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PRESSEMITTEILUNG

April 1999

Die neue Kuppel des Reichstagsgebäudes

Nach dem Entwurf von Sir Norman Foster und in enger Kooperation mit Fachingenieuren hat der
moderne Dachaufbau des Parlamentssitzes nun seine endgültige Gestalt angenommen. Die rund 23
m hohe und 40 m breite Kuppel aus Stahl und Glas dient der natürlichen Belichtung und Belüftung
und ist öffentlich begehbar.

Unter den vielen Möglichkeiten, dem Reichstagsgebäude wieder einen signifikanten Dachaufbau zu
geben, hatte der Ältestenrat des Deutschen Bundestags sich im Frühjahr 1995 für die moderne
Version einer Kuppel entschieden. Diese wird von der Dachterrasse aus über zwei Rampen
zugänglich sein und den Plenarsaal mit moderner Belichtungs- und Beleuchtungstechnik versorgen.

Besucher haben Gelegenheit, den Parlamentssitz über das Westportal zu betreten. Von hier aus
bringen sie zwei Aufzüge zur Dachterrasse, von der sie das 24 m hoch gelegene Restaurant
erreichen. Wer einen noch attraktiveren Rundblick über Berlin auf 40 m Höhe genießen will, der
gelangt zu Fuß über eine Rampe zur 200 qm großen Aussichtsplattform im oberen Teil der Kuppel.

Die Kuppel - ein komplexes Gebilde aus Stahl, Glas und Technik

In 1997 diente ein Montagegerüst zum innenseitigen Einbau der beiden gegenläufigen Rampen. Die
in der Werkstatt vorgefertigten Rampenelemente wurden auf dem Dach des Reichs-tagsgebäudes
zusammengeschweißt und eingebaut. Ende 1997 folgten die Stahlrippen und die Aussteifung durch
17 Horizontalträger. Nachdem die Aussichtsplattform mit der Rampe und der Hauptkonstruktion
verbunden war, konnte die Konstruktion freigesetzt und das Hilfsgerüst demontiert werden.

High-tech in der Kuppel sorgt für natürliche Belichtung und Belüftung des Plenarsaals

Im Kuppelinneren befindet sich ein trichterförmiges Lichtumlenkelement (Konus) mit Spiegeln, um


diffuses Tageslicht in den zehn Meter tiefer gelegenen Plenarsaal zu führen. Die Lichtumlenkung
erfolgt über 30 Spiegelreihen mit jeweils 12 Spiegeln, so dass insgesamt 360 Einzelspiegel das
Sonnenlicht reflektieren.
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Zur Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung werden die jeweils der Sonne zugewandten Spiegel bei
Bedarf durch ein mitfahrendes Sonnenschutzelement abgeschattet. Das Element besteht aus einem
umlaufenden Stahlrahmen sowie Aluminiumlamellen. Die computergestützte Steuerung für die
Ausrichtung des Sonnenschutzelements ist so konzipiert, dass die jeweiligen Einstrahlwinkel
entsprechend der unterschiedlichen Jahreszeiten berücksichtigt werden. 24 Meßstellen überprüfen die
Positionierung des Verschattungselements in Abhängigkeit zum Sonnenstand.

Zusätzlich sorgt das Lichtumlenkelement durch Ausnutzung des thermischen Auftriebs für die
Abluftführung aus dem Plenarsaal. Die verbrauchte Luft wird über eine Abluftdüse nach oben geleitet
und entweicht durch eine 10 m breite zentrale Öffnung am Kuppelscheitel. Sämtliche funktionalen und
technischen Einrichtungen sind in den Konus integriert, so dass die gesamte Haustechnik wie z.B. die
Entlüftung des Plenarsaals für den Besucher nicht wahrnehmbar ist.

Die Rampe

Das Verbindungselement zwischen Dachterrasse und Aussichtsplattform stellen zwei spiralförmige


gegenläufige Rampen dar, die auf je 230 m Länge die Kuppel erschließen. Sie beginnen um 180 Grad
voneinander versetzt und werden bei konstanter Steigung von acht Prozent an der Innenseite der
Kuppel hochgezogen. Die Kombination von sich ständig ändernder Krümmung, unregelmäßigem
Rampenquerschnitt und Verformungen durch Eigengewicht stellt an die Konstruktion höchste
Ansprüche.

Die Stahlkonstruktion

Die Kuppel besteht aus 24 Hauptstahlrippen, die auf einem unteren Ringträger aufgelagert sind und
oben durch einen weiteren gefasst werden. Die Stahlrippen haben einen Dreiecksquerschnitt, der im
unteren Bereich konstant ist und sich bis zum oberen Ringträger verjüngt. Die Horizontalaussteifung
wird durch insgesamt 17 Stahlringe gebildet, die im gleichmäßigen Abstand an der Außenseite der
Hauptstahlrippe aufgesetzt werden. Die Horizontalprofile sind wesentlicher Bestandteil der Fassade
und dienen der Auflagerung der Verglasung sowie der Aussichtsplattform.

Die Hauptfassade

Die Verglasung der Kuppel (ca. 3000 qm) besteht aus 17 übereinander liegenden Reihen von
Glasscheiben (24 mm) mit jeweils 24 Scheiben (5,10 x 1,70 m). Die einzelnen Reihen sind
schuppenartig übereinander angeordnet. Daraus sich ergebene Zwischenräume sind weitgehend
ebenfalls verglast. Zur besseren Durchlüftung der Kuppel bleiben die Zwischenräume der unteren vier
Reihen unverglast.
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Die Reinigung

Bei zwei mal 3000 qm Glasfassade musste auch das Reinigungskonzept gut geplant sein. Geputzt
wird außen über eine Masthubanlage: Ein vertikaler Stahlbügel mit einer Gondel führt außen um die
Kuppel herum und bietet zwei Fensterputzern Raum zum Arbeiten. Innen gibt es für beide Rampen
mobile Reinigungswagen mit Hydraulikarm und einem Korb für die Reinigungskräfte. Die
Spiegelelemente lassen sich über eine weitere Putzgondel säubern, die an Seilen zwischen dem
Sonnensegel und Kuppelboden verspannt ist.

Da lediglich außerhalb der Öffnungszeiten der Kuppel geputzt werden kann, muss sicherlich mit
einem mindestens einwöchigen Reinigungsdurchlauf gerechnet werden.

Eckdaten der Bauteile

• Kuppelhöhe: 23,5 m ab Dachterrasse, Gesamthöhe ab Straßenniveau: 47 m (bei Architekt Wallot:


75 m einschließlich Laterne)

• Kuppeldurchmesser: 40 m

• Höhe Dachterrasse (Kuppelfußpunkt): 24 m über dem Gelände

• Höhe Aussichtsplattform: 40,7 m (bei Architekt Wallot: 59 m, jedoch nicht öffentlich zugänglich)

• Höhe Scheitel: 47 m

• Stahlkonstruktion: 800 t

• Verglasung: 3000 qm

An der Realisierung Beteiligte

• Architekt: Sir Norman Foster and Partners, Berlin/London

• Statik: Leonhardt, Andrä und Partner, Berlin/Stuttgart

• Fachplanung: Planungsgemeinschaft Technik GbR, Berlin

Ausführung: ARGE Reichstagskuppel - Waagner-Biró AG - Waagner-Biró GmbH, Wien/München,


Götz GmbH, Dillingen

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