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Vorbemerkung gefasst. Für Deutschland bestehende Be- reich festzulegen, ab dem ein Anstieg des
sonderheiten, die an einigen Stellen hin- Pulmonalisdrucks unter Belastung als pa-
Die ersten deutschen Leitlinien zur Pul- zugefügt wurden, sind im Text jeweils kur- thologisch gilt [6, 7].
monalen Hypertonie sind 2006 erschie- siv hervorgehoben. Es handelt sich bei die- Nach hämodynamischen Kriterien
nen [1, 2]. Diese lehnten sich an die 2004 sem Text ausdrücklich nicht um eine Leit- wird die pulmonale Hypertonie (PH) in
veröffentlichten Leitlinien der European linie, sondern um eine übersetzte Kurzfas- eine präkapilläre und eine postkapilläre
Society of Cardiology an [3]. Im August sung der europäischen Leitlinien. Form unterteilt (. Tab. 1).
2009 wurden die aktualisierten Europä-
ischen Leitlinien zur Pulmonalen Hyper- Definitionen Klassifikation der pulmonalen
tonie publiziert, die erstmalig gemeinsam Hypertonie (PH)
von der European Society of Cardiology Pulmonale Hypertonie
(ESC) und der European Respiratory Soci- Die Klassifikation der PH wurde auf dem
ety (ERS) erstellt wurden [4, 5]. Die Deut- Eine pulmonale Hypertonie liegt ab 4. World Symposium on Pulmonary Hy-
sche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) einem pulmonal-arteriellen Mitteldruck pertension 2008 in Dana Point, Kalifor-
übernimmt seit einigen Jahren die von der (PAPm) ≥25 mmHg vor [4, 5]. Der Norm- nien, aktualisiert, und diese Klassifikation
ESC herausgegebenen Leitlinien. Eigene wert für den PAPm beträgt 14±3 mmHg, wird in den aktualisierten Leitlinien über-
Leitlinien werden von der DGK nicht die Obergrenze des PAPm (definiert als nommen (. Tab. 2). In Dana Point wur-
mehr erstellt. Auch die Arbeitsgruppen Mittelwert + 2 SD) beträgt somit 20 mm- den unter anderem die folgenden Modifi-
Pulmonale Hypertonie der Deutschen Hg [6]. Der „Graubereich“ zwischen 20 kationen vorgenommen:
Gesellschaften für Pneumologie (DGP) und 25 mmHg ist bislang nicht ausrei-
und Pädiatrische Kardiologie (DGPK) chend definiert. Das bis vor Kurzem zu- Die Autoren sind die Sprecher der Arbeitsgrup-
haben vereinbart, in Zukunft keine neuen sätzlich gültige Kriterium eines Anstiegs pen Pulmonale Hypertonie der Deutschen
deutschen Leitlinien zur pulmonalen Hy- des PAPm >30 mmHg unter Belastung Gesellschaft für Pneumologie (M.M.H, H.A.G.),
der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (E.G.,
pertonie zu erstellen. Gemeinsam haben wurde verworfen, nachdem eine Meta- S.R.) und der Deutschen Gesellschaft für Pädia-
die jeweiligen Arbeitsgruppen Pulmona- analyse der bislang publizierten Rechts- trische Kardiologie (M.G., D.S.).
le Hypertonie die Aufgabe übernommen, herzkatheteruntersuchungen bei gesun-
die ESC/ERS-Leitlinien in Kurzform zu- den Probanden gezeigt hat, dass unter Be- Dieser Beitrag wurde in den Zeitschriften
sammenzufassen und hinsichtlich länder- lastung weit höhere Druckwerte physiolo- „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (DOI
10.1055/s-0030-1248657), „Der Kardiologe“ (DOI
spezifischer Aspekte zu kommentieren. gisch sein können, v. a. bei älteren Men- 10.1007/s12181-010-0269-z) und „Pneumolo-
Im nachfolgenden Text werden die ESC/ schen. Mit den derzeit vorliegenden Da- gie“ (DOI 10.1055/s-0029-1244112) gleichzei-
ERS-Leitlinien in Kurzform zusammen- ten ist es nicht möglich, einen Grenzbe- tig publiziert.
Tab. 1 Hämodynamische Definition der pulmonalen Hypertonie F Die Schistosomiasis wurde als Ursa-
Definition Charakteristika Klinische Gruppena che einer PAH in die Gruppe 1 aufge-
Präkapilläre PH PAPm ≥25 mmHg 1, 3, 4, 5 nommen
PCWP ≤15 mmHg F Erkrankungen mit chronischer Hä-
HZV normal oder erniedrigtb molyse wurden ebenfalls als mögliche
Postkapilläre PH PAPm ≥25 mmHg 2 Ursache einer PAH in Gruppe 1 auf-
PCWP >15 mmHg genommen
HZV normal oder erniedrigtb
F Die pulmonale venookklusive Er-
– Passiv TPG <12 mmHg
– Reaktiv TPG >12 mmHg krankung („pulmonary veno-occlu-
PH pulmonale Hypertonie, PAPm mittlerer pulmonal-arterieller Druck, PCWP „pulmonary capillary wedge sive disease“, PVOD) wurde von der
pressure“ bzw. pulmonal-kapillärer Verschlussdruck, TPG transpulmonaler Druckgradient (PAPm-PCWP). PAH abgegrenzt und wird jetzt als
aBezugnehmend auf Tab. 2. bEin erhöhtes Herzzeitvolumen kann vorkommen bei Links-rechts-Shunt, Anämie,
Untergruppe 1‘ geführt
Hyperthyreose etc. F In Gruppe 2 (PH bei Linksherzer-
krankungen) wurde die Untertei-
Tab. 2 Aktualisierte klinische Klassifikation der pulmonalen Hypertonie (Dana Point
lung in linksseitige atriale/ventriku-
2008)
läre Herzerkrankung und Klappenvi-
1 – Pulmonal arterielle Hypertonie (PAH)
tien modifiziert. Neben Klappener-
1.1 Idiopathische PAH
1.2 Hereditäre PAH krankungen wird nun zwischen sys-
1.2.1. BMPR2-Mutationen tolischer und diastolischer Funkti-
1.2.2. ALK1, Endoglin-Mutationen (mit und ohne hereditäre hämorrhagische Telangiektasie) onsstörung differenziert. Insbeson-
1.2.3 Unbekannte Mutationen dere der Detektion von diastolischen
1.3 Durch Medikamente oder Toxine verursacht Funktionsstörungen kommt eine
1.4 Assoziiert mit:
1.4.1 Bindegewebserkrankungen
wichtige Bedeutung für die korrekte
1.4.2 HIV-Infektion Klassifikation einer PH/PAH zu.
1.4.3 Portaler Hypertension F In Gruppe 4 (chronisch thrombo-
1.4.4 Angeborenen Herzfehlern embolische pulmonale Hyperto-
1.4.5 Schistosomiasis nie, CTEPH) wurde die Unterschei-
1.4.6 Chronisch hämolytischer Anämie
dung zwischen proximaler und dis-
1.5 Persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen
taler Manifestation aufgehoben, weil
1‘ Pulmonale venookklusive Erkrankung (PVOD) und/oder pulmonale kapilläre Hämangioma-
tose (PCH) die Übergänge fließend sind und Pa-
2 – Pulmonale Hypertonie infolge Linksherzerkrankung
tienten in der Regel gleichzeitig proxi-
2.1 Systolische Dysfunktion male und distale Läsionen haben
2.2 Diastolische Dysfunktion
2.3 Valvuläre Erkrankungen Diagnostik der pulmonalen
3 – Pulmonale Hypertonie infolge Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie Hypertonie
3.1 Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen
3.2 Interstitielle Lungenkrankheiten
Das diagnostische Vorgehen bei Patienten
3.3 Andere Lungenerkrankungen mit gemischt restriktiv/obstruktivem Muster
3.4 Schlafbezogene Atemstörungen mit vermuteter PH erfordert eine Reihe
3.5 Alveoläre Hypoventilationssyndrome von Untersuchungen, um die Diagnose zu
3.6 Chronischer Aufenthalt in großer Höhe bestätigen, die klinische Zuordnung der
3.7 Fehlentwicklungen PH festzulegen und den funktionellen so-
4 – Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) wie hämodynamischen Schweregrad ein-
5 – Pulmonale Hypertonie mit unklarem oder multifaktoriellem Mechanismus zuschätzen. Nach der Beschreibung der
5.1 Hämatologische Erkrankungen: myeloproliferative Erkrankungen, Splenektomie einzelnen Verfahren ist in . Abb. 1 ein
5.2 Systemische Erkrankungen, Sarkoidose, pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose, Lymphan- zusammenfassender diagnostischer Al-
gioleiomyomatose, Neurofibromatose, Vaskulitiden
gorithmus dargestellt.
5.3 Metabolische Störungen: Glykogenspeicherkrankheiten, M. Gaucher, Schilddrüsenerkran-
kungen
5.4 Andere: Tumorobstruktion, fibrosierende Mediastinitis, chronisches Nierenversagen mit Symptome und klinische Befunde
Hämodialyse
BMPR-2 „bone morphogenetic protein receptor-2“, ALK-1 „activin receptor-like Kinase 1 gene“ Die Symptome der PH sind unspezi-
fisch. Im Vordergrund stehen Belastungs-
F Der Begriff der familiären pulmonal- und einer anatomisch-pathophysio- dyspnoe, Müdigkeit und Abgeschlagen-
arteriellen Hypertonie (PAH) wurde logischen Klassifikation eingeteilt heit, Thoraxschmerzen, Synkopen, Ödeme
durch hereditäre PAH ersetzt. (. Tab. 3, 4) und Zunahme des Bauchumfangs. Symp-
F Die kongenitalen Herzvitien wer- tome in Ruhe sind nur in fortgeschritte-
den nunmehr nach einer klinischen nen Fällen vorhanden. Zu den Befunden
herzdekompensation [9].
Thoraxröntgen ten Zeichen gehören erweiterte zentrale mit dem radiologischem Befund, und ein
Pulmonalarterien, verminderte periphere normales Röntgenbild schließt eine PH
Bei 90% der PAH-Patienten ist die Tho- Gefäßfüllung und Vergrößerung von bzw. PAH nicht aus [8].
raxröntgenaufnahme zum Zeitpunkt der rechtem Vorhof und rechtem Ventrikel.
Diagnose pathologisch. Zu den wichtigs- Der Schweregrad der PH korreliert nicht
v. a. Vorhofflattern und -flimmern, häu- durchgeführt. cDringend empfohlen. dJe nach klinischem Ansprechen auf die Therapie. eEmpfohlen.
fig beobachtet. Solche Arrhythmien füh-
ren auch bei normaler Kammerfrequenz Tab. 9 Empfehlungsgrade
unbehandelt meist zu einer deutlichen Grad I Evidenz und/oder Konsens, dass eine Therapie hilfreich, sinnvoll und effektiv ist
klinischen Verschlechterung mit zuneh- Grad II Widersprüchliche Evidenz und/oder unterschiedliche Ansichten über die Wirk-
mender Rechtsherzinsuffizienz [9]. Die- samkeit einer Therapie
se Patienten profitieren von einer aggres- Grad IIa Überwiegende Evidenz für die Wirksamkeit einer Therapie
siven Therapie mit dem Ziel, den Sinus- Grad IIb Wirksamkeit einer Therapie ist nicht gut etabliert, und es besteht kein Konsens
bezüglich der Wirksamkeit
rhythmus wiederherzustellen. Obgleich
Grad III Evidenz oder Konsens, dass eine Therapie im Allgemeinen nicht effektiv ist oder
die Datenlage zur Behandlung dieser
sogar nachteilig sein kann
Rhythmusstörungen bei PAH spärlich ist,
sollte, wenn möglich, eine Wiederherstel-
Tab. 10 Evidenzlevel
lung bzw. der Erhalt des Sinusrhythmus
Evidenzlevel A Daten von >1 randomisierten klinischen Studien oder Metaanalysen
angestrebt werden.
Evidenzlevel B Daten aus einer randomisierten Studie oder großen, nicht randomisierten Unter-
suchungen
PAH-spezifische Therapien
Evidenzlevel C Expertenkonsens und/oder Daten aus kleinen bzw. retrospektiven Studien oder
Registern
Die einzelnen Therapien werden in die-
sem Leitlinienkommentar nur in ihren
wichtigsten Aspekten dargestellt. Für de- mit Kalziumantagonisten fatale Konse- Endothelin-Rezeptor-Antagonisten
taillierte Informationen wird auf die eu- quenzen haben kann. Obgleich die meis-
ropäischen Leitlinien sowie die weiterfüh- ten Daten zu Nifedipin und Diltiazem vor- Alle 3 zugelassenen Substanzen (Bosen-
rende Literatur verwiesen [4, 5, 20, 23, 24, liegen, wird in Deutschland mittlerweile an tan, Sitaxentan und Ambrisentan) gelten
25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, den meisten PAH-Zentren überwiegend als potenziell hepatotoxisch und dürfen
37, 38]. Der Zulassungsstatus der einzel- Amlodipin eingesetzt. Die initiale Dosis be- nur von registrierten Verschreibern ver-
nen Substanzen sowie deren Einsatz im trägt 2,5 mg/Tag, und die Dosis wird unter ordnet werden. Regelmäßige Kontrollen
Rahmen des therapeutischen Algorith- sorgfältiger Beobachtung des Patienten im der Transaminasen (in der Regel in 4-wö-
mus sind in . Abb. 2 sowie . Tab. 11 Laufe einiger Wochen auf die Zieldosis ge- chentlichen Abständen) sind erforderlich.
dargestellt. steigert, die in der Regel bei 10–20 mg/Tag Die unten aufgeführten Zieldosierungen
liegt. betreffen erwachsene Patienten; für Kin-
Kalziumantagonisten Patienten, die unter dieser Therapie der bzw. Patienten <40 kg KG wird auf die
nicht im funktionellen Stadium NYHA I jeweiligen Fachinformationen verwiesen.
Kalziumantagonisten werden ausdrück- oder II sind und deren Hämodynamik Bosentan [31, 32, 34, 35] – Zulassung für
lich nur bei PAH-Patienten (nicht bei an- sich nicht weitgehend normalisiert, soll- IPAH, PAH assoziiert mit Bindegewebs-
deren Formen der PH) empfohlen, die die ten nicht mit Kalziumantagonisten, son- erkrankungen sowie PAH bei kongenita-
oben beschriebenen Responder-Kriterien dern mit den unten aufgeführten PAH- len Vitien im funktionellen Stadium NY-
erfüllen [19]. Die Therapie sollte nur in spezifischen Substanzen behandelt wer- HA II und III; Zieldosis 2-mal 125 mg/Tag
Zentren begonnen werden, die umfang- den. p.o. Für Kinder ist Bosentan ab einem Al-
reiche Erfahrungen mit PAH-Patienten ter von 2 Jahren zugelassen und auch in
haben, da eine nicht indizierte Therapie
VASOREAKTIV Nicht-vasoreaktiv
INITIALE THERAPIE
WHO-FC I-III Empfehlungsgrad- WHO-FC WHO-FC WHO-FC
Evidenz ll III lV
CCB (I - C)
Ambrisentan, Bosentan Ambrisentan, Bosentan, Epoprostenol IV
Sildenafil Sitaxentan
I-A Sildenafil
Anhaltender Effekt Epoprostenol lV, lloprost
(WHO-FCI-II) inhalativ
Tadalafil † Tadalafil†
I-B Treprostinil SC, inhalativ †
Sitaxentan lloprost lV, Teprostinil lV Ambrisentan, Bosentan,
Nein Sitaxentan, Sildenafil
Ja
IIa-C Tadalafil†, Ioprost inhalativ,
und lV; Treprostinil SC, lV,
inhalativ; initiale
Kombinationstherapie
CCB fortsetzen
llb-B Beraprost
Inadäquates Ansprechen
Abb. 2 8 Evidenzbasierter Therapiealgorithmus für Patienten mit pulmonal-arterieller Hypertonie (gilt nur für Patienten der
Gruppe 1). *Ziel ist eine O2-Sättigung ≥92%; †Im Zulassungsverfahren. ‡IIa-C für die funktionelle Klasse II. IPAH idiopathische
pulmonal-arterielle Hypertonie, APAH assoziierte pulmonal-arterielle Hypertonie.
einer speziellen Darreichungsform von 4- dien II und III; zugelassene Dosis 3-mal Iloprost intravenös [40] – In Euro-
fach teilbaren 32 mg Tabletten verfügbar. 20 mg/Tag p.o.; diese Dosis wird von der pa nicht zugelassen, ist jedoch in Deutsch-
Sitaxentan [27, 28] – Zulassung für Mehrzahl der Experten als in vielen Fällen land die am meisten verwendete Substanz
IPAH und PAH assoziiert mit Bindege- nicht ausreichend angesehen, sodass Dosie- für die intravenöse Prostanoidtherapie. Ad-
webserkrankungen im funktionellen Sta- rungen bis zu 3-mal 80 mg/Tag in Deutsch- ministration kontinuierlich intravenös, in
dium NYHA III; Zieldosis 1-mal 100 mg/ land gebräuchlich sind. der Regel über permanenten Venenkatheter
Tag p.o. Tadalafil [29] – Zulassung für IPAH bzw. Portkatheter, mittlere Zieldosis 2–5 ng/
Ambrisentan [30, 39] – Zulassung für und PAH assoziiert mit Bindegewebser- kg/min, Anwendung nur in Expertenzent-
IPAH und PAH assoziiert mit Bindege- krankungen im funktionellen Stadium II ren, Risiko lebensbedrohlicher Katheter-
webserkrankungen im funktionellen Sta- und III; zugelassene Dosis 1-mal 40 mg/ infektionen.
dium NYHA II und III; Zieldosis 1-mal Tag p.o. Epoprostenol intravenös [26] – In
5 mg/Tag oder 1-mal 10 mg/Tag p.o. Deutschland nicht zugelassen, überwie-
Prostanoide gend bei Kindern mit PAH verwendet.
Phosphodiesterase-5- Anwendung nur durch Experten.
(PDE-5-)Inhibitoren Iloprost inhalativ [38] – Zugelassen in Treprostinil inhalativ, s.c., i.v., p.o.: Ora-
Deutschland für die IPAH im funktio- les Treprostinil und intravenöses Trepros-
Sildenafil [33, 36] – Zulassung für IPAH nellen Stadium NYHA III. Administrati- tinil sind in Deutschland nicht zugelassen.
und PAH assoziiert mit Bindegewebs- on über spezielle Vernebler, Dosis 2,5–5 µg Die Zulassung von subkutanem Trepros-
erkrankungen in den funktionellen Sta- 6- bis 9-mal/Tag. tinil erfolgte nicht durch die EMEA, son-
Transplantation on sollten frühzeitig an einem geeigneten finden sich in den . Tab. 9 und 10 und
Zentrum vorgestellt werden. beziehen sich ausdrücklich auf die wissen-
Die Lungen- bzw. Herz-Lungen-Trans- schaftliche Evidenz und nicht auf die Zu-
plantation stellt weiterhin ein Therapie- Therapiealgorithmus lassungssituation. Die einzelnen Substan-
verfahren für geeignete Patienten dar, zen sind hier in alphabetischer Reihenfol-
bei denen unter optimierter konservati- Der aktuelle Therapiealgorithmus für Pa- ge aufgeführt. Die Evidenz für die einzel-
ver Therapie kein ausreichendes Behand- tienten mit PAH ist in . Abb. 2 darge- nen Therapien bezieht sich im Wesent-
lungsergebnis erzielt werden kann. Poten- stellt. Diese Empfehlungen gelten nicht lichen auf die IPAH und die PAH bei Bin-
zielle Kandidaten für eine Transplantati- für andere Formen der PH. Die dazuge- degewebserkrankungen (. Tab. 11). Für
hörigen Evidenz- und Empfehlungsgrade andere Formen der PAH gelten unter Um-
ständen spezielle Hinweise, die weiter un- werden, dass zum Teil klinisch relevante Spezielle PAH-Populationen
ten aufgelistet sind. Medikamenteninteraktionen bestehen
können. Die wichtigsten pharmakokine- Pädiatrische Patienten
Medikamenteninteraktionen tischen Interaktionen PAH-spezifischer
Medikamente sind in . Tab. 12 zusam- Auch diese Patienten sollten in Experten-
Bei der Behandlung mit PAH-spezi- mengestellt. zentren behandelt werden. Die Komple-
fischen Medikamenten muss bedacht xität der Diagnostik und Therapie unter-
on des LV kann die Abgrenzung zur PAH enten noch nicht untersucht wurde. Un- Chronisch thromboembolische
schwierig sein. Typische echokardiogra- klar ist zudem, ob Patienten mit norma- pulmonale Hypertonie
phische Zeichen einer diastolischen LV- lem oder erhöhtem TPG von einer zusätz- (CTEPH; WHO-Gruppe IV)
Dysfunktion sind ein vergrößerter lin- lichen Therapie profitieren können.
ker Vorhof, charakteristische Flussprofile Die CTEPH ist eine der häufigsten For-
über der Mitralklappe und den Lungen- Pulmonale Hypertonie bei men der schweren PH [61]. Im Rahmen
venen sowie eine LV-Hypertrophie. Häu- chronischen Lungenerkrankungen der Erstdiagnostik einer neu diagnosti-
fig haben diese Patienten ein permanentes (WHO-Gruppe III) zierten PH kommt dem Nachweis bzw.
Vorhofflimmern. Die . Tab. 13 listet ty- Ausschluss einer CTEPH besondere Be-
pische Faktoren auf, die mit einer dias- Sowohl bei Patienten mit chronisch obs- deutung zu. Daher wird in diesen Fäl-
tolischen LV-Dysfunktion assoziiert sein truktiven Lungenerkrankungen (COPD) len grundsätzlich eine Ventilations-Per-
können. In der Regel ist eine Rechtsherz- als auch mit interstitiellen Lungenerkran- fusions-Szintigraphie empfohlen, da eine
katheteruntersuchung erforderlich, um kungen (ILD) tritt eine PH häufig auf, in normale Lungenperfusion eine CTEPH
zuverlässig zwischen einer PH bei Links- fortgeschrittenen Fällen teilweise in >50% mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließt
herzinsuffizienz und einer PAH zu unter- der Fälle [56, 57]. In der Regel verläuft die (s. oben). Bei Patienten mit anamnesti-
scheiden. Ein erhöhter PCWP (>15 mm- PH jedoch mild und zeigt andere Charak- schen und/oder szintigraphischen Hin-
Hg) belegt in diesen Fällen das Vorlie- teristika als die PAH, d. h., die Pulmonalis- weisen für eine CTEPH sollte die weitere
gen einer LV-Dysfunktion, ein normaler drucke sind weniger stark erhöht (PAPm diagnostische Abklärung idealerweise an
PCWP schließt diese aber nicht aus, ins- selten >35 mmHg), das Herzzeitvolu- einem Zentrum erfolgen, das über ein ei-
besondere bei diuretisch vorbehandelten men bleibt meist normal und der pulmo- genes Endarterektomieprogramm (s. un-
Patienten. In Zweifelsfällen wird eine Vo- nal-vaskuläre Widerstand ist somit meist ten) verfügt bzw. das eng mit einem sol-
lumenbelastung (z. B. 500 ml NaCl 0,9% nur leicht erhöht. Dennoch gibt es zahl- chen Zentrum zusammenarbeitet. Dies
über 5–10 min) oder eine Belastungsun- reiche Hinweise dafür, dass auch leichte gilt insbesondere für die Pulmonalisangi-
tersuchung empfohlen, um eine LV-Dys- Formen der PH bei Patienten mit chro- ographie, die zur Klärung der Operabili-
funktion nachzuweisen bzw. auszuschlie- nischen Lungenerkrankungen von pro- tät häufig unabdingbar ist.
ßen. Diese Testverfahren sind allerdings gnostischer Bedeutung sind. Bislang gibt Die Therapie der Wahl für die CTEPH
bislang noch nicht hinreichend standar- es weder für die COPD noch für ILD be- ist die pulmonale Endarterektomie (PEA).
disiert. Ein transpulmonaler Gradient lastbare Daten, die den Einsatz PAH-spe- Bei geeigneten Patienten angewandt, kann
>12 mmHg spricht für eine pulmonal-ar- zifischer Medikamente bei diesen Formen die Operation die Hämodynamik erheb-
terielle Komponente. der PH generell rechtfertigen würden. Für lich verbessern oder sogar vollständig
Die Rolle einer pulmonalen Vasorea- Bosentan zeigte eine randomisierte Studie normalisieren und zu einer dramatischen
gibilitätstestung bei diesen Patienten, die bei Patienten mit COPD und milder PH klinischen Erholung führen. Die Ent-
insbesondere bei Patienten mit erhöhten eine Verschlechterung der Oxygenierung, scheidung, ob und wann ein Patient für
PVR-Werten vor geplanter Herztrans- die zudem mit einer Verschlechterung der eine solche Operation geeignet ist, sollte
plantation gelegentlich empfohlen wird, Lebensqualität einherging [58]. Zum ge- grundsätzlich in einem mit dieser Ope-
ist nicht ausreichend etabliert. genwärtigen Zeitpunkt beschränkt sich ration erfahrenen Zentrum unter Ein-
Bislang gibt es keine gezielte Therapie die Therapie der PH bei diesen Patienten schluss des verantwortlichen Chirurgen
der PH bei Linksherzerkrankungen. Bei auf konventionelle Maßnahmen sowie die erfolgen. Eine chirurgische Klinik gilt als
manifester Herzinsuffizienz wird primär Gabe von Sauerstoff entsprechend der da- erfahrenes CTEPH-Zentrum, wenn dort
eine leitliniengerechte Therapie der zu- für verfügbaren Empfehlungen. Patienten >20 Operationen/Jahr mit einer Letalität
grunde liegenden Linksherzerkrankung mit eher milder Ausprägung der Lun- <10% durchgeführt werden.
empfohlen. Keine der bei Linksherzinsuf- generkrankung, aber unverhältnismäßig Bei nichtoperablen Patienten stellt
fizienz empfohlenen Substanzen ist bei schwerer PH zeigen gelegentlich die kli- sich die Frage nach der medikamentösen
begleitender PH kontraindiziert. Kont- nischen Charakteristika von Patienten mit Therapie mit PAH-spezifischen Medika-
rollierte Studien mit Prostazyklin [50] PAH [59, 60] und könnten unter Umstän- menten. Bislang ist keine Substanz für die
und Bosentan [51] zeigten keinen Nutzen den von einer gezielten Therapie profitie- CTEPH zugelassen. In der bislang ein-
dieser Substanzen bei Linksherzinsuffizi- ren. Für diese Frage sollte ein spezialisier- zigen kontrollierten Studie, die explizit bei
enz, im Falle von intravenösem Prosta- tes Zentrum kontaktiert werden. In diesen Patienten mit inoperabler CTEPH durch-
cyclin wurde sogar eine höhere Sterblich- Fällen ist darauf zu achten, dass die Dia- geführt wurde, konnte gezeigt werden,
keit der Behandlungsgruppe dokumen- gnose durch eine Rechtsherzkatheterun- dass Bosentan den PVR signifikant senkt
tiert. Für Sildenafil gibt es einzelne, viel tersuchung bestätigt wird, da die Zuver- [62]. Allerdings war dies nicht von einer
versprechende experimentelle sowie un- lässigkeit der Echokardiographie insbe- Zunahme der 6-min-Gehstrecke oder ei-
kontrollierte klinische Daten, [52, 53, 54, sondere bei Patienten mit COPD einge- ner Verbesserung anderer klinischer End-
55], die jedoch noch keine generelle Emp- schränkt ist [12, 13]. punkte begleitet, sodass der klinische Nut-
fehlung zulassen, zumal auch hier der Ef- zen einer solchen Therapie nicht belegt
fekt auf die Langzeitprognose dieser Pati- ist. Im Gegensatz dazu gibt es zahlreiche
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