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Weißt du, wie viel Sternlein stehen

Weißt du, wie viel Sterne stehen, Druckfassung 1852

Weißt du, wie viel Sternlein stehen ist ein deutschsprachiges Volkslied. Der Text stammt
von dem evangelischen Pfarrer und Dichter Wilhelm Hey (1789–1854), der ihn 1837 erstmals
veröffentlichte. Bei der Melodie?/i handelt es sich um eine Volksweise, deren heutige
Fassung seit 1818 belegt ist.

Inhalt
Das Lied wird gemeinhin als Abend- und Wiegenlied gesungen, zumal die „Sterne am
Himmelszelt“ seit Paul Gerhardts Nun ruhen alle Wälder (1647) ein gängiges Motiv dieser
Liedgattung sind. Bei näherer Betrachtung des Textes fällt allerdings auf, dass erst in der
dritten Strophe vom Schlaf die Rede ist, und dort aber von Kindern, die morgens nach dem
Schlaf wieder aufstehen. Tatsächlich handelt das Lied von der Sorgfalt und Achtsamkeit, die
Gott seiner Schöpfung entgegenbringt. Der Text nimmt das biblische Bild des
sternenübersäten Himmels für die unzählbar große Nachkommenschaft auf (1 Mos 15,5 LUT).
Das „Zählen“ ist im Alten Testament ein göttlicher Herrschaftsakt, der den Menschen nicht
zusteht (Ps 87,6 LUT; Dan 5,26 LUT; 2 Sam 24,2–17 LUT). Die zweite Strophe konkretisiert
dieses Bild, indem Gott die Geschöpfe beim Namen ruft (Jes 40,26 LUT). Die Form des
Liedes besteht strophenweise aus fiktiven Frage-Antwort-Spielen, bei denen auf die immer
gleiche rhetorische Frage „Weißt du, wie viel …“ eine belehrende Antwort folgt. Die
Volksliedforschung reiht das Lied unter die Rätsellieder ein.[1] Das Lied wurde in das
Evangelische Gesangbuch (Nr. 511) im Abschnitt „Natur und Jahreszeiten“
aufgenommen.[2][3]
Geschichte
Wilhelm Hey veröffentlichte den Text erstmals 1837 im „ernsthaften Anhange“ seiner
zweiten Sammlung für Kinder Funfzig neue Fabeln,[6] die der Verleger Friedrich Christoph
Perthes zunächst[7] anonym herausgab und die im 19. Jahrhundert vielfach nachgedruckt
wurde. Derselben Sammlung entstammt auch das Weihnachtslied Alle Jahre wieder.

Dem Erstdruck von 1837 sollen fünf Notenblätter beigegeben gewesen sein,[8] die auch die
Melodiezuordnung von Weißt du, wie viel Sterne stehen erstmals belegen.[3] Die Melodie ist
dem Liebeslied So viel Stern’ am Himmel stehen entlehnt. Ein Text mit diesen
Anfangsworten, aber dreizeiligem Strophenaufbau, findet sich 1808 im zweiten Band von Des
Knaben Wunderhorn.[9] 1818 erweiterten die Herausgeber des Buches Deutsche Lieder für
Jung und Alt die Strophenform dieses Textes, um den Text einer Volksweise unterlegen zu
können.[10][11][12] Es wird vermutet, dass dieses Lied Hey möglicherweise als Vorbild diente,
da der Strophenbau weitgehend übereinstimmt und die ersten beiden Textzeilen große
Ähnlichkeiten aufweisen.[3] In Gottfried Wilhelm Finks Musikalischem Hausschatz von 1843
ist die Melodie mit beiden Texten abgedruckt.[13] Die Melodie ist ihrerseits dem
Soldatenabschiedslied O du Deutschland, ich muss marschieren entlehnt, das von Ludwig Erk
und Wilhelm Irmer als „Soldatenlied aus den Kriegsjahren 1813–15“ veröffentlicht wurde.[14]
Dieser Datierung widerspricht August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der bezeugt, das
Lied schon 1809 anlässlich der Napoleonischen Kriege gehört zu haben, „als die Westphalen
nach Spanien ziehen mußten. Es passt auch viel mehr zu der Zeit 1809–12 als zu der späteren,
wo der Krieg im Lande selbst geführt wurde“.[15][16][17] Eine patriotische Umdichtung des
Soldatenliedes schuf 1815 Ernst Moritz Arndt.[18]

Weitere Vertonungen des Texts stammen von Lorenz Kraußold (1836), Friedrich Silcher
(1841),[19] Carl Gottlieb Reißiger (1841) und Carl Wilhelm Fliegel (1854)[20].

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