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Daniel Blazej
Datenjournalismus –
Datenvisualisierung mit Karten
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
eines Master of Arts
im Rahmen des Universitätslehrgangs
„Medienlehrgang“
Karl-Franzens-Universität Graz
und UNI for LIFE
„If data is the oil, then data visualization is the engine that
facilitates its true value and that is why it is such a relevant
discipline for our exploiting digital age.“
ANDY KIRK
Data Visualization: a successfull design processd
4
Abstract
Karten sind nicht nur im Datenjournalismus aufgrund ihrer Struktur und optischen Erschei-
nung eine aufschlussreiche und gern verwendete Darstellungsform. Die einsetzende Digitali-
sierung von Information und die rasante Entwicklung des Internets vereinfachten den Zugriff
auf und die Herstellung von Karten. Zahlreiche im Web angebotenen Online-Kartenservices
erleichtern es heute, ohne kartografisches Vorwissen, themenbezogene kartografische Darstel-
lungen zu erzeugen und zu verbreiten. Doch nicht immer entsprechen solche Darstellungen
dem Regel- und Methodenwerk der Kartografie. Um Missverständnisse und Fehlinterpreta-
tionen zu vermeiden, ist es unbedingt notwendig auf dieses Fundament der kartografischen
Modellierung aufzubauen. Es wird deshalb in dieser Arbeit, auf die wichtigsten kartografi-
schen Grundlagen eingegangen und darauf aufbauend, mögliche Darstellungsmethoden prä-
sentiert und erläutert. Auf Missbrauchszenarien, häufige Fehler und mögliche Fehlerquellen
wird im Anschluss hingewiesen und gleichzeitig versucht Lösungsstrategien anzubieten.
Eine Grundlage für viele explorative datenjournalistische Anwendungen bildet die Interaktivi-
tät. Zur Verfügung stehende Techniken und Interaktionsformen, die statische Karten zu inter-
aktiven Karten und Geovisualisierungen machen, werden im darauf folgenden Kapitel darge-
legt. Die gängigsten Online-Kartenservices werden im nächsten Schritt einer qualitativen
Analyse unterzogen und hinsichtlich kartografischer Gesichtspunkte bewertet.
Maps are, because of their structural and optical appearance, an insightful way of representing
information, not only in data journalism. The onset of the digitalization of information and the
rapid development of the internet, has simplified the use and the making of maps. Numerous
online map services offered on the web, are making it easier today to create and distribute
thematic cartographic representations without cartographic knowledge. But those representa-
tions do not always correspond with the rules and methods of cartography. To avoid mis-
understandings and misinterpretations, it is essential to build on a fundament of cartographic
modelling. Therefore the main cartographic principles and their methods of representation
will be explained in this thesis, along with scenarios of abuse, common and possible errors.
Finally, some solution strategies will be offered.
Interactivity is the base for many exploratory data journalism applications. Available tech-
niques and forms of interaction that turn static maps into interactive maps and geovisualisa-
tions will be presented in the following chapter. The most common online mapping services
will be critically examined and analysed, and qualitatively evaluated from a cartographic
point of view.
The successful implementation of data journalism projects requires the execution of certain
steps that have proven their effectiveness in practice. In this thesis these steps will be re-
considered to underline their significance in the characterisation of maps. Finally selected
applications, which can be regarded as best practice examples from the cartographic point of
view, will be presented.
6
Vorwort
Der Anstoß zur Themenwahl „Datenjournalismus – Datenvisualisierung mit Karten“ beruht
auf unterschiedlichen Gründen: Zunächst ist es das grundsätzliche Interesse an der Visualisie-
rung von Information auf unterschiedliche Art und Weise, insbesondere aber die Visualisie-
rung anhand von Karten. Durch mein Arbeitsgebiet im Bereich der Kartografie gehören auch
neue Medien, Multimedia und das Internet zu meinem beruflichen Schwerpunkten. Nicht zu
letzt ist es aber die Novität dieses Gegenstands, der sich seit dem Beginn der 2010er Jahre als
eine neue Form des Onlinejournalismus zu etablieren beginnt.
Viele Personen haben zum Werden dieser Arbeit beigetragen, ihnen sei an dieser Stelle ge-
dankt. Mein besonderer Dank gilt meinem fachlichen Betreuer Florian Gossy, der mir durch
seine freundliche und zuvorkommende Art wertvolle Anregungen und Tipps für diese Arbeit
gegeben hat. Als einen Vorreiter des Datenjournalismus in Österreich war es mir eine beson-
dere Freude ihn für die Betreuung gewinnen zu können. Weiters danke ich Kasimir Szarawara
für die zahlreichen kartografischen Diskussionen und die Hilfestellung in kartografischen
Fragestellungen, sowie Wolfgang Kreutzer und Maartje Roelofsen für das Korrekturlesen
dieser Arbeit.
Nicht zu letzt danke ich aber meiner Familie und vor allem meiner Freundin Christa für ihre
Geduld und das Verständnis, das sie mir gegeben hat, um die vielen Tage, Nächte und Wo-
chenenden mit dieser Arbeit verbringen zu können.
7
Inhaltsverzeichnis
ABSTRACT ..............................................................................................................................4
INHALTSVERZEICHNIS ......................................................................................................7
1 EINLEITUNG...................................................................................................................10
1.3 Zielsetzung................................................................................................................................................... 11
4.5
Online-Kartenservices................................................................................................................................ 77
4.5.1
Google Maps Engine............................................................................................................................. 79
4.5.2
Google Fusion Tables ........................................................................................................................... 81
4.5.3
CartoDB ................................................................................................................................................ 84
9
5.1
Umsetzungsschritte..................................................................................................................................... 93
5.1.1
Datenakquise......................................................................................................................................... 93
5.1.2
Datenverarbeitung................................................................................................................................. 94
5.1.3
Datenvisualisierung............................................................................................................................... 95
5.1.4
Veröffentlichung ................................................................................................................................... 96
7 ANHANG ........................................................................................................................106
1 Einleitung
Der Forschungstand zum Thema Datenjournalismus ist dementsprechend noch nicht sehr weit
fortgeschritten. Es fließen aber sehr wohl die Forschungsstände aus anderen auf das Thema
einwirkende Disziplinen, wie beispielsweise aus dem Onlinejournalismus, aus der Kartogra-
fie, aus der Statistik oder aus der Human-Computer-Interaction ein.
Aufgrund seiner erst kurzen Entwicklungsgeschichte gibt es nur wenig, vor allem deutsch-
sprachige Literatur zu diesem Thema. Der Datenjournalismus ist notwendigerweise eine sehr
weblastige Materie, mit der sich webaffine Menschen beschäftigen. Dementsprechend gibt es
auch viele Websites, Blogs und Tutorials die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Eine
gut vernetzte Community, mit einigen Protagonisten, die sich bereits einen Namen gemacht
haben und ihr Wissen freigiebig teilen, ist feststellbar.
Problemstellung
Durch seine erst junge Entwicklung bietet der Datenjournalismus Möglichkeiten der Grundla-
genforschung. Diese Arbeit legt dabei den Fokus auf kartografische Darstellungen. Neben
anderen Darstellungsformen stellen Karten einen wichtigen Part in datenjournalistischen An-
wendungen dar. Das große Angebot an kartografischer Software erleichtert heute die Erstel-
lung von Karten. Karten im Onlinejournalismus müssen also nicht mehr von Kartografen er-
stellt werden. Doch nicht alle Karten die so hergestellt werden, sind gute bzw. korrekte Kar-
ten. Genauso wie statistische Darstellungen mit Diagrammen, beruhen auch Karten, insbe-
sondere thematische Karten, auf einem Methoden- und Regelwerk das unbedingt beachtet und
angewendet werden muss. Gerade deshalb ist es also wichtig, den wissenschaftlich-
kartografischen Blickwinkel nicht außer acht zu lassen. Das Einbringen kartografischer
Grundkompetenz in ein Arbeitsumfeld von Nichtkartografen ist demnach ein wichtiger Teil
dieser Arbeit.
11
Diese Arbeit versteht sich in erster Linie als eine kompilatorische Literaturarbeit. Dabei wer-
den methodische Grundlagen und gestalterische Richtlinien der Kartografie und Geovisuali-
sierung zusammengefasst und mit den aktuellen Erkenntnissen aus dem Datenjournalismus in
Einklang gebracht. Grundlage für den analytischen, zweiten Teil der Arbeit bilden die aktuell
gängigsten Web-Kartenservices. Diese werden hinsichtlich ihren kartografischen Eigenschaf-
ten untersucht und qualitativ beschrieben und bewertet. Der dritte Teil beschreibt mögliche
praktische Vorgehensweisen in der Umsetzung von Projekten und stellt gelungene Datenjour-
nalismus-Anwendungen vor.
1.3 Zielsetzung
Abgeleitet aus den Forschungsfragen ergeben sich zusammenfassend folgende Ziele:
In der Weiterentwicklung dieses Prinzips werden grafische Formen mit umfassenden Daten
aus Datenbanken verknüpft, mit dem Ziel, große Datenmengen in eine anschauliche und bes-
ser verständliche Form zu bringen und diese in einer individualisierbaren Art zu präsentieren.
Aus dem Visualisieren von Daten ist ein neuer journalistischer Innovationsbereich entstanden:
der Datenjournalismus.1
Das besondere am Datenjournalismus ist, dass Daten nicht mehr nur Teil der journalistischen
Recherche sind, sondern dass sie zum zentralen Gegenstand einer Geschichte und gut präsen-
tiert für die Öffentlichkeit aufbereitet werden. In idealer Form erfolgt das so weit, dass Nutzer
die Datensätze eigenständig durchforsten und individuell auswerten können, sowie die dahin-
ter liegenden Rohdaten in maschinenlesbaren offenen Formaten für eigene Applikationen
nutzen können.
Das Zeitalter von Open Data und Big Data hat dazu geführt, dass sich nun auch Journalisten
vermehrt mit der Aufbereitung von Daten auseinandersetzen müssen. Doch Daten allein erge-
ben noch keine gute Geschichte, sie bilden lediglich die Rohdaten, die Basis dessen, aus dem
Journalisten die relevanten und Interessanten Aspekte herausfiltern müssen. Die Durchdrin-
gung der Daten und ihre anschließende Visualisierung ist oftmals sehr aufwändig. Sie erfor-
dert Kenntnisse in der Statistik, Visualisierung und Programmierung, Kenntnisse also, die
Journalisten nicht immer haben.
1
Vgl. Simon Sturm, Digitales Storytelling. Eine Einführung in neue Formen des Qualitätsjournalismus. New
York 2013, S. 120-121.
14
Definitionen
Derzeit existiert weder eine allgemein gültige Definition des Datenjournalismus noch scheint
klar, was damit eigentlich gemeint ist. In der einschlägigen Community wird darüber disku-
tiert, erst langsam kristallisieren sich erste Definitionen mit zum Teil unterschiedlichem Fo-
kus heraus.
Beginnen wir mit dem deutschen Eintrag der freien Web-Enzyklopädie Wikipedia:
„[...] in der Schnittmenge von drei Bereichen: erstens visueller Journalismus oder Info-
grafiken, zweitens multimediales und interaktives Storytelling und drittens investigativer
Journalismus. Es ist ein neues Genre, das sich auch aus anderen Bereichen nährt. Das
2
Vgl. Sarah Becker, Datenjournalismus, abrufbar unter:
http://www.medienwiki.org/index.php/Datenjournalismus, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
3
Vgl. Lorenz Matzat, Open-Data-Dossier: Datenjournalismus, abrufbar unter: http://www.netzpiloten.de/open-
data-dossier-datenjournalismus-von-lorenz-matzat/, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
4
http://de.wikipedia.org/wiki/Datenjournalismus, 24.9.2014, 20.00 Uhr, Google Chrome.
15
neue daran ist, Datensätze zum Gegenstand des Berichts und zu einer nützlichen inter-
aktiven Rechercheumgebung zu machen.“5,
und fokussiert auf seine journalistische Einordnung und Novität.
„wichtige, konzentrierte Information, die für das Leben der Menschen nützlich ist und
ihnen hilft, die Welt zu verstehen, zu liefern“
Fasst man die unterschiedlichen Definitionen zusammen ergeben sich doch grundlegende und
unstrittige Merkmale:
5
Lorenz Matzat, Data Driven Journalism: Versuch einer Definition, abrufbar unter: http://opendata-
network.org/2010/04/data-driven-journalism-versuch-einer-definition/, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
6
Lorenz Matzat, Neues von der Definition des Datenjournalismus’, abrufbar unter:
http://datenjournalist.de/neues-von-der-definition-des-datenjournalismus/, 24.9.2014, 20.00 Uhr, Google Chro-
me.
7
Adrian Holovaty, A Fundamental Way Newspaper Sites Need to Change, abrufbar unter:
http://www.holovaty.com/writing/fundamental-change/, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
8
Vgl. Ulrike Langer, Datenjournalismus, in: Journalistenwerkstatt, Salzburg-Eugendorf o. J. , S. 5.
16
Andere sehen die Geburtsstunde im Jahr 2010 mit der Wikileaks-Affäre und der Veröffentli-
chung der „Afghanistan War Logs“. Tausende Daten aus den US-Kriegstagebüchern im Af-
ghanistankrieg wurden der Whistleblower-Plattform Wikileaks übermittelt, und dann von
einigen Medien (unter anderem vom Guardian12) datenjournalistisch ausgewertet und umge-
setzt. Dieses Ereignis wird oft mit dem Durchbruch des Datenjournalismus in Verbindung
gebracht.
Glaubt man der einschlägigen DDJ-Community so erfolgte eine erste Formulierung dessen,
was wir heute gemeinhin als Datenjournalismus verstehen, vom amerikanischen Programmie-
9
Vgl. Lorenz Matzat, Data Driven Journalism: Versuch einer Definition, abrufbar unter: http://opendata-
network.org/2010/04/data-driven-journalism-versuch-einer-definition/, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
10
Vgl. Blasius Andreas Kawalkowski, Mit Daten Geschichten erzählen. Von ein paar Zahlen zur interaktiven
Visualisierung. O.O. 2013.
11
Vgl. Simon Rogers, Florence Nightingale, datajournalist: information has always been beautiful, abrufbar
unter: http://www.theguardian.com/news/datablog/2010/aug/13/florence-nightingale-graphics, 27.9.2014, 16.00
Uhr, Google Chrome.
12
http://www.theguardian.com/world/the-war-logs, 27.9.2014, 16.00 Uhr, Google Chrome.
17
rer und Journalisten Adrian Holovaty. 2006 veröffentlichte er das wegweisenden Essay „A
fundamental way newspaper sites need to change“13. Er plädierte unter anderem dafür, dass
Journalisten beim Verfassen von Beiträgen Daten systematisch erfassen sollten, damit zeitli-
che, örtliche und kausale Zusammenhänge in Berichten sichtbar und für Dritte nutzbar wür-
den. Strukturierte, in Datenbanken abgelegte Informationen lassen sich auch nach Jahren re-
cherchieren und verknüpft mit anderen Datenbanken, publizistische Angebote bereichern.
Seine Ausführungen gelten heute als Quasi-Manifest in Sachen Datenjournalismus.
Computer-Assisted Reporting
Die Tradition rechnergestützter journalistischer Recherche in Datensätzen hat jedoch eine
längere Tradition. Als ein direkter Vorfahre des Datenjournalismus kann dabei das Computer-
Assisted Reporting (CAR) genannt werden, das im englischsprachigen Raum bereits seit den
1960er Jahren praktiziert und an Journalismusschulen gelehrt wird. CAR sucht nach Auffäl-
ligkeiten und Unregelmäßigkeiten in großen Datensätzen, die als möglicher Anlass für eine
tiefergehende Recherche dienen könnten.14
Digitaler Journalismus läuft nur in digitalen Medien. Ein digitales Endgerät, das die multime-
diale Verbindung aller Medienarten auf eine für die Medienbranche vielversprechende Weise
ermöglicht, ist der Tablet-Computer. Die Idee der flachen, leicht tragbaren Geräte ist nicht
neu, bereits in den 1980er Jahren wurden ähnliche Geräte auf den Markt gebracht. Doch erst
mit der Präsentation von „Apples iPad“ im Jahr 2010 setzte der große Hype um Tablets ein.
Die zunehmende Verbreitung der mobilen und internetfähigen Geräte führt dazu, dass in den
13
Vgl. Adrian Holovaty, A Fundamental Way Newspaper Sites Need to Change, abrufbar unter:
http://www.holovaty.com/writing/fundamental-change/, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
14
Vgl. Liliana Bounegru, A Brief History of Data Journalism – Data, abrufbar unter:
http://strata.oreilly.com/2012/05/history-of-data-journalism.html, 24.9.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
18
Mobilstrategien der Verlage Apps für Tablets und Smartphones eine zunehmend wichtige
Rolle spielen.15 Die handliche Größe, das geringe Gewicht, das einfache Ein- und Ausschal-
ten, die hohe Auflösung und die intuitive Bedienung mit Gesten ohne Tastatur prädestinieren
das „sofataugliche“ Gerät zur Nachrichtenaufnahme. Man kann damit gedruckte Zeitungen
lesen und mit allen Möglichkeiten der multimedialen Welt verbinden. Gerade der online funk-
tionierende Datenjournalismus bietet darauf aufbauend den Informationsmedien die spannen-
de Möglichkeit, ihren Nutzern die neue Dimension von Interaktion und Animation voll auszu-
schöpfen.
Im Unterschied zum klassischen Journalismus ist der digitale Journalismus neben seiner mo-
bilen Dimension nach Sturm17 im Wesentlichen durch folgende Eigenschaften geprägt: Glo-
balität, Multimedialität, Hypertextualität, Interaktivität, Aktualität und unbegrenzte Speicher-
kapazität. Dieses Potenzial bringt neben technischen und inhaltlichen Herausforderungen für
Medienproduzenten und Mediennutzer auch eine Veränderung dessen, wie wir Nachrichten
aufnehmen und verbreiten. Der Schlüssel dieses Wandels liegt in der Interaktivität und Mul-
timedialität neuer Medien, der auch den Journalismus zwingt, neue Wege zu gehen.
Durch einen Mix aus Text, Video, Audio, Grafik und Animation und anderen Elementen wer-
den unterschiedliche Sinne angesprochen. Gerade bei komplexen, vermeintlich trockenen
Themen kann multimediales Storytelling so oft der Schlüssel dafür sein um Emotionalität zu
15
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S.49.
16
Vgl. Marie Lampert u. Rolf Wespe, Storytelling, abrufbar unter: http://www.abzv.de/storytelling/?aktion=faq,
24.9.2014, 21.30 Uhr, Google Chrome.
17
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 5.
19
Letztendlich gilt aber, ob analog oder digital: Die wichtigste Zutat für journalistisches Story-
telling bleibt eine gute Geschichte denn „ohne eine Geschichte mit einem Anfang, einer Mitte
und einem Ende, und ohne einen überzeugenden Grund für den Leser, sich zu fragen, warum
ihn das interessieren sollte, hat man nichts“20
18
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 20.
19
Vgl. Aron Pilhofer in Vera Lisakowski, Wozu Datenjournalismus?, abrufbar unter: http://blog.grimme-online-
award.de/2012/05/wozu-datenjournalismus/, 24.9.2014, 21.30 Uhr, Google Chrome.
20
Vgl. Aron Pilhofer in Langer, Datenjournalismus S. 6.
20
Diagramme erlauben die Visualisierung von Daten in geometrischen Formen. Die Darstel-
lung kann in ein, zwei oder drei Dimensionen erfolgen und stellt eine große Anzahl von Dia-
grammarten zu Verfügung.
Die dritte Form bilden Netzwerkdarstellungen. Hier werden einzelne Datenpunkte (Nodes),
die miteinander in Beziehung stehen, mit Linien (Edges) verbunden. Im Idealfall lässt sich bei
geeigneten Algorithmen die Struktur von Netzwerken automatisch wiedergeben und bietet so
Einblicke die sonst verborgen geblieben wären.21
Schließlich kann die Visualisierung mit Karten erfolgen, deren große Stärke die Verknüp-
fung von Daten mit dem uns umgebenden Raum ist. Karten können Objekte nicht nur in ihrer
räumlichen, rein geometrischen Bezogenheit wiedergeben, sondern auch Erkenntnisse über
die dahinter stehenden Strukturen, Kausalitäten und Zusammenhänge vermitteln, mitunter
alleinig erst verständlich machen. Das hebt sie von anderen Informationsträgern ab.22 Im
Journalismus sind Karten wichtige und weit verbreitete Darstellungsformen. Nicht zuletzt
deshalb, weil sie Antwort auf eines der „fünf Ws“ geben – nämlich dem Wo. Denn alle Erei-
gnisse, die täglich in der realen oder virtuellen Welt stattfinden und positionierbar sind, sind
kartografisch relevant.23
3.1 Einleitendes
Es waren vor allem Kartografen, Handwerker, Geografen oder Wissenschaftler anderer
Raumdisziplinen, die kartografische Produkte bis zum Ende des letzten Jahrhunderts herge-
stellt haben. In den Anfängen waren es manuell hergestellte Unikate, später vervielfältigbare
Druckprodukte und schließlich, mit dem Einzug des Computers, wurden Karten digital. Es
21
William S. Cleveland, Using Data Visualization to Find Insights in Data, in: European Journalism Centre, and
Open Knowledge Foundation, The Data Journalism Handbook. 1st ed. Sebastopol 2012, S. 181–191.
22
Vgl. Hake, Thematische Kartographie, S. 11.
23
Vgl. Meng, Kartographie für Jedermann, S. 253.
21
waren jedenfalls Produkte von Spezialisten mit fundiertem Fachwissen und handwerklich-
technischen Fertigkeiten. Heute sind Karten allgegenwärtig. Ob im Internet, auf mobilen
Endgeräten für Fußgänger, Rad- oder Autofahrer, als Multi-Touch-Oberflächen in Museen,
im Fernsehen oder auf Public Displays. Karten sind mehr denn je zu einem wichtigen Kom-
munikationsmittel räumlicher Informationen geworden. Die Gründe dafür sind offenkundig:
Karten sind wie kein anderes Medium im Stande, räumliche Informationen und Phänomene
schnell und effektiv zu übermitteln. Die mit Karten verbundenen Eigenschaften der grafisch-
bildhaften Visualisierung sind den meisten Menschen seit ihrer Kindheit vertraut, die Explo-
ration von Geodaten und die Interpretation räumlicher Zusammenhänge, erfordert ver-
gleichsweise wenig Aufwand und raschen Erkenntnisgewinn.24
Gleichzeitig wird aber auch die Gruppe der Kartenhersteller immer größer und heterogener.
Die Gründe liegen einerseits in der zunehmend freien Verfügbarkeit von Daten (Geodaten
und statistischen Daten) und andererseits in der einfachen Nutung von Werkzeugen zur Kar-
tenherstellung. „Hinzu kommt eine in unserer Gesellschaft insgesamt angestiegene Erwar-
tungshaltung und Bereitschaft, Karten als bevorzugtes Präsentationsmedium für raumbezoge-
ne Fragestellungen zu nutzen.“25 Mit der Veröffentlichung von Google Maps, des freien An-
gebots OpenStreetMap sowie anderen Internet-Kartendiensten und der Nutzung von Naviga-
tionssystemen auf diversen Endgeräten erlebt das Medium Karte einen nie dagewesenen
Boom.26
Diese Tendenz der zunehmenden „Demokratisierung“ der Kartografie – jeder kann Karten
nutzen, jeder kann Karten herstellen – wird allerdings von neuen Problemen und Miss-
brauchsszenarien begleitet. Fehlendes kartografisches Basiswissen und Defizite im formal-
ästhetischen Design von Karten können zu Missverständnissen oder falschen Erkenntnissen
beim Kartennutzer führen. Auf der anderen Seite folgen viele Arbeitsprozesse in der Karten-
erstellung intuitiv-schöpferischen und oft weniger rational-logischen Gesichtspunkten. Anstatt
die „goldenen“ Standards der Kartengestaltung zu bewahren, geht hier der Trend zu nur „aus-
reichend guten“ Karten.27
24
Vgl. Frank Dickmann, Interaktive Kartographie: Eine Praxisorientierte Einführung in die Methoden des digita-
len Kartendesigns. Materialien zur Raumordnung 76. Bochum 2013, S. 1.
25
Vgl. Frank Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, in: Wibke Weber (Hg.) u.a., Interaktive
Infografiken. Berlin 2013, S. 39–69, hier: S.39f.
26
Ebd.
27
Vgl. Sabine Stengel – Sascha Pomplun, Die freie Weltkarte OpenStreeMap – Potenziale und Risiken, in: Kar-
tographische Nachrichten 3/2011. Bonn 2011, S.115-120.
22
Vor diesem Hintergrund werden in diesem Kapitel die wichtigsten kartografischen Grundla-
gen wiedergegeben. Sie geben einen breiten Überblick über die Kartografie und ihre Darstel-
lungsmethoden und sollen ein Grundrüstzeug für die Erstellung von kartografischen Anwen-
dungen liefern. Dies geschieht immer mit Blick auf datenjournalistische Anwendungen und
ihre Besonderheiten und soll helfen bei den Auswahlmöglichkeiten in den in Kapitel 4.5 be-
sprochenen Online-Kartenservices die richtige Entscheidung zu treffen. Häufige Fehler und
potenzielle Fehlerquellen werden im Anschluss gesondert behandelt.
Die Anfänge thematischer Karten gehen ähnlich weit zurück, aber erst mit der beginnenden
Systematisierung der topografischen Landesaufnahmen im 19. Jahrhundert war es möglich,
die für die meisten thematischen Inhalte erforderliche topografische Basis bereitzustellen.30
Einen zusätzlichen Aufschwung für die thematische Kartografie brachte die Entwicklung der
Naturwissenschaften und die Hinwendung zur Statistik. Die fortschreitende Spezialisierung
der Forschung und die Entwicklung neuer Herstellungstechniken führte zur Verwendung
28
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 67.
29
Siehe Marc S. Monmonier, Eins zu einer Million: Die Tricks und Lügen der Kartographen. Basel – Boston –
Berlin 1996.
30
Vgl. Peter Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung. Paderborn 2004, S. 127.
23
thematischer Karten nicht mehr nur in der Wissenschaft, sondern auch in der breiten Öffent-
lichkeit. Die thematische Kartografie erfuhr damit eine starke Entfaltung und damit auch eine
lebhafte Auseinandersetzung mit methodischen Problemen in thematischen Karten.31
Doch die Definition darüber, was wir unter einer Karte verstehen, hat sich im Laufe der letz-
ten Jahrzehnte immer wieder verändert und an wissenschaftliche Erkenntnisse sowie techno-
logische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen angepasst. „Aktuelle Definitionen be-
zeichnen Karten als georeferenzierte und grafische Repräsentationsformen, die als Modelle
zur Speicherung und Aneignung von georäumlichem Wissen dienen.“33 Georeferenzierung
meint dabei, dass die in Karten abgebildeten Inhalte in ein räumliches Koordinatensystem
eingebunden und damit eindeutig auf der Erdoberfläche verortet werden. Der Begriff „grafi-
sche Repräsentationsformen“ in diesem Zusammenhang meint, dass Daten über Zuordnung
von Grafik visuell veranschaulicht werden. Dabei werden Datenmerkmale in Zeichenmerk-
male umgesetzt (Siehe dazu Kap. 3.2.5).34
Mit der Ausweitung kartografischer Ausdrucksformen hat sich heute der Begriff „Karte“ zum
Begriff „Geovisualisierung“ erweitert und etabliert.35 Dieser Terminus definiert sich über die
31
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S.195f.
32
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 40.
33
Holger Faby, Von der Kartographie zur Neo-cartography?, in: Kartographische Nachrichten (61), Bonn 2011,
S. 3–9 hier S. 3.
34
Siehe Jacques Bertin, Graphische Semiologie: Diagramme – Netze – Karten. Berlin – New York 1974.
35
Siehe Meng, Kartographie für Jedermann, S. 244–253.
24
„Entwicklung von Theorien, Methoden und Werkzeugen für die visuelle Exploration, Analy-
se, Synthese und Präsentation von räumlichen Daten für bestimmte Anwendungen und Nut-
zer.“36 Dabei integriert die Geovisualisierung Ansätze aus der wissenschaftlichen Visualisie-
rung, Kartografie, Bildverarbeitung, Informationsvisualisierung, explorativen Datenanalyse,
GIS (Geografische Informationssysteme) und Statistik.37
M=1:m
36
http://www.geoinformatik.uni-rostock.de/einzel.asp?ID=-1229495673, 25.9.2014, 13.30 Uhr, Google Chrome.
37
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 40.
38
Vgl. Peter Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung, S. 15.
39
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 50.
25
die inhaltliche Vereinfachung durch Trennung des Wesentlichen vom Unwesentlichen. Dieser
Vorgang wird als Generalisierung bezeichnet.40
Eine Längeverkleinerung von 1:10 entspricht der Flächenverkleinerung von 1:100. Die karto-
grafische Generalisierung kann daher keine fotomechanische Verkleinerung oder Vergröbe-
rung sein, „sondern eine inhaltliche und grafische Vereineinfachung auf dem Wege der Ob-
jektauslese, der qualitativen und quantitativen Zusammenfassung, der Typisierung und einer
repräsentativen Formvereinfachung“41.
Es existieren noch keine zufriedenstellenden Methoden, um den komplexen Vorgang der Ge-
neralisierung vollständig zu automatisieren. Deshalb ist es notwendig, für interaktive Karten-
systeme mit Zoommöglichkeiten eigenständige Karten mit spezifischen Maßstabsstufen im
System vorzuhalten.43
Die elementaren Vorgänge der Generalisierung gelten auch für thematische Karten, wenn-
gleich sie etwas freier sind und sich stark an das eigentliche Thema orientieren44.
40
Vgl. Peter Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung, S. 83.
41
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S.165.
42
Ebd.
43
Vgl. Marc Harrower – Benjamin Sheesley, Designing Better Map Interfaces: A Framework for Panning and
Zooming, in: Trans GIS 9, Issue 2. Oxford – Malden 2005, S. 77–89.
44
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 16.
26
Die erfolgreiche Durchführung der einzelnen Operationen ist abhängig von einer Vielzahl von
Kriterien: so z.B. wer mit welcher Kompetenz und Erfahrung, wo unter welchen situationsbe-
zogenen Umständen, was d.h. im Rahmen welcher konkreten Aufgabenstellung, mit Hilfe
welches kartografischen Mediums die Operation ausführt. Im Idealfall sollte eine Karte auf all
diese Problemlösekonstellationen zielgenau ausgerichtet sein und die jeweils optimale Unter-
stützung anbieten.46
• Eine zentrale Eigenschaft ist, dass kartografische Informationen unmittelbar auf eine
möglichst schnelle, richtige und effektive Informationsverarbeitung ausgerichtet sind.
45
Quelle: Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen S. 43.
46
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 41f.
47
Vgl. Jürgen Bollmann, Kartographische Information, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 24.
27
Die Wissensstruktur von aus Karten abgeleiteten Informationen kann nach Bollmann48 in
formaler Hinsicht zwischen der Ableitung von Objektzuständen und Objektbeziehungen un-
terschieden werden (Siehe Abb. 2).
• Lage und Zustand von Objekten werden in Karten explizit abgebildet und können so-
mit direkt visuell abgeleitet werden. Dazu gehören Grundrissformeigenschaften und
Größen, funktionale Bedeutungen oder sachbezogene Ausprägungen von Objekten.
Eine sachbezogene Ausprägung ist beispielsweise die absolute Bevölkerung in einer
Gemeinde. Die Gemeinde ist durch ihre Gemeindegrenzen und deren Lage eindeutig
georeferenziert, die Größe der Bevölkerung wird durch einen zugeordneten Größen-
punkt visualisiert und kann daher explizit abgeleitet werden.
• Objektbeziehungen werden dagegen nur implizit angeboten und können entsprechend
auch nur indirekt abgeleitet werden. Dazu gehören räumliche Beziehungseigenschaf-
ten, Klassenbeziehungen, Quantitäts- und Rangunterschiede sowie regionalisierte Ob-
jektmuster aus Relationen zwischen den Objekten. Die Werte und Eigenschaften müs-
sen zusätzlich visuell-kognitiv ermittelt werden. Eine Flächenkartogramm der Bevöl-
kerungsdichte erlaubt beispielsweise die Ableitung zahlreicher Beziehungsinformatio-
nen. Mit Hilfe von Vergleichsschemata können diese konstruktiv ermittelt werden
(z.B. Regionalmuster oder Nord-Südgefälle).
48
Ebd.
28
49
Ebd.
50
Vgl. Günter Hake – Dietmar Grünreich – Liqiu Meng (Hg.), Kartographie: Visualisierung raum-zeitlicher
Informationen. Berlin 2002, S. 22.
29
Bis zur Entwicklung der digitalen Kartografie mit den damit verbundenen zusätzlichen Mög-
lichkeiten der dynamisch-interaktiven Kartengenerierung galt das klassische Sender-
Empfänger-Modell als Basis aller kartografischen Kommunikationsmodelle – der Kartograf
als Sender kommuniziert mit Kartennutzer als Empfänger. Dabei ergibt sich im klassischen
Ablauf von Entstehung und Gebrauch eine typische Modellfolge wobei folgende Modelle52
unterschieden werden können (Abb. 3):
• Das Primärmodell ist das Ergebnis der Erfassung der Umwelt durch Fachleute (Topo-
grafen, Demografen, Sozialgeografen u.a.). Objekte und Prozesse der Umwelt werden
aufgenommen, empfangen und gespeichert und in ein fachbezogenes Modell der Um-
welt verarbeitet. Dabei muss es sich noch um keine Karte handeln.
51
Quelle: Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 45.
52
Vgl. Hake, Kartographie: Visualisierung raum-zeitlicher Informationen, S. 20f.
30
• Das Sekundärmodell ergibt sich aus der Umsetzung des Primärmodells in das Darstel-
lungsmodell des Kartografen. Hierbei empfängt der Kartograf die Zeichen des Pri-
märmodells und bildet daraus ein kartografisches Modell durch Karten.
• Am Ende des Kommunikationsvorganges entsteht beim Benutzer der Karte das Terti-
ärmodell, dabei verarbeitet er die Ergebnisse seiner Auswertung zur eigenen Umwelt-
vorstellung.
Heute lassen sich kartografische Kommunikationsprozesse nicht mehr nur statisch im Sinne
einer Trennung von Kartenherstellung und Kartennutzung auffassen. In kartografischen In-
formationssystemen ist der Kartennutzer vielmehr auch gleichzeitig Kartenhersteller bzw. der
mit Hilfe von Kommunikationssystemen die Kartengenerierung interaktiv auslösende und die
Kartennutzung aktiv steuernde Systemnutzer (siehe Abb. 3b).53
53
Vgl. Peter Tainz, Kartographische Kommunikation, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 27–29.
54
Siehe Jacques Bertin, Graphische Semiologie: Diagramme – Netze – Karten. Berlin – New York 1974.
31
Ziel von Bertins Theorie-Ansatz der grafischen Variablen ist die Herstellung visuell-
gedanklicher Analogien zwischen Objekt- und Zeichenbeziehungen durch grafische Möglich-
keiten. Das heißt, es ist möglich (kartografische) Zeichen durch den Einsatz grafischer Varia-
55
Quelle: Peter Tainz, Graphische Variablen, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Karto-
graphie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 350–352.
32
blen in jeweils typischer Weise zu variieren um damit bestimmte Sachverhalte zum Ausdruck
zu bringen. Unterschieden werden hauptsächlich die sechs Variablen Form, Richtung (Orien-
tierung), Farbe, Helligkeit, Muster und Größe (Abb. 4).
• Die Form lässt Qualitäten unterscheiden und erleichtert bei bild- und symbolhaften
Zeichen die Assoziation.
• Die Richtung eignet sich für weitere Aufgliederungen von Merkmalen oder zum Hin-
weis auf ein zeitliches Verhalten.
• Die Farbe beschreibt in erster Linie unterschiedliche Qualitäten und ist in einem ho-
hen Maße für Assoziationen geeignet.
• Das Muster kann sowohl Qualitäten als auch Quantitäten gliedern.
• Die Helligkeit oder auch die Sättigung sind geeignet, Quantitäten bzw. die Reihenfol-
ge wieder zu geben.
• Die Größe (Breite) zeigt unterschiedliche Quantitäten und eignet sich besonders gut
zum Betonen oder Abschwächen.
• Qualitative Karten: Diese geben die Objektqualität zu erkennen und beantworten da-
mit die Frage „Was ist wo?“. Typische Beispiele dafür sind politische Karten oder
Standortkarten.
• Quantitative Karten: Diese bringen zusätzlich auch Größen, Mengen und Werte des
Objektes zum Ausdruck. Sie beantworten die Frage „Wieviel ist wo?“ und ihre Anga-
56
Vgl. Hake, Kartographie: Visualisierung raum-zeitlicher Informationen, S. 107.
57
Vgl. Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung, S. 128.
58
Vgl. Hake, Thematische Kartographie II, S. 12f.
33
Eine weitere Untergruppe berücksichtigt den zeitlichen Bezug des Objektes. Sie ist die Ant-
wort auf die Frage „Wann war das Objekt wo und wie?“. Folgende Unterscheidung ist dabei
möglich:
• Statische Karten: Sie sind Ergebnis einer Bestandsaufnahme zu einem bestimmten Zeit-
punkt. Der Gruppe dieser Bestands- oder Zustandskarten gehören die meisten themati-
schen Karten an.
• Dynamische Karten: Diese geben die räumliche Veränderung von Objekten wieder. Dabei
kann es sich um Gesamtveränderungen der Objekte handeln (z. B. Transporte, Vogelflü-
ge) oder um raumzeitliche Entwicklungen der Objektabgrenzungen (z.B. Stadtentwick-
lungen).
• Analytischen Karten: Karten die ein einziges Thema in seiner sachlichen Aufgliede-
rung darstellen.
• Komplexe oder komplexanalytische Karten: Solche Karten behandeln mehrere The-
men, die meist in sachlichem Zusammenhang stehen, jedoch einzeln erkennbar blei-
ben (z. B. Karten mit wirtschaftlichen und demografischen Inhalten)
• Synthetische Karten: Diese ergeben sich als Darstellungen eines Gesamtbildes über
das Zusammenwirken mehrer Themen durch eine Überarbeitung einzelner analyti-
scher Karten (z. B. Karten von Landschaftstypen, die aus der Synthese von betriebli-
chen, bodenkundlichen und klimatischen Merkmalen entstehen). Thematisch-
kartografische Synthese erfordert auf der Grundlage fachwissenschaftlicher Bewer-
tung meist eine starke Vereinfachung der Sachverhalte.
Neben diesen Gruppierungen ist insbesondere in gedruckten Karten noch die Unterscheidung
hinsichtlich Maßstab (klein-, mittel-, und großmaßstäbig bzw. Thematische Spezialkarten,
Feinübersichtskarten, Übersichtskarten, Länder- und Erdteilkarten, Thematische Atlanten und
Globen) geläufig.59
59
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 209.
34
Schließlich muss in diesem Zusammenhang auch noch der englische Begriff „Cartogram“
genannt werden, der jedoch nicht mit der Bedeutung des deutschen Wortes „Kartogramm“
gleichzusetzen ist. Cartogram steht für eine Kartenanamorphose, eine bewusst verzerrte kar-
tografische Darstellung mit variablem Maßstab, bei der toplogische Beziehungen erhalten
bleiben.
60
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 15.
61
Quelle: Arnberger, Thematische Kartographie, S.16.
35
im Bebauungsplan). Häufiger handelt es sich dabei jedoch um die Wiedergabe von Sachver-
halten (z. B. Bevölkerungsdichte oder Arbeitslosenquote), also nicht um konkrete Objekte,
sondern um Verbreitung, Vorkommen, Eigenschaften oder Leistungen. Genauso können Kar-
ten beides vereinen (z. B. das Objekt Vegetationsflächen und der Sachverhalt Ertrag). Der im
folgenden zu meist genannte Begriff „Objekt“ gilt gleichermaßen auch für „Sachverhalt“,
aber auch umgekehrt.62
In der Regel wird auf bestehende topografische Karten, Luftbild- oder Satellitenbildkarten
zurückgegriffen. Vielfach sinnvoller ist jedoch, eine speziell für das Kartenthema adaptierte
Grundkarte. Denn ein nicht auf das Darstellungsthema bezogener und entsprechend ausge-
62
Vgl. Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung, S. 133.
63
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten S. 204.
64
Vgl. Wolf Günther Koch, Kontinua, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie
und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 70f.
65
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 55.
36
wählter Inhalt der Grundkarte, sowie eine Generalisierung, die nicht mit dem gewählten Ge-
staltungsprinzip übereinstimmt, beeinträchtigt die Lesbarkeit der thematischen Aussage und
verschleiert die räumlichen Kausalzusammenhänge.66 Siehe dazu Kapitel 3.8.1.2.
Kartenlegende
Zu jeder Karte gehört eine Legende, die verbale, numerische, auch grafische Erklärung der
zur Darstellung des Karteninhalts verwendeten Kartenzeichen. Sie gehört neben dem eigentli-
chen Kartenbild, dem Kartentitel und der Maßstabsangabe zu den wichtigsten Bestandteilen
einer Karte. Die folgende Auflistung gibt mögliche Angaben in einem Kartenprodukt wieder.
Nicht alle Angaben sind essenziell und immer verfügbar, im Sinne der Korrektheit und Nach-
vollziehbarkeit aber wünschenswert.
• Kartentitel: Er enthält den Namen des dargestellten Gebietes, die Angabe des Themas
sowie den Zeitpunkt bzw. Zeitraum (z.B. Steiermark – Bevölkerungsveränderung
nach Gemeinden 1991-2013 in Prozent)
• Maßstab: Bei Bildschirmapplikationen sollte der Maßstab immer grafisch ausgeführt
sein.
• Angaben zur Projektion: Diese ist in kleinmaßstäbigen Darstellungen relevant.
• Quellenangaben mit dem Stand der Datenerfassung
• Zusätzliche Angaben:
o Zeitpunkt der Kartenherstellung
o Angaben zur Grundkartenaktualität
o Name des Kartenautors
o Name des Kartenerstellers
o Name des Herausgebers
o Copyright-Vermerk
66
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 37.
37
Die folgenden Ausführungen sollen die wichtigsten methodischen Gesichtspunkte für den
Entwurf thematischer Karten zusammenfassen und für die praktische Anwendung aufbereiten.
Es muss allerdings bewusst sein, dass diese Ausführungen stets nur als ein Teil der gesamt-
kartografischen Methodenlehre betracht werden dürfen.68
Die von Pillewizer69 gesammelten zehn Hauptmethoden der grafischen Gestaltung dienen als
Ausgangspunkt für diese Gliederung. Aber auch die Methodenlehre muss sich den neuen
Entwicklungen ständig anpassen, deshalb wird diese Gliederung, mit den Möglichkeiten die
die neuen Medien bereitstellen, adaptiert und erweitert. Im Prinzip lassen sich damit Geodaten
aller Art kartografisch umsetzen. Die einzelnen Methoden werden kurz erläutert und auf die
datenjournalistisch relevanten Darstellungen detaillierter eingegangen.
67
Vgl. Kohlstock, Kartographie. Eine Einführung, S. 129.
68
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 11.
69
Siehe Wolfgang Pillewizer, Die Kartographischen Strukturformen und die Methoden der graphischen Gestal-
tung, in: Festschrift für Georg Jensch, Vol. 20. Abhandlungen des 1. geographischen Instituts der Freien Univer-
sität Berlin. Berlin 1974, S. 343.
70
Vgl. Wolf Günther Koch, Kartographische Darstellungsmethoden, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.),
Lexikon der Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 16–18.
38
Abb. 6: Kartografische Gefüge und Darstellungsmethoden nach Raumeinheiten und kartografischen Aussagefor-
men71
71
Quelle: Rita Engemaier, Webbasierte kartografische Visualisierung. Diss. Potsdam 2002, S. 25. Verändert.
39
Prinzipiell lassen sich sämtliche grafischen Variablen zur Abwandlung von Positionssignatu-
ren einsetzen, wobei Farbe, Form, Größe und Richtung (Orientierung) am häufigsten ange-
wendet werden. Bei Bildschirmkarten kommen zusätzliche Gestaltungsmittel, wie die zeitli-
che Variation oder das Blinken von Signaturen hinzu, um besonders wichtige Informationen
aus dem Kartenbild visuell herauszuheben.73
72
Vgl. Wilhlemy, Kartographie in Stichworten, S, 217. Hake, Thematische Kartographie II, S. 23.
73
Vgl. Wolf Günther Koch, Positionssignatur, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Karto-
graphie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 233–235.
40
Abb. 8: Erdbeben als Positionssignaturen mit variablen Größen (Magnituden in stetiger Darstellung)74
74
Quelle: http://public.tableausoftware.com/profile/#!/vizhome/EarthquakesOnTheRise-
650wide/Earthquakestory, 23.10.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
41
Gegensatz zu relativen Darstellungen durch Kartogramme. Die quantitative Angabe lässt sich
gestuft oder stetig vornehmen.75
• Gestufte Darstellung: Diese ergibt sich in erster Linie durch die Variation der Größe,
Füllung oder Form der Signatur. Voraussetzung dafür ist eine Gruppenbildung (Siehe
dazu 3.8.1.1). Die Anzahl der Gruppen muss jedoch beschränkt bleiben, da die Viel-
falt der Signaturengestalten zur Unübersichtlichkeit führt
• Stetige Darstellung: Diese beruht auf einer kontinuierlichen Veränderung der Signatu-
rengröße in Abhängigkeit der darzustellenden Quantität. Geometrisch verändert wer-
den können die Höhe (Breite), Fläche und Volumen der Signatur. Da die Signatur
messbar sein muss, werden vorwiegend einfache geometrische Grundformen verwen-
det (Stab bzw. Kreis, Quadrat, Rechteck oder Dreieck bzw. Quader, Kugel oder Pyra-
mide). Eine Herausforderung stellt die Wahl eines passenden Größenmaßstabs dar
(Abb. 9).
Abb. 9: Methode der Positionssignaturen mit Variation nach Größe (eigener Entwurf)
75
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 25.
76
Vgl. Wilhlemy, Kartographie in Stichworten, S. 218.
42
77
Quelle: Hake, Kartographie II, S. 31.
78
Vgl. Wolf Günther Koch, Diagrammsignatur, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Karto-
graphie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 151.
43
79
Quelle: http://maps.nzzdali.ch.s3-website-eu-west-1.amazonaws.com/nzzdata/sommerserie-2013/#verkehr,
23.10.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
80
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 29f. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 306.
44
Die Möglichkeit der Punktmethode in Webkartendiensten wird derzeit noch selten angeboten,
da die optimale Anwendung häufig Probleme aufwirft. Fälschlicherweise werden Punkte
sinnwidrig nach dem Zufallsprinzip über eine Bezugsfläche verteilt, ohne die topografischen
bzw. geografischen Gegebenheiten zu berücksichtigen (Abb. 14).81
81
Wolf Günther Koch, Werner Stams, Punktmethode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 242f.
82
Quelle: Hake, Kartographie II, S. 30.
45
Die Qualitätsangabe ergibt sich aus der Variation nach Farbe, Größe (Breite), Signaturformen
und Zusatzsignaturen (z.B. Ziffern, Buchstaben)83
Abb. 16: Methode der Linearsignaturen am Beispiel Bewegungsmuster eines Marders nach Wochentagen84
83
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 22. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 227. Kohlstock, Kartographie.
Eine Einführung, S. 138.
84
Quelle: http://daily.jstor.org/keeping-up-with-the-carnivores, 23.10.2014, 19.30 Uhr, Google Chrome.
46
85
Peter Tainz, Liniendiagrammkarte, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie und
Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 118.
47
Als grafische Variablen können die Breite (Mengen, Quantitäten), die Länge zur Kennzeich-
nung der Bewegungsintensität (Geschwindigkeit) und die Farbe des Pfeils (für qualitative
Unterschiede) herangezogen werden.87
86
Quelle: http://maps.nzzdali.ch.s3-website-eu-west-1.amazonaws.com/nzzdata/sommerserie-2013/#migration,
23.10.2014, 19.30 Uhr, Google Chrome.
87
Werner Stams, Vektormethode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie und
Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 404.
48
Abb. 21: Flächenmethode mit isolierten Teilflächen unterschiedlicher Qualität (eigener Entwurf)
Weiters können flächenhafte Objekte nach der Art der flächenhaften Ausdehnung unterschie-
den werden89:
88
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 19. Wolf Günther Koch, Flächenmethode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch
(Hg.), Lexikon der Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 251.
89
Hake, Kartographie II, S. 19.
49
• Objektflächen: Bei einem absoluten Vorkommen tritt das Objekt innerhalb seiner Ab-
grenzung ausschließlich auf (z.B. Gewässer oder Verwaltungsbereich).
• Verbreitungsflächen: Bei einem relativen Vorkommen tritt das Objekt nicht aus-
schließlich auf. Streng genommen werden bei relativen Vorkommen nicht die Objekte
selbst dargestellt, sondern die Flächen über die sie sich verbreiten (z.B Tierarten oder
Sprachen). Das Objekt wird erst dann registriert, wenn ein bestimmter Intensitätsgrad
des Vorkommens erreicht ist.
• Pseudoareale: Darunter versteht man die flächenhafte Wiedergabe vieler lokaler, über
ein Gebiet verstreut auftretender Einzelobjekte. Auch nicht eindeutig lokalisierbare
Erscheinungen oder Sachverhalte, die in Flächen zusammengefasst werden, werden so
bezeichnet.90
Im Fall nicht exakt abgrenzbarer flächenhafter Objekte ist auf die Gestaltung besonders Rück-
sicht zu nehmen. Die Verwendung einer Grenzlinie, also einer Flächenaußenkontur, würde
einen falschen Eindruck vermitteln und eine scharfe Abgrenzung betonen, die so gar nicht
existiert. Leicht nach außen verlaufende Flächenfarben oder nicht abgegrenzte Flächensigna-
turen wären eine Lösung. Zumindest eine Grenzlinie sollte aber in jedem Fall vermieden wer-
den.
Karten, die auf der Flächenmethode beruhen, sind im Web sehr häufig vorzufinden. Viele
Geodaten (SHP, KML) werden bereits als offene Daten zur Verfügung gestellt und können
90
Konrad Großer, Pseudoareal, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie und
Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 240.
91
Quelle: http://www.globalforestwatch.org, 23.10.2014, Google Chrome, 19.30 Uhr.
50
auch von vielen Kartenservices weiterverarbeitet werden. Damit ist es möglich, Arealkarten
auch abseits der klassischen administrativen Grenzen zu erstellen (Siehe Beispiel Abb. 22).
Als Kartengrundlage dient meist eine stark vereinfachte Basiskarte, die oft lediglich aus einer
schematischen Grenzdarstellung (Verwaltungs-, Staats- oder sonstige Grenzen) und/oder ei-
nem stark vereinfachten Gewässernetz besteht. Prinzipiell eignen sich für die Anwendung alle
Formen von Diagrammen, in der Praxis dominieren Kreissektorendiagramme und Säulen-
oder Kurvendiagramme (Abb. 23).
Immer muss jedoch verdeutlicht sein, dass sich das Diagramm auf das jeweilige Flächenstück
und nicht auf eine bestimmte Örtlichkeit bezieht. Ein günstiger Kompromiss zwischen der
mittleren Größe der Bezugsfläche und der Diagrammgröße sollte ebenso gefunden werden.93
92
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 42.
93
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 218.
51
sie lesbar zu gestalten. Für alle Diagrammdarstellungen ist eine aussagekräftige Zeichenerklä-
rung bzw., falls nötig, ein Größenmaßstab unbedingt erforderlich.
Die Werte werden zumeist in 3-15 Dichtestufen (Wertegruppen) zusammengefasst und flä-
chendeckend in die Darstellungseinheiten, gewöhnlich mit in Intensitätsskalen geordneten
Farbtönen, übertragen.94
Bei Karten, die auf relativen Zahlen mit Flächenbezug beruhen, ist in der Umsetzung beson-
ders sorgsam umzugehen. Sie können bei unsachgemäßer Umsetzung (methodisch falsche
Verhältniszahlen oder eine falsche Wahl der Bezugsfläche siehe Kap. 3.8.1.5) beim Nutzer oft
zu Fehlschlüssen führen.95
94
Vgl. Werner Stams, Flächenkartogramm-Methode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 250. Karteninterpretation in
Stichworten S.31
95
Vgl. Hüttermann, Karteninterpretation in Stichworten, S. 32.
52
Relative Angaben sind allein mitunter unbefriedigend, solange der Sachverhalt nicht in Ver-
bindung mit der Absolutangabe deutlich wird. Eine Kombination der Darstellung, mit sich je
nach Absolutwert in der Größe variierenden Figurensignaturen, wäre eine sinnvolle Lösung.97
Ein schwerer methodischer Fehler, der aber häufig bei Flächenkartogrammen vorzufinden ist,
ist die Verwendung von Absolutzahlen. Wenn nämlich absolute Werte grafisch auf die Flä-
chen übertragen werden.
Das Flächenkartogramm ist eine häufig verwendete Darstellungsform, nicht nur in Online-
Kartenservices gehören sie deshalb zum Standardrepertoire. Die verbreitete Verwendung ist
wohl darin zu sehen, dass sich eine Vielzahl statistischer Daten primär auf Verwaltungsein-
heiten beziehen. Auch die Bereitstellung von Geometriedaten der Verwaltungsgrenzen gehört
heute zum Standard in Datenportalen (Siehe Beispiel Abb. 25).
96
Quelle: http://www.zensuskarte.de, 23.10.2014, 19.30 Uhr, Google Chrome.
97
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 42.
53
genannter Isolinien.98 Isolinien, auch Isarithmen genannt, sind Linien, die benachbarte Punk-
te gleicher Werte miteinander verbinden.
Die Konstruktion von Isolinien beruht auf einer rechnerischen Interpolation zwischen be-
nachbarten Messpunkten unter der Voraussetzung einer kontinuierlichen und stetigen Verän-
derung zwischen benachbarten Messwerten (Siehe Abb. 26). Diese mathematische Fundie-
rung gestattet es heute, das Verfahren über spezielle Rechner-Software zu automatisieren.
Voraussetzung dafür ist ein dichtes Wertefeld von Messpunkten.99
98
Vgl. Werner Stams, Isolinienmethode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie
und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 413f.
99
Ebd.
100
Quelle: Werner Stams, Isolinienmethode, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der Kartogra-
phie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 1. Heidelberg – Berlin 2002, S. 413.
54
Durch Isolinien entsteht oft ein dichtes, linienhaftes grafisches Gefüge, das sich störend auf
andere Kartenelemente auswirken kann. Ein Effekt, der sich durch Maßstabsänderung (Maß-
stabsverkleinerung) verstärkt. Auf die Generalisierung muss hier besonders geachtet werden,
da eine enge Linienscharung die Karte unleserlich machen kann. Isolinien sind vor allem dort
wichtig, wo das exakte Herauslesen von Werten gefordert wird.
Eine Alternative und erhöhte Anschaulichkeit bietet die gestufte Flächenfärbung zwischen
den einzelnen Isolinien. Dieser stufenförmige Eindruck widerspricht zwar dem Stetigkeits-
prinzip jedes echten Kontinuums, er kann aber durch eine sinnvolle Wahl der Farbtöne die
Werteverteilung in einem Kontinuum unmittelbar und anschaulich sichtbar machen (Abb.
27).101 Durch moderne, digitale Techniken können die Stufen farblich fließend ineinander
übergehen. Die exakte Werte-Ermittlung, die dann nicht mehr möglich ist, geht allerdings auf
Kosten der Anschaulichkeit verloren.
Abb. 27: Darstellung eines Kontinuums durch Isolinien und fließenden Farbabstufungen.102
Pseudo-Isolinien
Eine Sonderform der Isolinien sind sogenannte Pseudo-Isolinien die oft auch Isoplethen be-
zeichnet werden (Abb. 28). Sie liegen vor, wenn Linien gleicher Werte für Objekte konstru-
iert werden, die selbst keine Kontinua sind. So können verschiedene wirtschafts- und sozial-
geografische Sachverhalte (z.B. Grundstückspreise, Bevölkerungsdichte) als Werterelief gra-
fisch wiedergegeben werden. Solche Darstellungen lassen zwar gewisse Strukturen und Ver-
101
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 35.
102
Quelle: https://mapsengine.google.com/gallery/mapviewer?hl=en&id=zttWLnOPAlrs.kkYmLXweiLnI,
23.10.2014, 19.00 Uhr, Google Chrome.
55
teilungen erkennen, eine Auswertung durch Interpolation würde, da sich die Werte oft
sprunghaft ändern, jedoch meist zu falschen Ergebnissen führen.103
Heatmaps
Wie bereits erwähnt, können Isoliniendarstellungen bzw. Darstellungen als Werterelief durch
Computerunterstützung verhältnismäßig einfach generiert werden. Auch Google Fusion Ta-
bles (siehe Kapitel 4.5.2) bietet diese Möglichkeit in Form von Heatmaps an. Dabei wird aus
einer Verteilung von Einzelpunkten je nach Verteilungsdichte ein solches Pseudokontinuum
erstellt.
103
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 35. Wolf Günther Koch, Pseudoisolinien, in: Jürgen Bollmann – Günther
Koch (Hg.), Lexikon der Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 241.
104
Quelle: Hake, Kartographie II, S. 36.
105
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie S.17.
56
Abb. 29: Zweischichtige Karte mit Flächenkartogramm-Methode und flächenbezogenen Größenpunkten (eigener
Entwurf)
terials darstellen kann.106 Hinzu kommt, dass gerade der offiziöse Charakter von Karten häu-
fig Informationsmängel und Informationsverlust bei der Transformation der Daten verschlei-
ert. Das kartografische Endprodukt täuscht damit eine Objektivität vor, die es durch die zahl-
reichen subjektiven Entscheidungen, die in den einzelnen Schritten getroffen werden mussten,
gar nicht gewährleisten kann. Deshalb ist es wichtig nicht nur als Kartennutzer sondern auch
als Kartengestalter Fehlermöglichkeiten, Grenzen thematischer Aussagemöglichkeiten ständig
vor Augen zu halten und dem Ergebnis stets kritisch gegenüberzustehen:
• Karten können das Thema selbst nicht abbilden, sondern immer nur vereinfachte ab-
strahierte Aspekte. Eine Sprachenkarte ist also keine Abbildung der Sprachen, sondern
nur der räumlichen Sprachgliederung, auf einer Landnutzungskarte werden Getreide-
felder nicht tatsächlich abgebildet, sondern farbige Flächen, die sich maßstabsgerecht
mit Getreideflächenverbreitung der Wirklichkeit decken.
• Karten können nur Aussagen über einzelne ausgewählte Erscheinungen machen. Das
bedeutet, dass das komplexe Erscheinungsbild einer Gesamtwirtschaft auf einer Wirt-
schaftskarte ohne starke Vergröberungen nicht darstellbar ist. Daher ist meist ein Auf-
gliederung in Detailkarten (z. B. Agrarwirtschaft, Industrie, Bergbau u.s.w.) notwen-
dig.
• Schließlich wird die Objektmenge eines Themas durch Ausleseverfahren vereinfacht
und in Umdenkungsverfahren zu Begriffen höher Ordnung zusammengefasst. In Indu-
striekarten werden beispielsweise Industriebtriebe unter einem gewissen Schwellen-
wert vernachlässigt und unterschiedliche Einzelindustrien zu Begriffen höherer Ord-
nung zusammengefasst.107
106
Vgl. Hüttermann, Karteninterpretation in Stichworten, S.13f.
107
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S.198.
108
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 232.
58
Insbesondere bei Karten, die auf statistische Daten beruhen, sind Kenntnisse statistischer
Grundbegriffe und Methoden notwendig. Dabei geht es um die Analyse, Aufbreitung und
Interpretation von Daten. Qualitative und quantitative Merkmale müssen für Häufigkeitsver-
teilungen geordnet werden, Mittelwerte, Streuungsmaße, Reihen und Schwellenwerte gebildet
werden.
Nach der Datenerhebung erfolgt die Auswahl und Aufbreitung der Daten, dabei ergeben sich
häufig vier problematische Fragenkreise109:
Eine wichtige Voraussetzung in diesem Zusammenhang ist die Vergleichbarkeit, wobei eine
einheitliche Terminologie zum Verständigungsprozess von Bedeutung ist. Beispielsweise bei
internationalen Statistiken zur Industrie (der deutsche Begriff „Industrie“ bedeutet nicht das
gleiche wie der englische „industry“)110. Daten müssen sowohl räumliche als auch zeitliche
Vergleiche ermöglichen.
109
Vgl. Hütterman, Karteninterpretation in Stichworten, S. 15f.
110
Ebd.
59
die Gruppengröße. Je höher die Anzahl der Gruppen desto differenzierter ist die Aussage, je
geringer die Anzahl, desto eher wird die Aussage vergröbert. Bei der Gruppengröße geht es
um die Spannweite des Wertespektrums je Gruppe und um die Grenz- bzw. Schwellenwerte.
Bei der Spannweite kommen äquidistante sowie systematische oder willkürlich wechselnde
Gruppenabstände vor. Ein großes Problem stellt die Festlegung der Gruppenschwellenwerte
dar, da sie oft räumlich und sachlich/wertmäßig eng benachbarte Werte trennen und somit
eine stärkere Differenzierung vortäuschen als tatsächlich vorhanden ist. Eine subjektive
Schwellenwertbildung erhält durch die Darstellung im Kartenbild einen objektiven Schein.
Eine Veränderung der Schwellenwerte kann eine erhebliche Veränderung des Kartenbildes
zur Folge haben wie die folgende schematische Darstellung (Abb. 30) verdeutlicht.
Abb. 30: Auswirkung auf das Kartenbild bei gleicher Datenlage aber unterschiedlicher Gruppenbildung.111
Bezeichnungen für Endgruppen wie „größer x“ oder „kleiner y“ müssen vermieden werden,
da sie nach oben bzw. unten offen bleiben.
Die Art der Gruppenbildung wird selten textlich erläutert, die Kriterien der subjektiven und
oft nicht nachvollziehbaren Intention des Autors ist somit nicht ersichtlich. Es wäre jedoch
sinnvoll und wünschenswert sie im Sinne der Objektivität hinzuzufügen.
111
Quelle: Hake, Kartographie II, S.48
60
Bei der statistischen Gruppenbildung werden meist ungleichmäßige Wertstufen nach einer
konventionellen Skala gebildet.
Der Vorteil liegt dabei in der geringeren Subjektivität und in der Vergleichbarkeit mit anderen
Karten ähnlicher Konvention. Der Nachteil liegt darin, dass genormte Skalen oft Typisches
verwischen.
Eine Verbesserung der statistischen Gruppenbildung stellen Sinngruppen dar. Hier wird auf
die jeweiligen Verhältnisse des Darstellungsgebietes Rücksicht genommen und der qualitative
Wandel bei quantitativen Veränderungen besser festgehalten.113 Zum Beispiel: der qualitative
Wandel des Begriffs „Stadt“ von der Kleinstadt zur Weltstadt in Abhängigkeit zur Bevölke-
rungszahl.
Auf statistischen Gesichtspunkten beruht auch die Methode der „natürlichen“ Gruppenbil-
dung. Dabei werden auf Basis von Häufigkeitsdiagrammen Lücken und Sprünge im Werte-
spektrum ermittelt und diese als Basis für Schwellenwerte der Gruppen herangezogen.
Bei der mathematischen Gruppenbildung werden die Abstände zwischen ermittelten Ex-
tremwerten durch beispielsweise geometrische oder arithmetische Reihen untergliedert. Hier
wird die Willkür konventioneller Skalen durch die Zufälligkeiten von mathematischen Unter-
gliederungen ersetzt.
Mathematische und statistische Gruppenbildungen haben jedoch einen Nachteil. Sie trennen
räumliche Zusammenhänge oft willkürlich, da sie diese nicht berücksichtigen, sondern ledig-
lich auf der Aufteilung der statistischen Masse beruhen. Die Methode der räumlichen Grup-
penbildung geht hier den umgekehrten Weg, indem erst aus der räumlichen Verteilung die
gerade für das Darstellungsgebiet charakteristischen Stufen entwickelt werden. Die Stufen-
werte in der Legende sind demnach das Ergebnis eines räumlichen Zusammenschlusses stati-
stischer Einheiten ähnlicher Werte. Dem Nachteil der Subjektivität, der in der Zusammenfas-
sung räumlicher Einheiten liegt, und somit oft zeitliche und räumliche Gegenüberstellungen
112
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 93 zit. nach Fritz Kelnhofer, Beiträge zur Systematik und
allgemeinen Strukturlehre der thematischen Kartographie, ergänzt durch Anwendungsbeispiele aus der Karto-
graphie des Bevölkerungswesens, in: Veröffentlichungen aus dem Institut für Kartographie, Forschungen zur
Theoretischen Kartographie. Band 1. Wien 1971.
113
Vgl. Hütterman, Karteninterpretation in Stichworten, S. 17.
61
wenig vergleichbar macht, steht der Vorteil der sinnvollen regionalen Abgrenzung von Räu-
men ähnlicher Datenlage.
Zur formalen Darstellung von Wertgruppen in der Legende sei an dieser Stelle hinzuge-
fügt, dass diese immer eindeutig zu erfolgen hat. Demzufolge darf die Aufschlüsselung nicht
0–10, 10–20, 20–30 usw. lauten, sondern 0–10, über 10–20, über 20-30 usw. Der Wert 10 ist
damit nur einer Gruppe zuordenbar.114 Eine ordnungsgemäße Darstellung in dieser Hinsicht
lassen leider fast alle Web-Kartenservices vermissen.
3.8.1.2 Basiskarte
Mit jeder zusätzlichen topografischen Aussage sinkt die Belastbarkeit der Kartengrundlage
(Siehe Kap. 3.5) für den thematischen Inhalt. Es ist daher immer zu überlegen, was notwendi-
gerweise aufgenommen werden muss und auf welche topografischen Inhalte verzichtet wer-
den kann, um die kartografische Übersichtlichkeit zu gewährleisten.115 Basiskarten sollten
daher meist als eine mehr oder weniger stark vereinfachte Grundlage mit inhaltlich reduzierter
Topografie erscheinen. Die Inhaltsdichte wird, wie bereits festgestellt, nicht nur durch den
Maßstab, sondern in viel höherem Maße vom Gestaltungsprinzip und vom thematischen In-
halt bestimmt.
• Thematischer Inhalt
Nicht jedes Kartenthema erfordert die gleichen topografischen Grundlagen. Wirtschafts-
themen sollten demnach wirtschaftsrelevante topografische Elemente (z.B. Verkehr, Sied-
lungsgebebiet, Verwaltungsgrenzen) beinhalten, bei naturräumliche Themen (z.B. Klima,
Vegetation, Hydrologie) kann sich die Darstellung auf die wichtige Orientierungsleitlinien
wie z.B. das Gewässernetz beschränken. Hinzu kommt, dass detaillierte Grundkarten eine
Genauigkeit vortäuschen, die thematisch oft gar nicht erreichbar ist. Eine für viele The-
men wichtige Information stellt das Gelände dar. Hier bietet die Geländedarstellung in
Form einer Reliefschummerung oder eines digitalen Geländemodells einen willkommenen
Kartenhintergrund. Die gewöhnlich in unterschiedlichen Graustufen ausgeführten Darstel-
lungen können in der Helligkeit variiert werden und treten damit nicht so in den Vorder-
grund.
114
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 49.
115
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 39.
62
• Gestaltungsprinzip
Die Auswahl einer bestimmten Darstellungsmethode hat eine unmittelbare Auswirkung
auf das grafische Gefüge einer Karte. Je nachdem ob punkt-, linien- oder flächenhafte Me-
thoden angewendet werden, kann es zu störenden Überlastungen der grafischen Struktu-
ren kommen. Es ist also von Fall zu Fall zu entscheiden, welche Grundlagenelemente
ausgeblendet werden sollten.
1. Farbe: Generell würde sich eine farbliche Zurücknahme oder Eingrauung der Karten-
grundlage anbieten. Viele Anbieter stellen die Möglichkeit der Anpassung des Karten-
stils bereit. Durch Verwendung von unbunten Farben, kommt das eigentliche Karten-
thema im farblichen Kontrast besser zur Geltung (Bunt- / Unbuntkontrast)
2. Ausblenden: Auch hier bieten diverse Softwaresysteme die Möglichkeit des Ausblen-
dens von Kartenelementen an. Insbesondere durch das Ausblenden der Kartenschrift,
der eine feingliedrige grafische Struktur zu Grund liegt, kann viel an optischer Prä-
gnanz gewonnen werden.
3. Interaktives Einblenden: Besteht die Möglichkeit des interaktiven Ein- und Ausblen-
dens von Basiskartenelementen, kann der Nutzer selbst über die Dichte der Informati-
onsaufnahme entscheiden.
4. Schematisierung: Neben dem einfachen Fortlassen von Objekten ist oft auch eine
Schematisierung insbesondere in der Linienführung von Verkehrswegen und Grenzen
sinnvoll.
3.8.1.3 Maßstab
116
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 57.
63
wo diese Funktion nicht zur Verfügung steht, so sollten auch hier einige Punkte117 berücksich-
tigt werden:
• Die Tragfähigkeit einer Karte in Zusammenhang mit dem Maßstab hängt einerseits
von der Struktur der Darstellungsobjekte und andererseits von Art der quantitativen
Wiedergabe ab. Je genauer die Größenwiedergabe ortsgebundener Objekte erfolgen
soll, desto größer muss der Maßstab gewählt werden.
• Die Wahl des Maßstabes ist außerdem von der durchschnittlichen Dichte und Struktur
(ortsgebundene, flächenhafte oder lineare Erscheinungsformen) der Darstellungsob-
jekte abhängig.
• Abzulehnen ist ein Vortäuschen einer Genauigkeit, die von vornherein gar nicht er-
reicht werden kann. Als typisches Beispiel sind hier Klimakarten oder Karten die auf
ein kontinuierliches Wertespektrum beruhen zu nennen. Hier sind großmaßstäbige
Karten nicht zweckmäßig.
Lösungsmöglichkeiten wären das Ein bzw. Ausblenden des Maßstabs je nach Maßstabszahl
oder die Möglichkeit der kartometrischen Auswertung durch Distanzmessung mit einem in-
teraktiven Lineal.
Aufgrund der Darstellung von Webkarten auf unterschiedlichen Displays mit unterschiedli-
chen Auflösungen, ist die Verwendung eines grafischen Maßstabs sinnvoll.
3.8.1.4 Projektion
Keine Karte ist verzerrungsfrei, d. h. gleichzeitig flächentreu, winkeltreu und längentreu (sie-
he Kap. 3.2.1). Das Erreichen allgemeiner Längentreue ist ausgeschlossen und nur in be-
117
Vgl. Arnberger, Thematische Kartographie, S. 22.
64
stimmter Richtung mit der Flächentreue kombinierbar. Flächen- und Winkeltreue schließen
sich aus. Ganz allgemein gilt aber,
1. je größer der Maßstab, desto stärker ist die Annäherung an ein gleichzeitiges Erreichen
aller Treueeigenschaften.118
2. und „... je kleiner der Maßstab, desto mehr treten im Hinblick auf den thematischen Inhalt
die besonderen Eigenschaften der Netzentwürfe in Erscheinung“119.
Insbesondere bei thematischen Karten ist eine sorgfältige Wahl der Projektion auf der die
Karte beruht, immer erforderlich. Drei Themengruppen stellen dabei ganz bestimmte, nicht
ersetzbare Ansprüche:120
Unabhängig von den mathematischen Forderungen sollte das wahre Bild der Erde bzw. des
Erdausschnittes mit möglichst wenigen Verzerrungen wiedergegeben werden. Zugunsten die-
ser Karten, die vor allem die Anschaulichkeit anstreben, ist ein Kompromiss zwischen Win-
kel-, Flächen- oder Längentreue sinnvoll.
• Auf die Vielzahl der Projektionen mit ihrem Vor- und Nachteilen kann an dieser Stelle
nicht näher eingegangen werden. Es sei aber darauf hingewiesen, dass bei kleinmaß-
stäbigen Karten (Darstellungen großer Erdräume, ganzer Kontinente und der ganzen
Erde) die Wahl einer sinnvollen Projektion evident ist.121 Ein hilfreiches Tool, das die
Auswahl erleichtert ist der Projection Wizard122. Je nach Gebiet und gewünschter
Treueeigenschaft werden passende Projektionen vorgeschlagen.
• Bei der Wiedergabe von Verbreitungen ist die Flächentreue eine grundlegende Eigen-
schaft, die die häufig verwendete Mercator-Projektion nicht bieten kann. Im WWW
nutzen sowohl OpenStreetMap als auch kommerzielle Anbieter wie Google Maps,
Bing Maps und Yahoo Maps für ihre zweidimensionale Darstellungen vorzugsweise
118
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 50.
119
Arnberger, Thematische Kartographie, S. 25.
120
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 50.
121
Vgl. Thematische Kartographie, S. 25.
122
http://projectionwizard.org, 23.10.2014, 20.00 Uhr, Google Chrome.
65
• Geografische Bezugsflächen:
o Natürlich: z. B. Bodenbedeckung oder Wassereinzugsgebiet
o Künstlich: z.B. Bodennutzung oder Baublock
• Administrative Bezugsflächen:
o Öffentlich: z. B. Wahlsprengel oder Bundesland
o Privat: z. B. Grundstück oder Wirtschaftseinheit
• Geometrische Bezugsflächen
o Aufgebaut aus Netz aus elementaren geometrischen Formen: z. B. Quadrat
oder Sechseck (Abb. 31)
Geografische Bezugsflächen sind Bereiche mit möglichst einheitlichem Merkmal (z.B. Sied-
lungsgebiet oder Waldgebiet), die in einer sachgerechten Beziehung zu den statistischen Da-
ten stehen. Im Gegensatz zu administrativen Bezugsflächen sind diese wesentlich schwerer
verfügbar. Sie wären aber für die Visualisierung statistischer Daten die ideale Basis, da sie die
entsprechenden örtlichen Verhältnisse besser wiedergeben.
123
Vgl. Frederik Ramm – Jochen Topf, OpenStreetMap: die freie Weltkarte nutzen und mitgestalten. Berlin
2010.
66
Abb. 31: Darstellung der Bevölkerungsdichte mit unterschiedlichen Bezugsflächen (b - administrativ, c - geogra-
fisch)124
Administrative Bezugsflächen haben den Nachteil, dass lokale Abweichungen (z.B. starke
Ballungen bei der Bevölkerungsdichte) und topografische Besonderheiten (z.B. große Was-
serflächen oder Hochgebirge) unberücksichtigt bleiben und damit ein auf die gesamte Fläche
bezogener statistischer Mittelwert entsteht, der die örtliche Situation nicht zutreffend reprä-
sentiert (Abb. 31).125 Diese Sachlage muss bei der Anwendung der Flächenkartogramm-
Methode immer berücksichtigt werden.
124
Quelle: Hake, Kartographie II, S. 45.
125
Vgl. Hake, Kartographie II, S. 43.
126
Quelle: http://climatecommons.earthjournalism.net/map, 23.10.2014, 20.00 Uhr, Google Chrome.
67
3.8.1.6 Signaturenmaßstab
Erfolgen quantitative Angaben durch in der Größe variierende Figuren (siehe Kap. 3.7.1.1),
so ist eine häufige Fehlerquelle die Wiedergabe des Signaturenmaßstabes insbesondere bei
einer stetig gleitenden Darstellung (Abb. 33).
Abb. 33: Vergleich Kreis zu Kugel (li.) und korrekte Darstellung des Größenmaßstabs (re.)127
Dabei ändert sich die Größe der Figur direkt proportional zum jeweiligen darzustellenden
Wert. Für visuelle Vergleiche eignen sich zunächst eindimensionale Veränderungen von Fi-
guren am besten. Das lässt sich praktisch nur mit stabförmigen Signaturen durchführen. Bei
einem großem Wertespektrum (große Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten
Wert; insbesondere bei extremen Ausreißern) stößt diese Variante aber oft an ihre Grenzen.
Eine Lösungsvariante sind daher Formen, bei denen die Zahlenwerte proportional zur Fläche
sind. Fehlerhafte Darstellungen dieser Variante zeigen oft Kreisfiguren, deren Radius propor-
tional zu Wertzahl ist, obwohl es sich aber um einen Flächenvergleich handelt. Treten zwi-
schen den Einzelwerten sehr große Differenzen auf, so bieten sich als weniger ideale Alterna-
tiven die Verwendung scheinbarer Volumina (z.B. Kugel) die proportional zum Zahlenwert
sind sowie die Nutzung von logarithmischen Skalen an (Abb. 34).
127
Quelle: Hüttermann, Karteninterpretation in Stichworten, S. 41.
68
Die Wahl des Signaturenmaßstabs, also des Verkleinerungsfaktors der Figuren, hängt von
zwei gegenläufigen Bedingungen ab: 129
Eine gegenseitige Durchdringung der Figuren ist möglich, wobei die Grenze erreicht ist, wenn
einzelne Figuren nicht mehr spontan erfassbar sind. Durch das teilweise Transparent-Setzen,
das einige Kartenservices bereitstellen, kann dem Problem entgegengewirkt werden.
128
Quelle: Hake, Kartographie II, S. 26.
129
Hake, Kartographie II, S. 25.
69
o Farben sollten farboptisch und psychologisch richtig gewählt werden (z.B. Rot
steht für Höhe oder Wärme; Blau für Tiefe oder Kälte)
o Sinnvolle Leitfarben verwenden (z.B. Braun für Ackerland, Grün für Grün-
land)
o Ist die Farbwahl nicht durch das Thema mit bestimmt (z.B. bei Staatenkarten),
so gilt: ausgedehnte Flächen in hellen Farben, kleine oder kompliziert begrenz-
te Areale in dunklen Farben.
o Bei Farbreihen, die Quantitäten darstellen sollen, muss auf eine logische Ab-
stufung geachtet werden. Bei divergierenden Quantitäten (negative und positi-
ve Werte) muss auf divergierende Farbreihen zurückgegriffen werden.
o Neben farbpsychologischen Aspekten ist auch auf physiologische Vorausset-
zungen zu achten (z.B. Rot-Grün-Sehschwäche)
Grundsätzlich gilt aber: Eine thematische Karte ist um so wirkungsvoller, je anschaulicher sie
die Raumwirklichkeit wiedergibt. Die Raumwirklichkeit ist jedoch komplex und schwer über-
schaubar, daher steht die Forderung nach einer einfachen Darstellung, der Beschränkung auf
das Wesentliche und die Betonung des Typischen. Denn die Klarheit und Übersichtlichkeit
inhaltlicher und grafischer Gestaltung bestimmen die Aussagekraft und die Wirkung einer
Karte.130
130
Vgl. Wilhelmy, Kartographie in Stichworten, S. 231f.
70
4 Interaktive Kartensysteme
Karten existierten über Jahrhunderte hauptsächlich in gedruckter Form. Trotz oder wegen
ihres großen Nutzens blieb der Zugriff auf Karten den meisten Menschen verwehrt, in vielen
Fällen waren sie, aufgrund ihrer aufwändigen Herstellung, aber einfach zu teuer. Das 20.
Jahrhundert brachte die Digitalisierung und mit der Einführung des Internets veränderte sich
die Verbreitung, der Zugriff und die Herstellung von Karten fundamental.131 Heute stehen
neben den statischen, oft analogen Karten viel mehr Bildschirmkarten und Webkarten zur
Verfügung. Sie sind auf unterschiedliche Anzeigeformate und stationäre und mobile Nut-
zungskontexte zugeschnitten und reichen von klassischen 2D-Karten, über multimediale At-
lasinformationssysteme hin zu 3D kartenverwandten Darstellungen. Ein Basisservice das die-
se Kartenprodukte integrieren, ist dabei die Interaktivität.132
Mit dem Internet als modernem Massenmedium erfolgte auch eine Digitalisierung der Print-
medien. Seitdem haben klassische grafische Darstellungsformen aus dem Printbereich neue
Möglichkeiten der Gestaltung und Nutzung bekommen.133 Ab dem Beginn der 1990er kom-
men interaktive Karten in den Medien verstärkt zum Einsatz. In der Frühphase waren es ein-
fache Animationen in Wetterkarten oder Visualisierungen von Truppenbewegungen. Nach
und nach erkannten klassische Printmedien das Potenzial von interaktiven Karten, deren zu-
nächst noch statische Karten von komplexeren kartografischen Informationssystemen abge-
löst wurden. Durch eine Verknüpfung von Kartenmaterial mit aktuellen Datenbanken und
interaktiven Funktionalitäten entstehen ganz neue Formen des Informationsaufnahme-
Erlebnisses. Solche Kartenapplikationen können auf faszinierende Weise die optischen Ge-
staltungsmöglichkeiten und die Schnelligkeit digitaler Plattformen verbinden und so den Nut-
zern einen großen Mehrwert bieten.134
Gleichzeitig kam es auch zu steigenden Erwartungshaltungen auf der Nutzerseite. Mit webba-
sierten Kartendiensten wie Google Maps (2005) oder Microsoft Bing Maps (2009) wurden
Karten zur Selbstverständlichkeit und führten zur Steigerung von Nutzererfahrungen, so dass
131
Vgl. Terry A. Slocum u. a., Thematic Cartography and Geovisualization. Upper Saddle River (NJ) 2009, S.
442.
132
Vgl. Liqiu Meng, Kartographie für Jedermann und Jedermann für Kartographie – Warum und Wie?, in: Kar-
tographische Nachrichten (61), Bonn 2011, S. 244–253.
133
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 121.
134
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 124.
71
schon vom „Google Maps-Effekt“135 gesprochen werden kann. Dieser Effekt hat dazu ge-
führt, dass Anwender an die Nutzung von Google Maps bereits so gewöhnt sind, dass sie
nicht mehr bereit sind, Karten mit weniger intuitiven Formen der Navigation zu verwenden.
Eine weitere Entwicklung, die die verbreitete Nutzung von Kartenapplikationen im Web mit-
bestimmt, ist das Bereistellen von allgemein zugänglichen Programmierschnittstellen (APIs)
und das Aufkommen von Mashups, vor allem die Möglichkeit auf fertig aufbereitete Geoba-
sisdaten in Form von Karten, Luft- und Satellitenbilder oder Straßenansichten zurückzugrei-
fen. Sie verringerten den Aufwand zur Grundkartenerstellung erheblich und ließen die Anzahl
von Kartenanwendungen exponentiell steigen.136
Die Innovation von Daten-Mashups ist auch darin zu finden, dass sie Datenbanken über offe-
ne APIs mit der Kartengrafik verknüpfen können. Auf diese Weise entstehen Darstellungs-
formen, die größere Datensätze visuell auf das Wesentliche reduzieren bzw. Nutzer diese
nach individuellen Parametern abfragen können.137
Unter Web Mapping 2.0 wird schließlich eine neuere Entwicklung bezeichnet, die die Kon-
zeption, Gestaltung und Veröffentlichung von interaktiven Karten im Web ohne kartografi-
sches Wissen und größtenteils ohne Programmierkenntnisse ermöglicht138. Mit Online-
Kartenservices und Softwarepaketen, die diese Möglichkeiten bereitstellen, beschäftigt sich
Kapitel 4.5.
Bei interaktiven Karten handelt es sich grundsätzlich um eine Bildschirmgrafik, die sich auf
Eingaben des Nutzers hin verändert. Damit lässt sich eine Erweiterung der Nutzungsmöglich-
keiten kartografischer Darstellungen erzielen, die den konkreten Handlungskontext eines Kar-
135
Vgl. Michael P. Peterson, Maps and the Internet: What a Mess It Is and How to Fix it, in: Cartographic Per-
spectives, 59. 2008 S. 4–11.
136
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 52.
137
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 126.
138
Vgl. Georg Gartner – Manuela Schmidt, Moderne Kartographie – Technologische Entwicklungen und Impli-
kationen, in: Kartographische Nachrichten (60), Bonn 2010, S. 299–305.
72
Die im Kapitel 3.7 präsentierten kartografischen Methoden bilden auch die Grundlage für die
Entwicklung und Erstellung interaktiver Karten. Im Kapitel 4.3 werden die Möglichkeit der
Erweiterung mit Interaktionsformen aufgezeigt.
Animierte Karten bilden den Gegensatz zu statischen Karten und werden hauptsächlich zur
Darstellung räumlicher Prozesse eingesetzt. Die Darstellung von raumbezogener Information
beruht auf den Prinzipien der Animation und stellt mit der Präsentationszeit ein weiteres gra-
fisches Ausdrucksmittel zur Verfügung. Unterschieden wird zwischen zwei Arten von Ani-
mationen (Abb. 35):
139
Vgl. Dickmann, Interaktive Kartographie, S. 2.
140
Vgl. Doris Dransch, Kartographische Animation, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 240.
73
Abb. 35: Temporale (links) a) Veränderung der Bevölkerungszahl, b) Ausdehnung eines Stadtgebiets. und nontem-
porale Animation (rechts) a) sukzessiver Aufbau einer kartografischen Darstellung, b) Variation der Klassenan-
zahl)141
Die Klassifizierung von Interaktionsformen in Karten wurden in den letzten Jahren von unter-
schiedlichen Wissenschaftern diskutiert und entwickelt. Diese folgenden Systematisierungen
141
Quelle: Doris Dransch, Nontemporale Animation, in: Jürgen Bollmann – Günther Koch (Hg.), Lexikon der
Kartographie und Geomatik: in zwei Bänden. Bd. 2. Heidelberg – Berlin 2002, S. 180.
142
Vgl. Sturm, Digitales Storytelling, S. 20.
74
geben die zusammenfassenden Darstellungen von Heidmann143 wieder. Dabei werden vier
Stufen der Interaktivität unterschieden:
Die folgende Auflistung nach Persson u. a.144 Gibt die wichtigsten Interaktionsformen für
diese drei Stufen wieder:
143
Siehe Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 48f.
144
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S.69 zit. nach Donata Persson – Georg Gartner
– Manfred Buchroithner, Towards a Typology of Interactivity Functions for Visual Map Exploration, in: Willi-
am Cartwright u. a.. (Hg.), Geographic Hypermedia: Lecture Notes in Geoinformation and Cartography. Berlin –
Heidelberg 2006, S. 275-292.
75
6. Kartenlegende
Auch interaktive Karten benötigen eine Legende, die als Zeichenerklärung unverzichtbar ist.
Viele Interaktionsformen können über interaktive Legenden verfügbar gemacht werden und
werden so zur Steuerung von Zustand und Inhalt einer Karte nutzbar gemacht. Dabei ist in der
Gestaltung auf eine klare Gliederung der Elemente zu achten, die in der Regel hierarchisch
strukturiert ist. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll, die Legende in Blöcke nach inhaltlichen
Teilkomplexen aufzuteilen, die sinnvollerweise mit den Inhalts- und Darstellungsschichten in
der Karte korrespondieren sollten.
Anforderungen an Interaktionsformen
Für eine effektive und effiziente Kartenexploration kann zusammenfassend auf die von
Shneiderman u.a.145 definierten vier grundlegenden Interaktionsfunktionen für die visuelle
Informationssuche verwiesen werden:
• Overview: Gewinn eines Überblicks über den gesamten Informationsraum (z.B. Posi-
tion eines Kartenausschnitts im Verhältnis zur Gesamtkarte), Erkennen von Mustern
und Trends
• Zoom: Fokussierung und Vergrößerung eines Kartenausschnittes;
• Filter: Herausfiltern von uninteressanten Kartenobjekten oder ganzen Kartenschich-
ten, Auswahl einer Untermenge anhand von Attributen;
• Details on demand: Selektion von Kartenobjekten, um Details zu erhalten;
145
Vgl. Heidmann, Interaktive Karten und Geovisualisierungen, S. 51, zit. nach Ben Shneiderman et. al., Desi-
gning the User Interface: Strategies for Effective Human-Computer Interaction. 5th ed. Boston 2010.
77
4.5 Online-Kartenservices
Wer aus digitalen Daten interaktive Karten erstellen und diese einem größeren Publikum zu-
gänglich machen will, steht schlussendlich vor der Frage der technischen Umsetzung. Hierbei
bieten sich zwei grundsätzliche Optionen. Einerseits sind es selbstprogrammierte Anwendun-
gen, die mächtig in der Funktion und zielgerecht nach spezifischen Wünschen und Erforder-
nissen ausgerichtet sind, sowie keinerlei Einschränkungen unterliegen. Solche Applikationen
erfordern Know How, Zeit und Geld. Oder aber man greift auf bestehende Online-
Kartenservices zurück, um ein Projekt oft in wenigen Stunden zu erstellen. Die erste Option
bietet bessere Kartenumgebungen, die zweite erspart jedoch viel Zeit und unterstützt somit
ein wichtiges Leitprinzip von Informationsmedien: die Aktualität.
146
Quelle: Mirko Lorenz, Was (genau) ist „Data-driven-Journalism“, abrufbar unter:
http://de.slideshare.net/mirkolorenz/1-ddj-was-ist-datenjournalismus, 25.9.2014, 22.30 Uhr, Google Chrome.
78
Noch mehr Möglichkeiten zum Entwickeln von aufwändigen Visualisierungen die mehr Da-
tensätze umfassen und komplexere Explorationen zulassen, bekommen Datenjournalisten
allerdings nur, wenn sie Programmiersprachen beherrschen oder zumindest die Fähigkeit be-
sitzen in bestehenden Code adaptiv einzugreifen. Aber auch dann gilt, dass nicht jede Visuali-
sierung unbedingt einen Mehrwert mit sich bringen muss. Vielen bunte und oft aufwendig
produzierte Veröffentlichungen helfen dem Nutzer nicht weiter und treiben die Story auch
nicht voran.147
147
Blasius Andreas Kawalkowski, Mit Daten Geschichten erzählen. Von ein paar Zahlen zur interaktiven Visua-
lisierung. O.O. 2013, S. 26.
79
sind. Ein weiteres Kriterium ist die Preisfrage. Die Auswahl bietet zumindest eine kostenlose
Einstiegsversion, mit der brauchbare Ergebnisse erzielt werden können.
• Die „Kurzbeschreibung“ erklärt einleitend in wenigen Worten worum es sich bei dem
Service handelt.
• „Darstellungsmethoden und Funktionen“ widmet sich den diversen Funktionalitäten
und legt den Fokus auf kartografische Features, unter anderem den zur Verfügung ste-
henden Darstellungsmethoden und den Einstellungsparametern, den verwendbaren
Datenformaten sowie der Georeferenzierung.
• Die Grundkarte, ein wesentliches Element jeder thematischen Karte, wird hinsichtlich
Gestaltung und Adaptierbarkeit überprüft.
• Unter „weitere kartografische Aspekte“ werden andere nennenswerte Kriterien und
Besonderheiten berücksichtigt, wie die Zeichenerklärung, Kartenästhetik oder die
Einhaltung von formalen Kriterien.
• Kosten und Nutzung geht auf die Preisfrage, die Kostenmodelle sowie deren Nut-
zungseinschränkungen ein.
• Das Fazit fasst die Besonderheiten mit einer qualitativen Bewertung des Services zu-
sammen.
148
https://mapsengine.google.com/map/, 24.10.2014, 10.30 Uhr,Google Chrome.
80
Abb. 37: Google Maps Engine Lite: Kinderkrippen in Graz mit der Methode der Positionssignaturen
Als Ergebnis ergeben sich demnach nur Darstellungen in der Methode der Punktsignaturen,
dafür ist es aber möglich mit mehreren thematischen Informationsschichten zu arbeiten. Auch
das Aussehen der punkthaften Signaturen ist veränderbar, ein Grundkatalog von bildhaften
Signaturen ist vorhanden. Außerdem besteht die Möglichkeit des Labelings, also der automa-
tischen Beschriftung der Positionen (Abb. 37).
Für den Nutzer stehen an Interaktionen neben der Zoomfunktion, das Ein- und Ausblenden
von thematischen Kartenlayern sowie durch Klicken auf einen Point of Interest (POI) das
Abrufen weiterer Informationen zur Verfügung.
Grundkarte
Als Basiskarte dienen die Grundkarten von Google Maps (Klassisch, Satellit, Terrain) sowie
sechs weitere Grundkarten, die in Farbe, Helligkeit und Inhalt variieren. Das Ausblenden von
spezifischen topografischen Inhalten ist nicht möglich, die insgesamt neun Auswahlmöglich-
keiten ergeben aber schon brauchbare Ergebnisse.
81
Die Pro-Version erlaubt zusätzlich die Möglichkeit der Nutzung von Google Maps Coordina-
te149, ein Tool, das in Echtzeit die Standorte von z.B. mobilen Mitarbeitern wiedergeben kann.
Fazit
Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, gewohnte Google Maps Nutzer können damit
relativ rasch einfache interaktive Karten erstellen.
149
https://support.google.com/mapsenginelite/answer/6061491, 24.10.2014, 10.30 Uhr, Google Chrome.
150
http://google.com/fusiontables, 24.10.2014, 10.30 Uhr, Google Chrome.
82
Abb. 38: Google Fusion Tables – Relative Bevölkerungsveränderung nach Kärntner Bezirken
Beim Datenimport erlaubt Google Spreadsheet-Dateien sowie CSV-, TSV- oder TXT- For-
mate. Geocodierte Informationen sind als KML-Dateien lesbar. Aus geoinformationstechni-
scher Sicht ist die Verwendung von Shapefiles (SHP), ein Quasi-Standard im GIS-Bereich,
von Bedeutung. Viele georeferenzierte Informationen werden von Datenportalen in diesem
Format bereitgestellt.
Eine wichtige Funktion ist das „Mergen“ von Tabellen. Das heißt, die Daten aus zwei Einzel-
tabellen lassen sich zu einer resultierenden Tabelle vereinen. Das Mergen geschieht über glei-
che Werte in Spalten aus beiden beteiligten Tabellen, wobei frei wählbar ist, welche Spalten
verglichen werden sollen. Das ermöglicht statistische Daten mit geocodierten Daten zu ver-
knüpfen.
Für den Nutzer stehen neben der Zoomfunktion, durch Klicken auf einen Point bzw. Area of
Interest, das Abrufen weiterer Informationen zur Verfügung
83
Grundkarte
Als Basiskarte dient die klassische Google Maps Ansicht (Karte / Satellit), was je nach Kar-
tenthema nicht immer ideal ist. Eine ausreichende Hervorhebung des thematischen Kartenin-
halts von der Basiskarte ist durch die Transparenz und Farbauswahl möglich
Weiters besteht die Möglichkeit der Verwendung einer benutzerdefinierten Legende. Insbe-
sondere die Möglichkeit, die Datengruppierung zu beeinflussen, sei hier erwähnt. Einstellbar
sind Gruppenbreite, Gruppenanzahl und Farbgebung der Gruppen. Die Darstellung selbst
folgt jedoch nicht den kartografischen Richtlinien. Dabei handelt es sich durchwegs um grup-
penübergreifende Abgrenzungen, was bei diskreten Daten nicht korrekt ist (Abb. 38).
Hervorzuheben ist auf jeden Fall die Funktion zur Erstellung von Heatmaps. Bei der Darstel-
lung von punktbezogenen Informationen besteht die Möglichkeit, diese neben der klassischen
Positionssignaturenmethode auch als Pseudokontinuum darzustellen. Im Farbenspektrum von
grün bis rot können so dicht von weniger dicht verteilten Gebieten unterschieden werden. Als
Einstellungsparameter dienen der Einflussradius eines Punktes in Pixel, die Transparenz und
die optionale Möglichkeit der speziellen Gewichtung von Einzelpunkten. Die Sinnhaftigkeit
dieser Darstellung ist aber je nach Anwendungsfall immer zu überprüfen, und ist erst bei einer
ausreichenden Punkteanzahl aussagekräftig.
Abb. 39: Heatmap mit Google Fusion Tables – Die Museumsdichte in Kärnten als Pseudokontinuum
84
Fazit
Hat man die Einstiegshürden überwunden, ist es relativ einfach, Flächenkartogramme zu er-
stellen, wenngleich die Usability gewöhnungsbedürftig ist. Der Funktionsumfang und die
Möglichkeit der Individualisierung sind im Vergleich zu andern Kartenservices einge-
schränkt, für erste Versuche mit Darstellungsmethoden abseits der Positionssignaturen ist
GFT aber sicherlich geeignet. Die Möglichkeit der Erstellung von Heatmaps hebt GFT von
anderen Anbietern ab.
4.5.3 CartoDB151
Kurzbeschreibung
CartoDB ist eine Open Source Plattform, deren umfangreiches Service speziell auf die Erstel-
lung thematischer Karten ausgerichtet ist. Dazu gehört der CartoDB Editor, der es Einsteigern
ermöglicht mit relativ geringem Aufwand thematische Karten zu erstellen und die CartoDB
Plattform zum Erstellen komplexerer kartografischer Applikationen.
151
http://cartodb.com/, 24.10.2014, 11.00 Uhr, Google Chrome.
85
Ähnlich umfangreich präsentieren sich auch die Einstellungen beim Informationsfenster. Hier
kann sogar zwischen einer Klick- und Mouse-Over-Darstellung unterschieden werden.
Grundkarte
Groß ist auch die Auswahl an Grundkarten. 15 Basiskarten, die sich sowohl farblich als auch
inhaltlich unterscheiden, stehen in der Grundauswahl zur Verfügung. Neben Reliefkarten und
stark schematisierten Grundkarten können auch beliebige Bilder oder vollflächige Hinter-
grundfarben verwendet werden. Diese Kartenmaterialien bieten eine brauchbare Basis zum
Abhandeln vieler Kartenthemen. Bemerkenswert ist die Möglichkeit der Verwendung von
Nasa Worldview Satellitenbildern. Das Besondere daran: die Satellitenbilder können ab Mai
2012 für jeden Tag gesondert ausgewählt werden. Weiters besteht die Möglichkeit auf den
Zugriff von Grundkarten anderer Anbieter wie OpenStreetMap, Stamen und Mapbox oder auf
Web-GIS-Datenbanken (Web Map Server).
Zudem lassen sich die Ergebnisse auch gleich auf ihren Look und ihre Wirkung in Mobilgerä-
ten testen. Ein Manko ist aber auch hier mit der fehlenden Maßstabsangabe gegeben. Auch
die Legendendarstellung bei Choroplethenkarten ist nicht ideal. Positiv hervorzuheben ist
aber die automatische Generalisierung der thematischen Inhalte bei unterschiedlichen Maß-
stäben.
Fazit
CartoDB präsentiert sich als sehr mächtiges Tool mit einem guten User Interface sowohl im
Backend als auch im Frontend, resultierend aus dem ansprechenden Design und einer gut
durchdachten Usability. Es wurden hier viele Dinge berücksichtigt, die bei anderen Karten-
services vermisst werden. Im Vergleich zu GFT, mit dessen Darstellungsoptionen man
schnell an die Grenzen stößt, bietet CartoDB vielfältigere Möglichkeiten um brauchbare kar-
tografische Produkte zu erzeugen.
152
http://www.mapbox.com/, 24.10.2104, 11.00 Uhr, Google Chrome.
88
Abb. 41: Mapbox – die Burgen und Schlösser der Steiermark dargestellt als Positionssignaturen.
Grundkarte
Mapbox mit dem Mapbox Editor bietet im Vergleich zu den zuvor genannten Services sicher-
lich die besten Möglichkeiten, in die Gestaltung der Grundkarte einzugreifen. Zunächst kann
zwischen drei grundsätzlichen Basislayern (Streets, Terrain und Satellite) unterschieden wer-
den. Als Basis für die Straßenkarte die freie Plattform OSM. Je nach Auswahl besteht in Fol-
ge die Möglichkeit, farblich und inhaltlich (Ein- und Ausblenden von Inhalten) in den Basis-
layer einzugreifen. Dabei können Straßen, Gebäude, Flächen, Gewässer und die Landoberflä-
che getrennt voneinander in Farbe und Transparenz manipuliert werden. In Summe wird da-
mit ein Dialogfeld geboten, mit dem Grundkarten nach den spezifischen Bedürfnissen adap-
tiert werden können.
Die generierten Karten können geteilt und in eigenen Websites eingebettet werden. Möglich
ist auch das Herunterladen der Karteninhalte als GEOJSON- oder KML-Datei.
Fazit
Aufgrund seiner Mächtigkeit und des modularen Aufbaus der Mapbox-Plattform dauert es
zunächst etwas länger, um einen Überblick über die Zusammenhänge zu erhalten. Auch die
Auslagerung von TileMill ist im praktischen Workflow etwas umständlich. Eine gute Hilfe-
funktion und Dokumentation erleichtert einem aber den Einstieg. Aus thematisch-
kartografischer Sicht selbst kann es in Bezug auf Darstellungsmethoden nicht mit CartoDB
mithalten, dafür sind die Möglichkeiten in der Grundkartengestaltung besonders hervorzuhe-
ben. Auch das Bearbeiten der importierten statistischen Daten ist nicht direkt möglich und
auch kein Zusammenführen mit Geodaten. Für die Nutzung des vollen Potenzials der Map-
box-Umgebung sind aber Programmierkenntnisse in JavaScript und CSS von großem Vorteil.
90
Der Schwerpunkt von Tableau Public liegt in der umfangreichen statistischen Auswertung
von Daten und ihre Aufbereitung in Diagrammen. Kartenvisualisierungen sind ebenfalls mög-
lich, bilden aber nicht den Hauptfokus der Software, dementsprechend sind auch die Funktio-
nen hinsichtlich Georeferenzierung etwas eingeschränkter. Die Einstellungsmöglichkeiten bei
den Darstellungsmethoden sind aber umso umfangreicher. Der Service ist in Deutsch verfüg-
bar.
153
http://www.tableausoftware.com/, 24.10.2014, 11.00 Uhr, Google Chrome.
91
Tableau Public bietet keine direkte Möglichkeit des Imports von gängigen Geodaten, wie
SHP- oder KML-Dateien. Die Geokodierung erfolgt integriert auf Basis gängiger geografi-
scher Bereiche wie Staat oder Postleitzahl (nicht in Österreich). Weiters integriert sind welt-
weite Städte mit mehr als 15.000 Einwohnern und alle Staaten der Erde mit ihren „First-level
Administrative Divisions“ (in Österreich Bundesländer). Österreichische Bezirke und Ge-
meinden sind nicht inkluduiert. Flächenkartogramme und Arealkarten sind nur für die Ebenen
Staat und Bundesland weltweit möglich. Darunter können in Österreich lediglich Punkte aus-
gewiesen werden. Eine Verknüpfung mit WMS-Server ist ebenfalls möglich. Tableau Public
wurde in den USA entwickelt und ist auch besonders auf diesen Raum fokussiert. Es bietet
dort eine bessere Geodatenstruktur und eine integrierte Möglichkeit des Einblendens von US-
Zensus-Datensätzen.
• Methode der Positionssignaturen: Die Variation kann nach Größe, Farbe oder Form
erfolgen. Die Darstellung des Größenmaßstabs ist nicht ganz schlüssig und verbesse-
rungswürdig, da es sich hier weder um ein stetige noch um eine gruppiert gestufte
Aufstellung handelt.
• Methode des Flächenkartogramms: Bei der Gruppenbildung kann die Gruppenanzahl,
sowie die Gruppenabgrenzung hinsichtlich Startwert (der ersten Gruppe), Endwert
(der letzten Gruppe) und Mittenwert, eingestellt werden. Weiters besteht die Möglich-
keit eine stetige, unklassifizierte Einfärbung der Flächen vorzunehmen.
• Flächenmethode
• Bivariate Darstellungen: Tableau Public erlaubt es auch, bivariate Darstellungen zu
erstellen.
Grundkarten
Als Grundkarte existiert eine im Inhalt reduzierte OSM-Karte, die es ermöglicht eine ganze
Reihe von topografischen Inhalten direkt ein- oder auszublenden. Darunter fallen unterschied-
liche in ihrer Hierarchie aufgeschlüsselte administrative Abgrenzungen und Ortsbezeichnun-
gen sowie Verkehrswege. Die Einstellungsmöglichkeiten sind durchaus zufriedenstellend. Die
Grundkarte präsentiert sich farblich grundsätzlich in Grautönen die in der Gesamttransparenz
verändert werden kann. Zusätzlich ist es möglich die Karte auch dunkel (in Schwarztönen)
92
darzustellen. Es existiert zwar keine Reliefansicht, für viele thematische Karten ist die Grund-
karte aber sicherlich brauchbar.
Fazit
Das Arbeiten mit Tableau Public läuft sehr flüssig, vieles funktioniert über Drag and Drop,
zahlreiche Bedienfelder und Einstellungsmöglichkeiten insbesondere zur Formatierung stehen
zur Verfügung. Tableau eignet sich aber momentan eher zur Visualisierung größerer räumli-
cher Einheiten auf Staatenebene, was die mögliche Themendarstellung und Regionalität stark
einschränkt.
93
5.1 Umsetzungsschritte
Trotz aller Karten-Tools und -Services muss immer vor Augen geführt werden: Erfolgreiche
Datenvisualisierung zu machen, ist nicht einfach. Es ist eine Konvergenz aus unterschiedli-
chen Fähigkeiten, benötigt Praxis und Erfahrung und erfordert Zeit und viel Geduld.154 Die
folgenden Schritte geben aber einen möglichen Workflow wieder, dessen Einhaltung zur er-
folgreichen Umsetzung eines Datenjournalismus-Projektes nicht von Nachteil ist.
5.1.1 Datenakquise
Am Anfang jedes Datenjournalismus-Projektes stehen Daten. Wo und wie diese beschafft und
generiert werden können, ist so unterschiedlich, wie die jeweiligen Themenstellungen, die die
Daten veranschaulichen sollten. Diese können manuell gesammelt oder von Kollegen, Kun-
den oder anderen Drittanbietern bezogen werden. Sie können über einschlägige Webseiten
downgeloadet oder über Data Scraping und Crowd Sourcing generiert werden. Eine Unmen-
ge von Daten lagert in der öffentlichen Verwaltung. Es handelt sich um Daten, die nicht im-
mer frei erhältlich sind, deren Verfügbarkeit aber durch die Open-Data-Bewegung in den letz-
ten Jahren entscheidende Schritte nach vor gemacht hat. Offenen Daten müssen strukturiert
und maschinenlesbar zur Verfügung stehen, so dass sie sich filtern, durchsuchen und weiter-
verarbeiten lassen. Wichtig dabei ist aber immer, auf die Glaubwürdigkeit und die Seriosität
der Datenquelle zu achten.
Für die Erstellung thematischer Karten sind neben statistischen Daten auch georeferenzierte
bzw. geocodierte Daten von großer Bedeutung. Nur so lassen sich thematische Karten auto-
matisch generieren. Für sämtliche administrative Einheiten sind diese Daten, zumindest in
Österreich, auf Open Data Portalen oder direkt bei Behörden in den gebräuchlichsten Forma-
ten erhältlich.
154
Vgl. Andy Kirk, Data Visualization a Successful Design Process. Birmingham 2012.
94
5.1.2 Datenverarbeitung
Datenüberprüfung
Sind die Daten generiert, müssen diese im nächsten Schritt hinsichtlich Vollständigkeit und
Qualität überprüft werden. Möglich Fragen können wie folgt lauten:155
• Vollständigkeit: Sind alle Daten vorhanden? Beinhalten sie alle erforderlichen Katego-
rien? Gelten sie für den gewünschten Zeitpunkt /Zeitraum?
• Qualität: Gibt es auffällige Fehler? Gibt es Fehler in der Formatierung? Sind einzelne
Datensätze unvollständig oder doppelt? Gibt es ungewöhnliche Werte und offensicht-
liche Ausreißer?
Für Geodaten gilt eine zusätzliche Plausibilitätsüberprüfung hinsichtlich dem Grad der Gene-
ralisierung, insbesondere bei linien- und flächenhaften Geometrien. Von Bedeutung ist auch,
ob die Daten auf ein sinnvolles und passendes Georeferenzsystem beruhen.
Datenbereinigung
Hilfreich für die oben genannten Schritte der Analyse und für die folgende Bereinigung der
Daten ist das Open Source Tool Google refine156. Es erkennt unterschiedliche Schreibweisen
und Abkürzungen des gleichen Begriffs, fasst entsprechende Daten in Gruppen zusammen
oder eliminiert redundante Daten und fehlerhafte Zeichen. Obwohl das Tool den Namen
Google trägt, ist es nicht mehr Teil der Google-Datenwolke und nicht webbasiert. Die An-
wendung muss lokal installiert werden und eignet sich somit auch zum Arbeiten mit sensiblen
Daten.
Um eine Karte nicht überladen wirken zu lassen, macht es auch Sinn, für das darzustellende
Thema unrelevante Geoinformationen auszuschließen.
Datentransformation
Sind die Daten in einer strukturierten und bereinigten Form in einer Datenbank oder in einer
Tabelle abgelegt, so lassen sich diese für spezielle Zwecke weiter verarbeiten. Dazu können
folgende Prozesse zählen:
• Ableitungen und Berechnungen von neuen Werten (z.B. Prozentwerte aus absoluten
Zahlen);
• Konvertieren von qualitativen Daten bzw. Freitext in Keywords;
155
Andy Kirk, Data Visualization a Successful Design Process. Birmingham 2012.
156
http://openrefine.org/, 24.10.2014, 11.00 Uhr, Google Chrome.
95
Datenanalyse
Die bereinigten und transformierten Daten können im nächsten Schritt analysiert, gefiltert
oder visualisiert als erste Grafiken ausgegeben werden. In visualisierter Form können Muster,
Beziehungen oder Unregelmäßigkeiten einfacher erkannt werden, die in reiner Tabellenform
nicht offensichtlich wären. Aus Größenordnung, Verteilung oder dem Ranking der Daten
können Trends und Schlüsselergebnisse für die Story identifiziert werden.
5.1.3 Datenvisualisierung
Im nächsten Schritt erfolgt die eigentliche Visualisierung, spätestens hier muss die Entschei-
dung über eine adäquate Darstellungsmethode fallen. Damit in Zusammenhang steht letztend-
lich auch die Auswahl des Kartenservices und die jeweiligen Möglichkeiten die das Pro-
gramm zur Verfügung stellt. Die kartografischen Darstellungsmethoden (Kap. 3.7) und eine
Auswahl an Online-Kartenservices (Kap. 4.5) wurden in den vorhergehenden Kapiteln be-
sprochen. Aus Sicht der Usability sind für jedes Kartenprojekt noch folgende Aspekte157 zu
berücksichtigen:
• Zielgruppe: An welche Zielgruppe richtet sich die Karte und welches Vor- und Fach-
wissen kann vorausgesetzt werden?
• Medium: Was ist das vorrangige Zielmedium der Kartenapplikation (Interaktive Web-
applikation, mobile Applikation mit Multi-Touch-Gesten-Steuerung)?
• Nutzungskontext: Welcher Nutzungskontext liegt der Karte zugrunde (z.B. mobile
Nutzung, kollaborative Nutzung)?
• Datenrepräsentation: Wie können die Daten geeignet repräsentiert werden, welche
grafischen Variablen können verwendet werden, welche visuellen Mittel, Darstel-
lungsmethoden und Interaktionsformen sind dafür geeignet?
• Aufgaben: Welche Aufgaben und Nutzungsszenarien bzw. welche visuell-kognitiven
Operationen sollen mit der Karte unterstützt werden?
157
Siehe Bernhard Preim – Raimund Dachselt, Interaktive Systeme. Grundlagen, Graphical User Interfaces,
Informationsvisualisierung. Band 1. 2. Aufl. Berlin 2010.
96
Interaktivität
Datenjournalistische Anwendungen mit Karten sind in den meisten Fällen interaktiv. Plant
man eine solche Applikation ist zu testen, ob die interaktiven Elemente vom Nutzer auch als
solche erkannt und genutzt werden. Ein höherer Grad an Interaktion erfordert in der Regel
mehr kognitive Leistung. Es stellt sich oft auch die grundsätzliche Frage, ob Interaktivität
einen Mehrwert bringt und ob es nicht sinnvoller wäre, eine statische Karte zu erstellen.
Der Code interaktiver Applikationen ist oft sehr komplex und kann beim Einbetten in gewisse
Umgebungen zu Problemen führen. Deshalb ist vorab zu überprüfen, ob es überhaupt möglich
ist, das Ergebnis in ein Content-Management-System einzufügen. Eine Kontrolle, ob die Ap-
plikation auch auf unterschiedlichen Browsern funktioniert, ist ebenso durchzuführen, wie die
Überprüfung der Funktionsweise auf mobilen Touchscreen-Systemen.
Es muss auch festgehalten werden, dass es keine Universallösung gibt, und nicht jede Visuali-
sierung sagt immer das aus, was sie aussagen sollte. Hinzu kommt, dass mit falsch gewählten
grafischen Methoden eine Story verfälscht werden und im schlechtesten Fall zu Missinterpre-
tationen führen kann. Oft fehlt es vielen auch einfach am Verständnis dafür, was eine gute
Visualisierung ausmacht. „Gute Visualisierungen leben von der Einfachheit der Gestaltung
und der Komplexität der visualisierten Daten.“159
5.1.4 Veröffentlichung
Im letzten Schritt erfolgt die Veröffentlichung der Visualisierung, eingebettet in die eigentli-
che Geschichte, die sich hinter den Karten und Datensätzen verbirgt. Denn Datenjournalismus
ersetzt das Storytelling nicht, sondern ergänzt es. Datenjournalismus ist nicht eine Datenvi-
158
Vgl. Brian Suda, Designing with Data in Datajorunalism Handbook , in: European Journalism Centre, and
Open Knowledge Foundation, The Data Journalism Handbook. 1st ed. Sebastopol 2012, S. 214–217 hier S. 216.
159
Edward R. Tufte, The Visual Display of Quantitative Information. 2nd ed. Cheshire 2001, S. 177.
97
sualisierung, es ist die Gesamtheit von mehreren Komponenten, die darauf ausgerichtet ist,
eine Geschichte zu erzählen. Dazu reicht manchmal eine Karte oder eine andere Visualisie-
rung, manchmal reicht es auch, neben der Geschichte nur Zahlen zu veröffentlichen.160 Gute
Geschichten bleiben aber gute Geschichten. Sie bilden weiterhin den Rohstoff und die Kern-
kompetenz für hochwertigen Journalismus obwohl die Digitalisierung der Medien die Bran-
che weitreichende verändert hat.161
160
Simon Rogers, Data journalism at the Guardian: what is it and how do we do it?, abrufbar unter:
http://www.theguardian.com/news/datablog/2011/jul/28/data-journalism, 6.10.2014, 22.30 Google Chrome.
161
Sturm, Digitales Storytelling, S. 13.
98
Beschreibung
Die Applikation „Asylquartiere“ wurde von Dossier.at, einer unabhängigen und nicht ge-
winnorientierten Plattform für investigativen Journalismus entwickelt und die Daten dazu
selbst recherchiert. Sie gibt einen umfangreichen Überblick über die Qualität der Asylquartie-
re in Österreich.
162
Quelle: http://www.dossier.at/asyl/karte/, 24.10.2014, 11.00 Uhr, Google Chrome.
99
Die Grundkarte ist in ihren hellen Grautönen sehr zurückhaltend, die Darstellung des eigentli-
chen Kartenthemas tritt somit besser in den Vordergrund. Die topografischen Inhalte be-
schränken sich neben dem Geländerelief auf die Bundesländergrenzen und die punkthafte
Darstellung der Landeshauptstädte. Als Kartenschrift werden die Bundesländernamen zusätz-
lich besonders hervorgehoben (Abb. 43).
Die Zeichenerklärung ist gut in das Kartenbild integriert und bietet sämtliche Informationen
zur Decodierung des Karteninhalts: einerseits Anhaltspunkte für das Abschätzen der Größen-
verhältnisse durch drei exemplarische Kreise bzw. Werte und andererseits die Kategorisie-
rung der Bewertung durch ein konventionelles Ampelfarbensystem.
Hervorzuheben ist auch die Multimodalität der Applikation. Die einzelnen Informationen zu
den Points of Interests in Text-, Bild- und Videoform werden gut integriert und strukturiert
wieder gegeben.
Die Dokumentation der Datenerhebung ist ebenso vorbildhaft erläutert, und bietet somit
gerade für das sensible Thema Asyl ein objektives Recherche- und Explorationstool.
Anmerkungen
Die Grundkarte ist wie erwähnt nicht überladen, Bezirksgrenzen wären aber gerade bei die-
sem Thema sinnvoll. Anzumerken ist das Fehlen einer Maßstabsangabe. Abgesehen davon ist
das Ergebnis aber eine hervorragende inhaltliche und kartografische Umsetzung.
100
Abb. 44: Darstellung der Arbeitsverhältnisse in der Stadtregion Rennes mit der Punktmethode.163
Beschreibung
„Qui Sommes Nous“ ist eine Open Data Applikation, die von der französischen Stadtregion
Rennes in Auftrag gegeben wurde. Sie visualisiert das Thema Bevölkerung nach unterschied-
lichen demografischen Kriterien, wie beispielsweise Herkunft, Beruf, Familienstand und
Ausbildung oder Wohnform, Wohnfläche und Anzahl der PKW.
Der Einstieg erfordert zunächst eine Eingabe von Geschlecht und Alter oder die Größe des
Haushalts (Erwachsene und Kinder). Auf Basis dieser Angaben werden in weiterer Folge
Karten erstellt, die auf den jeweils eingestellten Bevölkerungstyp Bezug nehmen (z.B. alle
männlichen Personen zwischen 30 und 35 Jahren). Das Ergebnis ist eine Visualisierung in
163
Quelle: http://dataviz.rennesmetropole.fr/quisommesnous/en/, 24.10.2014, 11.30 Uhr, Google Chrome.
101
der Punktmethode (Abb. 44). Die Werteinheiten liegen bei 10 bzw. 45 Einwohnern pro Punkt.
Die farbliche Variation der Punkte stellt unterschiedliche Kategorien des Kriteriums dar. Bei
Klick auf einen Sektor (Gemeinde bzw. oft auch mehrere zusammengefasste Gemeinden)
erfolgt eine kurze Animation. Dabei bewegen sich sämtliche Punkte der Auswahl in den unte-
ren Kartenrand und werden dann in übersichtlichen Reihen zu 25 Punkten angeordnet, um so
bessere quantitative Vergleiche mit den anderen Kategorien vornehmen zu können. Beim
Klicken auf eine der Kategorien in der interaktiven Legende, verändert sich die Darstellung
von der Punktmethode in die Flächenkartogramm-Methode. Dargestellt wird durch die Flä-
chenfärbung welche Sektoren je nach eingestelltem Bevölkerungstyp über- oder unterreprä-
sentiert sind.
Die Grundkarte ist inhaltlich sehr reduziert und beinhaltet lediglich das Gewässernetz und
eingegraute Grünflächen. Dominant treten deshalb, für diese Themenstellung relevant, die
Sektorengrenzen hervor.
Anmerkungen
Die Applikation ist grafisch ansprechend und besticht durch eine effektvolle, aber nicht über-
bordende Darstellung. Die innovativen Ansätze sowie die Dokumentation der dahinter ste-
henden Methodologie machen auch diese Applikation zu einem Best Practice Beispiel.
102
Beschreibung
„Schweizer Karten“ ist eine Serie der Neuen Zürcher Zeitung und beleuchtet verschiedene
Facetten der Schweiz in 21 kartografischen Darstellungen (Siehe dazu auch Abb. 12, Abb.
19). Sie reichen von demografischen und sozioökonomischen Fragestellungen bis hin zu un-
konventionellen, aber nicht minder interessanten Themen wie Restaurantnamen oder Kan-
tonshymnen.
164
Quelle: http://maps.nzzdali.ch.s3-website-eu-west-1.amazonaws.com/nzzdata/sommerserie-2013/#polizisten,
24.10.2014, 11.30 Uhr, Google Chrome.
103
Das Besondere daran ist die Darstellung der abwechslungsreichen Themenstellungen unter
Zuhilfenahme von unterschiedlichen Darstellungsmethoden. Positionssignaturenkarten und
Flächenkartogramme kommen ebenso vor, wie Kartodiagramme (Abb. 45), Anamorphosen,
Bandkartogramme und Vektorkarten. Sie geben in Summe einen guten Überblick über die
Vielfalt von kartografischen Darstellungen und bringen oft aufschlussreiche Erkenntnisse zu
Tage. Die Kartenrandgestaltung wirkt sehr schlicht und deshalb seriös, sie lenkt den Blick auf
das Wesentliche – die Karte. Alle Darstellungen haben eine ordnungsgemäße Zeichenerklä-
rung und korrekte Größenmaßstäbe für die Signaturen.
Die Kartengrundlagen der Ergebnisse beruhen auf keine der bekannten Kartenservices, sie
wurden für alle Themen speziell erstellt und angepasst. Die Applikationen weisen ver-
gleichsweise ein mittleres Interaktionsniveau auf, deshalb sind auch die Möglichkeiten der
Datenexploration eingeschränkt.
Anmerkungen
Die Zusammenschau der einzelnen Darstellungen ist als solche sicherlich bemerkenswert,
nicht umsonst wurde die NZZ dafür auch mit dem dpa-Infografik-Award 2013165 ausgezeich-
net.
165
http://www.dpa.de/dpa-infografik-award.1004.0.html, 26.10.2014, 18.00 Uhr, Google Chrome.
104
Alle besprochenen Kartenservices haben ihre Stärken und Schwächen. Einige haben Ihre
Stärken in der Ausgabe, einige in den umfassenderen Möglichkeiten der Darstellung, wieder
andere zeichnen sich durch besseres Datenhandling und Zusatzfeatures aus. Schließlich
kommt der nicht zu unterschätzende Kostenfaktor hinzu. Es muss aber festgestellt werden,
dass keines der analysierten Tools aus kartografischer Sicht fehlerfreie Ergebnisse liefert,
diese aber unterschiedlich schwer wiegen, manchmal auch zu vernachlässigen sind. Es kann
deshalb keine konkrete Empfehlung für eines der Tools geben, denn unterschiedliche Storys
haben unterschiedliche Daten und erfordern wiederum unterschiedliche Darstellungsmetho-
den. Die Stärken und Schwächen müssen für das jeweilige Thema immer neu ausgelotet wer-
den. Verfolgt man die Weiterentwicklung der einzelnen Services ist aber auch hier ein stetiger
Fortschritt zu erkennen. Die Freude am Entdecken und die Bereitschaft sich in neue Tools
einzudenken, ist eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit im Datenjournalismus. Obwohl
viele Kartenservices einen unterschiedlichen Workflow haben, sind die grundsätzlichen
Schritte immer die gleichen. Die Nutzung und das Einarbeiten in eine andere Software wird
dadurch immer einfacher.
Unabhängig davon wohin die weitere Entwicklung gehen wird, eines bleibt sicher: die Da-
tenmengen dieser Welt werden im größer. Sie bilden den Rohstoff der nicht nur den Journa-
lismus beflügeln wird. Menschen die damit umgehen gehen können, sind heute schon gefragte
Experten.
106
7 Anhang
7.1 Glossar
• API
Das Application Programming Interface (API) ist eine dokumentierte Software-
Schnittstelle, mit deren Hilfe ein Programm die Funktionen eines anderen Programms
nutzen kann.166
• Crowd Sourcing
Liegen Daten nicht in maschinenlesbarer Form vor, ist es schwierig diese aufzuberei-
ten. Einige Redaktionen setzen dabei vermehrt auf „Crowdsourcing“, womit unbear-
beitete Rohdaten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um sie in eine ma-
schinenlesbare Form überzuführen und sie schneller zu analysieren. Mit dem Nebenef-
fekt, dass Nutzer einen früheren Zugang zur Geschichte bekommen.167
• Data Scraping
Oft werden Daten zwar auf Websites zur Verfügung gestellt, aber nicht in weiterver-
wertbarer Form. Um solche Daten trotzdem zu generieren, bedient man sich der Me-
thode des Data Scrapings. Mittels sogenannter „Wrapper“ werden dabei Daten von
Webseiten „herausgekratzt“. Das Scrapen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen,
auf der Plattform Scraperwiki168 werden einige diese Tools angeboten.
• GIS
• KML-File
166
http://www.enzyklo.de/lokal/40005, 24.10.2014, 11.30 Uhr, Google Chrome.
167
Kawalkowski, Mit Daten Geschichten erzählen, S. 29.
168
https://scraperwiki.com, 24.10.2014, 11.30 Uhr, Google Chrome.
169
http://de.wikipedia.org/wiki/Keyhole_Markup_Language, 24.10.2014, 11.30 Uhr, Google Chrome.
107
• Mashup
Ein Mashup bezeichnet die Erstellung neuer Webinhalte durch eine nahtlose (Re-)
Kombination bestehender Webinhalte- und –angebote. Ein Karten-Mashup bezieht
sich demnach auf heterogene Karteninformationen und Gestaltungskomponenten von
öffentlichen, privaten und freiwilligen Anbietern.170
• SHP-File
Das Dateiformat Shapefile ist ein Format für Geodaten und hat sich mittlerweile zu ei-
ner Art Quasi-Standard im Desktop-GIS-Umfeld verbreitet, da es ein recht einfaches
und bezüglich der Datenqualität nur wenig anspruchsvolles Format darstellt.171
Der WMS ist ein Spezialfall eines Web Services und ist eine Schnittstelle zum Abru-
fen von Auszügen aus Landkarten über das World Wide Web. 172
170
http://www.enzyklo.de/Begriff/Mashup, 24.10.2014, 12.00 Uhr, Google Chrome.
171
http://de.wikipedia.org/wiki/Shapefile, 24.10.2014, 12.00 Uhr, Google Chrome.
172
http://de.wikipedia.org/wiki/Web_Map_Service, 24.10.2014, 12.00 Uhr, Google Chrome.
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Onlinequellen
7.3 Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Häufige visuell-kognitive Operationen im kartografischen Wahrnehmungsraum......26
Abb. 2: Formale Typen georäumlicher Informationen in Karten.............................................28
Abb. 3: Traditionelles Sender-Empfänger-Modell (a) und nutzerorientiertes
Kommunikationsmodell mit spezifischen Mensch-Karte-Interaktionsoptionen (b) ................29
Abb. 4: Grafische Variablen nach Bertin .................................................................................31
Abb. 5: Darstellung als Karte (a) und Kartogramm (b)............................................................34
Abb. 6: Kartografische Gefüge und Darstellungsmethoden nach Raumeinheiten und
kartografischen Aussageformen ...............................................................................................38
Abb. 7: Unterschiedliche Arten von Positionssignaturen (eigner Entwurf).............................39
Abb. 8: Erdbeben als Positionssignaturen mit variablen Größen (Magnituden in stetiger
Darstellung) ..............................................................................................................................40
Abb. 9: Methode der Positionssignaturen mit Variation nach Größe (eigner Entwurf)...........41
Abb. 10: Methode der punktbezogenen Diagrammsignaturen (eigner Entwurf) .....................42
Abb. 11: Unterschiedliche Arten von Diagrammen für kartografische Anwendungen. ..........42
Abb. 12: Punktbezogene Diagramme mit Häufigkeitsdarstellungen nach Monaten................43
Abb. 13: Punktmethode (eigner Entwurf) ................................................................................44
Abb. 14: Die Punktmethode mit unterschiedlichen Mengenwerten.........................................44
Abb. 15: Methode der Linearsignaturen (eigner Entwurf) .......................................................45
Abb. 16: Methode der Linearsignaturen am Beispiel Bewegungsmuster eines Marders nach
Wochentagen ............................................................................................................................45
Abb. 17: Methode der Liniendiagramme (eigner Entwurf)......................................................46
Abb. 18: Bandkartogramm-Methode (eigner Entwurf)............................................................46
Abb. 19: Wanderungsbewegungen mit der Bandkartogramm-Methode und
Kantonsbevölkerung.................................................................................................................47
Abb. 20: Vektormethode (eigner Entwurf)...............................................................................48
Abb. 21: Flächenmethode mit isolierten Teilflächen unterschiedlicher Qualität (eigner
Entwurf)....................................................................................................................................48
Abb. 22: Die Flächenmethode in Anwendung auf Global Forest Watch................................49
Abb. 23: Methode des Diagramm-Kartogramms (eigner Entwurf) .........................................50
Abb. 24: Flächenkartogramm-Methode (eigner Entwurf)........................................................51
Abb. 25: Flächenkartogramm ohne Gruppenbildung auf www.zensuskarte.de.......................52
Abb. 26: Die Isolinienmethode. Die Konstruktion von Isolinien.............................................53
Abb. 27: Darstellung eines Kontinuums durch Isolinien und fließenden Farbabstufungen.....54
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