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Pia Helfferich

Schreibberatung für Studierende

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Schreibberatung für Studierende
© 2012 Pia Helfferich & Ventus Publishing ApS
ISBN 978-87-403-0008-6

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Schreibberatung für Studierende Inhalt

Inhalt
1 Einleitung 7

2 Der Schreibprozess 8
2.1 Der Prozessablauf 8
2.2 Die verschiedenen Schreibertypen 9
2.3 Die eigene Schreibbiografie 11

3 Methoden, die den Schreibprozess unterstützen 15


3.1 Freewriting 15
3.2 Cluster 17
3.3 Mind Maps 18

4 Wissenschaftlichkeit 21

5 Die Schreibeinstimmung 22
5.1 Arbeitsumgebung 22
5.2 Motivation 23
5.3 Zeitplan 23
5.4 Pausen 26

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Schreibberatung für Studierende Inhalt

6 Ein Thema finden und eingrenzen 28

7 Material sammeln 30
7.1 Recherchieren 30
7.2 Lesen 32
7.3 Exzerpieren 33

8 Die Gliederung 36
8.1 Zettelwirtschaft und Mind Maps 36
8.2 Zu viel Material oder zu wenig Struktur 37
8.3 Problemfall Perfektionismus 38

9 Die Rohfassung schreiben 40


9.1 Die Einleitung 40
9.2 Der Hauptteil 40
9.3 Der Schluss 41
9.4 Im Schreibfluss bleiben 41
9.5 Einen Arbeitsrhythmus finden 43
9.6 Die wissenschaftliche Sprache 45

10 Formalitäten 47
10.1 Zitieren 47
10.2 Das Literaturverzeichnis 48

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Schreibberatung für Studierende Inhalt

11 Den Text überarbeiten 50


11.1 Testleser finden 50
11.2 In 4 Phasen überarbeiten 51

12 Schlusswort 53

13 Literaturverzeichnis 54
13.1 Literaturquellen 54
13.2 Internetquellen 54

Die Autorin 55

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Schreibberatung für Studierende Einleitung

1 Einleitung
Das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten ist ein, wenn nicht der, wesentliche Faktor für ein erfolgreiches Studium. Doch
eine Hausarbeit, geschweige denn die Abschlussarbeit, schreiben zu müssen, lässt auch viele Studierende straucheln.

Das wissenschaftliche Schreiben gestaltet sich schwierig, weil man gleichzeitig mit drei Bereichen jonglieren muss, von
denen mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei, noch neu und unvertraut sind.

• Der erste dieser Bereiche ist der wissenschaftliche Inhalt, das Thema der Arbeit.
• Der zweite Bereich ist das wissenschaftliche Schreiben mit seinen speziellen Ansprüchen, seinen Fußnoten
und Zitierregeln, dem Verbot, von einem „Ich“ zu schreiben usw. Diese Regeln kennen und befolgen zu
müssen, kann die Textproduktion lähmen.
• Schließlich ist der dritte Bereich der Schreibprozess selbst.

Vom Schreibprozess haben wir oft falsche Vorstellungen, die damit beginnen, dass man entweder das Glück hat, gut
schreiben zu können oder sich damit abfinden muss, dieses Talent leider nicht zu besitzen. Weit verbreitet ist auch
die Vorstellung, ein Text würde einfach vom Anfang bis zum Ende heruntergeschrieben und sei damit vollendet. Die
jahrhundertealte Genievorstellung hat uns noch immer fest in ihren Klauen, dabei funktioniert der Schreibprozess völlig
anders und ist vor allem erlernbar und trainierbar.

Dieses E-Book begleitet den Prozess des wissenschaftlichen Schreibens und entzerrt dabei die drei eng miteinander
verknüpften Bereiche Inhalt, Wissenschaftlichkeit und Schreibprozess. Für die unterschiedlichen Phasen des Schreibprozesses
vermittelt es Methoden und Techniken, mit denen die jeweiligen Herausforderungen gemeistert werden können.

Zunächst geht es darum, den Ablauf des Schreibprozesses kennenzulernen und die Anforderungen der verschiedenen
Phasen zu verstehen, damit man nicht zur falschen Zeit das Falsche erwartet. Zu erkennen, zu welchem der verschiedenen
Schreibertypen man neigt, hilft ebenfalls dabei, den Schreibprozess für sich optimal zu gestalten.

Das nächste Thema widmet sich der Frage, was unter Wissenschaftlichkeit zu verstehen ist und welche Faktoren zu erfüllen
sind, um eine Arbeit mit einem angemessenen wissenschaftlichen Standard zu verfassen.

Schließlich geleitet das E-Book seine Leser Schritt für Schritt durch den Arbeitsprozess des wissenschaftlichen Schreibens.
Von der Themenfindung und Materialsammlung, über das Aneignen der Forschungsliteratur bis zur Niederschrift der
Rohfassung und der Überarbeitung stellt es die passenden Arbeitstechniken vor, erklärt welche Schwierigkeiten in dieser
Prozessphase auftauchen können und wie man mit ihnen umgehen kann.

Das wissenschaftliche Schreiben ist keine Hexerei und nichts, was nur besonders begnadeten Menschen gelingt. Mit den
Methoden, die in diesem E-Book vermittelt werden, gelingt es jedem, ohne Frust und Leid wissenschaftliche Haus- und
Abschlussarbeiten zu verfassen.

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

2 Der Schreibprozess
Ganz unterschiedliche Faktoren bestimmen, wie das Schreiben verläuft. Da sind zum einen die verschiedenen Phasen
des Schreibprozesses, in denen jeweils andere Tätigkeiten und Anforderungen wichtig sind, aber auch die persönlichen
Eigenschaften, Vorlieben und Prägungen des Schreibenden bestimmen, wie der Prozess verläuft. Um das eigene
Schreibhandeln zu verstehen, muss man wissen, welchem Schreibertyp man angehört. Auch das Reflektieren der eigenen
Schreibbiografie hilft zu verstehen, warum manche Phasen des Schreibprozesses oder gar der gesamte Prozess als schwierig
erlebt werden.

2.1 Der Prozessablauf


Schreiben ist ein Prozess, der sich aus verschiedenen Phasen zusammensetzt, die ganz unterschiedliche Anforderungen
an den Autor stellen. Beim alltäglichen Schreiben laufen diese Phasen automatisch ab und werden vom Schreibenden
kaum wahrgenommen. Bei anspruchsvollen Texten bilden jedoch besonders die Übergänge von einer Phase zur anderen
Schwierigkeiten, da man durch die Umstellung auf andere Anforderungen ins Stocken gerät.

In der Schreibforschung existieren unterschiedliche Bezeichnungen für die Phasen des Schreibprozesses, einzelne Forscher
teilen Phasen noch einmal in eigene Unterphasen auf. Das folgende Modell gibt jedoch den allgemeinen Ablauf des
Schreibprozesses wieder.

Inspiration

Diese Phase setzt sich aus zwei grundlegenden Elementen zusammen. Zum einen benötigt man die Idee, über die man
schreiben wird, zum anderen die richtige Einstimmung, um mit dem Schreiben zu beginnen. Um Ideen zu generieren,
sind assoziative Techniken wie das Brainstorming, Clustern und Freewriting geeignete Methoden. Um die Motivation zu
steigern, ist es wichtig, einen persönlichen Bezug zu der Idee zu besitzen.

Idee entwickeln

Hat man schließlich eine Idee, muss sie noch gründlich entwickelt werden, bevor sie sich in einen Text verwandeln kann.
Im Falle einer wissenschaftlichen Arbeit gehört zu dieser Phase die Zuspitzung der Idee bzw. Forschungsfrage und die
komplette Recherche oder Untersuchung. Diese Phase stellt also einen großen Anteil am gesamten Arbeitsprozess dar.
Hier geht es in erster Linie darum, Recherchemethoden zu beherrschen und eine gekonnte Auswahl zu treffen, um das
Material sinnvoll einzugrenzen.

Planen / Strukturieren

Das Material, das man in der vorangegangenen Phase gewonnen hat, wird jetzt gegliedert. Nun stellt sich heraus, ob man
das Gelesene auch genug durchdrungen hat, um es distanziert einordnen und in eine eigene Form bringen zu können.
Ebenso muss man gewichten können, was in den Mittelpunkt gehört und was allenfalls am Rande erwähnt wird. Das
Mind Mapping ist die wirkungsvollste Technik, um diese Arbeitsphase zu unterstützen.

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

Rohfassung schreiben

Anschließend wird der erste Textentwurf geschrieben, die sogenannte Rohfassung. Zu diesem Zeitpunkt geht es darum,
möglichst schnell, das heißt, ohne ins Stocken zu geraten, diesen Text herunterzuschreiben, der notwendigerweise
unperfekt und fehlerhaft sein wird. Nach der Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur nun mit den eigenen Ideen
und eigenen Formulierungen konfrontiert zu sein, bildet eine Hemmschwelle, die durch Techniken wie dem Freewriting
überwunden werden kann.

Text überarbeiten

Die Fehler der Rohfassung werden erst in dieser Phase korrigiert. Der Text wird nun – auch mit der Unterstützung von
Testlesern – überprüft und überarbeitet. Alles auf einmal verbessern zu wollen, hieße sich zu überfordern, deswegen
arbeitet man sich in vier Phasen von der groben Struktur bis zum Feinschliff durch.

Text veröffentlichen

Das Veröffentlichen gehört streng genommen mit zum Schreibprozess, denn der Gedanke an die Leser, an ihr Vorwissen
und ihre Erwartungen an den Text, hat an dieser Stelle bereits fast den gesamten Prozess mitgeprägt. Auch in Bezug auf
die Klarheit des Ausdrucks und Aufbaus sind die späteren Leser stets ein Faktor beim Schreiben des Textes. Ihr Feedback
wird zukünftige Texte beeinflussen.

Wie alle Modelle, so ist auch dieses ein theoretisches Konstrukt. In der Praxis kann der Schreibprozess in Schlaufen
verlaufen, beispielsweise indem verschiedene Versionen der Rohfassung geschrieben werden oder bei der Überarbeitung
ersichtlich wird, dass eine neue Struktur von Nöten ist.

2.2 Die verschiedenen Schreibertypen


Wenn man vergleicht, wie Autoren bei Ihrer Arbeit vorgehen, dann ist ersichtlich, dass es nicht den einen goldenen Weg
gibt, um einen Text zu erstellen. Jeder hat eine eigene Vorgehensweise.

Die Schreibforschung hat allerdings herausgefunden, dass man bei aller Individualität Autoren in Gruppen oder anders
gesagt, in Schreibertypen einsortieren kann. Diese Typen folgen jeweils einer Schreibstrategie, die sich ähnelt. Es gibt
verschiedene Kategorisierungen, Hanspeter Ortner unterscheidet beispielsweise zehn Schreibstrategien, vom sogenannten
nicht-zerlegenden Schreiben bis zum Puzzle-Prinzip (vgl. Ortner 2000).

Übersichtlicher und für die Optimierung des Schreibprozesses handhabbarer ist die Unterteilung in zwei Schreibertypen.
Jeder kennt sie als Planer und Drauflosschreiber, die Schreibforschung nennt sie auch Akkomodierer und Assimilierer,
low-self-monitors und high-self-monitors oder Strukturschaffer und Strukturfolger.

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

2.2.1 Der Strukturschaffer

Der Strukturschaffer schreibt fröhlich drauflos, ohne sich um einen Plan zu kümmern. Oft verfasst er mehrere Entwürfe
hintereinander und gewinnt so im Laufe des Schreibprozesses individuelle Einsichten zu seinem Thema, nach und nach
entsteht auch eine Gliederung. Seinen Namen hat dieser Schreibertyp daher, dass er im Verlauf des Schreibprozesses erst
eine Textstruktur erschafft. Die Entwürfe müssen gegen Ende des Schreibprozesses stark überarbeitet werden.

Diese Vorgehensweise ist dazu geeignet in die Tiefe eines Themas zu führen und man kann nicht verhehlen, dass die
immer wieder auftauchenden neuen Einsichten ein „Geniegefühl“ produzieren. Strukturschaffer arbeiten in der Regel mit
einer hohen Motivation, sind kreativ und offen für neue Ideen. Ihr innerer Zensor spielt kaum eine Rolle.

Allerdings ist diese Arbeitsweise auch sehr zeitaufwendig, und weil Strukturschaffer gerne noch dieser und jener neuen Idee
folgen, um zu sehen, wohin sie sie führt, verzetteln sie sich leicht und verlieren ihr Ziel aus den Augen. Da Strukturschaffer
mit viel Freude recherchieren, finden sie oft nur schwer den Absprung von der Vorbereitung des Textes zur Niederschrift.

2.2.2 Der Strukturfolger

Der Strukturfolger erarbeitet so früh wie möglich eine Textgliederung und folgt dann konsequent dieser Struktur. Dieser
Fahrplan vermittelt ein hohes Sicherheitsgefühl. Im Gegensatz zum Strukturschaffer schreibt er keine Texte, die nicht zur
Gliederung der Arbeit gehören, sondern konzentriert sich darauf, das angestrebte Endprodukt fertigzustellen.

Auf diese Weise arbeitet der Strukturfolger sehr zeitsparend. Charakteristisch ist für ihn auch, adressatenbezogen zu
schreiben, also zu wissen, wer seine Leser sind und deren Vorwissen und Erwartungen gut zu treffen. Diese Arbeitsweise hat
weniger von einem Schaffensrausch an sich, verursacht jedoch auch einen geringeren Überarbeitungsaufwand. Angenehm
an dieser Vorgehensweise ist ihre Transparenz, durch den selbst vorgegebenen Fahrplan, weiß der Strukturfolger jederzeit,
wo im Arbeitsprozess er sich gerade befindet.

Jedoch läuft dieser Schreibertyp Gefahr unflexibel zu werden, schließlich sind neue Erkenntnisse und Ideen, die während
des Schreibens auftauchen ein wertvolles Gut, doch der Strukturfolger schaut tendenziell lieber auf sein Konzept als auf
neue Ideen. Tiefergehende Einsichten fördert diese Arbeitsweise auch deutlich seltener zutage.

2.2.3 Der ideale Schreibertyp

Keiner der beiden Schreibertypen entspricht dem Nonplusultra, das man anstreben sollte. Glücklicherweise kann man
auch sagen, dass so gut wie niemand einer extremen Typausbildung entspricht. Wir alle bewegen uns irgendwo zwischen
diesen beiden Polen und haben lediglich die Tendenz zu einem der beiden Typen. Interessanterweise wechseln wir auch
je nach Textsorte unser Schreibverhalten. Es kann sein, dass jemand bei Kurzgeschichten und Briefen ein Strukturschaffer
ist, jedoch beim Schreiben eines Fachartikels oder einer wissenschaftlichen Arbeit als Strukturfolger arbeitet.

Wichtig ist dabei, das eigene Schreibverhalten zu reflektieren, um die jeweiligen Defizite des Schreibertyps auszugleichen
und sich ein paar Schritte weiter in die goldene Mitte zwischen diesen beiden Typen zu bewegen.

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

2.3 Die eigene Schreibbiografie


Um den Schreibprozess optimal bewältigen zu können, ist es nützlich, die eigene Schreibbiografie zu betrachten. Welche
Arten des Schreibens bzw. welche Textsorten haben bisher eine Rolle gespielt und welche Erfahrungen hat man damit
jeweils gemacht? Gibt es Ereignisse, die als Zäsur zu deuten sind? Gab es Schreibhemmungen und wenn ja, welche Ursachen
können dahinter gesteckt haben? Welchen Titel könnte man der eigenen Schreibbiografie geben?

Die Erinnerungen und Reflexionen können grafisch aufbereitet werden:


„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter

Und stehen dafür gerade.


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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

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Abbildung 1: Beispiel einer grafisch gestalteten Schreibbiografie

3KDVHQ, die rückblickend als positiv betrachtet werden

3KDVHQ, die rückblickend als negativ betrachtet werden

Ein sonniges Wochenende


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Bewerbungsschluss: 17. März 2019

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Schreibberatung für Studierende Der Schreibprozess

Wenn man sich mit der eigenen Schreibbiografie auseinandersetzt, kann man die Motivation für die aktuelle Arbeit stärken,
indem man an positive Erlebnisse andockt. Im Geiste kann man die Zeiten wieder lebendig werden lassen, in denen das
Schreiben gelungen ist und Freude bereitet hat und man kann sich fragen, was damals zu diesem Gelingen beigetragen
hat und wie man es heute wieder aufgreifen kann. Umgekehrt kann man aus der zeitlichen Distanz umso besser auch
den negativen Erlebnissen auf den Grund gehen und nach den Ursachen fragen.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen

3 Methoden, die den Schreibprozess


unterstützen
Zu den Kernproblemen, die der Schreibprozess mit sich bringt, gehören die Überlastung unseres Arbeitsspeichers, oft
einhergehend mit einem Verlust des Überblicks, und die fehlende Motivation, um den langwierigen Prozess durchzustehen.

Wer schreibt, ist gleichzeitig mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert. Dazu gehört, eine Idee in Worte zu übersetzen,
diese Worte korrekt niederzuschreiben, das Vorwissen und die Erwartungen der Adressaten zu bedenken, zu wissen, was
man bereits geschrieben hat und zu planen, was als nächstes in den Text gehört etc. Mit all diesen Dingen, die zeitgleich
bedacht werden müssen, sind wir überfordert, wodurch das Schreiben entweder langsamer wird oder ganz stoppt.

Um diesen Kernproblemen zu entgehen, gibt es Methoden, die im Folgenden vorgestellt werden.

3.1 Freewriting
Das Freewriting ist eine Schreibtechnik, die für jede Phase des Schreibprozesses wertvoll und für ganz unterschiedliche
Einsatzmöglichkeiten verwendbar ist.

Die Technik ist geeignet, um:

• sich vor dem Schreiben aufzuwärmen und dadurch die Konzentration zu steigern
• Schreibhemmungen abzubauen
• die Motivation für den Text, der zu schreiben ist, zu erhöhen
• neue Ideen zu produzieren

Freewriting funktioniert denkbar einfach:

Nehmen Sie sich ein, zwei Minuten, um zu entspannen und den Kopf freizubekommen. Freewriting ist nichts, was man
„gut“ machen muss, die Entspannung ist das Wichtigste, um die Technik wirksam einzusetzen.

Wählen Sie eine Zeitspanne aus, während der Sie schreiben möchten. Für den Anfang sind 10 Minuten ideal, später
können es auch 15 oder 20 Minuten werden. Längere Freewritingsessions führen in der Regel zu keinem guten Ergebnis
mehr, da man sich zu weit vom Gegenstand entfernt.

Nun wird geschrieben, und zwar zügig, aber nicht hektisch. Die wichtigste Regel lautet: Setzen Sie nicht den Stift ab,
sondern schreiben Sie einfach alles auf, was Ihnen durch den Kopf geht. Der Text soll nicht bewusst gestaltet werden,
sondern frei aus Ihnen herausfließen. Wenn Ihnen nicht mehr einfällt, schreiben Sie so lange „Mir fällt nichts mehr ein.
Mir fällt nichts mehr ein“, bis sich ein neuer Gedanke einstellt oder formulieren Sie eine Frage wie „Was fällt mir noch
ein?“, um den Gedankenfluss wieder anzuregen. Rechtschreibung und Grammatik spielen keine Rolle, es braucht sich
auch nicht um vollständige Sätze zu handeln, denn da wir schneller denken als schreiben, sind Satzfetzen naheliegend.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen

Wenn die Zeit um ist, hören Sie sofort auf zu schreiben. Lesen Sie sich den Text durch und markieren Sie alles, was Ihnen
interessant zu sein scheint.

Das ist der grundlegende Ablauf eines Freewritings, wie es der Schreibforscher Peter Elbow erfunden hat, das man in drei
Variationen ausführen kann (vgl. Elbow 1998).

1. Genauso wie oben beschrieben schreibt man einfach alles auf, was einem durch den Kopf geht. Diese
Variante ist vor allem als Aufwärmübung vor dem Schreiben gedacht, weil sie „den Kopf aufräumt“ und
hinterher eine bessere Konzentration ermöglicht.
2. Die zweite Variante ist zielgerichteter und besteht darin, sich ein Thema zu geben und alles aufzuschreiben,
was einem zu diesem Thema durch den Kopf geht. Das können Ideen und Fragen sein, man notiert aber
auch all die Zweifel, an die man denkt oder den Unmut, den dieses Thema auslöst. Wieder ist es wichtig,
tatsächlich frei und unzensiert zu schreiben. Elbow bezeichnet dieses Variante als „directed freewriting“.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen

3. Schließlich gibt es noch das „loop writing“ als dritte Variante. Es hilft dabei, einen Gedanken zu vertiefen,
einer Idee auf die Spur zu kommen. Dazu wählt man einen bestimmten Aspekt aus, zu dem man das
Freewriting machen möchte, schreibt ihn oben auf die Seite und legt los. Wenn man richtig im Schreibfluss
ist, unterbricht man sich, nimmt ein zweites Blatt, schreibt wieder den gewählten Aspekt auf das Blatt,
schreibt los, unterbricht sich mitten im Schreibfluss. Das führt man insgesamt dreimal aus. Wem das loop
writing nach Elbow zu unbestimmt vorkommt, der kann auch die geführtere Variante ausprobieren, die
von Ulrike Scheuermann stammt und von ihr „Schreibstaffel“ genannt wird (Scheuermann 2011, S. 84f.).
Dabei nimmt man sich eine kurze Zeitspanne für ein Freewriting mit einem thematischen Schwerpunkt.
Nach Ablauf der Zeit (sie schlägt vier Minuten vor, was mir zu kurz vorkommt, 10 Minuten braucht
man schon) liest man den Text, markiert interessante Gedanken und formuliert dazu einen Kernsatz. Zu
diesem Kernsatz schreibt man den zweiten Freewritingtext und wiederholt den Ablauf, um schließlich mit
dem neuen Kernwort einen dritten Freewritingtext zu schreiben. Am Ende kann man noch einen vierten
Kernsatz formulieren, um die ganze Schreibstaffel zusammenzufassen.

3.2 Cluster
Das Clustern ist eng mit dem Brainstorming und Mindmapping verwandt. Während bei Mind Maps jedoch die Struktur
im Vordergrund steht, liegt der Schwerpunkt beim Clustern auf dem Sammeln und Assoziieren (vgl. Rico 1998).

In die Mitte eines Blattes schreibt man ein Kernwort, also das Thema, zu dem man schreiben möchte, und kreist es
ein. Rundherum notiert man nun die ersten Wörter oder Satzfetzen, die einem spontan zu diesem Kernwort einfallen,
kreist auch sie ein und verbindet sie mit einer Linie mit dem Kernwort. Diese neuen Wörter rufen weitere Assoziationen
hervor, die man ebenfalls notiert und mit einer Linie zu ihnen verbindet. Cluster lässt sich mit ‚Büschel‘ oder ‚Traube‘
übersetzen, und traubenartig gruppieren sich die Assoziationen um die jeweiligen Stichwörter. Wichtig ist dabei, entspannt
und unzensiert vorzugehen und einfach dem Gedankenfluss bzw. den Gedankensprüngen zu folgen, dann kann man gar
nichts falsch machen.

Wenn man ein paar Minuten geclustert hat, dann wird plötzlich klar, worüber man schreiben will und wie das Material,
das man soeben zusammengetragen hat, sich zusammenfügt - der Funke springt über. Man muss nicht alle Zweige, aus
denen das Cluster besteht, in den Text aufnehmen - müssen muss man sowieso nichts. Vielleicht hat dieses erste Cluster
auch nur eine Idee entstehen lassen, die man in einem neuen zweiten Cluster erst einmal ausarbeiten will.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen


Abbildung 2: Beispiel eines Clusters zum Thema Poetry Slam

Tipp:

Cluster fertigt man am besten per Hand an. Wer aber doch eine Computerdarstellung wünscht, zum Beispiel, um das
handgefertigte Cluster hinterher übersichtlicher zu gestalten, kann dies unter www.bubbl.us erledigen.

3.3 Mind Maps


Mind Maps sind inzwischen ein sehr bekanntes Instrument, um Wissen zu organisieren. Trotzdem soll im Folgenden
noch einmal kurz dargestellt werden, worauf es beim Erstellen eines Mind Maps ankommt, denn nur wenn sie den Regeln
gemäß ausgeführt werden, entfalten sie ihre Wirkung.

Mind Maps werden aus der Mitte heraus aufgebaut. In das Zentrum schreibt man den zentralen Begriff oder Satz, etwa
das Thema der Arbeit. Wer mag, kann dieses Zentrum auch grafisch gestalten. Vom Zentrum gehen die Hauptäste aus,
die jeweils ein Hauptthema des Mind Maps enthalten. Sie werden dicker gestaltet als die Zweige, die sich an die Hauptäste
anschließen. Die Begriffe Äste und Zweige legen es schon nahe, ein Mind Map erinnert in der Gestaltung ein wenig an
einen in alle Richtungen wuchernden Baum. Die Zweige müssen immer miteinander verbunden werden, es können sich
jedoch so viele Zweige aneinander anschließen, wie es das Thema hergibt. Wichtig ist dabei, dass jeder Zweig mit nur
einem Schlüsselwort beschriftet wird, denn ein einzelnes Wort eröffnet Raum für weitere Assoziationen und Verbindungen,
zwei Wörter oder mehr schränken diesen Assoziationsraum viel stärker ein.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen

Bei der Gestaltung des Mind Maps empfiehlt es sich Farben und Symbole zu verwenden, so wird auf den ersten Blick
deutlich was zusammen gehört, wie etwas bewertet wird, wo noch Fragen offen sind (vgl. Rustler 2011).

Abbildung 3. Ein erstes Mind Map für die Planung dieses E-Books

Mind Maps können auf dem Papier oder per Software erstellt werden, beides hat Vorteile. Auf dem Papier ist eine
individuellere Gestaltung möglich und die Freiheit bei der Anordnung und Gestaltung ist größer. Das Zeichnen, Schreiben,
Malen mit der Hand ermöglicht einen spielerischen, kreativen und zwangloseren Zugang zum Thema. Außerdem hilft
die handschriftliche Variante besser, sich die Dinge, die man notiert, auch zu merken.

Ellenbogenmentalität
bei MLP.

Karriere ist kein Konkurrenzkampf – jedenfalls nicht bei uns.

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Schreibberatung für Studierende Methoden, die den Schreibprozess unterstützen

Eine Mind Map-Software hingegen bietet den Vorteil, das Mind Map jederzeit verändern zu können, gegebenenfalls ist
das Ergebnis auch übersichtlicher. Je nach verwendeter Software kann man die Mind Maps in andere Formate exportieren
und die Schlüsselwörter mit dem Internet oder mit Dateien verknüpfen.

Für Mind Map-Softwae kann man Geld und auch sehr viel Geld ausgeben. Die kostenlose Variante Freemind bietet
jedoch erst einmal alles, was man braucht, um Mind Maps am PC zu erstellen. Sie ist erhältlich unter: http://freemind.
sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page

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Schreibberatung für Studierende Wissenschaftlichkeit

4 Wissenschaftlichkeit
Um eine gute wissenschaftliche Arbeit schreiben zu können, muss man zunächst einmal wissen, welchen Ansprüchen man
dabei gerecht werden muss. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich am eigenen Institut bzw. beim jeweiligen Dozenten nach den
spezifischen Vorschriften zu erkundigen. Darüber hinaus gelten jedoch einige Richtlinien fächer- und institutsübergreifend
für das wissenschaftliche Schreiben (vgl. http://www.arbeitschreiben.de/anforderungen-wissenschaftliche-arbeit.htm).

Als Nummer eins zu nennen ist der ehrliche Umgang mit den Fakten. Weder darf Material verfälscht werden, noch dürfen
Plagiate in die Arbeit einfließen. Jedes Zitat und jede fremde Idee ist als solche zu kennzeichnen.

Die korrekten Quellenangaben berühren auch Punkt zwei: Die beschriebenen Ergebnisse müssen für die Leser
nachvollziehbar und überprüfbar sein. Das ist nur möglich, wenn alle verwendeten Quellen aufgeführt werden und
gegebenenfalls noch ihre Herkunft, Art und Qualität genannt werden.

Daraus folgt als Punkt drei die Wiederholbarkeit der Ergebnisse, die Untersuchung muss also zuverlässig sein.

Punkt vier ist, besonders für Strukturschaffer, im Eifer des Schreibens weniger offensichtlich, als man meinen sollte: Die
Arbeit muss tatsächlich Antworten geben, auf die von ihr aufgeworfene Frage.

Die Sprache einer wissenschaftlichen Arbeit sollte klar und sachlich sein. Weder ein übertriebener Fachjargon noch ein
umgangssprachlicher Stil wären angemessen. Mehr zur Wissenschaftssprache findet sich in Kapitel 8.5.

Sachliche Klarheit sollte auch das Layout der Arbeit ausstrahlen. Ein schlichter Stil, der dem Leser Orientierung bietet,
ist zu bevorzugen.

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Schreibberatung für Studierende Die Schreibeinstimmung

5 Die Schreibeinstimmung
Bevor man ein Schreibprojekt startet, aber auch jeden Tag, bevor man sich an die Arbeit macht, gilt es, sich auf das
Schreiben einzustimmen und Bedingungen zu schaffen, die die Arbeit unterstützen und die Motivation aufrecht halten.

5.1 Arbeitsumgebung
Damit das Schreiben angenehm und konzentriert verlaufen kann, muss die Arbeitsumgebung möglichst optimal gestaltet
werden. Zunächst stellt sich die Frage, wo der beste Arbeitsort ist. Das kann die Bibliothek sein oder der heimische
Schreibtisch, mancher wird sich aber auch am Küchentisch, im Café oder auf dem Fußboden inmitten seiner Unterlagen
am wohlsten fühlen. Es empfiehlt sich, verschiedene Orte auszuprobieren, gut möglich ist auch, dass die verschiedenen
Arbeitsphasen an unterschiedlichen Orten am besten ausgeführt werden können. Vielleicht wird die Rohfassung auf dem
Fußboden oder Sofa getippt und die Überarbeitung erfolgt in der Bibliothek.

Verknüpft mit der Frage nach den besten Arbeitsbedingungen ist auch die Frage, in welcher Rolle man sich als Autor dieser
Arbeit sieht. Je nachdem ob man sich selbst als begeisterten Forscher, in die Pflicht genommenen Schüler oder als eine
Art Angestellten im Bürojob sieht, werden andere Orte und Gestaltungsmöglichkeiten helfen, um die Arbeit zu schreiben.

Stets wird es jedoch notwendig sein, dafür zu sorgen, genug Platz zu haben, Ruhe und ausreichendes Licht. Hilfreich ist
es, sich mit Stiften, Notizbüchern und anderen Materialien auszurüsten, die man besonders gerne benutzt. Das ist zwar
nur eine Kleinigkeit, aber auch die unbedeutenden Dinge tragen zum Gelingen des Projektes bei.

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Schreibberatung für Studierende Die Schreibeinstimmung

Eine Frage, die sich viele immer wieder stellen ist, wie lange „muss“ ich denn pro Tag arbeiten? Über den Daumen gepeilt
sind vier Stunden ein gutes Ziel. Sie erlauben, sich intensiv mit der Materie zu beschäftigen, ohne Gefahr zu laufen, sich
zu verausgaben oder anderen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können.

5.2 Motivation
Im Idealfall hat man sich das Thema der Arbeit selbst ausgesucht und bringt daher von vornherein Interesse dafür mit.
Doch selbst in diesem Fall gerät man im Laufe der Arbeit womöglich in ein Motivationsloch und verliert das Interesse, ganz
zu schweigen von den vielen Fällen, in denen man sich mit einem von außen herangetragenem Thema arrangieren muss.

Für die Motivation ist es sehr wichtig, dass man sich klarmacht, was einen an diesem Thema interessiert, man also einen
persönlichen Bezugspunkt findet. Ein Freewriting, wie es in Kapitel 3.1 vorgestellt wurde, ist dafür ein guter Ansatz.
Ebenso gut kann man eine Liste verfassen mit allen Gründen, warum man diese Arbeit schreiben möchte. Ehrlichkeit ist
hier sehr wichtig, alle Gründe zählen, auch wenn man damit jemand anders übertrumpfen möchte oder keinen anderen
Grund findet, als mit dieser Arbeit dem Abschluss dieses entsetzlichen Studiums einen Schritt näher zu kommen.

Oft hört man den Rat, sich selbst für das Leisten eines bestimmten Tagespensums eine Belohnung in Aussicht zu stellen.
Wenn man also beispielsweise fünf Seiten oder zwei Stunden geschrieben hat, darf man Schokolade essen, Fernsehen oder
sinnlos im Internet surfen. Falls das funktioniert, kann man dieses Mittel natürlich nutzen, groß ist allerdings die Chance,
dass die in Aussicht gestellte Belohnung keine Wirkung zeigt, denn erstens wissen auch die besten Selbstbelüger, dass sie
selbstverständlich an die Schokolade, den Fernseher, das Internet herankommen, auch wenn sie nicht geschrieben haben.
Das macht es schon schwieriger, die Situation tatsächlich als motivierenden Mangel zu erleben.

Zweitens heißt die Kehrseite der Belohnung Strafe. Indem man für das Schreiben eine Belohnung aussetzt, kann es
passieren, dass man sich damit ständig signalisiert, es handele sich dabei um etwas Unangenehmes, auf diese Weise kann
natürlich keine Motivation entstehen.

Besser ist es, die Schreibaufgabe so angenehm wie möglich zu gestalten. Das fängt schon damit an, dass man sich den
Latte macchiato caramell deluxe nicht als Belohnung für das geleistete Schreiben aussetzt, sondern ihn sich während
des Schreibens gönnt. Außerdem muss man sich natürlich fragen, warum man das Schreiben aufschiebt. Falls man im
Sommer eine Seminararbeit zu schreiben hat und sich einsam an den Schreibtisch gefesselt fühlt, während alle anderen
Ferien machen, würde es wohl schon helfen, die Arbeit nach draußen und unter Menschen zu verlagern.

Letztlich kann man sich doch mit einer Belohnung ködern, sie sollte allerdings nicht von außen kommen, sondern aus
dem Schreiben selbst. Dafür ist es notwendig, die Aufmerksamkeit auf den Prozess zu richten und nicht auf das Produkt.
Sich vor Augen zu führen, was man am Schreiben, an diesem Thema und am Studium mag oder früher mochte, ist ein
erster Schritt, wieder Freude aus dieser Tätigkeit zu beziehen und das ist die wirksamste aller Belohnungen.

5.3 Zeitplan
Enorm wichtig ist es, sich für die gesamte Arbeit und für jeden Tag einen Zeitplan zu erstellen. Er hilft dabei, die Übersicht
zu behalten, zu wissen, an welcher Stelle des Arbeitsprozesses man sich befindet, ob man mit der zugestandenen Zeit
auskommen wird und was als nächstes zu tun ist. Nichts ist motivierender als zu sehen, dass man vorankommt.

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5.3.1 Einen Zeitplan erstellen

Um einen Zeitplan zu erstellen, nimmt man zunächst die Gesamtzeit, die zur Verfügung steht und reserviert das gesamte
letzte Drittel für die Überarbeitung.

Als nächstes wird ein Wochenplan detailliert mit Teilzielen ausgearbeitet. Spätestens hier, wenn nicht schon im vorherigen
Schritt, stößt man unweigerlich auf die Frage: Wie soll ich wissen, wie lange ich brauche? Zum einen kann man
Erfahrungswerte sammeln, zum anderen muss man wohl oder übel die gesetzten Rahmenbedingungen akzeptieren, also
den festgelegten Abgabetermin für die Abschlussarbeit oder das Auslaufen des Dissertationsstipendiums, und das Beste
aus dieser Zeit machen.

Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass etwa 30 % der zur Verfügung stehenden Zeit für das Recherchieren und
Strukturieren einzuplanen sind. 20 % werden für das Schreiben der Rohfassung genutzt. 10 % stehen für die anschließende
Reflektion zur Verfügung und 40 % werden für die Überarbeitung benötigt.

Tipp:

Eine amerikanische Universität bietet einen Rechner an, der je nach Fach angibt, bis wann man welchen Arbeitsschritt
vollzogen haben sollte. Für Hausarbeiten: http://www.lib.umn.edu/, für Dissertationen: http://www.lib.umn.edu/. Solange
man diesen Service nur als Vergleich mit dem eigenen Plan verwendet, ist es eine interessante Berechnung.

5.3.2 Einen Zeitplan einhalten

Einen Plan zu erstellen, ist eine Sache, ihn einzuhalten, eine ganz andere. Um die Umsetzung zu erleichtern, ist zunächst
einmal ein Schritt notwendig, für den man ein bisschen Tapferkeit mitbringen muss: die Bestandaufnahme. Mindestens drei
Tage, aber am besten eine ganze Woche lang, schreibt man nach jeder Viertelstunde kurz auf, was man gerade getan hat.
10 Uhr E-Mals gelesen, 10:15 Uhr Kaffee gekocht, bei Facebook reingeschaut, 10:30 Uhr angefangen zu schreiben, E-Mail
gelesen … Das ist ein wenig mühsam, doch die Mühe lohnt sich, vor allem ist diese Maßnahme unglaublich entlarvend.
Wenn man einmal erkennt, mit welchen Tätigkeiten man Zeit verschwendet – und oft sind das Tätigkeiten, die man nicht
einmal besonders anziehend findet, dann erkennt man auch, dass noch Zeitreserven vorhanden sind – wenn man nur will.

Um morgens rasch starten zu können, muss man sich heute schon vorbereiten. Der wichtigste Tipp stammt von keinem
anderen als Ernest Hemingway, der dazu riet, erst dann mit dem Schreiben aufzuhören, wenn man weiß, wie es weitergehen
wird. Wer sich also am Vortag ein paar Notizen dazu macht, was als nächstes kommen soll, ebnet sich den Weg, um
schnell in den Textfluss zu finden.

Diesen Rat kann man noch erweitern und jeweils am Vorabend maximal sechs konkrete Punkte notieren, die man
anderntags beim Schreiben erledigen möchte. Dabei muss man natürlich ein realistisches Maß im Blick behalten.
Hilfreich ist dieses Mittel auch, weil man das Gefühl bekommt, tatsächlich etwas geleistet zu haben. Gerade wenn sich
ein Schreibprojekt noch in der Planungsphase befindet und man sich nicht eine bestimmte Seitenzahl vornehmen kann,
die man täglich schreiben will, hat man ohne konkrete Tagesaufgaben schnell das Gefühl, nicht voranzukommen. Sind
die sechs vorgenommenen Punkte jedoch erledigt, weiß man, was man getan hat.

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Günstig ist es außerdem, eine feste Zeit für das Schreiben zu reservieren, eventuell kann man sich sogar per Wecker,
Handyalarm oder ähnliches daran erinnern lassen. Auch zu wissen, wie lange die Schreibzeit dauern wird, hilft dabei,
schneller zu starten. Immer wieder liest man auch den Rat, stets dieselbe Uhrzeit zu reservieren, damit sich eine Routine
einstellt und man gar nicht mehr lange zögert oder nachdenkt und sofort mit der Arbeit beginnt.

Auf viele Autorinnen und Autoren wirkt es enorm beschleunigend, sich mit einer begrenzten Zeit an den Schreibtisch zu
setzen. Dabei gibt es zwei Methoden. Bei der ersten nimmt man sich eine relativ kurze Zeitspanne vor, etwa 15 oder 20
Minuten, in der man auf jeden Fall durcharbeiten will, der „heimliche“ Gedanke ist dabei, dass man auf diese Weise in den
Fluss findet, ohne sich von einem Gedanken an das gesamte Tagespensum abschrecken zu lassen. Falls man nach dieser
kurzen Zeitspanne wieder aufhören möchte, ist das auch okay, das Minimalsoll ist erledigt. Man benutzt zur Zeitmessung
am besten eine Sanduhr, damit man möglichst nicht von dem Signal, dass die Zeit abgelaufen ist, unterbrochen wird.

Für die zweite Methode nutzt man einen Kurzzeitmesser, der durch sein Ticken oder Herunterzählen permanent daran
erinnert, dass die Schreibzeit immer weniger wird. Man wählt am besten eine Zeitspanne, die so lang wie möglich und so
kurz ist, dass man sich keine Pausen oder Abschweifungen erlauben kann. Wenn nach Ablauf dieser Zeit auch wirklich
Schluss ist mit dem Schreiben, erzieht man sich dazu, das anfängliche Zeitverschwenden wegzulassen oder stark zu straffen.

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Schreibberatung für Studierende Die Schreibeinstimmung

Apropos straffen. Um das Warmtrödeln effektiver zu gestalten, ist es nützlich, eine sogenannte Startliste zu verwenden.
Diese wurde von Nancy Rawlinson erfunden (vgl. http://www.thefastertimes.com/writingadvice/2010/01/29/start-me-
up-why-lists-can-make-all-the-difference-to-your-writing/) und erlaubt es, all die Kleinigkeiten, mit denen man sich so
gerne aufhält, zügig hintereinander zu erledigen, um dann mit der Arbeit zu beginnen. Man macht sich eine Liste mit den
Dingen, die zur persönlichen Warmtrödelroutine gehören. Kaffee kochen, E-Mails checken, Facebook, Twitter, noch mal
E-Mails prüfen … Indem man diese Liste wie eine übliche to-do-Liste abhakt, ist man schneller, da man sich nicht mehr
mit seinem schlechten Gewissen aufhalten muss. Außerdem ist die Liste nun mal begrenzt, der soundsovielte Facebook-
Besuch steht gar nicht erst zur Debatte.

5.4 Pausen
Wissenschaftliches Arbeiten ist anstrengend. Nach mehreren Stunden am Schreibtisch kann man sich wie gerädert fühlen
durch das Starren auf den Bildschirm, das konzentrierte Denken, die erzwungene Bewegungslosigkeit … Pausen helfen
dabei, frisch zu bleiben und dauerhaft konzentriert zu sein, sie beugen Verspannungen vor, geben dem Text Raum, um zu
reifen und durch die Verkürzung der Arbeitszeit und das Fixieren fester Endpunkte, wird es einfacher, keine Störungen
zuzulassen.

Alle 90 Minuten sollte eine Pause die Arbeit unterbrechen, Lernforscher bestätigen, dass dieser Rhythmus günstig ist.
Empfehlenswert ist es, einen Wecker oder Kurzzeitmesser zu verwenden, um den Pausentermin nicht zu verpassen.

Was man während der Pause macht, beeinflusst wesentlich, wie nützlich sie ist. Schnell etwas zu recherchieren oder weiter
auf den Bildschirm zu starren, indem man E-Mails beantwortet ist nicht nutzbringend. Besser ist es, sich kurz hinzulegen,
um zu dösen oder zu schlafen, sich zu bewegen, indem man neue Wasserflaschen aus dem Keller holt, schnell um den
Block geht oder sich auf den Stepper schwingt, Dehnübungen zu machen und natürlich zu lüften.

Nach einer etwa neunzigminütigen Arbeitsphase kann man sich 15 bis 20 Minuten Pause gönnen. Wie lange diese Phase
dauert und wie man sie am besten nutzt, um anschließend erfrischt weiterzuschreiben, muss jeder für sich herausfinden.

Für manche Menschen liegt in den Pausen natürlich auch die Gefahr, sie auszudehnen, bis der Arbeitstag aus Pausen besteht,
die durch kurze Arbeitseinheiten unterbrochen werden. Wer Pausen nutzt, um das Schreiben aufzuschieben, sollte auf
jeden Fall mit einem Kurzzeitmesser oder einem anderen Signal arbeiten, um das Ende der Pause zu markieren. Darüber
hinaus ist es sinnvoll, sich zu überlegen, wie man anschließend wieder einen angenehmen Einstieg ins Schreiben finden
kann. Eine schnelle Auflistung oder Gliederung der nächsten Schritte, ein kurzes Freewriting wären zwei Möglichkeiten,
wieder mit der Arbeit zu beginnen.

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Schreibberatung für Studierende Die Schreibeinstimmung

Tipp:

Überlegen Sie sich:

Wie lange schreiben Sie am Stück? Wie fühlen Sie sich danach?

Wie viele Pausen bauen Sie pro Arbeitstag ein?

Wie gestalten Sie Ihre Pausen?

Wie finden Sie aus den Pausen zurück zum Schreiben?

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Schreibberatung für Studierende Ein Thema finden und eingrenzen

6 Ein Thema finden und eingrenzen


In der Regel fängt man bei der Themensuche nicht bei Null an, sondern hat ein Seminar besucht, eventuell sogar ein
Referat gehalten und sich so bereits das übergreifende Thema ein wenig erschlossen. Ein Referat gehalten zu haben und es
später zu einer Hausarbeit auszuarbeiten ist natürlich besonders günstig, da man von den anschließenden Kommentaren
und der Diskussion profitieren kann. Am besten bittet man einen Kommilitonen, Notizen zu der Diskussion zu machen,
da man selbst wahrscheinlich zu aufgeregt oder beschäftigt sein wird.

Das ideale Thema lässt sich ganz kurz beschreiben: Es ist interessant und machbar. Interessant bedeutet, man kann
einen persönlichen Bezug herstellen und sich diesem Thema mit echter Neugier nähern. Falls man nicht die Möglichkeit
bekommt, ein Thema selbst zu wählen, lohnt es sich stets, das aufoktruierte Thema so lange zu drehen und zu wenden,
bis man einen Aspekt gefunden hat, der ein persönliches Interesse anspricht. Trotzdem sollte man in diesem Bereich auch
Vorsicht walten lassen. Wenn man ein großer Fan eines Gegenstandes ist, etwa einer Epoche oder einer historischen Figur,
dann kann es auch passieren, dass man distanzlos wird und das wird keiner wissenschaftlichen Betrachtung gut tun.

Machbar sollte ein Thema natürlich auch sein. Darunter fällt, dass das benötigte Material zur Verfügung stehen muss, es
auch in dem zur Verfügung stehenden zeitlichen Rahmen bearbeitet werden kann und dass man das Material wirklich
verstehen kann. Modethemen sind beispielsweise ein Problem, da sehr viel neues Material zur Verfügung steht, das von
anderen Forschern noch nicht eingeschätzt und damit vorsortiert wurde. Es wird also schwierig sein, die Menge an
Forschungsliteratur zu bewältigen (vgl. Kruse 1999, s. 191).

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Schreibberatung für Studierende Ein Thema finden und eingrenzen

Eine gute Themenstellung ist eng definiert. Sie wirft eine präzise Frage auf, die dann im Text auch beantwortet werden
kann. Selbstgewählte Themen sind in der Regel zwar interessant, doch zu weit gefasst. Man sollte die Themenstellung auf
jeden Fall mit dem zuständigen Dozenten absprechen.

Freewriting, Cluster und Mind Maps sind ideale Techniken, um sich einem Thema zu nähern und eine präzise Fragestellung
herauszuschälen.

Tipp

Hilfreich ist es, so früh wie möglich damit anzufangen, Themen zu sammeln. Dozenten nennen manchmal beiläufig
gute Themen in ihren Seminaren. Auch die Titel der Referate, die man hört, und der Arbeiten, die Kommilitonen
schreiben, gehören auf diese Liste. Man kann die Themen entweder direkt aufgreifen oder ihr Muster auf ein ähnliches
Forschungsobjekt übertragen. Auf jeden Fall wird man ein Gespür für gut zugespitzte Themen entwickeln.

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

7 Material sammeln
Die Zeit, die für das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit zur Verfügung steht, ist stets begrenzt. Ein Abgabetermin,
das Ende des Semesters oder der Stipendiendauer, oder auch ganz einfach das Ende der Geduld des Betreuers oder der
eigenen markieren einen Zeitabschnitt, der immer zu kurz bemessen zu sein scheint. Die Materialsuche und das Lesen
der Lektüre nehmen einen großen Teil dieser Zeit in Anspruch, daher ist es umso wichtiger, schon in dieser frühen Phase
planvoll und zeitsparend vorzugehen.

7.1 Recherchieren
Die Literaturrecherche kann ein entmutigender Prozess sein. Entweder findet man zu viel und fühlt sich von der Masse
erschlagen oder man findet zu wenig und verzweifelt ob der Frage, womit man arbeiten soll. Um die Recherche gut zu
nutzen, hängt alles von einem sehr planvollen Vorgehen ab.

Zunächst einmal sollte man sich fragen, was genau an Material benötigt wird. Das bedeutet, dass man sein Thema klar
eingegrenzt haben sollte. Man wählt nur das aus, was tatsächlich relevant ist. Natürlich begegnet man auch einer Menge
Literatur, die man interessant findet und vielleicht zur Erhellung irgendeines Nebenaspekts gebrauchen könnte, doch
wenn man so vorgeht, wird man von einem Bücherberg erschlagen.

Man beginnt die Recherche mit einer Suche nach relevanten Stichwörtern in Handbüchern oder Lexika. Sie werden zu
weiteren Literaturangaben führen.

Schlagwortkataloge in der Bibliothek, Online-Datenbanken und Informationsdienste sind weitere wichtige Quellen.

Allerdings sucht man nicht alle Veröffentlichungen, die für das Thema relevant sein könnten, sondern fahndet gezielt nach
den neuesten Forschungsbeiträgen und nach den Artikeln, die der eigene Dozent zu diesem Thema veröffentlicht hat.

Ausgehend von diesen ersten Funden, erhält man einen ersten Einblick, welche anderen Veröffentlichungen relevant zu
sein scheinen und arbeitet sich dann per Schneeballsystem tiefer in die Forschungsliteratur ein.

7.1.2 Zu wenig Material finden

Bei der Recherche kann es passieren, dass man den Eindruck hat, zu diesem Thema gäbe es keine Literatur. Nur in den
seltensten Fällen wird das tatsächlich der Fall sein. Das Problem wird eher an einem mangelnden Umgang mit den
Recherchewerkzeugen liegen oder an der Auswahl der falschen Stichwörter bei der Suche. In letzterem Fall kann man
die Literatur, die man entweder gefunden oder aus dem Seminar mitgebracht hat, zu dem die Hausarbeit gehört, nach
weiteren relevanten Begriffen untersuchen, die als Begriffe für die Stichwortsuche verwendet werden können.

Eine weitere Lösung besteht darin, ein Freewriting oder ein Cluster zum Arbeitsthema zu machen, um neue Aspekte
daran zu finden, zu denen man ebenfalls recherchieren kann und um eine neue Perspektive auf das Thema zu entdecken.

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

Tipp

Jedes Institut hat eigene Datenbanken und Informationsdienste, die für die Literaturrecherche von Bedeutung sind.
Es empfiehlt sich, einen Einführungskurs ins Bibliografieren zu besuchen, der entweder vom Institut oder von der
Universitätsbibliothek angeboten wird.

7.1.3 Zu viel Material finden

Ebenso häufig stellt sich das Problem, dass zu viel Material vorhanden ist. Eine erste Hilfsmaßnahme besteht dann darin,
eine Mind Map zu erstellen und anhand dieser übersichtlichen Darstellung einige Themenaspekte auszuwählen, die man
ausklammern kann. Oft ist es sehr gut möglich, am Ende der Arbeit in einem Ausblick darauf hinzuweisen, dass diese
und jene Aspekte mit dem Thema verknüpft sind und in einer größeren Arbeit behandelt werden könnten. Man hebt sich
die ausgeklammerten Aspekte also für ein mögliches späteres Schreibprojekt auf.

Eine zu große Materialmenge kann auch ein Hinweis darauf sein, dass die Fragestellung zu weit gefasst wurde oder dass
sie zu weitgreifend interpretiert wird. Also fragt man sich noch einmal, was der Kern der Arbeit sein soll und um eine
möglichst klare, griffige Antwort zu finden, gibt es verschiedene Tricks:

• Man formuliert das Thema der Arbeit als Haiku. Das ist eine japanische Gedichtform, die aus drei Zeilen
besteht. Die erste Zeile besteht aus fünf Silben, die zweite aus sieben Silben und die dritte wieder aus fünf
Silben.

Grau ist alle Theorie.


Zeit für etwas Farbe.

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

• „Und worum geht’s?“ Beim sogenannten Küchenzuruf überlegt man sich, was man auf diese Frage kurz
zurückrufen würde.
• Man kann auch einen Brief oder eine E-Mail entweder an die Oma oder an ein zehnjähriges Kind schreiben,
um in ganz einfachen Worten das Thema zu erläutern. Wichtig ist bei dieser Methode, dass man höchstens
eine Seite schreibt und sich dafür maximal drei Minuten Zeit nimmt.

Klug wäre es auch, auf die verschiedenen Aspekte des Themas zu schauen, also auf die Mind Map, und sich dann den
Teilaspekt auszusuchen, der sich am einfachsten bearbeiten lassen wird.

Schließlich ist noch eine technische Eingrenzung des Themas möglich, indem man das Gebiet systematisch verengt.
Beispielsweise schreibt man dann nicht mehr über eine komplette Epoche, sondern über eine einzelne Strömung in
dieser Epoche.

7.2 Lesen
Die Literatur, die man schließlich ausgewählt hat, wird nicht komplett gelesen. Der erste Arbeitsschritt besteht darin, die
Bücher und Aufsätze zu überfliegen, um sich einen Eindruck davon zu verschaffen, womit genau sie sich beschäftigen,
also aus welcher Perspektive sie das Thema betrachten und was ihr Schwerpunkt ist. Anschließend sortiert man, welche
Texte oder Textabschnitte lohnen, komplett gelesen zu werden und welche man für die Arbeit nicht benötigt.

Beim Überfliegen schaut man sich das Inhaltsverzeichnis an, um zu erkennen, welche Kapitel für die eigene Arbeit relevant
sind. Außerdem durchblättert man das Buch, um zu erkennen, welche Schwerpunkte der Autor setzt. Dabei hilft es auch,
die Diagramme und Abbildungen, die möglicherweise vorhanden sind, zu betrachten. In dieser Arbeitsphase sollte man
sich keinesfalls festlesen (vgl. Esselborn-Krumbiegel 2002, S. 73ff.).

Hat man sich auf diese Weise einen Überblick erarbeitet, kann man als nächstes näher hinschauen, um sich zu orientieren.
Man liest die Einleitung und achtet darauf, welche Fragestellung der Text behandelt, welches Material und welche Methode
er verwendet. Im Hinterkopf sollte dabei stets die Frage sein, ob sich die Lektüre dieses Werkes für die eigene Arbeit
tatsächlich lohnt.

In dieser Phase liest man auch die Zusammenfassungen, die sich entweder an jedem Kapitelende oder am Ende des
Gesamttextes befinden.

Damit sich die Lektüre eines Textes lohnt, ist es am effektivsten, zuerst zu wissen, was man von diesem Buch oder Aufsatz
erfahren will. Auf diese Weise kann man zielgerichtet lesen und alles Unwichtige überspringen. Wie kann man wissen, was
man wissen will, wenn man noch gar nichts weiß? Doch, durch das Seminar, die Themenfindung und das Überfliegen der
Literatur ist natürlich schon ein Grundwissen vorhanden. Machen Sie ein Brainstorming, notieren Sie unzensiert auf einem
Blatt alles, was Sie über Ihr Thema bereits wissen. Anschließend können Sie ein Mind Map machen, um die Stichwörter
zu sortieren. Jetzt wird deutlich, wo bislang Ihr Wissensschwerpunkt liegt und wenn Sie nun Ihr Thema dagegenhalten,
können Sie schon gut erkennen, wo sich ihre Lücken befinden.

Notieren Sie sich, bevor Sie mit dem Lesen beginnen, konkrete Fragen, die Ihnen dieser Text beantworten soll.

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

Den nächsten Schritt bildet schließlich das Lesen und es sollte nie ohne Stift vonstatten gehen. Markierungen und
Anmerkungen sind das A und O des wissenschaftlichen Lesens, denn sie helfen dabei, gelesene Stellen wiederzufinden,
die Textstruktur zu verstehen und das Gelesene selbstständig zu durchdenken.

Die Leitbegriffe werden markiert, auf diese Weise erhält man einen Überblick über den Gedankengang des Textes. Des
Weiteren sollten unbedingt eigene Ideen, Fragen, Widersprüche und Zustimmung zum Text notiert werden. Man kann
eigene Symbole entwickeln und verschiedene Farben einsetzen. Am Anfang wird man zuviel markieren, wir kennen alle
die komplett unterstrichenen Bücher aus der Bibliothek, aber mit der Zeit wird man einen Blick für das Wesentliche
entwickeln.

Damit ist das Lesen jedoch noch nicht abgeschlossen. Um sich den Textinhalt zu eigen zu machen, ist es notwendig, ihn
in eigenen Worten auszudrücken. Deshalb fasst man das Wichtigste des Gelesenen zusammen. Diesen Prozess nennt
man auch exzerpieren und weil er für das wissenschaftliche Arbeiten so bedeutungsvoll ist, beschäftigt sich das nächste
Kapitel damit.

Man kann unmöglich über das Thema Lesen im Studium sprechen, ohne sie zu erwähnen: Die Fotokopien. Was das
Problem mit ihnen ist, drückt niemand schöner aus, als Umberto Eco:

„Vorsicht: Fotokopien können zum Alibi werden! Fotokopien sind ein unerlässliches Hilfsmittel, sei es, um einen in der
Bibliothek schon gelesenen Text zur Verfügung zu haben, sei es, um einen noch nicht gelesenen Text mit nach Hause
zu nehmen. Aber oft werden Fotokopien als Alibi verwendet. Man trägt Hunderte von Fotokopien nach Hause, man hat
ein Buch zur Hand gehabt und mit ihm etwas unternommen und glaubt darum, es gelesen zu haben. Der Besitz der
Fotokopien erspart die Lektüre. Das passiert vielen. Eine Art Sammel-Rausch, ein Neo-Kapitalismus der Information.
Setzt Euch gegen die Fotokopie zur Wehr! Habt Ihr sie, so lest sie sofort und verseht sie mit Anmerkungen. Seid Ihr nicht
unter Zeitdruck, dann fotokopiert nichts Neues, ohne Euch die vorherige Fotokopie angeeignet zu haben (und das heißt:
gelesen und mit Anmerkungen versehen). Es gibt vieles, was man gerade deshalb nicht weiß, weil man einen bestimmten
Text fotokopiert hat; so hat man sich der Illusion hingegeben, man hätte ihn gelesen.“ (Eco 1988, S. 162)

7.3 Exzerpieren
Der effektivste Weg mit wissenschaftlicher Literatur umzugehen ist das Exzerpieren. Zunächst wirkt diese Methode
umständlich und zeitaufwendig, wer sie jedoch gekonnt einsetzt, der wird ihre Vorteile erfahren: Die Inhalte werden
sofort kognitiv verarbeitet, man konzentriert sich auf die wesentlichen Informationen, was Zeit spart, das Material wird
gut archiviert und das Exzerpieren bereitet optimal das Schreiben der Erstfassung vor, sodass die schwierige Stufe vom
Lesen der Quellen zum Schreiben des eigenen Textes flacher wird.

Der wichtigste Punkt, der das Exzerpieren statt zu einer umständlichen zu einer effektiven Arbeitsmethode macht, ist
folgender: Man liest und bearbeitet den Text nicht komplett mit der gleichen Intensität, sondern man formuliert zunächst
eine Fragestellung und konzentriert sich dann auf jene Passagen, die diese Frage beantworten. Zielgerichtet arbeitet man
schneller und nimmt den Inhalt auch besser auf.

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

Der Kopf des Exzerpts sollte nach einem immer gleichen Muster aufgebaut sein, das übersichtlich die wichtigsten
Informationen der exzerpierten Publikation darstellt. Dazu gehören der Titel des Aufsatzes oder Buches, sein Standort
in der Bibliothek oder der Ablageordner der Kopie, das Exzerpierdatum, die Fragestellung, unter der der Text exzerpiert
wurde und eine knappe Zusammenfassung, worum es in dem Text geht. So stellt man sicher, dass man jederzeit das
Exzerpt zuordnen und mit ihm arbeiten kann.

Hier ein Beispiel:

„Hayes, J. R. (1996). A New Framework for Understanding Cognition and

Affect in Writing. In C. M. Levy & S. Ransdell, The Science of Writing. The -

ories, Methods, Individual Differences, and Applications. New Jersey: LEA,

S. 1–27.“

Standort: ERZ 84 ftnhi 751

Gelesen: 2010-10-28

Welchen Nutzen hat das Schreibmodell von Hayes für meine tägliche Arbeit?

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Schreibberatung für Studierende Material sammeln

Hayes stellt 15 Jahre nach seinem ersten Modell (Hayes-Flower) ein überarbeitetes Modell des Schreibprozesses vor, dieses soll
ein System sein, mit dessen Hilfe man den Schreibprozess besser untersuchen kann.

Nun schreibt man in eigenen Worten eine Zusammenfassung der gelesenen Textstelle, aber nicht nur das: Man erweitert
sie mit eigenen Kommentaren und Ideen, mit Erkenntnissen und Querverweisen. Optimalerweise schreibt man das
Exzerpt nicht in Stichwörtern, sondern bereits in ganzen Sätzen. Auf diese Weise leitet man schon über zum späteren
Erstellen der ersten Fassung der eigenen Arbeit. Wichtig ist dabei, dass man klar zwischen der Textzusammenfassung
und der Darstellung der eigenen Position unterscheidet.

Zusätzlich können Zitate notiert werden, um sie später in die wissenschaftliche Arbeit aufzunehmen. Zitate herauszuschreiben
ersetzt jedoch niemals die in eigenen Worten formulierte Zusammenfassung.

Indem man die Seitenzahlen notiert, sowohl bei den Zitaten als auch regelmäßig bei allen Textstellen, auf die man sich
bezieht, erleichtert man sich die spätere Weiterverarbeitung des Exzerpts.

Ein typisches Problem bei der Materialaneignung besteht darin, dass die fremden Texte nicht durchdrungen werden, man
nur wahllos Zitate aneinanderreiht, sich jedoch den Textinhalt nicht aneignen kann. In diesem Fall kann es helfen, sich
auf einer persönlicheren Ebene den Texten zu nähern, indem man ein Journal führt. Ein Lesejournal ist eine Art privates
Tagebuch, in das man Fragen notiert, die beim Lesen auftauchen, Ideen und Querverweise, bei Bedarf natürlich auch
Klagen über die Lektüre (vgl. Pyerin 2001, S. 989). Da ein Lesejournal als „privat“ betrachtet wird, sinkt die Hemmschwelle,
auch gefühlt dumme Fragen zu stellen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Text zu visualisieren, indem man Mind Maps oder Cluster erstellt oder ein
selbst entworfenes Visualisierungsprinzip verwendet. Auf diese Weise kann man Gewichtungen und Verbindungen
deutlich machen und ist gezwungen, den Text eigenständig zu durchdenken und zu vereinfachen.

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Schreibberatung für Studierende Die Gliederung

8 Die Gliederung
Nach der Sichtung des Materials und der Erschließung der Forschungsliteratur kommt der Punkt, an dem man für den
geplanten Text eine Struktur braucht. Hier zeigt sich, ob man das Material gut genug verstanden und verinnerlicht hat,
um es nun mit Distanz zu betrachten, gewichten und sortieren.

8.1 Zettelwirtschaft und Mind Maps


Wer besonders unsicher ist, wie die Gliederung zu finden sein wird, profitiert von der Methode, die Esselborn-Krummbiegel
vorschlägt. Sie sieht vor, jede Idee, Theorie, jeden Einfall und jede Anregung, die man bis zu diesem Punkt gesammelt hat,
auf Zettel zu schreiben, pro Idee ein Zettel. Diese Zettel legt man am besten auf dem Fußboden aus und nun wird sortiert.
Welche Zettel gehören zusammen? Man bildet Haufen und geht erst mal ganz locker und spontan vor. Wenn Haufen
gebildet wurden, wobei einige Zettel wahrscheinlich zunächst übrig bleiben, fragt man sich, was die Zettel im jeweiligen
Haufen verbindet, welche gemeinsamen Merkmale sie haben und unter welche Überschrift man jeden Zettelhaufen stellen
kann. Diese Fragen werden ein erneutes Verschieben und Austauschen mit sich bringen, doch wenn dieses abgeschlossen
ist, hat man die Themen der Arbeit kategorisiert

Nun geht man noch einmal andersherum vor, indem man überlegt, was die Gruppen trennt, worin sie sich unterscheiden.
Das bedeutet, man segmentiert.

In einem dritten Schritt hierarchisiert man die Zettelhaufen und Themenfelder. Dazu zeichnet man ein Mind Map. Die
Überschriften, die man den Haufen gegeben hat, dienen als die Hauptäste, die vom Zentrum ausgehen, nun ordnet man
jedem Zweig zu, was auf den Zetteln steht. Der Vorteil dieses Mind Maps bestehen neben der Übersichtlichkeit darin,
dass man nun erkennt, welche Bereiche am stärksten vertreten sind. Ob diese Gewichtung für die Themenstellung der
Arbeit zielführend ist oder ob andere Bereiche noch stärker ausgebaut werden müssen, ist nun zu bedenken. Schließlich
kann man mit dem Blick auf die klare Mindmapstruktur festlegen, in welcher Reihenfolge die Themen am sinnvollsten
präsentiert werden (vgl. Esselborn-Krumbiegel 2002, S. 94ff.).

Wer schon Erfahrungen mit dem wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt oder das Gefühl hat, das Material gut im Griff
zu haben, kann auch die Zettelwirtschaft überspringen und sofort mit dem Mind Map beginnen.

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Schreibberatung für Studierende Die Gliederung

8.2 Zu viel Material oder zu wenig Struktur


Wer eine Gliederung erstellt, kämpft häufig gegen eines der beiden Grundprobleme: Entweder hat man viel zu viele
Ideen und ist damit überfordert, jetzt schon ein Grundgerüst zu liefern oder es mangelt noch an der Substanz. Im ersten
Fall, der besonders bei Strukturschaffern eintreten wird, kann es helfen, eine Zwischenarbeitsstufe einzuschalten, indem
man ein halböffentliches Forum schafft. Halböffentlich bedeutet, dass man einigen ausgewählten Personen den Zugang
gestattet, je nach Gusto vielleicht auch der ganzen Internetwelt, doch die entstehenden Texte sind nichts, was später als
Teil der Arbeit gelten wird, der Dozent braucht davon nichts zu erfahren. Ein solches Forum kann die Form eines Blogs
annehmen, der einen Raum bietet, um kurze Artikel über einzelne Punkte der Arbeit zu schreiben oder Grundbegriffe zu
erläutern. Auch ein Tagebuch, das man andere mitlesen lässt, oder ein Forum können dieselben Dienste leisten. Bei allen
drei Varianten ist man gezwungen, auszuwählen, Entscheidungen zu treffen, Schwerpunkte zu kommunizieren, Ideen in
eigene Worte zu fassen und Lesern verständlich zu machen … Auf diese Weise klärt sich der Blick und man nähert sich
langsam dem Verständnis einer passenden Gliederung.

Weniger öffentlich aber mit derselben Zielsetzung kann man auch zunächst ein Glossar anfertigen, also zu den wichtigsten
Begriffen des Themas kurze Erklärungen und Definitionen anfertigen. Ein ähnlicher Schritt besteht darin zur eigenen
Arbeit ein Wiki anzulegen, eine Sammlung miteinander vernetzter Texte, die ebenfalls Begriffe erläutern.

Im zweiten Fall, dem der mangelnden Substanz, ist vor allem das Anlegen eines Glossars empfehlenswert.

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Schreibberatung für Studierende Die Gliederung

8.3 Problemfall Perfektionismus


In dieser Phase des wissenschaftlichen Arbeitens wird zum ersten Mal sehr deutlich der Schritt vollzogen, vom Rezipieren
fremder Literatur zur Gestaltung des eigenen Textes. Kein Wunder, dass diese Stufe dafür prädestiniert ist, Ängste und
Zweifel in den Autoren hervorzurufen. Diese Ängste und Zweifel haben mit den Erwartungen zu tun, die man selbst an
den eigenen Text stellt und mit den Erwartungen, von denen man ausgeht, dass die Dozenten sie an den Text stellen.
Aber auch Zweifel an den handwerklichen Fähigkeiten spielen eine Rolle. Mangelndes handwerkliches Wissen ist keine
Schande. Man kann zu den eigenen Lücken präzise Fragen formulieren und sie in Büchern nachschlagen, angebotene
Seminare wahrnehmen oder eine Schreibberatung aufsuchen.

Es ist wichtig, sich kritisch zu fragen, welche Ängste man hegt. Die externen Erwartungen an die Arbeit können abgeklärt
werden, indem man in der Studienordnung nachliest und den Dozenten fragt. Externe Erwartungen sind stets abhängig
vom Erfahrungsstand des Studierenden, sodass man nicht zu befürchten braucht, Leistungen erbringen zu müssen, zu
denen man noch gar nicht in der Lage sein kann.

Tückischer sind die internen Erwartungen, die man selbst an die eigene Leistung stellt. Ironischerweise ist es gerade der
Perfektionismus, der gute Leistungen verhindert, da Perfektionisten sich oft so sehr quälen, dass sie kaum die Arbeit in
Angriff nehmen können.

In seinem Buch Feeling good widmet der Psychiater David Burns ein Kapitel dem Überwinden des Perfektionismus. Seine
Hinweise sollten auch Studierende hellhörig werden lassen.

Als erste Maßnahme schlägt er vor, tabellarisch die Vor- und Nachteile, die der Perfektionismus bietet, aufzulisten. Selbst
sehr hartnäckige Perfektionisten, die doppelt so viele Vorteile aufspüren wie Burns, nämlich zwei, werden sich von ihrer
eigenen Liste überzeugen lassen, dass ihre bis dahin gepflegte Einstellung nicht das Wahre ist.

Das Herabsetzen der eigenen Bewertungsmaßstäbe scheint Perfektionisten unmöglich zu sein. Dass sie durch genau diesen
Schritt ihre Leistung erst recht steigern werden, erfahren sie dadurch nie. David Burns berichtet von einem eindrucksvollen
Beispiel: Als er zu joggen begann, nahm er sich vor, jeden Tag eine kürzere Strecke zu laufen als am Vortag. Gestern 1
Kilometer, heute 800 Meter. Dieses Ziel war gut zu erreichen, also war er immer erfolgreich und das beflügelte ihn so,
dass er noch ein Stück weiter laufen konnte (Burns 2006, S. 285ff.).

Perfektionismus ist immer an Angst gekoppelt. Wenn ich einen schlechten Text schreibe, dann werden alle mich auslachen,
hassen, von mir enttäuscht sein … Diese Ängste sind zwar hartnäckig, rational aber nicht haltbar. Deswegen schlägt
Burns vor, ihnen auf den Grund zu gehen, sie als unsinnig zu entlarven. Zu diesem Zweck macht man eine Tabelle und
schreibt in die linke Spalte die automatischen Gedanken, die einem durch den Kopf schießen. Etwa: „Meine Hausarbeit
ist vollkommen missraten.“ Dazu notiert man in der rechten Spalte die rationale Erwiderung: „Völlig missraten kann sie
gar nicht sein. Das Referat dazu war ganz in Ordnung.“ Von einem automatischen Gedanken lässt man sich zum anderen
führen, verfolgt so seine Ängste bis in die Tiefe und entkräftet sie mit Argumenten der Vernunft.

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Schreibberatung für Studierende Die Gliederung

Ein weiterer Rat von Burns besteht darin, sich auf den Prozess zu konzentrieren und nicht auf das Produkt bzw. das
Ergebnis. Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen sollte man sich wieder klar machen, warum man diese Arbeit schreibt.
Gerade quält man sich fürchterlich mit dem Thema, aber früher muss mal ein Interesse dafür existiert haben. Erinnert
man sich an diese Zeit, kann man einfacher ein neues Interesse entfachen.

Entscheidend ist aber auch, dass man sich auf das eigene Tun besinnt und sich klarmacht, wo der eigene Verantwortungsbereich
endet. Den Erfolg so zu definieren, dass er von anderen Menschen abhängig ist, ist keine gute Entscheidung. Definiert man
jedoch den Erfolg durch Dinge, die man selber beeinflussen kann, eigene Qualitätsmaßstäbe für den Text zum Beispiel,
dann ist der Erfolg erreichbar. Diese Unabhängigkeit ermöglicht dann auch eine freiere Entfaltung, denn das Schielen auf
fremde Maßstäbe hat noch niemanden besser gemacht.

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

9 Die Rohfassung schreiben


Während des Exzerpierens hat man bereits eigene Einschätzungen, Notizen und Ideen verfasst, sich also warmgeschrieben.
Nun steht man davor, die geforderten fünfzehn, vierzig, hundertzwanzig Seiten zu füllen, was für die meisten eine
beängstigende Vorstellung sein dürfte. Das vielbeschworene Freewriting hilft auch hier, die Hemmschwelle zu überwinden
und mit der Textproduktion zu starten.

9.1 Die Einleitung


Es wirkt völlig natürlich, zuerst die Einleitung zu schreiben, doch wie soll man in eine Arbeit einleiten, die man noch gar
nicht kennt, da sie noch nicht geschrieben ist? Deswegen ist es am günstigsten, man formuliert erst einmal nur für sich
selbst eine vorläufige Einleitung und schreibt die offizielle Variante erst am Schluss der Arbeit.

In der Einleitung, die bis zu 10  % der Arbeit ausmachen kann, erläutert man die Fragestellung der Arbeit und klärt,
warum diese Frage relevant ist. Man gibt an, welches Material bearbeitet wird und warum gerade diese Auswahl im
Fokus ist. Hier verschafft man den Lesern auch einen Überblick über die Forschungslage, indem man darlegt, welche
Forschungspositionen es gibt, welche Entwicklungen die Forschung genommen hat und die gegensätzlichen Meinungen
aufführt. Die eigene Position innerhalb der Forschungsdiskussion wird ebenfalls erläutert. Schließlich wird noch das
methodische Vorgehen der eigenen Arbeit skizziert, also welche Methode man anwenden wird und wie man das begründet
(vgl. Esselborn-Krumbiegel 2002, S. 132f.)

Aus diesen Bausteinen setzt sich die Einleitung zusammen, ihre Reihenfolge ist variabel. Wie ausführlich und kenntnisreich
die einzelnen Bausteine behandelt werden müssen, hängst davon ab, wie anspruchsvoll das Niveau der Arbeit zu sein hat,
ob es sich um eine Hausarbeit für ein Grundseminar oder um eine Abschlussarbeit handelt.

9.2 Der Hauptteil


Es ist nicht zwingend erforderlich, mit dem ersten Kapitel des Hauptteils zu beginnen. Sich mit einem einfach zu
schreibenden Kapitel einen guten Start in die Schreibarbeit zu ermöglichen, ist eine gute Strategie.

Jedes Kapitel besteht für sich aus einer kurzen Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Die einzelnen Kapitel
können nach einer bestimmten Struktur aufgebaut werden. Sie entspricht keiner wissenschaftlichen Vorschrift, erleichtert
jedoch das Schreiben und Lesen der Arbeit.

Diese Struktur sieht folgendermaßen aus:

Das Kapitel wird eingeleitet mit einem Bezug zum vorherigen Kapitel und zur Fragstellung der Arbeit. Als nächstes wird
erläutert, was der Gegenstand dieses Kapitels ist, was darüber aus welcher Perspektive gesagt werden soll. Die verwendete
Methode kann gegebenenfalls genannt werden. Nun folgt die Ausführung des vorgestellten Plans, also der Hauptteil des
Kapitels. Am Ende steht eine kurze Zusammenfassung, die die wichtigsten gewonnenen Erkenntnisse resümiert (vgl.
Kruse 1999, S. 237) .

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

Zunächst behält man selber beim Schreiben auf diese Weise den Überblick, wo im Text und in der Argumentationsstruktur
man sich gerade befindet und was wichtig ist. Später werden die Leser auf ähnliche Weise davon profitieren.

9.3 Der Schluss


Der Schluss fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen, ohne sie erneut zu diskutieren. Er zieht ein Fazit und nennt keine
neuen Fakten. Hier wird die in der Einleitung aufgeworfene Fragestellung der Arbeit knapp und präzise beantwortet.
Möglich ist es, aus den gewonnenen Erkenntnissen neue Fragestellungen abzuleiten, die aber nicht mehr in dieser Arbeit
beantwortet werden. Positiv ist es, die Einleitung und den Schluss aufeinander zu beziehen, das unterstreicht den Eindruck
einer runden, durchdachten Arbeit.

9.4 Im Schreibfluss bleiben


Zu den unangenehmsten Momenten des Schreibens gehört es, wenn man nicht vorwärts schreibt, sondern rückwärts
denkt. Man liest, was man gerade geschrieben hat, bewertet, ändert, ändert noch mal, verwirft es. Ein armer Satz wird
so lange poliert, bis er in seine Einzelteile zerfällt und überhaupt nichts mehr bedeutet. „Ich kann erst weiterschreiben,
wenn der Einstieg stimmt“, denken wir.

Aber das ist ein Fehler, denn die Schreibforschung hat herausgefunden, dass der Einstieg erst stimmen wird, wenn wir
weiterschreiben und allmählich herausfinden, wie der Einstieg aussehen soll.

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

Die Devise lautet „Der Schreibfluss hat Vorfahrt.“ Und das gilt nicht nur bezogen auf den Texteinstieg, sondern immer.
Nichts ist für gelingendes Schreiben wichtiger, als im Fluss zu bleiben. Das ist einfach gesagt, fühlt sich jedoch zunächst
fürchterlich an. Man entdeckt Tipp- und Rechtschreibfehler und glaubt, sie unbedingt schnellstmöglich verbessern zu
müssen, weil sonst …. Ja, was eigentlich?

Innezuhalten und im Text zurückzugehen, um Fehler zu verbessern, egal ob es Tippfehler oder inhaltliche sind, bedeutet,
dass man den Gedanken unterbricht, das Schreiben stockt und man erst wieder zum nächsten Satz zurückfinden muss.
Das ist mühseliger als notwendig und es behindert auch einen angenehmen Klang des Textes. Wenn wir nicht innehalten,
sondern unserer inneren Schreibstimme zuhören und mitschreiben, dann klingt der Text geschmeidiger und natürlicher.

Der Schreibforscher Peter Elbow hat in seinem Buch „Writing With Power“ auch noch auf einen anderen wichtigen Aspekt
aufmerksam gemacht: Wenn wir sprechen, tasten wir uns oft ganz langsam an eine Aussage heran. Wenn wir anfangen,
wissen wir nur sehr ungefähr, was wir überhaupt sagen wollen. Probeweise machen wir ein paar Aussagen, die noch keine
Treffer sind, tasten uns aber langsam an den Kern der Sache heran. Schließlich können wir genau das ausdrücken, was
wir, als wir zu sprechen begannen, noch nicht formulieren konnten. Ohne unsere Fehlversuche und unser Herantasten
hätten wir es nicht ausdrücken können (Elbow 1998 (2), S. 34f.). Diese Prozedur kann etwa so klingen: „Ich kann absolut
nicht sagen, wonach diese Suppe schmeckt. Geht gar nicht, das könnte alles sein. Also, ein bisschen nach Kampfer. – Nein,
doch nicht, auf keinen Fall Kampfer. Bäh. Aber was anderes Grünes. Jawohl, Basilikum! Diese Suppe schmeckt eindeutig
– tataa! – nach Basilikum. Total würzig. Ach, nein, doch nicht. Grün und stark würzig, es ist Bärlauch!“

Beim Schreiben funktioniert dieser Prozess genau wie beim Sprechen. Durch munteres Nach-vorne-Erzählen entwickeln
wir unsere Gedanken, Schreibdenken nennt man das auch. Aus dieser Perspektive wird klar, warum das Drechseln an
einem Satz, bis er „richtig“ ist, keine gute Strategie für einen gelungenen Text ist.

Das ist erst einmal die Theorie. Doch in der Praxis fällt uns oft ein bestimmtes, nämlich genau das richtige Wort nicht
ein, wir haben noch keine Idee für den nächsten Absatz und müssen dringend ein Detail recherchieren. Wie soll man
dabei im Schreibfluss bleiben? Indem man Platzhalter verwendet. Wenn an einer Stelle noch Inhalte fehlen, kann man
beispielsweise Klammern setzen (…), damit man später nicht vergisst, es nachzutragen. ?! könnte „Hier ist eine Recherche
notwendig“ bedeuten. Am besten legt man sich seine eigenen Symbole als Platzhalter zurecht. Wenn das richtige Wort fehlt,
dann schreibt man zunächst einfach so viele ähnliche Wörter hin, wie notwendig, um die Bedeutung, die man erreichen
will, einzukreisen. Diese Maßnahmen fühlen sich zuerst merkwürdig an, einen seltsam verlotterten Text schreibt man
da, einen voller Fehler und Löcher. Doch er wird nicht nur auffallend schneller geschrieben, bei der Überarbeitung stellt
man fest, dass er auch lebendiger und tiefer ist, und stärker nach der eigenen Autorenstimme klingt.

Zu den Schwierigkeiten, die beim Schreiben der Rohfassung auftreten können, gehört es, dass nun deutlich wird, was
man in vorangegangenen Arbeitsphasen versäumt hat. Wichtige Literaturangaben tauchen auf, von denen man noch
nie etwas gehört hat, Texte wurden zwar gelesen, aber nun bemerkt man, dass man sie nicht komplett verstanden hat,
die Gliederung entbehrt wichtiger Punkte, während andere sich als redundant erweisen. Wenn es gar nicht anders geht,
kann man das Schreiben der Rohfassung unterbrechen und die Probleme aufarbeiten. Das sollte jedoch tatsächlich nur
in Notfällen geschehen. Sinnvoller ist es, die Rohfassung erst einmal zu beenden, sie wird sowieso „fehlerhaft“ sein,
denn sie ist nun mal nur ein erster Entwurf. Wenn man diesen dann komplett vor sich sieht, kann man sehr viel besser
entscheiden, was nun verändert und aufgearbeitet werden muss, dann kann die Überarbeitung beginnen. Unterbricht

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

man jedoch die Rohfassung, dann ist die Gefahr groß, sich zu verzetteln. Am Ende schreibt man nicht mehr, sondern
geht in die Bibliothek, um eine Jahreszahl für die korrekte Darstellung der Fußnote zu recherchieren oder andere Dinge,
die in dieser Phase unwichtig sind. Für die Motivation und den Schreibfluss ist es wichtig, die Rohfassung zu Ende zu
schreiben, egal wie fehlerhaft sie auch wirkt.

Tipp:

Wer sich selbst einmal prüfen möchte, wie oft er den Textfluss unterbricht, kann eine Schreibsitzung mit der
Bildschirmkamera Camtasia aufzeichnen. Als Demoversion kann man sie 30 Tage kostenlos nutzen.

9.5 Einen Arbeitsrhythmus finden


Der legendäre Werbetexter Eugene Schwartz, der neben Werbeanzeigen auch neun Bücher schrieb, hatte eine interessante
Methode, um seinen Arbeitsrhythmus zu strukturieren.

Das Prinzip ist völlig simpel: Schwartz nahm einen Kurzzeitmesser und stellte ihn auf exakt 33.33 Minuten ein. Für diese
Zeitspanne galten folgende Regeln:

• Er durfte Kaffee trinken.


• Er durfte aus dem Fenster schauen.
• Er durfte einfach sitzen und nichts tun.
• Er durfte an seiner Anzeige oder seinem Buch schreiben.
• Er durfte keinesfalls vom Stuhl aufstehen.
• Er durfte sich nicht mit etwas anderem beschäftigen.

Wenn die Uhr klingelte, brach er seine Arbeit sofort ab, notfalls mitten im Satz, und legte eine Pause von zehn bis fünfzehn
Minuten ein, danach folgte der nächste Arbeitsblock.

Man hat also die Wahl, sich entweder zu langweilen oder zu schreiben. In den allermeisten Fällen wird man früher oder
später losschreiben. Allein dadurch, dass Nichtstun ausdrücklich erlaubt ist, hebelt man den Unwillen zu schreiben, oder wie
man es auch nennen mag, teilweise schon aus. Angenehm ist auch, nur kurze Zeitspannen füllen zu müssen. Einen ganzen
Tag oder auch nur drei Stunden schreibend zu verbringen, kann so abschreckend wirken, dass man erst gar nicht anfängt.
Mehrere halbe Stunden schafft man hingegen leicht (vgl. http://www.copyblogger.com/schwartz-copywriting-system/) .

Die Methode ist gut geeignet, wenn keine schwerwiegenden Probleme mit der Textproduktion vorliegen, sondern nur
alltägliche Ablenkungen und Konzentrationsschwächen überwunden werden müssen. Ausprobieren lohnt sich auf jeden
Fall.

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

Wie in Kapitel 2.2 erwähnt, neigen Strukturschaffer dazu, sich zu verzetteln. Ein Arbeitsrhythmus, der sie dabei unterstützt,
effizient zu arbeiten ohne auf ihre Neigung zum Drauflosschreiben verzichten zu müssen besteht darin, sich zunächst eine
Stunde Zeit zu nehmen, um hemmungslos drauflos zu schreiben. Anschließend reserviert man sich eine Viertelstunde
um in Stichpunkten neben dem frisch geschriebenen Text zu notieren, worum es darin geht. Man arbeitet auf diese Weise
also den roten Faden des Textes heraus. Als nächstes darf man dann wieder eine Stunde schreiben. Diese Vorgehensweise
ermöglicht, jederzeit korrigierend eingreifen zu können, wenn sich das Thema der geschriebenen Textteile vom Thema der
Arbeit entfernt. Außerdem wird es einfacher, aus den Texten in einem späteren Arbeitsschritt, einen sinnvoll gegliederten
Textkörper zu erstellen.

Speziell für Strukturfolger ist hingegen eine weitere Methode empfehlenswert, um einen Arbeitsrhythmus zu entwickeln.
Um den Schritt von der Gliederung zum ausführlichen Text zu überwinden, können sie sich jeweils einen Punkt der
Gliederung vornehmen und ihn mit 10 Stichwörtern füllen. Dann nimmt man sich 20 Minuten Zeit, wobei der Einsatz eines
unbarmherzigen Kurzzeitmessers günstig ist, und formuliert aus diesen Stichwörtern einen Text. Dabei ist es wichtig, wie
oben erläutert, nicht zu kritisieren, nicht am Text zu feilen, sondern diesen ersten Entwurf einfach herunterzuschreiben.
Nach Ablauf der 20 Minuten geht man zum nächsten Gliederungspunkt über und notiert hier ebenfalls zehn Stichwörter
und so weiter.

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Tipp

Wem es Schwierigkeiten bereitet, eine Weile ohne Unterbrechungen zu schreiben, kann die Dienste der Webseite www.
writeordie.com in Anspruch nehmen. Dort schreibt man in einen Texteditor und wird bestraft, wenn man die vorher
eingestellte Geschwindigkeit (also Textmenge per Zeit) nicht einhält.

9.6 Die wissenschaftliche Sprache


Die wissenschaftliche Sprache besitzt ein Abschreckungspotenzial, denn alles, was man als Forschungsanfänger, der man
als Studierender eben ist, formuliert, klingt verglichen mit den Texten der Forschungsliteratur naiv. Ein Fehler wäre es
jedoch, diesen Eindruck verwischen zu wollen, indem man im Nominalstil und möglichst verschachtelt schreibt.

Der Vergleich der eigenen Ausdrucksweise mit der Sprache des jeweiligen Forschungsdiskurses kann dazu führen, dass man
sich nicht mehr traut, eigenständig zu formulieren, doch so weit muss man es nicht kommen lassen. Wer Schwierigkeiten
damit hat, die eigenen Gedanken in einer wissenschaftlichen Sprache auszudrücken, sollte in der Rohfassung der Arbeit
ganz bewusst „Ich“ sagen und seine ureigene Sprache verwenden. Ich bin der Meinung, ich finde, ich verstehe seine Position
so und so …. Die Schreibforschung bezeichnet dies als „writer-based-prose“, was bedeutet, dass man die Rohfassung immer
vor allem für sich selbst schreibt. Die eigenen Gedanken müssen erst einmal auf das Papier, damit man sich mit ihnen
auseinandersetzen kann. In einem zweiten Arbeitsschritt, einer zweiten Textfassung, entsteht die „reader-based-prose“, nun
bemüht man sich, so zu formulieren, dass die eigenen Gedanken auf angemessene Weise den Lesern vermittelt werden.
Diese beiden Phasen bewusst zu trennen, stellt eine große Arbeitserleichterung für Autoren wissenschaftlicher Texte dar.
Je unerfahrener man als Autor ist, desto mehr sollte man zunächst als „Ich“ formulieren.

Später kann man das Ich aus dem Text eliminieren. An den meisten Instituten ist es verpönt, in wissenschaftlichen Texten
das Wort Ich zu verwenden, einige akzeptieren diese Formulierung jedoch beispielsweise in der Einleitung. Es ist sehr zu
empfehlen, sich bei den Dozenten zu erkundigen, welchen Gepflogenheiten sie in diesem Punkt folgen, damit man weiß,
wo das Ich in der zweiten Textfassung stehenbleiben kann.

Um sich an die wissenschaftliche Sprache zu gewöhnen, ist es nützlich, sich bestimmte Formulierungen aus der gelesenen
Forschungsliteratur herauszusuchen und eine Liste anzulegen. Bei der Umarbeitung in die reader-based-prose kann man
dann darauf zurückgreifen.

Der Anfang einer solchen Liste kann so aussehen:

Eigene Meinung:

• Meiner Meinung nach …


• Ich vertrete die Auffassung
• Ich halte … für notwendig

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Schreibberatung für Studierende Die Rohfassung schreiben

Zustimmen:

• Ich stimme X zu, wenn er … als … ansieht …


• Ich bin auch der Meinung …
• X hat recht, wenn er …
Ablehnen:

• Es ist falsch, wenn …


• Dem muss man entgegenhalten, dass
• … muss man infrage stellen,

Einschränken:

• Zwar … aber, …
• Man muss dabei aber berücksichtigen, dass …
• Es ist nur bedingt richtig, dass …

Abwägen:

• Einerseits …, andererseits …
• Zum einen …, zum anderen …
• Demgegenüber …

Schlussfolgerung:

• Daraus ergibt sich …


• Aus … wird deutlich
• Deshalb sollte …

Das wissenschaftliche Arbeiten erfordert den Mut, Bewertungen abzugeben. Für viele ist es zunächst schwierig, sich gegen
Koryphäen des eigenen Forschungsgebietes zu wenden. Darf man das? Ist das nicht lächerlich? Man darf nicht nur, man
muss und nichts ist lächerlich, was begründet vorgetragen und differenziert betrachtet wird.

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Schreibberatung für Studierende Formalitäten

10 Formalitäten
Einige Formalitäten sind beim wissenschaftlichen Schreiben zu beachten. Dazu zählen in erster Linie das Zitieren und
die korrekten Literaturangaben.

10.1 Zitieren
Jegliches, das von Dritten übernommen wird, muss in einer wissenschaftlichen Arbeit gekennzeichnet werden. Durch
ein Zitat macht man nachvollziehbar, woher diese Fakten stammen. Nicht nur wörtliche Übernahmen werden als Zitat
ausgewiesen, sondern auch alle Ideen, Ergebnisse und Positionen Dritter müssen gekennzeichnet werden. (Kornmeier
2008, S. 247ff.)

Wörtlich und sinngemäß sind die beiden möglichen Zitierweisen. Bei der wörtlichen Variante wird der zitierte Text in
Anführungszeichen gesetzt und buchstabengetreu übernommen. Rechtschreibfehler, Hervorhebungen und ähnliches
werden mit übernommen, Fehler kennzeichnet man lediglich, in dem man hinter das entsprechende Wort [sic!] setzt.

„Das wirtschaftlichen [sic!] Defizit konnte nicht behoben werden.“

Wörtliche Zitate sollte man so selten wie möglich einsetzen und jeweils nur zwei oder drei Sätze übernehmen, wenn
diese Aussage in der Zusammenfassung etwas verlieren würde. Wenn man den übernommenen Text kürzt, wird die
Auslassungsstelle bei einem Wort so markiert[.] und bei mehreren Wörtern so […].

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Schreibberatung für Studierende Formalitäten

„Er führt an, dass diese Aspekte […] für den Realsozialismus nicht relevant seien.“

Eine eigene Hervorhebung im zitierten Text kennzeichnet man durch den fett gesetzten Zusatz [Herv. durch den Verf.].

„Sie erfordern eine aktive [Herv. durch den Verfasser] Auswahl der Aspekte, auf die sich der Bericht beziehen soll.“

Bei einer Veränderung des Zitats setzt man [xxx, Anmerk. des Verf.] hinzu.

„In ihrer Darstellung der [literahistorischen, Anmerk. Des Verf.] Übersicht entspricht der Text der Theorie Hochschilds.“

Sinngemäße Zitate paraphrasieren den Text eines Dritten oder lehnen sich stark an seine Argumentation an. Man setzt
diesen Text nicht in Anführungszeichen, sondern verweist auf die Herkunft dieser Idee im Fließtext durch Formulierungen
wie „Anton (2004, S. 35f.) vertritt die Position, dass …“ oder „Die folgende Darstellung lehnt sich an Anton (2004, S.
35f.) an ...“

Bei einem Zitat gibt man nicht durch die Quelle, sondern auch deren Seite an. Bezieht man sich auf zwei aufeinanderfolgende
Seiten, schreibt man „S. 35f.“, bei mehr als zwei aufeinanderfolgenden Seiten schreibt man „S. 35ff.“ oder S. 35-39“.

10.2 Das Literaturverzeichnis


Das Literaturverzeichnis folgt nach dem Schlusskapitel der Arbeit. Hier werden alle Texte alphabetisch aufgelistet, die
man erwähnt oder verwendet hat. Mithilfe dieser übersichtlichen Darstellung wird die Arbeit transparent und die von
einer wissenschaftlichen Arbeit geforderte Überprüfbarkeit der Ergebnisse ist somit gewährleistet.

In das Literaturverzeichnis gehören keine Titel, die man als wichtig für das Thema empfindet, ohne sie jedoch erwähnt oder
zitiert zu haben, es ist keine „Protzliste“, um Dozenten mit der Fülle der gefundenen Forschungsliteratur zu beeindrucken.

Je nach Disziplin und Lehrstuhl richtet man sich bei der Gestaltung des Literaturverzeichnisses nach unterschiedlichen
Gepflogenheiten. Einmal mehr ist es unerlässlich, sich zu informieren, welcher Stil gewünscht wird. Die Anforderungen
an das Verzeichnis sind jedoch erst einmal, dass es richtig, vollständig, übersichtlich und einheitlich ist. (vgl. Kornmeier
2008, S. 247) Das bedeutet, die Fakten müssen stimmen, wird ein Titel dem falschen Autor zugeordnet, wäre das ganz
schlecht, absolut alle erwähnten oder zitierten Titel müssen angegeben werden und Übersichtlichkeit erreicht man schon
mit einer alphabetischen Sortierung. Der Stil der Literaturangaben sollte auf jeden Fall einheitlich sein und den Namen
des Verfassers enthalten, das Erscheinungsjahr und den Titel der Arbeit. Gegebenenfalls gehören auch Seitenzahlen, der
Name und Jahrgang der Zeitschrift bzw. der Titel des Sammelwerks und deren Herausgeber sowie der Erscheinungsort
zu den notwendigen Angaben.

Beispiel für eine Monografie:

Nachname, Vorname: Titel. Untertitel, Erscheinungsort Erscheinungsjahr.

Elbow, Peter: Writing with Power. Techniques for Mastering the Writing Process. Oxford 1998.

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Schreibberatung für Studierende Formalitäten

Beispiel für einen Aufsatz:

Nachname, Vorname: Titel des Aufsatzes. Untertitel, in: Titel des Werkes. Untertitel, hrsg. v. Vorname Nachname,
Erscheinungsort Erscheinungsjahr, S. x – y.

Hayes, J. R.; Flower, L.S.: Identifying the Organization of writing Process, in: Cognitive Process in writing, L. W. Gregg;
E. R. Steinberg (Hrsg.), Hillsdale, N. J. 1980, S. 3 - 30.

Beispiel für eine Internetquelle:

Name, Vorname: Titel (Datum der Veröffentlichung), URL: (Stand: Datum des letzten Aufrufs).

Kleist, Heinrich von: Die Familie Schroffenstein, http://www.kleist.org/texte/DieFamilieSchroffensteinL.pdf (Stand


30.10.2011)

Tipp:

Eine praktische Hilfe bei der Erstellung eines Literaturverzeichnisses und überhaupt beim wissenschaftlichen Arbeiten
ist die Software Citavi. Mit ihr kann man Literatur recherchieren, Notizen und Exzerpte speichern und verschlagworten,
sie hilft beim Zitieren und mit einem Klick lässt sich das Literaturverzeichnis erstellen. Bei der kostenlosen Version kann
man bis zu 100 Titel speichern, für eine Haus- oder Examensarbeit reicht das auf jeden Fall. [http://www.citavi.com/de/]

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Schreibberatung für Studierende Den Text überarbeiten

11 Den Text überarbeiten


Bis zu diesem Punkt im Schreibprozess war es verboten, den Text zu korrigieren. Jetzt darf die Fehleranalyse beginnen,
sie sollte in klar voneinander getrennten Durchgängen stattfinden.

11.1 Testleser finden


Ein fremder Leser, der den Text kritisch betrachtet, ist eine wertvolle Hilfe. Es ist nicht notwendig, dass er sich mit dem
Thema der Arbeit auskennt, denn ihm wird vor allem abverlangt, die Struktur und Argumentation zu prüfen. Natürlich
kann es am einfachsten sein, mit Kommilitonen ein gegenseitiges Testlesen zu vereinbaren, doch auch Freunde und
Bekannte kommen infrage, sofern sie bereit sind, kritisch zu sein.

Um einen Testleser erfolgreich einzusetzen, ist es sinnvoll, ihm präzise Fragen mit auf den Weg zu geben. Diese Fragen
ergeben sich teilweise aus den Problemen, mit denen man beim Schreiben der Rohfassung konfrontiert war und teilweise
sind sie grundlegender Natur und können beispielsweise lauten:

Ist die Struktur des Textes logisch?

An welcher Stelle ist der Text nicht verständlich?

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Schreibberatung für Studierende Den Text überarbeiten

Wo treten Lücken oder Brüche auf?

Ist meine Argumentation auf den Seiten … überzeugend?

Ratsam ist es, mit dem Leser seine Anmerkungen zum Text gemeinsam durchzugehen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Ebenfalls vermeiden sollte man in diesem Fall den Drang, sich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Wenn der Testleser
einen bestimmten Eindruck gewonnen hat, dann ist das erst einmal ein Fakt, den man am besten in Ruhe auf sich wirken
lässt. Anschließend kann man entscheiden, ob man aufgrund dieses Eindrucks den Text ändern wird oder nicht.

In dieser Arbeitsphase ist es noch nicht notwendig, sich um sprachliche Feinheiten, das Layout, Rechtschreib- und
Tippfehler zu kümmern. Auch das sollte der Testleser vorher wissen. Für diese Belange kann er später auch gerne noch
einmal zum Einsatz kommen.

11.2 In 4 Phasen überarbeiten


Um ideale Voraussetzungen für das Überarbeiten zu schaffen, sollte der Rohtext schon eine Weile gelegen haben, damit
man Distanz zu ihm entwickeln kann. Außerdem ist es sinnvoll, die Überarbeitung an einem anderen Arbeitsplatz
vorzunehmen, als an dem Tisch, an dem der Text auch geschrieben wurde.

Die Aufteilung in verschiedene Arbeitsschritte hilft dabei, Mängel gründlicher wahrzunehmen und erspart auch Arbeit,
denn beispielsweise wird die Rechtschreibung in solchen Passagen, die schließlich gestrichen werden, erst gar nicht mehr
korrigiert.

Der Text sollte auf jeden Fall als Paperausdruck vorliegen.

1. Schritt: Hier geht es darum, einen Überblick zu gewinnen und wenn irgend möglich, ein Gefühl dafür zu
bekommen, wie der Text auf Leser wirkt. Lesen Sie den Text flüssig durch. Markieren Sie lediglich flüchtig
die Stellen, die Ihnen auffallen. Gehen Sie nicht auf Details ein, sondern fragen Sie sich stattdessen: Wie
wirkt der Text als Ganzes auf mich? Wo nehme ich eine Störung wahr?
2. Schritt: Jetzt sind Inhalt und Struktur des Textes an der Reihe. Schreiben Sie sich, um die Struktur zu
prüfen, in Stichpunkten an den Rand, worum es Abschnitt für Abschnitt geht, um so zu einer Art zweiten
Gliederung zu gelangen. Übersichtlich wird es, wenn Sie diese Gliederung anschließend noch einmal
gesondert notieren und anschließend mit der ursprünglichen Planung vergleichen. Mit einem Mind Map
kann man ebenfalls diese Rückstrukturierung vornehmen. Wo weicht sie von der geplanten Gliederung ab?
Sind die Abweichungen sinnvoll? Arbeiten Sie die Änderungen aus den ersten beiden Schritten jetzt am
Computer in den Text ein.
3. Schritt: Wenden Sie sich nun den Formulierungen zu und überarbeiten Sie den Text hinsichtlich
Wortwiederholungen, Floskeln, Schachtelsätze, passiver Sprache etc.
4. Schritt: Der Rechtschreibung und Zeichensetzung gehört die Aufmerksamkeit im letzten
Überarbeitungsschritt. Es empfiehlt sich, hier wieder mit einem Papierausdruck zu arbeiten.

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Schreibberatung für Studierende Den Text überarbeiten

Um von den vielen Aspekten, die bei der Überarbeitung zu beachten sind, nicht überfordert zu werden, kann man sich als
erstes eine Checkliste erstellen, die von der Makro- hin zur Mikroebene geordnet ist. Auf die Liste gehören die Anregungen
des Testlesers, die selbst festgestellten Punkte, die verbessert werden müssen und grundlegenden Dingen wie die folgenden:

Was fehlt?

Was ist überflüssig?

Sind die Überleitungen der Kapitel noch stimmig?

Wo wird etwas zu ausführlich wiederholt, was anderswo schon ausgeführt wurde?

Werden alle Zitate richtig ausgewiesen und korrekt in den Text eingearbeitet?

Stimmen die Angaben in den Fußnoten? Sind sie vollständig? Wird ein einheitliches System verwendet?

Ist das Literaturverzeichnis vollständig und korrekt?

Falls Tabellen oder Abbildungen verwendet werden, sind sie durchnummeriert? Stimmen die Verweise auf die Abbildung?

Auch bei der Überarbeitung ist Perfektionismus weniger gefragt als praktisches Denken. Daher sollte man sich fragen,
welche Veränderungen man in der Zeit bis zum Abgabetermin tatsächlich bewältigen kann.

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Schreibberatung für Studierende Schlusswort

12 Schlusswort
Die einzelnen Phasen des Schreibprozesses haben wir nun mit ihren Besonderheiten betrachtet. Abschließend kann man
festhalten, dass drei Punkte bedeutsam sind, um das wissenschaftliche Arbeiten zu erleichtern.

1. Nehmen Sie den Druck raus. Ob Seminararbeit oder Dissertation, es handelt sich lediglich um eine
Qualifizierungsarbeit, nicht um ein Lebenswerk. Ja, die Arbeit wird benotet werden, aber sie ist stets nur
einer von vielen Bausteinen eines erfolgreichen Studiums. Wer sich nicht auf das Endprodukt, sondern den
Prozess konzentriert, wird von Arbeit zu Arbeit besser werden.
2. Informieren Sie sich gründlich über die Rahmenbedingungen. Sobald man sie kennt, ist es nicht schwierig,
sie zu erfüllen, womit schon der halbe Weg zum Erfolg zurückgelegt ist, was wiederum den Druck erheblich
reduzieren dürfte.
3. Verwenden Sie die in diesem E-Book vorgestellten Arbeitstechniken, um optimal mit den Anforderungen
der jeweiligen Arbeitsphase umzugehen. Sie zu verwenden und sich an sie zu gewöhnen wird im Endeffekt
Zeit sparen, die Nerven schonen, da man sich weniger Sorgen um die Arbeit zu machen braucht und vor
allem aber die Qualität der Arbeit verbessern.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Zukunft beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten nicht nur auf interessante Erkenntnisse
stoßen, sondern das Schreiben auch als angenehme, befriedigende Tätigkeit erleben.

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Schreibberatung für Studierende Literaturverzeichnis

13 Literaturverzeichnis
13.1 Literaturquellen
Burns, David D.: Feeling good: Depressionen überwinden und Selbstachtung gewinnen. Paderborn 2006.

Elbow, Peter: Writing Without Teachers. New York 1998.

Elbow, Peter (2): Writing With Power. Techniques for mastering the Writing Process. New York 1998.

Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den
Geistes- und Sozialwissenschaften. Heidelberg 1988.

Esselborn-Krumbiegel, Helga: Von der Idee zum Text. Eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben. Paderborn 2002.

Kornmeier, Martin: Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht für Bachelor, Master und Dissertation. Berlin Stuttgart
Wien 2008.

Kruse, Otto: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Frankfurt am Main 1999.

Ortner, Hanspeter: Schreiben und Denken. Tübingen 2000.

Pyerin, Brigitte: Kreatives wissenschaftliches Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. Weinheim und
München 1998.

Rico, Gabriele L. Garantiert schreiben lernen. Sprachliche Kreativität methodisch entwickeln – ein Intensivkurs auf der
Grundlage der modernen Gehirnforschung. Reinbek 1998.

Rustler, Florian: Mind Mapping für Dummies. Weinheim 2011.

Scheuermann, Ulrike: die Schreifitness-Mappe. Wien 2011.

13.2 Internetquellen

Bischoff, Enrico: Wissenschaftliche Arbeit schreiben. http://www.arbeitschreiben.de/anforderungen-wissenschaftliche-


arbeit.htm. (Stand: 04.11.2011)

Bruce, Robert: How to Kill Writer’s Block and Become a Master Copywriter in Only 3 Hours A Day. http://www.copyblogger.
com/schwartz-copywriting-system/ (Stand: 04.11.2011)

Rawlinson, Nancy: Start Me Up. Why Lists Can Make All the Difference to Your Writing Process. http://www.thefastertimes.
com/writingadvice/2010/01/29/start-me-up-why-lists-can-make-all-the-difference-to-your-writing/ (29.01.1010) (Stand:
04.11.2011)

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Schreibberatung für Studierende Die Autorin

Die Autorin
Pia Helfferich, studierte Germanistik und Erziehungswissenschaften an der Universität Düsseldorf. Absolvierte ein
Zusatzstudium zur Schreibberaterin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Leitet Schreibworkshops offline und
online. Berät und coacht Autoren literarischer, wissenschaftlicher und beruflicher Texte.

http://www.piahelfferich.de

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