Sie sind auf Seite 1von 2

archiv.nzz.

ch
Das Zeitungsarchiv der NZZ seit 1780

Herzlich willkommen im NZZ Archiv


Die von Ihnen bestellte Seite aus dem NZZ Archiv im PDF-Format:

Neue Zürcher Zeitung vom 22.12.1960 Seite b1


NZZ_19601222_B1.pdf

Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärung:


archiv.nzz.ch/agb

archiv.nzz.ch/faq

Kontakt:
leserservice@nzz.ch

Neue Zürcher Zeitung AG, Falkenstrasse 11, 8021 Zürich


Donnerstag, 22. Dezember 1960 Morgenausgabe Nr. 4580
Blatt Der Zürcher Zeitung 181. Jahrgang

und schweizerisches Handelsblatt Annoncen: Dl« einspaltige MUllmeterzell«:

Täglich 3 Ausgaben Schwel« 39 Rp.


Samstag-, Sonntag» and MoiUagmorgenausgabe
und Morgenausgabe nach Doppelfeiertagen 43 Rp.
Redaktion: Falkenstraße 11, Zürich Auslan
d 47 Rp.
Verwaltung: Goethestraße 10 Druckerei: Goethestraße 10 Reklamen, textspaltenbreit *
2 Fr. 30

Abonnements- u. Inseratannahme: Theaterstraße 1 u. Bahnhofstraße 70 Telephon 32 71 00 Hauptpostfach Postcheckkonto VIII 645 für die Annoncen- Abteilung:
Briefadresse Postfach 215, Zürich

Kongodebatte oder später veränderte Auffassungen durch- zu retten, haben die Vereinigten Nationen und ihre Der stellvertretende
setzen würden. Organe zusammen mit dem Roten Kreuz beschlos-
im Brüsseler Parlament Die Debatte förderte einige neue, der sen, unverzüglich eine Hilfsaktion zu starten. Eine Verteidigungsminister Kennedys
Oeffentlichkeit bisher unbekannte Tatsachen Luftbrücke soll von Leopoldville aus täglich 40
Sozialistische Kritik an der Regierung zutage. Man erfuhr, daß die 30 Millionen des Tonnen Lebensmittel nach dem Südkasai beför- Palm Beach (Florida). 31. Dez. (UPI)
Eigener telephonischer Bericht Geheimfonds seit
langem ausgegeben worden dern. Sobald die für die «fliegenden Frachters Der gewählte Präsident Kennedy hat am
sind. Sie wurden nach den Versicherungen notwendigen Landepisten errichtet sein werden, Donnerstag den New Yorker Rechtsanwalt
it Brüssel, 21. Dezember d'Aspremont Lyndens weder zu Waffen- sollen taglich 120 Tonnen Nahrungsmittel trans-
portiert werden.
Roswell Gilpatric zum stellvertretenden Ver-
käufen noch als Hilfsmittel bei der Gewin- teidigungssekretär ernannt. Gilpatric amtierte
Die Regierung Eyskens hatte sich in der nung politischen Einflusses verwendet, son-
Kammer heftiger Angriffe der sozialistischen Dio Rotkreuzmission hatte drei Wochen lang in der Regierung Truman von 1951 bis 1953
Opposition bezüglich ihrer Kongopolitik zu dern für soziale Zwecke, zur Auslösung von die Hungergebiete bereist. In Miabi, das früher als stellvertretender Luftwaffenminister. Der
Geiseln oder für dringliche Hilfeleistungen
erwehren. Ein Kreditbegehren für Geheim- an die 200000 Angehörigen des Balubastam-
nur 1000 Einwohner zählte, warteten 30 000 Per- heute 54jährige Jurist hat bereits in meh-
sonen auf die kargen täglichen Eßwarenrationen. reren Studiengruppen für die Reorganisation
fonds in der Höhe von 30 Millionen bel-
gischen Pranken, der Empfang Tsliombes in mes ausgegeben, die im Juli und August vor Im Spital von Miabi, das fünfzig Betten aufweist,
den mit sowjetischen Flugzeugen transpox*- liegen etwa tausend Kranke. Es gibt dort weder des Verteidigungsdepartements mitgewirkt, so
Brüssel, die Anwesenheit von sechs Offizieren tierten Truppen Lumumbas nach dem Süd- einen Arzt noch Krankenpfleger, sondern nur
zuletzt in der von Senator Symington ge-
Mobutus bei der Königshochzeit, die Katanga- kasai flüchten mußten. einen kongolesischen Assistenten mit einem Gehil- leiteten Kommission, die Kennedy kürzlich
politik Brüssels und die feindselige Haltung, eine umfassende Neuorganisation des Penta-
Die Anzahl der belgischen Offiziere und fen. In der weiteren Umgebung gibt es vier andere
die zahlreiche belgische Beamte im Kongo Unteroffiziere, die im Dienste der Gendarme- Spitäler, aber keinen einzigen Arzt. Die Versuche, gon vorgeschlagen hatte.
gegenüber den Vereinigten Nationen an den
Tag legen, wurden von den sozialistischen rieeinheiten der Provinz Katanga stehen, den Boden zu bebauen, mißlangen. Die Regierung
wurde von Premierminister Eyskens mit «un- des Kasai hat Verteilungszentren organisiert. Die
Interpellanten zum Anlaß für ihre Kritik an gefähr 200» angegeben. Die Anzahl der bel-
katholischen und protestantischen Missionen sor- anderen Landesteilen niederlassen. Der Pre-
der offiziellen Politik der Regierung im Kongo gischen Beamten in diesem Teil des Kongo sei gen für Milchsendungen.
herbeigezogen. mierminister verteidigte das Abkommen im
von 1700 am 30. Juni auf 965 Ende Oktober
zurückgegangen. Eyskens kritisierte in diesem Die 300000 Flüchtlinge sollten in spätestens Interesse des, Friedens an der Grenze. Er
Der sozialistische Hauptredner van e Eynd
Zusammenhang die bevorstehende Einfüh- anderthalb Monaten gerettet werden, damit Schlim- sagte, daß er an den pakistanischen Präsiden-
zitierte eine Serie von Irrtümern, Fehlern und rung einer Sonderwährung im Katanga und meres vermieden wird. ten Ayub Khan wegen Berbari einen letzten
Ungeschicklichkeiten, für die er entweder Appell gerichtet habe, doch habe die Antwort
betonte, Belgien wünsche keine Auflösung des
Außenminister Wigny oder den Minister für in einem «nicht sehr erfreulichen Briefe» be-
afrikanische Angelegenheiten, Graf d'Aspre-
Kongo in Einzelstaaten. Abschließend bekräf-
tigte der Premierminister die Entschlossen- Die Außenpolitik Nehrus standen.
mont Lynden, verantwortlich machte, wobei er heit der Regierung, im Kongo weiterhin eine Gutheißung im indischen Oberhaus
vor allem auch Argumente ins Feld führte, die Politik der Nichteinmischung und der Hilfe- Prinz Sihanouks Vereinbarungen
von nichtsozialistischer Seite gegen die Regie- leistung, vor allem ziviler Art, zu verfolgen. Delhi, 21. Dez. ag (AFP) Das indische
rung vorgebracht worden waren. Da Außen- Oberhaus genehmigte am Mittwochvormittag
einmütig die Außenpolitik der Regierung,
mit Peking
minister Wigny für seine Interventionen in
der Kongokrise auch in den Reihen seiner eige- Neue Währung im Katanga nachdem es während zweier Tage Erklärun- Wirtschaftshilfe an Kambodscha
nen Christlichsozialen Partei nicht immer un- gen Premierminister Nehrus entgegengenom- Peking, 21. Dez. ag (Reuter) Einer chinc-
geteilten Beifall ernten konnte, hatte van Bekanntgabe durch Tshomue
men hatte. Am Mittwoch nahm Nehru zu den sisch-Jcambodschanisclien Erklärung, die am
Eynde relativ leichtes Spiel. Der zweite sozia- ElisabethviUe, 21. Dez. ag (AFP) Der Beziehungen Indiens zur chinesischen Volks-
republik Stellung, indem er sagte: «China istMittwoch in Peking veröffentlicht wurde, ist
listische Interpellant, der ehemalige Außen- katangische Präsident Tshombe teilte in einer
zu entnehmen, daß die Volksrepublik China
minister Victor Larock, schlug einen etwas ge- Radioansprache am Dienstagabend die Schafr ein mächtiges, aber auch gefährliches Land, und Kambodscha neue Abkommen über eine
mäßigteren Ton an. fung eines katangischen Franc mit. Diese Maß- wenn es gegen uns marschiert, und es liegt imzukünftige technische und wirtschaftliche
Während die Sozialisten im Kongo eine nahme erlaube es dem Katanga, einen weiteren Interesse beider LSnder, daß wir nicht mit- Hilfe an Kambodscha unterzeichnet haben.
Politik, der strikten Nichtintervehtion, weit- Schritt im Hinblick auf die wirtschaftliche einander in einen großen Konflikt geraten.» Die Veröffentlichung erfolgte zur Beendigung
:

gehendes Entgegenkommen gegenüber den Unabhängigkeit des Landes zu tun. Tslionil>6 Zur «militärischen Seite» der Beziehungen des Besuches des Staatschefs von Kambod-
afroasiatischen Staaten und enge Zusammen- erinnerte in dieser Ansprache an die reichen zwischen Indien und der Chinesischen Volks- scha, Prinz Norodom Sihanouk, in China. Wie
Rohstoffvorkommen und die gute Landwirt- republik bemerkte Nehru: «Wir müssen Maß-
arbeit mit den Vereinigten Nationen forder- in der Erklärung ausgeführt wird, dient die
ten, bestand Wigny darauf , daß die Ungewisse schaft im Lande, fügte aber bei, der Katanga nahmen ergreifen, damit wir nach außen von China gewährte Hilfe in erster Linie
Entwicklung im Kongo die Regierung zwinge, müsse zur Stabilisierung des Franc anfäng- wie nach innen gegen jede Eventualität dazu, Industrie und
lich eine Austerity-Politik verfolgen und sich gewappnet sind.» Indien werde vor keiner Landwirtschaft von
einen elastischen Kurs zu steuern. Die Tätig- Drohung zurückweichen. «Wir müssen stark Kambodscha weiterzuentwickeln und den Bau
keit der Vereinigten Nationen im Kongo be- einschränken. Dies wiederum ermögliche es, der Eisenbahn, die von Pnom Penh nach
urteilt der Außenminister auch weiterhin sehr in naher Zukunft geplante Arbeiten an die sein und unsere Reaktionen kontrollieren.» Sihanoukville führen wird, voranzutreiben.
kritisch. Er betonte, von einer bedingungs- Hand zu nehmen, wodurch die Arbeitslosig- Nähei-e Details über die Abmachungen
losen Zusammenarbeit Belgiens mit den UN keit bekämpft und das Einkommen der Be- Bengalen
völkerung gesteigert werden könne. Tshombß Der Gebietsaustausch in wurden aber noch nicht bekannt. Ab-
könne nicht die Rede sein, so lange versucht schließend drücken die Länder ihre
werde, alle Schuld für die Entwicklung im
gab bekannt, die katangische Nationalbank Billigung durch das indische Unterhaus Sympathien für das Volkbeiden von Laos aus, das
Kongo Belgien aufzubürden und so lange die werde das Datum festsetzen, von dem an der sich, heißt, in einem gerechten Kampf
Notwendigkeit einer «Ausschaltung des bel- kongolesische Franc nicht mehr als Zahlungs- Delhi, 20. Dez. ag (Reuter) Das indische gegenwie es
Unterhaus beschloß am Dienstag mit einer den Frieden befindet.Interventionen und fin-
ausländische
gischen Faktors» im Kongo als politisches mittel gültig sein werde
; von diesem Tag an
Argument verwendet werde. Wigny fügte hin- müßten alle Zahlungen in katangischer Wäh- Mehrheit von 281 Stimmen. 150 Quadratkilo-
zu, er habe Hammarskjöld eine ersprieß- rung erfolgen. meter westbengalisches Gebiet mit Pakistan
lichere Zusammenarbeit vorgeschlagen, und er Hungersnot in der Provinz Kasai auszutauschen. Das schon 1958 abgeschlossene Protestnote Moskaus
sei bereit, zu diesem Zweck einen mit Voll- Tauschabkommen hatte zu einer politischen
machten ausgestatteten Emissär nach New Leopoldville, 21. Des. ag (AFP) Die Mission Krise zwischen Westbengalen und der Zen- an Washington
tralregierung geführt, hauptsächlich wegen
York oder Lßopoldville zu senden. des IKRK erklärt in einer Mitteilung, daß täglich Moskau, 21. Des. ag (AFP) Wie die Agentur
skjöld finde jedoch, der AugenblickHammar-
für eine 200 der rund 300 000 Flüchtlinge in der Provinz des
westbengalischen Bezirks von Berbari.
«Tass» mitteilte, ließ die Sowjet regierung am
solche Zusammenarbeit mit Belgien sei noch Kasai meist Baluba wegen Unterernährung Dieses Gebiet t
fäll nach dem Beschluß vom
Dienstag jetzt an Pakistan.
Dienstag der amerikanischen
Botschaft in Moskau
nicht gekommen. Der Außenminister gab sterben. Die Flüchtlinge leben in einem südlich eine Note überreichen, in welcher sie die Regie-
schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß sich Tshikapa, Luluabonrg und Bakwanga gelegenen
Nehru sagte im Parlament, daß rund 6000 rung der Vereinigten Staaten ersucht, die Schul-
angesichts gewisser internationaler Entwick- trostlosen Gebiet, das so groß wie Belgien ist, zer- digen der am vergangenen
lungen in den Vereinigten Nationen früher Personen auf der indischen Seite der Grenze 4. November von einem
streut. Um diese Menschen vor dem Hungertode betroffen werden, doch könnten diese sich in amerikanischen Zerstörer gegenüber dem sowjeti-
Zweigen hingen Baumnüsse und Aepfcl, zwanzig
hier Not. Je mehr man erlebt, desto rascher scheint wieder Ersterben ein etwas längerer Zeitraum ver-
Das kurze Jahr von der Mutter gebackene Mailändern, drei die Zeit zu fliehen; je inhaltsloser sie war, desto gönnt. Doch auch er ist, von der Ewigkeit
aus ge-
Cblepfer, zwei Orangen, eine Frucht, die wir da- langweiliger schleppte sie sich hin. In der Erinne- sehen, kaum ein Trillionstel Augenblickchen. Man
Als wir einst noch unschuldige Kinder waren, mals nur zu Weihnachten sahen. Ein Wort wie rung verhält es sich geradezu umgekehrt: ein er- muß den metaphysischen Begriff «Zeit» irgendwie
«Hochkonjunktur» ahnte in jener Zeit niemand, eignisreiches Jahr bleibt haften, erahnen, wäre es auch nur in der Erfahrung, daß
erschien uns Weihnachten als das liebste und ein. an Arbeit und
schönste Fest. Noch war uns auch seine religiöse uns ist es auch immer ganz fremd geblieben. Aber Erlebnissen leeres verschwindet aus dem Gedächt- ein vom Felsen Fallender oder von einer Lawine
Bedeutung tief bewußt. In vollem Glauben sangen staunend sehen wir seit Jahren, wie stets und fast nis es geschieht ihm recht. Freilich ließe sieh Verseil üttete
r in Sekunden sein ganzes Leben
wir «Stille Nacht, heilige Nacht !». Liebevoll dachte überall so viel gekauft und geschenkt wird, daß nun darüber streiten, was des Gedenkens wert nochmals erfährt oder daß man im Erwachen
man des in der Krippe ruhenden holden Knaben zu Weihnachten eine Steigerung nnr noch zu er- sei alt und arm, wie wir sind, genügt uns schon zwischen zwei Glockenschlägen Jahrzehnte zurück
in lockigem Haar und stimmte überzeugt in das reichen ist durch oft sinnlose Häufung teurer das Verschen Josef Reinharts: erschaut. Wer dies kennt, empört sich nicht über
Lied mit ein: «Christ, der Retter, ist da!» Die Gaben. Gleichgültig, mißmutig mustern heutige
Heiligkeit des Christfestes stand noch voran; im Wildi Rose hei mer gfunde, hinderm Wild im griiene die Unvorstellbarkeit der arabischen Legende, die
Kinder das Uebennaß; ihre Zufriedenheit ist Hag; erzählt, wie eb Erzengel den Propheten in seinem
gerade so verdorben wie
Singen jener innig ergreifenden
Lieder fand sich ihr Magen. Die Liebe zur Wieder isch nes ehurzes Jöhrli sider sü lbcm erste Tag ... Zelt geholt und zu Allah geführt habe, mit dem
die Familie vereinigt, selbst wenn Bekenntnisse Weihnacht verblaßt in der Fülle; war sie einst er neunzigtausend lange Gespräche führte und
und Ueberzeugungen die katholische Mutter und ersehnter Gipfel inniger Familienfreude an den Jetzt blühen Christrosen. Möge aber der Win-
ter noch so hart werden, gewiß werden schon in alle Himmel und Höllen zu sehen bekam, worauf
Schwester, den reformierten Vater und den frei- zwei Tagen des 24. und 25. Dezembers, festet und
fünfzig Tagen Seidelbast und Eranthis, in sechzig ihn der Engel ins Zelt zurückbrachte, wo das Was-
geistigen Sohn während 51 Wochen
trennten. funkelt und lärmt jetzt der ganze Monat. Einst ein ser des beim Abholen umgestoßenen Kruges noch
Tagen Schneeglöckchen und Krokus
Doch auch nur äußerlich entzückte die selige, liebes unvergeßliches Flämmchen im traulichen sich weder
nicht ausgelaufen war. Wie von Blitzen erhellt,
gnadenbringende Weihnachtszeit. Zimmer, auf Gräbern oder im Walde, heute blen- durch Frost noch Schnee zurückhalten lassen, ihre
Denn noch offenbaren sich manchmal Blicke in Höhen und
waren die Kinder nicht verwöhnt; schon geringe dende Lichterflut auf Straßen und Plätzen. roten, gelben, weißen Blüten zu treiben. In kaum Abgründe unseres
Geschenklein, die heute verachtet würden, fanden zwei Monaten werden Haselkätzchen stäuben und rätselhaften Seins. Als Acht-
jähriger erkannte ich
wir märchenhaft; das großartigste Prachtewerk Und doch ist Weihnachten ein Sehnsuchtswort alle Knospen sich dehnen und treiben. Das Fest z.B. plötzlich das lebens-
geblieben. Immer noch wichtige Wunder alphabetischer Anordnung,
vermag mir nicht das dürftige Büchlein tm i bedeutet es vielen Kindern der Auferstehung wird Weihnachten vergessen ermöglicht, sofort unter die
das Fest der Feste, dio Höhe des Jahres. Unbe- lassen, Lenz und Sommer werden ihr Halbjahres- Hunderttausenden von
seinem einzigen Stahlstich zn ersetzen, in das die
wußt wirkt noch die uralte Juifeier mit, die Win- recht fordern, zahllose Blumen werden erwachen, Wörtern ©in gesuchtes zu finden oder anderseits
Eltern schrieben: Andenken an Weihnachten 1898. bestimmt zu wissen, daß im umfangreichsten
tersonnenwende. Gerade diese Rhythmen, dieser blühen, duften und wieder verwelken. Zugvögel
Heute strahlen flitterbehängte Tannen mit Glüh-
Wechsel zwischen langenden und abnehmenden kommen, nisten und verlassen uns wieder; hell- Adreßbuch ein Name nicht enthalten ist.
birnen zur ganzen Adventszeit in allen Schau- Tagen, zwischen Jul und Johannistag grüne Blätter werden das jetzt
fenstern, in allen Läden (sonntags offen), in läßt uns die vermodernde faule Den rasend schnellen Ablauf der Jahrzeitfolgeu
Wirtschaften, manchmal inmitten lärmenden und Kurse des Jahres empfinden, von Advent zu Laub ersetzen, dann bald nachdunkeln, vergilben, erkennt man um so deutlicher, je älter man wird.
Advent, vom Lenz zum Herbst fallen und wieder vermodern.
durchaus nicht christlichen Trubels. Einst standen Nur ein Greis erfaßt ganz Eichendorffs Frage:
wir glücklich vor einem grünen Tännchen mit Unendlich viel Leid und Freud kann sich in Und wir Menschen! Unsere Rhythmen erfüllen «Wo werd' ich sein im künft'gen Lenze?»
wenigen Kerzen, deren Anzünden und
Ablöschen die zwölf Monate drängen: Geburten und Todes- und vollenden sioh nicht im kurzen Jahr der
die feierlich« Aufgabe des Vaters war; an den fälle, Hochzeiten und Jammer, dort Ueberfluß, Natur; es wird uns zum Entstehen, Dem faustischen «Verweile doch!» kann aber
Reifen und auch Lebensüberdruß gegenüberstehen, wie ihn der

Das könnte Ihnen auch gefallen