LV: Sprachenportfolios und Sprachbiographien Abgabe 08.12.
2018 LV-Leiterin: Frau Mag.a Dr.in Rotter WS 18/19 Maria Dorner
Reflexion über die Lehrveranstaltung „Sprachenportfolios und Sprachenbiographien“
Was mir von der Lehrveranstaltung „Sprachenportfolios und Sprachenbiographien“
besonders im Gedächtnis geblieben ist und meiner Meinung nach ein interessanter Aspekt im Bereich des Spracherwerbs und der Mehrsprachigkeit ist, sind die Sprachenporträts. Bereits beim Lesen des Textes „Mehrsprachigkeit in Sprachenporträts und Sprachenbiographien von Migrantinnen und Migranten“, fand ich die Beschreibungen der unterschiedlichen Sprachenporträts von Migrant/innen besonders spannend. In der Lehrveranstaltung durften wir dann selbst unsere eigenen Sprachenporträts erstellen. Dafür bekamen wir ein leeres Sprachenmännchen in das wir mit unterschiedlichen Farben unsere Sprachen hineinmalen durften. Das Sprachenmännchen auszumalen war eine sehr interessante Erfahrung für mich, da mir zum ersten Mal wirklich bewusst wurde, welche Sprachen in meinem Leben eine Rolle spielen und welche Bedeutung sie für mich haben. Zuerst habe ich die Sprache Französisch in das Männchen hineingemalt. Ich habe dafür die Farbe Lila gewählt, weil sie für mich eine sehr zarte und gleichzeitig wunderschöne Farbe ist. Die Farbe soll auch die Bedeutung, die Französisch für mich hat, repräsentieren: Ich liebe diese Sprache aber ich spreche sie leider nicht besonders gut. Während meines Studiums (Übersetzten mit den Sprachen Englisch und Französisch) war Französisch immer mein Sorgenkind. Ich habe Französisch als runden Kreis in mein Herz gemalt, weil es mein Herz berührt, wenn ich jemanden Französisch sprechen höre. Ich habe jedoch auch einen großen lila Kreis an die Stelle des Bauches gemalt, weil mir Französisch bis zu einem gewissen Grad Bauchweh bereitet. Zuletzt habe ich noch zwei lila Kreise bei den Ohren gemacht, weil ich die Sprache viel besser verstehen kann, als sprechen und weil ich den Klang der Sprache so gerne habe. Dann habe ich dreiviertel des Männchens dunkelviolett ausgemalt. Die Farbe steht für meine Muttersprache Deutsch und ich verbinde violett mit Tiefe und Festigkeit. Das restliche Viertel habe ich gelb ausgemalt. Gelb steht für Englisch, eine Sprache die ich sehr liebe und auch tagtäglich gebrauche. Englisch ist für mich eine sehr helle, offene und freundliche Sprache, deshalb habe ich dafür auch die Farbe Gelb gewählt. Zuletzt habe ich noch einen großen roten Kreis an der Stelle des Mundes für Steirisch hinzugefügt weil das der Dialekt ist, in dem ich spreche. Auch in den Herzbereich habe ich einen roten Kreis gemalt, weil mich der Steirische Dialekt an meine Heimat erinnert und an meine Familie. Hier weiß ich nicht mehr genau, warum ich eigentlich die Farbe Rot gewählt habe. Vielleicht weil rot einfach eine warme Farbe ist und ich diese Wärme mit einem heimeligen Gefühl von Geborgenheit verbinde. Nachdem wir unser Sprachenmännchen ausgemalt hatten, haben wir uns mit unseren Sitznachbarn ausgetauscht und haben bestimmte interessante Formulierungen, die bei der Beschreibung des Sprachenmännchens aufgetaucht sind, mitgeschrieben. Meine Sitznachbarin und ich haben relativ viel mit LV: Sprachenportfolios und Sprachbiographien Abgabe 08.12.2018 LV-Leiterin: Frau Mag.a Dr.in Rotter WS 18/19 Maria Dorner
Metaphern gearbeitet um unser Sprachenmännchen gut beschreiben zu können. Dabei ist
uns bewusst geworden, wie sehr Sprache mit Emotionen und Körperlichkeit verbunden ist und wie die Sprachen nebeneinander existieren. Anschließend bekamen wir einen Text über Sprachenporträts zu lesen. Es war wirklich spannend zu sehen, dass sich die meisten Leute bestimmte Farben für die einzelnen Sprachen ausgesucht haben und diese dann auch in bestimmten Körperregionen eingezeichnet und Metaphern für die anschließende Beschreibung der Sprachenmännchen verwendet haben. Danach wurde im Plenum noch einmal über die Sprachenmännchen geredet und jede/r hat sein/ihr Sprachenmännchen der Gruppe gezeigt. Anschließend haben wir darüber diskutiert, was Mehrsprachigkeit ausmacht, ob Urlaubssprachen auch in das Sprachenmännchen gehören oder ob man wirklich nur jene Sprachen hineinmalt, die man auch wirklich relativ gut Sprechen kann. Wir haben auch über tote Sprachen wie Latein geredet und ob sie ihren Platz im Sprachenmännchen haben sollten. Eine Kursteilnehmerin sagte, dass sie auf ihrem Sprachenmännchen einige Stellen einfach nicht angemalt, sondern weiß gelassen hat, weil da noch Raum sei, neue Sprachen zu erlernen. Dieser Gedanke hat mir sehr gut gefallen. Auch über die Dialekte haben wir diskutiert, und ob diese nun auch ihren Platz im Sprachenmännchen haben sollten. Soweit ich mich erinnern kann, haben die meisten Kursteilnehmer/innen ihren Dialekt auch in ihr Sprachenmännchen hineingemalt. Danach haben wir noch darüber geredet, welche Vorteile die Sprachenporträts für den DaF/DaZ Unterricht haben können. Man könnte die Sprachenmännchen zum Beispiel zu Kursbeginn/Schulbeginn von der Lernenden ausmalen lassen, um sich gegenseitig kennenzulernen und auch als Lehrperson einen Überblick über die Mehrsprachigkeit der Kursgruppe/Klasse zu bekommen. Sprachenporträts machen sozusagen Mehrsprachigkeit sichtbar und schaffen zudem eine gegenseitige Akzeptanz für „fremde“ Kulturen und Sprachen. Für die Lernenden könnte es außerdem motivierend sein zu sehen, welche Sprachen sie bereits beherrschen oder welche Sprachen sie noch gerne lernen würden. So können die Sprachporträts den Lernenden ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein geben und sie lernen ihre Mehrsprachigkeit vielleicht mehr zu schätzen. Durch diesen Aspekt der Lehrveranstaltung habe ich gelernt, dass durch Sprachenporträts Mehrsprachigkeit sichtbar gemacht und willkommen geheißen wird.