Grundzüge der
Fluidenergiemaschinen
W. Volgmann
Vorwort
Dieses Skriptum ist zum Gebrauch neben der Vorlesung geeignet. Abweichungen vom In‐
halt der Vorlesung lassen sich nicht ausschließen, da das Skriptum nicht immer kurzfristig
angepasst werden kann.
Die ursprüngliche Fassung geht auf ein Skriptum zur Vorlesung Prof. Dr.‐Ing. W. Fisters
zurück und wurde von den Herren Dr.‐Ing. J. Eikelmann und Dr.‐Ing. H.P. Müller bear‐
beitet.
Die graphische Darstellung der gedruckten Form geht auf die Unterstützung der Konstruk‐
tions‐Zeichnungsgruppe des Lehrstuhls unter M. Schmenk, mit den Herren J. Schäfer,
H. Schraven und R. Stromberg zurück. Die Maschinenschrift entstand im Sekretariat des
Lehrstuhls und wurde in ihrer neuesten Auflage von Frau A. Puhle angefertigt.
Allen Beteiligten wird für tatkräftige und sorgfältige Arbeit gedankt.
Bochum, im April 2005
Prof. Dr. H. Stoff
-I-
Inhaltsverzeichnis
Verwendete Formelzeichen VI
Verwendete Symbole X
A Einführung.................................................................................................................. 1
2. Maschinenkenngrößen...................................................................................... 67
9. Verdrängerverdichter.............................................................................................. 231
9.1 Arbeitsverfahren der Verdrängerverdichter.................................................. 231
9.2 Energieaustausch beim Kolbenverdichter..................................................... 231
LITERATURVERZEICHNIS
Verwendete Formelzeichen
Grunddimensionen: Länge L
Masse M
Zeit T
Temperatur θ
1. Lateinische Buchstaben
A Fläche L2 m2 ISO
a spezifische technische Arbeit L2/T2 J/kg
as Schallgeschwindigkeit L/T m/s VDI
B Anergie ML2/T2 J
b spezifische Anergie L2/T2 J/kg
C Wärmekapazität ML2/T2θ J/grd ISO
c Geschwindigkeit (Absolut-, Flug-) L/T m/s
cA Auftriebsbeiwert 1 1
cp spez. Wärmekapazität bei konst. Druck L2/(T2θ) J/(kg grd) ISO
D Durchmesser L m DIN
E Exergie ML2/T2 J
Eu Eulerzahl 1 1
e spezifische Exergie L2/T2 J/kg
F Kraft ML/T2 N
Fr Froud'sche Zahl 1 1
f Frequenz T-1 1/s=Hz
f Erhitzungsfaktor 1 1
g Fallbeschleunigung L/T2 m/s2 ISO
∆HB molarer Heizwert L2/T2 J/kmol
∆Hu spezifischer unterer Heizwert L2/T2 J/kg VDI
H Enthalpie ML2/T2 J
- VII -
H Schaufelhöhe L m
h spezifische Enthalpie L2/T2 J/kg=m2/s2
ht spezifische Totalenthalpie L2/T2 J/kg
I Impuls ML/T kg/(m ⋅ s)
J Dissipation ML2/T2 J
j spezifische Dissipation L2/T2 J/kg
ks Sandrauheitshöhe L m DIN
L Länge /Schaufelsehnen-) L m
L molares Brennstoffverhältnis 1 1
M molare Masse 1 kg/kmol VDI
M Drehmoment ML2/T2 Nm ISO
Ma Machzahl 1 1
m Masse M kg ISO
&
m Massenstrom M/T kg/s DIN
N Drehzahl 1/T 1/s
n Polytropenexponent 1 1
P Leistung ML2/T3 J/s=W ISO
p statischer Druck M/(LT2) bar=105N/m2
pt Total- (Ruhe-) druck M/(LT2) bar DIN
pd dynamischer Druck M/(LT2) bar VDI
Q Wärmemenge ML2/T2 J ISO
Q& Wärmestrom ML2/T3 J/s=W VDI
q spezifische Wärmemenge L2/T2 J/kg
R Gaskonstante L2/(T2Θ) J/(kg grd) VDI
Re Reynoldszahl 1 1
S Entropie ML2/(T2Θ) J/grd ISO
Str Strouhalzahl 1 1
s spezifische Entropie L2/(T2Θ) J/(kg grd) ISO
T statische thermodynamische Temperatur Θ K ISO
Th Thomazahl 1 1
Tt thermodynamische Totaltemperatur T + td Θ K VDI
t stat. Celsius-Temperatur, T - 273,15 Θ °C ISO
t Zeit T s ISO
t Teilung des Gitters L m
U innere Energie ML2/T2 J ISO
u spezifische Energie M2/T2 J/kg ISO
u Umfangsgeschwindigkeit L/T m/s ISO
V Volumen L3 m3 ISO
&
V Volumenstrom L3/T m3/s DIN
v spezifisches Volumen L3/M m3/kg ISO
W technische Arbeit ML2/T2 Nm = J
We Weberzahl 1 1
w Relativgeschwindigkeit L/T m/s ISO
x Dampfgehalt bezogen auf Nassdampfmasse 1 1 VDI
x absolute Feuchte 1 1
- VIII -
Y Druckänderungsarbeit ML2/T2 J
y spezifische Druckänderungsarbeit L2/T2 J/kg
Z Realgasfaktor 1 1 VDI
z Schaufelzahl 1 1
2. Griechische Buchstaben
' Leitrad
" Laufrad
∝ ungestörter Zustand, Mittelwert, bei unendlicher Anzahl
t Totalzustand (Ruhe-, Gesamt-, Stagnations-)
Verwendete Symbole
1. Leitungen:
Dampf (1,2 mm Strichstärke)
Kondensat (Speisewasser)
brennbare Gase
Rauchgas
Luft
Öl
Zwischenkühler Wärmetauscher
3. Maschinen :
4. Absperrorgane :
Ventil
5. Meßinstrumente :
V A W
6. Regelgeräte :
Drehzahlregler
- XII -
-1-
A Einführung
Die Vielfalt der Bauarten, die Anpassungsmöglichkeiten an die jeweiligen Aufgaben, und die
zunächst unstete und wenig systematische Entwicklung der Fluidenergiemaschine soll kurz
anhand ihrer Historie aufgezeigt werden.
Die ersten Literaturquellen, die über die Ausnutzung der Fluidenergie berichten, datieren etwa
aus dem Jahre 200 v.Ch.. Es handelt sich dabei um die Beschreibung eines unterschlächtigen
Wasserrades. Wie lange vorher solche Wasserräder wirklich schon gebaut wurden, ist nicht
bekannt.
Neben der Entwicklung der Maschinen, die dem Fluid "Wasser"-Energie entziehen konnten,
setzte auch die Konstruktion und der Bau von Windmühlen ein, die die Strömungsenergie der
Atmosphäre in mechanische Arbeit umsetzen.
Es sind aber auch schon in geschichtlich relativ früher Zeit Versuche mit Apparaturen - der
Begriff "Maschine" trifft wohl noch nicht zu - unternommen worden, die die Energie der er-
hitzten Luft oder des Wasserdampfes umzusetzen vermochten. Diese Entwicklung stagnierte
dann bis in die Neuzeit, weil die Möglichkeiten, Wärmeenergie dieser Fluide in mechanische
Energie umzuwandeln, unter den damals möglichen Betriebsbedingungen sehr gering war,
und die schlechten Wirkungsgrade der Maschine außerdem eine technische Nutzung noch
ausschlossen.
Aus unserer Sicht kann man die Entwicklung bis zum 17. Jahrhundert etwa folgendermaßen
beschreiben:
Zur technischen Nutzung stand die Energie des Wassers und der Atmosphäre zur Verfügung.
Es sind viele weitgehend voneinander unabhängige Versuche unternommen worden, Ener-
giewandler (Fluidenergiemaschinen) zu konstruieren, zumindest kann nicht von einer steten
Entwicklung der Fluidenergiemaschine gesprochen werden.
Als Funktionsprinzip war sowohl das statische als auch das dynamische Arbeitsverfahren be-
kannt. Das statische Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass überwiegend statische Kräfte
auf das Fluid wirken. Beim dynamischen Verfahren findet ein Impulsaustausch zwischen
Fluid und den rotierenden Maschinenteilen statt. Bekannte Beispiele aus der früheren Ent-
wicklungsphase für das statische Verfahren sind Kolbenpumpen, für das dynamische Verfah-
ren Wasserräder und Windmühlen.
-2-
Ein wesentlicher Fortschritt für den Fluidenergiemaschinenbau bedeutet die theoretische Er-
forschung der physikalischen Grundlagen, die etwa um 1700 einsetzte. Ende des 18. Jahrhun-
derts lag dann eine erste vollständige Turbinentheorie vor (Bernoulli, Euler).
Der Begriff "Turbine" wird erstmals von C Burdin 1824 in einem Bericht über Wasserräder
verwendet. Er definiert Turbinen als "Wasserräder, bei denen Wasser durch seine Reaktion
gegen Schaufeln oder bewegliche Kanäle wirkt".
Aus den physikalischen Einsichten werden erhebliche Verbesserungen möglich, z.B. wird der
Leitapparat erfunden, und es werden gekrümmte Schaufeln vorgeschlagen.
Der Nachteil der Energiequellen Wasser und Atmosphäre liegt besonders darin, dass die
Energieerzeugung von weitgehend unbeeinflussbaren Faktoren des Klimas abhing und dem-
nach oft den Dienst versagte. Deshalb lag der Gedanke nahe, andere Energiequellen und
Energieträger zu verwenden. Die auch heute noch ergiebigste Energiequelle ist die Reakti-
onswärme geeigneter chemischer Verbindungen, die in der Natur vorhanden und zugänglich
sind. Diese Reaktionswärme kann durch Erhitzen von Gas oder Erzeugen von Dampf tech-
nisch gut genutzt werden, deren Energie wiederum in einer Maschine, eben einer Fluidener-
giemaschine, in mechanische Energie umgesetzt wird.
Obwohl einschlägige Versuche mit Heißluft und Wasserdampf schon sehr viel früher als die
Entwicklung einer funktionsfähigen Dampfmaschine durchgeführt wurden, und obwohl die
Dampfmaschine schon lange vorher im Prinzip bekannt war, vollzog sich der Umbruch zur
breiten Anwendung der Dampfenergie erst nach 1765 durch eine bedeutende Verbesserung
der Dampfmaschine, insbesondere der Regelungsvorrichtung (J. Watt).
Die folgende Phase ist durch die parallele Entwicklung von wasserdampf- und gasbetriebenen
Fluidenergiemaschinen gekennzeichnet. Es wurden Maschinen konzipiert, die in verbesserter
Ausführung und für größere Leistungsbereiche auch heute einen Großteil unserer Energiever-
sorgung sichern, z.B. Verbrennungsmotoren nach dem Otto- und Dieselverfahren, Dampftur-
binen, Gasturbinen und Wasserturbinen.
Die Bedeutung und Verbreitung der Fluidenergiemaschinen liegt in einem ständig steigenden
Bedarf an elektrischer und mechanischer Energie und einem zunehmenden Einsatz in den
Prozessen der chemischen Industrie und Verfahrenstechnik begründet. Die Fluidenergiema-
schine ist u.a. in den Wärmekraftprozessen zu finden. Fluid ist der Sammelbegriff aller Stoffe,
die durch die Eigenschaft der Fließfähigkeit ausgezeichnet sind. Der Begriff "Fluid" umfasst
die Gase, die Dämpfe und die Flüssigkeiten. Im besonderen zeichnet sich das Fluid durch die
physikalische Eigenschaft aus, dass stets eine leichte Verschiebbarkeit der Moleküle gegen-
einander gegeben ist. Die Fluide besitzen also einen geringen Formänderungswiderstand im
Vergleich zum festen Körper. Bei hinreichend kleinen Verformungsgeschwindigkeiten geht
der Formänderungswiderstand sogar gegen Null.
-3-
Für den Prozessablauf selbst bringt das Fluid erhebliche Vorteile gegenüber Festkörpern. Es
vereinfachen sich die Transportprobleme, weil der Stoff aufgrund seiner Fließfähigkeit über
Rohrleitungen, Kanäle oder ähnliche einfache betriebssichere Vorrichtungen kostengünstig
herangeführt werden kann. Dieser Vorteil ist für einen kontinuierlichen Prozess und damit für
eine kontinuierliche Energiewandlung von entscheidender Bedeutung. Hinzu kommen die gu-
ten Regelungsmöglichkeiten fließfähiger Stoffe. Es können wenig störungsanfällige, preis-
wertere und genaue Regelstrecken verwendet werden.
Die Flüssigkeiten erfahren selbst bei sehr hohen Drücken nur eine relativ geringe Volumen-
kontraktion; z.B. verringert Wasser bei einer Druckerhöhung von 1 bar auf 1000 bar sein
Volumen nur um etwa 4 %. Da derartig hohe Druckverhältnisse im allgemeinen in den Fluid-
energiemaschinen während des Prozesses nicht auftreten, wird die Volumenveränderung all-
gemein vernachlässigbar gering sein. Flüssigkeiten können daher im Zusammenhang mit
Fluidenergiemaschinen als inkompressibel angesehen werden.
Im Gegensatz zu den Flüssigkeiten sind die Dämpfe und Gase nicht raumbeständig, d.h. die
Kompressibilität muss bei Auslegung und Konstruktion der Maschinen auch schon bei gerin-
gen Druck- oder Temperaturänderungen berücksichtigt werden.
Bekanntlich gibt es verschiedene Arten von Energien, z.B. die mechanische, die elektrische,
die chemische, die innere, die Wärmeenergie usw. Nach dem Energiesatz kann keine Energie
verloren gehen und auch keine neu erzeugt werden, so dass die Gesamtenergie eines abge-
schlossenen Systems unverändert bleibt. Eine Aussage über eine Energieumwandelbarkeit ist
aber nicht getroffen.
Darüber gibt der 2. Hauptsatz der Thermodynamik als bisher nicht widerlegter Erfahrungssatz
weitere Aufschlüsse, indem er über die möglichen, beschränkt möglichen und unmöglichen
Energieumwandlungen bei thermodynamischen Prozessen Auskunft gibt. So ist es z.B. nicht
möglich, die innere Energie und die Wärme vollständig in mechanische Energie umzuwan-
deln. Dagegen ist es jedoch jederzeit möglich, die mechanische Energie in vollem Umfang in
innere Energie umzuwandeln, wie es bei jedem irreversiblen Prozess erfolgt.
Die elektrischen und mechanischen Energien besitzen die Eigenschaft, sich in reversiblen
Prozessen vollkommen ineinander umwandeln zu lassen.
Im folgenden sollen einige wichtige Verfahren der Energiewandlung, bei denen Fluidener-
giemaschinen eingesetzt werden, behandelt werden.
-4-
2.2.1 Kraftwerksprozess
Beim Arbeitsprozess eines Dampfkraftwerkes findet eine Umwandlung der chemischen Ener-
gie über Wärme und mechanische Energie in elektrische Energie statt. Dabei wird zunächst
die chemische Energie des Brennstoffes im Brennraum des Kessels in Wärmeenergie umge-
setzt und an den Dampferzeuger weitergegeben. Der Dampf wird in Turbinensätzen entspannt
und ein Teil seiner inneren Energie in mechanische Energie umgewandelt. Schließlich über-
führt man die mechanische Energie durch Generatoren in elektrische Energie. Auf diese E-
nergiewandlung im Kraftwerksprozess soll hier nicht näher eingegangen werden. Es sei le-
diglich darauf hingewiesen, dass in allen diesen Prozessen die Fluidenergiemaschinen we-
sentliche Bestandteile der Kraftwerksanlagen sind.
Bei diesem Verfahren wird, wie beim Kraftwerksprozess, die chemische Energie zunächst in
Wärme umgewandelt, worauf dann aber eine direkte Umsetzung in elektrische Energie durch
folgende drei Verfahren möglich ist:
Auch bei diesen Prozessen ist nur eine beschränkte Umwandelbarkeit der thermischen Ener-
gie in elektrische Energie entsprechend der Aussage des 2. Hauptsatzes gegeben. Die maxi-
malen Betriebstemperaturen können bei diesen Verfahren jedoch im Vergleich zum Kraft-
werksprozess wesentlich höher gewählt werden, weil keine bewegten Maschinenteile benötigt
werden und entsprechend hochtemperaturbeständige Werkstoffe eingesetzt werden können,
die kaum mechanischen Belastungen unterworfen sind.
Carnot-Prozess
Der Carnot-Prozess ist ein theoretischer Kreisprozess, der sich aus folgenden reversiblen Zu-
standänderungen zusammensetzt:
Tu
ηC = 1 −
To
- mit Tu als unterer und To als oberer Prozesstemperatur - ist ersichtlich, dass allein das Tem-
peraturverhältnis den Wirkungsgrad des Prozesses (Bild 1) bestimmt.
-5-
Im Bild 1 ist die Abhängigkeit des Wirkungsgrades (auch Carnot-Faktor genannt) von der
oberen Temperatur To dargestellt, wobei die untere Temperatur Tu als Parameter benutzt ist.
Gerade im unteren, technisch interessanten Temperaturbereich, der durch die
Temperaturbelastbarkeit konventioneller Werkstoffe (z.B. Stahl) bedingt ist, besitzt die
Funktion einen großen Gradienten, so dass sich geringe Veränderungen der oberen
Temperatur schon erheblich auf den Wirkungsgrad auswirken.
ηc
1,0 Tu = 273,15 K
0,8
Tu = 303,15 K
0,6
Tu
0,4 ηc = 1 -
T0
0,2
0
500 1500 2500 K T
0
Magnetohydrodynamisches Verfahren
Während beim Turbogenerator ein elektrisch leitender fester Körper (z.B. Kupferdrahtschlei-
fe) im Kraftfeld eines Magneten bewegt wird, strömt beim magnetohydrodynamischen Gene-
rator ein heißes, wahlweise ionisiertes, d.h. elektrisch leitendes Gas durch ein Magnetfeld
(Bild 2a und 2b). Auf die freien Ladungsträger im Gas, die sich senkrecht zum magnetischen
Feld bewegen, wirkt eine elektromotorische Kraft EMK - die sogenannte Lorenzkraft - senk-
recht zur Ebene, die aus der Bewegungsrichtung der Ionen und der Feldrichtung gebildet
wird. Zwischen den beiden Elektroden, der Anode und der Kathode, entsteht durch Aufnahme
der Ladungen eine Spannung. Wird ein Verbraucher zwischen die Elektrodenspannung ge-
schaltet, so fließt ein Strom, der seinerseits ein Feld zwischen den Elektroden aufbaut, gegen
das das strömende Gas Arbeit leiten muss, und so die Energie des strömenden Gases ab-
nimmt.
Gegenüber dem Bild 2a, bei dem mit beweglichen Bauteilen gearbeitet wird, sei noch einmal
darauf hingewiesen, dass beim MHD-Generator nur ruhende, mechanisch wenig beanspruchte
Bauteile verwendet werden können, die wesentlich höhere Betriebstemperaturen gegenüber
der Turbine zulassen. Da der Ionisationsgrad von der Temperatur abhängt, sind die Minimal-
temperaturen bereits so hoch, dass sich auch hier Werkstoffprobleme einstellen.
-6-
N N
- +
heißes,
strömendes ionisiertes,
Gas strömendes
Gas
S
S
Neben den genannten Verfahren, die allesamt die Wärmeenergie als Zwischenstufe benötigen,
kennt man auch noch die Möglichkeit der direkten Umwandlung von chemischer in elektri-
sche Energie. Diese direkte Umwandlung wird mit der sogenannten Brennstoffzelle in einem
reversiblen Oxydationsprozess durchgeführt. Da die chemische Energie der Brennstoffe weit-
gehend aus Exergie besteht, ist auch eine fast vollständige Umwandlung der chemischen in
elektrische Energie mit Hilfe solcher reversiblen Prozesse möglich. Die besondere Schwierig-
keit des Verfahrens liegt darin, geeignete Katalysatoren zu finden, die nicht in kurzer Zeit
durch Verunreinigungen aus dem Brennstoff oder durch den Sauerstoff unbrauchbar werden.
In diesem Zusammenhang wollen wir uns anhand von Bild 3 einen Überblick über die z.Z.
üblichen bzw. möglichen Umwandlungen der Primärenergien der Erde verschaffen.
Brennstoffzelle
Thermoelement
Arbeitsmaschine
Betrachten wir zunächst die Primärenergien. Die chemisch gebundene Energie wird in gro-
ßem Maße schon seit langer Zeit genutzt. Die atomare Energie ist dem Menschen erst in jüng-
ster Zeit zugänglich geworden. Während die Kernspaltung bereits in Kraftwerken nutzbar
gemacht wird, konnte die Kernfusion bisher nicht kontrolliert durchgeführt und daher auch
nicht für die Energieversorgung eingesetzt werden.
Die Nutzung der natürlichen Wärmeenergie der Erde hat bisher nur spezielle Anwendungen
gefunden (Schmelzen reiner Metalle, Stromerzeugung in Satelliten, Geothermkraftwerke).
Die Energie des Wassers ist gegenüber dem gesamten Energiebedarf gering. So werden im
wesentlichen die Wasserenergien bei großen Gefällen in Gebirgen nutzbar gemacht bzw. in
Flusskraftwerken, wenn damit gleichzeitig eine Flussregulierung verbunden wird. An weni-
gen Orten der Erde, die sich durch einen großen Tidenhub auszeichnen, versucht man, durch
Gezeitenkraftwerke Energien zu gewinnen. Die Nutzung der Energie des Windes hat gesamt-
energiewirtschaftlich gesehen nur eine geringe Bedeutung. Örtliche Nutzung der Windenergie
in Windrädern beweist jedoch die grundsätzliche Möglichkeit dieser Energienutzung.
Bild 3 zeigt noch einmal, dass bei der Wandlung der Primärenergien stets Fluidenergiema-
schinen eingesetzt werden, sowohl, um die Energie des Fluids auf die Bauteile der Maschine
zu übertragen (z.B. Turbinen), als auch umgekehrt, mechanische bzw. elektrische Energie mit
dem Fluid auszutauschen.
So kann zum Beispiel mit Hilfe der Fluidenergiemaschine die Verdichtung von Gasen für
chemische Prozesse, der Transport von Fluiden (Pumpen und Gebläsen) oder die Kraftüber-
tragung (z.B. Flüssigkeitskupplung) vorgenommen werden. Damit gewinnen die Fluidener-
giemaschinen allgemeine Bedeutung als Energiewandler.
Das Prinzip der statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen beruht darauf, dass das Volumen
abgeschlossener Räume verändert wird. Als Energieübertragungselemente dienen Kolben
oder Rotoren, die jeweils dem Verfahren angepasst sind und ggf. mit zusätzlichen Bauteilen
ausgerüstet sein können. Die Veränderung abgeschlossener, sogenannter atmender Räume
macht Steuereinrichtungen für den Ein- und Austritt des Fluids erforderlich. Die bewegten
Maschinenteile führen im allgemeinen rotierende und hin- und hergehende Bewegungen aus.
Als größte Gruppe der statisch arbeitenden Maschinen benutzen die Kolbenmaschinen zur
Veränderung der jeweiligen Fluidvolumina einen translatorisch bewegten Kolben, der über
einen Kurbelbetrieb mit der Maschinenwelle verbunden ist.
Die Turbomaschinen bestehen im wesentlichen aus einem Gehäuse mit einer feststehenden
Beschaufelung (Leitrad oder Stator) und einem zentrisch gelagerten beschaufelten Laufrad
(Rotor). Im Gegensatz zu den statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen ist der Fluidstrom
kontinuierlich.
Eine Gegenüberstellung der wesentlichen Merkmale für Kolben- und Turbomaschinen ist in
der folgenden Tabelle 1 gegeben.
Turbomaschine Kolbenmaschine
Ein- und Austrittsquerschnitte AE, AA groß, da keine Ven- AE, AA klein, wegen Massen-
tile nötig kräften und Baugröße der Ven-
tile
&
Massenstrom m groß klein
Tabelle 1: Gegenüberstellung der wesentlichen Merkmale der Turbo- und der Kolbenmaschine
- 11 -
Die bisherigen Ausführungen deuten darauf hin, dass eine Einteilung der Fluidenergiemaschi-
nen nach verschiedenen Kriterien möglich ist und von der erstrebten Aussagefähigkeit be-
stimmt wird. Eine mögliche Aufteilung der Fluidenergiemaschinen ist in Bild 9 dargestellt. Wir
werden uns im Rahmen dieser Vorlesung nur mit den mechanisch wirkenden Fluidenergiema-
schinen beschäftigen, während die elektrisch wirkenden Maschinen, wie z.B. der MHD-
Generator, nur der Vollständigkeit halber angedeutet werden.
Wie bereits beschrieben, unterteilt man die mechanisch wirkenden Fluidenergiemaschinen nach
ihrem Arbeitsverfahren in statisch und dynamisch arbeitende Maschinen ein. Innerhalb dieser
Gruppen haben wir es jeweils mit Maschinen zu tun, die entweder die Fluidenergie verkleinern
oder vergrößern. Maschinen, die die Fluidenergie verkleinern, sind Motoren bzw. Turbinen.
Eine Vergrößerung der Fluidenergie erfolgt durch Pumpen und Verdichter.
Bevor wir uns den mechanisch wirkenden Fluidenergiemaschinen zuwenden, soll noch ihre
wirtschaftliche Bedeutung umrissen werden.
Fluidenergiemaschine
mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung
der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie
Schraubenpumpe
inkompr.
inkompr.
inkompr.
inkompr.
inkompr.
Kreiskolbenpumpe
Druckluftmotor Druckluftmotor Gasturbine Turboverdichter MHD-Generator
Dampfkolbenmot. Dampfkolbenmot. Luftturbine
Dampfturbine
kompr.
kompr.
kompr.
kompr.
In den vorhergehenden Kapiteln wurde der Einsatz der Fluidenergiemaschine in den verschie-
denen Anlagen und Prozessen erläutert. Nachfolgend soll nur noch die Maschine selbst be-
trachtet werden. Das System "Maschine" soll dabei alle ruhenden und rotierenden Bauteile
zwischen Eintritts- und Austrittsstutzen umfassen. Alle übrigen Teile wie Rohrleitungen, Be-
hälter und Einbauten außerhalb dieser Systemgrenze bleiben unberücksichtigt.
Die Gesamtheit dieser Teile einschließlich der Maschine stellt die Anlage dar.
II
p II ~
~ p0 Fluidtransport auf
Anlage a) geodätisches Niveau
I
p0 (Druckbetrieb)
E A
II
~ p0
p II ~
E A
b)
I (Saugbetrieb)
p0
c)
II p II p0
I >
p0
E A gegen Kesseldruck
d)
I II
p0 p II = p 0
lange Rohrleitung
e) II p II = p 0
I
p0 E A
c
mit Beschleunigung
des Fluidstromes
Im Bild 1.1 ist als Beispiel der Einsatz der Maschine "Kreiselpumpe" in verschiedenen Anla-
gen gezeigt. Obwohl prinzipiell die gleiche Pumpe verwendet werden könnte, sind alle diese
Anlagen für verschiedene Aufgaben konzipiert.
Nachfolgend soll die Maschine einzeln, also ohne Anlage betrachtet werden.
- 14 -
Aus der Thermodynamik sind hinsichtlich der Systemgrenzen drei verschiedene Systemarten
bekannt:
n
U = ∑ Ui (1.1)
i =1
Darin sind U die innere Energie des Gesamtsystems, Ui die innere Energie des i-ten Teilsys-
tems, n die Anzahl der Teilsysteme.
U A − U E = Q EA + WEA (1.2)
Darin ist der Term UA - UE die Zu- oder Abnahme der inneren Energie bei einer Zustandsän-
derung zwischen den Zuständen E und A, QEA die Wärmeübertragung (Wärmezu- oder Wär-
meabfuhr) und WEA die Volumenänderungsarbeit, die nicht mit der technischen Arbeit Wt im
nachfolgenden offenen Prozess verwechselt werden sollte.
Zur Ableitung des Energiesatzes für das offene System versucht man, dieses offene System
durch ein geschlossenes System mit konstanter Masse zu ersetzen. Dazu wird das System zu
den Zeitpunkten t und t + ∆t betrachtet. In dieser Zeit ∆t tritt eine Masse ∆m in den Kontroll-
raum (offenes System = Maschine von E bis A) ein und zugleich verlässt ihn eine gleiche
Masse ∆m. Man kann nun aus dem offenen System für das Zeitintervall ∆t ein geschlossenes
mit konstanter Masse machen, wenn man die Masse ∆m zum offenen System hinzufügt.
- 15 -
dm Systemgrenze Systemgrenze
E E
δW δW
δQ δQ
A A
Da der Energieinhalt des geschlossenen Systems sich aus dem stets konstanten Energieinhalt
des offenen Systems und aus der in der Masse ∆m gespeicherten Energie ∆m·(u+c2/2+g·z) zu-
sammensetzt, lässt sich schreiben:
⎛ c 2A ⎞ ⎛ c 2E ⎞
⎜
QEA + WEA = ∆m ⎜ u A + ⎟ ⎜
+ g ⋅ z A ⎟ − ∆m ⎜ u E + + g ⋅ z E ⎟⎟
⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠
Die Wärmemenge QEA, die dem gedachten geschlossenen System zugeführt ist, stimmt mit
der überein, die die Grenzen des Kontrollraumes überschritten hat.
Die Gesamtarbeit WEA besteht aus der technischen Arbeit WtEA, die mit der drehenden Welle
die Systemgrenze überschritten hat und der Volumenänderungsarbeit, die beim Ein- und Aus-
tritt am Volumenelement ∆V = v ⋅ ∆m verrichtet wird, nämlich p ⋅ v ⋅ ∆m.
Damit wird:
WEA = WtEA - ∆m ( p A ⋅ v A − p E ⋅ v E )
Die Differenz in der Klammer wird als Verschiebearbeit ("flow work") bezeichnet.
Damit lässt sich der erste Hauptsatz der Thermodynamik für das stationär durchströmte offene
System schreiben:
⎛ c2 ⎞ ⎛ c2 ⎞
Q EA + WtEA = ∆m A ⎜⎜ u A + p A ⋅ v A + g ⋅ z A + A ⎟⎟ − ∆m E ⎜u E + pE ⋅ vE + g ⋅ zE + E ⎟
⎜
⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎟⎠
Diese Gleichung, die zunächst für das Zeitintervall ∆t abgeleitet wurde, gilt bei stationären
Prozessen für beliebig lange und beliebig kurze Zeitabschnitte dt.
Die nachfolgend verwendete Schreibweise δQ bzw. δWt soll zum Ausdruck bringen, dass Q
bzw. Wt keine eindeutigen Funktionen der übrigen Größen darstellen, sondern dass es sich
jeweils um einen infinitesimalen Energiebeitrag handelt.
- 16 -
In der Thermodynamik werden die Größen u und p·v durch Addition zu einer kalorischen Zu-
standsgröße, der Enthalpie h, zusammengefasst.
h = u + p·v (1.4)
Weiterhin fassen wir unter dem Begriff "Totalenthalpie ht" die statische, die potentielle und
die kinetische Energie zusammen.
c2
ht = h + g ⋅z + (1.5)
2
δQ + δW = dm A h tA - dm E h tE (1.6)
Bei stationärer Durchströmung der Maschine kann nirgends in der Maschine Masse gespei-
chert werden (keine Senke im System) oder entstehen (keine Quelle im System), so dass sich
nach der Kontinuitätsgleichung ergibt:
δQ + δWt = dm (h tA - h tE ). (1.6)
δQ &
=Q (Wärmestrom)
dt
dm
und =m
& (Massenstrom):
dt
& (h tA - h tE )
& +P=m
Q
& +P=m
Q & ∆h tEA (1.8)
δQ
&
Q δQ
= dt = =q (spezifische Wärmemenge)
& dm dm
m
dt
- 17 -
δWt
P δWt
und = dt = =a (spezifische technische Arbeit)
&
m dm dm
dt
q + a = h tA - h tE = ∆h tEA (1.9)
q + a = hA - hE +
1 2
2
( )
⋅ c A - c 2E + g ⋅ (z A - z E ) (1.10)
Das ist der Energiesatz stationär durchströmter offener Systeme in spezifischen Größen ge-
schrieben.
Es sei noch einmal betont, dass q und a prozessabhängige Größen sind, d.h., es geht nicht nur
Anfangs- und Endzustand in diese ein, sondern auch der Weg vom Anfang- zum Endzustand.
Dagegen ist ∆ht eine Zustandsgröße, die nur vom Anfangs- und Endzustand des Zustandsver-
laufs abhängt, jedoch nicht von der Art des Zustandsverlaufs.
In Gleichung (1.10) wurde bereits durch die Differenzbildung der Prozess- und Zustandsgrö-
ßen zwischen Austritt und Eintritt eine gewisse Vorzeichenvereinbarung getroffen. Nachfol-
gend soll eine Vorzeichenregel aufgestellt werden, die bei der weiteren Behandlung der Fluid-
energiemaschinen konsequent eingehalten wird.
1.2.2 Vorzeichenregel
Anhand des Bildes 1.3 seien für diesen Modellfall die vereinbarten Vorzeichen für die ver-
schiedenen Energieströme angeschrieben. Alle Energieströme, die die Grenzen des Systems
verlassen, sind negativ zu rechnen, alle diejenigen, die in das System eingebracht werden,
sind positiv anzusetzen. Die Summe aller Massen- als auch Energieströme, die die System-
grenzen passieren, ist damit gleich Null.
- ht A , m
A
a
+
+ q
E
+ ht E , m Systemgrenze
Für einen Verdichtungsvorgang sind nach dieser Vorzeichenregel ∆h und a größer als Null.
Die bei einer eventuellen Kühlung abgeführte Wärmemenge q ist dagegen negativ.
Bei einem Entspannungsvorgang in einer Turbine sind ∆h und a negativ. Die bei einer even-
tuellen Zwischenüberhitzung zugeführte Wärmemenge q ist positiv.
- 18 -
betrachtet werden:
Durch Kombination dieser Sonderfälle kann mit guter Annäherung das Verhalten ausgeführ-
ter Strömungsmaschinen beschrieben werden:
1) q = 0; a ≠ 0: "adiabater Arbeitsvorgang"
Berechnungsannahmen für Turbomaschinen ohne Wärmetauscher,
weil die von der Umgebung abgeführte oder zugeführte Wärmemenge
im Verhältnis zur spezifischen technischen Arbeit sehr klein ist:
q
<< 1
a
⎛ q⎞
a + q = a ⎜1 + ⎟ = h tA − h tE ; daher setzt man
⎝ a⎠
a = htA - htE
2) q ≠ 0; a = 0: "diabater Strömungsvorgang"
Berechnungsannahme für Kühler, Wärmetauscher
q = htA - htE
3) q = 0; a = 0: "adiabater Strömungsvorgang"
Berechnungsannahme für alle nicht-bewegten Teile in der adiabaten
Turbomaschine, z.B. Einlaufrohre, Rohrleitungen, Leitrad, Diffusor
4) q ≠ 0, a ≠ 0: "diabater Arbeitsvorgang"
Berechnungsannahme für Turbomaschinen mit Wärmezu- oder -abfuhr
in der Maschine, z.B. Gasturbinen mit innengekühlten Hohlschaufeln.
- 19 -
du + p ⋅ dv dh - v ⋅ dp
ds = = (1.12)
T T
mit der niemals negativ werdenden thermodynamischen Temperatur als integrierendem Nen-
ner.
Dieser Gleichung kann man zunächst nur die Relation der Entropie zu anderen Zustandsgrö-
ßen entnehmen. Um ihre Eigenschaften zu beschreiben, muss man sich auf Erfahrungen und
Beobachtungen natürlicher Prozesse stützen.
Schauen wir uns zu diesem Zweck ein geschlossenes adiabates System, bestehend aus Zylin-
der und Kolben gemäß Bild 1.4, an.
Angenommen, im Zustand 1 befinde ich das System mit der Umgebung im thermodynami-
schen Gleichgewicht. Wird nun der Kolben durch die Kraft F von Position 1 in Position 2 ge-
bracht, so wird am System die Volumenänderungsarbeit p ⋅ dv verrichtet. Die innere Energie u
des Systems wird dadurch um den Betrag du vergrößert.
du = u2 - u1
Nimmt man nun die Kraft F wieder fort, so müsste der Kolben wieder in die Position 1 zu-
rückkehren. Dieser Fall tritt jedoch nur dann ein, wenn während der Zustandsänderung von 2
nach 1 keine Reibungsverluste auftreten. Nur unter dieser Voraussetzung ist der durchgeführ-
te Prozess reversibel.
- 20 -
du + p ⋅ dv = 0,
weil bei gleichen Beträgen der Terme, du (wegen u2 > u1) positiv und p dv (wegen v2 < v1)
negativ ist.
Bei allen natürlichen Prozessen werden sich aber Reibungsverluste nicht völlig ausschließen
lassen, so dass der Kolben nicht wieder die Ausgangslage 1 erreicht. Die Volumenänderungs-
arbeit p·dv wird also betragsmäßig geringer sein als die Änderung der inneren Energie du.
Mit der zuvor gemachten Aussage bezüglich der Vorzeichen ergibt sich daher
du + p ⋅ dv > 0.
Der positive Differenzbetrag entspricht nach Gleichung (1.12) gerade dem Term T ds.
Alle natürlichen Prozesse sind nach dieser Überlegung ohne äußere Einflüsse nicht umkehr-
bar, also irreversibel.
Der Vollständigkeit wegen sei erwähnt, dass es bei dem betrachteten adiabaten System un-
möglich ist, dass die Volumenänderungsarbeit p·dv größer wird als die Änderung der inneren
Energie du. Der Kolben müsste dann über den Ausgangspunkt 1 hinausgeschoben werden. Es
wäre dann
u + p·dv < 0
bzw.
T ⋅ ds < 0.
du + p ⋅ dv dh - v ⋅ dp
ds = =
T T
Wird diese Definitionsgleichung mit T multipliziert und umgeformt, so erhält man für das ge-
schlossene System:
du = T ⋅ ds - p ⋅ dv (1.13)
bzw. für das offene System:
dh = T ⋅ ds + v ⋅ dp (1.14)
- 21 -
Diese beiden Beziehungen gelten sowohl für den reversiblen als auch für den irreversiblen
Prozess.
Im Sonderfall des reversiblen Prozesses geht die Änderung der Entropie ds ausschließlich auf
Entropiezu- bzw. -abfuhr zurück. Der Term (T ⋅ ds )rev heißt in diesem Fall Wärmeübertragung
dq = (T ⋅ ds )rev (1.15)
Bei allgemeinem irreversiblen Prozess geht die Änderung der Entropie ds sowohl auf eine En-
tropieströmung als auch auf eine "Entropieerzeugung" zurück.
Wird ein irreversibler Prozess adiabat geführt, so ist dq = 0 und damit ist ds ausschließlich auf
Entropieerzeugung zurückzuführen.
dj = (T ⋅ ds ) irr = (T ⋅ ds ) ad (1.16)
du = (T ⋅ ds )irr - p ⋅ dv (1.17)
und
dh = (T ⋅ ds )irr + v ⋅ dp (1.18)
Alle Energien, die mit der Zustandsgröße Entropie verknüpft sind, unterliegen dem 2. Haupt-
satz und können in natürlichen Prozessen nur begrenzt in andere Energieformen überführt
werden. Zu dieser Gruppe gehören u.a. die Wärme, die innere Energie und Enthalpie. Für
"entropielose" Energien, wie z.B. kinetische und potentielle Energie und elektrische Arbeit,
gibt es keine Beschränkung durch den 2. Hauptsatz. Sie sind unbegrenzt umwandelbar.
Die letzte Aussage hat jedoch nur für Idealprozesse Gültigkeit. Betrachten wir dazu den adia-
baten Prozess in der Fluidenergiemaschine "Verdichter". Bei diesem Prozess soll technische
Arbeit in Druckänderungsarbeit umgesetzt werden. Im Idealfall kann dieser Prozess
reversibel sein. Da jedoch mit einem viskosen Fluid gearbeitet wird, treten nach dem Newton-
schen Schubspannungsansatz
∂c(r)
τ = η⋅
∂r
Verluste durch Wandreibung und Reibung der Moleküle untereinander auf. Der im Ansatz
enthaltene Geschwindigkeitsgradient tritt nicht nur in der wandnahen Strömung auf, sondern
auch als Folge von Temperatur- und Druckgradienten in der vollausgebildeten Kernströmung.
Die Energie, die durch diese dissipativen Vorgänge umgesetzt wird, heißt Dissipation und ist
mit der Zustandsgröße Entropie behaftet. Die Enthalpieänderung bei dem betrachteten adiaba-
- 22 -
ten Verdichtungsprozess setzt sich somit aus dem reversiblen Energieanteil Druckänderungs-
arbeit und dem irreversiblen Energieanteil Dissipation zusammen. Damit ist der geschilderte
Prozess irreversibel.
Die Thermodynamik unterscheidet nun zwischen Prozessen mit "innerer" und "äußerer" Re-
versibilität.
Eine innere Reversibilität ist gegeben, wenn der Prozess quasistatisch verläuft, d.h. durch eine
Folge von Gleichgewichtszuständen geführt wird, und wenn keinerlei dissipative Vorgänge
als Folge von Temperatur-, Druck- und Geschwindigkeitsgradienten auftreten.
Wird darüber hinaus gefordert, dass auch in Teilen der Umgebung des Systems, die am Pro-
zess beteiligt sind, keine Irreversibilitäten auftreten, z.B. Formänderungsarbeit eines Maschi-
nengehäuses oder Reibung zwischen den Maschinenteilen, so heißt dieser Prozess äußerlich
reversibel.
Es sei an dieser Stelle jedoch angemerkt, dass der isentrope Prozess eines diabaten Systems
nicht unbedingt reversibel sein muss. Denkt man sich diesen Prozess so geführt, dass die
durch Reibung entstehende Dissipation durch eine differentiell simultan abgeführte Wärme-
menge dem System entzogen wird, so ist bei Betrachtung endlicher Zeitintervalle die Entropie
konstant. Der Prozess ist jedoch irreversibel, da er nicht ohne äußere Einwirkung rückgängig
gemacht werden kann.
Kehren wir nun zum Ausgangspunkt der Betrachtung, zur Energieumwandlung in Fluidener-
giemaschinen zurück, so können wir feststellen, dass Energien ohne Entropie in reversiblen
Prozessen vollständig in andere "entropielose" Energien umgewandelt werden können. Bei
natürlichen, irreversiblen Prozessen wird ein bestimmter Anteil in entropiebehaftete Energien
umgesetzt werden.
Entropiebehaftete Energien können selbst bei reversiblen Prozessen nur teilweise in entropie-
freie Energien umgewandelt werden.
Energien, die bei vorgegebenem Umgebungszustand nicht durch den 2. Hauptsatz in ihrer
Umwandelbarkeit begrenzt werden, fasst man unter dem Oberbegriff Exergie zusammen.
Eine Energie, die überhaupt nicht in Exergie umwandelbar ist, wie die innere Energie der ru-
henden Atmosphäre, nennt man Anergie. Danach ist jede Energie die Summe von Exergie
und Anergie, wobei auch der eine oder andere Anteil Null sei kann. Mit diesen beiden Begrif-
fen ergibt sich eine anders gefasste Aussage des 2. Hauptsatzes:
Bei allen natürlichen irreversiblen Prozessen wird ein Teil der Exergie in Anergie umge-
setzt. Nur bei reversiblen Prozessen bleibt die Exergie konstant. Es ist unmöglich Aner-
gie in Exergie umzusetzen.
Die Energieumwandlung in den Maschinen soll so gestaltet sein, dass möglichst wenig Aner-
gie entsteht. Konkret bedeutet dieses: Die Prozessführung und die Geometrie der Fluidener-
giemaschine müssen so angelegt sein, dass möglichst keine größeren örtlichen Temperatur-,
Druck- und damit Geschwindigkeitsgradienten auftreten.
- 23 -
Nachfolgend soll der funktionale Zusammenhang zwischen den Größen Temperatur, Entro-
pie, Wärme und Dissipation beschrieben werden.
Integriert man die Gleichung 1.12 über eine quasistatische Zustandsänderung von E nach A,
so erhält man als Aussage des 2. Hauptsatzes die sogenannte
∫
E
∫
T ⋅ ds = u A - u E + p ⋅ dv = h A - h E - v ⋅ dp
E
∫
E
(1.19)
A
Der Term ∫
E
Tds lässt sich nach Gleichung (1.15) und (1.16) aufteilen in einen Anteil, der die
"Entropieströmung" beinhaltet:
A
q EA = ∫ (Tds )
E
rev (1.20)
Die Wärme qEA ist der reversible Energieanteil, der mit Entropie über die Systemgrenze geht.
Es handelt sich also um eine Prozessgröße. Der Energieanteil jEA heißt Dissipation und stellt
den irreversiblen Anteil dar.
Es gilt also:
A A A
∫ T ⋅ ds = ∫ (Tds )
E E
rev + ∫ (Tds )
E
irr = q EA + j EA (1.22)
Die Entropieströmung begleitet jeden Wärmetransport über die Systemgrenzen und ist abhän-
gig von der Richtung des Wärmestroms positiv oder negativ. Dagegen ist die Entropieerzeu-
gung entsprechend dem 2. Hauptsatz stets positiv:
(ds )irr ≥ 0
In die aus der Thermodynamik bekannte Gibbs'sche Gleichung für einfache Systeme führen
wir noch den Begriff der "Druckänderungsarbeit" y ein:
δy ≡ v ⋅ dp (1.23)
Dann kann die Enthalpie als Summe der Druckänderungsarbeit, der Wärmemenge und der
Dissipation geschrieben werden:
dh = δy + δq + δj (1.25)
Dabei ist nur dh ein totales Differential, also vom Weg unabhängig.
Die Schreibweise y, q, j soll ausdrücken, dass infinitesimale Beträge der betreffenden
Größen gemeint sind, d.h., es handelt sich nicht um Differentiale einer Funktion.
Im folgenden wird zur Vereinfachung anstelle dieser Schreibweise y, q und j die Schreib-
weise dy, dq und dj verwendet. Dabei bleiben die Sachverhalte unverändert. Die Gleichung
(1.25) nimmt damit folgende Form an:
dh = dy + dq + dj (1.26)
Durch die Integration der Gleichung (1.26) für den Prozessverlauf zwischen Maschineneintritt
E und dem Maschinenaustritt A ergibt sich die Enthalpiedifferenz zu
c 2A - c 2E
h tA - h tE = y EA + q EA + jEA + + g (z A - z E ) (1.28)
2
eingesetzt
c2 - c2
a EA = y EA + A E + g (z A - z E ) + j EA (1.30)
14444 24244444 3 {
1 2
Die technische Arbeit aEA teilt sich also in einen reversiblen Anteil (Klammer 1) und einen ir-
reversiblen Anteil (Klammer 2) auf.
1.3 Zustandsänderungen
Ein System, das diesen Voraussetzungen entspricht, wird als einfaches System bezeichnet.
- 25 -
Im allgemeinen wird mit dem einfachen System das thermodynamische Verhalten der Fluid-
energiemaschinen hinreichend genau beschrieben. Von Fall zu Fall wird jedoch zu klären
sein, ob Volumenkräfte, wie z.B. die Gewichtskraft der Fluide, berücksichtigt werden müssen
oder vernachlässigbar sind.
Der thermodynamische Zustand eines einfachen Systems ist durch zwei unabhängige thermi-
sche Zustandsgrößen (z.B. Druck p und Temperatur T) oder kalorische Zustandsgrößen (z.B.
Enthalpie h und Entropie s) eindeutig beschreibbar.
F (p, v, T) = 0
p ⋅ v = Z(T, p ) ⋅ R ⋅ T (1.32)
geschrieben werden kann. Der Wert Z = 1 stellt dann den Sonderfall für ideales Gas dar.
Besondere Bedeutung für die Fluidenergiemaschinen besitzt das Gasgemisch Luft, weil viele
Maschinen mit dem Fluid Luft arbeiten. Die folgende Tabelle enthält einige Werte des Real-
gasfaktors Z für Luft in Abhängigkeit von Druck und Temperatur.
0 - 1,0 bar 1 1 1
Tabelle 1.1: Realgasfaktor Z der Luft in Abhängigkeit von Druck und Temperatur
Für kleine Drücke ist das Verhalten des realen Gases im angegebenen Temperaturbereich fast
identisch mit dem Verhalten idealer Gase. Selbst bei Drücken bis etwa 10 bar und Temperatu-
ren bis 100 °C kann bei Turboverdichtern mit Luftförderung wegen der relativ geringen Drü-
cke und Temperaturen die Auslegungsrechnung für ideales Gas durchgeführt werden. Dage-
- 26 -
gen muss bei Fluidenergiemaschinen mit hohen Drücken, z.B. Kolbenmaschinen, die Abwei-
chung vom idealen Gas durch den Realgasfaktor berücksichtigt werden.
Der Realgasfaktor kann empirisch z.B. nach der folgenden Beziehung ermittelt werden:
p⋅v c (T ) c 3 (T )
Z= = c1 + 2 + 2 + ... (1.33)
R⋅T v v
Die thermischen Zustandsgrößen stehen mit den kalorischen Zustandsgrößen über die Gibbs'-
sche Fundamentalgleichung in festem Zusammenhang
Entsprechend kann ein thermodynamischer Zustand auch durch geeignete Kombinationen von
thermischen und kalorischen Zustandsgrößen gekennzeichnet werden.
Der Übergang von einem in einen anderen thermodynamischen Zustand wird als Zustands-
änderung bezeichnet.
h ET AV
EV AT
Bild 1.5 zeigt eine angenommene Zustandsänderung im h,s-Diagramm für einen jeweils ein-
stufigen Entspannungs- bzw. Verdichtungsvorgang. Der Verlauf der Zustandsänderungen bei
technischen Vorgängen ist aber im allgemeinen nicht bekannt, weil meist nur der Anfangs-
und Endzustand messbar sind.
- 27 -
Die im Verlauf unbekannte wirkliche Zustandsänderung muss durch einen theoretischen Zu-
standsverlauf approximiert werden. Dieser angenommene Verlauf sollte so gewählt sein, dass
er zum einen die wirklichen Verhältnisse gut approximiert und zum anderen sich mathema-
tisch einfach behandeln lässt.
Eine solche theoretische Zustandsänderung, die den eben genannten Forderungen genügt, ist
eine "polytrope" Zustandsänderung. Die polytrope Zustandsänderung ist so definiert, dass das
Verhältnis einer differenziellen Änderung der Dissipation zu einer entsprechenden differen-
ziellen Änderung der Druckänderungsarbeit über die Zustandsänderung konstant bleibt:
dj
= const. (1.34)
dy
Wegen der Konstanz des differentiellen Verhältnisses folgt, dass auch über endlich große
Schritte sich dieses Verhältnis nicht verändert. Es gilt daher:
dj j
= = const. (1.35)
dy y
dh = dq + dy + dj = dy + dj (1.36)
dh dj dj
=1+ wegen = const.
dy dy dy
dh ∆h j
auch durch = const. bzw. durch = 1 + = const. (1.37)
dy y y
ausdrücken.
Bei einer diabaten polytropen Zustandsänderung mit (dq ≠ 0) lässt sich ebenfalls zeigen, dass
auch hier ein konstantes Verhältnis ∆h/y vorliegt:
∆h = y + j + q
∆h j q
=1+ + (1.38)
y y y
∆h j ⎛ q⎞
= 1 + ⎜⎜1 + ⎟⎟
y y ⎝ j⎠
Zwischen den Größen q und j besteht nach der Reynolds'schen Analogie (Ähnlichkeit zwi-
schen dem Geschwindigkeits- und dem Temperaturfeld) folgender Zusammenhang:
- 28 -
q
= const. (1.39)
j
j
= const.
y
folgt
∆h
= const. (1.37)
y
∆h
y
∆h
Polytropenverhältnis ν ≡ = const. (1.40)
y
Die Beziehungen (1.37) und (1.38), welche Funktionen für das Polytropenverhältnis für den
q
adiabaten und diabaten Fall darstellen, unterscheiden sich durch den konstanten Betrag .
y
Mit einer isentropen Zustandsänderung wird ein Zustandsverlauf mit konstanter Entropie s
bezeichnet.
s = const. → ds = 0
Die Bedingung für eine isentrope Zustandsänderung ist zum einen erfüllt, wenn sowohl die
reversible als auch die irreversible Entropieänderung zu Null wird und somit keine Entropie-
änderung auftreten kann:
Zum anderen wird die Änderung der Gesamtentropie ds = 0, wenn dsirr = - dsrev gilt.
- 29 -
Das ist dadurch zu verwirklichen, dass die durch Dissipation erzeugte Wärmemenge
dj = (Tds)irr differentiell simultan durch eine gleichgroße Wärmemenge dq = (Tds)rev abge-
führt wird.
Wir kommen noch einmal auf die polytrope Zustandsänderung zurück und betrachten das Po-
lytropenverhältnis unter der Bedingung Tds = 0:
Sowohl für den ersten Fall dj = dq = 0 als auch für den zweiten Fall dj = - dq ergibt sich das
Polytropenverhältnis für die isentrope Zustandsänderung zu:
s = 1.
Wenn wir im folgenden von einer isentropen Zustandsänderung sprechen, ist in der Re-
gel der erste Fall dj = dq = 0 gemeint, d.h. also der adiabate Fall. Denn diese Zustandsän-
derung gibt einen idealen Zustandsverlauf ohne Dissipation wieder und bietet sich als Ver-
gleich zur wirklichen Zustandsänderung an.
Im letzten Abschnitt wurde gezeigt, dass die isentrope Zustandsänderung einen Sonderfall der
allgemeinen polytropen Zustandsänderung darstellt, deren Polytropenverhältnis
∆h
νs = =1
y
war.
Einen weiteren Sonderfall erhält man, wenn eine Zustandsänderung bei konstanter Tempera-
tur erfolgt. Aus der Thermodynamik ist bekannt, dass die Enthalpie eines idealen Gases nur
von der Temperatur abhängig ist. Es gilt
dh = cp(T) · dT (1.42)
Für die isotherme Zustandsänderung gilt T = konst. , woraus nach Gleichung (1.42) folgt:
dT = 0 und dh = 0.
∆h = y + q + j
0=y+q+j (1.43)
bzw.
q = -(y + j)
a + q = ∆h = 0 → a = - q
a=y+j
Dieses bedeutet, dass die auf das Fluid übertragenen reversiblen oder irreversiblen Energiean-
teile im Fall einer Verdichtung über eine Kühlung abgeführt werden müssen.
In der Praxis ist eine exakte isotherme Zustandsänderung nicht erreichbar. Sie wird nähe-
rungsweise bei gekühlten Verdichtern realisiert. Der Vorzug einer isothermen Verdichtung
liegt darin, wie später noch gezeigt wird, dass zur Übertragung einer bestimmten Druckände-
rungsarbeit y gegenüber der Polytropen eine geringere technische Arbeit erforderlich ist. Die
Verminderung an spezifischer technischer Arbeit erfordert jedoch einen höheren Aufwand für
die Kühlung.
Darstellung im T,s-Diagramm
Enthalpie
Ausgehend von der Gibbs'schen Fundamentalgleichung Tds = dh – v dp ergibt sich für den
Fall dp = 0
A
∫ (Tds)
E
p = h A - h E = ∆h EA
Dieses Integral stellt sich als Fläche unter der Isobaren dar (Bild 1.6).
T
A p A = pE = const.
ds s
pE p
E
hA hA
E E
T0 T0
hE hE ∆ hEA = hA - h E
s s
Innere Energie
Die innere Energie u für geschlossene Systeme ist nach der Fundamentalgleichung
du = Tds – p dv (1.45)
∫ (Tds) = ∫ du
0
v
0
(1.46)
Die Darstellung im T,s-Diagramm ist im Bild 1.8 wiedergegeben. Die inneren Energien stel-
len sich als Flächen unter der Isochoren dar.
T v E = const
p E = const
E
TE
0 ds s
Dissipation
Die Dissipation lässt sich für eine adiabate Zustandsänderung aus der Beziehung
Tds = dq + dj (1-22)
mit dq = 0 herleiten:
A
∫
j = (Tds ) ad
E
(1.47)
Die Dissipation stellt sich danach im T,s-Diagramm als Fläche unterhalb der Linie der Zu-
standsänderung dar (Bild 1.9).
T
A pA = const
pE = const
E j
ds s
Druckänderungsarbeit
Für die adiabate Zustandsänderung ergibt sich die Druckänderungsarbeit aus der Beziehung
∆h = y + j + q (1.27)
mit q = 0 zu:
y = ∆h - j (1.48)
Enthalpie und Dissipation waren als Flächen im T,s-Diagramm dargestellt worden. Die Diffe-
renzfläche ist im Bild 1.10 für einen Verdichter ausgezogen.
- 33 -
T
Verdichter
A pA = const
TA
y = ∆h - j ∆h = Fläche BCAF
pE = const
C E
TE
y j
B D F s
Für die adiabat arbeitende Turbine gilt die gleiche Beziehung y = ∆h - j, wobei allerdings das
negative Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bzw. der Enthalpie zu berücksichtigen ist. Es
ergeben sich die Flächen entsprechend Bild 1.11
Nach der Vorzeichenvereinbarung ist ∆h für die Turbine negativ. Da j in jedem Fall positiv
ist, muss y für die Turbine stets negativ sein.
T
Turbine
p E = const
y = ∆h - j E
TE
C pA = const
TA A
∆h
B F D s
Anhand der Flächen für Druckänderungsarbeit und Enthalpie lassen sich im T,s-Diagramm
isentrope und polytrope Zustandsänderungen einfach vergleichen (Bild 1.12).
- 34 -
Verdichter
A pA = const
TA
As
T As
= ∆ hs
=∆h
pE = const
C E
TE
B D F s
Eine Darstellung der Größen y, q und j für den Fall einer isothermen Verdichtung erhält man,
wenn man unter Beibehaltung der Verhältnisse im Kontrollraum eine adiabate polytrope Zu-
standsänderung einer isothermen Zustandsänderung gegenüberstellt. Die Prozessgröße j bleibt
in beiden Fällen unverändert. Bild 1.13 zeigt die entsprechenden Flächen.
A ad pA
T
A ad
-q=y+j (Tds) ad = Fläche GEAad F = j
=y E
pE I -q I = Fläche BA T EAad F
AT E
y = T ⋅ (sE - sAT )
B G F s
Spezifische Wärmemenge q
Eine explizite Darstellung der spezifischen Wärmemenge q eines diabaten Prozesses ist nur
möglich, wenn man den adiabaten Prozess des Systems mit gleichem Eintrittszustand und
gleichem Austrittsdruck gegenüberstellt. Die Fläche unter der Kurve der Zustandsänderung ist
allgemein
∫ Tds = q + j
E
- 35 -
A ad
∫ T ds =
E
j
A ad A
−q= ∫
E
(T ds) ad - ∫ T ds
E
Daraus wird deutlich, dass zur Darstellung von q im allgemeinen neben der diabaten die zu-
gehörige adiabate Zustandsänderung gezeichnet werden muss.
1. Fall: |-q|<j
Es wird weniger Wärme abgeführt als Dissipation entsteht. Die Darstellung dieser Zustands-
änderung zeigt Bild 1.14.
A ad pA pE
T
A A'
As
B D G D' F=F' s
In diesem Fall ist die Verdichtung mit Entropiezunahme verbunden. Somit ist
A
∫ T ds
E
positiv.
A ad A
−q= ∫ (T ds)
E
ad - ∫ T ds
E
- 36 -
wird - q also durch die Differenz der beiden Flächen dargestellt. Durch eine Parallelverschie-
bung der Fläche
∫ T ⋅ ds
in s-Richtung erhält man für - q die repräsentative Fläche DEAadA'E'D'.
2. Fall: |-q|=j
Wird gerade soviel Wärme abgeführt wie Dissipation entsteht, so verläuft die Zustandsände-
rung makroskopisch isentrop. Das bedeutet
As
∫ T ds = 0
E
Damit ist
A ad
−q= ∫ (T ds)
E
ad =j
T A ad pA pE
A = As
B D F s
3. Fall: |-q|>j
Wird mehr Wärme abgeführt als Dissipation entsteht, so verläuft der Prozess mit Entropie-
verminderung (Entropieströmung ist größer als Entropieerzeugung).
Es gilt
∫ T ds < 0
E
- 37 -
und damit
( )
− q = ∫ (T ds) ad - - ∫ T ds = ∫ (T ds) ad + ∫ T ds
T pA pE
Aad
As
A
(Tds) ad = Fläche DEAad F =j
B G D F s
4. Fall: | -q | = j + y
Wird soviel Wärme abgeführt, dass TA = TE ist, so hat man eine isotherme Verdichtung. | -q |
wird dann durch die Summe der Flächen j und y dargestellt, wie das in Bild 1.17 gezeigt ist.
T
A ad pA pE
As
I -q I = Fläche BA T EAadF
B G F s
Darstellung im h,s-Diagramm
Im h,s-Diagramm werden die Energien als Strecken parallel zur h-Achse dargestellt.
h Verdichter pA
cA 2/2
c A /2
2
A
As
∆ht
∆hts ∆h pE
∆hs = y s
c E2/2
E
Bild 1.18: Vergleich der isentropen und der polytropen Zustandsänderung eines
Verdichters im h,s-Diagramm
In den Bildern 1.18 und 1.19 ist je eine isentrope und polytrope Zustandsänderung für Ver-
dichter bzw. Turbine eingezeichnet. Es sind zusätzlich die kinetischen Energieanteile des Ein-
und Austrittszustandes angedeutet, wobei die Umwandlung von kinetischer in potentielle
Energie als verlustlos betrachtet wird.
h pE
Turbine
cE 2/2
E ∆ht
∆hts pA
∆h
∆hs = y s
c A2 /2
c A /2
2
A
As
Bild 1.19: Vergleich der isentropen und der polytropen Zustandsänderung einer
Turbine im h,s-Diagramm
Aus der Darstellung des Prozesses im h,s-Diagramm lassen sich charakteristische Eigenschaf-
ten der Prozessführung erkennen. In den Bildern 1.20 und 1.21 ist für Verdichter und Turbine
schematisch die Tendenz zunehmender Dissipation anhand des Polytropenverhältnisses ge-
zeigt.
- 39 -
h h
ET ν<1
j wächst
EV
ν=1 ν=1 j wächst
ν >1
j=0 j=0
s s
Bild 1.20: Einfluss wachsender Dissi- Bild 1.21: Einfluss wachsender Dissi-
pation auf den Verlauf der pation auf den Verlauf der
Zustandsänderung beim Zustandsänderung bei der
Verdichter Turbine
Bei adiabaten Prozessen stellt = 1 (isentrop) jeweils den Grenzfall der optimalen polytropen
Prozessführung dar. Prozesse mit Entropieverminderung sind wegen j > 0 nur durch Wärme-
abfuhr (Kühlung) zu verwirklichen.
Es geht darum, die spezifischen Energien ∆h, y, q und j mit den Zustandsgrößen Temperatur
T, Druck p sowie mit der Dichte ρ bzw. dem spezifischen Volumen v zu verknüpfen. Da y, q
und j keine Zustandsgrößen sind, wird die Art der Prozessführung eine Rolle spielen.
y = ∫ v ⋅ dp
Es gilt nun, einen funktionellen Zusammenhang zwischen v und p zu finden, um das Integral
zu lösen.
Zu diesem Zweck sei zunächst eine polytrope Zustandsänderung vorgegeben. Ausgang soll
die Gibbs'sche Fundamentalgleichung sein.
Wir dividieren die beiden Seiten dieser Gleichung durch dh und erhalten
⎛ dq dj ⎞ v dp
⎜ + ⎟ = 1-
⎝ dh dh ⎠ dh
An dieser Stelle sei an einige Definitionen aus der Thermodynamik idealer Gase erinnert:
- 40 -
⎛ du ⎞
Es ist ⎜ ⎟ = c v (T ) (1.50)
⎝ dT ⎠ v = konst.
⎛ dh ⎞
⎜ ⎟ = c p (T ) (1.51)
⎝ dT ⎠ p = konst.
c p (T ) - c v (T ) = R (1.52)
v ⎛ ∂p ⎞
κ = - ⋅⎜ ⎟ (1.53)
p ⎝ ∂v ⎠ s = konst.
Das negative Vorzeichen resultiert aus der Gegenläufigkeit von Druck und Volumen. Je grö-
ßer der Druck, umso niedriger das spezifische Volumen und umgekehrt.
Der Isentropenexponent κ ist nach der Beziehung
cp
κ=
cv
Nun können wir dT in der Gleichung (1.54) durch die eben gewonnene Beziehung ersetzen.
- 41 -
⎛ dq dj ⎞ v dp
⎜ + ⎟ =1-
⎝ dh dh ⎠ cp
(p dv + v dp )
R
R 1
Mit = 1 - ergibt sich nach einigen Umformungen schließlich
cp κ
⎡ ⎛ dq dj ⎞ ⎤
⎢ ⎜ + ⎟ −1 ⎥
=κ⎢ ⎝
v dp dh dh ⎠ ⎥
−
p dv ⎢ ⎛ dq dj ⎞ ⎥
⎢ κ ⎜ dh + dh ⎟ - 1 ⎥
⎣ ⎝ ⎠ ⎦
Da dq + dj = dh - dy ist, folgt:
⎡ ⎛ dy ⎞ ⎤
⎢ ⎜1 - ⎟ - 1 ⎥
=κ⎢ ⎝
v dp dh ⎠
− −⎥ (1.55)
p dv ⎢ ⎛ dy ⎞ ⎥
⎢ κ ⎜1 - dh ⎟ - 1 ⎥
⎣ ⎝ ⎠ ⎦
⎡ ⎛ dy ⎞ ⎤
⎢ ⎜1 - dh ⎟ - 1 ⎥
n=κ⎢ ⎝ ⎠ ⎥ (1.56)
⎢ ⎛ dy ⎞ ⎥
⎢ κ ⎜1 - dh ⎟ - 1 ⎥
⎣ ⎝ ⎠ ⎦
v ⎛ ∂p ⎞
n=- ⎜ ⎟ (1.58)
p ⎜⎝ ∂ v ⎟⎠ ν = konst.
Die Beziehung (1.57) besagt, dass das Verhältnis zwischen der Druckänderungsarbeit v·dp
und der sogenannten Volumenänderungsarbeit p·dv bei einer polytropen Zustandsänderung
konstant ist. Im Bild 1.22 ist dieser Sachverhalt qualitativ dargestellt.
- 42 -
p
A Die oben gemachte Feststellung gilt, wie be-
Polytrope reits erwähnt, bei der Vernachlässigung der ge-
( dh ) ringen Temperaturabhängigkeit des κ-Wertes.
(vdp) ν = const
vdp
Da nach Gleichung (1.56) der Polytropenex-
ponent n u.a. von κ = κ(T) abhängt, ist somit
E auch n = n(T) eine Funktion der Temperatur. In
dem Sonderfall der isentropen Zustandsände-
(pdv) ν
rung - sowohl der adiabaten isentropen als auch
der isentropen Zustandsänderung, welche durch
v die simultane Wärmeabfuhr der im Prozess ent-
standenen Dissipation erreicht wird - ist be-
Bild 1.22: Veranschaulichung des kon- kanntlich dy = dh. Aus der Gleichung (1.56) er-
stanten Verhältnisses zwi- gibt sich in diesem Fall n = κ.
schen p·dv und v·dp bei einer
polytropenZustandsänderung
Um die gesuchte Funktion v = v(p) zu finden, soll nun Gleichung (1.57) integriert werden.
Um einerseits die Temperaturabhängigkeit des Polytropenexponenten zu berücksichtigen und
andererseits eine einfache Integration der genannten Gleichung zu ermöglichen, wird nun ein
mittlerer Polytropenexponent n eingeführt.
v ⋅ dp
− =n
p ⋅ dv
p v
dp dv
∫
pE
p
=-n
v
v ∫
E
p v
1n = - n 1n
pE vE
p vn = pE vE = const.
n
(1.59)
Da wir die Funktion v = v(p) gefunden haben, können wir nun die Gleichung für die Druck-
änderungsarbeit y = ∫v dp integrieren.
∫
y = v dp
pE
(1.60)
1
vE pE n
v= 1
pn
- 43 -
Nach dem Einsetzen dieser Beziehung in die Gleichung (1.60) wird nun dieselbe integriert.
Durch Umformung ergibt sich schließlich:
⎡ n −1
⎤
⎛ p ⎞
p E v E ⎢⎢⎜⎜ - 1⎥⎥
n n
y = ⎟⎟ (1.61)
⎢⎣⎝ E ⎠
n -1 p
⎥⎦
⎡ n −1
⎤
⎢ ⎛ p ⎞ n
⎟⎟ - 1⎥
n
y = R TE ⎢⎜⎜ ⎥ (1.62)
⎢⎣⎝ E ⎠
n -1 p
⎥⎦
П = p/pE
eingesetzt.
Für die isentrope Zustandsänderung lassen sich analog zur polytropen Zustandsänderung die
folgenden Beziehungen ableiten. Für s = 1 ergibt sich aus Gleichung (1.56) : n = κ , so dass
folgt:
p ⋅ v κ = konst. (1.63)
⎡ κ −1
⎤
κ ⎛ p ⎞ κ
ys = R TE ⎢⎢⎜⎜ ⎟⎟ - 1⎥⎥ (1.64)
κ -1
⎢⎣⎝ E ⎠
p
⎥⎦
Bei einer isothermen Zustandsänderung ist T = TE, d.h. nach Gleichung (1.42) ist ∆h = 0.
Über die Gasgleichung
p⋅v = R ⋅T
lässt sich die Polytropenbeziehung nach Gleichung (1.59) wie folgt umformen:
n −1
T ⎛ p ⎞ n
=⎜ ⎟ (1.56)
TE ⎜⎝ p E ⎟⎠
n −1
⎛ p ⎞ n
⎜⎜ ⎟⎟ =1 (1.66)
⎝ pE ⎠
- 44 -
n = 1.
Setzt man n = 1 in die für y abgeleitete Beziehung (1.62) ein, so erhält man einen unbestimm-
ten Ausdruck. Führt man hingegen aus der Gasgleichung für T = konst.
p ⋅ v = R ⋅ TE = konst.
in die Ausgangsbeziehung
y T = ∫ v ⋅ dp
A
dp
y T = R ⋅ TE ∫
E
p
(1.67)
y T = R ⋅ TE ⋅ 1n (p A /p E ). (1.68)
A
y = v ⋅ dp = v E (p A - p E )
∫ (1.69)
E
Das gleiche Ergebnis erhält man, wenn man von Gleichung (1.61) ausgeht
⎡ n −1
⎤
⎛ p ⎞
⋅ p E ⋅ v E ⎢⎢⎜⎜ - 1⎥⎥.
n n
y = ⎟⎟
⎢⎣⎝ E ⎠
n -1 p
⎥⎦
v ⋅ dp
n=
p ⋅ dv
geht für ein inkompressibles Fluid wegen dv = 0 n gegen Unendlich. Formt man den Aus-
druck
n -1 1
in 1 -
n n
- 45 -
n -1 n
um, so wird mit n → ∞ sowohl als auch =1
n n -1
Damit erhält man für die Druckänderungsarbeit für ein inkompressibles Fluid:
⎛p ⎞
y = p E v E ⎜⎜ A - 1⎟⎟ = v E (p A - p E ) = (p A - p E )
1
(1.69)
⎝ pE ⎠ ρE
Zur Berechnung der Enthalpiedifferenz ∆h gehen wir von der für ein ideales Gas geltenden
Beziehung
∆h = c p (T ) ⋅ ∆T
aus. Mit
κ
c p (T ) = ⋅R und ∆T = T - TE
κ -1
erhält man
κ
∆h = R (T - TE )
κ -1
oder
κ ⎛ T ⎞
∆h = R TE ⎜⎜ - 1⎟⎟ (1.70)
κ -1 ⎝ TE ⎠
n -1
T ⎛ p ⎞ n
=⎜ ⎟⎟
TE ⎜⎝ p E ⎠
⎡ n -1
⎤
∆h =
κ ⎢⎛⎜ p ⎞
⎟⎟
n
- 1⎥⎥
R TE ⎢⎜ p (1.71)
κ -1
⎢⎣⎝ E ⎠ ⎥⎦
p ⋅ v κ = const.
⎡ κ -1
⎤
∆h =
κ
R TE ⎢⎛⎜ p ⎞
⎟⎟
κ
- 1⎥⎥ (1.72)
κ -1 ⎢⎜ p
⎢⎣⎝ E ⎠ ⎥⎦
- 46 -
∆h = c p (T ) ⋅ ∆T = 0.
Die Berechnung von ∆h für die Zustandsänderung mit einem inkompressiblen Fluid wird
zweckmäßigerweise über die Bestimmung von y, j und ggf. q mit Hilfe des 2. Hauptsatzes
durchgeführt.
Für einen adiabaten Prozess wird dieses im Kapitel 1.4.1 bei der Berechnung des polytropen
Wirkungsgrades gezeigt.
Nach der allgemeinen Definition des Wirkungsgrades als das Verhältnis von Nutzen zu Auf-
wand wird der polytrope Wirkungsgrad für eine polytrope Zustandsänderung gebildet. Die
Druckänderungsarbeit y stellt den Nutzen, die Summe aus Druckänderungsarbeit und Dissipa-
tion j den Aufwand dar.
dy 1
η dV = = (1.73)
dy + dj dj
1+
dy
Da das differentielle Verhältnis dj/dy über die polytrope Zustandsänderung als konstant vor-
ausgesetzt worden ist, muss auch der differentielle Wirkungsgrad d über die Zustandsände-
rung konstant sein.
∆h y + j+ q
ν = =
y y
j q
= 1+ +
y y
folgt:
j q
1+ = ν-
y y
y+ j q
= ν-
y y
- 47 -
y 1
η pol V = =
y+ j q
ν-
y
y
η polV = (1.75)
∆h - q
1 y
η pol V ad = = (1.76)
ν ∆h
Der Wirkungsgrad für die Turbine im diabaten Fall ergibt sich analog zu
y+ j j q
η pol T = = 1+ = ν -
y y y
∆h - q
η pol T = (1.77)
y
∆h
η pol T ad = ν = (1.78)
y
Der polytrope Wirkungsgrad ist somit eine Funktion vom Polytropenverhältnis und der spe-
zifischen Wärmemenge q, die zu- oder abgeführt wird. Für polytrope adiabate Zustandsände-
rungen ist der polytrope Wirkungsgrad nur eine Funktion des Polytropenverhältnisses .
Zur Berechnung der so definierten Wirkungsgrade sind die jeweils notwendigen Energiegrö-
ßen y, ∆h, j und ggf. q nach Abschnitt 1.1.1 zu bestimmen und einzusetzen. Dabei ist die Vor-
zeichenregel 1.2.2 zu beachten.
Ist zuvor der Wirkungsgrad pol mittels der Energiegrößen ∆h, y, j und q definiert worden, so
soll nun nachgewiesen werden, dass für ein ideales Gas auch eine Definition über Zustands-
größen, Druck und Temperatur bzw. Entropie möglich ist. Der Sinn einer solchen Umformu-
lierung liegt in einem späteren Vergleich mit dem isentropen Wirkungsgrad bezüglich der
Darstellbarkeit im h,s-Diagramm.
Turbine:
dh c p dT
η pol T ad = ν = = (1.79)
dy v dp
- 48 -
dT
cp
η pol T ad = T (1.80)
dp
R
p
Aus der Fundamentalgleichung lassen sich nun die Entropiedifferenzen bei konstantem Druck
und konstanter Temperatur berechnen:
T ds = dh - dy (1.24)
c p dT − v dp
ds =
T
mit v / T = R / p ist:
dT dp
ds = c p -R (1.81)
T p
dT
(ds) p = c p (1.82)
T
dp
(ds) T = - R
p
(1.83)
dp
− (ds) T = R
p
Diese Beziehungen lassen sich in die Gleichung des polytropen Wirkungsgrades einsetzen
dT
cp
η pol T ad = T (1.80)
dp
R
p
TA
c p 1n
(ds) p (∆s) p TE
η pol T ad = = - = (1.84)
− (ds) T (∆s) T p
R 1n A
pE
- 49 -
pA
R 1n
dy (ds) T (∆s) T pE
η pol V ad = =- =- = (1.85)
dh (ds) p (∆s) p T
c p 1n A
TE
Als inkompressibles Fluid sind Fluide bezeichnet worden, deren spezifisches Volumen vom
Druck nicht abhängig sind. (Dies gilt im allgemeinen für Flüssigkeiten). Das spezifische Vo-
lumen ist dann allein eine Funktion der Temperatur. Aus der folgenden Tabelle 1.1 ist z.B. für
Wasser eine geringe Abhängigkeit des spezifischen Volumens vom Druck abzulesen, so dass
die Annahme der Druckunabhängigkeit nicht uneingeschränkt gilt.
Je nach zulässiger Abweichung muss die maximale Druckdifferenz festgelegt werden, für die
das Fluid noch als inkompressibel betrachtet werden darf.
Unter der idealisierten Annahme, dass Prozesse mit vollkommen inkompressiblen Fluiden
durchgeführt werden, lassen sich die Wirkungsgrade vereinfacht berechnen. Dabei wird vor-
ausgesetzt, dass die Flüssigkeitspumpen - wegen der weitgehenden Inkompressibilität der
Flüssigkeiten spricht man nicht von Flüssigkeitsverdichtern - und die Flüssigkeitsturbinen
adiabat arbeiten, was dem Betriebsverhalten in guter Näherung entspricht.
Für eine polytrope Zustandsänderung mit einem inkompressiblen Fluid ist nach Gleichung
(1.69)
y = v ⋅ (p A - p E ).
Mit v = konst. ist y lediglich eine Funktion des Druckes, nicht aber der Temperatur.
Durch die irreversible Reibungsarbeit wird der Flüssigkeit eine Wärmemenge zugeführt, so
dass gilt:
Tds irr = dq irr = c F dT (1.86)
∫ T ds irr = q irr = c F (T ) dT = c F
∫
TA
TE ⋅ (TA - TE ) (1.87)
E E
Es wird eine mittlere spezifische Wärmekapazität c F anstelle von c F (T ) gewählt, um die In-
tegration einfach durchführen zu können. Die Definition für
c F |TTAE
lautet:
TA
1
= ∫c
TA
cF TE F dT (1.88)
TA - TE TE
Die Abweichung der wirklichen von der mittleren spezifischen Wärmekapazität ist z.B. im
Bereich von 0 - 100 °C so gering (cF 0°C = 4217,4 J/kg K, cF 100°C = 4215,6 J/kg K), dass der
Fehler unbedeutend wird. Der Wirkungsgrad einer Flüssigkeitspumpe (Index FP) ist danach:
1
ηF P = (1.89)
ρ ⋅ c F ⋅ (TA - TE )
1+
pA - pE
y EA + j EA
ηF T = (1.90)
y EA
ρ ⋅ c F ⋅ (TA − TE )
η FT = 1 + (1.91)
pA - pE
Für Verdichter und Turbine lassen sich die isentropen Wirkungsgrade definitionsgemäß für
den allgemeinen Fall angeben:
ys
Verdichter: ηs V = (1.92)
y+ j
∆h s
ηs V = (1.93)
∆h - q
∆h s y
η s V ad = = s (1.94)
∆h ∆h
- 51 -
Für die Turbine ergibt sich im allgemeinen Fall der isentrope Wirkungsgrad zu:
y+ j
ηs T = (1.95)
ys
∆h - q
ηs T = (1.96)
∆h s
∆h ∆h
η s T ad = = (1.97)
∆h s ys
Der isentrope Wirkungsgrad lässt sich als Streckenverhältnis direkt im h,s-Diagramm darstel-
len.
Für adiabate Prozesse stellt der isentrope Prozess die optimale Prozessführung dar, so dass der
isentrope Wirkungsgrad im adiabaten Fall ein Maß für die Prozessgüte, gemessen an der op-
timalen Prozessführung, liefert.
Nachteilig wirkt sich aber die Abhängigkeit des isentropen Wirkungsgrades vom Druckver-
hältnis p/pE aus, was anhand des Bildes 1.23 gezeigt werden soll.
p4
h p3
A p2
p1
As
∆h
∆h s
∆h*s ∆h*
E
Es sei eine polytrope Zustandsänderung zwischen den Punkten E und A im h,s-Diagramm ge-
geben. Der polytrope Wirkungsgrad ist über die gesamte Zustandsänderung konstant, d.h. es
ergäbe sich der gleiche polytrope Wirkungsgrad auch für die Zustandsänderung zwischen den
Isobaren p1 und p2.
Die Linien konstanten Druckes im h,s-Diagramm besitzen für ideale Gase die Eigenschaft,
dass eine Linie p1 = const. durch Verschieben in Abszissenrichtung (s-Achse) mit anderen Li-
- 52 -
nien pi = const. zur Deckung gebracht werden kann. Das heißt, dass in Abszissenrichtung die
Abstände zweier Isobaren voneinander über den ganzen Bereich der Kurven gleich sind. Die
Abstände in Ordinatenrichtung sind jedoch nicht konstant, sondern nehmen für wachsende
Entropie zu.
Der isentrope Wirkungsgrad zwischen den Isobaren p1 und p4 ergibt sich zu
ηs = ∆h s / ∆h,
Diese Wirkungsgrade besitzen wegen der nicht konstanten Abstände in Ordinatenrichtung un-
terschiedliche Werte.
Aus diesem Grund lassen sich Maschinen, die unterschiedliche Druckverhältnisse aufweisen,
über den isentropen Wirkungsgrad nicht vergleichen.
⎡ n -1
⎤
n
R TE ⎢⎛⎜ p ⎞
⎟⎟
n
- 1⎥⎥
⎢⎜ p
⎢⎣⎝ E ⎠
n -1
y ⎥⎦
η pol V ad = = (1.98)
∆h ⎡ n -1
⎤
κ ⎛ p ⎞ n
R TE ⎢⎢⎜⎜ ⎟⎟ - 1⎥⎥
κ -1
⎢⎣⎝ E ⎠
p
⎥⎦
n κ -1
η pol V =
n -1 κ
Analog gilt für den polytropen Wirkungsgrad bei adiabater Entspannung der Turbine:
n -1 κ
η pol T ad = (1.99)
n κ -1
⎡ κ -1
⎤
κ
R TE ⎢⎛⎜ p ⎞
⎟⎟
κ
- 1⎥⎥
κ -1 ⎢⎜ p
∆h s ⎢⎣⎝ E ⎠ ⎥⎦
η s V ad = =
∆h ⎡ n -1
⎤
κ ⎛ p ⎞
R TE ⎢⎢⎜⎜ - 1⎥⎥
n
⎟⎟
κ -1
⎢⎣⎝ E ⎠
p
⎥⎦
- 53 -
κ -1
⎛ p ⎞ κ
⎜⎜ ⎟⎟ -1
=⎝ ⎠
pE
η s V ad n -1
(1.100)
⎛ p ⎞ n
⎜⎜ ⎟⎟ -1
⎝ pE ⎠
Der isentrope Wirkungsgrad der Turbine bei adiabater Entspannung ist analog:
n -1
⎛ p ⎞ n
⎜⎜ ⎟⎟ -1
=⎝ ⎠
pE
η s T ad κ -1
(1.101)
⎛ p ⎞ κ
⎜⎜ ⎟⎟ -1
⎝ pE ⎠
In den Kapiteln 1.4.1 bzw. 1.4.2 sind der polytrope bzw. der isentrope Wirkungsgrad bereits
definiert worden. An dieser Stelle lässt sich zeigen, dass der isentrope Wirkungsgrad s außer
von dem Isentropen- und Polytropenexponent auch noch vom Druckverhältnis p/pE beein-
flusst wird ( pol = pol (n,κ); s = s (n, κ, p/pE)). Die Vor- und Nachteile, die sich daraus her-
leiten, waren bereits erläutert worden.
Zur Umrechnung des isentropen in den polytropen Wirkungsgrad bzw. umgekehrt lassen sich
folgende Beziehungen aus der Kombination der Wirkungsgrade für den adiabaten Fall herlei-
ten:
κ -1
= κ
n -1
(1.102)
n η pol V
κ -1
⎛ p ⎞ κ
⎜⎜ ⎟⎟ -1
η sV = ⎝ pE ⎠ (1.103)
1 κ -1
⎛ p ⎞ ηpol V κ
⎜⎜ ⎟⎟ -1
⎝ pE ⎠
- 54 -
κ -1
η polT ⋅
⎛ p ⎞ κ
⎜⎜ ⎟ −1
⎝ p E ⎟⎠
η sT = κ -1
(1.104)
⎛ p ⎞ κ
⎜⎜ ⎟⎟ −1
⎝ pE ⎠
Verdichter:
κ -1
⎛ p ⎞ κ
1g⎜⎜ ⎟⎟
η pol V = ⎝ pE ⎠ (1.105)
⎧ ⎡ κ -1
⎤⎫
⎪
1g ⎨1 +
1 ⎢⎛⎜ p ⎞ κ
⎟⎟ - 1⎥⎥ ⎬
⎪
⎢⎜ p
⎪ η sv ⎢⎣⎝ E ⎠ ⎥⎦ ⎪⎭
⎩
Turbine:
⎧ ⎡ κ -1 ⎫
⎤
⎪ ⎛ p ⎞ κ ⎪
1g ⎨1 - η sT ⎢⎢1 - ⎜⎜ ⎟⎟ ⎥
⎥⎬
⎢⎣ ⎝ E ⎠
⎪ p
⎥⎦ ⎪⎭
η pol T = ⎩ (1.106)
κ -1
⎛ p ⎞ κ
1g⎜⎜ ⎟⎟
⎝ pE ⎠
Das Bild 1.24 stellt diese Zusammenhänge zwischen polytropem und isentropem Wirkungs-
grad beim Verdichter abhängig vom Druckverhältnis für adiabate Zustandsänderungen dar.
Bei bekanntem Druckverhältnis lassen sich damit schnell zugeordnete Werte für die verschie-
denen Wirkungsgrade ablesen.
κ - 1 κ - 1
pA κ pA κ
[( ) -1 ] lg ( )
pE pE
ηs = 1 κ - 1
ηpol = κ - 1
pA ηpol κ 1 pA κ
[( ) -1 ] 1+
{ [( ) -1 ]}
pE ηs pE
ηpol = 1
1,0
0,98
ηs
0,96
0,94
0,92
0,9
0,90
- 55 -
0,88
0,86
0,8 0,84
0,82
0,80
0,78
0,7
0,76
0,6 0,70
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
pA / pE
Bild 1.24: Zusammenhang zwischen dem isentropen und dem polytropen Wirkungsgrad von
- 56 -
1.4.3 Erhitzungsfaktor f∞
Die Differenz der polytropen und der isentropen Druckänderungsarbeit (y - ys) ist ein Maß für
die zusätzliche Zufuhr irreversibler Wärme bei der adiabaten polytropen gegenüber der adia-
baten isentropen Zustandsänderung. Der Erhitzungsfaktor bezieht die Differenz von polytro-
per und isentroper Druckänderungsarbeit auf die isentrope Druckänderungsarbeit bei unend-
lich feiner Stufenaufteilung:
y - ys y
≡ f ∞ oder 1 + f ∞ ≡ (1.107)
ys ys
und stellt ein Maß für die Differenz der gesamten Druckänderungsarbeiten dar. Der Erhit-
zungsfaktor für diskrete Stufenzahl wird mit fz bezeichnet. Die Druckänderungsarbeiten der
beiden Zustandsänderungen lassen sich im p,v-Diagramm darstellen. Der Darstellung seien
folgende Überlegungen vorangestellt:
Werden eine polytrope und eine isentrope Zustandsänderung bei gleichem Druckverhältnis
adiabat durchgeführt, so führt die verlustbehaftete polytrope gegenüber der verlustlosen
isentropen Zustandsänderung stets zu einer höheren Endtemperatur. Dies gilt sowohl für die
Entspannung als auch für die Verdichtung.
Entsprechend der Gasgleichung ist bei gleichem Austrittsdruck der beiden Zustandsänderun-
gen das spezifische Volumen am Ende der polytropen Zustandsänderung größer als bei der
isentropen.
Verdichter Turbine
p p
A sV AV ET
2 2
ν = const ν = const
s = const s = const
1 1
EV A sT AT
v v
Bild 1.25: Polytrope und isentrope Zustandsänderungen für Verdichter und Turbine
Aus dieser Überlegung lassen sich im p,v-Diagramm die polytrope und die isentrope Zu-
standsänderung leicht qualitativ einzeichnen, denn die Austrittsvolumina der polytropen Zu-
standsänderung müssen stets bei größeren Werten liegen als diejenigen bei isentroper Zu-
standsänderung (Bild 1.25).
- 57 -
Ein Vergleich der Druckänderungsarbeiten ypol und ys, die sich als Fläche zwischen Linien
konstanten Druckes und der Zustandsänderung im p,v-Diagramm darstellen, zeigt, dass die
polytrope Druckänderungsarbeit ypol stets größer ist als die isentrope Druckänderungsarbeit ys.
ypol > ys
f∞ > 0
wegen
y
1 + f∞ = >1 (1.108)
ys
Durch Erweiterung der Beziehung für den Erhitzungsfaktor mit 1/∆h erhalten wir einen Aus-
druck, der den polytropen und isentropen Wirkungsgrad enthält.
y
η pol V
= ∆h =
y
1+ f∞ = (1.109)
ys ∆h s ηs V
∆h
∆h
y y ηsT
1+ f∞ = = s = (1.111)
y s ∆h η pol T
y
Für die Entspannung wird f∞ als Wärmerückgewinnungsfaktor bezeichnet, weil die durch Dis-
sipation entstandene Wärme während des weiteren Entspannungsvorganges zum Teil wieder
in Druckänderungsarbeit umgesetzt werden kann.
y
1 + f∞ = y
s
0,15
f∞
Turbine Verdichter
κ = 1,4 κ = 1,4
0,12
,7 )
=0
)
=0
0,09
(q
lV
po
η
ν
(
=
29
0,
7
- 58 -
,4
=
3
η
=1
po
0,06 lT
ν=
25
(q
1,
ν =0
=
= )
ν
0,
75 6
ν= 17
0, 1,
8 ν=
ν=
0, 8
5 11
0,03 1, 1
ν=0 ν=
,9
3
ν = 0,95 ν = 1. 0 5
ν = 1,0 ν = 1,0
0
0,1 0,2 0,3 0,4 0,6 0,8 1,0 2 3 4 5 6 7 8 10
pA pE
/
Die Druckänderungsarbeiten sind aber wiederum - gemäß Abschnitt 1.3.7 - Funktionen des
Druckverhältnisses Π, des polytropen Wirkungsgrades pol und des Isentropenexponenten κ.
Der Erhitzungsfaktor f∞ lässt sich dann allgemein schreiben als
Das Bild 1.26 ist ein maßstabsgetreues Arbeitsblatt und zeigt die Abhängigkeit des Erhit-
zungsfaktors von den genannten Größen.
1.4.4 Darstellung des polytropen und isentropen Wirkungsgrades sowie des Erhit-
zungsfaktors im T,s und h,s-Diagramm
y y
Verdichter: η pol V = =
y+ j ∆h - q
y + j ∆h - q
Turbine: η pol T = =
y y
∆h s ∆h s
Verdichter: ηs V = =
y + j ∆h - q
y + j ∆h - q
Turbine: ηs = =
∆h s ∆h s
T
Erhitzungsfaktor f∞:
y η pol V
Verdichter: 1+ f∞ = =
∆h s η sV
y ηs T
Turbine: 1+ f∞ = =
∆h s η pol T
Wie im Abschnitt 1.3.6 ausführlich behandelt wurde, lassen sich Energien im T,s-Diagramm
als Flächen darstellen.
- 60 -
Eine Abschätzung der o.g. Wirkungsgrade aus den Flächengrößen ist für einen diabaten Pro-
zess außerordentlich schwierig. Schränkt man jedoch auf eine adiabate Prozessführung ein, so
lassen sich einige qualitative Aussagen machen.
Am Beispiel eines Verdichtungsvorganges nach Bild 1.27 sei eine solche Abschätzung erläu-
tert:
T Verdichter
Der polytrope Wirkungsgrad für einen
adiabaten Verdichtungsvorgang ist
A pA = const
TA As y
η pol V =
TAs ∆h
= ∆ hs
=∆h
pE = const Im allgemeinen irreversiblen Prozess ist
C E Fläche BCAED < Fläche BCAF d.h.
TE
y < ∆h
und damit
B D F s
η pol < 1
Bild 1.27: Vergleich der isentropen und der
polytropen Zustandsänderung eines
Verdichters im T,s-Diagramm
Wird der adiabate Prozess im Grenzfall reversibel (isentrop), so sind die Flächen ys und ∆hs
identisch. Somit wird für den Grenzprozess
η pol V = 1
Die Größe der Fläche DEAF ist ein Maß für die Größe j und für den polytropen Wirkungs-
grad η pol .
Ist sie relativ groß, ist der Wirkungsgrad relativ niedrig und umgekehrt. Wird die Fläche zu
Null, wird pol = 1. Ein Wirkungsgrad größer 1 ist ausgeschlossen, da Flächen nur größer oder
gleich Null sein können.
Den isentropen Wirkungsgrad s V schätzt man ab, indem man die Flächen BCAsD und BCAF
ins Verhältnis setzt. Anschauliches Maß für die Größe des isentropen Wirkungsgrades ist die
Fläche DAsAF. Ihre Größe steht im reziproken Verhältnis zu s. Für den adiabat isentropen
Prozess wird diese Fläche zu Null und der isentrope Wirkungsgrad wird gleich 1.
y - ys
f∞ =
ys
- 61 -
d.h., es werden die Flächen EAsA und BCAsD ins Verhältnis gesetzt. Die Fläche EAsA steht
in direkter Relation zur Größe des Erhitzungsfaktors. Im reversiblen Grenzfall wird diese Flä-
che und damit der Erhitzungsfaktor gleich Null. Eine negative Fläche und damit ein negatives
f ist ausgeschlossen.
Im h,s-Diagramm werden Energien als Strecken wiedergegeben. Eine explizite Darstellung ist
jedoch nur für die Zustandsgröße Enthalpie bzw. für ∆h und für die kinetische Energie c2/2
möglich. Für die Prozessgrößen y, j und q gelingt das nicht.
h Verdichter pA
c A2 /2
A
As
∆ht
∆hts ∆h pE
∆hs = ys
c E2/2
E
So ist zunächst nach Bild 1.28 nur der isentrope Wirkungsgrad s für einen adiabaten Prozess
gemäß Gleichung
∆h s
ηs V =
∆h
Wird weitergehend vorausgesetzt, dass sich das benutzte Fluid wie ein ideales Gas verhält, so
kann man die Verknüpfung des polytropen Wirkungsgrades mit der Zustandsgröße Entropie s,
wie im Abschnitt 1.4.1 beschrieben, benutzen.
- (∆s )T - (∆s )p
η pol = ; η pol =
V
(∆s )p T
(∆s )T
Die Strecken (∆s )p bzw. (∆s )T sind in den Bildern 1.29 und 1.30 für die Turbine bzw. Ver-
dichter im h,s-Diagramm dargestellt. Da sich für ideale Gase das h,s-Diagramm vom T,s-
Diagramm lediglich durch den Faktor cp(T) (cp = h/T), also durch einen anderen Ordinaten-
maßstab, unterscheidet, finden sich gleiche Strecken für die Entropiedifferenz auch im T,s-
Diagramm, weil nur Projektionen der Zustandsänderungslinien auf die Abszissenachse heran-
gezogen sind.
Die wirkliche Zustandsänderung, die hier also im h,s-Diagramm dargestellt ist, kann man sich
aus einer isothermen und einer isobaren Zustandsänderung zusammengesetzt denken. Die
- 62 -
Wahl dieser theoretischen Prozessführung ist zulässig, weil die Enthalpie Potentialcharakter
besitzt und somit nur vom Anfangs- und Endzustand, nicht aber von der Prozessführung ab-
hängig ist.
h pE pA
E E'
A'
A
∆s EA
(∆s) T (∆s)p
(∆s) p (∆s)T
s A' sE sA s E' s
pA
h pE
A A'
E' E
∆s EA
(∆s) p (∆s)T
(∆s)T (∆s) p
sE' sE sA s A' s
Per Definition ist der isotherme Wirkungsgrad das Verhältnis von spezifischer technischer
Arbeit bei einem reversiblen isothermen Prozess mit der spezifischen technischen Arbeit in
einem wirklichen, irreversiblen Prozess.
yT yT
ηT V = = (1.115)
y + j ∆h - q
- 63 -
ist der isotherme Wirkungsgrad eines Verdichtungsvorganges. Ein hoher isothermer Wir-
kungsgrad ist danach kein direktes Kennzeichen einer hohen Verdichterqualität, da die Küh-
lungsintensität eine maßgebliche Rolle spielt.
Geht es nur darum, die Annäherung eines gekühlten Prozesses an den isothermen Prozess zu
beurteilen, so ist eine anders geartete Definition des isothermen Wirkungsgrades sinnvoll.
yT
ηT = (1.116)
y
⎡ n −1
⎤
⎛ p ⎞
R ⋅ TE ⎢⎢⎜⎜ - 1⎥⎥
n n
y = ⎟⎟
⎢⎣⎝ E ⎠
n -1 p
⎥⎦
und
y T = R ⋅ TE ⋅ 1n (p/p E )
⎛ p ⎞
1n ⎜⎜ ⎟⎟
ηT =
yT
= ⎝ p E ⎠
(1.117)
y ⎡ n −1
⎤
n ⎢⎛ p ⎞ n
⎜ ⎟ - 1⎥
n - 1 ⎢⎜⎝ p E ⎟⎠ ⎥
⎢⎣ ⎥⎦
Zur Ermittlung des totalen Wirkungsgrades wird die Beziehung von Nutzen (total) zu Auf-
wand (ebenfalls total) aufgestellt. Es ergibt sich für den Verdichter
2 2
cA - cE
y EA + + g (z A - z E )
a EA - j EA 2
ηt V = = (1.118)
a EA a EA
h tA - h tE - q EA - j EA
ηt V = (1.119)
h tA - h tE - q EA
- 64 -
j EA
ηt V = 1 - (1.120)
h tA - h tE - q EA
a EA a EA
ηt T = = 2 2
(1.121)
a EA - j EA c - cE
y EA + A + g (z A - z E )
2
oder
h tA - h tE - q EA
ηt T =
h tA - h tE - q EA - j EA
1
ηt T = (1.122)
j EA
1-
h tA − h tE - q EA
Bei dieser Betrachtung ist außer den thermodynamischen Größen die Prozessführung von Be-
deutung, weil die Werte yEA bzw. qEA und j'EA vom Prozess abhängen.
In Gleichung (1.92) ist der isentrope Wirkungsgrad definiert worden. Führt man anstelle der
darin enthaltenen statischen Enthalpiedifferenzen ∆h und ∆hs die totalen Enthalpiedifferenzen
∆ht und ∆hst ein, so erhält man den totalen isentropen Wirkungsgrad.
2 2
cA - cE
∆h s t ∆h s + + g ⋅ (z A - z E )
ηs t V = = 2 (1.123)
∆h t - q 2
c - cE
2
∆h + A + g ⋅ (z A - z E ) - q
2
2 2
cA - cE
∆h + + g ⋅ (z A - z E ) - q
∆h t - q 2
ηs t T = = (1.124)
∆h s t 2
c - cE
2
∆h s + A + g ⋅ (z A - z E )
2
Ist P die Leistung, die im Inneren des abgegrenzten Systems nach Bild 1.3 vom Fluid auf den
Rotor bzw. umgekehrt übertragen wird, und ist Pm die Leistung, die zur Überwindung der La-
gerreibung außerhalb des Systems aufgewandt werden muss, so ist der mechanische Wir-
kungsgrad m per Definition für den
- 65 -
Verdichter
P
ηm V = (1.125)
P + Pm
P + Pm
ηm T = (1.126)
P
Für die Turbine scheint auf den ersten Blick ein Wirkungsgrad größer als eins möglich zu
sein. Es sei jedoch an die Vorzeichenregel erinnert, nach der die vom Fluid abgegebene Leis-
tung P negativ gezählt wird, während Reibungsleistungen stets dem Fluid zugeführt und damit
positiv gerechnet werden. So betrachtet ist auch der Betrag im Zähler des Turbinenwirkungs-
grades kleiner als der Betrag im Nenner.
- 66 -
2. Maschinenkenngrößen
Bei vielen technischen Problemen führt ein mathematisch deduktiver Lösungssatz nicht zum
Ziel. Entweder fehlt eine vollständige mathematische Beschreibungsmöglichkeit oder die ge-
schlossene Lösung der aufgestellten Gleichungen oder der Gleichungssysteme ist nicht mög-
lich.
Liegt ein solches exakt nicht lösbares Problem vor, versucht man mit Hilfe von Modellversu-
chen Lösungen zu erhalten, wobei die Modelle dem vorliegenden Fall entsprechen müssen,
d.h. sie müssen ähnlich sein, um die Lösungen übertragbar zu machen.
Im physikalisch technischen Bereich lassen sich mit Hilfe der Ähnlichkeitsmechanik Kriterien
für die Ähnlichkeit angeben.
Dieses gilt speziell auch für die hier behandelten Turbomaschinen. Betrachtet man ähnliche
Maschinen, so stimmen die Kennzahlen dieser Maschinen überein. Die Aussagen über Re-
chen- und Messdaten sind untereinander übertragbar. Diese Übertragbarkeit ist in zweierlei
Hinsicht von Bedeutung; zum einen erlaubt der Modellversuch, sichere Auslegungsdaten für
Maschinen verschiedener Größen und Leistungen zu bestimmen, zum anderen können auch
prinzipielle Entwicklungen an Modellen durchgeführt werden. Die Ergebnisse sind bei Ähn-
lichkeit dann auf entsprechende Hauptausführungen übertragbar.
Im folgenden soll das Prinzip der Kennzahlbildung zunächst allgemein und dann bezogen auf
den Bereich "Strömungsmaschinen" erläutert werden.
1. Dimensionsanalyse
Dieses von Buckingham 1914 entwickelte Verfahren besteht im wesentlichen aus der Bildung
von Potenzprodukten. Es ist auch unter dem Namen П-Theorem bekannt und wird nachfol-
gend auf die Bildung der Maschinenkenngrößen angewandt.
2. Fractional-Analysis
Diese von Lord Rayleigh entwickelte Methode wurde im 19. Jahrhundert auf viele Probleme
der Mechanik angewendet. Bezüglich der Probleme der Thermo- und Fluiddynamik lassen
sich hiernach Kennzahlen bilden, indem entweder Kräfte oder Energien zueinander ins Ver-
hältnis gesetzt werden.
Kraftverhältnisse
Grundlage ist die Überlegung: Welche Kräfte treten in der Strömung auf und in welcher Pro-
portionalität stehen sie zu anderen wesentlichen Systemparametern.
Trägheitskraft: FT ~ w2/l
Druckkraft: FD ~ p/( ρ·l)
Reibungskraft: FR ~ ·w/l2
Schwerkraft: FS ~ g
Kapillarkraft: FK ~ /(ρ·l2)
- 67 -
Hieraus lassen sich 4 voneinander unabhängige Kraftverhältnisse bilden, die als dimensions-
lose Kenngrößen den Charakter der Strömung eindeutig beschreiben.
FD p
= = Eu (Eulerzahl)
FT ρ⋅ w2
FT w ⋅l
= = Re (Reynoldszahl)
FR ν
FT w2
= = Fr (Froud'sche Zahl)
FS ρ⋅l
FT ρ⋅ w2 ⋅l
= = We (Weberzahl)
FK σ
Energieverhältnisse
Man kommt durch ähnliches Vorgehen zu Kennzahlen der Strömung, wenn man die an einem
Massenelement ausgetauschten Energien zueinander ins Verhältnis setzt.
Kennzahlen, die nach diesem Verfahren gefunden werden, haben die am weitest reichende
Aussagefähigkeit.
Die Anwendung dieser Methode ist in der Grenzschichttheorie und in der Gasdynamik üblich.
Es sei ein Problem durch Differentialgleichungen mit zugehörigen Rand- und Anfangsbedin-
gungen gegeben. Durch Transformation der abhängigen Variablen kann erreicht werden, dass
sich die Zahl der unabhängigen Variablen um eins vermindert, d.h. aus einer partiellen DGL
mit 2 unabhängigen Variablen wird eine gewöhnliche DGL.
Zunächst wird für eine beliebige Aufgabenstellung, deren Lösung nicht exakt durchgeführt
werden kann, eine Aufstellung aller Einflussgrößen oder Maßgrößen vorgenommen. Die Ge-
samtheit der Einflussgrößen legt das betrachtete System vollständig und eindeutig fest. Um
dimensionslose Kennzahlen zu erhalten, die als Kriterium der Ähnlichkeit verwendet werden
können, müssen die Einflussgrößen durch einen geeigneten Faktor dimensionslos gemacht
werden. Dazu wählt man eine solche Anzahl von untereinander unabhängigen Einflussgrößen
als Bezugsgrößen aus, wie sie der Zahl der im betrachteten Problem auftretenden Grundgrö-
ßen entspricht.
Die Anzahl der Grundgrößen ist problemabhängig und kann im MKSA-Maßsystem wie folgt
angegeben werden:
Unabhängig von den gewählten Bezugsgrößen ergibt sich stets die Anzahl der Kenngrößen
als Differenz aus Einflussgrößenzahl und Anzahl der Kenngrößen bzw. der Bezugsgrößen.
Nach der Wahl der Bezugsgrößen kann durch die Dimensionsanalyse das Potenzprodukt der
Bezugsgrößen ermittelt werden, das jeweils die betrachtete Einflussgröße dimensionslos
macht und mit dieser Einflussgröße die betreffende Kennzahl bildet. Auf diese Weise erhält
man aus allen Einflussgrößen, die nicht als Bezugsgrößen gewählt worden waren, dimen-
sionslose Kenngrößen.
Dem Vorteil der Dimensionsfreiheit, die den direkten Vergleich ermöglicht, und der Reduk-
tion der problembeschreibenden Größen steht der Nachteil gegenüber, dass keine absoluten
Größen aus den Kennzahlen hervorgehen.
- 69 -
Das Verfahren der Kennzahlbildung soll nur auf die Gruppe der adiabaten Strömungsmaschi-
nen angewendet werden, weil in der Praxis die Kennzahlen nur auf einstufige Maschinen be-
zogen werden, die in moderner Ausführung stets adiabat betrachtet werden.
Zur Aufstellung der Einflussgrößenbeziehung wollen wir die allgemeine schematische Dar-
stellung einer adiabaten Strömungsmaschine mit kompressiblem Fluid betrachten.
m, p A , T A , vA , hA , s A , z A , c A , κA , η A , p'A , yEA , g , j EA ,
A
AA
P
N D
E
AE
m, p E , T E , v E , h E , s E , z E , cE , κ E , η E , p' E , g
Diese Einflussgrößenfunktion ist jedoch überbestimmt, d.h. sie enthält Größen, die von ande-
ren abhängig sind. Um zu einer möglichst kleinen Zahl von Kenngrößen zu kommen, ist es
zweckmäßig, die Einflussgrößenfunktion auf voneinander unabhängige Einflussgrößen zu re-
duzieren. Zur Klärung der Abhängigkeiten werden verschiedene Gesetze der Thermodynamik
und der Strömungsmechanik angewandt.
1. Energiesatz:
=0
⎡⎛ c
2
⎞ ⎛ c
2
⎞⎤
P + Q & ⎢⎜ h A + A + g ⋅ z A ⎟ - ⎜ h E + E + g ⋅ z E ⎟ ⎥
& = m (2.1)
⎢⎣⎜⎝ 2 ⎟ ⎜
⎠ ⎝ 2 ⎟⎥
⎠⎦
2. Zustandsgleichungen:
h = h (p, T) (2.3)
Die hier behandelten kompressiblen Fluide lassen sich mit hinreichender Genauigkeit als
ideale Gase betrachten. Dafür ist
Die Temperaturabhängigkeit von cp ist, zumindest in den bei Verdichtern auftretenden Tem-
peraturbereichen, vernachlässigbar gering. Danach ist
h E = c p ⋅ TE und h A = c p ⋅ TA (2.5)
p⋅v = R ⋅T (2.6)
Daraus folgt
p A ⋅ v A = R ⋅ TA und p E ⋅ v E = R ⋅ TE (2.7)
c) Tritt in einem idealen Gas eine Druckströmung auf, so pflanzt sich diese im isentropen Fall
mit der Schallgeschwindigkeit as fort
⎛ dp ⎞
a s = ⎜⎜ ⎟⎟ = κ⋅p⋅v = κ⋅R ⋅T (2.8)
⎝ dρ ⎠ s
cp
κ = und R = c p − c v
cv
angeschrieben.
Die darin enthaltene Größe κ ist bei idealen Gasen mit dem Isentropenexponenten κ identisch.
Im Bereich von 50 K bis 1600 K ist der Wert κ nahezu konstant, d.h.
κ A = κ E = κ = konst.
2
as
cp = (2.9)
T ⋅ (κ − 1)
- 71 -
Führt man diese Beziehung in Gleichung (2.4) ein, so ergibt sich folgender Zusammenhang:
as ⋅T
2 2
a
h = = s (2.10)
T ⋅ (κ − 1) κ − 1
3.Polytrope Zustandsänderung
p ⋅ v n = konst. (2.14)
n
⎛v ⎞
pA ⋅ vA = pE ⋅ vE
n n
bzw. p A = p E ⎜⎜ E ⎟⎟
⎝ vA ⎠
Fügt man hier die Überlegungen aus Abschnitt 2 ein, so erhält man
A
Über die Definition der Druckänderungsarbeit y EA = ∫ v ⋅ dp ist eine weitere Verknüpfung
E
des Austrittzustandes mit dem Eintrittszustand gegeben:
y EA = y EA (p E , p A , v E , v A ) (2.16)
y EA = y EA (a sE , v E , v A , κ, n) (2.17)
∫ T ds = j
E
EA = h A − h E − y EA (2.19)
Aus den vorausgegangenen Überlegungen in den Abschnitten 2 und 3 erhält man die
Dass die Entropien sA und sE abhängige Variable sind, weiß man aus der Tatsache, dass der
Zustand eines einfachen Systems durch zwei Zustandsgrößen (in diesem Fall as und v) ein-
deutig beschrieben ist.
5. Kontinuitätsgleichung
c⋅A
& =
m = konst. (2.21)
v
Mit dieser Aussage gewinnt man unter Berücksichtigung von Abschnitt 3 die
& , A A , y EA , a sE , v E , κ, n)
Folgerung: cA = cA ( m (2.22)
c E = c E (m
& , AE , vE ) (2.23)
6. Kinematische Zähigkeit
Die kinematische Zähigkeit ist mit der dynamischen Zähigkeit über die Dichte ρ verknüpft
η
ν = = η⋅ v (2.24)
ρ
d.h.:
ν E = η E ⋅ v E und ν A = η A ⋅ v A
ηE = ηA = η
gesetzt werden.
Folgerung: ν A = ν A (ν E , v E , a sE , y EA , κ, n) (2.25)
- 73 -
2. Prozessbeschreibende Größen
& und N
y EA , n, m
3. Geometriegrößen
D, AE und AA
Für Gase vereinfacht sich diese Funktion, da der Dampfdruck hier keine Rolle spielt und auf-
grund der geringen Dichte die potentielle Energie, dargestellt durch g·(zA – zE), gegenüber
den übrigen Energien vernachlässigbar ist.
F E ( kompr .) (m
& , y EA , v E , N, D, A A , A E , a sE , ν E , κ, n ) = 0 (2.27)
In der nachfolgenden Tabelle sind die Einflussgrößen mit den zugehörigen Größenarten auf-
geführt:
Größenart
Einflussgröße
(Grundgrößen - Potenzprodukt)
m& M ⋅ T −1
y L2 ⋅ T -2
vE L3 ⋅ M -1
N T-1
D L
AE L2
AA L2
asE L ⋅ T -1
E
L2 ⋅ T -1
κ
–
n
–
- 74 -
Es liegt daher ein dynamisches Problem vor. Daher sind 3 Bezugsgrößen auszuwählen, die in
ihrer Gesamtheit die 3 Grundgrößen mindestens einmal enthalten müssen. Welche Grundgrö-
ßen darüber hinaus gewählt werden, ist willkürlich. Dieses stellt zusammen mit der Auswahl
der unabhängigen Variablen die zweite Willkürlichkeit des Verfahrens dar.
Exemplarisch seien hier die Größen spez. Volumen vE, Drehzahl N und Durchmesser D ge-
wählt.
rn&
= Π m& (2.28)
[v E ] ⋅ [N] β ⋅ [D] γ
α
M: -α = 1 α = -1
T: -β = -1 β = 1
L: +3α = 0 = 3
Damit wird
& ⋅ vE
m &
V
Π m& = = E
(2.29)
N ⋅ D3 N ⋅ D3
Die gefundene Kennzahl hat sich in dieser Form in der Praxis nicht durchgesetzt. Angewandt
wird dagegen eine Kennzahl, die sich von Π m& durch den dimensionslosen Faktor 4/π2 unter-
scheidet.
Es sei an dieser Stelle vermerkt, dass sich die Aussagefähigkeit einer Kennzahl nicht ändert.
wenn man sie mit einem dimensionsfreien Faktor multipliziert.
Die erwähnte eingeführte Kennzahl heißt Durchflusszahl und ist wie folgt definiert:
cD
ϕD = (2.30)
u
Darin sind
&
4⋅V
cD = E
(2.31)
D2 ⋅ π
u = D⋅ π⋅ N (2.32)
- 75 -
4
ϕ D = Π m& (2.33)
π2
Bildet man durch analoges Vorgehen eine Kennzahl bezüglich der Druckänderungsarbeit yEA,
so erhält man durch den Exponentenvergleich
y EA
Π y EA =
D ⋅ N22
Auch diese Kennzahl wird in dieser Form nicht benutzt. Eingeführt ist die sogenannte Druck-
zahl Ψy mit folgender Definition:
y EA
Ψy = (2.35)
u2 / 2
2
Ψy = Π y EA ⋅ (2.36)
π2
Die Kennzahlbildung mit den Größen vE, D und N, die als Bezugsgrößen gewählt werden, lie-
fert nur die trivialen Kennzahlen gleich 1. Den Beweis hierfür kann man durch Exponenten-
vergleich führen.
AE
Π AE = (2.37)
D2
AA
Π AA = (2.38)
D2
Bilden wir nun eine Kennzahl zur Einflussgröße as. Der Exponentenvergleich ergibt
a sE
Π as E = (2.39)
N⋅D
Der mit π multiplizierte Kehrwert von Π a sE ist die in der Praxis gebräuchliche Kennzahl Mau,
die Machumfangszahl.
u π
Ma u = = (2.40)
a sE Π a sE
- 76 -
Da κ und n als dimensionslose Größen bereits den Charakter von Kennzahlen besitzen, ist nur
noch eine Kennzahl zur Einflussgröße E zu bilden.
νE
Π vE =
N ⋅ D2
Wie bei der Machumfangszahl ist auch hier der mit Π multiplizierte Kehrwert gebräuchlich.
Die sogenannte Reynoldsumfangszahl Reu ist wie folgt definiert.
u⋅D π
Re u = = (2.41)
νE Π νE
FKenn . (ϕ D , Ψy , Π A E , Π A A , Ma u , Re u , κ, n) = 0 (2.42)
Für den adiabaten Prozess sind κ und n über den polytropen Wirkungsgrad pol verknüpft.
Die Kennzahlen ΠAE und ΠAA seien unter dem Begriff "Geometrie" zusammengefasst.
Die Kenngrößenbeziehung nach Gleichung (2.42) kann dann wie folgt formuliert werden:
Diese Funktion kann durch zwei Funktionen ausgedrückt werden, die dann jeweils eine
Kenngröße weniger enthalten als die Ausgangsfunktion.
Zur Beschreibung von Turbomaschinen mit kompressiblen Fluiden haben sich folgende
Kenngrößenfunktionen durchgesetzt:
2. Für inkompressible Fluide werden as und κ unendlich groß. Als Einflussgrößen sind
sie daher nicht mehr zu verwenden.
3. Die potentielle Energie g (zA - zE) kann bei Flüssigkeiten nicht mehr vernachlässigt
werden.
4. Der Dampfdruck p 'E bzw. p 'A ist für die Beschreibung von hydraulischen Turboma-
schinen sehr wichtig. Mit dem Dampfdruck ist das Kavitationsverhalten von Pumpen
und Turbinen verbunden. Der Begriff "Kavitation" wird im Abschnitt "Sonderer-
scheinungen in Strömungsmaschinen" behandelt. Es wird sich dann zeigen, dass bei
Pumpen die Relation zwischen Dampfdruck und statischem Druck am Eintritt, bei
Turbinen zwischen Dampfdruck und statischem Druck am Austritt, maßgebend ist.
Die Differenzen
dargestellt. Der statische Druck pstat heißt auch Bezugsdruck pB.. Je nach Maschine - Pumpe
oder Turbine - ist der bezogene Dampfdruck ∆p 'E am Eintritt oder ∆p 'A am Austritt in die
Einfluss- bzw. Kenngrößenfunktion einzusetzen.
( )
& , y EA , v, D, N, A E , A A , z E , z A , ∆p' , ν, η pol , g = 0
FE m (2.47)
Die nachstehende Tabelle enthält die Einflussgrößen mit den zugehörigen Größenarten.
Einflussgröße Größenart
(Grundgrößen - Potenzprodukt)
m& M ⋅ T -1
yEA L2 ⋅ T -2
v L3 ⋅ M -1
D L
N T-1
AA, AE L2
zA, zE L
∆p’ M ⋅ T -2 ⋅ L-1
L2 ⋅ T -1
pol –
g L ⋅ T -2
- 78 -
Wählt man als Bezugsgrößen das spezifische Volumen v, den Durchmesser D und die Dreh-
& , y EA , A A , A E und ν die gleichen Kenn-
zahl N, so erhält man bezüglich der Einflussgrößen m
zahlen wie beim kompressiblen Fluid.
Wird die Dimensionsanalyse auf die restlichen Einflussgrößen angewandt, so ergibt der Ex-
ponentenvergleich folgende Kennzahlen:
zE
1. Π zE = (2.48)
D
zA
Π zA = (2.49)
D
Beide Kennzahlen geben Geometrieverhältnisse der Maschine wieder und werden mit dem
Unterbegriff "Geometrie" erfasst.
∆p ' ⋅ v
Π ∆p ' =
D2 ⋅ π2
Die Größe, die bis auf den Zahlenfaktor 2 der Druckzahl entspricht, wird in der Praxis nicht
verwendet.
∆p '
Th = (2.51)
∆p
Man erhält diese Kennzahl, wenn man anstelle der Druckänderungsarbeit yEA die Druckdiffe-
renz ∆p als unabhängige Einflussgröße wählt (siehe Gl. 2.46) und ∆p statt der Dichte v zur
Bezugsgröße gehört. Beide Substitutionen sind im Rahmen der freien Wahl von unabhängi-
gen Variablen und Bezugsgrößen erlaubt.
3. Die Kennzahl, die den Einfluss der Gravitation beschreibt, erhält man über den Exponen-
tenvergleich mit den ursprünglichen Bezugsgrößen v, D und N zu
g g⋅D
Πg = = 2 (2.52)
D⋅N 2
D ⋅ N2
Wird der Kehrwert der Gravitationskennzahl Πg mit π2 multipliziert, so erhält man die soge-
nannte Froude-Umfangszahl
w2
Fr =
g ⋅ ∆z
Die Froudezahl beschreibt Fließvorgänge bei Strömungen mit freien Oberflächen, also solche
durch offene Gerinne oder teilweise gefüllte Rohre oder Gehäuse. Es ist dann w die Fließge-
schwindigkeit und ∆z die Flüssigkeitstiefe. Der Ausdruck g ⋅ ∆z ist die Fortpflanzungsge-
schwindigkeit der Grundwelle.
Bei der Darstellung des Maschinenverhaltens zeigt sich ein großer Vorteil der Kenngrößen-
darstellung gegenüber der Darstellung mit Einflussgrößen. Am Beispiel der Abhängigkeit der
Druckdifferenz vom Massenstrom soll dieses demonstriert werden. Die Darstellung mit
Kennzahlen ermöglicht es, das Maschinenverhalten durch eine einzige Kurve wiederzugeben,
während bei der Darstellung ohne Kenngrößen sich Kurvenscharen ergeben, die den jeweili-
gen Parameter berücksichtigen müssen (Bilder 2.2 und 2.3).
v1 ∆p v
∆p v2
v3 D2 N2
D1
D2
D3
N1 N2 N3
m v
m D3 N
Bild 2.2: Darstellung des Turbomaschinen- Bild 2.3: Darstellung des Turbomaschi-
verhaltens mit Einflussgrößen als Parameter verhaltens mit dimensionslosen Kennzahlen
- 80 -
ηpol
ψy ψy
ηpol
Cordier-Diagramm
Eine bekannte Darstellung für die Zuordnung der Schnelllaufzahl und der Durchmesserzahl
ausgeführter Maschinenstufen ist das Cordier-Diagramm (Bild 2.5), wobei die eben genannten
Kennzahlen Kombinationen bereits bekannter Kennzahlen darstellen:
| Ψy |1 / 4
δ= Durchmesserzahl
ϕ 1D/ 2
ϕ 1D/ 2
σ= Schnelllaufzahl
| Ψ |3 / 4
Solche Kennzahlkombinationen sind zulässig, da sie im wesentlichen die Erweiterung einer be-
stimmten Kennzahl mit einem dimensionslosen Faktor darstellen.
Eine Verminderung der Parameter einer Kenngrößenfunktion ist damit nicht verbunden. Wie
das obige Beispiel zeigt, entstehen aus den Kenngrößen Ψy und φD zwei neue Kennzahlen
und , durch die Ψy und φD in der Kenngrößenfunktion ersetzt werden können.
- 81 -
Radial- u. Diagonal-Verdichter
Axial-Verdichter
10,0
δ
9,0
ψh
8,0
=0
Turbinen
,1
7,0
0,2
0,3
Verdichter
0,4
0,6
6,0
0,8
5,0
4,0 ϕ
D =0
, 01
0,2
0
0,3 0,0
3,0 0 2
0,0
3
0, 4 0,0
2,5 0 4
0, 5 0, 0
0, 6 0
1, 0
0, 0 5
0
1, 5
0,8 0, 0 6
2, 0
0 0,1 8
3, 0
2,0 1,0 0
4, 0
0
5, 0
10
1,8
,0
1,6
Raial- Dampf- u. Gasturbine
1,4
Axial- Dampf- u. Gasturbine
1,2
Pelton-Turbine Francis-Turbine
1,0
Kaplan-Turbine
0,1 0,15 0,2 0,3 0,4 0,5 0,7 1,0 2,0 3,0
σ
Druckzahl Ψy y
2
u /2
2
cm
Durchflusszahl (gebildet mit der Meridian- φ
u2
geschwindigkeit cm)
&
V cD
Durchflusszahl (gebildet mit c D = ) * φD
D2 u2
π
4
| Ψy |1 / 4
Durchmesserzahl
ϕ 1D/ 2
∆h
Enthalpiezahl Ψh
u 22 / 2
Leistungszahl Ψh φ
ϕ 1D/ 2
Schnelllaufzahl
| Ψy |3 / 4
pB − p'
Thomazahl Th
∆p
∆h
Turbinenwirkungsgrad für q = 0 pol T
y
u2
Umfangs-Machzahl Ma u
as
u2 D
Umfangs-Reynoldszahl Re u
ν
y
Verdichterwirkungsgrad für q = 0 pol V
∆h
* Zur Bildung von φD wird der Volumenstrom V & entweder auf den Totalzustand (Ruhezustand) oder auf den
statischen Zustand bezogen. Im konkreten Fall muss der Bezugszustand angegeben werden.
- 83 -
p
Eulerzahl Eu
p ⋅ c2
1
Laufzahl
| Ψy |1 / 2
Länge
Strouhalzahl Str
c⋅t
u 22
Umfangs-Froudezahl Fru
(g ⋅ ∆z )
p ⋅ c 2 ⋅1
Weberzahl We
σ
ϕ
Schluckzahl µ
| Ψy |1 / 2
Von den hier aufgeführten Kennzahlen wurden die Eulerzahl und die Weberzahl bei der Erläu-
terung der Fractional-Analysis hergeleitet.
Bei der Laufzahl und der Schluckzahl handelt es sich um Umformungen bzw. Kombinationen
bekannter Kennzahlen. Die bisher nicht angesprochene Strouhalzahl Str tritt bei instationären
Strömungsvorgängen auf. Der Quotient 1/c ist die Zeit, in der sich ein betrachteter instationärer
Vorgang abspielt. Ist 1/c im Vergleich zu t sehr klein, so wird auch Str sehr klein. Für Str → 0
kann die Strömung als quasistationär betrachtet werden.
- 84 -
Es war festgestellt worden, dass Ähnlichkeit zweier Stufen dann gewährleistet ist, wenn alle
Stufenkennzahlen exakt übereinstimmen. In diesem Fall spricht man auch von "vollständiger
Ähnlichkeit".
Neben dem Begriff der vollständigen Ähnlichkeit kennt man noch den der "angenäherten Ähn-
lichkeit". Bei angenäherter Ähnlichkeit stimmen nicht mehr alle Kennzahlen exakt überein. Al-
lerdings müssen diese nicht-übereinstimmenden Kennzahlen innerhalb bestimmter Toleranzen
liegen, für die nachgewiesen ist, dass trotz der abweichenden Kennzahlen der Stufen das Ver-
halten der Stufen nicht wesentlich verändert wird.
Die "angenäherte Ähnlichkeit" hat für die Strömungsmaschinen Bedeutung gewonnen, weil in
vielen Fällen vollständige Ähnlichkeit zwischen Modell und Original nicht zu erreichen ist und
trotzdem Versuche an ähnlichen Modellen durchgeführt werden sollen.
u 2 ⋅ D u 2 ⋅ D⋅ρ
Re u = =
ν η
u2 ⋅ D ⋅ p
Re u =
η(T ) ⋅ R ⋅ T
Es ist ~ T , wobei eine temperatur- und stoffabhängige Größe ist. Bei mäßigen Temperatu-
ren ist ihr Zahlenwert für Luft etwa 0,8. Somit kann geschrieben werden:
1
Re u ~ 1+ ω
T
Selbst wenn man noch eine gewisse Kompensationsmöglichkeit mittels Druck bei der Rey-
noldszahl besitzt, so ist doch infolge der stark differierenden Temperaturabhängigkeit ein
gleichzeitiges Konstanthalten von Reu und Mau unmöglich.
Am Beispiel der Reynolds-Zahl soll der Begriff der angenäherten Ähnlichkeit erläutert werden.
Dazu soll das Bild 2.6 betrachtet werden, welches das Verhältnis der Reynoldszahl des Origi-
nals wiedergibt. Der "zulässige Bereich" stellt die Verhältnisse der Reynoldszahlen von Modell
und Original dar, für die keine nennenswerte Abweichung des Betriebsverhaltens (Wirkungs-
grad und Kennlinie) von Modell und Original zu erwarten ist. Für solche Verhältnisse ist also
die Ähnlichkeit noch gut angenähert (Bild 2.6).
Reu Modell unzulässiger Bereich
Reu Original
Grenzbereich
10
nach H. Davis
zulässiger
1,0
Bereich
- 85 -
0,1
Grenzbereich
unzulässiger Bereich
Die ausgeführten Überlegungen zur Ähnlichkeit haben sich bisher auf einzelne Stufen bezogen.
Da viele Maschinen als Kombination mehrerer Stufen ausgeführt sind, soll im folgenden die
Betrachtung auf solche Fälle erweitert werden.
Prinzipiell ist eine Kombination durch Hintereinanderschaltung und Parallelschaltung von Stu-
fen möglich. Im ersten Fall spricht man von mehrstufigen, im zweiten von mehrflutigen Aus-
führungen.
Mehrstufige Maschinen
S R S R
Der Massenstrom durch jede Stufe bleibt unverändert. Die gesamte Enthalpiedifferenz der Ma-
schine lässt sich als Summe der Enthalpiedifferenzen der Stufen angeben. Sind Z die Stufen-
zahl, M der Index für "Maschine" und die Größen für die Stufe ohne Index angegeben, so gilt:
∆ h M = Z ⋅ ∆h
Unter der Voraussetzung, dass der polytrope Wirkungsgrad aller Stufen konstant ist, ist
η pol M = η pol
∆h M ⋅ η pol M = Z ⋅ ∆h ⋅ η pol
Daraus folgt:
yM = Z ⋅ y
und
Ψ y M = Z ⋅ Ψy (2.56)
- 87 -
Ψy1M/ 4
δM =
ϕ1M/ 2
Z1 / 4 ⋅ Ψy1 / 4
δM =
ϕ1 / 2
und somit
δ M = Z1 / 4 ⋅ δ (2.57)
Mehrflutige Maschinen
Das schematische Schaltbild 2.8 veranschaulicht zunächst die Anordnung der Stufen bei Paral-
lelschaltung.
Bei mehrflutigen Maschinen ist der gesamte Volumenstrom die Summe der Einzelströme:
& =Z ⋅ V
V & Z F l = Flutzahl (2.58)
M Fl Fl
Die Enthalpiekennzahl Ψh bleibt durch die Aufspaltung des Volumenstromes unberührt. Ersetzt
man die Maschinenstufe mit der Schnelllaufzahl durch eine z-flutige Ausführung, wobei alle
& , u , N) konstant bleiben sollen, so ergeben sich folgende Bezie-
weiteren Parameter (z.B. VM 2
hungen:
- 88 -
& 1 &
V Flut = V Maschine (2.59)
Z Fl
&
N⋅ V
σ Flut = Flut
( 2 π 2 )1 / 4 (2.60)
y3/ 4
1 &
N⋅ ⋅ VMaschine
Z Fl
σ Flut = 3/ 4
( 2 π 2 )1 / 4 (2.61)
y
1
σ Flut = σ Maschine (2.62)
Z Fl
Durch die Aufteilung des Volumenstroms auf Z Fluten ist es also möglich, die Schnelllaufzahl
um den Faktor
1
Z Fl
zu senken.
Jeder Radform kann entsprechend ihrer Bauform (Axial-, Diagonal- oder Radialrad) ein be-
stimmter Bereich von Schnelllaufzahl und Durchmesserzahl zugeordnet werden.
Bauform:
Schnellaufzahl σ y :
Durchmesserzahl δ :
Zur Darstellung der Laufradformen im Bild 2.9 wurde bereits ein für den Turbinenmaschinen-
bau typisches Projektionsverfahren angewendet. Anstelle des im Maschinenbau allgemein übli-
chen Verfahrens der Parallelprojektion setzt man bei der Darstellung von Lauf- und Leiträdern
vorteilhaft die Zirkularprojektion ein.
Bei Lauf- und Leiträdern sind die Schaufeln zentralsymmetrische auf rotationssymmetrischen
Grundkörper aufgebracht. Ein Meridianschnitt durch einen solchen Körper würde bei einer Pa-
rallelprojektion bezüglich der Schaufeln schwierig zu konstruierende Druckdringungskurven
ergeben. Einen Eindruck von dieser Schwierigkeit sollen die im Bild 2.10 gezeigten Parallel-
projektionsschnitte durch eine Axial- bzw. Radialstufe geben.
Im unteren Teil von Bild 2.10 wird die zugehörige Zirkularprojektion gezeigt. Hierbei wird je-
der Punkt der Schaufelkontur entsprechend seinem Polabstand r in die Meridianschnittebene
gedreht. Eine gerade Eintritts- oder Austrittskante der Schaufel wird somit auch als Gerade in
der Zirkulationsprojektion abgebildet.
Axialstufe Radialstufe
Laufradscheibe
(Schaufelträger)
Gitterfront
Laufradschaufel
Leitradschaufel
Zirkularprojektion
Zirkularprojektion
Bei der bisherigen Behandlung der Fluidenergiemaschine wurde von der Maschine als Ganzes
ausgegangen, und es wurden im wesentlichen mit Hilfe der Thermodynamik die Änderungen
an den Systemgrenzen betrachtet, die ein Fluid beim Durchströmen der Maschine erfahren hat.
Im folgenden sollen nun die Vorgänge in der Maschine selbst behandelt werden. Die Stufe be-
trachten wir als die kleinste Grundeinheit der Turbomaschine, in der die Energieumsetzung
stattfindet. Sie besteht aus einem Laufrad (Rotor) und einem Leitapparat (Stator), wie in Bild
3.1 schematisch gezeigt ist.
1 0
1 2 3 2 3 0 1 2 1 2
La Le La Le Le La Le La
["] ['] La = Laufrad ['] ["]
Le = Leitrad
Axialverdichter Axialturbine
Zur Beurteilung der Energieumsetzung wird das Fluid jeweils in den Ebenen zwischen den Be-
schaufelungen des Lauf- und Leitrades, also nur die Absolutströmung, betrachtet.
In diesen Querschnitten hinter dem Lauf- und Leitrad wird irgendein kompliziertes Geschwin-
digkeitsfeld vorliegen und auch die thermodynamischen Größen des Fluids werden von Ort zu
Ort verschieden sein. Qualitative Einzelheiten und Hinweise auf die Ursachen werden in Kapi-
tel 3.3 gegeben.
Um den Rechnungseingang und die Darstellung der physikalischen Vorgänge der Energieum-
setzung in der Stufe von Turbomaschinen zu vereinfachen, werden für die Geschwindigkeits-
verteilungen und die Zustandsgrößen in den betrachteten Querschnitten geeignete Mittelwerte
bestimmt und für einen repräsentativen Stromfaden im Strömungskanal eingesetzt. Aus dieser
Betrachtungsweise leitet sich die elementare oder eindimensionale Theorie der Stufe ab. Da die
Gleichungen dieser Theorie streng genommen Beziehungen zwischen Integralwerten sind, tre-
ten Einzelheiten der Strömung nicht mehr in Erscheinung.
Bild 3.2 zeigt die Lage eines repräsentativen Stromfadens, der im allgemeinen auf dem mittle-
ren Durchmesser
Da + Di
Dm = (3.1)
2
mittlerer Stromfaden
Da Da
Dm Dm
Di Di
Radialverdichter Axialverdichter
Bild 3.2: Lage des mittleren Stromfadens beim Radial- und Axialverdichter
Die Frage, ob der auf Dm liegende Stromfaden repräsentativ ist und wie ggf. geeignete Mittel-
werte gebildet werden, wird nach der Behandlung der elementaren Theorie der Stufe in Kapitel
3.3.2 diskutiert.
3. Für die komplizierte Verteilung der Geschwindigkeiten und Zustandgrößen in den jewei-
ligen Querschnitten werden im Mittelschnitt (mittlerer Stromfaden) Mittelwerte einge-
setzt.
Das charakteristische Bauteil für die Energieübertragung in der Turbomaschine ist der drehen-
de Rotor mit der Beschaufelung. Die Energieübertragung zwischen Fluid und Maschine findet
ausschließlich im beschaufelten Rotor statt, während der Stator, insbesondere das sogenannte
Leitrad, zwar Kräfte übertragen, aber keine Bewegung ausführen kann. Dem Leitrad fällt zum
einen die Aufgabe zu, die Strömungsrichtung zu beeinflussen, zum anderen kann es die Anteile
von potentieller und kinetischer Energie des Fluid bei konstanter Gesamtenthalpie gegeneinan-
der verschieben.
- 92 -
FR pA A A
m cA
FR
pE A E
Kräftegleichgewicht am Rohrkrümmer pE
Annahme: Keine Volumenkräfte AE - m cE
(z.B. Erdanziehung) AE
m cE pA
Impulssatz für stationäre Strömung AA
AA
F + m c - p A - m c - p A =0 m cA
R E E E A A A
F = m c +p A - m c +p A
R A A A E E E
Zur Herleitung der fundamentalen Zusammenhänge wird ein freier, im stabilen Gleichgewicht
befindlicher durchströmter Rohrkrümmer nach Bild 3.3 betrachtet, und es werden folgende
Vereinbarungen getroffen:
2. Die Vektoren der freien Oberfläche weisen aus dem Kontrollraum heraus.
r
Auf das Fluid wirken als äußere Kräfte die Druckkräfte und die resultierende Wandkraft FR des
Krümmers. Da sich der Krümmer im statischen Gleichgewicht befindet, muss die Summe aller
an dem mit dem Krümmer identischen Kontrollsystem angreifenden Kräfte verschwinden.
→ → → → →
FR + m
& ⋅ cE − pE ⋅AE − m
& ⋅ cA − pA ⋅ AA = 0 (3.2)
→
Damit ergibt sich die von der Wand auf das Fluid ausgeübte Kraft F R zu:
→ → → → →
FR = m
& ⋅ cA + pA ⋅ AA − m
& ⋅ cE + pE ⋅ AE (3.3)
Für den Fall, dass solche Krümmer auf einer rotierenden Scheibe angeordnet sind, ist die glei-
che Betrachtung gültig, sofern man vom ruhenden Absolutsystem auf das rotierende Relativ-
system übergeht.
Dabei sind sowohl die Geschwindigkeiten als auch die Beschleunigungen zu transformieren,
wodurch als zusätzliche äußere Kräfte Zentrifugal- und Corioliskräfte erscheinen. Die Anord-
nung solcher Krümmer zeigt Bild 3.4a, in dem nur die Relativgeschwindigkeiten eingezeichnet
sind. Technische Verwirklichung haben solche rotierenden Krümmer z.B. durch die Beschaufe-
lung von Axialläufern gefunden, wie in Bild 3.4b gezeigt.
- 93 -
w1
w2
Kanalwände
w1
w1
w2
w2
a) b) c)
Die Schaufeln sind dabei in gleichmäßigen Abständen auf dem Umfang des Rotors angeordnet
und bilden anstelle der runden Querschnitte des Rohrkrümmers zumeist trapezförmige Quer-
schnitte. Die Kanalform ist zweckmäßig durch die Abwicklung eines Zylinderschnittes durch
die Schaufeln darzustellen (Bild 3.4b).
Wie beim Rohrkrümmer üben auch die Kanalwände des Laufrades auf das Fluid eine Kraft
r
FR aus, die in drei Komponenten in axialer, tangentialer und radialer Richtung zum Rotor zer-
legt wird.
→ → → →
F R = Fz + Fu + Fr (3.4)
r
Zur Energieumwandlung in der Maschine trägt allein die Umfangskraft Fu bei, da nur sie eine
Bewegung des Läufers herbeiführen und damit Arbeit leisten kann. In axialer und radialer
Richtung können wegen der Fesselung des Rotors in Lagern keine Bewegungen ausgeführt
werden, also ist keine Energie durch die anderen beiden Komponenten übertragbar. Die Um-
r
fangsleistung Pu eines Rades ergibt sich als Skalarprodukt der Umfangskraft Fu auf das Fluid
r
und der Umfangsgeschwindigkeit u .
→ →
Pu = Fu ⋅ u (3.5)
Die Umfangsleistung ist die Leistung, die zwischen Fluid und Beschaufelung ausgetauscht
wird.
Für den anhand des Krümmers nach Bild 3.3 abgeleiteten Impulssatz wurden keine Einschrän-
kungen bezüglich Reibungserscheinungen innerhalb des betrachteten Systems gemacht, so dass
die Umfangsleistung Pu auch die Reibung an den Begrenzungen des Strömungskanals ein-
schließt.
Nach der in Kapitel 1.2.2 festgelegten Vorzeichenregel, nach der eine Energiezufuhr zum Fluid
positiv gezählt wird, muss sich für eine Verdichter- und Pumpenbeschaufelung
- 94 -
PuV > 0
PuT < 0
ergeben. Diese Bedingung ist dadurch erfüllt, dass in der Gleichung (3.5) die von der Be-
r
schaufelung auf das Fluid ausgeübte Umfangskraft Fu eingesetzt wurde. Für den Verdichter
r r
sind nämlich Fu und u gleichgerichtet, so dass sich damit PuV > 0 ergibt. Für die Turbine ha-
r r
ben Fu und u entgegengesetzte Richtungen, so dass sich PuT < 0 ergibt.
Bei der Herleitung des Energiesatzes in Kapitel 1.2 wurde von einem System ausgegangen,
dessen Grenzen die benetzten Oberflächen des Strömungsmaschinengehäuses und die Ein- und
Austrittquerschnitte sind, und es wurden die Zustandsgrößen und Geschwindigkeiten an den
Systemgrenzen betrachtet.
Die gleiche Betrachtungsweise kann man auch auf die Beschaufelung eines Laufrades anwen-
den und erhält dann eine Beziehung für die Umfangsleistung Pu. Dabei betrachtet man nur
Gleichgewichtszustände an den Grenzen dieses Systems.
Pu ~ ~ ∆~c 2 ~
+ q = ∆h + = ∆h t (3.6)
m& 2
Bild 3.5:
Regelrad einer Dampfturbine mit
Systemgrenze "Beschaufelung"
Will man die Leistung ermitteln, die über die Maschinenwelle mit dem Laufrad ausgetauscht
wird, ist die Systemgrenze so zu wählen, dass das ganze Laufrad umschlossen wird, wie es in
Bild 3.6 gezeigt ist.
- 95 -
Pi
Bild 3.6:
Regelrad einer Dampfturbine
mit Systemgrenze "Laufrad"
Damit ergibt sich zwischen der inneren Leistung Pi und der Umfangsleistung Pu folgender Zu-
sammenhang:
Pi = Pu + PR + PSp (3.8)
Weil die Radreibung und die Spaltverluste stets sehr klein gegenüber der Umfangsleistung
sind, gilt für die innere Leistung von Verdichter und Turbine analog zur Umfangleistung:
Die Wahl beider Systemgrenzen nach Bild 3.5 und 3.6 ist üblich und hängt von der Betrach-
tungsweise bzw. Aufgabenstellung ab.
Für thermodynamische Gesamtbetrachtungen der Stufe muss die Systemgrenze "Laufrad" ge-
wählt werden, damit alle am Laufrad wirksamen Leistungen erfasst werden. Für die richtige
Auslegung der Beschaufelung des Laufrades ist die Betrachtung innerhalb der Systemgrenze
"Beschaufelung" nötig, weil nur so die Wirkung der Beschaufelung auf das Fluid erfasst wird.
Pu
au =
m&
vom Laufrad einer einstufigen Turbine geleistet werden, damit an der Welle beim Austritt aus
& abgenommen werden kann, muss
der Systemgrenze die spezifische technische Arbeit a = Pi/ m
die Beschaufelung nach dem erforderlichen au, nicht jedoch nach dem kleineren a ausgelegt
werden.
Bei den bisherigen thermodynamischen Betrachtungen wurden die Systemgrenzen für die gan-
ze Maschine so gewählt, dass die Verluste der Wellenlager außerhalb des betrachteten Systems
auftraten. Die an der Maschinenkupplung ausgetauschte sogenannte Kupplungsleistung PK er-
hält man, wenn man die Systemgrenzen für eine Fluidenergiemaschine so legt, dass, wie in
Bild 3.7, die Wellenlager a und b mit eingeschlossen sind.
Systemgrenze
htA m
A
Pi + P mb
P ma Pmb
Pk Pi
Lager a Lager b
E
m htE Q
Für Verdichter und Turbine erhält man die Kupplungsleistung aus der inneren Leistung und der
mechanischen Verlustleistung:
PK = Pi + Pm (3.9)
für Verdichter
und Turbinen
Wegen dieser Zusammenhänge ist die Definition des mechanischen Wirkungsgrades m für den
Verdichter und die Turbine unterschiedlich, und zwar:
PiV PiV
für den Verdichter ηmV = = (3.10)
PKV PiV + Pm
PKT PiT + Pm
für die Turbine ηmT = = (3.11)
PiT PiT
3.1.3 Geschwindigkeitsdreiecke
→ →
&I = m
& c (3.12)
r
ist der Impulsstrom &I über den skalaren, im allgemeinen am Ein- und Austritt der Beschaufe-
r
lung gleichen Massenstrom m & direkt verknüpft mit dem Geschwindigkeitsvektor c . Aufgrund
dieses Zusammenhangs ist es im Turbomaschinenbau üblich, anstelle der Impulsstromvektoren
Geschwindigkeitsvektoren zu betrachten.
r
Da sich das Laufrad gegenüber dem Leitrad mit der Winkelgeschwindigkeit ω dreht, ist es
sinnvoll, die Strömungsverhältnisse vor und hinter dem Laufrad sowohl in einem ortsfesten ru-
henden Koordinatensystem, dem Absolutsystem, und in einem synchron mitrotierenden Rela-
tivsystem zu betrachten, dessen Nullpunkt in der Laufradachse liegt. Der ortsfeste Beobachter
r
registriert die sogenannte Absolutgeschwindigkeit c , der mitrotierende die Relativgeschwin-
r
digkeit w des Fluidteilchens. Zwischen diesen Geschwindigkeiten besteht die Beziehung:
→ → →
c = u + w (3.13)
r
Darin ist u die Umfangsgeschwindigkeit des laufradfesten Punktes, für den die Geschwindig-
keitsaddition durchgeführt wird. Bild 3.8 zeigt die Geschwindigkeitsvektoren am Ein- und Aus-
tritt eines Axialverdichter-Laufradgitters und die Addition der Vektoren nach Gleichung (3.13).
- 98 -
u2
w2 c2
u2
u1 = u 2 = u
Gitterfront u1
w1 c1
Zur Darstellung dieser Geschwindigkeiten am Gitter werden üblicherweise die radial stehenden
Schaufeln auf einer koaxialen Zylinderfläche geschnitten und in eine Ebene abgerollt. Diese
Abwicklung ergibt ein sogenanntes gerades, ebenes Schaufelgitter, wie in Bild 3.8 dargestellt.
2 1 1 2
w2 c1
c2 w1 c1 w2
w1 c2
α2 β2
α1 β1 α1 α1 β1 β2
u1 = u 2 = u u1 u2
(a) (b)
Die Anordnung für Eintrittsdreieck (Index 1) und Austrittsdreieck (Index 2) mit gleichem An-
fangspunkt für die Umfangsgeschwindigkeit (Bild 3.9a) findet man allgemein in der Literatur
des Verdichterbaus, während im Turbinenbau die Darstellungsweise nach dem Bild 3.9b be-
vorzugt wird. Zur weiteren Vereinheitlichung der Darstellung seien noch folgende Vereinba-
rungen getroffen, die in Einklang stehen mit der Vorzeichenregel nach Kapital 1.2.2:
- 99 -
Die Vereinbarungen sollen sowohl für Verdichter als auch für Turbinen Gültigkeit haben.
Für die Berechnungen an den Stufen von
r Strömungsmaschinen
r hat es sich als zweckmäßig er-
wiesen, die Geschwindigkeitsvektoren c und w in Komponenten bevorzugter Richtungen zu
zerlegen.
Gehäusewand
(feststehend)
c 2m
c1m
Nabe
(rotierend)
1 2
Laufradaustritt
c 2r c 2m
Laufradeintritt
c1m c 2u
c 1r c 1z
c2
c 2u
c 1u c 2z
r2
r1 c1
c 1u
c 1m
c2m
α2 c 2u
α1 c2
c1 c 1u
r
Bild 3.10: Komponentenzerlegung der Absolutgeschwindigkeiten c am Laufradgitter einer
überwiegend axial durchströmten Turbinenstufe
- 100 -
r r
Bild 3.10 zeigt die Absolutgeschwindigkeiten c1 und c 2 am Ein- und Austritt einer axialen
Turbinenstufe, die in folgende Komponenten zerlegt werden:
→
Radialkomponente c r senkrecht zur Maschinenachse
→
Axialkomponente c z in Richtung der Maschinenachse und
→ →
Umfangskomponente c u in Richtung der Umfangsgeschwindigkeit u
Weiterhin hat sich als zweckmäßig herausgestellt, den Begriff der Meridiangeschwindigkeit
r
einzuführen. Unter der Meridiangeschwindigkeit c m ist die vektorielle Summe von Axial- und
Radialkomponente der Absolutgeschwindigkeit zu verstehen (Bild 3.11).
→ → →
cm = cr + cz
→
Die Absolutgeschwindigkeit c lässt sich damit schreiben:
→ → →
c = cm + cu
r r
In der Ebene, die von der Umfangskomponente cu und der Meridiankomponente c m aufge-
r r
spannt wird, liegen die Absolutgeschwindigkeit c , die Umfangsgeschwindigkeit u und damit
r
auch die Relativgeschwindigkeit w .
2
c 2m
c 2u
c 2m
c 2r c2
r 2 c 2z
c 2m
w2
1 c 1m
u2
c 1m
c 1r c 1u
c1
r1
c1
u1 w1
1 2
Laufradeintritt Laufradaustritt
r r
Es sei darauf hingewiesen, dass die von cu und c m aufgespannten Ebene, z.B. im Fall des Ra-
dialverdichters nach Bild 3.11, am Austritt eine andere räumliche Lage als am Eintritt hat. Für
den allgemeinsten Fall, für den gelten soll:
ergeben sich die in Bild 3.12 dargestellten Geschwindigkeitsdreiecke mit den wichtigsten
r r
Komponenten in der jeweiligen durch cu und c m aufgespannten Ebene.
∆c u
c2 w2 c2 w1 c 1m
c 2m
w2
w1 c1
c 1m c1
α1 u1 β1
α1
α2 β1 β2 α2 c 1u β2
c 1u u1 u2 u2
c 2u c 2u
∆c u
Einen anschaulichen Eindruck vom Verlauf der Absolut- und Relativströmung vermittelt das
sogenannte Funkenblitzverfahren. Das physikalische Prinzip dieses Verfahrens soll zunächst
kurz angedeutet werden, bevor Ergebnisse dieser Methode an einem Radialverdichterlaufrad
erläutert werden.
An zwei metallischen Elektroden, die z.B. in Form von Drähten in Strömungsrichtung in einem
Kanal aufgespannt sind, wird eine Hochspannung angelegt, so dass ein Überschlag eines elek-
trischen Funkens an der Stelle des geringsten Elektrodenabstandes stattfindet. Durch diesen
"Funkenblitz" wird ein dünner Gasschlauch ionisiert und bildet damit eine Strecke wesentlich
geringeren elektrischen Widerstandes gegenüber der nichtionisierten Luft. Werden nun weitere
Hochspannungsimpulse in kurzen Abständen, und zwar innerhalb der Lebensdauer des Plas-
maschlauches an die Elektroden angelegt, so wird der Überschlag jeweils durch den ionisierten
Plasmaschlauch erfolgen und gleichzeitig dessen Ionisation erneuern. Befinden sich die Elek-
troden in strömender Luft, so wird auch der Plasmaschlauch entsprechend der Strömungsge-
schwindigkeit mitgeführt, leuchtet bei jedem neuen Anlegen der Hochspannung an einer ande-
ren Stelle auf und erzeugt damit die sogenannte Funkenblitzgardine. Die Erzeugung von
hochfrequenten Hochspannungsimpulsen erfolgt durch eine Strobokin-Funkenblitzanlage.
Durch die fotografische Aufzeichnung der Funkenblitzgardine lässt sich das örtliche Fort-
schreiten der Strömung verfolgen und aus Blitzabständen und Zeitabstand die Strömungsge-
schwindigkeit ermitteln.
Bild 3.13 zeigt Funkenblitzaufnahmen in Kanälen eines rotierenden Laufrades für verschiedene
Lastpunkte φ/φopt der Stufe.
- 102 -
ϕ / ϕopt = 1,0
Normallast
Überlast Teillast
1,25 0,7
Dabei wurden Elektroden gegenüberliegend auf den Schaufelflächen der Strömungskanäle an-
gebracht und die in den Laufradkanälen erzeugten Funkenblitzgardinen von einer ortsfesten,
ruhenden Kamera im Absolutsystem (Bilder A) und von einer mitrotierenden Kamera im Rela-
tivsystem (R) aufgenommen. Zur Aufnahme der Relativströmung wurde allerdings keine mitro-
tierende Kamera benutzt, sondern zwischen Kamera und Laufrad in den Strahlengang ein rotie-
rendes Dove-Prisma eingeschaltet, das optisch den Effekt der rotierenden Kamera erzielt, aber
gegenüber einer Kamera die notwendigen hohen Drehzahlen ertragen kann.
Den Zusammenhang zwischen den Funkenblitzen der Relativ- und Absolutaufnahme zeigt
schematisch Bild 3.14. Dieser ist durch die Winkelgeschwindigkeit und den Zeitabstand der
Funkenblitze gegeben, so dass sich die Bilder der Relativ- und Absolutströmung ineinander
überführen lassen.
relative Strombahn
(Schaufelsaugseite)
absolute Strombahn
absolute Strombahn
(Schaufelsaugseite)
(Laufradaustritt)
Θ
Θ
2
3
Θ
Θ
Θ
2
Θ
3Θ
4
relative Strombahn
Drehwinkel des Rades ω RAD (Laufradaustritt)
zwischen zwei Blitzen: Θ= f
Blitz
Außerdem sind in Bild 3.14 rechts Funkenblitze gezeigt, die mittels zweier Elektroden über der
Laufradaustrittsbreite erzeugt wurden. Das Teilchen in den Scheitelpunkten dieser Funkenblitz-
schleifen markiert die Strombahn dieses Fluidteilchens im Absolutsystem. Die Schleife selbst
weist etwa in Richtung der Relativgeschwindigkeit, und die Umfangsgeschwindigkeit ist durch
den Abstand der als Punkte markierten Lagen der Elektroden am Laufradaustritt gegeben. Mit
diesen Informationen lässt sich das Geschwindigkeitsdreieck am Laufradaustritt zeichnen.
Bild 3.15 zeigt in der rechten unteren Hälfte diese Funkenblitzschleifen am Laufradaustritt. Zu-
sätzlich ist in der oberen Bildhälfte die Strömung im ruhenden, beschaufelten Diffusor darge-
stellt.
Um mechanische Arbeit zwischen Fluid und der Beschaufelung übertragen zu können, müssen
an den Schaufeloberkanten Druck- und Schubkräfte auftreten, die Komponenten in Umfangs-
richtung (Drehrichtung) des Rotors besitzen. Die notwendigen Drücke und Schubspannungen
werden durch eine auf die Strömungsverhältnisse abgestimmte Profilausbildung erzielt. Die
Kräfte, die durch eine bestimmte Druck- und Geschwindigkeitsverteilung an den Schaufeln
hervorgerufen werden, bestimmen die Leistung der Strömungsmaschine.
dF τ dF p = pd0
u
E A E A
mh tE mh tA mhtE mh tA
d0
dFτ u
Pi Pi ω
d0
dF τ u
ω
Scheibenläufer Trommelläufer
Bild 3.16: Innere Leistung und an der Oberfläche des Rotors wirkende Kräfte eines Verdichters
Durch Integration der Kräfte über die Beschaufelung und die benetzten Rotorflächen entspre-
chend der gestrichelten Oberfläche erhält man die "innere Leistung" in folgender Form:
⎡ →⎛ → → ⎞⎤
⎜ d F ⎟ →
Pi = ORotor ∫∫ ⎢ u ⎜ → + →τ ⎟ ⎥ d O
p d F
(3.16)
⎢ ⎜ ⎟⎥
⎣⎢ ⎝ d O d O ⎠ ⎦⎥
Die Lösung der Gleichung setzt die genaue Kenntnis der Druck- und Schubspannungsvertei-
lung voraus. Im allgemeinen ist aber sowohl die Messung der Schubspannungs- als auch
Druckverteilung im Versuch derart schwierig und aufwendig, dass die Ermittlung der inneren
Leistung nach diesem Verfahren auf das Gebiet der Forschung und Entwicklung von Turboma-
schinen beschränkt bleibt.
p - p1
p1 - p2 ω
Bild 3.17: Perspektivische Darstellung der
die Umfangskraft liefernden Druckverteilung
an einer rotierenden Turbinenschaufel.
- 105 -
Es handelt sich dabei um die Darstellung der Drücke, die die Umfangskraft erzeugen. Sie wur-
den aus örtlichen Druckmessungen an der laufenden Maschine nach Zerlegung in Umfangs-
und Achsrichtung ermittelt.
Da eine Ermittlung der inneren Leistung aus der Druckverteilung an Rotor und Beschaufelung
praktisch nicht in Frage kommt, soll nach einem Zusammenhang zwischen der inneren Leis-
tung Pi und den Zustands- und Geschwindigkeitsgrößen vor und hinter dem Laufrad gesucht
werden, so dass auf eine Detailkenntnis der Vorgänge im Laufradgitter verzichtet werden kann.
Eine derartige Möglichkeit bietet der Drallsatz. Dieser besagt, dass die zeitliche Änderung des
r
Drehimpulses (Dralls) ϑ gleich der Summe aller äußeren Momente ist, die auf das System
wirken.
r
Der Drall ϑ eines Körpers der Masse m ist:
r ⎛ → →⎞
ϑ = m⎜ r × c ⎟ (3.17)
⎝ ⎠
und seine zeitliche Änderung
r d ⎡ ⎛ → → ⎞⎤ →
ϑ = m⎜ r × c ⎟ ⎥ = M (3.18)
dt ⎢⎣ ⎝ ⎠⎦
Wendet man den Drallsatz auf einen stationären Fließprozess an, bei dem die Zustandsgrößen
und Geschwindigkeiten an jeder Stelle des Systems von der Zeit unabhängig sind, so kann sich
der Drehimpuls eines offenen Systems nur dadurch ändern, dass über die Systemgrenzen Dreh-
impulsströme fließen. Diese ergeben sich aus Gleichung (3.18) unter Berücksichtigung,
r dass
für einen repräsentativen Radius r der mittlere Geschwindigkeitsvektor c zeitunabhängig ist,
zu
r ⎛→ →⎞ →
ϑ= m & ⎜ r × c⎟ = M (3.19)
⎝ ⎠
Für eine Ebene einer Strömungsmaschine, die sowohl der Ein- als auch der Austrittsebene eines
Laufrades entsprechen kann, sind in Bild 3.18 die Komponenten des Geschwindigkeitsvek-
r r
tors c als auch das dem Drehimpulsstrom entsprechende Drehmoment M mit den Komponen-
ten dargestellt.
y
cy
z
c τ
ϑ cx
λ
90° Mz
r
cz
ϑ
M
Mx x
Für die mit dem Fluid ausgetauschte Leistung ist wegen der Lagerung der Welle nur die Kom-
ponente Mz von Bedeutung, weil nur diese eine Drehbewegung des Rotors hervorrufen kann.
Mz = m
& r c cos α (3.20)
Da c ⋅ cos α die Umfangskomponente der Absolutgeschwindigkeit ist, lässt sich die Gleichung
auch in der Form
Mz = m
& r cu (3.21)
schreiben.
Damit errechnet sich das am Rotor wirksame Moment aus der Differenz der Drehimpulsströme
und damit der Momente hinter (Ort 2) und vor (Ort 1) einem Laufrad. Die Energieübertragung
zwischen Laufrad und Fluid erfolgt damit durch Änderung des Drehimpulsstroms des Fluids.
→ → → → →
M 21 = δ 2 − δ1 = M 2 − M1 (3.22)
Die Bildung dieser Differenz (Austritt minus Eintritt) entspricht dabei der Vorzeichenregel
nach Kapitel 1.2.2. Die für die Leistungsübertragung wirksame z-Komponente in Achsrichtung
der Maschine ergibt sich nach Gleichung (3.21) zu:
M z 21 = m
& 2 r2 c 2u − m
& 1 r1 c1u (3.23)
&1 =m
& wird mit m
Wegen der Kontinuität des Massenstroms m &2 =m
& das Moment Mz21 zu
& (r2 c 2 u − r1 c 1u ) .
M z 21 = m (3.24)
Der Zusammenhang dieses Moments mit anderen Größen kann am Bild 3.19 erläutert werden.
Es ist:
1 2 Systemgrenze
(Laufrad)
M w (t w)
La
M z21
Mi (p, t )
Mw
Mi ω Mw < 0 w
Systengrenze
Mi < 0: Turbine
Mz21
M i > 0: Verdichter M z21
In diesem Bild ist die Systemgrenze eingezeichnet, für die die Definition der Momente vorge-
nommen wurde. Das am Rotor wirksame Moment Mz21 steht in Zusammenhang mit dem inne-
ren Moment Mi und dem Moment, das durch Wandschubspannungen zwischen Rotor und Ge-
häuse hervorgerufen wird und mit MW bezeichnet ist. Dieses Moment MW ist vereinbarungs-
gemäß stets negativ, weil die Schubspannung stets entgegen der Drehrichtung gerichtet ist. Das
Moment Mi kann auch durch die spezifische technische Arbeit des Fluids ausgedrückt werden:
Pi m&a
Mi = = (3.25)
ω ω
Mit diesen Beziehungen lässt sich dass Moment Mz21 wie folgt angeben:
&a
& (r2 c 2 u − r1 c1u )
m
M z 21 = M i + M W = + MW = m (3.26)
ω
MW << Mi (3.27)
& a
& (r2 c 2 u − r1 c1u )
m
Mi = ≅m (3.28
ω
Im folgenden setzen wir der einfachen Schreibweise wegen für das ≅ Zeichen ein Gleichheits-
zeichen:
Pi Miω
= = a = u 2 c 2 u − u 1 c 1u (3,29)
&
m &
m
- 108 -
a = u 2 c 2 u − u 1 c 1u (3.30)
Zur Berechnung der spezifischen technischen Arbeit a stehen nunmehr zwei wichtige Bezie-
hungen zur Verfügung:
1. Energiesatz
a + q = ∆h t
2. EULER-Gleichung
a = u 2 c 2 u − u1 c1u (3.31)
Durch diese Beziehungen sind die Enthalpiedifferenz, die Strömungsgeschwindigkeiten und die
Umfangsgeschwindigkeit miteinander verknüpft.
Gemäß unserer Voraussetzung haben wir bisher nur die Absolutströmung zwischen Lauf- und
Leitrad betrachtet. Mit Hilfe der Geschwindigkeitsdreiecke nach Bild 3.20 lassen sich auch die
Relativgeschwindigkeiten w in den Satz von EULER einbeziehen:
w 2 = c 2 + u 2 − 2 ⋅ c ⋅ u cos α = c 2 + u 2 − 2 ⋅ c u ⋅ u (3.32)
c1 w1 c2 w2
α1 β1 α2 β2
c 1u u1 c 2u u2
c1 = u1 + w1 c2 = u 2 + w2
Eintrittsdreieck Austrittsdreieck
c12 u 12 w 12
c1u ⋅ u = + − (3.33)
2 2 2
c 22 u 22 w 22
c 2u ⋅ u = + − (3.34)
2 2 2
Mit den Gleichungen (3.33) und (3.34) lässt sich die Euler-Gleichung neben der bekannten
1. Form auch in der 2. Form schreiben:
- 109 -
Euler-Gleichung
a=
1 2
2
[( ) ( ) (
c 2 − c12 + w 12 − w 22 + u 22 − u 12 )] 2. Form (3.36)
Das letzte Glied der Klammer hat für den Radialverdichter einen Wert ungleich Null, weil stets
u2 > u1 ist. Daher wird an einigen Literaturstellen beim Radialverdichter der Ausdruck
u 22 − u 12
2
als "Arbeit der Fliehkräfte" und der Verdichter selbst als "Fliehkraftverdichter" bezeichnet.
Diese Bezeichnungsweise ist irreführend und sollte vermieden werden, denn zur Herleitung der
Euler-Gleichung ist ein Fliehkraftfeld nicht benutzt worden. Der Ausdruck
u 22 − u 12
2
ist aus trigonometrischen Zusammenhängen mit den Produkten c 2 u ⋅ u 2 bzw . c1u ⋅ u 1 rein for-
mal entwickelt worden.
Die Strömung in der Stufe einer Turbomaschine ist, abweichend von der Annahme einer ein-
dimensionalen Strömung, in Wirklichkeit dreidimensional. Diese Aussage wird am Beispiel ei-
ner axialen Stufe belegt. Dabei kann in diesem Zusammenhang jedoch nur ein kurzer Überblick
über die wichtigsten Vorgänge der Probleme gegeben werden.
1. Abweichend von den Annahmen der eindimensionalen Theorie ist die Umfangsgeschwin-
digkeit u einer Axialturbinenstufe über der Schaufel- bzw. Kanalhöhe nicht konstant, son-
dern steigt mit dem Durchmesser an. Damit ändern sich die Geschwindigkeitsdreiecke über
der Schaufelhöhe, wie es in Bild 3.21 für eine Turbinenstufe gezeigt ist, wobei vorausgesetzt
wird, dass die Meridiangeschwindigkeit über der Schaufelhöhe konstant ist.
c0
L
Leitrad
w 1au w 1in c1
uau u in
Schaufelschnitt
Laufrad
außen innen
w 2au w 2in c2
uin
uau
3. Jeweils von Stufe zu Stufe bilden sich als Folge der Wechselwirkung zwischen Zentrifugal-
und Druckkräften wellenförmige Stromlinien aus wie in Bild 3.22 gezeigt wird.
eindimensional
0 1 2 3
Le La Le
cu = 0 cu =/ 0 cu = 0 c u =/ 0
Diese Erscheinung ist z.B. für die Axialturbine wie folgt erklärbar: Die Gasteilchen erhalten
durch Umlenkung im Leitrad eine Geschwindigkeitskomponente cu in Umfangsrichtung und
müssen sich daher auf koaxialen Kreisbahnen bewegen, wobei eine Zentrifugalkraft Fz auf
die Fluidteilchen einwirkt. Im Gleichgewicht dazu muss eine Druckkraft Fp stehen, die der
Fliehkraft entgegenwirkt. Der sich dadurch ergebende Druckverlauf ist in Bild 3.23 gezeigt.
- 111 -
0 Le 1 La 2
Fz
p0 p1 p2
Umfangs- Umfangs-
Fp
komponente komponente
D au
cu = 0 c u ausgebildet cu = 0
D in
Diese Druckverteilung drängt die Strömung zwischen Leit- und Laufrad in Nabenrichtung
ab. Im h,s-Diagramm (Bild 3.24) ergeben sich vor und nach dem Leitrad unterschiedliche
∆h für Schaufelfuß und -kopf, d.h. am Schaufelkopf sind die Drücke nach dem Leitrad hö-
her als am Schaufelfuß, wie bereits in Bild 3.23 gezeigt. Durch die anschließende Verminde-
rung der cu-Komponente im Laufrad setzt der gegenläufige Vorgang ein, was den wellen-
förmigen Charakter der Meridianströmung erklärt.
h p0 p 1au p 1in
∆h' au
∆h'in
p2
4. Es bildet sich zusätzlich zur Hauptströmung eine räumliche Sekundärströmung aus. Durch
die Druckunterschiede auf der Schaufelvorder- und -rückseite, die zur Übertragung eines
Momentes erforderlich sind, wird Grenzschichtmaterial von der Druckseite zur Saugseite
des Kanals transportiert und löst dort je nach den Strömungsverhältnissen ab. Dieses inter-
mittierende Ablösen von Grenzschichtmaterial ruft aus Kontinuitätsgründen eine Aus-
gleichsbewegung der gesunden Strömung hervor. Das Bild 3.25 vermittelt einen qualitativen
Eindruck von diesen Vorgängen.
5. Durch die bereits angedeuteten Ablösungen und damit instationären Verhältnisse in der
Strömungsmaschine wird eine exakte Beschreibung der Vorgänge für den jeweiligen Ort
und den jeweiligen Zeitpunkt nahezu unmöglich, weil genaue Kenntnisse über den zeitlichen
Verlauf strömungstechnischer und thermodynamischer Größen fehlen.
Druckseite Saugseite
b c
b
a
In Kapital 3.2 wurden nach der eindimensionalen Theorie der Stufe die Berechnungsunterlagen
für die Energieumsetzung geschaffen. Dabei wurden die Verhältnisse einer Stromlinie als re-
präsentativ für den ganzen Strömungsquerschnitt angenommen.
Dadurch, dass nach den vorausgegangenen qualitativen Darstellungen der wirklichen Strömung
in Turbomaschinen nicht mehr von der Annahme konstanter Strömungsverhältnisse über den
Querschnitten zwischen den Lauf- und Leiträdern ausgegangen werden kann, sind jeweils In-
tegrationen über die Querschnittsflächen erforderlich. Die sich dadurch ergebenden Integral-
werte können durch Mittelwerte ersetzt werden, die dann die Anwendung der Gleichungen der
eindimensionalen Theorie ermöglichen. Es soll hier deshalb untersucht werden, auf welche Art
geeignete Mittelwerte gebildet werden müssen.
- 113 -
b
x
c
Bild 3.26: Mittelwertbildung eines Geschwindigkeitsprofils
Dabei soll einem repräsentativen Stromfaden eine mittlere Geschwindigkeit für ein Geschwin-
digkeitsprofil zugeordnet werden, das vom Rechteckprofil abweicht und einem wirklichen Ge-
schwindigkeitsprofil in einem Kanal angenähert ist.
Damit ergeben sich folgende Lösungen für die unterschiedlich gebildeten Mittelwerte:
& = dm&
dV = c h dx (3.37)
ρ
Hierbei ist h die Höhe des Strömungskanals senkrecht zur Zeichenebene. Im folgenden
wird für h eine Einheitslänge h = 1 angenommen.
b
& =
V ∫ c dx
x =0
& =c b
V (3.38)
K
d&I = c ⋅ dm
& (3.40)
& = ρ ⋅ c ⋅ h ⋅ dx
dm (3.41)
- 114 -
Aus den Gleichungen (3.40) und (3.41) folgt für die Einheitslänge h = 1:
d&I = c 2 ⋅ ρ ⋅ dx (3.42)
b
&I = ρ
∫c ⋅ dx
2
(3.43)
x =0
&I = ρ ⋅ c 2 ⋅ b (3.44)
I
b
1
cI = ⋅ ∫ c 2 ⋅ dx (3.45)
b x =0
1 2
dE& = ⋅ c ⋅ dm
& (3.46)
2
& = ρ ⋅ c ⋅ h ⋅ dx
dm (3.47)
Aus den Gleichungen (3.46) und 3.47) folgt für die Einheitslänge h = 1
1 3
dE& = c ⋅ ρ ⋅ dx (3.48)
2
b
1
E& = ⋅ ρ ⋅ ∫c
3
dx (3.49)
2 x =0
1
E& = ⋅ ρ ⋅ c E ⋅ b
3
(3.50)
2
und aus den Gleichungen (3.49) und (3.50) ergibt sich für cE :
b
1
cE = 3 ∫c
3
dx (3.51)
b x =0
Für eine numerische Gegenüberstellung der mittleren Geschwindigkeiten nach den genannten
drei Kriterien ist eine parabolische Geschwindigkeitsverteilung über die Kanalbreite ange-
nommen.
- 115 -
cK = 0,677 c max
cI = 0,73 c max
cE = 0,77 c max
Diese Berechnung zeigt eine erhebliche Abhängigkeit der mittleren Geschwindigkeit vom Ver-
fahren der Mittelwertbildung.
Nach dieser grundsätzlichen Darstellung der Mittelwertbildung und ihrer Bedeutung anhand
des Vergleiches von zahlenmäßigen Ergebnissen soll nun die Frage behandelt werden, welche
Mittelwerte bei der Behandlung der Strömungsmaschinen nach der eindimensionalen Theorie
verwendet werden müssen.
Von diesen Mittelwerten, die durch die Integration über die Bezugsquerschnitte von Strö-
mungsmaschinen gebildet werden, ist zu fordern, dass sie möglichst uneingeschränkt für die
Gleichungen der elementaren Theorie verwendbar sind.
Für Mittelwerte von Geschwindigkeiten folgt daraus, dass sie das Additionstheorem der Ge-
schwindigkeitsdreiecke und die EULER'sche Hauptgleichung der Turbomaschinen zu erfüllen
haben.
Zur Herleitung geeigneter Mittelwerte betrachten wir den Kanal einer Strömungsmaschine zwi-
schen den Beschaufelungen (Bild 3.27).
cr
c
cz
cu
& = ∫ ρ ⋅ c z ⋅ dA
m (3.52)
A
durch die Querschnittfläche. Wie im Falle der Kanalströmung sollen nun unter Verwendung
dieses Massenstroms die Mittelwerte der Geschwindigkeiten nach den verschiedenen Erhal-
tungssätzen definiert werden. Dazu wird zunächst die Geschwindigkeit c in die Umfangskom-
ponente cu, die Radialkomponente cr und die Normalkomponente cz zerlegt.
Da sich die Gültigkeit des Additionstherms der Geschwindigkeiten über die Betrachtung der
Umfangskomponenten nach der Gleichung
w u = cu − u mit u = ω⋅ r (3.53)
nachprüfen lässt und auch in der EULER-Gleichung nur Umfangskomponenten auftreten, kön-
nen wir die Betrachtung im wesentlichen auf Geschwindigkeiten und ihre Komponenten in
Umfangsrichtung beschränken. Im übrigen bleiben die Komponenten der Geschwindigkeit in
radialer und axialer Richtung beim Übergang vom Absolutsystem in das Relativsystem unver-
ändert (wz = cz; wr = cr).
Nach der Kontinuitätsgleichung lässt sich kein Mittelwert einer Umfangskomponente cu defi-
nieren, da diese in der Gleichung (3.52) nicht vorkommt. Jedoch erhält man folgende Mittel-
werte
c 2
≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ c 2u ⋅ dA
(3.54)
uE
&
m
cu I ≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ c u ⋅ dA
(3.55)
&
m
Diese beiden grundsätzlichen Möglichkeiten machen eine Überprüfung erforderlich, nach wel-
chem Erhaltungssatz die Mittelwerte zu bilden sind, die nach der obigen Forderung die eindi-
mensionale Theorie erfüllen.
w 2
≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ w 2u ⋅ dA
(3.56)
uE
&
m
2
und auf gleiche Weise für u E
- 117 -
u 2
≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ u 2 ⋅ dA
(3.57)
E
&
m
∫ ρ ⋅ c ⋅ (c − u ) ⋅ dA
2
z u
w 2
uE ≡ A
&
m
∫ ρ ⋅ c ⋅ (c − 2 u c u + u 2 dA )
2
z u
w 2
uE ≡ A
(3.58)
&
m
2
w 2u E ≡ c u2 E −
&
m ∫ ρ⋅c
A
z ⋅ u ⋅ c u ⋅ dA + u 2E (3.59)
Die Gleichung (3.59) für die Geschwindigkeit w 2u E erfüllt das Additionstheorem nach Glei-
chung (3.53) für jeden Ort des Strömungskanals. Dieses Ergebnis wollen wir mit dem verglei-
chen, das wir erhalten, wenn wir das Additionstheorem nach Gleichung (3.53) für energetische
Mittelwerte überprüfen.
Setzen wir in Gleichung (3.60) für den mittleren Term die Definitionen nach der energetischen
Mittelwertbildung ein, so ergibt sich
2
w u2 E = c u2 E −
&
m ∫ ρ⋅c
A
z ⋅ u 2 ⋅ dA ∫ ρ⋅c
A
z ⋅ c 2u ⋅ dA + u E2 (3.61)
Die auf unterschiedlichem Wege erhaltenen Gleichungen (3.59) und (3.61) müssten gleich sein,
wenn das Additionstheorem nach Gleichung (3.53) auch für die über den Energiesatz gemittel-
ten Geschwindigkeiten gelten würde. Da dieses nicht der Fall ist, lassen sich mit den mittleren
Geschwindigkeiten nach dem Energiesatz keine Geschwindigkeitsdreiecke konstruieren, die
gemäss der eindimensionalen Theorie gültig sind.
w uI ≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ w u ⋅ dA
=
∫ ρ⋅c
A
z (c u − u ) dA
(3.62)
&
m &
m
Spaltet man das Integral der Gleichung (3.62) auf, so erhält man
w uI ≡
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ c u ⋅ dA
−
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ u ⋅ dA
(3.63)
&
m &
m
Darin sind die Ausdrücke der rechten Seite gleich den Definitionen für die impulsgemittelten
Geschwindigkeiten entsprechend Gleichung (3.55), und es gilt
- 118 -
w uI = cuI − u I (3.64)
Damit sind die Geschwindigkeitsdreiecke der eindimensionalen Theorie in ihrem Einsatz als
Zusammenhang zwischen Integralwerten als impulsgemittelte Geschwindigkeitsdreiecke aufzu-
fassen.
Ebenso wie für die Darstellung von Geschwindigkeitsdreiecken soll für die EULER-Gleichung
geprüft werden, für welche Art von Mittelwerten sie bei der Annäherung der dreidimensionalen
Strömung durch die eindimensionale Theorie gültig ist.
r
Mit Hilfe der Geschwindigkeitskomponenten des Strömungsvektors c können wir die Momen-
te M in der Leistungsgleichung
P = M z 21 ⋅ ω = (M z 2 − M z1 )ω (3.65)
ausdrücken durch
Mz = ∫
A
ρ ⋅ c z ⋅ r ⋅ c u ⋅ dA (3.66)
M z = r ⋅ cuI ⋅ m
& (3.67)
Die Gleichungen (3.66) und (3.67 sind gleich für einen Radius
r=
∫ ρ⋅c
A
z ⋅ r ⋅ c u ⋅ dA
(3.68)
& ⋅ c uI
m
= (r2 ⋅ c 2 u I − r1 ⋅ c1u I )ω
P
(3.69)
&
m
= u 2 ⋅ c 2 u I − u 1 ⋅ c1u I (3.70)
Bei der Anwendung der vom Impuls ausgehenden Mittellung ist also die EULER-Gleichung
tatsächlich gültig. Es sind jedoch besondere Werte für die Umfangsgeschwindigkeit u bzw.
damit für den Radius r nach Gleichung (3.68) einzusetzen.
- 119 -
ω
u=
& cu I
m ∫ ρ⋅c
A
z ⋅ r ⋅ c u ⋅ dA (3.71)
1
& ∫A
uI = ρ ⋅ c z ⋅ u ⋅ dA (3.72)
m
Diese Diskrepanz lässt sich auch durch eine andere Art der Bildung einer mittleren Geschwin-
digkeit nicht überbrücken, weil sonst das einfache Additionstheorem der Geschwindigkeit ge-
fährdet würde. Es müssten also nebeneinander die Umfangsgeschwindigkeiten u I und u ver-
wendet werden, die beide von dem Wert um für den mittleren Stromfaden der elementaren The-
orie abweichen.
Danach sind für diesen sehr häufigen Auslegungsfall u und um gleich und für nicht zu kleine
Nabenverhältnisse ( N ≥ 0,6) hier und auch bei anderen gebräuchlichen Strömungsverteilungen
die Unterschiede zwischen u I , u und u m so gering, dass man ohne großen Fehler mit um arbei-
ten kann.
Bei reinen Radialmaschinen, bei denen die Kontrollflächen koaxiale Zylinderflächen sind, sind
für jeden Punkt der Kontrollflächen die Radien konstant und damit auch die Mittelwerte der
Umfangsgeschwindigkeiten gleich. Diese geometrischen Verhältnisse sind in Bild 3.28 darge-
stellt. Die für eine derartige reine Radialmaschine ermittelten Mittelwerte der Geschwindigkei-
ten erfüllen die eindimensionale Theorie exakt.
Bei Axialmaschinen mit sehr kleinen Nabenverhältnissen wird die Diskrepanz zwischen
u I , u und u m so groß, dass die eindimensionale Theorie nicht mehr anwendbar ist. In dem Fall
kann jedoch eine Einteilung in mehrere radiale Teilabschnitte weiterhelfen.
- 120 -
_ _
_ rm = rI = r
_ rI
r
rm
_ _
rm = rI = r
reine Axialmaschine reine Radialmaschine
Bild 3.28: Mittlere Radien bei der reinen Axial- und reinen Radialmaschine
Eingangs wurde gezeigt, dass die über den Impuls gemittelten Geschwindigkeiten kleiner sind,
als die über den Energiesatz gemittelten. Dadurch ergeben sich für die Darstellung im h,s-
Diagramm, für das energetische Mittelwerte zu verwenden sind, unterschiedliche Zustandsver-
läufe, wie in Bild 3.29 dargestellt. Unter der Annahme, dass die Totalenthalpie h0t am Eintritt
der Stufe bekannt ist, liegt auch über die EULER-Gleichung a = ∆ht die Totalenthalpie am Aus-
tritt fest. Die Abweichungen im Zustandsverlauf beruhen damit auf dem durch die jeweilige
Mittelung bedingten unterschiedlichen Geschwindigkeitsenergien.
c 0E 2 c 0I 2
h 2 2 p0
h 0t
c 1E2
c 1I2
2 0' p1
0 2
Energiemittel Impulsmittel
1' p2
1
h2t
c 2 E2 c 2I 2
2
2 2' 2
Wie bereits in Kapitel 3.1 ausgeführt, besteht eine Verdichterstufe aus einem Laufrad, dem im
allgemeinen ein Leitrad nachgeschaltet ist. Die Skizze nach Bild 3.30 gibt die Indizierung der
Orte an, die für die Betrachtung der Stufe von Bedeutung sind.
La Le
["] [']
1 2 3
1. Die Stufe sei in guter Näherung als adiabates System zu behandeln, daher die
Annahme q = 0.
2. Der Energieanteil der geodätischen Höhenunterschiede sei gegenüber den anderen
Energiebeträgen vernachlässigbar gering, so dass gilt: g · z = 0.
Die folgenden bekannten Beziehungen der Thermodynamik erlauben die Berechnung der Ener-
gieumsetzung in der Stufe:
1) Energiesatz
Laufrad: a " = (h 2 − h 1 ) +
1 2
2
(
c 2 − c12 ) (3.78)
= ∆h " +
1 2
2
(
c 2 − c12 )
Leitrad: a ' = (h 3 − h 2 ) +
1 2
2
(
c 3 − c 22 ) (3.79)
= ∆h ' +
2
(
1 2
c 3 − c 22 = 0 )
Es gilt a' = 0, weil zwischen der Beschaufelung des Leitrades und dem Fluid keine
technische Arbeit ausgetauscht wird.
∆h ' = −
2
(
1 2
c 3 − c 22 ) (3.80)
- 122 -
a = (h 3 − h 1 ) +
1 2
2
(
c 3 − c12 ) (3.81)
= (h 3 − h 2 ) + (h 2 − h 1 ) + (
1 2
2
c 3 − c12 )
a = ∆ h ' + ∆ h" +
1 2
2
(
c 3 − c12 ) (3.82)
∆h = a −
1 2
2
(
c 3 − c12 ) (3.83)
a = a" = ∆h" +
2
(
1 2
)
c 2 − c12 = ∆h "t (3.84)
∆h" = a −
1 2
2
(
c 2 − c12 ) (3.85)
Mit Hilfe des zweiten Hauptsatzes lassen sich Aussagen über die Dissipation und die irrever-
siblen Vorgänge des Prozessablaufes machen. Für Laufrad, Leitrad und Stufe ergeben sich fol-
gende Beziehungen:
Laufrad:
∫ (T ds)
1
irr = j12 = h 2 − h 1 − y12 (3.86)
Leitrad:
∫ (T ds)
2
irr = j23 = h 3 − h 2 − y 23 (3.87)
Stufe:
∫ (T ds)
1
irr = j13 = h 3 − h 1 − y13 (3.88)
j13 = j = ∆h − y
- 123 -
Die Darstellung der einzelnen Größen im T,s-Diagramm zeigt das Bild 3.31.
Es ist der praktisch übliche Fall zugrundegelegt, dass Leit- und Laufrad verschiedene polytrope
Wirkungsgrade haben (η"pol > η' pol ). Die Darstellung der Zustandsänderung im T,s-Diagramm
verläuft damit von Punkt 1 über 2 nach 3.
Eine globale Betrachtung der Stufe stellt im Diagramm die direkte Verbindung von 1 nach 3
dar. Es ergibt sich eine um das Dreieck 1 2 3 1 geringere Dissipation, so dass gilt: j ≠ j' + j".
T
p3
3 p2
p1
2
2'
A B F C D E s
Entsprechend nimmt der polytrope Wirkungsgrad, dessen Größe mit dem Anstiegsmaß der Zu-
standslinie im T,s-Diagramm direkt verknüpft ist, einen mittleren Wert bezogen auf Leit- und
Laufrad an:
Die Unterschiede, die sich bei der globalen Stufenbetrachtung gegenüber der Einzelbetrachtung
von Leit- und Laufrad ergeben, sind allgemein aber nicht sehr gravierend und können in erster
Näherung vernachlässigt werden, wenn η "pol ≈ η 'pol ist. Es kann die Dissipation der Stufe
gleich der Summe der Dissipation von Leit- und Laufrad gesetzt werden.
Exakt gleich ist jedoch die vom Prozessverlauf unabhängige Enthalpiedifferenz ∆h. Sie ist, wie
bereits mehrfach gesagt wurde, nur vom Anfangs- und Endzustand abhängig:
y ≈ y’ + y’’
- 124 -
p3
h p2
p1
3
2
∆ h'
∆ h'*
2* 2*
2** ∆h
2
2**
∆ h'' ∆ h''*
1
Bild 3.32: Zusammenhang zwischen der Enthalpiedifferenz der Stufe und den En-
thalpiedifferenzen des Leit- und Laufrades bei verschiedenen Zustands-
verläufen
Nachdem allgemein die Energieumsetzung für Leitrad, Laufrad und Stufe behandelt worden
sind, müssen jetzt Aussagen über die entsprechenden Anteile der Energieumsetzung gemacht
werden.
Als kennzeichnende Größe zur Aufteilung der Energieumsetzung in der Stufe wird üblicher-
weise der Reaktionsgrad verwendet, der das Verhältnis von dem im Laufrad umgesetzten Ener-
gieanteil zur gesamten in der Stufe umgesetzten Energie angibt. Dabei lassen sich, je nach be-
trachteten Bezugsgrößen, verschiedene Reaktionsgrade bilden:
∆h" ∆h"
ρh = = (3.92)
∆h ∆h ' + ∆h"
Die in Leit- und Laufrad umgesetzte Enthalpie lässt sich durch den Reaktionsgrad ausdrücken
y" y"
ρy = ≅ (3.94)
y y' + y"
- 125 -
∆p" ∆p"
ρp = = (3.95)
∆p ∆p' + ∆p"
Dieser letzte Reaktionsgrad hat in der Literatur zur Berechnung von Fluidenergiemaschinen
kaum Verwendung gefunden.
In einigen Sonderfällen, bei denen die Reaktionsgrade bestimmte Werte oder Wertbereiche an-
nehmen, sind für die Stufen mit solchen Reaktionsgraden besondere Bezeichnungen eingeführt
worden.
Eine Stufe, die einen polytropen Reaktionsgrad ρy = 0 hat und damit im Laufrad keine Druck-
änderungsarbeit umsetzt (y" = 0), wird als "Gleichdruckstufe" (Aktionsstufe) bezeichnet. Der
Druck am Laufradeintritt ist dabei gleich dem Druck hinter dem Laufrad (p1 = p2).
Ein Reaktionsgrad ρy > 0 bedingt ein Druckgefälle und führt deshalb zu der "Überdruckstufe"
(Reaktionsstufe).
Diese Bezeichnungen sind besonders im Turbinenbau verbreitet, so dass bei der Behandlung
der Turbinenstufe eine ausführlichere Besprechung folgen wird.
Beziehungen zwischen dem polytropen Wirkungsgrad der Stufe und den polytropen Wirkungs-
graden des Leit- und Laufrades
Weil adiabates Verhalten der Verdichterstufe vorausgesetzt worden ist, kann für Leit- und
Laufrad und für die Stufe der jeweilige Wirkungsgrad definiert werden:
y"
Laufrad: η"pol =
∆h"
y'
Leitrad: η 'pol =
∆h '
y
Stufe: η pol =
∆h
Die gesamte Druckänderungsarbeit ist nach Gleichung (3.91) ungefähr gleich der Summe der
Druckänderungsarbeiten von Leit- und Laufrad:
Durch Einführung des kinematischen Reaktionsgrades ρh lässt sich diese Gleichung umformen
zu
Analog lässt sich der polytrope Wirkungsgrad der Stufe in Abhängigkeit der polytropen Ein-
zelwirkungsgrade und des Reaktionsgrades der Druckänderungsarbeiten ausdrücken:
1 ∆h ∆h ' + ∆h"
= = (3.97)
η pol y y
= ' (1 − ρ y ) + " ρ y
1 1 1
(3.98)
η pol η pol η pol
Den Grenzfall der adiabaten polytropen Zustandsänderung stellt die adiabate isentrope Zu-
standsänderung dar. Bezieht man die wirkliche Zustandsänderung auf die isentrope Zustands-
änderung, so ergeben sich die isentropen Wirkungsgrade:
∆h "s y "s
Laufrad: η"s = =
∆h" y" + j"
∆h s' y s'
Leitrad: ηs' = =
∆h ' y' + j'
∆h s
Stufe: ηs =
∆h
Dabei ist zu beachten, dass wegen der Divergenz der Linien konstanten Druckes gilt:
∆hs ≠ ∆hs' + ∆hs".
Zunächst soll aber noch der Begriff der mittleren Geschwindigkeit (Index ∞) eingeführt wer-
den. Als mittlere Geschwindigkeit wird jeweils der Vektor definiert, der den folgenden Glei-
chungen genügt. Die mittlere absolute Geschwindigkeit des Leitrades ist:
r r
r c 2 + c3
c∞ = (3.99)
2
r r
r c 2 u + c3u
c∞ u = (3.100)
2
r r
r c 2 m + c3m
c∞ m = (3.101)
2
c1 w1
c2 w2
c3
u1
u2
c3 + c2
c∞ =
2
w1
w1 + w2
c3 w∞ = w∞
c∞ 2
c2 w2
Die Einführung der mittleren Geschwindigkeit hilft im folgenden die Schreibweise abzukürzen.
Nach dem Energiesatz lässt sich die spezifische technische Arbeit a für das Leitrad formulie-
ren:
a ' = ∆h ' +
2
(
1 2
)
c 3 − c 22 = 0 (3.79)
∆h ' = −
2
(
1 2
c 3 − c 22 ) (3.80)
∆h ' = − [(
1 2
2
) (
c 3m + c 32u − c 22 m − c 22 u )]
=−
1
[(c 3u + c 2 u )(c 3u − c 2 u ) + (c 3m + c 2 m )(c 3m − c 2 m )]
2
r
[
= − c ∞ u (c 3u − c 2 u ) + c ∞ m (c 3m − c 2 m ) ] (3.105)
a = a " = ∆h" +
1 2
2
c 2 − c12 ( ) (Energiesatz) (3.78)
a=
1 2
2
(
c 2 − c12 +
1
2
) (
w 12 − w 22 +
1 2
2
)
u 2 − u 12 ( ) (Euler-Gleichung) (3.60)
∆h " =
1
2
[( ) (
− w 22 − w 12 + u 22 − u 12 )] (3.106)
[
∆ h " = − w ∞ u ( w 2 u − w 1u ) + w ∞ m (w 2 m − w 1m ) + ] (
1 2
2
u 2 − u 12 )
Aus den acht Geschwindigkeiten, die die Geschwindigkeitsdreiecke einer Stufe charakterisie-
ren, können durch Division durch eine Geschwindigkeit dimensionslose Kenngrößen gewonnen
werden. Es soll die Umfangsgeschwindigkeit u2 als Bezugsgeschwindigkeit gewählt werden.
- 129 -
c1m c u c c c c 3u
; 1u ; 1 ; 2 m ; 2 u ; 3m ;
u2 u2 u2 u2 u2 u2 u2
1 3 2
w1
u2
w2
c3 c2 u2
c1
ϕ1 u2 u2
ϕ2 u2
ϕ3
u1 u2
c u1 <1 =1
u2 u2
u2
c u3
u2
c u2
u2
Alle weiteren Kenngrößen sind abgeleitete Kenngrößen und lassen sich durch die genannten
kinematischen Kenngrößen ausdrücken. Im einzelnen haben sich folgende Kenngrößen heraus-
gebildet:
1) Stufendurchflusszahl φ
Bei der Ähnlichkeitsbetrachtung war bereits mit Gleichung (2.30) die Durchflusszahl
cm
ϕ=
u2
c1m c c
ϕ1 = ; ϕ 2 = 2 m ; ϕ3 = 3m (3.107)
u2 u2 u2
eingeführt werden.
- 130 -
2) Enthalpiezahl h
∆h
Definition: Ψh = 2
u2 / 2
⎛ c1 u u1 c 2 u c3 u ⎞
Ψh = f ⎜⎜ ϕ1 , , , , ϕ3 , ⎟⎟ (3.108)
⎝ u2 u2 u2 u2 ⎠
a = ∆h +
2
(
1 2
c 3 − c12 ) (3.80)
a = c2 u u 2 − c1u u1 (3.53)
⎛ c 2 u c1u u 1 ⎞ ⎡⎛ c 3m ⎞ ⎛ c1u ⎞ ⎤
2 2 2 2
⎛ c 3u ⎞ ⎛ c1m ⎞
Ψh = 2 ⎜⎜ − ⎟ − ⎢⎜ ⎟ + ⎜⎜ ⎟ − ⎜⎜ ⎟ − ⎜⎜ ⎟ ⎥ (3.109)
⎝ u2 u 2 u 2 ⎟⎠ ⎢⎜⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎥
⎣ ⎦
3) Kinematischer Reaktionsgrad ρh
Diese Kennzahl war bereits definiert worden, soll aber nun durch die dimensionslosen Ge-
schwindigkeiten ausgedrückt werden.
∆h"
ρh = (3.92)
∆h
a " = ∆h " +
1 2
2
(
c 2 − c12 ) (3.78)
⎛ u c c ⎞
ρ h = f ⎜⎜ Ψh , ϕ1 , ϕ 2 , ϕ3 , 1 , 1u , 3u ⎟⎟ (3.110)
⎝ u2 u2 u2 ⎠
- 131 -
c 2 u c1u u 1 1 ⎡⎛ c 2 m ⎞ ⎛ c1u ⎞ ⎤
2 2 2 2
⎛ c 2u ⎞ ⎛ c1m ⎞
− − ⎢⎜ ⎟ + ⎜⎜ ⎟ − ⎜⎜ ⎟ − ⎜⎜ ⎟ ⎥
u2 u 2 u 2 2 ⎢⎜⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎝ u 2 ⎟⎠ ⎥
ρh = ⎣ ⎦ (3.111)
c 2 u c1u u 1 1 ⎡⎛ c 3m ⎞ ⎛c ⎞ ⎤
2 2 2 2
⎛c ⎞ ⎛c ⎞
− − ⎢⎜⎜ ⎟⎟ + ⎜⎜ 3u ⎟⎟ − ⎜⎜ 1m ⎟⎟ − ⎜⎜ 1u ⎟⎟ ⎥
u2 u 2 u 2 2 ⎢⎝ u 2 ⎠ ⎝ u2 ⎠ ⎝ u2 ⎠ ⎝ u 2 ⎠ ⎥⎦
⎣
1) Durchflusszahl
cM V&
ϕM = mit cM =
πD M
2
uM
4
Darin ist DM ein charakteristischer Durchmesser der Maschine, mit dem die fiktive Geschwin-
digkeit cM und die Umfangsgeschwindigkeit uM gebildet werden. Oft wird für DM der Laufrad-
durchmesser der ersten Stufe gewählt, so dass sich ergibt:
cM cD
ϕM = = = ϕD (2.30)
uM u2
Es ist jedoch auch üblich, einen aus allen Stufen gemittelten Durchmesser
z
1
DM =
2i
∑D
i =1
2
i mit z = Anzahl der Stufen
2) Enthalpiezahl
∆h M ∑ ∆h
Ψh M = 2
= 2
(3.114)
uM uM
2 2
2
⎛u ⎞
Ψh M = ∑ Ψz ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟
⎝ uM ⎠
- 132 -
3) Polytroper Wirkungsgrad
ηpol M =
yM
=
∑ y = ∑ (η ⋅ ∆h )
z pol
(3.115)
∆h M ∑ ∆h ∑ ∆h
Für die Sonderfälle
a) ∆h = const
ergibt sich pol M = 1/z ∑ pol
mit z = Anzahl der Stufen
b) pol = const.
ergibt sich pol M = pol
y sM = y M / (1 + f M )
ηs M =
ys M
=
1 yM
≈
1 ∑y (3.116)
∆h M 1 + f M ∆h M 1 + f M ∑ ∆h
ηs M =
1 ∑ (1 + f )y s
(3.117)
1 + fM ∑ ∆h
ys
ηs = = const.
∆h
und
ys = const.
ergibt sich
1 y s ∑ (1 + f )
ηs M ≈
1 + fM z ∆h
∑ (1 + f )
1 1
ηs M ≈ ηs ⋅ (3.118)
1 + fM z z
- 133 -
Bei der Berechnung der axialen Repetierstufen können folgende vereinfachende Bedingungen
eingeführt werden:
r
Axialbedingungen: u1 = u2 = u und cr = 0 (3.119)
r r r
Wegen cm = cr + cz
r r
folgt daraus cm = cz
r r
Repetierbedingung: c1 = c3
r r r r
Daraus folgt: c1m = c 3m c1u = c 3u (3.120)
und: ϕ1 = ϕ3
Die allgemeinen Beziehungen für die Enthalpiezahl Ψh und den kinematischen Reaktionsgrad
ρh nach den Gleichungen (2.35) und (3.111) gemäß Abschnitt 3.4.2 vereinfachen sich durch
Einsetzen der Bedingungen für die axiale Repetierstufe.
⎛ c2 u c1u ⎞
Ψh = 2 ⎜⎜ − ⎟ (3.121)
⎝ u2 u 2 ⎟⎠
∆c u
Ψh = 2
u
1 ⎛ c 2 u c1 u ⎞ ϕ 22 − ϕ12
ρh = 1 − ⎜⎜ + ⎟ − (3.122)
2⎝ u u ⎟⎠ ⎛ c 2 u c1 u ⎞
2 ⎜⎜ − ⎟⎟
⎝ u u ⎠
⎛ c2 u c1u ⎞
Ψh = 2 ⎜⎜ − ⎟
⎝ u2 u 2 ⎟⎠
- 134 -
cu ∞ ⎛ c2 u c1 u ⎞
und 2 = ⎜⎜ + ⎟⎟
u ⎝ u u ⎠
1 ⎡⎛ c 2 u c1 u ⎞⎤ c w
1− ⎢⎜⎜ + ⎟⎟⎥ = 1 − ∞ u = − ∞ u (wegen c∞ u = u + w∞ u)
2 ⎣⎝ u u ⎠⎦ u u
sowie
w∞ u 2ϕ∞ ⋅ ∆ϕ
ρh = − − (3.124)
u Ψh
Die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke für eine axiale Repetierstufe sind im Bild 3.35
dargestellt.
ψh ∆c
= uu
2
1 ∞ γ 2
∆ϕ
c2 w2
c1
u u u
w∞ ϕ2 ϕ1 ϕ∞
γ u w1
u
x w ∞u
-
u
w ∞u 2∆ϕ ⋅ ϕ∞
ρh = -
u ψh
u1
=1
u2
Die beiden rechtwinkligen Dreiecke mit dem Winkel sind einander ähnlich, so dass die Be-
ziehung
Ψh
2 = ϕ∞ (3.125)
∆ϕ x
- 135 -
2 ∆ϕ ϕ∞
x=
Ψh
⎛ w∞ u ⎞
Die Differenz ⎜⎜ − − x ⎟⎟ entspricht damit ρh und wird durch die eingezeichnete Strecke
⎝ u ⎠
repräsentiert.
Jetzt soll die axiale Repetierstufe mit φ1 = φ3 unter der weiteren Voraussetzung φ1 = φ2 = φ be-
trachtet werden. Dieser Fall ist insofern von Bedeutung, als die Konstanz der Meridiange-
schwindigkeit durch entsprechende Formgebung der Kanalform bei vielen ausgeführten Ma-
schinen verwirklicht ist. Unter dieser Voraussetzung ergeben sich folgende Kennwerte:
∆c u
Ψh = 2
u
w∞ u c∞ u
ρh = − =1− (3.126)
u u
dann ergeben sich unter Zusammenfassung aller Voraussetzungen folgende vereinfachte Glei-
chungen:
c 2u
Ψh = 2 (3.127)
u
c 2u Ψ
ρh = 1 − =1− h (3.128)
2u 4
Je nach Wahl der genannten Kennzahlen ergeben sich unterschiedliche aerodynamische Belas-
tungen für das Schaufelgitter. Durch zahlreiche empirische Untersuchungen haben sich für be-
stimmte Kriterien Anhaltswerte ergeben, die als Grenzfälle für zulässige Schaufelbelastungen
angesehen werden können. Einige bedeutende Belastungskriterien seien genannt:
- 136 -
zulässiger Bereich:
w2 c c
≥ 0,7 bzw. 3 = 1 ≥ 0,7 (3.129)
w1 c2 c2
ϕ 2 + (ρ h − Ψh / 4 )
2
w2 w2 / u
= = ≥ 0,7
w1 w1 / u ϕ + (ρ h + Ψh / 4 )
2 2
ϕ 2 + (1 − ρ h − Ψh / 4 )
2
c1 c1 / u
= = ≥ 0,7
c2 c2 / u ϕ 2 + (1 − ρ h + Ψh / 4 )
2
2) Diffusionsfaktor D
zulässiger Bereich:
w ∆w u
D =1− 2 + < 0,6 für stabilen Betriebsbereich
w1 2 L w
1 (3.130)
t
≤ 0,45 für Normalbetrieb
ϕ 2 + (ρ h − Ψh / 4)
2
Ψh
D =1− + < 0,6 für stabilen Betriebsbereich
ϕ 2 + (ρ h + Ψh / 4) L
ϕ 2 + (ρ h + Ψh / 4 )
2 2
4
t
≤ 0,45 für Normalbetrieb
3) Gitterbelastungszahl
L
cA ⋅ < (1,5.......... .....2,5) (3.131)
t
- 137 -
Im nachfolgenden Bild 3.36 sind für ausgesuchte Fälle die Geschwindigkeitsdreiecke für
Axialverdichter-Repetierstufen mit einer Durchflusszahl φ = 0,7 und einem Schaufelverhältnis
L/t = 1 dargestellt. Es sind außerdem die genannten Belastungskriterien ausgewertet, wobei die-
jenigen Auslegungswerte, die eines der Belastungskriterien nicht erfüllen, mit Klammern ver-
sehen wurden.
ρh = 0
c 1, 2 w 1, 2 c 1, 2 w 1, 2 c 1, 2 w 1, 2
u u u u u u
ρ h = 0,5
ρh = 1
r r
folgt: cm = cr
r r
Repetierbedingung: c1 = c3
r r r r
daraus folgt c1m = c3m , c1u = c3u
und ϕ1 = ϕ3
c1u = 0
r r
Wegen der Repetierbedingung c1 = c3 folgt dann auch:
c 3u = 0
c1m = c 2 m = c 3m = c m bzw.
ϕ1 = ϕ 2 = ϕ 3 = ϕ
Ein dimensionsloses Geschwindigkeitsdreieck für eine radiale Repetierstufe, die diesen An-
nahmen genügt, ist im Bild 3.37 dargestellt.
ψh c 2u
=
2 u2
c1 w1 w2
u2 u2 c2 u2 ϕ
u2
α1= 90
o
α2 β1 β2
u1
u2 u2
u2 = 1
Prüfen wir die Beziehung für die Enthalpiezahl Ψh nach Gleichung (3.109) und diejenige für
den Reaktionsgrad ρh nach Gleichung (3.111), so stellen wir fest, dass sich die gleichen Bezie-
hungen für φ = const. und c1u = 0 (drallfrei) wie bei der axialen Repetierstufe ergeben:
- 139 -
c 2u
Ψh = 2 (3.127a)
u2
c 2u Ψ
ρh = 1 − = 1− h (3.128a)
2u 2 4
3.4.5 Zusammenhang von ρh, ψh und c2u/u bei axialen und radialen
Verdichterrepetierstufen
Der Zusammenhang zwischen ρh, h und c2u/u lässt sich am besten graphisch darstellen. Um
ein geeignetes Diagramm erstellen zu können, werden nachfolgende Überlegungen angestellt.
Der Reaktionsgrad ρh hatte sich für die Repetierstufe mit φ = const und c1u = 0 zu
c 2u
ρh = 1 − (3.128a)
2 ⋅ u2
ergeben.
Ein Reaktionsgrad, der kleiner als Null ist, kennzeichnet einen Expansionsvorgang, weil aus
∆ h"
ρh = < 0 entweder ∆h″ < 0 bei ∆h > 0 oder ∆h < 0 bei ∆h″ > 0 folgt. (3.132)
∆h
Daraus geht hervor, dass ρh = 0 für die Verdichterstufe einen Grenzfall darstellt. Damit wird
nach Gleichung (3.128a):
⎛ c 2u ⎞
⎜⎜ ⎟⎟ = 1 (3.133)
⎝ 2 u 2 ⎠ max
⎛ c 2u ⎞
⎜⎜ ⎟⎟ = 2,
⎝ u2 ⎠ max
so dass die maximale Enthalpiezahl Ψh max für die Stufe aus der Gleichung (3.127a)
c 2u
Ψh = 2 zu:
u2
Ψh max = 4 ermittelt werden kann. (3.134)
Für ρh > 1 erhält man eine negative Enthalpiedifferenz für das Leitrad bzw. eine Beschleuni-
gung im Leitrad (c3 > c2), so dass ρh > 1 für einen Verdichter nicht üblich ist.
∆h" = a −
2
(
1 2
c 2 − c12 )
- 140 -
+ c 2 u − c1m − c1u
2 2 2 2
c
= c 2 u u 2 − c1u u 1 − 2 m (3.78)
2
gefunden worden.
Diese Gleichung vereinfacht sich unter den getroffenen Annahmen cm = const und c1u = 0 zu:
2
c
∆h" = c 2 u ⋅ u 2 − 2u (3.135)
2
Im folgenden werden für die radiale Repetierstufe mit konstanter Durchflusszahl φ und drall-
freier Zuströmung c1u = 0 vier Beispiele mit den c2u/u2-Werten:
c 2u
= 0; 0,5 1,0 und 2,0 betrachtet.
u2
Die Geschwindigkeitsdreiecke und die zugehörigen Kennzahlen sind im Bild 3.38 wiedergege-
ben.
A B C D
c2 w2 c2 w2 c2 c2
Dimensionsbehaftete
w2 w2 Austrittsdreiecke
1,0 4
ρh ψ ht = ψh
ρh 3
Leitrad Voraussetzungen:
0,5 ψ'h 2
ψh c1 = c 3
ψ'h
cm = const
1
ρh u = const
Laufrad ψ'' h ψ'' h
c1u = 0
0
0 0,5 1, 0 1,5 c2u 2,0
u2
c 2u
Bild 3.38: Austrittsgeschwindigkeitsdreiecke für die Fälle = 0 ….0,5….1,0….2,0
u2
⎛c ⎞ ⎛c ⎞
sowie Darstellung der Funktionen ρ h = f ⎜⎜ 2 u ⎟⎟ und Ψh = f ⎜⎜ 2 u ⎟⎟
⎝ u2 ⎠ ⎝ u2 ⎠
3 = 1
2
1
w1 w2 w1 w2 w1 w1 Radial-
c1 = c 2 c2 β1 w2 Normalstufen-
α1 w 2 element
u1 u2 α2 u1 u2 β 2 c1 = c 3
wirkungslose rückwärts ge- radial endigen de vorwärts ge- c m = const
Schaufel krümmte Schaufel Schaufel krümmte Schaufel c 1u = 0
w1= w 2 w1 w2 w1 w1 Axial-
c1= c 2 c2 β1 w2 w2 Normalstufen-
α1 element
u u
α2 β2 c1 = c 3
3 = 1 c m = const
c1u = 0
2 u u u u
1
A B C D
Das Bild 3.39 enthält die Darstellung von Schaufeln für Leit- und Laufräder, die den Ge-
schwindigkeitsdreiecken in Bild 3.38 entsprechen.
A Wirkungslose Schaufel
Das Laufrad und damit die Stufe leistet keine Arbeit, weil die Absolutgeschwindigkeit
sich nicht ändert.
Mit wachsendem Verhältnis c2u/u2 wächst bei festgehaltenem c1u/u auch die in der Stufe umzu-
setzende Arbeit, d.h. Ψh wächst. Gegen die jeweilige Wahl einer großen Enthalpiezahl Ψh
spricht jedoch, dass gleichzeitig der Reaktionsgrad ρh abnimmt. Es wird also im Laufrad immer
weniger Energie direkt in Druckenergie umgewandelt. Durch eine nachträgliche Verzögerung
der Strömung im Leitrad könnte man zwar eine weitere Druckerhöhung erreichen, allerdings
bringt diese Strömungsverzögerung in einem ruhenden Diffusor wiederum erhebliche Verluste
mit sich. Es lässt sich allgemein keine optimale Enthalpiezahl festlegen, sondern sie wird durch
Abwägen der Vor- und Nachteile für den jeweiligen Maschinentyp bestimmt.
o
90 P
β2 =
o Pumpen für Flüssigkeitsförderung
165 o
150 o β2 ≈ 135o ÷ 165 o
α2 135 o β2 = (gebräuchlich auch: β2* = 180 o - β 2)
120 o o
60 o 105 o 75 K
90
Verdichter (Gasförderung)
o β2 ≈ 90o ÷ 150o
60
KR
30o P K KR V o Verdichter mit radial endenden Schaufeln
45
o β 2 ≈ 90 o
30
V
Ventilatoren
0
β 2 < 90o
0 1 2
c2u ψ h ψy
= =
u2 2 2 η pol
Die Erfahrung hat zu der Erkenntnis geführt, dass bestimmte Schaufeltypen, bzw. direkt damit
verbunden auch Bereiche von Strömungswinkeln, mit ganz bestimmten Maschinenarten ver-
knüpft sind.
Das Bild 3.40 gibt eine Übersicht der Winkelzuordnungen wieder. Es handelt sich dabei um
ausgeführte Maschinen mit Repetierstufen.
Zur Ermittlung des Einflusses, den die Meridiangeschwindigkeit auf eine Repetierstufe ausübt,
soll als Beispiel eine axiale Repetierstufe mit φ = const., c1u = 0, Ψh = const. bzw. damit auch
ρh = const. betrachtet werden.
ψ h ψ h*
1* =
2 2 2* ϕ* > j
w1 *
u c2* w2 *
c 1* u u
u w2
w1 u
1 2
ϕ* u
c1 ∆β ∆β*
∆α* β1
ϕ u β1 *
∆α c2
β2
α 2 * α2 u
u
α 1 = α 1* β2*
u =1
Anhand der Geschwindigkeitsdreiecke, die einmal für eine kleine und einmal für eine große
Meridiangeschwindigkeit gezeichnet sind (Bild 3.41), lassen sich die in der nachfolgenden Ta-
belle zusammengefassten Vor- und Nachteile angeben.
Der optimale Wert für die Meridiangeschwindigkeit ist nur von Fall zu Fall aus der Gegenüber-
stellung und Abwägung der Vor- und Nachteile zu ermitteln.
Tabelle: Vor- und Nachteile bei der Wahl von großen und kleinen Meridiangeschwindigkeiten
Im Laufe der Zeit haben sich aus zahlreichen Versuchen bestimmte Zuordnungen von Kenn-
zahlen und Maschinen mit guten Betriebseigenschaften ergeben. Mit dem Cordier-Diagramm
(Bild 2.5) ist eine Zusammenstellung solcher Turbomaschinenstufen gegeben, deren Auslegung
sich bewährt hat.
Bild 3.42 zeigt eine ähnliche Zusammenstellung von Stufen mit guten Betriebseigenschaften.
Die Bereiche grenzen etwa die Felder ab, die durch die Kennzahlen φ und h bzw. für Radial-
und Axialstufen üblich sind.
0,6 1,2
0,5 1,0
0,4 0,8
0,2 0,4
0,1 0,2
0 0
0 0,5 1,0 ϕ
maximal erreichbare Wirkungs grade
Eine Turbinenstufe besteht aus einem Lauf- und einem Leitrad, das entgegen der Anordnung
beim Verdichter dem Turbinenlaufrad im allgemeinen vorgeschaltet ist.
Die Indizierung nach Bild 3.43 geht wieder vom Spalt vor dem Laufrad mit 1 aus, so dass ge-
genüber der Indizierung des Verdichterlaufrades keine Unterschiede bestehen. Während das
Turbinenleitrad im allgemeinen zwischen den Spalten 0 und 1 sitzt, ist das Verdichterleitrad
im allgemeinen zwischen den Spalten 2 und 3 angeordnet.
Das Leitrad hat die Aufgabe, die Strömung zu führen, diese dem Laufrad unter strömungs-
technisch günstigen Bedingungen zuzuführen und eine teilweise Umwandlung von potentiel-
ler in kinetische Fluidenergie (Beschleunigung) des Fluids vorzunehmen. Dabei kann das
Leitrad u.U. als Regelungseinrichtung benutzt werden, so z.B. wenn die Leitschaufeln
schwenkbar ausgeführt sind.
Le La
['] ['']
0 1 2
Die adiabate Turbinenstufe unterscheidet sich in der theoretischen Behandlung nicht von der
adiabaten Verdichterstufe, d.h. es gelten die bereits angegebenen Beziehungen. Die Energie-
umsetzung ist im h,s-Diagramm im Bild 3.44 dargestellt.
p0
h p1
p0t
p2
c 02 /2
0 c 2 /2 ∆ht = a
∆h'
1
1
∆h
∆h'' c 2 2 /2
2
p2t
Auch für die Turbinenstufe soll der Einfluss der geodätischen Höhenunterschiede vernachläs-
sigt werden. Es wird wieder adiabates Verhalten der Stufe angenommen.
g ⋅ ∆z = 0
q=0
Kinematische Beziehungen
Eulersche Hauptgleichung
Energiesatz
Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik
Für die Aufteilung der Enthalpie, der Dissipation und der Druckänderungsarbeit gilt:
Es lassen sich analog zur adiabaten Verdichterstufe die Kenngrößen der adiabaten Turbinen-
stufe ableiten. (Vorzeichen beachten !)
c om c ou c1m c1u u 1 c 2 m c 2 u
; ; ; ; ; ;
u2 u2 u2 u2 u2 u2 u2
Kenngrößen
1) Durchflusszahl
c om c c
ϕo = ; ϕ1 = 1m ; ϕ 2 = 2 m
u2 u2 u2
2) Enthalpiezahl
∆h ∆h"
Ψh = Ψh′′ =
u 22 u 22
2 2
- 147 -
3) Reaktionsgrad
a) Kinematische Reaktionsgrad
∆h"
ρh =
∆h
y"
ρy =
y
ys "
ρ ys =
ys
4) Polytroper Wirkungsgrad
∆h
η pol =
y
1
=
1
(1 − ρ h ) + 1 ρ h (3.139)
ηpol η′pol η′pol
′
Die folgende Tabelle liefert eine Gegenüberstellung typischer Werte und Kennzahlen von
Verdichter und Turbine.
Auch für die axiale Turbinenstufe, die als Repetierstufe ausgeführt ist, gelten die folgenden
Bedingungen
r
Axialbedingung: u1 = u2 = u und cr = 0
r r
Repetierbedingung: co = c2 ,
d.h. ϕ o = ϕ 2
bzw. ϕ1 = ϕ 2 = ϕ
Unter den obigen Bedingungen lassen sich die Ergebnisse für die Kenngrößen ähnlich denen
der Verdichterstufe ableiten. Als Ergebnis erhält man:
c1u w∞ u
ρh = 1 − =− (3.142)
2u u
2c1u
Ψh = − (3.144)
u
Ψh
ρh = 1 + (3.145)
4
Im Rahmen der Repetierstufen unterscheidet man bei Turbinen Sonderfälle, die z.T. mit be-
sonderen Bezeichnungen benannt werden.
Umlenkstufe (Curtisrad) ρh = 0
Die Umlenkstufe, die oft auch Curtisrad genannt wird, ist durch den Reaktionsgrad ρh = 0 ge-
kennzeichnet. Mit den bisherigen Voraussetzungen
u1 = u2 = u
r r
co = c2
c 2u = 0
- 149 -
φ = const
∆h"
und ρ h = =0
∆h
kann mit Hilfe der Euler-Gleichung und des Energiesatzes die Enthalpiedifferenz des Laufra-
des folgendermaßen ausgedrückt werden:
∆h" =
1 2
2
( )1
(
w 1 − w 22 + u 22 − u 12 = 0
2
)
Die Relativgeschwindigkeiten w1 und w2 müssen wegen u1 = u2 gleich groß sein:
w1 = w2
c1u
Aus der Beziehung ρh = 0 = 1 + Ψh/4 ergibt sich Ψh = - 4 und damit aus Ψh = − 2 :
u
c1u
=2 (3.141)
u
Mit der Kenntnis dieser Größen lässt sich das dimensionslose Geschwindigkeitsdreieck für
die Umlenkstufe zeichnen (Bild 3.45)
c∞ w2
u
c1 w2
u u
ϕ u
w1 c2
u u
w∞
α1 β1 u α2 β2 w1
u u
=1 ψh c1u =1
u u
2 = u ρh = 0
Der Betrag der relativen Strömungsgeschwindigkeit ändert sich nicht, sondern es wird nur die
Geschwindigkeitsrichtung geändert. Hieraus ist der Name "Umlenkstufe" abgeleitet.
Nach der Gleichung für die Enthalpie dieser adiabaten Stufe ∆h" = y" + j" = 0 zeigt sich, dass
2
die Druckänderungsarbeit y" = ∫ v dp = - j" nur der relativ geringen Dissipation entspricht,
1
und damit nur ein geringer Druckabfall vorhanden sein kann. Diese Eigenart der Umlenkstufe
soll in einem h,s-Diagramm gezeigt werden (Bild 3.46)
- 150 -
h p0
w2 = w 1
c0 2
c1 ² p2 < p 1
2 0 2 p1 ∆ht = a
p2
1 c2 2
2 2
u1 = u2 = u
r r
co = c2
c 2u = 0
φ = const.
Ψh
Aus der Forderung ρ h = 0,5 = 1 + folgt Ψh = − 2
4
c1u
und mit Ψh = −
u
c1u
ist: =1 (3.146)
u
w2 w2 > w1
p2 < p1
c1 w2
u c2 u u
w1 u
c∞ w∞
u
u u
w1
α1 β 1= α 2 β2
u u
=1 =1
u u
ρ h = w u∞
ψh c u
= - 1u
u u
Gleichdruckstufe: y" = 0
Die Voraussetzungen für die Gleichdruckstufe entsprechen denen der Umlenk- bzw. Reakti-
onsstufe. Die Gleichdruckstufe ist durch den Reaktionsgrad der Druckänderungsarbeit
ρy = y" / y = 0 gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die Druckänderungsarbeit im Laufrad
gleich 0 (y" = 0) und somit p1 = p2 sein muss.
Aus
∆h" =
1 2
2
( ) 1
(
w 1 − w 22 + u 22 − u 12
2
)
und u1 = u2 (Axialbedingung)
folgt weiter:
w1 > w2
po
h
c 02 p1 = p2
2 c1 2
2 c 22
2
w2 < w1
0
2 p2 = p1
Üblicherweise werden radiale Turbinenstufen nach der Durchströmrichtung des Fluids unter-
schieden. Bei einer Zentripetalstufe strömt das Fluid vom äußeren Durchmesser zur Nabe, bei
Zentrifugalstufen von der Nabe zum äußeren Durchmesser (Bild 3.49)
Zentripetalstufe Zentrifugalstufe
0 2
1 1
2 0
u1 > u2 u2 > u1
Betrachtet man eine radiale Turbinen-Repetierstufe mit den Zusatzbedingungen c2u = 0 und
φ = const., so erhält man die Kennzahlen aus den Gleichungen (3.109) und (3.111) zu
c1u u 1
Ψh = − 2 ⋅ (3.148)
u2 u2
c1u
ρh = 1 − (3,149)
2 u1
h = - 5 bis - 2.
Ein Vergleich der Zentrifugal- und Zentripetalstufe zeigt, dass bestimmte gegenläufige Ten-
denzen Kompromisslösungen bei der Auslegung geboten erscheinen lassen. Grundsätzlich
kann mit der Zentripetalturbine wegen u1/u2 > 1 ein relativ großes Druckgefälle verarbeitet
werden. Denn aus der Gleichung für die Enthalpiedifferenz, hergeleitet nach dem Energiesatz
und der Euler-Gleichung
u 22 − u 12 w 22 − w 12
h 2 − h1 = −
2 2
folgt, dass bereits bei der Umlenkströmung w2 = w1 ein Enthalpieabbau durch die Umfangs-
geschwindigkeit stattfindet.
Das Fluid wird in Richtung kleinerer Durchmesser gefördert und soll dabei expandieren. Die
Schaufelhöhe muss also nach innen entsprechend stark vergrößert werden, um bei kleiner
- 153 -
3.5.3 Peltonturbine
Diese Schaufel denke man sich nun verschiebbar gelagert, so dass durch den auftreffenden
Strahl in u-Richtung eine Bewegung möglich ist. Die Geschwindigkeiten am Ein- und Austritt
lassen sich dann, wie im Bild 3.50b dargestellt, zeichnen.
a)
c1 u
c2
b)
Eintritt Austritt
c1 w2
w1 u c2
| w1 | = | w2 |
Der maximale Umfangswirkungsgrad dieser Turbine lässt sich aus den Leistungen bzw. den
Impulsströmen am Ein- und Austritt ableiten:
1
P=− & c12
m Energiestrom (3.150)
2
Fu = m
& c2 − m
& c1 Umfangskraft (Impulsstromdifferenz) (3.151)
- 154 -
& (w 2 + u − w 1 − u )
Fu = m
& (w 2 − w 1 )
Fu = m
Mit w2 = - w1 ist:
Fu = − 2 m
& w1 (3.152)
& (c1 − u )
Fu = − 2 m (3.153)
& ⋅ u ⋅ (c1 − u )
Pu = Fu ⋅ u = − 2 ⋅ m (3.154)
Pu & u (c1 − u )
−2m
ηu = = (3.155)
Pth 1
− m & c12
2
u ⎛ u⎞
ηu = 4 ⎜⎜1 − ⎟⎟
c1 ⎝ c1 ⎠
Der Umfangswirkungsgrad ist eine Funktion u = f(u/c1), deren Verlauf im Bild 3.51 wieder-
gegeben ist.
ηu
ηu max =1
1,0
0 0,5 1,0 u
c1
Ähnlich wie bei Verdichtern lassen sich auch bei den einzelnen Turbinenarten Bereiche in ei-
nem Ψh , φ - Kennfeld angeben, die als typisch für ausgeführte Maschinen mit gutem Wir-
kungsgrad bezeichnet werden können (Bild 3.52).
Der Reaktionsgrad ρh ist als Parameter gewählt worden.
- 155 -
ψh
Pelton-Turbine
8 (1-stufig)
7 Francis-Turbine
ρ=0
6
ρ=0
5
Dampfturbinen
axial
4 (Gasturbine)n
3 Radialturbinen
ρ = 0,5
2
Radialverdichter
1
Kaplanturbinen
0
0 0,5 1,0 ϕ
Diese hängt vom Volumenstrom V & , dem mittleren Durchmesser D1m und der Meridiange-
1
schwindigkeit c1m ab. Man kann meist davon ausgehen, dass der Durchmesser D1m durch kon-
struktive Daten (z.B. Schaufelzahl, Schaufelbefestigung, Drehzahl usw.) vorgegeben ist und
die Meridiangeschwindigkeit c1m auch nur in bestimmten Grenzen sinnvoll variiert werden
kann.
Damit ist die Schaufelhöhe H1 stark abhängig vom Volumenstrom V & , der im Hochdruckteil
1
von Dampfturbinen aufgrund hoher Drücke oft verhältnismäßig klein ist. Die Schaufelhöhen
können jedoch nicht beliebig klein ausgeführt werden, weil dann das Verhältnis von Schau-
felhöhe zur Spaltweite zu gering wird, und damit relativ hohe Verluste auftreten.
Die Spaltweite kann aus fertigungstechnischen Gründen nur bis zu einem bestimmten Mini-
mum ausgeführt werden, weil bei ihrer Bemessung der Einfluss der Wärmedehnung und der
Verformung unter Fliehkraft berücksichtigt werden muss. Damit ergibt sich aus Sicherheits-
gründen eine absolute Mindestspaltweite.
Aufgrund dieser Zusammenhänge sollten erfahrungsgemäß Schaufelhöhen von 10 mm nicht
unterschritten werden. Wenn bei diesen minimalen Schaufelhöhen die Schaufelringfläche für
den Volumendurchsatz immer noch zu groß sein sollte, wird der Ringquerschnitt teilbeauf-
- 156 -
schlagt. Das geschieht in der Weise, dass Teilsegmente der gesamten Ringfläche abgedeckt
werden, wie in Bild 3.53 gezeigt.
Das Verhältnis der durchströmten Ringfläche zur Gesamtringfläche wird als Beaufschla-
gungsgrad bezeichnet.
α α1
α3
α4
DN
D
Die einzelnen beaufschlagten Segmente können, jedes für sich, wahlweise durch Absperror-
gane zu- oder abgeschaltet werden. Mit dieser Einrichtung lässt sich eine Düsengruppenrege-
lung aufbauen.
Die Teilbeaufschlagung ist nur bei den Turbinen sinnvoll, die etwa gleiche Drücke vor und
hinter jedem Laufrad aufweisen. Damit ist diese Regelung nur bei Gleichdruckstufen (p1 = p2)
und Umlenkstufen (p1 ≈ p2) geeignet.
Bei Teilbeaufschlagung von Überdruckstufen würde der aus der Düsengruppe austretende
Dampfstrahl sich in Folge der am Laufrad anliegenden Druckdifferenz unkontrolliert über die
gesamte Laufradeintrittsfläche verteilen und zu großen Strömungsverlusten im Laufrad füh-
ren.
Die Meridiangeschwindigkeit ist auch bei Turbinen analog zum Verdichter so zu wählen, dass
die Verluste minimiert werden. Dabei ist die Tendenz wie beim Verdichter die folgende:
Im Bereich folgender Durchflusszahlen sind Turbinen mit gutem Wirkungsgrad erzielt wor-
den.
4.1.1 Gitterformen
Es sollen zunächst die ebenen Gitterformen und ihre Aufgaben vorgestellt werden.
Das gerade ebene Gitter ist die Abwicklung eines koaxialen Zylinderschnittes eines
Schaufelkranzes in die Zeichenebene. Es stellt sich dar als eine unendliche Folge von
zylindrischen Schaufelprofilen, die im Abstand t (Teilung) voneinander angeordnet sind. Das
Bild 4.1 zeigt im unteren rechten Bildteil den abgewickelten Zylinderschnitt und das dadurch
entstandene "gerade ebene" Gitter, das als endlos angesehen wird, weil die Originalanordnung
der Schaufeln auf dem Rotor in sich geschlossen und daher endlos ist.
"Eben" heiß das Gitter, weil es aus der eigentlich ringförmigen Anordnung auf dem Rotor
durch die Abwicklung des Zylinderschnittes in die Ebene eben geworden ist.
"Gerade" heißt ein Gitter, wenn es durch Abwicklung eines Zylinderschnittes durch eine
axiale Beschaufelung entstanden ist, und daher gerade "Gitterfronten" aufweist, im
Gegensatz zu dem ebenen Gitter, das z.B. aus einem Radialschnitt durch ein reines Radialrad
entsteht und kreisförmige "Gitterfronten" besitzt.
Das Bild 4.1 erläutert außerdem das orthogonale Koordinatensystem der Relativströmung, das
als begleitendes Dreibein mit den Koordinaten n, s und t besonders bei der dreidimensionalen
Theorie der Turbomaschinen von Bedeutung ist.
1 t 2 t
s, n s
Schnittebene für
Gitterabwicklung n
γ=0
ω
s
2
n
t - Richtung radiales Gleichgewicht
s, n - Richtung Gittertheorie
ebener Axialgitter abgewickelter 1
Zylinderschnitt
Das "ebene Kreisgitter" und das begleitende Koordinatensystem der Relativströmung sind im
Bild 4.2 darstellt. Die Gitter werden bei der zweidimensionalen Betrachtung als stehend
behandelt und von der Relativströmung w1, die beim Leitrad mit der Absolutströmung c1
identisch ist, angeströmt.
s, n s
t 2 γ=π/2 n
2
t
1
s, n
ω
1
Bei Vernachlässigung der Reibung lassen sich, je nach Art der Strömungsbeeinflussung, drei
Gittertypen unterscheiden:
1. Umlenkgitter
Die Strömung wird umgelenkt, die Kanalbreite ist konstant. Die statische Enthalpie
und der Betrag der Relativgeschwindigkeit bleiben erhalten.
2. Beschleunigungsgitter
Der Strömungskanal wird in Strömungsrichtung enger. Im Kanal wird der statische
Druck abgebaut, um die Strömung zu beschleunigen.
3. Verzögerungsgitter
Der Schaufelkanal wird in Strömungsrichtung erweitert. Im Kanal nimmt der
statische Druck zu, weil die Strömung verzögert wird.
Bei der Bestimmung des Strömungsverhaltens um die Schaufelprofile lassen sich die
wirklichen Strömungsverhältnisse durch verschiedene Verfahren annähern. Neben der bereits
behandelten eindimensionalen Stromfadentheorie, die besonders für enge Schaufelgitter
geeignet ist, weil dort die Stromlinien nahezu der Schaufelkontur entsprechen, steht noch die
Theorie des Einzelflügels zur Verfügung. Diese Theorie betrachtet die Strömung um einen
einzelnen Flügel, dessen Umströmung durch die Umgebung nicht beeinflusst wird.
- 159 -
Das Kriterium für die sinnvolle Anwendung der beiden Theorien ist das Teilungsverhältnis.
Bei unendlich vielen Schaufeln (t/L = 0) und entsprechend schaufelkongruenter Strömung ist
die Stromfadentheorie ideal anzuwenden. Bei nur einer Schaufel bzw. unendlich großer
Teilung (t/L = ∞) würde dagegen die Theorie des Einzelflügels richtige Ergebnisse liefern.
Der Bereich der Anwendbarkeit beider Theorien ist abhängig von der Möglichkeit, von den
Voraussetzungen abweichende Verhältnisse durch zuverlässige Korrekturrechnungen zu
berücksichtigen.
Das Bild 4.3 zeigt eine Zusammenstellung einiger heute üblicher Berechnungsverfahren für
die Beschaufelung von Turbomaschinen.
Singularitäten- Konforme
Verfahren Abbildung
Die Gittertheorie erfasst den gesamten Bereich 0 ≤ t/L ≤ ∞. Nachteilig ist allerdings, dass ihre
Lösungsverfahren weit aufwendiger sind. Für die Ermittlung von Druck- und
Geschwindigkeitsverteilung um den Einzelflügel und auch um den Flügel im Gitterverband
stehen zwei mathematische Verfahren im Vordergrund: Die auf die ebene Strömung
beschränkte konforme Abbildung und das Singularitätenverfahren.
Das Bild 4.4 gibt eine Übersicht über diese beiden Problemstellungen der Gittertheorie.
Die Lösung des direkten Problems ist weniger schwierig als die Lösung des indirekten
Problems, weil beim indirekten Problem vielseitige Zusatzbedingungen zur Geometrie,
Strömungsmechanik, Fertigungstechnik und zum Werkstoff zu treffen und zu erfüllen sind.
- 160 -
Indirektes Problem
geg. aerodyn. Daten
ges. geometr. Daten
aerodyn. Daten
geometr. Daten Zuströmrichtung
Profildaten Abströmrichtung
Gitterdaten Druck- bzw. Geschwindigkeits-
verteilung
Direktes Problem
geg. geometr. Daten
ges. aerodyn. Daten
Sofern es möglich ist, die Strömung durch das Gitter einer Strömungsmaschine als
Potentialströmung aufzufassen (drehungsfrei, reibungsfrei, inkompressibel), bietet die
Potentialtheorie Lösungsansätze. Die Strömung durch ein axiales Schaufelgitter, bei dem sich
Reibungseinflüsse nur in einer relativ dünnen Grenzschicht um die Profile auswirken, kann in
guter Näherung als Potentialströmung betrachtet werden, während das rotierende Kreisgitter
bezüglich seiner Relativströmung nicht der Forderung der Drehungsfreiheit entspricht.
∂ 2Φ ∂ 2Φ
+ =0
∂x 2 ∂y 2
∂ 2Ψ ∂ 2Ψ
+ =0
∂x 2 ∂y 2
Da bekannt ist, dass die allgemeine Lösung der Laplace-Gleichung die Form
Φ = f ( x + i ⋅ y) + g ( x − i ⋅ y)
hat, kann man die Verfahren der Funktionentheorie und der konformen Abbildung als
Lösungsansatz für Strömungsaufgaben dieser Art heranziehen.
- 161 -
Mit Hilfe von Abbildungsfunktionen können komplexe Ebenen sowie Punkt, Kurven und
Flächen in diesen Ebenen auf eine andere komplexe Ebene abgebildet werden. Transformiert
man geometrische Gebilde aus einer z-Ebene in eine -Ebene, so dass kleinste Teile eines
Bildes erhalten bleiben (gleiche Winkel- und Streckenverhältnisse), spricht man von einer
konformen oder ähnlichen Abbildung.
Das Verfahren der konformen Abbildung ist beschränkt auf ebene, reibungslose,
inkompressible, stationäre Strömungen. Es ermöglicht, aus bekannten Strömungsbildern neue
zu entwickeln (anderer Berandungsform).
So hat z.B. Joukowski die nach ihm benannten Profile aus einer Kreiszylinderströmung mit
Hilfe einer speziellen Abbildungsfunktion ermittelt. Dabei werden mit derselben
Abbildungsfunktion die Strom- und Potentiallinien des umströmten Kreisquerschnittes in der
z-Ebene (mathematische Ebene) in die entsprechenden Strom- und Potentiallinien der
umströmten Schaufel in der -Ebene (physikalische Ebene) transformiert (Bild 4.5).
z - Ebene ζ - Ebene z - Ebene ζ - Ebene
iy iη
f
2
x f
ξ
a a 4a a a l = 4a
R · [1 - ( a )2 ] f
R
R 2
B R
A f
δ
a a a 2 Skelettlinie
R · [1 + ( ) ] a a
R
ξ
R
d
2a
a a l
l - 2a
2
Singularitätenverfahren
Mit Hilfe von Parallelströmungen und Verteilungen von Singularitäten wie Quellen-, Senken-
und Wirbelverteilungen ist es möglich, die Profilkonturlinie technisch interessanter Körper
nachzubilden. Man nutzt hierbei die Tatsache aus, dass die Überlagerung von Einzellösungen
Φ1, Φ2, ... , Φn wieder eine Lösung der Potentialgleichung darstellt, weil bei linearen
Differentialgleichungen das Superpositionsprinzip gilt. Man kann also die bekannten
Lösungen von Elementarströmungen (Singularitäten) zur gesuchten Lösung der komplizierten
Gesamtströmung überlagern. Dieses soll an den nachfolgenden Beispielen gezeigt werden.
Im Bild 4.6 ist als Beispiel eine Quelle, eine Senke und eine Parallelströmung überlagert
worden. Im vorderen Staupunkt A und im hinteren Staupunkt B wird die Geschwindigkeit zu
Null. Es ergibt sich eine in sich geschlossene Stromlinie, die als eine Wand angesehen werden
kann, denn jede Stromlinie kann durch eine starre Wand ersetzt werden, weil keine
- 162 -
Komponente senkrecht zu der Stromrichtung, d.h. zur Wand, vorhanden ist. Sachlich ändert
sich im übrigen Strömungsbild nichts. In diesem Fall liegt die Potentialströmung um einen
elliptischen Körper vor.
Parallelströmung
A B
Quelle Senke
Zur Demonstration der Umlenkeigenschaften eines Gitters soll der Parallelströmung eine
Wirbelreihe unendlich dichter Belegung überlagert werden (Bild 4.7).
Parallelströmung + Wirbelreihe Gitterumlenkung
Bild 4.7: Überlagerung von Parallelströmung und Wirbelreihe als Analogie zur
Gitterumlenkung
Die umlenkende Wirkung eines Gitters mit sehr dünnen Schaufeln ist hier durch Überlage-
rung von Parallelströmung und Wirbelreihe nachgebildet worden. Dieser globale Gitteransatz
sagt jedoch nichts über die wirklichen Strömungsverhältnisse an den Schaufeln aus. Um die
Schaufelprofile einzeln nachzubilden, sind komplizierte Singularitätsanordnungen erforder-
lich.
Die Darstellung der Schaufelprofilkontur und ihrer Umlenkeigenschaften beruht auf der
Kombination aller genannten Singularitäten (Bild 4.8).
Durch eine geeignete Quell-Senkenverteilung auf der geraden oder gekrümmten Skelettlinie
des Profils, bzw. wie in Bild 4.8 dargestellt, auf der Sehne des Profils, wird die Form der
Dickenbelegung des Profils festgelegt. Dieser Quell-Senkenverteilung wird dann eine
Wirbelverteilung überlagert.
- 163 -
Bei einfachen, schwach gekrümmten Profilen kann diese Wirbelverteilung auf der Sehne oder
Skelettlinie aufgebracht werden, bei exakteren Verfahren auf der Kontur des Profils (Bild
4.9).
Parallelströmung c∞
Quellstärke E Senkenverteilung
(auf Profilsehne) Dickenverteilung
Quellverteilung
des Profils
+
-
gekrümmte inendlich
Zirkulations- Γ + dünne Schaufel
verteilung (Skelettlinie)
(auf Profilsehne)
Überlagerung von
Quellstärke und
Zirkulation
umströmtes
Schaufelprofil
Wirbelverteilung
auf Schaufelsehne
Wirbelverteilung
auf Skelettlinie
Wirbelverteilung
auf Profilkontur
Bei den bisherigen Betrachtungen wurde die aus Singularitäten aufgebaute Potentialströmung
um einen Einzelflügel behandelt. Geht man nun vom Einzelflügel auf das Gitter über, so
steigt der Rechenaufwand erheblich, denn es interessieren nicht nur Druck und
Geschwindigkeit auf der Schaufelkontur, sondern auch in endlicher Entfernung, weil dort ein
weiteres Strömungsprofil vorhanden ist. Beim Gitter muss also die gegenseitige
Beeinflussung der Singularitäten berücksichtigt werden. Da sowohl das
Singularitätenverfahren als auch die konforme Abbildung für die meisten konkreten Fälle
erheblichen mathematischen Aufwand bedingen, ist hier nur eine kurze qualitative
Information gegeben worden.
4.3 Einfluss der Schaufelteilung und der Schaufeldicke auf den Abströmwinkel
Die Schaufel ist für den Impulsaustausch das beeinflussende Führungselement der Strömung,
z.B. wird die Umlenkung der Strömung im Schaufelkanal wesentlich durch die
Schaufelanordnung und -geometrie bestimmt. Bei einem Rad, dessen Schaufelzahl als
unendlich groß angenommen wird, würde jedes Fluidteilchen zwangsweise dem
Schaufelverlauf folgen.
w1
β2
t β1
L w1 w2
βs
∆β 2
w2
Es würde bei einem solchen Rad auch eine Abströmung unter dem geometrischen
Schaufelwinkel am Schaufelende erfolgen. Bei wirklichen Rädern mit endlicher Schaufelzahl
und Schaufeldicke weicht allerdings die Abströmungsrichtung von der Richtung der
Profilskelettlinie ab. Nachfolgend soll deshalb der Einfluss der Gitterparameter (t/L, βs) und
der Schaufeldicke auf die Strömung durch ein gerades, ebenes Gitter mit kreisförmigen Profil-
Skelett-Linien gezeigt werden. Einschränkend sei gesagt, dass die nachfolgenden Ableitungen
nur bei Umlenkwinkeln ϑ ≤ 45° (Bild 4.10) genügend genaue Ergebnisse liefern.
Untersuchungen haben ergeben, dass unter anderem sowohl das Teilungsverhältnis als auch
die endliche Schaufeldicke den Abströmwinkel aus dem Gitter verändern. Die Abhängigkeit
des Abströmwinkels von der Gittergeometrie und der Zuströmrichtung soll aufgrund einer
von Stanitz abgeleiteten und von Johnson und Bullock in systematischen Experimenten
nachgewiesenen Gleichung untersucht werden.
- 165 -
In dieser Gleichung (4.1) gilt das obere Vorzeichen für das Verzögerungsgitter
(Axialverdichter), das untere für das Beschleunigungsgitter (Axialturbine):
⎡1 ⎛ A ⎞⎤
∆β 2 = m (β1 − β sd + ∆β d ) ⋅ (1 − A) + ϑ ⎢ − µ ⎜1 − ⎟⎥ ± ∆β d (4.1)
⎣2 ⎝ 2 ⎠⎦
Darin bedeuten
| A t | ⋅ d ⋅ 180°
∆β d = (4.3)
Aα ⋅ L ⋅ π
Erläuterung:
β1 relativer Zuströmwinkel
β2 relativer Abströmwinkel
∆β2 Änderung des relativen Abströmwinkels β2 (Minderumlenkung für
Verdichter bzw. Winkelübertreibung für Turbine)
βs Staffelungswinkel
βsd Staffelungswinkel mit Dickeneinfluss
∆βd Korrekturwinkel infolge Dickeneinfluss
At, Aa von der Gittergeometrie abhängige Größen (aus Zahlentafeln nach W. Traupel)
d größte Profildicke
L Sehnenlänge
A Faktor zur Bestimmung der Ablenkungseigenschaften (Bild 4.12)
ϑ Umlenkwinkel der Kreisbogenschaufel im Gitter (Bild 4.11 und 4.12)
µ Winkelübertreibungsfaktor (Bild 4.11)
Für ein Teilungsverhältnis t/L ≤ 1 folgt unabhängig vom Winkel βs aus Bild 4.12: A ≈ 1.
Die Gleichung (4.1) vereinfacht sich mit dieser Annahme zu
∆β 2 = ϑ ⋅ (1 − µ ) / 2 ± ∆β d (4.4)
142 4 43 4
∆β t / L
Der erste Term (∆βt/L) von Gleichung (4.4) gibt den Einfluss des Teilungsverhältnisses
wieder, und der zweite Term (∆βd) berücksichtigt den Dickeneinfluss. Aus Gleichung (4.4)
können wir ersehen, dass bei der Annahme t/L ≤ 1 und damit A ≈ 1 der Abströmwinkel nicht
mehr von dem Eintrittswinkel β1 beeinflusst wird.
- 166 -
µ 1,0
0,9
0,8
0,7
0,6
0,5
0,4 β s = 90°
120°
0,3 130°
140°
0,2 150°
β s = 160°
0,1
0 0,5 1,0 1,5 2,0
t/L
1,0
0,9
0,8 β s = 90°
120°
0,7
140°
0,6
150°
βs = 160°
0,5
0 0,4 0,8 1,2 1,4 2,0
t/L
Turbinengitter Verdichtergitter
Skelettlinie Skelettlinie
∆β t / L ∆βd ∆β t
∆β d / L
u u
Bild 4.13: Einfluss von Teilungsverhältnis t/L und Schaufeldicke auf die Strömung
Den Gitterkenngrößen fällt eine ähnliche Aufgabe wie den Stufenkenngrößen zu, nämlich
eine übersichtliche Einteilung der Gitter vornehmen zu können. Unabhängig davon, ob es sich
um Leit- oder Laufradgitter handelt, sollen die Gitterkenngrößen eine Einteilung unter
einheitlichen Gesichtspunkten ermöglichen.
Für das Beispiel eines Leitradgitters, das als Verzögerungsgitter in einem Verdichter
eingesetzt werden soll, können die Geschwindigkeitsverhältnisse dargestellt werden (Bild
4.14).
n G (m, n)
c 3m
c ∞m
c2 c ∞ c3 c2 c3
c 2m
∆cu c∞ ∆ cu
∆cu
α2 α∞ ∆cu α3
c 3u m
∆c u -0,5 0 +0,5
∆c u
c ∞u =1
∆c u
c 2u
Unter der Voraussetzung c3m = c2m = c∞m ergibt sich ein Geschwindigkeitsplan entsprechend
dem Bild 4.15.
Leitradgitter
Der Eintrittszustand in das Leitradgitter wird durch den Index 2, der Austrittzustand durch
den Index 3 gekennzeichnet.
Als erste Kenngröße wird die Enthalpiekenngröße m' des Leitradgitters behandelt. Sie ist wie
folgt definiert:
(∆h ' ) v
Enthalpiekenngröße (m')v = (4.5)
(∆c′u ) 2v
Zur Veranschaulichung ist im Bild 4.16 noch einmal der Verdichtungsvorgang im h,s-
Diagramm dargestellt, wobei die jeweiligen Anteile an kinetischer Energie ebenfalls
angedeutet sind.
c32 p3
h 2 p2
p1
c22
2 3
∆h'
2
c12 ∆h''
2
1
∆h ' v = h 3 − h 2 = −
2
(
1 2
c 3 − c 22 )
∆c′u = c 3u − c 2 u
c 32 − c 22
(m')v =− (4.6)
2 (c 3u − c 2 u )
2
Unter der Voraussetzung c2m = c3m = cm , d.h. φ = const. lässt sich diese Gleichung umformen:
c 32m + c 32u − c 22 m − c 22 u
(m')v =−
2 (c 3u − c 2 u )
2
c 32u − c 22 u c + c 2u
=− = − 3u
2(c 3u − c 2 u )
2
2(c 3u − c 2 u )
c′∞ u
(m')v =− (4.7)
(∆c′u )
Für eine Axialverdichter-Repetierstufe lässt sich die Enthalpiekenngröße m' auch durch die
Stufenkennzahlen ρh und Ψh ausdrücken.
Mit
r r
c1 = c3
1 c 2 u + c1u 1 c 2 u + c3 u c′∞ u
ρh = 1 − = 1− = 1−
2 u 2 u u
⎛ c 2 u − c1 u ⎞ ⎛ c − c3 u ⎞ ∆ c′
Ψh = 2 ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ = 2 ⋅ ⎜⎜ 2 u ⎟⎟ = − 2 u
⎝ u ⎠ ⎝ u ⎠ u
(m' v ) = 1 − ρ h (4.8)
Ψh
2
Als weitere Kenngröße des Leitradgitters soll nun die Durchflusskenngröße n' angegeben
werden. Sie ist wie folgt definiert:
c∞ m
(n ')v = (4.9)
| c3u − c 2 u |
Für die Axialverdichter-Repetierstufe kann die Durchflusskenngröße wieder als Funktion der
Stufenkennzahlen geschrieben werden.
ϕ
(n ')v = (4.10)
Ψ
| h |
2
- 170 -
Laufradgitter
Der Eintrittszustand in das Laufradgitter wird durch den Index 1, der Austrittszustand durch
den Index 2 gekennzeichnet.
Für das Laufradgitter ist die Enthalpiekenngröße m'' auf die Relativgeschwindigkeit w
bezogen und wie nachfolgend angegeben definiert:
u 22 − u 12 w 12 − w 22
∆h" = +
2 2
∆h" = (w 1u + w 2 u ) ⋅ (w 1u − w 2 u )
1
2
∆h" = − w ∞ u ⋅ ∆w u
w∞ u
ρh = −
u
und
∆w u
Ψh = 2
u
ρh
(m")v = Ψh
(4.13)
w∞ m
(n")v = (4.14)
| ∆w u |
- 171 -
mit w1m = w2m, d.h. φ = const., ergibt sich für die Durchflusskenngröße n" einer
Axialverdichter-Repetierstufe, aufgedrückt durch die Stufenkennzahlen:
ϕ
(n")v = (4.15)
Ψ
| h|
2
p0
h p1
p2
p 0t
c02
2 c12
∆h t
∆h' 0 2
∆h c22
∆h''
1 2
p 2t 2
Leitradgitter
Der Eintrittszustand in das Leitradgitter wird hierbei durch den Index 0, der Austrittzustand
durch den Index 1 gekennzeichnet.
Zunächst wird wieder die Definitionsgleichung der Enthalpiekenngröße m' des Leitrades
angegeben:
(∆h ' ) T
(m')T = (4.16)
(∆c'u ) T2
c1m = c0m
r r
c0 = c2 (Repetierbedingung)
1 c 2 u + c1u 1 c 0 u + c1 u c′∞ u
ρh = 1 − = 1− = 1−
2 u 2 u u
c 2 u − c1 u c 0 u − c1 u ∆ c′u
Ψh = 2 ⋅ = 2⋅ = −2
u u u
1 − ρh
(m')T = (4.17)
Ψh
2
Die Durchflusskenngröße n' des Leitradgitters einer Repetierstufe mit c0m = c1m ergibt sich,
ausgedrückt durch die Stufenkenngrößen φ und h, zu:
c∞ m ϕ
(n ')T = = (4.18)
| ∆c′u | | Ψh / 2 |
Laufradgitter
Entsprechend der Indizierung des Laufradgitters beim Axialverdichter wird der
Eintrittszustand mit 1, der Austrittszustand mit 2 gekennzeichnet.
Anlag zu den bisherigen Ausführungen ergibt sich unter der Annahme w1m = w2m, d.h. φ =
const., für die Enthalpiekenngröße m" einer Axialturbinen-Repetierstufe
(m")T =
(∆h")T =
ρh
(4.19)
(∆w ) 2
u T Ψh / 2
w∞ m ϕ
(n")T = =
| Ψh |
(4.20)
| ∆w u |
2
Zusammenfassend werden die Definitionen der Gitterkenngrößen für den Axialverdichter und
die -turbine und deren Wertebereiche nochmals in einer Tabelle angegeben (siehe nächste
Seite).
- 173 -
Enthalpiekenngrößen m
(∆h") T (m")T = ρh
Laufrad T (m")T = Ψh / 2 (m")T < 0
(∆w u ) T2
Durchflusskenngröße n
V: Verdichter
T: Turbine Allgemein Repetierst. φ = konst. Vorzeichen
ϕ
Leitrad V (n ')v =
c∞ m
(n')v = (n')v >0
∆c′u | Ψh / 2 |
ϕ
Laufrad V (n")v =
w∞ m (n")v = (n")v > 0
| ∆w u | | Ψh / 2 |
ϕ
Leitrad T (n ')T =
c∞ m
(n")T = (n')T > 0
| ∆c′u | Ψh / 2
ϕ
Laufrad T (n")T =
w∞ m (n")T = (n")T > 0
| ∆w u | Ψh / 2
- 174 -
Axial-Verdichter:
Axial-Turbine:
Beschleunigungsgitter n Verzögerungsgitter
A B
1,5
1,0
0,5
Umlenkgitter
C D
m
-0,5 0 0,5 1,0 1,5
Die Darstellung der Gitterströmung im h,s-Diagramm ist im Bild 4.19 gezeigt und lässt sich
für die einzelnen eingezeichneten Bereiche wie folgt deuten:
Ausgehend vom Anfangszustand E ist bei adiabaten Vorgängen allgemein der Grenzfall der
optimalen Strömung die isentrope Zustandsänderung, so dass die möglichen Endzustände bei
gleicher oder höherer Entropie zu finden sind.
Ein erstes Kriterium für die Beurteilung der Strömung ist die Veränderung der Enthalpie. Im
Bereich A vermindert sich die Enthalpie, für die Änderung nach Fall B bleibt sie gleich, und
- 175 -
für die Bereich C und D nimmt sie zu. Daraus lassen sich, wie vorstehend gezeigt, leicht die
Geschwindigkeitsveränderungen ableiten:
h
verzögerte Strömung
mit Druckanstieg = Bereich A
wA < wE
pA > p E pE = const.
verzögerte h = h E = Bereich B
Strömung
A
wA < wE
Kompression pA < pE = Bereich C
∆p,y > 0
∆h > 0 A
verzögerte Strömung = Bereich D
wA < wE
E mit Druckabfall
t.
∆h < 0 c o ns h = hE
wA > w E pE = wA > wE
pA < pE
Expansion
A
∆p,y < 0
beschleunigte beschleunigte Strömung
Strömung s = sE
sE s
Der Bereich der verzögerten Strömung ist durch die Drucklinie pE = const. in die Felder C
und D aufgespalten. Für einen Endzustand, der im Bereich D liegt, findet eine Druckerhöhung
(Kompression), im Bereich C eine Druckverminderung (Expansion) gegenüber dem
Ausgangszustand statt. Jeweils durch die positive oder negative Druckdifferenz wird das
Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bestimmt.
Die vier folgenden Bilder (Bild 4.20 bis 4.23) zeigen eine für die jeweiligen Bereiche typische
Zustandsänderung. Da die betrachteten Gitter bezogen auf den Beobachter als ruhend
angenommen werden, ist nur eine Umwandlung von kinetischer in potentielle Energie und
umgekehrt möglich, d.h. ∆ht = 0.
- 176 -
Bereich A Bereich B
pE pE
w E2
2 wA 2
wE2 wA 2
2 =
E pA 2 2 pA
∆hG
A E A
s s
pA < pE ∆p t < 0 pA < p E ∆pt < 0
wA > wE wA = w E
∆hG < 0 ∆h G = 0
beschleunigte Strömung umgelenkte Strömung
Bild 4.20: Zustandsänderung der be- Bild 4.21: Zustandsänderung der um-
schleunigten Gitterströmung im h,s- gelenkten Gitterströmung im h,s-
Diagramm Diagramm
Bereich C Bereich D
s s
pA < p E ∆pt < 0 pA > p E ∆pt < 0
wA < w E wA < w E
∆h G > 0 ∆h G > 0
verzögerte Strömung mit verzögerte Strömung mit
Druckabfall Druckanstieg
Bild 4.22: Zustandsänderung der ver- Bild 4.23: Zustandsänderung der ver-
zögerten Gitterströmung mit Druck- zögerten Gitterströmung mit Druck-
abfall im h,s-Diagramm anstieg im h,s-Diagramm
- 177 -
5. Verluste in Strömungsmaschinen
Zur systematischen Erfassung sollen die Verluste nach ihren hauptsächlichen Auswirkungen
in zwei Gruppen aufgeteilt werden.
Die erste Gruppe umfasst überwiegend die Verlustarten, die vorwiegend die Strömung beein-
flussen, den Wirkungsgrad verschlechtern und z.B. durch Temperaturerhöhung, Druckver-
luste usw. eine sekundäre Wirkung durch zusätzlichen Arbeitsaufwand in den Folgestufen ha-
ben. Dazu gehören:
1. Profilverluste
2. Endverluste
3. Zusatzverluste in der Beschaufelung
4. Radreibungsverluste
5. Verluste am Maschinenein- und -austritt
6. Teilbeaufschlagungsverluste
Die zweite Gruppe enthält vorwiegend die Verluste, die ohne wesentliche Beeinflussung der
Strömung direkt das Verhältnis von Leistungsabgabe und Leistungsaufnahme beeinflussen:
7. Leckverluste
8. mechanische Verluste
5.1 Profilverluste
Die Reibungsverluste im Gitter werden als Profilverluste bezeichnet. Sie sind von den Strö-
mungsgeschwindigkeiten, den Gitter- und Profildaten und auch von der Oberflächenbeschaf-
fenheit der Schaufeln abhängig.
Aus der Literatur sind viele Ansätze zur Berechnung dieser Profilverluste bekannt. Allerdings
weichen die theoretischen Lösungen in den meisten Fällen erheblich von den Messergeb-
nissen ab und können nicht als befriedigend angesehen werden.
Die Schwierigkeit, eine befriedigende theoretische Lösung aufzustellen, ist hauptsächlich dar-
in zu sehen, dass zum Ansatz der Gleichungen einer Verlustrechnung die notwendigen Rand-
bedingungen und Parameter nicht bekannt sind. Sie müssen durch Messungen ermittelt wer-
den, die unter wirklichkeitsgetreuen Bedingungen, also auch in einer dreidimensionalen
Strömung, durchgeführt werden. Da aber die getrennte Erfassung der jeweiligen örtlichen
Einflüsse auf die Verluste nicht möglich ist, ist man weitgehend auf die globale experimen-
telle Verlustmessung angewiesen.
Die Strömung wird vor und hinter dem Gitter mit Messsonden abgetastet. Die skalaren Grö-
ßen, z.B. statischer Druck und Temperatur, können direkt bestimmt werden.
- 178 -
Absaugekanal
Profilsehne
w2 β2
βS
β1
90°
α = (β1 - β2 )
β1
w1 βS
Einlaufkanal
Zur Ermittlung des An- und Abströmwinkels werden Richtungssonden bzw. kombinierte
Druck- und Richtungssonden verwendet.
Diese Messsonden, die mehrere Druckmessbohrungen besitzen, werden zuvor in einem Eich-
kanal mit bekannter Strömung verglichen und kalibriert.
Eine Prinzipskizze für eine Gittermessung eines Axialverdichters ist im Bild 5.2 dargestellt.
c3
Meßebene 3
Meßebene 2 3
Achs- Meßebene 1
richtung
Druckseite Gitterfront (Austritt)
Saugseite
t Gitterfront (Eintritt)
c2
2
Hier sind vereinfacht nur zwei Schaufeln eingezeichnet. Die Versuche werden mit einer grö-
ßeren Schaufelzahl (sieben oder mehr) durchgeführt, um Randeinflüsse zu eliminieren. Die
gleichmäßige Strömung c2 vor dem Gitter wird durch die Schaufeln umgelenkt und erhält zu-
nächst ein Geschwindigkeitsprofil, wie es in der Messebene 1 dargestellt ist. Die Messebenen
2 und 3 befinden sich in weiterem Abstand hinter dem Gitter und weisen bereits ausgegliche-
nere Strömungsprofile auf.
In der Regel gleichen sich die Geschwindigkeitsunterschiede, die sich im Gitter bei der Um-
strömung des Profils und durch die Grenzschichtwirkung ergeben, im Gegensatz zu Druckun-
terschieden hinter dem Gitter nur langsam aus, so dass man eine homogene Abströmung mit
konstantem Geschwindigkeitsvektor c3 erst weit hinter dem Gitter misst. Da über diese Stre-
cke hinter dem Gitter in der Praxis andere Einflüsse die Strömung weiter verändern, misst
man besser in einer Ebene, die näher zur Austrittsgitterfront liegt, die zweidimensionalen Ef-
fekte, die sog. "Nachlaufdellen", aus.
Diese Dellen geben den Reibungseinfluss an den Profilen wieder, während mitten im Strö-
mungskanal zwischen den Profilen die Strömung von der Reibung kaum beeinflusst wird.
Aus der "Nachlaufdelle" hinter jeder Schaufel wird der im Gitter entstandene Verlust ermit-
telt.
Zur Behandlung der Verluste sollen für die betrachteten Gitter die Voraussetzungen
1. adiabates Verhalten
2. gerades ebenes Gitter
getroffen werden. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich die Enthalpien für Leit- und
Laufrad ermitteln:
′
⎛ c2 ⎞
∆h ' + ∆⎜⎜ ⎟⎟ = 0 Leitrad (5.1)
⎝ 2⎠
″
⎛ w2 ⎞
∆h" + ∆⎜⎜ ⎟ =0
⎟ Laufrad (5.2)
⎝ 2 ⎠
Eine Enthalpieänderung ist direkt mit einer entsprechenden Änderung der Geschwindigkeiten
verknüpft. Die Dissipation als Funktion der Geschwindigkeitsdifferenzen und der Druckände-
rungsarbeiten können nun hergeleitet werden:
′ p 'A
⎛ c2 ⎞
∫
= − ∆ ⎜⎜ ⎟⎟ − v dp
⎝ 2 ⎠ p'E
" p" A
⎛ w2 ⎞
= − ∆ ⎜⎜
⎝ 2
⎟ −
⎟
⎠
∫ v dp
p" E
1 1
v= =
ρ ρ
′
⎛ c2 ⎞ ∆p '
j' = − ∆ ⎜⎜ ⎟⎟ − (5.5)
⎝ 2⎠ ρ
′
⎛ c2 ⎞
mit ∆p t = ∆p + ρ ∆ ⎜⎜ ⎟⎟
' '
⎝ 2⎠
∆p′t
j′ = − >0 (5.6)
ρ
∆p′t′
j′′ = − >0 (5.7)
ρ
Zur Kennzeichnung der Gitterverluste ist die sogenannte Dissipationskennzahl des Gitters
eingeführt worden:
jG
Definition: ∆m = Index G = Gitter
(∆w u )2
∆p t
Mit j = - folgt:
ρ
∆p t
∆m = − (5.8)
ρ (∆w u )
2
Die Dissipationskennzahl ∆m berücksichtigt nur die Profilverluste, die bei der Umlenkung ei-
ner ebenen Strömung auftreten. Die zusätzlichen Verluste an den Schaufelenden durch Ver-
wirbelung sind nicht durch diese Dissipationskennzahl erfasst.
Der polytrope Gitterwirkungsgrad kann durch die Enthalpiekennzahl m und die Dissipations-
kennzahl ∆m ausgedrückt werden:
- 181 -
Verdichter:
jG
y j (∆w u ) 2
Turbine:
∆h G 1
η GT = = (5.11)
yG j
1− G
∆h G
1
ηGT = (512)
∆m
1−
m
Die vorstehenden Beziehungen erscheinen auf den ersten Blick relativ einfach lösbar. Die
Schwierigkeit besteht allerdings darin, die in den Gleichungen enthaltenen Strömungsparame-
ter mathematisch zuverlässig zu bestimmen. Ihre Berechnung setzt in der Regel einen unan-
gemessen hohen Aufwand voraus.
Es erweist sich als zweckmäßig, hierzu die Ergebnisse der Verlustmessungen entsprechend
Bild 5.2 heranzuziehen. Mit den gemessenen Druckverteilungen in den Messebenen 2 und 3
lässt sich folgende Beziehung aufstellen:
+t / 2
1 p t3 − p t 2 ∆p t
j23 =
t ∫
−t / 2
ρ
dt = −
ρ23
(5.13)
Der Wert (pt3 – pt2) ist besonders groß hinter den Schaufelaustrittskanten (Bild 5.2).
Um die Merkmale eines Gitters zu kennzeichnen, werden häufig folgende Daten für das Git-
terverhalten angegeben:
1. Umlenkwinkel
2. Energieumsetzung
3. Strömungsverluste
auf und ist deshalb wichtig. Aus den Windkanalversuchen mit geänderter Anströmrichtung
erhält man die sog. "Gittercharakteristiken", die von der Gittergeometrie abhängig sind.
Jeder Messung von Zu- und Abströmgeschwindigkeit entspricht ein Punkt im m,s-Diagramm.
Daraus resultiert die Gitterkennlinie n(m). Aus den zugehörigen Verlustmessungen erhält man
die Gitterverlustkennlinie ∆m(m). Ihr Niveau wird u.a. sehr stark von dem Teilungsverhältnis
t/L des Gitters beeinflusst. Verändert man bei gegebenem Gitter und gegebener Zuströmung
nur das Teilungsverhältnis t/L, so stellt man ein hinsichtlich (∆m)min optimales Teilungsver-
hältnis (t/L)opt fest. Bei kleinem Teilungsverhältnis (t/L)<(t/L)opt erhöht sich der Reibungs-
fluss, bei (t/L)>(t/L)opt wirkt sich die steigende Schaufelbelastung verschlechternd auf den
Gitterwirkungsgrad bzw. Profilwirkungsgrad aus.
n, ∆m
n (m)
∆m (m)
c2
- ∆m (m) für t / Lopt
∆cu
c3
-
∆cu
-0,5 0 0,5 m
Nach dem Satz von Kutta-Joukowsky ist der Auftrieb FA eines Tragflügels
FA = Γ ⋅ w ∞ ⋅ ∆r ⋅ ρ (5.14)
FA = ρ ⋅ ∆w u ⋅ t ⋅ w ∞ ⋅ ∆r (5.16)
- 183 -
w1
FA FR w∞
w2
∆r
FW
w1
r
w2
FA
cA = (5.17)
ρ
⋅ w ∞2 ⋅ ∆r ⋅ L
2
Darin bedeuten:
L Sehnenlänge
ρ
⋅ w ∞2 Staudruck der mittleren Gittergeschwindigkeit
2
∆r ⋅ L Bezugsfläche, an der die Auftriebskraft angreift
Durch Kombination der aufgestellten Gleichungen (5.16) und (5.17) ergibt sich:
∆w u t
cA = 2
w∞ L
Fw
cw = (5.18)
ρ
⋅ w ∞2 ⋅ ∆r ⋅ L
2
Nun soll der Zusammenhang zwischen der Widerstandskraft Fw und dem Profilverlust jp her-
gestellt werden.
∆Pv = ∆ m
& ⋅ jp = FW ⋅ w (5.19)
∆m
& = t ⋅ ∆r ⋅ ρ ⋅ w m
Nun ist
Fw ⋅ w ∞ c ⋅ ρ / 2 ⋅ w ∞2 ⋅ ∆r ⋅ L ⋅ w ∞
jp = = w (5.20)
∆m & ρ ⋅ t ⋅ ∆r ⋅ w m
Ersetzt man nun noch cw durch cA und ε und benutzt man für cA die Gleichung
∆w u t
cA = 2 ⋅ (5.21)
w∞ L
so ergibt sich:
∆w u 2
jp = ε w∞ (5.22)
wm
bzw.
jG jp w ∞2
∆m = = =ε⋅ (5.23)
(∆w u )G2 (∆w u )2P w m ⋅ ∆w u
Der Zusammenhang zwischen jp und den definierten Gitterkenngrößen ist gegeben durch:
w∞
∆m =
jP
=ε
(∆w u )2 (5.24)
(∆w u )2p w m ∆w u
⋅
∆w u ∆w u
bzw.
m2 + n 2
∆m = ε (5.25)
n
Eine verbesserte Näherung zur Ermittlung der Profilverluste besteht darin, dass statt der mitt-
leren Gittergeschwindigkeit w∞ die örtliche Geschwindigkeit wört bei der Bestimmung der
Profilverluste herangezogen wird:
2
w ört
djp = ε ört ⋅ ⋅ dw u ört (5.26)
w m ört
- 185 -
Unter vereinfachenden Annahmen (wm ört = w1m = w2m = wm = const) liefert die Integration
zwischen 1 und 2 schließlich
1 1
jp = ε ( m 2 + n 2 + ) ∆w u p
2
(5.27)
n 12
bzw.
1
jp m2 + n 2 +
∆m = =ε 12 (5.28)
(∆w u ) 2 n
Die Gleichungen für die mittleren Geschwindigkeiten w∞ und wört unterscheiden sich nur
durch das Zusatzglied 1/12 im Zähler. Diese Korrektur des Zählers um das additive Glied
1/12 ist besonders für stark umlenkende Gitter (Turbinen) von Bedeutung. Bei ausgeführten
Gittern mit hohem Wirkungsgrad hat man aus zahlreichen Vergleichen festgestellt, dass bei
optimaler Teilung und optimaler Anströmung mittlere Gleitzahlen von ε = 0,02 .... 0,04 er-
reicht werden.
5.2 Endverluste
Endverluste sind durch die endliche Schaufellänge bedingt. Sie setzen sich aus zwei wesentli-
chen Anteilen zusammen:
1. Randverluste
2. Spaltverluste
Unter Randverlusten sind solche Verluste zu verstehen, die sich infolge von Grenzschichten
an den schaufelbegrenzenden Wänden am Kopf und Fuß einstellen. Die hierbei auftretenden
komplexen Strömungsverhältnisse machen eine analytische Beschreibung weitgehend unmög-
lich. Konnten bei den Profilverlusten noch Messergebnisse von ruhenden, ebenen Gitterprüf-
ständen zur Berechung herangezogen werden, so scheidet diese Möglichkeit bei Randverlus-
ten aus, da es sich hier um dreidimensionale Effekte handelt, bei denen die Coriolisbeschleu-
nigung eine nennenswerte Rolle spielt.
Da sich diese Verluste nur in den Randzonen, also am Schaufelkopf und Schaufelfuß finden,
nimmt ihre Bedeutung ab, je größer die Schaufelhöhe ist.
Spaltverluste entstehen durch die konstruktiv notwendigen Spalte zwischen ruhenden und ro-
tierenden Bauteilen, die den Strömungskanal begrenzen. Wurde früher die auftretende Leis-
tungsminderung ausschließlich in der Verminderung des durchgesetzten Massenstromes ge-
sehen, so weiß man heute, dass die Spaltströmung darüber hinaus die Gitterströmung z.T. er-
heblich beeinflussen kann und dadurch dissipative Verluste hervorruft.
Lässt sich die erste Komponente der Spaltverluste (nämlich verminderter Massenstrom) hin-
reichend durch empirische Ansätze beschreiben, so ist die Berechnung des dissipativen An-
teils außerordentlich kompliziert.
Da die absolute Größe des Spaltverlustes maßgeblich von der Größe des Spaltstroms abhängt,
kann für Verdichter und Turbine folgende qualitative Aussage getroffen werden:
- 186 -
- +
+ Druckseite + -
s - -
+
- +
+ - Saugseite
- +
+ -
- +
+ -
- +
D2 + -
- +
+ -
- +
+ -
Laufrad
ωV
ωT
Würde es sich im Bild 5.5 um ein ruhendes Turbinen- oder Verdichterlaufrad handeln, so hin-
ge der Spaltstrom in gleicher Weise vom freien Spaltquerschnitt und dem zwischen Saug- und
Druckseite wirksamen Druckgradienten ab.
Als Verdichter dreht sich die skizzierte Beschaufelung im Sinne von v. Durch die Wandrei-
bung der rotierenden Spaltwand wird bei dieser Drehrichtung die relative Strömungsge-
schwindigkeit und damit der Spaltstrom vergrößert.
Eine Turbinenbeschaufelung dreht im Sinne von T. In diesem Fall ruft die Wandreibung im
Spalt eine Verringerung des Spaltstromes hervor.
Zum gleichen Ergebnis kommt man, wenn man den Spalt zwischen Leitschaufelkopf und Ro-
tornabe betrachtet.
Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass die Spaltverluste bei Verdichtern unter an-
sonsten gleichen Verhältnissen größer sind als bei Turbinen. Anders ausgedrückt: Die Spalte
müssen bei Verdichtern kleiner gehalten werden als bei Turbinen.
Fasst man die Rand- und Spaltverluste zu den Endverlusten zusammen und trägt sie gemein-
sam mit den Profilverlusten in Abhängigkeit von der Schaufelhöhe auf, so entsteht eine quali-
tative Darstellung, wie im Bild 5.6 gezeigt wird.
jE
H L
jp
jE
Hierunter sind Verluste zu verstehen, die aus konstruktiven Besonderheiten der Beschaufe-
lung resultieren. Hier sei exemplarisch der Einfluss von sog. Dämpfungsdrähten bzw. Deck-
bändern beschrieben.
Bei längeren Axialschaufeln kann deren Eigenfrequenz bezüglich der erregenden Frequenz in
einem Resonanzbereich liegen. Die dann auftretende Schwingungsbeanspruchung kann die
Schaufel zerstören. Um das zu verhindern, gibt es zwei wesentliche Maßnahmen, die in den
Bildern 5.7 und 5.8 dargestellt sind:
2. Alle Schaufeln einer Schaufelreihe werden in definierter Höhe durchbohrt und von einem
Draht lose durchzogen. Die Reibung zwischen Schaufel und Draht in der Bohrung, die
bei einer Relativbewegung infolge Schaufelschwingung entsteht, dämpft die Schwingung
und verhütet so Resonanz.
Der Zusatzverlust in einer Beschaufelung mit Dämpfungsdrähten resultiert aus der Strömung
durch den direkten Profilwiderstand und die Transversalschwingungen des Drahtes.
5.4 Radreibungsverluste
Rotiert eine Scheibe in einem gewissen Abstand zu einer feststehenden Wand, so münden die
Grenzschichten der beiden Wände in eine Kernströmung ein, die, wenn beide Wände die glei-
che Oberflächenrauhigkeit besitzen, etwa mit 0,5 rotiert. Ist das Rad rauer als die feste
Wand, so steigt die Drehfrequenz der Kernströmung auf etwa 0,7 . Ist die Wand rauer als die
rotierende Scheibe, so liegt der Wert bei ungefähr 0,4 .
Der Geschwindigkeitsgradient zwischen den Wänden und der Kernströmung hat nach dem
Newton'schen Schubspannungsgesetz ein Reibungsmoment zur Folge, das stets gegen die
Drehrichtung des Rotors gerichtet ist.
Das zur Überwindung dieser Reibung notwendige Drehmoment wächst mit der Größe der be-
netzten Fläche, der Umfangsgeschwindigkeit und der dynamischen Zähigkeit , sowie mit
kleiner werdender Spaltweite b.
In dieser empirischen Formel ist CW Rad ein experimentell bestimmter dimensionsloser Rei-
bungsbeiwert mit der Abhängigkeit
⎛ b K ⎞
C W Rad = f ⎜⎜ Re, ax , ⎟ (5.30)
⎝ D 2 D 2 ⎟⎠
K
ist die relative Rauhigkeit und nur im turbulenten Bereich wirksam.
D2
bax
ist der relative Scheibenabstand.
D2
Im Bereich höherer Reynoldszahlen spielt außer den genannten Einflussgrößen die Oberflä-
chenrauhigkeit eine bedeutende Rolle. Berechnungsunterlagen zur Bestimmung der Rad-
scheibenreibung enthält das Arbeitsblatt 01.187.
Hierunter sind Verluste zu verstehen, die durch Wandreibung und Umlenkung in den Kanälen
auftreten, in denen das Fluid der Stufe vom Eintrittsflansch aus zugeführt bzw. von der letzten
Stufe zum Austrittsflansch gebracht wird. Darüber hinaus werden auch die Kanäle berück-
sichtigt, in denen das Fluid von Stufe zu Stufe gelangt.
Die konstruktive Vielfalt der Zu- und Abströmgehäuse sowie der Rückführungen lässt eine
geschlossene mathematische Bestimmung dieser Verluste nicht zu.
Der Gleichungssatz
j = ξ ⋅ c2 (5.31)
- 189 -
wie er für die Erfassung von Rohrleitungswiderständen üblich ist, lässt sich verwenden, wenn
für die jeweilige Kanalform der Reibungskoeffizient experimentell oder rechnerisch be-
stimmt wird.
Eine überschlägige Bestimmung der Verluste ist mittels sog. Dissipationskoeffizienten mög-
lich.
2
1 dL
c
c2
c1
L2
A
A1 A2
An der Stelle mit der Wegkoordinate L mögen der Kanalquerschnitt A, der Kanalumfang U
und die über Kontinuitätsgleichung gemittelte Geschwindigkeit C vorliegen (Bild 5.9)..
In einem Kanal mit reibungsbehaftetem Fluid tritt durch die Schubspannung an der Wand-
fläche U ⋅ dL = A Waand der Widerstand FW
FW = τ ⋅ A Wand (5.32)
auf.
PW = FW ⋅ c = τ ⋅ A Wand ⋅ c (5.33)
Setzt man nun die Schubspannung proportional dem örtlichen Staudruck ρ/2 c2 an, so erhält
man
τ = Kj ⋅ ρ / 2 ⋅ c 2 (5.34)
Der Proportionalitätsfaktor Kj wird als Dissipationsfaktor bezeichnet. Somit gilt für die Strö-
mung durch ein Kontrollvolumen:
ρ 3 ρ
PW = K j c A Wand = K j c 2 ⋅ Volumenstrom
2 2
- 190 -
C2
PW = Kj &
m (5.35)
2
Die Dissipation verursacht Verlust an Energie und Druck, so dass man auch über bekannte
Verlustbeiwerte
∆p ∆h
ζ= =
1 2 1 2
ρ c1 c1
2 2
c12
PW = m
& ⋅j= ζ ⋅m
& (5.36)
2
berechnen kann.
5.6 Teilbeaufschlagungsverlust
Wie im Abschnitt 3.5.4 erläutert, wird bei Turbinen der Massenstrom mittels Teilbeaufschla-
gung von Gleichdruck- bzw. Umlenkstufen gesteuert. Die Laufradbeschaufelung bewirkt
längs des nicht beaufschlagten Teilstückes des Umfanges eine regellose Verwirbelung des
Dampfes. Dabei wird technische Arbeit in Dissipation umgesetzt. Der so entstehende Verlust
wird auch als Ventilationsverlust bezeichnet.
1−ε zb ⋅ Lz
ζ VL ≈ C Vl ⋅ + 0,3 ⋅ (5.38)
ε ⋅ ϕ 2 ⋅ | Ψys | ε ⋅ D m ⋅ | Ψys |
Der Ventilationsverlust kann durch die in Bild 5.10 dargestellte Maßnahme deutlich gemin-
dert werden.
- 191 -
Fehlt eine solche Begrenzung, so spricht man von einer freien Beschaufelung.
H
1. Freie Beschaufelung: CVl = 0,04 + 0,52
Dm
2
⎛ H ⎞
2. Eingehüllte Beschaufelung CVl = 0,019 + 1,1 ⎜⎜ 0,125 − ⎟⎟
⎝ D m ⎠
5.7 Leckverluste
Die Leistung des Rotors muss über rotierende Wellen in die Maschine hinein- bzw. aus der
Maschine herausgeführt werden. Es ist notwendig, diese rotierende Welle gegen das festste-
hende Gehäuse abzudichten. Die verwendeten Dichtungen werden heute sehr häufig berüh-
rungsfrei ausgeführt. Solche Dichtungen arbeiten ohne Verschleiß und ohne Reibungsverlus-
te. Diesem Vorteil steht der Nachteil gegenüber, dass zwangsweise Leckverluste entstehen,
d.h. ein Teil des Massenstromes entweicht ins Freie, ohne den beabsichtigen Weg durch die
Beschaufelung und den Maschinenstutzen einzuhalten.
Beim Radialverdichter lässt sich eine Besonderheit herausstellen. Ein Teil der Leckverluste
fließt innerhalb der Maschine durch den Spalt zwischen Laufrad und Gehäuse von der Druck-
seite zur Saugseite zurück. Dieser Anteil des Leckverlustes wird als "innerer Leckverlust" be-
zeichnet. Der äußere Leckverlust bedeutet eine Verringerung des Massenstromes an der
Druckseite, während durch den inneren Leckverlust verdichtetes Fluid mit höherer Enthalpie
dem unverdichteten Fluid im Ansaugkanal zugemischt wird und somit den Ansaugzustand
verändert. Der Verdichter muss nun auf höherem Temperaturniveau arbeiten und wird zusätz-
lich mit einer gestörten Strömung beaufschlagt.
- 192 -
Nach Behandlung dieser besonderen Erscheinung bei Radialverdichtern soll nun allgemein
der physikalische Vorgang in einer berührungsfreien Dichtung (Labyrinthdichtung) erläutert
werden (Bild 5.11).
Zur Minderung der "äußeren Leckverluste" gibt es vielfältig gestaltete Dichtungen.
Für Turbomaschinen mit relativ niedriger Drehzahl können sog. berührende Dichtungen wie
Simmerringe und Gleitringdichtungen eingesetzt werden. Mit höherer Drehzahl und höherer
thermischer Belastung muss auf berührungsfreie Dichtungen übergegangen werden. Hierzu
zählen neben der Labyrinthdichtung, auf deren Wirkungsweise im Abschnitt 7 eingegangen
wird, die hydrostatisch oder hydrodynamisch entlasteten Gleitringdichtungen. Bei den letzte-
ren wird, ähnlich wie bei hydrostatischen oder hydrodynamischen Gleitlagern, zwischen den
Dichtfäden mittels einer Sperrflüssigkeit ein Flüssigkeitskeil eingebaut. Dieser Keil verhin-
dert die metallische Berührung der Dichtflächen und dichtet dennoch das Maschinengehäuse
bis auf eine kleine Leckrate gegen die Umgebung ab.
Wird statt der Sperrflüssigkeit ein Sperrgas verwandt, so ändert sich am Prinzip der Dichtung
nichts. Bei der geringen Zähigkeit der Gase gegenüber Flüssigkeiten muss der Abstand zwi-
schen den Dichtflächen außerordentlich klein sein, was wiederum sehr enge Toleranzen bei
der Fertigung der Dichtungen erfordert (5µ bis 10 µ).
Über die Wirkungsweise und konstruktive Ausbildung der Dichtungen wird in der Vorlesung
"Turbomaschinen" berichtet.
Ansicht A A Ansicht B
Als mechanische Verluste bezeichnet man die Reibungsverluste in Lagern und Wellendich-
tungen. Diese Verluste werden durch den mechanischen Wirkungsgrad berücksichtigt. Sie
bewegen sich bei großen Turbomaschineneinheiten in der Größenordnung von 1 bis 2 % der
Kupplungsleistung. Ihre Wirkung ist nur primär, d.h., es gibt keine Rückwirkung auf den Zu-
standsverlauf des Fluids. Die Berechnung mechanischer Lagerverluste ist in Arbeitsblatt
51.021 enthalten.
5.9 Nässeverluste
Bei den sogenannten Nassdampfturbinen treten Verluste dadurch auf, dass das Fluid ein 2-
Phasengemisch stark unterschiedlicher Dichte ist, nämlich Dampf und Wasser.
So wird z.B. in einem Leitradgitter ein Wasserteilchen infolge seiner größeren Dichte weniger
stark beschleunigt als ein Dampfteilchen. Durch die daraus resultierenden Geschwindigkeits-
unterschiede der beiden Fluidphasen ergeben sich zwei dissipative Wirkungen:
1. Das Laufradgitter ist für die Geschwindigkeiten des strömenden Dampfes ausgelegt. Von
den Wassertröpfchen wird das Laufradgitter falsch angeströmt, was zu sogenannten
Bremsverlusten führt.
Daneben treten noch sog. Unterkühlungsverluste auf, die dadurch entstehen, dass sich nach
der spontanen Kondensation das thermodynamische Gleichgewicht nie wieder vollständig
einstellt und somit eine Restunterkühlung bleibt.
Es können noch weitere Verlusteffekte auftreten, doch sind diese von untergeordneter Bedeu-
tung.
Zur überschlägigen Abschätzung der Verluste und zu einer evtl. erforderlichen Korrektur der
Gittergeometrie gilt der nachstehende empirische Ansatz:
ξ N = 0,02 +
3
4
(
⋅ 0,7 . x ∞ l )
Darin ist x∞l der Dampfgehalt am Laufradeintritt unter Annahme des thermodynamischen
Gleichgewichts.
- 194 -
Beim Einsatz der Turbomaschine ergibt sich oft die Notwendigkeit, den Volumenstrom bzw.
das Druckverhältnis an die Forderung der Verbraucher anzupassen. Für die Maschine bedeu-
tet das, in einem vom Auslegungspunkt abweichenden Betriebspunkt zu arbeiten. Man spricht
dann von einer "Laständerung" für die Maschine und unterscheidet dabei die von der Normal-
last abweichenden Bereiche der Teillast und der Überlast.
(Bei Gasturbinenverdichtern wird dagegen steigende Last auf steigenden Austrittsdruck bezo-
gen.)
Zur Behandlung des Maschinenverhaltens über verschiedene Lastbereiche gehen wir von den
bereits gefundenen Kenngrößenbeziehungen für adiabate Strömungsmaschinen mit kompres-
siblem Fluid aus:
Diese Kenngrößen sind allgemein jedem stabilen Betriebspunkt zugeordnet, sie sind also
nicht nur auf den Auslegungspunkt beschränkt.
Bei Laständerungen ändern sich auch einige Kenngrößen, so dass die Laständerung der Ma-
schine durch die Änderung dieser Kenngrößen ausgedrückt werden kann.
Diejenigen Kenngrößen, die bei Änderung des Betriebspunktes selbst keine oder nur ver-
schwindend geringe Änderungen erfahren, können für die weitere Betrachtung unberücksich-
tigt bleiben. So ändern sich die geometrischen Verhältnisse bei Laständerungen nicht und
bringen entsprechend keinen Beitrag. Die Änderung des Isentropenexponenten κ bei Lastän-
derung ist im allgemeinen unbedeutend und wird vernachlässigt. Ebenso ist der Einfluss der
Reynoldsumfangszahl Reu unbedeutend, somit können die Kenngrößenfunktionen vereinfacht
werden.
Nun lässt sich die Druckzahl Ψy bzw. die Enthalpiezahl Ψh als Funktion der Durchflusszahl φ
mit der Umfangsmachzahl Mau als Parameter darstellen. Eine solche Kurve wird als "Kennli-
nie der Stufe" bezeichnet.
Muss auch die Veränderung weiterer Parameter berücksichtigt werden, erhält man eine Kur-
venschar.
- 195 -
Die Kennfelder Ψh = F(φ) bzw. pol = F (φ) lassen sich näherungsweise wie folgt berechnen:
∆h t a c u −c u ⎛c u c ⎞
Ψht = 2
= 2 = 2 u 2 2 1u 1 = 2⎜⎜ 2 u − 1 1u ⎟⎟ (6.3)
u2 u2 u2 ⎝ u2 u2 u2 ⎠
2 2 2
⎛ w u c ⎞
Ψht = 2 ⎜⎜1 + 2 m cot β 2 − 1 1m cot α1 ⎟⎟ (6.4)
⎝ u2 u2 u2 ⎠
w m cm
und mit ϕ = =
u2 u2
⎡ ⎛ u ϕ ⎞⎤
Ψht = 2 ⎢1 + ϕ 2 ⎜⎜ cot β 2 − 1 1 cot α1 ⎟⎟⎥ (6.5)
⎣ ⎝ u 2 ϕ2 ⎠⎦
Bei nicht allzu großer Abweichung des Betriebspunktes vom Auslegungspunkt ändert sich der
Anströmwinkel α1 und der Abströmwinkel β2 am Laufrad nur sehr geringfügig. Die Verhält-
nisse der Umfangsgeschwindigkeiten u1/u2 und der Durchflusszahlen φ1/φ2 bleiben konstant.
c1u = 0, α1 = 90°
Die Gleichung stellt eine Gerade dar, die einen Wert ht = 2 bei φ2 = 0 annimmt.
Als geometrische Orte der Funktionen Ψht = f(φ) ergeben sich für die einzelnen Fälle Geraden
mit verschiedener Steigung. Das Bild 6.1 enthält ebenfalls die Kurve der jeweiligen Druck-
- 196 -
zahlen Ψyt, die sich von der Enthalpiezahl Ψht durch die auf die Umfangsgeschwindigkeit u2
j
bezogene Dissipation 2 unterscheidet.
u2
2
ψht
β2 < 90°
ψht
j
ψyt ψyt u22 / 2
2
β2 = 90°
ϕ2
Den qualitativen Zusammenhang zwischen Dissipation j und Durchflusszahl φ zeigt das fol-
gende Bild 6.2.
j
jges
jReibung
jStoß
Der Zusammenhang zwischen diesen Größen lässt sich mathematisch ausdrücken als
j
Ψh t = Ψy t + (6.7)
u 22
2
Der Verlauf des totalen polytropen Wirkungsgrades einer adiabaten Verdichtung ergibt sich
aus Ψht und Ψyt nach der Gleichung:
- 197 -
ηpol t =
yt
=
( )
y t / u 22 / 2
=
Ψy t
∆h t (
∆h t / u 22 / 2) Ψh t
(6.8)
Aus der vorangegangenen Ableitung für die Funktion Ψht = f(φ2) lässt sich schließen, dass
auch die Funktion ∆h = f (V
& ) eine Gerade im ∆h , V
1
& − Diagramm sein muss.
Die Verluste j stellen die Differenz zu den jeweiligen y-Werten dar und treten vornehmlich
durch Reibung des Fluids in den Strömungskanälen und durch Stoßverluste infolge falscher
Anströmung der Schaufelgitter auf. Die Reibungsverluste sind dem Quadrat der Strömungs-
geschwindigkeit proportional, die Stoßverluste werden im Auslegungspunkt minimal und
wachsen sowohl zum Teil- als auch zum Überlastgebiet hin quadratisch an.
∆h
y
j
∆h - jReibung
y = ∆h - jStoß - jReibung
y (V1)
∆h - (V1)
jStoß
jReibung
V1
Falls eine Verdichterstufe nur geringe Drucksteigerung erzielt und die Strömungsgeschwin-
digkeiten nicht die Größenordnung der Schallgeschwindigkeit erreicht, so sind die bei ver-
- 198 -
kJ 70
kg 60 + + + + +
Mau1
Druckänderungsarbeit y
50 +
Ma u2
40
x x x x x
Mau3 x +
30
20
x
10
+ x x+ x+ x
1,2 x
+
x
Druckzahl ψy
0,8
+
Ma u1 Ma u2 Mau3
0,4
x
0,7 + x x+ x x x
+
+ x
Wirkungsgrad η pol
0,5
+
0,3
Ma u1 = 0,94 Ma u3 = 0,72
x
Mau2 = 0,83
0,1
Erst bei höheren Stufenbelastungen macht sich - wie auch bei dem betrachteten Grenzleis-
tungsverdichter - der Kompressibilitätseinfluss des Arbeitsmediums auf den Kennlinienver-
lauf bemerkbar. Die Kennlinien öffnen sich in φ-Richtung und fallen zum Überlastgebiet hin
in Abhängigkeit von der den Strömungszustand kennzeichnenden Machumfangszahl Mau un-
- 199 -
vermittelt steil ab, da das Fluid im Strömungskanal, in der Regel im Eintrittsbereich des Lauf-
rades, seine örtliche Schallgeschwindigkeit erreicht. Der auftretende verlustreiche Verdich-
tungsstoß bewirkt eine Querschnittsversperrung, die keine weitere Durchflusssteigerung er-
laubt.
Abschließend sei noch angemerkt, dass Lage und Form eines Verdichterkennfeldes von vielen
Faktoren beeinflusst wird, vor allem von der konstruktiven Ausbildung der Laufräder, der Art
der Verdichtersteuerung sowie von der Charakteristik des Fluids.
Liegt die dimensionslose Kennlinie der Einzelstufen vor (Bild 6.6), so kann mit Hilfe der de-
finierten thermischen Zustandgrößen des Arbeitsmediums am Stufeneintritt der Kennlinien-
verlauf y(V & ) der aus dem Stufenverband gelösten Einzelstufen für eine Betriebsdrehzahl
E
ermittelt werden. Bild 6.7 zeigt die Anwendung des Superpositionsverfahrens auf einen 3-
stufigen Radialverdichter, wobei die Stufenkennlinien aus der zugehörigen dimensionslosen
Kennlinie (Bild 6.6) bestimmt wurden.
yM
η pol ψy
y Mopt = y 1.Stopt + y 2.Stopt + y 3.Stopt
kJ / kg
1,2
130
ψy opt yM
Maschine opt
1,1 y St 120
kJ / kg
1,0 ψy
60 110
1. Stufe
0,9 50
e
100
nz
opt
pg
y 40
m
0,8
Pu
2Stopt 2. Stufe
y2Stopt
3. Stufe ze
0,7 ren
30 c kg
hlu
Sc
2 3 4 5 VE
0,06 0,08 0,10 0,12 0,14 m3 / s
ϕ
ϕ opt VE3.Stopt VE3.Stopt VE3.Stopt = VEMopt
Die physikalisch ähnlichen Stufen arbeiten im Stufenverband, d.h. als Element des mehrstufi-
gen Verdichters, nur in den Stufenbestpunkten und damit auch im Maschinenbestpunkt - der
mittlere markierte Punkt jeder Kennlinie - mit denselben Stufenkennzahlen. In vom Ausle-
gungspunkt (Optimalpunkt aller Stufen) abweichender Last verschiebt sich der Betriebspunkt
von Stufe zu Stufe, und zwar im Teillastbereich zur Pumpgrenze und im Überlastgebiet zur
- 200 -
Schluckgrenze der letzten Stufe hin. Diese gegenseitige Beeinflussung der Verdichterstufen
bewirkt somit eine Verkleinerung des Betriebsbereiches der Maschine. Der wesentlich steilere
Verlauf der Maschinenkennlinie ergibt sich aus der Addition der Kennliniensteigungen in den
entsprechenden Betriebspunkten der einzelnen Stufen.
Das "Pumpen" stellt einen labilen Arbeitszustand eines Verdichters dar, der durch das Abrei-
ßen der Strömung in der Beschaufelung eingeleitet wird. Zunächst soll das Abreißen der
Strömung in der Beschaufelung betrachtet werden. Insbesondere hat man bei Axialverdichtern
rotierende Abreißströmungen beobachtet und untersucht, die unter dem Namen "rotating stall"
bekannt geworden sind. Qualitativ ist diese Erscheinung anhand des Bildes 6.8 zu erklären.
w1
relative Stall-Wanderung
c b a
ungünstige günstige
Strömungsbedingungen
Das Gitter wird wegen Veränderung des Betriebspunktes nicht mehr unter dem optimalen
Strömungswinkel angeströmt. Die dadurch entstehende Ablösung tritt nicht bei allen Profilen
gleichzeitig auf. Es entstehen in einem oder mehreren Kanälen Ablösezonen, die eine Kanal-
verengung bewirken und die Strömung in diesem Gebiet vor dem Eintritt in das Gitter in
Richtung der Pfeile ausweichen lassen. Dadurch wird z.B. Profil a ungünstiger angeströmt
und die Strömung zum Abreißen veranlasst. Dagegen wird das Profil c bei diesem Vorgang
günstiger angeströmt, so dass sich die Strömung wieder an das Profil anlegen kann.
Auf diese Weise kann man sich vorstellen, dass die Ablösezone mit einer bestimmten Fre-
quenz, die im allgemeinen nicht mit der Drehzahl des Rotors übereinstimmt, von Schaufel zu
Schaufel um den Laufradumfang in Gegenrichtung wandert (ca. 0,3 - 0,7 N). Dabei sind die
Zahl der Ablösezonen und deren Frequenz nur von der Verdichterauslegung abhängig.
Bei der rotierenden Abreißströmung liegt zwar ein Auftreten von örtlichen Strömungs-
schwankungen mit unangenehmen Folgen bezüglich der Schwingungsbeanspruchung der
Schaufeln vor, der Verdichter arbeitet aber insgesamt noch stabil, d.h. die gesamte Durch-
strömung bleibt gleichmäßig. Auch der Wirkungsgrad muss bei rotierender Abreißströmung
nicht notwendig schlechter werden.
- 201 -
p'
pV''
C
B
V'' V0 V' V
Bild 6.9 zeigt die Kennlinie eines Radialverdichters, die in den negativen Bereich fortgesetzt
ist. Das Betriebsverhalten des Verdichters bei negativer Durchströmung (V & < 0 ) lässt sich für
den stabilen negativen Ast AB der Kennlinie auf dem Prüffeld mit Hilfe eines zweiten Ver-
dichters oder eines voluminösen Druckspeichers bestimmen, die das Arbeitsmedium rück-
wärts durch den Versuchsverdichter drücken. Weiterhin ist eine Verbraucherkennlinie für die-
sen Verdichter eingezeichnet. Im Schnittpunkt der Verdichterkennlinie und der Verbraucher-
kennlinie liegt der Betriebspunkt des Verdichters.
Tritt eine kleine Erhöhung des Volumenstromes von V & auf V& ′ ein, so müsste der Verdichter
O
gegen den erhöhten Druck p ′V im Verbrauchersystem arbeiten. Er kann aber entsprechend
seiner Kennlinie nur den Druck p' aufbringen, so dass der Volumenstrom wieder kleiner wird
und der Druck mit dem Volumenstrom wieder im Punkt P im Gleichgewicht ist. Bei einer
Verringerung des Volumenstroms steigt der Enddruck nach dem Verdichter an, so dass da-
durch eine Erhöhung des Volumenstroms bewirkt wird.
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich, dass der Verdichter im stabilen Betriebsbereich arbei-
tet. Der stabile Betriebszustand ist dann gewährleistet, wenn
⎛ dp ⎞ ⎛ dp ⎞
⎜ &⎟ > ⎜ &⎟ (6.9)
⎝ dV ⎠ Verbraucher ⎝ dV ⎠ Verdichter
Dabei ist angenommen, dass keine zeitliche Verzögerung zwischen Änderung von Volumen-
strom und Druckänderung gegeben ist. Der Verbraucher hat somit ohne zeitliche Verzögerung
den Druck aufzustauen, der gemäß seiner Kennlinie der momentanen Durchflussmenge ent-
spricht.
- 202 -
Als Pumpgrenze bezeichnet man die Zustände, bei denen die Arbeitsweise des Verdichters
gerade vom stabilen in den instabilen Bereich wechselt.
Erfahrungsgemäß kann bei Radialverdichtern mit rückwärts gekrümmten Schaufeln und mitt-
leren Umfangsgeschwindigkeiten die Pumpgrenze φp etwa mit
ϕ p = 0,65 ÷ 0,85 ϕopt
angegeben werden.
Bei Axialverdichtern liegt die Pumpgrenze je nach Reaktionsgrad noch näher am Ausle-
gungspunkt, d.h.
ϕ p = 0,85 ÷ 0,95 ϕ opt
ψy Pumpgrenzen
Axialverdichter
Radialverdichter
ϕ2
Bild 6.10: Qualitative Gegenüberstellung von Kennlinien eines Radial- und Axialverdichters
- 203 -
Steuerungen für Turbomaschinen müssen sowohl den Eigenschaften und dem Betriebsverhal-
ten der Maschinen selbst angepasst sein, als auch den Anforderungen der Anwender and Be-
nutzer entsprechen. Durch die Anpassung der Steuerung an diese äußeren Bedingungen sind
verschiedene Steuerungsverfahren für Turbomaschinen entwickelt worden. Die Größe, die bei
Turbomaschinen gesteuert werden soll, ist die Leistungsabgabe der Turbine bzw. der Aus-
trittsdruck und die Fördermenge (indirekt die Leistungsaufnahme) des Verdichters.
Steuerungsmöglichkeiten
Angestrebt wird eine Steuerung, die in dem gesamten Steuerungsbereich den optimalen „Wir-
kungsgrad im Auslegungspunkt“ beibehält. Eine solche Steuerung könnte durch die Verände-
rung des Massenstroms erreicht werden, wenn dabei die spezifische technische Arbeit und
damit alle Geschwindigkeiten (a = f (c, u)) konstant gehalten werden könnten.
& geän-
& bei konstantem Volumenstrom V
Das ist aber nur möglich, wenn der Massenstrom m
dert werden kann.
1. Gleitdrucksteuerung
Die Gleitdrucksteuerung, mit der der Massenstrom bei konstantem Volumenstrom verän-
dert werden kann, ist nur in geschlossenen Kreisläufen möglich. Z.B. wird beim geschlos-
senen Gasturbinenprozess der Massenstrom m & durch Abheben oder Senken des Druckni-
veaus vor dem Verdichter geändert, wobei jedoch die Druckverhältnisse p A / p E vor und
hinter dem Verdichter bzw. der Turbine konstant gehalten werden.
Der Massenstrom ist proportional zum Eintrittsdruck pE. Weil alle Geschwindigkeiten und
der Volumenstrom konstant bleiben, bleibt auch der Wirkungsgrad erhalten, sofern sich die
Reu-Zahlen nicht zu stark ändern.
Bei Dampfturbinen erfordert diese Steuerungsart eine Anpassung des Kesseldrucks wie
auch des Gegendrucks, z.B. des Kondensatordrucks. Dadurch ist diese Steuerungsart nur
bedingt anwendbar. In den meisten Fällen ist die reine Massenstromsteuerung nicht mög-
lich oder zu aufwendig, so dass sowohl der Massenstrom als auch die spezifische techni-
sche Arbeit verändert werden.
- 204 -
Insbesondere beim Verdichter ändern sich mit der Drehzahl auch der Massenstrom und die
spezifische technische Arbeit, weil auch die Absolutgeschwindigkeiten veränderte Werte
annehmen. Die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke bleiben dagegen für den Fall
konstant, dass man sich auf der Widerstandskennlinie des Systems bewegt. Der vom Aus-
legungspunkt zum Teillast- und Überlastgebiet hin zu beobachtende Abfall des Wirkungs-
grades wird vor allem durch die Einflüsse der Machumfangszahl und der Reynoldsum-
fangszahl auf den Arbeitsprozess verursacht.
Mit dieser Steuerungsart kann allerdings kein konstanter Austrittsdruck pA erreicht werden.
Auch wenn ein konstanter Austrittdruck über den gesamten Steuerungsbereich gefordert
wird, erzielt man jedoch durch die Drehzahlsteuerung bessere Wirkungsgrade als beim Be-
trieb mit konstanter Drehzahl und einer nachfolgenden Drosselung auf den gewünschten
Druck. Als Nachteil steht der Aufwand, der bei den Antriebsmaschinen zur Drehzahlregu-
lierung getrieben werden muss und oft sehr hohe Kosten verursacht, der Steuerung durch
Drehzahländerung entgegen.
pA konstante Parameter: p E ; TE
Pump-
grenze η = const
N1
N2
N3
N4
Widerstandskennlinie
V1
a) Saugseitiges Drosseln
Die Schaltung bei saugseitiger Drosselung eines Verdichters ist im Bild 6.12 dargestellt,
wobei der Drosselschieber innerhalb der Systemgrenze des Verdichters liegt.
Durch das in der Saugleitung angebrachte Drosselorgan lässt sich der Druck ps vor dem
Verdichter absenken, was bei konstanter Betriebsdrehzahl N und definiertem Eintrittszu-
stand (pE = const , TE = const) eine Anpassung des Verdichters an die Forderung des
Verbrauchers, in Funktion des Volumenstromes V & einen Gegendruck pA bereitzustellen,
E
erlaubt.
Da das Druckverhältnis zwischen Verdichterein- und -austritt pA/ps von der Saugdross-
selung nicht beeinflusst wird, ändert sich in erster Näherung der Betriebspunkt des Ver-
dichters nicht, so bleibt zum Beispiel auch der Volumenstrom am Verdichtereintritt V &
s
konstant.
- 205 -
pA pA
pS = const.
Drossel
VE
pE pS VS
Für erste Betrachtungen kann der Drosselvorgang als isothermer Strömungsprozess ange-
sehen werden (TE ≈ Ts), womit sich über die Gasgleichung die thermischen Zustandsgrößen
des Fluids vor und nach der Drosselstelle verknüpfen lassen.
Aus
& = R⋅T ⋅m
pE ⋅ V &
E E
bzw.
& = R⋅T ⋅m
ps ⋅ V &
s s
& = ps ⋅ V
V & (6.10)
E s
pE
auch m& proportional mit dem Drosseldruck ps und wegen pA/ps = const auch der Ge-
gendruck pA. Dieser Zusammenhang ist in Bild 6.13 dargestellt.
Es zeigt eine Schar ähnlicher Verdichterkennlinien, wobei jede einem bestimmten Druck-
verhältnis ps/pE zugeordnet, und der Ähnlichkeitsmaßstab diesem Druckverhältnis proporti-
onal ist. Für alle Punke einer Verbraucherkennlinie pv ( V & ), die innerhalb des von der
E
Verdichterkennlinie mit ps/pE = 1, d.h. bei völlig geöffnetem Drosselschieber, und den
Strecken zwischen Koordinatenursprung und Pump- bzw. Überlastgrenze der Verdich-
tungscharakteristik liegt, lässt sich jeweils ein Betriebspunkt des Verdichters über die
Saugdrosselverstellung, also durch Variieren des Druckverhältnisses ps/pE ansteuern. Dabei
arbeitet der Verdichter in den auf einem Strahl durch den Koordinatenursprung liegenden
Punkten mit pA/ps = const und V & = const.
s
- 206 -
Das von der Saugdrosselung bewirkte Absenken des Verdichtereintrittsdrucks von pE auf ps
ist mit einem Entropiezuwachs verbunden. Die Drosselsteuerung ist also stets verlustbehaf-
tet.
pA
pA 5 N = const.
6
pA 4 pS = 1 = 5 p E = const.
bar
pS = 0,8 = 5 T E = const.
5
pS
4 =1
pE
3 0,8
0,6
2 pA 3
pS = 0,6 = 5 pS = 1 bar
1
pE pS = 0,8 bar
pS = 0,6 bar
0
VE
b) Druckseitiges Drosseln
Bild 6.14 zeigt die Schaltung bei druckseitiger Drosselung eines Verdichters. Der gegen-
pA
N = const.
Systemgrenze des Verdichters 6 pE = const.
bar T E = const.
5 Verlust
Drossel
4
pA pV
3
pV = const.
pE 1
VE
pE
0 VE
Bild 6.14: Schaltschema der Verdichter- Bild 6.15: Darstellung der Verluste bei
steuerung durch druckseitige druckseitiger Drosselung
Drosselung
über dem Verbraucherdruck pv vom Verdichter angebotene Überdruck wird durch Drosse-
lung abgebaut und ist vollständig als Verlust anzusehen (Bild 6.15). Daher sind die Verlus-
te bei druckseitiger Drosselung gegenüber der saugseitigen Drosselung größer.
- 207 -
Die Drosselsteuerung, insbesondere die saugseitige, wird häufig angewandt, weil sie ein-
fach und billig ist. Eine besondere Bedeutung hat diese Steuerung bei Anfahrvorgängen er-
langt.
Der Nachteil dieser Steuerung ist die konstruktiv und fertigungstechnisch aufwendige Aus-
führung, die entsprechende Kosten verursacht. Bisher hat nur die Verstellung der Leit-
schaufeln Bedeutung erlangt, weil sich eine verstellbare Laufschaufel sowohl wegen der
extremen mechanischen, dynamischen und oft auch thermischen Belastungen als auch we-
gen der komplizierten Verstellmechanik schlecht verwirklichen lässt und ihre Funktionssi-
cherheit nicht gewährleistet ist. Die verstellbare Leitschaufel am Eintritt des Verdichters
wird bei Radialverdichtern als Dralldrossel bezeichnet, weil sie sowohl eine Änderung des
Eintrittsdralls als auch eine Drosselung durch Querschnittverengung bewirkt. Der in die
Ebene abgewickelte koaxiale Zylinderschnitt durch eine axiale Dralldrossel (Bild 6.16)
zeigt diesen Zusammenhang für zwei Drallwinkel.
c0
δ 0
t
1
c1 c1 < c 1 ' c1 '
δ≠0
- + u
90 0,90
0,85
kJ / kg
0,80
isentrope Druckänderungsarbeit y s
c0 0,75
70 1, 0 , 95 0,70
0
-23°
50
ηs
=0,625
η s max
+42° δ=0°
+69° +58°
10
Bei diesem Verfahren wird ein Teil des Massenstroms m& an einer oder an mehreren Stel-
len der Maschine entnommen. Dies wird bei Turbinen häufiger durchgeführt, wobei der
einstellbare Entnahmestrom m & Ent entsprechenden Verbrauchern zugeführt wird. Durch
Änderung der Entnahmemengen lässt sich das Maschinenverhalten beeinflussen.
Beim Verdichter wird die Entnahme meistens nach der letzten Stufe durchgeführt, um das
Pumpen der Maschine zu vermeiden, wenn der Verbraucher plötzlich einen kleineren Mas-
senstrom abnimmt, als der Verdichter im stabilen Arbeitsbereich liefern kann. Wegen des
schlechten Wirkungsgrades dieser Steuerung wendet man sie oft nur kurzzeitig an, um das
Pumpen zu verhindern und um die Zeit zu überbrücken, bis andere Steuerorgane angespro-
chen haben. Wegen der Lärmbelästigung beim Abblasen ins Freie bläst man häufig wieder
in die Saugleitung. Man spricht dann von „Umblasen“. Dabei ist es jedoch nötig, einen
Kühler in die Umblaseleitung einzuschalten, um die Ansaugtemperatur nicht zu erhöhen.
Umgekehrt kennt man auch eine sogenannte Oberlaststeuerung, insbesondere bei Turbi-
nen. Man bläst an einer Stelle, die eine oder mehrere Stufen hinter der Eintrittsstufe mit
dem engsten Querschnitt liegt, einen zusätzlichen Massenstrom in die Maschine.
6. Düsengruppensteuerung
Dieses bereits bei der Teilbeaufschlagung von Turbinen erwähnte Steuergerät lässt sich im
allgemeinen nur in der als Gleichdruckstufe ausgeführten ersten Stufe einer Turbine vor-
nehmen. Der Schaufelkranz dieser Aktionsstufe ist in mehrere Beaufschlagungssegmente
unterteilt, die durch vorgeschaltete Ventile für den Massenstrom gesperrt werden können
(Bild 6.19).
- 209 -
II III
I IV
I II III IV
Ventilöffnungs-
querschnitt
Leistung
Im Teillastbetrieb der Turbine sind dem Volumenstrom entsprechend einige Ventile voll
geöffnet, während ein Ventil in der Regel teilweise geöffnet ist. Der dabei entstehende
Drosselverlust betrifft somit nur einen Teilstrom, womit sich der gegenüber reiner Drossel-
steuerung bessere Teillastwirkungsgrad der Turbine erklärt.
Düsengruppensteuerungen werden in Reaktionsstufen nicht eingesetzt, da zusätzliche Ver-
luste durch seitliche Expansion des Fluids im Axialspalt zwischen Leit- und Laufgitter auf-
treten würden.
Bei jeder Art der Steuerung ergibt sich für die Turbine eine bestimmbare Abhängigkeit zwi-
schen Druckverhältnis pA/pE und Massendurchsatz m & . Diesen Zusammenhang gibt bei mehr-
stufiger Turbinenbauweise das von Stodola aufgestellte Kegelgesetz an.
Zur Herleitung dieses Durchflussgesetzes wird der Austritt 2 irgendeiner Turbinenstufe be-
trachtet. Hierfür lässt sich die Kontinuitätsgleichung in der Form
1
& = ρ2 A 2 ε c 2m =
m A 2 ε c 2m (6.11)
v2
schreiben, wobei A2 der Austrittsquerschnitt der Stufe und der Beaufschlagungsgrad sind.
Erweitern wir diese Gleichung mit u2 und mit − 2 ⋅ y (dabei ist zu beachten, dass für Ent-
spannungsprozesse y < 0 ist), so kann die Schluckzahl
µ = ϕ / ψ 1y/ 2
− y c 2m u2 −y
& = 2 ε A2
m = 2 ε A2 µ (6.12)
v2 u 2 − 2y v2
- 210 -
m&2
v dp ∫
= −0 2 (6.13)
2 µ 2 ε 2 A 22 v2
Wird vorausgesetzt, dass die Druckänderung pro Stufe klein ist, d.h. v 2 ≈ v und ∫ vdp ≈ v ⋅ ∆p
so vereinfacht sich die Gleichung zu
&2
m ∆p
=− (6.14)
2 µ ε A2
2 2 2
v
Für jede der z Stufen gilt unter den getroffenen Annahmen die Gleichung (6.14), und daher
erhält man für die Maschine
∆p
∑ 2µ ∑
1
&2
m =− (6.15)
z
2
ε 2 A 22 z v
Die Summation der rechten Gleichungsseite lässt sich näherungsweise durch eine Integration
ersetzen, da geringes Stufendruckgefälle verlangt wurde.
A
∑
1 dp
&2
m
z 2 µ ε A2
2 2 2
=−
E
v ∫ (6.16)
Betrachten wir den Polytropenexponenten n über der gesamten Zustandsänderung als kon-
stant, so kann eine Aufspaltung des Integrals vermieden werden, und wir erhalten über die Po-
lytropenbeziehung p ⋅ v n = p E ⋅ v nE schließlich:
A 1 ⎡ n +1 ⎤
n pE ⎢ ⎛ pA ⎞ n ⎥
∑
1 1
&2
m
2µ ε A2
2 2 2
=−
vE pE
1/ n ∫ p n dp = 1−⎜
n + 1 v E ⎢ ⎜⎝ p E
⎟⎟
⎠
⎥ (6.17)
z E ⎢⎣ ⎥⎦
Die Schluckzahl µ ist in den einzelnen Stufen annähernd konstant und wird als µ vor die
Summe gezogen
⎡ n +1 ⎤
& 2
⎢1 − ⎛ pA ⎞ n ⎥
∑2 ε
m 1 n pE
= ⎜⎜ ⎟⎟ (6.18)
µ2 2
A 22 n + 1 vE ⎢ ⎥
z ⎢⎣ ⎝ pE ⎠ ⎥⎦
Diese Gleichung hat für jeden Betriebspunkt unter den getroffenen Einschränkungen Gültig-
keit, dabei enthält der Summenausdruck bei der Konstruktion bereits festgelegte Größen, die
für alle Betriebszustände konstant bleiben. Die Summe kann eliminiert werden, indem man
Gleichung (6.18) für zwei Betriebspunkte ansetzt, dabei sind die Daten des Auslegungspunk-
tes durch den Index „o“ gekennzeichnet und durcheinander dividiert.
- 211 -
n +1
n ⎛p ⎞ n
1 − ⎜⎜ A ⎟⎟
m& µ n +1 p E v Eo ⎝ pE ⎠
= n 0 +1
(6.19)
mo µ0 no p Eo v E
⎛p ⎞ no
no + 1 1 − ⎜⎜ Ao ⎟⎟
⎝ p Eo ⎠
1. Da bei einer Turbine der Polytropenexponent n stets kleiner als der Isentropenexponent κ
ist, gilt für den Expansionsprozess 1 ≤ n ≤ 1,4 und damit
n +1
2≥ > 1,7
n
Da dieser Ausdruck in Gleichung (6.19) noch unter der Wurzel steht, wird der sich bei der
Abschätzung einstellende Fehler noch kleiner, so dass angenommen werden darf, dass
n +1 n o + 1
≈ ≈2
n no
2. Aus Erfahrung ist bekannt, dass die Schluckzahl der Turbine sich über den Arbeitsbereich
nur unwesentlich ändert. Annähernd kann deshalb gesetzt werden:
µ
≈1
µo
3. Die Zustandsänderung eines Fluids verläuft beim Drosselvorgang bei konstanter Enthalpie,
für ideales Gas somit auch bei konstanter Temperatur. Für ein reales Gas lässt sich daher in
guter Näherung schreiben:
p E ⋅ v E ≈ p Eo ⋅ v Eo
Nach Einführung dieser drei Vereinfachungen in Gleichung (6.19) erhält man die Durchfluss-
gleichung für Turbinen, auch Kegelgesetz genannt.
1 − (p A / p E )
2
m& p
= E (6.20)
& o p Eo 1 − (p Ao / p Eo )
2
m
Wird diese Gleichung quadriert, und fasst man die Größen des Auslegungspunktes (Index o)
zu einer Konstanten Ko zusammen, so ergibt sich:
m&2 p 2A
+ 2 =1 (6.21)
K o2 p 2E pE
x2 y2
+ =1
a2 b2
so erkennen wir, wie in Bild 6.20 dargestellt, dass für pE = konst. der Zusammenhang zwi-
schen Massenstrom m & und Austrittdruck pA der Mittelpunktsgleichung der Ellipse folgt, und
dass beide Hauptachsen der Ellipse sich linear mit dem Eintrittsdruck pE ändern.
pA
pE = const
pE
K0 p E m
Denken wir uns nun senkrecht zur Ebene m & − p A eine pE-Achse, so ergeben sich bei Schnitten
pE = konst. ähnliche Ellipsen, die schließlich bei pE = 0 in einen Punkt zusammenschrumpfen.
In einem räumlichen Diagramm erhalten wir daher einen Viertelkegel (Bild 6.21).
Jeder Punkt auf der Mantelfläche dieses Kegels stellt einen möglichen Betriebspunkt der Tur-
bine dar.
pA
p A = const
pE = const
pE
Für die praktische Anwendung tritt der Fall konstanten Enddrucks häufig auf, während der
Anfangsdruck aufgrund der Steuerung veränderlich ist. In das Kegeldiagramm ist dann eine
Ebene pA = const. zu legen. Die Schnittkurve, die diese Ebene mit dem Kegel bildet, ist ein
Hyperbelast.
pE
pA = const
pA
Das gemäß der Herleitung nur eine Näherung darstellende Kegelgesetz wird durch Untersu-
chungen, vor allem an Dampfturbinen, die in der Regel gegenüber Gasturbinen wesentlich
größere Stufenzahlen aufweisen, erstaunlich gut bestätigt.
Bei den angestellten Überlegungen wurde vorausgesetzt, dass die Schallgeschwindigkeit des
Arbeitsmediums in keiner Turbinenstufe überschritten wird.
- 214 -
Bei inkompressiblen verdampfbaren Fluiden begrenzt der Dampfdruck pD den Bereich einer
ungestörten Strömung gegenüber dem einer Strömung mit Kavitation.
Bei kompressiblen Fluiden trennt die Schallgeschwindigkeit die Bereiche der Unterschall-
und Überschallströmung.
In beiden Fällen ist mit Überschreiten der Grenzwerte eine erhebliche Veränderung des
Betriebsverhaltens der Turbomaschine verbunden. Diese Tatsache ist bei der Berechnung und
Gestaltung der Maschine zu berücksichtigen.
Bei jedem Stoff gehört zu jeder Temperatur ein bestimmter Druck, unter dem dieser Stoff
siedet. Dieser Druck heißt Dampfdruck. Jeder Stoff besitzt eine eigentümliche Abhängigkeit
zwischen Dampfdruck und zugehöriger Temperatur, die jeweils in einer sog.
Dampfdruckkurve pD = pD (T) festliegt. Bild 7.1 zeigt die Dampfdruckkurve von Wasser.
pD
0,98
bar
0,0229
20° 100° t
Gelangt eine Flüssigkeit an einen Ort, an dem ihr Dampfdruck unterschritten wird, so bilden
sich, meist in der Nähe begrenzender Oberflächen, Dampfblasen. Erreichen diese
Dampfblasen Gebiete höheren Druckes, so kommt es zu einem schlagartigen, irreversiblen
Zusammenfall. Der gesamte Vorgang wird als Kavitation bezeichnet.
3. Die wandnahe Implosion der Dampfblasen bewirkt eine Erosion der begrenzenden
Strömungskanalwände bis zur völligen Materialzerstörung.
Neben den Energieverlusten ist die Kavitationserosion von besonderer Bedeutung. Bei der
Konstruktion von Pumpen, Flüssigkeitsturbinen und Schiffsschrauben ist dieses Phänomen in
der Gestaltung und Werkstoffauswahl zu berücksichtigen.
1. Als Folge des hohen Druckes, der hohen Temperatur und des hohen Sauerstoffgehal-
tes kommt es beim Einsturz einer Dampfblase zu einer intensiven Oxydation.
3. Die wichtigste Ursache ist die mechanische Erosion. Hierzu sei der Vorgang des
Blasenzusammensturzes in Wandnähe im Bild 7.2 gezeigt:
a) b) c)
Dieser Mikrostrahl trifft mit hoher Geschwindigkeit auf die Wand und lockert bzw. löst wie
beim Tropfenschlag Kristallite aus der Werkstoffmatrix.
Es gilt weitgehend als gesichert, dass ein hoher Anteil an freien und gelösten Gasen,
insbesondere Luft, den Kavitationsbeginn und das Blasenwachstum erheblich begünstigt. Es
- 216 -
gibt Beobachtungen, nach denen gasarme Flüssigkeiten auch unterhalb des Dampfdruckes
keine nennenswerte Kavitation zeigen. Andererseits wurde festgestellt, dass Luftkerne, die an
der Oberfläche eines angeströmten Profils hafteten, nach der Ablösung von der Wand
explosionsartig auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe anwachsen, obwohl der örtliche
Druck über dem Dampfdruck lag. Insbesondere freie Gase können somit als Kerne der
Dampfblasenbildung angesehen werden.
Es sei jedoch vermerkt, dass in die Dampfblase eindiffundierende Gase in aller Regel die
Implosionsgeschwindigkeit der Blase mindern und somit eine dämpfende Wirkung haben.
2. Oberflächenrauhigkeit
Untersuchungen an ebenen Gittern haben gezeigt, dass raue Oberflächen auf der Saugseite im
Bereich der Eintrittskante die Kavitationsneigung erheblich fördern. Als Folge beginnender
Kavitation wurden Strömungsablösungen und Verminderungen des Auftriebs registriert. Die
zusätzliche Aufrauung der Oberfläche durch Kavitationserosion hat dann eine eskalierende
Wirkung.
a) Es wird dafür gesorgt, dass innerhalb der Strömungsmaschinen der statische Druck
stets um ein hinreichendes Maß über dem örtlichen Dampfdruck liegt. Hierzu gehört,
dass eine zulässige Saughöhe nicht überschritten wird, und dass durch geeignete
Formgebung der Strömungskanäle örtliche Geschwindigkeitsspitzen und somit
Druckabsenkungen vermieden werden.
b) Man weiß, dass alle Materialien nach einer gewissen Inkubationszeit durch Kavitation
mehr oder weniger schnell zerstört werden. Die Abtragungsgeschwindigkeit kann
jedoch klein gehalten werden, wenn der Werkstoff folgende Eigenschaften besitzt:
• hohe Korrosionsbeständigkeit
• hohe Zähigkeit
• hohes Verformungsvermögen
• feine, gleichartige Körnung
• glatte Oberflächen
Die Kombination dieser Eigenschaften ist in der Regel nur durch Mehrstoff-
Knetlegierungen zu erreichen.
c) Gezielte Anreicherung der Flüssigkeit mit Gasen (Belüftung) hat zunächst eine
kavitationsfördernde Wirkung, andererseits wird, wie beschrieben, die Implosion der
Dampfblasen gedämpft. Der Gesamterfolg dieser Maßnahmen, bei der bewusst eine
Wirkungsgradminderung hingenommen wird, hat wie bei 2. nur eine aufschiebende
Wirkung.
d) Durch die zuvor beschriebene Belüftung und geeignete Wahl des Laufradprofils kann
erreicht werden, dass das Gebiet der Dampfblasen die gesamte Saugseite des Profils
überzieht. Die Strömung löst damit saugseitig völlig ab, was einer
Leistungsminderung gleichkommt. Erst hinter dem Laufrad schlagen die Dampfblasen
zusammen. Diese sog. Superkavitation schont die Laufschaufel, muss allerdings mit
einer Wirkungsgradeinbuße bezahlt werden.
- 217 -
Es kann somit festgestellt werden, dass, wenn eben möglich, entsprechend der Maßnahme a)
die Kavitation vermieden werden sollte, um ganz sicher Kavitationsschäden auszuschließen.
Hierzu seien nachfolgende Kriterien abgeleitet, die am Beispiel einer Pumpe behandelt
werden.
Die Kavitationsgefährdung bei der Pumpe entsprechend Bild 7.3 ist im Punkt K am größten,
weil hier die geringsten Drücke auftreten. Deshalb ist in den folgenden Gleichungen die
Höhendifferenz ∆z auf den Punkt K bezogen. Beim Bezug auf die Wellenmitte wäre der
Einlaufhalbmesser Ds/2 im Saugmund zu berücksichtigen.
K 2
10
Ds / 2
∆z
pW
W
Zwischen den Punkten W (ruhende Wasseroberfläche) und dem Punkt 1o (höchster Punkt vor
dem Laufradeinritt) läuft ein adiabater Strömungsprozess ab. Wird hierfür der 1. Hauptsatz
angeschrieben, so erhält man folgenden Zusammenhang:
c12o c 2W
h1o + + g ⋅ z1o − h W − − g ⋅ zW = 0 (7.1)
2 2
Mit
h 1o − h W = ∆h = y W 1o + jW1o
- 218 -
cW = 0 (ruhende Wasseroberfläche)
z1o − z W = ∆z W 1o
erhält man
c12o
y W 1o + jW 1o + + g ⋅ ∆z W 1o = 0 (7.2)
2
1o
⋅ (p1o − p W )
1
W
∫
y W 1o = v ⋅ dp =
ρ
Wird dieser Zusammenhang in Gleichung (7.2) eingesetzt und nach p1o aufgelöst, so ergibt
sich:
p1o p W 1
= − jW 1o − c12o − g ⋅ ∆z W 1o (7.3)
ρ ρ 2
1
p1o = p W − ρ ⋅ jW 1o − ⋅ ρ ⋅ c12o − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W 1o (7.4)
2
Der Term ρ · j W1o wird häufig als Druckverlust der Saugleitung bezeichnet.
ρ ⋅ j W 1o = ∆p verl (7.5)
1
p1o = p W − ∆p verl − ⋅ ρ ⋅ c12o − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W 1o (7.6)
2
Bei Umströmen der Schaufeleintrittskante erfährt das Fluid eine weitere Druckabsenkung ∆p*
gegenüber dem Druck vor dem Laufrad p1o. Im Bild 7.4 ist dieses graphisch dargestellt.
Schaufel
1
K
∆p*
p pt 1
p1 0
pK pmin pD
1
p K = p1o − ∆p * = p W − ∆p verl − ⋅ ρ ⋅ c12o − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W 1o (7.7)
2
Um die Kavitation zu vermeiden, sollte dieser Druck pK stets größer als der Dampfdruck pD
sein. Zwischen dem Druck p1o und dem Dampfdruck pD muss eine genügend große
Druckreserve ∆pres liegen, die von dem Druckabfall ∆p* nicht überschritten werden soll.
∆p res > ∆p *
1
∆p res = p1o − p D = p W − ∆p verl − ρ ⋅ c12o − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W 1o (7.8)
2
1
∆p * = p1o − p K = p W − p K − ∆p verl − ρ ⋅ c12o − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W 1o (7.9)
2
Der Vergleich dieser beiden Druckdifferenzen gestattet also eine Aussage bezüglich des
Kavitationsverhaltens.
Zu einer ähnlichen Aussage kommt man mit zwei von THOMA vorgeschlagenen
Kennzahlen. Dazu wird zu ∆pres der Term ρ/2 c21o hinzuaddiert und auf die Druckdifferenz
der Stufe (pA - pE) bezogen.
Diese Kennzahl wird Thomasche Kavitationszahl der Anlage genannt. Die Bezeichnung rührt
daher, dass die Kennzahl im wesentlichen durch Anlagenparameter bestimmt wird. In der
angelsächsischen Fachliteratur wird der Zähler der Kennzahl, bezogen auf den Bestpunkt der
Anlage, als „net positive suction head“, abgekürzt NPSH, bezeichnet und entspricht dem
Begriff „Mindesthaltedruck“, der noch erläutert wird.
- 220 -
Tritt an die Stelle von ∆pres der Druckabfall ∆p*, so erhält man die Thomasche
Kavitationszahl der 1. Stufe.
p W − p K − ∆p verl − g ⋅ ρ ⋅ ∆z W1o
Th St = (7.11)
(p A − p E )Stufe
Ein Vergleich der Gleichungen 7.10 und 7.11 zeigt, dass bei beginnender Kavitation pK = pD
bzw. ∆p* = ∆pres die Thomazahlen von Anlage und Stufe gleich groß sind.
sein.
Wird ∆pres dem Druckabfall ∆p* bis auf einen minimalen Sicherheitsabstand genähert, so
erreicht die Saughöhe ∆zW 1o ein Maximum.
Für den Fall, dass die Summe der negativen Terme größer wird als der Term, der dem Druck
auf den Unterwasserspiegel entspricht, wird die Saughöhe negativ. Man spricht dann von der
Zulaufhöhe.
Dieser Fall tritt besonders bei Kreiselpumpen und Kondensatpumpen auf. Der Grund hierfür
ist der hohe Dampfdruck pD infolge der relativ hohen Temperatur des Kondensats und der
niedrige Druck pW hinter dem Kondensator.
Wird nun Gleichung 7.13 mit der Gravitationskonstante g multipliziert, so nimmt sie die Form
einer Energiegleichung an. Löst man diese Beziehung nach dem Term ∆pres min/ρ auf, so erhält
man die Gleichung der sog. spezifischen Halteenergie ∆y.
∆p res min p W − p D − p verl c12o
∆y = = − ∆z W 1o max ⋅ g − (7.14)
ρ ρ 2
In älterer Pumpenliteratur findet man häufig den Ausdruck ∆h = ∆y/g, der als Haltedruckhöhe
bezeichnet wird.
1. Die Kennlinie pol = pol(φ), wobei über dem gesamten Betriebsbereich Kavitation durch
eine ausreichende Halteenergie ausgeschlossen ist.
3. Die Kennlinie Ψ∆y = Ψ∆y(φ) gibt die zu jedem Betriebspunkt zugehörige Mindesthalte-
energie wieder, wobei Ψ∆y = ∆y/ u 22 /2 analog zur Druckzahl Ψy definiert ist.
Wird in einem bestimmten Betriebspunkt, z.B. A oder B, durch Variation der Saughöhe, z.B.
durch Erhöhung des Widerstandes in der Saugleitung oder durch Absenken des
Wasserspiegels, die Mindesthalteenergie Ψy unterschritten, so setzt Kavitation ein. Die
Kennlinie Ψy hat dann mit zunehmenden φ den gestrichelt gekennzeichneten Verlauf. Analog
hierzu fällt auch die Wirkungsgradkennlinie steil ab.
ψy ψy
ψ∆y
ηpol
ψ∆y
ηpol
A B ϕ
Auf ein horizontales, adiabates Rohr mit konstantem Querschnitt A nach Bild 7.6 wird
bezüglich der eingezeichneten Kontrollquerschnitte der 1. Hauptsatz angewandt.
p1 ; T 1 ; h1 p;T;h
c1 < as c
1 adiabat
c12 c2
h1 + =h+ = h t = const. (7.15)
2 2
&
m c c
= 1 = = const. (7.16)
A v1 v
mit dem die Geschwindigkeit c1 bzw. c aus Gleichung 7.15 eliminiert werden kann.
2 2
v12 ⎛ m
& ⎞ & ⎞
v2 ⎛ m
h1 + ⋅⎜ ⎟ = h + ⋅ ⎜ ⎟ = const. (7.17)
2 ⎝A⎠ 2 ⎝A⎠
& / A im
Ist der Anfangszustand gegeben, so lassen sich für bestimmte Massenstromdichten m
h,s-Diagramm Kurven zeichnen, die die Abhängigkeit der Enthalpie h vom spez. Volumen v
kennzeichnen.
& ⎞ ⎛ v2 ⎞
2
⎛m v2
h = h 1 + ⎜ ⎟ ⋅ ⎜⎜ 1 − ⎟⎟ (7.18)
⎝A⎠ ⎝ 2 2 ⎠
Bild 7.7 zeigt solche Kurven für verschiedene Verhältnisse für einen bestimmten
Eintrittzustand. Diese Kurven wurden zuerst von G. Fanno angegeben und werden daher als
Fanno-Kurven bezeichnet.
- 223 -
h m
v1 =0
p1 A
h = h1
1
m
>0
A
p1
p<
W W
*
p =p p
*
W
p=
s1 s* s
Im Zusammenhang mit Gleichung 7.15 lässt sich aus Bild 7.7 entnehmen, dass mit
abnehmendem Druck die Geschwindigkeit c zunimmt. Die Zustandsänderung folgt dabei mit
vorgegebenem Konstanten m & / A der zugehörigen Fanno-Kurve. Wird nun der Druck p im
Rohr soweit abgenutzt, dass der Wendepunkt der Fanno-Kurve W mit den Zustandgrößen s*
und p* überschritten wird, so müsste die Entropie abnehmen. Bei den vorgegebenen
Bedingungen (adiabat und reibungsbehaftetes Fluid) ist dieser Fall jedoch ausgeschlossen.
Die Fanno-Kurven sind daher in diesem Bereich für Expansionsprozesse gestrichelt
gezeichnet. Der Punkt W mit senkrechter Tangente an die Fanno-Kurve stellt somit einen
Grenzfall dar. Weitere Druckabsenkung muss bei s = konst. erfolgen.
Hierfür gilt:
T ds = dh – v dp = 0
und
2
⎛m
& ⎞
dh + ⎜ ⎟ ⋅ v ⋅ dv = 0
⎝A⎠
2
& ⎞
⎛m
v ⋅ dp + ⎜ ⎟ ⋅ v ⋅ dv = 0
⎝A⎠
2
&⎞
⎛m c2 ⎛ ∂p ⎞
⎜ ⎟ = = −⎜ ⎟
⎝A⎠ v 2
⎝ ∂v ⎠ s
- 224 -
bzw.
⎛ ∂p ⎞ ⎛ ∂p ⎞
c = − v 2 ⋅ ⎜ ⎟ = ⎜⎜ ⎟⎟ = a s
⎝ ∂v ⎠ s ⎝ ∂ρ ⎠ s
Daraus kann man folgern: Für die gezeichneten Fanno-Kurven ist stets c ≤ as.
c
Ma =
as
so kann man sagen, dass im vorliegenden Fall Ma ≤ 1 ist und insbesondere Ma1 = c1/as < 1
gilt.
Wird der Druck am Austritt der Rohres unter den kritischen Druck p* abgesenkt, so werden
an einer bestimmten Stelle der Druck p* und die Schallgeschwindigkeit as erreicht. Beide
Größen ändern sich bis zum Austritt nicht mehr. Erst außerhalb des Rohres expandiert das
Gas irreversibel auf den niedrigen Enddruck.
Die zuvor gewonnenen Beziehungen sollen nun auf Labyrinthdichtungen angewandt werden.
Labyrinthdichtungen dienen der Abdichtung von Wellendurchführungen bei
Strömungsmaschinen, deren Energieträger kompressible Fluide sind. Sie bestehen aus einer
Anzahl von Dichtungsspitzen, die berührungsfrei zwischen Rotor und Gehäusedurchführung
angeordnet sind. Das Spiel der Dichtspitzen gegenüber der Welle bzw. dem Gehäuse soll nun
möglichst klein sein. Das minimale Spiel ist durch Art der Wellenlagerung, durch die relative
Wärmeausdehnung und das dynamische Verhalten der Welle begrenzt. Bild 7.8 zeigt den
schematischen Aufbau.
Gehäuse
p1 , ν1 p2 , ν 2
Rotor
Es ist angenommen, dass das Fluid durch eine bestimmte Anzahl von Dichtungsspalten
strömt, und dass dieser Strömungsvorgang adiabat abläuft.
Der Anfangszustand ist durch p1 und v1 gekennzeichnet. Weiterhin ist der Enddruck p2
bekannt. Die Strömung durch die Labyrinthdichtung kann nun wie folgt betrachtet werden
(vgl. Bild 7.9). Das Fluid strömt einem Spalt mit einer bestimmten Geschwindigkeit zu. Im
engsten Querschnitt des Spaltes expandiert das Fluid isentrop, darauf wird die kinetische
Energie in der dem Spalt folgenden Kammer bei konstantem Druck verwirbelt. Die
- 225 -
h Expansion im Spalt
p1 krit. Strömung
m
p2 = const.
A
Verwirbelung p 2*
in Kammer
Schallgeschwindigkeit
Für eine Flüssigkeit hätte eine Labyrinthdichtung wegen des fast konstanten spezifischen
Volumens keinen Sinn, weil der durch die aufeinander folgenden Spalte fließende
Massenstrom kaum vermindert würde.
Entspricht der Druck am Außenraum p*2 bei vorgegebenem p1, so tritt im letzten Spalt
Schallgeschwindigkeit auf.
In das adiabate Rohr mit konstantem Querschnitt A soll nun gemäß Bild 7.6 ein
kompressibles Fluid mit Überschallgeschwindigkeit eintreten, d.h. es ist c1 > a s.
Auch hierfür gilt Gleichung 7.17:
2 2
& ⎞
v2 ⎛ m & ⎞
v2 ⎛ m
h1 + 1 ⎜ ⎟ = h + ⎜ ⎟ = h t = const. (7.17)
2 ⎝A⎠ 2 ⎝A⎠
- 226 -
& / A Fanno-Kurven. Da
Diese Gleichung ergibt ebenfalls für konstante Massenstromdichte m
jedoch ein reibungsbehaftetes Fluid zugelassen ist, muss die Entropie zunehmen, d.h. die
Geschwindigkeit nimmt ab und die Enthalpie und der Druck nehmen zu. Die Fanno-Linien
verlaufen nach oben (Bild 7.10).
Es zeigt sich nun, dass der so beschriebene Zustandsverlauf der Strömung nur erhalten
werden kann, wenn eine begrenzte angepasste Rohrlänge vorliegt. Übersteigt die Rohrlänge
diesen Grenzwert, so tritt an einer bestimmten Stelle des Rohres eine Unstetigkeit bezüglich
des Druck- und Geschwindigkeitsverlaufes sein. Der Druck steigt schlagartig an, und die
Geschwindigkeit c fällt unter die Schallgeschwindigkeit ab.
Dieser Vorgang wird als gerader Verdichtungsstoß bezeichnet. Er vollzieht sich über einen
Weg, der der freien Weglänge der Moleküle gleichkommt.
Rayleigh - Kurve
h
Fanno - Kurve pa
W p a > p b ; ca < a s
s a > s b ; cb > a s
unstetige
m
Zustandsänderung = const.
pb A
h1
s1 sb sa s *
Die Zustandsgrößen vor dem Verdichtungsstoß seien mit dem Index „b“, die nach dem Stoß
mit dem Index „a“ bezeichnet.
ca c &
m
= b = = const. (7.19)
va vb A
c a2 c 2b
ha + = hb + (7.20)
2 2
- 227 -
Nimmt man an, dass über die kurze Weglänge Reibungseinflüsse vernachlässigbar sind, dann
gilt nach dem 2. Hauptsatz:
=0
dh = T ⋅ ds + v ⋅ dp (7.21)
Die Differentiation der Gleichung 7.15 liefert für den allgemeinen Fall
⎛ c2 ⎞
d⎜⎜ ⎟⎟ = c ⋅ dc = − dh = − v ⋅ dp (7.22)
⎝ 2⎠
Mit
c m&
= = const. (7.23)
v A
nach der Kontinuitätsgleichung, entsprechend (7.19), ergibt die Integration der Gleichung
(7.22) in den Grenzen a und b
&
⋅ (c a − c b ) = p b − p a
m
(7.24)
A
bzw.
2
& ⎞
⎛m
p b − p a = ⎜ ⎟ ⋅ (v a − v b ) (7.25)
⎝A⎠
Für die gleiche Massenstromdichte erhält man gemäß Bild 7.10 zwei Schnittpunkte a und b
der Fanno-Kurve mit der Rayleigh-Kurve, die den Zustand vor bzw. nach dem Verdichtungs-
stoß darstellen.
Der Zustandsverlauf während des Verdichtungsstoßes verläuft entlang der geraden Verbin-
dungslinie zwischen b und a. Die Entropie des Punktes a ist notwendigerweise größer als im
Punkt b.
Man kann sich aus der vorstehenden Ableitung überlegen, dass ein „Verdünnungsstoß“ beim
Übergang vom Unterschall- in den Überschallbereich nicht möglich ist, weil hierbei die
Entropie abnehmen müsste, was aber dem 2. Hauptsatz widerspricht. Verdichtungsstöße sind
in Strömungsmaschinen im allgemeinen unerwünscht. Eine Ausnahme bilden die sog. Über-
schallverdichter, deren Charakteristik in diesem Rahmen unerwähnt bleibt.
Bei dem im Abschnitt 7.2.3 behandelten geraden Verdichtungsstoß verläuft die Störungsfront
senkrecht zur Richtung der Überschallströmung.
Beim sog. schrägen Verdichtungsstoß tritt die Überschallströmung unter einem Winkel α in
die Stoßfront ein.
- 228 -
Diesen Vorgang kann man sich so vorstellen, dass einem geraden Verdichtungsstoß ein
konstantes Geschwindigkeitsfeld ct parallel zur Stoßfront überlagert wird (Bild 7.11).
Man kann nun zeigen, dass bei vorgegebenem ca , α und as die Größe und Richtung der
Geschwindigkeit cb nach dem schrägen Stoß eindeutig bestimmt sind.
p a ; v a pb ; vb
cb
α δ
ca cb c bt = c at
c at
ca
α
c an cbn
Stoßfront
cbn
cat = cbt
cb
α can
δ
0 ca
as
Aus Bild 7.12 kann man sich klarmachen, dass nach einem schrägen Verdichtungsstoß mit
ca > as die Geschwindigkeit cb noch größer als die Schallgeschwindigkeit sein kann, was für
einen geraden Verdichtungsstoß ausgeschlossen ist.
Die Richtungsänderung der Strömung nach einem schrägen Stoß um den Winkel entspricht
der Wirkung einer abgeknickten Wand mit dem Umlenkungswinkel .
Wird nun ein Schaufelgitter mit hoher Unterschallgeschwindigkeit angeströmt, so können im
Gitter örtlich Überschallgeschwindigkeiten auftreten. Liegt ein Verzögerungsgitter
(Verdichtergitter) vor, so kommt es auf dem weiten Strömungsweg in Wandnähe der
Saugseite durch Reibungseinflüsse zu schrägen Verdichtungsstößen, die in der Kernströmung
in gerade Verdichtungsstöße übergehen. Es entsteht der sog. gegabelte Verdichtungsstoß.
- 229 -
Der beschriebene Vorgang führt bei laminarer Strömung stets zur Grenzschichtablösung an
der Saugseite. Die Grenzschichtablösung zieht eine Erhöhung des Profilwiderstandes und eine
Verengung des Strömungsquerschnittes nach sich. Bild 7.13 gibt eine qualitative Darstellung
des Vorganges.
abgelöste
Grenzschicht
as
79
0,
c=
Es ist zu erkennen, dass die Abströmung nicht mehr schaufelkongruent erfolgt. Für das
rotierende Gitter bedeutet dieses eine Minderung der c2u-Komponente und damit nach der
Euler-Gleichung eine Verkleinerung der übertragenen spez. technischen Arbeit.
+
Mau1
50 +
Mau2
x x x x x +
30 Mau3 x
10 x
Als Beispiele für statisch arbeitende Fluidenergiemaschinen seien der Kolbenverdichter und
der Kolbenmotor genannt. Der Kolbenverdichter als Verdrängermaschine bewirkt eine Erhö-
hung der Fluidenergie, während der Kolbenmotor dem Fluid Energie entzieht.
Die Arbeitsweise der statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen, zu denen neben der Kol-
benmaschine auch Schraubenverdichter (Bild 5 / Kap. 2), Flügelzellenverdichter (Bild 6 /
Kap.2) und ähnliche gehören, ist periodisch und ergibt damit eine intermittierende oder pul-
sierende Strömung im Arbeitsraum. Das Drehmoment an der Welle ist ebenfalls periodisch.
Wie bereits ausgeführt, sind die Arbeitsvorgänge in den statisch arbeitenden Fluidenergiema-
schinen instationär. Da die Betrachtungen für instationäre Fließprozesse mit Integration der
Zustandsgrößen über Zeitintervalle sehr kompliziert werden, hilft man sich bei Leistungsmes-
sungen usw. dadurch, dass man die Systemgrenzen so weit von dem eigentlichen instationä-
ren Vorgang (nämlich der Kolbenbewegung mit dem periodischen Energieaustausch) weg-
rückt, dass an diesen weit abgelegenen Grenzen bereits wieder quasistationäre Zustände vor-
handen sind. So werden z.B. Windkessel und längere Rohrleitungen mit in das System
einbezogen.
- 231 -
9. Verdrängerverdichter
9.1 Arbeitsverfahren der Verdrängerverdichter
Den Gesamtprozess teilt man deshalb in ein instationäres Einströmen, ein instationäres
Ausströmen und einen im geschlossenen System (Zylinderraum) stattfindenden
Energieaustausch auf. Da Ein- und Ausströmen geringe Energieanteile gegenüber dem
eigentlichen Energieaustausch darstellen, vernachlässigt man sie meistens bei grundlegenden
Betrachtungen.
Den Vorgang des Energieaustausches bei den statisch wirkenden Fluidenergiemaschinen stellt
man vorwiegend im p,V-Diagramm dar. Im Folgenden soll jedoch zunächst der theoretische
Arbeitsablauf des Kolbenverdichters im Detail behandelt werden.
2(nk) 2(n)
2(T) 2(s)
3
p
V2(nk)
1
4
pA V
V1
Der Kolben eines Verdichters saugt durch das Einlassventil während des Hubes Gas in den
Zylinderraum ein (Bild 9.1, Vorgang 4-1). Im Augenblick der Kolbenumkehr beginnt die
Verdichtung des Gases.
- 232 -
Der Verdichtungsvorgang (1-2) endet beim Druck pA, für den das Druckventil ausgelegt
wurde, und bei dem es selbstständig öffnet. Das verdichtete Gas wird anschließend durch den
sich weiterbewegenden Kolben bis zum Hubende (3) ausgeschoben.
Im Augenblick der Bewegungsumkehr des Kolbens (Punkt 3) schließt das Druckventil. Beim
theoretischen Prozess, bei dem kein Schadraum (Raum zwischen Kolben im oberen Totpunkt
und Zylinderkopf) vorausgesetzt wird, sinkt der Druck auf den Ansaugedruck pE (Punkt 4,
Bild 9.1).
V
pA V1
pE
obere Totlage untere Totlage
b 0
c 2
pA
3
4 1
pE
d a
e
V
V0 VH
VE
Ventilstellung Vorgang
Der wesentlichste Unterschied zwischen dem theoretischen Diagramm und dem wirklichen
Indikatordiagramm besteht in der Rückexpansionslinie sowie in den veränderten Ansaug- und
Ausschublinien.
Mit steigendem Druckverhältnis wird schließlich der Zustand erreicht, bei dem die gesamte
Gasmenge nach Verdichtung auf den Enddruck im Schadraum V0 Platz findet, so dass der
Verdichter weder Gas ausschiebt noch ansaugt. Ein Grenzdruckverhältnis πmax soll für diesen
Fall bestimmt werden. Dabei sollen folgende Definitionen gelten:
Für das ideale Gas kann das Volumen V4 aus der Polytropengleichung ermittelt werden:
l/n
⎛p ⎞
V4 = Vo ⎜⎜ A ⎟⎟
⎝ pE ⎠
V4 ≈ Vo π l / n (9.1)
VE = Vges − V4 = VH + Vo − V4
VE = VH + Vo − Vo π l / n
- 234 -
VE = VH − Vo π l / n − 1 ( ) (9.2)
[
VE = VH 1 − ε π l / n − 1 ( )] (9.3)
λi =
[
VE VH 1 − ε π l / n − 1
=
( )] (9.4)
VH VH
(
λ i = 1 − ε πl / n − 1 ) (9.5)
Der Grenzwert des Druckverhältnisses, bei dem der Verdichter nicht mehr fördert, ist aus der
Bedingung i = 0 zu ermitteln,
n
⎛1 ⎞
π max = ⎜ + 1⎟ (9.6)
⎝ε ⎠
Der Wert schwankt je nach Ausführungsart des Zylinderkopfes und der Ventilanordnung
zwischen 0,05 und 0,14. Für die Werte ε = 0,1 und n = 1,2 bei Mantelkühlung des Zylinders
ergibt sich ein maximales Druckverhältnis von πmax = 17,8, d.h. bei diesem Druckverhältnis
fördert der Verdichter keinen Volumenstrom mehr. i = 0 → VE = 0).
Eine Darstellung von Verdichtungsvorgängen mit verschiedenen Enddrücken ist im Bild 9.3
wiedergegeben.
p
pmax 2'''
3'' 2''
3' 2'
Die Aufteilung des Verdichtungsvorganges auf mehrere Stufen bringt weiterhin allgemein
den Vorteil gegenüber einer einstufigen Verdichtung mit sich, dass die
Verdichtungsendtemperaturen durch Zwischenkühlungen niedriger gehalten werden können.
In diesem Rahmen wird sowohl auf die Behandlung von Verdrängerverdichtern mit
rotierender Bewegung (Drehkolbenverdichter) als auch auf die Behandlung der
Regelungsarten verzichtet.
10. Verbrennungsmotoren
Als weitere Vertreter der statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen werden die
Verbrennungsmotoren behandelt, weil am Prozess des Verbrennungsmotors wichtige
thermodynamische Vorgänge (Verdichtung, Verbrennung, Entspannung) zu erläutern sind.
Der Kreisprozess in Verbrennungsmotoren setzt sich aus vier Arbeitsgängen zusammen, die
sich aus der Unterteilung in verschiedene Zustandsänderungen ergeben. Im
Verbrennungsmotor laufen folgende Zustandsänderungen ab, die ansonsten durch
Kombination von vier Einzelmaschinen übernommen werden müssten.
p 3
Zustands-
änderung
1 – 2 Verdichter (Turbo- oder
4
Kolbenverdichter)
2
2 – 3 Brennkammer
1
3 – 4 Turbine (oder Kolbenmotor)
V
4 – 1 Kühler (in Wirklichkeit Kühler
durch Atmosphäre ersetzt)
Der Begriff Verbrennungsmotor ist nach DIN 1940 als „Kolben-Wärmekraft-Maschine mit
innerer Verbrennung“ definiert. Gegenstand der weiteren Ausführungen werden
Verbrennungsmotoren und deren Einzelelemente sein.
Die Einteilung der Verbrennungsmotoren wird üblich nach zwei Kriterien vorgenommen.
Zum einen kann der Motor nach seiner Zündungsart (Eigenzündung - Fremdzündung), zum
anderen nach dem Arbeitsverfahren (Zweitakt – Viertaktmotor) unterschieden werden.
- 236 -
Bei Verbrennungsmotoren ist die Zündung über eine fremd gesteuerte Zündeinrichtung bzw.
die Selbstzündung durch die Temperaturerhöhung als Folge der Verdichtung möglich.
Fremdgezündete Motoren werden als Ottomotoren bezeichnet, selbstzündende Motoren als
Dieselmotoren.
Beim Ottomotor werden allgemein elektrisch arbeitende Zündkerzen verwendet, die zu einem
einstellbaren Zeitpunkt das angesaugte Brennstoff-Luft-Gemisch zünden. Im Dieselmotor
wird durch die Luftverdichtung die Temperatur der angesaugten Luft so weit erhöht, dass es
am Ende des Verdichtungshubes nach Einspritzung des Brennstoffes zur Selbstzündung
kommt.
Das Arbeitsverfahren bestimmt daher die Art des Brennstoffs in der Weise, dass beim
Dieselmotor Brennstoffe mit guten Selbstzündungseigenschaften, beim Ottomotor jedoch zur
Vermeidung der Selbstzündung vor dem beabsichtigten Zündzeitpunkt Brennstoffe mit
geringerer Neigung zur Selbstzündung notwendig werden.
Als Arbeitsverfahren sind das Zweitakt- und das Viertaktverfahren bekannt. Beim
Viertaktverfahren umfasst eine Arbeitsperiode vier Kolbenhübe bzw. zwei
Kurbelwellenumdrehungen. Die Zustandsänderungen des Viertaktverfahrens sind im p,V-
Diagramm veranschaulicht (Bild 10.2).
d
Druck
c
e
a f
b
Volumen
Zu Bild 10.2:
1. Hub (a – b) Kurz vor a: Öffnen des Einlassventils
a – b Ansaugen des Gemisches bzw. der Luft (Dieselverfahren).
Unterdruck im Zylinder infolge der Drosselverluste im
Einlassventil
Kurz nach a: Schließen des Auslassventils
2. Hub (b – c) b – c Verdichtung
c Zündung
- 237 -
f
p
e a
b
d c V
a
b
c
d
Einlaßventil Auslaßschlitze
Zu Bild 10.3:
Zum Spülen braucht der Zweitaktmotor vorverdichtete Spülluft, um je nach Art der Spülung
die Abgase mittels Frischluft bzw. Gemisch zu verdrängen. Die Spülluft wird z.B. mit einem
besonderen Verdichter (Kolbenverdichter, Drehkolbenverdichter oder Radialverdichter) vor-
verdichtet. Bei kleinen Motoren wendet man auch oft die so genannte Kurbelkastenspülung
an, wobei das Kurbelgehäuse möglichst klein gebaut ist und nach außen abgedichtet wird. Die
auf- und abgehenden Kolben werden zum Verdichten der Spülluft benutzt.
Die Abstimmung von Spülluftmenge und –druck und die Schlitzabmessungen sind Detailfra-
gen, die hier nicht behandelt werden. Insbesondere bei Vergaser-Zweitakt-Ottomotoren ist zu
beachten, dass möglichst wenig Spülgemisch bereits mit den Abgasen den Zylinder verlässt,
weil damit der Brennstoffverbrauch zunimmt, indem unverbrannter Brennstoff aus dem
Zylinderaustritt.
Im Laufe der Zeit sind mehrere Spülverfahren mit verschiedenen spezifischen Vor- und
Nachteilen entwickelt worden, wie z.B.
1. Gleichstromspülung
2. Umkehrspülung
3. U-Zylinder mit zwei Kolben
4. Querstromspülung
10.2 Gemischbildung
Ein guter Wirkungsgrad des motorischen Prozesses kann vor allem durch eine vollständige
Ausnutzung der Brennstoffenergie, d.h. durch eine vollständige Verbrennung erzielt werden.
Die vollständige Verbrennung des Brennstoffs im Motor setzt wiederum eine gute
Gemischbildung hinsichtlich Menge und Verteilung von Brennstoff und Luft im Brennraum
voraus. Weiterhin muss die Gemischbildung auf verschiedene vom Motorprozess bedingte
Betriebszustände abgestimmt werden können.
Bei Ottomotoren wird bisher überwiegend der Vergaser zur Gemischbildung benutzt.
Inzwischen wird auch beim Ottoprozess zunehmend mit der Einspritzung von Brennstoff
gearbeitet.
- 239 -
Die prinzipielle Wirkungsweise eines Vergasers ist darauf zurückzuführen, dass in einem
Lufttrichter durch Beschleunigung der Strömung Unterdruck erzeugt wird und durch diesen
Unterdruck Brennstoff aus einer Düse angesaugt wird. Die Düse ist im Lufttrichter
(Saugrohr), das als Venturirohr ausgebildet ist, an der Stelle des niedrigsten Druckes
angeordnet.
Die Brennstoffdüse ist durch eine Rohrleitung mit dem Schwimmergehäuse verbunden. Der
Schwimmer dient zur Niveauregelung des Brennstoffspiegels im Schwimmergehäuse. Der
Brennstoff im Schwimmergehäuse steht unter Atmosphärendruck.
Die Mengensteuerung des Brennstoffs wird über die Verstellung jener Klappe im Saugrohr
als Stellelement erreicht, durch deren Drosselwirkung sich der statische Druck, die Dichte der
Luft und die Strömungsgeschwindigkeit im Lufttrichter verändern. Der durch die
Drosselklappenstellung beeinflussbare Unterdruck gegenüber der Atmosphäre steuert die im
Lufttrichter angesaugte Brennstoffmenge. Das Prinzip eines Vergasers ist im Bild 10.4
dargestellt
Die beschriebene einfache Vergaser-
ausführung ist für eine befriedigende
Drosselklappe Motorsteuerung allerdings nicht aus-
reichend, weil damit eine Brennstoff-
Lufttrichter
aufbereitung, wie sie bei einigen be-
sonderen Betriebszuständen erforder-
lich ist, nicht erreicht werden kann.
Für die Betriebszustände Start, Leer-
lauf und Beschleunigung (Höchstlast)
Schwimmer im sind weitere Vorrichtungen notwen-
Gehäuse dig, um die gewünschte Gemischauf-
bereitung zu erzielen.
Bild 10.4: Prinzipskizze eines Vergasers
Die den Verbrennungsvorgang einleitende Zündung erfolgt, wie bereits erwähnt, beim Die-
selmotor durch Selbstzündung, wobei der Einspritzzeitpunkt entscheidend ist. Beim fremd
gezündeten Ottomotor dagegen besitzt die Einstellung des Zündzeitpunktes die entscheidende
Bedeutung für den gesamten Verbrennungsvorgang. Die Verbrennung des Brennstoffs sollte
im Idealfall im oberen Totpunkt der Kolbenstellung erfolgen. Da jedoch die Verbrennungs-
geschwindigkeit endlich ist (ca. 15 – 30 m/sec) und im wesentlichen abhängig von Drehzahl
und Luftverhältnis, muss die Zündung vor Erreichen des oberen Totpunktes stattfinden. Je
nach Motorausführung und Lastpunkt setzt die Zündung bei etwa 0° - 40° Kurbelwinkel vor
der oberen Totlage ein.
Durch eine nicht beabsichtigte und unkontrollierbare Selbstzündung wird der Motor mecha-
nisch hoch beansprucht und der Wirkungsgrad verschlechtert sich. Bei falschem Zündzeit-
punkt wird allgemein der Wirkungsgrad erniedrigt, weil bei vorzeitiger Zündung die Kolben-
bewegung gebremst wird und bei verspäteter Zündung der Druck infolge Raumvergrößerung
durch die Kolbenbewegung nicht mehr die Auslegungswerte erreichen kann.
- 240 -
Wie bereits erwähnt, ist beim Dieselmotor durch den Zeitpunkt der Einspritzung ein
definierter Verbrennungsbeginn herbeizuführen. Der Brennstoff muss dabei kurz vor der
beabsichtigten Zündung eingespritzt werden, weil von dem Zeitpunkt der Einspritzung bis zur
Zündung noch eine bestimmte Verzugszeit vergeht. Dieser so genannte Zündverzug ist
hauptsächlich vom Brennstoff, insbesondere seiner Dichte und Flüchtigkeit, und von der
Drehzahl des Motors abhängig und beträgt etwa 0,0007 – 0,003 sec.
Die Kolbenarbeit dWi einer kleinen endlichen Kolbenbewegung ds ergibt sich aus der
Differenz der Volumenänderungsarbeit im System Zylinder p ⋅ dv und im System Umgebung
p u ⋅ dV
dWi = p ⋅ dV − p u ⋅ dV = (p − p u ) ⋅ dV (10.1)
Systemgrenze Zylinder
p pu
ds
Bild 10.6: System Zylinder und Kolben (Drücke sind skalare Größen, keine Vektoren)
- 241 -
Mit
dV = A ⋅ ds (A = Kolbenfläche)
dWi = (p − p u ) ⋅ A ⋅ ds (10.2)
Die innere Arbeit während einer Arbeitsperiode ergibt sich durch Integration längs des dabei
zurückgelegten Kolbenweges.
Wi = − ∫ (p − p ) ⋅ A ⋅ ds = − ∆p
u i ⋅A⋅s (10.3)
Für die weitere Berechnung führt man zur Vereinfachung anstelle des wirklichen
Druckverlaufes während einer Arbeitsperiode einen so genannten mittleren indizierten
Innendruck ein, dessen Verlauf konstant über dem Hubvolumen angenommen ist. Die Größe
des Drucks wird so gewählt, dass sich die wirkliche geleistete Arbeit einer gesamten
Arbeitsperiode als Produkt aus diesem mittleren Innendruck ∆pi und Hubvolumen A·s ergibt
(Bild 10.7).
Pi = Z N ⋅ ∆p i ⋅ VH ⋅ N (10.6)
- = ∆pi
VH VH VH
Der Teil der Leistung, der an der Welle nutzbar entnommen werden kann, ist die um die
mechanische Verlustleistung verringerte innere Leistung. Sie wird als effektive Leistung Pe
bezeichnet. Sie entspräche bei der Turbomaschine der Kupplungsleistung.
- 242 -
Um die Güte eines ausgeführten Motors beurteilen zu können, erweist sich der
Leistungsvergleich mit dem so genannten „vollkommenen Motor“ als zweckmäßig. Dieser
„vollkommene Motor“ ist zwar mit allen Verlusten behaftet, die durch das thermodynamische
Verfahren zwangsläufig auftreten, arbeitet darüber hinaus jedoch optimal. Eine ausführliche
Beschreibung des nach DIN 1940 definierten „vollkommenen Motors“ wird im Abschnitt
10.6 gegeben.
Als zugeführte Wärmemenge (Aufwand) ist hier die Wärmemenge angesetzt, die dem Heiz-
wert des Brennstoffs entspricht, d.h. wir arbeiten mit energetischen Wirkungsgraden. Es wäre
natürlich ebenso möglich, einen exergetischen Wirkungsgrad zu definieren. Dann wäre die
Leistung des vollkommenen Motors auf die Brennstoffexergie zu beziehen, die bekanntlich
die maximal gewinnbare reversible Arbeit des Brennstoffs gegenüber der Umgebung darstellt.
Der exergetische Wirkungsgrad eignet sich zwar besser als Vergleich des Motorverfahrens
mit einem anderen Energiegewinnungsverfahren, z.B. ohne Verbrennung, wie das der Brenn-
stoffzelle, bietet sich aber in diesem Zusammenhang weniger an, weil nur die Qualität des
ausgeführten Motors und nicht das motorische Verfahren selbst zu beurteilen ist.
Ebenso entscheidet man sich aus ähnlichen Überlegungen dazu, den unteren und nicht den
oberen Heizwert des Brennstoffs als Bezugsenergie zu wählen. Denn in der Praxis hat es sich
gezeigt, dass fast alle Verbrennungsvorgänge mit Abgastemperaturen weit über dem Siede-
punkt des Wassers ablaufen (Abgastemperaturen der Verbrennungsmotoren am Motoraustritt
ca. 650 ° C). Dadurch wird eine Nutzung der Kondensationswärme des Wassers, das sich
beim Verbrennungsvorgang bildet, im allgemeinen nicht möglich sein. Der obere Heizwert
unterscheidet sich aber eben durch die zusätzlich gewonnene Kondensationswärme von dem
unteren Heizwert.
Damit ist es zweckmäßig, den unteren Heizwert zur Berechnung des Wirkungsgrades
heranzuziehen.
Der Wirkungsgrad des vollkommenen Motors ergibt sich mit diesen Größen zu
| PV |
ηv = & B = Brennstoffmenge pro Zeiteinheit
m (10.9)
& B ∆h u
m
∆hu = spez. unterer Heizwert des Brennstoffs
Gütegrad
Den tatsächlichen Motor vergleicht man mittels eines Gütegrades mit dem vollkommenen
Motor. Man definiert das Leistungsverhältnis zwischen tatsächlichem Motor und
vollkommenem Motor als Gütegrad g
- 243 -
Pi
ηg = (10.10)
Pv
Innerer Wirkungsgrad
Neben dem Wirkungsgrad des vollkommenen Motors und dem Gütegrad sind noch einige
weitere Größen zur Kennzeichnung eines Motors üblich: Der innere Wirkungsgrad i wird
durch das Verhältnis von innerer Leistung zum spezifischen Heizwert des zugeführten
Brennstoffmassenstromes gebildet.
| Pi | | Pv | Pi
ηi = = (10.12)
& B ∆h u
m & B ∆h u Pv
m
i = v · g (10.13)
Mechanischer Wirkungsgrad
effektive Leistung Pe
ηm = = (10.14)
innere Leistung Pi
Effektiver Wirkungsgrad
| effektive Leistung |
ηe =
Wärmemenge des zugeführten Brennstoffs pro Zeiteinheit
| Pe | | Pv | Pi Pe
ηe = = (10.15)
& B ∆h u
m & B ∆h u Pv Pi
m
ηe = η v ⋅ ηg ⋅ η m (10.16)
ηe = ηi ⋅ ηm (10.17)
Spezifischer Brennstoffverbrauch
mB
be = effektiver spezifischer Brennstoffverbrauch (10.18)
| Pe |
oder auch
m&B
bi = innerer spezifischer Brennstoffverbrauch (10.19)
| Pi |
- 244 -
Für den Ottomotor kommt als Vergleichsprozess der Gleichraum und für den Dieselmotor der
Gleichdruckprozess sowie eine Kombination beider in Frage. Sie sollen in diesem Kapital
behandelt werden.
10.5.1 Gleichraumprozess
Der Gleichraumprozess ist gekennzeichnet durch eine isentrope Verdichtung (1-2) bzw.
Entspannung (3-4) und isochore Wärmezu- (2-3) bzw. –abfuhr (4-1) (Bild 10.8). Er dient im
wesentlichen dem Ottoprozess als Vergleichsprozess und wird in dieser Anwendung auch als
Witz’scher Prozess bezeichnet.
Der Wirkungsgrad des Witz’schen Prozesses ergibt sich nach allgemeiner Definition des
Wirkungsgrades zu
Q zu + Q ab c v (T3 − T2 ) + c v (T1 − T4 )
η Witz = =
Q zu c v (T3 − T2 )
T4 T (10.20)
T3 − 1 T2
T T2
=1 − 3
T3 − T2
wobei nach der für ein System getroffenen Vorzeichenregel die dem Fluid zugeführte
Wärmemenge Qzu positiv und die abgeführte Wärmemenge Qab negativ ist.
- 245 -
v = const
p T
3 Qzu
isentrop v = const
Qzu
4
2 Qab Qab
1
V s
κ −1 κ −1
T1 ⎛ V2 ⎞ ⎛1⎞
=⎜ ⎟ =⎜ ⎟ (10.21)
T2 ⎜⎝ V1 ⎟⎠ ⎝ε⎠
κ −1 κ −1 κ −1
T4 ⎛ V3 ⎞ ⎛V ⎞ ⎛1⎞
=⎜ ⎟ = ⎜⎜ 2 ⎟⎟ =⎜ ⎟
T3 ⎜⎝ V4 ⎟⎠ ⎝ V1 ⎠ ⎝ε⎠
V1
Kompressionsverhältnis ε = (10.22)
V2
κ −1
⎛1⎞
η Witz =1− ⎜ ⎟ (10.23)
⎝ε⎠
Der Wirkungsgrad des Witz’schen Prozesses ist für Gase mit gleichem Isentropenexponent
nur von Kompressionsverhältnis abhängig. Die Funktion Witz = f ( ) ist im Bild 10.9
dargestellt.
ηWitz
0,6
0,4
0,2
1 2 3 4 5 6 7 ε
Bei gleicher zugeführte Wärmemenge für beide Verdichtungsverhältnisse müssen die Flächen
A23B und A2’3’B’ im T,s-Diagramm gleich groß sein, die abgeführten Wärmemengen
unterscheiden sich dagegen (Bild 10.10)
T ε'
3'
Qzu'
3
Qzu
2' ε
2
4
4'
1
A B' B s
p ε'
3'
3 ε' > ε
2'
2
4
4'
1
V
Da Qab > Qab ’ ist, muss nach der Definition des Wirkungsgrades sein:
Q zu + Q abε Q + Q abε′
η Witz ε = < η Witz ε ' = zu (10.20)
Q zu Q zu
d.h. der Wirkungsgrad steigt mit größerem Verdichtungsverhältnis.
Wegen der unter 10.5 genannten idealisierenden Annahmen errechnet sich mit dem
Witz’schen Prozess ein im Vergleich zum wirklichen Prozess zu großer Wirkungsgrad.
Eine quantitative Vergleichsrechnung für einen wirklichen Motor müsste daher unter anderen
wirklichkeitsnahen Bedingungen durchgeführt werden. Für eine solche Rechnung bietet sich
der vollkommene Motor an (Kapital 10.6).
10.5.2 Gleichdruckprozess
Beim Dieselprozess ist bereits für die Selbstzündung des Gemisches ein hoher
Verdichtungsenddruck erforderlich. Um trotzdem die mechanische Belastung eines
Dieselmotors in den Grenzen der Werkstofffestigkeit halten zu können, hatte
entwicklungsgeschichtlich die Gleichdruckverbrennung Bedeutung erlangt. Bei dem im p,V-
Diagramm (Bild 10.12) dargestellten Gleichdruckprozess erfolgt die Zufuhr der
Verbrennungswärme längs einer Isobaren 2-3.
p 2 Qzu 3
Qab
V3 V3 V3 V
Für die Herleitung des Wirkungsgrades des Gleichdruckprozesses wird als zusätzliche
Beziehung das Einspritzverhältnis ρ als Verhältnis der Volumina in den Punkten 3 (nach
Verbrennung) und 2 (vor Verbrennung) eingeführt. Wegen der isobaren Zustandsänderung
gilt:
V3 T
ρ= = 3 (10.24)
V2 T2
- 248 -
Q zu + Q ab Q
η Gleichdr = = 1 + ab (10.25)
Q zu Q zu
⎛T ⎞
Q zu = c p (T3 − T2 ) = c p T2 ⎜⎜ 3 −1⎟⎟
⎝ T2 ⎠
κ −1
⎛V ⎞
T2 = T1 ⎜⎜ 1 ⎟⎟ = T1 ε κ−1 (10.21)
⎝ V2 ⎠
Q zu = c p T1 ε κ−1 (ρ − 1) (10.26)
⎡ ⎛ T ⎞⎤
Q ab = c v (T1 − T4 ) = c v ⎢T1 ⎜⎜1 − 4 ⎟⎟⎥ (10.27)
⎣ ⎝ T1 ⎠⎦
T4 T T T
= 4 ⋅ 3 ⋅ 2
T1 T3 T2 T1
darin sind
κ −1 κ−1 κ −1 κ−1
T4 ⎛ V3 ⎞ ⎛V ⎞ ⎛V V ⎞ ⎛ 1⎞
=⎜ ⎟ = ⎜⎜ 3 ⎟⎟ = ⎜⎜ 3 ⋅ 2 ⎟⎟ = ⎜ρ ⋅ ⎟
T3 ⎜⎝ V4 ⎟⎠ ⎝ V1 ⎠ ⎝ V2 V1 ⎠ ⎝ ε⎠
T3
=ρ
T2
T2
= ε κ −1
T1
T4 ρ κ−1
= κ −1 ⋅ ρ ⋅ ε κ −1 = ρ κ
T1 ε
( )
Q ab = c v T1 1 − ρ κ = − c v T1 ρ κ −1 ( ) (10.28)
- 249 -
ηGleichdr = 1 −
(
c v T1 ρ κ − 1 ) (10.29)
c p T1 ε κ −1
(ρ − 1)
ρκ − 1
η Gleichr = 1 − (10.30)
κ ε κ −1 (ρ − 1)
ρ 1 1,5 2 2,5 3
Gleichdr 0,651 0,620 0,592 0,566 0,546
Um die Güte eines ausgeführten Motors beurteilen zu können, ist ein Leistungsvergleich mit
einem optimal arbeitenden Motor zweckmäßig, dessen Zustandsgrößen sich unter bestimmten
Vereinbarungen berechnen lassen. Ein solcher Vergleichsmotor ist als “vollkommener Motor“
definiert, der die gleichen geometrischen Abmessungen besitzt wie der zu vergleichende
wirkliche Motor. Nach DIN 1940 sind das Arbeitsverhalten und die thermodynamischen
Abläufe, mit denen die innere Leistung Pv des vollkommenen Motors zu berechnen ist, wie
folgt festgelegt:
Der Kreisprozess des vollkommenen Motors ist mit realen Gasen zu rechnen, d.h. zumindest
mit veränderlichen spezifischen Wärmen.
- 250 -
Da der Otto- und der Dieselprozess jeweils für den vollkommenen Motor berechnet werden
soll, werden vorab einige thermodynamische Grundlagen erarbeitet, die für die
Durchrechnung von Motorprozessen benötigt werden.
Während die spezifische Wärmekapazität bei idealen Gasen eine Funktion der Temperatur
sein darf, ist sie bei realen Gasen im allgemeinen eine Funktion von Temperatur und Druck.
Bei Annahme einer konstanten spezifischen Wärmekapazität wie beim idealisierten
Witz’schen oder Seiliger Prozess werden die unter diesen Voraussetzungen berechneten
Zustandsgrößen mit den tatsächlichen Verhältnissen im allgemeinen nicht mehr
übereinstimmen.
In den Fällen, in denen die Temperaturänderung relativ gering ist, z.B. bei Prozessen in
Verdichtern mit maximalen Temperaturdifferenzen von etwa 80 K, führt eine Rechnung mit
konstanter spezifischer Wärmekapazität zu hinreichend genauen Ergebnissen. Dagegen würde
der Rechenfehler bei Prozessen mit Temperaturdifferenzen über 800 K, wie sie hier für
Verbrennungsmotoren betrachtet werden, so groß, dass die Annahme konstanter
Wärmekapazität als nicht mehr genau genug anzusehen ist.
2
q12 = c(T) dT = c TT12 (T2 − T1 )
∫1 (10.31)
c
c (T2) 2 c (T)
/
c T2
T1
c (T1) 1
T1 T2 T
Das Bild 10.13 zeigt prinzipiell die Darstellung dieser Größen in einem Diagramm, wobei
c(T1) und c(T2) die wahren spezifischen Wärmekapazitäten sind.
∫ c(T) dT
c TT12 = 1
(10.32)
T2 − T1
T
1
∫
T
c 0 = c(T) dT (10.33)
T 0
T
1
∫
T
cm 0 = c m (T) dT (l0.34)
T 0
Die Entropiegleichung
T ds = du + p dv
du p ⋅ dv
ds = + (10.35)
T T
⎛T⎞
d⎜⎜ ⎟⎟
+R ⎝ ⎠
dT p
ds = c v (10.36)
T T
p
T
T T
dT p dT ⎧ T T ⎫
s = cv
0
∫
T
+ R ln
To
= cv
0
T ∫
+ R ⎨ln − ln o ⎬
⎩ p po ⎭
(10.37)
po
- 252 -
To
und wenn − R ln = s o gesetzt wird:
po
T
dT T
s = cv ∫
0
T
+ R ln + s o
p
(10.38)
Das Integral
T
dT
∫c
0
v
T
T
1
∫
T
cv 0 = c v dT (10.39)
T 0
T
c v To ⋅ T = c v dT∫ 0
d cv ( )T + cT
o
T
v o dT = c v dT (10.40)
∫ ( )+ ∫
T T T T
cv dT
∫c
o
d c v To dT = v (10.41)
0 0
T 0
T
T T T
dT cv
∫ ∫
o
cv = cv T
o + dT (10.42)
0
T 0
T
T T
cv ⎛T⎞
∫
o
s= dT + c v T
o + R ⋅ ln ⎜⎜ ⎟⎟ + s o (10.43)
0
T ⎝p⎠
T T
cvm ⎛T⎞
∫
o
sm = dT + c v m T
o +R m ⋅ ln ⎜⎜ ⎟⎟ + s o m (10.44)
0
T ⎝p⎠
- 253 -
T T
cvm
∫
o
s m (p = 1 bar ) = dT + c v m T
o +R m ⋅ ln T + s o m (10.45)
0
T
Der Vorteil dieser zugeschnittenen Größengleichung liegt darin, dass die Werte für
sm (p = 1 bar) bereits tabelliert vorliegen. Für einen von 1 bar abweichenden Druck lässt sich
die Entropie smT aus den obigen Beziehungen für sm und sm (p = 1 bar) bei gleicher
Temperatur einfach herleiten zu:
T v Vm
= = umgeschrieben werden zu:
p R Rm
T T
cvm Vm
∫
o
sm = dT + c v m T
o +R m ⋅ ln + som (10.47)
0
T Rm
T T
cvm
∫
o
sm = dT + c vm To − R m ⋅ ln R m + s om + R m ⋅ ln Vm (10.48)
T
1
0 4444444 4244444444 3
ϕ (T )
Den mit der Klammer bezeichneten Ausdruck, der nur von T abhängige Glieder enthält, fasst
man in einer so genannten Temperaturfunktion φ(T) zusammen. Diese Temperaturfunktionen
sind ebenfalls für die verschiedenen Temperaturen berechnet und tabelliert.
s m = ϕ (T) + R m ⋅ ln Vm (10.49)
cvm T
o und sm und φ(T)
[1] Baehr, H.D.: Thermodynamik. Eine Einführung in die Grundlagen und ihre technischen
Anwendungen. 3. neub. Auflage 1973. Berlin: Springer 1973.
[2] Schmidt, E.: Technische Thermodynamik, Band 1: Einstoffsysteme. Berlin: Springer 1975.
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[20] Kruschik, J.: Die Gasturbine. 2. neub. u. erw. Auflage. Wien: Springer 1960.
[21] Gasparovic, N.: Gasturbinen. Probleme und Anwendungen. Düsseldorf: VDI 1967.
[22] Horlock, J.H.: Axialkompressoren. Karlsruhe: Braun 1967.
[25] Ferguson, T.B.: The Centrifugal Compressor Stage. London: Butterworth 1963.
[32] Löhner, K.: Die Brennkraftmaschine. Innenvorgänge und Gestaltung. 2. Aufl. Düsseldorf:
VDI 1963.
(Dieses Literaturverzeichnis erhebt auch bezüglich des Stoffs der Vorlesung keinen Anspruch
auf Vollständigkeit).
Literatur zur Bestimmung des inneren Wirkungsgrades von Pumpen aus der Messung von Druck
und Temperatur:
Arbeitsblätter
Bild 1
FLEM
Anhang:
Brennstoffzelle