicca, interrupta sine sputo ohservatur;
si tamen quid ejicitur, illuil caenosum aut fuscum est.
Ubi eo usque perventum est, incipit languere appetitus, et tandem
ex integro deleri.
Nam etsi comestum fuerit quidquam : illud refectionis loco anxie-
tatem inducit tempore digestionis.
62

Digestio autem seroper fit sine hectico calore : qui alias purulen-
tis vomicis individuus comes est.
Nonnullis , quibus scirrhus in meditullio solvitur , abdomen et
hypochondria complanantur : paucissimis intumescunt : et illnd accidit
moderato tumore, qui fluctuantis aquae aliquantulam notam praesefert.
Urina a naturali raro abludens nüngitur, quandoque tamen rubra
est : cni sedimentum, si quod est, cinnabarini coloris ponitur.
Alvus naturali respondet, nisi arte mota fuerit.
Artuum extremitates livido sub colore nunquam incalescunt: nisi
paucis ante mortem diebus.
Verum ubi extremitatum pallor hectico , attamen furtivo calore
rubuerit, etiam affectum latus cachectica inilammatione tumet : quod in
pede et manu pracdictae partis citrus conspicuum redditur.
Quo dt ut crebris animi languoribus et lypothimiis affligantur
similes aegri: et decubitum, quem ex utroque latere facilem hactenus
«ustinuerunt, jam in affecta plaga pertinaciter retineant.
Vomicae purulentae clausae signa.
Passim sub illibata abdominalium viscerum functione tussis adest
sicca, crebra, quandoque adeo violenta, ut fauces exasperentur , vox
rauca evadat, et ipsa alimenta saepc vomitu ejiciantur.
Incertae liorripilationes tunc exordium ducunt , quas sequitur
vagus calor, qui vivida rubedine exprimitur in genis et labiis, praecique
ex affecto latere.
Hoc ubi liomincm adortum est, etiam quandam lassitudinem ad-
ducit, quae laute pastos sensibilius, quam jejunos obruit.
Kespiratio in illo tempore cum quadam angustia festinat, ut attento
jam inde suspicio moveatur. quod lateat malum in thoracis cavo.
Praeterea pulsus contractus, frequens, subdurus et inaequalis
decurrit : qui etiam extra digestionis tempus. cum hominis constitutione
collatus, nunquam exacte sanitatis legibus respondet , quem tamen vel
maxime produnt corporis motus. loquela, risus.
Ad haec. si vomica molem eam adepta fuerit. ut percussione dc-
tegi queat, tunc sequentia observantur :
Aeger fructum alimentorum non experitur , quoniam ingesta ob
violentiam tussis vel vomitu ejicit, vel ob laesum pulmonem non con-
coquit ; sed plurimam eorum partem in pus convertit,
Inde fit : ut crescente sensim vomica uno pulmone peragatur
respirationis negotium, cui ambo pulmones destinati fuerunt.
Quo tempore perpetua anxietas aegrum tenct, qui affecto lateri
coactusincumbit, neinsanumconversuspondere purulenti sacciopprimatur.
Igitur hectico sub calore facies, manus. pedes et affectum latus
oedematoso tumore inflantur: dum interea pars opposita nutritionis de-
cessu consumitur. et sudnrum nocturnorum copia extenuatur.
63

His accedit urina rubra, pauca, turhida. brevi foetens, cum sedi-
mento farfuraceo copioso.
Ultimum malorum supplementum, sublimis et anhelosa respiratio
est ; sub qua miser liventibus genis, lingua, tinguibus. prope suffocatus,
summas inter angustias jugulatur.
Vomicae purulentae in tracheam apeiiae signa.
Quando vomica major, signo percussionis detecta, in tracheam, id
est bronchiorum expansionem, rumpitur. facta sibi apertura majori, tunc
in momento suffocat.
Si vero ex angusto ostio pus dimiserit, hisce signis innotescit:
Sub violenta tussi pus ejicitur modo album, modo flavum, modo
eroceum, modo viride. modo caenosum, modo subcruentum, quod aquae
immissum fundum petit, et carbonibus injectum nidorosura et graveo-
lentem odorem spargit.
Si ad locum, ubi vomica percussionis signo detecta est, volam
manus spuenti imposueris, strepitum puris manifeste distingues in pec-
tore interno, idque dum tussiverit aeger.
Sputum hoc per dies cessat, cum enphoria aegri; semper tamen
ab auctiori febri per viginti quatuor horas continuante denuo rediturum
praenunciatur.
Quo tempore locus vomicae percnssione detectus ante ingruentom
sputorum rejectionem carnis sonitum exacte refert, qui tarnen resonan-
tiam obtusam recipit illico, simul ac materies intus cumulata, ex noviter
aperta vomica, ope violentae tussis fuerit excussa.
Lenta feliris. individuus comes, post pastum augetur, et praepri-
mis nocturno tempore invalescit.
Hujus vigore aegri sudoribus difflniint in fronte, jugulis et pectore.
Praeterea dum haec sub rejecto pure nitro propagantur, incipit
foetere halitus. qui non tantum adstantibus. sed et ipsis aegris nauseam
movet.
Quibus flt, iil sub siti magna appetitus (qui plurimis cum inodoris
sputis saepe magnus est) deleatur non tantum in asueta. sed quod pejus
est, in ipsa gulae irritamenta.
Haec, ut ut pauca assumta fuerint, refectionis loco languores
inducunt atque angustias. ,
Spumosa urina sempcr eM: foetet illico. es viscosum, tenax. album
sedimentum ponit.
Inde flt, ut similes aegri in dies magis emarcescant : ossa horrifice
ubique promineant, capilli defluant, ungues adunci flaut, et peil um ex-
trema oedematoso tumore inflentur.
Haec onmiii. ubi eo usque provecta fuerint, hominem ita enervant,
nt accedens diarrhoea colliquativa rejectionem sputorum minuat, suppri-
mat : sicque aegrum inter assiduos languores, illo die (a quo communi
64

ter conductis in arcum pedibus pertinaciter dorso incubuerit) tertio,


inopinanter tollat.
Epyema.
§. 43. Si materies ex rupta vomica (§. 37 ad N™m 3lum) percus-
sione detecta inter pulmonem et pleuram delabitur, atque saper dia-
phragmate decumbit, Empyema adest.
Scholium. Haec thesis praemitlenda erat, nt intelligi possini ab iis,
qui vomicaiu in tracheae expansionem apertam cum idea Empyematis
propositi confundunt. Illustrabitur autem paragraphus praemissa per
rommentaria Illustrissimi praeceptoris mei. ')
§. 44. Si magna vomica, cujus circumferentia et profunditas ad
Observationen) 3"m (§. 15, 16, 17) cognita supponitur, rupta fuerit, uti
(§. 43) dictum est, tunc bis signis innotescit:
Aeger, qui lateri, ubi vomica haesit, passim incubuit, repentino
dolore prope suffocatus, in altum exsilit, et in situ erecto teneri
postulat.
Sonitus tunc, qui in loco vomicae paulo ante suffocatus erat,
quodammodo redit.
Sed pro puris quantitate super diaphragma effusi , plus minusre
deletur in postica et inlinia thoracis parte, quae ab ultimis costis versus
scapulas sursum mensuratur.
Inter haec aegrum tussis creberrima urget, sub qua, si quid sub
stertore pectoris interni extunditur, illud paurum et spumosum est.
Sudor frigidus , sub redeuntibus animi deliquiis , et laboriosa
respiratione in fronte et jugulis erumpit.
Quo tempore genae et labia tristi rubore suffundunfur; ungues
livent, et pupillae oculorum grandescunt.
Ad haec visus hebetudo mortem (quae sub rupta magna vomica
in paucis horis accidit) instare nuntiat.
Iisdem prope signis vomica parva, si rupta ita fuerit, interimit, sed
longiori intervallo: idque praecedentibus pleuro-peripueumoniae signis.')

Observatio 12ma
De Hydrope pectoris.
%. 45. Quando aqna in pectoris cavo inter pleuram et pulmonem
collecta haeret, Hydrops pectoris adesse dicitur: cujus duplex species ob-
servatur: vel enim Imlrops pectoris unum latus, vel utrumque occupat.

') Vid. Comtu. ad §. 1183, 1184, 1185.


•) Vid. Comm. § 894, 905, 1188.
65

Srholium. Hoc in viventibus percussio thoracis determinat: in


cadaveribus antem anatomica inspectio vera esse demonstravit.

Pectoris hydropis aigna generalia.


Generalia signa haec praecipua sunt:
1. Difficilis et anhelosa respiratio.
2. Tusbis sicca, interrupta, qua sputa feruntur tenuia, aquosa, quan-
doque subviscida.
3. Pulsus contractu» . subdurus , celer et inaequalis, saepe inter-
mittens.
4. A minimo motu anhelitus et suffocationis sensus.
5. Ciborum calidorum fastidium nascens.
6. Anxietas perpetua circa scrobiculum cordis.
7. Pressio ingcns pectoris, et ventriculi distensio tempore digestionis.
8. Murmur circa hypochondria, et frequens flatuum (cum euphoria
momentanea) per superiora eructatio.
9. Sitis prope nulia.
10. Unna admodum pauca rubra, raro prodiens, cum sedimento
lateritio.
1 1 . Abdominis tumor, maxime tamen renitens circa regionem epigas-
tricam: praecipue vero illam, quae incumbentis aquae pondus
magis experitur.
12. Etremitatum et praecipue pedum sublivescens tumor, et ad tac-
tum frigus.
13. Palpebrarum inferiorum oedematosa inflatio.
14. Genarnm, labiorum, linguae palescens, saepe pro mali natura
sublivescens color.
15. IVoctes anxiae. decubitus impatientes , soporosae , multoties in-
somnes.
Haec tamen mire variant pro ratione mali.
Hydropis pectoris signa ex uno thorcis latere.
Praeter signa generalia proxime proposita affectum latus (si ex
integro aqua plenum fuerit) cffeminatiuu est, et in inspiratione minus
mobile deprehenditur. Percussum autem nulla ex parte resonat.
Verum si media pars aqua repleta fuerit, evocabitur resonantia
major in illa parte, quam aquosus humor non eccupaverit.
Variatur tunc sonitus evocatus, pro vario situ aegri, quem assum-
mere capax fuerit, ita. ut observet rationem liquid! se se ad libellam
eomponentis.
Praeterea hypochondrium ex illo latere, quod aquam continet, in
tota circumferentia plus tumidum est: et pressum magis. quam abdo-
men renititur.
5
t>6

Palpebra, manus et pes ex morbosa parte oedcmatosa inflatione


subtument.
Singulare est, quod decubitus facile sustineatur declivis, quando
pectoris cavum integre aqua repletum fuerit : contra vero, si fluctuanti
aquae locus vacat.

Signa hydropis pectoris ex utroque ledere.

Si utrumque cavum pectoris aquam continuerit, haec signa, prae


ter generalia, speciflea adsunt:
Sonitus pro illa altitudine suflocatus est , quam aqua in utroque
thoracis cavo occupaverit.
Omnes aegri, qui ita laborant, asthmatici evadunt, imo asciticis
simillimi forent. nisi palpebrae inferiores et manuum extremitates tur-
gerent.
Accedit, quod decuhitum nullatenus sustineant: et in quodeunque
latus se composuerint, suflocationis sensu angantur.
Praeterea diu noctuque sedere coguntur, ne pressionem aquarum
(qualis sedentibus abdomen versus directa est) in superiorem partem
experiantur jacentes.
Dignoscitur autem hoc. quod fluetuante aqua apparenter turgidus
venter ab liypocliondriorum renitente tumore superetur tunc : quando
aegrum, signi hujus observandi causa, stantem inquisiveris.
Omnes hos aegros peripneumoniacorum mors expectat.
X i - 1 1 1 1 n - pulsus deficit , omnia frigent : solum pectus et caput
calent ; genae et extreme livent ; sublimis respiratio, intermittit, et tan-
dem cessat.
Hydrops pericardii.

§.46. Quando pericardii humor ita cumulatur, ut actionem cordis


turbare possit, hydrops pericardii nuneupatur: cujus duplex species ob-
servatur, vel enim ar/uosus vel puruUntut est.
Srhollum. Sub longa agouia moribundorum hie humor (qui in
suos usus alias semper praesens est) magis colligitur, et fere semper in
sectis horum cadaveribus majori copia deprehendidir.
Verum mm intelligo hie eam aquarum collectionem, quae a lethali
resorbentium vasculoruiu resolutione pendet, sed illam constituo, quae
obstruetionis cffcctibus debetur.
Vide §um 40 in scholio.
Alque ideo patebit ratio, cur duplicem speciem hydropis pericardii
statuere ausus sim: quoniam ambos observare saepe obtigit, ea tamen
ratione, ut purulentus exhibeat cor, fllosa purulentae materiei decora-
tione funesta hirtum. aher solum impalescat ruborem solitum cordis per
macerationis cffectum.
G7

Multis purulentus Hydrops empyematis nomine rcctius insignitus


videri passet: verum de nomine lites nunquam movebo, qnando signa
docent.
Hydropis pericardii signa.
Hydropem pericardii omnia prope signa comitantur. quae de In -
drope pectoris in genere citata sunt.
Signa vero speciflca sequentia deprehendi:
Sonitus ubi cor locatum est, alias §. 3 ad N"m 3, 4. obtusior de-
prehensus, ita suffocatus est, ac si frustum carnis percussisses.
Scrobicnlum cordis tumor occupat. quem renitentia sua distingues
facile a ventriculo flatibus turgente.
Sedentes obdormiunt, idque ad anteriora inclinato corpore.
Protinus iterum evigilant. simul ac ad anteriora decidentis capitis
pondus sentiunt.
Amaritudinem propterea inquietae ad somnnm propensionis ad-
stantibus conqueruntur.
Accidit, quod tunc animi defectiones (quae pulsu ad ordinem et
magnitudinem inaequali crebrius repetunt) miseros aegros affligant. qui
sub omni situ, quousque vixerint, extremas angustias patiuntur.
Paucis ante mortem diebus collum multis inflatur. atque oculi
vehementer rubent, lachrymantium ad instar.
Cum quibus signis quandoque apoplexia superveniens vitam mo-
mento citius flnit, vel lypothymia terminal.
Eaedem notae adsunt in hydrope pericardii purulento, ac quae
percussio manifestat in aquoso.
Caetera vero signa penitus cum illis coincidunt, quae vomica pu-
rulenta clausa praesefert.
Solet autem contenta aqua in hydrope pericardii purulento, tur-
bidi seri lactis ad instar apparere: quod vero purulentum est. cordi. lim-
briarum ad instar, adhaeret.

Observatio 13Ä
Magnete sanguinis extravasationis signa.

§. 47. Sanguinis extravasationis magnae in internum thoracis


cavum causae, ad $. 31ml scholium notatae fuerunt; signa vero sequen
tia sunt.
Scholium. Sub perpetua et inexplicabili anxietate praecordiorum
atque oppressione pectoris corpus jaetatur, et omnis decubitus impatien-
tissimum redditur.
5*
68

Solutus a percussione evocandus abest in illa parte, in quam


contigerit sanguinem ex laesa arteria insiliisse.
Omnibus pulsus contractissimus. celerrimus. et omni ordine in—
acqualis est.
Kespiratio summe anxia, cum tussi crebra et suspiriis interruptis.
ex intimo thorace expressis, ducitur.
Detumescunt venae omnes , ruhen! oculi , et paucis ante mor
tem horis languidi impalescunt.
Ad haec frigidus sudor erumpit circa jugula et tempora : quo
facto aeger obtumescit, quandoque dentihus frendet, et sub extremita-
tum algore stertorosus suffocatur.
Verum haec signa adsunt. ubi illaeso pulmone sanguis magna
copia in cavitatem pectoris delabitur.
At ubi vulnerata fuerint pulmonis vasa. etiam praeter haec spu-
mosus sanguis tussi ejicitur: et vulnerntus locus aerem admittit. ')

Observatio 14ta
Aneurysma cordis.

§. 48. Quando cor ita distenditur, a sanguine in ventriculis et


auriculis cumulato, nt illo propellendo impar evadat, tunc saepe expan-
ditur in incredibilem molem.
Distensionem hanc Aneurysma cordit appellare placuit.
Srhnlium. Crebro hie alTectus oecurrit in sectione cadaveris: 1. in
inflammationibus Ulis, qui utrumque pulmonis lobum cito et valide
occupant; 2. in mortis inflammatoriis. qui in scholio §. 22 sub flnem
notati sunt, et lethales evadunt.
Signa aneurysinatis cordis.
Signum pathognomicum hujus mali est, quod locus, ubi cor situm
obtinet, percussus in magna circumferentia carnis percussae sonitum
exaete referat.
Quam primum autem hoc signum apparet (Xro. lmo) in inflamma-
tione pulmonum acuta, notat: quod aeger nyethemeri spatium non su-
pervivet, exlremas enim angustias mnvet illico; ita quidem. ut totus
stupidus, ad instar paraplectici, malorum suorum inscius emedio tollatur.
Verum quando hoc signum inflammatoriis pectoris morbis Nro. 2do
supervenit. etiam funestus nuntius est, dum hiec signa movet:

') Vid. Comm. ad §. 300, 301, 202.


69

Ingen» anxietas aegros tenet, qui »üb crcbra membrorum jacta-


tione stragulorum impatientes evadunt.
Natas inde angustias aegri provectae aetati» paccato animo susti-
nent: juniores vero, multo sermone ad ultimo» ferme anhelitus uaque
nituntur adstantibus disputare: dum ex lecto egredi desiderant, vesti-
menta postulant. iter. vel alia munia a se exequenda perturbatissimo
animo conaturi.
Interea omnibus his nitor oculorum deperit: roseus genarum
color livescit; ungues, manu» et pedes plumbeo colore maculantnr.
Ad haec frigidus sudor erumpit; pulsus celerrimus, contractissi-
mus. omni online inaequalis, sensim deficit.
Tandem celeris et »tertorosa respiratio fatiscit, intennittit, cessat.

Cedant haec miseris aegris in solatium, veris autem medicinae


cultoribus in incrementum artis :
Quod opto !

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