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Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2

Ulf Hestermann • Ludwig Rongen

Frick/Knöll
Baukonstruktionslehre 2
34., überarbeitete und aktualisierte Auflage
Ulf Hestermann
Ludwig Rongen
University of Applied Sciences
Erfurt, Deutschland

ISBN 978-3-8348-1617-7 ISBN 978-3-8348-2140-9 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9

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Vorwort zur 34. Auflage

Im Jahr 2009 feierte der Frick/Knöll – das Stan- schlagewerk in der Baupraxis. Besonders deshalb
dardwerk der Baukonstruktionslehre – seinen ist es notwendig, ständig die geltenden Normen
100. Geburtstag. Abschließend zu diesem Anlass und technischen Vorschriften zu beobachten
erscheint nun die aktualisierte und teilweise stark und das Werk auf dem technisch neuesten Stand
überarbeitete 34. Auflage von Teil 2. zu halten. Darüber hinaus soll auch dem Bau-
Im Jahr 1909/1910 erschienen beim ehem. B. G. praktiker ein breiter Überblick über aktuelle Ent-
Teubner Verlag in Leipzig und Berlin die ersten wicklungstendenzen wie z. B. neue Materialent-
Auflagen der beiden Teile der Baukonstruktions- wicklungen oder Fertigungsprinzipien gegeben
lehre von Otto Frick und Karl Knöll als „Leitfaden werden.
für den Unterricht an Baugewerkschulen und ver- Der bisherige Erfolg der Frick/Knöll Baukonstruk-
wandten technischen Lehranstalten“ mit 140 tionslehre mit über einer halben Million verkauf-
bzw. 191 Seiten und graphischen Darstellungen ter Exemplare dürfte unter anderem darin be-
als „Hilfsmittel für den Vortragsunterricht und die gründet sein, dass es kein anderes Werk gibt, in
Wiederholungen“ im Baukonstruktionsunterricht dem nicht nur der allgemeine Bereich der Bau-
der Königlich Preußischen Baugewerkschulen. konstruktion, sondern auch der raumbildende
Aus dem Leitfaden wurde bis heute das nach wie Innenausbau umfassend und ganzheitlich be-
vor aus zwei Teilen bestehende, umfassendste handelt und auch die zunehmend wichtiger wer-
Standardwerk für die Ausbildung und Praxis von dende Integration gebäudetechnischer Anlagen
Architekten und Ingenieuren. berücksichtigt wird. Dies betrifft sowohl die tradi-
tionellen Techniken als auch den Trockenbau
Bis heute ist der „Frick/Knöll“ die mit großem entsprechend seiner ständig zunehmenden Be-
Abstand am weitesten verbreitete Baukonstruk- deutung als Fertigungsprinzip.
tionslehre für Studierende der Architektur und
des Bauingenieurwesens und auch ein vielfacher Seit Erscheinen der 33. Auflage ist eine große
Ratgeber und Begleiter in der Berufspraxis. Anzahl von wichtigen neuen Vorschriften, natio-
nalen und europäischen Normen überarbeitet
Von einer Baukonstruktionslehre wird erwartet, oder neu erstellt worden, so dass eine weitere
dass sie die wichtigsten und die am weitesten ver- Bearbeitung des Werkes nötig wurde. In der
breiteten Aufgabengebiete des Bauens erfasst, nun vorliegenden 34. Auflage wurden alle Kapi-
die unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien in tel erneut kritisch durchgesehen, aktualisiert
den Bereichen des Rohbaus, des Innenausbaus und in wesentlichen Teilen völlig neu bearbeitet.
und teilweise auch des Technischen Ausbaus be- Dabei wurden insbesondere die Auswirkungen
rücksichtigt und dabei die sich ständig weiterent- der immer höheren Anforderungen an die Ener-
wickelnden Herstellungsverfahren aufzeigt. gieeinsparung sowie die Eurocodes berück-
Hierbei müssen die wesentlichen Zusammenhän- sichtigt.
ge zwischen der Konstruktion und den vielen an- Der Frick/Knöll geht schon heute auf Baukonst-
deren Bereichen eines Bauwerkes wie z. B. Stand- ruktionen ein, die in absehbarer Zeit europäi-
sicherheit, Materialeigenschaften- und verhalten, scher Standard hinsichtlich Klimaschutz und
Anforderungen an die Verarbeitung, Fügungs- Energieeinsparung sein werden. Damit berück-
prinzipien und nicht zuletzt Gestaltqualitäten sichtigen die Autoren bereits jetzt die das Bauge-
eines Gebäudes oder Bauteiles verständlich ge- schehen weiterhin zunehmend beeinflussenden,
macht werden. zukunftsorientierten Aufgabenbereiche und
Ziel dieses Standardwerkes ist es, Studierenden Standards.
Grundlagenwissen zu vermitteln und grundle- Das Kapitel 1 „Dächer“ wurde vollständig überar-
gendes konstruktives Verständnis zu erreichen beitet und insbesondere hinsichtlich integrierter
und nicht etwa rezeptartig möglichst viele Kons- Solardachsysteme, Zusatzmaßnahmen bei Dach-
truktionsmöglichkeiten aufzuzeigen. deckungen, Brandschutzanforderungen an Beda-
In zunehmendem Maße dient die Frick/Knöll Bau- chungen und nicht belüfteter Dachkonstruktio-
konstruktionslehre auch als bewährtes Nach- nen ergänzt.
VI Vorwort zur 34. Auflage

Das Kapitel 2 „Flachdächer“ wurde dem aktuellen Kapitel 7 und 8 jeweils um eine Ziffer verkürzt.
Normenstand angepasst. Die Unterabschnitte zu bzw. nach vorne verlagert.
Kunststoff- und Elastomerbahnen sowie Flüs- Das Kapitel 9 (früher Kapitel 10 „Beschichtun-
sigabdichtungen wurden vollständig neu bear- gen“) wurde dem aktuellen Stand der Normung
beitet. angepasst. Insbesondere erforderte die DIN V 18
Das Kapitel 3 „Abgasanlagen (Schornsteine, Ka- 550, die trotz des Status einer Vornorm längst von
mine) und Lüftungsschächte“ wurde aktualisiert der Industrie als die gültige Norm anwendet wird,
und die neuen Normen eingearbeitet. eine gründliche Überarbeitung dieses Kapitels.
Das Kapitel 4 „Treppen, Rampen, Auszüge und Das Kapitel 10 (früher Kapitel 11) „Gerüste und
Fahrtreppen“ wurde auf Grundlage der neuen Abstützungen“ wurde dem aktuellen Stand der
DIN 18065 grundlegend überarbeitet und um die Normung angepasst.
Abschnitte Treppen aus Glas sowie Fahrtreppen In dem vorliegenden Teil 2 dieses Werkes sind vor
erweitert. allem Europäische Normen eingearbeitet, soweit
Das Kapitel 5 „Fenster“ wurde unter Mitwirkung diese inzwischen entweder durch Veröffentli-
des ift-Rosenheim – Institut für Fenstertechnik chung eines identischen Textes oder durch Aner-
ergänzt und überarbeitet, das Kapitel 6 „Pfosten- kennung den Status einer Deutschen Norm erhal-
Riegel-Fassaden“ wurden durchgesehen und die ten haben, auch wenn die Frist, bis zu der entge-
Liste der Normen und Bestimmungen aktuali- genstehende nationale Normen zurückgezogen
siert. werden müssen, noch nicht abgelaufen ist. So
erhebt das Werk auch weiterhin den Anspruch
Die früheren Kapitel 7 „Außentüren, Innentüren,
auf Aktualität.
Schutz- und Sondertüren“ sowie „Horizontal
verschiebbare Tür- und Wandelemente“ wurden In allen Kapiteln wurden die Hinweise auf die
zu einem neuen Kapitel 7 „Türen, Zargen und wichtigsten Normen und die Normenverzeichnis-
Schlösser“ zusammengefasst, insgesamt neu se sowie die Literaturverzeichnisse aktualisiert.
strukturiert und textlich gestrafft. Normenan- Bei der dramatisch zunehmenden Informations-
passungen in diesem Bereich betrafen insbeson- flut, nicht zuletzt bedingt durch die Ausdehnung
dere die Türen für das barrierefreie Bauen (Ersatz der Normung auf den größer werdenden europä-
der Normenreihen DIN 18 024 und DIN 18 025 ischen Raum und durch immer mehr ausufernde
durch die neue Normenreihe DIN 18 040) sowie Zertifizierungen, Güte- und Bauproduktricht-
die Änderungen bezüglich der Einbruchhem- linien würde der Versuch einer vollständigen Auf-
mung von Türen aus der Novellierung der DIN EN listung den Rahmen dieses Werkes sprengen.
1627. Dem Benutzer muss deshalb dringend empfoh-
len werden, die weitere Entwicklung aller Bestim-
Das Kapitel 8 (früher Kapitel 9) „Außen- und In- mungen zu beobachten.
nenputze, Sonderputze, Wärmedämmputze und
Wärmedämm-Verbundsysteme“ wurde umfas- Bei der Auswahl der Bildbeispiele blieben die Be-
send überarbeitet. In den letzten Jahren hat es arbeiter bemüht, nur Konstruktionen zu erwäh-
nen, die einen kritisch beobachteten Reifepro-
gerade zum Thema „Putze“ wichtige Änderungen
zess aufweisen können.
in den entsprechenden Normen gegeben. So z. B.
die DIN EN 998-1. Alle in dieser Norm beschriebe- Darüber hinaus wurden aus den Rezensionen der
nen Produkte müssen, um sie überhaupt noch Leserschaft viele Anregungen und Hinweise be-
innerhalb der Europäischen Union in den Verkehr rücksichtigt, soweit diese im Sinne des Gesamt-
bringen zu dürfen, mit dem CE-Kennzeichnen werkes Ziel führend waren und den Rahmen
versehen werden. Die DIN V 18 550 hat die alte nicht sprengen. Hierfür gebührt den aufmerksa-
DIN 18 550 komplett ersetzt. Der Begriff Vornorm men und kritischen Lesern herzlicher Dank.
heißt in diesem Fall aber nicht, dass es sich nicht Allen, die durch Bereitstellung von Informationen
um eine „richtige“ Norm handelt. Auch wenn die oder ihre Mitarbeit wertvolle Hilfe geleistet ha-
DIN V 18 550 in Zukunft weiter ergänzt und über- ben danken wir.
arbeitet wird, ist sie schon heute in gültig und in Unserer besonderer Dank gilt Herr Dipl.-Ing.
vollem Umfang anzuwenden. Sie nimmt insbe- Ingo Leuschner vom ift-Rosenheim für die Mit-
sondere die Planer stärker als bisher in die Verant- wirkung an der Überarbeitung des Abschnittes 5
wortung. „Fenster“.
Die Ordnungsnummern der bisherigen Kapitel 9 Vor allem verdienen unseren Dank für die zeich-
bis 11 werden durch die Zusammenlegung der nerische und rechnergestützte Bearbeitung der
Vorwort zur 34. Auflage VII

zahlreichen neuen Abbildungen und für Recher- fortführen und im Sinne dieser Tradition das
chearbeiten Frau Olga Roor (Bachelor of Arts) so- Lehrbuch auch im Zeitalter der zunehmend digi-
wie die studentischen Mitarbeiterinnen Sissy talen Publikationen ähnlich erfolgreich entwi-
Panzer und Lisa Quentin. Dank gilt vor allem auch ckeln und verbreiten zu dürfen.
unseren Büropartnern Dipl.-Ing. Architekt Reiner Gemeinsam mit dem Verlag hoffen wir, dass die
Wirtz und Dipl.-Ing. Michael Rommel sowie unse- weiterentwickelte Neugestaltung bei den Lesern
rer Mitarbeiterin Frau Dipl.-Ing. Sibylle Roßmann, Anklang findet und sich auch dieser zweite Teil
die uns mit vielen wertvollen Tipps und z. T. auch der Jubiläumsausgabe sowohl im Studium wie
kritischen Anmerkungen unterstützt haben. auch in der Planung als ein brauchbarer Leitfaden
Mit der jetzigen 34. Auflage von Teil 2 haben die und Ratgeber und auch in der Baupraxis als
Autoren alle Bearbeitungsteile von Herrn Prof. brauchbares und zuverlässiges Nachschlagewerk
Dipl.-Ing. Dietrich Neumann und von dem Ende erweist.
des Jahres 2011 leider verstorbenen Kollegen
Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Weinbrenner übernommen.
Wir danken hiermit den Vorgängerautoren für
das entgegengebrachte Vertrauen und die jahre- Erfurt, im Sommer 2012
lange Unterstützung, das traditionsreiche Werk U. Hestermann, L. Rongen
VIII

Verzeichnis der Autoren und Bearbeiter:

Prof. Dipl.-Ing. Ulf Hestermann hat nach seinen Gastprofessur an der South-West-Jiaotong Uni-
Studien an der Fachhochschule Aachen und der versität, beide in Chengdu (V. R. China). Das Büro
RWTH-Aachen 1980 ein bundesweit tätiges Ar- RONGEN ARCHITEKTEN GmbH hat zusammen mit dem
chitektur- und Ingenieurbüro gründet (www.hks- Passivhaus-Institut – Prof. Dr. Wolfgang Feist im
architekten.de). Tätigkeitsbereiche waren und Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
sind Projekte der technischen Infrastruktur, Ver- das Forschungsprojekt „Passivhäuser für fünf
kehrsbauten, Gewerbe- und Wohnungsbauten, verschiedene Klimazonen“ erarbeitet. Die Er-
Bauten für das Gesundheitswesen sowie Schul- gebnisse sind in dem Fachbuch „Passivhäuser für
und Hochschulbauten u. A. mit den Arbeits- verschiedene Klimazonen“ zusammengefasst.
schwerpunkten Prozess- und Kostenoptimierung Darüber hinaus hat Ludwig Rongen zusammen
durch Teilvorfertigung und Systembauweisen in mit anderen Autoren das 2012 im Verlag Wood-
Holz und Beton sowie energieoptimierte Ent- head Publishing Limited (Oxford, Cambridge,
wurfskonzepte und Bauwerksplanungen. Philadelphia, New Delhi) erschienene Fachbuch
1991 folgte die Berufung zum Professor für Bau- „Modern earth buildings – Materials, engineering,
konstruktion, Entwerfen und Gebäudeplanung construction and applications“ geschrieben. Des-
an die Fachhochschule Erfurt. Weiterhin ist Ulf weiteren ist er u. a. mit seinem Kollegen Prof. Ulf
Hestermann leitend im eigenen Architekturbüro Hestermann Co-Autor eines Fachbuches zum
für Projekte im In- und Ausland tätig. Energieeffizienten Bauen in der V. R. China, er-
schienen 2012 im Verlag der SEU – South-East-
Darüber hinaus ist er Autor eines Fachbuches University in Nanjing, China.
zum Energieeffizienten Bauen in der V. R. China,
erschienen 2012 im Verlag der SEU – South-East-
University in Nanjing, China. Dipl.-Ing. Ingo Leuschner hat an der FH Rosen-
heim sein Studium der Holztechnik abgeschlos-
sen und ist seit 1997 Mitarbeiter im ift Rosen-
Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen studierte nach heim. Zu Beginn seiner Tätigkeit war er als tech-
seiner praktischen Ausbildung zum Technischen nische Assistenz der Institutleitung mit der
Zeichner zuerst Städtebau an der Fachhochschu- Begleitung und Erstellung von Gutachten zu
le Aachen und war danach mehrere Jahre als Pro- Fenstern, Türen, Fassaden und Verglasungen be-
jektleiter in der Stadt- und Regionalplanung tätig. schäftigt. Die daraus resultierenden Erfahrungen
Sein zweites Studium der Architektur absolvierte wurden in Tätigkeiten für das ift-Sachverständi-
er an der RWTH Aachen und gründete danach genzentrum, Leitung von diversen Forschungs-
sein eigenes Architekturbüro, das heute unter projekten (Holzfassaden, Beschlagtechnik, Ver-
dem Namen RONGEN ARCHITEKTEN GmbH firmiert und bundaufbauten, Energieeffiizenz Oberflächen-
das er zusammen mit zwei Büropartnern leitet. Im technik) vertieft. Weiterhin resultierte daraus die
Jahr 1992 wurde Ludwig Rongen als Professor an Erstellung von diversen Fachveröffentlichungen
die Fachhochschule Erfurt für die Studienfächer und technischen Regeln, Vorträge bei nationalen
Baukonstruktionslehre und Entwerfen berufen. Er und internationalen Symposien, Vorlesungen etc.
hat sich als Architekt insbesondere im Bereich des Im Zeitraum von 2005 bis 2010 nahm er dabei die
hoch Energie effizienten Bauens (insbesondere Position des stellvertretenden Leiters der F&E-
„Bauen im Passivhausstandard“) national und Abteilung ein, seit 2010 ist er zuständig für die
auch international einen Namen gemacht. Zu die- Unternehmensentwicklung des ift Rosenheim.
sem Thema hält er regelmäßig Vorträge auch auf Aktuell beschäftigt er sich mit der Konzeption
internationalen Kongressen inner- und außerhalb und Entwicklung von Online-Diensten wie Ener-
Europas. Er ist darüber hinaus (z. T. leitend) in gy-Labelling-Systeme, Einsatzempfehlungen für
verschiedenen nationalen und internationalen Fenster.
Ausschüssen, die sich mit dem Thema „Energie-
effizienz“ beschäftigen, tätig. Seit dem Jahr 2004
hat Ludwig Rongen eine Gastprofessur an der
Sichuan Universität inne, 2005 folgte eine zweite
IX

Inhalt

1 Geneigte Dächer 1.8 Dachzubehör und Anschlüsse


1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 an Dachdeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . 163
1.1.1 Dachformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.8.1 Anschlüsse an Wände
1.1.2 Bezeichnung von Dachteilen . . . . . . . 3 und Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
1.1.3 Konstruktionsgrundregeln . . . . . . . . . . 3 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger
1.1.4 Zeichnerische Darstellung . . . . . . . . . 5 an Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
1.2 Dachtragwerke aus Holz . . . . . . . . . . 5 1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter
1.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 und Dachüberstand . . . . . . . . . . . . . . . . 165
1.2.2 Baustoff Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.8.4 Sanitärentlüftungen
1.2.3 Dachtragwerke als Zimmermanns- und Antennendurchgänge . . . . . . . . . 167
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.9 Ausbau von Dachräumen . . . . . . . . . 168
1.2.4 Ingenieurmäßige Holzdach- 1.9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 1.9.2 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
1.3 Dachtragwerke aus Stahl . . . . . . . . . . 76 1.9.3 Unterdeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
1.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit . . . . 175
1.3.2 Baustoff Stahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 1.9.5 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
1.3.3 Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 77 1.9.6 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
1.3.4 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 1.9.7 Ausführungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
1.3.5 Gittertragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 1.9.8 Innenflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
1.3.6 Raumtragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 1.10 Dachfenster und Dachgauben . . . . 183
1.4 Massivdachkonstruktionen . . . . . . . 84 1.10.1 Flächenverglasungen
1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten . . . 84 (verglaste Dachflächen) . . . . . . . . . . . . . 183
1.4.2 Steildachelemente aus Holz . . . . . . . . . 86 1.10.2 Dachflächenfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
1.4.3 Dachtragwerke aus Stahlbeton . . . . . 86 1.10.3 Dachgauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
1.5 Textile Flächentragwerke . . . . . . . . . 89 1.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
1.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 1.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
1.5.2 Werkstoffe und Materialien . . . . . . . . . 89
1.5.3 Ausführungsbeispiele . . . . . . . . . . . . . . 91 2 Flachdächer
1.6 Dachdeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
1.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 2.1.1 Nutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln 2.1.2 Beanspruchungen – Arten und
und Dachsteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Klassifizierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202
1.6.3 Betondachstein-Deckung . . . . . . . . . . . 108 2.1.3 Bauarten
1.6.4 Schieferdeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 (Bauphysikalischer Aufbau) . . . . . . . . . 203
1.6.5 Faserzement-Wellplattendeckung . . . 115 2.1.4 Dachneigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.6.6 Schindeldeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 2.1.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.6.7 Bitumenschindeldeckung . . . . . . . . . . . 125 2.1.6 Feuchtigkeitsschutz
1.6.8 Bitumen-Wellplattendeckung . . . . . . . 127 (Tauwasserschutz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.6.9 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung . . . . 127 2.1.7 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.6.10 Metalldeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 2.1.8 Oberflächenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
1.6.11 Dachpappedeckungen . . . . . . . . . . . . . 142 2.1.9 Windbeanspruchung . . . . . . . . . . . . . . . 205
1.6.12 Geneigte Dächer mit Begrünung . . . . 144 2.1.10 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
1.6.13 Solardach-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 2.1.11 Anschlüsse an
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre . . . 149 aufgehende Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 2.1.12 Flachdachränder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
1.7.2 Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle . . . . . . . 214
1.7.3 Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 2.1.14 Instandhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
1.7.4 Hängedachrinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 2.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
1.7.5 Dachrinnen – Sonderformen . . . . . . . . 157 2.2.1 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
1.7.6 Regenfallrohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 2.2.2 Wärmedämmstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
X Inhalt

2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht . . . . . . 226 3.3 Bauarten von Abgasleitungen,


2.2.4 Dampfsperren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Luft-Abgas-Systemen und
2.2.5 Gefälleschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Schornsteinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
2.2.6 Voranstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 3.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 3.3.2 Abgasleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
mit nicht genutzter Oberfläche . . . . 227 3.3.3 Vorgefertigte frei stehende
2.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
2.3.2 Flachdachabdichtungen auf 3.3.4 Schornsteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Stahlbetonplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 3.3.5 Gemauerte Schornsteine . . . . . . . . . . . 275
2.3.3 Flachdachabdichtungen auf 3.4 Abgasanlagen im Freien
Trapezblechkonstruktionen . . . . . . . . . 233 (Schornsteinköpfe) . . . . . . . . . . . . . . . . 277
2.3.4 Flachdachabdichtung auf Poren- 3.5 Schornsteinsanierung . . . . . . . . . . . . . 280
und Leichtbetonplatten . . . . . . . . . . . . 236 3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten
2.3.5 Sperrbetondächer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 gemäß DVGW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdichtun- 3.7 Lüftung von innenliegenden
gen auf Holzkonstruktionen . . . . . . . . 238 Bädern und Toilettenräumen . . . . . . 283
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 3.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
mit genutzter Oberfläche . . . . . . . . . 239 3.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
2.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
2.4.2 Begehbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . . 239 4 Treppen, Rampen, Aufzüge
2.4.3 Befahrbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . 241 und Fahrtreppen
2.4.4 Begrünte Flachdächer . . . . . . . . . . . . . . 242 4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
2.5 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.1.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 4.1.2 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292
2.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 4.1.3 Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk- 4.2 Treppenbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
tionen über Stahlbetondecken . . . . . . 249 4.2.1 Gemauerte Treppen . . . . . . . . . . . . . . . . 308
2.5.3 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.2.2 Werksteintreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
Leichtkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . 249 4.2.3 Stahlbetontreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch- 4.2.4 Holztreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316
lüftete Flachdachkonstruktionen . . . . 250 4.2.5 Stahltreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
2.6 Flachdachzubehör . . . . . . . . . . . . . . . . 250 4.2.6 Treppen aus Glas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
2.6.1 Lichtkuppeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 4.2.7 Sonderformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
2.6.2 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 4.3 Geländer und Umwehrungen . . . . . 338
2.6.3 Sanitärentlüftungen und Antennen- 4.3.1 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338
durchgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 4.3.2 Ausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
2.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 4.4 Rampen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346
2.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 4.5 Aufzüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
4.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
3 Abgasanlagen 4.5.2 Barrierefreie Erschließungen . . . . . . . . 348
(Schornsteine, Kamine) 4.5.3 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
und Lüftungsschächte 4.5.4 Abmessungen und Grundriss-
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
3.2 Allgemeine Bauvorschriften . . . . . . 259 4.6 Fahrtreppen und Fahrsteige . . . . . . 352
3.2.1 Vorschriften und Normen . . . . . . . . . . . 259 4.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353
3.2.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 4.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355
3.2.3 Höhe der Abgasanlage . . . . . . . . . . . . . 260
3.2.4 Lage der Mündung und Abstände 5 Fenster
von brennbaren Bauteilen . . . . . . . . . . 260 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357
3.2.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten . . . . . . . 361
3.2.6 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 5.2 Anforderungen an Fenster . . . . . . . . 365
3.2.7 Querschnitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 5.2.1 Luftdurchlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten . . . . . . . . . 265 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast . . 370
3.2.9 Wartungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . 267 5.2.3 Schlagregendichtheit . . . . . . . . . . . . . . . 370
3.2.10 Heizräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 5.2.4 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
Inhalt XI

5.2.5 Tauwasserschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl


5.2.6 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 oder Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 492
5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderungen 6.4.4 Pfosten und Riegel-Mischformen . . . . 493
an Fenster und Fenstertüren . . . . . . . . 378 6.5 Ausfachungen und
5.3 Bauwerksanschlüsse . . . . . . . . . . . . . . 379 Füllelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493
5.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 6.6 Fugen- und Anschluss-
5.3.2 Einbauebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380 ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
5.3.3 Befestigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382 6.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505
5.3.4 Fugendämmung und Abdichtung . . 384 6.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507
5.3.5 Brüstungsanschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . 388
5.3.6 Schwellen bei Fenstertüren . . . . . . . . . 394 7 Türen, Zargen und Schlösser
5.4 Verglasungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
5.4.1 Glasarten und Lieferformen . . . . . . . . . 394 7.1.1 Einteilung und Benennung:
5.4.2 Bemessung der Glasscheiben . . . . . . . 401 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510
5.4.3 Einbau von Verglasungen . . . . . . . . . . . 401 7.2 Planungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . 510
5.4.4 Verglasung von Sprossenfenstern . . . 409 7.2.1 Wohnungsbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513
5.4.5 Schrägverglasungen 7.2.2 Arbeitsstätten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513
(Überkopfverglasungen) . . . . . . . . . . . . 410 7.2.3 Barrierefreies Bauen . . . . . . . . . . . . . . . . 515
5.5 Beschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416 7.2.4 Türmaße und Türgeometrie . . . . . . . . 516
5.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416 7.3 Außentüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 520
5.5.2 Fensterbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417 7.3.1 Anforderungen an Außentüren . . . . . 520
5.5.3 Fensterverschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 7.3.2 Baukörperanschlüsse
5.5.4 Funktionsbeschläge . . . . . . . . . . . . . . . . 420 von Außentüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524
5.5.5 Zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 7.3.3 Außentüren aus Holz und
5.6 Ausführungsarten Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528
und Konstruktionsbeispiele . . . . . . . 426 7.3.4 Außentüren aus Metall . . . . . . . . . . . . . 536
5.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426 7.3.5 Außentüren aus Kunststoff . . . . . . . . . 541
5.6.2 Holzfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 7.3.6 Außentüren aus Glas . . . . . . . . . . . . . . . 544
5.6.3 Holz-Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . . 439 7.3.7 Automatische Außentüranlagen . . . . 545
5.6.4 Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . 441 7.4 Innentüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547
5.6.5 Stahlfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448 7.4.1 Anforderungen an Innentüren . . . . . . 547
5.6.6 Kunststoff-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.4.2 Bauteilanschlüsse von Innentüren . . . 555
5.7 Kellerfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454 7.4.3 Türzargen aus Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . 559
5.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454 7.4.4 Türblätter aus Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
5.7.2 Lichtschächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 7.4.5 Türzargen aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . 574
5.7.3 Einbau von Kellerfenstern . . . . . . . . . . 457 7.4.6 Türblätter aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . 585
5.8 Sonnenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 7.4.7 Ganzglas-Türen und -Türanlagen . . . 586
5.8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 7.5 Innere Schiebetüren
5.8.2 Rollläden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 und Faltwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591
5.8.3 Jalousetten (Raffstores) . . . . . . . . . . . . . 465 7.5.1 Schiebetüren aus Holz
5.8.4 Markisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467 und Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . 591
5.8.5 Außen liegende Lamellensysteme . . . 468 7.5.2 Ganzglas-Schiebetüren . . . . . . . . . . . . . 595
5.8.6 Fensterläden und Schiebeläden . . . . . 469 7.5.3 Harmonikatüren und
5.9 Einbruchshemmung . . . . . . . . . . . . . . 469 Harmonikawände . . . . . . . . . . . . . . . . . . 596
5.10 Lüftungseinrichtungen . . . . . . . . . . . 473 7.5.4 Falttüren und Faltwände . . . . . . . . . . . 597
5.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476 7.5.5 Bewegliche Elementwände . . . . . . . . . 600
5.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479 7.6 Sondertüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604
7.6.1 Feuerschutztüren und -abschlüsse . . 604
6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF) 7.6.2 Rauchschutztüren und -abschlüsse . . 614
6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481 7.6.3 Schallschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615
6.2 Planung von PRF . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481 7.6.4 Feucht- und Nassraumtüren . . . . . . . . 619
6.3 Befestigung am Bauwerk . . . . . . . . . . 486 7.6.5 Wohnungsabschlusstüren . . . . . . . . . . 620
6.4 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488 7.6.6 Einbruch- und Schusshemmende
6.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488 Türen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz . . . . . . . . 491 7.6.7 Strahlenschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . . 627
XII Inhalt

7.7 Türbeschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628 8.11 Putze für Sonderzwecke:


7.7.1 Türbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628 Wärmegedämmte und
7.7.2 Türdrücker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 verputzte Außenbauteile . . . . . . . . . 726
7.7.3 Türschlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637 8.11.1 Einschalige Wände aus
7.7.4 Dichtungen hoch wärmedämmenden
(Falz- und Bodendichtungen) . . . . . . . 650 Wandbaustoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 727
7.7.5 Türschließer und Pendeltür- 8.11.2 Einschalige Wände
beschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 658 mit Außendämmung . . . . . . . . . . . . . . . 727
7.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 664 8.11.3 Einschalige Wände
7.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675 mit Innendämmung . . . . . . . . . . . . . . . . 727
8.11.4 Wärmedämmputzsysteme . . . . . . . . . . 732
8 Außen- und Innenputze, 8.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme . . . . . 735
Sonderputze, Wärmedämmputze 8.12 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743
und Wärmedämm-Verbund- 8.13 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 748
systeme
8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 9 Beschichtungen (Anstriche)
8.2 Einteilung und Benennung: und Wandbekleidungen (Tapeten)
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 678 auf Putzgrund
8.3 Ausgangsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 9.1 Beschichtungen:
8.3.1 Mineralische Bindemittel Putzmörtel 679 Allgemeine Grundbegriffe . . . . . . . . 749
8.3.2 Putze mit organischen Bindemitteln 682 9.2 Wasserverdünnbare Beschich-
8.3.3 Zuschläge für Mörtel- und tungsstoffe. Deckende Beschich-
Kunstharzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 682 tungssysteme für Außen- und
8.3.4 Zusätze für Putzmörtel . . . . . . . . . . . . . 683 Innenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750
8.4 Putzmörtel und Beschichtungs- 9.3 Beschichtungen auf mineralischen
stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683 Außenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 753
8.4.1 Putzmörtel für Mineralputze . . . . . . . . 683 9.4 Beschichtungen auf mineralischen
8.4.2 Beschichtungsstoffe für Kunstharz- Innenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 757
putze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686 9.5 Wandbekleidungen (Tapeten)
8.5 Putzaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686 auf mineralischen Innenputzen . . . 760
8.6 Putzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687 9.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761
8.7 Putze mit mineralischen Binde- 9.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763
mitteln: Mineralputz als Außen-
und Innenputz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690 10 Gerüste und Abstützungen
8.7.1 Putzgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 690 10.1 Gerüste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 765
8.7.2 Putzträger, Putzbewehrung 10.1.1 Allgemeine Bestimmungen . . . . . . . . . 765
und Putzprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693 10.1.2 Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 768
8.7.3 Putzausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 700 10.1.3 Bauliche Anforderungen . . . . . . . . . . . . 768
8.7.4 Putzweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701 10.1.4 Gerüstbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771
8.7.5 Mineralisch gebundene Außenputze 702 10.2 Absteifungen und Abfangungen . . 778
8.7.6 Mineralisch gebundene Innenputze 710 10.3 Freistehende Gerüste . . . . . . . . . . . . . 782
8.8 Putze mit organischen 10.4 Schutznetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 783
Bindemitteln: Kunstharzputze 10.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785
als Außen- und Innenputz . . . . . . . . . 716 10.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785
8.9 Putze für Sonderzwecke:
Brandschutztechnisch wirksame Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787
Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 719
8.10 Putze für Sonderzwecke:
Schallschutztechnisch wirksame
Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . 723
1

1 Geneigte Dächer
1

1.1 Allgemeines Dachflächen, insbesondere geneigter, also viel-


fach sichtbarer Dächer sind als so genannte „fünf-
Dächer sind in ihrer Variantenvielfalt und Ge- te Fassade“ qualifiziert zu entwerfen.
staltung entscheidend prägend für den Gesamt- Herstellungs- und Unterhaltungskosten eines Da-
eindruck eines Gebäudes. Die Ausbildung von ches können von der Gestaltung stark beeinflusst
geneigten Dächern wird durch das Klima, die Re- werden. Komplizierte Dachformen erfordern
gion, den verwendeten Baustoff, bautechnische meistens aufwändige Detaillösungen, bei denen
Traditionen und die Nutzungsart der Gebäude oft schon geringfügige Planungs- oder Ausfüh-
bestimmt. rungsfehler zu schwer wiegenden Bauschäden
Dächer sollen Bauwerke vor Witterungseinflüs- führen können. So sollten allein aus diesen Grün-
sen und meistens auch vor Wärmeverlust schüt- den ebene, zusammenhängende Dachflächen
zen. Häufig sind auch Anforderungen des Schall- bei der Planung bevorzugt werden, bei denen
schutzes und des Brandschutzes zu erfüllen. Dachaufbauten und Unterbrechungen der Dach-
haut durch Belichtungsöffnungen, Dachaufbau-
Zur eindeutigen Kennzeichnung eines Daches ge- ten, Installationen und Ähnliches auf das unbe-
hören Angaben über dingt Notwendige beschränkt bleiben.
Ɣ Dachform
Bei Verschneidungen verschiedener Dachflächen
Ɣ Dachgrundriss untereinander oder mit Dachaufbauten muss un-
Ɣ Dachtragwerk bedingt darauf geachtet werden, dass der Regen-
Ɣ Dachneigung wasserlauf nicht auf schwer abzudichtende
Ɣ Dachdeckungsmaterial
Wandanschlüsse, schräg verlaufende Ortgänge
usw. trifft. Bei manchen Dachentwürfen mit Er-
Ɣ Dachdeckungsart kern, Gauben oder Gebäudevor- oder -rücksprün-
Ɣ Dachentwässerung. gen wird vielfach übersehen, dass in solchen
Fällen für oft nur kurze Traufenabschnitte geson-
Dachflächen können in Abhängigkeit von der derte Regenfallrohre notwendig werden, die sich
Dachneigung auf die verschiedenste Weise her- sehr nachteilig auf die Fassadengestaltung aus-
gestellt werden. wirken können.

Dachdeckungen aus „geschuppt“ mit Fugen ver-


legten Materialien (Abschn. 1.6) erfordern deut- Bezeichnung der Dachformen
lich geneigte Dachflächen, die in der Regel von
einem Dachtragwerk getragen werden. Die Grundformen von geneigten Dächern mit ebe-
nen Flächen sind in Bild 1.1 gezeigt. Unterschie-
Dachabdichtungen aus geschlossenen, fugen- den werden einachsige (über eine Gebäuderich-
los verlegten Bahnen (Abschn. 2) können ohne tung) gespannte Formen wie Sattel-, Pult-, Gra-
oder mit geringer Neigung auf flachen Tragwer- ben- und Mansarddächer und zweiachsige (über
ken oder direkt auf Bauwerken oder Bauteilen zwei Achsen entwickelte) Dächer wie Walm- oder
flächig aufliegen. Zeltdächer. Varianten, Misch- und Sonderformen
dieser Grundformen sind möglich. Sie entstehen
z. B. auch, wenn geneigte Dachflächen auf nicht
1.1.1 Dachformen
rechtwinkligen Baukörpern vorgesehen werden.
Dachform, Dachneigung, Dachdeckung und Dabei entstehen Dachformen mit vorspringen-
Dachränder mit Ortgang- und Traufenausbildung den und geneigten Traufen- und Firstlinien, die
haben entscheidenden Einfluss auf die äußere jedoch besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich
Gesamtwirkung eines Bauwerks. Sie sollen im Ein- aller Detailpunkte und der Wasserableitung erfor-
klang stehen mit dessen Funktion und sind damit dern.
weitgehend abhängig von Grundriss, Konstruk- Geneigte Dächer mit gekrümmten Flächen können
tionsart und Höhe eines Gebäudes. einachsig als Tonnendächer (Voll-, Halbtonne,

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
2 1 Geneigte Dächer

Segmentbogen) oder auch zweiachsig als para- werke und andere mehr (s. Bild 1.17, 1.21 und
bel- oder hyperbelförmige Schalendächer über 1.22 in Teil 1 dieses Werkes), die in diesem Zu-
1 nahezu jeder Grundrissform ausgebildet werden. sammenhang nicht behandelt werden können
Weitere besondere Dachformen ergeben sich und für die auf weiterführende Literatur ver-
durch Konstruktionstechniken wie Hängekon- wiesen werden muss.
struktionen, pneumatische Konstruktionen, Falt-

1.1 Dachformen
a) Flachdach mit Attikarand (s. Abschn. 2) g) Mansarddach
b) Flachdach mit auskragender Dachscheibe h) Walmdach
c) Pultdach i) Sheddach
d) Satteldach j) Tonnendach
e) Grabendach (Schmetterlingsdach) k) Halbtonnendach
f) Zeltdach l) Segmentbogendach
1.1 Allgemeines 3

1.1.2 Bezeichnung von Dachteilen


Die Bezeichnungen einzelner Dachteile sind Bild
1.2 zu entnehmen
1

1.2
Bezeichnung von Dachteilen
1 First
2 Traufe
3 Ortgang
4 Giebel
5 Drempel
oder Kniestock
6 Grat
7 Kehle
8 Walm
9 Anfallspunkt
10 Schleppgaube
11 Fledermausgaube
12 Stehende Gauben
(s. a. Abschn. 1.10.3)

1.1.3 Konstruktionsgrundregeln unterteilt), sowie nach der Dachform und Dach-


neigung, mit deren zunehmendem Winkel Form-
Dachflächen werden durch zwei Belastungsarten beiwerte μ (früher Abminderungsbeiwert ks) an-
beansprucht. gesetzt werden.
Das Eigengewicht und die Schnee- und Eislast wir- Die Windbelastungen sind abhängig von der
ken senkrecht auf das Tragwerk ein, – Windlasten Windgeschwindigkeit (geographische Lage), der
gemäß DIN EN 1991-1-4 erzeugen hingegen von Dachform und der Höhenlage über Gelände. Mit
der Dachneigung abhängige horizontale Lastein- zunehmender Höhe des Daches über Gelände
wirkungen als Drucklast (Staudruck) auf der wind- nimmt die Windgeschwindigkeit ab. (Windlast-
zugewandten angeströmten Seite (Luvseite) und zonen s. Abschn. 5.2.7 und Bild 5.19).
als Sogwirkung auf der windabgewandten Seite
Dachflächen können auf Bauwerken so aufliegen,
(Leeseite). Die Sogwirkung kann größer sein als
dass die senkrechten Lasten nur vertikale Auflager-
der Staudruck und tritt an angeströmten Ge-
kräfte bewirken (Bild 1.3a und b). Sie können sich
bäudekanten und -ecken durch Wirbelbildungen
jedoch auch so gegeneinander abstützen, dass
besonders stark auf. Dachkonstruktionen sind
an den Auflagern vertikale und horizontale Kräfte
deshalb gegen Abheben durch Soglasten zu
auftreten (Bild 1.3c).
sichern.
Die Grundformen für Dachkonstruktionen, die
Die Größe der Schnee- und Eislasten richtet sich
sich traditionell herausgebildet haben, werden
nach der geographischen Lage des Gebäudes
bezeichnet als
(Deutschland ist gemäß DIN EN 1991-1-3 in fünf
Schneelastzonen bzw. vier Eiszonen in Abhängig- Ɣ Sparrendächer (Bild 1.3c),
keit von der Höhenlage des Standortes über NN Ɣ Pfettendächer (Bild 1.3b, 1.4b).
4 1 Geneigte Dächer

1.3 Auflagerkräfte von Dachkonstruktionen


a) Flachdächer
b) vertikale Auflagerkräfte bei Pfettendächern
c) vertikale und horizontale Auflagerkräfte bei Sparrendächern

Sparrendächer sind auf rechteckigen einfachen Pfettendächer sind ab einer Dachneigung unter
Gebäudegrundrissen mit Dachneigungen ab ca. 25 Grad die einzige konstruktiv und wirt-
ca. 30 bis 60 Grad einsetzbar. Sie ermöglichen schaftlich sinnvolle Alternative. Sie bieten sich
durch die mögliche Stützenfreiheit einen unein- auch immer dann an, wenn komplizierte Grund-
geschränkt nutzbaren Dachraum. Das tragende, rissformen sowie Dächer mit nahezu jeder
i. d. R. aus Holz erstellte Tragwerk beruht auf dem beliebigen Neigung zu überdecken sind. Pfet-
Prinzip des unverschieblichen Dreiecks, bei dem tendächer ermöglichen den Einbau größerer
jeweils zwei gegeneinander geneigt liegende Dachöffnungen für Gauben, Fenster und Dach-
Sparren und der Deckenbereich dazwischen bzw. terrassen. Vielfach stören allerdings notwendige
ein Deckenbalken zu einem statischen System Stützen und Aussteifungsbauteile die Nutzbar-
verbunden sind. Ungünstig wirken sich größere keit des Dachraumes. Zudem ist ein höherer Ma-
Dachöffnungen aus, die die jeweiligen Gespärre terialaufwand erforderlich.
unterbrechen. Bei größeren Spannweiten wird Die aus dem Eigengewicht der Dachkonstruktio-
das Sparrendach durch horizontale Kehlbalken nen, aus Wind- und Schneelasten und aus Nutz-
gestützt (Bild 1.16). last resultierenden Gesamtlasten können linear
über Pfetten auf Außen- und Innenwände bzw.
punktweise auf Stützen abgetragen werden (Bild
1.4b).

1.4a 1.4b 1.4c

1.4 Lastabtragung
a) Abtragung der Dachlast auf die Außenwände
b) Lastabtragung auf Außen- und Innenwände
c) Lastabtragung punktweise
1.2 Dachtragwerke aus Holz 5

1.5 Aussteifung
a) durch Scheibenwirkung der Dachschale
b) durch biegesteifen Eckverband der Kopfbänder und Scheibenwirkung der Zwischendecke
c) durch Dreieckverbände, z. B. Windrispen (s. Bild 1.14 u. 1.17)

Gegen die Auswirkung horizontal angreifender dem alle Glieder der Konstruktion in ihrem Zu-
Kräfte – (das sind überwiegend Windkräfte) – sammenwirken erkennbar werden. Das sind z. B.
müssen Dachkonstruktionen für sich allein oder beim
in Verbindung mit dem übrigen Bauwerk unver- Ɣ Sparrendach: Sparren, Kehlbalken, Deckenbal-
schiebbar ausgebildet (ausgesteift) sein. Das kann ken oder Deckenkonstruktion
erreicht werden durch die Flächenwirkung schei-
benartiger Bauteile (durch Schalungsflächen in Ɣ Pfettendach: Stuhlsäulen (Stiele, Pfosten), Pfet-
den Dachebenen oder Fußbodenflächen) oder ten, Streben, Sparren und ggf. Zangen, Stre-
durch Dreiecksverbände (z. B. durch Kopfbänder ben, Kopfbänder.
oder Windrispen, Bild 1.5). Alle Dachkonstruktio- Bei ingenieurmäßig konstruierten und berechne-
nen müssen gegen Abheben oder Kippen infolge ten Tragwerken sollen neben dem Überblick über
Winddruck oder -sog durch entsprechendes Ei- die Gesamtkonstruktion mit allen Verbänden die
gengewicht oder durch Verankerung mit dem Ausbildung der Knotenpunkte mit allen Maßen
übrigen Bauwerk gesichert sein (Bild 1.21, 1.22 und Verbindungselementen in großem Maßstab
und 1.37). deutlich gemacht werden.
In Detailzeichnungen sind Ortgang- und Traufen-
1.1.4 Zeichnerische Darstellung abschlüsse, Anschlüsse an aufgehende Wände,
Lichtöffnungen, Regenrohre usw. im Zusammen-
Dachkonstruktionen sind in Quer- und Längs- hang mit Dachdeckung und Wärmeschutz darzu-
schnitten, Grundrissen und Detailzeichnungen stellen.
darzustellen. Sie dienen zur
Ɣ Klarstellung der Konstruktion
Ɣ Grundlage der statischen Berechnung 1.2 Dachtragwerke aus Holz
Ɣ Preisermittlung
Ɣ Bauausführung. 1.2.1 Allgemeines
Grundrisszeichnungen sollen zeigen Holz gilt nach wie vor als hervorragend geeigne-
Ɣ Lage aller tragenden Bauteile wie tragende ter Baustoff für Dachkonstruktionen. Die traditio-
Wände, Unterzüge, Stützen, Pfosten nellen, handwerklich (zimmermannsmäßig) her-
Ɣ Lage der Binder, aller Pfetten, Zangen, Sparren gestellten Dachtragwerke sind ständig weiterent-
Ɣ Lage von Dachaufbauten, Schornsteinen, Dach- wickelt worden, so dass es auch heute möglich
fenstern oder Lichtöffnungen, Dachausstiegen ist, statisch-konstruktiv und geometrisch sehr
und sonstigen Aussparungen mit den evtl. er- anspruchsvolle Bauaufgaben gerade mit Holz-
forderlichen Auswechslungen konstruktionen wirtschaftlich und formal anspre-
chend zu lösen. Moderne Holzverarbeitungsver-
Ɣ Lage von Firstlinien, Graten und Kehlen sowie
fahren und Holzschutzmittel haben die ohnehin
Darstellung des geplanten Regenwasserab- große Lebensdauer von Holzkonstruktionen
laufes noch bedeutend verbessert, die Gestaltungs-
Ɣ Dachüberstände und Dachrandausbildungen. möglichkeiten ausgeweitet und die Unterhaltung
Querschnitte sollen insbesondere den Dachbin- wesentlich vereinfacht. Als Konstruktionsregel ist
der zeigen, d. h. den Teil des Dachtragwerkes, in jedoch auch heute noch zu beachten, dass Höl-
6 1 Geneigte Dächer

zer, die Feuchtigkeitseinwirkungen ausgesetzt Bauholz


sind, leicht wieder trocknen können müssen. Vor Für Bauholz gelten DIN 68 365 (Bauholz) sowie
1 ständiger Einwirkung von wechselnder Erdfeuch- DIN EN 338 (Festigkeitsklassen), DIN EN 384 (Cha-
tigkeit, vor Spritzwasser (z. B. in Geländenähe) rakteristische Werte für mechanische Eigenschaf-
oder vor Tauwasser (z. B. bei unmittelbarer Berüh- ten und Rohdichte) und DIN 4074-1 (Sortierklas-
rung mit Mauerwerk, Beton oder größeren Me- sen). Nach DIN EN 338 werden hinsichtlich der
tallflächen) muss Holz durch konstruktive Maß- Festigkeitswerte und zulässigen Beanspruchun-
nahmen geschützt sein. gen Festigkeitsklassen für Pappel- und Nadel-
Die Widerstandsfähigkeit von Holzkonstruktio- hölzer (C14 bis C40) und für Laubhölzer (D30 bis
nen gegen Feuer kann durch Beschichtungen D70) unterschieden. Der angegebene Zahlen-
oder Ummantelungen ggf. erheblich verbessert wert benennt die Biegezugfestigkeit in N/mm².
werden. Verleimte Konstruktionen (z. B. Brett- DIN 4074-2 unterscheidet darüber hinaus für Na-
schichtträger, s. Bild 1.62, 1.87, 1.89) und einige delrundholz 3 Güteklassen:
Holzwerkstoffplatten sind gegen Entflammung Ɣ Güteklasse I besonders hohe Tragfähigkeit
besonders widerstandsfähig.
Ɣ Güteklasse II gewöhnliche Tragfähigkeit
Für kleinere und konstruktiv einfache Dächer
Ɣ Güteklasse III geringe Tragfähigkeit
werden auch heute noch Konstruktionen nach
handwerklichen Erfahrungsgrundsätzen ausge- Bauholz (Vollholz) für Zimmerarbeiten ist zwar
führt. In der Regel ist aber ein Standsicherheits- auch in DIN 68 365 genormt, jedoch enthält DIN
nachweis für das Baugenehmigungsverfahren 4074-1 eine noch weitergehende Klassifizierung
notwendig, wobei Mindestabmessungen der ein- der Anforderungen an Nadelschnittholz (Latten,
zelnen Bauteile und ihre konstruktive Verbin- Bretter, Bohlen, Kanthölzer), an die Oberflächen-
dung untereinander festgelegt werden. beschaffenheit, die Zulässigkeit von Krümmun-
gen oder Verdrehungen, von Baumkanten, Ästen,
Breite und Neigung von Jahresringen, von Blitz-
1.2.2 Baustoff Holz und Frostrissen, Verfärbungen, Insektenbefall
usw.
Allgemeines
Die Sortierungsmerkmale werden gem. DIN
Für Zimmerarbeiten werden hauptsächlich Nadel- 4074-1 und 4074-5 unterschieden für:
hölzer verwendet: Ɣ „visuelle Sortierung“
Ɣ Kiefer (sehr harzreich, daher dauerhaft) Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
338): S7 (C16), S10 (C24), S13 (C30)
Ɣ Fichte (Rottanne)
Ɣ „maschinelle Sortierung“
Ɣ Weißtanne (Edeltanne)
Sortierklassen (Festigkeitsklasse gemäß DIN EN
Ɣ Lärche (sehr harzreich). 338): MS7 (C16), MS10 (C24), MS13 (C30) usw.,
wobei die Angabe der Festigkeitsklasse mit
Hölzer mit größeren Querschnitten (Balken) be- dem Zusatz M gekennzeichnet wird.
stehen meist aus Kiefern- oder Fichtenholz.
Durch Anwenden der Gütevorschriften, volles Für zimmermannsmäßige Dachkonstruktionen
Ausnutzen der Tragfähigkeit, sachgemäßen Ein- wird in der Regel Vollholz der Sortierklasse S 10
bau und ggf. geeigneten Holzschutz kann Holz verwendet.
gespart werden; ferner dadurch, dass alle Balken- Die Sortierkriterien sind gemäß DIN 4074-1 auf
und Dachverbandhölzer nach der DIN EN 1995- eine mittlere Holzfeuchte von 20% (Gewicht des
1-1 und DIN EN 1995-1-2 „Bemessung und Kons- absolut trockenen Holzes – Holzfeuchte = 0%) be-
truktion von Holzbauten“ berechnet werden und zogen. Holzfeuchten unter 20% lassen sich nur
die DIN 18 334 „Zimmer- und Holzbauarbeiten“ durch technische Trocknung (gesteuerte Holz-
beachtet wird. trocknung in Trockenkammern) erreichen.
Die Dichte in kg/dm³ des Holzes in lufttrockenem
Gütebedingungen
Zustand (DIN EN 384) beträgt bei
Holzbauwerke aller Art und somit auch Dachkon-
Ɣ weichen Hölzern (Fichte, Tanne) 0,55
struktionen werden nach Eurocode 5 (DIN EN
1995-1-1 und 1995-1-2), vormals DIN 1052 be- Ɣ halbharten Hölzern (Kiefer, Lärche) 0,60
messen. Ɣ harten Hölzern (Buche, Eiche) 0,75–0,80
1.2 Dachtragwerke aus Holz 7

Konstruktionsvollholz (KVH) Kreuz(holz)balken


Für Konstruktionsvollholz (Bild 1.6a) aus Fichte Aus einheimischen Nadelhölzern (Fichte/Tanne)
oder Tanne zur Verwendung im Holzhausbau gel- werden zur Verbesserung der Holzausbeute aus 1
ten auf Grund von Vereinbarungen zwischen Schwachhölzern mit kleinen Querschnitten so
dem Bund Deutscher Zimmermeister (BDZ) und genannte Kreuzbalken hergestellt. Dabei werden
der Vereinigung Deutscher Sägewerksverbände vier Rundholz-Außenteile so miteinander ver-
besondere Qualitätsstandards hinsichtlich Maß- leimt, dass die Rundungen innen liegen, im Zent-
haltigkeit und Dimensionsstabilität, optischem rum also ein mehr oder weniger unregelmäßig
Erscheinungsbild, Zulässigkeit von Keilzinkun- geformtes Loch entsteht. Die Jahresringe laufen
gen, Standardquerschnitten und -längen sowie dabei sehr gleichmäßig auf die Außenseiten zu
des Feuchtegehaltes (< 18%). Dabei wird unter- (Bild 1.6 f). Es entstehen somit gegen Risse weit
schieden zwischen Konstruktionsvollholz für den weniger anfällige Außenflächen, und es werden
sichtbaren Einbaubereich (KVH-Si) und für den eine erheblich bessere Formstabilität, besseres
nicht sichtbaren Bereich (KVH-NSi). Feuchtigkeitsverhalten bzw. bessere Trocknungs-
eigenschaften und auch günstigere statische
Brettschichtholz (BSH) Eigenschaften gegenüber Vollholz erreicht. Es
Vollkantige Konstruktionshölzer mit großen werden standardmäßig Querschittsabmessun-
Querschnitten (ab einer Seitenlänge von ca. 20 cm) gen von 8 bis 10 cm Breite und 20 bis 26 cm Höhe
sind heute nicht nur schwierig zu beschaffen, sie und Längen bis 12 m von zugelassenen Herstel-
neigen wegen der verfügbaren Holzqualitäten lern angeboten.
auch besonders zum Reißen, Schwinden und Ver- Nach diesem Herstellungsprinzip können auch
drehen. großformatige mehrschichtige Wandelemente
Sie werden daher vielfach insbesondere bei sich- mit Hohlräumen gefertigt werden.
tigem Einbau durch Brettschichtholz (Bild 1.6b) Durch die Verwendung von Hölzern geringer
ersetzt. Die Vorteile des BSH liegen in der Verrin- Feuchte (d 15%) für zusammengesetzte, verleim-
gerung des Verwindens und Schwindverhaltens te Querschnitte kann auf einen vorbeugenden
sowie in der Erhöhung der Maßhaltigkeit und der chemischen Holzschutz gemäß DIN 68 800-2 ge-
Festigkeitswerte quer zur Faser. Brettschichthöl- gen Pilze und Insekten verzichtet werden.
zer weisen zudem ein besseres Brandschutzver-
halten als Vollholzquerschnitte auf. Es besteht Holzwerkstoffe
aus lamellenartig zu Vollprofilen in einem Press-
Für die Verwendung in zimmermannsmäßigen
bett verleimten, mit Keilzinkung (Bild 1.117) ge-
Konstruktionen kommen für tragende Bauteile
stoßenen Brettern. Rechteckquerschnitte werden
ab ca. 8 cm Breite und in Höhen bis über 2,00 m
und Regellängen bis zu 35 m in besonders dafür
zugelassenen Betrieben hergestellt. Dabei sind
auch gebogene und räumlich gekrümmte Träger-
formen sowie trapezförmige o. ä. Querschnitte
möglich. Die Abmessungen der gehobelten
Querschnitte werden durch die Größen der Ho-
belmaschinen und den Transport begrenzt.

Duobalken (Halbhölzer) oder Triobalken


Zur Verbesserung der Formstabilität und zur Ver-
meidung von Rissen in sichtbar eingesetzten Be-
reichen werden aus zwei oder drei ca. 8 cm dicken
Bohlenquerschnitten oder Kanthölzern (überwie-
gend aus Fichtenholz) verleimte, zusammenge-
setzte Balkenquerschnitte ähnlich wie Brett- 1.6 Bauholz
schichthölzer hergestellt (Bild 1.6 c–e). Die Vor- a) Konstruktions-Vollholz (KVH)
zugsquerschnitte betragen bei Duobalken 8 bis b) Brettschichtholz (BSH)
c) Halbholzbalken
16 cm, bei Triobalken 18 bis 24 cm Breite und 12 d) Duobalken
bis 24 cm Höhe. Es sind standardmäßig Längen e) Triobalken
bis 18 m in der Sortierklasse 10 lieferbar. f) Kreuzholzbalken
8 1 Geneigte Dächer

und auch zusammengesetzte Querschnitte wie Spanplatten gemäß DIN EN 309 bestehen aus
z. B. Kastenträger (Bild 1.63) verschiedene Holz- dünnen Holzspänen oder anderen holzartigen
1 werkstoffplatten zur Anwendung. Dies sind plat- Faserstoffen sowie Bindemitteln als Kunstharz,
tenförmige Bauteile, die durch Pressen von Holz- Zement oder auch Gips, die unter Pressdruck zu-
teilen wie Furnieren, Stäben und zerkleinerten sammengefügt werden.
Spänen, Fasern und Holzwolle unter Zugabe von Dazu zählen:
Bindemitteln (z. B. Kunstharze oder mineralische Furnierstreifenholz (Parallam PSL® = Parallel
Bindemittel wie Zement) hergestellt werden. Es Strand Lumber) aus phenolharzverleimten paral-
werden nach Zerkleinerungsgrad, Art und Quali- lel verlaufenden Schälfurnierstreifen (ca. 16 mm
tät des verwendeten Holzes, Bindemittel und breit und 3 mm dick) aus Douglas Fir oder Sou-
Pressverfahren vier Arten unterschieden. thern Yellow Pine. Kantholz- Querschnitte von
Ɣ Lagenholz (Sperr- und Schichtholz) 280/490 mm und Längen bis etwa 20 m, hohe
Ɣ Spanplatten Festigkeitseigenschaften und einfache Verbin-
Ɣ Holzfaserplatten für vorwiegend statisch nicht dungstechniken ergeben außerordentlich wirt-
beanspruchte Bauteile schaftliche Einsatzmöglichkeiten. Gut geeignet
Ɣ Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL) überwiegend
für Träger, Stützen, Pfetten usw.
als Dämmstoffe
Streifenholz (Intrallam LSL® = Laminated Strand
Sperr- oder Schichtholzplatten bestehen mindes- Lumber) wird aus langen polyurethanverleimten
tens aus drei Holzlagen aus Furnieren oder Holz- Furnierstreifen (ca. 0,8 x 25 x 300 mm) auch aus
stäbchen, die mit ihren Faserrichtungen gegenei- minderwertigen Holzqualitäten (Pappelholz) zu
nander versetzt aufeinander geleimt werden. großen bis zu 32 bis 89 mm dicken Platten in Ab-
messungen von max. ca. 2,40 x 10 m gepresst.
Dazu zählen: Diese können in beliebige Einzelstreifen aufge-
Drei- oder Fünfschichtplatten (Brettsperrholz) trennt werden.
bestehen aus kreuzweise miteinander verleimten
unterschiedlich dicken Brettlagen (3 oder 5) aus OSB-Flachpressplatten (Oriented Strand Boards)
Nadelholz. Die Decklagen werden in wesentlich nach DIN EN 300 aus parallel zur Oberfläche lie-
geringeren Materialstärken als die Mittellagen genden Längsspänen (i. M. 0,6 mm dick, bis
ausgebildet. Die Standardabmessungen betra- 75 mm lang und 35 mm breit) mit Phenolharz
gen zwischen 13 bis 52 mm Dicke und 2,50/3,00 m verleimte Platten in Dicken ab 8 mm bis 22 mm,
bis 5.00/6.00 m Seitenlänge. max. 30 mm und Plattenformaten von 2,50/5,00 m
Länge und 1,25/2,50 m Breite.
Bau-Furniersperrholz (BFU) (Multiplex-Platten)
entsteht durch das Verleimen von kreuzweise an- Flachpressplatten (FP) gemäß DIN EN 312, be-
geordneten Furnieren (bis 3 mm dick) aus unter- stehen aus parallel zur Plattenebene unter Druck
schiedlichen Holzarten mit Phenol- oder Resor- verleimten Holzspänen. Die Plattenfeuchte in ein-
zinharzen. Die Plattenfeuchte im eingebauten gebauten Zustand ist bei der Materialwahl zu be-
Zustand ist bei der Materialwahl zu berücksichti- rücksichtigen (d 15% = V 20, d 18% = V100, d 21%
gen (d 15% = BFU 20, d 18% = BFU 100, d 21% = = V100G). Die Standardabmessungen betragen
BFU 100G). Die Standardabmessungen betragen 4, 8, 10, 13, 16, 19, 22, 25, 28 und 38 mm Dicke und
8, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 21, 24 und 25 mm Dicke und ca. 2,70/4,10/5,50 m Länge sowie 1,85/2,05 m
ca. 2,40/3,00 m Länge sowie 1,20/1,50 m Breite. Breite.

Furnierschichtholz (FSH), hergestellt vor allem Zementgebundenen Flachpressplatten gemäß


in den USA, Kanada und Finnland (z. B. Kerto®, Mi- DIN EN 634. Chemisch behandelte Holzspäne
crollam LVL) aus verleimten 3 mm dicken Fichten- aus Nadelholz, die als Armierung dienen, wer-
Schälholzfurnieren. Das Material wird in Platten den mit Portlandzement gebunden. Sie können
von 1,82 m Breite, Dicken von 21 bis 75 mm (in in allen Nutzungsklassen (1, 2 und 3 gemäß
6 mm Stufen) und in Längen bis zu 23 m produ- DIN 68 800-2) in den Materialstärken 8, 10, 12,
ziert und ist für tragende Bauteile (z. B. für ausstei- 15, 16, 20, 24, 25, 28, 32, 36 und 40 mm ver-
fende Scheiben, Wind- und Knickverbände in wendet werden. Die Plattenformate betragen
Verbindung mit Sparren, Rippen usw. bauauf- ca. 2,20 bis 3,35 und 6,50 m Länge und 1,25 bis
sichtlich zugelassen. 3,00 m Breite.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 9

Gipsgebundenen Flachpressplatten. Sie beste- anspruchungsart sind sie druckbelastbar (WD)


hen aus kalziniertem Gips und Holzspänen aus oder nicht druckbelastbar (W) lieferbar.
Fichte und Espe, die als Armierung dienen. In den 1
Dicken 6, 8, 10, 12, 15, 18 und 22 mm dürfen sie Mängel und Fehler des Holzes
in Feuchtebereichen bis d 18% (Nutzungsklassen Nachteilig ist die Neigung des Bauholzes – insbe-
1 und 2 gemäß DIN 68 800-2) in Holzhäusern in sondere des Vollholzes zum Quellen und Schwin-
Tafelbauweise eingesetzt werden. den (bei Wasser- und Feuchtigkeitsaufnahme
bzw. -abgabe), zum Reißen (bei ungleichmäßi-
Holzfaserplatten gemäß DIN EN 622 bestehen aus gem Austrocknen von Kern- und Splintholz) und
Holzfasern oder Holzfaserbündeln, die überwie- zum Werfen (ungleichmäßiges Quellen oder
gend ohne Bindmittel zu Platten gepresst werden. Schwinden von Schnittholz mit einer Kernholz-
Sie sind für statisch nicht belastungsfähige Bau- und einer Splintholzseite).
teilschichten sowie im Innenausbau einsetzbar.
Trocken- und Schwindrisse, von außen nach in-
Dazu zählen: nen verlaufend und kaum zu vermeiden, beein-
Harte Holzfaserplatten (HFH – Hard Fibreboard trächtigen die Holzfestigkeit nur wenig. Dagegen
sog. „Hartfaserplatten“) aus leimfrei im Nassver- wird die Tragfähigkeit durch Kernrisse, von innen
fahren zusammengepressten verholzten Fasern nach außen gehend, bedeutend vermindert.
stehen in Abmessungen von 3,2 mm, 4 und 6 mm Ringschäle, in der Richtung der Jahresringe ver-
Dicke, 2,60 m Länge und 2,05 m Breite in den laufende Risse, sowie Blitzrisse und Frostrisse sind
Holzwerkstoffklassen HFH 20 und HFH 100 zur für Holz der Sortierklasse S13 nicht zulässig.
Verfügung. Gesunde, festverwachsene Äste sind keine Fehler,
beeinträchtigen jedoch die Tragfähigkeit des
Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF – Medium Bauholzes, und zwar bei Zugbeanspruchung
-Density-Fibreboard) entstehen durch Verpres- mehr als bei Druckbeanspruchung. Drehwüchsi-
sen von Fasern mit Klebstoffen (Harnstoff- oder ges Holz (mit schraubenförmig verlaufenden Fa-
Phenolharze) im Trockenverfahren in den Holz- sern) lässt sich schlecht bearbeiten und wirft sich
werkstoffklassen MDF 20 und MDF 100. Die Plat- leicht. Faserverlauf schräg zu den Längskanten
tenformate betragen i. d. R. 1,25 m x 2,50 m Breite vermindert die Festigkeit.
bis 5,70 m Länge, die Standard-Materialstärken 6, Bläue und harte rote Streifen sind bei Verwen-
8, 9,10, 12 und 15 bis 60 mm. dung im Trockenen zulässig, nicht aber, wenn das
Holz getränkt werden soll.
Mittelharte Holzfaserplatten (HFM – Medium- Rot- und Weißfäule, die den lebenden Baum be-
Hard-Fibreboard) entstehen durch Verpressen fallen, beeinträchtigen die Güte des Holzes we-
von Fasern ohne Klebstoffe im Nassverfahren in nig. Befallenes trockenes Holz ist nur im Trocke-
den Holzwerkstoffklassen HFM 20 und HFM 100. nen verwendbar. Das gleiche gilt für Holz mit
Die Plattenformate betragen i. d. R. ebenfalls Wurmfraß, falls die Bohrgänge der Käfer und
1,875 m x 2,60 m, die Standard-Materialstärken 6, Holzwespen sich nur an der Oberfläche befinden
8, 9,10, 12 und 15 mm. und das Holz sorgfältig mit Holzschutzmitteln im-
prägniert wird.
Weiche Holzfaserplatten werden als Dämm- Durch die Verwendung zusammengesetzter, ver-
stoffplatten aus Cellulosefasern im Nassverfahren leimter Holzquerschnitte lassen sich die vorher
bindemittelfrei bis zu einer Rohdichte von 400 beschriebenen Nachteile des Bauholzes (Vollhol-
kg/m³ in verschiedensten Dicken von 6 bis 20 und zes) vermeiden.
100 mm und Plattenabmessungen von 1,25 x
2,50 m hergestellt. In Feuchtebereichen können
Holzschutz
bituminierte Holzfaserplatten (BPH) eingesetzt
werden (z. B. als Vordeckung/Unterdach). Gelagertes und eingebautes Holz ist durch
pflanzliche Schädigungen (Pilze wie Echter
Holzwolleleichtbauplatten (HWL) gemäß DIN 13 168 Hausschwamm, Porenhausschwamm, Keller-
sind als Dämmstoff bestehend aus Holzwolle schwamm, Bläuepilz) und Insekten (Hausbock,
und mineralischen Bindemitteln (Zement oder Poch- oder Nagekäfer, Splintholzkäfer, Holzwes-
Magnesit) einsetzbar. Die Standardabmessungen pen) gefährdet.
betragen 15, 25, 35, 50, 75 und 100 mm Dicke Pflanzliche Schädigungen treten vor allem dort
und 2,00 m Länge sowie 50 cm Breite. Je nach Be- auf, wo Holz zu feucht eingebaut wurde und eine
10 1 Geneigte Dächer

rasche Austrocknung nicht möglich ist oder wenn Tauwasserbildung entgegenzuwirken (s. Abschn.
eingebautes Holz ständiger Feuchtigkeit durch 10.3 in Teil 1 des Werkes).
1 Bewitterung, Kondensat oder durch an Schadens- Während der Bauzeit sind Holzbauteile nötigen-
stellen eindringendes Wasser ausgesetzt wird. Zu falls durch geeignete provisorische Abdeckun-
Schutzmaßnahmen zählt daher vor allem der gen gegen länger einwirkende Feuchtigkeit zu
sachgemäße Einbau des Holzes (vgl. Abschn. 17.2 schützen.
in Teil 1 des Werkes).
Wenn schädigende Beanspruchungen durch Chemischer Holzschutz
bauliche Maßnahmen nicht ausreichend zu ver-
Holz im Innenbereich, das nicht durch Schädlinge
hindern sind, sind chemische Maßnahmen gegen
gefährdet ist, wie z. B. Treppen, Verkleidungen,
den Befall schädigender Insekten nicht zu ver-
Einbaumöbel usw., wird lediglich mit Holzverede-
meiden.
lungsmitteln behandelt, die das Holz in natürli-
Baulicher (konstruktiver) Holzschutz cher Farbe belassen und einen Oberflächen-
schutz gegen Verschmutzung bilden.
Bauholz ist am meisten durch Pilze gefährdet,
wenn für diese geeignete Wachstumsbedingun- Hölzer, die der Bewitterung ausgesetzt sind, müs-
gen vorhanden sind. Das ist überall dort der Fall, sen zusätzlich zu baulichen Schutzmaßnahmen
wo längere Zeit Feuchtigkeit herrscht, die über vor allem gegen zerstörende und verfärbende
dem Wert von 20% für luftfeuchtes Holz liegt. Pilze geschützt werden.
Zu den baulichen Holzschutzmaßnahmen sind Dabei ist zunächst die unterschiedliche Resistenz
daher schon die Wahl geeigneter Holzarten und der verwendeten Holzarten gegen Pilzbefall zu
die Einhaltung der richtigen Holzfeuchte bei der berücksichtigen (Tab. 1.7).
Bearbeitung und beim Einbau zu rechnen. Durch Beschichtungen, die lichtechte Pigmente
Bereits bei der Planung von im Freien liegenden enthalten, ist ein Schutz gegen ultraviolette
Holzkonstruktionen ist darauf zu achten, dass die- Strahlung des Sonnenlichtes möglich. Für die
se nicht durch exponierte Lage übermäßiger Be- Herstellung wasserabweisender Oberflächen
witterung ausgesetzt sind. Wenn das nicht zu kommen biozidfreie Grundierungs- und Anstrich-
vermeiden ist, müssen komplizierte Profilierun- mittel (wasserlösliche Lasuren) in Frage.
gen und Bauteilanschlüsse vermieden werden, Für tragende und aussteifende Holzbauteile ist in
damit keine Feuchtigkeitsnester entstehen kön- der Regel vorbeugender chemischer Holzschutz
nen. Freiliegende Holzflächen, insbesondere nötig. Chemische Holzschutzmittel müssen nach
Hirnholzflächen, müssen durch Abdeckungen aus dem bisherigen Stand der Forschung biozide
Metall geschützt werden oder – wenn das aus Wirkstoffe enthalten. (Die sogenannten „biologi-
gestalterischen Gründen nicht gewünscht wird – schen“ Holzschutzmittel haben sich bisher zu-
durch zusätzliche Holzbauteile, die wie eine „Ver- mindest auf Dauer als nicht ausreichend erwie-
schleißschicht“ ggf. leicht zu erneuern sind, ab- sen. Bauaufsichtliche Zulassungen wurden bisher
gedeckt werden. Im Übrigen ist durch ent- nicht erteilt.) Zwar sind früher verwendete, inzwi-
sprechende Profilierungen, insbesondere durch schen als außerordentlich gefährlich erkannte
Gefällebildung, für eine rasche Ableitung von Wirkstoffe wie PCP, Lindan, Dioxin usw. durch
Niederschlagswasser zu sorgen. andere Stoffe ersetzt, doch ist die Entwicklung
Der Bewitterung ausgesetzte Holzteile sollen wegen der erforderlichen Langzeitbeobachtun-
möglichst senkrecht eingebaut werden, damit gen ständig im Fluss. Für Schutzmittel mit biozi-
Niederschlagwasser in der Faserrichtung ablau- der Wirkung kann eine Gesundheitsgefährdung
fen kann. Insbesondere bei ungehobelten Ober- nicht ausgeschlossen werden. Aus begründeter
flächen ist dabei auch die Schnittrichtung des Vorsicht sollten daher chemische Holzschutz-
Holzes entsprechend zu beachten. maßnahmen nur dort ausgeführt werden, wo sie
An Auflagern und Berührungspunkten mit ande- wirklich unvermeidbar sind.
ren Materialien sind Holzbauteile durch Zwi- Nach den Festlegungen von DIN 68 800 ist für
schenlagen (z. B. durch Bitumenbahnen) gegen den vorbeugenden Holzschutz zunächst zu prü-
die aus angrenzenden Bauteilen herrührende fen, ob die Notwendigkeit des Schutzes gegen
Feuchtigkeit zu schützen. Bei eingebauten Bau- Insekten und Pilze überhaupt besteht. Die Not-
teilen, wie z. B. Balkenköpfen von Holzbalkende- wendigkeit wird durch Vergleich mit der Ge-
cken oder Pfettenauflagern in Wänden, ist durch brauchsklasse gem. DIN EN 335-1 bzw. Gefähr-
Hinterlüftung und zusätzlichen Wärmeschutz der dungsklasse festgestellt.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 11

In den Gebrauchsklassen 1 bis 5 hängt die Not- Tabelle 1.7 Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten nach
wendigkeit von chemischen Holzschutzmaßnah- DIN 350-2
men von den Dauerhaftigkeitsklassen des Holzes Dauerhaftig- Beschreibung Beispiele 1
gemäß DIN 350-2 ab. keitsklasse
Die Wirkung der verschiedenen Einflussfaktoren 1 sehr dauerhaft einige afrikanische
ist abhängig von den konkreten Einbaubedin- Hölzer
gungen, von der Beanspruchung und der daraus 1 bis 2 – Robinie
sich ergebenden Gefährdung. Es werden neben 2 dauerhaft Eiche
Klassifikationen der natürlichen Dauerhaftigkeit 3 mäßig dauerhaft Pitch Pine
von Holz (DIN EN 350-1 und DIN EN 350-2 und 3 bis 4 – Lärche, Douglasie
DIN EN 460) in DIN EN 335-1 und 335-2 fünf Ge- 4 wenig dauerhaft Tanne, Fichte
brauchsklassen (ersatzweise für die bisher gülti-
5 nicht dauerhaft Ahorn, Buche,
gen Gefährdungsklassen gemäß DIN 68 800-3) Esche
neu definiert, die sich vorrangig an der Feuchte-
beanspruchung orientieren:
Gebrauchsklassen gemäß DIN EN 335-1 und Ɣ in Räumen mit üblichem Wohnklima verbaut
335-2: ist (Gebrauchsklassen 0 und 1) und,
1 unter Dach, keiner Witterung und Befeuch- Ɣ gegen Insektenbefall allseitig durch geschlos-
tung, ausgesetzt, Innenbereich und abge- sene Bekleidungen abgedeckt ist,
deckt, trocken, Holzfeuchtegehalt max. 20% Ɣ oder zum Raum hin so offen eingebaut ist, dass
2 unter Dach, keiner Witterung ausgesetzt, Be- es kontrollierbar bleibt
feuchtung durch hohe Umgebungsfeuchtig- sowie in allen Gefährdungsklassen, wenn splint-
keit gelegentlich möglich, Innenbereich oder freie Farbkernhölzer nach DIN 68 364 verwendet
abgedeckt, gelegentlich feucht, Holzfeuchte- werden (Dauerhaftigkeitsklassen s. Tab. 1.7).
gehalt gelegentlich ! 20%
Die chemischen Schutzmittel bestehen in der
3 nicht unter Dach, nicht im Erdkontakt, stän- Hauptsache aus wasserlöslichen und öligen Mit-
diger Witterung ausgesetzt oder geschützt
teln, Öl-Salz-Gemischen und Emulsionen. Das
aber häufig befeuchtet, Außenbereich ohne
Holz kann mit den Schutzmitteln behandelt wer-
Erdkontakt, gelegentlich oder häufig feucht,
den u. A. durch
Holzfeuchtegehalt gelegentlich oder häufig
! 20% Ɣ Streichen, Sprühen (Spritzen)
4 in Kontakt mit Erde oder Süßwasser, ständig Ɣ Kurztauchen (Sek. und Min.)
befeuchtet, Holzfeuchtegehalt vorwiegend Ɣ Tauchen (30 Min. bis mehrere Std.)
oder ständig ! 20% Ɣ Trogtränkung (mehrere Std. bis Tage)
5 ständig dem Meerwasser ausgesetzt, ständig Ɣ Kesseldrucktränkung (Schutzflüssigkeit wird in
feucht, Holzfeuchtegehalt ständig ! 20% die Hohlräume des Holzes gedrückt)
Die Zuordnung zu den Gebrauchsklassen soll Ɣ Diffusionstränkung (Schutzpaste wandert durch
nicht formal vorgenommen werden, sondern aus monatelange Diffusion in saftfrisches Holz ein).
den spezifischen konkreten Bedingungen abge-
leitet werden. In DIN 350-2 werden allgemeine Je nach Schutzmittelverteilung sind Eindring-
Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der Einstufung tiefeklassen (NP1 bis NP6 – New Penetration
in die Gebrauchsklassen (vormals Gefährdungs- Class) definiert.
klassen) aufgrund der Wichtigkeit und Zugäng- Einbringverfahren und Wirksamkeit der Mittel
lichkeit der Holzteile und der Dauerhaftigkeit und sind in DIN 68 800-3 näher erläutert.
Tränkbarkeit der Hölzer erläutert. Weiterhin wird Hölzer für Dachkonstruktionen werden in der Re-
auf die Gefahr des Auswaschens behandelter Höl- gel mit Salzimprägnierungen im Tauch- oder
zer und notwendige Schutzmaßnahmen insbe- Tränkverfahren behandelt. Wichtig ist, dass durch
sondere in der Bauphase ungeschützt verbrach- lange Tränkzeiten eine ausreichende Eindringtie-
ter Bauteile verwiesen. fe der Schutzsalze erreicht wird. An der Baustelle
Chemische Holzschutzmaßnahmen sind gemäß dürfen die Imprägnierungen nicht durch Regen-
DIN 68 800-1 nicht erforderlich wenn Holz: wasser ausgewaschen werden. Die fixierenden,
12 1 Geneigte Dächer

meistens grün gekennzeichneten Schutzmittel


sind den vielfach üblichen einfacheren rot oder
1 orange gekennzeichneten ggf. vorzuziehen.
Beim Einbau etwa entstehende frische Schnitt-
oder Bearbeitungsstellen, ggf. auch größere
Schwindrisse sind nachzuimprägnieren.
Mit schaumbildenden, einen Oberflächenfilm bil-
denden Feuerschutzmitteln behandelte Hölzer
müssen gegen mechanische Beschädigungen
und gegen Feuchtigkeit besonders geschützt 1.8 Kennzeichnung von Holzschutzmitteln
werden. a) Überwachungszeichen
b) Gütezeichen
In jedem Falle sind für tragende Bauteile nur
Holzschutzmittel mit allgemeiner bauaufsichtli-
cher Zulassung vom Institut für Bautechnik in
Berlin (DIBt) vorgeschrieben. Sie müssen das amt- lichkeit (Lösungsmittelanteil) verschiedener
liche Prüfzeichen, das Überwachungszeichen Holzschutzmittel.
(Bild 1.8a), den Prüfbescheid und Anwendungs- Seit 1998 ist zudem die Europäische Biozidricht-
bereich sowie Hinweise zur Verarbeitung (S = Si- linie in Kraft, die für Holzschutzprodukte Warn-
cherheitsratschläge bzw. R = Risikohinweise) auf hinweise, Abgaben zum Wirkstoffgehalt, Hinwei-
den Gebinden tragen. se zu Schutzmaßnahmen und zur umweltgerech-
Weiterhin bestehen das freiwillige Prüfverfahren ten Entsorgung erfordern.
der Gütegemeinschaft Holzschutzmittel e. V. Die in den Prüfbescheiden enthaltenen Prädikate
(RAL1)- Gütezeichen s. Bild 1.8b) für nicht tragende sind in Tabelle 1.9 zusammengestellt.
Bauteile und das freiwillige Registrierverfahren
für Bläueschutzmittel des Umweltbundesamtes Verarbeitungshinweise sind genau zu beach-
(UBA-Registrierverfahren). ten. Bei der Anwendung dürfen Holzschutzmittel
nicht in das Erdreich, Gewässer oder die Kanalisa-
Der ebenfalls vergebene „Blaue Engel“ ist kein of- tion gelangen.
fizielles Prüf- oder Überwachungszeichen son-
dern gibt Auskunft über die Gesundheitsverträg- Die Beseitigung von leeren Gebinden ist je nach
Art und Menge der Mittel auf üblichen Mülldepo-
nien bzw. gemäß vorgeschriebenem Hinweis der
1) RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeich- Hersteller ggf. nur über die Sondermüll-Beseiti-
nung e. V. als anerkannte Kompetenz für die Kennzeich- gung durchzuführen.
nung von Produkten und Dienstleistungen ist die alleinige
Vergabestelle für das Umweltzeichen „Blauer Engel“. (RAL Zurichten des Bauholzes
– Reichsausschuss für Lieferbedingungen, gegründet 1925
zur Vereinheitlichung technischer Lieferbedingungen mit Nach dem Fällen sollte das Holz zwei bis drei Jahre
dem Ziel der Rationalisierung.) lang austrocknen (air dried = AD). Leider erzwingt

Tabelle 1.9 Kennzeichnung von Holzschutzmitteln


1.2 Dachtragwerke aus Holz 13

1.10 Sägeschnitte
a Kanthölzer günstigstes Widerstandsmoment für Vollbalken bei
b Latten Seitenverhältnis | 5 : 7
c Schwarten günstigstes Trägheitsmoment für Vollbalken bei
d Seitenbretter Seitenverhältnis | 4 : 7
e Kernbretter (Herzdielen)

die Marktlage oft viel kürzere Fristen. Deshalb Übliche Dicken gehobelter Bretter (besäumt/un-
wird häufig Holz verarbeitet, das nach dem Einbau besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
durch Austrocknen stark schwindet. Dabei entste- Ɣ 7 9 12 15 17 21 23 27 32 und 36 mm (Brett-
hen u. A. klaffende Fugen, Putzrisse und häufig und Bohlenbreiten • 8 cm).
Pilzbefall. Holz darf nur dann halbtrocken einge-
baut werden, wenn es in Kürze dauerhaft aus- Bohlen
trocknen kann. Hochwertiges Holz wird technisch Übliche Dicken rauer Bohlen (besäumt und unbe-
getrocknet („Kammertrocknung“). Unter Kammer- säumt):
trocknung versteht man das künstliche trocknen
Ɣ 45 50 55 60 65 70 80 90 und 100 mm; Län-
frischen Holzes in speziellen Trockenkammern auf
12 bis 15% Holzfeuchte (kiln drying = KD). genstufung wie vor.
Durch Schneiden des Stammes im Sägegatter Übliche Dicken gehobelter Bohlen (besäumt/un-
entsteht Schnittholz verschiedener Abmessun- besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
gen. Kanthölzer sind besonders günstig geschnit- Ɣ 40 45 50 55 60 65 75 mm.
ten, wenn das Kernholz im Schnittpunkt der
Querschnittachsen liegt. Zulässige Spannungen
Ebenso sind Bretter mit stehenden Jahresringen In Bauwerken aus Bauholz nach DIN 4074 sind
(Kernbretter, Herzdielen) wertvoller als Seiten- die zulässigen Spannungen nach Eurocode 5 –
bretter (Bild 1.10). DIN EN 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-2 zu be-
Unterschieden wird das Bauholz hinsichtlich der rücksichtigen. Die zulässige Spannung richtet
Lieferform nach Sortierklassen (s. Tab. 1.11). sich nach der Sortierklasse des Holzes, der
Im Allgemeinen genügt bei nicht sichtigem Ein- Nutzungsklasse1) (NKL – gemäß DIN EN 1995-1-1,
bau fehlkantiges Bauholz (Sortierklasse S 10 bzw. Abschn. 2.3.1.3) sowie der Lasteinwirkungs-
MS 10), vollkantiges soll nur in Ausnahmefällen
bei sichtigem Einbau verlangt werden. 1) Nutzungsklasse 1 ist gekennzeichnet durch eine Holz-
Holzabmessungen feuchte, die einer Temperatur von 20 °C und einer relativen
In DIN 4070 und 4074 sind die Schnittholzabmes- Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für
sungen festgelegt. Unterschieden werden Kanthöl- einige Wochen je Jahr einen Wert von 65% übersteigt, z. B.
in allseitig geschlossenen und beheizten Bauwerken. In
zer ab 4 cm Breite (b) bis zu einer Höhe von 3 x b, Nutzungsklasse 1 übersteigt der mittlere Feuchtegehalt
Bretter mit einer Dicke bis 40 mm und einer Breite • der meisten Nadelhölzer nicht 12%.
80 mm und Bohlen mit einer Dicke (d) ab 40 mm Nutzungsklasse 2 ist gekennzeichnet durch eine Holz-
und einer Breite von größer als 3 x d. Kleinere Quer- feuchte, die einer Temperatur von 20 °C und einer relativen
Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für
schnitte werden als Latten bezeichnet (Tab.: 1.12). einige Wochen je Jahr einen Wert von 85% übersteigt, z. B.
Bretterdicken bei überdachten offenen Bauwerken. In Ausnahmefällen
können auch überdachte Bauteile in die Nutzungsklasse
Übliche Dicken rauer Bretter (besäumt und unbe- 3 einzustufen sein. In Nutzungsklasse 2 übersteigt der
säumt): mittlere Feuchtegehalt der meisten Nadelhölzer nicht 20%.
Ɣ 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 35 und 40 mm; Nutzungsklasse 3 erfasst Klimabedingungen, die zu
höheren Holzfeuchten führen als in Nutzungsklasse 2
Ɣ Längenstufung innerhalb eines Meters für Na- angegeben, z. B. für Konstruktionen, die der Witterung
delholz wie vor, für Laubholz von 10 zu 10 cm ausgesetzt sind.
14 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.11 Sortierkriterien für Kanthölzer und vorwiegend hochkant (K) biegebeanspruchte Bretter und Bohlen
bei der visuellen Sortierung (DIN 4074-1, Tab. 2)
1

a) Bei Fichte und Douglasie bis 1/2 bei Jahresringbreiten bis 4 mm bei Fichte und 5 mm bei Douglasie. Der Anteil an
einer Lieferung darf 25% nicht überschreiten.
b) Bei Kantholz mit einer Breite > 120 mm zulässig.
c) Diese Sortiermerkmale bleiben bei nicht trockensortierten Hölzern unberücksichtigt.

Tabelle 1.12 Holzabmessungen für Nadelschnittholz nach DIN 4070-1 (die Maße gelten für halbtrockenes [verlade-
trockenes] Holz in rauhem Zustand)
1.2 Dachtragwerke aus Holz 15

dauer1) (KLED – gemäß DIN EN 1995-1-1; Abschn. lichere Lösungen ermöglichen. Im Hinblick auf
2.3.1.2). Nadelholz ist nach DIN 4074 auszuwäh- die immer wichtiger werdenden Gebiete der Bau-
len und zu beurteilen. Für zugbeanspruchte Trag- erhaltung und -sanierung sowie der Denkmal- 1
glieder aus Holz wird der Bemessungswert für die pflege erscheinen auch Kenntnis und Beurtei-
Zugtragfähigkeit in Abhängigkeit von den ge- lungsvermögen älterer Konstruktionen nötig.
wählten Verbindungsmitteln entsprechend re-
Sparrendächer
duziert.
Sparrendächer bilden einen stützenfreien Dach-
raum und erleichtern somit die flexible Nutzung
1.2.3 Dachtragwerke als Zimmermanns- von Dachgeschossen (Bild 1.13). Beim Sparren-
konstruktionen dach bilden zwei Sparren mit einem Decken-
balken oder dem dazugehörigen Streifen einer
Nachfolgend werden herkömmliche, nach Erfah- Massivdecke ein unverschiebliches Dreieck („Ge-
rungsregeln gestaltete Dachkonstruktionen be- spärre“) als Dreigelenk-Stabzug. Jedes Gespärre
sprochen, wie sie auch heute noch ausgeführt ist somit in Richtung seiner Konstruktionsachse
werden. Die aufwändigeren in diesem Zusam- ausgesteift (Queraussteifung). Die gesamte Dach-
menhang dargestellten Zimmermannskonstruk- last wird – ohne die Decke zu belasten – auf die
tionen werden heute jedoch vielfach ersetzt Außenwände übertragen. Decke oder Decken-
durch Tragwerke, in denen vorgefertigte Holz- balken werden auf Zug beansprucht. Größere
bauelemente mit weitaus günstigeren statischen Öffnungen in Decken erfordern daher besondere
Eigenschaften als das übliche Bauholz wirtschaft- konstruktive Aufwendungen. Ebenso sind größe-
re Öffnungen in der Dachfläche für Dachfenster
oder Gauben zu vermeiden. Dabei sollte – wenn
1) Klassen der Lasteinwirkungsdauer (KLED) gem. überhaupt – möglichst nur ein Gespärre „ausge-
DIN EN 1995-1-1 wechselt“ werden (Bild 1.14).
Größenordnung der akkumulierten Dauer der
charakteristischen Lasteinwirkung
ständig = länger als 10 Jahre
lang = 6 Monate bis 10 Jahre
1) (Fortsetzung)
mittel = 1 Woche bis 6 Monate
kurz = kürzer als eine Woche Horizontale Nutzlasten nach DIN EN 1991-1-1
sehr kurz = kürzer als eine Minute Horizontale Nutzlasten infolge von Personen
auf Brüstungen, Geländern und anderen
Einteilung der Einwirkungen nach Eurocode 1 Konstruktionen, die als Absperrung dienen kurz
– DIN EN 1991-1 – Einwirkungen auf Tragwerke Horizontallasten zur Erzielung einer
ausreichenden Längs- und Quersteifigkeit
Wichten- und Flächenlasten nach entsprechend den zugehörigen Lasten lang
DIN EN 1991-1-1 ständig
Lotrechte Nutzlasten nach DIN EN 1991-1-1 Windlasten nach DIN 1991-1-4 kurz/sehr kurz
Spitzböden, Wohn- und Aufenthaltsräume mittel
Büroflächen, Arbeitsflächen, Flure mittel Schneelast und Eislast nach DIN 1991-1-3
Räume, Versammlungsräume und Flächen, Geländehöhe des Bauwerkstandortes
die der Ansammlung von Personen dienen über NN d 1 000 m kurz
können (mit Ausnahme von unter A, B, D Geländehöhe des Bauwerkstandortes
und E festgelegten Kategorien) kurz über NN > 1 000 m mittel
Verkaufsräume mittel
Fabriken und Werkstätten, Ställe, Anpralllasten nach DIN 1991-1-7 sehr kurz
Lagerräume und Zugänge,
Flächen mit erheblichen Menschen- Einwirkungen aus Temperatur- und Feuchteänderungen
ansammlungen lang sind der Klasse der Lasteinwirkungsdauer „mittel“ zuzu-
Verkehrs- und Parkflächen für leichte ordnen
Fahrzeuge Einwirkungen aus ungleichmäßigen Setzungen sind der
(Gesamtlast d 25 kN) mittel Klasse der Lasteinwirkungsdauer „ständig“ zuzuordnen.
Zufahrtsrampen zu diesen Flächen kurz Bei Holzbauteilen darf der Einfluss von Temperaturände-
nicht begehbare Dächer, außer für übliche rungen vernachlässigt werden.
Erhaltungsmaßnahmen, Reparaturen kurz Einwirkungen der Klasse der Lasteinwirkungsdauer „sehr
Treppen und Treppenpodeste kurz kurz“ wirken weniger als 1 Minute auf die Bauteile und
Zugänge, Balkone und Ähnliches kurz Verbindungen ein.
16 1 Geneigte Dächer

Dabei müssen die „Wechselsparren“ die Belastun-


gen aus den Feldern der ausgewechselten Spar-
1 ren übernehmen und sind daher in der Regel
gegenüber den normalen „Feldsparren“ gemäß
statischem Nachweis zu verstärken.
Der Sparrenabstand beträgt mit Rücksicht auf die
Dachlattenabmessung je nach Gewicht der Dach-
1.13 a deckung 70 bis 100 cm.
Über kleineren Bauwerken, bei denen sich je nach
Dachneigung Sparrenlängen bis etwa 5,00 m er-
geben, können einfache Sparrendächer wie in
Bild 1.15 bzw. 1.19 geplant werden. Bei größeren
Dachabmessungen werden die erforderlichen
Abmessungen der Sparren unwirtschaftlich. In
der Regel werden die Sparren eines Gespärres zur
Abminderung der Durchbiegung dann durch
1.13 b Kehlbalken als Druckstäbe gegeneinander abge-
1.13 Prinzip des Sparrendaches stützt. Sparrendächer in derartiger Form werden
a) Sparrendach (Gespärre) in Verbindung mit deshalb auch als „Kehlbalkendächer“ bezeichnet
Holzbalkendecke (Bild 1.16).
b) Sparrendach (Gespärre) in Verbindung mit
Stahlbetondecke

1.14
Sparrendach; Begriffe
1 Sparren (Feldsparren)
2 Schwelle
3 Deckenplatte (oder Holzbalkendecke)
4 Giebelscheibe
5 Windrispen (Gegenseite nicht eingezeichnet) (nur in
Verbindung mit Firstbrett und/oder Dachlattung für
alle Sparren wirksam)
6 Wechsel
7 Wechselsparren
8 ausgewechselter Sparren
9 Firstlasche (vgl. Bild 1.15, hier nur im 1. Gespärre ein-
gezeichnet)

1.15 Einfaches Sparrendach ohne Kehlbalken; 1.16 Sparrendach mit Kehlbalken (schematisch;
Sparrenlänge < ca. 5,00 m (schematisch; Windrispen, Laschen usw. nicht eingezeichnet)
Windrispen usw. nicht eingezeichnet) 1 Kehlbalken
1 Sparren 3 Schwelle 2 Sparren
2 Firstbohle 4 Firstlaschen 3 Hahnenbalken (vgl. Bild 1.24b)
(nicht tragend) 5 Giebelanker
1.2 Dachtragwerke aus Holz 17

1.17 Aussteifung durch Rispenbänder 1.18 Aussteifung durch großformatige Bauelemente


(Windrispen nur in Verbindung mit Firstbrett und/
oder Dachlattung für alle Sparren wirksam)

Aussteifung. In Längsrichtung müssen die Ge- Die Giebelscheiben bilden beim Sparrendach le-
spärre (Sparrenpaare) von Sparrendächern zur diglich den Abschluss des Dachraums und sind
Herstellung von unverschieblichen Dreiecksver- nicht Bestandteile der Dachkonstruktion. Sie
bänden durch „Windrispen“ ausgesteift werden müssen daher mit den ersten Gespärren durch
(Längsaussteifung). In herkömmlicher Ausführung Anker verbunden oder durch einen über die Gie-
waren das diagonal in der Dachfläche unter die beloberkante verlaufenden Ringbalken (s. Bild
Sparren genagelte Bretter. Durch diese Ausfüh- 1.25b und Abschn. 10.3.3 in Teil 1 dieses Werkes)
rungsart wird jedoch ein Dachausbau zu sehr be- eigenständig gegen Kippen gesichert werden
hindert. (Bild 1.15).
Daher ist heute die Längsaussteifung mit Rispen- Die gesamte Dachkonstruktion muss mit dem da-
bändern aus verzinkten, gelochten etwa 4 cm runter liegenden Bauwerk so verbunden werden,
breiten Stahlbändern üblich. Sie werden auf die dass alle auftretenden Horizontal- und Vertikal-
Oberseite der Sparren (d. h. unterhalb der Dach- kräfte sowie Kippmomente aus Winddruck und
lattung) angebracht, damit möglichst nur gerin- -sog sicher übertragen werden. Bei Sparrendach-
ge außermittige Kraftanschlüsse entstehen. Da konstruktionen in Verbindung mit Holzbalken-
solche Stahlbänder nur Zugkräfte übertragen decken sind die Deckenbalken mit dem Mauer-
können, müssen sie auf jeder Dachseite über werk oder den in der Regel notwendigen Ringbal-
Kreuz angeordnet werden (Bild 1.17). Bei größe- ken zu verankern (vgl. Bild 1.21 a und b). Wenn
ren Dachflächen sind mehrere derartige Ausstei- Massivdecken Bestandteil von Sparrendachkons-
fungsverbände vorzusehen. truktionen sind, werden die dabei notwendigen
Statt durch Windrispen können die Dachflächen Schwellen oder Sparrenschuhe fest mit dem Bau-
auch durch im Verband verlegte und verschraub- werk verankert (Bilder 1.21 c und d, 1.22).
te großformatige Holzwerkstoffplatten oder
vorgefertigte entsprechend belastbare Wärme- Einfache Sparrendächer
dämmelemente (Aufdach – Fertigteil – Dämm- Ein einfaches Sparrendach in traditioneller hand-
elemente)) ausgesteift werden (Bild 1.18). Die werklicher Ausführung über einem kleineren
Längsaussteifung erfolgt hierbei durch die in der Bauwerk zeigt Bild 1.19.
Dachfläche erzeugte „Scheibenwirkung“ der Am First wurden die Sparren nach traditioneller
Plattenelemente (s. a. Abschn. 1.6 in Teil 1 dieses Art durch „Scherzapfen“ mit Hartholznagel von
Werkes). quadratischem Querschnitt in entsprechender
Bei dieser Form der flächenhaften Aussteifung Bohrung gesichert (Bild 1.20a). Heute bildet man
werden die Dachlatten oder die Schalung eines die Firstverbindung jedoch meist mit einer First-
evtl. vorhandenen „Unterdaches“ (s. Abschn. bohle und mit doppelten, genagelten Brettla-
1.9.3) statisch zur Koppelung der einzelnen Spar- schen aus (Bild 1.20b und c). Dadurch wird nicht
ren bzw. Gespärre herangezogen. Stöße der nur der arbeitsaufwändige Scherzapfen vermie-
Dachlatten bzw. Schalbretter müssen daher auf den, sondern auch ein einfacheres Ausrichten des
den Sparren vernagelt sein. gesamten Daches ermöglicht. Die Firstbohle hat
18 1 Geneigte Dächer

1.19 Einfaches Sparrendach auf Holzbalkendecke1) 1 Sparren ca. 8/18 cm, Abstand a = ca. 80 cm
a) Querschnitt 2 Deckenbalken ca. 14/20 cm
b) Längsschnitt 3 Ringbalken innerhalb des Wandquerschnittes
4 Giebelanker

1.20 Firstpunkt
a) Firstverbindung mit Scherzapfen 1 Sparren
b) Firstverbindung mit Laschen und Firstbohle 2 Firstbohle
c) Firstverbindung mit Sperrholzlaschen und innen liegenden Firstbohlen 3 doppelte Brettlasche, genagelt

keine tragende Funktion im Dachverband, ist je- diesen Ausführungsarten ergibt sich der für der-
doch ein Bauteil zur Stabilisierung des Daches in artige Sparrendächer typische Knick in der
Längsrichtung. Dachebene, der durch einen „Aufschiebling“ ge-
Die am Fußpunkt des Sparrens auftretenden ho- mildert wird. Aufschieblinge, die meistens aus
rizontalen Schubkräfte (Bild 1.3c) wurden traditi- einer dicken Bohle geschnitten und durch Nägel
onell bei Holzbalkendecken durch „Versatz“ in die auf Balken und Sparren befestigt werden, sind
Deckenbalken übertragen. Der Sparrenanschluss eine besondere Eigenart des Sparrendaches in
muss gegen das Balkenende zurückgesetzt wer- Verbindung mit Holzbalkendecken. Die Anschlüs-
den, damit eine ausreichend große Scherfläche se zwischen Aufschiebling und Sparrenoberkante
(„Vorholz“) entsteht, die errechnet werden muss bedingen einen Knick in der Dachfläche bzw.
und keinesfalls weniger als 20 cm lang sein soll. Dachdeckung. Dieser kann ggf. durch „Aufspar-
Die handwerkliche Ausführung mit „Stirnversatz“ rendämmung“ oder die Unterkonstruktion der
und Zapfen (Bild 1.21a) wird wegen des hohen Dachdeckung ausgeglichen werden.
Arbeitsaufwandes in dieser Form nicht mehr aus- Stahlblech-Sparrenhalter (Bild 1.21b) ermög-
geführt. Auch die Ausführung ohne Zapfen erfor- lichen es, einen versatzähnlichen Sparrenan-
dert aber eine relativ große Vorholzlänge. Bei schluss so weit nach außen zu verlegen, dass kei-
ne Aufschieblinge erforderlich sind und die Spar-
1)
renenden sogar überstehen können.
Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als
Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicher- In jedem Fall ist die Einleitung der Horizontalkräfte
heitsnachweis zu ermitteln. am Auflager der Sparren statisch nachzuweisen.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 19

1.21 Fußpunkte 1 Sparren


a) Traditioneller Sparrenanschluss mit Stirnversatz 2 Deckenbalken
und Aufschiebling 3 Vorholzlänge
b) Sparrenanschluss mit Stahlblech-Sparrenhalter 4 Aufschiebling
c) Sparrenanschluss mit Stahlbalkenschuh und 5 Dachverband
Schwelle 6 Verankerung mit Stahlwinkel
d) Sparrenanschluss mit Schwelle und 7 Bolzen
überstehendem, versatzartig angeschlossenem 8 Sparrenschuh aus Stahlblech
Sparren. 9 Stahlbetondecke
10 Balkenschuh
11 Fußschwelle mit Verankerung in der Deckenaufkantung
12 Beiholz
20 1 Geneigte Dächer

1.22 Fußpunkte für Sparrendächer über Stahlbetondecken


a) Stahlbetondecke mit Aufkantung
b) Sparrenanschluss mit Sparrenschuh aus Stahlblech
c) Sparrenanschluss mit Sparrenschuhverbinder aus
verzinktem Stahlblech
d) Sparrenanschluss mit Z-Profil aus Flachstahl

1 Sparren
2 Stahlbetondecke
3 Wärmedämmung
4 Gleitlager
5 Ringanker
6 Fußschwelle mit Verankerung an der Deckenaufkantung, Sparren genagelt
7 Ankerschiene, einbetoniert
8 Stahlblech-Sparrenschuh (BTM) auf Ankerschiene verschraubt, Sparren seitlich genagelt
9 Sparrenfußverbinder
10 Z-förmiger Sparrenfußverbinder aus Flachstahl
11 Zuglasche
1.2 Dachtragwerke aus Holz 21

1.23a 1.23b 1.23c 1.23d

1.23 Konstruktive Überlegungen für Dachüberstände bei Sparrendächern


a) Sparrenanschluss mit Versatz auf Holzbalkendecke
b) Gesimsbildung durch Balken- oder Deckenüberstand (stat. ungünstige Lösung)
c) Gesimsform durch Aufschiebling (bildet sich geometrisch in der Dachfläche ab!)
d) Gesimsbildung bei Sparrenanschlüssen auf Stahlbetondecken

In der Regel liegen die Balken auf Ringankern tion lange Aufschieblinge unvermeidlich (Bild
(s. Abschn. 6.2.1 in Teil 1 des Werkes) der Außen- 1.23c). Werden die Fußpunkte jedoch im Zusam-
wände auf (vgl. Bild 1.19 a). Durch geeignete Ver- menhang mit Stahlbetondecken ausgebildet
ankerung ist die gesamte Dachkonstruktion ge- (Bild 1.22), können die Sparren problemlos Über-
gen Winddruck bzw. -sog zu sichern. stände haben (Bild 1.23d).
Die am Sparrenfuß auftretenden Horizontalkräfte Ortgangüberstände sind bei Sparrendächern
können natürlich auch von Massivdecken – am konstruktiv nicht zu begründen, da an den Ge-
einfachsten von Stahlbetonplatten – aufgenom- bäudeabschlüssen die letzten Gespärre (Streich-
men werden. Die Sparren werden entweder mit sparren) auf der Innenseite der Giebelscheiben
einer Fußschwelle auf eine Deckenaufkantung stehen. In der Regel wird daher hier lediglich die
gesetzt (Bild 1.21c und d, 1.22a) oder mit Stahl- Dachdeckung über die Giebelscheiben hinweg-
blech-Sparrenschuhen in Verbindung mit einbe- gezogen.
tonierten Ankerschienen am Deckenrand ange-
schlossen (Bild 1.22b). Weiterhin stehen spezielle Sparrendächer mit Kehlbalken
Stahlverbindungsmittel wie Sparrenschuhver- Bei größeren Gebäudetiefen, d. h. bei Sparrenlän-
binder und auch Flachstahlverbinder zur Verfü- gen über etwa 5,00 m, sind die Sparren gegen
gung (Bild 1.22.c und d). Durchbiegen zu sichern. Das geschieht durch Ein-
Traufenüberstände mittels überkragender De- fügen eines Kehlbalkens der je zwei Sparren ge-
ckenbalken sind bei Sparrendächern in Verbin- geneinander abstützt. Der Kehlbalken läge sta-
dung mit Holzbalkendecken statisch ungünstig, tisch am günstigsten in der Mitte des Sparrens,
weil in den Deckenbalken bei einem größeren wo die Durchbiegung am größten ist (Bild 1.24a).
Überstand zusätzliche Biegemomente entstehen Bei ausgebautem Dachgeschoss wird die Lage
(Bild 1.23b). Wenn aus bautechnischen Gründen der Kehlbalken aber durch die Höhe der Dachge-
überstehende Traufengesimse vorgesehen wer- schossräume bestimmt. Das über dem Kehlbal-
den sollen, sind bei der traditionellen Konstruk- ken liegende Sparrenende kann bis etwa 3,50 m

1.24a 1.24b 1.24c


1.24 Kehlbalken-Dachtragwerke
a) Sparrendach mit Kehlbalken etwa in Sparrenmitte
b) Sparrendach mit 2 Kehlbalken (oberster Kehlbalken = „Hahnenbalken“), Abstützung des unteren
Kehlbalkens durch Schwelle auf Stielen mit Kopfbändern (vgl. Bild 1.33)
c) dreifach ausgesteiftes holzsparendes Kehlbalkendach (vgl. Bild 1.27) mit Stielen unter jedem Sparren
22 1 Geneigte Dächer

lang werden, da die gegenüberliegenden Spar-


ren sich im First gegenseitig stützen.
1 Wenn das obere Sparrenende zu lang ist oder bei
großen Dächern kann eine zweite Kehlbalkenlage
mit „Hahnenbalken“ in Frage kommen (Bild 1.24b
und 1.16).
Unbelastete Kehlbalken erhalten nur Druck in der
Faserrichtung. Wird das Dachgeschoss ausge-
baut und der Raum über den Kehlbalken als
Dachbodenraum ausgenutzt, wird der Kehlbal-
ken durch Deckengewicht und Nutzlast auch auf
Biegung beansprucht.
Durch Aussteifungselemente in der Kehlbalken-
ebene (Diagonalaussteifung oder Schalung mit
Scheibenwirkung) und Verankerung an die Gie-
bel- oder Zwischenwände kann eine unver-
schiebliche, ausgesteifte Kehlbalkenebene her-
gestellt werden.
Müssen deshalb belastete, lange Kehlbalken
durch Stiele gegen Durchhängen gesichert wer-
den, entstehen statisch unklare Verhältnisse, weil
die durch die Stiele auf die Geschossdecke mit
übertragenen Dach- und Windlasten schlecht er-
fassbar sind (Bild 1.24b).
Ein Sparrendach mit freiem, für den Ausbau ge-
eignetem Dachraum über einer Massivdecke ist
in Bild 1.25 dargestellt. Der stützen- und streben-
lose Verband besteht aus Hölzern mit verhältnis-
mäßig schmalem, hohem Querschnitt. Die Ver-
bindungen sind genagelt. Die Sparren stehen auf
einer Fußschwelle, die auf der Aufkantung der
Stahlbetondecke verankert ist. Der Sparrenfuß ist
gegen Abheben durch Nagelung gesichert (vgl.
Bild 1.22).
Der Diagonalverband zur Längsaussteifung ist in
diesem Beispiel oberhalb der Kehlbalkenlage und
durch eine Windrispe hergestellt.
Kehlbalkenanschlüsse wurden früher mit Versatz
und Zapfen ausgeführt. Diese Verbindung ist
nicht nur handwerklich aufwändig herzustellen,
sie ist auch statisch betrachtet falsch, weil sie den
Sparren an der am stärksten beanspruchten Stel-
1.25 Sparrendach mit Kehlbalken bei ausgebautem
le schwächt. Kehlbalkenanschlüsse werden da- Dachgeschoss auf Massivdecke. Dachneigung 50°.
her heute mit Hilfe von Knaggen hergestellt, die a) Querschnitt, b) Längsschnitt
an die Sparren genagelt werden und so eine Ver- 1 Firstbohle 3/14
satzfläche bilden; seitlich werden Brettlaschen 2 Windrispe 3/14
angenagelt (Bild 1.26a). Bei größeren Spann- 3 Längsverband (Diagonalverband) oder
weiten der Kehlbalken, bei Belastung durch Aus- Schalung mit Scheibenwirkung
bau oder Nutzung des Dachraumes oberhalb 4 Kehlbalken aus 2 × 3,5/21 (Zange)
des Kehlbalkens wird die Kehlbalkenkonstrukti- 5 Futterholz zu Verbindung der Kehlzangen
6 Grenze des Dachausbaues
on vielfach durch zwei zangenartige, gegen- 7 Sparren 7/21
einander mit Futterklötzen ausgesteifte Holz- 8 Giebelanker
bretter oder -bohlen gebildet, die mit dem Spar- 9 Ringbalken/Ringanker
1.2 Dachtragwerke aus Holz 23

1.26 Kehlbalkenanschlüsse
a) Kehlbalkenanschluss mit genagelter Knagge und Laschen
b) Kehlbalkenkonstruktion für große Spannweiten und Belastungen (Kehlzange)

1.27 Dreifach ausgesteiftes Kehlbalkendach1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen.


Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis zu ermitteln.
24 1 Geneigte Dächer

ren durch Nagelung oder Dübelung verbunden


werden (Bild 1.26b).
1 In Bild 1.27 ist eine Sonderform für Kehlbalkendä-
cher mit großen Spannweiten in konventioneller
Ausführungstechnik gezeigt. Die unteren langen
Sparrenabschnitte sind hier durch kurze Stiele
unterstützt, die zugfest an die Decke angeschlos-
sen werden.
Die Holzquerschnitte derartiger Konstruktionen
können relativ klein sein. Von Nachteil jedoch ist
die zusätzliche Belastung der Decken durch die
Stiele. Ggf. müssen die Decken entsprechend
stärker dimensioniert werden.

1.28 Ausgangsform des Pfettendaches:


Pfettendächer
Pultdach mit Sparren, die mit Lagerhölzern auf
Mauern aufliegen (kleinformatige Dachdeckung)
Allgemeines
Anders als beim Sparrendach entstehen bei der
Pfettendachkonstruktion durch die Eigenlasten
lediglich vertikale Auflagerkräfte. Die konstruktiv
einfachste Form eines Daches ergibt sich, wenn
die die Dachdeckung tragenden Sparren auf La-
gerhölzern (Pfetten) aufliegen, welche unmittel-
bar auf tragenden Wänden ruhen. Abstand und
Lage der Sparren sind dann allein von der Art
bzw. dem Gewicht der Dachdeckung und der
hierfür erforderlichen Tragkonstruktion und dem
Gebäudegrundriss bestimmt. Lediglich die
Durchbiegung der Sparren begrenzt hinsichtlich
der Spannweiten die Ausführungsmöglichkeiten
(Bild 1.28).
In der Regel werden die Sparrenauflager durch
tragende „Pfetten“ gebildet. Sie können bei klei-
1.29 Pfettendach mit Pfetten auf ausgesteiften
neren Gebäuden mit einfachen Grundrissformen Giebelwänden in Verbindung mit großformatiger
frei zwischen ausgesteifte Giebelwände oder Eindeckung ohne Lattung (z. B. Faserzement-
sonstige hochgeführte Querwände gespannt Wellplatten)
werden (Bild 1.29).
Dachdeckungen aus großformatigen Beda-
chungsmaterialien (z. B. Faserzement-Wellplat- fer usw.) bilden die Pfetten (Hauptträger) in der
ten) können direkt auf Pfetten aufliegen, wenn Regel das Tragwerk für die erforderlichen Sparren
diese im erforderlichen Abstand frei zwischen (Nebenträger). Bei Bauwerksbreiten ab etwa 8,00
ausgesteifte Giebelscheiben gespannt (Bild 1.29) m ergeben sich je nach Dachneigung Sparren-
sind. Mit derartigen Pfettendachkonstruktionen spannweiten von über 4,50 m. Die Durchbiegung
können jedoch nur einfache Satteldächer über von Sparren aus üblichem Bauholz muss dann
kleineren Rechteckgrundrissen gebildet werden. durch zusätzliche Zwischenauflagerung auf „Mit-
Pfetten können auch als sog. „Koppelpfetten“ telpfetten“ begrenzt werden (Bild 1.31).
oder „Sparrenpfetten“ verlegt sein, die auf ande- Bei der herkömmlichen handwerklichen Ausfüh-
ren Unterkonstruktionen wie z. B. unverschiebli- rung von Pfettendächern werden die Sparrenauf-
chen Dreiecksverbänden oder Dachbindern (Bild lager durch den „Dachstuhl“ gebildet. Die ein-
1.118) über größeren rechteckigen Grundrissfor- fachste Form eines Dachstuhles für geringe Ge-
men aufgelagert sind (Bild 1.30). bäudebreiten stellt der auf einer Firstpfette
Bei den meisten Dachdeckungen aus kleinforma- aufliegende „einfach stehende Stuhl“ dar (Bild
tigen Materialien (Dachziegel, Dachsteine, Schie- 1.32). Standardausführung ist der auf zwei Mittel-
1.2 Dachtragwerke aus Holz 25

1.30 „Koppelpfetten“ (Sparrenpfetten) auf Unterzügen, 1.31 Pfetten auf ausgesteiften Giebelwänden.
Bindern o. Ä. in Verbindung mit großformatiger Sparrenlage für kleinformatige Deckungen
Deckung 1 Mittelpfette
2 Sparren

pfetten aufliegende „zweifach stehende Stuhl“ Wenn Decken die durch Pfosten übertragenen
(Bild 1.33). Dachlasten nicht aufnehmen können, werden mit
Im Laufe der historischen Entwicklung sind zahl- Hilfe von Streben Sprengwerke gebildet (Bild
reiche weitere Formen von Dachkonstruktio- 1.34 e, f, g).
nen nach dem Pfettendachprinzip entstanden, In Bild 1.34 h und i schließlich sind Pfettendächer
die ergänzt werden durch Sprengwerke und mit „Liegendem Stuhl“ gezeigt. In ihnen überneh-
Hängewerke zur Überbrückung größerer Spann- men schräg, in Sparrenebene liegende Stuhlsäu-
weiten. len (Pfosten) – mit schräg liegenden Kopfbändern
Ein schematischer Überblick ist in Bild 1.34 gege- – gleichzeitig die Aufgaben der Streben. Dadurch
ben. Übliche einfache Konstruktionen mit abge- werden stützenfreie Dachräume bzw. unbelaste-
stützten Pfetten zeigt Bild 1.34 a und b. In der te Decken vergleichbar der Ausführung von Spar-
zweiten Gruppe (Bild 1.34 c bis e) sind Pfetten- rendächern ermöglicht.
dächer mit Dachneigungen > 40° oder Sparren- Aus wirtschaftlichen und konstruktiven Gründen
längen > 7 m schematisch dargestellt. Sie sind mit muss immer angestrebt werden, die erheblich
Streben gegen Windkräfte gesichert. belasteten Stuhlsäulen eines Pfettendaches mög-

1.32 Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl 1.33 Pfettendach mit zweifach (doppelt) stehendem
1 Firstpfette 5 Bindersparren Stuhl, schematische Übersicht
2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde) 1 Mittelpfette 5 Bindersparren
3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle) 2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde)
4 Laschen 3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle)
4 Zangen
26 1 Geneigte Dächer

1.34a 1.34d 1.34g

1.34b 1.34e 1.34h

1.34c 1.34f 1.34i

1.34 Herkömmliche Pfettendachformen


a) Einfach stehender Stuhl, Stiel unter Firstpfette. Bei Neigung > 25° Zange erforderlich
b) Doppelt stehender Dachstuhl. Zange erforderlich bei Neigungen > 25°
c) Einfaches Sprengwerk. Hängesäule mit Schwebezapfen
d) Doppelt stehender Stuhl mit Windstreben auf Massivdecke
e) Dreifach stehender Stuhl mit First- und Mittelpfetten und Windstreben auf Massivdecke
f) Doppeltes Sprengwerk (Decke wird nicht belastet). Bei steilen Dächern zusätzlich Zange unter den
Mittelpfetten erforderlich.
g) Sprengwerk mit Mittel- und Firstpfette
h) Sprengwerk, bei dem die Stiele unter den Mittelpfetten gleichzeitig die Sprengwerkstreben sind.
(„Liegende“ Kopfbänder)
i) Liegende Stuhlsäulen (Streben) kreuzen sich im First

lichst auf tragende Wände oder Wandpfeiler ab- von quadratischem Querschnitt und den Pfetten,
zusetzen. die auf die Stiele aufgelagert und lagegesichert
Bei Holzbalkendecken werden für den Binderbal- (aufgezapft) sind (Bild 1.33).
ken unter den Stuhlsäulen u. U. so große Quer- In jeweils ca. 4,50 m Abstand bildet ein in der glei-
schnitte nötig, sodass 2 bis 3 Balken unmittelbar chen senkrechten Ebene liegendes Sparrenpaar
nebeneinander verlegt werden müssten. Es muss mit seinen Doppelzangen, Firstlaschen und den
daher die Stiellast über kräftige Schwellen auf Stielen (ggf. auch mit den Streben, vgl. Bild 1.34 d
mehrere Balken verteilt oder durch Streben ganz und 1.38) einen Binder. Die Binder bewirken als
oder teilweise auf das Balkenende übertragen Dreieckverbände die Queraussteifung der Dach-
werden. konstruktion. Die Längsaussteifung der Pfetten-
Bei Stahlbeton-Massivdecken ist eine Lastquer- dachkonstruktion wird von den Kopfbändern
verteilung möglich. Die Stützen können somit übernommen.
ohne Bindung an Zwischenwände auf die De- Quer zur Firstlinie werden je zwei Stiele unterhalb
ckenplatte gestellt werden, wenn der entspre- der Pfetten durch Doppelzangen miteinander ver-
chende statische Nachweis geführt wird. bunden. Die Doppelzangen fassen außer den
Bei den Grundformen des Pfettendaches besteht Stielen und den „aufgekämmten“ Pfetten jeweils
der Dachstuhl aus den Stuhlsäulen oder Stielen ein Sparrenpaar.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 27

Alle Zangen liegen so unter den Pfetten, dass die Ein Deckenbalken gehört beim Pfettendach über
Oberkante der Zange um 2 cm höher als die Un- Holzbalkendecken nur dann zum Binder, wenn
terkante der Pfette liegt (Aufkämmung). Das Maß der Balken als Zugstab für ein Sprengwerk (Bild 1
zwischen Unterkante Zange und Decke richtet 1.38) dienen muss.
sich bei ausgebauten Dachgeschossen nach der Die zwischen den Bindern liegenden Sparren-
Mindestgeschosshöhe, soll jedoch möglichst 2 m paare werden als Leergebinde bezeichnet.
betragen (Durchgangshöhe). Die Zangen werden Die Sparren der Leergebinde brauchen – anders
ohne Anblattung neben die Bindersparren gelegt als beim Sparrendach – nicht paarweise aneinan-
und durch Schraubenbolzen oder Holzverbinder der gegenüberzuliegen, auch nicht von der Fuß-
verbunden (Bild 1.35 f). pfette bis zum First in einem Stück durchzulau-
Im Giebelbinder werden statt der Doppelzangen fen, vorausgesetzt, dass außer der Mittelpfette
einfache Zangen verwendet. eine Firstpfette oder Firstbohle vorhanden ist.

1.35 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl, Dachneigung < 35°1) / Fortsetzung s. nächste Seite
a) Querschnitt
b) Aufsicht
c) Längsschnitt
d) Aussteifung Mittelpfette
e) Querschnitt „Zange“
f) Querschnitt Mittelpfette
g) Sparrenauflager auf Fußpfette

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
28 1 Geneigte Dächer

1.35 Fortsetzung

1.35g

1.36
Sparrenbefestigung auf der Mittelpfette
bei auskragendem, oberem Sparrenende
(ohne Querschnittsminderung des
Sparrens)
a) für Neigungen > 25°
b) für Neigungen < 25°
1.2 Dachtragwerke aus Holz 29

Ebenso ist das Leergebinde unabhängig von Bal- länger als ca. 4,50 m, werden sie durch eine Mittel-
kenlagen in Geschossdecken. Die Leergebinde pfette unterstützt (doppelt stehender Stuhl, Bild
sind je nach Art der Dachdeckung und nach Lat- 1.33). Auch die Sparrenlänge vom Fußpunkt bis 1
tendicke 65 bis 100 cm voneinander entfernt zur Mittelpfette soll nicht größer sein als ca. 4,50 m.
(Sparrenabstand). Ist die Länge von der Mittelpfette bis zum First
Jeder Sparren ist auf die Pfetten gegen Ab- d 0,45 l u (untere Sparrenlänge zwischen Fuß-
rutschen aufgeklaut und durch Sparrennägel ge- pfette und Mittelpfette), so stützen sich die Spar-
gen Abheben gesichert. Über einer Firstpfette ren auf die Fuß- und Mittelpfette und kragen bis
werden die Sparren stumpf gestoßen. zum First frei aus. Dabei ist, um die Sparren an der
Sind die Sparren nicht länger als ca. 4,50 m, genü- Mittelpfette nicht zu schwächen, ein Sparrenauf-
gen Fußpfette und Firstpfette (Pfettendach mit lager nach Bild 1.36 der Aufklauung (unterseitige
einfach stehendem Stuhl, Bild 1.32), werden sie Einkerbung) vorzuziehen.

1.37a 1.37b 1.37c

1.37d 1.37e 1.37f


1.37 Verankerung von Fußpfetten
a) Anker in Stahlbetondecke. Anker müssen Bewehrungsstab der Decke umfassen (Probleme für genauen
Einbau!)
b) Nachträglicher Einbau von Ankerschrauben (schlechte Lösung: Selbst, wenn die Ankerlöcher konisch ausge
führt sind, ist das spätere ordnungsgemäße Einbetonieren kaum zu gewährleisten!)
c) Verankerung durch Schwerlastdübel in Durchsteckmontage
d) Lochband einbetoniert; nach Pfettenmontage umgeschlagen und vernagelt
e) Befestigung mit Hilfe kurzer längs oder besser quer zur Fußpfette einbetonierter Ankerschienenstücke (teure,
aber einwandfreie Lösung)
f) tief heruntergeführte eingemauerte Anker bei Mauerwerk ohne Ringanker
30 1 Geneigte Dächer

Die nach oben auskragenden Sparren bedürfen Wenn die die oberste Pfette überragenden Spar-
aus statischen Gründen keiner Verbindung im renenden • 0,45 l u sind, müssen sie miteinander
1 First. Um jedoch Schäden in der Dachdeckung zu verbunden werden.
vermeiden, die durch ungleichmäßige Bewe- Die Traufen können von überhängenden Sparren
gung in den oben auskragenden Sparrenenden gebildet werden.
auftreten können, und als Montagehilfe ist eine Die Pfetten können aus einfachen Balken bestehen,
Verbindung durch Anlehnen an eine Firstbohle bei größeren Spannweiten sind aber andere Trä-
(insbesondere bei nicht gegenüberliegenden gerarten (z. B. Brettschichtträger, Wellstegträger,
Sparren) zweckmäßig (vgl. Bild 1.20b). Gitterträger usw., s. Abschn. 1.2.4) wirtschaftlicher.

1.38 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl und Windstreben (Dachneigung > 35°1)
1 Streben zur Queraussteifung

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 31

Größere Spannweiten mit weitgespannten, frei- tiger Kopfbänder, die den Endstiel auf Biegung
tragenden Pfetten führen meistens zu unwirt- beanspruchen würden, Streben unter jede Pfette
schaftlichen Dimensionierungen. Längere Pfetten gesetzt (Bild 1.35 c und d). Die Fußschwelle bzw. 1
und „Pfettenstränge“, die aus statischen Gründen der Pfosten sind in der Decke zu verankern.
auch mit Gelenken („Gerberpfetten“) ausgeführt Heutzutage üblicher ist die Auflagerung der Pfet-
werden können (s. Abschn. 1.2.4 und Bild 1.76), ten auf die Giebelwände. In Mauerwerkswänden
müssen daher Zwischenauflager erhalten. Sie ist am Pfettenauflager häufig ein Betonposter
können aus Stützreihen gebildet werden, die auf zur Verteilung der punktuell einwirkenden Lasten
der obersten tragenden Geschossdecke stehen. erforderlich. Bei Brandwänden können die Pfet-
Fußpfetten liegen mit ihrer Breitseite auf der Un- tenauflager durch eingemauerte, vor die Wand-
terkonstruktion. Eine Trennschicht aus Bitumen- oberfläche auskragende Betonkonsolen oder
bahnen schützt am Stahlbeton- oder Mauer- Stahl- Auflagerkonsolen gebildet werden. Bei Auf-
werksauflager vor Feuchtigkeitseinwirkungen. lagerung innerhalb des Wandquerschnittes ist da-
Auf Balkenlagen sind die Fußpfetten durch Na- rauf zu achten, dass die verbleibende Dicke der
geln zu verankern. Wand den Anforderungen an eine Brandwand
Verschiedene Möglichkeiten für Auflagerung und entspricht.
Verankerung von Fußpfetten auf Mauerwerk und Streben dienen der Queraussteifung, wenn diese
Massivdecken zeigt Bild 1.37. bei großen Pfettendächern mit über 35° Dachnei-
Zwischen Pfetten und Stielen werden Kopfbänder gung nicht von den Binderzangen und Sparren
(Büge) angeordnet. Sie dienen der Längsausstei- übernommen werden kann. Die Streben werden
fung und verkürzen die Feldweite der Pfette. An auf der vom Wind abgekehrten Dachseite auch
Stiel und Pfette werden die Kopfbänder tradi- von Zugkräften beansprucht; ihre Endpunkte
tionell entweder durch Versatz mit Schrauben- sind daher gegen Zug zu sichern (Bild 1.38).
bolzen oder zangenartig durch Nagelung (Bilder
1.35e und 1.74) angeschlossen. Wegen des Rich- Pfettendächer mit Sprengwerk
tens liegen Pfettenstöße besser neben der Stuhl- Ist eine Sparrenlänge von mehr als ca. 7 m erforder-
säule. An der Giebelwand wurden anstatt einsei- lich, ist außer den beiden Mittelpfetten noch eine

1.39 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. 1.40 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl.
Streben und ausgesteifte Zangen bilden ein Mittlere Stuhlsäule abgestrebt.1)
Sprengwerk zur Entlastung des Binderbalkens.
Mittlere Stuhlsäule durchlaufend.1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
32 1 Geneigte Dächer

1.41 Strebenanschluss an ausgesteifte Doppelzange, 1.42 Aufsetzen eines einfachen Sprengwerks für die
die als Spannriegel benutzt wird Firstpfette auf ein doppeltes Sprengwerk für die
Mittelpfetten. Ausgesteifte Doppelzangen dienen
als Spannriegel

tragende Firstpfette anzuordnen. Es ergibt sich ein große freie Dachräume benötigt wurden. Bei
Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. landwirtschaftlichen Gebäuden musste vielfach
Die mittlere Stuhlsäule kann entweder bis auf die das Aufhängen von Greiferaufzügen und deren
Geschossdecke geführt werden (Bild 1.39) oder freie Bewegung in Firstnähe ermöglicht werden.
endigt unter den Zangen und wird gegen die bei- Einen dafür geeigneten Binder zeigt Bild 1.43 in
den Seitenstiele durch Streben abgestützt (Bild Verbindung mit einem Drempel oder Kniestock.
1.40). Streben und Zangen bilden dann ein Die Höhe eines solchen Drempels1) kann von ge-
Sprengwerk, das in statischer Hinsicht mit dem ringen Höhen bis zu fast voller Geschosshöhe
Gespärre eines Sparrendaches verglichen werden reichen. Ein Drempel lässt es zu, den Fußpunkt
kann (Bilder 1.3c und 1.13), und entlasten so die von Streben selbst sehr flacher Dächer in nächs-
Decke bzw. den Binderbalken. ter Nähe der unterstützenden Außenwand auf
Die Streben sind mit doppeltem Versatz dicht un- den Dachbalken aufzusetzen. Die Drempelwand
ter den Zangen an die Stiele und dicht am Aufla- kann als massive Wand unmittelbar die Drempel-
ger an den Balken angeschlossen. Die Stiele ste- pfette tragen, aber auch als Holzkonstruktion
hen mit 3 cm Zwischenraum über dem Balken ausgebildet werden.
und erhalten kurzen Führungszapfen (Schwebe- Drempelpfette, Sparren, Strebe und gegebenen-
zapfen). Die Doppelzangen sind im gezeigten falls Stiel einer Fachwerkwand werden in der Re-
Beispiel durch 12 u 14 cm dicke Futterhölzer aus- gel durch Doppelzangen miteinander verbun-
gesteift und so gegen Ausknicken gesichert. Mit den. In einem liegenden Stuhl liegen die Kopf-
den Stielen sind die Doppelzangen durch 2 Ein- bänder geneigt und werden mit den Pfetten
pressdübel (s. Abschn. 1.2.4) mit Bolzen M16 ver- durch schräge Zapfen, mit den liegenden Stuhl-
bunden (Bilder 1.41 und 1.42). säulen durch Anblattung verbunden. Die Stuhl-
Pfettendächer mit liegendem Stuhl. Dächer mit 1)
„liegendem Stuhl“ (Bild 1.34h und i) wurden frü- Als Kniestock- bzw. Drempelhöhe gilt in der Regel der
senkrechte Abstand zwischen Oberkante Sparren (bzw.
her verwendet, wenn die senkrechten Stiele zu Dachkonstruktion und Oberkante Fußboden), gemessen
große Abstände von den Unterstützungspunkten in der Ebene der Außenwandfläche. Die Regelungen sind
der Dachbalkenlage erhalten hätten oder wo jedoch nicht einheitlich.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 33

1.43 Pfettendach mit Drempel (Kniestock) und liegendem Stuhl (oberes Sparrenfeld durch Dübelung für Anbringen
schwerer Einzellast verstärkt).1)

säulen sind im gezeigten Beispiel mit durch Bol- bei ist es möglich, Zwischendecken oder Einzel-
zen gesichertem Versatz über eine Schwelle mit lasten an der Dachkonstruktion aufzuhängen.
der Massivdecke verbunden. Derartige Dachtragwerke sind statisch mit dem
Sparrendachprinzip vergleichbar (s. Bilder 1.3c
Hängewerkdächer und 1.44).
Stützenfreie Dachkonstruktionen über großen Sie übertragen ähnlich wie Sprengwerke die
Räumen wurden früher mit teilweise recht gro- Dachlasten auf die Auflager. Hängewerke können
ßen Spannweiten als „Hängewerke“ errichtet. Da- als reine Holzkonstruktionen, ingenieurmäßig in

1.44 Hängewerk-Prinzip
a) Einfaches Hängewerk mit unterem Zuggurt
b) Einfaches Hänge-Sprengwerk mit festen Widerlagern
c) Doppeltes Hängewerk

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
34 1 Geneigte Dächer

1.45 Einfaches Hängewerk, herkömmliche Ausführung1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 35

Kombinationen von Holz- und zugbeanspruch- kömmlicher Zimmermannstechnik ausgeführten


ten Stahlbauteilen (z. B. Stahlseilen) oder als Hängewerkkonstruktionen erläutert werden.
Stahlkonstruktionen ausgeführt werden (vgl. Bil- Hängewerke bestehen im einfachsten Fall aus 1
der 1.47 bis 1.49). einem Zugstab oder -seil, aufgehängt im Knoten-
Das Prinzip derartiger Dachtragwerke kann gut punkt zweier Druckstäbe, die sich auf unver-
an den nachstehend beschriebenen, in her- schiebliche Auflager abstützen oder durch einen

1.46 Doppeltes Hängewerk, herkömmliche Ausführung1)


Die Holzquerschnitte, Versatze und Stahlquerschnitte für das dargestellte doppelte Hängewerk sind für ein Dach
von 12 m Spannweite und 4 m Binderentfernung ermittelt worden. Dachlast einschließlich Pfetten und Binder
3,0 kN/m2 Grundfläche; Dachboden 1,0 kN/m2 Eigengewicht und 2,0 kN/m2 Verkehrslast.

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
36 1 Geneigte Dächer

1.47 Moderne Hängewerkkonstruktion (Architekt: H. Caspari)


1 Obergurt 4 Hängesäule (Stahl-Rundprofil)
2 Untergurt (Doppelprofil, Anschlüsse mit 5 Pfetten auf Stahlguss-Konsolen
Bolzenverbindungen) 6 Gelenk
3 Strebe (Anschluss mit Versatz)

1.48 Hängewerk mit untergespanntem Obergurt (Architekten: J. und M. Schürmann)


a) Detail Aufhängungspunkt
b) Detail Unterspannung
1 Stahlrohr Ø 26 5 Obergurt Brettschichtholz
2 Stahlrohr Ø 30 6 Gelenk
3 Stahlrohr Ø 26 7 verglaste Dachfläche auf Stahlpfetten
4 Aufhängung Galerie
1.2 Dachtragwerke aus Holz 37

zugbeanspruchten Bauteil (Massivdecke, Balken, Die unteren bogenförmig ausgeschmiedeten


Stahlprofil oder -seil) zusammengehalten werden Flachstahlenden werden durch eine Unterleg-
(Bild 1.44). Die einzelnen Hänge- oder Spreng- platte oder einen kurzen [-Stahl und Schrauben- 1
werke bilden dabei Binder mit Abständen von muttern verbunden, damit ein Nachziehen der
ca. 5 m, abhängig von der Dimensionierung der Verbindung möglich bleibt. Die Hängesäule darf
Pfetten. nicht auf dem Hängebalken stehen; es muss ein
Die durchlaufenden Gurtbalken unter den Hän- Zwischenraum von 3 bis 4 cm verbleiben. Zur
gesäulen in den Bildern 1.45 und 1.46 dienen der Führung ist ein Zapfen mit 3 bis 4 cm Spielraum
Auflagerung von Holzbalkendecken in den Fel- anzuordnen (Schwebezapfen). Überzüge liegen
dern zwischen den als Bindern angeordneten neben der Hängesäule auf dem Hängebalken
Hängewerken. und sind mit diesem durch Schraubenbolzen ver-
bunden. Unterzüge liegen unter den Hängesäu-
Hängewerkdächer werden als Pfettendächer nicht len und dem Hängebalken. Sie werden durch
flacher als 30° ausgebildet. Die Pfetten werden im Hängeeisen am Hängebalken befestigt.
Allgemeinen von den Hängesäulen getragen.
Doppelte Hängewerke bestehen aus dem Hän-
Nach der Anzahl der Hängesäulen unterscheidet gebalken, 2 Hängesäulen, 2 Streben und dem
man: Spannriegel. Die Knotenpunkte A und C werden
Ɣ einfache Hängewerke, für Spannweiten bis 8 m wie beim einfachen Hängewerk ausgeführt. Im
Ɣ doppelte Hängewerke, für Spannweiten bis 12 m Punkt A schließt die Strebe mit einfachem oder
Ɣ dreifache Hängewerke, für Spannweiten über doppeltem Versatz an die Hängesäule an; der
12 m. Spannriegel erhält einfachen Versatz. Die drei Höl-
zer werden durch dreiteilige Flachstahllaschen
Einfache Hängewerke (Bild 1.45) haben nur eine und Bolzen miteinander verbunden (Bild 1.46).
Hängesäule. Die Knotenpunkte an den Streben- Dachtragwerke nach dem Hängewerksprinzip
enden sind bei allen Hängewerken auf das sorg- kommen in vielfach abgewandelten modernen
fältigste auszuführen; die Verbindungen sind Formen vor. Dabei sind die früher reinen Holz-
durch Bolzen, Stahllaschen usw. zu sichern. In den konstruktionen oft durch Stahlseile oder -profile
Knotenpunkten sind die Hölzer so anzuordnen, ergänzt. Insbesondere aber werden die Knoten-
dass sich die Stabachsen (Schwerelinien) in ei- punkte mit Hilfe moderner Verbindungsmittel
nem Punkt schneiden. Der Schnittpunkt der Stre- wie z. B. Stahlblech- oder Stahlgussteilen, Stabdü-
ben- und Balkenschwerelinien muss über dem beln mit Stahl-Knotenplatten usw. gebildet.
Auflagerschwerpunkt liegen, wenn der Balken Der Versuch, einen Überblick über die Fülle der
auf Biegung nicht beansprucht werden soll. Dazu konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten zu ge-
sind Auflagerplatten aus Hartholz einzubauen, ben, würde den Rahmen dieses Werkes sprengen.
die einige Zentimeter gegen die Bauwerksvor- Die Bilder 1.47 und 1.48 können daher lediglich
derkante zurückliegen. Unter der Hartholzplatte als Anregungen auch für viele auch ganz anders-
ist ein Ringanker auszuführen. artige Möglichkeiten dienen.
Die Strebe ist mit dem Hängebalken durch einfa- Moderne Hängewerkskonstruktionen können in
chen oder doppelten Versatz verbunden. Die Höl- mehreren Ebenen kombiniert werden und Be-
zer werden durch Schraubenbolzen in Verbin- standteil von räumlichen Tragwerken werden
dung mit Dübeln zusammengehalten. In Bild 1.45 (Bild 1.49).
ist ein einfacher Versatz und alternativ ein dop-
pelter Versatz mit Bolzensicherung dargestellt. Besondere Ausführungsformen
Der Bolzen soll rechtwinklig zur langen Versatz-
fläche stehen. Der doppelte Versatz muss sehr Walmdächer
genau gearbeitet werden, damit die volle Ver- Walmdächer (Bild 1.1e) können für freistehende,
satzfläche belastet wird. niedrige Gebäude in Frage kommen, wenn die
Die Vorholzlänge (lv) ist wie beim Strebenfuß zu Traufe um alle Gebäudeseiten herumgeführt wer-
berechnen. den soll.
Die Hängesäule ist mit dem Hängebalken durch Der Material- und Arbeitsaufwand ist jedoch
Hängeeisen verbunden (Flachstähle von 40 mm x deutlich höher als bei vergleichbaren Satteldä-
10 mm Querschnitt, die an der Hängesäule durch chern. Der Dachraum lässt sich schlechter nutzen.
Bolzen befestigt werden). Die Anzahl und der Für die Ausführung von Walmdächern sind Pfet-
Durchmesser der Bolzen sind zu berechnen. tenkonstruktionen in der Regel am besten geeig-
38 1 Geneigte Dächer

1.49 Räumliche Hängewerkskonstruktion (Architekten: Prof. H. und C. Nickl)


a) Schnittskizze
b) Innenraum
1 Hängesäule 3 Rahmen (Anschlüsse mit verschweißten Knotenblechen)
2 Obergurt 4 Zugbänder (Rundstahl)

net. Die Lage der Binder ist vom Grundriss (Ge- Gegen dieses Anfallsgebinde legen sich die Grat-
bäudetiefe, unterstützende Wände) und der sparren mit ihren Schmiegen stumpf an (Bild 1.52
Dachneigung (Sparrenlänge) bzw. der Binder- Punkt C, Verbindung durch Sparrennägel). Ist
form (Anzahl und Lage der Pfetten) abhängig. Die eine Firstpfette vorhanden, so werden die Grat-
Binderstiele sollten bei Holzbalkendecken auf sparren auf diese Pfette aufgeklaut. Durch den
tragenden Wänden stehen. Wird eine Firstpfette Anfallspunkt braucht dann kein Sparrengebinde
im Anfallspunkt von einem Binder unterstützt zu gehen. Die Gratsparren haben einen fünfecki-
(Bild 1.50a und e), entfällt dort das einseitige gen, der Dachneigung entsprechend oberseitig
Kopfband (Längsaussteifung durch Walmfläche). abgedachten Querschnitt. Die Gratsparren sind
Wirtschaftlicher ist es oft, den Binder so aufzustel- im Allgemeinen 2 bis 4 cm breiter als die übrigen
len, dass das auskragende Pfettenende vom Sparren. Die Höhe soll so bemessen werden, dass
Kopfband unterstützt wird (Bild 1.50b, c, d). Dabei die Schiftsparren (das sind die Sparren, die am
wird eine etwaige Walmpfette auf das Kragende Gratsparren enden) sich mit ihrer vollen oberen
aufgeblattet (Bild 1.50d) oder aufgekämmt. Wird Endfläche, der Schmiege, an die Seitenflächen
der auskragende Teil der Mittelpfette zu lang, des Gratsparrens anlegen können. Gratsparren
muss er durch Eckstiele unterstützt werden (Bild dürfen nicht ausgewechselt werden.
1.50e). Guter Eckverband entsteht durch auf den Kehlbalkenkonstruktionen können für Walmdä-
Pfettenkranz aufgebolzte oder mit Versatz einge- cher über Massivdecken eine konstruktiv einfa-
setzte Diagonalhölzer, die Längs- und Walmpfet- che Lösung darstellen. Über Holzbalkendecken
ten horizontal miteinander verbinden (Bild 1.51 ergeben sich jedoch bei traditioneller Technik
Punkt A). aufwändige Zimmerarbeiten. Nach der Walmsei-
Die Hauptkonstruktionshölzer der beiden Seiten- te wird ein Stichgebälk angeordnet, das die hori-
teile sind die Gratsparren, die im Anfallspunkt zontalen Kräfte der in der Walmfläche liegenden
stumpf zusammentreffen. Ist keine Firstpfette Sparren auf einen verstärkten Randbalken der
vorhanden, so muss im Anfallspunkt ein Sparren- Decke überträgt. Die Stichbalken werden mit
gebinde (Anfallsgebinde) angeordnet werden. dem letzten durchgehenden Balken der Decke
1.2 Dachtragwerke aus Holz 39

1.50 Walmdächer, Ausführung nach dem Pfettendach-Prinzip


40 1 Geneigte Dächer

1.51 Pfetten-Walmdach mit dreifach stehendem Stuhl (Firstsäule steht auf Tragwand, Stiele der Mittelpfetten abgestrebt)

durch schwalbenschwanzförmiges Blatt verbun- derlichen Fallrohre sind jedoch formal schwierig
den (Bild 1.52 Punkt A). einzuordnen. Schräg entlang dem Ortgang ge-
Beim Krüppelwalmdach (Bild 1.53), einer beson- führte Ableitungen dürften wohl immer die ge-
ders im norddeutschen Küstengebiet verbreite- stalterisch und auch technisch schlechteste Lö-
ten Dachform, wird nur der obere Teil des Giebels sung darstellen. Meistens wird daher das Rinnen-
abgewalmt. Bei Kehlbalkendächern liegt die wasser über gebogene Rohrstutzen auf die
Traufe der Walmfläche dann meist in Höhe der Hauptdachfläche geleitet.
Kehlbalkenlage.
Dächer über zusammengesetztem Grundriss
Kleine Krüppelwalmflächen werden meistens
ohne Entwässerung ausgeführt. Bei größeren Flä- Treffen zwei gleich breite Gebäudeteile mit glei-
chen sind Dachrinnen unvermeidlich. Die erfor- cher Dachneigung zusammen, so schneiden sich
1.2 Dachtragwerke aus Holz 41

1.52 Kehlbalken-Walmdach1)

1.53 Traufe am Krüppelwalm eines Pfettendaches

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
42 1 Geneigte Dächer

1.54 Dächer über zusammengesetztem Grundriss


a) Pfettendach über abgewinkeltem Grundriss. Die Pfetten a liegen auf den Pfetten b.
Beide Gebäudeteile sind gleich tief.
b) Anschluss der Schifter an den Kehlsparren

die beiden äußeren Dachflächen in einer Gratli- Die Mittelpfetten werden entweder in gleicher
nie, die beiden inneren Dachflächen in einer Kehl- Höhe herumgeführt oder besser dort, wo sie
linie, die beide bis zum First durchgehen. zusammentreffen, übereinandergelegt. Die
Wenn keine Firstpfette vorhanden ist, werden Pfette des einen Daches kann als Spannriegel
Grat- und Kehlsparren durch Scherzapfen mitein- für den Binder des anderen Daches benutzt
ander verbunden. Kehlsparren sind etwa 14/20 werden. Die Gebäudeteile werden auf diese
bis 16/22 cm dick; sie werden oberseitig der Nei- Weise fest miteinander verbunden. Sind die
gung der beiden Dachflächen entsprechend aus- Gebäudeteile ungleich breit, so kann man ver-
gekehlt (Bild 1.54b Punkt A) oder behalten recht- suchen, die Binder so anzuordnen, dass die
eckigen Querschnitt (Bild 1.54b Punkt B). Im ers- Verlängerung der Walmpfette des großen Da-
teren Falle legen sich die Schiftsparren seitlich an ches die Firstpfette für das kleine Dach ergibt
den Kehlsparren und werden durch Nagelung (Bild 1.55).
befestigt; im zweiten Falle stützen sich die Schift- Geneigte Dächer lassen sich auch über kompli-
sparren mit einer Klaue auf den Kehlsparren. Die zierten, auch nicht rechtwinklig orientierten
letztere Ausführung ist umständlicher, aber fes- Grundrissen – u. U. mit verschieden geneigten
ter. Der Kehlsparren wird durch die Schifter belas- Teilflächen – errichten. In jedem Fall aber müs-
tet und muss daher bei größerer Länge durch sen alle dabei entstehenden Anschnitte an Trau-
eine Strebe unterstützt werden. fen, Ortgänge, aufgehende Bauteile sowie alle
1.2 Dachtragwerke aus Holz 43

1.55 Pfettendach über zusammengesetztem Grundriss. Die Gebäudeteile sind verschieden breit, Pfetten a liegen
auf Pfetten b

Kehlen, Grate und Verfallungen für die Planung ner Materialien (Folien, Dichtungsmassen usw.)
geometrisch genau erfasst werden. für manche Problempunkte hilfreich sein kann,
Die sich daraus ergebenden Dachkonstruktionen sollten immer konstruktive Lösungen vorgezo-
sind immer im Zusammenhang mit der Dachde- gen werden.
ckung zu entwerfen. Nur mit kleinformatigen De- Bei der Planung der Kehlen in zusammenge-
ckungsarten (Schiefer, Biberschwänze u. Ä.) kön- setzten Dachformen muss auf die einwandfreie
nen die sich oft ergebenden komplizierten An- Ableitung von Niederschlagwasser besonders
schlüsse und Übergänge befriedigend gelöst geachtet werden. Vor allem, wenn Niederschlag-
werden. wasser aus verschiedenen höher gelegenen
Die Lösung aller entstehenden Detailfragen, ins- Dachflächenteilen anfällt, müssen die Quer-
besondere alle Übergänge zwischen Ort- und schnitte erforderlicher Kehlrinnen (s. Abschn.
Traufgängen, Anschlüsse von Graten und Kehlen 1.7.2) bereits bei der Dimensionierung der Kehl-
– ggf. auch an aufgehenden Bauteilen – sollte kei- sparren und bei der Planung der Schifteran-
nesfalls der Improvisation auf der Baustelle über- schlüsse (Bild 1.54b Punkte A und B) berücksich-
lassen werden. Obwohl die Verwendung moder- tigt werden.
44 1 Geneigte Dächer

Zeltdächer einen Stiel (Kaiserstiel), der meistens nicht bis zur


Zeltdächer können als Walmdächer ohne Firstli- Dachbalkenlage heruntergeführt wird, sondern
1 nie betrachtet werden. Die Gratlinien treffen sich unter den mittleren Querzangen endet.
in der Spitze des Daches. Zeltdächer über regel- Doppelzangen am Kaiserstiel ordnet man überei-
mäßig vieleckigem Grundriss haben gleich ge- nander an. Bild 1.56 zeigt ein Zeltdach über qua-
neigte Dachflächen; bei rechteckigem oder unre- dratischem Grundriss mit Kniestock und diagonal
gelmäßigem Grundriss ergeben sich verschieden liegenden Bindern.
geneigte Dachflächen. Die Binder können in den Zeltdächer mit sehr steilen Dachflächen werden
Diagonalen des Grundrisses liegen; die Gratspar- als Turmdächer bezeichnet. Bei alten Turmdä-
ren sind dann Bindersparren, alle anderen Spar- chern standen die Gratsparren mit Zapfen auf ei-
ren Schiftsparren. Die Gratsparren legen sich in ner Balkenlage und legten sich oben gegen den
diesem Falle oben mit Zapfen und Versatz gegen Kaiserstiel, mit dem sie durch Stahlringe und Bol-

1.56 Zeltdach mit Kaiserstiel und Kniestock über quadratischem Grundriss1)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 45

1.57 Mollersche Konstruktion 1.58 Pyramidenförmiges 1.59 Turmdachschale aus


(schematisch)1) Raumfachwerk geleimten Holztafeln1)
a) Kaiserstiel 20/20 (schematische Darstellung)1) a) Brettschale (5 cm dick)
b) Gratsparren 20/24 a) Gratsparren 16/26 b) Aussteifungsringe
c) Wechsel b) Streben 21/14 (5 bis 13 cm dick)
d) Balkenlage 16/20 c) ausgesteifter c) Befestigung der Holz-
e) Balkenlage 18/22 Pfettenkranz 14/16 schale am Beton des
f) Balkenlage 24/30 d) Kaiserstiel 20/20 Turmschaftes durch
g) liegende Stuhlwände e) Schwellenkranz Geka- Dübel Ø 115 mm
(Strebenquerschnitt 16/18) (Eiche 10/14)
h) Aussteifungslage mit Veran- f) Zuganker M 24 (1,50 m
kerung des Kaiserstieles tief im Mauerwerk)

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
46 1 Geneigte Dächer

zen fest verbunden waren. Alle 4 bis 5 m wurden Faustregel zur überschlägigen Ermittlung der
die Gratsparren durch Zangen zusammengehal- Holzdicken in cm:
1 ten und ebenso wie die Zwischensparren durch Sparrenhöhe =5+2L
liegende Stühle aus Schwelle, Rähm und gekreuz- Stiel =7+2L
ten Streben unterstützt, denn Zugkräfte konnten Pfettenhöhe =9+2L
vom Turmmauerwerk kaum übernommen wer- Breite : Höhe =5:7
den. Das Eigengewicht der sogenannten „Moller- L = freie Länge des Holzes in m
schen Konstruktion“ war jedoch so groß, dass der (bei Pfetten und Sparren)
Turmhelm dem Winddruck ohne zu kippen wi-
derstehen konnte (Bild 1.57). Ausgebaute Dachräume
Neuere Turmdachkonstruktionen bestehen nur Bei ausgebauten Dachräumen sind nach den An-
aus den Hölzern, die als Traggerüst für die Dach- forderungen der Energieeinsparverordnung er-
haut dienen. Die Standfestigkeit der Konstruktion hebliche Dämmstoffdicken zu berücksichtigen.
wird dadurch gewährleistet, dass die bei Wind Die Höhendimensionierung der Sparren wird
anfallenden Zugkräfte über Zugstöße der Hölzer häufig nicht allein durch die Bemessung hinsicht-
und Stahlanker auf die Wände des Turmschaftes lich der Tragfähigkeit sondern durch die erforder-
übertragen werden. Den Turmhelm bildet ein py- lichen Dämmstoffdicken bestimmt. Wenn die
ramidenförmiges Raumfachwerk mit den Grat- Wärmedämmung unbelüftet ganz oder teilweise
sparren als Tragpfosten, die unten von einem zwischen den Sparren eingebaut wird, ergibt sich
Schwellenkranz zusammengefasst werden. Un- meistens ein erforderliches Höhenmaß der Spar-
tereinander sind die Gratsparren durch Streben ren von ca. 20 bis 26 cm. Bei hinterlüfteten Wär-
zu steifen Flächen verbunden. Der horizontalen medämmungen sind evtl. noch höhere Sparren
Aussteifung dienen Pfettenkränze, die durch Zan- nötig (vgl. Abschn. 1.9.2).
gen gegen Verschieben gesichert sind (Bild 1.58).
Das Zurichten der Grat-, Kehl- und
Sehr vereinfachte Turmdachkonstruktionen wer- Schiftsparren (Schiftungen)
den durch Verwendung von geleimten Holzscha-
Die Abmessungen, Querschnittsformen, Schmie-
len möglich, die durch mehrschichtige, geleimte,
geflächen und Klauen können bei Grat- und Kehl-
horizontal liegende Rahmen ausgesteift werden.
sparren und z. T. auch bei den Schiftsparren nicht
Diese Turmhelme sind so leicht, dass sie auch auf
unmittelbar aus den Querschnittszeichnungen
dem Werkplatz fertig montiert, teilweise gedeckt
des Daches entnommen werden.
und dann mit Kränen auf den massiven Turm-
schaft gehoben werden können (Bild 1.59). Mit Schiftapparaten werden die Sparrenlängen
sowie Lage und Größe von Klauen und Schmie-
gen mechanisch an verschieblichen rechtwinkli-
Handwerkliche Ausführung
gen Dreiecken zusammengesetzten Metallmaß-
Abmessungen stäben ermittelt und auf den Hölzern angerissen
Auch bei einfachen Kehlbalken- und Pfettendä- („ausgetragen“).
chern in zimmermannsmäßiger Konstruktion Insbesondere für das Zurichten großer Holzquer-
sind in der Regel alle Hölzer statisch zu berech- schnitte, z. B. aus Brettschichtträgern, werden
nen. Für Dächer mittlerer Spannweite ergeben rechnergestützte Zuschnittmaschinen einge-
sich aus statischer Sicht etwa folgende Holzab- setzt, mit denen die erforderlichen Abmessungen
messungen: der Hölzer und die Schnittwinkel direkt aus Zeich-
nungen ermittelt werden können.
Sparren 8/12 bis 10/16 cm
Kehlbalken 8/14 bis 10/20 cm Bohlenschiftung
Zangen 6/14 bis 8/16 cm Kleine Satteldächer, deren Dachraum nicht ge-
Rähme 14/18 bis 14/22 cm nutzt wird, können an größere Dachflächen auch
Mittelpfetten 12/20 bis 14/20 cm ohne Kehlsparren angeschlossen werden. Die
Firstpfetten 14/16 bis 14/18 cm Schiftsparren des Nebendaches setzen sich mit
Kniestockpfetten 12/14 bis12/16 cm ihren Schmiegeflächen auf entsprechend zuge-
Kniestockstiele 12/12 cm richtete Bohlen, die auf die durchgehenden Spar-
Stiele unter den ren des Hauptdaches aufgelegt und durch Nägel
Rähmen und Pfetten 12/12 bis 14/14 cm befestigt werden. Die Bohlen sind 6 bis 8 cm dick
Streben 14/16 cm und müssen so breit sein, dass sich die Schiftspar-
Kopfbänder 10/10 bis 10/12 cm ren der Gaube voll auflegen lassen (Bild 1.60).
1.2 Dachtragwerke aus Holz 47

1.60 Bohlenschiftung, Austragung eines Schiftsparrens und einer Schiftbohle


48 1 Geneigte Dächer

1.2.4 Ingenieurmäßige Brettschichtholz, vorgefertigte Träger und mo-


Holzdachkonstruktionen derne Holzwerkstoffe ermöglichen sehr große
1 Allgemeines
Spannweiten bei ingenieurmäßigen Dachkonst-
ruktionen. Bei der Überdachung großflächiger
Die in Abschn. 1.2.3 behandelten Konstruktionen Gebäude tragen sie z. B. als lange auf Dachbin-
aus Kanthölzern mit einfachen handwerklich her- dern oder Zwischenwänden aufgelegte Pfetten-
gestellten Verbindungen erlauben bei noch wirt- stränge („Sparrenpfetten“ oder „ Koppelpfetten“)
schaftlichen Holzdimensionen freie Einzellängen die Dachhaut.
bis etwa 7,00 m. Damit ist es möglich, Stützweiten Einfeld- oder Durchlaufpfetten (bzw. -träger) sind
bis etwa 12,00 m zu überspannen. bei großen Spannweiten durch Lieferlängen und
Dachtragwerke aus Holz können jedoch auch für Transportmöglichkeiten begrenzt und statisch
wesentlich größere Spannweiten und über grö- unwirtschaftlich. Für große Spannweiten bzw.
ßere Flächen sehr wirtschaftlich und vor allem Bauteillängen können tragende Pfetten mit bie-
auch gestalterisch anspruchsvoll gestaltet wer- gesteifen Stoßverbindungen durch Nagelung oder
den. Dübelverbindungen gekoppelt werden.
Begrenzungen ergeben sich dabei meistens nur Statisch günstiger sind Gelenkträger (bzw. „Ger-
aus Brandschutzforderungen (s. Abschn. 17.7 in berträger“), die als Mehrfeldträger aus anei-
Teil 1 des Werkes). Holzkonstruktionen sind je- nander gereihten gelenkig verbundenen Krag-
doch – ausreichende Dimensionierungen dafür trägern und Einhängträgern bestehen. In den
vorausgesetzt – im Allgemeinen wesentlich weni- Gelenken werden lediglich Querkräfte und keine
ger empfindlich gegen Brandeinwirkung als un- Biegemomente übertragen. Dadurch ergeben
geschützte Stahlkonstruktionen. sich Vorteile bei der statischen Dimensionierung
(Bild 1.76).
Neuzeitliche Holzkonstruktionen sind gekenn-
zeichnet durch: In modernen Holzkonstruktionen werden mit
dem Ziel der Reduzierung der Bauteildimensio-
Ɣ Einsatz vorgefertigter, hochbelasteter Tragele- nen zunehmend für zugbeanspruchte Bauteile
mente anstelle oder in Ergänzung von Vollholz- wie Untergurte von unterspannten Trägern und
querschnitten, Dachbindern, für Windverbände und ähnlichem
Ɣ spezielle Verbindungstechniken, die hoch be- Drahtseile und Rundstahlstäbe mit justierbaren
lastbare Anschlüsse – auch in mehreren Ebe- Anschlussflanschen und mit Verbindungsteilen
nen – ermöglichen, in vielfältigen Ausführungen verwendet (vgl. Bil-
Ɣ Kombination von Holz- und Stahlbauteilen der 1.113 bis 1.116 und 1.131).
(s. a. Bilder 1.47 und 1.48),
Ɣ hochentwickelte, auch räumliche Tragwerks-
systeme (Bild 1.120–1.125).

1.61 Ingenieurmäßige Holzkonstruktionen


a) Stabanschlüsse mit verschweißten Knotenblechen und Stabdübeln
b) genagelter Gitterträger
c) Zugbeanspruchte Bauteile aus Stahlstäben oder -seilen: Anschluss an Vollholzstab
d) räumliches Tragwerk
1.2 Dachtragwerke aus Holz 49

Konstruktionselemente tigte Tragelemente wie Binder lassen sich auch


für große Spannweiten sehr kostengünstig her-
Träger aus Holzwerkstoffen, stellen. 1
Brettschichtträger
Kastenträger
Erheblich größere Spannweiten als mit Vollhöl-
Für Konstruktionen mit geringeren Belastungen
zern lassen sich in Konstruktionen des Ingenieur-
können leichtere zusammengesetzte Kastenträ-
Holzbaues mit Trägern aus zusammengesetzten
ger aus Bausperrholzplatten und Ober- bzw. Un-
Querschnitten aus Holzwerkstoffen und mit
tergurten aus Brettschichtholz in Frage kommen
Brettschichtträgern erreichen.
(Bild 1.63).
Brettschichtträger (Bild 1.62) können mit unter-
Kastenträger können auch als weitgehend vorge-
schiedlichen Höhen und Querschnittsformen, in
fertigte weitgespannte Dach- oder Flachdachele-
gebogenen und auch in räumlich gekrümmten
mente hergestellt werden (Bild 1.64).
Formen hergestellt werden (vgl. Bild 1.125). Für
hallenartige Bauwerke können biegesteife Rah- Vollwandträger
menteile aus gebogen ausgeführten Brett- Vollwandträger (Träger mit Stegplatten) beste-
schichtträgern und durch Keilzink- bzw. Stabdü- hen aus einer Kombination von Sperrholz-
belverbindung gebildet werden. platten als Stege und Ober- bzw. Untergurten
Zusammengesetzte Querschnitte werden zur Ma- aus verleimten Brettern (Bild 1.65). Mit wenig
terial- und Gewichtsersparnis bei gleichzeitig ho- Materialeinsatz wird eine hohe Tragfestigkeit er-
her Tragfähigkeit eingesetzt. Industriell vorgefer- zielt.

1.62 Brettschichtträger
a) Rechteckprofil
b) mögliche Trägerformen
c) Eckausbildungen für Hallenbinder (biegesteife Rahmenecken):
Gebogen geleimter Binder; Eckverbindung durch Keilzinkung;
Träger zwischen Doppelstützen; Anschluss durch Stabdübelkreis
50 1 Geneigte Dächer

1.63 Kastenträger 1.64 Vorgefertigtes Dach- bzw. Flachdachelement


1 Brettschichtträger
2 Holzwerkstoffplatte (Sperrholz)
3 Wärmedämmung auf Dampfsperre

1.65 Geleimter Vollwandbinder mit Sperrholz-Steg-


trägern
1 Stege aus Sperrholzplatten (mehrlagig)
2 verleimte Bretter/Bohlen

Wellstegträger
Als Leichtausführung der Vollwandträger sind die
Wellstegträger zu betrachten (Bild 1.66).
1.66 Wellstegträger (Stegdicke 4 bis 7 mm)
Bei ihnen wird der aus 4 bis 7 mm dickem, ver-
leimtem Sperrholz oder Stahl-Wellblech herge-
stellte Steg maschinell in die sinuswellenförmig simse u. Ä. werden in Form von Zangen ange-
ausgefrästen Nuten der Gurthölzer eingepresst bracht, die sich unter Verwendung von Füllhöl-
und verleimt. Ziel der wellenförmigen Stegform zern an beide Seiten des Wellstegs anlegen.
ist eine Verbesserung der Festigkeit gegen Aus- DSB-Träger sind als Sparren und Pfetten bis zu
beulen. Wellstegträger werden in Dachtragwer- Längen bzw. Stützweiten von 12 und 15 m zuge-
ken ähnlich wie übliche Vollholzquerschnitte ein- lassen. Die Gitterstreben sind hier mit Zinken in
gebaut. An Knotenpunkten, in denen Druckkräfte die parallel oder geneigt zueinander verlaufen-
zu übertragen sind, werden Pfetten oder entspre- den Gurte geleimt. Mit verschieden breiten Ober-
chende Anschlussteile so ausgeschnitten, dass und Untergurten werden je nach Beanspru-
die Krafteinleitung über die Gurte der Wellsteg- chungsmöglichkeit Träger mit Doppel-, Dreifach-
träger möglich ist (s. Bild 1.67). Auskragende Ge- und Vierfachstreben hergestellt (Bild 1.68).
1.2 Dachtragwerke aus Holz 51

1.67 Wellstegträger in Sparrendach


a) Querschnitt durch Sparren, b) Schnitt
1 Wellstegträger 5 Windverband
2 Laschen 6 Schwelle
3 Firstprofil („Gelenkpfette“) 7 Traufschalung
4 Zangen für Gesims auf Füllhölzern

1.68 Dreieckstrebenbau (DSB), Isometrie


Strebentypen
a) 2-Zinker
b) 3-Zinker
c) 2 × 2-Zinker
52 1 Geneigte Dächer

Trigonit-Träger sind in drei Ebenen angeordnete Vorgefertigte Gitterträger


leichte Trägersysteme, bei denen die mittig ange- Der den Fachwerken zugrunde liegende Gedan-
1 ordneten Diagonalstäbe durch Keilzinkung mitei- ke, durch Aneinanderreihen einer Vielzahl von
nander verleimt sind. Ober- und Untergurt wer- aus Stäben gebildeten Dreiecken sehr leistungs-
den durch angenagelte Doppelprofile gebildet. fähige und materialsparende ebene Tragwerke
Es können Einfach- oder Mehrfachgitterstäbe zu konstruieren, führte zum vorgefertigten Gitter-
hergestellt werden, die Gurte können parallel, stegträger. Träger dieser Art werden maschinell
dreiecksförmig oder pultartig verlaufen. als leichte Bauelemente vorgefertigt.
Als Beispiel für das Konstruieren mit Gitterträgern
ist in Bild 1.70 der Schnitt durch ein Kehlbalken-
dach dargestellt. Gitterträger werden auch im
Schalungsbau und für Holzbaukonstruktionen
mit großen Spannweiten eingesetzt, wenn Voll-
holzprofile wegen ihres Eigengewichtes unwirt-
schaftlich sind.

Holzverbindungen
Bei ingenieurmäßig konstruierten Holzbauwer-
ken werden die herkömmlichen handwerklichen
Holzverbindungen hinsichtlich einfacherer und
maschineller Herstellungsmöglichkeiten sowie
höherer Belastbarkeit durch ähnliche, jedoch ver-

1.69 Trigonit-Träger, Isometrie

1.70 Sparrendach aus Gitterträgern (diagonale Windverbände nicht eingezeichnet), Schnitt


1 Gitterträger 4 Verbindungslaschen
2 Sattelschwelle auf Trennlage, verankert 5 Kehlriegel
3 Knagge 6 Firstprofil, nicht tragend
1.2 Dachtragwerke aus Holz 53

einfachte Anschlüsse ersetzt. In der Regel wird Zur einfacheren Herstellung der Knotenpunkte
die Tragfähigkeit derartiger Versatzanschlüsse werden Versätze auch durch aufgenagelte oder
durch Nagelungen, Dübel und Bolzenverbindun- aufgedübelte Laschen oder Knaggen ersetzt, 1
gen verbessert. kombiniert mit Bolzenverbindungen oder gena-
Außerdem werden moderne Verbindungstechni- gelten Verbindungslaschen (Bild 1.72).
ken (z. B. Verleimungen) und Verbindungsele- Vielfach werden die Anschlussknoten für Druck-
mente wie Stahlbleche und spezielle Knotenver- und Zugstäbe durch Doppelprofile in Verbin-
bindungen eingesetzt. dung mit verbolzten Dübeln vereinfacht (Bild
1.73).
Weiterentwickelte
Zimmermannsverbindungen Anschlüsse von Zugstäben sind in der gleichen
Beim Anschluss von Druckstäben durch Versatz Weise oder mit Stabdübeln möglich (Bild 1.74a
wird die Tragfähigkeit durch Verbreiterungen der und b) oder werden bei Verbindung von Einfach-
anzuschließenden Hölzer und zusätzlichen Ein- profilen mit Nagellaschen ausgeführt (Bild 1.74c).
satz von Dübeln (Bild 1.71a) verbessert oder die Stoßverbindungen werden mit Hilfe genagelter
herkömmlichen Versätze werden durch aufgedü- oder verbolzter Laschen hergestellt oder durch
belte Laschen gebildet (Bild 1.71b; Dübel, Bolzen- Stabdübel in Verbindung mit Knotenblechen aus
und Nagelverbindungen s. S. Bilder 1.71 ff. Stahl (Bild 1.75).

1.71 Druckstabanschlüsse mit Versatz


a) Versatzflächen vergrößert durch angedübelte Verbreiterungslaschen
b) Versatz gebildet durch aufgedübelte Lasche (vgl. „Vorholz“), Druckstab durch Bolzen gesichert

1.72 Druckstabanschlüsse („Kopfbänder“ zur Verminderung der Stützweiten der Pfetten)


a) Anschluss mit Stirnversatz, gebildet durch genagelte Knagge, Bolzensicherung
b) Anschluss eines Kopfbandes mit zusammengesetztem I-Querschnitt aus Einzelbrettern
1 Knagge
2 Nagelung
3 Brettlasche
54 1 Geneigte Dächer

1.73 Knotenpunkte durch Doppelprofile gebildet (Verbindung durch Bolzen in Verbindung mit Dübeln,
s. Bilder 1.80 bis 1.85)
a) Zugstab als Doppelprofil, b) Druckstab als Doppelprofil

1.74
Anschlussmöglichkeiten von Zugstäben
Z = Zugstab, G = Gurtstab, D = Druckstab
a) Anschluss von zweiteiligem Zugstab mit Dübeln
b) Anschluss eines zweiteiligen Zugstabes mit
Stabdübeln
c) Anschluss eines einteiligen Zugstabes durch
genagelte Laschen aus Baufurnierplatten (BFU)

1.75
Stoßverbindungen
a) genagelter Zugstoß mit
außen liegenden Laschen
b) Zugstoß mit Dübeln und
außen liegenden Laschen
c) Zugstoß mit Stabdübeln
(s. Bild 1.93f.) und innen-
liegendem Stahlblech
1 Nägel
2 Dübel
3 Stabdübel
4 innenliegendes Stahlblech
1.2 Dachtragwerke aus Holz 55

1.76 Gelenkträger („Gerberträger1)“)


a) Prinzipskizze 1 Auflager (Innenstütze)
b) untergehängte Einhängträger mit Bolzenverbindung 2 Kragträger
c) aufgelegter Einhängträger mit Risssicherung 3 Einhängträger, gelenkig eingehängt
d) Gelenkausbildung mit Stahlschuh 4 Zugbolzen
e) Gelenkausbildung mit eingeschlitztem Stahlblech 5 Klemmbolzen
6 nicht tragender Verbindungsbolzen
7 Stahlblech mit Stabdübeln

1) „Gerberträger“ ist ein 1866 patentierter Gelenkträger aus dem Brückenbau, benannt nach dem Deutschen Ingenieur Heinrich
Gottfried Gerber (1832–1912)

Gelenke durchlaufender Pfettenstränge (Gelenk- Spitzwinklig zusammenlaufende Gurthölzer


träger) werden mit Stahlblechformteilen oder werden durch beidseitig aufgenagelte Platten
durch Überplattungen mit Bolzenverbindungen aus Baufurnierplatten verbunden (Bild 1.77).
gebildet. Die Stöße sind so auszuführen, dass die
Bolzen auf Zug beansprucht werden, oder die
Hölzer müssen durch Klemmbolzen gegen Auf-
reißen gesichert werden (Bild 1.76).
Gelenkträger („Gerberpfetten“ – Namensgeber ist
der dt. Ingenieur H. G. Gerber, 1832–1912) haben
in Pfettensträngen über die Stützen hinauskra-
gende Pfettenenden als Auflager für gelenkig
eingehängte zwischengehängte Pfettenab-
schnitte. In den Gelenken werden nur die Aufla-
gerkräfte des eingehängten Trägers, jedoch keine
Biegemomente übertragen. Dadurch sind erheb- 1.77 Verbindung von flachgeneigtem Obergurt
lich günstigere statische Dimensionierungen mit Untergurt durch beidseitig genagelte
möglich. Sperrholzplatten
56 1 Geneigte Dächer

Dübelverbindungen 1.79). Die Bolzen sind so anzuziehen, dass die


Dübelverbindungen ermöglichen das Übertra- Unterlegscheiben geringfügig, jedoch höchstens
1 gen großer Kräfte bei kleinen Anschlussflächen. 1 mm tief in das Holz eingedrückt werden.
Unter die Festlegungen für Dübelverbindungen Die Abstände von Dübeln untereinander und
fallen alle überwiegend auf Druck und Abscheren vom Rand sind – wegen der großen Tragfähigkeit
beanspruchten Verbindungsmittel, wie – entsprechend groß, so dass Anschlüsse mit
Ɣ rechteckige Dübel aus Hartholz (Bild 1.78) mehreren Dübeln hintereinander eine große Län-
ge erfordern.
Ɣ Dübel aus Stahl („Dübel besonderer Bauart“),
Bild 1.79 und Bilder 1.80 bis 1.85 Rechteckige Dübel nach Bild 1.78 dürfen nur aus
Ɣ Stabdübel (Bilder 1.92 und 1.93). trockenem Hartholz oder aus Metall hergestellt
Dübel dürfen nur in Holz mindestens der Sortier- werden. Ihre zulässige Belastung ist rechnerisch
klasse S10 nach DIN 4074-1, Einpressdübel nur in zu ermitteln.
Nadelholz verwendet werden. Die Grundplatten Es dürfen in einem Anschluss höchstens 4 hinter-
von Einpressdübeln müssen, wenn sie mehr als einanderliegende Rechteck- oder Flachstahl-
2 mm dick sind, eingelassen werden. dübel in Rechnung gestellt werden (das gilt nicht
Alle Dübelverbindungen müssen durch in der für Rechteckdübel in verdübelten Balken).
Regel nachspannbare Schraubenbolzen zusam- Rechteckige Holzdübel sind so einzulegen, dass
mengehalten werden, wobei jeder Dübel durch ihre Fasern und die der zu verbindenden Hölzer
einen Bolzen gesichert sein muss. Bei Verbindun- gleichgerichtet sind. (Gerade, aufrechtstehende
gen mit Dübeldurchmessern bzw. -seitenlängen Dübel aus Flachstahl dürfen zur Kraftübertragung
• 120 mm sind an den Enden der Außenhölzer nicht verwendet werden.)
oder -laschen Klemmbolzen anzuordnen (Bild
Dübel besonderer Bauart. Man unterscheidet
Einlassdübel, die in vorbereitete passende Vertie-
fungen des Holzes eingelegt, und Einpressdübel,
die ohne Benutzung von Bohr-, Nut- oder Fräs-
werkzeugen in das Holz eingepresst werden, fer-
ner Dübel, die teils eingelassen, teils eingepresst
werden (Einlass-/Einpressdübel).
Sie werden hergestellt als
Ɣ Ringdübel aus Metall (Dübeltyp A) (Bild 1.80)
Ɣ Scheibendübel aus Metall (Dübeltyp B) (Bild 1.81)
Ɣ Scheiben mit Zähnen (Dübeltyp C) (Bild 1.82
bis 1.84).
Ɣ Sonstige Dübel besonderer Bauart aus Eichen-
1.78 Verdübelter Balken. Rechteckdübel aus Hartholz; holz (Bild 1.85)
Faserrichtung in Dübeln und Balken muss überein-
stimmen Die nach Form, Durchmesser und Materialdicke
in DIN EN 912 festgelegten Dübel (keine Stabdü-
bel) können große Kräfte übertragen. Die Metall-
dübel werden in zweiseitiger und einseitiger
Form hergestellt; dabei dienen die zweiseitigen
Dübel zum Verbinden von Holz mit Holz, die ein-
seitigen zum Verbinden von Holz mit Stahlteilen
(Bild 1.86).
Der Dübeltyp A (Ringdübel) darf auch zur Kraft-
übertragung in der Hirnholzfläche bei Brett-
schichtträgern herangezogen werden (Bild 1.87).
Damit ist es möglich, den Anschluss von Neben-
an Hauptträger mit nicht sichtbaren Verbin-
dungsmitteln herzustellen.
1.79 Bolzenanordnung bei Dübelverbindungen (links
und rechts außen zusätzliche Klemmbolzen (K) bei Einpressdübel sind so einzubauen, dass die Höl-
großen Dübeln) zer außerhalb der eigentlichen Dübelfläche nicht
1.2 Dachtragwerke aus Holz 57

1.80 Dübeltyp A4 (Ringdübel) 1.81 Dübeltyp B1 (Scheibendübel) 1.82 Dübeltyp C1


zweiseitiger (Einlassdübel) zweiseitiger, runder (Scheibendübel mit Zähnen)
z. B. System Appel Einpressdübel zweiseitiger Einpressdübel
z. B. System Bulldog

1.83 Dübeltyp C8 1.84 Dübeltyp C11


(Scheibendübel mit Zähnen) (Scheibendübel mit Zähnen)
zweiseitiger quadratischer einseitiger Einpressdübel
Einpressdübel) z. B. System GEKA 1.85 Dübel besonderer Bauart
(Einlassdübel)
Scheiben-Hartholzdübel
z. B. System Kübler

1.86
Fachwerkknoten mit außen liegenden
Stahllaschen und einseitigen Dübeln
58 1 Geneigte Dächer

1.87 Hirnholzanschlüsse bei Brettschichtholz mit Dübeln Typ A


a) Schnitt
b) Draufsicht
1 Hauptträger 4 Bolzen M 12
2 Nebenträger 5 Dübel Typ A
3 Stabanker 30 mm mit Quergewinde

1.88 Schraubenbolzen

beschädigt oder überbeansprucht werden. Im


Allgemeinen sind daher besondere Vorrichtun-
gen (Pressen, Schraubenspindeln oder dgl.) zum 1.89 Stützenanschluss durch Bolzen
Einpressen der Einpressdübel zu verwenden.
1 eingespannte und ausgesteifte Doppelstütze
Dübel aus Metall müssen ausreichend korrosions- 2 Brettschichtträger
beständig sein.

Bolzen sind lange Stahlschrauben mit Schaft und


Gewinde zum Zusammenspannen von Holzteilen
(Bild 1.88). Da die Bohrlöcher ca. 1 mm größer
hergestellt werden müssen als der Bolzendurch-
messer, sind Bolzen allein zur Übertragung von
Kräften senkrecht zur Bolzenachse nicht geeig-
net. Der Schlupf von ca. 1 mm bedeutet für Dauer-
bauwerke und hochbelastete Bauteile eine zu 1.90
große Anfangsverschiebung. Anschluss von Kopf-
bändern mit Stirnversatz
Bolzen dürfen für tragende Verbindungen nur an einen Pfosten mit
dann eingesetzt werden, wenn durch besondere Sicherung durch einen
Maßnahmen ein Schlupf verhindert wird (Einbau Bolzen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 59

Tabelle 1.91 Maße der gebräuchlichsten Sechskantschrauben und Scheiben (für den Holzbau) in mm

nur trockener Hölzer und in Verbindung mit Dü-


beln). Im Übrigen sind Bolzenverbindungen nur
für untergeordnete bzw. nicht ständige Bauten
mit geringen Belastungen möglich. Bolzen sind
außerdem ein hervorragendes Verbindungsmit-
tel zur Montage (Bild 1.89), Verankerung, Bauteil- 1.92 Stabdübel mit angefasten Enden
sicherung (Bild 1.90) und für vorübergehende
Baumaßnahmen (Gerüste, Hilfsbauwerke, flie-
gende Bauten). Wegen des Austrocknens des
Holzes und des damit verbundenen Schwindens
sollen die Bolzen nach einiger Zeit nachgespannt
werden.
Die Mindestdicke von Bolzen beträgt 12 mm, der
größte Durchmesser 30 mm; die üblichen Abmes-
sungen und die jeweils dazugehörigen Unterleg-
scheiben sind in der Tabelle 1.91 aufgeführt.
Werden Bolzen durch Zugkraft beansprucht
(Zugstangen), so beträgt die zulässige Spannung
für den Kernquerschnitt 10 kN/cm2, wenn nicht
eine nachgewiesene höhere Stahlqualität ver-
wendet wird.

Stabdübel. Durch die Möglichkeit, Abbundarbei-


ten1 und damit auch die Herstellung von hochbe- 1.93 Verbindungsarten bei Stabdübeln
lastbaren Holzverbindungen mit Hilfe rechnerge-
stützter Maschinen außerordentlich präzise aus-
zuführen, haben im ingenieurmäßigen Holzbau Stahlsorten S 235, S 275 und S 355), die in Bohrlö-
Stabdübelanschlüsse eine große Verbreitung cher mit gleichem Durchmesser eingetrieben
gefunden. werden (Bild 1.92). Die Kraftübertragung erfolgt
Stabdübel sind glatte, zylindrische an den Enden stets rechtwinklig zur Stabachse (Scherkraftüber-
angefaste Stahlstäbe (6, 8, 10, 12, 16, 20, 24 mm, tragung) und wird durch Lochleibungspressung
auf die zu verbindenden Hölzer übertragen. Stab-
1) Abbund bzw. Abbinden ist das maßgerechte Anreißen,
dübel werden in den Durchmessern 8 bis 24 mm
Bearbeiten, Zusammenpassen und Kennzeichnen von verwendet.
Schnitt- und Rundholz für Tragwerke, Bauteile und Einbau- Stabdübelverbindungen können ein-, zwei- oder
teile. Man unterscheidet den traditionellen, den zeichne- mehrschnittig sein. Sie müssen mindestens
rischen, den rechnerischen und den computergestützten
Abbund. Alle Verfahren bauen aufeinander auf und werden
4 Scherflächen aufweisen (Bild 1.93).
in der Praxis oft kombiniert. Das Ausarbeiten der Hölzer Die Mindestabstände von Stabdübeln und Pass-
erfolgt mit Zimmererwerkzeug, großen Handmaschinen, bolzen sind DIN EN 1995-1-1, Abschn. 8.6 zu ent-
stationären Zimmereimaschinen oder CNC-gesteuerten nehmen (Tab. 1.95).
Abbundstraßen, meist auf einem Abbundplatz oder einer
Abbundhalle der Zimmerei, kann aber auch vor Ort auf der Soll bei Stabdübelverbindungen neben der
Baustelle erfolgen. Scherkraftübertragung eine Klemmwirkung auf
60 1 Geneigte Dächer

here Anforderungen an den Brandschutz erfüllen,


ist die Stabdübellänge kürzer als die Holzgesamt-
1 dicke zu wählen. Die verbleibenden Bohrlochen-
den werden mit Holzpfropfen verschlossen. Die
Dicken der außen liegenden Hölzer sind entspre-
chend größer auszuführen (Bild 1.96b).
Stabdübelanschlüsse werden in sehr vielen Fällen
mit Hilfe von ebenen oder räumlich zusammen-
geschweißten Knotenblechen aus Stahlblech
ausgeführt (Bild 1.97 und 1.120).
Mit Hilfe von speziell geformten Knotenblechen
werden auch Anschlüsse mit Stabdübeln zwi-
schen Holz- und Stahlstäben bzw. Gurten ermög-
licht (Bild 1.98).
Windverbandanschlüsse können insbesondere in
sichtbaren Bereichen mit eingeschlitzten Knoten-
blechen und Stabdübelanschluss hergestellt
werden. Sie werden durch Verschraubungen mit
gegenläufigen rechts/links-Gewinden gespannt
(Bild 1.99).

Dübel für räumliche Tragwerke. Stabverbin-


1.94 Abstände der Verbindungsmittel dungen der behandelten räumlichen Holztrag-
(Nagelverbindungen) werke werden bei größeren Kantholz- oder Brett-
a) Abstände in Faserrichtung innerhalb einer schichtholz-Profilen meistens mit Stabdübeln in
Reihe und rechtwinklig zur Faserrichtung Verbindung mit Stahlblechknoten ausgeführt. Für
zwischen den Reihen schlanke quadratische Holzquerschnitte sind je-
b) Abstände vom Hirnholzende und vom Rand
b1) beanspruchtes Hirnholzende
doch spezielle Dübelformen erforderlich.
b2) Unbeanspruchtes Hirnholzende Eine neue Entwicklung dafür stellen sehr hoch
b3) beanspruchter Rand belastbare Verpressdübel dar. Speziell geformte
b4) unbeanspruchter Rand
Ankerkörper aus Stahlguss werden dabei in
1 Verbindungsmittel entsprechende Bohrungen eingesetzt und mit
2 Faserrichtung des Holzes
Epoxidklebern verpresst. Die Kraftübertragung
übernehmen überkreuz eingebaute Stabdübel
die zu verbindenden Hölzer ausgeübt werden, (Bild 1.100).
können Stabdübel mit Kopf, Gewinde und Mutter Ebenfalls mit überkreuz eingebauten Stabdübeln
(Passbolzen) verwendet werden. Passbolzenver- werden die Lasten bei den in Bild 1.101 gezeigten
bindungen müssen mindestens 2 Scherflächen Verbindungen übertragen.
aufweisen. Die Knotenverbindungen werden lösbar über
In der Regel entsprechen die Stabdübellängen Verschraubungen mit Stahlkugeln oder unlösbar
der Gesamtdicke der gebildeten Holzverbindung durch Verschweißen mit Stahlhohlkugeln oder
(Bild 1.96a). Soll eine Stabdübelverbindung hö- Stahlringen gebildet (Bild 1.102, s. a. Bild 1.124).

Tabelle 1.95 Mindestabstände von Stabdübeln gem. DIN EN 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-1/NA
1.2 Dachtragwerke aus Holz 61

1.96a Anordnung von Stabdübeln: Länge des 1.96b Anordnung von Stabdübeln: Länge des
Stabdübels wie die Gesamtdicke der Hölzer Stabdübels kleiner als die Gesamtdicke der Hölzer
(Brandschutz)
1 eingeleimte Holzscheiben

1.97 Stabdübelanschlüsse mit Knotenblechen


a) 2 innenliegende Knotenbleche, 4-schnittige Stabdübel
b) geschweißtes Knotenblech mit Bolzen am Durchlaufträger, Nebenträger mit Stabdübeln angeschlossen

1.98 Anschlüsse von Holz-Druckstäben an Stahl-Untergurte


a) Knotenblech mit Zugstab verschweißt, Stabdübelanschluss ggf. auch zur Aufnahme eines Versatzmomentes
b) Knotenblech mit Stabdübelanschluss für den Druckstab, Zugstäbe mit Bolzen angeschlossen
c) Zugstäbe mit Bolzen gelenkig an doppelten Knotenblechlaschen
62 1 Geneigte Dächer

1.99 Windverbandanschlüsse (BMF)


a) Anschluss eines Windrispenbandes
b) Doppelter Verbandanschluss aus justierbaren Rundstäben

1 Ankerkörper mit Gewinde


2 Stabdübel 14 mm
1.100 Verpressdübel 3 Vergussbohrung
a) isometrische Ansicht 4 Entlüftungsbohrung
b) Schnitt 5 Restvolumen, ausgefüllt mit Vergussmasse

Nagelverbindungen Holz-Gipswerkstoff- und bei Stahlblech-Holz-


Das Bestreben, aus wirtschaftlichen, baustoff- Nagelverbindungen sind festzulegen.
technischen und konstruktiven Gründen Vollhöl- Eine Nagelverbindung wird hergestellt durch Ein-
zer durch zusammengesetzte Querschnitte zu schlagen in das Holz (nicht vorgebohrt) oder in
ersetzen, hat zur Holznagelbauweise geführt. Na- vorgebohrte Nagellöcher. Das Vorbohren stellt
gelungen ergeben flächenhafte Verbindungen zwar einen Mehraufwand dar, bedeutet jedoch
von großer Steifigkeit. Die Tragkraft einer Nagel- für die Nagelverbindung eine erhebliche Quali-
verbindung hängt hauptsächlich von der Biege- tätsverbesserung hinsichtlich Tragfähigkeit, Na-
festigkeit des Nagels und der Druckfestigkeit gelabstand, Rissgefahr usw. und sollte überall
des Holzes ab. Erforderliche Anzahl der Nägel, dort zur Anwendung kommen, wo hochwertige
Nagelabstände und Mindestholzdicken werden Verbindungen geschaffen werden müssen (Bohr-
nach DIN EN 1995-1-1, Abschn. 8.3 errechnet. Die lochdurchmesser | 0,85 u dn , Bohrlochtiefe min-
Mindestmaterialdicken bei Holz-Holz- sowie destens gleich der Einschlagtiefe s).
1.2 Dachtragwerke aus Holz 63

1.101 Dübelverbindung System MERO (DBP) 1 MERO-Dübelstab mit Schraubanschluss


a) isometrische Ansicht (s. Bild 1.102a)
b) Schnitt 2 Stabdübel

1.102 Räumliche Knotenverbindungen


a) Schraubanschluss System MERO (max. 18 Stäbe), b) Schweißanschluss über Hohlkugel
c) Schweißanschluss über Stahlring

Verwendung finden Standardnägel nach DIN EN


10 230-1 und Sondernägel nach DIN EN 14 545
und DIN EN 14 592 (Bild 1.103). Schraubnägel
werden überwiegend dort verwendet, wo auch
Zugkräfte in Schaftrichtung zu übertragen sind,
Rillen- oder Ankernägel für die Befestigung von
Stahlblech-Formteilen an Holzträgern.
Unterschieden werden 1-, 2- und mehrschnittige
Nagelverbindungen (Bild 1.104).
Die Mindestholzdicken (a) sind materialabhängig
und unter Berücksichtigung der Nagelabstände
festzulegen.
1.103 Nagelformen Die kleinsten Nagelabstände sind in der DIN EN
a) Standardnagel 1995-1-1, Tab. 8.2 festgelegt (Bild 1.94 und 1.105).
b) Schraubnagel (Sondernagel mit spiralförmig
angerolltem Schaft) Rechtwinklig zur Kraftrichtung muss der Na-
c) Rillen- oder Ankernagel (Sondernagel mit gelabstand sowohl untereinander als auch vom
angerolltem Ringschaft) Rand mindestens 5 u dn bzw. 7 x dn bei nicht vor-
64 1 Geneigte Dächer

gebohrten und 3 u dn bei vorgebohrten Nagellö-


chern betragen.
1 Schalbretter sind mit mindestens 2 Nägeln an
jedem Sparren, Binder oder Stiel zu befesti-
gen. In Hirnholz eingeschlagene Nägel dürfen
auf Herausziehen nicht in Rechnung gestellt
werden.
Nagelverbindungen von Vollholz- mit Stahlblech-
teilen oder Baufurnierplatten ermöglichen eine
erhebliche Verminderung der Querschnittsmaße
an den Anschlusspunkten und damit oft über-
1.104 Holzdicken und Einschlagtiefen bei Nagelverbin- haupt erst eine Nagelkonstruktion. In DIN EN
dungen 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-1/NA sind in Abhän-
a) einschnittig gigkeit von der Dicke der Stahlbleche Nagelart
b) zweischnittig und Nagelabstände festgelegt. Die Nagellöcher
c) dreischnittig sind in der Regel gleichzeitig in Holz- und Blech-

1.105 Mindestnagelabstände nicht vorgebohrter Nagelungen 1.106 Schnittigkeit von Nagel-


a) einschnittige Nagelung verbindungen mit Stahl-
b) zweischnittige Nagelung blechen
*) bei · < 30°: 5 dn (bzw. 7 dn) a) einschnittig
• Nagel Vorderseite b) zweischnittig
○ Nagel Rückseite c) vierschnittig
( ) Werte in Klammern gelten für Nageldurchmesser größer als 4,2 mm
1.2 Dachtragwerke aus Holz 65

1.107
Fachwerkträger in „Greim“-Bauweise:
eingeschlitzte dünne Stahl-Knotenbleche,
Anschluss mit Nägeln

1.108 Gang-Nail-System
a) Gang-Nail-Platte, b) Fachwerkbinder

teilen auf die erforderliche Nagellänge vorzu- derzulassungen geringere Nagelabstände sowie
bohren (Bohrlochdurchmesser = Nageldurch- höhere Scher- und Ausziehbeanspruchungen er-
messer). Es werden Verbindungen mit innen oder lauben.
außen liegenden dünnen (t 0,5 dN) bzw. dicken
(t 1,0 dN) Stahlblechen unterschieden. Stahlblech-Holz-(Lochplatten-)Verbindungen
Bei Blechdicken unter 5 mm ist Korrosionsschutz In Verbindung mit Lochplatten und den ver-
nach DIN EN ISO 12 994-2 und -5 stets erforder- schiedensten Spezial-Nagelverbindungen kann
lich. Bei druckbeanspruchten Blechen ist auf eine die Herstellung sowohl konstruktiver wie auch
ausreichende Beulsicherheit zu achten. statisch beanspruchter Holzverbindungen er-
Bei Verbindung von Furnierplatten mit Vollholz heblich rationalisiert werden. Spezielle Stahl-
haben in der Regel die Furnierplatten den Anfor- blech-Lochplatten werden verwendet in ge-
derungen nach DIN EN 315 – Sperrholz der DIN schlossenen Systemen wie z. B. bei den Knoten-
EN 14 374 – Furnierschichtholz und der DIN EN 13 blechen in Fachwerkbindern der „Greim“-Bau-
986 – Holzwerkstoffe zu entsprechen. weise1) (Bild 1.107). Hierbei handelt es sich
Die in diesem Abschnitt behandelten Möglichkei- um eine Stahlblech-Holz-Nagelverbindung für
ten für die Herstellung von Nagelverbindungen
mit glatten Nägeln gemäß DIN EN 10 230-1 wer- 1) Die Bauweise wurde von dem deutschen Ingenieur Walther
den erheblich erweitert, wenn Spezialnägel (Bild Greim entwickelt (patentiert 1959) und ist in fast allen
1.103) verwendet werden, die auf Grund von Son- Ländern Europas patentrechtlich geschützt.
66 1 Geneigte Dächer

1.109 Stahlblechwinkel, schwere Ausführung (BiLO® Euro-Winkel)


a) für Holz/Holz-Verbindungen
b) für Holz/Beton-Verbindung mit Verstärkungs-Fußplatte

1.110 Stahlblechformteile als Verbindungsmittel


a) Nagelplatten-Verbindung d) Balkenschuh
b) Sparren-Pfetten-Anker e) Pfettenanker für Stahlträger
c) Pfosten-Schwelle-Verbindung f) Konsolwinkel

Fachwerkträger, bei der mehrere Knotenbleche die beidseitig maschinell in die jeweils gleich di-
(1,0–1,75 mm) in Sägeschlitze, die in die Holz- cken Konstruktionshölzer eingepresst werden
querschnitte eingesägt sind eingelegt und mit („Gang-Nail“-System1), Bild 1.108). Die Konten-
Nägeln nicht vorgebohrt verbunden werden. punkte der Gurte und Streben werden hierbei
Auf Grund behördlicher Einzelzulassungen wer-
den leichte Fachwerkbinder (Nagelplatten- 1) Die Bauweise wurde von dem amerikanischen Ingenieur
binder) oder andere Tragwerksteile auch mit John Calvin Jureit (1918–2005) entwickelt (patentiert 1955)
Hilfe von besonderen Nagelplatten hergestellt, und ist in vielen Ländern patentrechtlich geschützt.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 67

mittels verzinkten Stahlblechen außenseitig ver- Schließlich sind die vielfältigen konstruktiven
bunden. und gestalterischen Möglichkeiten zu erwähnen,
Im Übrigen werden im modernen Holzbau die die sich aus der Verwendung speziell hergestell- 1
traditionellen arbeits- und lohnaufwändig herzu- ter Stahlgussteile ergeben. Sie werden in zahlrei-
stellenden Zimmermannsverbindungen fast voll- chen Formen hergestellt.
ständig von Stahlblech-Holzverbindungen ver- Für hoch beanspruchte Anschlüsse von Zugstä-
drängt. Für praktisch alle vorkommenden Verbin- ben aus Rundstahl oder Stahlseilen an Holzbau-
dungspunkte zwischen Konstruktionshölzern teile gibt es zahlreiche serienmäßig oder speziell
und auch zwischen Holzbauteilen und Unterkon- gefertigte Knotenverbindungen (Bild 1.113). Das
struktionen, (z. B. für Anschlüsse an Ringanker, für in Bild 1.114 gezeigte Anschlusssystem ermög-
Pfettenauflager, Holz-Stahlverbindungen usw.) licht die Verbindung verschiedener in einer Ebe-
gibt es nagel- oder schraubbare verzinkte Stahl- ne liegender Zugstäbe z. B. im Kreuzungspunkt
blech-Formteile, von denen in den Bildern 1.109 von Aussteifungsdiagonalen.
und 1.110 im Rahmen dieses Abschnittes nur ei- Ein Ausführungsbeispiel für einen Dachbinder
nige Beispiele gezeigt werden können. aus einer Kombination von Holzsparren, An-
Zur Verbesserung der Kraftübertragung können schlüssen aus Profilstahl und zugbeanspruchten
bei Knotenanschlüssen Nagelplatten mit Bolzen- Stahlseilen ist in Bild 1.115 dargestellt.
verbindungen kombiniert werden (Bild 1.111). Aus der großen Anzahl von Ausführungsmöglich-
Für rechtwinklige Stabanschlüsse können spezi- keiten für räumliche Holz-Gussstahl-Kombinatio-
elle kaum sichtbare Hakenplatten-Verbindungen nen zeigt Bild 1.116 zwei Beispiele.
in Frage kommen (Bild 1.112).

1.111 Nagelbleche in Verbindung mit Gelenkbolzen 1.112 Anschlüsse mit Hakenplatten


(System Bulldog)

1.113 Anschluss von Zugstäben durch 1.114 Knotenring für Zugstabanschlüsse (Rodan®)
Gussformteil (Detec)
68 1 Geneigte Dächer

1.115 Dachtragwerk aus unterspannten Sparren (Architekt: Prof. L. Rongen, Erfurt)


a) Detail
b) Schnittskizze
c) Knoten-Detail A

1.116 Knotenbildung mit Hilfe von Stahlgussteilen


a) Stabanschluss mit sternförmigen Gussformteilen 1 Holz-Doppelprofile
b) Knoten mit gegossenen Pressdübelplatten 2 Stahlguss-Formteil
1.2 Dachtragwerke aus Holz 69

Leimverbindungen 15 mm. Die Tragfähigkeit wächst mit der Summe


Der Leimbau ermöglicht flächenhafte Verbindun- der Flächen der verleimten Zinkenflanken inner-
gen von einer Steifigkeit, wie sie bei Dübel- oder halb des gleichen Kantholzquerschnitts. Die Ver- 1
Nagelverbindungen nicht erreicht wird. Die Ent- leimung der Keilzinkenverbindungen muss unter
wicklung wasser- und schimmelfester, härtbarer Druck (in Längsrichtung 250 N/cm2, in Querrich-
Kunstharzleime lässt Leimverbindungen auch bei tung 80 bis 100 N/cm2) erhärten.
hochbelasteten Konstruktionen des Ingenieur-
holzbaues zu. Binderkonstruktionen
Die Ausführung geleimter Bauteile dürfen nur Be- Wenn keine besonderen gestalterischen Anfor-
triebe übernehmen, die über geeignete Fachleu- derungen bestehen, kommen für Bauwerke mit
te, erfahrene Handwerker und entsprechende einfachen Rechteckgrundrissen bei großen
Werkstatteinrichtungen verfügen. Hierzu zählen Spannweiten Fachwerkbinder in Frage, die nach
Vorrichtungen zur Erzeugung eines ausreichend den Methoden des Ingenieurholzbaues konstru-
großen, auch genügend lange wirkenden Press- iert sind (Bild 1.118 und 1.119).
druckes, Maschinen zur Bearbeitung der Leimflä- Die Möglichkeit, gleichartige Tragkonstruktionen
chen, zuverlässige Messgeräte zur Ermittlung der in größerer Zahl vorzufertigen, kann dabei in er-
Holzfeuchtigkeit, ferner eine Anlage zur künstli- heblicher Weise kostenmindernd sein.
chen Holztrocknung und überdachte, heizbare
Arbeitsräume. Die Leimbaubetriebe sind ver- Fachwerkbinder unterscheiden sich, abgesehen
pflichtet, den Nachweis zu erbringen, dass eine von Form und Spannweite durch die Art der Stab-
von der zuständigen obersten Bauaufsichtsbe- querschnitte und die Art der Verbindungsmittel.
hörde dazu anerkannte Stelle ihre Werkeinrich-
tung und ihr Fachpersonal überprüft und als ge- Im Allgemeinen werden Fachwerkbinder aus
eignet befunden hat. Jedes verleimte Bauteil ist Bauholz- oder Brettschicht-Vollprofilen herge-
vom Hersteller mit einer Kennzeichnung zu ver- stellt. Daneben können auch zusammengesetzte
sehen, aus der Herstellerwerk und Herstellungs- Profile in Frage kommen. Tragende einteilige Ein-
tag entnommen werden können. zelquerschnitte sollen eine Mindestdicke von
4 cm und mindestens 40 cm2 Querschnittsfläche
Für Leimverbindungen dürfen nur trockene Höl- haben. Bei genagelten, geschraubten oder ge-
zer (mit weniger als 15% Feuchtigkeit) verwendet leimten Bauteilen muss der Einzelquerschnitt
werden. Der Feuchtigkeitsgehalt ist in jedem Fal- mindestens 2,4 cm dick sein und 24 cm2 Quer-
le durch geeignete Feuchtigkeitsmesser zu ermit- schnittsfläche aufweisen.
teln. Die zu verleimenden Oberflächen müssen
vollständig trocken sein. Die Dimensionierung aller Fachwerkstäbe sowie
die Art und Anzahl der Verbindungsmittel sind
Leime für tragende Bauteile müssen DIN 68 141 nach statischer Berechnung unter Beachtung von
entsprechen. DIN EN 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-2 festzu-
Der Pressdruck wird durch Spindelpressen, hyd- legen.
raulische Pressen o. Ä. erzeugt und muss gleich- Je nach ihrer Lage im Gesamtgefüge sind die
mäßig wirken. Die Pressdauer hängt von der Wahl Fachwerkstäbe entweder Zug- oder Druckstäbe.
des Leimes und der Temperatur ab. Die Lufttem- Sparrenpfetten (Koppelpfetten) als Nebenträger-
peratur beim Pressen darf nicht unter 18 bis 20 °C lagen für die Dachdeckung sollten möglichst in
liegen. den oberen Knotenpunkten der Binder aufliegen.
Leimfugen dürfen nicht durch wesentliche, quer Wenn das nicht möglich ist, werden die Obergur-
zu ihnen wirkende Zugkräfte beansprucht werden. te der Binder zusätzlich auf Biegung beansprucht.
Stöße für lange Bauteile und Brettstöße innerhalb Fachwerkbinder sind wie alle aus Einzelhölzern
von Brettschichtholz werden durch Keilzinkung zusammengesetzte Tragkonstruktionen wegen
hergestellt (DIN 68 140 und DIN EN 387, Bild
1.117).
Die Zinken werden mit beweglichen, auf Schlit-
ten aufgesetzten Fräsmaschinen hergestellt. Die
Zinkendicke an der Spitze beträgt 1 bis höchstens
2,7 mm, um die Fasern auf möglichst große Länge 1.117
in die Leimverbindung einzubeziehen; Zinken- Keilzinkenverbindung für
länge 40 bis 60 mm, Zinkenentfernung 9 bis Leimbinder und Einzelbauteile
70 1 Geneigte Dächer

des Schwindens des Bauholzes und für den Fall weitgespannte, ebene Tragwerke in Form von
der Nachgiebigkeit von Verbindungsmitteln bei Trägerrosten hergestellt werden, in denen sich
1 der Ausführung um etwa 1/200 der Spannweite die einzelnen Träger rechtwinklig oder sternför-
zu überhöhen. mig schneiden. Rosttragwerke können in Leim-
Als Verbindungsmittel kommen vor allem Bolzen bauweise dadurch hergestellt werden, dass die
mit Dübeln oder Nagelung in Frage. Brettlagen von Brettschichtträgern abwechselnd
überlappend an Kreuzungspunkten durchlaufen
Alle Verbindungsmittel sind möglichst symmet-
(Stapelbauweise). Bei einer derartigen Herstel-
risch zur Stabachse vorzusehen. Bolzenverbin-
lung sind wegen der Transportprobleme jedoch
dungen sollen so angeordnet sein, dass ein spä-
nur begrenzte Abmessungen der Gesamtelemen-
teres Nachziehen möglich ist.
te möglich.
In Bild 1.118 ist als Beispiel ein Fachwerkbinder in
In den meisten Fällen werden die Rostträger
Dübeltechnik gezeigt.
durch Knotenblech-Kreuze oder -Sterne so unter-
Genagelte Binder können bei Abständen von 4,00 einander verbunden, dass Rosttragwerke auf
bis 5,00 m als Pfettenauflager bzw. als Auflager Quadrat-, Rechteck- oder Vieleckrastern entste-
von Sparrenpfetten (Koppelpfetten) dienen. hen. Die Feldgrößen werden so bemessen, dass
Genagelte Bretterbinder – katalogmäßig verfüg- für die Ausfachung übliche Vollholzquerschnitte
bar oder speziell werksmäßig hergestellt – bieten bei Holzlängen von 4 bis 5 m verwendet werden.
u. U. aber auch wirtschaftliche Lösungen, wenn Diese Sekundärträger werden dabei meistens in
sie in leichter Ausführung in üblichen Sparrenab- wechselnden Spannrichtungen eingebaut, so
ständen von ca. 70 bis 80 cm direkt die Dachde- dass die Hauptträger jeweils nur einseitig belas-
ckungen tragen. Zu beachten ist die sorgfältige tet werden (Bild 1.120).
Längsaussteifung, wenn die Möglichkeit von
Windeinwirkung senkrecht zur Binderachse be- Räumliche Tragwerke
steht (Bild 1.119).
Als Weiterentwicklung der in den vorangegange-
Für die stützenlose Überspannung großer Räume nen Abschnitten dargestellten Tragwerksarten
werden Fachwerkbinder auch als Bestandteil von sind in Verbindung mit modernen Befestigungs-
Rahmenkonstruktionen eingesetzt. Hierfür muss mitteln gestalterisch sehr interessante Tragwerke
auf weiterführende Literatur verwiesen werden. für große Spannweiten entwickelt worden. Die
eindeutige Typisierung ist in den meisten Fällen
Rosttragwerke nicht möglich, weil es sich vielfach um Misch-
Aus Vollholzprofilen, Brettschichtträgern und formen statischer Systeme handelt. Aus der gro-
auch aus vorgefertigten Gitterträgern können ßen Fülle der nach den verschiedensten Bauprin-

1.118 Fachwerkbinder (Fortsetzung s. nächste Seite)1)


= Bolzen = Dübel = Dübel mit Bolzen

1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 71

1.118 Fortsetzung
72 1 Geneigte Dächer

1.119
Genagelte Fachwerk-Brettbinder mit
Koppelpfetten für Wellplatten-Dachdeckung11)
Nadelholz Sortierklasse S 10
Nägel: 34 × 90 und 38 × 90
Binderabstand 1,00 m
(Umfassungswände: Stahl-
beton-Rahmenkonstruktion)

1) s. Fußnote auf S. 70
1.2 Dachtragwerke aus Holz 73

1.120
Rosttragwerke (Trägerroste) aus Holz
a) orthogonales System
b) Grundriss eines orthogonalen Systems
c) Stahlkreuz für biegesteife Knotenverbindung
d) Verschweißte Knotenbleche für sternförmige
Rosttragwerke
e) polygonales System

zipien ausgeführter Projekte können im Rahmen blechen und Stabdübeln ausgeführt. Trotz der
dieses Werkes nur einige typische Beispiele ge- Gesamt-Spannweite von über 27 m ist bei dem
zeigt werden. Hauptträger ein Brettschichtprofil von nur
Bei der in Bild 1.121 schematisch dargestellten 0,25/1,20 m ausreichend.
Tragwerkskonstruktion über einem Versamm- Um die für die stützenfreie Überspannung eines
lungsraum ist der Hauptträger durch ein pyrami- anderen weiträumigen Versammlungsgebäudes
denartiges Sprengwerk unterstützt. Die Widerla- in Betracht gekommenen großen Trägerquer-
ger werden von Bauteilen gebildet, die durch schnitte bei Spannweiten bis 34 m zu vermeiden,
benachbarte Flachdach- bzw. Deckenscheiben wurden die Hauptträger in räumliche Fachwerke
ausgesteift sind. aufgelöst (Bild 1.122). Bei den aus Einzelrahmen
Die Felder zwischen den Hauptträgern sind durch mit quadratischem Querschnitt gebildeten Fach-
geschiftete Zwischenträger überbrückt. Alle werkträgern werden die Zugkräfte durch para-
Stabanschlüsse sind mit eingeschlitzten Knoten- belförmig gespannte Untergurte aus Stahlrohren
74 1 Geneigte Dächer

1.121 Räumliches Tragwerk mit abgestütztem Hauptträger; schematische Darstellung des Tragwerkes und Innenansicht
(Architekt: Prof. D. Neumann, Erzhausen)
1 Durchlaufträger (ca. 27 m Spannweite), unterstützt durch Kehlträger
2 Nebenträger (im Schnittpunkt gestoßen)
3 Kehlträger als Druckstab, abgestützt auf unverschiebliche Auflager (angrenzende Bauteile)

1.122
Räumlicher Fachwerkträger mit Zugbändern aus Stahl,
Obergurte (Pfetten) aus Brettschichtholz (Architekten:
P. Faller und C. Muschalek, Stuttgart)
1 Obergurte
2 Fachwerkrahmen
3 Diagonalstiel
4 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für seitliche
Untergurte (45 mm)
5 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für mittl.
Untergurt (64 mm)
6 Diagonalverspannungen
7 Nagel- und Verbindungslaschen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 75

1.123 Aus unterspannten Trägern zusammengesetztes räumliches Tragwerk (Architekt: E. Ritz, Viechtach)
a) Übersicht (vereinfacht), b) Knotenpunkt A
1 Untergurt 4 räumliche Knotenbleche
2 Druckstreben 5 Stabdübel
3 Diagonalstab 6 Nagelung

1.124 Räumliches Tragwerk mit Stabanschlüssen mit Schweißverbindung an Stahl-Hohlkugeln


(Architekten: W. Riehle, G. Loew, H. Goldbach, Reutlingen)
a) Innenraum (vereinfacht), b) Anschlusspunkte
76 1 Geneigte Dächer

1.125 Schalenartiges Tragwerk mit mehrfach gekrümmten Brettschichtträgern; Zentralstützen aus zusammengesetzten
Profilen (Entwurf und konstruktive Bearbeitung: Prof. F. Wenzel, B. Frese und R. Barthel, Karlsruhe; Architekten:
R. und I. Geier, Stuttgart)
a) Innenraum mit Stützenbündel
b) Prinzipskizze der Dachkonstruktion
c) Schnitt (Ausschnitt)

aufgenommen. Die Längsaussteifung bewirken se sind die parabelförmigen zugbeanspruchten


Diagonalverbände aus verspannten Stahlseilen. Träger der Hängeschalen angeschlossen. Ringför-
Ein räumliches stützenfreies Tragwerk über einem mige Pfettenkränze nehmen die Druckkräfte auf
quadratischen Grundriss mit ca. 17 m Seitenlänge und tragen die Dachhaut.
ist in Bild 1.123 schematisch dargestellt. Hier kön-
nen die auf die Dachspitze zulaufenden Verbän-
de als „unterspannte Träger“ (vgl. Bild 1.131) be-
trachtet werden, die durch quadratische Horizon- 1.3 Dachtragwerke aus Stahl
talrahmen und Diagonalstäbe ausgesteift sind.
Auch in diesem Beispiel werden die Staban- 1.3.1 Allgemeines
schlüsse mit Hilfe räumlich zusammengefügter,
eingeschlitzter Knotenbleche mit Stabdübeln Stahlkonstruktionen kommen besonders im Be-
bzw. Nagelung hergestellt. reich des Industriebaus überall dort vor, wo der
Ein ähnliches räumliches Tragwerk mit gitterarti- Einsatz von Holz zum Beispiel aus Gründen des
gen Strukturen zeigt Bild 1.124. Hier sind die Ein- Brandschutzes zunächst nicht möglich ist. Es soll-
zelstäbe in den Knotenpunkten jedoch mit Hilfe te allerdings beachtet werden, dass Stahlkonst-
von Verpressdübeln an Stahlhohlkugeln zusam- ruktionen zwar nicht brennbaren Bauteile dar-
mengeschweißt. stellen, in ihrem Brandverhalten aber vielfach
Aus der großen Zahl von räumlichen Tragwerks- kritischer beurteilt werden müssen als etwa Holz-
konstruktionen, die mit gekrümmten Brett- Leimbauteile. Sie erfordern in vielen Fällen auf-
schichthölzern ausgeführt sind, zeigt Bild 1.125 wändige Brandschutzmaßnahmen (s. Abschn.
eine Schwimmbadüberdachung. Die Hauptstüt- 17.7 in Teil 1 dieses Werkes) und Korrosions-
zen bestehen aus baumartig zusammengesetz- schutz.
ten räumlich gekrümmten Trägerbündeln, die Im Folgenden soll einen Überblick über die ver-
kreisförmige Auflagerrahmen abstützen. An die- wendeten Konstruktionselemente und -Systeme
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 77

Tab. 1.126 Korrosionsschutz, Aufgaben und Schichtdicken je nach Beschichtungssystem und Schutzdauer gem. DIN EN ISO
12 944-5
Anzahl der Beschichtung Sollschichtdicke Aufgaben 1
Schichten Überzug je Schicht in μm
1 Fertigungsbeschichtung 15 bis 30 Schutz der Stahlbauteile während Lagerung
(FB) Fertigung und innerbetrieblichem Transport
1 bis 2 Grundbeschichtung 40 bis 400 Schutz der Stahloberfläche gegen Korrosion
(GB) je nach Korrosivitätskategorie (C2–C5)
1 bis 2 Deckbeschichtung 40 bis 500 Schutz der Grundbeschichtung bzw. in besonderen Fällen
(DB) der Feuerverzinkung vor aggressiven Stoffen je nach der
Korrosivitätskategorie (C2–C5)
1 Feuerverzinkung 50 bis 85 Schutz der Stahloberfläche vor Korrosion
(Stückverzinkung) (360 bis 610 g/m2)

aus Stahl gegeben werden. Für eine ausführliche Brandschutz


Darstellung muss jedoch auf Spezialliteratur ver- Stahlbauteile bzw. Bauwerke aus Stahl erfordern
wiesen werden. insbesondere bei Bauwerken über zwei Vollge-
schossen im Allgemeinen zusätzliche, in den Bau-
ordnungen bzw. in DIN 4102 festgelegte Brand-
1.3.2 Baustoff Stahl schutzmaßnahmen. Konstruktive Einzelheiten
sind in Abschn. 17.7 in Teil 1 des Werkes be-
Stahlbauwerke kommen Baustähle nach DIN EN handelt.
10 025 als Stabstahl, Flachstahl, Formstahl oder in
Hohlprofilen hauptsächlich in den Qualitäten
S235 oder S355 (frühere Bezeichnungen: St 37-2 1.3.4 Bauteile
oder St 52-3) in Frage (Streckgrenze 235 bzw. 355
N/mm2). Für Konstruktion und Standsicherheits- Profilträger
berechnungen ist die DIN EN 1993-1; Eurocode 3 Als Tragelemente bei flachen Dächern kommen
Grundlage. für Binder und Pfetten alle Walzprofile der ge-
normten Reihen (z. B. IPE, IPB = HE-B, IPBI = HE-A,
IPBv = HE-M) insbesondere überall dort in Frage,
1.3.3 Schutzmaßnahmen wo nur geringe Bauhöhen zur Verfügung stehen.
In vielen Fällen kann auch der Einsatz speziell an-
Korrosionsschutz1) gefertigter Träger wirtschaftlich sein, die als Kas-
Stahlbauteile, die einer Festigkeitsberechnung ten- oder als hohe I-Profile aus relativ dünnen
oder einer bauaufsichtlichen Zulassung bedürfen
(d. h. praktisch alle tragenden Bauteile), müssen
einen Korrosionsschutz gemäß DIN EN ISO 12
944-8 erhalten.
Er kann bestehen aus:
Ɣ Beschichtungen (Anstrichen), 1- bis 5-fach auf-
getragen,
Ɣ Überzügen aus metallischen Schichten (im
Stahlbau bevorzugt Feuerverzinkung),
Ɣ Korrosionsschutz-Systemen, die eine Kombina-
tion aus Beschichtungen und Überzügen bilden.
Einen Überblick gem. DIN EN ISO 12 944-5 über
Beschichtungsarten und erforderliche Schichtdi-
cken gibt Tabelle 1.126.

1) s. auch Abschn. 7.4.3 in Teil 1 des Werkes 1.127 Leichter, aus Blech verschweißter Träger
78 1 Geneigte Dächer

1.129 Forschungszentrum für Stahlanwendung in


Zelzate-Gent (Belgien); Arch.: Samyn und Partner,
Brüssel
1 Systemlinien HEB 200

Die Dach-Tragkonstruktionen der Versuchshallen


bilden jeweils Walzprofile HE-B 200, die zu einem
Paraboloidbogen geformt sind. Die Außenhülle
des Daches besteht aus kaltgewalzten, kunst-
stoffdichten Stahltrapezprofilen.
1.128 Wabenträger Bild 1.130 zeigt das Bogentragwerk der Bahn-
hofsüberdachung des Lehrter Bahnhofs in Berlin.
Das Bogentragwerk ermöglicht eine filigrane und
Blechen mit entsprechenden Beulsicherungen materialsparende Konstruktion. Die Form der Bin-
maschinell hergestellt werden können (Bild der entspricht annähernd dem Verlauf der Stütz-
1.127). linie. Dadurch werden die Eigenlasten überwie-
Eine Sonderform der Profilträger stellen die Wa- gend über Druckkräfte abgetragen.
benträger dar, die aus sägezahnförmig aufge-
schnittenen üblichen Walzprofilen lageversetzt Unterspannte Träger
verschweißt werden (Bild 1.128). Eine andere Möglichkeit, die Tragfähigkeit der
Bauteilverbindungen für Stahlkonstruktionen handelsüblichen Profile wesentlich zu erhöhen,
sind in Abschn. 7.4 in Teil 1 des Werkes näher be- besteht in der „Unterspannung“. Unterspannte
handelt. I-Profile werden vielfach dort verwendet, wo die
Heute ist es problemlos möglich, auch Walzprofi- zulässige Durchbiegung einzelner Tragprofile
le zu biegen. Dies hat zur Entwicklung bogenför- sonst überschritten würde (Bild 1.131).
miger Tragwerke beigetragen. In Bild. 1.129 ist Dabei werden die ermittelten Druckbeanspru-
schematisch das Forschungszentrum für Stahlan- chungen durch einen Profilstahl als „Obergurt“
wendung in Zelzate-Gent (Belgien) dargestellt. aufgenommen, der außerdem das seitliche Aus-

1.130 Bogentragwerk Lehrter Bahnhof Berlin; Arch. gmp-Architekten, Hamburg


Statik: Schlaich, Bergermann und Partner
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 79

1.131b
1.131a

1.131
Unterspannter Profilträger
a) Unterspannung,
b) einfache und doppelte
Unterspannung
c) verglaste Dachfläche auf
unterspannten Pfetten
aus Vierkantstahlrohren
(Architekten:
Kammerer & Belz, Kucher
und Partner, Stuttgart) 1.131c
80 1 Geneigte Dächer

1.132a 1.132b

1.132c 1.132d
1.132 Leichte Stahlfachwerkträger
a) Stahlfachwerk aus T-Profilen und aus Winkeln
b) R-Träger aus gebogenen Rundstählen zwischen Gurten aus T-Profilen
c) Vollautomatisch hergestellte X-Träger aus kalt verformtem Stahlblech
d) Fachwerk aus Stahlrohren

knicken der Konstruktion zu verhindern hat. Die Ausschnitt und Details für eine weitgespannte
Zugkräfte nehmen leichte Profilstähle oder verglaste Dachfläche auf Pfetten aus Vierkant-
Spannseile auf. In Verbindung mit druckbean- stahlrohren dienen (Bild 1.131c).
spruchten Stäben kommen große, statisch güns-
tige „Profilhöhen“ der Gesamtkonstruktion des Fachwerkträger
unterspannten Trägers zustande. Anstelle von Profilträgern oder von unterspann-
Als Beispiel für die vielfachen konstruktiven und ten Trägern können leichte Stahl-Fachwerkträger
gestalterisch anspruchsvollen Möglichkeiten des bei größeren Spannweiten als Hauptträger oder
Bauens mit unterspannten Trägern sollen ein als Trägerpfetten sehr wirtschaftlich sein.

1.133 Trapezblechprofile (HOESCH)


1.3 Dachtragwerke aus Stahl 81

1
1.134
Trapezgroßprofile (HOESCH)
1 mehrlagige Abdichtung
2 Wärmedämmung
3 Dampfsperre
4 Trapezblech
5 Stützelemente
6 Unterkonstruktion

1.135 Formen von Gitterbindern (schematische Darstellung)

1.136 Dachtragwerk aus Flachstahlkombinationen (Architekt: J. P. Kleihues, Dülmen)


a) isometrische Darstellung (Ausschnitt)
b) Detail Auflager: Schnitt/Ansicht
c) Detail Auflager: Grundriss
82 1 Geneigte Dächer

Derartige Fachwerkträger können in vielfachen Trapezblechkonstruktionen sind ferner als vorge-


Dimensionierungen aus Winkel-, Vierkant- oder fertigter Dachelemente mit bereits aufgeschäum-
1 Rundstahlprofilen zusammengesetzt werden oder ter Wärmedämmung als Sandwichpaneele auf
als so genannte R-Träger (R = Rundstahl als Stab- dem Markt (s. hierzu auch Abschn. 2, Bild 2.43).
werk) oder X-Träger (kalt verformte Bleche) voll-
automatisch hergestellt werden (Bild 1.132).
1.3.5 Gittertragwerke
Profilblechkonstruktionen
Für große Spannweiten, verbunden mit schwe-
Wenig geneigte oder flache Dachflächen können ren Dachflächen, werden Gitterbinder als ingeni-
sehr wirtschaftlich durch trapezartig geformte eurmäßige Stahlkonstruktionen in den verschie-
Stahlblechelemente hergestellt werden. Trapez- densten Formen eingesetzt. Gittertragwerke sind
blechkonstruktionen stellen großflächige Leicht- sehr oft im Zusammenhang mit Sheddachkonst-
bauelemente dar, die sich durch ihre unterschied- ruktionen anzutreffen (Bild 1.135).
liche Querschnittsprofilierung und Materialdicke
den jeweiligen statischen Anforderungen opti- Gitterbinder aus Stahlprofilen sind konstruktiv
mal anpassen. Sie überbrücken je nach Höhe der ähnlich den in Abschn. 1.2.4, Bilder 1.118 und
Profilierung (Sickenhöhe = Vertiefungen zwi- 1.119, gezeigten Holzkonstruktionen. Sie werden
schen den oberen Kanten = Stegen der Bleche) meistens in ingenieurmäßig geplanten hallenar-
auch sehr große Spannweiten und sind unabhän- tigen Industriebauten oder als Dachtragwerke im
gig von der Art der Unterkonstruktion. Zusammenhang mit untergehängten Decken
ausgeführt.
Trapezbleche in der in Bild 1.133 als Beispiel ge-
zeigten Form können als 1 -, 2- oder 3-Feldträger Eine ausführliche Behandlung ist im Rahmen die-
mit Einzelspannweiten bis etwa 8 m eingesetzt ses Werkes nicht möglich, und es muss auf Spezi-
werden. alliteratur verwiesen werden.
Trapezblechelemente lassen sich ohne großen Als Hinweis dafür, welche auch gestalterisch au-
Montageaufwand auf praktisch allen Unterkonst- ßerordentlich interessanten Möglichkeiten das
ruktionen leicht auflegen und können kraft- Bauen mit Stahl bei Dachtragwerken bietet, zeigt
schlüssig so miteinander und der Unterkonstruk- ein aus Flachstahlprofilen zusammengesetzter,
tion verbunden werden, dass Windverbände und sichtig eingesetzter Dachbinder über einem his-
Aussteifungen überflüssig werden. torischen Bauwerk in Bild 1.136.
Die bis zu 18 m langen Elemente sind verzinkt
und können zusätzlich lackiert oder beschichtet 1.3.6 Raumtragwerke
werden. In den Hohlräumen der Platten können
Kabel verlegt werden. Jede Art von Abhängun- Die konsequente Weiterentwicklung der nur in
gen ist mit Hilfe von Kippdübeln oder seitlich auf- einer Ebene wirksamen, in den vorangegange-
genieteten Abhängern leicht herzustellen. Mit nen Abschnitten beschriebenen Tragsysteme
Systemen, die aus Spezial-Trapezelementen von stellen die Raumtragwerke dar. In ihrem räumli-
75 cm Breite bestehen, können Mehrfeldträger- chen Fachwerkgefüge entstehen in sich steife
spannweiten von etwa 10 m überbrückt werden Bauteilsysteme, die keiner horizontalen Wind-
(Bild 1.134). bzw. Stabilisierungsverbände bedürfen. Sie kön-

1.137 Raumtragwerk aus Stahlrohr-Stäben


a) Raumstruktur aus Oktaeder und Tetraeder (räumliche Darstellung, schematischer Grundriss mit Schnitt)
b) Raumstruktur aus Halboktaeder und Tetraeder (räumliche Darstellung, schematischer Grundriss mit Schnitt)
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 83

1.138 Raumtragwerk aus Stahlrohr-Stäben System MERO


a) Untersicht einer Dachkonstruktion
b) Knoten eines Raumtragwerks MERO KK-Kugelknoten-System
c) Auflager z. B. für Dachtragwerke
d) Dachrand-Ausbildung
1 MERO- Kugelknoten 8 Stütze 15 Dampfdruckausgleichschicht
2 MERO- Stababschnitt 9 9 z. B. Porenbetonelemente 16 Dachabdichtung
3 MERO- Obergurtstab 10 Stützenverlängerung 17 Kiespressung
4 MERO- Diagonalstab 11 Unterzüge 18 Anflanschung der Dachabdichtung
5 Konsole 12 Trapezblech 19 Blechverwahrung
6 Fußplatte 13 Voranstrich und Dampfsperre 20 Abdeckprofil
7 einbetonierte Anschweißplatte 14 Wärmedämmung
mit Verankerung
84 1 Geneigte Dächer

nen auf Stützen aus Stahl oder Stahlbeton oder sern auf Spezialbefestigungen sind möglich. Einige
direkt auf Gründungspunkte aufgesetzt werden. Konstruktionsdetails sind in den Bildern 1.138a bis
1 Ebene räumliche Fachwerke aus Stahlstäben ba- d gezeigt.
sieren auf geometrischen Polyeder-Strukturen.
Sie werden vor allem aus Kombinationen von Ok-
taedern mit Tetraedern gebildet (Bild 1.137a und 1.4 Massivdachkonstruktionen
b). Durch Variationen der Stablängen lassen sich
auch gekrümmte, kuppelartige räumliche Trag- 1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten
werke bilden.
Bei den verbreiteten MERO-TSK-Knotensystemen Die Tragwerke von geneigten Dächern oder
werden Stahlstäbe unterschiedlicher Querschnitte Flachdächern können durch Bauelemente aus
und Abmessungen je nach statischen und geome- Porenbeton- oder Leichtbetonmassivplatten, aus
trischen Erfordernissen mit Hilfe von Verbindungs- Lochziegeln und aus Stahlbeton-Platten bzw.
knoten zu Tragwerken geformt. Die Bedachungen -Fertigteilen in den verschiedensten Ausfüh-
werden bei ebenen Tragwerksoberflächen meis- rungsarten gebildet werden.
tens auf Trapezblechkonstruktionen ausgeführt. Bei Bauteilen aus Massivplatten sind hohe Feuer-
Für gekrümmte Oberflächen kommen als Unter- widerstandsfähigkeiten (Feuerwiderstandsklassen
konstruktion für die Dachabdichtung den Teilflä- bis F90 erreichbar, vgl. Abschn. 17.7 in Teil 1 des
chen entsprechend zugerichtete Verbundplatten Werkes). Die Verbesserung des Schutzes gegen
in Frage. Auch Verglasungen aus Sicherheitsglä- Luftschallübertragung (DIN 18 005 – Schallschutz

1.139
Massivdachkonstruktionen,
Konstruktionssysteme
a) Massivelemente traufenparallel
eingebaut
b) Massivelemente giebelparallel
eingebaut
c) Montageelemente, spezielle
Anfertigung
1.4 Massivdachkonstruktionen 85

1.140
Massivdachkonstruktionen
a) Massivdachkonstruktion im
Passivhausstandard [System
Hebel] (s. hierzu auch Teil 1,
Abschn. 16.3 dieses Werkes)
1 Mineraldämmplatte MD, 260 mm
2 Porenbeton, traufenparallel
liegend verlegt auf tragenden
Zwischenwänden, 250 mm
3 Innenputz, 10 mm
4–8 Porenbetonelemente

b) Ziegelelemente,
giebelparallel verlegt
(Sparrendachprinzip)
1 Dachplatten
2 Deckenplatten
3 Ringanker mit Wärmedämmung
4 Verblendstein
5 Betonanker (Firstbalken)

c) Stahlbeton-Montagedach
1 Betonschale mit Gitterträgern als
Halbfertigteil (Plattendecke o.
„Filigranplatte“)
2 Auflager-Formteile
3 Stahlbetondecke
4 Wärmedämmung
5 Sparren mit Unterspannbahn
und Lattung

d) Massivdach System
1 Stahlbeton-Element
2 Stahlbetonauflager mit
Ringbalken
3 Traufen-Formteil
4 Wärmedämmung
86 1 Geneigte Dächer

im Städtebau) durch die gegenüber anderen


Konstruktionen erhöhte Masse sind vielfach der
1 Grund, die i. d. R. noch höheren Kosten gegen-
über Holzkonstruktionen zu rechtfertigen.
Bei geneigten Dächern ist der Einbau derartiger
Elemente traufenparallel, giebelparallel (Binder-
abstände bzw. Spannweiten ca. 5 bis 6 m) oder
bei raumüberspannenden Fertigteilen in freitra-
gender Montage möglich (Bild 1.139).
Stahlbetonteile für Dächer können aus Standard- 1.141 Querschnitt durch Steildachelement
Hohlplatten aus Normal- oder Spannbeton, (System LIGNOTREND)
Leichtbeton-Vollmassivplatten, Ein- oder Dop- 1 Bedachung
pelschalenplatten mit Gitterarmierung sowie aus 2 Hinterlüftungsebene
3 Winddichtung/Unterdach
speziell hergestellten Normalbetonbauteilen be- 4 Wärmedämmung
stehen. Fertigteile aus Porenbeton oder Lochzie- 5 Luftdichtung und Dampfsperre
geln stellen begrenzt wärmedämmende Dach- 6 Einblasdämmung
elemente dar. 7 LIGNOTREND Block Q 3
Bei allen Massivdachkonstruktionen ist insbeson-
dere der Nachweis für die Lage der Taupunkt-
grenzen erforderlich (s. Abschn. 17.5.6 in Teil 1 te über einen ausgezeichneten Wärmeschutz
des Werkes). verfügt. Die Elemente werden bis 18 m Länge
Verschiedene Ausführungsmöglichkeiten mas- hergestellt.
siver Dachkonstruktionen sind in Bild 1.140 er-
läutert.
1.4.3 Dachtragwerke aus Stahlbeton

1.4.2 Steildachelemente aus Holz Betonkonstruktionen sind wenig empfindlich ge-


gen Feuchtigkeitseinflüsse und erfordern kaum
Unterhaltungskosten. Sie eignen sich auch als
Kreuzweise verleimte Brettlagen können form- Dachtragwerke. Für Flachdächer kommen dabei
stabile Dachelemente bilden. Sie zeichnen sich in entsprechend abgeänderter statischer Dimen-
einerseits durch flächige und rissfreie Unter- sionierung nahezu alle Stahlbeton-Deckensyste-
sichten aus. Andererseits wird durch die hinter- me in Frage (s. Abschn. 10.2 in Teil 1 dieses Wer-
lüftete Dachkonstruktion und die durchgängige kes). Im Folgenden soll daher nur ein Überblick
Luftdichtung, die ohne Unterbrechung auf die über spezielle Stahlbetonelemente für geneigte
Außenwände übergeht, ein bauphysikalisch si- Dachkonstruktionen gegeben werden.
cheres Dach erreicht (Bild 1.141).
Die tragenden Elemente liegen auf der Innenseite Stahlbetonträger
der Dachkonstruktion, dadurch kann auf chemi-
Stahlbetonträger werden in der Regel als Spann-
schen Holzschutz verzichtet werden.
beton-Fertigteile in Verbindung mit entspre-
Als weitere Systemvorteile können genannt chenden Stützen innerhalb geschlossener Hal-
werden: lenbausysteme eingesetzt oder als Dachbinder-
Ɣ guter sommerlicher Wärmeschutz, der durch elemente, wenn die Transportprobleme – auch
die Holzmasse bedingt ist an der Baustelle – lösbar sind. Für geringere
Ɣ guter Schallschutz Spannweiten sind Rechteck- oder Trapezprofile
Ɣ ebene Untersicht aus Beton C 35/45 oder C 45/55 üblich. Größere
Träger werden meist als T- oder I-Spannbetonträ-
Ɣ schnelle Montage
ger hergestellt. Sie können kombiniert werden
Ɣ Brandschutzklasse F30 mit Spannbeton-Pfetten als Unterkonstruktion
Ɣ Einsparung von Pfetten bei Verlegung längst für großformatige Dachelemente (Bild 1.142).
zur Traufe
Bild 1.141 zeigt einen Querschnitt durch ein Steil- Stahlbeton-Plattenkonstruktionen
dachelement, das für Spannweiten bis 8 m geeig- Für Spannweiten bis zu etwa 12 m werden – in
net ist und aufgrund der ausgedämmten Elemen- der Regel in Verbindung mit kompletten Stahlbe-
1.4 Massivdachkonstruktionen 87

1.142 Spannbetonträger
a) Querschnitte von Spannbetonträgern
b) Querschnitt von Spannbetonpfetten
c) Spannbeton-Binderträger mit eingehängten Spannbetonpfetten
d) Stützenanschluss

1.143 Stahlbeton-Plattentragwerke (Auflagerung und konstruktive Einzelheiten s. Abschn. 7.5 in Teil 1 dieses Werkes)
a) Trogplatte d = 35 cm, Stützweite ~ 7,50 m, d = 50 cm, Stützweite ~ 12,50 m,
b) TT-Platte
c) Auflagerung einer TT-Platte

ton-Hallenbausystemen – Stahlbeton- bzw. fung. Faltwerke sind räumliche Flächentragwerke,


Spannbetonbauteile mit verschiedenen Quer- die aus ebenen, kraftschlüssig miteinander ver-
schnittsformen eingesetzt (Bild 1.143). bundenen Scheiben bestehen (Bild 1.144).
Nur in Sonderfällen sind derartige individuelle
Faltwerke und Schalen Konstruktionen aus Ortbeton wegen des überaus
Theoretisch ist es möglich, Stahlbetonkonstruk- großen Arbeitsaufwandes für Schalungen und
tionen in jeder aus formalen Gründen gewünsch- Gerüste vertretbar. Dagegen lassen sich nach
ten und auf die gegebene Belastung abgestimm- dem Faltwerk- oder Schalen-Prinzip hergestellte
ten Form herzustellen. Mit dünnwandigen Scha- vorgefertigte Elemente mit Spannweiten bis zu
len- oder Faltwerkkonstruktionen sind Spann- 40,00 m wirtschaftlich einsetzen, insbesondere
weiten von 150 m erreicht worden. Schalen sind wenn die allgemeinen Vorteile von Stahlbeton-
einfach oder doppelt gekrümmte Flächentrag- konstruktionen gegenüber Witterungs- und
werke geringer Dicke mit oder ohne Randausstei- Feuchtigkeitseinflüssen sowie ihre relativ große
88 1 Geneigte Dächer

1.144 Formen von Faltwerken

1.145
Dachkonstruktionen aus vorgefertigten Stahlbetonelementen
a) Faltwerk, V-Element-Shed (System Züblin), b) HP-Schale (System HOCHTIEF)

Sicherheit gegen Feuer ins Gewicht fallen (Bilder


1.145 und 1.146).
Für eine ausführliche Darstellung der vielfachen
Konstruktionsmöglichkeiten mit Faltwerk- und
Schalenkonstruktionen muss auf Spezialliteratur
verwiesen werden.
Mischformen aus diesen Konstruktionssystemen
in Ortbetonausführung kommen in vielfältigsten
Formen vor. Einen Eindruck von den fast unbe-
grenzten Möglichkeiten, mit Hilfe moderner
Schalungssysteme auch komplizierteste räumli-
che Dachtragwerke aus Stahlbeton auszuführen,
kann die in Bild 1.146 gezeigte Bahnhofsüberda-
chung vermitteln.

1.146 Stahlbetonüberdachung Bahnhof Lyon


(Architekten: S. Calavatra, A. Rourrat, S. Memet)
1.5 Textile Flächentragwerke 89

1.5 Textile Flächentragwerke


1.5.1 Allgemeines 1
Textilbahnen können zugbeanspruchte Bestandtei-
le von Flächentragwerken sein. Das Besondere an
dieser Bauweise ist die nicht orthogonale, organisch
wirkende Formensprache. Großflächige Textilbah-
nen ermöglichen sehr großzügige, lichtdurchlässige
Überdachungen. Wegen ihres geringen Gewichtes
bieten Textilbahnen ein hohes Maß an Flexibilität
bei den mit ihnen überdeckten Bauwerken (je nach
Anforderung Verfahrbarkeit einzelner Segmente,
Errichtung temporärer Bauwerke mit einfacher
Montagemöglichkeit usw.).
Die Textilbahnen werden zwischen Haltepunkten
und Fixierungsrändern aufgespannt. Haltepunk-
te können z. B. fundamentartige Verankerungen
und Maste sein, wie aus dem Zeltbau bekannt.
1.147 Leichte Flächentragwerke
Textilien können nur gespannt als dauerhafte
a) Flachplane: Flattert leicht, ist mit geringer
Bauelemente eingesetzt werden. Ohne Span-
Kraft aus der Ebene auszulenken
nung sind sie lose und nicht standfest im Wind, b) und c) Mechanisch gespannte Konstruktion:
wodurch es zwangsweise zum Reißen des Mate- Ecke(n) angehoben, zweiachsig gegensinnig
rials kommen würde. Beim Spannen bilden sie gekrümmte Fläche, auch antiklastische
gegen- oder gleichseitig gekrümmte, flattersi- Flächen genannt
chere Flächen, in der jeder Punkt durch räumliche d) Pneumatisch gespannte Konstruktion:
Zweiachsig gleichsinnig gekrümmte Flächen,
Kraftvektoren gehalten ist. auch synklastische Flächen genannt
Die Geometrie der gespannten Fläche hängt von
der Lage und Form der Haltelinien und Halte-
punkte ab. Dabei ist entscheidend, wo Randseile Gewicht zwischen 500 bis 1000 g/qm und eine
und Haltelinien geführt werden, wo Randstützen Reißfestigkeit von 5 kN bis 10 kN/5 cm Material-
platziert sind, an welchen Stellen Maste und streifenbreite.
Stützbögen in das System eingefügt werden und Verwendete Materialien im textilen Bauen im
welche Krümmungen und Höhenverhältnisse das Außenbereich:
Gesamtbild beeinflussen. Eine erste Anschauung
Ɣ Einfache Membran:
der sich einstellenden Geometrie gewinnt man
am besten durch Modellstudien. Die weitere Pla- Polyestergewebe, PVC-beschichtet, Lackierung
nung erfolgt dann mit Hilfe von CAD-Program- zur Verbesserung der Langzeiteigenschaften,
men in Verbindung mit für die Ausführung spezi- wasserfest, durchscheinend, Lebensdauer ca.
alisierten Firmen. 15–20 Jahre
Bild 1.147 zeigt verschiedene grundsätzliche Ɣ Hochwertige Membran:
Möglichkeiten des textilen Bauens. Glasfasergewebe, PTFE-beschichtet, wasser-
fest, nimmt keinen Schmutz an, durchschei-
1.5.2 Werkstoffe und Materialien nend, Lebensdauer mind. 30 Jahre.
PTFE-Gewebe, UV-stabil, wird auch für Raum-
Werkstoffe für die textilen Bauteile bestehen aus anzüge von Astronauten verwendet, hohe
Kunststofffolien oder hochzugfesten Fasern, die Lichtqualität, Lebensdauer mind. 30 Jahre
zu Bahnen gewebt werden. Beschichtungen
schützen das Fasermaterial vor UV-Strahlung. Üb- Ɣ Neuere und besondere Membrankonstruk-
liche Werkstoffe sind polyvinylchlorid-beschich- tionen:
tete Gewebe aus Polyesterfasern und poly- Glasfasergewebe, Silikon beschichtet (z. B. Sika-
tetrafluorethylen-beschichtete (PTFE) Gewebe bran), wasserfest, durchscheinend, im Brandfall
aus Glasfasern sowie armierungsgewebefreie entstehen keine toxisch wirkenden Produkte,
Kunststoffmaterialien. Die Materialien haben ein Lebensdauer mind. 20–30 Jahre
90 1 Geneigte Dächer

1.148 Sportarena in Hamburg-Stellingen; Arch. Silcher, Werner + Redante, Hamburg

1.149 Stierkampfarena Vista Alegre, Madrid


(Arch.: J. P. Aciego de Mendoza, Madrid, E;
Entwurf Dach: Schlaich Bergermann und Partner,
Stuttgart)
a) Dachaufsicht
b) Schnitt A-A
c) Perspektive

Polyestergewebe, Silikon beschichtet, wasser- Ɣ Gittermembran:


fest, durchscheinend, Lebensdauer ca. 15–20 Feinmaschiges Polyestergittergewebe, mit
Jahre. PVC-Ummantelung der Fäden, geeignet für
Aramidgewebe, PVC beschichtet, Sonderanfer- Werbetransparente und Markisen
tigung, nicht transluzent grobes offenmaschiges Polyestergewebe mit
Ɣ Stark durchscheinendes Material: PVC-Ummantelung der Fäden, geeignet für
Glasfaser-Gittergewebe mit beidseitiger CTFE- sehr leichte Schattendächer oder Rankhilfen
Folie, wasserfest, nimmt keinen Schmutz an, Offenmaschiges Glasfasergewebe, geeignet
optischer Eindruck ähnlich Drahtgitterglas, Le- für mechanisch gespannte Schattendächer
bensdauer ca. 25 Jahre Ɣ Naturfasergewebe wie Baumwolle oder Leinen:
Ɣ Voll transparentes Material: Sind im textilen Bauen seit den sechziger Jah-
ETFE- Folie, ohne eingearbeitete Armierung, ren vollständig von PVC-Plane verdrängt wor-
bei Spannweiten ab ca. 1 m mit Seilnetz zur den. Nachteil ist die fehlende Wasserfestigkeit
Unterstützung, wasserfest, nimmt keinen (Wasseraufnahme bis zu 50% des Eigenge-
Schmutz an, optisch voll transparent, kann be- wichts) und die überaus hohe UV-Anfälligkeit
druckt werden um Verschattung mit optischen (Zerfall in ganzjähriger Freibewitterung in drei
Gittern zu erzeugen, Lebensdauer ca. 25 Jahre bis fünf Jahren).
1.6 Dachdeckungen 91

1.5.3 Ausführungsbeispiele Sie muss regensicher, wetterbeständig, feuerbe-


ständig und kostengünstig in Herstellung und
Als Beispiel für die vielen Möglichkeiten und For- Unterhaltung sein. 1
men des textilen Bauens ist in Bild 1.148 der Traditionelle Dachdeckungen erfüllten bei nicht
Querschnitt der Sportarena in Hamburg-Stellin- ausgebauten Dachräumen außerdem ohne be-
gen gezeigt. Sie wird von einer dünnen Zellmem- sondere Vorkehrungen die Forderung nach
bran aus transluzentem Polyestergewebe über- Durchlüftung und Ableitung von Wasserdampf.
spannt. Zum Rand hin ist die Zellmembran mit Da Dachräume heute sehr oft intensiv genutzt
Seilen über Zugpfähle im Boden verankert. werden und damit die Wärme- und Wasser-
Die Stierkampfarena Vista Alegre in Madrid ist dampfverhältnisse grundlegend verändert sind,
von einer großen, kreisrunden Stahlkonstruktion werden an die bauphysikalischen Eigenschaften
überdacht, in die ein rundes „Kissen“ mit einem geneigter Dächer zunehmend höhere Anforde-
Durchmesser von 50 m eingelassen ist. Dieses Kis- rungen gestellt (s. Abschn. 1.9 und auch Abschn.
sen besteht aus zwei Membranen, die in ihrer Mit- 17.5 in Teil 1 des Werkes).
te 12 m voneinander entfernt sind. Innerhalb von Wenn flachere Dachneigungen aus wirtschaftli-
fünf Minuten kann das „Kissen“ nach oben gefah- chen und gestalterischen Gründen bevorzugt
ren und dort „geparkt“ werden und das Dach ist werden, ergeben sich zusätzliche Forderungen
„geöffnet“. Das feste Ringdach hat einen Außen- an die Dichtigkeit der Eindeckungen, die vielfach
durchmesser von 100 m. Ein Druckring verstärkt nur durch Einführung einer weiteren wasserab-
den runden Ausschnitt für das Membrankissen leitenden Schicht unterhalb der Dachdeckung
und trägt gleichzeitig dessen Lasten ab (Bild (Unterspannbahnen, Unterdach, s. auch Abschn.
1.149). Beim geöffneten Dach werden die Hori- 1.6.2, Tab. 1.152 und Abschn. 1.9.3) erfüllt werden
zontallasten über Knaggen und Seile in die Pylo- können.
ne und dann weiter tangential zum Kissenrand in
das feste Dach abgeleitet (Bild 1.149c). Nach Werkstoff und Decktechnik unterscheidet
man:
Ɣ Ziegeldächer
Ɣ Betondachstein-Dächer
1.6 Dachdeckungen Ɣ Schieferdächer
Ɣ Schindeldächer
1.6.1 Allgemeines Ɣ Gründächer
Geneigte Dächer werden in der Regel mit Dach- Ɣ Stroh- und Rohr- (Reet-, Ried-)Dächer
deckungen ausgeführt. Unterschieden werden Ɣ Wellplattendächer
geneigte Flächen ab 5° Mindestdachneigung, die Ɣ Pappdächer
mit Dachdeckungen gedeckt werden und Flächen Ɣ Metalldächer
unterhalb von 5° Neigung, die mit Dachdichtun-
gen abgedichtet werden (s. Abschn. 2). Brandschutz: Gemäß DIN 4102-7 – (Brandverhal-
Das Erscheinungsbild eines Bauwerkes und be- ten von Baustoffen und Bauteilen – Bedachun-
sonders von ganzen Gebäudegruppen mit ge- gen) werden Dachdeckungen hinsichtlich ihrer
neigten Dächern wird weitgehend von der Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strah-
Dachneigung und von den Baustoffen der Dach- lende Wärme unterschieden in
deckung bestimmt. Ɣ „harte“ Bedachungen – Dachabdichtung bezie-
Auch wenn keine Aspekte des Denkmal- oder En- hungsweise Konstruktionen, die nach Bauart und
sembleschutzes zu beachten sind, sollten bei der verwendeten Baustoffen widerstandsfähig ge-
Auswahl neben gestalterischen Überlegungen gen Flugfeuer und strahlender Wärme sind
die ortsüblichen Bauweisen in die Betrachtung (Dachdeckung/Bedachung aus Beton und Zie-
einbezogen werden, weil sie sehr oft Ausdruck geln sowie aus natürlichen oder künstlichen Stei-
langer Erfahrung mit Klima und Baustoffen sind. nen der Baustoffklasse A, Bedachungen mit einer
Die Dachdeckung hat bei Steildächern vor allem mindestens 0,5 mm dickem oberen Metallblech-
die Aufgabe, Niederschlagswasser sicher abzulei- lage, Bedachungen mit bestimmten, min. zweila-
ten und ausreichende Sicherheit gegen das Ein- gigen Bitumendachbahnen auf tragenden Unter-
dringen von Wasser durch Winddruck oder Flug- konstruktionen aller Art min. der Baustoffklasse
schnee zu gewährleisten. B2, sonstige Bedachungen mit mindestens 5 cm
92 1 Geneigte Dächer

dicker, vollständig bedeckender Kiesschüttung bezeichnet, bis zu der eine Deckung als regensi-
16/32 oder Bedeckung aus mindestens 4 cm di- cher gilt, d. h., bei der traufwärts fließendes Was-
1 cken Betonwerksteinplatten o. Ä. gem. DIN 4102- ser im Normalfall nicht eindringt. Es gelten fol-
4, Abschn. 8.7 sowie begrünte Dächer mit be- gende RDN (s. a. Tab. 1.151) für:
stimmten Eigenschaften) und
Ɣ „weiche“ Bedachungen, die die vorgenannte Schiefer
Widerstandsfähigkeit nicht besitzen (Bedachun- Ɣ Altdeutsche Doppeldeckung,
gen aus natürlichen Materialien wie z. B. Holz- Deutsche Schuppenschablonen,
schindeln, Stroh, Schilf, Reet sowie unbesandete Rechteckschablonendeckung t 22° (40%)
Pappen) bzw. die nicht in der Aufstellung gem. Ɣ Schablonendeckung
DIN 4102-7, Abschn. 8.7 aufgeführt sind. Weiche verschiedener Formen t 30° (58%)
Bedachungen sind nur bei Gebäuden der Gebäu-
deklassen 1–3 zulässig. Die Verwendung weicher
Bedachungen erfordert weiterhin die Berücksich- Dachplatten (Faserzementplatten)
tigung nach Gebäudeklasse unterschiedlicher, Ɣ deutsche Deckung, Doppel-
deutlich größerer Grenzabstände nach den je- deckung t 25° (47%)
weils gültigen Landesbauordnungen. Ɣ waagerechte Deckung t 30° (58%)
Für die Ausführung von Dachdeckerarbeiten gel-
ten die Vorschriften der Vergabe- und Vertrags- Wellplatten (Faserzement)
ordnung (VOB) Teil C: Allgemeine technische Ver-
Ɣ bei Plattenlängen von 1,25 bis 2,50 m
tragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) –
Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten je nach Dachtiefe (Entfernung
DIN 18 338 sowie die „Fachregeln des Zentralver- Traufe-First) t 7 bis 12° (12 bis 22%)
bandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks Ɣ Kurzwellplatten
(ZVDH) für die verschiedenen Deckungswerkstof- (Gesamtlänge 62,5 cm) t 15° (27%)
fe und -arten.“ [8].
Dachdeckungen mit Dachziegeln, Betondach- Reet- und Strohdeckung
steinen u. Ä. werden auf Lattungen ausgeführt. Ɣ Mindestdeckung t 45° (100%)
Der Dachlattenquerschnitt hängt vom Gewicht Ɣ in windreichen Gegenden t 50° (119%)
der Ziegeldeckung und vom Sparrenabstand ab.
Bei einem Gewicht von z. B. 0,55 kN/m2 (Berech- Holzschindeln
nungsgewicht für Flachdachpfannen einschl. Lat- Ɣ je nach Deckungsart etwa t 30° (58%)
tung) werden empfohlen bis:
Ɣ 70 cm Sparrenabstand 24/48 mm Lattenquer- Metalldeckungen (Zink, Kupfer)
schnitt, S13, nur bei Dachlattungsabständen Ɣ Bei Dachneigungen < 5° (12 %)
d 17 cm zulässig, sind Längsfälze zusätzlich
80 cm Sparrenabstand 24/60 mm Lattenquer- abzudichten t 3° (5%)
schnitt, S13
Ɣ 80 cm Sparrenabstand 30/50 mm Lattenquer-
schnitt, S10
Ɣ 100 cm Sparrenabstand 40/60 mm Lattenquer- 1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln
schnitt, S10. und Dachsteinen
Eindeckungen mit Schiefer, Blechbahnen oder Material
Dichtungsbahnen erfordern in der Regel eine Dachziegel stellen eine der ältesten und bewähr-
mindestens 24 mm dicke Vollschalung als flächig testen Dachdeckungen dar. Wenn bei der Her-
tragende Unterkonstruktion. Großformatige Well- stellung gute Tonerden richtig verarbeitet wer-
platten können ohne weitere Unterkonstruktio- den, können Dachziegel mehrere hundert Jahre
nen auch direkt auf Pfetten verlegt werden. überdauern. Als kleinformatiges Deckungsmate-
rial ermöglichen sie die Anpassung an praktisch
Regeldachneigungen alle Dachformen. Durch die Porosität des Ziegel-
für Dachdeckungsmaterialien: materials wird unter normalen Umständen die
Als Regendachneigung (RDN) – auch Mindest- Gefahr der Tauwasserbildung an der Unterseite
dachneigung genannt – wird eine Dachneigung der Dachhaut erheblich herabgesetzt.
1.6 Dachdeckungen 93

Bei engobierten Ziegeln1) wird häufig nicht be- Planung


rücksichtigt, dass die Engobe auch Auswirkungen Bei der Planung von Dächern, die mit Dachzie-
auf den Feuchtehaushalt der Ziegel haben kann. geln oder Dachsteinen eingedeckt werden sollen, 1
Unter ungünstigen Bedingungen können Frost- sind zunächst die Regeldachneigungen zu beach-
schäden die Folge sein. Bei einem engobierten ten. Die Regeldachneigung bezeichnet die unte-
Ziegel ist die Saugfähigkeit der Oberseite deut- re Dachneigungsgrenze, bei der sich in Abhän-
lich geringer als die der Unterseite. Dagegen tre- gigkeit vom Dachdeckungsart und -material die
ten beim unbehandelten Ziegel nur geringe Un- Regensicherheit erwiesen hat.
terschiede bezüglich der Wasseraufnahmekoeffi- Regeldachneigungen (RDN) für die verschiede-
zienten der Ober- und Unterseite auf. Nur nen Deckungsarten sind in der „Fachregel für
Engoben, die gleich oder weniger dicht als der Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachstei-
Untergrund sind, sind in dieser Hinsicht unprob- nen“ [8] festgelegt. Bei Unterschreitung der Re-
lematisch. Bei dichteren Schichten, insbesondere geldachneigung sowie bei einer oder mehreren
bei Glasuren2), sollte die Möglichkeit einer Schä- erhöhten Anforderungen sind Zusatzmaßnah-
digung durch die Unsymmetrie der Wasserauf- men erforderlich (s. Tab. 1.152).
nahmefähigkeit der Ober- und Unterseite nicht
außer Acht gelassen werden. Nach Möglichkeit sind möglichst glattflächige,
klare Dachformen zu wählen. Bei sorgfältiger Pla-
Dachziegel aus gebranntem Ton sollen keine die nung lassen sich alle bei der Eindeckung vorkom-
Verwendbarkeit einschränkenden Risse aufwei- menden Problemstellungen z. B. für Dachränder
sen, im Rahmen der Normen eben und maßhal- und für Anschlüsse an andere Bauteile (Schorn-
tig, wasserundurchlässig und frostbeständig sein. steine, Dachgauben und -fenster, usw.) lösen. Es
DIN EN 1304 legt Anforderungen an Dachziegel sollte jedoch beachtet werden, dass die Einde-
und Formziegel für Dacheindeckungen geneigter ckung von Kehlen gestalterisch am besten und
Dächer und für Außen- und Innenwandbeklei- vor allem materialgerecht nur mit Kleinformaten
dungen fest. zu lösen ist. Anderenfalls sind blechverwahrte
Nach der Art der Herstellung unterscheidet man Kehleindeckungen unvermeidlich.
Press- und Strangdachziegel. Bei großformatigem Dachdeckungsmaterial, ins-
Strangdachziegel werden aus dem Mundstück ei- besondere bei allen Dachziegeln oder Dachstei-
ner Schneckenpresse (als Strang) gepresst. Rillen, nen mit Falzen, sind die je nach Form und Anwen-
Falze usw. sind nur parallel zur Längsrichtung dungsart unterschiedlichen Decklängen (bzw.
möglich. Lattenabstände) für die normalen Deckungsrei-
Pressdachziegel werden einzeln aus Ton gepresst, hen in der Dachfläche und für First- und Traufen-
daher sind Längs- und Querfalze möglich. abschlüsse anhand der Herstellerunterlagen pla-
nerisch zu berücksichtigen. Zur Vermeidung von
Strangdachziegel sind:
Zuschnitten sind die erforderlichen Sparrenlän-
Ɣ Biberschwanzziegel, Strangfalzziegel, Hohl- gen nötigenfalls durch geringfügige Änderungen
pfannen. der Dachneigung oder der Dachüberstände her-
Pressdachziegel sind: zustellen.
Ɣ Falzziegel und Reformpfannen, Falz- und Flach- Die Breite und die Lage für alle größeren Dach-
dachpfannen, Krempziegel. aufbauten oder Dachdurchbrüche ist im Grund-
riss, insbesondere für evtl. nebeneinander liegen-
Eine Zusammenstellung über Abmessungen de Dachflächenfenster oder Gauben auf die
und Deckmaße von Dachziegeln enthält Tabelle Deckbreite der verwendeten Dachziegel oder
1.150. Dachsteine abzustimmen, damit volle Formate
oder Formsteine verwendet werden können.
Alle etwa erforderlichen Trennschnitte bilden
1) Als Engobe bezeichnet man eine mit Mineralien versetzte Schwachstellen der Eindeckung.
Tonschlämme, die nach dem Brand auf den heißen Ziegel
unter Druck aufgebracht wird. Engoben sind begrenzt Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit
farbig herstellbar. Sie verringern die Wasseraufnahmefä-
higkeit an der Oberseite der Dachziegel.
Dachdeckungen müssen im Grundsatz regen-
2) Glasuren werden mittels farbigem Quarzsand vor dem
sicher sein. Dies wird üblicherweise dadurch
Brand auf den Ziegel aufgebracht. Es sind vielfältige, erreicht, dass die werkstoffabhängigen Regel-
auch kräftige Farbgebungen möglich. Der Haftverbund dachneigungen und -überdeckungen geschupp-
zwischen Ziegel und Glasur ist jedoch begrenzt. ter Dachdeckungen eingehalten werden. Werden
94 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.150 Angaben über die wichtigsten Dachziegelarten

1
1.6 Dachdeckungen 95

Tabelle 1.151 Regeldachneigung für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [8]

Tabelle 1.152 Zuordnung von Zusatzmaßnahmen [8]


96 1 Geneigte Dächer

Regeldachneigungen unterschritten, müssen Klasse 1: Wasserdichtes Unterdach mit Überde-


zusätzliche Maßnahmen wie Unterdächer, Unter- ckung/Eindichtung der Konterlattung, Nähte und
1 deckungen oder Unterspannungen vorgesehen Stöße verklebt
werden. Klasse 2: Regensicheres Unterdach ohne Überde-
Bei erhöhten Anforderungen wie besonderen ckung/Eindichtung der Konterlattung, Nähte und
geometrischen, konstruktiven oder Witterungs- Stöße verklebt, naht- und perforationsgesichert1)
verhältnissen ist jedoch auch bei Einhaltung der mit Nageldichtband
RDN der Eintritt von Treibregen und Flugschnee Klasse 3: Unterspannung oder Unterdeckung,
sowie Vereisungen nicht auszuschließen. Aus die- naht- und perforationsgesichert mit Nageldicht-
sem Grund sollte i. d. R. auf die Ausführung von band
Dachkonstruktionen mit Unterspannung, Unter- Klasse 4: Unterdeckung, verklebt oder ver-
deckung oder Unterdach als zweite Wasser füh- schweißt oder Unterspannung, nahtgesichert,
rende Schicht nicht verzichtet werden (s. a. Ab- ohne Nageldichtband
schn. 1.9.3). Dies trifft insbesondere auf zu Wohn-
zwecken ausgebaute Dachbereiche zu. Klasse 5: Unterdeckung, überlappend oder ver-
falzt verlegt
Zusatzmaßnahmen bilden diese zweite Wasser
führende Schicht unter der Dachdeckung zum Klasse 6: Unterspannung, gespannte oder frei
Schutz der Dachkonstruktion vor Feuchteeinwir- hängend, lose überlappend verlegt
kungen von außen. Sie dient zur Ableitung von
Regeneintritt bei fehlerhafter Dacheindeckung, Unterspannungen2) aus diffusionsoffenen Un-
Treibregen, Flugschnee, Vereisungen sowie ab- terspannbahnen können bei zu Wohnzwecken
tropfendem Kondensat von der Unterseite der ausgebauten Dachräumen verwendet werden,
Dachdeckung bei sommerlicher Nachtabkühlung. wenn bei einfachen Dachformen die Regeldach-
Zusätzliche Maßnahmen sind bei der Planung neigung eingehalten wird. Im Übrigen können sie
und Ausführung immer dann vorzusehen, wenn bei Unterschreitung der Regeldachneigung um
die Regeldachneigung unterschritten wird, das bis zu 6° verwendet werden, wenn keine beson-
Dachgeschoss zu Wohnzwecken oder vergleich- deren Anforderungen an die Dachdeckung ge-
bar hochwertigen Nutzungen genutzt wird oder stellt werden.
wenn konstruktive Besonderheiten (z. B. beson-
ders steile und flache Dächer, lange Sparren, Unterdeckungen3) sind anzuwenden bei Unter-
Dachverschneidungen, stark gegliederte Dach- schreitung der Regeldachneigung bis zu 6°. Un-
flächen), klimatische Verhältnisse oder besonde- terdeckbahnen können geeignete Schalungs-
re örtliche Gegebenheiten dies erfordern (Tab. bahnen oder diffusionsoffene Unterspannbah-
1.152). nen sein. Für wasserdichte Unterdächer (bei
Im Fachregelwerk des Deutschen Dachdecker- Unterschreitung der Regeldachneigung von
handwerkes werden die erforderlichen Maßnah- mehr als 10°) kommen Bitumen-Schweißbahnen
men unterschieden für Unterschreitungen der oder Bitumenbahnen mit Glasvlieseinlage in Fra-
Regeldachneigung um bis zu 6° oder über 6° bzw. ge. Unterdeckungen müssen auf druckbelastba-
um bis zu 10° oder über 10°. ren, vollflächigen Unterlagen (z. B. Schalungen)
aufliegen. Zusatzmaßnahmen können in allen
Als Zusatzmaßnahmen kommen je nach De-
ckungsart und Werkstoff in Frage: 1) Nahtgesichert = in Nähten und Stößen regensicher ver-
Ɣ Vermörtelung bzw. Innenverstrich klebt; Perforationsgesichert = Maßnahmen unterhalb
der Konterlattung gegen Wassereintritt mit z. B. Nagel-
Ɣ Unterspannung,
dichtmaterial.
Ɣ Unterdeckung, 2) Eine Unterspannung ist eine Zusatzmaßnahme aus

Ɣ Unterdach wasserundurchlässigen Bahnen ohne flächige Unterlage,


gespannt oder mit planmäßigem Durchgang verlegt. Wird
eine Unterspannbahn auf einer Wärmedämmung verlegt
Zusatzmaßnahmen werden gemäß ZVDH [8] in 6 (z. B. bei Vollsparrendämmungen), wird diese als Unter-
Klassen eingeteilt, wobei die Klasse 1 der höchs- deckbahn bezeichnet. Sie bildet hierbei gleichzeitig eine
ten Schutzanforderung und die Klasse 6 der ge- windabweisende Schutzschicht für die Wärmedämmung
ringsten Schutzanforderung entspricht. und verbessert damit die Dämmwirkung.
3) Eine Unterdeckung ist eine Zusatzmaßnahme aus
Es werden folgende Klassen gemäß des Regel- wasserundurchlässigen Bahnen auf einer ausreichend
werkes des Deutschen Dachdeckerhandwerks tragfähigen Unterlage (Unterdeckplatten, Schalungen;
unterschieden: Wärmedämmungen).
1.6 Dachdeckungen 97

Fällen auch für den Bereich flacher Kehleinde- Sicherung gegen Flugschnee
ckungen in Frage kommen (s. auch Abschn. 1.9.3). Zwar sind einige Lösungen für Lüftungssteine,
Firstentlüftungen usw. auf dem Markt, doch ist 1
Unterdächer1) werden entweder als wasserdich- bei ungünstigen Verhältnissen der Eintrieb von
tes Unterdach (Klasse 1) oder als regensicheres Flugschnee nicht mit absoluter Sicherheit zu ver-
Unterdach (Klasse 2) mit verschweißten Bitumen- hindern.
oder verklebten Kunststoffbahnen hergestellt
und führen somit über die Funktion einer zwei- Zusatzmaßnahmen zur Windsogsicherung
ten, lediglich Wasser führenden Schicht hinaus. Bei exponierter Lage, Höhe, ungünstigen Dach-
Sie erfüllen den Zweck einer nahezu voll funk- formen und bestimmten Ausführungsarten der
tionsfähigen Dachabdichtung vergleichbar mit Dachdeckung sowie im Zusammenhang mit ge-
Flachdachabdichtungen. Dachziegel oder -steine schlossenen Deckunterlagen unterhalb der Dach-
haben hierbei eher dekorativen Charakter. Unter- deckung reicht das Eigengewicht der Dachde-
dachbahnen sind dampfdicht mit der Folge, dass, ckung vielfach nicht als Windsogsicherung aus.
sofern keine zweite Lüftungsebene oberhalb der Besonders an Dachecken und -rändern, Firsten
Wärmedämmung vorgesehen wird, die Innen- und Dachdurchdringungen (z. B. Gauben, Schorn-
ausbauschichten (Dampfsperren) absolut luft- steine) sind Zusatzmaßnahmen zur Windsog-
und dampfdicht auszuführen sind – in der Praxis sicherung erforderlich.
eine nur schwer erfüllbare Anforderung – und Bei Dachneigungen über 65° muss jeder Dachzie-
dass keine nennenswerte Baufeuchte in der Kon- gel bzw. Dachstein durch korrosionsgeschützte
struktion eingeschlossen ist. Zudem ist der Auf- Klammern, Schrauben oder Nägel befestigt wer-
wand zur Herstellung einer zweien Wasser ablei- den. Für alle anderen Dachdeckungen sind teil-
tenden Ebene (Unterdach zzgl. Dachdeckung) weise in den Landesbauordnungen und in den
hoch. Fachregeln des Dachdeckerhandwerkes die er-
Wasserdichte Unterdächer werden in ihrer Ge- forderlichen Zusatzmaßnahmen in Abhängigkeit
samtheit an allen Naht- und Stoßverbindungen von der Höhenlage und Abmessung der Gebäude
über die ganze Fläche einschl. Überdeckung der festgelegt.
Konterlattung werkstoffgerecht wasserdicht ver- Es werden 4 Windzonen nach DIN 1991-1-4/NA unter-
klebt oder verschweißt. Durchdringungen, Ein- schieden:
fassungen und Einbauteile sind regensicher aus- Windzone WZ1 (Höhe bis 800 m ü. NN; Hessen, Südwest-
zuführen. Thüringen, Rheinland-Pfalz, Bayern teilw.,
Regensichere Unterdächer werden wie vor ausge- Baden-Württemberg teilw.)
führt, jedoch wird die Konterlattung hierbei von Windzone WZ2 Höhe über 800 m ü. NN; Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen,
der Unterdachbahn nicht überdeckt. Verklebun- Bayern teilw., Baden-Württemberg teilw.
gen vertikaler Bahnstöße sind unterhalb einer Windzone WZ3 Norddeutsche Küstengebiete, Gebiete um
Konterlatte anzuordnen. Um zu verhindern, dass Rügen und Fehmarn
Wasser kapillar unter die Konterlattung eingezo- Windzone WZ4 Norddeutsche Inseln und Küstengebiete
gen werden und durch die Nagellöcher eindrin-
gen kann, muss die Konterlatte auf ein spezielles Weitere Einflüsse ergeben sich aus unterschiedli-
Nageldichtband (Butylkautschukband) gelegt chen Geländekategorien2) hinsichtlich Gelände-
werden.
2) Geländekategorie I = Offene See, Seen mit min. 5 km
freier Fläche in Windrichtung, glattes, flaches Land ohne
Vordeckungen (Behelfsdeckungen) werden häu- Hindernisse.
fig als Witterungsschutz für die Konstruktion vor Mischprofil Küste als Übergangsbereich zwischen Gelän-
freier Bewitterung während der Bauzeit vorge- dekategorie I und II
sehen. Geländekategorie II = Gelände mit Hecken, einzelnen
Gehöften, Häusern oder Bäumen, z. B. landwirtschaftliches
Gebiet
Mischprofil Binnenland als Übergangsbereich zwischen
1) Ein Unterdach ist eine Zusatzmaßnahme aus wasser- Geländekategorie II und III
dichten Werkstoffen auf einer ausreichend tragfähigen Geländekategorie III = Vorstädte, Industrie- und Gewerbe-
Unterlage. Unterdachbahnen werden mit verschweißten gebiete, Wälder
oder verklebten Naht- und Stoßausbildungen auf Voll- Geländekategorie VI = Stadtgebiete, bei denen min. 15%
holzschahlungen, Holzwerkstoffplatten oder formstabilen der Fläche mit Gebäuden bebaut ist, deren mittlere Höhe
Wärmedämmstoffen verlegt. 15 m überschreitet.
98 1 Geneigte Dächer

1.153 Randbereiche
1 Flächenbereich
2 Randbereich
3 Eckbereich

rauhigkeit, Topographie und davon abhängigen schen Einflüssen (z. B. saurer Regen), Abgasen,
vorübergehenden Windzuständen (Böenge- UV-Strahlung und Pflanzenwuchs (Moose und
schwindigkeitsdruck) sowie Schwingungsanfäl- Flechten) ausgesetzt.
ligkeiten von Bauwerken, Bauteilen, Vordächern Sie bedürfen daher der regelmäßigen Kontrolle
und Brücken. und Wartung durch den Fachmann, um die fort-
Art und Anzahl der erforderlichen Befestigungs- dauernde Funktionstüchtigkeit und die Sicher-
mittel sind für die Windzonen WZ1 bis WZ3 zu heit bei den für die Begehung und Reinigung
entnehmen. Einzelfallberechnungen sind erfor- vorhandenen Einrichtungen (Schornsteinreini-
derlich für die Windzone WZ4, für offene Gebäu- gung u. Ä. s. Abschn. 1.8.2) zu erhalten.
de mit offener Deckunterlage, Gebäude in beson-
ders exponierter Lage und bei Firsthöhen über Biberschwanzdeckung (Flachziegeldeckung)
30 m.
Biberschwanzziegel nach DIN 1304 sind recht-
In allen Fällen sind bei den Dachflächen unter- eckige Tafeln ohne Falz, deren untere Seite ge-
schiedliche Anforderungen an Eck-, Rand- und rundet, geradlinig, auch mit gestutzten Ecken
Flächenbereich zu berücksichtigen (Bild 1.153). oder halbkreisförmig ist (Bild 1.154). Am oberen
An Dachkanten (First, Ortgang, Grat, Pult) ist jeder Ende des Ziegels sitzt auf der Unterseite eine
Dachziegel bzw. Dachstein zu befestigen. Die Lat- „Nase“ zum Aufhängen auf die Dachlatten. Biber-
ten sind auf der tragenden Unterkonstruktion so schwänze werden im Format 18/38 cm herge-
zu befestigen, dass sie eine Zugkraft von mindes- stellt mit mindestens 10 mm Dicke.
tens 0,60 kN/m lotrecht zur Befestigungsebene Kleinformatige Bedachungselemente wie auch
aufnehmen können. Biberschwanzziegel haben insbesondere in der
Denkmalpflege eine Bedeutung und sind auch
Wärmedämmung
Die Ausführung der nachfolgend behandelten
Dachdeckungen ist für Dächer mit nicht ausge-
bauten Dachgeschossen vorgesehen. Bei nach-
träglich eingebrachten Wärmedämmungen ist in
jedem Fall eine Taupunktberechnung durchzu-
führen (s. Abschn. 1.9.2 und 17.5.6 in Teil 1 dieses
Werkes).

Wartung und Pflege


Dachdeckungen sind neben der natürlichen Alte-
rung ihrer Baustoffe vielfachen mechanischen
Beanspruchungen (z. B. Bewegungen der Dach- 1.154 Biberschwanzformen
konstruktion infolge von Wind- oder Schneelas- a) Rundschnitt c) Geradschnitt
ten) sowie Temperaturschwankungen, chemi- b) Segmentschnitt d) gestutzte Ecken
1.6 Dachdeckungen 99

1.155
Biberschwanz-Doppeldach [8]
(Ort mit Abschluss-Formsteinen)

1.156
Biberschwanz-Kronendach [8]

bei der Eindeckung von komplizierten Dachfor- Doppelreihen, oder es werden Schlussplatten
men von Vorteil. Mit Biberschwänzen lassen sich bzw. Traufplatten verwendet (Bild 1.155).
nach alten Handwerksregeln insbesondere Keh-
len, Wand- und Gaubenanschlüsse gut lösen. Bi- Kronendachdeckung
berschwänze sind auch für komplizierte Einde- Beim Kronendach liegen die Dachziegel in allen
ckungen von Turmdächern u. Ä. gut geeignet. Bei Deckreihen doppelt (Bild 1.156). Der Dachziegel-
stark gewölbten Dachflächen werden dafür ent- bedarf ist annähernd der gleiche, das Kronen-
sprechend gekrümmte Formziegel hergestellt dach erfordert jedoch weniger Latten.
(Bild 1.158).
Das Spließdach ist eine meist noch in Baudenk-
Mit Biberschwänzen werden hauptsächlich zwei
mälern anzutreffende alte Deckungsform, bei der
Deckungsarten ausgeführt: Doppeldach (Bild
auf jede Latte nur eine Ziegelreihe Fuge über
1.155) und Kronendach (Bild 1.156).
Fuge hängt. Unter die Fugen wurden „Spließe“
(5 cm breite Kiefer- oder Eichenholzspäne, Blech-
Doppeldachdeckung oder Kunststoffstreifen) geschoben.
Auf jeder Latte hängt eine Reihe Dachziegel in
Verbanddeckung; nur die oberste Reihe am First Firste, Grate, Kehlen werden mit konischen oder
und die unterste Reihe an der Traufe liegen als zylindrischen Firstziegeln eingedeckt (Bild 1.157).

1.157
First- oder Gratziegel für Ziegeldächer
(nicht genormt)
100 1 Geneigte Dächer

1.158 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei 1.159 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei
Doppeldeckung (beide Dachflächen sind in Kronendeckung
der Darstellung in eine Ebene geklappt)

Sie werden insbesondere im Denkmalbereich breite begrenzenden Kehlfluchtlinien festzustel-


noch in Mörtel verlegt oder auf Firstbohlen mit len und je 2 der entstehenden Zwischenräume in
Drahtklammern gesichert als „Trockenfirste“ 3 gleiche Teile zu teilen.
(„Trockenfirste“ s. Bild. 1.172a) ausgeführt. Die Bild 1.159 zeigt den Anfang einer „gleichhüftig
Stöße liegen von der Wetterseite abgekehrt. eingebundenen Kehle“ im Kronendach. Die Kehl-
Für die Deckung der Grate werden Grat- bzw. schichten werden wie beim Doppeldach aufge-
Firstziegel verwendet. Sie greifen seitlich über die teilt, jedoch ist jeder Zwischenraum, der sich aus
entsprechend schräg zugehauenen Dachziegel. dem Anschnitt der Deckschichtunterkanten an
Die Gratziegel werden durch Bindedraht auf dem die Kehlfluchtlinien ergibt, in 3 gleiche Teile zu
Gratbrett, das hochkant auf dem Gratsparren ge- teilen.
nagelt ist, befestigt und in Mörtel verlegt bzw. mit Kehlen aus gewöhnlichen Biberschwänzen kön-
Klammern gesichert. nen auch als „Untergelegte Kehlen“ ausgeführt
Kehlen der Biberschwanzdächer sollten ohne werden. Auf dem Kehlsparren liegen in einer mul-
sichtbaren Blechstreifen, sondern mit gewöhn- denförmigen mindestens 40 cm breiten Unter-
lichen Biberschwänzen oder mit keilförmigen schalung keilförmig zugeschnittene Biber-
Kehlsteinen gedeckt werden. Diese Ausführung schwänze („Schwenksteinkehle“).
bezeichnet man als „Deutsch eingebundene Keh-
le“. Die Kehle wird beim Kronendach als Doppel- Hohlziegeldeckungen
dach gedeckt, wobei der infolge der geringeren
Bei allen Hohlziegeldächern überdecken sich die
Neigung des Kehlsparrens entstehende Unter-
einzelnen Dachziegel nicht nur oben und unten,
schied in den Schichtenbreiten regelmäßig wech-
sondern auch seitlich.
selnd durch An- und Unterlaufen der Kehlschich-
ten an und unter die Schichten der Dachfläche
ausgeglichen wird. Geringste Kehlsparrennei- Mönch- und Nonnen-Dachdeckung (Bild 1.160)
gung 22°. Diese aus römischer Antike überlieferte Dachde-
Bild 1.158 zeigt den Anfang einer „gleichhüftig ckungsart wurde häufig bei mittelalterlichen Bau-
eingebundenen Kehle“ im Doppeldach. Das min- ten verwendet. Sie ist wegen des gleichmäßigen
destens 25 cm breite Kehlbrett beginnt über dem Wechsels von Licht und Schatten von guter archi-
Zusammenstoß der Deckschicht des Traufgebin- tektonischer Wirkung.
des. Die Aufteilung der Kehlschichten ergibt sich Der Mönch ist ein konisch geformter, 40 bis 42 cm
aus der Kehlbreite, die 2 oder 3 Ziegelbreiten ent- langer Hohlziegel, dessen oberes schmales Ende
spricht. Es sind die Schnittpunkte der Fluchtlinien geschlossen ist. Die Nonne hat ähnliche Form, ist
der Deckschichtunterkanten mit den die Kehl- jedoch breiter und auf der Unterseite mit einer
1.6 Dachdeckungen 101

1.160 Mönch- und Nonnenziegeldeckung (Schnitt: links durch Mönchziegelreihe; rechts durch Nonnenziegelreihe) [8]

und großes handwerkliches Geschick erfordern-


den Verlegungsarbeiten sehr kostenaufwändig.
Wenn keine Forderungen des Denkmalschutzes
erfüllt werden müssen, werden stattdessen viel-
fach Deckungen mit Krempziegeln (Bild 1.161)
oder mit „Romano-Krempern“ (Bild 1.162), einer
Sonderform von Falzziegeln verwendet, die ein
ähnliches Dachbild ergeben wie Mönch- und
1.161 Krempziegel 1.162 Romano-Kremper Nonnenziegeldeckungen.

Hohlpfannendeckung
Hohlpfannen sind Dachziegel, die in „S“-Form ge-
Nase zum Aufhängen auf die Dachlatten verse- wölbt sind und weder eine Längs- noch eine
hen. Die Längskanten sind an der Breitseite ge- Querverfalzung aufweisen (Bild 1.163 und 1.164)
kerbt. (DIN EN 1304). Es werden nur noch rechtsdecken-
Die Nonnenziegel müssen mit Mörtelquerschlag de Pfannen und für den linken Ortgang Doppel-
über der Nase, die Mönchziegel mit zwei Mörtel- wulstziegel (Doppelkremper) hergestellt (Bild
längsschlägen und Mörtelfüllung des Kopfes ver- 1.165).
legt werden. Zwei gegenüber liegende Ecken der Pfannen sind
Diese Deckungsart ergibt ein Dach mit hohem abgeschrägt, um die doppelte Überdeckung (in
Eigengewicht und ist wegen der zeitraubenden der Quer- und Längsrichtung) zu ermöglichen.

1.163 Hohlpfanne 1.164 Hohlpfanne 1.165 Hohlpfanne


(Langschnittpfanne) (Kurzschnittpfanne) („Doppelkremper“)
102 1 Geneigte Dächer

1.166
Hohlpfannen-Vorschnittdeckung [8]

Hohlpfannen werden in Vorschnitt- oder in Auf- Die Pfannen können entweder trocken einge-
schnittdeckung verlegt. deckt werden oder trocken mit Innenverstrich
Bei der Vorschnittdeckung (Bild 1.166) liegt Ziegel oder mit Querschlag und Innenverstrich. An der
C vor Ziegel B, bei der Aufschnittdeckung (Bild Traufe, am First und an den Stellen, wo kein In-
1.168) liegt Ziegel C auf Ziegel B. Für Vorschnitt- nenverstrich möglich ist, werden die Pfannen in
deckung wird die Langschnittpfanne, für Auf- Kalkmörtel gelegt. Ohne Innenverstrich oder
schnittdeckung die Kurzschnittpfanne verwendet Querschlag verlegte Hohlpfannen sollen mit
(Bild 1.163 und 1.164). Sturmklammern gesichert werden.
Bei Sparrenlängen • 6 m (starker Wasseranfall in Flache Pfannendächer werden auch auf Unterde-
den unteren Schichten) wird die Aufschnittde- ckungen ausgeführt. Auf der Dachschalung lie-
ckung bevorzugt. gen in der Richtung der Sparren erst Streck- oder
Konterlatten (2/8 cm) und darauf parallel zur
Traufe die eigentlichen Dachlatten (3/5 cm). An
der Traufe wird eine so genannte Bundlatte ange-
ordnet, die mit Ausschnitten zur Lüftung der
Hohlräume versehen ist. Die Pfannen werden bei
dieser Ausführung nicht verstrichen.
First und Grate werden wie bei den Flachziegel-
1.167 First- und Gratziegel dächern mit vermörtelten Gratziegeln gedeckt.

1.168
Hohlpfannendach in Aufschnittdeckung [8]
1.6 Dachdeckungen 103

1.169 Flachdachpfanne
a) Längsschnitt mit Sturmklammer
b) Schnitt A–B (vergrößert)
c) Einzelheiten
1 Kopffalzteil 6 Fußfalzrippen 11 Deckfalzrippen
2 Kopffalzrippen 7 Seitenfalzteil 12 Deckfalznute
3 Kopffalznut 8 Seitenfalzrippen 13 Aufhängenase
4 Fußfalzteil 9 Seitenfalznut
5 Fußfalze 10 Deckfalzteil

Der Gratziegel für Pfannendächer ist 400 mm Falzziegeldeckung


lang, hat flachbogigen Querschnitt und ist etwas Falzziegel, Falzpfannen und Flachdachpfannen
breiter als der Gratziegel für Strangdachziegel sind Pressdachziegel mit mehrfacher Ringverfal-
(Bild 1.157). Die übrigen Abmessungen sind aus zung, mit unterbrochener Ringverfalzung, mit
Bild 1.167 ersichtlich. Verschiebefalz oder mit Seitenverfalzung. Sie
Die Kehlen werden als untergelegte Kehlen mit werden in den verschiedensten Formen herge-
Zinkblech- oder als Ziegelkehlen („Herzkehlen“) stellt (s. auch Bild 1.162 Romano-Kremper).
aus Biberschwänzen mit mindestens 4 Ziegelbrei-
ten hergestellt.

1.170
Flachdachpfannendeckung [8]
104 1 Geneigte Dächer

Die Verfalzungen greifen allseitig bzw. teilweise te 200 mm (± 6 mm). Damit ergibt sich ein Ziegel-
in- oder übereinander ein, so dass sich eine sehr bedarf von 15 Stück für 1 m2 Dachfläche. Inner-
1 regensichere dichte Deckung ergibt. halb der Lieferung für ein Bauwerk dürfen sich die
Falzziegel werden trocken (ohne Vermörtelung) Deckmaße der größten und der kleinsten Ziegel
verlegt. höchstens um 2%, bezogen auf die Maße des
Pressdachziegel sind im Gegensatz zu Strang- kleinsten Ziegels, unterscheiden.
dachziegeln nicht in ihren Außenmaßen, sondern Falzpfannen können sowohl in der Decklänge als
in ihrem Deckmaß genormt. Die Decklänge be- auch in der Deckbreite gegeneinander nur inner-
trägt einheitlich 333 mm (± 10 mm), die Deckbrei- halb geringer Toleranzen verschoben werden.

1.171 Firstziegel
a) konischer First- und Gratziegel c) Lüfter-Firstziegel
b) Firstziegel mit Überfalzung d) Gratkappe

1.172 Firstentlüftung
a) Lüfter-Firstziegel (vgl. Bild 1.171c)
b) Entlüftung mit Lüfter-Formsteinen (vgl. Bild 1.180e)
1 Unterspannbahn (z. B. DELTA-Folie) 3 Dachlatte
2 Konterlattung, die die unterseitige 4 Lüftungspfanne
Belüftung der Dachziegel ermöglicht 5 Firstziegel

1.173
Pultdachfirst
1 Sparren, Sparrenende gehobelt
2 Deckenschalung
3 Wärmedämmung
4 Pfette (verankert)
5 Schalung
6 Unterdeckung (Sicherung gegen
Sprühwasser und Flugschnee)
7 Dachlattung
8 Konterlattung
9 Pultdachziegel
(Schenkel 70° bis 90° lieferbar)
10 Luftdichtheitsebene
11 Füllung zwischen den Sparren als
Schattenfuge mit Holzbrett oder
gekantetem Blech
1.6 Dachdeckungen 105

Deshalb ist bei der Planung des Daches je nach Firste und Grate werden mit besonderen First-
Fabrikat der verwendeten Falzpfannen die Dach- und Gratziegeln gedeckt. Sie können in Mörtel –
länge (Sparrenlänge) und Dachbreite unter Be-
rücksichtigung der Anschlüsse an Dachrinnen
der Dachfarbe entsprechend eingefärbt – verlegt 1
werden (Bild 1.171a und b). Firstziegel werden
und First (Maße a und b in Bild 1.170) genau zu heute jedoch meistens mörtelfrei mit Klammern
ermitteln. Nötigenfalls müssen die erforderlichen an den Sparrenspitzen (Bild 1.170, 1.171c und
Maße durch Änderungen der Dachüberstände 1.172) oder an Firstbohlen befestigt. Am Zusam-
oder der Dachneigung erreicht werden. menstoß verschiedener Grate bzw. von Graten
Die in Bild 1.169 dargestellte weit verbreitete und First müssen die Firstziegel passend ge-
Flachdachpfanne, die die wirtschaftlichen und schnitten werden, oder es werden Gratkappen
konstruktiven Vorteile der Falzpfanne mit dem Aus- verwendet (Bild 1.171d). Zur Entlüftung des
sehen der Hohlpfanne vereint, kann u. U. für Nei- Dachraumes oder der Dachkonstruktion werden
gungen ab 22° verwendet werden (Bild 1.170). Lüfter-Firstziegel verwendet (Bild 1.171c und
1.172a), Lüfter-Formsteine in Firstnähe eingebaut

1.174
Knickdachziegel (positiv),
s. auch Bild 1.180i

1.175
Kehldeckung eines
Flachdachpfannendaches
mit Formziegeln
1 Dachpfanne
2 Rinnenkehlziegel
3 Rinnenkehlziegel, Traufanhänger
4 Traufziegel
106 1 Geneigte Dächer

(Bild 1.172b) oder bei Pultdächern Abluftöffnun- chert. Der Abschluss zum Giebelmauerwerk kann
gen im Gesims eingeplant (Bild 1.173). durch den Außenputz gebildet werden. Ein Putz-
1 Übergänge zwischen verschieden geneigten
anschluss ist jedoch kaum einwandfrei herzustel-
len. Auch wegen der Rissgefahr werden besser
Dachflächen können mit Formsteinen ausgeführt Zahnleiste und Windbrett als Übergang vorgese-
werden. Dafür stehen bei den gebräuchlichen hen (Bild 1.176b). Bei Hohlpfannen, Krempzie-
Dachziegel- bzw. Dachsteinserien „positive“ (Bild geln, Falzpfannen, Beton-Dachsteinen u. Ä. bil-
1.174) oder „negative“ Knickdachziegel ein- den „Doppelkremper“ die Abschlussreihe, oder es
schließlich der erforderlichen Ortgangsteine zur werden spezielle Ortgang-Formstücke verwen-
Verfügung. det (Bild 1.176c und d). Sie bilden den Übergang
Auf diese Weise eröffnen sich Ausführungsmög- zum Giebel oder dem Ortganggesims. Weiterhin
lichkeiten für zusammengesetzte Dachflächen kann mit Profilbrettern, evtl. in Verbindung mit
mit wechselnden Neigungen, und es können da- einer Ortgangrinne ausgeführt (Bild 1.176e) oder
bei komplizierte und schadensanfällige Hilfskon- auch mit vorgefertigten Elementen gestaltet wer-
struktionen mit Blechen vermieden werden. den (Bild 1.176f).
Kehlen werden als untergelegte Kehlen ausgebil- Werden aus gestalterischen Gründen keine Form-
det, wobei die Kehle mit 40 bis 50 cm breiten ge- stücke am Dachrand gewünscht, kann der Über-
falzten Blechen, die auf Kehlbrettern aufliegen, gang zwischen Ortganggesimsen und Dachflä-
oder seltener mit Formziegeln (Bild 1.175) ge- che durch Ortgangrinnen gebildet werden, die
deckt wird. Die Anschlusspfannen werden mit der mit Überhangstreifen an der Gesimsoberkante
Trennscheibe fluchtgerecht abgeschrägt und auf anschließen. Wenn bei trapezförmigen Dachflä-
die Deckung der Kehle aufgelegt. chen die letzten Deckreihen am Ortgang schräg
anschließen, sind Ortgangrinnen unvermeidlich,
Ortgang. An den Ortgängen, den seitlichen um das anfallende Niederschlagwasser vom Ge-
Dachabschlüssen, können die letzten Deckreihen sims fernzuhalten und in die Dachrinnen abzulei-
in ungedämmten Konstruktionen in Mörtel auf ten (vgl. Bild 1.176e).
dem Giebelmauerwerk verlegt werden (vgl. Bild
1.176a). Üblicherweise werden heute auch die Wandanschluss. Schließen Dachflächen seitlich
letzten Deckreihen auf Lattungen verlegt und an Wände an, wird der Übergang durch Über-
durch Klammern, Haken o. Ä. gegen Sturm gesi- hangstreifen aus Blech- oder auch Walzbleiver-

1.176 Ortgänge
a) Biberschwanz-Kronendach: eingemörtelte Ortgangziegel
b) Krempziegel: Ortgang mit Zahnleiste
c) Dachsteine: Doppelkremper mit Zahnleiste und Windbrett
d) Falzziegel: Ortgang-Formziegel
e) Ortgangrinne
f) Ortgangabschluss mit Formteil („Herforder Dachkante“) und Ortgangrinne
1.6 Dachdeckungen 107

1.177 1
Wandanschluss seitlich
a) mit Walzblei, Kappleiste und
Putzabschlussprofil
b) Kehlrinne mit eingedichteter
Kappleiste am Sichtmauerwerk

1.179 Dachgraben mit Laufrost


1 Insektenschutzgitter

werksfugen gerechnet werden. Gestalterisch


scheint die Ausführung mit Kehlrinnen zufrieden
1.178 Traufe Wandanschluss
stellender, doch sind durch Verschmutzung
1 Trauflochleiste mit Insektenschutz (Laub) oder Eisbildung im Winter Undichtigkeit
2 Kappleiste
durch Rückstaubildung nur durch eine angemes-
sene Breite der Rinne zu vermeiden (Bild 1.177b).
wahrungen gebildet. Die Verwahrungen können
auf den Dachziegeln oder -steinen aufliegend Traufseitige Wandanschlüsse sollten beim Ent-
(Bild 1.177a) oder – gestalterisch befriedigender wurf eines Bauwerkes schon aus formalen Grün-
– jeweils in einzeln Stücken (Nockenbleche) unter den immer die Ausnahme darstellen. Konstruktiv
den einzelnen Deckungsreihen verdeckt einge- ist nur bei kurzen Anschlussstellen mit ausrei-
bracht werden. Die Wandanschlussbleche werden chendem Gefälle und einwandfreier Wasserablei-
mit Kappleisten abgedeckt und befestigt. Die tung eine solche Lösung überhaupt vertretbar,
Kappleisten wurden früher bei Sichtmauerwerk in weil immer mit der Gefahr von Rückstau insbe-
handwerklich aufwendiger Arbeit abgetreppt sondere bei winterlichen Verhältnissen durch
ausgeführt, dabei in die Mauerwerksfugen abge- Schneesackbildung zu rechnen ist. Eine Lösungs-
winkelt und sorgfältig eingemörtelt bzw. einge- möglichkeit zeigt Bild 1.178.
dichtet. Heute werden meistens vorgefertigte
Kappleistenprofile der Dachneigung folgend an Dachgräben können sich bei großflächigen, zu-
die Wand angedübelt und dauerelastisch (War- sammengesetzten Satteldächern ergeben. Die
tungsfuge1)!) eingedichtet. Bei dieser Ausführung Schalungsflächen des kehlenartigen Dachgra-
muss jedoch fast immer mit einer Hinterwande- bens sind ähnlich wie bei Flachdächern abzudich-
rung durch Schlagregenwasser über die Mauer- ten (vgl. Abschnitt 2). Am Auflager von Laufrosten
muss durch elastische Zwischenschichten (z. B.
1) Gemäß DIN 52 460 werden als Wartungsfugen die Fugen Gummigranulatmattenstreifen) einer Beschädi-
bezeichnet, die einem starken chemischen und/oder gung der Abdichtung vorgebeugt werden. So-
mechanischen Einfluss ausgesetzt sind und deren Dicht- fern Hölzer als Auflagerung zur Anwendung kom-
stoff in regelmäßigen Zeitabständen überprüft und ggf. men, die vorübergehend Nässe ausgesetzt sein
erneuert werden müssen, um Folgeschäden zu vermeiden.
Sie unterliegen nicht der Gewährleitung üblicher Verfu-
können, sind diese durch hochwertige Impräg-
gungsarbeiten. Deshalb ist die Festlegung zwischen den nierungen zu schützen. Durch Gitter ist das Ein-
am Bau Beteiligten über Wartungsfugen vor Ausführung dringen von Vögeln und Ungeziefer in die Belüf-
in den Leistungsbeschreibungen erforderlich. tungsschlitze zu verhindern (Bild 1.179).
108 1 Geneigte Dächer

1.180 Formziegel und Formsteine


a) Ortgangziegel (links) c) Firstziegel
b) Firstziegel d) Lüfterziegel

Formziegel (Zubehörziegel) Gegenüber einer Eindeckung mit Normalziegeln


Formziegel sind Zubehörziegel, die in Ergänzung ergibt sich eine Gewichtseinsparung, so dass die
zu den Dachziegeln eine konstruktive Funktion Konstruktion des Dachstuhls statisch einfacher
erfüllen. ausfallen kann.
Die DIN EN 1304 unterscheidet dabei in koordi-
nierte Formziegel und unkoordinierte Formzie-
gel. Koordinierte Formziegel sind an Dachziegel, 1.6.3 Betondachstein-Deckung
mit denen sie verlegt werden, unmittelbar ausge-
richtet oder mit diesen verfalzt (z. B. Ortgangzie- Ähnlich den in Abschn. 1.6.2 erwähnten Strang-
gel mit Falz, Lüfterziegel mit Falz usw.). ziegeln werden aus hochwertigem Beton Beton-
dachsteine in verschiedenen Profilierungen (Bei-
Unkoordinierte Formziegel sind nicht an Dachzie- spiele in Bild 1.181) oder als plattenförmige, ebe-
gel, mit denen sie verlegt werden, unmittelbar ne Dachsteine (Bild 1.182) mit allen für die
ausgerichtet oder mit diesen verfalzt (Firstziegel, Eindeckung erforderlichen Formsteinen herge-
Gratziegel, Kehlziegel, Ortgangziegel, Winkel- stellt (DIN EN 490).
ziegel).
Betondachsteine erhalten in der Regel durch Auf-
Zu den geläufigsten Dachziegelformen werden bringen gebrannter Farbgranulate eine dauer-
Formziegel angeboten, die nicht nur den Arbeits- hafte Farboberfläche in ähnlichen Farbtönen wie
vorgang beim Dachdecken wesentlich vereinfa- engobierte Dachziegel.
chen und beschleunigen, sondern bei Dachan-
schlüssen aller Art auch in Form und Farbe besser Wegen der guten Maßhaltigkeit der Betondach-
wirken als Blechverwahrungen, Deckleisten usw. steine gewähren einfache Längsfalze in Verbin-
So gibt es neben rechten und linken Ortgang- dung mit aerodynamisch wirksamen Rippen an
und Winkelziegeln beispielsweise Kehlziegel, den Querstößen eine gute Dichtigkeit von Beton-
Firstziegel usw. steindeckungen, die durch Einlegen von Dich-
tungsstreifen noch verbessert werden kann.
Einige Beispiele sind in Bild 1.180 gezeigt. Selbstverständlich erfordern auch Betondach-
Für die Eindeckung gerundeter Dachflächen (z. B. steine bei der Planung die genaue Berücksichti-
kegelförmige Turmhelme, Fledermausgauben gung der gegebenen Deckbreiten und der Lat-
o. Ä.) werden auch keilförmige Dachziegel in Aus- tenabstände, doch können wegen der fehlenden
gleichsätzen in Sonderanfertigung hergestellt. Querfalzung u. U. größere Toleranzen in der
Großflächenziegel in den Abmessungen bis ca. 59 Längsüberdeckung in Anspruch genommen wer-
cm × 37 cm eignen sich besonders für die Einde- den. Im Übrigen sind die handwerklichen Verle-
ckung großer homogener Dachflächen wie z. B. geregeln sowie die zu beachtenden Details de-
Industriehallen. Sie haben eine Decklänge zwi- nen für Falzziegel-Deckungen (s. Abschn. 1.6.2.)
schen 54 und 44 cm. Für die Eindeckung einer vergleichbar.
1 qm großen Dachfläche benötigt man 6 Stück Auch für Betondachsteine ist für alle Typen eine
solcher Großflächenziegel (Gewicht ca. 5 kg/ große Zahl von Sonderformsteinen verfügbar
Stck.). Durch die Verschiebbarkeit von etwa 7 cm (vgl. Bild 1.180). Dach- und Formsteine aus Beton
im Höhenüberdeckungsbereich werden ohne können eine Oberflächenbeschichtung aufwei-
Schnitt größere Masstoleranzen durch Verschie- sen und aus zusammen geklebten Betondach-
ben dieser Großflächenziegel ausgeglichen. steinen bestehen.
1.6 Dachdeckungen 109

1.181 Betondachsteine mit Mittelwulst


a) Frankfurter Pfanne
b) Römerpfanne (ähnlich Zamis-, Tessinerpfanne)
c) Doppel-S-Pfanne

1.182
Plattenförmiger Beton-Dachstein (BRAAS)
a) Biberstein
b) Tegalit

1.183 Eindeckung mit Beton-Dachsteinen (Trockenfirst)


1 Halteklammer für Firststein 4 Ortgang mit Zinkblech-Abdeckung
2 Flugschneedichtung 5 Konterlattung
3 Firstbohle 6 Unterspannbahn
110 1 Geneigte Dächer

Dachsteine aus Beton werden auch in Biberform Die Schalung muss vollkommen trocken sein, da
mit verschiedenen Rund-, Segment- oder Ecken- nasse Schalung beim „Zusammentrocknen“ der
1 schnitten hergestellt. Für die Verlegung gelten Bretter zum Zerspringen einzelner Schiefer füh-
die gleichen Regeln wie für Tonziegelbiber (s. Ab- ren kann. Die Schalung darf nicht federn; die
schn. 1.6.2). Herzseite der Bretter liegt nach unten, dem Dach-
raum zu.
1.6.4 Schieferdeckung Großflächige Schieferplatten (z. B. bei der Engli-
schen Deckung) werden auf Latten genagelt.
Auch für regional noch übliche Dachdeckungen Zum Schutze gegen Staub und Flugschnee wird
mit Schiefer nach DIN EN 12 326 ist das Regelwerk die Schalung in der Regel mit einer leichten Dach-
des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zu pappe (Überdeckung 6 cm) abgedeckt.
beachten [8]. Die Regeldachneigungen betragen
je nach Denkungsart 22–30°, die Mindestdach- Altdeutsche Deckung
neigungen bei Ausführung eines wasserdichten Die Regeldachneigung beträgt 25°, die Mindest-
Unterdaches betragen zwischen 12–20°. dachneigung 15°. Die Decksteine für Altdeutsche
Dachschiefer sollen fluchtrechte Flächen haben, Deckung sind trapezförmig mit gerundetem Rü-
wetterbeständig und weder porig noch bitumi- cken zugehauen und nach der Höhe sortiert.
nös sein und dürfen keine Beimischungen von Nach ihrer Größe werden sie als Ganze, Halbe,
Schwefel oder Kupferkies, Eisenoxyd und Kalk- Viertel, Achtel, Zwölftel, Sechzehntel und Zwei-
erde enthalten. Sie sollen gleichmäßige Farbe unddreißigstel bezeichnet. Für Dachflächen mit
und beim Anschlagen mit einem Hammer hellen mittlerer Größe werden hauptsächlich Achtel (ca.
Klang haben. 30 cm × 23 cm) und Zwölftel (ca. 26 cm × 21 cm),
für Dächer, die steiler als 45° sind, auch Sechzehn-
Schieferplatten werden in verschiedenen Formen
tel (ca. 22 cm × 19 cm) verwendet.
und Größen verwendet. Je größer die Platten,
desto flacher kann die Dachneigung gewählt Je nach Überdeckung im „Rücken“ der Steine
werden, desto härter muss aber auch der Schiefer wird „normaler“ und „scharfer Hieb“ unterschie-
sein, um der länger andauernden Durchfeuch- den (Bild 1.184).
tung Widerstand zu leisten. Nach der Schiefer- Bild 1.185 stellt die Deckung einer rechteckigen
form werden u. A. folgende Deckungsarten unter- Dachfläche dar. Die Decksteine werden, je nach
schieden: der Windrichtung, in von links nach rechts oder
Ɣ Altdeutsche Deckung, altdeutsche Doppelde-
umgekehrt ansteigenden Reihen (Deckgebinden)
ckung angeordnet. Je steiler das Dach ist, desto flacher
kann die Steigung der Gebinde werden; sie be-
Ɣ Deckung mit deutschen Schuppenschablonen trägt bei 45° Dachneigung ca. 30 cm auf 1 m, bei
(einfache oder Doppeldeckung) 60° Dachneigung ca. 14 cm auf 1 m.
Ɣ Deckung mit Rechteckschablonen Die Gebindehöhen nehmen nach dem First zu
Ɣ Deckung mit Fischschuppen- oder Spitzwinkel- allmählich ab. Die einzelnen Gebinde enthalten
schablonen Steine gleicher Höhe, aber verschiedener Breite,
Die Schieferplatten werden in der Regel auf eine wodurch die Dachfläche wirkungsvoll belebt wird.
Schalung aus 24 mm dicken und bis 20 cm brei- Die Steine desselben Gebindes überdecken sich
ten Brettern genagelt, die auf jedem Sparren mit um 6 bis 7 cm. Die Überdeckung der aufeinander
mindestens 3 Nägeln befestigt werden. folgenden Gebinde beträgt 7 bis 8 cm.

1.184
Schiefer-Decksteine (breit)
a) normaler Hieb
b) scharfer Hieb
1.6 Dachdeckungen 111

1.185 Altdeutsches Schieferdach


a) Deckstein d) Anfangortstein g) Firststein
b) Anfangfußstein e) Anfangortstichstein h) Schlussstein
c) Fußstein f) Endortstein

Jeder Deckstein wird mit 2 bis 4 Nägeln auf der Am Anfangort werden besonders geformte An-
Schalung befestigt. Jeder Stein darf nur auf einem fangortsteine mit untergelegten Stichsteinen an-
Brett genagelt werden, damit die Platten beim geordnet, damit das Wasser möglichst von der
Werfen des Holzes nicht springen. Die Nagel- Ortlinie abgelenkt wird. Die Anfangortsteine kön-
löcher werden beim Decken mit der Spitze des nen geschwungenen oder runden Rücken erhal-
Schieferhammers eingeschlagen. Die breitköpfi- ten. Am Endort endet jedes Deckgebinde mit
gen Schiefernägel sind 4 cm lang und müssen aus zwei übereinanderliegenden Endortsteinen, die
verzinktem Schmiedeeisen bestehen. mit mindestens 4 Nägeln befestigt werden (Bild
Bei allen Schieferdächern sind für die Ausführung 1.185).
von Ausbesserungsarbeiten Leiterhaken in ca.
2,50 m Entfernung anzubringen, die mind. dop- Deckung des Firstes. Das 30 bis 40 cm hohe
pelt zu befestigen sind. Unter den aus verzinktem Firstgebinde greift etwa 10 cm über die letzten
Stahl bestehenden Haken werden die Schiefer- Steine der Deckgebinde. Die Firststeine erhalten
platten durch Beiplatten ersetzt. runden oder geraden Rücken. Das der Wettersei-
te zugekehrte Firstgebinde ragt 5 bis 7 cm über
Deckung der Traufe. Das Fußgebinde wird aus die andere Dachfläche hinaus (Bild 1.186). Der
verschieden hohen Steinen, wie es der Anschluss dabei entstehende Winkel wird mit Schieferkitt
an die Deckgebinde erfordert, gebildet. Die Fuß- (Asphalt und Kreide) ausgefüllt.
steine erhalten runden (Bild 1.185) oder geraden
Rücken (Bild 1.190). Deckung der Grate. Alle Grate sind einzubinden.
Strackorte sind zu vermeiden.
Deckung der Orte. Bei der Altdeutschen De- Der Anfangort am Grat wird als Stichort mit ge-
ckung müssen alle Orte eingebunden werden. schwungenem oder rundem Rücken gebildet
Aufgelegte Orte (Strackorte) sind zu vermeiden. (Bild 1.187). Der Endort am Grat erhält auf jedes
112 1 Geneigte Dächer

Gebinde zwei übereinanderliegende Endortstei- pappe ausgefüttert und mit schmalen, 14 cm


ne (wie im Bild 1.185, rechts). breiten Schieferplatten (Kehlsteinen) als Herzkeh-
1 Deckung der Kehlen. Alle Kehlen sind einheit-
len oder in Rechts- bzw. Linksdeckung gedeckt.
Bei der Herzkehle (Bild 1.189) wird von dem in der
lich mit Schiefer zu decken (kein Blech!). Die Keh- Mitte der Kehle liegenden Herzwasserstein nach
len werden muldenförmig ausgeschalt, mit Dach- beiden Dachflächen gedeckt (mindestens 4 Kehl-
steine auf jeder Seite). Die Kehlgebinde über-
decken sich um 8 bis 10 cm und schließen mit
Wasserstein bzw. „Schwärmer“ an die Deckgebin-
de an. Bei der rechts oder links gedeckten Kehle
(Bild 1.190) erfolgt die Deckung vom Wasserstein
aus. Die Breite der Kehle muss mindestens 7 Kehl-
steine betragen.

Deckung der Dachfenster- und Maueran-


schlüsse. Da die Altdeutsche Deckung mit Hilfe
eingehender und ausgehender Kehlen eine De-
1.186 Deckung des Firstes ckung von der Dachfläche zur senkrechten Wand

1.187 Eingebundener Grat als Stichort mit rundem 1.188 Gratdeckung mit Strackort (Deckung mit
Rücken (Altdeutsche Deckung) deutschem Schablonenschiefer)

1.189 Herzkehle 1.190 Rechts gedeckte Kehle


1.6 Dachdeckungen 113

1.191 Doppeldach mit rechteckigem Schiefer (Englisches Schieferdach)

1.192 Deckung flacher Kehlen beim Englischen Schieferdach

oder umgekehrt ermöglicht, sollen alle Anschlüs- jedes dritte Gebinde das erste noch um 3 cm
se an Dachfenster, Schornsteine und Mauern überdeckt.
ohne Verwendung von Metallblechen einheitlich
in Schiefer gedeckt werden. Deckung mit Rechteckschablonen
Die Regeldachneigung beträgt 22°, die Mindest-
Altdeutsche Doppeldeckung. Das Altdeutsche
dachneigung 12°. Die Schiefer werden in waage-
Schieferdach kann auch als Doppeldach ausge-
rechten Reihen als Doppeldach im Verband ge-
führt werden. Dabei greifen die Gebinde so weit
deckt. Die Reihen greifen so weit übereinander,
übereinander, dass jedes dritte Gebinde das erste
dass jede dritte Reihe die erste noch um 6 bis
noch um 3 cm überdeckt.
8 cm überdeckt. Je flacher das Dach, desto größer
müssen die Schiefer gewählt werden. Das Firstge-
Deckung mit deutschen
binde besteht aus Firststeinen mit geradem Rü-
Schuppenschablonen
cken. Die Orte können als Strackorte oder Ausläu-
Sparrenneigung nicht unter 25°. Die Deckung ferorte gedeckt werden (wasserableitender Hieb
entspricht der Altdeutschen Deckung; es werden bei Ausläuferorten).
jedoch Decksteine gleicher Größe verwendet. Alle
Große Rechteckschiefer können auch auf Lat-
Gebinde sind also gleich hoch, alle Schuppen
ten 40/60 gedeckt werden (Englisches Schiefer-
gleich breit. Dadurch wirkt die Deckung ruhiger
dach; Bild 1.191). Lattenweite = Schieferlänge
als bei der Altdeutschen Deckung.
minus 8 cm, geteilt durch 2. Die Schiefer liegen
Die Deckung der Traufe, des Firstes, der Orte und dann überall doppelt, auf 8 cm sogar dreifach.
der Kehlen geschieht genau wie bei der Altdeut- Die nebeneinanderliegenden Platten der ein-
schen Deckung. Die Grate können entweder ein- zelnen Reihen stoßen stumpf zusammen (vgl.
gebunden oder als aufgelegte Orte (Strackorte) Flachziegel-Doppeldach). Jede Platte wird in
gedeckt werden (Bild 1.188). der Mitte durch 2 Nägel auf der Latte befes-
Das deutsche Schuppenschablonendach kann tigt. Die Nagelstellen werden durch die fol-
auch als Doppeldach ausgeführt werden. Dabei gende Reihe überdeckt. Die unterste Reihe an
greifen die Gebinde so weit übereinander, dass der Traufe besteht aus Steinen halber Länge, die
114 1 Geneigte Dächer

1.193 Deckung mit Sechseckschablonen 1.194 Deckung mit Halbkreisschablonen


(Spitzwinkelschablonen) (Fischschuppenschablonen)

1.195 Faserzement-Dachplatten in waagerechter Deckung auf Latten

im unteren Teil auf die erste Latte genagelt Halbkreisschablonen (Fischschuppenschablo-


werden. nen) werden in waagerechten Reihen so gedeckt
Die Kehlen müssen hier auf flach geneigten Dä- dass sich das in Bild 1.194 dargestellte Schuppen-
chern untergelegt, d. h. geschalt und mit Zink- muster ergibt. Deckung der Traufe und des Firs-
oder Bleiblech ausgekleidet werden. Die der tes wie vor. Die Ortsteine der geraden Ortkante
Kehllinie entsprechend zugehauenen Platten können eingebunden werden, die Grate werden
überdecken den gefalzten Blechrand um 8 bis als Strackorte gedeckt.
10 cm (Bild 1.192).
Deckung mit Faserzement-Dachplatten
Deckung mit Sechseck-, Achteck- In ähnlicher Weise wie mit Naturschiefer können
oder Halbkreisschablonen Dächer (Mindestneigung 25°) und senkrechte Flä-
chen mit Faserzement-Dachplatten nach den
Sechseckschablonen (Spitzwinkelschablonen, Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhand-
Sparrenneigung nicht unter 35°) werden in waa- werks (ZVDH) [8] gedeckt werden (Faserzement s.
gerechten Reihen so gedeckt, dass sich ein rhom- Abschn. 1.6.5). Die Platten werden nach DIN EN
bisches Schuppenmuster ergibt (Bild 1.193). An 492 witterungs-, volumen-, korrosions- sowie
der Traufe ist ein Fußgebinde aus Fußsteinen frost- und hitzebeständig hergestellt und sind
gleicher Höhe, am First ein Firstgebinde anzuord- unbrennbar (DIN 4102, Baustoffklasse A2). Es wer-
nen. Die Orte werden als Strackorte gedeckt. den verschiedene Quadrat- und Rechteckformate
(Vorzugsgrößen 60/30, 40/40, 40/20 cm) – auch
mit gestutzten Ecken – sowie Schablonen für
1.6 Dachdeckungen 115

1.196
Faserzement-Dachplatten in Doppeldeckung auf Latten
a) Doppeldeckung mit Quadraten
b) Ortgang schematisch
1 Sparren
2 Lattung
3 Faserzement-Dachplatten
4 Keil-Leiste
5 Zinkblech-Einfassung

Deutsche Deckung gefertigt in den Farben, Rost- Die Deckung von Firsten, Graten, Kehlen und
braun und Rot sowie verschiedenen Grautönen. Traufen ähnelt der Naturschieferdeckung.
Die Deckung erfolgt je nach Deckungsart, Plat-
tengröße, Neigung und Witterungsbeanspru-
chung der gedeckten Flächen auf Lattung oder 1.6.5 Faserzement-Wellplattendeckung1)
Vollschalung, wobei geschalte Flächen eine Un-
terdeckung mit 333er Dachpappenbahnen erhal- Faserzement-Wellplatten nach DIN EN 494 müs-
ten (Bild 1.195 und 1.196). sen im Wesentlichen aus Zement oder Calcium-
Die Platten werden mit je 2 verzinkten oder kup- silikat bestehen, das durch chemische Reaktion
fernen Schiefernägeln (Breitkopfnägel) genagelt von silicium- und kalkhaltigen, mit Fasern be-
und in verzinkte, kupferne oder aus rostfreiem wehrten Materialien gebildet wird. Dabei muss
Stahl hergestellte Sturmhaken eingehängt. der Zement DIN EN 197-1 oder techn. Spezifika-

1) Die Verwendung von Asbestfasern für zementgebundene Untersuchungen von Wissenschaftlern geringer als die
Bauplatten ist wegen ihrer gesundheitsschädigenden Gefährdung durch Tabakrauchen eingeschätzt.
Wirkung eingestellt worden. Die Richtlinie 76/796/GWB Bei funktionstüchtigen, eingebauten Asbestzement-
verbietet seit dem 1.1.2005 auch die Einführung neuer Produkten, die für Dachdeckungen oder Fassaden-
asbestzementhaltiger Stoffe. Es werden stattdessen verkleidungen verwendet wurden, ergeben sich nach
Kunststoff-Fasern verwendet. Für alle Erzeugnisse ist daher heutigen Erkenntnissen kein Sanierungsbedarf und keine
die Bezeichnung „Faserzement“ eingeführt. Notwendigkeit, diese Produkte aus Gründen der Asbest-
Bei Dachdeckungsarbeiten mit Asbestzementerzeugnissen fasernbindung zu beschichten oder gar auszutauschen.
sind Gesundheitsschäden vor allem dann beobachtet Dies gilt auch, wenn die Oberflächen durch Verwitterung
worden, wenn durch sorglosen Umgang mit Trennschlei- beansprucht sind.
fern o. Ä. Asbestfasern freigesetzt wurden. Die Gefahren,
die von eingebautem Material ausgehen, werden nach Fortsetzung, s. nächste Seite
116 1 Geneigte Dächer

tionen entsprechen, die in dem Land angewen- Folgende meist voneinander abhängige Rah-
det werden, in dem der Zement eingesetzt wird. menbedingungen sowie die Fachregeln des
1 Die einer feuchten Pappe ähnliche Rohmasse Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8]
kann praktisch in alle Formen gepresst werden, sind bei Faserzement-Wellplattendächern zu be-
so dass neben Standarderzeugnissen (Wellplat- achten:
ten, ebene Platten und Rohre) alle dazugehöri- Ɣ Dachtiefe
gen Formteile auch in Sonderanfertigungen Ɣ Dachneigung
leicht hergestellt werden können. Ɣ Plattenprofil
Der Mischung können auch Farbstoffe zugesetzt Ɣ Plattengröße
werden. Auch farbige oder farblose Oberflächen- Ɣ Pfettenabstand
beschichtungen dürfen aufgebracht werden. Ɣ Zahl der Befestigungspunkte
Als kurze Wellplatten werden Wellplatten bis ein- Ɣ Höhenüberdeckung
schließlich 900 mm Länge bezeichnet; lange Well- Ɣ Auflagerbreite
platten weisen eine Länge von > 900 mm auf. Ɣ Lochabstand vom Plattenrand

Faserzement-Wellplatten bieten infolge ihres Die Standardplatte mit 5 Wellen für Dachdeckun-
großen Formates die Möglichkeit, große Sattel- gen wird entsprechend den Hauptabmessungen
und Pultdächer (Mindestneigung 7°) insbeson- mit 177/51 gekennzeichnet („Profil 5“, von einzel-
dere in Verbindung mit Pfettenkonstruktionen nen Werken auch mit 6 Wellen als „Profil 6“ her-
gemäß Bild 1.29 und 1.30 sehr wirtschaftlich zu gestellt). Für kleinere Dachflächen, besonders
decken. aber für Wandbekleidungen, gibt es außerdem

1) Fortsetzung
Das für bauaufsichtliche Fragen bundesweit zuständige In- Innenräumen müssen die Arbeitsbereiche staubdicht
stitut für Bautechnik stellt hierzu im Jahresbericht 1989 (2) abgeschottet werden. In allen Fällen ist bei den Arbeiten
fest: „nach heutiger Auffassungen gehen von genormten Atemschutz zu tragen.
oder allgemeinen bauaufsichtlich zugelassenen Asbestze- Asbesthaltige Abfälle sind in geschlossenen Behältern
mentprodukten für Dach ein Deckungen und Fassaden- zusammen und nach besonderen Vorschriften der Länder
verkleidungen im eingebauten Zustand keine konkreten zu entsorgen.
Gesundheitsgefahren im Sinne der Landesbauordnung Alle farbigen oder beschichteten Asbestzementflächen
aus, wenn die Produkte bestimmungsgemäß hergestellt, dürfen mit drucklosem Wasserstrahl und Seifenlauge mit
gearbeitet und verwendet worden sind. Somit ist ein ge- weichen Bürsten o. Ä. gereinigt werden. Das anfallende
nerelles bauaufsichtliches Sanierungsgebot – vergleichbar Wasser ist aufzufangen und wie Abwasser zu entsorgen.
mit dem für schwach gebundene Asbestprodukte – nicht
Bei unbeschichteten, naturgrauen Asbestzementplatten
erforderlich“. (Die vorstehenden Aussagen gelten auch für
ist die dafür in der Regel erforderliche Reinigung mit me-
Asbestzement-Produkte, die in der früheren DDR gefertigt
chanischen Arbeitsgeräten, mit Hochdruck-Strahlgeräten
und verwendet wurden, da diese Erzeugnisse ebenfalls
und Kaltwasser-Druckstrahlgeräten aber auch druckloses
nach der nicht mehr gültigen Baustoffnorm DIN 274 bzw.
Abwaschen wegen der unvermeidlichen Freisetzung von
der entsprechenden TGL hergestellt worden sind.)
Asbestfasern grundsätzlich untersagt.
Bei allen Arbeiten und Veränderungen an Asbestzement-
Nach den bisherigen Erkenntnissen ist eine Sanierung für
produkten und schwach gebundenen Asbestprodukten
Bauteile innerhalb von Gebäuden dann erforderlich, wenn
sind die technischen Regeln für Gefahrenstoffe (TRGS 517
festgestellt wird, dass Asbestfasern nur noch „schwach
und 519-Asbest) der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zu
gebundenen“ sind und z. B. aus Asbestzement-Lüftungs-
beachten [2].
kanälen, asbesthaltigen Dichtungen, Brandschutzbe-
Es wird unterschieden zwischen Abbruch-, Sanierungs- und schichtungen o. Ä. freigesetzt werden.
Instandsetzungsarbeiten, d. h. für den Ausbau einzelner
Bei alterungsbedingten Erneuerungen müssen alte Asbest-
Bauteile gelten erleichterte Bedingungen.
zementbauteile wegen der vorhandenen baulichen Gege-
Bei den Asbestzementprodukten gelten unterschiedliche benheiten vielfach durch gleichgeformte neue Erzeugnisse
Vorschriften für unbeschichtet Produkte mit zement- ersetzt werden. Dabei und bei vorsichtshalber geforder-
grauer Oberfläche und beschichtete Produkte, sofern die tem Austausch sind strenge bauaufsichtliche Auflagen
Beschichtung nicht großflächig abgewittert ist. zu beachten. Die daraus resultierenden Kosten für den
Abbruch- und Sanierungsarbeiten dürfen nur von Ausbau und die Entsorgung der asbesthaltigen Bauteile
be sonders zugelassenen Unternehmen durchgeführt übersteigen in der Regel die Kosten einer Neueindeckung
werden und sind anzeigepflichtig. Für das eingesetzte mit asbestfreiem Material.
Fachpersonal und für den Schutz sind dabei besondere, im Eine neue Beschichtung von Außenbauteilen aus Asbest-
Einzelnen festgelegte sicherheitstechnische Maßnahmen zementerzeugnissen ist allenfalls als optische Oberflächen-
einzuhalten. verbesserung zu betrachten.
Asbestzement Produkte sind möglichst zerstörungsfrei
auszubauen um Faserfreisetzungen zu vermeiden. In
1.6 Dachdeckungen 117

1.197
Dünnwandige Wellplatten
a) Faserzement-Wellplatten
Profil 5 (6)
b) Faserzement-Wellplatten
Profil 8

dünnwandige Wellplatten mit der Bezeichnung Tabelle 1.198 Plattengrößen


130/30 – Profil 8 – (Bild 1.197).
Die Wellplatten sind durchgefärbt oder mit ver-
schiedenen Standard-Farbbeschichtungen liefer-
bar.
Die gängigen Plattengrößen sind Tabelle 1.198
zu entnehmen.
Für Eindeckung auf Dachlatten werden Wellplat-
ten Profil 5 auch in Längen von 625 und 800 mm
als Kurzwellplatten (auch als „Berliner Welle“ be-
zeichnet) mit werkseitiger Lochung hergestellt.
Für alle üblichen Anschlusspunkte usw. steht eine
große Zahl von Standardformteilen zur Verfügung.
Für spezielle Probleme oder besondere gestalteri-
sche Absichten ist die Anfertigung von Sonder-
formteilen bei Faserzementplatten leicht möglich.
Für Belichtungsfelder in einfachen Dächern sind
den Wellplattenprofilen entsprechende Welldraht- Tabelle 1.199 Neigungen Profil 5, 6 und 8
glas- und Wellacrylplatten im Handel. Dachtiefe Regel- MIndest-
Bogendächer können in Radien ab i. d. R. 7 m bis in m dachneigung dachneigung
15 m als bombierte1) Wellplatten als Profil 5 in in Grad in % in Grad in %
Plattenlängen von 2500 mm projektbezogen her-
gestellt werden.  10 9 16 7 12
 20 10 18 8 14
 30 12 22 10 18
 30 14 25 12 22
Eindeckung
Bei der Eindeckung ist zunächst die Deckrichtung
so festzulegen, dass die Überdeckungen der Well-
plattenlängsstöße von der Hauptwindrichtung
Die Seitenüberdeckung muss bei
abgewendet liegen.
Die Höhenüberdeckung beträgt generell 200 mm, Profil 5 und 6 177/51 mindestens 47 mm =
bei der Kurzwellplatten („Berliner Welle“) 125 mm. 1/4 Welle
Bei Neigungen < 10° sind die Fugen zu dichten. und bei Profil 8 130/30 mindestens 90 mm =
2/3 Welle
1) Als Bombierung wird allgemein eine wölbende Verfor-
mung mit Innenwölbung und Außenrundung bezeichnet. betragen (s. Bild 1.200).
118 1 Geneigte Dächer

1.201 Plattenstoß auf Stahlpfette


1 Pfette
2 Sparrenoberkante
3 Stahlhaken mit Kunststoff-Pilz-Dichtung und
Korrosionsschutzhut
d Höhenüberdeckung
D Dachneigung
1.200 Eckenschnitt von Wellplatten

Am Kreuzungspunkt von vier Wellplatten ist ein


Eckenschnitt an den sich diagonal gegenüber lie-
genden Wellenbergen erforderlich (Bild 1.200).
Standard-Wellplatten werden mit werkseitigem
Eckenschnitt geliefert. Lediglich bei Passplatten
1.202 Dichtung der Längsüberdeckung
muss er an der Baustelle vorgenommen werden.
1 selbstklebendes umgeschlagenes
Der Abstand zwischen den Eckenschnitten soll
Dichtungsprofil
5 bis 10 mm betragen.
Wellplatteneindeckungen sind am wirtschaft-
lichsten, wenn die Unterkonstruktion lediglich
aus durchlaufenden Pfetten besteht (vgl. Bild
1.29). Auf Bindern – mit möglichst weitem Ab-
stand – dienen kleine Sparrenpfetten als Träger-
lage für die Wellplatten (vgl. Bild 1.30).
Die Auflagerbreite für Wellplatten soll bei Holz-
pfetten t 60 mm und bei Stahlpfetten t 40 mm
betragen (ausgenommen bei Stahlrohrpfetten
o. Ä. mit Durchmessern t 40 mm).
1.203 Plattenstoß auf Holzpfette
Bei Befestigung der Wellplatten ist zu beachten: 1 Holzpfette (45 mm Mindestabstand zwischen
Lochmitte und Plattenrand zulässig)
Ɣ Jede Wellplatte ist in 4 Verankerungspunkten 2 Sparrenoberkante
zu befestigen. Bei Dachneigung < 35° sind 3 Holzschraube nach DIN 571 Ø = 7 mm
Wellplatten der Profile 177/51 und 130/30, die (mit Pilzdichtung und kleinem Korrosions-
auf 3 Pfetten aufliegen, an den Dachrändern im schutzhut); s. Tab. 1.199
Bereich von 2 m auf der mittleren Pfette zusätz-    D Dachneigung
lich an 2 Punkten zu befestigen.
Ɣ Wellplatten des Profils 5 (177/51) werden stets
auf dem 2. und 5. Wellenberg (Bild 1.197), die Bei sehr geringen Dachneigungen, bei beson-
des Profils 6 auf dem 2. und 6. Wellenberg und deren Beanspruchungen durch Winddruck oder
die des Profils 8 (130/30) auf dem 2. und 7. Wel- bei komplizierten Anschlüssen sind die Platten-
lenberg befestigt. Der Abstand der Befestigung stöße mit selbstklebenden Dichtungsbändern zu
vom unteren bzw. oberen Plattenrand muss sichern.
mindestens 50 mm betragen (Bild 1.201), Aus- Ebenso können die Regeldachneigungen um 2° (5°
nahme s. Bild 1.203. bei Kurzwellplatten) unterschritten werden, wenn in
1.6 Dachdeckungen 119

Tabelle 1.204 Höchstzulässige Pfettenabstände Befestigungsmittel


Als Befestigungsmittel dienen je nach Unterkon-
struktion feuerverzinkte Sechskant-Holzschrau- 1
ben Ø 7 (Einschraubtiefe > 36 mm) oder feuerver-
zinkte Hakenschrauben in verschiedenen Ausfüh-
rungen für Befestigungen auf Profilstahlpfetten.
Für Fälle, in denen mit stärkeren Bewegungen in
Unterkonstruktionen (z. B. durch Windbeanspru-
chung) zu rechnen ist, gibt es verschiedene Ge-
lenkschrauben. Durch Kunststoff-Quetschdich-
tungen sind die Befestigungspunkte gesichert,
und alle Schraubenköpfe werden mit Kunststoff-
den Höhenüberdeckungen Dichtungsschnüre ein- kappen als Korrosionsschutz abgedeckt (Bild
gelegt werden. Sie werden bei den Querstößen 1.205).
unterhalb der Befestigungsstellen in die Wellen
eingelegt. Die Längsüberdeckungen werden mit Löcher für Befestigungsschrauben müssen vor-
selbstklebenden Spezial-Dichtungsbändern ab- gebohrt werden. Die Schrauben dürfen keines-
gedichtet (Bild 1.202). falls durch die Platten geschlagen werden!
Wellplattendeckungen auf Satteldächern können Kurzwellplatten sind werkseitig vorgebohrt und
– auch mit Dichtungsbändern – wegen der erfor- werden mit so genannten Glockennägeln (mit
derlichen Abluftöffnungen an den Firsten ein- angeformten Kunststoffdichtungen) unter Be-
wandfrei sprühwasser- und flugschneesicher nur achtung besonderer Verlegevorschriften der Her-
in Verbindung mit einer zweiten Entwässerungs- steller auf die Dachlatten genagelt.
ebene (Spannbahnen, Unterdach, vgl. Abschn. Bei allen Verlegearbeiten ist darauf zu achten,
1.6.2 und 1.9.3) ausgeführt werden. Auch durch dass Wellplattenflächen nur auf Laufbohlen be-
schroffe Außentemperaturveränderungen be- treten werden dürfen, die über eine fest installier-
dingtes, von den Wellplatten nicht aufsaugbares te Leiter oder andere sichere Zugänge zu errei-
Kondenswasser, sowie rückstauendes Schmelz- chen sind.
wasser in Folge von „Eisschanzen“ im überste-
henden Taufbereich kann nur auf diese Weise Firste
abgeleitet werden. Firste werden mit Wellfirsthauben eingedeckt.
Höchstzulässige Pfettenabstände (bzw. Abstände Sie werden als einteilige Wellfirsthauben für die
der Unterstützungen der Wellplatten für selbst- wichtigsten Dachneigungen in Abstufungen von
tragende Dachkonstruktionen) s. Tabelle 1.204. 5° hergestellt. Eine Entlüftung Luft führender

1.205 Befestigungsmittel für Wellplatten


a) Holzschraube Ø 7/110
b) Gelenkschraube für Holzpfetten,
c) Spezialschraube für Stahlpfetten
d) Hakenschraube für Stahlpfetten
e) Gelenkschraube für Stahlpfetten
f) Kunststoffdichtung für Holzschrauben (Deckkappe anhängend, über Schraubenkopf gestülpt)
g) Kunststoffdichtung für Metallschrauben mit großer Deckkappe
120 1 Geneigte Dächer

1.206 Wellfirsthaube
a) einteilig; b) zweiteilig
1 Dichtungsband

1.207 Traufen-Formteile für Wellplattendächer


a) Zahnleisten
b) Traufenfußstück, dicht schließend
c) Traufenfußstück mit flachen Wellenbergen (Lüftung, vgl. e))
d) Lüftungsgitter für Traufenabschluss
e) Traufenausbildung mit angehängter Dachrinne (mit Traufenfußstück, vgl. c))
f) Traufenausbildung bei Sparrenüberstand (Belüftung durch die Gesimsschalung)
1.6 Dachdeckungen 121

Bauteilschichten ist nur mittels firstnah angeord- Dichte Abschlüsse gewähren Traufenfußstücke
neter Lüfterhauben möglich. Es dürfen sich bei und -zahnleisten (Bild 1.207a und b), wenn Zuluft-
der Verlegung an der Überdeckung außen keine öffnungen anderweitig vorgesehen werden kön- 1
klaffenden Fugen ergeben. Daher ist immer die nen (Bild 1.207f). Sonst sind Traufenlüftungsgit-
der nächsten Dachneigung entsprechende Well- ter oder -fußstücke mit flachen Wellenbergen
firsthaube zu wählen. Die gegenüberliegenden vorzuziehen (Bild 1.207c, d und e).
Dachflächen müssen mit genau auf der Gegensei- Dachrinnen können bei einfachen Dächern mit
te fluchtenden Stößen und absolut winkelgerecht geringerem gestalterischen Anspruch wie in Bild
verlegt sein. Die Längsüberdeckungen liegen in 1.207e gezeigt mit Hilfe spezieller Rinnenträger
diesem Fall auf beiden Seiten von der Wetterseite an Wellplattenüberstände angeschlossen wer-
abgewendet, d. h. auf der einen Seite „rechtsde- den. Bei Traufen mit Sparren ist die Ausführung
ckend“ und auf der anderen Seite „linksdeckend“. nach Bild 1.207f in Verbindung mit Traufenfuß-
Die Gestaltung mit einteiligen Wellfirsthauben stücken oder Traufenzahnleisten möglich wie bei
setzt also eine sehr genaue Verlegung auf genau anderen Dachdeckungen. Besteht das Tragwerk
hergestellter Unterkonstruktion voraus. jedoch lediglich aus Pfetten (vgl. Bild 1.29 und
Bei zweiteiligen Firsthauben sind die Ansprüche 1.30), können die Rinnenhalter auf der Fußpfette
an die Unterkonstruktion weniger hoch, auch befestigt werden (Bild 1.208a). Traufengesimse
können die Deckrichtungen auf gegenüberlie- können ggf. bei kleineren Dachflächen auch
genden Dachseiten wechseln. Die Muffenstöße durch Verwendung von einteiligen Traufenfuß-
liegen von der Hauptwindrichtung abgewendet stücken oder speziellen allerdings sehr auffälli-
(Bild 1.206). gen Traufenformteilen wie Wellfirsthauben gebil-
Bei der Ausführung als „Kaltdachfirst“ kann zu- det werden (1.208b).
dem die Entlüftung Luft führender Bauteilschich-
ten ohne zusätzliche Lüfterhauben sichergestellt Grate und Kehlen
werden. Eindeckungen für komplizierte Dachformen mit
Graten und Kehlen sind für Wellplatten nicht ma-
Traufen terialgerecht. So wirken die erforderlichen Grat-
Traufen von Wellplattendächern sind so zu pla- Formteile bei kleineren Dachflächen sehr klobig.
nen, dass Vögel, Marder usw. nicht unter den Wel- Insbesondere Kehlen sind nur mit recht großem
lenbergen in den Dachraum kommen können. handwerklichem Aufwand einwandfrei herzustel-

1.208 Traufen bei Tragwerken mit Pfettenkonstruktionen


a) vorgehängte Rinne mit Traufenfußstück
b) untergehängte Rinne, Gesimsbildung durch einteilige Wellfirsthaube oder Wellübergangsstück
1 einteilige Wellfirsthaube
2 Traufenzahnleiste (Bild 1.207a oder d)
3 Dachrinne mit Einlaufblech
122 1 Geneigte Dächer

1.209 Grate 1 Sparren


a) Schnitt, senkrecht zum Gratsparren 2 Wellplatte, Schräganschnitt
b) Grat, isometrische Darstellung 3 Gratkappe
c) Gratanschluss an First mit Walzbleiüberdeckung 4 Dichtung durch Mörtel auf verz. Drahtgewebe

len. Grate und Kehlen sollten daher in der Pla- Baustelle mit Walzblei-Übergängen improvisiert
nung vermieden werden. Ausführungsmöglich- werden.
keiten sind in Bild 1.209 und 1.210 gezeigt. Faserzementplatten können werkseitig nahezu
Am Anschluss zwischen Graten und First (Bild beliebig zu Sonderformteilen verarbeitet werden,
1.209c) muss meistens ebenso wie bei Anschlüs- wenn entsprechende genaue zeichnerische Fest-
sen an Dachaufbauten, Schornsteine u. Ä. an der legungen vorliegen. Die Herstellung ist jedoch

1.210 Kehlen
5 Wellplatte mit Schräganschnitt
a) Dachgraben (gefällelose Kehle) 6 Haarkalkmörtel auf verz. Drahtgewebe
b) Kehle, Mindestgefälle 17° 7 Traufenzahnleiste (Bild 1.207a oder d)
1 OK Binder 8 Zinkblechrinne auf Trennlage und
2 Pfette Laufbohlen in Hängeeisen
3 Auflagerbohlen auf Futterhölzern, 9 Sicherheitsrinne (z. B. Kunststoff-Dichtungsbahn
Pfette ausgeklinkt auf Schalung)
4 Wellplatte, gerader Abschluss 10 Zinkblech-Kehlrinne auf Trennlage
1.6 Dachdeckungen 123

Für Pultdachabschlüsse, seitliche und obere


Wandanschlüsse, Sanitärentlüftungen, Dachfens-
ter usw. steht eine große Zahl von gestalterisch 1
wenig zufrieden stellenden Sonderformteilen zur
Verfügung (Bild 1.212).

1.6.6 Schindeldeckung

Holzschindeldeckungen finden gelegentlich


noch regionale Anwendungen insbesondere in
der denkmalpflegegerechten Sanierung. Schin-
deln sind handgespaltene Brettchen aus Tannen-,
1.211 Ortgänge Kiefern-, Lärchen- oder Eichenholz. Sie werden
a) Ortgang mit Well-Ortgang-Formteilen schuppenförmig nach den Fachregeln des Deut-
1 Formteil, senkrechte Flächen mit Muffen schen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8] verlegt.
b) Ortgang mit konisch zugeschnittenen Ebenen Imprägniert haben sie eine Lebensdauer von vie-
2 Faserzementstreifen (Stöße unterlegt) len Jahrzehnten. Sie bilden eine leichte Dach-
haut. Gesägte Schindeln sind weniger dauerhaft.
Man unterscheidet Leg- und Scharschindeln.
meistens sehr aufwändig und nur bei größeren
Stückzahlen wirtschaftlich vertretbar. Legschindeln kommen praktisch nur noch im
Rahmen der Denkmalpflege in Frage. Sie sind 10
Ortgänge bis 20 cm breit, 80 bis 100 cm lang, 20 mm dick
Ortgänge von Wellplattendächern können mit und im Längsschnitt rechteckig oder schwach
häufig klobig wirkenden Formteilen (Bild 1.211a) keilförmig. Legschindeln werden auf flach ge-
oder ähnlich wie bei anderen Dachdeckungen neigten Dächern (15 bis 25°) so auf Latten aufge-
mit Ortganggesimsen oder -brettern (Bild legt, dass sie sich dreifach überdecken. Festgehal-
1.211b), Ortgangrinnen usw. ausgeführt werden. ten werden sie in der Hauptsache durch schwere

1.212 Formteile
a) Wellpulthaube 1 Firstanschlussstück mit Flugschneeabweiser
b) Wandanschluss 2 Firstkappe auf Stützschrauben
c) Belüftungshaube, in Wellplatte eingeformt
d) Lüftungsfirst (FULGURIT 400)
124 1 Geneigte Dächer

1.213
Legschindeln. Die Rundstangen sind mit
Holzpflöcken festgehalten, die lose aufge-
legten Schindeln mit Steinen beschwert.
Bei Dächern über 20° werden die Steine
durch vorgelegte Rundholzstangen, die
am Ortgang verkeilt sind, gesichert.

1.214 Schindelabmessungen
a) Spund- oder Nutschindel
b) Brettschindel
c) Rundschindel

1.215 Deckung mit Scharschindeln


1 Schalung
2 Bitumendachbahn (V13)
3 Konterlattung
4 Lattung
5 unbeh., gesägte WRC-Schindeln
(Western Red Cedar), 3-lagig, DIN 68 119

1.215), aber auch vier- und fünflagig. Die Nagellö-


cher werden vorgebohrt. Oft werden ungenutete
Langschindeln am unteren Ende mit Kupfernä-
1.216 Aufgelegter First geln sichtbar (blank) genagelt, um das Aufwerfen
zu verhindern. An der Traufe sind die einander
überdeckenden Schindeln verschieden lang.
Steine (Bild 1.213). Der First wird ähnlich wie beim
Schieferdach ausgebildet. Auf den flach geneig- Firste
ten Dächern alpenländischer Häuser werden Leg- Am First hat die der Wetterseite zugekehrte First-
schindeln heute noch verwendet. schar > 3 cm Überstand (vgl. Bild 1.186), oder es
wird ein „aufgelegter First“ ausgeführt (Bild 1.216).
Scharschindeln werden auf Lattung oder Scha-
lung genagelt. Sie haben, je nach Region, ver- Grate
schiedene Formen und Maße (Bild 1.214). Ge- Grate können ebenfalls „aufgelegt“ ausgeführt
deckt werden sie doppel- oder dreilagig (Bild werden. Aufwändiger, jedoch formal besser sind
1.6 Dachdeckungen 125

1.217 Grate
a) aufgelegter Grat
b) Schwenkgrat mit herangeführten Reihen
c) Schwenkgrat mit geraden Reihen

1.218 Kehlen
a) eingebundene Kehle, b) Schwenkkehle (mit längeren Schindeln im Kehlbereich)

Schwenkgrate mit gerade oder rund herange- 1.6.7 Bitumenschindeldeckung


führten Schindelreihen (Bild 1.217).
Bitumenschindeln (DIN EN 544) werden aus Bitu-
Kehlen menbahnen mit Glasvlies- oder Kunstfaservlies-
Kehlen werden auf untergelegter Kehlschalung einlagen gestanzt (Bild 1.219). Neben diesen
mit Kehlblechen als „eingebundene“ oder Normalschindeln werden auch verschiedene
Schwenkkehlen ausgeführt (Bild 1.218). Schablonenformen hergestellt (vgl. Bilder 1.193
126 1 Geneigte Dächer

1.219 Bitumenschindeln (Maße; Normalschindeln)


a) dreiblättrige Schindel b) vierblättrige Schindel
Befestigung: Befestigung:
< 60° 4 Nägel oder 6 Klammern < 60° 5 Nägel oder 8 Klammern
> 60° 6 Nägel oder 8 Klammern > 60° 7 Nägel oder 10 Klammern

1.220 Grateindeckung
a) fortlaufende Überdeckung bei flachen Gratwinkeln
b) aufgelegter Grat (Eindeckung mit Schablonenschindeln)

und 1.194). Die Oberflächen werden in verschie- Firste und Grate


denen Farben durch eingewalzte Bestreuungen Sofern Firste und Grate nicht fortlaufend mit Zu-
aus Schiefersplit oder anderen mineralischen schnittplatten überdeckt werden, sind sie auf
Granulaten gebildet. Mit Bitumenschindeln las- speziellen Grat- oder Firstschindeln „aufgelegt“
sen sich für Dachneigungen von 15° bis 85° auch einzudecken (Bild 1.220).
komplizierte Dachformen gut eindecken, weil Im Übrigen sind die Verlegeregeln für Standard-
sich die flexiblen Schindeln – ggf. bei entspre- Bitumenschindeln denen für Biberschwanz-
chendem Zuschnitt – Wölbungen und Krümmun- deckungen (s. Abschn. 1.6.2.2) und von Schab-
gen selbst über Kehlen und flache Grate hinweg lonenschindeln denen für Schiefer vergleichbar
gut anpassen. (s. Abschn. 1.6.4).
Bitumenschindeln werden in Doppeldeckung Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten
(vgl. Bild 1.155) auf Nut-Feder-Vollschalung in der Bitumendachflächen bilden sich unter dem Ein-
Regel auf einer Unterdeckung aus einer Lage fluss der Bewitterung Carbonsäuren, die Metalle
Glasvlies-Bitumendachbahn V13 (DIN 52 143) mit angreifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zerstö-
verzinkten Breitkopfnägeln nach den Fachregeln rung korrodieren können („Bitumenkorrosion“).
des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8] Bei einwandfreiem Bedachungsmaterial sind die-
genagelt oder mit Breitklammern geheftet. se Schäden weniger zu befürchten. Im Zweifels-
fall sollten alle erforderlichen Metalleinfassun-
gen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entweder
1.6 Dachdeckungen 127

bitumenkorrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder drusch zerdrückt den Halm) oder – in der Nähe
V2A-Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunst- von Gewässern – mit dünnhalmigem, mittellan-
stofflacke dauerhaft gegen Korrosion geschützt gem Rohr gedeckt. Diese so genannten Weichdä- 1
werden. cher bieten eine sehr gute Wärmedämmung und
sind dicht und sturmsicher, leicht, bei einfacher
Pflege dauerhaft (Lebensdauer bis 50 und mehr
1.6.8 Bitumen-Wellplattendeckung Jahre), jedoch nicht billig (importiertes Rohr,
hohe Lohnkosten, Brandversicherung). Mindest-
Für einfache Dächer stehen weiterhin die sehr dachneigung 45°. Nachteilig ist ihre Empfindlich-
leichten (nur ca. 3 kg pro/m2) und kostengünsti- keit gegenüber Feuer und Funkenflug (bauauf-
gen Bitumen-Wellplatten als Deckungsmaterial sichtlich geforderte Mindestabstände sind zu
zur Verfügung. Sie bestehen aus in Bitumen ge- beachten. Hauseingänge an Giebelseiten legen!).
tränkten, organischen Faserstoffen. Die Obersei- Abstände der Sparren (Rundholz) 1,00 bis 1,30 m.
ten der Platten können mit Kunstharzen verhärtet Abstand der Latten (Rundstangen 5 cm Ø) 25 cm
und mit Farben (schwarz, rot, braun, grün) durch- 2/
10 der Halmlänge. Dicke der Dachhaut 35 bis
tränkt oder beschichtet werden. Einer übermäßi- 40 cm. Die Eindecktechnik ist je nach Deckmate-
gen Aufheizung durch den dunkelfarbigen Werk- rial (Stroh oder Rohr) und je nach Region ver-
stoff ist durch eine gute Belüftung der darunter schieden. Für Reet-Dachdeckungen gelten die
liegenden Konstruktionen bzw. des Dachraumes Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhand-
Sorge zu tragen. werks (ZVDH) [8].
Bitumen-Wellplatten sind nach DIN 4102 der Bau- Im Allgemeinen werden die Strohbunde oder
stoffklasse B2 (normal entflammbar) zugeordnet. Rohr- (Reet-, Ried-, Reith-) Schoofe, die Rispensei-
Sie sind für Dachneigungen ab 7° bis 85° geeig- te zum First, mit 1,5 mm dickem verzinktem Draht
net. Die Hersteller geben eine Garantie von 15 in mehreren 10 cm dicken Lagen unter Zuhilfe-
Jahren. nahme einer Rundnadel auf die Latten genäht,
Die Plattenabmessungen betragen ca. 2000/2100 nachdem mit dem Klopfbrett die Wurzelenden
x 900/950 mm bei 2,6 bis 3 mm Plattenstärke. Die schuppenartig hochgeklopft worden sind. Mit
Unterstützungsabstände, i. d. R. hergestellt durch einem Messer werden am Schluss die Wurzel-
Dachlatten, betragen je nach Dachneigung 33 bis enden in der Dachebene und an den Kanten ge-
50 cm. Die Platten werden mit feuerverzinkten radegeschnitten (Bild 1.221).
Drahtstiften mit Kunststoffköpfen durch Nage-
Eine andere Deckungsart ist das Binden. Dabei
lung auf den Wellenbergen befestigt. An First,
werden die Stroh- oder Rohrlagen mit „Bandstö-
Traufe, Ortgang sowie bei Höhenüberdeckungen
cken“ auf die Lattung gepresst, danach die Band-
werden die Wellplatten auf jedem Wellenberg
stöcke an den Latten festgebunden (Bild 1.222).
genagelt. Die Seitenüberdeckung sollte eine
Welle – bei Dachneigungen d 10° und in schnee- Die Firste – beim Weichdach besonders wetterge-
und windreichen Gebieten zwei Wellen betragen. fährdet – werden auf die verschiedenste Art ge-
Die Höhenüberdeckung richtet sich nach der deckt: Mit gedrehten, dicht an dicht nebeneinan-
Dachneigung (d 10° t 20 cm, t 10° t 16 cm, t 15° dergebundenen Strohseilen, die 70 bis 80 cm
t 14 cm). Im Übrigen gelten die Fachregeln des vom First abwärts reichen, mit aufgelegten Hei-
Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8]. de- oder Rasensoden, die von kreuzweise zusam-
Die Wellplatten sind nicht direkt, sondern nur mit mengepflockten, über den First gespreizten
Gewicht verteilenden Laufbrettern begehbar. Knüppeln (Wahrhölzern) festgehalten werden,
oder mit quer über den First gebundenen Lang-
Für die Ausbildung von Firsten, Graten Kehlen strohbunden. Neuerdings werden auch vorge-
und Ortgängen stehen ähnlich wie für Faserze- formte Firsthauben aus Wellfaserzement verwen-
ment-Wellplatten besondere Formteile und Dich- det. Eine baustoffgerechte Eindeckung ist jedoch
tungsmaterialien zur Verfügung. vorzuziehen (s. auch DIN 18 338).
Die Schornsteine sind nur am First t 80 cm hoch
1.6.9 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung aus der Dachfläche zu führen. Die Deckung greift
unter das 1/2 Stein auskragende, bis mindestens
In einigen Gegenden Europas werden Gebäude 50 cm unterhalb der Deckungszone 1 Stein dicke
landwirtschaftlicher Betriebe und frei in der Land- Schornsteinmauerwerk. Ähnlich werden die An-
schaft stehende Wohnhäuser noch mit handge- schlüsse an Gauben (Fledermausgauben) durch
droschenem Winterroggenstroh (Maschinen- Überkragen der Brüstungsbohle gebildet.
128 1 Geneigte Dächer

1.221 Das genähte Dach. Das Stroh wird an der Traufe 1.222 Das gebundene Dach. Schnitt durch die Traufe.
waagerecht geklopft und abgerundet. Auf der Lattenabstand 30 cm. Flache Bandstöcke drücken
ersten Latte wird zweimal genäht. Die Entfernung die Lagen fest. Latten 4 × 6 cm unten abgerundet,
der Dachlatten beträgt 27 cm, Dicke der Dachhaut damit der Bindedraht nicht bricht.
t 28, in den Kehlen t 42 cm.

Weichdächer mit erheblich verminderter Brand- Die Verlegetechnik aller Metalldeckungen ist
gefahr werden in Form so genannter Lehmschin- weitgehend bestimmt durch die Forderung nach
deldächer hergestellt. Dazu wird das Reet mit ver- ungehinderter Bewegungsmöglichkeit für die
zinktem Draht zu 8 bis 10 cm dicken, ca. 75 cm Bleche bei Temperaturänderungen. Außerdem
breiten und 1 m langen Matten zusammenge- müssen die Bleche gegen Berührung mit korrosi-
näht, mit dünnem Lehmbrei getränkt und wie onsfördernden Chemikalien in Putz, Beton, Holz-
oben geschildert auf die Dachlatten gebunden wolle-Leichtbauplatten oder Schalungsflächen
(Lehmbedarf 5 bis 6 kg/m2). Die Lehmschindeln gesichert werden.
überdecken sich dreifach. (Lattenentfernung 30 Für Metalldeckungen verwendet man Zink-, Kup-
bis 40 cm, Sparrenentfernung 1,20 bis 1,50 m. fer-, Stahl-, Blei- und Aluminiumbleche in Form
Dachneigung = 45°.) Über den First werden lehm- von ebenen Tafeln, ebenen und profilierten Bän-
getränkte Strohseile gelegt und festgepflockt. dern sowie in profilierten Sandwichelementen.

1.6.10 Metalldeckungen Metalldeckungen in handwerklicher


Ausführung
Allgemeines
Allgemeines
Dächer oder Dachteile mit sehr geringer Neigung
(> 3°) oder mit sehr komplizierten Formen sind in Metalldeckungen sind auf der Grundlage von DIN
den meisten Fällen mit Metalldeckungen am dau- 18 339 – Klempnerarbeiten – (VOB Teil C) sowie
erhaftesten. Blei- und Kupferdeckungen zählen den Fachregeln des Deutschen Dachdecker-
zu den ältesten und beständigsten Dachde- handwerks (ZVDH) [8] und des Zentralverbandes
ckungsmaterialien, die es gibt, und ihre Lebens- Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) [59] auszuführen.
dauer auf historischen Gebäuden ist meist nur Bei Dachneigungen unter 3° (5,2%) sind die
durch die Lebensdauer der Unterkonstruktion Längsfalze zusätzlich abzudichten.
begrenzt. Metalldeckungen sind leicht, dicht und Die Mindestneigung für Metalldeckungen mit
nicht brennbar. Titanzink beträgt 3° bzw. 5,2%. Bei Dachneigun-
1.6 Dachdeckungen 129

gen bis 15° (26,8%) sind Trennlagen mit Dränage- Die gesamte Längenänderung kann somit also
funktion einzubauen. 8,5 mm betragen!
Metalldeckungen erfordern vollflächige, nagel- Sie muss durch entsprechende konstruktive Maß- 1
haftende Unterkonstruktionen, in der Regel nahmen so ausgeglichen werden, dass keine un-
24 mm dicke Holzschalungen (Spanplatten o. Ä. kontrollierten Verwerfungen oder Ausbeulungen
sind für die Unterkonstruktion nicht geeignet auftreten.
und kommen nur ausnahmsweise für kleinere Als Richtwerte für die Abstände von Dehnungs-
Flächen in Frage). Dachschalungen müssen glatt, ausgleichen (Dilatationsstücke) können ange-
eben und trocken, die Schalbretter (Sortierklasse nommen werden:
S7, besser jedoch S10) müssen mindestens Ɣ Bei eingeklebten Winkelanschlüssen,
24 mm (für Bleideckungen mindestens 20 mm) Dachrandeinfassungen, eingeklebten
dick sein und eine Breite von 140 mm haben. Bei innen liegenden Dachrinnen: 6m
gekrümmten Schalungsflächen können dünne
Sperrholztafeln zusätzlich zur Ausrundung aufge- Ɣ Bei Mauerabdeckungen;
bracht werden. Dachrandabschlüssen außerhalb
der Wasserebene; innen liegenden,
Auch moderne Holzwerkstoffe wie OSB-Platten, nicht eingeklebten Dachrinnen
Baufurniersperrholz und mineralfasergebundene
Platten kommen als Unterkonstruktion zur An- Zuschnitt größer 500 mm 8m
wendung. Ɣ Bei Scharen für Dachdeckungen und
Wandbekleidungen; innen liegenden,
Mineralisch gebundene Spanplatten (Baustoff-
nicht eingeklebten Dachrinnen
klasse A2 oder B1) können bei erhöhten Anforde-
Zuschnitt kleiner 500 mm 15 m
rungen an den Brandschutz verwendet werden,
wenn auch die Unterkonstruktionen entspre- Zuschnitt größer 500 mm 10 m
chend ausgeführt sind. Ɣ Hängedachrinnen
Befestigungsnägel sind sorgfältig zu senken. Zuschnitt bis 500 mm 15 m
Trotz aller kontroversen Diskussionen über Um-
Diese Richtwerte gelten für die gestreckte Länge;
weltverträglichkeit sind Holzschalungen nach
von Ecken oder Enden (Festpunkte) aus gemes-
DIN 68 800 gegen Insekten und Pilzbefall zu
sen sind die halben Richtwerte einzuhalten.
schützen (s. a. Abschn. 1.2.2).
Bei allen Metalldeckungen ist die temperaturab- Hinterlüftung
hängige Wärmedehnung in Länge und Breite der
Dachflächen bzw. der Bauteile zu berücksichti- Dächer mit Metalldeckungen werden in der Regel
gen. Sie ist abhängig vom Ausdehnungskoeffi- als hinterlüftete Konstruktionen ausgeführt. Be-
zienten der Materialien. Er beträgt z. B. für dingt sind jedoch auch nicht hinterlüftete Einde-
ckungen möglich.
Ɣ Zink 0,000036 K-1
Metalldeckungen ergeben konstruktiv und auch
Ɣ Zinklegierungen
unter bauphysikalischer Betrachtung sehr dichte
mit Kupfer und Titan 0,000022 K-1 Flächen. Sie müssen daher unter ganz besonde-
Ɣ Aluminium 0,000024 K-1 rer Berücksichtigung aller feuchteschutztechni-
Ɣ Beton (zum Vergleich) 0,000012 K-1 schen Problemfelder geplant und ausgeführt
werden.
Auf Dächern sind Temperaturdifferenzen von Die Hinterlüftung von Metalldeckungen ist durch
etwa –20 °C bis +80 °C möglich. Bei einer Verlege- Zustromöffnungen in Traufengesimsen (vgl. Bild
temperatur von z. B. 15 °C errechnet sich dann die 1.231) oder aufgesetzte kleine Zuluftgauben (Bild
Ausdehnung lA einer 5,00 m langen Kupferbahn 1.236) sowie durch Lüfterfirste (Bild 1.237) ausrei-
dann wie folgt: chend zu gewährleisten. Schließen Metalldach-
flächen an aufgehende Wände an, lässt sich die
lA = 5,00 × 0,000017 × (80 °C – 15 °C = 65 K) Abluftführung wie in Bild 1.237c, am besten aber
= 0,005525 m = 5,525 mm in Verbindung mit einer hinterlüfteten Fassaden-
Die Zusammenziehung lz beträgt dann: bekleidung lösen (Bild 1.238).
Wie auch bei anderen Dachdeckungen muss je-
lz = 5,00 × 0,000017 × (+ 15 °C – 20 °C = 35 K) des Eindringen von Feuchtigkeit in die Dachkon-
= 0,002975 m = 2,975 mm struktion auch während der Bauzeit, durch Sprüh-
130 1 Geneigte Dächer

wasser und Flugschnee, durch Wasserdampf- dämmung muss mindestens den gleichen Diffu-
diffusion, durch Luftaustausch über offene sionswiderstand wie die Metalleindeckung auf-
1 Fugen sowie durch Kondensatbildung infolge weisen.
von Wärmebrücken verhindert werden. Insbeson-
dere über offene Fugen kann derart viel Feuchtig- Material
keit eingetragen werden (Wärmekonvektion) Zink. Für die Herstellung von Dachdeckungen
und an kälteren Bauteilen oder in Bauteilschich- und Wandbekleidungen wird bandgewalztes Ti-
ten kondensieren, dass Schäden auch durch eine tanzink2) (eine Legierung aus Zink, Kupfer und
richtig ausgeführte Hinterlüftung nicht verhin- Titan, DIN EN 988) verwendet. Auf der zunächst
dert werden. walzblanken Oberfläche bilden sich an der Atmo-
Die einwandfreie Ausführung einer richtig di- sphäre Deckschichten aus Zinkoxid und basi-
mensionierten, vor allem aber luftdichten Dampf- schem Zinkcarbonat, die einen natürlichen Lang-
sperre mit sorgfältig gedichteten Materialstößen zeitschutz gegen Witterungseinflüsse bilden.
und dichten Anschlüssen an angrenzende oder Neben der walzblanken, glänzenden Normalaus-
durchdringende andere Bauteile ist daher bei führung kann für besondere Einsatzzwecke „vor-
Dachkonstruktionen mit Metalleindeckungen ab- bewittertes“, glanzlos stumpfes Material einge-
solute Voraussetzung (sd = μ × s > 10 m). Wärme- setzt werden.
brücken müssen in Planung und Bauausführung Nur in sehr aggressiver Industrieatmosphäre oder
ausgeschlossen werden (vgl. Abschn. 1.9.2 und in unmittelbarer Nähe von Abgasen mit hohem
17.5.7 in Teil 1 des Werkes). SO2-Gehalt bei gleichzeitiger hoher Luftfeuchtig-
Bei belüfteten Dachkonstruktionen mit Metall- keit können Beschichtungen (Anstriche) zur Erhö-
deckungen ist bei Dachneigungen von 7° bis 15° hung der Lebensdauer notwendig werden.
für den Belüftungsraum eine freie Höhe1) von Abbauprodukte des Bitumens können in Verbin-
> 8 cm erforderlich (Zuluftöffnungen im Traufen- dung mit UV-Strahlung und Feuchtigkeit aggres-
bereich > 4 cm/m). Bei Dachneigungen von mehr sive Säurekonzentrationen bilden (Bitumenkorro-
als 15° sind dafür ca. 5 cm ausreichend (Zuluftöff- sion). Wenn Bitumenbaustoffe (ausgenommen
nungen im Firstbereich > 3 cm/m). Bei flach ge- Dachabdichtungen mit ausreichender Kiesschüt-
neigten Dächern, Dächern mit Innengefälle sind tung/Begrünung) in Verbindung mit Zinkbautei-
diese Werte erheblich höher anzusetzen und in len kommen können, müssen besondere Schutz-
kritischen Fällen (Gaupen, Kehlen, Grate, Dachflä- maßnahmen getroffen werden.
chenfenster) muss sichergestellt werden, dass
Unterbrechungen des Luftstroms durch Umlen- Für Schutzanstriche haben sich Chlorkautschuk-
kungen vermieden werden. In jedem Fall muss farben bewährt, jedoch bedürfen die Flächen je
sichergestellt sein, dass der Belüftungsraum nicht nach Alterung laufender Unterhaltung.
durch Hindernisse oder auch durch aufquellende Anstriche mit Kaltbitumen können nur schwer
Wärmedämmungen eingeengt wird. Insbeson- wirklich vollflächig aufgebracht werden. Wenn
dere bei Durchdringungen mit größeren Dach- selbst geringe ungeschützte blanke Stellen auf
aufbauten, Dachflächenfenstern oder Gauben den Zinkblechen verbleiben, kann durch derartige
muss planerisch – z. B. durch zweilagige Unter- Anstriche die Korrosion eher gefördert werden.
konstruktionen – für durchgehende Lufträume Völlig ungeeignet als Korrosionsschutz sind Bitu-
gesorgt werden. men-Emulsionen wegen ihrer hohen Alkalität.
Die genannten Voraussetzungen gelten in be- Trennlagen. Gemäß DIN 18 339 sind bei Dach-
sonderem Maße für nicht hinterlüftete Konstruk- neigungen bis 15° (26,8%) Trennlagen mit Drä-
tionen. Sie sollten deshalb nur dann ausgeführt nagefunktion zur unterseitigen Wasserableitung
werden, wenn diese Bedingungen sowohl bau- (Verhinderung von Weißrostbildung) vorge-
physikalisch als auch ausführungstechnisch in schrieben. In Deutschland sind Metalle weiterhin
allen Bereichen voll erfüllt werden können. Die gegen schädigende Einflüsse angrenzender Stof-
Dampf- bzw. Windsperre unterhalb der Wärme- fe zu schützen, z. B. durch Trennschichten. Titan-
zink ist selbst unter sehr ungünstigen Einflüssen
1) Die Vorgaben des ZVSHK [59] empfehlen erheblich grö- gegen die gängigen Holzschutzmittel weitestge-
ßere Dimensionen der freien Lüftungsquerschnitte in hend unempfindlich.
Abhängigkeit von der Dachneigung (Dachneigung unter
5% (3°) t 20 cm, Dachneigung von 5% bis 36% (3° bis
20°) t 10 cm, Dachneigungen über 36% (20°) t 5 cm) bei 2) Die verbreitete Bezeichnung Rheinzink® ist ein geschützter
Lüftungswegelängen von bis zu 15 m. Markenname.
1.6 Dachdeckungen 131

Bei vollflächig aufliegenden Metalldeckungen amid- Monofilamente), die mit diffussionsoffener


aus Zinkblech ist der Einfluss von Trennlagen für Folienkaschierung zusätzlich ausgestattet sein
die Minderung von Regengeräuschen relativ ge- können. 1
ring. Lediglich mit Trennlagen aus Polyamid- In jedem Fall sollte der Einbau von Trenn-
Strukturmatten (ca. 18 mm dick, schwer ent- lagen differenziert betrachtet werden. Als Ent-
flammbar) kann der Schalldurchgang spürbar scheidungshilfe können die Tabellen 1.223 und
verhindert werden. 1.224 (Ausführung von Unterdächern, Trenn-
Neuere Untersuchungen und Erfahrungen im lagen und Dichtungsband bei belüfteten/nicht
Ausland haben ergeben, dass eine Trennlage belüfteten Konstruktionen in Abhängigkeit vom
nicht unbedingt erforderlich ist. So sind z. B. in Klima am Gebäudestandort) herangezogen
Frankreich Trennlagen seit jeher nicht üblich. Le- werden. Wenn ja, dann muss die Art der Trenn-
diglich zum Schutz der Unterkonstruktion wer- lage in Abhängigkeit vom Klima, von der Dach-
den dort armierte Folien verlegt, die entspre- neigung und von der Art der Metalldeckung
chend dem Montagefortschritt der Metallbeklei- (Leistensystem, Doppelstehfalz, Winkelstehfalz
dungen wieder abgenommen werden. usw.) sorgfältig ausgewählt werden. Insbeson-
Holzwerkstoffplatten und andere großflächige dere ist dabei zu differenzieren, ob es sich um
Unterkonstruktionen sowie Auf-Dach-Dämmsys- eine belüftete oder nicht belüftete Konstruk-
teme erfordern jedoch grundsätzlich strukturierte tion handelt. Besondere Dachformen, extreme
Trennlagen. Strukturierte Materialien sind mehr- Klimaverhältnisse, besondere Nutzungen (z. B.
lagig aufgebaut und bestehen aus dreidimensio- Schwimmbäder) usw. können zu Abweichungen
nal strukturierten, kompressiblen Gelegen (Poly- führen.

Tabelle 1.223 Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in
Abhängigkeit vom Klima und Gebäudestandort [46]
132 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.224 Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und Dichtungsband bei nicht belüfteten Konstruktionen in
Abhängigkeit vom Klima und Gebäudestandort [46]

In sehr regen- oder schneereichen Gebieten sind Außerdem werden vorgefertigte Profilstreifen
grundsätzlich strukturierte Trennlagen erforder- in Mindestdicken von 0,65 mm für Traufstrei-
lich; dabei soll die Höhe von Stehfalzen auf mind. fen, Kehlen, Kappleisten, Abdeckungen usw. ge-
35 mm angehoben werden. liefert.
Bei hochwertigen Zinkbahnen ist die Gefahr der Die Zinkbleche müssen nach DIN EN 988 gekenn-
„Kontaktkorrosion“ durch Berührung mit Bautei- zeichnet sein.
len aus Aluminium, Blei, verzinktem Stahl und
nichtrostendem Stahl durch elektrochemische Kupfer (DIN EN 504 bzw. DIN EN 506, DIN EN 1172
Prozesse geringer als bisher meistens angenom- und DIN EN 1652) ist noch immer das dauerhaf-
men, so dass der Zusammenbau mit diesen Mate- teste, aber auch teuerste Deckmaterial. Auf der
rialien problemlos ist. Kupferdeckung schlägt sich allmählich eine
Bauteile aus Titanzink sollen jedoch niemals in schützende, zunächst dunkelbraune und dann
Verbindung mit Bauteilen aus Kupfer oder Stahl meist grüne Oxydschicht (Patina1)) nieder, die
verlegt werden, insbesondere wenn von Kupfer-
oder Stahlteilen abfließendes Wasser auf Titan- 1) Kupferpatina sind Kupferhydroxid-Gemische oder Salze
Zinkflächen gelangen kann. anderer organischer Säuren (basische Kupferverbindun-
Titan-Zinkbleche werden in Blechdicken von gen) und bilden sich auf Kupferdächern, die der Witte-
0,65 bis 1,0 mm (auf Anfrage 1,5 mm) hergestellt. rung ausgesetzt sind (Korrosion). Entgegen landläufiger
Meinung ist diese meist grünliche Schicht jedoch kein
Die Fertigung erfolgt in Bändern (Coils) mit maxi- Grünspan (Kupferacetat). Kupferpatina kann auch künstlich
mal 1000 mm Breite sowie in Tafeln von 1000 × hergestellt werden (Patinieren, grün vorpatiniertes oder
2000 mm und 1000 × 3000 mm. brau voroxidiertes Kupferblech)
1.6 Dachdeckungen 133

den Dächern mit zunehmendem Alter ihr beson- 1500/3000 sowie bei verschiedenen Breiten in
deres Aussehen verleiht. Längen bis 6000 mm) oder in Bändern von 600,
Bei der Verwendung von Kupfer auf senkrechten 800 und 1000 mm Breite geliefert. Für Dacharbei- 1
Wandflächen und geneigten Dachflächen entste- ten in handwerklicher Ausführung kommen
hen aufgrund unterschiedlicher Witterungssein- hauptsächlich Dicken von 0,7 und 0,8 mm in
flüsse Unterschiede bei der Farbigkeit der Ober- Frage.
flächen. Walzblankes Aluminium bildet bei Bewitterung
Bei Eindeckungen mit Kupfer kann es insbeson- eine oberflächenschützende natürliche Korro-
dere in der Anfangsphase des Oxydationsprozes- sionsschicht. Sie bleibt unter dem Einfluss starker
ses durch Auswaschungen zu grünen Verfärbun- Luftverschmutzung jedoch nicht auf Dauer be-
gen an benachbarten Bauteilen kommen, die ständig. Einen verbesserten Oberflächenschutz
kaum beseitigt werden können. Durch sorgfälti- bietet die Eloxierung, doch werden heute auch
ge Planung muss daher sichergestellt werden, farblich beschichtete oder einbrennlackierte Alu-
dass Niederschlagswasser nicht unkontrolliert miniumbleche verwendet.
ablaufen kann.
Nichtrostender Stahl. Für hochwertige oder
Kupfertafeln oder -bahnen werden auch mit ver- durch eine aggressive, schadstoffbelastete Atmo-
zinnter Oberfläche geliefert, wenn die Oxydie- sphäre stark beanspruchte Eindeckungen wer-
rung und Grünverfärbung der Oberflächen aus- den zunehmend Bleche aus nichtrostendem
geschlossen bleiben soll, jedoch die hohe Korro- Stahl, DIN EN 10 088-2, verwendet. Das Material
sionsbeständigkeit von Kupfer als erforderlich wird in 0,4 mm dicken Blechen in Coils von
erachtet wird. 625 mm (auch 1250 mm) Breite mit blanker oder
Kupferblech muss mindestens 99% reines Kupfer mattierter Oberfläche geliefert. Es bedarf im
enthalten und sich falzen lassen, ohne Sprünge Allgemeinen keines besonderen Oberflächen-
und Risse zu bekommen. Es muss eine glatte, von schutzes.
Poren, Zunder und Asche vollkommen freie Ober- Die Verlegung erfolgt wie bei anderen Metall-
fläche haben. deckungen in Bahnen (Scharen), die mit Hilfe
Kupfer ist auch in Verbindung mit Feuchtigkeit spezieller Rollnaht-Schweißmaschinen absolut
unempfindlich gegen Holzinhaltsstoffe oder Im- wasserdicht verbunden werden können. Damit
prägnierungen. Deshalb kann auf Trennlagen können Deckflächen aller Art auch für Sanie-
zum Schutz der Kupferdeckung verzichtet wer- rungsaufgaben und sogar für gefällelose Dächer
den, wenn nicht andere Gründe für den Einsatz hergestellt werden.
einer Trennschicht sprechen (vorläufige Dach-
dichtung bis zur Fertigstellung der Deckung). Verzinkter Stahl. Bleche aus verzinktem Stahl
kommen für handwerklich ausgeführte Metall-
Aluminium. Aluminiumbleche (DIN 17 611 und deckungen weniger in Frage, weil bei der Bear-
DIN EN 485) werden in verschiedenen Legierun- beitung die korrosionsschützende Zinkschicht
gen in ebenen Tafeln (1000/2000, 1250/2500, fast zwangsläufig beschädigt wird.

1.225a 1.225b

1.225 Ausführung von Bleideckungen


a) Holzwulst
b) Hohlwulst
134 1 Geneigte Dächer

1.226 Ausführungsarten von Zink- und Kupfereindeckungen


a) Doppelstehfalzdeckung
b) Winkelstehfalz
c) Leistendeckung

Blei (DIN 17 640-1 und DIN 59 610) sollte auf-


grund seiner hohen Toxizität nur in Ausnahmefäl-
len verwendet werden. Vollständige Bleideckun-
gen werden außer in der Denkmalpflege wegen
der hohen Kosten selten ausgeführt. Sie eignen
sich wegen der leichten Verformbarkeit von
Walzbleitafeln oder -bändern aber ganz beson-
ders für komplizierte oder mehrfach gekrümmte
1.227 Hafte Dachflächen wie z. B. von Kuppeln u. Ä. Blei wird
daher auch für schwierige Anschlussstellen ande-
rer Deckungen verwendet.

Tabelle 1.228 Breite und Länge der Scharen, Mindestbanddicke sowie Anzahl und Abstand der Hafte
über 20 m
Gebäudehöhe bis 8 m über 8 m bis 20 m
bis 100 m
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
1 Scharenbreite 1) in mm 520 590 620 720 920 520 590 620 720 520 590 620
2 Werkstoff Scharenlänge m Mindestbanddicke
3 Aluminium 10 0,7 0,7 0,8 0,8 –2) 0,7 0,7 0,8 –2) 0,7 0,7 –2)
4 Kupfer 10 0,6 0,6 0,6 0,7 –2) 0,6 0,6 0,6 –2) 0,6 0,6 –2)
5 Titanzink 10 0,7 0,7 0,7 0,8 –2) 0,7 0,7 0,7 –2) 0,7 0,7 –2)
feuerverzinkter
6 14 0,6 0,6 0,6 0,6 0,7 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6
Stahl
nichtrostender
7 14 0,4 0,5 0,5 –2) –2) 0,4 0,5 0,5 –2) 0,4 0,5 –2)
Stahl
8 Dachbereich Hafte: Anzahl und Abstand untereinander3)
mm 500 500 400 400 280 500 500 400 400 500 500 400
9 Mitte
Stck/m2 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 3,9 4,0
mm 500 500 400 400 280 350 350 300 300 250 200 200
10 Rand
Stck/m2 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 5,5 5,5 5,4 5,4 7,7 8,5 8,5
mm 300 300 250 250 150 200 200 150 150 150 150 150
11 Eck
Stck/m2 6,4 6,4 6,4 6,4 7,2 9,6 9,6 10,0 10,0 12,8 12,8 12,8
1) Die Scharenbreiten errechnen sich aus den Band- bzw. Blechbreiten von 600 mm, 670 mm, 700 mm, 800 mm und
1000 mm abzgl. |80 mm bei Falzdächern. Bei Einsatz einer Profiliermaschine ergeben sich |10 mm breitere Scharen.
Für Leistendächer ergibt sich eine geringere Scharenbreite in Abhängigkeit vom Leistenquerschnitt.
2) Unzulässig.
3) Der angegebene Haftabstand in mm ist als Mittelwert über einen Bereich von 3 m einzuhalten.
1.6 Dachdeckungen 135

Deckblei muss mindestens 2 mm dick sein. Es Doppelstehfalzdeckung


wird in Rollen von 1,00 m Breite und bis zu 10 m Bei dieser Deckungsart werden die einzelnen bis
Länge geliefert (DIN 59 610). Die erforderliche ca. 60 cm breiten (Achsmaß) Metallbahnen durch 1
Vollschalung muss mindestens 30 mm dick sein. Fest- oder Schiebehaften (Bild 1.227) gehalten.
Für Bleideckungen sind spezielle Hohlwulst- und Jeder Hafter wird mit 3 Breitkopfstiften auf der
Holzwulstdeckung (diese besonders für flach ge- Dachfläche befestigt.
neigte, begehbare Dächer) üblich (Bild 1.225).
Die Anzahl und der Abstand der Hafte ist abhän-
Verarbeitung gig von der Windbelastung der Eindeckung, d. h.
Metalldeckungen werden aus senkrecht zur Trau- der Einbauhöhe über Gelände (Gebäudehöhe),
fe verlegten Blechbahnen oder -tafeln („Schare“) dem Einbaubereich (Normalbereich bzw. Dach-
gebildet. Die Art der Längsstoßausbildung kenn- randbereich) und der Scharenbreite (Tab. 1.228).
zeichnet die Ausführungsarten. Metalldeckungen Die Hafter werden von Hand, mit der Falzzange
aus Zink- oder Kupferbahnen werden als Doppel- oder – bei großen Dachflächen – maschinell beim
stehfalzdeckung bei Dachdeckungen > 25° auch Verfalzen mit eingearbeitet (Bild 1.229).
als Winkelstehfalzdeckung oder als Leistende- Bei der maschinellen Deckung arbeitet man von
ckung ausgeführt (Bild 1.226). der Rolle und kann somit Deckbahnen großer

1.229 Doppelstehfalzdeckung [46]

1.230 Querfalze in Metalldeckungen (Stehfalze nicht eingezeichnet)


a) einfacher Querfalz, Dachneigung = 47% (25°)
b) einfacher Querfalz mit Zusatzfalz, Dachneigung = 18% (10°)
c) doppelter Querfalz, anwendbar bei Dachdurchbrüchen oder kleineren Dachflächen in Tafeldeckung = 13% (7°)
d) Schiebestoß gemäß Schnittskizze b)
e) Gefällestufe, Dachneigung = 5% (3°)
1 Normalhafter 4 umgelegter Doppelstehfalz
2 Wasserfalz 5 von oben kommendes Blechband
3 aufgenieteter Zusatzhaftstreifen
136 1 Geneigte Dächer

1.232 Abknickungen in Doppelstehfalzdeckungen [46]


a) Arbeitsablauf Quetschfalz
b) umgelegter Doppelstehfalz

oder mit umgelegtem Doppelstehfalz (Bild


1.232b) gebildet.

Winkelstehfalzdeckung
Der Winkelstehfalz ist eine Sonderform des
Doppelstehfalzes (Bild 1.226b). Hierbei wird der
Falzvorgang nicht um 180° sondern um 90° aus-
1.231 Traufenanschlüsse [46] geführt. Hierdurch entstehen eine breitere
1 Traufenstreifen („Vorstoß“) Ansichtsfläche des Falzes und eine stärker struk-
2 Doppelstehfalz turierte Dachfläche. Aufgrund des jedoch nicht
3 Falzlasche umgeschlagen
4 Zuluftschlitze mit Insektengitter
ganz geschlossenen Falzes ist diese Ausführung
nur für Dachneigungen von über 47% (25°), in
schneereichen Gebieten 70% (35°) und für
Länge ohne Querstöße aufbringen. Wegen der Außenwandbekleidung geeignet.
Wärmedehnung müssen jedoch mindestens alle
10 m Schiebestöße in den Scharen ausgebildet Wandanschlüsse und Anschlüsse an Dachdurch-
werden. Bei geringen Dachneigungen sollen die dringungen wie z. B. an Schornsteine sind bei
Scharen jedoch nur 5 m Länge haben. Die waage- Dachneigungen von d 5° mindestens 15 cm und
rechten Stöße werden bei Dächern mit Neigun- bei Dachneigungen t 5° mindestens 10 cm hoch-
gen > 7° mit liegenden einfachen oder doppelten zuführen. Sie werden am besten dadurch gebil-
Falzen ausgebildet (Bild 1.230a bis d). Bei flachen det, dass die Eindeckung hinter Bekleidungen
Dächern (3 bis 7°) müssen Gefällestufen gebildet oder unter Hinterschneidungen hochgeführt wer-
werden (Bild 1.230e). den (vgl. Abschn. 1.8.1).
An der Traufe werden die Schare um gerade oder Anschlüsse mit Kappleisten (vgl. Bild 1.233a
profilierte Vorstoß- bzw. Traufstreifen gefalzt und c) sollten möglichst vermieden werden. Zu
(Bild 1.231). bedenken ist, dass Fugendichtungsmassen nicht
Abknickungen für Aufkantungen in den Dachflä- auf lange Zeit alterungsbeständig sind (War-
chen werden durch Quetschfalz (Bild 1.232a) tungsfugen s. a. Abschn. 1.6.2). Nicht allein da-
1.6 Dachdeckungen 137

1.233 Wandanschluss
a) Kappleiste abgetreppt in Mauerfuge eingelassen, Sicherung durch verzinkte Mauerhaken, zusätzliche
Abdichtung mit Dichtungsmasse (bedenkliche Ausführung: Kappleiste in eingeschnittene Fuge eingelassen)
b) vorgefertigtes Putzanschlussprofil, Kappleiste nachträglich aufgeschraubt
c) Profil-Kappleiste mit Quetschdichtung und dauerelastischer Abdichtung (auf Stahlbeton oder Sichtmauerwerk)
d) einbetonierte Profilschiene; Kappleiste eingeschoben, mit Kunststoff-Klemmprofil gehalten

1.234a 1.234b
1.234 Wandanschluss mit Dehnungsausgleich
a) handwerklich hergestellter Dehnungsausgleich (Schiebekasten)
b) RHEINZINK-Kopf-Dehnungsausgleicher für Wandanschluss

sichere Anschlüsse an Betonbauteile gewährleis-


ten (Bild 1.233d).
Bei langen Wandanschlüssen muss der Deh-
nungsausgleich berücksichtigt werden. Hand-
werkliche Ausführung mit „Schiebekasten“ (Bild
1.234a) erfordern sehr sorgfältige, aufwändige
Arbeitsgänge. Vorgefertigte Dehnungsausglei-
1.235 Ortgangabschluss cher sind hier vielfach eine rationelle Alternative
(Bild 1.234b).
durch kommt es bei Kappleisten-Anschlüssen
insbesondere bei starker Schlagregenbeanspru- Ortgang. Eine übliche Ortgangausbildung zeigt
chung oft zur Hinterwanderung durch Nieder- Bild 1.235.
schlagswasser. Anschlüsse an aufgehende ge-
putzte Flächen können mit Hilfe von Putzschluss- First. Wird die Dachentlüftung nicht über einen
profilen ausgeführt werden (Bild 1.233b). Die „Lüfterfirst“ (Bild 1.237a) vorgesehen, sind Lüfter-
Verwendung von Spezial-Einbauprofilen ist zwar gauben je Schare unvermeidlich. Der Firstfalz
aufwendig bei den Schalungsarbeiten, kann aber wird dann ca. 40 mm hochgeführt.
138 1 Geneigte Dächer

1.236 Lüftungsgauben

1.237 Firstentlüftung [46] 1.238


a) Firstentlüftung für Satteldächer (mit Flugschneesicherung) Fassadenknickpunkt
b) Pultdachfirst mit Abluftschlitz mit Falzunterbrechung
c) Pultdachanschluss mit Entlüftung an aufgehender Wand [46]
(empfehlenswerte Ausführung: s. Bild 1.233a)

Gekrümmte Formen. Für Sonderformen können Querschnitte für die aufsteigenden Luftströme
Stehfalzeindeckungen auch mit gekrümmten der Hinterlüftung sicherzustellen. Bei kleineren
(bombierten, s. Abschn. 1.6.5) Scharen ausgeführt Flächen kann dabei eine entsprechend gestalte-
werden, die in diesen Fällen meistens bereits te mehrlagige Unterkonstruktion ausreichen,
werkseitig vorbereitet werden. und die Grate können mit Doppelwinkelfalz ein-
gedeckt werden (Bild 1.239a). Bei großen Dach-
Grate und Kehlen. Die Ausführung von Graten flächen kann die einwandfreie Entlüftung nur
und Kehlen hängt ab von der Größe und Nei- durch Grate mit Abluftschlitzen ähnlich wie bei
gung der angrenzenden Dachflächen. Bei der Firstentlüftungen gewährleistet werden (vgl.
Planung der Grate sind zunächst ausreichende Bild 1.237a).
1.6 Dachdeckungen 139

1.239 Grate und Kehlen


a) Gratausführung mit Doppelwinkelfalz
b) Kehlenanschlüsse mit einfachen Einhangfalzen
c) Kehlrinne

Kehlen mit einfachem Einhangfalz (Bild 1.239b) wie z. B. durch Auflagerung der Unterschalung
können bei steilen Neigungen ausreichen. Wenn mit Konterlattung oder auf doppelter Pfettenlage
größere Niederschlagmengen von großen Dach- sowie ggf. durch Ausschnitte an den Anschlüssen
flächen abgeführt werden müssen und bei gerin- zwischen Schiftersparren und Kehlsparren.
gen Neigungen, ist die Ausführung von Kehlgrä-
ben erforderlich (Bild 1.239c). Bei ihnen ist die Leistendeckung
Kombination mit Zuluftöffnungen nicht ratsam,
denn bei Verunreinigungen der Kehlgräben z. B. Leistendeckungen haben gegenüber den Steh-
durch Laub oder bei Vereisung von Schnee könn- falzdeckungen den Vorzug, dass sich die einzel-
te leicht durch Rückstau Wasser in die Dachkons- nen Blechbänder („Schare“), die durch Holzleisten
truktion eindringen. In jedem Fall ist die sichere getrennt sind, gänzlich unabhängig voneinander
Entwässerung von Kehlrinnen planerisch durch dehnen und zusammenziehen können.
entsprechende Dachrandgestaltung zu gewähr- Die Aufkantungen der Deckschare grenzen so an
leisten. die Deckleisten (mind. 40/40 mm) an, dass der
Bei großen Dachflächen können im Kehlenbe- Dehnungsausgleich in der Querrichtung prob-
reich Zustromöffnungen zur Hinterlüftung erfor- lemlos möglich ist. Die Stoßstelle wird durch die
derlich werden. Sie werden am besten durch Lüf- Deckkappen überbrückt. Unterschieden wird
tergauben gebildet (Bild 1.236). Die ausreichende Ɣ „Deutsche“ Leistendeckung als Regelausfüh-
Hinterlüftung muss auch in der Unterkonstruk- rung (Bild 1.240a) und
tion durch geeignete Maßnahmen gesichert sein Ɣ „Belgische“ Leistendeckung (Bild 1.240b).

1.240 Leistendeckung
a) „Deutsche“ Leistendeckung, b) „Belgische“ Leistendeckung
140 1 Geneigte Dächer

1.241
Sicherung der Schare gegen Abrutschen [46]
a) „Deutsche“ Leistendeckung
1.241a 1.241b b) „Belgische“ Leistendeckung

1.242 Traufenausbildung [46]

1.243 Ortgangausbildung
a) „Deutsche“ Deckung
b) „Belgische“ Deckung

Zu beachten ist, dass die „Belgische“ Leistende- Die Ausführung von Traufenkanten und Ort-
ckung wegen der hier fehlenden Verfalzung an gängen zeigen die Bilder 1.242 und 1.243. Firste,
den Leisten zwar einfacher herzustellen ist, je- Grate und Kehlen und insbesondere die erforder-
doch nicht schlagregen- und rückstausicher ist, lichen Hinterlüftungen sind wie bei Stehfalz-
wenn die Dachneigung geringer als 25° ist. deckungen auszuführen.
Bei beiden Deckarten werden die Schare durch
Hafte gehalten, müssen aber insbesondere bei Metalldachdeckungen mit
steilen Dächern gegen Abrutschen gesichert wer- vorgefertigten Elementen
den (Bild 1.241).
Aus gestalterischen Gründen können Leistende- Profilbleche aus verzinktem oder/und beschich-
ckungen mit Doppelstehfalzdeckungen kombi- tetem Stahlblech oder aus beschichtetem Alumi-
niert werden, so dass in den Dachflächen z. B. jede nium in verschiedenen Formen und mit Blechdi-
2. Stoßstelle in der jeweils anderen Deckart aus- cken von 0,35 bis 1,00 mm können für Eindeckun-
geführt wird. gen größerer Dachflächen von Hallen und
1.6 Dachdeckungen 141

1.244 Aluminium-Blechprofile

1.245a 1.245b
1.245 Formteile für Wellplatten aus Metall (Beispiele)
a) Firsthaube, b) Zahnblech-Anschlussstück

1.246a 1.246b
1.246 Profilblechkassetten 1 Profilblechkassette
a) Schematische Darstellung 2 Ankerclip (Gleitbügel)
b) Detail Längsverfalzung 3 Pfette

ähnlichen Bauwerken verwendet werden (Bild Profilblechkassetten aus verzinktem Stahlblech


1.244). Profilbleche können je nach Abstand, oder aus beschichtetem Aluminium werden in
Werkstoffdicken, Biegefestigkeit des Metalls, großen Längen hergestellt, so dass eine quer-
Form und Höhe des Profils auch als „selbst tragen- stoßfreie Verlegung möglich ist. Je nach Profilart
de Metalldecke“ ausgeführt werden. Sie werden und statischem System (1- oder 3- Feldverlegung)
mit Holz- bzw. Blechtreib- oder -bohrschrauben können Pfettenabstände bis ca. 3,00 m über-
mit Dichtungen direkt auf den tragenden Unter- brückt werden. Derartige Elemente haben je nach
konstruktionen befestigt. Für Firste, Wandan- Hersteller verschiedene Verfalzungsformen. Sie
schlüsse usw. stehen Formteile zur Verfügung werden auf Halteprofile aufgeklemmt bzw. inein-
(Bild 1.245). andergehängt (Bild 1.246). Für die Eindeckung
142 1 Geneigte Dächer

der Traufe über einen ca. 3,00 m breiten Streifen


eine wasserdichte, dampfdurchlässige Konden-
1 satschutzbahn mit einem sd-Wert von d 1,00 m
liegen. Es sind Bahnen auf dem Markt, die einen
sd-Wert von d 10 cm haben. Diese Bahnen lassen
von unten Wasserdampf durch, leiten die von der
Traufe eingedrungene und unter der Oberschale
kondensierte, abtropfende Feuchte ab und
schützen die Dämmung vor Flugschnee.
In jedem Fall ist neben einer vollflächigen Schutz-
bahn über der Dämmung eine Be- und Entlüf-
tungsebene zu empfehlen. Diese Ebene sollte in
der Lage sein, eingedrungenes Sprühwasser und
Flugschnee schadlos zu verdampfen oder abzu-
leiten. Auch die sorgfältigste Montage kann
schon allein aufgrund der Befestigung der Dis-
tanzkonstruktionen o. a. Unachtsamkeiten zu Un-
dichtigkeiten in der Dampf- oder Luftsperre füh-
ren, die dann besonders bei kritischem Klima er-
hebliche Bauschäden verursachen können.
Für Firste, Traufen, Ortgänge usw. werden zu den
Profilkassetten passende Formteile und Zahnleis-
1.247 Profilblechkassetten auf Schalung und ten geliefert (vgl. Bild 1.248c und d). Profilkasset-
Dampfsperre, befestigt mit Ankerclips ten können für Sonderformen von Dächern werk-
seitig auch gekrümmt hergestellt werden.

von Firsten, Pultdachabschlüssen usw. werden


alle erforderlichen Formteile hergestellt.
1.6.11 Dachpappedeckungen1)
Wärmegedämmte Dachflächen können mit Pro- Dachpappedeckungen sind nicht zu verwechseln
filkassetten in Verbindung mit Mineralwolleplat- mit Dachabdichtungen, die ebenfalls auf Holzscha-
ten eingedeckt werden. Sie werden bei hallen- lungen ausgeführt werden können. Sie kommen in
artigen Bauwerken mit Pfettentragwerken auf Frage für leichte, mit Holz geschalte, geneigte
Trapezprofile aufgelegt oder in tragende Profil- Dachflächen. Dachpappedeckungen erfordern je-
kassetten eingelegt. Dabei ist zur Vermeidung doch einen recht hohen Arbeitsaufwand bei der
von Wärmebrücken eine zweilagige Verlegung Herstellung und bei der Unterhaltung und sind da-
der Wärmedämmung zu bevorzugen. her heute weitgehend durch andere Konstruktio-
Die Profilkassetten der Dachdeckung werden in nen (z. B. Wellplatten u. Ä.) verdrängt worden.
die Befestigungsclips von durchlaufenden Halte- Verwendete Materialien:
profilen eingehängt (Bild 1.247). Die Halteprofile Ɣ Bitumen-Dachbahnen (DIN 52 128) 500 g/m2
verlaufen in der Regel quer zur Spannrichtung oder 333 g/m2.
der Unterkonstruktionen (Bild 1.248a). Wenn eine
Ɣ Glasvlies- Bitumen -Dachbahnen (DIN 13 707) – V13.
Verlegung parallel zur Spannrichtung der tragen-
den Profilbleche nötig ist, werden Halteprofile Benötigt werden ferner:
verwendet, die für die Montage im Winkel von 45° Ɣ Voranstrichmittel (kalt, vor punktförmiger oder
vorgerichtet sind (Bild 1.248b und c). vollflächiger Aufklebung der Dachhaut auf Be-
Die erforderliche raumseitige Dampfsperre kann ton anzuwenden)
bei Konstruktionen mit tragenden Profilkassetten Ɣ Bitumen-Klebemassen (für Kalt- bzw. Warm-
mit Hilfe von alukaschierten Bitumenbändern er- anstrich), z. B. geblasenes Bitumen 85/25
reicht werden. Bei Unterkonstruktionen aus Tra- Ɣ Bitumen-Anstrichmasse (auch farbig)
pezprofilen ist in der Regel eine durchlaufende
Ɣ Deckaufstrichmittel kalt bzw. heiß zu verarbeiten.
Dampfsperre aus Bitumen- oder Kunststoffbah-
nen erforderlich (Bild 1.247). 1) Die Bezeichnung „Dachpappe“ ist ersetzt durch die Be-
Wenn zwischen Dachdeckung und Dämmung ein nennung „Dachbahn“, findet sich aber immer noch im
Luftraum besteht, sollte mindestens im Bereich Sprachgebrauch.
1.6 Dachdeckungen 143

1.248a 1.248c

1.248b 1.248d

1.248 a) Deckung mit Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile
verlaufen in gleicher Richtung
b) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile verlaufen quer
zueinander: Halteprofile unter 45° verlegt
c) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Trapezblechen, Halteprofile unter 45° verlegt
d) Detail Firstausbildung
1 Profilblechkassette 6 Dampfsperre
2 Trapezblech 7 Firstprofil
3 Wärmedämmung 8 Unterbauprofil
4 Halteprofil 9 Zahnleiste
5 Dichtungsband 10 Falz-Umschlag
144 1 Geneigte Dächer

Allgemein gelten DIN 18 338 (VOB, Teil C) und fol- heißflüssiger Deckaufstrich aufgebracht. Als
gende Regeln: erste Lage ist eine einseitig grobbestreute
1 1. Die Mindestdachneigung nicht vollflächig auf- Dachbahn zu verwenden und mit der grobbe-
geklebter Dächer ist 5°. (Unter 5° geneigte streuten Seite nach unten zu verlegen, um ein
Flächen werden nicht gedeckt, sondern abge- Festkleben der ersten Lage auf der Schalung
dichtet, s. Abschn. 2) zu verhindern.
Bei Dachneigungen über 30° müssen für voll- 6. Klebe- und Deckaufstriche müssen überall satt
flächig aufgeklebte Dächer Klebemassen mit die Fläche bedecken. Loses Bestreuungsma-
hohem Erweichungspunkt verwendet wer- terial muss dort, wo geklebt wird, sauber ent-
den. Für nicht vollflächig aufgeklebte Dächer fernt werden.
ist die Dachneigung nach oben unbegrenzt. 7. Bei Verlegen mehrlagiger Deckungen mit ver-
2. Deckungen sind mindestens zweilagig auszu- schieden schweren Rohfilzpappeeinlagen
führen. wird in der Regel die Dachpappe mit der leich-
testen Rohfilzpappeeinlage als untere Lage
3. Die Überdeckung der Bahnen jeder Lage an verarbeitet.
den Nähten und Stößen muss versetzt ange-
8. Schutz von Sonnenbestrahlung der Dächer
ordnet werden und beträgt = 8 cm. Die Lagen
und damit höhere Lebensdauer bietet die Be-
sind versetzt bei zweilagiger Deckung 50 cm,
kiesung. Bei Dachneigungen bis zu 10° kann
dreilagiger Deckung 331/3 cm, vierlagiger De-
Perlkies (Ø 3 bis 5 mm) in Warm- oder Kalt-Kle-
ckung 25 cm.
beaufstriche, dicht und gleichmäßig deckend,
4. Holzschalung unter Pappdächern muss ge- auf die Dachflächen aufgewalzt werden. Bei
sund, trocken, trittfest, fugendicht und ohne steilen Dächern empfiehlt sich die Verwen-
vorstehende Fugenkanten sein. Gespundete dung von fabrikfertigen naturschieferplätt-
Schalung (mit Nut- und Spundverbindung) ist chen- oder granulatbestreuten Dachbahnen.
vorzuziehen. Kehlen sind durch Dreikantleis-
9. Auf der fertig gedeckten Dachfläche dürfen
ten auszufüllen.
keine schweren Lasten transportiert oder ge-
Betondielen müssen nach dem Verlegen eine lagert werden.
ebene Oberfläche ohne scharfe Kanten bil-
den, unterschiedliche Plattendicken sind mit In Bild 1.249 ist die Ausführung von Detailpunk-
Mörtel auszugleichen. Die Fugen zwischen ten schematisch dargestellt.
den Dielen müssen voll vermörtelt sein. Schwach geneigte oder flache Dächer brauchen
5. Die Nagelung der Bahnen muss folgenderma- 15 bis 20 Jahre lang keine besondere Pflege,
ßen vorgenommen werden: wenn sie als so genanntes Kiespressdach ausge-
Bei Deckung parallel zur Traufe (Dachneigung führt werden (d. h. mit dünner, aber dichtliegen-
< 8°) wird die erste Lage der Dachbahnen am der reiner Perlkiesschicht auf sattdeckend aufge-
oberen Rand nur geheftet, am unteren Rand brachter bituminöser Kieseinbettmasse).
mit Nagelabständen von 15 cm genagelt. Die Im Übrigen sind die Dächer je nach Lage und Be-
weiteren Lagen werden vollflächig geklebt anspruchung nach etwa 5 Jahren mit Anstrichen
und am oberen Rand alle 25 cm genagelt. auf Bitumenbasis nachzubehandeln.
Bei Deckung senkrecht zur Traufe (Dachnei-
gung > 8°) wird die erste Lage am oberen
Rand durch versetzte Nagelung mit etwa 1.6.12 Geneigte Dächer mit Begrünung
50 mm Nagelabstand gegen Abgleiten ge-
sichert. Begrünungen werden vor allem aus ökologi-
schen und aus gestalterischen Gründen auch bei
Die weiteren Lagen werden vollflächig ge-
geneigten Dächern ausgeführt. Mit einem inten-
klebt und am oberen Rand alle 10 cm, an der
siven Begrünungsaufbau gelten sie im Allgemei-
überdeckten Längskante alle 30 cm genagelt.
nen bauaufsichtlich zwar als „harte Bedachung“
Die Nagelabstände an Traufen und Giebelkan- im Sinne des Brandschutzes, doch müssen die
ten betragen in jedem Falle 4 cm. teilweise unterschiedlichen Vorschriften der je-
Beim Verlegen der Dachhaut auf Holzschalung weiligen Landesbauordnungen beachtet werden.
sind mindestens die ersten beiden Lagen un- Begrünte Dachflächen wirken als Regenwasser-
mittelbar nacheinander aufzubringen. Falls rückhalt und minimieren die Niederschlagsab-
das nicht möglich ist, wird auf die erste Lage ein flussspitzen. In vielen Gemeinden wird heute für
1.6 Dachdeckungen 145

1
1.249a
1.249b

1.249c

1.249 Pappdächer
a) First
b) Ortgangausführungen
c) Traufe

Gründächer schon eine Verminderung der Ab- Neigungen von etwa 30° nicht überschritten wer-
wassergebühren gewährt. Begrünte Dächer ha- den. Neben anderen Problemen ergibt sich bei
ben eine wesentlich größere Lebensdauer als frei größeren Dachneigungen eine zu schnelle Ab-
bewitterte Systeme. Dies liegt darin begründet, leitung von Oberflächenwasser und eine oft nicht
dass eine Werkstoffalterung der Abdichtung ausreichende Speicherung von Niederschlags-
durch UV-Strahlung und übermäßige Aufheizung wasser.
nicht gegeben ist. Die Dachabdichtung ist unter Die Begrünung mit dem gesamten dafür erfor-
der Dachbegrünung einer gleichmäßigeren Be- derlichen Schichtenaufbau bildet innerhalb der
lastung ausgesetzt. Schäden durch Krustenbil- gesamten Dachkonstruktion eine zusätzliche
dung und Rissschäden in Folge von Eisbewegun- Wärmedämmung. Bei einem Dachaufbau mit
gen können nicht auftreten. Auch Frost- und hinterlüfteter Wärmedämmung (Bild 1.250a) wird
Tauwechsel belasten die Abdichtung lange nicht dieser Effekt abgemindert. Für ein einwandfreies
so stark wie dies bei frei bewitterten Dächern der Funktionieren der Hinterlüftung ist außerdem ein
Fall ist. hoher konstruktiver Aufwand (Lüftungsfrist usw.)
Auf geneigten Dächern kommt allein wegen der erforderlich. So werden begrünte Dächer meis-
i. d. R. begrenzten Tragfähigkeit der oberen Scha- tens im Zusammenhang mit nicht hinterlüfteten
le nur ein relativ leichter Schichtenaufbau mit 5 Wärmedämmungen (s. auch Abschn. 1.9.2) aus-
bis 10 cm dicken Erdschichten in Frage. Als Be- geführt, wie in den Bildern 1.250b, 1.251 und
pflanzung geeignet sind dafür naturnahe Vegeta- 1.252 gezeigt.
tionen aus Gräsern, Moosen, Sedum-Arten (Dach- Bei nicht hinterlüfteten Wärmedämmungen ist
wurz) oder geeigneten flachwurzelnden Kräutern aber unbedingt darauf zu achten, dass oberhalb
(sog. „extensive Begrünungen“). Diese können der Dampfsperre keine Holzbauteile innerhalb
sich auch den extremen Standortbedingungen des Schichtenaufbaus eingebaut werden (s. hier-
auf geneigten Dächern anpassen und unter ei- zu auch Abschn. 2.4.4).
nem minimalen Pflegeaufwand gedeihen bzw. Dabei können sowohl mehrlagig geklebte kon-
sich regenerieren. ventionelle Abdichtungssysteme mit Dampfsper-
Begrünungen sind grundsätzlich für alle Dach- re (Bild 1.251) als auch Abdichtungen mit lose
formen (Bild 1.1) möglich. Es sind zwar schon verlegten Kunststoffdichtungsbahnen nach dem
Dächer bis zu 45° Neigung mit besonderen Siche- Prinzip des „Umkehrdaches“ wie bei Flachdä-
rungen gegen Abrutschen der Vegetationsschicht chern (s. a. Bild: 2.36 und 2.38) ausgeführt werden
begrünt worden, doch sollten im Allgemeinen (Bild 1.252).
146 1 Geneigte Dächer

1.250 Gründach, Abrutschsicherungen


a) mit Schubschwellen b) mit Krallenmatte
1 Dampfsperre 1 NF-Schalung
2 Wärmedämmung 2 Dampfsperre auf Trennlage
3 Hinterlüftung 3 Wärmedämmung
4 NF-Schalung 4 Dachabdichtung, wurzelfest
5 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf 5 Filtermatte
Trennlage 6 geotextile Krallenmatte kombiniert mit Filtervlies
6 Schubschwelle 7 extensive Begrünung (zweischichtiger Aufbau)
7 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau) 8 Sparren
8 Sparren

Wärmedämmende Dachbegrünungssysteme dür- gleichzeitig ausreichend speichern und ggf. ab-


fen nur als Zusatzdämmung angerechnet werden; leiten kann (einschichtiger Aufbau, s. Bilder
weil das unter den Drainelementen abfließende 1.250a und 1.252). Wenn aus dem Nährbodenge-
Wasser temporär zu erheblichen Wärmeverlusten misch Feinstoffe ausgeschwemmt werden können,
unterhalb der Abdichtungsebenen führt. ist ein mehrschichtiger Aufbau erforderlich mit einer
Grundsätzlich sind Begrünungen nur auf wurzel- gesonderten Filterschicht (Bild 1.250b und 1.251).
fest abgedichteten Dachflächen möglich (Abdich- Für geneigte Dächer ist besonders zu beachten:
tung ähnlich wie bei Flachdächern nach Ab- Bei Dachneigungen bis ca. 20° sind bei geeigne-
schnitt 2, nicht zu verwechseln mit Dachdeckung ter Zusammensetzung der Vegetationsschicht
nach Abschn. 1.6.11!). und der übrigen Schichten keine besonderen
Für Begrünungen ist allgemein folgender Schich- Maßnahmen gegen Abrutschen der Schichten
tenaufbau (von unten nach oben) üblich: notwendig.
Ɣ Abdichtung (wurzelfeste Dach- und Dichtungs- Bei größeren Dachneigungen oder schweren Be-
bahnen, wasserundurchlässiger Beton) grünungsschichten müssen Stützschwellen oder
Ɣ Schutzlage (Schutzvliese, -platten und -bah- -profile ggf. mit besonderem statischen Nachweis
nen, ggf. auch Dränelemente) vorgesehen werden. Sie sind mit der Unterkonst-
ruktion kippsicher fest zu verankern und sehr
Ɣ Dränung (Schüttstoffe, Dränmatten und -platten)
sorgfältig einzudichten (Bild 1.250a). Einfacher ist
Ɣ Filterschicht (Vliese) die Anwendung von verrottungsfesten geotexti-
Ɣ Vegetationsschicht (Boden- und Schüttstoffge- len Krall-Vliesmatten, die entweder beiderseits
mische, Substratplatten) gleich weit über die Firste von Satteldächern hin-
weggeführt oder z. B. bei Pultdächern u. Ä. oben
Die Zusammensetzung der Vegetationsschicht auf der Dachhaut mit zusätzlichen Eindichtungen
ist abhängig von der gewählten Bepflanzung. Sie fixiert werden (Bild 1.250b).
kann aus einer Mischung von Nährboden mit An den Traufen wird Überschusswasser aus Nie-
Schüttstoffen bestehen, die Niederschlagswasser derschlägen in druckfesten Dränrohren gesam-
1.6 Dachdeckungen 147

1.251 Gründach, Aufbau nach dem Warmdachprinzip; 1.252 Gründach, Aufbau nach dem Umkehrdachprinzip
Traufe mit Entwässerung 1 Sparren
1 Sparren 2 NF-Schalung
2 Rand-(Abfang-)träger, gehalten durch 3 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf
Stahlwinkel Trennlage
3 NF-Schalung 4 Wärmedämmung (extrud. PS-Hartschaum;
4 Dampfsperre auf Trennlage Roofmate o. Ä.)
5 Wärmedämmung 5 Filtervlies
6 Kunststoffabdichtung, wurzelfest 6 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau)
7 Filterschicht
8 Filtervlies
9 extensive Begrünung
10 Dränrohr Ø 50 in Kiesbett lien durch solarthermische oder auch Photovolta-
11 kunststoffbeschichtetes Abdeckblech, ikmodule zu ersetzen. Die gestalterisch befriedi-
Dachabdichtung aufgeschweißt gende Integration solarer Dachsysteme spielt
auch zunehmend in der Denkmalpflege eine ent-
scheidende Rolle.
melt und abgeleitet. Die Dränrohre werden in
Kiespackungen eingebettet, unter denen das Fil- Bedenkt man, dass mit einer richtig dimensionier-
tervlies bis zum Traufenabschluss hinweggeführt ten solarthermischen Anlage jährlich bis zu 65%
ist (Bild 1.251). des Warmwasserbedarfs gedeckt werden kann,
lässt sich leicht nachvollziehen, dass in Zukunft
Die sonstigen allgemeinen Anforderungen an
das Erscheinungsbild von Dachflächen immer
begrünte Dächer sind in Abschn. 2.4.4 näher be-
stärker von Solar- und auch Photovoltaik-Anla-
handelt.
gen geprägt sein wird.
Solartechnik nutzt direkt die Energie aus Sonnen-
strahlung. Es wird unterschieden in Solarthermie
1.6.13 Solardach-Systeme
und Photovoltaik:
Zunehmende Bedeutung erhalten Systeme zur Ɣ Solarthermie ist die Übertragung der Wärme
Energiegewinnung über solarthermische Kollek- aus der Sonnenenergie auf ein geschlossenes
toren zur Brauchwassererwärmung oder Hei- System (z. B. zur Warmwasserbereitung oder
zungsunterstützung und auch Photovoltaikanla- zur Heizungsunterstützung).
gen auf geneigten Dachflächen, die hierzu je Ɣ Photovoltaik1) ist die Umwandlung von Son-
nach Himmelsausrichtung und Neigungswinkel nenstrahlung in Elektrizität.
häufig sehr gut geeignet sind. Aktuelle Entwick-
lungen streben an, solare Dachsysteme gebäude- Solaranlagen müssen schon früh in der Planungs-
und konstruktionsintegriert vorzusehen und phase festgelegt werden.
über zurzeit vielfach noch vorzufindende additi-
ve Anwendungsmöglichkeiten (Aufdachsyste-
me) hinaus zum Bestandteil der Gestaltung und 1) Der Begriff leitet sich aus dem altgriechischen Wort phos,
Konstruktion von geneigten Dächern zu machen. im Genitiv photós für Licht sowie der physikalischen Einheit
Ziel hierbei ist es, übliche Dachdeckungsmateria- für elektrische Spannung Volt ab.
148 1 Geneigte Dächer

1.255 Solar-Dachziegel-Typ Rheinland


(System Laumanns)
Hinweis: Die genauen Mengen müssen an der
Baustelle nach dem Regelwerk des ZVDH ermittelt
werden.

1.253 Dacheindeckung teilweise mit Solar-Dachziegeln

1.256 Photovoltaik-Anlage in Doppelstehfalztechnik


integriert (System Rheinzink£)
1 Solarmodul vollflächig auf Metallscharen
aufgeklebt
2 Doppelstehfalz (Zink)
3 Unterkonstruktion imprägnierte
Rauhspundschalung
4 Sparrenaufdickung/Konterlattung
5 Diffusionsoffene Unterspannbahn
6 Wärmedämmung
7 Dampfbremse/Luftdichtheitsebene
8 Unterkonstruktion
9 Innere Dachbekleidung (Gipskartonbauplatte
o. a.)
1.254 Detail zu Bild 1.253 Verlegung des Kabelkanals
und Anschluss der Module an die Strangver-
kabelung

Energiegewinnungsflächen sollten sowohl von gebunden werden und die Ästhetik des Daches
der Himmelsrichtung (SSO bis SSW) als auch vom nicht übermäßig negativ beeinträchtigt wird. Für
Neigungswinkel her optimal zusammenstehen. den Einbau von Solaranlagen in das Dach und
Die Neigungswinkel können zwischen 20° und auch für die Verlegung von Leitungen durch den
60° betragen, wobei geringe Neigungswinkel die gesamten Dachaufbau ist der Dachdecker zu-
Energieausbeute im Sommer und steilere Winkel ständig.
die Solareinträge im Winter begünstigen. Ab- Die gebräuchliste dachintegrierte Lösung für So-
schattungen sind zu vermeiden. larthermie-Anlagen bilden Systeme mit Eindeck-
Die Hersteller von Bedachungselementen haben rahmen ähnlich wie bei Dachflächenfenstern.
eigene Solarsysteme entwickelt, die in die jewei- Diese Eindeckrahmen werden direkt auf die Spar-
ligen Dachdeckungssysteme integriert werden. ren oder die Dachlatten montiert. Die Solarkollek-
Dadurch soll gewährleistet werden, dass die So- toren oder Photovoltaik-Module liegen in diesen
larsysteme regensicher in die Dachdeckung ein- Rahmen, wodurch die Gesamtanlagen sehr flach
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 149

bleiben. Innovative Lösungen für integrierte Pho- gefälle ergebenden Höhenunterschiede bei der
tovoltaikanlagen ersetzen die Dacheindeckung Gestaltung der Gesimse zu berücksichtigen. Eine
vollständig. Die Wirtschaftlichkeit wird durch die Aufteilung in kürzere Rinnenabschnitte zur Redu- 1
Einsparung der Dachdeckung deutlich verbes- zierung der Gefällehöhen bedingt eine entspre-
sert. Die PV-Module werden begehbar hergestellt chend größere Anzahl von stark ins Auge fallen-
und als Wasser ableitende Ebene über einem Un- den Regenfallrohren (s. Abschn. 1.7.6).
terdach geschuppt – vergleichbar einer Deckung Diese formale Problematik führt bei vielen Pla-
mit großformatigen Dachsteinen oder -ziegeln nungen zu Lösungen, bei denen die Dachrinnen
verlegt oder bei flachen Neigungen mit geschlos- verdeckt hinter Traufengesimsen eingebaut wer-
senen, versiegelten Fugen ausgeführt. den (Bilder 1.273 bis 1.275). Dabei ist aber zu be-
Für aufgeständerte Anlagen (Aufdachanlagen) denken, dass es – abgesehen vom i. d. R. höheren
sind verschiedene Systeme möglich, z. B. Schie- konstruktiven Aufwand – leicht zu folgenschwe-
nen- und Trägerelemente aus verschiedenen ren Bauschäden an Gesimsen und im Fassaden-
Werkstoffen, die mindestens aus Aluminium oder bereich kommen kann, wenn durch Verschmut-
feuerverzinkten Stahlprofilen sind. Die Verschrau- zungen (z. B. Laub) der Regenwasserablauf unter-
bungen sind mit nicht rostenden Metallen auszu- bunden wird. (Frei hängende Rinnen laufen in
führen. solchen Fällen einfach über. Dadurch können
Der Mindestabstand zwischen Oberkante Dach- Störungen viel schneller erkannt und beseitigt
deckung und Unterseite Element darf 60 mm werden!)
nicht unterschreiten.
An Dachrinnen zur Entwässerung von Dachflächen, die mit
Die Abbildungen zeigen verschiedene dachinte- Bitumenbaustoffen eingedeckt sind, wurden in den letzten
grierte Solar-Systeme. Kollektoren und Module Jahren oft starke Korrosionserscheinungen (Bitumenkorro-
einer Solaranlage müssen eine Bauartzulassung sion) beobachtet. Als Ursache wurden in der Hauptsache
besitzen. chemische Umwandlungen auf nicht oder nicht ausrei-
chend gegen Bewitterung geschützten Bitumenflächen
erkannt.
Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten Bitumen-
1.7 Dachrinnen dachflächen bilden sich unter dem Einfluss der Bewitterung
in Verbindung mit der Luftverschmutzung insbesondere
und Regenfallrohre durch Schwefeldioxid Polycarbonsäuren, die Metalle an-
greifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zerstörung korro-
1.7.1 Allgemeines dieren können. Im Zweifelsfall sollten alle erforderlichen
Metalleinfassungen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entwe-
An geneigten Dächern sind in aller Regel Dachrin- der bitumenkorrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder V2A-
Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunststofflacke dauerhaft
nen erforderlich. Nur bei sehr niedrigen Traufen gegen Korrosion geschützt werden.
und bei weiten Dachüberständen kann bei einfa-
chen Gebäuden auf Dachrinnen verzichtet wer-
den, wenn durch ablaufendes Niederschlagwas- 1.7.2 Bemessung
ser keine Schäden im Sockelbereich zu befürch-
ten sind. Die Dachrinnen und Regenfallrohre aller Art sind
Dachrinnen werden vielfach als vorgehängte Rin- in DIN EN 607 (Hängedachrinnen aus PVC-U) und
nen am Traufengesims ausgeführt (Bilder 1.271 DIN EN 612 (Hängedachrinnen aus Metall) in
und 1.272). Aus gestalterischen Gründen oder ihren Begriffen, Maßen und Eigenschaften ge-
immer dann, wenn ein Bauwerk direkt auf einer normt.
Grundstücksgrenze steht, darf eine erforderliche Dachrinnen sind als halbrunde und kastenförmi-
Dachrinne in der Regel nicht über die Außen- ge (Bild 1.262) Hängedachrinnen mit den dazu-
flucht hinwegreichen und muss dann als „Stand- gehörigen Rinnenhaltern genormt. Daneben gibt
rinne“ ausgeführt werden (Bild 1.276). es Sonderformen wie z. B. verdeckte Dachrinnen,
Dachrinnen und die erforderlichen Regenfallroh- auch als „Standrinnen“ bezeichnet (Bild 1.274
re beeinflussen die Gestaltqualität von Traufen und 1.275).
und Fassaden erheblich und wurden an histori- Regenfallrohre sind als kreisförmige und quadra-
schen Gebäuden daher vielfach bewusst auch als tische Regenfallrohre genormt (Tabelle 1.279 und
Gestaltungsmittel eingesetzt. 1.280).
Bei langen Traufen mit freihängenden Dachrin-
nen sind die sich aus dem erforderlichen Rinnen-
150 1 Geneigte Dächer

Berechnung des Regenwasserabflusses Tabelle 1.257 Berechnungsregenspende (DIN EN 12 056


Schwerkraftentwässerungsanlagen inner-
Die Bemessung der Dachentwässerung erfolgt halb von Gebäuden)
1 nach DIN EN 12 056 (Schwerkraftentwässerungs-
anlagen innerhalb von Gebäuden). Sie ist abhän-
gig von der Berechnungsregenspende r in Litern
je Sekunde und Quadratmeter [l/(s × m2)], der
wirksamen Dachfläche A in Quadratmeter (m2)
und dem Abflussbeiwert C (1,0 wenn nationale
und regionale Vorschriften und technische Re-
geln nichts anderes vorschreiben), dimensions-
los.
Der Regenwasserabfluss, der von einem Dach un-
ter stetigen Bedingungen abgeleitet werden
muss, wird durch folgende Gleichung bestimmt:
Q=r·A·C Tabelle 1.258 Sicherheitsfaktoren (DIN EN 12 056
Schwerkraftentwässerungsanlagen inner-
Dabei ist: halb von Gebäuden)
Q = der Regenwasserabfluss in Litern je Sekunde
(l/s)
r = die Berechnungsregenspende, in Litern je
Sekunde und Quadratmeter [l/(s · m2)]
A = die wirksame Dachfläche in Quadratmeter
(m2)
C = der Abflusskennzahl (1,0 in D; AU; CH; NL),
dimensionslos.
Sofern genaue Daten über die Häufigkeit des Auf-
tretens von Regenereignissen und deren genaue
Intensität und Dauer vorliegen, ist diese Berech-
nungsregenspende r in o. a. Gleichung, entspre-
chend dem vertretbaren Risiko und unter Beach-
tung der Art und der Nutzung des Gebäudes, zu
verwenden.
Wenn keine statistischen Daten über örtliche Re-
genspenden existieren, ist eine minimale Berech-
nungsregenspende als Basis für die Auslegung
aus Tabelle 1.257 zu wählen, die den klimatischen
Gegebenheiten und den nationalen und regiona-
len Vorschriften und den Technischen Regeln nationale und regionale Vorschriften und Techni-
entspricht. In Deutschland, der Schweiz und den sche Regeln nichts anderes vorschreiben.
Niederlanden liegt z. B. dieser Wert bei 300 l/s · ha Dort, wo keine Windeinwirkung besteht, wird die
= 0,03 l/s · m2. Die Berechnungsregenspende zur wirksame Dachfläche durch folgende Gleichung
Verwendung in o. a. Gleichung ergibt sich dann bestimmt:
aus der Multiplikation dieser minimalen Regen- A = LR · BR
spende mit einem zusätzlichen Sicherheitsfaktor Dabei ist:
aus Tabelle 1.258. Bei Vorliegen örtlicher statisti-
A = die wirksame Dachfäche in Quadratmeter
scher Daten ist der Regenwasserabfluss mindes-
(m2)
tens für die 5-Minuten-Regenspende zu bemes-
sen, die einmal in 2 Jahren (T5/2) erwartet werden LR = die Trauflänge (siehe Bild 1.259) in Meter (m)
kann (Berechnungsregen). Die Einbeziehung des BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe
Zuschlagsfaktors entfällt bei dieser Berechnungs- von der Traufe bis zum First (siehe Bild
weise des Regenwasserabflusses. 1.259) in Meter (m)
Bei der Ermittlung der wirksamen Dachfläche In Deutschland ist die Berücksichtigung einer
wird der Windeinfluss nicht berücksichtigt, sofern möglichen Windeinwirkung nicht erforderlich.
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 151

Tabelle 1.260 Wirksame Dachfläche (DIN EN 12 056


Schwerkraftentwässerungsanlagen inner-
halb von Gebäuden)
1

1.259 Dachabmessung
A = Dachfläche
LR = die Trauflänge (m)
BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von
der Traufe bis zum First (m)
HR = die vertikale Projektion der Dachfläche von
der Traufe bis zum First (m)
TR = die Ortganglänge (m)

Sofern andernorts die Windeinwirkung zu be- Ɣ Ermittlung des Einhangstutzens und der Fallleitung
rücksichtigen ist, muss die wirksame Dachfläche gem. den Tabellen 1.261b und 1.261c:
in Übereinstimmung mit Tabelle 1.260 berechnet Laut Tabelle 1.261b reicht ein Einlauftrichter mit Q = 14,5 l/s
aus.
werden.
Nach Tabelle 1.261c kann ein zum Einlauftrichter passen-
In Gebieten, in denen Wind in die Berechnung des Fallrohr mit ø 100 mm 10,7 l/s entwässern und reicht
des Regenwasserabflusses einzubeziehen ist und somit ebenfalls aus.
Regen durch den Wind gegen eine Wand getrie-
ben werden und auf das Dach abfließen kann,
müssen 50% der Wandfläche zur wirksamen 1.7.3 Werkstoffe
Dachfläche addiert werden.
Bei der Dimensionierung der Dachrinne ist zu be- DIN EN 612 legt Anforderungen für Dachrinnen
rücksichtigen, dass ihr Abflussvermögen durch und Fallrohre aus Metallblech fest.
Rinnenwinkel beeinflusst wird! Sofern die Rinne Danach bestehen für Dachrinnen und Fallrohre
einen oder mehrere Richtungsänderungen > 10° aus Metall folgende Werkstoffanforderungen:
erhält, ist ihr Abflussvermögen einmalig mit
Ɣ Titanzink nach DIN EN 988
einem Faktor 0,85 zu multiplizieren.
Ɣ Aluminium oder Aluminiumlegierungen der Serien
Bei Fallrohren ist zu berücksichtigen, dass der Ein- 1000, 3000, 5000 oder 6000 nach DIN EN 573-3 in Ble-
bau von Laubfangvorrichtungen das Ablaufver- chen nach DIN EN 485-1 (ausgenommen Legierungen
mögen um 50% reduziert. mit einem Magnesiumgehalt von mehr als 3% oder
einem Kupfergehalt von mehr als 0,3%.
Ɣ Kupferblech Cu- DHP (Werkstoffnummer CW024A) und
Berechnungsbeispiel für eine vorgehängte halbrunde
CuZn 0,5 (Werkstoffnummer CW) 119C nach DIN EN 1172
Dachrinne:
Ɣ Schmelztauchveredeltes Stahlblech (Stahlblech mit
Gegeben sei ein rechteckiges Gebäude in den Abmessun- Zinküberzug) DX51D+Z, DX51 + ZA, DX51D + AZ) nach
gen 18,00 · 12,00 m mit Satteldach. DIN EN 10 346
Wirksame Dachfläche (je Dachhälfte) Ɣ Schmelztauchveredeltes Stahlblech mit organischer Be-
A = 6,00 m · 18,00 m = 108,00 m2 schichtung (Trägermaterial Schmelztauchveredeltes Stahl-
blech wie vor) mit Mindest-Nenndicke von 25 μm bei Band-
C=1 beschichtung und 60 μm bei Stückbeschichtung
Q = 0,03 l/s · m2 · 1 · 108,00m2 = 3,24 l/s Ɣ Nichtrostendes Stahlblech X 3 CrTi 17 (Werkstoffnum-
Ɣ Ermittlung der Rinnengröße gem. Tabelle 1.261a: mer 1.4510), X 6 CrNi 19 10 (Werkstoffnummer 1.4301),
X CrNiMo 17 12 2 (Werkstoffnummer 1.4401).
Laut Tabelle 1.261a ist bei einer Länge von 18,00 m und
dem ermittelten Q-Wert von 3,24 l/s eine Rinne mit Nenn-
maß 400 mm ausreichend.
152 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.261a Abflussverhalten von Halbrunden Rinnen (und daran anschließbare Niederschlagsflächen in m2) bei
unterschiedlichen Regenspenden r in l (s · ha) und C = 1,0 [9]
1

Tabelle 1.261b Ablaufleistung Q ovaler Einhangstutzen halbrunden Rinnen [9]

Tabelle 1.261c Abflussvermögen senkrechter Regenwasser-


fallleitungen (DIN EN 12 056-3)
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 153

1.7.4 Hängedachrinnen Die Verwendung von gebrauchten (wieder ver-


wendbaren) Werkstoffen für Hängedachrinnen
Hängedachrinnen mit halbrundem oder kasten- aus Kunststoff ist im Anhang A zu DIN EN 607 ge- 1
förmigem, rechteckigem Querschnitt (Bild 1.262a regelt.
und 1.262b) aus Metall sind hinsichtlich Abmes- Hängedachrinnen aus Metall oder Kunststoff ha-
sungen und Material gemäß DIN EN 607 und EN ben an der vorderen Längsseite einen Wulst, an
612 genormt. Anforderungen an Hängedachrin- der hinteren Längsseite eine nach innen gerichte-
nen und Zubehörteile aus weichmacherfreiem te Umkantung (Wasserfalz).
Polyvinylchlorid (PVC-U) sind in DIN EN 607 gere-
gelt. Die Abmessungen von Kunststoffdachrinnen Die an der Gesimsseite liegende Rinnenoberkan-
aus PVC-U entsprechen denen aus Metallblech. te liegt höher als die Oberkante des vorderen Rin-
nenwulstes, damit etwa überlaufendes Wasser
Hängedachrinnen und Zubehörteile sind mit
nicht an der Wandseite herabläuft. Der hintere
Ɣ einer Beschreibung des Produktes (Dachrinne, Rinnenrand kann auch mit einem auf der Dach-
Endstücke, Ablauf) schalung aufliegenden Vordeckstreifen (Rinnen-
Ɣ der entsprechenden Norm einhang) verfalzt werden. Die Dachhaut darf nur
Ɣ der Rinnenbreite bzw. im Fall eines Zubehörtei- so weit in die Rinne hineinragen (bis ca. 1/3 der
les der Breite der zugehörigen Rinne in Millime- Rinnenbreite), dass kein Wasser über den vorde-
ter ren Rinnenrand hinwegschießt. Dagegen soll bei
Ɣ dem Symbol für den Werkstoff (PVC-U) steilen Dächern abrutschender Schnee möglichst
zu bezeichnen. nicht in der Rinne hängen bleiben.
Beispiel für die Bezeichnung einer Hängedachrinne aus Die Rinnenlängen sind bei Zuschnitten < 500 mm
PVC-U (weichmacherfreies Polyvinylchlorid) mit auf höchstens 15 m, bei Zuschnitten > 500 mm
einer Breite von 150 mm: auf höchstens 10 m zu begrenzen. Für Abstände
Hängedachrinne EN 607-150-PVC-U zu Ecken oder Festpunkten gelten die halben

1.262 Hängedachrinnen
a) halbrund, b) kastenförmig

Tabelle 1.263 Dachrinnen, Wulstdurchmesser und Höhe der Rinnenvorderseite (DIN EN 612)
154 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.264a Halbrunde Dachrinne, Maße in mm [9]

Tabelle 1.264b Kastenförmige der Dachrinne, Maße in mm [9]

Längen. Sind größere Längen erforderlich, müs- Rinnenhalter richtet sich nach klimatischen und
sen die Rinnen in einzelne Abschnitte aufgeteilt örtlichen Anforderungen.
und mit Rinnenbewegungsausgleichern (Dilata- Die Rinnenhalter-Abstände sind nach Tabelle
tionsstücke) (Bild 1.265) ausgestattet werden. 1.268 zu wählen.
In DIN EN 12 056 werden für Rinnengefälle von
Abmessungen und die bei der Montage zu be-
0–10 mm/m Zuschlagsfaktoren für die Quer-
achtenden Bestimmungen gemäß DIN EN 612
schnittsbemessung benannt, also auch für gefäl-
sind aus den Tabellen 1.269 und 1.270 zu entneh-
lelose Rinnen. Es empfiehlt sich jedoch, die Rin-
men.
nen mit einem Gefälle von 3 mm/m zu verlegen
bzw. zumindest sicherzustellen, dass zur Vermei- Für die Werkstoffe der Rinnenhalter ist zu be-
dung von Pfützenbildungen kein Gegengefälle achten:
im Rinnenlängsschnitt entsteht. Für Dachrinnen aus legiertem Zink (Titanzink)
Hängedachrinnen werden von Rinnenhaltern und aus verzinktem Stahlblech sind Rinnenhalter
gem. DIN EN 1462 aus rostgeschütztem Material aus feuerverzinktem Bandstahl, für Dachrinnen
getragen. Sie werden (4 bis 8 mm dick und 25 bis aus Kupfer sind Rinnenhalter aus Flachkupfer
40 mm breit) in Abständen von 80 bis 90 cm auf oder aus kupferummanteltem Bandstahl (feuer-
die Konterlattung bzw. auf die Schalung ge- verzinkt), und für Dachrinnen aus Aluminium sind
schraubt. Die Rinne wird am Rinnenhalter durch Rinnenhalter aus Aluminiumband oder feuerver-
Federn (25 mm breite, über die Rinnenwülste ge- zinktem Bandstahl zu verwenden.
bogene Blechstreifen) befestigt, ohne in ihrer Mit den Regenfallrohren werden die Hängerin-
Längs- oder Querbewegung behindert zu wer- nen durch angelötete Blechstutzen verbunden,
den (s. Bild 1.266 und 1.267). Die Bemessung der die in das Fallrohr eingeschoben werden.
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 155

1.265a 1.265b

1.265 Rinnenbewegungsausgleicher

1.266 Rinnenhalter für halbrunde Hängedachrinnen 1.267 Rinnenhalter für kastenförmige Hängedachrinnen
a) Form FFH mit zwei Federn a) Form FFH mit zwei Federn
b) Form NFH mit Nase und Feder (Maße wie bei a) b) Form NFH mit Nase und Federn (Maße wie
linkes Bild)

Tabelle 1.268 Zuordnung der Rinnenhalter-Querschnitte [9]

In Bild 1.271 sind die Rinnenhalter auf einer ab- 1) Die Ausführung der Wasserableitung über ein Einlaufblech/
schließenden Keilbohle befestigt. Traufblech/Traufstreifen ist zwingend vorgeschrieben, es
In diesem Beispiel ist die Unterspannbahn nicht sei denn, es kommen regensichere oder wasserdichte
hinterlüftet (Vollsparrendämmung s. Abschn. Unterdächer (s. Abschn. 1.6.2) mit UV- beständigen Dach-
1.9.2). Sprühwasser und Schmelzwasser von Flug- dichtungen zur Ausführung, die auch in frei bewitterten Be-
reichen anwendungsfähig sind. Übliche Unterspann- und
schnee wird mit in die Regenrinne abgeleitet. Der Unterdeckbahnen sind nicht dauerhaft UV- beständig und
Übergang zur Dachrinne wird durch ein Einlauf- dürfen daher für die direkte Einleitung der Entwässerung
blech (Traufblech/Tropfblech)1) gebildet. Die in die Dachrinnen im freibewitterten Bereich nicht einge-
Lufteintrittsöffnung für die Hinterlüftung der setzt werden. Ebenso ist nicht vollständig zu vermeiden,
Dachdeckung oberhalb der Unterspannbahn dass abtropfendes Wasser unvorhergesehen in darunter
liegende Gebäudeteile abtropft. Diese Ausführung stellt
werden vor der Konterlattung durch ein Gitter- somit einen fachtechnischen Mangel dar. Hinzu kommen
band oder durch Kunststoff-Stachelbänder gesi- ggf. ästhetische Mängel, wenn im Traufbereich die Bahnen
chert (Vögel, Marder!). teilweise sichtbar verbleibend angeordnet werden.
156 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.269 Rinnenhalter für halbrunde Dachrinne, Maße in mm [9]

Tabelle 1.270 Rinnenhalter für Kasten vermietet Dachrinnen, Maße in mm [9]


1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 157

1.271 Halbrunde Hängedachrinne an Sparrengesims 1.272 Halbrunde Hängedachrinne an Sparrengesims;


Traufenübergang mit Keilbohle Unterdeckung mit freiem Auslauf

Statt der zwar verbreiteten jedoch etwas aufwän- Gesimsen oder im Fassadenbereich die Folge sein
digen Ausführung mit Keilbohle wird heute viel- können.
fach bei Dachneigungen ab etwa 30° für Einde- Um die Risiken einer verdeckt eingebauten Rinne
ckungen mit Dachziegeln oder Dachsteinen am zu reduzieren ist es ratsam, unterhalb der Rinne
Traufenabschluss eine Lösung bevorzugt wie in eine zweite Wasser führende Schicht (Sicherheits-
Bild 1.272 gezeigt. rinne, Bild 1.273, 1.277 und 1.278) vorzusehen.
Den Abschluss der unteren Deckreihe, die Zuluft- Wenn die Sicherheitsrinne an ihren Enden freie
öffnungen und den erforderlichen Höhenaus- Ausläufe ggf. als Wasserspeier erhält, können zu-
gleich bilden spezielle gelochte Kunststoff- oder
Aluminiumprofile.
Die Hinterlüftung sowie die Ableitung von Sprüh-
und Flugschnee-Schmelzwasser können im Win-
ter durch Schnee- und Eisbarrieren behindert
werden, die sich bei schneereichen wechselnden
Wetterlagen an den Traufen bilden können. Grö-
ßere Sicherheit bietet für solche Fälle die in Bild
1.272 gezeigte Gesimsausbildung.
Die dort vorhandene Unterdeckung bzw. Unter-
spannbahn wird nicht über die Rinne entwässert.
Anfallendes Sprüh- oder Schmelzwasser tropft
frei über einen Blechstreifen hinter der Rinne ab.
Ggf. sind die Sparrenzwischenräume oberhalb der
Wärmedämmung über Zuströmgitter belüftet.

1.7.5 Dachrinnen – Sonderformen


Verdeckt eingebaute Traufenrinnen
Aus formalen Gründen werden Dachrinnen oft
verdeckt hinter Gesimsen eingebaut (s. Abschn.
1.7.1). Dies stellt immer eine sorgfältig zu planen-
de, kostenträchtige und schadensanfällige Lö-
sung dar, weil bei Verstopfung der Abläufe oder
der Rinnen durch Laub o. Ä. oder bei Undichtig- 1.273 Verdeckte Rinne als Kastenrinne
keiten der Rinnen beträchtliche Bauschäden an mit Sicherheitsrinne
158 1 Geneigte Dächer

1.275 Verdeckte Dachrinne aus abgekanteten


Blechprofilen

1.274 Verdeckte Dachrinne (Standrinne) det, dass gleichzeitig die Belüftung der Dachkon-
1 Faserzement-Platten struktion und die Hinterlüftung der Holzteile in-
2 Lasche nerhalb des Traufengesimses möglich sind.
3 Luftgitter
4 Bekleidungsbrett Eine Ausführung wie in Bild 1.275 mit einer spezi-
ell angefertigten kehlenförmigen Rinne ermög-
licht an den Traufenenden freie Ausläufe als Was-
dem frühzeitig mögliche Undichtigkeiten der serspeier, die im gezeigten Beispiel bei einem
Dachrinne erkannt und behoben werden. eingeschossigen Haus zur Einleitung des Regen-
Eine in dieser Hinsicht am ehesten vertretbare wassers in Gartenteiche dienen.
Lösung stellt die in Bild 1.273 gezeigte Ausfüh-
rung dar. Das Überlaufen der Rinne in Folge von Standrinnen
Verunreinigungen kann von außen erkannt wer- Standrinnen als „aufliegende“ Rinnen (Halbrund-
den, und es kann allenfalls zu Schäden am Gesims oder Kastenrinnen) werden bei Bauten ausge-
kommen. führt, bei denen die Rinne vor dem Hauptgesims
Bild 1.274 zeigt eine Kastenrinne in Verbindung nicht in Erscheinung treten soll bzw. bei
mit einer Faserzementplattendeckung und einem Grenzwänden nicht überstehen darf.
Traufengesims als Holzbekleidung auf einer Holz- Standrinnen erfordern eine zweite Entwässe-
unterkonstruktion. Die kastenartig geformte Rin- rungsebene – ähnlich einer Gesims- oder Fenster-
ne bildet gleichzeitig die obere Abdeckung des bankabdeckung – zum Schutz des Gebäuderan-
Traufengesimses. Die Rinnenoberkante unter der des und zur Ableitung von Regenwasser und
Dachhaut muss bei derartigen Rinnenkonstruk- Rinnenwasser, das aus möglichen – meistens
tionen immer höher liegen als die Vorderkante schwer zu beobachtenden – Undichtigkeiten her-
des Gesimses. Das Traufengesims ist so ausgebil- rührt (Bild 1.276).
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 159

1.276a 1.276b

1.276 Standrinnen (Aufliegende Rinne)


a) auf Mauerwerk eines nicht beheizten Gebäudes
b) auf Rand eines Carports

Innen liegende Dachrinnen Undichtigkeiten werden bei innenliegenden Rin-


Bei Satteldachflächen zwischen giebelständigen nen meistens erst dann bemerkt, wenn bereits
Reihenhäusern, bei Grabendächern (Schmetter- Folgeschäden eintreten. Eine Ausführung mit „Si-
lingsdächer), Sheddächern (s. Bild. 1.1) und wenn cherheitsrinne“ (Bild 1.277) ermöglicht ein früh-
bei zusammengesetzten Dachflächen eine Aus- zeitiges Erkennen von Undichtigkeiten, wenn der
führung von Kehlrinnen nicht möglich ist, sind Auslauf der zusätzlichen unteren Wasserführung
innen liegende Dachrinnen nicht zu vermeiden. an einer Außenwand so angeordnet wird, dass er
Sie müssen in jedem Fall sehr reichlich dimensio- im Blickfeld liegt.
niert werden, allein um eine einwandfreie Aus- Die untere Abdichtungsebene kann auch über
führung nicht durch zu kleine Bewegungsmög- Wasserspeier oder zusätzliche Regenfallrohre
lichkeiten bereits bei der Herstellung zu gefähr- bzw. mit Hilfe von Etageneinläufen (vgl. Flach-
den. Die Funktion innenliegender Rinnen wird dachentwässerungen Abschn. 2.6.2) entwässert
außerdem durch Verschmutzung und hereinge- werden.
fallene Fremdkörper (Kinderbälle!) immer wieder Eine begehbare (Innenbreite > 25 cm) Rinne mit
gefährdet. Für jeden Entwässerungsabschnitt Sicherheitsrinne in wärmegedämmter Ausfüh-
sind daher zur Sicherheit mindestens zwei Fall-
rohre vorzusehen. In schneereichen Gegenden
sollte außerdem eine thermostatgesteuerte Rin-
nenheizung eingebaut werden. Im Übrigen ist
eine regelmäßige Wartung unbedingt erforder-
lich. Sie wird erleichtert, wenn die Rinnen begeh-
bar ausgeführt sind.
Das Gefälle sollte mindestens 5% betragen. Bei
innen liegenden Rinnen in großen Dachflächen
ist zu der darunter liegenden Wärmedämmung
ein Abstand von mindestens 30 cm einzuhalten,
damit die Hinterlüftung der Dachflächen gewähr- 1.277 Innenliegende Dachrinne,
leistet bleibt. halbrund mit Sicherheitsrinne
160 1 Geneigte Dächer

Bei der Herstellung werden Regenfallrohre gelö-


tet (L), geschweißt (S) oder gefalzt (F).
1 Für die Werkstoffe der Regenfallrohre gelten die
gleichen Bestimmungen wie für Dachrinnen.
Bezeichnung Dachrinnen und Fallrohre
Hängedachdinnen und Regenfallrohre aus Me-
tallblech sind mit folgenden Angaben zu be-
zeichnen:
a) Beschreibung von Querschnittsform und Art
des Erzeugnisses
b) Nummer der entsprechenden Norm (DIN EN 612)
c) Identifizierungsblock, bestehend aus
– der Zuschnittbreite der Dachrinne bzw.
dem Durchmesser des Fallrohrs in mm;
– der Art des Werkstoffs durch Angabe des
Kurzzeichens nach den Tabellen 3 und 4
der DIN EN 612 und Werkstoffklasse im Fall
1.278 Innenliegende Dachrinne zwischen verglasten des Werkstoffes S.S.B (nicht rostender Stahl,
Dachflächen; begehbar Klasse B);
– dem Buchstaben der Klasse für Wulstdurch-
messer nach Tabelle 1 bzw. Klasse der Naht-
rung zeigt Bild 1.278 in Verbindung mit verglas- überlappung nach Tabelle 2 der DIN EN 612
ten Dachflächen. Die auf einer Stahl-Unterkons- Beispiel Bezeichnung einer rechteckigen Hängedachrin-
truktion aufliegende Blechschale, in der die Si- ne mit einer Zuschnittbreite von 333 mm aus
cherheitsrinne mit der Wärmedämmung aufliegt, Kupfer (CU) mit einem Wulst der Klasse Y (Fall-
wirkt in diesem Falle als Dampfsperre. rohre werden nach dem Maß der Nahtüberlap-
pung in die Klassen X und Y eingeteilt (s. Tab. 2
Im Übrigen sollten besonders bei kleineren in- EN 612). Wenn ein Produkt als Klasse X ausgewie-
nenliegenden Rinnen Halbrund-Querschnitte be- sen ist, erfüllt es auch die Anforderungen der
vorzugt werden. Durch die Krümmung der Rin- Klasse Y)
nenfläche sind sie gegen Verformungen und da- Rechteckige Hängedachrinne DIN EN 612-333-
mit auch gegen Undichtigkeiten wesentlich CU-Y
stabiler. Bezeichnung eines Fallrohrs mit kreisförmigem
Querschnitt von 100 mm aus nicht rostendem
Stahl (S.S.) mit einer Dicke der Klasse B und einer
Nahtüberlappung der Klasse X (Die Werkstoff-
1.7.6 Regenfallrohre dicke in Abhängigkeit von der Breite und von den
Klassen A und B ist in Tab. 3 EN 612 angegeben).
Regenfallrohre sind je nach Dimension der Dach- Rundes Fallrohr DIN EN 612-100-S.S.B-X
rinnen in Abständen von höchstens 12 m, min-
destens aber für jeden einzelnen Rinnenabschnitt Für quadratische Fallrohre gilt Tabelle 1.280.
notwendig. Diese eigentlich selbstverständliche An den Verbindungsstellen müssen die Fallrohre
Forderung wird aber bei den heute weit ver- mind. 50 mm ineinander greifen.
breiteten komplizierten „Dachlandschaften“ viel- Regenfallrohre für außen liegende Rinnen wer-
fach schon bei der Entwurfsplanung nicht beach- den i. d. R. durch Rohrschellen an der Hauswand
tet, und es kommt dann später zu unbefriedigen- befestigt. Der Abstand der Fallrohre von der
den, oft abenteuerlichsten „Lösungen“ für die Wand soll dabei mind. 2 cm betragen, der Ab-
Anzahl, Anordnung und Ausführung der Regen- stand der Rohrschellen untereinander soll bei ei-
fallrohre. Die Lage und Anzahl der erforderlichen nem Rohrdurchmesser bis zu 100 mm nicht über
Regenfallrohre muss folglich bereits zu Beginn 3 m, bei größeren Rohrdurchmessern nicht über
jeder Dach- und Fassadenplanung berücksichtigt 2 m sein (Bild 1.281).
werden. Rohrnähte sollten an der Vorderseite oder seitlich
Regenfallrohre sind genormt nach DIN EN 612. liegen, damit bei nicht rechtzeitig erkannten
Die Abmessungen können der folgenden Tabelle Undichtigkeiten keine Schäden am Bauwerk ent-
1.279 entnommen werden. stehen.
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 161

Tabelle 1.279 Regenfallrohre, Maße in mm [9]

Tabelle 1.280 Quadratische Regenfallrohre, Maße in mm [9]

Ausgerundete Dachrinnenauslässe oder koni-


sche Einlauftrichter erhöhen ebenfalls die Ab-
flussleistung. Sie sollten dem 1,5-fachen des
Durchmessers des Regenfallrohres entsprechen.
Ästhetisch befriedigender sind Verbindungsstü-
cke zwischen Rinne und Fallrohr ohne Änderung
der Durchmesser sowie Geometrie der Verbin-
1.281 dungsstücke (eckiger Dachrinnenauslass). Viel-
Befestigung des Fallrohrs an der fach reicht bei gleich gewählter Dimensionierung
Hauswand. Breite der Rohrschelle der Durchmesser von Rinne und Fallrohr der Fall-
30 mm; Länge des Dorns ohne
Gewinde mind. 140 mm [9] rohrquerschnitt bei üblich großen Dachflächen
am Einlauf aus, so dass sich die Erhöhung des Ab-
flussvermögens durch konische, trichter- oder
kastenförmig Querschnittserweiterungen erüb-
Zwischen Übergang von Rinne und Fallrohr kann rigt. Bei Standrinnen kann das Wasser auch un-
zur Verbesserung des Wasserabflusses entweder mittelbar senkrecht aus der Rinne über Fallrohre
ein Wassersammelkasten oder ggf. konisch ver- in Wandschlitzen abgeleitet werden.
laufender Einlauftrichter vorgesehen werden.
Insbesondere bei breiten Rinnenquerschnitten Laubfangkörbe reduzieren das Ablaufvermögen
erhöhen Wasserkästen die Abflussleistung. Bei um bis zu 50%!
Rinnengefällen t 2 cm/m müssen Wasserkästen Bei Dachüberständen und ausladenden Gesim-
vorgesehen werden, da anderenfalls das Wasser sen sind vielfach schräg verlaufende (Bild 1.282)
über den Ablauf hinwegschießen kann. oder durch Rohrbögen und Bogenrohre herge-
162 1 Geneigte Dächer

1.282
Verbindungsstück zwischen
Dachrinne und Fallrohr, lose in
das Fallrohr eingesteckt, das hier 1.283 Standrohrübergang
mit einem Rohrwulst auf der a) Einführung in Gussrohr mit Muffe
Rohrschelle hängt b) Einführung in Gussrohr ohne Muffe

stellte Verbindungsstücke (Schwanenhals) zwi- Die Fallrohre werden an Grundleitungen über


schen Rinne und an der Fassade befestigten Fall- dickwandige verzinkte Stahl- oder Kupferrohre
rohren herstellbar und lassen sich nur vermeiden, oder gusseiserne, „Standrohre“ mit den Abwas-
wenn die Lage der Rinne in der Dachebene nach serleitungen verbunden. Die Standrohre sollen
oben versetzt direkt über dem Fallrohr angeord- mechanische Beschädigungen der dünnwandi-
net wird. Der Dachüberstand wird dann frei ent- gen Regenfallrohre verhindern und werden da-
wässert (Bild 1.276b). her je nach der zu erwartenden Beanspruchung
Zubehörteile wie Rinnenablaufstutzen, Schräg- 30 bis 100 cm über den Geländeanschnitt hoch-
rohre für den Übergang von Dachrinnen und Fall- geführt. Die obere Abschlusshöhe wird ggf. mit
rohren sowie Rohrbögen sind so herzustellen, einem Gebäudesockel abgestimmt.
dass sie den Angaben der Hersteller entspre- Der Übergang zwischen Regenfallrohr und Stan-
chend zu den zugehörigen Erzeugnissen passen. drohr kann durch einen angelöteten Übergangs-
Bei gefällelosen Rinnen wird die Rinne am Über- ring gebildet werden (Bild 1.283a). Damit wird
gang zwischen Rinne und Fallrohr zu einem Rin- zwar der Austritt von Kanalgasen und die damit
nenkasten verbreitert, um das Überlaufen des aus meistens verbundene Verschmutzung der Über-
zwei entgegengesetzten Richtungen einfließen- gangsstelle unterbunden, doch ist diese Lösung
den Wassers bei Sturzregen zu vermeiden. Lage formal wenig befriedigend. Der in Bild 1.283b ge-
und Form des Rinnenkastens werden von der Ar- zeigte muffenlose Übergang, bei dem die An-
chitektur des Bauwerks bestimmt. schlussstelle lediglich mit einem aufgelöteten
Wulstring abgedeckt wird, ist deshalb besser in
Verbindung mit einem Regenrohrsand- und
Anschluss der Fallrohre Laubfang mit Geruchsverschluss auszuführen
In der Regel war bisher meistens in den Landes- (Bild 1.284).
bauordnungen oder Bausatzungen der Gemein-
den der Anschluss aller Regenfallrohre an das öf- Innen liegende Regenfallrohre
fentliche Abwassernetz vorgeschrieben. Innen liegende Dachgräben (s. Bild 1.278) und
Heute wird dagegen vielfach gefordert, das anfal- innen liegende Dachrinnen sollten am besten im-
lende Regenwasser in Grünflächen versickern zu mer über außen liegende Regenfallrohre an den
lassen oder es über Versickerungsschächte oder Gebäuderändern entwässert werden. Wo dies
Rigolen1) in das Grundwasser einzuleiten. Das Re- nicht möglich ist, müssen innen liegende Regen-
genwasser kann auch in Zisternen für die Garten- fallrohre vorgesehen werden, deren Lage natür-
bewässerung oder aber für die „Grauwasser“- lich die Grundrissplanung beeinflusst. Beim An-
Versorgung (z. B. Toilettenspülung) gesammelt schluss an das Kanalnetz sind besonders im Hin-
werden. blick auf Rückstaugefahren die Bestimmungen
von DIN 1986 in Verbindung mit DIN EN 752 –
Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäu-
1) den – zu beachten.
Eine Rigole ist ein mit Kies aufgefülltes unterirdisches,
teilweise auch oberirdisches Auffangvolumen für Regen- Wegen der Gefahr der Kondensatbildung müssen
wasserrückhaltung und -versickerung. die Fallrohre bis mind. 1 m unterhalb des Regen-
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 163

folge von Verunreinigungen – z. B. durch Laub –


innerhalb der meistens völlig unbeaufsichtigten
Dachgräben wegen der oft beträchtlichen Folge- 1
schäden vorgebeugt werden.

1.8 Dachzubehör und Anschlüsse


an Dachdeckungen
1.8.1 Anschlüsse an Wände
und Abgasanlagen1)

DIN 18 160-5 – Einrichtungen für Schornstein-


fegerarbeiten ist zusammen mit den Unfallver-
hütungsvorschriften „Bauarbeiten“ (BGV C 22)
überarbeitet worden. Es wurden auch Arbeits-
schutzbestimmungen über Arbeitsplätze und
Verkehrswege für die Durchführung von Schorn-
1.284 Regenrohrablauf aus Betonfertigteilen steinfegerarbeiten aufgenommen. DIN 18 160-5
mit Geruchverschluss ist gleichzeitig Anwendungsnorm für die Baupro-
dukte der DIN EN 516 und der DIN EN 517.
Abgasanlagen müssen durch Zinkblech- oder
wasserzulaufes – besser vollständig – durch eine Bleikragen („Verwahrungen“) in die Dachhaut so
ausreichende Wärmedämmung mit äußerer Alu- eingebunden werden, dass Bewegungen zwi-
miniumfolienhülle als Dampfsperre geschützt schen Abgasanlage und Dach möglich sind. Eine
werden. Auch die Rinnen sind wenn nötig durch früher verbreitete Abgasanlagen-„Einfassung“ an
Wärmedämmungen gegen Kondensatbildung an einen Kaminkopf aus Mauerwerk zeigt Bild 1.285.
der Unterseite zu schützen (vgl. Bild 1.278). Ein Walzbleikragen stellt den beweglichen Über-
Vorhandene Sicherheitsrinnen oder -abdichtun- gang zwischen Dachhaut und Kaminkopf her. Der
gen müssen ggf. durch Etagenabläufe mit an die obere Anschluss wird durch einen Zinkblech-Über-
Regenfallrohre angeschlossen werden (vgl. Bild
2.72 in Abschn. 2.6.2). Wenn irgend möglich, soll- 1) Für den Begriff Schornstein wurde aufgrund des geänder-
te durch Notüberläufe einer Rückstaubildung in- ten Baurechts der Begriff „Abgasanlage“ eingeführt.

1.285 Einfassung eines mehrschaligen Montageschornsteines


1 Schamotte-Innenrohr 5 Schornsteinkopf, gemauert (oder Formsteine)
2 Wärmdämmung  25 mm 6 Kappleiste mit dauerelastischer Eindichtung
3 Ummantelung aus Formsteinen 7 Walzblei-Einfassung (dem Fugenschnitt folgend oder
4 Beton-Kragstein für Schornsteinkopf- in schräg eingeschnittenem Schlitz)
mauerwerk 8 hinterlüftete Bekleidung
164 1 Geneigte Dächer

hangstreifen („Kappleiste“, Bild 1.233) gebildet. Schiebestöße (s. Bild 1.234a) werden wegen des
Während früher die Einfassung oft stufenförmig in großen handwerklichen Arbeitsaufwandes heute
1 die Fugen der meistens verwendeten Kaminkopf- meistens durch spezielle eingelötete Schiebestü-
Verklinkerung eingelassen wurde, verwendet man cke (Dilatationsstücke) ersetzt (vgl. Bild 1.234b
heute meistens kostengünstigere gerade Kapp- und 1.265).
leisten, die mit Klebebändern und dauerelasti-
schem Fugenmaterial (Wartungsfuge!) gegen das
Mauerwerk abgedichtet werden. 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger
Abgasanlagenköpfe wurden früher häufig mit an Abgasanlagen
Klinker-Sichtmauerwerk ausgeführt. Durch Verar-
beitungsfehler kam es in vielen Fällen zu Bauschä- An den erforderlichen Stellen der Abgasanlagen
den durch Schlagregenwasser, das hinter den sind Standflächen nach DIN 18 160-5 anzuord-
Einfassungen durch das Mauerwerk der Abgas- nen. Die Standflächen werden in die Klassen A–D
anlagen eindrang. Deshalb sind hinterlüftete klassifiziert. Dabei bedeuten
Bekleidungen der Abgasanlagenköpfe aus Faser- Ɣ Klasse A: Standfläche an der Mündung der Ab-
zementplatten, Schiefer, Metall oder durch vor- gasanlage
gefertigte Komplettelemente nahezu zur Stan- Ɣ Klasse B: Standfläche an einer Reinigungsöff-
dardausführung geworden. Hinterlüftete Kon- nung bis 5 m unterhalb der Mündung der Ab-
struktionen ermöglichen die wesentlich sicherere gasanlage
und gestalterisch bessere Ausführung der An-
schlüsse durch Hochführung der Verwahrung Ɣ Klasse C: Standfläche an einer Reinigungsöff-
unter und hinter das Bekleidungsmaterial (Hin- nung bis 15 m unterhalb der Mündung der Ab-
terschneidung). gasanlage
Dachanschlüsse an andere, senkrecht an die Ɣ Klasse D: Standfläche an der unteren Reini-
Dachfläche grenzende Wandflächen werden in gungsöffnung der Abgasanlage
gleicher Weise wie Abgasanlageneinfassungen
hergestellt (s. auch Bilder 1.177 und 1.178). Standfläche DIN 18 160-5
Bei größeren Längen von Dachrandanschlüssen Die Standflächen müssen über sichere Verkehrs-
müssen temperaturbedingte Längenänderun- wege (Treppen, Leitern, Laufstege, Trittflächen
gen berücksichtigt werden. Die früher üblichen oder Einzeltritte) erreichbar sein. Dabei müssen

1.286 Standfläche Klasse A mit Trittflächen gem. DIN 18 160-5


Maß x : Dachneigung d 45° ĺ d 0,75 m; Dachneigung > 45° ĺ l d 0,50 m
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 165

1.287 Standroste
a) auf verstellbaren Konsolen
b) Standroststein
c) Standon-Trittstein (Fa. Klöber)

die Bauteile der Einrichtungen aus Metall einen 1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter
ausreichenden Korrosionsschutz aufweisen. Bau- und Dachüberstand
teile aus Holz sind für Verkehrswege und Stand-
flächen im Freien unzulässig. Bei sehr glatten Dachdeckungen wie Schiefer-
Die Anordnung der Standflächen ist in DIN oder Faserzement-Platteneindeckungen und auf
18160-5, Abschn. 6.3 geregelt. Bild 1.286 zeigt steilen Dächern werden Dachhaken vorgesehen,
die Anordnung der Standfläche Klasse A mit Tritt- die das Einhängen von Dachdeckerleitern, leich-
flächen. ten Arbeitsgerüsten und Sicherheitsleinen für
Standroste bestehen aus feuerverzinkten Stahl- Reparaturarbeiten erleichtern, ohne dass teure
rosten. Standroste werden auf verstellbaren, in Gesamteinrüstungen des Bauwerkes nötig wer-
die Dachdeckung eingehängten Konsolen oder den (Bild 1.288a).
auf Formsteinen montiert (Bild 1.287). Wenn Dachflächen mit größerer Neigung als
Der Zugang zum Standrost am Schornstein führt etwa 30° Verkehrsflächen (Bürgersteige, Wege im
– in der Regel aus Dachausstiegfenstern neben Grundstück, Hauseingänge) zugewandt sind,
der Abgasanlage – direkt oder über treppenartig werden Sicherungen gegen das Herabfallen von
angeordnete kurze Standroste bzw. Trittkonsolen Schneemassen, Eis oder auch gelöstem Dach-
(Bild 1.287c). deckungsmaterial verlangt. Es müssen daher

1.288 Dachhaken und Schneefanggitter


a) Dachhacken auf Wellplatten-Eindeckung, b) Schneefanggitter auf Wellplatten-Eindeckung
166 1 Geneigte Dächer

1.289 Traufengesims (Dach mit Unterdach),


a) ohne Dachüberstand, Dachraum nicht ausgebaut
b) mit Dachüberstand, Dachraum ausgebaut

Schneefanggitter (Bild 1.288b) oder Schneefang- Gestalterisch werden Dachüberstände gern so


balken am Traufenrand vorgesehen werden (in schlank wie möglich ausgeführt. Die Dachüber-
sehr schneereichen Gegenden auch in mehreren stände liegen dabei außerhalb des thermisch ge-
Reihen hintereinander in der gesamten Dachflä- regelten Volumens, d. h. im nicht beheizten Be-
che), um das Abgleiten von „Dachlawinen“ zu reich. So sind sie i. d. R. auch nicht wärmege-
verhindern. dämmt bzw. nicht von der Wärmedämmung des
Insbesondere bei großen Traufenüberständen Daches überdeckt („überdämmt“) (Bild 1.289b).
kann an der Fassade aufsteigende Warmluft im Die Problematik derartiger Dachüberstände mit
Winter den Schnee am Dachrand vorzeitig zum Unterkonstruktionen aus Holzwerkstoffplatten
Schmelzen bringen. Die mit Schnee oder Eis ge- an Traufen und Ortgängen darf nicht unter-
füllte Dachrinne lässt das Schmelzwasser über- schätzt werden. Vielfach ist es zu Mängeln und
fließen, und es kann zur Bildung großer, beim auch zu gravierenden Schäden durch Schimmel-
Herabfallen sehr gefährlicher Eiszapfen kommen. und Bläuebefall gekommen. Dabei wird der Befall
Dazu kommt, dass die sich bildende Eisbarriere in aus der Außenluft eingetragen. Holzschädlinge
Verbindung mit verharschtem Schnee oberhalb benötigen für ihr Wachstum eine ausreichend
der Traufe zu Rückstau von Schmelzwasser führen feuchte Umgebung und ein entsprechendes
kann, das schließlich in den Dachraum überfließt. Nährstoffangebot. Als ausreichend feuchte Um-
Diesen Gefahren kann durch Wärmedämmung gebung reicht schon eine relative Luftfeuchte
der Gesimse begegnet werden. Rückstauwasser von mehr als 80%. Die starke Auskühlung der
kann über diffusionsoffene, gut hinterlüftete Holzwerkstoffplatten in klaren Nächten führt
Spannfolien abgeleitet werden. dazu, dass es an der Oberfläche der Platten zu
Luftfeuchten von bis zu 100%, kommt und damit
Dachüberstand. Hinsichtlich der Abstandsflä- entsteht Tauwasser. Dabei führt eine Metallde-
chen sind Dachüberstände genehmigungsrecht- ckung oder Folienabdichtung eher zu starken
lich i. d. R. dann nicht relevant, wenn sie nicht Unterkühlungen als eine Dacheindeckung aus
mehr als 1 m vor die Außenwand hervortreten. Dachziegeln oder Betondachsteinen. Insbeson-
In einzelnen Landesbauordnungen gelten hier- dere, wenn hygroskopische Plattenwerkstoffe
von teilw. abweichende Regelungen. Weiterhin eingesetzt werden, deren Verleimung Alkalisalze
wird die Größe des Dachüberstandes vielfach von enthalten, erhöht sich das feuchte Niveau be-
der Geometrie des gewählten Dachdeckungs- trächtlich. Deshalb sollten hygroskopische Plat-
materials bestimmt (begrenzte Verschiebbarkeit tenwerkstoffe vermieden werden. Es sollte an
der horizontalen Fugen von Dachziegeln und solchen Stellen auch kein Birken, Buchen- und
-steinen). Seekiefer-Sperrholz eingesetzt werden. Holzbau-
1.8 Dachzubehör und Anschlüsse 167

teile sollten durch Anstrich oder Grundierung 1.8.4 Sanitärentlüftungen


gegen Schimmel- und Bläuebefall besonders ge- und Antennendurchgänge
schützt werden. Platten sind vor der Verlegung
Für das Einbinden von Durchgängen von Sanitär-
1
mit einem geeigneten Kantenschutzmittel zu ver-
sehen. Für die Außenanwendung eignet sich Entlüftungen, Antennen und ähnlichen die Dach-
hierfür u. A. Acrylat oder Baumwachs, die einge- haut durchdringenden Bauteilen werden heute
spachtelt werden können. fast durchweg Kunststoff-Formteile – passend zu

1.290 a) Kunststoff-Entlüfter-Formteil für Falzpfannen und Betondachsteine


b) Sanitärentlüftung über Trockenfirst SITAsalü®
1 Sanitärleitung (Flexschlauch)
2 Spezial-Lüfterelement
3 Stömungsregulator
c) Sani-Lüfter (Braas)
1 Durchgangsplatte (Formstein oder Universalplatte für alle Deckungsarten)
2 Sani-Lüfter-Haube (auch mit zusätzl. Wetterkappe)

1.291a 1.291b

1.291 Sicherung Dachdurchbrüche


a) Kunststoffformteil für Antennendurchgang
b) Sicherung von Durchbrüchen in Unterspannbahnen durch „Ablaufschlaufe“ als Saumrinne
168 1 Geneigte Dächer

allen gängigen Dachdeckungsarten – verwendet, wasser- und winddicht. Insbesondere bei starker
deren schwenkbare Oberteile das Anpassen an Windbelastung kann Sprühwasser und Flug-
1 jede Dachneigung ermöglichen (Bild 1.290 und schnee durch die Deckfugen der Dachdeckung
1.298). eindringen (s. Abschn. 1.6.2) Auch durch Rück-
Außer den in Bild 1.290a gezeigten Lüfteraufsät- stau (z. B. durch Eisbarrieren im Traufenbereich)
zen können auch spezielle Lüfter-Formteile (vgl. muss unter extremen Witterungsbedingungen
Bild 1.180d) verwendet werden (Bild 1.290c). vorübergehend mit eindringendem Wasser ge-
Für Dacheindeckungen mit mörtelfrei verlegten rechnet werden.
Firststeinen sind Entlüftungssysteme auf dem Die Anforderungen an den Wärmeschutz von Ge-
Markt, bei denen der Druckausgleich für die Sani- bäuden sind zudem durch die Energieeinsparver-
tärleitungen durch spezielle Endstücke im Luft- ordnung (EnEV) erheblich gesteigert worden.
raum des Firstes erfolgt (Bild 1.290b). Die Sanitär- Die zwangsläufig immer dicker werdenden Wär-
leitungen werden mit Hilfe von flexiblen Über- medämmschichten erfordern neue bauphysikali-
gangsrohren (Flexrohre) angeschlossen. sche und konstruktive Überlegungen auch für
Für Antennendurchgänge und ähnliche Dach- Dächer über ausgebauten Dachräumen.
durchbrüche gibt es spezielle Formteile (Bild
1.291a).
1.9.2 Wärmeschutz
Beim Einbau aller Formteile sind oberhalb der er-
forderlichen Ausschnitte in die Unterspannbah-
Allgemeines. Die Wärmedämmung von ausge-
nen Ablaufschlaufen einzubauen, die das Eindrin-
bauten Dachgeschossen muss den gesamten ge-
gen von ablaufendem Sprüh- oder Kondenswas-
nutzten Dachquerschnitt lückenlos umschließen
ser verhindern (Bild 1.291b).
(Bild 1.292). Schließen die Wärmedämmungen
dabei an seitliche Abmauerungen von Dachzwi-
ckeln an, müssen auch die dahinter liegenden
1.9 Ausbau von Dachräumen Deckenflächen einen geeigneten ausreichenden
Wärmeschutz erhalten (Bild 1.292c).
1.9.1 Allgemeines Der erforderliche Wärmeschutz ist nach DIN 4108
in Verbindung mit der Energieeinsparverord-
Dachräume unter geneigten Dachflächen wer- nung (EnEV) zu dimensionieren (s. Abschnitt 17.5
den heute zur besseren wirtschaftlichen Ausnut- in Teil 1 dieses Werkes).
zung des umbauten Raumes, aber ggf. auch we- Je nach Wärmeleitfähigkeitsgruppe des Dämm-
gen der besonderen Eigenschaften der sich aus stoffes (WLG 020 bis 045) sind Dämmstoffdicken
der Dachform ergebenden Räume in der Regel von oft mehr als 220 mm erforderlich.
zum Wohnen genutzt. Die Dachflächen müssen Bei geneigten Dächern mit ausgebautem Dachge-
damit allen Anforderungen an Wärme-, Feuchtig- schoss hat sich die Dämmung ohne Hinterlüftung
keits-, Schall- und Brandschutz genügen. zwischen den Sparren als Vollsparrendämmung
Dachdeckungen geneigter Dächer sind in der Re- durchgesetzt (Bild 1.293, 1.295c und 1.296a). Hier-
gel ohne zusätzliche Maßnahmen nicht absolut durch wird erreicht, dass die gesamte Sparrenhö-

1.292a 1.292b 1.292c


1.292 Wärmedämmung von Dachräumen
a) Dachraum voll wärmegedämmt
b) Dachraum bis Kehlbalken- oder Zangenhöhe wärmegedämmt
c) Wärmedämmung bei seitlich offenen Dachräumen
1.9 Ausbau von Dachräumen 169

1.293 Wärmebrückenfreie Konstruktionen


nach DIN 4108 Bbl 2
a) Pfettendach-monolithisches Mauerwerk
b) Ortgang-monolithisches Mauerwerk
c) Dach-Innenwand-Anschluss
1 Wärmedämmung (Vollsparrendämmung)
2 Monolithisches Mauerwerk
3 Stahlbetondecke
4 Stahlbeton-Ringanker
5 Dampfsperre/Luftdichtheitsebene
6 Innenbekleidung (z. B. GK-Bauplatte)
7 Innenwand
8 Innenputz

he für das Einbringen von Dämmstoffen genutzt hen Anforderungen an die Wärmedämmung von
werden kann. Darüber hinaus wird der Wärme- Außenbauteilen erfordert gleichzeitig eine sorg-
schutz insgesamt verbessert, da eine zusätzliche fältige Planung und Ausführung, damit Wärme-
Auskühlung der Wärmedämmschicht durch eine brücken weitestgehend vermieden werden. Bild
Luftschicht zwischen Unterspannung, -dach bzw. 1.293 zeigt Beispiele aus DIN 4108 Bbl. 2, wie Wär-
-deckung und Wärmedämmung vermieden wird. mebrücken möglichst verhindert werden (vgl.
Die Ausführungen mit belüfteter Wärmedäm- hierzu Abschn. 17.5 in Teil 1 des Werkes).
mung (Bild 1.295a und b und 1.296b) kommen
heute nur noch bei sehr hohen Sparrenprofilen Luftwechsel. Auf ausreichenden Luftwechsel ist
oder besonderen bauphysikalischen Anforderun- aus Gründen der Hygiene, der Begrenzung der
gen an die Dachkonstruktion in Frage. Raumluftfeuchte sowie ggf. der Zuführung von
Überall da, wo der mittlere Wärmedämmwert ei- Verbrennungsluft nach bauaufsichtlichen Vor-
ner Fläche (Außenwand, Dachfläche usw.) unter- schriften (z. B. Feueranlagenverordnungen der
schritten wird, spricht man von einer Wärme- Bundesländer) zu achten. Dies ist in der Regel der
brücke. Fall, wenn während der Heizperiode ein auf das
Je besser eine Fläche gedämmt wird, desto grö- Luftvolumen innerhalb der Systemgrenze bezo-
ßer wird zwangsläufig auch die Gefahr, dass kon- gener durchschnittlicher Luftwechsel von 0,5 h–1
struktive Wärmebrücken entstehen. Die sehr ho- bei der Planung sichergestellt wird.
170 1 Geneigte Dächer

Tabelle 1.294 Wärmedämmstoffe Ɣ zwischen den Sparren ohne Hinterlüftung der


Unterspannbahn (Vollsparrendämmung, Bild
1 1.295c).
Ɣ über den Sparren (Bild 1.295d).
In der Vergangenheit wurden die lichten Sparren-
abstände oft auf die Standardbreiten der Dämm-
stoffe (z. B. 60 cm) festgelegt.
Heute ist es sinnvoller, möglichst hohe Sparren
mit folglich größeren Sparrenabständen zu ver-
wenden, damit die aufgrund der Energieeinspar-
verordnung (EnEV) erforderlichen dickeren
Dämmstoffschichten untergebracht werden kön-
nen. Schaumstoffe und faserförmige Wärme-
dämm-Materialien sind heute so aufbereitet, dass
sie sich gut zwischen die Sparren klemmen lassen
(sogen. „Klemmfilze“). Mineralwolleplatten lassen
sich auch bei unterschiedlichen Sparrenabstän-
den bei geringem Verschnitt leicht einbauen. Die
Zuschnittsbreite sollte dabei 1 cm breiter als der
lichte Sparrenabstand sein. Dadurch ist gewähr-
1)
leistet, dass die Wärmedämmungen zwischen
Mineralwolle wird aus Glasrohstoffen oder Gesteinen unter
Zusatz von Kunstharzen als Binder und Ölen hergestellt.
den Sparren absolut dicht eingebaut sind.
In letzter Zeit wurden Mineralfasererzeugnisse wegen Wegen der unvermeidlichen Rohbauungenauig-
möglicher gesundheitlicher Gefahren bei der Verarbei- keiten durch Verformung der Sparren u. A. ist dies
tung kritisch betrachtet. In Deutschland dürfen nur noch jedoch nur bei sehr sorgfältiger Ausführung zu
Mineralfaserdämmstoffe in den Verkehr gebracht werden, erreichen.
die die Freizeichnungskriterien der Gefahrenstoffordnung
erfüllen (Anhang IV, Nr. 22, Abs. 2). Diese Mineralfaserstoffe Wärmedämmung muss auch untereinander dicht
sind „frei von Krebsverdacht“. gestoßen eingebaut werden. Besser sollten Däm-
Der entstehende Staub kann dennoch bei der Verarbei- mungen zweilagig und fugenversetzt eingebaut
tung und dem Einbau zu starken Reizungen der Augen, werden, um eine nahezu vollständige Fugen-
der Atemwege und der Haut führen, die allerdings in der überdeckung durch eine zweite unterseitige
Regel rasch abklingen. Es sollte daher beim Arbeiten mit
Mineralwolle-Erzeugnissen, insbesondere beim Ausbau Dämmschicht zwischen der Unterkonstruktion
von alten Mineralfaserdämmungen, für gute Belüftung der Innenbekleidung zu erreichen (Bild 1.295b).
an den Arbeitsplätzen gesorgt werden. Sinnvoll sind Das gilt auch für Dämmlagen in den Sparrenzwi-
Feinstoff-Atemmasken, Schutzbrillen und eventuell das schenräumen.
Auftragen von Schutzcremes (s. Broschüre: Umgang mit
Mineralwolle-Dämmstoffen; Hrsg.: Fachvereinigung der Zellulosedämmung. Zunehmend kommt auch
Mineralfaserindustrie sowie Arbeitsgemeinschaft der Bau-
Zellulose-Dämmung zum Einsatz. Dieser Dämm-
Berufsgenossenschaften).
stoff bietet neben dem klassischen winterlichen
Wärmeschutz auch einen verbesserten Schutz
gegen sommerliche Hitze und gegen Außenlärm.
Wärmedämmstoffe. Es können alle Wärme- Die natürliche Sorptionsfähigkeit von Zellulose
dämmstoffe verwendet werden, die mindestens bewirkt außerdem, dass sich der Feuchtegehalt
die Brandschutz-Anforderungen der Baustoff- seiner Umgebung anpasst.
klasse B 2 (normal entflammbar) erfüllen. Zellulosefaserdämmstoffe werden aus unge-
Einen Überblick über die wichtigsten Dämmstof- bleichter, reiner Zellulose oder aus mechanisch
fe und ihre Wärmeleit- bzw. Dämmeigenschaften zerfasertem Zeitungspapier hergestellt. Das Ma-
gibt Tabelle 1.294). terial wird durch Zerfaserung und Mahlung zer-
kleinert und danach verdichtet. Es können durch-
Die Wärmedämmungen können eingebaut wer-
aus (je nach Inhaltsstoffen des Recyclingmateri-
den
als) Schadstoffe, z. B. Schwermetalle, in das
Ɣ zwischen den Sparren mit hinterlüfteter Unter- Dämmmaterial gelangen. Häufig wird Zellulose-
spannbahn (Bild 1.295a) faserdämmstoffen auch Borsalz beigemengt, um
Ɣ unter und zwischen den Sparren (Bild 1.295b) diese pilz- und schädlingsresistent zu machen.
1.9 Ausbau von Dachräumen 171

1.295
Einbau von Wärmedämmungen
1
a) zwischen den Sparren mit Luftraum
b) zwischen und unter den Sparren
mit Luftraum
c) Zwischen den Sparren, 1.295a 1.295b
Vollsparrendämmung
d) auf den Sparren aufliegend (auf
Vollschalung oder als freitragende
Dämmelemente)
1 Lattung
2 Konterlattung
3 Unterspannbahn (diffusionsoffen)
4 Wärmedämmung
5 Dampfsperre (luftdicht) 1.295c
1.295d

Außerdem kann dadurch die Brandschutzklasse Bei den wärmegedämmten Dächern werden un-
B2 erreicht werden. terschieden:
Zellulosefaserdämmstoffe werden i. d. R. mit Ma- Ɣ zweischalige, belüftete Konstruktionen (Bild
schinen in die Dachkonstruktion eingeblasen (Ein- 1.296a)
blasdämmung). Diese Arbeiten sollten nur durch Ɣ einschalige, nicht belüftete Konstruktionen (Bild
geschultes Personal von Fachfirmen erfolgen. Auch 1.296b).
dieses Material soll keiner Feuchtigkeit ausgesetzt
werden. Neben dem Verlust der Dämmwirkung Der belüftete Konstruktionsaufbau ist durch eine
könnte dies zu Pilz- und Schädlingsbefall führen, Belüftungsebene zwischen Wärmedämmung
weil die Borsalze ausgewaschen werden können. und Unterspannbahn gekennzeichnet.
Auch Schafwolle, Baumwolle, Baumwollvlies und Bei der Konstruktion ohne Hinterlüftung fehlt die-
Flachs können als Dämmstoffe verarbeitet wer- se zweie Belüftungsschicht oberhalb der Wärme-
den. Derartige Dämmstoffe sollten nicht in Berei- dämmung.
chen, in denen erhöhter Brandschutz erforderlich
ist, eingebaut werden. Hinterlüftung zwischen Dachdeckung und Un-
terspannung, Unterdeckung bzw. Unterdach. In
Als natürlicher Dämmstoff haben Holzfaser- beiden Konstruktionsarten ist eine Belüftungs-
dämmplatten bei relativ guten Dämmeigen- ebene zwischen der Dachdeckung und der Unter-
schaften, eine hohe Druckfestigkeit, ein geringes spannbahn erforderlich. Durch die damit mögli-
Gewicht, eine ausgezeichnete Wärmespeicherfä- che Luftströmung zwischen Trauflinie und First
higkeit und ein sehr gutes Sorptionsverhalten wird eine Wärmeableitung im Sommer erreicht.
(Feuchtetransport).
In dieser Ebene wird vor allem aber Sprühwasser,
Auch die oberen Abschlussflächen von Zwischen- geschmolzener Flugschnee, durch kleinere Schä-
oder Giebelwänden müssen zur Vermeidung von den oder Fehlen der Dachdeckung eingedrunge-
Wärmebrücken sorgfältig gedämmt werden. nes Regenwasser sowie Tauwasser, das durch
Fugen zwischen Streichsparren und Giebelwän- Reif- und Kondensatbildung innerhalb des Belüf-
den müssen sorgfältig ausgestopft werden. Der tungsraumes entstehen kann, auf einer zweiten
auch hier vielfach eingesetzte Bauschaum ist wasserführenden Schicht abgeleitet.
kaum in der Lage, Verformungen von Tragwerken Es muss in jedem Fall dafür gesorgt werden, dass
aus Holz aufgrund seiner starren Konsistenz aus- der Luftstrom innerhalb der Dachkonstruktion
zugleichen und ist deshalb ungeeignet. nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dachgauben,
In allen Fällen ist die Wärmdämmung mindestens Schornsteine und ähnliche Hindernisse unterbro-
durch eine Unterspannbahn gegen Sprühwasser chen wird. Bei derartigen Durchdringungen der
und Flugschnee zu schützen (s. Abschn. 1.9.3). Lüftungsquerschnitte muss durch Konterlattun-
Raumseitig ist eine dicht schließende Dampfsper- gen oder vergleichbare Maßnahmen eine Umlen-
re oder Dampfbremse erforderlich (s. Abschn. kung der Luftströmung ermöglicht werden (Bild
1.9.4). 1.297).
172 1 Geneigte Dächer

1.296 Wärmegedämmte Dachkonstruktionen


a) Wärmedämmung ohne Hinterlüftung (Vollsparrendämmung)
b) Wärmedämmung mit Hinterlüftung
1 Unterspannbahn
2 Lüftung zwischen Unterspannbahn und Wärmedämmung
3 Lüftungsspalt am First
4 Hinterlüftung der Dachdeckung
5 Wärmedämmung
6 Luftdichtheitsschicht/Dampfsperre

Oberhalb von Dachfenstern, Schornsteinen oder Dächer als nahezu standardmäßige Ausführung
sonstigen Einbauteilen sind die Unterspann- vorgezogen. Es kommt bei ihnen jedoch immer
bahnen taschenförmig hochzuklappen (Ablauf- wieder zu erheblichen Schäden, die vor allem be-
schlaufe), damit etwa ablaufendes Wasser seitlich dingt sind durch ungenügend dimensionierte
an den Hindernissen vorbei geleitet wird (s. a. Bild oder durch aufgequollene Wärmedämmungen,
1.291b). eingeengte Lüftungsquerschnitte sowie durch
Vor oder hinter Hindernissen im Luftstrom kön-
nen auch zusätzliche Ab- bzw. Zuluftströmungen
– z. B. mit Hilfe von Lüftersteinen – eingebaut
werden. Der Anschluss an aufgehende Wände ist
wie z. B. in Bild 1.237c gezeigt auszuführen.
Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Planung
zusammengesetzter Dächer erforderlich, damit
auch an Wandanschlüssen, Graten, Pulten usw.
ausreichende Abluftöffnungen und an Kehlen,
Dachgräben o. Ä. die erforderlichen Zuströmöff-
nungen vorhanden sind. Durch zweilagige Kons-
truktionen muss ggf. z. B. bei Schifteranschlüssen
(Bild 1.54) dafür gesorgt werden, dass keine Hin-
dernisse für den Luftstrom entstehen.
Eine Mittelstellung zwischen Unterspannbahnen
und den nachfolgend beschriebenen Unterdä-
chern nehmen speziell ausgerüstete Gipskarton-
platten mit einem sd-Wert von 0,1 m ein. Sie kön- 1.297 Umlenkung des Luftstromes an Hindernissen
nen als relativ windsichere Noteindeckung für 1 durchgehende Konterlatte
einen Zeitraum bis zu zwei Monaten dienen. 2 unterbrochene Konterlatte
3 Unterspannbahn, taschenartig umgelegt –
Ablaufschlaufe (Ablenkung von evtl. ablaufendem
Konstruktionskriterien. Lange Zeit wurden die Sprühwasser)
belüfteten Konstruktionen für wärmegedämmte 4 Belüfter oberhalb der Tasche
1.9 Ausbau von Dachräumen 173

1.299 Installationsebene als Schutzbereich gegenüber


der Luftdichtheitsebene
1 Dichtheitsebene
2 Installationsebene
3 Installationsleerdose
4 Raumseitige Bekleidung

Luftdichtheit. Es muss jedoch bei der unbelüfte-


ten Konstruktionsweise wesentlich mehr Auf-
merksamkeit auf die absolute Luftdichtigkeit ge-
genüber der Raumluft gerichtet werden. Dies
fand Niederschlag in der DIN 4108-7 (Wärme-
schutz- und Energieeinsparung in Gebäuden,
Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen,
1.298 Luftdichte Dachdurchdringung mit einem Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie
Dunstrohr -beispiele).
1 Dacheindeckung Luftdichtheit ist auch bei allen Bauwerksan-
2 Konterlattung schlüssen und -durchdringungen zu gewährleis-
3 Diffusionsoffene Unterspannbahn
4 Wärmedämmung
ten (Bild 1.298).
5 Dampfbremse und Luftdichtheitsebene Die Dichtheit eines Gebäudes wird durch den
6 Dauerhaft luftdichter Anschluss Luftwechsel beschrieben und bei einer Druckdif-
ferenz von 50 Pa gemessen. Die Richtwerte für
den Luftwechsel sind in der DIN 4108, Teil 7, an-
fehlerhaft ausgeführte Dampfsperren oder
gegeben. Die Funktion der Luftdichtungen wird
Dampfbremsen.
mit Hilfe des so genannten Blower-Door-Tests
Die früher üblichen Unterspannbahnen behin- nachgewiesen. Dabei wird mit Hilfe eines Ventila-
dern außerdem trotz normalerweise ausreichen- tors ein Über- oder Unterdruck von 50 Pa in Ge-
der Dampfdurchlässigkeit bei extremen Feuch- bäuden erzeugt und durch den einzublasenden
tigkeitsverhältnissen das Austrocknen zu stark. oder abzusaugenden Luftstrom wird der Luft-
Auf Dauer kann dadurch die Wärmedämmung bis wechsel ermittelt.
zu weitgehendem Funktionsverlust durchnässt
werden, und es werden an den hölzernen Konst- Chemischer Holzschutz. In belüfteten, wärmege-
ruktionsteilen trotz Imprägnierung schwere dämmten Dachkonstruktionen ist eine Gefähr-
Schäden verursacht. dung der Sparren durch Schadinsekten nicht aus-
Die Bauindustrie hat daher für den Einsatz bei aus- zuschließen. Bei diffusionsäquivalenten Luft-
gebauten Dachgeschossen Unterspannmateriali- schichtdicken üblicher Unterspannbahnen von
en mit sehr geringem Diffusionswiderstand und sd > 1 m und damit einer relativ geringen Dampf-
sogar mit einer gewissen vorübergehenden Spei- durchlässigkeit ist infolge von Holzrestfeuchte,
cherungsfähigkeit für Feuchtigkeit auf den Markt durch Leckagen in der Dachhaut und durch Kon-
gebracht. Bedingt hierdurch kommen heute über- densatbildung eine Schädigung durch Pilzbefall
wiegend nicht belüftete Konstruktionen zur Aus- möglich. Es ist daher eine Holzschutzbehandlung
führung. Der hierbei nicht mehr erforderlich Belüf- entsprechend der Gebrauchsklasse GK2 gem.
tungsquerschnitt oberhalb der Wärmedämmung DIN EN 335-1 (s. Abschn. 1.22) erforderlich.
kommt der Unterbringung der heutzutage erheb- In nicht belüfteten Konstruktionen mit Vollspar-
lich größeren Dämmstoffdicken zugute. rendämmung kann dagegen die Gebrauchsklas-
174 1 Geneigte Dächer

se GK1 gem. DIN EN 335-1 (ehem. Gefährdungs- auch bei sachgemäßem leicht durchhängendem
klasse 0 gem. DIN 68800-3-alt) angenommen und Einbau (Bild 1.300a) später straff gespannt sind.
1 auf einen chemischen Holzschutz verzichtet wer- Wenn Sprüh- oder Schmelzwasser auf den Unter-
den (s. Abschn. 1.9.7). spannbahnen abläuft, staut es sich dann an den
Für alle wärmegedämmten Konstruktionen, ins- Dachlatten und insbesondere an den Befesti-
besondere jedoch bei Vollsparrendämmung, ist gungspunkten auf den Sparren. Es kommt zu
eine einwandfreie Luftdichtheit bzw. Dampfsper- Fäulnis an Dachlatten und Sparren. Eine derartige
re zwischen Innenraum und Wärmedämmung Ausführung ist daher bedenklich.
und gegenüber allen angrenzenden Bauteilen In Verbindung mit Unterspannbahnen oder Un-
unbedingte Voraussetzung (s. Abschn. 1.9.4). terdeckungen sollten deshalb Dachdeckungen
Auch auf Grund dieser Kriterien hat sich wie bei grundsätzlich auf Konterlattung ausgeführt wer-
der Entwicklung von Flachdächern (s. Abschn. 2) den (Bild 1.300b).
ein Trend zu nicht belüfteten wärmegedämmten Spezielle Unterdeck- und Schalungsbahnen kön-
Konstruktionen beim Ausbau von Dachräumen nen bis zu 60% der sommerlichen Wärmestrah-
ergeben. lung reflektieren. Außerdem bieten diese Materi-
alien eine hohe Abschirmung gegen elektromag-
1.9.3 Unterdeckungen netische Strahlung, z. B. bei Strahlungen aus dem
Mobilfunkverkehr. Diese Unterdeck- bzw. Scha-
Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit sind bei lungsbahnen bestehen i. d. R. aus einem speziell
Unterschreitung der Regeldachneigung (RDN) behandelten Polypropylenvlies mit hohem Re-
sowie besonderen witterungsabhängigen, klima- flektionsgrad, einer diffussionsoffenen Folie und
tischen, lageabhängigen sowie nutzungsbeding- einem Schutzvlies aus Polypropylen. Mit ihrem
ten (Dachausbau) Anforderungen gemäß dem sd- Wert von nur 0,02 m leiten sie bei vollge-
Regelwerk des Zentralverbandes des Deutschen dämmten Dächern die in den Dachraum eindrin-
Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8] in den Bean- gende Raumnutzungsfeuchte sicher nach außen
spruchungsklassen 1 bis 6 vorzusehen (s. a. Ab- ab. Die wasserdichte Bahn schützt die Wärme-
schn. 1.6.2). dämmung vor Flugschnee und Regen.
Unterspannbahnen. Unterspannbahnen sind
feinperforierte, wasserdampfdurchlässige, schwer Unterdach und Unterdeckung. Muss – insbe-
entflammbare Kunststoff-Gitterfolien oder diffu- sondere bei wenig geneigten Dächern – mit star-
sionsoffene sonstige Glasfasergewebebahnen. ken Beanspruchungen durch Sprühwasser oder
Unterspannbahnen („Flatterfolien“) werden mit Flugschnee gerechnet werden, ist ein Unterdach
10 cm Stoßüberdeckung schlaff quer zur Spar- bzw. auch Unterdeckung (früher auch als „Unter-
renrichtung gespannt und genagelt bzw. ge- dichtung“ bezeichnet) vorzusehen (Bild 1.301).
heftet. Dazu wird als Regelausführung auf einer 24 mm
Wenn ein späterer Dachausbau nicht in Frage dicken Nut-Feder Schalung oder einer anderen
kommt, dienen Unterspannbahnen bei Einde- festen Unterlage (z. B. Holzwerkstoffplatten oder
ckungen mit einfacher Lattung, d. h. ohne Konter- formstabile Wärmedämmstoffe) eine je nach
lattung, häufig bis zur Fertigstellung der Dachde- Ausführungsart regensichere oder wasserdichte
ckung als vorläufige Dachhaut. Sie werden dann Abdichtung aufgebracht (s. a. Abschn. 1.6.2), die
– entgegen den Verlegerichtlinien – oft straff bestehen kann aus
über die Sparren gespannt. Fast alle Unterspann- Ɣ 2 Lagen Bitumendachbahnen V13 (1. Lage ge-
bahnen schrumpfen aber mit der Zeit, so dass sie nagelt, 2. Lage vollflächig geklebt),

1.300a 1.300b
1.300 Einbau von Unterspannbahnen
a) Einbau über den Sparren, einfache Lattung (bedenkliche Lösung!)
b) Einbau mit Konterlattung
1.9 Ausbau von Dachräumen 175

Demnach ist Tauwasserbildung im Inneren von


Bauteilen, die durch Erhöhung der Stofffeuchte
von Bau- und Wärmedämmstoffen zu Material- 1
schädigungen oder zu Beeinträchtigungen der
1.301 Unterdach
Funktionssicherheit führt, zu vermeiden.
Zur Verhinderung von Wasserdampfdiffusion
und Kondensatbildung innerhalb der Dachkons-
truktion ist in der Regel nach DIN 4108-3 ein rech-
Ɣ 1 Lage Bitumenschweißbahn (Stöße verdeckt nerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich.
genagelt),
Die DIN 4108-3 erhält Angaben zur Berechnung
Ɣ 1 Lage Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennla- der Tauwassermenge. In Abschnitt 4.3.3 sind die
ge (verdeckt genagelt bzw. auf aufgenagelte Dächer aufgeführt, für die kein rechnerischer
Folienbleche geschweißt. Tauwasser-Nachweis erforderlich ist. Danach
ist für die dort aufgeführten Bauteile dann kein
Im Prinzip stellen Unterdächer bzw. Unterde- rechnerischer Tauwasser-Nachweis erforderlich,
ckungen somit eine funktionsfähige Dachhaut wenn sie mit ausreichendem Wärmeschutz nach
dar. Die darüber liegende Dachdeckung gewähr- DIN 4108-2 und luftdichter Ausführung nach DIN
leistet also vor allem den Bewitterungsschutz für 4108-7 ausgeführt sind und wenn die in Anhang
die zweite wasserführende Schicht und schützt A der DIN 4108-3 genannten Klimabedingungen
zusätzlich gegen Wärmeeinstrahlung. gegeben sind. In diesen Fällen ist davon auszuge-
Bei Unterdächern muss durch ausreichende Hin- hen, dass kein Tauwasserrisiko besteht oder der
terlüftung sichergestellt sein, dass sie nicht inner- Feuchtetransport, z. B. bei kapillaraktiven Materi-
halb des gesamten Dachaufbaues wie falsch an- alien, wesentlich durch Kapillaritätseffekte beein-
geordnete Dampfsperren wirksam werden. flusst und nur z. T. durch Diffussionsvorgänge
Es sind daher unterhalb des Unterdaches ausrei- bestimmt wird.
chende Zu- und Abluftquerschnitte vorzusehen. Konvektion. Zu bedenken ist: Durch eine 1,00 m
Im Widerspruch hierzu steht die dann entstehen- lange und 1 mm breite Fuge kann bis zu 3.000
de Hinterlüftung der Wärmedämmung, die heute mal mehr Feuchtigkeit durch Konvektion in die
bei Vollsparrendämmung nicht mehr üblich ist. Konstruktion eindringen als über eine 1 qm große
Bei Satteldächern mit hinterlüfteter Wärmedäm- Fläche eindiffundieren kann. Jede Durchdrin-
mung (Bild 1.296a) ist am First ein ca. 10 cm brei- gung der Luftdichtheitsebene bleibt auch dann
ter Streifen als Abluftöffnung im Unterdach offen ein Schwachpunkt, wenn diese Stellen noch so
zu belassen. sorgfältig mit entsprechendem Klebeband abge-
Bei allen Konstruktionen ist grundsätzlich eine dichtet werden. Deswegen sollten möglichst alle
entsprechend der gewählten Unterdeckung bzw. Leitungen und Installationen vor der Luftdicht-
Unterdach berechnete und dimensionierte, über- heitsebene, also in der so genannten „Installa-
all dicht schließende Dampfsperre oder Dampf- tionsebene“ untergebracht werden (s. Bild 1.299)
bremse erforderlich. Dabei ist dafür Sorge zu (Vgl. Abschn. 1.9.2). Diese Installationsebene fällt
tragen, dass innenseitig angeordnete Dampf- vielfach zusammen mit sowieso notwendigen
sperren eine höhere wasserdampfdiffusionsäqui- Unterkonstruktionen für Innenbekleidungen. Das
valente Luftschichtdicke (sd-Wert) haben, als das zusätzliche Einbringen einer Wärmedämmung
Unterdach/Unterdeckung. in verbleibenden Hohlräumen der Installations-
ebene erhöht den Querschnitt der Wärme-
dämmung insgesamt und trägt zudem zur
1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit Fugenüberdeckung von Dämmungen bei, die
zwischen Sparren verlegt sind.
Die immer höheren Anforderungen an die Wär-
medämmung der Außenbauteile erfordern auch Luftdichtheit kann z. B. durch eine 0,2 mm dicke
eine höhere Sensibilität bezogen auf die Feuch- PVC-Folie auf der Raumseite erfüllt werden.
tigkeitsschäden durch Wasserdampfdiffusion Luftdichte Bahnen können aus Kunststoff, Bitu-
und Kondensatbildung. So legt die DIN 4108-3 men, Elastomeren oder Papier bestehen. Sie dür-
Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hin- fen nicht perforiert sein. Dies gilt nicht für „Perfo-
weise für die Planung und Ausführung zum klim- rierungen“ durch Befestigungsmittel wie z. B.
abedingten Feuchteschutz in Gebäuden fest. Klammern. Gipsfaser-, Gipskarton-, Faserzement-
176 1 Geneigte Dächer

1.302c

1.302d 1.302e 1.302f


1.302 Luftdichtheitsschicht: Anschlüsse, Überlappungen, Durchdringungen (in Anlehnung an DIN 4108-7 – Auszug)
a) Überlappung mit doppelseitigem Klebeband oder Klebemasse
b) Anschluss an geputztes Mauerwerk oder Beton durch Einputzen
c) Installation ohne Durchdringung der Luftdichtheitsschicht
d) Durchdringung unter Verwendung einer vorkonfektionierten Manschette oder eines Formteils
e) Anschluss der Luftdichtheitsschicht an einer Pfette
f) Ortganganschluss der Luftdichtsheitsschicht an verputzte Mauerkrone bei Aufsparrendämmung
1 Wärmedämmung 8 Innenputz
2 Sparren 9 Putzträger, z. B. Streckmetall
3 Luftdichtheitsschicht 10 einseitiges Klebeband
4 einseitiges Klebeband ggf. mit Anpressleiste/Latte 11 vorkonfektionierte Manschette, Formteil
5 alt. Doppelseitiges Klebeband (Klebemasse) 12 Luftdichte Steckdose (z. B. beim Passivhaus)
oder komprimierbares Butyl-Kautschukband 13 Installationsebene (z. B. beim Passivhaus)
6 Raumseitige Bekleidung 14 Kabel in der Installationsebene
7 Mauerwerk oder Beton 15 Bahnenstreifen (rutschsicher)

und Holzwerkstoffplatten sowie Bleche sind luft- 1.9.5 Schallschutz1)


dicht.
Stöße der Bahnen und Anschlüsse an andere Bau- Art und Umfang erforderlicher Schallschutzmaß-
teile müssen mit speziell zugelassenen Klebebän- nahmen für die Außenflächen ausgebauter Dach-
dern sehr sorgfältig absolut luftdicht verklebt geschosse richten sich nach dem zu erwartenden
und im Übergang zu anderen Bauteilen (z. B. An- Außenlärmpegel gemäß DIN 18 005 (z. B. ver-
schlüsse an Massivbauteile/Rohrdurchführun- kehrsreiche Straßen o. Ä.).
gen) bestenfalls zusätzlich mechanisch befestigt In der Umgebung von Flughäfen ist das Gesetz
werden. Die Klebebänder müssen ihre Funktion zum Schutz gegen Fluglärm (FluLärmG) in Ver-
über Jahre hinweg gewährleisten und auch ge- bindung mit der Verordnung über bauliche
wisse Bewegungen des Dachstuhls ohne Scha- Schallschutzanforderungen zu beachten. Darin
den überstehen. In DIN 4108-7 sind für Stöße sind je nach Art des Flughafens Schutzzonen fest-
bzw. Überlappungen der Folien und für Bauteil- gelegt (Tag – Schutzzone 1 und 2 und Nacht –
anschlüsse genaue Hinweise enthalten, die in Bild Schutzzone).
1.302 in einigen Beispielen auszugsweise wieder- Voraussetzungen für guten Luftschallschutz sind
gegeben werden. bei Dachkonstruktionen

1) s. a. Abschn. 17.6 in Teil 1 dieses Werkes


1.9 Ausbau von Dachräumen 177

Ɣ möglichst dichte, schwere Dachdeckungen Nachweis erreicht werden. Bei davon abweichen-
(z. B. Faserzementplatten auf Nut-Feder-Scha- den Konstruktionen ist – ebenso wie für Decken
lung, Falzziegel, Betondachsteine o. Ä.), unter nicht ausgebauten Dachgeschossen – ein 1
Ɣ die Verwendung weicher Dämmstoffe wie z. B. entsprechender Nachweis zu führen. Der Schall-
Mineralwolleerzeugnisse, schutz der Dachdeckung wird dabei mit 10 dB
angesetzt.
Ɣ dichte, mehrlagige Innenschalen z. B. aus Gips-
kartonplatten (Nut-Feder-Schalungen sind we-
sentlich weniger schallschützend), Wohnungstrennwände. Besondere Schallschutz-
maßnahmen sind bei ausgebauten Dachge-
Ɣ Vermeidung von Schallbrücken insbesondere
schossen an Wohnungstrennwänden notwen-
durch mangelhafte Fugendichtungen.
dig. Es besteht die Gefahr der flankierenden
Schallübertragung über Sparren und Wärme-
Dachfenster sollten annähernd die gleichen dämmung, wenn Bauteile über die Trennwände
Schalldämmwerte aufweisen wie die angrenzen- hinweggeführt werden. Dies gilt z. B. für die
den Dachflächen. Dachlattung oder steife, geschlossenporige Wär-
Mit den in Bild 1.303 (DIN 4109 Bbl.1) gezeigten medämmplatten. Auch innen sichtbar bleibende
Konstruktionen kann bei Außenlärmpegeln bis Sparren können zu Schallübertragungen bei-
etwa 75 dB der erforderliche Schallschutz ohne tragen.

1.303a 1.303b 1.303c

1.303 Luftschallschutz von Dachkonstruktionen (DIN 4109 Bbl. 1)


a) Dach mit üblicher Dachdeckung, R’w,R 35 dB
b) Dachdeckung auf üblicher Deckungsart für R’w,R 40 dB bzw. mit Anforderung an die Dichtheit für R’w,R 45 dB
c) Dachdeckung mit Anforderung an die Dichtheit, R’w,R 45 dB
1 Mineralwolle nach DIN EN 13162, längenbezogener Strömungswiderstand = 5 kPa · s/m2
2 Spanplatten oder Gipskartonplatten
2a Spanplatten oder Gipskartonplatten ohne/mit Zwischenlattung
2b Raumspundschalung mit Nut und Feder, 24 mm
3 Zusätzliche Bekleidung aus Holz, -Spanplatten oder Gipskartonplatten mit m’ = 6 kg/m2
4 Zwischenlattung
5 Dampfsperre, bei zweilagiger raumseitiger Bekleidung kann die Dampfsperre auch zwischen den
Bekleidungen angeordnet werden
6 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
7 Unterspannbahn oder ähnliches, z. B. harte Holzfaserplatten nach DIN EN 622 mit d • 3 mm
8 Dachdeckung auf Querlattung und erforderlichenfalls Konterlattung
8a Wie 8, jedoch mit Anforderungen an die Dichtheit (z. B. Faserzementplatten auf Rauhspund = 20 mm,
Dachziegel nach DIN EN 1304 bzw. Betondachsteine nach DIN EN 490, nicht verfalzte Dachziegel bzw.
Dachsteine in Mörtelbettung)

1.304
Schallschutz an Wohnungstrennwänden
(Wandanschlüsse s. Bild 1.302)
1 Gipskartonplatte, mehrlagig
2 Dampfsperre
3 Faserdämmstoff
4 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
5 Unterspannplatten o. Ä.
6 Dachdeckung
7 vorkomprimiertes Fugendichtungsband
178 1 Geneigte Dächer

Wärmedämmungen sollen zumindest in den ers- Brand- und Rauchausbreitung und erschweren
ten angrenzenden Sparrenfeldern aus Mineralwol- die Brandbekämpfung.
1 lematerial bestehen. Die Dachinnenschale ist mehr- In vielen Fällen sind die Rettungswege bei Dach-
schichtig auszuführen. Beidseitig der Trennwand geschossen unübersichtlicher als in Normalge-
sollten wenigstens zwei Sparrenfelder ein Unter- schossen, und die Rettung eingeschlossener Per-
dach (s. Abschn. 1.9.3) haben. Dachlatten sind über sonen ist über die geneigten Dachflächen schwie-
der Trennwand zu unterbrechen (Bild 1.304). riger.
Die Anforderungen an den baulichen Brand-
schutz bei ausgebauten Dachgeschossen sind in
1.9.6 Brandschutz den einzelnen Bundesländern unterschiedlich.
Allgemein gilt:
Für ausgebaute Dachgeschosse gelten grund-
sätzlich die gleichen Anforderungen wie für Woh- Ɣ Für Wärmedämmungen dürfen nur die Bau-
nungen in normalen Geschossen. Zu bedenken stoffe der Brennbarkeitsklasse B 2 (DIN 4102)
ist, dass sich durch nachträglichen Dachgeschoss- verwendet werden.
ausbau die Gebäudeklasse (s. Abschn. 4.1.2 und Ɣ Wohnungstrennwände innerhalb ausgebauter
Abschn. 17.7.2 in Teil 1 dieses Werkes) ändern Dachgeschosse müssen feuerbeständig (F 90,
kann und dadurch an das Gesamtgebäude höhe- Brennbarkeitsklasse A) hergestellt werden.
re brandschutztechnische Anforderungen ge- Ɣ Räume, ihre Zugänge und die dazugehörigen
stellt werden als vor dem Ausbau. Nebenräume müssen durch mindestens feu-
Unterschieden wird zwischen Brandbeanspru- erhemmende Bauteile (F30/T30) gegen nicht
chung von außen („harte“ oder „weiche“ Beda- ausgebaute Dachräume abgeschlossen sein.
chung, s. Abschn. 1.6.1) und Brandbeanspru-
chung von innen. In Dachgeschossen, in denen in Die darüber hinaus in den Bauordnungen einzel-
darüber liegenden Geschossen oder Ebenen ner Bundesländer enthaltenen Einzelvorschriften
keine Aufenthaltsräume möglich sind, sind die sind zu beachten. Vor allem jedoch sollten bei der
Brandschutzanforderungen gering (je nach GK Planung möglichst übersichtliche Rettungswege
bis F0). vorgesehen werden. Bei größeren Objekten ist
Bei traufseitig aneinander gebauten Gebäuden eine Abstimmung mit den Brandschutzbehörden
(Dachgraben) ist die Dachkonstruktionen für eine dringend anzuraten.
Brandbeanspruchung von innen nach außen ein-
schl. ihrer tragenden und aussteifenden Bauteile
feuerhemmend (F30) auszubilden. Öffnungen 1.9.7 Ausführungsarten
müssen lotrecht gemessen • 2 m von Brandwän-
den entfernt sein. Allgemeines
Brandwände sind entweder 30 cm über Dach zu
führen oder die Dachkonstruktion muss beider- Folgende Konstruktionsarten für Dächer werden
seitig der Brandwand jeweils mindestens 50 cm hinsichtlich ihrer Hinterlüftungskonzepte für die
horizontal feuerbeständig (F90) hergestellt wer- Wärmedämmung einerseits sowie die Dachde-
ckungen andererseits unterschieden.
den. Brennbare Bauteile (Dachlattungen) dürfen
über diesen Bereich nicht herübergeführt wer- Die Unterscheidung bezüglich einer Hinterlüf-
den. tung der Wärmedämmung erfolgt in:
Dächer von Anbauten an Wände mit Fenstern Ɣ nicht belüftete Dächer, bei denen oberhalb der
müssen in einem Abstand von • 5 m so feuerwi- Wärmedämmung keine belüftete Luftschicht
derstandsfähig sein, wie die Decke des anschlie- angeordnet ist. Hierzu gehören auch Dachkon-
ßenden Gebäudeteils. struktionen, die außenseitig im weiteren Dach-
aufbau angeordnete Lüftungsebenen oder
Es ist jedoch zu beachten, dass Dachgeschosse
Luftschichten (z. B. Hinterlüftung der Dachde-
bei Bränden Sonderfälle für die Brandbekämp- ckung) haben (Bild 1.296a).
fung bilden. So ist z. B. die Einwirkung von Lösch-
wasser begrenzt, weil die Dachflächen weitge- Ɣ belüftete Dächer, bei denen direkt oberhalb der
hend wasserdicht sind. Hohlräume innerhalb der Wärmedämmung eine belüftete Luftschicht
Konstruktion aber auch nicht ausgebaute Dach- angeordnet ist (Bild 1.296b).
raumteile in Dachschrägen u. Ä. begünstigen die
1.9 Ausbau von Dachräumen 179

Hinsichtlich der Belüftung der Dachdeckungen Tabelle 1.305 Zuordnung für Werte der wasserdampf-
werden belüftete Dachdeckungen auf linienförmi- diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken
ger Unterlage (z. B. Konter- und Dachlattung) und der außen- und raumseitig zur
Wärmedämmschicht liegenden Schichten 1
nicht belüftete Dachdeckungen auf flächige Unter- (Tab. 1: DIN 4108-3)
lage (z. B. Metall- oder Schieferdeckungen auf
Schalung) unterschieden.

Nicht belüftete Dachkonstruktionen


Nicht hinterlüftete Wärmedämmungen mit Voll-
sparrendämmung (Bild 1.295c und 1.296a) sind
besonders dadurch wirtschaftlich, dass bei der
statischen Bemessung niedrigere, der heute
nötigen großen Dämmstoffdicke entsprechende
Sparrenquerschnitte gewählt werden können
und sind hierdurch bedingt heute die Regelaus-
führung.
Der Wärmedurchlasswiderstand von Bauteil-
schichten unterhalb der diffusionshemmenden
Schicht (Dampfsperre/Dampfbremse) darf ohne
rechnerischen Nachweis max. 20% des Gesamt-
wärmedurchlasswiderstandes betragen.
Nach DIN 4108-3 ist kein rechnerischer Tauwasser-
Nachweis erforderlich (s. hierzu auch Abschn.
17.5 in Teil 1 des Werkes) für:
Ɣ nicht belüftete Dächer (Vollsparrendämmung)
mit belüfteter Dachdeckung oder mit zusätzlich
belüfteter Luftschicht unter nicht belüfteter Holzschutz. Auf chemischen Holzschutz darf ver-
Dachdeckung und einer Wärmedämmung zwi- zichtet werden, denn nach DIN 68 800-2 dürfen
schen, unter und/oder über den Sparren und nicht belüftete Dachkonstruktionen in die Ge-
zusätzlicher regensichernder Schicht bei einer brauchsklasse GK1 gem. DIN EN 335-1 (ehem. Ge-
Zuordnung der Werte der wasserdampfdiffu- fährdungsklasse 0 nach DIN 68 800-3-alt) einge-
sionsäquivalenten Luftschichtdicken sd nach ordnet werden (s. Abschn. 1.2.2). Voraussetzun-
Tabelle 1.305; gen dafür sind u. A.:
Ɣ nicht belüftete Dächer (Vollsparrendämmung) Ɣ obere Abdeckung (Unterspannbahnen) mit
mit nicht belüfteter Dachdeckung und einer sd < 0,2 m
raumseitigen diffusionshemmenden Schicht mit
Ɣ obere Abdeckung mit offener Brettschalung,
sd, i t 100 m unterhalb der Wärmedämmschicht;
Brettbreite < 100 mm, Fugenbreite > 5 mm
Ɣ nicht belüftete Dächer (Vollsparrendämmung) und aufliegende wasserableitende Schicht mit
mit Dachabdichtung mit einer diffusionshem- sd < 0,02 m
menden Schicht mit sd, i t 100 unterhalb der
Ɣ obere Abdeckung mit sd < 0,2 m, Dachde-
Wärmedämmschicht;
ckung oberhalb der Konterlattung und des
Ɣ nicht belüftete Dächer aus Porenbeton-Fertig- belüfteten Hohlraumes: Brettschalung mit
teilen nach DIN 4223 ohne diffusionshemmen- Zwischenlage und Deckungen aus Blechen
de Schicht an der Unterseite und ohne zusätzli- oder Schiefer.
che Wärmedämmung;
Zu beachten ist jedoch ggf. der Holzschutz von
Anmerkung: Bei nicht belüfteten Dächern (Vollsparren- Dachsparren in überstehenden Traufgesimsen.
dämmung) mit belüfteter oder nicht belüfteter Dach-
deckung und äußeren diffusionshemmenden Schichten
mit sd, e t 2 m kann erhöhte Baufeuchte oder später Belüftete Dachkonstruktionen
z. B. durch Undichtheiten eingedrungene Feuchte nur
schlecht oder gar nicht austrocknen (s. hierzu auch Ab- Bei den belüfteten Konstruktionen (Bild 1.295a
schn. 2.4.4). und b und 1.296b) ist die Dachhaut durch eine
180 1 Geneigte Dächer

Luftschicht1) von den wärmegedämmten Raum- widerstand. Es können dann eventuell eingela-
abschlussteilen (oberste Raumdecke) getrennt. gerte Wasserdampfmengen auch auf die Innen-
1 Bei belüfteten Dachkonstruktionen gelten als seite entweichen. Feuchteadaptive Dampfbrem-
Vorteile: sen kommen auch bei Innendämmungen von
Außenwänden infrage3).
Ɣ Bessere Abschirmung gegen unerwünschte
Wärmeeinstrahlung mit guter Wärmeabfuhr Für belüftete Dächer mit einer Dachneigung t 5°
durch Ventilation; damit verbunden geringere erübrigt sich ein rechnerischer Tauwasser-
Temperaturbelastung der Dachhaut (insbeson- Nachweis unter folgenden Bedingungen:
dere bei metallischen Dachdeckungen zu emp- Ɣ Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes
fehlen!). innerhalb des Dachbereiches über der Wär-
Ɣ Verminderte Problematik hinsichtlich Wasser- medämmschicht muss mindestens 2 cm be-
dampfdiffusion. tragen.
Nachteilig hinsichtlich des winterlichen Wärme- Ɣ Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen
schutzes wirkt sich die in die Konstruktion einge- bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss
leitete kalte Luft auf die Dämmfähigkeit und Luft- mindestens 2‰ der zugehörigen geneigten
dichtigkeit der Gesamtkonstruktion aus. Dachfläche betragen, mindestens jedoch 200
Voraussetzung für die Wirksamkeit sind ausrei- cm2/m.
chend bemessene Belüftungsquerschnitte mit Ɣ Bei Satteldächern sind an First und Grat Min-
hindernisfreien, möglichst glatten Belüftungswe- destlüftungsquerschnitte von 0,5‰ der zu-
gen. Der erforderliche Luftaustausch wird bewirkt gehörigen geneigten Dachfläche erforderlich,
durch Staudruck des Windes auf die Zuluftöff- mindestens jedoch 50 cm2/m.
nungen (an den Traufen), unterstützt durch Auf- Ɣ Belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5°
trieb und durch Sogwirkung an den Abluftöff- erfordern eine diffusionshemmende Schicht
nungen (am First). Dadurch wird Tauwasserbil- mit sd, i t 100 m unterhalb der Wärmedämm-
dung vermieden bzw. werden geringfügig schicht und Bauteilschichten unterhalb der dif-
Tauwassermengen abgetrocknet. fusionshemmenden Schicht dürfen höchstens
In jedem Fall ist durch eine richtig dimensio-
nierte und sehr sorgfältig ausgeführte Dampf-
3)
sperre oder Dampfbremse2) ein völlig dichter Dampfsperren bestehen meistens aus geschlossenen
Abschluss zwischen Innenraum und den Hinter- Kunststofffolien, die zur Verbesserung der Festigkeit mit
Vliesen kaschiert oder mit Kunststoffgittern armiert werden.
lüftungsräumen sicherzustellen. Andernfalls Neuere Entwicklungen von Dampfbremsen verfügen über
kommt es zu Feuchtigkeitseinträgen in die Kon- einen variablen Diffusionswiderstand. Man unterscheidet
struktion, die auf Dauer zu schweren Bauschäden hierbei zwei Funktionsweisen, die als kapillaraktive und
führen. feuchteadaptive Dampfbremsen bezeichnet werden.
Die feuchteadaptive Dampfbremse passt durch Feuch-
tigkeitsaufnahme (Feuchtespeichereffekt) ihren sd-Wert
Feuchteadaptive Dampfbremsen. Neuere Ma- der Umgebungsfeuchte an. Hierdurch steigt im Winter
terialentwicklungen sind feuchteadaptive bzw. der Sperrwert der Dampfbremse aufgrund der trockenen
kapillaraktive Dampfbremsmaterialien, bei de- Umgebungsfeuchte an und schützt die Konstruktion vor
nen eine Anpassung der Widerstandswirkung der Eintritt von feuchtwarmer Raumluft. Im Sommer wirkt sie
Dampfbremsbahnen gegen die anstehende Was- dem umgekehrten Effekt (Umkehrdiffusion durch um-
gekehrten Partialdampfdruck) entgegen. Hierbei dringt
serdampfmenge möglich ist. Bei erhöhter Was- an schwülen, warmen Sommertagen insbesondere bei
serdampfmenge insbesondere im Winter erhöht klimatisierten/gekühlten Räumen feuchtwarme Luft von
sich der Widerstand gegen Dampfdiffusion. Im außen bis zur Dampfsperre in die Konstruktion ein. Das
Sommer hingegen verringert sich der Diffusions- kann zur Folge haben, dass die Luftfeuchtigkeit unterhalb
der Dämmung bzw. oberhalb der Dampfsperre ansteigt
und es ggf. durch Unterschreitung der Taupunkttempera-
1) DIN 4108-3 bezeichnet eine belüftet Luftschicht als Kon- tur zu einem Kondensatsausfall kommt. Dieses wird durch
struktion, die zum Zwecke der konvektiven Feuchteabfuhr die gute Wasseraufnahmefähigkeit feuchteadaptiven
mit der Umgebungsluft in Verbindung steht. Kunststoffs aus Polyamid und die damit verbundene
2) Unterschieden werden diffusionsdichte Schichten (sd • Erhöhung der Permeabilität (Durchlässigkeit) für Was-
1500m), diffusionshemmende Schichten (sd < 1500 m) und serdampf verhindert.
diffusionsoffene Schichten (sd d 0,5 m). Bauteile mit einer Kapillaraktive Dampfbremsen aus ein- oder wechselseitig
wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke polymerbeschichteten, stark wassersaugenden Vliesen
sd • 10 m werden als Dampfbremsen und sd • 100 m als nehmen anfallende Feuchtigkeit auf und geben sie lang-
Dampfsperren bezeichnet. sam wieder an die Raumluft ab.
1.9 Ausbau von Dachräumen 181

1.306 Aufsparrendämmsystem zur direkten Aufnahme der Schieferdeckung (System ThermoSklent, Rathschek-
Schiefer)
1 Schiefereindeckung
2 Diffusionsoffene Vordeckung (nicht zwingend erforderlich)
3 Agepan DWD, 19 mm
4 EPS-Kern
5 Alternativer Dämmstoff (evtl. Dampfsperre erforderlich) Zwischensparrendämmung mit EPS
6 Luftdichtheitssperre (diffusionsoffen)
7 Innenbekleidung

20% des Gesamtwärmedurchlasswiderstandes lere Dachneigungen begünstigen die Luftströ-


aufweisen. mung innerhalb der Konstruktion, während kom-
plizierte Grundrissformen, Hindernisse im Luft-
Anmerkung 1: Bei klimatisch unterschiedlich beanspruch-
ten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dachflächen) ist
strom und insbesondere geringe Dachneigung in
eine Abschottung der Belüftungsschicht im Firstbereich Verbindung mit windgeschützter Lage eines Ge-
zweckmäßig. bäudes die Wirksamkeit einer Belüftung stark be-
Anmerkung 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All- einträchtigen können (Bild 1.307).
gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen – Es muss auch beachtet werden, dass Wärmedäm-
auch solche Dachgauben – sind daher zweckmäßiger
ohne Belüftung auszuführen.
mungen aus Faserdämmstoffen nachträglich um
bis zu 30% aufquellen können und dadurch ggf.
Ɣ Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- geplante Lüftungsquerschnitte eventuell kaum
schicht angeordneten Bauteilschichten muss noch vorhanden sind. Es sollten daher nur die An-
insgesamt mindestens 2 m betragen. wendungstypen W und WD eingeplant werden.
Dachneigung, Dachform und Querschnittsform Im Übrigen muss in jedem Fall dafür gesorgt wer-
des Bauwerkes können die Durchlüftung der den, dass der Luftstrom innerhalb der Dachkons-
Dachkonstruktion wesentlich beeinflussen. Stei- truktion nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dach-
182 1 Geneigte Dächer

1.307 Einfluss der Windrichtung und der Dachform auf die Wirksamkeit von Belüftungen

gauben, Schornsteine und ähnliche Hindernisse Fußpfetten so festzulegen, dass keine Schwach-
unterbrochen wird. Bei derartigen Durchdringun- punkte entstehen.
gen der Lüftungsquerschnitte muss durch Kon- Auch beim nachträglichen Ausbau von Dachge-
terlattungen oder vergleichbare Maßnahmen schossen mit gleichzeitiger Sanierung der Dach-
eine Umlenkung der Luftströmung ermöglicht deckung können aufliegende Wärmedämmun-
werden (vgl. Bild 1.297). gen vor allem unter dem Aspekt möglichst kurzer
Ausführungszeiten günstig eingesetzt werden.
Aufliegende Wärmedämmung Inzwischen sind auch Aufsparrendämmsysteme
Aufliegende Wärmedämmung (Bild 1.295d) aus auf dem Markt, die neben Ziegel- und Dachstein-
großformatigen vorgefertigten Elementen (s. a. deckungen die direkte Aufnahme von Schiefer
Bild. 1.64) – auch in Verbindung mit tragenden und anderen Dachplatten ermöglichen. Dabei
Bauteilen (Sparren/Koppelpfetten) – werden können kostenintensive Unterkonstruktionen ent-
i. d. R. in Neubauten mit möglichst einfach gestal- fallen (Bild 1.306).
teten Satteldachflächen eingesetzt, und auch,
wenn die Sparren innen sichtbar bleiben sollen.
In solchen Fällen bestehen die Sparren und sons- 1.9.8 Innenflächen
tige Konstruktionsteile aus Holz, in der Regel aus
vollkantigen, gehobelten Vollhölzern oder aus Beim Ausbau von Dachgeschossen sind Raumbe-
Brettschichtholz. grenzungsflächen nötig, die zur Gewährleistung
Die nach der Energieeinsparverordnung gefor- eines angenehmen Wohnklimas vorübergehend
derten hohen Dämmwerte und der sich im- Feuchtigkeit speichern können. Dafür sind Beklei-
mer stärker durchsetzende Passivhaus-Standard dungen aus Gipskartonplatten sehr gut geeignet.
haben dazu geführt, dass häufig auch die auf- Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Balken des
liegende Wärmedämmung in Kombination mit Dachstuhles durch das Schwinden des Holzes,
der Zwischensparrendämmung zur Ausführung durch Setzung, eventuell auch durch wechselnde
kommt. Auch bei energetischen Sanierungen von Belastung (Winddruck und sog. Schneelast) keine
Altbauten ist die Kombination von Aufsparren- starren Ebenen bilden. Es muss immer mit gering-
und Vollsparrendämmung häufig eine sinnvolle fügigen Bewegungen und Formänderungen ge-
Alternative. rechnet werden.
Alle größeren Durchdringungen durch Gauben Bei großflächigen Ausbauelementen (z. B. Gips-
usw. sollten möglichst vermieden werden. Zur kartonplatten) besteht daher besonders in Neu-
Vermeidung von Wärmebrücken an den Über- bauten immer – auch bei sorgfältigem und vor-
gängen sind für liegende Dachfenster spezielle schriftsmäßigem Einbau – die Gefahr der Rissbil-
PUR- Übergangsprofile auf dem Markt. dung an den Plattenstößen und insbesondere an
Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Über- den Anschlüssen zu den Wandflächen.
gang zwischen der Dachdämmung und den Au- Dieser Nachteil besteht nicht, wenn Schalungen
ßenwänden. Die Details sind je nach Lage der aus Profilbrettern, Paneelen oder sonstigen klein-
1.10 Dachfenster und Dachgauben 183

formatigen Materialien verwendet oder GK-Plat- ren Ansprüche hinsichtlich Wärmeschutz gestellt
ten zweilagig eingebaut werden. Um unver- werden und die nicht für Lüftung oder Reinigung
meidliche Ungenauigkeiten gegenüber den Gie- geöffnet werden müssen, können mit fest ver- 1
bel- und sonstigen Umfassungswänden besser glasten Sprossensystemen ausgeführt werden
ausgleichen zu können, werden dabei Wandan- (Bild 1.308).
schlüsse am besten mit mindestens 2 cm breiten Derartige Glasbausysteme, die besonders auch
Schattenfugen ausgeführt. im Industriebau eingesetzt werden, bestehen aus
Auf die sorgfältige Ausführung aller Anschlüsse Sprossenprofilen (hergestellt aus verzinktem
der Luftdichtheits-Folien bzw. der Dampfsperre Stahlblech, Walzstahl oder Aluminium). Zwischen
ist besonders zu achten (s. Bild 1.302). Die dabei ihnen werden Sicherheits- oder Gussdrahtglas-
einsetzbaren Anpresslatten (Bild 1.302a) können scheiben in Einfach- oder Isolierverglasung mit
als Unterkonstruktion für Deckenbekleidungen Quetschdichtungen, ferner auch Stegdoppelplat-
verwendet werden. ten durch Verschraubung montiert (Bild 1.309). In
den Technischen Regeln für linienförmig gelager-
te Verglasungen (TRLV) ist für Oberlichtver-
1.10 Dachfenster glasungen („Überkopfverglasung“ bei > 10o Nei-
gung zur Vertikalen) raumseitig splitterbinden-
und Dachgauben des Glas (bzw. Drahtglas, Verbundsicherheitsglas
VSG) vorgeschrieben.
1.10.1 Flächenverglasungen
(verglaste Dachflächen)1) Mit Hilfe zusätzlicher Übergangsprofile aus abge-
kanteten Blechen sind Übergänge und der An-
Belichtungsflächen können in einfacher Weise schluss an alle anderen Bauteile möglich.
mit durchscheinendem Deckungsmaterial ge- Die Dachneigung verglaster Flächen sollte bei
schaffen werden wie Falzpfannen aus Glas oder Flächen ohne Querstöße mindestens 10° betra-
Acrylglas und Welldrahtglas oder Wellkunststoff- gen. Sind Querstöße mit Sprossenprofilen unver-
platten. Derartige Belichtungen kommen jedoch meidlich, sollte zur Vermeidung von Stauwas-
nur für nicht ausgebaute Dachräume oder unter- ser eine Mindestneigung von 30° vorgesehen
geordnete Räume in Frage, da die Gefahr der werden.
Kondenswasserbildung besonders groß ist. Übergänge zwischen verschiedenen Vergla-
Lichtbänder („Atelierfenster, Sheddachvergla- sungsflächen werden durch speziell geformte
sungen“) in Dachflächen, an die keine besonde- Dichtungsprofile, im Übrigen durch Kombinatio-
nen mit abgekanteten Blechwinkeln oder Mehr-
1) s. auch Abschn. 5.4.5 schichtplatten gebildet (Bild 1.310).

1.308 Verglasung von Fensterflächen einer Shedhalle


184 1 Geneigte Dächer

1.309 Industrieverglasungen (Eberspächer)


a) Einfachverglasung (Drahtglas oder Sicherheitsglas)
b) Verglasung mit Steg-Doppelplatte
c) Lichtstreuende Doppelverglasung, bestehend aus Gussglas, lichtstreuender Kapillarplatte und Drahtglas
(„Ovalux“)
d) Doppelverglasung
e) Wärmedämmende Doppelverglasung, bestehend aus Steg-Doppelplatte und Drahtglas
f) Isolierverglasung (raumseitig Sicherheitsverglasung)

1.310 Übergänge zwischen verschiedenen Verglasungsflächen


a) Übergang mit Spezial-Eckprofilen
b) Übergang mit abgewinkeltem Verbundelement

Neben standardisierten Belichtungselementen 1.10.2 Dachflächenfenster


wie z. B. Pyramidenkuppeln für verschiedene Grö-
ßen von Deckenöffnungen sind für Belüftungen, Dachflächenfenster (DFF) werden für ausgebaute
Rauchabzüge, Sonnenschutzeinrichtungen usw. Dachgeschosse verwendet, wenn Dachgauben
besondere Bauelemente auf dem Markt. oder Dachaufbauten durch Bausatzungen nicht
Für die Verglasung geneigter Dachflächen sind zulässig oder zu kostenaufwändig sind. Sie stel-
Isoliergläser mit Stufenfalz (Stufenglas) gut ge- len eine optische Unterbrechung der Dachde-
eignet, weil dadurch an erforderlichen Stößen ckung und deutliche Schwächung des wärmege-
Quersprossen vermieden werden können. dämmten Dachaufbaus dar. Der Einbau erfordert
hinsichtlich Planung und Ausführung der sehr
unterschiedlichen Bauteilschichten und kompli-
zierten Anschlüsse größte Sorgfalt.
1.10 Dachfenster und Dachgauben 185

1.311a 1.311b 1.311c 1.311d


1.311 Öffnungsarten von Dachflächenfenstern
a) Schwing-Fenster
b) Klapp-Schwing-Fenster
c) Schwing- und Klapp-Fenster
d) Klapp-Schiebe-Fenster

1.312 Dachflächenfenster (Schnitte und Eindeckrahmen System VELUX)

Dachflächenfenster werden in verschiedenen, Durchblick behindern. Dachflächenfenster wei-


auf die üblichen Sparrenabstände (vgl. Bild 1.316) sen daher heute meist eine Kombination von
und Dachneigungen von Holzdächern abge- Schwing- und Klappbeschlägen auf (1.311b).
stimmten Formaten und Öffnungsarten geliefert
Isolierverglasung, Dauerlüftungen, Sonnen-
(Bild 1.311). Zu praktisch allen Dachdeckungsar-
schutzjalousetten oder -markisen, Verdunklungs-
ten gibt es passende Eindeckrahmen, so dass
rollos und Insektengitter als Zusatzausstattung
Dachflächenfenster im Zuge der Dachdeckerar-
machen aus Dachflächenfenstern Bauelemente
beiten vom Dachdecker mit eingebaut werden
mit vielfältigen Zusatzfunktionen.
können (Bild 1.312). Fast alle Fabrikate bestehen
aus Kombinationen von Holz und Aluminiumpro- Bei der Planung von Dachflächenfenstern muss in
filen. Für die Reinigung der Dachflächenfenster der Regel der freie Zugang zum Fenster berück-
sind Schwingflügel am günstigsten, die jedoch sichtigt werden, d. h. dass die Oberkante des
geöffnet störend im Innenraum sind und den Fensters bei mindestens 2,00 m liegen muss.
186 1 Geneigte Dächer

spannbahnen sind oberhalb der Dachflächen-


fenster so umzuschlagen, dass ablaufendes
1 Wasser an den Öffnungen vorbeigeleitet wird
(Ablaufschlaufe) (vgl. Abschn. 1.9.2, Bild 1.291b
und 1.297). Die raumseitige Dampfsperre muss
sehr sorgfältig an die Fensterrahmen angeschlos-
sen werden, und alle Fugen in der Wärmedäm-
mung sind voll auszustopfen bzw. mit vorkompri-
mierten Fugendichtungsbändern zu verschießen.
1.313 Einbauhöhen von Dachflächenfenstern bei Der auch hier vielfach eingesetzte Bauschaum ist
unterschiedlicher Dachneigung
kaum in der Lage Verformungen von Tragwerken
aus Holz aufgrund seiner starren Konsistenz aus-
Wenn ein Ausblick auch im Sitzen gewünscht zugleichen und Fugen zwischen Holzdachstuhl
wird, ist eine Brüstungshöhe von etwa 85 cm er- und Fensterrahmen dauerhaft zu schließen.
forderlich. Je nach Dachneigung ergeben sich
daraus die Höhenmaße für die Dachflächenfens-
ter (Bild 1.313). Da aus technischen Gründen die 1.10.3 Dachgauben
Höhe von Dachfenstern auf etwa 1,60 m begrenzt
ist, kann eine Anordnung von zwei Dachflächen- Dachgauben (auch „Gaupen“) und Dachaufbau-
fenstern übereinander oder eine Kombination ten werden nicht nur zur Belichtung und Belüf-
mit senkrechten Fensterflächen in Frage kom- tung von Dachräumen eingesetzt, sondern sie
men (Bild 1.314). Mit Hilfe besonderer Kombina- gliedern darüber hinaus auch die Dachfläche und
tions-Eindeckrahmen können mehrere einzelne können gestalterische Akzente setzen. Deshalb
Dachflächenfenster auch ohne Auswechslung ist es wichtig, die Gaubenproportionen der Pro-
der Sparren nebeneinander eingebaut und zu portion der Dachfläche anzupassen und die
Fensterbändern kombiniert werden. Dachfläche weder mit überdimensionierten Gau-
Im Übrigen sind auch für den Einbau von Dachflä- ben noch mit einer zu hohen Anzahl von Gauben
chenfenstern die Vorschriften der Landesbauord- zu überladen.
nungen zu beachten. So muss die Fensterfläche Die Gaubenhöhe ist abhängig von
bei Wohnräumen mindestens 1/8 der Grund-
Ɣ der Höhe des Gaubenspiegels,
fläche betragen. Sie müssen von Brandwänden
einen Mindestabstand von 1,25 m haben. Bei gie- Ɣ der Neigung der Gaubendachfläche ,
belständigen Reihenhäusern muss der Abstand Ɣ der Konstruktionsdicke der Gaubendachfläche
von der Grenzlinie an der Traufe mindestens (s. a. Bild 1.318).
2,00 m betragen.
Vielfach wird versucht, durch übergroße Gauben
Einbau. Beim Einbau ist unbedingt darauf zu ach- Dachgeschosse unter Umgehung einschränken-
ten, dass die Belüftungsquerschnitte der Dach- der Bestimmungen fast wie Vollgeschosse zu
konstruktion nicht unterbrochen werden. Unter- nutzen. Oft sind daher in Bausatzungen bzw. Be-

1.314a 1.314b 1.314c

1.314 Dachflächenfenster mit niedrigem unterem Durchsichtpunkt


a) Einbau von 2 Dachflächenfenstern übereinander
b) Dachflächenfenster mit fest verglaster senkrechter Fläche
c) Dachflächenfenster mit senkrechtem Brüstungsanschluss (VELUX)
1.10 Dachfenster und Dachgauben 187

1.315a 1.315b

1.315c 1.315d

1.315e 1.315f

1.315g 1.315h
1.315 Gaubenformen
a) Giebelgaube, b) Schleppgaube, c) Walmgaube, d) Fenstererker, e) Gaube mit verglasten Wangen
f) Fledermausgaube (Ochsenauge), g) Dachreiter, h) Zwerchgiebel
188 1 Geneigte Dächer

1.316a 1.316b 1.316c


1.316 Einbau von Gauben
a) Zwischen den Sparren, Einzelgaube
b) Gaube in ausgewechseltem Sparrenfeld
c) Gaubenreihung bei durchlaufenden Sparren

bauungsplänen Verbote oder enge Bestimmun- In weiterem Sinn können auch Zwerchgiebel (Bild
gen für Gauben enthalten. 1.315h) und Dachreiter (Bild 1.315g) in diesem
Für die gestalterische und konstruktive Aus- Rahmen genannt werden. Zu diesen Grundtypen
führung von Gauben gibt es zahlreiche Möglich- sind vielfache Varianten möglich.
keiten: Während die Höhenlage der Gauben durch Brüs-
Ɣ Fledermausgauben, bei denen die Dachhaut tungsmaß und die mindestens nötige Innenhöhe
nur leicht angehoben erscheint, im Übrigen von ca. 2,00 m vorgegeben ist, richtet sich die
aber nicht unterbrochen wird, kommen für Breite technisch nach den Einbaumöglichkeiten
Reet-, Schindel-, Biberschwanz- und Schiefer- innerhalb der Dachkonstruktion.
deckung überwiegend in der Altbausanierung Kleinere Gauben können zwischen den Dachspar-
in Frage, Bild 1.315f. ren eingebaut werden (Bild 1.316a) und können
Ɣ Schleppdachgauben, über die das steilere somit etwa 70 bis 80 cm breit sein. Für breitere
Hauptdach mit geringerer Neigung „abge- Gauben müssen die Sparren „ausgewechselt“
schleppt“ wird. Die dreieckförmigen Seiten- werden (Bild 1.316b). Während dies bei Pfetten-
flächen (Gaubenbacken bzw. Gaubenwangen dachkonstruktionen in den Dachfeldern zwi-
können geschlossen (Bild 1.315b) oder zur Ver- schen den Bindern technisch problemlos ist, kann
besserung der Belichtung verglast werden (Bild bei Sparrendächern meistens nur ein Sparren aus-
1.315 e). Hierbei ist jedoch die Möglichkeit zur gewechselt werden. Es können in beiden Fällen
Außenreinigung der Verglasung der Gauben- aber auch durchlaufende Sparren als Gestal-
wangen zu berücksichtigen. tungselement des Innenraumes einbezogen wer-
Ɣ Dachhäuschen als Giebel- oder Walmgauben den (Bild 1.316c).
(Bild 1.315a, c und d). Schleppsparren von Schleppgauben liegen auf
den Hauptsparren bzw. auf Wechseln – eventuell
auch auf den Mittelpfetten – auf.
Die Vorderseite aller Dachfensteraufbauten bil-
det ein Kantholz- oder Bohlenrahmen (Gauben-
stock), der in Brüstungshöhe auf die Sparren oder
unmittelbar auf die Geschossdecke aufgesetzt
wird. Das obere Rahmenholz trägt die Gauben-
sparren oder das Gaubendach (Bild 1.317).
An den seitlichen Rahmenpfosten werden bei
Schleppgaube und Dachhäuschen die Gauben-
wangen befestigt.
Bei kleinformatigen Materialien wie Schiefer
oder Biberschwänzen können die Übergänge
zwischen Dach- und Gaubenflächen als gedeckte
1.317 Ständer- und Rahmenkonstruktion für Kehlen ausgeführt werden. Besser ist aber der
Gauben-Stirnseiten Anschluss mit Hilfe von unterlegten Blech-
1.10 Dachfenster und Dachgauben 189

1.318 Schleppdachgaube mit Hohlpfannendeckung


1 Gipskartonplatte 5 Außenschalung
2 Wärmedämmung mit raumseitiger 6 Eckleiste
Dampfsperre bzw. Luftdichtheitsebene 7 Schichtstück (Nockenblech)
3 Schalung 8 Hohlpfanne
4 Bitumen-Dachbahn V13
190 1 Geneigte Dächer

Bei Deckungen mit Dachziegeln oder Dachstei-


nen wird die Gaubenbreite von der Deckbreite
1 des verwendeten Dachdeckungsmaterials be-
stimmt.
Bei Dachhäuschen und bei kleinen oder kompli-
zierten Gaubendachflächen ist die Eindeckung –
auch der Wangen – meistens nur mit Metall aus-
führbar (s. Abschn. 1.6.9).
Für die Entwässerung von Gaubendächern insbe-
sondere von Schleppgauben müssen Vorkehrun-
gen getroffen werden, wenn oberhalb der Gau-
ben größere Dachflächen liegen. In diesem Fall
muss an der Stirnseite eine entsprechend dimen-
sionierte Regenrinne vorgesehen werden, deren
Ablauf meistens seitlich auf die Dachfläche ge-
führt wird. Um das zu vermeiden, kann das ober-
halb der Schleppgaube anfallendes Regenwasser
auf die seitlich angrenzenden Dachflächen abge-
leitet werden.
Bei den anderen Glaubenarten wird das Regen-
wasser seitlich an der Gaube vorbeigeleitet. Das
kann jedoch – besonders bei Vereisung im Winter
– leicht zu Rückstau in den Kehlanschlüssen füh-
ren. Diese müssen daher ausreichend unter die
angrenzenden Dachflächen geführt sein und die
erforderlichen Querschnitte haben (vgl. Bild 1.318).
Bild 1.318 zeigt eine kleine Schleppdachgaube,
die mit Hohlpfannen in Vorschnittdeckung ge-
deckt ist. Der linke Rand des Gaubendaches ist
mit Doppelkrempziegeln gedeckt. Die Gauben-
wangen sind doppelt geschalt. Die Kehle zwi-
schen Gaube und Dachflächen ist in alter Hand-
werkstechnik mit Nockenblechen (Schichtstü-
cken) ausgebildet, die schuppenartig in die
1.319 Gaube mit verglasten Wangen [Architekt: Rongen
Dachdeckung eingebunden und hinter die Scha-
Architekten, Wassenberg] lung der Gaubenwangen hochgeführt werden.
1 Verschalung auf Nut 11 L-Profil Eine Gaube mit verglasten Wangen und Metall-
und Feder 12 Deckleiste eindeckung zeigt Bild 1.319.
2 Stabsperrholz 13 Sechskantschraube Die Rahmenkonstruktion dieser Gaube ist aus
3 Sparren 14 Bauseitiges Vorlageband
4 Dampfsperre 15 Blendrahmen Stahl-Walzprofilen hergestellt, wodurch die Kon-
5 Wärmedämmung 16 Flügelrahmen struktion schlank wirkt. Die Stahlprofile sind
6 Konterlattung 17 Glashalteleiste durch eingebundene Hartholzeinlagen ther-
7 Lattung 18 Isolierglas misch getrennt.
8 Ziegel 19 Verklotzung
9 Bleianschlussband 20 Flachstahl
10 Hartholz 21 Luftdichtheitsebene Fledermausgauben mit ausladendem Übergang
zur Dachfläche sind verhältnismäßig breit und für
kleinere Dächer kaum verwendbar. Die maximale
Rahmenhöhe h ergibt sich aus der für die Deckung
streifen (vgl. Bild 1.177 und 1.192) oder – gestal- zulässigen Mindestneigung des Gaubendaches
terisch befriedigender – jeweils mit einzeln und der Gesamthöhe des Hauptdaches (zwischen
Blechstücken (Nockenbleche), die unter den ein- dem oberen Gaubenansatz und Hauptdachfirst
zelnen Deckungsreihen verdeckt eingebracht muss eine hinreichend breite Fläche verbleiben).
werden. Die halbe Gaubenbreite beträgt ca. 2,5 bis 3 h (Bild
1.10 Dachfenster und Dachgauben 191

1.320). Die Radien der seitlichen Bögen können


größer sein als der des mittleren Bogens (r). Der
kleinste Radius sollte bei Dachziegeldeckung min- 1
destens 5 Dachziegelbreiten betragen. Die Spur
des Gaubenkörpers auf der Hauptdachfläche ist
leicht zu ermitteln (Kurve ABC).
Die Stirnseite der Fledermausgaube wird am bes-
ten durch eine aus zwei Brettern zusammenge-
setzte Stirnbohle gebildet, damit ein doppelter
Anschlag für das Fenster entsteht.
Auf die Stirnbohle können Bohlensparren aufge-
klaut werden, die entweder auf den Hauptdach-
sparren bzw. Sparrenwechseln oder auf einer
Kehlbohle endigen (Bild 1.321). Die Dachlatten
1.320 Form der Stirnseite einer Fledermausgaube
werden dann bügelförmig über die Gaubenspar-
ren gebogen. Meist werden die Fledermausgau-
ben aber auch bei Ziegeldeckung ganz einge- zwei übereinander zu nagelnden Leisten 1,5/5 cm
schalt und die Latten auf die Schalung aufgena- gebildet. Die unterste Dachsteinschicht muss an
gelt. Die Dachlatten, die bei senkrecht stehender den Flanken der Gaube mit Nägeln befestigt wer-
Stirnbohle in zwei Ebenen gekrümmt sind (der den. Alle Vorderkanten der Dachsteine einer
Abstand der Gaubenlatten ist kleiner als der der Schicht liegen über Hauptdach und Gaube in
Hauptdachlatten), werden über der Gaube aus einer Ebene parallel zur Traufenwand.

1.321 Fledermausgaube mit Bohlensparren und Kehlbohle. Deckung: Biberschwanz-Doppeldach


1 Gaubensparren 4 Zinkblechstreifen
2 Hauptdachsparren 5 Bleistreifen
3 Stirnbohle 6 Schift- oder Kehlbohle
192 1 Geneigte Dächer

1
1.322
Vorgefertigte
Dachgauben (WANIT)

Fertigteilgaupen. Gauben erfordern in Planung nach individuellen Entwürfen wirtschaftlich her-


und Bauausführung die sorgfältige Abstimmung gestellt werden. Beispiele für vollständig vorge-
aufwändiger Arbeiten mehrerer Gewerke. Es liegt fertigte Gauben, die komplett mit allen An-
daher nahe, diesen komplizierten Bauteil indus- schlussteilen geliefert in die entsprechende Da-
triell vorgefertigt herzustellen. Die Gestaltung chaussparung eingesetzt werden, zeigt Bild
muss bei vorgefertigten Gauben nicht unbedingt 1.322.
zurückstehen, denn auch kleinere Serien können
1.11 Normen 193

1.11 Normen
1
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN ISO 140-18 02.2007 Akustik-Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen-
Messung des durch Regenfall auf Bauteile verursachten Schalls im Prüfstand
DIN EN 300 09.2006 Platten aus langen, flachen, ausgerichteten Spänen (OSB); Definitionen und
Klassifizierung und Anforderungen
DIN EN 309 04.2005 Spanplatten; Definition und Klassifizierung
DIN EN 312 12.2010 Spanplatten; Anforderungen
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen;
DIN EN 335-1 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der Gebrauchs-
klassen; Allgemeines
DIN EN 335-2 10.2006 –; Anwendung bei Vollholz
DIN EN 335-3 09.1995 –; Definition der Gebrauchsklassen für den biologischen Befall; Anwendung
bei Holzwerkstoffen
DIN EN 336 09.2003 Bauholz für tragende Zwecke; Maße, zulässige Abweichungen
E DIN EN 336 04.2012 –; Maße, zulässige Abweichungen
DIN EN 338 02.2010 Bauholz für tragende Zwecke, Festigkeitsklassen
DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und Klassifikation der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 350-2 10.1994 –; –; Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausge-
wählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 351-1 10.2007 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Mit Holzschutzmitteln behan-
deltes Vollholz; Klassifizierung der Schutzmitteleindringung und -aufnahme
DIN EN 383 03.2007 Holzbauwerke – Prüfverfahren – Bestimmung der Lochleibungsfestigkeit und
Bettungswerte für stiftförmige Verbindungsmittel
DIN EN 384 08.2010 Bauholz für tragende Zwecke – Bestimmung charakteristischer Werte für
mechanische Eigenschaften und Rohdichte
DIN EN 385 11.2007 Keilzinkenverbindungen im Bauholz; Leistungsanforderungen und Mindest-
anforderungen an die Herstellung
DIN EN 386 04.2002 Brettschichtholz; Leistungsanforderungen und Mindestanforderungen an die
Herstellung
DIN EN 387 04.2002 –; Universal-Keilzinkenverbindungen; Leistungsanforderungen und Mindest-
anforderungen an die Herstellung
DIN EN 390 03.1995 –; – Maße – Grenzabmaße
DIN EN 391 04.2002 –; Delaminierungsprüfung von Klebstofffugen
DIN EN 392 04.1996 –; Scherprüfung der Leimfugen
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von
Holz für die Anwendung in den Gefährdungsklassen
DIN EN 485-1 02.2010 Aluminium und Aluminiumlegierungen; Bänder, Bleche und Platten;
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 490 01.2012 Dach- und Formsteine aus Beton für Dächer und Wandbekleidungen;
Produktanforderungen
DIN EN 491 11.2011 –; Prüfverfahren
DIN EN 492 12.2006 Faserzement-Dachplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation
und Prüfverfahren
DIN EN 494 06.2007 Faserzement-Wellplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation
und Prüfverfahren
DIN EN 501 11.1994 Dacheindeckungsprodukte aus Metallblech – Festlegung für vollflächig unter-
stützte Bedachungselemente aus Zinkblech
Fortsetzung s. nächste Seite
194 1 Geneigte Dächer

Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 502 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
nichtrostendem Stahlblech
DIN EN 504 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Kupferblech
DIN EN 505 12.1999 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Stahlblech
DIN EN 506 07.2009 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Kupfer- oder Zinkblech
DIN EN 507 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Aluminiumblech
DIN EN 508-1 07.2009 Dacheindeckungsprodukte aus Metallblech; Festlegungen für selbsttragende
Bedachungselemente aus Stahlblech, Aluminiumblech oder nichtrostendem
Stahlblech – Teil 1: Stahl
DIN EN 508-1 Ber.1 11.2009 –; –; Teil 1: Stahl; Berichtigung 1
DIN EN 508-2 07.2009 –; –; Teil 2: Aluminium
DIN EN 508-3 07.2009 –; –; Teil 3: Nichtrostender Stahl
DIN EN 508-3 Ber.1 11.2009 –; –; Teil 1: Nichtrostender Stahl; Berichtigung 1
DIN EN 516 04.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Einrichtungen zum
Betreten des Daches – Laufstege, Trittflächen und Einzeltritt
DIN EN 517 05.2006 –; Sicherheitsdachhaken
DIN EN 538 11.1994 Tondachziegel für überlappende Verlegung; Prüfung der Biegetragfähigkeit
DIN EN 539-1 12.2005 Dachziegel für überlappende Verlegung; Bestimmung der physikalischen
Eigenschaften – Prüfung der Wasserundurchlässigkeit
DIN EN 539-2 10.2006 Tondachziegel für überdeckende Verlegung; Bestimmung der physikalischen
Eigenschaften – Prüfung der Frostwiderstandsfähigkeit
DIN EN 539-2 Ber.1 01.2009 –; –; Berichtigung 1
DIN EN 573-3 08.2009 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Chemische Zusammensetzung
und Form von Halbzeug – Chemische Zusammensetzung und Erzeugnis-
formen
DIN EN 607 02.2005 Hängedachrinnen und Zubehörteile aus PVC-U – Begriffe, Anforderungen
und Prüfung
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre
aus Metallblech mit Nahtverbindungen
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen –
Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 05.2007 –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz; Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines
DIN EN 636 11.2003 –; Anforderungen
DIN EN 752 04.2008 Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden
DIN EN 789 01.2005 Holzbauwerke – Prüfverfahren; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften
von Holzwerkstoffen
DIN EN 795 08.1996 Schutz gegen Absturz – Anschlageinrichtungen – Anforderungen und
Prüfverfahren; (in Überarbeitung)
DIN EN 795/A1 01.2001 –; –; Änderung A1
DIN EN 844-3 04.1995 Rund- und Schnittholz – Terminologie – Allgemeine Begriffe über Schnittholz
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugungen
für das Bauwesen
DIN EN 1013-1 bis 5 versch. Lichtdurchlässige profilierte Platten aus Kunststoff für einschalige Dach-
eindeckungen
DIN EN 1024 06.1997 Tondachziegel für überlappende Verlegung: Bestimmung der geometrischen
Kennwerte
1.11 Normen 195

Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN 1058 04.2010 Holzwerkstoffe – Bestimmung der charakteristischen 5% Quantilwerte und
1
der charakteristischen Mittelwerte
DIN EN 1172 02.2012 Kupfer- und Kupferlegierungen – Bleche und Bänder für das Bauwesen
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1304 07.2008 Dachziegel und Formziegel – Begriffe und Produktanforderungen
DIN EN ISO 1461 10.2009 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken)
– Anforderungen und
DIN EN 1462 12.2004 Rinnenhalter für Hängedachrinnen – Anforderungen und Prüfung
DIN EN 1652 03.1998 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche, Bänder, Streifen und Ronden
zur allgemeinen Verwendung
DIN EN 1745 08.2002 Mauerwerk und Mauerwerksprodukte – Verfahren zur Ermittlung von
Wärmeschutzrechenwerten
DIN EN 1912 07.2010 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen
Sortierklassen und Holzarten
DIN 1986-4 12.2011 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Verwendungs-
bereiche von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe
DIN 1986-100 05.2008 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Bestimmungen in
Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12 056
DIN EN 1991-1-1 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-1
DIN EN 1991-1-3 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–3: Allgemeine Einwirkun-
gen, Schneelasten
DIN EN 1991-1-3/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1–3
DIN EN 1991-1-4 12.2010 –; Teil 1–4: Allgemeine Einwirkungen, Windlasten
DIN EN 1991-1-4/NA 12.2010 Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1–4
DIN EN 1991-1-7 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–7: Allgemeine Einwirkungen
– Außergewöhnliche Einwirkungen
DIN EN 1991-1-7/NA 12.1010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–7
DIN EN 1992-1-1 01.2011 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Allgemeine Bemessungs-
regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1992-1-1/NA 01.2011 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken
DIN EN 1993-1-1 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten:
Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1993-1-1/NA1 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
DIN EN 1993-1-2 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten:
Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1993-1-2/NA1 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
DIN EN 1993-1-3 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1–3:
Allgemeine Regeln – ergänzende Regeln für kaltgeformte Bauteile und Bleche
DIN EN 1993-1-3/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1–3

Fortsetzung s. nächste Seite


196 1 Geneigte Dächer

Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 1995-1-1 12.2010 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1:
Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1995-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten Teil 1-1
DIN EN 1995-1-2 12.2010 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-2:
Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-1-2/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten Teil 1–2
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz, Vorrats-
kantholz und Dachlatten
DIN 4070-2 10.1963 –; Querschnittsmaße und statische Werte, Dimensions- und Listenware
DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit; Nadelschnittholz
E DIN 4074-1/A1 12.2011 –; Nadelschnittholz; Änderung A1
DIN 4074-2 12.1958 Bauholz für Holzbauteile; Gütebedingungen für Baurundholz (Nadelholz)
DIN 4102-2 09.1977 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-7 07.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Bedachungen; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108 Bbl.2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden;
Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie -Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
E DIN 4108-2 10.2011 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108- 3: 2001-07
E DIN 4108-3 01.2012 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
E DIN 4108-4 01.2012 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 01.2011 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau: Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und
DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1/A2 02.2010 –; Änderung A2
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN 10 025-1 02.2005 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen – Allgemeine technische
Lieferbedingungen
DIN EN 10 088-2 09.2005 Nichtrostende Stähle – Technische Lieferbedingungen für Blech und Band
aus korrosionsbeständigen Stählen für allgemeine Verwendung;
DIN EN 10 346 07.2009 Kontinuierlich schmelztauchveredelte Flacherzeugnisse aus Stahl –
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 056-1 01.2001 Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden – Allgemeine
und Ausführungsanforderungen
1.11 Normen 197

Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN 12 056-3 01.2001 –; Dachentwässerung, Planung und Bemessung
1
DIN EN 12 326-1 10.2004 Schiefer und andere Natursteinprodukte für überlappende Dachdeckungen
und Außenwandbekleidungen – Produktspezifikation
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
bis 12 944-8 und 01.2008 Beschichtungssysteme
DIN EN 12 951 02.2005 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Fest installierte
Dachleitern – Produktanforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 951 Ber.1 05.2007 –;–; Berichtigung 1
DIN EN 13 162 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 167 02.2009 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude, Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 170 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 171 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 271 02.2004 Holzverbindungsmittel – Charakteristische Tragfähigkeiten und
Verschiebungsmoduln für Verbindungen mit Dübeln besonderer Bauart
DIN EN 13 501-5 02.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus Prüfungen von Bedachungen bei
Beanspruchung durch Feuer von außen
DIN EN 13 599 07.2002 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche und Bänder aus Kupfer für
die Anwendung in der Elektrotechnik
DIN EN 13 693 10.2009 Betonfertigteile – Besondere Fertigteile für Dächer
DIN EN 13 707 10.2009 Abdichtungsbahnen – Bitumenbahnen mit Trägereinlage für Dachabdichtungen
– Definitionen und Eigenschaften
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen
– Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächen-
feuchte, (in Überarbeitung)
DIN EN 13 859-1 11.2010 Abdichtungsbahnen – Definitionen und Eigenschaften von Unterdeck- und
Unterspannbahnen – Unterdeck- und Unterspannbahnen für Dachdeckungen
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen; Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung, (in Überarbeitung)
DIN EN 14 080 09.2005 Holzbauwerke – Brettschichtholz; Anforderungen, (in Überarbeitung)
DIN EN 14 081-1 05.2011 Holzbauwerke – Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit
rechteckigem Querschnitt; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 14 081-2 11.2010 –; Maschinelle Sortierung – Zusätzliche Anforderungen an die Erstprüfung
DIN 14 094-2 05.2007 Feuerwehrwesen – Notleiteranlagen – Rettungswege auf flachen und
geneigten Dächern
DIN EN 14 250 05.2010 Holzbauwerke – Produktanforderungen an vorgefertigte tragende Bauteile
mit Nagelplattenverbindungen
DIN EN 14 374 02.2005 Holzbauwerke – Furnierschichtholz für tragende Zwecke; Anforderungen
DIN EN 14 509 02.2007 Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten
– Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14 509 Ber.1 04.2009 –;–; Berichtigung 1
DIN EN 14 545 02.2009 Holzbauwerke – Nicht stiftförmige Verbindungselemente – Anforderungen
DIN EN 14 592 02.2009 Holzbauwerke – Stiftförmige Verbindungsmittel – Anforderungen
DIN EN 14 782 03.2006 Selbsttragende Dachdeckungs- und Wandbekleidungselemente für die In-
nen- und Außenanwendung aus Metallblech – Produktspezifikation und
Anforderungen

Fortsetzung s. nächste Seite


198 1 Geneigte Dächer

Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 14 963 12.2006 Dachdeckungen – Dachlichtbänder aus Kunststoff mit oder ohne
Aufsetzkränzen – Klassifizierung, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 963 Ber.1 06.2007 Berichtigungen zu DIN EN 14963:2006-12
E DIN EN 15497 09.2011 Keilzinkenverbindungen im Bauholz – Leistungsanforderungen und
Mindestanforderungen an die Herstellung
DIN 17 611 11.2011 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und
Aluminium-Knetlegierungen; Technische Lieferbedingungen
DIN 17 640-1 02.2004 Bleilegierungen für allgemeine Verwendung
DIN 18 005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau – Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen, Polyurethan-Ortschaum für
die Wärme- und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften, Ausführung,
Prüfung
DIN 18 160-5 05.2008 Abgasanlagen – Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten; Anforderungen,
Planung und Ausführung
DIN 18 234-1 bis- 4 09.2003 Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von
unten
DIN 18 334 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Zimmer- und
Holzbauarbeiten
DIN 18 338 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Dachdeckungs-
und Dachabdichtungsarbeiten
DIN 18 339 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Klempnerarbeiten
DIN 18 384 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstruktionen für Dächer; Planung und Ausführung
DIN 18 807-3 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis und
konstruktive Ausbildung
DIN 18 807-3/A1 05.2001 –; –; Änderung A1
DIN EN 26 891 07.1991 Holzbauwerke; Verbindungen mit mechanischen Verbindungsmitteln;
Allgemeine Grundsätze für die Ermittlung der Tragfähigkeit und des
Verformungsverhaltens
DIN EN 50 164-1 03.2009 Blitzschutzbauteile¸ Anforderungen an Verbindungsbauteile
DIN EN 50 164-2 03.2009 Blitzschutzbauteile¸ Anforderungen an Leitungen und Erder
DIN 52 128 03.1977 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 55 634 04.2010 Beschichtungsstoffe und Überzüge; Korrosionsschutz von tragenden
dünnwandigen Bauteilen aus Stahl
DIN 59 610 02.2004 Blei und Bleilegierungen – Gewalzte Bleche aus Blei zur allgemeinen
Verwendung
DIN EN 60 335-2-83 02.2009 Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke
– Besondere Anforderungen für beheizbare Dachabläufe
DIN EN 62 305-1 bis 4 versch. Blitzschutz
DIN 68 119 09.1996 Holzschindeln
DIN 68 364 05.2003 Kennwerte von Holzarten; Rohdichte, Elastizitätsmodul und Festigkeiten
DIN 68 365 12.2008 Schnittholz für Zimmererarbeiten; Sortierung nach dem Aussehen; Nadelholz
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz; Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz; Allgemeines
DIN 68 800-2 02.2012 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 02.2012 Holzschutz; Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
DIN 68 800-4 02.2012 Holzschutz; Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz
zerstörende Pilze und Insekten
1.12 Literatur 199

1.12 Literatur
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[7] DETAIL-Fachzeitschriften: Dächer: 07 und 08/2002; 07 und 08/2004; 07 und 08/2005; 01 und 02/2009; 10/2011
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–: Fachregel für Deckungen mit Schiefer, (09/1999)
–: Fachregel für Dachdeckungen mit Faserzementdach- (06/2001) und -wellplatten (03/2002)
–: Fachregel für Deckungen mit Holzschindeln (04/1986)
–: Fachregel für Deckungen mit Bitumenschindeln und -wellplatten (06/2001)
–: Fachregel für Deckungen mit Reet und Stroh (10/2008)
–: Fachregel für Metallarbeiten im Dachdeckerhandwerk(03/2011)
–: Blei im Bauwesen (01/2003)
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201

2 Flachdächer

2.1 Allgemeines 2.1.1 Nutzung


2
Dachflächen mit einer geringeren Neigung als 5° Bei Flachdächern werden unterschieden:
werden als Flachdächer bezeichnet und erhalten • Nicht genutzte Flachdachflächen (nur zu War-
anstelle einer Dachdeckung eine Dachabdich- tungsarbeiten begehbar);
tung. Abgedichtete Dächer sind in der Regel mit
• Genutzte Flachdachflächen (Aufenthalt von
Gefälle auszuführen, denn fast alle gefällelosen
Personen, Fahrzeugverkehr) (s. Abschn. 2.4);
Dächer haben sich als nicht dauerhaft haltbar er-
wiesen. Dachabdichtungen können auch für be- • Intensiv begrünte Flachdachflächen;
sonders beanspruchte Stellen flachgeneigter Dä-
cher mit Neigungen zwischen 5 und 25° in Frage Bei den Oberflächen ist wenigstens mit Bege-
kommen. Sie sind grundsätzlich für alle Dachfor- hung zu Wartungsarbeiten, in vielen Fällen aber
men möglich und werden so besonders auch für auch mit einer speziellen Nutzung zu rechnen.
Sonderformen wie Faltwerke, Hängedächer oder In der völlig neu überarbeiteten DIN 18 531 sind
kuppelartige Dächer eingesetzt. nun für die Ausführung von nicht genutzten
• Gegenüber geneigten Dächern mit Dachde- Flachdächern Qualitätsklassen, in der Norm An-
ckungen haben Flachdächer mit Abdichtun- wendungskategorien K 1 und K 2 genannt, festge-
gen eine Reihe von Vorteilen wie: legt. Im Industriebau kommen schon lange
wesentlich einfachere Abdichtungssysteme als
• Geringes Eigengewicht der Dachhaut, beispielsweise im Wohnungsbau zur Anwen-
• Erweiterte Nutzungsmöglichkeit (z. B. Dach- dung. Dem will die neue DIN 18 531 jetzt gerecht
terrassen, begrünte Flächen, Parkdecks, Auf- werden.
stellung und leichte Zugänglichkeit für techni-
sche Aggregate), Anwendungskategorie 1:
• Belichtungsmöglichkeit für innenliegende • Standardausführungen, an die übliche Anfor-
Räume, derungen gestellt werden
• Gestalterische Freiheit z. B. auch bei späterer • Mindestdachneigung der Abdichtungsebene 2%,
Erweiterung. ansonsten höherer Abdichtungsaufwand nach
Anwendungskategorie K 2 gem. DIN 18 531-3, Ab-
Stahlbetonmassivplatten, Profilbleche oder Stahl- schnitt 4
betontragwerke sind in vielen Fällen gleichzeitig
raumabschließende obere Decke und Bestandteil Anwendungskategorie 2:
einer Flachdachkonstruktion. Abgedichtete Flach- • Dachabdichtungen, an die durch Planer/Bau-
dachflächen können jedoch auch auf flachgeneig- herren erhöhte Anforderungen gestellt wer-
ten Holzdachkonstruktionen aufliegen. den (Hochhäuser, höherwertige Gebäudenut-
Wenn Flachdächer unmittelbar über Wohn- und zung, Dächer mit erschwertem Zugang)
Nutzräumen liegen, hängt es in erster Linie vom • Mindestdachneigung in der Abdichtungsebene
bauphysikalisch richtigen Aufbau des Flach- 2%, im Bereich von Kehlen 1%
daches ab, ob es auf die Dauer den erheblichen
Beanspruchungen durch verschiedene Außen- Damit sind mit der Einführung von Anwendungs-
und Innentemperaturen, sowie aus Niederschlä- kategorien der neuen DIN 18 531 Pfützen auf
gen und Wasserdampfdiffusion ausreichend Wi- dem Flachdach mindestens in der Anwendungs-
derstand leisten und im Zusammenhang mit den kategorie K 1 keine grundsätzlichen Mängel
übrigen Teilen des Bauwerkes das verlangte mehr.
Raumklima gewährleisten kann. Wegen ihrer Normalerweise ist die höherwertige Ausführung
engen gegenseitigen Abhängigkeit müssen da- K 2 ausdrücklich zu vereinbaren; sie kann aller-
her Dachtragwerk und Aufbau der Dachabdich- dings bei „höherwertiger“ Gebäudenutzung als
tung immer gemeinsam betrachtet werden. „von vornherein“ vereinbart gelten.

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
202 2 Flachdächer

2.1.2 Beanspruchungen – Arten und Stufe II – Mäßige mechanische Beanspruchung


Klassifizierungen Mäßige mechanische Beanspruchung liegt vor,
wenn die beschriebenen hohen mechanischen
Bei der Planung von Flachdächern sind die vielfa- Beanspruchungen nicht vorliegen oder durch ge-
chen besonderen Beanspruchungen zu berück- eignete Maßnahmen ausgeschlossen werden
sichtigen, denen die Oberfläche und die gesamte können.
Flachdachkonstruktion zusätzlich zu den übli-
2 chen Witterungsbeanspruchungen ausgesetzt Thermische Beanspruchung
sind:
Thermisch hoch beansprucht (Stufe A) sind
Dachabdichtungen, die der Witterungseinwir-
Feuchtigkeit kung unmittelbar ausgesetzt sind, also ohne oder
Feuchtigkeit in Folge von Niederschlägen sowie nur mit leichtem Oberflächenschutz verlegt sind.
Feuchtigkeit, die in Baustoffe der Unterkonstrukti-
Thermisch mäßig beansprucht (Stufe B) sind
on oder in die Schichten des Flachdachaufbaues,
Dachdichtungen, die durch Oberflächenschutz
z. B. während der Bauzeit eindringen kann oder die
(Kiesschüttung, Umkehrdächer, Extensivbegrü-
durch die Nutzung zu erwartende Feuchtigkeit,
nung) oder durch Nutzschichten keinen hohen
die in die Konstruktion eindringen kann.
Aufheizungen und keinen schnellen Temperatur-
veränderungen ausgesetzt sind.
Mechanische Beanspruchung
Dachabdichtungen müssen die auf sie einwirken- Temperaturbelastungen entstehen durch
den, planmäßig zu erwartenden Lasten auf die • Temperaturwechsel von –20 bis +80 °C zwi-
Tragkonstruktionen ableiten und dürfen dadurch schen Tag/Nacht bzw. Sommer/Winter,
nicht geschädigt werden. Sie müssen auch den • gleichzeitig mögliche Temperaturgegensätze
planmäßigen Formänderungen der Tragkonst- zwischen besonnten und verschatteten, evtl.
ruktionen und den Stoffen des Dachschichten- sogar vereisten Flächen,
aufbaus (Längenänderungen, Bewegungen im • Temperaturschocks z. B. bei Hagel nach starker
Bereich der Stoßfugen von Dämmplatten) stand- Sonneneinstrahlung,
halten.
• Hitzestau in ungeschützten Abdichtungsschich-
DIN 18 531-1 unterscheidet zwei Beanspru-
ten auf der darunter liegenden Wärmedäm-
chungsstufen:
mung (damit verbunden u. U. Materialschwund
bzw. Verwerfungen in Schaumstoff-Wärme-
Stufe I – Hohe mechanische Beanspruchung dämmungen).
Hohe mechanische Beanspruchung liegt vor bei • Temperaturbedingte Längenänderungen ins-
• Bewegungen der Trag- oder Unterkonstruk- besondere der Unterkonstruktion.
tionen, die sich auf die Dachabdichtung aus-
wirken können Beanspruchung durch Wurzelwachstum
• Tragkonstruktionen aus Stahlprofilen Bei extensiver Begrünung ungenutzter Flach-
• Schalungen aus Holz oder Holzwerkstoffen als dächer treten Beanspruchungen durch Wurzel-
Untergrund für die Abdichtung wachstum auf, die es auch bei der Planung zu
berücksichtigen gelten.
• weicher Unterlage (z. B. Mineralfaserdämm-
platten)
Umweltbelastungen
• Beanspruchungen durch die Art der Lagesiche- und sonstige Beanspruchungen
rung der Dachabdichtung (z. B. lose liegende
• Korrosionsgefährdung der Abdichtungen durch
Bahnen mit mechanischer Befestigung)
Schmutzablagerung infolge nicht ausreichen-
• Beanspruchungen durch Arbeiten auf der der Dachentwässerung (fehlendes Gefälle oder
Dachabdichtung (z. B. häufige Inspektionen falsche Anordnung der Dachabläufe), verbun-
oder Wartungen) den mit Mikroben-, Algen- und Pflanzenwuchs,
• Extensivbegrünung • Chemische Belastung (verwendete Lösungs-
• Beanspruchungen durch sonstige mechani- mittel, Weichmacher, Kleber, Farben, Lacke
sche Einwirkungen (z. B. in besonders Hagel- sowie chemisch verunreinigtes Niederschlags-
schlag gefährdeten Gebieten) wasser),
2.1 Allgemeines 203

• Biogene Beanspruchungen,
• Fotochemische Einflüsse in Verbindung mit Im-
missionen, UV-Einstrahlung und Ozonbildung.

Bei der Planung muss auch die spätere einwand-


freie Ausführung aller Arbeiten sowie regelmäßige
Instandhaltungsarbeiten unter Baustellenbedin-
gungen berücksichtigt werden. Kritische An-
2.1 Einschaliges, nicht belüftetes Flachdach,
schematische Darstellung 2
schlusspunkte müssen gut zugänglich sein. 1 Unterkonstruktion (Massivplatte)
2 Dampfsperre
Durch genügend Abstand an anderen Problem-
3 Wärmedämmung
punkten müssen die Voraussetzungen für ein- 4 Dachabdichtung
wandfreie Arbeit geschaffen sein (z. B. soll zwi- 5 Oberflächenschutz
schen Dachrändern bzw. Wandanschlüssen und
Durchdringungen für Regenabläufe, Sanitärent-
lüftungen u. Ä. ein Mindestabstand von 50 cm
eingeplant sein).

Beanspruchungsklassen
Durch die Kombination von mechanischen und
thermischen Beanspruchungsstufen werden vier
Beanspruchungsklassen gebildet, auf die die
Dachabdichtung jeweils abzustimmen ist (Tab. 2.3).
2.2 Zweischaliges, belüftetes Flachdach, schematische
Darstellung
2.1.3 Bauarten 1 Unterkonstruktion (Massivplatte) auch
Leichtplattenkonstruktionen
(Bauphysikalischer Aufbau) 2 leichte Dampfsperre (vgl. Abschn. 2.2.4 und 2.3.1)
3 Wärmedämmung
Flachdächer können nach zwei bauphysikalisch 4 Belüftungsraum
unterschiedlichen Konstruktionsarten ausgebil- 5 Dachschale auf Unterkonstruktion
det werden als: 6 Dachabdichtung
7 Oberflächenschutz
• einschaliges, nicht belüftetes Flachdach, früher
auch als „Warmdach“ bezeichnet (Bild 2.1),
• zweischaliges belüftetes Flachdach, früher Konstruktion mit der Dachabdichtung ein Ver-
auch als „Kaltdach“ bezeichnet (Bild 2.2). bundelement, das – je nach äußeren Verhält-
nissen und Schichtenaufbau – als Ganzes mehr
Die früheren, bauphysikalisch unkorrekten Be- oder weniger stark gemeinsam erwärmt wird.
zeichnungen „Warmdach“ bzw. „Kaltdach“ kenn- • Beim belüfteten Flachdach, früher „Kaltdach“,
zeichneten den Unterschied der bauphysikali- sind wärmegedämmter Raumabschluss und
schen Systeme nur unzureichend, sind jedoch die Dachhaut mit ihrer Tragkonstruktion durch
immer noch weit verbreitet. Sie können wie folgt einen („kalten“) Luftraum getrennt. Die Dach-
erklärt werden: schale mit der Dachabdichtung liegt also bei
• Beim nicht belüfteten Flachdach, früher „Warm- niedrigen Außentemperaturen im kalten Be-
dach“, bildet die wärmegedämmte, tragende reich.
204 2 Flachdächer

2.1.4 Dachneigung Werden abgehängte Decken unter einschaligen


Flachdächern vorgesehen, muss unbedingt dafür
Flachdachflächen mit Abdichtung müssen ein gesorgt werden, dass durch Hinterlüftung auch
Mindestgefälle von 2% haben. Dächer mit einer oberhalb der Abhängung die für die Dimensio-
Dachneigung < 2% sind Sonderkonstruktionen, nierung der Wärmedämmung zu Grunde geleg-
die besondere Maßnahmen erfordern. ten Raumtemperaturen herrschen. Eingeschlos-
Dies gilt gleichermaßen für beide Anwendungs- sene Luftschichten über abgehängten Decken
2 kategorien K 1 und K 2 (s. Abschn. 2.1.1). wirken sonst als zusätzliche Wärmedämmung.
Gefällelose Flachdächer (auch Teilbereiche von Dadurch kann in der Gesamtkonstruktion die
Flachdächern mit Gefälle) werden in den Flach- Taupunktgrenze so verlagert werden, dass es an
dachrichtlinien als „Sonderkonstruktionen“ für der Unterseite der Dachschale zur Kondensatbil-
Ausnahmefälle bezeichnet, bei denen besondere dung kommt.
Maßnahmen zur Verminderung der Risiken durch Auf keinen Fall darf ohne rechnerischen Nachweis
stehendes Wasser zu treffen sind (z. B. Erhöhung des ausreichenden Tauwasserschutzes ein wärme-
der Bahnendicke, schwerer Oberflächenschutz dämmendes Material vollflächig an der Deckenun-
durch Kies, s. Abschn. 2.2.1). terseite aufgebracht werden. Diese zusätzliche
Wärmedämmung kann die Lage der Taupunkt-
grenze so beeinflussen, dass Kondensatbildung
2.1.5 Wärmeschutz innerhalb der Konstruktion möglich wird, wenn
Wärmeschutzmaßnahmen bei Flachdächern nicht auch gleichzeitig die Wärmedämmung ober-
müssen umfassen: halb der Dampfsperre verstärkt wird.
• Ausreichende Wärmedämmung des Bauwerkes
zur Vermeidung von Transmissionswärmever-
lusten und zum Tauwasserschutz gem. DIN 2.1.6 Feuchtigkeitsschutz
4108 (mit Ergänzungen durch Energieeinspar- (Tauwasserschutz)
verordnung) mit rechnerischem Nachweis.
• Wärmeschutz der Konstruktion zur Vermeidung Richtig angeordnete und dimensionierte Dampf-
von schädlichen temperaturbedingten Span- sperren und bei zweischaligen, belüfteten Flach-
nungen und Bewegungen sowie von Wärme- dachkonstruktionen (Abschn. 2.5) ggf. ausrei-
brücken, chende Durchlüftung müssen die Wasserdampf-
diffusion so begrenzen, dass schädliche Tau-
• Berücksichtigung von Wärmespeicherung.
wasserbildung verhindert wird (s. Abschn. 2.2.4
Der erforderliche Wärmeschutz von Bauteilen ist in und 2.3.1).
DIN 4108-2 und in der Energieeinsparverordnung
festgelegt. Im Hinblick auf Energieeinsparung sind
die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2.1.7 Brandschutz
teilweise erheblich höher als in DIN 4108. Danach
muss bei Flachdächern von einer Dämmstoffdicke Flachdächer müssen den jeweiligen Brandschutz-
von 160 mm und mehr (Wärmeleitfähigkeit 0,04 W/ vorschriften für Bedachungen der Landesbauord-
(m K) ausgegangen werden. nungen entsprechen.
In jedem Falle ist jedoch der rechnerische Nach- Flachdächer müssen widerstandsfähig gegen
weis für ausreichenden Wärme- und Tauwasser- Flugfeuer sein. Sie müssen dazu den Bestimmun-
schutz zu führen (s. Abschn. 16.5.7 in Teil 1 dieses gen von DIN 4102-7 genügen bzw. entsprechend
Werkes). einer in DIN 4102-4 zugelassenen Bauart ausge-
Bei extremen Anforderungen, z. B. mehr als 75% führt sein. Die Forderung hinsichtlich Sicherheit
relativer Feuchtigkeit (und 20 °C Innentempera- gegen Flugfeuer gilt in jedem Fall als erbracht,
tur), sind besondere Lüftungs- und Heizungs- wenn die Dachhaut mit einer mindestens 5 cm
maßnahmen meist billiger und zuverlässiger als dicken Kiesschicht abgedeckt ist (Körnung 16/32).
die Verstärkung der Wärmedämmung. Besondere Brandschutzmaßnahmen sind für
Wärmedämmstoffe (s. Abschn. 2.2.2) müssen in großflächige Flachdächer auf Trapezblechkonst-
jedem Fall trocken eingebracht werden. Wenn sie ruktionen (s. Abschn. 2.3.3) erforderlich.
zwischen Dampfsperre und Dachhaut einge- Die jeweiligen Brandschutzanforderungen der
schlossen sind, können sie später kaum völlig Länder sind zu beachten.
austrocknen.
2.1 Allgemeines 205

2.1.8 Oberflächenschutz Als Schwerer Oberflächenschutz kommen wei-


terhin begehbare Beläge aus Beton-Gehwegplat-
Ständiger Wechsel von Feuchtigkeit und Tro- ten, Verbundsteinen u. ä., verlegt auf minerali-
ckenheit, Temperaturdifferenzen zwischen win- scher Feinschüttung, z. B. Splitt, i. M. 30 mm so-
terlichen Temperaturen von –20 °C bis zu etwa wie Bautenschutzmatten oder -platten und
80 °C bei Sonneneinstrahlung im Sommer, insbe- Terrassenbeläge, befahrbare Beläge (bei genutz-
sondere auch die Einwirkung des ultravioletten ten Flachdächern) und extensive Begrünungen in
Anteils der Sonneneinstrahlung beanspruchen Betracht. 2
ungeschützte Flachdachabdichtungen sehr stark. Die UV-Beständigkeit neu entwickelter Kunst-
Ein Oberflächenschutz ist daher immer vorzuse- stoff-Dachdichtungsbahnen ist in letzter Zeit so
hen. Bereits eine helle Einfärbung von Kunststoff- verbessert worden, dass bei leichten Dachkon-
Dachdichtungsbahnen, dauerhafter aber Be- struktionen auch eine Verlegung ohne zusätzli-
schichtungen mit Feinsplitt, Perlkies oder Alumi- che Schutzschichten möglich ist.
niumpulver bewirken eine erhebliche Reflexion
des Sonnenlichtes und setzen damit die Erwär-
mung der Dachhaut herab. Es können ferner zu- 2.1.9 Windbeanspruchung
sätzliche Schutzfolien auf die Dachhaut aufge-
bracht werden. Unterschieden wird: Der gesamte Flachdachaufbau muss gegen Ab-
heben durch Windbeanspruchung, dabei insbe-
Leichter Oberflächenschutz sondere durch Sogwirkung gesichert werden. Die
Art der Windsogsicherung ist abhängig von der
Dachabdichtungen aus Bitumen- oder Polymer-
Windzone, der Gebäudegeometrie, der Gebäude-
bitumenbahnen werden in der Regel mehrlagig
höhe und der Gebäudekategorie (in der Natur
ausgeführt. Leichter Oberflächenschutz erfolgt
vorkommende Bodenrauigkeiten).
bei Polymerbitumenbahnen durch werkseitige
Bestreuung mit Splitt oder Granulat. Streich-, roll- Die Sicherung kann erfolgen durch
oder spritzbare Beschichtungsstoffe müssen mit • Auflast
den Stoffen der Dachabdichtung verträglich sein • Verkleben
und dürfen das Brandverhalten des Daches nicht • mechanische Befestigung.
nachteilig verändern. Kieseinpressung, Besan-
dung oder Anstriche mit Heißbitumen sind unge- Unterschieden werden Sicherungen im Innen-,
eignet. Rand- und Eckbereich. Die Definition der Berei-
che für Bauwerke bis 30 m Höhe zeigt Bild 2.4.
Schwerer Oberflächenschutz Einen Überblick über handwerkliche Ausführun-
Er besteht in der Regel aus einer losen Kiesschüt- gen von Windsicherung bei geschlossenen Bau-
tung (Körnung 16 bis 32 mm, Mindest-Schütthöhe werken gibt Tabelle 2.5.
5 cm), unter der sich meistens nur wenig schwan-
kende Feuchtigkeitsverhältnisse einstellen. Sicherung durch Auflast. Lose verlegte Dachab-
dichtungen werden durch Auflast gesichert. Als
Kiesschüttungen müssen in windreichen Gegen-
Auflast zur Sicherung gegen abhebende Wind-
den und bei Gefahr von Wirbelbildung durch Da-
kräfte werden z. B. verwendet [11]:
chaufbauten (z. B. größere Schornsteine, Auf-
zugsschächte) gesichert werden. Da die Verwen- • Schüttungen aus Kies 16/32, Mindestdicke im
dung von Kieseinbettmassen nicht bei jeder Einbauzustand 50 mm; bei Dachhöhen über
Dachabdichtungsart möglich ist, kann die Schüt- 20 m müssen im Rand- und Eckenbereich Plat-
tung durch aufgesprühte Kunstharze befestigt ten, Pflaster o. Ä. die Kiesschüttung zusätzlich
werden, die die obere Kiesschicht binden. Die gegen Windeinwirkung schützen,
Ausbildung einer Dachrandaufkantung (Attika), • Plattenbeläge aus Betongehwegplatten oder
die die Dachoberfläche um mindestens 30 cm gleichwertigen Platten, mindestens 400/400/
überragt, ist bei höheren Gebäuden zweckmäßig 40 mm zur Abdeckung von Kies oder direkt auf
(s. jedoch Abschn. 2.1.11). einer Schutzlage verlegt,
Übernimmt der Oberflächenschutz gleichzeitig • Betonformsteine, auf Kies und/oder Schutzlage
die Sicherung gegen Wind- und Sogkräfte, ist die verlegt,
Dicke der Kiesschüttung entsprechend statisch • Betonplatten, an der Einbaustelle betoniert
nachzuweisen. oder vorgefertigt, Größe und Bewehrung nach
206 2 Flachdächer

2.4
Definition der Randbereiche
(vereinfachte Flächeneinteilung;
bis 30 m Gebäudehöhe)

statischen Erfordernissen bis maximal 2,50 u Spreizdübel, Holzschrauben oder selbstbohren-


2,50 m, auf Schutz- und zwei Gleitlagen verlegt, de Schrauben mit Haltetellern, auch mit Breit-
• Vegetationssubstrate mit entsprechendem kopfnägeln punktweise mit mindestens 2 Befes-
Nachweis. tigungen/m2 hergestellt werden. Auch Linienbe-
festigungen (im Überdeckungsbereich) mit
Eine Sicherung der Dachabdichtung durch Auf- durchlaufenden Metallbändern sind möglich.
last eignet sich in der Regel nur für Dächer bis 3° Auf Stahltrapezprofilen soll der Abstand der Be-
Dachneigung. Darüber hinaus besteht die Gefahr, festigungen auf gleichen Obergurten maximal
dass die Auflast abrutscht. 20 cm betragen.
Sicherung durch Verkleben. Für geschlossene Auf Holzwerkstoffen erfolgt die Befestigung von
Gebäude bis 20,00 m Höhe sind die nach Tabelle Bahnen mit Befestigungsmitteln, die für Holz-
2.5 aufgeführten Verklebungen ausreichend. Bei werkstoffe geeignet sind.
Kaltverklebung sind die entsprechenden Anga- Für die Befestigung von Bitumenbahnen auf
ben der Hersteller zu beachten. Die Abreißfestig- Holzschalung sind Stifte nach DIN EN 10 230 mit
keit jeder zu klebenden Lage oder Schicht und extra großem Flachkopf, Kopfdurchmesser
die Eigenfestigkeit der Klebstoffverbindungen t 9 mm, zu verwenden, die mindestens 25 mm
müssen so groß sein, dass die angesetzten Wind- lang, bei dickeren Bahnen oder Mehrfachüberde-
lasten lagesicher abgeleitet werden können. ckungen entsprechend länger sein müssen.
Wenn eine der zu klebenden Lagen oder Schich- Befestigungsmittel müssen über einen ausrei-
ten keine ausreichende Abreißfestigkeit aufweist, chenden Korrosionsschutz verfügen.
sind andere Maßnahmen, z. B. mechanische Be-
festigung, anzuwenden. Der Schaft von Befestigungen aus Kupfer oder
Edelstahl muss aufgeraut sein.
Sicherung durch mechanische Befestigung. Bei Die Anzahl der Befestigungselemente ist im Re-
geeignetem Untergrund (z. B. Profilblech, Holz) gelfall unabhängig von der errechneten Anzahl
darf die Lagersicherheit durch Tellerdübel, mit mindestens 2 Stück/qm zu bemessen.
2.1 Allgemeines 207

Schalung unter Dachabdichtungen. Fugen bei mindestens 22 mm betragen, bei Vollholzscha-


Schalungen aus Vollholz unter Dachabdichtun- lung mindestens 24 mm. Die Bretter sollten
gen sollen stets durch Nut und Feder oder gleich- höchstens 16 cm breit sein. Verwendete Holz-
wertige Maßnahmen miteinander verbunden schutzmittel dürfen die Dachabdichtungen nicht
sein. Bei der Bemessung der Dachschalung ein- schädigen, über Schalungen aus Holz ist eine
schl. Unterkonstruktion ist eine Wassersackbil- Trennschicht anzuordnen.
dung durch unvermeidbare Ausführungsmängel
zu berücksichtigen.
2.1.10 Entwässerung
In Tabelle 2.6 sind Verankerungsmittel und Befes-
tigungsabstände für Bohlen bei verschiedenen Flachdächer sind grundsätzlich mit mindestens
Untergründen und Gebäudehöhen angegeben. 2% Gefälle (s. Abschn. 2.1.4) und in der Regel mit
Bei mechanischer Befestigung der Dachabdich- innenliegender Entwässerung zu planen. Flach-
tung muss die Nenndicke von Holzwerkstoffen dächer mit einem geringeren Gefälle als 2% sind

2.7 Innenentwässerung von Flachdächern


a) mit Gefälle
b) gefällelos (Sonderkonstruktion!)
c) Grundrisse mit Lage der Entwässerungsstellen, N = Notüberlauf
208 2 Flachdächer

Sonderkonstruktionen. Innen liegende Entwässe- gungen, Fugen, Dachaufbauten oder zu aufge-


rungen erfordern eine sorgfältige Planung und henden Bauteilen zu planen, um einerseits eine
eine mindestens halbjährliche Reinigung und einwandfreie Ausführung der Eindichtung zu
Wartung. Die Entwässerung über außen liegende gewährleisten und andererseits zu Wartungs-
Dachrinnen sollte nur bei geneigten Dächern mit zwecken frei zugänglich zu sein.
Abdichtung und in Ausnahmefällen ausgeführt
werden. Bei Abdichtungen mit bitumenhaltigen
2 Baustoffen ist die besondere Korrosionsgefahr an 2.1.11 Anschlüsse an
den Dachrinnen zu beachten (s. Abschn. 1.7.1). aufgehende Bauteile
Eine gefällelose Flachdachausführung wäre nur dann prob- Für Anschlüsse an aufgehenden Bauteilen (auch
lemlos, wenn wirklich ebene und absolut horizontale Flä-
chen der Unterkonstruktion zur Verfügung stehen. Das ist an Fenster- und Terrassentüren und an Attika-
jedoch in der Praxis durch unvermeidliche Ungenauigkei- Anschlüsse) sind bei der Planung folgende Min-
ten bei der Ausführung und wegen des Durchhängens der desthöhen zu beachten:
Flächen nicht zu gewährleisten (Bild 2.7b). Sie gelten daher • Flachdachneigung bis 5° mindestens 15 cm
als „Sonderkonstruktionen“ und bedürfen besonderer
Sorgfalt bei der Ausführung. • Flachdachneigung über 5° mindestens 10 cm
über Oberkante Oberflächenschutz bzw. Kies-
Auf Massivplatten wird daher in der Regel ein Ge- schüttung oder von Nutzschichten.
fällebeton mit flachen Kehlen zu den Dachabläu- Diese Werte sind gegebenenfalls zu erhöhen
fen aufgebracht (Bild 2.7a und c). (schneereiche Gebiete, Sheddachrinnen).
Insbesondere bei Leichtkonstruktionen wird viel-
fach auf den Gefälleausgleich verzichtet und die Die Flächen, an denen die Abdichtungen hochzu-
gesamte Decke im Gefälle verlegt. Eine waage- führen sind, müssen eben und frei von Fugen,
rechte Untersicht wird dabei nötigenfalls durch Betonnestern u. Ä. sein. Falls erforderlich, ist ein
einwandfrei hinterlüftete, untergehängte Putz- Ausgleichsputz herzustellen.
decken o. Ä. erreicht (s. auch Abschn. 2.2.5).
Dachflächen mit nach innen abgeführter Entwäs- Wandanschlüsse. Anschlüsse können starr
serung müssen unabhängig von der Größe der (durch Klebung) oder beweglich (mit lose ver-
Dachfläche für jede Teildachfläche mindestens legten Kunststoff-Dichtungsbahnen) hergestellt
entweder zwei Dachabläufe (von denen ein Ab- werden. Anschlüsse mit eingeklebten Blechen in
lauf als Notablauf funktioniert) oder einen Bitumenbahnen dürfen nur bei Anwendungs-
Dachablauf und einen Notüberlauf erhalten (Bild kategorie K1 angewendet werden und sollten
2.7c). Abläufe und Notüberläufe müssen nach zu Wartungszwecken zugänglich sein. Starre
DIN 1986-100 geplant und nach DIN EN 1253-1 Anschlüsse mit Klemmschienen u. Ä. sollen nicht
sowie DIN EN 12 056-3 bemessen werden. über Bauteile hinweggehen, die statisch von-
einander – z. B. durch Bewegungsfugen – ge-
Die Notentwässerung muss mindestens die Diffe- trennt sind. Hier sind Fugenprofile zu verwenden,
renz zwischen Jahrhundertregen und Berech- die Bewegungen zulassen und an den Trennstel-
nungsregen entwässern können; dies wird i. d. R. len besonders abgedichtet sind.
erreicht durch:
Die hochgezogenen Abdichtungen einschließ-
• zusätzliche Dachabläufe mit Anstauelement und lich Trennlage und ggf. Dampfsperre werden mit
freier Entwässerung auf das Grundstück (Bild aufgedübelten Klemmschienen befestigt (Bild
2.71) oder 2.8). Kunststoff-Dichtungsbahnen können auch
• Entwässerung über Attikagullys jeweils unter auf Verbundbleche geschweißt oder geklebt wer-
Beachtung der angegebenen Ablaufleistung; den (2.9).
bzw. durch Die oberen Abschlüsse sollten vor allem durch
• partielles Absenken der Attika auf die Mindest- konstruktive Vorkehrungen geschützt werden.
stauhöhe (z. B. bei Ablauf NW 100 = 35 mm) Ausreichend tiefe Rücksprünge in den Anschluss-
• eines durch die Attika geführten Notüberlaufs wänden (Bild 2.8c) oder Überdeckungen durch
(Bild 2.70). Fassadenbekleidungen sind wesentlich sicherer
als Abschlüsse durch Fugendichtungsmassen
Dachabläufe sind grundsätzlich mit ihren Flan- (Bild 2.8c und d; vgl. auch Abschn. 10.7.3 in Teil 1
schenaußenkanten im Abstand von mindestens des Werkes). Lediglich mit Dichtstofffasern abge-
30 cm zu den Außenkanten sonstiger Durchdrin- dichtete Fugen sind nicht mehr grundsätzlich
2.1 Allgemeines 209

2.8
Wandanschluss
a) Schnitt
b) Detail oberer Abschluss
c) Klemmschiene (alwitra),
d) Anschlusssicherung bei genutzter
Oberfläche (alwitra)

2.9 Anschluss durch Schweißung auf beschichtetem 2.10 Flachdachanschluss an belüftetes Steildach
Anschlussblech
210 2 Flachdächer

abzulehnen. Nur durch Fugendichtungsmassen Stellen sehr sorgfältig gearbeitet werden. Die an-
gesicherte Anschlüsse sind allerdings der Anwen- stoßenden hochgezogenen Abdichtungsbahnen
dungskategorie K1 zuzuordnen. Die Dichtstoff- erhalten zunächst besonders zugeschnittene
fasern müssen regelmäßig gewartet werden. Überlappungen (Bild 2.11a). Zusätzlich werden
Bei genutzten Flächen sind die hochgezogenen die Eckpunkte mit herzförmig zugeschnittenen
Abdichtungen durch entsprechende konstruk- oder teilweise auch als Formteil lieferbaren Ab-
schlüssen überklebt (Bild 2.11b).
2 tive Maßnahmen gegen mechanische Beschädi-
gungen zu schützen (Bild 2.8d).
Anschlüsse an Türen. Besonders kritische An-
Anschlüsse an geneigte Dachflächen sind min- schlusspunkte stellen die Übergänge von Ab-
destens bis über die Höhen der Flachdachränder dichtungen zu Balkon- oder Terrassentüren dar.
zu führen, damit im Falle des Versagens der Dach- Nach DIN 18 195 Teil 5 muss die Abdichtung bei
entwässerung kein Stauwasser in die empfindli- waagerechten oder schwach geneigten Flächen
che Steildachkonstruktion eindringen kann und an anschließenden, höher führenden Bauteilen in
allenfalls nach außen überfließen kann. Die nöti- der Regel 15 cm über die Oberfläche der Schutz-
gen Belüftungsöffnungen (vgl. Abschn. 1.9.2) schicht, des Belages oder der Kieslage (Schutz-
sind zu berücksichtigen (Bild 2.10). schicht) hochgeführt werden. Besteht diese Mög-
lichkeit nicht, so sind besondere planerische Maß-
Anschlüsse an Durchdringungen z. B. von nahmen gegen das Eindringen von Wasser oder
Dachabläufen Sanitärrohren, Antennendurch- das Hinterlaufen der Abdichtung erforderlich.
gängen u. Ä. können zwar mit Hilfe von Klebe- Wenn die Abdichtungen den o. g. Forderungen
flanschen hergestellt werden, doch sind derarti- gemäß mindestens 15 cm über die Entwässe-
ge Eindichtungen auch bei sorgfältiger Ausfüh- rungsebene hochgezogen werden, ergeben sich
rung ziemlich schadensanfällig. Besser sind zwischen Außen- und Innenbodenflächen so
Anschlüsse mit Dichtungsmanschetten oder große Höhendifferenzen, dass entweder die Kon-
Klemmflanschen (s. Abschn. 2.6). struktionsflächen auf unterschiedlichen Höhen
Durchdringungen müssen untereinander und zu liegen müssen oder Stufen (Bild 2.14) unvermeid-
anderen Bauteilen im Regelfall einen Mindestab- lich sind (Bild 2.15).
stand von 30 cm aufweisen. Dies kann aber wegen der Nutzung der außen
liegenden Flächen (Kinderwagen, Rollstühle
Ausbildung von Ecken. Wenn Abdichtungen ge- usw.) oft nicht akzeptiert werden.
genüber angrenzenden Bauteilen hochgezogen Bei behindertengerechten Gebäuden sind nach
werden müssen, stellen die dabei entstehenden DIN 18 025 untere Türanschläge und -schwellen
unvermeidlichen Ecken besondere Schwach- grundsätzlich zu vermeiden bzw. dürfen eine
punkte dar. Bei der Ausführung muss an diesen Höhe von 2 cm nicht überschreiten. Nach den

2.11 Eckausbildung von Abdichtungen


a) Zuschnitt der Anschluss-Dachbahnen (Innen- bzw. Außenecke)
b) Abschluss der Eckpunkte mit vorgefertigten Abdeckstücken Innen- bzw. Außenecken (BRAAS-Rhenofol)
2.1 Allgemeines 211

2.12 Flächenbündiger Terrassenanschluss 2.13 Abdichtungsanschluss an Terrassentür


(SystemAcoProfiLine) (System AcoProfiLine)
1 Terrassenrinne 1 Anschlussblech
2 Terrassenrinne
3 Stichkanal
4 Aufsatz für Dachabläufe

Flachdachrichtlinien [11] darf die Türanschluss- Aachener Instituts für Bauforschung und ange-
höhe von Abdichtungen in Ausnahmefällen bis wandte Bauphysik konnte nachgewiesen wer-
auf 5 cm verringert werden. Damit können je- den, dass bei sorgfältiger Planung und Ausfüh-
doch die in DIN 18 195-5 getroffenen Festlegun- rung schadensfreie Bauwerksanschlüsse auch
gen für den Anschluss von Abdichtungen an Ter- ohne vollständige Erfüllung der Anforderungen
rassen- oder Balkontüren nicht erfüllt werden von DIN 18 195-5 ausführbar sind [1].
(Oberkante Abdichtung  15 cm über der Oberflä-
che des Belages. Durch ein Gutachten des

2.14 Abdichtungsanschluss an Terrassen- oder 2.15 Abdichtungsanschluss an Terrassen- oder Balkontür:


Balkontüren: Bei 15 cm Abdichtungsaufkantung Erforderliche Höhendifferenz des Abdichtungs-
Stufen innen unvermeidlich anschlusses durch vorgelagerten Gitterrost abge-
1 Abdeckblech mindert
1 großformatige Platten, lose in Kies verlegt
2 Gitterrost mit Aufständerung
3 L-Stahl als Abdichtungsauflage (Abdichtungs-
anschluss mit Lochband und Versiegelung)
212 2 Flachdächer

Die Industrie hat inzwischen flächenbündige An- gegen Wasser- und Eisdruck, gegen den Druck
schlüsse entwickelt, die „schwellenloses Bauen“ von Kiesschüttungen und gegen Beschädigun-
ohne Schaden ermöglichen. Sie entsprechen al- gen bei Bau- und Wartungsarbeiten geschützt
lerdings nicht den geltenden Vorschriften, d. h. sein. Außerdem muss ausreichender Schutz ge-
den Vorschriften der DIN. Es muss erneut darauf gen die Auswirkung von Windkräften gewähr-
hingewiesen werden, dass Normen und Richtlini- leistet sein.
en keine zwingenden gesetzlichen Forderungen • materialbedingte Beanspruchungen. Längen-
2 darstellen. Wenn von Ihnen abgewichen wird, änderungen der Randprofile müssen so aus-
muss jedoch die Tauglichkeit der gewählten Kon- gleichbar sein, dass weder am Übergang zur
struktion nachgewiesen und verantwortet wer- Abdichtung noch an Innen- oder Außenecken
den. Die Ausführung ist einschl. aller Vor- und des Dachrandes Undichtigkeiten oder Verfor-
Nachteile mit dem Bauherren zu besprechen. Der mungen entstehen. Gewisse Kunststoff-Dich-
Bauherr muss in schriftlicher Form auf die nicht tungsbahnen neigen bei der Alterung zum
normgerechte Ausführung hingewiesen werden, Schwinden. Die daraus entstehenden Zug-
will der Planer sich vor eventuellen Regressan- spannungen müssen von der Randkonstrukti-
sprüchen schützen. on aufgenommen werden können.
Bild 2.12 zeigt einen möglichen flächenbündi- • Bauwerkstoleranzen. Randkonstruktionen müs-
gen, nicht normgerechten Terrassenanschluss. sen die problemlose Anpassung an unver-
Bild 2.13 zeigt einen nach den Flachdachrichtlini- meidliche Bauwerksungenauigkeiten in der
en möglichen Anschluss, bei dem zu jeder Zeit Fluchtrichtung, in Höhen und ggf. auch Nei-
ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich gung ermöglichen.
gewährleistet ist. Die Dachdurchdringung ist • Belüftung. Flachdachränder von zweischaligen
vom Wand-/Türanschluss mindestens 50 cm ent- Dächern müssen ausreichende Belüftungs-
fernt. querschnitte haben, die genügend gegen
Vor den Türen ist durch ständig wirksame Ent- Schlagregen sowie gegen Kleintiere, Vögel und
wässerung der Außenflächen ein Wasserstau an Insekten gesichert sind.
den Abdichtungsanschlüssen – auch bei Schnee-
matsch – auszuschließen (vgl. auch Abschn.
10.7.3 in Teil 1 des Werkes). Dachüberstände. Ausladende Gesimse von mas-
siven Flachdächern erfordern zusätzliche Wärme-
Durch konstruktive Maßnahmen ist eine mecha- schutzmaßnahmen. Zur Vermeidung von Wär-
nische Beschädigung der hochgezogenen Ab- mebrücken müssen auskragende Stahlbeton-
dichtungen auszuschließen. Die Abdichtungen platten entweder vollständig mit zusätzlichen
müssen sorgfältig hinter etwa vorhandenen Rol- Wärmedämmungen umhüllt oder thermisch ge-
ladenschienen oder Deckleisten hochgeführt trennt werden (Bild 2.16). Dies führt häufig zu
werden und sind an den Türrahmen mit Klemm- gestalterisch unbefriedigenden Lösungen.
schienen o. Ä. mechanisch zu befestigen.
Bei allen Flachdachkonstruktionen bildet die
Trennlinie zwischen Dachplatte und Auflager
gleichzeitig eine Material- und Bewegungsfuge.
2.1.12 Flachdachränder Infolge Durchbiegung können sich außerdem die
Auflagerenden von weit gespannten Massivplat-
An den Rändern von Flachdächern enden außer
der Unterkonstruktion alle Schichten der Abdich-
tung und Wärmedämmung mit völlig verschie-
denartigen Materialien, die wiederum unter-
schiedlichen Beanspruchungen und Anforderun-
gen ausgesetzt sind:
• Temperatureinflüsse. Unterkonstruktion, Dach-
abdichtung und Randabschlussteile haben
verschiedene thermisch bedingte Form- und
Längenänderungen.
• mechanische Beanspruchungen. Von allen 2.16 Wärmeschutz von auskragenden Flachdächern
Schichten des Dachaufbaus muss insbeson- (Abdichtung usw. nicht eingezeichnet)
dere die Dachabdichtung am Rand zuverlässig Flachdachgesims mit Wärmeschutz außen
2.1 Allgemeines 213

ten insbesondere an den Ecken hochbiegen (Bild sind raumhohe Öffnungen in den Außenwänden
2.17). Das kann durch Aufkantung der Decken- möglich.
platten zu einer umlaufenden „Attika“ weitge- Vielfach werden Attika-Konstruktionen lediglich
hend verhindert werden (Bild 2.18). Wird die Atti- aus formalen Gründen gewählt, um dahinter lie-
ka als statisch wirksamer Überzug ausgebildet, gende Schräganschnitte von Gefälleschichten zu

2.17 Hochbiegen von Plattenecken infolge 2.18 Flachdach-Aufkantung („Attika“)


Durchbiegung

2.19a

2.19 Flachdachränder (schematisch)


a) Flachdach mit Randprofil
b) Flachdach mit Attika
c) Anschluss der Dichtungen mit Hinterschneidung
d) Attika-Anschluss mit IsoKorb® (SCHÖCK)
x = 10 cm bei Dachneigung d 5°
x = 5 cm bei Dachneigung > 5° 2.19d
214 2 Flachdächer

verbergen. Es ist aber zu bedenken, dass Aufkan- filkonstruktion ein möglichst einfaches Ausglei-
tungen von Flachdachrändern mit hochgezoge- chen von unvermeidlichen Rohbauungenauig-
nen Abdichtungen meistens recht schadensan- keiten in der Höhe, in der Neigung und in der
fällig sind. Insbesondere die an der Innenseite Fluchtrichtung erlaubt.
hochgezogenen Abdichtungen sind bei hohen Den Übergang zu bituminösen Dachabdichtun-
Attiken schwierig gegen UV-Strahlung und me- gen bilden Polymerbitumenbahnen oder Kunst-
chanische Beschädigungen zu schützen.
2 stoff-Anschlussbahnen, die je nach Profilsystem
auf unterschiedliche Weise zugfest eingeklemmt
Auflager. Damit durch material- und tempera- werden bzw. in die Abdichtungsränder einge-
turbedingte Längenänderungen oder lastabhän- klebt werden. Kunststoff-Dachabdichtungen
gige Formänderungen größerer Stahlbetonmas- können direkt an die meisten Profilsysteme an-
sivplatten keine Beanspruchungen von Flachdä- geschlossen werden. Die äußeren, den wechseln-
chern auf die Auflagerwände übertragen werden, den Temperatureinflüssen ausgesetzten Teile der
sind die Auflager mit Hilfe von Gleitlagern oder Dachrandabschlüsse müssen Längenänderun-
Gleit-Kipp-Lagern zu bilden (s. Abschn. 2.3.2). Je gen zulassen, ohne dass diese sich auf die An-
nach statischen Erfordernissen sind als Auflager schlussbahnen übertragen können. Für Innen-
Ringanker vorzusehen (vgl. Abschn. 6.2.1.1 in und Außenecken stehen bei allen Herstellern
Teil 1 dieses Werkes). In jedem Fall sind die Auf- entsprechende Formteile zur Verfügung. In Bild
lagerfugen vor allem in den Außenwänden kon- 2.11 sind 2 Beispiele für derartige Profile gezeigt.
struktiv und gestalterisch zu berücksichtigen. Sie
An- und Abschlüsse von Dachflächen der Anwen-
werden in der Regel durch entsprechende Ge-
dungskategorie K1, die nur unter hohem Monta-
sims- oder Fassadenverblendungen abgedeckt
geaufwand oder nur durch Zerstörung von ande-
(Bild 2.19).
ren Bauteilschichten zugänglich werden, sind
Dachrandabschlussprofile bilden den Über- nach Anwendungskategorie K2 auszuführen.
gang zwischen Dachabdichtungen und Dachrän-
dern. Dabei sind direkt eingeklebte Blechverwah-
rungen als Flachdachabschlüsse ungeeignet. Es 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle
steht für diese Aufgabe eine große Zahl von
Spezial-Profilsystemen aus Leichtmetall-Strang- Dachabdichtungen dürfen bei Witterungsver-
pressprofilen sowie aus Blech- und Faserzement- hältnissen, die sich nachteilig auf die zu erbrin-
Profilen in den verschiedensten Formen auf dem gende Leistung auswirken (z. B. Temperaturen
Markt zur Verfügung. unter +5 °C; Nässe, Schnee, Eis, starker Wind), nur
In den Flachdachrichtlinien ist für Dachrandab- ausgeführt werden, wenn besondere Maßnah-
schlussprofile vorgeschrieben: men ergriffen werden.
Bezüglich der Anforderungen an den Unter-
• Die Oberflächen der Abdichtungen bzw. der
grund von Dachabdichtungen ist DIN 18531-1,
Kiesschüttungen müssen bei Dachneigungen
Abschn. 7, zu beachten.
bis 5° mindestens 10 cm, bei größeren Dach-
neigungen um mindestens 5 cm überragt wer-
den (Bild 2.19).
2.1.14 Instandhaltung
• Die Überlappung der oberen Abschlüsse von
Putz oder Bekleidungen muss mindestens be- Das Vorurteil, Flachdächer seien gegenüber ge-
tragen: Bei Gebäudehöhen neigten Dächern auch bei einwandfreier Ausfüh-
– bis 8 m > 5 cm rung wesentlich schadensanfälliger, beruht fast
– über 8 bis 20 m > 8 cm immer auf Schäden, die durch jahrelange Ver-
– über 20 m > 10 cm. nachlässigung bedingt sind. Weil sich bei den oft
• Der Überstand der Tropfkanten vor den zu nicht einsehbaren Flachdachflächen Schäden
schützenden Bauteilen soll mindestens 2 cm erst wesentlich später und dann meistens folgen-
betragen. schwer zeigen, muss gegenüber den Auftragge-
bern klargestellt sein:
Die Halterungen der Abschlussprofile werden am Flachdächer erfordern zu ihrer Erhaltung und
besten auf aufgedübelten Randbohlen aus Holz zur Verlängerung ihrer Lebensdauer – wie jedes
montiert (Befestigung s. Abschn. 2.1.9, Tab. 2.6). andere Dach auch – regelmäßige Wartung und
Die Montage wird sehr erleichtert, wenn die Pro- Pflege.
2.1 Allgemeines 215

2.20d
2.20 Dachrandabschlussprofile und Einbaubeispiele c) Flachdachrand bei Abdichtung mit
a) In Fluchtrichtung und Höhe justierbar Bitumenbahnen (vgl. Bild 2.29a)
(ALWITRA) 1 Stahlbeton
1 Anschluss-Dichtungsbahn, zugfest einge- 2 Voranstrich
spannt 3 Glasvliesbitumenlochbahn
2 Halteprofil, auf Unterkonstruktion aufge- (unt. Dampfdruckausgleichsschicht)
schraubt, in Fluchtrichtung justierbar 4 Dampfsperre
3 Halteprofil, durch Zahnleiste mit Klemmring 5 Polystyrol-Hartschaum
werkzeugfrei justierbar 6 Glasvliesbitumenlochbahn (obere
4 Deckprofil, gleichzeitig Auflager für Dampfdruckausgleichsschicht)
Anschlussbahn, längs verschiebbar 7 3-lagige Bitumenbahnabdichtung
5 Oberes Deck- und Klemmprofil, längs ver- 8 Kiesschüttung
schiebbar 9 Abschlussprofil

b) In Fluchtrichtung, Höhe und Neigung justierbar d) Flachdachrand bei Umkehrdach


(JOBA) 1 Stahlbeton
2 Trennlage (geschäumtes Polyäthylen)
1 Anschluss-Dichtungsbahn, zugfest eingespannt 3 Flachdachfolie
2 Halteprofil, auf Unterkonstruktion aufge- 4 extrudierte Polystyrolplatten (z. B. Roofmate)
schraubt, in Fluchtrichtung justierbar 5 Filtervlies
3 Halteprofil, in Höhe und Neigung justierbar 6 Kiesschüttung
4 Auflagerprofil für Anschlussbahn
5 Deckprofil, aufgeklemmt; längs verschiebbar

Erstmals sind mit DIN 18531-4 in einer Norm Maß- einer Fachfirma abgeschlossen werden. War-
nahmen zur Instandhaltung von nicht genutzten tungsmaßnahmen schließen die Beseitigung von
Dächern geregelt (Tab. 2.21). Verschmutzungen und unerwünschtem Pflan-
Zur regelmäßigen Überprüfung der Dachflächen zenbewuchs, die Reinigung von Dachrinnen und
sollte ein Inspektions- und Wartungsvertrag mit -abläufen, die Beseitigung von Kiesverwehungen
216 2 Flachdächer

Tabelle 2.21 Beispiele für Maßnahmen der Instandhaltung der Dachabdichtung und der Dacherneuerung nach
DIN 18531-4
1 2
1 Inspektion Aufnahme des Zustandes der Dachabdichtung, der An- und Abschlüsse sowie der
Durchdringungen.
Die Ergebnisse der Inspektion können Basis für die Festlegung evtl. erforderlicher
2 Wartungs-, Instandsetzungs- oder Dacherneuerungsmaßnahmen sein.
2 Wartung z. B. Entfernen von unerwünschten Ablagerungen und Fremdbewuchs
Reinigen der Entwässerungsanlagen (siehe 4.2)
3 Instandsetzung a) Kleinere Instandsetzungsarbeiten, z. B.
Erneutes Absichern von Wandanschlussprofilen
Schutzanstriche auf korrosionsgefährdeten Metallteilen
Ausbessern kleinerer Schadstellen in der Abdichtung
b) Größere Instandsetzungsarbeiten sind nach genauer Voruntersuchung (siehe
5.3) festzulegen, z. B.
– Ausbessern größerer Schadstellen in der Abdichtung
– Regenerierung vorhandener Dachabdichtungen durch Aufbringen einer neuen
Abdichtungslage (siehe 5.4.3).
4 Erneuerung Maßnahmen zum Ersatz einer nicht mehr funktionstüchtigen Dachabdichtung und
der Dach- ihrer An- und Abschlüsse
abdichtung – bei Belassen der vorhandenen Dachabdichtung
– nach Entfernen der vorhandenen Dachabdichtung
– mit Zusatzdämmung
– mit Zusatzdämmung als Gefälledämmung
5 Erneuerung des Maßnahme zum kompletten Ersatz eines nicht funktionstüchtigen oder eines ver-
Dachaufbaus besserungsbedürftigen Dachschichtenaufbaus – einschließlich aller An- und Ab-
(Modernisierung) schlüsse.

und die Reinigung von Be- und Entlüftungsöff- 2.2 Baustoffe


nungen – soweit ohne Gerüst möglich – ein. War-
tungsarbeiten sollten ein- bis zweimal im Jahr
2.2.1 Abdichtungen
durchgeführt werden.
Inspektionen sollten alle 3–4 Jahre durch Fachfirmen Stoffe und Bauteile des Dachaufbaus, die unterei-
durchgeführt werden. Dabei wir der Zustand der nander in Berührung kommen, müssen miteinan-
Dachflächen sowie der An- und Abschlüsse insge- der verträglich sein. Bei Unverträglichkeiten sind
samt überprüft. Die Ergebnisse der Inspektion sind in geeignete Maßnahmen (z. B. Trennschichten/-la-
einem Protokoll schriftlich festzuhalten, ebenso wei- gen) vorzusehen.
tere notwendige Maßnahmen.
Die zur Dachabdichtung geeigneten Stoffe sind
Um Inspektions- und Wartungsarbeiten gründlich in DIN 18 531-2 genannt und nach DIN 18 531-3
durchführen zu können, müssen Dachflächen zu bemessen. Für andere Stoffe ist ein Eignungs-
ungehindert zugänglich sein. Dies ist häufig auf nachweis erforderlich.
Dachflächen, auf denen in größerem Umfang
Klimaaggregate installiert sind, nicht gegeben.
Eigenschaftsklassen
DIN 18 531 fordert zwischen den Aggregaten und
der Dachhaut einen Mindestabstand von 50 cm. Zu den Beanspruchungsklassen für Dachabdich-
tungen (s. Abschn. 2.1.2) werden in DIN 18 531-2
Eigenschaftsklassen der Abdichtungsbahnen defi-
niert (Tab. 2.22).

Bitumen- oder Polymerbitumenbahnen


Bitumen-Dachbahnen nach DIN 52 130 sind für
Dachabdichtungen mit verschiedenen Trägerein-
2.2 Baustoffe 217

Tabelle 2.22 Eigenschaftsklassen der Abdichtungsbahnen


Eigenschaftsklasse Hoher mechanischer Widerstand Mäßiger mechanischer Widerstand
Widerstand gegen hohe E1 E3
thermische Beanspruchung
Widerstand gegen mäßige E2 E4
thermische Beanspruchung
2
lagen (Polyestervlies 200T oder 250B DIN 18 192, Vorteile von Elastomerbitumenbahnen PYE sind:
Textilglasgewebe DIN 18 191, Jutegewebe mit • geringe Temperaturempfindlichkeit
flächenbezogener Masse von > 300 g/m2, Alu- • gute Standfestigkeit bei schroffen Temperatur-
miniumbänder DIN 1745-1 und Kupferbänder wechseln
DIN 17 670-1) genormt als
• hohe Rückstellkraft nach kurzzeitiger punktför-
• Bitumenbahnen (eine oder mehrere Träger- miger Belastung (auch bei niedrigen Tempera-
einlagen mit beidseitigen Deckschichten), turen)
• Polymerbitumenbahnen (Elastomer- PYE und • hohe Perforationssicherheit
Plastomerbitumenbahnen PYP).
• lange Lebensdauer und Witterungsbeständig-
Das Produktdatenblatt für Bitumenbahnen des keit
Deutschen Dachdeckerhandwerks-Regelwerk legt • gute Verklebbarkeit
für Bitumen- und Polymerbitumenbahnen an-
wendungsbezogene Anforderungen und Eigen- Vorteile von Plastomerbitumenbahnen PYP (in
schaften für die Verwendung in Abdichtungen der Regel als Schweißbahnen) sind:
nach der „Fachregel für Dächer mit Abdichtun-
gen“ und der „Fachregel für Bauwerksabdichtun- • hohe Temperaturbeständigkeit
gen“ fest [11]. Bitumenbahnen nach diesem Pro- • plastisches Verhalten mit hoher Flächenstabili-
duktenblatt müssen eine CE-Kennzeichnung tät
entsprechend den harmonisierten Normen (Bah- • Witterungsbeständigkeit in Verbindung mit
nen für Dachabdichtungen; Bahnen für Bau- Kälteflexibilität
werksabdichtung; Mauersperrbahnen) aufweisen.
Bahnen für Dachabdichtungen müssen darüber Die verschiedenen genormten Lieferformen zeigt
hinaus den Anforderungen der DIN V 20 000-201 Tabelle 2.23.
und für genutzte Dächer den Anforderungen der
In Bild 2.24 ist ein Beispiel für die Kennzeichnung
DIN V 20 000-202 entsprechen oder deren An-
einer Polymerbitumenschweißbahn von 5 mm
wendbarkeit muss durch ein allgemeines bauauf-
Dicke mit Polyestervlies-Trägereinlage gegeben.
sichtliches Prüfzeugnis (abP) nachgewiesen sein.
Bitumendichtungsbahnen werden meist mehrla-
Das Produktdatenblatt für Bitumenbahnen des
gig mit mindestens 8 cm Stoßüberdeckung in
Deutschen Dachdeckerhandwerks-Regelwerk-
parallelen Bahnen mit Versatz verlegt und vollflä-
03/2007 [11] gibt mit den nachfolgend aufge-
chig miteinander verklebt. Zur Verklebung sind
führten Tabellen wichtige Hinweise für die An-
zugelassen:
wendungen von Bitumenbahnen als Dachabdich-
tung: • Gießverfahren
• Schweißverfahren
• Tabelle 1 „Eigenschaftsklassen (Widerstand
gegen thermische Beanspruchung • Bürstenstreichverfahren
der Abdichtungsbahnen für Dach- • Kaltverklebung
abdichtungen)“
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Dachabdichtung“ Eine hohlraumfreie Verklebung ist unter Baustel-
lenbedingungen am besten durch das Gieß- und
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“
Einrollverfahren erreichbar, bei dem die Dich-
• Tabelle 5 „Übersicht der Bitumen- und Poly- tungsbahn in vorher reichlich aufgegossene un-
merbitumenbahnen für Dachabdichtungen“ gefüllte Bitumenklebemasse so eingerollt wird,
• Tabelle 7 „Anforderungen an Bitumenbahnen dass in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassen-
für Dachabdichtung“ wulst entsteht (Bild 2.25).
218 2 Flachdächer

Tabelle 2.23 Genormte Bitumenbahnen


Trägereinlage Glasvlies- Bitumen- Bitumen- Polymerbitumen- Polymer-Bitumen-
Dachbahnen Dachdichtungs- Schweißbahnen Dachdichtungs- Schweißbahnen
bahnen bahnen
DIN 52 143 DIN 52 130 DIN 52 131 DIN 52 132 DIN 52 133
Glasgewebe – G 200 DD G 200 S4 PYE-G 200 DD PYE-G 200 S4
2 G 200 S5 PYP-G 200 DD PYP-G 200 S4
PYE-G 200 S5
PYP-G 200 S5
Polyesterfaservlies – PV 200 DD PV 200 S5 PYE-PV 200 DD PYE-PV 200 S5
PYP-PV 200 DD PYP-PV 200 S5
Jutegewebe – J 300 DD J 300 S4 PY-J 300 DD PYE-J 300 S4
J 300 S5 PYP-J 300 S4
PYE-J 300 S5
PYP-J 300 S5
Glasvlies* V13* – V60 S4* – –
* Nur als zusätzliche Lagen, als Dachabdichtung nicht geeignet.

Hinweis
Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Bitumen- bzw. Polymerbitumen-Dachbahnen, Dachdichtungsbahnen
oder Schweißbahnen folgende Kurzzeichen verwendet:
G Glasgewebe PYP Polymerbitumen, modifiziert mit
PV Polyestervlies thermoplastischen Kunststoffen
V Glasvlies 200 Flächengewicht der Trägereinlage, z. B. 200 g/m2
PYE Polymerbitumen, modifiziert mit (nicht V 13)
thermoplastischen Elastomeren DD Dachdichtungsbahn
J Jutegewebe S4 / S5 Schweißbahn mit 4 bzw. 5 mm Dicke

2.24 Beispiel: Kennzeichen einer Polymer-Bitumen- 2.25 Gieß- und Einrollverfahren


schweißbahn, 5 mm dick

Beim Schweißverfahren werden die Bitumen- bäuden entwickelt, weil der Einsatz von Schweiß-
Schweißbahnen an der Unterseite mit dem Flä- brennern hier ein zu großes Risiko bedeuten
chenbrenner erhitzt, die zu verklebenden Bitu- würde.
menschichten angeschmolzen und die Bahnen
unter leichtem Andruck eingerollt. Einlagige bituminöse Abdichtungen werden
von verschiedenen Herstellern angeboten. Nach
Kaltverklebung kommt für spezielle, werkseitig DIN 18 531 dürfen Dachabdichtungen einlagig
mit einer Kaltklebemasse versehene Bitumen- hergestellt werden, wenn das Gefälle der Unterla-
bahnen nach Vorschrift der Hersteller in Frage. ge mindestens 2% beträgt. An- und Abschlüsse
Die kaltselbstklebenden Bahnen wurden insbe- sind mehrlagig auszuführen. An Kehlen sollte die
sondere für den Einbau auf brandsensiblen Ge- Abdichtung verstärkt werden. Einlagige Abdich-
2.2 Baustoffe 219

tungen aus Polymerbitumenbahnen sind unter Kunststoff- oder Elastomerbahnen zur Anwen-
begrünten Dächern nicht zulässig. In den Flach- dung kommen, die dann auch voll- oder teilflä-
dachrichtlinien heißt es andererseits eindeutig: chig verklebt verlegt werden können.
„Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen sind Eine Übersicht der Kunststoff- und Elastomerbah-
mindestens zweilagig auszuführen …“. Hier wi- nen gibt DIN V 20000-201, Tabelle 3.
dersprechen sich die DIN und die Flachdachricht- Die Bemessung von Dachabdichtungen aus
linien. Planer und Bauherr sollten sich für die Ver-
wendung einlagiger bituminöser Abdichtungen
Kunststoff- und Elastomerbahnen in Abhängig-
keit von der Anwendungskategorie (s. Abschn.
2
gemeinsam entscheiden und dies schriftlich fest- 2.1.1) ist DIN 18531, Tab. 2.26 „Bemessung von
halten. Dachabdichtungen aus Kunststoff- und Elasto-
Neben Polymerbitumenbahnen entwickeln sich merbahnen“ zu entnehmen.
auch so genannte „Sanierungsbahnen“ immer Aber auch die Fachregeln für Dächer mit Abdich-
mehr zu einem eigenständigen Produkt der Son- tungen – Flachdachrichtlinien geben Bemessun-
derbahnen. Diese sind so aufgebaut, dass die gen von Abdichtungen, die sich nicht unbedingt
alte Abdichtung (bei Bedarf auch mit einer zu- immer mit den Angaben der entsprechenden
sätzlichen Wärmedämmung) auf dem Dach ver- Norm decken, vor. Es ist Sache des jeweiligen Pla-
bleiben kann und die neue Abdichtung darüber ners, ob er der Empfehlung der Normen oder der
aufgebracht wird. Wegen der in den alten Bau- Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen – Flach-
teilen meistens enthaltenen Restfeuchtigkeit dachrichtlinien folgen will. Er sollte die Entschei-
muss für guten Dampfdruckausgleich gesorgt dung in jedem Fall in Abstimmung mit seinem
werden. Deshalb sind die Sanierungsbahnen Auftraggeber treffen.
häufig unterseitig mit Hohlraumsystemen verse-
hen. Die erforderlichen Hohlräume können auch
durch punkt- und streifenweise Verklebung oder Flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
mit speziellen Vliesen oder Noppen gebildet Flüssig aufzubringende Dachabdichtungen gel-
werden. ten als einlagige Abdichtungen. Sie bestehen aus
einer oder mehreren Komponenten, die vor Ort
Dachabdichtungen mit Dachneigung < 2% sind flüssig und nahtlos vollflächig unter Verwen-
Sonderkonstruktionen, die 2lagig mit Polymer- dung einer Einlage direkt auf Beton, Estrich, oder
bitumenbahnen nach DIN 52 132 der 52 133 oder einer bahnenförmigen Unterlage aufgetragen
3lagig auszubilden sind. Bei einer 3lagigen werden.
Dachabdichtung muss die Oberlage aus einer Die Werkstoffe müssen untereinander dauerhaft
Polymerbitumenbahn nach DIN 52 132 oder verträglich sein. Zur Vermeidung chemischer Un-
52 133 und einer weiteren Lage aus Bitumen- verträglichkeiten z. B. aus der Schalung oder un-
bahnen nach DIN 52 130 oder 52 131 mit Träger- kaschierten Wärmedämmstoffen werden zusätz-
einlage aus Polyestervlies oder Glasgewebe be- liche Trägerlagen, wie z. B. Bitumen- oder Kunst-
stehen. stoffbahnen, angeordnet.
Für die 3. Lage können auch Bahnen mit einer Für flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
Glasvliesträgereinlage verwendet werden. Ein dürfen Stoffe nach DIN 18531-2 verwendet wer-
schwerer Oberflächenschutz (z. B. Kies, s. Abschn. den (Tabelle 2.27 „4“).
2.1.7) sollte vorgesehen werden. Für flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
der Anwendungskategorien K1 und K2 sind die
Kunststoff- oder Elastomerbahnen Mindestschichtdicken und Leistungsstufen nach
Dachabdichtungen aus Kunststoff- oder Elasto- Tabelle 2.28 „3“ – Bemessung von flüssig aufzu-
merbahnen werden einlagig ausgeführt. Die La- bringenden Dachabdichtungen einzuhalten.
gesicherung erfolgt entweder durch lose Verle- Vorgaben zur Verarbeitung von flüssig aufzubrin-
gung mit Auflast, mechanische Befestigung oder gende Dachabdichtungen (z. B. Anforderungen
Verklebung. Je nach Untergrundbeschaffenheit an den Untergrund, Oberflächentemperatur des
sind Trenn- und/oder Brandschutzlagen unter Untergrundes während der Verarbeitung, konst-
der Abdichtung anzuordnen oder Abdichtungs- ruktive Vorgaben) sind in DIN 18531-3, Abs. 6.3
bahnen mit werkseitig aufgebrachten Kaschie- beschrieben. Außerdem gelten für die Verarbei-
rungen zu verwenden. tung von flüssig aufzubringenden Dachabdich-
Bei Verlegung ohne Trenn-/Kaschierlagen auf Bi- tungen die in der Zulassung (ETA) festgelegten
tumenbahnen dürfen nur bitumenverträgliche Verarbeitungsanweisungen.
220 2 Flachdächer

Tabelle 2.26 Bemessung von Dachabdichtungen aus Kunststoff- und Elastomerbahnen (DIN 18531-3, Tab. 2)

1 2 3

Stoff Anwendungs- Anwendungs-


Kategorie K1 Kategorie K2

Mindestnenndicke der Bahnen


2 der Eigenschaftsklasse E1, einlagige Verlegung
mm

1 ECB 2,0 2,3


Ethylencopolymerisat-Bitumen
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 1 und 2

2 EVA 1,2 1,5


Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 3 und 5

3 FPO 1,2 1,5


Flexibles Polyolefin
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 6 und 7

4 PE-C 1,2 1,5


Chloriertes Polyethylen
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 8 und 11

5 PIB 1,5 1,5a


Polyisobutylen
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummer 12

6 PVC-P 1,5 1,8


Polyvinylchlorid weich
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummer 13

7 PVC-P 1,2 1,5


Polyvinylchlorid weich
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 14 bis 23

8 TPE 1,2 1,5


Thermoplastisches Elastomer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 24 bis 25

9 EPDM 1,3 1,6


Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 26 bis 27

10 EPDM 1,3 1,6


Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 28 bis 29

11 EPDM 1,1 1,3


Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummern 30, 32 und 33

12 IIR 1,2 1,5


Isobutylen-Isopren-Copolymer
nach DIN 18531-2: 2010-05, Tabelle 3, Nummer 31
a Zusätzliche Bedingungen:
– Verhalten unter simuliertem Hagelschlag nach DIN EN 13583 auf hartem Untergrund: mindestens 25 m/s;
– Perforationsverhalten nach DIN EN 12691: dicht bei Fallhöhe 700 mm;
– Falzen in der Kälte nach DIN EN 495-5: keine Risse bei –40 °C.
2.2 Baustoffe 221

Tabelle 2.27 Flüssig aufzubringende Dachabdichtungen (DIN 18531-2, Tab. 4)


Stoffe Kurzbezeichnung Erforderliche Art der Einlage Mindestschicht-
Leistungsstufen nach dickenc
ETAG 005a, b
Flexibles,ungesättigtes UP Klimazonen: M, S
Polyesterharz Nutzungsdauer: W3
Flexibles Polyurethanharz PUR 1K Nutzlast: P3, P4
Einlage
2
PUR 2K Dachneigung: S1, S2, S3, S4
mindestens 1,8 mm
Temperaturbeständigkeit:
110 g/m2
TL3, TH3, TL4, TH34
Flexibles Polymethyl- PMMA
methacrylatharz
a Je nach Anwendungskategorie und Beanspruchungsklasse (siehe DIN 18531-3).
b Erläuterung der Leistungsstufen siehe Anhang A (informativ).
c Wenn die in der ETA angegebene Mindestschichtdicke höher ist, gilt der höhere Wert.

Tabelle 2.28 Bemessung von flüssig aufzubringenden Dachabdichtungen (DIN 18531-3, Tab. 3)
Stoffe Anwendungs- Mindestdickea Beanspruchungs- Leistungsstufen
kategorie mm klassen
Flexible ungesättigte K1 1,8 IA, IIA, IB, IIB Klimazone M
Polyesterharze (UP) Erwartete Nutzungsdauer W3
Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P4
Tiefste Oberflächentemperatur TL3
Höchste Oberflächentemperatur TH3K
Flexible K1 1,8 IIA, IIB Klimazone M
Polyurethanharze Erwartete Nutzungsdauer W3
(PUR) 1K, 2K Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P3
Tiefste Oberflächentemperatur TL3
Höchste Oberflächentemperatur TH3
Flexible reaktive K2 2,1 IA, IIA, IB, IIB Klimazone S
Polymethylmetha- Erwartete Nutzungsdauer W3
crylateharze (PMMA) Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P4
Tiefste Oberflächentemperatur TL4
Höchste Oberflächentemperatur TH4
a Kein Einzelwert darf die Mindestschichtdicke um mehr als 5% unterschreiten. Wenn die in der Europäischen Techni-
schen Zulassung angegebene Mindestschichtdickte höher ist als die in dieser Norm geforderte Mindestschichtdicke, so
gilt der höhere Wert.
b Unabhängig von der tatsächlichen Dachneigung sind alle Neigungsstufen S1 bis S4 nachzuweisen.

Neben den Angaben aus der Zulassung (ETA Material (etwa 250 mm x 100 mm) mit einer witte-
„Europäische technische Zulassung“) ist das un- rungsbeständigen Aufschrift oder Aufprägung zu
verschlüsselte Haltbarkeitsdatum vom Hersteller versehen, die Mindestinformationen zu Kurzzei-
anzugeben. chen für Anwendungstyp, Eigenschaftsklasse und
Produktmerkmal nach DIN V 20000-201 für bah-
Kennzeichnung eingebauter nenförmige Dachabdichtungen bzw. nach DIN
Dachabdichtungswerkstoffe 18531-2 für flüssig aufzubringende Dachabdich-
Eingebaute Dachabdichtungsstoffe sind i. d. R. auf tungen, Herstellerangaben, Handelsnamen, Aus-
der Dachfläche eindeutig zu kennzeichnen. Dazu führungsjahr der Dachabdichtung und ausfüh-
ist z. B. ein Kennzeichnungschild aus beständigem rendem Unternehmen enthält.
222 2 Flachdächer

2.29 Beispiel für die Kennzeichnung eingebauter Dichtstoffe

Das Kennzeichnungschild ist an gut einsehbarer tungsbahnen als Sicherung gegen Windsog be-
Stelle, z. B. an der Aufkantung der Dachabdich- achtet werden. Außerdem bestehen Richtlinien
tung, fest anzubringen. Es sollte in max. 5 m für die Ausführung des Oberflächenschutzes ge-
Entfernung vom Hauptzugang der Dachfläche gen Windsog (lose Grobkiesschüttung, Kiesschüt-
oder an der zu dieser Zugangsstelle nächstgele- tung mit Verklebung, Beton-Plattenbelag), wobei
genen Aufkantung montiert werden. Bild 2.29 die Größe der Dachfläche und ihre Höhe über
zeigt ein Beispiel eines solchen Kennzeichnungs- Gelände zu berücksichtigen sind.
schildes. Bei modernen Kunststoff-Dichtungsbahnen ist
ein besonderer Oberflächenschutz nicht erfor-
Lose verlegte Dachbahnen können – auch mit derlich. Deshalb können lose verlegte Dach-
allen erforderlichen Randausbildungen – werk- bahnen auch bahnenweise an den Längsstößen
seitig in großen Planen vorgefertigt werden, so durch Tellerdübel oder durch streifenweise Ver-
dass in Verbindung mit geeigneten, geschlossen- klebung auf der Tragschale fixiert werden.
porigen Hartschaum-Dämmplatten (z. B. BASF-
Styrodur oder DOW-Roofmate) Verlegearbeiten Dachabdichtungen für genutzte Dachflächen
auf allen Unterkonstruktionen auch bei Witte- (s. Abschn. 2.4) müssen den erhöhten Anforde-
rungsverhältnissen erfolgen können, bei denen rungen entsprechen, die bei Nutzung durch Per-
das Herstellen heißgeklebter bituminöser Dach- sonen- oder Fahrverkehr oder durch Begrünung
dichtungen unmöglich wäre. entstehen.
Lose verlegte Dachbahnen werden vielfach nur Sie müssen mit mindestens 1,5% Gefälle unter
durch eine Kiesschüttung beschwert (Windsiche- Beachtung von DIN 18 195 (Bauwerksabdichtun-
rung s. Abschn. 2.1.9). Diese soll die Dachfolie ge- gen) ausgeführt werden und dauernd wirksame
gen Abheben durch Windsog sichern und bildet Schutzschichten gegen mechanische Beschädi-
gleichzeitig einen hervorragenden Schutz gegen gungen erhalten. Dachabdichtungen mit einer
ultraviolette Strahlung. Abdichtungssysteme, bei Neigung unter 2% sind Sonderkonstruktionen
denen die Abdichtungsfolie ohne Befestigung mit und sollen nur in Ausnahmefällen vorgesehen
der darunterliegenden Unterkonstruktion und nur werden (s. Abschn. 2.1.4). In diesen Fällen ist die
unter Berücksichtigung loser Kiesschüttung die Qualität der Dachabdichtung zu verbessern.
anzusetzenden Sogkräfte aufnehmen soll, sind in Dazu ist z. B. eine Erhöhung der Bahnendicke ge-
Richtlinien der Bauaufsichtsbehörden zugelas- eignet. Auch Teilbereiche mit Neigung unter 2%
sen, wenn besondere Bestimmungen für die (z. B. Rinnen) sind entsprechend auszubilden (vgl.
Randbefestigung der lose verlegten Abdich- Abschn. 10.7.5 in Teil 1 des Werkes).
2.2 Baustoffe 223

Wenn derartige Flächen horizontal sein müssen,


kommt z. B. eine Ausführung mit großformatigen
Platten auf Stelzlagern in Frage. Die darunter lie-
gende Abdichtung kann dann auch auf einem
entsprechenden Gefällebeton ausgeführt wer-
den (vgl. Bild 2.50a).
Beim statischen Nachweis ist sicherzustellen, dass
die Abdichtungen keine Kräfte parallel zur Ab-
2
dichtungsebene übertragen können.

2.30 Rollbahn aus kaschiertem PS-Schaum


2.2.2 Wärmedämmstoffe

Für Wärmedämmungen von Flachdächern kön- Stufenfalz (s. Bild 2.38 und 2.39) verlegt. Hart-
nen je nach Anwendungsart verschiedenste schaumplatten sollen bei verklebtem Schichten-
Werkstoffe verwendet werden. aufbau nicht größer als 0,625 u 1,200 m sein.
Eine Zusammenstellung der für die Wärmedäm- Die aus den sehr hohen Wärmeschutzanforde-
mung in Frage kommenden Baustoffe gibt Tabel- rungen an Flachdächer resultierenden großen
le 2.27 [11]. Dämmstoffdicken sind nicht für alle Materialarten
problemlos. Es wurden z. B. Schwindvorgänge
Für Umkehrdächer (s. Abschn. 2.3.2) dürfen nur
und Verwerfungen beobachtet, die bei fest auf-
geschlossenporige Polystyrol-Extruder-Hart-
geklebten Dachdichtungen zu schweren Schä-
schaumplatten verwendet werden (z. B. DOW-
den führten. Es empfiehlt sich daher, bei Schaum-
Roofmate und BASF-Styrodur).
stoffplatten eine 2lagige Verlegung, bei der die
Auch für Kunststoff- und Elastomerbahnen hat obere Schicht aus Rollbahnen besteht (Bild 2.30).
der Zentralverband des Deutschen Dachdecker-
Wärmedämmplatten aus PS-Schaum werden
handwerks im März 2007 ein Produktdatenblatt
auch als Gefälleplatten hergestellt und mit
herausgegeben (aktualisiert 2009), das mit
1- oder 2seitiger Kaschierung aus Bitumenbah-
• Tabelle 1 „Eigenschaften der Abdichtungs- nen (Bild 2.26). Wenn die Kaschierung aus min-
bahnen für Dachabdichtungen“ destens 3 m langen Dachdichtungsbahnen be-
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Bauwerksab- steht, kann sie als 1. Lage einer mindestens
dichtungen“ 3-lagigen Abdichtung verwendet werden. Dabei
• Tabelle 3 „Kurzzeichen für Werkstoffbezeich- müssen die Nähte sorgfältig verklebt werden.
nungen“ Mittlerweile sind – insbesondere für Flachdächer,
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“ bei denen konstruktionsbedingt nur eine beson-
• Tabelle 5 „Übersicht der Kunststoff- und Elas- ders geringe Aufbauhöhe möglich ist – auch
tomerbahnen für Abdichtungen“ schon Wärmdammelemente mit Vakuum-Isolier-
• Tabelle 6 „Übersicht der Kunststoff- und Elas- Kern auf dem Markt. Um die Vakuumisolations-
tomerbahnen für Bauwerksabdichtungen“ paneele vor mechanischer Beschädigung zu
schützen, sind sie i. d. R. an der Ober- und Unter-
Hinweise für die Anwendung dieser Baustoffe seite durch andere Materialien (Gummigranulat-
gibt. matte, EPS-Hartschaumplatten o. a.) geschützt.
Wärmedämmplatten werden im Allgemeinen Mit einem nur 4 cm dicken Vakuum-Isolier-Kern
einlagig dicht gestoßen oder mit Haken- oder ist schon ein U-Wert von unter 0,2 W/m2 K erreich-

2.31 Kaschierte PS-Schaumplatten


(auch als Gefälleplatten)
a) oberseitig kaschiert
b) beidseitig kaschiert 2.31a 2.31b
224 2 Flachdächer

Tabelle 2.32 Anwendungsgebiete und Differenzierungen der Produkteigenschaften3) der Wärmedämmstoffe nach
DIN 4108-10
Dämmstoff 1)
MW EPS XPS PUR PF CG EPB ICB WF WW WW-C
Anwendung 2)
dka wk dg dk dk
2 DAD dg + + + + + + wf dm dh dm
dm ds
dm
+ dm dh dh dh ds ds + dh + dm
DAA
dh ds ds ds ds M.S.D.b, c ds
ds dx
dh
DUK – – ds – – – – – – – –
dx
Dach, Decke DZ +a + – + + – + + + + +
dk
dk dk dk
DI + + + + + + + dm
dh dm dm
dh
+ dm dm dg
DEO dg dh dh dh dh + + + dm dm dg
dm ds ds ds ds ds
dx
sh sh M.S.D.b, c
DES sm sm – – – – sh – sh – –
sgd sgd M.S.D.b, c sg
sg

1) genormte Wärmedämmstoffe
DIN EN 13 162 Mineralwolle MW
DIN EN 13 163 Polystyrol-Hartschaum EPS
DIN EN 13 164 Polystyrol-Extruderschaum XPS
DIN EN 13 165 Polyurethan-Hartschaum PUR
DIN EN 13 166 Phenolharz-Hartschaum PF
DIN EN 13 167 Schaumglas CG
DIN EN 13 168 Holzwolle WW
DIN EN 13 168 Holzwolle-Mehrschichtplatte WW-C
DIN EN 13 169 Expandiertes Perlite EPB
DIN EN 13 170 Expandiertes Kork ICB
DIN EN 13 171 Holzfaser WF
2.2 Baustoffe 225

2) Kurzzeichen und Anwendungsbeispiele nach DIN 4108-10


Kurzzeichen Anwendungsbeispiele
DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK 1 Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche 2
oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter den Sparren/Trag-
konstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne
Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen

3) Produkteigenschaften und ihre Kurzzeichen nach DIN 4108-10

Produkt- Kurz- Beschreibung Beispiele


eigenschaft zeichen
dk keine Druckbelastbarkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung
dg geringe Druckbelastbarkeit Wohn- und Bürobereich unter Estrich

Druckbelast- dm mittlere Druckbelastbarkeit nicht genutztes Dach mit Abdichtung


barkeit dh hohe Druckbelastbarkeit genutzte Dachflächen, Terrassen
ds sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck
dx extrem hohe Druckbelastbarkeit hoch belastete Industrieböden, Parkdeck
wk keine Anforderungen an die Innendämmung im Wohn- und Bürobereich
Wasseraufnahme

Wasser- wf Wasseraufnahme durch flüssiges Außendämmung von Außenwänden und


aufnahme Wasser Dächern
wd Wasseraufnahme durch flüssiges Perimeterdämmung
Wasser und/oder Diffusion Umkehrdach
sk keine Anforderung an schall- alle Anwendungen ohne schalltechnische
technische Eigenschaften Anforderungen
sh Trittschalldämmung, erhöhte Schwimmender Estrich, Haustrennwände
Schalltechnische Zusammendrückbarkeit
Eigenschaften
sm mittlere Zusammendrückbarkeit
sg Trittschalldämmung, geringe
Zusammendrückbarkeit

Legende:
+ Anwendung möglich, keine weiteren Differenzierungen der Produkteigenschaften des Wärmedämmstoffes
– keine genormte Anwendung
M.S.D. Mehrschichtdämmung
a Für diese Anwendung muss der ´D-Nennwert der Wärmeleitfähigkeit nach DIN EN 13 162 d 0,040 W/(m · K) betragen.
b Bei Mehrschichtplatten müssen die einzelnen Schichten die Mindestanforderungen nach DIN 4108-10 für die vorgesehene
Anwendung erfüllen. Sie müssen zusätzliche Mindestanforderungen an die Punktlast (für DAA), an die Grenzabmaße für die
Dicke (für DES), an die Zusammendrückbarkeit (für DES, WTH) und an die dynamische Steifigkeit (für DES, WTH) erfüllen.
Im Bezeichnungsschlüssel für Mehrschichtdämmungen sind die Bezeichnungsschlüssel für die einzelnen Schichten und für
die anwendungsbezogenen zusätzlichen Mindestanforderungen auszuweisen.
c Dämmplatten aus Schichten von Blähperlit und nach DIN EN 13 162.
d Bei Verkehrslasten > 5 kPa ist das Langzeitkriechverhalten cc (3/1,5/10) 10 nachzuweisen.
226 2 Flachdächer

bar. Noch sind Wärmdammelemente mit Vaku- verwendet werden, doch ist der jeweilige materi-
um-Isolier-Kern aber die Ausnahme für Teilberei- alspezifische Systemaufbau zu berücksichtigen.
che, die ansonsten die an deren Wärmedämm- Bei Schaumglas-Platten reicht im Allgemeinen
eigenschaften geforderten Anforderungen nicht allein die vollflächig aufgetretene Bitumenklebe-
erfüllen könnten (z. B. niveaugleicher Austritt auf masse in Verbindung mit sorgfältigem Bitumen-
Dachterrasse). Fugenverguss als Dampfsperre aus.
2 Der Sperrwert einer Dampfsperrschicht sd = μ · s
ergibt sich aus der werkstoffspezifischen Wasser-
2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht dampf-Diffusionswiderstandszahl μ mal der Di-
cke des Werkstoffes s (in m). An Ort und Stelle
Werden Flachdachabdichtungen auf Stahlbeton- aufgebrachte Klebeschichten bleiben bei der Be-
flächen fest aufgeklebt, muss Restfeuchtigkeit messung unberücksichtigt (s. DIN 4108-3 „Wär-
aus dem Beton in Dampfform abgeführt werden meschutz im Hochbau; Klimabedingter Feuchte-
können. Insbesondere, wenn bei unsicheren Wit- schutz; Anforderungen und Hinweise für Planung
terungsverhältnissen ein völlig trockener Einbau und Ausführung“).
der Wärmedämmungen nicht gewährleistet wer- Beim Einbau einer Dampfsperre mit einem Sperr-
den kann, ist auch eine obere Dampfdruckaus- wert („diffusionsäquivalente Luftschichtdicke“)
gleichsschicht unter vollflächig aufgeklebten von mindestens 100 m in Verbindung mit einer
Abdichtungsschichten vorzusehen. nach DIN 4108-3 ausreichend bemessenen
Als Regelausführung gilt dafür die streifen- oder Dämmschicht ist die Dachkonstruktion von nicht
punktförmige Verklebung der Abdichtungs- klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden ohne
schichten bzw. der Dampfsperre. besonderen Nachweis ausreichend gegen Tau-
wasser geschützt.
Eine punktförmige Verklebung mit dem Unter-
grund kann erzielt werden, wenn eine Trennlage Bei raumklimatisch höher beanspruchten Räu-
aus einer an der Unterseite grob besandeten Bi- men (z. B. bei Schwimmbädern und bei klimati-
tumen-Lochbahn verwendet wird. Der Dampf- sierten Räumen besteht die Dampfsperre in der
druckausgleich erfolgt über die durch die Grob- Regel aus Dachdichtungsbahnen mit Metall-
besandung bewirkten Hohlschichten zwischen bandeinlagen und ist nach DIN 4108-3 bauphysi-
den Verklebungspunkten (s. auch Abschn. 2.3.1). kalisch zu dimensionieren.
Bei lose verlegten Dampfsperren oder Dichtungs-
bahnen sind Dampfdruckausgleichsschichten 2.2.5 Gefälleschichten
nicht erforderlich.
Gefälleschichten aus wärmedämmendem Mate-
rial, die unterhalb der Dampfsperre angeordnet
2.2.4 Dampfsperren werden, können die Taupunktgrenze innerhalb
der Gesamtkonstruktion erheblich beeinflussen.
Als Dampfsperren auf Bitumen-Basis sind ge- Für den Gefälleausgleich auf Massivdecken sind
eignet: daher Leichtbetone auch wegen ihres hohen
• Bitumenschweißbahnen mindestens 4 mm Wassergehalts (> 200 l/m3) und der langsamen
dick, mit Glasvlies- und Metallbandeinlage 0,1 Wasserabgabe ungeeignet. Außerdem bilden sie
Typenbezeichnung V 60 S 4 + AL 01 eine ungleichmäßig dicke, auf der warmen Seite
• Dampfsperrbahnen mit Metallbandeinlage, Ty- der Dampfsperre unerwünschte Wärmedäm-
penbezeichnung AL 01, CU 01 mung.
• Bitumenschweißbahn nach DIN 52 131, 5 oder Der Gefälleausgleich liegt bauphysikalisch richtig
4 mm dick, Typenbezeichnung G 200 S 5, G 200 unmittelbar über der Stahlbetonplatte.
S 4, J 300 S 5, J 300 S 4, V 60 S 4 Bewährt haben sich Gefälleausgleichsschichten
• Bitumendachdichtungsbahnen nach DIN 52 130, aus Normalbeton. In Frage kommen auch Gefäl-
Typenbezeichnung G 200 DD, J 300 DD leausgleiche aus Bitumensplitt (Steinsplitt mit
• Glasvlies-Bitumendachbahnen nach DIN 52 143 Bitumenemulsion), die nach Regenfällen wäh-
Typenbezeichnung V 13 rend der Bauausführung schnell austrocknen.
Den Porenverschluss dieser im Gefälle abgezoge-
Außerdem können als Dampfsperren fast alle nen und gewalzten Schicht bildet bituminierter
Kunststoff-Dichtungsbahnen (s. Abschn. 2.2.1) Sand.
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 227

Auch keilförmige Wärme-Dämmplatten können Schichtaufbau, der die Wasserdampfdiffusion be-


den Gefälleausgleich bilden. Dabei muss die hindert. Wenn Wasserdampf bedingt durch das
dünnste Stelle vollen Wärmeschutz bieten. Dampfdruckgefälle zwischen erwärmter Innen-
und kühlerer Außenluft in die Konstruktion ein-
dringt, würde er bei Unterschreiten der Taupunkt-
2.2.6 Voranstrich grenze kondensieren. Die damit verbundene
Durchfeuchtung der Wärmedämmung setzt dann
Auf Stahlbeton- und Porenbetonflächen ist bei deren Dämmeigenschaft ständig herab und be- 2
geklebtem Dachabdichtungsaufbau zur Staub- schleunigt damit den Vorgang der Tauwasserbil-
bindung und zum Porenverschluss ein Voran- dung. Auf der – warmen – Innenseite der Konstruk-
strich auf Bitumenbasis erforderlich. Verzinkte tion muss daher eine Dampfsperre so angeordnet
Stahlprofilbleche benötigen einen Korrosions- werden, dass das Eindringen von Wasserdampf
schutzanstrich. Auf kunststoffbeschichteten Stahl- unterbunden wird. Die durch Berechnung be-
profilblechen ist nur bei Abdichtungen mit Bitu- stimmte Taupunktgrenze muss auf jeden Fall ober-
menschweißbahnen ein Voranstrich als Haftver- halb (bzw. auf der kalten Seite) der Dampfsperre
mittler erforderlich. liegen. Der Diffusionswiderstand ergibt sich aus
dem materialspezifischen Diffusionswiderstands-
faktor μ u Materialdicke d als „diffusionsäquivalente
Luftschichtdicke sd“, ausgedruckt in m.
2.3 Nicht belüftete Flachdächer
Für den erforderlichen Diffusionswiderstand
mit nicht genutzter (bzw. die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke)
Oberfläche von Dampfsperren sind in DIN 4108-3 Ausfüh-
rungshinweise enthalten.
2.3.1 Allgemeines Ob ein Schichtenaufbau die Forderungen des
Feuchtigkeitsschutzes erfüllt, lässt sich durch eine
Wie aus der Prinzipskizze (Bild 2.1) zu erkennen, Tauwasserberechnung nach DIN 4108-3 über-
haben nicht belüftete Flachdächer („Warmdä- prüfen.
cher“) in der dort gezeigten, noch verbreiteten
herkömmlichen Bauart einen komplizierten, aus Keines rechnerischen Nachweises bedürfen nach-
vielen Schichten bestehenden Aufbau mit ent- folgend aufgeführte nicht belüftete Flachdächer:
sprechend bei der Herstellung genau abzustim- • Nicht belüftete Dächer mit Dachabdichtung
menden Arbeitsabläufen. Ungenügende Kennt- und einer diffusionshemmenden Schicht sd, i
nis der bauphysikalischen Zusammenhänge,  100 m unterhalb der Wärmedämmschicht,
häufige Verarbeitungsfehler und daraus resultie- wobei der Wärmedurchlasswiderstand der Bau-
rende Bauschäden haben lange Zeit Vorurteile teilschichten unterhalb der diffusionshemmen-
gegen den Einsatz einschaliger Flachdachkonst- den Schicht höchstens 20% des Gesamtwär-
ruktionen bewirkt. Die Weiterentwicklung von medurchlasswiderstandes betragen darf. Bei
Dichtungs- und Wärmedämmmaterial und neue diffusionsdichten Dämmstoffen (z. B.Schaum-
Verlegetechniken haben jedoch zu so zuverlässi- glas) auf starren Unterlagen kann auf eine zu-
gen Konstruktionen geführt, dass einschaligen sätzliche diffusionshemmende Schicht verzich-
Flachdächern in der Regel heute der Vorzug ge- tet werden;
geben wird.
• nicht belüftete Dächer aus Porenbeton nach
Für den Aufbau mehrschichtiger Bauteile, also
DIN 4223 mit Dachabdichtung und ohne diffu-
auch von Flachdachkonstruktionen, gilt als bau-
sionshemmende Schicht an der Unterseite und
physikalische Grundregel:
ohne zusätzliche Wärmedämmung;
• Der Wärmedurchlasswiderstand der Gesamt-
konstruktion soll von der warmen Seite zur kal- • nicht belüftete Dächer mit Dachabdichtung
ten Seite hin zunehmen. und Wärmedämmung oberhalb der Dachab-
dichtung (so genannte „Umkehrdächer“) und
• Der Wasserdampf-Diffusionswiderstand soll von dampfdurchlässiger Auflast auf der Wärme-
der warmen Seite zur kalten Seite hin abnehmen. dämmschicht (z. B. Grobkies).
Flachdachkonstruktionen, bei denen die abdich- In den „Umkehrdächern“ (s. Bilder 2.36c und d,
tende Dachhaut über der Wärmedämmung liegt, 2.38, 2.39) ist die Dachabdichtung gleichzeitig
haben prinzipiell einen bauphysikalisch kritischen auch Dampfsperre.
228 2 Flachdächer

2.33
Dampfdruckausgleichsschicht (schematisch)
1 Massivdecke (mit Voranstrich)
2 Dampfdruckausgleichsschicht, Glasvlieslochbahn, unterseitig
grob besandet
3 Bitumenklebemasse
2 4 Dampfsperre
5 Wärmedämmung
6 3lagige bituminöse Abdichtung (Klebeschichten nicht besonders
dargestellt) auf Glasvlieslochbahn (obere Dampfdruckausgleichs-
schicht, vgl. 2)
7 Kiesschüttung (Körnung 16/32)

Bei einem Dachaufbau aus miteinander dicht 2.3.2 Flachdachabdichtungen


verklebten Schichten besteht immer die Ge- auf Stahlbetonplatten
fahr, dass zwischen massiven tragenden Schalen
und Dampfsperre oder zwischen Dampfsperre Auflager. Besonders bei mehrgeschossigen Ge-
und Dachhaut Restfeuchtigkeit eingeschlossen bäuden bildet vielfach eine Stahlbetondecke
wird. über dem obersten Geschoss den Raumabschluss
Dampfdruck-Ausgleichsschichten sollen ein Ent- mit ebener Untersicht und gleichzeitig das Trag-
spannen entstehenden Dampfdruckes und lang- werk für ein Flachdach. Die gleiche stoffliche Be-
fristig auch ein Abführen von Restfeuchtigkeit schaffenheit über den gesamten Querschnitt hin-
ermöglichen. weg ermöglicht – besser als bei Decken z. B. mit
Sie werden bei geklebten Dachabdichtungen an- Hohlkörpern – die Übersicht über die Vorgänge,
geordnet als Ausgleichs- und Trennschicht zwi- die sich bei der Dampfdiffusion im Inneren der
schen Unterkonstruktion (z. B. Massivdecke) und Massivdachkonstruktion abspielen. Der bei Stahl-
Dampfsperre und ggf. als obere Dampfdruckaus- betonplatten unvermeidlichen Längenänderung
gleichsschicht zwischen Wärmedämmung und durch Kriechen und Schwinden sowie durch
Dachabdichtung (Bild 2.33). Temperatureinflüsse und die Biegeverformung
muss durch Ausbildung von Gleitlagern begegnet
Bei großflächigen Flachdächern kann die Funktion werden.
von Dampfdruckausgleichsschichten durch Flach-
dach-Entlüfter unterstützt werden. Die damit ver- Gemauerte Wände als Deckenplattenauflager
bundenen Unterbrechungen in der Dachhaut, müssen durch Ringanker gegen Abreißen der
auch Kondensatbildung an den Belüfterwandun- oberen Schichten bei Dehnungsbewegungen der
gen stellen jedoch oft Schadensquellen dar. Deckenplatte gesichert werden. Die Gleitschich-

2.34a 2.34b

2.34 Auflagerung von Stahlbeton-Dachplatten (schematisch)


a) Gleitlager, b) Gleit-Kipp-Lager
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 229

ten sind so herzustellen, dass die Gleitflächen un- • schlaufenartige Anordnung geeigneter Ab-
ter Druck nicht miteinander verkleben. Geeignet dichtungsstoffe
sind doppelte Lagen kräftiger Kunststoff-Folien, • Anordnung von Fugenbändern mit Einklebe-
die lose auf die völlig eben hergestellte Oberflä- flansch
che der Ringanker aufgelegt werden. Eine Rand- • mit Hilfe vorgefertigter Fugenkonstruktionen
abklebung zwischen beiden Folien lässt Gleitbe- mit integrierten Kunststoff- bzw. Elastomer-
wegungen zu, verhindert aber das Eindringen
von Betonschlämme während des Betonierens,
Dichtungsprofilen 2
wodurch die Reibung zwischen beiden Folien er- • mit Hilfe von Los- und Festflanschkonstruktio-
höht werden würde (Bild 2.34a). nen und Einbau von Fugenbändern
Bei Biegeverformung der Deckenplatten können
durch die damit verbundene Verdrehung am Auf- Bei Fugen des Fugentyps II sollten die Abdichtun-
lager Zwängungen an den Wandkanten entste- gen aus der wasserführenden Schicht herausge-
hen. Sie lassen sich vermindern, wenn man als hoben werden (DIN 18 531-3). Durch Dämmstoff-
Auflager der Decke nur das mittlere Wanddrittel keile sind Hochpunkte zu bilden. Die auf diese
berücksichtigt und durch Schaumstoffstreifen an Weise durch die Bewegungsfugen gebildeten
den Rändern eine gewisse Verdrehbarkeit des Dachflächen sind unabhängig voneinander zu
Auflagers gewährleistet. Bei Spannweiten über entwässern.
etwa 6 m ist darüber hinaus die Auflagerung auf Die Ausbildung von Fugen des Fugentyps II zeigt
Butylkautschukstreifen ratsam („Gleit-Kipp-La- Bild 2.35.
ger“, Bild 2.34b). Die durch das Gleitlager gebilde-
te Fuge wird bei geputzten Bauteilen innen durch Abdichtung. Für die Abdichtung einschaliger
Einputzprofile ausgebildet. Die äußere Abde- Flachdächer auf Massivplatten haben sich als
ckung der Gleitfuge ist bei der Gesimsgestaltung Bauarten herausgebildet:
zu berücksichtigen. • Flachdächer mit geklebter Bitumenabdichtung
Wärmedämmmaßnahmen sind mit größter Sorg- (Bild 2.36a)
falt auszuführen, um Wärmebrücken in jeder • Flachdächer mit lose verlegten Kunststoffbah-
denkbaren Situation zu vermeiden. nen (Bild 2.36b)
• Umkehrdächer (Bild 2.36c) mit der Abwand-
Fugen. Wenn bei großen Bauteilen Bewegungs- lung zum „Duo-Dach“ (Bild 2.36d)
fugen erforderlich sind, müssen sie in allen Schich-
ten des Flachdachaufbaues berücksichtigt werden. Geklebte bituminöse Abdichtung (Bild 2.36a)
Die DIN 18 531-3 definiert für Bewegungsfugen haben sich bei einwandfreier Ausführung seit lan-
in Dachflächen ungenutzter Dächer zwei Fugen- gem bewährt und werden an vielen Stellen immer
typen: noch neueren Ausführungen vorgezogen. Der
wesentliche Vorteil besteht durch die bei mehr-
• Fugentyp I für langsam ablaufende und selten
lagiger Ausführung größerer Sicherheit gegen
wiederholte Bewegungen Die Abdichtungen
Undichtigkeiten und mechanische Beschädigun-
aus verklebten Bitumen-, Kunststoff- oder
gen vor allem während der Bauzeit. Andererseits
Elastomerbahnen sowie Flüssigabdichtungen
sind die zahlreichen, mit großer Sorgfalt und
können über Fugen mit Bewegungen bis
handwerklichem Können auszuführenden Ar-
5 mm eben durchgeführt werden; dabei sind
beitsgänge, die außerdem nur bei trockener Wit-
mindestens 20 cm breite Schleppstreifen
terung und bei Temperaturen über +4 °C ausge-
unter der Abdichtung anzuordnen. Bei lose
führt werden dürfen, von Nachteil. Eventuelle
verlegten Bahnen dürfen die Bewegungen
Schadensstellen lassen sich in mehrlagigen ver-
10 mm bzw. 5 mm bei Flüssigabdichtungen
klebten Abdichtungen fast unmöglich lokalisie-
nicht überschreiten. Bei Überschreitungen der
ren, weil eindringendes Wasser in den verschiede-
Bewegungsmaße sind die Fugen nach Fugen-
nen Schichten vielfältige Wege nehmen kann.
typ II auszuführen.
Eine Reparatur ist dann vielfach nur mit Abtragen
• Fugentyp II für schnell ablaufende und häufig des gesamten Abdichtungsaufbaues möglich,
wiederholte Bewegungen oder es muss über der schadhaften Abdichtung
Abdichtungen von Fugen des Fugentyps II sind je ein „Umkehrdach“ ausgeführt werden.
nach Einzelfall festzulegen, z. B. durch Unterbre-
chen der Flächenabdichtung und
230 2 Flachdächer

2.35a

2.35b

2.35c
2.35 Bewegungsfugen
a) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen, mit Schlaufe durchlaufend; schwerer Oberflächenschutz
(Kiesschüttung)
b) einlagige Abdichtung aus Kunststoff-Dichtungsbahn, mit Schlaufe durchlaufend
c) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen mit leichtem Oberflächenschutz (Besplittung)
1 Stahlbetondecke 7 Dehnungsschlaufe, Polymerbahnen mit hoher
2 Dampfdruckausgleichsschicht Reißfestigkeit, Flexibilität und Standfestigkeit
3 Dampfsperre 8 Schaumstoffwulst
4 Wärmedämmung 9 Kunststoff-Dachdichtungsbahn
5 mehrlagige Abdichtung 10 Fugenausfüllung
6 schwerer Oberflächenschutz 11 Fugenüberbrückung (Trennstreifen)
(Kiesschüttung 16/32)
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 231

2.36a 2.36b

2.36c 2.36d
2.36 Bauarten für einschalige Flachdachabdichtungen
a) geklebte 3lagige Abdichtung mit Bitumendachbahnen
b) lose verlegte Kunststoff-Dachdichtungsbahnen
c) Umkehrdach, Abdichtung auf lose verlegter Kunststoff-Dachdichtungsbahn
d) DUO-Dach
1 Stahlbetonplatte 5 Flachdachabdichtung
2 Dampfdruckausgleichsschicht 6 Trennlage
3 Dampfsperre 7 Filtervlies
4 Wärmedämmung 8 Oberflächenschutz (Kiesschüttung)
4a Wärmedämmung aus geschlossenporigen 9 mechanische Fixierung
extrudierten PS-Hartschaumplatten

Lose verlegte Abdichtungen aus Kunststoff- Umkehrdächer (auch IRMA-Dach, aus „Insulated
bahnen können nahezu witterungsunabhängig Roof Membrane Assembly“ sinngemäß übersetzt:
verlegt werden, vor allem, wenn für kleinere Flä- „wärmegedämmte Dachhaut“, Bild 2.38) entstan-
chen komplett vorgefertigte Planen verwendet den aus der Überlegung, dass die Dampfsperre
werden. bereits eine hochwertige Dachabdichtung dar-
Die Dichtungsbahnen sind durch mechanische stellt und beim üblichen Warmdachaufbau die
Fixierung, durch streifenweise Verklebung oder obere Dichtungsschicht nur die Aufgabe hat, die
durch Auflasten (Kiesschüttung, Begrünung, Wärmedämmung zu schützen.
Nutzschichten usw.) zu sichern. Verschiedene Nachdem in Form von extrudiertem Polystyrol-
Ausführungsmöglichkeiten für die Fixierung in Hartschaum (z. B. DOW-Roofmate und BASF-Sty-
den Randbereichen (insbesondere für PVC-Dach- rodur) ein Dämmstoff mit gleichmäßigem, ge-
dichtungsbahnen wegen ihres alterungsbeding- schlossenem Porenaufbau zur Verfügung steht,
ten Schrumpfens) sind in Bild 2.37 dargestellt. der kein Wasser aufnimmt, nicht quillt und
Verschiedene Anwendungsformen für lose ver- schrumpft, ist es daher möglich, die Dachdich-
legte Dachdichtungsbahnen aus Kunststoffen zei- tung unter der Wärmedämmung unmittelbar auf
gen die Bilder 2.36b bis d. der Unterkonstruktion aufzubringen.
232 2 Flachdächer

2
2.37a 2.37b 2.37c 2.37d
2.37 Randfixierung von Kunststoff-Dachbahnen (Prinzipskizzen)
a) Fixierung einer Dampfsperre
b) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an senkrechter Fläche
c) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an waagerechter Fläche
d) Fixierung einer Dampfsperre auf einbetoniertem Kunststoffprofil
1 Beschichtetes Anschlussblech 5 Wärmedämmung
2 Dachbahn 6 extrudierter PS Hartschaum
3 Dampfsperre 7 Dampfdruckausgleichsschicht
4 Trennschicht

2.38 Umkehrdach 2.39 DUO-Dach (Fa. Reinhold & Mahla)


1 Stahlbeton 1 Stahlbeton
2 Trennlage (geschäumtes Polyäthylen) 2 PS-Hartschaum
3 Kunststoffdichtungsbahn, lose verlegt 3 Kunststoffdichtungsbahn, lose verlegt
4 extrudierter geschlossenporiger 4 extrudierter geschlossenporiger
PS-Hartschaum, Hakenfalzplatten PS-Hartschaum, Stufenfalzplatten
5 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dampfdruckausgleichsschicht
6 Kiesschüttung 6 Kiesschüttung

Die Abdichtung kann aus allen üblichen Dach- mebrücken unbedingt gesichert werden. Das ge-
bahnen hergestellt werden. Am vorteilhaftesten schieht am zuverlässigsten durch Verwendung
ist jedoch meistens die Ausführung mit lose ver- von Dämmplatten mit Stufenfalz, besser mit Ha-
legten Kunststoff-Dachdichtungsbahnen. Entwe- kenfalz (Bild 2.38 bzw. 2.39). Gegen UV-Strahlung,
der werden dabei Dichtungsbahnen mit aufka- mechanische Beschädigung und Aufschwimmen
schierter Schutz- und Trennlage verwendet, oder wird die Wärmedämmung durch eine Kiesschüt-
es ist als Schutz gegen mechanische Beschädi- tung geschützt, die etwa genauso dick sein sollte
gungen während der Verlegungsarbeiten eine wie die Dämmplatten.
Trennschicht vorzusehen (z. B. geschäumte PE- Bei Umkehrdächern wird angenommen, dass die
Folie o. Ä.). Wirkung der oberhalb der Abdichtung liegenden
Die dicht gestoßenen einlagig lose verlegten Wärmedämmung durch unterströmendes Nie-
Wärmedämmplatten müssen gegen Verschieben derschlagswasser beeinträchtigt werden kann.
noch während der Herstellungsarbeiten und der Bei einem Umkehrdach ist der errechnete Wärme-
damit verbundenen Gefahr der Bildung von Wär- durchgangskoeffizient U um einen Differenzbe-
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 233

Tabelle 2.40 Zuschlagswerte für Umkehrdächer


Anteil des Wärmedurchlasswiderstandes Zuschlagswert, 'U
raumseitig der Abdichtung am
Gesamtwärmedurchlasswiderstand
% W/(m2 · K)
unter 10 0,05
von 10 bis 50 0,03 2
über 50 0

trag 'U in Abhängigkeit des prozentualen Anteils verfüllt sind. Die damit überall durchgehende
des Wärmedurchlasswiderstandes unterhalb der Bitumenschicht hat in diesem Falle ausreichende
Abdichtung am Gesamtwärmedurchlasswider- Dampfsperrenwirkung (Bild 2.41).
stand zu erhöhen (Tab. 2.40).
Zum Schutz gegen Windsog sind – abhängig von
der Gebäudehöhe – die in Abschn. 2.1.9 genann- 2.3.3 Flachdachabdichtungen
ten Auflasten gefordert. auf Trapezblechkonstruktionen

DUO-Dächer stellen eine Kombination von her- Flachdachkonstruktionen aus Trapezprofilen sind
kömmlichem und umgekehrtem Dachaufbau seit 1.1.1991 allgemein bauaufsichtlich einge-
dar. Dabei werden die Vorteile beider Systeme führt. Sie müssen nach DIN 18 807 und den
ausgenutzt. So liegt die Dachabdichtung wie „Richtlinien für die Montage von Stahlprofilble-
beim Umkehrdach im warmen Bereich unter der chen für Dach- und Deckenkonstruktionen“ des
Wärmedämmung, ist aber noch zusätzlich durch Industrieverbandes zur Förderung des Bauens
die Einbettung zwischen der unteren und oberen mit Stahlblech e.V. ausgeführt werden.
Dämmschicht vor mechanischen Beschädigun- Die Mindestdicke der Trapezbleche sollte 0,88 mm
gen geschützt. Bei vorübergehendem Unterströ- in der Anwendungskategorie K1 und in der An-
men der oberen Wärmedämmung durch Regen- wendungskategorie K2 1,0 mm betragen.
wasser bleibt der volle Dämmwert der unteren Die Trapezbleche müssen Korrosionsschutz min-
Dämmschicht erhalten. Dieser sollte einen An- destens nach DIN 17 162-2 haben. In DIN 18 807
haltswert von 20% der gesamten Wärmedäm- sind darüber hinaus entsprechend der zu erwar-
mung nicht überschreiten. tenden Beanspruchung besondere Korrosions-
schutzklassen mit zusätzlichen Maßnahmen fest-
Flachdächer mit Wärmedämmung aus Schaum- gelegt.
glasplatten. Wenn die Wärmedämmung aus
dampfdichten Schaumglasplatten nach EN 13167 Besonders zu beachten ist:
besteht, kann in der Regel auf eine besondere • Trapezblechdächer müssen im Gegensatz zu
Dampfsperre verzichtet werden. Bei der Verle- fast allen anderen Flachdachkonstruktionen als
gung werden die Schaumglasplatten in die Bitu- elastische Flächen betrachtet werden, die ins-
menheißklebemasse (4 kg/m2) „eingeschwom- besondere durch Winddruck oder -sog, durch
men“, so dass auch die Fugen mit Klebemasse voll Druckwellen vorbeifliegender Flugzeuge usw.

2.41 Flachdach mit Wärmedämmung aus Schaumglas


(Vedag Kompaktdach)
1 Stahlbetonplatte
2 Voranstrich und Heißbitumen-Klebemasse
3 Schaumglas
4 Elastomerbitumen-Unterlagsbahn (Vedastar® V3E)
in Heißbitumen-Klebemasse
5 Elastomerbitumen-Schweißbahn (Vedatop® S5)
6 Oberflächenschutz (Kiesschüttung)
234 2 Flachdächer

2
2.42a 2.42b 2.42c

2.42 Flachdachabdichtungen auf Trapezprofildächern (Ausführungsbeispiele)


a) konventioneller Aufbau
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt 4 Wärmedämmung
2 Voranstrich auf den oberen Profilstegen 5 3-lagige Abdichtung mit Feinsplitt-Oberflächenschutz
3 Dampfsperre
b) Ausführung mit Elastomerbitumenbahnen (Vedag)
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt 4 Elastomerbitumen-Schweißbahn mit Feinsplitt-
2 Elastomerbitumen-Dampfsperre, selbstklebend oberfläche (Vedatop® S5, vollflächig aufge-
(Vedagard® Al-V4e) schweißt) (DIN EN 13164 XPS)
3 Wärmedämmung, z. B. EPS-Hartschaum
DIN EN 13 163, (Vedapor® mit Elastomerbitumen-
bahn kaschiert (1. Abdichtungslage), mit Klebe-
streifen aufgeklebt (Vedatex® adhäsiv)
c) Ausführung mit lose verlegten Kunststoff-Dichtungsbahnen (Rhepanol®)
1 Trapezblech, korrosionsgeschützt 4 Abdichtungsbahn (Rhepanol® fk) auf Klebestreifen
2 Dampfsperre mit selbstklebenden Rändern
3 Klappdämmbahn EPS DAA mit großformatigen
Einzelsegmenten kaschiert mit Bitumenbahn
mechanisch befestigt mit Tellerdübeln

laufend wechselnden Biegebeanspruchungen Wenn es formal möglich ist (Untersichten, Dach-


ausgesetzt sind. Die Abdichtungen müssen randanschlüsse), wird jedoch die einfachste Lö-
diesen Beanspruchungen folgen können und sung des Gefälleproblems dadurch erreicht, dass
dürfen daher nur mit dafür geeigneten flexib- die gesamte Dachfläche in Teilflächen mit ent-
len Materialien ausgeführt werden. sprechendem Gefälle zu geeigneten Entwässe-
• Die Durchbiegung der Stahltrapezprofile sollte rungspunkten errichtet wird. Die besten Lösun-
1/500 der Einzelspannweiten nicht überschrei- gen müssen je nach Einzelfall gefunden werden,
ten. Kritisch sind Dachneigungen unter 2°, weil und es lassen sich hier keine allgemeinen Emp-
dann immer infolge von Durchbiegungen mit fehlungen geben.
Wassersackbildung gerechnet werden muss. Bei allen derartigen Elementen muss der sorgfäl-
Besondere Aufmerksamkeit ist der Planung der tigen Ausbildung von Längsstößen (Wärmebrü-
Entwässerung zu widmen. Bei Trapezblechdä- cken) und dem Anschluss von Zwischenwänden
chern sollten außen liegende Dachrinnen unbe- (Schallübertragung) besondere Aufmerksamkeit
dingt vermieden werden. Innenliegende Regen- gewidmet werden.
wasserabläufe müssen an den Tiefpunkten der
Soll bei Stahltrapezprofilen die Luftdichtheit
Dachflächen liegen, die sich infolge der unver-
durch eine Dampfsperre erreicht werden, müssen
meidlichen Durchbiegungen der Trapezblechflä-
besondere Voraussetzungen für die Fügung der
chen in der Regel in den Feldmitten ergeben.
Bahnennähte geschaffen werden (z. B. flächige
Dort sind jedoch die Abläufe wegen der unter-
Unterlage, Blechstreifen unter Quernähten).
halb der Dachflächen erforderlichen Regenwas-
serleitungen in hallenartigen Bauwerken vielfach Für die Dachhaut dürfen bei der Verklebung
sehr störend. Bei eben verlegten Trapezprofil- von Kunststoff- und Elastomerbahnen auf dem
flächen lässt sich ausreichendes Gefälle durch die Untergrund Selbstklebebahnen oder produkt-
Verwendung von Wärmedämmungen aus PS- bezogene Systemkleber verwendet werden (Bild
Hartschaum mit Gefälle-Elementen erzielen. 2.42a und b).
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 235

2.43a

2.43b

2.43 Flachdachelemente aus Trapezblech


a) DLW-Dachelement, Dachabdichtung nachträglich aufzubringen
b) HOESCH-Isodach. Trapezprofilierte Oberfläche (Wasserablauf berücksichtigen!).
Keine weitere Flächenabdichtung erforderlich. Stöße mit Dichtungsbändern.

2.44 Mechanische Fixierung von Dachbahnen

Jedoch setzt sich auch hier die lose Verlegung Die Anzahl der Befestigungen muss für die ver-
von Folien immer mehr durch. Lose verlegte schiedenen Bereiche der Dachfläche mindestens
Kunststoffdichtungsbahnen werden auf Trapez- betragen:
blechen an den Längsstößen durch Tellerdübel
punktweise mit mindestens 2 Befestigungen/m • Innenbereich: 4 Stück/m2
(Bild 2.42c) durch aufgedübelte Fixierbänder • Randbereich: 6 Stück/m2
oder durch streifenförmig aufgebrachte Verkle-
• Eckbereich: 8 Stück/m2
bung fixiert.
Bei Kunststoff- und Elastomerbahnen beträgt die Ebenso können die Dichtungsbahnen linear mit
Überdeckung für Baustellennähte mindestens Metallprofilen oder -bändern befestigt werden.
40 mm. Bei mechanisch befestigten Bahnen mit Die jeweils nachfolgend aufgeschweißte bzw.
Saumbefestigung muss die Überdeckungsbreite aufgeklebte Dichtungsbahn überdeckt die Fixie-
erhöht werden. rungen.
236 2 Flachdächer

Tabelle 2.45 Empfohlene Mindestdicken auf Trapezprofilen (unabhängig vom erforderlichen Wärmeschutz)
Größe lichte Weite Wärmedämmstoff
zwischen den Obergurten Mindestdicke in mm
in mm
EPS PUR Mineralfaser Schaumglas
70 40 40 50 40

2 100 50 50 80 50
130 60 60 100 60
150 70 60 120 70
160 80 70 120 80
170 90 80 140 90
180 100 80 140 90

Ein Beispiel für die Ausführung mechanischer Be- 2.3.4 Flachdachabdichtung


festigungen bei lose verlegten Kunststoff-Dich- auf Poren- und Leichtbetonplatten
tungsbahnen zeigt Bild 2.44.
Im übrigen sind die Sicherungen gegen Windbe- Porenbetonplatten als Tragwerk einschaliger
anspruchung nach Abschnitt 2.1.9 auszuführen. Flachdachkonstruktionen sind hinsichtlich der
Die Wärmedämmung wird bei lose verlegten wärmetechnischen Bemessung ein Sonderfall.
Dachabdichtungen gemeinsam mit diesen durch Bei den aus statischen Gründen erforderlichen
die punkt- oder linienförmige Fixierung gegen Dimensionen stellen Porenbetonplatten eine ak-
Abheben gesichert. Zu den empfohlenen Min- zeptable Wärmedämmung dar. Würde man ähn-
destdicken unterschiedlicher Dämmstoffarten lich wie bei Stahlbetondecken eine obere Wär-
siehe Tab. 2.45. medämmung anordnen und so bemessen, dass
Für Verklebungen sind heiße Bitumenklebemas- der Taupunkt oberhalb der Dampfsperre liegt,
sen nur bedingt geeignet. In den Flachdachricht- müssten überdimensional dicke Wärmedämm-
linien [11] wird für Wärmedämmungen die Ver- schichten verwendet werden.
klebung mit Kaltklebemassen empfohlen, ggf. in Untersuchungen haben ergeben, dass bei ein-
Verbindung mit zusätzlichen mechanischen Be- schaligen Flachdachkonstruktionen mit Porenbe-
festigungen im Randbereich. tonplatten gemäß Bild 2.46 unter der Vorausset-
Am Dachrand und an Durchdringungen ist das zung mittlerer Raumtemperaturen von 20 °C bei
Einströmen von Außenluft durch Verschluss der 65% relativer Luftfeuchtigkeit zwar innerhalb der
Hohlräume mit Sickenfüllern zu verhindern, die Porenbetonplatten Wasserdampfkondensat auf-
für alle gängigen Trapezprofile lieferbar sind. tritt, sich jedoch im Jahresmittel durch kontinu-
ierliche Rücktrocknung zum Innenraum hin keine
Dächer aus Trapezprofilen sind relativ brandemp-
bedenklichen Feuchtigkeitskonzentrationen er-
findlich. Im Brandfall kommt es bei starker Erhit-
geben.
zung der Dachunterseite durch Hitzeübertra-
gung oft zu rascher Brandausweitung auf die Da diese Voraussetzungen jedoch nicht immer
Wärmedämmung und die Abdichtungen. Die gegeben sind und Porenbetonplatten allein die
Trapezbleche verlieren durch Verformungen ihre geforderten Mindestanforderungen an den Wär-
Tragfähigkeit, und es kann zu schlagartigem Ein- meschutz nicht erfüllen können, müssen ggf. mit
sturz kommen. Für Trapezdächer kann durch Be- bauphysikalischen auf den Einzelfall abgestimm-
kleidungen der Unterseiten mit Brandschutzplat- ten Berechnungen eine zusätzliche Wärmedäm-
ten eine verbesserte Feuerwiderstandsfähigkeit mung und die zweckmäßige Anordnung einer
erreicht werden (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Wer- Dampfsperre bestimmt werden.
kes und DIN 4102). Außerdem kann durch spezi- Lose verlegte Kunststoffdichtungsbahnen wer-
elle Brandschutzeinlagen mit Kühleffekten in die den auf Porenbetonplatten mechanisch (ähnlich
Hohlräume der Trapezflächen eine Verbesserung wie in Bild 2.42c) oder durch Voranstrich und
des Brandverhaltens erreicht werden. streifenförmigen Kleberauftrag fixiert.
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 237

2.46
Flachdachabdichtung auf
Porenbetonplatten
1 Glättputz und Anstrich
2 Porenbeton-Dachplatten
3 Bitumen-Voranstrich
4 Dampfdruck-Ausgleichsschicht:
Glasvlies-Lochpappe
5 Dachhaut mit Schutzschicht: 2
Kiesschüttung 15/30

2.3.5 Sperrbetondächer kes). Nach dem Erhärten und Austrocknen des


Betons kann die Oberfläche durch Beschichtun-
Bei dem heutigen Stand der Betontechnologie ist gen geschützt werden.
es ohne große Schwierigkeiten möglich, wasser- Vielfach werden nach diesem Prinzip heute Dach-
undurchlässige Stahlbetonplatten herzustellen. parkdecks gebaut. Als Fahrbelag kommen un-
Daher lag der Gedanke nahe, derartige „Sperr- bewehrte Ortbetonplatten mit Fugenraster sowie
beton“-Platten als Tragkonstruktion und zugleich bewehrte Großflächenplatten auf Stelzlagern
als Dachabdichtung auszubilden. oder Gummitellern, Großflächenplatten auf Kies-
Die erforderliche Wärmedämmung liegt bei oder Splittbettung, Pflaster auf Drainschicht und
Sperrbetondächern in der Regel an der Untersei- Splittbett in Frage. Die Fahrbeläge sind allen Wit-
te der Platten. Da demzufolge die tragende Platte terungseinflüssen und der Sonneneinstrahlung
großen Temperaturänderungen ausgesetzt ist unmittelbar ausgesetzt. Außerdem müssen sie
und deshalb verhältnismäßig großen Längenän- Verkehrslasten, Temperaturdifferenzen aus dem
derungen unterworfen wird, können Sperrbeton- Abfließen der Hydratationswärme sowie der Son-
dächer nur mit einwandfrei funktionierenden neneinstrahlung, Schwind- und Kriechverfor-
Gleitlagern (s. Abschn. 2.3.2) ausgeführt werden. mungen und mechanische Angriffe aus dem
Meistens werden die Temperatureinwirkungen Fahrbetrieb aufnehmen. Hellere Fahrbeläge ver-
auf die Sperrbeton-Platte durch eine Kiesschüt- halten sich durch ihren größeren Reflektionsan-
tung herabgesetzt. teil günstiger. Um die thermischen Längenände-
Eingehende Untersuchungen der Hersteller ver- rungen der Fahrbeläge auch bei größeren Ab-
weisen darauf, dass an Sperrbetondächern bei Ver- messungen aufnehmen zu können, sollen außer
wendung geeigneter Wärmedämm-Materialien 20 mm breiten Randfugen weitere Trenn- bzw.
(z. B. Styroporplatten, Hartschaumplatten) zwar Scheinfugen innerhalb der Fläche angeordnet
unter extremen Bedingungen besonders in der werden. In Tabelle 2.47 sind Abstände von Trenn-
Randzone zwischen Dämmmaterial und Stahlbe- fugen für unbewehrte Ortbetonplatten als Fahr-
tonplatte Kondensatbildung auftritt, bisher jedoch belag angegeben.
noch keine Bauschäden beobachtet worden seien. Trennfugen können als Scheinfugen durch nach-
Beim Betonieren sind alle Aufkantungen und Ein- trägliches Einschneiden in den erhärtenden Be-
bauteile (z. B. Dachgullys, Entlüftungen) direkt ton gebildet werden. Werden zur Nachbehand-
mit einzubetonieren. Die erforderliche weitge- lung des Betons Folien verwendet, dürfen sie erst
hend porenfreie Oberfläche von Sperrbeton- kurz vor dem Einschneiden des Betons entfernt
Dachflächen wird durch Bearbeitung mit Teller- werden; sie müssen ggf. sofort nach dem Schnei-
scheibe oder Flügelglätter erreicht. Äußerst wich- den wieder aufgebracht werden.
tig ist die sorgfältige Nachbehandlung der jungen Um die thermische Beanspruchung von Sperrbe-
Betonflächen (s. Abschn. 5.3.2 in Teil 1 des Wer- tondächern zu vermeiden, werden nach dem

Tabelle 2.47 Abstände der Scheinfugen für unbewehrte Ortbetonplatten als Fahrbelag
Seitenverhältnis Länge/Breite Maximaler Fugenabstand
bei l/b = 0,80 … 1,25 max l d 33 d1)
bei l/b < 0,80 und > 1,25 max l d 30 d1)
1) d = Plattendicke
238 2 Flachdächer

2.48
Oberseitig gedämmtes Dachparkdeck mit
Fahrbelag aus Ortbeton
1 Freie Gestaltungsmöglichkeit der Fassade
z. B. durch Putz, Verschalung
2 Blechabdeckung
3 Randaufkantung
4 Ortbeton (unbewehrt mit Scheinfugen)
5 PVC-Folie
6 Dampfdruckausgleichsschicht
7 Schaumglas
8 2 Lagen PE-Folie 0,2 mm
9 Stahlbetondecke (WU-Beton)
10 Putzfuge
11 Gleitlager in kaschierter Schaumstoffbahn
12 Ringbalken

Prinzip des Umkehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) auch Schalungen aus Holzwerkstoffen
aufliegende Wärmedämmungen aus extrudier-
tem PS-Schaum mit Auflast durch Kiesschüttung • Spanplatten nach DIN EN 312, Typ P4
verwendet. Hierbei machen aber die nötigen • Sperrholz nach DIN EN 13 986.
konstruktiven Aufwendungen zur Vermeidung
von Wärmebrücken die konstruktiv sehr einfach Die Platten sollen eine max. Kantenlänge von
scheinenden Sperrbetondächer vielfach unwirt- 2,05 m haben. Die Platten werden im Verband
schaftlich (Bild 2.48). verlegt (keine Kreuzstöße; keine freie, nicht unter-
stützte Tragstöße). Längenänderungen sind
durch mindestens 2 mm breite Fugen (2 mm/lfd.
2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdich- m Plattenlänge) zu berücksichtigen, die durch
tungen auf Holzkonstruktionen Schleppstreifen oder Trennlagen abzudecken
sind. An freien, nicht unterstützten Plattenrän-
Flachdachabdichtungen können auch auf Unter- dern (Plattenränder quer zur Spannrichtung)
konstruktionen aus Holz oder Holzwerkstoffen müssen die Platten Nut-Feder-Verbindungen
ausgeführt werden. Für die Bemessung von haben.
Dachschalungen ist DIN 1052, Entwurf, Berech- Die Dachflächen müssen eine Mindestdachnei-
nung und Bemessung von Holzbauwerken, zu gung von 2% aufweisen, um Wassersackbildun-
beachten. Grundsätzlich sollen jedoch Holzunter- gen zu vermeiden.
konstruktionen eine Mindestdicke von 22 mm Falls schädigende Einflüsse von Holzschutzmit-
(bei Vollholz Nenndicke 24 mm) haben, wenn teln oder Bindemitteln der Holzwerkstoffe nicht
Nagelungen vorgesehen werden. mit Sicherheit ausgeschlossen werden können,
Als Unterkonstruktion kommen in Frage: sind Trennlagen vorzusehen.
Ein Ausführungsbeispiel mit lose verlegter Ab-
Schalungen aus gehobeltem Vollholz
dichtung aus Kunststoffbahnen zeigt Bild 2.49.
Sortierklasse S10 oder C 24M (DIN 4074-1), Brett-
Bei geklebten, mehrlagigen Abdichtungen be-
breiten ab 80 mm
steht die unterste Lage aus Bahnen mit hoher
mechanischer Festigkeit (s. Abschn. 2.2.1), die mit
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 239

2.49 2
Flachdach mit lose verlegter Abdichtung
auf Holz-Unterkonstruktion
1 Spanplatte
2 Dampfbremse
3 Wärmedämmung
4 Kunststoff-Dachbahn
5 Kiesschüttung
6 Randbohle (auch Fixierung der
Dampfsperre)
7 Randkeil
8 Dachrandprofil mit Klemmprofil für
Dachbahn (schematisch)

verzinkten Breitkopfstiften auf die Unterlage ge- sche Beanspruchungen noch Spannungen aus
nagelt wird. thermischer Belastung der Nutzflächen auf die
Im Übrigen wird der Schichtenaufbau wie auf Abdichtungen übertragen können.
Massivplatten ausgeführt. Wärmedämmstoffe müssen erhöhte Druckbelast-
barkeit haben (Anwendungstyp1) WS-WDS, s.
Tab. 2.32).
Bei der Ausführung sind neben den Flachdach-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer richtlinien und Normen für Flachdächer auch die
mit genutzter Oberfläche Normen über Bauwerksabdichtung (DIN 18 195-1
bis 18 195-10) zu beachten.
2.4.1 Allgemeines
2.4.2 Begehbare Flachdächer1)
Vielfach besteht die Notwendigkeit, Flachdach-
flächen von ganzen Bauwerken oder Bauwerks-
Bei Belägen von begehbaren Flachdächern muss
teilen nutzbar zu machen.
die kraftschlüssige Verbindung mit der Abdich-
Für die Abdichtungen ist dabei schwerer Oberflä- tung durch Trennlagen verhindert werden. Auf den
chenschutz (s. Abschn. 2.1.8) erforderlich. Man abgedichteten Flächen werden die Gehbeläge
unterscheidet: vielfach aus frostfesten keramischen Platten aus-
• begehbare Flachdächer geführt. Kleinformatige Platten werden in bewehr-
• befahrbare Flachdächer tem, mindestens 4 cm dickem Mörtelbett auf Nop-
penplatten oder auf einer wasserdurchlässigen
• begrünte Flachdächer Schicht aus Einkornbeton (s. Abschnitt 10.7.4 in
Teil 1 des Werkes) verlegt. Diese Dränschicht ist an
Flachdächer mit genutzten Oberflächen werden die Entwässerung anzuschließen. Zwischen Drän-
fast ausschließlich als einschalige Konstruktion schicht und Abdichtung sind zwei lose verlegte
ausgeführt. Ihr bauphysikalischer Aufbau gleicht PE-Folien o. Ä. als Trennschicht zu verlegen.
den Flachdächern mit nichtgenutzter Oberfläche,
Da in Plattenbelägen jedoch erhebliche tempera-
doch muss – je nach Beanspruchung – für die
turbedingte Längenänderungen vorkommen
Wärmedämmung entsprechend druckfestes Ma-
können, müssen in Abständen von höchstens
terial verwendet werden, und es müssen beson-
2 m Fugen angeordnet werden, die auch das Mör-
dere Vorkehrungen für den Schutz der Abdich-
tungen getroffen werden. Insbesondere muss
dafür gesorgt werden, dass sich weder mechani- 1) s. Abschnitt 10.7 in Teil 1 des Werkes.
240 2 Flachdächer

2
2.50c
2.50a 2.50b

2.50
a) Begehbares Flachdach, Belag aus
kleinformatigen frostfesten
keramischen Platten in Mörtelbett
1 Massivdecke mit Gefälle
2 Ausgleichsschicht (Lochbahn)
3 Dampfbremse b) Begehbares Flachdach, c) Begehbares Flachdach mit
4 Wärmedämmung Platten auf höhenverstellbaren lose verlegten Platten (Prinzip
5 3-lagige bituminöse Stelzlagern des „Umkehrdaches“)
Abdichtung 1 Massivdecke 1 Stahlbeton
6 Trennlage (PE-Folie, 2lagig) 2 Dampfbremse 2 Trennlage
7 Einkornbeton Wärmedämmung 3 Abdichtung
8 bewehrter Verlegemörtel d 4 cm 4 Abdichtung auf Dampfdruck- 4 extrudierter PS-Hartschaum
9 Spaltplatten ausgleichsschicht mit oberer 5 Filtervlies
10 Trennfuge, oben mit dauer- Schutzlage 6 Kiesschüttung, Körnung 6/9
elastischer Abdichtung 5 Stelzlager (ALWITRA) 7 Beton- oder Natursteinplatten
(e ca. 2 m/d 4 m2) 6 5 cm Betonplatten mit Fugenkreuzen

telbett durchschneiden und mit einem elasti- steinplatten lose mit punktförmiger Auflagerung
schen Material (z. B. Bitumenverguss) verfüllt wer- auf vorgefertigten „Stelzlagern“ verlegt werden.
den. Fugen müssen ebenso an allen Randan- Die aus Eigengewicht der Platten und Nutzlast
schlüssen vorhanden sein. Außerdem muss die (gem. DIN 1055-3 für Terrassen 4,0 kN/m2) be-
Abdichtung bereits das notwendige Gefälle auf- dingten Punktlasten von Stelzlagern müssen
weisen. Der Gefälleausgleich darf nicht durch das durch entsprechend große Auflagerflächen über-
Mörtelbett erfolgen. Zwischen Mörtelbett und tragen werden. Als Wärmedämmung ist ein nicht
Dachabdichtung ist eine Gleitschicht (z. B. PE-Fo- zusammendrückbares Material (Hartschaum, Fo-
lie) vorzusehen (Bild 2.50). amglas) zu verwenden. Sonst können die Stelzla-
Wenn bei kleineren Flachdachflächen eine Außen- ger die Abdichtung allmählich „durchstanzen“.
entwässerung mit vorgehängter Rinne nicht zu Stelzlager, die in der Höhe justierbar sind, erleich-
vermeiden ist, bergen solche Konstruktionen vie- tern die Verlegearbeiten und ermöglichen die bei
le Fehlerquellen. Einer Innenentwässerung ist der derartigen Ausführungen fast immer nötigen
Vorzug zu geben. Dabei muss darauf geachtet Nacharbeiten, wenn einzelne Platten sich senken
werden, dass die Wandabschlüsse der Dachab- (Bild 2.50b).
dichtung 15 cm, in jedem Falle aber so weit hoch- Aufstelzungen können auch erreicht werden,
gezogen werden, dass bei Rückstau infolge ver- wenn großformatige Platten auf Kunststoffsäck-
stopfter Abflüsse allenfalls ein Überfließen des chen, gefüllt mit feuchtem Zementmörtel, ver-
Wassers nach außen über einen Notüberlauf legt werden. Bei einem solchen Verlegeverfahren
(Wasserspeier) möglich ist. ist nachträgliches Ausrichten der Platten jedoch
Bei größeren begehbaren Flächen können die aufwendig.
Schwierigkeiten eines kompakten Gehbelages in Zu berücksichtigen ist, dass die Hohlräume unter
Mörtelbett vermieden werden, wenn mindestens den Platten mit der Zeit stark verschmutzen und
4 cm dicke großformatige Natur- oder Kunst- einen fast idealen Unterschlupf für allerlei Klein-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 241

2.51 2.52 2.53


Befahrbare Befahrbare Befahrbare Flachdachabdichtung, Fahrbahn aus
Flachdachabdichtung Flachdachabdichtung, Stahlbetonplatten; Abdichtung mit Kunststoff-
(Umkehrdach) für Fahrbahn aus bewehr- Dichtungsbahnen
leichte Fahrzeuge, ten Betonplatten auf
Verbundpflaster Filterschicht
1 Stahlbeton 7 doppellagige Trenn- bzw. Gleitschicht
2 Gefälleestrich 8 Fixierungswinkel
3 Dampfsperre auf Ausgleichsschicht bzw. Kunststoff- 9 Kies- bzw. Splittschüttung
Dachabdichtung auf Trennlage 10 Filtervlies
4 Wärmedämmung WD oder WDS 11 Stahlbeton-Fahrbahn bzw. Pflaster
5 Flachdachabdichtung (mehrlagige Bitumenabdichtung 12 Trenn- und Dehnungsfuge mit Dichtung
oder 1-lagige Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennlage) 13 Schrammbord
6 Anschlussbahn 14 Vormauerung

lebewesen bieten. Sie müssen daher immer wie- (meistens auch in Verbindung mit Auftausalzen)
der durch Aufnehmen einzelner Platten gereinigt zu schützen. Alle Oberflächen sollen ein Mindest-
werden. gefälle von 1% aufweisen. Die Fahrbahnbeläge
Bei der Verwendung steifer Wärmedämmplatten können z. B. aus großformatigen bewehrten
in Verbindung mit Stelzlagern sind ggf. besonde- Stahlbetonflächen von ca. 5 m2 Einzelfläche be-
re Maßnahmen zur Verhinderung von Trittschall- stehen. Die Abdichtungen müssen gegenüber
übertragung erforderlich. der Fahrbahnkonstruktion durch mehrlagige
Der wohl einfachste Terrassenaufbau ergibt sich, Gleit- bzw. Trennschichten geschützt werden.
wenn die Dachabdichtung nach dem Prinzip des Bei befahrbaren wärmegedämmten Flachdä-
„umgekehrten Flachdaches“ (vgl. Abschn. 2.3.2) chern dürfen nur druckfeste Wärmedämmstoffe
ausgeführt wird und schwere, großformatige der Anwendungstypen WD oder WDS (s. Tab.
Platten lose in mindestens 5 cm dicke Schüttun- 2.27) verwendet werden.
gen aus Splitt oder Perlkies verlegt werden (Bild Befahrbare Dächer nach dem Prinzip des Um-
2.50c). kehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) können mit Fahr-
bahnbelägen aus Pflasterungen oder Verbund-
pflaster ausgeführt werden. Dabei sollten min-
2.4.3 Befahrbare Flachdächer destens 8 cm dicke Steine (bei Schwerverkehr
10 cm dick) verlegt werden (Bild 2.51). Durch
Auf befahrbaren Flachdachflächen ohne Wärme- ausreichende Filterschichten ist zu verhindern,
dämmung (z. B. in offenen Parkdecks) haben die dass der Verlegesand oder der Sand der Verfu-
Abdichtungen nur die Aufgabe, die tragende gungen in die Dränschicht des Umkehrdaches
Konstruktion gegen Regen und Schmelzwasser ausgewaschen werden kann. Sonst besteht die
242 2 Flachdächer

Gefahr, dass sich Pflasterungen infolge von Walk- • unmittelbar nach dem Auskühlen ist der Auf-
und Horizontalbeanspruchungen (durch Anfah- bau der weiteren Schichten möglich
ren oder Abbremsen) verschieben. • Beständigkeit gegen Düngemittel und Humus-
Befahrbare Flachdächer werden bei schwereren säure
Beanspruchungen durch spezielle Beläge und mit • Gussasphalt ist hohlraumfrei und wasserdicht,
oberer Abdichtung ausgeführt. dadurch keine Wasseraufnahme, kein Quellen
2 Die Fahrbahnen werden dabei aus Stahlbeton- und kein Schwinden
platten in Ortbeton mit Einzelfeldgrößen von • unempfindlich gegen Frost-Tau-Wechsel
etwa 0,80 u 0,80 m bis etwa 2,50 u 2,50 m gebil- • keine Pflanzen und umweltschädigenden Be-
det. Sie liegen auf Filterschichten aus Einkorn- standteile
beton oder Splitt- bzw. Kiesschichten (Bild 2.52) • Gussasphalt ist viskoelastisch und passt sich
oder mit doppelten Trennlagen unmittelbar auf langsamen Gebäudebewegungen rissefrei an
der Abdichtung (Bild 2.53). Die Fugen werden mit • Gussasphalt ist kapillarporenfrei, keine osmoti-
Spezialprofilen oder durch Vergussmassen ge- schen Vorgänge, keine Nährstoffe für Wurzeln
schlossen.
Bei schweren Belastungen durch Fahrzeuge bis Für begrünte Flachdächer wird Gussasphalt gem.
etwa 30 t Gesamtgewicht werden die Abdichtun- DIN 18 560-4 in der Regel in der Härteklasse IC 40
gen bzw. die Wärmedämmungen durch Stahlbe- verwendet.
ton-Druckverteilungsplatten geschützt. Wird eine Gussasphaltschicht im Verbund mit einer
Bitumen-Schweißbahn eingebaut, sind Bitumen-
Zu beachten ist, dass sich je nach Konstruktions-
Schweißbahnen mit hoch liegender Trägereinlage
art bzw. anzunehmender Belastung – erhebliche
aus Polyestervlies oder edelstahlkaschierte Bitu-
Aufbauhöhen bis insgesamt etwa 35 cm ergeben
men-Schweißbahnen zu verwenden.
können, zusätzlich erhöht durch die erforderli-
chen Gefälleschichten. Neben den einschlägigen DIN-Vorschriften und
den Flachdachrichtlinien sind auch die Richt-
In allen Fällen sind die Abdichtungen mindes-
linien für die Planung und Ausführung und Pflege
tens 15 cm an Wandanschlüssen o. Ä. hochzuzie-
von Dachbegrünungen (FLL) zu berücksichtigen.
hen und durch hochgezogene Schutzstreifen,
Schrammborde usw. zu schützen (vgl. Bild 2.53). Die Entwässerung von begrünten Dächern er-
fordert spezielle Einlaufbauteile. Durch sie muss
einerseits das aus Niederschlägen oder künstli-
2.4.4 Begrünte Flachdächer cher Bewässerung herrührende Wasser auf der
Abdichtungsebene abgeleitet werden, ohne dass
Begrünte Flachdächer gewinnen immer mehr an dabei Substrat ausgewaschen wird. Andererseits
Bedeutung. Sie können Staubpartikel binden, dürfen keine Überflutungen der Pflanzflächen
Feuchtigkeit speichern und den Schallschutz ver- durch starke Regenfälle möglich sein.
bessern. Bewegungsfugen in der Fläche des begrünten
Bei begrünten Flachdächern ist die Abdichtung Flachdachs dürfen durch den Begrünungsaufbau
keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt und nicht überdeckt werden (Bild 2.60).
vor UV-Strahlung geschützt. Begrünte Flachdä- Unterbrechungen der Abdichtung durch schlecht
cher können deshalb eine wesentlich höhere Le- zu überwachende Durchführungen von Gelän-
bensdauer haben als frei bewitterte Systeme. derstützen, Installationsbelüftungen, Antennen
Bei begrünten Flachdächern wird auch Guss- o. Ä. sind möglichst zu vermeiden.
asphalt als Abdichtung angewendet. In DIN Man unterscheidet:
18 195-5 wird Gussasphalt im Verbund mit einer
Mehrschichtaufbau: Diese Bauart weist eine ge-
Dichtungsschicht aus speziellen Bitumen-
nau definierte wasserableitende Schicht auf, die
Schweißbahnen als Abdichtung genannt. Der
mit Hilfe von Kombinationen aus Schaumstoff-
Gussasphalt muss dabei eine Nenndicke von min-
elementen und Filterkies gebildet wird. Durch
destens 25 mm aufweisen. Vorteile des Guss-
Filtervlieslagen wird das Auswaschen von mine-
asphalts sind
ralischen Feinanteilen und organischen Substan-
• große mechanische Widerstandsfähigkeit ins- zen aus der Vegetationsschicht vermieden. Die-
besondere auch gegen Durchwurzelung ses System ermöglicht größere Aufbauhöhen,
• kurz nach dem Einbau ist die Endfestigkeit er- die für intensive Begrünungen erforderlich sein
reicht, Abbindezeiten sind nicht erforderlich können.
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 243

ben eine natürliche Bestandsumbildung bei


minimalem Pflegeaufwand und erfordern nur
wenige Kontrollen innerhalb eines Jahres.
Hinsichtlich des Brandschutzes gelten intensiv
begrünte Flachdächer als „Harte Bedachung“, ex-
tensiv begrünte Flachdächer unter folgenden
Voraussetzungen: 2
• Mineralisch bestimmte Zusammensetzung der
2.54 Einschichtaufbau einer extensiven Dachbegrünung Vegetationstragschicht, mindestens 3 cm dick
1 Einschichtaufbau
2 Stahlbetondecke mit Flachdachaufbau • Vegetationsformen mit geringer Brandlast
• Vegetationsfreier Abstand gegenüber Dach-
durchdringungen und aufgehenden Bauteilen
Einschichtaufbau: Vegetationstragschicht (Subs- von i. d. R. t 50 cm.
trat) und Drainschicht werden zu einer Schicht
zusammengefasst. Das Substrat übernimmt die Die Einzelheiten sind dem entsprechenden bau-
vegetationstechnischen Funktionen wie Nähr- aufsichtlichen Erlass des jeweiligen Bundeslan-
stoff- und Sauerstoffversorgung, gleichzeitig die des zu entnehmen.
physikalischen Aufgaben wie ausreichende Die Vegetationsflächen können als „schwerer
Drainfähigkeit, Strukturstabilität, Frostsicherheit Oberflächenschutz“ üblicher Flachdachkonstruk-
und Windsogstabilität. Der Einschichtaufbau tionen betrachtet werden. Im Übrigen sind alle in
kommt vor allem in Frage für extensive Begrü- Abschn. 2.1 genannten Bedingungen für den Auf-
nungen (Bild 2.54). bau von Flachdächern zu beachten. Darüber-
Wenn auf künstlichen Vegetationsflächen Pflan- hinaus muss das Folgende berücksichtigt werden:
zen auf Dauer gedeihen sollen, müssen dazu je • Die verwendeten Dachabdichtungen müssen
nach Bepflanzungs- und Nutzungsart geeignete gegen mechanische Beschädigungen bei Pflanz-
Voraussetzungen geschaffen werden. und Pflegearbeiten und gegen Durchwurze-
Bei der Begrünung von Flachdächern wird unter- lung geschützt werden.
schieden: Dies wird bei Bitumenbahnen durch eine Me-
talleinlage (Kupferband) gewährleistet oder
• Intensive Begrünung die entsprechende Wurzelschutzbahn ist mit
in einfacher Form (einfache Intensivbegrü- biochemischen Zusätzen ausgerüstet und ver-
nungen) bestehend aus bodenbedeckenden hindert dadurch das Einwachsen von Wurzeln.
Gräsern, Stauden und Gehölzen, die geringe Sie dürfen nicht durch biologische Einwirkun-
Ansprüche an den Aufbau der Vegetations- gen, Mikroorganismen und im Wasser gelöste
schicht, die Wasser- und Nährstoffversorgung Stoffe geschädigt werden.
und an den Pflegeaufwand stellen,
• Da Beschädigungen der Abdichtungen niemals
in aufwendiger Form mit Bepflanzungen, die nur völlig ausgeschlossen werden können, sollte
durch ständige Pflege erhalten werden können, der Flachdachaufbau (Dampfsperre, Wärme-
aus Stauden, Gehölzen, einzelnen Bäumen und dämmung, Abdichtung) in voneinander abge-
Rasenflächen, eingebaut mit besonderer gärt- schotteten Teilabschnitten ausgeführt werden.
nerischer Gestaltung, z. B. mit Höhendifferen-
• Gegenüber Wandanschlüssen, Dachöffnungen
zierungen, Wasserbecken, Rankgerüsten usw.
und sonstigen Dachaufkantungen sind 0,50 m
Diese Begrünungsart erfordert eine intensive breite unbepflanzte Schutzstreifen zu belas-
Pflege sowie eine regelmäßige Wasser- und sen, die mit Kiesschüttungen oder Plattenbelä-
Nährstoffversorgung. gen abgedeckt werden.
• Extensive Begrünung • Für den gesamten Dachaufbau ist das für be-
in naturnah angelegten flächigen Begrünun- grünte Dächer spezielle Wasserdampfdiffu-
gen mit niedrigen Stauden und Gehölzen, sionsverhalten bauphysikalisch zu überprüfen
Pflanzungen aus Moosen, Flechten, Sukkulen- (s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 des Werkes).
ten, Gräsern, die für die extremen Standort- • Neben den Lasten des Dachaufbaues, von
bedingungen auf einer Dachfläche besonders schweren Einzelpflanzen, Wasserbecken usw.
geeignet sind. Extensiv begrünte Flächen ha- müssen ggf. die von hohen Pflanzen herrüh-
244 2 Flachdächer

renden besonderen Windlasten statisch erfasst Einen Anhalt für die jeweils erforderlichen
werden. Schichtdicken gibt Tabelle 2.61.
• Begehbare Dachflächen müssen Umwehrun- Damit begrünte Flachdächer lange Jahre scha-
gen für Besucher bzw. Absturzsicherungen für densfrei bleiben, sollte eine regelmäßige fachge-
Unterhaltungsarbeiten erhalten. rechte Pflege nach den FLL-Richtlinien und der
• Die Entwässerung von Vegetationsflächen (Ab- DIN 18 919 erfolgen. Auch begrünte Dächer soll-
2 leitung von Oberflächen- und Überschusswas-
ser in den Schichten) muss entsprechend DIN
ten nicht sich selbst überlassen werden.

1986 geplant werden. Dabei sind als Abfluss- Gründächer auf Holzkonstruktionen
beiwerte anzunehmen:
Durch die stetig steigenden Anforderungen an
– für Intensivbegrünungen und Extensivbegrü- die Energieeffizienz von Gebäuden werden die
nungen ab 10 cm Aufbauhöhe ȥ = 0,3, Dämmstoffstärken immer dicker. So werden heu-
– für Extensivbegrünungen unter 10 cm Auf- te Flachdächer meistens als unbelüftete Konst-
bauhöhe ȥ = 0,5 (vgl. Abschn. 1.6.12). ruktionen ausgeführt (s. Abschn. 2.3.6). Nach den
• Zuleitungen für die fast immer erforderliche Regelwerken sind Gründächer auch auf unbelüf-
ggf. automatische Zusatzbewässerung sind tenden Holzdächern möglich.
einzuplanen. Ein Gründachaufbau ist aber praktisch dampf-
• Wasserbecken innerhalb intensiver Begrünun- dicht. In der Drainschicht bildet sich i. d. R. ein
gen sind für sich gesondert abzudichten. Wasserfilm, durch den kein Wasserdampf aus-
diffundieren kann. Eine hundertprozentig funk-
Aufbauend auf den beschriebenen Grundsätzen tionierende Dampf- und insbesondere auch
für die Ausführung begrünter Dachflächen wur- Luftdichtheitsebene ist aber unter Baustellen-
den von darauf spezialisierten Fachunternehmen bedingungen praktisch nicht herstellbar. Bei
eine große Zahl von Sonderkonstruktionen für Holzkonstruktionen wird einerseits die Eigen-
Dächer aller Begrünungsarten entwickelt. Dabei feuchte des Holzes und andererseits die vom
werden fast immer speziell auf die verschiede- Holz beim Einbau aus der Luft aufgenommene
nen Bepflanzungsmöglichkeiten abgestimmte Feuchtigkeit in die Konstruktion eingetragen.
Bodensubstrate eingesetzt. Durch Kunststoff- Diese kann aber bei einem Gründach nach oben
Formteile werden Regenwasserspeicher gebil- praktisch nicht mehr ausdiffundieren. Mit zuneh-
det, der Abfluss von überschüssigem Nieder- mender Zeit nimmt also der Feuchtigkeitsgehalt
schlagswasser reguliert, die Verankerung der in der Konstruktion – auch bei noch so sorgfälti-
Pflanzenwurzeln in den der Vegetationsschicht ger Ausführung der Dampf- und Luftdichtheits-
verbessert, das Abrutschen der Begrünungen von ebene – unvermeidbar zu. Dieses Problem ist
geneigten Dachflächen verhindert usw. nicht durch Dampfsperren mit Metalleinlagen –
Aus der großen Zahl derartiger Begrünungssyste- wie es einige Gründachhersteller inzwischen
me werden nachfolgend einige Beispiele gezeigt empfehlen – zu lösen. Es ist also nur eine Frage
(Bilder 2.55 bis 2.59). der Zeit, wann Holzkonstruktionen in „dichten“

2.55
Flachdach mit Begrünung, Regelaufbau oberhalb der Abdichtung
1 Schutzschicht gegen mechanische Beschädigungen (Schutzvliese,
Schutzplatten- oder Bahnen, Dränschichten des Bodenaufbaues)
2 Schutzschicht gegen Durchwurzelungen (bei geeignetem Material durch
die Dachabdichtung selbst gebildet, sonst spezielle Wurzelschutzbahnen
oder Beschichtungen)
3 Entwässerungs- und Dränageschicht (Schüttstoffe aus Kies, Splitt, Lava,
Bims; Dränmatten und -platten aus Kunststoff- oder Schaumstofferzeugnissen;
Dränelemente aus Kunststoff, Drän- und Substratplatten)
4 Filterschicht (Vliese aus Geotextilien)
5 Vegetationsschicht (Zusammensetzung und Dicke abhängig von der Art
der Begrünung)
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 245

2.56 Begrüntes Flachdach für extensive, nicht wartungs- 2.57 Begrüntes Flachdach für extensive Begrünung;
bedürftige Begrünung mit niedrigem Aufbau mit Kunststoff-Systemplatten (Novoflor X)
Schichtenaufbau; Dränschicht aus Kies oder 1 Stahlbeton mit Flachdachaufbau
Blähbeton (vgl. Abschn. 2.3.2)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau auf 2 Wurzelschutzbahn
Gefällebeton (vgl. Abschn. 2.3.2) 3 Sickerkanal
2 Wurzelschutzbahn (PVC weich) 4 Schaumstoff-Tragkörper mit Wasserspeicher
3 Schutzmatte (d = 10 mm) 5 Wurzelverankerungsgewebe
4 Dränschicht 6 Bodensubstrat
5 Filtervlies
6 Vegetationsschicht
(Humus oder Erdsubstrat)

2.58 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung, 2.59 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung,
Dränschicht aus Kies oder Blähton (ZinCo) Dränschicht aus Kies oder Blähton (Optima)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau 1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau
(vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzmatte 2 Trennlage
3 Speichermatte 3 Wurzelschutzbahn
4 Schaumstoff-Dränkörper mit Filterschicht 4 Verwurzelungsgewebe
5 Filtervlies 5 Optima-Dränschicht mit Regenwasserspeicher
6 Vegetationsschicht (Gärtnererde) 6 Filtermatte
7 Dauererde
246 2 Flachdächer

Gründächern verrottet sind. Selbst dann, wenn


Blower-Door-Tests einwandfreie Ergebnisse zei-
gen, bedeutet dies noch lange nicht, dass über
partielle Luftundichtigkeiten keine nennenswer-
ten zusätzlichen Wasserdampfmengen in die
Konstruktion gelangen. Deshalb sollten auch die
durch Regelwerke (DIN, EnEV usw.,) „abgesicher-
2 ten“ Konstruktionen sowie herrschende Lehr-
meinungen nicht immer ohne kritisches Hinter-
fragen nachgeahmt werden. Im Falle der diffu-
2.60 Bewegungsfuge mit Hilfskonstruktion sionsdichten Gründachkonstruktionen sollte
1 Anpress- und Schutzprofil besser eine ausreichend dimensionierte Belüf-
2 Vegetationsschicht tungsebene eingesetzt werden.
3 Filterschicht
4 Dränschicht
5 Trennfolie
6 Gussasphalt
7 Dichtungsschicht
8 Dämmschicht
9 Dampfsperre

Tabelle 2.61 Regelschichtdicken bei verschiedenen Begrünungsarten


Begrünungsart Dicke der Gesamtdicke des Begrünungsaufbaus in cm
Vegetationsschicht
in cm bei 2 cm bei 4 cm
Dränmatte Schüttstoff*)
Extensivbegrünungen, geringer Pflegeaufwand, ohne zusätzliche Bewässerung
bei Flachdächern:
Moos-Sedum-Begrünung 2 bis 5 4 bis 7 6 bis 9
Sedum-Moos-Kraut-Begrünungen 5 bis 8 7 bis 10 9 bis 12
Sedum-Gras-Kraut-Begrünungen 8 bis 12 10 bis 14 12 bis 16
Gras-Kraut-Begrünungen (Trockenrasen)  15  17  19
Einfache Intensivbegrünungen, mittlerer Pflegeaufwand, periodische Bewässerung
bei Flachdächern:
Gras-Kraut-Begrünungen (Grasdach, Magerwiese)  8  10  12
Wildstauden-Gehölz-Begrünungen  8  10  12
Gehölz-Stauden-Begrünungen  10  12  14
Gehölz-Begrünungen  15  17  19
Begrünungsart Dicke der Dicke der Gesamtdicke des
Vegetationsschicht Dränschicht Begrünungsaufbaus
in cm in cm in cm
Aufwendige Intensivbegrünungen, hoher Pflegeaufwand, regelmäßige Bewässerung
Rasen  8  2  10
niedrige Stauden-Gehölz-Begrünungen  8  2  10
mittelhohe Stauden-Gehölz-Begrünungen  15  10  20
höhere Stauden-Gehölz-Begrünungen  25  10  35
Strauchpflanzungen  35  15  50
Baumpflanzungen  65  35  100
*) Bei 2 bis 3 % Dachgefälle; ab 3 % Dachgefälle kann die Schichtdicke auf 3 cm reduziert werden.
2.5 Flachdachkonstruktionen 247

2.5 Zweischalige, belüftete Überzügen oder Wechseln völlig unterbinden


(Bild 2.62c).
Flachdachkonstruktionen
• Ungünstige Grundrissformen oder Gebäude-
2.5.1 Allgemeines querschnitte (Bilder 2.62d und e).
• Windgeschützte Lage des Bauwerkes.
Ein Vorteil des „belüfteten Daches“ wurde lange • Fehlerhafte bzw. unzureichende Dampfsperren.
darin gesehen, dass auch bei fehlender oder feh- Es hat sich gezeigt, dass der Feuchtigkeitsein- 2
lerhafter Dampfsperre weniger Schäden durch trag durch Undichtigkeiten in der Dampfsperre
Wasserdampfkondensation innerhalb der Ge- weitaus höher ist als durch Wasserdampfdiffu-
samtkonstruktion zu befürchten seien, wenn die sion. Grundlegende Voraussetzung für das
Durchlüftung des Dachraumes einwandfrei ist. In Funktionieren des belüfteten Daches bei Flach-
der Praxis erweist es sich jedoch, dass mehrere dächern ist daher eine absolut luftdicht ab-
Faktoren sehr oft die vorgesehene Durchlüftung schließende Dampfsperre von sd > 10 m an der
der Konstruktion nicht ausreichend wirksam wer- Unterseite der Wärmedämmung (s. Abschn.
den lassen (Bild 2.62). Die häufigsten Schadens- 1.9.4, Detailausführung Bild 1.302).
quellen sind:
Belüftete Flachdächer sollten deshalb nur dann
• Zu geringe Höhe des Luftraumes, daher zu we- gewählt werden, wenn die genannten Probleme
nig Strömungsgefälle (Bild 2.62a). einwandfrei gelöst werden können.
• Nicht ausreichend bemessene oder verstopfte Nach DIN 4108-3 bedürfen nachfolgend aufge-
Zu- und Abluftöffnungen. führte belüftete Flachdächer keines rechneri-
• Wärmebrücken und Hindernisse im Luftraum, schen Tauwasser-Nachweises:
die durch Wirbelbildung den Luftstrom behin- • belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5°
dern oder ihn sogar in Teilbereichen wie bei und einer diffusionshemmenden Schicht mit

2.62a

2.62d

2.62b

2.62c 2.62e

2.62 Schadensquellen an zweischaligen Flachdächern


a) Belüftungsquerschnitt zu klein
b) fehlendes Gefälle
c) Hindernisse für die Durchlüftung und Wärmebrücken durch Stahlüberzug und an Lichtkuppel
d) ungünstige Grundrissform, schlecht belüftete Bereiche
e) problematischer Gebäudequerschnitt
248 2 Flachdächer

Tabelle 2.63 Belüftete Dächer nach DIN 4108


Dachneigung Dampfsperre (geforderte freier Mindestlüftungsquerschnitt2) Bei Satteldächern:
diffusionsäquivalente Lüftungs- First/Grat
Luftschichtdicke)1) querschnitt
< 5° t 2 ‰ der gesamten Dachgrund-
rissfläche an mindestens zwei
2 gegenüberliegenden Traufen
t 5° Der sd-Wert der unterhalb t 2 cm t 2 ‰ der zugehörigen Dach- t 0,5 ‰ der zuge-
der Belüftungsschicht fläche an den Traufen bzw. an hörigen geneigten
angeordneten Bauteilschichten Traufe und Dachabschluss und Dachfläche und
muss mindestens 2 m betragen t 200 cm2/m t 50 cm2/m
1) Die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd lässt sich hierbei errechnen aus sd = μ · s.
μ ist die Wasserdampfdiffusions-Widerstandszahl, s ist die Schichtdicke in Meter.
Angaben über den Wasserdampfdiffusions-Widerstand sind gegebenenfalls beim Hersteller zu erfragen.
2) Baustellenbedingte Ungenauigkeiten, Maßtoleranzen, Querschnittseinengungen, Lüftungsgitter u. Ä., sollten mit ihrem
Einfluss auf die Lüftungsquerschnitte bei der Planung berücksichtigt werden.

sd, i  100 m unterhalb der Wärmedämm- nahmen erforderlich (z. B. Erhöhung des freien
schicht, wobei der Wärmedurchlasswiderstand Luftraumes, Zwangsentlüftung).
der Bauteilschichten unterhalb der diffusions- Wenn die Flachdachkonstruktion aus Trägern mit
hemmenden Schicht höchstens 20% des Ge- Vollquerschnitten besteht, sollten die Lufträume
samtwärmedurchlasswiderstandes betragen der einzelnen Felder durch Konterlattung oder
darf (s. hierzu auch Abschn. 1.9.7.3). querliegende Pfettenlagen unter der Dachschale
miteinander verbunden werden.
Belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5° un-
Eine einwandfreie Durchlüftung von Dachkonst-
ter folgenden Bedingungen:
ruktionen ist nur dann sicherzustellen, wenn die
• Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes in- Dachflächen zwischen Lufteintritt und -austritt
nerhalb des Dachbereiches über der Wärme- ein Gefälle aufweisen. In gefällelosen oder nur
dämmschicht muss mindestens 2 cm betragen. wenig geneigten Flachdächern wird jedoch auch
• Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen bei einer empfohlenen Mindest-Luftraumhöhe
bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss von 15 cm bei Luftstille kaum gewährleistet wer-
mindestens 2‰ der zugehörigen geneigten den können, dass in die Konstruktion diffundier-
Dachfläche betragen, mindestens jedoch ter Wasserdampf vollständig abgeleitet wird.
200 cm2/m. Rohrdurchführungen, Entlüftungsschächte u. Ä.
• Bei Satteldächern sind an First und Grat Min- müssen im Luftraum zweischaliger Flachdach-
destlüftungsquerschnitte von 0,5‰ der zuge- konstruktionen sorgfältig wärmegeschützt wer-
hörigen geneigten Dachfläche erforderlich, den, da sonst an ihnen Kondenswasser auftreten
mindestens jedoch 50 cm2/m. kann.
Für Dachhaut, Oberflächenschutz und Randaus-
ANMERKUNG 1: Bei klimatisch unterschiedlich beanspruch- bildung kommen für zweischalige, belüftete
ten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dachflächen) ist Flachdachkonstruktionen die gleichen Materia-
eine Abschottung der Belüftungsschicht im Firstbereich lien in Betracht, wie sie unter Abschn. 2.2 aufge-
zweckmäßig.
führt sind. Als Wärmedämmung dienen auch hier
ANMERKUNG 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All-
alle Dämm-Matten und -Platten aus Mineralfa-
gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen –
auch solche mit Dachgauben – sind daher zweckmäßiger sern und Schaumstoffen. Wenn z. B. aus Kosten-
ohne Belüftung auszuführen. gründen verschiedenartige Wärmedämm-Mate-
rialien eingesetzt werden, soll grundsätzlich fes-
• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- tes, weniger wasserdampfdurchlässiges Material
schicht angeordneten Bauteilschichten muss (z. B. Hartschaumplatten) an der Unterseite der
insgesamt mindestens 2 m betragen. Konstruktion angeordnet werden.
Ist der Lüftungsweg (Abstand Zuluft- und Abluft-
öffnung) länger als 10 m, sind besondere Maß-
2.5 Flachdachkonstruktionen 249

2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk-


tionen über Stahlbetondecken

Stahlbetondecken als Bestandteil zweischaliger


Flachdachkonstruktionen bilden gleichzeitig sta-
tisches Tragwerk, ausgleichende Wärme-Spei-
chermasse und auch eine für normale Beanspru-
chungen ausreichende Dampfsperre. Bild 2.64
2
zeigt eine übliche Konstruktion. Für größere
Flachdachflächen können binderartige Holzkon-
struktionen so ausgebildet werden, dass der Luft-
raum über der Wärmedämmung zur Kontrolle der
Dachschale bekriechbar ist.
Als tragende Schale für die Dachhaut werden
Holzschalungen oder Spanplatten mit Nut-Feder-
Verbindung verwendet.

2.64 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung


mit Stahlbetondecke (einlagige Ausführung der 2.5.3 Zweischalige, belüftete Flachdach-
Unterkonstruktion nur bei freistehenden Bauwerken; Leichtkonstruktionen
sonst zweilagige Ausführung der Trägerlagen, vgl.
Abschn. 2.5.1)
1 Stahlbetondecke 4 Dachhaut Die Kombination zweier leichter Schalen – Ab-
2 Wärmedämmung 5 Kiesschüttung dichtung mit leichter Tragschicht und raumsei-
3 Querlüftung tige Unterdecke – mit Holzbalken als Tragwerk

2.65 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung mit Holzbalkendecke (Anmerkung s. Bild 2.61)
1 Deckenbekleidung (z. B. NF-Schalung) 5 Trägerlage mit Gefälle (sonst obere Schalung
2 Konterlattung, dazwischen auch untere auf Gefällekeilen)
Wärmedämmung möglich 6 Dachschalung
3 Dampfsperre 7 Dachabdichtung (z. B. lose verlegte
4 Wärmedämmplatte, 2-lagig verlegt Kunststoffdichtungsbahn auf Trennlage)
8 Kiesschüttung
250 2 Flachdächer

2.66 Vorgefertigtes zweischaliges Flachdach (System FUCHS)


1 Stahlbetonrohdecke mit Wärmedämmung 4 Flachstahlpfette
2 Druckplatte mit Korkunterlage 5 Auflagerschuh mit Vierfeldplatte
3 Teleskop-Stütze mit Nylondübel 6 Faserzement-Tafeln

stellt eine technisch einfache und billige Konst- sehr tiefe Räume durch Dachöffnungen leicht be-
ruktion für belüftete Flachdächer dar (Bild 2.65). lüftet und belichtet werden können. Belichtungs-
Es muss aber auf die in Abschn. 2.5.1 dargelegte öffnungen in Flachdächern werden am einfachs-
Problematik derartiger Konstruktionen verwie- ten mit Acrylglas-Bauelementen ausgeführt, für
sen werden. die sich die Bezeichnung „Lichtkuppel“ durchge-
setzt hat.
Lichtkuppeln werden von verschiedenen Herstel-
2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch- lern, jedoch fast durchweg nach dem gleichen
lüftete Flachdachkonstruktionen Konstruktionsprinzip, hergestellt.
Das Basiselement bildet ein wärmegedämmter
Insbesondere über Stahlbetondecken erfordern „Aufsetzkranz“, der mit breiten Aufstand- bzw. Kle-
zweischalige, belüftete Flachdachkonstruktionen beflanschen in die Dachhaut eingebunden wer-
bei handwerklicher Ausführung mehrere, oft von den kann. Die Montage erfolgt auf imprägnierten
verschiedenen Unternehmern auszuführende Holzrahmen, die bei einschaligen Flachdachkons-
witterungsabhängige Arbeitsgänge. Durch Vor- truktionen der Dicke der Wärmedämmung ent-
fertigung von Dachschalen- und Auflagerele- sprechen, oder direkt auf dem Tragwerk. Vorteil-
menten können diese Nachteile verringert wer- haft sind Aufsatzkränze, die so geformt sind, dass
den (Bild 2.66). die Auflagerrahmen auf der Innenseite abgedeckt
werden (Bild 2.67). Im Übrigen sind die Rohbauöff-
nungen so zu bemessen, dass ggf. Leibungsfutter
2.6 Flachdachzubehör montiert werden können.
Die eigentliche Belichtungsfläche besteht aus
2.6.1 Lichtkuppeln doppelschaligen Acrylglaskuppeln. Lichtkuppeln
werden fest geschlossen oder mit manuell oder
Ein Vorteil von Gebäuden mit Flachdächern be- elektrisch fernbedienten Öffnungseinrichtungen
steht darin, dass bei eingeschossigen Bauten (auch mit Fernbedienung als Rauchabzug z. B. in
bzw. in den Obergeschossen innenliegende oder Treppenhäusern), mit Gebläseentlüftungen, Ver-
2.6 Flachdachzubehör 251

2.67 Lichtkuppel (System ALWITRA)


1 zweischalige Acrylglas-Kuppel 5 Fixierung der Dachabdichtung
2 Sicherungsklemme 6 Dachabdichtung
3 wärmegedämmter Aufsatzkranz 7 Aufsetzkranz mit Lüftungsgebläse
4 Randbohle 8 Gebläse

dunkelungseinrichtungen und als Dachausstieg Dachabdichtungen (ohne Kiesschüttung) führen.


geliefert (Bild 2.67 links). Ein leichtes Gefälle mit flacher Kehlenbildung zu
Mehrere Lichtkuppeln können mit Hilfe spezieller den Ablaufstellen hin ist daher überall erforder-
Eindeckrahmen zu Belichtungsgruppen zusam- lich. Das Gefälle wird durch Gefälle-Estrich auf der
mengefasst werden. Es sind auch bandartige Ac- Rohdecke oder bei mehrschichtigem Dichtungs-
rylglaskonstruktionen als Belichtungsbänder auf aufbau auch durch keilförmig geschnittene Wär-
dem Markt, die ähnlich wie Lichtkuppeln einge- medämmplatten erreicht (vgl. Abschn. 2.2.5).
baut werden. Die erforderlichen Querschnitte der Abflusslei-
Wenn sehr große Belichtungsöffnungen erforder- tungen sind gemäß DIN EN 12 056-3 zu ermitteln
lich sind, können diese aus satteldach- oder pyra- (vgl. Abschn. 1.7.2). Erfolgt die Entwässerung
midenförmigen Konstruktionen mit Flächenver- über vorgefertigte Rinnen, ist als Übergang ein
glasungen gebildet werden (s. Abschn. 1.10.1). Traufblech anzuordnen.
Lichtkuppeln und sonstige größere Öffnungen in Entwässerungsleitungen sollen möglichst senk-
Flachdächern (z. B. Rauch- und Wärmeabzugs- recht geführt werden, doch können besondere ört-
anlagen) brachten schon immer ein hohes Scha- liche Verhältnisse den Einbau abgewinkelter Ent-
densrisiko mit sich. Auch hier unterscheidet die wässerungsgullys notwendig machen. Da alle Ent-
DIN 18 531 in verschiedene Qualitätsstufen. So wässerungsöffnungen Wärmebrücken in der
sind horizontal in der Abdichtungsebene einge- Dachkonstruktion darstellen, sind Dachgullys
klebte Flansche der Anwendungskategorie K 1 zu- grundsätzlich in zweigeteilter wärmegedämmter
zuordnen. Ausführung zu verwenden und an Fallrohre anzu-
schließen, die bis mindestens 1 m unterhalb der
Wärmedämmung der Dachfläche wärmegedämmt
2.6.2 Entwässerung werden. In schneereichen Gebieten kann eine ein-
gebaute elektrische Beheizung der Gullys dafür
Die für Flachdächer grundsätzlich zu bevorzu- sorgen, dass der Einlauf eisfrei bleibt. Je nach Aus-
gende Innenentwässerung (vgl. Abschn. 2.1.9) bildung der Dachoberfläche werden Dachgullys
erfordert Entwässerungselemente, die in die mit Sieben oder Kiesfangkörben kombiniert (Bild
Dachhaut eingebunden werden und Nieder- 2.68 und 2.69). Bei Terrassenflächen sind über
schlagswasser auf möglichst kurzen Wegen ablei- Dachabläufen herausnehmbare Gitterroste anzu-
ten. Die Herstellung ebener Dachflächen ist in der ordnen.
Praxis kaum zu verwirklichen. Muldenbildungen Kunststoffdachbahnen werden mit Klemmringen
mit unvermeidlicher Schlammablagerung kön- an die Abläufe angeschlossen (Bild 2.72a). Die
nen zu Schäden besonders an freiliegenden meisten Dachabläufe (auch sonstige Zubehör-
252 2 Flachdächer

2.68 Flachdachgully mit senkrechtem Einlauf 2.69 Flachdachgully in abgewinkelter Bauart für
1 Kiesschüttung zweischalige belüftete Flachdächer
2 Dachabdichtung 1 Dachabdichtungen mit Reflexionsschicht
3 Anschlussfolie 2 zweite Lage der Dachabdichtung
4 Wärmedämmung 3 Anschlussfolie
5 Dampfsperre 4 Nut-Feder-Schalung
6 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dachbalken
7 Stahlbetondecke 6 Wärmedämmung
8 Kiesfangkorb 7 Dampfbremse
9 wärmegedämmter Einlauftrichter 8 Schalung auf Konterlattung
10 wärmegedämmtes Abflussrohr 9 Laubfangkorb
10 wärmegedämmter und beheizter
Einlauftrichter
11 wärmegedämmtes Abflussrohr

2.70 Notüberlauf nicht belüftetes Dach (kein Anschluss 2.71 Notüberlauf belüftetes Dach (kein Anschluss an die
an die Entwässerung) Entwässerung)

teile wie z. B. in Bild 2.73 und 2.74) werden mit 2.6.3 Sanitärentlüftungen
werkseitig angebrachten Einbaumanschetten und Antennendurchgänge
geliefert, die in bituminöse Abdichtungen einge-
klebt werden oder auf die Kunststoffabdichtun- Für das Hindurchführen von Sanitärentlüftungen,
gen aufgeschweißt werden (Bild 2.72b). Luftschächten, Antennen u. Ä. gelten die glei-
Bei ungeschützten Dachabdichtungen aus Bitu- chen Einbauforderungen, wie sie in den beiden
men- oder bitumenhaltigen Bahnen werden bei vorstehenden Abschnitten genannt wurden.
Rinnen aus Zinkblech Korrosionsschutzmaßnah- Auch für diese Bauteile werden vorgefertigte
men erforderlich. Kunststoffelemente verwendet (Bild 2.73 und
2.74).
2.6 Flachdachzubehör 253

2.72a 2.72b

2.72 Eindichtung von Dachabläufen


a) Anschluss mit Klemmring, hochpolymere Dachbahnen lose verlegt
b) Dachgully mit eingeschäumter Manschette, auf hoch-polymere, lose verlegte Dachbahnen
aufgeschweißt

2.73 Kunststoff-Dachentlüfter 2.74 Kunststoff-Antennendurchführung (BRAAS)


254 2 Flachdächer

2.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1986-4 10.2010 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Verwendungsbereiche


von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe
DIN 1986-100 05.2008 –; Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12 056
2 DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 –; Beiblatt 2
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden:
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber. 1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108-3: 07.2001
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswert
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 01.2011 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 7864-1 04.1984 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen; Anforderungen, Prüfung
DIN 16 726 01.2011 Kunststoff-Dachbahnen; Kunststoff-Dichtungsbahnen; Prüfungen
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen – Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser)
und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden, Bemessung
und Ausführung
DIN 18 195-5 12.2011 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen
und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-8 03.2004 –; Abdichtungen über Bewegungsfugen
DIN 18 195-9 05.2010 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18 195-10 03.2004 –; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
DIN 18 334 04.2010 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Zimmer- und Holzarbeiten
DIN 18 338 04.2010 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Dachdeckung- und
Dachabdichtungsarbeiten
DIN 18 339 04.2010 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Klempnerarbeiten
DIN 18 384 04.2010 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstruktionen für Dächer: Planung und Ausführung
DIN 18 531-1 05.2010 Dachabdichtungen – Abdichtungen für nicht genutzte Dächer; Begriffe,
Anforderungen, Planungsgrundsätze
DIN 18 531-2 05.2010 –; Stoffe
DIN 18 531-3 05.2010 –; Bemessung, Verarbeitung der Stoffe, Ausführung der Dachabdichtung
DIN 18 531-4 05.2010 –; Instandhaltung
DIN 18 807-1 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Allgemeine Anforderungen,
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung
2.7 Normen 255

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 807-3 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis


und konstruktive Ausbildung
DIN 52 117 03.1977 Rohfilzpappe; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52 123
DIN 52 141
08.1985
12.1980
Prüfung von Bitumen- und Polymerbitumenbahnen
Glasvlies als Einlage für Dach- und Dichtungsbahnen; Begriff, Bezeichnung,
2
Anforderungen
DIN 68 365 12.2008 Bauholz für Zimmerarbeiten: Gütebedingungen
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre
aus Metallblech mit Nahtverbindungen
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugnisse
für das Bauwesen
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1873 03.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Lichtkuppeln aus
Kunststoff – Produktfestlegungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 162 12.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus expandiertem Polystyrol (EPS) – Spezifikation
DIN EN 13 164 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) – Spezifikation
DIN EN 13 165 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) – Spezifikation
DIN EN 13 166 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Phenolharzhartschaum (PF) – Spezifikation
DIN EN 13 167 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 169 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13 170 05.2010 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 171 01.2011 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte
aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 238 06.2010 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten – Konditionierungsverfahren
und allgemeine Regeln für die Auswahl von Trägerplatten
DIN EN 13 501-1 01.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten
– Teil 1: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum
Brandverhalten von Baustoffen; Deutsche Fassung prEN 13 501-1: 2006
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Defintionen; (ISO 7345: 1987);
Deutsche Fassung EN ISO 7345: 1995
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen
– Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächen
feuchte und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN 1991-1-1 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1995-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1
DIN EN 1991-1-4 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke - Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen
– Windlasten

Fortsetzung s. nächste Seite


256 2 Flachdächer

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1991-1-4/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:


Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten
DIN EN 1991-1-3 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen,
Schneelasten
2 DIN EN 1991-1-3/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen – Schneelasten
DIN EN 1993-1-3 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1-3:
Allgemeine Regeln – Ergänzende Regeln für kaltgeformte Bauteile und Bleche;
DIN EN 1995-1-1 12.2010 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1:
Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1995-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1: Allgemeines –
Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN 1986-100 05.2008 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100:
Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056
DIN EN 13707 10.2009 Abdichtungsbahnen – Bitumenbahnen mit Trägereinlage für
Dachabdichtungen – Definitionen und Eigenschaften
DIN V 20000-201 11.2006 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 201:
Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnorme
zur Verwendung in Dachabdichtungen
DIN V 20000-202 12.2007 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 202:
Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnorme
zur Verwendung in Bauwerksabdichtungen

2.8 Literatur
[1] Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik, Forschungsbericht: Niveaugleiche Tür-
schwellen bei Feuchträumen und Dachterrassen
[2] Arbeitsgemeinschaft Holz e. V.: Informationsdienst Holz, Druckschriften. Düsseldorf 1991–1997
[3] Behning, F. und Neumann, F. : Trennlagen bei Metallbedachungen – ja oder nein? In: Das Architektenmagazin 5/2001
[4] Forschungsgesellschaft Landesentwicklung Landschaftsbau. Dachbegrünungsrichtlinie, Ausgabe 2008
[5] Götze, H.: Das Gründach: Anmerkungen aus der Sachverständigenpraxis. In: das bauzentrum 8/96
[6] Künzel, H.: Engobierte Dachziegel, Frostschäden. In: DAB 12/2001
[7] Künzel, H.: Zum heutigen Stand der Erkenntnisse über das UK-Dach. In: Bauphysik 1/1995
[8] Merkel, H.: Langzeitverhalten von extrudierten Polystyrol-Hartschaumstoffen im Umkehrdach. In: DAB 9/96
[9] Rode, P.: Abdichtungen mit Gussasphalt als Wurzelschicht. In: bba 04/2001
[10] Steinhöfel, H.-J.: Flachdächer. Bedenkliche, mögliche, empfohlene Details in Regel- und Sonderfällen. Köln 1992
[11] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.:
Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk – Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). Köln
2001/2003 – Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen 03/2007
257

3 Abgasanlagen (Schornsteine, Kamine)


und Lüftungsschächte

3.1 Allgemeines Zu Abmessungen und der Anordnung von Reini-


gungsöffnungen macht DIN V 18160-1 Abschn.
Der Begriff Abgasanlagen umfasst alle für die Ab- 6.5 weitergehenden Angaben.
leitung sämtlicher Abgase von Feuerstätten aller Die Funktions-, Brand- und Standsicherheit darf
Art hergestellten baulichen Anlagen. Abgasleitun- durch fremde Bauteile und Einrichtungen in und
gen für Feuerstätten mit flüssigen oder gas-
förmigen Brennstoffen sind Abgasanlagen, die
an Abgasanlagen nicht gemindert werden. 3
Die beim Verbrennungsvorgang entstehenden
nicht rußbeständig sind – als Schornsteine für heißen Abgase haben ein geringeres spezifisches
Feuerstätten mit festen Brennstoffen werden Gewicht als die umgebende Außenluft. Sie
Abgasanlagen bezeichnet, die rußbeständig sind. erhalten dadurch nach dem Archimedischen
Abgasanlagen müssen Abgase von Feuerstätten Prinzip einen Auftrieb mit einer Strömungs-
in allen Betriebszuständen ordnungsgemäß ins geschwindigkeit, die abhängig ist von
Freie abführen. Sie müssen durchgehend ohne • Temperaturdifferenz zwischen Abgas- und ent-
Unterbrechung angeordnet sein. Die vertikalen sprechender Außenluftsäule,
Bauteile sind lotrecht, mit einheitlichen Baustof-
fen und i. d. R. gleichen Abmessungen in einheit- • Höhe der Luftsäulen,
licher Bauart herzustellen. Die freie Beweglichkeit • Frischluftzustrom zur Feuerungsanlage,
der Innenschale mehrschaliger Abgasanlagen ist • Strömungs- und Reibungswiderständen in
sicherzustellen. Feuerungsraum und Abgasanlagen,
Durch Abgasanlagen dürfen Feuer und Rauch • Abkühlung der Abgase innerhalb der Abgasan-
nicht in andere Geschosse oder Brandabschnitte lage.
übertragen werden. Im Freien müssen Abgas- Mit der Abgassäule muss eine entsprechende
anlagen einen Mindestabstand von 20 cm zu Zuluftsäule nach dem Prinzip der „kommunizie-
Fenster- und Wandöffnungen haben. In Gebäu- renden Röhren“ einen Kreislauf bilden können
den muss jede Abgasanlage, die Geschosse (Bild 3.1).
überbrückt, in einem eigenen Schacht in L 90 (in
Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2 in L 30, Richtig dimensionierte Abgasleitungen und
sofern sie nur durch eine Nutzungseinheit ge- Schornsteine funktionieren bei den jeweils be-
führt wird) angeordnet sein. Dies gilt als gege- triebsbedingten Abgastemperaturen nach die-
ben, wenn die Abgasanlage selbst eine Feuer- sem Prinzip mit natürlichen Druckunterschieden.
widerstanddauer von min. F 90 (in niedrigge- Bei ihrem Weg durch die Abgasanlagen kühlen
schossigen Wohngebäuden gemäß Definitionen sich die Verbrennungsgase ab. Der in ihnen ent-
der LBO’s min. F 30) aufweist. Unter besonderen haltene Wasserdampf kann dabei insbesondere
Bedingungen sind mehrere Abgasanlagen auch in der Nähe der oberen Mündung kondensieren.
in einem Schacht möglich. Sie müssen so ange- Bei hohen Abgastemperaturen kommt es bei vor-
ordnet und wärmegedämmt sein, dass Abgas übergehender Kondensatbildung an den Innen-
und ggf. Rußbrände im Inneren nicht auf das Ge- wänden der Mündung der Abgasanlage in der
bäude übertragen werden. Abgase dürfen aus Regel zu keinen Schäden.
den äußeren Wänden nicht in gefahrdrohender Moderne Feuerstätten bzw. Wärmeerzeuger ha-
Menge austreten können (Gasdichtheit). Der kon- ben jedoch zur besseren Energieausnutzung
struktive Aufbau mehrschaliger Anlagen und heute meistens Abgastemperaturen von nur
nicht hinterlüfteter Bekleidungen muss sicher- etwa 150° C, bei Niedertemperaturkesseln mit
stellen, dass es zu keinen schädigenden Feuch- Wärmerückgewinnung aus den Abgasen („Brenn-
teansammlungen in den Baustoffen kommt wertkessel“) sogar von nur 40 bis 60° C. Bei
(Dampfdiffusionswiderstand der einzelnen modernen Heizungssteuerungen können außer-
Schichten). dem Programmschaltungen die Wirtschaftlich-
Abgasanlagen müssen leicht und sicher mittels keit der Anlage durch längere Betriebspausen
unteren und ggf. auch oberen Reinigungsöff- erhöhen. Die Abkühlung der Kessel wird dabei
nungen geprüft und gereinigt werden können. zudem durch Abgasklappen in den Verbindungs-

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_3, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
258 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

DIN EN 13 384). Die Wandungen von Abgasanla-


gen müssen deshalb ohne Schaden vorüberge-
hend Feuchtigkeit speichern können oder aus
feuchtigskeitsunempfindlichen Baustoffen (z. B.
Edelstahlrohre, Glas) bestehen.
Aus alledem folgt daher, dass Abgasanlagen sich
aus den ehemals einfachen, meist gemauerten
Bauarten zu stark spezialisierten, mehrschichti-
gen Bauelementen entwickelt haben, die sorgfäl-
tig in Verbindung mit der gesamten Heizanlage
geplant werden müssen (Bild 3.2).
3 Bei der Planung von Abgasanlagen und bei der Be-
stimmung des Querschnittes sind zu beachten:
• Abgasart (Art der Brennstoffe)
• Nennwärmeleistung in kW, Abgasmassestrom
und Zugbedarf
• Abgastemperatur (thermische Beanspruchung
3.1 Funktionsschema einer Abgasanlage des Materials der Abgasleitungen und Schorn-
1 Feuerstätte steine)
2 Abgassäule („warm, leicht“) mit Auftrieb • Betriebsart (z. B. gleichmäßiger Dauerbetrieb
3 äquivalente Außenluftsäule („kühler, schwerer“)
oder Intervallbetrieb)
• Lage (Festlegung innerhalb des Gebäude-
stücken zwischen Kessel und Abgasanlage be-
grundrisses, Beeinflussung der Abgasführung
grenzt. Dadurch kommt es zu verstärkter Ausküh-
durch Dachform, benachbarte Gebäude u. Ä.)
lung innerhalb der Abgasanlage und besonders
bei gasgefeuerten Heizanlagen zu erheblicher • Zuluft
Kondensatbildung (Taupunktberechnung nach • Überwachung und Reinigung

3.2 Bauarten von Abgasanlagen und Schornsteinen


a) nur noch als Ummantelung
b) nur noch als Ummantelung
c) einschalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Entlüftungskammern
d) zweischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Schamotte-Abgasrohr (säurebeständig)
e) dreischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit Schamotte-Abgasrohr, wärmegedämmt (säurebeständig)
f ) zweischalige Bauart aus Beton-Fertigteilen mit feuchtigkeitsunempfindlichem Abgasrohr und Wärmedämmung
(säurebeständig)
g) Abgasanlage für Gasfeuerungen mit feuchtigkeitsunempfindlicher Abgasleitung und mit Zuluftrückführung
h) Abgasanlage aus Stahl mit Abgasleitung aus Edelstahl, Wärmedämmung und Außenschale aus Edelstahlblech
(säurebeständig)
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 259

Eine Heiz- bzw. Feuerungsanlage besteht grund-


sätzlich aus Heizkessel (bzw. Feuerstätte), Ver-
bindungsstück und Abgasleitung (Schornstein).
Die weiteren Grundbegriffe sind Bild 3.3 zu ent-
nehmen.

3.2 Allgemeine Bauvorschriften


3.2.1 Vorschriften und Normen

Grundlage für die Bauvorschriften von Abgas-


3
einrichtungen und Schornsteinen sind die Be-
stimmungen der Landesbauordnungen, das Bun-
desimmissionsschutzgesetz und die Technischen
Anleitungen zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft
vom 24.07.2002).
Planung und Ausführung von Abgasanlagen (Ab-
gasleitungen und Schornsteine) sind in DIN EN
13063, DIN V 18 160-1, DIN 18 147-5, DIN EN 1443
und in den Landesbauordnungen durch verschie-
dene Einzelvorschriften geregelt. Sie können im
Rahmen dieser Abhandlung nur in den wichtigs-
ten Teilen erwähnt werden.

3.2.2 Baustoffe

Bauprodukte für Abgasanlagen werden je nach


Anwendungsbereich und Leistungsanforderun-
gen in DIN V 18 160-1 klassifiziert nach:
• Temperaturklasse T (gibt an, bis zu welcher Ab- 3.3 Abgasanlage (Grundbegriffe)
gastemperatur das Bauprodukt einsetzbar ist, 1 Sockel/Fundament
2 Untere Reinigungsverschlüsse (Putztüren)
von T080 bis T600° C) 3 Heizkessel (Sammelfeuerstätte)
• Gasdichtheitsklasse/Druckklasse N, P oder H 4 Verbindungsstück
nach DIN EN 1443/Druckklasse gibt u. a. an, 5 Heizraum-Abluft
welche Leckrate das Bauprodukt unter Prüf- 6 Einzelfeuerstätte
7 „Gemeinsame“ Abgasleitung
bedingungen aufweisen darf und für welche 8 „Eigene“ Abgasleitung
Betriebsweise das Produkt geeignet ist (Unter- 9 Obere Reinigungsverschlüsse
Über- oder Hochdruckanlage). 10 Kragplatte für Verkleidung
• Rußbrandbeständigkeitsklasse G (für Abgasan- 11 Schornsteinkopf (mit Verkleidung und
Einfassung)
lagen mit Rußbeständigkeit) oder O (für Abgas- 12 Abdeckplatte
anlagen ohne Rußbeständigkeit) (gibt an, ob 13 Mündung H = wirksame Höhe der Abgasanlage
die Bauprodukte in Abhängigkeit von der Bau-
art der Anlage auch für eine rußbrandbeständi-
ge Abgasanlage als Schornstein geeignet sind). • Wärmedurchlasswiderstandsklasse TR zzgl. An-
• Kondensatbeständigkeitsklasse (D = geeignet gabe des Wärmedurchlasswiderstandes in
für trockene, W = geeignet für feuchte Be- m2 u K u W–1 des Bauproduktes u 100
triebsweise) • Feuerwiderstandsklasse L 30/L 90 nach DIN
• Korrosionswiderstandsklasse (gibt an für wel- 4102-6 (als Angabe für die Dauer des Wider-
che Brennstoffe das Bauprodukt ausreichend standes bei Brandbeanspruchung)
korrosionsbeständig ist. 1 = gasförmig, 2 = flüs- • Baustoffklasse A (nicht brennbare Baustoffe)
sig/gasförmig , 3 = fest, flüssig/gasförmig) oder B (brennbare Baustoffe) gemäß DIN 4102-1
260 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Bauprodukte für Abgasanlagen müssen mit dem 3.2.4 Lage der Mündung und Abstände
CE-Zeichen oder dem Ü-Zeichen gekennzeichnet von brennbaren Bauteilen
sein (s. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 dieses Werkes). Aus-
geführte Anlagen sind mindestens gemäß den Die Mündungen von Abgasanlagen müssen so
oben aufgeführten Anforderungen zu kennzeich- angeordnet sein, dass sie nicht in unmittelbarer
nen, (z. B. DIN V 18160-1 T400 P1 W 1 050 L90), Nähe von Fenstern, Zuluftöffnungen und Balko-
dabei steht nen usw. liegen. Bei terrassenartigen Gebäuden
– DIN V 18160-1 für Nummer der Norm sollen sie aus der höchsten Dachfläche austreten.
– T400 für Temperaturklasse Bei Flachdachflächen mit geschlossener Brüstung
mit t 50 cm Höhe müssen Öffnungen in der Brüs-
– P1 für Gasdichtheits- oder Druckklasse tung zur Ableitung von gefährlichen Abgasan-
3 – W für Kondensatbeständigkeitsklasse sammlungen vorgesehen werden.
– 1 für Korrosionswiderstandsklasse Die Mündung ist für geneigte Dächer bei Dach-
– O50 für Rußbrandbeständigkeitsklasse mit neigungen von mehr als 20° möglichst am First
Angabe eines Abstandes zu brennbaren Bau- vorzusehen. Sie muss die höchste Dachkante um
stoffen mindestens 40 cm, bei Feuerstätten für feste
– L90 für Feuerwiderstandsklasse Brennstoffe und weicher Bedachung (mit Stroh-
oder Reetdeckung) mindestens um 80 cm über-
Bei den für Hausheizungen in Betracht kommen- ragen. Von Dachflächen, die weniger als 20° ge-
den Abgastemperaturen ist in der Regel keine neigt sind, müssen Mündungen von Abgasanla-
Erhitzung von Bauteilen der Abgasanlagen zu gen einen Sicherheitsabstand von mindestens
befürchten, die für angrenzende Bauteile kritisch 1 m haben (ausgenommen bei raumluftunab-
werden könnte. hängigen Gasfeuerstätten d 50 kW Nennwärme-
Wenn jedoch Abgasrückstände (z. B. Ruß) in leistung beträgt der Mindestabstand 40 cm).
Brand geraten oder wenn diese vom Schornstein- Bei zusammengesetzten Baukörpern müssen die
feger beim „Ausbrennen“ absichtlich in Brand ge- Mündungen in der Regel im höchsten Bauwerk
setzt werden, können außerordentlich hohe Tem- liegen. Dachaufbauten, Gebäudeteile und Öff-
peraturen an den Außenflächen entstehen. nungen zu Räumen, auch an Nachbargebäuden
Brennbare Bauteile müssen daher bestimmte im Umkreis von 15 m, deren Abstand kleiner als
Abstände von den Abgasleitungen und Schorn- 1,5 m oder kleiner als das 1,5-fache der Höhe der
steinen haben (s. Abschn. 3.2.4), die mit der Ruß- Abgasanlage beträgt, müssen von Abgasanlagen
brandbeständigkeitsklasse zu benennen sind. um mindestens 1m überragt werden. Gleiches
Bei großen Querschnitten insbesondere von ho- gilt für den Abstand von Bauteilen oder Beklei-
hen Abgasanlagen kann es durch Unregelmäßig- dungen aus brennbaren Baustoffen (Bild 3.5).
keiten bei der Verbrennung zu Verpuffungen mit Häufige Sturmschäden an frei über Dachflächen
erheblichen Explosionsschlägen kommen. Wan- stehenden Abgasanlagen haben andererseits
dungen müssen daher so beschaffen sein, dass auch zu Höhenbegrenzungen geführt. Diese sind
sie auch derartigen Beanspruchungen gewach- abhängig von der Bauart und der Einbauhöhe
sen sind. über Gelände. Bei Abgasanlagen aus gemauerten
Die oberhalb des Daches liegenden Bauteile von Formsteinen werden sie zum Bestandteil der
Abgasanlagen müssen frostbeständig sein. amtlichen Einzelzulassungen. Danach dürfen um-
mauerte Anlagen – gemessen in der Achse – ge-
neigte Dachflächen oder Flachdachflächen etwa
3.2.3 Höhe der Abgasanlage 1,40 bis 1,90 m und verputzte oder verkleidete
Abgasanlagen teilweise nur etwa 0,60 m bis
Die Höhe wird im Allgemeinen von der Gebäude- höchstens 1,50 m überragen.
höhe bestimmt, wenn nicht freistehende Anla- Zwischenräume in den Deckendurchbrüchen
gen (s. Bilder 3.19, 3.21 und 3.22) eine unabhän- sind dicht mit nicht brennbaren und ausreichend
gige Höhe ermöglichen. Die wirksame Höhe (Ab- wärmedämmenden Baustoffen auszumauern
stand Achse der Abgaseinführung – Mündung) oder auszufüllen (Bild 3.6). Die Höhenänderun-
sollte mindestens 4 m betragen. Geringere Hö- gen der Abgasanlagen dürfen dadurch aber nicht
hen sind bei speziellen Feuerungsanlagen bzw. behindert werden. Die notwendige Aussteifung
bei Nachweis nach DIN EN 13 384-1 möglich. muss wirksam bleiben.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 261

Tabelle 3.4 Korrosionswiderstandsklassen nach DIN V 18 160-1


Korrosionswiderstands- 1 2 3
klassen
mögliche Brennstoffarten Gas: Gas Gas
Schwefelgehalt d 50 mg/m3, Erdgas: L + H, Erdgas: L + H,
Erdgas: L + H, Flüssiggas Flüssiggas
Flüssiggas
Öl und Kerosin: Öl und Kerosin: Öl und Kerosin
Schwefelgehalt < 50 mg/m3 Schwefelgehalt < 0,2%
(Massenanteil)
Holz für ausschließlich offen
betriebene Feuerstätten
Holz
Kohle
3
Torf

3.5a 3.5b 3.5c

3.5d 3.5e 3.5f

3.5g 3.5h
3.5 Abstände der Mündungen von Abgasanlagen
a) 40 cm bei harter Bedachung, 80 cm bei weicher Bedachung
b) Dachneigung < 20° 1,00 m Abstand; bei Gasfeuerstätten < 50 kW 40 cm Abstand
c) Dachneigung > 20°
d) Flachdächer mit allseitig geschlossener Aufkantung/Brüstung
e) zusammengesetzte Baukörper
f) Abstand von Dachaufbauten
g) Abstand von Bauteilen aus brennbaren Baustoffen
h) Feuerungsanlage bis 50 kW: in 15 m Umkreis 1,0 m Abstand bis OK Öffnung
262 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

außenseitig frei liegen und außenseitig nicht zu-


sätzlich wärmegedämmt sind.
Abgasleitungen innerhalb von Schächten (L90
oder L30) benötigen bei Temperaturklassen bis
T120 keinen Abstand. Bis T200 sind keine Abstän-
de gefordert, wenn die Schächte aus nicht brenn-
baren Baustoffen bestehen, der Zwischenraum
3.6a 3.6b zwischen Schacht und Abgasleitung dauernd
3.6 Deckendurchführung von Schornsteinen belüftet ist und der Abstand zwischen Abgaslei-
a) Schnitt durch Schornstein und Holzbalkendecke, tung und Schacht i. d. R. t 3 cm beträgt.
3 Hinterfüllung mit nichtbrennbarer Mineralwolle
oder Beton
Bei Temperaturklassen ab T200 ist i. d. R. ein
Nachweis über die Maximaltemperatur (max. 85°
b) Schornsteinführung durch Stahlbetondecke; C) an den angrenzenden Bauteilen erforderlich.
nicht brennbare Dämmplatte in senkrechter Fuge
Der Nachweis kann für Temperaturklassen bis
T400 entfallen, wenn entweder der Zwischen-
raum belüftet ist oder der Wärmedurchlasswider-
Abstände zu brennbaren Bauteilen. Nach DIN stand des Schachtes mindestens 0,12 m2 u K u
V 18160-1, Abschn. 6.9 müssen die Außenflächen W–1 beträgt und ein Abstand von t 5 cm einge-
von Abgasanlagen so weit von brennbaren Bau- halten wird.
stoffen entfernt sein, dass an diesen keine höhe-
ren Temperaturen als 85° C und bei Rußbränden Abgasleitungen außerhalb von Schächten mit
im Inneren von Schornsteinen Temperaturen von Temperaturklassen bis T300 müssen von brenn-
max. 100° C auftreten können. Bauteile aus oder baren Bauteilen einen Mindestabstand von 20 cm
mit brennbaren Baustoffen müssen zu den Au- einhalten. Wenn die Abgasleitung mit mind. 2 cm
ßenflächen von Abgasanlagen mindestens einen dickem, nicht brennbaren Baustoff ummantelt ist
Abstand einhalten, der dem mit der Rußbestän- oder wenn die Abgastemperatur 160° C nicht
digkeitsklasse angegebenen Abstand zu brenn- übersteigt, genügt ein Abstand von 5 cm (Bild
baren Baustoffen entspricht. Die Zwischenräume 3.7a). Für Abgasleitungen mit Temperaturklassen
zwischen den Bauteilen aus oder mit brennbaren über T300 ist ein Abstand von 40 cm einzuhalten.
Baustoffen und der Abgasanlage sind zu belüften Bei einer Ummantelung mit mind. 2 cm dickem,
bzw. durchgehend offen zu halten oder unter Be- nicht brennbarem Baustoff genügt ein Abstand
rücksichtigung der Herstellerangaben mit form- von 20 cm.
beständigen nicht brennbaren Baustoffen mit Abstände von Verbindungsstücken für Feuer-
geringer Wärmeleitfähigkeit auszufüllen. Zwi- stätten mit flüssigen oder gasförmigem Brenn-
schenräume in Decken sind mit nicht brennbaren stoffen zu brennbaren Bauteilen betragen min.
Baustoffen geringer Wärmeleitfähigkeit auszu- 20 cm bei Abgastemperaturen von 160 bis 400° C
füllen. bzw. t 5 cm bei Temperaturen von 85 bis 160° C.
Des Weiteren gelten in Abhängigkeit von der Darunter ist kein Abstand erforderlich. Bei festen
Bauart und Betriebsweise folgende Regelungen: Brennstoffen ist ein Abstand von min 40 cm, bei
Für Schornsteine, deren mit der Rußbeständig- mindestens 2 cm dicker Ummantelung mit nicht
keitsklasse angegebener Abstand zu brennbaren brennbaren Baustoffen min. 10 cm notwendig
Baustoffen max. 50 mm beträgt, genügt gegen- (Bild 3.7b).
über Holzbalken und Bauteilen entsprechender
Wanddurchführungen von Verbindungstücken
Abmessungen aus brennbaren Baustoffen ein
sind entweder in einem Abstand von min. 20 cm
Mindestabstand von 2 cm (Bild 3.6). Zu Holzbalken-
in einem nicht brennbaren Schutzrohr zu führen
decken, Dachbalken aus Holz, weichen Bedachun-
oder in einer Dicke von min. 20 cm mit nicht
gen und ähnlichen, streifenförmig an Schornsteine
brennbaren Baustoffen geringer Wärmeleitfähig-
angrenzenden Bauteilen aus oder mit brennbaren
keit zu ummanteln. Bei Abgastemperaturen unter
Baustoffen ist kein Abstand erforderlich, wenn die
160° C genügt ein Abstand von t 5 cm.
Schornsteine im Bereich dieser Bauteile zusätzlich
mit mindestens 11,5 cm Mauerwerk verkleidet sind. Die Abstände von Reinigungsöffnungen zu
Bauteile wie Fußleisten oder Dachlatten, die nur brennbaren Bauteilen (auch bei oberen Reini-
geringflächig an Schornsteine angrenzen, benöti- gungsöffnungen in Dachräumen) muss ein Min-
gen keinen Abstand zu diesen, wenn diese Bauteile destabstand von 40 cm eingehalten werden. Er
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 263

3.7b

3
3.7a

3.7c
3.7 Abstände von brennbaren Baustoffen und Einbauten
a) Abstand von leichten brennbaren Trennwänden und Einbauten (t T 200 d T 400)
b) Abstände von Verbindungsstücken
c) Abstände von Reinigungsöffnungen
1 Trennwand, brennbare Baustoffe
2 Belüftungsöffnungen oben und unten
3 Wandteil aus nichtbrennbaren Baustoffen
4 Brennbarer Baustoff mit Schutz gegen Wärmestrahlung
5 Einbauschrank o. Ä.
6 Fußbodenbereich aus nichtbrennbaren Baustoffen

kann auf 20 cm abgemindert werden, wenn die Wenn sich die Rauchgase auf ihrem Weg durch
brennbaren Bauteile einen besonderen Schutz die Abgasanlage abkühlen, kommt es bei Tem-
gegen Wärmestrahlung erhalten. Vor den Reini- peraturen von 40 bis 45° C zur Kondensatbildung,
gungsöffnungen muss eine Fußbodenfläche von und das als Dampf im Rauchgas enthaltene Was-
mindestens 50 cm Tiefe und jeweils 20 cm Breite ser schlägt sich vor allem im Bereich der im Freien
seitlich über die Öffnung ragend aus nichtbrenn- liegenden Teile der Abgasanlage nieder. Bei dem
baren Baustoffen vorhanden sein (Bild 3.7c). üblichen intermittierenden Betrieb der Heizungs-
Bei Luft-Abgas-Systemen (s. Abschn. 3.3.2) zu anlagen kann die Abgasanlage nur bei ausrei-
Bauteilen aus oder mit brennbaren Baustoffen ist chender Durchlüftung austrocknen.
min. der mit der Rußbeständigkeitsklasse ange- Bei Neuanlagen sollten daher grundsätzlich Ab-
gebene Abstand einzuhalten. Des Weiteren gel- gasanlagen für feuchte Betriebsweise verwendet
ten die Abstände zu brennbaren Bauteilen wie werden.
zuvor beschrieben. Brennbare Bauteile und Luft- Besonders bei Ölheizungen verbindet sich im
Abgassysteme mit einer Feuerwiderstandsklasse Laufe der Zeit die sich ansammelnde Feuchtigkeit
L90 benötigen bei Abgastemperaturen bis 120° C mit den SO2-Anteilen der Abgase zu schwefliger
keinen Abstand. Säure, die die Baustoffe der Abgasanlage angreift
und allmählich durchdringt. Es kommt zur „Ver-
sottung“ der Anlage. Diese Gefahr besteht insbe-
3.2.5 Wärmeschutz sondere bei falsch bemessenen zu großen Quer-
schnitten (etwa, wenn bei Änderungen an der
In den Abgasen der üblichen Brennstoffe sind ne- Heizungsanlage z. B. – bei Umstellung von Öl- auf
ben Stickstoff aus der Verbrennungsluft und Ruß Gasfeuerung – die Überprüfung der Dimensionie-
aus unverbranntem Kohlenstoff vor allem Koh- rung vernachlässigt wird).
lendioxyd (CO2), Schwefeldioxyd (SO2) und Was- Zur Planung von Abgasanlagen gehört daher die
ser (H2O) enthalten. Die Abgase von 1 kg Heizöl Festlegung des Wärmeschutzes für die Abgas-
enthalten etwa 1,5 kg Wasserdampf, die Abgase leitung innerhalb des Gebäudes und für den im
von 1m3 Heizgas etwa 1,5 kg Wasserdampf. Freien oder in Kalträumen liegenden Teil, damit
264 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.8a 3.8b

3.8 Schornsteinkopf mit thermischer Trennung und luftdichtem Anschluss


a) Schornsteinkopf mit Thermo-Trennstein und Thermo-Dichtset (Schiedel)
b) Prinzipskizze Thermo-Trennstein
1 außenseitig: Folie an Unterspannbahn der Dachhaut und am Schornsteinkopf fixieren
2 Mantelstein mit Schaumglaseinlage
3 innenseitig: Dichtmanschette anheften und luftdicht verkleben mit raumseitiger Dampfbremse und Schornstein
4 Unterbrechung Wärmefluss

die Abgastemperatur möglichst nicht die kriti- eine thermische Trennung im Übergangsbereich
schen Grenzen zur Kondensatbildung erreicht Außenraum bzw. nicht beheizten Raum sicher-
(etwa 50° C für Wasserdampf, etwa 100 bis 130° C stellen und somit die Wärmeverluste reduzieren.
für Säuren je nach Verbrennung und Brenn- Spezial-Folienschürzen und Dichtmanschetten
stoffqualität). sorgen für die erforderliche Luftdichtheit (Bild
Die früher üblichen gemauerten einschaligen 3.8). Revisionsöffnungen sind mit Dichtungen
Schornsteine (Bild 3.2a) sowie ein- oder zweischa- ausgestattet.
lige Abgasanlagen aus Formsteinen (Bild 3.2b
und c) kommen somit nur noch für Einzel-Ofen-
heizungen, offene Kamine o. Ä. in Betracht. 3.2.6 Standsicherheit
Heute übliche mehrschalige Systeme (Bild 3.2d
Abgasanlagen müssen auf tragfähigem Bau-
bis f ) bestehen in der Regel aus einer Scha-
grund mit entsprechenden Fundamenten ge-
motte-Innenschale (auch mit Spezialbeschich-
gründet oder auf feuerbeständigen Unterbau
tungen und Innenglasur), Wärmedämmschichten
aufgesetzt sein. Für Abgasanlagen in Gebäuden
aus nicht brennbaren Mineralwolleplatten (auch
geringer Höhe, für Abgasanlagen und Schorn-
Vermiculite o. Ä. als Dämmmörtel oder Ver-
steine, die oberhalb der obersten Geschossdecke
füllung) und aus Leichtbeton-Außenschalen, die
beginnen sowie für Anlagen an Gebäuden genügt
gleichzeitig auch Lüftungskanäle enthalten
eine Unterstützung aus nicht brennbaren Bau-
können.
stoffen. Müssen Abgas- oder Feuerungsanlagen
Abgasanlagen für Heizungsanlagen mit niedri- mit hohen zu erwartenden Temperaturbelastun-
gen Abgastemperaturen werden mit hinterlüfte- gen auf bindigen Böden gegründet werden,
ten Abgasrohren ausgeführt. muss durch Wärmedämmung ein Austrocknen
Die Industrie hat nach Inkrafttreten der letzten und die damit verbundene Volumenverringe-
EnEV-Novellierung 2009 reagiert und spezielle rung des Untergrundes verhindert werden, weil
Formsteine mit z. B. nicht brennbarer und wärme- es sonst zu erheblichen Setzungen der Funda-
dämmender Schaumglaseinlage entwickelt, die mente kommen kann.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 265

Die horizontale Krafteinleitung (Aussteifung)


muss unmittelbar erfolgen. Dies gilt als erfüllt,
wenn der umlaufende Bewegungsspalt nicht grö-
ßer als 2 mm (ohne Wärmedämmstreifen) ausge-
führt ist.
Umfassungsbauteile von Abgasanlagen (Schorn-
steinwangen) dürfen durch andere Bauteile wie
Decken, Unterzüge und Stürze nicht belastet
werden.
Abgasanlagen dürfen in tragende oder ausstei-
fende Wände nur dann eingreifen, wenn dadurch
die statische Wirksamkeit und die Brandschutz- 3
anforderungen dieser Wände nicht beeinträch-
tigt werden.
In Dachräumen sind freistehende Abgasanlagen
3.9 Unterstützung einer gezogenen Abgasanlage
je nach Bauart ausreichend auszusteifen (in der (Lastabtragung auf ggf. besonders dimensioniertem
Regel in Abständen von höchstens 3 m). Dabei Deckenteil)
dürfen auch Bauteile aus brennbaren Baustoffen 1 Innenschale
(z. B. Teile der Dachkonstruktion) herangezogen 2 Wärmedämmung
worden, wenn die erforderlichen Abstände ein- 3 Außenschale
gehalten werden (s. a. Abschn. 3.2.4). 4 Auflagenplatte mit Dehnstutzen
(Dehnfuge 3 mm/stgdm, mind. 30 mm,
Die über die Dachfläche hinausragenden Teile der Überdeckung > 20 mm)
Abgasanlagen (Aufsätze, Verlängerungen, Schorn- 5 Zwischenbauteil mit Dehnungstutzen
steinköpfe) müssen insbesondere den einwirken- 6 Untermauerung
den Winddruck- und -sogkräften standhalten kön- 7 Trennschicht
8 Innenrohr-Formteil
nen. Die Kippsicherheit der Köpfe muss in der Regel
allein durch ihr Eigengewicht bewirkt werden und
ist bei größeren Höhen der Anlage statisch zu er- (bis zu 60° C gegen die Waagerechte) ist ohne
mitteln. Für Abgasanlagen aus Fertigelementen Querschnittsänderung (bis zu Querschnittsgrö-
können die erforderlichen Nachweise anhand von ßen von 400 cm2) nur einmal zulässig. Bei Schorn-
Tabellen der Hersteller geführt werden. steinen aus Formstücken nach DIN 18 150 dürfen
Weitergehende Regelungen zu erforderlichen für die Knickstellen nur besonders geformte Win-
Standsicherheitsnachweisen trifft DIN V 18160-1 kelstücke verwendet werden. Der schräg geführ-
Abschn. 13. te Teil der Abgasanlage muss in einem zugängli-
chen Raum liegen.
Bei geringfügigem „Verziehen“ brauchen Schorn-
3.2.7 Querschnitte steine nicht besonders abgestützt zu werden. Bei
größeren Verziehungen muss eine Abstützung
Der lichte Querschnitt einer Abgasleitung oder auf nichtbrennbare tragende Bauteile vorgese-
eines Schornsteins ist rund, quadratisch oder – hen werden (Bild 3.9).
nicht so günstig – rechteckig (a : b < 1:1,5). Der Wenn irgend möglich, sollte das Verziehen von
Mindestquerschnitt ist 100 cm2 für Abgasanlagen Schornsteinen jedoch vermieden werden, denn
aus Formsteinen und 140 cm2 bei gemauerten abgesehen vom baulichen Mehraufwand wird
Schornsteinen. Die kleinste Seitenlänge recht- die Schornsteinleistung verringert, der Rußansatz
eckiger Querschnitte muss 10 cm betragen. begünstigt und die Brandgefahr erhöht.
Bei der Dimensionierung gilt als Grundregel, dass
die Abgasanlagen möglichst immer voll ausgelas-
tet sein sollen, da auf diese Weise am besten der
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten
Kondensatbildung entgegengewirkt wird. Beim Anschluss von Feuerstätten ist nach DIN V
Der erforderliche Querschnitt ist rechnerisch 18 160-1 Abschn. 12 sicherzustellen, dass die Ab-
nach DIN EN 13 384 zu ermitteln. gasanlage einen ausreichenden lichten Quer-
Die Schornsteine sind ohne Querschnittsände- schnitt, Höhe und Wärmedurchlasswiderstand
rungen senkrecht hoch zu führen. Ein „Ziehen“ hat, dass kein gefährlicher Überdruck entsteht
266 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.11
3.10a 3.10b Zugbegrenzer (selbsttätige
Nebenlufteinrichtung, Schiedel)
3.10 Rauchrohranschluss mit Formteilen (Schiedel)
a) normaler Rauchrohranschluss
3 b) Anschluss für Einzelfeuerstätten in den
Geschossen mit Rauchrohrfutterstein
Materialien gasdicht abzudichten. Dabei ist dar-
auf zu achten, dass durch Zwischenräume die
Übertragung von Körperschall (Brennergeräu-
und dass ausreichend Verbrennungsluft zu- sche) auf den Schornstein vermieden wird und
strömt. dass das Verbindungsstück keine Kräfte durch
Raumluftunabhängige Feuerstätten – auch für Wärmedehnung an die Abgasanlage überträgt.
unterschiedliche Brennstoffarten dürfen mehr- Für feuchteunempfindliche Schornsteine (s. Ab-
fach angeschlossen werden, wenn Abstände und schn. 3.2.2) sind spezielle, kondensatdichte Ver-
Lage sowie Feuerfestigkeit der Verbindungsstü- bindungsstücke zu verwenden.
cke den Regelungen der DIN entsprechen. Mehr- Im Übrigen müssen Abgasanlagen i. d. R. eine
fachbelegungen werden i. d. R. ausgeschlossen Sohle von min. 20 cm Höhe unterhalb der Unter-
für gemeinsame Anschlüsse von Feuerstätten kante des untersten Feuerstättenanschlusses ha-
unterschiedlicher Betriebart, Anschlüsse ober- ben, damit Verbrennungsablagerungen die Ab-
halb des 5. Vollgeschosses, für Feuerstätten mit führung der Abgase nicht beeinträchtigen kön-
Abgastemperaturen t 400 °C und einige Bauarten nen DIN V 18 160-1 Abschn. 6.7), ausgenommen
offener Kamine und Kaminöfen. Der Abstand zwi- bei nur vorübergehend genutzten Feuerstätten
schen der Einführung des untersten und des (< 10 kW) in eingeschossigen einfachen Gebäu-
obersten Verbindungsstückes soll bei Mehrfach- den, und bei allseitig offenen Kaminen nach DIN
belegung 6,50 m nicht überschreiten. EN 13 2291).
Stemmarbeiten aller Art sind an Abgasanlagen
Verbindungsstücke. Unterschieden werden Ver-
und Schornsteinen nicht zulässig! Müssen aus-
bindungsstücke für gasförmige und flüssige so-
nahmsweise nachträglich Anschlussarbeiten aus-
wie feste Brennstoffe. Anschlüsse von Feuerstät-
geführt werden, dürfen die erforderlichen Aus-
ten sind mit möglichst kurzen Verbindungsstü-
sparungen nur durch Bohren oder mit Hilfe von
cken mit möglichst wenigen Umlenkungen an
Trennscheiben o. Ä. hergestellt werden.
den Schornstein anzuschließen. Im Allgemeinen
sind die Verbindungsstücke zum Schornstein hin Nebenluftvorrichtungen. Richtig bemessene
steigend zu planen (Bild 3.10). Bei Feuerstätten Abgasanlagen bedürfen keiner besonderen Re-
mit Gebläsebrennern oder Saugzuggebläse kön- gelungseinrichtungen für die Abgasableitung
nen sie aber auch fallend ausgeführt werden, oder Durchlüftung. Bei Abgasanlagen, die nach
wenn der Feuerstättenraum mit Lüftungseinrich- Umbaumaßnahmen an der Heizung überdimen-
tung versehen ist (weitere Einzelheiten s. DIN V sioniert sind oder die eine nicht ausreichende
18 160-1, Abschn. 6.10.5 und 10.4). Wärmedämmung aufweisen, können Nebenluft-
Verbindungsstücke sind zu einem Kondensat- vorrichtungen bzw. Zugbegrenzer (Zulassung
ablauf mit einem Gefälle von min. 3% anzuord- nach DIN 4795) zu gleichmäßigerem Zug und zur
nen. Verbindungsstücke dürfen nicht durch De- Verringerung der Kondensatbildung beitragen
cken, Wände, Hohlräume oder andere Geschosse (Bild 3.11). Zugbegrenzer arbeiten entweder
geführt werden und die Feuerwiderstandfähig- selbsttätig oder mit Zwangssteuerung während
keit von Wänden nicht vermindern. der Betriebsunterbrechungen der Kessel.
Die Verbindungsstücke sind möglichst mit Hilfe
besonderer Formstücke so in die Abgasrohre ein- 1) DIN EN 13 299 gilt als Ersatz für DIN 18 985. DIN 18 895 ist
zuführen, dass sie keinesfalls in diese hineinra- zurückgezogen, jedoch in der Bauregelliste A des DIBt
gen. Zwischenräume sind mit nicht brennbaren noch enthalten und somit gültiges Baurecht.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 267

3.2.9 Wartungseinrichtungen zu öffnenden Ausstiegsklappe in der Dachfläche


oder ein Fenster in Dachgauben mit einer lichten
Zur Reinigung müssen im senkrechten Teil der Öffnung von 60 cm Breite und 1,20 m Höhe vor-
Abgasanlagen an der Rauchrohrsohle i. d. R. un- handen sein.
terhalb des letzten Feuerstättenanschluss und – Wenn die Austrittsöffnung höher als 50 cm über
wenn eine Reinigung von der Mündung aus nicht dem Fußboden des Zuganges liegt, ist eine un-
vorgesehen werden kann – im Dachraum eine verschiebbare Leiter vorzusehen.
zweite, dicht verschließbare, wärmegedämmte
Befindet sich der Schornsteinkopf nicht un-
Reinigungsöffnungen (RÖ) mit bauaufsichtli-
mittelbar neben der Austrittsöffnung, müssen
chem Prüfzeichen angeordnet werden. Angaben
auf Dächern mit Neigungen über 20° Trittstu-
zu Mindestabmessungen der RÖ werden in DIN V
fen mit Gitterrosten angebracht werden (s. Ab-
18 160-1, Tab. 8 und 9 in Abhängigkeit von dem
schn. 1.8). 3
Durchmesser und der Geometrie der Abgaslei-
tung und des Brennstoffes gemacht. In Verbin- Auf Dächern mit Neigungen über 20° oder mit
dungsstücken ist ebenfalls eine seitlich oder an nicht begehbaren Dachdeckungen (z. B. auch
der Stirnseite angeordnete Reinigungsöffnung Wellfaserzementplatten) sind sicher begehbare
vorzusehen. Standroste neben den Schornsteinen (mindestens
25 u 40 cm) nicht tiefer als 1,10 m unterhalb der
Reinigungsöffnungen sind in Räumen mit er- Mündung oder auch Laufstege gemäß DIN
höhter Brandgefahr nicht zulässig (Garagen zäh- 18 160-5 notwendig (s. auch Bild 1.287).
len nicht dazu!) und dürfen nicht in Wohn- oder Sie müssen mindestens 25 cm breit sein und un-
Schlafräumen, Lagerräumen für Lebensmittel terhalb des Firstes liegen. Auf Dächern mit einer
oder Ställen liegen. Neigung von mehr als 60° oder wenn sie mehr als
Die Reinigungsöffnungen sollen mindestens 20 2,00 m über Dach- oder sonstigen Flächen liegen,
cm unterhalb des tiefsten Feuerstättenanschlus- müssen sie auf mindestens einer Seite Geländer
ses liegen. haben. Bei Höhenunterschieden von mehr als
Für die heute fast ausschließlich verwendeten 1 m sind Leitern oder Steigeisen (bis max. 2 m)
mehrschaligen Schornsteine sind komplette vorzusehen (Steigeisen an Schornsteinen sind
Formteile für die Reinigungsöffnungen auf dem unzulässig).
Markt (Bild 3.12b), die mit Kondensatfängen bzw. Antennen, Freileitungen u. Ä. dürfen den Zugang
-ableitungen (auch mit Neutralisierungskammer) zum Schornstein und die Arbeit des Schornstein-
kombiniert sein können (Bild 3.12c). fegers nicht behindern. Von elektrischen Freilei-
Für die Reinigung von der Mündung aus muss tungen (> 1000 V) ist ein Sicherheitsabstand von
gemäß DIN 18 160-5, Abschn. 6.5 ein entspre- > 1,00 m einzuhalten.
chender, sicherer Zugang mit einer bei kleinfor- Im Übrigen sollten alle Maßnahmen rechtzeitig
matigen Dachdeckungsmaterialien mindestens mit dem zuständigen Schornsteinfegermeister
42 cm u 52 cm (bzw. 60 u 80 cm) großen, seitlich abgestimmt werden.

3.12a 3.12b 3.12c


3.12 Reinigungsöffnungen
a) Reinigungsöffnung für einschaligen Schornstein
b) Formteil (Plewa)
c) Reinigungsöffnung kombiniert mit Kondensatfang (Schiedel)
268 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.2.10 Heizräume samtnennwärmeleistung) betragen. Spezielle


Bauvorschriften betreffen Lüftungsleitungen
Zusammen mit den Abgasanlagen sind in der Re- und Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren.
gel auch die Heizräume zu planen. Gegen die Körperschallübertragung von Bren-
nergeräuschen sind die Kessel auf Betonplat-
Für Feuerungsanlagen mit Gesamtwärmeleistun- ten zu montieren, die auf der Bodenplatte des
gen von mehr als 50 kW sind besondere Hei- Gebäudes bzw. die Fundamente weich federnd
zungsräume erforderlich, für die es in den ver- gelagert sind.
schiedenen Landesbauordnungen eine Reihe
von untereinander abweichenden Bestimmun- • Brenner und Brennstoff-Fördereinrichtungen
gen gibt. Die nachfolgenden auszugsweisen müssen durch außerhalb des Heizraumes lie-
gende Schalter oder Absperreinrichtungen im
3 Angaben aus der Muster-Feuerungs-Verordnung
(MFeuVO) können daher nur als Anhalt dienen. Gefahrenfall abschaltbar sein.

• Heizräume müssen einen Rauminhalt von Auch für die Brennstofflagerung gelten besonde-
mindestens 8 m3 und eine lichte Höhe von re Vorschriften.
mindestens 2 m haben. Allerdings ergibt sich Heizöl darf in Mengen bis 5000 l innerhalb des
die lichte Höhe von Heizräumen meistens aus Heizraumes, bis 100 000 l nur in besonderen La-
der Notwendigkeit, unter erforderlichen oft in gerräumen mit feuerfesten Decken, Wänden und
mehreren Lagen vorzusehenden Heizungslei- Türen gelagert werden. Es müssen entweder öl-
tungen noch die notwendige Durchgangshöhe dichte Auffangwannen vorgesehen werden oder
zu erreichen. doppelwandige Lagerbehälter mit Leckwarnan-
lagen eingebaut werden. Auf jeden Fall muss sicher-
• Heizräume dürfen nicht unmittelbar mit Trep-
gestellt sein, dass Heizöl nicht in das Grundwasser
penräumen „notwendiger“ Treppen (s. Abschn.
oder in Entwässerungsanlagen geraten kann.
4) oder mit Aufenthaltsräumen in Verbindung
stehen. Bei Feuerstätten für feste Brennstoffe
dürfen Heizräume nicht oberhalb des Erdge-
schosses liegen. Werden Heizräume für gas- 3.3 Bauarten von Abgasleitungen,
oder ölgefeuerte Feuerstätten an anderer Luft-Abgas-Systemen und
Stelle untergebracht, muss sichergestellt sein,
dass Rauch oder Abgase nicht in den Heizraum Schornsteinen
dringen können.
3.3.1 Allgemeines
• Bis zu einer Nennwärmeleistung von 350 kW ist
mindestens ein, darüber hinaus sind zwei un- Aus Rationalisierungsgründen und weil die Ab-
mittelbar ins Freie oder in Rettungswege gehen- gas- und Schornsteinanlagen sehr stark belastet
de Notausgänge bzw. -ausstiege einzuplanen. sind, werden fast nur noch hochbeanspruchbare,
• Alle Wände, Decken und Stützen von Heiz- vorgefertigte Formsteine überwiegend aus
räumen müssen feuerbeständig (Feuerwider- Leichtbeton verwendet.
standsklasse F 90; s. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses Formsteine werden ohne Verband neben tragen-
Werkes) ausgeführt werden. Türen müssen in den oder nichttragenden Wänden errichtet und
Fluchtrichtung aufschlagen, selbstschließend in der Regel durch die Geschossdecken ausge-
sein und, sofern nicht höhere Auflagen seitens steift. Je nach Fabrikat sind Richtungsänderungen
der Bauaufsicht gemacht werden, mindestens entweder überhaupt nicht oder nur für größere
der Feuerwiderstandsklasse T 30 entsprechen. Querschnitte und in Gebäuden mit nicht mehr als
• Leitungen aller Art (nur aus nichtbrennbaren 5 Geschossen zugelassen. Dabei sind besondere
Baustoffen) dürfen durch Wände und Decken Formstücke einzusetzen (s. Bild 3.9). Es müssen für
von Heizräumen nur mit besonderen Vorkeh- den Anschluss der Feuerstätten, für Reinigungsöff-
rungen gegen Brandübertragung hindurchge- nungen u. Ä. Formteile verwendet werden.
führt werden. Formstück-Innenschalen werden hergestellt mit
• Heizräume müssen mit einer oberen und ei- rundem, quadratischem oder rechteckigem
ner unteren unverschließbaren Be- und Ent- Rauchrohrquerschnitt, letztere mit ausgerunde-
lüftungsöffnungen ausgestattet sein. Deren ten Ecken.
freier Mindestquerschnitt muß 150 cm2 (+ 2,5 Insbesondere im Geschosswohnungsbau werden
cm2/1 kW der über 50 kW hinausgehenden Ge- zur Rationalisierung geschosshohe Fertigele-
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 269

mente (s. Bild 3.14) mit im Übrigen gleichem kon-


struktivem Aufbau verwendet.

3.3.2 Abgasleitungen

Mehrschalige Montage-Abgasanlagen für


Feuerstätten für flüssige oder gasförmige
Brennstoffe bestehen aus einer Innen- und
Außenschale und ggf. einer Dämmschale. Sie
werden unterschieden in: 3
• Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstands-
dauer von 90 bzw. 30 Minuten
• Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-
standsdauer

Abgasleitungen mit einer Feuerwiderstands-


dauer L90 (in Gebäuden geringer Höhe L 30) ver-
fügen über eine Außenschale aus Leichtbeton
nach DIN 18 150-1 oder nach DIN 18 147-2 mit
einer Wandstärke von t 5 cm, aus verschiedenen
Mauersteinen t 11,5 cm dick, Porenbeton-Block-
steinen nach DIN 4165, t 10 cm dick oder aus
Hohlblocksteinen aus Leichtbeton nach DIN
18 151, t 17,5 cm dick. Sie sind entsprechend der
Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte
zu kennzeichnen (Bild 3.13 bis 3.15).
Formstücke sind mit Mörtel MGII gasdicht zu ver-
mauern und so zu versetzen, dass die außen lie-
gende Falzaufkantung nach oben weist, damit
Kondensat oder Schlagregenwasser nicht in die
Wärmedämmschicht eindringen kann (Bild 3.27
und 3.28). Bei den Rauchrohren ist säurefester
Fugenkitt zu verwenden. In Anlagengruppen
müssen die Stoßfugen der Rauchrohre gegenein-
ander versetzt sein.
Beispiele für vorgefertigte mehrschalige Abgas-
anlagen zeigen die Bilder 3.13 bis 3.15.

3.13
Montage-Schema für den Aufbau einer mehrschaligen Abgasanlage mit
Hinterlüftung (nach Unterlagen der Fa. Schiedel)
1 Einbau des Sockelformsteines (bzw. Mauern oder Betonieren des Sockels)
2 Einbau des Sohlen-Formstücks (Fertigelement mit Kondensatfang und
ggf. Neutralisierungseinsatz, mit Reinigungstür und Zustromöffnung für
Hinterlüftung)
3 je nach Höhe des Rauchrohranschlusses: Einbau von Normal-Mantelsteinen,
Zuschnitt, Biegen und Einsetzen der vorgefertigten Wärmedämmung, Einsetzen
der Schamotte-Abgasleitung (Stoßfugen in Spezialkit)
4 Einbau des Formteiles für den Rauchrohranschluss wie vor
5 weiterer Aufbau mit Formstücken wie bei 3
6 Aufsetzen der Verkleidung z. B. als Fertigteil mit Abströmrohrsatz (ggf.
Anschluss des Blitzableiters), Schornsteinkopf mit Bekleidung oder Fertigteilen
(s. Abschn. 3.4)
270 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.14 Geschosshohe Abgasanlage (z. B. Einzügig mit


Hinterlüftung und Lüftungschacht, Schiedel EGH)
1 Fußteil mit Sockel, Zuluft, Kondensatablauf
2 Putztür
3 Revisionstür
4 Rauchrohranschluss
5 Heizraum-Abluftöffnung
6 Elementfuge (oberhalb Geschossdecke)
7 Biegesteife Verbindung

3.15 Mehrschalige Abgasanlage mit hinterlüfteter Wärmedämmung


(Isomit GW3)
a) Schnitt, b) Grundriss mit seitlichem Abluftschacht
1 Betonsockel
2 Kondensatablauf mit Geruchsverschluss an Abwasserkanal
angeschlossen
3 Kondensatsammler
4 Reinigungs-Formstück
5 Formstück für Feuerstättenanschluss (innen Kondensat-Umlenkrille)
6 Lufteintrittsöffnung mit Gitter
3.15a
7 Abgasleitung (glasierte Schamottrohre) mit Wärmedämmung
8 Reinigungs- bzw. Revisions-Formstück (im Dachgeschoss;
falls erforderlich)
9 Außenschalen-Formstein
10 Zusätzliche Wärmedämmung des Schornsteinkopfes
11 Verkleidung auf hinterlüfteter Schalung
12 Beton-Abdeckplatte
13 Edelstahlblech-Kragen mit Haltekrallen für das Abgas-Endrohr
(Abluftauslass)
14 Abschlusshaube 3.15b
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 271

Abgasleitungen ohne definierte Feuerwider-


standsdauer bestehen aus einer Innenschale und
ggf. einer Dämmschale ohne Außenschale. Die
Festlegungen gelten analog.
Ebenso lassen sich dreischalige Abgasleitungen
mit Wärmedämmung und einem Mantelrohr aus
40 mm Fibersilikat-Platten in sehr platzsparender
Bauweise auch nachträglich herstellen.

Einschalige Systemabgasleitungen sind Abgas- 3.16a 3.16b


leitungen die bei extrem niedrigen Abgastempe-
raturen um ca. 40° C eingesetzt werden. Es ist 3
auch bei ausreichender Wärmedämmung der
Abgasleitungen Kondensatbildung in den Abgas-
rohren nahezu unvermeidlich. Damit keine
Durchfeuchtungsschäden entstehen, sind feuch-
tigkeitsunempfindliche Edelstahl- oder Alumini-
um-Innenrohre, Schamotte-Innenrohre mit be-
sonderer Zulassung, gasierte Innenrohre oder
auch Glasrohre zu verwenden. Die Glasur bildet
3.16c 3.16d
zwar in der Regel eine ausreichende Dampfsper-
re, doch sind bei einigen Herstellern sicherheits- 3.16 Abgasanlage für Niedertemperaturtechnik
halber zusätzliche Hinterlüftungen der Rauchroh- (Schiedel Absolut)
re vorgesehen (Bild 3.15). a) Kopfausbildung der Abgasanlage
Kondensat wird in speziellen Sammlern am Bo- b) Raumluftunabhängige Zuluftführung über die
Mündung der Abgasanlage
den der Abgasleitung aufgefangen. Das Konden- c) Grundriss
sat wird in geschlossene Sammelbehälter aus d) Raumluftabhängige Zuluftführung, Belüftung
Kunststoff geleitet und von Fall zu Fall entsorgt. über Ringspalt
Der Kondensatfang kann über einen Geruchsver- 1 Profil-Keramikrohr
schluss an die Abwasserleitungen angeschlossen 2 Hinterlüftungs- bzw. Zuluftraum
werden, sofern nicht örtliche Bestimmungen 3 Dämmschicht
4 Mantelstein
dem entgegenstehen. Es sollte in diesen Fällen 5 Faserbeton-Stülpkopf
z. B. durch unmittelbar in der Nähe liegende 6 Abströmkonus
Strangentlüftung des Kanalnetzes jedoch sicher- 7 Abgas
gestellt werden, dass über den Geruchsverschluss 8 Zufuhr Verbrennungsluft über Ringspalt
(Austrocknungsgefahr!) keine Kanalgase in den 9 Abluft Heizraum über Ringspalt
Schornstein gelangen.
Anfallendes Kondensat kann bei Gasfeuerstätten Die plangeschliffenen Mantelsteine mit Außen-
bis 200 kW Nennleistung unter Berücksichtigung abmessungen ab 22/22 cm können mit Dünn-
der örtlichen Abwassersatzungen meistens in das bettmörtel versetzt werden.
Abwassernetz eingeleitet werden. Falls das nicht Derartige Abgasleitungen können raumluftun-
möglich ist, muss es ebenso wie Kondensat aus abhängig und für zusätzliche Energieeinsparung
Ölfeuerungsanlagen in geschlossenen Behältern im Gegenstrombetrieb (Wärmetauscher-Abgas-
aufgefangen, regelmäßig neutralisiert und vor- anlage) eingesetzt werden (Bild 3.16). Kalte Zu-
schriftsmäßig entsorgt werden [5]. luft bei raumunabhängigen Anlagen wird von
Für Brennwert- oder Niedertemperatur-Feuer- der Mündung entlang des außenseitig profilier-
stätten mit Abgastemperaturen bis 160 °C gibt ten Innenrohres nach unten geführt und er-
es Abgasanlagen mit Nennweiten ab 8 cm bis wärmt sich an dem warmen Innenrohr. Die Ver-
25 cm Ø, die aus überdruckdichten, feuchtigkeits- brennungsluft wird somit vorgewärmt, was zu
sicheren Glas-, Edelstahl- oder Aluminiumabgas- Energieeinsparungseffekten von 5 bis 10% füh-
rohren oder keramischen Abgasrohren mit spe- ren kann.
ziellen Muffendichtungen und aus Beton-Mantel- In ähnlicher Weise können Abgas-Innenrohre aus
steinen bestehen. Die Innenrohre werden mit Edelstahl oder Aluminium verwendet werden, die
Abstandhaltern in den Mantelsteinen gehalten. sich auch besonders für den nachträglichen Ein-
272 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.18 Doppelwandige Abgasanlage


(Live® DES) (Außenmontage am Gebäude)
1 Wandkonsole
2 Prüföffnung
3 Rauchrohranschluss
4 Rohrelement
5 Wandbefestigung
6 Klemmband
7 konischer Mündungsabschluss

bau in vorhandene alte Schächte eignen (Bild


3.17).
Für nachträglichen Einbau und auch für den Be-
trieb nachträglich eingebauter Feuerstätten (z. B.
3.17 Abgasanlage mit Abgasleitungen aus Edelstahl offene Kamine) sind doppelwandige Elementsys-
(LORO) teme aus Edelstahl gut geeignet, die in Schächten
1 Kesselanschluss mit Revisionsstück oder Nischen und auch frei vor Außenwänden
2 Kondensatablauf montiert werden können (Bild 3.18).
3 Revisionsstück
4 Stützbogen mit Auflageschiene
5 Abstandhalter Luft-Abgas-Systeme verfügen über konzent-
6 Edelstahl-Muffenrohr risch oder nebeneinander liegende, getrennte
7 Schornsteinkopf Zuluft- und Abgasschächte. Die Außenschalen
8 Abdeckkranz und Abströmaufsatz
mit Windschutz
können zur Gewichtseinsparung und zur Ver-
einfachung der Montage auch aus 40 mm di-
cken Fibersilikat-Platten (A1-Baustoff) mit einem
Edelstahl-Innenrohr hergestellt werden. Der
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 273

3.19 Freistehende Stahl-Abgasanlage


1 Mündungshaube
2 Ruhepodest Sicherheitsleiter
3 Sicherheitsleiter
4 Außenrohr aus Stahl, statisch tragend
5 Luftspalt zur thermischen Belüftung
6 Wärmedämmung
7 Rauchrohr
8 Rauchrohr-Anschnittstutzen
9 Revisionsklappe mit Kondensat-Ablaufstutzen
10 Anschnittverstärkung
11 Ankerbolzen
12 Fußkonstruktion
13 Blitzschutzklemme
14 Fundament
3

verbleibende ringförmige Hohlraum zwischen


metallischer Abgasleitung und dem Schacht
wird hierbei zur Zuluftführung der Verbren-
nungsluft von der Mündung aus als Luft-Abgas-
System (LAS) hergestellt. Es dürfen nur raum-
luftunabhängige Feuerstätten abgestimmt auf
die Betriebsweisen angeschlossen werden.
Mehrfachbelegungen sind bei einem Mindest-
abstand von 30 cm der Anschlüsse untereinan-
der möglich. LAS sind entsprechend der Klassifi-
zierung (s. Abschn. 3.2.2) für Bauprodukte zu
kennzeichnen.

Mehrfachbelegung von Abgasleitungen mit


mehreren Feuerstätten ist nur möglich, wenn die
Ableitung der Abgase in jedem Betriebszustand
sichergestellt ist, die Ableitung von Abgasen über
nicht im Betrieb befindliche Feuerstätten ausge-
schlossen ist und die Abgasleitungen aus nicht Auch sehr hohe oder hoch beanspruchte frei ste-
brennbaren Baustoffen bestehen oder selbsttäti- hende Abgasanlagen mit großen Querschnitten
ge Absperrvorrichtungen zwischen den Geschos- können in Montagebauweise hergestellt werden.
sen eine Brandübertragung verhindern. Bei derartigen Anlagen muss die besondere thermi-
sche Beanspruchung durch mehrlagige Wärme-
dämmung, durch Alufolien als zusätzlicher Abstrah-
3.3.3 Vorgefertigte lungsschutz und durch Leichtbetonmantelsteine
frei stehende Abgasanlagen mit zusätzlichem Wärmeschutz berücksichtigt wer-
den (Bild 3.22). Die Hohlräume der Mantelsteine
Vollständig vorgefertigte frei stehende Abgasan- nehmen bei derartigen frei stehenden Abgasanla-
lagen auch mit großen Höhen werden überwie- gen die erforderliche, bei der Montage fortlaufend
gend aus Stahlrohren hergestellt. Bei ihnen einbetonierte Stahlbewehrung auf.
besteht das Rauchrohr aus korrosions- und säure-
festem Stahl, das äußere Mantelrohr aus kor-
rosionsbeständigem oder beschichtetem Stahl- 3.3.4 Schornsteine
rohr (Bild 3.19).
Derartige Abgasanlagen können einzeln oder mit Mehrschalige Montageschornsteine. Montage-
mehreren Abgasrohren auf verschiedene Weise schornsteine von Feuerstätten für feste Brenn-
frei stehend oder im Zusammenhang mit Gebäu- stoffe bestehen aus einer Innen- und Außenscha-
den errichtet werden (Bild 3.20 und 3.21). le, und einer i. d. R. vorhandenen Dämmschale.
274 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3 3.20a 3.20b 3.20c 3.20d


3.20 Statische Systeme für Stahl-Abgasanlagen
a) Freistehend auf Stahlbetonfundament verschraubt (ggf. auch mit zusätzlichen Abspannungen)
b) Freistehend auf Fundament mit Verankerung an Gebäude
c) Auf Konsole mit Verankerungen an Gebäude
d) Auf Fundament oder Bodenplatte innerhalb eines Gebäudes, Aussteifung durch entsprechend dimensionierte
Gebäudeteile

3.21a 3.21b
3.21 Kombinationsmöglichkeiten für freistehende Stahl-Abgasanlagen
a) Kombinationen von Einzelanlagen
b) Zusammenfassung verschiedener Abgasleitungen zu einer Anlage
1 Edelstahl-Abgasleitung
2 Wärmedämmung
3 Luftraum
4 Edelstahl-Außenschale
5 Aussteifungs- und Wartungsrost

3.22
Frei stehender Hochleistungsschornstein d = 6,40–11 m,
h = bis 150 m Horizontalschnitt (Ooms-Ittner-Hof GmbH).
1 Tragmantel für Wind- und Eigenlasten
(Beton B25, d = 250–500 mm)
2 Stahlkonstruktion für Wartungsbühne
3 Messstutzen für Kontrollzwecke
4 Mineralfasermatte oder Foamglas
5 Rauchgasrohr (säurefestes Mauerwerk, d = 10 cm)
6 Öffnung für Messlanze
7 Klapprost
8 Korbleiter
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 275

3.23a 3.23b 3.23c 3.23d

3.23 Mehrschalige Abgasanlagen


a) Isolierschornstein Isomit (mit Abluftschacht kombiniert) c) Isolierschornstein mit Edelstahl-Innenrohr
b) Isolierschornstein (ERLUS) d) Isolierschornstein aus Stahl

3
Zu den Bauprodukten, die für die einzelnen Scha- aus 40 mm dicken Fibersilikat-Platten in F 90 als
len geeignet sind macht DIN V 18 160-1 Abschn. geschosshohe Schächte und Formstücke verwen-
7.2 detaillierte Angaben. Innenschalen bestehen det werden. Der Einbau erfolgt in Trockenbau-
aus hochhitzebeständigen und chemikalienfes- Montagebauweise mit Spezialklebern. Der
ten Rohren aus Leichtbeton gemäß DIN 18 147-2, Schornsteinkopf wird als Fertigteil mit witterung-
Schamotte, glasierter Schamotte oder Edelstahl, schützender Metall- oder Faserzementplatten-
jeweils gemäß DIN EN 13 063. Für Dämmschalen Verkleidung aufgesetzt (Bild 3.30).
dürfen hochtemperaturbeständige, nicht brenn-
bare Dämmplatten nach DIN EN 13 063 oder zu-
gelassene mineralische Dämmstoffe – mindes-
tens 3 cm dick – verwendet werden. Die Außen- 3.3.5 Gemauerte Schornsteine
schale besteht aus Formstücken, in die auch
Lüftungszüge für die Entlüftung der Heizungs- Wegen des hohen Arbeitsaufwandes, vor allem
räume mit eingeformt sein können. Die Außen- jedoch wegen der heutigen hohen Anforderun-
schale muss einen niedrigeren Wasserdampfdif- gen, werden Hausschornsteine heute nicht mehr
fusionswiderstand haben als die Innenrohre, da- aus Mauerwerk ausgeführt. Sie werden hier im
mit Kondensatausfall zwischen den Schichten Hinblick auf Sanierung oder Denkmalpflege be-
vermieden wird. Der Wärmedurchlasswiderstand handelt.
ist zu ermitteln und die Schornsteine sind ent- Schornsteinmauerwerk ist unbedingt dicht aus-
sprechend der Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) zuführen. Die Mauersteine sind innen bündig zu
der Bauprodukte zu kennzeichnen. vermauern, die Fugen sind im Inneren glatt zu
verstreichen. Putzauskleidungen von Rauchroh-
Einschalige Systemschornsteine. Systemschorn- ren sind nicht zulässig.
steine bestehen aus einschaligen Formstücken Die Wangen gemauerter Schornsteine können
mit einer Feuerwiderstandklasse L 90. Die Schorn- aus Mauerziegeln gemäß DIN 105, Kalksand-Voll-
steine sind entsprechend der Klassifizierung (s. steinen gemäß DIN V 1061 oder Hütten-Vollstei-
Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte zu kennzeichnen. nen gemäß DIN 398 hergestellt werden und müs-
Einschalige Formsteine bestehen meistens aus sen mindestens 11,5 cm, bei mehr als 400 cm2
Leichtbeton nach DIN 18 150-1 und werden in Querschnitt 24 cm dick sein. Stark beanspruchte
verschiedenen Kombinationen von Rauchrohren Schornsteinwangen aus Mauersteinen, insbeson-
und Entlüftungsschächten mit muffenartigen dere freiliegende Wangen in Außenwänden,
Querfugen als Einzeltrommeln mit vermörtelten müssen mindestens 24 cm dick sein. Sie sollten
Stoßfugen (MG II oder II a) aufgebaut (Bild 3.24). zusätzlich durch Dämmschichten vor Abkühlung
geschützt werden. Wangen dürfen nicht durch
Einen besseren Wärmeschutz bieten einschalige Schlitze, Dübel, Anker, Mauerhaken usw. ge-
Hausschornsteine aus Leichtbeton (DIN 18 150-1) schwächt oder sonst unzulässig beansprucht
mit zusätzlichen Luftkammern (Bild 3.2c). werden. „Zungen“ (Zwischenwände zwischen
Die relativ kostengünstigen einschaligen Schorn- den Rauchrohren) müssen mindestens 11,5 cm
steine kommen heute fast nur noch für offene dick sein.
Kamine, Kachelofenheizungen o. Ä. in Frage. Schornsteine aus Mauersteinen dürfen mit Wän-
Aus Platzgründen und Gründen der Gewichtsein- den nur aus den gleichen Baustoffen gleichzeitig
sparung können einschalige Schornsteine auch im Verband hochgeführt werden.
276 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.24a

3.24b

3.24 Unterdruck-Abgasanlage, geschosshoch (PLEWA)


Ausführungsbeispiele
a) mehrschalig mit Luftspalt
b) mehrschalig ohne Luftspalt
c) Schnitt
1 Mündungsabschlusshaube
2 Abdeckung
3 Kopfverkleidung
4 Holzbalken (Wechsel)
5 Leichtbeton
6 nicht brennbare Dämmplatte
7 nicht brennbare Mineralwolle oder Beton
8 Innenrohr aus Schamotte
9 Wärmedämmung
10 Hinterlüftung
11 Leichtbetonmantel
12 Rauchrohranschluss
13 Revisionstür
14 Kondensatableiter

Für den Mauerverband der Schornsteine gelten fol-


gende Regeln:
1. Alle Zungen müssen in die Wangen einge-
bunden werden.
2. Durchgehende Stoßfugen von einem Schorn-
stein zum anderen und Gesamtstoßfugen ei-
nes Schornsteins sind auf die kleinste Anzahl
zu beschränken. 3.24c
3. Es sind möglichst viele ganze Steine zu ver-
wenden; abfallende Viertelsteine sind außen
in das Wangenmauerwerk einzufügen.
Bei der Anordnung von Schornsteinrohren in den
Bild 3.25 zeigt einen Schornsteinverband, bei Ecken sich kreuzender Mauern dürfen tragende
dem die abfallenden Viertelsteine mit verwen- Mauern nicht geschwächt werden. Es ist zweck-
det worden sind. Liegen die Schornsteine in mäßig, die Schornsteinrohre mind. 1/4 Stein vor
einem Mauerzusammenstoß, so sind die Ver- die durchgehende Wand zu setzen, um einfache,
bandregeln für den Maueranschluss zu beachten rechtwinklige Rauchrohranschlüsse zu ermögli-
(Bild 3.26). chen (Bild 3.26).
3.4 Abgasanlagen im Freien (Schornsteinköpfe) 277

3.25 Gemauerte frei stehende Schornsteine 3.26 Schornsteingruppe am Maueranschluss.


3
(Abgasanlagen) Die an der Ecke liegenden Viertelsteine sind
besonders sorgfältig zu vermauern

3.4 Abgasanlagen im Freien Mauersteine (z. B. Klinker jedoch keine Loch-


steine), Faserzementplatten oder Schindeln aus
(Schornsteinköpfe)1) Schiefer oder Faserzement, Zink-, Edelstahl-, Alu-
minium- und Kupferblech.
Der im Freien oder in Kalträumen liegende Teil
einer Abgasanlage muss gegen Wärmeverlust, Verkleidungen aus brennbaren Materialien
aber auch gegen Witterungseinflüsse, insbeson- dürfen ohne Abstand zu den Außenflächen nur
dere gegen Schlagregen, geschützt werden. für Abgasanlagen von Feuerstätten für flüssige
Für die Oberflächen von außen liegenden Teilen und gasförmige Brennstoffe bis zu einer max. Ab-
von Abgasanlagen und der Schächte von Abgas- gastemperatur von 200° C eingesetzt werden,
leitungen enthält DIN 18 V 160-1 (Abschn. 6.11) wenn sie einen geringeren Wärmedurchlasswi-
eine Reihe von Bestimmungen. derstand als die Abgasanlage haben. Anderen-
falls ist ein Abstand von min. 5 cm (belüftet min.
Sie müssen aus witterungs- und frostbeständigen 2 cm) vorzusehen.
Baustoffen hergestellt sein oder gegen das Ein-
dringen von Niederschlagswasser z. B. durch Unterkonstruktionen zur Befestigung der Verklei-
Außenputz oder eine Verkleidung geschützt dungen können bei Abgasanlagen mit Außen-
werden. schalen aus Mauerwerk oder Beton oder an
Schächten von Abgasleitungen rahmenartig an-
Wärmedämmmaßnahmen mit formbeständigen liegen oder mit Dübeln auf Schachtumwandun-
und nicht brennbaren Baustoffen müssen sicher- gen befestigt werden. Sie können aus Holzlatten
stellen, dass außerhalb der gasabführenden bestehen. Bei der Verwendung von Unterkonst-
Schale kein Tauwasser auftreten kann. Dämm- ruktion aus brennbaren Baustoffen müssen diese
stoffe müssen dampfdiffusionsoffen und Verklei- bei Anschluss an Feuerstätten für feste Brennstof-
dungen zur Vermeidung von Durchfeuchtungen fe dicht mit nicht brennbaren Baustoffen abge-
mit einer Hinterlüftung von min. 1,5 cm Breite deckt sein.
angebracht werden. Für nicht belüftete Konstruk-
Für Verkleidungen aus Mauerziegeln können
tionen muss ein rechnerischer Nachweis über
Auskragungen aus Leichtbeton (LB) verwendet
den Taupunkt geführt werden.
werden.
Verkleidungen von Außenflächen von Abgasan- Überwiegend werden außen liegende Bauteile
lagen für feste Brennstoffe (Schornsteine) sind von Abgasanlagen und Schornsteinen mit
ohne Nachweis mindestens bis zu einer Höhe von hinterlüfteten Verkleidungen ausgeführt.
1 m ab der Mündung aus nicht brennbaren Bau- Bei der aufwändigen, regional aber immer noch
stoffen der Brennbarkeitsklasse A1 und A2 DIN verbreiteten Ausführung mit einer Vorsatzschale
4102-1 (s. Abschn. 16.7 in Teil 1 des Werkes) her- werden sorgfältig verfugte Vormauersteine (VMz)
zustellen. Für Verkleidungen kommen in Betracht oder Klinker (KMz) auf einer unterhalb der Dach-
haut eingebauten Formsteinplatte aufgemauert
1) Höhen s. Bild 3.5. (s. Bild 3.27).
278 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.27 Ausführung einer Mündung mit vorgemauerter 3.28 Schornsteinkopf in Flachdachfläche


Verkleidung (Dachanschluss nicht eingezeichnet) 1 Abdeckung mit Dehnfugenblech
1 Abdeckung mit Dehnfugenblech und Dichtungsschicht
(Dehnfugenblech auch bündig mit 2 Schamotte-Rauchrohr
OK-Abdeckung möglich) 3 Mantelsteine, wärmedämmend
2 Dehnfuge 4 Verkleidung mit Vollsteinen
3 Schamotte-Rauchrohr (auch mit Innenglasur) 5 Kragplatte
4 Wärmedämmung 6 Abdichtung
5 Verkleidung mit sorgfältig verfugtem 7 Flachdachabdichtung mit
Klinkermauerwerk (nur Vollsteine!) Wandanschlussprofil
6 Kragplatte 8 OK-Randprofil
7 Mantel-Formsteine 9 Flachdachaufbau (Umkehrdach)

Den Übergang zu Flachdachdeckungen bildet dass dauerelastische Verfugungen immer eine


eine Abdeckung („Einfassung“) aus Zinkblech Kontrolle und ggf. regelmäßige Instandsetzung
oder Walzblei, die ca. 20 bis 30 cm an der Abgas- erfordern („Wartungsfuge“).
anlage bzw. am Schacht hochgezogen werden Derartige Einfassungen werden jedoch leicht
soll und mit einer dauerelastisch eingedichteten über offene oder gerissene Verfugungen (insbe-
Übergangsleiste („Kappleiste“) am Kaminkopf an- sondere, wenn für eine angemauerte Bekleidung
geschlossen wird. gelochte Klinker verwendet wurden) von Nässe
Kappleisten wurden früher treppenförmig in die hinterwandert. Bei der heute meistens gegebe-
Lager- bzw. Stoßfugen von gemauerten Kamin- nen intensiven Nutzung des Dachraumes kommt
kopfbekleidungen eingebunden. Wegen des ho- es dadurch oft zu erheblichen Schäden an den
hen Arbeitsaufwandes und auch wegen der Scha- angrenzenden Bauteilen.
densanfälligkeit (Aufplatzen der erforderlichen Sicherer ist es, die Schornsteinköpfe mit einer
Lötnähte) werden heute gradlinig verlaufende hinterlüfteten Bekleidung aus Metallblechen
Kappleistenprofile verwendet, die auf kompri- oder mit Bekleidungen aus Faserzementplatten
mierbare Bitumendichtungen gedübelt und an o. Ä. auszuführen (Bild 3.29b), oder die Beklei-
der Oberkante dauerelastisch eingedichtet wer- dung wird als Fertigteil über die Einfassung ge-
den (Bild 3.29a). Hierbei ist zu berücksichtigen, stülpt (Bild 3.30).
3.4 Abgasanlagen im Freien (Schornsteinköpfe) 279

3
3.29a 3.29b
3.29 Konventionelle Einfassung
1 Walzblei-Einfassung
2 Kappleiste auf Bitumendichtungsband aufgedübelt,
oben mit dauerelastischer Eindichtung (Wartungsfuge)
3 hinterlüftete Verkleidung
4 Wärmedämmung
5 Walzbleieinfassung auf Unterkonstruktion aus Holz

3.31 Schornsteinkopf für hinterlüftete Wärmedämmung


(KA-BE)
1 Abgasleitung
2 Wärmedämmung
3 Hinterlüftung
3.30 Vorgefertigter Schornsteinkopf (SCHIEDEL) 4 Mantelsteinmantel mit zusätzlicher
1 vorgefertigtes Bauelement aus Faserbeton Wärmedämmung an der Mündung
mit Verklinkerung 5 Kragplatte
2 Fixierschraube 6 Wärmedämmung
3 Formteil-Abgasanlage 7 Hinterlüftung
4 Zinkblech-Verwahrung 8 Mauerwerk aus frostbeständigen Vollsteinen
5 Sparrenfeld zwischen den Wechseln 9 Beton-Abdeckplatte
ausbetoniert 10 Führungsflansch mit Abstandhaltern
6 Dämmplatte 2 cm 11 Mündungsabschlusshaube
280 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Abdeckungen an der Mündung zum Schutz der mündung ausgeführt werden. Sie müssen ab-
Schalen und Schächte der Abgasanlagen gegen klappbar sein und dürfen die Arbeit des Schorn-
Niederschlagswasser können aus Beton-, Faser- steinfegers nicht behindern. Derartige Abde-
zement- oder aus Edelstahlplatten (Werkstoff- ckungen können durch die von ihnen bewirkte
nummer 1.4301 gemäß DIN 10 028-7 oder höher- Querschnittsänderung des Abgasstromes zur
wertig) hergestellt werden. Sie dürfen die Wär- Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit bei-
medehnung der Innenschalen nicht behindern tragen („Meidinger Scheibe“).
und die Austrittsöffnungen nicht verengen. Abdeckungen sind für Schornsteine mit feuchtig-
Ein konventionell hergestellter, gemauerter Ka- keitsgeschützten Abgasrohren für Niedertempe-
minkopf wird oben mit einer mindestens 8 cm raturbetrieb nicht erforderlich.
dicken Ortbeton- oder Fertigteilplatte abgedeckt, Gemauerte Schornsteinköpfe bilden wegen der
3 die bündig mit den Außenflächen abschließen vielen sorgfältig aufeinander abzustimmenden
soll. Überstände verursachen Luftwirbel und kön- Arbeitsvorgänge, die auch noch meistens von
nen zu Stauungen im Abgasstrom führen. verschiedenen Auftragnehmern auszuführen
Auch bei sorgfältiger Ausführung entsteht insbe- sind, und wegen der hohen Beanspruchungen
sondere zwischen großen betonierten Schorn- andererseits bereits bei geringfügigen Ausfüh-
steinabdeckungen und dem Mauerwerk des rungsmängel sehr oft ärgerliche Schadens-
Schornsteinkopfes leicht ein Riss durch tempera- quellen.
turbedingte Längenänderungen und durch
„Schüsselung“ (Verformung) der Platte. Hier kann
Schlagregenwasser eindringen und leicht seinen 3.5 Schornsteinsanierung
Weg bis zur Wärmedämmung des Schornstein-
kopfes finden. Es empfiehlt sich daher, vor dem
Betonieren den fertig gemauerten Schornstein- Ältere gemauerte Schornsteine, bei denen durch
kopf oben zunächst mit einer Dichtungsschläm- Abnutzung der inneren Wandungen oder der
me zu behandeln. Auch eine abdichtende Zwi- Ausfugungen die Gasdichtigkeit nicht mehr aus-
schenlage mit einer Bitumen-Dachdichtungs- reichend gegeben ist, oder Schornsteine, deren
bahn kann einen sicheren Übergang bis zum Querschnitt geänderten Heizungsanlagen anzu-
Dehnfugenblech bilden (s. Bild 3.28). passen ist, müssen deshalb nicht unbedingt voll-
ständig erneuert werden. Zur Sanierung bzw. zur
Die Fuge zwischen Kaminkopfmauerwerk und Querschnittsverringerung kommen verschiede-
Abdeckplatte ist dauerelastisch abzudichten ne Verfahren in Frage.
(„Wartungsfuge“).
• Auskleidung mit Spezialbeton. Bei gleichzei-
Die Innenrohre aus Schamotte o. Ä. der heute fast tigem Einbringen des Betons in das vorhande-
ausschließlich verwendeten Abgasanlagen aus ne, vorher gereinigte Rauchrohr werden Rüttel-
Formteilen unterliegen infolge der Erwärmung flaschen, deren Durchmesser dem geplanten
durch die Abgase einer Längenänderung von neuen Querschnitt entspricht, allmählich hoch-
etwa 1 mm/m. Diese Längenveränderungen wer- gezogen (Bild 3.32a).
den unterhalb der oberen Schornsteinabdeckung
• Einbau neuer Abgas-Rohrsysteme. Insbeson-
durch Dehnfugenbleche aus korrosionsfestem
dere bei der Modernisierung von Heizungsan-
Stahl (Bild 3.27 und 3.28) oder Formteile ausgegli-
lage bzw. Wechsel der Brennstoffart (z. B. auf
chen (Bild 3.31).
Gas) müssen die Querschnitte der vorhande-
Abgasanlagen für niedrige Abgastemperaturen nen Schornsteine meistens erheblich verrin-
haben in der Regel hinterlüftete Abgasrohre bzw. gert werden. Außerdem muss bei derartigen
Wärmedämmungen. Bei derartigen Abgasleitun- Umbauten der höhere Kondensatanfall berück-
gen werden die Innenrohre mit Endhauben über sichtigt werden. In Frage kommen Rohrsys-
die obere Schornsteinabdeckung hinausgezogen teme aus korrosionsfestem Stahl (Bild 3.32b),
(Bild 3.31 und 3.16). Schamotterohren oder neuerdings auch aus
Bei größeren Rauchrohrquerschnitten, insbeson- feuerfestem Glas mit Edelstahl-Verbindern.
dere auch bei selten genutzten Schornsteinen • Auskleidung mit neuen Formteilen. Für ge-
(offene Kamine), kann Vorsorge gegen Nieder- rade, allenfalls nur geringfügig gezogene
schlagwasser erforderlich werden. Abdeckungen Schornsteine kommen starre oder flexible
aus korrosionsbeständigen Materialien müssen Edelstahlrohre sowie Schamotterohre mit oder
in mindestens 20 cm Höhe über der Rauchrohr- ohne Innenglasur in Frage (Bild 3.32c).
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 281

3.32 Sanierungssysteme
a) Auskleidung mit Spezialmörtel 1 Vorhandenes Schornsteinmauerwerk
b) Einbau von Schamotte-Formstücken 2 Mörtel
c) Einbau von flexiblen Edelstahlrohren 3 Schamotterohr
4 Hebe- und Ausrichtvorrichtung
5 flexibles Edelstahlrohr

Ob eine Wärmedämmung nötig ist, muss im Ein- An einen Abgasschornstein dürfen bis zu 3 Gas-
zelfall geklärt werden. Sie kann aus überschobe- feuerstätten mit einer Nennwärmeleistung von je
nen Mineralwollehülsen, bei einigen Systemen 30 kW angeschlossen werden, wenn die Verbren-
auch aus Schüttungen von Dämmstoffen beste- nungsluft den Aufstellungsräumen entnommen
hen. Meistens werden die Rohre jedoch ohne zu- wird.
sätzliche Wärmedämmung eingebaut, und der Bei allen Gasfeuerstätten ist zwischen Gerät und
verbleibende Hohlraum wird hinterlüftet. Anschluss an den Abgasschornsteinen eine Strö-
Vielfach wird es bei Sanierungen erforderlich mungssicherung einzubauen, die bei Sauerstoff-
sein, die Schornsteinköpfe vollständig zu er- mangel oder Störungen bei der Gasverbrennung
neuern. Dann sollten Lösungen ähnlich wie in gefährliche Anreicherungen von unverbranntem
Bild 3.31 gezeigt oder Fertigteil-Schornsteinköp- Gas, Kohlenmonoxyd oder Kohlendioxydgas ver-
fe (Bild 3.30) vorgezogen werden. hindert. Außerdem sind für innenliegende Räu-
me und für Räume mit größeren Gasfeuerstätten
Be- und Entlüftungsöffnungen mit mindestens
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 75 cm2 freiem Querschnitt vorzusehen (bei Ver-
gitterung Zuschlag 20%) [7]. Die obere Belüf-
gemäß DVGW [7] tungsöffnung muss möglichst dicht unterhalb
der Decke, mindestens jedoch 1,80 cm über dem
Nach den „Technischen Vorschriften und Richtli- Fußboden, die untere in Fußbodennähe liegen
nien für die Einrichtung und Unterhaltung von (Bild 3.33). Belüftungsöffnungen dürfen nicht
Niederdruckgasanlagen in Gebäuden und Grund- verschließbar sein. Die erforderliche Größe der
stücken DVGW-TVR-Gas“ sind für Gasgeräte (z. B. Öffnungen richtet sich im Übrigen nach den Lan-
Haushaltsgasherde, Kleinwasserheizer) keine be- desbauordnungen und beträgt im Allgemeinen
sonderen Abgasanlagen erforderlich. für die untere Zuluftöffnung mindestens 50%, für
Größere Gasfeuerstätten, wie z. B. Warmwasser- die obere Belüftungsöffnung mindestens 25%
Durchlauferhitzer für Bäder oder „Thermen“ als des vorhandenen Querschnitts.
Heizgeräte für Etagen- oder Zentralheizungen, Bei der Verbrennung von Erd- oder Stadtgas fällt
müssen an Abgasanlagen gemäß DIN V 18 160-1 neben den übrigen Abgasen eine beträchtliche
angeschlossen werden. Menge von Wasserdampf an (ca. 800 g/m3 des
Der lichte Querschnitt muss mindestens 100 cm2 verbrannten Gases). Auch bei gutem Wärme-
bei einer kleinsten Seitenlänge von 10 cm auf- schutz kommt es daher zu erheblicher Konden-
weisen. satbildung. Die Abgasanlagen müssen daher aus
282 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.33 Belüftung von innenliegenden Räumen mit


Gasfeuerstätten
a) Zuluft durch Türöffnung aus benachbartem
Raum mit Außenfenster
b) Zuluft aus Belüftungsschacht

wasserundurchlässigen Materialien (z. B. Faserze-


mentrohre, Edelstahlrohre, glasierte oder feuch-
tigkeitsunempfindliche Schamotterohre) beste-
hen. Am unteren Ende der Abgasleitungen sind
Kondensatsammler vorzusehen (Bild 3.34) oder
das Kondensat ist in die Hausentwässerung ein-
zuleiten (s. Abschn. 3.3.2).
Zu beachten ist, dass bei winterlichen Außentem-
peraturen in den oberen Bereichen von Abgasan-
lagen mit erheblicher Vereisungsgefahr bei Kon-
densatbildung zu rechnen ist. Es muss also für
ausreichende Wärmedämmung im Mündungs- 3.34 Abgas-Sammelschacht für raumluftunabhängige
bereich und in offenen Dachräumen gesorgt wer- Gasfeuerstätten (PLEWA)
den. a) Schnitt, b) Grundriss
An einer gemeinsamen Abgasleitung dürfen 1 Kondensatablauf 8 Abstandhalter
nach DIN EN 483 bis zu 10 raumluftunabhängige 2 Überströmöffnung 9 Feuerungsanschluss
(d. h. zum Aufstellungsraum hin völlig dicht) ge- 3 Kontrolltür mit Zuluftführung
4 Keramikrohr (schematisch)
bläseunterstützte Gasgeräte angeschlossen wer- 5 Wärmedämmung 10 Abdeckplatte
den, wenn die Verbrennungsluft besonderen 6 Zuluftschacht 11 Abdeckschürze
Zuluftschächten entnommen wird (Bild 3.34). 7 Mantelstein
3.7 Lüftung von innenliegenden Bädern 283

3.7 Lüftung von innenliegenden den, der auch zwei einander gegenüberliegende
Öffnungen haben kann. Auch andere dichte Zu-
Bädern und Toilettenräumen luftleitungen zur Außenwand können zugelassen
werden.
Können innenliegende Bäder und Toilettenräume
nicht durch Fenster ausreichend be- und entlüf- Der Querschnitt des Zuluftkanals muss mindes-
tet werden, muss Frischluft durch Schächte und tens 80% der Summe aller angeschlossenen
Kanäle in die Räume geleitet und Abluft abgelei- Schachtquerschnitte betragen. Es sind runde und
tet werden. Die notwendige Luftströmung wird Rechteckquerschnitte (kleinste Kantenlänge > 90
durch thermischen Auftrieb in Verbindung mit mm) mit einem Mindestquerschnitt von 150 cm2
Winddruck bzw. -sog oder mechanisch durch zugelassen. Die Außenöffnungen sind so zu
Ventilatoren bewirkt. vergittern (Maschenweite > 10 u 10 mm), dass der
Zunehmende Bedeutung bei der Planung von
erforderliche Mindestquerschnitt erhalten bleibt. 3
Lüftungseinrichtungen erhält die Wärmerückge- Zuluftöffnungen in den Räumen müssen einen
winnung aus Abluftanlagen. In Niedrigenergie- freien Mindestquerschnitt von 150 cm2 haben.
und Passivhauskonzepten ist die Wärmerückge- Sie sind möglichst in Bodennähe anzuordnen
winnung aus Lüftungsanlagen zur Realisierung und müssen mit regelbaren Verschlüssen ausge-
der Energieeinsparziele unerlässlich. stattet sein, mit denen Zugerscheinungen ausge-
schlossen werden können.
Lüftungseinrichtungen ohne Ventilatoren
Abluftöffnungen müssen bei einem Mindest-
Richtlinien zur Ausführung von Lüftungseinrich- querschnitt von 150 cm2 möglichst nahe unter
tungen für innenliegende Sanitärräume enthält der Decke angeordnet sein.
DIN 18 017-1. Derartige Lüftungssysteme reichen unter norma-
Danach müssen die erforderlichen Lüftungs- len klimatischen Verhältnissen im Allgemeinen
schächte glattwandig sein (z. B. Faserzement- zwar aus und sind praktisch wartungsfrei. Sie er-
-rohr) und müssen einen Mindestquerschnitt von fordern jedoch bei mehrgeschossigen Bauten ei-
140 cm2 haben. Um Schallbelästigungen und nen hohen Platzbedarf und sind nur schwer ge-
Geruchsübertragungen von Geschoss zu Ge- gen Schallübertragung ausreichend zu sichern.
schoss zu verhindern, ist für jeden Raum ein eige-
ner Schacht vorzusehen, der über Dach zu führen Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren
ist (Bild 3.35). Für Belüftungssysteme mit einzelnen oder zent-
Wenn Bäder und WC derselben Wohnung neben- ralen Ventilatoren sind nähere Bestimmungen in
einander liegen, dürfen sie an einen gemeinsa- DIN 18 017-3 enthalten, die nachstehend aus-
men Zu- bzw. Abluftschacht angeschlossen wer- zugsweise wiedergegeben werden.
den. Die belüfteten Räume müssen gegenüber Unterschieden werden
den übrigen Räumen der Wohnung durch dicht • Einzelentlüftungsanlagen mit eigenen Abluft-
schließende Türen abgeschlossen werden. leitungen (Bild 3.36a),
Die Lüftungsschächte sind bei mehreren Ge- • Einzelentlüftungsanlagen mit gemeinsamer Ab-
schossen so gegeneinander zu versetzen, dass luftleitung (Bild 3.36b),
zwei benachbarte Rohre nicht zu aufeinander fol-
• Zentralentlüftungsanlagen mit nur gemeinsam
genden Geschossen gehören.
veränderlichem Gesamtvolumenstrom,
Die Schächte dürfen einmal mit einem Winkel • Zentralentlüftungsanlagen mit wohnungswei-
von max. 60° verzogen werden und müssen in se veränderlichen Volumenströmen.
Firstnähe geneigter Dächer mit mindestens
40 cm Dachüberstand münden. Bei Dachneigun- Die Anlagen können wahlweise für folgende Min-
gen < 20° müssen die Schächte die Dachfläche destvolumenströme ausgelegt werden:
um mindestens 1 m überragen. Sind an den • 40 m3/h: Dieser Volumenstrom muss über min-
Dachrändern Brüstungen vorhanden („Attika“), destens 12 Stunden je Tag abgeführt werden.
müssen diese mindestens 50 cm überragt wer- • 60 m3/h: Wenn die Entlüftungen völlig ab-
den. Alle Schächte müssen Revisionsöffnungen gestellt werden können, muss sichergestellt
haben. werden, dass nach jedem Ausschalten durch
Am unteren Ende sind die Zuluftschächte mit ei- Nachlaufen des Gerätes mindestens 5 m3 Luft
nem ins Freie mündenden Zuluftkanal zu verbin- aus dem zu lüftenden Raum abgeführt werden.
284 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

3.35 Einzelschachtanlage (DIN 18 017-1)


a) Querschnitt; b) Längsschnitt
1 Zuluftkanal
2 Zuluftschacht
3 Zuluftöffnung
4 Abluftöffnung
5 Abluftschacht
6 Lichtschacht
3.7 Lüftung von innenliegenden Bädern 285

3.36a 3.36b

3.36c 3.36d

3.36 Lüftungsanlagen mit Ventilatoren (DIN 18017-3)


a) Einzelentlüftung mit eigenen Abluftleitungen
b) Einzelentlüftung mit gemeinsamer Abluftleitung
c) Zentralentlüftung mit nur gemeinsam veränderlichen Volumenstrom
d) Zentralentlüftung mit wohnungsweise veränderlichen Volumenströmen
1 Ventilator
2 Abluftleitung/Ausblasleitung (zentral)
3 Außenluftdurchlässe
4 Reinigungsverschluss
5 Ventile c) unveränderliche Kennlinie bzw. d) von Bewohnern einstellbar
6 gemeinsame Abluftleitung
7 Rückschlagklappe

Jeder Raum muss eine unverschließbare Zuluft- Zentralentlüftungsanlagen sind so zu bauen und
öffnung von 150 cm2 freiem Querschnitt haben. zu betreiben, dass Gerüche oder Staub nicht von
Die Abluftöffnungen müssen möglichst nahe Wohnung zu Wohnung oder in andere Räume
unter der Decke liegen. Im Aufenthaltsbereich übertragen werden können.
sollen keine größeren Luftgeschwindigkeiten als Die Vermeidung von Schallübertragungen ist bei
0,2 m/s entstehen. Sammelschachtanlagen zu gewährleisten. Die
286 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

Hersteller von Sammelentlüftungsanlagen versu- forderungen, die für Anlagen ohne Ventilatoren
chen auf verschiedene Weise das Problem der gelten.
Übertragung von Luftschall durch spezielle Der wichtigste Vorteil von Lüftungsanlagen mit
Schallschutzmaßnahmen an den Einströmöff- Ventilatoren ist, dass sie mit flächensparenden
nungen zu lösen. Körperschallübertragung ist Sammelschächten betrieben werden können
durch Maßnahmen nach DIN 4109 zu verhindern. und dass zur Verbesserung der Energieeffizienz
Die benötigten Einzel- oder Sammel-Abluft- Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung aus
schächte entsprechen im Wesentlichen den An- der Abluft integriert werden können.

3 3.8 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1946-6 05.2009 Raumlufttechnik – Lüftung von Wohnungen; Anforderungen, Ausführung,


Abnahme (VDI-Lüftungsregeln)
DIN 4795 04.1991 Nebenluftvorrichtungen für Hausschornsteine; Begriffe, Sicherheitstechnische
Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung
DIN 18 017-1 02.1987 Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster;
Einzelschachtanlagen ohne Ventilatoren
DIN 18 017-3 09.2009 Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster; mit Ventilatoren
DIN 18 147-2 11.1982 Baustoffe und Bauteile für dreischalige Hausschornsteine; Formenstücke aus
Leichtbeton für die Außenschale; Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 150-1 09.1979 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton,
Einschalige Schornsteine, Anforderungen
DIN 18 150-2 02.1987 Baustoffe und Bauteile für Hausschornsteine; Formstücke aus Leichtbeton;
Einschalige Schornsteine; Prüfung und Überwachung
DIN V 18 160-1 01.2006 Abgasanlagen, Planung und Ausführung
DIN V 18 160-1,Bbl.1 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Metall-
Abgasanlagen nach DIN EN 1856-1, von Innenrohren und Verbindungsstücken
nach DIN EN 1856-2, der Zulässigkeit von Werkstoffen und der Korrosions-
widerstandsklassen
DIN V 18 160-1,Bbl.2 01.2006 –, Planung und Ausführung; Nationale Ergänzung zur Anwendung von Keramik-
Innenschalen nach DIN EN 1457, Zuordnung der Kennzeichnungsklassen für
Montage-Abgasanlagen
DIN V 18 160-1,Bbl.3 09.2009 –, Planung und Ausführung, Beiblatt 3: Nationale Ergänzung zur Anwendung von
System-Abgasanlagen mit Kunststoffinnenrohren nach DIN EN 14 471
DIN 18 160-5 05.2008 –, Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten, Anforderungen, Planung und
Ausführung
DIN V 18 160-60 01.2006 –, Nachweise für das Brandverhalten von Abgasanlagen und Bauteilen von
Abgasanlagen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 379 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Raumlufttechnisch
Anlagen
DIN 18 380 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbestimmungen (ATV) für Bauleistungen; Heizanlagen und
zentrale Wassererwärmungsanlagen
DIN V 18 599-1–10 05.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
Beleuchtung
DIN EN 483 06.2000 Heizkessel für gasförmige Brennstoffe; Heizkessel des Typs C mit einer
Nennwärmebelastung gleich oder kleiner als 70 kW
DIN EN 1443 06.2003 Abgasanlagen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1457 04.2003 Abgasanlagen; Keramik – Innenrohre; Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 1457, Ber. 1 10.2006 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04
3.9 Literatur 287

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1457, Ber. 2 08.2007 –, Berichtigungen zu DIN EN 1457: 2003-04


DIN EN 1856-1 09.2009 Abgasanlagen – Anforderungen an Metall-Abgasanlagen; Bauteile für
System-Abgasanlagen
DIN EN 1856-2 09.2009 –, –, Innenrohre und Verbindungsstücke aus Metall
DIN EN 1857 08.2010 Abgasanlagen; Bauteile; Betoninnen rohre
DIN EN 1858 09.2011 Abgasanlagen; Bauteile – Betonformblöcke
DIN EN 1859 09.2009 Abgasanlagen; Metall-Abgasanlagen, Prüfverfahren
DIN EN 1993-3-2 12.2010 Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 3-2: Türme, Maste
und Schornsteine – Schornsteine 3
DIN EN 12 446 09.2011 Abgasanlagen-Bauteile; Außenschalen aus Beton
DIN EN 13 063-1 10.2007 Abgasanlagen – System-Abgasanlagen mit Keramik-Innenrohren –
Teil 1: Anforderungen und Prüfungen für Rußbrandbeständigkeit
DIN EN 13 063-2 10.2007 Abgasanlagen – System-Abgasanlagen mit Keramik-Innenrohren –
Teil 2: Anforderungen und Prüfungen für feuchte Betriebsweise
DIN EN 13 084-1 05.2007 Freistehende Schornsteine; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 13 229 02.2011 Kamineinsätze einschließlich offene Kamine für feste Brennstoffe;
Anforderungen und Prüfung
DIN EN 13 384-1 08.2008 Abgasanlagen – Wärme- und strömungstechnische Berechnungsverfahren;
Abgasanlagen mit einer Feuerstätte
DIN EN 13 384-2 07.2009 –, Abgasanlagen mit mehreren Feuerstätten
DIN EN 14 471 11.2005 –, Systemabgasanlagen mit Kunststoffinnenrohren – Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 15 287-1 12.2010 Abgasanlagen – Planung, Montage und Abnahme von Abgasanlagen –
Teil 1: Abgasanlagen für raumluftabhängige Feuerstätten
MFeuV 09.2007 Muster – Feuerungsverordnung
BImSchV 03.2010 Bundes-Immissionsschutzverordnung
Ferner: Technische Vorschriften und Richtlinien für die Einrichtung und Unterhaltung von Niederdruckgasanlagen in
Gebäuden und Grundstücken; DVGW-Regelwerk-Gas [7]

3.9 Literatur
[1] Aschoff, C., Grotjan, H.: Frischlufttechnik im Wohnungsbau, Stuttgart 2004
[2] Dt. Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.: ATV DVWK-Regelwerk A 251-Kondensate aus Brenn-
wertkesseln (08/2003), aktualisiert 11/2011, www.dwa.de
[3] Bauer-Böckler, H. P.: Das neue Buch der Kamine und Kachelöfen, Energiesparende Ausführungen traditionell und mo-
dern. Taunusstein 2004
[4] Beuth DIN-Taschenbuch Teil 146, Abgasanlagen – Schornsteine; Planung , Berechnung, Ausführung, Normen. Berlin
2005
[5] Dreesen, H. W.: Schornsteinsysteme für heute und morgen. In: DBZ 2/1993
[6] –: Moderne Abgasführung. In: DBZ 5/1995
[7] DVGW-Arbeitsblätter, Regelwerk-Gas. www.dvgw.de
[8] Ehrenfried, H.: Kontrollierte Wohnungslüftung Bibliothek Gebäudetechnik. Berlin 2000
[9] Fischer, O.E., Schoppenhauer, G.: Hausschornsteine. Wiesbaden/Berlin 1996
[10] Fockenberg, K.: Zwischenbilanz. Heiztechnik und Abgasanlagen für Wohngebäude. In db 5/2005
[11] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Tl.3. Wohnungslüftung: Planung und Ausführung. In sbz 11/2006
[12] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Wohnungslüftung: Änderungen in der DIN 1946. Tl.2. In sbz 10/2006
[14] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsbericht T 2408: Überprüfung der
Abstandsregeln zwischen Schornsteinen und Bauteilen mit brennbaren Baustoffen. Stuttgart 1991. www.irb.fhg.de
[15] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsberichte und IRB-Literaturdokumenta-
tionen: Schornsteine. Stuttgart. www.irb.fhg.de
[16] Isomit Schornsteinelemente GmbH & Co. KG: Polch, www.isomit.de
[17] Kehm, B.: Abgasanlagen und die Europäische Normung – Auswirkungen der CE-Kennzeichnung. In DAB 7/2004
288 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte

[18] Klindt, L. und E.: Kein Ärger am Bau – Steildach und Schornsteine: Stuttgart 1999. www.irb.fhg.de
[19] Künzel, H.: Überlegungen zur Wohnungslüftung. Stuttgart 2006. (Aufsatz aus Wohnungslüftung und Raumklima, Grund-
lagen, Ausführungshinweise, Rechtsfragen), www.irb.fhg.de
[20] Last, D.: Abgasanlagen als architektonisches Element. Design, Technik und Montage von Edelstahlkaminen. In TAB-
Technik am Bau 3/2005
[21] Last, D.: Abgassysteme in Leichtbauweise. Technische Eigenschaften mehrerer Systeme. In TAB 7+8/2004
[23] Nowak, W.: Lüftungsstrategien. Natürliche und maschinelle Wohnungslüftung. In db 5/2002
[24] Pistohl, W.: Handbuch der Gebäudetechnik, Band 2. München 2005, (7. Auflage 2009)
[25] PLEWA Schornsteintechnik und Abgassysteme. Speicher; www.plewa.de
[26] Reiß, J., Erhorn, H.: Thermische und hygrische Randbedingungen beim Betrieb feuchteunempfindlicher Hausschorn-
steine – Heizraumbedingungen: Stuttgart 1996
[27] Schiedel GmbH & Co.: Schornsteinsysteme und Lüftungssysteme. München, www.schiedel.de
3 [28] Wirth, H. und S.: Schäden an Installationsanlagen – Schornsteine und Abgasleitungen. Stuttgart 2001. www.irb.fhg.de
[29] Wollenberg, D.: Schornstein-Systeme in Leichtbauweise: Die Alternative zum Mantelstein. In Baumarkt + Bauwirtschaft
12/2005
289

4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.1 Allgemeines Stufen sowie Form, Lage und Anzahl von Podes-
ten, die als Treppenabsätze am Anfang oder Ende
eines Treppenlaufes Teile der Geschossdecken
4.1.1 Begriffe sind oder als Zwischenpodest zwischen zwei Trep-
penläufen liegen (Bild 4.1). Der von Treppenläu-
Treppen verbinden verschiedene Ebenen von
fen, -podesten und -geländern umschlossene
Bauwerken als Geschosstreppen oder Ausgleichs-
freie Raum wird Treppenauge, die für eine Treppe
stufen zur Verbindung unterschiedlicher Fußbo-
vorgesehene Aussparung in der Geschossdecke
denebenen. Rampen und Aufzüge sind zur stu-
Treppenöffnung oder Treppenloch genannt.
fenlosen Erschließung von Bodenflächen auf un-
terschiedlichen Höhen erforderlich. Treppenstufen werden in der Regel mit einem
Die Grundrisse und Ausführungsformen von Schritt begangen. Die Bezeichnung der Stufentei- 4
Treppen sind vielfältig, da Treppen meistens le zeigt Bild 4.2. Die erste Stufe eines Treppenlau-
nicht nur ihrem eigentlichen Zweck der Ver- fes wird als Antritt- , die letzte Stufe als Austritt-
tikalerschließung, sondern darüber hinaus auch stufe bezeichnet. Die Lauflinie kennzeichnet bei
der Gestaltung von Bauwerken und Räumen der Darstellung von Treppen im Grundriss den
dienen. Weg eines Benutzers im üblichen Gehbereich. Bei
Treppen mit geraden Läufen liegt die Lauflinie
Unterschieden werden im Allgemeinen in der Mitte der nutzbaren Trep-
• notwendige Treppen, d. h. Treppen, die nach penlaufbreite bzw. innerhalb des „ Gehbereiches“ .
behördlichen Vorschriften als Teil des ersten Die Definition des Gehbereiches ist für gewendel-
Rettungsweges vorhanden sein müssen und an te Treppen, für Treppen mit teilweise gewendel-
deren Dimensionierungen und Bauausführung ten Läufen und für Treppen mit verschiedenen
in der Regel besondere Anforderungen gestellt nutzbaren Laufbreiten in DIN 18 065 enthalten
werden und (Bild 4.19).
• nicht notwendige Treppen, die zusätzlich vor- In Bauzeichnungen wird bei Treppen (auch bei
handen sein können und dabei auch der viel- Rampen) die Vorderkante der Antrittstufe mit ei-
fach häufiger genutzten, repräsentativen Er- nem Punkt, einem Kreis oder einem Doppelstrich
schließung der Hauptnutzungen dienen. gekennzeichnet und die Vorderkante der Aus-
trittstufe mit einem Pfeil. Dabei wird durch den
Treppen zwischen zwei Vollgeschossen werden Pfeil die Richtung angegeben, in der die Treppe
Geschosstreppen, zwischen Kellergeschossen ansteigt.2)
und Erdgeschoss Kellertreppen und zwischen
oberstem Vollgeschoss und Dachboden Boden- Die tragenden Teile der Treppe, die die Stufen
treppen genannt. seitlich tragen und zugleich den Treppenlauf seit-
In Gebäuden mit mehr als zwei Vollgeschossen1) lich begrenzen, werden Treppenwangen ge-
müssen Treppen in der Regel in einem abgeschlosse- nannt. Treppenholme tragen oder unterstützen
nen Treppenraum liegen. die Stufen paarweise oder einzeln von unten. Als
Treppenspindel wird der tragende Kern von Spin-
Eine ununterbrochene Folge von mindestens drei deltreppen bezeichnet (Bild 4.1l).
Steigungen bildet einen Treppenlauf. Weniger als
drei aufeinanderfolgende Steigungen werden Die Bezeichnung der Treppenteile zeigt Bild 4.3.
Ausgleichsstufen genannt. Treppenstufen können ausgeführt werden als
Die Form einer Treppe wird durch die Anzahl der Blockstufen, Plattenstufen, Keilstufen oder Win-
Treppenläufe nur annähernd gekennzeichnet. kelstufen (Bild 4.4). Sie werden im Allgemeinen
Zur genaueren Bestimmung gehören Angaben auf Unterkonstruktionen (Platten, Wangen, Hol-
über die Lage der Läufe, Anzahl und Form der me) aufgelegt, auf verschiedene Weise aufge-

1) „Vollgeschoss“ : Definition jeweils in den Landesbauord- 2) In Geländedarstellungen o. Ä. weisen hiervon abweichend


nungen bzw. in der MBO §2 (6) die Pfeile in Gefällerichtung, d. h. nach unten!

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_4, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
290 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.1 Treppengrundrisse (schematische Darstellung nach DIN 18 065)


a) einläufige gerade Treppe
b) zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest
c) zweiläufige gewinkelte Treppe mit Zwischenpodest
d) zweiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest (dargestellt als „Rechtstreppe“)
e) dreiläufige zweimal abgewinkelte Treppe mit Zwischenpodesten
f) dreiläufige gegenläufige Treppe mit Zwischenpodest
g) einläufige, im Austritt viertelgewendelte Treppe
h) einläufige, im Antritt viertelgewendelte Treppe
i) einläufige, zweimal viertelgewendelte Treppe
j) einläufige, halbgewendelte Treppe (dargestellt als „Rechtstreppe“)
k) Wendeltreppe (Treppe mit Treppenauge)
l) Spindeltreppe (Treppe mit Treppenspindel)
m) zweiläufige, gewendelte Bogentreppe mit Zwischenpodest
4.1 Allgemeines 291

4.2 Bezeichnung von Stufenteilen 4.3 Bezeichnung von Treppenteilen


s = Steigung 1 Trittstufe 1 Treppenpodest 6 Lauflinie
a = Auftritt 2 Trittfläche 2 Zwischenpodest 7 innere Treppenwange
u = Unterschneidung 3 Setzstufe 3 Antrittstufe 8 äußere Treppenwange
4 Trittkante 4 Austrittstufe 9 Treppenauge
5 Treppenlauf
4

4.4 Stufenarten (DIN18 065)


a) Blockstufen, b) Keilstufen, c) Plattenstufen, d) Winkelstufen, e) L-Stufen
292 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

hängt oder in Seitenwänden auskragend ein- Bestimmungen der Landesbauordnung beachtet


gespannt. Es werden Treppen mit Setzstufen werden müssen. Die maßlichen Mindestanforde-
(geschlossene Treppen) und Treppen ohne Setz- rungen an Treppen sind in Tabelle 4.5 enthalten
stufen (offene Treppen) unterschieden. Bei offe- bzw. aus den Bildern 4.6 und 4.7 ersichtlich.
nen Treppen ist eine Unterschneidung von min. Stufenabstand. Für Gebäude im Allgemeinen
30 mm gefordert. wird ein maximaler Stufenabstand von 12 cm ge-
Unterschneidungen sind bei geschlossenen Trep- fordert.
pen in Abhängigkeit von den baurechtlichen DIN 18065 stellt bemerkenswerter Weise keine
Notwendigkeiten sowie der Art der Gebäude (Ge- Anforderungen an den lichten Stufenabstand in
bäude im Allgemeinen und Wohngebäude) vor- Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohnungen und
zusehen (s. Abschn. 4.1.3). innerhalb von Wohnungen. Wenn mit der Anwe-
senheit von Kindern gerechnet werden muss,
wird in einigen Landesbauordnungen bei Trep-
4.1.2 Vorschriften1) pen ohne Setzstufen jedoch auch eine lichte
Weite des Stufenabstandes von weniger als
4 Maße
12 cm zwischen den Trittstufen gefordert (s. a.
Abschn. 4.3.1).
Die Neigung von Treppen wird durch das Stei-
gungsverhältnis, d. h. das Verhältnis von Stufen- 1) Vorschriften für Geländer s. Abschn. 4.3.1
höhe s („Steigung“) zu Stufenbreite a („Auftritt“) 2) Sondervorschriften für Treppen sind enthalten in der bun-

gekennzeichnet (s. Abschn. 4.1.3). deseinheitlichen Arbeitsstättenverordnung sowie in den


unterschiedlichen Landesrichtlinien für z. B.
Für die sonstigen Hauptmaße von Treppen sind
• Versammlungsstätten (Versammlungsstättenverordnung)
in DIN 18 065 allgemeine Regeln festgelegt. Sie
weichen jedoch teilweise von den unterschied- • Geschäftshäuser (Geschäftshausverordnung)
lichen Treppenbau-Vorschriften ab, die in den • Garagen (Garagenverordnung)
Durchführungsverordnungen der Landesbauord- • Krankenhäuser (Krankenhausbauverordnung)
nungen enthalten sind2). Es ist also zu beachten, • Schulbauten (Schulbaurichtlinien)
ob die DIN 18 065 im jeweiligen Bundesland bau- • Gaststätten (Gaststättenbauverordnung)
aufsichtlich eingeführt ist oder ob weitergehende • Hochhäuser (Hochhausrichtlinien).

Tabelle 4.5 Maßliche Anforderungen (DIN 18 065) (Fertigmaße im Endzustand)

Gebäudeart Treppenart Nutzbare Steigung Auftritt


Treppen- s a
laufbreite max. min.
min. in cm in mm in mm

Wohngebäude Baurechtlich Treppen, die zu 80 t 140 d 200 t 230 d 370 2


mit nicht mehr als notwendige Aufenthaltsräumen führen
zwei Wohnungen Treppen
und innerhalb von
Wohnungen1 Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 t 140 d 210 t 210 d 370
Treppen

Gebäude im Baurechtlich notwendige Treppen 100 t 140 d 190 t 260 d 370


Allgemeinen

Baurechtlich nicht notwendige (zusätzliche) 50 t 140 d 210 t 210 d 370


Alle Gebäude
Treppen
1) schließt auch Maisonetten-Wohnungen in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen ein.
2) Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 26 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insge-
samt 26 cm Trittfläche (a + u) erreicht werden.
3) Bei Stufen, deren Treppenauftritt a unter 24 cm liegt, muss die Unterscheidung u mindestens so groß sein, dass insge-
samt 24 cm Trittfläche erreicht werden.
4.1 Allgemeines 293

4.6a 4.6b 4.6c


4.6 Lichtraumprofil; für Treppen; Maße, Benennungen (DIN 18 065)
a) notwendige Treppen in Gebäuden im Allgemeinen
b) Treppen in Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von Wohnungen
c) max. Breitenabstand zu Wänden und Geländern
1 nutzbare Treppenlaufbreite
2 lichte Treppendurchgangshöhe (Die Höhe ist zu niedrig vorgegeben!)
3 Obere Begrenzung des Lichtraumprofils
4 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils durch fertige Wandoberfläche
5 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils z. B. durch Innenkante eines Wand-Handlaufes
6 Seitliche Begrenzung des Lichtraumprofils durch Innenkante Geländer oder geländerseitigen Handlauf
7 Untere Begrenzung des Lichtraumprofils durch Messebene für die lichte Durchgangshöhe
8 Obere Begrenzung des Lichtraumprofils z. B. durch Dachschrägen, Treppenwangen, Installationen
9 Untere Begrenzung des Lichtraumprofils durch z. B. Treppenwangen oder „Bischofsmützen“

4.7 Lichte Durchgangshöhe („Kopfhöhe“)


1 Unterkante eines darüber liegenden Treppenlaufes
2 Rohr, Leuchte
3 Balken, Podestkante
4 Dachschräge, Deckenunterseite
5 lichte Durchgangshöhe
6 Messebene für die lichte Durchgangshöhe
294 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Die nach Tabelle 4.5 möglichen Mindestmaße Sie müssen so beschaffen sein, dass sie die Benut-
müssen bei der Planung kritisch bewertet wer- zung der Treppen auch in den üblicherweise zu
den. Es ist bestimmt nicht überall möglich, an erwartenden Ausnahmefällen gefahrlos ermögli-
baurechtlich nicht notwendige Treppen so ge- chen (z. B. Möbeltransport, Transport von Kran-
ringe Sicherheitsanforderungen zu stellen, wie kentragen usw.). Dies gilt nicht für Wohngebäude
sie aus einem möglichen Stufenauftritt von nur mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von
210 mm resultieren. Wohnungen.
Lichte Durchgangshöhe. Ebenso ist die gefor- In den Gehbereich von Podestflächen notwendi-
derte lichte Durchgangshöhe mit 200 cm gemäß ger Treppen dürfen keine Türen aufschlagen. Die
Bild 4.6 nur als Mindestmaß zu sehen, das heuti- Podestfläche ist nötigenfalls entsprechend zu
gen Ansprüchen kaum noch genügt. Eine lichte vergrößern. Eine Treppe darf nicht unmittelbar
Höhe von 210 cm sollte nicht unterschritten vor einer Türe enden, die in Richtung der Treppe
werden. aufschlägt. In diesem Fall ist zwischen Treppe
und Tür ein Treppenabsatz anzuordnen, der min-
Der Seitenabstand von Läufen und Podesten zu destens der Breite der Tür entspricht.
Wänden und/oder Geländern darf nicht mehr als
4 50 mm betragen. Der lichte Stufenabstand darf Barrierefreies Bauen (DIN 18 024-1 bzw. DIN
18 040-1 und DIN 18 040-2) fordert neben einer
nicht größer als 120 mm sein. Dies gilt nicht für
ausreichenden Belichtung und Beleuchtung
Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnungen und
Treppen und Treppenpodeste z. B. durch Farb-
innerhalb von Wohnungen.
und Materialwechsel deutlich erkennbar zu ma-
Podestflächen sind am An- bzw. Austritt von chen. Anfang und Ende der Treppenläufe müs-
Treppenläufen erforderlich. Bei längeren Trep- sen insbesondere für Sehbehinderte z. B. durch
penläufen müssen i. d. R. nach mehr als 18 Stei- Farbstreifenmarkierungen optisch gut erkenn-
gungen Zwischenpodeste als Ruhe- und Aus- bar ausgebildet werden und für blinde Men-
weichpodeste angeordnet werden. Dies gilt schen durch „taktilen Hilfen“ (z. B. erfühlbare Ken-
nicht für Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnun- nung des Anfangs und des Endes der Handläufe
gen und innerhalb von Wohnungen. Podestflä- oder auch zur Orientierung der Stockwerke
chen im Zuge von langen Treppenläufen ( Zwi- durch Erhebungen oder Vertiefungen an der von
schenpodeste) sind auf die Schrittlänge bzw. das der Treppe abgewandten Seite des Handlaufes
Schrittmaß der Treppe abzustimmen (vgl. Ab- haptisch erkennbar sein. Handläufe sind beidsei-
schn. 4.1.3). tig in einer Höhe von 85–90 cm anzuordnen und
Die nutzbare Treppenpodestbreite und -tiefe ohne Unterbrechung an Treppenaugen und Zwi-
notwendiger Treppen muss auch, wenn diese schenpotesten auszuführen. Der günstigsten-
Teil einer Geschossdecke sind, mindestens der falls runde oder ovale Querschnitt soll einen
nutzbaren Treppenlaufbreite entsprechen. In- Durchmesser von 3 cm bis 4,5 cm haben. Die
nerhalb gewandeter Treppenläufe muss der Min- Halterungen der Handläufe sollen an der Unter-
destauftritt im Radius bei Podesten mindestens seite angeordnet sein. In den Raum hineinragende
freie Enden von Handläufen sind nach unten
3 Auftritte (3 × a) des Treppenlaufes betragen.
oder zur Wandseite hin abzurunden. Treppen
In Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohnungen
müssen gerade Läufe sowie Setzstufen haben.1)
und innerhalb von Wohnungen ist mindestens
Die Treppenlauflinie muss rechtwinklig zu den
eine Auftrittsbreite von 2,5 Auftritten (2,5 × a)
Stufenkanten verlaufen. Unterschneidungen an
des kleinsten Auftrittes der anschließenden
Stufen sind unzulässig es sei denn, sie werden
Treppenläufe vorzusehen.
schräg ausgeführt und sind nicht größer als 2 cm
Für Krankentransporte in Gebäuden im Allge- (vgl. Bild 4.16). Neben Treppenauf- und abgän-
meinen ist sicherzustellen, dass die fertigen gen (Treppenpodesten) sind Bewegungsflächen
Maße den Transport von Personen auf einer Tra- von 1,50 m Breite (ohne Anrechnung der Aus-
ge nach DIN EN 1865 erlauben. trittsfläche) vorzusehen. In begehbare Flächen
hineinragende Bauteile, wie zum Beispiel die Un-
Beispiel Steigungsverhältnis der Treppe 185/270 mm
terkante eines Treppenlaufes müssen für blinde
Schrittmaß S = a + 2 s = 270 + 2 × 185 = 640 mm
und sehbehinderte Menschen wahrnehmbar
Podestlänge = S + a = 640 + 270 = 910 mm

Die nutzbare Laufbreite muss mindestens der 1) Ist der Innendurchmesser des Treppenauges >200 cm sind
nutzbaren Breite der Treppenläufe entsprechen. auch gebogene Treppenläufe zulässig.
4.1 Allgemeines 295

sein (kontrastreiche Ausbildung, Möglichkeit zu mindestens eine Treppe als erster Rettungs-
Ertastung durch Gehstock). weg erreichbar sein („notwendige Treppe“).
Statt notwendiger Treppen sind Rampen mit
Brandschutz flacher Neigung zulässig. Weitere Treppen
können gefordert werden, wenn sonst die
Treppen. Im Brandfall sind Treppen die einzigen Rettung von Menschen gefährdet wäre. Ein-
Fluchtwege zum Verlassen nicht ebenerdiger Ge- schiebbare Treppen oder Rolltreppen (Fahr-
schosse. Es muss daher sichergestellt sein, dass treppen) sind als notwendige Treppen nicht
Treppen je nach Menge der darauf voraussicht- zulässig. In Gebäuden der Gebäudeklassen 1
lich angewiesenen Benutzer in ausreichender und 2 sind einschiebbare Treppen und Leitern
Zahl und Abmessung vorhanden sind und aus als Zugang zu einem Dachraum ohne Aufent-
nicht zu großer Entfernung sicher erreicht wer- haltsraum zulässig. Notwendige Treppen sind
den können. Sie dienen darüber hinaus zur Perso- in einem Zuge zu allen angeschlossenen Ge-
nenrettung und zur Durchführung eines Lösch- schossen zu führen. Sie müssen mit den Trep-
angriffes in Brandfall. pen zum Dachraum unmittelbar verbunden
Selbstverständlich dürfen die Fluchtwege über sein, ausgenommen Treppen in den Gebäu-
Treppenhäuser im Brandfall nicht durch Rauch- deklassen 1–3 sowie Treppen als Verbindung 4
oder Brandeinwirkung unpassierbar werden. Be- von höchstens zwei Geschossen derselben
grenzungswände und -decken, Zugänge und die Nutzungseinheit von insgesamt nicht mehr als
Konstruktion der Treppen selbst müssen daher 200 m2, wenn in jedem Geschoss ein anderer
im Hinblick auf sichere Benutzbarkeit im Brandfall Rettungswege erreicht werden kann (Maiso-
geplant und ausgeführt werden. nette-Wohnungen).
Die brandschutztechnischen Anforderungen an • Keine besonderen brandschutztechnischen
notwendige Treppen und Treppenhäuser richten Anforderungen werden an Treppen der Gebäu-
sich nach den Gebäudeklassen1), die in den Lan- deklassen 1 und 2 gestellt.
desbauordnungen auf Grundlage der Musterbau- • In Gebäuden der Gebäudeklasse 3 müssen
ordnung (MBO) definiert werden. Als planerische die tragenden Teile notwendiger Treppen aus
und konstruktive Brandschutzmassnahmen (s. a. nicht brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A)
Abschn. 17.7 in Teil 1 des Werkes) sind vor allem bestehen oder mindestens in feuerhemmen-
zu beachten. der Bauart (min. F30-B), bei Gebäuden der Ge-
• Jedes nicht zu ebener Erde liegende Geschoss bäudeklasse 4 aus nicht brennbaren Baustoffen
sowie der benutzbare Dachraum müssen über und in der Gebäudeklasse 5 feuerhemmend

1) Gebäudeklassen gem. Musterbauordnung (MBO 11/2002, Sonderbauten


zuletzt geändert 2008) wie z. B. Hochhäuser (Gebäude mit einer Höhe von mehr
Gebäudeklasse 1 als 22 m), bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als
30 m, Gebäude mit mehr als 1600 m2 Grundfläche des
a) freistehende Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und
jeweils größten Geschosses, ausgenommen Wohnge-
nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt
bäude, Verkaufsstätten mit mehr als 800 m2, Büro- und
nicht mehr als 400 m2 und
Verwaltungsgebäude mit Räumen die einzelnen mehr
b) freistehende land- oder forstwirtschaftlich genutzte als 400 m2 umfassen, Gebäude mit Räumen, die einzeln
Gebäude. für die Nutzung durch mehr als 100 Personen bestimmt
Gebäudeklasse 2 sind, Versammlungsstätten für mehr als 200 Besucher mit
Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei gemeinsamem Rettungswesen, Versammlungsstätten im
Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m2. Freien für jeweils mehr als 1000 Besucher, Schank- und
Speisegaststätten mit mehr als 40 Gastplätzen, Beher-
Gebäudeklasse 3 bergungsstätten mit mehr als 12 Betten, Spielhallen mit
Sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m. mehr als 150 m2 Grundfläche, Krankenhäuser, Heime,
Einrichtungen für Kinder, Behinderte und alte Menschen,
Gebäudeklasse 4
Schulen, Hochschulen, Justizvollzugsanstalten usw.
Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m und Nutzungseinhei-
(Die Höhenangaben sind das jeweilige Maß der Fußboden-
ten mit jeweils nicht mehr als 400 m2.
oberkante des höchst gelegenen Geschosses, in dem ein
Gebäudeklasse 5 Aufenthaltsraum möglich ist über der Geländeoberfläche
Sonstige Gebäude einschließlich unterirdischer Gebäude. im Mittel. Die Grundfläche der Nutzungseinheiten sind die
Brutto-Grundflächen, ausgenommen Flächen im Kellerge-
schoss.)
296 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

und aus nicht brennbaren Baustoffen (F30-A)2) Flure t 150 cm, rollstuhlgerechte Flure t 180 cm,
ausgeführt werden. für Liegendkrankentransporte geeignete Flure
• Von jeder Stelle eines zum dauernden Aufent- t 220 cm
halt von Menschen bestimmten Raumes oder • in Verkaufsstätten t 200 cm jedoch d 250 cm,
eines Kellergeschosses muss gemäß MBO eine t 125 cm bei Verkaufsflächen d 500 m2
Treppe oder ein direkter Ausgang ins Freie • zwischen zwei Handläufen d 250 cm
in höchstens 35 m Entfernung erreichbar
sein. Sondervorschriften gelten darüber hinaus Treppenräume
z. B. für Hochhäuser, Schulen, Verkaufsstätten
(25 m), Versammlungsstätten, Krankenhäuser, • Jede notwendige Treppe muss in einem eige-
geschlossene und unterirdische Garagen nen, durchgehenden Treppenraum (notwen-
(30 m), offene Garagen (50 m). diger Treppenraum) i. d. R. an einer Außenwand
liegen, je Geschoss ein öffenbares Fenster von
Die Mindestlaufbreiten für einzelne Gebäude- mindestens 0,60 × 0,90 m und einen sicheren,
bzw. Nutzungsarten betragen z. B. direkten Ausgang ins Freie haben. Notwendige
• In Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei
4 Wohnungen sowie innerhalb von Wohnungen
Treppen sind ohne eigenen Treppenraum zu-
lässig in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und
t 80 cm 2 und als Verbindung von höchstens zwei Ge-
• In sonstigen Gebäuden t 100 cm schossen innerhalb derselben Nutzungseinheit
• in Versammlungs- und Gaststätten 120 cm je von insgesamt nicht mehr als 200 m2 (Maiso-
200 Personen nette-Wohnung), wenn in jedem Geschoss ein
• in Hochhäusern t 120 cm anderer Rettungswege erreicht werden kann
sowie als Außentreppe, wenn ihre Nutzung
• in Krankenhäusern, notwendige Treppen
ausreichend sicher ist und im Brandfall nicht
t 125 cm und d 150 cm, allgemein zugängliche
gefährdet werden kann.
2) Begriffe nach DIN 4102 (s. a. Abschn. 17.7.2 in Teil 1 dieses • Innen liegende Treppenräume können gestat-
Werkes) tet werden, wenn ihre Benutzung ausreichend
Baustoffklassen von Baustoffen: lang durch Raucheintritt nicht gefährdet wer-
A nicht brennbare Baustoffe den kann. Ersatzweise für geforderte öffenbare
A1 – ohne organische Bestandteile Fenster je Geschoss ist an der obersten Stelle
A2 – mit organischen Bestandteilen des Treppenraumes eine Öffnung als Rauch-
B brennbare Baustoffe und Wärmeabzugsanlage (RWA mit < 5% der
B1 – schwer entflammbare Baustoffe Grundfläche des Treppenraumes, jedoch min.
B2 – normal entflammbare Baustoffe 1 m2), sowie rauchdichte, selbstschließende
B3 – leicht entflammbare Baustoffe Türen (RdT) oder T30 Türen zu notwendigen
Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen: Fluren vorzusehen. Öffnungen zu anderen
F 30 Feuerwiderstandsdauer 30 min. Räumen sind unzulässig. Sofern der Ausgang
F 60 Feuerwiderstandsdauer 60 min eines notwendigen Treppenraumes nicht un-
F 90 Feuerwiderstandsdauer 90 min mittelbar ins Freie führt, muss der Raum zwi-
F 120 Feuerwiderstandsdauer 120 min schen dem notwendigen Treppenraum und
F 180 Feuerwiderstandsdauer 180 min dem Ausgang ins Freie dieselben Anforderun-
Der Feuerwiderstandklassen F30 entsprechen ohne be- gen wie an die Wände des Treppenraumes
sonderen Nachweis Treppen aus Sandstein, Mauerwerk, erfüllen.
Beton, Stahlbeton (mind. 10 cm dick) oder Eichenholz oder
Treppen, die als Stahlsteindecken konstruiert sind, wenn • In notwendigen Treppenräumen dürfen kei-
sie unterhalb mind. 1,5 cm dick auf Putzträgern geputzt ne brennbaren Baustoffe verwendet werden.
oder gleichwertig bekleidet sind. Wände und Decken aus brennbaren Baustoffen
Der Feuerwiderstandklasse F90 bzw. F120 entsprechen müssen eine Bekleidung aus nicht brennbaren
Treppen, die nicht brennbar sind, unter dem Einfluss Baustoffen haben. Bodenbeläge sind mindes-
eines Brandes und Löschwassers ihre Tragfähigkeit oder
ihr Gefüge nicht wesentlich ändern und den Durchgang
tens aus schwer entflammbaren Baustoffen
des Feuers während einer Prüfzeit von 90 Min. bzw. herzustellen (B1).
120 Min. verhindern. Im Besonderen gelten als feuer- • Die Wände von Treppenräumen notwendiger
beständig Treppen aus Mauerwerk (mind. 10 cm dick) Treppen sind auszuführen:
oder aus mind. 10 cm dicken Stahlbetonfertigteilen mit
1,5 cm dickem Putz auf der Unterseite. Treppenstufen aus • Gebäudeklassen 3 mindestens feuerhemmend
Naturstein gelten nicht als feuerbeständig. (F30-B),
4.1 Allgemeines 297

• Gebäudeklassen 4 hochfeuerhemmend (F60) Hochhäuser fallen unter besondere Brand-


auch unter zusätzlicher mechanischer Bean- schutzverordnungen gem. der Muster-Hoch-
spruchung haus- Richtlinie (MHHR 04/2008) bzw. die Richt-
• Gebäudeklassen 5 in der Bauart von Brand- linien der Bundesländer.
wänden. In ihnen müssen mindestens zwei voneinander
• Öffnungen zu Kellergeschossen, zu Dachräu- getrennte Treppenräume als bauliche Rettungs-
men, Läden, Gastronomie, Abfallsammelräu- wege ins Freie (Mindest-Laufbreite 1,20 m) vor-
men usw. sowie zu sonstigen Räumen und Nut- handen sein, die über Dach miteinander als
zungseinheiten mit einer Fläche von mehr als Fluchtwege verbunden werden können, oder es
200 m2, ausgenommen Wohnungen müssen in muss bei Hochhäusern bis 60 m Höhe ein feuer-
der Regel rauchdichte und selbstschließende und rauchfreier Sicherheitstreppenraum vorhan-
Abschlüsse (Türen oder Tore) mindestens der den sein (Zugang nur über im Freien liegende
Feuerwiderstandsklasse T30 haben. Abschlüs- Balkone, Laubengänge oder offene Podestflä-
se zu notwendigen Fluren sind rauchdicht und chen). Innen liegende Sicherheitstreppenräume
selbstschließend, zu sonstigen Räumen und sind genehmigungsfähig, wenn vor dem Trep-
Nutzungseinheit mindestens dicht und selbst-
schließend herzustellen. Feuerschutz- und
penraum zusätzlich Sicherheitsschleusen mit
Schächten (firetower mit Abmessungen von min.
4
Rauchschutzabschlüsse dürfen lichtdurchläs- 5 × 5 m zur natürlichen Belüftung oder eine
sige Seiten- und Oberlichter enthalten, wenn Druckbelüftung (Überdruck) angeordnet werden.
der Abschluss (die Öffnungsbreite insgesamt) Bei mehr als 60 m Höhe sind alle notwendigen
nicht breiter als 2,50 m ist. Treppenräume als Sicherheitstreppenräume aus-
• Notwendige Treppenräume müssen beleuch- zubilden.
tet sein, innen liegende notwendige Treppen- In notwendigen Treppen von Hochhäusern sind
räume in Gebäuden mit einer Höhe von mehr gewendelte Stufen nicht zulässig. Für die Trep-
als 13 m zusätzlich eine Sicherheitsbeleuch- penlaufbreiten in Sicherheitstreppenhäusern
tung haben. können folgende Werte als Anhalt dienen:
• Notwendige Treppenräume müssen belüftet Für Fluchtwege von
werden können (ins Freie führende Fenster in bis zu 100 Personen 1,20 m
jedem oberirdischen Geschoss mit mindestens
bis zu 250 Personen 1,65 m
0,50 m2 freiem Querschnitt). Für innen liegende
notwendige Treppenräume sowie notwendige über 250 Personen 2,10 m
Treppenräume in Gebäuden mit einer Höhe Weiterführende Vorschriften zur Ausbildung von
von mehr als 13 m ist an der obersten Stelle Rettungswegen in Hochhäusern sind den jeweili-
eine im Erdgeschoss sowie vom obersten Trep- gen Richtlinien zu entnehmen.
penabsatz öffenbare Öffnung als Rauchabzug
mit einem freien Querschnitt von mindestens Altbauten. In vielen mehrgeschossigen Altbau-
1 m2 erforderlich. ten sind Treppen in Holzbauweisen anzutreffen,
• Besondere Vorschriften gelten für übereinan- die den jetzigen Vorschriften in keiner Weise ent-
der liegende Kellerräume und unterirdische sprechen. Ein Austausch ist meistens technisch
Garagengeschosse. Sie müssen z. B. je zwei und finanziell sehr aufwändig und widerspricht
getrennte Ausgänge haben, von denen einer vielfach den Denkmalschutzbestimmungen. Un-
unmittelbar ins Freie führt. Zu beachten ist, tersuchungen haben ergeben, dass nachträgli-
dass gemeinsame Schächte für übereinander che Brandschutzmaßnahmen, wie z. B. Bekleidun-
liegende Kellergeschosse nicht zulässig sind. gen der Treppenuntersichten mit Brandschutz-
• An nicht notwendige Treppen werden keine platten, wenig wirksam sind, wenn Brände in den
Anforderungen hinsichtlich des Brandschut- Treppenräumen entstehen oder von den angren-
zes gestellt. Sie werden brandschutztechnisch zenden Bereichen aus übergreifen.
wie Deckendurchbrüche behandelt und dürfen Der vorbeugende Brandschutz sollte in solchen
i. d. R. über zwei Geschosse geführt werden. Die Fällen vor allem darin bestehen, die Brandlasten
Anordnung über mehr als zwei Geschosse erfor- zu reduzieren, indem alle nicht unbedingt erfor-
dert gesonderte Festlegungen im Rahmen ei- derlichen brennbaren Einbauten beseitigt wer-
nes gebäudespezifischen Brandschutzkonzep- den und jede Ablagerung brennbarer Stoffe un-
tes (z. B. die Einrichtung einer automatischen terbleibt. Vor allem sollten Türen zum Treppen-
Löscheinrichtung wie z. B. eine Sprinkleranlage. raum nicht nur „dicht schließend“ sein, wie in den
298 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Brandschutzbestimmungen gefordert, sondern Umfassungswänden bzw. angrenzenden Decken


sollten einschließlich etwa vorhandener Vergla- zu trennen.
sungen, von Oberlichten o. Ä. mindestens den Grundsätzlich kommen folgende Maßnahmen für
Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse T 30 den Schallschutz in Betracht:
entsprechen (s. Abschn. 7.6.1). Vielfach sind Sub-
stitutionsmaßnahmen (z. B. Rauch- und Brand- • Verwendung weichfedernder Podest- und
meldeanlagen) oder ggf. ist der Anbau zusätzli- Stufenbeläge, soweit im Rahmen brandschutz-
cher Treppenräume ratsam. technischer Vorschriften möglich (Bild 4.8a),
• Einbau von schwimmendem Estrich auf den
Schallschutz Podesten (mit Trennfugen auch an Wohnungs-
abschlüssen) sowie von schwimmend aufgela-
Die erhöhten Anforderungen an den Trittschall- gerten Stufenelementen (Bild 4.8b),
schutz von Treppen sind in DIN 4109 Bbl.2 festge-
legt, jedoch nicht überall als Technische Baube- • elastische Auflagerung der Treppenpodeste
stimmung bauaufsichtlich eingeführt. Für die und/oder -läufe bei gleichzeitiger Trennung
Festlegung der je nach Komforterwartungen für von den angrenzenden Wänden durch offene
oder elastisch abgeschlossene Fugen (Bild 4.8
4 Wohnnutzungen nötigen Werte für den Schall-
schutz sind in der VDI-Richtlinie 4100 3 Schall- c und d),
schutzstufen (SSt) festgelegt. Danach können die • offene Fugen oder elastische Trennplatten zwi-
erforderlichen Maßnahmen für den Luft- und schen Treppenläufen und angrenzenden Wän-
Trittschallschutz festgelegt und nachgewiesen den (Bild 4.8d).
werden. Mit der Schallschutzstufe SSt III werden • Ausbildung einer zweischaligen Treppenraum-
die erhöhten Schutzwerte der DIN 4109 Bbl.2 umwandung (Bild 4.8e)
nochmals übertroffen. Die grundsätzlich gegebenen Möglichkeiten für
Bei der Planung sollten Treppen und Treppen- die elastische Auflagerung von Massivtreppen
häuser möglichst an untergeordnete Räume an- zeigt Bild 4.9.
grenzen und dadurch insbesondere von den be- Durchlaufende Auflager an den Rändern von
sonders zu schützenden Bereichen wie z. B. Podest- oder Laufplatten sowie von Treppen-
Schlafräumen getrennt sein. Bei besonders ho- holmen sind wie in Bild 4.10 gezeigt möglich.
hen Anforderungen kann eine zweischalige Aus- Daneben ist zur Vermeidung direkter Körper-
führung der Treppenhauswände in Frage kom- schallübertragung die Ausbildung von „Auflager-
men, insbesondere wenn Aufzugsanlagen ge- Klauen“ mit Hilfe vorgefertigter zweischaliger
plant sind. etwa 50 cm breiter Auflagerkästen möglich. Sie
Im Übrigen richten sich die Schallschutzmaßnah- werden in die tragenden Treppenhauswände mit
men bei Treppen in erster Linie gegen die Über- eingemauert oder -betoniert und nehmen die
tragung von Trittschall. klauenförmigen Treppenauflager auf (Bild 4.11).
Für weniger beanspruchte Treppen in Gebäuden Schwimmend aufgelagerte Winkelstufen aus
der Gebäudeklasse 1 bis 3 kann ggf. durch weich- Werkstein zeigt Bild 4.12. Diese Ausführung birgt
federnde, verschleißarme und gut zu reinigende erhebliche Risiken hinsichtlich der Stabilität der
Textilbeläge (z. B. hochwertige Nadelfilze) ein Stufenlagerung sowie der allseitig herzustellen-
wirksamer Trittschallschutz erreicht werden. den schalltechnischen Entkoppelung an anschlie-
Allein wegen der Brandschutzauflagen ist jedoch ßende Bauteile. Bei einer solchen Stufenausbil-
in den meisten Fällen die Übertragung von Tritt- dung müssen die seitlichen Anschlussfugen
schall nur durch schwimmend verlegte Gehbelä- durch Abdeckprofile geschlossen werden, die
ge auf Podesten und Läufen oder die konstrukti- keine Schallbrücken bilden dürfen und elastisch
ve Trennung (schalltechnische Entkoppelung) angeschlossen werden (Bild 4.13). Werden Tritt-
von Treppen und Umfassungswänden bzw. be- und Setzstufen getrennt ausgeführt und schwim-
nachbarten Decken zu vermeiden. mend verlegt, sind die Fugen zwischen den Werk-
steinen sorgfältig von überquellendem Verlege-
Bei Stahlkonstruktionen u. Ä. kann die Trittschall- mörtel und Verunreinigungen freizuhalten und
übertragung durch pendelnde Aufhängungen durch Schaumstoffbänder (z. B. Kompriband)
mit elastischen Abstützungen gegenüber den oder elastische Abdichtungen zu schließen (Bild
benachbarten Bauteilen verhindert werden. 4.14). Derartige Konstruktionen sollten nur für
Stahlbetonkonstruktionen sind in erster Linie frei gespannte Treppenläufe ohne Wandan-
durch elastische Auflager und Fugen von den schlüsse ausgeführt werden. Sonst sind auch alle
4.1 Allgemeines 299

a) weichfedernder Gehbelag auf


Podesten und Treppenläufen
b) schwimmend verlegter Gehbelag auf
Podesten und Läufen
c) schwimmend verlegter Gehbelag auf
Podesten, Gehbelag im Verbund auf
Treppenläufen, Treppenläufe schall-
technisch entkoppelt 4
d) Treppenpodeste einschl. Läufe schall-
technisch entkoppelt, Gehbelag im
Verbund auf Podesten und Treppen-
läufen
e) zweischalige Treppenraumumwan-
dung, Gehbelag im Verbund auf
4.8 Möglichkeiten der Trittschalldämmung in Treppenräumen Podesten und Treppenläufen

4.9a 4.9b
4.9 Elastische Auflagerung von Massivtreppen
a) Längsgespannte Lauf- und Podestplatten, auf Konsolen elastisch aufgelagert
b) Podeste quergespannt und elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.11) oder mit schwimmendem Estrich;
Laufplatten auf Podesten elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.10)
300 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.10a 4.10b

4.10 Schalltechnische Trennung der Auflager bei Stahlbetontreppen


4 a) Trennung von Decke und Podest durch tragendes Verbindungselement (Schöck Tronsole V®).
Nichttragende Anschlüsse mit Spezial-Trennplatten (z. B. Schöck Fugenplatte PL)
1 Deckenplatte, 2 Podestplatte, 3 Schöck Tronsole V®
b) Trennung von Podest und Laufplatte (Elastomerlager MEA TLA®)

4.11
Auflager-„Klaue“ für Podest- und
Laufplatten (Reson DG®)
a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt durch die
Auflager-Klaue

4.12 Schwimmend aufgelegte Winkelstufen 4.13 Seitliche Abdeckung schwimmend aufgelagerter


1 Treppenlauf Stahlbeton Treppenstufen
2 Trittschalldämmplatten 1 Stufenbelag
3 Mörtelbett 2 Dämmschicht
4 Winkelstufe aus Werkstein 3 Rohtreppe
5 Dämmschicht aus Polystyrol 4 Randprofil aus Stahlblech
5 Elastischer Fugenverschluss
4.1 Allgemeines 301

Das Steigungsverhältnis wird auf die „Lauflinie“


bezogen. Es darf sich im Verlauf einer Treppe –
auch bei mehrläufigen Treppen (s. Bild 4.1b bis f)
nicht ändern – Geschosstreppen insgesamt dür-
fen voneinander abweichen. In Wohngebäuden
mit nicht mehr als zwei Wohnungen und inner-
halb von Wohnungen dürfen die Steigungsver-
hältnisse einzelner Läufe voneinander abwei-
chen, müssen innerhalb eines Laufes aber gleich
sein. Bei geraden Treppenläufen ist die Lauflinie
die Lauf-Mittellinie. Bei gewendelten und Spin-
4.14 Schwimmende Verlegung getrennter Tritt- und deltreppen soll die Lauflinie im „Gehbereich“ (DIN
Setzstufen 18 065) liegen (Bild 4.19).
1 Trittschalldämmung (z. B. Schaumstoff-Platten)
2 Verlegemörtel Unterschneidungen. Treppen ohne Setzstufen
3 Dauerelastischer Fugenverschluss an den („offene Treppen“) sind um mindestens 3 cm zu
Fußleisten
unterschneiden (s. Bild 4.16). 4
Weiterhin werden Unterscheidungen in baurecht-
Wandanschlüsse elastisch zu trennen und abzu- lich notwendigen Treppen in Wohngebäuden
dichten. mit bis zu zwei Wohnungen sowie innerhalb von
Eine schalltechnische Entkoppelung von Lauf- Wohnungen gefordert, wenn die Auftrittsbreite
platten und/oder Podesten ist der schwimmen- unter 260 mm liegt. Dann muss die Unterschei-
den Verlegung von Treppenbelägen aufgrund dung so groß sein, dass insgesamt mindestens
des erhöhten Ausführungsrisikos vorzuziehen. 260 mm Breite der Trittfläche (a + u t 260 mm)
erreicht wird. Für baurechtliche notwendige
Aus den Wänden auskragende Stufen (Bild 4.23d) Treppen in Gebäuden im Allgemeinen sind
sind i. d. R. nur in Verbindung mit schalltechnisch Unterscheidungen nicht relevant, da hier das
getrennten Auflagerwänden möglich. Mindestmaß für die Auftrittsbreite bereits mit
260 mm festgelegt ist.
Baurechtlich nicht notwendige Treppen erfor-
4.1.3 Planung dern dann eine Unterscheidung, wenn eine Auf-
Ob eine Treppe bequem und unfallsicher zu be- trittsbreite von 240 mm unterschritten wird – in
gehen ist, hängt hauptsächlich von ihrem Nei- der Größe, dass insgesamt min. 240 mm Auf-
gungswinkel ab (Bild 4.15). trittsbreite erreicht wird.
Der Neigungswinkel von Treppen wird als Ver- Zur Bestimmung des Steigungsverhältnisses wer-
hältniszahl von Steigungshöhe s und Auftritts- den verschiedene Formeln verwendet.1)
breite a ausgedrückt (Bild 4.16). Die Schrittmaßregel ist die bekannteste Grund-
lage für Steigungsverhältnisse
Steigungsverhältnisse von Treppen gehen von 2 s + a = 630 mm
der mittleren Schrittlänge des erwachsenen Men-
schen aus, die 59 bis 65 cm beträgt. Diese ist aller- (nach DIN 18 065: 590 bis 650 mm)
dings auch abhängig von der Neigung der be- Weiterhin können zur Verbesserung der Begeh-
gangenen Fläche. barkeit folgende Regeln angewendet werden:
Die angemessenen Steigungsmaße haben sich für Die Bequemlichkeitsregel
Treppen der verschiedenen Beanspruchungen in
a – s = 120 mm
langer Erfahrung ergeben und betragen für:
ergibt Steigungsverhältnisse, die beim Treppen -
• Treppen im Freien etwa 14 cm
steigen den geringsten Kraftaufwand erfordern
• Treppen in Versammlungsräumen, Theatern u. sollen, berücksichtigt jedoch nicht das Schritt-
Ä. etwa 16 cm maß.
• Treppen in Schulen und öffentlichen Gebäu-
den 16 bis 17 cm 1) Die Schrittmaß-, Sicherheits- und Bequemlichkeitsregel
wurden als Formeln erstmals von dem französischen
• Treppen in Wohnhäusern 17 bis 19 cm Architekten und Ingenieur François Blondel (1617–1686)
• Nebentreppen bis 20 cm entwickelt.
302 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.15 Treppenneigungen nach DIN 18 065

4.16
Steigungsverhältnis: Bezeichnungen
s = Steigungshöhe
a = Auftrittbreite
u = Unterschneidung
4.1 Allgemeines 303

4.17 Vergleich des Flächenbedarfs verschiedener Treppenarten (vgl. Bild 4.1)

Die Sicherheitsregel Auf Trittflächen von Stufen und Podesten dürfen


a + s = 460 mm weitere Bauteile, z. B. Stufenkantenaufsätze oder 4
rutschhemmende Aufsätze eine Höhe von max.
berücksichtigt besonders die Verhältnisse beim 2 mm aufweisen.
Herabsteigen auf einer Treppe, weil sich bei ihrer
Anwendung immer ausreichend große Auftritt- Flächenbedarf
flächen ergeben. Aus der Wahl des Steigungsverhältnisses erge-
Allen Formeln ist gemeinsam, dass sie nur zur ben sich Stufenzahl und Lauflänge und damit der
Überprüfung ermittelter, aus Geschoss- oder Po- Flächenbedarf einer Treppe mit den erforderli-
desthöhen resultierender Steigungsverhältnisse chen Podesten. Wenn einläufige Treppen über
dienen. Bei Einhaltung aller drei Regeln ergibt mehrere Geschosse führen, muss neben den Po-
sich das als sehr angenehm empfundene Stei- destflächen auch der Flächenbedarf für den Weg
gungsverhältnis z. B. für Wohnungstreppen von jeweils zwischen Austritt- und Antrittpodest be-
170/290 mm. rücksichtigt werden (Bild 4.17).
Toleranzen. Als Ausführungstoleranzen sind
Beispiel: für die Ermittlung der Auftrittbreite und der Lauf-
nach DIN 18 065 ± 5 mm für alle Auftritts- bzw. länge einer Wohnhaustreppe
Steigungsmaße zugelassen, wobei die geforder- Die Geschosshöhe (Entfernung von Oberkante Fußboden
ten Mindest- und Höchstmaße für Steigung und bis Oberkante Fußboden) wird durch die geschätzte Stu-
Auftritt gemäß Tab. 4.5 nicht über- oder unter- fenzahl so geteilt, dass sich eine Steigung von etwa 180 mm
schritten werden dürfen. In Wohngebäuden mit ergibt:
bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von Woh-
Empfohlen wird für Steigung Auftritt
nungen darf die Toleranz der Antrittshöhe der
s a
ersten Stufe ± 15 mm betragen. Insbesondere die
letztere Toleranz ist wohl eindeutig zu groß und Schulen 140 bis 160 450 – s
sollte bei der Auftragsvergabe ausdrücklich aus- Theater, Kinos, Saalbauten 150 bis 170 470 – s
geschlossen werden. Verwaltungsgebäude 160 bis 170 460 – s
Im fertigen Zustand dürfen die Auftrittsflächen Wohnhäuser 160 bis 180 460 – s
von Stufen um ± 0,5% in Treppenlaufbreite und gewerbliche Bauten 170 bis 180 460 – s
± 1,0% in Auftrittstiefe von der waagerechten Freitreppen 140 bis 160 470 – s
Lage abweichen. Gegenläufige Neigungen zwi- Bodentreppen 180 bis 200 450 – s
schen zwei Auftritten sowie Neigungstoleranzen Kellertreppen 180 bis 190 450 – s
sind zulässig soweit sie innerhalb des Toleranz- 2,85 m (Geschosshöhe ) : 16 = 178,1 mm Steigung
maßes von ± 5 mm liegen. Nach der Schrittmaßregel ist die Auftrittstiefe
Ebenheitstoleranzen der Zwischenpodeste von a = 630 – 2 · 178 = 274 mm
der Waagerechten dürfen in jede Richtung maxi- gewählt: 280 mm
mal ± 0,5%, jedoch nicht mehr als 10 mm betragen. Die Treppe soll zweiläufig angelegt werden. Jeder Lauf er-
Steigung und Auftritt einzelner Geschosstreppen hält dann 8 Steigungen. Da die Austrittstufejeweils im Po-
und Treppenläufe dürfen voneinander abweichen, dest liegt, ist jeder Lauf nur 7 Auftritte lang; also:
müssen jedoch innerhalb einer Geschosstreppe Lauflänge = (Anzahl der Steigungen – 1) · Auftritt-Breite =
bzw. eines Treppenlaufes gleich sein. 7 · 280 mm = 1960 mm
304 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.18 Beziehung zwischen Podestdicke, Handlaufführung und Podestanschluss


a) Laufplattenunterseiten und Treppenauge schließen in einer Linie an das Podest an: Handlaufübergang ohne
Höhenversprung
b) Stufenvorderkanten von Aus- und Antritt im Grundriss auf einer Linie: Bei einem Treppenlauf versetzter Knick
in der Untersicht; Höhenversprung im Handlauf
c) Laufplattenunterseiten schließen in einer Linie an das Podest an, jedoch liegen Aus- und Antritt im Grundriss
nicht auf einer Linie: Handlaufübergang ohne Höhenversprung

Bei der Gestaltung von Treppen sind die Abmes- Bei mehrläufigen Treppen, insbesondere bei Po-
sung und Geometrie der tragenden Bauteile zu desttreppen, sollte der Anschluss von Laufplat-
berücksichtigen, die von Belastung, Spannweite ten, Wangen oder Holmen an die Podeste gestal-
und Bauart abhängig sind. Außerdem ist bereits terisch einwandfrei gelöst werden.
bei der konstruktiven Planung auch die Gestal- Die dabei auftretenden geometrischen Anforde-
tung der erforderlichen Geländer zu berücksich- rungen lassen sich am einfachsten am Beispiel
tigen. Die aus der Konstruktion der Treppe resul- einer Stahlbetontreppe erläutern:
tierenden geometrischen Gegebenheiten beson- Angestrebt wird aus gestalterischen Gründen, je-
ders am Übergang zwischen verschiedenen doch auch zur Erleichterung der Einschalarbei-
Treppenläufen und zu den Podestanschlüssen ten, dass die Knickkanten an den Unterseiten der
erfordern große Aufmerksamkeit bei der Gestal- Laufplatten im Übergang zur Unterseite der Po-
tung (s. auch Abschn. 4.3). deste und auch die kurze Kante des Treppenau-
Diese Überlegungen gelten sinngemäß für alle ges in einer durchlaufenden Linie anschließen (Bild
mehrläufigen Treppenbauarten. 4.18a). Das ist zu erreichen, wenn die Dicke d der
Treppen mit geraden Läufen sind am bequemsten Podestplatte in Abhängigkeit von dem Kreu-
zu begehen und geometrisch einfach zu planen; zungspunkt der Unterkanten der beiden Lauf-
sie erfordern jedoch mehr Fläche für Lauflänge platten gewählt wird, d. h. in der Regel dicker als
einschließlich Podestlänge. statisch erforderlich ist. Die Begrenzung des Trep-
4.1 Allgemeines 305

4.19a 4.19b

4.19c 4.19d

4.19 Gehbereiche (DIN 18 065) für alle Gebäude


a) gewendelter Lauf
b) viertelgewendelter Lauf
c) Spindeltreppe (Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von Wohnungen in Klammern)
d) Wendeltreppe

penauges kann an dem Kreuzungspunkt vertikal schiebung bei gleich langen Treppenläufen eine
angelegt werden, was darüber hinaus zur Folge entsprechend größere Gesamtlänge für zweiläu-
hat, dass im Bereich des Treppenauges ein Hö- fige Podesttreppen. Die Dicke d der Podestplatte
henvorsprung des Handlaufes vermieden wer- kann jedoch geringer sein.
den kann. Andernfalls ergeben sich am Anschnitt Durch Wendelung eines Teils der Stufen kann in
hässliche Zwickel (Bild 4.18b). der Grundfläche Raum gespart werden (vgl. Bild
Wenn die Vorderkanten von Austritt- und Antritt- 4.17). Die Treppe büßt dabei jedoch einen we-
stufen am Podest im Grundriss in einer Linie lie- sentlichen Teil der Bequemlichkeit und Sicher-
gen, kann sich für den inneren Handlauf am Trep- heit ein, die ein gradliniger Treppenlauf bietet
penauge ein Höhenverspürung ergeben (Bild und ist zudem i. d. R. in der Herstellung aufwän-
4.18b). Er kann bei entsprechend breitem Trep- diger. Die Nachteile teilweise (halb- oder viertel-)
penauge notfalls mit einem Übergangskrümm- gewendelter Treppen können durch allmähli-
ling ausgeführt werden, oder die Handläufe müs- ches Umformen der rechteckigen Stufen in keil-
sen – unter Einschränkung des Podestraumes – förmige Stufen ( Verziehen) vermindert werden,
bis zum Schnittpunkt s (Bild 4.18b) weitergeführt das jedoch häufig zu unbefriedigenden geo-
werden. Es ist daher oft günstiger, im Grundriss metrischen Ansichten bzw. Untersichten der Stu-
den Antritt bzw. Austritt nicht auf einer durchge- fen und insbesondere der Wangen oder Holme
henden Linie festzulegen (Bild 4.18c). Dabei er- und insbesondere der Geländer und Handläufe
gibt sich allerdings durch die erforderliche Ver- führt.
306 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Folgende Forderungen sind zu berücksichtigen: grenzung des Gehbereiches liegt bei einer
• An keiner Stelle der Stufe soll die Auftrittbrei- nutzbaren Laufbreite bis 130 cm in der Mitte
te weniger als 100 mm betragen. Die normale der nutzbaren Treppenlauf breite (Bild 4.19d).
Auftrittbreite ist auf der Lauflinie abzutragen. Der Abstand des Gehbereiches von der äuße-
Nur für Spindeltreppen in Wohngebäuden mit ren Begrenzung der Treppenlaufbreite beträgt
nicht mehr als zwei Wohnungen und innerhalb maximal 40 cm. Dies gilt nicht, wenn für das
von Wohnungen wird keine Mindestauftritts- Verziehen einer gewendeten Treppe allgemein
breite gefordert. anerkannte handwerkliche Regeln, z. B. die Ver-
hältnis-, Winkel- oder Kreisbogenmethode (Bil-
• Um ein allmähliches Überleiten des geraden der 4.20 bis 4.22) angewendet werden.
in den gewendelten Laufteil zu gewährleisten,
müssen möglichst viele Stufen verzogen wer- Der Auftritt ist immer in der Lauflinie zu messen.
den. In den gradläufigen Bereich eine Laufes hi- Ein gewendeten Auftritten wird die Lauflinie als
nein dürfen gewendelte Stufen nur bis zu einer Sehne, die sich durch die Schnittpunkte der
Länge von 3,5 × a gemessen an der kürzesten gekrümmten Lauflinie mit den Stufenvorderkan-
Seite der inneren Begrenzungslinie des Gehbe- ten ergibt, gemessen. Bei gewendeten Treppen-
4 reiches angeordnet werden (Bild 4.19a und b). läufen kann die Lauflinie frei innerhalb des Geh-
bereiches gewählt werden.
• Die Lauflinie muss stetig und ohne Knickpunk-
te innerhalb des Gehbereiches verlaufen (Bild Die Stufen können einfach im Grundriss oder
4.19). Die Breite des Gehbereiches bei Treppen auch, genauer, in Grundriss und Aufriss „verzo-
bis 100 cm Laufbreite beträgt 2/10 der Lauf- gen“ werden. Beide zeichnerischen Verfahren
breite bei einem Abstand von 4/10 der Lauf- werden hier am Beispiel der viertelgewendelten,
breite vom Innenrand der Treppe (Bild 4.19a).
Bei Treppenlaufbreiten über 100 cm (ausge-
nommen Spindeltreppen) beträgt die Breite
des Gehbereiches 200 mm bei einem Abstand
des Bereiches von der inneren Begrenzung der
Treppenlaufbreite von 400 mm (Bild 4.19b).
Bei Spindeltreppen beträgt der Gehbereich
ebenfalls 2/10 der Laufbreite. Die innere Be-

4.20 Verziehen im Grundriss. Halbgewendelte Treppe.


Dieselbe Konstruktion kann angewendet werden, 4.21
wenn auf die Treppenachse keine Stufenkante, Verziehen im Grundriss.
sondern eine Stufenmitte trifft Viertelgewendelte Treppe
4.2 Treppenbauarten 307

4.22 Verziehen im Aufriss u n d Grundriss (Abwicklungsmethode)


4

die erste auch an der halbgewendelten Treppe Stufe (Kante 2 und 9) mit den Steigungslinien 1
gezeigt (Bilder 4.20 bis 4.22). bis 2 und 9 bis 12 usw. Dann verbindet man Punkt
2 und 9 und ersetzt diese gerade Linie durch eine
Verziehen der Stufen im Grundriss aus zwei Kreisbögen zusammengesetzte ge-
(Bild 4.20 und 4.21) schwungene Linie, in die die Steigungslinien 1 bis
Beispiel: Laufbreite, Treppenhausbreite und Lauflänge 2 und 9 bis 12 als Tangenten übergehen. Zu die-
(Steigungsverhältnis) liegen fest. Die mittlere sem Zwecke wird die Linie 2 bis 9 halbiert. Für
Auftrittbreite wird für die geraden wie für die ge- jede Hälfte wird die Mittelsenkrechte gezeichnet
wendelten Stufen auf der Lauflinie abgetragen. und zum Schnitt mit den zu den Steigungslinien
Die Stufen 4 bis 16 sollen verzogen werden. Eine in den Punkten 2 und 9 errichteten Senkrechten
Stufenkante (Stufe 10) soll in der Achse des Wan-
genzwischenraums (Treppenauges) liegen. Die
gebracht. Die Schnittpunkte m und m1 sind die
geringste Auftrittbreite von 100 mm sollen die Mittelpunkte für die beiden von 2 nach 9 zu zeich-
Stufen 9 und 10 haben. Die Verlängerungen ih- nenden Bogenlinien. Diese doppelte Bogenlinie
rer Stufenvorderkanten schneiden sich in A. schneidet die Stufenhöhen an der Vorderkante
Punkt B liegt auf der Linie der ersten bzw. letzten der Stufen. Dadurch ergeben sich die Auftritts-
geraden Stufe.
breiten, die in den Grundriss übertragen werden.
Der Halbkreis um B mit A – B wird in 6 gleiche Das Verfahren ist unverändert für halbgewendel-
Teile geteilt, da zwischen Stufenkante 17 und 11
bzw. 3 und 9 sechs Stufen liegen. Die Fußpunkte te Treppen anwendbar.
der Lote von den Teilpunkten des Halbkreises Beim Verziehen von Treppen ist der davon ab-
auf A – B werden mit den Teilpunkten auf der hängigen Gestaltung der erforderlichen Handläu-
Lauflinie verbunden. fe bzw. Geländer Aufmerksamkeit zu widmen. Zu
In Bild 4.21 ist ein anderes Verfahren für eine beachten ist, dass sich wegen der sehr unglei-
viertelgewendelte Treppe dargestellt. Die Eck-
chen Auftrittsbreiten an den Treppenaußensei-
stufe wird an der schmalsten Stelle mind.
100 mm breit angenommen. Die letzte und ers- ten ein ungleichförmiger Verlauf des Handlaufes
te gerade Stufe an der Ecke ergeben mit ihren ergibt, der zu Knickpunkten an den Raumecken
Verlängerungen das Achsensystem, auf dem führt.
beide verlängerte Eckstufenkanten das Maß
für die Stufenkantenfluchtpunkte abschneiden
(x und y).
4.2 Treppenbauarten
Verziehen der Stufen im Grundriss und Aufriss
(Bild 4.22) Die Bauarten moderner Treppen beruhen zu ei-
Zwischen den Stufen 2 und 9 einer viertelgewen- nem großen Teil auf den handwerklichen Techni-
delten Treppe sollen 6 Wendelstufen angeordnet ken für die Ausführung von Holztreppen. Die fol-
werden. Man wickelt die Innenseite der Freiwan- genden Grundtypen des Treppenbaues werden
ge ab und zeichnet die erste und letzte gerade unterschieden (Bild 4.23):
308 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

• Wangentreppen 4.2.1 Gemauerte Treppen


• aufgesattelte Treppen
• Holmtreppen Einfache Frei- und Innentreppen werden gele-
gentlich noch aus Mauerziegeln hergestellt. Die
• Kragtreppen
einzelnen Stufen werden als Rollschichten aus
• Spindeltreppen Vormauerziegeln oder Hochbauklinkern (DIN
• Bolzentreppen 105-100) mit Kalkzementmörtel gemauert. Bei
• wangenfreie Treppen mit aufgehängten Stufen Freitreppen liegt die unterste Stufe auf einem Fun-
• Stahlbeton-Massivtreppen. dament, dessen Sohle in frostfreie Tiefe reicht
(s. a. Abschn. 4.2 in Teil 1 dieses Werkes). Die übri-
Der Baustoff kennzeichnet Treppenbauarten nur gen Stufen ruhen auf einer Stahlbeton- oder ge-
unvollkommen. Vielfach bestehen aus gestalteri- stampften Magerbetonschicht (Bild 4.24). Die
schen oder statischen Gründen Mischkonstrukti- Stufen haben leichtes Gefälle nach vorn, damit
onen mit tragenden Bauteilen, Stufen oder Ge- das Wasser schnell abläuft.
ländern aus unterschiedlichem Material. Bei nicht
notwendigen bzw. bei Treppen, an die keine
4 Brandschutzanforderungen gestellt werden müs- 4.2.2 Werksteintreppen
sen, eröffnet z. B. die Verwendung von Glas über
die gezeigten Standardlösungen hinaus zahlrei- Geschosstreppen mit frei aufliegenden Stufen
che technische und gestalterische Möglichkeiten aus Naturwerkstein, wie sie in älteren Gebäuden
(vgl. auch Abschn. 4.2.6). noch vorkommen, gelten als nicht feuerbestän-
Eine Einteilung nach Treppenbaustoffen versucht dig. Ihre Verwendung für notwendige Treppen ist
daher lediglich, den Überblick über das sehr viel- daher heute nur eingeschränkt zulässig (vgl. Ab-
fältige und umfangreiche Sachgebiet zu erleich- schn. 4.1.2). Es ist aber möglich, Naturwerkstein-
tern. stufen mit Bewehrungseinlagen zu versehen, die
in Längsbohrungen eingebracht und verpresst
werden. Derartige Werksteinstufen sind dann
ähnlich wie Stahlbeton-Werkstein zu betrachten.

4.23 Treppenbauarten
a) Wangentreppen e) Spindeltreppe
b) aufgesattelte Treppen f) Bolzentreppe
c) Holmtreppe g) wangenfreie Treppe mit aufgehängten Stufen
d) Kragtreppe h) Stahlbeton-Massivtreppe
4.2 Treppenbauarten 309

4.24 Gemauerte Freitreppe. Das Stufenmauerwerk liegt


4
auf einer tragenden Stahlbetonplatte
1 gemauerte Stufen
2 frostfreie Gründung
4.25 Freitreppe mit Werksteinstufen. Die Stufen liegen
auf gemauerten Wangen
Für außen liegende Freitreppen eignen sich be-
1 Wangenmauerwerk, frostfrei gegründet
sonders wetterbeständige Steine geringer Ab- 2 Frostschutzschürze
nutzbarkeit: Granit, Basalt, harte Sandsteine. Die
Stufen erhalten rechteckigen Querschnitt oder
nur sparsame Profilierung der Vorderfläche. Bei der Ausführungssicherheit bei der in aller Regel
nach zwei oder drei Seiten abgewinkelten Frei- notwendigen Abdichtung ist diese Ausführungs-
treppen sollen die Längsstufen mit den kürze- art jedoch nicht ratsam.
ren Seitenstufen so zusammenstoßen, dass die Die Laufplatten oder Tragkonstruktionen länge-
Stoßfugen nicht in der Vorderansicht erscheinen. rer äußerer Differenztreppen werden thermisch
Die Stufen sind frostsicher zu gründen und sorg- getrennt auf dem Gebäudesockel aufgelegt. Die
fältig miteinander zu verklammern bzw. zu ver- Außenkante liegt auf kurzen frostsicheren Strei-
dübeln. fenfundamenten oder kurzen Bohrpfählen (Bild
Bei Freitreppen mit seitlichem Geländerab- 4.26).
schluss (Bild 4.25) werden die Stufenenden Werksteinstufen können auf Stahlbetonwangen
durch tragende Wangenmauern unterstützt. Un- (vgl. Bild 4.26 und 4.27c) oder Stahlwangen bzw.
ter der untersten Stufe ist außerdem in der gan- -holme oder auf entsprechende Untermauerun-
zen Länge eine (nicht tragende) Frostschutz- gen (vgl. Bild 4.25) aufgelegt werden.
schürze erforderlich. Stufen im Außenbereich mit sich verringernder
Außentreppen. Außen liegende Differenztrep- Höhe oder sich verjüngender Tiefe (Schleppstu-
pen an Gebäudeeingängen sind schwierig ein- fen) sind für barrierefreie Erschießungen unge-
wandfrei zu gründen, weil die nötigen Funda- eignet.
mente in der Regel im Verfüllbereich des früheren Kragtreppen können in gemauerte oder beto-
Arbeitsraumes liegen. Eine absenkungsfreie nierte Treppenhauswände (vgl. Bild 4.23d) einge-
Gründung ist nur durch Bildung eines Auflagers spannt werden. In jedem Fall ist ein Standsicher-
an der Außenwand oder mit getrennter Funda- heitsnachweis erforderlich. Bei auskragenden
mentierung bis auf die Bauwerkssohle möglich. Stufen aus Werkstein beträgt bei Stufenlängen
Bei nicht zu großer Stufenzahl können derartige bis etwa 1,20 m die Einbindtiefe jeder dritten
Außentreppen auch mit Stahlbetonlaufplatten oder vierten Stufe 25 cm, bei den übrigen 12 cm.
ausgeführt werden, die aus der Kellerdecke aus- Alle Stufen größerer Freilänge binden mindes-
kragen. Hinsichtlich des erforderlichen Wärme- tens 25 cm ein. Die Stufen werden erst nach Fer-
schutzes (Wärmebrückenbildung) ist auf eine tigstellung des Rohbaues versetzt, um Beschä-
thermische Entkoppelung zu achten. Hinsichtlich digungen zu vermeiden; die erforderlichen Aus-
310 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

sparungen müssen beim Aufmauern der Trep-


penhauswände angelegt werden. Beim Versetzen
werden die Stufen mit dem freien Ende auf ein
schräg liegendes, durch Stiele gestütztes Kant-
holz als Montagehilfe aufgelegt. Um den unver-
meidlich nachträglich eintretenden Setzungen
entgegenzuwirken, werden die einzelnen Stufen
mit einer Überhöhung der Abstützungskonstruk-
tion eingebaut. Die Auflagerflächen in der Wand
müssen einwandfrei verkeilt und die Fugen rest-
los mit Zementmörtel verfüllt werden.
Wendeltreppen werden meist als Spindeltreppen
ausgeführt. Die Spindel wurde früher gemauert
oder ist als Bestandteile der Stufen angearbeitet.
Bei Spindeltreppen mit gemauerter Spindel wird
4 die Spindel als Ziegelpfeiler voll oder bei größe-
rem Durchmesser auch hohl gemauert. Der Stu-
fenquerschnitt ist meist rechteckig. Die Auflager-
tiefe beträgt 12 cm (Bild 4.28).
Bei Spindeltreppen aus Werkstein mit an die Stu-
4.26 Hauseingangstreppe fen angearbeiteter Spindel legen sich die Stufen
1 Betonwerkstein-Podestplatte mit Aussparung der ganzen Länge nach und außerdem mit dem
für durchlaufenden Fußrost zylindrischen Spindelansatz aufeinander (Spin-
2 Stahlbetonwange (oben eingemauert, unten deldurchmesser 15 bis 20 cm). In der Spindel wer-
auf Sockelstück gelagert) den die Stufen durch starke verzinkte Stahldübel
3 Betonwerksteinwinkelstufen verbunden. Die Stufenvorderfläche tritt gegen
4 Sockelstück
5 Fundament die Spindelfläche etwas zurück oder geht tangen-
6 Anschlagschiene mit dauerelastischer tial in diese über. In Bild 4.29 setzen sich die Stu-
Abdichtung außen und innen fen stumpf aufeinander. Die Stufen können auch

4.27 Stufen aus Stahlbetonfertigteilen oder aus Werkstein


a) beiderseits auf Treppenhauswände aufgelegt (Schachttreppe)
b) auf Treppenhauswand und Stahlbetonwange aufgelegt
c) beiderseits auf Stahlbetonwangen aufgelegt
d) beiderseits in Stahlbetonwangen aus Fertigteilen eingehängt
e) einseitig in Treppenhauswand eingespannt (Kragtreppe)
4.2 Treppenbauarten 311

4.28 Wendeltreppe mit 4.29 Wendeltreppe mit an die Stufen gearbeiteter Spindel
gemauerter Spindel

mit Falz aufeinandergesetzt werden. Die Lauf- In statischer Hinsicht sind die Laufplatten, Wan-
unterfläche bildet dann eine glatte Schrauben- gen oder Holme der meisten Stahlbetontreppen
fläche. entweder als Einfeldträger, die auf den Podest-
rändern aufgelagert sind (Bild 4.30a) oder als ge-
knickte Träger (Bild 4.30b) zu betrachten. Selte-
4.2.3 Stahlbetontreppen ner werden Laufplatten oder Podeste aus Stahl-
betonwänden ausgekragt (Bild 4.30c).
Die weitaus meisten Geschosstreppen werden Bei Podesttreppen sind nur bei sehr großen Ab-
aus Stahlbeton in Ortbeton oder aus wirtschaftli- messungen oder Belastungen gesonderte Aufla-
chen Gründen zunehmend aus Fertigteilen her- gerträger am Podestrand erforderlich. In Form
gestellt, allein schon um die vielfach vorhan- ggf. zusätzlicher Bewehrungen verschwinden die
denen Brandschutzanforderungen erfüllen zu statisch erforderlichen Podestbalken meistens in
können. der Podestplatte, so dass die Unterflächen von
Einläufige oder zweiläufige Treppen mit Podest Laufplatten und Podesten ineinander übergehen
werden am häufigsten ausgeführt, doch erlaubt (s. auch Abschn. 4.1.3 und Bild 4.18).
das Konstruieren mit Stahlbeton auch vielfältige In Bild 4.32 ist als Beispiel eine einfache, zweiläu-
Sonderformen. fige Stahlbetonpodesttreppe mit den erforderli-

4.30a 4.30b 4.30c


4.30 Statische Systeme von Stahlbetontreppen
a) Laufplatten bzw. Wangen auf tragende Podeste aufgelegt (vgl. Bild 4.9)
b) Laufplatte und Podestplatten als geknickter Träger ausgebildet
c) Laufplatte oder Stufen seitlich eingespannt
312 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.31a 4.31b 4.31c 4.31d

4.31 Stufenbeläge aus Beton- oder Naturwerkstein


a) Plattenstufen mit Tritt- und Setzstufe c) L-Stufen
b) Winkelstufen d) Keilstufen
4
chen Bewehrungen dargestellt. Die Laufplatten können Kunststoff- oder Textilbeläge verlegt
spannen sich zwischen den Podestplatten (Tritt- werden, wenn nicht Brandschutzbestimmungen
schalldämmung ggf. nach Abschn. 4.1.2). entgegenstehen. Die Beläge werden durchlau-
In den meisten Fällen werden die Stufenbeläge fend um die Stufenvorderkanten geklebt, oder es
aus Natur- oder Betonwerksteinplatten herge- werden zur Minderung des Verschleißes und zur
stellt, die in Mörtel verlegt werden. Dabei können Verbesserung der Trittsicherheit optisch nachtei-
getrennte Tritt- und Setzstufen (Bild 4.31a) oder lige Kantenschutzprofile verwendet (Bild 4.33b).
Winkelstufen aus Betonwerkstein (Bild 4.31b und Bei Stufenbelägen aus Betonwerkstein können
c) mit Metall- oder Kunststoffprofilen als Rutsch- als Kantenschutz einbetonierte Kunststoff-Eck-
sicherung (Bild 4.33d) verwendet werden. profile (Bild 4.33c) eingesetzt werden. Je nach
Ferner können vorgefertigte, monolitische Block- Glätte der Oberflächen und den Anforderungen
oder Hohlstufen auf glatte Stahlbetonlaufplatten an die Rutschsicherheit sind Trittschutzrippen
ohne Rohstufen aufgelegt werden (Bild 4.31d). (Bild 4.33d) erforderlich.
Von Vorteil ist es, hinsichtlich von Verunreinigun- Stufenbeläge aus keramischen Platten können
gen und der besseren Reinigungsmöglichkeiten ggf. ohne Formstücke, mit speziellen am vorde-
den Fugenanteil der Stufenbeläge zu reduzieren ren Rand geriffelten Treppen- Auftrittplatten (Bild
bzw. zu vermeiden. 4.34a) oder mit Trittstufenwinkeln bzw. Schenkel-
Einfache Treppen aus Ortbeton erhalten als Geh- platten (Bild 4.34b) hergestellt werden.
belag lediglich einen Glattstrich – am besten mit
Randprofilen als Kantenschutz (Bild 4.33a). Stufen Vorgefertigte Stahlbetontreppen werden zu-
oberflächenfertiger Fertigteiltreppen (Sichtbe- nehmend mit dem Ziel der Zeit- und Kostenein-
ton) können je nach Betongüte (Expositionsklas- sparung, sowie der Verbesserung der Ausfüh-
se XM – Betonangriff durch Verschleißbeanspru- rungsqualitäten eingesetzt. Sie können aus ein-
chung gem. DIN 1045-2) ohne Oberflächenvergü- zelnen Stufen bestehen, die wie Werksteinstufen
tung eingesetzt werden oder erfordern je nach verlegt bzw. eingespannt werden (Bild 4.27). In
Beanspruchung eine Vergütung zur Verminde- Ortbeton hergestellte Laufplatten können insbe-
rung der Feuchtigkeitsaufnahme (Hydrophobie- sondere bei der Sanierung erforderlichem nach-
rung, Imprägnierung, Versiegelung) oder eine träglichem Treppeneinbau durch vorgefertigte
leistungsfähige Beschichtung (geschlossene schmale, leichter transportable Stahlbetonbalken
Kunststoff- Schutzschicht gegen z. B. Säuren, Lau- ersetzt werden, die nebeneinandergelegt den
gen). Kantenschutzprofile sowie Rutschsicherun- Lauf ergeben (Bild 4.35).
gen (eingelegte Kunststoff- oder Metallprofile, Zunehmend werden ganze Treppenläufe auch in
Schalungen mit Siebdruckplatten) werden in das gewendelten Ausführungen und mit Podesten
Fertigteil integriert oder die Oberflächen werden vorgefertigt und mit dem Baukran versetzt (Bild
aufgerauht (Sandstrahlen, Schleifen). 4.36).
Auf vorgefertigten Stufen oder auf Ortbetonstu- Nach dem gleichen Prinzip vorgefertigte, ge-
fen, die mit einem Glattstrich versehen werden, knickte Stahlbetontreppenlaufplatten in Verbin-
4.2 Treppenbauarten 313

4.32 Zweiläufige Stahlbetontreppe (berechnet von Prüfingenieur Dr.-Ing. G. Raczat, Hagen)


314 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4
4.33c 4.33d
4.33 Kantenschutzprofile 4.34 Stufenbeläge aus keramischen Platten
a) Vorstoßschiene aus Metall für Beton-Rohstufen a) Trittstufenplatten mit Sicherheitsrillen
mit Glattstrich b) Trittstufenwinkel (Schenkelplatten)
b) Kunststoff-Stufenkanten mit Rippen (Mipolan)
für Bahnenbeläge oder Textilbeläge
c) Kantenschutz aus Kunststoff für vorgefertigte
Stufen (bei Herstellung der Stufe eingesetzt)
d) Rutschsicherung aus Kunststoff- oder
Metallrippen (in gefräste Rillen geklebt)

dung mit vorgefertigten Podestplatten zeigt Bild


4.37. Einem höheren Schalungs- und damit Her-
stellungsaufwand stehen hier Gewichtseinspa-
rung und eine anspruchsvollere Gestaltung ge-
genüber.
Für Außentreppen (z. B. auch für Nottreppen)
werden vielfach auch vorgefertigte freitragende
Stahlbeton-Spindeltreppen verwendet (Bild
4.38).
Wenn Außentreppen zwingend schnee- und eis-
frei gehalten werden müssen, können vorgefer-
tigte Stufenelemente mit unterseitiger Wärme-
dämmung und eingearbeiteten elektrischen
Heizelementen eingebaut werden (Bild 4.39).

4.35 Lamellentreppe aus nebeneinander verlegten


Stahlbetonbalken (Bürkle)
4.2 Treppenbauarten 315

4.36 Vorgefertigte geknickte Stahlbeton-Treppenläufe (Dennert)


4

4.37 Vorgefertigte Treppenläufe aus Stahlbeton (Stahlbetonfertigteiltreppen)


1 geknickte Laufplatte
2 Fertigteilpodest
3 Geländerhalterung
316 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.38
Spindeltreppe aus
Stahlbeton

4.39
Elektrisch beheizte Stufen für Außentreppen
1 Betonwerkstein mit Heizelement
2 Wärmedämmung
3 Abflussrinne mit Gitterrost

4.2.4 Holztreppen 4.1.2). Die Feuerwiderstandsfähigkeit kann nur


bedingt durch Bekleidungen oder durch Beach-
Allgemeines tung von Mindestquerschnitten gemäß DIN 4102
Holztreppen sind nach den Bestimmungen der erhöht werden.
Bauordnungen in den meisten Bundesländern Als Material für Holztreppen werden vorzugswei-
nur in Gebäuden mit bis zu zwei Vollgeschossen se Massivholz- oder Furnierschichthölzer verwen-
zugelassen (Gebäudeklassen 1 und 2, s. Abschn. det, und zwar für tragende Teile Nadelhölzer und
4.2 Treppenbauarten 317

4.41a

4.41b

4.41c
4.41
Verleimung von
Massivhölzern
a) Stumpfe Verleimung
4
b) Keilzinken-Verleimung
c) Feder-Verleimung

4.40 Einbau von Massivhölzern in Holztreppen

4.42a 4.42b
4.42 Auflagerung von Treppenwangen
a) unten bewegliches Auflager; oben eingehängt an Podest- oder Deckenrand
b) unten Widerlager (z. B. durch Blockstufe), oben angelehnt an Treppenpodest oder Deckenrand

Eichenholz, für Trittstufen und Handläufe auch Wangen und Holme sind bei gradläufigen Holz-
Rotbuche, Ahorn, Esche und ausländische Hart- oder auch Stahltreppen entweder unten beweg-
hölzer. Für breitflächige Teile sind Kernbohlen lich aufgelagert und oben aufgehängt (Bild 4.42a)
zu verwenden. Im Übrigen ist das Holz so einzu- oder unten aufgestützt und gegen Horizontal-
bauen, dass mögliche Krümmungen der Belas- schub gesichert und oben beweglich angelehnt
tung entgegenwirken (Bild 4.40). (Bild 4.42b). Die Wangen bzw. Holme sind also
Wangen, Blockstufen und dicke Trittstufen wer- ähnlich wie eine Leiter gegen den oberen Po-
den zur Vermeidung von Verformungen vielfach destrand gesetzt.
aus verleimten Massivhölzern (Verleimung auch Die Holme werden am Podestrand mit Stahlla-
mit Keilzinken oder Sperrholzfeder, Bild 4.41), aus schen befestigt. Wangen oder Holme können un-
Sperrholz (DIN EN 315, 635, 636 und DIN 68 705) ter Beachtung der punktuellen Lasteintragung
oder aus brettschichtverleimten Hölzern herge- auf den fertigen Fußboden aufgesetzt werden. In
stellt. Für Setzstufen kommen auch Holzwerk- der Lagerfuge ist ein Filzstreifen als Gleitschicht
stoffplatten in Frage. und zur Schalldämpfung einzulegen.
318 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4 4.43 Blocktreppe (Stufen in Brettschichtverleimung)


a) Schnitt
b) Ansicht

4.44a 4.44b 4.44c

4.44 Aufgesattelte Treppe, Ausbildung der Tragholme


a) Stufenauflager aus dem Tragholm ausgeschnitten
b) Tragholm mit Rechteckprofil, Stufenkeile aufgesetzt
c) Tragholm für Stufenlager ausgeschnitten, Stufen am Holm ausgeklinkt

4.45a 4.45b 4.45c

4.45 Auflager von Treppenwangen bzw. -holmen


a) Rissgefahr am Holmauflager
b) Bolzensicherung gegen Rissgefahr
c) Holmauflager mit Tragbolzen
4.2 Treppenbauarten 319

Tabelle 4.46 Tragholmhöhen hw in cm für Tragholme aus Bauschnittholz


Stütz- Treppen- Treppenlaufbreite
weite höhe
b = 0,80 m b = 1,00 m b = 1,20 m
Breite bw in cm Breite bw in cm Breite bw in cm
l in m h in m 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5
1,50 d 1,50 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 11 10 9
2,00 d 2,00 13,5 11,5 10,5 14 12 11 14,5 12,5 12
2,50 d 2,50 17 14 13 12,5 17,5 15 14 13 18,5 16 14,5 14
3,00 d 3,00 16,5 15,5 15 18 16,5 15,5 19 17,5 16,5
3,50 d 3,00 19 18 17 20 19 18 21,5 20 19
4,00 d 3,00 21,5 20 19 22,5 21 20 24 22,5 21
4,50 d 3,00 24 22 21 25 23,5 22 26,5 25 23,5

Tabelle 4.47 Tragholmhöhen hw in cm für Tragholme aus Brettschichtholz 4

Stütz- Treppen- Treppenlaufbreite


weite höhe
b = 0,80 m b = 1,00 m b = 1,20 m
Breite bw in cm Breite bw in cm Breite bw in cm
l in m h in m 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5 5,5 8,5 10,5 12,5
1,50 d 1,50 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5 10,5 9,5 8,5
2,00 d 2,00 13 11 10,5 13,5 11,5 11 14 12 11,5
2,50 d 2,50 16 13,5 12,5 12 16,5 14,5 13,5 12,5 17,5 15 14 13,5
3,00 d 3,00 16 15 14,5 17 16 15 18 17 16
3,50 d 3,00 18,5 17,5 16,5 19,5 18,5 17,5 20,5 19,5 18,5
4,00 d 3,00 21 19,5 18,5 22 20,5 19,5 23 21,5 20,5
4,50 d 3,00 23 21,5 20,5 24,5 22,5 21,5 25,5 24 22,5

Bauarten Aufgesattelte Treppen. Bei aufgesattelten Holz-


Hinsichtlich der Bauart unterscheidet man bei treppen werden die Wangenoberkanten abge-
Holztreppen: stuft ausgeschnitten (Bild 4.44a), oder die Tritt-
Blocktreppen. Blocktreppen mit Stufen aus stufen werden auf die Wangen mit Hilfe von
Massivholz gehören zu den ältesten Treppenkon- dreieckigen Zwischenstücken aufgesetzt oder
struktionen. Bei ihnen werden Massivholzstufen „aufgesattelt“ (Bild 4.44b). Bei einer Ausführung
auf Tragholme so aufgedübelt, dass unterbroche- nach Bild 4.44c kann die Höhe des Holmes optisch
ne oder auch geschlossene Untersichtflächen verringert werden.
entstehen. Derartige Stufen reißen jedoch leicht. Aufgesattelte Treppen bieten der Gestaltung
Durch Verwendung von brettschichtverleimten weiten Spielraum. Dass die Wangen auf schmale
Stufen werden Blocktreppen heute wieder für Tragholme reduziert werden können, kommt der
die Ausführung interessant (Bild 4.43). Absicht entgegen, die Treppenläufe so schlank
wie möglich erscheinen zu lassen und die Schat-
ten werfenden Teile des Treppenkörpers auf ein
320 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Tabelle 4.48 Trittstufen für Wangentreppen und für aufgesattelte Treppen, empfohlene Dicken d [mm]

Stützweite l 0,80 m 0,90 m 1,00 m 1,10 m 1,20 m

Stufenbreite b 240 300 240 300 240 300 240 300 240 300

Nadelholz Sortierklasse S10 empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


nach DIN 4074, z. B. Fichte, Dicke
Kiefer, Lärche oder Tanne.
Rohholzdicken = 45, 50, 55 u. 60 mm

Eiche oder Buche, empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


mittlere Güte (Hartholz) Dicke
Rohholzdicken = 45, 50, 55 u. 60 mm

Bau-Furnierplatten (BFU) empfohlene 40 40 45 45 45 45 50 50 55 55


nach DIN EN 315, 635 und DIN 68 705, Bl. 3 Dicke

4 Verbundstufen BTI/BFU:
Mittellage = Bau-Tischlerplatten
Gesamtdicke 46 46 46 46 48 48 50 50 54 54

Decklagen = Bau-Furnierplatten

Verbundstufen BTI, furniert: Gesamtdicke 48 44 50 48 52 50 54 52 56 54


Mittellage = Bau-Tischlerplatten
Decklagen =
Hartholzfurniere
oder BFU

Verbundstufen Spanpl./BFU: Gesamtdicke 46 46 48 46 50 48 54 50 58 54


Mittellage = Holzspanplatten
Decklagen = Bau-Furnierplatten

Verbundstufen Spanpl./Spanpl.: Gesamtdicke 58 54 64 58 70 64 70 70 76 70


Mittellage = Holzspanplatten
Decklagen = Holzspanplatten

Mindestmass zu beschränken. In der Regel wird Die Trittstufen sind 4 bis 7cm dicke Bohlen oder
daher auf Setzstufen verzichtet. verleimte Platten (stäbchenverleimte Platten mit
Die Wangen oder Holme bestehen entweder aus Umleimern oder Furnierplatten mit sichtbaren
einfachen gehobelten Bohlen oder aus Brett- Schnittflächen oder brettschichtverleimte Plat-
schichtträgern. Die Außenflächen der Träger kön- ten). Die Befestigung der Stufen auf den Holmen
nen mit Edelhölzern furniert, gebeizt oder gestri- ist weitgehend eine Frage der Gestaltung. Im ein-
chen werden. Für gebogene Treppen werden fachsten Falle werden die Trittstufen auf die oben
Holme aus Sperrholz verleimt. ausgeschnittenen Wangen aufgeschraubt oder
aufgedübelt und verleimt. Werden keine ausge-
Der Anschluss der Holme am Podestrand soll so
schnittenen Wangen, sondern oberseitig glatte
erfolgen, dass die Aufklauung möglichst keine
Holme verwendet, so werden dreieckige oder
Kräfte übertragen muss, weil die Gefahr des Ein-
trapezförmige Bohlenstücke (Stufenkeile) aufge-
reißens besteht (Bild 4.45a). Durchgeschraubte
setzt oder angeblattet (geschraubt, verdübelt,
Bolzen können als Abhilfe dienen (Bild 4.45b).
geleimt), die die Trittstufen tragen. Für die
Besser ist der Anschluss durch Hängewinkel mit
Dimensionierung von Trittstufen sind in Tabelle
Tragbolzen (Bild 4.45c).
4.48 auf der Grundlage von DIN EN 1991-1 Richt-
Für die Bemessung von Tragholmen aufgesattel- werte gegeben.
ter Treppen geben die Tabellen 4.46 und 4.47
einen Anhalt. Einholmtreppen sind eine Variante der aufgesat-
Die Lage der Holme unter den Stufen ist bei auf- telten Treppen. Die Stufen werden auf dem in der
gesattelten Treppen von der Treppenbreite un- Regel in der Mitte liegenden Holm versenkt auf-
abhängig. Die Trittstufen kragen in ihrer Längs- geschraubt oder aufgedübelt (Bild 4.49) und bei
richtung mehr oder weniger weit aus. großen Treppenbreiten auch durch Stützkonso-
4.2 Treppenbauarten 321

4.49
Stufenbefestigung bei
Einholmtreppen

4.50 Aufgesattelte einläufige Treppe mit nur einem Tragholm (Prof. Gieselmann, Wien)

len bzw. Setzstufen gegen Durchbiegung und Eingeschobene Treppen. Bei dieser Konstruk-
Abkippen gesichert. In Bild 4.50 ist eine Einholm- tion werden zwischen 5 bis 6 cm dicke, etwa
treppe mit außermittig angeordnetem Holm ge- 25 cm breite Wangen die 4 cm dicken Trittstufen
zeigt, bei der die Stufen durch Geländerstäbe „auf Grat“ eingeschoben (Bild 4.51). Die beiden
gehalten werden, die in diesem Falle am Randbal- Wangen werden durch 2 bis 3 lange Schrauben-
ken des Treppenloches aufgehängt sind. bolzen miteinander verbunden. Die Wangen wer-
322 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.51a 4.51b

4.51
Eingeschobene Leitertreppe
a) Ansicht
b) Schnitt A – B

4.52
4.52 Gestemmte Treppe

den mit Stahllaschen auf den Decken oder Podes- Gestemmte Treppen. Bei den gestemmten Trep-
ten gehalten. pen werden die einzelnen Stufen in gestemmte
Die Trittstufen sind 25 bis 30 cm breit. Zwischen bzw. gefräste Nutungen der Wangen so einge-
den einzelnen Trittstufen sind keine senkrechten setzt, dass die Stufenvorderkanten 3 bis 4 cm von
Zwischenbretter (Futterstufen, Setzstufen) ange- der Wangenoberkante entfernt liegen (Bild 4.52).
ordnet. Geländer werden außen an den Wangen Die Stufen bestehen aus dem 4 bis 5 cm dicken
befestigt. Trittbrett (Trittstufe) und dem 2 cm dicken Futter-
brett (Setzstufe).
4.2 Treppenbauarten 323

4.53a 4.53b

4.53
Gestemmte Treppe
a) Querschnitt durch Tritt- und Setzstufe
b) Längsschnitt durch Trittstufe und Wange,
Einsetzen der segmentbogenförmig
gehobelten Setzstufen
c) Längsschnitt durch Trittstufe mit
Treppenschraube
1 Holzscheibe
2 Schraubenkopf bzw. Mutter mit
4
Unterlegscheibe
3 Schraubenbolzen
4 Treppenwange
5 Trittstufe 4.53c

Die Trittstufe (Kernseite nach oben), die etwa 4 cm steckt und von den äußeren Wangenflächen her
über die Setzstufe vorsteht, wird einfach profiliert angezogen (Bild 4.53c).
und kann mit einem Kantenschutz ausgestattet Die Antrittstufe (unterste Stufe), die im Allgemei-
werden. Die Setzstufe wird mit dem oberen Ende nen auf der Massivdecke aufliegt, kann als Block-
in die obere Trittstufe eingenutet, das untere stufe hergestellt werden. Die Blockstufe wird ge-
Ende wird an die Rückseite der unteren Trittstufe gen Verschieben durch Bolzenanker gesichert. In
genagelt oder geschraubt. Gemeinsam mit den die Wandwange wird die Blockstufe 2 cm tief
Wangen bilden sie ein räumliches Tragwerk. eingelassen, die Innenwange fasst mit einer Klaue
Vor dem Befestigen der Setzstufe werden die auf die Antrittstufe und greift mit einem Zapfen
obere und untere Trittstufe mit einem Hebel oder in den auf der Blockstufe stehenden Antrittspfos-
mit Keilen auseinandergespreizt, damit die Stu- ten. Mit einer Pfostenschraube wird die Wange
fen unter Vorspannung stehen und beim Bege- fest in den Pfosten hineingezogen (Bild 4.55).
hen weder in den Nutungen noch in der Nage- Ein Antrittspfosten kann bei Holztreppen die Wan-
lung knarren (Bild 4.53). Noch sicherer wird das ge aufnehmen und gleichzeitig den Anfang des
Knarren verhindert, wenn die gespannte, am
oberen Rand flachsegmentbogenförmig ge-
Tabelle 4.54 Treppenwangen für gestemmte und
schnittene Setzstufe nur mit dem Scheitelpunkt halbgestemmte Treppen
an die darüberliegende Trittstufe gepresst ist.
Die Wangen sind – je nach Lauflänge ca. 4 bis Wangenhöhen hw in cm
6 cm breit. Sowohl über der Vorderkante der Tritt- für gerade Treppen
stufe als auch unter der Hinterkante soll, senk- bis 1,20 m Laufweite
recht zur Steigungslinie gemessen, 4 bis 5 cm
Holz stehen bleiben. Daraus bestimmt sich die
Stützweite Wangenbreite bw
Wangenhöhe hw . Für die Bemessung der Wan- l in m 4,2 cm 5,2 cm 6,2 cm
gen gibt Tabelle 4.54 einen Anhaltspunkt. Beide
Wangen werden in Abständen von 4 bis 5 Stufen bis 3,25 28 28 28
durch lange Schraubenbolzen (‡ 12 bis 16 mm) 3,50 30 28 28
zusammengehalten. 3,75 – 28 28
Die Schraubenbolzen liegen entweder unmittel- 4,00 – 30 28
4,25 – 32 30
bar unter einer Trittstufe, oder sie werden 25 bis 4,50 _ 34 32
35 cm tief in Längsbohrungen der Trittstufe ge-
324 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.55b

4
4.55a

4.55c

4.55 Gestemmte Treppe


a) Schnitt A-B b) Schnitt C-D c) Grundriss

Geländers bilden. Er besteht aus einer 6 bis 8 cm Ausführung gewendelter Holztreppen


dicken Bohle und ist an der Breitseite der Wange Bei Wendeltreppen müssen, um überall ausrei-
oder am Kopf der Blockstufe mit Dübeln oder Bol- chende Durchgangshöhe (1.85 bis t 2,00 m) zu
zen befestigt. behalten, in einem Umlauf 11 bis 12 Stufen bei
Die Wangen können am Podestrand frei enden ca. 18 cm Steigungshöhe untergebracht werden.
und im Bereich des Treppenauges die Tragpfos- Für größere Wendeltreppen werden die Wangen
ten des Geländers aufnehmen (Bild 4.56). als Sperrholz verleimt. Bei kleineren Wendel-
Handwerklich aufwändig ist die früher allgemein treppen wird (ähnlich Bild 4.28 bzw. 4.29) die
übliche Ausführung mit „Krümmling“, einem spi- innere Wange durch eine Spindel ersetzt, in die
ralförmigen Übergangsstück zwischen den Trep- die Trittstufen und die Futterstufen eingestemmt
penwangen (Bild 4.57). Die Wangen werden in werden.
den Krümmling eingezapft. Das Krümmlingsstück Der Durchmesser der Spindel (oder des Treppen-
wird gegen den Podestrand gelehnt und durch auges) hängt vom Steigungsverhältnis ab, wenn
Dübel oder Bolzenlaschen gesichert. die geringste Auftrittbreite festgelegt ist. Die
Holzspindeln können aus langen Bohlen verleimt
Zwischenpodeste zweiläufiger Holztreppen und im ganzen abgedreht oder in einzelnen Tei-
werden als Holzbalkenkonstruktionen ausgeführt len hergestellt werden, die ausgebohrt und über
oder bestehen aus Stahlbeton. Die Wangen der ein Stahlrohr geschoben und in der Spindelachse
Treppenläufe werden auf den Podestrand aufge- durch eine Schraube zusammengepresst werden.
klaut oder durch einbetonierte Laschen oder Mit Hilfe der Leimtechnik sind auch weitge-
Stahlwinkel mit Dollen gesichert (Bilder 4.45c, schwungene Holztreppen ausführbar. Abstützung
4.51 und 4.56), oder sie enden im Austrittspfos- der ausschwingenden Wangen durch Stahlstüt-
ten (Bild 4.55). zen auf den Podesten oder Aufhängung an Stahl-
profilen sind möglich.
4.2 Treppenbauarten 325

4.56
Wangenauflager am Zwischenpodest
einer zweiläufigen Geschosstreppe mit
Stahllasche (Geländer an Stahlrohr-
pfosten)
1 Handlauf 5/4 cm
2 Flachstahl 5/1 cm
3 Dielenboden auf Lagerhölzern
4 Trittschallschutz
5 Stahlbeton
6 Putz

4.57
Wangenauflager einer zweiläufigen
Geschosstreppe mit Wangenkrümmling
326 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.58c 4.58a

4.58e 4.58d

4.58b

4.58 Viertelgewendelte Treppe (zimmermannsgemäßes Konstruktion)


a) Ansicht (Antrittspfosten weggelassen) d) Verbindung von Wange und Krümmling
b) Grundriss e) Abwicklung der Wandwange
c) Innere Wange

Bei halb- oder viertelgewendelten Treppen werden staltungsaufgaben und nicht unbedingt abhän-
die Wandwangen an den Ecken gezinkt. Soweit gig von der Konstruktion der Treppen. Material-
Wendelstufen anschneiden, ist die Form der kombinationen aller Art (z. B. Holztreppen mit
Wange besonders zu ermitteln (Bild 4.58a und b). Metallgeländer, Holzwangen bei Stahlbetonpo-
Die Wandwangen werden durch starke Flach- desten usw.) sind möglich (s. Abschn. 4.3).
oder Profilstähle mit der Treppenhauswand ver-
bunden.
Die Innenwange besteht aus geraden Wangen- 4.2.5 Stahltreppen
stücken und dem Krümmling. Die geraden Wan-
gen werden mit dem Krümmling durch Dop- Stahl bietet als Konstruktionsmaterial für Trep-
pelzapfen und Schraubenbolzen, die entweder pen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Hohe
senkrecht zur Wangenrichtung oder in der Wan- Festigkeit bei relativ geringem Gewicht und ein-
genrichtung angeordnet werden, verbunden fache Verbindungsmöglichkeit durch Verschrau-
(Bild 4.58d). Der Stoss darf nicht mit einer Setz- bungen und Schweißen erlauben feingliedrige
stufe zusammenfallen. Konstruktionen.
Form und Befestigung von Pfosten und Geländer Stahltreppen sind vielfach Bestandteil von Stahl-
auf oder seitlich an Wangen oder Stufen sind Ge- skelettbauten, können aber auch mit allen ande-
4.2 Treppenbauarten 327

4.59a 4.59b 4.59c 4.59d

4.59 Formen von Stahlblechstufen


a) abgekantete ebene Profile
b) Rechteckige Hohlkastenprofile auf Konsolauflager
c) Stufenband
d) Gitterrost-Stufen

4.60 Stahltreppe mit Stufen aus abgekantetem Stahlblech mit Betonfüllung


1 Stahlblech abgekantet (2 mm) – Trogstufe 4 Stahlblech-Wange nach statischer Berechnung
2 Bitumenanstrich 5 U-Profil als Podestrand
3 Beton, geglättet und beschichtet 6 L-Profil als Randeinfassung Podestbelag

ren Bauweisen i. d. R. als nicht notwendige Trep- (Bild 4.61). Die Stufen können je nach Brand-
pen kombiniert werden. In Gebäuden der Ge- schutzanforderungen aus Holz, Natur- oder
bäudeklassen 1 bis 4 erlauben die Brandschutz- Betonwerkstein, Stahlbeton und aus Glas oder
anforderungen für tragende Bauteile den Einsatz Acrylglas bestehen. Gitterroste oder abgekantete
von Stahl als nicht brennbarem Baustoff (MBO). In Stahlbleche, auch in individuell gestalteten Hohl-
sonstigen Gebäuden (GK 5 und Sonderbauten) kastenprofilen, können in den verschiedensten
erfordern notwendige Stahltreppen besondere Formen direkt als Trittstufen dienen (strukturierte
Vorkehrungen hinsichtlich des baulichen Brand- Bleche wie z. B. „Tränenblech“). In der Regel erhal-
schutzes (z. B. feuerhemmende Ausführung (F30) ten die Trittstufen jedoch Auflagen oder Auffül-
mittels Brandschutzbeschichtungen). Insbeson- lungen (gekantete Stahltrittstufen als Trogstufe)
dere tragende Wangen und Holme innen liegen- aus Werk- oder Naturstein, keramischen Belägen,
der Treppen müssen ggf. durch Betonummante- strukturierten Edelstahl- oder Aluminiumble-
lung oder Feuerschutzplatten geschützt werden chen, Gummi-Noppenplatten, Holz, Gußasphalt
(vgl. Abschn. 4.1.2 und 17.7 in Teil 1 dieses usw. (Bild 4.59). Sie können auch mit Beton ver-
Werkes). füllt werden (Bild 4.60).
Die Konstruktionsgrundsätze für Stahltreppen Für Stahltreppen mit eingeschobenen Stufen
sind ähnlich denen für eingeschobene oder auf- und für eine Stahltreppe mit aufgesattelten Stu-
gesattelte Holztreppen. fen sind in Bild 4.61a bis d schematische Beispiele
Die Treppenwangen oder Holme bestehen aus gezeigt. Die Stahlprofile von Wangen bzw. Hol-
Profilstahl, Hohlprofilen oder aus Flachstahlblech men können mit den Stufen oder deren Auflager-
328 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.61a 4.61b

4.61c 4.61d
4.61 Wangenarten und Stufenauflager bei Stahltreppen
a) Holz-, Glas-, oder Werksteinstufen auf durchgehenden Auflagerprofilen, Wange aus Flachstahl
b) Stahlblechstufen, zwischen Wangen (Profilstahl) geschweißt
c) Holz- oder Werksteinstufen auf seitlichen L-Konsolen an Profilstahlwangen
d) Holz- oder Werksteinstufen, mit Konsolen aufgesattelt auf Wangen als Hohlprofile

profilen verschweißt werden. Zur Vereinfachung Wangen aus 8 mm dickem Stahlblech mit dazwi-
der Montagemöglichkeiten werden die einzel- schengeschweißten Trittstufen aus 5 mm dickem
nen Bauteile besser mit Schraubverbindungen strukturiertem Stahlblech. Das Geländer besteht
errichtet. aus Stahlrohren mit Füllungen aus gespannten
Die meisten Stahltreppen werden ohne Setzstu- Stahlseilen.
fen ausgeführt. Die Trittstufen werden deshalb Treppenholme können mit den Geländern auch
unterschnitten (Bild 4.16) um den Durchblick zu gemeinsam tragende Fachwerkträger bilden
vermindern und um das Gefühl der Sicherheit (Bild 4.64).
beim Begehen zu erhöhen. Die in Bild 4.65 mit den wichtigsten Details darge-
Für besondere Anforderungen sind im Übrigen stellte einläufige Treppe für eine Schule hat tra-
die gestalterischen Möglichkeiten für die Ausbil- gende Wangen aus großen Stahlrechteckrohren
dung von Wangen und Stufen außerordentlich auf Auflagerböcken. Zwischen die Wangen sind
vielfältig. Die nachfolgend gezeigten Ausfüh- Stufenträger aus verstärkten [-Profilen einge-
rungsbeispiele können daher nur einen Aus- schweißt. Die Trittstufen bestehen aus verleimten
schnitt bilden, und es muss im Übrigen auf wei-
terführende Literatur verwiesen werden.
Aus Hohlprofilen können z. B. gewinkelte Trag-
holme als geknickte Träger zusammenge-
schweißt werden, die bei längeren Treppenläu-
fen von durchgehenden Geländerstäben unter-
stützt oder an Stahlseilen bzw. Stahlprofilen
aufgehängt werden (Bild 4.62).
Bei den folgenden Beispielen für Zweiwangen-
treppen hat die kleine nur 60 cm breite Treppe
innerhalb einer Wohnung (Bild 4.63) seitliche 4.62 Winkel-Tragholme aus Hohlprofilen
4.2 Treppenbauarten 329

4.63 Kleine Wohnhaustreppe 4.64 Einläufige Treppe mit Fachwerkträger aus


(Architekt: Prof. B. Duscha, Erfurt) Vierkantstahlrohr, das gleichzeitig Stufenauflager
und Geländer bildet

4.65 Zweiwangen-Stahltreppe mit Holzblockstufen (Architekt: Prof. R. Scholl, Stuttgart)


1 Befestigungsschrauben 5 verleimte Holzblockstufe, Eiche
2 Holzschrauben 6 Stahlblech
3 Neopren-Einlage 7 Holzhandläufe, mit Konsolen an den Stahlrohr-
4 Profilkombination (U 80 + Flachstahl) Geländerstützen
330 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.66 Einholmtreppe mit seitlich angeschweißten auskragenden Stufen

4.68 Stahlspindeltreppe mit angeschweißten


Winkelkonsolen und Holz- oder Werksteinstufen
(Ausschnitt der Seitenansicht und Einzelstufe)

4.67 Einholm-Wendeltreppe
(Spreng GmbH, Schwäbisch Hall)
4.2 Treppenbauarten 331

4.69 a) gerade Montagetreppe mit Gitterrost-Stufen (Weland)


b) Spindeltreppe; die vorgefertigten Riffelblechstufen mit Unterkonstruktion werden auf die tragende
Stahlrohrspindel geschoben und je nach Steigungsverhältnis fixiert.

Eichen-Holzblockstufen, die mit den Stufenträ- 4.2.6 Treppen aus Glas


gern verschraubt sind. Das Geländer ist aus Stahl-
rohrprofilen konstruiert. Es hat einen zweiten Treppen mit Glasstufen und/oder -wangen zu-
hölzernen Handlauf für Kinder. dem in Verbindung mit Geländerausführungen
In Stahlbauweise lassen sich auch Einholmtreppen ebenfalls aus Glas ermöglichen eine hohe Trans-
mit mittig oder nur an einer Stufenseite liegen- parenz und Lichtdurchlässigkeit (Tageslichtein-
den Trageprofilen gestalten. Bei der nach diesem trag) und stellen eine Ausführungsvariante für
Bauprinzip gestalteten Treppe in Bild 4.66 sind repräsentative Treppenanlagen dar. Die Einseh-
Holzstufen auf zusammensetzten Flachstahlpro- barkeit nach oben jedoch, sowie die Durchsich-
filen als Kragstufen an einen schweren Profilstahl- tigkeit nach unten sind Funktionseinschränkun-
Tragholm als Hohlprofil geschweißt. gen hinsichtlich des Bedürfnisses nach Sicht-
Die Einholm-Bauweise ist auch gut geeignet für schutz und Sicherheit bei der Begehung.
Wendeltreppen mit Stahlblechwangen (Bild Treppen, bei denen Glas als tragender Baustoff
4.67). zur Anwendung kommt, unterliegen besonderen
Anforderungen hinsichtlich der Art des Glases so-
Spindeltreppen in Stahlbauweise haben in der wie der Einbaubedingungen. In den Fällen, in de-
Regel eine zentrale Stahlrohrspindel, an die die nen keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
Stufen- bzw. Geländerträger aus Profilstahl, Stahl- vorliegt, muss eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE)
rohren oder abgekanteten Blechen radial ange- auf Basis einer statischen Berechnung erwirkt
schweißt werden (schematische Darstellung in werden. Hierbei sind Verformungen aus der Un-
Bild 4.68). Auch hier gibt es zahlreiche Möglich- terkonstruktion zzgl. Toleranzen sowie Klimalas-
keiten individueller Gestaltungen. ten (s. a. TRLV [12]) sowie die Ausbildung der Auf-
Treppen mit geraden Läufen und Spindeltreppen lager zu berücksichtigen. Kanten von vorge-
ohne besondere gestalterische Anforderungen, spannten Gläsern sollten mit einem Kantenschutz
wie z. B. Treppen im Industriebau und Nottrep- versehen werden.
pen, können aus baukastenartig kombinierbaren Glasstufen können vierseitig in oder auf einem
Stahlbausystemen zusammengebaut werden Rahmen oder zweiseitig auf Konsolen oder Wan-
(Bild 4.69). gen aufgelagert werden. Punktlagerungen auch
in Verbindung mit Treppenwangen aus Glas oder
332 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

mit Tragbolzen (vgl. Bild 4.23g und 4.73b und c) Wangenfreie Treppen. Die tragende Funktion
sind möglich. der Treppenwangen kann bei Holz- und Stahl-
Die Tragfähigkeit begehbarer Stufen muss min- treppen durch entsprechend dimensionierte
destens aus dreischeibigem Verbundsicherheits- Handläufe oder Geländer übernommen werden
glas1) (VSG) oder Verbundglas (VG) sichergestellt (s. auch Bild 4.64). Beim System Bucher werden
werden. Hierbei dient die obere Scheibe ledig- die Stufen an den Geländerstäben aufgehängt
lich als Deck- oder Verschleißscheibe und trägt und miteinander verbunden. Die hölzernen Ge-
nicht zum Nachweis der Tragfähigkeit bei. Die länderstäbe sind im Handlauf verleimt oder ver-
beiden unteren Scheiben stellen die Tragschei- schraubt und enthalten bei größeren Treppen
ben dar und übernehmen alleine die statischen durchgehende Stahl-Gewindestäbe. Es sind frei-
Belastungen. stehende Konstruktionen möglich. In der Regel
Die obere Seite der oberen Scheibe wird in nicht werden die Stufen jedoch an der Wandseite auf
hochfrequentierten Bereichen mit einer rutsch- Traganker aufgelegt (Bild 4.70).
hemmenden Bedruckung, Ätzung oder durch In ähnlicher Weise werden die Stufen bei dem in
Strahlen aufgerauten Oberfläche versehen (emp- Bild 4.71 gezeigten Treppensystem getragen.
4 fohlen: Verschleißklasse II bis III nach DIN EN ISO
10 545-7). In öffentlichen Bereichen und Arbeits-
Hier sind Stahl- oder Holzstäbe einzeln oder meis-
tens gitterartig zusammengefasst am oberen
stätten sind Anforderungen an die Rutschhem- Rand des Treppenloches befestigt und dienen als
mung gemäß weiterführenden Richtlinien und Stufenauflager und gleichzeitig zur Montage des
Unfallverhütungsvorschriften (BGR 181 und BGI Handlaufes (Harfentreppe). An der Wandseite lie-
561) gemäß den Bewertungsgruppen R9 bis R13 gen die Stufen auf Tragankern wie in Bild 4.70
(DIN 51 130) vorzusehen [16]. gezeigt oder auf Montagewangen, bei denen
Der Einbau punktförmig gelagerter begehbarer durch eingefräste Montageschienen das Ausrich-
Verglasungen muss zwängungsfrei erfolgen. Alle ten der Stufen auch bei komplizierten Treppen-
Verschraubungen sind gegen Losdrehen zu si- grundrissen und -formen sehr erleichtert wird.
chern. Die Flächigkeit der Auflagerung linienför- Bei der in Bild 4.72 dargestellten wangenfreien
mig gelagerter, begehbare Verglasungen ist zu Treppe wird die Tragkonstruktion aus der Kombi-
kontrollieren. nation zwischen einem Edelstahl-Vollprofil und
der Geländerfüllung aus 12 mm dickem Verbund-
sicherheitsglas gebildet. Die Podeste werden an
4.2.7 Sonderformen Stahlrohren in den Treppenaugen zusätzlich ab-
gestützt. Die Stufen bestehen aus 33 mm dickem
Wie bereits einleitend erwähnt, ist eine Einteilung teilvorgespanntem 3-fach-Verbundsicherheits-
der Treppenbauarten nach verwendeten Bau- glas, das auf der Lauffläche mit einem rutschfes-
stoffen problematisch. Aber auch die in den vor- ten Farbsiebdruck beschichtet ist.
angegangenen Abschnitten genannten Konst-
ruktionsformen stellen nur die grundsätzlichen Tragbolzentreppen wurden in verschiedenen
Möglichkeiten zur Ausführung von Treppen dar. Bauarten auf der Grundlage von Typzulassungen
Während in historischen Bauwerken zahlreiche gebaut. Diese Konstruktionsart ist jedoch auch in
Varianten und Sonderformen von Treppen aus DIN 18 069 genormt. Für alle Einzelheiten, Bautei-
Naturwerkstein oder Holz vorkommen, erlauben le und Bauarten sind darin einheitliche Bezeich-
heute Kombinationen von Stahl, Stahlbeton, ver- nungen vorgesehen. Es wird nicht nur weitge-
leimten Hölzern, Glas und Kunststoffen eine Viel- hend auf die ohnehin in diesem Bereich gültigen
falt von Gestaltungsmöglichkeiten. Normen hingewiesen, sondern z. B. auch gefor-
Im Rahmen einer Baukonstruktionslehre können dert, dass die Arbeiten „mit geeignetem Werk-
diese Möglichkeiten nur in wenigen Beispielen zeug auszuführen“ sind (DIN 18 069, Abschn.
exemplarisch gezeigt werden. 7.2.5)!
Unterschieden werden „Einbolzentreppen WE1“
1) Glasaufbau 3-fach VSG-Glas. Oberste Scheibe: 10 mm ESG, und „Zweibolzentreppen WF2“ (Bild 4.73).
ESG-H oder TVG; PVB-Folie; 12 mm SPG oder TVG; PVB- Die Trittstufen bestehen aus Betonwerkstein mit
Folie; 12 mm SPG oder TVG. Die Zwischenschichten aus Natursteinoberflächen oder aus Holz in Verbund-
Polyvinyl-Butyral-Folie (PVB) kann klar, durchscheinend,
farbig oder ggf. auch UV-schützend ausgebildet werden. konstruktionen. Bei den Einbolzentreppen wer-
Die Verwendung von z. B. Ornamentgläsern oder Draht- den die Stufen auf der einen Seite in entspre-
spiegelglas ist möglich. chende Aussparungen der Treppenhauswand
4.2 Treppenbauarten 333

4.70
Wangenfreie Holztreppe (System Bucher)
1 Stufe (Massivholz, verleimt) 2 Tragstab
3 Handlauf (Tragholm) 4 Wandauflager

4.71 Wangentreppe mit Wangengleitschiene (Hovesta)


1 Wandwange mit eingefrästen Gleitschienen zur Befestigung der Stufen
2 Stufe
3 Geländerstab (Vierkant- oder Rundstahl) mit Stufenauflager
334 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.72 Wangenfreie Treppen in Edelstahl-Glaskonstruktion (Architekten: Art & Design, Flein/Talheim)


1 Stahlrohrstütze 5 Edelstahl-Rundprofil, Ø 100 mm
2 Stahlrohr-Trageprofil, am Podest mit Stütze 6 Neoprene-Hülse
und Wangen verschraubt 7 Neoprene-Einlage
3 Treppenstufen und Podest aus VSG 33 mm, 8 Stufe VSG 33 mm
mit den Wangen verschraubt 9 Edelstahl-Profil, mit Stufen und Wange
4 Wangen aus VSG 12 mm verschraubt

mindestens 7 cm tief fest mit Zementmörtel ein- Kelleraußentreppen, insbesondere ohne Über-
gebaut. Sie können aber auch auf Tragankern dachung, sind schadensanfällige Gebäudeteile,
aufliegen. Auf der freien Seite werden die Stufen wenn sie nicht sorgfältig geplant und ausgeführt
mit den Tragbolzen untereinander verbunden. werden. Zu empfehlen ist die Anordnung unter
Bei „Zweibolzentreppen WF2“ sind die Stufen Dach oder eine zusätzlichen Überdachung, um
beidseitig durch Tragbolzen verbunden. Außer- den Anfall von Niederschlags- und Schmelzwas-
dem muss jede dritte Stufe am Tragbolzen einen ser sowie Schnee zu vermindern. Wegen des un-
mindestens 12 cm tief eingebundenen Wand- vermeidlich hohen baulichen Aufwandes sieht
anker haben. man vielfach von Kelleraußentreppen ab, doch
sind sie als „notwendige Treppen“ z. B. bei mehre-
Die Geländerstäbe werden bei den meisten An- ren Kellergeschossen nicht zu vermeiden (s. Ab-
bietern in Verlängerungen der Tragbolzen aufge- schn. 4.1.2).
schraubt (Bild 4.73).
Kelleraußentreppen erfordern in der Regel eine
Steiltreppen. Eine Sonderform hinsichtlich der dreiseitige Umfassungswand, die an den Haupt-
Funktion stellen Steiltreppen mit Wechselstufen baukörper anschließt und bis etwa 15 cm über
(sog. „Schiffs- oder Sambatreppen“) dar. Sie er- das anschließende Gelände reicht.
möglichen auf engstem Raum den Zugang zu al- Die Stahlbetonplatten der Kellertreppen werden
lerdings nur untergeordneten Räumen und erfor- in der Regel direkt auf das Erdreich bzw. die Sau-
dern besondere Gewöhnung (Bild 4.74). berkeitsschicht betoniert. Fast immer sind diese
4.2 Treppenbauarten 335

4.73a 4.73b

4.73 Tragbolzentreppen
a) Einbolzentreppe WE1
b) Zweibolzentreppe WF2
c) Schnitt
1 Stahlbetondecke
2 Tragbolzen
3 Betonwerksteinstufe 4.73c

4.74 Steiltreppe

Arbeiten und die erforderlichen Gründungen im Setzungen werden vermieden und die Abdich-
aufgefüllten Arbeitsraum des Gebäudes auszu- tungsarbeiten werden vereinfacht und sind kon-
führen. Es besteht deshalb immer auch bei sorg- trollierbar auszuführen, wenn für das Keller-
fältiger Verdichtung erhöhte Setzungsgefahr. geschoss und die Umfassungswände der Keller-
außentreppe ein gemeinsames Stahlbeton-
Fundamente von Kelleraußentreppen sind über- Plattenfundament vorgesehen wird (Bild 4.76).
all, d. h. auch im Bereich des Kellerzuganges, in
frostfreier Tiefe auszuführen. Bei der vielfach üb- Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit bzw.
lichen Ausführung mit abgetreppten Streifenfun- gegen nicht drückendes Wasser müssen allseitig
damenten (Bild 4.75) besteht die Gefahr, dass die – also auch unterseitig – ausgeführt werden kön-
gesamte Kelleraußentreppe an den Anschluss- nen und in den Eckbereichen mindestens mit be-
fugen zum Gebäude infolge unterschiedlicher sonderen rissüberbrückenden Einlagen ausge-
Setzungen abreißt. führt werden. Die äußeren senkrechten Wandab-
336 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.75 Kelleraußentreppe in konventioneller Ausführung (Entwässerung teilweise eingezeichnet)


1 Umfassungswand mit Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit
2 Oberkante der äußeren Umfassungsmauer (Geländer nicht eingezeichnet)
3 Fundament am Treppenaustritt (Frostschutzschürze)
4 abgetrepptes Fundament für äußere Umfassungsmauer
5 Stahlbetonlaufplatte mit aufbetonierten Stufen
6 Frostgrenze (> 80 cm)
7 Wasserableitende Rinne an der Gebäudeaußenwand
8 ggf. Rinne zur Ableitung von Oberflächenwasser
9 Aussparung für Anschluss Entwässerung t 15 cm unterhalb der Kellersohle

dichtungen des Gebäudes müssen am Anschluss oder Kunststoffabdichtungen oder Ausbildung


der Treppe bis t 30 cm über Oberkante der ferti- der Umfassung aus WU-Beton) leichter ermög-
gen Stufen hochgeführt werden. Die Stufenab- licht (s. a. Abschn. 17.4 in Teil 1 diese Werkes).
schlüsse müssen dann gegen die häufig aus Kelleraußentreppen bleiben nur bei sehr sorgfäl-
Sperrputz oder Vormauerungen bestehende tiger Ausführung und nur bei geringer Beanspru-
Wandoberfläche von oben sorgfältig gegen das chung durch Bodenfeuchtigkeit und Nieder-
Eindringen von Niederschlagswasser gesichert schlagswasser z. B. durch eine Anordnung unter
werden – Ausführungen, die nur schwerlich ein- Dach schadensfrei.
wandfrei hergestellt werden können.
Besser ist die Ausführung einer schräg abfallen- Treppenläufe bestehen in Kelleraußentreppen
den Rinne zwischen Gebäudeaußenwand und mit schachtartigen Umfassungswänden am bes-
den Treppenstufen zur zügigen und vollständi- ten aus freitragenden korrosionsgeschützten
gen Ableitung von Niederschlagswasser und zur Stahlkonstruktionen mit Gitterroststufen (Bild
vereinfachten oberen Randausbildung der Ab- 4.76). Dadurch bleiben die Umfassungswände
dichtung an der Außenwand. An abgetreppten insbesondere bei etwa erforderlichen Abdichtun-
Fundamenten sind Abdichtungen auf den innen- gen gegen drückendes Wasser von innen kont-
liegenden Zwickeln der Umfassungswände kaum rollierbar. Zur Erleichterung von Reinigungsar-
ausführbar. Sicherer und einfacherer in der Aus- beiten können die Treppen im Ganzen oder in
führung ist die Ausbildung einer Kelleraußen- Teilbereichen hochklappbar oder auch Stufen
treppe mit durchgehender, tief liegender Sohl- demontierbar ausgeführt werden.
platte als schachtartige Umfassung, die die Aus- Die Ausführung der Treppenläufe in Stahlbeton
führung der Abdichtungsmaßnahmen (Bitumen- oder aufgemauerten Blockstufen sind auch aus-
4.2 Treppenbauarten 337

4.76 Kelleraußentreppe, Umfassungswände auf gemeinsamer Stahlbetonplatte mit dem Gesamtbauwerk


1 Umfassungswand (wasserundurchlässiger Beton)
2 Oberkante der äußeren Umfassungsmauer (Geländer nicht eingezeichnet)
3 Stahlbetonplatte
4 Auffangwanne für Niederschlagswasser mit Gitterrost-Abdeckung
5 freitragende Treppe (z. B. Stahlkonstruktion mit Gitterroststufen)
6 Aussparung für Anschluss Entwässerung
7 OK Gitterrost

führbar, eine einwandfreie Ausführung der Stu- Außentüren zur Kelleraußentreppe müssen nach
fenabschlüsse an die Gebäudeaußenwand ist je- außen hin mit einer 15 cm hohen Schwelle ge-
doch nur schwierig herzustellen. Die Trennfuge plant werden (vgl. DIN 18 195). Kelleraußentüren
zwischen Stufenabschluss und Außenwand kann sind erfahrungsgemäß durch Einbrüche beson-
oberseitig wasserdicht nur mit dauerelastischen ders gefährdet und müssen dementsprechend
Wartungsfugen geschlossen werden. Zu empfeh- gut gesichert werden. Sie können (z. B. durch Wa-
len ist hier die Ausführung einer offenen Trennfu- genheber, die gegen die Umfassungswand ge-
ge bei dann notwendiger Ableitung von Nieder- stützt werden) leicht gewaltsam nach innen ge-
schlag- oder Schmelzwasser aus dem Hohlraum drückt werden. Das kann erschwert werden,
unter dem Treppenlauf an die Entwässerung. wenn die Türen nach außen aufschlagen. Dabei
ist eine entsprechende Vergrößerung des äuße-
Niederschlagswasser, das sich im unteren Trep- ren Treppenbereiches erforderlich.
penbereich ansammelt, muss in die Kanalisation
abgeleitet werden. Wegen der Gefahr des Einfrie- Wärmedämmungen (z. B. außen liegende „Peri-
rens müssen die erforderlichen Geruchsver- meterdämmungen“) von Kellergeschossen sind
schlüsse dabei innerhalb des Gebäudes liegen. in Verbindung mit Kelleraußentreppen schwierig
Durch Verschmutzungen und z. B. durch Laub auszuführen. Nur mit erheblichem Aufwand las-
werden die meistens wenig kontrollierten Abläu- sen sich Wärmebrücken vollständig ausschließen.
fe leicht funktionsunfähig, und es kann bei hefti- Es muss im Einzelfall entschieden werden, welche
gen Niederschlägen zur Überflutung der Tür- Kompromisse eventuell möglich sind. Ggf. ist die
schwelle kommen. Das kann verhindert werden, Errichtung einer vierten Umfassungswand der
wenn das untere Podest der Kelleraußentreppe Außentreppe parallel zur Gebäudeaußenwand
vertieft und mit einer Gitterrostabdeckung aus- sinnvoll.
geführt wird. Dadurch wird der Wasserablauf bes-
ser geschützt, und ein Stauraum für Nieder-
schlagswasser gebildet (vgl. Bild 4.76).
338 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.3 Geländer und Umwehrungen Tabelle 4.77 Treppengeländerhöhen (nach DIN 18 065)
Spalte 1 2 3
4.3.1 Vorschriften1) Zeile Absturz- Gebäudeart Treppen-
höhen geländerhöhe
Die freien Seiten von Treppenläufen und -podes- in m in cm
ten müssen mit Geländern versehen sein, wenn 1 d 12 Alle Gebäude, 90 2)
sie an mehr als 100 cm tiefer liegende Flächen die nicht der Ar-
anschließen. Fensteröffnungen und Verglasun- beitsstättenverord-
gen in Brüstungsbereichen von Treppen und Po- nung unterliegen
desten sind ebenfalls zu sichern. 2 d 12 Arbeitsstätten 100 3)

Treppengeländerhöhen werden immer über der 3 > 12 1) für alle 110


Gebäudearten
Vorderkante der Stufen lotrecht gemessen. Je
nach Absturzhöhe und Nutzungsart sind unter- 4 < 12 Wohngebäude mit 90
schiedliche Geländerhöhen einzuhalten (Tab. bis zu 2 Wohnun-
4.77). t 12 1) gen und innerhalb 110
4 An Podesträndern müssen Geländer bei Absturz-
von Wohnungen

höhen bis zu 12 m eine Höhe von mindestens 1) bei Treppenaugenbreiten bis d 20 cm breit gelten die
90 cm haben und bei Absturzhöhen über 12 m Anforderungen nach Zeile 1.
2) nach Bauordnungsrecht.
mindestens 110 cm hoch sein. 3) nach Arbeitsstättenrecht.
Schutz für Kleinkinder. In Gebäuden, in denen
mit der Anwesenheit von unbeaufsichtigten ein solches Geländer z. B. in Wohngebäuden so-
Kleinkindern zu rechnen ist, sind Treppengelän- lange geschützt werden, bis die Gefahr der unbe-
der so zu gestalten, dass ein Hindurchzwängen aufsichtigten Anwesenheit von Kleinkindern vor-
verhindert und das Überklettern (Leitereffekt) bei ist.
erschwert werden. Öffnungen in Geländern dür- Bei Treppen von Gebäude im Allgemeinen (vgl.
fen dabei nicht breiter als 12 cm sein. Dies gilt Tab 4.5) und Gebäuden, die Sonderverordnun-
nicht für Wohngebäude mit nicht mehr als zwei gen unterliegen (s. Abschn. 4.1.2) gilt:
Wohnungen und innerhalb von Wohnungen.
Dass seitens der DIN 18 065 an Wohngebäude Geländer oberhalb von Läufen und Podesten.
keine Anforderungen an Öffnungenabmessun- Bei Unterkanten von Geländern, die oberhalb von
gen gestellt werden bleibt unverständlich, da Treppenpodesten liegen, darf der lichte Abstand
insbesondere in Wohnnutzungen vielfach Kinder höchstens 12 cm betragen. Liegt das Geländer
ohne kontinuierliche Beaufsichtigung anwesend über dem Treppenlauf, so ist die Unterkante des
sind. Eine Absicherung des Planers über die Geländers so auszubilden, dass durch offene Zwi-
Sicherstellung der Beaufsichtigung von Kleinkin- ckel zwischen Stufen und Geländerunterkante
dern oder/und die Zustimmung zu ggf. vorgese- sich ein Würfel von 15 cm Kantenlänge nicht hin-
henen größeren Abmessungen von Geländeröff- durchschieben lassen darf (Bild 4.78a). Für Wohn-
nungen ist zu empfehlen. Ggf. sollten Treppen gebäude mit bis zu zwei Wohnungen sowie in-
dann mit Kinderschutztüren nach DIN EN 1930 nerhalb von Wohnungen werden unverständli-
gegen unbeaufsichtigtes Betreten durch Klein- cherweise keine Anforderungen gestellt.
kinder gesichert werden. Geländer neben/seitlich von Läufen und Podes-
Ein Überklettern eines waagerechten oder der ten. Bei Geländern, die neben Treppen und Po-
Treppenneigung folgenden Anordnung von Pro- desten angeordnet sind, darf der seitliche Ab-
filen oder Stäben des Geländers kann durch ge- stand nicht größer als 6 cm sein (Bild 4.6c). Der
schlossene Geländerflächen oder die Anordnung Abstand der Unterkante des daneben liegenden
von senkrechten Geländerstäben im unteren Be- Geländers darf bei Treppenpodesten max. 6 cm
reich (Mindesthöhe 70 cm) oder durch einen betragen. Bei Treppenläufen muss die Unterkante
nach innen verkröpften Handlauf (min. 15 cm) des Geländers seitlich neben dem Treppenlauf so
verhindert werden oder auch durch temporäre angeordnet werden, dass sie mit einer gedachten
Maßnahmen (z. B. textile Bespannungen) vermie- Verbindungslinie der Halbierenden der Tiefe der
den werden. Mit temporären Maßnahmen kann Trittstufe zusammenfällt (Bild 4.78b). Wird die
Unterkante des Geländers unterhalb der Trittflä-
1) s. auch Abschn. 4.1.2. chen von Stufen und Podesten angeordnet, muss
4.3 Geländer und Umwehrungen 339

Handläufe. Treppen müssen mindestens auf


einer Seite, Treppen größerer Breite auf beiden
Seiten Geländer bzw. feste und griffsichere Hand-
läufe in einer Höhe von 80 cm bis 115 cm aufwei-
sen. Höher angeordnete Treppengeländer benö-
tigen einen gesonderten, tiefer liegenden Hand-
lauf. Breitere Treppen sind durch in den Läufen
frei stehende Handläufe zu unterteilen.
Handläufe sollen so beschaffen sein, dass sie sich
nach Form und Material gut umgreifen lassen.
Eine Breite von 3,5 bis max. 5 cm wird als ange-
nehm empfunden. Der seitliche Abstand des
Handlaufes von benachbarten Bauteilen muss
mindestens 5 cm betragen. Generell sollen Hand-
4.78a läufe durchgehend ausgeführt werden.
Im Allgemeinen sollen Handläufe unterbre-
chungsfrei ausgeführt werden. In Wohngebäu-
4
den mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb
von Wohnungen können Handläufe unterbro-
chen werden. Für notwendige Treppen gilt hier,
dass der lichte Abstand einer Handlaufunterbre-
chung t 5 cm und d 20 cm und ein Höhenversatz
an der Oberkante max. 20 cm betragen darf. Die
Höhe eines endenden Handlaufs darf nicht über
der Höhe des weiterführenden Handlaufs liegen.

Barrierefreies Bauen. Bei Anforderungen des


barrierefreien Bauens (DIN 18 024-1 bzw. 18 040-1
und DIN 18 040-2) sind an Treppen und Zwi-
schenpodesten beidseitig bestenfalls runde oder
ovale Handläufe in einer Höhe von 85 cm bis
4.78b 90 cm mit 3,0 bis 4,5 mm Durchmesser und unter-
seitiger Halterung vorzusehen. Die Enden von frei
4.78 Höhe Unterkante Treppengeländer über
in den Raum ragenden Handläufen sind nach un-
Treppenläufen und Podesten
ten oder zur Wandseite hin abzurunden.
a) Treppengeländer über Treppenläufen
b) Treppengeländer neben Treppenläufen Der innere Handlauf am Treppenauge darf nicht
1 Unterkante Treppengeländer unterbrochen werden. Die Handlaufenden müs-
2 Trittfläche (Auftritt) sen 30 cm über den Anfang und das Ende des
3 Setzstufe Treppenlaufes hinausragen. Beginn und Ende des
4 Messebene für Treppengeländer- bzw. Treppenlaufes sind z. B. durch „taktile Hilfen“ (er-
Handlaufhöhe
5 Würfel, Kantenlänge 15 × 15 cm
fühlbare Kennung durch Rillen oder Erhebungen
an den Handläufen) erkennbar zu machen.
Beim Verziehen von Treppen ist der davon ab-
hängigen Gestaltung der erforderlichen Handläu-
der waagerechte Abstand mindestens 2 cm be- fe Aufmerksamkeit zu widmen. Zu beachten ist,
tragen. dass sich wegen der sehr ungleichen Auftritts-
Für absturzsichernde Verglasungen im Bereich von breiten an den Treppenaußenseiten ein entspre-
Geländern und Umwehrungen gelten teilweise chender Verlauf des Handlaufes ergibt, der zu
Vorschriften, die in Bezug zu den Technischen Re- Knickpunkten an den Raumecken führt.
geln für die Verwendung von absturzsichernden Handläufe können an Wendelungen von Trep-
Verglasungen (TRAV) stehen, die in allen Bundes- penläufen oder bei mehrläufigen Treppen mit
ländern eingeführt sind. Krümmlingen (vgl. Bild 4.57) oder mit geraden
Übergangsstücken (vgl. Bild 4.56) miteinander
verbunden werden, oder sie laufen am Austritt
340 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.79a 4.79b 4.79c 4.79d

4.79e 4.79f 4.79g 4.79h


4.79 Handläufe
a) Geländertragstäbe aus Flachstahl 2 × 40 × 10 mm, Handlauf aus Stahlrohr, ‡ 40 mm mit Konsolen, verschraubt
b) Geländertragstäbe aus Rundrohr ‡ 40 mm, Handlauf aus Stahlrohr, außermittig auf Konsolen, verschweißt
c) Geländertragstäbe aus Flachstahl 50 × 10 mm, Handlauf Flachstahl 50 × 10 und 30 × 10 mm , verschweißt
d) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus L-60 × 30 und Glashalteprofil
e) Geländertragstäbe Flachstahl 40 bis 70 × 10 mm, Handlauf aus Holz auf punktuelle Halterungen aus Flachstahl
geklebt
f) Geländertragstäbe Flachstahl 60 × 10 mm, Handlauf ‡ 50 mm aus Holz auf L 60 × 60 mm
g) Geländertragstäbe Flachstahl 45 × 10 mm, Handlauf aus Holz 45 × 45 mm mit durchgehendem Flachstahl
unterseitig verschraubt
h) Geländerausfachung aus Sicherheitsglas 12 mm, Handlauf aus Holz, verklebt

frei aus. An keiner Stelle soll der Benutzer durch Es gibt für Geländer eine solche Fülle von Konst-
Einengungen, Befestigungsteile u. Ä. genötigt ruktions- und Gestaltungsmöglichkeiten, dass
sein, den Handlauf loszulassen. Wandhandläufe der Rahmen einer Baukonstruktionslehre deren
müssen zur Wand einen lichten Abstand von min- Darstellung gesprengt würde [23].
destens 5 cm haben. Im Folgenden sind daher lediglich schematisch
und zur Übersicht einige Lösungsmöglichkeiten
gezeigt.
4.3.2 Ausführung
Handläufe werden hergestellt aus (Bild 4.79)
Geländer und Umwehrungen bestehen aus
Handlauf, Stützen und Ausfachung der Geländer- xVollhölzern, verleimten Bohlen, gepressten
felder. Sie sind ein wesentliches Gestaltungs- Holzwerkstoffen u. Ä.,
mittel für die Treppen und für den Innenaus- xWinkelprofilen und -rohren aus Metall,
bau. xFlachstahl mit Metall-, Gummi- oder Holzaufla-
Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für Ge- gen oder mit Kunststoffüberzügen,
länder sind im Zusammenhang mit den Treppen- xggf. an untergeordneten Treppen auch Kunst-
konstruktionen gezeigt (Bilder 4.18, 4.25, 4.50, stoffprofilen.
4.55, 4.56. 4.63 bis 4.67 und 4.70 bis 4.72).
4.3 Geländer und Umwehrungen 341

schatten freie Ausleuchtung der Treppenläufe


4.80 erzielt werden.
Bogen-Formteil für
Flachstahl-Handläufe Geländerfelder können bestehen aus:
(Innendurchmesser
> 180 mm)
xHolz- oder Metallstäben oder -profilen, Dräh-
ten, Rohren u. Ä., senkrecht, horizontal oder
parallel zum Handlauf (Bild 4.81a),
xgeschlossenen oder transparenten Tafeln aus
Für die Innenanwendung kommen bevorzugt Sperrholz, Metall, gelochten Blechen, Draht-
Holzmaterialien zu Anwendung, im Außenbe- oder eingespanntem Verbundsicherheitsglas
reich eignen sich eher witterungsresistente Me- (VSG) , Acrylglas o. Ä. (Bild 4.81b),
tallprofile. xGeflechten oder Verspannungen aus Draht,
Rundungen in Handläufen aus Flachstahl werden Seilen, Gitterrosten u. Ä. (Bild 4.81c).
mit sägezahnartig ausgeschnittenen vorgefertig-
ten Sonderprofilen ausgeführt, die sich auch kalt Geländerstützen. Für die Befestigung der Gelän-
leicht verformen lassen (Bild 4.80). derstäbe oder Tragstäbe bestehen folgende 4
Durch Handläufe mit unter- oder rückseitig ange- grundsätzliche Möglichkeiten:
ordneten durchlaufenden Beleuchtungskörpern xauf oder zwischen den Stufen (Bild 4.82a
kann eine gleichmäßige, von störenden Schlag- und b),

4.81a 4.81b 4.81c

4.81 Geländerfelder
a) Felder mit Stäben, Flachstählen, Rohren o. Ä.
b) Felder aus transparenten oder geschlossenen Tafeln oder eingespanntem Sicherheitsglas
c) Felder mit Gittern oder Verspannungen aus Seilen oder Netzen
342 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.82a 4.82b 4.82c

4.82d 4.82e

4.82 Befestigung von Geländerstäben oder -pfosten (Schema)


a) auf den Stufen
b) zwischen den Stufen (Tragbolzentreppe)
c) seitlich an der Laufplatte oder Wange
4.82f
d) auf der Wange
e) an Kragarm
f) zwischen Geschossdecken oder Podesten („Harfe“)

xseitlich an den Laufplatten (Bild 4.82c), Bei Stahltreppen werden im allgemeinen Metall-
xauf oder seitlich an den Wangen (Bild 4.82d), stützen oder -stäbe verwendet, die an die Wan-
gen angeschweißt oder angeschraubt werden.
xan Kragarmen (Bild 4.82e),
Bei aufgesattelten Treppen können die Gelän-
xzwischen Fußboden und Decke (Treppenharfe)
derstäbe nur in die Trittstufen eingesetzt wer-
(Bild 4.82f).
den, wenn diese dick genug sind und nicht zu
Füll- oder Tragstäbe aus Holz werden meistens weit auskragen. Wenn Setzstufen verwendet
in entsprechende Bohrungen der Holzwangen werden, können diese seitlich mit einem Über-
eingelassen oder seitlich an die Wangen ge- stand so gestaltet werden, das Geländerstäbe
schraubt. bzw. -pfosten befestigt werden können. Meis-
Metallstützen oder -stäbe werden in massiven tens werden jedoch abgewinkelte Stahlprofile
Treppen in entsprechenden Bohrungen von fer- unterhalb der Trittstufen seitlich am Holm mon-
tig verlegten Werksteinstufen eingesetzt und mit tiert (Bild 4.84 c).
Schnellbindern vergossen. Die Anschlussstelle Der Anfang und der obere Abschluss von Ge-
wird mit einer Kunststoff- oder Metallrosette ab- ländern kann durch besonders gestaltete Pfos-
gedeckt (Bild 4.83a). ten gebildet werden (Bild 4.55 und 4.65). In his-
An Stahlbetonlaufplatten oder -wangen werden torischen Beispielen diente insbesondere der
Metallstützen mit Ankerplatten aufgedübelt (Bild Anfangs- bzw. Antrittpfosten neben seinem
4.83b und d) oder auf vorher einbetonierte An- technischen Zweck vielfach als dekoratives
kerplatten geschweißt (Bild 4.83c). Element.
4.3 Geländer und Umwehrungen 343

4.83a 4.83b

4.83c 4.83d
4.83 Befestigung von Geländerpfosten (Details)
a) Befestigung in gebohrten Werksteinstufen
b) Befestigung seitlich an Laufplatten oder Massivwangen, aufgeschraubt
c) Ankerplatte zum Einbetonieren, Tragpfosten angeschweißt oder aufgeschraubt
d) angedübeltes Aluminium-Formteil, Tragpfosten eingesteckt und gesichert
1 Massivplatte 6 Geländerstab
2 Verlegemörtel 7 Ankerplatte
3 Werksteinstufe 8 Dübelverschraubung
4 Bohrung mit Verguss 9 Anschweißstelle
5 Deckrosette 10 einbetonierte Ankerplatte

Es sind verschiedene vorgefertigte Geländersys- gung weitgehend vermieden, indem die Verbin-
teme auf dem Markt. Sie bestehen aus baukasten- dungen zwischen Geländerstützen und Hand-
artig kombinierbaren Stützen- bzw. Handlauftei- läufen bzw. Füllstäben gelenkig ausgebildet
len und -Füllungen, die je nach Treppenmaß sind.
durch besondere werkseitig hergestellte Passstü- Bei Geländerkonstruktionen aus Metall ist insbe-
cke ergänzt und an der Baustelle zusammenge- sondere bei Außengeländern darauf zu achten,
baut werden. In den Bildern 4.85 und 4.86 sind dass in regelmäßigen Abständen (ca. alle 4 bis
Beispiele für Ausführungen mit verstärkten 6 m) Dehnungsmöglichkeiten (Fugen, Langloch-
Kunststoff- oder Metallrohren gezeigt. verbindungen, Überschiebestücke) zur Aufnah-
Bei einigen Systemen werden spezielle Formteile me thermischer Längenänderungen (Dilatation)
zur Anpassung an die jeweilige Handlaufnei- aufgenommen werden können.
344 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.84a 4.84b

4.84
Geländer an aufgesattelten Treppen
a) Geländerstäbe in Trittstufen und Tragholm eingesetzt
b) Geländerpfosten an auskragenden Setzstufen
befestigt, Füllungen Acrylglas
c) Stahlpfosten abgewinkelt, am Holm befestigt;
Geländerfeld z. B. Sicherheitsglas 4.84c

4.85
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Stahlrohren
mit Nylon-Ummantelung (NORMBAU GmbH)
1 Handlauf, Nylonrohr d=40 mm
2 Queranschluss für Handlauf
3 Verbindungsbolzen
4 Pfosten, Nylonrohr d=40 mm
5 Stahlrohrkern
6 Befestigungsklemme, Nylon
7 Abdeckkappe, Nylon
8 Abstandhalter, Nylon
9 Gewindestange M10
10 Verschraubung mit Unterlegscheibe
4.3 Geländer und Umwehrungen 345

4.86
Vorgefertigtes Treppengeländer aus
Aluminiumpfosten und Edelstahlrohren (SCHÜCO)
1 Handlauf, Edelstahlrohr d=40 mm
2 Handlaufhalterung
3 Handlaufadapter
4 Geländerstab, Edelstahl d=12 mm
5 Aluminium Doppelprofil als Tragstab
6 Konsole für Aufsatzmontage
7 Befestigungselement (ist den baulichen
Gegebenheiten und statischen Bedingungen
anzupassen)

4.87a 4.87b 4.87c


4.87
Glasgeländer, eingespannt, ©Balardo Glassline
a) Geländerbefestigung auf der Tragkonstruktion
b) Geländerbefestigung vor der Tragkonstruktion
c) Geländerbefestigung oberseitig flächenbündig vermörtelt oder einbetoniert
1 VSG-Sicherheitsglas, t 2 × 6 mm
2 Tragprofil aus Stahl, feuerverzinkt, eingehangen und verschraubt
3 Klemmprofil und Keilband aus EPDM, einseitig Keilstücke aus Aluminium
4 Abdeckbleche nach örtlichen Gegebenheiten
5 L – Profilstahl oder Flachstahl
6 Quellmörtel oder direkt einbetoniertes Tragprofil
346 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

4.4 Rampen schenpodesten beträgt 1,20 m. Es ist beidseitig


ein Radabweiser für Rollstühle als Aufkantung
von 10 cm Höhe vorzusehen. Rampen und Zwi-
Verbindungen zwischen verschiedenen Ebenen schenpodeste erhalten beidseitig ununterbro-
können auch durch niveaugleiche Rampen über- chene Handläufe in 85 bis 90 cm Höhe mit 3 bis
wunden werden. Sie können bei flacher Neigung 4,5 cm Durchmesser und unterseitiger Halterung.
notwendige Treppen ersetzen. Für barrierefreie Radabweiser sowie Handläufe müssen auf der
Erschließungen, für KFZ- Verkehrswege z. B. zwi- Laufseite senkrecht in einer Ebene übereinander
schen Garagengeschossen oder auch als Trans- liegen.
portweg für Güter usw. sind Rampen erforderlich.
Innerhalb von Wohnungen (DIN 18 040-2) müs-
Barrierefreie Rampen. Die Steigung barriere- sen Handläufe über den Anfang und das Ende der
freier Rampen darf 6% gem. DIN 18 024-1 und Rampenläufe mindestens 30 cm hinaus waage-
18 040-1 bzw. DIN18 040-2 nicht überschreiten recht weitergeführt werden. Sie dürfen in die Be-
und sind ohne Quergefälle auszubilden (s. a. Bild wegungsflächen vor und hinter der Rampe hin-
4.15). Am Rampenan- und -austritt sind jeweils einragen, wenn sie unterfahrbar sind. Die Enden
4 Bewegungsflächen mit 1,50 m × 1,50 m Größe von frei in den Raum ragenden Handläufen sind
nach unten oder zur Wandseite hin abzurunden.
vorzuhalten. Rampen von mehr als 6 m Länge er-
fordern ein Zwischenpodest von t 1,50 m Länge. In Verlängerung einer Rampe darf keine abwärts-
Die Mindestbreite der Rampen und von Zwi- führende Treppe angeordnet werden.

4.88a

4.88b

4.88
Barrierefreie Rampe
a) Grundriss
b) Seitenansicht
c) Querschnitt
1 Handlauf
2 Aufkantung als Radabweiser
4.88c 3 Holm als Radabweiser
4.5 Aufzüge 347

Befahrbare Rampen zu Stellplätzen und in Gara- bestimmt. Hierzu ist ggf. eine Förderleistungsbe-
gen sind auf Basis der Muster-Garagenverord- rechnung2) erforderlich, mit der nutzungsabhängig
nung (MGarVO 05.2008) in den Landesbauord- die Anzahl, Größe, Fahrgeschwindigkeit, Umlauf- und
nungen und Garagenverordnungen der Bun- Haltezeiten, Antriebsart und weitere Leistungspara-
desländer geregelt. Es werden Kleingaragen (bis meter festgelegt werden.
100 m2 Nutzfläche), Mittelgaragen (bis 1000 m2 Hierbei wird zwischen Personen-, Lasten-, Güter-
Nutzfläche) und Großgaragen unterschieden. und barrierefreien Aufzügen sowie funktions-
In der Regel dürfen Rampen von Mittel- und bedingten Sonderaufzügen (Feuerwehr-, Kran-
Großgaragen nicht mehr als 15% geneigt sein kenbetten-, Panorama-, Außenaufzüge, Auto-,
(Parkrampen d 6%). Die Landesbauordnungen Schrägaufzüge usw.) unterschieden. Eine Opti-
fordern zudem eine Verringerung der Neigung mierung der Wirtschaftlichkeit (Volumen-, Flä-
auf max. 10% über 3 m Länge im Übergang zu cheneinsparung, Erhöhung der Förderleistung)
öffentlichen Verkehrsflächen. Weiterführende werden durch neuere Entwicklungen von Mehr-
Empfehlungen sind ggf. der EAR 05 (Empfehlun- kabinenaufzügen (TWIN-System) erreicht, bei
gen für Anlagen des Ruhenden Verkehrs) zu ent- denen zwei Kabinen mit Steuerungstechnik zur
nehmen um die Bodenfreiheit von Fahrzeugen in
den Rampenübergängen sicherzustellen. Gemäß
Vermeidung von Kollisionen in demselben Fahr-
schacht verkehren.
4
EAR ist u. A. an Rampenübergängen die Neigung Je nach Landesbauordnung sind in Gebäuden
oben (Kuppen) über 1,50 m und unten (Wannen) mit mehr als 13 m Höhe eines Geschosses, in dem
über 2,50 m Länge auf die Hälfte zu reduzieren ein Aufenthaltsraum möglich ist oder ab dem
bzw. auszurunden. 4. oder 5. Obergeschoss Aufzüge in ausreichen-
In Mittel- und Großgaragen müssen Rampen eine der Anzahl vorgeschrieben (notwendige Auf-
Breite von t 2,75 m haben und in Großgaragen ist züge). Hiervon muss i. d. R. mindestens ein Fahr-
ein zusätzlicher erhöhter Fußweg von 80 cm korb Kinderwagen, Rollstühle (Grundfläche von
Breite notwendig. In gewendelten Bereichen 1,10 m × 1,40 m), ggf. Krankentragen (Grundflä-
beträgt die Rampenbreite mindestens 3,50 m, die che von 1,10 m × 2,10 m) und (in begrenztem Um-
Querneigung d 3% und der Innendurchmesser fang) Lasten aufnehmen können. Zur Aufnahme
mehr als 5 m. von Kinderwagen, Rollstühlen und Krankentra-
gen geeignete Aufzüge müssen von der öffentli-
chen Verkehrsfläche stufenlos erreichbar sein
und stufenlos erreichbare Haltestellen in allen
4.5 Aufzüge1) Geschossen haben. Haltestellen im obersten Ge-
schoss, im Erdgeschoss und im Kellergeschoss
4.4.1 Allgemeines sind nicht erforderlich, wenn sie nur unter beson-
deren Schwierigkeiten hergestellt werden kön-
Aufzüge dienen der Verbindung verschiedener nen.
Ebenen und der Überwindung großer Höhenun- Aufzüge müssen gemäß Musterbauordnung (§ 39
terschiede als vertikale Erschließung. Für Hoch- MBO 10.2008) in eigenen Schächten liegen. In einem
häuser, Türme und vergleichbare Bauwerke so- Schacht dürfen max. 3 Aufzüge angeordnet werden.
wie barrierefreie Gebäude sind Aufzugsanlagen Aufzüge ohne eigene Fahrschächte sind zulässig:
Voraussetzung. Lage, Anzahl und Größe von Auf-
zugsanlagen sind insbesondere bei turmartigen
2) Förderleistung NA eines Aufzuges ergibt sich aus der
Gebäuden Hauptmerkmal der Konzeption für die
Vertikalerschließung und somit entwurfsbestim- Formel:
T
mend. Treppenhäuser übernehmen dann häufig NA = 60 × in Personen /Minute
nur noch Fluchtwegefunktionen, da Aufzüge als tu
Rettungswege nicht zulässig sind. Q×μ
Hierbei ist T (Zuladung in Personen) = mit Q = Trag-
75
Art und Ausführung von Aufzugsanlagen ist maß-
fähigkeit des Aufzuges und μ = Füllungsgrad i. d. R. mit
geblich durch die zu befördernde Personenan- 80% (0,8)
zahl, die Belastung sowie die Geschwindigkeit Weitere Leistungsparameter sind die 5-Minuten-Leistung,
die bewertet, welcher prozentuale Anteil der Gebäude-
1) Aufzüge sind Anlagen, mit denen Personen oder Lasten belegung in 5 Minuten befördert werden kann sowie die
in vertikaler oder schräg verlaufender Richtung zwischen mittlere Wartezeit tw, die bei Wohnhäusern 30–50 Sek. und
mehreren Ebenen in einer Kabine, einem Fahrkorb oder bei Verwaltungsgebäuden zwischen 10 und 25 Sek. liegen
auf einer Plattform transportiert werden können. sollte.
348 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

• innerhalb des notwendigen Treppenraumes, t 1,40 m) und an die Breite der Fahrschachttüren
außer bei Hochhäusern, (Breite t 90 cm). Weiterhin gelten zusätzliche
• innerhalb von Räumen, die Geschosse über- Anforderungen an die Innenausstattung der
brücken, Fahrkörbe (Spiegel als Orientierungshilfe ge-
• zur Verbindung von Geschossen, die offen mit- genüber der Fahrschachttür, akustische Ansagen,
einander in Verbindung stehen dürfen und runde Handläufe an min. einer Seite des Fahr-
korbes, Bedienungstableau, ggf. Klappsitz). Vor
• in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2. Fahrschachttüren sind Bewegungsflächen in
Fahrschächte sind in der Gebäudeklasse 5 feuer- Größe des Fahrkorbes, jedoch mindestens
beständig (F90-A), in GK 4 hochfeuerhemmend 1,50 m × 1,50 m vorzusehen, die sich mit anderen
(F60) und in GK 3 feuerhemmend (F30), Türen Bewegungsflächen nicht überlagern dürfen. Sie
und andere Öffnungen rauchdicht auszubilden. dürfen nicht gegenüber abwärts führenden Trep-
Fahrschachtwände aus brennbaren Baustoffen pen und Rampen angeordnet werden bzw. muss
müssen schachtseitig eine Bekleidung aus nicht- der Abstand hierzu min. 3 m betragen.
brennbaren Baustoffen in ausreichender Dicke
4 haben. Fahrschächte müssen zu lüften sein und
erfordern eine Rauchabzugsvorrichtung in Größe 4.5.3 Bauarten
von 2,5% der Grundfläche des Schachtes, jedoch
mindestens 0,1 m2. Für außen liegende Aufzüge Aufzüge werden hinsichtlich ihrer Antriebsart
sowie für Güteraufzüge kann von den Vorschrif- unterschieden als
ten abgewichen werden. xSeilaufzüge und
Je nach Brandschutzanforderungen können als xHydraulikaufzüge
Sonderformen Fahrschacht und Fahrkabine auch
aus Sicherheitsglas – häufig in Verbindung mit Seilaufzüge werden durch Treibscheiben ange-
Traggerüsten aus Stahl hergestellt werden. trieben. Die Antriebstechnik wird in separaten –
Es werden elektrisch oder hydraulisch betriebene bestenfalls über – oder neben dem Schacht lie-
Personen-, Lasten- und Kleingüteraufzüge in DIN EN genden Triebwerksräumen angeordnet (Bild
81-1 bis 81-3 hinsichtlich der Konstruktion und 4.89). Die Nutzungsdauer der Seile wird wesent-
des Einbaues unterschieden. Im Bereich des Fahr- lich von der Anzahl der Seilumlenkungen und
korbschachtes sind am unteren Ende eine unter- den Durchmessern der Umlenkscheiben (kleine
schiedlich hohe Schachtgrubentiefe (Unterfahrt) Durchmesser beanspruchen das Seil mehr) be-
und an der Schachtdecke eine Schachtkopfhöhe stimmt. Energiesparende Seilantriebe werden bei
(Überfahrt) als Schutzraum für Inspektions- und großen Förderhöhen und bei relativ hohen Fahr-
Wartungsarbeiten vorgeschrieben (Tab. 4.94). geschwindigkeiten eingesetzt.
Einige Hersteller bieten Aufzüge nahezu ohne
Grube (Schachtgrubentiefe min. 30 cm) und an- Hydraulikaufzüge ermöglichen konstruktions-
nähernd ohne Schachtkopf (Schachtabschluss bedingt größere Transportlasten bei geringeren
über oberste Haltestelle 2,60 m) an, besonders Förderhöhen (bis ca. 20 m). Der Hydraulikheber
geeignet im Gebäudebestand sowie bei be- kann unterhalb des Schachtes angeordnet sein
schränkten Platzverhältnissen. (Bild 4.90a), – verbunden mit dem Nachteil der
Für Aufzüge gelten neben den bauordnungs- zusätzlichen Einbindetiefe ins Erdreich. Einfacher
rechtlichen Vorschriften eine Reihe weitergehen- ist die Anordnung des Druckzylinders neben dem
der technischer Regelwerke für Aufzüge. Für den Fahrkorb im Schacht (Bild 4.90b) oder als Zugkol-
Betreiber einer Aufzugsanlage ist die Betriebs- ben an der Schachtdecke (Bild 4.90c). Vorteilhaft
sicherheitsverordnung (BetrSichV) zu beachten. für den Hydraulikantrieb ist, dass der Triebwerks-
raum nicht zwingend direkt am Schacht angeord-
net sein muss, wenn auch der Abstand möglichst
4.5.2 Barrierefreie Erschließungen gering sein sollte. Die Verwendung von Gegenge-
wichten kann durch geringere Dimensionierung
Barrierefreie Erschließungen auch für Rollstuhl- des Kolbens und des Antriebsaggregates den er-
fahrer gemäß DIN 18 024-1 bzw. 18 040-1 und DIN höhten Energieaufwand einschränken. Ohne der-
18 040-2 über Aufzüge stellen Anforderungen artige Maßnahmen ist der Energieaufwand für
(DIN EN 81-70; Aufzugstyp 2) an die Fahrkorb- hydraulische Antriebe ca. doppelt so hoch wie für
abmessungen (Lichte Breite t1,10 m, Lichte Tiefe Seilantriebe.
4.5 Aufzüge 349

4.89a 4.89b 4.89c 4.89d


4.89 Antriebsarten für Seilaufzüge
4
a) Triebwerksraum oberhalb des Schachtes (kurze Seillängen mit wenig Umlenkungen)
b) Triebwerksraum oberhalb neben dem Schacht (kurze Seillängen mit häufigeren Umlenkungen)
c) Triebwerksraum unten neben dem Schacht (lange Seillängen mit häufigeren Umlenkungen)
d) Hebeanordnung im Schachtkopf (kurze Seillängen, kein Triebwerksraum)

4.90a 4.90b 4.90c


4.90 Antriebsarten für Hydraulikaufzüge
a) Hebeanordnung (Teleskopheber) unterhalb des Schachtes
b) Hebeanordnung neben dem Fahrkorb innerhalb des Schachtes
c) Hebeanordnung an der Schachtdecke angeordnet

Neue Entwicklungen und erweiterte Vorschriften vermehrter Umlenkungen und damit zusammen-
erlauben bei niedrigen und mittleren Förderhö- hängender Kosten des Unterhaltes betrachtet
hen den Verzicht auf einen oft störenden, separa- werden. Bei hydraulischen Antrieben gibt es Lö-
ten Triebwerksraum oberhalb oder neben dem sungen zur Unterbringung in der Schachtwand
Schacht. Das Antriebsaggregat kann beim Seil- bzw. -grube.
aufzug oben im Schachtkopf (Überfahrt) ange- DIN 15 309 unterschiedet darüber hinaus bei Auf-
bracht werden (Bild 4.89d). Eine Anordnung wei- zügen in Nichtwohngebäuden zwischen norma-
ter unten bzw. in der Schachtgrube (Unterfahrt) ler Nutzung (bis 15 Etagen = Haltestellen), und
ist auch möglich, – sollte jedoch immer unter den intensiver Nutzung (Hochhäuser mit t 15 Etagen
Gesichtspunkten verlängerter Seillängen und und einer Geschwindigkeit von t 2,5 m/s) sowie
350 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

vier Größen von Bettenaufzügen (s. Tab. 4.92) für Tiefe des Fahrkorbes zu planen. Vor rollstuhlge-
Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser. rechten Aufzügen betragen die Abmessungen
der Stauflächen mind. 1,5 m mal 1,5 m.
Sammelschächte für mehrere Aufzüge sind im
4.5.4 Abmessungen Weiteren in DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn.
und Grundrissplanung 2.2 geregelt. Aufzüge mit einer Tragfähigkeit von
320 und 450 kg sind nur für die Benutzung von
Abmessungen von Personenaufzügen für Wohn- Personen geeignet. 630 kg Tragfähigkeit erlaubt
(DIN 15 306) und Nichtwohngebäude und Betten- auf Grund der Fahrkorb-Innenabmessungen die
aufzüge (DIN 15 309) sowie deren Schächte sind Benutzung auch mit Kinderwagen und Roll-
in Abhängigkeit von ihrer Tragfähigkeit, ihrer An- stühlen – 1000 kg-Aufzüge sind für den Transport
triebsart, der Nutzungsart und -intensität gere- von Krankentragen, Möbeln und Rollstühlen ge-
gelt. Abmessungen von Einzelschächten, Fahr- eignet.
körben und Türbreiten sind in Tab. 4.91 und Tab. Gemessen wird in 1 m Höhe. Wandbekleidungen,
4.92 angegeben. Notwendige Aufzüge müssen Handläufe und hervorstehende Einbauten blei-
4 eine lichte Türbreite von mind. 90 cm haben. Vor
Aufzugstüren sind Stauflächen i. d. R. mind. in der
ben unberücksichtigt und schränken die lichten
Innenmaße ein.

Tabelle 4.91 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personenaufzüge in Wohngebäuden in mm
Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten
fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2
320 kg 1.500 1.500 900 1.000 2.200 700
450 kg 1.600 1.700 1.000 1.200 2.200 800
630 kg1) 1.700 1.900 1.100 1.400 2.200 900
1.000 kg2) 1.700 2.600 1.100 2.100 2.200 900
1) Rollstuhlfahrergerecht.
2) Krankentragengerecht.

Tabelle 4.92 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personen- und Bettenaufzüge in Nichtwohngebäuden
in mm.
Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten
fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2
630 kg 2.000 2.100 1.100 1.400 2.200 900
800 kg 2.000 2.200 1.350 1.400 2.200 900
1.000 kg 1.600 2.600 1.100 2.100 2.300 800
1.000 kg 2.200 2.200 1.600 1.400 2.300 900
1.000 kg 2.400 2.200 1.600 1.400 2.300 1.100
1.275 kg 2.500 2.200 2.000 1.400 2.300 1.100
1.275 kg 2.600 2.3001) 2.000 1.400 2.400 1.100
1.600 kg 2.700 2.500 2.100 1.600 2.400 1.100
1.800 kg 3.000 2.500 2.350 1.600 2.400 1.200
2.000 kg 3.000 2.600 2.350 1.700 2.400 1.200
1.275 kga) 2.100 2.900 1.200 2.300 2.300 1.100
1.600 kga) 2.4002) 3.000 1.400 2.400 2.300 1.300
2.000 kgb) 2.4002) 3.300 1.500 2.700 2.300 1.300
2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.300
2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.400
1) bei Nenngeschwindigkeit 2,50 m/s = 2.200 m. a) Bettenabmessungen 900 u 2.000 mm.
2) Schachtbreite für hydraulische Aufzüge = 2.600 mm. b) Bettenabmessungen 1.000 u 2.300 mm.
c) Bettenabmessungen 1.000 u2.300 mm mit zusätzlichen Geräten.
4.5 Aufzüge 351

4.93b

4.93 Abmessungen von Aufzügen gemäß DIN 15 306


und 15 309 (Zusammenfassung)
a) Schemaschnitt
b) Schemagrundriss
1 Triebwerksraum elektrisch angetriebener
Aufzüge
2 Montageöffnung
4
3 Oberste Haltestelle
4 Unterste Haltestelle
5 Triebwerksraum hydraulisch angetriebener
Aufzüge
d3 Schachtgrubentiefe, min 30 cm hersteller-
bedingt
h1 Schachtkopfhöhe
b3 Schachtbreite
d2 Schachttiefe
h2 Triebwerksraumhöhe
b1 Fahrkorbbreite
b4 Fahrkorbhöhe
d1 Fahrkorbtiefe
b2 Türbreite
h3 Türhöhe
a abgehängte Decke
4.93a b Wandbekleidung

Triebwerksräume für elektrische Antriebe sind Unterfläche der Fahrkorbdecke (ohne Berück-
oberhalb des Schachtkopfes – teilweise überkra- sichtigung von Beleuchtung- und Lüftungsein-
gend – angeordnet, bei hydraulischen Antriebs- richtungen) beträgt i. d. R. mindestens 2,20 m, bei
arten liegen sie i. d. R. in Höhe der untersten Hal- Aufzügen in Nichtwohngebäuden je nach Nut-
testelle. Die Abmessungen der Triebwerksräume zungsintensität und Tragfähigkeit bis zu 2,40 m.
elektrischer und hydraulischer Antriebsarten be- Die Türhöhen der Fahrkörbe h3 betragen min-
stimmen DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn. 3. destens 2,10 m, in Aufzügen mit einer Tragfähig-
Triebwerksräume erfordert eine nach außen auf- keit von d320 kg in Wohngebäuden 2,00 m.
schlagende Tür. Vor Schachttüren ist ausreichende Fläche für das
ungehinderte Ein- und Aussteigen von Personen
Fahrkorb.1) Die Fahrkorbhöhe h4 (Tab. 4.91 und und das Laden von Lasten (Kinderwagen, Kran-
4.92), gemessen zwischen Fahrkorbschwelle und kentragen, Möbel) vorzusehen. Abmessungen
von 1,50 m × 1,50 m bei Wohngebäuden und dem
1) Die Tragfähigkeit für jede beförderte Personen muss 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe bei Nichtwohnge-
mindestens 75 kg betragen. Pro Person wird eine Fahr- bäuden sollen nicht unterschritten werden.
korbgrundfläche von 0,15 m² zugrunde gelegt.
Schachtgrubengrößen und Schachtkopfabmes-
In Wohngebäuden sind folgende Tragfähigkeit festgelegt:
sungen (Unter- und Überfahrtshöhen) der unter-
320 kg und 450 kg für die Benutzung durch Personen
schiedlichen Personenaufzugsarten sind Tab.
630 kg für die Benutzung auch mit Kinderwagen und
Rollstühlen 4.94 zu entnehmen.
1000 kg für die Benutzung zum Transport von Kranken Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör für
Tragen, Möbeln und Rollstühlen. die Fahrtsteuerungsarten, die Art, Lage und Grö-
352 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Tabelle 4.94 Schachtgrubentiefen (Unterfahrten) und Schachtkopfhöhen (Überfahrten) gemäß DIN 15 306 und
DIN 15 309 in mm

ße hinweisgebender Symbole (Bildzeichen) im Fahrsteige sind keine Treppen sondern auf ebe-
Fahrkorb und an den Haltestellen sowie Handläu- ner Fläche angeordnete Personenbeförderungs-
fe, sind in DIN EN 81 geregelt. mittel. Es werden horizontale Fahrsteige und ge-
neigte Fahrsteige bis max. 12° unterschieden. Die
üblichen Nenngeschwindigkeiten betragen zwi-
4.6 Fahrtreppen und Fahrsteige schen 0,5 bis 0,75 m/s.
Die Regelbreiten der Stufen und „Paletten“ betra-
Fahrtreppen (Rolltreppen) nach DIN EN 115 die- gen 80 cm und 100 cm. Aus Sicherheitsgründen
nen zur Beförderung großer Personenmengen muss das Übersteigen der Umwehungen von der
mit höherer Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Außenseite durch Übersteigerungssicherungen
Zeit- und Platzersparnis und niveaugleicher Er- verhindert werden. Die beträchtliche Lasteinlei-
schließung auch für mobilitätseingeschränkte tung an den Auflagern ist zu berücksichtigen.
Menschen (z. B. in Bahnhöfen, Flughäfen, Ver- Bauwerksfugen und Dehnungsfugen müssen an
kaufsstätten, Messen). Sie sind somit bei geringen den Auflagern durch Loslager berücksichtigt wer-
Förderhöhen und hohem Verkehrsaufkommen den, um Gebäudebewegungen ausgleichen zu
(Förderleistung bei 1 m Breite und Fahrgeschwin- können.
digkeit von 0,5 m/s Sekunde bis zu 9000 Personen Im Brandfalle müssen sich Fahrtreppen und Fahr-
/h) als Alternative bzw. in Kombination mit Aufzü- steige selbsttätig abschalten.
gen einsetzbar.
Bei den Betriebsarten wird zwischen Dauerbetrieb
und intervallweiser Nutzung nur bei Bedarf durch
Steuerung per Lichtschranke und Kontaktmatte
unterschieden.
4.7 Normen 353

4.7 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 81-1 06.2010 Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen;
Elektrisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-2 08.2010 –; Hydraulisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-3 06.2011 –; Elektrisch und hydraulisch betriebene Kleingüteraufzüge
DIN EN 81-70 09.2005 –; Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge;
Zugänglichkeit von Aufzügen für Personen einschließlich Personen
mit Behinderungen
DIN EN 81-72 11.2003 –; –; Feuerwehraufzüge
DIN EN 115-1 06.2010 Sicherheit von Fahrtreppen und Fahrsteigen – Konstruktion und Einbau
DIN EN 1365-6 02.2005 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile; Treppen
DIN EN 1930 02.2012 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Kinderschutzgitter –
Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren 4
DIN EN1991-1-1 02.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke, Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-1/NA 02.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe, Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile
und Sonderbauteile
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl. 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl.2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder
Arbeitsbereich
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und
DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN EN 13015 12.2008 Instandhaltung von Aufzügen und Fahrtreppen – Regeln für Instand-
haltungsanweisungen
DIN EN ISO 14122-3 01.2002 Sicherheit von Maschinen; Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen;
Treppen, Treppenleitern und Geländer
DIN EN ISO 14122-4 12.2010 –; –; Ortsfeste Steigleitern
DIN EN 14843 07.2007 Betonfertigteile – Treppen
DIN EN 14975 12.2010 Bodentreppen – Anforderungen; Kennzeichnung und Prüfung
DIN 15306 06.2002 Aufzüge; Personenaufzüge für Wohngebäude; Baumaße, Fahrkorbmaße
Türmaße
DIN 15309 12.2002 –; Personenaufzüge für andere als Wohngebäude sowie Bettenaufzüge;
Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN EN 15644 03.2009 Traditionell konstruierte, vorgefertigte Treppen aus Massivholz –
Spezifikationen und Anforderungen
DIN 18024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen; Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und
Grünanlagen sowie Stellplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18040-1 10.2010 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen; Öffentlich zugängliche Gebäude
DIN 18040-2 09.2011 –; Wohnungen
DIN 18065 06.2011 Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Hauptmaße
DIN 18069 11.1985 Tragbolzentreppen für Wohngebäude; Bemessung und Ausführung
DIN 18090 01.1997 Aufzüge; Fahrschacht-Dreh- und -Falttüren für Fahrschächte mit Wänden
der Feuerwiderstandsklasse F90

Fortsetzung s. nächste Seite


354 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18091 07.1993 Aufzüge; Schacht-Schiebetüren für Fahrschächte mit Wänden der
Feuerwiderstandklasse F90
DIN 18385 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C : Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Förderanlagen,
Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige
DIN 24531-1 04.2006 Roste als Stufen; Gitterroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 24531-2 08.2007 Roste als Stufen; Blechprofilroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 68368 02.2006 Laubschnittholz für Treppenbau – Gütebedingungen
AufzR 95/16 EG 06.1995 Europäische Aufzugsrichtlinie 95/16/ EG¸ Regelungen zum Herstellen
und Inverkehrbringen von Personen-, und Lastenaufzügen, einschl. deren
Sicherheitsbauteile
12. ProdSV 08.2011 Aufzugsverordnung; 12. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz 06/98;
BGBl.S.1393, zul. geändert 02.11.11, BGBl. S. 2178 u. 2205
4 BGR 181 10.2003 Berufsgenossenschaftliche Regeln für Sicherheit und Gesundheit bei der
Arbeit
(BG-Regeln) – Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit
Rutschgefahr (bisher ZH 1/571)
BGI 561 10.2003 Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften Fachausschuss
„Bauliche Einrichtungen“ der BGZ-Treppen (bisher ZH 1/113)
BetrSichV 09.2002 Betriebssicherheitsverordnung BGBl. S. 3777; zuletzt geändert 08.11.11;
BGBl. S. 2178, 2198
BTI 1.3 05.2001 Bautechnische Informationen des DNV – Deutscher Natursteinverband –
Massivtreppen und Treppenbeläge, außen
ETB Absturzsicherung 06.1985 ETB-Richtlinie; Bauteile, die gegen Absturz sichern
EAR 2005 Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – Forschungsgesellschaft
für Strassen- und Verkehrswesen (FGSV). Köln
TRAV 01.2003 Technische Regeln für die Verwendung absturzsichernder Verglasunge
(DIBt)
VerglasungZustVerfEmpf 03.2000 Anforderungen an begehbare Verglasungen; Empfehlungen für das
Zustimmungsverfahren
MaschinenRL 2006/42/EG 06.2006 Richtlinie 2006/42/EG des europäischen Parlaments und des Rates
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MGaV 05.2008 Muster-Garagenverordnung – GarVO
MBO 11/2002 Musterbauordnung – MBO zuletzt geändert 10.2008
VDI 2566 Blatt 1 04.2011 Schallschutz bei Aufzugsanlagen mit Triebwerksraum
VDI 2566 Blatt 2 05.2004 Schallschutz bei Aufzugsanlagen ohne Triebwerksraum
VDI-Richtlinie 4100 08.2007 Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für Planung und Beurteilung
VDI 4707 Blatt1 03.2009 Aufzüge – Energieeffizienz
ZH1/484 10.1988 Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften – Richtlinien für
Fahrttreppen und Fahrsteige
Weiterhin sind verschiedene gebäudespezifische Richtlinien der Bundesländer zu beachten (z. B. Hochhaus-, Verkaufs-
stätten, Schulbau-, Krankenhausrichtlinie, Fliegende Bauten usw.).
4.8 Literatur 355

4.8 Literatur

[1] Aachener Bausachverständigentage 2010: Konfliktfeld Innenbauteile – Treppe. Wiesbaden 2011


[2] Baus, U., Siegele, K.: Holztreppen. Stuttgart: DVA 2001
[3] Baus, U., Siegele, K. (Hrsg.): Stahltreppen. Stuttgart: DVA 2001
[4] Baus, U., Siegele, K. (Hrsg.): Gradläufige Treppen. Konstruktion, Gestaltung, Beispiele. Stuttgart: DVA 2009
[5] Bähr, M., Luz, E.: Trittschallschutz von Treppen – Anforderungen, Nachweise, Lösungen. In: DAB 11/1996
[6] Baumgärtner, T.: Planung und Konstruktion von Glastreppen. In DBZ 08/2004
[7] BG- Berufsgenossenschaft Handel und Distribution: Merkblatt M 44 – Sicherheit auf Treppen
[8] Braun, M. S.: stairs – architectural details. Berlin 2008
[9] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Publikationen – Sichere Treppen. Dortmund; www.baua.de
[10] Bund deutscher Zimmermeister (BDZ): Handwerkliche Holztreppen, Regelwerk Holztreppenbau, Berlin 1999;
www.holzbau-deutschland.de
[11] Deutscher Stahlbauverband (DSTV) : Stahlbau Arbeitshilfen – 22 Treppen im Geschossbau 2000, 24 Personen- und
Lastenaufzüge.; www.deutscherstahlbau.de
[12] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt); Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Ver-
glasungen (TRLV). Düsseldorf www.dibt.de 4
[13] –; Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen (TRAV). Düsseldorf www.dibt.de
[14] –; Technische Regeln für die Verwendung von punktförmig gelagerten Verglasungen (TRPV). Düsseldorf www.dibt.de
[15] DETAIL- Fachzeitschriften: Treppenkonstruktionen: 2/1990; 2/1992; 2/1994; 2/1996; 2/1998; 2/2000; 04/2002; Treppen
und Aufzüge 05/2004; Treppen, Wege, Rampen 06/2009
[16] DGUV – Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – BGI/GVU-I 561 – Treppen 2010; Fahrtreppen und Fahrsteige Teil
1, 2009 und 2, 2007. Berlin; www.dguv.de
[17] DHTI – Deutsches Holztreppeninstitut. Saabrücken, www.dhti.de
[18] Diehl, W.: Scala – Moderner Treppenbau. Karlsruhe 2002
[19] Diehl, W.: Moderner Treppenbau – Beispiele aus Neubau und Modernisierung. In DAB 12/2004
[20] Diehl, W.: Moderne Treppen. Holz, Glas, Stahl, Beton. Köln 2011
[21] Drexel, T.: Neue Treppen. München 2000
[22] Fischer, H., Weißgerber, B.: Sicheres Begehen von Treppen: ergonomische, psychologische und technische Aspekte.
Bremerhafen 2001
[23] Goldelius, H.-W.: Balkon- und Treppengeländer. Köln 2008
[24] Grund, M.: Die Roten Hefte, Bd.46, Aufzüge Fahrtreppen, Fahrsteige: Stuttgart 1995
[25] Haack, A. Emig, K.-F.: Abdichtungen im Gründungsbereich und auf genutzten Dachflächen. Berlin 2003
[26] Habermann, K. J.: Treppen – Entwurf und Konstruktion. Birkhäuser 2003
[27] Hartmann, Hans L.: Maßtabellen für gewendelte Treppen aus Beton, Betonwerkstein, Holz, Naturstein und Stahl, Wies-
baden 1981
[28] Hansmann, C.-R.: Treppen in der Architektur. Stuttgart 1996
[29] Hartisch, K.: Treppen in Stahl, Holz und Beton. Stuttgart 1993
[30] Hempel, J.: Ein Fotograf sieht Treppen. Konstein 2009
[31] Hoffmann, K., Griese, H.: Stahltreppen. Stuttgart 1994
[32] Informationszentrum RAUM und BAU der Fraunhofergesellschaft – IRB-Literaturdokumentation: 1587: Betontreppen,
1588: Metalltreppen, 1589: Fertigteiltreppen, 1620: Treppengeländer, 3108: Holztreppen. Stuttgart; www.irb.fhg.de
[33] Jiricna, E. : Moderne Treppen, Stuttgart: DVA 2001
[34] Klingsohr, K. : Die Treppe als Rettungsweg, DETAIL Nr.: 4 - 2002
[35] König, R.;.: Leitfaden barrierefreier Wohnungsbau. Stuttgart 2012
[36] Kotthoff, I.: Brandschutz im Altbau. Sicherheit bei Holztreppen, In: BBauBl. 7/1995
[37] Kottje, J.: 55 Treppen für Wohnhäuser – Material, Konstruktion, Rumwirkung. München 2010
[38] Losantos, A.: Stair design. Köln 2006
[39] Mannes, W.: Die Treppe. Zeitgemäße Beispiele in Holz, Stein und Stahl. Stuttgart: DVA 1994
[40] Mannes, W.: Treppen und Geländer aus Holz, Stahl, Edelstahl, Stein, Glas Textil. Planung , Konstruktion, Ausführung.
Köln 2004
[41] –: Treppen-Technik, technische und konstruktive Hinweise, Empfehlungen und Vorschläge für den Treppenbau (Holz-
treppen). Stuttgart 1996
[42] –: Der handwerkliche Holztreppenbau. Stuttgart 1996
[43] –: Schöne Treppen. Stuttgart 1999
[44] –: Wohnhaustreppen, Konstruktion, Detail, Gestaltung. Stuttgart: DVA 1999
[45] Mielke, F.: Handbuch der Treppenkunde; Hannover 1993
[46] Ordás, J. M.: Treppen, Stuttgart 2001
356 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen

[47] Pech, A.; Kolbitsch, A.: Treppen / Stiegen – Einführendes Lehrbuch. Wien 2005
[48] Pracht, K.: Treppen aus Metall, gerade und gewendelt. Lübeck 2000
[49] Reitmayer, U.: Holztreppen in handwerklicher Konstruktion. Stuttgart 1998
[50] Schöllkopf, K.; O.: Planungsgrundsätze für Aufzüge. DETAIL 5/2004
[51] Stahl – Informationszentrum: Merkblätter 155, 255 und 355; Treppen aus Stahl. Düsseldorf 2006; www.stahl-info.de
[52] Streng, H.: Aufzüge – Anordnung, Arten, Vorschriftenänderungen: DETAIL 2/2000
[53] VDI-Verlag: Aufzüge der Zukunft: Visionen, Grenzen und Betrieb. Düsseldorf 2006
[54] Weidinger, H.: Treppen im Einfamilienhaus. München 2000

4
357

5 Fenster

5.1 Allgemeines nung (MBO) festgelegt. So wird z. B. u. A. gefor-


dert:
Im Unterschied zu Fensterfassaden (s. Abschn. 6) • Alle Aufenthaltsräume müssen durch unmittel-
und Glasfassadensystemen (s. Abschn. 9 in Teil 1 bar ins Freie führende Fenster ausreichend Ta-
dieses Werkes) werden im folgenden Abschnitt geslicht erhalten und belüftet werden können
Fenster als Bauteile behandelt, die als eigenstän- („notwendige Fenster“).
dige Bauelemente zur Anwendung in einzelnen • Das Rohbaumaß solcher Fensteröffnungen
Fassadenöffnungen (Lochfassaden) ausgeführt muss mindestens 1/8 der Raumgrundfläche
werden. einschließlich der Grundfläche verglaster Vor-
Fenster beeinflussen durch Form, Gliederung bauten und Loggien betragen.
und Größe, durch Lage, Anordnung und Baustoff In einigen Bundesländer gilt: Geneigte Fenster
entscheidend Fassadengestaltung, Baukörper und Oberlichter können zugelassen werden,
und Innenraum. Beim Fensterbau sind Fragen der wenn wegen des Brandschutzes keine Beden-
Gestaltung, der Konstruktion, der Fertigungs- ken bestehen. Wenn die dahinter liegenden
technik und der Wirtschaftlichkeit (bei Herstel- Fenster ausreichend Tageslicht erhalten und 5
lung und Benutzung) besonders eng miteinander die Lüftung ausreicht, sind vor notwendigen
verflochten, so dass jeweils die für den einzelnen Fenstern auch Loggien und verglaste Vorbau-
Fall günstigsten Lösungen gefunden werden ten zulässig.
müssen. • Aufenthaltsräume, deren Benutzung eine Be-
Wesentlich ist neben der Belichtung die psycholo- leuchtung mit Tageslicht verbietet sowie Ver-
gische Bedeutung des Tageslichtes für das Wohl- kaufsräume, Schank- und Speisegaststätten,
befinden des Menschen in Wohn- und Arbeitsräu- Behandlungsräume des Gesundheitswesens,
men. Der Wechsel von Helligkeit und Dunkel, der Sport-, Spiel-, Werk- und ähnliche Räume sind
Witterung, Besonnung und Verschattung, insbe- ohne Fenster zulässig. (Es ist jedoch die Ar-
sondere aber auch der Sichtkontakt mit der Um- beitsstättenverordnung zu beachten).
welt durch ausreichenden Ausblick sind wichtig. • Fensterlose Küchen, Kochnischen, Bäder und
Von Nachteil ist es, wenn durch gegenüberliegen- Toilettenräume sind nur zulässig, wenn eine
de Verbauung oder wegen ungünstiger Lage der wirksame Lüftung gewährleistet ist.
Fenster (z. B. hohe Fensterstürze und Brüstungen) • Öffnungen von Fenstern, die auch als Rettungs-
das Blickfeld und insbesondere der sichtbare Him- wege im Brandfall dienen, müssen mindestens
melsausschnitt eingeschränkt sind. 0,90 x 1,20 m groß und nicht höher als 1,20 m
Durch eine große Zahl von Vorschriften und Nor- über Fußbodenoberkante angeordnet sein.
mungen sind Fenster zu einem komplizierten, • Fenster müssen gefahrlos gereinigt werden
komplexen Bauteil geworden, dessen konstrukti- können. Wenn dies nicht von innen oder vom
ve Einzelheiten bei fast allen Ausführungsarten Erdboden aus möglich ist, müssen für die Rei-
weitgehend durch den Hersteller festgelegt wer- nigung von Außen besondere Vorkehrungen
den müssen. (Aufzüge, Halterungen, Stangen) getroffen
Durch den Planer sind die allgemeinen Anforde- werden.
rungen für den jeweiligen Einzelfall zu definieren • Fensterbrüstungen müssen (ausgenommen
und Lage, Größe und gestalterische Einzelheiten in Erdgeschossen) mindestens 0,80 m, bei
der Fenster festzulegen. Insbesondere müssen einer Absturzhöhe von mehr als 12 m jedoch
durch ihn alle Details für den Einbau geplant und mindestens 0,90 m hoch sein. In einigen Lan-
koordiniert werden. desbauordnungen gilt zur Bemessung der
Brüstungshöhe die Oberkante des festste-
Bauaufsichtliche Vorschriften. Mindestanforde- henden Blendrahmens (OK Fertigfußboden
rungen an Fenster bzw. an die Belichtung von bis OK lichte Fensteröffnung), in anderen sind
Räumen durch Tageslicht sind in den Landesbau- feststehende Fensterrahmen nicht in die er-
ordnungen auf Grundlage der Musterbauord- forderliche Brüstungshöhe mit einzubeziehen

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_5, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
358 5 Fenster

(OK Fußboden bis OK Fensterbank). Geringere Dabei wird ein angemessener Aufwand an In-
Brüstungshöhen sind zulässig, wenn durch Ge- standhaltung und Instandsetzung vorausgesetzt.
länder u. Ä. die erforderlichen Mindesthöhen Die Dauerhaftigkeit des Fensters ist vom Zusam-
eingehalten werden. menwirken aller Einzelteile abhängig. Soweit Tei-
Die geforderten Brüstungshöhen dürften bei le mit planmäßig kürzerer Nutzungserwartung im
hochgelegenen Fenstern besonders von groß ge- Fenster vorhanden sind, müssen diese erneuer-
wachsenen Menschen als recht niedrig empfun- bar sein. Solche Teile sind z. B. Beschläge, Dich-
den werden. Der Planer sollte daher die Brüs- tungen und das Mehrscheiben-Isolierglas.
tungsmaße nicht überall nach den Mindestanfor-
derungen wählen. Planung. Die Lage von Fenstern innerhalb des
Grundrisses wird vielfach durch die Fassadenge-
Für den Nutzer eines Gebäudes ist insbesondere staltung des Gebäudes vorgegeben. Sie sollte bei
die Gebrauchstauglichkeit des Fensters – also die der Gesamtbetrachtung jedoch auch von der je-
Eignung für den Verwendungszweck im einge- weiligen Innenraumgestaltung aus betrachtet
bauten Zustand – von Interesse. Daher müssen werden. Ähnlich wie bei der Planung von Türen
alle Betrachtungen zum Fenster die Wand und (vgl. Abschn. 7.2, Bild 7.16) ist die Nutzung und Ein-
insbesondere den Übergang von der Wand zum richtung des Raumes zu berücksichtigen. Der freie
Fenster (Bauwerksanschluss) mit einbeziehen. Als Ausblick von den voraussichtlich häufigsten Auf-
Bestandteil der Außenwand wirken auf das Fens- enthaltsbereichen ist ebenso zu beachten wie der
Durchblick in benachbarte Innen- und Außenbe-
5 ter vielfältige bauphysikalische, mechanische
und sonstige Belastungen. reiche vom Hauptzugang des Raumes aus.
Wesentliche Aufgaben des Fensters sind dabei
u. A.: Fenstergrößen. Die Größe der Fenster ist von
• Schutz vor Witterungseinwirkungen (Wind, vielen Faktoren abhängig. Die Anforderungen
Niederschläge), hinsichtlich des Mindest-Tageslichtquotienten
• sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz, (DIN 5034-4) für Wohnräume sind u. A. abhängig
von der Verbauung (Lage zu gegenüberliegen-
• Schallschutz,
den Bauwerken), von der Anordnung und Größe
• Sicherheit vor unbefugtem Zugang, der Verglasungsfläche, der Lichtdurchlässigkeit,
• Sicherung von Leib und Leben (Absturzhem- der Reflexion der Verglasung und der Refexions-
mung, Nutzungssicherheit), grade der Innenflächen sowie von der Lage des
• Belichtung und Belüftung der Räume, Fensters zur Himmelsrichtung. Die Breite des
• Energiezugewinn durch solare Einstrahlung, Fensters bzw. die Summe aller Fensterbreiten soll
• Herstellung einer Verbindung zur Umgebung. mindestens 55% der Raumbreite betragen. Im
Allgemeinen werden in den meisten Fällen diese
Hinzu kommt, dass Fenster die Fassaden maß- Kriterien bei den üblichen Fensterabmessungen
geblich prägen und damit ein wesentliches Merk- auch ohne besonderen Nachweis erfüllt.
mal für die Gestaltqualität sind. Große Fenster
waren in vergangenen Jahrzehnten der Ausdruck Bauphysikalisch betrachtet sind Fenster Teile der
moderner Architektur und fortschrittlicher Bau- Außenwände. Mit diesen gemeinsam müssen für
technik. Großflächige verglaste Flächen haben das Bauwerk die Anforderungen an den Wärme-,
massive Wände als Gebäudehülle bei vielen Ge- Schall- und Feuchteschutz erfüllt werden.
bäudearten abgelöst. Damit kommen im Zeitalter Die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
des solaren Bauens und des effizienten Ressour- sind durch die Energieeinsparverordnung (EnEV)
cenumgangs eine große Anzahl an Herausforde- neu definiert worden (s. Abschn. 5.2.4 und Ab-
rungen an die Werkstoffe und die Bautechnik für schn. 17.5 in Teil 1 des Werkes). Bei den hier erfor-
Fenster hinzu, welche sich in den aktuellen Ent- derlichen Nachweisen spielt der Fensterflächen-
wicklungen der transparenten Bauteile wider- anteil (größer oder kleiner als 30% der Fassaden-
spiegeln. fläche) eine bedeutende Rolle und sollte daher
All diese Anforderungen, die im Fenster in techni- bereits in einem frühen Entwurfsstadium in Be-
sche Eigenschaften umzusetzen sind, müssen tracht gezogen werden.
über einen angemessenen Nutzungszeitraum
erhalten bleiben. Typische Zeiträume für die Nut- Wärmeschutz. Fenster und Fassaden bestimmen
zungserwartung der Fenster sind 30 bis 40 Jahre. das energetische Verhalten eines Gebäudes in
5.1 Allgemeines 359

verschiedener Art und Weise. Sie bestimmen als • Unterteilung von Hohlräumen in eine hohe
Außenwandbauteile die Energieverluste maß- Anzahl dämmender Kammern, teilweise mit
geblich mit. Dabei sind auch die linearen Wärme- Dämmstofffüllung; z. B. auch durch den Einsatz
brücken an Glasrand und am Baukörperanschluss entsprechend großvolumiger, mit Luftkammern
durch den Einsatz von entsprechenden Werk- versehener Dichtungen im Falz zwischen Flügel
stoffen und Konstruktionen von zunehmender und Blendrahmen.
Bedeutung. Punktförmige Wärmebrücken wie • Konstruktive Optimierungen durch Formge-
Befestigungsstellen können durch Tauwasser- bung der Profile, z. B. großzügige Überlappung
oder Schimmelpilze negative Auswirkungen des Glasrandes.
haben. Für den sommerlichen Wärmeschutz ist insbeson-
Die Dichtheit der Funktionsfugen zwischen Flü- dere die Lage der Fenster zur Himmelsrichtung aus-
gel und Blendrahmen ist durch den Einsatz von schlaggebend.
mehreren Dichtebenen und der Weiterentwick-
lung der Beschlagtechnik wesentlich verbessert
worden. Die damit verbundene Minimierung der Nordfenster sind in unserer geographischen Brei-
Wärmeverluste durch unkontrollierten Luft- te in dieser Hinsicht unproblematisch.
austausch ist ein weiterer Faktor der energetisch
verbesserten Wirkung der Fenster. Dichte Konst- Westfenster. Durch Westfenster erhalten Räume
ruktionsfugen, Verglasungsfugen und Anschluss- besonders viel Strahlungsenergie und müssen
fugen sind Stand der Technik. daher in der Regel einen Sonnenschutz haben,
Die wesentlichen Faktoren für die wärmetechni- der jedoch wegen des flachen Einfallswinkels der 5
sche Optimierung bei Verglasungen sind: Sonnenstrahlen vielfach nur mit erhöhtem Auf-
• Aufbauten mit einem oder zwei, selten drei wand (z. B. bewegliche Sonnenschutzanlagen) zu
Scheibenzwischenräumen (SZR), wobei hier Brei- gewährleisten ist.
ten über ca. 16 mm keine wesentlichen Verbes-
serungen mehr erzielen. Ostfenster. Bei Ostfenstern ist die Erwärmung
• Die Füllung der Scheibenzwischenräumen mit wegen der morgendlichen Kühle weniger lästig,
einem Gas wie Argon oder Krypton. jedoch ist auch hier vielfach Verschattung not-
• Die Beschichtung von Glasoberflächen auf der wendig, um zu verhindern, dass bereits am Mor-
geschützten Seite zum Scheibenzwischenraum gen zugeführte Wärmeeinträge zur Aufwärmung
(low-İ-Schicht) – seltener auf ungeschützten der Räumen beitragen, die tagsüber nicht mehr
nach außen liegenden Scheibenoberflächen mit abgeführt werden kann.
sog. Hard-Coatings.
• Der sich durch den Aufbau aus den Faktoren Glas Südfenster werden bedingt durch den großen
(Dicke, Anzahl, Glasart) und Beschichtungen er- Einfallswinkel der Sonnenstrahlen im Sommer
gebende Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) (mittags ca. 60°) relativ weniger aufgeheizt und
sollte für die Sonnenschutzfunktion niedrig und auch einfache, feststehende Sonnenschutzein-
umgekehrt für gute solare Zugewinne und Licht- richtungen können sehr wirksam sein (s. a. Ab-
einfall hoch sein. schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes). Im Winter ist bei
• Der Randverbund des Isolierglases aus Edelstahl Südfenstern die Einstrahlung häufig sogar er-
Kunststoffen und/oder Dichtstoffen, sog. Warm wünscht. Ein damit verbundener passiver Ener-
Edge/Warme Kanten-Systeme. giegewinn muss jedoch im Hinblick auf die oft
nicht hinreichend vorhandene Speicherungsfä-
Die wesentlichen Faktoren für die wärmetechni- higkeit der raumumschließenden Bauteile relati-
sche Optimierung beim Fensterrahmen sind: viert werden.
• Geringe Ansichtsbreiten für einen hohen Glas- Hinsichtlich des winterlichen Wärmeschutzes muss
anteil des Fensters, Verzicht auf zusätzliche Rah- bedacht werden, dass die ermittelten Mindestan-
menprofile wie glasteilende Sprossen, Pfosten forderungen an die Fenster ganz erheblich durch
und Riegel. spätere Maßnahmen der Benutzer beeinträchtigt
• Dämmstoffe oder Dämmzonen im Aufbau des werden können (z. B. Anbringung von Gardinen
Profils, Reduzierung von metallischen Werkstof- vor den Fenstern und damit verbundene nied-
fen, wo möglich. rigere Oberflächentemperaturen an Rahmen und
• Große Rahmendicken. Verglasungen als planerisch zu Grunde gelegt).
360 5 Fenster

Großflächige Fenster können aus gestalterischer bauart. Je nach Ausführung betragen die Kosten
Sicht erwünscht sein, doch muss in Kauf genom- der Verglasung etwa 25% der Gesamtherstel-
men werden, dass bei ihnen die Aufwendungen lungskosten der Fenster.
für Sonnen- und Blendschutzeinrichtungen so- Im Zusammenhang mit der Fensterplanung sind
wie zum Schutz gegen Außenlärm überproportio- auch die Kosten des Rohbaues zu betrachten.
nal wachsen. Raumhohe Fenster können durch Wegfall der
Auch die Kosten für Fenster müssen bereits bei Stürze (vor allem von Stürzen mit Rollladenkästen
der Planung betrachtet werden. Sie betragen s. Abschn. 5.8.2) und von Brüstungen (insbeson-
etwa das Drei- bis Vierfache der üblichen Wand- dere durch die Vermeidung von ggf. aufwändi-
baukosten und sind darüber hinaus sehr abhän- gen Heizkörpernischen) kostenmindernd sein.
gig von den Öffnungseinrichtungen und der Ein-

5.1a 5.1b 5.1c 5.1d

5.1 Darstellung der Bewegungsrichtung bzw. Öffnungsart von Fenstern (DIN EN 12 519)
a) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels in Richtung des Benutzers (d. h. von der Bandseite her gesehen) wird in
der Ansicht mit durchgehenden Linien symbolisiert
b) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels weg vom Benutzer (d. h. von der Außenseite her gesehen)
wird in der Ansicht mit gestrichelten Linien symbolisiert
c) Fixiertes, nicht öffenbares Fenster
d) Festverglasung

5.2 Schließrichtung von Fenstern (DIN 107 bzw. DIN EN 12 519)


„Links“ (DIN links): Schließrichtung gegen den Uhrzeigersinn
„Rechts“ (DIN rechts): Schließrichtung im Uhrzeigersinn
5.1 Allgemeines 361

5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten umgeben), Fensterbändern, und Fensterwänden


(Aneinanderreihung von einzelnen Elementen –
Allgemeine Regelungen von Begriffen, Bezeich- durch die frei tragenden Rahmenteile müssen
nungen und Maßangaben für Fenster und Fens- Anforderungen an die Statik erfüllt werden) und
tertüren enthält DIN EN 12 519. Die wichtigsten Fenster-Tür-Elementen hergestellt werden.
Festlegungen für die Darstellung in Bauzeichnun- Sie bestehen gewöhnlich aus dem verglasten
gen zeigt Bild 5.1. Fensterflügel und einem fest eingesetzten Fenster-
Bei der Beschreibung von Fenstern muss für rahmen (auch Stock, Blendrahmen oder Zarge
Dreh- und Drehkippflügel klargestellt sein, ob genannt).
das Fenster „rechts“ oder „links“ angeschlagen ist. Man unterscheidet Fenster nach Einbauart, Bau-
Nach DIN 107 (Bezeichnung mit links oder rechts stoff, Bauart, Öffnungsmöglichkeit, und Art der
im Bauwesen) und DIN EN 12 519 wird bezeich- Verglasung:
net: • Einbauart im Rohbau:
• „DIN rechts“: Flügel zur Ansichtsseite öffnend Wandöffnungen können mit innerem Anschlag,
mit Bändern auf der rechten Seite (nach DIN: mit äußerem Anschlag oder ohne Anschlag
„Man sieht auf das Band“). (stumpfer Anschlag) (s. Bild 5.3a–c) angelegt
• „DIN links“: mit Bändern auf der linken Seite. werden. Jede dieser Formen hat Vor- und
Auf Zeichnungen ist ferner zur Vermeidung von Nachteile:
Irrtümern deutlich klarzustellen, ob die Fenster • Fensterleibungen ohne Anschlag sind im
von außen oder innen dargestellt sind (Bild 5.2). Rohbau insbesondere in Betonwänden am ein-
5
Fenster können in Form von Einzelfenstern (min- fachsten herzustellen. Schmale Rahmenprofile
destens dreiseitig vom tragenden Wandsystem sind möglich. Die Bauwerksanschlüsse und die

5.3a 5.3b 5.3c

5.3d 5.3e 5.3f


5.3 Einbau von Fenstern (schematisch, Abdichtungen, Befestigung usw. nicht eingezeichnet)
a) Fensterleibung ohne Anschlag
b) Einbau mit Anschlagswinkel aus Metall
c) Einbauzargen aus Stahlblech (Röder-Sturoka®)
d) Fensterleibung mit Anschlag innen
e) Einbau in Verbindung mit außen liegender Wärmedämmung („Thermohaut“)
f) Fensterleibung mit Anschlag außen
362 5 Fenster

5.4 Fensterbauarten
a) Einfachfenster
b) Verbundfenster
c) Kastenfenster 5.4a 5.4b 5.4c

Eindichtung erfordern hier aber besonders sorg- bauebenen bei unterschiedlichen Außenwand-
fältige Ausführung. Bei größerer Beanspruchung konstruktionen in Bezug auf die Minimierung von
durch Schlagregen und Winddruck bzw. -sog Wärmeverlusten und der Gefahr von Tauwasser-
sind anschlaglose Fensterleibungen (stumpfe und Schimmelpilzbildung. Zudem müssen Hohl-
Anschläge) daher problematisch. Als Einbauhil- räume in der Anschlussfuge möglichst vollstän-
fen können Anschlagwinkel aus Metall (Bild 5.3b) dig mit wärmedämmenden Materialien gefüllt
oder Einbauzargen (Bild 5.3c) dienen. werden.
• Leibungen mit innerem Anschlag erfordern Als Nachweis für den Mindestwärmeschutz kön-
5 zusätzlichen Aufwand bei der Ausführung der nen das Beiblatt 2 der DIN 4108 (nur Neubau),
Außenwände. Gemauerte Anschläge sind we- Wärmebrückenkataloge sowie die Einbaubei-
gen der Steinformate entweder mit 12,5 cm spiele in Regelwerken herangezogen werden. Bei
Tiefe vorgegeben, oder es müssen besondere davon abweichenden Einbausituationen ist der
Anschlagsteine verwendet werden (Bild 5.3d). Temperaturfaktor fRsi durch Berechnung zu ermit-
Bei Fassaden mit äußerer Wärmedämmung teln. Im Altbau ist der angrenzende Baukörper im
ist der Einbau „mit Anschlag“ vorteilhaft (Bild Besonderen hinsichtlich vorhandener, Wärme-
5.3e). Die Fenster sind wegen der meistens re- brücken im Bereich der Anschlüsse zu prüfen.
lativ großen äußeren Leibungstiefe recht gut • Art des Baustoffes
gegen Witterungsbeanspruchung geschützt.
Holzfenster,
Die erforderliche Verbreiterung der Blend-
Aluminiumfenster,
rahmen ergibt entsprechend breite Innenan-
sichtsflächen, doch sind gute Voraussetzungen Kunststoff-Fenster,
für den Einbau von Leibungsdämmungen und Stahlfenster
für dichte Bauwerksanschlüsse gegeben. Der sowie Fenster aus Kombinationen
Fenstereinbau ist in der Regel nur von innen dieser Stoffe,
her möglich. z. B. Holz-Aluminium-Fenster.
• Leibungen mit äußerem Anschlag entstan-
den baugeschichtlich vor allem in den sturm- • Bauart: Einfachfenster, Verbundfenster, Kasten-
reichen nordeuropäischen Küstengebieten. fenster (Bild 5.4).
Der Winddruck presst das gesamte Fenster Bei den Einfachfenstern wird das Element aus
– und auch die hier damals meistens nach au- einem Flügel und einem Blendrahmen ge-
ßen aufschlagenden Fensterflügel – vorteilhaft bildet. Die Ausfachung ist dabei in der Regel
auf die Dichtungen bzw. in die Falze. Heute Mehrscheiben-Isolierglas (MIG).
werden Fenster mit äußerem Anschlag vorwie-
Beim Verbundfenster besteht der Flügel aus
gend dort ausgeführt, wo große und schwere
zwei Teilen, die als zwei Rahmen zusammen-
Fensterelemente mit Hebezeugen von außen
gesetzt werden. Diese Rahmen können jeweils
eingebaut werden müssen sowie unter denk-
mit Einfachglas oder mit einer Kombination
malspflegerischen Aspekten (Bild 5.3f).
aus Einfachglas und Mehrscheiben-Isolierglas
ausgestattet sein. Im Zwischenraum der Flügel
Vermeidung von Wärmebrücken. Bestimmend können Sonnenschutzeinrichtungen integriert
hierfür ist die Lage des Fensters in der Außen- werden. Die Flügel sind mit Beschlägen lösbar
wand. Die Darstellungen in Bild 5.3, 5.21, 5.34 zu verbinden, um eine unkomplizierte Reini-
und 5.35 zeigen im Allgemeinen günstige Ein- gung zu ermöglichen.
5.1 Allgemeines 363

5.5a 5.5b 5.5c 5.5d

5.5e 5.5f
5.5 Bezeichnung von Fenstern nach Öffnungs- und Flügelarten;
(Ansichten: Innenseite; Grundrisse: Außenseite oben; Schnitt: Außenseite links)
a) Drehflügel
b) Drehkippflügel
c) Schwingflügel
d) Wendeflügel
e) zweiflügliges Fenster mit einem Drehkipp- und einem Drehflügel
f) zweiflügliges Fenster mit festem Mittelpfosten; zwei Drehkippflügel

Werden zwei Fensterelemente mit einem Fut- Sowohl bei Verbund- als auch bei Kastenfenstern
ter verbunden, handelt es sich um ein Kasten- ist der Zwischenraum mit dem Außenklima zu
fenster. Die Flügel können dabei sowohl mit verbinden um eine Tauwasserbildung zu mini-
Einfach- als auch mit Mehrscheiben-Isolierglä- mieren. Der Grad dieser Hinterlüftung kann die
ser ausgestattet sein. Bei Kastenfenstern sind Schalldämmung des Fensters reduzieren. Die ge-
beide Flügel unterschiedlich groß ausgeführt, genläufigen Anforderungen hinsichtlich Schall-
dass eine größtmögliche Öffnung der Fenster schutz und Tauwasserschutz können teilweise
für eine Reinigung der Außenflächen ermög- nur vor Ort durch stufenweises Testen verschie-
licht wird. Auch hier kann der Zwischenraum dener Belüftungsmöglichkeiten angeglichen
zwischen den Flügeln für Einbauten wie Son- werden.
nenschutzeinrichtungen genutzt werden. • Öffnungs- bzw. Flügelarten (Bild 5.5):
Bauartbedingt steigt die Schalldämmung vom Außer den in Bild 5.5 gezeigten Öffnungsarten wer-
Einfach- über das Verbund- bis hin zum Kasten- den mit Spezialbeschlägen Varianten hergestellt
fenster deutlich an. Durch weitere Dichtebenen, wie Senkklappfenster (nach außen klappend und
entkoppelte Konstruktionen und dem Einsatz dann zur Verbesserung der oberen Abluftführung
von entsprechenden Gläsern können mit Ver- absenkbar), Wendefenster (an Ausstellscheren,
bund- und Kastenfenstern hochschalldämmende nicht um die horizontale Mittelachse umschwen-
Konstruktionen entwickelt werden. kend), Schiebedrehfenster (nach dem Öffnen ist die
364 5 Fenster

5.5g 5.5h 5.5i 5.5j

5.5k 5.5l

5.5 Bezeichnung von Fenstern nach Öffnungs- und Flügelarten;


5 (Ansichten: Innenseite; Grundrisse: Außenseite oben; Schnitt: Außenseite links) (Fortsetzung)
g) Kippflügel
h) Klappflügel
i) Vertikalschiebefenster, oberer Teil fest verglast
j) Lamellenfenster (horizontal)
k) Hebeschiebefenster
l) Hebeschiebekippfenster

Drehachse verschiebbar, um den inneren Schwenk- Außer den in Bild 5.7 genannten Bauteilen kom-
raum für den Flügel zu vermindern) u. a. m. men noch in Frage:
• Art der Verglasung: • Einbauzargen (in die Rohbauöffnung einge-
baute Montagerahmen, in die das komplette
Einscheibenverglasung (EV) ist nur noch für Bau-
Fenster nach Fertigstellung von Putzarbeiten
werke zugelassen, für die keine besonderen Vor-
eingesetzt wird (s. Bild 5.3b und c),
schriften hinsichtlich Wärmedämmung bestehen,
• Glashalteleisten (leichte Profilleisten zur Befes-
Mehrscheiben-Isolierverglasung (MIG) als 2- oder
tigung von Verglasungen, s. Abschn. 5.4.3)
3-Scheiben-Isolierverglasung (Bild 5.6),
• Wetterschutzschienen (Zusatzprofile am un-
Doppelverglasung1) (DV),
teren Blendrahmen, um das anfallende Was-
Verglasung mit Sondergläsern, z. B. Sonnen- ser über die untere Fuge zwischen Flügel und
schutzgläser, Wärmeschutzgläser, Schallschutz Blendrahmen abzuleiten s. Abschn. 5.6.2),
gläser, Sicherheitsgläser.
• Fensterbänke (äußere Abdeckung der Brüs-
Bezeichnung von Einzelteilen der Fenster tung oder des Rohbauanschlusses, meistens
Die Bezeichnung von Grundelementen bei Fens- aus Aluminium, Kunst- oder Naturstein; innen
terkonstruktionen zeigt Bild 5.7 am Beispiel einer als Abdeckung über Brüstungen oder Heizkör-
Fensterwand. pernischen u. Ä. aus Natur- oder Kunststein,
Holz oder kunststoffbeschichteten Holzwerk-
stoffplatten s. Abschn. 5.3.5), ferner
1)
• Zusatzprofile wie z. B. Rollladenführungen, Ab-
Vorläufer der Mehrscheiben-Isolierverglasung waren deck- und Anschlussprofile.
Doppelverglasungen ohne Luftabschluss als so genanntes
Verbundfenster (Bild 5.4b) und die doppelte Einzelvergla-
sung beim Kastenfenster (Bild 5.4c) oder „Winterfenster“
(temporär zweiter Glasrahmen zur Verbesserung des
Wärmeschutzes vorwiegend in Altbauten mit einfachver-
glasten Fenstern).
5.2 Anforderungen an Fenster 365

Die Entscheidung über die Fensterbauart beein- 5.2 Anforderungen an Fenster


flussen:
• formale Anforderungen (z. B. Größe, Format, Fenster sind heute hoch entwickelte Bauelemen-
Flächenaufteilung, Farbe bzw. Oberflächenbe- te mit sehr hohen Ansprüchen an Materialien und
handlung) Ausführungsqualität.
• funktionale Anforderungen (z. B. Öffnungs- Für Fenster und Fenstertüren, Rahmen von Fens-
art, Lüftungsbedarf, Sonnenschutz, Bedie- tern und Fenstertüren, für Rollladenkästen und
nungskomfort) Mehrscheiben-Isoliergläser gibt es auf der Grundla-
• technisch-konstruktive Anforderungen (all- ge des Bauproduktengesetzes zahlreiche Richtlini-
gemeine Sicherheit wie z. B. Brüstungs- und en für Qualitätsanforderungen (Bauregellisten). Die
Absturzhöhen, Fehlbedienungssicherheit, Luft- Bauprodukte sind ab 1.1.1996 entsprechend zu
durchlässigkeit und Schlagregendichtigkeit, kennzeichnen (vgl. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 dieses
Wärmeschutz) Werkes). Die Produkte müssen ein Übereinstim-
• Sonderanforderungen (z. B. Brandschutz, Schall- mungszeichen (z. B. in Form von Aufklebern) auf-
schutz, Einbruchhemmung). weisen, in dem die Übereinstimmung der Produkt-
eigenschaften mit den festgelegten technischen
Regeln bzw. einschlägigen Normen je nach Prü-
fungsverfahren durch den Hersteller oder eine amt-
lich zugelassenen Prüfstelle bestätigt ist (Bild 5.8).
5
5.6 Verglasungsarten
a) Einscheibenverglasung (EV)
b) 2-Scheiben-Isolierverglasung (MIG)
c) 3-Scheiben-Isolierverglasung (MIG) 5.6a 5.6b 5.6c

5.7 Elemente einer Fensterkonstruktion


(Schema nach DIN 68 121-1)
1 Blendrahmen (ggf. mit Anschluss- oder
Abdeckprofilen)
a) aufrechtes Blendrahmenholz
b) oberes Blendrahmenholz
c) unteres Blendrahmenholz
2 Pfosten (Setzholz)
3 Riegel (Kämpfer)
4 Sprosse
5 Drehflügelfenstertür
6 Drehkippflügelfenster
7 Kippflügel (Oberlicht)
8 festverglastes Oberlicht
9 festverglaste Fensterfläche
10 Fensterbrüstung mit nichttransparenter Ausfachung

5.8 Übereinstimmungszeichen
Beispiel: Es handelt sich um ein Fenster gemäß Bauregelliste A Teil 1 lfd. Nr. 8.5,
Typ 1; Mehrscheibenisolierglas mit einem Ug-Wert von 1,6 W/(m2K)
und einem g-Wert von 0,72. Das Fenster hat eine umlaufende Dichtung.
Gemäß DIN 4108-4 ist der Fugendurchlasskoeffizient a < 1,0 m3/hm (vgl. Abschn. 5.2.1)
366 5 Fenster

Tabelle 5.9 Eigenschaften gemäß DIN EN 14 351-1 Normtabelle gekürzt und kommentiert
Nr.1) Eigenschaft / Wert / Einheit Klassifizierung/Werte
Widerstandsfähigkeit
1 gegen Windlast 1 2 3 4 5 Exxxx
Prüfdruck P1 (Pa) 400 800 1200 1600 2000 >2.000
Die erforderliche Klassifizierung sind der ift Richtlinie FE-05/2 „Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren“ zu
entnehmen. Klasse E erfordert Angabe des Prüfdrucks.
Widerstandsfähigkeit
2 gegen Windlast A B C
Rahmendurchbiegung d1/150 d1/200 d1/300
Für die frontale Durchbiegung des Fensters wird üblicherweise mindestens Klasse B (d1/200) vorgesehen, damit wird
die TRLV erfüllt.

Brandverhalten – Schutz F E D C B A2 A1
4
gegen Brand von außen siehe DIN EN 13 501-5
gilt für Dachflächenfenster
Schlagregendichtheit
5 Ungeschützt (A) 1A 2A 3A 4A 5A 6A 7A 8A 9A Exxx
Prüfdruck (Pa) 0 50 100 150 200 250 300 450 600 >600
5 gilt für ungeschützt eingebaute Fenster (Standardfall). Klasse E für Sonderanforderungen erfordert Angabe
des Prüfdrucks.
Schlagregendichtheit
6 Geschützt (B) 1B 2B 3B 4B 5B 6B 7B
Prüfdruck (Pa) 0 50 100 150 200 250 300
gilt für geschützt eingebaute Fenster. Die Schlagregendichtheit muss nach DIN EN 1027 geprüft und nach
DIN EN 12 208 klassifiziert sein.
Stoßfestigkeit
8
Fallhöhe (mm) 200 300 450 700 950
zu prüfen nach DIN EN 13 049; Nachweis der Belastbarkeit bei Dagegenstoßen von weichen, schweren Körpern.
Tragfähigkeit von
9 Schwellenwert
Sicherheitsvorrichtungen
Für Fenster, die gegen Absturz sichern gilt die Richtlinie „Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden
Verglasungen (TRAV)“ vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt). Nur dann keine Angabe erforderlich, falls keine
Sicherheitsvorrichtung(en) vorhanden ist (sind).
Schallschutz
10 Bewertetes Schalldämm-Maß Festgestellte Werte
Rw (C; Ctr) (dB)
Für die Fenster wird ein bewertetes Schalldämm-Maß Rw,R gem. DIN 4109 gefordert. Dieses erforderliche Schalldämm-
Maß Rw,R ist nach DIN 4109 Tabelle 8 bis 10 zu ermitteln.

Wärmedurchgangskoeffizient
11 KLASSEN oder festgestellter Wert
Uw (W/(m2 K))
Die Anforderungen an den Wärmeschutz sind in der Energieeinsparverordnung beschrieben. Nachzuweisen ist der
Uw-Wert des Fensters. Der Nachweis des geforderten Uw-Wertes kann durch DIN 4108-4 oder DIN EN ISO 10 077-1
(Tabellenverfahren) oder mittels Messung nach EN 12 567-2 erfolgen.
5.2 Anforderungen an Fenster 367

Tabelle 5.9 (Fortsetzung)

Strahlungseigenschaften
12 KLASSEN oder festgestellter Wert
Gesamtenergiedurchlassgrad (g)
Wert nach Produktnorm oder orientierende Klasse
Strahlungseigenschaften
13 KLASSEN oder festgestellter Wert
Lichttransmissionsgrad (IJv)
Luftdurchlässigkeit 1 2 3 4
Maximaler Prüfdruck (Pa)
14 Referenz-Luftdurchlässigkeit 150 300 600 600
bei 100 Pa (m3/(h · m2)
oder m3/(h · m)) 50 oder 12,50 27 oder 6,75 9 oder 2,25 3 oder 0,75

Die Luftdurchlässigkeit muss nach DIN EN 1026 geprüft und nach DIN EN 12 207 klassifiziert sein.
Bedienungskräfte bei
15 handbetätigten Fenstern
Klasse 1 2
Mit DIN EN 12 046-1 werden die Kräfte zur Bedienung ermittelt und nach DIN EN 13 115 klassifiziert. Gilt nur bei
handbetätigten Fenstern.
ANMERKUNG: Klasse 1 wird für höheren Bedienungskomfort und bei barrierefreien Bauen etc. empfohlen.

16
Mechanische Festigkeit
Klasse 1 2 3 4
5
Wird gebildet aus statischer Verwindung (Prüfung nach DIN EN 14 609) und Vertikallast (Prüfung nach DIN EN 14 608),
die Klassifizierung wird nach DIN EN 13 115 ermittelt.
Natürliche Lüftungselemente Motorische Lüftungsgeräte
Lüftung Volumenstrom nach Volumenstrom nach
17 DIN EN 13 141-1 [m³/h] DIN EN 13 141-1 [m³/h]
Festgestellte Werte
2 Pa 4 Pa 6 Pa 8 Pa 8 Pa Minimal / Maximal
Anzugeben ist bei natürlichen Lüftungseinrichtungen der erforderliche Luftvolumenstrom V durch die Lüfter bei einer
bestimmten Druckdifferenz ¨p (2, 4, 6 oder 8 Pa). Daraus leitet sich der erforderliche Strömungskoeffizient k und der
Strömungsexponent n ab (V = k x ¨pn).
Bei motorischen Lüftern ist der erforderliche Luftvolumenstrom V bei 8 Pa Druckdifferenz anzugeben. Handelt es sich
um regelbare Geräte, dann ist zur Beschreibung der Kennlinie der minimale und maximale Volumenstrom Vmin und
Vmax anzugeben.
Dauerfunktion Sonderanwendung zu
21 10.000 20.000
Anzahl der Zyklen vereinbaren
Die Dauerfunktionstüchtigkeit des Fensters bei Bedienung wird nach DIN EN 1191 geprüft und nach
DIN EN 12 400 klassifiziert.
Einbruchhemmung
23
Widerstandsklasse 1 2 3 4 5 6
Die Widerstandsklasse des Bauteils muss nach DIN EN 1627 nachgewiesen sein. Die Einstufung der bei den zur
Anwendung kommenden Gläsern ist durch ein Prüfzeugnis nach DIN EN 356 bzw. DIN 1063 nachzuweisen.
1) Nummerierung gemäß Tabelle 1 der DIN EN 14 351-1 ohne die Eigenschaften Widerstandsfähigkeit gegen
Schnee- und Dauerlast, Durchschusshemmung, Sprengwirkungshemmung, Differenzklimaverhalten und
gefährliche Substanzen.
368 5 Fenster

Tabelle 5.10 Übersicht der Einwirkungen auf Fenster, Außentüren und (Fassaden) mit wichtigen Regelwerken

Regelwerke
Einwirkungen Fenster, Fassade
Außentüren
– von der Außenseite Regen, Wind EN 12 207 EN 12 152
EN 12 208 EN 12 154
EN 12 210 EN 13 051
EN 1991-1-4 EN 13 116

ift- Richtlinie FE-05/2


Temperatur- und Feuchtewechsel EN 13 420
Sonneneinstrahlung EN 12 219
Schall (Außenlärm) DIN 4109

evtl. mechanischer Angriff bei Einbruch evtl. EN 1627


aggressive Umwelteinflüsse
– von der Raumseite Raumlufttemperatur, Raumluftfeuchte DIN 4108
– aus dem Bauwerk Bauwerksbewegungen, Toleranzen DIN 18 202
– aus dem Bauteil Längenänderungen, Formänderungen
5 Kräfte aus dem Eigengewicht EN 1991-1-4
– aus der Nutzung Kräfte aus der Benutzung. EN 13 115
Stoßbelastungen EN 13 049 EN 14 019

Als Ersatz für die bisherigen nationalen Regelun- Türen in DIN EN 12 400, die Durchführung von Dau-
gen wurden europäische Produktnormen erarbei- erfunktionsprüfungen in DIN EN 1191 geregelt.
tet. Dabei werden für Fenster „Leistungsmerkma- Für die Anwendung sind in vielen Fällen noch
le“ festgelegt (z. B. für Dämmwerte, Dichtigkeit, Übergangsregelungen gültig. Bis zur verbindli-
Einbruchhemmung usw.), die für die Gebrauchs- chen Einführung der angestrebten einheitlichen
tauglichkeit eines speziellen Objektes erreicht Festlegungen sind die bisherigen deutschen Be-
werden müssen. DIN EN 14 351-1 ermöglicht eine stimmungen anzuwenden.
europaweite, einheitliche Festlegung der ca. 25 Bei der Planung und Ausschreibung und der Ver-
Eigenschaften und Leistungsklassen sowie der er- gabe sollten neben den Bestimmungen der Verga-
forderlichen Prüfungen und Nachweise. Herstel- be- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)
ler, Verarbeiter und Planer erhalten mit dieser auch die neuesten „Zusätzlichen Technischen Ver-
Produktnorm die Grundlage für eine leistungs- tragsbedingungen zur Ausschreibung“ (ZTV) des
und funktionsorientierte Planung, Ausschreibung Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller
und Bewertung von Fenstern und Außentüren. In e.V. (VFF) beachtet werden [31 - 37].
Tabelle 5.9 sind die wesentlichen Eigenschaften Einwirkungen auf Fenster, Außentüren und Fas-
zusammengestellt und kommentiert. saden werden in den Regelwerken gem. Tab. 10
Dem Fensterhersteller bleibt überlassen, mit welchen behandelt:
konstruktiven Mitteln die verlangten Eigenschaften Es muss festgehalten werden, dass es bei der ra-
erreicht und durch Prüfzeugnisse (DIN EN ISO 12 567- schen Entwicklung von Normen, Gesetzen, Ver-
1) nachgewiesen werden. Die in deutschen Normen ordnungen und Richtlinien nicht möglich ist, bis
bisher übliche Zuordnung für einen bestimmten zum Redaktionsschluss des Werkes überall den
Anwendungszweck ist nicht vorgesehen. aktuellen Stand zu berücksichtigen.
Im Zuge der Vereinheitlichung der nationalen Auch würden vollständige Auflistungen den Rah-
Bestimmungen für die verschiedenen Anforderun- men dieses Werkes sprengen. Es muss dem Bau-
gen an Fenster (z. B. Luftdurchlässigkeit, Schlagre- praktiker an dieser Stelle dringend empfohlen
gendichtheit, Schall- und Wärmeschutz, Brand- werden, die Verabschiedung neuer Normen und
schutz usw.) und zur entsprechenden Klassifizierung Richtlinien, insbesondere ihre eventuelle bauauf-
liegen neue Normen vor. So wird die erforderliche sichtliche Einführung sowie die künftige weitere
mechanische Beanspruchbarkeit von Fenstern und Entwicklung ständig zu beobachten.
5.2 Anforderungen an Fenster 369

5.2.1 Luftdurchlässigkeit einen Prüfdruck von 100 Pa ausgegangen. Die Er-


gebnisse werden in den Klassen 0 bis 4 festgehal-
Während Rahmen und Verglasung kleinerer ten. Die neuen Fugendurchlässigkeitsklassen 1 bis
Fenster in niedrigen, einfachen Gebäuden nach 4 und die Relation zu den Beanspruchungsgrup-
Erfahrungsregeln dimensioniert werden können, pen A – D von DIN 18 055 zeigt Tabelle 5.11.
müssen für die Bemessung größerer Fenster ins- In Anlage 4 der Energieeinsparungsverordnung
besondere in den oberen Geschossen von hohen (EnEV) ist für Fenster bei Gebäuden mit bis zu 2
Gebäuden genaue Berechnungen zugrunde ge- Vollgeschossen die Fugendurchlässigkeitsklasse
legt werden. Dadurch muss gewährleistet wer- 2 und bei mehr als 2 Vollgeschossen die Fugen-
den, dass die Luftdurchlässigkeit innerhalb zuläs- durchlässigkeitsklasse 3 vorgeschrieben.
siger Grenzen bleibt und die Verglasung durch In DIN V 4108-4 wird gefordert, dass der Fugen-
Staudruck nicht überbeansprucht oder sogar durchlasskoeffizient a für Fenster den Wert
zerstört werden kann. m3
Unabhängig vom Rahmenmaterial werden für 2,0 · 11111111111111111111111
die Luftdurchlässigkeit in DIN EN 12 207 Klassifi- h · m (daPa)2/3
zierungen vorgenommen. (Beanspruchungsgruppe A nach DIN 18 055)
Dabei wird die Fugendurchlässigkeit gegenüber nicht überschreitet.
den früheren Regelungen neu definiert: Für Gebäude mit mehr als zwei Vollgeschossen
Die Gesamtdurchlässigkeit Q entspricht dem darf der Wert von
Luftstrom (m3/h), der bei einer Druckdifferenz m3 5
von 'p durch eine 1 m lange Fuge zwischen Rah- 1,0 · 11111111111111111111111
men und Flügel hindurchgeht. h · m (daPa)2/3
In den Tabellenwerten von DIN EN 12 207 wird von (Beanspruchungsgruppe B – D nach DIN 18 055)
einer Referenzluftdurchlässigkeit Q100 bezogen auf nicht überschritten werden (Tabelle 5.12).

Tabelle 5.11 Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 10.1981und DIN EN 12 207
Tabelle NA.1
Klassifizierung nach Mindestprüfdruck Referenzluftdurchlässigkeit Klassifizierung nach
DIN 18 055: 1981-10 Pa bei 100 Pa DIN EN 12 207
Beanspruchungsgruppe m3/(h · m2)
– nicht geprüft nicht geprüft
A 150 50 1
B 300 27 2
C 600 9 3
600 3 4
Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 10.1981auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.

Tabelle 5.12 Beanspruchungsgruppen (DIN 18 055; 10.1981, z. Zt. in Überarbeitung)


Beanspruchungsgruppen A B C D
Staudruck in kN/m2 bis 0,18 bis 0,37 bis 0,66
Prüfdruck in Pa entspricht etwa einer
Windgeschwindigkeit bei bis 150 bis 300 bis 600
Windstärke (Beaufort-Skala) bis 7 bis 9 bis 11 Sonderregelung
Gebäudehöhe in m bis 8 bis 20 bis 100
370 5 Fenster

Im Übrigen ist in der EnEV festgelegt, dass die wär- 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast
meübertragenden Umfassungsflächen neu zu er-
richtender Gebäude einschließlich ihrer Fugen Je nach Einsatzbedingungen wie z. B. geographi-
entsprechend dem Stand der Technik luftun- scher Einsatzort, Geländesituation und Einbauhöhe
durchlässig abzudichten sind. Dabei muss jedoch sind Rahmen, Verglasung und Bauwerksanschlüsse
„der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung er- von Fenstern und Fenstertüren u. U. erheblichen Be-
forderliche Mindestluftwechsel sichergestellt sein“. lastungen durch Winddruck und -sog ausgesetzt.
Werden dazu andere Lüftungseinrichtungen als
Fenster verwendet, müssen diese einstellbar und Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Rahmen-
leicht regulierbar sein und in geschlossenem Zu- durchbiegung der Fenster.
stand den geforderten Klassen der Fugendurch- Die mögliche Belastbarkeit wird in Laborversu-
lässigkeit der Fenster entsprechen. chen mit verschiedenen Prüfdrucken in Pascal
Für eine konsequente Kontrolle der Gebäudelüf- (Pa) bei unterschiedlichen Bedingungen gemes-
tung werden Konzepte zur Integration der Fens- sen (P1 zur allgemeinen Messung der Rahmen-
ter in die gesamte Haustechnik umgesetzt (s. a. durchbiegung, P2 als stossweiser Druck zur Ein-
Abschn. 9.5 in Teil 1 dieses Werkes). schätzung der Einflüsse von wiederholten Wind-
lasten, P3 zur Einschätzung des Verhaltens unter
So ist nach manueller Öffnung der Fenster eine
extremen Bedingungen).
Rückmeldung an die Heizungssteuerung und
eine automatische Drosselung der betreffenden Die ermittelte relative frontale Rahmendurchbie-
Raumheizkörper realisierbar. Auch eine Kombina- gung führt zu einer Klassifizierung von Fenstern
5 tion mit automatischem Öffnen und Schließen nach DIN EN 12 210 zunächst in die Klassen A, B
der Fenster auf Grund von Messungen von CO2 - und C nach Tabelle 2. Danach erfolgt die Einord-
Gehalt bzw. Raumluftfeuchte oder Schadstoff- nung in die weiter unterscheidenden Klassifizie-
konzentrationen ist technisch machbar. Zentrale rungsklassen A bzw. B und C 1 bis 5 (DIN EN
Abluftanlagen können derart gesteuerte Fenster 12 210 Tabelle 3) hinsichtlich der Widerstandsfä-
als Zuluftelemente nutzen und durch Wärme- higkeit bei Windlast (s. Tab 5.9).
rückgewinnung eine Minimierung der Lüftungs- Die betreffenden Eigenschaften der Fenster sind
Wärmeverluste bewirken. durch Prüfzeugnisse zu belegen.
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an
die Luftdurchlässigkeit von Fenstern und Fenster- die Widerstandsfähigkeit bei Windlast von Fens-
türen sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gegeben. tern und Fenstertüren sind in Abschnitt 5.2.7 Hin-
Die Qualitätsmerkmale von Fenstern sind von den weise gegeben.
Herstellern durch Prüfzeugnisse zu belegen. Beach-
tet werden muss allerdings, dass die bei der Prü-
fung festgestellten Mittelwerte für die Fugendurch- 5.2.3 Schlagregendichtheit
lässigkeit lediglich für ein – meistens besonders sorg-
fältig hergestelltes – Musterfenster und für den Schlagregendichtheit ist der Schutz, den ein Fens-
Neuzustand gelten und daher nicht allein als Bewer- ter bei gegebener Windstärke, Regenmenge und
tungsmaßstab für alle anderen mit gleichen Konst- Beanspruchungsdauer gegen das Eindringen von
ruktionsmerkmalen gebauten Fenster ausreichen. Wasser in das Innere des Gebäudes bietet. In die
Nur durch laufende Gütekontrolle bei der Herstel- Rahmenkonstruktion eingedrungenes Wasser
lung kann gewährleistet werden, dass Fenster muss so abgeführt werden, dass keine Schäden
auch den in Prüfzeugnissen belegten Eigenschaf- am Fenster auftreten können und dass nirgends
ten entsprechen. Wasser aus der Rahmenkonstruktion in den Bau-
Es ist festzuhalten, dass für die Fugendichtigkeit körper eindringt.
nicht nur im Hinblick auf die EnEV sondern auch Die Schlagregendichtheit ist abhängig von
für den Wärme- und Schallschutz von Fenstern
• Ausbildung der Falze zwischen Blend- und Flü-
und Fenstertüren die einwandfreie Ausbildung
gelrahmen,
der Bauwerksanschlüsse mit entscheidend ist (s.
Abschn. 5.3). • Art und Lage der Falzdichtungen,
Zur Überwachung von Herstellung und Einbau • Entwässerung des Falzraumes (Entwässerungs-
von Fenstern haben sich daher viele Herstellerfir- öffnungen mind. 5 x 20 mm oder Bohrungen Ø
men von Fenstern und Fenstertüren u. A. zu RAL- 8 mm, Abstand < 30 cm),
Gütegemeinschaften zusammengeschlossen. • Druckausgleich zwischen Außenluft und Falzraum.
5.2 Anforderungen an Fenster 371

Tabelle 5.13 Klassifizierung der Schlagregendichtheit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 10.1981 und DIN EN 12 208

Bevorzugt werden Fensterbauarten, bei denen 5.2.4 Wärmeschutz1)


Schlagregen- und Winddichtung in verschiede-
nen Ebenen mit mindestens 15 mm Abstand lie- Die seit 1995 gültige Wärmeschutzverordnung
gen (2-stufige Systeme). wurde durch die seit dem 1.2.2002 gültige, seit-
In DIN EN 12 208 wird die Klassifizierungen der her regelmäßig novellierte Energieeinsparver-
Schlagregendichtheit von Fenstern und Türen ordnung (EnEV) ersetzt. Mit ihr werden die Anfor-
unabhängig vom Rahmenmaterial eingeführt. derungen mit dem Ziel der Energieeinsparung
Die Klassifizierung erfolgt in die Klassen 1A bis 9A und der Emissionsreduzierung weiter verschärft.
bzw. 1B bis 7B (Klassen A für Fenster bei unge- Die entsprechenden Nachweise für neue Bauwer-
schütztem Einbau bzw. Klassen B für Fenster, die ke sind durch sehr komplizierte Rechenverfahren
durch Vordächer, Bauwerksvorsprünge o. Ä. ge- nach DIN EN ISO 10 077 zu führen; s. Abschn. 17.5
schützt sind („geschützter Einbau“)). in Teil 1 des Werkes).
Die Klassifizierung der Schlagregendichtheit Im Zuge der europäischen Normung wurden die
nach DIN EN 12 208 und die Relation zu den Be- Bezeichnungen für die Wärmedurchgangskoeffi-
anspruchungsgruppen nach DIN 18 055 zeigt Ta- zienten geändert. Der Anwender muss in der
belle (Tabelle 5.13). Übergangszeit unterscheiden zwischen Angaben
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an die
Schlagregendichtheit von Fenstern und Fenster-
türen sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gegeben. 1) Vgl. auch Abschn. 7.4.2.

Tabelle 5.14 Vergleich von Bezeichnungen für Wärmedurchgangskoeffizienten


DIN 4108 DIN V 4108 DIN EN-Normen2)
(ältere Ausgaben) (ab 10.98)
Fenster kF UF UW (W für window)
Verglasung kV UV Ug (g für glass)
Rahmen kR UR Uf (f für frame)
2) Bei Indices Kleinschreibung bei g und f beachten!
372 5 Fenster

in DIN 4108 (ältere Ausgaben), in DIN V 4108 (ab Beim Ersatz von Bauteilen (die Anforderungen
10.98) und in DIN EN-Normen (Tabelle 5.14). gelten bei Erneuerungen von Bauteilen ab mehr
Der Wärmedurchgangskoeffizient UW von Fens- als 20% des Bestandes) ist bei Gebäuden mit nor-
tern1) wird nach DIN EN ISO 10 077 gemeinsam malen Innentemperaturen für Außenfenster und
für Rahmen und Verglasung ermittelt (Es ent- -türen ein Wärmedurchgangskoeffizient von Umax
fällt die bisherige Unterscheidung von Rahmen- = 1,7 W/(m2K) und beim Ersatz von Verglasungen
gruppen). ein Umax = 1,5 W/(m2K) einzuhalten (DIN 4108-2).
Der U-Wert ist abhängig von der Fensterfläche Bei Neubauten ist der Wärmedurchgangskoeffizi-
und setzt sich zusammen aus den Werten für den ent UW der Fensterflächen im Rahmen der wär-
Fensterrahmen (Uf), die Verglasung (Ug) und dem metechnischen Gesamtbetrachtung festzulegen.
Wert des linearen Wärmedurchgangskoeffizien- Dabei hat der Anteil der Fensterflächen an der
Summe aller Außenflächen großen Einfluss auf
ten Ȍ (psi) für die Glasrandzone.
die Energiebilanz.
(Der Randverbund von Mehrscheiben-Isolierverglasungen Als Anhalt kann unter der Voraussetzung gleicher
stellt im Vergleich zur Scheibenmitte eine Wärmebrücke dar. Heizungstechnik und baulicher Ausführung die
Bei der Ermittlung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffizien- folgende Gegenüberstellung dienen.
ten wird daher der Übergangsbereich zwischen Verglasung
und Rahmen durch einen linearen Wärmedurchgangskoeffi- Die Bedingungen der EnEV werden erfüllt:
zienten Ȍ berücksichtigt. Der durch Prüfung ermittelte Wert
für Ȍ ist abhängig von der Art des Scheibenrandverbundes, UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,7 W/(m2K) – mögli-
cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
5 der Einstandstiefe der Verglasung im Glasfalz und von der
Materialart des Fensters. Die Werte für Ȍ liegen bei konven- chen bis ca. 25%
tioneller Ausführung mit Aluminium-Abstandhaltern bei 0,07 UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,4 W/(m2K) – mögli-
bis 0,08 und bei thermisch getrennten Abstandhaltern bei cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
etwa 0,04 W/(mK); s. Bild 5.43). chen bis ca. 30%
Der Einfluss der neuen Regelung wird deutlich bei einem UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,2 W/(m2K) – mögli-
rechnerischen Nachweis: cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
chen > 30%
Bei einer Fensterfläche von etwa 1,80 m2 entfallen etwa
(zum Vergleich:
50% des Wärmeverlustes auf den Fensterrahmen, etwa
40% auf die Glasfläche und ca. 10% auf die Glasrandzone. UW -Wert von Passivhaus-Fenstern d 0,8 W/(m2K); s, Abschn.
16.3. und 17.5.8.9 in Teil 1 dieses Werkes)

In der EnEV sind verschiedene Mindestwerte für Die von den Fenstern erreichten UW -Werte sind
Wärmedurchgangskoeffizienten vorgeschrieben: durch Prüfzeugnisse von den Herstellern nachzu-
weisen.
1) Bei der Fensterwahl unter nachhaltigen Aspekten muss
nicht allein auf das Rahmenmaterial, sondern vor allem
Nichttransparente Ausfachungen von Fenster-
auf die gesamte Fensterkonstruktion betrachtet werden. wänden müssen den Anforderungen wie an
Wichtigster Indikator hierfür ist der U-Wert des Fensters. Fenster sowie DIN 4108-2 entsprechen.
Zukunftsfähige Konstruktionen erreichen derzeit einen Uw- Während der winterliche Wärmeschutz in jedem
Wert von 0,80 W/m2K und rücken damit in den Leistungs-
bereich eines Passivhaus-Fensters. (Voraussichtlich wird
Falle nachzuweisen ist (s. Abschn. 17.5.2 in Teil 1
die EnEV 2012 für Fenster und Glastüren bauteilspezifische des Werkes), kann bei Gebäuden mit geringem
Werte von 0,80 W/m2K verlangen.) Fensterflächenanteil auf den Nachweis des som-
Eine Fensterkonstruktion mit Uw-Wert von 0,80 W/m2K merlichen Wärmeschutzes verzichtet werden.
kann folgendermaßen ausgeführt werden: Jedoch sind je nach Fensterneigung und -orien-
• 6-Kammer-Kunststoffrahmen oder Holzrahmen (z. B. tierung bestimmte Grenzwerte einzuhalten.
Kiefer) mit drei Dichtungsebenen (umlaufende Dich-
tungslippen) So darf der Fensterflächenanteil bei einer Nei-
• 3-Scheiben-Wärmeschutzglas Ug = 0,6 W/m2K mit Argon- gung von 0° bis 60° bei allen Orientierungen max.
füllung (4/14/4/14/4) 15% und bei Neigungen über 60° bis 90° bei Ori-
• Scheibenrandverbund, thermisch getrennt (warm-edge entierung nach Nordost bis Nordwest max. 30%
– „warme Kante“)
Ein 0,8 W/m2K-Fenster kostet etwa da 1,5-fache eines betragen.
derzeit nach EnEV 2009 tauglichen Fensters mit Uw-Wert Die Einhaltung der neuen Grenzwerte ist mit den
1,3 W/m2K bisher üblichen Fensterkonstruktionen, Vergla-
Noch bessere Uw-Werte werden mit gedämmten Rahmen- sungen und Bauwerksanschlüssen teilweise nicht
profilen und 3-fach-Scheiben mit Kryptonfüllung erzielt.
Die Kosten für ein solches passivhaustaugliches Fenster mehr zu erreichen. Konstruktive Verbesserungen
mit Uw- Wert 0,6 W/m2K betragen etwa das Doppelte eines (vor allem mehrschichtiger Profilaufbau und ver-
Fensters mit Uw-Wert 1,3 W/m2K. (Stand 2010) besserte thermische Trennungen) sind daher bei
5.2 Anforderungen an Fenster 373

vielen Fensterrahmen neu auf den Markt gekom- Bisher konnte davon ausgegangen werden, dass
men und werden ständig weiter entwickelt (s. sich vorübergehende übermäßige Raumluftfeuch-
Abschnitte 5.4 und 5.6). Weiter entwickelt wur- te durch Undichtigkeiten der Fenster und Bauan-
den auch die speziellen Eigenschaften von Ver- schlussfugen bis zu einem gewissen Maß ausglich.
glasungen (Beschichtungen sowie Füllungen Die mit der EnEV beabsichtigte höhere Energie-
bzw. Evakuierung des Scheibenzwischenraumes einsparung kann erreicht werden durch wärme-
von Isoliergläsern = Vakuumglas, verbesserter technische Verbesserungen der Gebäudehülle,
Randverbund) sowie wärmetechnisch günstigere vor allem jedoch durch Vermeidung von Undich-
Bauwerksanschlüsse (z. B. Leibungsanschluss mit tigkeiten an den Fenstern und durch die Reduzie-
Abdeckung der Blend- und teilweise sogar Flü- rung von Lüftungswärmeverlusten. Bauwerksan-
gelrahmen). schlüsse müssen deshalb mit großer Sorgfalt
Der Wärmedurchlasswiderstand der Fensterrah- dicht hergestellt werden (s. Abschn. 5.3). Damit
men wird erhöht durch Kombination der Rahmen sind jedoch erhebliche Einwirkungen auf den
mit Wärmedämmstoffen oder bei Kunststoff- und Feuchtehaushalt der Gebäude verbunden.
Aluminiumfenstern durch sehr feingliedrige Pro- In DIN 4108-2 wird gefordert, dass bei einer Au-
file. Wärmebrücken begegnet man z. B. durch ßentemperatur von –5 °C und einer Raumtempe-
wärmegedämmte Wetterschutzschienen, durch ratur von +20 °C an der kältesten Stelle einer Wär-
neuartige mehrkammerige Dichtungsprofile, mebrücke eine Temperatur von 12,6 °C nicht un-
wärmetechnisch verbesserte Kantenausbildung terschritten wird. Bei üblicher Raumluftfeuchte ist
von Isoliergläsern usw. damit die konstruktive Voraussetzung zur Vermei-
Es muss betont werden, dass für eine wärmetech- dung von schädlicher Tauwasserbildung und in 5
nisch einwandfreie Bauausführung nicht nur die deren Folge von Schimmelpilzbildung gegeben.
Qualität der Fenster, sondern in hohem Maße Künftig sind zusätzliche, genau gesteuerte Lüf-
auch der vorschriftsmäßige Einbau von entschei- tungseinrichtungen zunehmend auch mit Wär-
dender Bedeutung ist (s. Abschn. 5.3). merückgewinnungseinrichtungen (WRG) zur Er-
füllung der neuen Anforderungen fast unver-
5.2.5 Tauwasserschutz meidlich (s. Abschn. 5.10).

Raumfeuchte entsteht vor allem durch die Feuch-


tigkeitsabgabe von Menschen, Tieren und Pflanzen, 5.2.6 Schallschutz
durch Wasserdampfentwicklung in Bädern und Kü-
chen und durch Restfeuchte in Baumaterialien. Die Schalldämmung von Fenstern hängt im We-
Weil die Raumluftfeuchte durch die raumab- sentlichen von der Dicke der Glasscheiben, der
schließenden Bauteile von der wärmeren zur Schalldämmung der Füllung des Scheibenzwi-
kälteren Bauteilseite diffundiert bzw. Fugen schenraumes sowie des Rahmens und der Dich-
durchströmt (Konvektion), und dabei an den tigkeit der Falze und der Ausführung der Baukör-
Taupunktgrenzen kondensiert, bildet sich Tau- peranschlüsse ab.
wasser vor allem an allen Schwachstellen der Hinsichtlich des Schallschutzes erfordern Fenster
Wärmedämmung. Dazu gehören vor allem feh- im Vergleich zu anderen raumbildenden Bauteilen
lerhafte Anschlüsse zwischen Fenstern und meistens die sorgfältigsten Maßnahmen. Diese ha-
Außenwänden (vgl. Abschnitt 5.3.2) und bei ben als Grundlage die DIN 4109 mit Beiblättern
schlecht gedämmten Fensterkonstruktionen der sowie die VDI-Richtlinien 2719, Schalldämmung
Zwischenraum von Flügel- und Blendrahmen von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen.
sowie Glasfalzräume (s. Abschn. 5.6.2) und Ver- Gegen Geräuscheinwirkung von außen müssen
glasungsränder. Auf Dauer kann es infolge von Fenster eine ausreichende Luftschall-Dämmwir-
ständigem Tauwasserausfall zu gesundheitsschä- kung haben. Von Einfluss sind neben dem Schall-
digender Schimmelpilzbildung an den betroffe- Einfallwinkel die Dicke, der Abstand und die Ein-
nen Stellen kommen. bauart der Glasscheiben sowie die Anschlüsse der
Schäden durch Tauwasser- und Schimmelpilzbil- Fenster an das Bauwerk (vgl. Abschn. 5.3).
dung entstehen jedoch auch, wenn in den Räumen Übliche Zweischeiben-Isolierverglasungen erge-
die erforderliche gesundheitlich und bauphysika- ben wegen des relativ dünnen eingeschlossenen
lisch verträgliche Luftfeuchte (vgl. Abschnitt 5.3.1) Luftpolsters und der damit verbundenen Reso-
nicht durch ausreichende Raumlüftung sicherge- nanzerscheinungen ohne zusätzliche Maßnah-
stellt wird. men keine entscheidende Verbesserung der
374 5 Fenster

Schall-Dämmwirkung. Durch größeren Scheiben- tigkeit, wenn auch bisher zwischen Fugendurchlass-
abstand und verschieden dicke Scheiben kann koeffizient (vgl. Abschn. 5.2.1) und erreichter Schall-
eine deutliche Verbesserung erzielt werden1). dämmung keine Relationen festgelegt sind.
Erheblichen Einfluss auf die Schalldämmung von Neben der Fugendichtigkeit zwischen Flügel-
Fenstern hat die Rahmenart2) und deren Fugendich- und Blendrahmen ist auf dicht ausgefüllte und
geschlossene Fugen zwischen Blendrahmen und
Bauwerk zu achten. Gute Verankerung am Bau-
1) Die Schalldämmung von Glas und Glaserzeugnissen werk in Verbindung mit guten Verriegelungssys-
wird durch den geometrischen Aufbau (Scheibendicken,
Scheibenzwischenräume), die Glaskonstruktion (Ein-
temen verbessert weiterhin den Schalldämmwert
fachscheiben und Verbundgläser) und die Gasfüllung von Fenstern (s. Abschn. 5.3).
im Scheibenzwischenraum bestimmt. Als akustische Die besten Ergebnisse können erzielt werden bei
Einflussgrößen sind die Doppelscheibenresonanzfrequenz Doppelfenstern mit getrennten Blendrahmen, mit
fR (Masse-Feder-Masse Prinzip, das Schwingungsverhalten
der Scheiben gegeneinander) und die Koinzidenzgrenz-
Kastenfenstern und besonders solchen Kasten-
frequenz fg (Einfluss der Biegesteifigkeit der Scheiben) zu fenstern, bei denen die Kastenleibung mit schall-
nennen. Die Schalldämmung verschiedener Aufbauten schluckendem Material bekleidet ist. In jedem Fall
von Isoliergläsern sind in DIN EN 12 758 tabellarisch zu- ist jedoch die Gesamtdicke und Unterschiedlich-
sammengestellt. keit der Dicken der verwendeten Scheiben (8 bis
Die Füllung mit Gas bzw. Mischungen aus mehreren Gasen
12 mm) sowie der Scheibenzwischenraum (SZR
sind ein weit verbreitetes Verfahren zur Verbesserung
der thermischen und akustischen Eigenschaften von Iso- >150 mm bei Kastenfenstern) von Einfluss.
5 lierglas. Verwendung findet vor allem das Gas Argon zur
Verringerung des Wärmedurchgangs. Das Gas SF6 (Schwe-
Die mit den verschiedenen Fensterbauarten er-
reichbaren Dämmwerte gegen Luftschall (bewer-
felhexafluorid) wurde bis etwa 2004 zur Verbesserung der
Schalldämmung verwendet. Ferner wird das Gas Krypton
tete Schalldämm-Maße) galten bisher ohne
zur Verbesserung der Wärme- und Schalldämmung besonderen Nachweis als erfüllt, wenn die Aus-
eingesetzt, was jedoch mit einem hohen Kostenaufwand führung den jeweiligen Angaben von Tabelle 40
verbunden ist. Außerdem steht Krypton mengenmäßig aus DIN 4109 Beiblatt 1 entsprach. Diese Tabelle
auch nur begrenzt zur Verfügung. wurde in Anpassung an verschiedene inzwischen
Die Konstruktion von Isolierverglasungen mit hoher veränderte Regelungen (z. B. DIN EN ISO 717-1) im
Schalldämmung hat sich in der letzten Zeit dahin ent-
wickelt, dass Verbundscheiben mit speziell entwickelten Auftrag des Deutschen Institutes für Bautechnik
Kunststofffolien als Zwischenlage in die Produktpalette vom ift Rosenheim überarbeitet und ist künftig
vieler Glashersteller aufgenommen worden sind. Diese Art statt der genannten älteren Tabelle zu beachten
Folie ermöglicht einen biegeweichen Sandwichaufbau aus (Tabelle 5.15 und 5.16 für Einfachfenster mit Ein-
dünnen Glasscheiben mit elastischer Zwischenschicht. Ver- fachglas und Mehrscheiben-Isolierglas).
bundscheiben werden auch für Sicherheitsverglasungen
eingesetzt. Die hier eingesetzten Folien sind üblicherweise Für abweichende Bauarten ist die Eignung durch
jedoch relativ steif und führen damit nicht unbedingt zu anerkannte amtliche Prüfzeugnisse zu belegen.
einer Verbesserung der Schalldämmung. Bei der Auswahl ist zunächst der vorhandene
2) Fensterrahmen können aus bauakustischer Sicht in massive
Rahmen, die in der Regel aus Holz bestehen, und Rahmen „maßgebliche Außenlärmpegel“ zu definieren.
aus Hohlkammerprofilen, die aus Kunststoff oder Metall Das kann erfolgen anhand von
hergestellt werden, unterschieden werden. • Lärmschutzkarten bzw. durch für den betref-
Bei massiven Rahmenprofilen hängt die Schalldämmung fenden Standort vorgegebene Verwaltungs-
von der flächenbezogenen Masse ab, d. h. steigende Roh-
dichte des Materials und höhere Rahmendicke wirken sich vorschriften (Immissionswerte gemäß TA Lärm
günstig auf die Schalldämmung aus. In der Ansicht breite in den Bebauungsplänen),
Profile können die Schalldämmung stärker beeinflussen
als schmale Profile, dies beruht im Wesentlichen auf der
Schalldämmung des Rahmenprofils und dessen Flächen- 2) Fortsetzung
anteil. den Falz vollständig abdichten, sind eine Grundvorausset-
Bei Hohlkammerprofilen ist neben der Profilstärke und zung für schalldämmende Fenster. Durch die in Deutsch-
Ansichtsbreite die Größe der Kammern ein wesentliches land übliche Bauart mit umlaufenden Verriegelungen,
Kriterium. Je größer die Profilkammern sind, (ab etwa 50 die die Flügeldichtung in den Falz ziehen und einstellbar
bis 75 mm Kammergröße und größer) desto geringer ist die sind, ist die Fensterkonstruktion des Drehkippfensters eine
Profilschalldämmung, und die gesamte Schalldämmung des günstige Fensterbauweise für schalldämmende Fenster.
Fensters reduziert sich. Dieser Effekt kann durch Verbesse- Bei Spezialkonstruktionen wie Stulpfenstern, Schwing-
rungsmaßnahmen wie Sandfüllungen oder Beschwerungen fenstern oder Schiebefenstern kann die Unterbrechung
mit Metall oder Gipsbauplatten reduziert werden. der Dichtung oder die spezielle Dichtungsbauarten wie
Über die Profilart hinaus ist die Falzgeometrie ein we- Bürstendichtungen die Gesamtschalldämmung maß-
sentliches Konstruktionskriterium. Eine oder besser zwei geblich reduzieren im Vergleich zur typischen Drehkipp-
umlaufende Dichtungsebenen, die ohne Unterbrechung Fensterkonstruktion.
5.2 Anforderungen an Fenster 375

Tabelle 5.15 Konstruktionsmerkmale für Einfachfenster mit Einfachglas, Verbund- und Kastenfenster gem. DIN 4109
Bbl.1/A1, Tab 40a

① mindestens eine umlaufende elastische Dichtung, in der Regel als Mitteldichtung


1) Doppelfalze bei Flügeln von Holzfenstern; mindestens zwei wirksame Anschläge bei Flügeln von Metall-
und Kunststofffenstern.
Erforderliche Falzdichtungen sind umlaufend, ohne Unterbrechung anzubringen und müssen weich
federnd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
2) Eine Schallabsorbierende Leibung ist sinnvoll, das sie die durch Alterung der Falzdichtung entstehenden
Fugenundichtigkeiten teilweise ausgleichen kann.
3) Nachweis durch Prüfung
4) Werte gelten nur, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen zur Belüftung des Scheibenzwischenraumes
getroffen sind oder wenn eine ausreichende Luftumlenkung im äußeren Dichtungssystem vorgenommen
wurde (Labyrinthdichtung)
376 5 Fenster

Tabelle 5.16 Konstruktionstabelle für Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierglas (MIG), Auszug gem. DIN 4109 Bbl.1/
A1, Tab. 40 (Auszug)

Zeile Rw, P Rw, R C Ctr Konstruktions- Einfachfenster Korrekturen


merkmale mit MIG 1)2)
dB dB dB dB KRA KS KFV KF1,5 KSp
dB dB dB dB dB

1) Doppelfalze bei Flügeln von Holzfenstern; mindestens zwei wirksame Anschläge bei Flügeln von Metall-
und Kunststofffenstern.
Erforderliche Falzdichtungen sind umlaufend, ohne Unterbrechung anzubringen und müssen weich
federnd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
Um einen möglichst gleichmäßigen und hohen Schließdruck im gesamten Falzbereich sicherzustellen,
muss eine genügende Anzahl von Verriegelungsstellen vorhanden sein (wegen der Anforderungen an
Fenster siehe auch DIN 18 055)
2) Die Schalldämmung der beschriebenen Verglasungen ist nicht identisch mit den alternativ angegebenen
Schalldämmungen.
3) Werte werden aus der alten Tabelle 40, Ausgabe 11.1989, übernommen, da keine neueren Konstruktionen
in der Statistik enthalten sind. Daher liegen C-, Ctr- und Korrekturwerte nicht vor
4) Nachweis durch Prüfung
5) Bei Holzfenstern genügt 1 umlaufende Dichtung

• Messungen, Bei der Festlegung der erforderlichen Schall-


• Ermittlung aus Nomogrammen in DIN 4109 Ab- schutzmaßnahmen werden nicht nur die Anfor-
schn. 5.5.6 oder derungen an die Fenster, sondern auch an die
• durch Berechnung nach DIN 18 005-1. gesamte Außenwand – unter Berücksichtigung
der Flankenübertragung – sowie die Proportio-
5.2 Anforderungen an Fenster 377

Tabelle 5.17 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen (DIN 4109 Tab. 8)

Tabelle 5.18 Erforderliche Schalldämm-Maße erf. R’w,res von Kombinationen von Außenwänden und Fenstern
(DIN 4109 Tab. 10)

Tabelle 5.17

Diese Tabelle gilt nur für Wohngebäude mit üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefe von etwa 4,5 m oder mehr,
unter Berücksichtigung der Anforderungen an das resultierende Schalldämm-Maß erf. R’w,res des Außenbauteiles nach
Tabelle 5.17 und der Korrektur von – 2 dB nach Tabelle 95.15,
ZeileZeile
2, DIN
2. 4109

nen der zu schützenden Räume mit einbezogen. Mindestanforderungen für Räume in Wohnge-
Die geforderten Mindestanforderungen können bäuden mit Raumhöhen von etwa 2,50 m, Raum-
dabei Mittelwerte aus hohen Schallschutzeigen- tiefen von etwa 4,50 m oder mehr und von einem
schaften der Außenwände und den naturgemäß Fensterflächenanteil von 10 bis 60% sind in Ta-
weniger guten Werten der Fenster sein. belle 5.17 aufgeführt.
378 5 Fenster

Das „resultierende Schalldämm-Maß“ für Wand werte (RST,w) von Fugen ganz erheblich verschlech-
– Fenster-Kombinationen in Abhängigkeit der tern. Bei ordnungsgemäßer Fugenausbildung (s.
Flächenanteile pro Raum ist Tabelle 5.18 zu ent- Abschn. 5.3) können Fugenschalldämmaße von
nehmen. 50 dB erreicht werden (s. a. ift-Richtlinie SC-01/2,
Vor der Festlegung sind ggf. Korrekturwerte von 2002). Sie reichen für Bauteile mit bewertetem
–3 bis +5 dB gemäß DIN 4109, Tabelle 9 zu be- Schalldämmaß Rw von ca. 40 dB aus [20].
rücksichtigen.
Eine genaue Wiedergabe aller Berechnungsverfah-
ren würde den Rahmen dieser Ausführungen spren- 5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderun-
gen (s. dazu Abschn. 17.6.3 in Teil 1 des Werkes. gen an Fenster und Fenstertüren
Festzuhalten ist, dass sich die Schalldämmqualität
von Wandbauteilen und auch von Fenstern gut Je nach Einsatzbedingungen müssen Fenster und
ermitteln und planen lässt. Mit entscheidend für Fenstertüren so ausgewählt werden, dass sie die
das Ergebnis sind immer die Schalldämmeigen- nötigen Anforderungen hinsichtlich Luftdurch-
schaften der Anschlussfugen. Sie können zwar lässigkeit (Abschn. 5.2.1), Widerstandsfähigkeit
unter Laborbedingungen festgestellt und vergli- bei Windlast (Abschn. 5.2.2) und Schlagregen-
chen werden, doch sind die Unwägbarkeiten bei dichtheit (Abschn. 5.2.3) erfüllen.
der Bauausführung kaum erfassbar. Kleine Ausfüh-
rungsfehler können die theoretischen Schalldämm- In Zusammenarbeit mit Herstellern und Fachver-
bänden wurden vom Institut für Fenstertechnik in
5 Rosenheim (ift) „Einsatzempfehlungen für Fenster
und Außentüren“ entwickelt, die für den Regelfall
(d. h. Gebäude ohne spezielle Grundrisse und Fas-
sadenformen bzw. Anforderungen an die Fenster
in Geländehöhen unter 800 m) als Grundlage für
Leistungsbeschreibungen dienen können.
Unterschieden wird zunächst nach Windlastzo-
nen, die Bild 5.19 entnommen werden können.
Die Geländekategorien sind in Eurocode 1 DIN EN
1991-1-4 definiert (Tab. 5.20).
Bei der Schlagregendichtheit ist nach geschütz-
ter bzw. ungeschützter Einbausituation zu unter-
scheiden (vgl. Abschn. 5.2.3).

Tabelle 5.20 Geländekategorie aus DIN ENV 1991-1-4


(Eurocode 1)
Geländekategorie
See, Küstengebiete, die der offenen See
0
ausgesetzt sind
Seen oder Gebiete mit niedriger Vegetation
I
und ohne Hindernisse
Gebiete mit niedriger Vegetation wie Gras, und
II einzelne Hindernisse (Bäume, Gebäude) mit
Abständen von min. 20-facher Hindernishöhe

5.19 Gebiete mit gleichmäßiger Vegetation oder


Bebauung oder mit einzelnen Objekten mit
III Abständen von weniger als der 20-facher
Hindernishöhe (z. B. Dörfer, vorstädtische
Bebauung, Waldgebiete)
Gebiete, bei denen mindestens 15% der
IV Oberfläche mit Gebäuden mit einer mittleren
Höhe größer als 15 m bebaut sind.
Bild 5.19 Windlastzonenkarte gem. DIN EN 1991-1-4/NA
5.3 Bauwerksanschlüsse 379

Die für eine Leistungsbeschreibung zu definie- Maßungenauigkeiten des Rohbaues (auch bei Ein-
renden Mindestanforderungen an die Fenster haltung der nach DIN 18 202 zulässigen Toleranzen,
können der Tabelle 2 der „Einsatzempfehlungen s. Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes), nachträgliche
für Fenster und Außentüren“ des Institutes für Verformungen angrenzender Bauteile (Durch-
Fenstertechnik in Rosenheim (ift) entnommen biegung von Stürzen und Decken, Kriechen und
werden [8]. Schwinden von Betonbauteilen usw.), das Gewicht
schwerer Fensterflügel in geöffnetem Zustand und
die zu berücksichtigenden temperatur- und materi-
albedingten Längenänderungen von Fensterteilen
5.3 Bauwerksanschlüsse1) erschweren in der Praxis die Ausführung einwand-
freier Anschlüsse zwischen Fenstern und Bauwerk.
5.3.1 Allgemeines Die Belastungen, die auf Fenster und den An-
schlussbereich einwirken, können in drei Ebenen
betrachtet werden2):
Die Gebrauchstauglichkeit und Lebenserwartung
von Fenstern und Türen und die Vermeidung • äußere Wetterschutzebene (umlaufend wind- und
schwerwiegender Bauschäden an den seitlich, schlagregendichte Ausbildung als Regenschutz
unten und oben angrenzenden Bauteilen durch und zur schadensfreien Ableitung von einge-
Eindringen von Niederschlagwasser und durch drungenem Niederschlagwasser); die bewit-
Tauwasserbildung hängen in ganz erheblichem terten Oberflächen bilden dabei die Verschleiß-
schicht der Fenster.
Maße vom fachgerechten Einbau in der Wandöff-
nung ab (s. a. ift-Richtlinie – Baukörperanschluss • mittlerer Funktionsbereich (insbesondere dau-
5
von Fenstern – Teil 1: Verfahren zur Ermittlung erhafter Schall- und Wärmeschutz sowie Luft-
der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssys- dichtheit und auch Dampfdruckausgleich aus
temen). den Glasfalzen)
Die Anschlussfugen zwischen Fenstern und Bau- • innere Trennung von Raum- und Außenklima (nicht
werk werden von außen beansprucht durch unterbrochene, raumseitig luftdichte Trennebene
Schlagregen, durch Winddruck und -sog mit den zur Vermeidung von Tauwasserbildung – Oberflä-
dadurch bewirkten Durchbiegungen der Fenster- chentemperatur über der Taupunkttemperatur –
elemente, durch Schall und UV-Strahlung. und Wärmeverlusten durch Konvektion).
Die erhöhten Anforderungen an den Wärme-
schutz (s. Abschn. 5.2.4) mit dem Ziel einer mög-
2) In der EnEV und DIN 4108-2 ist die luftdichte Ausbildung
lichst großen Energieeinsparung erfordern Ge-
der Baukörperanschlussfuge gefordert. So werden
bäude mit weitgehend luftdichter Außenhaut.
Baukörperanschlussfugen mit einem Fugendurchlass-
Damit ergeben sich gegenüber früher üblichen koeffizienten von a d 0,1 m³/(h m (daPa)) als Luftdicht
Bauweisen erheblich kompliziertere bauphysika- eingestuft. Für die Baukörperanschlussfugen bedeutet
lische Beanspruchungen für die Bauwerksfugen dies, dass ein Dichtsystem zwischen Blendrahmen und
und für die Anschlüsse von Fenstern auch von der Luftdichtheitsebene der Außenwand eingesetzt werden
Innenseite (s. Abschn. 5.2.1). muss, um derartige Werte zu erreichen.
Für schalldämmende Konstruktionen ist eine luftdichte
Bereits im Vorfeld des Fenstereinbaues müssen Anschlussfuge ebenfalls eine wichtige Voraussetzung.
Grenzwerte für die Raumfeuchtigkeit definiert Gemäß DIN 4109 sowie in der VDI-Richtlinie 2719 sind
werden, die für die Gebäudehülle verträglich hier teilweise sogar zwei umlaufend luftdichte Ebenen
erforderlich.
sind. Für alle bauphysikalisch kritischen Stellen
Mit Schlagregen belastete Fenster müssen so eingebaut
sind planerisch einwandfreie Lösungen vorzuge- sein, dass Niederschlagswasser nicht undefiniert in den
ben und bei der Ausführung zu überwachen. Baukörper oder die Fensterkonstruktion eindringen kann.
Außenwände, Fenster und Außentüren mit allen Für die Vermeidung von Kapillarfugen und für die definier-
te Wasserableitung müssen Dichtsysteme im Bereich der
Anschlussfugen müssen dabei als Gesamtsystem äußeren Anschlussfuge und im Bereich von Fensterbänken
betrachtet werden. In DIN 4108-7 und in techni- und an Dämmzonen angeordnet werden.
schen Richtlinien von Verbänden sind Planungs- Es ergeben sich somit zwei bzw. drei wesentliche Dicht-
hinweise für die Abdichtung der Fugen zwischen bzw. Dämmebenen im Anschlussbereich, die es konstruktiv
Fensterrahmen und Außenwänden enthalten [3]. umzusetzen gilt. Dabei muss unter Berücksichtigung der
baulichen Voraussetzungen, der bauphysikalischen Rand-
bedingungen und des Bauablaufs in eine gebrauchstaug-
liche Anschlussfugenkonstruktion in mehreren Ebenen
1) Vgl. auch Abschn. 7.3.2 umgesetzt werden.
380 5 Fenster

Für eine wärmetechnische Optimierung sind beim tern, insbesondere im Bereich der Bauwerksan-
Fenstereinbau folgende Faktoren maßgebend: schlüsse Oberflächentemperaturen von +10 °C
• Mittige Anordnung der Fenster im Bezug zur nicht unterschritten werden.
Dämmzone bei monolithischen Außenwänden Je nach ermittelter Taupunkttemperatur (in die-
ohne Zusatzdämmung sem Beispiel für +10 °C) muss die Isothermenlinie
• Optimierung der Anordnung und Einbausituation für +10 °C ununterbrochen innerhalb der Wände
bei Wandaufbauten mit Zusatzdämmungen an bzw. der Fensterkonstruktion und der Verglasung
der Außenseite oder durch Leibungsdämmungen (unter Berücksichtigung des Ȍ (psi)-Wertes) ver-
• Minimierung von Wärmebrücken in den Berei- laufen (Bild 5.21).
chen der Befestigungspunkte, Fensterbänke, Bei homogenem, hochwärmedämmendem Au-
Rollläden usw. ßenwandmaterial ist mit Tauwasserbildung in der
• Verfüllung alle Anschlussfugen mit weichen Fensterleibung zu rechnen, wenn die Fenster zu
Dämmstoffen weit außen eingebaut werden (Bild 5.21b). Ein
einwandfreier Fenstereinbau ist daher fast nur
Hinzu kommt die Sicherstellung der definierten noch möglich, wenn der Leibungsbereich durch
Lastabtragung aller am Fenster auftretenden eine zusätzliche Wärmedämmung geschützt wird
Kräfte in den Baukörper und vielfach auch die
(Bild 5.21c). Zu beachten ist, dass bei der Fenster-
Anbindung an Gebäudetechnik, z. B. an die Strom-
verglasung die Isothermenlinie für +10 °C am
versorgung von elektrischen Antrieben oder Da-
Randverbund der Isolierglasscheiben bereits sehr
tenleitungen für Mess- und Regeltechnik.
5 Für vertiefte Informationen wird auf die einschlä-
nahe am kritischen Bereich liegt (s. auch Ab-
schnitt 5.4).
gigen Richtlinien verwiesen (z. B. Leitfaden zur
Montage der RAL-Gütegemeinschaften [30]). Auf der Raumseite sollen Warmluftströme zur
Verminderung der Tauwassergefahr möglichst
dicht an der Fensteroberfläche verlaufen. Bei gro-
ßer innerer Leibungstiefe ergibt sich ein ungüns-
5.3.2 Einbauebene tiger Verlauf dieser von Heizflächen (Heizkörper,
Fußbodenheizung) erzeugten Warmluftströ-
Bei einer für Wohnräume typischen Raumtempe- mung. Sie bleibt weitgehend entfernt vom unte-
ratur von z. B. 20 °C, einer Außentemperatur von ren Fensterrand. Es besteht die Gefahr der Tau-
–5 °C und einer relativen Raumluftfeuchte von wasserbildung am unteren Fensterrahmen und
50% liegt die Taupunkttemperatur bei +9,3 °C. vor allem am unteren Rand der Verglasung (Bild
Um Kondensatbildung zu vermeiden, muss min- 5.22a). Der gleiche Effekt entsteht durch weit
destens dafür gesorgt werden, dass an den Fens- überstehende Innenfensterbänke (Bild 5.22b).

5.21a 5.21b 5.21c

5.21 Einbauebenen
a) Einbau im mittleren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung gering
b) Einbau im äußeren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung
(10 °C-Isotherme berührt den inneren Anschlussbereich)
c) Einbau bei äußerer Wärmedämmung
5.3 Bauwerksanschlüsse 381

5.22a 5.22b 5.22c 5.22d


5.22 Tauwasser-Wahrscheinlichkeit an der Fenster-Innenseite
a) und b) Tauwassergefahr an unterem Fensterrahmen und Verglasungsrand
c) und d) geringe Tauwassergefahr

Die Gefahr der Tauwasserbildung an der Fenster- Dreifachverglasungen wesentlich geringer ge-
Innenseite ist gering, wenn bauliche Verhältnisse worden.
wie in Bild 5.22c und d geplant werden. Die Wahl der Einbauebene prägt das Erschei-
Die Gefahr von Tauwasserbildung am unteren nungsbild des Fensters innerhalb einer Fassade
Fensterrand ist mit der Entwicklung verbesserter und im Innenraum erheblich. Gestalterische Ab-
Wärmeschutzeigenschaften von Fensterrahmen sichten müssen jedoch mit den bauphysikali- 5
und Randverbund bzw. bei der Ausführung von schen Gegebenheiten abgestimmt werden.

5.23 Temperaturbedingte Längenänderung H


verschiedener Rahmenmaterialien [3]
Werkstoffe der Fensterprofile H in mm/m
PVC-U (weiß) 1,6
PVC-U (farbig) und
2,4
PMMA (farbig coextrudiert)
wärmegedämmtes Aluminium-
1,2
verbundprofil (hell)
wärmegedämmtes Aluminium-
1,3 Verformungsbilder:
verbundprofil (dunkel)
bei Ausdehnung bei Schrumpfung

5.24a 5.24b 5.24c

5.24 Einbau von Fenstern: Anordnung von Trag- und Distanzklötzen


a) Kippfenster
b) Drehkippfenster
c) Hebe-Schiebtür
382 5 Fenster

5.25 Befestigung von Blendrahmen


5.25a 5.25b und Lastabtragung
(schematische Darstellung)
a) starre Verbindung (Maueranker) –
falsche Ausführung!
b) starre Verbindung durch Winkel –
falsche Ausführung!
c) Befestigung mit Bandeisen
(federndes Element)
d) verschiebbarer Anschluss mit
Steckdübel als gleitende
5.25c 5.25d Verbindung

5.3.3 Befestigung einer Breite von 1 Meter Tragklötze auch am unte-


ren Rahmenprofil mittig einzusetzen.
5 Die Fenster müssen mit Ihren Blendrahmen so in Die Verbindungen zum Bauwerk müssen federnd
die Rohbauöffnungen eingebaut werden, dass oder verschiebbar sein. Bewegungen dürfen
ihr Eigengewicht und alle einwirkenden äußeren auch nicht durch Putz oder sonstige angrenzen-
Kräfte (Wind- und Verkehrslasten) sicher auf das de Bauteile verhindert werden (Bild 5.25).
Bauwerk übertragen werden. Neben den stati- Nach dem Ausrichten sind die Fenster mit dem
schen Belastungen sind Klimabedingungen, die Bauwerk sicher zu verankern. Die je nach Rahmen-
Einbauebene, die Anschlagsart, der Befestigungs- material unterschiedlichen temperaturbedingten
grund (Wandbaustoff), der Rahmenwerkstoff und Längenänderungen der Rahmen erfordern unter-
die notwendigen Randabstände zu beachten. schiedliche Abstände der Verankerungspunkte.
Die materialspezifischen temperaturabhängigen Sie können Bild 5.26 entnommen werden.
Formänderungen vor allem von Kunststoff- und Die Verankerungsmittel werden je nach Belas-
Metallfenstern sowie Bewegungen und Formän- tung, Verankerungsmöglichkeit in der Fensterlei-
derungen benachbarter Bauteile dürfen zu keinen bung und Rahmenbauart gewählt. In Frage kom-
Zwängungen oder Belastungen führen können. men vor allem Durchsteck-Rahmendübel und
Sonst sind Funktionsstörungen die Folge, und es Ankerlaschen („Bankeisen“). Ankerlaschen sollten
kann sogar zu Aufwölbungen der Blendrahmen durch Dübel, nicht durch Nagelung am Rohbau
kommen. Um das Dehnungsverhalten (Längen- befestigt werden. Für die Befestigung von Kunst-
änderung) der Rahmenwerkstoffe zu berücksich- stoff- und Metallrahmen sind verschiedene
tigen, sind die im Bild 5.26 aufgezeigten Befesti- spezielle Arten von Tragankern auf dem Markt.
gungsabstände einzuhalten. Daneben sind ggf. Schwere Fensterelemente können mit Hilfe von
die Angaben der Befestigungsmittelhersteller Ankerschienen befestigt werden (Bild 5.27).
und Systemgeber zu berücksichtigen. Die Befestigung der Fensterrahmen von der
Das Eigengewicht wird durch Tragklötze aufge- Raum-Innenseite her (Bild 5.27b und c) ist für die
nommen. Durch zusätzliche Distanzklötze werden einwandfreie Ausführung der inneren Abdich-
die Fenster beim Einbau ausgerichtet. Die Verklot- tung (Abschnitt 5.3.4) ungünstig. Bei Fensterlei-
zungen sind so auf die Rahmenbreite abzustim- bungen ohne Anschlag (Bild 5.3a) ist daher eine
men (schmal auszuführen; s. Abschn. 5.4.3), dass Befestigung durch Ankerlaschen auf der Außen-
die später ausgeführten Abdichtungen nicht be- seite vorzuziehen.
einträchtigt werden (Bild 5.24). Die Tragklötze sind Montageschaum darf nicht als alleiniges Befes-
im Bereich von Rahmenecken, Pfosten und Riegeln tigungsmittel, sondern nur in Verbindung mit
in Abhängigkeit von der Öffnungsart anzuordnen Verankerungen verwendet werden. Bei Einkompo-
und gegen Verrutschen zu sichern. Ihre Anord- nenten-Schäumen kann es durch Feuchtigkeitsein-
nung muss so erfolgen, dass eine Einspannung des fluss zu einer Nachreaktion kommen, sodass grö-
Rahmens verhindert wird. Bei Fenstertüren sind ab ßere Fenster beim Aufquellen verspannt oder
5.3 Bauwerksanschlüsse 383

5.26a 5.26b

5.26 Befestigungsabstände von Ankern [3]


a) bei senkrechten Blendrahmen, b) bei waagerechten Blendrahmen
A: Ankerabstände B: Abstand der Anker von
bei Aluminiumfenstern max. 800 mm der Innenecke 100 bis 150 mm
bei Holzfenstern max. 800 mm bei Pfosten und Riegeln
bei Kunststoff-Fenstern max. 700 mm von der Innenseite des Profils 100 bis 150 mm
E: Abstand von der Innenecke und bei Pfosten und Riegel von der Innenkante des Profiles 100 bis 150 mm 5

5.27a 5.27b 5.27c


5.27 Befestigungsarten
a) Befestigung mit Durchsteckdübelschraube
b) Befestigung mit Ankerlasche (auch: Schlauder, Bankeisen)
c) Befestigung mit Ankerschiene

verformt werden können. Diese Gefahr ist bei der Bei Fenstern in Lochfassaden ist hierzu folgenden
Verwendung von Zweikomponentenschaum zu beachten:
nicht gegeben. • eine umlaufende mechanische Befestigung mit
Das Ausschäumen kann keinesfalls als Fugenab- geeigneten Befestigungsmitteln unter Einhal-
dichtung (Abschnitt 5.3.4) betrachtet werden. tung der Verarbeitungsvorgaben der Hersteller
Für die spätere Ausführung von Abdichtungen für das eingesetzte Befestigungssystem
mit Dichtstoffen ist der Kantenbereich des Rah- • bei Rollladenkästen ist der obere Blendrahmen
mens bzw. der Bauwerksfuge von aufquellendem statisch freitragend zu dimensionieren und seit-
Schaum frei zu halten und durch Abklebungen lich ausreichend zu befestigen
vor Verschmutzung zu schützen. • die Anordnung und Ausbildung der Trag- und
Ein statischer Nachweis für die Befestigung von Distanzklötze ist zu beachten (Bild 5.24);
Fenstern und Außentüren ohne besondere Belas- • der Befestigungsabstand und der Abstand von
tungen ist bei Beachtung der anerkannten Regeln den Innenecken ist einzuhalten (Bild 5.26).
der Technik im Allgemeinen nicht erforderlich.
384 5 Fenster

5.28 Verlauf der Abdichtungsebenen (innenseitig


umlaufend, außen nur seitlich) [3]
1 Fensterblendrahmen
2 innere Brüstungsabdeckung
3 äußere Brüstungsabdeckung
4 äußere Abdichtung
5 Fugendämmung
6 innere Abdichtung
7 Putzanschlussprofil
8 Hinterfüllung der äußeren Büstungsabdeckung
5 (z. B. Mineralwolle)

Für Fensterkonstruktionen mit einem detaillier- Dichtstoff oder Klebung von Dichtfolien) nicht
ten statischen Nachweis muss deren Befestigung verunreinigt werden. Diesbezüglich ist je nach
und Lastabtragung mit bauaufsichtlich zugelas- Abdichtungssystem eine sinnvolle Arbeitsabfolge
senen Bauteilen erfolgen. einzuhalten.
Dübel, Laschen, Ortschäume und dergleichen
sind zur Abtragung der in Fensterebene wirken- Abdichtungen. Die Anschlussfugen zwischen
den Lasten nicht ausreichend, es sei denn, dass Fenstern und Fensterleibungen sind nach der
entsprechende Nachweise erbracht wurden. EnEV und DIN 4108-2 bzw. DIN 4109 (auch VDI-
Richtlinie 2719 sowie ift-Richtlinie MO-01/1,
2007) luft- und winddicht zu verschließen.
Die Fugen zwischen Fenster und Außenwand
5.3.4 Fugendämmung und Abdichtung
sind stets Bewegungsfugen. Die verwendeten
Dichtsysteme müssen also Bewegungen aus dem
Fugendämmung. Aus wärme- und aus schall- Baukörper und/oder z. B. thermisch bedingte
schutztechnischen Gründen ist eine umlaufende Längenänderungen des Rahmenprofils dauerhaft
Verfüllung zwischen Fensterrahmen und Rohbau ausgleichen können. Daneben beanspruchen
erforderlich. Dafür in Frage kommt sorgfältiges auch Temperaturschwankungen, Feuchtebean-
Ausstopfen mit loser Mineralwolle oder mit Natur- spruchungen und ggf. chemische Belastungen
produkten wie Sisal, Jute, Wolle, Flachs, mit das Dichtsystem. Bei der Auswahl des Dichtsys-
Schaumstoff-Füllbändern oder das Einbringen von tems muss auf diese Randbedingungen Rücksicht
Montageschaum. genommen werden.
Als Dämmstoffe in der Baukörperanschlussfuge Dabei ist Kondensatbildung innerhalb des An-
kommen prinzipiell alle Werkstoffe mit dämmen- schlussraumes bzw. der wärmedämmenden Ver-
den Eigenschaften in Frage. Der eingesetzte Fu- füllung durch abdichtenden Fugenanschluss
gendämmstoff muss die Fugenhohlräume mög- bzw. Dampfsperren auszuschließen. Durch Nie-
licht vollständig ausfüllen. Darüber hinaus ist bei derschlagwasser eingedrungene Feuchtigkeit
Faserdämmstoffen auf eine ausreichende Ver- muss schadensfrei nach außen abgeleitet werden
dichtung beim Einbringen zu achten. können.
Bei der Ausführung der Dämmung der Anschluss- Die Abdichtungen müssen wie bei allen mehr-
fuge mit Ortschaum ist darauf zu achten, dass die schichtigen Bauteilen so aufgebaut sein, dass der
Fugenflanken für die Abdichtung (Haftfläche für Wasserdampfdiffusionswiderstand der einzelnen
5.3 Bauwerksanschlüsse 385

5.29a 5.29b 5.29c

5.29 Fugenausbildung [3]


a) einstufige Fugenausbildung 1 Regensperre
b) und c) zweistufige Fugenausbildung 2 Windsperre
3 luftdichter Anschluss

Schichten von innen nach außen abnimmt, d. h. An der Außenseite ist unterhalb von wasserdich-
sie müssen auf der Raumseite dampfdichter aus- ten Fensterbänken oder ähnlichen Wasser ablei-
geführt sein als auf der Außenseite. tenden Bauteilen ein besonderer zusätzlicher 5
Die Anschlüsse zwischen Fenster und Leibung Schutz in der Regel nicht unbedingt erforderlich
sind demnach auszuführen: (Bild 5.28, s. jedoch auch Abschn. 5.3.5, Bild 5.40).
• an der Außenseite Wasser ableitend gegen Schlag- Unterschieden wird einstufiger und zweistufiger
regen (Regensperre)
Fugenaufbau (Bild 5.29).
• an der Innenseite abdichtend, luftdicht gegen
Wärmekonvektion. Die genaue Einhaltung bestimmter Fugenbreiten
Die innere Abdichtung ist umlaufend an allen An- zwischen Fensterrahmen und Rohbauöffnungen
schlussfugen, d. h. auch an der inneren Fuge zwi- ist unter Baustellenbedingungen in der Praxis
schen Fensterrahmen und Fensterbank herzu- schwer zu erreichen und eigentlich nur im Fertig-
stellen. Rollladenkästen müssen nach innen luft- teilbau oder mit Hilfe von Einbauzargen möglich.
dicht ausgeführt werden. Die erforderliche Mindestfugenbreite ist abhän-

Tabelle 5.30 Einsatzgebiete der Dichtungsarten (ift-Rosenheim)


Dichtungsart
Fugendichtungs-

Fugenbänder
Imprägnierte

aus Schaum-
Dichtbänder

dichtleisten
Elastomer –

Dichtfolien
Spritzbare

kunststoff
Dichtstoff

Anputz-
bänder

Große Fugenbreiten (> 3 cm) – – + + + –

Geringe Fugenbreiten (< 10 mm) – o + o o +

Große Fugenunebenheiten + – o o o –

Große Fugenbewegungen + o + + + –

Wasserdichtheit + + + + -+ o

Feuchteausgleich – + – – +…– o

Oberflächen mit schlechten


Haftungseigenschaften – + o o o o
(sandender, alter Putz usw.)
Legende: + = sinnvoll o = möglich – = nicht sinnvoll
386 5 Fenster

Tabelle 5.31 Eignung und Bezeichnung von Dichtstoffen [21]

5
gig vom Rahmenmaterial, von der Elementlänge • standfest
und von dem verwendeten Abdichtungsmaterial • gut haftend (ggf. in Verbindung mit Primer)
(s. Abschn. 5.6.2 bis 5.6.6). • wechsellastbeständig bei Temperaturschwan-
Fugengeometrien und die Beschaffenheit der Fu- kungen und mechanischen Belastungen
genoberflächen haben ebenso wie die Dichtig- • kleberfreie Oberfläche im Gebrauchszustand
keitsanforderungen Einfluss auf die unterschied- • Verträglichkeit mit angrenzenden üblichen
lichen Dichtungsarten (Tab. 5.30). Baustoffen und Metallen.
Es ist festzustellen, dass eine gewisse Ebenheit,
Stabilität und Sauberkeit der Leibung für jedes Einen Überblick für die Einsatzmöglichkeiten der
Dichtsystem erforderlich ist. Dies hat meist zu Fol- verschiedenen Dichtstoffe geben die Tabellen
ge, dass insbesondere gemauerte Leibungsflächen 5.31 und 5.32.
für die Abdichtung vorbereitet werden müssen. Darüber hinaus bestehen Klassifikationen zusätz-
Fehlerhafte Fugenanschlussflächen, vor allem seit- licher Anforderungen für
liche Leibungsflächen müssen vor dem Einbau der • Dehnspannungen (L = low, max. 0,20 N/mm2
Fenster (z. B. durch einen Ausgleichsputz) vollfu- bei 25% Dehnung und H = high;
gig und parallel nachgearbeitet (geglättet) und auf max. 30 N/ mm2 bei 25% Dehnung)
die planungsgemäße Breite gebracht werden (vgl. • Außen und Innenanwendung
DIN 18 540 und Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes).
(La und Ha bzw. Li und Hi),
Zur Abdichtung kommen in Frage:
• Verträglichkeit mit Natursteinen (N),
• Spritzbare Dichtstoffe (Silikon, Polysulfid, Poly- • Anstrichverträglichkeit (A1 bis A3).
urethan, Polyether SMP, Acryldispersion (Tab.
5.31 und 5.32) Dichtstoffe die nur raumseitig verwendbar sind,
• Imprägnierte Dichtungsbänder aus Schaum- tragen die Kennzeichnung RS.
kunststoff (vorkomprimierbar) Bei Abdichtungen mit spritzbaren Dichtstoffen ist
• Dichtungsbahnen (selbstklebende Bitumenfoli- ein Tiefen/Breitenverhältnis der eingespritzten
en, Polyisobutylen, EPDM, PVC - weich) Dichtstoffmasse von
• Dichtungsbänder (Butyl, Polysobutylen) t = 0,5 x b (t > 6 mm)
• Elastomer-Fugenbänder (Polysulfid, Silikon, Po- einzuhalten.
lyurethan) Eine „Dreiflankenhaftung“ ist nicht zulässig und
Dichtstoffe müssen folgende Grundanforderun- ist ggf. durch eingelegte Trennfolien zu verhin-
gen erfüllen: dern (Bild 5.33b).
5.3 Bauwerksanschlüsse 387

Tabelle 5.32 Anwendung von Dichtstoffen

5
388 5 Fenster

Fugen mit Abdichtungen aus spritzbaren Dicht- Putzanschlüsse an den Fensterrahmen bilden
stoffen müssen zwischen 10 und 20 mm breit sein. immer wieder sowohl innen wie außen Ausfüh-
Je nach Untergrund ist zur Haftverbesserung ein rungsprobleme. Die Putzanschlüsse sollen selbst-
Primer einzusetzen. Angrenzende Rahmen- und verständlich rechtwinklig zur Fensterebene und
Bauwerksflächen sind mit Abklebungen gegen exakt parallel und gleichmäßig breit zu den Rah-
Verschmutzung durch Primer und überquellen- menkanten verlaufen.
des Dichtungsmaterial sorgfältig zu schützen. Zu Die Fensterprofile und -scheiben müssen sorgfäl-
beachten ist, dass Anstriche nicht auf Flächen tig gegen Verschmutzungen geschützt werden.
haften, die mit silikonhaltigem Material verunrei- Das kann durch die Verwendung von Putzan-
nigt sind. schlussprofilen erreicht werden, die mit zusätzli-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen chen Dichtungsstreifen oder mit besonderen
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei- Vorkehrungen für die Anbringung von Schutzfo-
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine lien auf dem Markt sind (Bild 5.36). Putzanschluss-
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- profile ersetzen jedoch keinesfalls die erforderli-
siegelungsfuge gewährleistet ist. chen Abdichtungen.
Bei der Ausführung mit vorkomprimierten Dich-
tungsbändern beträgt die Mindestfugenbreite 5.3.5 Brüstungsanschlüsse
zwischen 6 und 10 mm.
Einige Beispiele für die Abdichtung von seitlichen Sofern die Fenster nicht Bestandteil einer vorge-
5 Bauanschlussfugen mit Dichtstoffen, mit vorkom-
primierten Dichtbändern und mit Bauabdich-
hängten Fassade sind (Bild 5.37a; vgl. auch Ab-
schn. 9.4.3 in Teil 1 dieses Werkes), schließen sie
tungsbahnen sind in den Bildern 5.34 und 5.35 unten in der Regel an gemauerte (Bild 5.37b) oder
gezeigt. Die oberen Anschlüsse an Stürze werden aus Fertigteilen hergestellte (Bild 5.37c) Brüstun-
in gleicher Weise ausgeführt (Abdichtungen bei gen an (s. auch Abschn. 5.3.2, Bild 5.22)
Rollladenkästen s. Abschn. 5.8.2). Im Übrigen wird
auf die zahlreichen Ausführungsbeispiele in Bbl.
2 zu DIN 4108 verwiesen.

5.33a 5.33b 5.33c 5.33d

5.33 Ausführung von Fugenabdichtung mit Dichtstoffen


a) Bauwerksanschlussfuge (Bewegungsfuge), 1 Dichtungsmasse (t = 0,5 b)
Abdichtung Innenseite 2 Hinterfüllung (Schaumstoff-Dichtungsband,
b) Konstruktionsfuge (z. B. Koppelung von Holzrahmen) geschlossenporig)
c) falsche Fugenabdichtung (Dreiflanken-Haftung 3 Fugenfüllung (z. B. Mineralwolle)
nicht zulässig) 4 Trennlage (dadurch Vermeidung der Dreiflanken-
d) Dreiecksfuge grundsätzlich ungeeignet: Haftung)
Hier Dichtungsmasse zu breit, spitz auslaufend und
über den Rahmen verschmiert (würde sich an den
Rändern ablösen)
5.3 Bauwerksanschlüsse 389

5.34a

5
5.34b
5.34 Abdichtungen von Fugen zwischen Fensterrahmen und Bauwerk
a) Abdichtungen mit vorkomprimiertem Dichtband
b) Abdichtungen mit Dichtstoffen
1 vorkomprimiertes Dichtband 5 Putzanschlusswinkel
2 elastischer Dichtstoff 6 Abschlussprofil
3 Schaumstoff-Hinterfüllung 7 ggf. Ausgleichsputz
4 Fugenfüllung (Wärmedämmung)

5.35a 5.35b 5.35c

5.35 Abdichtung mit Folien


a) Abdichtung bei zweischaligem Mauerwerk mit Kerndämmung
b) Abdichtung bei zweischaligem Mauerwerk mit hinterlüfteter Wärmedämmung
c) Abdichtung bei hinterlüfteter Formteilfassade
1 Abdichtungsfolie 5 elastischer Dichtstoff
2 Fugendämmung 6 Folien-Fixierung
3 vorkomprimiertes Dichtungsband 7 Gipskartonplatte
4 Schaumstoff-Hinterfüllung
390 5 Fenster

5.36a 5.36b 5.36c


5.36 Putzanschlussprofile (Protektor)
a) Selbstklebendes Putzanschlussprofil mit seitlichem Schutzstreifen zum Aufkleben von Schutzfolien.
Nach Beendigung der Arbeiten wird der Schutzstreifen entfernt.
b) Verschluss der Klemmfuge durch Zusatzprofil
c) einschiebbare Klemmleiste für spätere Renovierungsarbeiten

Bei Fensterelementen, die bis auf den Fußboden zeugte Warmluftstrom wirkt der Abkühlung und
5 hinabreichen, muss der äußere Abschluss am der möglichen Kondensatbildung an Fenster-
Rand der Geschossdecken und ggf. der Übergang scheiben und Fensterleibungen entgegen. Beim
zu Terrassen oder Balkonen und deren Abdich- Lüften eindringende Kaltluft wird beim Einströ-
tungen (s. Abschn. 10.7.3 in Teil 1 des Werkes) men in den Raum angewärmt. Innere Fensterbän-
sowie der Anschluss an die innere Abdichtung ke, die als Ablageflächen erwünscht sind oder die
und den Fußbodenaufbau genau geplant wer- Heizkörper optisch verkleiden sollen, dürfen da-
den (Bild 5.37d). her den notwendigen Luftstrom nicht behindern
Fensterbrüstungen dienen nicht nur als Absturzsi- (s. auch Abschn. 5.3.2).
cherung, sondern werden auch zur Anbringung Die Vorteile der Anordnung von Heizkörpern an
von Heizflächen genutzt. Die Anordnung von Fensterbrüstungen nehmen mit zunehmender
Heizflächen unter den Fenstern ist heizungstech- Verbesserung der Wärmeschutzeigenschaften
nisch am günstigsten. Fenster sind innerhalb von der Außenwände, insbesondere der Fenster
Außenwänden die stärksten Abkühlungsflächen. deutlich ab.
Der durch Heizkörper an der Fensterbrüstung er-

5.37a 5.37b 5.37c 5.37d

5.37 Brüstungsanschlüsse
a) Vorhangfassade c) Fertigteil/Brüstung mit Heizkörpernische
b) gemauerte Brüstung mit Heizkörpernische d) Fenstertür oder raumhohes Fensterelement
5.3 Bauwerksanschlüsse 391

Heizkörpernischen unterhalb der Fenster sollen, Vorteilhafter ist i. d. R. die Vermeidung der An-
sofern sie überhaupt vorgesehen werden, den an ordnung von Heizkörpern vor verglasten Fenster-
der Innenseite flächenbündigen Einbau von Heiz- flächen.
körpern ermöglichen. Sie bedeuten jedoch stati- Im Übrigen müssen die Anforderungen an den
sche und wärmetechnische Schwachstellen für Brandschutz (DIN 4102) und an den Schallschutz
die Außenwand. Durch zusätzliche Wärmedämm- für Außenbauteile (DIN 4109) erfüllt werden.
schichten auf der Innenseite lässt sich zwar ein
entsprechender Wärmeschutz wie für die übrigen
Wandflächen erreichen. Durch die Ausführung Innenfensterbänke. Die innere Brüstungsabde-
von bewehrtem Mauerwerk muss jedoch der ckung wird meistens mit Natur- oder Kunststein-
Rissbildung an den Anschlussstellen entgegen- fensterbänken ausgeführt, die im Mörtelbett
gewirkt werden (vgl. Abschn. 6.2.5 in Teil 1 des oder auf Konsolen verlegt werden oder aus kunst-
Werkes). Es muss ferner gewährleistet werden, stoffbeschichteten Holz-Pressstoffprofilen oder
dass durch Heizkörperkonsolen oder Auflager- wasserbeständig beschichtetem Holz. Mit durch-
konsolen für Innenfensterbänke keine Wärme- gehenden Luftschlitzen oder angesetzten, ausrei-
brücken entstehen. chend bemessenen Gitterprofilen ist ggf. für den
Warmluft-Durchlass von Heizkörpern zu sorgen.
Wegen der Komplizierung der Bauarbeiten, der
Mehrkosten und vor allem wegen der möglichen Meistens werden die Fensterbänke in entspre-
Ausführungsfehler sollte auf die Ausführung von chende Nutungen des Rahmens eingeschoben
Heizkörpernischen verzichtet werden. oder unter entsprechende Aussparungen des
Werden Heizkörper vor Fensterflächen angeord-
Rahmens gesetzt. 5
net, wird beim erforderlichen Wärmeschutz zwi- Die innere Fugenabdichtung ist zwischen Fens-
schen transparenten und nichttransparenten terrahmen und Brüstung mit Anschluss an die
Ausfachungsflächen unterschieden. Bei transpa- seitlichen Abdichtungen auszuführen (Bild 5.38).
renten Ausfachungsflächen darf ein Uw-Wert von
1,5 W/(m2K) nicht überschritten werden. Außenfensterbänke. Die äußere Brüstungsab-
Zur Verringerung der Wärmeverluste müssen ge- deckung und damit der untere Bauwerksan-
eignete nicht demontierbare oder integrierte Ab- schluss von Fenstern ist besonders stark allen
deckungen zwischen Heizkörperrückseite und Witterungsbeanspruchungen ausgesetzt und
Fensterfläche vorgesehen werden. muss deshalb sehr sorgfältig geplant und ausge-

5.38a 5.38b

5.38 Abdichtung an der inneren Brüstungsabdeckung


a) Abdichtung zwischen Fensterrahmen und Brüstung mit spritzbarem Dichtstoff
b) mit Dichtungsbahn (an die seitlichen Abdichtungen anschließend)
1 Abdichtung mit Dichtstoff auf Hinterfüllung
2 Abdichtung mit Dampfsperre
3 Hinterfüllung der äußeren Brüstungsabdeckung
4 innere Brüstungsabdeckung
5 Aluminium-Brüstungsabdeckung außen
6 vorkomprimiertes Dichtungsband
7 Tragklotz
392 5 Fenster

führt werden. Das direkt anfallende und von den Durchfeuchtungen aber auch Fassadenver-
Fenstern ablaufende Niederschlagwasser muss schmutzungen und Verfärbungen infolge nicht
so abgeleitet werden, dass an Fassadenflächen ausreichender Überstände und wegen fehlerhaf-
keine anhaltende Feuchtigkeit und Verschmut- ter Randabschlüsse können nicht nur als Ausfüh-
zung entsteht. rungsmangel sondern gegebenenfalls auch als
Alle äußeren Fensterbänke sollen mindestens 30 Planungsfehler reklamiert werden! [47]
mm, besser 40 mm weit überstehende Tropfkan- Die äußeren Brüstungsabdeckungen werden
ten haben. Seitlich muss durch Aufkantungen mit vielfach durch Fensterbank-Aluminium-Profile
sorgfältig gedichteten Anschlüssen an die Fens- gebildet.
terleibungen ein unkontrolliertes Ablaufen an Sie können außen mit aufgesteckten bzw. aufge-
der Fassade und das Eindingen von Niederschlag- klemmten Wandanschluss-Formteilen an geputz-
wasser in die Eckenbereiche verhindert werden. te Fensterleibungen anschließen. Anschlüsse an
Es ist ein Gefälle nach Außen vorzusehen. gemauerte Fensterleibungen oder Anschlüsse an

5
5.39a 5.39b

5.39c 5.39d 5.39e


5.39 Leichtmetall-Außenfensterbank (BUG)
a) Schnitt
b) Angeformte Randaufkantung
c) Seitliche Randaufkantung zum Aufstecken für Putzanschluss (seitl. Dehnfuge berücksichtigen)
d) Seitliche Randaufkantung zum Aufstecken für Sichtmauerwerk
(seitl. Abdichtung mit spritzbarem Dichtungsmittel)
e) Sicherung gegen Abheben durch Winddruck für Putz- und für Sichtmauerwerkfassaden
(auch Spezialprofile für Dämmfassaden)

5.40 Brüstungen mit Abdichtung – Dampfdruckausgleich [3]


5.3 Bauwerksanschlüsse 393

Beton werden mit Dichtstoff oder vorkompri- Antidröhnschutz. Durch zähe Kunststoff- oder
mierten Dichtungsbändern abgedichtet (Bild Bitumenauflagen auf der Unterseite können Me-
5.39). tallfensterbänke entdröhnt werden. Damit wird
Bei starker Witterungsbeanspruchung oder wenn die Geräuschbildung bei auftreffendem Regen
Bedenken hinsichtlich der Dichtigkeit angebracht reduziert.
sind, ist eine wannenartige Abdichtung aus Bau- Äußere Brüstungsabdeckungen können auch aus
abdichtungsfolie unterhalb von Metall- oder Zink- oder Kupferblech in handwerklicher Aus-
Kunststoff-Brüstungsabdeckungen ratsam. Es muss führung gebildet werden.
allerdings sichergestellt werden, dass ein Dampf- Zu beachten ist, dass von Kupferblechen färben-
druckausgleich zwischen Bauwerk bzw. Wärme- de Oxydationsrückstände auf darunter liegende
dämmschichten und Atmosphäre möglich ist (Bild Bauteile gelangen können. Hier empfiehlt sich ein
5.40). Überstand von 50 mm. Auch sollten für Bauteile,
Die Oberflächen von Aluminium-Fensterbänken die unterhalb von Kupferabdeckungen liegen
können technisch oder farbig eloxiert sein. Derar- (z. B. auch Pflaster und Plattenbeläge), Materiali-
tige Oberflächen sind jedoch gegen Verschmut- en gewählt werden, bei denen die unvermeidli-
zung durch Putz oder Mörtel sehr empfindlich che Grünverfärbung akzeptiert werden kann.
und müssen bis zum Abschluss der Bauarbeiten Für Kunststofffenster sind spezielle Fensterbank-
durch abziehbare Schutzfolien geschützt wer- profile aus Kunststoff auf dem Markt, die Bestand-
den. Weniger empfindlich, nötigenfalls ausbes- teil der unteren Rahmenprofile sein können oder
serbar und in allen Farben ausführbar sind Ober-
flächenbeschichtungen (s. Abschn. 5.6.4).
in sie eingefügt werden (Bild 5.41).
Seltener werden äußere Brüstungsabdeckungen
5
Je nach Lage zur Himmelsrichtung sind die tem- aus Klinkerplatten, Spaltplatten, aus Rollschichten
peraturbedingten Längenänderungen von Alu- mit frostbeständigen Mauersteinen oder Form-
miniumfensterbänken zu berücksichtigen. Ab steinen sowie aus Natur- bzw. Betonwerksteinen
etwa 2,50 m Länge sind dafür Schiebestöße vor- ausgeführt. Derartige Brüstungsabdeckungen soll-
zusehen. ten in jedem Fall auf seitlich hochgezogenen Ab-
Bei geputzten Leibungen sind auf den Abkan- dichtungsbahnen ausgeführt werden. Der Lei-
tungen der Fensterbänke Dehnungsstreifen aus bungsanschluss ist wasserdicht mit spritzbarem
nicht putzhaftendem Material aufzukleben. Dichtungsstoff oder dauerhafter mit vorkompri-
Bei mehr als 150 mm Tiefe müssen Metall-Außen- miertem Dichtungsband herzustellen (Bild 5.42).
fensterbänke Sicherungen im Abstand von etwa
90 cm gegen Abheben durch Windkräfte haben.
Der Raum zwischen Metall- oder Kunststoff-
fensterbänken und dem Brüstungsmauerwerk
wird mit loser Mineralwolle ausgestopft. Bei Aus-
führung der Brüstungen in Sichtmauerwerk oder
Beton wird die äußere Fuge am besten durch
vorkomprimierte Dichtungsbänder geschlossen.
Bei anschließenden Putzflächen sind breite An-
schlussfugen unter den Fensterbänken mit be-
wehrtem Putz oder mit Anschlussprofilen auszu-
führen.

5.42 Brüstungsabdeckungen mit gemauerter Rollschicht


aus Formsteinen
5.41 1 Dichtungsband
Brüstungsabdeckung 2 Brüstungsabdichtung
aus Kunststoff (seitl. bis OK Formstein; Anschlussfuge mit
(Salamander) spritzbarem Dichtstoff)
394 5 Fenster

5.3.6 Schwellen bei Fenstertüren also kein ausreichendes Merkmal für einen dich-
ten Anschluss. Die Schwellenhöhe ist daher vor
An Fenstertüren (s. a. Abschn. 2.1.11) ändern sich Ausführung schriftlich zu vereinbaren.
die baulichen Randbedingungen für die An- In der baulichen Umsetzung wird in der Regel mit
schlussausbildung. Auch die Belastungssituation Dichtbahnen die Abdichtung und Wasserführung
durch Oberflächenwasser auf der Balkon- oder vorgenommen. Speziell die seitlichen Übergänge
Terrassenfläche verschärft sich, häufig noch in zur Abdichtung im Bereich der Wand sind genau
Verbindung mit dem Wunsch des Nutzers, mög- zu planen und sorgfältig auszuführen.
lichst geringe Schwellenhöhen zu erhalten. Für
die Ausbildung der äußeren Schwellenabdich-
tung liegen verschiedene Regelwerke vor, die
sich primär an die Außenwand richten und Maß- 5.4 Verglasungen1)
nahmen zum Schutz gegen eindringendes Was-
ser zur Vermeidung von Schäden in der Außen- 5.4.1 Glasarten und Lieferformen
wand fordern.
Folgende Kriterien sind bei der Abdichtung von Der bedeutendste Werkstoff für Fenster ist das
Außen- und Fenstertüren zu beachten: Glas. Zum einen bewirkt er durch die Transparenz
• Der Schutz der seitlich an Außen- und Fenster- Durchsicht, Licht- und Energiegewinn und zum
türen angrenzenden Außenwand, wobei die anderen besitzt er flächenmäßig den größten An-
5 Anschlüsse an die Wand die Abdichtungshöhe
sicherstellen müssen.
teil am Fenster.
Bei den für die Verglasung von Fenstern in Frage
• Der Schutz der unten an Außen- und Fenster- kommenden Flachglasarten werden folgende
türen angrenzenden Außenwand, wobei die Lieferformen bzw. Qualitäten unterschieden:
Anschlüsse dauerhaft dicht sein müssen.
• Die tatsächlich zu erwartende Belastung des Normales Floatglas2):
Anschlusses von Außen- und Fenstertüren durch
nicht drückendes Wasser aus Niederschlag oder (3 bis 19 mm dick), DIN EN 572-2 (früher „Spiegel-
Schmelzwasser. glas“), verwendet für Mehrscheiben-Isoliergläser,
Wärmeschutzgläser, Sonnenschutzgläser sowie
• Die zumutbare Schwellenhöhe aus der Raum-
für Schallschutzglas, Sicherheitsglas, Drahtspie-
nutzung, insbesondere bei barrierefreiem Bauen. gelglas (7 mm dick mit Drahtnetzeinlage, Ma-
DIN 18 195-4 und DIN 18 195-6, Abschnitt 9 sehen schenweite 12,7/12,7 cm) und Brandschutzglas.
eine Abdichtungshöhe über der wasserführen- Das im so genannten Float-Verfahren hergestell-
den Schicht von 150 mm als ausreichend an. te Flachglas wird durch Beschichtungen, physika-
Gleichzeitig wird auf die Erfordernis von Ausnah- lische und technische Weiterbehandlungen in
men bei den Abdichtungshöhen bei Außen- und eine Vielzahl von Produkten veredelt. Diese Glä-
Fenstertüren hingewiesen, es werden aber keine ser werden dabei entweder als Einzelscheiben
genauen Maße definiert. Auch die Fachregel für (EV) oder im Verbund mit zwei oder mehr Schei-
Dächer mit Abdichtungen – Flachdachrichtlinien ben als Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) im Fens-
– gibt vor, dass die Anschlusshöhe 150 mm über ter eingesetzt. Andere Herstellverfahren wie das
Oberfläche Belag oder Kiesschüttung betragen Gussverfahren haben in der Praxis nur noch eine
soll. Sofern eine Entwässerungsrinne vor der untergeordnete Bedeutung.
Schwelle positioniert wird, ist dabei eine Reduzie-
rung auf 50 mm möglich. Für barrierefreies Bauen
nach DIN 18 040-1 und DIN 19 040-2 muss eine 1)
möglichst bodenbündige Schwellenkonstruktion In diesem Abschnitt werden Glasarten und die Verwendung
von Glas lediglich im Zusammenhang mit Fenstern behan-
mit maximal 20 mm hoher Schwelle gewählt delt. Über Verglasung von Türen, Fassaden, Dachflächen,
werden. Umwehrungen usw. mit teilweise speziellen Glassorten
Daraus folgt, dass eine Unterschreitung der Ab- werden Ausführungen in den betreffenden Kapiteln ge-
macht.
dichtungshöhe, wie sie in den Regelwerken be- 2)
schrieben ist, zulässig und zum Teil notwendig Bei der Glasherstellung im Floatglasverfahren wird die
Glasschmelze auf ein beheiztes Zinkbad ausgebreitet
ist, wobei stets flankierende Maßnahmen zur Ver- und schwimmt („floatet“) auf dem schwereren Zinn. Das
meidung von Feuchtigkeitsschäden erforderlich geschmolzene Glas wird langsam gekühlt und dabei auf
sind. Die Einhaltung der Abdichtungshöhe ist die beabsichtigte Dicke gestreckt.
5.4 Verglasungen 395

Beschichtungen. Mit Beschichtungen werden die Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)1) besteht


energetischen und optischen Eigenschaften des aus Floatglas oder Sonnenschutzglas, das durch
Glases eingestellt. Mit großtechnischen Beschich- Wärmebehandlung vorgespannt wird, nachdem
tungsverfahren werden hauptsächlich so genannte es in die benötigte Größe und Form geschnitten
Low-İ-Schichten – niedrig emittierende Beschich- und an den erforderlichen Stellen gegebenen-
tungen – als Basis für Wärmeschutzgläser aufge- falls durchbohrt worden ist. Das vorgespannte
bracht. Diese metallischen Beschichtungen werden oder teilvorgespannte Glas2) kann nicht mehr
beim MIG in den Scheibenzwischenraum gerichtet, bearbeitet werden. Bei gewaltsamer Zerstörung
da sie mechanisch kaum belastbar sind. Müssen zerfällt es in kleine Krümel und nicht in gefähr-
Beschichtungen auf zugängigen Oberflächen auf- liche Glassplitter. Infolge der Vorspannung ist
gebracht sein, z. B. bei Einfachscheiben von Ver- es wesentlich biegefester als Normalglas, au-
bund- oder Kastenfenstern, werden so genannte ßerdem besitzt es eine hohe Temperaturwech-
Hard-coatings. eingesetzt, welche ausreichend be- selbeständigkeit. Einscheiben-Sicherheitsgläser
ständig gegenüber den typischen mechanischen werden für besonders beanspruchte Vergla-
Einwirkungen bei Nutzung und Pflege sind. sungen (z. B. Verglasung von Turnhallen und
Während bei den Low-İ-Schichten eine hohe Sportstätten), z. B. für Ganzglas-Türanlagen,
Durchlässigkeit bezüglich Licht und solarer Ener- Treppengeländer (nur bei allseitiger linienförmi-
gie gewünscht ist, sollen Sonnenschutzgläser ger Auflagerung, sonst nur aus VSG mit 2 x ESG/
hier absperrend wirken. Durch Beschichtungen, TVG, s. u.) verwendet.
aber auch durch Einfärbung des Glases oder das Verbund-Sicherheitsgläser (VSG)3), bei großer
Aufbringen von Bedruckungen kann dies erzeugt Dicke auch als Panzerglas bezeichnet) bestehen 5
werden. Damit ist stets eine optische Verände- aus 2 oder mehreren Glasscheiben, die durch
rung verbunden, die in der Gestaltung auch oft- eine oder mehrere hochelastische Folien aus
mals gewünscht ist, z. B. stark spiegelnde Glas- Polyvinylbutyral (PVB) zusammengeklebt sind.
oberflächen.
Neben diesen wesentlichen Beschichtungen kön- 1) Über eine thermische Behandlung wird beim Einscheiben-
nen auch Spezialanwendungen wie Photovoltaik, Sicherheitsglas (ESG) ein Spannungsbogen über dem Glas-
beheizbare Gläser, Schmutz abweisende Oberflä- querschnitt erzeugt. Die Kombination aus oberflächennahen
chen usw. umgesetzt werden. Druckspannungen und Zugspannungen im Querschnitt
erzeugt ein stabileres Glas mit höherer Biegefestigkeit und
verbesserter Temperaturwechselbeständigkeit. Im Bruchfall
Gussglas: zerfällt das Glas in kleine stumpfkantige Krümel. Diese Wär-
Ornamentglas in 4, 6 oder 8 mm Dicke, Drahtglas mebehandlung muss an der fertigen Scheibe durchgeführt
werden, damit kann ESG nachträglich nicht mehr durch
(Drahtnetzeinlage mit Maschenweite 12,7/12,7 Schneiden, Bohren etc. bearbeitet werden. Beim ESG-H wird
cm), Drahtornamentglas (an einer oder beiden mit der Scheibe vor der Auslieferung ein Heißlagerungstest
Oberflächen ornamentiert). Bei Drahtglas handelt (engl. heat soak test) durchgeführt. Damit können kritische
es sich um ein Gussglas, welches mit einer netzarti- Nickelsulfideinschlüsse im Glas ermittelt werden, die verant-
gen Drahteinlage ausgestattet ist. Die Drahteinlage wortlich für Spontansprünge des ESG sind. Die Verwendung
von ESG-H ist bei Fassaden gemäß Bauregelliste des DIBt
erhält bei Scheibenbruch das Gefüge der Scheibe Berlin vorgeschrieben, bei der Anwendung im Fenster
weitgehend. Drahtglas hat im Fensterbereich kaum dagegen nicht.
noch eine Bedeutung. 2) Beim teilvorgespanntem Glas (TVG) wird ein ähnlicher
thermischer Prozess wie beim ESG angewandt. Durch die
Funktionsgläser: geringeren Druck Zug-Druck-Spannungsunterschiede
bricht dieses Glas in deutlich größere Einzelstücke.
(Sondergläser), hergestellt auf der Basis von Float- 3) Beim Verbund-Sicherheitsglas (VSG) werden zwei oder
glasqualitäten für die verschiedensten Einsatzge- mehrere Scheiben durch Kunststoffe zu einem Scheibenver-
biete, u. a. für bund zusammengefügt. Diese Kunststoffe sind entweder
• Gläser mit Sicherheitseigenschaften gegen- Folien oder seltener auch Gießharze (für die auch eine
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich ist) und haben zwei
über mechanischen Belastungen (Glasbruch,
Funktionen. Einmal sollen im Bruchfall die entstehenden
Absturzsicherung, Einbruchhemmung, Explosi- Bruchstücke nicht herausfallen können. Zudem soll durch
ons- und Beschusssicherheit, angriffhemmende eine Resttragwirkung die Fensteröffnung nach wie vor
Gläser). geschlossen bleiben, um z. B. das Abstürzen von Personen
oder den Durchbruch bei Einbruchversuchen zu verhindern.
VSG kann sowohl aus einfachen Floatscheiben als auch aus
ESG und TVG gefertigt sein. Die Resttragwirkung ist dabei
mit den großformatigen TVG-Bruchstücken verbessert.
396 5 Fenster

Verbund-Sicherheitsgläser lassen sich durch Für besondere Verglasungen kommen weiter


Schneiden, Bohren usw. bearbeiten. Bei Zer- in Frage
störung entstehen keine losen, scharfkanti- • mundgeblasenes Glas als Echtantikglas, Antik-
gen Glassplitter. Die Formbeständigkeit (Rest- glas, Butzenglas usw.
tragfähigkeit) hängt von der innen liegenden • sonstige Gläser wie z. B. Farbglas, Opakglas usw.
Kunststoff-Folie ab. In Verbund-Sicherheitsglas
können Schleifen aus Feinsilberdraht eingelegt
Mehrscheiben-Isolierglas (MIG)
werden, die bei Beschädigung über elektrische
Meldeanlagen Einbruchalarm auslösen (Wider- Für die Verglasung von Fenstern in Aufenthalts-
standsklassen usw. s. Abschn. 5.9). räumen kommen wegen der Anforderungen an
den Wärmeschutz heute nur noch Mehrscheiben-
Sicherheitsgläser – auch in mehrschichtigen
Isoliergläser in Frage.
Ausführungen – können auch Bestandteil von
Isolierverglasungen sein. Sie bestehen aus zwei oder drei mit 8 bis 24 mm
Scheibenzwischenraum (SZR) hintereinander lie-
Verbund-Gläser mit Gießharzverbund, beson-
genden Scheiben, die luftdicht miteinander ver-
ders wenn sie aus Glasscheiben unterschiedli-
bunden sind.
cher Dicke bestehen, werden auch für sehr wirk-
same Schallschutzverglasungen eingesetzt. Der Scheibenzwischenraum ist mit getrockneter
Luft, mit Edelgasen (Argon und Krypton) oder bei
• Gläser mit Sicherheitseigenschaft gegenüber
Schallschutzgläsern mit Schwergasen gefüllt. Das
erhöhten thermischen Belastungen (Brand-
früher meistens verwendete Schwefelhexafluorid
5 schutz).
Brandschutzgläser1) werden mit oder ohne Draht-
SF6 wird aus Gründen des Umweltschutzes immer
mehr vermieden.
netzeinlagen, mit höher liegendem Schmelz-
Im Gegensatz zu den offenen Doppelverglasungen
punkt oder als mehrscheibige Verglasungen mit
bei Verbund- und Kastenfenster ist die Trennung
Spezialzwischenlagen hergestellt. Sie können
des eingeschlossenen Gasvolumens von der Umge-
auf Grund besonderer Zulassungsbescheide im
bung die Voraussetzung für die Tauwasserfreiheit
Zusammenhang mit entsprechenden Fenster-
und den verbesserten Wärme- und Schallschutz.
und Türkonstruktionen für Feuerwiderstands-
klassen bis F90 verwendet werden (s. Abschn. Randverbund. Der Randverbund hat die Aufgabe
17.7 in Teil 1 des Werkes).
• die beiden Scheiben mechanisch miteinander zu
• Gläser mit besonderen lichttechnischen Ei- verbinden,
genschaften werden hergestellt z. B. als stark
• den Austritt der Gasfüllung im SZR zu verhindern
streuende, reflektierende, reflexarme, IR- und
und
UV-absorbierende Gläser (Sonnenschutzglas).
• den Eintritt von Feuchtigkeit in den SZR zu ver-
• Wärmeschutzgläser. Durch spezielle Beschich- hindern bzw. eingedrungene oder vorhandene
tungen wird der Gesamtenergiedurchlass, die Feuchtigkeit zu binden.
Lichttransmission oder der Wärmedurchgangs-
koeffizient derartiger Gläser beeinflusst. Der Randverbund2) der Isolierglasscheiben be-
• Gläser mit „selbstreinigenden“ (schmutzab- steht i. d. R. aus einem Metallprofil als Abstandhal-
weisenden) Oberflächen: Durch Beschichtun-
gen lässt sich die Oberfläche von Gläsern so 2) Die Kleb- und Dichtstoffe im Randverbund (s. a. ift-Richtlinie
beeinflussen, dass die Benetzbarkeit und damit DI-01/1, 2008 und DI-02/1, 03/2009) haben für die dauerhaf-
die Schmutzablagerung reduziert wird (s. auch te Sicherstellung der Funktion des MIG größte Bedeutung.
Abschn. 5.4.5 und 9.1 in Teil 1 dieses Werkes). Beim einstufigen Randverbund übernimmt eine Dichtebene
die Dichtheitsfunktion (Gas und Feuchtigkeit) sowie den
mechanischen Verbund. Bei der zweistufigen Ausführung
1) Bei Brandschutzgläsern kommen auch Verbundgläser (VG) des Randverbunds, welche die häufigste Art ist, werden
zum Einsatz. Als Werkstoffe zur Verbindung der Scheiben die Funktionen Dichten und Verbindung durch unter-
dienen hier Wasserglas und so genannte Hydrogele, die schiedliche Materialien sichergestellt. Als erste Dichtstufe
im Brandfalle aufschäumen und so die Übertragung der im Randverbund wird Butyl eingesetzt. Die äußere zweite
Brandwärme minimieren. Bei diesen Brandschutzgläsern Dichtstufe für den mechanischen Verbund wird durch
spricht man von F-Gläsern. Bei den weiteren VG steht Polysulfid, Polyurethan oder Silikon gebildet. Während
dagegen nicht die Sicherheitsfunktion im Vordergrund. Silikon unempfindlich gegenüber UV-Strahlung ist, ist die
Sie werden bei Schallschutzverglasungen oder auch für Gasdichtheit des Werkstoffs eingeschränkt. Polysulfide und
dekorative Zwecke eingesetzt. Es gilt deshalb genau zu Polyurethane müssen durch konstruktive Maßnahmen im
unterscheiden, ob derartige VG oder VSG zur Anwendung Glasfalz oder durch undurchlässige Emaille-Beschichtungen
gebracht werden muss und gebraucht wird. des Scheibenrands vor UV-Strahlung geschützt werden.
5.4 Verglasungen 397

ter, das mit feuchtigkeitsabsorbierenden Stoffen die thermische Trennung im Glasrandbereich da-
gefüllt sein muss, und einer einschichtigen oder mit erheblich verbessert. („Warme Kanten“, Bilder
heute meistens zweischichtigen Abdichtung. Die 5.43d–f) [6].
Außenkante wird mit Dichtungsmassen aus Thio- Außerhalb von Glasfalzen liegende Kanten von
kol, Silikon, Polysulfid oder Polyurethan geschützt Isoliergläsern (z. B. bei Stufengläsern) müssen ei-
(Bild 5.43). nen gegen UV-Einwirkung geschützten Randver-
Der Kanten von MIG insbesondere bei Abstands- bund haben.
haltern aus Metall stellen im Vergleich zur gesam- Das Gas im Scheibenzwischenraum von Isolier-
ten Scheibe eine Wärmebrücke dar. Bei der Ermitt- glasscheiben steht unter dem Druck der bei der
lung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffizienten Produktion herrschte. Werden die Scheiben nach
wird der Übergangsbereich zwischen Verglasung dem Einbau anderen Temperaturen und ande-
und Rahmen durch einen linearen Wärmedurch- rem Luftdruck ausgesetzt, kommt es durch
gangskoeffizient Ȍ (psi) berücksichtigt. Ausdehnung oder Volumenminderung der ein-
Um die Wärmebrückenbildung am Randverbund geschlossenen Luft zu Verformungen („Isolierglas-
der Isolierglasscheiben einzuschränken, wird der effekt“, Bild 5.44), der bei Dreifachscheiben be-
Abstandhalterrahmen aus Aluminium zuneh- sonders ausgeprägt sein kann. Bei großen Schei-
mend durch so genannte Warme-Kante-Systeme benformaten ist dieser Effekt – abgesehen von
(engl. warm-edge) abgelöst. Dabei werden an- optischer Verzerrung der Durchsicht in extremen
stelle der gut wärmeleitenden Aluminiumprofile Fällen – unbedenklich und muss als normal be-
Kunststoffe und Kunststoffprofile eingesetzt und trachtet werden.
5

5.43
Zweischeiben-Isolierglas (Standard Ausführungen)
a) einfach gedichteter Randverbund
b) doppelt gedichteter Randverbund
c) thermisch verbesserter Randverbund (Thermix®)

Zweischeiben-Isolierglas mit „Warmer Kante“


d) TPS Abstandsrahmen mit Butyl-Dichtband
e) System Intercept
f) Thermix Abstandshalter
5.43a 5.43b 5.43c
1 Spiegelglas
2 Abstandhalter (auch farbig lieferbar)
3 Trockenmittel
4 Dichtung
5 Versiegelung
6 Kunststoff
7 Edelstahl
8 Kunststoffabstandshalter mit eingearbeitetem
Trockenstoff, Butyl-Dichtband
9 Intercept Rahmen mit Butyl-Sekundärdichtung
10 Trockenmittel
11 Kunststoffabstandshalter mit Edelstahlfolie
12 Kunststoffperlen mit Trockenmittel 5.43d 5.43e 5.43f

5.44
„Isolierglaseffekt“ (schematisch)
a) bei Zweischeiben-Isolierglas
b) bei Dreischeiben-Isolierglas 5.44a 5.44b
398 5 Fenster

5.45a 5.45b

5.45 Funktionsverglasungen
a) Wärmedämm-Isolierglas (isolar neutralux®): sehr gute Wärmedämmung, hoher Energiedurchlass,
hohe Lichttransmission
b) Sonnenschutz-Isolierglas (isolar solarlux®): hohe Lichttransmission, niedriger Energiedurchlass,
sehr gute Wärmedämmung

5 Zu Problemen kann es bei kleinformatigen Iso- chen Verhältnissen durch Ausnutzung von Son-
lierglasscheiben kommen (z. B. bei Sprossenfens- neneinstrahlung Wärmegewinne zu erzielen.
tern, s. Abschn. 5.4.4) oder bei schmalen, langen • Sonnenschutzverglasungen werden mit Spezi-
Formaten. Weil sich solche Scheiben den Druck- algläsern oder edelmetallbeschichteten Gläsern
schwankungen nur schlecht anpassen können, mit besonderer Reflexionswirkung insbesondere
kommt es oft zu Glasbruch. gegen UV- und Infrarotstrahlung ausgeführt. In
Neben den Standardausführungen mit 2 oder 3 der Regel sind zusätzliche Beschattungen durch
Scheiben, Scheibendicken von 4 bis 8 mm, Schei- Sonnenschutzeinrichtungen vorzusehen (s. Ab-
benzwischenraum 6 bis 24 mm, werden Mehr- schn. 5.8 und 9.6 in Teil 1 dieses Werkes).
scheiben-Isoliergläser in verschiedenen Spezial- Sonnenreflexionsgläser als wärme- und schall-
ausführungen erzeugt: schützende Gläser haben oft besondere, ge-
Wärmeschutzgläser. werden mit farbneutraler stalterisch effektive spiegelnde Oberflächen.
Beschichtung aus Edelmetallen hergestellt. Sie Sonnenschutzgläser haben bei hoher Licht-
haben als Zweifach-Isolierglas eine Gesamt-Dicke transmission und guter Wärmedämmung
zwischen 18 und 24 mm bei einem Scheibenzwi- (Ug-Wert bei 0,7 W/(m2 K)) einen niedrigen
schenraum (SZR) von 10 bis 16 mm. Dreifach- Energiedurchlassgrad (g-Wert bis ca. 20%).
Isolierglasscheiben haben einen SZR von ca. Die Wirkungsweise von Wärme- bzw. Sonnen-
8 mm und sind insgesamt etwa 28 mm dick. schutzverglasungen sind in Bild 5.45 veran-
Der erzielbare Ug-Wert liegt bei normalen Isolier- schaulicht.
gläsern zwischen 1,8 und 3,0 W/(m2K), bei hoch- • Schallschutzverglasungen. Die Dicke der
wertigen Dämmgläsern zwischen 1,1 und 1,9 W/ Scheiben wird im Massenverhältnis auf die
(m2K). Der Energiedurchlasswert g liegt je nach jeweiligen Anforderungen abgestimmt. Der
Fabrikat etwa zwischen 45 und 75%. Scheibenzwischenraum beträgt 12 bis 24 mm.
Wärmeschutzgläser vermindern somit den Wärme- Es gibt die Schallschutzklassen 3 bis 5 (VDI 2719)
durchgang erheblich. Andererseits ist bei winterli- mit 37 bis 45 dB. Dabei werden oft Scheiben un-
chen Verhältnissen ein Wärmegewinn durch Son- terschiedlicher Dicke (6 bis 12 mm) oder auch
neneinstrahlung anzustreben (s. Abschn. 5.2.3). Es Kombinationen mit Verbundsicherheitsgläsern
ergibt sich somit bei den Anforderungen an Wär- verwendet (Bild 5.46).
meschutzgläser ein Zielkonflikt (s. a. Abschn. 9.1 in Der Scheibenzwischenraum hat in der Regel
Teil 1 dieses Werkes). eine Spezialgasfüllung. Bei besonderen Anfor-
Es wurden daher Verglasungen entwickelt, mit derungen z. B. an den Sonnenschutz sind auch
denen es möglich ist, einerseits Wärmeverluste Kombinationen mit anderen Funktionsgläsern
zu minimieren, andererseits jedoch bei winterli- möglich.
5.4 Verglasungen 399

5.46 Schallschutzverglasung
1 Floatglas
2 Floatglas mit Wärmeschutz-
Edelmetallbedampfung
3 Laminit-Verbundsicherheitsglas
4 Spezialfüllung (Argon, SF 6)

Zu beachten ist, dass bei Schallschutzmaßnah- ten Verglasungen ohne öffenbare Fenster kön-
men die Verwendung von Schallschutzgläsern nen Feuerwiderstandsklassen bis F90 erreicht
nur eine Teillösung darstellt. Die Schalldichtig- werden (Bild 5.47).
keit eines Fensters kann nur im Zusammenhang • Einbruchhemmende Verglasungen sind in
mit einer entsprechenden Fensterkonstruktion DIN EN 356 und DIN EN 1063 genormt (s. Ab-
und bei sachgerechtem Bauwerksanschluss er- schn. 5.9). Sie können mit Alarmanlagen kombi-
zielt werden (s. Abschn. 5.3). niert werden.
• Brandschutzglas. Bei Brandschutzverglasun- • Lichtstreuverglasungen1). Hierbei werden die
gen (DIN 4102-13) müssen die verwendeten Scheibenzwischenräume mit lichtstreuenden
Gläser immer im Zusammenhang mit den Um- Kapillareinlagen ausgefüllt.
rahmungen betrachtet werden. Die Angebote
der verschiedenen Hersteller haben in der Re- 1)
gel spezielle Zulassungen amtlicher Prüfstellen.
Zur Lichtstreuung wird häufig transparente Wärmedäm-
mung (TWD) wegen der guten Wärmeeigenschaften 5
Unterschieden werden F- und G-Verglasungen eingesetzt. TWD besteht aus einer Hohlkammerstruktur
(s. Abschn. 17.7 in Teil 1 des Werkes). aus Kunststoff, die hoch lichtdurchlässig ist. I. d. R. wird
TWD vor einer massiven, schweren Wand eingebracht,
Brandschutzgläser für G-Verglasungen (G30) damit der erhöhte solare Wärmeeintrag gespeichert und
können hergestellt werden als spezielle Ein- zeitverschoben an den Innenraum abgegeben wird. Der
scheiben- (ESG) oder als Verbundsicherheits- vielfach erforderliche Sonnenschutz und die relativ hohen
gläser (VSG) aus vorgespanntem Kalknatron- Kosten haben jedoch dazu geführt, dass TWD häufiger zur
Lichtstreuung bei der Tageslichtnutzung eingesetzt wird.
glas ohne oder mit Drahtgeflechteinlage. Aus Durch die Kapillareinlage zwischen zwei Glasscheiben
dem gleichen Material sind auch Isolierglas- sowie einem einschließenden Glasvlies lässt sich mit
scheiben verfügbar. TWD eine gleichmäßigere Lichtverteilung im Raum
Für F-Verglasungen gibt es Isoliergläser aus erzielen. Die Verglasung erreicht durch lichtstreuen-
de TWD eine Lichttransmission von 80%, ist jedoch
Kalknatronglas mit einer Gel-Zwischenfüllung nicht mehr klar durchsichtig. Problematisch beim
aus wasserhaltigen Salzlösungen (Gesamtdicke Einsatz von TWD ist die Überhitzungsgefahr, da die
36 bis 71 mm). Im Brandfall verdampft das Was- Kapillarglasscheiben i. d. R. nicht verschattet werden.
ser, und das Gel bildet einen opaken Hitzeschutz. Der einfache Systemaufbau von Lichtstreuverglasung er-
Andere F-Gläser bestehen aus mehrschichtigen zeugt relativ niedrige Investitionskosten. Der Einsatz sollte
jedoch auf Bereiche beschränkt bleiben, in denen entwe-
Verbundgläsern aus Kalknatronglas mit Zwi- der der Sichtbezug nach Außen keine Rolle spielt oder in
schenlagen aus Alkalisilikat, das im Brandfall zu denen sich Klarglasscheiben mit den undurchsichtigen
einer zähen, festen Masse aufschäumt. Mit fes- TWD-Scheiben abwechseln können, z. B. in Oberlichtern.

5.47a 5.47b 5.47c 5.47d 5.47e


5.47 Brandschutzgläser
a) Einfachglas (vorgespanntes Kalknatronglas), G 30, PYRAN®
b) Verbundsicherheitsglas (Kalknatronglas), G 30, FIRESTAR®
c) Isolierglas (vorgespanntes Kalknatronglas, Sekurit), je nach Dicke F 30 bis F 90, CONTRAFLAMM®
d) Spezial-Verbundsicherheitsglas, je nach Dicke F 30 bis F 90, PROMAGLAS®
e) Isolierglas mit Spezial-VSG-Scheiben, F 90, PYROSTOP®
400 5 Fenster

5.48 Sicherheitsglas (VEGLA – 5.49 Lichtlenkendes Isolierglas: 5.50 Stufengläser


Alarm-SEKURIT® ASR-Typ A) Lichtlenkung abhängig
1 Anschluss für Alarmauslösung vom Sonnenstand
(OKALUX Okasolar®)

Lichtstreuende Verglasungen schaffen diffuses einer Spannung können bei Bedarf die Eigen-
Licht und eine gleichmäßige Lichtverteilung im schaften der Verglasung dem je nach Tages-
Raum. Sie verhindern direkte Sonneneinstrah- oder Jahresverlauf wechselnden Licht- und
5 lung, sind aber nicht als Sonnenschutz wirk-
sam. Sie werden vielfach in Oberlichtbereichen
Energieeinfall angepasst werden (elektrochro-
me Gläser).
eingesetzt, um Blendungserscheinungen im Mit der gleichen Zielsetzung sind auch gaso-
fensternahen Bereich zu verhindern. chrome Gläser (farbveränderbare Gasfüllung
• Sichtschutzgläser werden mit Rasterdekoren im SZR) in der Entwicklung.
bedruckt oder mit Folien irreversibel beschich- Bei dem in Bild 5.49 gezeigten Isolierglas sind
tet (Dauersichtschutz). Neuere Entwicklungen lichtlenkende Lamellen je nach Anforderungen
können zwischen transparentem und trans- an der Anwendungsstelle fest eingebaut. Damit
luzentem bzw. undurchsichtigem (opakem) ist ein jahres- oder tageszeitabhängiger perma-
Zustand der Verglasung durch das Anlegen nenter Sonnenschutz möglich, und die Scheiben
einer elektrischen Spannung wechseln (elekt- können auch als Passiv-Solar-Element dienen.
rochrome Verglasung). Die Verglasung ist so-
mit reversibel je nach Anforderung transparent • Schaufensterverglasungen werden mit ent-
oder transluzent veränderbar einstellbar. spiegelten Isolierglasscheiben ausgeführt.
Ornamentgläser oder gesandstrahlte bzw. Bei fast allen Ausführungen sind Kombinationen
geätzte Gläser und auch „Michglas“1) haben mit Drahtgläsern, Ornamentgläsern und Sicher-
ebenfalls Sichtschutzeigenschaften. Je nach heitsgläsern (z. B. für Überkopfverglasungen)
Glasart und Hersteller werden Durchsichtklas- möglich.
sen zur Definition der Sichtschutzeigenschaf- Für den Einbau in Schrägverglasungen u. Ä. wer-
ten festgelegt. den Mehrscheiben-Isoliergläser auch mit falzarti-
• „Intelligente Gläser“ (s. a. Abschn. 9.2 in Teil ger Randausbildung geliefert (Stufengläser, Bild
1 diese Werkes): Zur Regulierung der Durch- 5.50). Die Spezial-Randverklebungen sind gegen
sichtigkeit aber auch zur Beeinflussung der Sonneneinwirkung beständig (UV-beständig).
Sonnen- und Blendschutzeigenschaften von
Verglasungen werden Beschichtungen oder Sonderformen. Alle Isolierglasscheiben werden
Füllungen des SZR mit reaktionsfähigen Gasen unter Berücksichtigung von Toleranzen, Falzma-
hergestellt. ßen, der zu verglasenden Öffnungen und der er-
In Verbundscheiben können Folien oder forderlichen Falztiefen auch in Sonderformen
Schichten mit Flüssigkristallen eingebettet („Modellscheiben“) geliefert, z. B. mit trapezför-
werden (thermotrope Gläser). Durch Anlegen migen oder halbkreisförmigen Zuschnitten und
auch in gekrümmten Formen (vgl. Bild 5.58).
1) Milchglas enthält als Sichtschutzglas neben den üblichen Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor-
Glasbestandteilen Zinnoxid, das für die milchige Färbung schriften der Hersteller für Falzabmessungen und
des Glases verantwortlich ist. Verklotzung zu beachten.
5.4 Verglasungen 401

Qualitätsprüfung. Für die Beurteilung der visuellen 5.4.2 Bemessung der Glasscheiben
Qualität von Mehrscheiben-Isolierglas bestehen
ausführliche Richtlinien des Instituts des Glaser- Bei der Fenster- und Türverglasung ist die Schei-
handwerks für Verglasungstechnik und Fenster- bendicke von der Scheibengröße abhängig sowie
bau, Hadamar [22]. Darin ist festgelegt, in welchem von der Lage der verglasten Außenfläche über
Umfang und in welchen Scheibenbereichen Glas- Gelände (Windlast s. DIN EN 1991-1-4, und DIN EN
fehler (kleine Einschüsse, Blasen, Kratzer) noch zu- 12 210).
gelassen sind.
Bei der Belastung von vertikal eingebauten Iso-
Keine Reklamationsgründe bei Isolierglasschei- liergläsern (z. B. durch Winddruck und -sog) wird
ben sind durch den luftdichten Zwischenraum zwischen
• Interferenzerscheinungen (Streifen in den Außen- und Innenscheibe ein Koppelungseffekt
Spektralfarben, hervorgerufen durch Planpar- bewirkt. Dadurch übertragen sich Belastungen
allelität von Scheiben), auf beide Scheiben, und die Scheiben wirken sta-
• Doppelscheibeneffekte (Spiegelungen und Ver- tisch als Gesamtsystem. Bei der Scheibendimen-
zerrungen durch prinzipbedingte Durchbiegun- sionierung kann von dieser Voraussetzung je-
gen der Scheiben infolge von Temperatur- oder doch nur bei gleich dicker Innen- und Außen-
Druckänderungen), scheibe ausgegangen werden oder wenn sich die
• Anisotropien (Irisationserscheinungen wie leichte Belastung einer dünneren Außenscheibe auf eine
Wolken oder Ringe an Einscheibensicherheits- dickere Innenscheibe abstützen kann (z. B. bei
dem typischen Aufbau von Schallschutzgläsern).
gläsern,
Für besondere Belastungsfälle sind genaue stati-
5
• Kondensatbildung auf den Außenflächen [27].
sche Berechnungen nötig. Die Glasindustrie gibt
Lagerung und Schutz vor dem Einbau. Isolier- für normal beanspruchte und vertikal eingebaute
glasscheiben dürfen nur stehend auf Unterlagen Verglasungen mit Isolierglasscheiben Empfehlun-
gelagert werden, die gewährleisten, dass keine gen in Form von Dimensionierungs-Diagrammen.
Beschädigungen entstehen. Beim Transport Für Schrägverglasungen (Überkopfverglasun-
muss darauf geachtet werden, dass keine Verwin- gen), die durch Wind, Schnee und Eigengewicht
dungen auftreten. belastet werden, sind besondere statische Nach-
Müssen Glasscheiben auf der Baustelle gelagert weise erforderlich.
werden, so sind sie in einem trockenen, regelmä- Eine Behandlung der speziellen Dimensionie-
ßig belüfteten Raum hochkant und mit Luftzwi- rungsverfahren würde den Rahmen dieses Werkes
schenraum aufzustellen. Staub mit Nässe schadet sprengen, und es muss auf die von allen Glas-
der Glasoberfläche. Auf dem Transport entstehen herstellern gegebenen Berechnungshilfen verwie-
zuweilen Scheuerflecken durch Aneinanderrei- sen werden.
ben feuchter Glasflächen. Sie lassen sich durch
geeignete Zwischenlagen vermeiden.
Ist eine vorübergehende Lagerung im Freien un-
vermeidlich, sind die Scheiben gegen Wärmeein- 5.4.3 Einbau von Verglasungen
strahlung zu schützen. Insbesondere bei Glaspa-
keten kommt es oft zu starker Erwärmung, die Über die Ausführung von Verglasungsarbeiten
zum Bruch insbesondere von Ornament- und enthalten die Vergabe und Vertragsordnung für
Drahtglasscheiben führen kann. Bauleistungen in VOB Teil C DIN 18 361 besonde-
Zu beachten ist auch, dass der Randverbund von re Bestimmungen.
Isolierglasscheiben empfindlich gegen UV-Strah- Außerdem geben die ständig überarbeiteten
lung ist. Schriften des Institutes des Glaserhandwerks
Bei Arbeiten mit Trennscheiben, Schweißbren- Richtlinien, z. B. über Glas-Abdichtungsmateriali-
nern und Sandstrahlgeräten müssen in der Nähe en, Klotzungen, Ganzglaskonstruktionen mit
gelagerte oder eingebaute Scheiben sorgfältig Glaszementverbindungen usw. [22–26].
geschützt werden. Oberflächenschäden durch Unterschieden werden
Funkenflug o. Ä. sind nicht reparierbar. • Verglasungen mit Dichtstoffen
• Verglasungen mit Dichtprofilen
• Verglasungen mit Dichtprofilen und elasti-
schen Dichtstoffen.
402 5 Fenster

Verglasungssysteme Dichtprofile. Bei Kunststoff- und Metallfenstern


Die Verglasung, d. h. die Verbindung des Glases werden i. d. R. Dichtprofile zur Glasabdichtung
an den Rahmen, hat zwei wesentliche Aufgaben. eingesetzt. Am häufigsten werden Dichtungspro-
Das Glas muss luft- und wasserdicht an den Rah- file aus der Gruppe der Elastomere (DIN 7863)
men angebunden werden. Weiterhin besteht die verwendet. Neben Silikonen sind die Synthese-
Möglichkeit bei spritzbaren Dichtstoffen durch kautschukarten Polychloroprene und EPDM
eine Klebeverbindung das Glas direkt mit dem (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk, früher APTK)
Rahmen zu verbinden um die mittragende und im Einsatz.
aussteifende Wirkung des Glases zu nutzen. Relevante Kennwerte für den Einsatz sind:
Für die Abdichtung der Fuge zwischen Glas und • der Wirkungsbereich, d. h. das Maß, auf welches
Rahmen können spritzbaren Dichtstoffe und/oder die Dichtung beim Gebrauch gepresst wird,
Dichtprofile eingesetzt werden. Während die • der dafür aufzubringende lineare Anpressdruck,
Dichtungsprofile bereits im „fertigen“ Zustand • das Rückstellvermögen, d. h. die Fähigkeit einer
eingebaut werden, werden die Dichtstoffe im Dichtung nach Belastung wieder in den Aus-
pastösen Zustand eingebracht und erhärten. gangszustand zurückzukehren und
Die Ausführung von Glasfalzen, der Einbau von • das Langzeitrückstellvermögen.
Verglasungen und die Ausführungsmöglichkei-
ten für die Abdichtung zwischen Verglasung und Zudem muss das Dichtprofil mit den angrenzen-
Rahmen („Verglasungssysteme“) sind in DIN 18 den Werkstoffen verträglich sein, um Beeinträch-
5 545 geregelt.
Es werden gem. DIN 18 545-3 (Tab. 5.63) unter-
tigungen der Dichtung aber auch der angrenzen-
den Werkstoffe zu vermeiden.
schieden Dichtprofile müssen auf das Fenstersystem abge-
• Verglasungssystem mit ausgefülltem Falzraum stimmt sein und die Dickentoleranzen der Schei-
(Va1) ben aufnehmen können. Es muss sichergestellt
• Verglasungssystem mit Glashalteleisten und sein, dass die Dichtprofile ohne Überdehnung
ausgefülltem Falzraum (Va2 bis Va5) und mit dem erforderlichen Anpressdruck einge-
baut werden.
• Verglasungssystem mit Glashalteleisten und
dichtstofffreiem Falzraum (Vf3 bis Vf5). Die Dichtprofile werden in die Rahmenprofile
bzw. Glasleisten eingerollt oder eingeschoben
Hierbei bedeuten: und beziehen den erforderlichen Anpressdruck
V Verglasungssystem entweder aus dem Profil-Eigendruck oder aus
a ausgefüllter Falzraum einstellbaren Druckelementen in den Glasleisten.
f dichtstofffreier Falzraum Die Dichtprofile müssen gegen Verschiebungen
1 bis 5 Beanspruchungsgruppen für Vergla- im Falz einwandfrei gesichert werden. Eckstöße
sung von Fenstern, Fensterwänden und müssen unbedingt dicht sein. Sie werden bei
Türen (s. Tab. 5.62). Elastomerprofilen durch Vulkanisierung verbun-
den. Bei anderen Materialien werden auch Keil-
schnitte ausgeführt, bei denen die Dichtlippen an
Verglasungen mit ausgefülltem Falzraum (Va) sind
den Knickstellen der Ecken nicht durchtrennt
nur noch in Sonderfällen (z. B. Reparaturvergla-
werden.
sungen) für Einfachverglasung möglich.
Die Profile sollen an Ecken keineswegs einfach
Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum (Vf)
herumgezogen werden.
sind Standardausführung für die Verglasung mit
Isolierglasscheiben.
Die Verglasung von Holzfenstern kann ausge- Bei Isolierverglasungen, die nicht mit Dichtprofi-
führt werden len eingebaut sind, werden die äußeren Fugen
zwischen Scheibe und Rahmen mit spritzbaren, in
• mit Vorlegebändern und Dichtstoff (Bild 5.51a)
der Regel transparenten Dichtstoffen geschlos-
• mit Kombinationen aus Vorlegebändern und sen. Diese Abdichtung bei Verglasungen wird in
Dichtstoff mit Dichtprofilen (Bild 5. 51b) der Praxis vielfach auch als „Versiegelung“ be-
• mit Dichtstoff ohne Vorlegebänder (Scheiben- zeichnet.
größen bis 6 m2 mit Kantenlängen bis zu 3 m)
(Bild 5. 51c)
• mit Dichtprofilen.
5.4 Verglasungen 403

5.51a 5.51b 5.51c


5.51 Verglasung von Holzfenstern mit dichtstofffreiem Falzraum (Dampfdruckausgleich nicht dargestellt)
a) mit Vorlegeband (außen oder innen) und Dichtstoff (Versiegelung)
b) mit Versiegelung außen; innen mit Dichtungsprofil
c) ohne Vorlegebänder mit Versiegelung (vergrößerte Nuten für Dichtstoff)

5.52a 5.52b 5.52c 5.52d


5.52 Verglasung mit Dichtprofilen 5
a) Aluminiumfenster (WICONA
b) Kunststofffenster (Kömmerling)
c) Holz-Aluminium-Fenster (Gutmann); Verglasung mit Dichtprofilen
d) Holz-Aluminium-Fenster (Gutmann); Verglasung mit Spritz-Dichtstoff und spritzbarem Dichtstoff

Dichtstoffe1). Überwiegend kommen bei Holz- Unbehandeltes oder nur grundiertes Holz bietet
fenstern elastische Dichtstoffe zum Einsatz. keinen geeigneten Haftgrund für Versiegelun-
Wesentliche Grundmaterialien für derartige gen. Holzfenster dürfen daher erst nach dem ers-
Dichtstoffe sind Polyurethane, Polysulfide und ten Zwischenanstrich verglast werden, der alle
Silikone. Diese verformen sich unter Einwirkung Verglasungsfalze überall gut decken muss. Je
einer äußeren Kraft und kehren am Ende der nach Untergrund muss zur Haftverbesserung ein
Krafteinwirkung wieder in ihre ursprüngliche Primer eingesetzt werden.
Form zurück. Ihre Dehnfähigkeit erreicht maximal Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen
25%, so dass die Fugen je nach Elementgröße mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit
und zu erwartenden Bewegungen ausreichend einem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass
bemessen werden müssen. eine hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der
Die Hersteller von Dichtstoffen ordnen ihre Pro- Versiegelungsfuge gewährleistet ist. Der Dicht-
dukte eigenverantwortlich entsprechend DIN stoff darf dabei nicht auf das Rahmenholz ver-
18 545-2 je nach Beanspruchbarkeit in die Dicht- schmiert werden, weil sonst die einwandfreie
stoffgruppen A–E (Tabelle 5.63). Ausführung von Schluss- oder Erneuerungsan-
Alle Dichtstoffe und Dichtprofile müssen im strichen unmöglich werden kann.
Sinne der DIN 52 460 (Fugen- und Glasabdichtun- Holzfenster können auch mit Dichtprofilen ver-
gen-Begriffe) verträglich sein. glast werden (vgl. Bild 5.52c). Die Dichtungspro-
file müssen jedoch mit Anstrich- und Imprägnie-
1) Polysulfide gibt es als Einkomponentenprodukt (Vernetzungs-
rungsmitteln verträglich sein.
zeit abhängig von der umgebenden Feuchtigkeit bis zu 4 Aluminiumfenster und Kunststofffenster werden
Wochen) und als Zweikomponentenprodukt (Verarbeitungs- ausschließlich mit Dichtprofilen verglast. Holz-
zeit 2–4 Stunden und Vernetzungszeit 4 bis 7 Tage). Aluminium-Fenster werden sowohl mit Dichtpro-
Silikonkautschuk ist ein Einkomponentenprodukt mit einer
wesentlich kürzeren Vernetzungszeit von 2 bis 4 Tagen.
filen als auch mit den Techniken für Holzfenster
Härtende Dichtstoffe wie Leinölkitt oder plastische Dichtstoffe verglast (s. Bilder 5.52a und b, 5.111 und 5.112).
wie Isolierglaskitt werden in der Praxis lediglich noch bei
Reparaturverglasungen oder im Bereich der Denkmalpflege
eingesetzt.
404 5 Fenster

Konstruktive Einzelheiten Für die Verglasung mit Sondergläsern (z. B.


Brandschutz- und Dachverglasungen, einbruch-
Glasfalze. Die Falzhöhe h muss mindestens be- hemmende Verglasungen), für Hallenbäder und
tragen bei einer größten Scheibenseite für andere besonderen Beanspruchungen gelten
spezielle Bestimmungen.
bis 350 cm: 18 mm
über 350 cm: 20 mm
Dichtstoff-Vorlagen
Selbstklebende elastische Dichtungsbänder
Der Glaseinstand i soll 12 mm nicht unterschrei- („Dichtstoffvorlagen“) dienen vor allem bei Holz-
ten, jedoch nicht mehr als 20 mm betragen. fenstern als Abstandhalter zwischen Scheiben,
Die Glasrandüberdeckung muss t 14 mm sein, Falzgrund bzw. Glashalteleisten und zum Aus-
darf aber 25 mm nicht überschreiten. gleich kleinerer Unebenheiten.
Die freie Glasfalzhöhe richtet sich nach der Klotz- Die Dicke der Dichtstoff-Vorlage variiert zwischen
dicke, muss jedoch t 5 mm sein. 3 und 6 mm.
Die Falzbreite richtet sich nach der Dicke der Ver- Das Maß a für die innere und äußere Dichtstoff-
glasungseinheiten und ist bei Isolierglasscheiben vorlage ist Tabelle 5.54 zu entnehmen.
mit mindestens 16 mm und bis ca. 28 mm anzu- Beim Einkleben der Vorlagebänder muss sorgfältig
nehmen. Hinzu kommen die Maße der Vorlegebän- darauf geachtet werden, dass ein Versiegelungs-
der bzw. Dichtprofile (Bild 5.53 und Tabelle 5.54). querschnitt von mindestens 3 x 5 mm verbleibt.
5

5.53a 5.53b 5.53c

5.53 Glasfalz, Abmessungen (DIN 18 545-1)


a) Verglasung in Holzrahmen mit freier Dichtstoff-Fase
b) Verglasung in Holzrahmen mit Glashalteleisten (Falzoberkante außen angefast oder auch ohne Anfasung)
c) Verglasung in Kunststoff- oder Metallrahmen mit Glashaltleisten
1 Verglasung a1 äußere Dichtstoffdicke e Dicke der Verglasung
2 Glashalteleiste a2 innere Dichtstoffdicke h Glasfalzhöhe
3 Dampfdruck-Ausgleichsöffnung b Glasfalzbreite i Glaseinstand
c Auflagebreite für Glasleiste

Tabelle 5.54 Mindestdicken der Dichtstoffvorlagen a1 und a2 nach DIN 18 545-1


5.4 Verglasungen 405

Dampfdruckausgleich Die Auflagebreite muss bei Holzausführung min-


Alle Verglasungen mit dichtstofffreiem Falzraum destens 14 mm betragen.
erfordern Öffnungen zwischen Falzraum und Glashalteleisten aus Holz müssen ebenso wie der
Außenluft zur Belüftung, zum Dampfdruckaus- Falzgrund vor dem Verglasen ausreichend durch
gleich und zur schadensfreien Abführung von Voranstriche geschützt sein, die mit den Dicht-
Tauwasser innerhalb der Fensterkonstruktion. stoffen verträglich sind.
Öffnungen zum Dampfdruckausgleich sind in
Vorkammern zu führen und dürfen nicht direk- Verklotzung
tem Winddruck ausgesetzt werden. Fensterflügel erhalten ihre Steifigkeit (Diagonal-
Wenn dieses bei Festverglasungen nicht möglich aussteifung) erst in Verbindung mit der Vergla-
ist, sind mit höchstens 60 cm Abstand Abdeck- sung. Zur einwandfreien Abtragung des Glasge-
kappen vor den Öffnungen anzubringen. Auf kei- wichtes auf den Rahmen müssen daher die Schei-
nen Fall soll der Dampfdruckausgleich zum In- ben „verklotzt“ werden (Bild 5.56).
nenraum möglich sein, da sonst mit überhöhtem In den Zwischenraum zwischen Scheibe und Falz-
Schwitzwasseranfall durch Wärmekonvektion im bett (vgl. Bild 5.53, Maße h bis g) werden mindestens
Falzraum gerechnet werden muss. 100 mm lange Abstandhalter („Klötze“) aus Hart-
Glashalteleisten müssen in der Regel an der In- holz, Hartgummi oder Neoprene eingeschoben, die
nenseite angeordnet werden. Wenn das in Aus- 2 mm breiter als die Dicke der Scheiben sein müs-
nahmefällen nicht möglich ist, z. B. bei Montage- sen. Bei besonders großflächigen bzw. schweren
problemen von großen fest verglasten Scheiben, Isolierscheiben ist die Klotzlänge zu vergrößern. 5
müssen die Glasleisten zusätzlich zum Rahmen Der Abstand der Klötze von den Scheibenecken
hin abgedichtet werden. muss mindestens eine Klotzlänge betragen. An
Glasleisten müssen abnehmbar sein und in Höchst- keiner Stelle dürfen die Scheiben den Rahmen
abständen von 35 cm geschraubt oder durch berühren, und es müssen starre Einspannungen
Klemmverbindungen o. Ä. gesichert sein. vermieden werden.

5.55a 5.55b 5.55c

5.55d 5.55e 5.55f

5.55 Möglichkeiten des Dampfdruckausgleiches


a) Fensterflügel aus Holz d) Kunststoff-Fenster
b) Festverglasung, Holzfenster e) Leichtmetallfenster
c) Sprossenfenster aus Holz f) Lage der Ausgleichsöffnungen bei Sprossenfenstern
406 5 Fenster

5.56 Verklotzungsprinzip
a) Verformung eines unverglasten Fensterflügels
b) erforderliche Druckdiagonale
5.56a 5.56b 5.56c c) Lage der erforderlichen Verklotzungen

5.57a 5.57b 5.57c 5.57d 5.57e 5.57f

5.57g 5.57h 5.57i 5.57j 5.57k

5.57 Verklotzen von Fensterscheiben (schwarz: Tragklötze; grau: Distanzklötze)


a) Drehflügel g) Wendeflügel, mittig
b) Drehflügel mit Sprossen h) Wendeflügel, außermittig
c) Drehkippflügel i) Hebe-Drehkipp-Flügel
d) Kippflüge l j) feststehende Verglasung
e) Klappflügel k) Horizontal-Schiebefenster
f) Schwingflügel

5.58 Verklotzung von Modellscheiben

Unterschieden werden Tragklötze (Scheibenauf- Für die Verklotzung von Modellscheiben sind in
lager) und Distanzklötze (Ausrichtung und Siche- Bild 5.58 einige Beispiele gegeben.
rung gegen Verschieben). Die Verklotzung darf den Dampfdruckausgleich
Die Verklotzung richtet sich im Einzelfall nach der und Wasserableitungen aus dem Falzraum nicht
Funktionsart der Fensterflügel und ist nach dem behindern. Bei glattem Falzgrund müssen bei
in Bild 5.57 dargestellten Prinzip vorzunehmen. dichtstofffreiem Falzgrund daher Klotzbrücken
5.4 Verglasungen 407

5.59 Verklotzung bei dichtstofffreiem Falzraum (Falzraumentlüftung nicht eingezeichnet)


1 Klotzbrücken

5.60 Verklotzung bei Schrägverglasungen

5.61a 5.61b 5.61c 5.61d

5.61 Verklotzungsfehler
a) Scheibe sitzt nicht voll auf c) falsches Falzraummaß durch „Klotzstapel“ ausgeglichen
b) Klotzmaterial ungeeignet für Scheibengewicht d) Klotzung behindert Falzbelüftung bzw. -entwässerung

verwendet werden. Stege und Nuten sind in ähn- • Einwirkung von der Raumseite (Feuchtigkeit,
licher Weise stabil zu überbrücken (Bild 5.59). Die mechanische Beanspruchungen)
Klötze müssen verkantungsfrei und vollflächig • Öffnungsart.
auf Scheibe und Falzgrund aufliegen.
Für die Auswahl der geeigneten Konstruktion gibt
Bei Schrägverglasungen muss der Falzgrund
die Tabelle 5.62, 5.63 und ift Rosenheim, Empfeh-
senkrecht zur Verglasungsebene liegen, damit
lungen [14].
eine einwandfreie Verklotzung möglich ist (Bild
5.60). Beispiel zur Anwendung von Tab. 5. 62:
Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor- Für einen 13 m hohen Verwaltungsbau sind an-
schriften der Hersteller für Verklotzung zu beachten. thrazitgraue Aluminiumfenster mit Mehrschei-
benisolierglas vorgesehen. Es handelt sich um
Einige häufig anzutreffende Verklotzungsfehler
Drehkippfenster. Die größte Flügelabmessung
zeigt Bild 5.61.
beträgt 1,20 m x 1,65 m.
Auswahl des Verglasungssystems 1. Öffnungsart:
Beanspruchungsgruppen Drehkipp ĺ BG 1
Die Auswahl der geeigneten Verglasungsbauart
2. Belastung von der Raumseite (normal oder er-
erfolgt auf Grundlage der Beanspruchungen,
höht):
denen die Fenster ausgesetzt sind, aus
normal ĺ BG 1
• Winddruck und -sog, abhängig von der Gebäu-
dehöhe (erforderliche Glasdicke s. Abschn. 5.4.2) 3. Beanspruchung aus
• Scheibengrößen (Kantenlänge, Rahmenmate- • Rahmenmaterial: Aluminium
rial, Dichtstoffvorlage) • Farbe: dunkel
5
Tabelle 5.62 Beanspruchungsgruppen zur Verglasung von Fenstern (DIN 18 545-3) 408
5 Fenster
5.4 Verglasungen 409

• Dichtstoffvorlage (gewählt): Bezeichnung. Verglasungssysteme sind mit den


5 mm ĺ BG 4 Kurzzeichen entsprechend Tabelle 5.62 und 5.63
• Kantenlänge: 1,65 m zu bezeichnen.
Höchste ermittelte
Beanspruchungsgruppe: ĺ BG 4 Beispiel: Bezeichnung eines Verglasungssystems
(V) mit dichtstofffreiem Falzraum (f) für
Erforderliche BG: Verglasung entsprechend die Beanspruchungsgruppe 3:
Verglasungstabelle ift Rosenheim: Verglasungssystem DIN 18 545 – Vf3
ĺ BG 4
Gewähltes Verglasungssystem: 5.4.4 Verglasung von Sprossenfenstern
Verglasungssystem
DIN 18 545-3 ĺ Vf 4 Neben der Problematik kleinformatiger Mehr-
Geeigneter Dichtstoff zur Versiegelung: scheiben-Isoliergläser (vgl. Abschn. 5.4.1) erge-
Dichtstoff DIN 18 545-2 ben sich für Sprossenfenster auch gestalterische
Schwierigkeiten, denn die heute erforderlichen
gemäß Tabelle 5.63 ĺD Falztiefen ergeben recht klobige Sprossenabmes-
sungen (Bild 5.64a). Sie können allenfalls durch

Tabelle 5.63 Verglasungssysteme (DIN 18 545-3)


5
410 5 Fenster

Profilierungen optisch etwas gemildert werden. 5.4.5 Schrägverglasungen


Bei Leichtmetall- und Kunststoff-Fenstern beträgt (Überkopfverglasungen)
die Sprossenbreite bei allen Systemen sogar ca.
70 mm (Bild 5.64b). Hinzu kommt, dass Sprossen- Für Eingangsüberdachungen, Pergolen, beson-
aufteilungen in der Regel zu einer erheblichen ders aber bei den überaus vielfältigen Formen
Verschlechterung des Schallschutzes der Fenster (z. B. wie in Bild 5.65) gebauter Glasarchitekturen
führen. für Erker, Glasvorbauten, Dachaufbauten und
Aus allen diesen Gründen wird auf verschiedene Wintergärten mit fest verglasten geneigten
Weise versucht, die Sprossen zwar optisch in Er- Dachflächen werden besondere Anforderungen
scheinung treten zu lassen, sie jedoch technisch an die Glaskonstruktion gestellt.
anders auszuführen. Bei Wintergärten und Glasvorbauten werden un-
Eine Verringerung der Sprossenbreite ist bei Holz- terschieden:
und Kunststoff-Fenstern möglich, wenn Leichtme- • unbeheizte Vorbauten (die passive Nutzung der
tallstege die Glashalteprofile verbinden (Bild 5.64c Sonnenenergie ist vorrangig; die gebildeten
und d). Der optische Eindruck von Sprossenfens- Räume sind für Pflanzungen oder als Wohnräu-
tern kann auch annähernd erreicht werden, wenn me nur bedingt geeignet),
bei durchlaufender Verglasung die Sprossenprofile
lediglich vorgesetzt werden (Bild 5.64e). Bei der Fa- • beheizte Vorbauten (die gebildeten Räume sol-
brikation der Verglasung können Sprossenprofile len ganzjährig oder in den Jahresübergangs-
zwischen die Scheiben gesetzt werden (Bild 5.64e zeiten als Wohnraum u. Ä. genutzt werden;
5 und f). Derartige Imitationen sind jedoch gestalte- sie müssen den Anforderungen der Energie-
risch überaus fragwürdig. einsparverordnung (EnEV) und DIN 4108 hin-
sichtlich des winterlichen und sommerlichen
Wenn Sonnen- oder Wärmeschutzgläser verwen- Wärmeschutzes entsprechen.
det werden, kann es durch unterschiedliche Er-
wärmung der Scheiben in der Fläche bzw. im ab-
geschatteten Sprossenbereich zu Spannungen in Konstruktiv sind bei Schrägverglasungen („Über-
den Gläsern kommen, die zum Bruch führen kön- kopfverglasungen“) zusätzlich zu den Anforderun-
nen. Abhilfe ist durch Erhöhung der Glasdicken gen an senkrechte Verglasungen und Fenster be-
oder durch Verwendung vorgespannter Gläser sondere Sicherheitsanforderungen zu berücksichti-
möglich. gen, insbesondere wenn derartige Konstruktionen
an öffentliche Verkehrsflächen angrenzen.
Die Bestimmungen für Überkopfverglasungen
wurden in den „Technischen Regeln für die Ver-
wendung von linienförmig und punktförmig ge-
lagerten Verglasungen (TRAV, TRPV) zusammen-

5.64a 5.64b 5.64c

5.64d 5.64e 5.64f


5.64 Sprossen
a) Holzsprosse, b) Leichtmetallsprosse, c) Holzsprosse mit Leichtmetallsteg, d) Kunststoffsprosse mit Aluminiumsteg,
e) imitierte aufgeklebte Sprosse („Wiener Sprosse“), f) imitierte eingebaute Sprosse
5.4 Verglasungen 411

5.65 Erker und Glasvorbauten

gefasst. Sie sind vielfach in den Bundesländern als derungen an die verwendeten Glassorten ge-
bauaufsichtlich zu beachtende Technische Be- stellt. Die Beurteilung von Risiken obliegt dem
stimmung eingeführt. Planer bzw. Auftraggeber.
In der Regel wird verlangt: Schrägverglasungen sollten mindestens 10° ge-
• Die Vorschriften für Wände, Decken und Dä- neigt sein, damit ablaufendes Niederschlagswas-
cher sind sinngemäß hinsichtlich Standfestig- ser sicher abgeleitet wird und auch am unteren
keit und Brandschutz zu beachten. Rand oder an Scheibenstößen über Profilvor-
Somit sind Berechnungen zur Standsicherheit
sprünge abläuft. 5
der Konstruktionen und der Verglasung auf Für Wintergärten, Erker und Anbauten an Aufent-
der Grundlage von DIN EN 1991-1 (Eurocode haltsräumen kommen nur Mehrscheiben-Isolier-
1) erforderlich. Es wird nach den bisherigen Er- verglasungen in Frage. Die Scheiben werden auf
fahrungen empfohlen, mit Hinblick auf die Ver- speziell für Schrägverglasungen entwickelten
glasung mit Mehrscheiben-Isoliergläsern (MIG) Aluminiumprofilen mit besonderen Falzentwäs-
dabei Durchbiegungen von höchstens 1/300 serungen und teilweise mit zusätzlicher Wärme-
der Spannweiten bei Konstruktionsteilen und dämmung eingebaut. Diese liegen auf Tragkons-
von 8 mm bei den Verglasungen anzustreben. truktionen auf oder sind Bestandteil von
speziellen Schrägverglasungssystemen aus Holz-
• Für Arbeiten, die von Dächern auszuführen
Aluminium-, Kunststoff- oder Aluminiumprofil-
sind (z. B. Reparaturen an den Verglasungen)
systemen.
müssen sicher benutzbare Vorrichtungen an-
gebracht sein. Für die Verglasung kann verwendet werden:
• Verglaste Flächen müssen gegen das Betreten • Verbundsicherheitsglas (VSG) aus Floatglas, PVB-
von angrenzenden Dachterrassen o. Ä. durch Folien als Zwischenschicht für Stützweiten bis
Umwehrungen gesichert sein. 1,20 m bei zweiseitiger Auflagerung ohne bes.
• Niederschlagwasser muss so abgeleitet wer- Nachweis oder Gießharz mit Nachweis,
den, dass benachbarte Bauteile nicht durch- • Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorge-
feuchtet werden. spanntem Sicherheitsglas (TVG). Dieses ist je-
• An öffentlichen Verkehrsflächen und über doch z. Zt. noch nicht als geregeltes Bauprodukt
Ausgängen können Sicherungen gegen das eingestuft und muss für den Einzelfall bauauf-
Herabfallen von Eis, Schnee oder Glasstücken sichtlich zugelassen werden (ZiE),
verlangt werden. • Drahtglas (für Verglasungen mit Stützweiten bis
• Bei Überkopfverglasungen an öffentlichen zu ca. 0,70 m),
Verkehrsflächen werden besondere Anforde- • Acryl-Stegplatten für Eingangsüberdachungen
rungen an die „Resttragfähigkeit“ der verwen- o. Ä.
deten Gläser gestellt. Es soll ausgeschlossen • Scheiben aus Einscheibensicherheitsglas (ESG)
werden, dass bei unvorhersehbarem Bruch von dürfen nicht für Überkopfverglasungen verwen-
Scheiben Menschen gefährdet werden. det werden.
Für Überkopfverglasungen im privaten Bereich
werden für einzelne Fenster mit einer Glasfläche Schmutzabweisende Verglasung. Bei allen
bis zu 2 m2 und einer Einbauhöhe von bis zu Schrägverglasungen muss wegen der unver-
3,50 m bauaufsichtlich keine besonderen Anfor- meidlichen Schmutzablagerung die Reinigungs-
412 5 Fenster

möglichkeit planerisch bedacht werden. Diese Feldgröße. Die Felder von Schrägverglasungen
Problematik kann künftig vielleicht durch den sollten möglichst ohne Quersprossen ausgeführt
Einsatz besonderer schmutzabweisender Gläser werden. Wenn das wegen der Größe der Baukör-
gemildert werden. Auf den Markt gekommen per nicht möglich ist oder wenn sich zu lange und
sind Spezialgläser mit Beschichtungen aus Titan- schmale – bauphysikalisch problematische (vgl.
dioxid. Diese lösen in Verbindung mit der Son- Abschn. 5.2) – Glasformate ergeben, müssen die
neneinstrahlung photokatalytische Reaktionen erforderlichen Verbindungsprofile so flach wie
aus, durch die organischer Schmutz zersetzt wird möglich sein. Durch die Neigung der Gesamtkon-
und durch Regenwasser leichter abgespült wird. struktion muss gewährleistet sein, dass sich kein
Derartige Scheiben können auch zu Isolierglas Niederschlagwasser an den Profilen aufstaut.
verarbeitet werden (z. Zt. Pilkington Activ TM®). Möglich ist auch die Ausführung notwendiger
Weitere Glasbeschichtungssysteme mit Selbstreini- Verglasungsstöße mit Hilfe von Stufenglas (Bild
gungseffekt s. Abschn. 9.1. in Teil 1 dieses Werkes. 5.71c).
Die Verglasung erfolgt in der Regel mit Dichtpro- Die seitlichen Wandanschlüsse werden wie bei
filen und dichtstofffreien Falzräumen. Fenstern ausgeführt.
Für den oberen Wandanschluss sind verschiede-
Besonderheiten bei der Planung. Grundsätzlich ne Systeme auf dem Markt, die den jeweiligen
ist bei der Planung von geschlossenen Vorbau- Neigungen der Schrägverglasung angepasst wer-
ten, Wintergärten usw. der Scheibeneinbau von den können (Bild 5.69).
5 außen zu berücksichtigen, da schwere und emp-
findliche Isolierglasscheiben kaum einwandfrei Dachrinnen. Bei schräg verglasten Flächen sind
über Kopf montiert werden können. Dachrinnen zwar oft formal störend, konstruktiv
Besonderes Augenmerk muss dem Dampfdruck- unbedingt ratsam und bei größeren Flächen un-
ausgleich und der Entwässerung der Falze ge- vermeidbar. Eine Ausführung mit Dachrinne für
widmet werden, damit der empfindliche Glasver- einen großen Wintergarten zeigt Bild 5.68.
bund der Isoliergläser keinesfalls ständig der Bei kleineren Erkern können die Übergänge von
Feuchtigkeit ausgesetzt wird. Die Falzräume von schräg verglasten zu senkrechten Flächen ohne
Querriegeln und Pfosten müssen dabei ein zu- Dachrinnen ausgeführt werden (s. Punkt c und f
sammenhängendes Entwässerungssystem bil- in Bild 5.70).
den (Bild 5.66 und 6.16). Wichtig ist dabei, dass Durch Profilüberstände sollte jedoch dafür ge-
durch entsprechend geformte Profile die Dich- sorgt werden, dass von Schrägflächen ablaufen-
tungsebene von der Entwässerungsebene ge- des Wasser möglichst weit vor den senkrechten
trennt ist (Bild 5.67). Jede – auf Dauer fast unver- Verglasungsflächen abtropft. Sonst sind starke
meidliche – kleine Undichtigkeit zwischen Scheibe Verschmutzungen unvermeidbar.
und Dichtprofil führt sonst zum Wassereinbruch in
den Innenraum.

5.67a 5.67b
5.67 Sprossenprofile mit Wasserführungsebene (RAICO®)
a) Sparrenprofil, Normal-Ausführung 1
b) senkr. Pfosten, Passivhausstandard
5.66 Falzentwässerung von Schrägverglasungen (UW d 0,8 W/(m2K)
5.4 Verglasungen 413

5.68 Traufdetail mit Regenrinne für Wintergarten 5.69 Wandanschlusssystem für Wintergärten o. Ä.
(Schrägverglasung hier mit nicht wärmegedämmten (RAICO AW 50)
Leichtmetallprofilen), WICONA, WICTEC 60

An den Traufen können Isoliergläser als Stufen- che – am besten außen liegende – Sonnenschutz-
glas ausgeführt werden. (Traufenfußpunkt in Bild einrichtungen ergänzt werden. Deren Wirkung
5.71; vgl. auch Bild 5.50, 6.13c, 6.19 und 6.25b wird durch Hinterlüftung wesentlich verbessert
und d). Es müssen jedoch Isoliergläser mit UV- (s. a. Abschn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes).
beständigem Randverbund verwendet werden. Außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen
In Bild 5.70 sind Schnitte für Glasvorbauten mit sollten durch automatische Steuerungen nicht
wärmegedämmten Aluminium-Profilen gezeigt. nur eine zu starke Sonneneinstrahlung verhin-
An den Knickpunkten werden verstellbare Profile dern, sondern auch bei Sturm, Regen oder Hagel
verwendet (Punkt f). wieder eingefahren werden.
Aussteifende Quersprossen können wie in Punkt Geschlossene Glasvorbauten müssen gut lüftbar
e ausgeführt werden. Für Sprossen, die größere sein. Die Lüftung kann durch automatisch ge-
liegende Glasflächen unterteilen, ist in Punkt g steuerte Ventilatoren, aber auch auf natürliche
ein Beispiel gezeigt. Weise durch Druckunterschiede und thermischen
Die wichtigsten Details für die Ausführung eines Auftrieb bewirkt werden. Eine natürliche Entlüf-
Wintergarten-Anbaues mit vorgehängter Dach- tung ist umso wirksamer, je größer der Höhenun-
rinne in Holzkonstruktion enthält Bild 5.71. terschied zwischen Zustrom- und Abluftöffnun-
Die Ausführung eines Verglasungsstoßes ist alter- gen ist. Der Querschnitt von Abluftöffnungen
nativ mit einem Sprossenprofil bzw. mit Stufen- sollte mindestens 1/6 der Grundfläche betragen.
glas gezeigt. Die Entlüftungsöffnungen sollen dabei etwa 1/3
größer sein als die Zuluftöffnungen.
Sonnenschutz. In der Regel erfordern verglaste Konstruktionen, an die keine besonderen Anfor-
Vorbauten einen Sonnenschutz. Innen liegende derungen hinsichtlich des Wärmeschutzes ge-
Sonnenschutzeinrichtungen sind zwar weniger stellt werden müssen, wie z. B. Vordächer u. Ä.,
aufwendig, aber kaum wirksam. Sonnenschutz- können mit Einfachverglasung (VSG) auf Walz-,
gläser (beschichtete Gläser) reichen für beheizte Voll- oder Hohlprofilen aus Holz, Stahl oder Alu-
Vorbauten nicht aus. Sie müssen durch zusätzli- minium ausgeführt werden (Bild 5.72).
414 5 Fenster

5.70g

5.70c

5.70f

5.70b

5.70e
5

5.70a

5.70d

5.70 Schrägverglasungssystem (WICONA WICTEG 50®)


a) Brüstungsanschluss
b) Brüstungsfeld mit Querriegel
c) und d) Knickpunkte, Ausbildung mit verschweißten Profilen
e) Querriegel
f) Knickpunkt, Ausbildung mit verstellbaren Profilen
g) Quersprosse
5.4 Verglasungen 415

5.71c

5.71d

5.71e
5
5.71b

5.71a
5.71 Anbau (Wintergarten) in Holzausführung, Überkopfverglasung mit Stufenglas an der Traufe (innere Scheibe VSG)
a) Traufe mit Regenrinne, Stufenglasabschluss
b) Quersprosse
c) Glasstoß mit Stufenglas
d) Glasstoß mit Stufenglas in einer Ebene
e) Schnitt Wandanschluss
416 5 Fenster

5.72a

5.72b 5.72b
5.72 Schrägverglasung mit Einfachverglasung
a) Holzunterkonstruktion; Verglasung aufgelegt auf 1 Aluminiumkonstruktion
Kunststoffprofil (Nutungen mit Verbindung zur Außenluft) 2 Tragprofil
b) Stahlrohr-Unterkonstruktion 3 Querverspannung
c) Vorgefertigte Eingangsüberdachung (SCHÜCO Top Sky 1)

5
5.5 Beschläge Schwingflügel sollen Sicherung gegen völliges
Umschlagen z. B. durch Winddruck aufweisen.
5.5.1 Allgemeines Bedienungsgriffe müssen in günstiger Greifhöhe
liegen. Für Rollstuhlbenutzer sollen sie nicht hö-
her als 1,05 m liegen.
Für die Ausführung von Beschlagarbeiten ist DIN
18 357 (VOB Teil C) maßgebend. Daneben sind Ebenso ist auf einen Sicherheits-Mindestabstand
Europäische Normen wie DIN EN 1935 für Baube- zwischen äußerster Flügelrahmenkante und inne-
schläge und DIN EN 12 365 für Dichtungen zu rer Leibung zu achten. Er beträgt je nach Beschlag
beachten. Güteanforderungen an Fenstergriffe 25 bis 50 mm.
regeln RAL-Prüfbestimmungen [30]. Die Beschläge müssen der Funktion, Größe und
Wesentliche Anforderungen an Beschläge sind: Beanspruchung von Fenstern oder Fenstertüren
entsprechend dimensioniert sein. Ihre Bauart vari-
• Dauerhaftigkeit (Bedienungszyklenanzahl, me-
chanische Belastungen) iert in Bezug auf die Fensterkonstruktionen (Holz-,
Holz-Aluminium-, Aluminium-, Kunststoff- oder
• Sicherheit bei unbeabsichtigter Fehlbedienung
Stahlfenster). Sie sind teilweise funktionsbedingt
• Sicherheit bei Angriffsversuchen = Einbruchhem- „aufliegend“, d. h. äußerlich sichtbar auf Flügel-
mung oder Blendrahmen montiert wie Bänder, Ausstell-
• Wartung und Pflege (Justage, Schmierung) scheren u. Ä. Im Übrigen sind sie in der Regel
• Ausstattung (Antriebe, Bedienmöglichkeiten, Zu- „verdeckt“, d. h. innerhalb von Ausfräsungen im
satzfunktionen, Zubehör) Falzbereich von Holzfenstern oder in Hohlräumen
In der DIN 18 357 werden nur allgemeine Hinwei- von Kunststoff- oder Metallprofilen eingebaut.
se gegeben. Während die Funktionsart der Beschläge sowie die
So müssen z. B. Scheren von Kipp- oder Klappflü- Gestaltung der Bedienungselemente (z. B. Form
geln aushängbar sein, Eckscharniere u. Ä. und und Farbe von Bedienungsgriffen vom Planer fest-
Öffnungsbremsen nachstellbar sein usw. gelegt werden, wird die Wahl der Beschlagskonst-
Im Übrigen müssen alle Beschläge so beschaffen ruktionen in den meisten Fällen abhängig von
sein, dass auch bei nicht sachgemäßer Bedienung Fenstergröße (Gewicht), Beanspruchung und
Gefahren ausgeschlossen sind. So müssen z. B. Zweck vom Fensterhersteller getroffen.
Drehkipp-Beschläge gegen Fehlbedienung mit Dabei ist die Auswahl der Beschlagfabrikate weit-
möglichem Herausfallen des Flügels gesichert gehend abhängig von den bei den Fensterherstel-
sein. Schiebetürbeschläge für schwere Flügel lern jeweils vorhandenen Spezialwerkzeugen, Ein-
sollen kurz vor der Schließstellung blockieren. baulehren usw.
5.5 Beschläge 417

Alle Beschläge werden ständig weiterentwickelt Bohrungen in das Flügelholz hergestellt werden.
im Hinblick auf sichere und leichte Bedienbarkeit, Die Zapfen werden bei Holzfenstern direkt, bei
verbesserten Einbruchschutz, rationalisierten Ein- Metall- und Kunststoffprofilen in eingelassene
bau, möglichst vielseitige Verwendungsmöglich- Hülsen eingeschraubt und ggf. durch Stifte gesi-
keit von Teilelementen zur Reduzierung der Lager- chert (Bild 5.73 und Bild 5.74). Durch Heraus- oder
haltung usw. Hereindrehen der Bandteile können jederzeit –
Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, auch nachträglich – Justierungen vorgenommen
hier auch nur einigermaßen ausreichend alle kon- werden. Derartige Bänder gibt es in den verschie-
struktiven Varianten mit dem jeweilig aktuellsten densten Ausführungen, für schwere Flügel z. B.
Entwicklungsstand zu erwähnen. Im Rahmen die- mit mehreren Zapfen, mit Nylon- oder Kugella-
ses Buches kann nur ein allgemeiner Überblick ger, für Montagen bei beengten Platzverhältnis-
über die wichtigsten Bau- und Funktionsarten sen auch mit losem Stift.
gemacht werden. Die noch in Altbauten anzutreffenden Fitschbän-
der oder Fischbänder (französisch la fiche = Tür-
Konstruktionsmerkmale der Beschläge werden in
band), deren Bandlappen in Flügel- bzw. Blend-
diesem Abschnitt – weil leichter verständlich –
rahmen „eingestemmt“ oder mit Spezialsägen
überwiegend für Holzfenster dargestellt. Sie gel-
eingelassen wurden, werden nur noch im Rah-
ten sinngemäß aber auch für Fenster aus anderen
men der Denkmalpflege verwendet (Bild 5.75).
Materialien.
Für größere Fenster und -fenstertüren werden

5.5.2 Fensterbänder
besonders in Verbindung mit Boden-Türschlie-
ßern auch Zapfenbänder verschiedener Bauart
5
verwendet. Bild 5.76 zeigt den typischen Aufbau
Die bewegliche Verbindung der Fensterflügel mit derartiger Bänder, die mit exzentrischen Justier-
dem Blendrahmen wird bei Dreh- und Kippfens- buchsen nachstellbar sind.
tern durch die „Bänder“ gebildet. Dafür werden Fenstertüren werden mit Beschlägen wie bei
heute überwiegend Einbohrbänder verwendet, Fenstern in entsprechend verstärkter Dimensio-
für deren Zapfen mit Hilfe von Anschlaglehren nierung konstruiert.

5.73a 5.73b

5.73c 5.73d
5.73 Einbohrbänder 5.74 Einfräsband (HEWI)
a) Normalband für Fensterflügel
b) Band mit losem Stift
c) Band mit zweilappigem Tragteil
d) Schnitt durch die Fensterrahmen
418 5 Fenster

5.76a

5.75a 5.75b

5.76b

5.75 Einstemmbänder 5.76 Zapfenband (Prinzip)


(dargestellt sind Linksbänder, a) isometrische Darstellung
Rechtsbänder spiegelbildlich) b) Justierachse, in 4 Stellungen einsetzbar
a) mit festem Stift
b) mit losem Stift, rechts und links verwendbar
5
5.5.3 Fensterverschlüsse schlüssen dreht sich die Zunge des Einreibers in
das Schließblech in der Falzkante des Blendrah-
Fensterverschlüsse müssen gewährleisten, dass mens oder Pfostens (Bild 5.78). Von dem Anzug,
die Fensterflügel mit ihren Dichtungen beim der durch die oben konische Schlitzverbreitung
Schließen allseitig dicht an die Rahmen gezogen im Schließblech bewirkt wird, hängt das Dicht-
werden, so dass die in Abschn. 5.2 behandelten schließen im Rahmenüberschlag ab.
vielfachen Anforderungen erfüllt werden.
Einlassgetriebe
Kleine oder nur zu Reinigungszwecken öffenbare
Einlassgetriebe mit Stangenverschlüssen (Bild 5.79)
Fenster haben in der Regel Drehflügel mit ent-
verriegeln das Fenster an 3 Stellen: Riegelstangen
sprechend einfachen Verschlüssen.
greifen oben und unten in Rollkloben und in der
Die meisten Fensterflügel werden mit Funktions- Mitte mit einer Zungen in ein Schließblech.
beschlägen, vor allem als Dreh- und Kippfenster
sowie in besonderen Fällen als Wende-, Schwing-, Kantengetriebe
Hebe-Schiebefenster u. Ä. ausgeführt. Die nur noch in der Denkmalspflege vorkommen-
Angestrebt wird es, alle Funktionen, wie Öffnen den Einreiber und Einlassgetriebe wurden durch
und Verriegeln des Flügels möglichst mit nur ei- Kantengetriebe ersetzt. Sie werden in Nutungen
nem Bedienungsgriff zu ermöglichen („Einhand- der Rahmenkanten eingebaut. Einseitige Kanten-
bedienung“). getriebe haben mehrfache Verriegelungen über
die ganze Höhe des Fensterflügels mit 2 bis 4 Zap-
Fenstergriffe (Oliven) fen, die in Schließbleche im Rahmen greifen (Bild
5.80). Die Sicherung der Fensterflügel gegen ge-
Betätigt werden die Fensterverschlüsse in der Re- waltsames Aufhebeln von außen können pilzför-
gel mit Drehgriffen („Olive“), die in den verschie- mige Verriegelungszapfen erheblich verbessern.
densten Gestaltungen und Oberflächenbehand-
Moderne Kantengetriebe verschließen mit Eck-
lungen auf dem Markt sind. Zur Verbesserung der
Umlenkungen die Fensterflügel allseitig an meh-
Einbruchshemmung gibt es verschließbare Dreh-
reren Stellen (vgl. Bild 5.81)
griffe (Bild 5.77c).
Die in Abschnitt 5.5.4 beschriebenen Funktions-
beschläge sind fast immer eine Kombination aus,
Einreiber Fensterverschlüssen nach dem Prinzip der Kan-
Einreiberverschlüsse werden nur für kleine einflü- tengetriebe mit speziellen Dreh- und Kipplagern,
gelige Fenster und ebensolche Fenster mit fes- Ausstellvorrichtungen, Öffnungsbegrenzungen
tem Mittelpfosten verwendet. Bei Einreiberver- usw.
5.5 Beschläge 419

5.77a 5.77b 5.77c


5.77 Fensteroliven (HEWI)
a) einfache Olive für kleinere Fenster
b) Oliven („Halbolive“) geeignet für Fenster mit Drehkippbeschlägen
c) verschließbare Olive

5.78 Einreiberverschluss
1 Führungsblech

5.79c

5.79a 5.79b
5.79 Einlassgetriebe 5.80 Kantengetriebe
a) Vorder- und Seitenansicht
b) Schließblech
c) Rollkloben
420 5 Fenster

5.5.4 Funktionsbeschläge Zunehmend kommen jedoch auch automatisierte,


i. d. R. in den Blendrahmen integrierte, dezentrale
Drehkipp-Beschläge Lüftungselemente mit Wärmerückgewinnungs-
Fenster mit Drehflügeln werden fast immer als funktion (WRG) oder auch Lüftungseinrichtungen
Drehkippfenster ausgeführt, die zur Lüftung nach mit Schallschutzfunktion zur Anwendung (s. auch
innen gekippt werden können. Abschn. 5.10).

5.81 Drehkippfenster-Beschlag (ROTO Centro 104®) mit zusätzlichen Mittelverschlüssen und mit verschließbarer Olive
mit Bohrschutz für erhöhte Einbruchhemmung)
5.5 Beschläge 421

In der Regel werden Beschläge mit Einhandver- möglichen bei Flügelgewichten bis etwa 350 kg
schluss eingebaut (Drehen, Kippen und Schließen große Flügelmaße infolge der statisch günstigen
des Fensters mit demselben Handhebel). Mit dem mittigen Aufhängung.
Handgriff werden durch umlaufende Verbindun- Bei der Bemessung der senkrechten Flügelrah-
gen die in der Regel allseitigen Kantenverriege- menteile muss sichergestellt sein, dass die Flügel
lungen ver- bzw. entriegelt und der Fensterflügel in geöffnetem Zustand nicht durchhängen, weil
in Kippstellung gebracht. dadurch die Isolierverglasung beschädigt wer-
Getriebe, Treibstangen, Ausstellschere und den würde.
Eckumlenkungen liegen in Aussparungen des Schwingflügelfenster lassen ein schnelles und be-
Flügelrahmens. quemes Öffnen großer Fensterflächen zu (Die
Eckumlenkungen werden durch Stahlbänder be- Drehlager ermöglichen eine Drehung um 180°, so
werkstelligt, in welche die Treibstangen jeweils dass die Außenfläche der Scheiben leicht von in-
eingehängt sind. nen aus zu reinigen ist. Die Drehung wird in jeder
Durch Ausstellscheren wird die Kippstellung be- Stellung gebremst und in der Endstellung durch
grenzt und der Fensterflügel am Rahmen gehal- Falzscheren begrenzt. Sie können durch Schlüssel
ten. Als Beispiel für viele ähnliche Konstruktionen entsichert werden, wenn der Flügel zum Reinigen
ist in Bild 5.81 ein Drehkippbeschlag gezeigt, der umgeschlagen werden soll.
für breite Flügel mit einer Zusatzschere ergänzt Besonderes konstruktives Merkmal von Schwing-
werden kann. flügelfenstern sind senkrechte Falzleisten, die auf
Die Beschläge werden in der Regel per Hand als der einen Seite des Drehlagers am Flügelrahmen, 5
letzter Arbeitsgang am fertigen Flügelrahmen auf der anderen Seite am Blendrahmen befestigt
montiert. Dabei sind bei den Beschlagsgarnituren sind.
Anpassungen durch Ablängen entsprechend den Einzelheiten eines Schwingflügelbeschlages
Flügelmassen erforderlich. zeigt Bild 5.82.
Weiterentwicklungen richten sich besonders auf
die Rationalisierung dieser Einbauarbeiten.
Wendeflügelfenster-Beschläge
Alle Drehkippbeschläge müssen Sicherungen
Fensterflügel mit hohen stehenden Rechteckfor-
gegen Fehlbedienung haben, die verhindern,
maten können als Wendeflügel ausgebildet wer-
dass die Flügel herausfallen können. Die meisten
den. Die Drehachse kann mittig und auch außer-
Beschläge weisen auch Sicherungen auf, die ver-
mittig liegen.
hindern, dass Flügel in Kippstellung von außen
bedient und geöffnet werden können. Wendeflügelfenster haben Falzleisten in den obe-
Bei sehr breiten Flügeln sind Beschläge günstiger, ren und unteren Anschlüssen an den Blendrah-
in denen die Bedienungsfunktionen (Öffnen men, die auf der einen Seite des Drehlagers am
durch Kippen bzw. Öffnen durch Drehen) ge- Flügelrahmen, auf der anderen Seite am Blend-
trennt sind. rahmen (Stock) befestigt sind.
Festgehalten sollte werden, dass der Einbau von Die Verriegelung der Flügel erfolgt ähnlich wie
Drehkippbeschlägen angesichts der immer stren- bei Drehkippfenstern durch umlaufende Kanten-
geren Anforderungen an den Wärmeschutz (s. getriebe.
Abschn. 5.2.4) und an die Fugendichtigkeit von Die wichtigsten konstruktiven Einzelheiten kön-
Fenstern bis hin zu der Forderung nach Einbau nen Bild 5.83 entnommen werden.
spezieller wärmesparender Lüftungseinrichtun-
gen (Abschn. 5.10) widersprüchlich ist. Schiebefensterbeschläge
Die Benutzer werden verleitet, ihre sehr subjekti- Schiebefensterflügel können senkrecht oder waa-
ven Lüftungsanforderungen oder sogar die Rege- gerecht verschoben werden, um große Öffnungen
lung der Raumtemperatur durch mehr oder freizugeben. Der Vorteil aller Schiebefenster be-
weniger langes Beibehalten der Kippstellung der steht vor allem darin, dass die geöffneten Fenster-
Fenster zu erreichen. flügel nicht in den Raum hineinragen.
Bei Vertikalschiebefenstern liegen zwei Flügel über-
Schwingflügelbeschläge einander. Die quer liegenden Flügelrahmen
Bei großen Flügelabmessungen werden Drehflü- sollten die im Rauminneren wichtigste Sichthöhe
gel zu schwer und unhandlich. Schwingflügel er- berücksichtigen.
422 5 Fenster

5.82d

5.82a

5.82e

5.82b 5.82c 5.82f


5.82 Schwingflügelbeschlag (Gretsch Unitas 5 B0, 7 B0, 10)
a) Ansicht von innen mit Schnittschema
b) Schnitte: A–B oberhalb Drehachse, C–D unterhalb Drehachse, E–F im Lagerbereich
c) senkrechter Schnitt e) Drehlager, geschlossenes Fenster
d) Falzschere f) Drehlager in 180°-Stellung

Oberer und unterer Flügel eines Vertikalschiebe- dass die gesamte Fensteröffnung frei wird. Die
fensters werden untereinander als Gegengewich- Flügel ruhen bei kleineren Fenstern auf Kunst-
te ausgenutzt. stoffgleitern, sonst auf Rollen. Die Dichtung der
Vertikalschiebeflügel, die in zwei Ebenen hinter- Flügel untereinander und gegen den Blendrah-
einander liegen, können mit einfacheren Beschlä- men wird durch Schleif- oder Pressdichtungen
gen geführt werden (schematische Darstellung in bewirkt.
Bild 5.84). Moderne Beschlagsgarnituren ermög- Türhohe Horizontalschiebefenster, z. B. als groß-
lichen es, die Schiebeflügel in geschlossenem flächige Terrassen- oder Balkonfenster werden als
Zustand in einer Ebene anzuordnen. Zum Öffnen Hebeschiebefenster ausgebildet. In der Regel be-
wird der untere Flügel zunächst in Kippstellung schränkt man sich auf eine nur teilweise Öffnungs-
gebracht und dann nach oben geschoben (Bild möglichkeit durch horizontal verschiebliche Fens-
5.84c bis e). ter- bzw. Fenstertürelemente, kombiniert mit
Für die Seilzugführung der Flügel wird ein kasten- feststehenden Elementen, die evtl. nur zu Reini-
artiger Raum im oberen Blendrahmen derartiger gungszwecken verschiebbar sein können.
Vertikalschiebefenster benötigt. In den unteren Rahmenteil der beweglichen Flü-
Auf eine Darstellung der aufwendigen Beschlags- gel sind Rollenwagen eingelassen, die auf Edel-
garnituren für Vertikalschiebefenster muss ver- stahlschienen der Fensterschwelle laufen. Beim
zichtet und auf Herstellerunterlagen verwiesen Öffnen wird gleichzeitig die Verriegelung des
werden. Fensters gelöst und der Flügel durch den Rollen-
Horizontalschiebefenster haben Flügel, die sich wagen angehoben so dass der Flügel seitlich be-
hintereinander oder seitlich hinter feststehende wegt werden kann.
Flügel oder in Mauerschlitze schieben lassen, so
5.5 Beschläge 423

5.83a 5.83c 5.83d 5.83e

5.83b

5.83 Wendeflügelfenster (Gretsch-Unitas 97)


a) Innenansicht und Grundriss
b) Schnitt A–B,
c) Schnitt C–D,
d) Schnitt E–F,
e) oberes und unteres Drehlager
1 Drehlager 3 Drehgriff
2 Regenschutzschiene R mit Dichtung 4 Verriegelungsgestänge

5.84a 5.84b 5.84c 5.84d 5.84e

5.84 Vertikalschiebefenster
a) einfache Konstruktion: geschlossen c) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geschlossen
b) einfache Konstruktion: geöffnet d) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: in Kippstellung
e) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geöffnet
424 5 Fenster

5.85a

5.85b
5.85 Horizontal-Schiebefenster in Holzzarge (mit Hebeschiebefenster-
beschlag von Gretsch-Unitas GmbH)
a) Horizontalschnitt
b) schematische Darstellung der Laufwagenanordnung mit
Hebevorrichtung
c) Vertikalschnitt (Flügeldicke t 50 mm)
1 äußerer Flügel 10 Deckrosette für einsteck-
2 innerer Flügel bare Handkurbel
3 äußere Falzleiste, mit Zarge 11 Vertikalfugendichtung
verdübelt 12 Lippendichtung der Ver-
4 Führung mit verriegeltem tikalfuge
Flügel 13 Gummipuffer
5 Dichtung 14 Schwinglasche, deren
6 Laufwagen oberes Lager den Flügel
7 Laufschiene um 5 mm anhebt
8 Dichtung der untersten 15 Leichtmetall-Rohrschwelle
Fuge mit aufgestecktem wärme-
9 Drehgriff dämmendem Kunststoffprofil 5.85c

Die Bodenschwelle von Holz-Hebeschiebefens- sind vielfache Kombinationsmöglichkeiten mit


tern wird von Aluminium-Rohrprofilen in wärme- normal öffenbaren Fensterflügeln oder festste-
gedämmter Ausführung oder mit rückseitig auf- henden Verglasungsflächen möglich. Auch kön-
gesteckten Kunststoff-Wärmedämmprofilen ge- nen derartige Kipp-Schiebeflügel vor seitliche
bildet (Bild 5.85). Wandflächen geschoben werden (Bild 5.86).
Insbesondere Fenstertüren werden vielfach mit Besteht bei ebenerdigen Bauten die Forderung,
Kipp-Schiebebeschlägen ausgeführt. Mit ihnen sehr breite Fenstertüröffnungen ohne verbleiben-
kann ein Flügel zur Lüftung gekippt werden. Der de Schwellen zu schaffen (z. B. große Terrassen-
Beschlag ermöglicht es jedoch auch, den Flügel fenster mit Durchfahrtmöglichkeit für Rollstühle,
parallel abzustellen und seitlich zu verschieben. Es Servierwagen u. Ä.), bilden vertikal versenkbare
5.5 Beschläge 425

5.86a 5.86b 5.86c


5.86 Kipp-Schiebebeschlag (HAUTAU HKS 180 ZE®)
a) Innenansicht eines Fensters mit Kipp-Schiebebeschlägen
b) unterer Flügel ausgestellt zum Verschieben
c) Beispiele für Kombinationsmöglichkeiten
5

5.87a 5.87b 5.87c 5.87d


5.87 Oberlichtöffner
a) Klappflügel öffner, Funktionsweise
b) Kippflügel schlag, räumliche Darstellung eines aufliegenden Oberlichtbeschlages (HAUTAU Zentrik 15®)
c) Kippflügelbetätigung mit gekröpftem Gestänge
d) Kippflügelbetätigung mit Umlenk-Antrieb (Gretsch-Unitas Ventus®)
426 5 Fenster

Fensterelemente eine zwar sehr aufwändige, aber


optimale Lösung.
Die – ggf. durch besondere Tragkonstruktionen
unterstützten – Fensterelemente werden durch
entsprechende Deckenschlitze in speziell geplan-
te Nischen oder Schlitze des Untergeschosses
abgesenkt. Neben den komplizierten, motorge-
triebenen Bewegungs- und Führungselementen
erfordern auch die bauseitigen Vorkehrungen 5.88 Flügelfalzdichtung, zusammengesetzt aus
(z. B. Entwässerungs-, Revisions- und Reparatur- unterschiedlichen Materialien (TwinTec®)
einrichtungen) einen erheblichen Kostenauf- 1 hochelastische Dichtlippe mit Schaumkern und
wand. Derartige Lösungen kommen daher nur für weicher Ummantelung
Ausnahmefälle in Frage. 2 weiche Dichtlippen
3 Harter Profilrücken

Oberlichtbeschläge
Oberlichtbeschläge dienen zum Öffnen von ein- unterteilt, auch die Ausstattung mit Schaumstof-
oder auswärtsgehenden Kipp- oder Klappflügeln, fen im Profilkern soll eine Verbesserung erzielen.
die nicht im Griffbereich liegen. Die Betätigung Alle Dichtungen müssen so eingebaut sein, dass sie
erfolgt durch Handhebel mit Gestänge oder leicht ausgewechselt werden können. An den Rah-
5 durch Motorgetriebe. Bei Oberlichtern, die Teil
eines größeren Fensters sind, ist das Gestänge in
menecken sind die Dichtungsprofile sauber auf
Gehrung zu schneiden, zu verkleben oder zu ver-
der Regel im Blendrahmen eingelassen ist. schweißen. Keinesfalls dürfen die Dichtungsprofile
Als Bedienungsraum muss für den Bestätigungs- nur um die Falzecken herumgezogen werden.
hebel 4 bis 4,5 cm Breite zwischen Flügelkante
Für größere Fensterserien können werkseitig her-
und Leibung eingeplant sein.
gestellte Dichtungsrahmen sehr wirtschaftlich sein.
Bei einzelnen hoch liegenden Oberlichtern wer-
den die sonst unvermeidbaren komplizierten auf- Für die verschiedenen Fensterbauarten sind vie-
liegenden Gestänge mit Umlenkungen besser le, meistens speziell entwickelte Profiltypen ent-
durch Elektroantriebe ersetzt. wickelt. Sie unterscheiden sich in den Einzelhei-
ten je nach Einsatz in Holz-, Metall- oder Kunst-
Die Ausstellscheren müssen sich zum Reinigen stofffenstern (s. Abschnitte 5.6). Unterschieden
der Fenster aushängen lassen (Bild 5.87).
werden Aufschlagdichtungen (bei Kunststoff-
und Aluminiumfenstern) und Mitteldichtungen.
5.5.5 Zubehör Die Dichtungsprofile bestehen meistens aus Neo-
prene (Polychloroprene), EPDM, PVC weich oder
Silikon und sind in der Regel homogene aus einer
Dichtungsprofile
Materialart hergestellt.
Um die Anforderungen an Fugendichtigkeit und
Schlagregendichtheit zu erfüllen, müssen alle In letzter Zeit wird jedoch versucht, die Eigen-
Fenster elastische Anschlagdichtungen bzw. Mit- schaften z. B. von Mittelanschlagdichtungen
teldichtungen zwischen Blend- und Flügelrahmen durch Materialkombinationen zu verbessern (Bild
haben. Diese müssen ausreichende Rückstellei- 5.88).
genschaften haben, hochelastisch und alterungs-
beständig sein.
Falz zwischen Flügel und Blendrahmen. In der 5.6 Ausführungsarten
Funktionsfuge zwischen Flügel- und Blendrah- und Konstruktionsbeispiele
men können ausschließlich Dichtungsprofile ver-
wendet werden. Es gelten hier die in Abschn.
5.4.3. enthaltenen Ausführungen zu den Dicht- 5.6.1 Allgemeines
profilen.
Dichtprofile spielen zunehmend bei der Verbes- Wenn man von Sonderanforderungen absieht –
serung des Wärmeschutzes eine Rolle. So werden wie z. B. besonders große Abmessungen oder
große Dichtprofile häufig in kleinere Kammern extreme Beanspruchungen (z. B. Fenster für Hal-
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 427

halb ist der Anteil der Holzfenster am Markt in


letzter Zeit stark zurückgegangen.
Die Erfüllung der neuen Anforderungen an den
Wärmeschutz ist zwar mit dem Rahmenmaterial
Holz grundsätzlich möglich, stößt aber an Gren-
zen. Neben genormten Profilen kommen daher
immer mehr Spezialentwicklungen auf den
5.89a 5.89b 5.89c
Markt, die die vielen guten Eigenschaften des
5.89 Profilsysteme (schematische Darstellung) Holzes kombinieren mit integrierten Wärme-
a) flächenversetzt dämmschichten1) (Bild 5.92) und mit Kunststoff-
b) einseitig flächenbündig und Aluminiumbauteilen (s. a. Holz-Aluminium-
c) Blockrahmen, auch „integrierter Flügel“
(Blendrahmen verdeckt außen den Flügelrahmen)
Fenster, Abschn. 5.6.3).
Grundsätzlich ist die Herstellung aller Fenster-
bauarten und Einbauarten (Bilder 5.3 bis 5.5) in
lenbäder) – können im Fensterbau fast alle Aufga- Holzbauweise möglich.
ben mit jeder Baustoffgruppe gelöst werden.
Für die Herstellung von Holzfenstern sind insbe-
Ebenso können Fenster in fast allen Materialarten sondere DIN 18 355, DIN 18 361 und DIN 68 121
oder -kombinationen nach den in Bild 5.89 sche- zu beachten.
matisch gezeigten Bauartsystemen und darüber
hinaus entwickelten Mischformen ausgeführt Bei der Bezeichnung werden unterschieden
werden. EV Einfachfenster und -fenstertüren mit 5
Die in den Abschn. 5.1 bis 5.5 behandelten allge- Einscheibenglas (Einfachverglasung)
meinen Anforderungen an Fenster und die dar- MIG Einfachfenster und -fenstertüren mit Mehr-
aus resultierenden konstruktiven Grundsätze scheiben-Isolierglas
gelten sinngemäß für Fenster aus allen in Frage DV Verbundfenster und -fenstertüren mit Ein-
kommenden Fensterbaustoffen. scheiben- und/oder Mehrscheiben-Isolier-
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen glas (Doppelverglasung)
vollständigen Überblick über alle Konstruktions-
und Gestaltungsmöglichkeiten im Fensterbau zu Holz
geben. In den nachfolgenden Abschnitten wer- Für die erfolgreiche Anwendung müssen ver-
den daher nur die besonderen Konstruktionsbe- schiedene Kriterien beachtet werden:
dingungen und -anforderungen für Fenster aus
• Auswahl der Holzart,
den jeweiligen Materialarten behandelt und eini-
ge typische Ausführungsbeispiele gezeigt. • Auswahl der Holzqualität und die
• Ausführung der Lamellierung
Holz für den Fensterbau muss die folgenden
5.6.2 Holzfenster Eigenschaften haben:

Allgemeines
1) Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass in lamellierten Fens-
Holz ist der älteste Rahmenwerkstoff für Fenster.
terkanteln auch Dämmstoffe und vergütete Hölzer mit
Rahmenquerschnitte und Holzverarbeitung wur- verbesserten technischen Eigenschaften integriert werden
den immer wieder neuen Anforderungen ange- können. Auch ist die Verwendung dekorativer Hölzer auf
passt. Die traditionellen Querschnitte von Rah- der Raumseite denkbar, die sonst im Fensterbereich nicht
men und Flügeln wurden dabei durch Metall- und einsetzbar sind. Für derartige mehrschichtige Aufbauten
Kunststoffprofile insbesondere für den unteren müssen ggf. umfangreichere Versuche zum Nachweis der
Gebrauchstauglichkeit erfolgen.
Rahmen/Flügelanschlag und für Dichtungen er-
Lamellierung von Holzfensterkanteln. Für die Klebeverbin-
gänzt oder durch völlig neue Bauarten ersetzt. dung der Keilzinken und der Lamellen untereinander ist ein
Holzfenster erfordern trotz ständig verbesserter Klebstoff D4 nach EN 204 „Klassifizierung von thermoplas-
Beschichtungssysteme gegenüber Kunststoff- tischen Holzklebstoffen für nichttragende Anwendungen“
vorzusehen. In der Regel werden auch hier PVAc-Leime
und Aluminiumfenstern eine intensivere Über-
eingesetzt. Die Temperaturbeständigkeit nach DIN EN 205
wachung der Rahmen-Außenflächen und je nach „Klebstoffe – Holzklebstoffe – Bestimmung der Klebfestigkeit
Beanspruchung eine Renovierung oder Erneue- von Längsklebungen im Zugversuch muss IJ80°C  7 N/mm2
rung der Oberflächenbehandlung. Vor allem des- betragen.
428 5 Fenster

Tabelle 5.90 Auszug aus der Liste der bewährten Holzarten

13 556

PSMN

PCAB

TSHT

AFXX

QCXE

TMIV

5 ENUT

PHWS

HEXN

Ferner gelten als geeignet: Pitch Pine, Carolina Pine sowie Wenge, Kambala (Iroko) und Sapeli-Mahagoni.

• Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einwirkun- durch Brandrodungen oder ungeeignete Verwen-


gen, insbesondere gegen Befall pflanzlicher dungen verloren geht. Andererseits gibt es auch
und tierischer Schädlinge große Bemühungen für einen forstwirtschaftlich
• Standfestigkeit auch bei wechselnden Feuch- geregelten, nachhaltigen Anbau, und die Einnah-
tigkeits- und Temperaturverhältnissen men aus Holzexport bedeuten für die Ursprungs-
• Verträglichkeit mit Anstrichen länder eine sehr wichtige Einnahmequelle für die
Entwicklung ihrer eigenen Wirtschaft. Ein Verwen-
• gute Verarbeitbarkeit.
dungsverbot für tropische Hölzer im Fensterbau
lässt sich daher nicht aufrechterhalten.
Nach den von der Gütegemeinschaft für Holzfens- Für Fenster werden deshalb jedoch zunehmend
ter und Haustüren e.V. [43] herausgegebenen auch einheimische bzw. europäische Nadelhölzer
Richtlinien sind die in Tabelle 5.90 aufgeführten wie Kiefern-, Fichten- und Hemlockholz verwendet.
Holzarten für den Fensterbau geeignet.
Die Qualitätsanforderungen für Hölzer zur Her-
stellung von Fenstern sind in DIN EN 942 festge-
Tropenhölzer. Zur Schonung der durch Raubbau legt. Man unterscheidet:
bedrohten tropischen Regenwälder wurden in
• Holz für Außenanwendung, deckend zu be-
manchen Bundesländern bei öffentlichen Bauten
handeln
Verwendungsverbote für tropische Hölzer erlas-
sen. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass • Holz für Außenanwendung, nicht deckend zu
nur ein recht kleiner Anteil (geschätzt ca. 5%) der- behandeln
artiger Hölzer für den Fensterbau verwendet wird, mit den Qualitätsklassen J 2, J 10, J 20, J 40 und
während nahezu die gesamte übrige Waldfläche J 50.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 429

5.91a 5.91b
5.91 Lamellierte Profile 5.92 Holzprofile mit Wärmedämmschichten
a) lamelliertes Holzfensterprofil
b) Keilzinkung

Die Rohdichte1) soll bei Nadelhölzern 0,35 g/cm3 ckenden Anstrichen sind Farbmarkierungen über
und für Laubhölzer 0,45 g/cm3 (Obergrenze den Ästen zu befürchten.
0,80 g/cm3) nicht unterschreiten, weil sonst der Profile aus Vollholz kommen kaum mehr zum Ein-
sichere Sitz von Beschlägen nicht zu gewährleis- satz. Üblich ist der Einsatz meist dreilagig lamellier-
ten ist. ter Fensterkanteln. Die technischen Qualitätsanfor-
Die Resistenz gegen Pilzbefall ist ein weiteres Kri- derungen an diese lamellierten Holzfensterprofile
terium für die Holzartenwahl. Sie hängt insbeson- erstrecken sich auf die Bereiche
dere von den Holzinhaltsstoffen ab, die vorwie- • Holzqualität in den Decklagen und im Kern be- 5
gend im Kernbereich des Stammes eingelagert züglich visueller Kriterien und Jahrringlage,
sind. Die Resistenz bzw. natürliche Dauerhaftig- • Qualität der Klebung bezüglich Dauerhaftigkeit,
keit einzelner Holzarten ist in DIN EN 350-2 ange- Feuchtebeständigkeit und Wasserdichtheit,
geben. Folgende Holzarten haben sich für den
Einsatz bei Holzfenstern bewährt: • Qualität der Keilzinkenverbindungen bezüglich
Wasserdichtheit
Fichte, Lärche, Kiefer, Douglasie, Hemlock (Nadel-
hölzer) sowie Eiche, Meranti, Teak (Laubhölzer).
Lamellierte Holzfensterprofile2). Lamellierte
Von den einheimischen Hölzern wird für die Fens- Holzprofile für Fenster („Kanteln“) bestehen aus 3
terherstellung am meisten Kiefernholz verwen- miteinander verleimten Lamellen. Dabei ist zu
det. Es ist besonders haltbar wegen seines relativ beachten:
hohen Harzgehaltes. Grundsätzlich, vor allem für
stark beanspruchte Stellen, sollte nur Kernholz • Leimfugen dürfen nicht direkt der Bewitterung
verwendet werden (z. B. untere Rahmenhölzer, ausgesetzt sein
Glasfalze). • Querschnitte müssen symmetrisch aufgebaut sein
• bei der Verarbeitung müssen enge Feuchtigkeits-
Zu beachten ist, dass unter Sonneneinstrahlung
toleranzen für die zu verleimenden Hölzer ein-
vor allem bei dunklen Anstrichen auf Kiefernholz
gehalten werden (13% ± 2%).
mit Harzaustritt gerechnet werden muss.
In wie weit bei Nadelholz Äste in Kauf genommen Im Übrigen sollten lamellierte Kanteln nur aus
werden, muss vor der Ausführung festgelegt wer- Produktionen kommen, bei denen eine ständige
den. Gegen fest eingewachsene kleinere Äste ist Güteüberwachung gewährleistet ist (Bild 5.91).
technisch wenig einzuwenden. Allerdings muss ihr Bei Verwendung in Fenstern mit deckender Be-
unterschiedliches Quell- und Schwindverhalten schichtung dürfen bei geklebten (lamellierten)
beachtet werden. Bei lasierenden Beschichtungen Profilen in den Klassen J 10 bis J 50 (DIN EN 942)
kann es zu Haftproblemen kommen und bei de-
2) Durch die Lamellierung kann bei Dreifach- oder Mehrfach-
profilen neben einer besseren Holzausnutzung eine optisch
1) Mit steigender Rohdichte nehmen die Festigkeit, aber bessere Qualität erzielt werden. In den Mittellagen können
auch das Quell- und Schwindmaß zu. Das „Stehvermö- Hölzer verwendet werden, die Eigenschaften nach DIN EN
gen“ charakterisiert das Verhalten des Holzes im Wechsel 942 aufweisen, aber nicht den optischen Anforderungen
klimatischer Bedingungen. Entscheidend dabei sind die des Auftraggebers entsprechen. Für Holzfenster kommen
Geschwindigkeit der Holzfeuchteänderung, das Verhältnis prinzipiell die angegebenen Sortierklassen nach DIN EN 942
von tangentialem zu radialem Quellmaß, die Jahrringbreite in Frage. Bei der Klasse J2 ist nach Norm keine Ausführung
und der Faserverlauf. Hölzer mit starken Zuwachszonen als lamellierte Kantel vorgesehen. Die Klasse J2 ist daher im
oder Faserabweichungen sind für Fenster ungeeignet. Regelfall für die einzelne (Deck-) Lamelle anzuwenden.
430 5 Fenster

Zubehör
Dichtungsprofile
Bisher übliche, einfache Holzfensterprofile haben
im Gegensatz zu Aluminium- und Kunststofffens-
tern keine Aufschlagdichtungen. Sie weisen in
der Regel nur eine Mittelfalzdichtung auf. Diese
muss umlaufend in einer Ebene eingebaut, in den
Ecken sauber auf Gehrung geschnitten und ver-
klebt bzw. verschweißt werden (Bild 5.93).
Für größere Fensterserien können auch werksei-
tig hergestellte Dichtungsrahmen eingesetzt
5.93b werden.
Bei Spezial-Rahmenprofilen von Holzfenstern
werden Aufschlagdichtungen ähnlich wie bei
Aluminium- und Kunststofffenstern eingesetzt
(Bilder 5.105 bis 5.107), um z. B. durch eine zweite
oder auch dritte Dichtungsebene die Fugendich-
tigkeit insbesondere hinsichtlich der Verbesse-
rung der Schallschutzqualität zu verbessern.
5
Wetterschutzschienen
Bei Holzfenstern werden die unteren Blendrah-
5.93a 5.93c
men mit Wetterschutzschienen kombiniert. Diese
5.93 Falzdichtung für 22 mm Falztiefe mit thermisch bilden den Anschlag für die Mitteldichtung und
getrennter Wetterschutzschiene und Endkappen leiten das aus den seitlichen Falzen ablaufende
(s. Bild 5.94c)
Schlagregenwasser ab. Sie wirken außerdem als
zusätzliche Winddichtung. Wetterschutzschienen
die Lamellen durch Keilzinkung gestoßen wer- werden für alle vorkommenden Falzmaße i. d. R.
den, jedoch nur wenn vom Auftraggeber zugelas- aus Aluminium und in verschiedenen Oberflä-
sen (Bild 5.91b). chenbehandlungen hergestellt. Sie werden auf
Zur Verbesserung der Wärmeschutzeigenschaf- den unteren Blendrahmen aufgeschraubt oder in
ten wurden Rahmenprofile entwickelt mit entsprechend gefräste Nute eingesetzt. Die Wet-
äußeren Schalen aus streichfähigem Nadelholz terschutzschienen können mit einer Abdeckung
und einem Kern aus recyceltem PU-Hartschaum der besonders durch Witterung beanspruchten
(Ultraline HPH 2®, Bild 5.92). unteren Blendrahmenteile kombiniert sein.

5.94a 5.94b 5.94c


5.94 Wetterschutzschienen (BUG)
a) Wetterschutzschiene mit thermischer Trennung 1 seitlicher Unterschnitt
b) mit Abdeckung des Blendrahmens 2 Dichtstege zur Wetterschutzschiene
c) Endkappe für b) 3 Möglichkeit zur Dichtstoff-Einspritzung
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 431

5.95a 5.95b
5.95 Rahmenanschluss ohne Wetterschutzschienen 5.96 Flügelabdeckprofil mit Endkappe (BUG)
(Altbauten, Denkmalschutz)
a) mit Entwässerungsrinne, seitl. sorgf. einzudichten
b) mit herkömmlichem Wetterschenkel
5
An den Innenseiten der Wetterschutzschienen ohne Wetterschutzschienen bzw. mit traditionel-
(und am Metall von Beschlägen) kann sich durch lem Wetterschenkel in Frage kommen (Bild 5.95).
unvermeidliche Undichtigkeiten oder durch die
Verbindung zu den Glasfalzkammern Tauwasser
niederschlagen. Dies kann zu Schimmelpilzbildung Abdeckprofile
oder Fäulnis am unteren Blendrahmen führen. Der Anstrich der unteren Flügelrahmenteile von
Wärmegedämmte Profile verringern diese Gefahr Holzfenstern ist in besonderem Maße der Bewit-
erheblich und sollten immer vorgezogen werden. terung ausgesetzt und bedarf ständiger Kontrolle
Wetterschutzschienen müssen gegen die senk- und ggf. der Erneuerung, damit die Versiegelung
rechten Blendrahmenteile sorgfältig abgedichtet der Scheiben nicht durch Feuchtigkeit hinter-
werden, damit kein Wasser in die Fensterecken wandert werden kann. Auf dem Markt sind Alumi-
dringen kann. Hierfür gibt es Profil-Endkappen nium-Abdeckprofile mit dazugehörigen Endkap-
aus formelastischem Material. Sie werden mit Un- pen. Unbedingt notwendig ist ein einwandfreier,
terschnitt in den seitlichen Falz eingebaut. Bei versiegelter Anschluss an die senkrechten Rah-
stark durch Witterungseinflüsse beanspruchten menprofile und an die Verglasung, damit jede
Fenstern muss zusätzlich Dichtstoff am Schienen- Feuchtigkeitsanreicherung unter den Abdeck-
anschluss eingespritzt werden (Bild 5.94). profilen ausgeschlossen bleibt (Bild 5.94b und
5.96).
Wasseraustrittsöffnungen (Querschnitt = 4/20 mm)
müssen durch eine Tropfnase vor direktem Wind-
anfall geschützt liegen. Türschwellen
Fenstertüren (s. a. Abschn. 5.3.6) müssen mit den
Fensterbänke unteren Blendrahmen an die erforderlichen äu-
Innere und äußere Fensterbänke sind allgemein ßeren Abdichtungen und innen an die Fußbo-
in Abschnitt 5.3.5 behandelt. Bei Holzfenstern ist denkonstruktionen bzw. an die innere Abdich-
zu beachten, dass Aluminium-Fensterbänke nur tung anschließen.
auf fertigem Anstrich und nicht direkt auf die Bereits geringfügige Ausführungsfehler können
Rahmenprofile geschraubt werden sollen, am bei Fenstertüren aus Holz zur Zerstörung der un-
besten in Verbindung mit abdichtenden, nicht teren Rahmenteile durch Fäulnis führen. Deshalb
voll am Rahmen aufliegenden Dichtungsbändern ist es besser, hier Metallprofile mit thermischer
(vgl. Bild 5.113). Trennung vorzusehen. Diese ergeben geeignete
Bei der Altbausanierung, besonders bei Auflagen Anschlussflächen für die erforderlichen Abdich-
des Denkmalschutzes kann eine Ausführung tungen (Bild 5.97).
432 5 Fenster

5.97
Untere Blendrahmen- 5.98
ausbildung für Kantenrundungen
Fenstertüren: zur Vermeidung
Kombination von von Schwachstellen
Aluminium- und in der Beschichtung
Kunststoff-Profilen und besseren
(Gaulhofer) Wasserabführung

Holzfensterprofile müssen völlig dicht und mit gut ausreichendem


Fensterprofile für die Herstellung von nach innen Leimauftrag hergestellt werden (Bild 5.99).
aufgehenden Dreh-, Drehkipp- und Kippfenstern Neben Zapfenverbindungen sind auch Dübelver-
5 sind in DIN 68 121-1 für Doppel- und Isolierver- bindungen zugelassen. Vorteilhaft ist eine mög-
glasungen festgelegt. lichst große Zahl von Dübeln an den Anschluss-
Wegen der gestiegenen Anforderungen an den stellen (Bild 5.100).
Wärmeschutz kommen nur noch die Profilgrup- Von verschiedenen Herstellern wurden vor allem
pen IV 68–92 in Frage. für nicht genormte Holzfensterprofile auch an-
Die Profilierung aller horizontal verlaufenden dersartige Eckverbindungen z. B. durch Geh-
Fensterteile wie Flügel- und Blendrahmen, Riegel rungsschnitte mit eingesetzten speziellen Ver-
und Sprossen sind mit einer Neigung von min- bindungsteilen entwickelt.
destens 15° auszuführen, damit Regenwasser – Für die bei den einzelnen Profilgruppen mögli-
ggf. auch bei gekippten Flügeln – rasch abfließt. chen Flügelabmessungen sind in DIN 68 121-1 An-
Profilkanten sind nach DIN 68 121-2 sorgfältig ab- gaben enthalten.
zurunden (Radius mindestens 2 mm), weil der Einige Ausführungsbeispiele für Fenster aus Pro-
durch Anstriche gebildete Schutzfilm an scharfen filen IV 68 gem. DIN 68 121-1 zeigen die nachfol-
Kanten geschwächt wird und dort zuerst Oberflä- genden Bilder 5.101 und 5.102.
chenschäden entstehen können (Bild 5.98).
Außer mit den gezeigten Norm-Profilen werden Fenstertüren müssen mit den unteren Blendrah-
moderne Holzfenster von verschiedenen Herstel- men außen an die erforderlichen Abdichtungen
lern auch mit speziellen Profilformen und Materi- und innen an die Fußbodenkonstruktionen an-
alkombinationen ausgeführt. (Holz-Aluminium- schließen. Dabei ist auf ausreichenden Abstand
Fenster s. Abschnitt 5.6.3). von Wasser führenden Außenflächen zu achten
Die Eckverbindungen der Rahmen1) sind in der Re- (s. Abschn. 10.7 in Teil 1 d. Werkes).
gel als Schlitz/Zapfenverbindung auszuführen. Bei Fenstertüren und bei fest verglasten Fenster-
Bei den für Holzfenstern heute erforderlichen elementen ist zur Verbesserung des Spritzwasser-
Holzdicken von t 68 mm kommen nur noch Dop- schutzes für die unteren Glasfalze sowie als
pelzapfen in Frage. Alle Zapfenverbindungen Schutz der Verglasungen gegen mechanische
Beschädigungen eine Verbreiterung der unteren
Blendrahmen- bzw. Flügelprofile sinnvoll. Dafür
1) Rahmenverbindung bei Holzfenstern. Für die Klebung werden gefälzte Profilkombinationen wie in Bild
der Rahmenverbindungen werden überwiegend PVAc- 5.101c und 5.102d verwendet. Wichtig ist, dass an
Leime mit Härterzusatz (D3 oder D4) verwendet. Bei den Stoßstellen keine zu engen Fugen entstehen,
sorgfältiger Ausführung der Klebung kann mit diesem in denen das Auftragen von Anstrichen proble-
Klebstoff neben einer ausreichenden Festigkeit auch
eine Abdichtung der Konstruktionsfuge erreicht werden. matisch wird und in denen sich Schlagregenwas-
Andere Klebstoffe auf Polyurethan- oder EPi-Basis werden ser stauen kann. Die Fugen sind insbesondere im
seltener eingesetzt. Eckbereich nach Bild 5.103 abzudichten.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 433

5.99b

5.99
Eckverbindung
a) Doppelzapfen, Schnitt
(1 Schnittebenen der Doppelzapfen)
b) Doppelzapfen, räumliche Darstellung
5.99a
5

5.100
Eckverbindung mit Dübeln

Ausfachungen. Mit nichttransparenten Füllungen Passivhausfenster. Mit Holzfenstern lassen sich


ausgeführte Teile von Fensterelementen können auch die hohen Anforderungen an den Wärme-
mit innen aufgesetzten oder eingesetzten Füllele- schutz von „Passivhäusern“ erfüllen (s. Abschn.
menten hergestellt werden. In jedem Fall ist eine 16.3 in Teil 1 des Werkes). Es werden dabei Drei-
Dampfsperre vorzusehen. Die Füllungen müssen fachverglasungen, Rahmenprofile mit hochwär-
hinsichtlich des erforderlichen Wärmeschutzes die medämmenden Kunststoffkernen, spezielle Dich-
gleichen Anforderungen wie die Fenster erfüllen tungen und wärmegedämmte Wetterschutz-
(Bild 5.104). schienen verwendet.

5.101a

5.101 Profile für Einfachfenster mit Isolierverglasung (DIN 68 121-1), Fortsetzung s. nächste Seite
a) Übersichten
434 5 Fenster

5.101 Fortsetzung

5.101b 5.101c 5.101d

5.101e 5.101f

5.101g 5.101h

5.101i

b) Schnitt E–E, Normalausführung


c) Schnitt E–E, verstärkter unterer Flügelrahmen für schwere Flügel oder Fenstertüren
d) Schnitt D–D, Fenster mit Riegel (Kämpfer)
e) Schnitt A–A (Bauwerksanschlüsse s. Abschn. 5.3)
f) Schnitt C–C, zweiflügliges Fenster ohne Mittelpfosten
g) Schnitt B–B, zweiflügliges Fenster mit Mittelpfosten
h) Mittelpfosten-Verstärkung für sehr hohe Fenster
i) Koppelung von Einzelfenstern zu Fensterbändern
(Fugenversiegelung bei zusammengesetzten Profilen s. Bild 5.103)
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 435

5.102a

5
5.102b 5.102c 5.102d
5.102 Schallschutzfenster IV78 nach DIN 68 121-1
a) Übersicht
b) Schnitt A–A
c) Schnitt B–B, Normalausführung
d) Schnitt B–B, Profilkombinationen für Fenstertüren o. Ä.

5.103
Fugenabdichtung bei zusammengesetzten Profilen
1 Abdichtung der Längsfuge außen mit Hinterlegung
(keine „Dreiflankenhaftung“!)
2 Abdichtung der Längsfuge innen durch vorkompri-
miertes Dichtungsband
3 Abdichtungen im Eckbereich (Versiegelungsmasse)

Beispiele für derartige Fenster mit Uw-Werten von schn. 5.2.3) verlängert in jedem Falle die Haltbar-
d 0,8 W/(m2K) zeigen die Bilder 5.105 bis 5.107). keit von Beschichtungen und die Nutzungsdauer
von Holzfenstern erheblich.
Oberflächenbehandlung Die früher allgemein geforderte Imprägnierung
von Holzfenstern mit Holzschutzmitteln gegen
Bei allen Anforderungen an Fenster sind die Maß- Pilz- und Insektenbefall ist nach DIN 68 800-3, An-
haltigkeit und eine angemessene Haltbarkeit von hang C, nicht mehr unbedingt erforderlich und
Holzfensterprofilen nur durch eine geeignete sollte nur bei besonders beanspruchten Fenstern
Oberflächenbehandlung zu erreichen. ausgeführt werden.
Holzfenster sind vor übermäßiger Feuchtigkeits- Eine Holzschutzbehandlung beugt gegen einen
einwirkung durch eine Beschichtung von ausrei- Befall mit Bläuepilz vor, der zwar die Haltbarkeit
chender Dicke zu schützen. Ein konstruktiver von Fensterhölzern zunächst nicht direkt beein-
Holzschutz durch „geschützten Einbau“ (s. Ab- flusst, aber immer zu Anstrichschäden führt [10].
436 5 Fenster

5.104a 5.104b
5.104 Brüstungen mit nicht transparenten Ausfachungen
a) Deckplatte innen aufgesetzt
b) Deckplatte innen in Rahmen eingesetzt

5.105 Fenster Niedrigenergie- 5.106 Passivhaus-zertifiziertes 5.107 Passivhausfenster


und Passivhausstandard Holzfenster (Variotec (GOLD Plus /Gutmann)
(Ultrapur S, Fa. Striegel, SANDWICHELEMENTE
Bad Saulgau) GmbH & Co. KG)
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 437

Notwendige Schutzimprägnierungen werden am Deckvermögen, Glanz) und Beanspruchungsbe-


besten im Tauchverfahren aufgebracht. Sie müs- dingungen (Klimafaktoren, Beschaffenheit des
sen auf jeden Fall verträglich mit nachfolgenden Untergrundes, Konstruktionsfaktoren), ein.
lasierenden oder deckenden Beschichtungen Vor dem Einbau sollen Holzfenster eine durch
sein. Tauchen oder Spritzen aufgebrachte Grundie-
Für die Oberflächenbehandlung der fertigen rung und einen Zwischenanstrich von t 30 μm
Fenster stehen filmbildende, deckende Beschich- Schichtdicke erhalten. Dieser sollte jedoch nicht
tungen oder lasierende, so genannte „offenpori- farblos sein, da sonst bis zur endgültigen Oberflä-
ge“ kombinierte Anstrich- und Holzschutzmittel chenbehandlung bereits eine Vergrauung eintre-
gem. DIN EN 927 für maßhaltige Holzbauteile zur ten kann, die vor dem Schlussanstrich abgeschlif-
Verfügung. fen werden müsste.
Von vielen Herstellern werden „Beschichtungs- Lasierende Anstriche müssen eine Trocken-
systeme“ 1) angeboten, bei denen die verschie- schichtdicke von mindestens 60 μm bis 80 μm,
denen notwendigen Anstrichschichten beson- deckende Anstriche eine solche von mindestens
ders aufeinander abgestimmt sind. 100 μm bis 120 μm aufweisen.
In Anlehnung an DIN 18 363 (VOB Teil C, Maler- Sonnenlicht, vor allem Strahlungen im UV-Bereich
und Lackierarbeiten-Beschichtungen), an die können an der Oberfläche von Holzfenstern zu ei-
Empfehlungen des ift Rosenheim, sowie des Ar- nem Ligninabbau mit Verfärbungen und Oberflä-
beitsausschusses „Bautenbeschichtungen“ im chenschäden führen. Helle lasierende Beschichtun-
Normenauschuss Beschichtungsstoffe und Be-
schichtungen (NAB) ordnen die Hersteller gem.
gen sind nur dann vertretbar, wenn diese in Abhän-
gigkeit von der verwendeten Holzart ausreichend
5
DIN EN 927-1 die Beschichtungssysteme ausge- pigmentiert sind.
nommen Holzschutz in eigener Verantwortung Farblose Lasuren bieten dem Holz keinen ausrei-
hinsichtlich vorgesehener Verwendung (Maßhal- chenden Schutz gegen UV-Strahlung und sind
tigkeit der Holzbauteile), Aussehen (Schichtdicke, daher für Außenanstriche nicht zu verwenden.
Besser sind mittlere und dunkle Lasurtöne.
1) Die Auswahl des Beschichtungssystems muss nach der Anhand der vom ift Rosenheim herausgegebe-
ift-Tabelle „Anstrichgruppen für Fenster und Außentüren“ nen Tab. 5.108 ist – unter Berücksichtigung der zu
in Verbindung mit Merkblatt HO.03 „Anforderungen an
Beschichtungssysteme von Holzfenstern und -Haustü- erwartenden klimatischen Beanspruchung – die
ren“ und HO.01 „Klassifizierung von Beschichtungen für Möglichkeit gegeben, die geeignete Anstrich-
Holzfenster und -Haustüren“ erfolgen. Eine manuelle gruppe auszuwählen. Die Tabelle dient lediglich
Beschichtung muss in Anlehnung an das BFS-Merkblatt zur ersten Einschätzung der möglichen Arten und
Nr. 18 „Beschichtungen auf Holz und Holzwerkstoffen im Anforderungen an Beschichtungen. In jedem Fall
Außenbereich“ und nach den Vorgaben der technischen
Merkblätter der Beschichtungsmittelhersteller ausgeführt sind zusätzlich die spezifischen Angaben und
werden. Erfolgt die Auslieferung der Fenster im Sonderfall Hinweise der Hersteller der jeweiligen Oberflä-
nur grundiert, dann müssen alle Holzteile vor ihrem Einbau chenbeschichtungssysteme bei der Auswahl der
zwischen- und endbeschichtet werden. Die Schichtdik- Beschichtung hinzuzuziehen.
ke der fertigen Beschichtung muss den Vorgaben der
Beschichtungsmittelhersteller entsprechen. Sie ist auf Zur Festlegung der Anstrichgruppe müssen be-
Anforderung nachzuweisen. kannt sein:
Nach DIN EN 460 ist bei den Resistenzklassen 1, 2 und 3 nach • Erstanstrich – E – oder Renovierungsanstrich – R –
DIN EN 350-2 kein vorbeugender chemischer Holzschutz
erforderlich. Für die Klassen 4 und 5 (z. B. Fichte, Kiefer- • Holzart
Splint, Hemlock) kann die Notwendigkeit eines vorbeugen- • Klimabeanspruchung
den chemischen Holzschutzes gem. DIN EN 460 oder Merk- • Farbton
blatt HO.06 bewertet werden. Auf einen vorbeugenden
chemischen Holzschutz kann durch eine entsprechende • Lasuranstrich oder deckender Anstrich
Vereinbarung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer In der Regel werden heute Holzfenster fertig be-
gemäß DIN 68 800-3, Anhang C verzichtet werden. Das für
den vorbeugenden chemische Holzschutz eingesetzte schichtet eingebaut. Sie müssen deshalb sorg-
Mittel muss ein geeignetes, auf den Verwendungszweck fältig gegen Verschmutzung insbesondere durch
bezogenes, gültiges Prüfzeugnis besitzen; entweder das nachfolgende Putzer- und Malerarbeiten ge-
RAL-Gütezeichen Holzschutz, oder eine DIBt-Zulassung. schützt werden.
Die Holzschutzbehandlung hat, soweit es die Größe der
Fensterelemente zulässt, im Tauch- oder Flutverfahren Während ihrer Nutzungsdauer sollten alle Fens-
zu erfolgen. Das gilt auch für Leisten. Bei größeren ter, insbesondere jedoch Holzfenster hinsichtlich
Teilen ist das Beschichtungsverfahren einzusetzen. ihrer Funktionsfähigkeit, vor allem aber ihrer
438 5 Fenster

Tabelle 5.108 Anstrichgruppen für Fenster und Außentüren (ift, Rosenheim)1)

Oberflächenbeschaffenheit regelmäßig inspiziert holungsanstrich darf der Altanstrich nur geringe


und gewartet, ggf. ausgebessert und nötigenfalls Anstrichschäden aufweisen und muss als An-
neu beschichtet werden. strichträger geeignet sein. Ist der alte Anstrich
Für die zu erwartenden Renovierungsintervalle zerstört, müssen die Anstrichreste entfernt und
gibt Tabelle 5.109 [42] einen Überblick. eine tragfähige Holzoberfläche wiederhergestellt
Bei der Ausführung von Renovierungsanstrichen werden. Die Einschränkung bei Nadelholz und
R ist zu unterscheiden zwischen Überholungsan- dunklem Anstrich ist zu beachten.
strich RÜ und Erneuerungsanstrich RE. Bei Über-
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 439

Tabelle 5.109

5.6.3 Holz-Aluminium-Fenster1) Auch aus Holz-Aluminium-Systemen lassen sich


alle Arten von ein- und mehrflügeligen Fenstern,
Fensterkombinationen und geschosshohen Ele-
In Holz-Aluminium-Fenstern ergänzen sich die
menten (s. a. Abschn. 6) herstellen.
guten Eigenschaften von Holz- und von Alumini-
umfenstern. Der Werkstoff Holz hat sehr gute Ei- Die Güteanforderungen müssen denen von Holz-
genschaften hinsichtlich der Wärmedämmung, bzw. Aluminiumfenstern entsprechen, sowie der
erfordert jedoch bei Fenstern eine ständige Über- „Richtlinie für Anforderungen und Prüfung des
wachung und ggf. Erneuerung vor allem des äu- Verbundes zwischen Aluminium- und Holzprofi-
ßeren Oberflächenschutzes. len von Holz-Aluminium-Fenstern RAL-RG 424/2“.
Für Ausschreibungen sollten die zusätzlichen
Holz-Aluminium-Fenster stellen eine Kombinati-
technischen Vertragsbedingungen des VFF-Ver-
on aus einer tragenden inneren Holzkonstruktion
band der Fenster- und Fassadenhersteller e.V.
und einer äußeren wetterschützenden Außen-
[31] beachtet werden.
schale aus Aluminium-Aufbauteilen dar.
Die Aluminiumprofile müssen auf der Holzkonst-
Damit entfallen die Probleme der Anstrichunter-
ruktion so aufliegen, dass eine Hinterlüftung
haltung von Holzfenstern weitestgehend.
(mindestens 7 mm Luftzwischenraum) möglich
Holz-Aluminium-Fenster werden besonders bei ist. Damit sich unter Temperatureinfluss die Alu-
solchen Objekten verwendet, wo bei bestem miniumteile gegenüber den Holzteilen frei bewe-
Wärmeschutz eine pflege- und unterhaltungsar- gen können, sind verschiebbare Laschenverbin-
me Außenschale und innen der besonders im dungen zwischen beiden Bauteilen erforderlich
Wohnungsbau oft gewünschte Materialcharakter (Bild 5.110).
des Holzes bevorzugt wird.
Es sind verschiedene Konstruktionsarten mög-
lich. So können die äußeren Aluminiumschalen
1) Oberflächenbehandlung von Aluminiumprofilen s. Abschn. auf Holzprofile nach DIN 68 121 aufgesetzt wer-
5.6.4 den (nach Austausch der Wetterschutzschienen
440 5 Fenster

5.110 Holz-Aluminium-Fenster, 5.111 Holz-Aluminium-Fenster 5.112 Holz-Aluminium-Fenster


Befestigung der Aluminium- unter Verwendung von mit speziellen Holzprofilen,
Außenschalen Holzprofilen nach DIN 68 121 äußere Glasleiste aus
(BUG Holz Plus®) Aluminium (aluvogt®)

5
(auch nachträglich auf bereits eingebaute Fens- Außer den in den voranstehenden Beispielen ge-
ter; Bild 5.111). zeigten Konstruktionen mit flächenversetzten
Bei den meisten Systemen werden die Holzprofile Blend- bzw. Flügelrahmenprofilen sind auch
jeweils speziell auf das Aluminium-System abge- Holzaluminium-Fenster in flächenbündiger Aus-
stimmt. Die Aluminiumprofile bilden die äußere führung möglich (Bild 5.115).
Glasfalzebene und werden mit Anschlagdichtun-
gen kombiniert (Bild 5.112). Wegen der auftreten- Schließlich können auch Aluminiumfensterflügel
den temperaturbedingten Längenänderungen mit Blendrahmen aus Massivholz kombiniert wer-
zwischen Holz- und Aluminiumprofilen werden in den. Für völlig neuartige Konstruktionsprinzipien
diesen Konstruktionen die Glasscheiben mit kann das in Bild 5.116 gezeigte Fenstersystem als
Dichtungsprofilen eingebaut. Auf der Innenseite Beispiel gelten. Die Fenster haben eine Außenan-
sind Verglasungen mit oder ohne Glasleiste (Bild sicht, in der lediglich der Aluminium-Fensterflü-
5.111 und 5.112) möglich. gel sichtbar ist. Relativ einfach gestaltete Holz-
Die Wärmedämmeigenschaften von Holz-Alumi- profile sind im Regelfall für alle Blendrahmen-
niumkonstruktionen können verbessert werden Seiten einsetzbar. Diese verdecken den außen
durch Verwendung von ausgeschäumten Alumi- liegenden Flügelrahmen, so dass eine gestalte-
nium-Profilen (Bild 5.111 und 5.112). risch sehr klare Formensprache gegeben ist.

5.113 Holz-Aluminium-Fenster mit speziellen Holzprofi- 5.114 Holz-Aluminium-Fenster mit ausgeschäumten


len, Glasleisten innen (Gutmann 4000®) äußeren Aluminiumprofilen (Gutmann Mira Therm®)
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 441

5.115 Holz-Aluminium-Fenster, 5.116 Aluminium-Holz-Kombinationssystem (Velfac®)


außen flächenbündig 1 Aluminium-Profil
(Gutmann) 2 Isolierverglasung mit „warmer Kante“
(Glasabstandhalter mit reduzierter Wärmeleitung)
3 Kunststoff-Glashalteprofil mit Anschlagdichtung
4 Inneres Rahmenprofil (Kiefernholz)

Konsequenz dieses Konstruktionsprinzips ist, dass • hochwertige Oberflächen bei vielfältiger Mög-
die Fensterflügel nur nach außen aufschlagen lichkeit der Oberflächenbehandlung,
können. Spezialbeschläge ermöglichen vielfache • Anspruchslosigkeit in Unterhaltung und Pflege
Öffnungsarten (Wende-, Senkklapp-, Schiebe- bei sehr hoher Lebensdauer,
Drehfenster usw.), die Lüftungs- und Reinigungs-
• große Herstellungsgenauigkeit der Profile
möglichkeiten gewährleisten.
und damit verbunden sehr geringe Toleran-
zen sorgfältig gefertigter Konstruktionen (z. B.
hohe Fugendichtigkeit),
5.6.4 Aluminium-Fenster • gute Bearbeitbarkeit,
• geringes Gewicht.
Allgemeines
Als Baustoff für Fenster und Fassaden hat Alumini- Aus diesen Eigenschaften ergibt sich die große
um als dauerhafte und hoch belastbare Fenster- Wirtschaftlichkeit von Aluminiumkonstruktionen
rahmenkonstruktion eine außerordentliche Be- im Fensterbau, obwohl die Investitionskosten ge-
deutung gewonnen. Aluminiumkonstruktionen genüber Fenstern gleicher Größe aus anderen
zeichnen sich aus durch Materialien zunächst höher liegen.
442 5 Fenster

5.117a 5.117b 5.117c 5.117d


5.117 Wärmegedämmte Aluminiumprofile (Darstellungen nach Hersteller-Unterlagen)
5 a) thermische Trennung durch Kunststoffstege mit Schaumstoff (Brökelmann Conform RG®)
b) thermische Trennung durch Kunststoffkern (RP-ISO-PURAL®-Sandwichprofil)
c) Verbundkonstruktion: Außenprofile mit Schaumstoffeinlagen (FWB, Serie WG 80 und WG200)
d) thermische Entkoppelung durch filigrane Trennprofile (WICONA WICLINE 77®)

Allerdings ist Aluminium hinsichtlich des Primär- versetzt, Fenster für den speziellen Bedarfsfall
energieinhaltes1) (PEI) ein Baustoff mit den höchs- zusammenzubauen.
ten Werten überhaupt, sofern nicht die 100% Die für die Fenster verwendeten Strangpresspro-
Recyclebarkeit sichergestellt ist. file werden überwiegend aus der Legierung
Im Allgemeinen werden Aluminiumfenster aus AIMgSiO, 5F22 (DIN EN 573, 1706 und 755) herge-
Halbzeugen hergestellt, die von verschiedenen stellt. Für die technischen Lieferbedingungen gilt
Herstellern als Profilsysteme, teilweise ergänzt DIN EN 12 020-1 und 2. In DIN EN 1999-1-1 sind
durch passendes Zubehör wie Bänder, Beschläge, Festigkeitswerte und zulässige Belastungen fest-
Dichtungen, Rollladenführungen usw. angebo- gelegt.
ten werden. Der Fensterhersteller wird anhand Die Anforderungen an den Wärmeschutz (s. Ab-
von speziellen Profilisten, Kombinationsvorschlä- schn. 5.2.3) können von Aluminiumfenstern nur
gen, Statik- und Bemessungstabellen sowie von bei mehrschaligem Profilaufbau erfüllt werden.
entsprechenden Bauanleitungen in die Lage

1) Der
Thermische Entkoppelung. Profilsysteme für
Primärenergieinhalt [MJ/kg bzw. kWh/m³] eines Bau-
stoffes gibt an, wie viel Energie für die Bereitstellung von
Aluminiumfenster werden fast ausschließlich als
Prozesswärme und/oder elektrischem Strom für die Roh- Aluminium-Kunststoff-Verbundprofile herge-
stoffgewinnung sowie Herstellung des Baustoffes benötigt stellt. Die innere und äußere Schale wird durch
wurde und bezieht den eigenen Heizwert der Rohstoffe mit Kunststoffstege oder Hartschaumkerne (Kunst-
ein. Der Primärenergieinhalt (PEI) bezieht sich auf alle Vor- stoffvergussmassen) thermisch getrennt („ent-
und Herstellungsprozesse bis zum lieferfertigen Produkt.
koppelt“). Weiterentwicklungen zielen besonders
Als Energiegehalte werden nur nicht erneuerbare Energien
berücksichtigt, erneuerbare Energieinhalte (Holz, Wasser, auf die Verbesserung der Wärmedämmeigen-
Sonne) bleiben unberücksichtigt. Je kleiner der PEI-Wert schaften und führen zu inzwischen sehr aufwän-
desto günstiger seine ökologische Bewertung. Je nach diger Mehrkammer-Gestaltung der Aluminium-
Möglichkeit der Recyclebarkeit von Aluminiumprodukten profile sowie zu äußerst filigraner Ausführung der
schwankt der PEI-Wert für Aluminium zwischen 230 MJ/ thermisch trennenden Kunststoffstege (Bild
kg (nicht recyclebar) bis 23 MJ/kg (100% recyclebar). (zum
Vergleich z. B.: Stahl 36-100 MJ/kg je nach Legierung, EPS/ 5.117). Die Kunststoffe, die hier zum Einsatz kom-
XPS/PUR um die 100 MJ/kg, Glas ca. 15 MJ/kg, Zementmör- men, sind in der Hauptsache faserverstärktes
tel 0,8 MJ/kg) Polyamid, Polyurethan und PVC. Es existieren
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 443

auch Ansätze, bei denen die thermische Tren- Dichtungen werden als Mitteldichtungen und
nung mit fachwerkartigen Edelstahl-Stegen her- Aufschlagdichtungen in verschiedenen Kombi-
gestellt wird. nationen je nach Profilsystem und Anforderun-
Mit dem so hergestellten Abstand von metalli- gen an die Fenster verwendet. Bei integrierten
scher Innenschale und Außenschale werden die Flügeln bilden das Verglasungsprofil gleichzeitig
wärmeschutztechnischen Eigenschaften verbes- Mittel- bzw. Anschlagdichtung.
sert, zugleich erhöhen sich allerdings die mecha- Mitteldichtungen werden in den Blend- oder Flü-
nischen Beanspruchungen (Schubbeanspru- gelrahmen allseitig in einer Ebene umlaufend
chungen) für das Profil. Diese mechanischen Be- eingebaut und liegen dabei außerhalb der Witte-
anspruchungen ergeben sich sowohl aus äußeren rungszone. In den Rahmenecken werden die
Einwirkungen (wie beispielsweise Wind) als auch Dichtungsprofile verklebt bzw. verschweißt.
aus dem Anstieg der Temperaturdifferenz zwi- Formal werden unterschieden flächenbündige,
schen Innen und Außen aufgrund einer Verbesse- flächenversetzte und „integrierte“ (Block-)Konst-
rung des Wärmeschutzes. ruktionen (vgl. Bild 5.89).
Für nichttransparente Füllungen (Paneele) gelten Wegen der mit Aluminiumprofilen möglichen sehr
die gleichen Anforderungen wie an die Fenster. feingliedrigen Falzanschläge ergibt sich keine
Auch bei Aluminiumfenstern müssen die Profil- technische Notwendigkeit eines Flächenversatzes
systeme eine Trennung von Wind- und Regen- zwischen Blend- und Flügelrahmen. Fast alle gän-
sperre (s. Abschn. 5.3.1) ermöglichen. Die Falze gigen Fenstersysteme haben deshalb außen eine
müssen den in Abschn. 5.4.3 genannten Anforde-
rungen entsprechen. Die Lage der verschiedenen
nahezu vollständig bündige Lage der Flügel.
Auf der Innenseite werden die Flügelrahmen in der
5
Beanspruchungs- bzw. Dichtungsebenen bei Alu- Regel „aufschlagend“ ausgeführt. Durch entspre-
miniumfensterprofilen ist in Bild 5.118 erläutert. chende Rahmen-Rücksprünge ist auch eine flä-
chenbündige Ausführung problemlos machbar.
Zwangsläufig ergeben sich jedoch breitere Rah-
men-Ansichtsflächen (Bild 5.119).

5.118 Beanspruchungs- bzw. Dichtungsebenen 5.119a


bei Aluminiumfensterprofilen
1 Ebene der Regensperren
2 Druckausgleichsebene
3 Windsperr-Ebene

5.119b

5.119 Aluminiumfenster in flächenbündiger Ausführung


SCHÜCO Royal S 70
a) Fensterflügel innen „aufschlagend“,
5.120 Aluminiumfenster in flächenversetzter Ausführung außen flächenbündig
SCHÜCO Royal S 65 AK b) Türflügel, flächenbündig
444 5 Fenster

5.121a 5.121b 5.121c


5.121 Aluminiumfenster mit Blockfügeln
a) Blockrahmen in Aluminiumausführung (ALCOA AA 610)
b) Blockkonstruktion in „Ganzglasausführung“ unter Verwendung von Stufenglas (SCHÜCO S 70SG)
c) Blockkonstruktion für Senkklapp-Fenster (nach außen öffnend)
unter Verwendung von Standard-Isolierglas (RAICOWING SK 50 R)

5 Aus formalen Gründen sind deshalb Systeme mit ben, dürfen auf andere Weise gegen Korrosion
außen deutlich flächenversetzten Rahmen auf geschützt werden.
dem Markt (Bild 5.120). Bei der Verarbeitung und beim Einbau sind die
Der gestalterische Wunsch nach möglichst „Einbaurichtlinien für Aluminiumfenster RAL-RG
schmalen Ansichtsflächen (vor allem im Zusam- 636/1“ zu beachten. Zusätzliche Vorschriften für
menhang mit Fassadensystemen (s. Abschn. 6 die Ausschreibung von Aluminiumfenstern hat
sowie 9.4 in Teil 1 dieses Werkes) führte zur Ent- der VFF-Verband der Fenster- und Fassadenher-
wicklung der Blockrahmen-Konstruktionen in steller e.V. [32] herausgegeben.
verschiedenen Bauarten. Bei ihnen ist der Außen-
anschlag des Blendrahmens so breit, dass der
Flügelrahmen vollständig dahinter angeordnet Konstruktion
werden kann. Die Glasdichtung kann dabei zu- Mit fast allen Bausystemen für Aluminiumfenster
gleich die äußere Anschlagdichtung bilden. Bei lassen sich die in Abschn. 5.1 beschriebenen
einigen Konstruktionen wird durch Verwendung Fensterbauarten herstellen sowie Sonderkonst-
von Stufenglas der Fensterflügel vollständig ver- ruktionen wie Schallschutzfenster (Bilder 5.124
deckt. Diese Konstruktionsart bringt auch erheb- und 5.125) und einbruchhemmende Fenster (s.
liche Vorteile im Hinblick auf die Wärmedämmei- Abschn. 5.9).
genschaften (Uf -Werte) der Fenster (Bild 5.121).
Schaufenster. Auch Schaufenster werden heute
Bauwerksanschlüsse sind nach den in Abschn. fast durchweg mit Standardprofilen hergestellt,
5.3.4 erläuterten Grundsätzen auszuführen. wie sie auch für übliche fest verglaste Fensterflä-
Dabei muss die im Vergleich zu Fenstern aus Holz chen verwendet werden. Zur Erleichterung des
oder Stahl größere Längenänderung infolge von Einbaus großer Scheiben liegen die Falze mit den
Temperatureinflüssen beachtet werden. Es sind Glashalteleisten hier jedoch in der Regel auf der
ausreichend bemessene Bewegungsfugen nicht Außenseite.
nur zwischen Aluminiumkonstruktion und Bau- Beim Zusammenbau der Fenster werden die Profile
werk sowie innerhalb von größeren Fenster- und zunächst in der notwendigen Länge zugeschnitten,
Fassadenelementen einzuplanen. Die Veranke- die notwendigen Aussparungen für Beschläge,
rungen müssen den Längenänderungen der Griffe, Verbindungsteile, Entwässerung usw. durch
Fensterkonstruktion folgen können (s. Abschn. Fräsen, Stanzen oder Bohren hergestellt und alle
5.3.3). Teile sorgfältig entgratet und gereinigt.
Alle Stahlteile von Unterkonstruktionen, Einbau- Die Eckverbindungen der Blend- und Flügelrah-
zargen, Befestigungsmitteln sind zu verzinken. men werden auf verschiedene Weise mechanisch
Nur Teile, die nach dem Einbau zugänglich blei- hergestellt oder stumpf geschweißt.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 445

5.122 Aluminiumfenster SCHÜCO Royal S 65®, Profilserie geeignet u. a. für Dreh-, Drehkipp-, Schwing- und Wendeflügel-
fenster und für Fenstertüren
5

5.123a

5.123b 5.123c
5.123 Aluminiumprofile für großformatige Fenster oder Fenstertüren (WICONA wicline 70®)
a) mit Verstärkung nach außen
b) mit Verstärkung nach innen
c) geteilt mit Dehnfuge
446 5 Fenster

5.124
Schallschutz-Verbundfenster, SCHÜCO Royal S 70®

5.125a 5.125b
5.125 Aluminium-Verbundfenster mit Blendrahmen-Bautiefe 125 mm (WICONA wicline 125)
a) beide Flügel öffenbar und mit Schallschutzverglasung
b) äußere Verglasung feststehend, innerer Flügel zur Reinigung öffenbar

5.126 Schiebe- bzw. Hebeschiebetür mit Blendrahmen-Bautiefe 120 mm (SCHÜCO royal S 120®)

Eckverbindungen1). Bei mechanischer Eckver- fixiert. Zusätzlich werden derartige Eckverbin-


bindung werden Spezialeckwinkel aus Aluguss dungen fast immer mit kalt aushärtenden Zwei-
(ggf. mit Justierungsvorkehrungen) in die Hohl- komponenten-Metallklebern geklebt und gleich-
profile der Rahmen eingeschoben und dort ein- zeitig abgedichtet. Mittels spezieller Spritzpisto-
gestanzt bzw. eingepresst oder durch verdeckt len kann der Kleber präzise dosiert und über
angeordnete Schrauben, Bolzen oder Keilstifte definierte Kanäle sowohl an die Innenflächen der
Eckwinkel als auch an die Gehrungsstöße der Alu-
1) Am Gehrungsstoß der Metallprofile wird mit PU-Klebstof- miniumprofile gebracht werden. Dadurch kann
fen eine Abdichtung der Fuge erreicht. Bei T-Verbindungen
an Pfosten und Riegel werden neben spritzbaren Dicht-
der Reinigungsaufwand an Profilen minimiert
stoffen an den mechanischen Verbindern auch Dichtungs- werden, die bereits eine fertige Oberflächenbe-
formteile aus Schaumstoffen oder Elastomeren eingesetzt. handlung aufweisen.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 447

5.127 Aluminiumtürenprofile mit Fingerschutz (Hueck SYSTHERM® 72 E)

Eckverbindungen durch Abbrenn-Stumpfschwei- Fingerschutz. Insbesondere bei Fenstertüren bil-


ßung werden für nicht vorbehandelte Profile an- den beim Schließen von schweren Flügeln die
gewendet. Nach dem Entfernen der Schweißgrate recht scharfen Profilkanten eine Gefahrenquelle.
und mechanischer Nacharbeit erfolgt die Oberflä- Für den Einsatz z. B. in Kindergärten gibt es des-
chenbehandlung in besonderen Arbeitsgängen. halb Spezialprofile, bei denen breite Anschläge
Aus der großen Fülle von Profilsystemen der zahlrei- aus Kunststofflippen die Verletzungsgefahr er-
chen Hersteller und der Vielfalt von Konstruktions- heblich vermindern (Bild 5.127).
arten sind ohne jeden Anspruch auf Vollständig- Als Sicherung gegen Quetschgefahren können
keit nachfolgend einige Beispiele dargestellt. vor allem bei schweren Fensterfügeln elektrischen 5
In Bild 5.122 ist eine typische Aluminiumfenster- Schließantrieben auch Miniaturschaltleisten in
bzw. Fenstertürkonstruktion für normal große Flü- Frage kommen. Diese bestehen aus Kontaktleis-
gelabmessungen gezeigt. ten, die in Dichtungsprofile integriert sind und
Große Flügel- oder Scheibenabmessungen können nötigenfalls eine Sofortabschaltung auslösen.
je nach gestalterischen Absichten innen oder au-
ßen liegende Verstärkungen (Bild 5.123a und b) Oberflächenbehandlung
und besonders bei langen Fensterbändern auch
Als Oberflächenschutz und Gestaltungsmittel
Trenn- bzw. Dehnungsfugen erfordern (Bild
von Aluminiumprofilen kommen Eloxalbehand-
5.123c).
lung (Anodische Oxydation) und Farbbeschich-
Für Fenster mit besonders guten Schalldämmeigen- tungen in Frage.
schaften stehen Konstruktionen zur Verfügung,
die in der Regel mit Spezialverglasungen oder
Verglasungskombinationen ausgeführt werden Eloxierung
(s. Abschn. 5.4.1). Sie können ausgeführt werden Die Oberflächen der im Strangpressverfahren
als Verbundfenster mit innerer Isolierverglasung hergestellten Rohrprofile werden zunächst durch
und Einfachverglasung außen sowie mit mehrfa- mechanische Bearbeitung (Schleifen, Bürsten,
chen Dichtungsanschlägen (Bild 5.124). Polieren u. a.) in Verbindung mit chemischen Ver-
Wesentlich höhere Schallschutzwerte lassen sich fahren (Reinigen, Entfetten, Beizen) oder allein
erzielen mit Konstruktionen, die mit dem alten durch chemische Verfahren (Beizen, Anodisation
Bauprinzip der Kastenfenstern (Bild 5.4) vergli- u. a.) vorbehandelt.
chen werden können (Bild 5.125). Das spätere Aussehen der fertig behandelten
In diesem Zusammenhang muss nochmals dar- Profile ist abhängig durch die Art der gewählten
auf hingewiesen werden, dass für die Wirksam- Vorbehandlung nach DIN 17 611:
keit von Schallschutzfenstern der richtige Einbau E0 ohne oberflächenabtragende
in die Rohbauöffnung von entscheidender Be- Vorbehandlung
deutung ist (s. Abschn. 5.2.6).
E1 geschliffen
In Bild 5.126 ist ein Schnitt durch den seitlichen
E2 gebürstet
Blendrahmen eines Schiebe- bzw. Hebeschiebe-
türenelementes dargestellt. E3 poliert
E4 geschliffen und gebürstet
E5 geschliffen und poliert
E6 chemisch behandelt in Spezialbeizen.
448 5 Fenster

Die Oxydschichten werden bei farblosen Eloxie- durch lösungsmittelhaltige Lackierungen („Nass-
rungen mit dem GS-/GSX-Verfahren erzeugt lackierung“). Vor der Beschichtung werden die
(Gleichstrom-Schwefelsäure bzw. Gleichstrom- Rohprofile nach DIN EN 12206-1 und nach RALRG
Schwefelsäure-Oxalsäure als Elektrolyt). Für elek- 631 (Stückbeschichtung von Bauteilen aus Alumi-
trolytische Einfärbungen wird die GS-/GSX-Ano- nium 12.2005) ähnlich wie bei der Eloxierung vor-
disation angewendet. behandelt.
Die erzielbaren Farbtöne werden nach den Richt- Nassbeschichtungen werden mit Zweikomponen-
linien des Eloxalverbandes bezeichnet mit tensystemen (Lack + Härter) mit Polyurethanla-
EV1 Naturfarben cken (auch als DD- oder PUR-Lack bezeichnet)
EV2 Neusilber durch ein- oder zweimaligen Spritzauftrag ausge-
führt. Die Schichtdicke beträgt 50 bis 80 μm. Der-
EV3 Gold artige Beschichtungen können mit hoher Farbge-
EV4 Hellbronze nauigkeit ausgebessert werden.
EV5 Dunkelbronze Pulverbeschichtungen (EPS) entstehen durch Farb-
EV6 Schwarz. auftrag in elektronischem Spritzverfahren von Po-
lyester- oder Polyurethanharzen, die anschließend
bei Temperaturen von 160 bis 200 °C verschmol-
Nach EURAS/EWAA1) gelten u. A. die Bezeichnungen
zen und ausgehärtet werden. Die Schichtdicke
C-0 Naturton beträgt mindestens 60 μm.
C-31 Leicht Bronze
5 C-32 Hellbronze
Farbvereinbarungen sind anhand der RAL-Farbkar-
te oder des Farbregisters RAL 840 HR zu treffen.
C-33 Mittelbronze Für die Ausführung sind Richtlinien von der GBS
-34 Dunkelbronze International-Gütegemeinschaft für die Stückbe-
C-35 Schwarz. schichtung von Bauteilen (www.gsb-internatio-
nal.de) aufgestellt.
In allen Fällen beträgt die Mindest-Schichtdicke
20 μm.
Für die Beurteilung des Oberflächenaussehens 5.6.5 Stahlfenster2)
sind in DIN 17 611 besondere Regeln enthalten.
Es sollten jedoch vor der Ausführung anhand von Für besondere gestalterische Anforderungen
Mustern alle Qualitätsanforderungen festgelegt z. B. in der Denkmalpflege und im Industriebau
werden. können auch Stahlfenster aus T- oder L-Stahl oder
Eloxierte Aluminiumflächen sind sehr empfind- aus warm gewalzten Sonderprofilen eingesetzt
lich gegen mechanische Beschädigungen, insbe- werden. Die früher verbreiteten einfachen, ther-
sondere aber gegen die Einwirkung von Kalk- misch nicht getrennten Halbzeugprofile kommen
oder Zementmörtel, Farben und verschiedene nur für untergeordnete Räume in Frage und wo
am Bau verwendete Lösungsmittel. Die Profile auf Wärmeschutz verzichtet werden kann.
müssen daher – am besten durch selbstklebende Für Fenster- und Türkonstruktionen mit Anfor-
Kunststoff-Folien – sorgfältig geschützt werden. derungen an den Wärmeschutz können hoch-
wertige Profilrohrsysteme aus Edelstahl oder
Farbbeschichtungen Stahlblech mit thermischer Trennung verwendet
werden.
Während bei Eloxierung nur wenige Farbtöne er-
zielt werden können, sind durch Beschichtungen Die gezeigten Beispiele mit thermischer Tren-
mit Kunststoffen alle gewünschten Farbgebun- nung durch Schaumstoffkerne gewährleisten bei
gen möglich. Farbbeschichtungen sind unemp- normal vorkommenden Temperaturverhältnis-
findlich gegen Verschmutzungen durch Kalk und sen Schutz vor Kondensatbildung (Bild 5.128).
Zement und weitgehend korrosionsbeständig.
Man unterscheidet lösungsmittelfreie Beschich- 2) Bei Stahlprofilen wird in der Regel SN 235JRG2 eingesetzt.
tungen („Pulverbeschichtung“) und Farbauftrag Diese sind je nach nationaler Anforderung blank, sendzi-
mir oder galvanisch verzinkt. Edelstahlqualitäten sind in
der Hauptsache 1.4301 und 1.4401, wobei für besondere
1) EURAS – Europäischen Vereinigung der Anodiseure; EWAA Einsatzgebiete (z. B. Tunnel) auch andere Legierungen
– Europäischen Vereinigung der Aluminiumhalbzeugwerke Anwendung finden.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 449

5.128a 5.128b
5.128 Fenster aus Edelstahl-Rohrprofilen
a) Profilserie mit thermischer Stegtrennung (SCHÜCO)
b) Profilserie mit Schaumstoffkernen in flächenversetzter und flächenbündiger Ausführung (RP – ISO-Garant®)

Profilrohre aus normalem Stahlblech werden nötig. Dazu werden i. d. R. Stahlprofile in die Kam-
durch Stumpfschweißung zusammengefügt. Pro- mern gesteckt. Auch faserverstärkte Kunststoffe
file mit Schaumstoffkern aus dem in Bild 5.128b kommen im Profil oder als zusätzliche Verstär-
gezeigten Stahlfenstersystem werden mit Hilfe kung zum Einsatz.
von Eckverbindern stumpf verklebt. Der größte Teil der PVC-Kunststofffenster wird im
Als Oberflächenbehandlung kommt Nass- oder
Pulverbeschichtung (s. Abschn. 5.6.4) in Frage.
weißen Farbton hergestellt. Für die farbige Gestal-
tung der Oberfläche kommen folierte, lackierte
5
Edelstahlprofile werden vielfach auch naturblank und mit PMMA (Polymethylmethacrylat) coextru-
verwendet, gebürstet oder geschliffen. dierte Profile zum Einsatz. Durch die Farbgebung
kommt es zu einer höheren Erwärmung bei
Sonneneinstrahlung und es ist mit der beschleu-
nigten Veränderung der mechanischen Eigen-
5.6.6 Kunststoff-Fenster schaften und einem höheren Schrumpf auf der
Warmseite zu rechnen. Zudem ist mit Verän-
Allgemeines derungen des Farbtones durch Lichteinwirkung
Nach langjähriger Weiterentwicklung der Aus- und die daraus folgende Notwendigkeit einer
gangsstoffe und Verarbeitungstechnik haben späteren nachträglichen Beschichtung nicht aus-
Kunststoff-Fenster als preiswerte Ausführungsva- zuschließen.
riante einen sehr großen Marktanteil erreicht. An den Kunststoff werden Anforderungen u. A.
Als Rahmenmaterial1) dient nahezu ausschließ- bzgl. Witterungsbeständigkeit, Schlagzähigkeit,
lich schlagzähes PVC (Polyvinylchlorid). Die dafür Schweißeignung usw. gem. DIN EN 12 608 gestellt.
notwendigen Rohstoffe sind Ethylen aus Erdöl Das als Granulat oder Pulver hergestellte Aus-
oder Erdgas und Chlor, das aus Steinsalz gewon- gangsmaterial PVC lässt sich leicht modifizieren,
nen wird. durch Zusatz von Weichmachern plastifizieren
Bedingt durch den im Verhältnis zu anderen Rah- und bei Temperaturen um 200 °C formen und ver-
menwerkstoffen relativ niedrigen Elastizitätsmo- arbeiten.
dul und durch das thermoelastische Verhalten des Die für den Fensterbau entwickelten Profile wer-
Materials ist vielfach eine zusätzliche Aussteifung den durch Extrudieren hergestellt und können mit
den für die Holzbearbeitung üblichen Werkzeugen
1) Ein weiterer Werkstoff für Kunststofffensterprofile ist Po- zugeschnitten werden.
lyurethan, welche als integralgeschäumte Profile auf dem
Markt sind. Integralschäume besitzen in der Randzone eine
höhere Dichte als im Kern. Zur Charakterisierung dieser Ökobilanz. Kunststoffprofile können in sehr großer
Schäume dienen Rohdichte, E-Modul und Schlagzähigkeit. Formenvielfalt für praktisch alle Einsatzbereiche
Der in Profilen verwendete PUR-Integralschaumstoff muss hergestellt werden. Die Lebenserwartung von
eine Rohdichte größer als 0,4 g/cm3 besitzen. Polyurethan- Kunststoff-Fenstern ist derjenigen von Fenstern
Profile müssen aus statischen Gründen mit Verstärkungen aus anderem Rahmenmaterial vergleichbar. Ein
aus Aluminium oder Stahl versehen werden. Bei Polyure-
than-Profilen kann die unbehandelte Oberfläche wie bei wichtiger Aspekt ist, dass sich das Rahmenmaterial
PVC-Profilen mit PMMA-Folien oder Lacken beschichtet von Kunststoff-Fenstern gut aufarbeiten und wie-
werden. der verwenden lässt. Auch in der so genannten
450 5 Fenster

„Ökobilanz“ 1) sind Kunststoff-Fenster mit den • PVC-U mit Beschichtungen,


anderen Rahmenmaterialien vergleichbar. • PVC-U mit Folien kaschiert.
Dennoch bestehen gegen die Verwendung von
Kunststoff-Fenstern vielfach Vorbehalte. Sie wer- Bei den weitaus am meisten verwendeten Profi-
den u. A. damit begründet, dass das PVC-Rahmen- len aus Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen
material im Brandfall giftige, schleimhautreizende Oberflächen müssen die weichmacherfreien
Substanzen (HCI- Gas) freisetze. Das PVC-Rahmen- Formmassen mindestens folgenden Eigenschaf-
material ist jedoch schwer entflammbar. Durch ten entsprechen:
Energiezufuhr aus anderen Brandquellen ent-
DIN EN ISO 1163-1 – PVC-U, EDLP,
flammte PVC-Profile erlöschen, sobald diese Ener-
076-25-23 (Pulver) oder
giezufuhr nicht mehr erfolgt.
DIN EN ISO 1163-1 – PVC-U, EGLP,
Zu bedenken ist, dass die geringe Masse von Fens-
076-25-23 (Granulat).
terrahmen – auch gegenüber anderen am Bau ver-
wendeten Kunststoffen – nur sehr wenig an Brand- U = weichmacherfrei
verläufen beteiligt ist. E = Extrusionsmasse
Weiter wurde geltend gemacht, dass die im Ma- D = Pulver
terial mit etwa 4% enthaltenen Schwermetall- G = Granulat
Stabilisatoren (Pb und Cd) giftig sind. Derartige 076 = Vicat-Erweichungstemperatur
Stabilisatoren können jedoch nur während der
25 = Kerbschlagzähigkeit
5 Produktion der Halbzeuge in Feinstaubform in
den menschlichen Körper gelangen. Durch ge- 23 = E-Modul
kapselte Produktionsanlagen und neuerdings
durch Entwicklung anderer Stabilisatoren (Ca Der Einsatz von Regenerat und/oder Recyclat von
und Zn) sind derartige Argumentationen kaum Fenstern aus PVC-U ist zulässig, wenn die der
noch haltbar [45]. Witterung ausgesetzten Oberflächen durch Co-
Die Güteanforderungen und Prüfbestimmungen extrudierung mit PVC-Frischmaterial (Schichtdi-
für Kunststoff-Fenster sind in der RAL-Richtlinie cke > 0,5 mm) abgedeckt sind und die recycelten
RAL-GZ 716/1 festgelegt. Formmassen frei von Weichmachern, Fremd-
Unterschieden werden Fensterprofile aus körpern und Verunreinigung sind.
• Polyvinylchlorid (PVC-U) mit weißen Oberflä- Die Wanddicke von „Hauptprofilen“ muss bei den
chen, Sichtflächen mindestens 3 mm und bei den
• hartem PUR- Integralschaum, Stegen 2,5 bis 2,7 mm betragen (RAL-GZ 716/1,
Abschn. 2.3.2).
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA (Polyme-
thylmethacrylat in verschiedenen Farben), Alle Hauptprofile (Blendrahmen-, Flügel- und Pfos-
tenprofile) müssen fortlaufend im Abstand von ca.
• Coextrudiertem PVC-U und PMMA mit vollmas- 1 m mit dem Herstellerzeichen, Prüfzeichen mit
sivem, duroplastartigem Kernmaterial, verstärkt Registriernummer und Herstellungszeitraum ge-
mit Glasfaserstäben, kennzeichnet sein.
• Verbund von PVC-Hartschaum und Aluminium- Die notwendige Steifigkeit der für die Fenster-
Armierung mit Beschichtungen, rahmen verwendeten Hohlprofile wird durch
1)
Unterteilung in kleine, oft noch zusätzlich durch
Hinsichtlich der Umweltbelastungen und Gesundheitsge- Rippen gegliederte Hohlräume erreicht.
fahren bei der Verwendung von PVC und des Primären-
ergieinhaltes (PEI-Wert) s. Fachveröffentlichungen (z. B. Die Entwicklung führt von den früher verbreiteten
PVC-Fenster-Ökobilanz des Forums für Nachhaltiges Baues; 3-Kammerprofilen (Bild 5.129a) inzwischen zu sehr
www.nachhaltiges-bauen.de). filigranen Mehrkammerprofilen (Bild 5.129b und c)
Ein strittiger Punkt ist bislang die Entsorgung von PVC- und zu Profilen mit integrierter Wärmedämmung
Rahmen. Zwar sind von Verbands- und Herstellerseite die
Voraussetzungen für den geschlossenen Stoffkreislauf (Bild 5.129d).
von PVC-Rahmen geschaffen, bislang findet jedoch Nur bei kleinen Fensterflächen reicht die Festig-
nur ein sehr geringer Rücklauf von Altrahmen statt. keit des Kunststoffs allein aus, um Eigengewicht
Entscheidend bei der Bilanzierung von Rahmenmate-
und Windlast einwandfrei über Beschläge und
rialien bleibt jedoch die Herstellung. Werden bei der
PVC-Produktion Calcium-Zink-Stabilisatoren verwendet, Verschlüsse in die tragenden Bauteile abzuleiten.
sind PVC-Rahmen und Holzrahmen in der Ökobilanz in Um die erforderliche Verwindungssteifigkeit zu
etwa gleichwertig. erreichen, enthalten daher in der Regel alle
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 451

5.129a 5.129b 5.129c 5.129d


5.129 a) Kunststoff-Fenster aus 3-kammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlprofilen (VERU®)
b) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlarmierungen
(SCHÜCO Corona CT 70®)
c) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen kombiniert mit verzinkten Stahlprofilen
(TROCAL Innonova 70®)
d) Kunststoff-Fenster aus Mehrkammer-Hohlprofilen mit Schaumstoffeinlagen
(Uf t 0,9 W/m2K Höhbauer Visiotherm®)

Kunststoff-Fenster Verstärkungen aus den ver- Für Fensterbänder, Ecklösungen usw. gibt es pas-
5
schiedensten Stahl- oder Aluminium-Profilen. send zu allen wichtigen Profilsystemen die ent-
Mit fast allen auf dem Markt vorhandenen Fenster- sprechenden Kunststoff-Sonderformteile.
bausystemen lassen sich die vorkommenden Bau- Alle Profilsysteme haben elastische Falz- oder Mit-
arten ausführen. Es gibt Profilsysteme mit flächen- teldichtungen und Verglasungen mit Dichtungs-
versetzten, halb flächenversetzten oder außen profilen.
bündigen Flügel/Blendrahmenebenen, Kombina- Die Anforderungen an Glasfalze und Dichtungen
tionen für Verbund- und Kastenfenster sowie für sowie an den Einbau von Kunststoff-Fenstern ent-
den Einbau im Zusammenhang mit dicken Dämm- sprechen den in den Abschnitten 5.2, 5.3 und 5.4.3
stoffschichten (Bild 5.130). behandelten Grundsätzen.
Für den Einbau in Gebäude mit Passivhausstan- Zusätzliche Vorschriften für die Ausschreibung
dard kommen Profilsysteme mit Schaumstoffker- von Kunststofffenstern hat der VFF-Verband der
nen und vertieften Glasfalzen für Dreifachvergla- Fenster- und Fassadenhersteller e.V. herausgege-
sungen in Frage (Bild 5.131). ben [35].

5.130a 5.130b 5.130c 5.130d


5.130 Kunststoff-Fenstersysteme (VEKA Softline AD®)
a) außen flächenversetzt
b) außen halbflächenversetzt
c) außen flächenbündig
d) mit Rahmen für mehrschaliges Mauerwerk (TROCAL Relief®)
452 5 Fenster

5.131
Kunststofffenster für Passivhausstandard
a) System REHAU Clima®
5.131a 5.131b b) System VEKA Topline plus®

Konstruktion Tabelle 5.132 Temperaturbedingte Längenänderung je


Fuge in Abhängigkeit des Rahmenmaterials
Eckverbindungen und Profilanschlüsse werden (RAL GZ 716/A)
entsprechend den RAL Güte- und Prüfbestim-
mungen bei Profilen ohne Oberflächenbehand-
5 lung meistens in Verbindung mit je nach System
unterschiedlichen Eckverbindern im Press-
Stumpf-Schweißverfahren hergestellt. Die dabei
entstehenden Schweißwulste werden manuell
entfernt und sauber beigearbeitet oder maschi-
nell mit betonten Nuten ausgeführt (Nuttiefen
b/t max. 4/3 mm). Alle scharfen Kanten müssen
gebrochen werden.
Profile mit Oberflächenbehandlung werden ge-
klebt.
Die innerhalb der Profile liegenden Stahl- oder
Aluminium-Verstärkungen werden mit Hilfe ein-

5.133a 5.133b 5.133c

5.133 Befestigung von Kunststoff-Fenstern


a) Dübel mit Durchsteckmontage
b) federnder Stahlblechanker
c) Einbauzarge (Kömmerling)
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 453

5.134a

5.134b

5.134 Kunststoff-Hebeschiebetür (Kömmerling, Eurodur®)


a) Serie 3 S für max. Flügelaußenmaße b/h < 3,00/2,10 m
b) Serie SF 2 für max. Flügelaußenmaße b/h < 1,60/1,40 m

geschobener Formteile verklebt oder ver- Oberflächen


schraubt. Zur Vermeidung von Kontaktkorrosion Die UV-Beständigkeit farbiger Oberflächen ist ge-
sind Edelstahl- oder bei geringen Belastungen genüber früheren Jahren erheblich verbessert
Aluminiumschrauben zu verwenden. worden.
Die erforderlichen Beschläge werden in die dafür Die Farbgestaltung von PVC-Profilen ist auf ver-
von allen Herstellern berücksichtigten durchlau- schiedene Weise möglich.
fenden Aussparungen der Profile eingeschoben. Homogen durchgefärbte Profile haben sich als
Beim Einbau an der Baustelle sind die tempera- problematisch erwiesen und werden allenfalls in
turabhängigen Längenänderungen der Kunst- wenigen Standardtönen angeboten. Fast alle far-
stoffprofile zu beachten (Tabelle 5.132). bigen Profile werden daher mit Kaschierungen
Als Befestigungsmittel dienen federnde Mauer- hergestellt. Diese können durch Coextrudierung
anker oder Steckdübel (Verankerungsabstände mit farbigen PMMA-Granulaten (Polymethylme-
s. Bild 5.26). Bei Fensteröffnungen in mehrschali- thacrylat) erfolgen. Wirtschaftlicher in der Her-
gen Wänden kann die Verwendung von Einbau- stellung sind jedoch Beschichtungen mit PMMA-
zargen sehr vorteilhaft sein (Bild 5.133). Folien. Hierbei sind hinsichtlich der Farben und
Der Versuch, die äußerst vielfältigen Möglich- der Oberflächenstrukturierung sehr viele Mög-
keiten für den Fensterbau mit Kunststoff-Profilen lichkeiten gegeben. Bei Farbbehandlungen sind
aufzuzeigen, würde den Rahmen dieses Ab- unterschiedliche Außen- und Innenflächen mög-
schnittes sprengen. Als Beispiel für die große Zahl lich oder unterschiedliche Farben für Blend- bzw.
der Konstruktionen von Kunststoff-Fenstern Flügelrahmen.
sollen Horizontal- und Vertikalschnitte für eine Ein besonderes Argument für den Einsatz von
Hebeschiebetür dienen (Bild 5.134). Kunststoff-Fenstern ist, dass diese gegenüber
454 5 Fenster

Die Außenflächen von Kunststoff-Fenstern lassen


sich durch aufgeklipste Aluminium-Bekleidun-
gen (Bild 5.135) oder durch Aluminium-Verbund-
systeme ähnlich wie bei Holz-Aluminium-Fens-
tern (Abschn. 5.6.3; Bild 5.136) zugleich schützen
und höherwertiger gestalten.

5.135 Kunststoff-Fenster mit Außenschalen aus


Aluminium-Profilen (SCHÜCO Corona AS 60 plus®)
5.7 Kellerfenster
5.7.1 Allgemeines

In Kellergeschossen können grundsätzlich die in


Abschn. 5.6 behandelten Fenster aus Kunststoff,
Holz oder Metallen verwendet werden. Für die
meistens kleinformatigen Fensteröffnungen und
bei den in unbeheizten Kellern geringeren Anfor-
derungen an die Fenster sind jedoch spezielle
einfachere Fensterkonstruktionen üblich.
5 Bei der Planung von Gebäuden ist mit der Festle-
gung der Höhenlage gegenüber den angrenzen-
den Geländeoberflächen die Entscheidung für
die mögliche Lage von Kellerfenstern verbunden.
Bei freistehenden Gebäuden ergibt sich in der
5.136 Regel, bedingt durch den erforderlichen Spritz-
Kunststoff-Aluminium- wasserschutz (s. Abschn. 17.2 in Teil 1 des Wer-
fenster (WERU Colore®) kes), eine Sockelhöhe von bis zu 50 cm. Dabei
verbleibt für Fensteröffnungen oberhalb des an-
grenzenden Geländes eine verfügbare Höhe von
lediglich ca. 20 cm oder weniger (Bild 5.137a).
Holzfenstern keine Anstriche und keine laufende Wenn keine besonderen Anforderungen an die
Anstricherneuerung brauchen. Es werden den- Raumbelichtung bestehen, kann der Einbau ein-
noch Farben angeboten, mit denen nach einer facher Fenster aus Stahl-Winkelprofilen ausrei-
entsprechenden Grundierung das Lackieren von chend sein. Auf besondere Einbruchssicherun-
Kunststoff-Fenstern in allen Abtönungen und so- gen kann verzichtet werden, wenn ein Durchstieg
gar in Lasierungen möglich ist. nicht möglich ist.
In jedem Falle sollte beachtet werden, dass bei der Sind größere Fensteröffnungen erforderlich,
Farbgestaltung der weiße Grundstoff der Fenster kann die erforderliche Sockelhöhe durch Gelän-
in seinen bewährten Eigenschaften meistens deabtreppung gewonnen werden, doch ist dies
ungünstig beeinflusst wird. vielfach durch Gestaltungssatzungen ausge-
schlossen und gestalterisch wenig überzeugend.
So können dunkle Farbtöne bei Sonneneinstrah-
(Bild 5.137b).
lung eine Erwärmung von bis zu 80 °C bewirken.
Die dadurch erheblich größeren Materialdeh- Meistens wird es jedoch erforderlich sein, die Kel-
nungen müssen beim Einbau der Fenster selbst- lerfenster in Verbindung mit Lichtschächten un-
verständlich berücksichtigt werden. Bei fehlen- terhalb des Geländeanschnittes anzuordnen (Bild
dem Temperaturausgleich zwischen Außen- und 5.137c).
Innenfläche kann es außerdem zu Problemen der
Formbeständigkeit kommen.
Weißes Rahmenmaterial erfordert je nach äußerer
Belastung einen mehr oder weniger großen Reini-
gungsaufwand. Es laufen daher Bemühungen,
schmutzabweisende Oberflächen zu entwickeln.
5.7 Kellerfenster 455

5.137a 5.137b 5.137c


5.137 Höhenlage von Kellerfenstern
a) im Sockelbereich 1 Traufstreifen (vgl. Bilder 17.12, 13, 14 und 20 in Teil 1
b) in abgesenktem Geländebereich des Werkes)
c) in Lichtschacht (schematisch) 2 Abdichtung mit Sickerschicht
3 verfüllter Arbeitsraum
4 Stützwand

5.7.2 Lichtschächte Es ist deshalb oft günstiger, die Lichtschächte aus 5


Betonfertigteilen aufzusetzen (Bild 5.139) oder
Lichtschächte werden in konventioneller, ge- nicht auskragend auszuführen, sondern – ggf. zu-
mauerter oder betonierter Ausführung (Bild sammengefasst für mehrere Fenster – im Bereich
5.138) wegen des hohen Arbeitsaufwandes fast der Kellersohle auf einem eigenen Fundament zu
nur noch dort hergestellt, wo große Abmessun- gründen (Bild 5.140). Diese Lösung kommt vor al-
gen oder statische Anforderungen (z. B. wegen lem in Frage, wenn Lichtschächte in Verbindung
notwendiger Befahrbarkeit oder wegen großer mit Abdichtungen gegen drückendes Wasser aus-
Tiefenlage) dies erfordern. zuführen sind (Weiße Wanne, s. Abschn. 17.4.6 in
Teil 1 dieses Werkes).
Bei konventionellen Lichtschächten bleibt fast
immer die einwandfreie Ausführung der äußeren Zu beachten ist, dass jedoch wegen des ungüns-
Wandabdichtungen unterhalb der auskragenden tigen Lichteinfallswinkels bei tiefen Lichtschäch-
Auflager wegen der schlechten Zugänglichkeit ten keine besonders gute Raumbelichtung erwar-
problematisch. Außerdem ist unterhalb größerer tet werden darf.
Lichtschächte die einwandfreie Verfüllung und Für kleinere Kellerfenster werden heute fast
Verdichtung des Arbeitsraumes kaum zu gewähr- ausschließlich vorgefertigte Lichtschächte aus
leisten. glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) oder aus

5.138a 5.138b
5.138 Konventionell hergestellte Lichtschächte
a) Bodenplatte in Außenmauer auskragend eingespannt, Umfassung gemauert
b) Lichtschacht aus Stahlbeton (Ortbeton)
456 5 Fenster

5.139 Lichtschacht aus vorgefertigten Stahlbetonteilen 5.140 Großer Lichtschacht (z. B. für mehrere neben-
(Betonsteinwerk Heibges, Moers) einander liegende Fenster) auf eigenem Fundament
(in Verbindung mit Fundamentplatte des
5 Gebäudes)

Polypropylen (PP) verwendet. Derartige Kunst- Zwischenlagen aus vorkomprimierten Dich-


stoff-Lichtschächte gibt es in Sonderausführungen tungsbändern auf die Kellerwände aufgedübelt.
sogar für Fenster von bis zu 2,00 m Breite und Durch die abgerundete Formgebung wird die
bis zu 1,50 m Höhe. Durch Aufsatz-Elemente kön- einwandfreie Verfüllung und Verdichtung des Ar-
nen nötigenfalls Höhenangleichungen bei beson- beitsraumes erleichtert. Die glatten Oberflächen
ders tief angeordneten Fenstern vorgenommen können gut gereinigt werden, und die helle Farbe
werden. der Lichtschächte begünstigt die Belichtung der
Entwässerungsabläufe und passende Gitterrost- Kellerräume (Bild 5.141).
abdeckungen mit Abhebesicherungen gehören Besondere Aufmerksamkeit und sorgfältige De-
bei allen Herstellern zum Lieferumfang. taillierung ist bei allen Lichtschächten zur Vermei-
Die Kunststoff-Lichtschächte werden nach Aus- dung von Wärmebrücken erforderlich, wenn die
führung der äußeren Wandabdichtungen mit Kellerwände außen liegende Wärmedämmungen

5.141a 5.141b 5.141c

5.141 Vorgefertigter Kunststoff-Lichtschacht aus GFK (Schöck)


a) Schnitt
b) räumliche Darstellung
c) Aufsatz-Element
1 GFK-Schale
2 Randabdichtung mit vorkomprimiertem Dichtungsband
3 Rost mit schräggestellten Lamellen zur Verbesserung des Lichteinfalles
5.8 Sonnenschutz 457

(„Perimeterdämmung“) erhalten. Auch wenn die 5.8 Sonnenschutz1)


äußeren Wärmedämmschichten von Bauwerks-
sockeln und darüber liegenden Wandflächen un-
terschiedlich dick sind, können sich am oberen 5.8.1 Allgemeines
Abschluss der Lichtschächte Probleme ergeben.
Die Hersteller vorgefertigter Lichtschächte bieten Sonnenschutzmaßnahmen sollen ganze Fassa-
dafür verschiedene Lösungsmöglichkeiten mit denflächen oder einzelne Räume vor sommerli-
speziellen Aufsatzkränzen, Abstandshaltern oder cher Überhitzung schützen (s. a. Abschn. 9.6 und
gekürzten Lichtschachtrosten an. 17.5.8 in Teil 1 dieses Werkes).
Sie sind besonders wirksam, wenn sie außen, vor
den Fassadenflächen und mit Hinterlüftung an-
5.7.3 Einbau von Kellerfenstern geordnet werden.
Etwas vermindert ist die Wirkung von Sonnen-
Bei Kellerräumen mit geringen Anforderungen an schutzmaßnahmen innerhalb von Verglasungen,
die Nutzung sind teilweise noch einfach verglaste weil dadurch die Wärmetransmission nicht voll-
ein- oder zweiflüglige Stahlfenster üblich. Zusätz- ständig vermieden werden kann.
liche Gitterblechflügel dienen der Einbruchshem- Den geringsten Effekt haben Sonnenschutzmaß-
mung und als „Mäuseschutz“ (Bild 5.142). nahmen innen, hinter Verglasungsflächen, die
Für Keller mit erhöhten Nutzungsansprüchen durch Umwandlung einfallender UV-Strahlung in
gibt es spezielle einfach konstruierte Kippflügel- Wärme einen Treibhauseffekt erzeugen. Dies
fenster oder Drehkippfenster aus Holz oder kann durch reflektierende Materialien und gerin- 5
Kunststoff. ge Abstände zu den Glasflächen nur wenig abge-
Zur Rationalisierung der Rohbau- und Einbauar- mindert werden.
beiten werden derartige Kellerfenster komplett Im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz
mit Einbauzargen geliefert und können beim Auf- werden in DIN 4108-2 Abschn. 7 Empfehlungen
mauern der Kelleraußenwände mit eingebaut für Gebäude ohne raumlufttechnische Anlagen
werden. Für Kelleraußenwände aus Stahlbeton gegeben. Durch geeignete Sonnenschutzeinrich-
werden die Fenster in Schutzfolien und mit später tungen kann die Aufheizung der Räume bei einer
leicht herausnehmbaren Aussteifungen geliefert Folge heißer Sommertage erheblich herabge-
(Bild 5.143). setzt werden.

1) s. auch Abschn. 9.6 Sonnen- und Blendschutzsysteme in

Teil 1 dieses Werkes

5.142 Einfache
Stahlkellerfenster,
1- oder 2-flüglig

5.143a 5.143b 5.143c

5.143 Kunststoff-Kellerfenster für Kellerräume mit erhöhten Nutzungsanforderungen, kombiniert mit Einbauzargen
a) Kippflügel fenster
b) Drehkippflügelfenster
c) Einbauelement für Stahlbetonwände mit Fenster in Schutzfolie und Einbauzarge mit Aussteifung
(Einbauzarge als „verlorene Schalung“)
458 5 Fenster

Moderne Sonnenschutzgläser (s. Abschn. 5.4) Schallschutzmaß von 25 bis 40 dB. Zur Erfüllung
reflektieren unerwünschte Einstrahlung, verhin- der erforderlichen Schalldämmung sind dabei
dern jedoch nicht vollständig den Energiegewinn für die zu verwendenden Materialien, für die
bei winterlichen Verhältnissen. Ausbildung von Anschluss- und Elementfugen
Die meisten Sonnenschutzmaßnahmen können sowie für die äußeren Durchlassschlitze genaue
gleichzeitig auch als Blend- und Sichtschutz un- Vorschriften aufgestellt. So sind z. B. die
erwünschten Lichteinfall und Einblick in Räume Innenflächen ggf. mit schallschluckendem
verhindern. Material auszukleiden, und die Schalldämm-
eigenschaften der Begrenzungsflächen sind ggf.
durch Blech- oder sonstige gewichtsteigernde
Auflagen zu verbessern.
5.8.2 Rollläden
Einbruchschutz. Einbruchshemmend sind Rollla-
Allgemeines den nur dann, wenn sie in dafür geeigneter be-
In vielen Gegenden zählen vorwiegend im Woh- sonderer Konstruktionsart ausgeführt werden.
nungsbau Rollläden zum üblichen Sonnen- und Nach DIN V 18 073 gelten Rollladen als einbruchs-
Sichtschutz. Sie dienen je nach Bauart zur Verbes- hemmend, wenn doppelwandige Aluminiumpro-
serung des Wärmeschutzes während der Nacht, file mit mindestens 1 mm oder einwandige Alu-
zur Verbesserung des Schallschutzes und je nach miniumprofile mit mindestens 2 mm Materialdi-
Bauart auch als Einbruchschutz. cke verwendet werden. Die Endleisten müssen
5 Die technischen Anforderungen an Rollladen gegen Herausziehen gesichert sein, und die Roll-
sind in DIN V 18 073 und DIN 18 358 (VOB) enthal- laden dürfen sich nicht hochschieben lassen. Au-
ten, ferner in den Technischen Richtlinien des ßerdem müssen mindestens 40 mm breite Füh-
Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. rungsschienen verwendet werden, die gegen
(BVRS; www.rs-fachverband.de). Heraushebeln und Demontage gesichert sind.
Rollladen tragen in geschlossenem Zustand bei Derartige Rollladen sind natürlich kostenaufwän-
winterlichen Verhältnissen erheblich zur Vermin- dig.
derung des Wärmeverlustes von Fenstern bei. Die Der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz
Wärmedämmwirkung ist am günstigsten bei ei- hat für einbruchshemmende Rollladenausführun-
nem Abstand von ca. 40 mm zwischen Rollladen gen daher differenzierende Widerstandsklassen
und Fenster. Dicht schließende Rollladen mit aus- ER1 bis ER6 aufgestellt. Während Rollläden der
geschäumten Kunststoffprofilen und mit Füh- Widerstandsklasse ER1 praktisch keinen manuel-
rungsschienen, die weich federnde PVC-Einlagen len Einbruchsschutz bieten, muss in der Wider-
haben, können den Wärmeschutz von Fenstern standsklasse ER6 z. B. ein Rollladen dem Angriff
um mehr als 50% verbessern. mit einem starken Winkelschleifer mindestens
20 Minuten standhalten. Im Übrigen sind in DIN
EN 1627 die Anforderungen an den Verbund von
Wärmeschutz. Für den Wärmeschutz der Rollla- Rollladen-Führungsschienen im Verbund mit dem
denkästen sind in DIN 4108, Bbl. 2 Hinweise gege- Rollladenpanzer, für Führungsschienen als Einzel-
ben. Gefordert wird raumseitig eine Dämmstoff- bauteil, für das Herausziehen und Hochschieben
dicke von mindestens 60 mm. des Panzers Grenzwerte definiert.
Als Sicherung gegen Hochdrücken von manuell
Schallschutz. Der zeitweilige Schallschutz von betätigten Rollladen sind am wirkungsvollsten
Fenstern kann ebenfalls durch Rollladen ver- einfache Verriegelungsbolzen, die durch den
bessert werden. Messungen haben bei einem Fensterrahmen hindurch in entsprechende Aus-
Mindestabstand von 100 mm zwischen Rollladen sparungen der Rollladenstäbe eingreifen oder
und Fenster eine Verbesserung des Schallschut- seitliche Einreiber an den Rollladenstäben, die in
zes von bis zu 10 dB ergeben, wenn außer den für die Rollladenschienen greifen. Die automatisch
optimalen Wärmeschutz genannten Maßnahmen wirkenden Klemm- oder Scharniersicherungen in
dafür gesorgt wird, dass ein möglichst dichter den Führungsschienen sind meistens nicht be-
oberer Abschluss entsteht. sonders wirksam oder lassen sich verhältnismä-
Für den Schallschutz von Rollladenkästen sind in ßig leicht außer Funktion setzen.
DIN 4109, Bbl. 1, genaue Hinweise gegeben. Sie Dagegen bieten Sicherungsfedern, die in die
gelten für Rollladenkästen mit einem bewerteten oberste Rollladenleiste eingesetzt werden, guten
5.8 Sonnenschutz 459

Schutz gegen das Hochschieben der Rollladen Zur bestmöglichen Ausleuchtung mit Tageslicht
von außen. sollte in Aufenthaltsräumen die Oberkante der
Bei motorgetriebenen Rollladen ist durch einge- Fenster möglichst hoch liegen. Bei der Planung
baute Blockademechanismen das Hochschieben muss daher der zusätzliche Platzbedarf der Rollla-
nahezu ausgeschlossen. den oberhalb des Fensters berücksichtigt werden.
Wenn statisch möglich, ist in Wohn- und Aufent-
Einbau haltsräumen der Einbau möglichst dicht unter
Beim Einbau von Rollläden (auch bei Rollgittern) der Decke anzustreben. Bei dem meistens erfor-
müssen zur Aufnahme der hochgezogenen, auf- derlichen Einbau unter einem Fenstersturz (Bild
gewickelten Rollladenballen („Panzer“) in Rollla- 5.144a) ergibt sich bei üblichen Raumhöhen von
denkästen, für die seitlichen Führungen und die 2,50 m und einer mindestens erforderlichen
Bedienungseinrichtungen die erforderlichen Vor- Fenster- bzw. Fenstertürhöhe von z. B. 2,135 m je
kehrungen bereits im Rohbau getroffen werden. nach der Dicke der Decken eine relativ geringe
Die erforderliche Höhe der Rollladenkästen ist restliche Höhe für die konstruktiv erforderlichen
von der Fensterhöhe und den verwendeten Roll- Fensterstürze. Wenn die Abtragung von Lasten
ladenprofilen abhängig und beträgt etwa 20 bis nicht durch einen stärker bewehrten Deckenrand
25 cm. möglich ist (vgl. Bild 5.144d), kann die Sturzhöhe
im Einzelfall durch Verwendung von Profilstahl
Die Breite der Rollladenkästen erfordert eine verringert werden oder die Stürze werden als
rechtzeitige Abstimmung mit der Wanddicke Überzüge ausgebildet (Bild 5.144b).
bzw. Sturzbreite, damit innerhalb der Räume
Die nötigen Fensterstürze könne je nach stati-
5
formal unbefriedigende seitliche Abschlüsse
schen Erfordernissen ersetzt werden durch tra-
vermieden werden.
gende Rollladenkästen (Bild 5.144c). Sie werden
Luftdichtheit. Die raumseitige luftdichte Dich- in Standardbemessungen oder speziell nach ge-
tebene muss auch im Bereich des Rollladenkas- gebenen statischen Anforderungen unter Verwen-
tens geschlossen sein. Dies gilt für den Stoß zum dung verschweißter Stahlbleche hergestellt.
Blendrahmen, den seitlichen Fugen am Kasten Zu bedenken ist, dass die Funktionssicherheit
und natürlich auch für das Rollladenkastensys- sehr breiter, schwerer Rollladen durch die unver-
tem insgesamt. meidliche Durchbiegung der Walzen und durch
Bei raumseitigen Revisionsdeckeln müssen spezi- gewichtsbedingte Stauchungen des geschlosse-
elle Dichtungen dafür sorgen, dass der Deckel nen Rollladens eingeschränkt wird.
umlaufend dicht angebunden ist. Im Rollladen-
kasten ist eine Dämmung an den zur Raumseite Fenstereinbau. Sind Rollladen mittels Sturzkas-
gerichteten Oberflächen und der sonstigen Hohl- ten integriert, sind für den Fenstereinbau ver-
räume vorzusehen. schiedene Punkte zu beachten. Da eine direkte
Befestigung der Fenster an die tragende Wand
Einbauarten. Unterschieden wird der Einbau mit bzw. den Sturz hier nicht möglich ist, muss das
• Rollladenkästen, die zusammen mit dem Roh- obere Rahmenteil als frei tragend angesehen
bau erstellt werden. Dabei sind verschiedene werden und entsprechend dimensioniert bzw.
konstruktive Anordnungen möglich (Bilder verstärkt werden. Bei weit gespannten Fenster-
5.144a bis c), konstruktionen ist die Teilung des Rollladens
sinnvoll, so kann an der Stoßstelle eine stabile
• Aufbau-Rollladenkästen, die mit dem Fenster
Konsole angebracht werden, um die Lastab-
eine konstruktive Einheit bilden (Bilder 5.144d
tragung des oberen Rahmenteils übernimmt.
und e),
Problematisch ist bei sehr breiten Fensteröff-
• Vorbau-Rollladenkästen, die außen am Fens-
nungen mit Rollladen auch der obere Bauwerks-
terrahmen oder an der Fassade montiert wer-
anschluss der Fenster. Die oberen Blendrahmen
den (Bilder 5.144f bis h).
können nur sehr bedingt so dimensioniert
werden, dass auf Verankerungspunkte am Sturz
Weitere Einbaumöglichkeiten für Rollladen mit verzichtet werden könnte (s. Bild 5.26). Die aus-
Elektroantrieb z. B. im Dachraum oder in Vor- reichende Verankerung der Fenster ist nötigen-
dächern o. Ä. sind in den Abbildungen 5.144g falls durch Hilfskonstruktionen z. B. aus Stahl-
und h gezeigt. winkeln sicherzustellen.
460 5 Fenster

5.144a 5.144b 5.144c

5.144d 5.144e 5.144f

5.144g 5.144h

5.144 Konstruktive Anordnung von Rollladenkästen (schematische Darstellung)


a) unter Fenstersturz (Standardausführung)
b) unter Überzug
c) tragender Rollladenkasten
d) unter der Decke mit tragendem Deckenrand (Aufbau-Rollladenkasten)
e) Aufbau-Rollladenkasten bei Fassade mit äußerer Wärmedämmung
f) vor der Fassade (Vorbau-Rollladenkasten)
g) oberhalb der Decke (z. B. in Dachraum)
h) in angrenzendem Bauteil, z. B. im Freiraum unter einem Vordach
5.8 Sonnenschutz 461

5.145 Vorgefertigter Rollladenkasten 5.146 Tragender Rollladenkasten (STUROKA®)


(Beck & Heun, RKS) 1 tragender Stahlmantel
2 Wärmedämmung (auch an Stirnflächen)
3 Wärmedämmung mit Putzträger
4 Alu-Anschlusswinkel
5 Gurtdurchführung mit Bürstendichtung
6 Revisionsdeckel, wärmegedämmt

5
Konstruktionsrisiken. Die unterschiedlichen Das Eindringen von Außenluft in die Rollladen-
Baustoffeigenschaften von Rollladenkasten, kästen und somit i. d. R. nach innen hinter die
Decke bzw. Fenstersturz und Außenwandmateri- thermische Hülle ist durch geringe äußere Spalt-
al sind bauphysikalisch nicht unproblematisch. maße am Durchgangsschlitz der Rollläden (max.
Innerhalb des Außenwandbereiches liegende 10 mm größer als die effektive Stabdicke), durch
Rollladenkästen bilden nur bei größter Sorgfalt zusätzliche Bürstendichtungen und evtl. durch
in der Planung und Ausführung keine kritischen pendelnde Abschlussprofile einzuschränken je-
Schwachstellen hinsichtlich des Wärme- und doch nicht zu vermeiden.
Schallschutzes.

5.147a 5.147b
5.147 Aufbau-Rollladenkästen
a) Aufbau-Rollladenkasten SKS Roll-Line, Top Maxi®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 3 Wärmedämmung
2 Hohlkammerprofil als innere Abschlussplatte 4 Fenster-Anschlussprofil
und Revisionsklappe
b) Aufbau-Kombinationsrollladenkasten Kömmerling RolaPlus®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 4 Kunststoff-Fenster
2 Revisionsklappe (Wärmegedämmtes 5 Insektengitter
Hohlkammerprofil mit Klipsverschluss) 6 Sicht- und innerer Sonnenschutz
3 Fensteranschlussprofil
462 5 Fenster

Außerdem können die Rollladenpanzer in ge- eine konstruktive Einheit bilden (Aufbau-Roll-
schlossenem Zustand durch Federaufhängungen ladenkästen, Bilder 5.144d und e).
gegen abdichtende Innenbekleidungen des Roll- Rollladenkästen, die zusammen mit dem Rohbau
ladenkastens gedrückt werden (Bild 5.145). erstellt werden, sind fast nur noch als komplett
Die erforderlichen Revisionsdeckel sollten mög- vorgefertigte Rollladenkästen mit genau festge-
lichst außen liegen, was jedoch nur in den legten Wärme- und Schallschutzeigenschaften
seltensten Fällen möglich ist. Wenn das z. B. in üblich. Sie haben in der Regel eine Bauhöhe von
mehrgeschossigen Gebäuden nicht möglich ist, etwa 25 bis 30 cm und Breiten von 24 bis 365 cm.
müssen sie die Anforderungen an den Wärme- Als Beispiel ist einer der in vielen Varianten an-
schutz erfüllen (bei hohen Anforderungen nur gebotenen vorgefertigten Rollladenkästen zum
mittels Vakuums-Isolationspaneele (VIP) mög- Einbau in den Rohbau gezeigt (Bild 5.145). Bei
lich), insbesondere an allen Fugen dicht schlie- knappen Höhenverhältnissen kann ein tragender
ßen. Am günstigsten ist aus dieser Sicht der Rollladenkasten den ggf. erforderlichen Fenster-
Einbau von Rollladenkästen, die mit dem Fenster sturz ersetzen kann (Bild 5.146).

5.148a 5.148b
5.148 Außen liegende Rollladenkästen (roma rondo®)
a) in Sturzaussparung
b) auf verlängertem oberem Fensterrahmen

5.149a 5.149b
5.149 Außen liegender Rollladen für Fenster-Sonderformen (der Rollladen wird mit Umlenkrollen hochgezogen)
a) Beispiel für die Anwendung
b) Schnitt A–A
1 Leichtmetall-Rollladenkasten mit Boden- 2 Revisionsklappe
entwässerung, mit Abstandshaltern vor 3 Führungsschiene mit Bürstendichtung
verbreitertem unterem Blendrahmen 4 Einlauftrichter
5.8 Sonnenschutz 463

Aufbau-Rollladenkästen sind in verschiedenen Bei außen liegenden Rollladenkästen entfallen


Systemen auf dem Markt. Kunststoff-Hohlprofile, die großen Probleme des Wärme- und Schall-
die mit Wärmedämmstoffen ergänzt werden, schutzes weitestgehend (Bild 5.148).
bilden mit den Fenstern in der Regel eine kon- Rollladen für Sonderformen von Fenstern, z. B. für
struktive Einheit. Derartige baukastenartig zu- Fenster mit schrägen oder dachförmigen Stürzen
sammensetzbare Rollladenkästen sind komplett können mit außen liegenden Rollladenkästen vor
mit Seitenteilen, Rollladenwalzen und Bedie- der Brüstung bzw. bei großen Fensteranlagen au-
nungs- und Revisionseinrichtungen (ggf. mit ßen vor waagerechten Fensterriegeln ausgeführt
elektrischem Antrieb) ausgestattet. Sie werden werden. Die speziell hergestellten Rollladenpanzer
zusammen mit den Fenstern in entsprechend werden über Umlenkrollen mit seitlichen oder
vergrößerte Rohbauöffnungen eingebaut. Wie mittigen Seilführungen nach oben gezogen. Die
auch die Fenster müssen die Rollladenkästen Führungsschienen haben bei derartigen Rollläden
raumseitig luftdicht gegenüber dem Bauwerk besondere Bürsten- oder Gleitdichtungen. Den-
abgedichtet werden. Die Außenflächen der Roll- noch ist bei hochgezogenen geschlossenen Roll-
ladenkästen können je nach gestalterischer Ab- läden das Eindringen von Schlagregenwasser in
sicht sichtbar bleiben oder durch vorgesetzte den nach oben offenen Rollladenkasten nicht völlig
Bauteile verdeckt werden (Bild 5.147). zu verhindern. Die Rollladenkästen müssen daher
ausreichende Wasserablauföffnungen haben und
Außen liegende Rollladenkästen vermeiden die
zur Wartung gut zugänglich sein (Bild 5.149).
Nachteile der ein- und aufgebauten Bauarten
und können ggf. ein Gestaltungsmittel darstellen.
Sie werden vor dem Fenstersturz an der Fassade, Rollladenprofile und Zubehör
5
in Sturzaussparungen oder direkt an Fenstern mit Die Rollladen („Rollladenpanzer“ ) werden heute
verbreitertem oberem Rahmenprofil montiert. überwiegend aus Kunststoffhohlprofilen in den

5.150c

5.150d

5.150a 5.150b 5.150e


5.150 Rollladenprofile
a) Kunststoff-Rollladenprofile z. B. Z 28 und Z 50 (Kömmerling) und Profile 4/53 und PU 37 (ROMA)
b) Aluminium-Rollladenprofile z. B. ausgeschäumte Profile Alulac CD 90, Alulac CD 200, Hohlkammerprofil CD 40/S
mit Verstärkungseinlage, Zweikammer-Hohlprofil CD 60 (Alulux®)
c) Stranggepresstes Aluminium-Vollprofil
d) rollgeformter Rollladenstab aus Stahlblech bzw. V2A-Stahl
e) Holzrollladen, Verbindung mit verz. Drahtklammern (dargestellt in auseinander gezogenem Zustand);
Schlussleisten aus Hartholz
464 5 Fenster

verschiedensten Formen mit Deckbreiten von 25 Bei Kunststoff- und Metall-Rollladen sind Steckpro-
bis 60 mm hergestellt. Die Profile haben eine file am meisten verbreitet (Bild 5.150a und b). Bei
Standarddicke von 14 mm für Öffnungen bis allen diesen Verbindungen sitzen die Stäbe dicht
etwa 4m2 mit Breiten bis etwa 2,50 m. Bei größe- aufeinander, wenn der Rollladen vollständig herab-
ren Breiten ergibt sich die Gefahr der Ausbeulung gelassen ist. Wird der Aufzuggurt angezogen, so
des geschlossenen Rollladens. Wenn auch die entstehen schmale Lichtschlitze durch Lochstrei-
Farbbeständigkeit von Kunststoffen ständig ver- fen in den Anschlussstegen. Wenn z. B. bei nach-
bessert wurde, sollte hellen Einfärbungen der träglichem Einbau nur wenig Platz zur Verfügung
Vorzug gegeben werden. steht, werden – ebenso wie für Rolltore – nicht aus-
ziehbare Stabprofile verwendet, die bei geringeren
Für große Öffnungsbreiten werden Kunststoff-
Ballendurchmessern in herabgelassenem Zustand
profile verwendet, die zur Erhöhung der Stabilität
dicht geschlossene Rollladenflächen ergeben.
ausgeschäumt sein können (Bild 5.150a).
Aluminium-Profile werden rollengeformt mit Poly- Holz-Rollladen werden wieder zunehmend ein-
urethan-Ausschäumung hergestellt. Die Oberflä- gesetzt, nachdem durch lasierende Anstriche
chen haben farbige Dickschicht-Einbrennlackie- das früher gegebene Problem des Oberflächen-
rungen oder Folienbeschichtungen (Bild 5. 150b). schutzes mit der bei Lackfarben sehr aufwändi-
Für höhere Sicherheitsansprüche kommen strang- gen Erneuerung der Anstriche gelöst ist. Neben
gepresste Ein- oder Mehrkammer-Hohlprofile in den genormten Stabprofilen wurden in letzter
Frage (Bild 5. 150c) oder Stahlprofile (Bild 5. 150d). Zeit konkave, raumsparende Profile ähnlich den
5

5.151a 5.151b 5.151c


5.151 Laufschienen
a) einfache Aluminiumschiene für Kunststoff- oder Holzprofile; 20/20 mm; bei großen Breiten: 30/20 mm
b) Aluminiumschienen mit geräuschdämmenden Profilen oder Bürstenkedern
c) Sicherheitsschiene (Alulux)

5.152a 5.152b 5.152c 5.152d 5.152e

5.152 Gurtwickler mit Mauerkasten und Abdeckung


a) Kunststoff-Abdeckung, b) Gurtwickler, c) Mauerkasten aus Blech für große Antriebe u. Ä.,
d) Mauerkasten aus Kunststoff (vordere Abdeckung zum Herausbrechen),
e) Gurtwickler-System mit programmierbarem Motorantrieb
5.8 Sonnenschutz 465

Kunststoffprofilen entwickelt. Rollladenprofile aus sitzt in einem Mauerkasten und rollt den Gurt
Holz werden durch gegeneinander verschiebliche, durch Federkraft ein. Durch Selbstsperrung des
ineinandergreifende Draht- oder Blechkammern Gurtrollers kann der Rollladen in jeder Stellung
aus rostgeschütztem Stahl miteinander verbun- festgehalten werden (Bild 5.152).
den (Bild 5.150e). Die Gurtdurchlässe und die Mauerkästen der Gurt-
Die Tabellen im Bild 5.150 geben einen Anhalt für wickler sind wärmetechnische Schwachstellen.
die bei gegebener Fensterhöhe entstehenden Deshalb und wegen des Bedienungskomforts
„Ballen“-Durchmesser (vollständig aufgewickelter werden Rollladen zunehmend – insbesondere bei
Rollladen) und die damit nötigen Abmessungen großen Abmessungen – durch Elektromotoren
der Rollladenkästen. bewegt. Derartige (auch programmierbare und
funkbetätigte) Elektroantriebe bestehen aus
Rollladenwalzen müssen entsprechend dem Roll- Rohrmotoren, die in die hohlen Gurtwalzen einge-
ladengewicht so dimensioniert sein, dass die baut werden. Für kleinere Rollladen kommen
Durchbiegung < 1/500 der Fensterbreite ist. Die frü- auch programmierbare Gurtwicklerantriebe in
her üblichen einfachen Gabellager sind heute Frage (Bild 5.152e).
meistens durch Kugellager abgelöst. Schwere Rolltore werden durch seitlich eingebaute
Getriebemotoren bewegt.
Laufschienen. Die Rollladen werden seitlich in
Laufschienen aus Leichtmetallprofilen geführt –
zur Geräuschdämmung bei Windanfall auch mit 5.8.3 Jalousetten (Raffstores)
innen liegenden Kunststoff-Führungen –, die bei
Jalousetten aus dünnen, lackierten Leichtmetall–
5
Holzfenstern auf ausgeschnittenen Beiholzleisten, lamellen dienen zum Schutz vor übermäßiger
bei Kunststoff- oder Metallfenstern auf entspre- Sonnen- oder Lichteinstrahlung und – in Sonderaus-
chenden Zusatzprofilen befestigt werden. Die führungen – auch zur Abdunklung von Räumen.
Laufschienen müssen so weit vor der Fensterebe-
ne liegen, dass die Rollladen auch bei einer gewis- Sie werden mit Zugbändern aus Polyester-
schnüren oder Seilen aus rostfreiem Stahl
sen zu berücksichtigenden Durchbiegung an allen
manuell oder mit Motorantrieben zu einem
Teilen des Fensters einwandfrei vorbeigleiten kön-
flachen Stapel zusammen- und hochgezogen.
nen (Bild 5.151).
Die Pakethöhe beträgt etwa 6 bis 10% der
Antriebe. Bewegt werden kleinere Rollladen von Jalousiehöhe.
Hand mit Hilfe von 18 bis 23 mm breiten Flach- Jalousettenanlagen als Sonnenschutz sind außen
gurten. Der Zuggurt läuft von der Gurtscheibe auf vor den Fenstern anzubringen, weil nur so die auf-
der Achse der Rollladenwalze durch einen Schlitz treffende Wärmestrahlung wieder an die Außen-
des Rollladenkastens auf einen Gurtroller. Dieser luft abgestrahlt wird. Sie können mit Verkleidungs-

5.153a 5.153b 5.153c

5.153 Einbau von Außenjalousetten


a) Anbringung am Fenster
b) Anbringung vor der Fassade
c) Anbringung hinter vorgehängter Fassade
466 5 Fenster

5 5.154a 5.154b 5.154c


5.154 Außenjalousette
a) Schnitt
b) Windsicherung mit Spanndraht (WAREMA)
c) Windsicherung mit Führungsschiene
1 Stahlbetondecke 6 Leitkordel (Terylene)
2 Wärmedämmung 7 Windsicherung (Nylonspanndraht)
3 vorgefertigter Flachziegelsturz als 8 Zugband
Jalousieblende 9 Wendeschnüre zum Verstellen der Lamellen-
4 angedübeltes Brett zur Jalousienbefestigung neigung
5 Pakethöhe = 50 mm breiter Lamellenstapel
mit Ober- und Unterschiene

5.155 Jalousette, verglasungsintegriert in Kunststoff- 5.156 Sonnen-, Sicht- oder Wärmeschutz in Isolierglas-
Aluminium-Verbundfenster eingebaut scheibe integriert (Consafis)
(Finistral KAB®)
5.8 Sonnenschutz 467

blenden vor den Fenstern, frei vor Fassaden oder 5.8.4 Markisen
hinter Fassadenschürzen oder -bekleidungen ein-
gebaut werden (Bild 5.153). Als sehr wirksame außen liegende Sonnenschutz-
Außen liegende Jalousetten müssen mit einer einrichtungen kommen Stoffmarkisen in Frage.
ausreichenden Windsicherung ausgestattet sein. Die Bespannungsstoffe bestehen meistens aus
Je nach Flächengröße und Windbeanspruchung wasser- und schmutzabweisend ausgerüsteten
sind Führungen in Form von kunststoffumman- farbigen Acrylgeweben. Bei Standardbreiten von
telten Spanndrähten (Bild 5.154a) oder Führungs- bis zu 12 m kann eine Ausladung von etwa 3,50 m
schienen (Bild 5.154b) vorzusehen. Dadurch soll erreicht werden.
auch die Geräuschentwicklung bei Windeinwir- Markisen müssen eine Sturmsicherheit bis zur
kung nach Möglichkeit herabgesetzt werden. Windstärke 5 haben. Bei größerer Windbelastung
Größere Jalousettenanlagen müssen an Gebäu- sind Windwächter einzubauen. Für große An-
den, bei denen eine dauernde Aufsicht nicht ge- lagen sind Sonnen- und Regenwächter notwen-
währleistet ist, durch Windüberwachungsanla- dig, mit deren Hilfe die Markisen gegebenenfalls
gen gesichert werden, die bei aufkommendem automatisch einzeln oder auch in Gruppen moto-
Sturm die Jalousetten automatisch hochziehen. risch eingefahren werden. Fast alle Markisen-
Bei dem in Bild 5.155 dargestellten Kunststoff- anlagen werden mit Sicherheits- bzw. TÜV-
Aluminium-Verbundfenster ist eine Jalousette Prüfung geliefert.
witterungsgeschützt zwischen dem tragenden Unterschieden werden Fallmarkisen für überwie-
Kunststoff-Flügel und einer zusätzlichen äußeren
Schallschutzverglasung eingebaut.
gend vertikalen Sonnenschutz und ausfahrbare
Tragrohrmarkisen.
5
Eine Alternative für Sicht- und Sonnenschutz bie- Bei Fallmarkisen wird der Bespannungsstoff beim
ten Isolierglasjalousien. Bei ihnen sind regelbare Absenken durch das Gewicht des unteren
Jalousien innerhalb von Isolierglasscheiben mit Abschlussprofils, das in seitlichen Führungen
22 mm Luftzwischenraum eingebaut (s. a. Ab- läuft, in seine Lage gebracht. Fallmarkisen kön-
schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes). nen auch über abgewinkelte Bauteile (z. B. bei
Auch transparente oder nicht durchsichtige Foli- Wintergärten) geführt werden und können ganz
en, die mit Motorantrieb verfahren werden kön- oder teilweise ausgestellt werden. Antrieb und
nen, lassen sich als Sicht- und Wärmeschutz in aufgewickelter Bespannungsstoff liegen in hül-
Isolierglasscheiben einbauen (Bild 5.156). senförmigen Schutzkästen aus Aluminium und
auch aus Acrylglas (Bild 5.157a).

5.157a 5.157b
5.157 Markisen
a) Fallmarkise (auch ausstellbar), b) Tragrohrmarkise
1 Schutzkasten bzw. -hülse 4 Tragrohr und Schutzkasten
2 Seitenführung 5 Gelenkarme
3 Bespannungsstoff („Behang“)
468 5 Fenster

5.158a 5.158b
5.158 Außen liegende Lamellen-Systeme (COLT International)
a) Horizontal auskragende Lamellenkonstruktion (Unisunr®)
b) Sonnenschutzsystem mit steuerbaren Lamellen (Solarfin®)

5.159 Klappladen 5.160 Schiebeladen


1 Blendrahmen 4 Laufwerk
2 Schiebeladen 5 Führungsschiene
3 Gesimsverbretterung mit Verriegelung

Tragrohr-Markisen haben freitragende Tragrohre, 5.8.5 Außen liegende Lamellensysteme


die mit den Hülsen bzw. Schutzkästen für die ein-
gerollte Bespannung kombiniert sind. Sie werden Guten Schutz gegen steile Sonneneinstrahlung
an den Außenwänden oder an Deckenrändern insbesondere an Südseiten von Fassaden bieten
verankert (Bild 5. 157b). Die Bespannung wird mit auskragend am Gebäude montierte Lamellensys-
Hilfe von Gelenkarmen ausgefahren, die unter teme aus Leichtmetall.
Federspannung stehen. Bei der Planung sind je nach Anforderungen die
Der Antrieb der Markisen erfolgt in der Regel genauen Sonnenstandsdaten in Abhängigkeit
durch Walzenmotoren. von der geographischen Lage zu berücksichti-
gen. Die Sonnenschutzlamellen können starr ein-
gebaut werden oder schwenkbar mit motorischer
Steuerung zur Anpassung an die jeweils optimale
Beschattungsposition (Bild 5.158).
5.9 Einbruchhemmung 469

Für flach einfallendes Sonnenlicht aus östlichen 5.9 Einbruchhemmung


oder westlichen Richtungen ist vertikale Lamel-
lenanordnung zweckmäßig.
Allgemeines
Neben Haustüren stellen leicht zugängliche Fens-
ter und Fenstertüren den von Einbrechern am
5.8.6 Fensterläden und Schiebeläden häufigsten gewählten Zugang dar.
Es muss vorab festgestellt werden, dass es einen
Als Sonnenschutz, zum Schutz gegen Einblick weitgehenden Einbruchschutz allenfalls mit
und auch zur Einbruchshemmung werden Klapp- unverhältnismäßig großem Aufwand geben
oder Schiebefensterläden ausgeführt. Sie werden könnte. Die meisten Einbrüche werden jedoch
als Holz-, Kunststoff- oder Leichtmetall-Läden nicht von besonders ausgerüsteten Profis son-
hergestellt und bestehen aus Rahmen mit vollflä- dern von Gelegenheitstätern ausgeführt. Sie
chigen Füllungen oder aus eingeschobenen, werden durch erkennbare Sicherungseinrich-
schräg gestellten Leisten, die die Lüftung und tungen abgeschreckt, weil zum Einbruch ein zu
einen gewissen Lichtdurchfall erlauben. Sein großer Aufwand und ein entsprechend großes
Drehlager hat der Klappladen an Stützkloben Entdeckungsrisiko bestehen.
(bzw. Plattenstützkloben) die am Fensterrahmen Die Bestrebungen der Einbruchhemmung bei
angeschraubt oder im Mauerwerk befestigt wer- Fenstern und Fenstertüren gehen deshalb dahin,
den können. Im geschlossenen Zustand wird der gegen gewaltsames Eindringen einen je nach Er-
Laden oben und unten durch Schubriegel festge- fordernissen mehr oder weniger lang hemmen- 5
stellt. Die Bedienung erfolgt meistens von Hand, den Widerstand zu gewährleisten. Dem Planer
doch gibt es auch Elektroantriebe für Klappladen und dem Auftraggeber fällt es im Einzelfall zu,
(Bild 5.159). den zur Einbruchhemmung erforderlichen Auf-
Dichte Klappläden können eine Verbesserung wand zu definieren.
des temporären Wärmeschutzes im Fensterbe- Immer müssen Sicherungen gegen Einbruch
reich bewirken, wenn sie an der Leibung oder nicht nur für die Fenster allein, sondern im
dem Fensterrahmen anschließen. Zusammenhang mit allen anderen Außenbau-
Schiebeläden eignen sich zur Einbruchshem- teilen geplant werden.
mung für große Fensteröffnungen, wenn Klapp- Bereits bei der Gebäudeplanung sollte z. B. darauf
läden wegen zu großer Flügelgewichte nicht in geachtet werden, dass in der Nähe von beson-
Frage kommen. Die obere Führung sollte durch ders gefährdeten Fenster- und Türöffnungen wie
Schutzkästen oder durch übergreifende Fassa- Kelleraußentüren und Terrassentüren keine ge-
denteile witterungsgeschützt sein (Bild 5.160). genüberliegenden Ansatzflächen vorhanden
sind, die das Eindrücken mit Hilfe von Hebeln,
Wagenhebern, u. Ä. erleichtern.

5.161 Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender


Fenster
1 abschließbarer Fenstergriff mit definierten
Anforderungen zum Schutz des Getriebes und
mit Sicherung gegen Aufbohren
2 verstärkte Beschläge
3 verstärkte Rahmenkonstruktion
4 verstärkte Glashalteleiste
5 einbruchhemmend wirksame Falzausbildung
6 Verglasung nach DIN EN 356 und DIN EN 1063
7 Einbau nach besonderer Vorschrift in
geeignete Baukörper
470 5 Fenster

Tabelle 5.162 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (Tätertyp, Täterverhalten, Einsatzort, Risiko und Einsatz-
empfehlung
Wider- Erwarteter Tätertyp, mutmaßliches Täterverhalten Empfohlener Einsatzort des einbruchhemmenden
stands- Bauteils
klasse
A B C
Wohnobjekte Gewerbeobjek- Gewerbeobjekte,
te, öffentliche öffentliche Objekte
Objekte (hohe Gefährdung)
RC 1 N Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der
einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit Einsatz der Widerstandsklasse RC 1 N nur bei Bauteilen
körperlicher Gewalt wie Gegentreten, Gegen- empfohlen, bei denen kein direkter Zugang (nicht
springen, Schulterwurf, Hochschieben und Her- ebenerdiger Zugang) möglich ist.
ausreißen auf (vorwiegend Vandalismus). Bauteile
der Widerstandsklasse RC 1 N weisen nur einen
geringen Schutz gegen den Einsatz von Hebel-
werkzeugen auf.
RC 2 N Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, a) a)
Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen.
RC 2 Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher,
5 Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen.
RC 3 Der Täter versucht zusätzlich mit einem zweiten
Schraubendreher und einem Kuhfuß das Bauteil
aufzubrechen.
RC 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeu-
ge und Schlagwerkzeuge wie Schlagaxt, Stemm-
eisen, Hammer und Meißel- sowie eine
Akku-Bohrmaschine ein.
RC 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerk-
zeuge wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbel-
säge und Winkelschleifer ein.
RC 6 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungs-
fähige Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine,
Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer ein.
a) Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der Einsatz der Widerstandsklasse RC 2 N nur bei Bauteilen empfohlen,
bei denen kein direkter Angriff auf die eingesetzte Verglasung zu erwarten ist.
ANMERKUNGEN: Diese Tabelle stellt lediglich eine ungefähre Orientierung dar. Fachkundige Beratung z. B. durch die ört-
lichen Beratungsstellen der Polizei, ist unerlässlich. Die Abschätzung des Risikos sollte unter Berücksichtigung der Lage des
Gebäudes (geschützt/ungeschützt), Nutzung und Sachwertinhalt auf eigene Verantwortung erfolgen. Bei hohem Risiko
sollten zusätzlich geprüfte und zertifizierte Einbruchmeldeanlagen eingesetzt werden.
Bei der Auswahl von einbruchhemmenden Elementen der Widerstandsklassen 4 bis 6 ist anzumerken, dass bei der Aus-
wahl solcher Elemente in Flucht- und Rettungswegen der Werkzeugeinsatz der Feuerwehr erschwert und deshalb zu
berücksichtigen ist.
Außensteckdosen, z. B. im Hausflur, im Garten oder im Bereich der Terrasse sollten spannungslos sein, um ihre Benutzung
durch den Einbrecher zu verhindern.

durchschnittliches
geringes Risiko hohes Risiko
Risiko

Begriffe, Anforderungen und Konstruktionen (Sicherheitssonderverglasung; Widerstand ge-


sind in DIN EN 1063, DIN EN 1627 ff. (Türen, gen manuellen Angriff) geregelt.
Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Als einbruchhemmend werden Fenster bezeich-
Abschlüsse; Einbruchhemmung; Anforderungen net, wenn bei Einbruchversuchen mit körper-
und Klassifizierung) und durch DIN EN 356 licher Gewalt (z. B. durch Tritte, Schulterstoß) und
5.9 Einbruchhemmung 471

auch unter Anwendung von Werkzeugen (Brech- Tabelle 5.163 Einbruchhemmung von Fenstern, Türen,
eisen, Spaten, Bohrer, Hammer, Steinwurf usw., Abschlüssen: Anforderungen an die
Verglasung (DIN EN 356)
nicht jedoch Sprengstoff o. Ä.) eine bestimmte
Widerstandszeit erreicht wird, bis zu der eine
durchgangsfähige Öffnung erreicht werden
kann.

Widerstandsklassen. Einbruchhemmung in
allen Widerstandsklassen entsteht nicht durch
Einzelmaßnahmen, sondern durch das Zusam-
menwirken der verschiedenen konstruktiven
Schutzmaßnahmen an Fensterrahmen, Beschlä-
gen, Verschlüssen, Verglasung, Einbau bzw. Ver-
ankerung im Bauwerk usw. (Bild 5.161).
Je nach Sicherungsgrad werden in DIN EN 1627
die Widerstandsklassen RC 1 bis RC 6 unterschie-
den.
Den einzelnen Widerstandsklassen sind Ver-
glasungen mit durchbruchhemmenden Sicher-
heitssondergläsern nach DIN EN 356 zugeordnet
(Widerstandsklassen P1A bis P5A sowie P6B bis
5
P8B; Tabelle 5.162).
Sicherheitssonderverglasungen mit Widerstand
gegen Beschuss sind genormt nach DIN EN 1063
(Widerstandsklassen BR 1 – NS bis BR 7 – S).
Sicherheitssondergläser müssen durch spezielle,
nicht entfernbare Aufkleber oder Beschriftung
entsprechend gekennzeichnet sein.
In der Widerstandsklasse RC 1 bestehen keine An-
forderungen an eine durchbruchhemmende Ver-
glasung. Fenster der Widerstandsklasse RC 1 stellen
daher lediglich eine Grundsicherungsstufe dar.
Die Einordnung erfolgt auf Grund von genormten Für Widerstandsklassen RC 1 N und RC 2 N bestehen keine
Prüfabläufen nach DIN EN 1628 bis 1630. Anforderungen an die Verglasungen, jedoch kann bei
Verglasung mit einer geringeren Widerstandsklasse als P4
Bei der dynamischen Teilprüfung dürfen Stoßkör- A die Verwendung eines Beschlages erforderlich sein, bei
per aus jeweils verschiedenen Fallhöhen die ge- dem zur Entriegelung ein abnehmbarer Schlüssel notwen-
prüften Fenster nicht so weit beschädigen, dass dig ist.
durchgangsfähige Öffnungen entstehen (> ca. 250
x 400 mm).
Bei der Manuellen Teilprüfung wird in Einbruchs- EN 1522 in Verbindung mit Verglasungen nach
versuchen mit unterschiedlichen Werkzeugsät- DIN EN 1063 gewährleisten. Es gelten die Wider-
zen und entsprechend den bekannten Vorge- standsklassen FB 2 bis FB 6 in Verbindung mit
hensweisen von Einbrechern die Widerstandszeit Verglasungen der Widerstandsklassen BR 1-NS/S
der Prüfstücke festgestellt. bis BR 6-NS/S (Tabelle 5.164).
Derartige Fenster werden aus gepanzerten,
Beispiel für Widerstandsklasse 3: schweren Aluminium-Spezialprofilen mit speziel-
Bei einer maximalen Prüfdauer von 20 Minuten mit dem len verschließbaren Sicherheitsbeschlägen her-
Werkzeugsatz B muss die Konstruktion eine Widerstands-
gestellt. Die Verglasung besteht aus mehrschich-
zeit von mindestens 5 Minuten erreichen.
tigen Sicherheitsverbundgläsern. Es ergeben sich
Das Ergebnis wird durch entsprechende Zertifikate belegt
(Tabellen 5.162 und 5.163). dadurch ganz erhebliche Flügelgewichte, bei
denen motorische Öffner in Verbindung mit fern-
Eine sehr weit gehende Sicherung bieten Fenster bedienbaren Ent- bzw. Verriegelungen in Frage
(und Türen), die Durchschusshemmung nach DIN kommen (Bild 5.165).
472 5 Fenster

Tabelle 5.164 Durchschusshemmung nach DIN EN 1522 bzw. DIN EN 1063; Klassifizierung und Anforderungen
für die Prüfung

Fenster der höchsten Widerstandsgruppen verfü- an die Steifigkeit der Rahmen und die Anbrin-
gen meistens über elektronische Öffnungs- und gung von Verriegelungsteilen abgestimmt sein.
Verschlussüberwachungen auch mit Anschluss In der Regel sind spezielle verstärkte Verriege-
an Einbruchmeldeanlagen. lungsbeschläge erforderlich in Verbindung mit
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass derartige verstärkten und besonders montierten Fenster-
5 Fenster sehr kostenaufwändig sind. Es sollten bändern sowie mit abschließbaren Betätigungs-
deshalb zusätzlich Rollladen, Rollgitter und feste griffen. Für verschließbare Betätigungsgriffe müs-
Gitter als Schutzmaßnahmen in Erwägung gezo- sen hochwertige Zylinder mit Aufbohrsicherung
gen werden. Sie bieten bei entsprechender Aus- verwendet werden.
führung einen verbesserten Schutz und wirken Die Verriegelungen müssen besondere Sicherun-
abschreckend. Außerdem werden nach vergebli- gen aufweisen gegen das Öffnen von außen mit
chen Einbruchsversuchen die oft sehr hohen Kos- Hilfe von gewissen Bohrungen.
ten für die Reparatur von Schäden an den ein- Gegen das Herausdrücken der Verglasung sind
bruchhemmenden Fenstern vermieden (s. Ab- die innen liegenden Glashalteleisten ausreichend
schn. 5.8.2). zu dimensionieren und zu befestigen.

Konstruktive Maßnahmen
Einbruchhemmende Fenster können in beliebi-
gen Konstruktionen und Materialarten hergestellt
werden.
Sie müssen so beschaffen sein, dass an den Falzen
zwischen Flügel und Blendrahmen ein Eingriff
mit Werkzeugen erschwert wird. Die Falztiefe und
-breite müssen auf die erhöhten Anforderungen

5.166 Einbruchhemmendes Fenster: Unterer


Blend- und Flügelrahmenanschluss mit
verstärkter Regenschutzschiene
1 Regenschutzschiene (Materialdicke 3 mm)
5.165 Durchschusshemmendes Fenster mit durch- 2 verlängerte Befestigungsschrauben
schusshemmender Isolierverglasung 3 Verglasung mit VSG-Glas und breite
(SCHÜCO Royal S 70 DH®) Glashalteleisten
5.10 Lüftungseinrichtungen 473

Tabelle 5.167 Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Massivwänden


Widerstands- Umgebende Wände
klasse nach
DIN EN 1627 aus Mauerwerk nach DIN 1053-1 aus Stahlbeton nach DIN 1045
Wanddicke Druckfestig- Rohdichteklasse Mörtelgruppe Nenndicke Festigkeitsklasse
(ohne Putz) keitsklasse der der Steine (RDK) mm min.
mm Steine (DFK) min.
RC 1 N  115  12 – min. MG II / DM  100 B 15
RC 2 N
RC 2
RC 3  115  12 – min. MG II / DM  120 B 15
RC 4  240  12 – min. MG II / DM  140 B 15
RC 5  240  20  1,8 DM  140 B 15
RC 6  240 a)  20  1,8 DM  140 B 15
a) Anwendbar auf Formate der Höhe 238 mm, 498 mm, 623 mm und 648 mm.

Der Schutz der unteren Falzfuge zwischen Blend- aus Mineralwolle reichen für einbruchhemmende
und Flügelrahmen wird verbessert durch ver- Fenster ab Widerstandsklasse WK 2 nicht aus. Nur 5
stärkte Wetterschutzschienen bzw. Wetter- möglichst tief in widerstandsfähige Teile des Bau-
schutzschienen mit Blendrahmenabdeckung. Bei werkes eingreifende Falzschrauben und Hinter-
Holzfenstern sollten möglichst lange Befesti- füllung mit Montageschaum bieten ausreichen-
gungsschrauben zum Schutz gegen gewaltsames den Schutz gegen das Herausbrechen der Veran-
Herausreißen schräg und in leicht versetzten kerungen.
Richtungen eingedreht werden (Bild 5.166). Die Fenster müssen je Verriegelungspunkt zwi-
Beschlagteile bei Kunststofffenstern müssen in schen Blendrahmen und Flügelrahmen (Bänder,
den Stahlverstärkungen der Profile verankert sein. Sicherungsbolzen, Sicherheitsverriegelung usw.)
mit mindestens einem Befestigungsmittel (Bank-
Für einbruchhemmende Fenster sollten einflüglige eisen, Blendrahmenschraube usw.) am Bauwerk
Fenster oder Fenster mit festem Mittelpfosten verankert werden.
bevorzugt werden. Kritisch für die Einbruchsiche-
Hochwertige einbruchhemmende Fenster wer-
rung sind mehrflüglige Fensterelemente, Oberlich-
den an einbetonierten Stahlprofilen verschraubt.
ter und Hebeflügelkonstruktionen. Letztere sind
auch deshalb fast völlig vom Markt verschwunden, Für den Einbau sind genaue Montageanweisun-
obwohl sie immer noch in vielen Publikationen in gen zu geben und zu überwachen. Über die ord-
Verbindung mit Bauwerksanschlüssen, Abdichtun- nungsgemäße Montage muss eine Bescheini-
gen usw. gezeigt werden. gung nach DIN-Muster durch die einbauende
Firma vorgelegt werden.
Bauwerksanschluss
Unbedingt erforderlich sind für einbruchhem-
mende Fenster besondere Bauwerksanschlüsse, 5.10 Lüftungseinrichtungen
bei denen das Herausbrechen kompletter Fenster
allenfalls unter größter Gewaltanwendung mög- Nach DIN 4108-2 Abschn. 4.2.3 wird aus Gründen
lich wäre. Voraussetzung für eine sichere Montage der Hygiene, zur Begrenzung der Luftfeuchtigkeit
und Verankerung der Fenster sind entsprechend und ggf. auch zur Zuführung von Verbrennungs-
beanspruchbare Außenwandkonstruktionen (Ta- luft ein ausreichender Luftwechsel gefordert. Pla-
belle 5.167). Nötigenfalls müssen Außenwände nungshinweise enthalten DIN EN 1946-4, 1946-6
aus Hohlblock- oder Leichtbetonwänden an den und 1946-7 sowie in VDI 2719 und ift-Richtlinien
Verankerungspunkten der Fenster durch Voll- LU 01/1 06/2007 und LU- 02/1 03.2010.
steinmauerwerk o. Ä. verstärkt werden. Bei Gebäuden mit hohem Wärmeschutz und mit
Übliche Befestigungen der Blendrahmen mit modernen dichten Fenstern und einwandfreien
Bankeisen in Verbindung mit loser Hinterfüllung Bauwerksanschlüssen (s. Abschn. 5.3) findet al-
474 5 Fenster

lenfalls ein sehr geringer natürlicher Luft- kann das Fenster eine passive Rolle bei der Zuluft-
austausch statt. Bei geschlossenen Fenstern und/oder Abluftführung übernehmen. Dazu wer-
kommt es daher bei einer Luftwechselrate von den Lüftungseinrichtungen in oder am Fenster
weniger als 0,5 pro Stunde in normal temperier- montiert. Passive Fensterlüfter können auch mit
ten Aufenthaltsräumen rasch zu einer kritischen zentralen Abluftsystemen kombiniert sein.
Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und zu der Gefahr Aktive Einheiten mit Ventilatoren und Wärme-
von Kondensatbildung an unvermeidlichen rückgewinnungsfunktion können im oder am
Schwachstellen der Wärmedämmung (z. B. Fenster positioniert sein.
Raumecken, Fensterleibungen, schlecht durch-
lüftete Bereiche z. B. hinter Möbeln).
Kontrollierte Lüftung. Zur kontrollierten Lüf-
Die qualifizierte Lüftung eines Gebäudes ist we- tung ist eine Reihe von regelbaren Einrichtungen
sentlich für das Wohlbefinden innerhalb von Ge- auf den Markt gekommen. Mit ihnen kann bei
bäuden. Zu geringe Lüftung führt zudem häufig richtiger Dimensionierung ein teilweise auch au-
zu Bauschäden, gerade im Hinblick auf dichter tomatisch geregelter ausreichender Luftwechsel
werdende Gebäudehüllen. Wenn zusätzlich An- für Aufenthaltsräume sichergestellt werden,
forderungen an die Schalldämmung der Außen- ohne dass es zu unverhältnismäßig großen Wär-
bauteile gestellt werden, ist eine Lüftung auf dem meverlusten kommt. Sie können in die Fenster-
herkömmlichen Weg durch geöffnete Fenster nur rahmen oder in die Brüstung eingebaut werden.
bedingt möglich, da aufgrund der niedrigen
Alle derartigen Lüftungselemente müssen in ge-
Schalldämmung geöffneter Fenster der Schallpe-
5 gel im Raum zu hoch wird.
schlossenem Zustand die gleiche Fugendichtig-
keit wie die Fenster aufweisen.
Bei den durch die Energieeinsparverordnung
Ein zugfreier Luftaustausch kann z. B. durch be-
(EnEV) gegebenen Anforderungen an fast absolu-
sondere Spaltlüftungsbeschläge erreicht werden.
te Luftdichtheit bzw. äußerst geringe Fugen-
Mit ihnen wird der Öffnungswinkel des Fenster-
durchlässigkeit der Fenster sind die berechtigten
flügels in Dreh- und Kippstellung so begrenzt,
Ansprüche auf ausreichenden Luftwechsel ohne
dass die umlaufenden Falzdichtungen nicht mehr
zusätzliche technische Maßnahmen nicht zu er-
überall anliegen und ein umlaufender Lüftungs-
füllen.
spalt entsteht.
Der Planung der Raumlüftung – auch in Ver-
Der Luftaustausch kann ohne Öffnung der Fens-
bindung mit der Wärmerückgewinnung – muss
ter auch durch regelbare Spaltlüfter ereicht wer-
daher künftig noch größere Aufmerksamkeit ge-
den, die in den oberen und unteren entsprechend
widmet werden.
dimensionierten Flügelrahmen eingebaut wer-
Zu beachten sind folgende Gesichtspunkte: den (Bild 5.168).
• Luftqualität/Lufthygiene, Ähnlich wirkende regelbare Spaltlüfter gibt es für
• Begrenzung der Luftfeuchtigkeit, Energieeinspa- (auch nachträglichen) Einbau in der Verglasungs-
rung durch richtig gewählte Volumenströme1), ebene der Fensterflügel. Bei dem gezeigten Bei-
• Schallschutz, spiel mit einer drehbaren Regulier- und Dich-
• Vermeidung von Zugluft, tungswalze wird das Lüfterelement in den obe-
ren Glasfalz eingesetzt und hat auf seiner
• Brand- und Rauchschutz Unterseite eine Profilierung zur Aufnahme von
• ggf. Überströmöffnungen zwischen den Räumen. Isolierverglasungen (Bild 5.169).
Das in Bild 5.170 gezeigte Lüftungssystem wird
Für die Integration der Fenster in ein Lüftungs- unterhalb von Fenstern in die Brüstung einge-
konzept existieren unterschiedliche Ansätze. So baut. Walzenventilatoren saugen Frischluft an,
die auf der Raumseite über Heizelemente geleitet
1) Anzugeben ist bei natürlichen Lüftungseinrichtungen der werden kann.
erforderliche Luftvolumenstrom V durch die Lüfter bei einer
bestimmten Druckdifferenz 'p (2, 4, 6 oder 8 Pa). Daraus
Die mit Ventilatoren ausgestatteten Systeme
leitet sich der erforderliche Strömungskoeffizient k und der können teilweise steuerungstechnisch in die Hei-
Strömungsexponent n ab (V = k x 'pn). Bei motorischen zungstechnik der Gebäude integriert werden
Lüftern ist der erforderliche Luftvolumenstrom V bei 8 Pa (vgl. auch Abschn. 5.2.1).
Druckdifferenz anzugeben. Handelt es sich um regelbare
Geräte, dann ist zu Beschreibung der Kennlinie der minimale
und maximale Volumenstrom Vmin und Vmax anzugeben.
5.10 Lüftungseinrichtungen 475

5.168 Spaltlüfter für den Einbau in Flügelrahmen 5.169 Spaltlüfter für den Einbau in der Verglasungsebene
(BUG-Lüftung®) (Lüftomatic LR 6®)

5.170 Lüftungselement zum Einbau in die Fensterbrüstung 5.171 Schalldämmendes


(Siegenia AEROFLAT®) Lüftungselement
(VEKA/Gretsch-Unitas
Schalldämmlüfter®)
476 5 Fenster

Lüftungseinrichtungen mit Wärmerückgewin- verbunden. Insbesondere ist das Problem der


nung (WRG). Die Anrechnung der Wärmerückge- Verschmutzung durch staub- und pollenbelaste-
winnung aus Lüftungsanlagen auf die Energiebi- te Außenluft zu bedenken.
lanz eine Gebäudes ist auf Grund der EnEV mög- Auch erfordert bei vielen Systemen die Gefahr
lich (s. Abschn. 16.2, 16.4 und 17.5.1, 17.5.2, der Tauwasserbildung an den Luftdurchlässen
17.5.8.6 und 17.5.8.9 in Teil 1 des Werkes). Sie darf eine kritische Beachtung.
bei den Wärmeschutznachweisen jedoch nur er- Wenig sinnvoll ist es auch, einerseits die Benutzer
folgen, wenn die Dichtigkeit des Gebäudes nach mit komplizierten und teuren Lüftungseinrich-
DIN EN 13 829 nachgewiesen wird, in der Lüf- tungen zu konfrontieren, auf der anderen Seite
tungsanlage die Zuluft nicht unter Einsatz von eine weitgehend unkontrollierte Lüftung durch
elektrischer oder aus fossilen Brennstoffen ge- Drehkippbeschläge zu ermöglichen. Schließlich
wonnener Energie gekühlt wird und wenn die lösen in der Praxis des Alltages viele Nutzer das
Lüftungsanlage den Mindestluftwechsel sicher- Problem der zu dicht schließenden Fenster
stellt. wesentlich weniger aufwändig durch teilweises
Bei fast allen der erwähnten Lüftungseinrichtun- Entfernen der Falzdichtungen.
gen wird zwar den strikten Forderungen der Für den Einsatz in besonders lärmbelasteten Ge-
Energieeinsparung Rechnung getragen, doch bieten können hochgradig schallschluckende la-
sind alle Lösungen mit z. T. recht erheblichen Zu- byrinthartige Lüftungselemente mit oder ohne
satzkosten für Herstellung, Betrieb und Wartung Ventilatoren unentbehrlich sein (Bild 5.171).
5
5.11 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN EN 107 02.1982 Prüfverfahren für Fenster; Mechanische Prüfungen
DIN EN 350-2 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit
von ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen-Sicherheitssonderverglasung-Prüfverfahren
und Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 04.2011 –; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen
Kenngrößen von Verglasungen
DIN EN 572-1 09.2004 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas –
Definitionen und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 572-2 09.2004 –; –;- Floatglas
DIN EN 572-3 09.2004 –; –;- Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; –;- Gezogenes Flachglas
DIN EN 572-5 09.2004 –; –;- Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; –;- Drahtornamentglas
DIN EN 572-7 09.2004 –; –;- Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
DIN EN 572-8 08.2004 –; –;- Liefermaße und Festmaße
DIN EN 942 06.2007 Holz in Tischlerarbeiten – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1026 09.2000 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Prüfverfahren
DIN EN 1027 09.2000 –; Schlagregendichtheit – Prüfverfahren
DIN EN 1051-1 04.2003 Glas im Bauwesen; Glassteine und Betongläser,
Begriffe und Beschreibungen
DIN EN 1063 01.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung für den Widerstand gegen Beschuss
DIN EN 1096-1 04.2012 –; Beschichtetes Glas; Definitionen und Klasseneinteilung
DIN EN 1191 08.2000 Fenster und Türen – Dauerfunktionsprüfung – Prüfverfahren
5.11 Normen 477

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1259-1 09.2001 Glas; Begriffe für Glasarten und Glasgruppen


DIN 1259-2 09.2001 –; Begriffe für Glaserzeugnisse
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas; Allgemeines, Maßtoleranzen
und Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1522 02.1999 Fenster, Türen, Abschlüsse – Durchschusshemmung –
Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 1523 02.1999 Fenster, Türen, Abschlüsse; Durchschusshemmung; Prüfverfahren
DIN EN 1627 09.2011 Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse;
Einbruchhemmung; Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 1628 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter
statischer Belastung
DIN EN 1629 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter
dynamischer Belastung
DIN EN 1630 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen
manuelle Einbruchsversuche
DIN EN 1935 05.2002 Baubeschläge – Einachsige Tür- und Fensterbänder, Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 1991-1-4 12.2010 Eurocode 1: Einwirkung auf Tragwerke –
Teil 1–4: Allgemeine Einwirkungen, Windlasten
DIN EN 1991-1-4/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – 5
Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-4
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden;
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
E DIN 4108-2 10.2011 –; –;
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen und Hinweise
für Planung und Ausführung
E DIN 4108-3 01.2012 –; Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung
und Ausführung
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und Jahresheizenergiebedarfes
DIN 4108-7 01.2011 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl. 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl. 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen
erhöhten Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen
Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 5034-1 07.2011 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 02.2007 –; Berechnung
DIN 5034-4 09.1994 –; Vereinfachte Bestimmung von Mindestfenstergrößen für Wohnräume
DIN 5034-6 02.2007 –; Vereinfachte Bestimmung zweckmäßiger Abmessungen von
Oberlichtöffnungen in Dachflächen
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient
– Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 10 077-1 05.2010 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Allgemeines
DIN EN ISO 10211 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen
– Detaillierte Berechnungen
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-
Einscheibensicherheitsglas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen: Luftluftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12 208 06.2000 Fenster und Türen: Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12 210 08.2003 Fenster und Türen: Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Klassifizierung

Fortsetzung s. nächste Seite


478 5 Fenster

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 211 12.2000 Fenster und Türen; Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12 216 11.2002 Abschlüsse – Terminologie, Benennungen und Definitionen
DIN EN 12 365-1–4 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster, Türen und
andere Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung –
Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen; Terminologie; dreisprachige Fassung
DIN EN ISO 12 543-1 12.2011 Glas im Bauwesen; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Definitionen
und Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas; Verbundsicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-5 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 543-6 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Aussehen
DINN EN 12 758 04.2011 Glas im Bauwesen – Glas und Luftschalldämmung –
Produktbeschreibungen und Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 13 126-1 02.2012 Baubeschläge – Beschläge für Fenster und Fenstertüren – Anforderungen
und Prüfverfahren; Gemeinsame Anforderungen an alle Arten von Beschlägen
5 DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 561 01.2009 Markisen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 13 659 01.2009 Abschlüsse außen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 14 220 01.2007 Holz und Holzwerkstoffe in Außenfenstern, Außentüren und
Außentürzargen – Anforderungen und Spezifikationen
DIN EN 14 351-1 08.2010 Fenster und Türen; Produktnorm, Leistungseigenschaften –
Fenster und Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/
oder Rauchdichtigkeit
DIN EN ISO 14 438 09.2002 Glas im Bauwesen – Bestimmung des Energiebilanz-Wertes –
Berechnungsverfahren
DIN EN 14 501 02.2006 Abschlüsse – Thermischer und visueller Komfort –
Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 14 600 03.2006 Tore, Türen und zu öffnende Fenster mit Feuer- und/oder
Rauchschutzeigenschaften – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 15 651-2 06.2010 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden
und Fußgängerwegen – Fugendichtstoffe für Verglasungen
DIN 16 830-3 11.2000 Fensterprofile aus hochschlagzähem Polyvinylchlorid (PVC-HI) – Profile mit
beschichteten, farbigen Oberflächen; Anforderungen
DIN 18 005-1 02.2007 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl. 1 05.1987 –; Berechnungsverfahren; Schalltechnische Orientierungswerte für die
städtebauliche Planung
DIN 18 005-2 09.1991 –; Lärmkarten; Kartenmäßige Darstellung von Schallimmissionen
DIN 18 055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung, Anforderungen und Prüfung (zeitweise zurückgezogen
und teilweise ersetzt durch DIN EN 12 207, 12 208, 12 210;
z. Zt. in Neubearbeitung)
E DIN 18 055 10.2010 Anforderungen an Fenster und Außentüren
DIN 18 057 08.2005 Betonfenster – Bemessung, Anforderungen, Prüfungen
DIN V 18 073 05.2008 Rollläden, Markisen, Rolltore und sonstige Abschlüsse im Bauwesen –
Begriffe, Anforderungen
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau, Bauwerke
DIN 18 355 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C:
Allgem. Techn. Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Tischlerarbeiten
DIN 18 357 04.2010 –; Beschlagarbeiten
DIN 18 358 04.2010 –; Rollladenarbeiten
5.12 Literatur 479

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 360 04.2010 –; Metallbauarbeiten


DIN 18 361 04.2010 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 542 07.2009 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff – Imprägnierte Dichtungsbänder –
Anforderungen und Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen, Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 12.2008 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN 52 338 09.1985 Prüfverfahren für Flachglas im Bauwesen; Kugelfallversuch für Verbundglas
DIN 52 460 02.2000 Fugen- und Glasabdichtungen – Begriffe
DIN 68 121-1 09.1993 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren; Maße, Qualitätsanforderungen
DIN 68 121-2 06.1990 –; Allgemeine Grundsätze
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz; Allgemeines
DIN 68 800-3 02.2012 Holzschutz; Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
TRLV 08.2006 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten
Verglasungen (TRLV)
TRPV 08.2006 Technische Regeln für die Bemessung und die Ausführung punktförmig 5
gelagerter Verglasungen (TRPV)
VDI-Richtlinie 2719 08.1987 Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen

5.12 Literatur
[1] Arnold, U.; Huckfeldt, T., Wenk, H.-J..; Holzfenster und -türen Band II, Konstruktion, Anschlüsse, Oberflächen, Energieein-
sparung, Köln. 2012
[2] Berger, W.: Fensteranschlüsse; Mängelfreier Einbau nach dem Stand der Technik; in Bauhandwerk/Bausanierung 4/2001
[3] Bundesverbände des Glaserhandwerkes, Metallhandwerkes sowie Holz und Kunststoff/ift Rosenheim: Einbau und
Anschluss von Fenstern und Fenstertüren mit Anwendungsbeispielen, Düsseldorf 2003
[4] Feist, W.: Optimierungsstrategien für Fensterbauart und Solarapertur unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Tages-
licht, Solargewinnen und Sommerklima, Darmstadt. 2008
[5] Gerner, M., Gärtner, D.: Historische Fenster. Entwicklung, Technik, Denkmalpflege. Stuttgart 1996
[6] Hager, W.: Moderne Isoliergläser – Leistungsgrenze erreicht; in BM 10/2000
[7] ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik e.V., Rosenheim) Richtlinien, Empfehlungen, sonstige Publikationen; www.
ift-rosenheim.de; u. A.
[8] ift-Richtlinie FE-05/2: Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren; Richtlinie zur Ermittlung der Mindestklassifi-
zierung in Abhängigkeit der Beanspruchung. Teil 1 Windwiderstandsfähigkeit, Schlagregendichtheit und Luftdurchläs-
sigkeit (08.2005). und FE05/3 –„Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren“ – online tool (10.2010)
[9] ift-Richtlinie HO-10/1: Massive, keilgezinkte und lamellierte Profile für Holzfenster; Anforderungen und Prüfung
(11.2002)
[10] ift-Merkblatt: Lasierende Anstrichsysteme für Holzfenster und -türen (03.1994)
[11] ift-Richtlinie FE-06/1: Prüfung von mechanischen und stumpf geschweißten T-Verbindungen bei Kunststoff-Fenstern
(08.2005)
[12] ift-Fachinformation SI-01/1: Bautrend Sicherheit; Einbruchhemmung – Brandschutz – Absturzsicherheit (01.2005)
[13] ift-Richtlinie FE-07/1: Hochwasserbeständige Fenster und Türen – Anforderungen, Prüfung, Klassifizierung (10.2005)
[14] ift-Richtlinie VE-06/01: Beanspruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern; Richtlinie zur Ermittlung der Bean-
spruchungsgruppen für die Verglasung von Fenstern und Fenstertüren bei Verwendung von Dichtstoffen (01.2003)
[15] ift-Richtlinie VE-07/2: Mehrscheiben-Isolierglas mit beweglichen Sonnenschutzsystemen integriert im Scheibenzwi-
schenraum; Nachweis der Gebrauchstauglichkeit von Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) mit integrierten beweglichen
Einbauten (08.2005)
[16] ift-Richtlinie WA-01/2: Uf -Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf -Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fenstersystemen (02.2005)
[17] ift-Richtlinie WA-02/3: Uf -Werte für Kunststoffprofile aus Fenstersystemen; Verfahren zur Ermittlung von Uf -Werten für
Kunststoffprofile aus Fenstersystemen (02.2005)
480 5 Fenster

[18] ift-Richtlinie WA-03/3: Uf -Werte für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen; Verfahren zur Ermittlung
von Uf -Werten für thermisch getrennte Metallprofile aus Fassadensystemen (02.2005)
[19] ift-Richtlinie WA-04/1: Verfahren zur Ermittlung von UW-Werten für Holzfenster (06.2003)
[20] ift-Richtlinie AB-01/1: Einsatzempfehlungen für äußere Abschlüsse; Richtlinie zur Auswahl geeigneter Windklassen nach
EN 13659 (01.2009)
[21] Industrieverband Dichtstoffe e.V. Düsseldorf: IVD-Praxishandbuch Dichtstoffe, 2004 und IVD- Merkblätter, u. A.: Merk-
blatt Nr. 09: Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für Fenster und Außentüren; Grundlagen für die Ausführung
(02.2008)
[22] Institut des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau, Hadamar; Fachliche Begriffe aus dem Berufsfeld
des Glaserhandwerks. 2011
[23] –; Technische Richtlinie Nr. TR 1. Dichtstoffe für Verglasungen und Anschlussfugen – Arten, Eigenschaften, Anwendung,
Verarbeitung (2009)
[24] –; Technische Richtlinie Nr. TR 3. Klotzung von Verglasungseinheiten (2009)
[25] –; Technische Richtlinie Nr. TR 17. Verglasen mit Isolierglas (2010)
[26] –; Technische Richtlinie Nr. TR 20. Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren mit Anwendungsbeispielen
(2010)
[27] Interpane Glasindustrie GmbH: Gestalten mit Glas. Lauenförde 2011; www.interpane.com
[28] Jehl, W.: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren der RAL-Gütegemeinschaft
Fenster und Haustüren e.V. und des Bundesinnungsverbandes des Glaserhandwerks. Frankfurt 03/2010
[29] Pech, A.: Fenster, Wien. 2005
[30] RAL-Gütegemeinschaften Fenster und Haustüren: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern
und Haustüren. Frankfurt 03/2010
5 VFF Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt – Zusätzliche Technische Vorbemerkungen und Merk-
blätter; www.window.de; u. A.
[31] –; VFF; Hinweise zu den Zusätzlichen Technischen Vorbemerkungen (ZTV) zur Ausschreibung von Fenstern. Frankfurt
a. M. 04/2010
[32] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung von Aluminiumfenstern. Frankfurt a. M. 04/2010
[33] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung von Holzfenstern. Frankfurt a. M. 04/2010
[34] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung von Holz-Metallfenstern. Frankfurt a. M. 04/2010
[35] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung von Kunststofffenstern. Frankfurt a. M. 04/2011
[36] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung von Stahlfenstern. Frankfurt a. M. 04/2010
[37] –; VFF; ZTV zur Ausschreibung der Aufarbeitung und Instandsetzung (Runderneuerung) von Kastenfenstern aus Holz.
Frankfurt a. M. 03/2003
[38] –; VFF Merkblatt ES.01. Die richtigen U-Werte von Fenstern, Türen und Fassaden (03.2011)
[39] –; VFF Merkblatt ES.02: Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2009 für Fenster, Türen und Fassaden (09.2009)
[40] –; VFF Merkblatt ES.03: Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (12.2001)
[41] –; VFF Merkblatt ES.04: Sommerlicher Wärmeschutz (04.2008)
[42] –; VFF Merkblatt HO.01/A1: Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster , Holz-Metall-Fenster und -Außentüren
(09.2010)
[43] –; VFF Merkblatt HO.06-1: Holzarten für den Fensterbau – Eigenschaften, Holzartentabelle (09.2011)
[44] –; VFF Ökologische Bewertung von Fensterkonstruktionen und Ganzheitliche Bilanzierung von Fenstern und Fassaden;
www.window.de
[45] Wicona Bausysteme GmbH.; Downloads für Architekten, Ulm ; www.wicona.de
[46] Wagner, A: Energieeffiziente Fenster und Verglasungen; BINE Fachinformationszentrum, Karlsruhe. 2008
[47] Zimmermann, G.: Schmutzwasserfahnen und andere Fassadenschäden infolge fehlender Tropfkanten. In: arconis 2/1996
481

6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.1 Allgemeines wahlweise mit Verglasungen, geschlossenen Ele-


menten und Fenster- und Türöffnungen ausge-
facht werden.
Vermehrte Belichtungsanforderungen mit natür- Die Befestigung der Verglasungen und unter-
lichem Licht und eine Verbesserung der Raum- schiedlichen Ausfachungselemente erfolgt meist
bezüge zwischen Innenräumen und Außenbe- einheitlich mit Metall-Pressleisten, die mit dem
reichen führen bei Gebäuden zunehmend zu Tragwerk der Fassaden durch Verschraubungen
Vergrößerungen der Fensterflächenanteile inner- mechanisch verbunden und abgedichtet werden.
halb der Fassaden (s. a. Abschnitt 9 in Teil 1 dieses Die Pressleisten können aus ästhetischen Grün-
Werkes). Die Nutzung natürlichen Tageslichtes den außenseitig mit Metall- oder Holzleisten
(Lichtqualität, Beleuchtungsstärke und Hellig- abgedeckt – aber auch ohne Abdeckprofile
keitsverteilung, Farbechtheit) durch Vergröße- eingebaut werden.
rung des Tageslichteintrages wird durch hohe
Verglasungsanteile wesentlich verbessert. Einzel-
fenster eingebaut zwischen Sturz, Wandpfeilern
und ggf. Brüstung (Lochfassaden) können diesen 6.2 Planung von PRF
erweiterten Anforderungen oft nicht hinreichend
genügen. Zudem sind in Rahmen gehaltenen Im Fassadenbau werden Elementbauweisen und
Fenstern auf Grund ihrer beschränkten Einzel- Pfosten-Riegel-Bauweisen unterschieden.
größen geometrische Grenzen gesetzt. Bei der Elementbauweise werden vorgefertig- 6
PRF – auch Fensterfassaden genannt – ermögli- te Fassadenelemente ggf. einschl. Verglasung
chen nahezu unbeschränkte Größen, eine freie vor Ort zusammengefügt. Vorteilhaft sind ins-
Geometrie von Glasflächen und zudem eine besondere der hohe Vorfertigungsgrad und die
Verbesserung der Flexibilität der Grundrissge- dadurch bedingte schnelle Montagemöglichkeit.
staltung. Die regelmäßig in engen Rasterabstän- Nachteilig wirken sich ggf. die Doppelung der
den angeordneten Pfosten bieten eine Vielzahl Profile und der Ansichtsbreiten an den Element-
von Anschlusspunkten für innere Trennwandan- stößen aus.
schlüsse. Mit Pfosten-Riegel-Fassaden lassen sich Bei der Pfosten-Riegel-Bauweise werden einzelne
je nach Gestaltungsabsicht und Konstruktionsart Pfosten- und Riegelbauteile oder auch teilvorge-
großflächige Glasfassaden mit horizontalen und/ fertigte Baugruppen an der Baustelle zu schlan-
oder vertikalen Gliederungen planen. ken Traggerüsten einer zusammenhängenden
PRF können mit speziellen Fenster-Fassadensyste- Fassadenkonstruktion für die nachträgliche Ver-
men hergestellt werden, in denen fest verglaste, glasung und Ausfachung mit Füllelementen zu-
transparente oder auch geschlossene (opake) sammengefügt. Die Teilungsraster und Propor-
Flächen (Ausfachungen) mit Fenster- und Tür- tionen der einzelnen Felder (Bild 6.1a-c), die
öffnungen kombiniert werden können. Hierfür Bauweise und Montageart (Bild 6.2), die Ansichts-
stehen geschlossene Systeme verschiedener breiten der Profile sowie Materialart, Farbgestal-
Hersteller zur Verfügung. Es kann aber auch tung und Fugenbild bestimmen die Gestaltquali-
auf Profilprogramme aus Stahl oder Aluminium tät der Fassade. Je nach Lagerungsart des Glases
(Halbzeuge) oder individuell hergestellte Holz- nur an den Pfosten (Pfostenfassade) oder nur an
querschnitte als Tragprofile und Befestigungs- den Riegelprofilen (Riegelfassade) können verti-
systeme für die Verglasungen zurückgegriffen kale bzw. horizontale Betonungen der Teilungs-
werden, die in handwerklicher Weise zusammen- felder erzeugt werden (Bild 6.1d und e).
gefügt und montiert werden. Übliche Profilbreiten der Pfosten und Riegel be-
Derartige i. d. R. geschosshohe Fassadenver- tragen zwischen 40 bis 80 mm (Standardbreiten
glasungen werden als Pfosten-Riegel-Fassaden 50 und 60 mm). Die Profiltiefen werden wesent-
(PRF) bezeichnet. Die hier betrachteten Systeme lich vom Tragverhalten für die Eigenlasten und
bestehen als stabartiges Fassadentragwerk aus die horizontalen Windlasten für Druck und Sog
vertikalen Pfosten und horizontalen Riegeln, die beeinflusst (Tab. 6.9 und 6.10).

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_6, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
482 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.1a 6.1b 6.1c

6.1d 6.1e
6.1 Fassadenteilungen (Beispiele)
a) Vertikal und horizontal gleichmäßige Teilung mit Öffnungsflügeln und Oberlicht, Deckenränder verdeckt
b) Horizontale Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
c) Vertikale unregelmäßige Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
d) Pfostenfassade mit geklebten horizontalen Verglasungsfugen
e) Riegelfassade mit geklebten vertikalen Verglasungsfugen

Verformungen. Für die Funktionsfähigkeit der Winterlicher Wärmeschutz. Glasflächen ver-


Fassaden ist von entscheidender Bedeutung, fügen heute bei üblicher Isolierverglasung über
dass Verformungen durch Längenänderungen U-Werte von 1,3 bis 1,1 W/(m2K). Dreifachver-
in Folge von Temperaturschwankungen (direkte glasungen erreichen U-Werte bis zu 0,5 W/
Sonneneinstrahlung kann zu erheblichen Erhit- (m²K). Durch Edelgasfüllungen und emissions-
zungen der Fassadenbauteile führen) aber auch reduzierende Beschichtungen (low-e coatings)
Verformungen aus dem Bauwerk durch Deh- können bei Zweischeibenverglasungen U-Werte
nungsprofile in der Fassadenebene aufgenom- bis zu 0,9 W/(m2K) erreicht werden. Sogenannte
men werden können. Dehnungsfugen in den „Vakuumgläser“ mit erwarteten U-Werten von
Randbereichen an den seitlichen und oberen
bis zu 0,15 W/(m2K) sind noch nicht serienreif
Anschlüssen sowie verschiebliche Anschlüsse an
entwickelt.
die Grundkonstruktion des Bauwerkes (Loslager)
müssen gewährleisten, dass alle Fassadenan- Wie bei allen transparenten Fassadenflächen
schlüsse beweglich ausgebildet werden, damit kann mit energieeffizienten, hochwertigen Ver-
Lasteintragungen aus Verformungen des Bau- glasungssystemen und Fenstern unter gewissen
werkes (Schwindprozesse, Setzungen) auf die Rahmenbedingungen mehr Solarenergie gewon-
Fassadenkonstruktion vermieden werden. nen werden als Transmissions- und Lüftungswär-
6.2 Planung von PRF 483

6.2a 6.2b
6.2 Fassadenbauweisen und Montagearten
a) Pfosten-Riegel-Bauweise mit zusammenhängenden Bauteilen
b) Elementbauweise mit unabhängigen Einzelelementen

meverluste auftreten (Gewinnstrategie). Entschei- Schallschutz. PRF werden zunehmend geschoss-


dend für die Energieeffizienz ist bei zunehmend übergreifend und auch trennwandübergreifend
verbesserter Glasqualität die Ausführung des geplant, so dass neben der Luftschalldämmung
Randverbundes des Glases und die thermischen gegen Außenlärm die Längsschalldämmung zwi- 6
Trennung der Rahmung und Glashalterung. schen einzelnen Geschossen und auch Räumen
innerhalb eines Geschosses von Bedeutung ist
Sommerlicher Wärmeschutz wird gemäß Ener- (s. a. Abschn. 9.4 in Teil 1 dieses Werkes). Ergän-
gieeinsparverordnung (EnEV) bei Räumen ab zend zu den Standardanforderungen an den
einem Fensterflächenanteil nach Süden, Osten Schallschutz gemäß DIN 4109 ist es vielfach
und Westen von 20% (ab 30% für Nordost bis gängige Praxis, im Rahmen von Ausschreibun-
Nordwest) nachweislich gefordert (s. a. Abschn. gen Schallschutzklassen von 1 bis 6 gemäß VDI-
17.5.4 in Teil 1 dieses Werkes). Er kann neben be- Richtlinie 2719 zu vereinbaren, obwohl die VDI-
schichteten Sonnenschutzverglasungen am bes- Richtlinie bauaufsichtlich nicht eingeführt ist.
ten durch außen liegende Sonnenschutzsysteme
erreicht werden (s. a. Abschn. 5.8 und Abschn. Brandschutz. Fassaden, deren Segmente mit
9.6 in Teil 1 dieses Werkes). Eine Befestigung Glas ausgefacht sind, gelten im Sinne des Bau-
außenseitig angeordneter Sonnenschutzeinrich- rechtes als nicht tragende Außenwände, da sie
tungen ist in aller Regel an den Pfosten- und nur einen Raumabschluss zur Umgebung dar-
Riegelprofilen möglich. stellen. Nach § 28 der Musterbauordnung (MBO)
Zur Vermeidung von Windbelastungen, Bewitte- sind nichttragende Außenwände außer bei den
rung und Verschmutzung außen liegender Son- Gebäudeklassen 1 bis 3 (Oberkante Fußboden
nenschutzeinrichtungen kann bei nur mäßig ver- eines Geschosses mit Aufenthaltsräumen ( 7 m
schlechterten Energiedurchlassgraden (g-Wert) über Geländeoberkante) aus nicht brennbaren
ein verglasungsintegrierter Sonnenschutz im Schei- Materialien oder mindestens in der Feuerwider-
benzwischenraum (SZR) der Isolierverglasung an- standsklasse F 30 herzustellen. Mit Fassadenkon-
geordnet werden. struktionen aus Stahl oder Aluminium kann der
Innen auf der Raumseite angeordnete Sonnen- Forderung nach Verwendung von nicht brenn-
schutzanlagen sind wenig dazu geeignet, den baren Baustoffen (A-Baustoffe) entsprochen wer-
Wärmeintrag aus der Sonnenstrahlung wirksam den. Mit Holz-Tragprofilen können diese Forde-
zu reduzieren. Sie erfüllen überwiegend Blend- rungen nicht erreicht werden.
schutzfunktionen gegen übermäßig auftretende Brandversuche mehretagiger Anordnungen von
Lichteinstrahlung. Holz-Glas-Fassaden führender Hersteller haben
484 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

jedoch gleichwertige Ergebnisse hinsichtlich elementen und Sonnenschutzeinrichtungen be-


der Brandschutzeigenschaften (Rauchdurchtritt ansprucht. Hinzu kommen zeitweise einwirkende
durch den Deckenanschluss und Brandausbrei- Horizontallasten aus Winddruck- und Windsog-
tung an den Holzteilen) wie für Metall-Glas- wirkung, die von der Gebäudegrundrissform,
Fassaden ergeben. Die Ausführung ist unter der Gebäudehöhe, der Windangriffsrichtung und
bestimmten Bedingungen mit Einzelzulassung dem Seitenverhältnis von Höhe und Breite der
möglich (s. a. Abschn. 6.4.2). [16] Fassade abhängen.
Ab Spannweiten (Höhen) von ca. 5 m können
Brandschutzfassaden. Nach DIN 4102-13 werden Pfosten- und Riegelprofile durch Lochungen,
Brandschutzverglasungen (nicht tragende Innen- Fachwerkformen oder räumliche Hinterspannun-
wände oder Teilflächen von Innenwänden) und gen (Bild 6.3.e) aufgelöst werden, um Gewicht
Brandschutzfassaden (transparente, nicht tragen- einzusparen und die Transparenz zu verbessern.
de Außenwandflächen) unterschieden. Für beide Die Lasten aus der Fassade können direkt in das
Fälle ist eine allgemeine bauaufsichtliche Zulas- Tragwerk (Primärtragwerk) des Gebäudes ab-
sung erforderlich. Hierfür sind Nachweise gemäß getragen werden oder mittels einer selbsttragen-
den technischen Regeln für die Verwendung von den Sekundärstruktur (die Glas- und Füllelemente
linienförmig gelagerten Verglasungen (TRLV) not- tragende Konstruktion) abgeleitet werden.
wendig. Für Brandschutzverglasungen und Brand-
Die direkte Übertragung der Lasten (Bild 6.3a
schutzfassaden sind der Aufbau der Zulassung
und g) mit z. B. Riegeln in das Gebäudetragwerk
und die Anforderungen gleichartig.
(z. B. Stützen im Skelettbau) erfordert einen
Brandschutzfassaden als Außenwände oder Teil- engen Stützenabstand und eine überwiegend
flächen in Außenwänden können für folgende horizontale Gliederungsstruktur, um angemes-
Anwendungsbereiche erforderlich werden. sene Verglasungsgrößen zu erreichen. An das
• Brüstungsbereiche (h  1 m) mehrgeschossiger Tragwerk des Gebäudes werden dabei sehr hohe
6 Gebäude zur Verhinderung des Feuerüber- Anforderungen an die Maßgenauigkeit gestellt.
schlages in das nächsthöhere Geschoss Eine Vergrößerung der Dimensionierung des
• Innenecken von mehrgeschossigen Gebäuden Primärtragwerkes zur Begrenzung von Verfor-
zu Verhinderung des Brandüberschlages in ei- mungen ist ggf. die Folge.
nen anderen Brandabschnitt
• Bei geringen Grenzabständen zur Verhinde- Selbsttragende Fassaden können geomet-
rung des Brandüberschlages auf einen anderen risch unabhängig vom Primärtragwerk mit einer
Brandabschnitt oder ein anderes Bauwerk eigenen Teilungsstruktur geplant werden (Bild
6.3b bis f). Die glastragende Konstruktion der
Tragwerkplanung. Gemäß den allgemeinen An- Fassade überbrückt die Abstände der tragenden
forderungen an die Standsicherheit erfordern groß- Bauteile (Dächer, Decken, Bodenplatten, Stützen)
flächigere Fassaden einen Nachweis für die Stand- des Primärtragwerkes. Die Trennung vom Trag-
sicherheit der skelettartigen Tragkonstruktion für werk des Gebäudes hat einfachere Anschluss-
die Eigenlasten der Ausfachungs- und Füllelemen- details bei höherem Konstruktionsaufwand zur
te und für die Windlasten. Die Pfosten und Riegel Folge. Zudem können die Fassadenraster und
werden somit zu tragenden Bauteilen für die Fassa- die Verglasungsgrößen je nach Anforderung
denkonstruktion. Die verschiedenen Baustoffe und optimiert werden.
Bauelemente der Fassade sind hinsichtlich ihrer Selbsttragende Fassaden werden je nach Last-
mechanischen Aufgaben und bauphysikalischen abtragungsart unterschieden als
Anforderungen so aufeinander abzustimmen, dass
• Pfostenfassaden oder als
Feuchte- und Temperaturschwankungen von den
verwendeten Baustoffen und Bauteilen schadens- • Riegelfassaden
frei aufgenommen werden können. Zudem müs-
sen Geräuschentwicklungen („Knacken“) in Folge Pfostenfassaden. Bei mäßigen Abständen der
von Längenänderungen vermieden werden. horizontalen Primärtragelemente (Decken-
Grundsätzlich werden Pfosten-Riegel-Fassaden und Dachränder) des Gebäudes können ledig-
durch Eigenlasten (ständige Lasten) aus den lich Pfosten als glastragende Konstruktion von
tragenden Bauteilen der Fassade, Ausfachungs- Decke zu Decke angeordnet werden. Vertikale
elementen wie Gläsern, Paneelen, Öffnungs- Eigenlasten und horizontale Windlasten aus
6.2 Planung von PRF 485

Winddruck und -sog werden ausschließlich von Riegelfassaden. Um insbesondere bei höheren
Pfostenprofilen übernommen und in das Primär- Fassaden die nach unten zunehmenden Vertikal-
tragwerk eingeleitet (Bild 6.3b und c). Notwen- lasten aus dem Eigengewicht zu begrenzen, kön-
dige Horizontalstöße der Verglasungen können nen die horizontalen Riegelprofile regelmäßig
durch geklebte Ausführung (Glasstoß mit Sili- an dem Primärtragwerk des Gebäudes befestigt
konverfugung) optisch in den Hintergrund tre- werden. Eigengewicht und Windlasten werden
ten (Bild 6.1d). Die vertikalen Verglasungsprofile über die Riegel und Kragarme oder Konsolen in
an den Pfosten bestimmen dann alleine das Er- die Primärstruktur eingeleitet (Bild 6.3 g). Durch
scheinungsbild der Fassade. Zugstäbe im Bereich des Riegelprofils oder Zug-

6
6.3a 6.3b 6.3c 6.3d

1 Pfostenprofil
2 Riegelprofil
3 Ebene der Verglasung
und Füllelemente
4 Kragarm oder Konsole
5 Zugseil
6 Druckstab
7 Horizontale Tragelemente
(Decken/Dächer)
8 Stützen (Primärtragwerk)
6.3e 6.3f 6.3g

6.3 Tragwerksysteme für Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)


a) Direkte Befestigung der Fassadenriegel (Fensterwand)
b) Geschosshohe Fassadenelemente vor den Deckenrändern (Einfeldsystem bis ca. 5 m Höhe)
c) Geschosshohe Fassadenelemente zwischen den Decken angeordnet (Einfeldsystem)
d) Pfostenprofile durchgehend vor den Deckenrändern (Durchlaufsystem)
e) Höhere Fassadenflächen mit Hinterspannung
f) Riegelfassade, hängend an Zugseilen im Bereich der Riegelprofile oder der Verglasungsebene
g) Riegelfassade an Kragkonsolen am Primärtragwerk befestigt
486 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.4 Lasteinwirkung auf Riegelprofile


A Belastungsachse aus Eigengewicht des Glases
(exzentrisch)
B Belastungsachse aus Winddruck und -sog
(zentrisch)

seile innerhalb der Verglasungsebene können und Riegeln (Bild 6.4) – in Randbereichen auf-
die Vertikallasten an die Decken- oder Dachkon- grund der einseitigen Anschlusssituationen auch
struktionen des Bauwerkes abgehängt werden. exzentrisch.
Die horizontalen Windlasten werden über die Die Knickstabilität schmal dimensionierter, ste-
Riegelprofile und Zug- und Druckstäbe in die hend gelagerte Fassadentragwerke kann durch
6 Stützen eingeleitet (Bild 6.3 f). Die Ansichten der
Fassaden sind dann vor allem durch horizontale
Querriegel oder auch die biegesteife Ausbildung
der Knotenpunkte innerhalb des Traggerüstes der
Riegelprofile geprägt. Vertikale Glasstöße kön- PRF erreicht werden. Sicherheit gegen Knicken
nen bei geklebter Ausführung (Glasstoß mit Si- kann auch durch hängende Lagerung der dann auf
likonverfugung) in den Hintergrund treten (Bild Zugbelastung zu dimensionierenden Tragglieder
6.1.e). der Fassade erreicht werden (Bild 6.3f).

Statische Grundsysteme. Die Lastabtragung er-


folgt über die Pfostenprofile überwiegend punk-
tuell auf den Baukörper. Hierbei werden Einfeld- 6.3 Befestigung am Bauwerk
(Bild 6.3b und c) und Mehrfeldträgersystem un-
terschieden (Bild 6.3d). Die Lastabtragung erfolgt bei stehend gelager-
Einfeldträgersysteme sind stehend zwischen den ten Fassaden an unteren und bei hängend gela-
Geschossdecken (auf Druck beanspruchte Fassa- gerten Fassaden an oberen Festpunkten. Zusätz-
denbauteile) oder hängend vor den Decken (auf lich ist eine Lagesicherung in Fassadenebene
Zug beanspruchte Fassadenbauteile) ausführbar. durch Befestigungen mit Lospunkten erforder-
Die maximale Biegebeanspruchung aus horizon- lich. Bei stehend gelagerten Profilen erfolgt die
talen Windlasten erfolgt in der Feldmitte. Durch- Lastabtragung am unteren Ende des Pfostens
laufträgersysteme über die Geschossdecken hin- i. d. R. mittels Auflagern. Die Festpunkte müssen
weg reduzieren die Biegebeanspruchung in den sich dreidimensional ausrichten lassen.
Feldmitten (Durchlaufwirkung s. a. Abschn. 1.4 in An den zusätzlichen Lospunkten werden die Fas-
Teil 1 dieses Werkes). sadenbauteile lagegesichert. Eine ungehinderte
Die Lasteinwirkungen aus dem Eigengewicht Dilatation (Verschiebung der Fassadenbauteile in
der Ausfachungselemente erfolgt auf die Riegel- Fassadenebene in Folge von Temperaturschwan-
profile in der Achse der Verglasungsebene. Bei kungen) der Fassadenfläche muss dabei sicherge-
der Dimensionierung der Anschlüsse an die stellt werden. Bei der Konstruktion sowie bei der
Pfosten ist ein Abkippen der Riegel durch exzen- Montage ist zu gewährleisten, dass eine zwän-
trisch wirkende Glaslasten auszuschließen. Die gungsfreie Ausdehnungsmöglichkeit der einzel-
Einwirkungen der Horizontallasten aus Wind- nen Profile und Fassadenelemente durch Langlö-
druck und -sog erfolgt in der Achse von Pfosten cher oder Anschlussschienen möglich ist (Bild 6.5).
6.3 Befestigung am Bauwerk 487

6.5a 6.5b
6.5 Befestigung am Bauwerk
a) Festlager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene
b) Loslager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene

Für Verbindungsbauteile und Befestigungsmittel Bauseitig können am Bauwerk entsprechend zu


dürfen nur korrosionsbeständige Bauteile (Be- dimensionierende Befestigungsmittel für die Fas-
schichtungen oder nicht rostender Stahl) einge- sadenanschlüsse vorgerichtet werden (Bild 6.6).
setzt werden. Kontaktkorrosion verschiedener • Einbetonierte Ankerschienen mit Ankerschrau- 6
Baustoffe der Befestigungsmittel und Fassaden- ben,
bauteile ist dabei auszuschließen.
• Einbetonierte Ankerplatten
Bewegungen in den Fassadenbauteilen und in
Verbindung zum Bauwerk müssen geräuscharm oder die Befestigungen erfolgen in nachträgli-
aufgenommen werden können (Verhinderung cher Montage mit Schwerlastankern.
von Knackgeräuschen). Schraubverbindungen Ankerschienen mit systemgebundenen Verbin-
sind gegen selbstständiges Lösen zu sichern. dungsmitten (Ankerschrauben) in vorgeschrie-

6.6a 6.6b 6.6c

6.6 Befestigungsmittel für Fassadenanschlüsse


a) Ankerschiene, einbetoniert (Fa. Halfen)
b) Ankerplatte, einbetoniert
c) Nachträgliche Befestigung mit Schwerlastanker
488 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

benen Werkstoffklassen übernehmen Kräfte 6.4 Bauarten


überwiegend nur in einer Richtung. In Schienen-
richtung sind Kräfte lediglich beschränkt in Ab-
hängigkeit von dem Anzugsmoment der Anker- 6.4.1 Allgemeines
schraube übertragbar. Ankerplatten können mit
Bohrungen für Schraubverbindungen versehen Zur Herstellung der tragenden Fassadenkons-
werden oder dienen zum direkten Anschweißen truktion stehen verschiedene Profile aus Stahl,
von Verbindungselementen. Bei Schweißverbin- Aluminium oder/und Holz zur Verfügung (Bild
dungen ist auf die Befähigungsnachweise geeig- 6.7 und 6.8). Je nach erforderlicher Tragfähigkeit,
neten Personals und einen anschließenden Kor- nach den Schall- oder Brandschutzanforderun-
rosionsschutz der Schweißnähte gemäß DIN EN gen und gestalterischen Absichten (Teilungs-
ISO 12 944 zu achten. Dübelverbindungen über- raster, horizontale oder vertikale Betonung der
tragen Kräfte in alle Richtungen. Befestigungen Fassadenteilung innen und außen, Schlankheit,
mit Dübeln dürfen nur mit bauaufsichtlich zuge- Schattenkanten durch Profilversprünge) können
lassenen Systemen unter Berücksichtigung von Pfosten- und Riegelprofile unterschiedlichster
Mindest-Randabständen und Mindestabständen geometrischer Form eingesetzt werden. Neben
der Dübel untereinander erfolgen. Sie haben den serienmäßigen Profilsystemen verschiedener
Vorteil, dass sie von den Rohbaumaßnahmen Hersteller können auch Sonderformen aus Me-
unabhängig, leichter justierbar und nachträglich tall und insbesondere auch aus Holz entwickelt
ausgeführt werden können. werden. Sie können je nach Randausbildung Zu-

6.7a 6.7b 6.7c 6.7d 6.7e

6.7f 6.7g 6.7h 6.7i

6.7 Pfosten- und Riegelprofile aus Metall


a) T-Profil, gleichschenkelig aus Stahl, warmgewalzt oder kaltgezogen
b) T-Profil, nicht gleichschenkelig aus Stahl oder I-Profil
c) T-Profil mit Randverstärkung aus Stahl (Fa. Raico)
d) Kastenprofil aus Aluminium mit Installationskanal (Fa. Raico)
e) I- förmiges Profil aus Aluminium mit Einschiebestück aus Stahl (Fa. Raico)
f) T- förmiges Profil aus Stahl (Fa. Schüco Jansen Viss)
g) Sonderprofil aus Aluminium mit verstärkter Randausbildung (Fa. Schüco)
h) Dehnpfostenprofil (Fa. Raico)
i) Pfostenprofil, doppelschalig mit Isoliermaterial für F30 und G 30 Fassaden (Fa. Schüco BF)
6.4 Bauarten 489

6.8a 6.8b 6.8c 6.8d 6.8e


6.8 Pfosten- und Riegelprofile aus Holz
a) Brettschichtholz
b) Brettschichtholz mit Falz zur Glasauflagerung
c) Furnierschichtholz o. glw.
d) Furnierschichtholz (zusammengesetzt) mit Anschlussnut
e) Furnierschichtholz (Sonderform)

1) Die dargestellten Diagramme dienen lediglich zur Vorbemessung von Fassadenpfosten. Sie ersetzten in keinem Fall
die notwendigen Spannungs- und Stabilitätsnachweise. Bei der Ermittlung der Werte wurden folgende Grundlagen
angenommen. Windlasten gemäß DIN EN 1991-1-4 von 0 bis 8 m Gebäudehöhe = 0,5 KN/m2, von 8 bis 20 m Gebäude-
höhe = 0,8 KN/m2, Druckbeiwert cp = 0,8, Lasterhöhung für einzelne Bauteile = 25%, max. Durchbiegung l/300, max.
Scheibengrößen 2,40 m. Die Werte beziehen sich auf Einfeldträger. Bei Zweifeldträgersystemen reduziert sich das er-
forderliche Trägheitsmoment um den Faktor 0,42.
490 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

satzfunktionen für integrierte Installationskanäle Befestigungssysteme zwischen Pfosten- und


(z. B. elektrische Versorgung von beweglichen Riegelbauteilen in Metall- oder Holzbauweise
Sonnenschutz- und Verschattungselementen s. müssen den hohen Beanspruchungen in den
Bild 6.7), sowie Anschlussmöglichkeiten für In- Knotenpunkten entsprechen. Die Riegel über-
nenwände und Verglasungen (Bild 6.8d) usw. tragen die Lasten über eine kurze Distanz in die
aufnehmen. Pfostenprofile. Hierbei entsteht ein Biege- und
Metall- und Holzprofile sind auch als Mischkons- Drehmoment. Die exzentrische Lagerung des
truktion innerhalb einer Fassade einsetzbar. Die Glases am Riegel erfordert eine steife Verbindung
Profiltiefen der Pfosten und Riegel können zur zwischen Riegel- und Pfostenprofil (Bild 6.4).
Betonung einer horizontalen oder vertikalen Wir- Je nach Aufführungsart sind unterschiedliche
kung unterschiedlich ausgebildet und farblich Belastungen im Pfosten-Riegel-Stoß zu erwarten.
behandelt werden. Hierbei werden zwei Ausführungsvarianten un-
Eine überschlägige Vordimensionierung der Trag- terschieden.
konstruktion einer Fassade kann anhand der Ta- • Überleitung des Glasgewichtes über den Rie-
bellen 6.9 für Gebäude bis 8 m Höhe und Tabelle gelquerschnitt und ein Verbindungsmittel zwi-
6.10 für Gebäude von 8 bis 20 m Höhe vorgenom- schen Pfosten und Riegel in den Pfosten (Bild
men werden. In jedem Fall ist ein genauer stati- 6.11a bis d)
scher Nachweis der Tragfähigkeit der Pfosten und • Überleitung des Glasgewichtes durch Flach-
Riegel einer Fassade erforderlich. stahlwinkel oder -kreuze in der Verglasungs-
ebene exzentrisch in den Pfosten (Bild 6.11e)
6.4 Bauarten 491

Die Lastübertragung mit Flachstahlprofilen er- Brandschutz. Die Forderung der Musterbau-
fordert zusätzliche Verbindungsmittel für die ordnung nach Herstellung von nichttragenden
Lastabtragung des Glases. Außenwänden bei Gebäuden der Gebäudeklasse
Die Verbindungen zwischen Pfosten und Riegel 3-5 sowie bei Sonderbauten aus nicht brennbaren
stellen im Bereich der Anschlussknoten erhöhte Baustoffen (A-Baustoffe) oder mindestens in feuer-
Anforderungen an die mechanischen Eigenschaf- hemmender Bauweise (F30) widerspricht zunächst
ten der Verbindungselemente und der Befesti- der Verwendung von Holzprofilen für Fassaden-
gungsmittel. Die Eignung der Anschlussart hängt tragkonstruktionen bei höheren Gebäudehöhen.
von dem Material der Tragkonstruktion und dem Brandversuche haben jedoch ergeben, dass bei
abzutragenden Glasgewicht ab und muss insbe- Holzfassadenkonstruktionen nach 30 Minuten
sondere bei Holz-Tragkonstruktionen im Einzel- Branddauer weder Raucheintritt durch den De-
fall abgestimmt und nachgewiesen werden. ckenanschluss noch eine Brandausbreitung an
den Holzbauteilen zu verzeichnen waren und
dass darüber hinaus auch nach einer Branddauer
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz von 60 Minuten die brennbaren Fassadenbautei-
le der anderen Geschosse ebenfalls ihre Stand-
Die Lastübertragung vom Riegelprofil in den festigkeit behalten haben.
Pfosten kann innerhalb des Riegelquerschnittes Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3-5 sowie bei
mit Holzdübeln, Schwalbenschwanzverbindun- Sonderbauten ist somit eine Zustimmung im
gen bzw. Stahl-Verbindungsmitteln oder in Ver- Einzelfall (ZiE) bei der Baubehörde möglich und
glasungsebene mit einem kreuz- oder T-förmi- erforderlich.
gen Flachstahlprofil erfolgen (Bild 6.11).

6.11a 6.11b 6.11c

6.11 Verbindungsmittel für Holz-


konstruktionen am Pfosten-
Riegel-Anschluss
a) Dübelverbindung mit einge-
leimten Buchenholzdübeln
b) Schwalbenschwanzverbindung
c) Exzenterverbindung
d) Spannankerverbindung
e) Flachstahlverbindung in
Verglasungsebene 6.11d 6.11e
492 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl nicht brennbaren, wärmedämmenden Trenn-
oder Aluminium lagen zur Verfügung (Bild 6.7i).
Fugenlos hergestellte Pfosten-Riegelsysteme aus
Pfosten und Riegel aus Stahl oder Aluminium Stahl- oder Aluminium-Hohlprofilen können was-
werden mit Bolzen vor der Verglasungsebene sergefüllt und an die Heiz- bzw. Kühlanlage des
und Verschraubungen sowie zusätzlichen Ver- Gebäudes angeschlossen werden. Je nach Quer-
bindungsmitteln für den direkten oder nach- schnitt ist dadurch eine Temperierung in Bereich
träglichen Einbau des Riegelprofils miteinander der Fassaden (schwitzwasserfreies Glas, Vermei-
verbunden (Bild 6.12). dung des abfallenden Kaltluftstromes) oder auch
Aluminiumprofile können zur Verbesserung der ganzer Räume als Ersatz für herkömmliche Heiz-
statischen Eigenschaften zusätzlich mit in die systeme möglich. In Ergänzung zu den senkrecht
Hohlräume eingeschobenen Flachstahlprofilen und waagerecht verlaufenden Fassadenprofilen
verstärkt werden (Bild 6.7e). werden innenseitig Zusatzprofile zur Aufnahme
Zur Verbesserung der Brandschutzeigenschaften von magnetisch mit Wärmeleitprofilen befestig-
(G30 und F30) von Aluminium-Tragprofilen ste- ten Rohren aus Kupferrohr zur Beheizung und
hen zweischalige Profile mit innen liegenden, Kühlung angeboten (Bild 6.7d).

6.12a 6.12b

6.12 Verbindungsmittel für Metallkonstruktionen


am Pfosten-Riegel-Anschluss
a) Verbindung mit Bolzen und Verschraubung
b) Verbindung mit Bolzen und zusätzlichem T-Stück
aus Aluminium
c) Nachträglicher Einbau des Riegels mit Sonder-
6.12c verbinder (Fa. Heroal)
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 493

6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen derungen gewählt (s. a. Abschn. 5.4 und Abschn.
9 in Teil 1 dieses Werkes). Bedingt durch den ge-
Für Metall- und/oder Holz-Tragkonstruktionen setzlich vorgeschriebenen Wärmeschutz kom-
stehen verschiedene Befestigungsmöglichkei- men in aller Regel Mehrscheiben-Isoliergläser
ten zwischen Pfosten- und Riegelbauteilen zur zum Einsatz. Der Aufbau der Verglasung führt
Verfügung (Bild 6.11 und 6.12). Pfosten-Riegel- als Kombination von verschiedenen Glasarten
Verbindungen müssen neben den mechani- (Floatglasscheiben, Einscheibensicherheitsglas =
schen Eigenschaften in jedem Fall einen dichten ESG oder Verbundsicherheitsglas = VSG), Größe
Fugenverschluss erhalten. Insbesondere bei der des Scheibenzwischenraumes (SZR), Art und Lage
Verwendung von Holzprofilen können offene der Beschichtung, Gasfüllung sowie einer Vielzahl
Fugen im Bereich der Verbindungspunkte als von Sondergläsern für Wärme-, Sonnen-, Schall-,
Folge von Verformungen (Schwinden und Quel- oder Brandschutzfunktionen zu anforderungsge-
len quer zur Holzfaser) durch Feuchteschwan- rechten Lösungen für die transparenten oder
kungen und hierdurch hervorgerufener Konden- auch transluzenten Fassadenflächen.
satausfall im Fugenquerschnitt zu Schäden an Blickdichte, opake Verglasungen können eben-
der Tragkonstruktion der Fassade führen. Geeig- falls als Isolierglasscheiben oder – vor wärmege-
nete Dichtungselemente vermindern das kapilla- dämmten Außenwandflächen – auch als Einschei-
re Eindringen von Feuchtigkeit in die Fugen und benverglasung eingesetzt werden. Praxisübliche
das Diffundieren warmer, feuchter Raumluft in Einzelscheibengrößen betragen ca. 1,20 m bis 2,40
den Verbindungsmittelbereich. m Seitenlänge. Die Eigenlasten der Glasscheiben
stehen i. d. R. nicht direkt auf den Riegelprofilen
auf und werden somit nicht linear eingeleitet, son-
dern durch Klotzungen aus Vollkunststoffstücken
6.5 Ausfachungen (Polyamid) i. d. R. zweimal punktuell aufgelagert.
und Füllelemente Die liegend angeordneten Profilquerschnitte der 6
Riegel müssen zur Aufnahme der Eigenlasten der
Als Ausfachungs- und Füllelemente stehen fol- Verglasungen ausgelegt werden.
gende Bauteile zur Verfügung.
• transparente Verglasungen Brandschutzverglasungen (G- oder F-Vergla-
• transluzente (lichtdurchscheinende) Verglasungen sungen; s. a. Abschn. 17.7.4 in Teil 1 dieses Werkes)
• opake (lichtundurchlässige) Verglasungen müssen einschließlich ihrer Halterungen, Befesti-
gungen und Fugenausbildungen beim Brandver-
• feststehende oder öffenbare Paneelelemente such als Raumabschluss wirksam bleiben.
als Fertigteile oder vor Ort gefertigt
• Fenster- , Fenstertür- und Türöffnungen
Sicherheitsverglasungen. Verbundsicherheits-
• Füllelemente mit besonderen Funktionen (z. B. gläser aus mehreren mit Folien, Gießharz oder
Flächen zur Solarenergiegewinnung) Polykarbonat verbundenen Glasschichten für den
Um den Einsatz eines gleichartigen Verglasungs- Objektschutz als angriffshemmende Verglasun-
und Befestigungssystems für alle Ausfachungs- gen gemäß DIN 356 oder beschusshemmende
flächen innerhalb der Fassadenkonstruktion zu Verglasungen gemäß DIN 1063 erfordern eine der
ermöglichen, müssen die Verglasung und alle Widerstandsklasse konforme Einbauart.
Füllelemente die gleiche Randdicke aufweisen,
damit sie in gleicher Bauart eingebaut und be- Wärmeschutzgläser sind einerseits hinsichtlich
festigt werden können. ihrer Wärmeschutzeigenschaften (Uw-Wert) und
Verglasungs- und Befestigungssysteme sollen ihres Gesamtenenergiedurchlassgrades (g-Wert)
das einfache Durchführen von Ersatzverglasun- zu betrachten.
gen und Instandhaltungsmaßnahmen von Dicht-
profilen, Versiegelungen und beweglichen Bau- Verglasungsarten. Verglasungssysteme müssen
teilen ermöglichen. in Verbindung mit allen Ausfachungs- und Füll-
elementen eine wind- und schlagregendichte
Verglasungen werden in Abhängigkeit von un- Fassadenhülle bilden. Sie dienen der mechani-
terschiedlichsten statischen, bauphysikalischen, schen Befestigung der Verglasungen und der
konstruktiven und sicherheitstechnischen Anfor- sonstigen Einbauelemente. Darüber hinaus muss
494 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.13a 6.13b

6 6.13 Verglasungsarten
a) Fassadenverglasung mit Glashalteleiste für
Fensterwände kleiner Flächengröße
b) Verglasung mit Profilsystemen, geeignet für alle
Anwendungsbereiche (Pressleistenverglasung)
c) Structural Glazing-System (teilweise anwendbar)
d) Ganzglassysteme mit punktgehalten Scheiben
und dauerelastischem Fugenverschluss
6.13c 6.13d

das Verglasungssystem den Dampfdruckaus- den Dampfdruckausgleich von innen nach


gleich in den Glasfalzen ermöglichen und über außen. Bei dampfdiffusionsgeschlossenen Syste-
eine Glasfalzentwässerung verfügen. Als Vergla- men ist das nicht möglich.
sungsarten (Bild 6.13a-d) kommen vergleichbar Verglasungen mit außen liegenden Pressleisten
mit Fensterverglasungen grundsätzlich Systeme werden in den Bauarten einer Holz-, Aluminium-,
mit Glashalteleisten, Pressleistenverglasungen oder Stahltragkonstruktion im Grundsatz gleich-
mit Profilsystemen, structural sealant glazing artig ausgeführt. Neben der dichten Ausführung
(SSG-Systeme) und auch rahmenlose Ganzglas- und thermischen Trennung innen und außen
systeme in Frage (s. a. Abschn. 5.4 und Abb. 9.1 in liegender Bauteile kommt der Berücksichtigung
Teil 1 dieses Werkes). eines ungehinderten Dampfdruckausgleichs
und einer störungsfreien Entwässerung der
Pressleisten-Verglasung. Überwiegend werden Fassadenhohlräume große Bedeutung zu. Es ist
für PRF jedoch Verglasungen als Profilsysteme darauf zu achten, dass im Glasfalzraum eventu-
mit Pressleisten ausgeführt, da diese Befesti- ell austretendes Kondensatwasser ablaufen bzw.
gungsart für alle Anwendungsfälle (Füllelemen- ablüften kann.
te) geeignet ist. Marktübliche Profilvarianten Auf die tragenden Profile wird ein inneres Ver-
für Pressleisten-Verglasungen werden entweder glasungsprofil aus Aluminium oder Kunststoff
diffusionsoffen oder -geschlossen ausgeführt aufgebracht, das in Verbindung mit den Dicht-
(Bild 6.14). Diffusionsoffene Verglasungssysteme gummiprofilen im Übergang zum Glas eine in-
ermöglichen im Bereich der Profilquerschnitte nere dampfdichte Ebene ausbildet. Diese Dich-
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 495

6.14a 6.14b

6.14c 6.14d

6.14 Verglasungsarten mit Profilsystemen


a) System mit diffusionsoffener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern
b) System mit diffusionsoffener Basisdichtung und Glasauflagern im Holzquerschnitt
c) System mit diffusionsgeschlossener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern
d) System mit diffusionsgeschlossener Basisdichtung und zusätzlichen Glasauflagern

tungsebene verhindert den Eintritt feuchter In- zusätzliche Zuluftöffnung. An den horizontalen
nenraumluft in den dichtstofffreien Glasfalzraum Riegelprofilen werden entweder Wasserablauf-
und das Eindringen von Feuchtigkeit aus dem öffnungen unterseitig an den horizontalen Press-
Falzraum in die Tragkonstruktion (bei Holz-Trag- leisten in jedem Feld vorgesehen (Bild 6.16 a)
profilen von besonderer Bedeutung). Die raum- – ab einer Breite von ca. 1,25 m in jedem Fall
seitige Dichtebene muss vollständig geschlossen notwendig – oder die Falzentwässerung der Rie-
sein und an den Kreuzungspunkten den un- gel erfolgt nur über die Pfosten (Bild 6.16 b) an
terbrechungsfreien, kontrollierten Abfluss von den unteren Fassadenabschluss (erforderlich bei
Kondensat und eingedrungenem Regenwasser Schrägverglasungen, s. a. Abschn. 5.4.5). Wichtig
gewährleisten (Bild 6.15). ist die geschlossene Ausführung der Stöße der
inneren Dichtungen mittels Dicht- oder Klebe-
Falzentwässerung. Die Entwässerung der Falz- stoffen oder Stauchdichtungen (Bild 6.17).
räume und die Belüftung zum Dampfdruckaus- Nach Einbau der Verglasungs- und der sonsti-
gleich kann in zwei Arten vorgesehen werden. gen Ausfachungselemente auf lastabtragenden
Die vertikalen Falzräume der Pfostenprofile erhal- verschraubten Klotzungen (häufig aus Polyamid,
ten eine untere Zuluftöffnung, eine obere Abluft- 80 bis 100 mm lang und so breit, dass jede Ein-
öffnung und in Abhängigkeit von dem Falzraum- zelscheibe der Verglasungseinheit unterstützt
querschnitt bei größeren Höhen ca. alle 6 m eine wird) erfolgt der äußere Fugenverschluss mit
496 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.15 Einzelbauteile für Fassadenverglasung


1 Fassadentragwerk
2 Innere Dichtungsebene
3 Innen liegendes Verglasungsprofil
4 Verglasung- und Ausfachungsebene
5 Thermische Trennung
6 Äußere Dichtungsebene gegen Wasser
7 Äußeres Pressleistenprofil
8 Abdeckprofil

6.16a 6.16b
6.16 Falzentwässerung und Belüftung
a) Entwässerung und Dampfdruckausgleich in jedem Feld
b) Entwässerung und Dampfdruckausgleich ausschließlich über Pfostenprofile
1 Wasserablauföffnung

einer Weichgummidichtung, die das Eindringen Gläser und Ausfachungselemente und auch die
von Wasser verhindert. Die vertikalen Dichtun- äußeren Dichtungsprofile werden mit äußeren
gen sollen im Regelfall durchlaufend verlegt Pressleisten als Halteprofile über Verschraubun-
werden. gen befestigt (Anpressdruck am Scheibenrand
Dichtungen erfordern in Anschlussbereichen max. 50 N/cm Kantenlänge). Ggf. können ergän-
eine geringfügige Überdimensionierung, um of- zend Abdeckprofile oder -leisten aus Metall oder
fene Fugen im Stoßpunkt als Folge von Schrump- Holz aufgeklemmt oder geschraubt werden (Bild
fungsprozessen der Dichtungen zu vermeiden. 6.18).
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 497

6.17a 6.17b 6.17c


6.17 Knotenpunkte innere Dichtungsebene
a) Stumpfer Stoß der Dichtungen
b) Dichtung mit Eckformstücken
c) Dichtung mit Vollgummiauflage und kreuzförmigem Eckformstück

6.18a

6.18b

6.18 Abdeckprofile aus Stahl und Aluminium


a) Abdeckprofile ohne äußere Profilierung
b) Abdeckprofile mit vorderen (erhabenen) Lisenen
c) Abdeckprofile, Sonderformen 6.18c
498 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

Structural-Glazing-Systeme. Bild 6.19 zeigt bei-


spielhaft die Ausführung einer geklebten Isolier-
verglasung auf einer Holzunterkonstruktion [9].
Bei dieser Ausführung kann gänzlich auf Press-
leisten und Abdeckprofile verzichtet werden. Wie
auch für andere Fassadenarten (s. a. Abschn. 9.2
in Teil 1 dieses Werkes) sind Structural-Glazing-
Systeme (SSGS = Structural Sealant Glazing Sys-
tems) in Deutschland im Gegensatz zu anderen
europäischen Ländern ohne mechanische Siche-
rung nicht zugelassen. Zur Ausführung ist eine
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich. Die Ver-
klebung darf dauerhaft ständig wirkenden Lasten
nicht ausgesetzt sein. Durch zusätzliche mecha-
nische Halter muss die Eigenlast abgetragen und
bei Versagen der Klebung muss das Glas gehal-
ten werden. Diese Forderung gilt in Deutschland
für Gebäude ab 8 m Höhe. Die Befestigung über
Klebung erfolgt über die äußere Scheibe. Eine
mechanische Abstützung der äußeren Scheibe ist
nicht vorhanden. Die Fugenabdichtung zwischen
6.19 Structural-Glazing-System auf Holzkonstruktion den Stufenglasscheiben erfolgt mit eingeklemm-
(Stufenisolierglas mit Bolzen auf geklebten Blech- ten Silikonprofilen.
streifen)

6.20a 6.20b 6.20c

6.20d
6.20 Einbauarten von Öffnungselementen
a) Pfosten und Riegel aus zusammengesetzten Furnierschichthölzern mit Holzfenster
b) Pfosten und Riegel aus Brettschichtholz mit Stahl- oder Aluminiumfenster
c) Dehnpfosten und -riegel aus Stahl- oder Aluminium, akustisch entkoppelt mit Fenster
d) Pfosten und Riegel aus Stahl mit „schwimmend“ eingebautem Fenster
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 499

Öffnungselemente. Fenster und Türen und Elemente zur Solarenergienutzung. Neben


sonstige Öffnungselemente zur Be- und Entlüf- herkömmlichen transparenten Verglasungen
tung können in die Fassadensysteme integriert können als Ausfachungen auch Füllelemente mit
werden. Die Einbau- und Befestigungsmöglich- besonderen Eigenschaften eingesetzt werden.
keiten entsprechen denen der Verglasungen. Die Opake oder teiltransparente Flächen sind gut
Materialarten von Pfosten bzw. Riegeln sowie geeignet, Funktionselemente zur Energiegewin-
der Öffnungselemente können unterschiedlich nung aufzunehmen. Passive und aktive Systeme
sein. Die Lage der Öffnungselemente kann in der zur Solarenenergienutzung können wahlweise
Ebene der Verglasung (Bild 6.20a) oder flächen- in die Fassadenkonstruktion integriert werden
bündig (Bild 6.20b und c) mit den Abdeckpro- (BIPV = Building Integrated Photovoltaics).
filen erfolgen. Fensteröffnungen können auch
„schwimmend“ unter Verzicht auf einen direkten
Anschluss an ein bzw. zwei Pfosten- oder Riegel- Photovoltaik (PV-Module). Photovoltaikflächen
profile innerhalb der Fassadenfläche eingebaut erwärmen sich durch Solarstrahlung stark und
werden (Bild 6.20d). verlieren mit zunehmender Temperatur ihren
Wirkungsgrad. Sie können zur Kühlung mit Luft-
kollektorsystemen kombiniert werden – somit
Paneelelemente. Nicht transparente (opake) kann neben der Erzeugung von elektrischer Ener-
Füllungen mit Wärmedämmung können als gie der PV durch die Kühlung mittels Luftkollek-
Sandwichelemente oder Paneele (Verbundele- toren zusätzlich aus der Abwärme ein Energiege-
mente) oder als mehrschichtige zusammenge- winn erzielt werden. Neben der Hauptfunktion
setzte Bauteile eingesetzt werden. Überwie- zur Gewinnung elektrischer Energie können PV-
gend werden sie in Brüstungsbereichen und als Module auch Funktionen des Sonnen- und Blend-
Sichtschutzverkleidung der Deckenstirnflächen schutzes übernehmen.
verwendet. Es stehen wärmedämmende Blech-
paneele in Sandwichbauweise, wärmedämmen-
Transparente Wärmedämmung (TWD). Licht-
6
de Vakuumpaneele (VIP) mit den Glasscheiben
ähnlichen Einbautiefen von nur 26 bis 37 mm strahlungsdurchlässige, transluzente Materialien
oder aus Einzelschichten handwerklich gefügte mit guten Wärmedämmeigenschaften können in
Konstruktionen zur Verfügung, die unterschied- PRF wie Paneelelemente eingesetzt werden. Hin-
liche Oberflächen (Holzwerkstoffplatten, opakes ter der TWD können in Teilflächen dunkelfarbige,
Glas, Bleche) erhalten können (Bild 6.21). Wichtig massive Absorberwände als Speichermassen an-
ist der innenseitig dampfdichte Anschluss der geordnet werden, um die direkte Solarstrahlung
Paneelelemente an die Grundkonstruktionen. den dahinterliegenden Räumen zukommen zu

6.21a 6.21b 6.21c


6.21 Paneelelemente für opake Ausfachungs- und Füllelemente
a) Wärmegedämmtes Sandwichpaneel Sandwichpaneel gem. DIN EN 14509
b) Vakuum-Paneelelement
c) Handwerklich gefertigter mehrschichtiger Aufbau
1 Pfosten- oder Riegelquerschnitt 4 Glasdeckschicht
mit Verglasungssystem 5 Luftschicht
2 Wärmedämmung 6 Innere Bekleidung mit Dampfsperre
3 Blech-Deckschicht 7 Dichtungsband, umlaufend
500 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

lassen. Sie werden ähnlich wie Verglasungs- Maßtoleranzen der einzelnen Elemente und die
flächen eingebaut und befestigt. Aufnahme von Verschiebungen in Folge von
Längenänderungen. Lage und Anzahl der Fugen
wird von der Fassadenteilung und den Funktions-
Luftkollektoren. Eine besondere Form der ak-
anforderungen (Bewegungsintensität) bestimmt.
tiven Nutzung von Solarenergie ist die Kombi-
Fugen zwischen Elementfassaden werden mit
nation von TWD mit einer vorgelagerten Ver-
elastischen, vorkomprimierten Dichtstoffen bzw.
glasung. In einem Zwischenraum hinter der
Weichgummidichtungen (z. B. EPDM – Ethylen-
Verglasung wird kalte Außenluft eingeführt und
Propylen-Dien-Kautschuk) geschlossen.
erwärmt dem Innenraum zugeführt oder in ein
Umluftsystem eingebracht. Fugen für horizontale Bewegungsmöglichkeiten
an im Zusammenhang hergestellten PRF können
innerhalb der Pfostenprofils (Bild 6.7h, 6.20c) an-
geordnet werden. Senkrechte Bewegungsfugen
6.6 Fugen- und sind insbesondere bei mehrgeschossigen PRF an
den Stößen der Pfostenprofile erforderlich. Bei
Anschlussausbildung allen Fugen ist auf die notwendige Dichtigkeit
sowohl von Innen als auch von Außen zu achten.
Fugen innerhalb der Fassadenfläche und an den Die Gummidichtungen der Verglasungen kön-
Randanschlüssen erfüllen neben den gestalteri- nen nur begrenzt Bewegungen aus Verformun-
schen und bauphysikalischen Anforderungen gen der Fassade aufnehmen.
Aufgaben der Bauteilverbindung, der Übernah-
me von Bewegungen zwischen den Bauteilen
Anschlussfugen zu angrenzenden Bauteilen
und des Ausgleiches von Maßtoleranzen in Fassa-
sind geprägt durch weitergehende Einwirkun-
denebene und zwischen Fassade und Bauwerk.
gen. Es ist hierbei erforderlich, die Eigenschaf-
6 Bei allen Fassadenfugen sind bauphysikalische
Anforderungen u. A. des Wärmeschutzes, des
ten der Fassadenkonstruktionen und die des
Baukörpers miteinander zu kombinieren und
Feuchteschutzes von Außen (Regen- und Ober-
die Bauteile und Bauteilschichten ineinander zu
flächenwasser, Schmelz- und Spritzwasser) und überführen.
der Dampfdichtigkeit von Innen zu berücksich-
tigen. Bei allen Anschlüssen muss der Grundsatz Bei den Anschlussanforderungen der Fassaden-
beachtet werden, dass die Wasserdampfdiffu- flächen sind Aufgaben der Gestaltung, der Statik
sionswiderstände der inneren Dichtung größer (Lastabtragung, Verformung), der verschiedenen
sind als die der äußeren Dichtsysteme (Innen dich- Baustoffeigenschaften und der unterschiedlich
ter als Außen). Sind vergleichbar dichte Systeme großen Maßtoleranzen aus Rohbau und Fassa-
außen und innen vorgesehen, muss nach außen den zu berücksichtigen. Möglicherweise kom-
der Dampfdruckausgleich gewährleistet werden. men gesetzliche Auflagen (Brandschutz, Schwel-
lenhöhen) und Erfordernisse des Bauablaufes
Sowohl bei der unabhängigen (Elementfassade) hinzu.
und auch der zusammenhängenden (PRF) Fassa-
Die Anschlusssituationen an Dach, Decken, Wän-
denbauweise (s. Bild 6.2) entstehen zwei unter-
den und Trennwänden und am Fußpunkt müs-
schiedliche Arten von Fugenausbildungen:
sen verschiedenen Ansprüchen Rechnung tra-
• Bewegungsfugen innerhalb der Konstruktion gen (Bild 6.22 und 6.23).
• Anschlussfugen an das Bauwerk in den Rand-
bereichen
Abdichtungssysteme für Anschlussfugen müs-
sen einerseits in der Lage sein, vertikale Bewe-
Bewegungsfugen innerhalb der Fassadenflä- gungen zwischen Baukörper und Fassade in der
che sind so anzuordnen, dass sie Zwängungen Folge von Setzungs- und Schwindvorgängen und
aus Verformungen verhindern und Verformungs- andererseits horizontale Breitenveränderungen
differenzen aus unterschiedlichen Bauteileigen- der Fuge als Folge von Wärmedehnungen sowie
schaften und Beanspruchungen schadensfrei aus- Setzungs- und Schwindvorgängen aufzunehmen.
gleichen. Sie können mehrere Aufgaben erfüllen. Abdichtungen zwischen Baukörper und Fassade
Bei Elementfassaden werden sie durch die Stöße können grundsätzlich ein- oder zweistufig erfol-
der einzelnen unabhängigen Fassadenelemen- gen. Bei einstufiger Ausführung werden Regen
te gebildet und ermöglichen den Ausgleich von und Wind in einer Ebene abgehalten (Bild 5.29a)
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 501

6.22 Anschlussfugen an angrenzende Bauteile


1 Bodenanschluss
2 Deckenanschluss
3 Dachanschluss
4 Wandanschluss
5 Trennwandanschluss

– in zweistufiger Konstruktionsart erfolgt die Wasserdampfdiffusionswiderstände der Innen-


Regen- und Winddichtung in zwei Ebenen, die und Außendichtung (Innen dichter als Außen!).
über eine kontrollierte Wasserableitung hinter Bei nahezu gleicher Dichte der Abdichtungs-
der außenliegenden Regensperre verfügen (Bild systeme innen und außen ist für einen Dampf- 6
5.29b und c). Bei Pressleisten-Verglasungen mit druckausgleich nach Außen zu sorgen.
oder ohne Abdeckprofil erfolgt die Abdichtung
überwiegend in zwei Ebenen.
Bodenanschluss. Bodenanschlüsse der Fassa-
Die hohen Anforderungen an eine dauerhafte den und von Türelementen (Bild 6.23) sind ins-
Elastizität können erfüllt werden durch: besondere bei angrenzendem Gelände- oder
• Dichtstoffe mit geschlossenzelligem, nicht was- Balkonflächen der Belastung durch Schmelz- und
sersaugendem Hinterfüllmaterial Spritzwasser ausgesetzt. Im Übergang von Fassa-
• vorkomprimierte, imprägnierte Schaumkunst- denflächen zu wasserführenden Ebenen ist unter
stoffbänder (Kompribänder) Berücksichtigung der Flachdachrichtlinien die
• Bauabdichtungsbahnen und Butylbänder Dichtung mindestens 15 cm hochzuführen und
vor mechanischen Beschädigungen zu schützen
Die Wahl des Abdichtungssystems richtet sich
(s. a. Abschn. 10.7.3 in Teil 1 dieses Werkes).
nach der Geometrie der Fuge, den durch die
Konstruktionen von Fassade und Baukörper ge- Bei barrierefreien Planungen ist zudem eine
gebenen Voraussetzungen, der Fugenart, der Schwellenhöhe von max. 2 cm zu berücksichti-
erforderlichen Toleranzgröße, der Bauabfolge gen. Um hierbei einen niveaugleichen Übergang
und der chemischen Verträglichkeit der angren- von innen nach außen zu ermöglichen, muss
zenden Baustoffe. In geschossübergreifenden, im Anschlussbereich zwischen Bodenbelag und
großflächigen Fassadenkonstruktionen kommen Fassadenfußpunkt ein Gitterrost aus Metall oder
üblicherweise auf Grund zu erwartender größe- Holz vorgesehen werden. Feuchtigkeit kann
rer Verformungen und Windbelastungen nur hierdurch nach unten abgeleitet werden. Der
Dichtungsbahnen in Frage. In Bereichen mit ge- Fußpunkt der Fassade reicht ohne sichtbaren
ringen Verformungen können Fugendichtstoffe Sockelrand bis auf die Bodenfläche (Bild 6.23b).
und Dichtungsbänder angewendet werden. Ins- Am Bodenanschluss wird meist ein Festpunkt
besondere in Übergangbereichen zwischen ver- ausgebildet (stehende Fassade). Maßtoleranzen
schiedenen Dichtsystemen (Eckübergängen) ist aus dem Rohbau müssen durch Unterfütterun-
auf einen luftdichten Anschluss zu achten (Ver- gen mit Keilen oder Anschlussprofile mit Lang-
schweißung oder Verklebung). Die Auswahl der lochausbildung aufgenommen werden können.
Dichtsysteme erfolgt unter Berücksichtigung der Bei Fassaden aus Holz wird am Bodenanschluss
502 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

6.23a 6.23b
6.23 Bodenanschlüsse (Beispiele)
4 L-Winkel als Randabschluss
a) Bodenanschluss Metallfassade 5 Blechverwahrung mit Pressleiste eingeklemmt
b) Bodenanschluss Holzfassade 6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfostenprofil aus Stahl oder Aluminium bzw. aus Holz 7 Schwelle als Lagerholz
2 Riegelprofil mit Pressleisten-Verglasung 8 Bodenplatte mit Abdichtung und Wärmedämmung
3 Fußplatte oder L-Winkel zur Befestigung des Pfostens 9 Gitterrost aus Metall oder Holz
mit Unterfütterung zum Ausgleich von Maßtoleranzen 10 Dampfsperre und Dichtung

6.24a 6.24b
6.24 Deckenanschlüsse (Beispiele)
a) Deckenanschluss ober- und unterseitig 4 Riegel in Brüstungshöhe
b) Deckenanschluss vor dem Deckenrand 5 Opake Verglasung oder Ausfachung
6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfosten, geschosshoch 7 Wärmedämmung mit Dampfsperre
2 Pfosten, durchlaufend mit Stahl-L-Profil und 8 Stahlbetondecke
Langloch befestigt 9 Fugenverschluss mit Brandschutzmaterial (Promat)
3 Riegel mit Pressleisten-Verglasung, oben mit h = Dimension der Anschlussfuge gemäß den zu
L-Profil und Langloch befestigt erwartenden Verformungen
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 503

6.25a 6.25b

6.25c 6.25d

6.25 Wandanschlüsse (Beispiele)


a) Innenecke mit zwei Pfostenprofilen
b) Innenecke ohne Pfostenprofile mit geklebter Glasecke
c) Außenecke mit zwei Pfostenprofilen
d) Außenecke ohne Pfostenprofile mit geklebter Glasecke
1 Pfosten mit Pressleisten-Verglasung
2 Riegelprofil
3 Futterholz oder Füllelement
4 geklebte Ecke mit Stufengläsern
5 Blechverwahrung
6 Wärmedämmverbundsystem
7 Hinterlüftete Außenwandbekleidung
8 Primärkonstruktion
9 Blockzarge als Leibungsbekleidung
10 Zugstab oder Zugseil zur Lastabtragung der Riegelprofile
504 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

häufig zunächst ein Schwelle als Lagerholz und sionierten Anschlussfugen zur Aufnahme von
zur Ausrichtung der aufstehenden Pfostenprofile Setzungen aus dem Bauwerk im Übergang zu
eingebracht (Bild 6.23b). Bauteilen der Primärkonstruktion (Bild 6.24a).

Deckenanschluss und Dachanschluss. Decken- Wandanschlüsse an angrenzende Bauteile


und Dachanschlüsse unterscheiden sich durch müssen ebenfalls Bewegungen und Maß-
die Lage der Fassade zwischen den Decken- bzw. toleranzen aus dem Bauwerk und der Fassaden-
Dachflächen oder vor dem Decken- oder Dach- fläche zwängungsfrei aufnehmen können. Häu-
rand durchlaufend (Bild 6.24). Es wird i. d. R. ein fig sind die Anordnung von Futterhölzern oder
Lospunkt z. B. durch Langlochausbildung zur Füllelementen zwischen Fassadenpfosten und
Aufnahme von Verformungen und Bewegungen Wandflächen sinnvoll. In diesen Bereichen kön-
aus Fassade und Bauwerk vorgesehen. Wichtig nen Wärmedämmschichten und Außenwand-
ist die Berücksichtigung von ausreichend dimen- bekleidungen angeschlossen werden (Bild 6.25).

6.26a 6.26b

6.26c 6.26d 6.26e


6.26 Trennwandanschlüsse (Beispiele)
a) Pfostenprofil mit überlappendem Trennwandanschluss (nicht empfehlenswert)
b) Pfostenprofil mit stumpfem Wandanschluss
c) Pfostenprofil mit Glas- oder Paneelelement als Anschluss
d) Doppeltes Pfostenprofil mit eingeschobener zweischaliger Trennwand (Schallschutzwand)
e) Getrenntes Pfostenprofil mit zweischaliger Trennwand (Schallschutzwand)
1 Leichte Trennwand
2 Fassadenpfosten
3 Sicherheits-Glasscheibe (Dicke gemäß Schallschutzanforderungen)
4 Öffnungselement
6.7 Normen 505

Innen- und Außenecken innerhalb der Fas- zu nicht flächenbündigen Übergängen, die zu-
sadenflächen können mittels ein- oder zweitei- dem die Bedienbarkeit von ggf. vorhandenen Öff-
ligem Eckpfosten oder als an der Ecke geklebte nungselementen behindern können (Bild 6.26a).
Stufenglasscheibe ausgebildet werden (Bild Im Übergang zwischen Fassade und Trennwand
6.25b und d). Frei auskragende Eckverglasungen sollten daher die Fassadenprofile freigestellt blei-
ohne Pfosten erfordern ab einer Breite von ca. 50- ben und die Wand rückseitig anschließen (Bild
60 cm ein Zugseil oder einen Zugstab zur Aufnah- 6.26b) oder durch schlankere Glas- oder Paneel-
elemente als Zwischenstücke getrennt werden
me der Lasten aus den über Eck angeordneten
(Bild 6.26c).
Riegelprofilen (Bild 6.25d).
Schallschutzanforderungen zwischen Räumen
können nur durch zweischalige Trennwandaufbau-
Trennwandanschlüsse. Die größere Dicke ( ca. ten und deren separate Anschlüsse an getrennte
10 cm) von inneren Trennwänden führt im An- Dehnprofile in der Fassade (Bild 6.26d) oder dop-
schluss an die häufig schmaleren Pfostenprofile pelte Pfostenprofile (Bild 6.26e) gelöst werden.

6.7 Normen
(s. a. Abschn. 5 und Abschn. 9 in Teil 1 dieses Werkes)

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN EN ISO 140-5 12.1998 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Messung der Luftschalldämmung von Fassadenelementen und Fassaden an
Gebäuden 6
DIN EN ISO 140-5 Ber.1 10.2008 –; –; Berichtigung zu DIN EN ISO 140-5:1998-12
DIN EN 357 02.2005 Glas im Bauwesen – Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder
durchscheinenden Glasprodukten; Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 04.2011 –; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen Kenn-
größen von Verglasungen
DIN EN 673 04.2011 –; Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert);
Berechnungsverfahren
DIN EN 1096-1 04.2012 Glas im Bauwesen; Beschichtetes Glas; Definitionen und Klasseneinteilung
DIN 1249-11 09.1986 Flachglas im Bauwesen; Glaskanten; Begriffe, Kantenformen und Ausführung
DIN 1259-1 09.2001 Glas; Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN 1259-2 09.2001 Glas; Begriffe für Glaserzeugnisse
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas – Allgemeines, Maßtoleranzen
und Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1991-1-4 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke –
Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen – Windlasten
DIN EN 1991-1-4/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-4; Allgemeine Einwirkungen – Windlasten
DIN 4102-13 05.1990 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandschutzverglasungen;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
E DIN 4108-2 10.2011 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
E DIN 4108-3 01.2012 –; Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung
und Ausführung
DIN 4108-7 01.2011 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und
Ausführungsempfehlungen sowie -beispiele
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise

Fortsetzung s. nächste Seite


506 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
und Arbeitsbereich
DIN 5034-1 07.2011 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN 12152 08.2002 Vorhangfassaden; Luftdurchlässigkeit; Leistungsanforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 12153 09.2000 –; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 12154 06.2000 –; Schlagregendichtheit, Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12155 10.2000 –; –, Laborprüfung unter Aufbringen von statischem Druck
DIN EN 12179 09.2000 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12207 06.2000 Fenster und Türen; Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12208 06.2000 –; Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12210 08.2003 –; Widerstandsfähigkeit bei Windlast – Klassifizierung
DIN EN 12354-3 09.2000 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus
den Bauteileigenschaften; Luftschalldämmung gegen Außenlärm
DIN EN 12464-1 08.2011 Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten; Arbeitsstätten
in Innenräumen
DIN EN 13022-1 07.2010 Glas im Bauwesen; Geklebte Verglasungen; Glasprodukte für SSG-Systeme –
Einfach- und Mehrfachverglasungen mit und ohne Abtragung
des Eigengewichtes
6 DIN EN 13022-2 07.2010 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13116 11.2001 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Leistungsanforderungen
DIN EN 13363-1 09.2007 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung
der Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades;
Vereinfachtes Verfahren
DIN EN 13363-1 Ber.1 09.2009 Berichtigung zu DIN EN 13363-1:2007-09
DIN EN 13363-2 06.2005 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung
der Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades;
Detailliertes Berechnungsverfahren
DIN EN 13363-2 Ber.1 04.2007 Berichtigung zu DIN EN 13363-2:2005-06
DIN EN ISO 13791 02.2005 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Sommerliche Raumtemper-
turen bei Gebäuden ohne Anlagentechnik; Allgemeine Anforderungen
und Validierungsverfahren
DIN EN 13830 11.2003 Vorhangfassaden – Produktnorm
DIN EN 14509 02.2007 Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten –
Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14509 Ber.1 04.2009 Berichtigung zu DIN EN 14509:2007-02
DIN EN 15254-4 09.2011 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstands-
prüfungen – Nichttragende Wände; Verglaste Konstruktionen
E DIN EN 15254-6 11.2011 –; –; Vorhangfassaden
DIN EN 15434 07.2010 Glas im Bauwesen; Produktnorm für lastübertragende und/oder UV –
beständige Dichtstoffe (für geklebte Verglasungen und/oder Isolierver-
glasungen mit exponierten Dichtungen)
DIN EN 15651-1 06.2010 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und
Fußgängerwegen; Fugendichtstoffe für Fassadenelemente
E DIN EN 15651-1 02.2012 –; Fugendichtstoffe für Fassadenelemente
DIN EN 15651-2 06.2010 –; Fugendichtstoffe für Verglasungen
E DIN EN 15651-2 02.2012 –; Fugendichtstoffe für Verglasungen
DIN 18005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18005-1 Bbl 1 05.1987 Schallschutz im Städtebau; Berechnungsverfahren; Schalltechnische
Orientierungswerten für die städtebauliche Planung
6.8 Literatur 507

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18008-1 12.2010 Glas im Bauwesen; Bemessungs- und Konstruktionsregeln; Begriffe und
allgemeine Grundlagen
DIN 18008-2 12.2010 –; –; Linienförmig gelagerte Verglasungen
DIN 18008-2 Ber.1 04.2011 Berichtigung zu DIN 18008-2
DIN 18055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung; Anforderungen und Prüfung
E DIN 18055 10.2010 Anforderungen und Empfehlungen an Fenster und Außentüren
DIN V 18073 08.2005 Rollläden, Markisen, Rolltore und sonstige Abschlüsse im Bauwesen –
Begriffe, Anforderungen
DIN 18195-9 05.2010 Bauwerksabdichtungen; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18351 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Vorgehängte
hinterlüftete Fassaden
DIN 18361 04.2010 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18516-4 02.1990 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Einscheiben-Sicherheitsglas;
Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18542 07.2009 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff; Imprägnierte Dichtungsbänder; Anforderungen, Prüfung
DIN 18545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18545-2 12.2008 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen und Prüfung
DIN 18545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme 6
DIN V 18599-1 bis 10 12.2011 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser
und Beleuchtung
DIN EN 26891 07.1991 Holzbauwerke; Verbindungen mit mechanischen Verbindungsmitteln;
Allgemeine Grundsätze für die Ermittlung der Tragfähigkeit und des
Verformungsverhaltens (ISO 6891: 1983)
DIN 52460 02.2000 Fugen- und Glasabdichtungen – Begriffe
GlaskonstrZulBek 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die europäische technische Zulassung für
geklebte Glaskonstruktionen
ETAG 002-1 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die Europäische Technische Zulassung
für geklebte Glaskonstruktionen (Structural Sealant Glazing Systems – SSGS);
Gestützte und ungestützte Systeme
ETAG 002-2 04.2002 –; Beschichtete Aluminium-Systeme (ETAG 002)
ETAG 002-3 04.2003 –; Systeme mit thermisch getrennten Profilen
TRLV 08.2006 TRLV – technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten
Verglasungen
VertikalverglasungTR 08.1997 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig
gelagerten Vertikalverglasungen
VDI 2719 08.1987 Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen

6.8 Literatur
[1] Bäckmann, R.: Sonnenschutz Teil 1 bis 3; Systeme, Technik und Anwendung, Gestaltung und Konstruktion, Tageslicht-
technik u. a. Bochum 1999/2000
[2] Bratfisch, R., Schönfeldt, S.: Innovative Fassadentechnik. Berlin 2009-2011
[3] Deutsches Institut für Bautechnik ( DIBt ); Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
(TRAV)-Fassung 1/2003. Düsseldorf www.dibt.de
[4] Fassadentechnik-Fachzeitschrift, Cubus-Medienverlag. Hamburg ; www.fassadentechnik.de
508 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)

[5] Gall, D., Vandahl, C., Jordanowa,S.: Tageslicht und künstliche Beleuchtung, Bewertung von Lichtschutzeinrichtungen.
2000
[6] Haas-Arndt, D.: Tageslichttechnik in Gebäuden. Heidelberg 2007
[7] Herzog, T., Krippner, R.; Lang. W.: Fassadenatlas. München 2004
[8] Hindrichs, D., Heusler, W.: Fassaden – Gebäudehüllen für das 21. Jahrhundert. Basel 2010
[9] Informationsdienst Holz: Schriftenreihe des Holzabsatzfonds, Bonn; Holz-Glas-Fassaden; Holzbauhandbuch, Reihe 1,
Teil 10, Folge 3, 12/1999; www.infoholz.de
[10] Informationszentrum RAUM und BAU- (IRB)-Literaturdokumentationen: Glasfassaden, Temporärer Wärmeschutz, Licht-
umlenkung, Energiegewinnung durch Fenster, Tageslichttechnik, Hochhausfassaden, Sonnenschutz von Büro- und
Verwaltungsbauten u.a. Stuttgart, tagesaktuell; www.irb-fraunhofer.de
[11] Institut für Fenstertechnik e. V.; „Pfosten-Riegel-Fassaden“ tagesaktuell Rosenheim; ift-rosenheim./fachinformationen.de
[12] Industrieverband Dichtstoffe – IVD Merkblätter u. A. Merkblatt Nr. 9; Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für
Fenster und Außentüren. Düsseldorf 01.2011; und Merkblatt 26; Abdichten von Fenster- und Fassadenfugen mit vor-
komprimierten und imprägnierten Fugendichtbändern (Kompri-Bänder). Düsseldorf 08.2012; www.ivd-ev.de
[13] Knaack, U.; Führer, W.; Wurm, J.: Konstruktiver Glasbau – Neue Möglichkeiten und Techniken. Köln 2000
[14] Knaack, U.; Klein, T.; Bilow, M.; Aue, T.: Fassaden – Prinzipien der Konstruktion, Basel 2010
[15] Pech, A; Pommer, G.; Zeininger, J.: Fassaden. Wien 2009
[16] Schmid, J., Schumacher,R., Hoeckel, C., Niedermeier, P., Kotthoff, J.: Entwicklung und Erprobung von Konstruktionsgrundla-
gen für mehrgeschossige Holzfassaden; i.f.t. Rosenheim 1999
[17] Schmid, J., Niedermeier, P.: Structural Glazing – Gebäudehüllen aus Glas auf Holztragkonstruktionen. In: Bayern innovativ;
Rosenheim 1999
[18] Schuler, M.: Glasfassaden und Sonnenschutz – Kühllastvermeidung. In: VfA Profil 10/98
[19] Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobeck, W.: Glasbauatlas, München 2006
[20] Stiell, W., Schmid, J., Lieb, K., Krause, H., Stengel, F.: Geklebte Glaselementen in Holztragwerken. i.f.t. Rosenheim 1996
[21] Saint-Gobain Glass-Deutschland; Memento – Glashandbuch, Aachen 2006
[22] Swab, A.: Transparenz ohne tropische Temperaturen. Natürliche Lüftung und sommerlicher Sonnenschutz. In Fassaden-
technik Sonderheft 2004
6
509

7 Türen, Zargen und Schlösser

7.1 Allgemeines lichen, meist gegensätzlichen Bedingungen. Da-


raus resultierend müssen Außentüren
• allen Witterungseinflüssen und klimatischen
Türen trennen und verbinden Außen- und Innen- Beanspruchungen standhalten,
raum sowie Räumlichkeiten mit unterschiedli-
• eine hohe mechanische Festigkeit gegen Stoß
cher Nutzung und Repräsentation. Dementspre-
chend unterscheidet man Außentüren, Innen- und Verformungsstabilität bei Differenzklima
türen und Schutztüren. 1), 2) (Temperatur- und Feuchteunterschiede) auf-
weisen,
Von der jeweiligen Zweckbestimmung eines Tür-
elementes werden Anordnung, Größe, Form und • einen ausreichenden Wärme-, Schall- und
Öffnungsart, Werkstoff und Konstruktion sowie Feuchteschutz erbringen,
Art und Eignung der Beschläge beeinflusst. Da- • durch den Einbau von Boden- und Falzdich-
neben sind immer auch gestalterische und wirt- tungsprofilen möglichst fugendicht schließen
schaftliche Gesichtspunkte zu beachten. sowie
Außen- und Innentüren gibt es in einer Vielzahl • mit einbruchhemmenden Bändern, Garnituren
von Formen und Materialien. Sie können aus und Schlössern ausgerüstet sein.
Holz und Holzwerkstoffen, Aluminium und Stahl,
Kunststoff und Glas oder aus Kombinationen die- Innentüren trennen und verbinden Räume mit
ser Werkstoffe – als Einzelstück gefertigt nach unterschiedlicher Nutzung und Gestaltung im
handwerklichen Grundsätzen oder in industriel- Wohn- und Objektbereich (Tabelle 7.1). Sie sind
ler Serienproduktion – hergestellt sein. Öffnung und Abschluss zugleich. Zweck und
Anspruch der Räumlichkeiten bestimmen auch
Außentüren sind meist integrierter Bestand- hier weitgehend Form, Materialwahl und Konst-
teil einer Hauseingangsanlage, die Zweck und ruktion der vielfältig gestaltbaren Elemente. Die 7
Bedeutung des Gebäudes erkennen lassen wesentlichen Grundanforderungen an normale
soll. Wesentliche Bestandteile sind Vordach, Innentüren sind
Türnische oder Windfang, Hausnummer- und • Dauerfunktionstüchtigkeit,
Namensschild, Klingel, Sprech- und Briefkasten-
anlage sowie Beleuchtung und Schuhabstreifer. • Widerstandsfähigkeit bei mechanischer Bean-
Sie bestimmen – zusammen mit den Fenstern – spruchung,
nicht unwesentlich das äußere Erscheinungsbild • Verformungsstabilität bei klimatischer Bean-
eines Gebäudes und müssen daher – neben den spruchung,
technischen – immer auch formalen Ansprüchen • ausreichender Mindestschallschutz und Fugen-
gerecht werden. dichtheit,
Außentüren bilden im Wohn- und Objektbereich • Einbruchhemmung, insbesondere bei Woh-
die Nahtstelle zwischen Innen und Außen (Tabel- nungsabschlusstüren.
le 7.1). Sie trennen somit Zonen mit unterschied-
Sonderanforderungen, wie sie nachstehend und
in Abschn. 7.6, Sondertüren, näher erläutert sind,
1)
Unter der Bezeichnung Tür versteht man allgemein das können je nach Zweckbestimmung hinzukom-
komplette Türelement, bestehend aus dem Türblatt und
einem fest mit der Wand verbundenen Türrahmen (auch
men. Vgl. hierzu Tabelle 7.2.
Türzarge genannt). Die Tür ist in der Regel nur für den
Durchgang von Personen angelegt. Sondertüren sind Türelemente, an die je nach
2)
Der Begriff Tor umfasst alle Einrichtungen zum Schließen Zweckbestimmung noch weitere besondere An-
von Öffnungen, die für die Durchfahrt von Fahrzeugen forderungen gestellt werden, die über die allge-
und den Durchgang von Personen geeignet sind. Tore sind
gemäß DIN EN 12 433 (Terminologie) und DIN EN 13241-1 meine Funktionstauglichkeit einer Tür hinausge-
(Sicherheitsanforderungen) genormt, bleiben im Rahmen hen. Diese erhöhten Anforderungen sind sowohl
dieser Abhandlung jedoch unberücksichtigt. ihrer Art als auch ihrem Umfang nach im jeweiligen

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_7, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
510 7 Türen, Zargen und Schlösser

7
Leistungsverzeichnis eindeutig zu definieren. Vgl. • Objekttüren
hierzu insbesondere Abschn. 7.6. Büroraum- und Hotelzimmertüren, Pflege- und
Altenheimzimmertüren, Krankenhaus- und Klas-
senraumtüren
7.1.1 Einteilung und Benennung: • Sonder- und Schutztüren
Schallschutz- und Feuerschutztüren, Nassraum-
Überblick
und Strahlenschutztüren, einbruch- und be-
schusshemmende Türen u. a. m.
Einteilung nach dem Verwendungszweck Zu weiteren Einteilungen nach Bewegungs-
Beispielhaft für eine Vielzahl von Möglichkeiten richtung (Bild 7.3), Türrahmen- (Bild 7.4) oder
sollen hier nur einige Einsatzbereiche erwähnt Türblattausbildung (Bild 7.5) sei auf die entspre-
werden: chenden Abbildungen verwiesen.
• Außentüren
Hauseingangstüren, Büro-, Geschäfts- und
Warenhaustüren, Kino-, Gaststätten- und Hotel-
eingangstüren 7.2 Planungshinweise
• Innentüren
Wohnungsabschluss- und Windfangtüren, Es würde den Rahmen dieses Werkes bei weitem
Wohnraum- und Badezimmertüren, Arztpraxen- sprengen, wollte man auf alle Normen, Verordnun-
und Labortüren gen, Richtlinien und technischen Anforderungen
• Repräsentationstüren näher eingehen, die bei der Gebäudeplanung im
Konzertsaal- und Konferenzraumtüren, Rat- Zusammenhang mit der Türauswahl zu beachten
haus- und Kirchentüren, Banken- und Theater- sind. Beispielhaft sollen dennoch einige Aspekte
eingangstüren genannt und kurz erläutert werden.
7.2 Planungshinweise 511

Einteilung nach der Bewegungsrichtung

7.3b

7.3a

7.3c 7.3d 7.3e

7.3f 7.3g

7
7.3h 7.3i

7.3k 7.3l

7.3m 7.3n

7.3 Einteilung nach der Bewegungsrichtung


a) Drehflügeltüren (ein- und zweiflügelig) i) Paarwand (aus beweglichen Plattenpaaren)
b) Schiebetüren (ein- und zweiflügelig), k) Bewegliche Trennwand aus Einzelelementen
c) Pendeltüren (ein- und zweiflügelig) (auch Element- oder Schiebewand genannt),
d) Drehkreuztür l) Teleskopwand
e) automatische Schiebetür (ein- und zweiflügelig) m) Rollwand, vertikal oder horizontal
f) Harmonikatür bzw. Harmonikawand angeordnet (ein- oder zweischalig)
g) Falttür bzw. Faltwand, seitlich geführt n) Hub- und Versenkwand
(Holzlamellen mit Scharnieren verbunden)
h) Falttür bzw. Faltwand mittig geführt
(mit einem halben Flügel beginnend)
512 7 Türen, Zargen und Schlösser

Einteilung nach der Türrahmenausbildung

7.4a 7.4b 7.4c

7.4d 7.4e 7.4f

7.4g 7.4h 7.4i

7.4 Einteilung nach der Türrahmenausbildung (nur Drehflügeltüren)


a) Blendrahmentür (Holz), b) Blockrahmentür (Holz), c) Zargenrahmentür (Holz), d) Futterrahmen mit
Bekleidungen (Holz), e) Stahlzargentür: Eckzarge, f) Stahlzargentür: Umfassungszarge, g) Stahlzargentür:
Umfassungszarge für Plattenwände, h) Metallrahmentür, i) Ganzglastür (rahmenloser Einbau)

Einteilung nach der Türblattausbildung


7

7.5a 7.5b 7.5c

7.5d 7.5e 7.5f

7.5 Einteilung nach der Türblattausbildung


a) Rahmentüren mit Füllungen (Glas, Holz etc.), b) aufgedoppelte Türen (Außentüren), c) glatte Sperrtüren (ggf.
mit Sehschlitzen), d) Ganzglastüren, e) Latten- oder Brettertüren, f) Falztüren oder Stumpftüren
7.2 Planungshinweise 513

7.6 Türanordnung und Aufschlagrichtung von


Türflügeln
a) falsche Raumerschließung: einengend,
Raum nicht überschaubar
b), c) unbefriedigende Türanordnung in
Bezug auf die Möblierung, Verlust an
wertvoller Möbelstellfläche
d) richtige Türanordnung: zum Raum 7.6a 7.6b 7.6c
und Licht hinführend, ausreichend
bemessene Schrankstellfläche
zwischen Trennwand und Türflügel
e) ungünstige Türanordnung bei
schmalen und langen Räumen
f) günstigere Raumerschließung
und bessere Ausnützung der
Möbelstellfläche im Vergleich zu e)
7.6d 7.6e 7.6f

7.2.1 Wohnungsbau Wandbekleidung durch entsprechende Mate-


rialfestlegung, Farbgebung, Detailausbildung
und Beschlagwahl.
Raumöffnungen – Türen wie Fenster – beeinflus-
sen immer auch die Gebrauchstauglichkeit eines
Raumes. Innentüren sollten daher nie ohne Be- Türabmessungen. Normal begangene, einflü-
zug zu ihrer Umgebung geplant werden. Immer gelige Innentüren weisen in der Breite ein Bau-
müssen die davor, daneben und dahinter liegen- richtmaß (BR) von 87,5 cm, vielbegangene Innen-
den Bereiche in die Überlegungen mit einbezo- türen ein Baurichtmaß von 100 cm und einflüge-
lige Außentüren (Haustüren) ein BR von 112,5 cm
gen werden. Bereits bei der Planung sind die spä-
auf; bei Nebentüren kommt man üblicherweise
tere Möblierung des Raumes und die Aufschlag-
mit einem BR von 75 cm aus.
richtung des Türflügels zu berücksichtigen.
Türöffnungen sind so zu bemessen und im Grund-
Die Höhe von einflügeligen Innentüren ist in 7
DIN 18 100 mit Baurichtmaßen von 200 cm bzw.
riss derart anzuordnen, dass der ungehinderte
212,5 cm festgelegt (Bild 7.7).
Transport von Möbeln, Geräten u. Ä. gewährleistet
ist. Wird die Türöffnung von der Raumecke abge-
Hauseingangs- und Wohnungsabschlusstüren
rückt, dann ist der Abstand zwischen Trennwand
schlagen in der Regel nach innen auf. Eingangs-
und Türleibung so festzulegen, dass ein Möbel-
türen von öffentlichen Gebäuden und Räumen,
stück hinter dem aufgeschlagenen Türflügel an-
in denen sich regelmäßig viele Menschen auf-
geordnet werden kann. Im Einzelnen sind bei der halten (z. B. Verwaltungsbauten, Hotels, Kinos,
Planung zu beachten (Bild 7.6). Schulen, Theater u. a.) müssen immer nach au-
• Nutzungszweck, Dimension und grundriss- ßen aufschlagen (Fluchtrichtung). Die jeweiligen
licher Zuschnitt der zu erschließenden Räum- Landesbauordnungen und Richtlinien sind bei
lichkeiten, der Planung zu beachten.
• Lage, Anordnung und Größe des Türelementes
unter Berücksichtigung weiterer Raumöffnun-
gen sowie natürlicher und künstlicher Licht-
quellen, 7.2.2 Arbeitsstätten1)
• Verteilung der Ruhe- und Verkehrszonen im
Nach der Technischen Regel für Arbeitsstät-
Raum und der damit zusammenhängenden
ten ASR A 2.3 müssen die Türen und Tore in be-
Mobiliaranordnung,
• Aufschlagrichtung des Türflügels im Hinblick
1)
auf Raumerschließung, Raumerlebnis und We- Die Neustrukturierung der Arbeitsstättenverordnung
geführung, führte zum Wegfall der Arbeitsstättenrichtlinien, die durch
technische Regeln ersetzt wurden. Übergangsweise gelten
• Betonung oder nahezu unsichtbare Einbin- die bisherigen Arbeitsstättenrichtlinien teilweise noch
dung des Türelementes in die Wandfläche bzw. weiter.
514 7 Türen, Zargen und Schlösser

gehbaren Räumen so angeordnet sein, dass von Tabelle 7.8 Türabmessungen, Auszug aus der Techni-
jeder Stelle des Raumes eine bestimmte Entfer- schen Regel für Arbeitsstätten (ASR A 2.3)
nung zum nächstgelegenen Ausgang nicht über- Anzahl der Personen im Einzugs- Bauricht-
schritten wird. Die in der Luftlinie gemessene gebiet des Ausganges maße (cm)
Entfernung soll höchstens betragen: 1 bis 5 87,5
a) in Räumen, ausgenommen Räume nach b) bis f) 35 m
b) in brandgefährdeten Räumen ohne Sprinklerung 25 m 2 bis 20 100
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen 3 bis 200 120
c) in brandgefährdeten Räumen mit Sprinklerung 35 m
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen 4 bis 300 180
d) in giftstoffgefährdeten Räumen 20 m 5 bis 400 240
e) in explosionsgefährdeten Räumen, 20 m
ausgenommen Räume nach f)
f) in explosivstoffgefährdeten Räumen 10 m
Nach der Technischen Regel für Arbeitsstätten
Die Ausgänge müssen unmittelbar ins Freie oder ASR A1.7 müssen lichtdurchlässige Türflächen
in Flure oder Treppenräume – die Rettungswege bruchsicher sein, ausgenommen Türfüllungen im
im Sinne des Bauordnungsrechts der Länder sind oberen Drittel von Türen. Lichtdurchlässige Flächen
– oder in andere Brandabschnitte führen. Die Zahl von Türen im Verlauf von Verkehrswegen müssen
der Türen richtet sich nach der Zahl der Personen aus ESG- oder VSG-Sicherheitsgläsern oder einem
und der Lage der Arbeitsplätze im Raum. Dabei Kunststoff mit vergleichbaren Sicherheitseigen-
sind die vorgenannten höchstzulässigen Entfer- schaften bestehen.
nungen und die nach Tabelle 7.8 erforderlichen Türen, deren Fläche zu mehr als der Hälfte aus
Türabmessungen zu berücksichtigen. bruchsicherem, durchsichtigem Werkstoff be-
Türen müssen so angebracht sein, dass sie in auf- steht, müssen auf beiden Seiten in etwa 1 m
geschlagenem Zustand die nutzbare Laufbreite Höhe eine über die Türbreite verlaufende Hand-
vorbeiführender Verkehrswege nicht einengen. leiste haben. Pendeltüren müssen durchsichtig
Griffe und andere Einrichtungen für die Hand- sein oder Sichtfenster haben.
betätigung von Türen dürfen mit festen oder be- Türen, die zu mehr als 3/4 ihrer Fläche aus
7 weglichen Teilen der Tür oder deren Umgebung durchsichtigen Werkstoffen bestehen, müssen
keine Quetsch- oder Scherstellen bilden. in Augenhöhe so gekennzeichnet sein, dass sie

7.7 Baurichtmaße für Wandöffnungen für Türen nach DIN 18 100 (Maße aus DIN 4172 abgeleitet)
7.2 Planungshinweise 515

7.9a 7.9b 7.9c


7.9 Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen und vor Fahrschachttüren nach DIN 18 025-1 (alle Maße in cm)
a) Bewegungsfläche vor Drehflügeltüren
b) Bewegungsfläche vor Schiebetüren
c) Bewegungsfläche vor Fahrschachttüren (mit den lichten Maßen des Aufzugfahrkorbes)

deutlich wahrgenommen werden können. Zu Türen von Sanitätsräumen, Toiletten, Dusch- und
weiteren Anforderungen an Ganzglasanlagen vgl. Umkleidekabinen dürfen nicht nach innen schla-
Abschn. 7.4.7. gen. Große Glasflächen müssen bruchsicher und 7
gut erkennbar sein; hierzu dienen Sicherheits-
markierungen, die in einer Höhe von 40 bis 70 cm
und von 120 bis 160 cm über OFF angeordnet sind
7.2.3 Barrierefreies Bauen
und
• über die gesamte Glasbreite reichen;
Öffentlich zugängliche Gebäude und Arbeits-
stätten (DIN 18 040-1) sowie Wohnungen (DIN • visuell stark kontrastierend sind und
18 040-2) sind so zu planen, zu bauen und ein- • jeweils helle und dunkle Anteile (Wechselkont-
zurichten, dass sie auch von Rollstuhlbenutzern, rast) enthalten
Blinden, Sehbehinderten, Gehörlosen, Hörge- Hauseingangstüren, Brandschutztüren und Gara-
schädigten, Menschen mit sonstigen Behinde- gentore müssen kraftbetätigt zu öffnen und zu
rungen, älteren Menschen, Kindern und klein- schließen sein.
oder großwüchsigen Menschen – von fremder
Hilfe weitgehend unabhängig – barrierefrei er- Untere Türanschläge und Türschwellen sind
reicht und genutzt werden können. grundsätzlich zu vermeiden. Soweit sie technisch
unbedingt erforderlich sind, dürfen sie nicht hö-
her als 20 mm sein.
Türabmessungen. Hauseingangstüren, Woh-
nungsabschlusstüren, Aufzugstüren sowie Türen Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen
in Wohnungen, die für Rollstuhlfahrer geplant und vor Fahrschachttüren sind gemäß DIN 18 040
werden, müssen eine lichte Durchgangsbreite zu bemessen (Bild 7.9 a bis c). Der Fahrkorb des
von mind. 90 cm aufweisen und sollten eine lich- Aufzugs muss eine lichte Breite von mind. 110
te Durchgangshöhe von mind. 210 cm haben. cm und lichte Tiefe von mind. 140 cm aufweisen.
Baurichtmaße von Türöffnungen s. Bild 7.7. Weitere Hinweise s. Abschn. 4.5.2.
516 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.2.4 Türmaße und Türgeometrie lichen Fugenbreiten als auch für Bauarten ohne
Fugen (z. B. Betonwände, Gipsdielen- oder Stän-
derwerkwände). Entsprechende Maße für Wand-
Vereinbarungen über Maßordnungen, Toleranzen
öffnungen für Türen sind Bild 7.7 zu entnehmen.
und Fügungsprinzipien sind wichtige Voraus-
setzungen für die Planung und Ausführung von Nach DIN 4172 werden die Nennmaße3) (Soll-
Bauwerken sowie für die Planung und Herstellung maße der Bauteile) aus den Baurichtmaßen2) ab-
von Bauteilen, Bauelementen und Halbzeugen. geleitet. Bei Bauarten ohne Fugen entsprechen
Sie bestimmen auch weitgehend den Grad der Zu- die Nennmaße den Baurichtmaßen, bei Bauarten
sammenfügbarkeit und Austauschbarkeit indust- mit Fugen ist das Nennmaß der Öffnungen um
riell hergestellter Bauelemente sowie deren Ver- den Fugenanteil größer. Beim Mauerwerksbau
wendbarkeit in Bauwerken mit unterschiedlicher (NF-Steine) beträgt die Fugenbreite üblicher-
Zweckbestimmung. Im Bauwesen wird derzeit mit weise 10 mm. Daraus ergibt sich:
zwei Ordnungssystemen gearbeitet.1) • Baurichtmaß + 10 mm = Nennmaß der
Wandöffnungsbreite
• Maßordnung im Hochbau (DIN 4172). Die
• Baurichtmaß + 5 mm = Nennmaß der
Maßordnung fügt „maßgenormte“ Bauwerks-
teile und Bauteile (z. B. aus Ziegelsteinen) ad- Wandöffnungshöhe
ditiv aneinander: Vom Einzelteil zum Bauwerk.
Diese Norm führte bereits 1955 zu einer we- Beispiel:
sentlichen Vereinheitlichung der Maße im Bau- Baurichtmaße für Wandöffnungen nach Bild
wesen (Oktameterordnung: 125 mm = Achtel- 7.7: 875 mm für die Breite, 2000 für die Höhe
meter). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.3, Teil 1 Tatsächliche Nennmaße (Eintrag in die Aus-
dieses Werkes. führungszeichnung):
• Modulordnung im Bauwesen (DIN 18 000). Bei Bauarten ohne Fugen: 875 u 2000 mm.
Die Modulordnung beinhaltet in erster Linie Bei Bauarten mit Fugen: 885 u 2005 mm.
Angaben zu einer Entwurfs- und Konstrukti- Die Nennmaße für die Wandöffnungshöhe be-
onssystematik unter Zugrundelegung eines ziehen sich immer auf die planmäßige Lage der
Koordinationssystems als Hilfsmittel für Pla- Oberfläche des fertigen Fußbodens (waagerech-
nung und Ausführung im Bauwesen. Mit die- te Bezugsebene), die in der Solllage 1000 mm
7 sem Koordinationssystem – das aus rechtwin- unter dem Meterriss liegt (Höhenmarkierung an
kelig zueinander angeordneten, im Raum sich der Wand). Angaben über die jeweilige Solllage
kreuzenden, theoretischen Ebenen besteht von OFF (Oberfläche Fertigfußboden) und OFR
– können Bauwerke, Bauteile und Bauelemen- (Oberfläche Rohfußboden) sind in die Ausfüh-
te koordiniert werden, um ihre Lage und/oder rungszeichnungen einzutragen.
Größe zu bestimmen. Das Abstandsmaß dieser
Bild 7.10 zeigt, in welcher Weise Baurichtmaße2)
Koordinationsebenen ist das Koordinations-
und Nennmaße3) in Abhängigkeit zueinander
maß; es ist in der Regel ein Vielfaches eines Mo-
stehen.
duls (Grundmodul 100 mm; Multimodule 3M =
300 mm, 6M = 600 mm, 12M = 1200 mm). Diese Bild 7.11 sind die nach DIN 18 100 zulässigen
Methode der maßlichen Abstimmung ist ma- Maßtoleranzen4) zu entnehmen.
terial-, herstellungs- und ausführungsneutral. Bild 7.12 zeigt Maßbezeichnungen und wichtige
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.4, Teil 1 dieses Fachbegriffe, beispielhaft dargestellt an einem
Werkes. Innentürelement aus Holz und Holzwerkstoffen.
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.15, mit den Kennbuch-
staben A bis H.
7.2.4.1 Genormte Wandöffnungen
für Türen
2)
Das Nennmaß ist ein Maß, das zur Kennzeichnung von
Vorzugsmaße für Wandöffnungen, in die Tür- Größe, Gestalt und Lage eines Bauteiles oder Bauwerkes
elemente eingebaut werden sollen, sind in DIN angegeben und in Zeichnungen eingetragen wird.
18 100 festgelegt; sie sind aus der Maßordnung 3)
Das Baurichtmaß (BR) entsteht beim Aneinanderreihen
im Hochbau (DIN 4172) abgeleitet. DIN 18 100 der Bauteile als Maß von Mitte Fuge bis Mitte Fuge an
gilt sowohl für Mauerwerksbauten mit den üb- beiden Enden eines Bauteiles. Vgl. hierzu auch Abschn.
2.3, Teil 1 dieses Werkes.
4)
Die Maßtoleranz ist die Differenz zwischen Größtmaß
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu und Kleinstmaß. Das Größtmaß ist das größte zulässige
entnehmen Maß, das Kleinstmaß ist das kleinste zulässige Maß.
7.2 Planungshinweise 517

7.10 Ableitung der Nennmaße aus den Baurichtmaßen bei Bauarten mit Fugen und Bauarten ohne Fugen entsprechend
DIN 4172 (Maße in cm)

7.11 Maßtoleranzen bei Wandöffnungen in der Breite (Breitenmaße) und in der Höhe (Höhenmaße) nach DIN 18 100

7.2.4.2 Türblattgrößen, Bandsitz Zusammenbau der einzelnen Bauteile einer Tür


und Schlosssitz dienen als auch die Austauschbarkeit eines Tür-
Die gegenseitige maßliche Abhängigkeit zwi- blattes in einer Zarge ohne Nacharbeiten sicher-
schen Türblatt und Türzarge sowie die Lage der stellen. Um dies zu erreichen, geht man nach DIN
Türbänder und des Türschlosses (Bandsitz und 18 101 von folgenden Annahmen aus (Bild 7.13):
Schlosssitz) regelt DIN 18 101. Diese Norm gilt • Seitliche Bezugskante für die Maße an Türzarge und
werkstoffunabhängig für einflügelige gefälzte Türblatt ist der seitliche Zargenfalz der Bandseite.
Türen, so wie sie üblicherweise im Wohnungsbau • Obere Bezugskante für die Maße an Türzarge und Tür-
vorkommen. Sie gilt nicht für Schutz- und Son- blatt ist der obere Zargenfalz.
dertüren, wie beispielsweise Feuerschutztüren, • Untere Bezugskante bei Stahltüren ist die Fußboden-
Rauchschutztüren, einbruchhemmende Türen, einstandsmarkierung.
Wohnungsabschlusstüren u. a.
• Untere Bezugskante bei Holzzargen ist die Unter-
Die Festlegung der wichtigsten Maße und ih- kante der Zargenseitenteile. Diese untere Bezugskante
rer Lage zu bestimmten Bezugskanten oder entspricht der planmäßigen Solllage der Oberfläche des
Bezugsebenen soll sowohl dem problemlosen fertigen Fußbodens (OFF).
518 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Die Türblattfalzmaße betragen 13 u 25,5 mm. Der Abstand der Bandbezugslinie des oberen
• Die übliche Türblattdicke von Innentüren liegt bei 40 Türbandes zum Zargenfalz beträgt immer 241 ±
mm (je nach Decklage zwischen 39 und 42 mm). 1 mm. Der Abstand des unteren Türbandes zum
oberen hängt von der Türblatthöhe ab. Bei einer
Türblatthöhe von 2000 mm beträgt beispielswei-
Bandbezugslinie
se der Abstand beider Bandbezugslinien 1435 ±
Die Bandbezugslinie – wie in Bild 7.13 dargestellt 0,5 mm. Wird das Türblatt mit drei Bändern ange-
– ist eine gedachte Linie bei einem Türband, de- schlagen, beträgt der Abstand der Bandbezugsli-
ren Abstand vom oberen Zargenfalz (als obere nie des mittleren (dritten) Türbandes von der des
Bezugskante) die Höhenlage der Bänder festlegt. oberen Türbandes 370 mm.

7 7.12 Maßbezeichnungen und Fachbegriffe beispielhaft


dargestellt an einem Innentürelement aus Holz
und Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Tab. 7.15
(Kennbuchstaben A bis H)

7.13 Darstellung der wichtigsten Maße und Bezugs-


kanten für gefälzte Türblätter und Türzargen sowie
Band- und Schlosssitz nach DIN 18 101.
Die entsprechenden Einzelmaße sind Tabelle 7.26
zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Bild 7.7.
7.2 Planungshinweise 519

Die Bandbezugslinie ist unabhängig von Bandtyp legung der Bandbezugslinien ermöglicht das
und Bandhersteller. In DIN 18 268, Türbänder, ist Zusammenspiel von Türzargen, Türbändern und
festgehalten, dass die Hersteller von Türbändern Türblättern und erlaubt eine rationelle Fertigung
in ihren Katalogen alle erforderlichen Anschluss- und Montage der Türelemente. Einige Bänder
maße anzugeben haben, damit die Einbaulage mit den ihnen zugeordneten Bezugslinien sind
eindeutig erkennbar wird. Erst diese exakte Fest- in Bild 7.14 gezeigt.

7.14 Bandbezugslinie bei verschiedenen Türbändern für Holz- und Stahlzargen

Tabelle 7.15 Maße für gefälzte Türblätter und Türzargen in mm (Auszug aus DIN 18101, Tab. 1)1) 2)

1)
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.66, Maße von Stahlzargen
2)
Vgl. hierzu auch Tabelle 1 von DIN 68 706-2, Maße für Zargen für gefälzte und stumpf einschlagende Türblätter
(Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen)
520 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.2.4.3 Links- und Rechtsbezeichnung • Feuchteschutz


bei Türen • Montagetechnik
Türen, Zargen, Schlösser, Beschläge und Tür-
schließer sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS oder Weitere Anforderungen, wie beispielsweise Feu-
DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.16). er-, Rauch-, Strahlen- und Einbruchschutz wer-
Drehflügeltüren sind an einer Längskante an den in Abschn. 7.6, Sondertüren, im Einzelnen
der Zarge angeschlagen. Als Regel für die Be- erläutert.
zeichnung gilt, dass Türen von derjenigen Seite
betrachtet werden, nach der die Flügel aufschla-
gen (Anschlagseite). Liegen die Bänder links vom 7.3.1 Anforderungen an Außentüren
Betrachter, so handelt es sich um eine Linkstür.
Liegen die Türbänder auf der rechten Seite, ist es
eine Rechtstür. 7.3.1.1 Schallschutz
Schiebetüren werden in der Regel an einem Aufgrund der zunehmenden Belästigung durch
Laufwerk aufgehängt und in ihrer ganzen Breite störenden Lärm im Außenbereich (Verkehrslärm)
seitlich verschoben. Eine Linksschiebetür schlägt und der gestiegenen Erwartungen im Innenbe-
beim Verschließen vom Standort des Betrach- reich (Schutz vor Geräuschen aus Treppenräu-
ters aus gesehen links an. Eine Rechtsschiebetür men, Vertraulichkeit von Gesprächen in Praxen
schlägt beim Verschließen vom Standort des Be- o. Ä.) wurden die normativen Anforderungen
trachters aus gesehen rechts an. Der Standort des an die Schalldämmung von Türelementen wie-
Betrachters befindet sich im Raum. Bei gleichbe- derholt angehoben. Die Normung bezieht sich
rechtigten Räumen ist der Standort anzugeben. dabei überwiegend auf die Schalldämmung im
Inneren von Gebäuden.

Anforderungen an die Schalldämmung


von Außentüren
In der einschlägigen DIN 4109 werden keine spe-
ziellen Anforderungen an Hauszugangstüren
7 erhoben. Je nach vorhandenem Außenlärmpegel
hat das Gesamtsystem aus Wänden und Öffnun-
7.16a 7.16b gen bestimmte Anforderungen zu erfüllen, um die
7.16 Links- und Rechtsbezeichnung von Türen nach innen durchdringenden Schallemissionen
nach DIN 107 auf ein – insbesondere für Wohnnutzungen (auch:
a) Linkstür (linkes Band, linkes Schloss usw.) Pflegeheime, Krankenhäuser etc.), aber auch für
b) Rechtstür (rechtes Band, rechtes Schloss usw.) Büroräume – verträgliches Maß zu reduzieren.
Die Norm differenziert die Außenbelastung in
die Lärmpegelbereiche von I bis VII, welche maß-
7.3 Außentüren gebliche Außenlärmpegel von unter 55 dB A) bis
zu mehr als 80 dB(A) abdecken. Die resultieren-
den Schalldämm-Maße der Außenbauteile rei-
Türen zählen zu den durch Gebrauch stark be- chen dabei von 30 dB bis über 50 dB.
anspruchten Bauteilen. Sie haben eine Vielzahl
von Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen. Da in Mehrfamilienwohnhäusern und Büros die
Ausgehend von den jeweiligen funktionellen Grundrissorganisation es in der Regel mit sich
und nutzungsbedingten Ansprüchen sind die bringt, dass Windfanganlagen, Flure etc. den sen-
entsprechenden Prioritäten immer wieder neu siblen Räumen vorgelagert sind, relativiert sich der
zu setzen, um so unnötige Forderungen auszu- diesbezügliche Schutzanspruch an die Außentüren.
schließen und die Baukosten niedrig zu halten. Bei Einfamilienwohnhäusern hingegen (aber
Auf folgende Anforderungen (Hauptgruppen) auch im Geschosswohnungsbau z. B. bei Gebäu-
wird nachstehend näher eingegangen. den mit einer offenen Gangerschließung) kann
eine schalltechnisch solide Ausführung große
• Schallschutz
Bedeutung erhalten. Neben einer schweren Bau-
• Wärmeschutz art des Türelementes empfiehlt es sich vor allem
• Luftdichtigkeit darauf zu achten, dass die Tür dicht schließt.
7.3 Außentüren 521

Außentüren, die den Witterungseinflüssen un-


mittelbar ausgesetzt sind sowie Wohnungsab-
schlusstüren, die häufig unterschiedliche klima-
tische und akustische Bereiche trennen, sollten
immer an eine Anschlagschwelle stoßen (s. Bild
7.159 und Bild 7.160). Dabei muss der Schwel-
lenüberstand jedoch so niedrig wie möglich ge-
halten werden (zwischen 10 und 15 mm), damit
auch Rollstuhlfahrer dieses Hindernis ohne allzu
große Kraftanstrengung überwinden können
(zulässige Höchstabmessung bei behindertenge-
rechten Bauten max. 20 mm).
Weitere Informationenn s. auch Abschn. 7.4.1.1
und Abschn. 17.6 in Teil 1 des Werkes.
7.17 Schematische Darstellung der Komponenten für
7.3.1.2 Wärmeschutz die Ermittlung des Wärmedurchgangskoeffizienten
von Rahmen und Verglasungen
Ein verbesserter Wärmeschutz der Gebäudehül-
le stellt die wirksamste Maßnahme zur Senkung
des Heizwärmebedarfes dar. Wichtige Bestand- de Gebäude (Altbausanierung). Danach dürfen
teile dieser Hülle sind Fenster und verglaste bei der Erneuerung von Außentüren nur Außen-
Fassadenteile sowie Türen. Dazu zählen Haus- türen eingebaut werden, deren Türfläche einen
eingangstüren, Balkon- und Terrassentüren (sog. Wärmedurchgangskoeffizienten von 1,9 W/ (m2K)
Fenstertüren, s. Abschn. 5). Das Problem des Wär- nicht überschreitet (Anlage 3 der EnEV).
meschutzes tritt jedoch auch bei Wohnungsab-
schlusstüren vermehrt auf, wenn diese beispiels- Der Wärmedurchgangskoeffizient UD einer Tür
weise an unbeheizte Treppenhäuser angrenzen. wird ähnlich wie beim Fenster bestimmt (Vgl.
Die Gebäudehülle – und damit auch jede darin be- hierzu Abschn. 5.2.4). Zur Ermittlung der U-Werte
findliche Öffnung – hat im Wesentlichen drei wär- ist die
meschutztechnische Anforderungen zu erfüllen: • Berechnung nach DIN EN ISO 10 077-1 – in Ver- 7
• möglichst niedriger U-Wert bindung mit DIN EN ISO 10 077-2 – oder durch
• optimale Luft- und Winddichtheit • Messung nach DIN EN ISO 12 567-1 möglich.
• Vermeidung von Wärmebrücken. Der Wärmedurchgangskoeffizient ist im Wesent-
lichen abhängig von (Bild 7.17):
Wärmeverluste entstehen bei den Türen – ähn- • dem Wärmedurchgangskoeffizienten des Rah-
lich wie bei den Fenstern – durch (Bild 7.17) mens (Uf)
• Transmissionswärmeverlust (Wärmedurch- • dem Wärmedurchgangskoeffizienten der Ver-
gangskoeffizient UD) über Glas, Glasrandver- glasung (Ug)
bund, Rahmen sowie Baukörperanschluss
• dem längenbezogenen Wärmedurchgangsko-
• Lüftungswärmeverlust (Fugendurchlässig- effizienten im Übergangsbereich von Glas und
keitsklasse) bedingt durch Undichtigkeiten im Rahmen (Ȍg)
Türelement (Fugen zwischen Rahmen und Tür-
blatt und beim Glaseinstand) sowie beim Bau- • den Abmessungen (Länge des Glasrandes lg)
körperanschluss. und Flächenanteilen.
Für Türen, die in ihrem Aufbau Fensterkonstrukti-
1. Wärmedurchgangskoeffizient onen entsprechen, lassen sich die Wärmedurch-
von Außentüren gangskoeffizienten UD eines Türbauteils nach
Nach den Vorgaben der Energieeinsparverord- folgender Gleichung berechnen:
nung (EnEV 2009) ist bei der Wertung des Ener- A gU g + A fU f + l gȌ g
giehaushalts eines Gebäudes eine ganzheitliche UD = 11111111111111111111111111111 W/(m2K)
Betrachtungsweise erforderlich. Ag+Af
Anforderungen an einzelne Bauteile gibt es in Weitere Einzelangaben hierzu sind DIN EN ISO
der EnEV nur noch beim Nachweis für bestehen- 10 077-1 und -2 zu entnehmen.
522 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Rahmen und Türblätter. Die Rahmenkonst- ten Wärmedämmanforderungen Profile mit Bautiefen
ruktionen von Türen und Fenstern wurden und von über 100 mm erforderlich machen. Weitere Einzel-
werden in Bezug auf die Wärmedämmung – heiten hierzu sind [1], [2] zu entnehmen.
auch im Hinblick auf die anstehenden weiteren
Novellierungen der EnEV – ständig optimiert. • Hohlraumtürblätter. Bei Hohlraum- und
Hinsichtlich der Wärmedurchgangskoeffizien- Sandwich-Außentürblättern (Bild 7.30) wird
ten Uf der Rahmen kann derzeit von folgenden der Zwischenraum zwischen den Deckplat-
Pauschalwerten1) 2) ausgegangen werden: ten zur Verbesserung der Wärmedämmung
• Kunststoffrahmen aus PVC-Hohlprofilen mit mit hochwertigem Dämmmaterial vollflä-
zwei Hohlkammern sind mit einem Uf-Wert von chig dicht verfüllt. Auf diese Weise sind hohe
2,2 (2,0), solche mit drei Hohlkammern mit 1,6 Wärmedämmwerte bei entsprechenden Tür-
(1,5) W/(m2K) anzusetzen. Die Werte von sieben- blattdicken relativ problemlos zu erzielen.
kammrigen Profilen liegen noch darunter, bis Damit jedoch bei derartigen Außentürblättern
1,1(0,8) W/m2K. aus Holz und Holzwerkstoffen keine Durch-
• Bei Holzrahmen muß zwischen Hartholz und feuchtung (Tauwasserbildung) innerhalb der
Weichholz unterschieden werden. Übliche Konstruktion auftreten kann, muss das Dämm-
Rahmen-Nenndicken von 68 mm weisen unge- material selbst dampfdicht und/oder auf der
dämmt einen Uf-Wert von etwa 1,8 für Hartholz Innenseite (Warmseite) mit einer Dampfbrem-
und 1,4 W/(m2K) für Weichholz auf. Passivhaus- se (PE-Folie) oder Dampfsperre (Aluminium-
taugliche gedämmte Rahmen erreichen Werte blech) abgedeckt werden. Beispiele wärme-
von ca. 0,8 W/m2K. gedämmter Außentüren s. Abschn. 7.3.3.3 und
• Metallrahmen ohne thermische Trennung wer- Abschn. 7.4.4.4.
den üblicherweise mit einem Uf-Wert von 5,9
W/(m2K) angesetzt, sie sind nur für unbeheizte Außentürverglasung. Der Wärmedurchgangs-
Gebäude verwendbar. Bei Rahmen mit thermi- koeffizient Ug einer Verglasung gibt an, wieviel
scher Trennung liegen die Werte in Abhängig- Energie (in Watt) pro Stunde und pro m2 Glas-
keit des Abstandes der zwei getrennten Metall- fläche bei einem Temperaturunterschied von 1
schalen zwischen 4,0 und 1,8 (1,7) W/(m2K). Kelvin verloren geht.
7 Einzelangaben hierzu sind auch DIN EN ISO
10 077 zu entnehmen.
Entscheidend beeinflusst wird der U-Wert einer
Verglasung durch
• Beschichtung,
Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung • Gasfüllung,
von Baukörperanschlüssen bei Außentüren
sowie Angaben zu bauphysikalischen und • Scheibenzwischenraum (Scheibenabstand),
montagetechnischen Anforderungen s. Ab- • Anzahl der Glasscheiben und Scheibenzwi-
schn. 7.3.2. schenräume.
Um die Rahmen hinsichtlich der Wärmedämmung
noch weiter zu verbessern, wird es zukünftig verstärkt
notwendig sein, sich von der monolithischen Bauart zu
„Konventionelle“ Isoliergläser – bestehend aus
lösen und Mehrschicht-Verbundsysteme weiter zu ent- zwei Glasscheiben mit einer eingeschlossenen
wickeln. Dabei übernehmen einzelne Schichten jeweils Luftschicht – wurden durch Wärmedämmgläser
nur ganz bestimmte Teilaufgaben (z. B. außenseitige (Wärmeschutzverglasungen) ersetzt. Bei diesen
Verschleißschicht, Dämmzone, Festigkeit/Statik, raum- Gläsern ist mindestens eine Scheibe mit einer wär-
seitige Verblendung). Dies gilt auch für Holzrahmen-
konstruktionen, deren Dämmwerte nur durch Einfügen mereflektierenden (niedrig emittierenden) Schicht
einer Dämmstoff-Mittellage weiter verbessert werden versehen (low-E-coatings). Zusätzlich wird die Luft
können. Allen Systemen ist gemeinsam, dass die erhöh- im Scheibenzwischenraum (SZR) durch ein nur ge-
ring wärmeleitendes Gas ersetzt.
1)
Die Zahlenangaben sind als ungefähre Werte anzusehen. „Standard“-Wärmedämmglas – dessen Ug-Werte
Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang auch nach DIN EN 673 berechnet werden – zeichnet
Maßnahmen bezüglich des Einbruchschutzes (z. B. Einbau sich durch einen Ug-Wert von etwa 1,2 (1,1) W/
von Schwenk- bzw. Fallenriegeln, Bolzensicherungen (m2K) aus, ist mit einer Silberschicht ausgestattet
u. Ä.), die in der Regel die Wärmedämmwerte – insbeson-
dere von Hohlkammerprofilen – deutlich mindern. und der Scheibenzwischenraum mit dem Edel-
2)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu gas Argon gefüllt, das in der Atmosphäre in ge-
entnehmen. nügenden Mengen vorhanden ist.
7.3 Außentüren 523

Dreischeiben-Wärmedämm-Isoliergläser mit zwei Stand der Technik sind die in DIN 4108-7 (01.2011)
low-E-Beschichtungen und Argonfüllung ergeben angeführten Planungs- und Ausführungsbeispiele
Ug-Werte von ca. 0,6 W/(m2K). Das bis zu 50% anzusehen.
höhere Scheibengewicht bedingt jedoch stärkere
Profilquerschnitte und eine Erhöhung der Trag- Hinweis: Bei Fenster und Fenstertüren galten bezüglich
fähigkeit der Beschläge. der Fugendurchlässigkeit bislang die Anforderungen nach
Durch den Einsatz von anderen Edelgasen wie DIN 18 055.
Krypton oder Xenon lassen sich zwar U-Werte bis Bei Außentüren muss gemäß DIN 4108-2 der Fugendurch-
zu 0,4 W/(m2K) erzielen; diese Gase kommen je- lasskoeffizient a d 2,0 m2/mh(daPa2/3) betragen, da eine
Funktionsfuge vorliegt.
doch in der Erdatmosphäre nur in verschwindend
Falz- und Bodendichtungen begrenzen bei Außentüren
geringen Mengen vor und können nicht künstlich den Wärmeverlust über die funktionsbedingte Fuge. Die
hergestellt werden (Spezialgläser für Nischenpro- Anordnung der Dichtungen muss so erfolgen, dass eine
dukte). umlaufende Dichtungsebene ohne Unterbrechung – auch
Eine noch weitere Reduzierung des Wärmever- im Bereich der Bodenschwelle – möglich ist. Dies bedingt
immer auch eine korrekte Einstellung der Beschläge. Einzel-
lustes wäre durch Evakuierung des Scheiben-
heiten über Türbeschläge und Türdichtungen s. Abschn.
zwischenraumes bei Zweischeiben-Isoliergläsern 7.7.1 und Abschn. 7.7.4.
zwar möglich (bis zu 0,15 W/(m2K), führt aber bei
• Die Schlagregendichtheit von Türen (Fenster)
der Herstellung dieser sog. Vakuumverglasung
ist in DIN EN 12 208 klassifiziert. Die Prüfung er-
zu Problemen im Bereich des Randverbundes
folgt gemäß DIN EN 1027; dabei wird von zwei
(extreme Gasdichtigkeit) und zu einer enorm ho-
unterschiedlichen Einbaulagen ausgegangen
hen Flächenbelastung der Glasscheiben (Unter-
(ungeschützte oder teilweise geschützte Lage).
druck/Luftdruck). Diese Last wird im Scheiben-
Vgl. hierzu Tabelle 5.11 in Abschn. 5, Fenster.
zwischenraum durch eine Vielzahl geometrisch
minimierter Abstandhalter aus Glas oder Edel-
stahl aufgefangen, die aber wiederum die Wär- 7.3.1.4 Feuchtebeanspruchung
meverluste erhöhen und die Durchsicht beein- von Außentüren
trächtigen können. Die Weiterentwicklung auf Türen können sehr unterschiedlichen klimatischen
diesem Gebiet wird zukünftig mit besonderem Bedingungen und mechanischen Anforderungen
Interesse zu verfolgen sein. Nähere Einzelheiten
sind der Fachliteratur [1], [2] zu entnehmen.
ausgesetzt sein. Je nach Einsatzort müssen sie
Kälte, Hitze, Sonneneinstrahlung und Feuchtebe-
7
lastungen sowie mechanischen Beanspruchungen
7.3.1.3 Luftdichtigkeit von Außentüren standhalten. Türelemente, die derartigen Belastun-
gen ausgesetzt sind und den normativen Anforde-
Nach DIN 4108 und der Energieeinsparverord- rungen nicht entsprechen, können sich im Laufe
nung (EnEV) sind zu errichtende Gebäude so der Zeit verziehen und dadurch wichtige Funktio-
auszuführen, dass die wärmeübertragende Um- nen, wie beispielsweise Schall- und Wärmeschutz,
fassungsfläche einschließlich der Fugen dauer- Einbruchhemmung usw., verlieren.
haft luftundurchlässig entsprechend dem Stand
der Technik abgedichtet ist. Dadurch sollen un-
kontrollierte Wärmeverluste über eine undichte Türblattverformungen durch Klimaeinflüsse
Gebäudehülle verhindert werden. Wenn ein Türelement Bereiche mit unterschiedli-
• Fugendurchlässigkeit von Außenbauteilen chen Klimaten trennt, dann wirken auf die beiden
wie Fenster und Türen ist nach DIN EN 12 207 Oberflächen des Türblattes in der Regel unter-
in die Klassen 1 bis 4 eingeteilt. Gemäß EnEV schiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten
(Anhang 4) werden unterschieden ein. Dieses Differenzklima führt zu einer mehr oder
weniger großen Verformung (Formänderung) des
• Gebäude mit bis zu
Türblattes. Je größer der Unterschied von Tem-
2 Vollgeschossen = Klasse 2
peratur und Feuchtigkeit zwischen den beiden
• Gebäude mit mehr als Türblattoberflächen ist, um so mehr ist auch die
2 Vollgeschossen = Klasse 3, Gefahr einer Verformung der Türblattebene.
jeweils nach DIN EN 12 207-1.
Das jeweilige Verformungsverhalten hängt von
Mit zunehmenden Anforderungen an den Wär- den physikalischen Eigenschaften der eingesetz-
meschutz steigt die Bedeutung der Lüftungs- ten Werkstoffe und von der Konstruktion bzw.
verluste durch Fugen und Undichtigkeiten. Als dem Aufbau des jeweiligen Türblattes ab.
524 7 Türen, Zargen und Schlösser

Verformungen werden verursacht Technische Anforderungen an Haustüren sind


• bei Holz und Holzwerkstoffen (hygroskopi- in den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 695
sche Werkstoffe) sowohl durch temperaturbe- [5]1) im Einzelnen festgeschrieben. Diese gelten für
dingte als auch feuchtebedingte Änderungen Aluminium-, Holz- und Kunststoffhaustüren. Auch
der Abmessungen: hygrothermische Verfor- ausführliche Montagerichtlinien sind Bestandteil
mung. Der Feuchtedehnungskoeffizient (Quell- dieser RAL-Gütesicherung. Vgl. hierzu auch Ab-
maß) liegt bei Massivholz im Bereich von 0,01% schn. 7.3.3.3 und Abschn. 7.3.4. Auf die weiterfüh-
bis 0,20% je nach Faserrichtung. Bei Holzwerk- rende Fachliteratur [6], [7] wird verwiesen.
stoffen ist er weitgehend unabhängig von der
Richtung und beträgt etwa 0,2%. Weitere Ein- Bild 7.18 zeigt eine hochwertige Türblattkonstruktion aus
zelheiten sind der Fachliteratur [3], [4] zu ent- Holzwerkstoffen. Das dargestellte Haustürblatt, lieferbar in
den Dicken 45, 55 und 70 mm, besteht aus einem umlau-
nehmen. fenden Hartholzrahmen mit eingeleimten Stabilisatoren
• bei Metallen und Kunststoffen (nicht hygros- (Alu-Streifen) an den Längsseiten. Sie dienen zur Verstär-
kopische Werkstoffe) durch temperaturbeding- kung des Rahmenbereiches, der Erhöhung des Stehvermö-
te Änderungen der Abmessungen: thermische gens des Türblattes und der Ausreißfestigkeit der Beschlä-
ge (Einbruchschutz). Die schall- und wärmedämmende
Verformung. Beachtenswert ist, dass der Wär- Einlage setzt sich aus offenporigem PU-Hartschaum- und
medehnungskoeffizient von Aluminium etwa Spanplatten zusammen (Sandwichkonstruktion). In 5-fach
doppelt so hoch ist wie derjenige von Stahl verleimten Furnierholz-Deckplatten sind jeweils dünne
oder nichtmetallisch-organischen Stoffen. Aluminiumeinlagen vollflächig eingearbeitet. Diese Schicht
dient als Dampfsperre, bewirkt einen Temperaturausgleich
und gewährleistet ein gutes Stehvermögen des gesamten
Außentüren aus Holz- und Holzwerkstoffen Türblattes.
Außentüren bilden die Nahtstelle zwischen
Außen- und Innenbereich. Als Trennungsebene
liegen sie zwischen zwei Klimazonen (Außen- 7.3.2 Baukörperanschlüsse
klima – Innenklima), deren Einwirkung sich im von Außentüren
jahreszeitlichen Rhythmus (Winter – Sommer)
ständig ändert. Außentüren (Hauseingangstü-
ren) schließen in der Regel Flure und Vorräume An Außentüren, Innentüren und Schutztüren
7 nach außen hin ab. Immer häufiger grenzen je- werden jeweils sehr unterschiedliche Anforde-
rungen hinsichtlich der Ausbildung ihres An-
doch Wohn- und Aufenthaltszonen an den Au-
ßenbereich an (offene Grundrissgestaltung), so schlusses an den Baukörper gestellt.
dass die Hauseingangstür (Laubengangtür) zu-
nehmend einer hohen hygrothermischen Bean- 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
spruchung ausgesetzt ist. entnehmen.

7.18 Konstruktionsbeispiel eines wärme-


und schalldämmenden Haustürblattes
mit eingeleimten Alu-Stabilisatoren an
den Längsseiten und vollflächig aufge-
brachten Aluminium-Einlagen in den
beiden Deckplatten
1 Holzfurniere (Furniersperrholzplatte)
2 Aluminium-Einlage (Dampfsperre)
3 PU-Hartschaumeinlage
4 dreifaches unteres Rahmenholz
5 Stabilisatoren (zwei Alu-Blechstreifen
in Furnierlagen eingeklebt)
6 umlaufender Hartholzrahmen
7 Holzspanplatte
WESTAG & GETALIT, Rheda-Wiedenbrück
7.3 Außentüren 525

So muss die Bauanschlussfuge von Außentüren luft in die Bauanschlussfuge eindringen und
üblicherweise Forderungen hinsichtlich Schlag- im kalten Bereich des Anschlusses zu Tauwas-
regendichtheit und Luftdichtheit, Wärmeschutz serbildung1) führen kann. Die Trennung muss
und Schallschutz sowie Standsicherheit erfüllen. in einer Ebene erfolgen (Isothermenverlauf
Bei normalen Innentüren hingegen wird vor beachten)2), deren Temperatur über der für
allem auf eine preiswerte, rationelle und relativ das Schimmelpilzwachstum kritischen Tem-
problemlose, gleichzeitig jedoch auch sichere peratur des Raumklimas liegt. Zu beachten ist,
Befestigungsmethode geachtet. dass diese innere Dichtebene einen höheren
Dampfdiffusionswiderstand aufweist als der
7.3.2.1 Bauphysikalische Anforderungen äußere, witterungsseitige Abschluss (Dampf-
druckgefälle von innen nach außen).
Wie Bild 7.19 verdeutlicht, muss die Anschluss-
fuge zwischen Türrahmen und Baukörper einer- 1)
seits bauwerk- und bauteilbedingte Bewegun- Im Bereich von Wärmebrücken kann es zu Tauwasserbil-
dung und damit Schimmelpilzbildung kommen. Daher
gen (z. B. Zug-, Druck- und Scherkräfte sowie wird in der DIN 4108-2 im Bereich von Wärmebrücken
thermisch bzw. hygrothermisch bedingte For- ein Mindestwärmeschutz gefordert. Außerdem werden
mänderungen der Rahmenprofile) aufnehmen, in dieser Norm Maßnahmen zur Vermeidung von Schim-
andererseits jedoch auch bauphysikalischen und melpilzbildung im Einzelnen erläutert.
umweltbedingten Anforderungen (z. B. Wärme-, Entsprechende Planungs- und Ausführungsbeispiele
Schall-, Feuchte- und Wetterschutz) gerecht wer- (Wärmebrückendetails) sind Beiblatt 2 zu DIN 4108 zu
entnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 17.5., Teil 1 dieses
den. Dementsprechend müssen bei einer fachge- Werkes.
rechten Ausführung des Baukörperanschlusses 2)
Isothermen sind Linien, die Punkte gleicher Temperatur
– neben der Standsicherheit – im Wesentlichen verbinden und somit die rechnerische Temperaturver-
vier Grundforderungen erfüllt sein: teilung innerhalb eines Bauteiles wiedergeben. Für die
Beurteilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der
• innen luftdicht Tauwasserbildung wurde bisher die 10 °C-Isotherme
• außen schlagregendicht herangezogen.
• innen dampfdichter als außen Diese bezieht sich allerdings nur auf den Tauwasserausfall
• optimale Fugendämmung. bei üblichem Raumklima. Schimmelpilze können sich
jedoch auch auf Bauteiloberflächen bilden, wenn diese
Aus diesen unterschiedlichen Einwirkungen (dich-
ten – dämmen – nach außen abdiffundieren) lassen
über längere Zeiträume einer relativen Luftfeuchte von
über 80% ausgesetzt sind. Für die Beurteilung einer An- 7
schlusssituation wurde deshalb der Temperaturfaktor fRsi
sich drei Funktionsebenen [8], [9] hinsichtlich des
eingeführt. Einzelheiten hierzu s. [9] sowie Abschn. 17.5,
konstruktiven Aufbaues der Anschlussfuge ableiten. Teil 1 dieses Werkes.
• Raumseitiger Abschluss (Ebene 1 in Bild 7.19). Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt die schimmel-
Der raumseitige Abschluss – eine umlaufend pilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. Für die Beurteilung
einer Anschlusssituation hinsichtlich der Schimmelpilz-
luftdichte Ebene (Luftdichtheitsschicht) als bildung kann daher – unter Zugrundelegung der Rand-
Trennung von Raum- und Außenklima – muss bedingungen nach DIN 4108-2 – die 13 °C-Isotherme als
so ausgebildet sein, dass keine feuchte Raum- Hilfsgröße herangezogen werden.

7.19 Schematische Darstellung


möglicher Einwirkungen
auf die Bauanschlussfuge
einer Außentür mit
Fugendimensionierung bei
spritzbarem Dichtstoff.
Faustregel nach [12]:
t = 0,5 × b t 6 mm
1 Hinterfüllmaterial
2 spritzbarer Dichtstoff
t = Tiefe des Dichtstoffes
in der Fuge
b = Breite des Dichtstoffes
in der Fuge
526 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Fugen-/Hohlraumdämmung (Ebene 2 in Bild rungseinflüssen ohne Schutz unmittelbar aus-


7.19). Dieser Funktionsbereich erfüllt vorwie- gesetzt. Bei der zweistufigen Fugenausbildung
gend wärmedämmende und schalldämmende liegen Regen- und Windsperre in räumlich ge-
Aufgaben. Das Wärme- und Feuchteverhalten trennten Ebenen (zusätzliches Abdeckprofil).
dieses Bereiches wird durch Außen- und In- Wesentliches Merkmal dieser Ausbildung ist
nenklimate bestimmt. Die Wärmedämmung im die prüfbare Wasserabführung hinter der äuße-
Fugenhohlraum erhöht die Fugentemperatur. ren Sperre. Vgl. hierzu auch Abschn. 5.3, Bau-
Ohne ausreichende Dämmung der Fuge wäre werksanschlüsse von Fenstern.
mit einer Unterschreitung der Taupunkttem-
peratur an der raumseitigen Oberfläche und 7.3.2.2 Montagetechnische Anforderungen
damit Tauwasserbildung im Anschlussbereich
zu rechnen. Zur Dämmung der Anschlussfuge Wandöffnungen für Außentüren können mit
werden vor allem Mineralwolle, Polyurethan- Außenanschlag (Sonderfall), mit Innenanschlag
Montageschaum (ein- oder zweikomponen- oder ohne Anschlag (stumpfer Anschlag) aus-
tig), Spritzkork sowie in geringem Umfang gebildet sein. Beim Innenanschlag sitzt der Tür-
Naturprodukte (z. B. Schafwolle) mit dämmen- rahmen in einem raumseitigen Mauerfalz, des-
den Eigenschaften eingesetzt. sen Breite zwischen 50 und 62,5 mm liegen soll.
Laibungen ohne Anschlag werden jedoch immer
Bei erhöhten Anforderungen an den Schall- häufiger geplant, da sie am Rohbau am ein-
schutz nach DIN 4109 reicht die Fugendäm- fachsten herzustellen sind. Einzelheiten hierzu s.
mung als alleinige Maßnahme jedoch nicht Abschn. 5.3.3.
aus. Um eine optimale Schalldämmung der
Anschlussfuge zu erzielen, müssen sowohl
Einbaulagen. Aus Gründen des Wärmeschutzes sollte das
die innere Dichtebene als auch der außensei- Türelement bei
tige Wetterabschluss immer noch zusätzlich • einschaliger, monolithischer Außenwand im mittleren
dauerhaft dicht ausgebildet werden. Erst diese Laibungsbereich1), bei
Luftdichtheit und das vollflächige Verfüllen der • zwei- bzw. mehrschaligen Außenwandsystemen auf der
Anschlussfuge ergeben – unabhängig von der Ebene der Dämmschicht eingebaut werden. Bei außen-
Einbausituation (stumpfer Anschlag oder In- seitig aufgebrachtem
nenanschlag) – gute Fugenschalldämmwerte. • Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) ist die Wärme-
7 • Wetterseitiger Abschluss (Ebene 3 in Bild dämmung an den Laibungs- und Sturzflächen bis zum
Türrahmen – diesen mind. 30 bis 50 mm überdeckend –
7.19). Die Wetterschutzebene schützt die heranzuführen und daran dicht-elastisch anzuschließen.
Fuge vor Witterungseinwirkungen von außen Aufgrund dieser Überdeckung ist in der Regel eine grö-
(Regen- und Windsperre). Sie verhindert weit- ßere Rahmenfriesbreite einzuplanen. Vgl. hierzu Bild
gehend den Eintritt von Regenwasser (Schlag- 8.34 sowie Beiblatt 2 zu DIN 4108, Wärmebrücken.
regen) und führt eingedrungenes Wasser • Türrahmenbefestigung. Türen müssen recht-
wieder kontrolliert nach außen ab. Zugleich winklig, lot- und fluchtgerecht sowie in der
muss sichergestellt sein, dass gegebenenfalls Höhe genau passend eingebaut werden. Die
von der Raumseite eindiffundierende Feuchte Abweichung von der Lotrechten darf max. 1,5
nach außen entweichen kann. mm pro Meter, jedoch höchstens 3 mm auf die
Eine Hilfe bei der Auswahl geeigneter Dich- Gesamthöhe des Türelementes betragen.
tungsmaterialien zur Herstellung nach außen Die Türen sind so zu setzen, dass der an der Zarge
hin diffusionsoffener Anschlussfugen ist der markierte Meterriss mit dem vor Ort angebrach-
jeweilige sd-Wert (diffusionsäquivalente Luft- ten Höhenbezugspunkt übereinstimmt. Es emp-
schichtdicke). Durch entsprechende Material- fiehlt sich, je Geschoss mindestens eine dauer-
wahl oder Fugendimensionierung kann sowohl hafte – auch zu einem späteren Zeitpunkt noch
für die innere wie äußere Abdichtungsebene feststellbare und nachprüfbare – Markierung
das gleiche Dichtsystem eingesetzt werden. An- (z. B. Meterrissbolzen) anzubringen. Die Ausrich-
gaben zum sd-Wert der Dichtmaterialien können tung und Fixierung der Türen in der Wandöff-
den Herstellerunterlagen entnommen werden. nung erfolgt zunächst mit Distanzklötzen, Keilen
Nach der Fugenausbildung unterscheidet man
einstufige und zweistufige Fugensysteme (z. B. 1)
Je weiter ein Türelement nach außen – und damit in die
Bild 5.26). Bei der einstufigen Fugenausbildung kalten Bereiche der Vollwand gesetzt wird – desto größer
wird Schlagregen (Regen und Wind) in einer ist die Gefahr der Tauwasserbildung innerhalb der Kon-
Ebene abgewiesen; die Fuge ist allen Witte- struktion.
7.3 Außentüren 527

o. Ä., die nach der endgültigen Befestigung des (z. B. Außenwandbeschaffenheit, Materialverträg-
Türrahmens in der Regel wieder entfernt werden. lichkeit usw.) ab. Als Dichtsysteme bieten sich an:
Die Befestigung selbst muss alle auf das • Spritzbare, elastische Dichtstoffe mit Hinterfüll-
Außentürelement einwirkenden Kräfte – wie material (DIN EN 26 927)
beispielsweise Eigenlast, Windlast und Ver- • Imprägnierte, vorkomprimierte Dichtungsbän-
kehrlast (DIN 1055) – sicher in den Baukörper der aus Schaumkunststoff (DIN 18 542)
ableiten. Für Sondertüren gemäß Abschnitt 7.6 • Dichtungsfolien.
gelten besondere Anforderungen.
• Befestigungsmittel. Bei der Wahl der Befesti- Entsprechend den jeweiligen Anforderungen
gungsmittel sind der konstruktive Aufbau des können diese Systeme auch sinnvoll kombiniert
jeweiligen Außenwandsystems, die material- werden (sog. Kombinationssysteme).
spezifischen Kennwerte der Wandwerkstoffe
(z. B. Mauerwerk, Beton) und Rahmenwerk- 1. Fugendichtstoffe. Eine hervorragende Eigen-
stoffe der Tür, die zu erwartende Belastungs- schaft der spritzbaren Dichtstoffe ist ihr elas-
größen sowie die vorgegebene bauliche tisches Verhalten und damit ihre Fähigkeit, Be-
Situation (Altbau, Neubau) zu berücksichtigen. wegungen im Bereich der Bauanschlussfuge
aufzunehmen, ohne dass es zu einer Beeinträch-
Als Befestigungsmittel werden Rahmendübel
tigung oder Zerstörung der Abdichtung kommt.
(Durchsteckdübel), federnde Laschen oder
Schlaudern, Konsolen, Eindrehanker u. Ä. Üblicherweise ist die Dimensionierung der Fu-
verwendet (Bild 5.22). Diese müssen korrosi- genbreite (z. B. auf der Außenseite – Ebene 3) für
onsgeschützt sein oder aus nicht rostendem einen Dichtstoff mit einer zulässigen Gesamtver-
Stahl bestehen. Starre Verbindungen (z. B. mit formung von 25% ausgelegt. Dieser Wert bezieht
Mauerpratzen) sind wegen der im Außenbe- sich auf die dehnfähige Anschlussfuge. Bei einer
reich zu erwartenden bauwerk- und bauteil- 10 mm breiten Fuge läge demnach die zulässige
bedingten Bewegungen zu vermeiden. Gesamtverformung des Dichtstoffes bei 2,5 mm.
Der Abstand zwischen den einzelnen Befes- Abgesehen von Sonderfällen und sofern vom Her-
tigungspunkten darf bei Kunststofftüren 700 steller keine abweichenden Angaben gemacht
mm, bei Aluminium- und Holztüren 800 mm werden, gilt generell für den Fugenquerschnitt,
nicht überschreiten. Außentüren werden üb- dass die Dichtstofftiefe t der halben Fugenbreite
entsprechen soll (t = 0,5 u b t 6 mm). Vgl. hierzu
7
licherweise an mindestens 3 Punkten je Rah-
menfriesseite befestigt und zwar jeweils in Bild 7.19. Je nach Türelementlänge und Werkstoff
Höhe der Bänder bzw. des Schlosses. Breitere der Rahmenprofile sowie der Anschlagart (stumpf
und doppelflügelige Türelemente sind auch oder im Mauerfalz) ist von einer Mindestfugen-
am Türsturz zu arretieren. breite von etwa 10 bis 15 (25) mm auszugehen.
Einzelheiten s. Abschn. 5.3.4.
Außentüren dürfen am Baukörper nur mit
geeigneten mechanischen Befestigungsmit- Um die vorgenannten Forderungen einhalten zu
teln verankert werden. Montageschäume und können, wird in die Anschlussfuge zunächst ein
Dichtstoffe können die auf die Außentür ein- geschlossenzelliges, nicht saugendes Hinterfüll-
wirkenden Kräfte nicht aufnehmen und sind material (PE- oder PU-Rundschnur) eingebracht.
daher zur alleinigen Befestigung von Woh- Es begrenzt die Eindringtiefe des Dichtstoffes
nungsabschluss- und Außentüren ungeeignet. und verhindert, dass dieser am Fugengrund an-
klebt. Diese Hinterfüllung dient demnach nicht
Angaben über die Befestigung von Holzwerk- nur – wie häufig fälschlicherweise angenommen
stoffzargen von Innentüren s. Abschn. 7.4.3, von – der Einsparung von Dichtstoff, sondern ergibt
Stahlzargen Abschn. 7.4.5. Auf die von den RAL- auch die wesentlich vorteilhaftere sog. Zwei-
Gütegemeinschaften herausgegebenen Monta- flankenhaftung. Demgegenüber sind einfache
gerichtlinien [5], [8] wird verwiesen. Dreiecksfugen ohne Rundschnüre auf die Dauer
nicht in der Lage, Bewegungen aufzunehmen, da
7.3.2.3 Fugenabdichtungssysteme aufgrund ihrer Dreiflankenhaftung keine Tren-
Das zu wählende Abdichtungssystem hängt nung im Fugengrund gegeben ist (Folge: erhöh-
im Wesentlichen von den jeweiligen bauphysi- te Abrissgefahr).
kalischen Anforderungen, den zu erwartenden Einzelheiten über die Planung und Ausführung von
bauteil- und baukörperbedingten Bewegungen Dichtstoffen in der Anschlussfuge von Außentüren
sowie von der vorgegebenen baulichen Situation sind dem IVD-Merkblatt [10] zu entnehmen.
528 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Ausführung. Der Dichtstoff wird als spritzbare Masse in die Vorgaben für die Fugenbreiten dürfen weder
die Fuge eingebracht; er dichtet sie ab, durch Haftung über- noch unterschritten werden. Je nach Tür-
an geeigneten Fugenflanken (Adhäsion). Mit einem sog. elementlänge, Rahmenwerkstoff und Anschlagart
Primer (chemische Haftbrücke) – der vor dem Einbringen
des Dichtstoffes aufgebracht wird – kann die Haftfähig- ist von einer Mindestfugenbreite von 8 bis 10 mm
keit entscheidend verbessert werden. Zu beachten ist, auszugehen. Einzelheiten hierzu sind dem „Leit-
dass spritzbare Dichtstoffe üblicherweise nur bei trocke- faden zur Montage“ [8] zu entnehmen.
ner Witterung und Temperaturen über 5 °C verarbeitet Vorkomprimierte Dichtungsbänder können ohne Vorbe-
werden dürfen. Verwendet werden vor allem Dichtstoffe handlung der Fugenflanken, witterungsunabhängig und
auf Silikon- und Polyurethanbasis. Die Verarbeitungs- somit auch bei feuchtem Untergrund und niedrigen Au-
richtlinien der Dichtstoffhersteller [11] sind einzuhalten. ßentemperaturen verarbeitet werden. Aufgrund des relativ
• Überstreichbarkeit. Dichtstoffe sollen grundsätzlich hohen Anpressdruckes erbringen sie auch gute Schall-
nicht vollflächig überstrichen werden, zumindest nicht dämmwerte. Außerdem weisen Dichtungsbänder – im Ver-
ohne Rücksprache und schriftliche Absicherung beim gleich zu den anderen Dichtungssystemen – den gerings-
Dichtstoffhersteller. Nur sehr wenige Produkte sind ten Wasserdampfdiffusionswiderstand auf. Diese Eigen-
überstreichbar. Die meisten Dichtstoffe verlieren durch schaft kann bei der Umsetzung des bauphysikalischen
vollflächig aufgetragene Beschichtungen (Lacke und Grundsatzes „innen dichter als außen“ genutzt werden.
Lasuren) ihre Elastizität und damit ihre Funktionsfähig-
keit (Folge: Fugenflankenabrisse). Wegen möglicher
Überdehnung des Anstrichfilmes – nicht des Dicht- 3. Systeme mit Dichtungsfolien. Die Gruppe der
stoffes – besteht außerdem die Gefahr von Rissen in der (elastischen) Fugenbänder umfasst ein breites Pro-
Farbe auf den Fugenoberflächen. duktangebot, so dass die Möglichkeit besteht, ganz
• Anstrichverträglichkeit. Die Bezeichnung „anstrich- spezielle Anschlussabdichtungen auszuführen.
verträglich“ bedeutet, dass sich ein Dichtstoff lediglich
in den Randbereichen einer Fuge mit einem bestimm- Fugenbänder eignen sich für unterschiedli-
ten Anstrich verträgt. In diesem Fall muss die Zusam- che Fugenbreiten und können verhältnismä-
mensetzung des Dichtstoffes und die der Beschichtung ßig große Bewegungen aufnehmen. Um den
aufeinander abgestimmt sein. Andernfalls kommt es Bewegungsausgleich sicherzustellen, sind sie
zu Weichmacherwanderungen, Verschmutzungen und schleifenförmig und nicht straff über die An-
Ablösungen. Die vom Industrieverband Dichtstoffe [10]
herausgegebenen Merkblätter sind zu beachten.
schlussfuge zu kleben (Bild 7.20b). Dabei werden
sie einmal am Rahmenprofil der Außentür, zum
anderen am Baukörper – entweder selbstkle-
2. Vorkomprimierte Dichtungsbänder. Dich- bend oder mit zusätzlichem Klebstoff und ggf.
7 tungsbänder bestehen überwiegend aus einem mechanischer Sicherung – befestigt. Hierbei
offenzelligen Polyurethan-Schaumstoff, der mit muss immer auf die ausreichende Haftung, über-
einem wasserabstoßenden und ggf. flammhem- lappende Verklebung der Bahnenstöße sowie
mend eingestellten Imprägnat (Kunstharz) be- die Verträglichkeit mit angrenzenden Werkstof-
handelt ist. Sie werden in der Regel in vorkom- fen geachtet werden.
primierter (verdichteter) Form geliefert und da- Übliche Dichtungsbahnen weisen einen verhält-
her in der Baupraxis auch als sog. Kompribänder nismäßig hohen Wasserdampfdiffusionswider-
bezeichnet. stand auf. Um dem bauphysikalischen Grund-
Durch das Imprägnat zunächst verzögert, expan- satz „innen dichter als außen“ entsprechen zu
diert der Schaumstoff nach dem Einbau in die können, werden neben den weitgehend dampf-
Fuge sein Volumen und entwickelt dabei eine dichten auch dampfdiffusionsoffene Dichtungs-
Rückstellkraft, die das Dichtungsband an die folien angeboten. Somit ist es möglich, sowohl
Fugenflanken anpresst. Durch diesen Anpress- winddichte und schlagregendichte – gleichzeitig
druck passt sich das Band den Unebenheiten jedoch auch diffusionsoffene – Fugenabdichtun-
an, so dass eine wind- und schlagregendichte gen herzustellen. Einzelheiten hierzu sind der
– gleichzeitig jedoch dampfdiffusionsoffene – weiterführenden Literatur [8] zu entnehmen.
Fugenabdichtung erreicht wird.
Dichtungsbänder werden nach der Größe der
Beanspruchungen – denen sie in eingebautem
Zustand ausgesetzt sind – in Beanspruchungsgrup- 7.3.3 Außentüren aus Holz und
pen (BG1 und BG2) gemäß DIN 18 542 eingeteilt. Holzwerkstoffen
Maßgebend für die Wirkung von Dichtungsbän-
dern ist u. a. die Einhaltung des Kompressions- Allgemeines. Das Türblatt ist das bewegliche
grades, der von den Herstellern vorgegeben ist Teil eines Türelementes, das die Türöffnung
und in der Regel 20 bis 30% beträgt [11]. Auch schließt und in der Regel nach innen bzw. zum
7.3 Außentüren 529

7.20a 7.20b 7.20c


7.20 Konstruktionsbeispiele: Baukörperanschlüsse von Außentüren
a) Stumpfer Anschlag: Holzrahmen-Profil mit Federanker an Sichtbetonwand befestigt. Anschlussfuge innen-
und außenseitig mit Vorfüllprofil und spritzbarem Dichtstoff abgedichtet.
b) Innenanschlag: Aluminium-Rahmenprofil mit Klemmfederanker an Betonwand befestigt. Verputzter
Innenanschluss mit Dichtungsfolie dampfdicht ausgebildet. Außenverleistung mit Alu-Profil und vorkompri-
miertem Dichtungsband (Kompriband).
c) Stumpfer Anschlag: Kunststoff-Rahmenprofil mit Rohrdübel am verputzten Mauerwerk befestigt. Innen- und
Außenanschluss mit Komfort-Verleistungsprofilen und vorkomprimierten Dichtungsbändern abgedichtet
(Fa. Innoperform, Dillingen). Überall Dampfdruckgefälle von innen nach außen.

Raum hin aufgeht. Türblätter gibt es in einer etc. Sie bestehen aus ungehobelten oder gehobelten
Vielzahl von Formen, Materialien und Konstruk- Latten (40 bis 50 mm breit, 25 bis 35 mm dick), die senk-
recht in Abständen von 20 bis 25 mm auf zwei Querriegel
tionen, in Einzel- oder Serienfertigung herge- und eine Strebe (100 bis 120 mm breit, 30 bis 35 mm dick)
stellt (Bild 7.4 und Bild 7.5). genagelt oder geschraubt werden. Die Strebe muss, dem
Je nach Einsatzort und den sich daraus ergebenden Anfor- statischen Kräfteverlauf entsprechend – von der oberen 7
derungen unterscheidet man Türkante diagonal zum unteren Anschlag des Langbandes
• Außentüren (z. B. Hauseingangs-, Laubengangtüren), – gerichtet sein. Lattentüren gestatten Einblick in die dahin-
ter liegenden Räume und lassen Luft und Licht eindringen.
• Innentüren (Wohn- und Objektbereich),
• Sondertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren, Nass- und Stumpf verleimte Türen (Bild 7.21b). Vollholztüren dieser
Feuchtraumtüren), Art bestehen aus bis zu 120 mm breiten und etwa 30 mm
• Schutztüren (z. B. Feuer-, Rauch-, Schallschutztüren). dicken, senkrecht angeordneten Brettern. Diese werden
stumpf oder gefedert aneinander geleimt, durch zwei auf
Grat eingeschobene Querleisten von etwa 120 mm Breite
Drehflügeltüren kommen im Bauwesen am häu- und 35 bis 40 mm Dicke verbunden und so das Türblatt
figsten vor. Bei dieser Türart wird das Türblatt um gegen Verwerfen gesichert. Die Gratleisten dürfen nicht
eine Längskante gedreht und schlägt – gefälzt eingeleimt, auch nicht genagelt oder geschraubt werden,
da das Vollholz des Türblattes stets „arbeiten“ muss
oder ungefälzt – auf bzw. in den Türzargenrahmen.
(unterschiedliche Schwindrichtungen von Lang- und
Querholz beachten). Bei dieser Türblattkonstruktion ent-
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- fällt die Diagonalstrebe.
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz-
Brettertüren (Bild 7.21c). Brettertüren werden aus 120 bis
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und 160 mm breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und
Sondertüren gemäß Abschn. 7.6. gespundeten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Feder-
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. verbindung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite
und 30 mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben gena-
7.4.4.4 angeführt. gelt oder geschraubt sind. Dienen derartige Brettertüren
als Außentüren (z. B. Schuppentüren), so liegen Querriegel
und Strebe auf der Innenseite der Tür. In diesem Fall kön-
7.3.3.1 Türblattkonstruktionen von Latten- nen die Bretterfugen außenseitig noch mit Deckleisten ab-
und Brettertüren gedeckt werden, die oben und unten in einen rings um das
Lattentüren (Bild 7.21a). Lattentüren eignen sich als ein- Türblatt laufenden Leistenrahmen enden. Weitere Einzel-
fache Außentüren von Schuppen, Ställen, Abstellgebäuden heiten sind der Fachliteratur [12] zu entnehmen.
530 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.21a 7.21b 7.21c


7.21 Schematische Darstellung von einfachen Latten- und Bretter-Türblattkonstruktionen
a) Lattentür mit Querriegeln, Diagonalstrebe und Langbändern
b) Stumpf verleimte Vollholztür mit auf Grat eingeschobenen Querleisten (Gratleisten) ohne Diagonalstrebe
(Schnitt A–A)
c) Gespundete Brettertür mit Querriegeln und Diagonalstrebe sowie außenseitig aufgebrachten Deckleisten
Ausschnitt A–A: Brettertür mit Gratleiste
Ausschnitt B–B: Alternative Bretterverbindungen in der Breite

7 7.3.3.2 Türblattkonstruktion die ein witterungsbeständiges Verhalten aufwei-


von Rahmentüren sen und zur Herstellung maßhaltiger Bauteile in
Türblätter von Rahmentüren (Bild 7.22 bis 7.26) Frage kommen sind beispielsweise
bestehen aus vierseitig umlaufenden Rahmen- • Laubhölzer (Eiche, Sipo Mahagoni, Meranti,
friesen, ggf. einem oder mehreren waagerechten Afzelia u. a.),
Mittelfriesen sowie eingesetzten Füllungen unter- • Nadelhölzer (Kiefer, Lärche, Oregon Pine, Pitch
schiedlichster Art. Sie werden als Außen- und Pine, Hemlock u. a.).
Innentüren eingesetzt und dienen oftmals als Un-
Grundsätzlich sollten nur solche Konstruktionen
terkonstruktion (Tragrahmen) für aufgedoppelte,
gewählt werden, die den Belastungen der Be-
mehrschalig ausgebildete Türblattkonstruktionen,
witterung, des Klimas und der Nutzung wirksam
wie sie in Abschn. 7.4.4.3 näher erläutert sind.
standhalten.
Demnach müssen die Rahmenfriese eine aus-
Außentürblätter. Für Außentüren eignet sich reichende Biegefestigkeit aufweisen, um mecha-
nur gesundes fehlerfreies Vollholz1). Holzarten nischen Beanspruchungen standzuhalten und

1)
DIN 68 360-1 und -2, Holz für Tischlerarbeiten, wurden zu- Im Anhang B ist der Feuchtegehalt von Vollholz nach den
rückgezogen und ersetzt durch DIN EN 942, Holz in Tisch- vorgesehenen Einsatzbedingungen festgelegt. Demnach
lerarbeiten. Diese neue Norm beschreibt das Verfahren, das ist im Außenbereich ein mittlerer Feuchtegehalt von 12 bis
zur Bestimmung der Merkmale und zur Sortierung nach der 19%, bei Verwendung im Innenbereich (Raumtemperatur
sichtbaren Qualität von Holz – vorwiegend Vollholz – in 12 bis 21 °C) eine mittlere Holzfeuchte von 9 bis 13% und
Tischlerarbeiten anzuwenden ist. in beheizten Gebäuden mit Raumtemperaturen über 21 °C
In Tabelle 1 dieser Norm sind die Kriterien für das Aussehen von 6 bis 10% ausgewiesen.
des Holzes in Tischlerarbeiten (Holzmerkmale hinsichtlich Anhang C enthält des weiteren einen Leitfaden, der die
Klasse und Oberfläche) festgelegt. Dabei wird zwischen Anforderungen an das Holz in Tischlerarbeiten festlegt.
offenen und verdeckten Oberflächen unterschieden. Im Anhang D wird die Auswahl der Holzarten behandelt.
7.3 Außentüren 531

7.22 Konstruktionsbeispiel einer Rahmentür aus Vollholz mit Mehrscheiben-Isolierglas als Füllung.
Außentürblatt mit wärmegedämmtem, biegesteifen Stahlrahmen als Stabilisator (Serienfertigung).
Ausschnitt A–A: Horizontalschnitt
Ausschnitt B–B: Vertikalschnitt

das Verwinden des Türblattes auf ein Minimum den sein, sondern müssen sich darauf gleitend
zu reduzieren. Daraus ergibt sich bei schweren bewegen können.
Außentüren ein Rahmenquerschnitt von bei- Hinsichtlich des Türblattaufbaues wird grund-
spielsweise 130 u 60 (68) mm. Diese Querschnitts- sätzlich zwischen symmetrisch und asymmetrisch
maße können durch den Einbau von Stabilisato- aufgebauten Konstruktionen unterschieden. Vgl. 7
ren in Form von Metallprofilen deutlich reduziert hierzu auch Abschn. 7.3.1.4 und 7.4.1.4 zur Feuch-
werden. S. hierzu Bild 7.22 und Bild 7.43. tebeanspruchung von Türen.
Die Anforderungen an schwere Außentüren
(Haustüren, Balkontüren u. Ä.) weichen bezüg- 1. Aufgedoppelte Außentüren aus Holz
lich der konstruktiven Merkmale nicht von denen und Holzwerkstoffen
der Fenster ab. Auch die Herstellungsweise ist
Außentüren haben eine ganze Reihe von techni-
denen von Fenstern sehr ähnlich, so dass dies-
schen Anforderungen zu erfüllen. Bei Holzaußen-
bezüglich auf Abschn. 5.6 verwiesen werden
türen zählen dazu vor allem
kann.
• bewitterungsbeständige Konstruktionen, Werk-
stoffe und Oberflächenbeschichtungen,
7.3.3.3 Aufgedoppelte mehrschalige
Türblattkonstruktionen • Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Be-
anspruchung,
Aufgedoppelte Holztürblätter bestehen aus einer
• Stehvermögen bei hygrothermischer Bean-
Tragkonstruktion – in Form eines Rahmen- oder
spruchung mit möglichst geringer Verkrüm-
Sperrtürblattes – und der darauf ein- oder beidsei-
mung bzw. Verwindung des Holztürblattes,
tig aufgebrachten Beplankung (Aufdoppelung).
• normgerechte Luftdurchlässigkeit und Schlag-
Derart mehrschalig ausgebildete Türblattkonst-
regendichtigkeit,
ruktionen eignen sich insbesondere zur Herstel-
lung von Außentüren (z. B. Haustüren), aber auch • optimaler Schall-, Wärme- und Feuchteschutz,
Innentürblätter können ein- oder beidseitig mit • bestmögliche Einbruchhemmung,
Vorsatzschalen beplankt werden. • Anordnung von Vordächern oder Fassaden-
Diese Aufdoppelungen dürfen mit der Trag- rücksprüngen sowie richtige Orientierung des
konstruktion keinesfalls kraftschlüssig verbun- Einganges (Wetterseite beachten).
532 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.23 Außentür hochwärmegedämmt (passivhaustauglich). Weitere Bodenschwellenausbildungen s. Bild 7.158.


Schnitt A–A: Vertikalschnitt durch verglastes Oberteil und Türblatt
Schnitt B–B: Horizontalschnitt durch verglastes Seitenteil und Türblatt
Schnitt C–C: Horizontalschnitt durch Türblatt (Bandseite)
Schnitt D–D: Vertikalschnitt durch Türblatt (Schwelle)
Wiegand-Fensterbau, Hatzfeld

Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren sind in RAL- Rahmen und vollflächige Beplankung in stati-
GZ 695 festgeschrieben [5]. scher Hinsicht zusammen ein biegesteifes Trag-
Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und element ergeben. Bei hoher hygrothermischer
-Haustüren ist dem VFF Merkblatt [13] zu entnehmen. Beanspruchung kann der Grundrahmen noch
Rahmentürblätter, symmetrisch aufgebaut zusätzlich mit metallischen Stabilisatoren (z. B.
(Bild 7.24e). Bei schwerer Türblattausführung mit Stahlrohrrahmen) verstärkt sein. S. hierzu Bilder
hohen Anforderungen an Schall-, Wärme- und 7.24d; 7.25, Variante zu A-A, und Bild 7.43.
Feuchteschutz werden auf einen biegesteifen Dieses Tragelement ist jedoch nur dann weit-
Grundrahmen zunächst beidseitig jeweils 13 (16) gehend verformungsfrei, wenn es in jeder Be-
mm dicke Holzwerkstoffplatten (Sperrholz- oder ziehung symmetrisch aufgebaut und gefertigt
Spanplatten) gleicher Art fest aufgeleimt, so dass wurde. Jede Abweichung in der Symmetrie des
7.3 Außentüren 533

7.24a

7.24b

7.24c

7.24d
7.24 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von aufgedoppelten, mehrschalig ausgebildten Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen (Beispiele)
Querschnitte (a bis d) durch tragende Türblatt-Unterkonstruktionen (Rahmenkonstruktionen)
a) normaler Vollholzrahmen
b) lamellierter Vollholzrahmen
c) Rahmen aus Furnierholz mit Alu-Streifen (Stabilisatoren)
d) Vollholzrahmen mit gedämmtem Stahlrahmen als Stabilisator
Längsschnitte (e bis n) durch symmetrisch oder asymmetrisch aufgebaute Türblattkonstruktionen
7
e) zweischaliges Türblatt fest verleimt (biegesteifes Tragelement)
f) Tragelement mit beidseitiger Aufdoppelung (schweres Türblatt)
g) Tragelement mit einseitiger Aufdoppelung
h) Vollholzrahmen symmetrisch aufgedoppelt (leichtes Türblatt)
i) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
k) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
l) Vollholzrahmen einseitig beplankt (ungedämmtes Türblatt)
m) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt mit gedämmtem Stahlrohrrahmen
n) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt

konstruktiven Aufbaues führt zum Verzug des delt es sich hierbei meist um keine bleibenden
Türblattes. Verwindungen.1)
Zusätzliche Aufdoppelungen (Bild 7.24f-g) in Bei leichter Türblattausbildung (Bild 7.24h) mit
Form von Vorsatzschalen, Profilhölzern u. Ä. dür- weniger hohen Anforderungen an den Schall-
fen nur beweglich, d. h. mittels Einhängebeschlä-
ge, Topfverbinder usw. an diesem Tragelement 1)
Hygrothermische Verformungen lassen sich bei Tür-
befestigt werden. Da derart gleitend aufge- elementen aus Holz und Holzwerkstoffen nicht vermeiden.
brachte Vorsatzschalen keinen kraftschlüssigen Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss deshalb der
Verbund mit dem Tragelement haben, können Feuchtegehalt fertig zusammengebauter Teile aus Holz
etwaige Verformungen der Aufdoppelung(en) – für Bauteile die ständig mit der Außenluft in Verbin-
dung stehen – bezogen auf das Darrgewicht 10 bis 15%
sich auch nicht negativ auf die Gesamt-Türblatt- betragen, wenn diese den Herstellerbetrieb verlassen.
konstruktion auswirken. Ganz vermeiden lassen Vgl. hierzu auch DIN EN 942, Anhang B, Feuchtegehalt von
sie sich bei Holztüren allerdings nicht, doch han- Holz in Tischlerarbeiten.
534 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.25 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holz-


werkstoffen mit fest verglastem Seitenteil (Einzelanfertigung)
Schnitt A–A:
Blockrahmen mit angenutetem Blendrahmen für Wandöffnung
mit Innenanschlag (raumseitiger Mauerfalz). Wärmegedämmtes
Türblatt mit lamelliertem Vollholzrahmen und asymmetrischer
Aufdoppelung (leichtes Türblatt).
Variante zu A–A:
Zweiteiliger Blockrahmen. Der bereits im Rohbaustadium montier-
und einputzbare Montagerahmen ermöglicht den sehr viel späteren
Einbau des oberflächenfertigen Türelementes. Wärmegedämmtes
Türblatt mit Stahlrahmen, beidseitig fest verleimter Sperrholz- oder
Spanplattenbeplankung (= biegesteifes Tragelement) und außen-
seitiger, beweglicher Profilholzaufdoppelung (schweres Türblatt).
Schnitt B–B:
Konventioneller Schwellenanschlag (Wärmebrücke beachten) mit
abgedichteter Gitterrostrinne. Vgl. hierzu Bild 7.159 und Bild 7.160
mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag.
Variante zu B–B:
Konventioneller Schwellenanschlag mit Anschlagwinkel (Wärme-
brücke beachten) und Außenabdichtung
Schnitt C–C:
Bodenanschluss des verglasten Seitenteiles mit höher gezogenem
Stahlwinkel und Außenabdichtung

7
7.3 Außentüren 535

7
7.26 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holzwerkstoffen mit wärmegedämmtem
Stahlrahmen als Stabilisator und vorgesetzter Aufdoppelung aus furnierten Sperrholz- oder Spanplatten mit
bewitterungsbeständiger Oberflächenbeschichtung (Serienfertigung).
Vgl. hierzu auch Bild 7.160 mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
HOVESTA GmbH, Kruft

und Wärmeschutz können Aufdoppelungen bei Stabilisatoren o. Ä. Siehe hierzu auch Abschnitt
symmetrisch aufgebauten Außentüren auch un- 7.4.4.4, Sperrtüren, mit Bild 7.61c.
mittelbar auf eine biegesteife Rahmen-Unter-
konstruktion aufgebracht werden. Gleich dicke Asymmetrisch aufgebaute Türblätter (Bild
und gleich gerichtete Aufdoppelungen auf bei- 7.24i-n) weisen ebenfalls ein tragendes Basis-
den Seiten des Rahmens verhindern bei diesen element – Rahmen- oder Sperrtürblatt – auf,
Türen am ehesten eine Verformung des Tür- das nur einseitig beplankt oder beidseitig mit
blattes. ungleichen Vorsatzschalen bzw. Profilhölzern
aufgedoppelt sein kann. Bei derartigen Türen,
Sperrtürblätter, symmetrisch aufgebaut (Bild die sich bei unsachgemäßer Konstruktion be-
7.24m-n) eignen sich ebenfalls als Tragelement reits bei geringer Klimaänderung deformieren
(Unterkonstruktion) für daran beweglich befes- können, ist die tragende Unterkonstruktion
tigte Aufdoppelungen. Auch hier ist darauf zu besonders biegesteif auszubilden. Eine ein-
achten, dass das tragende Basistürblatt selbst seitige Beplankung verbietet sich von selbst,
genügend biegesteif ausgebildet ist. Besonders wenn der Tragrahmen oder das Sperrtürblatt
geeignet sind Sperrtürblätter mit eingebauter zu schwach dimensioniert sind. Außerdem
Randverstärkung, beispielsweise in Form von Alu- müssen auch hier die ein- oder beidseitigen
536 7 Türen, Zargen und Schlösser

Aufdoppelungen immer beweglich angebracht Baukörper – mit normgerechtem Dämm- und Abdich-
sein. tungssystem gemäß Abschn. 7.3.2 – zu gewährleisten.

Eine gewisse Ausnahme bilden Türblätter, die • Falz- und Bodendichtungen. Außentüren sind mit
einen umlaufenden Stahlrahmen als Stabilisa- mindestens einer dreiseitig umlaufenden Dichtung
auszurüsten. Geeignet sind sowohl Türfalzdichtungen
tor aufweisen (Bild 7.26). Dieser muss allerdings als auch Zargenfalzdichtungen. Im Hinblick auf den
dann so dimensioniert sein, dass er die während geforderten Schall- und Wärmeschutz sowie Wind- und
des Verformungsvorganges auftretenden Span- Schlagregendichtheit sind auch Doppelfälze mit zwei
nungen aufnehmen kann, ohne dass er sich we- Dichtungsebenen durchaus üblich und empfehlenswert.
sentlich verwindet. Ein solcher Rahmen kann Am Fußboden schlagen Außentüren am vorteilhaftes-
ten gegen Schwellen- bzw. Anschlagdichtungen wie sie
sich jedoch unter Umständen nachteilig auf den in Abschn. 7.3.2 im Einzelnen erläutert sind. Geeignet
Wärme- und Schallschutz des Türblattes aus- sind auch Bodenfugendichtungssysteme wie beispiels-
wirken. weise Auflaufdichtungen und automatische Absenk-
dichtungen.
Konstruktionsmerkmale von aufgedoppelten Außentüren • Bänder. Die ausgewählten Bänder müssen eine ausrei-
chende Tragfähigkeit aufweisen. Bei sehr schweren und
• Tragkonstruktion. Wie zuvor erläutert und in den Bildern überhohen Türblättern wird üblicherweise ein drittes
7.24 und 7.26 aufgezeigt, besteht die tragende Unterkon- Band eingesetzt. Verwendet werden vor allem gekröpfte
struktion bei aufgedoppelten Holztüren aus Rahmen- Lappenbänder mit oder ohne Tragzapfen, Kombibänder
oder Sperrtürblättern, die bei hoher hygro-thermischer sowie Bodentürschließer. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
Beanspruchung noch mit metallischen Stabilisatoren ver- 7.7.1, Türbänder.
stärkt sein können.
• Mehrscheiben-Isolierglas. Werden Außentürblätter und
• Einlage. Die Hohlräume dieser Tragelemente sind mit – wie Bild 7.25 zeigt – auch die unmittelbar neben der
hochwertigem, bei Außentüren feuchtigkeitsunempfind- Tür befindlichen Seitenteile fest verglast, so ist auf einen
lichem Dämmmaterial gefüllt und die Randfugen rings ausreichenden Wärmeschutz und Einbruchschutz zu
umlaufend dicht ausgebildet. Damit keine Durchfeuch-
achten. Das Einglasen erfolgt in den meisten Fällen mit
tung (Tauwasserbildung) innerhalb der Konstruktion auf-
Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen oder vor-
treten kann, muss das Dämmmaterial auf der Innenseite
gefertigten Dichtprofilen. Vgl. hierzu auch Abschn. 7.3.1.2,
(Warmseite) – ggf. auch beidseitig – mit einer Dampf-
Wärmeschutz sowie Abschn. 7.6.6, Einbruchhemmende
sperre abgedeckt werden (z. B. Alu-Dünnblech, Delignit-
Türen.
Furniersperrholz). Geeignet sind auch dicht eingebrachte
Dämmmaterialien mit hohem Wasserdampfdurchlass-
7 widerstand (z. B. extrudierte PS-Hartschaumplatten).
S. hierzu auch Abschn. 7.3.1.4 und 7.4.1.4, Feuchtebean-
spruchung von Türen. 7.3.4 Außentüren aus Metall
• Aufdopplung. Die Aufdoppelung von Außentüren
besteht meist aus Vorsatzschalen aus Sperrholz- oder Türen aus Metall zeichnen sich vor allem durch
Spanplatten oder Profilbrettern, die – überfälzt oder ihre weitgehende Widerstandsfähigkeit gegen
genutet – wahlweise sichtbar oder unsichtbar an der mechanische Beanspruchung, Unempfindlich-
Tragkonstruktion befestigt werden. Die häufig verwen- keit gegen Feuchtigkeit und Temperaturein-
deten Vollholz-Profilbretter, üblicherweise in gespunde-
ter Ausführung (= angefräste Federn), sind zwischen 18 flüsse sowie durch ihre meist sehr günstigen
und 24 mm dick und sollten möglichst nicht breiter als Schalldämmwerte aus. Den erhöhten Anfor-
100 bis max. 120 mm sein. Sie können horizontal, vertikal derungen des Wärmeschutzes genügen hohl-
oder in anderer Form aufgebracht werden. Die Längen- raumgedämmte bzw. thermisch getrennte Kon-
und Breitenverbindungen der einzelnen Bretter müssen struktionen, so wie sie beim Fenster- und Fassa-
so ausgebildet sein, dass kein Wasser in die Nuten ein-
dringen kann. Vor allem bei Außentüren mit horizontaler
denbau gleichermaßen eingesetzt werden. Sie
Verbretterung müssen die angefrästen Federn immer werden als Außen- und Innentüren im gesamten
nach oben gerichtet sein. Bauwesen (Wohnungs-, Verwaltungs-, Indust-
• Wetterschenkel aus Holz weisen direkten Schlagregen
rie-, Freizeit-, Schul- und Krankenhausbau) ver-
von der Schwelle ab. Sie werden an das untere Rahmen- wandt.
holz angeleimt und zusätzlich mit Dübeln oder Lamel-
lenfedern gesichert. Wetterschenkel sind an ihrer Ober-
Korrosionsschutz. Unter Korrosion versteht
kante ausreichend abzuschrägen, an ihrer Unterkante
erhalten sie zum sicheren Abtropfen des Niederschlag- man die Zerstörung von beispielsweise Metall-
wassers eine Nut. oberflächen durch chemische oder elektroche-
mische Vorgänge. Korrosion kann durch die Luft
• Blendrahmen oder Blockrahmen haben die Aufgabe,
das Türblatt zu tragen, einen dichten Verschluss des Tür- – bei Stahl etwa ab 70% relativer Luftfeuchte
blattes mit einer Falzdichtung (ggf. auch Doppelfalzdich- – und deren Verunreinigungen, durch Wasser
tung) zu ermöglichen sowie eine sichere Befestigung am sowie durch Berühren mit anderen feuchten Bau-
7.3 Außentüren 537

stoffen verursacht werden. Korrosionsschäden tung(en). Die Beschichtung erfolgt nach intensi-
sind demnach durch vorbeugende Maßnahmen ver Reinigung der Zinkoberfläche beispielsweise
gemäß DIN EN ISO 12 944-1 bis 7 (Ersatz für DIN durch Tauchen oder Spritzen des Bauteiles (z. B.
55 928) auszuschließen. mit Zweikomponentenlack, Einbrennlack).
Wirksamer Korrosionsschutz definiert sich über das
Fernhalten aggressiver Stoffe von der Stahlober- • Oberflächenvorbereitung. Voraussetzung für einen
fläche durch langfristig wirksamen Oberflächenschutz ist die gründ-
liche Entfernung artfremder Bestandteile (Reinigung von
• nichtmetallische Beschichtungen (Anstriche) Schmutz, Öl, Rost usw.) von der Metalloberfläche.
oder • Bei der Oberflächenvorbereitung von Stahlflächen für
• metallische Überzüge Korrosionsschutzsysteme sind strenge gesetzliche Aufla-
gen hinsichtlich des Umwelt- und Gesundheitsschutzes
sowie der Entsorgung zu beachten.
Demnach werden zur klareren Unterscheidung Umweltschutz. Bereits Mitte der 80er Jahre des vergan-
Schichten aus Beschichtungsstoffen Beschich- genen Jahrhunderts wurden die Schwermetallpigmente
tungen (früher Anstriche), Schichten aus Metall (Zinkchromat, Bleimennige u. a.) in den Grundbeschich-
tungen durch andere Stoffe (z. B. Phosphatpigmente)
Überzüge genannt. ersetzt und wirksame Maßnahmen gegen die umwelt-
Korrosionsschutzsysteme können somit beispiels- belastende Emission von organischen Lösemitteln un-
weise bestehen aus ternommen. Außerdem müssen alle Abfälle gesammelt
und entsprechend den einschlägigen nationalen Verord-
• mehreren Beschichtungen (Anstriche), nungen entsorgt werden.
• feuerverzinkten Oberflächen (Überzüge),
• Kombination aus Überzug und Beschichtung Kontaktkorrosion. Besteht zwischen zwei Me-
(sog. Duplexsystem). tallen mit unterschiedlichem elektrochemischen
Potential eine elektrisch leitende Verbindung,
Beschichtungssysteme setzen sich aus mehre- führt dies bei kontinuierlicher oder periodischer
ren zusammenhängenden Schichten aus Stoffen Belastung durch Feuchte (Elektrolyt) zu einer
mit Bindemitteln (sog. Beschichtungsstoffe) zu- Korrosion des weniger edlen Metalls. Beim Ver-
binden von Bauteilen aus weniger edlen Metallen
sammen. Man unterscheidet
(d. h. solchen mit negativem elektrochemischen 7
• Grundbeschichtung(en), Potential) mit Bauteilen aus edleren Metallen ist
• Zwischenbeschichtung(en), deshalb Vorsicht geboten.
• Deckbeschichtung(en). Sind Verbindungen zwischen derart unterschied-
lichen Metallen oder Legierungen konstruktiv
In DIN EN ISO 12 944-5 sind die wichtigsten Grund- nicht vermeidbar, müssen bereits bei der Pla-
typen von Beschichtungsstoffen zum Korrosions- nung sog. Korrosionstabellen beachtet werden.
schutz von Stahloberflächen angeführt. Weitere Diese zeigen in Form von Spannungsreihen an,
Angaben sind der Fachliteratur [14] sowie Abschn. ob bestimmte Metalle bzw. Legierungen direkt
7.8, Normen, zu entnehmen. miteinander verbunden oder die Kontaktflächen
elektrisch isoliert werden müssen (z. B. durch
Beschichten der Oberflächen oder Zwischenlager
Metallische Überzüge bestehen aus einer me- aus Neoprene, Fiber, Butyl oder ähnlich neutralen
tallischen Schicht, die auf die Stahloberfläche auf- Werkstoffen).
gebracht wird. Der gebräuchlichste Überzug ist
Den Tabellen ist zu entnehmen, dass bei un-
das Feuerverzinken, bei dem die gereinigte und
günstigen Flächenverhältnissen der Werkstoffe
vorbehandelte Stahloberfläche durch Eintauchen
zueinander beispielsweise feuerverzinkter Stahl
in ein Schmelzbad (Stückverzinkung bei 430 bis
nicht mit Kupfer in Kontakt kommen darf. Dies
480 °C) mit Zink oder Zinklegierungen überzo-
gilt auch für Verbindungen zwischen Aluminium-
gen wird. Diese aufgeschmolzenen metallischen
legierungen und Kupfer, Zinn oder Blei sowie
Überzüge sind in der Regel dauerhafter als der
zwischen Aluminium und Zink bzw. verzinktem
Korrosionsschutz mit Beschichtungssystemen.
Stahl oder unlegiertem Stahl.
Duplexsysteme. Den besten Korrosionsschutz • Außenbauteile sind außerdem so anzuordnen, dass die
auf Stahloberflächen erhält man durch die Kom- Korrosionsprodukte edler Werkstoffe (= positives Poten-
bination von Verzinkung und Deckbeschich- tial) möglichst nicht auf unedlere Werkstoffe (= negati-
538 7 Türen, Zargen und Schlösser

ves Potential) verschleppt werden können, beispiels-


weise durch Regenwasser. Deshalb dürfen Bauteile aus
Kupfer nicht über solchen aus Zink angeordnet werden.
Weitere Einzelheiten sind [15] sowie DIN EN ISO 12 944-3
zu entnehmen.
• Werkstoff Aluminium. Grundsätzlich muss beachtet
werden, dass Aluminiumflächen sehr empfindlich gegen
das Einwirken von frischem Kalk- oder Zementmörtel,
Farben sowie verschiedener Lösemittel sind. Daher die- 7.27a
nen Haftfolien bzw. Haftpapiere mit denen Rahmenpro-
file abgedeckt sind dem vorübergehenden Schutz der
fertigen Oberflächen bei Lagerung, Bearbeitung und
Montage. Sie müssen sich allerdings leicht und ohne
Rückstände wieder entfernen lassen. Weitere Angaben
über Metalle im Innenausbau s. Abschn. 7.4.5 und 7.4.6.

7.3.4.1 Türen aus Stahlprofilrohren


Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von 7.27b
Stahlprofilrohren ist feuerverzinkter Bandstahl auf
Rollen. Dieser wird zunächst durch mehrere hin-
tereinander angeordnete Walzenpaare zu einem
oben offenen Schlitzrohr geformt und anschlie-
ßend durch Schweißen geschlossen.
Die gewünschte Profilierung der Rohre erfolgt
durch Kaltziehen über eine Ziehmatrize. Bei kom-
plizierten Profilquerschnitten wird dieser Vorgang
wiederholt. Anschließend werden die auf Gehrung
geschnittenen Ecken stumpf verschweißt.
7.27c
Es entstehen Türrahmen mit hoher Formstabi-
7.27 Konstruktionsbeispiele von Türen aus
7 lität, die Verbindungstechnik ist relativ einfach
und damit wirtschaftlich. Als nachteilig ist die
thermisch nicht getrennten (ungedämmten)
RP-Stahlprofilrohren
Korrosionsanfälligkeit und hohe Wärmeleitfähig- a) ungedämmte Einzelprofile (Beispiele)
keit des Werkstoffes Stahl zu bezeichnen. Auf die b) Profile aufschlagend angeordnet
möglichen Korrosionsschutzsysteme wurde in c) Profile flächenbündig angeordnet
Abschn. 7.3.4. bereits hingewiesen. RP Technik-Profilsysteme, Wickede

Profilsysteme. Bei den Profilkonstruktionen ist


zu unterscheiden zwischen
Diese thermische Trennung wird auch im Bereich
• ungedämmten – thermisch nicht getrennten –
der Beschläge konsequent eingehalten. Außer-
Türprofilen (Bild 7.27),
dem weisen die Türflügel doppelte Falzdichtun-
• wärmegedämmten – thermisch getrennten – gen auf. Im Schwellenbereich sind je nach Aus-
Verbundprofilen (Bild 7.28). führung automatische Absenkdichtungen oder
Schwellen-Anschlagdichtungen einsetzbar.
Die ungedämmten Stahlprofilrohre lassen sich
Die verschiedenen Profilserien werden jeweils
zu Türelementen verarbeiten, an die keine be-
mit unterschiedlichen Profiltiefen (40, 45, 50, 60,
sonderen bauphysikalischen Anforderungen ge-
65 mm) angeboten. Dabei können die einzelnen
stellt werden.
Rahmenteile (Türflügel/Blendrahmen) entweder
Bei den wärmegedämmten Profilrohrsystemen
• aufschlagend oder
erfolgt die thermische Entkoppelung der zwei-
schaligen Verbundprofile je nach Hersteller – ent- • flächenbündig
weder durch hochwertige Isolierstege oder in zueinander angeordnet sein. Zu beachten ist
Form einer sog. Sandwichkonstruktion mit mittig auch, dass die Dimensionierung dieser Profile
angeordneten wärmedämmenden Kunststoffpro- nicht nur nach statischen und wärmeschutztech-
filen. nischen Erfordernissen zu treffen ist, sie hängt
7.3 Außentüren 539

ebenso von den eingesetzten Beschlägen (z. B. Als großer Vorteil dieser Kombinationsbauweise
Einbruchhemmung) und der vorgesehenen Ver- gilt, dass die gegen Beschädigungen weitgehend
glasungsart ab. unempfindliche Stahlrahmenkonstruktion zur Her-
Mit diesen Profilsystemen lassen sich auch Feuer- stellung der notwendigen Bauwerksanschlüsse
und Rauchschutztüren gemäß Abschn. 7.6.1 bzw. schon frühzeitig (Rohbaustadium) montiert werden
Abschn. 7.6.2 herstellen. kann. Erst nach Abschluss aller groben Bauarbeiten
werden dann die oberflächenfertigen Deckschalen
7.3.4.2 Türen aus Stahl-Aluminium- aus Aluminium montiert, so dass Beschädigungen
Kombinationsprofilen durch den Baustellenbetrieb bei diesen Kombinati-
Bei dieser Mischkonstruktion besteht der tragen- onssystemen weitgehend vermieden werden.
de Kern aus Stahlprofilrohren, die auf einer oder Da die Deckschalen mit Kunststoffklammern an
auf beiden Seiten mit Aluminium-Deckschalen den Stahlgrundprofilen befestigt sind, lassen sie
verkleidet werden (Bild 7.29). Auch diese Profil- sich im Bedarfsfall auch einzeln auswechseln. Die
systeme können ungedämmt oder wärmege- Rahmenkonstruktion und Verglasung bleiben
dämmt ausgebildet sein. hiervon unberührt.

7.28a

7
7.29a

7.28b

7.29b
7.29 Stahl-Aluminium-Kombinationsprofile für Türen
und Schaufensteranlagen
a) Kombinationsprofil thermisch nicht getrennt
(ungedämmt)
7.28c b) Kombinationsprofil thermisch getrennt
7.28 Konstruktionsbeispiele von Türen aus thermisch (wärmegedämmt)
getrennten (wärmegedämmten) Stahlprofilrohren 1 Aluminiumprofil (Deckschale)
a) wärmegedämmte Einzelprofile (Beispiele) 2 Kunststoffklammern zur Befestigung der
b) zweischalige Verbundprofile mit Isolierstegen Deckschalen
(Schüco-Stahlsysteme Jansen) 3 Stahlprofilrohr (tragende Stahlrahmen-
c) zweischalige Verbundprofile mit konstruktion)
Kunststoffprofilen (RP-Profilsysteme), 4 Isoliersteg für thermisch getrennte Profile
jeweils flächenbündig angeordnet MBB Metallbau-Bedarf, Willich
540 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.3.4.3 Türen aus selbsttragenden


Aluminiumprofilen
Die Rahmenprofile – für Türen und Fenster – wer-
den im Strangpressverfahren aus einer Aluminium-
legierung hergestellt. Dieser Werkstoff ist leicht,
korrosions-, feuchtigkeits- und witterungsbe-
ständig, lässt sich gut und präzise verformen und
die Oberfläche vielseitig veredeln.
Neben der rein mechanischen Oberflächenbe-
handlung durch Schleif- und Bürstenbänder gibt
7.30a es die dekorative Behandlung in Form von anodi-
scher Oxidation (Eloxalverfahren nach DIN 17 611)
oder farbiger Kunstharzbeschichtung (Nasslack-
bzw. Pulverbeschichtung) in allen Farben. Vgl.
hierzu auch die Abschnitte 5.6.4.2 sowie 7.7.2.
Aluminium ist außerdem recycelbar. Es kann
immer wieder eingeschmolzen und ohne Be-
einträchtigung seiner originalen Qualitätseigen-
schaften wieder zu Profilen verarbeitet werden.
Trotz relativ hoher Investitionskosten ist die Wirt-
schaftlichkeit von Aluminiumbauteilen aufgrund
geringer Unterhaltskosten gegeben.

Ungedämmte Konstruktionen (Bild 7.34a). Als


7.30b
nachteilig kann das hohe Wärmeleitvermögen
von Aluminium, beispielsweise bei einteiligen
ungedämmten Rahmenprofilen, angesehen wer-
den. Bei niedrigen Außentemperaturen kühlen
7 diese (wie alle Metallprofile) stark ab, so dass sich
auf der warmen Raumseite Kondenswasser – vor
allem bei relativ hoher Raumluftfeuchte – bildet.
Um diese sog. Schwitzwasserbildung zu vermei-
den und auch die Forderung der Energieein-
sparverordnung einhalten zu können, kommen
daher im Wohnungs- und Objektbau derzeit nur
noch thermisch getrennte, wärmegedämmte
Verbundkonstruktionen zum Einsatz.

7.30c
Verbundkonstruktionen (Bild 7.34b-c). Wärme-
7.30 Konstruktionsbeispiele von Türen aus selbsttra- gedämmte Verbundprofile bestehen aus einer
genden Aluminiumprofilen, innen- und außen- inneren und einer äußeren Profilschale aus
seitig flächenbündig angeordnet (Beispiele)
a) ungedämmte Anschlagtür (Bautiefe 65 mm) Aluminiumhohlprofilen, die über durchlaufende
b) thermisch getrennte Türkonstruktion Dämmstege aus glasfaserverstärktem Polyamid
(Bautiefe 70 mm) oder sonstige Kunststoffdämmstreifen zu einem
c) thermisch getrennte, hochwertig wärme- zweischaligen Gesamtprofil verbunden sind (Drei-
gedämmte Türkonstruktion (Bautiefe 77 mm) oder Mehrkammer-Profilsysteme). Der form- und
SCHÜCO International, Bielefeld kraftschlüssige Verbund der inneren und äußeren
Schale – bei gleichzeitiger thermischer Entkoppe-
Diese Schalenbauweise ergibt insgesamt kubische lung – ergeben hohe Querzug- und Schubfestig-
Formen und vermeidet zusätzliche Fugen durch keitswerte, so dass beide Profilschalen zum Ab-
die bei anderen Systemen sonst üblichen Glasfalz- tragen von Druck-, Zug- oder Verwindungskräften
herangezogen werden können.
stäbe. Daher eignen sich diese Profile auch zur Her-
stellung großflächiger Schaufensteranlagen.
7.3 Außentüren 541

Eckverbindungen (Bild 7.31). Bereits bei ihrer 7.3.5 Außentüren aus Kunststoff
Herstellung erhalten die Hohlkammerprofile
alle für Zusammenbau und Funktion der Türen
erforderlichen Ausformungen, so dass eine pro- Der überwiegende Teil der Kunststofftüren wird
blemlose Verarbeitung und Montage durch den nach wie vor aus Hohlkammerprofilen herge-
Metallbaubetrieb gewährleistet ist. stellt. Die an die Rahmen gestellten statischen
und bauphysikalischen Anforderungen werden
Die Eckverbindung der auf Gehrung geschnit- weitgehend über die Anzahl der jeweils hinter-
tenen Rahmenprofile erfolgt über Eckwinkel, einander liegenden Kammern im Profil (Mehr-
die in die inneren und äußeren Hohlkammern kammersystem) und damit die Profiltiefe insge-
eingeschoben werden. Der feste Verbund wird samt erfüllt.
mechanisch durch maschinelles Einstanzen bzw.
Einpressen der Profilwandungen in dafür vorge-
sehene Nuten des Eckwinkels erreicht. Außerdem Entwicklungstendenzen (Bild 7.33). Für die Wei-
werden die Eckverbindungen noch zusätzlich mit terentwicklung von Kunststoffrahmenprofilen müs-
Metallklebstoffen verklebt (konventionelle Hohl- sen – wie bei allen anderen Profilgruppen auch –
kammer- oder gezielte Injektionsverklebung) und neue konstruktive Ansätze gefunden werden.
damit gleichzeitig die Gehrungsfuge abgedichtet. Um die vielschichtigen Anforderungen zukünftig
Bild 7.32 zeigt beispielhaft den Montagevor- erfüllen zu können, bietet sich ein mehrschaliger
gang von Türbeschlägen an einem Aluminium- und modularer Aufbau der Rahmenprofile an,
Hohlkammertürblatt. wie er sich bei einigen nachstehend gezeigten

7.31 Darstellung von Eckwinkelverbindungen bei


Aluminium-Hohlkammerprofilen (Beispiele) 7.32 Montagebeispiel einer flächenbündig liegenden
a) Leichtmetall-Eckwinkel mit zweischaligem Aluminium-Anschlagtür mit Leichtmetall-Türband,
Aluminium-Verbundprofil Türhebel und Bodentürschließer
b) Leichtmetall-Eckwinkel mit Einbaubeispiel DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
542 7 Türen, Zargen und Schlösser

Konstruktionsbeispielen bereits andeutungsweise • Farbgebung. Der Wärmeausdehnungskoeffizient von


abzeichnet. Außerdem kommen neue Werkstoffe PVC ist relativ hoch, daher spielt die Farbgebung von
Kunststoff-Rahmenprofilen eine wichtige Rolle. PVC in
hinzu, die mit den traditionellen Materialien wie hellen Farbtönen heizt sich bei intensiver Sonnenein-
Holz, Kunststoff und Metall in Form von neuartigen strahlung bis zu 50 °C an der Profiloberfläche auf, in
Verbundkonstruktionen zu kombinieren sind. dunklen Farben sogar bis 80 °C. Dunkle Kunststoffprofile
dehnen sich demnach stärker aus als helle, was bei ein-
schaligen Elementen Auswirkungen auf die Funktions-
Kunststoffe ist ein Gattungsbegriff für polymere tüchtigkeit von Türelementen haben kann. In der Bau-
Werkstoffe, die durch chemische Reaktionen künst- praxis werden daher vorwiegend weiße und hellgraue
lich hergestellt werden. Nach ihrem molekularen Profile eingesetzt.
Aufbau unterscheidet man Plastomere (Thermo- • Recycling. Kunststoffprofile aus Hart-PVC können so-
wohl vollständig aus Frischmaterial bestehen als auch
plaste), Duromere (Duroplaste) und Elastomere. aus einem Recyclatkern, wenn dieser im Koextrusionsver-
Kunststoffprofile für Türen und Fenster werden fahren hergestellt und umlaufend mit PVC-Frischmaterial
überwiegend aus Polyvinylchlorid (PVC) herge- abgedeckt ist.
stellt. Je nach Weichmacheranteil unterscheidet Somit können ausgebaute Türen, Fenster, Rollläden usw.
man Hart-PVC und Weich-PVC (letzteres bleibt sowie Profilreste aus Kunststoff werkstofflich nahezu
vollkommen wiederverwertet und der Produktion neu
hier unberücksichtigt). zugeführt werden – und zwar ohne Qualitätsverluste.
Dadurch entfällt auch die thermische Entsorgung oder
Deponieverwahrung.
Kunststoff-Hohlkammerprofile bestehen dem-
nach aus thermoplastischem, weichmacher-
freiem Hart-PVC. Dieser Werkstoff weist gute Konstruktionen. Auf dem Markt wird eine große
mechanische Eigenschaften auf, ist schlagzäh, Zahl unterschiedlichster Türkonstruktionen an-
schwerentflammbar, unverrottbar, feuchtigkeits-, geboten. Im Wesentlichen sind die Türen gefer-
witterungs-, alterungs- und UV-beständig, rela- tigt aus (Bild 7.33)
tiv gut wärmedämmend und wiederverwertbar. • Hohlkammerprofilen,
Weichmacherfreies PVC ist außerdem beständig • Verbundprofilen.
gegen alle gebräuchlichen Säuren, Laugen und
Salzlösungen sowie gegen Alkohol, Benzin, Öle
1. Türen aus Kunststoff-Hohlkammerprofilen
7 usw. Dagegen reagiert es unbeständig bei eini-
gen Lösemitteln wie Benzol, Aceton usw.
(Bild 7.34a). Der überwiegende Teil der Kunst-
stofftüren wird aus Hohlkammerprofilen (Hart-
• Thermoplaste. haben die Eigenschaft, dass sie bei Er-
wärmung weich werden und sich bei Abkühlung wieder
PVC) hergestellt, deren Konstruktionsprinzip
verfestigen. Hart-PVC Profile sind daher üblicherweise auf dem Mehrkammersystem beruht. Die Profile
nur im Temperaturbereich von –30 °C bis +70 °C einsetz- werden dur ch Extrusion (beheizte Strangpresse
bar. Der Erweichungspunkt liegt bei etwa +80 °C. mit formgebendem Mundstück) gefertigt.

7.33 Schematische Darstellung von Kunststoff-


Metall-Rahmenprofilen (Beispiele). Vgl. hierzu
auch Bild 7.34 7.33a 7.33b
a) Kunststoff-Hohlkammerprofil (PVC-
Mehrkammerprofil mit eingeschobener
Metallverstärkung)
b) Hohlkammer-Verbundprofil (PVC mit
integrierter Aluminiumarmierung)
c) Hohlkammer-Verbundprofil
(Kombinationsprofil Aluminium-PVC
mit Hartschaumdämmung)
d) Verbundprofil aus PUR-Hartschaum-
Dämmblock mit integrierten
Aluminium-Vorsatzschalen 7.33c 7.33d
7.3 Außentüren 543

Diese einschaligen, stranggepressten Profile wei- 2. Türen aus Hohlkammer-Verbundprofilen


sen üblicherweise drei, bei hohen Wärme- und (Bild 7.34b-c). Neben den Türen aus Kunststoff-
Schalldämmanforderungen vier oder sogar fünf Hohlkammerprofilen (einschalige Mehrkammer-
Kammern auf. Dementsprechend variieren auch profile) werden Außentüren auch in Form von
die Profiltiefen zwischen 60 und 75 (100) mm. Hohlkammer-Verbundprofilen hergestellt. Diese
Um auch bei größeren Türelementen die not- Türen zeichnen sich durch neuartige Material-
wendige Rahmensteifigkeit zu erhalten und die kombinationen (z. B. PVC mit Aluminium) aus,
Lasten aus Eigengewicht und äußerer Beanspru- wobei die jeweiligen Vorteile der beiden Werk-
chung über Beschläge und Verankerungen in die stoffe – meist in Verbindung mit einem hoch-
tragenden Bauteile ableiten zu können, werden wertigen Dämmstoffkern – in sinnvoller Weise
in die Hohlkammerprofile Metallverstärkungen miteinander verbunden werden.
eingebracht. Diese bestehen üblicherweise aus
verzinkten Stahlprofilrohren, die nachträglich in Bild 7.34b zeigt eine Tür aus PVC-Hartschaum-
die Hohlkammerprofile eingeschoben und ver- Verbundprofilen mit integrierter Aluminium-
schraubt werden. armierung. Bereits bei der Herstellung dieser
Die auf Gehrung geschnittenen Eckverbindun- Verbundprofile gehen beide Werkstoffe eine
gen von Kunststoffrahmen werden im Press- unlösbare formschlüssige Verbindung ein. Da-
Stumpf-Schweißverfahren hergestellt und damit bei nimmt die Metallarmierung alle Druck-,
dicht verschweißt. Zug- und Biegekräfte auf und gibt den Bändern,
Güte- und Prüfbestimmungen von Haustüren Schlössern und Türgarnituren einen optimalen
sind in RAL-GZ 695 festgeschrieben [5]. Halt.

7.34a 7.34b

7.34c 7.34d
7.34 Konstruktionsbeispiele von Außentüren aus Kunststoff-Metall-Rahmenprofilen
a) Tür aus PVC-Hohlkammerprofilen mit Stahlprofilrohraussteifung (Brügmann, Papenburg)
b) Tür aus PVC-Hartschaum Verbundprofilen mit integrierter Aluminiumarmierung (Kömmerling, Pirmasens)
c) Tür aus Aluminium-PVC-Verbundprofilen mit PUR-Hartschaumkern (Rehau AG, Erlangen)
d) Türen aus PUR-Hartschaum-Vollprofilen mit tragenden Aluminium-Vorsatzschalen (RP-Technik, Wickede)
544 7 Türen, Zargen und Schlösser

Die auf Gehrung geschnittenen Eckverbindungen 7.3.6 Außentüren aus Glas


von Kunststoffrahmen werden üblicherweise
stumpf verschweißt. Bei den PVC-Hartschaum-
Türen aus Glas ergeben großzügige, transparen-
Verbundprofilen erfolgt die Eckverbindung auch
te Raumabschlüsse, die in der Regel aus rahmen-
noch mechanisch durch in die Aluminium-Hohl-
losen Türblättern aus Sicherheitsglas bestehen
kammerprofile eingepresste und verklebte Eck-
und mit den notwendigen Beschlägen ausgerüs-
winkel.
tet sind. Man unterscheidet
• Ganzglas-Türen,
Bild 7.34c zeigt eine Tür, deren Profile aus einem
• Ganzglas-Türanlagen,
tragenden, außen liegenden Aluminiumprofil
mit innenseitig aufgesetzter Schale aus PVC • Ganzglas-Schiebe- und Faltwände (Abschn. 7.5)
bestehen. Letztere ist durch expandierten PUR-
Hartschaum kraft- und formschlüssig mit dem Glas im Bauwesen. In Verbindung mit der Neu-
Aluminiumprofil verbunden. Durch das groß- abfassung der europäischen Normen wurden die
volumige Aluminiumprofil wird die notwendige Begriffe neu geordnet und definiert. Im Wesentli-
Stabilität erreicht; die innenliegende Schale aus chen sind zu nennen:
PVC mit dem Hartschaumkern ergeben zusam- • DIN EN 572-2 – Floatglas
men gute Wärmedämmwerte. • DIN EN 572-3 – Profiliertes Drahtglas
Die Werkstoffe sind konstruktiv so aufeinander • DIN EN 572-4 – Gezogenes Flachglas
abgestimmt, dass sich trotz ihrer unterschied- • DIN EN 572-5 – Ornamentglas
lichen Ausdehnungskoeffizienten und der im • DIN EN 572-6 – Drahtornamentglas
Einbauzustand auftretenden unterschiedlichen
Außen- und Raumtemperaturen identische Län-
genänderungen der Verbundprofile ergeben. Sicherheitsgläser im Bauwesen. Glasarten die-
ses Bereiches vereinen sowohl passive als auch
Wie bei Türen und Fenstern aus Aluminium-
aktive Sicherheitseigenschaften. Dementspre-
Hohlkammerprofilen üblich, werden die auf Geh-
chend unterscheidet man folgende Glasgruppen:
rung geschnittenen Rahmenecken mit stabilen
Eckwinkeln verbunden und zusätzlich noch mit 1. Gläser für passive Sicherheit (Sicherheit mit
7 Metallklebstoff verklebt bzw. abgedichtet. Glas) sollen im Bruchfall Menschen und Tiere
vor Verletzungen durch die Materie Glas schüt-
3. Türen aus Verbundprofilen und Dämmblock zen. Glasarten, die dieses Kriterium erfüllen,
(Vollprofil) und Vorsatzschalen (Bild 7.34d). Eine sind neben anderen:
Alternative zu den Hohlkammerprofilen stellen • DIN EN 12 150-1 – Einscheiben-Sicherheitsglas
(ESG)
Verbundprofile dar, die aus einem hochwärme-
• DIN EN ISO 12543-2 – Verbund-Sicherheitsglas
dämmenden PUR-Hartschaum-Dämmblock mit in- (VSG)
nen- und außenseitig vorgesetzten, kraftschlüssig
damit verbundenen Alu-Vorsatzschalen bestehen. Glasprodukte dieser Gruppe zerfallen bei ei-
Im Vergleich mit Hohlkammer-Stegprofilen zeich- nem Bruch entweder in stumpfkantige Krümel
nen sich diese Dämmblock-Vollprofile durch her- (ESG) oder die Glasbruchstücke haften an einer
vorragende Wärmedämmeigenschaften aus, so Zwischenschicht (VSG).
dass es auch bei tieferen Außentemperaturen Um Glasunfälle zu vermeiden und hochwerti-
auf der Türinnenseite zu keiner Schwitzwasser- ge Güter vor Einbruch zu sichern, müssen bei
bildung kommt. Ganzglas-Türen und Ganzglas-Türanlagen im-
Die beiden äußeren, tragenden Aluminium-Vor- mer Sicherheitsgläser verwendet werden.
satzschalen erbringen die notwendige Stabilität
und mechanische Beanspruchbarkeit. Die auf 2. Gläser für aktive Sicherheit (Sicherheit durch
Gehrung geschnittenen Rahmenecken werden Glas) sollen neben passiven Sicherheitseigen-
mit selbstverriegelnden Eckverbindern in den schaften auch Schutz des Eigentums oder des
Alu-Schalen und vollflächiger Verklebung der Menschen selbst gegenüber Angriffen durch
Schnittflächen dicht verbunden. Dritte bieten.
Hierfür eignet sich insbesondere Verbund-
Sicherheitsglas (VSG) in unterschiedlichen
Dicken. Wie die Bilddarstellungen in Tabelle
7.3 Außentüren 545

5.163 verdeutlichen, ist der Glasaufbau je nach Verbund-Sicherheitsglas (VSG nach DIN EN ISO 12543-
Widerstandsklasse sehr unterschiedlich und 2) besteht aus zwei oder mehreren – im Regelfall gleich
dicken – Glastafeln, die jeweils durch klardurchsichtige,
nur in Kombination mit Polyvinylbutyralfolien
zähelastische und hochreißfeste PVB-Folien (Polyvinyl-
(PVB) möglich. Durch den Einbau von dünnen butyral) fest miteinander verbunden sind.
Alarmdrähten zwischen zwei Scheiben wird die Bei gewaltsamer Zerstörung haften die Bruchstücke an
Sicherheit in Verbindung mit einer Einbruch- der Folie (splitterbindendes Glas), so dass dadurch die
meldeanlage noch weiter erhöht. Verletzungsgefahr gemindert wird und kein Totalverlust
der Verglasung wie beim Einscheiben-Sicherheitsglas
Angriffhemmende Verglasungen gibt es je nach Schutz- befürchtet werden muss. Die Schutzwirkung (aktive
wirkung als Sicherheit) bleibt demnach auch bei einem Glasbruch
weitgehend erhalten.
• DIN EN 356 – Durchwurfhemmende Gläser:
Widerstandsklassen P1A bis Die Schutzwirkung von Verbund-Sicherheitsglas beruht
P5A (bisher A1 bis A3) im Wesentlichen auf der hohen Reißfestigkeit der PVB-
Zwischenschichten. Durch die Kombination verschieden
– Durchbruchhemmende
dicker Glas- und Folienschichten ist es möglich, angriffs-
Gläser:
hemmende Verglasung gegen Durchbruch, Beschuss
Widerstandsklassen P6B bis
und Explosion in den jeweiligen Widerstandsklassen
P8B (bisher B1 bis B3)
herzustellen.
• DIN EN 1063 – Durchschusshemmende
Gläser: Widerstandsklassen BR1 Verbund-Sicherheitsglas kann mehrschichtig aus einzel-
bis BR7 (bisher C1 bis C5) nen Glastafeln gefertigt oder in Form von Mehrscheiben-
Isolierglas mit Funktionsgläsern für Sonnen-, Wärme-,
• DIN EN 13541 – Sprengwirkungshemmende Schall- und Brandschutz ausgestattet werden. In die
Gläser (bleiben hier unberück- Verbundschicht können auch dünne Drähte für Alarm-
sichtigt). anlagen, zu Heizzwecken usw. eingelegt sein.
Verbund-Sicherheitsglas wird überall dort eingesetzt,
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG nach DIN EN 12 150- wo Licht und gute Durchsicht gebraucht und ein Höchst-
1) ist ein thermisch vorgespanntes Glas. Beim Vorspann-
maß an Sicherheit verlangt wird, wie beispielsweise bei
prozess wird die Glastafel bis zur Erweichung erwärmt
Schaufenster- und Türanlagen von Juwelier-, Pelz- und
und dann mit Kaltluft konvektiv abgeschreckt. Durch
Antiquitätengeschäften, in Banken, Museen usw. Auf-
diese Behandlung wird in der Glasscheibe ein im Gleich-
grund seiner splitterbindenden und einbruchhem-
gewicht befindlicher Spannungszustand aufgebaut: Die
menden Eigenschaften wird es auch in Schulen,
beiden Oberflächen stehen unter Druckspannungen,
Kindergärten und Privathäusern sowie bei Überkopfver-
das Scheibeninnere unter Zugspannungen.
Damit dieser Spannungszustand nicht verloren geht,
glasungen eingebaut. 7
muss die Glastafel der Wärmebehandlung auf Größe Damit die gewünschte Schutzwirkung nach einem mög-
zugeschnitten, die Kanten bearbeitet und alle erforder- lichen Glasbruch gewährleistet ist und um zu verhin-
lichen Lochbohrungen (z. B. für die Befestigung der Be- dern, dass die Kunststofffolien am Glasrand von außen
schläge) vorgenommen werden. nicht beschädigt bzw. angegriffen werden (z. B. Feuch-
tigkeitseinwirkung), ist Verbund-Sicherheitsglas in der
Einscheiben-Sicherheitsglas lässt sich nachträglich nicht Regel in eine Rahmenkonstruktion zu legen.
mehr bearbeiten. Jede weitere Bearbeitung hätte den
Zerfall des Glases zur Folge. Bei Glasbruch zerfällt es in Rahmenlose Ganzglas-Türanlagen werden demnach
kleine, stumpfkantige Glaskrümel, die jedoch nieman- fast ausschließlich aus Einscheiben-Sicherheitsgläsern
den ernsthaft verletzen. (ESG) hergestellt. Außerdem ist Verbund-Sicherheitsglas
im Allgemeinen auch teurer als Einscheiben-Sicherheits-
Sicherheitsglas dieser Art wird im Wesentlichen aus
glas. Weitere Einzelheiten sind der Fachliteratur [16],
Floatglas, gezogenem Floatglas und strukturiertem
[17], [18] zu entnehmen.
Ornamentglas in Dicken von 3–4–5–6–8–10–12–15–19–
25 mm hergestellt. Das Glas kann durchsichtig, einge-
färbt, transluzent, beschichtet oder emailliert sein.
Aufgrund seiner Vorspannung weist es eine stark er-
höhte Schlag- und Biegebruchfestigkeit sowie Tem- 7.3.7 Automatische Außentüranlagen
peraturwechselbeständigkeit auf. Daher wird es nicht
nur zu konventionellen Mehrscheiben-Isolierglas-Kom-
binationen verarbeitet, ebenso können Wärmeschutz- Schiebetüren mit automatischem Türantrieb
oder Sonnenschutzgläser in ESG-Ausführung geliefert finden überall dort Anwendung, wo ein schnelles,
werden. präzises Öffnen und Schließen von Türen erfor-
Verwendet wird es vor allem für rahmenlose Ganzglas- derlich ist und der Benutzer überdies nur schwer
Türen, Ganzglas-Türanlagen und -Trennwände, zur in der Lage ist, den üblichen Türöffnungsvorgang
Absturzsicherung als Treppen-, Balkon- und Geländer-
selbst vorzunehmen. Sie sind besonders geeignet
brüstung, bei anwendungsfertigen Produkten wie Dusch-
kabinen usw. sowie im Fahrzeug- und Sportstättenbau als Abschluss stark frequentierter Zugänge von
(Ballwurfsicherheit). Weitere Einzelheiten sind der Fach- Einkaufszentren, Versammlungsstätten, Kran-
literatur [16], [17], [18] zu entnehmen. kenhäusern, Verwaltungsbauten, Alten- und Pfle-
546 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.35 Konstruktionsbeispiel:
Automatische Schiebetüranlage
(Ganzaluminiumkonstruktion)
a), b) Funktionsprinzip der
Radarsteuerung mit einstellbarem
Wirkungsbereich
c) Horizontalschnitt durch Türanlage
d) Vertikalschnitt durch Türanlage
mit Isolierverglasung
(Sicherheitsglas)
e) Vertikalschnitt durch Türanlage
mit Einfachverglasung
(Sicherheitsglas)
1 Trägerwinkel aus Aluminium bis
5,00 m freitragend
2 abnehmbare Winkelverkleidung
3 Elektromotor (Antrieb mit voll-
elektronischer Steuerung)
4 Laufrolle
5 feststehendes Seitenteil
6 Schiebetürflügel
7 Türblattführung mit integriertem
Einbruchschutz
8 Seitendichtung
9 Fotozelle (elektron. Klemmschutz)
10 Oberlichtverglasung
BLASI GmbH, Mahlberg

7
7.4 Innentüren 547

geheimen, Schalterhallen von Bahnhöfen, Flug- sein muss, dass man die Türanlage bei normaler
häfen usw. Eine hohe Flügelgeschwindigkeit in Gang- oder Fahrgeschwindigkeit ohne Behinde-
Öffnungsrichtung erlaubt die schnelle Freigabe, rung passieren kann.
aber auch den sofortigen Wiederverschluss einer
breiten Türöffnung (Heizkostenersparnis). Bild 7.35 zeigt die wichtigsten Konstruktions-
Automatische Schiebetüren werden auch überall merkmale einer automatischen Schiebetür-
dort eingesetzt, wo die bauseitigen Gegeben- anlage. Die Schiebetürautomatik ist zu einer
heiten vor oder hinter der Tür keinen Bewe- kompakten Einheit zusammengefasst, die kom-
gungsraum für Drehtürflügel zulassen, zu den plett auf einem freitragenden Trägerwinkel aus
Seiten hin jedoch ausreichend Platz zur Ver- Aluminium an Ort und Stelle montiert wird (z. B.
fügung steht. Sie dürfen auch im Zuge von Ret- als Kämpferprofil einer Türanlage mit Oberlicht-
tungswegen eingebaut werden, sofern sich ihre verglasung). Jede Anlage muss mit einer auto-
Flügel im Notfall von Hand aus ihrer seitlichen matischen Wendeschaltung versehen sein, die
Führung herausdrücken lassen und so zu Türen ein sofortiges Öffnen der Türflügel bei Einklemm-
mit Drehflügeln in Fluchtrichtung werden. gefahr bewirkt. In der gezeigten Anlage ist eine
Die Türanlagen werden nach Aufmaß projektiert, Reflexfotozelle im unmittelbaren Türbereich als
passgenau hergestellt, einbaufertig geliefert und zusätzliche Sicherheitseinrichtung eingebaut. Bei
betriebsbereit montiert. Stromausfall müssen sich die Türflügel selbsttätig
öffnen (Übergang zu manuellem Betrieb).
Normen. Automatische Türanlagen müssen einer Reihe
von Normen und Richtlinien entsprechen:
• DIN 18 650-1 Automatische Türsysteme
– Produktionsanforderungen
und Prüfverfahren
7.4 Innentüren
• DIN 18 650-2 Automatische Türsysteme
– Sicherheit an automatischen
Türsystemen 7.4.1 Anforderungen an Innentüren
• BGR 232 Richtlinie Kraftbetätigte Fenster,
Türen und Tore
• ASR A 1.7 Technische Regel für Arbeitsstätten
7.4.1.1 Schallschutz
Im Zusammenhang mit den gestiegenen Erwar- 7
Grundsätzlich besteht jede automatische Schie- tungen an die schalltechnische Qualität von Ge-
betüranlage aus drei Hauptkomponenten: bäuden (Schutz vor Geräuschen aus Treppen-
räumen, Vertraulichkeit von Gesprächen in
• Impulsgeber (Impulsgeräte)
Praxen o. Ä.) wurden die normativen Anforde-
• Schaltkasten mit verschiedenen Befehlsstellun- rungen an die Schalldämmung von Türelemen-
gen und Offen-Haltezeiteinstellung ten wiederholt angehoben.
• Antriebssystem.
Anforderungen an die Schalldämmung
Die Steuerung (Befehl zum Öffnen) der Türan-
von Innentüren
lage erfolgt über
DIN 4109 (Ausg. 11.89) sieht verbindliche (Min-
vollautomatische Impulsgeber wie beispiels-
dest-) Anforderungen an die Luftschalldämmung
weise
von Türen gegen Schallübertragung aus einem
• Kontaktmatten (im Fußboden eingelassen), fremden Wohn- oder Arbeitsbereich vor.
• Radarbewegungsmelder (über der Schiebetür In Tabelle 7.36 sind die entsprechenden Werte für
angebracht), verschiedene Einsatzbereiche zusammenfassend
• Lichtschranken (vertikal oder horizontal wir- dargestellt. Die erforderlichen Schalldämmwerte
kend) oder über beziehen sich allein auf das betriebsfertige Tür-
element – bestehend aus Zarge, Türblatt, Beschlä-
halbautomatische Impulsgeber wie beispiels- gen und den notwendigen Dichtungen – unter
weise Ausschluss der Schallübertragung über flankieren-
• Schalter, Drucktaster u. Ä. de Bauteile wie Fußboden, Wand und Decke. Die
kennzeichnende Größe für die Luftschalldämmung
Generell gilt, dass der Abstand zwischen der Tür- eines betriebsfertigen Türelementes ist dement-
automatik und dem Impulsgeber so bemessen sprechend das bewertete Schalldämm-Maß R.
548 7 Türen, Zargen und Schlösser

Tabelle 7.36 Erforderliche (Mindest-)Luftschalldämmung von Türen zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem
fremden Wohn- oder Arbeitsbereich (Auszug aus DIN 4109 Tab. 3)

7.37a 7.37b 7.37c


7.37 Schematische Darstellung von Prüf- und Einbaubedingungen bei Türen
a) Türblatt allein, eingekittet in einen Prüfstand, ohne Schallübertragung über flankierende Bauteile oder
sonstige Nebenwege
b) Betriebsfertiges Türelement, eingebaut in einen Prüfstand, mit seinen funktions- und konstruktionsbedingten
Schallnebenwegen, jedoch ohne Schallübertragung über flankierende Bauteile (wie Fußboden, Wand
und Decke)
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw,P als Resultat einer Eignungsprüfung in einem Prüfstand
Bewertetes Schalldämm-Maß RwR . Dieser Wert wird benutzt, wenn man das Gesamtschalldämm-Maß zusam-
mengesetzter Bauteile ermitteln will. Der Rechenwert RwR ist der um das Vorhaltemaß (5 dB) verminderte
Wert von RwP.
c) Betriebsfertig (gebrauchsfertig) eingebautes Türelement im realen Bau, mit Schallübertragung über flankie-
rende Bauteile und sonstige Nebenwege
Bewertetes Schalldämm-Maß R’w ; bei Türen: Rw
7.4 Innentüren 549

Vorschläge für erhöhten Schallschutz von Türen mal eingebaut werden – keinen Einfluss hat, wer-
(z. B. in besonders anspruchsvollen Wohnungs- den diese, wie geschildert, in Prüfständen ohne
oder Hotelbauten) sowie Empfehlungen zum Schallübertragung über flankierende Bauteile
Schutz gegen Schallübertragung aus dem eigenen geprüft. Das Ergebnis einer solchen Messung ist
Wohn- oder Arbeitsbereich sind dem Beiblatt 2 zu jedoch meist besser als am realen Bau, da Schall-
DIN 4109 zu entnehmen. Weitere Vorschläge für ei- nebenwege die schalldämmende Wirkung eines
nen erhöhten Schallschutz von Wohnungen – wie Bauteiles vermindern. Daher hat man das soge-
beispielsweise die Einführung von Schallschutz- nannte Vorhaltemaß eingeführt. Das Vorhaltemaß
stufen (SSt I bis III) – beinhaltet E DIN 4109-10. beträgt bei Türen 5 dB. Es soll den möglichen Un-
Die Verbindlichkeit dieser Vorschläge muss in je- terschied zwischen den Prüfobjekten im Prüfstand
dem Einzelfall vertraglich vereinbart werden. und den tatsächlichen Verhältnissen am Bau sowie
eventuelle Streuungen der Eigenschaften der ge-
Prüfung der Schalldämmung von Türen prüften Konstruktion berücksichtigen.
Bei der Beurteilung der Luftschalldämmung von Das Vorhaltemaß ist jedoch nicht gedacht zum
Türen wird vielfach vom labormäßig ermittelten Ausgleich für grobe Planungs- und Montage-
Schalldämm-Maß eines allein im Prüfstand ge- fehler (Undichtigkeiten).
messenen Türblattes ausgegangen. Dies führt in Beispiel: Soll gemäß Tabelle 7.36 auf der Bau-
der Praxis zu übertriebenen Erwartungen an die stelle ein Schalldämm-Maß Rw von 27 dB erreicht
Schalldämmeigenschaften betriebsfertig einge- werden, muss ein geprüftes Türelement mit ei-
bauter Türelemente, da bauübliche Schallneben- nem Schalldämm-Maß von Rw,P = 32 dB ausge-
wege die schalldämmende Wirkung eines Bautei- sucht und eingesetzt werden.
les vermindern. Um die Problematik der Übertra-
gung von Laborwerten auf die reale Situation am 2. Nachweis durch Güteprüfungen im realen
Bau besser zu verstehen, werden die wichtigsten Bau (Objektbezogene Prüfung)1)
Prüfmethoden in Bild 7.37 kurz umrissen.
• Prüfung des betriebsfertig eingebauten Tür-
Ein Prüfzeugnis, das nur den Schalldämmwert ei- elementes (Bild 7.37c). Beim funktionsfähigen
nes Türblattes wiedergibt, hat für den Planer bzw. Türelement am Bau wird der Schall sowohl über
die ausschreibende Stelle keine Aussagekraft. Das die funktions- und konstruktionsbedingten Ne-
gemessene Labor-Schalldämm-Maß Rw eines in
betriebsfertigem Zustand geprüften Türelementes
benwege als auch über die flankierenden Bau- 7
teile übertragen. Das ermittelte Schalldämm-
ist für den Planer bzw. die ausschreibende Stelle Maß R’w fällt dabei oftmals deutlich schlechter
von größter Wichtigkeit. Auch in den Prüfzeugnis- aus als der labormäßig ermittelte Rw,P-Wert. Vgl.
sen der meisten (soliden) Türenhersteller werden hierzu auch den nachstehenden Abschnitt, Ein-
die Schalldämmwerte für betriebsfertige Türele- flüsse auf die Schalldämmung betriebsfertig
mente DIN-gemäß mit dem bewerteten Schall- eingebauter Türelemente.
dämm-Maß Rw,p angegeben.
Vorhaltemaß. Da der Türenhersteller auf das bau- 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
liche Umfeld – in das die Türelemente später ein- entnehmen.

7.38 Schematische Darstellung möglicher


Schallübertragungswege bei betriebsfertig
eingebauten Türelementen
Weg 1: über das Türblatt mit Türbeschlägen
Weg 2: über die Falzdichtung
Weg 3: über die Zarge (Holz- oder Metallzarge)
Weg 4: über die Anschlussfuge Zarge/Wand
Weg 5: über die Bodendichtung
Weg F: Schallübertragung über flankierende
Bauteile wie Fußboden, Wand und Decke.
Vgl. hierzu auch Bild 16.86,
Teil 1 dieses Werkes.
550 7 Türen, Zargen und Schlösser

Tabelle 7.39 Schalldämm-Maße Rw von einschalig ausgebildeten Türblattkonstruktionen [3]

Tabelle 7.40 Schalldämm-Maße Rw von mehrschalig ausgebildeten Türblattkonstruktionen [4], [5]


7.4 Innentüren 551

Einflüsse auf die Schalldämmung Konstruktionsbeispiele von Türblattkonstruk-


betriebsfertig eingebauter Türen tionen aus Holz und Holzwerkstoffen s. Abschn.
Das schalltechnische Verhalten betriebsfertig 7.4.4, von Türblattkonstruktionen aus Metall s.
eingebauter Türelemente wird im Wesentlichen Abschn. 7.4.6 sowie Schallschutztüren s. Abschn.
von den in Bild 7.38 genannten Schallübertra- 7.6.3.
gungswegen bestimmt.
Die Schalldämmung eines Türblattes wird maß- Falz- und Bodendichtungen. Türdichtungen
geblich von seinem Aufbau und Flächengewicht mindern die Schallübertragung (auch Lüftungs-
beeinflusst. Grundsätzlich unterscheidet man zwi- und Wärmeverluste), dämpfen Schließgeräusche,
schen einschaligen Konstruktionen – die einschich- verhindern Zugluft, ggf. auch das Durchdringen
tig oder mehrschichtig ausgebildet sein können – von Rauch (Rauchschutztüren) und schirmen
und mehrschaligen Türblattkonstruktionen. Innenräume gegen Staub, Nässe und Kälte von
• Einschalige Türblattkonstruktionen. Bei ein- außen ab. Man unterscheidet
schalig ausgebildeten Türblättern hängt das • Falzdichtungen (Dichtung zwischen Türblatt
bewertete Schalldämm-Maß Rw von der flächen- und Zarge) sowie
bezogenen Masse und der Biegesteifigkeit der • Bodendichtungen (Dichtung zwischen Türblatt
einzelnen Schichten ab. Wie Tabelle 7.39 ver- und Bodenbelag).
deutlicht, kann die Schalldämmung derartiger
Türblätter einmal durch die Erhöhung des Tür- Bei der Bewertung der Einflüsse auf die Schall-
blattgewichtes (z. B. Einlagen aus homogenen dämmung betriebsfertig eingebauter Türelemen-
Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten, Röhren- te stehen die Falz- und Bodendichtungen mit an
spanplatten), zum anderen durch mehrschich- erster Stelle. Die Schalldämmeigenschaften des
tige Platteneinlagen – die untereinander nur Türblattes und die der Türdichtungen bestimmen
geringfügig mechanisch gekoppelt sind – ver- im Wesentlichen das resultierende Schalldämm-
bessert werden. Immerhin sind mit einschichtig Maß einer Türanlage. Entscheidend dabei ist, dass
aufgebauten Türblättern Schalldämmwerte bis Falzdichtung und Bodendichtung in einer Ebene
etwa 34 dB, mit mehrschichtigen, 40 mm dicken liegen, d. h. der Versatz zwischen Boden- und
Türblättern bis etwa 40 dB erreichbar. Falzdichtung möglichst klein gehalten wird.
• Mehrschalige Türblattkonstruktionen. Mehr- • Falzdichtung. Die dreiseitig umlaufende Falz-
schalig ausgebildete Türblätter aus Holz oder dichtung muss so beschaffen sein, dass sie die
7
Metall erbringen in der Regel bessere Schall- zulässigen Verformungen des Türblattes – her-
dämmwerte als einschalige Konstruktionen vorgerufen durch Verarbeitungs- und Werk-
(Tabelle 7.40). Die beiden äußeren Deckplatten stofftoleranzen, hygrothermisch bedingte Ab-
sollten ein möglichst hohes Flächengewicht auf- weichungen usw. – auszugleichen vermag und
weisen (z. B. Stahlblech oder mehrfach verleimte bei geschlossener Tür in ihrer gesamten Länge
Furnierholzplatten, ggf. mit Bleiblechbeschwe- an der Türzarge bzw. Türblattoberfläche dicht
rung auf der Innenseite), gleichzeitig jedoch anliegt. Die Einfederungstiefe (Wirkungsbe-
möglichst dünn und (biege)weich sein und ein reich) der Dichtung sollte mind. 3 mm – besser
Minimum an starrer Verbindung miteinander ha- 4,5 (5) mm – betragen und die aufzubringende
ben. Außerdem sollte der Schalenabstand mög- Schließkraft (bei normalen Türen zwischen 10
lichst groß und der Hohlraum mit möglichst bie- und 25 N/m) so bemessen sein, dass sie auch
geweichen Einlagen (z. B. schallabsorbierende von Kindern, älteren Menschen und Behinder-
Mineralwolleplatten, Weichfaserplatten o. Ä.) ten erbracht werden kann.
gefüllt sein. Mit diesen mehrschaligen Türblatt- Weiteres hierzu s. Abschn. 7.7.4 sowie Bild 7.156.
konstruktionen können bewertete Schalldämm- • Bodendichtung. Die Dichtung der Fuge
Maße Rw bis nahezu 48 dB erreicht werden. Aus zwischen Türblatt und Bodenbelag ist bis heu-
der Addition der vorgenannten Einzelschichten te noch nicht in allen Teilen zufriedenstellend
ergeben sich unter Umständen jedoch auch Tür- gelöst, obwohl gerade Undichtigkeiten in
blattdicken zwischen 65 und 90 mm. diesem Bereich sich am nachteiligsten auf die
Da schalltechnische Anforderungen nicht an das Luftschalldämmung von Türelementen aus-
Türblatt allein, sondern immer an das betriebs- wirken. Abdichtungsmöglichkeiten ergeben
fertig eingebaute Türelement gestellt werden, sich im Wesentlichen durch Auflauf-, Absenk-,
können diese Werte – wie zuvor erläutert – nur Magnet- und Schwellendichtungen. Bei ho-
als allgemeine Orientierung dienen. hen schallschutztechnischen Anforderungen
552 7 Türen, Zargen und Schlösser

können auch Doppel- bzw. Kombinationsan- Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung


ordnungen notwendig werden. von Trennfugen in schwimmendem Estrich und
Bei Innentüren wird in der Regel auf Schwel- bei Bodenbelägen unter automatischen Absenk-
lendichtungen (Anschlagschwellen) verzichtet, dichtungen s. Abschn. 7.7.4.2.
da sie beim Durchgang als störend empfunden
werden (Stolpergefahr, umständliche Reini- Anforderungen an die Schalldämmung von
gung), in Anbetracht der meist zentralbeheiz- Wänden mit Türen. In DIN 4109 Tab. 3 werden
ten Räume ihren Sinn weitgehend verloren Anforderungen an die Luftschalldämmung von
haben und auch ästhetisch nicht befriedigen. Treppenhauswänden, Wänden zwischen Fluren
Bodendichtungen in Form von Auflaufdichtun- und Krankenräumen, Übernachtungsräumen
gen oder vollautomatischen Absenkdichtungen u. Ä. genannt. Derartige Bauteile sind häufig aus
werden überall dort eingebaut, wo schwellen- Flächenteilen unterschiedlicher Schalldämmung
lose Übergänge und hohe Schalldämmwerte – beispielsweise Wand mit Türelement – zusam-
gefordert sind. Bei beiden Dichtungsarten ist mengesetzt. Die Dämmwirkung einer Tür ist je-
auf einen sorgfältigen dichten Einbau zu ach-
doch in den meisten Fällen geringer als die der
ten, da sonst mit erheblichen Schalldämm-
umgebenden Wand, so dass das resultierende
verlusten gerechnet werden muss.
Schalldämm-Maß R’w der Gesamtwand dadurch
Konstruktionsbeispiele von Falz- und Boden- im Allgemeinen wesentlich gesenkt wird. Dies
dichtungen s. Abschn. 7.7.4, Dichtungen. gilt vor allem dann, wenn es sich um schwere
Trennwände handelt.
Baulich bedingte Schallübertragung. Beim be-
triebsfertig eingebauten Türelement finden bau- Der Schalldämmwert der Wand soll nach DIN
lich bedingte Schallübertragungen einmal über 4109 immer höher sein als der des Türelementes.
die flankierenden Bauteile (Fußboden, Wand und Gemäß Tabelle 3 dieser Norm gilt daher für Wän-
Decke), zum anderen über die konstruktionsbe- de mit Türen – beispielsweise in Geschosshäu-
dingte Anschlussfuge zwischen Türzarge und sern mit Wohnungen und Arbeitsräumen – die
Wandleibung statt (Bild 7.38). Anforderung:
• Anschlussfuge zwischen Türzarge und Wand- erf. R’w (Wand) = erf. Rw (Tür) + 15 dB.
7 leibung. Um den Schallnebenweg über diese
Anschlussfuge möglichst weitgehend zu unter-
In dem angenommenen Beispiel ist der erforder-
liche Schalldämmwert der Tür (erf. Rw) Tabelle
binden, muss der Hohlraum bei Holztürzargen 7.36, Zeile 1 oder Zeile 2, zu entnehmen und ein
sowohl mit Fugenfüllmaterial gedämmt als auch Zuschlag von 15 dB hinzuzurechnen.
mit spritzbaren Dichtstoffen bzw. vorkompri- Das Schalldämm-Maß einer Wand einschließlich
mierten Dichtbändern zusätzlich noch umlau- der Tür kann gemäß DIN 4109 auch rechnerisch
fend abgedichtet werden. Da in der Baupraxis oder mit Hilfe eines Diagramms ermittelt wer-
eine vollsatte Hinterfüllung der Zarge mit PU- den. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 15.3.3, Teil 1
Montageschaum bzw. Mineralwolle (vor allem dieses Werkes.
in den Ecken) kaum erreichbar ist, kommt der
sorgfältigen Abdichtung zwischen Zarge und
Wandleibung oder Türbekleidung und Wand- 7.4.1.2 Wärmeschutz
fläche große Bedeutung zu. Bei Innentüren sind Anforderungen an den Wär-
Bei Stahlzargen im Massivbau ist der Fugen- meschutz nur in Sonderfällen von Bedeutung,
hohlraum satt mit Zementmörtel zu hinterfül- so z. B. bei Tiefkühl- und Klimakammern etc.
len, bei Metallzargen in leichten Trennwänden Beim Bau von Passivhäusern oder vergleichbar
dicht mit Montageschaum oder Mineralwolle energieeffizienten Gebäuden können sich An-
auszustopfen und ebenfalls abzudichten. Für forderungen an Wohnungstüren sowie Keller-
Schutz- und Sondertüren gelten besondere abschluss- bzw. Garagezugangstüren ergeben,
Anforderungen, wie sie in Abschn. 7.6 im Ein- sofern die Trennung beheizter und unbeheizter
zelnen erläutert sind. Gebäudebereiche entlang dieser Bauteile ver-
• Schallübertragung über flankierende Bauteile. läuft. Hierzu sind dann entsprechende industriell
Auf die Bedeutung der Schallübertragung über produzierte Sonderelemente zu verwenden – die
angrenzende Bauteile wird in Abschn. 7.4.1.1 zunehmend marktverfügbar werden – oder aber
sowie Abschn. 15.3.3 in Teil 1 dieses Werkes, sorgfältig detaillierte Einzelstücke handwerklich
näher eingegangen. Vgl. hierzu auch Bild 7.37. zu fertigen. Ansonsten s. Abschn. 7.3.1.2.
7.4 Innentüren 553

7.41a 7.41b 7.41c 7.41d

7.41 Schematische Darstellung des Verformungsverhaltens von Türblättern bei unterschiedlichen Klimaten
(Differenzklima)
a) Thermische Verformung bei Metall- und Kunststofftüren
b) Hygrothermische Verformung bei Holz- und Holzwerkstofftüren
c) Türblattverformung-Durchbiegung:
• Längskrümmung in Richtung der Türblatthöhe
• Querkrümmung in Richtung der Türblattbreite
d) Türblattverformung-Verwindung:
• Spiralartige Verdrehung in der Ebene des Türblattes

7.4.1.3 Luftdichtigkeit • Querkrümmung (Krümmung in Richtung der


Die Anforderungen an Innentüren bezüglich Türblattbreite),
deren Luftdichtigkeit beziehen sich, wie auch • Verwindung (Spiralförmige Torsion in der
schon in Abschnitt 7.4.1.2 beschrieben, nahezu Ebene des Türblattes). 7
ausschließlich auf entsprechende Bauelemente
für Sonderanwendungen im hochenergieeffi- Wie Tabelle 7.42 verdeutlicht, sind die maximal
zienten Bauen. Hier sind ebenfalls entsprechen- zulässigen Verformungswerte von Türblättern
de industriell produzierte Sonderlemente zu ver- nach DIN EN 12 219 in Verformungsklassen ein-
wenden oder aber handwerkliche Einzelstücke geteilt. Diese Verformungen dürfen nicht über-
zu fertigen. Ansonsten s. Abschn. 7.3.1.3. schritten werden.
In DIN EN 1121, Verhalten von Türen zwischen
7.4.1.4 Feuchtebeanspruchung und mecha- zwei unterschiedlichen Klimaten, sind die ein-
nische Festigkeit von Innentüren zelnen Prüfklimate aufgeführt (= Prüfklimate mit
steigenden Anforderungen von a bis e).
Hygrothermische Verformung von Innentüren
aus Holz und Holzwerkstoffen Als Grenzwert für die zulässige Abweichung
eines Türblattes von der Türblattebene wird in
Die Ursache einer Verformung (Formänderung) der Praxis allgemein ein Abmaß von maximal
am Türblatt ist immer ein Spannungsausgleich. 4 mm (besser 3,5 mm) angesehen, sofern auch die
So hat beispielsweise das Einwirken von kalter weitergehenden Anforderungen wie allgemeine
und relativ feuchter Luft auf die Außenseite einer Funktionsfähigkeit, Dichtschluss, Schallschutz,
Wohnungsabschlusstür zur Folge, dass die dort Wärmeschutz, Rauchschutz usw. in verformtem
eingesetzten Materialien aus Holz und Holzwerk- Zustand erfüllt werden. Weitere Prüf- und Klas-
stoffen quellen (Außenklima). Die gleichen Werk- sifizierungsnormen über Ebenheit, Verformung
stoffe auf der Innenseite der Tür schwinden dage- und Festigkeit sind in Abschn. 7.8, Normenver-
gen bei warmer und trockener Luft (Innenklima). zeichnis, angeführt.
Abweichungen von der Ebenheit von Türblättern
können sich darstellen in Form von (Bild 7.41) Verformungen von Türblättern aus Holz und
• Längskrümmung (Krümmung in Richtung der Holzwerkstoffen lassen sich deutlich reduzieren
Türblatthöhe), beispielsweise durch
554 7 Türen, Zargen und Schlösser

Tabelle 7.42 Maximal zulässige Verformung von Türblättern (Verformungsklassen) nach DIN EN 12 219

• geeignete Materialwahl (quell- und schwindar- hölzern verklebt werden. Sie können sich jedoch
me Werkstoffe, verringerte Feuchteaufnahme unter Umständen nachteilig auf den Wärme- und
über die Türblattoberflächen) sowie Schallschutz des Türblattes auswirken.
• funktionsgerechte Türblattkonstruktionen (Er-
höhung der Türblattdicke, Einbau von metal- Türblattaufbau. Bezüglich des Türblattaufbaues
lischen Stabilisatoren, Anbringen von Vorsatz- wird grundsätzlich zwischen symmetrisch und
schalen). asymmetrisch aufgebauten Türblattkonstruktio-
nen unterschieden.
Bild 7.43 zeigt einige Möglichkeiten der Verfor- • Ein symmetrisch aufgebautes Türblatt besteht
mungsbehinderung durch metallische Aussteifun- beispielsweise aus einer Mittellage mit darauf
7 gen. Diese Stabilisatoren in Form von Aluminium-
blechen oder Stahlrohrprofilen müssen jeweils
beidseitig angeordneten, jeweils gleichartigen
Deckplatten und Decklagen (z. B. Sperrtüren
kraftschlüssig mit den Deckplatten und Rahmen- nach DIN 68 706-1). Ein derartiges Türblatt bleibt
bei hygrothermischer Beanspruchung nur dann
weitgehend verformungsfrei, wenn es in jeder
Beziehung symmetrisch aufgebaut und gefer-
tigt wurde (beidseitig gleiche Plattenart und
Plattenqualität, Verleimungsart, Oberflächenbe-
handlung usw.). Nachträglich einseitig aufge-
leimte Platten, Leisten, Furniere, Schichtstoff-
7.43a 7.43b platten sowie einseitig aufgetragener deckender
Anstrich führen nahezu immer zu Verformungen
des Türblattes.
• Bei asymmetrisch aufgebauten Türblättern ist
die Tragkonstruktion – in Form von Rahmen-
oder Sperrtürblatt – nur einseitig oder beid-
7.43c 7.43d seitig mit ungleichen Vorsatzschalen beplankt.
7.43 Schematische Darstellung von metallischen Damit es zu keiner Verformung des Türblattes
Türblattaussteifungen durch Aluminiumbleche kommt, müssen die Aufdoppelungen immer
und Stahlrohrprofile. Vgl. hierzu auch Bild 7.24. beweglich aufgebracht sein. Da sich derarti-
a) Aluminiumbleche vollflächig aufgeklebt ge Türblattkonstruktionen in der Regel bereits
(Sandwichkonstruktion) bei geringer Klimaänderung deformieren, ist
b) Aluminium-Stabilisatoren in Furniersperrholz ihr Einsatz problematisch und auf Sonder-
eingeklebt
c) ͎-Stahlrohrprofil kraftschlüssig verbunden und fälle (Bild 7.24) beschränkt. Einzelheiten hier-
wärmegedämmt zu s. Abschn. 7.3.3.3, Aufgedoppelte mehrscha-
d) [-Stahlprofil kraftschlüssig verbunden lige Türblattkonstruktionen.
7.4 Innentüren 555

Innentüren aus Holz- und Holzwerkstoffen 7.4.2 Bauteilanschlüsse von Innentüren1)


(Sperrtüren)
Einsatzempfehlungen. Neben zahlreichen euro- Für normale Innentüren ist eine preiswerte, ratio-
päischen Prüf- und Klassifizierungsnormen wer- nelle und relativ problemlose, gleichzeitig jedoch
den in der Baupraxis zur richtigen Auswahl von auch sichere Befestigungsmethode anzustreben.
Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen (Sperr- Die bauphysikalischen und montagetechnischen
türen nach DIN 68 706-1) die Güte- und Prüfbe- Anforderungen bei Schutztüren sind überwie-
stimmungen RAL- GZ 426 [19] herangezogen. gend von ihrem späteren Nutzzweck bestimmt,
Die Gütesicherung enthält genaue Einsatzemp- so dass spezielle Forderungen hinsichtlich Ein-
fehlungen bezüglich der Zuordnung von Klima- bruchhemmung, Schall-, Brand-, Strahlenschutz
klassen und mechanischen Beanspruchungs- u. a. noch hinzukommen können.
gruppen zu Einsatzorten (Tab 7.44). Bei dem fest mit dem Baukörper verankerten Teil
• Hygrothermische Beanspruchung. Bei Tür- der Innentür unterscheidet man im Wesentlichen
elementen aus Holz und Holzwerkstoffen las- zwischen Türrahmen (Massivholz-, Metall- und
sen sich klimabedingte Verformungen wegen Kunststoffprofile) und Türzargen (Futter aus Holz
der hygroskopischen Eigenschaften der Mate- und Holzwerkstoffen, Stahl- und Aluminium-
rialien nicht vermeiden. Eine hygrothermische blech). Türelemente können entweder
Beanspruchung ist dann gegeben, wenn ein • vor Einbringen des Estrichs,
Türblatt auf beiden Seiten unterschiedlichen • vor Aufbringen des Bodenbelages oder
Klimaten oder beidseits gleichen Klimaten – • nach Fertigstellung der Nutzschicht eingebaut
aber sehr trockenem oder feuchtem Klima – werden.
ausgesetzt ist (z. B. Wohnungsabschlusstüren).
• Mechanische Beanspruchung. Die mechani- Jede der drei Möglichkeiten weist Vor- und Nach-
sche Beanspruchung von Türen erfolgt durch teile auf, die je nach Bauabwicklung von Fall zu
äußere, sich zumeist wiederholende Einwir- Fall abzuklären sind.
kungen (z. B. harte und weiche Stöße, vertikale
Belastungen, Erschütterungen durch extremes 7.4.2.1 Bauphysikalische Anforderungen
Zuschlagen bei Zugwind). Je nach Einsatz- Im Zusammenhang mit dem Baukörperanschluss
bereich ergeben sich vier Beanspruchungs-
gruppen, nämlich normale Beanspruchung
von Innentüren werden vor allem hinsichtlich
des Schallschutzes Anforderungen gestellt. Ein-
7
(Wohnbauten), mittlere Beanspruchung (Büro- zelheiten hierzu s. Abschn. 7.4.1.1.
bauten), starke Beanspruchung (Büro- und Ver- Wie Bild 7.38 verdeutlicht, ist insbesondere dar-
waltungsbauten) sowie extrem starke Bean- auf zu achten, dass die Anschlussfuge zwischen
spruchung (Schulen, Krankenhäuser usw.). Wandleibung und Holzzarge nicht nur sorgfältig
Die mechanische Widerstandsfähigkeit wird u. a. nach gedämmt, sondern auch noch im Bereich der
DIN EN 947 bis DIN EN 950 geprüft. Die Klassifizierung Türbekleidungen (Falz- und Zierbekleidung) mit
der Festigkeitsanforderungen erfolgt gemäß DIN EN
1192. Weitere Normen sind Abschn. 7.8, Normenver-
spritzbaren Dichtstoffen und vorkomprimier-
zeichnis, zu entnehmen. ten Dichtungsbändern umlaufend abgedichtet
werden muss. Bei Stahlzargen im Massivbau ist
der Fugenhohlraum satt mit Zementmörtel zu
Tabelle 7.44. Wie die Tabelle verdeutlicht, wer- hinterfüllen, bei Metallzargen in leichten Trenn-
den Sperrtüren in drei Klimaklassen I, II und wänden (Ständerwänden) dicht mit Mineralwolle
III sowie in viermechanische Beanspruchungs- auszustopfen und ebenfalls umlaufend abzu-
gruppen N, M, S und E eingeteilt und klassifi- dichten. Für Schutz- und Sondertüren gelten
ziert. besondere Anforderungen, wie sie in Abschn. 7.6
Diese Einsatzempfehlungen sollen die Auswahl näher erläutert sind.
geeigneter Türblätter für den jeweiligen Verwen-
dungsort erleichtern und eine Arbeitshilfe bei 7.4.2.2 Montagetechnische Anforderungen
der Erstellung von Leistungsverzeichnissen sein. Die Einzelteile seriell hergestellter Holzwerkstoff-
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.4.4.4, Sperrtüren, mit zargen werden erst an der Baustelle zusammen-
Bild 7.61. gesetzt und verleimt, wogegen der Zusammen-

1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
entnehmen.
7
Tabelle 7.44 Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen (Sperrtüren nach DIN 68 706-1). 556
Auszug aus RAL-RG GZ 426, Güte- und Prüfbestimmungen für Innentürblätter [19]
Wohnungstüren Objekttüren
Beanspruchung Wohnungs- Wohnungs- Bad/WC Kindergarten Schulraum Schulungsräume Großküchen
eingangstüren innentüren Krankenhaus Herbergen Sprechzimmer Kantinen
Hotelzimmer Kasernen Verwaltung Labor
Praxis Bad/WC
I • •
Hygrothermische
II • • •4) •
Beanspruchung
III •6) •4) 6)
N • •

Mechanische M5) •
Beanspruchung5) 5) 6)
S • • •4)
E • •4)
4) 4) 4)
Feuchte- Feuchtraumtür • • • •4)
beständigkeit Nassraumtür •4)
3) 4)
Einbruchhemmung WK 1 / WK 2 •
1)
SSK 1 Rw,R = 27 dB •2)
Schalldämmung1) SSK 2 Rw,R = 32 dB1) •2) •4)
1) 2)
SSK 3 Rw,R = 37 dB • •2)
1)
Nachweis durch Prüfung durch eine Prüfstelle für die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prüfzeugnisse der Bauregelliste A: Rw,R = erf. Rw.
2)
Je nach Einsatzort sind die Angaben in DIN 4109, Tabelle 3 zu beachten.
3)
Sind keine Anforderungen an die Einbruchhemmung gestellt, so sollten mindestens Zargen der Klasse S zum Einsatz kommen.
4)
Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden Beanspruchung.
5)
Türblatt und Türzarge sollten aus korrelierenden Beanspruchungen stammen.
6)
Sollten als Element ausgewiesen werden.
In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehenden Fenstern) oder bei Türblättern mit einer Höhe über 2,11 m werden Türen der nächst höheren
Klimaklasse empfohlen.
7 Türen, Zargen und Schlösser
7.4 Innentüren 557

7.45a 7.45b
7.45 Schematische Darstellung einiger Befestigungstechniken für Holztürzargen in Wandöffnungen
a) Sichtbare Befestigung – Nageltechnik: Nagelbare Dübelsteine sind in Mauerwerk und Betonsturz eingelassen.
Nicht mehr gebräuchliche Befestigungsart, hinsichtlich der Altbausanierung jedoch noch von
gewissem Interesse.
b) Unsichtbare Befestigung – Schäumtechnik: Befestigung durch punktweises Einschäumen von
Holzwerkstoffzargen in Wandöffnungen. Die Keile und aussteifenden Spreizen werden nach dem Aushärten
des Montageschaumes wieder entfernt.
1 nagelbare Dübelsteine 4 Befestigungspunkte (Schäumstellen)
2 Betonsturz 5 Holzplättchen (druckfeste Unterlagen)
3 Holzkeile 6 aussteifende Spreizen

bau handwerklich gefertigter Holztürelemente von gestrichenen Türen im Zuge der Altbausa-
(meist Sonderanfertigungen) weitgehend in der nierung verwendete Befestigungsart. Nachteil:
Werkstatt erfolgt. Die Nagelstellen zeichnen sich in der Regel in 7
Nach Angaben der Hersteller sollte die Montage der Anstrichfläche des Türfutters ab.
von Holzwerkstoffzargen bei einem Raumklima • Schraubtechnik. Beim sichtbaren Schrauben
von 20 °C und 50% relativer Luftfeuchte erfolgen; wird die Holzwerkstoffzarge mit Spreizdübeln
zu hohe Baufeuchte führt zu Dimensionsänderun- (Durchsteckdübeln) an der Mauerleibung be-
gen, Quellungen und Verformungen der Zargen. festigt. Die Schraubenköpfe bleiben entweder
Wand- und Deckenputzarbeiten sowie Estrich- sichtbar (Linsenkopfschrauben) oder auf ent-
arbeiten sollten daher vor dem Holzzargeneinbau sprechend ausgebildeten Schraubenköpfen
möglichst weitgehend abgeschlossen sein. werden sichtbare Kunststoff-Abdeckkappen
aufgesteckt. Einfache, preisgünstige und dau-
Grundsätzlich unterscheidet man sichtbare und
erhafte Befestigungsart für weniger anspruchs-
unsichtbare Befestigungsarten, wobei die Mon-
vollen Innenausbau.
tage von Holzwerkstoffzargen fast nur noch ver-
deckt erfolgt. Im Einzelnen sind zu nennen: 2. Unsichtbare Befestigungsarten
1. Sichtbare Befestigungsarten • Schäumtechnik. Zur Befestigung von Holzwerk-
• Nageltechnik. Das sichtbare Nageln ist die stoffzargen in Wandöffnungen haben sich in der
einfachste Methode, eine Holzzarge in einer Baupraxis Montageschäume auf Polyurethan-
Wandöffnung zu befestigen. Wie Bild 7.45 zeigt, basis – kurz PU-Schäume genannt – als derzeit
müssen bei dieser traditionellen, nicht mehr ge- rationellste und preisgünstigste Methode durch-
bräuchlichen Einbauart nagelbare Dübelsteine gesetzt. Hierfür bieten sich Ein- oder Zweikom-
in die Leibung der Maueröffnung eingesetzt ponenten-Schäume an, deren Eignung durch ein
sein. Nach der Montage werden die in das Fut- Prüfzertifikat nachzuweisen ist.
terteil der Holzzarge schräg eingeschlagenen Einkomponenten-Schaum (1K-PU-Schaum). In
Stahlnägel versenkt und ausgekittet (Bild 7.50a). der Dose ist der Schaum hoch verdichtet und
Einfache, preisgünstige, nur noch beim Einbau steht unter Druck. Ein Treibmittel bewirkt, dass
558 7 Türen, Zargen und Schlösser

das Material mit hoher Geschwindigkeit aus- fangen zu können, werden in gleicher Höhe aussteifende
strömt und sich zum Schaum aufblähen kann. Spreizen lose gegen die Unterlage gedrückt (Bild 7.45b).
Doch erst der Kontakt zur umgebenden Luft setzt Nach dem Einschäumen beginnt der punkt- oder strei-
fenweise aufgebrachte Schaum sich nach allen Seiten
die chemische Reaktion in Gang, die den Schaum auszudehnen (auf etwa das Zwei- bis Dreifache seines
aushärten lässt. Um fest werden zu können, be- Austrittvolumens), wodurch es zu einer innigen Verbin-
nötigen Einkomponenten-Schäume Wasser, das dung von Wandleibung und Türzarge kommt.
sie der Luft entziehen. Normalerweise reicht die Um eine dauerhafte Verbindung zwischen Leibung und
in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus, nur an Türelement zu erreichen, müssen die Befestigungsstel-
warmen und trockenen Tagen ist es ratsam, die len frei von Staub und sonstigem losen Material sein.
betroffenen Flächen anzufeuchten. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sollte der Abstand
zwischen Leibung und Zarge nicht größer als 25 mm
Entscheidend für die Schaumqualität und den (Mindestbreite 8 mm) sein.
Verlauf der Reaktion sind Umgebungstempe- Marktübliche Montageschäume sind nur für Türgewichte
ratur (Dosentemperatur 20 ° bis 25 °C), relative bis max. 40 kg geeignet, sofern die Anschlussfuge zwi-
Luftfeuchte (mind. 50%) sowie die Feuchte der schen Zarge und Leibung an mindestens drei Punkten auf
Kontaktmaterialien. Bei einer Umgebungstem- jeder Seite über die ganze Zargenbreite ausgeschäumt
wird (Gesamtklebeflächeanteil mind. 30% je Zargenseite).
peratur von 20 °C ist der 1K-PU-Schaum nach Türblätter mit höheren Gewichten erfordern größere
etwa fünf bis acht Stunden ausgehärtet. Klebeflächen. Ab 60 kg Türgewicht muss die Holzwerk-
Da beim Aushärten unter Feuchteeinfluss eine stoffzarge vollflächig hinterschäumt und noch zusätzlich
mit einer mechanischen Befestigung arretiert werden. In
Nachreaktion stattfinden kann, ist insbesondere
der Leistungsbeschreibung ist dies entsprechend zu be-
bei großen Türelementen darauf zu achten, rücksichtigen. Für Schutztüren gelten, wie in Abschn. 7.6
dass sich bereits fest fixierte Türzargen da- näher erläutert, besondere Anforderungen. Weitere Ein-
durch nicht verformen. Da diese Gefahr beim zelheiten sind DIN 68 706-2, Türzargeneinbau, sowie der
Zweikomponenten-Schaum nicht gegeben ist, Fachliteratur [20] zu entnehmen.
wird dieser vorzugsweise für die Türmontage Ökologische Aspekte. Montageschäume, die umwelt-
empfohlen. schädigende Treibmittel enthalten, dürfen aus Gründen
des Umweltschutzes (Abbau der Ozonschicht) und im
Zweikomponenten-Schaum (2K-PU-Schaum). Interesse der Verarbeiter (Gefahr durch leicht entzünd-
Dieser Montageschaum setzt sich aus zwei liche, giftige Gase) nicht mehr eingesetzt werden. Um-
Komponenten, dem Schaum (Komponente A) weltverträgliche Schäume werden inzwischen am Markt
7 und dem Aktivator (Komponente B) zusam- in ausreichendem Umfang angeboten.
Entsorgung von gebrauchten PU-Schaumdosen. Die
men. Bei unterschiedlichen Systemen findet die
Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsab-
Zusammenführung der beiden Komponenten fällen (Verpackungsverordnung) verpflichtet alle Her-
und damit die Auslösung der Reaktion entwe- steller, Händler und Handwerker, Verpackungen zu re-
der erst unmittelbar nach Austritt aus der Dose duzieren, zurückzunehmen, wiederzuverwerten oder zu
oder durch Mischen innerhalb der Kartusche entsorgen. Während die gebrauchten PU-Dosen früher
statt. Mit dem Auslösen der Reaktion innerhalb in Baumischcontainer geworfen wurden und teuer ent-
sorgt werden mussten, werden sie heute nach Gebrauch
der Kartusche beginnt die Verarbeitungsdauer, von Dosen-Recyclingfirmen kostenlos zurückgenom-
die bei diesem System nur wenige Minuten (5 men und der Wiederverwertung zugeführt. Einzeldosen
bis 10 Minuten) in Anspruch nehmen darf. müssen bei den örtlichen und öffentlichen Problemstoff-
Sammelstellen abgegeben werden.
Bei Zweikomponenten-Schäumen muss der
Untergrund absolut trocken sein; der einge-
brachte Schaum härtet unabhängig von Luft- • Mechanische Befestigungstechniken. Zur
und Werkstofffeuchte innerhalb von 20 bis unsichtbaren mechanischen Befestigung von
30 Minuten vollständig aus. Die Gefahr der Holzwerkstoffzargen sind eine Vielzahl ver-
Nachreaktion besteht bei Zweikomponenten- schiedenartiger Befestigungsbeschläge auf dem
Schäumen nicht. Markt (Bandeisen, Hessenkrallen, Schraubanker,
Mauerklammern u. a. m.). Meist werden sie nur
Zargeneinbau mit Montageschaum. Das einzubauen- noch regional oder für ganz bestimmte Zwecke
de Türelement ist rechtwinkelig, lot- und fluchtgerecht so- eingesetzt, da für ihre Montage längere Einbau-
wie in der Höhe genau passend (Meterrissmarkierung be- zeiten und teilweise hohe Materialkosten zu
achten) auszurichten und zu verkeilen. Der Spalt zwischen veranschlagen sind. Ferner benötigen sie – je
Holzwerkstoffzarge und Mauerleibung wird anschließend
nach Beschlagart – ein um 20 bis 25 mm größe-
an mindestens drei Befestigungspunkten je Futterseite –
in Höhe der Bänder und des Schließbleches – mit druck- res Wandöffnungsmaß, als nach DIN 18 100 üb-
festen Unterlagen (Holzplättchen) ausgefüttert. Um den lich ist. Außerdem müssen die Zargen bereits
bei der Expansion des Schaumes entstehenden Druck auf- sehr frühzeitig, vor dem Putzen und Tapezie-
7.4 Innentüren 559

7.46a 7.46b 7.46c


7.46 Unsichtbare mechanische Befestigung von Holztürzargen mit Tellerankern (Elepart-System, Velbert)
a) Befestigungspunkte (Bohrlöcher für Spreizdübel) je nach Wanddicke
b) Telleranker aus Sperrholz (Ø 60 und 90 mm)
c) Einbauspiel
1 Falzbekleidung 7 Spreizdübel aus Metall
2 Falzdichtung 8 Zierbekleidung
3 Türzarge/Futterstück 9 Betonsturz (Schnitt durch Wandöffnung)
4 Klebefläche 10 Bohrloch/Befestigungspunkte
5 Sperrholzscheibe (Teller) 11 Wandsteine
6 Verbindungsscheibe aus Metall

ren, eingebaut sein; als Befestigungsmittel bei 7.4.3 Türzargen aus Holz
Sichtmauerwerk und Sichtbeton-Wandflächen 7
sind sie ebenfalls ungeeignet. Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen
werden entweder in Einzel- oder Serienfertigung
Tellerankerbeschläge. (Bild 7.46). Eine Aus-
hergestellt. Individuell geplante Türen – bei
nahme bilden die Tellerankerbeschläge. Sie
denen häufig handwerkliche Konstruktionen die
bestehen aus einem Spreizdübel, einer Kreuz-
Gestaltungsideen bestimmen – werden funktio-
schlitzschraube (zugleich zur Distanzregulie-
nellen und ästhetischen Anforderungen unserer
rung) und einer daran befestigten Sperrholz-
Zeit genauso gerecht, wie die auf modernsten
scheibe, die als Leimfläche dient. Bei Wand-
Anlagen industriell hergestellten Fertigtüren, die
dicken bis zu etwa 20 cm sind mindestens
stetigen Qualitätsprüfungen unterliegen.
drei Befestigungspunkte je Mauerleibung, bei
dickeren Wänden die doppelte Anzahl vor- Um die Entwicklung von den traditionellen
zusehen. Während der Abbindezeit des Lei- Türkonstruktionen zum seriell gefertigten Tür-
mes (etwa 2 Stunden) sind auf Höhe der Be- element besser zu verstehen, werden im Folgen-
festigungspunkte Futterspreizen einzuspan- den zuerst die nach handwerklichen Grundsät-
nen, damit die Leimflächen gepresst anliegen. zen gearbeiteten Türkonstruktionen aufgezeigt
Das Wandöffnungsmaß ist gegenüber den und erst dann die Auswahlkriterien für Fertig-
Vorgaben der DIN 18 100 um etwa 20 mm grö- türelemente besprochen.
ßer vorzusehen. Derartige Grundlagenkenntnisse sind nicht zu-
Tellerankerbeschläge ergeben eine problem- letzt auch im Hinblick auf eine fachgerechte Alt-
lose, sehr sichere, beim Einbau von Sicher- bausanierung unerlässlich.
heitstüren (einbruchhemmende Türen) und
im gehobenen Innenausbau bevorzugte Be- Türzargen und
festigungsart; außerdem sind sie eine relativ Türrahmenkonstruktionen
preiswerte und umweltfreundliche Alternative Allgemeines. Jede Drehflügeltür besteht im We-
zur Schäumtechnik. sentlichen aus zwei Teilen: einer fest an der Wand
560 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.47a 7.47b 7.47c


7.47 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Blendrahmen
a) Blendrahmen in einem Mauerfalz
b) Blendrahmen vor einer Wandfläche
c) Blendrahmen in einer Wandöffnung mit reduziertem lichtem Durchgangsmaß

7.48a 7.48b 7.48c


7.48 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Blockrahmen
a) Einteiliger Blockrahmen (werkseitig grundiert), eingeputzt und nachträglich mit einem Anstrich beschichtet
b) Zweiteiliger Blockrahmen mit Schattenfuge. Auf den unsichtbar befestigten Montagerahmen – bereits im
Rohbaustadium montiert und beigeputzt – wird der eigentliche oberflächenfertige Türrahmen erst sehr viel
später aufgebracht (Vermeidung von Beschädigungen). Weitere Beispiele s. Bild 7.25.
c) Zweiteiliger Blockrahmen auf Sichtbetonfläche o. Ä. unsichtbar montiert, die Anschlussfuge ringsumlaufend
regelgerecht abgedichtet und beidseitig oberflächenfertig verkleidet.
Der Blockrahmen kann alternativ auch einteilig ausgebildet sein (Bautoleranzen beachten).

verankerten Türzarge – auch Türrahmen genannt In jedem Fall muss die Türzarge mit der Wand
– und einem beweglichen Teil, dem Türblatt. unverrückbar fest verbunden sein, da an ihr der
Von der Art, wie Türzargen bzw. Türrahmen aus- Türflügel angeschlagen ist und somit auch die
gebildet und in der Wandöffnung befestigt sind, Lasten über die Zarge abgetragen werden.
hängt es weitgehend ab, welchen Belastungen Größere Türanlagen – beispielsweise mit meh-
und Anforderungen die Tür insgesamt genügt, reren verglasten Seitenteilen – benötigen außer-
wie geräuscharm und dicht sie schließt und wie dem immer noch verstärkte vertikale Mittelrah-
die Türansicht im Ganzen wirkt. menprofile. Diese können aus einem ausreichend
7.4 Innentüren 561

dimensionierten Mittelpfosten, einem Kombina- Zweiteilig ausgebildete Blockrahmenprofile be-


tionsprofil (Holz mit Metallrohrverstärkung) oder stehen aus einem Montagerahmen – der bereits
aus zwei gekoppelten Einzelrahmenprofilen be- in einem sehr frühen Baustadium montiert und
stehen (Stoßfuge gefälzt oder gefedert und dicht beigeputzt wird – und dem sichtbaren oberflä-
verleimt). Die Kopplungsprofile haben den Vor- chenfertigen Blockrahmen, der erst nach Ab-
teil, dass größere Türanlagen in Einzelelemente schluss der Ausbauarbeiten sehr viel später ein-
zerlegt, besser transportiert und bei der Montage gebaut werden kann (Vermeidung von Beschädi-
vor Ort leichter zu handhaben sind. gungen). Je nach Einsatzort und den sich daraus
ergebenden Anforderungen muss die Anschluss-
Bauarten. Je nach Bauart der Türumrahmung fuge zwischen Blockrahmen und Baukörper re-
bzw. Türzarge unterscheidet man Türen mit gelgerecht gemäß Abschnitt 7.4.2 ausgebildet
Blendrahmen, Blockrahmen und Zargenrahmen sein.
sowie Türen mit Futter und Bekleidungen. Die Blockrahmen werden beispielsweise bei Haus-
entsprechenden Normen sind in Abschn. 7.4.3.5 eingangs- und Wohnungsabschlusstüren, Pen-
angeführt. deltüren sowie bei raumhohen Innen- und
Außentüren verwendet. Bei der Festlegung der
7.4.3.1 Türen mit Blendrahmen Wandöffnungsmaße nach DIN 18 100 sind die –
Blendrahmen (Bild 7.47) sind aus Vollholz und im Vergleich mit Futtertüren – meist beträchtlich
weisen einen rechteckigen Querschnitt auf. Sie größeren Blockrahmenquerschnitte zu berück-
werden entweder in einen Mauerfalz, vor eine sichtigen ( Verbreiterung der erforderlichen Roh-
Wandfläche oder ohne Anschlag in eine Wand- bauöffnung).
öffnung gesetzt und mit Rohrdübeln (Spreizdü-
bel) oder Ankerlaschen am Baukörper befestigt.
Das übliche Mauerfalzmaß beträgt 62,5 mm (1/4 7.4.3.3 Türen mit Zargenrahmen
Stein) in der Breite und 125 mm (1/2 Stein) in der Zargenrahmen (Bild 7.49) decken die Leibungen
Tiefe. der Wandöffnungen vollflächig ab, ihre Tiefe
Blendrahmen werden vor allem bei Haus- entspricht in der Regel der jeweiligen Wanddicke.
eingangs- und Windfang-, Wohnungsabschluss- Ein Überstand der Zargenkanten gegenüber den
und Kellertüren verwendet. Je nach Einsatzort angrenzenden Wandflächen ist ebenfalls mög-
und den sich daraus ergebenden Anforderungen lich, wobei auf den Sockelleistenanschluss zu 7
muss die Anschlussfuge zwischen Blendrahmen achten ist.
und Baukörper regelgerecht gemäß Abschn. Der Zargenrahmen wird üblicherweise aus
7.4.2, Bauteilanschlüsse von Innentüren, aus- Holzwerkstoffen mit Vollholzanleimern gefer-
gebildet sein. tigt (Kantenschutz) und entweder sichtbar oder
unsichtbar an der Leibung befestigt. Material-
7.4.3.2 Türen mit Blockrahmen gerechte Anschlüsse zwischen Wandputz und
Blockrahmen (Bild 7.48) bestehen, ähnlich wie Holzzarge – in Form einer umlaufenden Trenn-
die Blendrahmen aus zwei seitlichen und ei- bzw. Schattenfuge – lassen sich mit Putzschie-
nem oberen Rahmenprofil aus Vollholz mit an- nen aus verzinktem Stahlblech oder Deckleisten
nähernd quadratischem Querschnitt. Die Block- aus Holz herstellen. Die Putzabschlussschienen
rahmenprofile können einteilig oder mehrteilig dienen gleichzeitig als Putzhilfe (Abziehkante)
ausgebildet sein. und Kantenschutz.
Türrahmen mit einteiligen Profilen werden meist Zargenrahmenkonstruktionen eignen sich für
im Rohbaustadium eingesetzt, mit Federlaschen Innentüren in sturzhoher und raumhoher Aus-
oder Rohrdübeln am Baukörper befestigt und führung mit Oberlicht oder Oberblende. Weitere
eingeputzt. Diese Ausführung bietet sich vor Einzelheiten sind der Fachliteratur [12] zu ent-
allem für Türanlagen an, die nachträglich noch nehmen.
mit einem Anstrich vor Ort beschichtet werden.1)
7.4.3.4 Türen mit Futter und Bekleidungen
1)
Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, müssen Außenbau- Bei Futterrahmentüren (Bild 7.50) bestehen die mit
teile vor dem Einbau und vor der Verglasung – allseitig
dem Baukörper fest verbundenen Teile aus dem
– mindestens mit einem Grundanstrich und einem Zwi-
schenanstrich beschichtet sein. sog. Futter sowie einer Falz- und Zierbekleidung.
In keinem Fall ist es zulässig, unbehandelte Holzbauteile Die Breite des Türfutters entspricht in etwa der
(z. B. Tür- oder Fensterrahmen) ohne Grundierungen zu jeweiligen Wanddicke, so dass der Futterrahmen
montieren. die Leibung der Wandöffnung vollflächig ab-
562 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.49a 7.49b 7.49c


7.49 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Zargenrahmen
a) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit Montagefutter und ungefälztem Türblatt. Das bereits im Rohbaustadium
genau winkel- und lotrecht montierte Montagefutter mit Putzschienen ermöglicht den erst sehr viel späteren
Einbau des oberflächenfertigen Zargenrahmens (unsichtbare Befestigung)
b) Ausgefälzter Zargenrahmen mit Montagefutter und gefälztem Türblatt (unsichtbare Befestigung)
c) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit gedämmter und abgedichteter Anschlussfuge an Sichtbetonwand, unge-
fälztem Türblatt und Bodentürschließer (unsichtbare Befestigung)

deckt. Durch die beidseitig aufgebrachten Be- Hierzu wurden früher konisch zugeschnittene Holzstü-
kleidungen wird die Fuge zwischen Türfutter cke (sog. Holzdübel), später nagelbare Dübelsteine (Bild
7 und Wand geschlossen. Futter und Bekleidung 7.45) in das Mauerwerk eingesetzt und die Futterteile
daran mit Nägeln (versenkt und ausgekittet) oder mit
bilden zusammen einen Falz, in den das Türblatt Schrauben befestigt. Moderne Befestigungsmittel sind
– gefälzt oder ungefälzt – einschlägt. in Abschn. 7.4.2 beschrieben.
Futterrahmenkonstruktionen eignen sich für • Falzbekleidung. In die Falzbekleidung werden die Be-
Innentüren, meist in sturzhoher Ausführung; schläge wie Türbänder auf der einen und das Schließ-
raumhohe Konstruktionen sind jedoch ebenfalls blech auf der anderen Seite eingelassen. Die oberen
möglich. Ecken der Bekleidung – meist auf Gehrung geschnitten
– sind mit Federn oder Dübel verbunden und verleimt.
Moderne Eckverbinder zeigt beispielhaft Bild 7.55.
Bild 7.50a zeigt eine nach handwerklichen Grund-
Bei deckend zu streichenden (beschichteten) Türen wird
sätzen hergestellte Futterrahmentür, die in dieser die fertige Falzbekleidung auf die Futterkante geleimt
Konstruktionsart nur noch bei der Altbausanierung und gestiftet, bei furnierten Bekleidungen durch Dübel
gefragt ist. Zeitgemäße Türen mit Futter und Be- o. Ä. unsichtbar mit dem Futterrahmen verbunden.
kleidungen sind in Bild 7.50b-d dargestellt. • Zierbekleidung. Die Zierbekleidung wird erst nach dem
Einbau des Futters vor Ort aufgebracht. Unebenheiten
• Futterrahmen wurden früher bis zu einer Wanddicke der angrenzenden Putzflächen können durch entspre-
von 11,5 cm aus 22 mm, bei größeren Wanddicken aus chend ausgebildete Schattenfugen oder Deckleisten –
24 bis 26 mm dickem und verleimtem Vollholz (z. B. die erst nach dem Tapezieren der Wandfläche anzubrin-
Fichte) gefertigt. Bei modernen Konstruktionen werden gen sind – abgedeckt werden.
Holzwerkstoffe (Sperrholz- oder Holzspanplatten) ver-
wendet.
Die beiden oberen Ecken wurden ehemals gezinkt und 7.4.3.5 Türen mit einbaufertigen
verleimt. Bei neueren Bauarten sorgen Feder- oder Dü- Holzwerkstoffzargen
belverbindungen – meist zusammen mit Spannbeschlä-
gen (Exzenterbeschläge) – für einen festen Eckverbund. Einbaufertige Holzwerkstoffzargen (Bild 7.52)
Vor Ort wird der Futterrahmen entweder auf den Est- sind serienmäßig hergestellte Bauelemente des
rich oder Fertigfußboden aufgesetzt und sichtbar oder Innenausbaues, die am Einsatzort in der Regel
unsichtbar an der Leibung der Wandöffnung befestigt. keiner Oberflächenbehandlung mehr bedürfen.
7.4 Innentüren 563

7.50b 7.50c

7.50a 7.50d
7.50 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Futter und Bekleidungen
a) Nach handwerklichen Grundsätzen hergestellte Futterrahmentür. Futter, Bekleidungen und Türblatt bestehen
aus Vollholz (z. B. Fichte für deckenden Anstrich). Nicht mehr übliche Bauart, hinsichtlich der Altbausanierung
jedoch noch von Interesse.
b) Aufgedoppelter Futterrahmen aus Holzwerkstoffen mit Eckverstärkung durch eingeleimte Leiste (unsichtbare
Befestigung)
c) Stumpf einschlagendes Türblatt flächenbündig mit Wandbekleidung aus Holzwerkstoffen liegend
(Unterkonstruktion + Vertäfelung = Türblattdicke + Falzdichtung). Futterrahmen und Unterkonstruktion sind
über eine Federverbindung fest verbunden.
7
d) Aufgedoppelter Futterrahmen mit Stumpftür und bündig liegender Falzbekleidung. Ausgeprägte Nutbildung
auf der Rückseite der Bekleidung, um unebene Wandflächen (z. B. Rauputz, Sichtbetonwand) sowie die
Sockelleiste im Bodenbereich aufnehmen zu können.

7.51 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Türelementen mit einbaufertigen Holzwerkstoff-
zargen.

Sie werden überwiegend aus Holzwerkstoffen oder dekorativen Schichtstoffplatten beleimt.


in Kombination mit Vollholz gefertigt und beste- Die dem Baukörper zugewandte Seite (Rückseite)
hen aus einem Türfutter, der Falzbekleidung und ist meist mit einem Gegenzugpapier beschichtet
einer – entsprechend der jeweiligen Wanddicke und soll unter anderem den Feuchtigkeitsüber-
– tiefenverstellbaren Zierbekleidung. gang vom Baukörper in die Zarge behindern.
Die sichtbaren Flächen der Zargen sind üblicher- Alle Zargenteile werden zusammen mit dem
weise furniert oder mit einer Decklage aus Folie Türblatt – in gleicher oder anderweitiger Ober-
564 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.52a 7.52b 7.52c


7.52 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
a) bis b) Einteiliger Zargenrahmen (Türfutter mit angeleimter Falzbekleidung) und tiefenverstellbarer
Zierbekleidung.
WESTAG + GETALIT sowie WIRUS-Bauelemente
c) Aufgedoppelter Zargenrahmen mit Doppelfalz und tiefenverstellbarer Zierbekleidung (Schallschutztür).
Unsichtbare Befestigung.
WIRUS-Bauelemente, Gütersloh

7.53a

7.53b
7.53 Schematische Darstellung von einteiligen Zargenrahmen
a) Zargenrahmen (Türfutter) mit Bekleidungen
b) Zargenrahmen (Türfutter) ohne Bekleidungen
7.4 Innentüren 565

flächenbeschichtung – als handlich verpackte Konstruktions- und Qualitätsmerkmale (mit zum


Einheit angeboten. Einige Ausführungsvarianten Teil deutlichen Preisdifferenzen) auf. Als wesent-
von sturz- und raumhohen Zargenelementen mit liche Auswahlkriterien gelten (Bild 7.52)
Oberlicht oder Oberblende zeigt Bild 7.51. • problemloser Zusammenbau der meist ober-
flächenfertigen Einzelteile,
Maßkoordination. Die einbaufertige Holzwerk-
stoffzarge ist im Sinne der Baurationalisierung • einfache Montage vor Ort und sichere Befesti-
nicht mehr wegzudenken. Die Verwendung der- gungsmöglichkeit am Baukörper,
artiger Fertigelemente setzt jedoch eine entspre- • ausreichende Anpassungsfähigkeit an die je-
chende Maßkoordination bei der Bauplanung, weilige Wanddicke (Tiefenverstellbarkeit),
die Einhaltung der in DIN 18 100 genormten • ausreichende Stabilität und Beständigkeit ge-
Öffnungsmaße für Türen (Bild 7.7) sowie die Be- gen Stoß (Kantenbereich),
achtung der in DIN 18 202 vorgegebenen Eben- • funktionsgerechte Befestigung der Beschläge
heitstoleranzen von Wandflächen (Tab. 2.21, Teil (Türblattgewicht, Türsicherung),
1 dieses Werkes) bei der Bauausführung voraus.
• geräuscharmes und dichtes Schließen der Tür
Beim Verputzen der Wände sind daher Putzbret- auch bei Verformung des Türblattes (Falzdich-
ter in die Wandöffnungen zu stellen (Abzugskan- tung, ggf. mit Bodendichtung),
ten für den Putzer) und zwingend unveränder-
bare Meterrissmarkierungen (Meterrissbolzen) • ansprechende Oberflächengestaltung und Form-
als Bezugspunkte zur maßgerechten Montage gebung
anzubringen. Die Holzwerkstoffzargen sind erst
nach weitgehender Fertigstellung der übrigen Einteilige Zargenrahmen. Wie Bild 7.53 zeigt,
Ausbauarbeiten einzubringen, um Beschädigun- werden von den Herstellern einteilige Zargen-
gen der fertigen Oberflächen zu vermeiden. rahmen (Türfutter) mit und ohne Bekleidungen
Normen. Türzargen aus Holz und Holzwerkstoffen für In- angeboten. Diese kompakten Zargen sind rela-
nentüren sind in DIN 68 706-2 unter Beachtung der DIN tiv einfach herzustellen und zeichnen sich durch
68 706-1 (Türblätter) und DIN 18 101 (Türblattgrößen, ein hohes Maß an Stabilität aus. Die Tiefenver-
Bandsitz und Schlosssitz) genormt. Hierbei handelt es sich stellbarkeit ist bei manchen Produkten zwar teil-
vorwiegend um seriell hergestellte, oberflächenfertige Zar-
weise begrenzt, bei Beachtung der Ebenheitstole-
genelemente, deren Einzelteile nach den Montagevor-
schriften der Hersteller zusammengebaut und auf den fer- ranzen von Wandflächen nach DIN 18 202 jedoch 7
tigen Fußboden (OKF) aufgesetzt werden. Für die Ausfüh- von untergeordneter Bedeutung.
rung der Tischlerarbeiten ist die VOB Teil C, DIN 18 355, für
Beschlagarbeiten DIN 18 357 maßgebend. Den aktuellen
Stand der Normung s. Abschn. 7.8. Mehrteilige Zargenrahmen. Als Vorteil der in
DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier- Bild 7.54 dargestellten mehrteiligen Zargenrah-
verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in men (Türfutter) gilt, dass sie eine große Tiefen-
Tischlerarbeiten (Ersatz für DIN 68 360-1 und -2) und den verstellbarkeit aufweisen und somit bei Bedarf an
Feuchtegehalt von Vollholz nach den vorgesehenen Einsatz- nahezu jede Wanddicke angepasst werden kön-
bedingungen. Güte- und Prüfbestimmungen für Türzargen
aus Holz und Holzwerkstoffen (Innentüren) sind in RAL- GZ
nen. Auch die Befestigung am Baukörper ist pro-
426-2 festgelegt. Vgl. hierzu auch Fußnote Abschn. 7.4.1.4, blemlos, da durch ein zweites, aufgeschobenes
Einsatzempfehlungen. und fest verleimtes Futterstück (Aufdoppelung)
alle Befestigungspunkte unsichtbar abgedeckt
Auswahlkriterien. Einbaufertige Holzwerkstoff- werden. Nachteilig kann sich der verhältnismä-
zargen für Innentüren weisen unterschiedliche ßig große Fertigungsaufwand – und bei einzel-

7.54 Schematische Darstellung von mehrteiligen Zargenrahmen (Türfutter) mit Bekleidungen


566 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.55a 7.55b 7.55c


7.55 Schematische und beispielhafte Darstellung des Zusammenbaues von einbaufertigen Holzwerkstoffzargen
a) Einzelteile der Zarge vom Hersteller für den Zusammenbau vor Ort geliefert: Türfutter mit angeleimter
Falzbekleidung und lose beigelegter Zierbekleidung
b) obere Eckverbindung von Türfutter und Bekleidung c) Universal-Eckverbinder (Spannbeschlag)
ELEPART-System, Velbert

7.56a 7.56b 7.56c


7.56 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit einbaufertigen Systembauzargen. Vgl. hierzu auch Bild 7.114.
a) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Metall-Unterkonstruktion und daran angeschweißten U-förmigen Alu-
Profilen (Schattenfugen). Der bereits im Rohbaustadium montierte und beigeputzte Montagerahmen ermög-
licht den erst sehr viel späteren Einbau der oberflächenfertigen Holzzargenteile (unsichtbare Befestigung)
b) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen (unsichtbare
Befestigung)
c) Zweiteilige Holzwerkstoffzarge mit Montagefutter, ringsumlaufenden L-Profilen und elastisch abgedichteter
Anschlussfuge an Sichtbetonwand (unsichtbare Befestigung)
1 Wandputz
2 Mauerwerk
3 Metallbügel (Metall-Unterkonstruktion)
4 Aluminium-Profil, angeschweißt (Schattenfuge)
5 Massivholz-Kantumleimer
6 Türfutter (Zierbekleidung)
7 Falzbekleidung mit Dichtungsprofil
8 Montagefutter aus Holzwerkstoff
9 Anschlussfuge mit Vorfüllprofil und elastoplastischer Dichtmasse
10 Sichtbetonwand
11 Komprimiertes Dichtungsband mit elastoplastischer Abdichtung
neuform Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.4 Innentüren 567

nen Produkten – die teilweise geringere Stabili- ungehobelten oder gehobelten Latten (40 bis 50 mm breit,
tät des mehrteiligen Zargenrahmens auswirken. 25 bis 35 mm dick), die senkrecht in Abständen von 20 bis
25 mm auf zwei Querriegel und eine Strebe (100 bis 120 mm
breit, 30 bis 35 mm dick) genagelt oder geschraubt werden.
Zusammenbau der Holzwerkstoffzargen (Bild
7.55). Die Einzelteile der Innentürzargen – Tür- Stumpf verleimte Türen. Vollholztüren aus bis zu 120
mm breiten und etwa 30 mm dicken, senkrecht angeord-
futter, Falz- und Zierbekleidung – werden nach neten Brettern.
den Montagevorschriften der Hersteller vor Ort Brettertüren. Brettertüren werden aus 120 bis 160 mm
zusammengebaut und unter Einsatz von Schrau- breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und gespun-
ben, Leim und Spezial-Spannbeschlägen (Exzen- deten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Federverbin-
terbeschläge) fest miteinander verbunden. Die dung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite und 30
Eckverbindungen der vertikalen Bekleidungsteile mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben genagelt oder
geschraubt sind. Weitere Informationen zu diesen Türblatt-
mit dem oberen Querstück können stumpf oder
konstruktionen s. Abschn. 7.3.3.1, Bild 7.21
auf Gehrung ausgeführt sein. Die Gefahr einer
Beschädigung ist bei einer Gehrung im Allgemei-
nen größer als bei stumpfen Verbindungen. Auf 7.4.4.2 Türblattkonstruktion
die Abschnitte 7.3.2 und 7.4.2, Bauteilanschlüsse von Rahmentüren
von Türen, wird verwiesen. Rahmentürblätter für den Innenbereich können
aus Vollholz oder Holzwerkstoffen – wie bei-
Bild 7.56 zeigt einbaufertige Systembauzar- spielsweise Sperr-, Span- und Faserholzplatten
gen mit Metall-Unterkonstruktionen oder Holz- – gefertigt sein.
Montagefutter und Alu-Profilen, die bereits in
Das Zusammenfügen von Vollholz-Rahmenfrie-
einem sehr frühen Baustadium montiert und
sen erfolgt durch gestemmte Zapfen mit Nutzap-
beigeputzt werden. Daraus ergibt sich, dass die
fen (ältere Bauart). Im industriellen Türrahmen-
oberflächenfertigen Holzzargenteile erst sehr
bau hat sich bei Vollholz die Dübelverbindung
viel später – nach Abschluss der Ausbauarbeiten
mit Nutzapfen durchgesetzt (Vergl. Bild 7.57).
– und damit ohne baustellenbedingte Beschädi-
gungen eingebaut werden können. Die beiden seitlichen Rahmenfriese und der obe-
re Querfries sind in der Regel gleich breit (120 bis
Diese Systembauzargen eignen sich für hoch-
150 mm), während der untere Rahmenfries häu-
wertige Wohnbauten genau so, wie für Objekt-
fig breiter angenommen wird (220 bis 280 mm).
türen in Büro- und Verwaltungsgebäuden, Ban-
ken, Hotels usw. Sie sind in sturzhoher und raum-
Die Friesdicke liegt bei normalen Innentüren zwi- 7
schen 40 und 45 mm, je nach Türblattgröße und
hoher, einbruch- und schallhemmender sowie
Beanspruchung auch darüber.
klimabeständiger Ausführung lieferbar. Einzel-
heiten sind [51] zu entnehmen. Bei Innentüren können die Rahmenfriese des
Türblattes auch aus furnierten und mit Anlei-
mern versehenen Holzwerkstoffplatten beste-
7.4.4 Türblätter aus Holz hen, die stumpf zusammengedübelt sind.

Ähnlich wie zuvor bei den Außentüren (s. Abschn Konstruktionsmerkmale von Rahmentürblättern
7.3.3) werden auch in diesem Abschnitt zuerst die Gestemmte Rahmenverbindungen (Bild 7.58c). Bei
nach handwerklichen Grundsätzen gearbeiteten Rahmentüren älterer Bauart aus Vollholz sind die Friese
Türblattkonstruktionen aufgezeigt und erst dann durch Zapfen verbunden. An den Querfriesen angeschnit-
tene Zapfen mit Nutzapfen greifen dabei in Stemmlöcher
die Auswahlkriterien für industriell hergestellte der senkrechten Rahmenhölzer und werden mit diesen
Fertigtürblätter besprochen. punktweise verleimt (nur 1/3 des Zapfens)1). Die Stoßfuge
wird durch einen Nutzapfen gesichert, dessen Länge in der
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- Regel der Nuttiefe zur Aufnahme der Füllung entspricht.
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz-
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und 1)
DIN EN 204 gilt für die Einstufung von Klebstoffen für
Sondertüren gemäß Abschn. 7.6. nichttragende Bauteile zur Verbindung von Holz und
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. Holzwerkstoffen.
7.4.4.4 angeführt. In Tabelle 1 dieser Norm erfolgt die Beschreibung der Be-
anspruchungsgruppen D1 bis D4 unter Berücksichtigung
entsprechender Klimabedingungen und Anwendungs-
7.4.4.1 Türblattkonstruktionen von Latten- bereiche. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass bei Bautei-
und Brettertüren len, die im Außenbereich eingesetzt und der Witterung
Lattentüren. Lattentüren eignen sich zum Abschluss von ausgesetzt sind, Klebstoffe der Beanspruchungsgruppe
Keller-, Lager- und Dachbodenräumen. Sie bestehen aus D4 zu verwenden sind.
568 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.57 Schematische Darstellung von üblichen


Eckverbindungen bei Rahmentüren aus Vollholz
a) Eckverbindung mit gestemmtem Zapfen und
Nutzapfen (gestemmte Rahmenverbindung)
b) Eckverbindung mit Dübeln und Nutzapfen
7.57a 7.57b (gedübelte Rahmenverbindung)

7.58a 7.58b

7.58c
7.58 Konstruktionsbeispiel einer einfachen Rahmentür aus Vollholz: Innentürblatt mit Rahmen und Füllungen
a) Ansicht des Rahmentürblattes
b) Verbindung der Rahmenfriese mit gestemmten Zapfen und Nutzapfen (gestemmte Rahmenverbindung)
c) Verbindung der Rahmenfriese mit Dübeln und Nutzapfen (gedübelte Rahmenverbindung)
Punkt A: obere Eckverbindung
Punkt B: Mittelfries-Rahmenverbindung
Punkt C: untere Eckverbindung
7.4 Innentüren 569

7.59 Füllungen für Rahmentürblätter (Beispiele) 7.59a 7.59b


a) eingenutete Vollholzfüllung
(nicht herausnehmbar)
b) überschobene Füllung (nicht herausnehmbar)
c) zweiseitig verleistete, aufgedoppelte Füllung
aus Holzwerkstoffen
d) in Falz gelegte Füllung mit Dämmschicht
7.59c 7.59d
und Dampfsperren aus Alu-Blech
(Sandwichkonstruktion)
e) zweiseitig verleistete, einfache Glasfüllung
f) in Falz gelegte Füllung aus Mehrscheiben-
Isolierglas mit Vorlegeband, Dichtungsmasse
und Glasleiste 7.59e 7.59f

Die früher üblicherweise durchgestemmten, von außen • Rahmenfüllungen. (Bild 7.59) können aus den unter-
verkeilten und somit im Türfalz sichtbaren Zapfenver- schiedlichsten Materialien und Bauarten bestehen, wie
bindungen werden bei Innentüren heute kaum mehr beispielsweise aus Vollholz, Sperr-, Span- und Faser-
eingesetzt (unterschiedliche Schwindrichtungen/Volu- holzplatten, Materialkombinationen (Sandwichplatten),
menänderungen von Längs- und Querholz beachten!). Mehrscheiben-Isolierglas u. a.).
Einzelheiten hierzu sind [ 21] zu entnehmen. Witterungseinflüsse, Schutz vor Einbruch, Forderungen
• Gedübelte Rahmenverbindungen (Bild 7.58c). Gedü- an Wärme- und Schalldämmung, Tageslichteinwirkung
belte Rahmenverbindungen sind einfacher und damit sowie gestalterische Absichten bestimmen weitgehend
preiswerter herzustellen. Bis zu 150 mm Rahmenfries- Materialwahl und Einbauart. Füllungen können unter an-
breite sind zwei Dübel, über 150 mm Friesbreite drei derem in Nuten eingeschoben, in Fälze eingelegt oder
Dübel vorzusehen. Der Dübeldurchmesser beträgt in der stumpf zwischen beidseitig angebrachten Falzstäben
Regel 16 mm (2/5 der Friesdicke), die Dübellänge etwa angeordnet werden. Außerdem können sie mehrschich-
2/3 der Friesbreite. tig ausgebildet sein (Sandwichkonstruktion mit Dämm-
Bei Außentüren weisen die gedübelten Querfriese aus material und raumseitig aufgebrachter Dampfsperre).
Vollholz immer noch zusätzlich einen angeschnittenen Bei Füllungen, die der Witterung ausgesetzt sind, ist
Nutzapfen zur Sicherung der Dichtheit der Stoßfuge auf. immer darauf zu achten, dass das Regenwasser rasch 7
Bei Innentüren aus Holzwerkstoffplatten werden die ablaufen und in keine nach innen fallenden Fugen oder
Rahmenfriese üblicherweise stumpf zusammengedübelt Nuten eindringen kann. Holzflächen, auf oder zwischen
und verleimt. denen Wasser stehen bleibt, verfaulen trotz Ober-
• Mittelfries-Verbindungen. Waagerechte Mittelfriese flächenbehandlung früher oder später.
gliedern je nach Bedarf und formalen Vorstellungen das Verglasungen müssen dicht und für den Reparaturfall
Türblatt. Sind Einsteckschlösser vorgesehen, ist darauf einfach austauschbar sein. Bei Außentüren werden
zu achten, dass in Schlosshöhe (DIN 18 101) möglichst Mehrscheiben-Isolierglas und ggf. einbruchhemmende
kein Querfries angeordnet wird, da sonst beim Einfräsen Verglasungen eingesetzt. Das Einglasen erfolgt üblicher-
der Schlosstasche der Zapfen bzw. die Dübel weggefräst weise mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen
werden. Sind die senkrechten Rahmenfriese jedoch ge- oder vorgefertigten Dichtprofilen. S. hierzu Abschn. 5.4,
nügend breit angelegt, braucht darauf keine Rücksicht Verglasungen von Fenstern.
genommen zu werden.
• Untere Querfriese. Die unteren Querfriese sind aus
konstruktiven (Aussteifung) und formalen Gründen bei
7.4.4.3 Aufgedoppelte Innentüren aus Holz
Außentüren, Fenstertüren usw. häufig sehr breit ge- und Holzwerkstoffen
wählt. Damit derart breite Vollholz-Rahmenfriese unge- Aufgedoppelte Innentüren (Bild 7.60) sind häu-
hindert „arbeiten“ (Quellen, Schwinden) können – ohne fig integrierter Bestandteil angrenzender Wand-
Spannungen und damit Verformungen des Türblattes
auszulösen –, werden diese aus zwei Teilen hergestellt
bekleidungen. Die Sichtflächen der Türaufdop-
und durch eine nach oben gerichtete angefräste Feder pelung und die der Wandbekleidung liegen
(Schlagregen beachten) unverleimt miteinander verbun- dabei oberflächenbündig zueinander, so dass
den und außenseitig abgedichtet (Bild 7.22). Außerdem die Vertäfelung, Verbretterung oder einfach das
wird stirnseitig jedes Friesteil für sich in die seitliche Rah- Furnierbild großflächig, ohne nennenswerte Un-
menfriese eingezapft (Schlitz- und Zapfenverbindung) terbrechungen durchläuft. Werden dabei noch
oder gedübelt (mit angeschnittenem Nutzapfen) und
nur punktweise verleimt (1/3 der Zapfen- bzw. Dübel- Bodentürschließer verwendet, sind auch kaum
länge), so dass die seitlichen Friese ungehindert von Beschlagteile erkennbar.
außen nach innen schwinden können.
570 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.60 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Innentür mit Bodentürschließer als integriertem Bestandteil der angren-
zenden Wandbekleidung aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelanfertigung)
Schnitt A–A: Beidseitig aufgedoppelte Rahmentür mit lamelliertem Rahmenholz, Dämmstoffeinlage sowie
Boden- und Falzdichtung gegen Schallübertragung. Obere Wandbekleidung ist mit Nutklötzen
lose eingehängt
Variante zu A–A: Einseitig aufgedoppeltes, biegesteifes Sperrtürblatt. Die bewegliche Befestigung der
Aufdoppelung mit Einhängebeschlägen soll ein Verziehen des Türblattes ausschließen.
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch die raumhohe Wandbekleidung, lose eingehängt in eine konisch ausgebil-
dete Unterkonstruktion
Schnitt C–C: Horizontalschnitt durch Wandbekleidung und beidseitig aufgedoppeltes Rahmentürblatt.
7.4 Innentüren 571

Wie Bild 7.60 zeigt, kann die biegesteife Tragkon- beidseitig in gleicher Dicke und Beschaffenheit
struktion von aufgedoppelten Innentürblättern auf Sperrtürblätter aufkaschiert werden dürfen.
entweder aus einem Vollholzrahmen oder aus Einseitig aufgebrachte oder ungleichartige Be-
einem glatten Sperrtürblatt bestehen. Die zuvor schichtungen führen nahezu zwangsläufig zu
bei den Außentüren genannten Konstruktionsre- Verformungen freistehender Türblätter. Vgl. hier-
geln bezüglich des Aufbringens von Aufdoppe- zu auch Abschn. 7.4.1.4, Türblattverformungen
lungen sind auch bei Innentürblättern zu beach- durch Klimaeinflüsse.
ten, insbesondere bei Sonder- und Schutztüren.1)
Einseitiges Aufleimen von Vorsatzschalen, Tafeln, 7.4.4.4 Türblattkonstruktionen
Leisten oder Stäben führt fast immer zum Ver- von Sperrtüren
ziehen des Sperrtürblattes. Daher müssen auch
bei Innentüren die zusätzlichen Aufdoppelun- Sperrtürblätter bestehen im Wesentlichen aus ei-
gen beweglich aufgebracht werden. nem Rahmen, der Einlage und den beidseitigen
Deckplatten aus Holzwerkstoffen. Aufgrund der
In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, früher überwiegend verwendeten Deckplatte
dass Beschichtungen aller Art (z. B. Anstriche, aus Sperrholz werden sie in der Baupraxis als
Lacke) sowie Schichtstoffplatten u. a. immer nur „Sperrtür“ bezeichnet.

1)
Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss der Feuchtege- Normen. Türblätter aus Holz und Holzwerkstoffen für
halt von fertig zusammengebauten Innenausbauteilen Innentüren sind in DIN 68 706-1 unter Beachtung der DIN
aus Holz und Holzwerkstoffen (z. B. Einbauschränke, 18 101 (Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz) genormt.
Wand- und Deckenbekleidungen, Innentüren) – die nicht Diese Norm gilt vorwiegend für seriell hergestellte
mit der Außenluft in Verbindung stehen – bezogen auf Sperrtürblätter und Türblätter für Sondertüren, jedoch
das Darrgewicht 6 bis 10% betragen, wenn diese den Her- nicht für Vollholzrahmentüren.
stellerbetrieb verlassen. Dabei geht man von beheizten DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier-
Gebäuden mit Raumtemperaturen von etwa 21 °C aus. verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in

7.61a 7.61b 7.61c


7.61 Schematische Darstellung: Aufbau und Konstruktion von Sperrtürblättern (Beispiele)
a) Kompakttürblatt: Einlage aus Röhrenspanplatte
b) Hohlraumtürblatt: Einlage aus Kartonwaben
c) Sandwichtürblatt: Einlage aus Polyurethanschaum
1 Decklage (Deckfurnier)
2a Deckplatte (Furnierholz-, Span- oder Hartfaserplatte)
2b Deckplatte (Furnierholzplatte mit Aluminiumblech)
3 Alu-Blech (Dampfsperre, statisch aussteifendes Element)
4a Einlage aus Röhrenspanplatte
4b Einlage aus Kartonwaben
4c Einlage aus Polyurethanschaum
5a umlaufender Vollholzrahmen
5b Furnierholzplatten mit Alu-Stabilisatoren
6 verdeckter Hartholz-Anleimer
572 7 Türen, Zargen und Schlösser

Nach der Art der Mittellagenausbildung (Einlage)


unterscheidet man im Wesentlichen folgende
Hauptgruppen (Bild 7.61):
• Kompakttürblätter (Volltürblätter) aus beispiels-
weise Vollspan- oder Röhrenspanplatten, Stab-
sperrholzplatten (Tischlerplatten), Mehrschicht-
einlagen aus Holzfaser-, Holzspan-, Mineralfaser-,
Gipskartonplatten usw.
• Hohlraumtürblätter aus beispielsweise hoch-
kant stehenden waben-, raster-, spiral-, wellen-
oder stegförmig verleimten Karton-, Furnier-
holz-, Holzfaser- oder Holzspanplattenstreifen.
• Sandwichtürblätter (Schalentürblätter) bei-
spielsweise mit schall- und wärmedämmenden
7.62a 7.62b 7.62c Dämmstoffeinlagen aus Mineralwolle, Polyure-
thanschaum u. a. sowie Spezialeinlagen für
7.62 Schematische Darstellung: Konstruktionsmerkmale Schutz- und Sondertüren. Vgl. hierzu Abschn.
von Sperrtürblättern
7.6.7 mit Bild 7.125.
a) Türblatt mit Vollholzrahmen und zusätzlicher,
durchlaufender Rahmenverstärkung
b) Türblatt mit Vollholzrahmen und punktueller Ein Sperrtürblatt ist symmetrisch aufgebaut und
Rahmenverstärkung wird aus Holz und Holzwerkstoffen gefertigt. Es
c) Türblatt mit Vollholzrahmen, durchlaufender
Rahmenverstärkung und Stahlrohrprofilrahmen besteht im Einzelnen aus einem umlaufenden
als Stabilisator. Vgl. hierzu auch Bild 7.43 Vollholzrahmen, einer durchgehenden oder punk-
1 umlaufender Vollholzrahmen tuell daran angebrachten Rahmenverstärkung,
2 untere Doppelrahmenfriese zum Kürzen des einer Einlage und den beidseitig darauf aufge-
Türblattes klebten Deckplatten. Diese Deckplatten können
3 durchlaufende Rahmenverstärkung jeweils noch mit Decklagen beschichtet sein,
4 punktuelle Rahmenverstärkung an den für
sofern diese nicht ohnehin Bestandteil der Deck-
Schloss- und Bandsitz festgelegten Stellen
7 5 umlaufender Stahlrohrprofilrahmen platten sind. Einzelheiten des konstruktiven Auf-
6 Einlage (Werkstoffe, die auf den jeweiligen baues zeigt Bild 7.62.
Verwendungszweck der Tür abgestimmt sind)
7 Deckplatte (Furnierholz-, Span-, Hartfaser-,
Konstruktionsmerkmale von Sperrtürblättern
MDF-Platten)
8 Decklage (Edelfurnier-, Schichtstoff-, Folien- • Rahmen. Der umlaufende Rahmen sorgt für Stabilität
oder Kunstharzlack-Oberflächen) und Verwindungssteifigkeit. Er besteht üblicherweise aus
35 bis 45 mm breiten, die Einlage allseitig umschließen-
den Vollholzfriesen. In Einzelfällen kannn er mit metalli-
Tischlerarbeiten (Ersatz für DIN 68 360-1 und -2) und den schen Stabilisatoren (Alu-Streifen, Stahlrohrrahmen) ver-
Feuchtegehalt von Vollholz nach den vorgesehenen Ein- stärkt sein. Zusammen mit den Anleimern können diese
satzbedingungen. S. hierzu Fußnote Abschn. 7.3.3.2. Friese eine Breite von 55 bis 75 mm aufweisen und an den
Für die Ausführung der Tischlerarbeiten ist die VOB Teil C, für Schloss- und Bandsitz gemäß DIN 18 101 festgelegten
DIN 18 355, für Beschlagarbeiten DIN 18 357 maßgebend. Stellen innerseitig noch besonders verstärkt sein. Auch die
Güte- und Prüfbestimmungen für Türblätter aus Holz und unteren Doppelquerfriese sind meist breiter angelegt, da-
Holzwerkstoffen (Innentüren) sind in RAL-GZ 426 fest- mit das Türblatt bei Bedarf gekürzt werden kann.
gelegt. Vgl. hierzu auch Fußnote Abschn. 7.4.3 sowie Tab. • Einlage. Die Einlage ist der vom Rahmen und den Deck-
7.44, Einsatzempfehlungen für Sperrtürblätter. platten umschlossene innere Teil eines Türblattes. Sie
steift zusammen mit dem Rahmen das Sperrtürblatt
aus und gewährleistet, dass der Abstand zwischen
Sperrtürblätter. Die in DIN 68 706-1 festgelegten den beiden Deckplatten an jeder Stelle des Türblattes
Konstruktionsmerkmale gelten sowohl für Sperrtü- gleich bleibt. Die Einlage kann aus den zuvor genannten
ren (Innentüren) allgemeiner Art, als auch für Son- Materialien (z. B. Vollspanplatten, Röhrenspanplatten,
dertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren, Feucht- Wabenstrukturen, mehrlagige Aufbauten mit Werk-
stoffkombinationen) oder einem anderen, auf den jewei-
raumtüren u. a.). Da an die einzelnen Türgruppen ligen Verwendungszweck der Tür abgestimmten Werk-
sehr unterschiedliche technische Anforderungen stoff bestehen.
gestellt werden, weisen sie bezüglich ihres konst- • Deckplatten. Die beiden Deckplatten geben dem Tür-
ruktiven Aufbaues deutliche Unterschiede auf, bei blatt seine endgültige Stabilität, da sie mit dem Rahmen
annähernd gleicher Oberflächenbeschaffenheit. und der Einlage verleimt sind. Üblicherweise bestehen
7.4 Innentüren 573

7.63 Schematische Darstellung:


Kanten- und Falzausbildungen
an Sperrtürblättern
a) Falztür mit Einleimer
b) mit Kantenbeschichtung
c) mit verdecktem
Anleimer
d) mit unverdecktem 7.63a 7.63b
Anleimer
e) mit Kunststoffanleimer
f) Stumpftür mit
Schichtstoffkante
1 Einleimer
2 Kantenbeschichtung
(Folie)
3 verdeckter Anleimer
7.63c 7.63d
4 unverdeckter Anleimer
5 Kunststoffanleimer
6 Schichtstoffkante
7 umlaufender
Vollholzrahmen
8 Einlage
9 Deckplatte
10a Decklage (Edelfurnier)
10b Decklage
7.63e 7.63f
(Schichtstoffplatte)

sie aus harten Holzfaserplatten, dünnen Holzspanplat- Kanten- und Falzausbildungen. Da die au-
ten, Furnierplatten, MDF-Platten, Laminaten mit vollflä- ßenseitigen Rohkanten der umlaufenden Rah-
chigen Alu-Blecheinlagen sowie anderen geeigneten
Werkstoffen. Die in der Regel 3,0 bis 5,0 mm dicken
menfriese im gehobenen Innenausbau nicht
unbehandelt bleiben können, müssen entspre-
Deckplatten müssen so beschaffen sein, dass sich weder
die Einlage noch die Rahmenfriese an der Türblattober- chende Vollholzvorleimer oder Beschichtungen 7
fläche abzeichnen. aufgebracht werden. Kanten können demnach
• Decklage. Die Decklage wird als äußerste Schicht auf mit Anleimern oder Einleimern gebildet werden
die Deckplatte aufgeleimt, sofern sie nicht ohnehin bzw. mit Furnieren, Kunststoffen oder Schicht-
Bestandteil der Deckplatte ist. Übliche Decklagen sind stoffplatten beschichtet sein.
Furniere, (Edelfurniere oder Furniere für deckenden
Anstrich), dekorative Schichtstoffplatten, Anstrichfolien Die Kantenausbildung eines Türblattes sollte
sowie Direktbeschichtungen. Um Decklagen auch noch immer auf den jeweiligen Türentyp abgestimmt
nachträglich auf Sperrtüren aufleimen zu können, muss und entsprechend des jeweiligen Einsatzortes
die Einlage so druckfest sein, dass sie den zum Überfur- der Tür ausgewählt werden. Neben technischen
nieren erforderlichen Pressdruck von 0,25 N/mm2 bei
80 °C aufnehmen kann. Je nach Art der Decklage liegt und funktionalen Gesichtspunkten (z. B. Stoßfes-
die Türblattdicke zwischen 39 und 42 mm. tigkeit, Feuchtraumbeständigkeit) sind immer
auch gestalterische Kriterien zu berücksichtigen.
Folgende Kanten- und Falzausbildungen sind bei
Sperrtürblätter werden seriell hergestellt und Sperrtürblättern üblich (Bild 7.63):
entweder als Halbfabrikate (Türrohlinge) zur
Weiterbearbeitung angeboten oder in Form von • Der Einleimer ist eine an den Längskanten
Fertigprodukten mit werkseitig aufgebrachten des Türblattes eingeleimte Hartholzleiste, die
Oberflächen verkauft. Weit verbreitet ist der beidseitig von den Deckplatten überdeckt ist.
Handel mit Türrohlingen, deren Oberflächen- Er kann farblich durch Beizen, Lackieren o. Ä. an
beschaffenheit auch noch später den individuel- die Türblattoberfläche angepasst werden.
len Wünschen der Auftraggeber angepasst wer- • Die Kantenbeschichtung mit Furnier oder
den kann. Für deckende Beschichtungen werden Kunststofffolie wertet das Türblatt auf. Kante
als Haftgrund sog. Anstrich- oder Grundierfolien und Türblattoberfläche bilden optisch eine
bereits werkseitig aufgebracht. Einheit, da Deckplatte und Decklage im seit-
lichen Falzbereich durch die Beschichtung
überdeckt sind.
574 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Der verdeckte Anleimer ist eine an den Längs- türblätter bezüglich der Zuordnung von Klimaklas-
kanten des Türblattes angeleimte Hartholzleis- sen und Beanspruchungsgruppen zu Einsatzorten
te, die nur noch von der Decklage überdeckt sind Abschn. 7.4.1.4 mit Tabelle 7.44 zu entneh-
wird. Er gibt der Türkante ein einheitliches men. An Sperrtürblätter werden darüber hinaus
Aussehen und verleiht ihr zudem eine hohe noch eine ganze Reihe spezieller Anforderungen
Stoßfestigkeit. Der verdeckte Anleimer kann gestellt, die in den entsprechenden Abschnitten
in jeder geeigneten Holzart aufgeführt werden im Einzelnen erläutert werden.
oder auch aus besonders schlagfestem Kunst-
stoff (Polystyrol) bestehen. Beachtenswert ist,
dass derartige Kunststoffanleimer nachhobel-
bar ausgebildet sind. 7.4.5 Türzargen aus Metall
• Der sichtbare, unverdeckte Anleimer. Der
verdeckte Anleimer ist ebenfalls eine Vollholz- Anstelle der herkömmlichen Türelemente aus
leiste, die entweder zweiseitig (an den Längs- Holz und Holzwerkstoffen werden in Verwal-
kanten) oder auch dreiseitig umlaufend an tungs-, Industrie-, Freizeit-, Schul- und Kranken-
der Sperrtür angebracht wird. Der Anleimer hausbauten, aber auch im Wohnungsbau (Mehr-
liegt mit der Türblattoberfläche bündig und ist familienhäuser) vermehrt Türelemente aus Metall
durch eine V-Nut von der Decklage abgesetzt. eingebaut. Sie zeichnen sich durch ganz be-
Ein unverdeckter Hartholzanleimer ergibt einen stimmte Vorteile aus, die in den nachstehenden
ausgezeichneten Kantenschutz und verleiht Abschnitten erläutert werden.
der Tür ein unverwechselbares Aussehen. Er ist
in allen geeigneten Holzarten (z. B. Limba, Rot- Türelemente aus Metall bestehen in der Regel
holz, Sipo, Eiche, Esche, Buche u. a.) ausführbar aus einer Metallzarge und einem Metalltürblatt.
und immer auch zum Nachhobeln geeignet. Häufig werden jedoch auch Stahlzargen mit Tür-
blättern aus anderen Materialien – wie beispiels-
Sichtbare Türblattanleimer aus Kunststoff weise Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Glas
werden ebenfalls angeboten. Hierbei wird ein
usw. – kombiniert.
duroplastischer PUR-Kunststoff in einer Spe-
zialform erhitzt und ringsumlaufend an alle
Türblattkanten nahtlos und ohne Fugen „ange- 7.4.5.1 Allgemeines
7 gossen“. Diese spezielle Verfahrenstechnik bie- Metallzargen haben sich zu modernen Aus-
tet funktionelle und gestalterische Vorteile. Der bauelementen entwickelt, die zwischenzeitlich
dreidimensionalen Form- und Profilgebung an in vielfältigen Formen und Ausführungen erhält-
der Kante sowie vielfältigen Farbgestaltung lich sind.
sind kaum Grenzen gesetzt.
Der zu wählende Zargentypus wird ganz wesent-
lich von der jeweiligen Wandbauart bestimmt:
Klimaklassen und mechanische Beanspru- Mauerwerk-, Ständerwerk- und Gipsdielen-
chungsgruppen. Einsatzempfehlungen für Sperr- wände stellen unterschiedliche Anforderungen

7.64a 7.64b 7.64c 7.64d 7.64e 7.64f 7.64g


7.64 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Metallzargen (Beispiele)
a) Standardzarge e) Dachschrägenzarge
b) Doppeltürzarge f) raumhohe Oberlichtzarge
c) 3-teilige Zarge g) raumhohe Elementzarge
d) 2-schalige Zarge
7.4 Innentüren 575

an Konstruktion, Verankerung und Einbau der • DIN 18 111-3 – Sonder-Stahlzargen für gefälzte
Metallzarge. Weitergehende Anforderungen bei- und ungefälzte Türblätter
spielsweise aus den Bereichen Schall-, Feuer-, • DIN 18 111-4 – Einbau von Stahlzargen
Rauch-, Einbruch- und Strahlenschutz können
noch hinzu kommen. Güte- und Prüfbestimmungen von Stahlzargen sind in
Die Auswahl der Metallzarge richtet sich auch RAL-RG 611/5 festgeschrieben [22] .
danach, ob sie gleichzeitig mit der Wander- Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die VOB Teil C,
DIN 18 357 maßgebend.
stellung (im Rohbaustadium) oder nachträglich
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen.
in die fertige Öffnung (bei Fertigstellung des
Innenausbaues) eingebaut werden soll.
7.4.5.2 Stahlzargen für Mauerwerkswände
Auswahlkriterien. Metallzargen weisen unter- Einteilige Standard-Mauerwerkszargen
schiedliche Konstruktions- und Qualitätsmerk- Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-1
male (mit zum Teil deutlichen Preisdifferenzen) sind zum Einbau in Mauerwerk oder vergleich-
auf. Als wesentliche Auswahlkriterien gelten bare Wandkonstruktionen mit Wandöffnungen
• weitgehende Unempfindlichkeit gegen Stoß, nach DIN 18 100 geeignet. Sie bestehen aus
Feuchtigkeit und Temperatureinflüsse, feuerverzinktem Feinblech mit Grundlackierung
• jeweils wahlweise DIN-links oder DIN-rechts und sind dazu bestimmt, gefälzte Türblätter nach
verwendbar, DIN 18 101 mit einem Türblattgewicht bis 60 kg
aufzunehmen. Bei der Wahl entsprechender Bän-
• Einbau entweder gleichzeitig mit der Wander-
der bzw. Bandunterkonstruktionen können auch
stellung oder nachträglich als oberflächenferti-
schwerere Türblätter montiert werden. Die Zar-
ges Ausbauelement,
gen sind DIN-links und DIN-rechts verwendbar
• kraftschlüssige Verbindung zwischen Zarge und weisen eine Nute für Dichtungsprofile auf.
und der jeweiligen Wandbauart sowie rationel-
le Montage durch ausgereifte Verankerungs-
systeme, Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach-
begriffe und Grundabmessungen können Bild
• ausreichend hohe Tragfähigkeit und Stabili-
7.65, Wandöffnungs- und Zargenfalzmaße Ta-
tät auch bei schweren Türblättern und raum-
hohen Elementgrößen,
belle 7.66 entnommen werden. In diesem Zu- 7
sammenhang sind auch die Bilder 7.10 bis 7.15
• geräuscharmer und dichtender Türverschluss vergleichend zu beachten.
durch Zargen- oder Türblattdichtung (Einfach-
oder Doppelfalzdichtungen),
Zargenarten. Standard-Stahlzargen werden in
• dauerhafter Korrosionsschutz durch den Ein-
Form von Umfassungs- oder Eckzargen geliefert.
bau feuerverzinkter Stahlbleche mit serien-
mäßiger Grundlackierung, • Umfassungszarge (Bild 7.67a). Sie deckt die
Wandleibung der Öffnung vollflächig ab, so
• Angebot von Sonderstahlzargen für besondere
Funktionen und Anforderungen, nichtrostenden dass auf beiden Seiten der Wand Zargenspie-
Edelstahlzargen für besonders gefährdete Berei- gel sichtbar sind. Eingesetzt wird sie in der
che (z. B. Schwimmbäder; gewerbliche Küchen) Regel bei Wanddicken d 270 mm (einschließ-
sowie oberflächenveredelten Aluminiumzargen, lich beidseitigem Putz).
• relativ günstige Herstellungskosten durch seri- • Eckzarge (Bild 7.67b). Sie wird auf einer
elle Fertigung (Standardzargen), Seite der Maueröffnung montiert, so dass die
Wandleibung weitgehend frei bleibt. Üblicher-
• unauffällige, platzsparende Bauformen, formal weise wird sie bei Fertigwanddicken t 300 mm
und farblich anpassungsfähig an jeden Tür- eingebaut.
blattwerkstoff und Einrichtungsstil, bei gleich-
zeitig geringen Wartungskosten.
Den Umfassungszargen wird aus Stabilitätsgrün-
Normen.
den im Allgemeinen der Vorzug gegeben.
• DIN 18 111-1 – Standard-Stahlzargen für gefälzte Eckzargen sind zwar billiger als Umfassungszar-
Türen in Mauerwerkswänden gen, erfordern jedoch Mehrkosten an Verputzer-
• DIN 18 111-2 – Standard-Stahlzargen für gefälzte und ggf. Tapezierarbeiten. Falls Eckzargen ver-
Türen in Ständerwerkswänden wendet werden, empfiehlt es sich bei verputzten
576 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.65 Fachbegriffe und Zargenmaße beispielhaft dargestellt an einer einteiligen Standard- (DIN 18 111-1). Vgl. hierzu
auch Bild 7.72
1 Seitenprofil der Zarge
2 Querprofil der Zarge
3 Distanzprofil (lösbarer Transportwinkel)
4 Anker (nach Wahl der Hersteller)
5 Bandbezugslinie (nach DIN 18 268)
6 Meterrissmarkierung
7 Drückerhöhe
8 Fußbodeneinstand
9 Fußbodeneinstandsmarkierung
10 Stanzung für Bandschlitz (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitiger Bandunterkonstruktion (Bandtasche)
11 Stanzung für Schlossfalle und Schlossriegel (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitigem Mauerschutzkasten
12 Nute für Dichtungsprofil
7.4 Innentüren 577

Tabelle 7.66 Maße von Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Auszug aus DIN 18 111-1)

1)
Diese Größen sind Vorzugsgrößen (Lagerzargen)
2)
Nur diese Größen sind geeignet für Rollstuhlbenutzer (lichte Durchgangsbreite mindestens 900 mm).
Vgl. hierzu DIN 18 040.

7.67a 7.67b
7.67 Einteilige Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Beispiele) nach DIN 18 111-1
a) Umfassungszarge
b) Eckzarge

Wänden die gegenüberliegenden Ecken der mechanischen Belastungen in Schulen, Kaser-


Wandleibung entweder durch sog. Gegenzar- nen o. Ä. sowie bei hohen Schallschutzanforde-
gen oder eingeputzte Kantenschutzschienen zu rungen an das gesamte Türelement – ist eine
schützen. S. hierzu Bild 8.20. Materialdicke von 2,0 mm erforderlich.
Edelstahlzargen (Sonderzargen) für besonders
Werkstoffe und Herstellung. Stahlzargen für gefährdete Bereiche (z. B. Schwimmbäder) wer-
normale Beanspruchungen werden üblicher- den aus den Werkstoffen V2A und V4A ebenfalls
weise aus 1,5 mm dickem, feuerverzinktem Fein- in 1,5 oder 2,0 mm Materialstärke gefertigt.
blech nach DIN EN 10 142 hergestellt. Bei Zargen, Die Stahlbleche werden im Abkant- oder Walz-
die weitergehenden Anforderungen genügen verfahren kaltprofiliert, die notwendigen Öffnun-
müssen – wie beispielsweise beim Einsatz von gen zur Aufnahme der Bänder, Schlossfalle und
besonders schweren Türblättern, bei starken Schlossriegel an den beiden Seitenprofilen vor-
578 7 Türen, Zargen und Schlösser

gestanzt, Mauerschutzkasten bzw. Bandunter- dem bauseits an der Wandfläche angebrachten Meter-
konstruktionen rückseitig angeschweißt und die rissbolzen in der Höhe übereinstimmen. Diese Meter-
rissmarkierung dient auch allen anderen Ausbaufirmen
Profile mit Meterriss- bzw. Fußbodeneinstands- als Bezugspunkt.
markierungen versehen. • Distanzprofile. Die am unteren Ende der Zargenprofile
Anschließend werden die in den beiden obe- angebrachten Querverbindungen dienen als Ausstei-
ren Ecken auf Gehrung geschnittenen Quer- und fung der Zarge während des Transportes und als Einbau-
Seitenprofile auf Schweißautomaten elektrisch hilfe. Sie bestehen aus Winkel- oder Flachstahlschienen,
die normalerweise nach der Montage der Stahlzarge
stumpf zu Rahmen verschweißt. Die untere Quer- wieder entfernt werden. Wie Bild 7.68 verdeutlicht, kön-
verbindung (Transportschiene) in Form eines Win- nen diese Winkelschienen bei unterschiedlichen Fußbo-
kelprofiles ist lose aufgeschraubt und wird in der denhöhen auch als Anschlagschienen – mit und ohne
Regel nach der Zargenmontage wieder entfernt. Dichtungsprofile – ausgebildet sein. Beim Verbleib sind
die Schienen unbedingt durch Unterfüttern mit Mörtel
Anker als Einbauhilfen werden nach Wahl des gegen Durchbiegen zu sichern.
Herstellers entweder im Bereich der Bandunter- • Mauerschutzkasten, Bandunterkonstruktionen. Auf
konstruktionen bzw. Schlossstanzungen rück- der Rückseite der seitlichen Zargenprofile befinden sich
seitig an die Seitenprofile angeschweißt oder Mauerschutzkasten als Schließlochabdeckung für Schloss-
lose mitgeliefert. falle und Riegel sowie Bandunterkonstruktionen (Band-
taschen) zur Aufnahme der Bänder-Rahmenteile. Diese
Vorrichtungen müssen so ausgebildet sein, dass kein
Korrosionsschutz. Die hohen Anforderungen, erdfeuchter Mörtel während des Zargeneinbaues in die
die heute an die Stahlzargen gestellt werden, Aussparungen eindringen kann. Da diese Schutzkasten
verlangen einen umfassenden Korrosionsschutz an den Stahlzargenrückseiten jedoch oftmals nicht dicht
angeschweißt, sondern nur angepunktet sind, müssen die
der gesamten Zargenoberfläche, einschließlich Kastenfugen vor dem Zargeneinbau – insbesondere bei
der Kanten und Bearbeitungsflächen. Ein sicherer dünnflüssigen Hinterfüllstoffen – bauseits noch zusätzlich
Korrosionsschutz wird vor allem durch den Einsatz mit Klebeband o. Ä. abgedichtet werden.
von feuerverzinktem Stahlblech und einer zusätzli- • Bandauswahl (Bild 7.69). Bei der Bandauswahl sind die
chen – nach Abschluss des Produktionsvorganges in Abschn. 7.7.1 im Einzelnen erläuterten Auswahlkrite-
werkseitig aufgebrachten – Grundbeschichtung rien wie beispielsweise Einsatzbereich, Belastbarkeit der
nach dem Elektrophorese-Verfahren erreicht. Die- Bänder usw. zu beachten. Ausgehend vom Türblattge-
wicht erhalten normal beanspruchte Türen üblicher-
se sog. EC-Tauchgrundierung mit anschließen- weise zwei Bänder, höhere, breitere und schwerere Tür-
7 dem Einbrennvorgang bei 180 °C ist außerdem blätter je drei Bänder. Die vom Hersteller vorgegebenen
als Grundlage für den weiteren Anstrichaufbau Belastungswerte sind einzuhalten.
mit handelsüblichen Kunstharzlacken (z. B. Alkyd- • Bandaufnahmeelemente (Bild 7.70) – auch Bandunter-
harzlacke) bestens geeignet. In Sonderfällen, d. h. konstruktion (Bandtasche) genannt – dienen zur Auf-
bei höchsten Korrosionsschutzanforderungen, nahme und Befestigung der Bänder-Rahmenteile an
Stahlzargen. Ein Klemmstück schließt zunächst bündig
können die Stahlzargen auch aus Edelstahl rostfrei mit dem Zargenspiegel ab. Erst beim Betätigen der In-
(Chrom-Nickel-Stahl) gefertigt sein. Vgl. hierzu Ab- bus-Stellschraube weicht es seitlich nach innen zurück
schn. 7.3.4, Korrosionsschutz. und gibt den Schlitz zum Einstecken des Band-Rahmen-
teiles frei. Danach wird die Stellschraube wieder angezo-
gen und der Bandlappen festgeklemmt.
Konstruktionsmerkmale von Standard-Stahlzargen
Bei anderen Aufnahmeelementen (Bild 7.70c) muss das
• Fußbodeneinstand. Der übliche Bodeneinstand der Kunststoff-Klemmstück zuerst ganz entfernt werden,
seitlichen Zargenprofile in den Estrich beträgt bei eintei- um das Band in den Schlitz einschieben zu können. Bleibt
ligen Standard-Stahlzargen 30 mm. Mehrteilige Schnell- die Bandtasche ungenutzt (wahlweise DIN-links oder
bauzargen – die erst nachträglich als oberflächenfertige DIN-rechts), wird der überstehende Teil des Füllstückes
Ausbauelemente in Wandöffnungen eingesetzt werden abgeschliffen und die Fläche überstrichen. Bei diesen
– eignen sich dagegen zur Montage auf erhärtetem Est- dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelementen (3D-
rich oder fertigem Fußbodenbelag. Justierung) lassen sich die Türblätter auch später noch in
• Bodeneinstandsmarkierung. Als zusätzlicher Orien- der Höhe und Tiefe nachregulieren (Feinjustierung) bzw.
tierungspunkt für den Estrich- bzw. Bodenleger und als die Bänder jederzeit austauschen.
Hilfe zur genauen Ausrichtung der Zarge ist eine Fußbo- • Dichtungsprofile. Standard-Stahlzargen weisen in der
deneinstandsmarkierung am unteren Ende des Zargen- Regel eine umlaufende Nute im Bereich des Zargenfalzes
profils in Form einer Kerbe angebracht. Diese Markie- auf, in die nach Abschluss der Malerarbeiten Dichtungs-
rung entspricht der Lage des Fertigfußbodens OFF. profile eingezogen werden. Diese dämpfen vor allem die
• Meterrissmarkierung. An jedem Zargenseitenteil ist im Schließgeräusche, mindern die Schallübertragung und
Bereich der Schließlöcher eine weitere Markierung ein- verhindern Zugluft. An Türdichtungen können darüber
gestanzt. Das Abstandsmaß von dieser Markierung bis hinaus noch zahlreiche weitere Anforderungen gestellt
Oberfläche des Fertigfußbodens OFF beträgt exakt 1000 werden. Wie in Abschn. 7.7.4 näher beschrieben, wird
mm. Beim Zargeneinbau muss die Markierungskerbe mit die Funktion der Dichtung vorrangig durch die Formge-
7.4 Innentüren 579

7.68a 7.68b 7.68c


7.68 Schematische Darstellung von Standard-Stahlzargen mit Distanzprofilen und Anschlagschwellen
a) Distanzprofile (Transportwinkel) an die seitlichen Zargenprofile geschweißt, genietet oder geschraubt
(20 × 15 × 1,5 mm)
b) eingeschweißter Anschlagwinkel (30 × 20 × 3 mm)
c) Anschlagschwelle mit Dichtungsprofil und eingeschweißtem Vierkantrohr zur Aussteifung

bung und das Material bestimmt. S. hierzu auch Abschn. liger oder dreiteiliger Ausführung werden dem-
7.3.2, Überstreichbarkeit-Anstrichverträglichkeit. gegenüber erst bei Fertigstellung des Innenaus-
baues montiert.
Einbau von Standard-Stahlzargen Gemäß DIN 18 111-4 ist die Standard-Stahl-
in Mauerwerkswände zarge zunächst auf Rechtwinkligkeit zu prüfen
Der Einbau von einteiligen, mit einer Grundla- und dann nach dem Meterriss oder der Boden-
ckierung versehenen Standard-Stahlzargen erfolgt einstandsmarkierung lot- und waagerecht in der
in der Regel im Zuge der Massivwanderstellung. Wandöffnung auszurichten bzw. festzusetzen.
Oberflächenfertige Ausbauzargen in zweischa- Die Abweichung von der waagerechten und

7.69a 7.69b 7.69c

7.69 Bänder für gefälzte Türblätter mit Standard-Stahlzargen


a) Einbohrband mit verdrehsicherem Rahmenteil
b) Winkelband mit verdrehsicherem Rahmenteil
c) Lappen-Zapfenband für Türblatt mit Doppelfalz-Stahlzarge (flächenbündig einliegend)
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
580 7 Türen, Zargen und Schlösser

auf der gesamten Höhe eingehalten wird. Eine


nachträgliche Korrektur ist meist ausgeschlossen.
Der Hohlraum zwischen Zarge und Wand ist mit
Hinterfüllstoffen auszufüllen. Als Hinterfüllstoffe
eignen sich:
• Zementmörtel (Mörtelgruppe II nach DIN
1053-1, Mörtelmischung 1:4), erdfeucht ver-
arbeitet, so dass der Hohlraum satt hinterfüllt
wird. Ob dies auch tatsächlich erreicht wurde,
7.70a lässt sich leicht durch Beklopfen der Zargen-
profile kontrollieren.
• Zweikomponenten-Expansionsschäume ent-
7.70b sprechend Prüfzeugnis und Eignungsnachweis.
Der Hohlraum kann damit völlig hinterfüllt
oder auch nur teilweise gefüllt werden, min-
destens jedoch zu 50%. Bei teilweiser Hinter-
füllung werden die Montageschäume dort
eingebracht, wo die höchsten Belastungen
auftreten (z. B. im Band- und Schlossbereich).
Montageschäume und dünnflüssige Hinterfüll-
stoffe erfordern ein zusätzliches Abdichten der
Bandunterkonstruktionen und Mauerschutz-
kasten. Vgl. hierzu auch die Abschnitte 7.3.2
und 7.4.2, Bauteilanschlüsse von Außen- und
Innentüren (Montagetechnische Anforderun-
gen – Schäumtechnik).

7.70c Ankersysteme. Zur sicheren Wandverankerung


7 der Stahlzargen stehen je nach Konstruktionsart
7.70 Bandunterkonstruktionen (Bandtaschen, und Einsatzbereich unterschiedliche Ankerfor-
Bandaufnahmeelemente) zur Befestigung men zur Verfügung. In der Regel gehören acht
von Türbändern (Rahmenteile) an Standard- (sechs) Anker zum Lieferumfang der Standard-
Stahlzargen
zargen. Nach Wahl des Herstellers werden diese
a) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche)
mit einziehbarem Klemm- und Zentrierstück
entweder werkseitig an der Zarge angeschweißt
b) Bandtaschengehäuse (Hinterschweißtasche), oder lose mitgeliefert. Immer sind sie jedoch so
jedoch mit mörteldichtem Kunststoffkasten anzubringen, dass die auf die Zarge einwirken-
c) Bandaufnahmeelement für hohe Türblatt- den Kräfte und Belastungen – vor allem resul-
gewichte und schwere Objektbänder, mit drei- tierend aus Türblattaufhängung und Verschluss
dimensionaler Verstellbarkeit (3D-Justierung)
und herausnehmbarem Klemmstück
(Band- und Schlossbereich) – auf die Wand
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück übertragen werden. Bei einer Zargenbreite von
über 1000 mm empfiehlt es sich, auch das obere
Querprofil durch einen Anker am Sturz oder an
der Rohdecke zu arretieren.
vertikalen Solllage darf maximal 1 mm/m be-
tragen. Die Anker sind kraftschlüssig zwischen Bild 7.71 a bis f zeigt – passend zur jeweiligen
Zarge und Wand dort anzubringen, wo die Kräfte Wandbauart – unterschiedliche Ankerformen.
auf die Zarge einwirken (z. B. im Band- und Einteilige Umfassungszargen, die während der
Schlossbereich). Wanderstellung eingebaut, d. h. eingemauert oder
Die etwas in X-Form vorgespannte, leicht nach einbetoniert werden, weisen meist angeschweißte
innen gewölbte Stahlzarge ist so auszuspreizen, Anker auf, die durch Herausbiegen in richtige Mon-
dass die durch das Hinterfüllen und durch die tageposition gebracht werden. Erfolgt der Einbau
Hinterfüllstoffe zu erwartenden Durchbiegungen dieser Umfassungszargen und der Eckzargen erst
aufgefangen werden und das Zargenfalzmaß später in die bereits vorhandene Wandöffnung,
7.4 Innentüren 581

7.71a 7.71b 7.71c

7.71d 7.71e 7.71f


7.71 Schematische Darstellung von Ankersystemen zur Befestigung von Stahlzargen bei unterschiedlichen
Wandbauarten
a) fest angeschweißte, herausbiegbare Anker (Mauerwerk-, Betonwände)
b) bis c) lose mitgelieferte Klemmanker (Mauerwerk-, Betonwände)
d) bis e) lose mitgelieferte Schiebeanker (Porenbeton-, Gipsdielenwände)
f) fest angeschweißte Hutanker (Ständerwerkswände)

so kommen häufig lose Klemmanker zum Ein- gleichbare Wandkonstruktionen geeignet. Da-
satz. Diese werden im Zargenspiegel an beliebi- her werden sie auch Ständerwerkszargen oder
ger Stelle eingeklemmt und an der unverputzten Trockenbau-Stahlzargen genannt.
Wandfläche angenagelt bzw. angedübelt. Damit
7
erübrigt sich das früher übliche, nachträgliche Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach-
Stemmen von Ankerlöchern. begriffe und Maße können Bild 7.72 entnommen
Umfassungszargen, die in Porenbeton- oder werden. In diesem Zusammenhang wird auch
Gipsdielenwänden eingesetzt werden, sind mit auf Bild 7.65 verwiesen.
sog. Schiebeankern ausgerüstet, die je nach Fu-
genlage in der Höhe justierbar sind und in die Konstruktionsmerkmale (Bild 7.73). Einteilige
Wand eingemauert werden. Standard-Ständerwerkszargen weisen ähnliche
Mit sog. Fugenankern lassen sich Stahlzargen auch Konstruktionsmerkmale wie die zuvor erläuter-
rationell in Sichtmauerwerk montieren. ten Standard-Mauerwerkszargen auf. Sie werden
jedoch nur als Umfassungszargen geformt und
Der Einbau einteiliger Standardzargen in Stän-
sind damit auch für hohe Beanspruchungen ge-
derwerkswände hängt im Wesentlichen von der
eignet. Außerdem weisen sie keinen Fußboden-
jeweiligen Zargenart ab. In der Regel werden fest
verschweißte Hutanker (Bügelanker) verwen- einstand auf, da sie in der Regel auf erhärteten
det. Sie sind gezielt auf die jeweiligen Maulwei- Estrich oder fertigen Fußboden aufgesetzt wer-
ten abgestimmt. Weitere Ankerformen sind DIN den. Sie sind sowohl für Links- als auch Rechts-
18 111-4 sowie den jeweiligen Herstellerunter- anschlag zu nutzen.
lagen zu entnehmen. Die an den beiden oberen Ecken verschweißten
und mit unterseitigen Distanzwinkeln gesicher-
ten Umfassungszargen werden zusammen mit
7.4.5.3 Stahlzargen für dem Metallständerwerk aufgestellt und mittels
Ständerwerkswände vier angeschweißter Hutanker (Bügelanker) je
Einteilige Standard-Ständerwerkszargen Zargenseite mit diesem kraftschlüssig verbun-
Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-2 den. Eine zusätzliche Befestigung durch Boden-
sind zum Einbau in Metallständerwerk oder ver- winkel ist überflüssig.
582 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.72 Fachbegriffe und Zargenmaße beispielhaft dargestellt an einer einteiligen Standard-Ständerwerkszarge


(DIN 18 111-2). Vgl. hierzu auch Bild 7.65
1 Seitenprofil der Zarge
2 Querprofil der Zarge
3 Distanzprofil (lösbarer Transportwinkel)
4 Hutanker (Bügelanker)
5 Bandbezugslinie (nach DIN 18 268)
7 6 Meterrissmarkierung
7 Drückerhöhe
8 Maulweite
9 Zargenspiegel
10 Stanzung für Bandschlitz (beidseitig vorgestanzt)
11 Stanzung für Schlossfalle und Schlossriegel (beidseitig vorgestanzt)

Diese Hutanker sind maßlich wahlweise so di- der Türblätter schließen sich daran an. Vgl. hierzu
mensionierbar, dass sie sowohl beidseitig ein- auch Abschn. 7.7.4, Türdichtungen sowie Ab-
fach als auch beidseitig doppelt mit Gipskarton- schn. 6.10.3.3, Metallständerwände mit Gipskar-
platten beplankt werden können. Um möglichst tonplatten, Teil 1 dieses Werkes.
optimale Schalldämm- und Brandschutzwerte zu
erzielen, werden die GK-Platten möglichst tief Dreiteilige-Ständerwerkszargen
in die Umfassungszarge eingeschoben oder die
Mit entscheidend für die Auswahl einer bestimm-
Zargenspiegel rückseitig mit Gips ausgefüllt. Be- ten Zargenart ist der Zeitpunkt, zu dem die Zarge
vor die zweite Seite des Ständerwerkes beplankt eingebaut werden soll. So werden üblicherweise
wird, sind alle Hohlräume mit Mineralwolle (Bau- einteilige Umfassungszargen vor oder während
stoffklasse A) dicht auszustopfen. der Errichtung des Metallständerwerkes montiert
Die feuerverzinkten und mit einer Grund- und erst kurz vor Fertigstellung des Bauvorha-
lackierung versehenen Standard-Ständerwerks- bens bauseitig beschichtet. Im Gegensatz dazu
zargen erhalten die bauseitige Endbeschichtung kommen oberflächenfertige, mehrteilige Stän-
(Lackierung) nach weitestgehender Fertigstel- derwerkszargen – auch Schnellbauzargen ge-
lung des Innenausbaues. Der Einbau der Dich- nannt – erst dann in die Wandöffnung, wenn der
tungsprofile und das Anschlagen (Feinjustieren) Innenausbau bereits weitgehend abgeschlossen
7.4 Innentüren 583

7.73a 7.73b 7.73c

7.73 Konstruktionsbeispiele: Einteilige Standard-Ständerwerkszargen mit Metallständerwerk und beidseitigen


Beplankungen aus Gipskartonplatten
a) Ständerwerk beidseitig einfach beplankt
b) Ständerwerk beidseitig doppelt beplankt mit Schattennutzarge
c) Ständerwerk beidseitig doppelt beplankt mit Zargen-Maulweite t100 mm (Brandschutzwand nach Angabe
des Herstellers)

decken die im Falz (Nute) liegenden Bohrungen.


Die Verbindung der Zargenseitenteile mit dem
Querprofil in den beiden oberen Ecken wird über
schraubbare Gehrungsverschlüsse erreicht.
Die Vorteile dieser dreiteiligen Schnellbauzar-
gen sind: Sehr kurze Montagezeiten, zeitgleicher
Einbau der oberflächenfertigen Zarge und des
kompletten Türblattes erst bei Fertigstellung des 7
Innenausbaues, dadurch Vermeidung von Be-
schädigungen und Senkung der Montagekosten,
jederzeitiges Nachjustieren, Aus- und Wieder-
einbauen der Zargen sowie erheblich reduzierte
Lager- und Transportkosten im Vergleich mit den
einteiligen verschweißten Zargen. Als Nachteil
muss die geringere Stabilität und damit Belast-
7.74 Dreiteilige Ständerwerkszarge (Schnellbauzarge,
barkeit genannt werden.
bestehend aus zwei Seitenprofilen und einem
Querprofil) zum nachträglichen Einbau in eine
Gipskartonplatten-Trennwand
7.4.5.4 Sonderstahlzargen
Unter Sonderzargen versteht man Zargen, die be-
sondere Funktionen und Anforderungen zu erfül-
ist. Diese Zargen weisen daher auch keinen Bo- len haben. Demnach eignen sie sich zum Einbau in
deneinstand auf, sondern werden maßgenau auf ganz bestimmte Wandkonstruktionen und weisen
den fertigen Fußbodenbelag aufgesetzt. eine Vielzahl von Profilquerschnitt-Varianten und
Anker-Sonderkonstruktionen auf. Sonderzargen
Bild 7.74. Die kraftschlüssige Verbindung mit bieten aber auch die Möglichkeit, individuelle
der Gipskartonplatten-Trennwand erbringen drei Wünsche der Raumgestaltung durch besondere
Spannanker je Zargenseite, die unsichtbar im Zar- Zargen-Formgebung realisieren zu können.
genhohlraum liegen. Diese werden über Inbus- An Sonderausführungen sind beispielsweise
Schrauben angezogen, so dass sich eine sichere zu nennen: Doppeltür- und Doppelfalzzargen,
Klemmverbindung zwischen Zarge und Trenn- Pendeltürzargen, Dehnungsfugenzargen, Zargen
wand ergibt. Eingezogene Dichtungsprofile ver- mit Oberlicht und Seitenteil, Renovierungszargen,
584 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.75a 7.75b 7.75c


7.75 Schematische Darstellung von Sonder-Stahlzargen (Beispiele)
a) Umfassungszarge mit beidseitig umlaufenden Schattennuten (Schattennutzarge)
b) bis c) Stahlzargen mit besonderer Formgebung für moderne Innenraumgestaltung
WULF-Handelsgesellschaft, Anröchte-Effeln

Rundbogen- und Schattennutzargen, Schiebe- zeugnissen bzw. Zustimmung im Einzelfall auf der
türzargen, Aufzugzargen, Sonderzargen aus Edel- Grundlage von Elementprüfungen beschrieben
stahl für Hygiene- und Nassbereiche sowie im Auf- und den jeweiligen Anforderungen entsprechend
trag gefertigte, objektbezogene Sonderzargen. gefertigt. Vgl. hierzu Abschn. 7.6 Sondertüren. Es
Sonderzargen für Feuer-, Rauch-, Schall- und kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, auf all
Strahlenschutztüren sowie Zargen für einbruch- diese Sonderzargen im Einzelnen näher einzu-
7 hemmende Türen werden – sofern es sich um gehen; zu vielfältig sind die Ausführungsmög-
lichkeiten, sowohl in technischer als auch for-
nicht geregelte Bauprodukte handelt – in allge-
meinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder Prüf- maler Hinsicht. Mit den in Bild 7.75 dargestellten

7.76a 7.76b 7.76c


7.76 Schematische Darstellung von zweischaligen Aluminiumzargen zum nachträglichen Einbau in die fertige
Wandöffnung als oberflächenfertiges Ausbauelement (Beispiele)
a) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter und Ganzglastüren (Eckformzarge)
b) Zweischalige Umfassungszarge für ungefälzte Türblätter, flächenbündig eingebaut in Sichtbetonwand
c) Zweischalige Umfassungszarge für gefälzte Türblätter, eingebaut in eine Gipskartonplatten-Trennwand
(Rundformzarge)
KÜFFNER Aluzargen, Rheinstetten
7.4 Innentüren 585

Sonderzargen sollen nur einige typische Beispie- im gesamten Bauwesen vorzugsweise als Dreh-,
le vorgestellt werden; darüber hinaus wird bei- Pendel-, Falt- und Schiebetüren verwandt. Au-
spielhaft auf die Herstellerunterlagen [23], [24], ßerdem eignen sie sich in besonderem Maße als
[25] verwiesen. Schutztüren für besondere Anforderungen, wie
sie in Abschn. 7.6 im Einzelnen erläutert sind.
7.4.5.5 Zweischalige Aluminiumzargen Korrosionsschutz. Zum Korrosionsschutz ins-
Aluminiumzargen (Bild 7.76) bestehen aus 3 besondere von Bauelementen aus Stahl s. Ab-
mm dicken Alu-Strangpressprofilen und sind schn. 7.3.4.
zweischalig ausgebildet. Nach Fertigstellung der
Wände und des Fußbodens werden sie oberflä- 7.4.6.1 Türen aus Stahlblech
chenfertig in die Wandöffnungen eingebaut und
Glatte Stahlblechtüren (Bild 7.77) bestehen in
mittels variabler Anschraubanker unsichtbar an
der Regel aus einem aussteifenden Rahmen aus
der Leibung befestigt.
Flachstahl oder Vierkantrohr, der beidseitig mit
Die Alu-Zargenrahmen bestehen aus zwei in- 1,0 bis 1,5 mm dicken verzinkten Stahlblech-
einander schiebbaren Teilstücken, die durch tafeln beplankt ist. Der dadurch entstehende
Feststellschrauben – unsichtbar im Falzbereich Hohlkörper kann je nach der zu erwartenden Be-
liegend – kraftschlüssig miteinander verbunden anspruchung mit weiteren Stahlprofilen ausge-
werden. Die Rahmenecken sind auf Gehrung steift, FCKW-freien Dämmstoffen ausgeschäumt
geschnitten, verschraubt und verklebt. Die Ober- oder mit Mineralwolle-Dämmplatten ausgefüllt
flächen der Zargenteile werden in Eloxal oder werden. Zwei Sicherungszapfen an der Bandseite
pulverbeschichtet geliefert. verhindern das Aushebeln des Türblattes in ge-
Aluminiumzargen sind formstabil, kratz- und schlossenem Zustand.
stoßfest sowie korrosionsbeständig. Als Innen- Die strapazierfähigen Türelemente, bestehend
türen werden sie in vielfältiger formaler Ausbil- aus Türblatt und passender Zarge, können als
dung vor allem in Verwaltungs-, Instituts- und Außen- und Innentüren im gesamten Objektbau
Krankenhausbauten, aber auch in Schwimmbä- (z. B. Verwaltungs-, Schul-, Gewerbe- und Indus-
dern und Saunen eingebaut. triebau) eingesetzt werden und sind mit oder
ohne Lichtausschnitte erhältlich. Ihre Oberfläche
kann wahlweise pulverbeschichtet grundiert (zur 7
7.4.6 Türblätter aus Metall weiteren Deckbeschichtung vor Ort) oder mit
oberflächenfertiger Kunststoff-Folienbeschich-
tung versehen sein.
Türblätter aus Metall zeichnen sich vor allem
durch ihre weitgehende Widerstandsfähigkeit Mit Stahlblech beplankte Türblätter werden außerdem an-
gegen mechanische Beanspruchung, Unemp- geboten als:
findlichkeit gegen Feuchtigkeit und Temperatur- • Leichte Innentür (Bild 7.78a) mit aussteifendem Holz-
einflüsse sowie durch ihre meist sehr günstigen rahmen und engmaschiger Wabeneinlage, beidseitig
Schalldämmwerte aus. Sie werden als Innentüren mit den Stahlblechtafeln vollflächig verklebt. Das in der

7.77 Konstruktionsbeispiel einer dreiseitig gefälzten, doppelwandigen Stahlblechtür mit umlaufendem Stahlrahmen,
senkrechten Profilen als Zusatzaussteifung und schall- bzw. wärmedämmender Dämmstoffeinlage
Hörmann KG, Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
586 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.78 Stahlblechtüren im Materialverbund mit unter-


schiedlichen Hohlraumeinlagen
a) Verbundkonstruktion Wabeneinlage mit
Stahlblechtafeln
b) Verbundkonstruktion Röhrenspanplatte mit
Stahlblechtafeln
c) Verbundkonstruktion Hohlraumdämmstoff mit
Stahlblechtafeln
1a Wabeneinlage
1b Röhrenspanplatte
1c Dämmstoffeinlage
2 Stahlblechtafeln
3 Zinkschicht(en)
4 Grundierschicht(en) 7.78a 7.78b 7.78c
5 Deckbeschichtung(en)
Teckentrup, Verl

Regel etwa 40 mm dicke Türblatt ist als Alternative zur 7.4.7.1 Ganzglas-Fertigtüren
Sperrtür aus Holzwerkstoffen für den Wohnungsbau ge-
dacht. Rahmenlose Ganzglas-Fertigtüren (Bild 7.79) für
• Mehrzwecktür (Bild 7.78b) aus einem Materialverbund
den Innenbereich werden sowohl im Wohnungs-
von Röhrenspanplatte und verzinkten Stahlblechtafeln, bau als auch Objektbau – beispielsweise in Büro-
vollflächig verklebt. Das etwa 40 mm dicke, strapazier- und Verwaltungsgebäuden, Praxisräumen u. a.
fähige Türblatt eignet sich auch zum Einsatz als Innentür – eingesetzt. Sie bieten die Möglichkeit, Räume
im Objektbau. funktional voneinander zu trennen und dennoch
• Wärmegedämmte Stahlblechtür (Bild 7.78c) dop- optisch mehr oder weniger stark zu verbinden.
pelwandig ausgebildet, mit Hohlraumdämmung aus
Schaumdämmstoff oder Mineralwolleplatten. Geeignet Das von der Glasindustrie angebotene Ganzglas-
für Außentüren und Abschlüsse von Räumen mit unter- Fertigtürprogramm besteht aus verschiedenen
schiedlichen Temperaturen. Grundtypen mit zahlreichen Variationsmöglich-
• Feuerschutztür aus Stahl (Bild 7.104) wie in Abschn.7.6, keiten in Glasart, Struktur, Dekormuster, Farbbe-
Sondertüren, näher beschrieben. schichtungen und Beschlagart.
7 Die mit allen erforderlichen Beschlagteilen aus-
Zu Metalltüren aus Stahlprofilrohren, Stahl-Alu- gerüsteten rahmenlosen Türblätter bestehen aus
minium-Kombinationsprofilen und aus selbst- 8 oder 10 mm dicken Einscheiben-Sicherheits-
tragenden Aluminiumprofilen, die häufig auch gläsern (ESG) und sind in drei unterschiedlichen
als Außentüren verwendet werden, s. Abschn. Türblattaußenmaßen erhältlich (709 u 1972/2097
7.3.4.1–7.3.4.3 bzw. auch Abschn. 7.6, Sondertüren. – 834 u 1972/2097 – 959 u 1972/2097). Die Tür-
blätter sind mit diesen Abmessungen auf die
Baurichtmaße nach DIN 18 100 abgestimmt und
7.4.7 Ganzglas-Türen und -Türanlagen eignen sich somit zum Einbau in Norm-Stahlzar-
gen gemäß DIN 18 111 oder Holzwerkstoffzargen
mit Bekleidungen. Von der Norm abweichende
Türen aus Glas ergeben großzügige, transparen- Sonderabmessungen mit maximalen Türblattau-
te Raumabschlüsse, die in der Regel aus rahmen- ßenmaßen 1200 u 2300 u 10 mm sind möglich.
losen Türblättern aus Sicherheitsglas bestehen
und mit den notwendigen Beschlägen ausgerüs-
tet sind. Man unterscheidet 7.4.7.2 Ganzglas-Türanlagen
• Ganzglas-Türen, Ganzglas-Türanlagen (Bild 7.80) sind ideale
Bauelemente für großflächige transparente
• Ganzglas-Türanlagen,
Raumabschlüsse, wie sie beispielsweise in öf-
• Ganzglas-Schiebe- und Faltwände (Abschn. 7.5) fentlich zugänglichen Büro- und Verwaltungs-
gebäuden, Einkaufszentren und Ladenbauten,
Glas im Bauwesen. Zu den Anforderungen an Hotel- und Theaterfoyers, aber auch im Privat-
Gläser s. Abschn. 7.3.6. bereich erwünscht sind. Sie bestehen aus einem
7.4 Innentüren 587

1 Stahlzarge nach DIN 18 111


2 Zarge aus Holz und Holzwerkstoffen
3 Falzbekleidung
4 Falzdichtung
5 Band-Aufnahmeelement (Bandtasche)
6 Türscharnier (Oberfläche und Design gemäß
Beschlagprogramm)
7 Pressspanzwischenlage mit Klemmplatte
8 Einscheiben-Sicherheitsglas (z. B. durchsichtig,
strukturiert, satiniert, siebbedruckt, beschichtet)
9 Kunststoffhülsen
10 Befestigungsschraube
11 Abdeckplatte (Oberfläche und Design gemäß
Beschlagprogramm)

7.79a

7.79c

7.79b 7.79d
7.79 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues einer Ganzglas-Fertigtür
a) Ansicht und Maße einer Normtür
b) Darstellung des Zusammenbaues
c) Ganzglastürblatt mit Stahlzarge
d) Ganzglastürblatt mit Holzwerkstoffzarge

oder mehreren Standard-Türflügeln, um die sich • Die Abmessungen für Einzelflügel mit Eckbeschlägen
fest eingebaute Seitenteile und/oder Oberlicht- betragen demnach bis 1000 u 3000 mm. Für schwerere
glasflächen in jedem gewünschten Winkelgrad und breitere Türflügel bis max. 1400 mm sowie für stark
frequentierte Türen stehen durchgehende untere Tür-
gruppieren. Die Türen sind wahlweise als Pendel-
schienen zur Verfügung.
oder Anschlagtüren ausführbar. Aus Sicherheits-
gründen müssen alle Glasflächen aus Einschei- • Für feststehende Seitenteile und Oberlichtflächen sind
Maximalabmessungen bis 2400 u 4200 mm möglich.
ben-Sicherheitsglas (ESG) bestehen.
Je nachdem, wie groß die Anlage insgesamt ist und ob
Die zulässigen Minimal- bzw. Maximalabmessun- sie mit oder ohne Aussteifungsgläser ausgeführt wird,
gen für Türflügel und feststehende Glasflächen ist mit Glasdicken zwischen 10 und 12 mm zu rechnen.
sind den jeweiligen Produkt-Diagrammtafeln der Die Befestigung am Baukörper erfolgt mit speziellen An-
Herstellerfirmen zu entnehmen. schlussprofilen.
588 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.80a 7.80b 7.80c 7.80d


7.80 Schematische Darstellung von ein- und zweiflügeligen Ganzglas-Türanlagen mit Seitenteilen (Festteilen) und
Oberlichtteilen (Beispiele)
a) einflügelig mit türhohen Seitenteilen
b) einflügelig mit raumhohen Seitenteilen und Oberlicht
c) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen
d) zweiflügelig mit türhohen Seitenteilen und zweigeteiltem Oberlicht

Ganzglas-Türanlagen. Bild 7.81 zeigt eine Bodentürschließer werden vom Glaswerk mit-
zweiflügelige Ganzglas-Türanlage mit zwei geliefert bzw. sind an den einzelnen Glasteilen
raumhohen Festteilen und einem Oberlichtteil. bereits vormontiert.
Diese Darstellung dient zur Erläuterung der Die für diese Beschlagteile erforderlichen
Baukörperanschlüsse, der Funktionsweise der Glasausschnitte und Lochbohrungen werden
Beschlagteile und Bemessung der notwendigen ebenfalls werkseitig festgelegt. Besondere
Glasfugenabstände. Wünsche sind bereits bei der Auftragserteilung
• Bild 7.81-A. Die Befestigung der Ganzglas- anzugeben, da Einscheiben-Sicherheitsglas
anlage an Wand und Decke erfolgt über einen (ESG) nach der Vorspannung des Glases nicht
umlaufenden Rahmen. Das Anschlussprofil be- mehr bearbeitet werden kann. Dies bedeutet,
steht aus einem Grundkörper mit Bohrungen, dass alle Abmessungen genau angegeben und
einschließlich Klemmstück mit Schrauben und sämtliche Bearbeitungen (Bohrlochabstände,
elastischen Zwischenlagen. Glasausschnitte, Kantenbearbeitung) bereits
7 Bei der Variante „Sicherheitsausführung“ ver- bei der Bestellung auf das Sorgfältigste festge-
hindert die Verschraubung der Klemmstücke legt sein müssen.
– durch die Glasscheibe hindurch – das Herab- Die Türflügelbreite ist immer kleiner als das
fallen freihängender Scheiben. lichte Durchgangsmaß und die Türflügelhöhe
kleiner als die Öffnungshöhe anzunehmen.
• Bild 7.81-B. Die Ausbildung der Eckbeschlä-
Die in der Abbildung (Ansicht) angegebenen
ge richtet sich nach ihrer jeweiligen Lage und
Glasfugenmaße sind Richtmaße, die je nach
Funktion in der Glaswand (z. B. oberer Eck-
Flügelanzahl, Flügelbreite und Glasdicke vari-
beschlag, unterer Eckbeschlag, Oberlichtbe-
ieren. Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen
schlag, Winkeloberlichtbeschlag).
Herstellerunterlagen zu entnehmen.
Glasflügel werden jeweils an der oberen und
unteren Ecke durch angeklemmte Eckbeschlä-
Transport, Lagerung und Montage. Im Zusammenhang
ge aus Leichtmetall gehalten. Anstelle dieser mit Transport, Lagerung und Montage entstehen häufig
Eckbeschläge können bei breiteren und schwe- Schäden an Verglasungseinheiten. Folgende Empfehlun-
reren Türflügeln auch durchlaufende Türschie- gen sind daher zu beachten:
nen angebracht werden. • Glasscheiben dürfen beim Transport nicht nass werden;
Zwischen den beiden Klemmplatten und der nassgewordene Gläser sind umgehend zu trocknen. Ins-
besondere Mehrscheiben-Isoliergläser müssen trocken
Glasscheibe muss immer eine den Klemmdruck gelagert werden und dürfen nicht der direkten Sonnen-
ausgleichende, elastische Zwischenlage aus einstrahlung oder anderen Hitzequellen ausgesetzt sein.
Pressspan o. Ä. liegen. • Glastafeln dürfen nur stehend gelagert werden. Die
Der Verschluss kann wahlweise über Eckschlös- Unterlagen und die Abstützung gegen Kippen dürfen
keine Beschädigung des Glases hervorrufen. Die einzel-
ser, Mittelschlösser (Türgriffhöhe) oder in den nen Verglasungseinheiten sind durch Zwischenlagen zu
Fußboden eingelassene Schlösser erfolgen. trennen.
• Bild 7.81-C. Eckbeschläge, Türschienen so- • Glastafeln dürfen nicht auf harten Untergrund (z. B. Kera-
wie alle anderen Beschläge einschließlich mik- und Steinbeläge) oder auf die Scheibenecken abge-
7.4 Innentüren 589

7.81 Konstruktionsbeispiel einer Ganzglas-Türanlage, bestehend aus zwei Türflügeln, zwei raumhohen Seitenteilen
(Festteilen) und einem Oberlicht
ANSICHT Ganzglas-Türanlage
DETAIL A1 Baukörperanschluss (Wand- und Deckenanschlussprofil)
DETAIL A2 Baukörperanschluss (Profil für Sicherheitsausführung)
DETAIL B1 Winkeloberlichtbeschlag mit Buchse für Zapfen (Festteil)
DETAIL B2 Oberer Eckbeschlag mit Zapfen (Türflügelteil)
DETAIL C1 Unterer Eckbeschlag (Schnitt: Türflügel-Festteil) mit Zapfenband für Bodentürschließer
DETAIL C2 Unterer Eckbeschlag (Ansicht-Klemmplatte-Zapfenband) mit Gehäuse-Bodentürschließer
1 Wand- und Deckenanschlussprofile 5 Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)
2 Deckschalen (Aluminium, Edelstahl u. a.) 6 Eckschloss
3 Klemmplatten mit Schrauben 7 Mittelschloss
4 elastische Zwischenlagen (Pressspan)
Nach Vorlagen DORMA-Glas, Bad Salzuflen
590 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.82a 7.82b

7.82 Schematische Darstellung von Ganzglas-Türanlagen mit Bodentürschließern


a) Ganzglas-Pendeltür
b) Ganzglas-Anschlagtür, jeweils mit Oberlicht
1 und 2 Eckteil/Eckunterteil, Drehpunkt mittig angeordnet (Pendeltür)
3 und 4 Eckoberteil/Eckunterteil, Drehpunkt exzentrisch angeordnet (Anschlagtür)
5 Ganzglas-Türblatt
6 Oberlicht
7 Deckplatte aus Edelstahl
8 Gehäuse-Bodentürschließer
DORMA, Glas, Bad Salzuflen

7 stellt werden. Am vorteilhaftesten ist es, die vom Herstel-


ler gelieferte Verpackung bis zur Montage zu verwenden.
boden reichen – so zu kennzeichnen sind (z. B.
in Augenhöhe), dass sie leicht erkannt werden
• Jede Verglasungseinheit ist vor dem Einbau auf Fehler
können. Dies soll verhindern, dass Personen sich
bzw. Beschädigungen hin zu überprüfen. Beschädigte
bzw. fehlerhafte Einheiten dürfen nicht eingesetzt wer- Stoßverletzungen zufügen, weil sie die Glas-
den, da unmittelbare Bruchgefahr besteht. fläche nicht wahrnehmen. Dabei ist zu beachten,
• Trotz der hohen Biegebruch- und Schlagfestigkeit der Glä- dass auch Personen von geringer Körpergröße
ser ist bei der Montage mit größter Sorgfalt zu verfahren. (z. B. Kinder) auf wirksame Weise gewarnt wer-
• Einscheiben-Sicherheitsgläser (ESG) dürfen nach der Aus- den müssen.
lieferung bzw. vor der Montage keinesfalls mehr bear-
beitet werden.
• Werden Ganzglas-Türanlagen ausnahmsweise vor Ab-
schluss der Putzarbeiten eingebaut, so sind die Glas-
tafeln zum Schutz gegen Kratzer und Ätzungen (z. B.
Kalkspritzer) vollflächig mit Papier abzukleben oder an-
derweitig zu schützen.
• Müssen die Stoßfugen zwischen festsehenden Glas-
scheiben (z. B. Seiten- und Oberlichtteil) staubdicht
ausgeführt werden, so ist hierfür nach Herstellerangabe
eine elastische Dichtungsmasse zu verwenden.
• Es ist zwingend darauf zu achten, dass alle Teile (Rahmen
und Verglasungen) exakt gefluchtet eingebaut werden,
da sonst durch die Verwindung der Glasscheiben die Op-
tik beeinträchtigt wird.

Kenntlichmachung von Glasflächen. Die Mus-


terbauordnung (MBO) schreibt vor, dass Glas- 7.83 Schematische Darstellung von Ganzglas-
türen und andere Glasflächen – die bis zum Fuß- Türanlagen mit Aussteifungsgläsern (Beispiele)
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 591

Die Kenntlichmachung kann beispielsweise durch Schiebetüren sind jedoch aufgrund ihrer Bewe-
Bekleben der Glasflächen mit Klebefolien, auf- gungsrichtung umständlicher zu öffnen und da-
fallende Griffe oder Handleisten in etwa 1 m Höhe her im Allgemeinen für stark begangene Durch-
o. Ä. erfolgen. gangstüren weniger geeignet (Ausnahme: Schie-
betüren mit vollautomatischem Türantrieb).
Aussteifungsgläser (Bild 7.83). Bei Ganzglas- Außerdem lassen sie sich schalltechnisch nur
Türanlagen, die aus mehreren Glasscheiben ungenügend abdichten und benötigen neben
bestehen und bestimmte Abmessungen über- der Türöffnung immer eine etwa gleich große,
schreiten, können Aussteifungsgläser erforder- feststehende Wand- oder Glasfläche zur Unter-
lich sein. Diese stehen senkrecht zu der Glaswand bringung des oder der aufgeschobenen Schiebe-
und werden von einer Klemmkonstruktion, die türflügel.
starr mit dem angrenzenden Bauteil verbunden
ist (z. B. Rohdecke, Unterzug), gehalten. Ausstei- Bild 7.3 in Abschn. 7.2 verdeutlicht, wie sie an-
fungsgläser können – je nach statischen oder geordnet bzw. geführt werden können. Man un-
bauaufsichtlichen Erfordernissen – im Bereich terscheidet:
großflächiger Oberlichtteile oder bei sehr ho- Schiebetüren vor der Wand laufend
hen Türanlagen auch in raumhoher Ausführung • sichtbar vor einer feststehenden Wand- oder
angebracht werden. Die Glasdicke von Ausstei- Glasfläche
fungsgläsern beträgt üblicherweise 12 mm. Bei
Pendeltüranlagen ist eine beidseitige Ausstei- • unsichtbar zwischen Wandfläche und Vertäfe-
fung empfehlenswert. lung oder Einbauschrank
Schiebetüren in der Wand laufend
• unsichtbar in Mauernische oder Wandtasche,
jeweils in geöffnetem Zustand.
7.5 Innere Schiebetüren Schiebetüren bestehen im Wesentlichen aus
und Faltwände einem oder mehreren Türblättern, der Türum-
rahmung sowie den Lauf- und Verschluss-
Großflächig verschiebbare Tür- und Wandele- beschlägen. Sie können ein-, zwei- oder mehr-
mente dienen der variablen Raumnutzung. Sie flügelig ausgebildet sein. 7
trennen benachbarte Bereiche, in denen gleich- Mehrflügelige Türen sind als Klappschiebetüren
zeitig und ohne sich gegenseitig zu stören, ver- (ein Flügel wird auf den anderen aufgeklappt
schiedenartige Funktionsabläufe stattfinden und zusammen in eine Wandtasche gescho-
sollen; sie bieten andererseits aber auch die ben) oder als Teleskopschiebetüren (kulissen-
Möglichkeit großzügiger Raumverbindungen. artige Führung parallel laufender Schiebetüren)
Das vielfältige Angebot teilt sich nach Einbauart, auszubilden. Schiebetüren können aus glatten
Größe und Funktion auf in Sperrtüren, beschichteten Vollspanplatten,
• Schiebetüren, mehrschichtig aufgebauten Schalenkonstruk-
tionen, Rahmentüren mit verschiedenartigen
• Harmonikatüren und Harmonikawände, Füllungen sowie aus Ganzglas oder Metall her-
• Falttüren und Faltwände, gestellt werden.
• bewegliche Elementwände und
• Sonderkonstruktionen, wie beispielsweise Tele-
skopwände, Rollwände, Hub- und Versenkwän-
7.5.1 Schiebetüren aus Holz
de (bleiben hier unberücksichtigt). Vgl. hierzu
auch Bild 7.3. und Holzwerkstoffen

Schiebetüren werden in der Regel an einem Die Ausbildung der Türumrahmung hängt weit-
Laufwerk aufgehängt und in ihrer ganzen Breite gehend von der grundrisslichen Anordnung des
seitlich verschoben (ein- oder beidseitig). Gegen- Türelementes und damit von der Lage des Tür-
über den Drehflügeltüren haben sie den Vorteil, flügels zu den angrenzenden Bauteilen ab.
dass sie beim Öffnen keinen Drehraum bean-
spruchen und auch nicht in die meist sparsam Bild 7.84 bis 7.87. Läuft die Schiebetür bei-
bemessene Verkehrsfläche hineinragen. spielsweise mittig in einer Mauernische oder
592 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.84a 7.84b
7.84 Konstruktionsbeispiele: Schiebetürelemente aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelfertigung)
a) in einer Mauernische bzw. Wandtasche mittig laufend (Decken- bzw. Sturzbefestigung)
b) unsichtbar hinter einer Wandvertäfelung laufend (Wandbefestigung des Laufwerkes)
1 Kugel-Schiebetürbeschlag GEZE-PERKEO 6 abnehmbare Vertäfelung
2 abnehmbare Bekleidung 7 Putzschiene (Protektorschiene)
3 fest eingebaute Zargenhälfte (Halbfutter) 8 U-förmige Laufnute
4 Schiebetürflügel 9 Sperrholzleiste o. Ä. als Nutabdeckung
5 Führungsnocke

7.85a 7.85b

7.85 Konstruktionsbeispiel: Schiebetüranlage aus Holz und Holzwerkstoffen (Serienfertigung)


a) Horizontalschnitt
b) Vertikalschnitt
1 Schiebetürflügel 5 U-förmige Metallprofile (Schattenfuge, Putzleiste)
2 Zargenhälfte (Halbfutter) 6 verzinkte Bandeisen (zugl. Montagebügel)
3 Wandtasche (Verkleidung) 7 Rollen-Schiebetürbeschlag
4 Stahlrohr zur Aussteifung
Neuform-Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 593

7.86 Konstruktionsbeispiel: Schiebetürelement aus 7.87 Konstruktionsbeispiel: Schiebetüranlage aus


Holzwerkstoffen (Serienfertigung) Stahlblech mit Holztürblatt
1 Schiebetürbeschlag GEZE-ROLLAN 1 Laufwerk
2 abnehmbare Winkelblende 2 abnehmbare Metallblende
3 fest eingebaute Holzzarge 3 Stahlzarge (Umfassungszarge)
4 Zierbekleidung 4 Schiebetürflügel vor der Wand laufend
5 Schiebetürflügel vor der Wand laufend 5 Führungsnocke mit U-förmiger Laufnute
6 Führungsnocke mit U-förmiger Laufnute 6 Bodeneinstand
WIRUS-Werke, Gütersloh BEDO-Werk, Schwerte
7
Wandtasche, so besteht die Türumrahmung aus Bild 7.88 zeigt einen Rollen- bzw. Laufrohr-
zwei gleich großen Zargenhälften (Halbfutter). beschlag. Meist doppelpaarig angeordnete,
Um das Laufwerk auch nach dem Einbau noch kugelgelagerte Nylon- oder Stahlrollen laufen
warten und den Türflügel in der Höhe justieren in einer nahezu geschlossenen Laufschiene, so
oder ggf. aus- bzw. einhängen zu können, sollte dass mit Schmutzeinfall kaum zu rechnen ist.
zumindest eine obere Zargenhälfte abnehmbar Die doppelpaarige Rolle, in Verbindung mit
ausgebildet sein. Schiebetüren werden entwe- einem Pendelgelenk, gewährleistet eine stets
der in Einzelfertigung hergestellt oder als Fertig- gleichmäßige Belastung des Laufwerkes und
element angeboten. Weitere Beispiele sind der ein lotrechtes Hängen des Türflügels.
Fachliteratur [26], [27] zu entnehmen. Bild 7.89. Bei dem in dieser Abbildung darge-
stellten Kugel-Schiebetürbeschlag hängt das
Lauf- und Verschlussbeschläge müssen ein Türblatt nicht an Rollen, sondern an einer Trag-
leichtes, geräuscharmes Öffnen und Schließen schiene mit doppelter Stahlkugelführung, die
der Türflügel ermöglichen. Anforderungen an sich in einer Laufschiene nahezu geräuschlos
Beschläge von Schiebetüren sind DIN EN 1527, bewegt. Ein Flattern des Türflügels ist ausge-
an das Korrosionsverhalten von Schlössern und schlossen. Auch hier sorgen Pendelaufhänger
Baubeschlägen DIN EN 1670 sowie VOB Teil C, dafür, dass der Flügel stets lotrecht hängt.
DIN 18 357, Beschlagarbeiten, zu entnehmen. Im Die Höhen- und Seitenverstellbarkeit ist bei
Einzelnen werden benötigt: beiden Beschlagarten auch nach dem Einbau
• Das Laufwerk, an dem der Schiebetürflügel jederzeit gegeben. Verstellbare Anschraubwin-
aufgehängt ist. Vorwiegend werden Rollenbe- kel ermöglichen den Einbau beider Beschlagar-
schläge – auch Laufrohrbeschläge genannt – ten sowohl an der Wand und seitlich am Un-
und Kugel-Schiebetürbeschläge verwandt. terzug, als auch an der Decke bzw. Unterkante
594 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.88a 7.88b 7.89a 7.89b


7.88 Rollen-Schiebetürbeschlag 7.89 Kugel-Schiebetürbeschlag
a) Wandbefestigung a) Wandbefestigung
b) Deckenbefestigung b) Deckenbefestigung
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus GEZE GmbH, Leonberg

Sturz. Entsprechend der jeweiligen Türflügel- derbeschläge laufen freitragend in die Mauer-
gewichte sind die Laufwerke jeweils von Fall zu nische oder Wandtasche und werden nur im
Fall zu bestimmen. Bereich der Türöffnung sorgfältig befestigt.
Bei hohen und schmalen Schiebetüren können • Türstopper. Einstellbare Türstopper innerhalb
sich u. U. ungünstige Laufeigenschaften erge- des Laufwerkes sowie weitere, an der verdeck-
ben. Die Aufhängungen sind bei derart schma- ten Längskante des Türflügels montierte Puffer
len Türen möglichst nahe an die Längskanten sorgen für die Laufbegrenzung. Sie sind so an-
des Türflügels zu legen. zubringen, dass der Türflügel an allen Endstop-
7 Das Laufwerk wird im Allgemeinen vor dem
Aufstellen der zweiten Schale der Wandtasche
pern gleichzeitig anschlägt.
• Führungsnocke. (Bild 7.90) Eine Führungs-
montiert. Besonders kräftige, freitragende Spe- nocke (Alu-Schiene, Kunststoffrolle o. Ä.), meist
zial-Schiebetürbeschläge können aber auch am Fußboden angeschraubt, sorgt für die
noch nachträglich montiert werden. Diese Son- exakte Führung des ansonsten freihängenden

7.90 Schiebetürflügel parallel voreinander laufend, mit 7.91 Einsteck-Schiebetürschloss mit Ziehgriff,
tiefenverstellbarer Führungsrolle (Langloch) Flügelriegel und Druckknopf im Stulp (für einflüge-
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus lige Schiebetür)
1 Ziehgriff durch
2 Druckknopf im Stulp auslösbar
3 Flügelriegel
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 595

Türflügels. Sie gleitet in einer an der Türblatt- Türblätter 42 mm), so dass die Schiebetür je-
unterkante eingefrästen Nute und hält so die weils in ihrer ganzen Breite in die Wandtasche
Schiebetür während des ganzen Öffnungs- eingeschoben werden kann. Durch einen
weges in der Spur. Knopf im Stulp des Schlosses ist der Ziehgriff
In den Fußboden eingelassene, durchlaufen- auslösbar. An ihm kann die Schiebetür wieder
de U-förmige Führungsschienen (Verschmut- herausgezogen werden.
zungsgefahr) oder auf den Fußboden auf-
geschraubte Sattelschienen (Stolperschienen)
sollten im gehobenen Innenausbau vermieden 7.5.2 Ganzglas-Schiebetüren
werden.
• Schiebetürschlösser (Bild 7.91) – Einsteckschlös- Ganzglas-Schiebetüren (Bild 7.92) können eben-
ser mit üblichen Schließ- und Sicherungsarten – falls ein- oder zweiflügelig ausgebildet sein. Die
sind mit Ziehgriff und Flügelriegel ausgerüstet. Glasflügel bestehen im Allgemeinen aus 10 bis
Flügelriegelschlösser, meist ohne Vierkantnuss, 12 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsgläsern1),
sind nur mit einem Klappringschlüssel (umklapp- an deren oberen Ecken Klemmbeschläge mit den
barer Gelenkschlüssel) zu bedienen. dazugehörenden Laufrollen angebracht sind. Um
Anstelle der üblichen Drückergarnituren werden 1)
Angaben über Brandschutzgläser s. Abschn. 7.6.1.2, über
• Griffmuscheln aus Holz, Metall oder Kunststoff Sicherheitsgläser Abschn. 7.3.6. Der aktuelle Stand der
in den Türflügel eingelassen (Mindestdicke der Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen.

7.92a
7

7.92b 7.92c
7.92 Schiebetürbeschlag für Ganzglastüren mit Laufwerk nach dem Rollenlagerprinzip
a) Ansichten (ein- und zweiflügelige Anlagen)
b) Schiebetürbeschlag
c) Vertikalschnitt (Ausschnitt)
1 Laufwerk (Schiene) für Wandbefestigung 5 Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Laufwagen 6 verstellbarer Anschlagbolzen
3 Klemmbeschlag (Klemmschuh) 7 Bodenführung aus Kunststoff
4 Glasschutzecken
DORMA-Glas, Bad Salzuflen
596 7 Türen, Zargen und Schlösser

mögliche Bautoleranzen besser ausgleichen zu 7.5.3 Harmonikatüren und


können, werden die Glasflügel – ähnlich wie die Harmonikawände
Holz- bzw. Metallschiebetüren – oben freihän-
gend aufgehängt und am Fußboden durch Füh-
rungsnocken oder -rollen in der Spur gehalten. Harmonikatüren (Bild 7.3 in Abschn. 7.2) wei-
Die Begrenzung des Laufweges kann im Laufwerk sen gegenüber den Drehflügeltüren die gleichen
über verstellbare Anschlagbolzen und/oder Stop- Vorteile auf wie die Schiebetüren. Während diese
per erfolgen. jedoch seitlich in ihrer ganzen Breite zu verschie-
ben sein müssen und immer eine der Türöffnung
entsprechend große Wandfläche beanspruchen,
benötigen die gefalteten Pakete der Harmonika-
türen seitlich wesentlich weniger Platz.
Harmonikatüren eignen sich daher zum Ver-
schluss von größeren Wandöffnungen, beispiels-
weise im Wohnbereich, wo eine normale Dreh-
flügeltür aus räumlichen Gründen als störend
empfunden würde.

7.94a

7
7.94b

7.94c

7.94d

7.93 Konstruktiver Aufbau einer 7.94 Schematische Darstellung einiger Einbaubeispiele von
Holzharmonikatür ohne Bodenführung Holz- und Kunstlederharmonikatüren
1 Einfach-Stahlscherenreihe a) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür mit
2 Doppel-Stahlscherenreihe Futterrahmen und Bekleidung
3 kugelgelagerte Laufrollen b) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür. Beim
4 Laufschiene Aufschieben werden nur die Segmente bewegt,
5 beiderseitige Bekleidung mit die zum Öffnen und Schließen der Tür bzw.
Spanplattenstreifen Wand benötigt werden.
6 Doppelhaken- Sicherheitsschloss c) bis d) ein- oder zweiflügelige Kunstlederharmonika-
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, türen mit und ohne Paketverkleidung
Oldenburg DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 597

Harmonikawände (Bild 7.3 in Abschn. 7.2). Die wie ihre Ausrüstung mit Beschlägen und Garni-
großflächigeren Harmonikawände sind ent- turen sehr unterschiedlich und vielfältig sein kön-
sprechend ihrer Größe stabiler konstruiert und nen, muss von einer Beschreibung aller Möglich-
dienen vor allem der Unterteilung von Kanti- keiten abgesehen werden. Nähere Angaben sind
nen, Gaststätten, Vereinsräumen, Kirchen und den jeweiligen Herstellerunterlagen zu entnehmen.
Gemeindesälen. Ihr Anwendungsfeld ist überall
dort, wo bei relativ leichter Bedienung mittlere
Schalldämmwerte erreicht werden sollen. 7.5.4 Falttüren und Faltwände
Harmonikatüren und -wände sind zweischalig
Falttüren und -wände (Bild 7.3 in Abschn. 7.2)
ausgebildete, einbaufertige Raumabschlussele-
bestehen aus einer Anzahl, meist durch Scharnie-
mente, die in ein- oder zweiflügeliger Ausfüh-
re gelenkig miteinander verbundener Flügel, die
rung mittig an einem Laufwerk aufgehängt und
an einem Laufwerk – mit oder ohne Bodenfüh-
harmonikaförmig zusammengeschoben werden.
rung – aufgehängt sind und sich durch Zusam-
• Holzharmonikatüren (Bild 7.93) bestehen menklappen zurückschieben lassen. Sie werden
im Inneren aus einem verzinkten, robusten aus Holz bzw. Holzwerkstoffen oder Metall oder
Stahlscherengitter-Gerüst, das beidseitig mit in einer Kombination beider Werkstoffgrup-
furnierten Holzwerkstoffplattenstreifen be- pen ein- oder mehrschalig hergestellt. Größere
plankt wird. Raumabschlüsse sollten möglichst zweiseitig
• Kunstlederharmonikatüren (Bild 7.94) sind aufschiebbar sein und aus Gründen der Zweck-
beidseitig mit einem Bespannungsmaterial aus mäßigkeit einen Durchgangsflügel aufweisen.
schwerem, geschäumtem Spezialkunstleder voll-
flächig verkleidet. Bild 7.3 in Abschn. 7.2 verdeutlicht, wie sie
angeordnet und geführt werden. Demnach un-
Die Flügelpakete laufen kugelgelagert in einer terscheidet man:
oberen Laufschiene und bedürfen in der Regel • Faltwände mit exzentrischer Aufhängung
am Fußboden keiner weiteren Führung (durch- (Bild 7.95). Sie bestehen aus gleich breiten Flü-
laufender Bodenbelag). Beidseitig umlaufende geln (etwa 600 bis 900 mm), die sich aufgrund
Schleifdichtungen – gegen Fußboden und Un- ihrer exzentrischen Aufhängung immer nur
terdecke abdichtend – sowie schalldämmende
Spezialeinlagen (z. B. Schwermatte mit Mineral-
nach einer Raumseite hin ausfalten lassen. Das
Laufwerk kann wahlweise an einer Sturzunter-
7
wolle) verbessern die Schalldämmwerte. kante oder Wandfläche montiert werden (Flü-
Harmonikatüren und -wände werden nahezu gelgewichte beachten). Die Tragrollen sind an
ausnahmslos nach Aufmaß einzeln gefertigt. der oberen Ecke eines jeden zweiten Flügels,
Durch den Einbau von Weichen o. Ä. sind die die Bodenführungsrollen genau lotrecht dar-
Pakete in verschiedene Richtungen ausfahrbar, unter liegend, an der unteren Flügelecke ange-
so dass sie in Nischen oder Taschen eingefah- ordnet. Diese Bodenrollen sind wegen der au-
ren und ggf. unsichtbar verstaut werden kön- ßermittigen Belastung im gefalteten Zustand
nen. Dazu müssen Decke und Fußboden genau unbedingt erforderlich und laufen in einer im
parallel und waagerecht liegen, die seitlichen Fußboden eingelassenen U-förmigen Schiene
Anschläge lot- und fluchtgerecht stehen. (Verschmutzungsgefahr beachten).
Die Verkleidung der Wandleibungen, Stürze usw. • Faltwände mit zentrischer Aufhängung (Bild
werden in der Regel bauseits hergestellt, wobei 7.96). Aufgrund ihrer zentrischen Aufhängung
die Oberflächen der Harmonikaelemente mit falten sie sich jeweils zur Hälfte nach innen und
außen und beginnen an der Wand immer mit ei-
denen der angrenzenden Wandvertäfelungen
nem halben Flügel. Die übrigen Flügel sind gleich
aufeinander abgestimmt sein können.
breit (etwa 600 bis 900 mm). Bei dieser Wand-
Griffe auf beiden Türseiten ermöglichen ein art sitzen die Tragrollen in der Mitte eines jeden
leichtes Herausziehen und Feststellen der Har- zweiten Flügels. Aufgrund des sich daraus erge-
monikatür bzw. -wand an jeder beliebigen Stelle, benden Gleichgewichtes ist eine Bodenführung
während ein Doppelhaken-Sicherheitsschloss bei kleineren Flügelgruppen nicht erforderlich,
den dichten Abschluss sichert. bei breiteren Anlagen sind die Bodenführungs-
Da die angebotenen Führungen im Decken- und rollen lotrecht unter den Laufrollen montiert.
Fußbodenbereich, die verschiedenartigen Faltun- Diese Faltwandart wird von der Beschlagindustrie
gen der Elemente und ihre Parkmöglichkeiten so- auch als Harmonikawand bezeichnet.
598 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.95a

7.95b 7.95c

7.95 Schematische Darstellung einer Faltwand mit exzentrischer Aufhängung (gleich breite Flügel)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 U-förmige Bodenschiene
2 Tragrolle (Trägerwinkel mit aufgesetztem 5 Feststellriegel
Rollenapparat) 6 kugelgelagerte Scharniere
3 Führungsrolle

7.96a

7.96b 7.96c
7.96 Schematische Darstellung einer Faltwand mit zentrischer Aufhängung (an der Wand mit einem halben Flügel
beginnend)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 kugelgelagerte Scharniere
2 Tragrolle 5 U-förmige Bodenschiene
3 Feststellriegel
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 599

7.97a

7.97b 7.97c
7.97 Ganzglas-Falttüranlage aus Einscheiben-Sicherheitsglas
a) Ansicht und Horizontalschnitt von einer exzentrisch aufgehängten Falttüranlage
b) Ansicht und Horizontalschnitt von einer zentrisch aufgehängten Falttüranlage
c) Vertikalschnitt durch eine exzentrisch aufgehängte Falttüranlage
1 Laufrohr 5 Türflügel mit Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Tragrolle 6 Bodenführungsschiene
3 angeklemmte Türschienen 7 Bodenführungsrolle
4 Gelenkbänder 8 Bodentürschließer
VEGLA (Saint-Gobain Glas), Aachen
600 7 Türen, Zargen und Schlösser

Gemeinsam ist allen Faltwandarten, dass die ein- 7.5.5 Bewegliche Elementwände
zelnen Flügel durch jeweils zwei, bei hohen Ele-
menten auch durch drei oder vier kugelgelagerte
Die Forderung, eine begrenzte Grundfläche je-
Scharniere miteinander verbunden sind.
derzeit so aufteilen zu können, dass sie wechseln-
Ähnlich wie bei den Schiebetüren sollte auch hier den Anforderungen genügt, führte zur Entwick-
die im Bereich des Laufwerkes liegende Beklei- lung von beweglichen Elementwänden. Dabei
dung bzw. Wandvertäfelung abnehmbar sein, um handelt es sich um schalldämmende, bewegliche
ggf. Reparaturen oder eine nachträgliche Höhen- Wände ohne Bodenführung, die aus raumhohen,
justierung der Faltwand vornehmen zu können. unabhängig voneinander bedienbaren Einzel-
Einzelheiten bezüglich des konstruktiven Auf- elementen bestehen.
baues der einzelnen Türflügel und der notwendi-
gen Schalldämm-Maßnahmen, die beim Einbau
Elementwände (Bild 7.98) werden vorzugswei-
derartiger Wandanlagen zu beachten sind, s. Ab-
se in Schulen, Mehrzweckhallen, Kongress- und
schn. 7.5.5, Bewegliche Elementwände.
Sportzentren sowie in gastronomischen Objek-
ten eingesetzt. Die zusammengeschobenen Ele-
Ganzglas-Falttüranlagen mente ergeben eine geschlossene, vollkommen
Großflächige Raumöffnungen – die je nach Be- glatte Wand ohne sichtbare Metallprofile oder
darf teilweise oder in der gesamten Breite als Beschlagteile. Als Oberflächenmaterial werden
Durchgang benötigt werden – können auch mit vorzugsweise Holzfurniere, Schichtstoffplatten,
Ganzglas-Falttüranlagen unterschiedlichster Grö- Kunstleder sowie alle anderen im gehobenen In-
ße und Ausführung verschlossen werden. Sie nenausbau üblichen Materialien verwendet.
eignen sich als bewegliche, transparente Innen- Die auf dem Markt derzeit angebotenen Wände
raum-Abschlüsse von Hallen und Foyers oder als haben einen sehr ähnlichen Aufbau, so dass im
großflächiger Raumteiler in Ladenstraßen und Allgemeinen von folgenden Gegebenheiten aus-
Warenhäusern. gegangen werden kann:
Ganzglas-Falttüranlagen bestehen aus rahmen- • Aufhängung (Bild 7.99). Die verfahrbaren Ele-
losen Ganzglas-Türflügeln, an deren oberen und mentwände werden an Deckenschienen aus
7 unteren Enden durchlaufende Türschienen mit
den dazugehörigen Trag- bzw. Führungsrollen
Stahl oder Aluminium aufgehängt. Bodenfüh-
rungsschienen sind aus optischen und Ver-
angeklemmt sind. Bis zu fünf Türflügel können schmutzungsgründen unerwünscht.
zusammenhängend seitlich verschoben und zu Für die Elementaufhängung gibt es zwei Mög-
einem Paket zusammengefaltet werden. lichkeiten: Die einfachere
Falttüranlagen aus Einscheiben-Sicherheitsglas • 1-Punkt-Aufhängung (1 Rollenwagen je Ele-
können mit oder ohne Gehflügel ausgestattet ment), bei der die Gefahr des Verkantens der
sein, wobei der Gehflügel als Pendeltür oder als Elemente und damit Beschädigung der Decke
Anschlagtür ausgebildet wird. Die Anforderun- bzw. des Fußbodenbelages nie ganz ausge-
gen an Beschläge für Falttüren sind in DIN EN 1527 schlossen werden kann, und die aufwändige-
festgeschrieben. Alle erforderlichen Beschlagteile re, aber derzeit übliche
werden vom Glaswerk mitgeliefert. Einzelheiten
hierzu s. Abschn. 7.4.7, Ganzglastüren. • 2-Punkt-Aufhängung (2 Rollenwagen je Ele-
ment). Aufgrund ihres Gewichtes erfordern
verschiebbare Wände ein hochwertiges Lauf-
Bild 7.97. Wie diese Abbildung verdeutlicht, gibt rollensystem. Besonders geeignet sind sog.
es Ganzglas-Falttüren wahlweise mit exzentri- Kreuzrollen, die ein leichtes, geräuscharmes Ver-
scher oder zentrischer Aufhängung. Bei beiden schieben der Elemente nach allen Richtungen
Systemen sind Bodenführungsrollen mit den (ohne Drehscheiben und Weichen) gestatten.
entsprechenden U-förmigen Schienen vorzuse- Die einzelnen Elemente der geöffneten Wand
hen. Um ein nachträgliches Verstellen (Höhen- können beliebig in einer separaten Nische,
justierung) der Tragrollen zu ermöglichen, ist hinter einer vorspringenden Wand oder einem
auch hier in der bauseits anzubringenden Ver- Pfeiler sowie einfach seitlich geparkt werden.
kleidung eine Revisionsklappe o. Ä. vorzusehen. • Wandelemente (Bild 7.100). Die zweischalig
aufgebauten Elemente (Sandwichkonstruktion)
bestehen im Inneren aus einer verwindungsstei-
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 601

7.98a 7.98b 7.98c 7.98d 7.98e 7.98f


7.98 Schematische Darstellung einiger Wandelement-Typen von beweglichen Elementwänden
a) fest angeschlagenes Türelement
b) einflügelige Durchgangstür
c) Vollwand-Element
d) zweiflügelige Durchgangstür
e) Fenster-Element
f) Teleskop-Element

7.99 Schematische Darstellung verschiedener Parkmöglichkeiten von beweglichen Elementwänden

fen Metallrahmenkonstruktion, die beidseitig Daraus ergeben sich Elementdicken zwischen


freischwingend – aufliegend auf Weichprofil- 80 und 150 mm, je nach Elementhöhe und ge-
dichtungen – mit 16 (19) mm dicken Spanplat- fordertem Schalldämmwert. Die Elementab-
ten beplankt ist. Die Paneele können auch aus messungen variieren allgemein in der Breite
verzinkten Stahlblechtafeln mit Brandschutz- zwischen 600 und 1200 mm, in der Höhe zwi-
ausstattung bestehen. schen 2000 und 4100 mm (Sonderkonstruktio-
Entsprechend der jeweils geforderten Schall- nen bis 16000 mm).
dämmung wird der Hohlraum zwischen den • Horizontale Abdichtung (Bild 7.101) Jedes
Paneelen mit Mineralwolle, akustischen Gum- Wandelement besitzt nach oben und unten
mimatten o. Ä. gefüllt und das notwendige ausfahrbare, beweglich gelagerte Doppeldich-
Flächengewicht der Elemente durch aufge- tungen, die über eine Spindelmechanik (Wa-
klebte Stahlblechtafeln, Schwermatten oder genheberprinzip) – ausgelöst durch eine Steck-
Gipskartonplatten erreicht. kurbel – gegen Fußboden und Deckenschiene
602 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.101a

7
7.101b

7.100 Schematische Darstellung des Aufbaues und der 7.101 Beispiele von Laufschienen-Abhängungen
Mechanik eines beweglichen Wandelementes (System VARIFLEX)
1 Rahmen aus Aluminiumhohlkammer- und a) Abhängung an einer Betondecke
Stahlrohrprofilen b) Abhängung an einem Unterzug
2 Spanplattenbekleidung (16 mm) mit 1 bewegliche Elementwand
Schwermatten und Hohlraumfüllung 2 ausfahrbare Dichtleisten
3 horizontale Abdichtung (oben/unten) durch 3 abgehängte Unterdecke
ausfahrbare Dichtleisten 4 Deckenschiene aus Aluminium
4 Steckkurbel 5 Gipskartonplatten (je 12,5 mm dick)
5 Getriebemechanik 6 Gewindestange mit höhenjustierbarer
6 Deckenschiene aus Aluminium Halteplatte bzw. Konsole
7 Laufwagen mit Kreuzrollen (Zweipunkt- 7 Dübel nach Angabe
Aufhängung) 8 Stahlblechprofil
8 vertikale Abdichtung (Nut-Feder-Profil mit 9 dauerelastische Dichtmasse
Lippendichtungen) 10 Mineralfaserwolle
9 kraftschlüssige Verbindung durch 11 Halteplatte
Magnetbänder 12 Konsole
10 Abdrückmechanismus 13 Trennfuge im schwimmenden Estrich
11 zusätzliche Eckabdichtung
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 603

7.102a 7.102b 7.102c


7.102 Horizontalschnitt durch eine bewegliche Elementwand (System VARIFLEX)
a) Wandanschluss: erstes Element mit Schlossleiste
b) vertikale Elementverbindung: Nut-Feder-Profil mit Lippendichtungen und beidseitig angeordneten
Magnetbändern
c) Wandanschluss: letztes Element mit ausfahrbarem Teleskop
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg

gepresst werden. Diese federgelagerten, mit beweglichen Trennwand einfügen zu können, ist
einer Anpresskraft von 15 bis 20 N/mm2 verse- ein gewisser Spielraum gegenüber dem Wand-
henen Dichtleisten geben jedem Element eine anschluss notwendig. Dieser verbleibende Zwi-
gute Standfestigkeit, dichten gegen Fußboden schenraum wird meist durch ein aus dem letzten
und Deckenschiene schalldämmend ab und Element ausfahrbaren Teleskop verschlossen.
gleichen Toleranzen sowie nachträgliche Ver- Aus Gründen der Zweckmäßigkeit sollte jede
änderungen des Bauwerkes (z. B. Deckendurch- größere, bewegliche Elementwand eine allseits 7
biegungen) bis zu einer Höhendifferenz von bei- flächenbündig eingebaute Durchgangstür er-
spielsweise zweimal 40 mm selbsttätig aus. halten. Diese weist keine Bodenschwelle auf,
• Vertikale Abdichtung (Bild 7.102). Die verti- sondern dreiseitig umlaufende Doppeldich-
kale Verbindung der Elemente untereinander tungen sowie eine nach unten ausfahrbare
erfolgt bei einer hochwertigen Wand einmal Dichtleiste. Generell ist jedoch zu beachten,
durch formschlüssige Nut-Feder-Profile mit dass Durchgangstüren in der Regel die Schall-
eingearbeiteten Mehrfachdichtungen, zum an- dämmwerte einer Wand verringern.
deren durch eine kraftschlüssige Verbindung. • Schallnebenwege. Die Begrenzung der bau-
Dies kann entweder mechanisch durch zwei lichen Schallnebenwege über die flankieren-
versenkt angeordnete Schließhaken oder durch den Bauteile ist genauso wichtig wie die schall-
die gegenseitige Anziehungskraft zweier, in technischen Maßnahmen am trennenden
der Nut-Feder-Schiene verlaufender Magnet- Bauteil, der beweglichen Trennwand selbst.
bänder geschehen. Deren Anzugskraft kann bis Der Einbau einer Elementwand mit einem
zu 70 N/ lfdm. betragen. Schalldämm-Maß R’wP von beispielsweise 45
• Wandanschluss (Bild 7.102). Auch der Wand- bis 52 dB hat nur dann einen Sinn, wenn die
anschluss muss bei einer schalldämmenden Ele- Schall-Längsleitung über die flankierenden
mentwand sehr sorgfältig ausgeführt werden. Bauteile wie Fußboden, Wand, Decke, Fassade
Im Allgemeinen wird hierzu eine sog. Wandan- usw. weitgehend reduziert werden kann.
schlussleiste verwendet, die im Prinzip nichts Das Problem der horizontalen Schall-Längs-
anderes darstellt als das Endstück eines nor- leitung tritt vor allem auf entlang schwim-
malen Elementes, das mit der Raumwand dicht mender Estriche und schallleitender Fußbo-
verbunden ist und in dessen Nut-Feder-Profil denbeläge (durchlaufende Trennfuge oder
das erste aufzustellende Wandelement einge- Verbundestrich vorsehen), schallleitender Un-
schoben wird. Um auch das letzte Element der terdeckenplatten und ungedämmter Decken-
604 7 Türen, Zargen und Schlösser

hohlräume (horizontale Dämmung und/oder Feuerwiderstandsfähigkeit und Dauerfunktions-


vertikale Abschottung einplanen) sowie bei tüchtigkeit einzubeziehen.
undichten Randanschlüssen. Dazu kann noch Die Notwendigkeit des Einbaues von Feuer-
die Schall-Längsleitung über Fassaden- bzw. schutzabschlüssen ergibt sich aus den baurecht-
Fensterelemente, Ver- und Entsorgungslei- lichen Bestimmungen der Musterbauordnung
tungen sowie über Lüftungskanäle hinzukom- (MBO) bzw. den jeweiligen Landesbauordnun-
men. Die geforderte Schalldämmung kann gen (LBO), den Verordnungen und Richtlinien
außerdem nur erreicht werden, wenn auch die über Bauten und Räume besonderer Art oder
zwangsläufig auftretenden Bautoleranzen im Nutzung (z. B. Verkaufsstätten-, Versammlungs-
Rahmen der Grenzen liegen, die die beweg- stätten-, Garagen-, Krankenhausbau-, Gaststätten-
lichen Trennwandsysteme auffangen können. verordnungen, den Schulbau-, Hochhaus- oder
Weitere Einzelheiten sind den Abschnitten Industriebaurichtlinien) sowie aus einer Vielzahl
14.2.2.3 und 15.3.3.1 in Teil 1 dieses Werkes weiterer Rechtsverordnungen und Verwaltungs-
sowie der weiterführenden Fachliteratur [28], vorschriften.
[29] zu entnehmen.
Diese Verordnungen bestimmen neben der
Feuerwiderstandsklasse der Wände auch die er-
forderliche Feuerwiderstandsklasse der dort ein-
7.6 Sondertüren zubauenden Türen.

Von Schutz- und Sondertüren werden je nach DIN-Normen1) Von einigen Besonderheiten
Einsatzort und den sich daraus ergebenden An- abgesehen, müssen Feuerschutzabschlüsse die
forderungen ganz spezifische Eigenschaften Anforderungen an raumabschließende Bauteile
gefordert, woraus sich sowohl notwendige (Ge- nach DIN 4102-2 erfüllen. Feuerschutzabschlüs-
setzgeber) als auch individuell wünschenswerte se zählen jedoch zu den Sonderbauteilen, weil
(Bauherr/Planer) Auflagen ableiten lassen. Man sie wegen ihrer beweglichen Teile nicht alle
unterscheidet: Anforderungen an raumabschließende Bauteile
• Schutztüren • Feuerschutztüren erfüllen können.

7 •
Rauchschutztüren
Schallschutztüren
Feuerschutzabschlüsse werden daher nach DIN
• Strahlenschutztüren
4102-5 geprüft und je nach Anforderung in unter-
• Einbruchhemmende Türen
schiedliche Feuerwiderstandsklassen eingeteilt
• Schusshemmende Türen u. a. (Tabelle 7.103). Beim Brandversuch – dessen
• Sondertüren • Wohnungsabschlusstüren
Dauer der Feuerwiderstandsklasse entspricht
• Feucht- und Nassraumtüren u. a. – muss die raumabschließende Wirkung gewahrt
bleiben und der Durchgang des Feuers ver-
hindert werden.
Der Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit
7.6.1 Feuerschutztüren und -abschlüsse erfolgt gemäß DIN 4102-18. Diese hängt im
Wesentlichen von der Ausstattung der Türele-
Feuerschutzabschlüsse sind gemäß DIN 4102-5 mente mit leistungsfähigen Beschlägen, Bän-
selbstschließende Türen und andere Abschlüsse dern, Schlössern und anderen Schließmitteln ab.
(z. B. Klappen, Rollläden, Tore), die dazu bestimmt Ein besonders wichtiges Kriterium für die Funk-
sind, im eingebautem Zustand den Durchtritt tionstüchtigkeit ist das selbsttätige Schließen
eines Feuers durch notwendige Öffnungen in des/der Türflügel.
Wänden oder Decken eines Gebäudes für eine Keines Nachweises bedürfen Feuerschutztüren
definierte Zeitspanne zu verhindern. aus Stahlblech gemäß DIN 18 082, Bauart A und
Sie sind als Ganzes Bestandteil eines feuer- B (Stahltüren T 30-1). Diese Norm stellt eine
widerstandsfähigen Raumabschlusses und zwar Konstruktions- bzw. Produktnorm dar (geregelte
einschließlich der umgebenden Wand, der in Bauart). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.6.1.1.
der Wand befestigten Zarge, den Befestigungs-
mitteln, aller Beschlagteile, Dichtungen und
Türflügel. Alle diese Teile beeinflussen sich 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
wechselseitig und sind daher in die Prüfung der entnehmen.
7.6 Sondertüren 605

Tabelle 7.103 Feuerwiderstandsklassen T nach DIN 4102-5 • Die Bauregelliste B dient der Umsetzung von Richtli-
nien der Europäischen Union (konnte aber bisher noch
nicht aufgestellt werden).
• In der Liste C werden Bauprodukte geführt, für die es
weder technische Baubestimmungen noch allgemein
anerkannte Regeln der Technik gibt und die für die Bau-
ordnungen nur eine untergeordnete Bedeutung haben.
Geregelte Bauprodukte entsprechen den in der Bauregel-
liste A Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder
weichen von ihnen nicht wesentlich ab.
Nicht geregelte Bauprodukte sind Bauprodukte, die we-
sentlich von den in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt ge-
Europäische Normen1) Mit dem Übergang vom machten technischen Regeln abweichen oder für die es
keine Technischen Baubestimmungen oder allgemein an-
nationalen zum europäischen Regelwerk erge- erkannten Regeln der Technik gibt.
ben sich auch neue Prüf-, Klassifizierungs- und Die Verwendbarkeit ergibt sich
Produktnormen. Außerdem wurde ein neues
• für geregelte Bauprodukte aus der Übereinstimmung
europäisches Klassifizierungssystem zum Brand- mit den bekannt gemachten technischen Regeln,
verhalten von Bauprodukten (Baustoffen) ge- • für nicht geregelte Bauprodukte aus der Übereinstim-
schaffen, das insgesamt sieben EUROKLASSEN mit mung mit
weiteren zusätzlichen Unterklassen vorsieht. Ein- • der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung oder
zelheiten hierzu sind Tabelle 17.110, Teil 1 dieses • dem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis oder
Werkes zu entnehmen. • der Zustimmung im Einzelfall.
• DIN EN 1363-1 ist die Grundnorm für die Feu-
erwiderstandsprüfung aller Bauteile. Sonstige Bauprodukte sind Produkte, für die es allgemein
• DIN EN 1634-1 regelt das Prüfverfahren für die anerkannte Regeln der Technik gibt, die jedoch nicht in der
Bauregelliste A enthalten sind. An diese Bauprodukte stellt
Bestimmung der Feuerwiderstandsdauer von
die Bauordnung zwar die gleichen materiellen Anforderun-
Feuerschutztüren. Diese Prüfnorm enthält ei- gen, sie verlangt aber weder Verwendbarkeits- noch Über-
nige wesentliche Änderungen im Vergleich mit einstimmungsnachweise; sie sind deshalb auch nicht in der
der früheren Prüfmethode nach DIN 4102-5, so Bauregelliste A erfasst.
dass sich daraus eine gewisse Verschärfung der
Prüfbedingungen ergibt, die sich auf die Kons- Verwendbarkeitsnachweis. Geregelte und nicht geregel-
7
truktion der Feuerschutzabschlüsse auswirkt. te Bauprodukte – deren Verwendung in den Landesbau-
ordnungen geregelt ist – dürfen eingesetzt werden, wenn
• Bei Feuerschutzabschlüssen handelt es sich in ihre Verwendbarkeit in dem für sie geforderten Überein-
der Regel um nicht geregelte Bauprodukte, stimmungsnachweis bestätigt ist und sie deshalb das Über-
für die der Nachweis ihrer Verwendbarkeit er- einstimmungszeichen – Ü-Zeichen – tragen. Diese sind in
bracht werden muss (Ausnahme: Feuerschutz- der Bauregelliste A, Teil 1, 2 und 3 aufgelistet.
türen aus Stahlblech gemäß DIN 18 082 = gere- • Gemäß Bauregelliste gibt es folgende Arten des Über-
gelte Bauart). einstimmungsnachweises:
ÜH – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
• Grundsätzlich hat der Verwender die jeweils ak-
ÜHP – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
tuelle Fassung der Bauregelliste zu beachten. nach vorheriger Prüfung des Bauproduktes
durch eine bauaufsichtlich anerkannte
Bauregelliste, Ü-Zeichen, CE-Zeichen. Die Landesbauord- Prüfstelle
nungen unterscheiden zwischen geregelten, nicht geregel- ÜZ – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
ten und sonstigen Bauprodukten, die in den verschiedenen nach einer Zertizierung des Produktes
Bauregellisten aufgeführt sind. Das Zusammenfügen von durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle
Bauprodukten zu baulichen Anlagen oder Teilen von bauli- (Übereinstimmungszertifikat).
chen Anlagen definieren sie als Bauart. Bauprodukte, die nach dem Bauproduktengesetz auf der
• Die Bauregelliste A gilt für Bauprodukte im Sinne der Basis harmonisierter europäischer Produktnormen in Ver-
Begriffsbestimmung der Landesbauordnungen. Teil 1 kehr gebracht werden, müssen gemäß der Bauregelliste B
dieser Bauregelliste enthält die geregelten Bauprodukte, Teil 1 als Verwendbarkeitsnachweis die CE-Kennzeich-
Teil 2 die nicht geregelten Bauprodukte. Teil 3 enthält nung tragen.
nicht geregelte Bauarten. Für die sonstigen Bauprodukte braucht die Verwendbarkeit
nicht nachgewiesen zu werden. Weitere Einzelheiten sind
Abschn. 2.2.4, Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
entnehmen.
606 7 Türen, Zargen und Schlösser

Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei- Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung nach DIN
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.6.1.2. 18 263-1 möglich. Weitere Angaben hierzu s. Abschn. 7.7.5,
Türschließer (Türschließmittel).

7.6.1.1 Feuerschutztüren aus Stahl


Allgemeine Konstruktions- und Einbauhin-
Feuerhemmende einflügelige Stahltüren (Bild
weise für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn.
7.104) – auch doppelwandige Stahlblechtüren
7.6.1.2.
genannt – sind in DIN 18 082-1 und -3 genormt.
Dabei handelt es sich um selbstschließende
Türen ohne Verglasung, die dazu bestimmt sind, 7.6.1.2 Feuerschutztüren aus
notwendige Öffnungen in raumabschließenden Rohrrahmenkonstruktionen
Wänden gemäß baurechtlicher Bestimmun- Türsysteme Feuerschutztüren aus Rohrrahmen-
gen zu verschließen. Die Arten A und B unter- profilen – auch Rohrprofiltüren genannt – sind
scheiden sich in ihrer Eignung für verschiedene nach unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien
Wandmaterialien (Mauerwerk, Stahlbeton) bzw. aufgebaut. Man unterscheidet
Wandöffnungsgrößen. • thermisch geschützte Konstruktionen,
Stahltüren, die den Festlegungen dieser Normen • thermisch getrennte Konstruktionen.
entsprechen, gelten ohne besonderen Nachweis
als T30-Türen nach DIN 4102-5 (Bauregelliste A
Teil 1, geregelte Bauart). Thermisch geschützte Konstruktionen
• Beplankte Konstruktionen. Bei dieser Bau-
DIN 18082-1 legt die Anforderungen an T30-1 art bestehen die Türflügel- und Blendrahmen
Stahltüren der Bauart A (Türblattdicke 54 mm) aus jeweils mittig angeordneten, tragenden
fest, zur Verwendung in Wandöffnungen von 625 Stahlprofil-Grundrahmen, die beidseitig von
mm bis 1000 mm Breite und von 1750 bis 2000 außen mit bauaufsichtlich zugelassenen Faser-
mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss silikat-Plattenstreifen o. Ä. beplankt und dadurch
mind. 115 mm bei Mauerwerk (DIN 1053-1) und thermisch geschützt werden. Diese Plattenstrei-
100 mm bei Beton (DIN 1045) betragen. fen werden durch gekantete Stahlblechschalen
geschützt, die gleichzeitig auch als Halterung für
7 DIN 18082-3 erfasst T30-1 Stahltüren der Bauart
die äußere Aluminium-Deckverkleidung dienen.
Mit dieser Verbundkonstruktion lassen sich auch
B (Türblattdicke 62 mm) für Wandöffnungen von
die sonst bauüblichen Beschädigungen der
750 bis 1250 mm Breite und von 1750 bis 2250
fertigen Elementoberflächen auf ein Minimum
mm Höhe (Baurichtmaße). Die Wanddicke muss
reduzieren, da die eloxierten oder einbrenn-
mind. 240 mm bei Mauerwerk und 140 mm bei
lackierten Aluminium-Deckschalen erst kurz
Stahlbeton betragen.
vor Baufertigstellung auf die bereits installier-
Bild 7.104 zeigt eine einflügelige Feuerschutztür der Bau-
ten Türelemente aufgeklipst werden.
art A gemäß DIN 18 082-1. Das Türblatt besteht aus zwei Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.105 a und b.
1,0 mm dicken Feinblechen, die zu einem allseitig ge- Vgl. hierzu auch Bild 7.113.
schlossenem 54 mm dicken Türkasten zusammengefügt
sind, und zwar so, dass an drei Türblattkanten umbördelte
Anschlagfalze von 24 mm Breite entstehen. Weitere Flach- Thermisch getrennte Konstruktionen
bzw. Winkelstahlverstärkungen sind zur inneren Ausstei-
fung des Türkastens, zur Verstärkung des Schlossbereiches • Sandwichkonstruktion Bei dieser Bauart be-
und zur Befestigung des Obentürschließers eingeschweißt. stehen die Türflügel- und Blendrahmen aus
Auf der Bänderseite des Türblattes ist ein Sicherungszapfen jeweils innen- und außenseitig angeordneten
untergebracht, der beim Schließen der Tür in die Zarge ein- – thermisch mittig getrennten – Stahlprofilroh-
greift, um im Falle eines Brandes ein Ausbiegen des Türflü-
gels zu verhindern. Als Dämmstoff kommen nichtbrennba- ren, die zu Rahmen verschweißt werden. Die
re Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1 zur Anwendung, thermische Entkoppelung erfolgt durch eine
wobei diese den Türkasten vollständig ausfüllen müssen. isolierende Zwischenschicht aus Fasersilikat-
Die Stahlzarge besteht aus Z-förmigen Stahlprofilen von 3 Plattenstreifen o. Ä., die mit den Brandschutz-
bis 4 mm Dicke, an deren Längsseiten je drei Maueranker gläsern in einer Ebene liegen.
angeschweißt sind. Die Verankerung der Türzarge mit der
Wand muss nach DIN 18 093 erfolgen. Das Türblatt ist an Derartige Stahlprofilrohrkonstruktionen können
zwei Konstruktionsbändern aufgehängt. entweder werk- oder bauseitig direkt farb-
Als Schließmittel sind ein nichttragendes Federband (DIN beschichtet oder auch mit Aluminium-Deck-
18262 bzw. 18 272) auf halber Türkastenhöhe oder ein schalen verkleidet werden.
7.6 Sondertüren 607

1 Einsteckschloss nach DIN 18 250 mit Schlüsselloch-


blende bei BB-Lochung
2 Ankerlochaussparung (z. B. 80 mm im Beton, 95
mm im Mauerwerk)
3 Lage der Kennzeichnungsschilder
4 Federband nach DIN 18 262 oder DIN 18 272.
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.7.5
5 Meterrissmarkierung (Kerbe)
6 Verstärkungswinkel für Obentürschließer
7 Lage der Z-Stahlzarge
8 Anker nach DIN 18 093
9 Z-Stahlzarge, eingeputzt, 54 × 50 × 25 × 3 mm
10 Schutzkasten
11 umlaufende Flachstahlverstärkung 50 × 5 mm
12 Schlosstaschenauskleidung mit
Wärmedämmplatten
13 Schlosstasche
14 Mineralfaserplatten nach DIN 18 089-1
15 Sicherungszapfen

7.104a

7.104b
7.104 Feuerschutztür nach DIN 18 082-1 (Ausg. 12.91): Feuerhemmende einflügelige T30-1 Stahltür, Bauart A
(insgesamt vereinfachte Darstellung, Maße in mm)
a) Ansicht der Feuerschutztür. Baurichtmaße der Wandöffnung in der Breite von 625 × 1000 mm, in der Höhe
von 1750 × 2000 mm
b) Schnitt A–A durch Schlosstasche und bandseitigem Sicherungszapfen

Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.106 a und b. Außerdem sind in die beiden Hohlprofile in-
• Stegkonstruktion mit Isolatoren. Bei dieser nenseitig Gipskarton-Plattenstreifen eingeklebt.
Bauart bestehen die Türflügel- und Blendrah- Diese sog. Isolatoren geben bei Hitzeeinwirkung
men je nach System entweder aus zwei Stahl- Feuchtigkeit ab und kühlen die Profile, so dass
profilrohren oder aus zwei Aluminiumprofilen. die kritischen Temperaturgrenzen nicht über-
Diese tragenden Profile sind durch kohlefaser- schritten werden.
verstärkte Kunststoffstege (Isolierstege) kraft- Konstruktionsbeispiele
schlüssig miteinander verbunden und dadurch s. Bild 7.107 und 7.108.
gleichzeitig auch thermisch getrennt.
608 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.105 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch geschützten Stahlrohrprofilen


7 (Grundrahmen) mit Brandschutzglas und aufgeklipsten Aluminium-Deckschalen
1 Stahlrohrprofil (tragender Grundrahmen)
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (thermischer Schutz)
3 gekantete Stahlblechschale mit Klemmhalterung
4 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
5 Brandschutzglas
6 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
7 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen

Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinweise Beispiel Mauerwerk und Stahlbeton aber auch
Feuerschutzabschlüsse müssen sowohl hinsicht- leichte Gipsplatten-Metallständerwände u. a.
lich ihres konstruktiven Aufbaues als auch be- Grundsätzlich erfolgt die Zargenmontage immer zwei-
züglich Montage, Betrieb und der für den Einbau stufig. Zunächst ist eine kraft-/formschlüssige Ver-
vorgeschriebenen Wände in allen Einzelteilen bindung mit der Wand durch Anker, Klammern oder
dem jeweiligen Verwendungsnachweis entspre- Dübeln herzustellen. Anschließend sind alle Hohlräume
chen. Im Einzelnen sind zu beachten: zwischen Zarge bzw. Blendrahmen und Wand lücken-
los zu hinterfüllen, um einem Flammendurchschlag im
• Montage. Nur ein ordnungsgemäßer Einbau Anschlussbereich vorzubeugen.
mit kraftschlüssiger Verankerung in der an- Bei der Montage von Stahlzargen in Massivwänden ist
grenzenden Wand sichert die einwandfreie der Hohlraum mit Zementmörtel dicht zu verfüllen.
Funktion einer Feuerschutztür im Brandfall. Beim Einbau von Feuerschutztüren in Ständerwerks-
Dies wird durch die Übergabe der Montage- wänden werden die Zargenspiegel innenseitig mit
anleitung an den Bauherrn zusammen mit dem Gips hinterfüllt, bevor das Ständerwerk beplankt wird.
Zulassungsbescheid dokumentiert. Eine strikte Diese Hinterfüllung dient der Kühlung der Zargenpro-
file und Stabilisierung des Verbundes von Zarge und
Einhaltung der Montagevorschriften durch den Wand.
Verarbeiter ist unabdingbar.
Beim nachträglichen Einbau von Stahlzargen in leichte
Zulässig sind ausschließlich Anschlüsse an in Trennwände müssen die Hohlräume dicht mit Mineral-
der Zulassung definierte Wandarten wie zum wolle ausgestopft werden.
7.6 Sondertüren 609

7.106a 7.106b
7.106 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch getrennten Stahlprofilrohren
(Sandwichkonstruktion) mit Brandschutzglas
a) Stahlprofilrohrkonstruktion für werk- oder bauseitige Beschichtung (Anstrich)
b) Stahlprofilrohrkonstruktion mit Aluminium-Deckschalen
1 Stahlprofilrohre, thermisch mittig getrennt
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (isolierende Zwischenschicht)
3 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
4 Brandschutzglas
5 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
SCHÜCO International, Bielefeld

7.107 Thermisch getrennte Stahlprofilrohre und


Aluminiumprofile (Stegkonstruktionen) für T30-1
Feuerschutztüren (Beispiele)
a) bis b) Stahlprofilrohre mit Isolierstegen und
eingeklebten Gipskarton-Plattenstreifen

c)
(Isolatoren)
Aluminiumprofil mit Isolierstegen und
7
7.107a 7.107b 7.107c eingeklebten Gipskarton-Plattenstreifen
(Isolatoren)

7.108 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Feuerschutztür aus thermisch getrennten, selbsttragenden Aluminiumprofilen
(Stegkonstruktion) mit Brandschutzglas
1 Aluminiumprofile, thermisch getrennt durch Isolierstege
2 kohlefaserverstärkte Kunststoffstege (Isolierstege)
3 eingeklebte Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
5 Brandschutzglas
6 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
SCHÜCO International, Bielefeld
610 7 Türen, Zargen und Schlösser

Auf dem Markt werden auch PU-Schäume in F 30-Qualität Isolation (= strahlenundurchlässige Verglasung).
angeboten, die einen Feuerwiderstand von 30 Minuten Dies geschieht in der Regel durch glasklare Zwischen-
ergeben. schichten (z. B. Natriumsilikat), die zwischen den ein-
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.3.2 bzw. 7.4.2, Bauteilan- zelnen Sicherheitsglasscheiben eingelagert sind.
schlüsse, Abschn. 7.4.5.1, Einbau von Stahlzargen sowie Wenn im Brandfall die dem Feuer zugewandte erste
in Teil 1 dieses Werkes die Abschnitte 6.10 und 15, nicht Scheibe zerspringt, schäumt die Gelschicht auf und
tragende leichte Trennwände. bildet mit ihrem verdampfenden Wassergehalt für die
• Verglaste Feuerschutztüren. An manche weiteren Glasscheiben eine hochwärmedämmende
Isolierschicht. Dabei wird der Glasverbund undurch-
Feuerschutztüren wird beispielsweise aus sichtig.
Gründen der Verkehrssicherheit die Forderung • G-Verglasungen (z. B. G 30, G 60, G 90) behalten im
nach Durchsicht erhoben. Besonders in öffent- Brandfall ihre raumabschließende Wirkung und ver-
lich zugänglichen Gebäuden, wo Flucht- und hindern entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer
Rettungswege in Fluren und Treppenhäusern die Ausbreitung von Feuer und Rauch. Außerdem blei-
jederzeit passierbar sein müssen, sind verglaste ben sie im Brandfall durchsichtig.
Feuerschutzabschlüsse von großem Vorteil. G-Verglasungen lassen allerdings die Wärmestrahlung –
wenn auch vermindert – passieren (= strahlendurchläs-
Die Feuerwiderstandsfähigkeit von Feuerschutz- sige Verglasung), so dass es durch die Hitzestrahlung im
abschlüssen wird gemäß DIN EN 1634-1 geprüft angrenzenden Raum zur Entzündung leichtentflamm-
(teilweiser Ersatz für die noch mit gültige DIN barer Materialien und Gegenstände kommen kann.
4102-5). Die Klassifizierung des Feuerwider- Derartige Verglasungen sind damit gegen Feuer „wi-
standes von feststehenden Brandschutzvergla- derstandsfähig“, jedoch nicht „feuerhemmend“ bzw.
„feuerbeständig“.
sungen ist in DIN EN 357 geregelt. Vgl. hierzu
auch Abschn. 17.7, Baulicher Brandschutz, Teil 1 G-Verglasungen sind brandschutztechnische Sonder-
bauteile. Über die Zulässigkeit ihrer Verwendung ent-
dieses Werkes. scheidet die zuständige örtliche Bauaufsichtsbehörde
Nach der Festlegung der Norm dürfen in Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.4, Brandschutz von um-
brandschutztechnisch geforderten Türen grund- setzbaren Trennwänden, in Teil 1 dieses Werkes.
sätzlich nur Brandschutzgläser der Feuerwi- • Türschließmittel. Feuerschutzabschlüsse kön-
derstandsgruppe F eingebaut werden und nen ihren Zweck – ein Schadensfeuer durch die
zusammen mit der kompletten Türabschluss- Türöffnung nicht durchzünden zu lassen – nur
Bauart geprüft und zugelassen sein. erfüllen, wenn sie im Brandfall dicht geschlos-
7 G-Verglasungen dürfen in Feuerschutztüren
nicht eingebaut werden, dagegen sind sie in
sen sind. Daher müssen Schließmittel, die an
Feuerschutztüren (Rauchschutztüren) mon-
Rauchschutztüren einsetzbar. tiert werden, den Abschlüssen die Eigenschaft
Sind Bauteilkombinationen geplant (z. B. fest- „selbstschließend“ verleihen (DIN 4102-18).
stehendes Verglasungsteil mit Feuerschutztür), Die Nutzung von Gebäuden – insbesondere mit
so müssen beide Teile die gleiche Feuerwider- Publikumsverkehr, Warentransport usw. – macht
standsklasse aufweisen und als Gesamtbauteil es jedoch erforderlich, dass selbstschließende
(Feuerschutztür mit Brandschutzverglasung) ge- Abschlüsse zeitweise offen gehalten werden.
prüft und bauaufsichtlich zugelassen sein. Um diese Feuer- bzw. Rauchschutzabschlüsse in
• Brandschutzgläser. Es gilt festzuhalten, dass geöffnetem Zustand halten zu können, ist eine
normales Glas (Floatglasscheiben) für brand- geprüfte und bauaufsichtlich zugelassene Fest-
schutztechnische Zwecke nicht geeignet ist. stellanlage notwendig, die im Gefahrenfall die
Im Brandfall würde es bei einseitiger Hitzeein- Schutztüren wieder bestimmungsgemäß schließt.
wirkung bereits nach kurzer Zeit zerspringen • Eine Feststellanlage besteht im Wesentlichen aus
und so den Feuerdurchtritt in den nächsten einer Feststellvorrichtung (z. B. elektromagnetischer
Brandabschnitt ermöglichen. Türschließer, Haftmagnet), einem Brandmelder (Rauch-
oder Temperaturmelder), der Energieversorgung und
Der grundsätzliche Unterschied zwischen den einer Auslösevorrichtung, die im Brandfall die Fest-
üblicherweise verwendeten Brandschutzglas- stellvorrichtung abschaltet und den/die Türflügel zum
arten ergibt sich aus dem Kriterium der Wärme- Schließen freigibt.
strahlung, aus dem sich auch die unterschied- Bei zweiflügeligen Türanlagen ist eine Schließfolgere-
lichen Anwendungsbereiche von F- und G-Ver- gelung vorzusehen. Die Schließfolge wird so geregelt,
dass zuerst der Standflügel und dann erst der Gehflügel
glasungen ableiten lassen.
zufällt.
• F-Verglasungen (z. B. F 30, F 60, F 90) verhindern Weitere Einzelheiten hierzu sind Abschn. 7.7.5, Tür-
entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer nicht nur schließmittel, zu entnehmen. Angaben über Bänder,
die Ausbreitung von Feuer und Rauch, sondern auch Schlösser und Türdrückergarnituren für Feuerschutz-
den Durchtritt von Wärmestrahlung durch thermische abschlüsse s. Abschn 7.7.1 bis 7.7.3.
7.6 Sondertüren 611

7.109a 7.109b 7.109c


7.109 Schematische Darstellung des Einbaues von Brandschutzleisten bei Feuerschutztüren. Diese schäumen unter
Hitzeeinwirkung auf, so dass der Luftspalt zwischen Zarge und Türblatt verschlossen und der Durchtritt von
Feuer, Rauch und Hitze für eine bestimmte Zeit verhindert wird.
a) Stahlzargenfalz mit aufgeklebter Brandschutzleiste
b) Stahlzargenfalz mit geschützter, bündig eingelegter Brandschutzleiste
c) Türblatt aus Holz und Holzwerkstoffen mit integrierter Brandschutzleiste im Kantenbereich

• Brandschutzplatten bestehen aus wasserhalti- scheid) festgeschriebenen Auflagen bezüglich der


gem Natrium- oder Kalciumsilikat, das mit Glas- Wandbeschaffenheit, Montage, Zargenausbildung
fasern bzw. einem Glasfasergewebe (Drahtnetz) (Stahl- oder Holzzarge), Veredelungsmaterialien
zusammengehalten wird. Bei Hitzeeinwirkung für die Türblattoberfläche (Furniere, Schichtstoff-
ab etwa 150 °C schäumen die 2 mm dicken Plat- platten u. a.), Schließmittel und sonstigen Beschlä-
ten zu einer druckfesten, nichtbrennbaren und gen genauestens einzuhalten.
hitzedämmenden Schaumschicht bis 15 mm
Dicke auf. Bei großflächiger Anwendung – bei- Konstruktionsmerkmale. Der konstruktive Auf-
spielsweise auf Holzwerkstoff-Türblattflächen – bau von brandschutztechnisch beanspruchten
wird dadurch der Wärmedurchgang durch den Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen und
Türflügel wesentlich reduziert. die dabei verwendeten Materialien können sehr
• Brandschutzleisten (Bild 7.109). Den Durchtritt von
Feuer, Rauch und Hitze über Türfugen (Falz- und Bo-
unterschiedlich sein. Zahlreiche neue Konstruk- 7
denfuge) verhindern für eine bestimmte Zeit sog. tionen befinden sich im Entwicklungs-, Prüf- und
Brandschutzleisten, die in den Zargenfalz oder/und Zulassungsstadium auf der Basis des Normenwer-
in die Türblattkanten drei- bzw. vierseitig umlaufend kes. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Tür-
integriert sind. Vgl. hierzu die Bilder 7.109 bis 7.114. blätter durch folgende Konstruktionsmerkmale:
• Bild 7.111a. In die Kanten von Spezialspanplatten wird
im Hochdruckverfahren feuerresistentes Duroplast ein-
7.6.1.3 Feuerschutztüren aus Holz- gepresst. Dadurch entsteht eine Kantenverdichtung, die
und Holzwerkstoffen das Brandverhalten des Türblattes in den gefährdeten
Neben Feuerschutzabschlüssen aus Metall gibt Randzonen verbessert. Drei- oder vierseitig im Kanten-
es auch serienmäßig hergestellte Brandschutz- bereich des Türblattes eingelassene Brandschutzleisten –
abgedeckt mit zum Deckfurnier passendem Hartholzein-
Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen. Sie leimer – sorgen im Brandfall für einen dichten Verschluss
werden meist in T30-Ausführung hergestellt, der Fuge zwischen Türblatt und Zarge, bzw. Türblatt und
einige Spezialfirmen bieten Feuerschutztüren Bodenbelag. S. hierzu auch Abschn. 7.6.1, Brandschutz-
auch in T60- und T90-Ausführung an. Besondere platten-Brandschutzleisten sowie Bild 7.109.
Bedeutung kommt hierbei der gezielten Werk- • Bild 7.111b. Die zweischalige Sandwichkonstruktion
stoffauswahl, dem konstruktiven Aufbau des Tür- besteht aus einem inneren Hartholzrahmen mit beid-
seitiger Beplankung aus schwerentflammbaren Holz-
blattes, der Abdichtung des Türspaltes zwischen
spanplatten und einer mittig angeordneten Einlage
Zarge und Türblatt sowie dem fachgerechten aus leichten nichtbrennbaren Materialien (z. B. Mineral-
Einbau zu. faserplatten). Auch bei dieser Bauart sind im Türkanten-
Feuerschutztüren aus Holz und Holzwerkstoffen bereich drei- oder vierseitig umlaufende Brandschutz-
leisten vorgesehen.
(Bild 7.110) müssen ebenfalls gemäß den in Ab-
schn. 7.6.1 näher erläuterten nationalen bzw. euro- • Bild 7.111c. Mit mehrschichtig aufgebauten Holzwerk-
stoff-Türblättern können sehr gute Brandschutzwerte
päischen Normen geprüft und bauaufsichtlich zu- (bis T90) erzielt werden. Dabei werden mehrere Schich-
gelassen sein. Auch bei diesen Brandschutztüren ten schwerentflammbarer Spanplatten zusammengefügt
sind die im Verwendungsnachweis (Zulassungsbe- und die Türblattaußenflächen beidseitig mit dünnen,
612 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.110a 7.110b 7.110c


7.110 Konstruktionsbeispiele von einflügeligen T30-1 Feuerschutztüren mit Türblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele-Ausschnitte)
a) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Massivwänden
b) Zarge aus Holzspanplatten zur Montage in Metallständerwänden
c) Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge) zur Montage in Massivwänden
1 Massivwand
2 Umfassungszarge aus schwerentflammbaren Holzspanplatten (Baustoffklasse B1)
3 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Brandschutzleiste
5 Mineralwolle (Baustoffklasse A)
6 bauaufsichtlich zugelassene Dübelbefestigung
7 Metallständerwand mit zweilagiger Beplankung aus Gipskarton-Bauplatten und Mineralwollefüllung
8 Stahlumfassungszarge (Doppelfalzzarge)
9 Holztürblatt mit Spezialbrandschutzeinlage

7 hochdämmenden und temperaturbeständigen Wärme-


dämmplatten oder mit Brandschutzplatten – die unter
abgewandten Seite verhindert (F-Verglasung).
Außerdem erfüllt das Spezialverbundglas alle ge-
Hitzeeinwirkung aufschäumen – vollflächig beschichtet; forderten Verkehrssicherheitseigenschaften.
die Türblatt-Sichtflächen sind mit Furnieren, Schichtstoff-
platten o. Ä. veredelt. Auch bei dieser Ausführung sind im Im geschlossenen Zustand unterscheidet sich die
Kantenbereich Brandschutzleisten vorgesehen. Ganzglas-Feuerschutztür nicht von herkömm-
lichen Ganzglastüren ohne Brandschutzanfor-
derungen. Das vierseitig umlaufende Spezial-
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhin- dichtungs- und Anschlagprofil ist optisch kaum
weise für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. wahrnehmbar. Im Falle eines Brandes würde es
7.6.1.2. unter Hitzeeinwirkung aufschäumen und das
Glastürblatt allseitig fest verkeilen und dicht ab-
7.6.1.4 Ganzglas-Feuerschutztür aus schließen.
Spezialverbundglas Die Ganzglas-Feuerschutztür wird mit der dazu-
Eine neu entwickelte T30-1 Ganzglas-Feuer- gehörigen Stahlzarge (Umfassungs- oder Eck-
schutztür (Bild 7.112) bietet neben dem erforder- zarge) einbaufertig geliefert. Ihr Einbau ist in
lichen Brandschutz gemäß DIN 4102 ein Höchst- Massivwänden im Innenbereich zugelassen. Vor
maß an Transparenz und somit auch interessante direkter Sonneneinstrahlung bzw. UV-Strahlung
innenräumliche Gestaltungsmöglichkeiten. aus speziellen Beleuchtungskörpern ist die Tür zu
schützen (Herstellerangaben beachten).
Das Glastürblatt besteht aus einem gegen Feuer
widerstandsfähigen Spezialverbundglas, dessen
Zwischenschichten im Brandfall unter Hitzeein-
wirkung aufschäumen und Kristallwasser freiset-
zen. Dadurch wird ein Durchdringen der Wärme-
strahlung durch das Glas und somit die Entzün-
dung von brennbaren Stoffen auf der dem Feuer
7.6 Sondertüren 613

7.111a 7.111b 7.111c


7.111 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von Feuerschutztürblättern aus Holz und Holzwerkstoffen
(Beispiele)
a) kantenverdichtete Spezialspanplatte
b) Sandwichkonstruktion mit nichtbrennbarer Einlage
c) mehrschichtig aufgebautes Verbundtürblatt mit hitzebeständigen oder aufschäumbaren Oberflächen-
beschichtungen
1 verdichtete Türblattkante mit feuerresistentem Duroplast
2 Brandschutzleiste im Türblattkantenbereich drei- oder vierseitig umlaufend
3 Schutzabdeckung der Brandschutzleiste aus Furnier-, Schichtstoff- oder Hartholzstreifen
4 Sichtflächen aus Edelfurnieren, Schichtstoffplatten u. a.
5 Hartholzeinleimer
6 umlaufender Hartholzrahmen
7 nichtbrennbare leichte Einlage (z. B. Mineralfaserplatten)
8 schwerentflammbare Spanplatten
9 normalentflammbare Spanplatte oder leichte Einlage
10 vollflächige Oberflächenbeschichtung aus hitzebeständigen Wärmedämmplatten oder mit im Brandfall
aufschäumbaren Brandschutzplatten

7.112a 7.112b
7.112 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Ganzglas-Feuerschutztür aus Spezialverbundglas
a) Horizontalschnitt durch eine Ganzglastür für den Einbau in eine Massivwand
b) Ausschnitt: Ganzglastürblatt mit vierseitig umlaufendem Dichtungs- und Anschlagprofil
1 Massivwand (Mauerwerk t 115 mm, Beton t 100 mm)
2 Umfassungszarge aus Stahl (alternativ Eckzarge)
3 vierseitig umlaufendes, im Brandfalle unter Hitzeeinwirkung aufschäumendes Spezial-Dichtungs- und
Anschlagprofil
4 Promat-Spezialverbundglas
PROMAT GmbH, Ratingen
614 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.6.2 Rauchschutztüren und -abschlüsse Das Baurecht fordert daher Rauchschutztüren


beispielsweise zur Unterteilung langer notwen-
diger Flure oder als Abschluss innenliegender
Im Brandfall sind Menschen, die sich in dem be-
notwendiger Treppenräume, die als Rettungs-
troffenen Gebäude befinden, nicht nur durch
wege dienen. Während Feuerschutztüren der un-
das Feuer und die daraus resultierende Wär-
mittelbaren Feuereinwirkung und Wärmestrah-
mestrahlung, sondern auch durch die sich sehr
lung standhalten müssen, sollen Rauchschutz-
schnell ausbreitenden Rauchgase gefährdet. Für
türen im geschlossenen Zustand den Durchtritt
die Rettung flüchtender Personen und für die
von Rauch behindern und somit innerhalb vor-
Arbeit der Feuerwehr ist es entscheidend, dass
geschriebener Grenzen diejenigen Teile des Ge-
die Rettungswege möglichst lange rauchfrei und
bäudes rauchfrei halten, die nicht direkt neben
damit begehbar bleiben.
dem Brandherd liegen. Rauchschutztüren sind
demnach keine Feuerschutzabschlüsse.

7.113 Konstruktionsbeispiel einer Rauchschutztür aus Stahlprofilrohren (Grundrahmen) mit aufgeklipsten


Aluminium-Deckschalen. Vgl. hierzu auch Bild 7.105.
7 MBB Metallbau-Bedarf, Willich

7.114a 7.114b
7.114 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutz- und Rauchschutztüren (Kombinationstüren) aus Holz und
Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Bild 7.56
a) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen,
unsichtbar an Massivwand befestigt
b) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, unsichtbar an Gipskarton-Metallständerwand befestigt
neuform Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.6 Sondertüren 615

Normen. Die Anforderungen an Rauchschutztüren sind Flachrundschwellen mit kreissegmentförmigem Querschnitt


nach deutscher Regelung in DIN 18 095-1 festgelegt. Der bis 5 mm Höhe. Aus betrieblichen Gründen verbieten sich
Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit er- diese jedoch in Krankenhäusern, Pflegeheimen usw.
folgt gemäß DIN 18 095-2. Damit gelten Rauchschutztüren Verglasungen müssen bruchsicher sein und können bei-
als geregelte Bauprodukte. spielsweise aus Drahtspiegelglas oder Einscheiben-Sicher-
• DIN EN 13 916 beinhaltet Anforderungen und Klassifi- heitsglas bestehen und müssen nach Vorgabe dicht einge-
zierung von Rauchschutztüren nach den europäischen baut sein.
Vorgaben. Angaben über Bänder, Schlösser, Schließmittel, Feststellan-
• DIN EN 1634-3 regelt die Prüfung von selbstschließen- lagen und Türdrückergarnituren für Rauchschutztüren sind
den Rauchschutzabschlüssen. den entsprechenden Normen bzw. vorgeordneten Ab-
schnitten zu entnehmen.
Baukörperanschlüsse von Rauchschutztüren – einschließ-
Kombinierte Feuer- und Rauchschutztüren. lich gegebenenfalls erforderlicher Seiten- und Oberlichttei-
Es wird zwischen Feuerschutzabschlüssen und le – müssen nach Einbauanleitung des Herstellers so ausge-
Rauchschutzabschlüssen unterschieden und es führt werden, dass sie dauerhaft dicht sind. Außerdem
sind zwei Verwendungsnachweise zu erbringen müssen sie so ausgebildet sein, dass sie mögliche Spannun-
(Feuerschutztüren DIN 4102, Rauchschutztüren gen in der Zarge und an den Befestigungspunkten infolge
DIN 18 095). hoher Temperaturen aufnehmen können. Als dichte An-
schlüsse gelten voll hintermörtelte und eingeputzte Stahl-
Inzwischen liegen jedoch einige Türbauarten vor, zargen sowie mit Fugendichtmassen noch zusätzlich abge-
für die sowohl die Feuerwiderstandsklasse T30 dichtete Anschlüsse bei Blendrahmen o. Ä.
als auch die Eignung als Rauchschutztür nachge-
wiesen ist. Für diese Kombinationstüren wird der Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinweise
Verwendbarkeitsnachweis zukünftig mit einer für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.6.1.2.
gemeinsamen allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassung geführt.

Rauchschutzabschlüsse (Bild 7.113 und Bild 7.6.3 Schallschutztüren


7.114). Der Nachweis der Rauchdichtheit ist nach
DIN EN 1634-3 zu erbringen. Diese Norm beinhal- Die Anforderungen an den Schallschutz von Tü-
tet im Wesentlichen das gleiche Prüfverfahren ren und deren Prüfung sowie die Einflüsse bauli-
wie DIN 18 095-2. cher Schallübertragungswege bei betriebsfertig 7
Als Kenngröße für die Dichtheit einer Rauch- eingebauten Türelementen sind in Abschnitt
schutztür gilt die sog. Leckrate Q. Sie gibt den 7.4.1.1 im Gesamtzusammenhang aufgezeigt.
Luftvolumenstrom in m3/h an, der durch die In diesem Abschnitt werden beispielhaft einige
Spalten und Ritzen einer Tür bei einer bestimm- Schallschutztüren vorgestellt und die speziellen
ten Druckdifferenz dringt. Bei Prüfung mit 50 Pa Konstruktionsmerkmale derartiger Türen näher
Überdruck (Druckdifferenz) und bei Lufttempe- erläutert.
raturen sowohl zwischen +10 °C und 40 °C (kalter
Rauch) als auch bei 200 °C (warmer Rauch) darf
Schallschutztüren werden als Raumabschluss
die Leckrate dabei nicht größer sein als
zum Beispiel in Wohnheimen, Hotels, Kranken-
• 20 m3/h bei einflügeligen Rauchschutztüren, häusern, Konferenzräumen, Chefbüros, Anwalts-
• 30 m3/h bei zweiflügeligen Rauchschutztüren. und Arztpraxen eingebaut. Wie Tabelle 7.36 ver-
deutlicht, werden nach DIN 4109 – je nach Ein-
Konstruktionsmerkmale. Selbstschließende Rauch- satzort der Türen – Schallschutzwerte von 27, 32
schutztüren bestehen im Wesentlichen aus und 37 dB verlangt. Unter Berücksichtigung des
• einer Zarge mit den notwendigen Befestigungsmitteln, in der Schallschutznorm geforderten Vorhalte-
• einem oder zwei Türflügeln einschließlich der dazugehö- maßes von 5 dB ergeben sich somit für betriebs-
rigen Schlösser und Beschläge, fertig eingebaute Türelemente Schalldämm-
• Türschließmittel mit hydraulischer Dämpfung, bei zwei- werte in Höhe von 32, 37 und 42 dB (bewertetes
flügeligen Rauchschutztüren auch mit Schließfolgereg- Schalldämm-Maß Rw). Einzelheiten hierzu s. Ab-
ler sowie
schn. 7.4.1.1.
• Dichtungsmittel (auch Bodendichtung) und gegebenen-
falls Feststellanlagen. • Ausschreibungstexte von schalldämmenden
Rauchschutztüren in allgemein zugänglichen, notwendigen Türen müssen eindeutig formuliert sein und
Fluren, die als Rettungswege dienen, dürfen keine unteren zwar bezogen auf das am Bau zu erbringende
Anschläge und keine Schwellen haben. Zulässig sind nur bewertete Schalldämm-Maß R’w des betriebs-
616 7 Türen, Zargen und Schlösser

1 Deckfurnier oder Schichtstoffplatte


2 MDF- oder Hartfaserplatte, etwa
4,5 mm
3 stranggepresste Holzspanplatte
(Vollspanplatte)
4 Massivholz-Doppelrahmen
5 biegeweiche Schallschutzplatten
(Weichfaserplatten, 13 mm)
6 Hartfaserplatte, etwa 2,7 mm
7 biegeweiche Schallschutzplatte
(Weichfaserplatte, 20 mm)
8 dauerelastoplastische
Dichtungsmasse (Silikon o. Ä.)
9 vorkomprimiertes Dichtband
(nur bei Bedarf)
10 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle
7.115a oder Montageschaum)

7 7.115b

7.115c
7.115 Konstruktionsbeispiele: Vergleichende Gegenüberstellung betriebsfertiger Schallschutztüren mit jeweils unter-
schiedlich ausgebildeten, einschaligen Türblattkonstruktionen
a) einschichtig aufgebautes Türblatt mit Vollspanplatte als Einlage, Falz- und Auflaufdichtung
b) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
Falz- und Auflaufdichtung
c) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
doppelter Falzdichtung, Auflauf- und absenkbarer Bodendichtung
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh
7.6 Sondertüren 617

fertigen Türelementes (Bild 7.37). Hier wird tern wird der Schalldämmwert vor allem durch
häufig fälschlicherweise der Schalldämmwert Erhöhung des Flächengewichtes (z. B. Einlagen
von geprüften Türblättern eingesetzt, wie er in aus Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten oder
manchen Firmenprospekten irreführend ange- Röhrenspanplatten) verbessert, während die
geben wird. schallschutztechnische Wirkung mehrschich-
Beispielhafter Ausschreibungstext: tig aufgebauter Türblätter (Verbundkonstruk-
• Wohnungsabschlusstür als Schallschutzele-
tionen) vor allem von der Art der Verbindung
ment mit Rwp t 42 dB (bewertetes Schall- der einzelnen Schichten untereinander abhän-
dämm-Maß) gemäß Tab. 7.36 und Bild 7.37. gig ist. Je loser diese Schichten miteinander
verbunden sind, desto höher ist die Dämm-
• geforderte Schalldämmung der betriebsferti- wirkung. Vgl. hierzu Tab. 7.39.
gen (gebrauchsfertigen) Tür am Bau R’w
t 37 dB Mehrschalige Türblattkonstruktionen (Bild
• Verwendungsbereich: Klimaklasse II, Bean-
7.116 erbringen in der Regel bessere Schall-
spruchungsgruppe S gemäß Tab. 7.44. dämmwerte als einschalig ausgebildete
Elemente. Die beiden äußeren Deckplatten
sollten ein möglichst hohes Flächengewicht
• Bauliche Situation. Mögliche Einflüsse aus (z. B. mehrfach verleimte Furnierplatten, Stahl-
dem baulichen Umfeld auf die Schalldämmung blechtafeln) aufweisen, gleichzeitig jedoch
betriebsfertig eingebauter Türen sind vom Pla- möglichst dünn und biegeweich sein und ein
ner (Ausschreibung) und den Ausführenden Minimum an starrer Verbindung miteinander
(Montage) zu berücksichtigen. Im Einzelnen haben. Außerdem sollte der Schalenabstand
kann dies die Ausbildung folgender flankieren- möglichst groß und der Hohlraum mit mög-
der Bauteile und Zubehörteile betreffen: lichst biegeweichen Einlagen (z. B. Mineral-
• Art und Konstruktion der Wand (z. B. Massivwand, wolleplatten, Weichfaserplatten) gefüllt sein.
Gipskarton-Metallständerwand) Vgl. hierzu Tab. 7.40.
• Flächenanteile von Türelement und Wand (in die Tür
eingebaut wird) • Bild 7.116 a und b. Das dargestellte Holztürblatt be-
• Oberflächenstruktur der Wandfläche (z. B. Glattputz, steht aus einem umlaufenden Aluminiumrahmen, an
Sichtmauerwerk) den beidseitig je eine 18 mm dicke Schale aus Holz-
• Art und Beschaffenheit der Zarge (z. B. Stahlzarge, spanplatten angebracht und der Hohlraum mit Mine- 7
Zarge aus Holz und Holzwerkstoffen) ralwolleeinlagen verfüllt ist. Vorstehende Kanten des
Aluminiumrahmens pressen sich als Schneidendich-
• Falz- und Bodendichtungen
tung in ringsumlaufende Gummiprofile.
• Beschläge aller Art (z. B. Türbänder, Schlösser)
• Bild 7.116c. Das gezeigte Metalltürblatt (Stahlblech-
• angrenzende Bauteile (z. B. Unterzüge, abgehängte
türblatt) besteht ebenfalls aus einem verwindungs-
Unterdecke, Wanddurchbrüche, Lüftungskanäle, Rohr-
steifen Metallprofilrahmen. Daran befestigt sind
leitungen, schwimmender Estrich, Hohlraumboden)
hohlkastenförmig zusammengefügte, körperschall-
• Bodenbelag (z. B. Teppichboden, Fliesenbelag mit gedämmte (entdröhnte) Stahlblechtafeln mit nicht-
Fugen). brennbarer Mineralwolleeinlage. Auch hier pressen
sich vorstehende Kanten als Schneidendichtung in
weiche Gummiprofile. Derartige zweischalige Stahl-
Konstruktionsmerkmale und vergleichende blechtüren ergeben besonders hohe Luftschalldämm-
Gegenüberstellung betriebsfertiger werte. Dies ist auf die sehr schweren, bezogen auf ihr
Schallschutztüren Flächengewicht jedoch sehr biegeweichen, dünnwan-
Allgemeine Angaben über die konstruktive Aus- digen Stahlblechschalen zurückzuführen.
bildung flankierender Bauteile, über Beschlag- Derart schwere und dicke Türblätter müssen in der Re-
gel mit Spezialbändern, z. B. mit verlängerten Bandlap-
teile und Türblattkonstruktionen sowie Zargen- pen, angeschweißten Tragbolzen o. Ä. angeschlagen
montage und Baukörperanschlüsse von Türen werden. Außerdem sind entsprechend kräftige Ein-
sind den jeweiligen Abschnitten zu entnehmen, steckschlösser bzw. Drückergarnituren auszuwählen.
so dass sich eine nochmalige Wiederholung an
dieser Stelle weitgehend erübrigt. • Türdichtungen. Schallschutztüren müssen dicht
• Türblattkonstruktionen. Man unterscheidet schließen, da sonst die Schalldämmfähigkeit
einschaligen und mehrschaligen Türblattaufbau. des Türelementes über die Fugen verloren geht.
Einschalige Türblattkonstruktionen (Bild 7.115) Häufigster Mangel bei eingebauten Türen ist die
können ein- und mehrschichtig ausgebildet unzureichende Funktion und Güte der Falz- und
sein. Bei einschichtig ausgebildeten Türblät- Bodendichtungen. Diese Fehler sind meist auf
618 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.116a 7.116b 7.116c


7.116 Konstruktionsbeispiele betriebsfertiger Schallschutztüren mit zweischaligen Türblattkonstruktionen aus Holz
und Holzwerkstoffen (Holztürblatt) und Metall (Stahlblechtürblatt)
a) Horizontalschnitt durch Holztürblatt mit Futter und Bekleidung
b) Vertikalschnitt durch Holztürblatt mit eingegossener Anschlagschwelle (bei Stahlzargen).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 45 dB.
c) Horizontalschnitt durch Metalltürblatt mit Stahlzarge und eingegossener Anschlagschwelle wie bei b).
Bewertetes Schalldämm-Maß Rw = 48 dB.
1 Mineralfaserplatten als Dämmschicht-Einlage 7 Futter und Bekleidung mit Wandabdichtung
2 Holzspansplatte, 18 mm 8 eingegossene Anschlagschwelle mit Dichtungsprofil
3 umlaufendes Dichtungsprofil 9 körperschalldämmende (entdröhnende) Schicht
4 umlaufender Aluminium- bzw. Stahlrahmen 10 Stahlblechtafeln
5 Mineralwolle 11 Stahl-Umfassungszarge
7 6 vorkomprimiertes Dichtungsband
G + H Innenausbau, Ludwigshafen
12 Zementmörtel

unsachgemäße Auswahl der Dichtungen und rung) in die Wandöffnung eingebaut wird. Au-
mangelhafte Montage bzw. Justierung der Tür- ßerdem sind alle Fugen zwischen Zarge und
blätter zurückzuführen. Vgl. hierzu Abschn 7.4.1.1 Baukörper und/oder zwischen Türbekleidung
und Abschn. 7.7.4. und Wandfläche möglichst luftdicht zu schlie-
ßen. Vgl. hierzu Bild 7.38.
• Bild 7.117. Insbesondere ist darauf zu achten, dass die
Dichtungsprofile von automatisch absenkbaren Boden-
dichtungen immer in ihrer gesamten Länge auf eine • Bild 7.118. Bei Zargen aus Holz und Holzwerkstoffen
harte, ebene, planparallele Fläche gepresst werden, um müssen die Hohlräume zwischen Zarge und Wand voll-
so die Bodenfuge dicht zu schließen (ggf. Lichtprobe flächig (mind. jedoch 100 mm tief) mit Mineralwolle
durchführen). Bei Teppichböden und Fliesenbelägen oder Montageschaum ausgefüllt werden. Entscheidend
mit Fugen ist eine unterseitig abgedichtete Aluminium- ist jedoch, dass zusätzlich zwischen Zarge und Wand
Bodenschiene einzubauen und der schwimmende Estrich – mit vorkomprimiertem Dichtband – und/oder im Be-
in diesem Bereich durch eine Trennfuge zu unterteilen. reich der Falzbekleidungen eine Abdichtung mit dauer-
Vgl. hierzu Bild 7.159e). elastischem Dichtstoff vorgenommen wird. Bei hohen
Schallschutzanforderungen sind diese Abdichtungs-
maßnahmen auf beiden Seiten (Falz- und Zierbeklei-
• Montage. Ein unsachgemäßer Einbau der Zar- dung) erforderlich. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.2.
ge kann zu einer erheblichen Minderung der
Schalldämmung eines Türelementes führen. • Doppelfalzzargen müssen wegen des hohen Türblattge-
wichtes außerdem immer noch mit Spreizdübeln o. Ä.
Es ist immer darauf zu achten, dass die Zarge auf Höhe der Bänder an der Wandleibung arretiert wer-
rechtwinkelig, lot- und waagerecht sowie in den. Diese zusätzliche mechanische Befestigung wird
der Höhe genau passend (Meterrissmarkie- durch die Zargenaufdoppelung verdeckt.
7.6 Sondertüren 619

7.117 Konstruktionsbeispiel einer Bodendichtung für 7.118 Konstruktionsbeispiel einer betriebsfertigen


schalldämmende Innentüren mit automatisch Schallschutztür aus Holz und Holzwerkstoffen
absenkbaren Türdichtungen und unterseitig mit Doppelfalzzarge
abgedichteter, planparalleler Aluminium-Druck- 1 Falzbekleidung
platte bei Teppichböden. 2a vorkomprimiertes Band mit dauerelastischer
Vgl. hierzu Bild 7.158e Dichtungsmasse
1 Schallschutztürblatt 2b Dichtungsmasse mit Vorfüllprofil
2 schwimmender Estrich 3 Zierbekleidung
3 Trennfuge im Estrich 4 Doppelfalzzarge
4 Teppichbelag 5 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle oder
5 Aluminium-Druckplatte Montageschaum)
6 Hartholzleiste, unterseitig dicht aufgeklebt 6 mechanische Befestigung (Spreizdübel auf
7 automatisch absenkbare Bodendichtung Höhe der Bänder)
7 Schallschutztürblatt 7

• Bei Stahlzargen in Massivwänden wird der Fugenhohl- Türen (z. B. übliche Türblattdicke 60 bis 70
raum dreiseitig vollflächig mit Zementmörtel oder Mon- mm) nicht erbracht werden. Diese Werte sind
tageschaum hinterfüllt. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5. allenfalls mit Stahltüren und einer Türblattdi-
• Werden Metallzargen in Leichtbauwände (z. B. Gipskar- cke von etwa 100 mm erreichbar. Bild 7.119
ton-Metallständerwände) für schalldämmende Zwecke zeigt eine preiswertere Alternative in Form
eingebaut, sollte die Blechstärke der Zarge – je nach eines Doppeltürelementes aus Holz und Holz-
Herstellerangabe – mind. 2 mm betragen. Die Hohlräu-
me sind mit Mineralwolle auszustopfen – bei Brand- werkstoffen, das eine Schallschutzleistung in
beanspruchung ggf. noch mit Gips zu verfüllen – und der betriebsfertigem Zustand von etwa 50 dB er-
Wandanschluss ebenfalls dauerelastisch auszubilden. bringt.
Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5.
Weitere Einzelheiten sind den Montageanleitungen der
Herstellerfirmen zu entnehmen.
7.6.4 Feucht- und Nassraumtüren
• Doppeltürelemente (Bild 7.119) für höchste
Schallschutzanforderungen. In bestimmten
Anwendungsfällen (z. B. Verbindungstüren Türelemente in Feucht- und Nassraumbereichen
zwischen zwei Hotelzimmern oder zwischen sind besonderen Beanspruchungen ausgesetzt.
Sekretariat und Direktion usw.) werden Tür- Um typische Schadensbilder – wie beispielsweise
elemente mit größtmöglichem Schallschutz verzogene Türblätter, Abblättern der Beschich-
gefordert, und zwar in Größenordnungen von tungen im Kanten- und Bodenbereich – zu ver-
etwa 50 dB. Derartige Schallschutzleistungen meiden, ist eine eindeutige Begriffsdefinition und
können mit üblichen, hochschalldämmenden Klassifizierung der Türblatttypen erforderlich.
620 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.119 Konstruktionsbeispiel eines Doppeltürelementes


aus Holz und Holzwerkstoffen für höchste
Schallschutzanforderungen
1 Falzbekleidung
2 dauerelastoplastische Dichtungsmasse
3 Spreizdübelbefestigung auf Höhe der Bänder
4 Fugenfüllmaterial (Mineralwolle oder
Montageschaum)
5 Entlüftungsbohrungen
6 Aufdoppelung
7 Zierbekleidung
8 Schallschutztürblatt
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh

• Eine Feuchtraumbeanspruchung liegt vor, wasserabweisenden Materialien bestehen bzw. damit


wenn ein Türblatt kurzzeitig einer Feuchte- abgedeckt sein müssen. Dabei ist insbesondere allen
sichtbaren Klebefugen besondere Aufmerksamkeit zu
einwirkung auf der Oberfläche ausgesetzt schenken.
ist. Diese Feuchteeinwirkung kann aufgrund
Demgegenüber zeichnen sich Türblattkonstruktionen
hoher Luftfeuchte (bis 100%) – und dem sich von Nassraumtüren dadurch aus, dass alle Teile aus
daraus ggf. ergebenden Kondenswasser – oder wasserbeständigen – in öffentlichen Gebäuden sogar
durch direktes Spritzwasser erfolgen. dampfstrahlbeständigen und leicht desinfizierbaren –
Kunststoffmaterialien bestehen.
Ein entscheidendes Kriterium für die richtige
Einstufung der Türblätter ist, ob die jewei-
ligen Räume Fenster zur Stoßlüftung oder
eine ausreichende Zwangsbelüftung aufwei- 7.6.5 Wohnungsabschlusstüren
7 sen. Weisen häusliche Bäder und Duschen Wohnungsabschlusstüren – auch Wohnungsein-
keine Fensterlüftung und keine baulichen gangstüren genannt – sind Innentüren, die sich
Vorrichtungen zur Vermeidung erhöhter zwischen einer abgeschlossenen Wohnung und
Kondenswasserbildung auf, empfiehlt es sich, einem Treppenhaus oder einem allgemein zu-
Feuchtraumtüren vorzusehen. Übliche Einsatz- gänglichen Flur befinden. Damit unterscheiden
bereiche s. Tabelle 7.120. sich derartige Türen eindeutig von den Lauben-
• Eine Nassraumbeanspruchung liegt vor, wenn gangtüren, die als Außentüren zu werten sind.
ein Türblatt langanhaltender Nässeeinwirkung
und häufig anfallendem Spritzwasser ausge- Anforderungen an Wohnungsabschlusstüren
setzt ist. Einsatzbereiche sind Türen von Nass- sind in keiner eigenen Norm definiert. Von fol-
zellen in Krankenhäusern, Hotels, öffentlichen genden Eigenschaften und Mindestanforderun-
Duschräumen und Badeanstalten. gen wird in der Regel ausgegangen:
• Funktionstüchtigkeit beinhaltet, dass alle Teile der Tür
Güte- und Prüfbestimmungen für Innentüren bei ordnungsgemäßem Gebrauch dauerhaft bedienbar
aus Holz und Holzwerkstoffen und anderen bleiben.
Materialien (DIN 68 706-1) sind RAL- GZ 426, Teil • Verformungsstabilität bei hygrothermischer und me-
III, Feucht- und Nassräumen, zu entnehmen [30]. chanischer Beanspruchung. Gemäß Tabelle 7.44 müssen
Vor der Erteilung des RAL-Gütezeichens muss zu- Wohnungsabschlusstüren – je nachdem, ob das Trep-
sätzlich noch der Nachweis hinsichtlich ihrer klima- penhaus oder der Hausflur beheizt ist oder nicht – der
Klimaklasse II oder III und der mechanischen Beanspru-
tischen und mechanischen Eignung gemäß RAL- chungsklasse S entsprechen. Übliche Zimmertüren sind
GZ 426-1erbracht werden. Vgl. hierzu Tab. 7.44. für diesen Verwendungszweck nicht geeignet.

• Bild 7.120a bis b zeigt den konstruktiven Aufbau von • Schallschutz. Die Anforderungen an den Schallschutz
Feucht- und Nassraumtürblättern. Daraus wird ersicht- von Wohnungsabschlusstüren hängen im Wesentlichen
lich, dass Feuchtraumtürblätter – die Holz und Holzwerk- von der jeweiligen Raumnutzung hinter der Eingangstür
stoffe enthalten – allseitig an den Flächen und Kanten aus ab.
7.6 Sondertüren 621

7
622 7 Türen, Zargen und Schlösser

spricht dem Stand der Technik Wohnungsabschlusstü-


ren mindestens der Widerstandsgruppe RC2 (bei gerin-
gem Risiko) zuzuordnen.
Einzelheiten über die hier angesprochenen Anforde-
rungsbereiche sind den jeweiligen Abschnitten und
Bilddarstellungen zu entnehmen.

7.6.6 Einbruch- und Schusshemmende


Türen

Nahezu die Hälfte aller Einbrüche werden – so


die Kriminalstatistik – durch Haus- und Woh-
7.121a 7.121b nungseingangstüren verübt. Oftmals sind es
sog. Gelegenheitstäter, die durch einen Einbruch
7.121 Schematische Darstellung des konstruktiven auf schnelle Weise an das Geld oder den Besitz
Aufbaues von Feucht- und Nassraumtürblättern anderer gelangen wollen. Die meisten geben je-
(Beispiele)
doch auf, wenn sie überraschend auf zusätzliche
a) Feuchtraumtürblatt
b) Nassraumtürblatt
Sicherheitseinrichtungen stoßen.
1 dünne HPL-Schichtstoffschicht Übliche Türen ohne zusätzliche Sicherungsmaß-
2 HDF-Hartfaserplatte, 3 mm dick (Deckplatte) nahmen weisen nur begrenzte einbruchhem-
3 Folienkante (Türfalz ummantelt) mende Eigenschaften auf. Einbruchhemmende
4 umlaufender Polyurethan-Kunststoffrahmen Türen sind demnach dazu bestimmt, dem Ver-
5 Aluminium-Stabilisator (Rahmenverstärkung)
such einer gewaltsamen Beschädigung oder Zer-
6 PS-Hartschaum-Einlage
7 verdeckter Kunststoff-Anleimer störung einzelner Bauteile der Tür – mit dem Ziel
8 HPL-Kunststoffplatte, 2 mm dick (Deckplatte) des Eindringens in einen geschützten Bereich –
eine bestimmte Zeit Widerstand zu leisten.
Wie Tabelle 7.36 verdeutlicht, wird hinsichtlich der Die Aufgabe einbruchhemmender Bauteile ist
es folglich, einen Einbruch zu verzögern. Die ein-
7 Schalldämmwerte unterschieden zwischen Wohnungs-
abschlusstüren, die von Hausfluren oder Treppenräu- bruchhemmende Wirkung von Sicherheitstüren ist
men in Flure und Dielen von Wohnungen führen (be- somit immer relativ – eine absolute Sicherheit ge-
wertetes Schalldämm-Maß Rw 27 dB) und Türen, die von gen Einbrüche kann damit nicht erreicht werden.
Hausfluren oder Treppenräumen unmittelbar in Aufent-
haltsräume von Wohnungen, Appartements o. Ä. führen Bei der Absicherung hochwertiger Objekte
(bewertetes Schalldämm-Maß Rw 37 dB). (z. B. Juwelier-, Antiquitätengeschäfte, Banken)
Damit diese Forderungen erfüllt werden können, sind sind darüber hinaus noch weitere Maßnah-
dreiseitig umlaufende Falzdichtungen und eine Dich- men erforderlich. Als Ergänzung zur mecha-
tung der unteren Bodenfuge erforderlich (Anschlag- nischen Grundsicherung der Türen (Schließ-
schwelle, Auflaufdichtung, automatisch absenkbare Bo-
dendichtung). technik) bieten sich zusätzlich elektronische
Um Trittschallübertragungen – insbesondere bei harten
Absicherungsmaßnahmen – beispielsweise in
Bodenbelägen – aus dem Treppenhaus bzw. Hausflur in Form von elektronischer Zutrittskontrolle, Video-
Wohnungen oder andere Nutzbereiche zu vermeiden, ist überwachung, Überfall- und Einbruchmelde-
im Bereich des Türdurchganges außerdem immer eine anlagen – an. Ihre Aufgabe ist es, Einbruch-
Trennfuge im schwimmenden Estrich und Bodenbelag versuche frühzeitig zu entdecken und zu melden.
vorzusehen.
Einzelheiten hierzu sind der Fachliteratur [31]
• Brandschutz/Rauchschutz. Anforderungen an den zu entnehmen.
Brand- und Rauchschutz von Wohnungsabschlusstüren
sind in den jeweiligen Landesbauordnungen baurecht- Normen. Mit der Veröffentlichung der nachstehend ange-
lich geregelt. Bei der Beurteilung spielen beispielsweise führten europäischen Normen, wurden die früher gültigen
die Gebäudehöhe, die Anzahl der an das Treppenhaus nationalen Normen DIN V 18 054 und DIN 18 103 zurückge-
angrenzenden Nutzungseinheiten sowie die Zugäng- zogen. Den aktuellen Stand der Normung s. Abschn. 7.8.
lichkeit in die Wohnungen – von Treppenhäusern oder • DIN EN 1063 – Glas im Bauwesen
von allgemein zugänglichen Fluren aus – eine Rolle.
– Sicherheitssonderverglasung
• Einbruchschutz. Beim Einbruchschutz ist zwischen – Prüfverfahren und Klasseneintei-
notwendigen (Gesetzgeber) und wünschenswerten lung für den Widerstand gegen
(Bauherrn/Planer) Regelungen zu unterscheiden. Es ent- Beschuß
7.6 Sondertüren 623

Tabelle 7.122 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (Tätertyp, Täterverfahren Einsatzort, Risiko und Einsatz-
empfehlung) (DIN EN 1627)
Wider- Erwarteter Tätertyp, mutmaßliches Täterverhalten Empfohlene Einsatzart des einbruchhemmenden
stands- Bauteils
klasse
A B C
Wohnobjekte Gewerbe- Gewerbe-
objekte, objekte,
öffentliche öffentliche
Objekte Objekte (hohe
Gefährdung)
RC 1 N Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der
einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche Einsatz der Widerstandsklasse RC 1 N nur bei Bauteilen
mit körperlicher Gewalt wie Gegentreten, empfohlen, bei denen kein direkter Zugang
Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben (nicht ebenerdiger Zugang) möglich ist.
und Herausreißen auf (vorwiegend Vandalismus).
Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen nur
geringen Schutz gegen den Einsatz von Hebel-
werkzeugen auf.
RC 2 N Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit a) a)
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher,
Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen. B B

RC 2 Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit


einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, B B
Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen.
RC 3 Der Täter versucht zusätzlich mit einem zweiten
Schraubendreher und einem Kuhfuß das Bauteil C C
aufzubrechen.
RC 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerk-
zeuge und Schlagwerkzeuge – wie Schlagaxt,
7
A A
Stemmeisen, Hammer und Meißel- sowie eine
Akku-Bohrmaschine ein.
RC 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektro-
werkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder B
Säbelsäge und Winkelschleifer ein.
RC 6 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungs-
fähige Elektrowerkzeuge, wie zum Beispiel
C
Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und
Winkelschleifer ein.
a)
Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der Einsatz der Widerstandsklasse RC 2 N nur bei Bauteilen empfohlen,
bei denen kein direkter Angriff auf die eingesetzte Verglasung zu erwarten ist.
ANMERKUNG
Diese Tabelle stellt lediglich eine ungefähre Orientierung dar. Fachkundige Beratung, z. B. durch die örtlichen Beratungs-
stellen der Polizei, ist unerlässlich. Die Abschätzung des Risikos sollte unter Berücksichtigung der Lage des Gebäudes
(geschützt/ungeschützt), Nutzung und Sachwertinhalt auf eigene Verantwortung erfolgen. Bei hohem Risiko sollten
zusätzlich geprüfte und zertifizierte Einbruchmeldeanlagen eingesetzt werden.
Bei der Auswahl von einbruchhemmenden Elementen für die Widerstandsklassen RC 4 bis RC 6 ist anzumerken, dass bei
der Auswahl solcher Elemente in Flucht- und Rettungswegen der Werkzeugeinsatz der Feuerwehr erschwert und deshalb
zu berücksichtigen ist.
Außensteckdosen, z. B. im Hausflur, im Garten oder im Bereich der Terrasse sollten spannungslos sein, um ihre Benutzung
durch den Einbrecher zu verhindern.
A geringes Risiko
B durchschnittliches Risiko
C hohes Risiko
624 7 Türen, Zargen und Schlösser

• DIN EN 1522 Fenster, Türen, Abschlüsse der Montageanleitung des Herstellers vorzuneh-
– Durchschußhemmung men und dem Auftraggeber in Form einer Mon-
– Anforderungen und tagebescheinigung durch die einbauende Firma
Klassifizierung schriftlich zu bestätigen.
• DIN EN 1627 – Türen, Fenster, Vorhangfassaden,
Gitterelemente und Abschlüsse 1);
Einbruchhemmung, Anforderun- • Widerstandsklassen (Tab. 7.122). Sicherheits-
gen und Klassifizierung türen nach DIN EN 1627 werden entsprechend
• DIN EN 1628 bis ihrer einbruchhemmenden Wirkung in sechs
DIN EN 1630 Prüfverfahren für die Ermittlung der – teilweise noch weiter differenzierte – Wider-
Widerstandsfähigkeit unter stati- standsklassen (RC) unterteilt, die wiederum auf
scher Belastung, unter dynamischer bestimmte Tätertypen und deren mutmaßliche
Belastung und gegen mechanische
Einbruchversuche
Vorgehensweise abgestimmt sind.
• Güte- und Prüfbestimmungen von einbruchhemmen- Bei der Festlegung der jeweils einzusetzenden
den Türen sind in weiteren Gütesicherungssystemen [5] Widerstandsklasse durch den Auftraggeber
festgeschrieben. (Planer) ist auch die individuelle Gefährdungs-
situation (z. B. Lage des Objektes, Einsehbarkeit
Einbruchhemmende Türelemente gemäß DIN des Zuganges) zu berücksichtigen. Hilfestellun-
EN 1627 bilden jeweils insgesamt eine komplette gen bei der Auswahl bieten die kriminalpolizei-
Konstruktionseinheit. Alle Teile einer Sicherheits- lichen Beratungsstellen und Sachversicherer.
tür müssen je nach Widerstandsklasse aufeinan-
der abgestimmt, als Einheit geprüft und zuge- • Wandbauart (Tab. 7.123). Einbruchhemmende
lassen sein (Kennzeichnung durch ein Schild im Bauteile sind für den Einbau in Massivwände
Falzbereich). Aufgrund dieser Festlegung ist ein vorgesehen. Ähnlich wie Feuerschutztüren
beliebiger Austausch von einzelnen Konstrukti- dürfen sie nicht in jede beliebige Wandart
onsteilen nicht möglich. eingesetzt werden. Die entsprechenden Anfor-
Der Nachweis der Einbruchhemmung gilt aller- derungen an die Beschaffenheit umgebender
dings immer nur in Verbindung mit der für das Wände sind der Tabelle 7.122 zu entnehmen.
jeweilige Element vorgesehenen und geprüften
7 Montageart. Der fachgerechte Einbau ist nach • Türblattkonstruktion. Nach den in DIN EN
1628 bis 1630 festgelegten Prüfverfahren darf
1)
die Tür an keinem der Angriffspunkte so stark
Alle im Zusammenhang mit der Einbruchhemmung
ausgewiesenen Tabellen gelten für Fenster und Türen beschädigt oder zerstört werden, dass ein Ein-
sowie zusätzliche Abschlüsse. Vgl. hierzu demgemäß dringen in den zu schützenden Bereich mög-
auch Abschn. 5, Fenster. lich wird.

Tabelle 7.123 Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Massivwänden (DIN EN 1627)
Umgebende Wände
aus Mauerwerk aus Stahlbeton nach
Widerstands- nach DIN 1053-1 DIN 1045
klasse
des Bauteils Wanddicke Druckfestigkeits- Rohdichteklasse Mörtelgruppe Nenndicke Festigkeits-
nach (ohne Putz) klasse der der Steine mm klasse
DIN EN 1627 mm (DFK) (RDK) min. min.
RC 1 N
RC 2 N • 115 • 12 – min. MG II/DM > 100 B 15
RC 2
RC 3 • 115 • 12 – min. MG II/DM > 120 B 15
RC 4 • 240 • 12 – min. MG II/DM > 140 B 15
RC 5 • 240 • 20 • 1,8 DM > 140 B 15
RC 6 • 240a) • 20 • 1,8 DM > 140 B 15
a)
Anwendbar auf Formate der Höhe 238 mm, 498 mm, 623 mm und 648 mm.
7.6 Sondertüren 625

Bei einem Angriff sind neben der Türblattfläche Tabelle 7.124 zeigt die Zuordnung der einzel-
– die über eine ausreichende Druckfestigkeit nen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließ-
(mechanische Belastbarkeit) verfügen muss – zylindern und Schutzbeschlägen. In diesem
vor allem der Schloss- und Bandbereich beson- Zusammenhang sind die Bilder 7.148/149 und
deren Belastungen ausgesetzt. 7.152/153 besonders beachtenswert.
Verstärkungen des Türblattrahmens, beispiels- Bei einbruchhemmenden Türen ist ein mög-
weise durch Stahlprofilrohre oder Aluminium- lichst bündiges Abschließen des Schließzylin-
Stabilisatoren, bewirken eine merklich ver- ders anzustreben. Ein Vor- oder Zurückliegen
besserte Ausreißfestigkeit aller Beschlagteile. des Zylinders gegenüber der Türblattober-
Wesentlich erhöht ist auch die Einbruchhem- fläche oder Schutzbeschlagoberfläche von
mung bei Stahlblechtürblättern (Blechdicke je ” 3 mm wird für noch vertretbar gehalten.
nach Widerstandsgruppe 1,0 – 1,5 – 2,0 mm) S. hierzu auch Bild 7.146 und 7.147.
und Sandwich-Türblattkonstruktionen, in de-
ren Deckplatten Aluminiumbleche vollflächig • Füllungen, Verglasungen (Tab. 7.126). Die
eingearbeitet sind. Befestigungen von Füllungen und Verglasungen
Ungeeignet für Sicherheitstüren sind dem- müssen so beschaffen sein, dass sie die statischen
gegenüber Hohlraumtürblätter mit Waben- und dynamischen Belastungen aufnehmen, dem
einlagen sowie Kompakttürblätter aus Röhren- manuellen Einbruch widerstehen können und
spanplatten. von der Angriffseite nicht zu entfernen sind.
Je nach angestrebter Widerstandsklasse müs-
• Schlösser, Schließzylinder, Beschläge. Bild sen Verglasungen den Anforderungen der
7.124 verdeutlicht die notwendige mechani- nachstehenden Tabelle 7.126 entsprechen.
sche Schließtechnik (Grundausstattung) eines Vgl. hierzu auch Tab. 5.159 in Abschn. 5, Fens-
einbruchhemmenden Türelementes. Schlösser ter.
und Beschläge von Sicherheitstüren müssen
die in Anhang C der DIN EN 1627 genannten • Montage. Jedem Türelement, das den Nach-
Anforderungen erfüllen. Einzelheiten über Si- weis der Einbruchhemmung gemäß DIN EN
cherheits-Schlösser, -Schließzylinder, -Schwenk- 1627 aufweist, muss der Hersteller eine Monta-
riegelverschlüsse, -Schließbleche, -Bänder sowie
Schutzbeschläge und Zargen sind den Abschnit-
geanleitung beifügen. Diese muss u. a. genaue 7
Angaben über die notwendigen Befestigungs-
ten 7.7.1 bis 7.7.5 und den zugehörigen Bildbei- punkte und Befestigungsmittel enthalten.
spielen zu entnehmen.

7.124 Schematische Darstellung einer einbruchhem-


menden Hauseingangstür (Innenansicht) mit
notwendiger mechanischer Schließtechnik
(Grundausstattung)
1 mehrfach verstärktes Türblatt aus Holz und
Holzwerkstoffen oder Stahlblech mit Einlage
2 Sicherheits-Schlossanlage (bohrgeschütz-
tes Einsteckschloss) mit Falle und Riegel
(Fallensperre)
3 bohrgeschützter Sicherheits-Schließzylinder
mit Ziehschutz (Zylinderabdeckung)
4 bohrgeschütztes Türschild (Schutzbeschlag)
5 Schwenkriegel-Sicherheitsschloss mit drei-,
vier- oder fünffach-Verriegelung bei nur einer
Schlüsselumdrehung
6 angriffshemmende Sicherheits-Verglasung
(mind. durchwurfhemmend, besser durch-
bruchhemmend)
7 Sicherheits-Türbänder mit Sicherungszapfen
(Tresorbolzen)
8 Sicherungszapfen (Tresorbolzen) mit
Hintergreifhaken
9 Zarge mit dauerhafter mechanischer
Befestigung (Schwerlastdübel, Maueranker)
und Hinterfüllung der Hohlräume (PU-Schaum)
626 7 Türen, Zargen und Schlösser

Tabelle 7.125 Zuordnung der einzelnen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließzylindern und Schutzbeschlägen im
Rahmen der Austauschbarkeit (DIN EN 1627)
Widerstands- Schließzylindera) Schutzbeschlägea) Schlösserb)
klasse
EN 1627 DIN 18252:2006-12 DIN 18257:2003-03 DIN 18251-1:2002-07, DIN 18250:2006-09
DIN 18251-2:2002-11
oder
DIN 18251-3:2002-11
Klasse Klasse Klasse Klassec)
RC 1 N 21-, 31-, 71-BZ ES 1 3 3
RC 2 N 21-, 31-, 71-BZ ES 1 4 4
RC 2 21-, 31-, 71-BZ ES 1 4 4
RC 3 21-, 31-, 71-BZ ES 2 4 4
RC 4 42-, 82-BZ ES 3 5 5
Alternativ
RC 1 N 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 3 3
RC 2 N 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 4 4
RC 2 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 4 4
RC 3 21-, 31-, 71-BS ES 2-ZA 4 4
RC 4 42-, 82-BS ES 3-ZA 5 5
a)
Der Austausch von Schließzylindern und Schutzbeschlägen in geprüften einbruchhemmenden Bauteilen ist in den
Widerstandsklassen 1 bis 4 ohne gutachtliche Stellungnahme der Prüfstelle zulässig, wenn die Montagemittel und
die Stütznockenlänge des Schutzbelages gleichwertig sind und ein Nachweis des Schließzylinders oder des Schutz-
belages in Übereinstimmung nach Tabelle NA. 1 vorliegt.
7 b)
Der Austausch von Schlössern ist nur im Rahmen einer gutachtlichen Stellungnahme der Prüfstelle zulässig.
c)
Anspruchsklasse nach DIN 18250:2006:09, Tabelle 2.

Tabelle 7.126 Mindestanforderungen für Verglasungen


Widerstandsklasse Widerstandsklasse der Verglasung gemäß EN 356
RC 1 N Keine Anforderungen*
RC 2 N Keine Anforderungen*
RC 2 P4 A
RC 3 P5 A
RC 4 P6 B
RC 5 P7 B
RC 6 P8 B
* In diesen Widerstandsklassen können nationale Anforderungen berücksichtigt werden.
ANMERKUNG
Bei Verglasung mit einer geringeren Widerstandsklasse als P4 A kann die Verwendung eines Beschlages erforderlich
sein, bei dem zur Entriegelung ein abnehmbarer Schlüssel notwendig ist.
7.6 Sondertüren 627

7.127 Schematische Darstellung des konstruktiven


Aufbaues eines Strahlenschutztürblattes
1 Deckfurnier, Schichtstoffplatte,
Beschichtung o. a.
2 Einleimer aus Hartholz
3 Rahmenverstärkung
4 Einlage (Röhrenspanplatte)
5 Deckplatten (Furnierplatten oder
HDF-Hartfaserplatten)
6 eingebettete Bleifolie
7 untere Rahmenhölzer

Da aus der möglichen Belastung am Baukör- gebetteten Bleifolien. Die Dicke dieser beiden
peranschluss überwiegend Scherkräfte auf- Bleifolien in mm ausgedrückt und zusammen-
treten, ist immer eine mechanische Befestigung addiert ergibt nach DIN 6845 den sog. Blei-
der Zarge an der Wand bzw. Öffnungsleibung gleichwert (Schwächungsgrad). Der geforder-
erforderlich. Eine zusätzliche Verschraubung te Bleigleichwert ist von der zu erwartenden
des Schließbleches bzw. der Bänder schafft Strahlenbelastung abhängig und ergibt sich
weitere Festigkeiten. aus dem Strahlenschutzplan zur Errichtung
Eine alleinige Befestigung der Zargen bzw. einer Anlage nach DIN 6812, DIN 6846 oder
Blendrahmen am Baukörper mit PU-Montage- DIN 6847. Übliche Strahlenschutztüren weisen
schaum ist nicht zulässig. Schäume dieser Art einen Bleigleichwert von 1 bis 3 (5) mm auf.
dienen bei Sicherheitstüren nur der Hohlraum-
füllung, nicht der Befestigung. • Bild 7.127. Wie die Abbildung zeigt, bestehen die bei-
den Deckplatten eines Sperrtürblattes jeweils aus einer
mehrfach verleimten, etwa 4 bis 6 mm dicken Furnier-
platte oder einer entsprechenden Hartfaserplatte mit
7
7.6.7 Strahlenschutztüren darin eingebetteter Bleifolie. Als Türeinlage wird meist
eine Röhrenspanplatte mit guten schalldämmenden
Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte Eigenschaften verwendet (Sperrtür nach DIN 68706-1).
Geeignete Veredelungsmaterialien für die Türblattober-
Räume (Diagnostik- und Therapieräume) die- flächen sind Furniere, Schichtstoffplatten o. Ä.
nen dem Schutz gegen Röntgen-, Gamma- und Durch die beidseitige Bleikaschierung des Türblattes
Elektronenstrahlung. Die notwendigen Anforde- und die dadurch bedingte Gewichtserhöhung sind stär-
rungen sowie Angaben über die Herstellung und kere Bänder vorzusehen (1 mm Bleifolie = 11 kg/m2).
Montage von Strahlenschutztüren enthält DIN Schlösser müssen so abgeschirmt oder angeordnet sein
6834-1 bis -5. – ggf. mit versetzter Nuss- und Schlüssellochdurchfüh-
rung – dass an keiner Stelle der Tür deren Schutzwert
Zur Schwächung der abschirmenden Strahlung unterbrochen ist. Zwischen Türunterkante und Fußbo-
wird in der Regel Blei verwendet. Die Gesamt- denoberfläche darf bei Türen für Diagnostikräume der
dicke der Bleieinlage ist von der zu erwartenden Spalt nicht größer als 10 mm sein, bei Therapieräumen
Strahlenintensität und somit von der Art der ein- nicht größer als 5 mm.
gesetzten Geräte (Röntgengeräte) abhängig. Als Türzarge ist eine mindestens 2,5 mm dicke Stahl-
umfassungszarge mit umlaufender Dichtung und etwa
• Blei besitzt in Abhängigkeit zur Materialdi- 50 mm Bodeneinstand vorzusehen; wahlweise kann
cke die positive Eigenschaft, Röntgenstrahlen auch eine Zarge aus Holz oder Holzwerkstoffen ein-
abzuschwächen. So entspricht beispielswei- gesetzt werden. Durch rückseitiges Auskleiden der
se eine 1 mm dicke Bleikaschierung auf einer Umfassungszargen mit Bleifolie ist der notwendige
Strahlenschutz auch im Bereich der Anschlussfuge zur
Gipskartonplatte der Abschirmungswirkung Wandleibung gegeben.
einer 130 mm dicken Stahlbetonwand.
Strahlenschutztüren sollten im Zuge des Innenausbau-
es so spät wie möglich montiert werden, um sie vor
• Bleigleichwert. Den notwendigen Strahlen- Beschädigungen während der Bauzeit zu schützen. In
schutz erbringen bei Strahlenschutztüren die modernen Praxen und Behandlungszentren werden sie
in die beiden Deckplatten einer Sperrtür ein- überwiegend in bleifolienkaschierte Gipskarton-Metall-
628 7 Türen, Zargen und Schlösser

ständerwände – als ein- oder zweiflügelige Türelemente Klasse 3 Starker Gebrauch. Anwendungen in
– eingebaut. Aus raumbedingten Gründen können auch öffentlichen Gebäuden und Behörden
Schiebetüren nach DIN 6834-4 oder -5 zweckmäßig sein.
(z. B. Bibliotheken, Krankenhäuser und
Weitere Angaben – vor allem im Hinblick auf die zu ver-
Schulen).
wendenden Sonderbeschläge und Montagerichtlinien
– sind den DIN-Normen und Anweisungen der Herstel- Klasse 4 Sehr starker Gebrauch (Klassen 4A,
lerfirmen zu entnehmen. Den aktuellen Stand der Nor- 4B, 4C). Bänder für Türen, die einem
mung s. Abschn. 7.8. häufigen, heftigen Gebrauch unter-
zogen werden. Vom bewussten Miss-
brauch wird ausgegangen (Anforde-
7.7 Türbeschläge rungen an einbruchhemmende Türen).
Bänder der Klasse 4B und 4C bieten er-
Allgemeines höhte Beständigkeit gegen potentiell
Türbeschläge bedarf es zum Anschlagen, Öffnen, dauerhaften Angriff.
Schließen und ggf. Feststellen der Türblätter so- In der vorgenannten Norm werden außerdem im
wie zur Einbruchhemmung je nach Einsatzort. Einzelnen Anforderungen gestellt an:
Die einfachste Ausrüstung eines Türelementes • Bänder für Türen mit einer Breite von über
besteht demnach aus einem oberen und unte- 950 mm,
ren Band, einem Schloss mit Schließblech so- • Bänder für einbruchhemmende Türen,
wie einer Drückergarnitur. Dazu können je nach
• Bänder für Feuer- und Rauchschutztüren,
Anforderungsprofil noch weitere Sonderaus-
rüstungen hinzukommen. Zu einer funktions- • Bänder für Türen mit Türschließern.
tüchtigen Tür gehören immer auch eine Falzdich-
tung, bei Bedarf mit Bodendichtung. Folgende Güte- und Prüfbestimmungen für Türbänder
Hauptgruppen sind demnach zu unterscheiden. sind in RAL-RG 607/8 [32] festgelegt.
Türbänder • Bänder aller Art
• Türschließer Auswahlkriterien. Bei der Festlegung der Bän-
• Feststelleinrichtungen der wird oftmals nur das jeweilige Türblattge-
• Sonderausrüstungen wicht als alleiniges Auswahlkriterium berück-

7 Türgarnituren

Türdrücker aller Art
Türschilder, Türrosetten
sichtigt. Weitergehende Einwirkungen auf die
• Sondergarnituren
Bänder werden dabei vernachlässigt. Um Folge-
• Sonderausrüstungen schäden im Türbereich zu vermeiden, sind da-
Türschlösser • Schlösser aller Art rüber hinaus folgende Kriterien bei einer Band-
• Schließbleche auswahl zu beachten:
• Schlosssicherungen • Einsatzbereich/Einsatzort. Grundsätzlich ist zwischen
• Sonderausrüstungen Außentüren, Innentüren sowie Schutz- und Sondertüren
Türdichtungen • Falzdichtungen zu unterscheiden. Auch der Einsatzort der Türen – bei-
• Bodendichtungen spielsweise in Wohngebäuden, öffentlichen Gebäuden,
• Anschlagschwellen Verwaltungsbauten, Schulen, Kasernen usw. – und die
• Sonderausrüstungen daraus resultierenden, sehr unterschiedlichen Beanspru-
chungen beeinflussen die Bandauswahl.
• Türblatteinschlag. Die Falzausbildung bestimmt weit-
7.7.1 Türbänder gehend die Bandabwinkelung (sog. Kröpfung). Man un-
terscheidet gefälzten (ein- oder mehrfach) und ungefälz-
Klassifizierung von Türbändern. Türbänder ten (stumpfen) Türblatteinschlag, flächenbündig mit der
werden gemäß E DIN EN 1935 in vier Gebrauchs- Falzbekleidung oder aufschlagend.
klassen eingeteilt. Je nach Anwendungsbereich • Befestigung/Aufnahmeelemente. Abhängig von der
unterscheidet man folgende Bandklassen: gewählten Materialart – Holz oder Holzwerkstoff, Stahl,
Aluminium, Kunststoff, Glas – ergeben sich jeweils ganz
Klasse 1 Leichter Gebrauch (Klassen 1, 1A). An- bestimmte Bandbefestigungstechniken (z. B. einbohren,
wendungen in privaten und anderen ausfräsen, aufschrauben, anschweißen, anklemmen), die
Bereichen (z. B. Büros), die nicht für die systemabhängig zu beachten sind.
Öffentlichkeit zugänglich sind. Zur besonders sicheren Befestigung der Türblätter bie-
ten sich unterschiedlich ausgebildete Aufnahmeelemen-
Klasse 2 Mittlerer Gebrauch. Anwendungen
te (Bandtaschen) an, passend zur jeweiligen Türrahmen-
in privaten und anderen Bereichen bzw. Türzargenart (Holzwerkstoff- oder Metallzarge).
(z. B. Büros) mit begrenztem Zugang Die vom Hersteller vorgegebenen Belastungswerte sind
für die Öffentlichkeit. einzuhalten. S. hierzu Abschn. 7.7.1.2.
7.7 Türbeschläge 629

• Belastbarkeit der Bänder. Die Wahl der Türbänder wird chenvergütungen dienen ausschließlich dem optischen
wesentlich vom jeweiligen Türblattgewicht bestimmt Erscheinungsbild und schützen nicht vor Korrosion.
(übliche Abstufungen 40-60-80-100-120-140-160 kg). Die • Links-/Rechtsbezeichnung. Türen, Zargen, Bändern,
bandbezogenen Belastungswerte sind den Hersteller- Schlösser, Garnituren sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS
unterlagen zu entnehmen. Der angegebene Zahlenwert und DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.16). Einzelheiten
(z. B. 120 kg) bezieht sich auf ein Bänderpaar und auf die hierzu s. Abschn. 7.2.4.3.
Türblattgröße 2 u 1 m. Ist die Tür breiter als 100 cm, ver-
ringert sich das maximale Türgewicht prozentual in dem
Maße, wie die Türbreite von 100 cm überschritten wird. Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen
Bei 125 cm Türbreite verringert sich folglich das maxima- umfassenden Überblick von allen auf dem Markt
le Türgewicht um 25%.
befindlichen Türbeschlägen zu geben. Zu vielfäl-
• Das dritte Band. Normal beanspruchte Türen werden tig sind die Ausführungsmöglichkeiten – sowohl
üblicherweise mit zwei Türbändern, höhere, breitere
und schwerere Türblätter mit je drei Bändern angeschla- in technischer als auch formaler Hinsicht. In den
gen (250 bzw. 370 mm unter dem oberen Band, bezogen nachfolgenden Abschnitten werden deshalb nur
auf die Bandbezugslinie). Bild 7.40. Nach Herstelleranga- einige wichtige Beschlagtypen in Form von Ab-
ben erhöhen sich beim Einsatz eines dritten Bandes die bildungen und Einbauskizzen kurz vorgestellt.
angegebenen Belastungswerte um etwa 30%. Türen mit
Türschließern sollten immer mit einem dritten Band – Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die
oder mit dafür geeigneten Spezialbändern – ausgerüstet VOB, Teil C, DIN 18 357 maßgebend.
sein (zusätzliche Belastung durch ein nach außen gerich-
tetes Biegemoment).
• Konstruktionstechnische Merkmale. Im Wesentlichen 7.7.1.1 Bänder für ungefälzte und gefälzte
unterscheidet man zweiteilige und dreiteilige (fünfteili- Türen mit Blend- oder Blockrahmen
ge) Bänder. Ein zweiteiliges Band besteht aus einem Flü- Türbänder. Zum Anschlagen von gefälzten und
gel- und einem Rahmenteil. Dreiteilige und fünfteilige
Bänder bestehen jeweils aus Flügel- und Rahmenteil und ungefälzten Türblättern eignen sich vor allem
einem Stift (Bild 7.128). Flügel- und Rahmenteile werden Aufschraubbänder (sog. Lappenbänder), Ein-
bei den letzteren ineinandergeschoben und mit einem bohrbänder, Kombibänder sowie spezielle Sys-
durchgesteckten Metallstift verbunden, gesichert durch tembänder (Objektbau). Diese Bandprogramme
eine Madenschraube. Dreiteilige und fünfteilige Bänder
können wesentlich höhere Belastungen aufnehmen. bieten zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten
Zahlreiche Bänder sind außerdem verstellbar, d. h. sie des wechselseitig variablen Einsatzes von Rah-
lassen sich bei eingehängtem Türblatt in Toleranzbe- men- und Flügelteilen, meist im Verbund mit
reichen von etwa 2 bis 4 mm zur Seite und in der Höhe
nachjustieren (sog. zwei- bzw. dreidimensionale Verstell-
passenden Aufnahmeelementen. 7
barkeit). Eine besondere Gruppe bilden die sog. K-Bän-
der für Kunststofftüren (herstellerbezogene Profilformen Objekttürbänder. Im Objektbereich (z. B. in öf-
und Bandabwinkelungen). Weitere Einzelheiten sind der fentlichen Gebäuden wie Schulen, Krankenhäu-
Fachliteratur [33] und den Herstellerunterlagen [34], [35] ser, Hotels, Banken) werden besonders hohe An-
zu entnehmen.
forderungen an die Türbänder bezüglich Belast-
• Bandbezugslinie. Die Bandbezugslinie ist nach DIN barkeit, Laufeigenschaft und Sicherheitsreserven
18 268 eine gedachte, horizontal verlaufende Linie bei
einem Türband, deren Abstand vom oberen Zargenfalz
gestellt. Diese sog. Systembänder mit dreidimen-
die Höhenlage der Türbänder festgelegt, und zwar un- sional verstellbaren Aufnahmeelementen sind
abhängig von Werkstoff, Konstruktion oder Anschlagart universell einsetzbar an Holz-, Stahl- und Alumi-
(Bild 7.13 und 7.14). Gestaltfindung, Ausschreibung, Be- niumzargen und weisen besonders abriebfeste
stellung, Verarbeitung und Montage werden durch diese Gleitlager (Lauflager) auf.
einheitliche Festlegung wesentlich erleichtert. Vgl. hier-
zu auch Abschn. 7.2.4.1.
• Materialwahl/Korrosionsschutz. Türbänder werden 7.7.1.2 Bänder für ungefälzte und gefälzte
überwiegend aus Stahl, Edelstahl und Aluminiumle- Türen mit Holzzargen
gierungen – jeweils mit verschiedenartigen Oberflä-
chenausführungen – hergestellt. Den üblichen Korro-
• Aufschraubbänder (Lappenbänder) Bild 7.128.
sionsschutz gewährleisten verzinkte Stahlbänder und Passend zur jeweiligen Falzausbildung gibt
farbig kunststoffbeschichtete Bänder, die vor der Pulver- es diese Bänder mit geraden oder gekröpften
beschichtung ebenfalls verzinkt werden. Gemäß DIN (abgewinkelten) Lappen. Bei besonders starker
EN 1670 werden Baubeschläge je nach Nutzungssituati- Beanspruchung der Tür können die Winkel-
on in vier Korrosionsbeständigkeitsklassen (Klasse 0 bis
4) eingeteilt.
bänder noch zusätzlich mit Tragzapfen (Trag-
bolzen) ausgestattet sein. Entsprechend ihrer
In Nassräumen und im Außenbereich sollten jedoch nur
Bänder aus Edelstahl (Chrom-Nickel-Stahl) eingesetzt Dicke werden die Bandlappen in den Türfalz
werden, da nur dieses Material dauerhafte Korrosionsbe- und die Türbekleidung eingelassen und mit
ständigkeit garantiert. Alle anderen Arten von Oberflä- Senkkopfschrauben befestigt. Die Ecken der
630 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.128a 7.128b 7.128c


7.128 Bänder für ungefälzte (stumpf einschlagende) und gefälzte Türen mit Blend- oder Blockrahmen
a) Lappen-Band für ungefälzte Türen
b) Lappen-Winkelband (gekröpft) für gefälzte Tür
c) Zapfen-Lappen-Einbohrband (Kombiband) für gefälzte Tür
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7
Lappen sind abgerundet, so dass die Vertie- schen gesteckt und damit kraftschlüssig ver-
fungen maschinell ausgefräst werden können. bunden, während die Flügelteile seitlich in
Sichere, problemlose, häufig angewandte Be- den Falzüberschlag des Türblattes einzudre-
festigungsart. hen sind. Dieser Überschlag darf keinesfalls zu
• Einbohrbänder (Bild 7.129a). Einbohrbänder knapp bemessen sein (mind. 13 mm bei Wohn-
gibt es in zwei- oder mehrteiliger Ausführung, raumtüren, 16 bis 19 mm bei Haustüren). Ein-
die Rahmen- und Flügelteile sind jeweils wahl- bohrbänder gewährleisten eine problemlose
weise mit 1 oder 2 Zapfen versehen. Zum Vor- und schnelle Montage (ohne Stemm- und Fräs-
bohren der Löcher werden passende Bohrlehren arbeiten), nachträgliche Verstellbarkeit sowie
verwendet, so dass ein maßgenaues und zu- eine relativ hohe Belastbarkeit.
gleich rasches Anschlagen gewährleistet ist. Die • Kombibänder (Bild 7.128c und 7.129b). Bei Kom-
Einbohrzapfen der Bänder können Gewinde zum bibändern sind Rahmen- und Flügelteil unter-
Eindrehen haben oder glatt ausgebildet sein schiedlich ausgebildet. So kann beispielsweise
zum Einstecken (mit Lochung zur Bandsicherung an der Türzarge ein Einbohrband und am Tür-
durch Querstifte). Den verstellbaren Bändern blatt ein Aufschraubband befestigt sein oder
wird allgemein der Vorzug gegeben. Einbohr- umgekehrt. Daraus ergeben sich zahlreiche
bänder eignen sich vor allem zum Anschlagen Kombinationsmöglichkeiten des wechselseitig
von gefälzten Türblättern, da bei ungefälzten variablen Einsatzes von Bandteilen. Durch der-
Türen im Bereich der Einbohrstellen unschöne artige Bänderkombinationen können die Vorzü-
Auskerbungen an den Türkanten entstehen. ge der einzelnen Befestigungsarten noch besser
Die Bilder 7.129b und c verdeutlichen die Be- ausgenutzt werden.
festigungsart mit Aufnahmeelementen (Band- • Kunststoffbänder (Bild 7.131). Diese Bänder
taschen). Hier werden die Rahmenteile durch bestehen aus einem tragenden Gerüst aus ver-
die Falzbekleidung hindurch in die Bandta- zinktem Stahl und aus Kunststoffteilen, die
7.7 Türbeschläge 631

7.129a 7.129b 7.129c


7.129 Bänder für gefälzte Türen mit Holzzargen
a) Zweiteiliges Einbohrband mit verdrehsicherem Rahmenteil
b) Lappen-Einbohrband mit Bandtasche (Kombiband)
c) Dreiteiliges Zapfen-Einbohrband mit Bandtasche (Aufnahmeelement)
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7

7.130a 7.130b

7.130 Dreiteiliges Kunststoff-Kombiband (aus Stahl/Kunststoff) für gefälzte Holztür mit Zapfen-Einbohr-Band in einer
Bandtasche (Rahmenteil) und Zapfen-Lappen-Band (Flügelteil)
a) Bandansicht
b) Einbaubeispiel
HEWI-Beschläge Bad Arolsen
632 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.131a 7.131b
7.131 Band-Aufnahmeelement (Bandtasche) zur kraftschlüssigen Befestigung von Zapfen-Einbohr-Bändern an gefälz-
ter Holzzarge
a) Bandtasche mit eingeschobenem Rahmenteil (Rückseite)
b) Einbaubeispiel
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück

entweder unmittelbar aufgespritzt oder erst keine Staubbindung zu befürchten. Sie zeichnen
nachträglich in Form von Abdeckkappen bzw. sich besonders durch hervorragende thermi-
Steckhülsen aufgesetzt werden. Während der sche Eigenschaften, chemische Beständigkeit,
Stahl den Bändern eine hohe Festigkeit verleiht, Licht- und Witterungsbeständigkeit sowie hohe
erbringt der Kunststoff optimale Gleiteigen- Festigkeit aus. Die relativ einfach zu montie-
schaften, hohe Verschleißfestigkeit und ein an- renden Bänder gibt es passend für nahezu alle
7 sprechendes Design (Farben- und Formenviel-
falt). Bei den Kunststoffteilen aus Nylon ist keine
Türausbildungen, Zargen- und Anschlagarten
sowie Türblattgewichte.
störende elektrostatische Aufladung und auch

7.132a 7.132b
7.132 Dreidimensional verstellbares Aufnahmeelement für den Objektbereich zur Befestigung von Lappen-
Winkelbändern (Objekttürbänder) an Holz-, Stahl- und Aluminiumzargen.
a) Aufnahmeelement für Holzwerkstoffzarge
b) Einbaubeispiel: Besonders hingewiesen wird auf die durchlaufende Türblattdichtung (geeignet für
Schallschutztüren).
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7.7 Türbeschläge 633

Bandaufnahmeelemente oder Stahlstiften arretiert. Nachteil: Sichtbare


Aufnahmeelemente – auch Bandtaschen ge- Köpfe an der Türblattaußenseite. Sichere, je-
nannt – dienen zur kraftschlüssigen Befestigung doch relativ umständliche, kaum mehr einge-
von gefälzten und ungefälzten Türblättern an setzte Befestigungsart.
Holz- und Metallzargen. Besonders an die Bänder • Einfaches Aufschraubband (Bild 7.133b). Es
von Objekttüren werden zum Teil hohe Anforde- eignet sich zum Anschlagen von Stumpf- und
rungen bezüglich Belastbarkeit, Laufeigenschaft Falztüren (glatte und gekröpfte Ausführung)
und Sicherheitsreserven gestellt. und wird noch relativ häufig eingesetzt. Wäh-
rend bei den neueren Modellen die Ecken der
Bild 7.131 zeigt Aufschraubtaschen für Zapfen- Lappen für den maschinellen Einbau abgerun-
Einbohr-Bänder, die auch mit Rahmenteilen an- det sind, weisen die früher verwendeten Bän-
derer Hersteller kombinierbar sind. der eckige Bandlappen auf.
• Langband (Bild 7.133c). Diese Bänder werden
In Bild 7.132 ist ein dreidimensional verstell- auch Ladenbänder genannt, da sie u. a. zum
bares Aufnahmeelement für den Objektbereich Anschlagen von Holzfensterläden sowie einfa-
– geeignet für Holz-, Stahl- und Aluminiumzar- chen Latten- und Brettertüren benutzt werden.
gen – dargestellt. Besonders beachtenswert ist Die Befestigung an den Querriegeln erfolgt mit
das Einbaubeispiel, das das Aufnahmeelement Nägeln oder Schrauben. Der Kloben, um dessen
mit einem Lappenwinkelband und einer durch- Dorn sich das Band dreht, wird bei massiven
laufenden Türblattdichtung zeigt. Diese Konst- Wänden ankerartig eingemauert oder bei Fach-
ruktion eignet sich vor allem zur Herstellung von werkwänden an die Holzstiele angeschraubt.
gefälzten Schallschutztüren. • Winkelband (Bild 7.133d). Es eignet sich vor
allem zum Anschlagen von schweren Rah-
Hinweis: Das Außenmaß der Normzargen aus Holz- und mentüren (z. B. Stalltüren), wobei der kräftige
Holzwerkstoffen ist in der Regel so konzipiert, dass sich eine Flachstahlwinkel auf den Rahmenfriesen auf-
Gesamtfugenbreite von 10 mm (2 u 5 mm) für die Dämm-
und Abdichtungsmaßnahmen ergibt. Dabei ist jedoch zu
geschraubt wird. An dem querliegenden Teil
beachten, dass bei der Verwendung von Bandaufnahme- des Beschlages sitzt das sog. Auge, das um den
Dorn eines Hakens läuft, der ebenfalls einge-
elementen (Bild 7.131) diese gegenüber der Zargenaußen-
seite vorstehen und zusätzlichen Platz benötigen. mauert oder angeschraubt sein kann.
7
Um die Zarge ordnungsgemäß ausrichten, befestigen und
die Fugen entsprechend den Erfordernissen dämmen und
dichten zu können, muss bei einer Gesamtfugenbreite von
nur 10 mm das Mauerwerk im Bereich der Bandtaschen ent- 7.7.2 Türdrücker
weder ausgestemmt oder die Wandöffnung insgesamt grö-
ßer vorgesehen werden. In diesem Fall wird das zulässige Zum Öffnen und Schließen von Drehflügeltüren
Größtmaß für die Wandöffnung nach DIN 18 100 gewählt, bedarf es besonderer Beschläge, die man zu-
so dass die Öffnungsbreite insgesamt 20 mm größer als das sammengefasst als Garnitur bezeichnet. Diese
Baurichtmaß ist (Bild 7.11) und die Bandtaschen darin aus- besteht in der Regel und im Wesentlichen aus
reichend Platz finden.
(Bild 7.134):
• Türdrücker (Türdrückerstiftteil, Türdrücker-
7.7.1.3 Bänder zur Befestigung von
lochteil), die mit einem durch das Türblatt
einfachen Holztürblättern
hindurchgehenden Drückerstift (Vierkantstift)
Obwohl derartige Bänder im gehobenen Ausbau verbunden sind und die beim Niederdrücken
kaum mehr vorkommen, sollen sie im Hinblick das Zurückziehen der Schlossfalle und damit
auf die Altbausanierung und ein kostengünsti- das Öffnen der Tür ermöglichen.
ges Bauen nicht unerwähnt bleiben. Im Einzel-
nen sind das Einstemm- und Aufschraubband • Einteilige Türschilder (Außen- und Innenschild),
sowie Lang- und Winkelband zu nennen. die einmal als Gleit- und Führungslager für die
Drehbewegungen der Türdrücker (Dreh- und
• Einstemmband (Bild 7.133a). Dieses Band,
Zugkräfte), zum anderen als Abdeckplatten für
auch Fitschen genannt, besteht aus zwei Lap-
alle im Schlossbereich vorkommenden Bohrun-
pen mit je einer Rolle und einem fest verniete-
gen und Aussparungen dienen.
ten oder lose einschiebbaren Stift. Die Lappen
werden in den Blendrahmen und das Türblatt Türschilder können Ausnehmungen (Lochun-
eingestemmt und von außen mit Schrauben gen) beispielsweise für Schlüssel, Schließzy-
634 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.133c

7.133a 7.133b 7.133d


7.133 Bänder zur Befestigung von einfachen Holztürblättern
a) Türanschlag mit Einstemmband (Fitschen) c) Langband mit Haken (Kloben) zum Anschrauben
b) Türanschlag mit geradem Aufschraubband d) Winkelband mit Haken (Kloben) zum Einmauern
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück

7 linder oder Drücker aufweisen und werden in • Zweiteilige Türschilder (Montageeinheit) be-
der Regel von der Innenseite (Öffnungsseite) stehen aus einem Unterschild – das als eigentli-
her befestigt. Sie dienen auch dem Schutz der ches Führungslager die Drehbewegungen des
Türblattoberflächen (Beschädigungen durch Türdrückers aufnimmt – und einer darauf auf-
Schlüssel), außerdem können an sie besondere gesetzten Blende als dekorative Abdeckung.
Anforderungen bezüglich des Einbruch-, Feu- Hinsichtlich der Ausführungsformen unterschei-
er- und Rauchschutzes gestellt werden. det man im Allgemeinen zwischen Langschild-

7.134 Schematische Darstellung einer


Türdrückergarnitur mit zweiteiligen Türschildern:
Benennungen
1 Türdrückerstiftteil
2 Blende (dekorative Abdeckung)
3 Lochung (Ausnehmung) für Profilzylinder
4 Befestigungsschraube
5 Unterschild mit Führungslager
6 zweiteiliges Türschild (Unterschild mit Blende)
7 Drückerstift (Vierkantstift)
8 Führungslager
9 Türknauf (oder Türdrückerlochteil)
7.7 Türbeschläge 635

und Kurzschildgarnituren, quadratischen Breit- Die Drehmomente (Bedienungskräfte), die zur Bedienung
schildern sowie Rosettengarnituren (Türdrücker- von Türdrückern je nach Aufgabenbereich erforderlich
bzw. zulässig sind, sind E DIN EN 12217-2, Tabelle 1, zu ent-
und Schlüsselrosette). nehmen (Leistungsklassen 1 bis 4).
Normen. Türdrückergarnituren im Allgemeinen sind in DIN In der Baupraxis (außerhalb der Norm) unterscheidet man:
EN 1906 genormt, Schutzbeschläge für einbruchhemmen- • Standardbeschläge (privater Wohnbereich mit normaler
de Türen im Anhang A (sowie in DIN 18 257), Türdrücker- Beanspruchung)
garnituren zum Einbau in Feuer- und Rauchschutztüren im • Objektbeschläge (öffentlicher Bereich mit häufiger Be-
Anhang C der vorgenannten Norm . Der aktuelle Stand der nutzung durch Publikum)
Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen. • Schutzbeschläge (einbruchhemmende Türen, Feuer-
• DIN EN 1906 – Türdrücker und Türknäufe und Rauchschutztüren).
(Türdrückergarnituren),
teilweiser Ersatz für DIN 18 255.
• DIN EN 1670 – Korrosionsverhalten von Garniturarten
Schlössern und Baubeschlägen Drückergarnituren (Bild 7.135a bis b). Sie be-
für Türen, Fenster usw. steht aus zwei Türdrückern (Stiftteil und Lochteil)
Klassifizierung von Türgarnituren. Türgarnituren werden mit zwei Türschildern oder Türrosetten.
nach DIN EN 1906 in vier Anwendungsklassen, Sicherheits-
beschläge für einbruchhemmende Türen in vier Sicherheits- • Beispiel: Zimmertür- oder Haustürgarnitur.
klassen (Klasse 1 bis 4) klassifiziert. Die Tür ist von innen und außen mit einem

7.135a 7.135c 7.135e

7.135b 7.135d 7.135f


7.135 Schematische Darstellung von Türdrückern, Türschildern und Türrosetten: Garniturarten
a) bis b) Zimmertür- oder Haustürgarnitur 1 Langschild
c) bis d) Wohnungsabschluss- oder Haustür-Wechselgarnitur 2 Kurzschild
e) bis f) Badezellen- oder Klosetttürgarnitur 3 Türrosette
HEWI-Beschläge, Bad Arolsen
636 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.136a 7.136b

7.136 Schematische Darstellung von speziellen


Türdrücker- und Türgriffgarnituren für
Rohrrahmentüren mit dem nötigen
Sicherheitsabstand zur Schließkante
a) bis b) Türdrückergarnituren
7.136c c) Türgriffgarnitur

Schlüssel verschließbar (Lochungen für Schlüs- • Beispiel: Frei-Besetzt-Garnitur. Die Tür ist von
sel oder Schließzylinder). Die unverschlossene innen mit der Riegelolive verschließbar, außen
Tür kann von beiden Seiten mit dem Türdrücker wird ein Frei-Besetzt-Zeichen in einem Fenster
7 geöffnet werden. Anstelle von Türdrückern angezeigt. Die unverschlossene Tür ist von bei-
können auch auf einer oder beiden Türseiten den Seiten mit dem Türdrücker zu öffnen. Diese
Drehknöpfe (Türknaufe) angebracht sein. Garnituren sind nur in Verbindung mit einem
Wechselgarnitur (Bild 7.135c bis d). Sie besteht Badezellen- oder Klosetttürschloss verwendbar.
immer aus einem Türdrücker mit Türschild oder
Türrosette, außen aus einem nicht drehbaren Türdrücker und Türgriffe für Rohrrahmentü-
Knopfschild bzw. Einzelknopf. Die Verbindung ren (Bild 7.136). Bei Rohrrahmentüren aus Metall
erfolgt mit einem sog. Wechselstift. und Kunststoff müssen die Türdrücker, Türgrif-
fe und Türknöpfe wegen der besonders engen
Platzverhältnisse im Bereich der Schlosstasche
• Beispiel: Wohnungsabschluss- oder Haus- (kleines Dornmaß) so beschaffen sein, dass Ver-
tür-Wechselgarnitur. Die Tür ist von innen letzungen der Hand beim Öffnen und Schließen
und außen mit einem Schlüssel verschließbar der Tür vermieden werden. Zwischen Türbe-
(Lochungen für Schlüssel oder Schließzylinder). schlag und Zargenrahmen (Schließkante) ist
Die unverschlossene Tür kann von innen mit daher in Greifhöhe ein Sicherheitsabstand von
dem Türdrücker, von außen dagegen nur mit mind. 25 mm erforderlich. Weitere Einzelheiten
dem Schlüssel geöffnet werden, da der Knopf sind der Fachliteratur [36] zu entnehmen.
feststehend ist.
Wechselgarnituren sind nur in Verbindung mit Befestigung und Lagerung von Türdrückern. Türdrücker
bzw. Türknöpfe werden durch einen Vierkantstift (Türdrü-
einem Wechselschloss verwendbar. Vgl. hierzu ckerstift) – der durch die vierkantförmige Nuss des Schloss-
Bild 7.137. kastens gesteckt wird – fest miteinander verbunden, in
dem er sichtbar oder unsichtbar mit dem Türdrückerpaar
verschraubt, verkeilt oder verklemmt wird. Ziel zahlreicher
Bad- oder WC-Türgarnituren (Bild 7.135e bis f). unterschiedlicher Konstruktionen und Patente der Be-
Sie bestehen aus zwei Türdrückern und zwei Tür- schlagindustrie ist es, die Türdrücker so miteinander zu
schildern oder Türrosetten. verbinden, dass alle auftretenden Zieh-, Druck- und Dreh-
7.7 Türbeschläge 637

kräfte optimal abgestützt bzw. aufgefangen werden und Nach der mechanischen Bearbeitung wird die Schutz-
die Drückerverbindungen nicht ausleiern und sich auch wirkung der natürlichen Oxidschicht des Aluminiums er-
nicht lockern. heblich verbessert, indem durch Anodisieren (Eloxieren)
künstlich sehr widerstandsfähige Oxidschichten auf der
Sicherheits-Türdrückergarnituren Aluminiumoberfläche erzeugt werden. Je nach Wahl des
Anodisierverfahrens lassen sich unterschiedlich dicke,
(Schutzbeschläge)
festhaftende Oxidschichten (z. B. 30 μm) herstellen
Schutzbeschläge für einbruchhemmende Türen (= anodische Oxidation).
sind in DIN EN 1906, Anhang A, genormt (Sicher- Diese transparenten Oxidschichten erhalten dauerhaft
heitsklassen 1 bis 4). Sie sollen auf der Angriffseite das Aussehen der Aluminiumoberflächen (Naturfarbton
(Außenseite) einer Tür ein gewaltsames Abdrehen des Aluminiums). Sie können aber auch eingefärbt wer-
den, indem die künstlich erzeugten Oxidschichten durch
des Schließzylinders und einen unmittelbaren
Farbstoffe oder elektrolytisch gefärbt werden.
mechanischen Angriff auf den Schlossmecha-
Anschließend erfolgt ein Nachverdichten der mikro-
nismus (z. B. Widerstand gegen Anbohren, Ab- porösen Oberfläche, wodurch ein Porenverschluss und
schlagen) wirksam erschweren. Zusätzlich sollen somit hohe Korrosions-, Licht- und Wetterbeständigkeit
Zylinderabdeckungen die Schließzylinder gegen erreicht wird.
gewaltsames Ziehen schützen. Daher ist die Dicke Beschläge aus Aluminium können somit im Innen- und
des Unterschildes und des Deckschildes (Blende) Außenbereich eingesetzt werden. Grundsätzlich bedarf
dieser Werkstoff keiner Pflege. Da Aluminium jedoch
so zu wählen, dass der Schließzylinder max. 3 mm empfindlich gegen Säuren und Basen ist, müssen Profile
aus der Oberfläche des Türschildes hervorsteht. und Beschläge während der Bauzeit gegen Kalk- oder
Zementmörtelspritzer durch später wieder abziehbare
Güte- und Prüfbestimmungen für Schutz- Folien geschützt werden.
beschläge sind in RAL-RG 607/6 [37] festgelegt. • Aluminium und Farbbeschichtung. Nach der anodischen
Oxidation kann das Basismaterial durch ein lösungsmittel-
Der Widerstand eines Schutzbeschlages gegen freies Lackierverfahren (elektrostatische Pulverbeschich-
gewaltsames Eindringen ist jedoch nur ein tung) auch farbig beschichtet werden. Die Oberflächen-
Aspekt des Gesamtwiderstandes einer einbruch- qualität entspricht in etwa der der Eloxalschichten; auch
hemmenden Tür. Schutzbeschläge gewährleis- ein wetterfestes Emaillieren von Aluminium ist möglich.
ten nur dann optimale Sicherheit, wenn auch alle Vgl. hierzu auch Abschn. 5.6.4.2, Farbbeschichtungen.
anderen Elemente einer einbruchhemmenden • Messing (Kupfer-Zink-Legierung). Messingbeschläge sind
Tür – wie beispielsweise Schloss, Schließzylinder, aufgrund ihrer goldglänzenden Oberfläche sehr beliebt.
Türbänder, Befestigung der kompletten Tür am
angrenzenden Mauerwerk – sicherheitstech-
Sie werden aus den unterschiedlichsten Legierungen
hergestellt, so dass auch die Oberflächenhärte sehr va- 7
riiert. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Werkstoff
nisch aufeinander abgestimmt sind. S. hierzu Messing im täglichen Gebrauch zu Korrosion neigt. Die
Abschn. 7.6, Einbruchhemmende Türen sowie Beschlagteile müssen daher regelmäßig mit Putzmittel
Feuer- und Rauchschutztüren. behandelt werden, wenn eine Oxidierung erfolgt. Es be-
steht auch die Möglichkeit – mit allen Vor- und Nachtei-
Werkstoffe für Türdrückergarnituren len – Messingbeschläge zu wachsen oder mit farblosem
Lack zu behandeln. Weitere Einzelheiten sind der Fachli-
Alle Garniturteile werden in vielfacher Form angeboten
teratur [38] zu entnehmen.
und aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Im
Wesentlichen unterscheidet man: • Kunststoff (Polyamid – Handelsname: Nylon). Der Werk-
stoff Nylon weist so hervorragende Eigenschaften auf
• Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl). Dieser Werk-
wie beispielsweise hohe Bruchsicherheit, Festigkeit,
stoff eignet sich in besonderer Weise für Türbeschläge
Witterungs- und Alterungsbeständigkeit, hohe Abrieb-
im Innen- und Außenbereich, da er äußerst korrosions-
festigkeit und chemische Beständigkeit sowie keine
beständig (Korrosionsbeständigkeitsklassen 1 bis 4 ge-
störende elektrostatische Aufladung. Die Produkte sind
mäß DIN EN 1670), hochabriebfest, kratzunempfindlich
durchgehend eingefärbt, greifen sich nicht ab und füh-
und sehr pflegeleicht ist. Aufgrund dieser Eigenschaften
len sich immer angenehm temperiert an. Aufgrund der
wird er empfohlen für Beschläge an vielbegangenen
glatten geschlossenen Oberfläche sind Nylon-Beschläge
Türen, insbesondere in öffentlich zugänglichen Gebäu-
im Innen- und Außenbereich einsetzbar, leicht sauber zu
den, aber auch für Außenbeschläge und Beschläge in
halten und in vielen Farbangeboten erhältlich.
gechlorten Schwimmbädern. Die Oberfläche wird nor-
malerweise matt gebürstet ausgeführt, kann aber auch
hochglanzpoliert geliefert werden.
• Aluminium ist ein Leichtmetall, für dessen Erstgewin- 7.7.3 Türschlösser
nung ein relativ hoher Energieeinsatz erforderlich ist.
Der metallische Charakter und das Aussehen von Alu- Zum Öffnen, Schließen und Sichern von Türen
miniumflächen werden wesentlich durch die Art der
gewählten mechanischen Oberflächen-Vorbehandlung dienen Schlösser mit den zugehörigen Schließ-
(Bearbeitungsklassen E0 bis E6 gemäß DIN 17 611) be- werken und Sicherungssystemen, einschließlich
einflusst. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 5.6.4.2. Schließblechen sowie Türgarnituren.
638 7 Türen, Zargen und Schlösser

Nach der Art wie Schloss und Türblatt miteinan- Klassifizierung von Einsteckschlössern. Ein-
der verbunden sind unterscheidet man: steckschlösser nach DIN 18 251-1 und DIN 18 251-
• Einsteckschlösser, die üblicherweise in der 2 werden in fünf Schlossklassen eingeteilt. Je
Längskante eines Türblattes in sog. Schloss- nach Anwendungsbereich bzw. Beanspruchung
taschen (Einstemmlöcher) eingesteckt und be- unterscheidet man:
festigt werden. Klasse 1: Schlösser für Innentüren mit geringer
• Kastenschlösser, die auf das Türblatt aufge- Beanspruchung (sog. leichtes Innen-
schraubt werden (kaum mehr gebräuchliche türschloss)
Schlossart). Klasse 2: Schlösser für Innentüren mit erhöh-
ten Anforderungen (sog. Innentür-
schloss)
7.7.3.1 Einsteckschlösser
Klasse 3: Schlösser für Wohnungsabschluss-
Einsteckschlösser mit Falle und Riegel werden im türen und Türen in öffentlichen Bau-
gesamten Bauwesen eingesetzt. Sie können ein ten (sog. Objektschlösser)
Buntbart-, Zuhaltungs- oder Zylinderschließwerk
Klasse 4: Schlösser für Einbruchhemmung und
haben oder auch nur einen Riegel für Badtüren
hoher Benutzerfrequenz (Sicherheits-
aufweisen. einsteckschlösser).
Klasse 5: Schlösser für erhöhte Einbruchhem-
Normen. Die seither für Einsteckschlösser gültige DIN
18 251 (Ausg. 03.91) wurde überarbeitet und in drei Teile mung und hoher Beanspruchung
aufgeteilt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 (Sicherheitseinsteckschlösser).
zu entnehmen.
• DIN 18 251-1 – Einsteckschlösser für Güte- und Prüfbestimmungen für Einsteck-
gefälzte Türen
schlösser sind in RAL-RG 607/2 festgelegt.
• DIN 18 251-2 – Einsteckschlösser für
Rohrrahmentüren
Schlossteile, Maße und Bezeichnungen
• DIN 18 251-3 – Einsteckschlösser für
Mehrfachverriegelungen. Die wesentlichsten Teile, Maße und Bezeichnungen eines
Einsteckschlosses sind in Bild 7. 137 dargestellt. Im Einzel-
Weiter sind zu beachten: nen ist besonders hinzuweisen auf:
7 • DIN 18 250 – Einsteckschlösser für • Falle. Die federnd gelagerte keilförmige Falle wird übli-
Feuerschutzabschlüsse cherweise durch den Türdrücker – bei eingebautem
• E DIN 18 209-1 – Mechanisch betätigte Wechsel auch mit dem Schlüssel – bewegt und dient zur
Schlösser und Fallen. Feststellung des Türblattes im Zargenrahmen.

7.137 Schematische Darstellung eines Einsteckschlosses


mit eingebautem Profilzylinder sowie den wich-
tigsten Teilen, Maßen und Bezeichnungen
A Schlosskasten, Schlosskastendeckblech,
Schlosskastenplatte
B keilförmige Falle
C Wechsel
D Nuss mit quadratischem Vierkantloch
E Zuhaltung
F Riegel
G Schlüsselloch mit Zylinderaussparung
H Stulp
I Schließbart am Schließzylinder (umlegbar)
K Stulpschraube = Zylindersicherungsschraube
1 Stulplänge
2 Kastenbreite
3 Kastenhöhe
4 Ausnehmung (Ausfräsung im Türblatt)
5 Dornmaß
6 Sog. Entfernung
7 Drückerhöhe von Mitte Nuss bis Oberfläche
Fertigfußboden (OFF)
7.7 Türbeschläge 639

• Wechsel. Der sog. Wechsel ist eine hebelartige Ver- bündig mit dem Schlosskasten, bei Stumpftüren mittig
bindung zwischen Riegel und Falle, der es ermöglicht, am Schlosskasten befestigt. Schlösser mit schrägem
dass die Falle mit dem Schlüssel zurückgedreht und so Stulp sind bei zweiflügeligen Türen oder bei besonders
das Türblatt – bei nicht verriegeltem Zustand – geöff- dicken einflügeligen Türblättern erforderlich. Die jeweils
net werden kann. An der Außenseite der Haustür oder benötigte Stulpschräge (Abweichung vom 90° Winkel)
Wohnungsabschlusstür bedarf es dann eines Knopfes kann der sog. Stulp-Schrägentabelle [35] entnommen
(Knopfschild o. Ä.) zum Zuziehen, an der Türinnenseite werden. S. hierzu auch Bild 7.151.
eines Drückers. • Dornmaß. Das Dornmaß wird von der Vorderkante Stulp
• Nuss. In das quadratische Vierkantloch der Nuss wird der bis Mitte Nuss bzw. Mitte Schlüsselloch gemessen und
Vierkantstift des Türdrückers genau passend eingescho- beträgt bei Schlössern für normal benutzte Innentüren
ben, so dass die bei einer Drückerbetätigung ausgehen- 55 mm (Schlossklasse 1 bis 2), bei Schlössern und Türen
de Bewegung direkt auf die Falle übertragen und somit mit hoher Sicherheitsanforderung üblicherweise 65 mm.
das Öffnen der Tür ermöglicht wird. Weitere mögliche Dornmaße sind 70, 80 und 100 mm.
Bei Einsteckschlössern für Rohrrahmentüren liegen die
• Zuhaltung. Die Zuhaltung ist eine Sperre im Schloss, die
Dornmaße wegen der geringeren Profilabmessungen
den Riegel gegen unberechtigtes Verschieben sichert.
zwischen 25 und 45 mm, so dass diese Schlösser zum Teil
Bei Schlössern der Klasse 4 und 5 (Sicherheitseinsteck-
nur eintourig verschlossen werden können.
schlösser) wird eine Zuhaltung mit 3-fachem Eingriff in
das Riegelschließwerk eingebaut. Die Riegelgegenkraft • Entfernung. Die sog. Entfernung reicht von Mitte Nuss
wird dadurch wesentlich erhöht. (Türdrücker) bis Mitte Schlüsselloch bzw. Schließzylinder
und beträgt bei Schlössern für übliche Innentüren 72 mm
• Riegel. Der Riegel wird durch ein- oder zweimalige (Bad/WC-Schlösser 78 mm), bei Schlössern für Türen mit
Riegeldrehung (sog. ein- oder zweitouriges Schloss) in hoher Sicherheitsanforderung normalerweise 92 mm.
waagerechter Richtung aus dem Stulp herausgeschoben
und in ein in der Zarge vorgesehenes Schließblech ein- • Drückerhöhe. Die Drückerhöhe wird von Mitte Nuss
geführt; bei entgegengesetzter Schlüsseldrehung kann bis Oberfläche Fußboden (OFF) gemessen und beträgt
er wieder in den Schlosskasten zurückgezogen werden. üblicherweise 1050 mm (DIN 18 101), im barrierefreien
Festgestellt (versperrt) wird der Schlossriegel in der je- Bauen 850 mm (DIN 18040).
weiligen Lage durch die Zuhaltung.
• Schlüsselloch- bzw. Schließzylinder-Aussparungen Schlosskasten. Der Schlosskasten darf bei Ein-
werden entsprechend der jeweiligen Schlüsselform steckschlössern der Klasse 1 und 2 offen ausge-
(Schlüsselart) oder Zylinderform aus dem Schlosskasten
(Schlosskastendeckblech) ausgeschnitten.
führt werden. Bei Einsteckschlössern der Klassen
3 bis 5 muss der Schlosskasten allseitig geschlos-
• Stulp. Der Stulp ist ein Teil des Schlosskastens, durch den
üblicherweise Falle und Riegel herausragen. Er dient der sen sein und darf nur solche Öffnungen aufwei-
Befestigung des Schlosses und wird sichtbar in der Tür- sen, die funktionsbedingt und zur Montage der 7
blattlängskante eingelassen. Bei Falztüren ist er einseitig Beschläge erforderlich sind.

7.138 Einsteckschloss für Wohnungsabschlusstüren 7.139 Einsteckschloss für Rohrrahmentüren nach DIN
nach DIN 18 251-1 (Klasse 3), vorgerichtet zur 18 251-2 (Klasse 3), vorgerichtet zur Aufnahme
Aufnahme eines Profilzylinders mit einem eines Profilzylinders und mit einem Dornmaß von
Dornmaß von üblicherweise 55 mm beispielsweise 35 mm (je nach Profilbreite des
Türflügelrahmens)
640 7 Türen, Zargen und Schlösser

Hochwertige Qualitätsschlösser in mittelschwe- Kastenschlösser werden auf das Türblatt, und zwar übli-
rer bis schwerer Ausführung weisen eine ganze cherweise auf der Bandseite der Tür, aufgeschraubt. Der
Schlosskasten selbst besteht aus einem Schlossblech, auf
Reihe beachtenswerter Merkmale auf. So ist in dem die Schlossteile befestigt sind, dem umlaufenden Ge-
der Regel der verzinkte Schlosskasten insge- häuserand und dem darauf aufgeschraubten Schlosskas-
samt staub- und spänedicht ausgebildet, so tendeckblech. Der Gehäuserand wird auf der Stirnseite aus
dass Funktionsstörungen durch Eindringen von einem 40 bis 45 mm breiten Stulp (der über die Türkante
Fremdkörpern in das Innenwerk des Schlosses greift), auf den drei anderen Seiten des Schlosses durch ei-
ausgeschlossen sind. Durchgehende, aufbohrge- nen 25 bis 30 mm breiten sog. Umschweif gebildet. Der
Stulp weist die Ausschnitte für die vortretenden Verschluss-
schützte Schraublöcher im Nuss- und Schlüssel- teile (Falle, Schließ- und Nachtriegel) auf. Wird das Kasten-
lochbereich ermöglichen eine sichere Verschrau- schloss wie üblich auf der Bandseite angeschlagen, so grei-
bung der Türschilder. Das unangenehme Flattern fen Falle und Riegel in einen Schließhaken, liegt das Schloss
des Türdrückers wird durch eine selbstspannen- auf der gegenüberliegenden Türblattseite, so ist anstelle
de Klemmnuss, gelagert in starken Bronze- oder des Schließhakens ein Schließblech zu verwenden.
Kunststoffringen, verhindert. Geräuschabsorber
im Fallenbereich bewirken eine schalldämpfen- 7.7.3.3 Sicherungsarten der Schlösser
de Fallenfunktion. Außerdem ermöglicht ein Einsteckschlösser – wie in Abschn. 7.7.3.1 näher
eingebauter Graphitkanal (mit Abdeckschraube beschrieben – können ein Buntbart-, Zuhaltungs-
im Stulp) das Schmieren der Innenteile. Kräftige, oder Zylinderschließwerk haben. Dementspre-
elastische Drückerhochhaltefedern sorgen dafür, chend unterscheidet man:
dass selbst bei starker Beanspruchung kein Nach-
lassen der Federkraft zu verzeichnen ist.
Buntbartschloss (Bild 7.141a). Die geringste
Bild 7.138 zeigt ein Einsteckschloss gemäß DIN 18 251-1 Sicherheit bietet aufgrund seiner einfachen
(Klasse 3) für den Einbau in Wohnungsabschlusstüren, vor- Schlosskonstruktion das Buntbartschloss. Es hat
gerichtet zur Aufnahme eines Profilzylinders. Derartige nur eine Sperrzuhaltung, die durch den Schlüs-
Schlösser sind meist mit Wechsel und zweitourig ver- selbart so angehoben wird, dass der Riegel be-
schließbarem Riegel für gefälzte und ungefälzte Türblätter wegt werden kann. Dieser wird durch ein- oder
ausgerüstet. Das Dornmaß beträgt üblicherweise 55 mm,
kann aber auch darüber liegen.
zweimaliges Drehen des Schlüssels (ein- oder
zweitourig) vorgeschlossen. Der Schutz gegen
7 Bild 7.139 zeigt ein Einsteckschloss nach DIN 18 251-2
(Klasse 3) für den Einbau in Rohrrahmentüren, vorgerichtet unbefugtes Öffnen besteht lediglich in der
für die Aufnahme eines Profilzylinders. Aufgrund der ge- Verschiedenartigkeit der Schlüsselbartformen
ringen Profilbreite des Flügelrahmens weisen derartige (Schlüsselbartschweifungen) bzw. Schlüssel-
Schlösser ein wesentlich kleineres Dornmaß auf. lochausbildungen im Schlosskastendeckblech.
Das Buntbartschloss gilt daher nicht als Si-
7.7.3.2 Kastenschlösser cherheitsschloss und sollte nur in solche Türen
Obwohl Kastenschlösser kaum mehr verwendet werden, eingebaut werden, an die keine Sicherheitsan-
sollen sie im Hinblick auf die Altbausanierung an dieser forderungen gestellt werden (z. B. Zimmertüren
Stelle nicht unerwähnt bleiben (Bild 7.140). im Wohnungsbau).

7.140 Schematische Darstellung


eines Kastenschlosses
1 Nuss mit quadratischem
Vierkantloch
2 Rückholfeder für
die Falle
3 Führungsstift für
den Schließriegel
4 Drehpunkt der
Zuhaltung
5 Feder für die Zuhaltung
6 Zuhaltungsbogen
7 Sicherungsreifchen
für Schlüssel
(Mittelbruchbesatzung)
8 Türdrücker
7.7 Türbeschläge 641

7.141a

7.141b

7.141c 7.141d 7.141e


7.141 Schematische Darstellung einiger Schlüsselformen
a) Schlüssel für Buntbartschloss
b) Schlüssel für Zuhaltungsschloss
c) Schlüssel für Schließzylinder (konventionelles Schließsystem)
d) Schlüssel für Schließzylinder (Wendeschlüsselsystem). DOM Sicherheitstechnik
e) Schlüssel für Schließzylinder (dreidimensionale Codierung). DOM Sicherheitstechnik

Zuhaltungsschloss (Bild 7.141b). Das Zuhaltungs- Riegel bewegt werden kann. Die Zuhaltungen
schloss – auch Chubbschloss genannt – bietet eine liegen im Schlosskasten unmittelbar oberhalb
größere Sicherheit als das Buntbartschloss. Es hat des Schlüsselloches zu einem „Paket“ zusammen-
mehrere Sperrzuhaltungen, die durch den gestuf- gefasst flach übereinander. Der Riegel wird durch
ten Schlüsselbart so angehoben werden, dass der zweimaliges Drehen des Schlüssels (zweitourig)

7.142a 7.142b 7.142c


7.142 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Gehäuseformen
a) Profilzylinder (PZ)
b) Rundzylinder (RZ)
c) Ovalzylinder (OZ)

7.143a 7.143b 7.143c


7.143 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Bauformen
a) Doppelzylinder (D)
b) Halbzylinder (H)
c) Knaufzylinder (K)
642 7 Türen, Zargen und Schlösser

vorgeschoben. Beim Zuhaltungsschloss besteht Türen mit Sicherheitsanforderungen (z. B. ein-


die Variationsmöglichkeit in der Auswahl der un- bruchhemmende Türen) geeignet, sofern sie die
terschiedlichen Schlüsselbartformen und in den zusätzlichen Anforderungen gemäß DIN 18 252
unterschiedlichen Einschnitten des Schlüssel- (Neuausgabe) erfüllen. Vgl. hierzu auch Abschn.
bartes; jede Bartabstufung hebt beim Öffnen eine 7.6.6, Einbruchhemmende Türen.
Zuhaltung an.
Einteilung und Benennung: Überblick
Zylinderschloss. Beim Zylinderschloss ist – im Die wesentlichsten Bestandteile eines Schließ-
Gegensatz zu den vorgenannten Schlossarten zylinders sind das Zylindergehäuse, der Zylin-
– der Schließmechanismus (Schließwerk) vom derkern mit Schlüsselkanal, die Stiftzuhaltungen
Sicherheitsmechanismus (Schließzylinder) ge- und der Schließbart, der das Schließwerk des
trennt. Der Schließzylinder ist ein jederzeit aus- Schlosses (Zylinderschloss) betätigt. Der Zylin-
tauschbares Bauteil, das dazu bestimmt ist, in da- derkern ist demnach drehbar im Zylindergehäu-
für vorgerichtete Einsteckschlösser eingesetzt zu se gelagert. Schließzylinder für Türschlösser wer-
werden. Schließzylinder werden als Profil-, Rund- den benannt und eingeteilt nach (Bild 7.141 bis
und Ovalzylinder angeboten. Entsprechend der Bild 7.143):
jeweiligen Gehäuseform müssen Schlosskasten
(Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur (Tür-
Schlüsselformen
schilder, Rosetten) ausgespart sein.
• Klassisches Schlüsselsystem (Bild 7.141c) für Schließ-
zylinder mit Stiftzuhaltungen und senkrecht angeord-
7.7.3.4 Schließzylinder netem Schlüsselkanal. Die Schlüssel weisen auf einer
Schmalseite des Schlüsselschaftes entsprechende Ein-
Normen Schließzylinder im Allgemeinen sind in DIN EN
fräsungen bzw. Einkerbungen auf.
1303, die besonderen Merkmale von Profilzylindern und
Schließanlagen im Speziellen in DIN 18252 (Neuausgabe) • Wendeschlüsselsystem (Bild 7.141d) gibt es für Schließ-
genormt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zylinder mit waagerecht oder senkrecht angeordnetem
zu entnehmen. Schließkanal. Auf den Flachseiten des Schlüsselschaftes
sind Bohrmulden angebracht. Diese Bohrbilder sind in
• DIN EN 1303 – Schließzylinder für Schlösser
der Regel spiegelsymmetrisch auf beiden Seiten gleich
• DIN 18 252 – Profilzylinder für Türschlösser mit angeordnet, so dass es für den Benutzer keine Rich-
7 (Ausg. 09.99) Beschreibung von
Schließanlagen (Neuausgabe).
tungsvorgabe beim Einschieben des Schlüssels in den
Schließkanal gibt.
Beim DOM-Kugelsystem (Bild 7.141d) betätigt eine im
Klassifizierung von Schließzylindern (nach DIN Wendeschlüssel beweglich gelagerte Stahlkugel erst
nach Überspringen eines tief im Schließzylinder liegen-
EN 1303). Diese Norm enthält Anforderungen an den Hindernisses eine von außen unerreichbare, zusätz-
die Festigkeit, Verschlusssicherheit, Dauerhaftig- liche Sperrsicherung. Widerrechtliche Manipulationen
keit und Korrosionsbeständigkeit von Schließ- am Schlüssel oder Zylinder werden dadurch stark er-
zylindern im Allgemeinen. Schließzylinder nach schwert, so dass das unbefugte Anfertigen eines Nach-
dieser Norm werden in fünf Verschlusssicherheits- schlüssels fast unmöglich ist.
klassen (1 bis 5) klassifiziert. • Dreidimensional codiertes Schlüsselsystem (Bild
7.141e). Eine weitere Schlüsselform stellen die drei-
Schließzylinder für den Einbau in Feuer- und dimensional-codierbaren Schlüsselprofile dar, die bei
Rauchschutztüren müssen neben der Funktions- höchsten Sicherheitsanforderungen eingesetzt werden.
fähigkeit auch noch den notwendigen Feuerwi- Das nahezu runde Schlüsselprofil des Edelstahlschlüssels
derstand aufweisen und sind nach DIN EN 1634-1 ist dreidimensional derart vielfältig ausgefräst, dass ein
zu prüfen. unberechtigtes Kopieren eines Nachschlüssels nahezu
ausge schlossen werden kann. Weiterentwicklungen
sind auf diesem Gebiet zu erwarten. Vgl. hierzu auch
Klassifizierung von Profilzylindern (nach DIN „Elektronische Schließzylinder“.
18 252). Schließzylinder in Form von Profilzylin-
dern werden nach dieser Norm in die Klassen P1, Gehäuseformen
P2, P3 mit abgestuften Anforderungen eingeteilt. • Profilzylinder (Bild 7.142a) mit einteiligem Zylinderge-
Profilzylinder aller drei Klassen dürfen in Schließan- häuse nach DIN 18 252. Aufgrund seiner weiten Verbrei-
tung wird er auch Euro-Zylinder genannt. S. hierzu auch
lagen eingesetzt werden, wobei die Besonderhei-
Bild 7.144.
ten bei Schließanlagen zu berücksichtigen sind.
• Rundzylinder (Bild 7.142b) mit ein- oder zweiteiligem
Profilzylinder der Klassen P2 und P3 sind darü- Zylindergehäuse (Außen- und Innenteil). Verwendet
ber hinaus für den Einsatz in Türschlössern für wird vor allem die sog. Kurzzylinder-Ausführung. Der
7.7 Türbeschläge 643

Kurzzylinder besteht aus zwei Einzelzylindern, die durch fungen des Schlüssels. Die auf dem Markt ange-
Verbindungsbolzen miteinander verbunden sind. S. hier- botenen Zylinder unterscheiden sich hinsichtlich
zu auch Bild 7.145.
der jeweiligen Sicherheitstechnik jedoch ganz
• Ovalzylinder (Bild 7.142c) mit ein- oder zweiteiligem
Zylindergehäuse (Außen- und Innenteil). Üblicherweise
erheblich voneinander und unterliegen einer
wird ebenfalls die Kurzzylinder-Ausführung eingesetzt, ständigen Weiterentwicklung [39].
mit den gleichen konstruktiven Merkmalen wie bei den
Rundzylindern.
Bild 7.144 zeigt einen symmetrisch aufgebauten
Doppelzylinder, die eine Hälfte ohne Schlüssel,
Bauformen
die andere mit eingestecktem passenden Schlüs-
• Doppelzylinder (Bild 7.143a). Als Doppelzylinder be-
zeichnet man einen Zylinder mit zwei Schließseiten (von
sel. Dieser ordnet die unter Federdruck stehenden
außen und innen zu schließen). Je nach Türblattausbil- Kern- und Gehäusestifte so ein, dass ihre Tren-
dung (Stumpf- oder Falztür) unterscheidet man symme- nungslinie zwischen Zylinderkern und Zylinder-
trisch oder asymmetrisch aufgebaute Doppelzylinder. S. gehäuse in einer Ebene liegt. Erst dadurch kann
hierzu auch „Zylinderverlängerungen“. der Zylinderkern mit dem eingeführten Schlüssel
• Halbzylinder (Bild 7.143b). Als Halbzylinder bezeichnet gedreht, der Schlüsselbart bewegt und damit das
man einen Zylinder mit nur einer Schließseite, in der
Schloss betätigt werden. Im anderen Teil des dar-
Regel als Außenzylinder verwendet (nur von außen zu
schließen). gestellten Doppelzylinders ragen die Stifte in den
• Knaufzylinder (Bild 7.143c) sind Schließzylinder mit Schlüsselkanal und verhindern so – ohne passen-
Knauf oder Drehknopf und mit einer Schließseite. den Schlüssel – eine Drehung des Zylinderkerns.

Die Wirkungsweise des Schließzylinders be- Bild 7.145 zeigt einen sog. Kurzzylinder, der aus
ruht darauf, dass der Schließbart beim Drehen zwei getrennten Einzelzylindern besteht. Am
des Schlüssels den Schlossriegel bewegt und – Außenzylinder befinden sich zwei Verbindungs-
bei Verwendung eines Schlosses mit eingebau- bolzen, die durch das Einsteckschloss hindurch
tem Wechsel – mittelbar auch die Schlossfalle. gesteckt werden und auf die sich der Innenzy-
Beim klassischen Zylinderschloss besteht die linder aufschieben lässt. Wenn beide Zylinder-
Variationsmöglichkeit in den unterschiedlichen enden annähernd bündig mit den Türschildern
Schlüsselprofilen und Einschnitten bzw. Vertie- liegen, verriegeln sich die Verbindungsbolzen
7

7.144a 7.144b 7.144c


7.144 Schematische Darstellung eines Profilzylinders mit Stiftzuhaltungen (Doppelzylinder)
a) Ansicht des Profilzylinders
b) Zylindergehäuse (Doppelzylinder) mit gemeinsamem Schließbart
c) Längsschnitt mit passendem Schlüssel
1 Zylindergehäuse 8 automatische Aufsperrsicherung
2 Zylinderschlüssel 9 Bohrung für Stulpschraube (= Zylindersicherungs-
3 Schlüsselkanal schraube). Vgl. hierzu Bild 7.46
4 Kernstift 10 gehärtete Stahlstifte
5 Gehäusestift 11 durchgehende Trennungslinie
6 Stiftfeder (= Schloss kann betätigt werden)
7 Schließbart, umlegbar 12 höhenversetzte Stifte (= gesperrtes Schloss)
ZEISS IKON Aktiengesellschaft, Berlin
644 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.145 Schematische Darstellung eines Kurzzylinders


(Rund- oder Ovalzylinder), der aus zwei
getrennten Einzelzylindern besteht. Diese
werden beim Einbau durch Verbindungsbolzen
fest miteinander verbunden (selbsttätige
Verriegelung).
BKS-Gesellschaft, Velbert

selbsttätig. Diese Verriegelung kann nur mit Hilfe • Aufbohrsicherheit. Der Bohrschutz besteht darin, dass
eines Auslösestiftes bei geöffneter Tür am Innen- je nach Ausführung gehärtete Stahlstifte die Gehäusestif-
zylinder wieder gelöst werden. Eine Anpassung te bzw. andere gehärtete Stahleinlagen schützen. Weite-
re Einzelheiten sind der Fachliteratur [40] zu entnehmen.
der Zylinderlängen an die jeweiligen Türblatt-
• Kopierschutz. Die Schlüssel der Schließzylinder entspre-
dicken ist bei allen Systemen möglich. chen bezüglich ihrer konstruktiven Merkmale dem jewei-
ligen Zuhaltungs-System eines Zylinders. Von Bedeutung
Verschlusssicherheit in diesem Zusammenhang ist der sog. Kopierschutz, den
ein Schlüssel besitzt. Man unterscheidet Schlüssel ohne
Um eine größtmögliche Sicherheit des Schließ- Kopierschutz (= erlaubte Nachfertigung durch Schlüssel-
zylinders zu gewährleisten, sind mehrere Sicher- dienste), und Schlüssel mit Kopierschutz (= Nachfertigung
heitsmechanismen im Zylinder integriert. Von nur vom Hersteller, Legitimationsnachweis erforderlich).
7 besonderer Bedeutung sind: Die nicht autorisierte (illegale) Nachfertigung von Schlüs-
seln wird durch Schutzrechte (Patente) und/oder hohen
• Funktionssicherheit. Darunter versteht man das zuver-
lässige Zusammenwirken aller Teile der Schließzylinder- technischen Schwierigkeitsgrad beim Anfertigen von
technik über eine lange Gebrauchsdauer hin. Kopien erschwert oder gar verhindert. Weitere Anga-
ben hierzu sind [33] sowie dem Abschnitt „Elektronische
• Einbruchssicherheit. Darunter ist der Widerstand des Schließzylinder“ zu entnehmen.
Zylinders gegen jede Art von Gewaltanwendung zu
verstehen. Schließzylinder müssen vor allem gegen
Abbrechen, Abdrehen, Aufbohren, Herausziehen und Schließzylindereinbau
Durchschlagen sowie sonstige Angriffe geschützt bzw.
gesichert werden. Schließzylinder werden als Profil-, Rund- und
• Aufsperrsicherheit. Als Aufsperrsicherheit bezeichnet Ovalzylinder angeboten. Der jeweiligen Gehäu-
man den Widerstand, den ein Schließzylinder gegen ge- seform entsprechend, müssen Schlosskasten
waltlose Öffnungsversuche mit Sperrwerkzeugen bietet. (Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur (Tür-
Um dies zu verhindern, sind hochwertige Schließzylinder schilder, Rosetten) ausgespart sein.
mit automatischer Aufsperrsicherung, parazentrischen
Schlüsselprofilen, Hantelstiften und zusätzlichen Sperr-
Allgemein geht man bei normal beanspruchten
elementen ausgerüstet. Zimmertüren von einer Türblattdicke von etwa
• Nachschließsicherheit. Darunter versteht man den 38 bis 42 mm, bei Haustüren aus Holz und Holz-
Schutz, den Schließzylinder mit einem anderen als dem werkstoffen von Türdicken zwischen 66 (68) und
zugehörigen Schlüssel zu betätigen. Dies setzt vor allem 70 mm aus.
eine hohe Präzision und sehr enge Fertigungstoleranzen
voraus, mit der die Kernstifte, die Schlüsselkerben, das
Profil des Schlüsselkanals und das Profil des Schlüssels Festlegung der Zylinderlänge. Bei der Fest-
hergestellt werden. legung der Zylinderlänge sind folgende Angaben
• Abtastsicherheit. Maßnahmen gegen das gewalt- und zu berücksichtigen:
spurenlose Abtasten der Schließcodierung der Zuhal- • Schließzylinder-Typ
tungen eines Schließzylinders sollen verhindern, dass
die Anfertigung von Nachschlüsseln ohne Kopie des Ori- (Bauform und Gehäuseform)
ginalschlüssels möglich ist. • Türblattdicke
7.7 Türbeschläge 645

• Schlosslage im Türblatt Grundsätzlich sind die Zylinderlängen A und B mit


(Stumpf-, Falz-, Doppelfalztür) den Türschilddicken C und D so aufeinander abzu-
• Türschilddicke (außen und innen). stimmen, dass das Gehäuse des Schließzylinders
– zumindest auf der Außen- bzw. Angriffseite der
Bild 7.146. Wie dem Bild entnommen werden Tür – um nicht mehr als 3 mm aus dem Beschlag
kann, ergeben die Maße A und C sowie B und D herausragt. Zu beachten ist, dass Schließzylinder
die erforderlichen Mindestlängen der Zylinder- abgebrochen werden können, wenn diese zu weit
hälften. Diese können symmetrisch (gleich lang) aus dem Türschild hervorstehen.
oder asymmetrisch (unterschiedlich lang) ausfal- Bei Profilzylindern werden die Maße für die
len. Die Längen der beiden Zylinderhälften sind Bestimmung der Zylinderlängen A und B von
daher immer einzeln zu ermitteln. Es bedeuten: der Zylindersicherungsschraube (Stulpschraube),
A und B = Abstand von Mitte bei Rund- und Ovalzylindern vom Schlosskasten
Zylindersicherungsschraube aus gemessen. Dabei geht man in der Regel von
(vgl. Bild 7.137k) einer Schlosskastendicke von 14 mm aus.
bis Türblattoberflächen
C und D = Türschilddicken (üblicherweise
jeweils 8 mm dick),
E = Zusatzfalztiefe
(z. B. bei Doppelfalztürblättern).

7.146b 7.146c

7.146a 7.146d
7.146 Schematische Darstellung eines Schlosskasteneinbaues und der Ermittlung von Zylinderlängen
a) Falztür mit Stulpansicht
b) Türblatt mit Einfachfalz
c) Türblatt mit Doppelfalz
d) Türblatt stumpf einschlagend
1 Falztür 5 Stulpansicht
2 Schlossriegel 6 Türschild, Rosette o. Ä.
3 Bezugslinie = Mitte Zylindersicherungsschraube 7 Schlosskasten
(Stulpschraube). Vgl. hierzu Bild 7.137 8 Schlossfalle
4 Bohrung für Zylindersicherungsschraube
Nach Vorlagen WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh
646 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.147a 7.147b 7.147c


7.147 Schematische Darstellung von Schließzylinder-Verlängerungen
a) einseitig verlängerter Doppelzylinder
b) beidseitig verlängerter Doppelzylinder
c) mögliche Verlängerungen (Auszug)
1 Grundlänge (Grundmaß) eines Zylindergehäuses 3 Türblatt
(unterschiedlich je nach Herstellerangebot) 4 Türschild
2 Türschloss 5 Verlängerungen

Zylinderverlängerungen. Da Schließzylinder Bild 7.147. Wie die Darstellung zeigt, können die
nicht in jeder Länge geliefert – sondern ausge- Zylinder in ihrer Gesamtlänge auf die jeweilige
hend von einem bestimmten Grundmaß nur in Türblattdicke (inkl. Türschilder) abgestimmt und
festgelegten Rastermaßen verlängert werden – in sog. Stufensprüngen von in der Regel 5 mm
ist es erforderlich, diese Verlängerung so zu wäh- ein- oder beidseitig angepasst werden. Dabei
len, dass die Zylinderenden mit den Türschildern kann die Länge der beiden Doppelzylinderhälf-
möglichst bündig liegen. ten unterschiedlich ausfallen (z. B. 35/50 mm).

7.148a 7.148b 7.148c


7.148 Schematische Darstellung von Einsteckschlössern 7.149 Darstellung einer Bandsicherung
als Mehrfachverriegelung (Bolzensicherung), die das Anheben oder
a) Nebenschlösser mit Rollzapfen Eindrücken eines Türflügels auf der Bandseite
b) Nebenschlösser mit Schließbolzen verhindert
c) Nebenschlösser mit Schwenkriegel
7.7 Türbeschläge 647

Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung (Hochfrequenz-Impuls) und damit berührungs-


Ein Türverschluss mit Mehrfachverriegelung bietet los ein Signal zur Identifizierung an den elekt-
im Vergleich zu einem normalen Einsteckschloss ronischen Schließzylinder gesandt (abhör- und
erhöhten Einbruchschutz. Die Mehrfachverriege- fälschungssicheres Codierungsverfahren). Auf der
lung nach E DIN 18 251-3 besteht üblicherweise Zylinderseite wird die Codierung eingelesen und
aus einem Hauptschloss – in das ein Schließzylin- von einer Steuerelektronik geprüft, ob die Tür
der eingebaut werden kann – und zwei Neben- gemäß Schließplan geöffnet werden darf.
schlössern. Nur vom Hauptschloss aus werden Diese Steuereinheit kann je nach System in, auf
die zusätzlichen Riegel der Nebenschlösser zum oder neben der Tür installiert sein (Türterminal,
Schließen und Öffnen betätigt. Ausgehend von Wandterminal). Die Energieversorgung erfolgt
der Anzahl der schlossseitigen Verriegelungen wahlweise mit Batterien (unverkabelt) oder mit
unterscheidet man Vierpunkt-, Sechspunkt- oder Netzanschluss (verkabelt). Geht ein Transponder
Zehnpunktverschlüsse. S. hierzu auch Abschn. verloren, kann dieser sofort im System gesperrt
7.6.6, Einbruchhemmende Türen. werden, ohne dass ein Schließzylinder ausge-
wechselt werden muss. Elektronische Schließsys-
teme werden daher zunehmend auch in Schließ-
Bild 7.148. Wie die Abbildung verdeutlicht, wei-
anlagen integriert. S. hierzu Abschn. 7.7.3.7.
sen die Nebenschlösser verschiedenartige Riegel
auf. Zu nennen sind beispielsweise Rollzapfen, Die meisten Hersteller bieten elektronische
Schließbolzen, Schwenkriegel u. a. Ihre Wirkungs- Schließzylinder wahlweise in zwei Betriebsarten
weise ist unterschiedlich, so dass sich daraus sys- an, und zwar als
tembedingte Verschlussvarianten ergeben. • Offline-Betrieb (stand-alone-System). Bei die-
ser auf die jeweilige Einzeltür ausgerichteten
Betriebsart besitzt jeder einzelne elektronische
Bild 7.149. Die schlossseitige Mehrfachverriege- Schließzylinder eine Steuereinheit (meist bat-
lung macht jedoch nur dann einen Sinn, wenn teriebetrieben), die jeweils vor Ort mit einem
auch die Bandseite eines Türblattes gegen Anhe- Programmiergerät codiert werden kann. Bei
ben und Eindrücken noch zusätzlich mit einer sog. diesem System verzichtet man auf die (aufwän-
Bandsicherung (Bolzensicherung) verstärkt ist. dige) Vernetzung der Zylinder.
• Online-Betrieb. Hierbei handelt es sich um ein
7.7.3.5 Elektronische Schließsysteme verkabeltes (vernetztes) System, dessen Steu- 7
(Elektronische Schließzylinder) erung über eine zentrale Stelle – in der Regel
Mit der Entwicklung des elektronischen Schließ- einen Personal Computer – erfolgt. Alle elek-
zylinders begann ein neuer Abschnitt im Bereich tronischen Zylinder (z. B. einer Schließanlage)
der Sicherheitstechnik mit Schlössern. Während werden damit zentral erfasst und ggf. noch
die Zutrittsberechtigung bei konventionellen, weitere Zusatzfunktionen (z. B. Alarmgeber, Vi-
rein mechanisch betriebenen Zylindern über deo-Überwachungsanlagen u. Ä.) zugeschaltet.
den jeweils passenden Schlüssel erfolgt, werden Darüber hinaus ergeben sich noch weitere Mög-
beim elektronischen Schließsystem sowohl Zy- lichkeiten, den Zutritt nach zeitlichen Kriterien
linder als auch Schlüssel mit zusätzlichen Kom- zu steuern bzw. einzuschränken. Derart vernetz-
ponenten ausgerüstet. te Systeme bieten sich vor allem für größere
Objekte an. Weitere Einzelheiten hierzu sind der
Transpondertechnik. Bei der sog. Transponder- Fachliteratur [35], [41], [42] zu entnehmen.
technik ist von einem elektronischen Schließzylinder
im Türblatt – der in jedes DIN-Einsteckschloss passt 7.7.3.6 Schließbleche
– und einem Transponder (= digitaler Schlüssel) Falle und Schließriegel der Schlösser greifen in
auszugehen, der den mechanischen Schlüssel er- passend ausgestanzte Schließbleche, die übli-
setzt (Andere Systeme, bei denen die Elektronik in cherweise in der Falzkante der Türzargen (Falz-
Form einer Magnetkarte oder codierten Chipkarte bekleidung) eingelassen und festgeschraubt
wirksam wird, bleiben hier unberücksichtigt). werden. Ausgehend von der oberen Bezugskan-
In diesem Transponder – der kleiner als eine te an der Türzarge ist der Sitz des Schließbleches
flache Streichholzschachtel ist oder in einen in DIN 18 101 geregelt. Vgl. hierzu auch Bild 7.13.
Schlüsselkopf passt – sind jeweils individuelle Schließbleche werden in der Regel passend zum
Informationen des Schließplanes elektronisch Schloss mitgeliefert. Ihre Wahl richtet sich nach
gespeichert. Auf Knopfdruck wird per Funk der Art der Tür.
648 7 Türen, Zargen und Schlösser

Klassifizierung von Schließblechen. Anforderungen und • Winkelschließbleche (Bild 7.150a bis d) gibt es
Prüfverfahren zur Festigkeit, Schutzwirkung, Dauerhaftig- mit gleich breiten oder ungleich breiten Schen-
keit und Wirkungsweise von Schließblechen für Innen- und
keln. Winkelschließbleche mit einem schmalen
Außentüren sind in E DIN EN 12 209-2 festgelegt.
Schenkel haben den Vorteil, dass dieser bei ge-
Anforderungen, die sich auf Gebrauchsklassen beziehen,
werden in drei Klassen, Schutzanforderungen in fünf Klas- schlossener Tür durch den Türblattüberschlag
sen eingeteilt. verdeckt wird und von außen nicht sichtbar ist.
Schließbleche für Feuer- und Rauchschutztüren müssen • Lappenschließbleche (Bild 7.151-2 a bis c)
noch zusätzliche Merkmale aufweisen; Einzelheiten hierzu werden meist für ungefälzte Türen verwen-
sind Anhang A der vorgenannten Norm zu entnehmen. det, so dass die Falle des Schlosses gegen den
schmalen Lappen schlägt und dadurch die
Schließblecharten. Allgemein unterscheidet Kante der Türbekleidung nicht beschädigt wird.
man Winkelschließbleche und Flachschließbleche • Abgeschrägte Schließbleche (Bild 7.151d). Bei
für gefälzte Türen sowie Lappenschließbleche für zweiflügeligen Türen oder bei besonders dicken
ungefälzte Türen, jeweils für DIN-Links- und DIN- einflügeligen Drehtüren muss die schlossseitige
Rechtstüren geeignet. Türblatt-Längskante unter Umständen abge-

7.150c

7 7.150a 7.150b 7.150d


7.150 Schematische Darstellung von Schließblechen mit Einbaubeispielen
a) Winkelschließblech mit gleich breiten Schenkeln (Einbaubeispiel c)
b) Winkelschließblech mit einem breiten und einem schmalen Schenkel (Einbaubeispiel d)
c) Einbaubeispiel: Gefälztes Türblatt mit von außen sichtbarem Winkelschließblech
d) Einbaubeispiel: Gefälztes Türblatt mit verdeckt liegendem Winkelschließblech

7.151c

7.151a 7.151b 7.151d


7.151 Schematische Darstellung von Schließblechen mit Einbaubeispielen
a) Flachschließblech zum Einlassen in Holztür-Zargen oder Aufschrauben auf Metalltürprofile
b) Lappenschließblech für ungefälzte Tür mit Einsteckschloss
c) Einbaubeispiel: Ungefälztes Türblatt mit kantenbündigem Lappenschließblech
d) Einbaubeispiel: Ungefälztes Türblatt mit abgeschrägtem Schlossstulp und schrägem Lappenschließblech
7.7 Türbeschläge 649

besonders schwere Türen. Hierfür werden


vorwiegend Winkelschließbleche mit gleichen
Schenkeln verwendet, die verstärkt (Mindest-
dicke 3 mm) und besonders lang sind. Oftmals
weisen derartige Schließbleche noch zusätzliche
Dübelverankerungen bis zum Mauerwerk auf.

7.7.3.7 Schließanlagen
Als Schließanlage wird die Kombination von
Schließzylindern und den zugehörigen Schlüsseln
mit unterschiedlichen Schließungen und/oder
unterschiedlichen Schlüsselprofilen bezeichnet,
die miteinander in funktionellem Bezug stehen
(DIN 18 252). Schließanlagen werden überall dort
eingerichtet, wo Sicherheit und Zweckmäßigkeit
7.152a 7.152b dies verlangen. Individuelle Wünsche können bei
der Erstellung eines Schließplanes ebenso berück-
7.152 Schematische Darstellung von
Sicherheitsschließblechen sichtigt werden wie spezielle organisatorische
a) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich und sicherheitstechnische Erfordernisse.
breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert Der Schließplan wird digital erstellt und unter
für gefälzte Türen besonderen Sicherheitsvorkehrungen beim Zy-
b) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich
linderhersteller gespeichert. Nachbestellungen
breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert
für gefälzte Türen mit zusätzlicher von Schließanlagen und Schlüsseln sind daher
Dübelverankerung bis zum Mauerwerk auch noch nach vielen Jahren möglich. Passend
zu jeder Schließanlage wird außerdem eine sog.
Sicherheitskarte (ähnlich einer Scheckkarte) ge-
schrägt werden. Schlossstulp und Schließblech liefert, die anlagenspezifische Daten in mehrfach
sind dann in schräger Ausführung zu wählen. codierter Form enthält. Sie ist gleichzeitig die
Die jeweils vorteilhafteste Gradzahl der Kanten- Berechtigungskarte für Nachbestellungen von 7
schräge ist einer sog. Stulp-Schrägentabelle zu Zylindern und Schlüsseln. Im Wesentlichen un-
entnehmen. Einzelheiten hierzu s. [33], [35]. terscheidet man folgende Schließanlagenarten:
• Sicherheitsschließbleche (Bild 7.152) eignen • Zentralschließanlage. Eine Zentralschließanla-
sich sowohl für Feuer- und Rauchschutztüren, ge besteht aus mehreren verschieden schlie-
als auch für einbruchhemmende Türen und ßenden Schließzylindern, deren Einzelschlüssel
auch noch einen oder mehrere Zentral-Schließ-
zylinder schließen.
Beispiel. Diese Anlagen werden vor allem in Mehrfami-
lienhäusern und größeren Wohnanlagen eingebaut. So
kann beispielsweise jeder Hausbewohner mit seinem
Wohnungsschlüssel nicht nur seine eigene Wohnungs-
abschlusstür, sondern auch die mit Zentral-Schließzy-
lindern ausgestatteten, gemeinsam benutzten Türen
wie Haustür, Kellereingangstür usw. schließen. Kein
Hausbewohner kann jedoch mit seinem Schlüssel in die
Wohnung eines anderen gelangen. Zentralschließan-
lagen lassen sich auch in Hauptschlüsselanlagen einfü-
gen. Diese Kombination empfiehlt sich dann, wenn zum
Beispiel Wohnungen und Geschäfts- oder Büroräume in
einem Gebäude untergebracht sind.
• Hauptschlüsselanlage (Bild 7.154). Eine Haupt-
schlüsselanlage besteht aus mehreren verschie-
denschließenden Schließzylindern. Jeder dieser
7.153 Schematische Darstellung eines
Sicherheitsschließbleches für den Objektbereich Zylinder weist eine eigene Schließung mit je-
(Feuer- und Rauchschutztüren sowie einbruch- weils zugeordnetem Einzelschlüssel auf. Diese
hemmende Türen) Einzelschlüssel passen nur zu einem bestimm-
650 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.154 Schematische Darstellung einer 7.155 Schematische Darstellung einer


Hauptschlüsselanlage Generalhauptschlüsselanlage

ten Schließzylinder bzw. zu mehreren gleich- im Laufe der Zeit anders genutzt oder Arbeits-
schließenden Schließzylindern. Allen Zylindern gruppen erweitert, stoßen Schließanlagen – die
übergeordnet ist der Hauptschlüssel, mit dem auf konventioneller Schlüssel- und Schließzylin-
man sämtliche Schließzylinder einer Anlage dertechnik basieren – an ihre Grenzen. Insoweit
öffnen und schließen kann. sind derartige Schließanlagen relativ starr und
Beispiel. Hauptschlüsselanlagen eignen sich beispiels- wenig anpassungsfähig.
weise für Einfamilienhäuser, Geschäfte und Gaststätten Dem gegenüber sind elektronische Schließ-
sowie kleinere Büro- und Fabrikgebäude.
systeme – die auf der sog. Transpondertechnik
• Generalhauptschlüsselanlage (Bild 7.155). Eine mit elektronischen Schließzylindern beruhen –
Generalhauptschlüsselanlage besteht aus vie- wesentlich flexibler; sie ermöglichen auch noch
len verschiedenschließenden Zylindern, die zu nachträglich nahezu alle anwendungsrelevanten
mehreren Gruppen zusammengefasst werden. Modifikationen. Daher werden zunehmend elekt-
7 Jede Gruppe wird von einem Gruppenschlüssel ronische Systeme in Schließanlagen integriert und
geschlossen, mehrere solcher Gruppen lassen beispielsweise einzelne, besonders sicherheitsre-
sich wieder zu Hauptgruppen vereinigen. Alle levante Türen damit bestückt oder ganze Objek-
Schließzylinder einer Hauptgruppe sind dann te mit elektronischer Schließtechnik ausgerüstet.
von einem Hauptgruppenschlüssel zu öffnen. Einzelheiten hierzu s. Abschn, 7.7.3.5 Elektronische
Diesen HG-Schlüsseln übergeordnet ist der Ge- Schließsysteme – Elektronische Schließzylinder.
neralhauptschlüssel, mit dem sämtliche Schließ-
zylinder der Anlage betätigt werden können.
Beispiel. Generalhauptschlüsselanlagen eignen sich
für große und komplexe Organisationsstrukturen, wie 7.7.4 Dichtungen
sie beispielsweise bei Banken, Hotels, Krankenhäuser, (Falz- und Bodendichtungen)
Hochschulen usw. vorkommen. Die Kombination von
Zentralschließanlagen und Hauptschlüsselanlagen bzw.
Generalhauptschlüsselanlagen ist möglich. An Türdichtungen werden zahlreiche Anforde-
rungen gestellt. Zu berücksichtigen sind ins-
Eine Schließanlage ist ein preiswertes und relativ besondere die Luft-, Wind- und Schlagregen-
sicheres Zutrittsberechtigungssystem. Sie weist dichtheit sowie Anforderungen hinsichtlich des
jedoch auch Nachteile in der Form auf, dass Schall- und Wärmeschutzes. Türdichtungen
jeder, der einen Schlüssel hat, das System be- dämpfen außerdem Schließgeräusche und schir-
dienen kann. Der Verlust von Schlüsseln bedingt men Innenräume gegen Staub und Witterungs-
aufwendige Systemänderungen. Außerdem ist einflüsse von außen ab.
die Zutrittsberechtigung nur lokal und partiell Bei der Auswahl geeigneter Dichtungen ist auf
durch Einzel- oder Gruppenschlüssel begrenz- die Werkstoffqualität, Anstrichverträglichkeit,
bar. Beabsichtigte Objekterweiterungen müs- Verträglichkeit gegen Temperatur- und Umwelt-
sen bereits bei der Erstbestellung weitgehend einflüsse (UV-Strahlen) sowie umweltschonende
bekannt sein. Werden jedoch Gebäudebereiche Wiederverwertbarkeit zu achten.
7.7 Türbeschläge 651

7.156a 7.156b 7.156c 7.156d

7.156 Schematische Darstellung von Dichtungsprofilen


für Falzdichtungen (Außen- und Innentüren)
a) bis b) Konventionelle Kammerdichtungen
(Schlauchdichtungen)
c) bis d) Mehrkammerdichtungen mit verstärk-
tem Fußbereich und Profilrücken
e) bis f) Lippendichtungen
7.156e 7.156f 7.156g 7.156h g) bis h) Kombinationsdichtungen

Türdichtungen müssen des weiteren mechani- • DIN EN 12 207 – Luftdurchlässigkeit


sche Beanspruchungen aufnehmen, ein hohes • DIN EN 12 208 – Schlagregendichtheit
Rückstellvermögen aufweisen und so beschaffen
sein, dass keine übermäßig hohe Bedienungs- Angaben über die Bedeutung der Falz- und Bodendichtun-
kräfte (Schließkräfte) benötigt werden. gen bezüglich des Schallschutzes von Türelementen sind
Abschn. 7.4.1.1, des Wärmeschutzes (Luft- und Winddicht-
Schwellenüberstände sind so niedrig wie mög- heit) Abschn. 7.3.1.2 sowie des barrierefreien Bauens Ab-
lich zu halten, damit auch Rollstuhlbenutzer und schn. 7.2.3 zu entnehmen.
Menschen mit sonstigen Behinderungen dieses
Hindernis überwinden können.
Dichtungsarten
Normen. Anforderungen und Klassifizierung von Dichtun- Je nach Einsatzbereich und den sich daraus er-
gen und Dichtungsprofilen für Türen und Fenster sind im
Wesentlichen in E DIN EN 12365-1 festgelegt. Die Teile 2 bis
gebenden Anforderungen können Türelemente 7
folgende Dichtungsarten aufweisen:
4 dieser Norm beinhalten Angaben (Prüfverfahren) bezüg-
lich Schließdruck, Rückstellvermögen und Langzeitrück- Falzdichtungen (Dichtung zwischen Türblatt
stellvermögen. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. und Zarge)
7.8 zu entnehmen.
• Türblattdichtung (Dichtung im Türfalz einge-
• E DIN EN 12 365-1 – Dichtungen und Dichtungsprofile
für Fenster, Türen und andere lassen: Türfalzdichtung)
Abschlüsse • Türzargendichtung (Dichtung im Zargenfalz
• E DIN EN 12 217-2 – Bedienungskräfte eingelassen: Zargenfalzdichtung)

7.157a 7.157b 7.157 Schematische Darstellung von überfälzten


Türblättern mit Maßangaben für Dichtungsnuten
und Einbaubeispielen von Dichtungsprofilen
(Profilmaße ohne Einpressung)
a) Türblatt mit Einfachfalz (Türblatttdicken von
40 bis 75 mm)
b) Türblatt mit Doppelfalz (Türblattdicken von
60 bis 75 mm)
c) Lippendichtung als Zargendichtung
7.157c 7.157d d) Mehrkammerdichtung als Türblattdichtung
652 7 Türen, Zargen und Schlösser

Bodendichtungen (Dichtung zwischen Türblatt vorgang erfordern sie außerdem einen relativ
und Bodenbelag) hohen Kraftaufwand. Sie werden vor allem als
• Auflaufdichtung Innentürdichtungen eingesetzt.
• Absenkdichtung • Mehrkammerdichtungen (Bild 7.156c bis d).
• Magnetdichtung Mehrkammerdichtungen neuerer Bauart zeich-
nen sich durch veränderte Profilformen und
• Resonatordichtung funktionsbezogene Materialkombinationen un-
• Schwellen-/Anschlagdichtung terschiedlich harter Werkstoffe aus. So ergibt
ein mit reißfestem Material verstärkter Fuß-
7.7.4.1 Falzdichtungen bereich oder Profilrücken eine hohe Stabilität,
Türelemente neuerer Bauart sind mit einer drei- verhindert Schrumpf- und Längenausdehnung
seitig umlaufenden Falzdichtung ausgestattet. und ermöglicht die Endlosmontage ohne Eck-
Diese kann in Form einer Türfalzdichtung oder verschweißung. Der Kopfbereich aus elasti-
Zargenfalzdichtung ausgebildet sein. Mit der schem Werkstoff verbessert andererseits die
türeigenen Dichtung (Bild 7.158) ist die Möglich- schalldämmenden Eigenschaften, ergibt einen
keit gegeben, ein Türblatt in akustischer Hinsicht relativ großen Einfederungsweg und garantiert
unabhängig von der Qualität der Zargenfalzdich- hohe Funktionssicherheit [43]. Mehrkammer-
tung auszurüsten (z. B. separater Türblatteinbau dichtungen eignen sich je nach Qualität und
bei Stahlzargen). Profilform für Außen- und Innentürdichtungen.
Entscheidend für die Dichtheit und damit auch • Lippendichtungen (Bild 7.156e bis f). Lippen-
für das schallschutztechnische Verhalten einer dichtungen zeichnen sich durch ein gutes schall-
Tür ist, dass Falzdichtung und Bodendichtung schutztechnisches Verhalten aus. Aufgrund ihres
umlaufend in einer Ebene liegen. Schallschutztü- relativ großen Einfederungsweges – bei gleich-
ren können auch mehrere Dichtungsebenen auf- zeitig geringem Kraftaufwand beim Schließvor-
weisen (Doppelfalzzargen). Vgl. hierzu Abschn. gang – eignen sie sich besonders zum Ausgleich
7.6 Sondertüren. größerer Maßabweichungen und zulässiger Tür-
Falzdichtungen müssen so beschaffen sein, dass blattverformungen. Lippendichtungen werden
sie die zulässigen Verformungen des Türblattes je nach Qualität und Formgebung sowohl in
7 ausgleichen und bei geschlossener Tür in ihrer Außen- wie Innentüren eingebaut.
gesamten Länge an der Türzarge bzw. Türblatt- • Kombinationsdichtungen (Bild 7.156g bis h).
oberfläche dicht anliegen. Die Einfederungstie- Diese neue Generation von Dichtungsprofilen
fe (Wirkungsbereich) der Dichtung sollte mind. ist im Prinzip eine Kombination aus Schlauch-
3 mm – besser 4,5 mm (5) – betragen. und Lippendichtungen. Sie weisen einen rela-
Die aufzubringende Bedienungskraft zum Schlie- tiv großen Einfederungsweg auf und eignen
ßen eines Türblattes (Schließdruck) liegt gemäß sich somit optimal zum Toleranzausgleich bei
E DIN EN 12 217-2 bei mittleren bis schwierigen verzogenen Türblättern. Außerdem ergeben
Bedingungen (öffentlicher Bereich) bei t 25 N/m, sie ausgezeichnete Schall- und Wärmeschutz-
bei normalen Bedingungen (häuslicher Bereich) dämmwerte [44]. Die Einkammerdichtungen
bei 10 N/m. Bei der vorwiegenden Benutzung werden als Innentürdichtungen eingesetzt, die
durch ältere Menschen, Behinderte oder Kinder Mehrkammerdichtungen mit Lippe eignen sich
ist eine Schließkraft von 4 N/m anzustreben. für Haus- und Wohnungsabschlusstüren sowie
Objekttüren im Innenausbau.
Dichtungsprofile für Falzdichtungen. Aus- Werkstoffe für Dichtungsprofile
schlaggebend für die Funktion eines Dichtungs-
Dichtungsprofile sollen im Allgemeinen unempfindlich
profiles ist seine Formgebung; diese wird durch gegen Öle, Fette, Chemikalien und Reinigungsmittel sowie
den jeweiligen Werkstoff unterstützt. Im Wesentli- alterungs-, witterungs-, licht-, UV- und ozonbeständig sein.
chen unterscheidet man folgende Hauptgruppen: Zu ihrer Herstellung eignen sich im Wesentlichen drei
• Konventionelle Kammerdichtungen Materialgruppen:
(Schlauchdichtung) (Bild 7.156a bis b.) Kon- • Thermoplaste. Thermoplastische Kunststoffe aus Polyvi-
nylchlorid (PVC) sind kostengünstig verschweißbar, in vie-
ventionelle Kammerdichtungen sind aufgrund len Farben erhältlich und vollständig recycelbar. Es können
ihrer geringen Einfederungstiefe nur bedingt jedoch Verträglichkeitsprobleme durch Weichmacherwan-
geeignet, größere Maßabweichungen und Tür- derung beim Kontakt mit lösemittelhaltigen Alkydharz-
blattverformungen auszugleichen. Beim Schließ- lacken oder wasserverdünnbaren Acryllacken entstehen.
7.7 Türbeschläge 653

7.158a 7.158b 7.158c

7.158d 7.158e 7.158f 7


7.158 Schematische Darstellung von Bodendichtungen (Türspaltdichtungen) mit Einbaubeispielen.
Vgl. hierzu auch Bild 7.115 und Bild 7.117.
a) Bürstendichtung (Schleifdichtung) an einer Ganzglastür befestigt (Athmer, Arnsberg)
b) Auflaufdichtung mit höhenverstellbarem Dichtungsprofil und unterfütterter, abgedichteter Bodenschiene
bei Teppichbelag (Athmer)
c) Kombiniertes Dichtungssystem (Auflauf- und Absenkdichtung) mit unterseitig abgedichteter Doppelschiene
und Estrichtrennfuge (Athmer)
d) Automatisch absenkbare Türdichtung („Kältefeind”) mit elastischem Dichtungsprofil bei ebenem
Bodenbelag (Athmer)
e) Automatisch absenkbare Türdichtung („Schall-Ex-S”) mit unterseitig abgedichteter Aluminium-Druckschiene
und Estrichtrennfuge bei Teppichbelag (Athmer). Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.3.2, Schall-Längsdämmung,
Teil 1 dieses Werkes.
f) Automatisch absenkbare Türdichtung („Schall-Ex-Omega”) mit höhenverstellbarer, schalldämmender
Estrich-Trennschiene (Athmer)
g) Resonatordichtung (schallabsorbierende Kammerdichtung) in die Türblattunterkante eingelassen
h) Automatische Magnetdichtung mit nach unten gegen die Bodenschiene dichtender Magnetleiste (Athmer)
i) Automatische Magnetdichtung mit nach oben steigender Magnetleiste und schalldämmender Estrich-
Trennfugenausbildung (Alumat, Kaufbeuren)
k) Anschlagschwelle (Edelstahl oder feuerverzinkter Flachstahl) mit ringsumlaufender, in einer Ebene liegender
Türfalzdichtung
l) Anschlagschiene mit integriertem Dichtungsprofil zum Einbau in den Estrich (Alumat)
m) Thermisch getrennter Schwellenanschlag mit wärmedämmendem Aluminium-Türprofil und Estrich-
Trennfuge (Schüco-Bielefeld). Vgl. hierzu auch Bild 7.160.

(Fortsetzung siehe nächste Seite)


654 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.158g 7.158h 7.158i

7 7.158k 7.158l 7.158m


7.158 Fortsetzung

• Elastomere. Kunststoffe – wie zum Beispiel EPDM Einbau von Dichtungsprofilen. Je nach Werk-
(deutsche Bezeichnung APTK) – weisen eine chemische stoff können Dichtungsprofile in den Ecken auf
Quervernetzung ihrer Molekülketten auf, die durch Wär-
meeinwirkung nicht zu lösen ist. EPDM-Profile sind daher Gehrung zugeschnitten und verschweißt bzw.
weder versschweißbar noch recycelfähig, sondern nur – vulkanisiert oder – wie bei der sog. Endlosmon-
relativ aufwendig – vulkanisierbar. Vulkanisierte Eckver- tage – nur ausgeklinkt und „trocken“ über Eck
bindungen weisen jedoch eine sehr hohe Zugfestigkeit
auf, so dass sie mehrfach aus- und wieder eingebaut wer- gezogen eingebaut werden. Ausgeklinkte Ecken
den können (z. B. bei Maler- und Renovierungsarbeiten). schließen genau so dicht wie geschweißte Eck-
• Thermoplastische Elastomere (TPE) gehören zur poly- verbindungen. Die Montage ist jedoch einfacher,
meren Gruppe der Polyolefine. Die technische Besonder- rationeller und damit auch preisgünstiger.
heit dieses Profilmateriales ist die Verbindung von zwei
modifizierten Werkstoffen, d. h. in einem thermoplas- Beim Einbau in die Zarge ist darauf zu achten,
tischen Material sind vollvernetzte EPDM-Teilchen ver- dass die Dichtungsprofile genügend lang sind
teilt. Dieser Spezialwerkstoff auf Kautschukbasis (EPA) und press an den Fußbodenbelag anschließen,
kann aufgrund seines spezifischen Strukturaufbaues ohne bei Längendehnung sich aufzuwölben.
problemlos verschweißt und recycelt werden und weist Die nachträgliche leichte Austauschbarkeit muss
eine gute Lackverträglichkeit auf.
gewährleistet sein, daher sollten sie nicht fest
• Silikone (SI) sind gummielastische Kunststoffe auf
Siliciumbasis. Silikon-Kautschuk ist anderen Dichtungs- eingeklebt werden.
werkstoffen in vielen Materialeigenschaften überlegen Dichtungsprofile dürfen erst nach Abschluss der
(z. B. hohes Rückstellvermögen, Hitze- und Kältebe- Malerarbeiten endgültig eingebaut werden. Sie
ständigkeit). Silikonprofile sind jedoch nicht verschweiß-
bar – nur vulkanisierbar – und relativ teuer. An den
müssen mit dem vorgesehenen Anstrichmittel
Rahmenecken können die Profile auch ausgeklinkt und (Beschichtungsstoff) hinsichtlich der Verträg-
„trocken“ über Eck gezogen montiert werden. lichkeit abgestimmt sein. Die Profile dürfen kei-
7.7 Türbeschläge 655

nesfalls überstrichen werden, da die Gefahr der mit einer Unterlage (z. B. Sperrholzstreifen) un-
Verklebung mit dem Anstrich und Ausmagerung terfüttert und dicht montiert.
bzw. Versprödung der Profile besteht. S. hierzu Noch höhere Schallschutzwerte lassen sich
Abschn. 5.6.2.4 und Abschn. 7.3.2.3, Überstreich- mit kombinierten Systemen (Auflauf- und Ab-
barkeit – Anstrichverträglichkeit. senkdichtung) erreichen. Auch in diesem Fall
ist unter der Doppelschiene eine Trennfuge im
7.7.4.2 Bodendichtungen schwimmenden Estrich vorzusehen.
Bodendichtungen – auch untere Türspaltdich- • Absenkdichtung (Bild 7.158d bis f). Mit auto-
tung genannt – erfüllen die unterschiedlichsten matisch absenkbaren Türdichtungen lassen
Anforderungen und können in Innen- und Au- sich anschlaglose Übergänge mit guten Schall-
ßentüren eingebaut werden. und Wärmedämmwerten sowie Türelemente
mit rauchdichten und feuerhemmenden Bo-
Bei Schallschutztüren hat die Funktionsfuge zwi-
denfugen herstellen (Rauch- und Feuerschutz-
schen Türblatt und Bodenbelag vor allem schall-
türen mit selbstverlöschenden Silikonprofilen).
schutztechnischen Anforderungen zu genügen,
in Nassräumen ist die Türschwellenausbildung Automatische Türabdichtungen sind betriebs-
im Zusammenhang mit Abdichtungsmaßnah- fertige Funktionselemente, die in der Regel in
men gemäß DIN 18 195-5 zu sehen. die Türblattunterkante eingelassen werden.
Beim Schließen der Tür wird durch eine Auslö-
Bei Außentüren umfasst das Leistungsvermögen
sevorrichtung (überstehende Auslöseknöpfe in
von Bodendichtungen insbesondere die Luft-,
den Türblattlängskanten) ein elastisches Dich-
Wind- und Schlagregendichtheit sowie Anforde-
tungsprofil gegen den Fußboden gedrückt;
rungen hinsichtlich des Schall- und Wärmeschut-
beim Öffnen hebt sich die höhenverstellbare
zes (thermisch getrennte Systeme).
Dichtung wieder an, ohne dabei über den Bo-
Da eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Türspalt- den zu schleifen.
dichtsysteme und Schwellen-/Anschlagdichtun-
Automatisch absenkbare Türdichtungen be-
gen auf dem Markt angeboten werden, können
nötigen demnach immer eine planebene Ge-
aus Platzgründen nachstehend nur die wich-
gendruckfläche. Diese kann aus glatten, har-
tigsten Funktionsprinzipien mit den jeweiligen
ten und fugenlosen Bodenbelägen bestehen
Vor- und Nachteilen kurz erläutert und einige
Konstruktionsbeispiele aufgezeigt werden. Im
oder – bei Teppichböden und fugenbetonten 7
Keramikbelägen – in Form einer unterseitig ab-
Wesentlichen unterscheidet man Auflauf-, Ab-
gedichteten Alu-Schiene ausgebildet sein. Ob-
senk-, Magnet-, Resonator- und Schwellen-/An-
wohl diese Schiene aus akustischer Sicht – vor
schlagdichtungen.
allem bei Teppichbelägen – zwingend erfor-
derlich ist, wird sie in der Praxis häufig als stö-
Türspaltdichtungen rend empfunden und oftmals nicht eingebaut.
• Auflaufdichtung (Bild 7.158a bis c). Auflauf- Dadurch geht die Schalldämmleistung einer
dichtungen werden überall dort eingebaut, Schallschutztür jedoch weitgehend verloren.
wo anschlaglose Übergänge und gute Schall- Bei hohen schallschutztechnischen Anforde-
schutzdämmwerte gefordert sind. Sie beste- rungen an ein Türelement ist die akustische
hen aus einem in die Türblattunterkante ein- Trennung des schwimmenden Estrichs in Form
gelassenem Aluminiumgehäuse und einem einer Trennfuge (Bild 7.158e) oder vorgefer-
federnd darin gelagerten, höhenverstellbaren tigten Estrich-Trennschiene unabdingbar. Bei
Dichtungsprofil, das beim Schließen der Tür der in Bild 7.158 f gezeigten Trennschwelle
auf eine höckerartig ausgebildete Aluminium- wird ein Metallfuß auf die Rohdecke gedübelt,
Bodenschiene aufläuft. die Höhe der mehrteiligen Halteleiste entspre-
Auflaufdichtungen weisen keine störanfällige chend dem Bodenaufbau eingestellt und die
Mechanik auf und das doppelte Dichtungs- Aluminiumschwelle von oben in einen druck-
profil kann auch größere Bodenunebenheiten fest ausgebildeten Haltebügel eingesetzt. Die
ausgleichen. Die zwingend notwendige Bo- Möglichkeit des nachträglichen Höhenausglei-
denschiene wird bei glatten Fußbodenbelä- ches ist gegeben.
gen in ein Kittbett gelegt und aufgeschraubt • Resonatordichtung (Bild 7.158g). Die Resona-
oder verklebt. Textile Bodenbeläge werden im tordichtung – auch Absorberkammerdichtung
Schienenbereich ausgeschnitten, die Schiene genannt – wird überall dort eingesetzt, wo aus
656 7 Türen, Zargen und Schlösser

zwingenden funktionalen oder ästhetischen Die in Bild 7.158i gezeigte, bodenbündig ein-
Gründen der Einbau einer Bodenschiene aus- gebaute Magnet-Türdichtung dient gleich-
geschlossen ist, aber trotzdem eine gewisse zeitig als Estrich-Trennschiene und ist somit
Schallabsorption im Bereich der Bodenfuge er- vorzugsweise für Schallschutztüren, aber auch
reicht werden soll. Rauch- und Feuerschutztüren, geeignet. Bei
Ihre Wirkungsweise beruht darauf, an der Tür- dieser Magnetdichtung vollzieht sich der ei-
blattunterkante einen möglichst großen Hohl- gentliche Dichtungsvorgang an der Türblatt-
raum auszusparen, diesen mit schallabsorbie- unterkante, und zwar durch eine nach oben
rendem Material (z. B. Mineralwolle) zu füllen steigende Magnetschwelle.
und zur Bodenfuge hin mit einem Lochblech
o. Ä. abzudecken. Diese Hohlkammerdichtung Schwellen-/Anschlagdichtung
entzieht dem Schallfeld in der Türspalte so viel Höhenversetzte Fußbodenebenen im Türbereich
Energie, dass trotz Bodenfreiheit eine schall- ergeben einen unteren Anschlag für das Türblatt
dämmende Wirkung erzielt wird. (Bild 7.158k bis l). Anschlagdichtungen – auch
Nachteilig wirkt sich bei dieser zwar berüh- Schwellen genannt – werden vor allem bei Außen-
rungslosen und somit wartungsfreien Dich- türen und Wohnungsabschlusstüren eingeplant.
tungsart aus, dass die Bodenfuge nicht grö- Auch bei höchsten Anforderungen an Schall-, Feu-
ßer als 3 mm sein sollte (Ebenheitstoleranzen er- und Rauchschutz- sowie Nassraumtüren ist ein
gemäß DIN 18 202 beachten) und die schall- unterer Anschlag unumgänglich.
schutztechnische Wirksamkeit der Absorber- Der Vorteil dieser Dichtungsart ist darin zu sehen,
kammer deutlich unter dem liegt, was die dass Falzdichtung und untere Anschlagdichtung
anderen beschriebenen Bodendichtungen eines Türelementes ringsumlaufend in einer Ebe-
leisten können. Weiterentwicklungen sind bei ne liegen und auch die unteren Eckanschlüsse
dieser Dichtungsart jedoch zu erwarten. Auf mit relativ einfachen Mitteln dicht ausgebildet
entsprechende Fachliteratur [45], [46] wird ver- werden können. In hoch belasteten Nassräumen
wiesen. ergibt der höhenversetzte Übergang die abdich-
• Magnetdichtung (Bild 7.158h bis i). Perma- tungstechnisch sicherste Lösung. Nachteilig
nent wirkende Magnet-Türdichtungen wer- wirkt sich die Höhendifferenz im Türbereich als
7 den überall dort eingebaut, wo schwellenlose unerwünschte Stolperstufe vor allem für betagte
Übergänge mit Abdichtungen gegen Schall-, und behinderte Menschen aus.
Wärme- und Rauchdurchgang sowie feuer- • Innentüren. Bei Innentüren wird – unter Aus-
hemmende Bodenfugen gefordert sind. nahme der zuvor geschilderten Sonderan-
Ihre Wirkungsweise beruht auf dem Prinzip der forderungen – im Allgemeinen auf Anschlag-
Magnetkraft zweier übereinander angeordne- schwellen verzichtet, da sie beim Durchgang
ter Magnetprofile. Eine dieser Magnetleisten ist als störend empfunden werden (Stolpergefahr,
immer beweglich und wird beim Schließen der umständliche Reinigung), in Anbetracht der
Tür vom fest eingebauten Gegenprofil magne- meist zentralbeheizten Räume ihren Sinn weit-
tisch angezogen und dichtet so die Bodenfuge gehend verloren haben und auch ästhetisch
ab. Beim Öffnen der Tür stoßen sich die beiden nicht befriedigen. S. auch Bild 11.9 und 11.13,
Profile wieder ab und der bewegliche Teil wird in Teil 1 dieses Werkes.
in eine Aluminiumschiene zurückgezogen. • Außentüren. In den Regelwerken wird davon
Dieser Dichtungsvorgang vollzieht sich – je nach ausgegangen, dass die Abdichtung an aufge-
Herstellerprodukt – entweder an der Türblatt- henden Bauteilen in der Regel mind. 150 mm
unterkante (bei nach oben steigender Magnet- über die Oberfläche des Belages (Wasser führen-
leiste) oder im Bodenbereich (bei nach unten de Ebene) hochzuführen und dort zu sichern ist.
gezogener Dichtleiste). Beide Systeme weisen In Ausnahmefällen ist eine Verringerung der
Vor- und Nachteile auf. Generell können sich ne- Anschlusshöhe möglich, wenn zu jeder Zeit
gative Auswirkungen beim Magnet-Dichtsystem ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich
vor allem bei klimabedingten Türblattverfor- sichergestellt ist (z. B. in Form von Gitterrost-
mungen ergeben. Da die Magnetkraft mit der rinnen o. Ä. mit geregelter Entwässerung). In
Entfernung abnimmt, ist je nach Produkt auch solchen Fällen sollte die Anschlusshöhe jedoch
von unterschiedlich hohen Türspaltüberbrü- mind. 50 mm über Oberfläche Belag betragen
ckungen (von 3 bis 10 mm) auszugehen. (z. B. bei Balkon- und Terrassentüren).
7.7 Türbeschläge 657

7.159 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus Holz 7.160 Konstruktionsbeispiel: Hauseingangstür aus


mit konventionellem Schwellenanschlag Kunststoff mit thermisch getrenntem
(Wärmebrücke beachten) und abgedichteter Schwellenanschlag (Serienfertigung)
Gitterrostrinne mit kontrollierter Wasserabführung 1 Kunststofftür (Mehrkammertürblatt)
(Einzelanfertigung) 2 Wetterschenkel aus PVC, selbstklebend mit
1 Rohdecke zwei Bürsten- oder Auflauflippendichtungen
2 Wärme- und Trittschalldämmung 3 thermisch getrennte Türschwelle
3a Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm) (ohne Wärmebrücke und Tauwasserbildung)
3b Gleit- und Schutzfolie
4 Zementestrich mit Randdämmstreifen
aus Aluminium, geriffelt
4 Türschwellenunterteil aus PVC, einrastbar
7
5 Estrichbewehrung (soweit erforderlich) 5 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195
6 Edelstahl oder feuerverzinkter Flachstahl 6 Unterprofil aus PVC, einrastbar
(75 × 4 mm) mit angeschweißten Laschen 7 Stahlprofil
7 Bahnenabdichtung nach DIN 18 195 8 Bürstendichtungen
8 Schutzestrich mit Gefälle 9 Falzdichtung
(oberflächenvergütet) 10 Bodenfliesen in Dünnbettmörtel
9 Wetterschenkel mit Tropfnase 11 Zementestrich
10a Gitterrost mit Rahmen 12 Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm)
(zugl. Schuhabstreifer) 13 Wärme- und Trittshalldämmung
11 Edelstahl-Abdeckwinkel 14 Randdämmstreifen
(zugl. Klemmschiene) 15 Rohdecke
12 Natursteinplatten in Dickbettmörtel Grundmeier KG, Gütersloh

Bei behindertengerechten Bauten sind Tür- Planungskriterien. Folgende Kriterien sind bei der Planung
schwellen grundsätzlich zu vermeiden. So- von Hauseingangstüren (Außentüren) – insbesondere des
unteren Türanschlusses – im Wesentlichen zu beachten:
weit sie technisch unbedingt erforderlich
• Vordächer oder Fassadenrücksprünge sowie richtige
sind, dürfen sie nicht höher als 20 mm sein.
Orientierung des Einganges (Wetterseite!) bereits bei der
Demnach muss der Anschlag- bzw. Schwellen- Planung vorsehen.
überstand so niedrig wie möglich gehalten • Im gesamten Türbereich ein deutliches Belaggefälle nach
werden, damit auch Rollstuhlfahrer dieses außen (z. B. 3%) sowie eine möglichst geringe, jedoch
Hindernis ohne allzu große Kraftanstrengung regelgerechte Schwellen-/Anschlaghöhe einplanen.
überwinden können. • Die in der Bauanschlussfuge zwischen Rahmenprofil und
Baukörper auftretenden bauphysikalischen Anforderun-
gen (drei Funktionsebenen gemäß Abschn. 7.3.2.1 mit
Bild 7.19) unbedingt beachten und erfüllen.
658 7 Türen, Zargen und Schlösser

• Falzdichtung und untere Anschlagdichtung so anord- 7.7.5 Türschließer und


nen, dass sie ringsumlaufend in einer Ebene liegen.
Pendeltürbeschläge
• Bahnenabdichtung (Bauanschlussfolie) an einer stabi-
len Rücklage (z. B. Stahlwinkel, Türschwellenunterprofil)
über Wasser führende Ebene hochziehen, am Unterprofil Türschließer dienen dazu, Drehflügeltüren nach
ankleben und mit Flanschprofil sichern oder ggf. anklip- dem manuellen Öffnungsvorgang wieder selbst-
sen. Bei Bedarf obere sichtbare Kante mit Edelstahlwinkel
tätig zu schließen. Der Schließvorgang erfolgt in
o. Ä. abdecken.
der Regel hydraulisch gedämpft (= kontrollierter
• Schwellen-/Anschlagprofil auf der Rohdecke ausrei-
chend abstützen und verankern. Ablauf), nur bei einfacheren Türschließern (Feder-
• Thermisch bzw. akustisch getrennte Schwellensysteme bänder) ungedämpft (= unkontrollierter Ablauf).
einplanen, wenn das Türelement an von Menschen ge- Der Einbau von Türschließern ist überall dort
nutzte und beheizte Innenräume angrenzt. notwendig, wo die Anforderung besteht, dass
• Gitterroste außenseitig und in den Boden eingelassene eine Tür zuverlässig und kontrolliert (selbsttätig)
Rahmen für Schmutzfangmatten innenseitig unmittel- schließen muss. Dies ist beispielsweise der Fall,
bar an das Anschlagprofil des Türelementes anschließen.
wenn
• Schwellenhöhe vor der Ausführung mit dem Auftragge-
ber (Bauherrn) schriftlich vereinbaren. Auf die weiterfüh- • Bauherrn bzw. Nutzer dies wünschen (Sicher-
rende Literatur [9], [47] wird verwiesen. heitsaspekt, Energieeinsparung, Vermeidung
störender Zugluft usw.) oder
Bild 7.159 zeigt eine Hauseingangstür mit kon- • aufgrund allgemeiner gesetzlicher Vorschriften
ventionellem Schwellenanschlag und abgedich- (Bauordnungen der Länder) dies zwingend ge-
teter Gitterrostrinne (Einzelanfertigung). Der boten ist.
Zugang ist so ausgebildet, dass nur eine minima-
le Höhendifferenz zwischen den angrenzenden Schließmittel sind demnach üblich an Hausein-
Gehebenen entsteht und trotzdem kein Spritz- gangs- bzw. Wohnungsabschlusstüren und vom
wasser von außen nach innen eindringen kann. Gesetzgeber verbindlich vorgeschrieben an Feu-
Dies wird erreicht, in dem eine Gitterrostrinne erschutz-, Rauchschutz- und Sicherheitstüren.
mit kontrollierter Wasserabführung bis unmittel-
bar an den Schwellenanschlag herangeführt, die Normen1) Vor dem Einbau und der Inbetriebnah-
Bahnenabdichtung am Stahlwinkel hochgezogen me von Türschließern sind die jeweiligen Rechts-
7 und mit einem Edelstahl-Flanschprofil dicht an- vorschriften zu beachten.
gepresst wird (Wärmebrücke beachten!). Die in
einer Ebene vierseitig ringsum laufende Türblatt- • DIN EN 1154 – Türschließer mit kontrolliertem
dichtung sorgt für einen dichten Verschluss. Schließablauf
• Beiblatt 1 zu
Bild 7.160 zeigt eine Außentür aus Kunststoff DIN EN 1154 – Anschlagmaße und Einbau-
mit thermisch getrennter Türschwelle in Sys- regeln
tembauweise (Serienfertigung). Die behinder- • DIN EN 1155 – Elektrisch betriebene Feststell-
tengerecht, schlagregendicht und schalldäm- vorrichtungen für Drehflügel-
mend ausgebildete Türschwelle wird mehrteilig türen
in zahlreichen Breiten angeboten und eignet • DIN EN 1158 – Schließfolgeregler
sich für alle Außentürarten. Die Schwellenteile • DIN 18 263-1 – Obentürschließer mit Kurbeltrieb
werden sowohl untereinander als auch mit und Spiralfeder (Neuausgabe)
dem Unterprofil hochstabil über Verklipsungen • DIN 18 263-4 – Türschließer mit Öffnungs-
verbunden. Auch die Bahnenabdichtung (Bau- automatik (Neuausgabe).
anschlussfolie) gegen Wassereinwirkung von
außen kann in das Unterprofil entweder einge- Türschließer- und Montagearten: Ausgehend
klipst oder selbstklebend daran befestigt wer- von der Art der Türschließer und dem Ort ihrer
den. Die in einer Ebene vierseitig ringsumlau- Montage am Türelement unterscheidet man im
fende Türblattdichtung sorgt für einen dichten Wesentlichen (Bild 7.161 a bis d):
Verschluss, im Zusammenwirken mit zwei un- • Obentürschließer, im oberen Türbereich auf
terseitig angebrachten Bürstendichtungen oder dem Türblatt oder Türrahmen (Zarge) sichtbar
Auflaufdichtungen. montiert
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
entnehmen.
7.7 Türbeschläge 659

modellen praktisch jede nur denkbare Funkti-


onsanforderung zu erfüllen. Folgende besonde-
re Merkmale und Steuerungsmöglichkeiten sind
beispielsweise zu nennen:
• Schließkraft. Selbstschließende Drehflügeltüren benö-
tigen auf ihrem gesamten Schließweg eine Schließkraft.
Die hierfür notwendige Schließenergie muss vom Benut-
zer beim Öffnen der Tür zusätzlich aufgebracht werden,
7.161a so dass bei derartigen manuell betriebenen Türen – im
Vergleich zu Normaltüren – stets ein größerer Kraftauf-
wand erforderlich ist. Die vom Türschließer zu erbringen-
de Schließkraft (Schließmoment) richtet sich vor allem
nach der Türflügelbreite und dem Türblattgewicht, de-
nen entsprechende Türschließer-Größen (Bezugsgröße
1 bis 7) zugeordnet sind und die somit den jeweiligen
Erfordernissen optimal angepaßt werden können. Ein-
7.161b zelheiten sind DIN EN 1154, Tabelle 1, zu entnehmen.
• Öffnungsdämpfung. Mit der im Türschließer integrier-
ten Öffnungsdämpfung wird der Schwung einer heftig
aufgestoßenen oder vom Wind erfassten Tür gebremst.
Auf diese Weise werden Personen geschützt und Tür-
7.161c
oder Wandbeschädigungen weitgehend verhindert.
• Schließverzögerung. Die Schließverzögerung bewirkt
eine Verringerung der Schließgeschwindigkeit im Bereich
zwischen 120° und 70° Türöffnungswinkel. Damit haben
beispielsweise Personen mit Gepäck oder Kinderwagen,
Behinderte usw. ausreichend Zeit, den Türbereich zu pas-
sieren. Ein Eignungsnachweis in Verbindung mit Feuer-
schutztüren ist in jedem Fall noch zusätzlich erforderlich.
7.161d • Selbstauslösende Türschließer für Feuer- und Rauch-
schutztüren. Türschließer sind als Zubehörteile von
7.161 Schematische Darstellung: Türschließer- und
Feuerschutz- und Rauchschutz-Drehflügeltüren von
Montagearten
a) Obentürschließer für sichtbare Türblatt- oder
großer bauaufsichtlicher Bedeutung. Sie sind dazu be- 7
stimmt, diesen Abschlüssen die in den Bauordnungen
Türrahmenmontage der Länder geforderte Eigenschaft „selbstschließend“ zu
b) Verdeckte Türschließer für unsichtbare geben, außerdem müssen sie dauerhaft funktionstüch-
Türblatt- und Türrahmenmontage tig sein. Dadurch soll sichergestellt werden, dass im Fall
c) Rahmentürschließer für unsichtbare Türflügel- eines Brandes ein Schadensfeuer nicht über notwendige
und Türzargen-Profilrahmenmontage Öffnungen weitergeleitet wird.
(mit Pendelfunktion oder einseitig wirkend
als Anschlagtür) Türschließer für den Gebrauch an Feuer- und Rauch-
d) Bodentürschließer für Fußboden- und schutztüren erfordern zusätzliche Eigenschaften, um
Türblattmontage (mit Pendelfunktion den Anforderungen des vorbeugenden Brandschut-
oder einseitig wirkend als Anschlagtür) zes gerecht zu werden. Diese sind im Einzelnen in DIN
4102-5, DIN 4102-18 und im Anhang A von DIN EN 1154
festgelegt. Vgl. hierzu auch Abschn. 7.6.1, Feuerschutz-
abschlüsse.
• Verdeckte Türschließer, in Türblatt oder Tür-
• Türschließer mit Öffungsautomatik. (DIN 18 263-4).
rahmen (Zarge) unsichtbar eingelassen
Türschließer mit Öffnungsautomatik sind Gerätekombi-
• Rahmentürschließer, verdeckt in Türflügel- und nationen, die neben der Schließfunktion und anderen
Türzargen-Rahmenprofile eingebaut (mit Pendel- Steuerungsmöglichkeiten noch zusätzlich mit einem An-
funktion oder einseitig wirkend als Anschlagtür) trieb zum automatischen Öffnen der Tür mittels Fremd-
energie ausgestattet sind. Der Antrieb kann elektrome-
• Bodentürschließer, in Fußboden (Estrich) und chanisch, elektrohydraulisch oder pneumatisch wirken.
Türblatt eingelassen (mit Pendelfunktion oder
• Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen. (DIN
einseitig wirkend als Anschlagtür). EN 1155) können eine Drehflügeltür in einer bestimm-
ten Position festhalten oder aber auch frei schwingen
lassen. In jedem Fall verursacht die Unterbrechung der
Türschließerfunktionen. Die von den Herstel-
Stromzufuhr ein zwangsläufiges Schließen der mit einem
lern angebotenen Türschließerprogramme sind Türschließer ausgerüsteten Tür. Um die geforderte Selbst-
in der Regel als modulare Systeme konzipiert, schließung von Feuer- und Rauchschutztüren sicher-
die es ermöglichen, mit wenigen Türschließer- zustellen, müssen derartige Feststellvorrichtungen mit
660 7 Türen, Zargen und Schlösser

einer Überwachungseinrichtung (Branderkennungs- und Drehfeder gespeichert. Nach dem Loslassen


Meldesystem) ausgerüstet sein, damit im Alarmfall die des Türflügels schlägt die Tür – im Gegensatz
Feststellung aufgehoben wird.
zu Türschließern mit hydraulischer Dämpfung
• Schließfolgeregler (DIN EN 1158). Schließfolgeregler – mit Schwung ungebremst in die Zarge ein,
werden dort eingesetzt, wo die korrekte Schließfolge
von zweiflügeligen Drehflügeltüren sicherzustellen wodurch sich erhebliche Belästigungen und
ist, insbesondere auch bei zweiflügeligen Feuer- und auch Gefahren für die Verkehrssicherheit erge-
Rauchschutztüren mit überfälztem Mittelstoß. Der ben. Derart ungedämpfte Schließmittel sollten
Schließregler darf keine Feststellvorrichtung beinhalten, daher nur an wenig begangenen Türen ange-
es sei denn, dass es sich um eine elektrisch betriebene bracht werden.
Feststellvorrichtung gemäß DIN EN 1155 handelt. Weite-
re Einzelheiten über Türschließer (Türschließmittel) sind
der Fachliteratur [48], [49] zu entnehmen. 7.7.5.2 Türschließmittel mit kontrolliertem
(hydraulisch gedämpftem)
Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, Schließablauf
wollte man einen umfassenden Überblick von
• Obentürschließer mit Kurbelbetrieb und
allen auf dem Markt befindlichen Türschließer-
Spiralfeder (DIN 18 263-1). Bild 7.161 und Bild
arten geben; zu vielfältig sind die Ausführungs-
7.162. Ein Obentürschließer mit hydraulischer
möglichkeiten – sowohl in technischer als auch
Dämpfung ist ein Gerät zum selbständigen
formaler Hinsicht. Daher werden nachstehend
Schließen von Türen, das entweder auf Tür-
nur einige gebräuchliche Türschließertypen in
blatt oder Türzarge fest aufgeschraubt ist. Die
Form von Einbauskizzen kurz vorgestellt.
Benennung weist auf den Montageort im obe-
ren Türbereich hin.
7.7.5.1 Türschließmittel mit unkontrollier-
Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende
tem (ungedämpftem) Schließablauf
Energie wird in einer Spiralfeder gespeichert.
• Federbänder (DIN 18 272). Federbänder wer- Sie bewirkt beim Loslassen des Türflügels
den als einfaches Schließmittel derzeit nur das selbsttätige Schließen der Tür, wobei die
noch für wenige Bauarten von einflügeligen Schließbewegung durch hydraulische Dämp-
Feuerschutztüren (max. Türflügelgewicht 80 kg) fung kontrolliert abläuft und von einem Kur-
der Feuerwiderstandsklassen T 30 bis T 90 ge-
7 mäß DIN 4102-5 verwendet. Federbänder nach
beltrieb gedämpft wird. Für die Größenwahl
des Türschließers ist die Türflügelbreite und
dieser Norm erfüllen die in den Bauordnungen das Türblattgewicht je nach Anwendungsbe-
der Länder für Feuerschutzabschlüsse gefor- reich maßgebend; für zweiflügelige Türen ist
derte Eigenschaft „selbstschließend“. ein besonderer Nachweis der Brauchbarkeit er-
Die beim Öffnen der Tür aufzuwendende forderlich. Einzelheiten sind der DIN 18 263-1,
Energie wird in einer zylindrischen Schrauben- Tabelle 1, zu entnehmen.

7.162a 7.162b
7.162 Obentürschließer mit Kurbeltrieb und Spiralfeder (DIN 18263-1) im oberen Türbereich sichtbar auf dem Türblatt
montiert (Antriebsystem mit Gestänge)
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
7.7 Türbeschläge 661

7.163 Obentürschließer mit


Lineartrieb (DIN EN 1154)
als flach anliegender
Gleitschienen-Türschließer
sichtbar auf dem Türblatt
montiert
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
DORMA-Baubeschläge,
7.163a 7.163b Ennepetal

7.164 Obentürschließer mit


Lineartrieb (DIN EN 1154)
als Gleitschienen-
Türschließer verdeckt
eingebaut in Türblatt
und Türrahmen
a) Vertikalschnitt
7.164c
b) Türblattansicht
c) Aufsicht obere
Türblattkante
DORMA-Baubeschläge,
7.164a 7.164b Ennepetal

Güte- und Prüfbestimmungen für Obentür- oder Türzargenmontage geeignet – sind mit
schließer sind in RAL-RG 607/1 [48] festgelegt. ansprechendem Design und moderner Farb-
• Obentürschließer mit Linearbetrieb (DIN EN gebung erhältlich und erfüllen alle in Frage
1154). Obentürschließer mit Lineartrieb – auch kommenden Funktionsanforderungen.
Zahntriebtürschließer genannt und in DIN • Verdeckt eingebaute Gleitschienen-Türschlie- 7
18 263-2 genormt – bilden die Basis für ganze ßer (Bild 7.164) können nahezu in alle Tür-
Produktgruppen-Türschließerfamilien (modu- flügel aus Holz oder Holzwerkstoffen, Metall
lare Systembauweise). Sie werden je nach An- und Kunststoff mit einer Türblattdicke ab 45
triebsystem sowohl mit Gestänge als auch mit mm eingebaut werden (Bild 7.161 b). Auch
Gleitarm und Gleitschiene angeboten. sie erfüllen – wie zuvor im Einzelnen beschrie-
• Flach anliegende Gleitschienen-Türschließer ben – praktisch alle Forderungen, die an einen
(Bild 7.163) – wahlweise für sichtbare Türblatt- modernen Türschließer gestellt werden.

7.165a 7.165b 7.165c


7.165 Schematische Darstellung von Bodentürschließern für Anschlag- und Pendeltüren
a) Anschlagtür gefälzt, Drehpunkt exzentrisch angeordnet
b) Anschlagtür ungefälzt, Drehpunkt exzentrisch angeordnet
c) Pendeltür, Drehpunkt zentrisch angeordnet
662 7 Türen, Zargen und Schlösser

7.7.5.3 Bodentürschließer keit, Schließverzögerung, Öffnungsdämpfung,


Bodentürschließer (DIN EN 1154), deren Einzel- hydraulische Feststellung usw. integriert sein.
teile weitgehend unsichtbar im Fußboden und Bodentürschließer gibt es für alle Arten von An-
Türelement eingebaut sind – so dass keine Be- schlagtüren (Links- und Rechtstüren nach DIN
schlagteile wie Bänderrollen o. Ä. die Türansicht 107) mit exzentrisch angeordnetem Drehpunkt
stören – weisen ebenfalls einen kontrollierten sowie für Pendeltüren mit zentrisch angeordne-
Schließablauf auf. Auch hier wird die beim Öff- tem Drehpunkt (Bild 7.161 und Bild 7.165). Ferner
nen des Türblattes entstehende Energie in ei- ist zu unterscheiden zwischen Bodentürschlie-
ner Feder gespeichert. Neben der eigentlichen ßern, die unabhängig von der Türlagerung nur
Schließmechanik können noch zusätzliche Funk- Schließfunktionen erbringen und solchen, die
tionen wie beispielsweise Schließgeschwindig- Schließ- und Tragfunktionen übernehmen (Regel-

7.166a 7.166b
7.166 Konstruktionsbeispiel: Gefälzte Holztür mit exzentrisch ausgebildetem Bodentürschließer, oben eingelassenem
Zapfenbandpaar und unterer Türschiene
a) Vertikalschnitt A–A
b) Horizontalschnitt B–B mit Türansichten (oberer und unterer Türbereich)
1 Einbaukasten (sog. Zementkasten) 5 Abdeckkappen aus Edelstahl
2 Gehäuse mit Schließmechanik 6 oberes Zapfenbandpaar
3 Deckplatte aus Edelstahl 7 Holztürblatt (Ansicht)
4 untere Türschiene (Türhebel) aus Stahl 8 Türrahmen
GRETSCH-UNITAS, Ditzingen
7.7 Türbeschläge 663

fall). Beachtenswert ist weiter, dass sog. Universal- gangsposition zurückgeführt werden. Sie kön-
Bodentürschließer für alle Anschlag- und Pendel- nen einflügelig oder zweiflügelig ausgebildet
türen sowie Türkonstruktionen aus Holz, Holz- sein, schließen jedoch aufgrund der fehlenden
werkstoffen, Metall oder Ganzglas geeignet sind. Überfälzung nicht völlig dicht ab. Meist werden
Vgl. hierzu auch Bild 7.32 und Bild 7.79. Bürsten- oder Gummidichtungen in die abge-
Bodentürschließer bestehen aus einem Ein- rundeten Türblattlängskanten eingelassen. Um
baukasten (sog. Zementkasten), einem darin zu Zusammenstöße zu vermeiden (z. B. Kellner-
befestigendem Gehäuse mit der eigentlichen gang), sollten die Türblätter von Pendeltüren
Schließmechanik, einer unteren Türschiene (Tür- immer Glasfüllungen oder Sehschlitze in Augen-
hebel) auf der das Türblatt sitzt sowie einem obe- höhe aufweisen.
ren Zapfenpaar zur Türbefestigung (Bild 7.166). Neben den vorgenannten, für Pendeltürfunktio-
Der Einbaukasten aus verzinktem Stahlblech nen geeigneten
wird in den Boden eingelassen (Aussparung im • Bodentürschließern (Bild 7.165 c) mit kont-
Estrich durch Hartschaumwürfel) und dort fest rolliertem Schließablauf, gibt es noch weitere
verankert. Das Türschließergehäuse lässt sich im spezielle Pendeltürbeschläge.
Einbaukasten auch noch nach der Montage ge- • Bommer-Pendeltürband (Bild 7.167). Hierbei
ringfügig in alle Richtungen verstellen, so dass handelt es sich um einen Beschlag mit Dop-
das Türblatt genau eingepasst werden kann. Die pelfunktion, der einmal das Türblatt trägt (Auf-
Oberseite des Gehäuses wird mit einer Deckplat- schraubband) und zum anderen den Pendelvor-
te aus Edelstahl abgedeckt. Bodentürschließer gang durch eine vorgespannte Schraubenfeder
gibt es für Türblattgewichte bis 250 (300) kg. unkontrolliert (ungebremst) in Gang setzt.
Sind Bodentürschließer eindringendem Wasser Das Bommer-Pendeltürband besteht aus zwei
ausgesetzt (z. B. in Nassräumen oder bei Außen- sichtbaren Rollen, die durch einen Steg fest
türen ohne Regenschutz), so ist der Raum zwi- miteinander verbunden sind, und zwei be-
schen Einbaukasten und Türschließergehäuse weglichen Bandlappen, von denen je einer
mit einer geeigneten Vergussmasse auszufüllen. am Türrahmen (Zarge) und Türflügel ange-
schlagen wird. Die Rollen sind unsichtbar mit
kräftigen auswechselbaren Schraubenfedern
7.7.5.4 Pendeltürbeschläge bestückt. Diese bewirken, dass die Türflügel 7
Pendeltüren sind selbstschließende Türen, nach Ingangsetzung selbsttätig, meist hart fe-
bei denen die Türblätter durch einen Türrah- dernd zurückfallen und nach einigem Hin- und
men (Zarge) nach beiden Seiten kurzzeitig Herpendeln in Ruhestellung übergehen. Die
schwingen und durch Pendeltürbeschläge mit Federn werden erst nach der Türmontage ge-
integrierten Schließmitteln wieder in ihre Aus- spannt und gesichert.

7.167a 7.167b
7.167 Bommer-Pendeltürband (Türschließmittel) 7.168 Hawgood-Pendeltürbeschlag (Türschließmittel)
a) Ansicht mit einem Federzapfen
b) Wirkungsweise DICTATOR-Technik, Neusäß
664 7 Türen, Zargen und Schlösser

Die Größe der Pendeltürbänder muss auf das nik jedoch immer unsichtbar ist. Der jeweilige
Türgewicht, die Türbreite und die Türblattdi- Türflügel wird in den U-förmigen Schuh des
cke abgestimmt werden. Derartige Pendeltür- Beschlages eingeschoben und daran befestigt.
bänder sind nur für Innentüren und keinesfalls Eine unsichtbar integrierte Arretierung ermög-
für Feuer- oder Rauchschutztüren geeignet. licht auch eine Offenstellung der Tür von 90°
• Hawgood-Pendeltürbeschlag (Bild 7.168). nach beiden Seiten hin. Da die Federkraft in
Bei diesem Pendeltürbeschlag sitzt die Schließ- den Zapfen nicht nachgestellt werden kann,
kraft in runden Zapfen, die in den Türrahmen muss bei der Beschlagwahl das jeweils zulässi-
(Zarge) eingelassen werden. Es gibt unter- ge Türblattgewicht, die Türbreite und die Tür-
schiedlich ausgebildete Beschläge – entweder blattdicke nach Vorgaben der Hersteller genau
mit einem oder zwei Zapfen – deren Mecha- festgelegt und eingehalten werden.

7.8 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1249-10 08.1990 Flachglas im Bauwesen; Chemische und physikalische Eigenschaften
DIN 1249-11 09.1986 –; Glaskanten; Begriff, Kantenformen und Ausführung
DIN 1259-1 09.2001 Glas – Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN 1960 09.2012 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A: Allgemeine
Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 09.2012 –; –; Bauleistungen
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz,
Vorratskantholz und Dachlatten
7 DIN 4072 08.1977 Gespundete Bretter aus Nadelholz
DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Nadelschnittholz
DIN 4079 05.1976 Furniere; Dicken
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Bauteile und Sonderbauteile; Änderung
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-18 03.1991 –; Feuerschutzabschlüsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“
(Dauerfunktionsprüfung)
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 04.2010 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4103-4 11.1988 –; Unterkonstruktion in Holzbauart
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
E DIN 4108-2 10.2011 –; –; (gleicher Titel)
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 06.2007 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärme- und feuchte-
schutztechnische Bemessungswerte
7.8 Normen 665

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs


DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 01.2011 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Luftdichtheit von
Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen
sowie -beispiele
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen zu DIN 4109, DIN 4109 Bbl 1und DIN 4109 Bbl 2
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus
Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
E DIN 4109-10 06.2000 –; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von Wohnungen
DIN 4109-11 05.2010 Schallschutz im Hochbau – Nachweis des Schallschutzes;
Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN 5034-1 07.2011 Tageslicht in Innenräumen – Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 02.2007 –; Berechnung
DIN 6812 02.2010 Medizinische Röntgenanlagen bis 300 kV – Regeln für die Auslegung des
baulichen Strahlenschutzes 7
DIN 6834-1 07.2011 Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte Räume; Anforderungen
DIN 6834-2 09.1973 –; Drehflügeltüren, einflügelig mit Richtzarge, Maße
DIN 6834-3 09.1973 –; Drehflügeltüren, zweiflügelig mit Richtzarge, Maße
DIN 6834-4 09.1973 –; Schiebetüren, einflügelig, Maße
DIN 6834-5 09.1973 –; Schiebetüren, zweiflügelig, Maße
DIN 15 306 06.2002 Aufzüge – Personenaufzüge für Wohngebäude – Baumaße, Fahrkorbmaße,
Türmaße
DIN 16 830-1 07.1991 Fensterprofile aus hochschlagzähem Polyvinylchlorid (PVC-HI); Prüfverfahren
DIN 16 830-2 07.1991 –; weiß; Anforderungen
DIN 16 830-3 11.2000 –; Profile mit beschichteten, farbigen Oberflächen; Anforderungen
DIN 17 611 11.2007 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und Aluminium-
Knetlegierungen – Technische Lieferbedingungen
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen
DIN 18 015-1 09.2007 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Planungsgrundlagen
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen – Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und
Grünanlagen sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 040-1 10.2010 Barrierefreies Bauen; Planungsgrundlagen; Teil 1: Öffentlich zugängliche
Gebäude
DIN 18 040-2 10.2010 –;–; Teil 2: Wohnungen
E DIN 18 055 10.2010 Anforderungen und Empfehlungen an Fenster und Außentüren
DIN 18 056 06.1966 Fensterwände; Bemessung und Ausführung
DIN 18 082-1 12.1991 Feuerschutzabschlüsse – Stahltüren T-30-1-Bauart A

Fortsetzung s. nächste Seite


666 7 Türen, Zargen und Schlösser

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 089-1 01.1984 Feuerschutzabschlüsse; Einlagen für Feuerschutztüren; Mineralfaserplatten;


Begriff, Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 093 06.1987 –; Einbau von Feuerschutztüren in massive Wände aus Mauerwerk oder
Beton; Ankerlagen, Ankerformen, Einbau
DIN 18 095-1 10.1988 Türen; Rauchschutztüren; Begriffe und Anforderungen
DIN 18 095-2 03.1991 –; –; Bauartprüfung der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit
DIN 18 095-3 06.1999 Rauchschutzabschlüsse – Anwendung von Prüfergebnissen
DIN 18 100 10.1983 –; Wandöffnungen für Türen; Maße entsprechend DIN 4172
DIN 18 101 01.1985 –; Türen für den Wohnungsbau; Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz;
Gegenseitige Abhängigkeit der Maße
DIN 18 104-1 09.2000 Einbruchhemmende Nachrüstprodukte – Aufschraubbare Nachrüstprodukte
für Fenster und Türen; Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 18 104-2 11.2002 –; Anforderungen und Prüfverfahren für im Falz eingelassene
Nachrüstprodukte für Fenster und Türen
DIN 18 111-1 08.2004 Türzargen, Stahlzargen; Standardzargen für gefälzte Türen
in Mauerwerkswänden
DIN 18 111-2 08.2004 –; Standardzargen für gefälzte Türen in Ständerwerkswänden
DIN 18 111-3 01.2005 –; Sonderzargen für gefälzte und ungefälzte Türblätter
DIN 18 111-4 08.2004 –; Einbau von Stahlzargen
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen; Polyurethan-Ortschaum
für die Wärme- und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften,
Ausführung, Prüfung
DIN 18 159-2 06.1978 –; Harnstoff-Formaldehydharz-Ortschaum für die Wärmedämmung,
Anwendung, Eigenschaften, Ausführung, Prüfung
DIN 18 164-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung aus expandiertem
Polystyrol-Hartschaum
7 DIN 18 165-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung
DIN 18 181 10.2008 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung
DIN 18 182-1 12.2007 Zubehör für die Verarbeitung von Gipskartonplatten; Profile aus Stahlblech
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 04.2009 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden,
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 07.2009 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
E DIN 18 195-100 06.2003 Bauwerksabdichtungen – Vorgesehene Änderungen zu den Normen
DIN 18 195 Teil 1 bis 6
E DIN 18 195-101 09.2005 –; Vorgesehene Änderungen zu den Normen DIN 18 195-2 bis DIN 18 195-5
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 250 09.2006 Schlösser – Einsteckschlösser für Feuerschutzabschlüsse
E DIN 18 250 02.2003 –; Einsteckschlösser für Feuerschutz- und Rauchschutztüren
DIN 18 251-1 07.2002 Schlösser – Einsteckschlösser – Einsteckschlösser für gefälzte Türen
DIN 18 251-2 11.2002 –; –; Einsteckschlösser für Rohrrahmentüren
DIN 18 251-3 11.2002 –; –; Einsteckschlösser als Mehrfachverriegelung
7.8 Normen 667

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 252 12.2006 Profilzylinder für Türschlösser – Begriffe, Maße, Anforderungen,


Kennzeichnung
DIN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 257 03.2003 –; Schutzbeschläge – Begriffe, Maße, Anforderungen, Kennzeichnung
DIN 18 262 05.1969 Einstellbares, nicht tragendes Federband für Feuerschutztüren
DIN 18 263-1 05.1997 Schlösser und Baubeschläge – Türschließer mit hydraulischer Dämpfung –
Oben-Türschließer mit Kurbeltrieb und Spiralfeder
DIN 18 263-4 05.1997 –; –; Türschließer mit Öffnungsautomatik (Drehflügelantrieb)
DIN 18 264 09.1978 Baubeschläge; Türbänder mit Feder
DIN 18 265 09.1978 –; Pendeltürbänder mit Feder
DIN 18 268 01.1985 –; Türbänder; Bandbezugslinie
DIN 18 272 08.1987 Feuerschutzabschlüsse; Bänder für Feuerschutztüren; Federband und
Konstruktionsband
DIN 18 273 12.1997 Baubeschläge – Türdrückergarnituren für Feuerschutztüren und
Rauchschutztüren – Begriffe, Maße, Anforderungen und Prüfungen
DIN 18 299 09.2012 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Allgemeine
Regeln für Bauarbeiten jeder Art
DIN 18 336 09.2012 –; –; Abdichtungsarbeiten
DIN 18 355 09.2012 –; –; Tischlerarbeiten
DIN 18 357 09.2012 –; –; Beschlagarbeiten
DIN 18 360 09.2012 –; –; Metallbauarbeiten
DIN 18 361 09.2012 –; –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 541-1 09.2006 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von

DIN 18 541-2 09.2006


Fugen in Ortbeton; Begriffe, Formen, Maße
–; –; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
7
DIN 18 542 07.2009 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff – Imprägnierte Dichtungsbänder – Anforderungen
und Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 12.2008 –; Dichtstoffe, Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN V 18 599-1 02.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
Beleuchtung – Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und
Bewertung der Energieträger
DIN 18 650-1 06.2010 Automatische Türsysteme; Teil 1: Produktanforderungen und Prüfverfahren
DIN 18 650-2 06.2010 –; Teil 2: Sicherheit an automatischen Türsystemen
DIN 52 460 02.2000 Fugen- und Glasabdichtungen – Begriffe
DIN 55 634 04.2010 Beschichtungsstoffe und Überzüge – Korrosionsschutz von tragenden
dünnwandigen Bauteilen aus Stahl
DIN 55 928-9 05.1991 –; Beschichtungsstoffe; Zusammensetzung von Bindemitteln und Pigmenten
DIN 55 945 03.2007 Beschichtungsstoffe und Beschichtungen
Begriffe und Definitionen zu DIN EN ISO 4618
DIN 68 121-1 09.1993 Holzprofile für Fenster und Fenstertüren; Maße, Qualitätsanforderungen
DIN 68 121-2 06.1990 –; Allgemeine Grundsätze
DIN 68 141 01.2008 Holzklebstoffe – Prüfung der Gebrauchseigenschaften von Klebstoffen
für tragende Holzbauteile
DIN 68 705-2 07.1981 Sperrholz; Sperrholz für allgemeine Zwecke

Fortsetzung s. nächste Seite


668 7 Türen, Zargen und Schlösser

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN 68 705-2 04.2002 –; Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke


DIN 68 705-3 12.1981 –; Bau-Furniersperrholz
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz
DIN 68 705-5 10.1980 –; Bau-Furniersperrholz aus Buche
DIN 68 705-5 Bbl 1 10.1980 Bau-Furniersperrholz aus Buche; Zusammenhänge zwischen Plattenaufbau,
elastischen Eigenschaften und Festigkeiten
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz – Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 706-1 02.2002 Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen-Türblätter; Begriffe, Maße,
Anforderungen
DIN 68 706-2 02.2002 –; Türzargen; Begriffe, Maße, Einbau
DIN 68 740-1 10.1999 Paneele – Definitionen, Bezeichnungen
DIN 68 740-2 10.1999 –; Furnier – Decklagen auf Holzwerkstoffen
DIN 68 751 11.1987 Kunststoffbeschichtete dekorative Holzfaserplatten; Begriffe,
Anforderungen
DIN 68 762 03.1982 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen; Begriffe, Anforderungen,
Prüfung
DIN 68 764-1 09.1973 Spanplatten; Strangpressplatten für das Bauwesen, Begriffe, Eigenschaften,
Prüfung, Überwachung
DIN 68 764-2 09.1974 –; –; Beplankte Strangpressplatten für die Tafelbauart
DIN 68 765 11.1987 –; Kunststoffbeschichtete dekorative Flachpressplatten; Begriff; Anforderungen
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau – Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz – Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten

7 DIN 68 800-5 05.1978 Holzschutz im Hochbau; Vorbeugender chemischer Schutz


von Holzwerkstoffen
E DIN 68 800-5 01.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 54-1 10.1996 Brandmeldeanlagen – Einleitung
DIN EN 54-2 12.1997 –; Brandmelderzentralen
E DIN EN 54-2/A1 08.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 130 11.1990 Prüfverfahren für Türen; Prüfung der Steifigkeit von Türblättern durch
wiederholtes Verwinden
DIN EN 179 06.2002 Schlösser und Baubeschläge – Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder
Stoßplatte – Anforderungen und Prüfverfahren (enthält Änderung A1:2001)
E DIN EN 179 04.2003 –; Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder Stoßplatte für Türen
in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 204 09.2001 Klassifizierung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; Änderung
DIN 206-1/A2 09.2005 –; Änderung
DIN EN 312 11.2003 Spanplatten – Anforderungen
DIN EN 312-1 11.1996 –; Allgemeine Anforderungen an alle Plattentypen
DIN EN 312-2 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für allgemeine Zwecke zur Verwendung
im Trockenbereich
DIN EN 312-3 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für Inneneinrichtungen (einschließlich Möbel)
zur Verwendung im Trockenbereich
DIN EN 312-4 11.1996 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Trockenbereich
7.8 Normen 669

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 312-5 06.1997 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Feuchtbereich
DIN EN 312-6 11.1996 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Trockenbereich
DIN EN 312-7 06.1997 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Feuchtbereich
DIN EN 313-1 05.1996 Sperrholz – Klassifizierung und Terminologie – Klassifizierung
DIN EN 313-2 11.1999 –; –; Terminologie
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen
E DIN EN 335-1 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-2 10.1992 –; –; Anwendung bei Vollholz
E DIN EN 335-2 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-3 09.1995 Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und Klassifikation der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 350-2 10.1994 –; -;Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von
ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL); Platten auf Basis
härtbarer Harze: Spezifikationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Platten mit einer Dicke kleiner
als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-4 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe mit 7
einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-5 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe für Fußböden
mit einer Dicke kleiner 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein
Trägermaterial
DIN EN 438-6 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe für
die Anwendung im Freien mit einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-7 04.2005 –; –; Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und
Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 477 08.1995 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Stoßfestigkeit von Hauptprofilen
mittels Fallbolzen
DIN EN 478 08.1995 –; Bestimmung des Verhaltens nach Lagerung bei 150 °C – Prüfverfahren
DIN EN 479 08.1995 –; Bestimmung des Wärmeschrumpfes
DIN EN 485-3 06.2003 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Bänder, Bleche und Platten –
Grenzabmaße und Formtoleranzen für warmgewalzte Erzeugnisse
DIN EN 485-1 01.1994 –; –; Technische Lieferbedingungen
DIN EN 485-2 03.1995 –; –; Mechanische Eigenschaften
E DIN EN 485-2 10.1999 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 513 10.1999 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung
von Fenstern und Türen – Bestimmung der Wetterechtheit und
Wetterbeständigkeit durch künstliche Bewitterung
DIN EN 514 03.2000 –; Bestimmung der Festigkeit verschweißter Ecken und T-Verbindungen
DIN EN 572-1 01.1995 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas – Definitionen
und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften

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670 7 Türen, Zargen und Schlösser

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 572-2 09.2004 –; –; Floatglas


DIN EN 572-3 09.2004 –; –; Poliertes Drahtglas
DIN EN 572-4 09.2004 –; –; Gezogenes Flachglas
DIN EN 572-5 09.2004 –; –; Ornamentglas
DIN EN 572-6 09.2004 –; –; Drahtornamentglas
DIN EN 572-7 09.2004 –; –; Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage
E DIN EN 572-9 01.2005 –; –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 08.1997 –; –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 08.1997 –; –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
E DIN EN 622-5 05.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen –
Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 10.1996 –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
E DIN EN 634-2 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz – Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche –
Allgemeines
DIN EN 635-2 08.1995 –; Laubholz
DIN EN 635-3 08.1995 –; Nadelholz
DIN V ENV 635-4 11.1996 –; Einflussgrößen auf die Eignung zur Oberflächenbehandlung – Leitfaden
DIN EN 673 04.2011 Glas im Bauwesen – Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten
(U-Wert) – Berechnungsverfahren
7 DIN EN 755-1 08.1997 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Stranggepresste Stangen, Rohre
und Profile – Technische Lieferbedinungen
DIN EN 755-2 08.1997 –; –; Mechanische Eigenschaften
E DIN EN 927-2 09.2005 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme
für Holz im Außenbereich Leistungsanforderungen
DIN V ENV 927-2 11.2000 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 942 06.1996 Holz in Tischlerarbeiten – Allgemeine Sortierung nach der Holzqualität
DIN EN 947 05.1999 Drehflügeltüren – Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen vertikale
Belastung
DIN EN 948 11.1999 –; Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen statische Verwindung
DIN EN 949 05.1999 Fenster, Türen, Dreh- und Rolläden, Vorhangfassaden – Ermittlung der
Widerstandsfähigkeit von Türen gegen Aufprall eines weichen und
schweren Stoßkörpers
DIN EN 950 11.1999 Türblätter – Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen harten Stoß
DIN EN 951 05.1999 Türblätter – Messverfahren zur Ermittlung von Höhe, Breite, Dicke und
Rechtwinkligkeit
DIN EN 952 11.1999 –; Allgemeine und lokale Ebenheit – Messverfahren
DIN EN 1026 09.2000 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Prüfverfahren
DIN EN 1027 09.2000 –; Schlagregendichtheit – Prüfverfahren
DIN EN 1063 01.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung für den Widerstand gegen Beschuss
DIN EN 1072 08.1995 Sperrholz – Beschreibung der Biegeeigenschaften von Bau-Sperrholz
DIN EN 1096-1 01.1999 Glas im Bauwesen – Beschichtetes Glas – Definitionen und
Klasseneinteilung
DIN EN 1121 09.2000 Türen – Verhalten zwischen zwei unterschiedlichen Klimaten –
Prüfverfahren
7.8 Normen 671

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1125 06.2002 Schlösser und Baubeschläge – Paniktürverschlüsse mit horizontaler


Betätigungsstange – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 1125 04.2003 –; –; Paniktürverschlüsse mit horizontaler Betätigungsstange für Türen in
Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1154 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Türschließmittel mit kontrolliertem
Schließablauf – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1154 Bbl 1 11.2003 –; –; Anschlagmaße und Einbau
DIN EN 1155 04.2003 –; Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen für Drehflügeltüren
– Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1158 04.2003 Schlösser und Baubeschläge – Schließfolgeregler –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1191 08.2000 Fenster und Türen – Dauerfunktionsprüfung – Prüfverfahren
DIN EN 1192 06.2000 Türen – Klassifizierung der Festigkeitsanforderungen
DIN EN 1279-1 08.2004 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas, Allgemeines, Maßtoleranzen
und Vorschriften für die Systembeschreibung
DIN EN 1294 07.2000 Türblätter – Ermittlung des Verhaltens bei Feuchtigkeitsänderungen in
aufeinanderfolgenden beiseitig gleichen Klimaten
DIN EN 1303 04.2005 Baubeschläge – Schließzylinder für Schlösser – Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 1303 04.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
E DIN EN 1363-1 12.2011 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Leitungen
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 11.2004 –; Abschottungen
DIN EN 1438 10.1998 Symbole für Holz und Holzwerkstoffe
DIN EN 1522 02.1999 Fenster, Türen, Abschlüsse – Durchschusshemmung – Anforderungen und
7
Klassifizierung
DIN EN 1527 05.2011 Schlösser und Baubeschläge – Beschläge für Schiebetüren und Falttüren –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1529 06.2000 Türblätter – Höhe, Breite, Dicke und Rechtwinkligkeit – Toleranzklassen
DIN EN 1530 06.2000 –; Allgemeine und lokale Ebenheit – Toleranzklassen
DIN EN 1627 09.2011 Fenster, Türen, Abschlüsse – Einbruchhemmung; Anforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 1628 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
unter statischer Belastung
DIN EN 1629 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
unter dynamischer Belastung
DIN EN 1630 09.2011 –; –; Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit
gegen manuelle Einbruchversuche
DIN EN 1634-1 01.2009 Feuerwiderstandsprüfungen für Tür- und Abschlusseinrichtungen
– Feuerschutzabschlüsse
DIN EN 1634-2 05.2009 –; Beschläge für feuerwiderstandsfähige Abschlüsse und öffenbare Fenster
DIN EN 1634-3 01.2005 –; Rauchschutzabschlüsse
DIN EN 1670 06.2007 Schlösser und Baubeschläge – Korrosionsverhalten –
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1748-1-1 12.2004 Glas im Bauwesen – Spezielle Basiserzeugnisse - Borosilicatgläser –
Definitionen und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 1906 09.2010 Schlösser und Baubeschläge – Türdrücker und Türknäufe –
Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 1906 10.2011 –; –; (gleicher Titel)

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672 7 Türen, Zargen und Schlösser

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1935 05.2002 Baubeschläge – Einachsige Tür- und Fensterbänder –


Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1991-1 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil1-1: Definitionen und
allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
DIN EN 10 346 07.2009 Kontinuierlich schmelztauchveredelte Flacherzeugnisse aus Stahl –
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 020-1 06.2008 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Stranggepresste Präzisionsprofile
aus Legierungen EN AW-6060 und EN AW-6063 –
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 046-1 04.2004 Bedienungskräfte – Prüfverfahren – Fenster
DIN EN 12 046-2 12.2000 –; –; Türen
DIN EN 12 051 12.1999 Baubeschläge – Tür- und Fensterriegel – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen – Thermisch vorgespanntes Kalknatron-
Einscheibensicherheitsglas – Definition und Beschreibung
DIN EN 12 150-2 01.2005 –; –; Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 12 207 06.2000 Fenster und Türen – Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12 208 06.2000 –; Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12 209 04.2011 Schlösser und Baubeschläge – Schlösser – Mechanisch betätigte Schlösser
und Schließbleche – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 210 08.2003 Fenster und Türen – Widerstandsfähigkeit bei Windlast – Klassifizierung
(enthält Berichtigung AC:2002)
DIN EN 12 216 11.2002 Abschlüsse – Terminologie, Benennungen und Definitionen
DIN EN 12 217 11.2010 Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 217-2 05.2004 Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung – Türen
DIN EN 12 219 06.2000 Türen – Klimaeinflüsse – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 320 05.2001 Baubeschläge – Hangschlösser und Hangschlossbeschläge –
7 DIN EN 12 337-1 11.2000
Anforderungen und Prüfverfahren
Glas im Bauwesen – Chemisch vorgespanntes Kalknatronglas –
Definition und Beschreibung
DIN EN 12 365-1 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster, Türen und
andere Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden – Anforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 12 365-2 12.2003 –; –; Linearer Schließdruck; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-3 12.2003 –; –; Rückstellvermögen; Prüfverfahren
DIN EN 12 365-4 12.2003 –; –; Langzeitrückstellvermögen; Prüfverfahren
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung –
Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 412-2 11.2003 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des
Heizkastenverfahrens, Rahmen
DIN EN 12 433-1 02.2000 Tore – Terminologie – Bauarten von Toren
DIN EN 12 433-2 02.2000 –; –; Bauteile von Toren
DIN EN 12 445 02.2001 Tore – Nutzungssicherheit kraftbetätigter Tore – Prüfverfahren
E DIN EN 12 445 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 12 453 02.2001 –; –; Anforderungen
E DIN EN 12 453 05.2005 –; –; (gleicher Titel)
E DIN EN 12 488 09.2003 Glas im Bauwesen – Anforderungen an die Verglasung – Verglasungsrichtlinien
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen – Terminologie
DIN EN 12 765 09.2001 Klassifizierung von duroplastischen Holzklebstoffen für
nichttragende Anwendungen
DIN EN 12 978 10.2009 Türen und Tore – Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore
– Anforderungen und Prüfverfahren
7.8 Normen 673

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN EN 13 022-1 07.2010 Glas im Bauwesen – Geklebte Verglasung, Glasprodukte für SSG-Systeme;
Tragende und nichttragende Einfach- und Mehrfach-Verglasung
DIN EN 13 022-2 07.2010 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13 024-1 08.2002 –; Thermisch vorgespanntes Borosilicat-Einscheibensicherheitsglas –
Definition und Beschreibung
DIN EN 13 123-1 10.2001 Fenster, Türen und Abschlüsse – Sprengwirkungshemmung:
Anforderungen und Klassifizierung – Stoßrohr
DIN EN 13 123-2 05.2004 –; Sprengwirkungshemmung; Anforderungen und Klassifizierung –
Freilandversuch
DIN EN 13 125 10.2001 Abschlüsse – Zusätzlicher Wärmedurchlasswiderstand – Zuordnung einer
Luftdurchlässigkeitsklasse zu einem Produkt
DIN EN 13 126-1 05.2006 Baubeschläge; Beschläge für Fenster und Fenstertüren –
Anforderungen und Prüfverfahren – Gemeinsame Anforderungen an
alle Arten von Beschlägen
DIN EN 13 241-1 06.2011 Tore – Produktnorm – Produkte ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften
DIN EN 13 330 06.2011 Abschlüsse außen – Aufprall eines harten Stoßkörpers – Prüfverfahren
E DIN EN 13 474-1 04.1999 Glas im Bauwesen – Bemessung von Glasscheiben – Allgemeine Grundlagen
für Entwurf, Berechnung und Bemessung
E DIN EN 13 474-2 05.2000 –; –; Bemessung für gleichmäßig verteilte Belastungen
DIN EN 13 501-1 01.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 556 10.2003 Rund- und Schnittholz – Nomenklatur der in Europa verwendeten
Handelshölzer
E DIN EN 13 633 04.2009 Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch gesteuerte Paniktüranlagen für
Türen in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 637 04.2009 –; Elektrisch gesteuerte Notausgangsanlagen für Türen in Rettungswegen –
Anforderungen und Prüfverfahren 7
DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der
Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
(ISO 9972:1996, modifiziert)
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 220 01.2007 Holz und Holzwerkstoffe in Fenstern, Außentürflügeln und Außentürrahmen –
Anforderungen
DIN EN 14 390 04.2007 Brandverhalten von Bauprodukten – Referenzversuch im Realmaßstab an
Oberflächenprodukten in einen Raum
DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 14 846 11.2008 Elektromechanische Schlösser und Schließbleche
E DIN EN 15 254-1 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von
Feuerwiderstandsprüfungen – Nichttragende Wände –
Allgemeine Grundlagen
E DIN EN 15 254-4 09.2011 –; Verglaste Konstruktionen
DIN EN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung
DIN EN 20 140-2 05.1993 Akustik; Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Angaben von Genauigkeitsanforderungen
DIN EN 26 927 05.1991 Hochbau; Fugendichtstoffe; Begriffe
DIN EN 50 131-1 02.2010 Alarmanlagen – Einbruchmeldeanlagen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 50 133-1 09.2003 Alarmanlagen – Zutrittskontrollanlagen für Sicherungsanwendungen –
Systemanforderungen
DIN EN ISO 140-4 12.1998 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Messung der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden

Fortsetzung s. nächste Seite


674 7 Türen, Zargen und Schlösser

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 140-7 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Gebäuden
DIN EN ISO 717-1 11.2006 Akustik; Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Luftschalldämmung
DIN EN ISO 717-2 11.2006 –; –;Trittschalldämmung
DIN EN ISO 1461 10.2009 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge
(Stückverzinken) – Anforderungen und Prüfungen
DIN ISO 4172 08.1992 Zeichnungen für das Bauwesen; Zeichnungen für den Zusammenbau
vorgefertigter Teile
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946/A2 03.2003 –; –; –; Änderung
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 8044 11.1999 Korrosion von Metallen und Legierungen – Grundbegriffe und Definitionen
DIN EN ISO 9229 11.2007 Wärmedämmung – Begriffe
DIN EN ISO 10 077-1 05.2010 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Allgemeines
DIN EN ISO 10 077-2 08.2008 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
DIN EN ISO 10 140-2 12.2010 Akustik – Messung der Schalldämmung von Bauteilen im Prüfstand –
Teil 2: Messung der Luftschalldämmung
DIN EN ISO 10 140-3 12.2010 –; –; Messung der Trittschalldämmung
DIN EN ISO 10 140-4 12.2010 –; –; Messverfahren und Anforderungen
DIN EN ISO 10 211 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Detaillierte Berechnungen
DIN EN ISO 10 848-2 08.2006 Akustik – Messung der Flankenübertragung von Luftschall und Trittschall
zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand – Teil 2: Anwendung auf
leichte Bauteile, wenn die Verbindung geringen Einfluss hat
DIN EN ISO 12 543-1 07.2008 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
7 DIN EN ISO 12 543-2 07.2008
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
–; –; Verbund-Sicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 07.2008 –; –; Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-4 07.2008 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
DIN EN ISO 12 543-5 12.2011 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 567-1 12.2010 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
DIN EN ISO 12 944-2 07.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
DIN EN ISO 12 944-3 07.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
DIN EN ISO 12 944-4 07.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung
DIN EN ISO 12 944-5 01.2008 –; –; Beschichtungssysteme
DIN EN ISO 13 789 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13 943 02.2011 Brandschutz – Vokabular
DIN EN ISO 14 439 11.2007 Glas im Bauwesen – Anforderungen für die Verglasung –
Verwendung von Verglasungsklötzen
ISO 834-1 09.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Bauteile – Allgemeine Anforderungen
ISO 834-8 10.2002 –; –; Anforderungen an vertikale raumabschließende nichttragende Bauteile
ISO 834-9 02.2003 –; –; Anforderungen an nichttragende Unterdecken
ISO 5925-1 11.1981 Brandversuche; Bewertung von Rauchschutztüren; Prüfung bei
Umgebungstemperatur
ISO 8273 07.1985 Türen und Türelemente; Normklimate für die Funktionsprüfung von Türen
und Türelementen zwischen unterschiedlichen Klimaten
7.9 Literatur 675

7.9 Literatur
[1] Die richtigen U-Werte von Fenstern, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.01 (Stand: März 2011). Hrsg.: Verband der
Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[2] Sack, N.: Energieeffiziente Fenstersysteme. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) (2001)
[3] Sieberath, U.: Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. 1996. Institut für Fenstertechnik,
Rosenheim
[4] Schulze, H.: Holzbau. Verlag B.G. Teubner, Stuttgart. 1996
[5] Fenster, Haustüren, Fassaden und Wintergärten – Gütesicherung – RAL-GZ 695. Stand Mai 2010. RAL-Deutsches Institut
für Gütesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[6] Nutsch, W.: Haustüren in Holz, Entwurf und Konstruktion. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart. 1994
[7] Müller, R.: Hauseingangstüren aus Holz, Planung, Konstruktion, Gestaltungsgrundsätze. 2. Aufl. 1994, Bauverlag
[8] Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fensternund Haustüren . Stand März 2010, RAL-Gütegemein-
schaften für Fenster und Haustüren, Frankfurt/M.
[9] Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (Türen). VFF Merkblatt ES.03 (Stand: Dezember
2001). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[10] IVD-Merkblatt Nr. 9, Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für Fenster und Außentüren, Stand Januar 2011,
Industrieverband Dichtstoffe, Düsseldorf
[11] Abdichtungstechnik. ; www.tremco-illbruck.de; Tremco-Illbruck GmbH & Co. KG, Köln
[12] Nutsch, W.: Konstruktionshilfen – Innentüren. Band 1. Stand 1996 Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen
[13] Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster, Holz-Metall-Fenster und Außentüren. VFF Merkblatt HO.01 (Stand:
September 2010). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[14] Härig, S., Günther, K., Klausen, D.: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl. VDE Verlag, Berlin, 2003
[15] van Eijnsbergen, I. F. H.: Kontaktkorrosion. Das Bauzentrum/1982
[16] Memento Technisches Handbuch: Glas am Bau. VEGLA, Vereinigte Glaswerke GmbH, Aachen (Saint-Gobain Glass,
Aachen), 2006
[17] Glas-Handbuch. Stand 2012. Flachglas AG, Gelsenkirchen (Flachglas Markenkreis, Gelsenkirchen)
[18] Handbuch „Gestalten mit Glas“. Interpane Sicherheitsglas Glas-Industrie AG , Lauenförde 2007
[19] Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütesicherung RAL-GZ 426, Stand Juli 2010. RAL-Deutsches Institut für Gü-
tesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[20] Küchler, A.: Montage von Innentüren. Rosenheimer Türentage 1996 (ift Rosenheim)
[21] Holztechnik-Fachkunde. 22. Aufl., 2010. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[22] Stahlzargen, Gütesicherung RAL-RG 611/5: Stahlzargen. Stand Februar 1995. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen, 7
Zargen aus Stahl e.V., Hagen
[23] Renovierungsstahlzargen. BOS-OHMEN GmbH, Emsdetten
[24] Sonderzargen – Technische Unterlagen, HÖRMANN KG Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
[25] Novoferm-Sonderzargen. NOVOFERM GmbH, Rees-Haldern
[26] Nutsch, W.: Handbuch der Konstruktion, Stuttgart
[27] Holztechnik Fachkunde, 18. Aufl., Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[28] Panitz, E.: Bewegliche Elementwände, technischer Stand und Anwendung. Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[29] Planungsunterlagen: Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[30] Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen, Gütesicherung für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen
RAL-RG 426, Teil III: Feucht- und Nassraumtüren (Februar 2002). RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kenn-
zeichnung, St. Augustin
[31] Fasold, Peter: Überfall- und Einbruchmeldeanlagen. TÜR + TOR-REPORT 2002
[32] Tür- und Sicherheitstürbänder Gütesicherung RAL-RG 607/8. Stand Mai 1998, RAL-Deutsches Institut für Gütesicherung
und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[33] Baubeschlag-Taschenbuch 2011. Verlagshaus Wohlfarth, Duisburg 2010
[34] Simonswerk-Baubeschlagtechnik: Produktbroschüren 2012. www.simonswerk.de; Simonswerk GmbH, Rheda-Wieden-
brück
[35] Der große Häfele. Schließ- und Beschlagtechnik für Türen. (Stand 2012). Hrsg.: Häfele GmbH & Co., Beschlagtechnik,
Nagold
[36] Beschläge Katalog 2012/13. www.hewi.de, HEWI-Baubeschläge, Bad Arolsen
[37] Schutzbeschläge, Gütesicherung RAL-RG 607/6. Stand November 1998, Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und Be-
schläge e.V., Velbert
[38] Materialien für Türgarnituren, Handbuch 2012. FSB-Beschläge, Brakel
[39] Einsteckschlösser, Rohrrahmenschlösser und Mehrfachverriegelungen, Gütesicherung, RAL-RG 607/2 Hrsg.: Gütege-
meinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[40] Krühn, J.: Schließzylinder. Entwicklungsgeschichte, Technik, Anwendung. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik +
Mercator-Verlag, Duisburg. 1997
676 7 Türen, Zargen und Schlösser

[41] Schuchart, U.: Elektronische Zutritts- und Kontrollsysteme. Elektronische Schließzylinder. In: Baubeschlag-Taschenbuch
1997. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik + Mercator-Verlag, Duisburg
[42] Digitale Schließ- und Organisationssysteme www.simons-voss.de. Simons Voss Technologies, Unterföhring
[43] Info-Service. Dichtungsprofile für Haus- und Zimmertüren. Stand 1997. Brügmann Frisoplast GmbH, Papenburg
[44] Dichtprofile für Fenster und Türen. www.deventer-profile.com Deventer Profile GmbH & Co. KG, Berlin
[45] Türenkatalog 2011, www.objekt.jeld-wen.de; (ehem. Wirus-Türen) Jeldwen, Oettingen
[46] Schörghuber Handuch – Schallschutz – www.schoerghuber.de; Schörghuber Spezialtüren KG, Ampfing
[47] Oswald, R.: Schwachstellen-Abdichtungsanschlüsse. Deutsche Bauzeitung (db) (1993)
[48] Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung Gütesicherung RAL-RG 607-1 Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und
Beschläge e.V., Velbert
[49] Sichelschmidt, D.: Schließmittel. Rosenheimer Fachtagung TÜR + TOR 1996
[50] Kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. BGR 232 Hrsg.: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Bonn,
2003
[51] NEUFORM-Türenwerke, Hans Glock GmbH 6 Co. KG, Erdmannshausen

7
677

8 Außen- und Innenputze, Sonderputze,


Wärmedämmputze und Wärmedämm-Verbundsysteme

8.1 Allgemeines • DIN 55 699 Verarbeitung von Wärme-


dämm-Verbundsystemen
Putz ist ein an Wänden oder Decken ein- oder • DIN EN 13 499 Außenseitige Wärme-
mehrlagig in bestimmter Dicke aufgetragener dämm-Verbundsysteme
Belag aus Putzmörteln oder Beschichtungsstof- (WDVS) aus expandiertem
fen, der seine endgültigen Eigenschaften erst Polystyrol
durch Verfestigung am Baukörper erreicht. Je nach • DIN EN 13 500 Außenseitige Wärmedämm-
Belagdicke und Art der verwendeten Mörtel bzw. Verbundsysteme (WDVS)
Beschichtungsstoffe übernehmen Putze bestimm- aus Mineralwolle
te bauphysikalische Aufgaben. Zugleich dienen sie • DIN EN ISO 9229 Wärmedämmung
der Oberflächengestaltung eines Bauwerkes. – Begriffe

Normen. In den letzten Jahren hat es gerade zum Allgemeine Anforderungen wie gute und
Thema „Putze“ wichtige Änderungen in den ent- gleichmäßige Haftung der Putzlagen unter-
sprechenden Normen gegeben. So z. B. die DIN EN einander und am Putzgrund sowie gleich-
998-1. Alle in dieser Norm beschriebenen Produkte mäßiges Gefüge innerhalb der einzelnen Lagen,
mussten, um sie überhaupt noch innerhalb der Eu- Festigkeit und Widerstand gegen Abrieb, Brand-
ropäischen Union in den Verkehr bringen zu dür- verhalten u. a. m. haben Außen- und Innenputze
fen, mit dem CE-Kennzeichnen versehen werden. gleichermaßen zu erfüllen.
Die DIN V 18550 hat die alte DIN 18550 komplett
• Bei Außenputzen ist insbesondere auf die
ersetzt. Der Begriff Vornorm heißt in diesem
Wasserdampfdurchlässigkeit zu achten. Die
Fall nicht, dass es sich nicht um eine „richtige“
diffusionsäquivalente Luftdichtdicke darf bei kei-
Norm handelt. Auch wenn die DIN V 18550 in
ner Putzlage den Wert sd d 2,0 m überschreiten.
Zukunft weiter ergänzt und überarbeitet wird, ist
sie schon heute in vollem Umfang gültig und in • Innenputze müssen eine bestimmte Mindest-
vollem Umfang anzuwenden. Sie nimmt insbe- druckfestigkeit und entsprechendes Haft-
sondere die Planer stärker als bisher in die Ver- vermögen aufweisen, um gegebenenfalls
antwortung. Der aktuelle Stand der Normung ist Anstriche und leichte Tapeten aufnehmen zu 8
Abschn. 8.12 zu entnehmen. können. Außerdem muss der Innenputz in be-
wohnten Räumen die Fähigkeit besitzen, Was-
serdampf rasch aufnehmen, speichern und bei
Neue europäische und deutsche Normen für In- Bedarf langsam wieder abgeben zu können
nen- und Außenputze sowie Wärmedämmsyste-
(klimaregulierende Wirkung).
me im Überblick:
• DIN EN 13 914 Planung, Zubereitung und
Ausführung von Innen- und Zusätzliche Anforderungen können darüber hi-
Außenputzen naus sowohl an Außen- wie Innenputze gestellt
werden.
• Teil 1 Außenputz
• Außenputze müssen vor allem witterungs-
• Teil2 Innenputz
beständig sein, d. h. insbesondere der Ein-
• DIN V 18 550 Putz und Putzsysteme wirkung von Feuchte und wechselnden
– Ausführung Temperaturen widerstehen sowie einen den
• DIN EN 998-1 Festlegungen für Mörtel im jeweiligen Beanspruchungsgruppen entspre-
Mauerwerksbau chenden Regenschutz durch wasserhem-
– Teil 1 Putzmörtel mende oder wasserabweisende Putzsysteme
• DIN EN 15824 Festlegungen für Außen- gewährleisten. Des Weiteren wird vom Außen-
und Innenputze mit putz bei Bedarf erhöhte Festigkeit erwartet
organischen Bindemitteln (Kellerwandaußenputz, Außensockelputz).

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_8, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
678 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

• An Innenputze werden noch zusätzliche Anfor- Beschichtungsstoffe


derungen vor allem als Träger von speziellen Beschichtungsstoffe dienen zur Herstellung von Kunstharz-
Beschichtungen und schweren Tapeten ge- putzen und bestehen aus organischen Bindemitteln in
Form von Kunststoffdispersionen. Nach Anwendung und
stellt sowie bezüglich erhöhter Abriebfestig- Bindemittelanteil werden zwei Beschichtungsstofftypen
keit und Feuchtraumbeständigkeit. unterschieden:
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und Innenputz
Putze für Sonderzwecke übernehmen ganz • P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz
besondere Anforderungen. Zu nennen sind bei-
spielsweise Putzgrund
Putzgrund ist der Bauteil, der verputzt wird. Zur Vorbe-
• brandschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen, reitung des Putzgrundes gehören geeignete Maßnahmen,
• schallschutztechnisch wirks. Putzbekleidungen, die einen festen und dauerhaften Verbund zwischen Putz
und Putzgrund fördern. Dies wird gegebenenfalls erreicht
• wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme. durch das Aufbringen eines
• Spritzbewurfes (bei mineralisch gebundenen Putzen)
• Grundanstriches (bei Kunstharzputzen)

8.2 Einteilung und Benennung: Putzträger


Überblick Putzträger verbessern das Haften des Putzes oder
ermöglichen eine vom tragenden Untergrund weitgehend
unabhängige Putzkonstruktion. Verwendet werden u. a.
Nach DIN V 18550, DIN EN 998-1 und DIN EN 15824 sind
grundsätzlich zu unterscheiden: metallische Putzträger, Holzwolle-Leichtbauplatten,
Ziegeldrahtgewebe.
• Putze mit mineralischen Bindemitteln (Mineralputze)
Für ihre Herstellung werden Putzmörtel verwendet.
Putzbewehrung
• Putze mit organischen Bindemitteln (Kunstharzputze)
Putzbewehrungen bewirken eine Verbesserung der Zug-
Zu ihrer Herstellung dienen Beschichtungsstoffe.
festigkeit des Putzes auf schwierigem Untergrund und tra-
gen so zur Verminderung der Rissebildung bei. Verwendet
Gipsbinder und Gipstrockenmörtel werden in DIN EN werden u. a. Glasgitter-Armierungsgewebe, eingebettet in
13279-1 behandelt. die oberste Schicht des frisch aufgebrachten Unterputzes.

Putzmörtel Putzaufbau
Putzmörtel werden den Putzmörtelgruppen PI bis P IV zu- Eine Putzlage ist eine in einem Arbeitsgang ausgeführte
geordnet, wenn sie die entsprechenden mineralischen Bin- Putzschicht. Der Spritzbewurf zählt nicht als Putzlage. Dem
demittel enthalten. Zu unterscheiden sind: Aufbau nach unterscheidet man:
Putzmörtel nach dem Zustand • einlagige Putze
• Frischmörtel (gebrauchsfertiger, verarbeitbarer Mörtel) • mehrlagige Putze
8 • Festmörtel (verfestigter Mörtel) Die unteren Lagen werden Unterputz, die oberste Lage
wird Oberputz genannt. Kunstharzputze auf Wand- und
Putzmörtel nach dem Ort der Herstellung Deckenflächen eignen sich nur als Oberputz.
• Baustellenmörtel (auf der Baustelle zusammengesetzte
und gemischte Mörtel) Putzsysteme
• Werkmörtel (im Werk zusammengesetzte, gemischte Unter Putzsystem versteht man das ganzheitliche Zusam-
und überwachte Mörtel) menwirken von Putzgrund und Putzlage(n). Die an einen
• Werktrockenmörtel (im Werk gefertigte, überwachte, Putz gestellten Anforderungen müssen demnach von allen
verarbeitungsfähige, pulverförmige Mischung) Schichten zusammen dauerhaft erfüllt werden.
Nach alter Handwerkerregel soll die Festigkeit des Putzes
Putzmörtel nach der Art des Bindemittels von innen nach außen, d. h. zur jeweiligen Putzoberfläche
• Baukalke hin, abnehmen. Diese Regel ist auch sinngemäß bei der
• Putz- und Mauerbinder Festigkeitsabstufung zwischen dem Putzgrund und dem
• Zemente Unterputz anzuwenden.
• Baugipse Die traditionelle Putzregel „weich auf hart“ zu putzen, gilt
• Anhydritbinder jedoch nur für herkömmliche, mineralisch gebundene Put-
ze auf massivem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine mit
Putzmörtel nach der Art des Zuschlages hohem Fugenanteil). Sie gilt nicht für Putze auf hoch wär-
• mineralischer Zuschlag medämmendem Leichtmauerwerk (porosierte Leichthoch-
• organischer Zuschlag, jeweils mit dichtem oder porigem lochziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine).
Gefüge. Derart bewegliche Putzgründe erfordern eine schubweiche
Zwischenschicht zwischen Wandbildner und Oberputz, so
dass es zu einer sog. Entkopplung und damit Umdrehung der
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als Oberputz).
8.3 Ausgangsstoffe 679

Putzanwendung Leichtputze
Entsprechend seiner örtlichen Lage im Bauwerk und der Leichtputzsysteme wurden zum Verputzen von hoch wär-
dadurch gegebenen Beanspruchungsart sind zu unter- medämmendem Leichtmauerwerk aus porosierten Leicht-
scheiden: ziegeln, Leichtbeton und Porenbeton entwickelt. Dabei
wirkt der Unterputz mit seiner geringen Rohdichte als
Außenputz schubweiche Entkopplungsschicht zwischen Putzgrund
• Außenwandputz (auf über dem Sockel liegenden, aufge- und dem Oberputz.
henden Flächen)
• Außensockelputz (oberhalb der Erdanschüttung) Sanierputze
• Kellerwand-Außenputz (im Bereich der Erdanschüttung) Sanierputze sind Putze mit hoher Porosität und Wasser-
• Außendeckenputz (auf Deckenunterseiten, die der Wit- dampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminder-
terung ausgesetzt sind). ter kapillarer Leitfähigkeit. Mit Hilfe der Sanierputze lassen
sich feuchte und salzbelastete Wandflächen – im Außen-
und Innenbereich – so behandeln, dass man langfristig in-
Innenputz
takte Putzoberflächen ohne Salzausblühungen und Ab-
• Innenwandputz für Räume üblicher Luftfeuchte sprengungen erhält (Altbausanierung).
(einschließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputzsystem aus
• Innenwandputz für Feuchträume
• Spritzbewurf, • WTA-Sanierputz,
• Innendeckenputz für Räume üblicher Luftfeuchte
• WTA-Grundputz, • Anstrich oder Dekorputz.
(einschließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
• Innendeckenputz für Feuchträume.
Putzweisen
Die Putzweise kennzeichnet die Putze nach der Art ihrer
Putzarten Oberflächenbearbeitung und der dadurch entstehenden
Nach den zu erfüllenden Anforderungen werden unter- Oberflächenstruktur.
schieden: • Geglätteter Putz
Putze, die allgemeinen Anforderungen genügen • Gefilzter Putz
Putze, die zusätzlichen Anforderungen genügen. • Geriebener Putz oder Reibeputz (auch genannt:
• wasserhemmender Putz Münchener Rauputz, Wurm-putz, Madenputz, Altdeut-
• wasserabweisender Putz scher Putz usw.)
• Außenputz mit erhöhter Festigkeit • Kellenwurfputz
• Innenwandputz mit erhöhter Abriebfestigkeit • Spritzputz
• Innenwand- und Innendeckenputz für Feuchträume. • Kratzputz
• Rollputz
Putze für Sonderzwecke • Buntsteinputz u. a.
• brandschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen
• schallschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen Verlegung, Aufmaß und Abrechnung erfolgt nach VOB,
• wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme. Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten.

Wärmedämm-Putzsysteme 8
Dämmputze wurden zur Verbesserung der Wärmedäm-
mung von Außenbauteilen entwickelt. Sie setzen sich übli- 8.3 Ausgangsstoffe
cherweise aus einem Unterputz – dem eigentlichen Wär-
medämmputz – und einem Oberputz zusammen, der vor
allem schützende Funktionen übernimmt, gleichzeitig aber 8.3.1 Mineralische Bindemittel
auch der Gestaltung dient. für Putzmörtel1)
Dämmputze werden im Wesentlichen nach der jeweiligen
Zuschlagart eingeteilt. Man unterscheidet
• Unterputz mit organischem Leichtzuschlag
Mineralische Bindemittel im Sinne der DIN V
(z. B. Polystyrol), 18 550 sind: Kalk, Zement und Gips.
• Unterputz mit mineralischem Leichtzuschlag (z. B. Perlite), Nach ihrem Erhärtungsverhalten unterscheidet
• jeweils mit ein- oder zweilagigem Oberputz. man
• Luftbindemittel, die nur an der Luft erhärten
Wärmedämm-Verbundsysteme
und im erhärteten Zustand wasserlöslich sind
WDV-Systeme werden zur Außendämmung und Gestal-
tung von Fassaden eingesetzt und bestehen aus einer plat- sowie
tenförmigen Dämmschicht, einer darauf aufgebrachten • hydraulische Bindemittel, die an der Luft und
Armierungsschicht als Bewehrung und einer Schlussbe- unter Wasser erhärten und im erhärteten Zu-
schichtung (Oberputz). stand wasserbeständig sind.
Neben der Verbesserung des Wärmeschutzes und des Re-
genschutzes von Außenbauteilen, verhindern sie Wärmebrü-
1)
cken und führen zur Entkopplung des Außenputzes auf kriti- Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
schen Untergründen (rissefreie Fassaden bei Altbauten). nehmen.
680 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Normen zu den wichtigsten Bindemitteln zur Herstellung Hydraulische und natürliche hochhydraulische Kalke
von Putzmörteln: zeichnen sich vor allem durch ihre vorwiegend hydrauli-
• DIN EN 459-1 – Baukalk. Definitionen, Anforderun- schen Erhärtungsfähigkeiten aus. Die Mörtel sind unter
gen und Konformitätskriterien Wasser beständig, sofern sie zuvor eine gewisse Zeit (hyd-
raulische Kalke mind. 5 Tage, hochhydraulische Kalke zwi-
• DIN EN 197-1 – Zement. Zusammensetzung,
schen 1 und 3 Tagen) an der Luft nach dem Anmachen mit
Anforderungen und Konformitäts-
Wasser gelagert haben, d. h. vorhärten konnten. Außerdem
kriterien von Normalzement
binden sie schneller ab und erreichen eine höhere Festig-
• DIN 1164 – Zemente mit besonderen Eigen-
keit (Mörtelgruppe PII) als Luftkalke. Sie sind besonders
schaften. Zusammensetzung, An-
geeignet für Außenputze, die ungünstigen Witterungsver-
forderungen, Übereinstimmungs-
hältnissen und mechanischen Beanspruchungen ausge-
nachweis
setzt sind. Vgl. hierzu Abschn. 8.4.1, Putzmörtel sowie Ab-
• DIN EN 13279-1 – Gipsbinder und Gips-Trockenmör- schn. 6.2.2.3, Mauermörtel, Teil 1 dieses Werkes.
tel – Teil 1: Begriffe und Anforde-
rungen
Hinweis. Hydraulisch erhärtende Kalke können mit Ze-
ment, nicht aber mit Gips oder Anhydrit gemischt werden.
Baukalke
Baukalke werden aus Kalkstein, Dolomitstein, Formulierter Kalk ist nach DIN EN 459-1 ein Kalk mit
Kalksteinmergel oder mergeligem (tonhaltigem) hydraulischen Eigenschaften, der hauptsächlich aus Luft-
kalk (CL) und/oder Natürlichem Hydraulischem Kalk mit
Kalkstein durch Brennen unterhalb der Sinter- Zusätzen aus anderem hydraulischen und/oder puzzo-
grenze (900 bis 1200 °C) hergestellt. Je mehr ton- lanischen Material besteht.
haltige Bestandteile der Kalkstein enthält, umso
hydraulischer (unter Wasser erhärtend) verhält
sich der Kalk. Zemente
Während nicht hydraulische Bindemittel nach Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das
dem Anmachen mit Wasser nur an der Luft im Wesentlichen aus Kalkstein, Kieselsäure, Ton-
erhärten (Luftbindemittel), erhärten hydrauli- erde und Eisenoxid besteht. Das entsprechende
sche Baukalke nach Wasserzugabe sowohl an der Rohstoffgemisch wird oberhalb der Sintergrenze
Luft als auch unter Wasser. Sie erhärten außer- (1400 bis 1500 °C) gebrannt und anschließend
dem schneller und erzielen höhere Festigkeiten fein gemahlen.
als lufthärtende Bindemittel. Aufgrund dieses Durch Reaktion mit Wasser erhärtet Zement so-
unterschiedlichen Erhärtungsverhaltens unter- wohl an der Luft als auch unter Wasser und bleibt
scheidet man: nach der Erhärtung auch unter Wasser fest. Die
Druckfestigkeit muss nach 28 Tagen mindestens
25 N/mm2 betragen (Vergleich: Geforderte Min-
Luftkalke
8 • Weißkalk (CL)
destdruckfestigkeit bei hochhydraulischem Kalk
5 N/mm2).
• Dolomitkalk (DL) DIN EN 197-1 unterteilt die Normalzemente in
und Kalke mit hydraulischen Eigenschaften fünf Hauptgruppen:
• Hydraulischer Kalk (HL) • Portlandzement CEM I
• Natürlicher Hydraulischer Kalk (NHL) • Portlandkompositzement CEM II
• Formulierter Kalk (FL) • Hochofenzement CEM III
• Puzzolanzement CEM IV
Luftkalke verfestigen durch langsame Aufnahme von • Kompositzement CEM V
Kohlendioxid aus der Luft nach dem Anmachen mit Was- und solche mit hohem Sulfatwiderstand (s. Tab.
ser. Dieser Vorgang wird Karbonatisierung (Karbonaterhär- 2 DIN EN 197-1):
tung) genannt. Sie erhärten nicht unter Wasser (reine Luft-
bindemittel) und sind nach dem Erhärtungsvorgang – im CEM I (CEM I-SR 0; CEM I-SR 3; CEM I-SR 5)
Vergleich zu hydraulischem Kalk – deutlich weniger was- CEM III (CEM III/B-SR; CEM III/C-SR)
serbeständig. Weiß- bzw. Dolomitkalkmörtel besitzen gute
Verarbeitungseigenschaften (Geschmeidigkeit, Deh- CEM IV (CEM IV/A-SR; CEM IV/B-SR)
nungsfähigkeit). Nach längerer, meist monatelanger Ab-
bindezeit – während der keine luftabsperrenden Tapeten
Einzelheiten über die Hauptzementarten, Festig-
oder dichte Anstriche aufgebracht werden dürfen – entste-
hen Putze geringerer Festigkeit (vorwiegend Innenputze keitsklassen usw. sind Abschn. 5.2.1, Baustoffe,
der Mörtelgruppe PI), jedoch mit hoher Wasserdampf- Teil 1 dieses Werkes sowie der Spezialliteratur [1]
durchlässigkeit. zu entnehmen.
8.3 Ausgangsstoffe 681

Die europäische Norm enthält jedoch nicht die ein wesentliches Kriterium zur Unterscheidung der
Zemente mit besonderen Eigenschaften, die vor einzelnen Gipssorten.
allem nationale Bedeutung haben. Diese sind in
DIN 1164 genormt und haben weitere Zusatzbe- Die DIN EN 13279-1 unterscheidet bei den
zeichnungen. Gipsprodukten nach Gipsbindern und Gips-
trockenmörteln.
Baugipse (DIN EN 13279-1)
Gips kommt in der Natur als Mineral (Gipsstein) Baugipse ohne werkseitig
vor oder fällt als Nebenprodukt der chemischen beigegebene Zusätze:
Industrie an (Chemiegips). Zunehmende Be- • Stuckgips. Bei niedrigen Temperaturen ge-
deutung gewinnt der sog. REA-Gips, der in den brannt, verhältnismäßig rasch versteifend. Er
Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Stein- wird vor allem für Stuck-, Form- und Rabitz-
kohle-Kraftwerke anfällt. Er ist den Naturgipsen arbeiten, für das Herstellen von Innenputzen
in bautechnischer Hinsicht durchaus ebenbürtig (Gipsputz, Gipskalkputz) sowie zur werksmäßi-
und wie diese auch gesundheitlich völlig un- gen Herstellung von Gipsbauplatten verwendet.
bedenklich.
• Putzgips. Bei höheren Temperaturen ge-
Durch thermische Behandlung (z. B. Brennen in brannt, beginnt früher zu versteifen und ist
Drehöfen) wird dem Rohgips das Kristallwasser dennoch – ohne Schaden zu nehmen – länger
teilweise oder vollständig entzogen. Mit zuneh- an der Putzfläche zu bearbeiten als Stuckgips.
mender Entwässerung bzw. Brenntemperatur Er wird vor allem für die Herstellung von Innen-
(120 bis 180 °C bei Stuckgips, 300 bis 900 °C bei putzen (Gipsputz, Gipssandputz, Gipskalkputz)
Putzgips) steigen Festigkeit und Abbindedauer sowie für Rabitzarbeiten eingesetzt.
(Erhärtungsverhalten) der verschiedenen Gips-
sorten. Das beim Brennen entzogene Wasser Baugipse mit werkseitig beigegebenen Zusätzen:
wird dem feingemahlenen Gips später beim An-
• Maschinenputzgips. Die Stellmittel ermöglichen einen
machen wieder zugeführt, so dass wieder Gips- kontinuierlichen maschinellen Putzauftrag. Der verar-
stein entsteht. beitungsbereit gelieferte, werkseitig vorgemischte Gips
Gips ist ein nichthydraulisches Bindemittel, wird während des Putzvorganges fortlaufend (meist aus
Silos o. Ä.) in die Putzmaschine automatisch eingebla-
das ausschließlich durch Kristallisation (Hyd- sen, das erforderliche Wasser richtig dosiert zugesetzt,
ration) an der Luft erhärtet. Gipse – sowie alle homogen gemischt, als weichplastischer Mörtel über
Gipsbaustoffe – sind durch Dauereinwirkung eine Schlauchleitung (Spritzkopf mit Druckluft) trans-
von Wasser löslich und verlieren bei langanhal- portiert und gleichmäßig in gewünschter Dicke auf den
tender, starker Feuchtigkeitseinwirkung merk- Putzgrund aufgespritzt. Geeignet für einlagige Innen-
putze (Wand- und Deckenputz) auf nahezu allen festen
8
lich ihre Festigkeit (Gefügezerstörung). Gips Putzgründen; mehrlagiges Putzen ist zu vermeiden.
darf daher weder in Außenwandputzen noch als
• Haftputzgips. Mit Zusätzen (z. B. Kunstharz) zur Ver-
Innenputz in Räumen mit langzeitig einwirken- besserung der Haftung versehen. Er wird verarbei-
der Feuchtigkeit (z. B. in Hallenbädern, Saunen) tungsfähig geliefert, weitere Zusätze bzw. Zuschläge
verwendet werden. Vorübergehend auftreten- dürfen nicht beigegeben werden. Haftputzgips ist vor
der Feuchtigkeitsanfall – wie er beispielsweise in allem zum Verputzen von schwierigen, d. h. glatten und
schwach saugenden Putzgründen – wie beispielsweise
häuslichen Bädern und Küchen vorkommt – ist
Stahlbetondecken – bestimmt. Der einlagige Auftrag des
unschädlich, da Gips überschüssige Luftfeuch- Innenputzes erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu
tigkeit rasch aufnehmen und in Trocknungsperi- vermeiden.
oden wieder rasch abgeben kann. • Fertigputzgips. Versteift langsam, Füllstoffe (z. B. Perlit,
Zur Erzielung bestimmter Eigenschaften dürfen Sand) sind werkseitig zugesetzt, weitere Zuschläge oder
Zusätze dürfen nicht zugegeben werden. Fertigputzgips
den Baugipsen im Herstellerwerk Zusätze beige-
ist das Standardmaterial zum einlagigen Verputzen von
geben werden. Zusätze sind Stellmittel (anorga- Mauerwerksflächen. Er eignet sich besonders für gut
nische Stoffe), die die Konsistenz, die Haftung, saugende Putzgründe. Das Anmachen und Auftragen
das Wasserrückhaltevermögen oder die Verstei- des Mörtels erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu
fungszeit (Erhärtungsverhalten) des Gipses in vermeiden. Vgl. hierzu auch die ausgewiesene Spezial-
literatur [11], [12].
gewünschter Weise beeinflussen. Bereits werk-
seitig zugefügt sein können auch Füllstoffe wie
Sand oder Perlit. Der zeitlich unterschiedliche Baugipse dürfen zwar mit Luftkalken, jedoch
Verlauf des Erhärtungsvorganges (Versteifung) ist niemals mit hydraulischen Bindemitteln, wie
682 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Zement oder hydraulischem Kalk, vermischt bzw. dagegen bedürfen an sich keines Magerungs-
verarbeitet werden, da die Gefahr der Gefüge- mittels (Ausnahmen: Gezielte Beeinflussung be-
zerstörung durch sog. Treiben besteht (Kristall- stimmter Eigenschaften). Außerdem schwinden
wasseranreicherung in Folge Ettringitbildung). Baugipse nicht, im Gegensatz zu Baukalk und
Auch eine Vermischung der Sorten Maschinen- Zement. Für die Herstellung von Mörtel- und
putzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips unter- Kunstharzputzen eignen sich folgende Zuschläge:
einander oder mit anderen Bindemitteln oder
Zuschlägen ist unzulässig, da die gewünschten Mineralischer Zuschlag. Mineralischer Zuschlag
Eigenschaften verloren gehen. ist nach DIN V 18 550, DIN EN 998-1 bzw. DIN
Weiter ist zu beachten, dass Gips für eingelagerte 18 558 ein Gemenge (Haufwerk) aus ungebroche-
Metallteile keinerlei schützende Wirkung besitzt, nen und/oder gebrochenen Körnern von natürli-
(ungehinderter Zutritt von Feuchte und Sauer- chen und/oder künstlichen mineralischen Stof-
stoff), so dass es zu Korrosion kommen kann. fen. Man unterscheidet:
Daher sind metallische Putzträger bzw. Aufhän- • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Natur-
gevorrichtungen immer zu lackieren oder zu ver- sand, Brechsand o. Ä.)
zinken. Demgegenüber weist Gipsputz – wie alle • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Per-
Gipsbauteile – ein günstiges Brandverhalten auf: lite, Blähton, Vermiculite, Blähglaskügelchen,
Gips bindet eine verhältnismäßig große Wasser- Bims), auch Leichtzuschläge genannt.
menge, die im Brandfall die Bauteiloberfläche in
Form eines Wasserdampfschleiers schützt.
Korngröße, -form, -zusammensetzung, -festig-
Hinweis: Anhydritbinder (DIN 4208), Putz- und Mauerbin-
keit und Reinheit des Sandes sind für das Verhal-
der (DIN 4211) sowie Trass (DIN 51 043) sind weitere mine- ten und die Widerstandsfähigkeit eines Mörtels
ralische Bindemittel, die jedoch im Rahmen dieser Abhand- oder Putzes ebenso wichtig wie die Art und Güte
lung unberücksichtigt bleiben. des Bindemittels. Schädliche Bestandteile wie
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu Lehm, Ton, Kohle, Eisen, Sulfate o. Ä. dürfen die
entnehmen. Zuschläge entweder gar nicht oder nur in sol-
chen Mengen enthalten, dass sie die Eigenschaf-
ten der Putze nicht beeinträchtigen.
8.3.2 Putze mit organischen
Bindemitteln Mörtelsande zur Herstellung von Putzen mit mi-
neralischen Bindemitteln sollen eine möglichst
geringe Hohlräumigkeit besitzen. Am vorteilhaf-
8 Als Bindemittel von Beschichtungsstoffen für testen sind gemischtkörnige Sande, da sie u. a.
Kunstharzputze werden Polymerisatharze in weniger Bindemittel benötigen und bessere Ver-
Form von Dispersionen oder Lösungen ver- arbeitungseigenschaften ergeben. Günstig sind
wendet. Der Bindemittelgehalt des Beschich- Sande, deren Massenanteil an Körnung 0 bis 0,25
tungsstoffes ist in Abhängigkeit von der Korn- mm zwischen 10 und 30% liegt.
zusammensetzung des Zuschlages gemäß DIN Größe und Anteil des Grobkorns richten sich im-
EN 15824 festzulegen. Die DIN 18 558, Kunst- mer nach der Putzanwendung. Der Spritzbewurf
harzputze, wird zeitnah überarbeitet und dann erfordert stets einen grobkörnigen Sand, damit
zurückgezogen oder als Restnorm bestehen eine raue Oberfläche entsteht, an der sich der
bleiben, wenn nicht alle Inhalte Eingang in den nachfolgende Putz festklammern kann.
anderen Normen finden.
Organischer Zuschlag. Organischer Zuschlag
ist ein Gemenge aus Körnern organischer Stoffe.
8.3.3 Zuschläge für Mörtel- Man unterscheidet:
und Kunstharzputze • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Kunst-
stoffgranulate)
Zuschlagstoffe. Baukalke und Zemente müssen • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Expan-
durch Zuschläge gemagert werden, weil diese diertes Polystyrol = geschäumte Kügelchen).
mineralischen Bindemittel für sich allein beim Er-
härten schwinden. Baugipse und Anhydritbinder
8.4 Putzmörtel und Beschichtungsstoffe 683

8.3.4 Zusätze für Putzmörtel • Dichtungsmittel. Sie machen den Putz weit-
gehend wasserundurchlässig, indem sie bei
Wasserandrang porenstopfend wirken und
Zusatzmittel. Zusätze sind Zusatzmittel, die die
dadurch einen Dichteffekt herbeiführen. Ein-
Mörteleigenschaften durch chemische und/oder
gesetzt werden sie fast ausschließlich bei Au-
physikalische Wirkung beeinflussen, so dass die
ßenputzen aus reinem Zementmörtel (Mörtel-
Putze besonderen Anforderungen genügen. Sie
gruppe PIII) im Sockelbereich und unter der
dürfen dem jeweiligen Mörtelgemisch nur in
Erdoberfläche.
geringen Mengen zugegeben werden; außer-
dem dürfen nur Zusätze verwendet werden, die Bei höherem Wasserdruck wird die wasser-
keinen schädigenden Einfluss auf den Putz aus- abweisende Wirkung in den Kapillaren jedoch
üben. So dürfen sie insbesondere die Festigkeit überwunden, so dass bitumöse Anstriche
und Beständigkeit des Mörtels, den Korrosions- o. Ä. als Abdichtungsebene immer eingesetzt
schutz der Putzbewehrung oder des Putzträgers werden müssen.
sowie das Erhärten des Bindemittels nicht beein- • Erstarrungsbeschleuniger. Sie bewirken eine
trächtigen. Beschleunigung der Mörtelerstarrung. Auch
Die wichtigsten Zusatzmittel, die Putzmörteln für sie dürfen nur in geringen Mengen zugege-
Außenputze beigegeben werden, sind: ben werden, da sie sonst die Endfestigkeit des
• Luftporenbildner. Durch künstlich erzeugte, Putzes vermindern.
gleichmäßig verteilte kleine Luftporen wer- • Haftverbessernde Zusatzmittel. Sie verbes-
den die Kapillaren unterbrochen, wodurch sern den Haftverbund zwischen Putzmörtel
die Wasseraufnahmefähigkeit des Putzes ver- und Putzgrund.
ringert wird. Des weiteren wird die Verarbeit- • Frostschutzmittel. Sie würden Putzarbeiten
barkeit des Mörtels durch die Gleitwirkung der auch bei niedrigeren Temperaturen zulassen.
Luftporen verbessert (Plastifizierungsmittel) Nach DIN V 18 550 sollen derartige Zusätze je-
und das Mörtelgewicht aufgrund der einge- doch nicht verwendet werden.
schlossenen Luft reduziert, so dass dickere • Farbmittel (Pigmente). Diese müssen zur Her-
Putzlagen in einem Arbeitsgang aufgebracht stellung eines gefärbten Putzes licht-, kalk- und
werden können. Vgl. hierzu auch Abschn. zementecht sowie wetter- und UV-beständig
8.7.5.4. Diese Porenbildner dürfen jedoch nur sein, damit sie durch die Bindemittel, Zuschlag-
in kleinen Mengen beigegeben werden, da stoffe oder Lichteinwirkung nicht verfärbt oder
ein zu hoher LP-Gehalt zu wesentlichen Festig- zerstört werden. Farbpigmente dürfen nur in
keitsminderungen führt. solchen Mengen verwendet werden, dass ein
• Hydrophobierungsmittel (wasser abweisende nachteiliger Einfluss auf den Putz unterbleibt. 8
Zusätze). Hierbei handelt es sich in der Regel
um fettähnliche Substanzen, die weitgehend
wasserunlöslich sind und dem Mörtel in genau
dosierten Mengen bereits werkseitig zugegeben 8.4 Putzmörtel und
werden. Sie bewirken, dass das von außen an Beschichtungsstoffe
den fertigen Putz herangetragene Wasser (z. B.
Schlagregen) abgewiesen wird, indem sie die Be-
netzbarkeit der Kapillarwände so stark herabset- 8.4.1 Putzmörtel für Mineralputze
zen, dass der Kapillarsog praktisch unterbleibt.
Die Wasserdampfdurchlässigkeit darf dadurch Putzmörtel ist nach DIN V 18 550-1 ein Gemisch,
jedoch nur unwesentlich gemindert werden. das aus einem oder mehreren miteinander
Auch darf die Hydrophobierung nur in einem verträglichen mineralischen Bindemitteln, ge-
solchen Maße erfolgen, dass die Haftung nach- mischt-körnigem Zuschlag sowie Anmachwasser
folgender Schichten (z. B. Anstriche) nicht besteht. Bei Mörteln aus Baugipsen und Anhydrit-
nachteilig beeinflusst wird. bindern kann der Zuschlag entfallen.
Wie in Abschnitt 9.2 näher beschrieben, Putzmörtel werden den in Tabelle 8.1 genann-
können Putzoberflächen auch noch nachträg- ten Mörtelgruppen PI bis PIV zugeordnet. Bei der
lich mit farblosen Imprägniermitteln (Silanen, Wahl der Mörtelgruppe ist jedoch immer auch
Siloxanen oder Silikonen) wasserabweisend zu berücksichtigen, ob der Putz später noch mit
ausgerüstet werden. anderen Stoffen beschichtet werden soll.
684 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.4.1.1 Anforderungen an Putz Sie eignen sich vor allem für mechanisch nicht
Putze müssen den Anforderungen der DIN V stärker beanspruchte Innenputze, gegebenen-
18550 im Zusammenhang mit den Anforderun- falls auch für Außenputze, an die keine besonde-
gen der DIN 998-1 und DIN 13279-1 entsprechen, ren Feuchtigkeits- bzw. Festigkeitsanforderun-
wobei DIN 998-1 und DIN 13279-1 Anforderun- gen gestellt werden.
gen an Putzmörtel festlegen. Um die Beständigkeit und Festigkeit von Kalkput-
In den Tabellen 2 (Putzsysteme für Außenputze), zen zu erhöhen, können geringe Zementzusätze
3 (Putzsysteme für Innenputze) und 5 (Putzsys- beigegeben werden. Dadurch werden die Putze
teme für Außenputze mit Leichtputz) der DIN V fester, aber auch dichter und weniger elastisch.
18550 sind bewährte Putzsysteme für die ver- Eine zusätzliche Hydrophobierung oder ein An-
schiedenen Anforderungen und Anwendungs- strich machen den Putz wasserabweisend. Aller-
bereiche angegeben, und zwar im Einzelnen: dings dürfen auf Kalkputzen der Mörtelgruppe PI
keine dichten Beschichtungssysteme und auch
keine Putzschichten mit höherer Festigkeit auf-
In Tabelle 2 (Putzsysteme für Außenputze): gebracht werden. Geeignet sind nur sehr wasser-
Anforderungen bzw. Putzanwendungen dampfdurchlässige Anstriche (z. B. Silikatfarben).
• ohne besondere Anforderung Da bei diesen Putzen jedoch Monate vergehen,
• wasserhemmend bis eine ausreichende Erhärtung aufgrund des
• wasserabweisend Karbonatisierungsvorganges eintritt, dürfen diese
erst nach etwa einem halben Jahr auf den Kalkputz
aufgebracht werden. Außerdem eignen sich reine
In Tabelle 3 (Putzsysteme für Innenputze): Kalkputze – so wie sie an historischen Gebäuden
Anforderungen bzw. Putzanwendungen (Denkmalpflege) häufig angetroffen werden –
• übliche Beanspruchung nicht als Unterputz für Kunstharzputze und in der
• Feuchträume Regel auch nicht für Dispersionsfarbenanstriche.

Wie in Abschn. 8.3.1, Baukalke, bereits erwähnt, hängt es


In Tabelle 5 (Putzsysteme für Außenputze mit von der Handelsform des Baukalkes ab, ob er unmittelbar
Leichtputz): verarbeitet werden kann oder ob eine Einsumpfdauer bzw.
Anforderungen an das Putzsystem Mörtelliegezeit (DIN EN 459) einzuhalten ist. Erhärtungs-
und Abbindevorgang laufen beim Kalkmörtel parallel. Da
• Wasserabweisend nach Abschn. 7.4.2.2 der das Abbinden (Karbonisation) jedoch primär von dem nur
DIN V 18550 in verhältnismäßig geringen Mengen vorhandenen Koh-
lendioxid der Luft abhängt, kann sich das Abbinden von
8 Tabelle 8.1 Putzmörtelgruppen nach DIN V 18550
Luftkalkmörteln unter Umständen über Wochen und Mo-
nate hinziehen. Es ist daher ratsam, Beschleunigungsmaß-
nahmen wie beispielsweise kräftiges Lüften, Aufstellung
Putzmörtel- Mörtelart von Propangasbrennern (keine Koksöfen!) usw. zu veranlas-
gruppe sen, damit dauernd neues Kohlendioxid an den Putz heran-
PI Luftkalkmörtel, Wasserkalkmörtel, geführt und das bei der Karbonisation frei werdende Was-
Mörtel mit hydraulischem Kalk ser (Teil der sog. Neubaufeuchtigkeit) rascher weggeführt
wird. Zugluft muss dabei allerdings vermieden werden, da
P II Kalkzementmörtel, Mörtel mit sonst unter Umständen Putzrisse durch eine zu rasche
hochhydraulischem Kalk oder Oberflächentrocknung entstehen können.
mit Putz- und Mauerbinder
P III Zementmörtel mit oder ohne Zusatz Kalkzementmörtel der Mörtelgruppe P II
von Kalkhydrat
ergeben sehr widerstandsfähige, ausreichend
P IV Gipsmörtel und gipshaltige Mörtel elastische, schwachsaugende Putze mit ausrei-
chender Wasserdampfdurchlässigkeit.
Sie eignen sich hauptsächlich für stark bean-
8.4.1.2 Putzmörtelgruppen spruchte Außenputze (Standardmörtel), denen
Kalkmörtel der Mörtelgruppe P I ergeben stark jedoch trotz ihrer niederschlaghemmenden Ei-
saugende, elastische, wenig druckfeste Putze mit genschaften in der Regel noch wasserabweisen-
hoher Wasserdampfdurchlässigkeit, die jedoch de Zusätze beigegeben werden.
nicht immer ausreichend witterungsbeständig Als Innenputz werden sie überall dort eingesetzt,
sind. wo starke mechanische Beanspruchungen zu er-
8.4 Putzmörtel und Beschichtungsstoffe 685

warten sind. Vgl. hierzu Abschn. 8.7.5 und 8.7.6, Putzen getrennt in Wasser einzustreuen und dann mit dem
mineralisch gebundene Außen- und Innenputze. bereits angemachten Kalkmörtel zu vermischen.
Bei den hydraulisch erhärtenden Mörteln ist be- Zu beachten ist weiter, dass bereits im Zustand des Erstarrens
befindliche Mörtel – die hydraulische Bindemittel, Baugips
sonders darauf zu achten, dass die Verarbeitungs- oder Anhydritbinder enthalten – nicht durch erneute Wasser-
zeit (Versteifungsbeginn) nicht überschritten wird. zugabe wieder verarbeitbar gemacht werden dürfen.

Zementmörtel der Mörtelgruppe P III 8.4.1.3 Zubereitung und Lieferform


ergeben sehr feste , kaum saugende, wenig elas- der Putzmörtel
tische, starre Putze mit geringer Wasserdampf- Nach der Art der Herstellung unterscheidet man
durchlässigkeit. zwischen Baustellen- und Werkmörtel.
Sie eignen sich hauptsächlich für Außenput-
ze zum Abdichten von Bauteilen, die ständiger Baustellenmörtel. Früher wurden die Putzmör-
Feuchtigkeitseinwirkung ausgesetzt sind (z. B. tel von den Verarbeitern auf der Baustelle – aus
Kellerwand-Außenputze unter der Erdoberflä- den dort vorhandenen Bindemitteln und Sanden
che) sowie für Sockelputze. Durch Zugabe von – selbst zusammengesetzt und gemischt.
Dichtungsmitteln oder Aufbringen von entspre- Baustellenmörtel ist heute nicht mehr zu emp-
chenden Dichtungsanstrichen (Beschichtungen) fehlen. Heute werden fast ausschließlich nur
können sie wasserundurchlässig ausgeführt wer- noch werkseitig hergestellte Werktrockenmörtel
den. Vgl. hierzu Abschn 8.7.5. verwendet. Diese werden den Anforderungen
Zum Verputzen von aufgehenden Wänden (Fas- entsprechend maschinell gemischt, gefördert
sadenbereich) sind sie nur dann geeignet, wenn und verarbeitet. Dadurch kann eine hohe Gleich-
ein sehr harter und dichter Putzgrund – beispiels- mäßigkeit und auf einen konkreten Anspruch
weise Mauerwerk der Festigkeitsklasse > 6 oder abgestimmte Zusammensetzung der Putzmörtel
Beton – vorhanden ist. Werden Zementmörtel gewährleistet werden.
auf weniger feste Mauerwerkstoffe aufgebracht,
so kommt es wegen ihrer großen Härte zu Span- Werkmörtel sind im Herstellerwerk aus Aus-
nungsrissen, durch die Niederschlagswasser un- gangsstoffen zusammengesetzte und gemisch-
gehindert eindringen kann. te Mörtel, die in stets gleichbleibender Qualität
geliefert und einer ständigen Güteüberwachung
Gipshaltige Mörtel der Mörtelgruppe P IV (Eigen- und Fremdüberwachung) unterliegen.
ergeben stark saugende und schnell trocknende Diese Überwachung garantiert, dass nur geeig-
Putze, die vorübergehenden Feuchtigkeitsanfall nete Rohstoffe verarbeitet, normgerechte Mi-
rasch aufnehmen, aber ebenso schnell durch schungsverhältnisse eingehalten und Zusatzmit-
Verdunsten wieder abgeben. tel (z. B. Hydrophobierungszusätze) in richtiger 8
Gipshaltige Mörtel eignen sich aufgrund der Dosierung beigegeben werden.
Wasserlöslichkeit des Putzes nur zur Herstellung Nur aus Werkmörteln lassen sich Putze mit be-
von Innenputzen. Sie sind auch nicht verwend- sonderen Eigenschaften sowie durchgefärbte
bar in Räumen mit langzeitiger Feuchtigkeitsein- Oberputze mit gleichmäßig farbiger Struktur
wirkung (z. B. in Schwimmbädern). Zum Einsatz herstellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass
in häuslichen Küchen und Bädern sind sie jedoch diese Mörtel in jedem Fall genau nach den
gut geeignet, da sie die dort vorübergehend auf- in der Putznorm angeführten Mischungsver-
tretenden Feuchtigkeitsspitzen ausgleichen und hältnissen zusammengesetzt sein müssen. Der
rasch abbauen. Nachweis, dass ein bestimmter Werkmörtel
Festigkeit und Härte der Putze mit Gips hängen einer der vorgenannten Mörtelgruppen ent-
wesentlich von der Gipsart, vom Gipsanteil und ge- spricht, kann auch über eine Eignungsprüfung
gebenenfalls von der Höhe des Sand- bzw. Perlit- erbracht werden.
zuschlages ab. Vgl. hierzu Abschn. 8.7.6, Innenputz. Wie die Baustellenmörtel, müssen jedoch auch
die Werkmörtel den Anforderungen der Mör-
telgruppen (z. B. Druckfestigkeitskategorie ge-
Hinweise: Baugipse und Anhydritbinder dürfen nicht zu-
sammen mit hydraulischen Bindemitteln, wie beispielswei-
mäß Tabellen 2 (Putzsysteme für Außenputze),
se hydraulisch erhärtende Kalke, Putz- und Mauerbinder 3 (Putzsysteme für Innenputze) und 5 (Putzsys-
sowie Zement, verarbeitet werden. teme für Außenputze mit Leichtputz) der DIN V
Werden Luftkalk oder Wasserkalk mit Stuckgips oder Putz- 18550) insgesamt entsprechen und für die ent-
gips gemeinsam verarbeitet, so ist der Gips kurz vor dem sprechenden Putzsysteme anwendbar sein.
686 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Im Einzelnen unterscheidet man: rung der Konsistenz sind Veränderungen der Be-
• Werkmörtel, der gebrauchsfertig, d. h. mit schichtungsstoffe unzulässig.
dem notwendigen Anmachwasser versehen in Nach Anwendung und Bindemittelanteil werden
verarbeitbarer Konsistenz an die Baustelle ge- zwei Typen von Beschichtungsstoffen unter-
liefert wird. schieden:
• Werktrockenmörtel, der trocken, d. h. pulver- • Beschichtungsstoff
förmig in Papiersäcken oder Containern/Silos – Typ P Org 1: Außen- und Innenputz
geliefert und auf der Baustelle – durch aus- • Beschichtungsstoff
schließliche Zugabe einer vom Hersteller ge- – Typ P Org 2: nur für Innenputze.
nau anzugebenden Menge Wasser und durch
Mischen – verarbeitungsfertig gemacht wird Kunstharzputze werden vorwiegend einsetzt als
(z. B.Edelputze sowie alle Putze, an die beson- • Oberputz auf mineralischen Unterputzen oder
dere Anforderungen gestellt werden). anderen mineralischen Untergründen
• Oberputz bei Wärmedämm-Verbundsystemen.

Weitere Einzelheiten sind der vorgenannten


8.4.2 Beschichtungsstoffe Norm für Kunstharzputze zu entnehmen. Vgl.
für Kunstharzputze hierzu auch Abschn. 8.8, Kunstharzputz.

Beschichtungsstoffe (in DIN 1062-1und DIN EN


13300 geregelt) dienen der Herstellung von 8.5 Putzaufbau
Kunstharzputzen. Sie bestehen nach DIN 18 558
aus organischen Bindemitteln in Form von Dis- Putzlagen
persionen (Kunstharzdispersionen) oder Lösun- Eine Putzlage ist nach DIN V 18 550 in Verbin-
gen und aus Zuschlägen – auch Füllstoffe ge- dung mit DIN EN 998-1 eine in einem Arbeits-
nannt – mit überwiegendem Kornanteil 0,25 mm. gang ausgeführte Putzschicht. Dies kann durch
Der Bindemittelgehalt des Beschichtungsstoffes einen oder mehrere Anwürfe des gleichen Mör-
ist in Abhängigkeit von der Kornzusammenset- tels oder – bei Kunstharzputzen – durch Auftra-
zung des Zuschlags festzulegen. Kornzusam- gen des Beschichtungsstoffes (einschließlich des
mensetzung und Korngröße sind variabel und erforderlichen Grundanstriches) geschehen. Es
bestimmen zusammen mit der Verarbeitungsart gibt ein- und mehrlagige Putze (Bild 8.2).
die Schichtdicke und die Oberflächenstruktur • Unterputz – werden die unteren Lagen,
8 des Kunstharzputzes. • Oberputz – wird die oberste Lage genannt.
Die Beschichtungsstoffe werden im Hersteller-
werk gefertigt und verarbeitungsfähig geliefert. Der traditionelle Putzaufbau ist mehrlagig, be-
Sie sind stets in Verbindung mit einem Grund- stehend aus einer Putzgrundvorbehandlung
anstrich zu verarbeiten. Mit Ausnahme geringer (z. B. Spritzbewurf als Haftgrund), dem Unterputz
Zugaben von Verdünnungsmitteln zur Regulie- als Hauptschicht und dem Oberputz als eine

8.2 Schematische Darstellung des Aufbaues


eines zweilagigen traditionellen
Außenputzes gemäß DIN V 18 550
a) Mauerwerk (Putzgrund)
b) Spritzbewurf (zählt nicht als Putzlage)
c) Unterputz (z. B. Kalkzementmörtel P II)
d) Oberputz (z. B. mineralischer Putz oder
Kunstharzputz)
8.6 Putzsysteme 687

Art Dekorschicht. Der Spritzbewurf zählt jedoch samtheit zu erfüllen. Demnach sollen die Eigen-
nicht als Putzlage. Er dient bei Bedarf lediglich schaften der verschiedenen Putzlagen eines Sys-
der Vorbereitung des Putzgrundes. tems so aufeinander abgestimmt sein, dass die in
Putzdicken den Berührungsflächen der einzelnen Putzlagen
und des Putzgrundes auftretenden Spannungen
Bezüglich der Ausführung von Putzlagen in ei-
(z. B. durch Schwinden oder Temperaturdehnun-
ner größeren Dicke als in den folgenden Tabel-
gen) aufgenommen werden können.
len ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollten
den Empfehlungen der Hersteller gefolgt oder Bei mineralisch gebundenen Putzen kann diese
ein Mehrlagen-System ausgeführt werden. Forderung im Allgemeinen dann als erfüllt ange-
sehen werden, wenn die Festigkeit des Oberput-
Die allgemein gültigen Bereiche der Gesamt- zes geringer als die Festigkeit des Unterputzes ist
putzdicke auf massiven Putzgründen sind in oder beide Putzlagen gleich fest sind.
Tab. 8.3 für Einlagenputzsysteme, in Tab. 8.4 Noch immer gilt die alte Handwerkerregel –
für Ein- und Mehrlagenputzsysteme und in für Innenputze wie Außenputze –, wonach die
Tab. 8.5 und 8.6 für Zweilagenputzsysteme
Festigkeit des Putzes von innen nach außen, d. h.
angegeben.
zur jeweiligen Putzoberfläche hin, abnehmen
soll: Nie hart auf weich putzen.
8.6 Putzsysteme1) Diese Regel ist auch sinngemäß bei der Festig-
keitsabstufung zwischen dem Putzgrund und
Nach DIN V 18 550 sind die an einen Putz gestell- dem Unterputz anzuwenden.
ten Anforderungen vom Putzsystem in seiner Ge-
Putzregeln. Die traditionelle Putzregel „weich
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- auf hart“ gilt jedoch nur für Putze auf massi-
nehmen. vem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine),

Tabelle 8.3 Empfohlene Dicken für verschiedene Arten von Einlagen-Putzen auf massiven Wänden nach
CEN/TR 15125 (1)
Bindemittel, Empfohlener Bereich für die Putzlagendicke (mm)
auf dem der Putzarten
Putz basiert
Normalputz Leichtputz Sanierputz Dünnlagenputz Feinputz (Spachtel)
8
Nenn- Mindest- Nenn- Mindest- Bereich Nenn- Mindest- Nenn- Mindest-
dickea dicke dickea dicke dickea dicke dickea dicke
Kalk/Gips 10 5 – – – – – – –
Kalk 10 5 – – – 4 2 2 0,1
Kalk/Zement 10 5 10 5 – – – – –
Zement/Kalk 10 5 10 5 >20, <30 – – – –
Zement 10 5 10 5 >20, <30 – – – –
Zement/Kalk, 6 2 6 2 – 3 1 – –
polymermodifiziert
a
Die Werte der jeweils zulässigen Mindestdicke sollten nur an einigen vereinzelten Punkten erreicht werden. Für Bau-
stellenmörtel müssen diese Werte möglicherweise erhöht werden.

Tabelle 8.4 Empfohlene Dicken für verschiedene Arten von Ein- und Mehrlagen-Putzen für Untersichten (die Untersei-
ten von Fußbodenplatten) nach CEN/TR 15125 (2)
Die Werte für Untersichten sollten denen der Tabellen 8.3 und 8.5 (3) entsprechen, jedoch höchstens 15 mm für struktu-
rierte Oberflächen und 10 mm für glatte Oberflächen betragen. Für Brandschutzzwecke kann eine größere Dicke erfor-
derlich sein, dann muss jedoch bei der Auswahl der Materialien und Auftragungsverfahren besondere Vorsicht gelten.
688 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Tabelle 8.5 Empfohlen Gesamtdicken für Mehrlagen-Putzsysteme aus Kalk- und Zementputzen für massive Wände
und Untersichten (die Unterseiten von Fußbodenplatten) nach CEN/TR 15125 (3)
Bindemittel, auf dem der Putz basiert, und Putzart im Empfohlener Bereich für die aufzubringende
Gesamtputzdicke (mm)
Unterputz Oberputz Wände Untersichten
Nenn- Mindest- Nenn- Mindest-
dicke dickea dicke dickea
Kalk (GP)b Kalk (GP) 12 7 10 5
Kalk/Zement (GP) Kalk/Zement (GP) 12 7 10 5
Kalk (GP) 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
Kalk/Zement (GP oder LW)c Silikat 12 7 10 5
Silicon 12 7 10 5
Zement/Kalk (GP) Zement/Kalk (GP) 12 7 10 5
Kalk (GP) 12 7 10 5
Zement/Kalk, polymermodifziert 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
Gips (GP) 12 7 10 5
Gipskalk 12 7 10 5
Zement (GP) Zement (GP) 12 7 10 5
Gips (GP) 12 7 10 5
Gipskalk 12 7 10 5
Polymermodifizierter Zement 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
ANMERKUNG
8 – Für Sanierputze (R) auf der Basis von Kalk-/Zement als Bindemittel wird eine Gesamtputzdicke im Bereich von 20 mm
bis 40 mm oder in dem vom Hersteller angegebenen Bereich empfohlen.
– Für Dämmputze auf Zementbasis, die auf Wände aufgebracht werden sollen, wird eine Mindestdicke von 20 mm emp-
fohlen, wobei der Oberputz eine Dicke von 6 mm bis 10 mm haben sollte.
– Für Baustellenmörtel müssen diese Werte möglicherweise erhöht werden.
a
Die Werte der jeweils zulässigen Mindestdicke sollten nur an einigen vereinzelten Punkten erreicht werden.
b
GP-Normalputz
c
LW-Leichtputz

Tabelle 8.6 Anzahl der Putzlagen und deren Dicken auf Wänden und Decken aus Gipsplatten nach CEN/TR 15125 (4)
Art des Bindemittels Anzahl der Lagen des auf Wände Gesamtdicke des Putzsystems
und Decken aufzubringenden mm
Putzsystems
Kalk mit Haftmittel als Grundierung 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Zement/Kalk 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Kalk/Zement 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Unterputz aus polymermodifiziertem Zement 2a d6
a
Bei Verwendung von Gipsplatten mit voller Kante kann die Spachteloberfläche nicht niveaugleich mit der Plattenober-
fläche hergestellt werden.
8.6 Putzsysteme 689

Tabelle 8.7 Regelausführungen von glatten Oberflächen nach CEN/TR 15124 (5)
Güte 1 zur Verwendung in Bereichen, bei denen die Ausführung der Oberfläche ohne Bedeutung ist
Güte 2 zum Tapezieren mit Strukturtapete oder zur Anbringung einer strukturierten Wandverkleidung bzw. zur
Aufbringung eines Strukturanstrichs
Güte 3 zur Aufbringung eines matten Anstrichs oder einer glatten Tapete oder einer glatten Wandverkleidung
Güte 4 zur Aufbringung eines halbmatten Anstrichs und/oder bei Glanzeffekte hervorrufender Beleuchtunga
ANMERKUNG
Falls nichts anderes festgelegt ist, wird davon ausgegangen, dass Güte 1 gilt. Der fertige Putz muss ggf. für bestimmte
Oberflächenbehandlungen vorbereitet werden.
a
Bei Verwendung glänzender Anstriche müssen ggf. zusätzliche Anforderungen festgelegt werden.

Tabelle 8.8 Kategorien der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (V) nach DIN EN 15824 (1)
Anforderung
Kategorie Wasserdampf- Diffusionsäquivalente
Diffusionsstromdichte (V) Luftschichtdicke sd
g/m(m2 u d) ma
V1 hoch > 150 < 0,14
V2 mittel d 150 t 0,14
> 15 < 1,4
V3 niedrig d 15 t 1,4
a
Die Werte der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke (sd) entsprechen EN ISO 7783-2.

sie gilt nicht für Putze auf wärmedämmendem wiegend hydraulisch erhärten. Diese Forderung
Leichtmauerwerk (porosierte Ziegelblöcke, Po- gilt bei Verwendung von Mörteln der Gruppen
renbeton u. a.). Derart bewegliche Putzgründe P II und PIII als erfüllt.
erfordern eine schubweiche Zwischenschicht Bei Verwendung sog. „anderer Putzsysteme“, 8
zwischen Wandbildner und Oberputz, so dass d. h. die von den Angaben der genannten Tabel-
es zu einer sog. Entkopplung und damit Um- len abweichen, ist immer eine Eignungsprüfung
drehung der alten Putzregel kommt (Unterputz notwendig. Im Einzelnen unterscheidet man
weicher als Deckputz). Vgl. hierzu die Abschnitte (DIN V 18 550):1)
Leichtputze, Wärmedämm-Putzsysteme, Wärme-
dämm-Verbundsysteme.
• Tabelle 2:
Für eine Vielzahl von Putzsystemen ist die Eig- Putzsysteme für Außenputze
nung durch Erfahrung nachgewiesen. Diese sog. (Wand und Decke)
„bewährten Putzsysteme“ sind in den Tabellen
• Tabelle 3:
2 und 3 der DIN V 18550 zusammengefasst. Hier
Putzsysteme für Innenputze
sind für unterschiedliche Anwendungsbereiche
(Wand und Decke)
Mörtelgruppen für die Herstellung des Unterput-
zes und Mörtelgruppen bzw. Beschichtungsstoffe
Hinweis: Sind in den angegebenen Tabellen nur in einer
für den zugehörigen Oberputz aufgeführt. Wer- Spalte Mörtelgruppen oder Beschichtungsstofftypen ge-
den diese Putzsysteme angewendet, so kann bei nannt, so bedeutet dies, dass die jeweiligen Anforderungen
sachbezogener und fachgerechter Ausführung von einem damit hergestellten einlagigen Putz erfüllt wer-
davon ausgegangen werden, dass die jeweiligen den können.
Anforderungen an den Putz erfüllt werden.
Bei Außenputzen muss jedoch sichergestellt 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
sein, dass Unterputze für Kunstharzputze über- nehmen.
690 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Tabelle 8.9 Kategorien der Durchlässigkeitsrate für • Benetzungsprobe


flüssiges Wasser (W) nach DIN EN 15824 • Temperaturmessung
Kategorie Anforderung
kg/(m2 u h0,5) Ein guter Putzgrund muss sauber, staubfrei, frei
W1 hoch > 0,5 von sonstigen Verunreinigungen, frostfrei (Bau-
stellentemperatur t +5 °C), ebenflächig, tragfähig,
W2 mittel d 0,5
ausreichend formstabil und maßgerecht sein.
> 0,1 Dazu muss der Putzgrund entsprechend vorbe-
W3 niedrig < 0,1 reitet (z. B. aufrauhen, annässen) werden. Er soll
außerdem möglichst homogen aus einem Baustoff
bestehen, keine schlecht vermörtelten Fugen auf-
weisen, eine gewisse Rauigkeit und normale Saug-
8.7 Putze mit mineralischen fähigkeit besitzen und in Bezug auf Längen- bzw.
Bindemitteln: Mineralputz Formänderungen – beispielsweise bedingt durch
als Außen- und Innenputz Temperatur – und/oder Feuchtigkeitseinflüsse –
sich unproblematisch verhalten. Außerdem sind
gewisse Festigkeitskriterien zu beachten. Als tra-
8.7.1 Putzgrund ditionelle Putzregel bei massivem Mauerwerk gilt,
dass die Putzfestigkeit geringer als die Steinfestig-
Putzgrund ist der Bauteil, der geputzt werden keit des Putzgrundes sein sollte.
soll. In der Regel handelt es sich dabei um Wand- Die Standzeit für die einzelnen Putzlagen beträgt
oder Deckenflächen, die so maßgerecht sein nach DIN V 18550 mindestens 1 Tag je mm Putz-
müssen, dass der Putz in gleichmäßiger Dicke dicke. Auch auf einen Haftmörtel oder Spritzbe-
aufgetragen werden kann. wurf darf die erste Putzlage nicht aufgebracht
Die zu beachtenden Ebenheitstoleranzen für Flä- werden, bevor der Mörtel nicht ausreichend er-
chen von Wänden und Unterseiten von Decken härtet ist, frühestens jedoch nach 1 Tag.
sind in DIN 18 202 festgelegt. Abweichungen von Im Zuge der Verbesserung des baulichen Wär-
den vorgeschriebenen Maßen sind nur im Rah- meschutzes von einschaligen Außenwänden
men der von dieser Norm bestimmten Grenzen haben sich die Eigenschaften der Putzgründe
zulässig. Wie Tabelle 11.2, in Teil 1 dieses Werkes, im Laufe der letzten Jahre jedoch entscheidend
zeigt, wird zwischen nichtflächenfertigen (z. B. Un- verändert (Stichwort: Wärmedämmendes Leicht-
terseiten von Rohdecken) und flächenfertigen Un- mauerwerk aus porosierten Hochlochziegeln).
8 tergründen (z. B. verputzte Wände) unterschieden. Demzufolge sind die in Abschn 8.7.5.4 gemachten
Ausführungen in diesem Zusammenhang beson-
Weist der Putzgrund erhebliche Unebenheiten
auf, so sind diese vor Beginn des Putzens auszu- ders zu beachten.
gleichen. Entsprechend dem Aufbau des nach- Wo sich die Verwendung unterschiedlicher
folgenden Putzes ist ein Mörtel der Gruppe PII Wandbaustoffe – mit teilweise sehr unterschied-
bis PIV zu verwenden. Ehe weitergeputzt wird, lichen Eigenschaften – nicht vermeiden lässt
ist eine ausreichende Erhärtung der Ausgleichs- (inhomogener Putzgrund), ist die Herstellung
schicht abzuwarten. eines einheitlichen Putzgrundes, beispielsweise
durch einen Spritzbewurf, erforderlich. Die Not-
wendigkeit einer derartigen Putzgrundvorberei-
Beschaffenheit und Vorbereitung tung richtet sich nach Art und Beschaffenheit des
des Putzgrundes Putzgrundes und nach den Eigenschaften des
Die Beschaffenheit des Putzgrundes ist für eine nachfolgenden Putzmörtels. Folgende Maßnah-
gute Haftung des Putzes von großer Bedeutung. men kommen im Einzelnen in Betracht:
Daher muss jeder Putzausführung eine sorgfäl-
tige Prüfung des Putzgrundes auf Putzfähigkeit Verunreinigungen durch anhaftende Fremdstoffe wie
vorausgehen und die Ergebnisse dokumentiert Staub, Mörtelspritzer, Betonschlämme u. Ä. sowie Ausblü-
werden. Dazu gehören: hungen aller Art (insbesondere Salze von Sulfaten), Ölflecke
• Prüfung nach Augenschein oder Rückstände von Entschalungsmitteln sind zu entfer-
nen bzw. unschädlich zu machen.
• Wischprobe Bei glattem Putzgrund hängt der Verbund vor allem von der
• Kratzprobe Saugfähigkeit des Untergrundes ab; gegebenenfalls ist er
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 691

noch zusätzlich aufzurauen oder mit einem Spritzbewurf zu zen. Je nach Funktion unterscheidet man dem-
versehen. Sehr glatte, nicht saugende Putzgründe müssen mit nach
einem dem nachfolgenden Putz entsprechenden Haftanstrich
oder mit einem flächigen Putzträger beschichtet werden. • volldeckenden Spritzbewurf (bei stark oder un-
Unterschiedliches Saugverhalten der Baustoffe erfordert terschiedlich saugendem Putzgrund sowie auf
in der Regel eine Vorbehandlung des Putzgrundes: Holzwolle-Leichtbauplatten),
• Stark saugender Putzgrund ist ausreichend vorzunässen • nicht volldeckenden, warzenförmigen Spritz-
und mit einem volldeckenden, grobkörnigen Spritz- bewurf (bei schwach saugendem Putzgrund,
bewurf zu behandeln, dessen Oberfläche nicht weiter wie beispielsweise Betonflächen).
bearbeitet werden darf. Unter Umständen kann auch
eine Grundierung aus Kunststoffdispersion die zu große
Saugfähigkeit mindern. Der klassische Spritzbewurfmörtel besteht aus
• Unterschiedlich saugender Putzgrund, meist aus verschie- 4 RTL gewaschenem Sand (Korngröße 0 bis
denartigen Baustoffen bestehend (z. B. Mischmauerwerk 4 mm), 1 RTL Portlandzement und 0,5 RTL Kalk-
mit unterschiedlichen Längen- und Formänderungen bei
Feuchtigkeits- und Temperatureinwirkung), ist ebenfalls hydrat. Je nach Festigkeit des Putzgrundes und
mit einem volldeckenden Spritzbewurf vorzubehandeln, entsprechend dem Aufbau des nachfolgenden
soweit nicht zusätzliche Putzträger erforderlich sind. Putzes wird diese Zusammensetzung variiert
• Schwach saugender Putzgrund ist mit einem nicht voll- und kommt entweder ein Zementmörtel der
deckenden (warzenförmigen) Spritzbewurf zu versehen. Mörtelgruppe PIII oder Kalkzementmörtel der
Auch hier darf die möglichst grobkörnige Oberfläche Mörtelgruppe PII zur Anwendung.
nicht weiter bearbeitet werden.
• Gleichmäßig und normal saugender Putzgrund (z. B.
Vollziegelmauerwerk) wird im Allgemeinen nur ausrei- Auf den Spritzbewurf darf erst geputzt werden, wenn er
chend vorgenässt. Ansonsten kann hier auf einen Spritz- ausreichend erhärtet ist (Wartezeit mind. 12 Stunden). Dies
bewurf verzichtet werden. gilt insbesondere beim Aufbringen einer Putzlage aus Mör-
teln der Gruppe PIV auf einen Spritzbewurf aus Zement-
Auch in anderen Fällen kann ein Spritzbewurf entfallen,
wenn ein Putzmörtel besonderer Zusammensetzung mörtel.
verwendet wird (z. B. Werktrockenmörtel) oder der Untersuchungen haben ergeben [3], dass dem Spritzbe-
Putzgrund eine besondere Vorbehandlung erhält (z. B. wurf oftmals eine zu große Bedeutung beigemessen wird.
Grundierung, Haftbrücke o. Ä.). Er sollte nur in den Fällen angewendet werden, die in der
Norm genannt sind.
Bei Beton als Putzgrund ist zur Putzgrundvorbereitung im
Allgemeinen ein Spritzbewurf aufzubringen (Ausnahme: Abgesehen von diesen Sonderfällen lassen sich durch den
Maschinenputz- und Haftputzgipse aus Werktrockenmör- Einsatz von modifizierten Werktrockenmörteln mit was-
tel). Hierfür wird in der Regel Mörtel der Mörtelgruppe PIII serrückhaltenden Eigenschaften gleiche Ergebnisse erzielen.
verwendet. Der Beton muss im Oberflächenbereich aller- Die kosten- und zeitintensive Vorbehandlung des Putzgrun-
dings trocken und saugfähig sein. Auf glatte, wenig sau- des durch den manuell ausgeführten Spritzbewurf kann da-
gende Betonflächen ist vor dem Verputzen eine Haftbrücke bei entfallen. Die heutigen Maschinenputzweisen dürfen je-
– ein Gemisch aus Kunststoffdispersion und Quarzsand – doch nicht generell dazu verleiten, den Unterputz ohne
Spritzbewurf direkt auf kritische Putzträger aufzubringen.
8
aufzustreichen bzw. aufzurollen. Weitere Einzelheiten s.
Abschn. 9.7.6.5, Putze auf Beton.
Alte mineralische Putze können, soweit sie tragfähig und Konstruktive und bautechnische Forderungen
genügend saugfähig sind, eine raue Oberfläche aufweisen
und, sofern sie vorher nicht gestrichen waren (z. B. mit Dis- • Die Ursachen, welche zu Schäden an Putzen
persionsfarben), ohne weiteres mit einem mineralischen führen, lassen sich im Prinzip in zwei Haupt-
Putzsystem überarbeitet werden. gruppen zusammenfassen (abgesehen von
Alte Anstriche stellen in der Regel keinen tragfähigen Putz- umweltbedingten Einflüssen): Einmal kann die
grund dar und sollten deshalb vor dem Aufbringen neuer Ursache des Putzschadens in einer mangelhaf-
mineralischer Putze weitgehend entfernt oder eine Putzbe- ten Konstruktion liegen, zum anderen können
wehrung vorgesehen werden.
Putzschäden durch fehlerhafte Zubereitung
und Verarbeitung von Putzmörteln entstehen.
Spritzbewurf In jedem Fall begünstigen Risse das Eindrin-
Der Spritzbewurf dient der Vorbereitung des gen von Wasser. Durchfeuchtetes Mauerwerk
Putzgrundes, zählt jedoch nicht als Putzlage. Er ist jedoch vermindernd wärmedämmend und
soll die mechanische Haftung des Mörtels am anfällig gegen Frost, Algen- und Schimmelpilz-
Putzgrund verbessern, den zu schnellen Wasser- befall. Außerdem neigen derartige Putze und
entzug des Mörtels durch den Putzgrund vermin- Beschichtungen verstärkt zum Abplatzen.
dern und feuchteempfindliche Wandbaustoffe Das Risiko von Rissbildungen im Putz hängt
bzw. Putzträger (z. B. Holzwolle-Leichtbauplat- wesentlich vom Zustand des Putzgrundes,
ten) vor Feuchtigkeit während der Bauzeit schüt- vom gewählten Putzsystem und der Ausfüh-
692 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

rung ab. Das bloße Vorhandensein von Rissen • Baugrundbedingte Risse. Bewegungen bzw. Verfor-
stellt nicht zwangsläufig einen Mangel dar. Im mungen von Baukörpern und Bauteilen können sich
Anhang C der DIN V 18550 werden Putzrisse zum Beispiel durch unterschiedliche Setzungen des
Baugrundes, Veränderungen des Grundwasserstandes,
in „Putzbedingte Risse“ sowie in „Putzgrund-/ Erschütterungen aus Straßen-, Bahn- oder Luftverkehr
konstruktionsbedingte Risse“ klassifiziert. usw. ergeben. Dabei kann es sich um Bewegungen von

8.10a 8.10b
8.10 Bewegungsfugenprofile (auch als Dehnungsfugenprofile bzw. Gebäude-Trennfugenprofile bezeichnet) für
Außen- und Innenputz
a) Fugenabdeckung durch bewegliches Mittelteil
b) Fugenabdeckung durch Kombination der Profile

8.11a 8.11b

8.11 Kantenprofile für den Außenputz


a) Die Profilkante dieses Kantenschutzprofiles ist mit einem schlagzähen PVC-Überzug gegen Abrieb und
Korrosion geschützt und liegt mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
b) Dieses Kantenprofil eignet sich zur allseitigen Einbettung in den Grundputz und einer mind. 5 mm dicken
Überdeckung der Profilkante mit mineralischem Oberputz.
Protektorwerk, Gaggenau
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 693

Bauteilen handeln, die als Putzgrund dienen, oder von • Sackrisse (Ursache: der Putzgrund ist zu glatt und
solchen, die an verputzte Bauteile anschließen. zu wenig saugend, oder die Putzlage ist zu dick oder zu
Kein Putz ist selbstverständlich in der Lage, derartige Be- schwer),
wegungen zu überbrücken oder gar zu verhindern. Daher • Spannungsrisse (Ursache: ungünstiges Festigkeitsge-
sind an den gefährdeten Stellen Bewegungsfugen einzu- fälle zwischen den einzelnen Putzlagen oder zwischen
planen. Spezielle Dehnungsfugenprofile (Gebäude-Trenn- Putzgrund und Putzlagen),
fugenprofile), die auf dem Putzgrund befestigt und später • Fettrisse bei mineralischen Edelputzen (sehr kurze,
eingeputzt werden, decken die Fugen ab und nehmen nur an der Oberfläche vorhandene Risse, während der
gleichzeitig die Bewegungen der Bauteile bzw. Baukörper Erhärtungsphase/des Abbindeprozesses).
auf. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 8.7.2, Putzprofile.
• Konstruktionsbedingte Risse. Mögliche Ursachen sind
Auch die Verarbeitung des Putzmörtels bei Wind
Verformungen durch zu hohe Auflasten (z. B. Decken-
durchbiegungen), tages- und jahreszeitliche Temperatur- und/oder Sonne führt zu Rissen in der Putzschale.
einflüsse (z. B. Längenänderungen aufgrund mangeln- Die besten vorsorglichen Maßnahmen zur
der Wärmedämmung von Betonteilen), Schwinden und Verhinderung von Rissen sind noch immer die
Quellen infolge Feuchtigkeitseinwirkung (z. B. durch- Herstellung eines möglichst homogenen Mau-
feuchtete Putzgrundmaterialien), Verwendung oder
Kombination ungeeigneter Baustoffe, fehlende oder in
erwerkes, eine genügend lange Standzeit des
nicht ausreichendem Maße angeordnete Bewegungs- Rohbaus vor dem Verputzen sowie ein auf den
fugen usw. jeweiligen Putzgrund richtig abgestimmtes
Auch mangelhafte Mauerabdeckungen, vorspringen- Verputzmaterial. Besonders zu beachten ist, dass
de Gebäudesockel, ungenügend durchdachte Putzan- ein Großteil der Verformungen in den ersten
schlüsse an Fenstersimsen usw. begünstigen das Ein- Monaten nach Erstellung des Bauwerkes auftritt.
dringen von Feuchtigkeit. Deshalb sollte vor dem Verputzen eine möglichst
Ist die oberste Geschossdecke eines Bauwerkes unter- lange Wartezeit – wenn möglich bis zu einem
seitig zu verputzen (z. B. Massivbetondecke mit darüber halben Jahr – insbesondere bei traditionellen
liegendem Flachdach), so muss vor Beginn der Putzar-
beiten die oberseitige Wärmedämmung (einschließlich Putzen eingehalten werden.
Abdichtung) aufgebracht sein, um die Bildung von Kon-
denswasser zu verhindern.
8.7.2 Putzträger, Putzbewehrung
• Putzgrundbedingte Risse. Auch sie werden vor allem
verursacht durch wechselnde thermische und feuchtig- und Putzprofile1)
keitsbedingte Einflüsse sowie falsch eingeschätzte Fes-
tigkeitskriterien. So ist mit Rissen zu rechnen, wenn die In der Regel kann davon ausgegangen werden,
Festigkeit des Putzes größer als die des Putzgrundes ist
(z. B. beim Einsatz fester, traditioneller Putze auf poro- dass die zu verputzenden Wand- oder Deckenflä-
sierten Leichtziegelsteinen). chen aufgrund der vorhandenen Rauigkeit und
Auch die thermischen Längenänderungskoeffizienten Saugfähigkeit – oder nach entsprechender Un-
aller Metallbauteile sind wesentlich größer als die von tergrundvorbereitung (Spritzbewurf, Haftbrücke, 8
verputztem Mauerwerk (z. B. eingeputzte Alu-Fenster- Grundierung) – selbst in der Lage sind, minera-
bänke, Metallgeländer); noch größere weisen die Kunst- lischen Putzmörtel aufzunehmen und eine gute
stoffe auf. Feuchteänderungen wiederum verursachen Haftung zu erbringen. Ist diese Haftfähigkeit des
das Schwinden und Quellen von Holz und Holzwerkstof-
fen, so dass derartige Materialien als Putzgrund ungeeig-
Unterputzes auf dem Putzgrund jedoch nicht
net sind. Ähnliches gilt für Rollladenkästen, Stürze usw. gegeben, so sind von Seiten des Planers bzw.
mit Abdeckungen aus Holzwolle-Leichtbauplatten; wer- verarbeitenden Handwerks rechtzeitig entspre-
den diese nicht richtig vorbehandelt, so entstehen Risse chende Maßnahmen vorzusehen. Im Einzelnen
im Bereich der Anschlussstellen. S. hierzu auch Abschn. unterscheidet man:
8.7.2, Wärmedämmende Putzträgerplatten.
• Putzbedingte Risse. Derartige Risse können aufgrund
einer falschen Zusammensetzung des Putzmörtels (z. B. Putzträger haben nach DIN V 18 550 die Aufga-
ungeeigneter Sand, zu hoher Bindemittelanteil) oder be, die Haftung des Putzes sicherzustellen oder
durch die Art seiner Verarbeitung entstehen. Im Einzel- eine vom tragenden Untergrund weitgehend un-
nen unterscheidet man abhängige Putzkonstruktion (statisch wirksame
• Netzrisse (Ursache: falsche Zusammensetzung oder Trägerkonstruktion) zu ermöglichen. Sie müs-
falsches Aufbringen des Mörtels, zu starkes Verreiben
sen gegen Korrosion geschützt und beständig
oder Glätten),
sein gegenüber wechselnden Temperatur- und
• Schrumpfrisse (Ursache: zu schneller Feuchteentzug
infolge unterlassener Putzgrundvorbehandlung),
• Schwindrisse (Ursache: Volumenverkleinerung des 1)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzträgern und
Mörtels während der Erhärtungsphase, falsche Mörtel Putzprofilen aus Metall (DIN EN 13 658) ist Abschn. 8.12
zusammensetzung), zu entnehmen.
694 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.12 Gleitlagerfugenprofil zum waagerechten Einbau für


den Außenputz.
Das aus zwei Einzelprofilen bestehende Fugenprofil
trennt die Außenputzflächen, nimmt die unter-
schiedlichen Bewegungen des Untergrundes auf
und überdeckt die offenbelassene Gleitlagerfuge
(zugleich Schattenfuge).
Die beiden Profile sind nach außen hin mit Hart-
PVC-Teilen abgedeckt (Korrosionsschutz) und liegen
bündig mit der fertigen Putzoberfläche.
1 Betonteil (z. B. Betondecke)
2 Gleitlager
3 Mauerwerk
4 Metallprofile
5 Hart-PVC-Überzug
6 Außenputz
Protektorwerk, Gaggenau

Feuchtigkeitseinflüssen sowie normgerecht und Zur Erhöhung des Risswiderstandes wird die
nach den Vorschriften der Hersteller befestigt Putzbewehrung straff und faltenfrei in die zug-
8 werden. Vgl. hierzu auch VOB Teil C, DIN 18 350,
Putz- und Stuckarbeiten.
belastete Zone des Putzes eingelegt. Dabei
muss deren Überlappung mindestens 100 mm
Im Wesentlichen verwendet man metallische betragen. Auf benachbarte Bauteile muss die
Putzträger unterschiedlichster Art, Holzwolle- Überlappung mindestens 200 mm betragen. Auf
Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau- bestehenden Putzen und Unterputzen sollten
platten, Ziegeldrahtgewebe, Rohrmatten sowie Armierungsputze mit Armierungsgewebe einge-
Gipskarton-Putzträgerplatten. setzt werden. Wenn bei gipshaltigen Putzen eine
Gewebeeinlage eingebaut wird, ist die Putzlage
in 2 Schichten auszuführen.
Putzbewehrungen/Putzarmierungen sind Ein-
lagen (Metall, Mineral- oder Kunststofffasern) die
in die oberste Schicht des frisch aufgebrachten Einzelheiten über Putzbewehrungen sind den
Unterputzes eingebettet werden. Sie bewirken nachstehenden Erläuterungen zur Putzgrund-
eine Verbesserung der Zugfestigkeit des Putzes vorbereitung von Holzwolle-Leichtbauplatten
auf schwierigem Untergrund, nehmen Spannun- sowie den Abschnitten 8.11.3 und 8.11.4 zu ent-
gen auf und tragen so zur Verminderung der nehmen.
Rissbildung bei.
Neben Glasfaser- und Kunstfaser-Armierungs- Putzprofile werden in vielfältiger Weise an
geweben werden für stärkere Beanspruchun- schwierigen Begrenzungs- oder Anschlussstellen
gen auch Drahtgittermatten (Drahtnetzgewebe) sowohl im Außen- wie Innenbereich eingesetzt.
eingesetzt, die bei Verwendung spezieller Dübel Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich, die Putzdicke
gleichzeitig als Putzträger dienen. sowohl in der zu verputzenden Fläche als auch an
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 695

den Kanten genau festzulegen. Je nach Putzver- Beim Anbringen der Tafeln werden an den
träglichkeit und Einsatzort (z. B. in Nassräumen Längsseiten Randrippe in Randrippe ineinan-
mit max. Korrosionsschutz) kommen Profile aus dergelegt (kein stumpfer Stoß!) und alle 20 cm
verzinktem Stahlblech, Leichtmetall- oder Edel- mit verzinktem Bindedraht verrödelt. Auch an
stahlprofile sowie witterungs- und alterungsbe- den Kopfstößen dürfen die Tafelenden nicht
ständige Kunststoffprofile zum Einsatz. stumpf gestoßen, sondern mind. 5 cm überlap-
Die Befestigung der exakt zugeschnittenen Profile pend ineinandergelegt und jede Rippe einmal
auf dem Putzgrund erfolgt zunächst mit verzink- mit Bindedraht verrödelt werden.
ten Stahlstiften, bevor sie mit einem Ansetzmör- Auf dem Untergrund sind die Rippenstreckme-
tel (Batzen auf Abstand) endgültig fixiert werden. tall-Tafeln mit den Rippen nach unten aufzu-
Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass im Au- dübeln, so dass die Putzträgerfläche in Rippen-
ßenbereich, in Feuchträumen sowie an Flächen, höhe vom Putzgrund absteht. Aufgrund dieses
die mit Mörteln aus Zement, Kalkzement, Putz- Abstandes kann sich der scharf angeworfene,
und Mauerbinder verputzt werden, kein gipshal- heute meist maschinell aufgetragene Mörtel
tiges Ansetzmaterial verwendet werden darf. mit der Grätenstruktur allseitig innig verklam-
Geeignet sind nur Ansetzmörtel auf Zementbasis. mern und auch mit dem Putzgrund (meist
Nach dem Abbinden des Ansetzmörtels sind die Spritzbewurf) kraftschlüssig verbinden. Die
Stahlstifte wieder zu entfernen. Putzdicke über den Rippenstreckmetall-Tafeln
Im Wesentlichen werden Kantenprofile, Sockel- sollte mindestens 10 (15) mm betragen. S. hier-
profile, Bewegungsfugenprofile, Gleitlagerfu- zu auch Bild 8.22.
genprofile u. a. eingesetzt. Vgl. hierzu auch die
Bildgruppen in den jeweiligen Abschnitten. • Punktgeschweißte Drahtgitter (Bild 8.14)
sind Putzträger aus etwa 1 mm dicken, verzink-
ten Stahldrähten mit einer Maschenweite von
1. Metallische Putzträger beispielsweise 12,7 × 12,7 mm. Sie werden in
• Rippenstreckmetall (Bild 8.13) besteht in der Form von Rollen oder Matten (Großformat 2500
Regel aus 0,2 bis 0,5 mm dickem, verzinktem × 1020 mm, Kleinformat 1220 × 400 mm) ge-
Stahlblech, das so eingestanzt ist, dass es zu liefert und allseitig 100 mm überlappt mittels
einem profilierten Putzträger mit Grätenstruk- Spreizdübel und Abstandhalter auf den Unter-
tur auseinandergezogen werden kann. Wie grund aufgedübelt.
die Darstellung verdeutlicht, hat jede Tafel im Die Höhe der Abstandhalter richten sich nach
Abstand von 100 mm 7 in Längsrichtung ver- der jeweils aufzubringenden Putzdicke. Sie be-
laufende, entweder 10 mm oder 4 mm hohe, wirken in jedem Fall, dass sich der mit Druck
gelochte oder ungelochte Rippen (Hoch- bzw.
Flachripp) und aussteifende 2,5 mm hohe Si-
aufgebrachte Mörtel allseitig mit dem abstehen-
den Gitterputzträger verklammern und auch mit
8
cken mit dazwischenliegenden Grätenfeldern. dem Putzgrund (meist mit Spritzbewurf vorbe-
Die üblicherweise 0,60 × 2,50 m großen Tafeln handelt) kraftschlüssig verbinden kann.
sind nicht völlig ausgebreitet (gestreckt), so
dass die schräg stehenden Gräten auftretende
Spannungen ausgleichen können.

8.13 Schematische Darstellung einer


Rippenstreckmetall-Tafel mit gelochten Rippen.
Vgl. hierzu auch Bild 8.22
1 Rippe(n) mit Lochung, etwa 10 mm oder 4 mm
hoch, als Abstandshalter zum Putzgrund
2 gegenüberliegende Sicke, 2,5 mm hoch,
zur Aussteifung der Grätenfelder
3 Grätenfelder
4 Putzgrund
696 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.14a 8.14b
8.14 Schematische Darstellung der Befestigung von punktgeschweißtem Drahtgitter mit Abstand vor dem Putzgrund
a) Abstandhalter mit Spreizdübel und Putznagel
b) vollflächige Armierung vor einer Fassade mit 10 cm breiter Mattenüberlappung
1 Spreizdübel 4 punktgeschweißtes Drahtgitter
2 Nagel (als Putzträger oder Putzbewehrung)
3 Abstandhalter je nach aufzubringender 5 Halteteller aus Kunststoff
Putzdicke 6 Putzgrund
BEKAERT, Bad Homburg

8.15 Überspannen eines kritischen Bauteiles


(Holzfachwerk) mit geschweißtem und verzinktem
Drahtgitter.
8 Ein hinterlegtes Bitumenpapier o. Ä. verhindert
das Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den
Holzständer. Der Putzträger muss allseitig mind.
10 cm auf den angrenzenden tragenden
Putzgrund übergreifen und an diesem – nicht
am Holzständer – befestigt werden.
1 Mauerwerk (z. B. Porenbetonsteine)
2 Holzständer
3 Bitumenpapier o. Ä.
4 geschweißtes, verzinktes Drahtgitter
5 Dreikantleiste (Altbau), umlaufend
6 Innenputz
7 höhenverstellbarer Metallanker (Neubau)
8 Leichtmauermörtel (Wärmedämmmörtel)
9 Ankerschiene aus nichtrostendem Stahl
10 Kellenschnitt
11 Außenputz

Derartige Drahtgitter – die durch ihre Verdü- aufbau sowie für die Bewehrung von Wärme-
belung mit dem Untergrund auch eine putztra- dämmputzen.
gende Funktion übernehmen – eignen sich für • Drahtgitter mit hinterlegter Absorptions-
das vollflächige Überspannen von gerissenen pappe sind ebenfalls Putzträger aus verzinkten
Fassaden bei normalem mineralischem Putz- Stahldrähten, deren Rückseite jedoch noch mit
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 697

einem gelochten Bitumenpapier abgedeckt ist. • Holzwolle-Mehrschichtplatten (Kurzzeichen


Diese Hinterlegung verhindert weitgehend das WWC) setzen sich aus einer Dämmstoffschicht
Eindringen von Mörtelfeuchtigkeit in den Putz- (Hartschaum oder Mineralfaser) und einer da-
grund und dient gleichzeitig der Einsparung rauf einseitig oder beidseitig aufgebrachten
von Putzmaterial, da sich der Mörtel nur punk- Deckschicht aus mineralisch gebundener Holz-
tuell durch die Langlochschlitze des Papiers wolle zusammen. Dementsprechend unter-
hindurch mit den Drahtkreuzungen allseitig scheidet man
verkrallen kann. • Hartschaum-WWC-Platten,
Die in verschiedenen Abmessungen lieferba- • Mineralfaser-WWC-Platten,
ren Putzträgertafeln bzw. -streifen eignen sich
besonders zum problemlosen Überspannen jeweils in Form von Zweischicht- oder Drei-
von senkrechten oder waagerechten Wand- schichtplatten.
schlitzen sowie von kritischen Bauteilen in
der Wandfläche wie Holzständer, Stahlträger, Beispiel für eine Bezeichnung einer Holzwolle-
Kunststoffrohre usw. Mehrschichtplatte:
Bild 8.15. Beim Überspannen derartiger putz- WW-C/3 MW (5/90/5)*
unfähiger Bauteile muss der Putzträger allsei-
*dabei steht
tig mindestens 100 mm auf den angrenzenden
tragfähigen Putzgrund übergreifen und auf die- WW für Holzwolle (Wood Wool)
sem – keinesfalls auf dem überspannten Bau- C für Mehrschichtplatte (Composite board) –
teil – befestigt werden. Um bei Holzständern die Zahl dahinter benennt die Schichtenanzahl
ein mögliches Quellen infolge eindringender MW für Mineralwolle (Mineral Wool)
Mörtelfeuchtigkeit gänzlich auszuschließen, Die in Klammern angegeben Ziffern stehen für die Nenn-
wird statt des gelochten Bitumenpapieres eine dicke [in mm] der einzelnen Dämmstoffschichten.
ungelochte Trennlage verwendet. Damit sich
der kritische Bauteil darunter frei bewegen Brandverhalten. Bezüglich ihres Brandverhal-
kann, muss der Putzträger selbst ausreichend tens sind Holzwolle-Dämmplatten und Holz-
dimensioniert sein (Eigenstabilität), um seine wolle-Mehrschichtplatten in DIN 4102-4 klassi-
tragende Funktion (Brückenfunktion) erfüllen fiziert
zu können.
• Holzwolle-Dämmplatten (WW-Platten) und Mi-
neralfaser-WWC-Platten (WWC/MW), als Bau-
2. Holzwolle-Dämmplatten und stoffe der Klasse B1 (schwerentflammbar),
Holzwolle-Mehrschichtplatten1)
Dämmplatten aus mineralisch gebundener
• Hartschaum-WWC-Platten (WWC/EPS), als Bau- 8
stoffe der Klasse B2 (normalentflammbar).
Holzwolle werden als Dämmstoffe zum Zwecke
des Wärmeschutzes, aber auch des Schall- und
Brandschutzes im gesamten Bauwesen einge- Sie müssen darüber hinaus mindestens DIN
setzt. Auf Grund ihrer offenporigen Plattenstruk- EN 13501-1 in Kombination mit DIN EN 15715
tur eignen sie sich – bei Beachtung bestimmter entsprechen.
Verarbeitungsregeln – auch als Putzgrund für
mineralische Außen- und Innenputze. Vorzugsmaße und übliche Plattenformate: 500
Im Einzelnen unterscheidet man Holzwolle- u 2000 mm,
Dämmplatten und Holzwolle-Mehrschichtplat- Plattendicken: 15-25-35-50-60-75-100-125-150-
ten (E DIN EN 13168:2010-05 und prEN 13168: 175-200 mm.
2010(D)).
• Holzwolle-Dämmplatten (Kurzzeichen WW-
Platten) bestehen aus langfaseriger Holzwolle Verarbeitung. Holzwolle-Dämmplatten müssen
und mineralischen Bindemitteln (Zement oder lufttrocken sein, wenn sie eingebaut werden.
gebrannter Magnesit) in homogener Zusam- Deshalb müssen sie feuchtigkeitsgeschützt aus-
mensetzung. geliefert und trocken gelagert werden.
Die Platten kann man entweder
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- • anbetonieren (verlorene Schalung mit einzu-
nehmen. betonierenden Haftsicherungsankern),
698 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

• auf einer Unterkonstruktion annageln oder an- Anwendung anderer Putzsysteme. Abweichend von den
schrauben (Holzwolle-Dämmplatten-Stifte mit in den Tabellen im Einzelnen beschriebenen Putzsystemen
dürfen auch andere, auf Leichtbauplatten bewährte Syste-
Unterlagscheiben),
me angewandt werden. Es gelten dann die Verarbeitungs-
• andübeln an massiven Bauteilen sowie richtlinien der jeweiligen Putzhersteller.
• anblenden mit Dünnbettmörtel/Mörtel an Als Außenputze auf Leichtbauplatten haben sich zum Bei-
Massivwänden im Innenbereich. spiel Systeme bewährt, bei denen ein Spritzbewurf in der
Regel nicht erforderlich ist und die ganzflächige Putzbe-
wehrung aus Glasfaser-Armierungsgewebe auf den Un-
Die Platten werden dicht gestoßen und im Ver- terputz aufgespachtelt wird.
band verlegt; an Wänden sollten die Längskan- Bei dieser Ausführungsart entfallen die langen Standzeiten
ten der Platten waagerecht liegen. Einzelheiten für das Erhärten und Trocknen des Spritzbewurfes. Außer-
über Verwendung und Verarbeitung sind den dem zeichnet sie sich durch relativ einfache, in ähnlicher
Herstellerangaben zu entnehmen. Form auch bei anderen Dämmsystemen (z. B. Wärmedämm-
Verbundsystem) angewandte Verarbeitungstechniken aus.
Putz auf Holzwolle-Dämmplatten. Angaben
über das Verputzen von Holzwolle-Dämmplatten Mineralische Innenputze
gelten einheitlich für alle Plattenarten. Gemäß auf Holzwolle-Dämmplatten
DIN EN 13914-1:2005 (D), Tabelle 4, ist eine ganz-
Da an den Innenputz aufgrund fehlender Witte-
flächige Putzbewehrung – sowohl bei Außen-
rungseinflüsse insgesamt geringere Anforderun-
wie Innenputzen auf Holzwolle-Dämmplatten
gen gestellt werden als an den Außenputz, ist ein
– erforderlich.
Spritzbewurf bei Innenputz auf Leichtbauplatten
Dabei ist den Schwachstellen – nämlich zusätzli- in der Regel nicht erforderlich. Die ganzflächige
che Bewehrung der Ecken von Fenster- und Tür- Putzbewehrung besteht ebenfalls aus Glasfaser-
öffnungen, deren Leibungen, der Stoßüberlap- Armierungsgewebe, das nach Vorgabe in den
pung und dem Übergreifen auf benachbarte Bau- Unterputz bzw. Einlagenputz eingebettet wird.
teile besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Ungeeignet als Innenputz auf Leichtbauplatten
sind im Wesentlichen Kunstharzputze und Putze
Mineralische Außenputze mit Anhydritmörtel.
auf Holzwolle-Dämmplatten
Holzwolle-Dämmplatten sind Wärmedämmstoffe,
Gipskartonplatten im Innenbereich
die vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen, auf Leichtbauplatten
und zwar einmal vor Regen, zum anderen vor dem Im Innenbereich können auch Gipskartonplatten (DIN
Anmachwasser aus dem Unterputz. Deshalb ist 18 180) als sog. Wand-Trockenputz unmittelbar an senk-
8 sofort – möglichst unmittelbar nach dem Anbrin-
gen bzw. Ausschalen der Platten – volldeckender
rechte Holzwolle-Dämmplatten angeblendet werden. Für
das Ansetzen der Gipskartonplatten gilt DIN 18 181.
Spritzbewurf aus Zementmörtel (Mörtelgruppe Da diese Platten lediglich mittels Ansetzgips befestigt wer-
P III) aufzubringen. den, ergeben sich daraus – im Vergleich zu den feucht ein-
gebrachten Mörtelputzen mit ihren manchmal doch recht
Vor dem Aufbringen des Oberputzes muss der Un- umständlich anzubringenden Putzträgern – wesentlich
terputz ausreichend erhärtet und trocken sein; er- kürzere Montage- und Trockenzeiten.
fahrungsgemäß ist beispielsweise bei Mörteln der Dies gilt auch für Gipskarton-Verbundplatten (Gipskar-
Mörtelgruppe II eine Standzeit von 1 Tag je mm tonplatten mit werkseitig aufkaschierten Mineralfaser-
Unterputzdicke ausreichend. oder Hartschaumplatten), die im Innenbereich sowohl für
Die für Unterputz und Oberputz zu verwenden- Schallschutz- als auch Wärmedämmzwecke eingesetzt wer-
den. S. hierzu DIN 18 184.
den Mörtelgruppen entsprechen den in Abschn.
Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass Dämmstoffe mit ho-
8.6 erläuterten Putzsystemen für Außenputze. her dynamischer Steifigkeit (z. B. PS-Hartschaumplatten) den
Ungeeignet als Außenputz für Holzwolle-Dämm- bestehenden Schallschutz negativ beeinflussen können, so-
platten sind Einlagenputze und Kunstharzputze. wohl im Schalldurchgang als auch in der Schall-Längsleitung.
Derartige Innendämmungen verändern auch ganz wesent-
In Tabelle 4 EN 13914-1:2005 (D) sind die vor lich das bauphysikalische Verhalten von Außenwänden.
dem Verputzen zu ergreifenden Maßnahmen für S. hierzu Abschn. 8.11.3, Innendämmung von Außenwän-
den sowie Abschn. 17.5.5, Teil 1 dieses Werkes.
verschiedene Arten von Putzgründen zusam-
mengefasst. Für Holzwolle-Dämmplatten wird
dort i. d. R. eine Bewehrung aus Glasgittergewe-
be gefordert.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 699

3. Sonstige Putzträgerplatten, struktion aus Trag- und Bewehrungsstäben (Stahlrohr-


-gewebe und -matten armierung) gemäß DIN 4121 erforderlich. Vgl. hierzu
Abschn. 8.7.6.6, Hängende Drahtputzdecken.
• Putzträgerplatten aus gebranntem Ton wer-
den überall dort angesetzt, wo auf stoßfeste • Drahtgebundene Schilfrohrmatten sind ein
Untergründe und zugleich rissefreie, optisch seit Jahrhunderten bewährter Putzträger, die
einheitliche Putzflächen besonderer Wert ge- jedoch kaum mehr im Gebrauch sind. Sie wer-
legt wird (z. B. als Putzgrund von Betonteilen den an dieser Stelle nur noch erwähnt, da sie
wie Pfeiler, Stürze, Massivdeckenteile). im Hinblick auf die Altbausanierung von einem
gewissen Interesse sein können.
Aufgrund gleicher Materialeigenschaften zeich-
nen sich die mit Tonplatten bekleideten Bau- Die geschälten Schilfrohre in einer Länge von
teile nach dem Verputzen nicht vom übrigen ein bis zwei Metern werden maschinell mit ei-
Ziegelmauerwerk ab. Die Tonplatten, deren nem dünnen Bindedraht um einen verzinkten
Oberflächen zur besseren Putzhaftung profi- Tragdraht geflochten und so Putzträgermatten
liert sind, werden entweder anbetoniert (in die in den Abmessungen 2 u 5 m oder 1 u 10 m her-
Schalung gestellt oder gelegt) oder nachträg- gestellt (Handelsform: Einfachrohrmatten oder
lich mit Zementmörtel angeblendet. Doppelrohrmatten). In dieser Form dienen sie
als Putzträger für zu verputzende Flächen, bei-
• Ziegeldrahtgewebe ist ein Putzträger, der aus
spielsweise als Deckenbekleidung unter Holz-
einem Drahtgewebe besteht, an dessen Kreu-
balkendecken.
zungsstellen rautenförmige Tonkreuzchen auf-
Verarbeitung. Die in einem Altbau anzutreffenden
gepresst und bei 900 °C ziegelhart gebrannt Schalungsbretter (Holzlattung) sind in einem Fugenab-
worden sind. Der Ziegeldraht ist ein formbares stand von etwa 15 mm auf der Unterseite einer Holz-
und formbeständiges Bauelement, aus dem balkendecke befestigt. Auf diese Holzdeckenschalung
sich große Flächen in ebener, gewölbter oder werden die Schilfrohrmatten – immer quer zu den Scha-
in freier Gestaltung (Tropfsteinhöhlencharak- lungsbrettern verlaufend und straff gespannt – aufge-
ter) herstellen lassen. bracht (Drucklufttacker, Krampen). Die Stöße müssen
gut miteinander verzahnt (Stoßüberlappung mind.
Die Draht-Ton-Kombination ist beständig ge- 100 mm) und durch einen zusätzlichen Spanndraht gesi-
gen Temperaturschwankungen bzw. Klima- chert sein. Dickere Rohrmatten – deren Stöße nicht ver-
wechsel und besteht aus nichtbrennbaren zahnt werden können – sind stumpf zu stoßen und die
Materialien der Baustoffklasse A1. Putze auf nachgedrahteten Stoßstellen mit einem mind. 200 mm
breiten Drahtgittergewebe zu überdecken.
Ziegeldrahtgewebe können daher nach DIN
Schilfrohrmatten können mit allen herkömmlichen mi-
4102-4 als Brandschutzbekleidungen einge- neralischen Mörteln (Putzmörtelgruppen P I, P II und
setzt werden. P IV) verputzt werden. Nicht geeignet sind Mörtel der
Bild 8.16. Der Ziegeldraht wird in Form von Rollen (1 u
5 m) oder Fassadenmatten aus nichtrostendem Stahl-
Putzmörtelgruppe P III.
Der Putzaufbau setzt sich in der Regel aus drei Lagen
8
draht (1 u 6 m) in einer Materialdicke von 6 bis 8 mm zusammen: einer sog. Ausdrücklage (verfüllen und voll-
(Maschenweite 20 u 20 mm) geliefert. An den Stoß- flächiges ausdrücken der Schilfrohrmatten, ein Spritzbe-
stellen müssen sich die Bahnen seitlich mind. 30 mm wurf würde nicht genügend tief in die Zwischenräume
überlappen, so dass die Tonkreuze ineinandergreifen. eindringen), einer Unterputzlage mit abschließendem
Im Abstand von je 10 cm sind die Stöße mit Bindedraht Oberputz. In bestimmten Fällen ist auch ein zweilagiger
zu verrödeln. Das Verlängern von Bahnenstreifen erfolgt Putzaufbau möglich (Ausdrücklage mit direkt darauf auf-
durch Abschlagen von je einer Reihe Tonkreuze und Ver- gebrachter Oberputzlage).
rödeln der überstehenden Drahtenden.
Da dieser Putzträger flexibel ist, wird bei größeren Flä- • Gipskarton-Putzträgerplatten eignen sich vor-
chen, insbesondere wenn eine gewölbte Ausbindung wiegend zur Herstellung von fugenlosen De-
erfolgt (Rabitzkonstruktion), eine zusätzliche Unterkon- ckenbekleidungen und Unterdecken, wie sie

8.16 Schematische Darstellung eines


Ziegeldrahtgewebes, geeignet als nichtbrennbarer
Putzträger zur Herstellung ebener, gewölbter oder
frei gestalteter Rabitzkonstruktionen. Vgl. hierzu
auch Abschn. 8.7.6.6, Hängende Drahtputzdecken.
700 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

in Abschn. 14.5.2 mit Bild 14.32 in Teil 1 dieses grundtemperatur und einer relativen Luftfeuch-
Werkes beschrieben sind. te bis max. 95% verarbeitet werden können.
Nach der trockenen Montage der Platten auf ei- Innenputzarbeiten dürfen erst begonnen wer-
ner Unterkonstruktion – bei der zwischen den den, wenn sichergestellt ist, dass die Tempera-
abgerundeten Längskanten ein Abstand von tur der Innenräume nicht unter +5 °C liegt bzw.
etwa 5 mm einzuhalten ist – sind diese Fugen während der Putzarbeiten auch nicht darunter
mit Gips so auszudrücken, dass sich auf der absinken kann. Dieser Temperaturbereich ist
Plattenrückseite ein beidseitig übergreifender vor allem bei allen Kalkputzen deshalb kritisch,
Wulst bildet. Anschließend werden die Platten- weil der Putz nicht mehr „abbindet“, d. h. die
flächen einlagig etwa 10 mm dick mit geeigne- zu Karbonat erhärtenden Bindemittel können
tem Gipsmörtel ganzflächig verputzt. bei dieser Temperatur keine Kohlensäure mehr
Diese Unterdecken zeichnen sich – im Ver- aufnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 8.3.1 und
gleich zu den in Abschn. 8.7.6.6 beschriebenen 8.4.1. Alle Öffnungen müssen daher zumindest
sog. hängenden Drahtputzdecken – durch we- behelfsmäßig verschlossen sein. Nach Abschluss
sentlich kürzere Montage- und Trockenzeiten der Innenputzarbeiten sind die Räume häufig
sowie geringeres Flächengewicht aus. kurzzeitig zu lüften.

Putzgerüste, An- und Abrüsten


8.7.3 Putzausführung Putzgerüste sollen freistehen und einen Wandab-
stand von etwa 30 cm haben. Damit soll erreicht
werden, dass die Handwerker Hand in Hand ar-
Witterungseinflüsse beiten können – vorausgesetzt alle Gerüstlagen
Außenputzarbeiten dürfen nach DIN V 18 550 sind gleichzeitig besetzt – so dass horizontale
nicht vorgenommen werden, wenn die zu put- Nahtstellen bzw. Arbeitsfugen in Höhe der ein-
zenden Flächen vom Regen getroffen werden zelnen Gerüstbretter vermieden werden. S. hier-
oder Nachtfröste zu erwarten sind. So können zu auch Abschn. 11, Gerüste und Abstützungen.
zum Beispiel durch starken Schlagregen die Im Mauerwerk aufliegende Gerüstriegel (= ein-
Putzoberfläche beschädigt, noch nicht erhärtete
fach stehende Gerüste) oder die Verankerung der
Bindemittel gelöst und an die Putzoberfläche ge-
Gerüste mit herkömmlichen Mauerhaken sollten
schwemmt werden.
keinesfalls mehr eingesetzt werden, da die hier-
Bei Frost lassen sich Außenputzarbeiten nur bei entstehenden Mauerlöcher erst nachträglich
durchführen, wenn die Arbeitsstelle vollständig ausgemauert und verputzt werden können. Sol-
8 gegen die Außentemperatur abgeschlossen ist che Ausbesserungen zeichnen sich später an der
und der so entstehende Arbeitsraum bis zum Putzoberfläche immer ab.
ausreichenden Erhärten des Putzes beheizt wer-
Moderne Gerüstverankerungen, die keine Schä-
den kann. Außerdem sind die jeweils geltenden
den im Putz verursachen, sind so konstruiert,
„Richtlinien für den Winterbau“ zu beachten.
dass nichtrostende Hülsen im Mauerwerk (ein-
Ähnlich ungünstig wirkt sich ein zu schneller geputzt) verbleiben und durch eine farblich an-
Wasserentzug aus dem frischen Putz durch Zug- gleichbare Kunststoffkappe verschlossen wer-
luft (Folge: „verbrannter“ Oberputz) oder zu star- den. Spätere Wiedereinrüstungen sind so ohne
ke Sonneneinstrahlung aus. Daher gilt die Putz- Beschädigung der Putzfassade möglich.
regel: nicht in, sondern mit der Sonne putzen!
Das Abrüsten ist mit größter Sorgfalt vorzuneh-
Weitere Schutzmaßnahmen sind: Verhängen
men, da die Putzflächen nach der Fertigstellung
der Fassade mit Folien o. Ä., Annässen des Putz-
sehr stoßempfindlich sind und jede nachträgli-
grundes und ggf. Feuchthalten des Frischputzes
che Ausbesserung fast immer sichtbar bleibt.
(vorteilhafte Nachbehandlung bei Kalk- und Ze-
mentmörtel).
Bei Außenputzarbeiten und während der Abbin- Aufbringen des Mörtels
dezeit soll die Umgebungs- und Untergrundtem- Der Mörtelauftrag kann von Hand oder mit einer
peratur in der Regel mind. +5 °C betragen und Maschine erfolgen. Die einzelnen Putzlagen sind
eine relative Luftfeuchte bis max. 70% gegeben – außen wie innen – möglichst gleichmäßig dick
sein. Einige Hersteller bieten jedoch Produkte aufzubringen und sorgfältig zu verziehen oder zu
an, die bereits ab +1 °C Umgebungs- und Unter- verreiben. Mit dem Auftragen der jeweils nächsten
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 701

Lage ist so lange zu warten, bis die vorhergehende Putzgrundes eindringt. Auch hier ist der Mörtel sofort
so fest ist, dass sie die neue Lage tragen kann. nach dem Auftragen mit der Abziehlatte oder Kartätsche
lot- und fluchtgerecht abzuziehen und je nach Putzart
Dies gilt auch für den Spritzbewurf, auf den der bzw. Putzweise weiter zu bearbeiten.
Unterputz erst aufgebracht werden darf, wenn Angaben über Ausführung, Aufmaß und Abrechnung
der Mörtel ausreichend erhärtet ist, frühestens sind VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten, zu
jedoch nach 12 Stunden. entnehmen. Den aktuellen Stand der Normung s. Ab-
schn. 8.12.
Der Unterputz ist vor dem Auftragen des Oberput-
zes gegebenenfalls aufzurauen und je nach Mör-
telart und Witterungsbedingungen anzunässen.
• Der von Hand aufgetragene Mörtel wird entweder mit 8.7.4 Putzweise
der Kelle kräftig angeworfen oder mit dem Aufziehbrett
bzw. Traufel kräftig auf den Putzgrund aufgezogen, so
dass er sich mit diesem gut verzahnt. Anschließend wird Die Art der Oberflächengestaltung eines frisch
er in der Regel mit der Abziehlatte oder Kartätsche ein- aufgebrachten Putzmörtels und die dadurch ent-
geebnet. stehende Oberflächenstruktur wird als Putzweise
Besonders ebenflächige und gleichmäßig dicke Putz- bezeichnet. Sie ist mit entscheidend für das äu-
überzüge lassen sich mit Hilfe von sog. Putzleisten
(Putzlehren) erzielen. Hierbei handelt es sich um lot- und
ßere Erscheinungsbild eines Gebäudes und die
fluchtgerecht angebrachte – jeweils 10 bis 15 cm breite gestalterische Wirkung von Innenraumflächen.
Mörtelstreifen – die vor dem eigentlichen Putzauftrag Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen
in Abständen von etwa 1 bis 1,5 m in der vorgesehenen • rein dekorativen Putzweisen mit vorwiegend
Putzdicke auf dem Putzgrund angebracht werden.
schmückender Wirkung,
Nach dem Erhärten des Mörtels wird das eigentliche
Putzmaterial zwischen den Putzleisten vollflächig ange-
• Putzweisen, die zur Vorbereitung eines tragen-
tragen und mit der Abziehlatte über diese Leisten abge- den Untergrundes für weitere Beschichtungen
zogen. (z. B. Anstriche, Tapeten) dienen und
Die jeweils vorgesehene Putzdicke kann auch mit Hilfe • Putzweisen, die von der Putzzusammenset-
von Putzprofilen und im Bereich von Türöffnungen mit- zung, Auftragsdicke und ihrer Oberflächen-
tels Putzbrettern – die an den Türleibungen befestigt struktur her eine schützende und bauphysika-
sind – exakt eingehalten werden. Vgl. hierzu auch Ab-
schn. 7.6.1.5, Fertigtürelemente.
lische Funktion zu erfüllen haben.
Bei allen Beiputzarbeiten und Ausbesserungen ist außer- Für Außenputze sollten nur solche Putzweisen
dem darauf zu achten, dass in jeder Putzlage immer nur
gewählt werden, die das Niederschlagwasser gut
Mörtel gleicher Zusammensetzung verarbeitet wird, da
sonst Rissbildungen, Farbveränderungen o. Ä. auftreten ableiten, durch Staub und Ablagerungen aus der
können. Luft nicht zu schnell verschmutzen und sich auch
• Die maschinelle Verarbeitung geeigneter Putzmörtel sonst handwerksgerecht ausführen lassen. Auch
Lage, Höhe und Standort eines Bauwerkes spie-
8
führt – im Vergleich zum Mörtelauftrag mit der Hand
– zu wesentlich höheren Putzleistungen und damit zu len bei der Auswahl eine Rolle.
Kosteneinsparungen (Senkung des Lohnkostenanteils,
der Standkosten für das Gerüst usw.).
Putzoberflächen werden sowohl durch den Zu-
schlag (Korngröße) als auch durch die jeweilige
Der heute üblicherweise verwendete Werktrockenmör-
tel wird entweder als Sackware in die Putzmaschine ein- Verarbeitungstechnik bestimmt. Unterschied-
gefüllt oder – bei umfangreicheren Bauvorhaben – aus liche Putzstrukturen entstehen durch Spritzen,
einem Silo oder Container kontinuierlich durch eine Kratzen, Filzen, Streichen oder Modellieren. Im
pneumatische Förderanlage eingeblasen. Einzelnen sind zu nennen:
Das Anmachen erfolgt durch intensives Mischen in der • Gefilzter oder geglätteter Putz. Nach dem Putzauftrag
Putzmaschine. Dabei ist die werkseitig angegebene Min- wird die Oberfläche mit der Filzscheibe bzw. Glättekelle
destmischdauer einzuhalten und die Wasserdosierung (Traufel) bearbeitet. Als glatter Innenputz eignet er sich
entsprechend der gewünschten Mörtelkonsistenz vor- auch zur Aufnahme weiterer Beschichtungen wie Anstri-
zunehmen. che, Tapeten usw.
Der weichplastische Mörtelbrei wird dann in Schläuchen Gipsputz, der frisch aufgebracht, eben abgezogen und
bis an die Verarbeitungsstelle gepumpt und durch die eine bereits ausreichend versteifte Oberfläche hat, wird
dem Spritzkopf zugeführte Druckluft gleichmäßig kräf- zunächst leicht angenässt, mit der Filzscheibe gefilzt und
tig, querreihig und ggf. in mehreren dünnen Schichten ggf. anschließend sorgfältig mit der Traufel geglättet.
auf den Putzgrund gespritzt. Auf Kalkputz, eben abgezogen und gefilzt, kann gege-
Diese Art des Mörtelauftrages zeichnet sich durch einen benenfalls noch eine feinsandige Schlämme sehr dünn
geringen Materialverlust aus. Außerdem wird durch den aufgetragen und vorsichtig abgerieben werden. Dabei
Anspritzdruck eine verbesserte Haftung erzielt, da der darf es jedoch zu keiner Sinterhautbildung (Bindemit-
Mörtel relativ gut in die Poren und Vertiefungen des telanreicherung) an der Oberfläche durch zu langes und
702 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

zu kräftiges Verreiben kommen. Diese würde die Entste- • Waschputz. Aufgrund seiner speziellen Rezeptur ist er
hung von Schwindrissen fördern, bei Luftkalkmörteln besonders stoßfest und auch hohen Feuchtigkeitsbe-
das Erhärten der tieferen Schichten hemmen (Karbona- lastungen gewachsen (Unterputz der Mörtelgruppe P
terhärtung) und insgesamt eine weitgehend saugunfä- III). Er wird daher vorrangig überall dort eingesetzt, wo
hige Oberfläche ergeben. es zu starken Beanspruchungen wie zum Beispiel im
• Reibeputz oder geriebener Putz. Das Zuschlagge- Sockelbereich, in öffentlichen Treppenhäusern, Fluren
menge dieses Putzes enthält unter anderem ein Rollkorn usw. kommt. Außerdem bietet der Waschputz interessan-
(Rundkorn), das beim Reiben rillenartige Vertiefungen in te gestalterische Möglichkeiten durch eine Vielzahl ver-
der sonst ebenen Putzoberfläche hinterlässt. Durch waa- schiedener Gesteinskörnungen und Grundeinfärbungen.
gerechtes, senkrechtes oder kreisförmiges Reiben mit ei- Seine Struktur erhält er durch Abwaschen der an der
nem Reibebrett können unterschiedliche Strukturbilder Oberfläche befindlichen, noch nicht erhärteten Binde-
erzeugt werden. Je nach Art des verwendeten Werkzeugs mittelschlämme. Mit einer weichen Bürste wird so lan-
(Holzscheibe, Traufel o. Ä.) wird er als Münchener Rauputz, ge gewaschen, bis die Steinkörnung klar zum Vorschein
Rillenputz oder Scheibenputz bezeichnet. Bevorzugte kommt, wobei diese keinesfalls herausgewaschen wer-
Struktur auch für kunstharzgebundene Putze. den darf. Der verbliebene Zementschleier wird anschlie-
• Kellenwurfputz. Der Mörtel wird durch Anwerfen mit ßend mit einem Spezialreinigungsmittel entfernt.
der Kelle aufgebracht. Seine Oberflächenstruktur hängt • Kunstharzgebundene Putze. Die Oberflächenstruktur
einmal von der Kornzusammensetzung und Mörtelkon- organisch gebundener Putze nach DIN 15824 entspricht
sistenz, zum anderen von der Anwurftechnik des jewei- weitgehend den vorgenannten Strukturen mineralisch
ligen Putzers ab. Vor der eigentlichen Putzausführung gebundener Putze. S. hierzu Abschn. 8.8 Putze mit
sollten daher immer Probeputzflächen erstellt werden. organischen Bindemitteln: Kunstharzputze als Außen-
In der Regel wird ein Zuschlag grober Körnung von 6 bis und Innenputz.
10 (12) mm verwendet. Aus dieser Gruppe sind noch die so genannten Bunt-
Die raue Oberfläche des Kellenwurfputzes vermittelt steinputze besonders zu erwähnen. Sie enthalten, ähn-
immer einen rustikalen Eindruck und belebt so auch lich wie der Waschputz, natürlich vorkommende oder
großflächige Fassaden. Je nach Grobkorn- bzw. Binde- gefärbte Steine in den verschiedensten Korngrößen (von
mittelzusammensetzung neigen derartige Putzstruk- 1,5 bis 10 mm), die allerdings nicht mit mineralischen
turen aber auch mehr zum Verschmutzen, so dass sie Bindemitteln, sondern mit durchsichtig auftrocknenden
nicht für Hochhausfassaden oder Fassaden, die extre- Kunstharzen gebunden sind. Da diese Beschichtungs-
men Wetterbedingungen ausgesetzt sind, verwendet stoffe keine deckenden Pigmente enthalten, trocknet
werden sollen. Buntsteinputz klar auf und bedarf keiner weiteren Ober-
• Kratzputz. Seine gleichmäßige, porige Oberfläche flächenbehandlung.
wird durch das Kratzen des sich erhärtenden Putzes Die Quarzkiesbeschichtung eignet sich für dekorative,
mit einem Nagelbrett o. Ä. erzeugt. Diese Putzweise ist wetterbeständige Außenbeschichtungen, ausdrucks-
besonders vorteilhaft, da durch das Kratzen die binde- starke Wandgestaltung im Innenbereich und für beson-
mittel- und damit spannungsreiche Oberfläche des nach ders widerstandsfähige Sockelbeschichtungen.
dem Kratzvorgang noch 8 bis 10 mm dicken Oberputzes
entfernt wird.
8 Der richtige Zeitpunkt des Kratzens richtet sich nach
dem Erhärtungsverlauf des Putzes. Es darf damit begon- 8.7.5 Mineralisch gebundene
nen werden, wenn das Korn beim Kratzen herausspringt Außenputze
(charakteristische Putzstruktur, bedingt durch die jewei-
lige Korngröße) und nicht mehr im Nagelbrett hängen
bleibt. Anschließend muss der Putz noch gründlich mit An den Außenputz werden ganz besondere An-
einem Handbesen abgefegt werden. Der Kratzputz gilt forderungen gestellt. Neben der äußeren Gebäu-
als bevorzugte Putzweise für alle Edelputze (vgl. Abschn.
9.7.5.5). Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller sind
degestaltung durch entsprechende Struktur- und
zu beachten [3]. Farbgebung hat er vor allem bauphysikalische
• Spritzputz. Diese Putzweise beruht auf einer alten Putz- Aufgaben, aber auch mechanische Anforderun-
technik (Besenspritzputz). Der feinkörnige, dünnflüssige gen zu erfüllen.
Mörtel wird heute üblicherweise mit einem Spritzputz- Für die Putzauswahl sind seine örtliche Lage am
gerät oder einer speziellen Spritzpistole durch zwei- Bauwerk, die daraus erwachsende Beanspru-
oder mehrlagiges Aufsprenkeln (Auftragrichtung jeweils
ändern) aufgetragen. Es entsteht eine gleichmäßige chungsart sowie die Beschaffenheit des jeweili-
Oberfläche, die meist mehr schmückende als schützen- gen Putzgrundes von Bedeutung.
de Wirkung hat. Sie eignet sich u. a. auch zur Renovie- Gemäß DIN V 18 550 müssen die an einen Putz
rung alter Kratzputzfassaden, die lediglich optisch unan- zu stellenden Anforderungen grundsätzlich vom
sehnlich geworden sind.
Gesamtsystem – d. h. von allen Schichten einer
• Modellierputz. Der angeworfene und eben abgezoge-
Wand, wie zum Beispiel Putzgrund, Putzlagen
ne Mörtel wird mit der Kelle oder Traufel derart fächer-
oder schuppenförmig verstrichen, dass der einzelne Kel- und ggf. Anstrich – zusammen dauerhaft erfüllt
lenstrich bewusst sichtbar bleibt (z. B. Kellenstrichputz, werden. Bewährte Putzsysteme sind zusam-
Altdeutscher Putz). mengestellt in den Tabellen 2, 3 und 5 der DIN
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 703

V 18550 (s. hierzu auch Abschn. 8.4.1.1 Anforde- von Außenwänden. Diese Angaben sollen dazu
rungen an Putz). beitragen, erhöhte Wandfeuchtigkeit durch
Regeneinwirkungen zu vermeiden, um einen
8.7.5.1 Außenputze, die allgemeinen dem Wandbaustoff entsprechenden Wärme-
Anforderungen genügen1) schutz zu erzielen.
Auf die allgemeinen Anforderungen wie gute Je weniger Feuchtigkeit sich bekanntlich in
Haftung der Putzlagen untereinander und am einer Wand befindet, desto höher ist der Wär-
Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit, medurchlasswiderstand. In diesem Zusam-
Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit – menhang ist zu beachten, dass die heute
die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in verwendeten leichten und porösen Wandbau-
Abschn. 8.1 hingewiesen. stoffe mehr Wasser aufnehmen als die früher
eingesetzten, schweren und dichten Baustoffe.
Bei Außenputzen ist insbesondere auf die
Wasserdampfdurchlässigkeit zu achten. Da diese Regenschutz kann einmal durch konstruktive
bei Kunstharzputzen wesentlich geringer sein Maßnahmen wie zweischaliges Mauerwerk
kann als bei mineralisch gebundenen Putzen, oder hinterlüftete Außenwandbekleidung er-
musste in der Putznorm ein Grenzwert festge- reicht werden, zum anderen durch Außenputz,
legt werden, um unzulässige Feuchtigkeitser- der entsprechend der jeweiligen Beanspru-
höhungen in der Wand infolge innerer Konden- chung zu wählen ist.
sation zu vermeiden. Bei der Beurteilung der Schlagregenbeanspru-
Bei Außenputzen darf gemäß DIN V 18 550 die chung sind die regionalen klimatischen Bedin-
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke bei keiner gungen, die örtliche Lage und die Höhe des
Putzlage den Wert von Gebäudes zu berücksichtigen. Entsprechend
• sd = 2,0 m2) der in DIN 4108-3 angeführten drei Beanspru-
chungsgruppen werden die Außenputze wie
überschreiten. Da mineralische Putze diese An- folgt eingeteilt:
forderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist für
derartige Putze kein Nachweis erforderlich. Vgl. Beanspruchungsgruppe I
hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie (geringe Schlagregenbeanspruchung):
Abschn. 16.5.6.2 in Teil 1 dieses Werkes. keine Anforderungen hinsichtlich des Regen-
schutzes.
8.7.5.2 Außenputze, die zusätzlichen Beanspruchungsgruppe II
Anforderungen genügen (mittlere Schlagregenbeanspruchung):
Wie die Tabellen 2 und 5 der DIN V 18550 ver-
deutlichen, gibt es Außenputze, die zusätzlichen
wasserhemmende Außenputze. Putzsyste-
me gelten als wasserhemmend, wenn sie nach
8
Anforderungen genügen müssen. Im Einzelnen Tabelle 2 (Zeilen 9 bis 16) aufgebaut sind.
sind genannt: Wasserhemmend, wasserabwei-
send, Kellerwandaußenputz und Außensockel- • w d 2,0 kg/m2h0,5 3)

putz. Beanspruchungsgruppe III


• Regenschutz durch wasserhemmende oder (starke Schlagregenbeanspruchung):
wasserabweisende Putzsysteme. DIN 4108-3 wasserabweisende Außenputze. Putzsysteme
enthält Angaben über den Schlagregenschutz gelten als wasserabweisend, wenn sie nach Ta-
belle 2 (Zeilen 17 bis 24) aufgebaut sind und in
1)
DIN EN 13 944-2 – Planung, Zubereitung und Ausführung der Regel wasserabweisende Zusatzmittel ent-
von Innen- und Außenputzen – Teil 1: Außenputz. Der halten.
aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu entnehmen.
2)
Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-1 werden zur bau- • w d 0,5 kg/m2h0,5 3)

physikalischen Bewertung der Wasseraufnahme folgende


Richtwerte vorgeschlagen:
• sd < 0,14 m = hoch wasserdampfdurchlässig
• sd 0,14 bis 1,4 m = mittel wasserdampfdurchlässig
3)
Nach dem Norm-Entwurf DIN EN 1062-1 werden zur bau-
• sd > 1,4 m = gering wasserdampfdurchlässig physikalischen Bewertung der Wasseraufnahme folgende
Richtwerte vorgeschlagen:
Vor der Ausführung von Fassadenbeschichtungen ist da-
her zu prüfen, welche Art Außenputz vorgesehen ist und • w < 0,5 kg/m2h0,5 = hoch wasserdurchlässig
welche bauphysikalischen Kenndaten der vorgesehene • w 0,1 bis 0,5 kg/m2h0,5 = mittel wasserdurchlässig
Beschichtungswerkstoff aufweist. • w > 0,1 kg/m2h0,5 = gering wasserdurchlässig
704 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Untersuchungen [4] ergaben, dass die Feuchtigkeitsver- (Anstrich) gebildet. Beide Eigenschaften müs-
hältnisse in beregneten Außenputzwänden abhängen sen durch Prüfungen nachgewiesen werden.
von der Wasseraufnahme in den Regenperioden und der
Wasserabgabe in den Trocknungsperioden.
Einzelheiten sind der Spezialliteratur [5] zu ent-
nehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9, Beschich-
Die Wasseraufnahme eines verputzten Mauerwerkes bei
Beregnung erfolgt durch Kapillarleitung, und zwar immer tungen (Anstriche) auf Putzgrund.
von der feuchten zur trockenen Seite hin, wobei primär
• Außenputz mit erhöhter Festigkeit. Mine-
die Wasseraufnahme des Außenputzes maßgebend ist
(kennzeichnende Größe: Wasseraufnahmekoeffizient w). ralisch gebundene Außenputze, die als Träger
Die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden erfolgt zu-
von Beschichtungen auf organischer Basis (z. B.
nächst durch Verdampfung an der Oberfläche und wird im kunstharzgebundene Oberputze) dienen sollen
späteren Verlauf durch den Rücktransport der Feuchtigkeit oder die starker mechanischer Beanspruchung
infolge von Kapillarleitung und Dampfdiffusion bestimmt. ausgesetzt sind, müssen nach DIN V 18 550
Der maßgebende Einfluss ist dabei der Wasserdampf- mindestens der Druckfestigkeitskategorie CII
durchlasswiderstand der Putzschicht (kennzeichnende entsprechen. Werden Putzsysteme nach Tabel-
Größe für die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden:
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd). le 2 gewählt, so bedarf es keines besonderen
Maßgebend für die Einstufung eines Putzsystems als
Festigkeitsnachweises.
wasserabweisend ist demnach die Erfüllung der Forde- • Kellerwandaußenputz. Kellerwandaußenputze
rung w · sd d 0,2 kg/mh0,5. Wasseraufnahme und Wasser-
als Träger von Beschichtungen (z. B. Abdichtun-
abgabe müssen in einem solchen Verhältnis zueinander
stehen, dass die Außenwand – langfristig gesehen – gen gegen Feuchtigkeit) müssen aus Mörteln mit
trocken bleibt bzw. austrocknen kann. Demnach müs- hydraulischen Bindemitteln hergestellt werden
sen die den Regenschutz hauptsächlich bewirkende(n) (Mörtelgruppe PIII) und und nach DIN V 18 550,
Putzlage(n) bei wasserabweisenden Putzen folgende Tabelle 2, Zeile 25, der Druckfestigkeitskategorie
Anforderungen erfüllen: CS IV entsprechen. Obwohl hierfür in der Norm
w u sd d 0,2 kg/mh0,5 Mauerwerk aus Steinen der Druckfestigkeitsklas-
w d 0,5 kg/m2h0,5 se 6 verlangt wird, sollten zur Vermeidung von
Schäden besser Steine der Druckfestigkeitsklasse
sd d 2,0 m
12 oder Beton mit einer Festigkeitsklasse t B15
• Regenschutz durch wasserabweisende Putz/ ausgeschrieben werden. Kellerwandaußenputze
Anstrich-Systeme. Wie bereits zuvor erwähnt, sind im erdberührten Bereich immer nach DIN
kann der Regenschutz gemäß DIN 4108-3 durch 18195 abzudichten.
konstruktive Maßnahmen (z. B. hinterlüftete Hinweis: Kunstharzputze dürfen nicht als Kellerwand-
Außenwandbekleidung) oder durch geeignete außenputze, d. h. im Bereich der Erdanschüttung, ver-
Außenputze erreicht werden. In der Regel wird wendet werden.
8 hierfür der 5 bis 8 mm dicke Oberputz durch
Zusatzmittel wasserabweisend eingestellt.
• Außensockelputze. Außensockelputze müs-
sen ausreichend fest, wasserabweisend und wi-
Nicht aufgeführt sind in DIN 4108-3 die Anstri- derstandsfähig gegen kombinierte Einwirkung
che (Beschichtungen), obwohl in der Praxis Au- von Feuchtigkeit und Frost sein. Mineralische
ßenputze häufig mit Anstrichen versehen wer- Oberputze im Sockelbereich sollen eine Druck-
den. Der Grund ist darin zu suchen, dass in einer festigkeit von 2,5 N/mm² nicht unterschreiten.
Norm nur auf genormte Stoffe hingewiesen Werden Putzsysteme nach Tabelle 2, DIN V
wird und Fassadenbeschichtungen (noch) nicht 18550 (Zeilen 26 bis 32 ) verwendet, so bedarf
genormt sind1). Vertreter der Mörtel- und Bin- es keines besonderen Festigkeitsnachweises.
demittelindustrie haben deshalb gemeinsam Außenputzsockel auf Mauerwerk aus Stei-
eine Richtlinie für die Bewertung von wasserab- nen der Druckfestigkeitsklasse d 8 sollen aus
weisenden Putz/Anstrich-Systemen erarbeitet Mörteln mit hydraulischen Bindemitteln der
(die jedoch nicht genormt ist): Demnach wird Kategorie CS III nach DIN EN 998-1 hergestellt
ein wasserabweisendes Putz/Beschichtungs- werden und die Anforderungen an wasserab-
System2) aus einem wasserhemmenden Putz weisende Putzsysteme erfüllen.
und einer wasserabweisenden Beschichtung Häufig werden im Sockelbereich hoch wärmedäm-
mende Wandbildner bzw. Wärmedämm-Verbund-
systeme eingesetzt.
1)
Siehe hierzu Fußnote 1) Abschn. 9.3 Die Erfahrungen damit zeigen, dass an Putzen mit hoher
(Fassadenbeschichtungen DIBt) Druckfestigkeit (Mörtelgruppe P III) – appliziert auf hoch
2)
Siehe hierzu Fußnote 2) Abschn. 9.3 wärmedämmenden Mauersteinen – Schäden auftreten
(Europäische Normung EN 1062-1) und diese Putze reißen.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 705

In derartigen Fällen sind Putze der Mörtelgruppe P II rückspringen, zumindest bündig mit diesem lie-
angebracht. Im Einzelfall können auch Sanierputze nach gen, keinesfalls jedoch überstehen (Regenstau,
WTA eingesetzt werden.
Frostschäden, Schmutzablagerungen).
Um ein Hinterwandern des Sockelputzes durch
Die Sockelfläche zwischen erdberührter Keller- abfließendes Regenwasser auszuschließen, ist
wand und aufgehender Außenwand stellt eine im Bereich der Fuge zwischen Sockel- und Wand-
Übergangszone dar, die vor allem durch Spritz- putz ein Sockelabschlussprofil anzubringen. Die-
wasser und Stoßbeanspruchung stark belastet ist. ses wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis (kei-
Aus diesem Grund ist der Sockelbereich besonders nesfalls gipshaltiges Material verwenden!) auf
widerstandsfähig auszubilden. Die Sockelhöhe dem aufgehenden Mauerwerk befestigt. S. hier-
richtet sich im Wesentlichen nach dem Gelände- zu Bild 8.17 sowie Bild 8.36.
verlauf, der Oberflächenbeschaffenheit und dem
verwendeten Material der jeweils angrenzenden
Regenaufschlagfläche. Darüber hinaus unterstützen konstruktive Maß-
nahmen den Witterungsschutz, wie zum Beispiel
In der Regel beträgt die Sockelhöhe 30 cm. Bei
ausreichend bemessene Dach- und Fensterbank-
harter und ebener Aufprallfläche sollte sie hö-
her sein und der Plattenbelag ein vom Gebäude überstände, der Einbau von Bewegungsfugen-,
wegführendes Gefälle aufweisen. Vorteilhafter Kantenschutz- und Sockelabschlussprofilen sowie
ist ein an den Sockelbereich direkt anschließen- bei kritischen Untergründen bzw. Materialüber-
des Grobkiesbett, da das Oberflächenwasser dar- gängen die Einbettung von Putzarmierungen,
in sofort versickern kann. Putzträgern usw.
Die Sockelfläche selbst muss eine vertikale Ab-
dichtung aufweisen, die bis zur oberen hori- 8.7.5.3 Sanierputzsysteme für feuchte
zontalen Wandabdichtung (sog. konstruktive und salzbelastete Außenwände
Sockellinie) reicht und im Erdreich nahtlos an die Allgemein bekannt sind die hässlichen Scha-
vertikale Kelleraußenwand-Abdichtung über- densbilder im Sockelbereich von Altbauten (his-
geht. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.4.4 in Teil torischen Gebäuden). Die Ursache hierfür ist in
1 dieses Werkes. fast allen Fällen die Gleiche:
Die Putzzone der aufgehenden Außenwände ist Aufgrund fehlender oder nicht mehr funktio-
von der Dichtungszone des Bauwerkes möglichst nierender horizontaler bzw. vertikaler Wand-
deutlich abzusetzen (bessere Wasserableitung). abdichtungen kann Feuchtigkeit in das Mauer-
Der Sockelputz sollte hinter dem Wandputz zu- werk eindringen und dort – infolge der kapillaren

8.17a 8.17b
8.17 Putzabschluss- und Sockelprofile für den Außenputz. Alle Profilkanten sind mit einem schlagzähen PVC-Überzug
gegen Abrieb und Korrosion geschützt und liegen mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
a) Putzabschlussprofile
b) Sockelprofile
706 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Saugfähigkeit poröser Baustoffe – entgegen der • Da die Porosität sehr hoch ist, entsteht dadurch
Schwerkraft in der Wand aufsteigen. Dabei wer- kein Kristallisationsdruck auf das Baustoff-
den bauschädigende Salze gelöst und von der gefüge und somit auch kein Schaden an der
kapillar wandernden Feuchtigkeit (hygrosko- Putzoberfläche.
pische Feuchte) nach oben in das aufgehende • Damit Sanierputze langfristig funktionieren, ist
Mauerwerk transportiert. dafür Sorge zu tragen, dass diese nach außen
Beim Verdunsten des Wassers reichern sich die immer durch Diffusion austrocknen können.
mitgeführten Salze an der Oberfläche herkömm- Anstriche und sonstige Beschichtungen dür-
licher Putze an und kristallisieren dort aus. Infol- fen daher die Wasserdampfdurchlässigkeit des
gedessen sind an der Grenze zwischen dem ka- Systems nicht negativ beeinflussen.
pillar durchfeuchteten Bereich und dem trocke-
nen Mauerwerk Salzausblühungen zu erkennen. WTA-Merkblätter. Die technischen Anforderun-
Da es bei der Kristallisation aber auch zu einer gen an Sanierputzsysteme sind im Einzelnen dem
Volumenvergrößerung kommt, entstehen da- umfangreichen WTA-Merkblatt 2-9-04/D Sanier-
durch auch noch erhebliche Drücke (Spreng- putzsysteme [6] zu entnehmen.
kräfte), die zum Abplatzen des Anstriches und Aufgrund der darin beschriebenen Anforderun-
im Laufe der Zeit zur Zerstörung der Putzschale gen kann nun eindeutig zwischen Sanierputzen
führen können. und den weitgehend wasserdampfdichten bzw.
wasserundurchlässigen Sperrputzen oder Dich-
Ungeeignete Sanierungsversuche, wie zum Beispiel das tungsschlämmen unterschieden werden.
Aufbringen von wasserundurchlässigen dichten Sperrput- Demnach sind Sanierputze keine Sperrputze,
zen der Mörtelgruppe P III, das Anbringen von Keramikflie-
denn der Feuchtigkeitsaustausch zwischen Mau-
sen oder Applizieren von nahezu dampfundurchlässigen
Beschichtungen führen meist zu einer Verschlimmerung erwerk und umgebender Luft wird von den Sa-
des Schadensbildes. Da die salzhaltige Feuchtigkeit auf nierputzen nicht behindert, sondern begünstigt.
Grund derart dampfdichter Verblendungen im Sockelbe-
reich nicht nach außen diffundieren kann, steigt sie im
Mauerwerk weiter auf (sog. Dochtwirkung), wodurch sich Sanierputzsysteme
die Zerstörung von Anstrich und Putz in immer höhere Fas- Sanierputzsysteme bestehen aus einzelnen, je-
sadenzonen verlagert. weils ganz bestimmte Aufgaben übernehmen-
den Komponenten, deren bauphysikalischen
Sanierputze und bauchemischen Eigenschaften sorgfältig
aufeinander abgestimmt sein müssen.
Mit der Abkürzung R werden in DIN EN 998-1 Sa-
Da die Sanierungssysteme sich zum Teil deutlich
8 nierputze beschrieben. Es sind Putze mit hoher
Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit bei voneinander unterscheiden, dürfen immer nur
gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer Systemkomponenten von einem Hersteller ver-
Leitfähigkeit. Ihre Wirkungsweise beruht auf fol- wendet werden.
genden Annahmen (Bild 8.18): In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputz-
• Aufgrund der hydrophoben (wasserabwei- system aus
senden) Ausrüstung des Putzes kann das im • Spritzbewurf,
Mauerwerk vorhandene salzhaltige Wasser • WTA-Grundputz,
nur etwa 5 mm tief aus dem Putzgrund in den • WTA-Sanierputz,
Sanierputz kapillar eindringen.
• Anstrich oder Dekorputz.
• Bedingt durch die hohe Wasserdampfdurch-
lässigkeit verdunstet das Wasser – nicht wie bei
den herkömmlichen Putzen an der Putzober- Sanierputze können je nach Versalzungsgrad des
fläche – sondern innerhalb des Putzquer- Putzgrundes mehrlagig oder auch nur einlagig
schnittes und wird dann durch Diffusion nach aufgebracht werden. Einlagige Systeme – beste-
außen transportiert. hend aus Spritzbewurf und Sanierputz(en) – soll-
ten nur bei geringer Versalzung eingesetzt werden.
• Da Wasserdampf keine Salze transportieren
kann, kristallisieren diese beim Verdunsten des Sanierputze sind aufgrund ihrer Festmörtelei-
genschaften frostbeständig und daher auch im
Wassers im Inneren der Sanierputzschicht. Da-
Sockelbereich anwendbar.
bei werden die Salzkristalle in den großen Po-
renräumen abgelagert.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 707

8.18 Schematische Darstellung eines Sanierputzsystems auf einer feuchten und


salzbelasteten Außenwand
1 feuchtes und salzbelastetes Mauerwerk (Altputz abgeschlagen, mürbe
Fugenmörtel ausgekratzt)
2 warzenförmiger, halbdeckender Spritzbewurf
3 Porengrundputz als Pufferschicht für gelöste Salze und als Ausgleichsschicht
4 hydrophober (wasserabweisender) Sanierputz aus Werktrockenmörtel mit
hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit in 15 bis 20 mm Schichtdicke
5 Oberfläche des Sanierputzes modellierend an den angrenzenden Altputz
angepasst und die ganze Fassadenfläche mit einem wasserabweisenden,
diffusionsoffenen Anstrich vollflächig beschichtet
6 Spachtelputz in 2 bis 5 mm Schichtdicke als glatte Oberfläche für Anstrich
7 wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich
8 mineralischer Leichtputz (weiß oder eingefärbt und gestrichen) als
Deckputz/Strukturputz
9 Wassertransport durch Diffusion und Verdunstung
Caparol (DAW), Ober-Ramstadt

Systemkomponenten/Verarbeitung. Bei Schä- Salzumwandlungsverfahren – Arbeitsschutzvorschriften


digungen der Bausubstanz sollte zuerst versucht beachten!). Wegen der Giftigkeit und Umweltunverträg-
lichkeit derartiger Produkte, sollte diese Anwendung auf
werden, die Ursachen zu beseitigen und Maß- Sonderfälle beschränkt bleiben bzw. auf diese Art der
nahmen zu ergreifen, die das Wasser vom Bau- Salzbehandlung gänzlich verzichtet werden.
körper fernhalten.
Da aber derartige Maßnahmen (Auftragen bzw. • Spritzbewurf. Ausgehend von der jeweiligen
Einfügen vertikaler oder horizontaler Abdichtun- Putzuntergrundbeschaffenheit und den Her-
gen, Bohrlochinjektionen usw.) immer einen mas- stellerangaben ist zu klären, ob ein Spritzbe-
siven Eingriff in die Bausubstanz bedeuten, sind sie wurf notwendig ist und ob dieser netzförmig
bei Altbauten häufig nicht durchführbar (statische (Regelfall) oder volldeckend aufgebracht wer-
Gründe, Kostengründe, Nichtzugänglichkeit). den soll. Er verbessert die Haftung des Sanier-
In derartigen Fällen lassen sich mit Hilfe der
Sanierputze feuchte und salzbelastete Wand-
putzes am Untergrund und gleicht die Saugfä-
higkeit des Untergrundes aus (Standzeit mind.
8
flächen – im Außen- und Innenbereich – so be- 24 Stunden).
handeln, dass man langfristig intakte Putzober- In der Regel wird der Spritzputz auf glatten,
flächen ohne Salzausblühungen und Abspren- schwach saugenden oder inhomogenen Un-
gungen erhält. tergrund aufgebracht. Bei normalem, homoge-
Wird ein Sanierputzsystem in Innenräumen ein- nem Mauerwerk ist er nicht erforderlich.
gesetzt, ist für einen stetigen Luftaustausch zu • WTA-Grundputz dient zum Ausgleich großer
sorgen. Auch Heizen und Stoßlüften beschleuni- Unebenheiten des Putzgrundes (= Ausgleichs-
gen die Trocknung der Wand. putz) und/oder als Salzspeicher bei besonders ho-
• Putzgrundvorbereitung/Putzgrundvorbe- her Untergrundversalzung (= Porengrundputz).
handlung. Der alte, schadhafte Putz ist bis mind. Der Porengrundputz verhindert mit seinem
80 bis 100 cm über der geschädigten Zone voll- Mindestporenvolumen von 45 Vol.-%, dass die
ständig abzuschlagen und mürber Mauerwerk- Salze aus dem Mauerwerk in den nachfolgend
Fugenmörtel mind. 2 cm tief auszukratzen. aufzubringenden, eigentlichen Sanierputz ein-
wandern können. Sie kristallieren bereits im
Um bei hoher Versalzung des Putzgrundes das Ein- Porengrundputz aus, so dass der Sanierputz
wandern von bauschädlichen Salzen (Sulfate, Chloride, unbelastet trocknen und erhärten kann (Stand-
Nitrate) in den frischen, noch nicht ausreichend hydro- zeit mind. 7 Tage je cm Schichtdicke).
phoben Sanierputz zu vermeiden, wurden bisher die
leichtlöslichen Salze durch Auftragen einer Bleisalzlö- • WTA-Sanierputze können ein- oder mehrlagig
sung in schwerlösliche Salze umgewandelt (chemisches aufgebracht werden. Dabei ist eine Gesamt-
708 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

putzdicke von mind. 2 cm einzuhalten. Die Sa- Leichtmauermörtel mit Leichtzuschlägen (z. B.
nierputzdicke darf auf 1,5 cm gemindert wer- Blähton, Bims, geschäumtes Polystyrol) und
den, wenn Porengrundputz verwendet wird. Luftporenbildnern entwickelt. Ihre Wärmeleit-
Einzelne Lagen müssen mind. 1 cm und dürfen rechenwerte sind Abschn. 6.2.2.3, Mauermör-
höchstens 2 cm dick sein. Bei zweilagigem Auf- tel, Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
trag von Sanierputz darf der Sanierputz insge- Nach DIN 1053-1 können die Stoßfugen ver-
samt eine Dicke von 4 cm nicht überschreiten. mörtelt und unvermörtelt ausgeführt werden.
Die Anforderungen an den Sanierputz im Ein- Mit der Einführung der mörtelfreien Stoßfu-
zelnen sind dem WTA-Merkblatt 2-9-04/D [6] ge – hierbei werden sog. Zahnziegel „knirsch“
zu entnehmen. mit einem tolerierten Zwischenraum von max.
• Bild 8.18. Wie die Abbildung zeigt, können 5 mm gestoßen – ergeben sich für den Putz-
auf Sanierputze je nach gewünschter Optik ein grund und seine Beurteilung weitere Proble-
wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich me. Bei der unvermörtelten Fuge entstehen
(Dispersions-Silikatfarben, Siliconharzfarben) offene Bereiche, die vom Putz ohne Haftung
oder ein mineralischer Leichtputz als Deckputz überbrückt werden müssen.
(Dekorputz) aufgebracht werden. Beschichtun- Durch den Verzicht auf die Stoßfugenver-
gen aus Dispersionsfarben sind in der Regel zu mörtelung und den Einsatz von Leichtmau-
wasserdampfdicht. Weitere Einzelheiten sind ermörteln werden bei porosierten und dicht
der Spezialliteratur [7], [8], [9] zu entnehmen. gelochten Leichtziegeln die „Querstabilität“
einer Wand außerdem deutlich gemindert (ge-
8.7.5.4 Leichtputze auf wärmedämmenden ringere Querdruckfestigkeit). Bei auftretenden
Wandbaustoffen Querkräften (z. B. bei Maueröffnungen infolge
Die steigenden Anforderungen an den Wärme- eines Deckenschubes einer Betondecke) kön-
schutz einschaliger, monolithischer Außenwände nen dadurch Mauerrisse entstehen, die sich
hat die Eigenschaften dieser Putzuntergründe im auf den Außenputz übertragen, sofern dieser
Laufe der letzten Jahre entscheidend verändert. keine aus-reichende „Entkopplungsfähigkeit“
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes – das besitzt. Auf die weiterführende Spezialliteratur
im Wesentlichen statisch/lastabragende Funktio- [25] wird verwiesen.
nen zu erfüllen hatte und aus relativ festen kleinen Auf dieses neu eingeführte wärmedämmende
Steinen mit hohem Fugenanteil bestand – treten Leichtziegel-Mauerwerk wurden zunächst die
zunehmend leichtere, hoch wärmedämmende herkömmlichen, relativ schweren und starren
großformatige Wandbildner (z. B. Leichthochloch- mineralischen Putze gemäß DIN 18 550 (Ausg.
01.85) aufgetragen und damit gegen die alte
8 ziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine).
Am Beispiel der Weiterentwicklung des Leicht- Putzregel – nicht hart auf weich zu putzen –
hochlochziegels (DIN 105-2) lässt sich der Wandel verstoßen. Es kam zu Rissen in der Putzschale
des Putzgrundes am Besten verdeutlichen: und zu Ablöseerscheinungen vom Putzgrund.
• Putzgrund aus Leichtziegeln. Die wesent- Außenwände unterliegen jedoch auch erheb-
liche Verbesserung der Wärmedämmeigen- lichen Temperaturbelastungen. Besonders bei
schaft und die damit zusammenhängende hoch wärmedämmenden Wandbaustoffen
Gewichtsreduzierung von Leichtziegeln wurde führt intensive Sonnenbestrahlung im Außen-
einmal durch die starke Porosierung des Scher- putz zu hohen thermischen Beanspruchungen
bens (verminderte Steinrohdichte), zum an- (Wärmestau, Spannungen, Verformungsbe-
deren durch die Optimierung des Lochbildes strebungen), die die Festigkeitseigenschaften
(Luftkammern) erreicht. Daraus resultierend herkömmlicher starrer Außenputz übersteigen.
konnten die Steinformate vergrößert (Rationa- Da poröse Wandbildner jedoch verstärkt Was-
lisierungseffekt) und somit auch der Fugenan- ser (Regenfeuchte) aufnehmen und nur tro-
teil verringert werden. ckene Wände eine optimale Wärmedämmung
In jüngster Zeit hat die Ziegelindustrie weitere aufweisen, muss der Außenputz gerade diesen
Verbesserungen hinsichtlich der Wärmedämm- Putzgrund dauerhaft und sicher vor Schlagre-
eigenschaft erreicht, so dass zur Zeit Werte von gen und Feuchtigkeit schützen.
0,09 W/(m · K) erreichbar sind. Im Laufe der Jahre setzte sich die Erkenntnis
Um gleichzeitig den erhöhten Wärmedurch- durch, dass Leichtmauerwerk generell – und
gang im Fugenbereich zu reduzieren, wurden zwar sowohl Leichtziegel als auch Leichtbeton
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 709

und Porenbeton – mit einem Putzsystem zu ver- der Elastizitätsmodul, desto günstiger das Ver-
putzen ist, das eine gewisse „Entkopplung“ zwi- formungsverhalten).
schen Putzgrund und Außenputz ermöglicht. Der Aufbau eines Putzes richtet sich nach den je-
Damit ist der herkömmlichen Putzregel (bei weiligen Anforderungen, die an ihn gestellt wer-
starrem Mauerwerk) – nicht hart auf weich zu den und nach der Beschaffenheit des Putzgrundes.
putzen – die neue Putzregel (bei hoch wärme- Beim Putzsystem (zweilagiger Leichtputz) müs-
dämmenden Wandbaustoffen) – Entkopplung
sen die mechanischen und physikalischen Eigen-
durch eine schubweiche Zwischenschicht – ge-
schaften des Unterputzes und des Oberputzes
genüberzustellen.
aufeinander abgestimmt sein. Der weiche Unter-
Auf diesem Entkopplungsprinzip beruht die putz (Leichtputz) muss die Entkopplung ermög-
Wirkungsweise sowohl der Wärmedämm-Ver- lichen, auf den der härtere Oberputz (Deckputz)
bundsysteme (WDVS) als auch – in geringerem aufgebracht wird und zwar entgegen der her-
Maße – die der Wärmedämmputz- und Leicht-
kömmlichen Putzregel „weich auf hart“.
putz-Systeme.
Zweilagige Putzsysteme bestehen in der Regel
aus einem etwa 15 bis 18 mm dicken Unterputz
Leichtputzsysteme1) und dem dazugehörigen etwa 3 bis 5 mm dicken
Leichtputze gemäß DIN V 18550 im Zusam- Oberputz. Die mittlere Dicke des Gesamtputzes
menhang mit DIN EN 998-1 sind mineralisch beträgt demnach etwa 20 mm. Außerdem muss
gebundene, aus Werktrockenmörtel hergestell- das Putzsystem durch Hydrophobierung dauer-
te Putze mit begrenzter Rohdichte. Sie werden haft wasserabweisend sein und gleichzeitig eine
zum Verputzen von hoch wärmedämmendem hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen.
Leichtmauerwerk aus porosierten Leichtziegeln,
Leichtbeton und Porenbeton entwickelt. Dabei Hinweis. Leichtputze sind keine Wärmedämmputze, wie sie
wirkt der Unterputz mit seiner geringen Rohdich- in Abschn. 8.11.4 erläutert sind, da diese hinsichtlich der
te als sog. schubweiche Entkopplungsschicht Wärmedämmung nur geringe Verbesserung erbringen und
zwischen Putzgrund und dem Oberputz. ansonsten andere Aufgaben zu erfüllen haben. Einlagige
Leichtputze mit Baugips werden in der DIN 13279 behandelt.
Mineralische und/oder organische Leichtzu-
schläge mit porigem Gefüge sowie Luftporen-
bildner sorgen unter anderem für die Reduzie- Tabelle 8.19. In dieser Tabelle sind Putzsysteme
rung des Putzgewichtes bzw. der Putzfestigkeit für Außenputze mit Leichtputz angegeben, bei
und damit des E-Moduls sowie für eine bessere denen die Anforderungen an den Putz als erfüllt
Verarbeitbarkeit des Putzmörtels (je niedriger angesehen werden können.
Für Innenputze gilt die Tabelle 3 der DIN V 18550.
8
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- Vgl. hierzu auch Abschn. 8.7.6.3, Einlagige Leicht-
nehmen. putze mit Baugips für den Innenbereich.

Tabelle 8.19 Putzsysteme für Außenputze mit Leichtputz nach DIN V 18 550 (5)
Unterputz Druckfestigkeits- Oberputzmörtel a Druckfestigkeits-
Anforderung an Leichtputzmörtel kategorie des entsprechend kategorie des
das Putzsystem entsprechend Unterputzes nach Mörtelgruppe Oberputzes nach
Mörtelgruppe DIN EN 998-1 DIN EN 998-1
_ PI CS I
_ P II CS II
Wasserabweisend P II CS II PI CS I
nach 7.4.2.2 P II CS II P II CS II
P II CS III P II CS II/CS IIIb
a
Leichtputze mit organischem Zuschlag mit porigem Gefüge sind außen nur als Unterputze zu verwenden.
b
Wird ein Leichtputz als Sockelputz verwendet, ist er im erdberührten Bereich immer zusätzlich abzudichten.
710 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Der Aufbau von Leichtputzen richtet sich nach 8.7.5.5 Edelputze


den Anforderungen an den Putz und nach der Edelputzmörtel sind nach DIN EN 998-1 farbige
Beschaffenheit des Putzuntergrundes. Bei dem Putzmörtel, wobei die Farbe durch Zusatz von
Putzsystem müssen die mechanischen und phy- Pigmenten oder farbigen Gesteinskörnungen
sikalischen Eigenschaften des Untergrundes und erreicht wird.
des Oberputzes aufeinander abgestimmt sein. Früher wurden die Putzmörtel von den Verarbei-
Bei Verwendung von Leichtputz als Untergrund tern auf der Baustelle selbst zusammengesetzt
für Beläge (keramische Fliesen u. a.) sind die und aufbereitet. Bereits vor nahezu 100 Jahren
Herstellerangaben zu beachten. begann man jedoch damit, fertige Trockenmi-
Nach DIN 4102 gelten Leichtputze als nicht schungen an die Baustelle zu liefern, um daraus
brennbar, wenn der Gesamtgehalt an organi- sog. „Edelputze“ (eine Bezeichnung der Werk-
schen Anteilen einen Massenanteil von 1% nicht mörtelindustrie) herzustellen. Mit der fabrikmä-
unterschreitet. ßigen Fertigung wurde es möglich, Körnungen
(und damit Strukturen) sowie Farbgebung für
Verarbeitung (vom zweilagig aufgebauten Gesamtputz- Putzflächen schon vor der Verarbeitung festzu-
system). Bei einheitlichem und gleichmäßigem Mauerwerk legen. Unter Berücksichtigung veränderter Um-
aus porosierten Leichtziegeln wird der Leichtunterputz in weltbedingungen und nicht zuletzt im Hinblick
einem Arbeitsgang auf den vorbereiteten Putzgrund (vor- auf die modernen leichten Wandbaustoffe sind
genässt oder grundiert) aufgetragen. Ein Spritzbewurf ist diese Produkte im Laufe der Jahre weiter verbes-
in der Regel nicht erforderlich.
sert worden, so dass sich die Werkmörtel – vor
Bei ungleich saugendem Mischmauerwerk trägt man den allem lagerfähige Werktrockenmörtel – heute all-
Unterputz vorteilhafterweise in zwei Arbeitsgängen auf.
Dabei wird zunächst eine erste Schicht von etwa 8 bis 10 gemein durchgesetzt haben. Vgl. Abschn. 8.4.1.2,
mm Dicke aufgespritzt. Wird auf schwierigem Putzgrund Zubereitung und Lieferform der Putzmörtel.
eine Putzarmierung für erforderlich gehalten, so ist diese Edelputz ist ein Wertbegriff für weiße und farbige
anschließend in den Mörtel einzubetten. Nach dem ersten mineralische Werktrockenmörtel zur Herstellung
Ansteifen des Mörtels (Wartezeiten der Hersteller beach-
ten) wird die weitere Schicht bis zur erforderlichen Unter-
von Oberputzen für außen und innen gemäß DIN
putzdicke aufgebracht. 18550. Edelputze sind witterungsbeständig, dau-
Vor dem Auftragen des Oberputzes muss eine bestimmte erhaft wasserabweisend und gleichzeitig wasser-
Mindeststandzeit des Unterputzes nach Angabe des Her- dampfdurchlässig sowie in Farbe und Oberflä-
stellers (z. B. 1 Tag je mm Putzdicke) eingehalten werden. chenstruktur vielfältig gestaltbar.
Da der Unterputz hydrophob (wasserabweisend) ausgebil-
Die Mörtel sind lieferbar für die verschiedensten
det ist, muss dieser in der Regel nach Herstellervorgabe im
Farbton des Oberputzes grundiert werden. Anschließend Putzweisen; als besonders günstige Oberflächen-
struktur wird die Kratzputztechnik angesehen.
8 wird der Oberputz aufgetragen und geglättet oder struk-
turiert. Edelputze eignen sich auch als Oberputz auf
Leichtunterputz, EPS-Wärmedämmputz sowie auf
Wärmedämm-Verbundsystemen. Weitere Einzel-
• Oberputzmörtel für Außenputze mit Leicht-
heiten sind den Informationsbroschüren [10] der
putz entsprechen gemäß DIN V 18550 Tabelle
Deutschen Mörtelindustrie zu entnehmen.
5 je nach Druckfestigkeitskategorie nach DIN
EN 998-1 den Mörtelgruppen P I und P II .
Leichtputze mit organischem Zuschlag und
porigem Gefüge sind außen nur als Unterputze 8.7.6 Mineralisch gebundene
zu verwenden. Innenputze1)

Faserbewehrte Leichtputze. Um das Risiko der Auch an den Innenputz werden ganz bestimmte
Rissbildung auf hoch wärmedämmendem Mau- Anforderungen gestellt. Neben seiner Bedeu-
erwerk noch weiter zu mindern, wurden faser- tung für die Innenraumgestaltung hat er sowohl
bewehrte Kalk-Zement-Putze als Leichtputze auf bauphysikalische Aufgaben als auch mechani-
den Markt gebracht. Aufgrund der geringen Roh- sche Anforderungen zu erfüllen.
dichte und eines niedrigen Elastizitätsmoduls
kombinieren sie die Eigenschaften von Leicht- 1)
DIN EN 13 914-2 – Planung, Zubereitung und Ausführung
putzen mit denen von faserhaltigen Renovier- von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Innenputze – ersetzt
putzen. Sie sind sowohl als Unterputz als auch als teilweise DIN V 18 550 (Ausg. 01.85). Der aktuelle Stand der
Oberputz verwendbar. Normung ist Abschn. 8.12 zu entnehmen.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 711

Für die Auswahl des Innenputzes sind – ähnlich 8.7.6.1 Innenputze, die allgemeinen
wie beim Außenputz – seine örtliche Lage im Anforderungen genügen
Bauwerk (z. B. als Wand- oder Deckenputz), die Auf die allgemeinen Anforderungen, wie gute
daraus erwachsenden Anforderungen (z. B. Stoß- Haftung der Putzlagen untereinander und am
und Abriebfestigkeit) sowie die Beschaffenheit Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit,
des jeweiligen Putzgrundes von Bedeutung. Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit –
Auch beim Innenputz müssen gemäß DIN V die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
18 550 die an einen Putz zu stellenden Anforde- Abschn. 8.1 hingewiesen.
rungen grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. Innenputze eignen sich insbesondere zur Her-
von allen Schichten einer Wand, wie zum Bei- stellung ebener und fluchtgerechter Wand-
spiel Putzgrund, Putzlagen und ggf. sonstigen und Deckenflächen, die gegebenenfalls noch
Beschichtungen – zusammen dauerhaft erfüllt mit Anstrichen, Tapeten oder Kunstharzputzen
werden. beschichtet werden können und dann eine be-

8.20a 8.20b 8.20c 8.20d


8.20 Putzeckprofile für den Innenputz
a) Profil mit besonders schmaler Kopfform c) Profil in scharfkantiger Ausführung
b) Profil für Kunstharzputz geeignet d) Profil für Dünnbeschichtung auf Porenbeton
Protektorwerk, Gaggenau

8.21 Putzanschlussprofile für den Innenputz. Zur Herstellung von Schattenfugen, beispielsweise zwischen Putzflächen
und Holztürzargen oder anderen Bauteilen
Protektorwerk, Gaggenau
712 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

stimmte Mindestdruckfestigkeit sowie ein ent- 8.7.6.3 Innenputze mit Gips


sprechendes Haftvermögen aufweisen müssen. Putze mit Gips eignen sich als Wand- und De-
Verputzte Innenflächen von bewohnten Räumen ckenputz für Innenräume, die keiner langzeitig
sollten außerdem die Fähigkeit besitzen, Wasser- einwirkenden Feuchtigkeit ausgesetzt sind.
dampf (Luftfeuchte) aufnehmen, zu speichern Die Mörtelart ist im Wesentlichen nach den zu
und zur gegebenen Zeit langsam an trockene
erwartenden Beanspruchungen des Putzes und
Raumluft wieder abgeben zu können (klimare-
der Beschaffenheit des Putzgrundes auszuwäh-
gulierende Wirkung). Innenputze sind deshalb
len. Einzelheiten über die im Bauwesen ver-
in der Regel mindestens 10 mm dick vorzusehen.
wendeten Gipssorten und ihre Einsatzbereiche
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 8.5, Putzaufbau
sind den Abschnitten 8.3.1 und 8.4.1, bewährte
und Putzdicke sowie Abschn. 8.7.6.3, Dünnlagen-
putz. Putzsysteme für Innenputze der Tabelle 3 DIN V
18550 zu entnehmen.
Auch beim Innenputz gilt die Regel, dass die Fes-
tigkeit des Putzes vom Putzgrund zur Putzober-
fläche hin abnehmen soll (Festigkeitsgefälle Gipsputze weisen folgende Vorteile auf: Festig-
bei Mauersteinen mit hoher Rohdichte). Dies keit und Härte (einstellbar durch geeignete Gips-
gilt auch für die in den Abschnitten 8.7.5.4 und sorten bzw. Sand- und Kalkbeimischungen), gute
8.7.6.3 näher beschriebenen Leichtputze für den Haftfestigkeit (als Deckenputz, bei Rabitzarbei-
Innenbereich. ten usw.), klimaregulierende Wirkung (Puffer
bei Feuchtigkeitsspitzen vor allem in häuslichen
• Innenwand- und Innendeckenputze Küchen und Bädern), anpassbare Versteifungs-
für Feuchträume. zeit (wichtig beim Einsatz von Putzmaschinen),
kurzer Abbindevorgang (keine langanhaltende
Derartige Innenputze müssen gegen langzei- Baufeuchtigkeit), geeignet zur Herstellung von
tig einwirkende Feuchtigkeit beständig sein.
Flächen, an deren Glätte und Formbeständigkeit
Für diese Putzanwendungen scheiden Putz-
hohe Anforderungen gestellt werden, idealer Bau-
systeme unter Verwendung von Mörteln mit
stoff für feuerhemmend oder feuerbeständig aus-
Baugips nach DIN 1168 aus. In häuslichen Kü-
zubildende Konstruktionen (im Brandfalle bzw. bei
chen und Bädern können solche Putzsysteme
Hitzeeinwirkung entsteht ein schützender Dampf-
jedoch angewendet werden.
schleier durch entweichendes Kristallwasser).
Wandbekleidungen und Beläge auf dem Putz
(z. B. keramische Fliesen), die einer direkten • Einlagige Gipsputze werden aus Maschinen-
Wasserbelastung (Dusch-, Wannenbereich) aus- putzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips
8 gesetzt sind, erfordern besondere Maßnahmen. hergestellt, die verarbeitungsfähig als Werk-
trockenmörtel geliefert und denen an der Bau-
8.7.6.2 Qualitätsstufen für stelle nur noch das erforderliche Wasser richtig
Innenputzoberflächen dosiert zugesetzt wird. Mögliche Schäden, wie
sie beim Mehrlagen-Putz durch falschen Putz-
Anhang B der DIN V 18550 gibt eine tabellari-
aufbau auftreten können, sind beim einlagigen
sche Übersicht zu den Qualitätsstufen für Innen-
Gipsputz von vornherein ausgeschlossen.
putzoberflächen und zwar unterteilt nach
• Abgezogene Putzoberfläche Im Hinblick auf die Haftung ist zwischen putz-
freundlichen Untergründen (z. B. Ziegel-, Kalk-
• Geglättete Putzoberfläche
sandstein-, Hohlblockmauerwerk, saugendem
• Gefilzte/abgeriebene Putzoberfläche Beton) sowie schwierigen Putzgründen (z. B.
schwach saugendem, glattem Beton) zu unter-
Qualitätsstufe 1 steht für „Geschlossene Putzflä- scheiden. Auf diese Gegebenheiten ist die Wahl
che“. Bei den Qualitätsstufen Q 2 bis Q 4 muss der Gipssorten und die Vorbehandlungsart des
immer die Ausführungsart „abgezogen“, „ge- Putzgrundes (z. B. Grundiermittel bei stark
glättet“, „gefilzt“ oder abgerieben zu der Herstel- saugendem Grund, Haftbrücken auf dichten
lung der Putzoberfläche genannt werden, z. B. Betonflächen) abzustimmen. Bei einlagigen
„Q 2-geglättet“. Innenputzen beträgt die mittlere Putzdicke in
der Regel 10 mm. Putze aus Maschinenputz-
gips, Haftputzgips und Fertigputzgips sind der
Mörtelgruppe P IV zugeordnet.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 713

• Dünnlagenputz (Dünnschichtputz). Die Wand- • Gips-Leichtputze sind stets einlagig herzu


oberflächen im Objektbau werden immer ebe- stellen.
ner, weil sich aus wirtschaftlichen Gründen Plan- • Die Dicke der Gips-Leichtputze soll 10 mm
steinmauerwerk aus großformatigen Plansteinen nicht unterschreiten.
(z. B. Planziegelsteine, Kalksandstein- und Poren-
betonelemente) immer mehr durchsetzt. Ein • Mehrlagige Putze mit Gips. Bei der Ausfüh-
dickschichtiges Verputzen zum Ausgleich von rung mehrlagiger Putze mit Gips ist durch die
Unebenheiten – wie dies bei herkömmlichem Wahl entsprechender Mörtel bzw. Mischungs-
Mauerwerk notwendig ist – ist bei derart plan- verhältnisse dafür zu sorgen, dass der Unter-
ebenen Flächen nicht mehr erforderlich. putz zumindest die gleiche Festigkeit wie der
Oberputz erreicht. In Gipskalk- und Kalkgips-
Dünnlagenputze auf der Bindemittelbasis Gips putzen nimmt die Festigkeit mit steigendem
erfüllen diese Forderungen, da sie sowohl dünn Gipsgehalt des Mörtels zu. Wird der Oberputz
(2 bis 3 mm) als auch bei Bedarf dicker (8 bis 10 unter Verwendung von Gips hergestellt, sollte
mm) aufgetragen werden können. Dünnputze auch beim Unterputz Gips verwendet werden.
trocknen auch schnell aus (3 mm Dünnputz = Um für den weiteren Putzauftrag eine genü-
3 Tage Trockenzeit). Einzelheiten hierzu sind gend raue Oberfläche zu erhalten, ist die Ober-
dem Merkblatt „Dünnlagenputz im Innenbe- fläche der ersten Gipsputzlage in noch weichem
reich“ zu entnehmen. Zustand mit dem Putzkamm aufzukämmen
Hinweis. Dünnlagenputze werden die konventionellen und erst nach dem Erhärten die zweite Lage
Gipsputze sicherlich nicht ersetzen, sondern stellen eine aufzutragen. Die Dicke der mehrlagig verarbei-
sinnvolle Ergänzung zum Verputzen von großforma- teten, gipshaltigen Putze beträgt im Mittel etwa
tigen Plansteinen dar. Allerdings gilt es zu bedenken, 15 mm. Weitere Einzelheiten sind der Spezialli-
dass gerade Gipsputze in der Lage sind, vorhandene teratur [11] zu entnehmen.
Raumfeuchte schnell aufzunehmen und bei Trockenheit
wieder abzugeben. Diese klimaregulierende Wirkung ist Die Putzgründe sollten vor dem Verputzen
bei 2 oder 3 mm dicken Putzen natürlich kaum mehr ge-
geben.
ihre Ausgleichsfeuchte (ist vom Hersteller des
Untergrundes zu erfragen) erreicht haben und
• Spritzputzspachtel beruhen auf der Binde- saugfähig sein. So sollte die Restfeuchte bei
mittelbasis Acrylharzdispersion und können in Normalbeton bspw. einen Massenanteil von
noch geringeren Schichtdicken (0,5 bis 3 mm) 3% im Oberflächenbereich bis 3 cm Tiefe nicht
aufgespritzt werden. überschreiten.

• Leichtputze mit Baugips wurden entwickelt, Der DIN-Fachbericht CEN/TR 15124 beschreibt
um neuzeitliches Mauerwerk aus porosierten Güteklassen von glatten Putzoberflächen (Tab.
8.7).
8
Steinen, Betondecken sowie stark unterschied-
lich saugende Putzgründe problemlos und
rationell verputzen zu können. Damit hat der 8.7.6.4 Innenputze mit Kalk
Handwerker die Möglichkeit, sowohl leichte Putze mit Kalk eignen sich als Wand- und De-
wie schwere Wandbildner in Schichtdicken bis ckenputze für nahezu alle Innenräume. Nach DIN
zu 25 mm in einem Arbeitsgang zu verputzen. V 18 550 werden sie im Wesentlichen den Mör-
telgruppen P I und P II zugeordnet und die ver-
Zum Vergleich: Um einen derart dicken Putzauftrag mit
herkömmlichen schweren Putzen herstellen zu können,
schiedenen Mörtelartenin Tabelle 3 (Zeilen 1 bis
mussten seither jeweils mehrere, in ihrer Festigkeit ge- 15) den Anforderungen bzw. Putzanwendungen
nau aufeinander abgestimmte Putzlagen in mehreren zugeordnet.
Arbeitsgängen – unter Beachtung notwendiger Warte- Die Mörtelart ist nach den zu erwartenden Be-
zeiten – aufgebracht werden. anspruchungen des Putzes und der Beschaffen-
heit des Putzgrundes auszuwählen. Einzelheiten
• Wie in Abschnitt 9.7.5.4, Leichtputze auf wär- über die im Bauwesen verwendeten Kalksorten
medämmenden Wandbaustoffen, bereits er- und ihre Einsatzbereiche sind den Abschnitten
wähnt, werden Leichtputze mit Baugips in der 8.3.1 und 8.4.1, zu entnehmen. Auf die in Abschn.
DIN EN 13279-1 behandelt. Folgende Hinweise 8.7.5.4 erläuterten Leichtputze für den Innenbe-
sind besonders zu beachten: reich wird besonders hingewiesen.
• Gips-Leichtputze sind nur im Innenbereich
auszuführen.
714 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Da die Mörtel aus Luftkalken und Wasserkalken überwie- zu vergrößern. Wie in Abschn. 8.7.1 näher be-
gend dadurch erhärten, dass sie Kohlendioxid aus der Luft schrieben, ist hierfür in der Regel Mörtel der
aufnehmen (Karbonaterhärtung), andererseits für den Ver-
lauf dieser Reaktion auch Feuchtigkeit benötigen (ein völlig
Mörtelgruppe P III zu verwenden. Auf den
trockener Luftkalkmörtel kann nicht erhärten), ist dafür Spritzbewurf darf jedoch erst geputzt werden,
Sorge zu tragen, dass die für die Erhärtung des Innenputzes wenn dieser ausreichend erhärtet ist.
erforderliche Mindestfeuchtigkeit durch Nachnässen erhal-
Im Hinblick auf den damit verbundenen Auf-
ten bleibt und gleichzeitig eine gute Raumlüftung gewähr-
leistet ist. wand und die notwendige Wartezeit kann
Damit dieser Abbindevorgang nicht verhindert wird (Folge: anstelle des Spritzbewurfes auch eine sog.
Festigkeitseinbuße), dürfen auch die Putze – vor allem die Haftbrücke flüssig aufgetragen werden, die im
Luftkalkputze der Mörtelgruppe P I – nicht zu früh durch Wesentlichen ein Gemisch aus Kunststoffdis-
schnell härtende Oberputze o. Ä. abgedeckt werden. Die persion und Quarzsand darstellt.
Erhärtung des Unterputzes muss vorher weitgehend abge-
schlossen sein. Auf einen derart vorbereiteten Untergrund
Vielfach wird darauf noch eine gipsreiche Feinputzschicht werden dann entweder in herkömmlicher Wei-
aufgebracht, um eine möglichst glatte Oberfläche zu errei- se mehrlagig aufgebaute Kalkzement- bzw.
chen. Dieser Putzaufbau muss jedoch zu Schäden führen, Kalkgipsputze oder einlagige Leichtputze aus
weil gegen eine der wichtigsten Putzregeln, wonach der Werktrockenmörtel aufgebracht. S. hierzu auch
Oberputz nicht härter als der Unterputz sein darf (Festig-
keitsgefälle), verstoßen wird.
Abschn. 8.7.5.4.
• Gipsputze auf Betonflächen. Zum Verput-
8.7.6.5 Innenputze auf Betonflächen zen von Wand- und vor allem Deckenflächen
aus Beton haben sich Gipsputze, insbesondere
Zum Verputzen von Wand- und Deckenflächen
werkseitig verarbeitungsfähig gelieferte Ma-
aus Beton haben sich vor allem Kalkzement- und
schinenputzgipse und Haftputzgipse bestens
Kalkgipsputze sowie Gipsputze bewährt.
bewährt. S. hierzu Abschn. 8.7.1, Baugipse.
Vor Beginn der Putzarbeiten ist zunächst die
Beschaffenheit des Putzgrundes sorgfältig zu Bedingt durch den Wandel der Putztechnik
prüfen. Dabei sind durch Ansehen sowie Wisch-, während der letzten Jahrzehnte werden diese
Kratz- und Benetzungsproben vor allem der Gipsputze unmittelbar einlagig, im Mittel etwa
Feuchtegehalt, die Saugfähigkeit, die Festigkeit, 10 mm dick, nach Herstellerangabe maschinell
die Sauberkeit und die Ebenheit der zu verput- aufgetragen. Geeignet sind auch Leichtputze mit
zenden Oberfläche zu kontrollieren. Gips, wie sie in Abschn. 8.7.6.3 genannt sind.
Staub, lose Bestandteile, anhaftende Sinterhaut, Auf dichte, glatte Betonfertigteile und Beton-
Mörtelspritzer usw. müssen durch Abkehren, dachdecken ist immer eine Haftbrücke aus
Kunststoffdispersion aufzutragen, stark sau-
8 Bürsten oder Sandstrahlen, Schalungstrennmit-
telrückstände durch Lösemittel beseitigt werden. gender Untergrund mit Grundiermittel vorzu-
behandeln. Sind Bewegungen beispielsweise
Junger und nasser Beton kann nicht verputzt
zwischen Betondachdecken und angrenzen-
werden, da die Verformungen noch nicht ge-
den Wänden zu erwarten, so ist der Decken-
nügend abgeklungen sind und Betonflächen
putz durch entsprechende Putzprofile oder
ausreichend saugfähig sein müssen. Eine ausrei-
chende Trockenheit muss daher vor Putzbeginn Kellenschnitte (Fugenschnitt) abzutrennen.
in jedem Fall abgewartet werden. Muss ausnahmsweise zweilagig geputzt wer-
Alle nicht putzbaren Bauteile (Holz-, Stahl-, den, so ist die Oberfläche der ersten Gipsputz-
Kunststoffteile) sind mit einem Putzträger, wie in lage in noch weichem Zustand aufzurauen
Abschn. 8.7.2 erläutert, zu überspannen und alle (Putzkamm) und erst nach dem Erhärten die
Stahlteile dauerhaft gegen Rost zu schützen. zweite Lage aufzutragen. Weitere Einzelheiten
sind der Spezialliteratur [12] zu entnehmen.
• Kalkzement- bzw. Kalkgipsputze auf Beton-
flächen. Flächen aus Ortbeton, vor allem Hinweis. Gipsputze dürfen auf Betonflächen bei Bau-
aber von Betonfertigteilen, weisen häufig teiltemperaturen unter +5 °C und Bauteilfeuchte größer
eine sehr dichte und glatte Oberfläche auf. 3 Gew.-% nicht aufgetragen werden, da ein ausreichend
Als Putzgrundvorbereitung wird daher in her- stabiler Haftverbund bei derart ungeeigneter Beschaf-
fenheit des Untergrundes nicht erreichbar ist. Als Faust-
kömmlicher Weise ein Spritzbewurf mit gro- regel gilt: Erst 8 Wochen nach dem Betonieren im Som-
ber Sandkörnung aufgebracht. Dieser hat die mer und erst nach etwa 60 frostfreien Tagen im Winter,
Aufgabe, die Haftfläche und die Verzahnungs- ist ein Verputzen von Betonuntergrund möglich. Es ist
möglichkeiten des Putzes mit dem Untergrund auch Stand der Technik, Betonflächen vor dem Putzauf-
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 715

trag mit einer Haftbrücke aus Kunstharzdispersion zu Alle Dübel, die für tragende Konstruktionen
behandeln. Einzelheiten hierzu sind den Merkblättern eingesetzt werden, müssen entweder eine
„Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton“ [15] und
„Putzgrund – Beurteilung und Vorbehandlung“ zu ent-
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (DIBT,
nehmen. Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin) oder
eine Zustimmung im Einzelfall (amtliche Prüf-
anstalt) aufweisen.
8.7.6.6 Innenputze für Drahtputzdecken
An Deckenholzbalken sind die Abhänger vor-
(Rabitzdecken)
zugsweise mit Schrauben an den Seitenflächen
Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121 sind der Balken zu befestigen, an Walzstahlprofilen
ebene oder anders geformte Unterdecken, die durch Anbringen von Schellen aus Flachstahl.
an tragenden Bauteilen befestigt werden. Sie Alle Metallteile müssen – vor allem in Räumen
bestehen in der Regel aus Abhängern, der Unter- mit hoher Luftfeuchte – ausreichend gegen
konstruktion, dem Putzträger und dem Putz (Bild Korrosion geschützt sein. Weitere Einzelheiten
8.24). Drahtputzdecken besitzen keine wesent- s. Abschn. 14.3.2, Teil 1 dieses Werkes.
liche Tragfähigkeit und dürfen daher weder be- • Unterkonstruktion. Die Unterkonstruktion
treten noch belastet werden. Ihre Konstruktion (Tragkonstruktion) in herkömmlicher Bauweise
entspricht der herkömmlichen Bauweise. besteht aus Tragstäben (Rundstahl t Ø 7 mm)
• Abhänger. Als Abhänger eignen sich nach der und darüber kreuzweise aufgelegten Quer-
Norm Rundstähle von mind. 5 mm Durchmes- stäben t Ø 5 mm. Die Sicherung an den Kreu-
ser oder andere Spezialabhänger mit gleicher zungspunkten erfolgt durch einen Drahtbund
Zugfestigkeit. Die Anzahl der Abhänger je m2 aus verzinktem Draht. Auf die Querstäbe kann
und deren Abstand richtet sich im Wesentli- verzichtet werden, wenn ein Metallputzträger
chen nach der Art der Unterkonstruktion, ins- mit größerer Eigensteifigkeit verwendet wird,
besondere nach deren Tragfähigkeit und Ver- so dass die Putzdecke zwischen den Tragstäben
formbarkeit. Es sind jedoch mind. 3 Abhänger nicht durchhängen kann.
je m2 in möglichst gleichen Abständen anzu- Bild 8.22 zeigt eine zeitgemäßere Konstruk-
ordnen und normgerecht an den tragenden tion. Diese Putzträgerdecke besteht aus Rip-
Bauteilen zu befestigen. penstreckmetall, T-förmigen Tragschienen und
Einzelheiten über die Befestigungsart der Ab- Noniusabhängern.
hänger an den verschiedenen Deckenarten Hängende Drahtputzdecken sind gegen seit-
sind DIN 4121 zu entnehmen. So sollten bereits liches Verschieben zu sichern, indem die
bei der Herstellung von Stahlbetondecken ge- Tragkonstruktion fest mit den angrenzenden
eignete Vorrichtungen für das Anbringen der Wänden verbunden wird. Die Deckenscha-
Abhänger vorgesehen werden (z. B. einbeto- len selbst sind jedoch freischwebend auszu- 8
nierte Ankerschienen). bilden und eine ringsumlaufende Trennfuge
Beim nachträglichen Einsetzen von Metall- von mind. 8 mm vorzusehen, wenn sie unter
dübeln ist für die zulässige Belastung von den Flachdachdecken eingebaut (ruhendes Luft-
Angaben der Dübelhersteller auszugehen. polster ergäbe Taupunktverschiebung), starke

8.22 Putzträgerdecke aus Rippenstreckmetall


und verzinkter Metallunterkonstruktion
aus T-förmigen Tragschienen mit ange-
stanzten, zunächst senkrecht nach unten
stehenden Laschen. Bei der Montage
werden die Streckmetalltafeln von unten
so zwischen die Laschen geschoben,
dass diese von beiden Seiten um die
Randrippen gebogen werden können.
Vgl. hierzu auch Bild 8.13.
1 T-förmige Tragschiene
2 Noniusabhänger
3 Justierstab
4 Rippenstreckmetall (Grätenfeld)
5 Randrippe mit Lochung
6 umgebogene Lasche
716 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Temperaturschwankungen (z. B. Deckenstrah- • Unmittelbar an Deckenholzbalken angebrach-


lungsheizungen) oder Erschütterungen zu er- te Putzträgertafeln sind so zu befestigen, dass
warten sind und der Putz aus Mörtel der Mör- sich die Holzbalken oberhalb des Putzträgers
telgruppe P II besteht. frei bewegen können, ohne dass dadurch
• Metallputzträger. Geeignete Metallputzträ- Schäden an der Putzschale auftreten. Werden
ger zur Herstellung von Drahtputzdecken – wie Anforderungen an den Schallschutz gestellt,
beispielsweise Rippenstreckmetall, Drahtgit- sind nach DIN 4109-3 Balken und Deckenbe-
ter mit hinterlegter Absorptionspappe sowie kleidung zu trennen, d. h. zwischen Holzbalken
Ziegeldrahtgewebe – sind in Abschn. 8.7.2 im und Putzträger noch zusätzliche Längs- bzw.
Einzelnen erläutert und in den Bildern 8.14 und Querleisten (geringere Berührungsfläche) oder
8.16 dargestellt. Sie sind straff zu spannen und Federbügel mit unterlegten Dämmstreifen an-
sorgfältig an der Unterkonstruktion zu befes- zubringen. Vgl. hierzu Bild 11.21 in Teil 1 dieses
tigen. Werden Anforderungen an den Brand- Werkes.
schutz gestellt, so sind die Stöße der Tafeln in Brandschutztechnisch wirksame Putzbeklei-
jedem Fall etwa 100 mm zu überlappen und dungen sind in Abschn. 8.9 erläutert; Einzelhei-
die einzelnen Putzträgerbahnen durch Ver- ten über die in Frage kommenden Putzträger
rödelung mit Draht zu verbinden. Vgl. hierzu – wie beispielsweise Rippenstreckmetall, Zie-
auch Abschn. 8.9, Brandschutztechnisch wirk- geldrahtgewebe, Rohrmatten – sind Abschn.
same Putzbekleidungen. 8.7.2 zu entnehmen.
• Putz auf Putzträger. Der Metallputzträger • Die Konstruktion der abgehängten Unterdecke
ist mit geeignetem Mörtel nach DIN V 18 550, aus Putz entspricht in herkömmlicher Bauweise
Mörtelgruppe P II oder P IV auszudrücken, so weitgehend dem zuvor beschriebenen Aufbau
dass der Putz den Putzträger auf der Sichtseite der „Hängenden Drahtputzdecken“ (DIN 4121).
mind. 15 mm überdeckt. Die fertige Putzdecke Eine zeitgemäßere Konstruktion zeigt Bild 8.22.
soll einschließlich des eingebetteten Putzträ- Fugenlose Deckenbekleidungen und Unter-
gers mind. 25 mm und nicht mehr als 50 mm decken an Holzbalkendecken werden heute
dick sein. jedoch vorwiegend in Trockenbauweise aus
Bei Decken aus Mörtel der Mörtelgruppe P II Gipskarton-Bauplatten bzw. Gipskarton-Putz-
sind außerdem in Abständen von etwa 5 m Be- trägerplatten hergestellt. Einzelheiten hierzu s.
wegungsfugen vorzusehen, die bei Putzen aus Abschn. 14.5.2 in Teil 1 dieses Werkes.
Mörteln der Mörtelgruppe P IV entfallen. Die
Wandanschlüsse sind so auszuführen, dass der
Deckenputz vom Wandputz entweder durch
8 Schnittfuge oder Putzprofil getrennt ist. 8.8 Putze mit organischen Binde-
mitteln: Kunstharzputze
Da bei der Herstellung von herkömmlichen als Außen- und Innenputz
Drahtputzdecken hohe Lohnkostenanteile an-
fallen und relativ viel Feuchtigkeit in den Bau
gebracht wird (Bauverzögerung), werden ebe- Kunstharzputze sind nach DIN V 18 550 Beschich-
ne oder gewölbeartig ausgebildete fugenlose tungen mit putzartigem Aussehen. Für ihre Her-
Unterdecken heute vorwiegend in Trockenbau- stellung werden Beschichtungsstoffe aus orga-
weise aus Gipskarton-Bauplatten bzw. Gipskar- nischen Bindemitteln, mineralischen Zuschlä-
ton-Putzträgerplatten hergestellt. In diesem gen, Pigmenten und eigenschaftsverbessernden
Zusammenhang ist auf die in Abschn. 14 in Teil Zusätzen verwendet. Demnach ist
1 dieses Werkes behandelten „Leichten Decken- • Kunstharzputz die fertig getrocknete und er-
bekleidungen und Unterdecken“ (DIN 18 168, zu- härtete Beschichtung
künftig DIN EN 13 964) besonders hinzuweisen. • Beschichtungsstoff die pastöse Masse im Ge-
binde, die auf den Untergrund aufgezogen und
8.7.6.7 Innenputze für Holzbalkendecken strukturiert wird, und aus der nach Trocknung
der Kunstharzputz entsteht.
Bei verputzten Deckenbekleidungen ist die Un-
terkonstruktion unmittelbar an den tragenden
Holzbalken verankert; bei Unterdecken wird die Als Bindemittel kommen Polymerisatharze in
Unterkonstruktion abgehängt. Form von Dispersionen oder Lösungen in Frage,
8.8 Putze mit organischen Bindemitteln 717

als Zuschlag Sande in den Korngrößen von 0,2 Bei Anwendung dieser Systeme sowie sach- und
bis 4 (15) mm. fachgerechter Ausführung können die genann-
Die Beschichtungsstoffe werden im Werk herge- ten Anforderungen an den Putz ohne weiteren
stellt und als pastöse Masse verarbeitungsfähig Nachweis als erfüllt angesehen werden. Wie die
geliefert. Mit Ausnahme geringer Zugaben von Tabellen verdeutlichen, werden an den Kunst-
Verdünnungsmitteln (Wasser oder organische harzputz P Org 1 wesentlich höhere Anforderun-
Lösemittel) zur Regulierung der Konsistenz sind gen gestellt als an den Typ P Org 2, der nur für
weitere Veränderungen der Beschichtungsstoffe den Innenbereich gedacht ist.
unzulässig. Kunstharzputze erfordern immer ei-
nen vorherigen Grundanstrich.
Anforderungen an Kunstharzputz
Je nach Anwendungsbereich und Bindemittel-
Neben den allgemeinen Anforderungen (DIN
anteil unterscheidet man 2 Beschichtungsstoff-
V 18 550), die an jeden Putz zu stellen sind –
Typen
wie gleichmäßig gute Haftung der Putzlagen
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und untereinander und am Putzgrund – treten bei
Innenputz organisch gebundenen Putzen im Vergleich mit
• P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz. den Mineralputzen andere Eigenschaften deut-
licher in den Vordergrund. Im Einzelnen sind zu
Die Trocknung der Kunstharzputze erfolgt nicht, nennen:
wie bei den meisten mineralischen Putzen durch • Wasserdampfdurchlässigkeit (Permeabilität).
chemische Reaktionen (Ausnahme Gipsputze), Da diese bei kunstharzgebundenen Außen-
sondern rein physikalisch durch Verdunstung putzen wesentlich geringer sein kann als bei
des enthaltenen Wassers bzw. Lösemittels. Da- mineralisch gebundenen Putzen, musste ein
bei tritt eine immer engere Aneinanderlagerung, Grenzwert festgelegt werden, um unzulässige
d. h. dauerhafte Verklebung der Kunstharzteile Feuchterhöhungen in der Wand infolge inne-
mit den Mineralien und dem Untergrund ein. rer Kondensation zu vermeiden. Im Gegen-
Die Folge ist eine Art Verschweißung zu einer fes- satz zu den mineralisch gebundenen Putzen,
ten, wasserunlöslichen und wasserabweisenden die diese Anforderungen erfahrungsgemäß
Schicht, die jedoch ausreichend wasserdampf- erfüllen, ist für Kunstharzputze der Nachweis
durchlässig bleibt (keine geschlossene Filmbil- vom Hersteller des Beschichtungsstoffes zu
dung). führen.
Es entstehen zähelastische, rissefreie Oberflä- Die Wasserdampfdurchlässigkeit ist für
chen, die sich unter anderem durch eine äußerst Außenputze als Wasserdampf-Diffusions-
geringe Wasseraufnahme bei Schlagregen (Re- stromdichte nach EN ISO 7783-2 zu bestim- 8
gendichtigkeit) und damit Frostunempfindlich- men und einer Kategorie in Tab. 1, DIN EN
keit sowie erhöhte Abriebfestigkeit im Innenbe- 15824 (Tab. 8.8), zuzuordnen.
reich auszeichnen.
• Der im Einzelfall tatsächlich gegebene Was-
Kunstharzputze werden nur als oberste Lage serdampf-Diffusionswiderstand bestimmt sich
(Oberputz) verwendet. Die an einen Putz zu stel- einmal aus der materialspezifischen Diffu-
lenden Anforderungen sind jedoch von dem sionswiderstandszahl μ (gespr. mü), zum an-
jeweiligen Putzsystem in seiner Gesamtheit zu deren – und das wird häufig vernachlässigt
erfüllen, in dem Kunstharzputz als Oberputz – von der von Fall zu Fall sich verändernde
verwendet wird. Bewährte Putzsysteme für ver- Schichtdicke. Erst beide Werte zusammen
schiedene Anwendungsbereiche sind zusam- multipliziert (μ · s in m) ergeben die in der
mengestellt in DIN V 18550: Norm angegebene diffusionsäquivalente Luft-
• Tabelle 2: schichtdicke sd und damit in der Praxis ver-
Putzsysteme für Außenputze (Wand- und gleichbare Resultate (amtliche Prüfzeugnisse
Deckenputze) anfordern). Grundsätzlich gilt, dass der Dif-
• Tabelle 3: fusionswiderstand der Außenwandbeschich-
Putzsysteme für Innenputze (Wand- und tung nicht höher liegen darf als der der an-
Deckenputze) deren verwendeten Wandbaustoffe. Daraus
ergibt sich die Regel:
718 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

• Der Diffusionswiderstand μ · s der einzelnen In Feuchträumen dürfen nur Beschichtungs-


Schichten sollte von innen nach außen ab stoffe des Typs P Org 1 auf Beton oder Unter-
nehmen, putzen der Mörtelgruppen P II und P III einge-
• der Wärmedurchlasswiderstand R der Schich- setzt werden.
ten von innen nach außen dagegen zu- Sofern Anforderungen hinsichtlich einer er-
nehmen. höhten Abriebfestigkeit gestellt werden, gel-
ten sie als erfüllt, wenn Kunstharzputz als Ober-
• Wasseraufnahme.
putz verwendet wird.
Die Wasseraufnahme ist für Außenputze als • Brandschutz. Kunstharzputze mit ausschließ-
Durchlässigkeitsrate für flüssiges Wasser nach lich mineralischen Zuschlägen auf massivem
EN 1062-3 zu bestimmen und einer der in mineralischem Untergrund müssen hinsicht-
Tabelle 2, DIN EN 15824 (Tab. 8.9) angegebe- lich des Brandschutzes mindestens der Bau-
nen Kategorie zuzuordnen. stoffklasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN
4102-1 entsprechen. Für Kunstharzputze mit
• Witterungsbeständigkeit. Kunstharz-Außen-
anderen Zuschlägen oder auf anderen Unter-
putz muss witterungsbeständig und frostbe-
gründen ist das Brandverhalten nach DIN 4102-
ständig sein, d. h. insbesondere der Einwirkung
1 jeweils nachzuweisen.
von Feuchtigkeit und/oder wechselnden Tem-
peraturen widerstehen. Organische Oberputze
müssen der Mörtelgruppe P Org 1 entsprechen. Anwendung und Ausführung
von Kunstharzputzen
Bei Kunstharzputzen für Außensockel im Kunstharzputze – aus relativ hochwertigen Roh-
Bereich oberhalb der Anschüttung gelten die stoffen hergestellt – sind nicht zum Ausgleich
Anforderungen an die Witterungsbeständig- grober Wand- und Deckenunebenheiten ge-
keit dann als erfüllt, wenn sie auf Beton oder dacht. Vielmehr werden sie in den meisten Fällen
auf einen mineralischen Unterputz der Mörtel- als oberste Lage eines Putzsystems auf minera-
gruppe P III aufgetragen sind. lischem Unterputz (Mörtelgruppe P II, P III, P IV )
• Regenschutz. Kunstharzputze für Außenflä- oder unmittelbar einlagig auf Beton aufgebracht.
chen müssen bezüglich des Regenschutzes Außerhalb des Geltungsbereiches der DIN EN
wasserabweisend sein und wie die minerali- 15824 kommen Kunstharzputze auch auf an-
schen Außenputze folgende Anforderungen deren ebenen Untergründen zum Einsatz, wie
erfüllen (Einzelheiten hierzu s. Abschn. 8.7.5.2): zum Beispiel auf Bauteilen aus Gasbeton, Gips-
kartonplatten, Holzspanplatten, Furnierplatten,
w d 0,5 kg/m2h0,5
8 sd d 2,0 m
zementgebundenen Platten usw.
In jedem Fall muss der zu beschichtende Unter-
w · sd d 0,2 kg/mh0, grund fest und tragfähig, sauber und frei von
Dabei ist Trennmitteln oder sonstigen Verschmutzungen
sowie trocken und saugfähig sein.
w der Wasseraufnahmekoeffizient in kg/
Zur Vorbereitung des Untergrundes gehört zwin-
(m²h0,5)
gend ein vorheriger Grundanstrich, der nach
sd die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke Vorschrift des Herstellers auf den Untergrund
in m. aufzutragen ist.
Je nach Art des Beschichtungsstoffes (z. B. Korn-
• Festigkeit. Bei Kunstharz-Außenputzen gelten
größe der verwendeten Sande), des Auftragver-
die Anforderungen an Putze mit erhöhter Fes-
fahrens und der Oberflächenbehandlung lassen
tigkeit als erfüllt, wenn als Untergrund Beton
sich unterschiedliche Oberflächenstrukturen bzw.
mit geschlossenem Gefüge oder mineralischer
-effekte herstellen, die im Wesentlichen den in Ab-
Unterputz der Mörtelgruppe P II oder P III vor-
schn. 8.7.4 beschriebenen Putzweisen entsprechen.
liegt. Die entsprechenden Angaben sind Tabel-
le 2 der DIN V 18550 zu entnehmen. Frisch aufgezogene mineralische Unterputze müssen
ausreichend erhärtet und lufttrocken sein, bevor sie mit
• Innenputz. Die Anforderungen an Innenputze Grundierung bzw. Beschichtungsstoff beschichtet werden
dürfen. Die Wartezeit richtet sich nach den bestehenden
für übliche Beanspruchung gelten als erfüllt, Witterungsverhältnissen und der Zusammensetzung des
wenn Putzsysteme nach Tabelle 3, DIN 18550 Unterputzmörtels. Eine Mindestwartezeit von 14 Tagen ist
verwendet werden. vorzusehen; ungünstige Witterungsverhältnisse und Unter-
8.9 Putze für Sonderzwecke 719

grundbeschaffenheit können aber wesentlich längere War- brandschutztechnischen Begriffe, die in den bau-
tezeiten erforderlich machen. rechtlichen Vorschriften (z. B. Musterbauordnung,
Bei der Verarbeitung von Beschichtungsstoffen muss die Landesbauordnungen und Rechtsverordnungen)
Temperatur des Untergrundes und der umgebenden Luft
Verwendung finden. Sie enthält ferner die Bedin-
mindestens +5 °C betragen. Des Weiteren dürfen sie nicht
bei direkter oder starker Sonneneinstrahlung sowie Wind- gungen für die Einteilung der Baustoffe nach ih-
und Regeneinwirkung aufgebracht werden. Auch ist die rem Brandverhalten und deren Bezeichnung so-
frisch aufgetragene Beschichtung vor Frost zu schützen. Da wie die Prüfbedingungen für Bauteile und deren
die Verfestigung von Beschichtungsstoffen durch Trock- Einstufung in Feuerwiderstandsklassen.
nung erfolgt, kann diese bei hoher relativer Luftfeuchte
und/oder niedrigen Temperaturen stark verzögert werden. • Baustoffe werden in DIN 4102-1 nach ihrem
Brandverhalten in Baustoffklassen eingeteilt.
Auf Beton mit geschlossenem Gefüge kann der Beschich-
tungsstoff unmittelbar, d. h. ohne Unterputz aufgebracht
Dabei wird unterschieden zwischen nicht-
werden. Auch bei diesem Putzgrund ist immer ein vorheri- brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A) und
ger Grundanstrich erforderlich. Durch diesen Grundan- brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse B) mit
strich wird unter anderem ein einheitliches Saugen des folgender weiterer Untergliederung: A1/A2
Untergrundes erreicht und damit auch eine gleichmäßige- ohne bzw. mit geringen Anteilen brennbarer
re Strukturierung des Oberputzes.
Stoffe, B1 schwer entflammbar, B2 normal ent-
flammbar, B3 leicht entflammbar. Nach den
Die Beschichtungsstoffe werden als pastöse Prüfzeichenverordnungen der Länder müssen
Masse verarbeitungsfertig geliefert. Die Putzdi- nichtbrennbare Baustoffe – soweit sie brenn-
cke richtet sich nach dem jeweiligen Größtkorn- bare Bestandteile haben (Klasse A2) – sowie
Durchmesser und der gewünschten Oberflä- schwerentflammbare Baustoffe (Klasse B1) ein
chenstruktur. In der Regel werden Kunstharzput- gültiges Prüfzeichen des Deutschen Instituts
ze in Dicken bis zu 5 mm, gegebenenfalls auch für Bautechnik in Berlin besitzen und güte-
bis zu 10 mm aufgetragen. überwacht werden. Die Verwendung von Bau-
Der Putzanschluss in der Fläche muss immer nass stoffen der Klasse B3 ist nach §17 MBO grund-
erfolgen; außerdem darf nach dem Auftrocknen sätzlich verboten.
nicht mehr nachgerieben werden, da sonst un- • Bauteile werden in DIN 4102-2 entsprechend
schöne Flecken in der Oberfläche entstehen kön- ihrer Feuerwiderstandsdauer in Feuerwider-
nen. Weitere Einzelheiten sind der Speziallitera- standsklassen t 30, 60, 90, 120 und 180 ein-
tur [13], [14] sowie DIN EN 15824 zu entnehmen. geteilt. Die Abstufungen geben die Zeit in
Minuten an (Mindestdauer), während der ein
Bauteil bzw. eine Konstruktion dem Feuer Wi-
8.9 Putze für Sonderzwecke: derstand leistet. Des Weiteren kennzeichnen
Brandschutztechnisch vorangestellte Buchstaben die Bauteilart (z. B.: 8
F für Wände, Stützen, Decken, Unterzüge, Trep-
wirksame Putzbekleidungen1) pen). Nachgestellte Buchstaben weisen auf die
Brennbarkeit der für das jeweilige Bauteil ver-
DIN 4102 – Brandverhalten von Baustoffen und wendeten Baustoffe hin: A – AB – B. Bauteile
Bauteilen – konkretisiert als technische Bau- mit brandschutztechnischen Sonderanforde-
bestimmung (Ausführungsnorm) die einzelnen rungen (Sonderbauteile), wie zum Beispiel
Brandwände, Feuerschutzabschlüsse, feuerwi-
1)
Europäische Normen. Mit dem Übergang vom nationalen
derstandsfähige Verglasungen usw. werden
zum europäischen Regelwerk ergeben sich für den Brand- in besonderen Teilen der DIN 4102 behandelt.
schutz neue Prüf-, Klassifizierungs- und Produktnormen, Weitere Angaben sind Abschn. 16.7, Teil 1 die-
die zum Teil noch in Bearbeitung sind. ses Werkes, zu entnehmen.
Zukünftig wird die Klassifizierung von Bauprodukten und
Bauarten zu ihrem Brandverhalten gemäß DIN EN 13 501
erfolgen. Das bisherige Klassifizierungssystem nach DIN 4102 Klassifizierte Bauteile. Gebräuchliche Bau-
wird für eine gewisse Übergangszeit gleichberechtigt neben stoffe, Bauteile und Konstruktionen – deren
dem neuen europäischen Klassifizierungssystem stehen. Brandverhalten durch Normbrandprüfungen
Außerdem wurde ein neues europäisches Klassifizie- nachgewiesen und bekannt ist und die daher
rungssystem zum Brandverhalten von Bauprodukten ohne besonderen Nachweis unter den ange-
(Baustoffen) geschaffen, das insgesamt sieben EURO-
KLASSEN mit weiteren zusätzlichen Unterklassen vorsieht gebenen Voraussetzungen eingesetzt werden
(seither DIN 4102-1). Einzelheiten hierzu sind Tabelle 16.95 dürfen – sind in DIN 4102 Teil 4 zusammenge-
17.110, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. stellt und klassifiziert (geregelte Bauprodukte).
720 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Ihre Anwendung ist im Rahmen bestimmter so kann nach DIN 4102-4 der für höhere Feuer-
bauaufsichtlicher Anforderungen ohne weitere widerstandsklassen notwendige Achsabstand
Prüfung des Brandverhaltens möglich. Diese ka- durch Putzbekleidungen ersetzt werden. In
talogartige Zusammenstellung ist somit für die Frage kommen:
Bauplanung und Bauausführung gleichermaßen • Putze ohne Putzträger aus Mörtel der
von besonderer Bedeutung. Bauteile und Son- Mörtelgruppe P II oder P IV nach DIN V 18 550.
derbauteile, die nicht in DIN 4102-4 verzeichnet Voraussetzung für die brandschutztechnische
sind, bedürfen einer allgem. bauaufsichtlichen Wirksamkeit ist eine ausreichende Haftung am
Zulassung oder eines allgemeinen Prüfzeugnis- Putzgrund. Sie wird sichergestellt, wenn der
ses oder die Zulassung im Einzelfall. Vgl. hierzu Putzgrund
auch Abschn. 7.8.1, Bauregelliste – Verwendbar- • die Anforderungen nach DIN V 18 550 erfüllt,
keitsnachweis.
• einen voll deckenden Spritzbewurf mit einer
Dicke t 5 mm erhält und
Feuerwiderstandsdauer. Die Feuerwiderstands- • aus Beton gemäß den in DIN 4102-4 gemach-
dauer und damit auch die Feuerwiderstandsklas- ten Angaben besteht.
se eines Bauteiles hängt nach DIN 4102-4 im We-
sentlichen von folgenden Einflüssen ab: Die Brauchbarkeit von Putzbekleidungen, die
brandschutztechnisch notwendig sind und
• Brandbeanspruchung (z. B. einseitig oder die nicht durch Putzträger am Bauteil gehalten
mehrseitig) werden, ist besonders nachzuweisen, zum Bei-
• verwendeter Baustoff oder Baustoffverbund spiel durch eine allgemeine bauaufsichtliche
• Bauteilabmessungen (z. B. Querschnitt, Zulassung.
Schlankheit) • Putze auf nichtbrennbaren Putzträgern aus
• bauliche Ausbildung (z. B. Anschlüsse, Mörtel der Mörtelgruppe P II oder P IV nach DIN
Befestigungen) V 18 550 sowie brandschutztechnisch beson-
• statisches System (z. B. statisch bestimmte ders geeignete Dämmputze. Genannt werden
oder unbestimmte Lagerung) in der Brandschutznorm: Zweilagige Vermi-
culite- oder Perlite-Zementputze sowie zwei-
• Ausnutzungsgrad der Festigkeiten der ver-
lagige Vermiculite- oder Perlite-Gipsputze in
wendeten Baustoffe infolge äußerer Lasten
normgerechter Mischung. Als nichtbrennbare
• Anordnung von Bekleidungen (Putze, Unter- Putzträger eignen sich z. B. Drahtgittergewebe,
decken, Vorsatzschalen, Ummantelungen). Ziegeldrahtgewebe oder Rippenstreckmetall.
Voraussetzungen für die brandschutztechni-
8 Putzbekleidungen. Die Feuerwiderstandsfähig- sche Wirksamkeit der genannten Putze auf
keit von Bauteilen kann demnach unter anderem nichtbrennbaren Putzträgern sind:
durch Bekleidungen aus Putz erhöht werden. Da- • Der Putzträger muss am zu schützenden Bau-
bei ist nach DIN 4102 zu unterscheiden zwischen teil ausreichend fest verankert werden,
Putzen, die • die Spannweite der Putzträger muss
• ohne Putzträger, und solchen, die d 500 mm sein,
• mit Putzträgern auf die zu schützenden Bau- • die Stöße der Putzträgertafeln sind 100 mm
teile aufgebracht werden. zu überlappen und mit Draht zu verrödeln,
• der Putz muss die Putzträger t 10 mm durch-
1. Putzbekleidungen bei Stahlbeton- dringen. S. hierzu auch Abschn. 8.7.2, Putzträger.
und Spannbetonbauteilen Weitere Angaben sind DIN 4102-4 sowie Ab-
Die Bewehrungsstäbe derartiger Bauteile wer- schn. 14.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen.
den in brandschutztechnischer Hinsicht von der
Betondeckung geschützt. Wenn bei Stahlbe- 2. Putzbekleidungen bei Stahlbauteilen
ton- oder Spannbetonbauteilen der mögliche
Achsabstand der Bewehrung zur beflammten Bei Stahlbauteilen kann der Feuerwiderstand er-
Betonoberfläche konstruktiv begrenzt ist und reicht werden direkt durch
wenigstens den Mindestwerten für F 30 ent- • dämmschichtbildende Beschichtungen
spricht oder Bauteile in brandschutztechnischer (Anstriche),
Hinsicht nachträglich verstärkt werden müssen, • plattenförmige Bekleidungen,
8.9 Putze für Sonderzwecke 721

• Putze oder indirekt (z. B. bei Deckenstahl- Zur Verbesserung der Feuerwiderstandsklasse
trägern) in Form von können Putze der Mörtelgruppe P I bis P IV nach
• Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen. DIN V 18 550 verwendet werden. Voraussetzung
für die brandschutztechnische Wirksamkeit ist
eine ausreichende Haftung am Putzgrund. Sie
Anforderungen an den Putz als Brandschutzbe- wird sichergestellt, wenn
kleidung sind in DIN 4102-4 geregelt. • der Putzgrund die Anforderungen nach DIN V
Mit dämmschichtbildenden Anstrichen sind Feu- 18 550 erfüllt,
erwiderstandsklassen bis F 90, mit Putzen und • der Putzgrund einen volldeckenden Spritzbe-
plattenförmigen Bekleidungen Anforderungen wurf nach DIN V 18 550 mit einer Dicke von
bis F 120 erreichbar. t 5 mm erhält. Bei Verwendung von Maschi-
Stahl erleidet eine Festigkeitseinbuße, wenn er nenputzgips nach DIN EN 13279-1 ist in der
hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Die kritische Regel kein Spritzbewurf erforderlich. Vgl. hier-
Temperatur des Stahls (crit T) ist die Temperatur, zu Abschn. 8.3.1, Baugipse, Abschn. 8.7.6.3, In-
bei der die Streckgrenze (Fließgrenze) des Stahls nenputze mit Gips sowie Tabelle 17.117, Teil 1
auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung dieses Werkes.
absinkt. Um zu erreichen, dass sich Stahlbauteile
bei Brandbeanspruchung nur auf eine Stahltem- 4. Putzbekleidungen bei Decken-
peratur < 500 °C erwärmen und um sie entspre- konstruktionen (Unterdecken und
chenden Feuerwiderstandsklassen zuordnen zu Deckenbekleidungen)
können, ist im Allgemeinen eine Bekleidung aus Viele Geschossdecken (Tragdecken) besitzen
Putz, Gipskartonplatten o. Ä. erforderlich. S. hier- eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer, ohne
zu Bild 17.120 bis 17.122 in Teil 1 dieses Werkes. dass es dazu des zusätzlichen Schutzes durch
eine Unterdecke bedarf (z. B. Stahlbetondecken,
Ihre Bemessung richtet sich nach dem Verhältniswert U/A, sofern sie bestimmte Mindestdimensionen und
d. h. dem Verhältnis vom beflammten Umfang U zu der
entsprechende Bewehrungen bzw. Betonde-
erwärmenden Querschnittsfläche A. In diesem Zusammen-
hang ist zu unterscheiden, ob es sich um profilfolgende ckungen aufweisen).
oder profilunabhängige kastenförmige Ummantelung bei Anders verhält es sich bei Decken, deren tra-
vier-, drei- oder einseitiger Beflammung handelt. Die Dicke gende Teile dem Feuer frei ausgesetzt sind
der Bekleidung wird außerdem beeinflusst von der (z. B. Stahlträgerdecken, Trapezblechdecken). Sie
Wärmeleitfähigkeit des jeweils eingesetzten Bekleidungs-
materials.
halten einer Brandbeanspruchung nicht lange
Stand, da ihre tragenden Teile sich sehr schnell
Die in der DIN 4102-4 im Einzelnen beschriebenen Putzbe-
kleidungen werden durch nichtbrennbare Putzträger wie erwärmen und bei Temperaturen von etwa
500 °C ihre Tragfähigkeit verlieren.
8
Rippenstreckmetall, Drahtgittergewebe o. Ä. am Bauteil
gehalten. Sie sind mit Klemm- oder Schraubbefestigungen Ähnlich verhält es sich bei Holzbalkendecken.
ausreichend fest zu verankern. Putzbekleidungen ohne Hier sind vor allem die Felder zwischen den Holz-
derartige Putzträger sind ohne besondere Nachweise der
Brauchbarkeit – zum Beispiel durch eine allgemeine bau-
balken meist mit brennbaren und relativ dünnen
aufsichtliche Zulassung – nicht gestattet. Einzelheiten sind Baustoffen geschlossen.
DIN 4102-4 zu entnehmen. Generell unterscheidet man Massiv-Rohdecken
der Bauart I bis III sowie Deckenbauarten aus
Holz (Holzbalkendecken bzw. Decken aus Holz-
3. Putzbekleidungen bei Wänden tafeln) der Bauart IV. Die kennzeichnenden
aus Mauerwerk Kriterien der einzelnen Bauarten sind DIN 4102-4
Mauerwerk besteht im Allgemeinen aus nicht- zu entnehmen.
brennbaren mineralischen Baustoffen. Ihre Ein- Der Feuerwiderstand gefährdeter Tragdecken
stufung in eine bestimmte Feuerwiderstands- lässt sich am Einfachsten verbessern durch den
klasse hängt daher im Wesentlichen von ihrer Einbau ebener, unter den tragenden Teilen
Dicke bzw. Breite ab. durchlaufender Unterdecken bzw. Deckenbe-
Aus der Sicht des Brandschutzes wird zwischen kleidungen. Der auf diese Weise erreichte Brand-
nichttragenden und tragenden sowie zwischen schutz muss – wenn er nicht Teil 4 der Brand-
nichtraumabschließenden und raumabschlie- schutznorm zu entnehmen ist – durch ein bau-
ßenden Wänden unterschieden. Einzelheiten s. aufsichtliches Prüfzeugnis nach Teil 2 der Norm
DIN 4102-4. nachgewiesen werden.
722 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Tabelle 8.23 Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121, die bei Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwider-
standsklasse angehören (Maße in mm)

Da man nicht jede in der Praxis vorkommende • Sie sollen so beschaffen sein, dass ein entstan-
Tragdecke mit jeder vorkommenden Unterdecke dener Brand sich nicht unkontrolliert – bei-
prüfen kann, sind in DIN 4102-2 ganz bestimmte, spielsweise horizontal – auf dem Weg über
gegen Feuer besonders empfindliche Tragde- den oberen Raumabschluss (Decklage bzw.
cken als Prüfdecken festgelegt (Stahlträgerdecke, Deckenhohlraum) ausbreiten kann. Dement-
Stahlbetonrippendecke, Holzbalkendecke). sprechend müssen – je nach Bauart, Größe und
8 Bei der Prüfung geht man im Regelfall von einer Zweckbestimmung (Gefahrengrad) des Gebäu-
des – die für die Herstellung der Unterdecken
Brandbeanspruchung von unten, d. h. von der
Raumseite der Unterdecke aus. Generell können verwendeten Baustoffe schwerentflammbar
Tragdecken bzw. Unterdecken folgenden Arten oder nichtbrennbar sein.
der Brandbeanspruchung ausgesetzt sein: • Unterdecken sollen außerdem die jeweils
• Brandbeanspruchung von unten (untere darüber liegende Tragdecke vor zu intensiver
Raumseite) Brandbeanspruchung von unten schützen, so
• Brandbeanspruchung von oben aus dem darü- dass ein Übergreifen des Brandes in das da-
ber liegenden Raum (obere Raumseite) rüber liegende Geschoss verhindert oder so
lange wie möglich verzögert wird. Diese Auf-
• Brandbeanspruchung von oben aus dem Zwi- gabe übernimmt in der Regel die jeweilige
schendeckenbereich Gesamtkonstruktion, bestehend aus Tragdecke
• Brandbeanspruchungskombinationen von oben und Unterdecke.
und unten.
Die Brandbeanspruchung erfolgt im Brandfalle In Sonderfällen übernimmt eine Unterdecke auch
nur von einer Seite – nie gleichzeitig. alleine den Schutz einer empfindlichen Tragdecke
bzw. eines hochinstallierten Deckenhohlraumes
Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen haben gegen Brandbeanspruchung von unten. Bei ei-
bezüglich des baulichen Brandschutzes dem- nem Brand im Deckenhohlraum (Zwischende-
nach im Wesentlichen folgende Aufgaben zu ckenbereich) kann eine selbständige Unterdecke
erfüllen [15]: jedoch auch umgekehrt den Schutz des darunter
8.10 Putze für Sonderzwecke 723

8.25a

8.25b
8.24 Brandschutztechnische Bezeichnungen bei 8.25 Dichte Wandanschlüsse von Unterdecken an
Unterdecken (Schema). Beispiel: Hängende Wänden aus Mauerwerk oder Beton (Schema).
Drahtputzdecke nach DIN 4121. Vgl. hierzu auch Weitere Anschlüsse s. Abschn. 14.2.3, Teil 1
Abschn. 8.7.6.6. dieses Werkes.
X1, Y1 = Abstände der Aufhängepunkte in x- und a) Hängende Drahtputzdecke nach DIN 4121
y-Richtung b) Putz auf Gipskarton-Putzträgerplatten (GKP)
lx = max. Abstände der Tragstäbe nach DIN 18 180 bis DIN 18 181
ly = Abstände der Putzträgerbefestigungs--
punkte
a = Abhängehöhe (Abstand zwischen UK
I-Träger bzw. Balken und OK Putzträger)
d = Mindestputzdicke über Putzträger je
nach Mörtelgruppe

liegenden Fluchtweges gegen Brandbeanspru- Aus Gründen des Brandschutzes nennt DIN 4102-4 noch
chung von oben gewährleisten. S. hierzu Abschn. weitere Konstruktionshinweise, die bei der Ausbildung von
14.2.3, Brandschutz mit leichten Unterdecken so- Unterdecken in jedem Fall zu berücksichtigen sind. Diese
beziehen sich im Einzelnen auf:
wie Bild 15.13 in Teil 1 dieses Werkes. Nach DIN
4102-4 werden demnach unterschieden: • Anschlüsse von Unterdecken an Massivwände
• Tragdecke selbständig. Deckenkonstruktio- • Anschlüsse von Unterdecken an nichttragende leichte
Trennwände
nen (Tragdecken), die allein einer Feuerwider-
• Einbauten wie Leuchten, klimatechnische Geräte usw. in
standsklasse angehören.
Unterdecken
8
• Tragdecke mit Unterdecke. Deckenkonst-
• Anbringung zusätzlicher Bekleidungen, Anstriche oder
ruktionen (Tragdecken), die eine Feuerwider- Beschichtungen
standsklasse nur mit Hilfe einer Unterdecke • Brandlast in Form von brennbaren Kabel- und Rohrisolie-
erreichen. rungen im Zwischendeckenbereich
• Unterdecke selbständig. Unterdecken, die • Dämmschichten im Zwischendeckenbereich, die die
bei Brandbeanspruchung von unten oder von Feuerwiderstandsdauer von Unterdecken bzw. Decken-
oben (aus dem Zwischendeckenbereich) allein bekleidungen beeinflussen.
einer Feuerwiderstandsklasse angehören.

Klassifizierte Deckenkonstruktionen (Tragdecken)


der Bauart I bis III mit entsprechenden Unterde- 8.10 Putze für Sonderzwecke:
cken, die ohne besonderen Nachweis verwendet Schallschutztechnisch
werden dürfen, sind DIN 4102-4 zu entnehmen.
wirksame Putzbekleidungen
Beispielhaft zeigt Tabelle 8.23 eine hängende
Drahtputzdecke nach DIN 4121, die bei Brand-
beanspruchung von unten allein einer Feuerwi- Beim Schallschutz ist grundsätzlich zu unter-
derstandsklasse angehört. Den schematischen scheiden zwischen Maßnahmen der Schalldäm-
Aufbau einer hängenden Drahtputzdecke mit mung und der Schallabsorption.
dichtem Wandanschluss verdeutlichen die Bilder Schalldämmung beinhaltet die Minderung der
8.24 und 8.25. Schallübertragung zwischen benachbarten Räu-
724 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

men, d. h. die Verringerung des Schalldurchgan- • Poröse Schallabsorber (Hochtonschlucker).


ges durch ein Bauteil. Hierzu zählen alle porösen oder faserigen
Schallabsorption (auch Schallschluckung oder Materialien, wie zum Beispiel Mineralfaser-
Schalldämpfung genannt) bedeutet die Minde- platten, Holzfaserstoffe, Holzwolle-Leichtbau-
rung des Schalles bzw. der Schallausbreitung im platten, Akustikputze u. Ä., deren Oberflächen
Raum selbst. Ihr Ziel ist es, die Schallreflexion an offene Poren aufweisen, durch die die Schall-
den Umgebungsflächen zu beeinflussen und da- wellen möglichst tief in das Gefüge eindringen
durch die Akustik im Raum zu ändern. können. Dementsprechend muss der Absorber
eine ausreichende Dicke (mind. 10 mm) auf-
Beide Maßnahmen unterscheiden sich und müs-
weisen oder mit Abstand vor einer reflektieren-
sen getrennt voneinander betrachtet werden.
den Fläche angeordnet werden.
Schallenergie, die von einer Schallquelle ausge-
• Resonanz-Absorber (Mittel- bzw. Tiefton-
strahlt wird, kann von den Begrenzungsflächen
schlucker). Hierunter versteht man Bekleidun-
des Raumes ungeschwächt reflektiert (bei harten
gen aus Sperrholz, Holzbrettern, Gipskarton-
und geschlossenen Oberflächen) oder mehr oder
platten u. Ä., die mit Abstand vor einer Fläche
weniger absorbiert werden (bei weichen und of-
montiert sind. Diese Absorber aus harten dün-
fenporigen Oberflächen).
nen Platten werden durch die auftreffenden
Schallabsorbierende Decken- und Wandflächen Schallwellen nach Art einfacher Masse-Feder-
eignen sich demnach – je nach Zweckbestim- Systeme zum Mitschwingen angeregt, wo-
mung des Raumes – einmal zur durch der Schallwelle Energie entzogen wird.
• Senkung des Lärmpegels, zum anderen aber Durch offenporige Dämmstoffe im Hohlraum
auch zur kann die Schallabsorption im Allgemeinen
• Regulierung der Nachhallzeit und damit der noch verbessert werden.
Verbesserung der Raumakustik. Konstruktionen ohne Fugen bezeichnet man
als Plattenschwinger (Platten-Resonatoren),
Um eine gleichmäßige Lärmminderung in Indus- solche mit Fugen oder Löchern als Lochplat-
triebetrieben, Büroräumen, Schalterhallen usw. tenschwinger (Helmholtz-Resonatoren).
zu erreichen, sind möglichst große Absorptions-
flächen mit möglichst hohem Schallabsorptions- Schallabsorbierende Putzbekleidungen
vermögen im Raum anzubringen. an Decken- und Wandflächen
Anders verhält es sich in Unterrichtsräumen, Vor- Üblicher, vollflächig haftender Putz verbessert
trags- und Konzertsälen. Hier ist eine optimale zwar die Luftschalldämmung von einschaligen
8 Wahrnehmung von Sprache und Musik an je-
der Stelle des Zuhörerraumes zu gewährleisten.
Bauteilen (entsprechend seinem Anteil an der
flächenbezogenen Masse), aufgrund seiner dich-
Dabei kommt es nicht darauf an, möglichst viel ten Oberfläche weist er jedoch so gut wie kein
Schallschluckmaterial im Raum unterzubringen, Schallschluckvermögen auf.
sondern das richtige Material in der richtigen Überall dort, wo Ansprüche an die Schallab-
Menge an der richtigen Stelle einzuplanen [15]. sorption gestellt werden und aus gestalteri-
Weitere Einzelheiten s. DIN 18 041, Hörsamkeit in schen Gründen fugenlose Putzbekleidungen er-
kleinen bis mittelgroßen Räumen. wünscht sind, haben sich sog. Akustikputze und
Zur Regulierung von Nachhallzeiten und zur putzbeschichtete Akustikdecken bewährt.
Vermeidung unerwünschter Reflexionen bieten • Akustikputze (Bild 8.26). Schallabsorbierende
sich im Wesentlichen zwei Arten von Schall- Putze – mineralisch gebunden und mit Leicht-
absorbern an: zuschlagstoffen versetzt – eignen sich zur

8.26 Schallabsorbierender Akustikputz mit


Dekorbeschichtung
1 Putzgrund
2 Grundierung/Haftvermittler
3 erste Putzlage
4 zweite Putzlage
5 Feinschicht
6 Dekorschicht
Sto AG, Stühlingen
8.10 Putze für Sonderzwecke 725

8.27a 8.27b
8.27 Abgehängte Akustik-Element-Decke (Gipskarton-Absorberdecke) mit fugenloser homogener
Spritzputzbeschichtung
a) Wandanschluss mit Randfries b) Regelaufbau des Akustikelementes
1 Noniusabhänger 8 Gipskarton-Lochplatte
2 Grundprofil 60 × 27 9 Lochbild 12/20/46
3 Kreuzverbinder 10 Glasvliesbahn (schalldurchlässig)
4 Tragprofil 60 × 27 11 Dekorputz
5 Trennstreifen oder elast. Fugenverschluss 12 Aluminiumfolie
6 Randfries (ungelochte Gipskartonplatten) 13 Mineralwolle
7 GK-Plattenstreifen (Montagesteg)
Sto AG, Stühlingen

Direktbeschichtung von trockenem und trag- achten. Je nachdem, ob sie härtere oder wei-
fähigem Putzgrund oder auch von abgehäng- chere Zuschlagstoffe enthalten, sind sie auch
ten Unterdecken und Vorsatzschalen, die eine mehr oder weniger mechanisch belastbar. We-
Nassbeschichtung zulassen. niger belastbare Putze können demnach nur 8
Mitentscheidend für ihre Wirksamkeit als po- an Deckenflächen oder im Oberwandbereich
röse Schallabsorber ist die besondere Auf- eingesetzt werden.
tragstechnik. Je nach Produkt wird der Mörtel • Putzbeschichtete Akustikdecken (Bild 8.27).
entweder von Hand mit der Traufel in meh- Übliche Akustikdecken – wie sie auch in Ab-
reren Lagen aufgezogen oder mehrlagig mit schnitt 14, Teil 1 dieses Werkes, beschrieben
geringem Druck aufgespritzt. Die jeweilige sind – bestehen in der Regel aus einzelnen
Putzschicht muss in der Regel weitgehend Platten, Kassetten oder Paneelen mit deutlich
durchhärtet sein, bevor die nächste Lage auf- sichtbaren Fugen.
gebracht werden kann (Wartezeiten beach- Putzbeschichtete Akustikdecken ergeben dem-
ten!). Die Gesamtputzdicke liegt üblicherweise gegenüber fugenlose homogene Deckenun-
bei etwa 25 bis 30 mm. tersichten, die farblich und strukturell vielfältig
Mit Akustikputzen ist es möglich, gebogene, gestaltbar sind. Um den oftmals sehr unter-
schiefwinkelige oder anders geformte Flächen schiedlichen räumlichen Gegebenheiten und
– unabhängig von plattenförmigen Akustikele- schalltechnischen Anforderungen entsprechen
menten – schallabsorbierend auszubilden. Der zu können, bietet der Markt ganz verschieden-
mit derartigen Putzen erzielbare Einfluss auf artig ausgebildete Akustikdeckensysteme an.
die Nachhallzeit eines Raumes ist aufgrund des • Bild 8.27 zeigt beispielhaft eine Gipskarton-
hohen Porenanteiles ganz beachtlich. Absorberdecke, die sich aus einzelnen monta-
Bei der Auswahl der Putze ist jedoch auf die gefertigen Plattenelementen zusammensetzt,
unterschiedliche mechanische Belastbarkeit zu auf die – nach ihrer Montage an einer abgehäng-
726 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.28a 8.28b 8.28c 8.28d


8.28 Schematische Darstellung einschaliger, wärmegedämmter und verputzter Außenwandkonstruktionen
a) Mauerwerk aus hoch wärmedämmendem Wandbaustoff, beidseitig verputzt
b) Mauerwerk mit Außendämmung (Wärmedämm-Putzsystem) und Innenputz
c) Mauerwerk mit Außendämmung (Wärmedämm-Verbundsystem) und Innenputz
d) Mauerwerk mit Innendämmung (Gipskarton-Verbundplatte) und Außenputz

ten Unterkonstruktion – eine dünne fugenlose Mindestanforderungen (DIN 4108-2). Die DIN
Spritzputzbeschichtung aufgetragen wird. 4108-2 legt Mindestanforderungen an die Wär-
Das Akustikelement ist 2100 u 900 mm groß medämmung von Bauteilen und an Wärmebrü-
und insgesamt nur 31 mm dick. Es besteht aus cken in der Gebäudehülle fest.
einer 12,5 mm dicken Gipskarton-Lochplatte Energieeinsparverordnung (2009). Die Ener-
(Lochbild 12/20/46), auf deren Rückseite Gips- gieeinsparverordnungen haben die Wärme-
kartonstreifen (Montagestege) mit dazwischen- schutzverordnung (1995) abgelöst. S. hierzu
liegender Mineralwolle vollflächig aufgeklebt auch Abschn. 17.5 in Teil 1 dieses Werkes.
sind.
Um unkontrollierte Luftbewegungen durch die Wärmegedämmte
Elemente hindurch und damit auch spätere Außenwandkonstruktionen
Lochabzeichnungen (Schmutzausfilterungen)
Bei Außenwänden ist eine Verbesserung des
auf der Sichtfläche zu vermeiden, ist das ge-
Wärmeschutzes grundsätzlich möglich durch
samte Element rückseitig mit einer Aluminium-
folie beschichtet. • Einsatz hoch wärmedämmender Wandbau-
Nach der Deckenmontage wird auf die Unter- stoffe (z. B. Leichthochlochziegel, Bimshohl-
seite der gelochten und ggf. auch ungelochten block- und Porenbetonelemente),
8 Gipskartonplatten (Randfries) eine schalldurch- • Anordnung einer zusätzlichen Dämmschicht
lässige Glasvliesbahn vollflächig aufkaschiert im Wandquerschnitt (Außendämmung, Kern-
und darauf ein feiner Dekorputz – in drei zeit- dämmung, Innendämmung). Vgl. hierzu Bild
lich versetzten Arbeitsgängen – aufgespritzt. 6.14, Teil 1 dieses Werkes.
Damit ist es möglich, sowohl absorbierende
wie reflektierende Flächen durchgehend ein- Wärmegedämmte und verputzte Außenwän-
heitlich, fugenlos und ohne optische Unter- de. Im Zusammenhang mit wärmegedämmten
schiede herzustellen. Putzfassaden sind folgende Wandaufbauten von
besonderem Interesse (Bild 8.28):
• Einschalige Wand aus hoch wärmedämmen-
8.11 Putze für Sonderzwecke: den Wandbaustoffen, beidseitig verputzt.
• Einschalige Wand mit außen liegender Wär-
Wärmegedämmte und medämmung, beidseitig verputzt.
verputzte Außenbauteile • Einschalige Wand mit innen liegender Wär-
medämmung, beidseitig verputzt.
Der Wärmeschutz und die Energieeinsparung im
Hochbau umfassen alle Maßnahmen, die zur Ver- Zusätzliche Wärmedämmschichten können bei
ringerung der Wärmeübertagung durch die Um- verputzten Außenwandkonstruktionen dem-
fassungsflächen eines Gebäudes und durch die nach entweder außen- oder innenseitig ange-
Trennflächen von Räumen mit unterschiedlichen bracht werden. In jedem Fall entstehen bauphy-
Temperaturen führen. sikalische Veränderungen im Wandgefüge, die
8.11 Putze für Sonderzwecke 727

immer rechtzeitig vor Beginn der Baumaßnah- scheibe durch Längenänderungen, Spannungen
men überprüft werden müssen. und Verformungen) in Grenzen. Des Weiteren
Als Faustregel für eine einwandfreie Ausbildung übernimmt die Außenwand eine temperaturre-
der Außenwand in diffusions- und wärmeschutz- gulierende Funktion. Das Wärmespeichervermö-
technischer Hinsicht kann gelten: gen des Bauteiles bleibt erhalten und dient dem
• Der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich- Temperaturausgleich im Innenraum (verzögerte
ten sollte von innen nach außen abnehmen, Außentemperatureinflüsse).
• der Wärmedurchlasswiderstand der Schichten Da bei richtiger Dimensionierung der Dämm-
von innen nach außen jedoch zunehmen. schichtdicke und dem Einsatz bauphysikalisch
bewährter Systeme die Taupunktlage weit nach
außen verlegt wird (Frostbeanspruchung nur in
8.11.1 Einschalige Wände aus der Dämmschicht oder äußersten Oberflächen-
hoch wärmedämmenden schicht der tragenden Wand), kann auch kaum
Wandbaustoffen Tauwasserbildung im Inneren der tragenden
Bauteile entstehen. Die daraus ableitbare kons-
tantere Oberflächentemperatur auf der Raum-
Die Anforderungen an den Wärmeschutz ein-
schaliger, monolithischer Außenwände hat die seite gewährleistet sowohl im Winter als auch im
Eigenschaften dieser Putzuntergründe im Lau- Sommer ein behagliches Innenraumklima.
fe der letzten Jahre entscheidend verändert. Da der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich-
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes aus ten von innen nach außen abnehmen soll, eignen
kleinformatigen Vollsteinen werden überwie- sich für die nachträgliche Außendämmung von
gend hoch wärmedämmende großformatige aufgehenden Bauteilen vor allem Dämmplatten
Wandbildner eingesetzt. mit niedriger Rohdichte aus Polystyrol-Hartschaum
Derart bewegliche Putzgründe erfordern jedoch sowie nichtbrennbare, diffusionsoffene Dämm-
eine schubweiche Zwischenschicht zwischen materialien aus Mineralwolle oder Mineralschaum.
Wandbildner und Oberputz, so dass es zu einer
sog. „Entkopplung“ und damit Umdrehung der Einzelheiten über die Außendämmung ein-
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als schaliger Wände s. Abschn. 8.11.4, Wärmedämm-
Deckputz). Auf diesem Entkopplungsprinzip Putzsysteme sowie Abschn. 8.11.5, Wärmedämm-
beruht die Wirkungsweise sowohl der Wärme- Verbundsysteme.
dämm-Verbundsysteme (WDVS) als auch – in ge-
ringerem Maße – die der Wärmedämmputz- und
Leichtputzsysteme. 8.11.3 Einschalige Wände
mit Innendämmung
8
Einzelheiten über Leichtputze auf wärme-
dämmenden Wandbaustoffen sind Abschn.
8.7.5.4 zu entnehmen. Obwohl der Außendämmung aus bauphysikali-
scher Sicht generell der Vorzug zu geben ist, wird
die Innendämmung von Außenwänden überall
8.11.2 Einschalige Wände dort eingesetzt, wo Räume rasch und in der Regel
mit Außendämmung nur für kurze Zeit aufgeheizt werden sollen (z. B.
Versammlungsstätten) und wo erhaltenswerte Alt-
Die außenseitig aufgebrachte Wärmedämmung baufassaden (z. B.. reich gegliederte Stuckfassaden)
weist aus bauphysikalischer Sicht überwiegend aufgrund denkmalpflegerischer Gesichtspunkte
Vorteile auf. Dadurch, dass alle Bauteile gleich- nicht verändert werden dürfen oder sollen. Auch
mäßig ummantelt und lückenlos gedämmt wer- bei vorhandenen Sichtbeton-, Klinker- und Natur-
den (z. B. auch Fensterstürze und Fensterleibun- steinfassaden werden in der Regel innenseitige
gen, einbindende Decken und Zwischenwände, Dämmmaßnahmen vorgenommen, um das äußere
Ringanker, Heizkörpernischen, außen liegende Erscheinungsbild der Gebäude zu erhalten.
Rohrleitungen usw.), ist die tragende Wandkon- Innendämmungen verändern das bauphysikali-
struktion nur geringfügigen Temperaturschwan- sche Verhalten von Außenwänden erheblich.
kungen ausgesetzt. Bei niedriger Außentemperatur und mit zuneh-
Somit halten sich thermisch bedingte Baukör- mender Dicke der Innendämmung sinkt die
perbewegungen (Rissbildungen in der Wand- Temperatur im tragenden Wandbauteil stark
728 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.29a 8.29b
8.29 Konstruktionsbeispiele: Gipskarton-Verbundplatten als Innendämmung vor Außenwandkonstruktionen
a) PS-Verbundplatte
b) MF-Verbundplatte, werkseitig mit einer Dampfsperre ausgerüstet und bauseits mit selbstklebenden
Alubändern dicht eingeklebt
1a Polystyrol-Verbundplatte 11 Fertigteilestrich aus 3 × 8 mm GK-Platten
1b Mineralfaser-Verbundplatte mit Dampfsperre 12 Teppichbelag mit Holzsockelleiste
2 Gipskarton-Bauplatte B nach DIN 18 180 13 Dampfsperre (Alufolie), werkseitig eingebaut
3 Polystyrol-Hartschaumplatte nach DIN 18 164 14 Mineralfaserplatte
8 (z. B. Styropor PS 15 SE)
4 lose Mineralfaserstreifen, 10 mm dick
15 dichte, dauerelastische Abdichtung
16 selbstklebendes Aluband (dichter Bauteilanschluss)
5 Fugenfüller 17 Deckenbekleidung
6 Deckenputz 18 GK-Plattenstreifen (Dünnbettverfahren),
7a Klebemörtel bei planebenen Wandflächen sonst Gipsansetzbinder
7b Gipsansetzbinder 19 Mineralfaser-Trittschalldämmplatten
8 Dämmstreifen, 5 mm dick 20 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm)
9 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm) 21 schwimmender Mörtelestrich
10 Polystyrol-Hartschaumplatte

ab, wodurch sich die Lage des Taupunktes weit Tauwasserausfall im Inneren oder auf der Ober-
nach innen, d. h. zur Raumseite hin, verschiebt. fläche von Außenbauteilen entsteht immer dann,
Die wärmespeichernde Wirkung der schweren wenn die Taupunkttemperatur unterschritten
Wandteile geht verloren und im Übergangsbe- wird. Begünstigt werden derartige Tauwasser-
reich zwischen tragender Wand und Innendäm- bildungen durch hohe Luftfeuchtigkeit und Wär-
mung kann es im Winter zur Kondensation bei mebrückeneffekte.
eindiffundierender Raumfeuchte kommen. Auch
in die Außenwand eingebundene Zwischenwän-
de oder Geschossdecken wirken bei Innendäm- 1. Tauwasserbildung im Inneren
mung als Wärmebrücken, so dass das Risiko der von Bauteilen
Schimmelpilzbildung an derart kritischen Stellen Der Wärmeschutz von Bauteilen darf durch Tauwas-
erheblich zunimmt. serbildung nicht unzulässig vermindert werden.
8.11 Putze für Sonderzwecke 729

Ein gewisses Maß an Tauwasserbildung in Bautei- die jeweilige relative Raumluftfeuchte darstellt,
len ist nach DIN 4108-3 unschädlich, wenn durch desto sorgfältiger muss die Innendämmung in
Erhöhung des Feuchtegehaltes der Bau- und ihrem Dampfdiffusionswiderstand darauf abge-
Dämmstoffe der Wärmeschutz und die Stand- stimmt werden.
sicherheit der Bauteile nicht gefährdet werden • Dämmstoffe für Innendämmung1). Uner-
und die im Winter anfallende Feuchtigkeit wäh- wünschte Dampfdiffusionswanderung aus der
rend der Trocknungsperiode im Sommer an die Raumluft zum Außenbauteil kann reduziert
Umgebung wieder abgegeben werden kann. werden durch
In DIN 4108-3 sind die zulässigen Tauwasser- • dampfdichte Dämmmaterialien (z. B. Schaum-
Höchstmengen angegeben sowie eine Reihe von glas) bzw.
bewährten Außenwandkonstruktionen genormt, • Dämmmaterialien mit relativ hohem Diffu-
für die kein rechnerischer Nachweis des Tauwas- sionswiderstand (z. B. extrudierter Polystyrol-
serausfalls infolge Dampfdiffusion unter norma- schaum) oder durch
len Klimabedingungen erforderlich ist.
• diffusionsoffene Dämmstoffe (z. B. Mineral-
Für alle anderen Außenwandkonstruktionen ist wolle) mit darauf anschlussdicht aufgebrach-
eine Diffusionsberechnung durchzuführen und ten dampfbremsenden bzw. dampfsperren-
mit den Forderungen der zulässigen Maximal- den Folien.
mengen zu vergleichen. Entsprechende Rechen-
beispiele s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 dieses Werkes. • Geeignet sind entweder Polyethylen-, me-
tallkaschierte- oder feuchteadaptive Folien.
Tauwasserbildung im Wandinneren infolge von Auf eine fehlerfreie Verlegung mit weitge-
Wasserdampfdiffusion ist bei homogenem Mau- hend dampfdicht ausgebildeten Stoß-,
erwerk und Mauerwerk mit Außendämmung im Wand- und Deckenanschlüssen ist bei
Allgemeinen nicht zu erwarten. dampfbremsenden/dampfsperrenden Kons-
Wird aber eine Innendämmung – insbesondere truktionen besonders zu achten.
in großer Dämmschichtdicke und mit geringem • Neu angeboten als Dämmstoff für Innendäm-
Diffusionswiderstand – auf eine Außenwand auf- mung werden kapillaraktive Calciumsilikat-
gebracht, ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine un- platten, die bei üblicher Feuchtebelastung
zulässige diffusionsbedingte Feuchteerhöhung ohne Dampfbremse eingebaut werden kön-
auftreten kann. nen. Da sie über eine hohe kapillare Saugfähig-
• Bei Außenwänden mit Innendämmung soll keit verfügen, sind sie in der Lage, erhebliche
daher gemäß DIN 4108-3 der Wärmedämm- Mengen an Feuchtigkeit aus der Wand oder
wert der raumseitigen Dämmschicht auf R d dem Innenraum aufzunehmen, zu speichern
1,0 m2K/W begrenzt werden und der Diffusi-
onswiderstand der Wärmedämmschicht ein-
und bei Abnahme der Feuchtebelastung wie-
der rasch abzugeben.
8
schließlich Innenputz bzw. Innenbekleidung Hinweis. Die vorteilhaften Eigenschaften der
mindestens sd = 0,5 m betragen. Calciumsilikatplatten dürfen jedoch nicht dazu
• Normen. Im Wesentlichen sind folgende Nor- verleiten, diese Art der Innendämmung ge-
men zu beachten: DIN EN 13 829, DIN EN ISO nerell ohne Dampfsperre einzubauen, da auf-
13 788, DIN EN ISO 10 211. Der aktuelle Stand grund der Diffusionsoffenheit einer solchen
der Normung ist Abschn. 8.12 zu entnehmen. Konstruktion feuchte Raumluft bis zur (kälteren
und dampfdichteren) Bestandswand gelangen
Wasserdampfdiffusion. Auch bei der Innen- und dort kondensieren kann. Von der Annah-
dämmung sollte zunächst immer von der Regel – me, dass sich bei einem kapillaraktiven Dämm-
wonach der Diffusionswiderstand der einzelnen stoff die eindiffundierte Feuchte in jedem Fall
Schichten von innen nach außen abnehmen soll
– ausgegangen werden. Dieser Vorsatz kann je- 1)
Europäische Normen. Folgende europäische Produktnor-
doch häufig nicht eingehalten werden, beispiels- men gelten für Wärmedämmstoffe im Hochbau (Auszug):
weise bei dichten Wandbaustoffen, so dass die • DIN EN 13 162 – Mineralwolle (MW)
Innendämmung entgegen dieser Regel aufge- • DIN EN 13 163 – Expandierter Polystyrolschaum (EPS)
bracht wird. Dabei kommt der jeweiligen Schich- • DIN EN 13 164 – Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)
tenkombination eine große Bedeutung zu. • DIN EN 13 165 – Polyurethan-Hartschaum (PUR)
Je dampfdichter das vorgesehene Außenbauteil • DIN EN 13 166 – Phenolharzschaum (PF)
(Mauerwerk, Betonwand) ist und je höher sich • DIN EN 13 167 – Schaumglas (CG)
730 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

großflächig verteilt und schnell zur Raumseite Schallschutz bei Wänden mit Innendämmung.
hin rückverdunstet, kann ohne rechnerischen Aus schallschutztechnischer Sicht handelt es sich
Nachweis nicht ausgegangen werden. bei der Innendämmung – bestehend aus Dämm-
Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und material mit leichter Schale (Putz oder Gipskar-
Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswider- tonplatte) – um eine Masse-Feder-Masse-Sys-
standszahlen von Baustoffen sind Tabelle tem. Je nach verwendetem Dämmmaterial (PS-
17.58, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. Hartschaumplatten, Mineralwolle) verschlechtern
oder verbessern sich die schalltechnischen Werte
Innendämmung von Außenwänden aus herkömmli- von Außenwänden.
chen Wandbaustoffen (z. B. Hochlochziegel, Bimshohl- Insbesondere ist jedoch zu beachten, dass durch
blocksteine). Bei relativ dampfdurchlässigem Mauerwerk eine Innendämmung der Schallschutzwert infol-
und bei Annahme üblicher Wohnraumbedingungen erge-
ben sich bei richtiger Dimensionierung und sorgfältiger
ge verstärkter Schall-Längsleitung nachteilig be-
Ausführung der Innendämmung (z. B. dichte Plattenstöße, einflusst werden kann. Ungünstig verhalten sich
Wand- und Deckenanschlüsse) kaum Tauwasserprobleme. vor allem Verbundplatten aus Hartschaumplat-
Es sind allerdings die zuvor genannten Werte bei Wänden ten mit hoher Steifigkeit in Verbindung mit leich-
mit Innendämmung gemäß DIN 4108-3 einzuhalten. Übli- ter Gipskartonbeplankung. Sie bewirken eine
cherweise werden EPS-Hartschaumplatten (Rohdichte
15 kg/m2) – meist in Form von Gipskarton-Verbundplatten
Verschlechterung der Schall-Längsdämmung
– verwendet. durch Flankenübertragung (Resonanzeffekt).
Um dies zu verhindern, werden Verbundplatten
Innendämmung von Außenwänden aus dampfdichte- aus elastifiziertem PS-Hartschaum mit niedriger
ren Wandbaustoffen (z. B. Kalksand-Vollsteine, Klinker). Steifigkeit eingesetzt. Verbessert wird die Schall-
Bei derart dichtem Mauerwerk wird die zulässige Tauwas-
sermenge meist überschritten und auch die Rücktrocknung
Längsdämmung jedoch insbesondere durch In-
ist rechnerisch oftmals nicht gegeben. Bei Annahme übli- nendämmungen mit weicher Dämmschicht aus
cher Wohnraumverhältnisse sind daher zumindest EPS- Mineralwolle in Form von MW-Verbundplatten
Hartschaumplatten mit höherem Diffusionswiderstand (biegeweiche Vorsatzschalen).
einzusetzen (Rohdichte 30 kg/m2, Diffusionswiderstand μ =
40 bis 100).
Handelt es sich jedoch um Außenwände von Feuchträu- 2. Tauwasserbildung auf der Oberfläche
men (z. B. häusliche Küchen und Bäder), so ist der Einsatz von Bauteilen
einer zusätzlichen Dampfbremse oder von fugendicht ver- An den Innenoberflächen von ungenügend ge-
legten XPS-Extruder-Hartschaumplatten zwingend ange-
zeigt. Derartige Platten zeichnen sich einmal durch einen
dämmten Außenbauteilen kann es bei niedri-
relativ hohen Diffusionswiderstand (μ = 100 bis 250) und gen Außentemperaturen und übermäßig hoher
hohe Druckfestigkeit (Rohdichte 30 bis 50 kg/m2) aus, zum Raumluftfeuchte zu Tauwasserbildung (Ober-
8 anderen nehmen sie aufgrund ihrer geschlossenzelligen
Struktur praktisch kaum Feuchtigkeit auf.
flächenkondensat) kommen. Diese Erscheinung
tritt vor allem dann auf, wenn die raumseitige
Oberflächentemperatur der Bauteile zu niedrig,
Innendämmung von Außenwänden aus relativ dampf-
d. h. unter der Taupunkttemperatur der umge-
dichten Wandbaustoffen (z. B. Betonwände). Die Innen-
dämmung von relativ dampfdichten Betonwänden (Roh- benden Raumluft liegt.
dich-te etwa 2400 kg/m2) ist besonders sorgfältig auszufüh- Werden die zuvor genannten Wärmedämm- und
ren. So hat eine 24 cm dicke Betonwand einen etwa 20mal Diffusionswiderstandswerte bei Wänden mit
höheren Diffusionswiderstand als ein gleich dickes Mauer-
werk aus Hohlblocksteinen. Würde ein derart dichtes Bau-
Innendämmung gemäß DIN 4108-3 jedoch ein-
teil innenseitig mit einem diffusionsoffenen Dämmmaterial gehalten, sind in der Regel keine Schäden durch
beplankt, käme es im Winter im Grenzbereich Betonschale/ Oberflächenkondensat zu erwarten. Dies setzt
Innendämmung zu ganz erheblichem Tauwasserausfall. In jedoch normale Raumlufttemperaturen und re-
jedem Fall ist die in DIN 4108-3 festgelegte und in Abschn. lative Luftfeuchten sowie genügende Beheizung
17.5.6 beschriebene Tauwasserberechnung (sog. Glaser- und Lüftung voraus.
verfahren) vorzunehmen.
Die Innendämmung von Betonwänden – insbesondere in
Nassräumen wie Schwimmbädern u. Ä. – muss daher ent- Energieeinsparverordnung. Mit der Einführung
weder aus diffusionsdichtem Dämmmaterial (z. B. Schaum- der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden
glas) oder bei XPS-Hartschaumplatten mit zusätzlicher,
die Anforderungen an den Wärmeschutz im
raumseitig aufgebrachter, metallkaschierter Dampfsperre
(Alu-Folie) fugen- und anschlussdicht ausgeführt werden. Hochbau weiter erhöht. Dabei nimmt der Ein-
fluss der Wärmeverluste über Wärmebrücken zu.
Richtwerte der Wasserdampf-Durchlässigkeit von Bautei- Wärmebrücken sollten daher möglichst vermie-
len sind Tabelle 17.66, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. den werden.
8.11 Putze für Sonderzwecke 731

• Wärmeverluste über nicht vermeidbare Wärmebrü- rückzuführen. Vielmehr sind folgende Ursachen
cken sind nach der Energieeinsparverordnung bei der im Zusammenhang zu bedenken:
Energiebilanzierung quantitativ zu berücksichtigen:
• Altbausanierung. Bei Sanierungsmaßnahmen an Alt-
Ohne besondere Maßnahmen beaufschlagt die Energie- bauten stehen im Hinblick auf die Energieeinsparung
einsparverordnung die U-Werte der Außenbauteile mit der Austausch alter, undichter Fenster gegen neue
einem pauschalen Wärmebrückenkoeffizienten 'UWB – wesentlich dichtere und besser gedämmte (Mehr-
von 0,1 W/m2K. scheiben-Isolierverglasung) – an erster Stelle. Dieser
Sind die Wärmebrücken nach den Vorschlägen von Bei- Austausch wurde in den zurückliegenden Jahren häufig
blatt 2 zur DIN 4108 ausgeführt (Planungs- und Ausfüh- als Einzelmaßnahme durchgeführt, ohne gleichzeitig
rungsbeispiele), gilt das Gebäude als „wärmebrücken- die übrigen Außenbauteile den Anforderungen der DIN
arm“. In diesem Fall darf der pauschale Zuschlag auf 4108 bzw. Wärmeschutzverordnung (heute Energie-
den Wärmebrückenkoeffizienten1) halbiert werden und einsparverordnung) anzupassen. Die Folge waren/sind
beträgt nur noch 0,05 W/m2K. Tauwasserschäden aufgrund höherer Raumluftfeuchte
Die Wärmeverluste der Wärmebrücken können aber bei mangelnder Wärmedämmung, insbesondere im
auch als längenbezogener Wärmebrückenverlustkoef- Bereich der zuvor genannten besonders gefährdeten
fizient Ȍ (Psi) berechnet oder – aus Wärmebrückenka- Wärmebrückenbereiche.
talogen entnommen – in die Energiebilanz eingehen.
• Luftwechsel. Während bei den alten Fenstern über die
Weitere Einzelheiten hierzu sind [26] zu entnehmen.
Undichtigkeiten der Fugen eine ständige Frischluft-
zufuhr – und damit auch der Abtransport von Wasser-
Wärmebrücken. Als Wärmebrücken werden dampf und Kohlendioxid – stattfand, kann der Mindest-
örtlich begrenzte Stellen in Baukonstruktionen luftwechsel bei den neuen, sehr dichten Fenstern nur
durch gezielte Lüftungsmaßnahmen (mehrfache Stoß-
bezeichnet, in denen gegenüber den angrenzen-
lüftung am Tage) erreicht werden. Die heute vermehrt
den Bereichen infolge verstärkter Wärmeleitung festzustellenden Feuchteschäden sind vor allem auf zu
niedrigere Oberflächentemperaturen auftreten. hohe Raumluftfeuchten und damit auf falsche Heizungs-
Sie verursachen nicht nur einen zusätzlichen und Lüftungsgewohnheiten zurückzuführen.
Wärmeverlust, sondern reduzieren auch in dem Die Annahme, der Feuchtetransport aus den Räumen
betreffenden Bereich die Oberflächentempera- würde über die Wasserdampfdiffusion durch die Wand in
tur des Bauteils. Infolge dessen kann es in ihrem ausreichendem Maße stattfinden (aufgrund des Dampf-
Einflussbereich verstärkt zu Tauwassernieder- druckgefälles im Winter von innen nach außen), ist nicht
richtig. Mengenmäßig ist dieser Feuchtetransport über
schlag (Durchfeuchtungserscheinungen) und die Diffusion sehr gering, so dass auch ein noch so güns-
damit auch häufig zu Schimmelpilzbildung kom- tiger, diffusionsoffener Wandaufbau die gezielte Raum-
men. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5.8, Wärmebrü- lüftung zwecks Feuchteabfuhr nicht ersetzen kann.
cken, in Teil 1 dieses Werkes. • Wasserdampfsorption. In diesem Zusammenhang
ist auch noch auf die Feuchtespeicherung (Sorption)
Schimmelpilzbildungen sind beispielsweise an von Raumumschließungsflächen und Einrichtungsge-
genständen hinzuweisen. Bei plötzlichem Anstieg und
inneren Fenster- und Türleibungen sowie Fens-
terbrüstungen, Rollladenkästen, Außenwand-
großen Schwankungen der relativen Luftfeuchte ist es
vorteilhaft, wenn Materialien mit offenen Poren und Ka-
8
ecken, im Bereich zwischen Dachdecke und pillaren – wie beispielsweise Innenputze, Holz, Tapeten,
Außenwand, an Stürzen und Deckenflächen Textilien u. a. – Feuchte aus der Luft aufnehmen und
unter Kragplatten sowie an Außenwandflächen speichern können (Feuchtepuffer). Diese vorüberge-
mit vorgestellten bzw. fest eingebauten, groß- hend aufgenommene Wassermenge (Absorption) wird
dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder langsam an
flächigen Schrankwänden vorzufinden. trockene Raumluft zurückgegeben (Desorption) und
Diese Mängel sind jedoch nicht – wie dies immer durch Lüften nach außen abgeführt.
wieder fälschlicherweise behauptet wird – auf • Heizen im Schlafraum. Im Zuge der Energieeinsparung
den verbesserten Wärmeschutz der Gebäude zu- wird in der Wohnung die Heizung häufig gedrosselt und
im Schlafzimmer oftmals völlig abgedreht. Dieses wird
dann üblicherweise über die offene Tür beheizt, so dass
1)
Alle Wärmebrücken, die beispielhaft in DIN 4108 Bbl 2 feuchtwarme Luft aus anderen Teilen der Wohnung in
aufgeführt sind, sind ausreichend wärmegedämmt. Es den Schlafraum strömen kann. Die Folgen sind – insbe-
muss kein zusätzlicher Nachweis geführt werden. sondere bei neuen dichten Fenstern – eine Erhöhung
Für alle davon abweichenden Konstruktionen muss der der relativen Luftfeuchte sowie ein weiteres Absinken
Temperaturfaktor an der ungünstigsten Stelle die Min- der Oberflächentemperaturen auf den Außenbauteilen.
destanforderung ƒR, si t 70 erfüllen, d. h. nach den in DIN Die Tendenz zur übermäßigen Heizenergieeinsparung
4108-2 angegebenen Randbedingungen ist eine raumsei- fördert somit das Risiko der Tauwasserbildung auf Au-
tige Oberflächentemperatur von ısi t 12,6 °C einzuhalten ßenbauteilen – vor allem im Bereich von Wärmebrücken
(Fenster und Türen sind davon ausgenommen). – und damit auch der Schimmelpilzbildung. Krasse Tem-
Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt demnach die peraturunterschiede innerhalb einer Wohnung sollten
schimmelpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. S. hierzu daher vermieden werden, da nennenswerte Mengen an
auch Abschn. 7.4.5, Baukörperanschlüsse (Fußnote). Heizenergie dadurch sowieso nicht einzusparen sind.
732 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

• Raumhohe Schrankwände vor Außenwandflächen wir- eigenschaften, der unter Verwendung von Zu-
ken bauphysikalisch wie eine zusätzlich innenseitig an- schlägen niedriger Rohdichte hergestellt wird
gebrachte Wärmedämmung. Der Temperaturverlauf in-
– und einem dünneren Oberputz, der vor allem
nerhalb der Wand wird dadurch nachhaltig verändert, so
dass die raumseitige Oberflächentemperatur der Wand schützende Funktionen übernimmt, gleichzeitig
um einige Grade abfällt und somit die Kondensatgefahr aber auch der Gestaltung dient (Bild 8.32-1).
und die damit verbundene Schimmelpilzbildung in die-
sem Bereich wächst. Unterputz (Wärmedämmputz). Der Unterputz
Der Einbau großflächiger Schrankwände vor Außenwän- ist ähnlich wie ein herkömmlicher mineralischer
den sollte deshalb unterbleiben. Lässt er sich nicht ver- Putz aufgebaut: als Bindemittel werden hydrau-
meiden, so muss zum einen auf einen genügend großen
Abstand zwischen Wand und Möbel geachtet werden lischer Kalk und Zement, Zusätze zur Verbes-
(mind. 10 bis 15 cm) zum anderen für eine ausreichen- serung der Verarbeitbarkeit (Luftporenbildner)
de Luftzirkulation hinter dem Möbel – über großzügig sowie Hydrophobierungsmittel verwendet. An-
bemessene Lüftungsschlitze im Sockel- und Deckenan- stelle des Zuschlages Sand, mit dichtem Gefüge,
schlussbereich – gesorgt werden.
treten jedoch entweder
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [16], [17],
[18], [19], [27] sowie Abschn. 17.5.6, Temperaturen an • organische Zuschläge (expandiertes Polystyrol
Bauteilen – Tauwasserbildung, Teil 1 dieses Werkes, zu – EPS – in Form von 1 bis 3 mm großen Kügel-
entnehmen. chen) oder
• mineralische Zuschläge (Leichtzuschlagstof-
fe nach DIN 4226-2 wie Blähton, Blähschiefer,
8.11.4 Wärmedämmputzsysteme1) Blähglaskügelchen, Bims sowie Perlite und Ver-
miculite) oder
Zur Verbesserung der Wärmedämmung von
• ein Gemisch aus den vorgenannten organi-
Außenwänden wurden spezielle Dämmputz-
schen/mineralischen Zuschlägen.
systeme entwickelt, die aus mehreren, technisch
aufeinander abgestimmten Putzlagen bestehen. Wärmedämmputze weisen nach DIN V 18550
Sie setzen sich üblicherweise zusammen aus einen Rechenwert für die Wärmeleitfähigkeit d
einem dickeren Unterputz – dem eigentlichen 0,2 W/(mK) auf. Dazu darf die Trockenrohdichte
Wärmedämmputz mit erhöhten Wärmedämm- des erhärteten Mörtels max. 600 kg/m³ betragen.
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- Wärmedämmputz nach DIN 998-1 ist in Tabelle 4,
nehmen. DIN V 18550, festgelegt.

Tabelle 8.30 Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für Wärmedämmputz nach DIN EN 998-1 (DIN V 18550)
8 Kategorie I Kategorie II
Nennwerta Bemessungswertc Grenzwertb Bemessungswertc
WI(m·K), P = 90% W/(m · K) W/(m · K) W/(m · K)
OD Od Ogrenz Oe
0,070 0,084 0,066 0,070
0,080 0,096 0,075 0,080
0,090 0,108 0,085 0,090
0,100 0,120 0,094 0,100
0,120 0,144 0,113 0,120
0,140 0,168 0,132 0,140
0,160 0,192 0,150 0,160
a
Entspricht dem deklarierten Wert O10,dry nach DIN EN 998-1.
b Der Wert Ogrenz (größter nachzuweisender Einzelwert) ist im Rahmen der technischen Spezifikation des jeweiligen
Wärmedämmputzmörtels festzulegen.
c Bemessungswert (Rechenwert).
d O = OD x 1,2
e
O= Ogrenz x 1,05
8.11 Putze für Sonderzwecke 733

Tabelle 8.31 Übersicht: Wärmedämm-Putzsysteme

8.32-1a 8.32-1b
8.32-1 Konstruktionsbeispiele: Unterschiedliche Kantenausbildungen bei Wärmedämm-Putzsystemen
a) Kantenprofil mit PVC-Überzug. Das Profil wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis am Untergrund befestigt.
Der mit Druck aufgespritzte Mörtel verklammert sich allseitig kraftschlüssig durch die Lochungen des Profils
hindurch. Der PVC-Überzug wird nicht verputzt und ist nach dem Putzvorgang umgehend zu reinigen.
Vgl. hierzu auch Bild 8.11.
b) Kantenprofil ohne PVC-Überzug. Dieses Profil eignet sich für die Unterputzanbringung, d. h. die Schiene wird
unsichtbar in den Dämmputz eingebaut und im Kantenbereich ein Glasgittergewebestreifen als zusätzliche
Armierung eingebettet. Der Oberputz wird in einer Dicke von etwa 8 bis 10 mm um die Ecke herumgeführt.
1 Putzgrund 5 Kantenprofil
2 Spritzbewurf (soweit erforderlich) 6 Oberputz
3 Unterputz (Dämmputz) 7 PVC-Überzug
4 Glasgittergewebe
Protektorwerk, Gaggenau
734 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.32-2a 8.32-2b
8.32-2 Putzsockel- und Dehnungsfugenprofil für Wärmedämm-Putzsysteme
a) Sockelprofil mit schräggestelltem Schenkel (110°) und Stützbügel
b) Dehnungsfugenprofil für senkrecht verlaufende Wandfugen
Protektorwerk, Gaggenau

Je leichter ein Baustoff ist, umso besser sind seine dämmputzmörtel sind in Tabelle 2, DIN EN 998-
Wärmedämmeigenschaften; dies gilt auch für die 1 festgelegt.1)
Putzmörtel.
Dämmputze werden deshalb heute vorwiegend Oberputz. Der Oberputz nach DIN V 18 550 ist
aus extrem leichten Zuschlagstoffen – nämlich ebenfalls aus Werktrockenmörtel herzustellen
geschäumten Polystyrolkügelchen – hergestellt. und soll den Eigenschaften eines Putzes aus den
8 Diese ergeben eine gute Wärmedämmung, be- Mörtelgruppen PI oder PII vergleichbar sein. Die
wirken jedoch andererseits eine geringere mecha- mechanischen und physikalischen Eigenschaften
nische Festigkeit des Unterputzes, so dass dieser des Unterputzes und des Oberputzes müssen
immer eines schützenden Oberputzes bedarf. aufeinander abgestimmt sein. Nur ein qualitativ
hochwertiger, wasserabweisender Oberputz
Tabelle 8.31. Dämmputze werden im Wesentli- kann eine Durchfeuchtung und damit eine Ver-
chen nach der jeweiligen Zuschlagart eingeteilt. minderung der Wärmedämmung des Unterput-
Wie die Übersicht verdeutlicht, gibt es neben zes verhindern. Daher werden alle Dämmputze
den in DIN V 18 550 genormten Dämmputzen nur zusammen mit einem passenden Oberputz
mit organischen Zuschlägen auch solche mit mi- als System zugelassen.
neralischen Leichtzuschlagstoffen. Diese müssen An den Oberputz werden vor allem Anforde-
eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des rungen hinsichtlich des Regenschutzes (Was-
Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin, auf- seraufnahmekoeffizient w d 0,5 kg (m2 · h0,5), der
weisen. Sie erreichen jedoch in der Regel nicht Witterungsbeständigkeit, mechanischen Festig-
die günstigen Rechenwerte der Wärmeleitfähig- keit sowie Wasserdampfdurchlässigkeit gestellt.
keit von EPS-Dämmputzen. Außerdem ist mit ihm praktisch jede gewünschte
• Wärmedämm-Putzsysteme aus Mörteln mit und bekannte Putzoberfläche herstellbar.
mineralischen Bindemitteln und expandier-
tem Polystyrol (EPS) als Zuschlag sind in DIN
V 18550 im Zusammenhang mit DIN EN 998-1 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
genormt. Die Prüfparameter u. a. für Wärme- nehmen.
8.11 Putze für Sonderzwecke 735

Bei Wärmedämm-Putzsystemen richtet sich das zu Spannungen und damit zur Rissbildung in der
Verhältnis zwischen den Druckfestigkeiten von Putzschale führen können.
Unterputz zu Oberputz nach der Art der ver-
wendeten Zuschläge. Nach der bereits mehrfach
angeführten traditionellen Putzregel (bei mas- 8.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme
sivem Mauerwerk) soll die Festigkeit des Ober-
putzes immer geringer sein als die Festigkeit des Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) – frü-
Unterputzes. her auch Thermohaut genannt – bestehen aus
Das Festigkeitsgefälle bei den Wärmedämm- mehreren fest miteinander verbundenen und
Putzsystemen verläuft jedoch genau umgekehrt: bauphysikalisch aufeinander abgestimmten Kom-
Der Oberputz ist härter als der darunter liegende ponenten (Wärmedämmstoffschichten, Armie-
Dämmputz. Durch die schubweiche Zwischen- rungsgewebe und Außenputz), die als System
schicht zwischen Wandbildner und Oberputz zur Wärmedämmung und Gestaltung von Fassa-
ergibt sich eine Entkopplung. Die langjährige den eingesetzt werden.
Anwendung hat gezeigt, dass dadurch nicht Sie haben sich als Außendämmung seit über vier
zwangsläufig Schäden auftreten müssen – vor- Jahrzehnten bewährt und weisen eine ganze Rei-
ausgesetzt, der Unterschied in der Festigkeit bei- he von Vorteilen auf: Verbesserung des Wärme-
der Lagen liegt innerhalb der festgelegten Gren- schutzes und des Regenschutzes der Außenbau-
zen. Vgl. hierzu auch Abschn. 8.7.5.4, Leichtputze teile, Verhinderung von Wärmebrücken, keine
auf wärmedämmenden Wandbaustoffen. Tauwasserbildung im Inneren der Außenwand
und auf der raumseitigen Oberfläche, Entkopp-
Verarbeitung. Vor dem Aufbringen des Dämmputzes ist
eine sorgfältige Untergrundbeurteilung vorzunehmen. Bei
lung des Außenputzes von der tragenden Konst-
neuem, einheitlichem und gleichmäßig saugendem Mauer- ruktion, dadurch rissefreie Fassaden auch bei Alt-
werk sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. bauten, Plattenbauten und Holzfachwerkbauten.
Unterschiedlich saugende Untergründe bedürfen jedoch
eines voll deckenden Spritzbewurfes (Vorspitzmörtel). WDVS dürfen nur verwendet werden, wenn sie
Bei Untergründen mit erhöhter Rissbildungsgefahr (Misch- bauaufsichtlich zugelassen sind. Wärmedämm-
mauerwerk) ist eine Putzarmierung in Form eines Glas- Verbundsysteme zählen zu den nicht geregelten
gittergewebes erforderlich, das in die obere Zone des
Dämmputzes – vor Aufbringung des Oberputzes – ein-
Produkten, da für sie keine technischen Regel-
gebettet wird. Bei anderen Systemen wird dieses Armie- werke (z. B. Normen) existieren. Vgl. hierzu Ab-
rungsgewebe nach Angaben der Hersteller in das obere schn. 7.8.1, Bauregelliste, sowie Abschn. 2.2.4,
Drittel eines auf dem Unterputz aufgebrachten Ausgleichs- Bauprodukte, Teil 1 dieses Werkes.
putzes eingearbeitet. Der Verwendbarkeitsnachweis ist deshalb durch
Bild 8.31-1 und -2. Um einen gleichmäßig dicken, plan-
eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung zu 8
ebenen Putzauftrag und wirksamen Kantenschutz zu er- führen (Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin).
reichen, ist es unverzichtbar, Sockel-, Kanten-, Sturz- und In ihr werden Aufbau und Schichtenfolge eines
Dehnungsprofile an Fensterleibungen, Rollladenkästen, Systems beschrieben sowie Fragen der Standsi-
Hauskanten u. Ä. anzubringen. Aufgrund der größeren cherheit, Dauerhaftigkeit, Gebrauchstauglichkeit
Putzdicken ist auch darauf zu achten, dass Überstände wie
u. a. m. geregelt.
beispielsweise Ortgänge, Fensterbänke und Abdeckungen
aller Art entsprechend breiter ausgebildet werden. In den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-
Dem fertigen Werktrockenmörtel darf außer Wasser nichts gen wird außerdem zwingend vorgeschrieben,
mehr zugesetzt werden. Der Unterputz wird in Schicht- dass nur in sich geschlossene Systeme verar-
dicken von 50 bis 60 mm (max. 100 mm) in einem Arbeits- beitet werden dürfen. Alle Einzelkomponenten
gang aufgetragen und eben abgezogen, wobei Reiben und – auch Zubehörteile – gelten als Systembestand-
Filzen zu vermeiden ist. Ist aus wärmetechnischen Gründen
ein dickerer Dämmputz erforderlich, so kann nach ausrei-
teile. Mischsysteme mit Komponenten anderer
chender Wartezeit (mehrere Tage) eine zweite Lage aufge- Fabrikate sind nicht zulässig. Sie beinhalten ein
tragen werden. Dabei sind die jeweiligen Verarbeitungs- Schadensrisiko und verwirken die Herstellerge-
richtlinien der Hersteller genauestens einzuhalten. währleistung.
Nach einer Austrockungszeit von mindestens 1 Tag pro
1 cm Dämmputzdicke wird der jeweils zugelassene System-
Oberputz aufgetragen.
Schichtenfolge. Bei der Planung von Wärme-
dämm-Verbundsystemen ist von folgenden
Bei der farblichen Gestaltung ist darauf zu ach- Schichten auszugehen:
ten, dass nur helle Farbtöne gewählt werden, da • Tragwand (vorrangig statische und schall-
dunkle Farben bei thermischer Beanspruchung schutztechnische Funktionen)
736 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

• Wärmedämmschicht (unterschiedliche Dämm- Daraus resultierend sind in der jeweiligen bauaufsichtlichen


stoffarten und Befestigungsmöglichkeiten) Zulassung die Mindestzahl der Dübel pro Quadratmeter
Fassadenfläche für diese drei Höhenbereiche – unterteilt
• Armierungsschicht (Bewehrung gegen ther- nach Fläche und Randbereich – vorgeschrieben. Nähere
mische und mechanische Beanspruchungen) Angaben über Dübelanordnung und Dübelverbrauch bein-
halten die Herstellerunterlagen.
• Außenputz (Schlussbeschichtung mit minera-
Ein weiteres entscheidendes Kriterium für die Standsicher-
lisch- oder kunstharzgebundenen Oberputzen). heit eines WDV-Systems ist die richtige Beurteilung der je-
weiligen Außenwand bezüglich ihrer Tragfähigkeit und die
Anforderungen unterschiedlichster Art haben darauf abgestimmte Wahl der Befestigungsart.
dazu geführt, dass von den Herstellern jeweils Brandschutz. Die Anforderungen an den Brandschutz sind
mehrere, verschiedenartig aufgebaute System- in den jeweiligen Landesbauordnungen und den dazuge-
varianten angeboten werden. Sie unterschei- hörigen Ausführungsverordnungen geregelt.
den sich vor allem hinsichtlich der verwendeten Das Brandverhalten von WDV-Systemen ist in der jeweili-
Dämmstoffarten, Befestigungsmöglichkeiten und gen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung angegeben.
Diese Angaben im Zulassungsbescheid sind demnach maß-
Oberflächenbeschichtungen. geblich für das jeweilige System.
Allgemeine Angaben über Wärmedämm-Ver- • Ausgehend von der jeweiligen Landesbauordnung
bundsysteme sind DIN EN ISO 9229 zu entneh- dürfen Fassadenbekleidungen der Baustoffklasse B2
men. Diese Norm dient vor allem der Begriffs- (normalentflammbar) im Allgemeinen an Gebäuden mit
bestimmung, für baupraktische Belange ist sie Oberfläche Fußboden (OFF) d 7 m eingesetzt werden.1)
weitgehend ohne Bedeutung. • Bei Gebäuden mit OFF d 22 m (unterhalb der Hochhaus-
grenze) muss das Dämmsystem mind. die Baustoff-
Die Verarbeitung von Wärmedämm-Verbund- klasse B1 (schwerentflammbar) erfüllen. Besonders
systemen ist in DIN 55 699 festgelegt. beachtet werden müssen schwerentflammbare Systeme
(mit PS-Hartschaumplatten), da in DIN 4102 nur Platten-
Standsicherheit. Mit der Erteilung einer allgemeinen bau- dicken bis 100 mm erfasst sind.
aufsichtlichen Zulassung für ein bestimmtes System gilt der • Bei Gebäuden mit OFF > 22 m (über Hochhausgrenze)
Standsicherheitsnachweis als erbracht. Im Zuge des Zulas- muss das gesamte WDV-System der Baustoffklasse A
sungsverfahrens müssen nach DIN EN 1991-1-1 für die Ge- (nichtbrennbar) entsprechen. Anzuwenden in der Re-
bäudehöhe h gel bis 100 m Gebäudehöhe bzw. bei allen öffentlichen
• 0<hd 8m Gebäuden besonderer Art und Nutzung (z. B. Kranken-
• 8 < h d 20 m häuser, Schulen).
• 20 < h d 100 m
1)
unter Berücksichtigung der jeweiligen Windsoglasten für Für den Brandschutz ist jeweils die Höhe der Oberfläche
die Wandfläche bzw. den Randbereich, die Standsicherheit Fußboden (OFF) des obersten Aufenthaltsraumes über der
nachgewiesen werden. Geländeoberfläche maßgebend.

8.33
Wärmedämm-Verbundsysteme
(Aufbau und Befestigungsarten)
a) Klebeverfahren, ggf. mit
Verdübelung
b) mechanische Schienenbefestigung
1 Untergrund (tragfähiges Mauerwerk)
2 Klebemasse (Klebemörtel)
3 Dämmstoff (PS-Hartschaum-,
Mineralwolle- oder
Mineralschaumplatten)
4 Armierungsschicht
(Glasgittergewebe
in Armierungsmasse)
5 Außenputz/Schlussbeschichtung
6 labiler, nicht tragfähiger Untergrund
7 Hart-PVC-Schiene
8 PS-Hartschaumplatten mit
umlaufender Nut 8.33a 8.33b
8.11 Putze für Sonderzwecke 737

8.34
Brandriegel, hier im Beispiel einer geschossübergreifenden
mehrgeschossigen Verglasung

Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Landesbauord- • Tragfähige Untergründe. Dazu zählen neues
nungen und WDVS-Zulassungsbescheiden zu entnehmen. Mauerwerk und Betonuntergründe ohne wei-
tere Beschichtungen sowie neue feste Putze
Mögliche Brandschutzmaßnahmen bei WDVS mit Polysty-
rol-Hartschaum größerer Dicke (100 mm < d d 300 mm)
(Mörtelgruppen P II und P III). Auf derart tragfä-
sind umlaufende „Brandriegel“ als sichere Brandbegren- hige Untergründe können WDV-Systeme ohne
zung in der Dämmebene in jedem 2. Geschoss sowie „Sturz- Verdübelung standsicher und kostengünstig
schutz“ über Fenster- und Türöffnungen zur Verhinderung aufgeklebt werden. Ebenheitstoleranzen bei
des Brandeintrittes in die Dämmebene. verklebten Systemen d 1 cm bezogen auf
Der Brandriegel soll eine fortschreitende, geschossüber- 1 Meter Messlänge.
greifende Branderweiterung in der Dämmebene von WDVS
verhindern. Dies geschieht durch vollständige Unterbre- • Reduziert tragfähige Untergründe. Dazu
chung der Dämmung in jedem 2. Geschoss. Der Brandriegel zählen meist Altbauten mit fest am Untergrund
besteht aus einem nicht brennbaren Material, z. B. einem haftenden Putzen oder Anstrichen, auf denen
mindestens 200 mm hohen Mineralwollstreifen mit einer ein Kleber jedoch nur ein reduziertes Haftver-
Rohdichte von mindestens 60 kg/m³ und einem Schmelz-
punkt > 1000 °C. Andere Materialien und Lösungen bedür- mögen entwickeln kann. In diesen Fällen ist
fen gesonderter prüftechnischer Nachweise und der Veran- neben dem Verkleben eine zusätzliche Verdü-
kerung in den WDVS-Zulassungen. [29] belung erforderlich. Ebenheitstoleranzen bei
verklebten und gedübelten Systemen d 2 cm
Schallschutz. WDV-Systeme beeinflussen nicht nur den bezogen auf 1 Meter Messlänge.
Schalldurchgang durch die Wand, sondern auch die Schall-
ausbreitung entlang der Wand (Schall-Längsleitung). • Nicht tragfähige Untergründe. Bei Putzen
Die tatsächliche Verbesserung der Schalldämmung durch oder Anstrichen mit unzureichender Haftung 8
WDV-Systeme hängt im Wesentlichen ab von der zum Untergrund sowie bei sehr unebenen Fas-
• dynamischen Steifigkeit des Dämmstoffes, saden sind schienenbefestigte WDV-Systeme
• Dicke des Dämmstoffes, im Vorteil. Ebenheitstoleranzen bei Schienen-
• Masse des Putzsystems, befestigung d 3 cm bezogen auf 1 Meter Mess-
• Art der Befestigung. länge.
Daraus ergibt sich, dass sich die Schalldämmung von Au-
ßenwänden – je nach gewähltem WDV-System – verbes- Bauliche Gegebenheiten. Dämmplatten dürfen auf Au-
sern oder verschlechtern kann. ßenwandflächen erst dann aufgebracht werden, wenn eine
Eine Verbesserung ist in der Regel zu erwarten bei weichen ausreichende Trockenheit des Untergrundes gewährleistet
(elastifizierten) PS-Hartschaumplatten oder Mineralwolle- ist. Wird eine Außendämmung auf zu feuchte oder gar
platten mit dickem Oberputz. Günstige Schalldämm-Maße durchnässte Wände angebracht, führt dies – vor allem bei
ergeben sich auch bei schienenbefestigten Systemen. relativ dampfdichten Systemen – zu Schäden. Dies gilt ins-
besondere dann, wenn die Dämmung kurz vor oder wäh-
Ungünstig wirken sich dagegen WDV-Systeme mit steifer
rend der Heizperiode angesetzt wird.
Dämmschicht (z. B. Mineralfaser-Lamellen) und dünnem
Oberputz aus. Entsprechende Angaben sind den (meisten) Bei Neubauten müssen daher die Innenputz- und Estrichar-
Zulassungsbescheiden zu entnehmen. beiten abgeschlossen und die Wände so weit trocken sein,
dass eine übermäßige Feuchteanreicherung nicht mehr ge-
geben ist. WDV-Systeme lassen zwar das Austrocknen mäßig
Traggrund (Untergrund). Die Beschaffenheit des feuchter Wände zu, eine gewisse Dampfbremse – vor allem
Untergrundes ist meist ausschlaggebend für die Systeme mit PS-Dämmplatten und dampfdichteren Kunst-
zu wählende Befestigungsart der Dämmstoff- harzputzen – stellen sie dennoch dar, so dass sich die Dampf-
platten. Man unterscheidet: diffusion (Austrocknung) von innen nach außen zeitlich
738 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

deutlich verzögern kann. Funktionsbezogene Beeinträchti- • Mineralwolle (MW nach DIN EN 13 162). Die
gungen sind in der Regel jedoch nicht zu erwarten. zur Gruppe der mineralischen Dämmstoffe
Des weiteren muss sichergestellt sein, dass kein Wasser zählende Mineralwolle besteht aus Steinfasern,
(Regen, aufsteigende Feuchtigkeit) in bzw. hinter das WDV-
System gelangen kann. Daher müssen Fenster, Rollladen- die durch Zusatz eines Kunstharzes zu festen
kästen und vor allem die Horizontalflächen (Fensterbänke, Platten gebunden werden. Diese sind in ihrer
Dacheindeckungen) mit geeigneten Abdeckungen gesamten Dicke durch Hydrophobiermittel
versehen sein. wasserabweisend ausgerüstet.
Bei WDV-Systemen werden üblicherweise
Wärmedämmstoffe1). Die Ausgangsprodukte der
Dämmplatten des Anwendungstyps WD, mit
Dämmstoffe sind entweder organischen oder
einer Rohdichte von etwa 165 kg/m3 und einer
mineralischen Ursprungs. Für die WDV-Systeme
Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) ver-
werden vor allem eingesetzt:
wendet. Wegen ihrer vergleichsweise geringen
• Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS Abreißfestigkeit von 15 kN/m2 müssen die Plat-
nach DIN EN 13 163). Der zur Gruppe der or- ten in jedem Fall verklebt und gedübelt wer-
ganischen Dämmstoffe zählende und an den. WDV-Systeme mit Steinwolle (= Baustoff-
aufgehenden Bauteilen am häufigsten ange- klasse A2 nach DIN 4102) sind nicht brennbar
brachte Plattentyp ist EPS 15 SE (Markenname und daher für Gebäudehöhen bis 100 m ein-
Styropor). Er weist eine Mindestrohdichte von setzbar.
15 kg/m3, mit einer Wärmeleitfähigkeit von
λ = 0,04 W/(m · K) auf. • Mineralwolle-Lamellenstreifen weisen eine
Die Plattenkanten können stumpf aneinander- senkrecht zur Wandoberfläche angeordne-
stoßen, mit Nut und Feder, Stufenfalz oder einer te Faserstruktur auf, so dass sie knickfrei zum
umlaufenden Nut (Schienenbefestigung) ver- Dämmen von gerundeten Flächen eingesetzt
sehen sein. WDV-Systeme mit PS-Hartschaum- werden können. Sie weisen eine Rohdichte von
platten (= Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) etwa 80 bis 100 kg/m3 und eine Abreißfestig-
sind schwer entflammbar eingestuft und dür- keit von etwa 85 kN/m2 auf. Dies macht eine
fen daher nur bis zu einer Gebäudehöhe von Verdübelung der Lamellen bei klebegeeigne-
22 m (Hochhausgrenze) eingesetzt werden. tem Untergrund überflüssig. Ihre beidseitige
Bei EPS-Hartschaumplatten ist zwingend dar- Vorbeschichtung erlaubt sogar eine vollflächi-
auf zu achten, dass sie ausreichend lang – min- ge und maschinelle Verklebung.
destens sechs Wochen – werkseitig abgelagert • Mineralschaumplatte (nicht genormt). Diese
sind, bevor sie auf die Fassade aufgebracht auf der Basis einer Kalk-Zement-Mischung neu
werden (Schwindvorgänge aufgrund flüchti- entwickelte hydrophobierte Dämmplatte zählt
8 ger Bestandteile im Polystyrolschaum). Beim
Einsatz zu frischer Platten kommt es sonst an
zu der Gruppe der mineralischen Dämmstoffe.
Sie weist eine Rohdichte von 115 kg/m3 und
den Stoßfugen zu Rissbildungen (Relativ häu- eine Wärmeleitfähigkeit von λ 0,045 W/(m · K)
fige Schadensursache bei WDV-Systemen mit auf und ist diffusionsoffen (Wasserdampfdiffu-
EPS-Dämmplatten). sionswiderstandszahl μ = 5). Wegen der hohen
• Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS Abreißfestigkeit von 85 kN/m2 kann auf die
nach DIN EN 13 164). Geschlossenzellige Extru- Verdübelung bei klebegeeignetem Untergrund
dierschaumstoffe nehmen praktisch kein Was- verzichtet werden. WDV-Systeme mit Mineral-
ser auf und können deshalb im Wandbereich schaumplatte (Baustoffklasse A2 nach DIN 4102)
außerhalb der Feuchtigkeitsabdichtung eines sind nicht brennbar und daher für Gebäude-
Bauwerkes – beispielsweise als Perimeterdäm- höhen bis 100 m einsetzbar. Einzelheiten hierzu
mung im Bereich der Sockelzone und des Kel- sind [22] zu entnehmen.
lergeschosses – eingesetzt werden (Bild 8.36).
Neben ihrer Feuchteunempfindlichkeit zeich-
nen sie sich auch durch hohe mechanische Befestigungstechniken. Die Befestigungsart
Festigkeit aus (Markenname Styrodur). S. hierzu der Dämmplatten von WDV-Systemen ist durch
Abschn. 11.3.4, Wärmeschutz und Energieein- die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
sparung Teil 1 dieses Werkes. vorgeschrieben. Wie zuvor bereits erwähnt, ist
die jeweilige Befestigungsmethode abhängig
1)
Der aktuelle Stand der Normung von werkmäßig herge- von der Art des Dämmstoffes, der Beschaffenheit
stellten Wärmedämmstoffen im Hochbau (DIN EN 13 162 des Traggrundes und von der Gebäudehöhe. Im
bis DIN EN 13 171) ist Abschn. 8.12 zu entnehmen. Einzelnen unterscheidet man:
8.11 Putze für Sonderzwecke 739

8.35 Wärmedämm-Verbundsystem:
Schematische Darstellung
der Verarbeitungsschritte
A Vorbereitung des Untergrundes
(Altbau/Neubau)
B Anbringen der Sockelschienen
mit Spreizdübel
C Ankleben der Dämmplatten
mit Klebemörtel
D zusätzliche Verdübelung
(nur bei unsicherem Untergrund)
E Anbringen der Eckverstärkung
(Gewebeeckschutz oder spezielle
Eckschutzschienen)
F Aufbringen einer zweilagigen
Armierungsschicht
G Einarbeiten des Glasgittergewebes
„nass-in-nass“ mittig in die
Armierungsmasse
H Auftrag einer Grundierung
(soweit erforderlich)
I Auftrag des Außenputzes/
Schlussbeschichtung

• Klebeverfahren (Bild 8.33a). Die einfachste ten vorzunehmen. Es dürfen nur bauaufsicht-
und kostengünstigste Befestigungsart ist das lich zugelassene Dübel verwendet werden.
Kleben. Voraussetzung hierfür ist ein klebe- Typ, Länge und Tellerdurchmesser der einge-
geeigneter und tragfähiger Untergrund. Die setzten Dübel richten sich nach dem jeweiligen
Abreißfestigkeit des Untergrundes muss mind. Wandmaterial und Dämmstoff. Die Anzahl der
80 kN/m2 betragen. Als Klebemasse werden Dübel pro m2 ist abhängig vom betreffenden
sowohl Dispersionskleber als auch mineralisch Fassadenbereich (Höhe, Flächen- bzw. Randzo-
gebundene Werkstoffe eingesetzt. nen, Dübellastklassen).
Verarbeitung. Der Kleberauftrag erfolgt bei üblichen Verarbeitung. Hinsichtlich der Dübelanordnung unter-
Untergründen in der sog. Wulst-Punkt-Methode, d. h. scheidet man zwei Ausführungsarten.
mit einem randumlaufenden Klebestreifen mit platten-
Beim Typ I werden die Dübel unmittelbar nach dem An-
mittigem Batzenauftrag auf der Dämmplattenrückseite.
bringen der Dämmplatten gesetzt (Regelfall), so dass mit
Bei planebenen Untergründen kann eine vollflächige
Verklebung erfolgen. Steinwolle-Lamellenstreifen sind
dem Dübelkopf nur die Dämmplatten gehalten werden
(Dübelteller unterhalb Gewebe). Dies hat jedoch den
8
immer vollflächig zu verkleben. Vorzug, dass die Dübel jeweils gezielt auf den Platten-T-
Diese feste Verbindung mit dem Untergrund ist not- Stößen gesetzt werden können.
wendig, da sich der Nachschwindevorgang bei PS-
Hartschaumplatten über mehrere Jahre hinzieht Beim Typ II wird die Verdübelung dagegen erst nach der
(etwa drei bis fünf Jahre) und somit die Schwind- und Verlegung (Einbettung) des Glasgittergewebes vorge-
Kontraktionskräfte in sog. Zwängungsspannung gehal- nommen (Dübelteller umfasst Gewebe). Damit werden
ten werden müssen. Sie verhindert jegliche Eigenbewe- vom Dübelkopf sowohl die Dämmplatten als auch die
gung der Dämmplatten und damit auch die Rissbildung Armierungsschicht und somit indirekt auch die Putz-
in den Putzbeschichtungen oberhalb der Stoßfugen. schale verbessert gehalten.
Vor Beginn der Klebearbeiten sind in Sockelhöhe auf
Gehrung geschnittene Sockelabschlussschienen mit • Schienenbefestigung (Bild 8.33b). Die Schie-
Dübelschrauben zu befestigen. Die Dämmplatten wer-
den dann im Verband (versetzte Vertikalfugen) dicht nenbefestigung ist dann vorteilhaft, wenn es
und press gestoßen sowie flucht- und lotgerecht ange- sich um unebene und nicht tragfähige Unter-
setzt. Im Bereich der Gebäudeecken sind die Platten zu gründe handelt oder das Abschlagen eines Alt-
verzahnen und der am Plattenstoß gegebenenfalls her- putzes zu kosten- und zeitaufwendig ist. Das
ausquellende Kleber sofort zu entfernen. Nach etwa drei Mauerwerk muss jedoch tragfähig sein.
Tagen hat der Kleber so weit abgebunden, dass weiter-
gearbeitet werden kann. Verarbeitung. Die PVC-Schienen werden am Unter-
grund mit bauaufsichtlich zugelassenen Dübeln befes-
tigt. Dabei können Unebenheiten bis 3 cm ausgeglichen
• Klebeverfahren und Verdübelung (Bild 8.35). werden. Die auf der Rückseite mit Klebebatzen versehe-
Bei reduziert tragfähigen Untergründen ist eine nen Dämmplatten werden mit ihrer umlaufenden Nut
zusätzliche Verdübelung der Dämmstoffplat- – Reihe für Reihe – in die Schienen im Verband einge-
740 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

setzt und exakt ausgerichtet. Je nach Untergrund und Farbton-Intensität der Oberputze auf den Hell-
Gebäudehöhe kann es erforderlich sein, die montierten bezugswert t 20 begrenzt.
Dämmplatten noch zusätzlich mittig mit entsprechen-
den Tellerdübeln zu sichern. Hellbezugswert. Der Hellbezugswert ist ein Maß für den
Reflexionsgrad einer bestimmten Farbe. Entscheidend sind
der Schwarzpunkt HBW = 0 und der Weißpunkt HBW = 100.
Armierungsschicht. Auf die Dämmplatten wird Der HBW gibt also an, wie weit der bestimmte Farbton vom
Schwarz- oder Weißpunkt entfernt ist. Wesentlich hierfür ist
eine zum System gehörende Armierungsschicht das Pigment (Farbkörper) und nicht das Bindemittel oder
(Bewehrung) – bestehend aus Armierungsmas- der Glanzgrad einer Farbe.
se und Glasgittergewebe – aufgebracht. Diese
Armierungsschicht ist für die Qualität des ge-
samten Dämmsystems von ausschlaggebender Um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in der
Bedeutung, da das Gewebe in der Lage sein Wand zu vermeiden, darf die diffusionsäquiva-
muss, die durch thermische Einflüsse entste- lente Luftschichtdicke der Putze (Armierungs-
henden risse-auslösenden Zug- und Druckspan- schicht und Putzschicht zusammen) gemäß DIN
nungen aufzunehmen. Außerdem muss es noch V 18 550-1 nicht größer als sd 2,0 m sein.
ausreichend wasserdampfdurchlässig sein. Desweiteren dürfen auch im Oberputzbereich
Diese Anforderungen werden üblicherweise von immer nur Systemkomponenten verwendet wer-
Armierungsschichten mit Glasgittergewebeein- den, die aufeinander abgestimmt sind (Material-
lagen erbracht. Ähnlich gute Ergebnisse lassen verträglichkeit) und von einem Hersteller stam-
sich mit in die Armierungsmassen beigegebenen men, da sonst alle Gewährleistungsansprüche
Glasfasern erzielen. Weiterentwicklungen sind auf verloren gehen.
diesem Gebiet zu erwarten.
Verarbeitung. Für die Herstellung der Armierungsschicht Einzelheiten über die Ausführung von Putzen
sind drei Arbeitsgänge erforderlich: Auf die Dämmschicht siehe VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckar-
wird zunächst eine etwa 3 mm dicke Klebe- und Spachtel-
beiten, von Beschichtungen DIN 18 363, Maler-
masse aufgetragen, in die das Glasgittergewebe mit etwa
10 cm Überlappung eingedrückt wird. Anschließend wird und Lackierarbeiten.
das Gewebe in gleicher Dicke nass-in-nass überspachtelt,
so dass eine vollständige Überdeckung sichergestellt ist.
Bild 8.36a bis h. Schon im Planungsstadium ist
Das Gewebe muss mittig bzw. im oberen Drittel der Armie-
der Detailausbildung große Aufmerksamkeit zu
rungsschicht angeordnet sein. Darüber hinaus sind alle
Außenecken und Kanten mit einem besonderen Gewebe- schenken. Es würde jedoch den Rahmen dieser
schutz oder mit speziellen Eckschutzschienen zu sichern. Abhandlung bei weitem sprengen, wollte man
Um den Oberputz auftragen zu können, muss die Armie- auf alle Anschlüsse näher eingehen. An dieser
rungsschicht abgebunden und ausreichend trocken sein Stelle sollen deshalb nur einige wichtige Prob-
8 (Standzeit je nach Witterung 3 bis 5 Tage). lembereiche angesprochen und mit Bild 8.36a
bis h einige Detaillösungen vorgestellt wer-
Außenputz (Oberputz, Schlussbeschichtung). Als den. Bei diesen Bildbeispielen wurden die an
Oberputz werden sowohl mineralisch – als auch das Dämmsystem angrenzenden Bauteile und
kunstharzgebundene Putze eingesetzt und zwar Schichtenfolgen – im Hinblick auf eine besse-
mit jeweils verschiedenen Körnungen und Ober- re Übersichtlichkeit – bewusst nur schematisch
flächenstrukturen, gegebenenfalls noch ergänzt dargestellt. Auf die weiterführende Literatur [21],
durch eine farbliche Beschichtung. Von den Ober- [22], [23], [28] wird hingewiesen.
putzen werden u. a. wasserabweisende Eigen-
schaften (z. B. durch Luftporenbildner) verlangt.
Da der Farbton einen wesentlichen Einfluss auf
die Oberflächentemperatur hat (dunkle Flächen
erwärmen sich bei Besonnung wesentlich stär-
ker als helle Flächen) und um die thermischen
Spannungen möglichst gering zu halten (die
Endbeschichtung kann durch die darunter lie-
gende Dämmung keine Wärme an tieferliegende
Schichten abgeben), dürfen für die Schlussbe-
schichtung nur helle Farben gewählt werden.
Als Maß hierfür gilt der sog. Hellbezugswert.
Gemäß normierter Festlegung ist die zulässige
8.11 Putze für Sonderzwecke 741

8.36a 8.36b

8
8.36c 8.36d
8.36 Konstruktionsbeispiele: Regelanschlüsse und Verlegehinweise für Wärmedämm-Verbundsysteme
a) Sockelausbildung. Zur Vermeidung von Wärmebrücken, Fassadendämmung mindestens 30 cm unter UK
Kellerdecke führen, jedoch mindestens 30 cm oberhalb Geländeoberfläche enden lassen. Vertikale
Abdichtung bis hinter Dämmung hochziehen und an horizontale Dichtung anschließen.
b) Fassaden-/Kellerwanddämmung. Kellerwanddämmung (Perimeterdämmung) mindestens 30 cm über
Erdreich hochziehen und elastisch/dicht an überstehende Sockelschiene anschließen. Vertikale und
horizontale Abdichtung wie zuvor gemäß DIN 18 195.
c) Fenster-/Türleibungen außenseitig grundsätzlich mitdämmen (Tauwasserbildung!) und Anschlussfuge
zwischen Fassadendämmplatte und Fensterrahmen mit Fugendichtband abdichten. Armierungsschicht und
Außenputz über das Dichtband ziehen und mit Kellenschnitt vom Rahmen trennen (unsichtbare Ausführung).
d) Fensterbankanschlüsse. Metallfensterbänke mit seitlicher Aufkantung ([-Profil) und Dehnungspuffer, aus-
reichendem Fassadenüberstand (etwa 3 cm) und mit Gefälle nach außen anbringen. Alle Anschlussfugen, wie
zuvor beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch dicht ausbilden.
e) Rollladenkastenanschlüsse. Profilschiene auf Höhe des Rollladenkasten-Sturzes anbringen. Rolladenkasten
überdämmen und außenseitig mit Armierungsschicht und Putzlage beschichten (unsichtbare Ausführung).
Anschlussfugen an Rollladenschienen, wie bei c) beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch
ausbilden.
f) bis g) Steildachanschlüsse (vereinfachte Darstellung). Dachüberstände – vor allem am Ortgang– niemals zu
knapp bemessen. Zuluftöffnungen im Bereich der Traufverkleidung keinesfalls verschließen und bei ausge-
bauten Dachgeschossen Fassadendämmung an Dachdämmung lückenlos anschließen. Alle Anschlussfugen,
wie unter c) beschrieben, ausbilden.
742 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

8.36e 8.36f

8.36g 8.36h
8
h) Flachdachanschlüsse. Fassadendämmung lückenlos an Dachdämmung anschließen, dazu Attika-Aufkantungen
umlaufend dämmen und vorgegebene Bewegungsfugen übernehmen (ggf. mit sichtbarem Dehnungsfugen-
profil). Zuluftprofile ausreichend bemessen und Metallabdeckungen mit beweglichen Schiebenähten
montieren. Für die Dachausbildung selbst sind die „Flachdachrichtlinien“ zu beachten.
1 Kellermauerwerk mit horizontaler 10 Dränplatten mit Schutzvlies
und vertikaler Abdichtung 11 Eckschutz
2 Sockelputz (Mörtelgruppe P III) 12 Metallfensterbank
3 Sockelabschlussschiene thermisch getrennt 13 [-Profil/Dehnungspuffer
4 Fassadendämmplatte 14 Rollladenkasten
5 Armierungsschicht mit Glasgittergewebe 15 Rollladenschiene
6 Außenputz 16 Hinterlüftung
7 Perimeterdämmung 17 Zuluftprofil
8 Sockelbeschichtung 18 Randbohle
9 elastisches Fugendichtband 19 Abdeckprofil
Sto AG
8.12 Normen 743

8.12 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 105-6 06.2002 Mauerziegel – Planziegel


DIN V 105-100 10.2005 –; Mauerziegel mit besonderen Eigenschaften
DIN V 106 10.2005 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften
DIN 488-1 08.2009 Betonstahl; Sorten, Eigenschaften, Kennzeichen
DIN 488-2 08.2009 –; Betonstabstahl; Maße und Gewichte
DIN 488-4 08.2009 –; Betonstahlmatten und Bewehrungsdraht; Aufbau, Maße und Gewichte
DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1164-10 08.2004 Zement mit besonderen Eigenschaften – Zusammensetzung,
Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von Normalzement
mit besonderen Eigenschaften
DIN 1164-10 Ber 1 01.2005 Berichtigungen zu DIN 1164-10
DIN 1164-11 11.2003 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit verkürztem Erstarren
DIN 1164-12 06.2005 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit einem erhöhten Anteil an organischen Bestandteilen
DIN 1960 08.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A:
Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 08.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil B:
Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung 8
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden;
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen,
Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 06.2007 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärme-
und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 01.2011 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Luftdichtheit von
Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen
sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele

Fortsetzung s. nächste Seite


744 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise


DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus
Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung
DIN 4109-11 05.2010 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4121 07.1978 Hängende Drahtputzdecken; Putzdecken mit Metallputzträgern,
Rabitzdecken; Anforderungen für die Ausführung
DIN V 4165-100 10.2005 Porenbetonsteine – Plansteine und Planelemente mit besonderen
Eigenschaften
DIN 4226-2 02.2002 Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel; Leichte Gesteinskörnungen
(Leichtzuschläge)
DIN 4226-100 02.2002 –; Rezyklierte Gesteinskörnungen
DIN 4420-1 03.2004 Arbeits- und Schutzgerüste – Schutzgerüste – Leistungsanforderungen,
Entwurf, Konstruktion und Bemessung
DIN V 18 004 04.2004 Anwendungen von Bauprodukten in Bauwerken – Prüfverfahren
für Gesteinskörnungen nach DIN V 20 000-103 und DIN V 20 000-104
DIN 18 041 05.2004 Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen
DIN 18 165-2 09.2001 –; Dämmstoffe für die Trittschalldämmung
DIN 18 168-1 04.2007 Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken, Teil 1: Anforderungen
an die Ausführung
DIN 18 168-2 05.2008 – Teil 2: Nachweis der Tragfähigkeit von Unterkonstruktion und
Abhängungen aus Metall
DIN 18 180 01.2007 Gipskartonplatten; Arten und Anforderungen

8 DIN 18 181
DIN 18 182-1
10.2008
12.2007
Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
Zubehör für die Verarbeitung von Gipskartonplatten; Profile aus
Stahlblech
DIN 18 184 10.2008 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum
als Dämmstoff
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen, Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 04.2009 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 07.2009 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-9 05.2010 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke

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8.12 Normen 745

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 330 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten
DIN 18 340 04.2010 –; –; Trockenbauarbeiten
DIN 18 345 04.2010 –; –; Wärmedämm-Verbundsysteme
DIN 18 350 04.2010 –; –; Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 363 04.2010 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 366 04.2010 –; –; Tapezierarbeiten
DIN 18 516-1 06.2010 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet – Anforderungen, Prüfgrundsätze
DIN 18 516-3 12.1999 –; Naturwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 516-4 02.1990 –; Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 516-5 12.1999 –; Betonwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 556 01.1985 Prüfung von Beschichtungsstoffen für Kunstharzputze und
von Kunstharzputzen
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 18 580 03.2007 Mauermörtel mit besonderen Eigenschaften
DIN 51 043 08.1979 Trass; Anforderungen, Prüfung
DIN 55 699 02.2005 Verarbeitung von Wärmedämm-Verbundsystemen
DIN 55 945 03.2007 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungs-
stoffe und Beschichtungen; Weitere Begriffe und Definitionen zu DIN EN 971-1
sowie DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
E DIN 68 800-5 01.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 197-1 11.2011 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 197-2 11.2000 Zement – Konformitätsbewertung
DIN EN 197-4 08.2004 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit 8
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; –; Änderung
DIN EN 206-1/A2 09.2005 –; –; Änderung
DIN EN 235 04.2002 Wandbekleidungen – Begriffe und Symbole
DIN EN 413-1 07.2011 Putz- und Mauerbinder – Zusammensetzung, Anforderungen und
Konformitätskriterien
DIN EN 413-2 08.2005 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-1 12.2010 Baukalk – Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-2 12.2010 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-3 08.2011 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 998-1 12.2010 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Putzmörtel
DIN EN 998-2 12.2010 –; Mauermörtel
DIN EN 1062-1 08.2004 Beschichtungsstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Substrate und Beton im Außenbereich – Einteilung
DIN EN 1062-3 04.2008 –;–; Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit
DIN EN 1062-6 10.2002 –;–; Bestimmung der
Kohlenstoffdioxid-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)

Fortsetzung s. nächste Seite


746 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1062-7 08.2004 –;–; Bestimmung der rissüberbrückenden Eigenschaften


DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile – Wände
DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1365-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile – Wände
DIN EN 1365-3 02.2000 –; Balken
DIN EN 1365-4 10.1999 –; Stützen
DIN EN 1365-6 02.2005 –; Treppen
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Leitungen
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 07.2009 –; Abschottungen
DIN EN 1366-6 02.2005 –; Doppel- und Hohlböden
DIN EN 1991-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf
Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1992-3/NA 01.2011 –; Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und
Spannbetontragwerken – Teil 3: Silos und Behälterbauwerke aus Beton
DIN EN 13 055-1 08.2002 Leichte Gesteinskörnungen – Leichte Gesteinkörnungen für Beton, Mörtel
und Einpressmörtel
DIN EN 13 055-1 Ber 1 12.2004 –; Berichtigungen
DIN EN 13 055-2 09.2004 –; Leichte Gesteinskörnungen für Asphalte und Oberflächenbehandlungen
sowie für ungebundene und gebundene Verwendung
DIN EN 13 162 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum
(XPS) – Spezifikation
DIN EN 13 165 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
8 DIN EN 13 166 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF) –
Spezifikation
DIN EN 13 167 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 169 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13 170 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) –
Spezifikation
DIN EN 13 171 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 187 05.1999 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Nachweis von
Wärmebrücken in Gebäudehüllen – Infrarot-Verfahren
DIN EN 13 279-1 11.2008 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 279-2 10.2004 –; Prüfverfahren
DIN EN 13 494 02.2003 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung der Haftzugfestigkeit
zwischen Klebemasse/Klebemörtel und Wärmedämmstoff sowie zwischen
Unterputz und Wärmedämmstoff
DIN EN 13 495 02.2003 –; Bestimmung der Abreissfestigkeit von außenseitigen Wärmedämm-
Verbundsystemen (WDVS) (Schaumblock-Verfahren)
DIN EN 13 496 02.2003 –; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften von Glasfasergewebe
DIN EN 13 497 02.2003 –; Bestimmung der Schlagfestigkeit von außenseitigen Wärmedämm-
Verbundsystemen (WDVS)

Fortsetzung s. nächste Seite


8.12 Normen 747

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 498 02.2003 –; Bestimmung des Eindringwiderstandes von außenseitigen Wärmedämm-


Verbundsystemen (WDVS)
DIN EN 13 499 12.2003 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Außenseitige Wärmedämm-
Verbundsysteme (WDVS) aus expandiertem Polystyrol – Spezifikation
DIN EN 13 500 12.2003 –; Außenseitige Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) aus Mineralwolle –
Spezifikation
DIN EN 13 501-1 01.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 501-2 02.2010 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen,
mit Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 658-1 09.2005 Putzträger und Putzprofile aus Metall – Begriffe, Anforderungen und
Prüfverfahren – Innenputze
DIN EN 13 658-2 09.2005 –; –; Außenputze
DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der
Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
DIN EN 13 914-1 06.2005 Planung, Zubereitung und Ausführung von Innen- und Außenputzen –
Außenputz
DIN EN 13 914-2 07.2005 –; Planung und wesentliche Grundsätze für Innenputz
DIN EN 13 950 02.2006 Gipsplatten-Verbundelemente zur Wärme- und Schalldämmung –
Definitionen, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 963 08.2005 Materialien für das Verspachteln von Gipsplatten-Fugen –
Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 964 02.2007 Unterdecken – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 496 02.2006 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme- und
Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 566 10.2009 Mechanische Befestigungselemente für Gipsplattensysteme –
Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 15 824 10.2009 Festlegungen für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 6504-3 05.2010 Beschichtungsstoffe – Bestimmung des Deckvermögens –
Teil 3: Bestimmung des Kontrastverhältnisses von hellen Beschichtungen
8
bei einer festgelegten Ergiebigkeit
DIN EN ISO 9229 11.2007 Wärmedämmung – Begriffe
DIN EN ISO 12 572 09.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und
Bauprodukten – Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit
DIN EN ISO 13 370 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das
Erdreich – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13 789 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13790 09.2008 Energieeffizienz von Gebäuden – Berechnung des Energiebedarfs für
Heizung und Kühlung
DIN EN ISO 14683 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärmedurchgangs-
koeffizient – Vereinfachte Verfahren und Anhaltswerte
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 10211-1 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Allgemeine Berechnungsverfahren

Fortsetzung s. nächste Seite


748 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 12572 09.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten;
Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit
DIN EN ISO 13370 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das
Erdreich – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13788 11.2011 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13789 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 14683 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärmedurchgangs-
koeffizient – Vereinfachte Verfahren und Anhaltswerte
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 9.6, Beschichtungen und Wandbekleidungen

8.13 Literatur
[1] Härig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl., C.F. Müller Verlag, Heidelberg (2003)
[2] Böhm, H., Künzel, H.: Kann ein Spritzbewurf Risse verhindern? Der Stukkateur 11 (1989)
[3] Innenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[4] Künzel, H.: Regenschutz von Außenwänden. Der Stukkateur 5 (1985)
[5] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 6 (1986)
[6] Merkblatt Sanierputze. Wissenschaftlich-Technischer Arbeitskreis für Denkmalpflege und Bauwerksanierung (WTA),
Baierbrunn (2005)
[7] Weber, H.: Mauerfeuchtigkeit und Mauerwerksanierung. Teil 5: Salzsanierung, Putzsanierung, Sanierputze, Anstriche.
Bausubstanz 5 (1988)
[8] Meier, H. G.: Lexikon der Bauwerkerhaltung – Putzinstandsetzung. Folge 1 bis 5. Bausubstanz 8 (1990) bis 1 (1991)
[9] Außenputze. Eine Informationsreihe des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung e.V., Bonn, und der Zeitschrift Alt-
haus-Modernisierung. Hrsg.: Fachzeitschriften-Verlag, Fellbach
[10] Broschüre „Edelputz“, Hrsg.: Bundesvereinigung Trockenmörtel im Bundesverband der Deutschen Mörtelindustrie e. V.
(1997)
[11] Technische Information: Verarbeitung einlagiger Gipsputze
8 [12] Merkblatt 2: Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton, Hrsg.: Bundesverband der Gipsindustrie e. V.
[13] Pieper, K.: Kunstharzputze. Bundesbaublatt 2 (1985)
[14] Bader, H.-P.: Kunstharzputz und Mineralputz im Vergleich. Deutsches Architektenblatt (DAB) 1 (1985)
[15] Jungwelter, N.: Schall- und Brandschutz von Unterdecken. Das Bauzentrum 5 (1980)
[16] Gertis, K.: Wärmedämmung innen oder außen? Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 5 (1987)
[17] Oswald, R.: Nachträglicher Wärmeschutz von Außenwänden. Deutsches Architektenblatt (DAB) 10 (1984)
[18] Oswald, R.: Sanierungsmaßnahmen bei Außenwänden und Fenstern. Deutsches Architektenblatt (DAB) 6 (1987)
[19] Zimmermann, G.: Harte Schaumkunststoffe im Bauwesen. Deutsches Architektenblatt (DAB) 2 (1987)
[20] Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbundsystemen. Fachverband Fassaden-Vollwärmeschutz e.V., Köln
(1990)
[21] WDVS-Dämmen mit System. Capatect-Fassaden- und Dämmtechnik. Stand 2002. CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz
GmbH, Ober-Ramstadt
[22] STO – Fassadendämmsysteme (Planung). Stand 2002. STO AG, Stühlingen
[23] SCHWENK-Wärmedämm-Verbundsysteme. Stand 2001. SCHWENK-Putztechnik GmbH, Ulm
[24] Richtlinie: Fassadensockelputz/Außenanlage. Stand 2002. Hrsg.: Gemeinsame Richtlinie der Berufsverbände: Fachver-
band der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, Stuttgart, sowie Verband Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau Baden-Württemberg, Leinfelden-Echterdingen
[25] Künzel, H.: Wie verputzt man Leichtziegel-Mauerwerk? Deutsches Architektenblatt (DAB) 8 (2000)
[26] Pohl, R.: Energetisch sinnvoll und sicher: Massivhäuser. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 8 (2002)
[27] Klopfer, H.: Schimmel an Außenbauteilen – Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. ARCONIS 3 (2001)
[28] Lehmann, W.: Baurecht bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Hrsg.: Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V.,
Baden-Baden
[29] WDV-Systeme zum Thema Brandschutz. Technische Systeminfo 6 vom Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V.
749

9 Beschichtungen (Anstriche)
und Wandbekleidungen (Tapeten) auf Putzgrund

9.1 Beschichtungen: • Pigmente. Für Beschichtungsstoffe am Bau


werden unlösliche Pigmente verwendet. Sie
Allgemeine Grundbegriffe werden durch Bindemittel miteinander und mit
dem Untergrund verbunden und haben
Beschichtungen – früher Anstriche genannt – deckende Wirkung. Darunter versteht man die
werden auf Außen- und Innenputzen zum Zwe- Eigenschaft eines Stoffes, die Farbe des Unter-
cke der Sachwerterhaltung (Schutzfunktion), aus grundes zu verdecken. Entsprechend ihres Ver-
Gründen der Hygiene (Verminderung der Ver- wendungszweckes müssen sie licht-, kalk- und
schmutzung, Erleichterung der Reinigung) sowie zementecht sowie wetter- und UV-beständig
aus gestalterischen Gründen (Farbgebung) auf- sein.
gebracht.
• Bindemittel verbinden die Pigmentteilchen
Anstrich ist eine aus Anstrichstoffen hergestellte untereinander und mit dem Untergrund und
Beschichtung auf einem Untergrund, auf dem er bestimmen somit weitgehend die Haltbarkeit
nach dem Trocknen haftet. Er kann aus einer der Beschichtung. Man unterscheidet wasser-
Schicht oder mehreren Schichten bestehen. verdünnbare Bindemittel (z. B. Kalk, Zement,
Wasserglas, Dispersionen) und lösemittelver-
dünnbare Bindemittel (z. B. Lacke, Leinöl-Firnis,
Anstrichstoff ist ein flüssiger bis pastenförmiger
Natur- und Kunstharze).
Beschichtungsstoff, der vorwiegend durch Strei-
chen, Rollen oder Spritzen aufgetragen wird. An- • Verdünnungsmittel. Um die gewünschte Kon-
strichstoffe ergeben im Allgemeinen nach physi- sistenz eines Beschichtungsstoffes zu erreichen,
kalischer Trocknung oder chemischer Reaktion wird dem Beschichtungsstoff – bei der Herstel-
einen festen Anstrich, auch Beschichtung ge- lung oder unmittelbar vor der Verarbeitung –
nannt. ein Verdünnungsmittel zugegeben.
• Füllstoffe (z. B. Kreide) werden den Beschich-
Beschichtung ist der Oberbegriff (Sammelbe- tungsstoffen unter Umständen zur Volumenver-
griff) und die neue Bezeichnung für eine aus größerung oder Strukturgebung beigemengt.
Beschichtungsstoffen hergestellte Schicht auf ei-
nem Untergrund. Auch mehrere in sich zusam-
menhängende Schichten werden Beschichtung Beschichtungsaufbau
genannt. Mehrschichtige Beschichtungen be- Ein Beschichtungssystem kann je nach Lage und
zeichnet man als Beschichtungssystem. Beschaffenheit der zu streichenden Putzfläche,
den an sie gestellten Anforderungen und gestal- 9
Beschichtungsstoff terischen Absichten sehr unterschiedlich auf-
gebaut sein. Zu beachten ist auch, dass allen
Farbige Beschichtungsstoffe – auch Beschich-
Anstricharbeiten immer eine äußerst sorgfältige
tungsmittel genannt – bestehen aus Bindemit-
Untergrundprüfung bzw. Untergrundvorbehand-
teln, Pigmenten als Farbträger, Füllstoffen, Ver-
lung vorausgehen muss. Im Einzelnen unterschei-
dünnungsmitteln und ggf. weiteren Zusätzen
(Additiven) für besondere Eigenschaften. det man:
• Farbmittel ist der Sammelbegriff für alle farb- • Grundbeschichtung (Grundierung), die aus
gebenden Substanzen: Farbstoffe und Pigmen- einer oder mehreren Schicht(en) bestehen kann
te. Nach ihren Eigenschaften wird zwischen und einmal zur Haftverbesserung zwischen
löslichen Farbstoffen (z. B. Holzbeizen, Druckfar- Untergrund und nachfolgenden Beschich-
ben) – die im Bauwesen von untergeordneter tungen, zum anderen zur Untergrundverfesti-
Bedeutung sind – und unlöslichen Pigmenten gung sowie Verminderung der Saugfähigkeit
organischer oder anorganischer Herkunft unter- des Untergrundes dient. Hierbei können auch
schieden (z. B. natürliche Pigmente aus aufbe- Spezialgrundierungen (Tiefengrund) notwen-
reiteten Erden oder synthetische Pigmente). dig werden.

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_9, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
750 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

• Zwischenbeschichtung. Zwischen Grund- und telgruppe P I, P II und P III aufgebracht werden


Deckbeschichtung kann je nach Bedarf eine (Hinweis: Fresko-Maltechnik auf feuchtem Kalk-
Zwischenbeschichtung erforderlich sein. Sie putz). Ungeeignet sind alle Untergründe, die be-
soll dazu beitragen, dass die für das System reits einmal mit Öl-, Lack-, Dispersionsfarben o. Ä.
vorgesehenen Eigenschaften – wie beispiels- gestrichen wurden sowie gipshaltige Putze.
weise Deckfähigkeit, Schichtdicke, Ebenheit – Kalkfarben ergeben preiswerte, feuchtigkeitsbe-
erreicht werden. ständige, wasserdampfdurchlässige, jedoch nur
• Deckbeschichtung (Schlussanstrich), die aus bedingt wetter- und wischbeständige Beschich-
einer Schicht oder mehreren Schichten besteht tungen. Zur Verbesserung des Fassadenschutzes
und insgesamt mit den Stoffen der darunter kann eine hydrophobierende Imprägnierung
liegenden Beschichtungen abgestimmt sein aufgebracht werden. Ungeeignet sind Kalkfarben
muss. Sie übernimmt den Schutz der unter ihr jedoch in Gegenden mit starken Luftemissionen
liegenden Schichten und gibt dem Beschich- (schwefeldioxidhaltige Abgase). Da sie sich unter
tungssystem die geforderten Oberflächen- Einwirkung von „saurer“ Atmosphäre zersetzen,
eigenschaften. Zu beachten ist jedoch, dass der werden sie in der Regel nur noch für landwirt-
Begriff „Deckanstrich“ nichts über das Deck- schaftliche Bauten und ggf. bei historischen
vermögen der Schlussbeschichtung aussagt. Putzfassaden (Denkmalpflege, Freskotechnik)
eingesetzt.

9.2 Wasserverdünnbare Kalk-Weißzementfarben bestehen aus Kalk (DIN


Beschichtungsstoffe. EN 459-1) und Weißzement (DIN EN 197-1) und
Deckende Beschichtungs- ggf. zementbeständigen Buntpigmenten. Diese
sog. Zementfarben werden mit Wasser angemacht
systeme für Außen- und erhärten durch Hydration sowohl an der Luft
und Innenputze1) als auch unter Wasser. Beschichtungen dieser Art
sind daher gegenüber schwefeliger Säure aus dem
Leimfarben. Leime bestehen aus tierischen, Regenwasser weniger empfindlich als Kalkfarben,
pflanzlichen oder synthetischen Grundstoffen, jedoch genauso wasser-dampfdurchlässig. Außer-
denen Wasser als Lösungsmittel beigegeben dem eignen sie sich für Beschichtungen in Feucht-
wird. Wegen der Wasserlöslichkeit der Leimfarben räumen. Der Effekt des „Schlämmanstriches“ wird
ist ihr Einsatzbereich auf Innenräume begrenzt, durch Feinsandzuschläge erreicht. Wasser abwei-
außerdem weisen sie eine geringe Abriebfestig- sende, hydrophobierende Imprägnierungen ver-
keit auf. Die früher weit verbreitete Leimfarben- bessern auch hier die Witterungsbeständigkeit.
technik hat heute praktisch keine Bedeutung Zementfarbenanstriche – außen wie innen ein-
mehr. Alte Leimfarbenanstriche sind kein geeig- setzbar – können auf allen mineralischen Putz-
neter Untergrund für neu aufzubringende Tape- gründen der Mörtelgruppen P I, P II und P III aufge-
ten oder weitere Beschichtungen. bracht werden. Ungeeignet sind Kunstharzputze,
9 Kalkfarben sind wässrige Aufschlämmungen Dispersionsfarbenanstriche sowie gipshaltige
Untergründe.
von gelöschtem Kalk bzw. werkmäßig herge-
stellten Kalkfarben nach DIN EN 459-1. Kalk kann
Bindemittel und zugleich Weißpigment für die Silikatfarben lassen sich prinzipiell in drei Grup-
Kalkfarbe sein. Zum Abtönen können jedoch pen einteilen: Reinsilikatfarbe, Dispersionssilikat-
auch bis zu 10% kalkbeständige Buntpigmente farbe und Sol-Silikatfarbe.
beigemischt werden. Geringe Anteile anderer • Reinsilikatfarben (zweikomponentig) beste-
Bindemittel (z. B. Kunststoffdispersionen) erhö- hen aus Kaliwasser, Pigmenten und Füllstoffen.
hen die Beständigkeit. Sie enthalten damit ausschließlich anorgani-
Kalkfarbenanstriche – außen und innen einsetz- sche Bestandteile und werden daher als Mine-
bar – erhärten durch Aufnahme von Kohlendioxid ralfarben bezeichnet. Dabei fungiert kieselsau-
(Karbonaterhärtung s. Abschn. 8.3.1) und können res Wasserglas – eine klare wässrige Lösung,
auf allen mineralischen Untergründen der Mör- auch als „Fixativ“ bezeichnet – als Bindemittel.
Die Erhärtung erfolgt physikalisch (Verduns-
1)
Der aktuelle Stand der Normung von Beschichtungsstoffen tung des Wassers) und chemisch (kristalline
und Beschichtungssystemen (DIN EN ISO 4618, DIN EN Versteinerung). Diese sog. Verkieselung be-
1062) ist Abschn. 8.6 zu entnehmen. wirkt eine widerstandsfähige Verbindung der
9.2 Wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe 751

Pigmente untereinander und eine vorzügliche lisierendes Bindemittel zusätzlich beigemischt,


Verankerung mit dem Untergrund. ggf. auch noch Silicone zur Verbesserung des
Silikatbeschichtungen können auf allen aus- Regenschutzes. Erreicht werden dadurch eine
reichend festen, mineralischen Untergründen wesentlich leichtere Verarbeitbarkeit und viel-
(Kalkputze, Kalk-Zementputze und Zement- fältigere Einsatzmöglichkeiten, ohne die typisch
putze, Ziegelmauerwerk, Naturstein, Beton) mineralischen Eigenschaften zu verlieren. Zwar
aufgebracht werden. Ungeeignet sind gips- reduziert sich die Wasserdampfdurchlässigkeit
haltige Putze und Flächen mit organischen dieser Silikatfarben geringfügig, eine Art „Film-
Beschichtungen. bildung“ – wie sie unter Umständen bei kunst-
Silikatbeschichtungen sind licht-, säure- und harzgebundenen Beschichtungen auftreten
wetterbeständig, geeignet für den Außen- und kann – findet jedoch nicht statt.
Innenbereich. Sie sind offenporig und zeichnen Verarbeitung. Dispersions-Silikatfarben lassen sich
sich durch hohe Wasser- und Wasserdampf- wesentlich problemloser als die reinen Silikatfarben
durchlässigkeit aus. Aufgrund dieser Offen- verarbeiten. Mischungsfehler und Schäden infolge
porigkeit schützen sie den Untergrund nicht unsachgemäßer Verarbeitung – wie sie bei den mehr-
gegen Regen. Um einen ausreichenden Regen- komponentig aufgebauten reinen Silikatfarben unter
Umständen auftreten können – sind weitgehend aus-
schutz zu gewährleisten, sollte zusätzlich im- geschlossen. Eine leichte Kreidung ist allerdings im
mer noch eine hydrophobierende Imprägnie- Laufe der Jahre möglich. Hochwertigen Dispersions-
rung aufgebracht werden. Silikatfarben werden bereits werkseitig Hydrophobie-
Da sie aufgrund ihrer kristallinen Versteinerung rungsmittel zugesetzt, um einen verbesserten Feuchte-
schutz (Regenschutz) zu bewirken. Dadurch wird die vor-
auch gegen die Einwirkung saurer Atmosphäre gegebene Oberflächenstruktur des Untergrundes, z. B.
(Industrieabgase) beständig sind und ein relativ bei historischen Gebäuden, jedoch nicht verändert.
günstiges Anschmutzverhalten aufweisen, ge- Silikatfarben sind sehr ätzend. Daher sind bei ihrer Verar-
winnen sie für den Schutz historischer Fassaden beitung Augen und Haut vor Farbspritzern zu schützen
(Denkmalschutz) eine immer größere Bedeu- und angrenzende Flächen sorgfältig abzudecken.
tung.
Mit der Verarbeitung sollten jedoch nur erfah- • Sol-Silikatfarben. Herkömmliche Silikatfarben
rene Firmen beauftragt und die Beratungs- enthalten Wasserglas als Bindemittel. Bei der
dienste der Herstellerfirmen rechtzeitig in An- seit kurzem auf dem Markt befindlichen Sol-
spruch genommen werden. Silikatfarbe besteht das Bindemittel aus einer
Kombination von Wasserglas und Kieselsol.
Verarbeitung. Die Verarbeitungsrichtlinien der Her- Beide sind rein anorganische, silikatische Sub-
steller sind unbedingt einzuhalten. Verschmutzte Un- stanzen.
tergründe und alte mineralische Anstriche werden mit
einer Ätzflüssigkeit (1:5 mit Wasser verdünnt) und har- Reines Kieselsol hat als Bindemittel für Fassa-
ter Bürste gründlich gereinigt und mit reinem Wasser denfarben eine zu geringe Bindekraft. Durch
nachgewaschen. Öl-, Latex- und Dispersionsfarben sind entsprechende Abmischung mit dem traditi-
restlos zu entfernen. Bei stark saugenden Untergründen
onellen Kaliwasserglas ergibt sich jedoch ein
ist eine Grundbeschichtung auf Wasserglasbasis erfor-
derlich. Bereits einige Stunden vor der Verarbeitung soll Bindemittel mit völlig neuartigen Eigenschaf-
ten (Verkieselung und Adhäsion).
9
das Farbpulver (Pigment) mit dem kristallklaren Binde-
mittel (Fixativ) genau nach Herstellervorschrift gemischt Sol-Silikatfarben weisen alle Vorteile herkömm-
werden (Einsumpfzeit). Bei stark saugendem Untergrund
wird der ersten Beschichtung entsprechend mehr Fixativ
licher Silikatfarben auf und haften darüber hin-
(keinesfalls Wasser) zugegeben und zügig mit der Bürs- aus – nicht nur auf mineralischen Untergründen
te – nass in nass – aufgetragen. Die zweite Beschichtung – sondern auch zuverlässig auf organischen
erfolgt meist unverdünnt. Zwischen jeder Beschichtung Untergründen (z. B. Altbeschichtungen aus
müssen 12 Stunden Trockenzeit liegen, um eine ausrei- Dispersionsfarben, Kunstharzbeschichtungen).
chende Erhärtung und Verkieselung zu erreichen. Die
Daraus ergeben sich für Silikatfarben weitere,
hohe Wasseraufnahmefähigkeit der Silikatfarbe wird
meist durch eine nachfolgende Hydrophobierung (Was- bisher unerreichbare Anwendungsgebiete.
ser abweisende farblose Imprägnierung) gemindert. Weitere Einzelheiten sind den Herstellerunter-
lagen [7] zu entnehmen.
• Dispersions-Silikatfarben (einkomponentig)
sind eine Weiterentwicklung der zuvor be- Dispersionsfarben werden aus wasserverdünn-
schriebenen reinen Silikatfarben. Ihnen werden baren Kunststoffdispersionen als Bindemittel
– neben dem Kaliwasserglas – noch bis zu 5% unter Zusatz von Pigmenten, Füllstoffen und Ad-
hochpolymere Kunststoffdispersionen als stabi- ditiven hergestellt. Bei der Trocknung/Erhärtung
752 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

der Beschichtung verdunstet das Wasser bzw. Farblose Beschichtungssysteme für


wird vom Untergrund aufgenommen, die festen Außenputze: Wasser abweisende
Bestandteile bleiben zurück, fließen zusammen Fassadenimprägnierungen
und verkleben miteinander. Dadurch entsteht Hydrophobierende Imprägniermittel sollen als
eine nahezu geschlossene, weitgehend wasser- nicht filmbildende, farblose Stoffe möglichst tief
undurchlässige, jedoch ausreichend wasser- in den Porenraum saugfähiger mineralischer
dampfdurchlässige, mikroporöse Beschichtung. Untergründe eindringen und eine Wasser ab-
Durch Zugabe bestimmter Arten bzw. Mengen weisende Wirkung erzielen, ohne dadurch die
von Bindemitteln oder Füllstoffen lassen sich Be- Wasserdampfdurchlässigkeit nennenswert zu
schichtungen mit ganz unterschiedlichen Eigen- mindern. Dabei werden die oberflächennahen
schaften und Oberflächenstrukturen herstellen. Poren mit einer hauchdünnen Schicht ausgeklei-
Vgl. hierzu auch Abschn. 8.8, Kunstharzputze. det, die jedoch äußerlich nicht erkennbar ist.
Dispersionsfarben ergeben gut haftende, wetter- Imprägniermittel müssen unter anderem alkali-
und UV-beständige Außenbeschichtungen ge- und UV-beständig sein und sollten möglichst we-
mäß DIN EN 1062 sowie nassabriebbeständige nig Lösemittel enthalten. In der Regel bestehen
Innenbeschichtungen für Decken- und Wand- sie aus dem eigentlichen Wirkstoff (z. B. Silicon-
flächen gemäß DIN EN 13300. harze) und einem Lösemittel (z. B. Alkohole). Im
Diese Beschichtungen können auf fast allen Wesentlichen werden folgende Fassadenschutz-
tragfähigen Untergründen aufgetragen werden. mittel verwendet:
Ausgenommen sind Putze der Mörtelgruppe P1 • Silane (löslich in Alkohole, organische Lösemit-
(Luftkalkmörtel) sowie Sanierputze. Bei diesen teln)1)
beiden Putzarten muss eine optimale Wasser- • Siloxane (löslich in Alkohole, organische Löse-
dampfdurchlässigkeit gewährleistet sein, die bei mitteln)
Dispersionsbeschichtungen in dem gewünsch- • Siliconharze (löslich in organischen Lösemit-
ten Maße nicht gegeben ist. Auf die weiterführen- teln) u. a. m.
de Spezialliteratur [1], [2] wird verwiesen.
Silanimprägnierungen weisen ein sehr hohes
Siliconharzfarben bestehen aus einer Binde- Eindringvermögen auf. Außerdem können sie auf
mittelkombination (Siliconharzemulsion mit noch feuchten Untergründen aufgebracht wer-
Kunststoffdispersion), Pigmenten, Füllstoffen den. Sie sind jedoch relativ teuer.
und Zusatzmitteln. Da das Primärbindemittel
Silicon von sich aus hydrophobe Eigenschaften Siloxanimprägnierungen weisen ein gutes Ein-
dringvermögen auf, können auf feuchten – je-
besitzt, ergibt sich daraus eine besonders gute,
doch nicht nassen – Untergründen eingesetzt
systempermanente Wasser abweisende Wirkung
werden und sind relativ preiswert.
(Regenschutz) bei gleichzeitig hoher Wasser-
dampfdurchlässigkeit.
Siliconharzimprägnierungen lassen sich prob-
Infolgedessen sind Siliconharzbeschichtungen
9 hinsichtlich des Diffusionsvermögens mit Mine-
lemlos auf allen saugfähigen Untergründen ver-
arbeiten, wobei diese trocken sein müssen. Sie
ralfarben (Silikatfarben), bezüglich der geringen weisen geringere Eindringtiefen auf, ergeben je-
Wasseraufnahme mit Dispersionsfarben ver- doch einen wirksameren Oberflächenschutz als
gleichbar. Außerdem ergeben sie eine gute die Silane und sind preisgünstiger.
Haftung sowohl auf mineralischen als auch orga-
nischen Untergründen (Altbeschichtungen). Zu- SMK-Technologie. Eine Neuentwicklung stellen
dem können Siliconharzfarben auch auf Gipsflä- die sog. Silicon-Microemulsionskonzentrate dar.
chen eingesetzt werden, da sie nicht alkalisch Sie enthalten – je nach Einsatzgebiet – zwei ver-
reagieren. schiedenartige Wirkstoffe (z. B. Silane und Siloxa-
Siliconharzfarben weisen eine optimale Balance ne). Des Weiteren ergeben unterschiedliche Mi-
zwischen Wasseraufnahme- und Wasserdampf- schungsverhältnisse auch unterschiedliche Ei-
diffusionswerten auf, sofern es sich um hochwer- genschaftsprofile. Sie werden auf trockenem bis
tige und damit auch meist hochpreisige Be- nassem Untergrund lösemittelfrei verarbeitet
schichtungen handelt. Bei den auf dem Markt (umweltfreundliche Produkte).
angebotenen Produkten bestehen jedoch erheb-
liche qualitative Unterschiede. 1)
S. hierzu Abschn. 10.4 Ökologische Aspekte
9.3 Beschichtungen auf Außenputzen 753

Verarbeitung. Hydrophobierende Imprägniermittel kön- Die Tauwasserbildung im Inneren von Bauteilen


nen auf den Untergrund aufgesprüht, gestrichen, gerollt ist abhängig vom Temperaturverlauf in der Wand
oder gecremt werden. Neben der Art der Imprägniermittel
ist auch die richtige Ausführung der vorgenannten Appli-
und vom Wasserdampfdiffusionswiderstand der
kationstechniken von ausschlaggebender Bedeutung für einzelnen Baustoffschichten. Die wesentlichen
die Wirksamkeit einer Fassadenimprägnierung. Kenngrößen sind in Abschn. 17.5.6, in Teil 1 die-
Die Verarbeitung der Imprägniermittel wird wesentlich von ses Werkes beschrieben. Durch das Aufbringen
der Art und Beschaffenheit der jeweiligen Bausubstanz be- von Beschichtungen auf eine Außenwand kön-
stimmt. Üblicherweise werden sie mit Sprüh- und Flut- nen sich die Verhältnisse jedoch ändern.
geräten bis zur völligen Sättigung des Untergrundes auf-
getragen. Wie in Abschn. 8.7.5 bereits erläutert, darf vor allem
Beim Flutverfahren wird ausschließlich die kapillare Saug-
im Grenzbereich zwischen Beschichtung und Un-
fähigkeit des Baustoffes genutzt, um das Imprägniermittel tergrund kein Tauwasser anfallen. Der Einfluss der
in den Untergrund im Sinne einer Tränkung einzubringen. Beschichtung ist vernachlässigbar, wenn ihre diffu-
Der Auftrag erfolgt mehrmals, wobei nass-in-nass gear- sionsäquivalente Luftschichtdicke sd d 2 m beträgt.
beitet wird. Dabei gilt: Je mehr Imprägnierstoff auf einen Während diese Forderung bei Neubauten kaum
porösen Baustoff aufgetragen wird, desto größer ist die Probleme aufwirft, können bei der Renovierung
Eindringtiefe und desto länger und nachhaltiger die
Schutzwirkung. von Altbauten – insbesondere wenn bereits frü-
Eine Neuentwicklung stellt die Imprägniercreme-Techno-
her relativ dichte Fassadenbeschichtungen auf-
logie dar. Bei kleineren Flächen werden die Cremes mit getragen wurden – Berechnungen des Diffusions-
einer Lammfellrolle aufgetragen, bei größeren Fassaden- widerstandes der verschiedenen Wandschichten
flächen ist eine Spritzapplikation der Creme mit Airless- notwendig werden (Glaserdiagramm).
geräten angebracht.
An dieser Stelle wird nochmals darauf hingewiesen,
Vor jeder Imprägnierung hat eine gründliche Reinigung der dass beim Beschichten von reinen Kalkputzen
Fassade zu erfolgen. Bei sachgemäßer Ausführung der Im-
prägnierung ist mit einer Wirkungsdauer von bis zu 10 Jah- (Mörtelgruppe PI) auch immer eine ausreichende
ren zu rechnen. Weiterentwicklungen sind zu erwarten. Kohlendioxiddurchlässigkeit gegeben sein muss.
Hinzuweisen ist noch, dass Imprägniermittel keine Dich-
tungsmittel sind und sie daher auch nicht zur Imprägnie- Regenschutz. Bei Beregnung der Fassade kann
rung/Abdichtung von Flächen, die unter Wasserdruck ste- Wasser durch kapillaren Transport in Außenbautei-
hen, verwendet werden können. Weitere Angaben sind der le eindringen. Maßnahmen zur Begrenzung der
Spezialliteratur [9] zu entnehmen. Wasseraufnahme – wie beispielsweise hinterlüfte-
te Außenwandbekleidungen sowie Wasser abwei-
sende oder wasserhemmende Außenputze – sind
9.3 Beschichtungen auf in DIN 4108-3 angeführt. Die wesentlichen Kenn-
mineralischen Außenputzen größen sind in Abschn. 17.5.6, Teil 1 dieses Werkes,
beschrieben.
Außenputz und das jeweilige Beschichtungssys- Fassadenbeschichtungen1) können demnach die
tem sind immer aufeinander abzustimmen. Der Wasseraufnahme ebenfalls wirksam mindern,
Putz ist einerseits auf die nachfolgende Ober- dabei darf die Wasserabgabe während der Trock-
flächenbehandlung einzustellen, andererseits nungsperiode jedoch nicht nachteilig beeinträch-
darf die Beschichtung das materialbedingte Ver- tigt werden. 9
halten der Putzlagen nicht nachteilig beeinflus-
Wie in Abschn. 8.7.5, Schlagregenschutz, bereits
sen. Somit bestimmen Putzart und Beschaffen-
erwähnt, sind Beschichtungssysteme in DIN
heit des Untergrundes, ebenso wie der jeweilige
4108-3 zur Erzielung eines entsprechenden Re-
Beschichtungsstoff bzw. die Applikationstechnik,
genschutzes nicht aufgeführt, da Fassadenbe-
Wirkung und Haltbarkeit des Beschichtungs-
systems. 1)
Europäische Normung. Für Beschichtungssysteme im
Fassadenschutz erscheint in Kürze:
Bauphysikalische Anforderungen DIN EN 1062-1, Beschichtungsstoffe und Beschichtungs-
Anforderungen bezüglich des klimabedingten systeme für mineralische Untergründe und Beton im
Feuchteschutzes sind in DIN 4108-3 festgelegt. Außenbereich.
Im Zusammenhang mit den Fassadenbeschich- Während die bisherigen Einteilungen sich im Wesentlichen
tungen sind dies vor allem an den Bindemitteln orientierten, geht die neue europäi-
sche Norm von bauphysikalischen Vorgaben aus.
• Erhaltung einer möglichst hohen Wasser-
Beschichtungen werden demnach zukünftig nach ihrer
dampfdurchlässigkeit, bauphysikalischen Leistungsfähigkeit klassifiziert und
• Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme eingeteilt.
(Regenschutz). Fortsetzung siehe nächste Seite
754 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

schichtungen bisher nicht genormt sind. Vertreter setzung für die Haltbarkeit der Beschichtung. Die
der Mörtel- und Bindemittelindustrie haben des- Eigenschaften, die der Untergrund aufweisen
halb in einer Richtlinie [6] vereinbart, dass ein Was- muss, sind in der DIN EN 998-1 beschrieben für
ser abweisendes Putz/Beschichtungs-System1) die Putzmörtel und in der DIN 13279-1 für die
2)
aus einem wasserhemmenden Putz und einer gipshaltigen Untergründe.
wasserabweisenden Beschichtung gebildet wird.
Die kapillare Wasseraufnahme bzw. Wasser- Außenputze auf mineralischer Basis müssen
dampfdurchlässigkeit beeinflusst den Feuchte- den aktuellen Putznormen3) entsprechen. Sie
haushalt einer Außenwand maßgeblich. Dabei können ein- oder mehrlagig mit unterschiedli-
spielt die Größe und Verteilung der Poren (Poren- cher Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Ne-
struktur) eine wichtige Rolle. Vergleicht man die ben den allgemeinen Anforderungen, die jede
Wirkungsweise der mineralischen Beschichtun- Putzart erfüllen soll, müssen Außenputze vor al-
gen mit denen der kunstharzgebundenen Be- lem den in Abschn. 8.7.5 angeführten zusätzli-
schichtungsmittel, so stellt man fest, dass minera- chen Anforderungen genügen. Danach sollen sie
lische Beschichtungen aus Kalk, Weißzement und witterungsbeständig, ausreichend fest und trag-
Wasserglas (Silikatfarbe) die größeren Poren des fähig sein, um Beschichtungen aufnehmen zu
Putzes „verstopfen“ und so die kapillare Wasser- können. Vgl. hierzu die Tabellen 9.1. und 9.2.
aufnahme in gewünschtem Maße herabsetzen,
ohne die Wasserdampfdurchlässigkeit des Putzes
zu beeinträchtigen: Eine rasche Feuchtigkeitsab- Tabelle 9.1. Die jeweiligen Putzsysteme mit den
gabe ist nach wie vor möglich. entsprechenden Druckfestigkeitsklassen sind der
vorgenannten Tabelle zu entnehmen, wobei nur
Die kunstharzgebundenen Beschichtungen aus die Putzgruppen I-III der DIN V 18550 für eine
Dispersionen u. Ä. bieten demgegenüber einen Außenanwendung geeignet sind. Der Außenputz
wesentlich besseren Wetterschutz, da sie bei- muss richtig aufgebaut sein, so dass die Festigkeit
spielsweise gegen anfallenden Schlagregen der einzelnen Lagen in der Regel nach außen hin
nahezu dicht sind. Entsprechend niedriger ist abnimmt (Festigkeitsgefälle) oder mindestens
jedoch ihre Wasserdampfdurchlässigkeit. Bei der gleichen Druckfestigkeitskategorie ent-
diesen Anstrichen bzw. Kunstharzbeschichtun- spricht.
gen kann die in die Wand eingedrungene Feuch-
tigkeit nur noch wesentlich verlangsamt nach Wird ein anderer Aufbau als in den Tabellen vor-
außen entweichen. Eine ausreichend hohe Was- gegeben ausgeführt, ist eine Eignungsprüfung
serdampfdurchlässigkeit (sd d 2 m) ist daher in durchzuführen. Die Putzanforderungen orientie-
jedem Fall zu fordern. ren sich an der erforderlichen Witterungsbestän-
digkeit des Bauteils.
Die herkömmliche Putzregel des nach außen ab-
Putz als Beschichtungsuntergrund3) nehmenden Festigkeitsgefälles gilt jedoch nur bei
Seit jeher gilt die wichtige Malerregel: Jede Be- massivem Mauerwerk. Angaben über das bei
schichtung ist nur so gut, wie ihr Untergrund dies Leichtputzen auf wärmedämmenden Wandbau-
9 zulässt. Die einwandfreie Beschaffenheit des Un- stoffen geltende Entkopplungsprinzip (schubwei-
tergrundes ist daher eine unerlässliche Voraus- che Zwischenschicht zwischen Wandbildner und
Oberputz) sind Abschn. 8.7.5.4 zu entnehmen.
1)
Fortsetzung
Bei Neuputzen muss bereits aus der Leistungsbe-
Dabei sollen neben Wasseraufnahme und Wasserdampf-
durchlässigkeit, die Wetterbeständigkeit, Haftung am
schreibung erkennbar sein, welche nachfolgende
Untergrund, UV-Beständigkeit, CO2-Durchlässigkeit, Pilz- Oberflächenbehandlungen vorgesehen sind.
und Algenresistenz und die Risseüberbrückung erfasst
werden.
Oberflächenbehandlung. Die Auswahl der
In zahlreichen Tabellen werden die grundsätzlichen
technischen Kenndaten sowohl für die Putze als auch für Werkstoffe richtet sich nach den zu erwartenden
die Beschichtungen zusammengestellt. Danach kann Beanspruchungen, der Beschaffenheit des zu
im Prinzip für jeden Putzaufbau und jede Putzfassade beschichtenden Untergrundes und nach gestal-
die entsprechend technisch abgestimmte Beschichtung terischen Gesichtspunkten. Die Beschichtungen
ausgewählt werden.
2) 3)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN
13 914, DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungs- 13 914, DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungs-
stoffen (DIN EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu stoffen (DIN EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu
entnehmen. entnehmen.
9.3 Beschichtungen auf Außenputzen 755

Tabelle 9.1 Putzsysteme für Außenputze nach DIN V 18550


Druckfestigkeits- Mörtelgruppe bzw. Druckfestigkeits-
Anforderung bzw. Mörtelgruppe für kategorie des Beschichtungs- kategorie des
Zelle
Putzanwendung Unterputz Unterputzes nach stoff-Typ für Oberputzes nach
DIN EN 998-1 Oberputz DIN EN 998-1
1 – – PI CS I
2 PI CS I PI CS I
3a – – P II CS II
3b P II CS II P II CS II
4a P II CS II PI CS I
4b ohne besondere P II CS III PI CS I
5a Anforderung P II CS II P II CS II
5b P II CS III P II CS II
5c P II CS III P II CS III
6 P II CS III P Org 1 –
7 – – P Org 1a –
8 – – P III CS IV
9 PI CS I PI CS I
10 – – PI CS I
11 a – – P II CS II
11 b – – P II CS III
12 a P II CS II PI CS I
12 b P II CS III PI CS I
wasserhemmend
13 a P II CS II P II CS II
13 b P II CS III P II CS II
13 c P II CS III P II CS III
14 P II CS III P Org 1 –
15 – – P Org 1a –
16 – – P III CS IV
17 PI CS I PI CS I
18 a P II CS II PI CS I
18 b P II CS III PI CS I
19 – – PI CS I
20 a – – P II CS II
20 b – – P II CS III
wasserabweisend
21 a P II CS II P II CS II
21 b P II CS III P II CS II
21 c P II CS III P II CS III
22 P II CS III P Org 1 –
23 – – P Org 1a –
24 – – P III CS IV
25 Kellerwandaußenputz – – P IIIb CS IV
26 – – b
P III CS IV
9
27 P III CS IV P IIIb CS IV
30 Außensockelputz P III CS IV P IIb CS III
31 P II CS III P IIb CS IIc
32d P II CS IIc P IIb CS IIc
a
Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
b
Ein Sockelputz sowie ein Kellerwandaußenputz sind im erdberührten Bereich immer abzudichten. Der Putz dient als
Träger der vertikalen Abdichtung.
c
> 2,5 N/mm2.
d
Gilt nur für Sanierputze.

sind entsprechend VOB Teil C, DIN18 363, Maler- Tabelle 9.2. Wie diese Tabelle verdeutlicht, sind
und Lackierarbeiten, auszuführen. Die jeweilige Putze der Mörtelgruppe PI nur als Träger für vor-
Eignung der Beschichtungsstoffe auf verschie- wiegend mineralische Beschichtungsstoffe ge-
denen Putzuntergründen ist Tabelle 9.2 [4] zu eignet. Bei Beschichtungen mit kunstharzgebun-
entnehmen. denen Beschichtungsstoffen muss der Putz der
756 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

Tabelle 9.2 Eignung der Beschichtungsstoffe auf neuen mineralisch gebundenen Putzen [4]
Beschichtungsstoffe Kalk-, Kalkzement- und Zementputze
Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 998-1
CS I CS II CS III CS IV
Norm-Druckfestigkeit nach 28 Tagen (N/mm2)
0,4 bis 2,5 1,5 bis 5 3,5 bis 7,5 t6

Silikatfarben – + + +
1
Dispersions-Silikatfarben + + + +
Siliconharz-
Fassadenfarben +/– 1; 2 + + +
Organisch gebundene Putze
Basis Dispersionssilikat – + + +
Basis Siliconharz
Basis Dispersion – +/– 3 + +
Dispersionsfarben,
wetterbeständig +/– 1; 2 +/– 3 + +
3
Dispersionslackfarben – +/– + +
Kalkfarben (Sumpfkalk) + + + +
+ geeignet
+/– bedingt geeignet
– ungeeignet
1
verfestigende Grundierungen sind nicht zulässig.
2
Putze der Druckfestigkeitsklasse CS I sind als Untergrund für diese Beschichtungsstoffe nur geeignet, wenn der
Hersteller des Putzmörtels oder des Beschichtungsstoffs die Eignung bestätigt.
3
Putze der Druckfestigkeitsklasse CS II sind als Untergrund für diese Beschichtungsstoffe nur geeignet, wenn die
deklarierte Druckfestigkeit mindestens 2 N/mm2 beträgt oder der Hersteller des Putzmörtels oder des Beschichtungs-
stoffs die Eignung bestätigt.

Mörtelgruppe P II oder P III entsprechen. Danach hängig vom Feuchtegehalt des Mörtels und vom
sind Putze der Mörtelgruppe P I für diese Be- Eindringvermögen des Kohlendioxids in die
schichtungsstoffe nicht geeignet. Mörtelporen. Diese Umkristallisation kann dann
Zu beachten ist auch, dass kalk- oder zement- nicht – oder nur sehr verlangsamt – stattfinden,
9 haltige Putze in Verbindung mit Feuchtigkeit im-
mer alkalisch reagieren. Eine nachhaltige Neutra-
wenn eine dichte, filmbildende Beschichtung
vorgenannter Art aufgebracht und so das Kohlen-
lisation ist nicht möglich. Die ausgewählten Be- dioxid bzw. Regenwasser vom Putz ferngehalten
schichtungsstoffe müssen daher alkalibeständig wird (Dauer des Abbindeprozesses 1 bis 2 Jahre).
sein. Weitere Einzelheiten sind der Speziallitera- Die Folge davon sind mürbe Mörtel mit geringer
tur [4] zu entnehmen. Festigkeit. Kunstharzgebundene Beschichtungen
Wie in Abschn. 9.3.1 bereits erwähnt, erhärten erfordern daher als Anstrichuntergrund einen
Luftkalkmörtel überwiegend dadurch, dass sie Putz aus hydraulisch erhärtendem Mörtel (Mör-
langsam – von außen nach innen – Kohlendioxid telgruppe P II oder P III), der auch bei Luftab-
aus der Luft aufnehmen und dabei der gelöschte schluss die notwendige Festigkeit erreicht. Putze
Kalk wieder in Calciumcarbonat (Kalkstein) umge- der Mörtelgruppe P I sind vor allem an alten Bau-
wandelt wird. Der Verlauf dieser Reaktion ist ab- werken (historischen Gebäuden) anzutreffen.
9.4 Beschichtungen auf Innenputzen 757

9.4 Beschichtungen auf von der Putzart und Putzdicke und von der vorgesehenen
Oberflächenbehandlung abhängig.
mineralischen Innenputzen Die Putzoberfläche muss saugfähig und frei von Schmutz
sowie losen bzw. schlecht haftenden Teilen sein. Sie darf
Putz als Beschichtungsuntergrund1) keine Kalksinterschichten, abblätternde Altanstriche,
Bindemittelanreicherungen, Ausblühungen o. Ä., sowie
Innenputze auf mineralischer Basis müssen in der keine die Haft beeinträchtigenden Rückstände von Putz-
Regel den aktuellen Putznormen entsprechen. Sie zusätzen aufweisen. Sind Risse vorhanden, so sind entspre-
können ein- oder mehrlagig mit unterschiedlicher chende Maßnahmen (z. B. Armierungsspachtelung) vor-
Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Neben den zusehen. Die Putzoberfläche muss außerdem fluchtgerecht
und frei von störenden Unebenheiten sein. Die ent-
allgemeinen Anforderungen – die jede Putzart er- sprechenden Ebenheitstoleranzen sind Tabelle 11.2, Teil 1
füllen soll – müssen Innenputze vor allem den in dieses Werkes, zu entnehmen.
Abschn. 9.7.6 angeführten, zusätzlichen Anforde-
rungen genügen. Um beispielsweise Beschichtun-
Beschichtungsstoffe
gen oder Tapeten aufnehmen zu können, müssen
sie ausreichend fest und tragfähig sein. Auch auf DIN EN 13 300. In dieser neuen europäischen
ihre Feuchtebeständigkeit und das Festigkeits- Norm sind wasserhaltige Beschichtungsstoffe
gefälle der einzelnen Putzlagen ist zu achten. und Beschichtungssysteme für die Gestaltung
Tabelle 9.3. Der Putzuntergrund als Beschich- und den Schutz von Wänden und Decken im
tungsuntergrund muss nach Anhang B der DIN V Innenbereich klassifiziert.
18550 mindestens Q2-geglättet, abgerieben oder Diese Norm beinhaltet Angaben über:
gefilzt ausgeführt sein. Die Oberfläche ist geeig- • Vorgesehene Anwendung. Gestaltung, be-
net für matte gefüllte Anstriche, aufgetragen mit sondere Eigenschaften.
Rolle und mittel- bis grobstrukturierte Wandbe- • Bindemitteltyp. Abgeleitet von dem Binde-
kleidungen wie Raufasertapeten [5]. Für höhere mittelbestandteil.
Anforderungen ist Q4-geglättet auszuschreiben.
• Nassabriebbeständigkeit. Klasse 1 beschreibt
Die Qualitätsstufe ist geeignet für z. B. Lasuren
die höchste Beständigkeit, Klasse 2 ist ver-
oder feine Vinyl- und Seidentapeten.
gleichbar mit der seitherigen Bezeichnung
„scheuerbständig“, Klasse 3 entspricht der bis-
Nach Tabelle 3 der DIN V 18550 müssen bei mine- herigen Bezeichnung „waschbeständig“. Diese
ralischen Innenputzen – an die übliche Anforde- Begriffe aus der DIN 53 778 entfallen und sollen
rungen als Träger von Beschichtungen und zukünftig nicht mehr verwendet werden.
Tapeten gestellt werden – die Mörtel eine
Mindestdruckfestigkeit der Kategorie CS I auf- • Kontrastverhältnis = Deckvermögen. Wird in
weisen, das entspricht 0,4 N/mm² bis 2,5 N/mm² vier Klassen eingeteilt. Der jeweilige Hersteller
nach DIN EN 998-1. In Feuchträumen sind nach gibt das Kontrastverhältnis als Ergiebigkeit – in
wie vor Putze nach P IV nicht zugelassen. Quadratmeter pro Liter – in Abhängigkeit zur
jeweiligen Klasse an. Daraus wird ein durch-
Es muss bereits im Leistungsbeschrieb für Putze
schnittlicher Verbrauchswert – Liter pro m2 –
festgeschrieben sein, welche nachfolgende Ober-
flächenbehandlungen vorgesehen sind. Mit
auf einem definierten Untergrund ermittelt. 9
Definition der Qualitätsstufe in Zusammenhang • Glanzabstufungen. Eingeteilt in vier Klassen
mit der Ausführungsart (abgezogen, geglättet, mit den Bezeichnungen glänzend, mittlerer
gefilzt oder abgerieben) wird die Grundlage für Glanz – entspricht den seitherigen Bezeich-
die spätere Beschichtung gelegt. nungen „seidenmatt“ und „seidenglänzend“ –
sowie matt und stumpfmatt.
Untergrundvorbereitung. Die Eignung bzw. Beschaffen- • Korngröße. Diese vierstufige Einteilung ist voll-
heit des Beschichtungsuntergrundes ist vor Beginn der kommen neu. Unterschieden werden die Korn-
Malerarbeiten zu überprüfen. Der Putz muss zum Zeitpunkt größen fein = Innenfarben, mittel = Streich-
der vorgesehenen Oberflächenbehandlung tragfähig (fest)
und ausreichend trocken sein. Im Allgemeinen ist eine putze, grob = feine Strukturputze, sehr grob =
Standzeit von mindestens vier Wochen erforderlich. Dieser grobe Strukturputze.
Zeitraum ist von den klimatischen Verhältnissen im Bau,
Maler- und Lackierarbeiten sind gemäß VOB Teil
1)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN 13 914, C, DIN 18363, auszuführen. Bezüglich des jewei-
DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungsstoffen (DIN ligen Beschichtungsaufbaues sind die Angaben
EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu entnehmen. der Hersteller zu beachten. Die Eignung von Be-
9
Tabelle 9.3 Übersicht der Qualitätsstufen für Innenputzoberflächen nach DIN V 18550 758
Quali- Abgezogene Putzoberfläche Geglättete Putzoberfläche Gefilzte/abgeriebene Putzoberfläche
täts
stufea Beschaffenheit/Eignung Maßtoleranz Eignung der Oberflächen Maßtoleranz Eignung der Oberflächen Maßtoleranz
der
Oberflächen
Q1 Geschlossene Putzfläche – – – – –
Q2 Geeignet z. B. für: Standardanforde- Geeignet für: Standardanforde- Gefilzte oder abgeriebene Standardanforde-
Stan- – dekorative Oberputze rungen an die – dekorative Oberputze rungen an die Putzoberflächen sind rungen an die
dard t2,0 mm Ebenheit nach >1,0 mm Ebenheit nach geeignet für: Ebenheit nach
– Wandbeläge aus DIN 18202; 1997-04, – mittel bis grob strukturierte DIN 18202; 1997-04, – matte, nicht strukturierte DIN 18202; 1997-04
Keramik (Fliesen), Tabelle 3, Zeile 6 Wandbekleidungen, z. B. Tabelle 3, Zeile 6 Anstriche/Beschichtungen Tabelle 3, Zeile 6
Natur- und Raufasertapeten mit Abgeriebene Putzober-
Kunststein usw. mittlerer oder grober flächen sind
Körnung auch geeignet für:
– matte, gefüllte Anstriche/ – grob strukturierte Wandbe-
Beschichtungen (z. B. kleidungen z. B.
Dispersionsanstrich), die mit Raufasertapeten mit grober
grober Lammfell- oder Körnung
Strukturrolle aufgetragen
werden
Q3 Geeignet z. B. für: Erhöhte Anforde- Geeignet für: Standardanforde- Putzoberflächen der Quali- Standardtanforde-
– dekorative Oberputze rungen an die – dekorative Oberputze rungen an die tätsstufe 3 sind geeignet für: rungen an die
t2,0 mm Ebenheitb nach >1,0 mm Ebenheit nach – matte, nicht strukturierte Ebenheit nach
– Wandbeläge aus DIN 18202; 1997-04, – fein strukturierte Wand- DIN 18202; 1997-04, Anstriche/Beschichtungen DIN 18202; 1997-04
Fein-Keramik, groß- Tabelle 3, Zeile 7 bekleidungen Tabelle 3, Zeile 6 Tabelle 3, Zeile 6
formatige Fliesen, – matte, fein strukturierte
Glas, Natur- und Anstriche/Beschichtungen
Kunststein usw.
Q4 – – Geeignet für glatte oder Erhöhte Anforde- Diese Qualitätsstufe wird nur Erhöhte Anforde-
strukturierte Wandbekleidun- rungen an die durch Aufbringen einer rungen an die
gen mit Glanz, z. B.: Ebenheitc nach zusätzlichen Lage aus Dekor- Ebenheitc nach
– Metall, Venyl- oder DIN 18202; 1997-04, Filzputz, gegebenenfalls DIN 18202; 1997-04
Seidentapeten Tabelle 3, Zeile 7 Anstrich/Beschichtung, Tabelle 3, Zeile 7
– Lasuren oder Anstriche/ erreicht.
Beschichtungen bis zum Der Unterputz muss mindes-
mittleren Glanz tens der Qualitätsstufe 3 von
– Spachtel- und Glätte- eben abgezogenen Putzen
techniken entsprechen.
a
Bei den Qualitätsstufen Q 2 bis Q 4 muss immer die Ausführungsart „abgezogen“ oder „geglättet“ oder „gefilzt“ oder „abgerieben“ zu der Herstellung der Putzoberfläche
genannt werden, z. B. „Q 2 – geglättet“.
9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

b
Ausführung mit Unterputzprofilen oder Putzleisten.
c
Im Allgemeinen sind Unterputzprofile oder Putzleisten einzusetzen.
9.4 Beschichtungen auf Innenputzen 759

Tabelle 9.4 Putzsysteme für Innenputze nach DIN V 18550


Mörtelgruppe bzw. Druckfestigkeits- Mörtelgruppe bzw. Druckfestigkeits-
Anforderung bzw. Beschichtungs- kategorie des Beschichtungs- kategorie des
Zelle
Putzanwendung stoff-Typ für Unterputzes nach stoff-Typ für Oberputzes nach
Unterputz DIN EN 998-1 Oberputza DIN EN 998-1
1 – – PI CS I
2 PI CS II PI CS I
3 – – P II CS II
4a P II CS II PI CS I
4b P II CS II P II CS II
b
4c P II CS II P IV
4d P II CS II P Org 1 –
4e P II CS II P Org 2 –
5 – – P III CS IV
6a P III CS III PI CS I
6b P III CS III P II CS II
6c übliche Beanspruchung P III CS IV P II CS III
6d P III CS IV P III CS IV
6e P III CS III P Org 1 –
6f P III CS III P Org 2 –
b
7 – – P IV
b
8a P IV P Id CS I
b
8b P IV P IId CS II
b b
8c P IV P IV
b
8d P IV P Org 1 –
b
8e P IV P Org 2 –
9a – – P Org 1c –
9b – – P Org 2c –
10 – – P II CS II
11 P II CS II P Id CS I
12 a P II CS II P II CS II
12 b P II CS III P Org 1 –
13 a – – P III CS III
13 b wasserhemmend – – P III CS IV
14a P III CS III P II CS II
14 b P III CS IV P III CS IV
14 c P III CS III P Org 1 –
14 d P III CS IV P Org 1 –
15 – – P Org 1c –
a
Oberputze dürfen mit abschließender Oberflächengestaltung oder ohne ausgeführt werden (z. B. bei zu beschichtenden
Flächen).
b
Druckfestigkeit t 2,0 N/mm2.
c
Nur bei Beton mit geschlossenem Gefüge als Putzgrund.
d
Dünnlagige Oberputze. 9
schichtungsstoffen auf bestimmten Untergrün- noch in enger Zusammenarbeit mit den Fachberatern der
den ist Tabelle 10.4 zu entnehmen. Hersteller getroffen werden kann. Diese Beratungsdienste
sollten rechtzeitig in Anspruch genommen werden, damit
Angaben über Anstrichverträglichkeit und Über- unkorrigierbare Fehlentscheidungen vermieden werden.
streichbarkeit von Dichtstoffen als spritzbare Firmenneutrale Merkblätter bzw. Technische Richtlinien
Masse in den Fugen s. Abschn. 7.4.5, Baukörper- der Berufsverbände können dabei eine wertvolle Hilfe sein.
anschlüsse von Türen. Alle wichtigen anstrichtechnischen Begriffe und Klassifizie-
rungen über Beschichtungsstoffe sind in DIN EN 13 300
Hinweis. Die Entwicklung auf dem Gebiet der Beschich- festgelegt. Bei der Abfassung von Leistungsverzeichnissen
tungsstoffe während der letzten Jahrzehnte führte zu sollte man sich dieser Begriffe bedienen, um Missverständ-
einem nahezu unüberschaubaren Angebot an Beschich- nisse von vornherein auszuschließen.
tungsstoffen, Lacken und ähnlichen Produkten mit den
unterschiedlichsten Eigenschaften, Applikationstechniken,
Oberflächenstrukturen usw. Immer neue Produkte für ganz
Ökologische Aspekte. Immer wieder geraten be-
spezifische Einsatzgebiete kommen auf den Markt und stimmte Beschichtungsstoffe für den Innen-
erfordern eine sehr differenzierte Auswahl, die letztlich nur ausbau aufgrund möglicher gesundheitsschädi-
760 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

gender Emissionen in die öffentliche Kritik. Denn Je nach Aufbau und Material lassen sich die ferti-
Lösemittel, Weichmacher und Hochsieder stehen gen Wandbekleidungen gemäß DIN EN 235 (Be-
im Verdacht, die menschliche Gesundheit zu griffe) einteilen in
schädigen. • Papier-, Kunststoff-, Vlies-, Textil- und Ve-
Grundsätzlich sind Innenbeschichtungen auf lourswandbekleidungen sowie Metall-Effekt-
Dispersionsbasis in drei Kategorien zu unter- Wandbekleidungen und Naturwerkstoffwand-
gliedern: bekleidungen.
• Standardqualitäten enthalten bis zu 1,5%
organische Lösemittel (Kohlenwasserstoffver- Des Weiteren informiert DIN EN 235 mit grafi-
bindungen), die überwiegend in sog. „preis- schen Symbolen über Eigenschaften der Tapeten
werten“ Beschichtungen benötigt werden. und weist auf die Verarbeitungsregeln hin.
• Lösemittelfreie Qualitäten (L.F.-Qualitäten) Qualitätstapeten sind auf der Rückseite gekenn-
sind auf den ersten Blick frei von organischen zeichnet; diese Zeichen gelten europaweit.
Lösemitteln. Sie enthalten jedoch hoch sie-
dende Lösemittel, die auf den Etiketten der Tapezierarbeiten sind gemäß VOB Teil C, DIN
Hersteller nicht deklariert werden müssen und 18 366 auszuführen. Techn. Richtlinien für Tape-
somit verschwiegen werden. Dieser unhaltbare zier- und Klebearbeiten s. [10]. Vor dem Tapezieren
Zustand wurde von den Verbraucherverbän- hat der Auftragnehmer den Untergrund der Norm
den bereits mehrfach kritisiert. entsprechend zu überprüfen, um festzustellen,
• E.L.F.-Qualitäten. Diese Produkte sind löse- welche Maßnahmen erforderlich sind, um zu einer
mittel- und weichmacherfrei und entsprechen mangelfreien Werklieferleistung zu gelangen. Es
den hohen Anforderungen des Umweltbundes- gelten die gleichen Voraussetzungen wie für die
amtes. Zunehmend werden im Innenbereich zuvor in Abschn. 10.4 erläuterten Beschichtungen
Produkte dieser Qualitätsstufe eingesetzt, die auf mineralischen Innenputzen. Der Untergrund
alle TÜV-geprüft und raumluftüberwacht sind. muss in der Oberflächengüte mindestens Q2 ent-
Einzelheiten hierzu sind der Spezialliteratur sprechen für mittel- bis grobstrukturierte Oberflä-
[10] zu entnehmen. chen. Je feiner die Beschichtung, desto höher die
Anforderung an die Oberflächenstruktur nach An-
hang B der DIN V 18550, siehe Tabelle 9.3.
9.5 Wandbekleidungen Tapetenwechsel. Moderne und fertige Tapeten
(Tapeten) auf minera- sind in der Regel trocken abziehbar. Zwei Varian-
lischen Innenputzen ten bieten sich an:
• Spaltbar trocken abziehbare Tapeten. Bei der
Der Oberbegriff „Wandbekleidungen in Rollen“ Renovierung wird die obere Deckschicht im
umfasst alle flexiblen Flächengebilde, die als Bah- Ganzen abgezogen. Die untere Schicht bleibt
nen in Rollenform geliefert und an Decken oder als glatter Makulaturgrund für die neue Tapete
9 Wänden mit einem Kleber (Tapetenkleister, Dis- an der Wand.
persionskleber) vollflächig angebracht werden. • Restlos trocken abziehbare Tapeten sind
durch eine rückseitige Beschichtung entspre-
Normen/Einteilung. In den europäischen Nor- chend präpariert, so dass sie vollständig von
men DIN EN 233 und DIN EN 234 sind die Wand- der Wand abgezogen werden können.
bekleidungen unterteilt in • Nicht spaltbare, überstreichbare Tapeten
• fertige Wandbekleidungen, (z. B. Raufasertapeten) werden mit einer Nadel-
• Wandbekleidungen für nachträgliche Behand- walze perforiert und mit einem Ablösemittel
lung. eingeweicht, so dass sie nach einer gewissen
Einwirkzeit leichter entfernt werden können.
9.6 Normen 761

9.6 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 105-6 06.2002 Mauerziegel, Planziegel


DIN V 106 10.2005 Kalksandsteine mit besonderen Eigenschaften
DIN 1164-10 08.2004 Zement mit besonderen Eigenschaften; Zusammensetzung, Anforde-
rungen und Übereinstimmungsnachweis von Normalzement mit be-
sonderen Eigenschaften
DIN 1164-10 Ber.1 01.2005 –; Berichtigungen
DIN 1960 08.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil A:
Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen
DIN 1961 08.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil B:
Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile
und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Wärmebrücken;
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren
und Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe
– Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber.1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und
DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN V 4165-100 10.2005 Porenbetonsteine – Plansteine und Planelemente mit besonderen
Eigenschaften
DIN V 18 151-100 10.2005 Hohlblöcke aus Leichtbeton – Hohlblöcke mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18 152-100 10.2005 Vollsteine und Vollblöcke aus Leichtbeton – Vollsteine und Vollblöcke
mit besonderen Eigenschaften
DIN V 18 153-100 10.2005 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – Mauersteine mit besonderen
Eigenschaften
DIN 18 168-1 04.2007 Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken; Teil 1:
Anforderungen an die Ausführung
DIN 18 181 10.2008 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung 9
DIN 18 184 10.2008 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-
Hartschaum als Dämmstoff
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser)
und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen
und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 201 10.2005 Toleranzen im Bauwesen; Begriffe, Grundsätze, Anwendung, Prüfung
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
DIN 18 350 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C:
Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)
Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 363 04.2010 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 366 04.2010 –; –; Tapezierarbeiten
Fortsetzung s. nächste Seite
762 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung


DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 18 580 03.2007 Mauermörtel mit besonderen Eigenschaften
DIN 55 634 04.2010 Beschichtungsstoffe und Überzüge – Korrosionsschutz von tragenden
dünnwandigen Bauteilen aus Stahl
DIN 55 943 10.2001 Farbmittel; Begriffe
DIN 55 944 11.2003 –; Einteilung nach koloristischen und chemischen Gesichtspunkten
DIN 55 945 03.2007 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungs-
stoffe und Beschichtungen – Weitere Begriffe und Definitionen zu
DIN EN 971-1 sowie DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
E DIN 55 945 08.2005 Beschichtungsstoffe und Beschichtungen – Begriffe – weitere Begriffe
zu DIN EN ISO 4618
DIN 55 950 08.2001 Bindemittel für Beschichtungsstoffe; Kurzzeichen
DIN 55 968 10.1999 Pigmente; Industriell hergestellte Pigmentruße (Flammruß, Furnaceruß,
Gasruß); Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN EN 197-1 11.2011 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 233 08.1999 Wandbekleidungen in Rollen; Festlegungen für fertige Papier-,
Vinyl- und Kunststoffwandbekleidungen
DIN EN 234 02.1997 –; Festlegungen für Wandbekleidungen für nachträgliche Behandlung
DIN EN 235 04.2002 Wandbekleidungen; Begriffe und Symbole
DIN EN 259-1 12.2001 Wandbekleidungen in Rollen; Hoch beanspruchbare Wandbekleidungen;
Anforderungen
DIN EN 259-2 12.2001 –; –; Bestimmung der Stoßfestigkeit
DIN EN 266 03.1992 –; Festlegungen für Textilwandbekleidungen
DIN EN 459-1 12.2010 Baukalk; Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-2 12.2010 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-3 08.2011 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 771-1 07.2011 Festlegungen für Mauersteine – Mauerziegel
DIN EN 771-2 07.2011 –; Kalksandsteine
DIN EN 771-3 07.2011 –; Mauersteine aus Beton (mit dichten und porigen Zuschlägen)
DIN EN 771-4 07.2011 –; Porenbetonsteine
9 DIN EN 771-5 07.2011 –; Betonwerksteine
DIN EN 771-6 07.2011 –; Natursteine
DIN EN 998-1 01.2010 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel
DIN EN 1062-1 08.2004 Beschichtungsstoffe; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme
für mineralische Substrate und Beton im Außenbereich; Einteilung
DIN EN 1062-3 04.2008 –; –; Bestimmung und Einteilung der Durchlässigkeitsrate für flüssiges Wasser
(Permeabilität)
DIN EN 1062-6 10.2002 –; –; Bestimmung der Kohlenstoffdioxid-Diffusionsstromdichte
(Permeabilität)
DIN EN 1062-7 08.2004 –; –; Bestimmung der rissüberbrückenden Eigenschaften
DIN EN 1062-11 10.2002 –; –; Verfahren für die Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 1062-11 Ber.1 09.2005 –; Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für mineralische
Untergründe und Beton im Außenbereich – Verfahren für die
Konditionierung vor der Prüfung
DIN EN 1992-3/NA 01.2011 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken –
Teil 3: Silos und Behälterbauwerke aus Beton
9.7 Literatur 763

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 149 01.1998 Wandbekleidung in Rollen; Bestimmung der Migration von Schwermetallen
und bestimmten anderen extrahierbaren Elementen, des Gehaltes an
Vinylchlorid-Monomer sowie der Formaldehydabgabe
DIN EN 12 859 05.2011 Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 860 07.2002 Gipskleber für Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren
DIN EN 13 168 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzwolle (WM) – Spezifikation
DIN EN 13 279-1 11.2008 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel; Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 300 11.2002 Beschichtungsstoffe; Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und
Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich; Einteilung
DIN EN 14 496 02.2006 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme-
und Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 15 318 01.2008 Planung und Ausführung von Bauteilen aus Gips-Wandbauplatten
DIN EN ISO 150 05.2007 Rohleinöl, Lackleinöl und Leinölfirnis für Beschichtungsstoffe –
Anforderungen und Prüfung
DIN EN ISO 4618 03.2007 Beschichtungsstoffe – Begriffe
DIN EN ISO 6504-3 05.2010 Beschichtungsstoffe – Bestimmung des Deckvermögens – Teil 3:
Bestimmung des Kontrastverhältnisses von hellen Beschichtungen bei einer
festgelegten Ergiebigkeit
DIN EN ISO 7783-1 06.1999 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte –
Schalenverfahren für freie Filme
DIN EN ISO 7783-2 04.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme
für mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung
und Einteilung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN ISO 9229 11.2007 Wärmedämmung Begriffe
DIN EN ISO 11 998 10.2006 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Nassabriebbeständigkeit und der
Reinigungsfähigkeit von Beschichtungen
DIN EN ISO 14 021 12.2001 Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Umweltbezogene Anbieter-
erklärungen (Umweltkennzeichnung Typ II)
DIN ISO 14 025 10.2011 –; Typ III – Umweltdeklarationen – Grundsätze und Verfahren
DIN EN ISO 14 040 11.2009 Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
DIN EN ISO 16 000-1 06.2006 Innenraumluftverunreinigungen – Allgemeine Aspekte der
Probenahmestrategie
DIN EN ISO 8130-1 02.2011 Pulverlacke; Bestimmung der Teilchengrößenverteilung durch Sieben
ISO 4618-1 12.1998 Lack- und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für
Beschichtungsstoffe; Allgemeine Begriffe
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 8.12, Außen- und Innenputze, Sonderputze und Wärmedämmsysteme

9
9.7 Literatur
[1] Hänig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe, Eigenschaften und Anwendung. 14. Aufl. , C. F. Müller, Heidelberg
[2] Brasholz, Waldau, Wallenfang, Gatz: Lexikon der Anstrichtechnik. Teil 1, Grundlagen. Teil 2, Anwendung. Verlag Callwey,
München
[3] Fischer, M.: Gesundheitliche Gefahren von Baustoffen – Erfahrungen und Erkenntnisse. Deutsches Architektenblatt
(DAB) 6 (1986)
[4] Merkblatt 9: Beschichtungen auf Außenputzen. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwertschutz. Frankfurt/Main
(1997)
[5] Merkblatt 10: Beschichtungen, Tapezier- und Klebearbeiten auf Innenputz. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sach-
wertschutz. Frankfurt/Main (1986)
[6] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Sol-Silikatfarben. Keimfarben GmbH, Diedorf
[8] Weber, H.: Flüssige und cremige Imprägniermittel zum Oberflächenschutz. In : Arconis 2/02
[9] TÜV-geprüftes Innenraumsortiment. STO AG, Stühlungen
[10] Merkblatt 16: Technische Richtlinien für Tapezier- und Klebearbeiten. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwert-
schutz. Frankfurt/Main (2002)
765

10 Gerüste und Abstützungen

10.1 Gerüste

10.1.1 Allgemeine Bestimmungen

Alle Gerüste erfordern für Entwurf, Berechnung


und Ausführung den Einsatz von Fachleuten und
Unternehmen, die eine sorgfältige Ausführung
gewährleisten.
Während für die betriebssichere Errichtung und
den Ausbau von Gerüsten der Gerüstbauunter-
nehmer verantwortlich ist, haftet für die ord- 10.1 Überstand Schutzgerüst (DIN 4420)
nungsgemäße Erhaltung und Benutzung jeder a) Zu schützender Arbeitsbereich
Unternehmer, der die Gerüste benutzt. 1 Gebäudeaussenkante
Grundsätzlich muss für alle Gerüste, wenn sie 2 Schutzbereich
nicht in Regelausführung nach DIN 4220 errichtet
werden, eine statische Berechnung aufgestellt Traggerüste dienen zur Unterstützung von Bau-
bzw. der Nachweis der Brauchbarkeit (geprüfte teilen bei der Montage oder während der Bauzeit,
Typenberechnung, allgemeine bauaufsichtliche solange die vorgesehene Tragfähigkeit noch
Zulassung) erbracht werden. Die dabei zu beach- nicht erreicht ist. Zu den zahlreichen Ausfüh-
tenden Bestimmungen sind enthalten vor allem rungsformen sind auch Absteifungen und Ab-
in DIN 4420 und DIN EN 12 811-1. fangungen zu rechnen (Abschn. 10.2) sowie frei-
Nach der Verwendungsart werden unterschieden: stehende Gerüste zur Sicherung einzelner Bau-
• Arbeitsgerüste (DIN EN 12 811) werksteile während der Ausführungszeit (Abschn.
• Schutzgerüste (DIN 4420) 10.3). Traggerüste als Unterstützungen von Be-
• Traggerüste (DIN EN 12 812) tonschalen bzw. Betonschalungen sind in Ab-
schn. 5.4 in Teil 1 des Werkes behandelt.
• Fahrgerüste (DIN EN 1065)

Die für Arbeits- und Schutzgerüste zu beachtenden Hinsichtlich des Tragsystems werden unterschie-
ausführlichen Bestimmungen sowie Festlegungen den:
für Bezeichnungen, Materialien, Leistungsanforde- • Standgerüste (S)
rungen usw. sind in unterschiedlichen Normwerken • Hängegerüste (H)
enthalten, die nachfolgend auszugsweise wieder- • Auslegergerüste (A)
gegeben sind:
• Konsolgerüste (K)
Arbeitsgerüste gemäß DIN EN 12 811-1 bis 3 die- Standortgebundene Gerüste können ausgeführt
nen der Durchführung von Bau- und Montagear- werden als:
10
beiten sowie der Lagerung von Material und
• Stahlrohr-Kupplungsgerüste(SR)
Werkzeugen.
• Leitergerüste (LG)
Schutzgerüste gemäß DIN 4420-1 bis 3 können • Rahmengerüste (RG)
als Fanggerüste (FG) oder Dachfanggerüste (DG) • Modulsysteme (MS)
der Absturzsicherung von Personen dienen oder
als Schutzdächer (SD) gegen herabfallende Ge- Unterschieden werden ferner Gerüste mit längen-
genstände schützen. Schutzgerüste müssen den orientierten Gerüstlagen (Fassadengerüste u. Ä.)
zu schützenden Bereich, bezogen auf die Ab- sowie Raumgerüste z. B. zur Einrüstung von Innen-
sturzkante, seitlich um mindestens 1,00 m über- räumen für Deckenarbeiten. Tagesgerüste werden
ragen (Bild 10.1). bei starker Windgefährdung (Windgeschwindig-

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9_10, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
766 10 Gerüste und Abstützungen

keiten >12 m/s) mit besonderer Verankerung wirtschaftlich als Systemgerüste erstellt. Stahl-
errichtet oder so, dass sie ggf. leicht teilweise ab- rohr-Kupplungsgerüste kommen insbesondere
gebaut oder in den Windschatten eines vor- bei komplizierten Gerüstformen oder bei hohen
handenen standsicheren Bauwerkes verfahren Beanspruchungen zum Einsatz.
werden können. Die Bezeichnungen der Einzelteile eines Fassa-
Fassadengerüste werden für leichtere Beanspru- dengerüstes in der Ausführung als Standgerüst
chungen als Leitergerüste, sonst meistens sehr zeigt Bild 10.2.

10.2 Beispiele für Gerüstbauteile und Benennungen eines Fassadengerüstes als Standgerüst (DIN EN 12 811-1)
10 hs Höhe des Arbeitsgerüstes
bs Gerüstfeldbreite, von Ständermitte zu Ständermitte
11 Gerüsthalter
12 Belagfläche
ls Gerüstfeldlänge, von Ständermitte zu Ständermitte 13 Konsole
hl Abstand benachbarter horizontaler Ebenen 14 Überbrückungsträger
15 Fußplatte
1 Vertikalaussteifung (Querdiagonale) 16 Belagteil
2 Horizontalaussteifung (Horizontaldiagonale) 17 Horizontalrahmen
3 Seitenschutz 18 Gerüstanker
4 Konsolstrebe 19 Vertikalrahmen
5 Knoten 20 Geflecht
6 Vertikalaussteifung (Längsdiagonale) 21 Geländerholm
7 Ständer 22 Zwischenholm
8 Querriegel 23 Bordbrett
9 Längsriegel 24 Geländerpfosten
10 Kupplung 25 Fußspindel
10.1 Gerüste 767

Tabelle 10.3 Verkehrslasten auf Gerüstlagen (DIN 12 811-1 Tabelle 3)

Hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit werden Arbeits- Tabelle 10.4 Breitenklassen für Gerüstlagen
gerüste in 6 Lastklassen eingeteilt (Tab. 10.3). Zu-
sätzlich erfolgt eine Zuordnung zu 7 Breiten- und
2 Höhenklassen (Tab. 10.4 und 10.5).
Die Bezeichnung eines Gerüstes – z. B. bei der
Ausschreibung – soll nach DIN EN 12 810-1 mit
Kurzzeichen den Verwendungszweck, die Gerüst-
bauart, die Orientierung der Gerüstlagen und die
Gerüstgruppe enthalten.

Beispiel Arbeitsgerüst (AG) der Lastklasse 4, bemessen


ohne Fallversuche, Gerüstbreite 0,9 m bei einer
Feldlänge von 2,50 m und einer Durchgangs-
höhe von t 1,90 m, ohne Bekleidung, mit Leiter: teilende Unterlagen (z. B. Bohlen, Kanthölzer,
Gerüst DIN EN 12 810-4N-SW09/250-H2-A-LA Stahlträger) zu stellen. Neigungen im Untergrund
bis zu 5° sind durch Keile oder schwenkbare Fuß-
bzw. für ein entsprechendes Gerüst mit Beklei- platten auszugleichen (Bild 10.6). Bei größeren
dung sowie Leiter- und Treppenzugang: Neigungen und für lastabtragende Träger ist ein
Gerüst DIN EN 12 810-4D-SW09/250-H2-B-LS statischer Nachweis zu erbringen.
Vor der Benutzung und nach längeren Arbeits-
Diese Kennzeichnung und die Angabe des Gerüst- unterbrechungen, konstruktiven Änderungen
erstellers muss an gut sichtbarer Stelle auf einem oder bei sonstigen außergewöhnlichen Ein-
Schild auch am Gerüst angebracht werden. wirkungen sind die Gerüste durch den verant-
Gerüste sind mit ihren Auflagern – bei Stahlrohr- wortlichen Unternehmer entsprechend der vom
gerüsten mit Fußplatten bzw. Fußspindel – voll- Hersteller zur Verfügung zu stellenden Aufbau-
flächig auf tragfähigen Untergrund oder lastver- und Verwendungsanleitung zu überprüfen.

Tabelle 10.5 Klassen der lichten Höhe


10
768 10 Gerüste und Abstützungen

10.1.2 Materialien

Für Gerüstbauteile aus Stahl (nur in korrosionsge-


schützter Ausführung nach DIN 4427), Alumini-
um oder Holz sind in DIN EN 12 811-1 allgemeine
Angaben enthalten. Gerüstbohlen aus Holz müs-
sen nach DIN 4420-3 mindestens 3 cm dick, voll-
kantig und dürfen an den Enden nicht aufgeris-
sen sein. Ihren Maximalabstand zeigt Bild 10.7.
Zulässige Stützweiten für Gerüstbohlen oder
10.6a 10.6b -bretter zeigen die Tabellen 10.8 und 10.9.

10.1.3 Bauliche Anforderungen

Bei dem erforderlichen Standsicherheitsnach-


weis nach DIN EN 12 811-1 muss eine ausreichen-
de Aussteifung der Gerüste durch Diagonalen,

10.6c 10.6d
10.6 Beispiele für die Auflagerung von Fußspindel
und Fußplatten
a) Auflagerung auf tragfähigem Untergrund
b) Auflagerung auf Bohle,Träger o. Ä.
c) schwenkbare Fußspindel (D < 5°)
d) Neigungsausgleich durch keilförmiges
Auflager (D < 5°) 10.7 Maximalabstände von Belagteilen (DIN 12 811-1)

Tabelle 10.8 Gerüstbohlen aus Holz als Belagteile von Fanggerüsten (DIN 4420-1)

10
10.1 Gerüste 769

Tabelle 10.9 Zulässige Stützweite in m für Gerüstbeläge Bei Gerüstlagen mit mehr als 2 m Höhe über
aus Holzbohlen/-brettern (DIN 4420-3) sicherem Untergrund muss ein Seitenschutz be-
stehend aus Geländerholm, Zwischenseiten-
schutz und Bordbrett vorhanden sein (Bild 10.11).
Alle Teile müssen gegen unbeabsichtigtes Lösen,
das Bordbrett auch gegen Kippen gesichert sein.
Der Abstand zwischen Gerüstbelägen und Bau-
werk darf nicht größer als 0,30 m sein. Wenn ein
Absturz auch in das Gebäude hinein möglich ist,
muss der Seitenschutz auch zu dieser Seite hin
ausgebildet werden.
Besondere Bestimmungen gelten für Dachfang-
und Fanggerüste (Bild 10.12 und 10.13). Die
Höhe der Schutzwand muss mindestens 1,00 m
betragen und sie muss bei Dachfanggerüsten die
Absturzkante um mindestens das Maß 1,5 – b1
überragen (Bild 10.12).
Rahmen usw. (Bild 10.10) sowie eine Verankerung Die Anforderungen an Schutzdächer sind aus den
mit Hilfe von Gerüsthaltern berücksichtigt sein. Bildern 10.14 bis 10.17 ersichtlich.
Die Arbeitsplätze auf den Gerüsten müssen über Bei Dächern mit Traufhöhen von mehr als 5 m
Treppen, Leitern oder Laufstege sicher erreichbar müssen bei Dachneigungen > 45° Absturzsi-
sein. cherungen direkt am Arbeitsplatz angeordnet
werden.

10.10a

10

10.10b 10.10c
10.10 Beispiele für Aussteifungen von Gerüstfeldern
a) Querverstrebungen, b) Beispiel für steife Horizontalebenen, c) Längsverstrebungen
1 mit Diagonale 5 Rahmen aus drei Teilen als Verstrebungen
2 mit Diagonalen als Andreaskreuz 6 Überbrückungsrahmen als Seitenschutz auf der
3 mit Geländerholm und Zwischenholm als Träger zu errichtenden Ebene
4 Rahmen mit Geländerholm, Zwischen- 7 Überbrückungsrahmen mit Verstrebungen als
holm und Ständer Seitenschutz auf der zu errichtenden Ebene
770 10 Gerüste und Abstützungen

a) Seitenschutz innen
b) Seitenschutz außen

10.11 Seitenschutz bei Arbeitsgerüsten 10.12 Dachfanggerüste; lotrechte und waagerechte


(DIN EN 12 811-1) Begrenzungen (DIN 4420-1)

10.13a 10.13b 10.13c


10.13 Belagbreite und Seitenschutz bei Fanggerüsten (DIN 4420-1)
a) und b) Schutzgerüste vor senkrechten Wänden
c) Fanggerüst

10

10.14a 10.14b 10.14c

10.14 Abmessungen von Schutzdächern (DIN 4420-1)


a) Schutzdach mit vertikaler Bordwand
b) Schutzdach mit geneigter Bordwand
c) geneigtes Schutzdach
10.1 Gerüste 771

10.15 Schutzdach an Gerüstlängsseiten


und an Gebäuderücksprüngen
1 Außenkante Bauwerk
2 Außenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach

10.16 Schutzdach an
Gebäudeecken
1 Außenkante Bauwerk
2 Außenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach

Grundsätzlich sind alle Absturzkanten bei Höhen 10.1.4 Gerüstbauarten


über 2 m durch Absperrungen o. Ä. zu sichern.
Besonders, wenn Sicherungen an öffentliche Ver- Stahlrohr-Kupplungsgerüste
kehrsflächen angrenzen, sind ausreichende Frei- Sie bestehen aus Stahlrohren der Stahlsorte S 235,
flächen zu berücksichtigen und durch Beschilde- Ø 48,3 mm, Mindestwanddicke 3,2 mm, und be-
rung und Absperrung kenntlich zu machen. sonderen Verbindungsstücken (Bild 10.19). Auch
genormt sind Rohre der Stahlsorte S 185; Ø 48,3
mm, Nennwanddicke 4,05 mm. Diese dürfen je-
doch nur für Gerüste der Lastenklassen 1–4 und
max. bis 20 m Gerüsthöhe verwendet werden.
Für alle Verbindungsteile ist eine besondere be-
hördliche Zulassung (Prüfzeichen) erforderlich.
Sie müssen dauerhaft und deutlich erkennbar
gekennzeichnet sein.
Bei Stahlrohr-Kupplungsgerüsten mit längenorien-
tierten Gerüstlagen darf der Vertikalabstand der
Gerüstlagen nicht größer als 2 m sein. Für die er-
forderlichen Verankerungen werden in DIN 4420-
3 je nach Gerüstbauhöhe und Ausführungsart
spezielle Verankerungsraster und die der stati-
schen Berechnung zugrunde zu legenden Anker-
kräfte festgelegt.
10

Tabelle 10.18 Ständerabstände für die Regelausführung


der Stahlrohr-Kupplungsgerüste mit
längenorientierten Gerüstlagen

10.17 Durchgangsrahmen mit Schutzdach


1 Schutzdach
772 10 Gerüste und Abstützungen

10

10.19 Zweireihiges Stahlrohrgerüst


1 Ständer 9 Verankerung
2 Längsriegel 10 Kupplung
3 Querriegel 11 Leitergang
4 Belag 12 Schutzdachstreben
5 Bordbrett 13 Schutzdach
6 Fußplatte 14 Schutzwand
7 Längsverstrebung 15 Schutzgeländer
8 Querverstrebung
10.1 Gerüste 773

Stahlrohrgerüste werden heute insbesondere als Systemgerüste


Traggerüste bei Einschalungsarbeiten für große Herstellerspezifische Fassadengerüstsysteme
Bauteile verwendet. Für normale Arbeits- und
werden in DIN EN 12 810 genormt.
Schutzgerüste ist der Arbeitsaufwand für das Auf-
und Abbauen relativ hoch. Zur Rationalisierung Ein modernes Schnellbaugerüst zeigt Bild 10.20.
werden hier vielfach als Sonderform der Stahl- Die Gerüstlagen bestehen hier aus leiterartigen
rohrgerüste die meistens in geschlossenen Syste- Baukastenelementen, die in das Stahlrohrgerüst
men angebotenen Schnellbaugerüste (System- eingehängt werden. Bodenplatten können in ver-
gerüste) eingesetzt. schiedenen Kombinationen eingelegt werden.
Die Ständerabstände sind nach Tabelle 10.18 zu Auch die einhängbaren Leitern gehören zum
wählen. Gerüstbausystem (Hünnebeck).

10

10.20 Modernes Systemgerüst


(Hünnebeck)
774 10 Gerüste und Abstützungen

Ausleger- und Konsolgerüste Leitergerüste (DIN 4420-2)


Diese in der Baupraxis früher häufig verwendeten Leitergerüste sind Systemgerüste aus Gerüst-
Gerüste waren bislang in DIN 4420-3 beschrie- leitern mit hölzernen Holmen und mit Sprossen
ben. Sie wurden jedoch im Jahr 2006 aus der aus Holz oder Stahl, einsetzbar als Stand- oder
Norm heraus genommen. Hängegerüste für Arbeits- und Schutzgerüste der
Lastklassen 1 bis 3.
Hängegerüste Unterschieden werden einsprossige Gerüst-
leitern mit stahlunterstützten Sprossen (L1 (S))
Sie bestehen aus einem Belag, der auf Stahl-
und zweisprossige Gerüstleitern (L2) (Bild 10.23).
Gitterträgern, Profilstählen, Stahlrohren, Rund-
Zur Verbindung dienen Klammern, Haken, Kon-
oder Kanthölzern befestigt ist. Diese sind mit
solen, Hakenschrauben usw. aus Stahl.
Drahtseilen, Ketten oder Profilstählen am Bau-
werk aufgehängt. Sie sind in den Lastklassen 1 bis Für Standgerüste mit längenorientierten Gerüst-
3 gemäß DIN 4420-3 als Arbeits- und Schutz- lagen (Fassadengerüste) betragen die zulässigen
gerüste zugelassen (Bild 10.21). Gerüsthöhen h
• 18,00 m, wenn alle Gerüstlagen in Höhenab-
Bügelgerüste ständen von je 2,00 m ausgelegt und davon
nur eine Gerüstlage mit Nutzlast belegt wird,
Bügelgerüste werden vorwiegend für Dacharbei-
• 24,00 m, wenn eine bis drei Gerüstlagen aus-
ten verwendet. Sie werden oberhalb der Traufe
gelegt sind und davon nur eine Gerüstlage je
befestigt und stützen sich unterhalb der Traufe
Gerüstfeld mit Nutzlast belegt wird (in Höhen-
gegen die Gebäudewand.
abständen von 4,00 m dürfen zusätzliche Mon-
tagebohlen verbleiben).
Bockgerüste
Sie bestehen aus Böcken von Holz oder Stahl mit Die zulässigen Gerüstfeldlängen a sind abhängig
darübergelegtem Gehbelag. Es dürfen nicht vom Querschnitt der Gerüstbohlen (Tabelle
mehr als zwei Gerüstböcke übereinander gestellt 10.22). Gerüstbeläge müssen auf Sprossen oder
werden. Die Gesamthöhe darf nicht größer als Konsolen flächenfüllend so aufgelegt werden,
4 m sein. Der Abstand der Gerüstböcke darf nicht dass an keiner Stelle größere Überstände als
größer als 3 m sein. 30 cm bestehen.

Tabelle 10.22 Zulässige Gerüstfeldlänge zul a für


Fassadengerüste in Abhängigkeit
von Mindestdicke und -breite der
Gerüstbohlen

10

10.21 Hängegerüst mit längsorientierter Gerüstlage


(Bohlen quer gespannt)
10.1 Gerüste 775

10

10.23a 10.23b
10.23 Gerüstleitern
a) einsprossige Gerüstleiter L1 (S)
b) zweisprossige Gerüstleiter L2
776 10 Gerüste und Abstützungen

Die Gerüstleitern müssen auf Leiterschuhen oder Gerüste, die freistehend nicht standsicher sind,
Unterlagen so aufgestellt werden, dass beide müssen mit dem Bauwerk verankert werden. Da-
Holme die Belastungen gleichmäßig auf den bei sind beide Leiterholme mit Hakenschrauben
Untergrund übertragen. Die Holmquerschnitte in Höchstabständen von 4,00 m anzuschließen.
der Leitern sind nach Tabelle 10.24 zu bestim- Die Leitern dürfen nicht mehr als 7,00 m über die
men. Bei Verlängerungen der Leitern müssen oberste Verankerung hinausragen, und der
diese mindestens 2,00 m übergreifen und sind oberste Gerüstbelag darf nicht höher als 2,00 m
mit Leiterhaken, -laschen oder -klammern gemäß über dem letzten Verankerungspunkt liegen.
Bild 10.26 miteinander zu verbinden.
Jedes zweite Gerüstfeld und auch die Endfelder
sind durchgehend kreuzweise zu verstreben.
Tabelle 10.24 Holmquerschnitte am Zopfende der
Gerüstleitern (s. Bild 10.22)
Fahrbare Arbeitsbühnen (Fahrgerüste)
Besonders für Montagearbeiten innerhalb von
Gebäuden werden Fahrgerüste verwendet. Die
Bestimmungen für Konstruktion und Betrieb der-
artiger Gerüste enthält DIN EN 1004. Danach wer-
den unterschieden:
• Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
12,00 m innerhalb von Gebäuden und
• Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
8,00 m außerhalb von Gebäuden.
Bei vertikalen, gleichmäßig verteilten Verkehrs-
lasten sind zugelassen für
• Gerüstgruppe 2: 1,5 kN/m2
• Gerüstgruppe 3: 2,0 kN/m2.
Für den Nachweis der Standsicherheit enthält
DIN EN 1004 Abschn. 10 weitere Definitionen und
die anzuwendenden Berechnungsverfahren.

Tabelle 10.25 Fahrgerüste: Klassifizierung der Zugangsarten (DIN EN 1004)

10
10.1 Gerüste 777

10

10.26 Leitergerüst als Fassadengerüst (zulässige Gerüstfeldlänge a s.Tabelle 10.23)


778 10 Gerüste und Abstützungen

10.27 Fahrbare Arbeitsbühne (Fahrgerüst)


in schematischer Darstellung
1 Tragstäbe
2 Aussteifungen
3 Fahrrollen, feststellbar
4 sicherer Aufstieg
5 Arbeitsbühne mit ausreichender
Belagunterstützung
6 Seitenschutz

Die Fahrrollen müssen gegen unbeabsichtigtes 10.2 Absteifungen


Lösen gesichert und feststellbar sein.
und Abfangungen
Ein Fahrgerüst in schematischer Darstellung zeigt
Bild 10.27. Fahrgerüste sind in der Regel als
Absteifungen
Systemgerüste (vgl. Bild 10.20) auf dem Markt und
werden erst an der Baustelle zusammengesetzt. Baumaßnahmen mit umfangreichen Erdarbeiten
Zur Besteigung von Fahrgerüsten sind Anlege- unmittelbar neben bestehenden Bauwerken
leitern nicht zugelassen. Bis zu 5,00 m Arbeits- erfordern in der Regel besondere Sicherungs-
höhe sind senkrechte Aufstiegleitern zugelassen. vorkehrungen, denn durch Veränderungen im
Bei mehr als 0,90 m Belagbreite sind schräge Gründungsbereich kann es – besonders bei
Innenaufstiege vorgeschrieben. Böden mit Grundbruchgefahr – zu erheblichen
Durchstiegöffnungen sind zu umwehren oder Setzungen und sogar zum Einsturz der betrof-
mit Klappen abzudecken. fenen Bauteile kommen (s. auch Abschn. 3.1 und
3.4 in Teil 1 des Werkes).
Ein Seitenschutz (s. Bild 10.11) muss ab 1,00 m
Belaghöhe vorhanden sein. Zu den in solchen Fällen erforderlichen Siche-
Zu den Anforderungen an Treppen bzw. Leitern rungsmaßnahmen gegen Kippen und Knicken
s. Tab. 10.25. bzw. Ausbeulen gehören Absteifungen der
benachbarten Bauwerksteile.
Fahrbare Arbeitsbühnen bzw. Fahrgerüste sind
vom Hersteller zu kennzeichnen. Die Art der Maßnahmen und die Dimensionie-
rung der Absteifungen müssen nach statischer
Beispiel Fahrbare Arbeitsbühne Berechnung festgelegt werden.
EN 1004 – 2 – 8/12 – xBCX Für die Ausführung kommen Holz- und Profilstahl-
10 träger in Frage, die mit besonderen zimmermanns-
(Fahrgerüst der Lastklasse 2 mit einer zulässigen mäßigen Verbindungen eingebaut werden.
Höhe von 8,00 m außen und 12,00 m innen. Der Häufig müssen z. B. für Unterfangungsarbeiten
Zugang erfolgt über Stufenleiter und Schrägleiter.)
(s. Abschn. 4.5 in Teil 1 des Werkes) freistehende
Giebelwände abgesteift werden. Dabei werden
Mastkletterbühnen meistens schräg angreifende Absteifungen ange-
Die im Hochhausbau entwickelten Mastkletter- wendet, die in den ermittelten notwendigen
bühnen ermöglichen eine optimale Einstellung Abständen (z. B. ca. 2,00 m) am günstigsten in der
der Arbeitshöhe und erleichtern den Material- Höhe der Geschossdecken ansetzen (Bild 10.28).
transport. Sie werden zunehmend auch bei An den abzusteifenden Bauteilen wird mit „Klebe-
Gebäudehöhen unterhalb der Hochhausgrenze pfosten“ angesetzt (Bild 10.29). Sie werden nach
wirtschaftlich [4]. Möglichkeit in den abzusteifenden Bauteil ein-
10.2 Abstreifungen und Abfangungen 779

10.29 Klebepfosten
1 Abzusteifender Bauteil
2 Klebepfosten
3 Widerlager, gesichert durch Klammern
4 Bolzenverbindung

10.28 Absteifung einer Giebelwand


1 Absteifungsstrebe
2 Diagonalverbände
3 Zangen
4 Klebepfosten (s. Bild 10.31)
5 Tragschwelle oder Treiblade (s. Bild 10.32)

gelassen, oder sie stützen sich gegen angebolzte


oder angedübelte Querbalken. Die Streben
werden gegen verankerte Auflagerbohlen oder
-kanthölzern verkeilt oder in verankerte Treib-
laden eingesetzt (Bild 10.30).
Werden Arbeiten, die eine Absteifung erforderlich
machen, in Baulücken ausgeführt, können bei
Entfernungen bis zu ca. 15,00 m Verspreizungen 10.30a
angewendet werden.
Die Spreizbalken werden je nach erforderlicher
Länge ein- oder zweiteilig ausgeführt (Bild 10.31
und 10.32).
Bei Verspreizungen von Giebelwänden werden
waagerechte Balkenhölzer mit Hilfe von Klebe-
pfosten oder Balkenkreuzen in Richtung der Mittel-
wände und in Höhe der Geschossdecken zwischen 10
die Giebel eingespannt und verkeilt. Die Balken-
kreuze werden gegen die Spreizbalken verstrebt.
Bei größerer Spannweite sind die Balken in der
Mitte durch angebolzte Spannriegel zu verstärken 10.30b
und durch Verschwertungen zu sichern.
10.30 Absteifung: Strebenfuß
Abfangkonstruktionen, insbesondere Versprei-
zungen, werden immer noch meistens in den a) auf Schwelle verkeilt
b) in Treiblade
herkömmlichen Holzkonstruktionen ausgeführt.
1 Strebe
Sie sind jedoch – bei entsprechendem statischem 2 Schwelle
Nachweis – auch mit Stahlrohrkonstruktionen 3 Keile, gesichert durch Klammern
möglich (vgl. Abschn. 10.1.4). 4 Zapfen
780 10 Gerüste und Abstützungen

10.31 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizstück aus einem Stück)

Abfangungen In Bild 10.33 ist die zimmermannsmäßig ausge-


Wenn bei Umbauten oder Reparaturen tragende führte Abfangungskonstruktion für einen größe-
Konstruktionselemente entfernt und durch an- ren Fassadenausbruch dargestellt (z. B. Einbau
dere ersetzt werden müssen, sind die darüber einer Durchfahrts- oder Schaufensteröffnung).
liegenden Bauwerksteile vorher abzufangen, d. h. Bei der gezeigten Ausführungsmöglichkeit ist die
es müssen provisorische Tragekonstruktionen Einbeziehung des über der Ausbruchstelle lie-
eingebaut werden. genden Bauwerksteiles notwendig.
Für die Ausführung der Abfangung sind die auf- Die in diesem Falle abzufangende tragende Außen-
zunehmenden Eigengewichts- und Verkehrslasten wand wird ggf. zunächst abgesteift (vgl. Bilder
und alle sonstigen Rahmenbedingungen (z. B. 10.30–10.32). Größere Öffnungen von Fenstern
Erschütterungen aus Maschinenbetrieb oder Ver- o. Ä. werden bei großen abzufangenden Lasten
kehr) genau zu erfassen. Danach sind die Ausfüh- evtl. gesondert ausgesteift. Danach werden ober-
rungsart und die erforderlichen Dimensionen der halb der Mauer Durchbrüche zum Durchschieben
Abfangungsmaßnahmen statisch zu ermitteln. der Abfangträger hergestellt. Die Abfangträger
Daneben sind für die Zeit der Bauausführung ggf. liegen hier außen auf einer untereinander ausge-
Provisorien für den laufenden Betrieb des vorhan- steiften Reihe von Abfangstützen. Innen werden
denen Bauwerkes zu planen (gesicherte Zugänge die auf den Abfangträgern ruhenden Lasten von
bzw. Zufahrten für die Nutzer, vorläufige Um- Stützenreihen im Erd- und Kellergeschoss über
legungen und der Betrieb von Ver- und Entsor- eine Schwelle auf den Baugrund abgetragen.
gungsleitungen, Verkehrssicherung usw).

10

10.32 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizbalken geteilt und von der Mitte her verspannt)
10.2 Abstreifungen und Abfangungen 781

10.33c

10.33b

10.33a
10.33 Abfangung einer Fassade in zimmermannsmäßiger Ausführung
a) Schnitt, b) Ansicht, c) Detail Anschluss Absteifungsstrebe
1 Abfangträger 6 Absteifungsstrebe
2 Abfangstütze 7 Treiblade (vgl. Bild 10.32b)
3 Diagonalverband 8 Zementmörtel
4 Schwelle 9 Neu eingebaute Abfangträger
5 Hydraulikpresse

10
10.34 Abfangen einer Wand unter Verwendung von
hydraulischen Pressen
1 abgefangene Wand
2 Stampfbetonfuge
3 Abfangeträger (Breitflansch)
4 Jochträger
5 hydraulische Presse
6 Auflager für Pressen und Spindeln
7 Zange
8 Holzstütze
9 Kreuzstrebe
10 Schwellenrost
782 10 Gerüste und Abstützungen

Bei sehr großen abzutragenden Lasten kann eine den Außenwände werden die Gerüste mit Hilfe
provisorische Gründung für die Abfangstützen schwerer Querträger auf der Innen- und nötigen-
erforderlich werden (Stahlbetonbalken o. Ä.). Auf falls auch auf der Außenseite verbunden (Bild
eventuell im Untergrund vorhandene Entsor- 10.35).
gungsleitungen ist Rücksicht zu nehmen. Wenn das Eigengewicht der Gerüstfundamente
In ähnlicher Weise wird vorgegangen, wenn eine bei sehr umfangreichen Sicherungsarbeiten an
Tragkonstruktion im Gebäudeinneren abzufan- hohen Bauwerksteilen zur Aufnahme von Zug-
gen ist. kräften nicht ausreicht, müssen die Fundamente
Sollen lange Strahlträger als Unterzüge (Abfang- durch Erdanker gesichert werden. Können innen-
träger) eingebaut werden, so sind sie vor dem liegende bestehenbleibende Bauwerksteile nicht
Absteifen der Wände an Ort und Stelle bereitzu- zur Gründung der freistehenden Gerüste heran-
legen, damit ihr Antransport und Einbau durch gezogen werden (z. B. wenn auch die vorhande-
die Absteifungen nicht behindert wird. nen Kellergeschosse zu ersetzen sind), können
Sind beim Abfangen von Wänden größere Set- zusätzliche provisorische Fundamente an der
zungen beim Belasten der Jochkonstruktion zu
erwarten, werden zwischen die Jochstützen und
Jochlängsträger hydraulische Pressen eingebaut,
durch welche die Jochkonstruktion mehrfach bis
zur vollen errechneten Belastung gedrückt wird,
bevor die Joche die Last der angefangenen Wand
aufnehmen (Bild 10.34).

10.3 Freistehende Gerüste


Zunehmend müssen freistehende Bauwerksteile
vorübergehend gesichert werden wie z. B. histo-
rische Fassaden, hinter denen oft ein völlig neues
Bauwerk errichtet wird.
In der Regel muss zunächst vor Beginn der Ab-
brucharbeiten im Gebäudeinneren durch teilwei-
ses vorübergehendes Ausmauern von Öffnungen
die Scheibenwirkung der zu erhaltenden Wand-
flächen verbessert werden.
Die Abfanggerüste können in diesen Fällen meis-
tens nur auf der Außenseite der Baustelle errich-
tet werden.
Die bestehen bleibenden Bauwerksteile müssen
bis zur Fertigstellung der neuen Decken und aus-
steifenden Innenwände durch Gerüstkonstruktio-
nen stabilisiert und gegen Windkräfte gesichert
10 werden. Dabei entstehen in den Gerüsten Druck-
und Zugbeanspruchungen. Es ist deshalb eine fes-
te Verankerung mit dem Untergrund erforderlich.
Auf der Gebäudeaußenseite werden für die Ge- 10.35 Fassadenabfangung (Systemskizze; München,
rüste deshalb meistens schwere provisorische Stachusrondell; nach G. Chambosse) [2]
Fundamente aus Ortbeton oder Fertigteilen ge- 1 Fassade
schaffen, die durch ihr Eigengewicht gegen auf- 2 prov. Ausmauerung
tretende Zugkräfte wirken können. Wenn die 3 Kellerwand
4 Unterfangung (Soilcrete)
Kellergeschosse bestehen bleiben, kann die inne- 5 Stahlrohrgerüst
re Gerüstverankerung bei entsprechendem stati- 6 Erdanker
schem Nachweis an Kellerdecken und andere 7 Pfahlgründung bzw. Anker
Bauteilen ausreichen. Mit den bestehenbleiben- 8 ursprüngliche Gründungsebene
10.4 Schutznetze 783

10.4 Schutznetze
Schutznetze für Bau- und Montagearbeiten die-
nen als Auffangeinrichtungen z. B. beim Hallen-
und Brückenbau, als Seitenschutz im Freilei-
tungsbau, als Absturzsicherung oder Auffang-
einrichtung an Arbeitsgerüsten sowie als Seiten-
schutz an Dachfanggerüsten und im Tunnelbau.
Sie bieten Schutz vor tieferem Absturz auch bei
großen Grundrissflächen.
Im Gegensatz zu Anseilsicherungen bleibt bei
Schutznetzen die Beweglichkeit der Beschäftigten
über dem abgesicherten Bereich bei allen Arbeits-
und Transportvorgängen unbeeinträchtigt.
Es sollte beachtet werden, dass Schutznetze
wegen Alterungsempfindlichkeit ihres Werk-
stoffes nur eine begrenzte Zeit der freien Bewit-
terung ausgesetzt werden dürfen und danach
ausgemustert werden müssen (DIN EN 1263-1).
Auch nach Beanspruchung durch aufgefangene
10.36 Abfangung einer freistehenden Fassade Personen sollten Schutznetze ausgewechselt
1 zu erhaltende Fassade werden. Bild 10.37 zeigt ein Schutznetz als Seiten-
2 provisorische Ausmauerung größerer schutz mit Randseil aufgehängt in galgenartigen
Öffnungen
3 vorhandenes Kellermauerwerk Tragkonstruktionen.
4 prov. Fundament (Gegengewicht)
5 Träger, in Fundament und Kellermauerwerk
verankert
6 räumliches Gitterohr-Gerüst, mit horizontalen
Trägern an der Fassade verankert

Außenseite der zu sichernden Wände erforderlich


sein (Bild 10.36).
Erforderliche Fundamentunterfangungen werden
nach den in Abschn. 4.5 in Teil 1 dieses Werkes
dargestellten Grundsätzen ausgeführt.

10.37 Schutznetz mit Randseil


in galgenartigen
Tragkonstruktionen

Tabelle 10.38 Definitionen der Absturzhöhen 10


Bild Definition Bemerkung
Hi 10.40 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Absturzhöhe darf 6 m nicht überschreiten,
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz. d. h. 7 m vom Schwerpunkt einer Person gemessen.
He 10.40, Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Dieses Maß ist für die Berechnung des horizontalen
und und dem darüber liegenden Arbeitsplatz am Abstandes des Schutznetzes neben dem darüber
10.41 Rand der Arbeitsfläche. liegenden Arbeitsplatz zu verwenden.
Siehe Tabelle 10.39.
Hr 10.41 Der vertikale Abstand zwischen dem Schutznetz Die Tragfähigkeit von Schutznetzen ist an den
und dem darüber liegenden Arbeitsplatz in Rändern geringer. Daher darf der vertikale Ab-
einem horizontalen Abstand von 2 m. stand an diesen Stellen 3 m nicht überschreiten.
784 10 Gerüste und Abstützungen

Die zulässigen Absturzhöhen und erforderlichen Tabelle 10.39 Zulässige Absturzhöhen und
Auffangbreiten sind in DIN EN 1263-2 geregelt. erforderliche Auffangbreiten

Die Absturzhöhen Hi, He und Hr sind in Tabelle


10.38 definiert.
Schutznetze sollten so dicht wie möglich unter der
Arbeitsebene montiert werden. Die Absturzhöhen
Hi und He dürfen 6,00 m nicht überschreiten. Wenn die Arbeitsfläche um mehr als 20° geneigt
Die Auffangbreite b ist der horizontale Abstand ist,
zwischen dem Rand der Arbeitsfläche und dem • muss die Auffangbreite b mindestens 3,00 m
Rand des Schutznetzes, siehe Bilder 10.40 und betragen;
10.41. • darf der Abstand t zwischen dem äußersten
In Abhängigkeit von der Absturzhöhe muss die Arbeitsplatz und dem untersten Punkt des
Auffangbreite b des Schutznetzes mindestens die Schutznetzrandes nicht mehr als 3,00 m betra-
Werte nach Tabelle 10.39 aufweisen. gen (s. Bild 10.43).

10.40 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche 10.41 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche
Auffangbreiten von Arbeitsflächen mit einer Auffangbreiten von Arbeitsflächen mit einer
Neigung von 0° bis 20° Neigung von mehr als 20°
1 Schutznetz 1 Schutznetz
2 unterster Punkt des Schutznetzrandes

10
10.6 Literatur 785

10.5 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4420-1 03.2004 Arbeits- und Schutzgerüste; Schutzgerüste, Leistungsanforderungen,


Entwurf, Konstruktion und Bemessung
DIN 4420-2 12.1990 –; Leitergerüste; Sicherheitstechnische Anforderungen
DIN 4420-3 01.2006 –; Ausgewählte Gerüstbauarten und ihre Regelausführungen
DIN 4426 09.2001 Sicherheitstechnische Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege;
Planung und Ausführung
DIN 18 451 04.2010 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Gerüstarbeiten
DIN EN 39 11.2001 Systemunabhängige Stahlrohre für die Verwendung in Trag- und Arbeits-
gerüsten; Technische Lieferbedingungen; Deutsche Fassung EN 39: 2001
DIN EN 74-1 12.2005 Kupplungen, Zentrierbolzen und Fußplatten für Arbeitsgerüste und Trag-
gerüste; Rohrkupplungen – Anforderungen und Prüfverfahren;
Deutsche Fassung EN 74-1: 2005
E DIN EN 74-2 01.2009 –; Spezialkupplungen – Anforderungen und Prüfverfahren;
Deutsche Fassung prEN 74-2: 2006
E DIN EN 74-3 07.2007 –; Ebene Fußplatten und Zentrierbolzen – Anforderungen und Prüfverfahren;
Deutsche Fassung prEN 74-3: 2005
DIN EN 1004 03.2005 Fahrbare Arbeitsbühnen aus vorgefertigten Bauteilen; Werkstoffe, Maße,
Lastannahmen und sicherheitstechnische Anforderungen;
Deutsche Fassung EN 1004: 2004
DIN EN 1065 12.1998 Baustützen aus Stahl mit Ausziehvorrichtung; Produktfestlegung, Bemessung
und Nachweis durch Berechnung und Versuche;
Deutsche Fassung EN 1065: 1998
DIN EN 1263-1 07.2002 Schutznetze (Auffangnetze); Sicherheitstechnische Anforderungen,
Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 1263-1: 2002
DIN EN 1263-2 11.2002 Schutznetze (Sicherheitsnetze); Sicherheitstechnische Anforderungen für die
Errichtung von Schutznetzen; Deutsche Fassung EN 1263-2: 2002
DIN EN 1298 04.1996 Fahrbare Arbeitsbühnen; Regeln und Festlegungen für die Aufstellung einer
Aufbau- und Verwendungsanleitung; Deutsche Fassung EN 1298: 1996
DIN EN 12 810-1 03.2004 Fassadengerüste aus vorgefertigten Bauteilen; Produktfestlegungen;
Deutsche Fassung EN 12 810-1: 2003
DIN EN 12 810-2 03.2004 –; Besondere Bemessungsverfahren und Nachweise;
Deutsche Fassung EN 12 810-2: 2003
DIN EN 12 811-1 03.2004 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke; Arbeitsgerüste –
Leistungsanforderungen, Entwurf, Konstruktion und Bemessung;
Deutsche Fassung EN 12 811-1: 2003
DIN EN 12 811-2 04.2004 –; Informationen zu Werkstoffen; Deutsche Fassung prEN 12 811-2: 2004
DIN EN 12 811-3 02.2003 –; Versuche zum Tragverhalten; Deutsche Fassung EN 12 811-3: 2002
DIN EN 12 811-3 Ber. 1 02.2004 Berichtigung 1
DIN EN 12 812 12.2008 Traggerüste – Anforderungen, Bemessung und Entwurf; Deutsche Fassung
EN 12812: 2008
DIN EN 12 813 09.2004 Temporäre Konstruktionen für Bauwerke; Stützentürme aus vorgefertigten
Bauteilen; Besondere Bemessungsverfahren;
Deutsche Fassung EN 12 813: 2004 10

10.6 Literatur
[1] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin: Unfallverhütungsvorschrift Bauarbeiten BGV C 22, (2010)
[2] Chambosse, G.: Sicherung historischer Fassaden bei Entkernung von Gebäuden. In: DAB 6/92
[3] Deutscher Abbruchverband e.V. (Hrsg.): Handbuch für Abbrucharbeiten, Düsseldorf 2004 (2007 neu aufgelegt)
[4] Goldmann, M.: Über die Bühne – Mastkletterbühnen. In: DAB 7/07
[5] Heiermann, W./Keskari, L.: VOB Teil C Kommentar – Gerüstarbeiten, Köln 2007
787

Sachwortverzeichnis

A – Wandanschluss 136
Abbund (abbinden) 59 Anschlussfuge 525, 378, 384
Abdeckungen Anschlussfugen 741
– an der Mündung 280 Anschlussfugen (Glasfassade) 500
Abdichtung 202, 204, 208, 210–212, 215, 216, 218, 219, Anstrichverträglichkeit 759
223, 225, 228–234, 238–244, 278, 601–603, 611, 618, Antikglas 396
655, 693, 705, 728, 741, 742, 753, 755 Antrittstufe 289, 323
Abdichtung (Fenster) 384 Arbeitsstättenverordnung 513
Abdichtungssysteme 222 Asbest 115
Abdichtungssysteme für Anschlussfugen 500 Aspekte
Abflussbeiwert 150 – ökologische 759
Abgas 257, 271 Attika 205, 208, 213, 283
Abgasanlage 271 Attikarand 2
– geschosshohe 270 Aufgesattelte Treppe 308, 319
Abgasanlagen 264, 268 Aufkämmung 27
– freistehende 265 Aufklauung 29
– im Freien 277 Auflaufdichtung 654
Abgasleitungen 262 Aufschiebling 18
Abgas-Sammelschacht 282 Auftritt 292
Abgastemperaturen 257, 260, 262–264, 266, 271, 280 Aufzug 515
Ablaufschlaufe 172, 186 Aufzüge 347
Abluftöffnungen 283, 285 – Bauarten 348
Absenkdichtung 654 – Betten- 350
Abstände – Fahrkorb 351
– von brennbaren Baustoffen 263 – Grundrissplanung 350
– von brennbaren Bauteilen 260 – Hydraulik- 348
– zu brennbaren Bauteile 262 – Kleingüter- 348
Acrylstegplatte 411 – Lasten- 348
Akustikdecken – Personen- 348
– putzbeschichtete 725 – Schachtgrube 348
Akustikputze 724 – Schachtkopf 348
Altbausanierung 679, 699, 731 – Seil- 348
Aluminium 133, 537, 538–540, 602, 627, 636, 656, 768 – Triebwerksraum 348
Aluminium-Einlage 524 – Türhöhen 351
Aluminiumfenster 441 – Überfahrt 348
Aluminiumzargen 575, 585 Ausbrennen 260
Anfallspunkt 3 Ausfachung 493
Anforderungen Ausführungstoleranzen (Treppen) 303
– an die Schalldämmung 520, 547, 552 Ausgleichstufe 289
– montagetechnische 526, 555, 580 Außendämmung 225, 679, 726, 727
Anhydritmörtel 698 Außenjalousette 467
Ankerplatte 488 Außenputz 753
Ankerschiene 20, 487, 696 Außenputze 677, 683–685, 687, 689, 698, 701, 703,
Ankersysteme 580 717, 718, 752, 754
Anschlag 655 – mineralisch gebundene 702, 704
– stumpfer 526, 529 – wasserabweisend 684
– wasserabweisende 703
Anschlagdichtung 651, 655, 657
Anschlag (Fenster) 361 – wasserhemmend 684 S
– stumpfer 361 – wasserhemmende 703
Anschluss Außensockelputze 704
– Kopfband 58 Außentreppe 309, 314, 316
– luftdichter 176 Außentüranlagen
– von Feuerstätten 265 – automatische 545
– von Gasfeuerstätten 281 Außentüren 509, 510, 513, 520, 522, 528, 529, 531, 536,
– von Zugstäben 53 544, 586, 621, 627, 647, 654, 662

U. Hestermann, L. Rongen, Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,


DOI 10.1007/978-3-8348-2140-9, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
788 Sachwortverzeichnis

Aussteifung 5 Beschichtungen (Anstriche) 77


– Längs- 17, 26 Beschichtungsstoffe 677, 678, 683
– Quer- 15, 26 – für Kunstharzputze 686
– Sparrendach 17 Beschichtungssystem 753
Austragung 47 Beschichtungssysteme 437
Austrittstufe 289 Beschlag 416, 644
– Drehkipp- 420
B – Oberlicht- 426
Balkenkopf 10 – Schiebefenster- 421
Balkenschuh 19, 66 – Schwingflügel- 421
Bandaufnahmeelemente 578, 580 – Wendeflügel- 421
Bandbezugslinie 518, 519, 628 Betonpolster 31
Bänder 518–520, 527, 536, 558, 575, 577–579, 610, 615, Betriebsweise
618, 619, 626–629, 631, 632 – für feuchte 259, 263
Bandsitz 517, 565 Bettenaufzüge 350
Barrierefreie Erschließung 348 Bewegungsfuge 212, 246, 500
Barrierefreies Bauen 501 Bewegungsfugen 208, 229, 242, 693, 705, 716
Barrierefreies Bauen (Treppen) 294, 339 Bezeichnung 509, 653, 697, 719, 749, 757
Bauarten 258, 268, 516, 529, 561, 567 Biberschwanzdeckung 98
Baufurniersperrholz (BFU) 8, 129 Bindemittel
Baugipse 678, 681, 682, 714, 721 – mineralische 679
Bauholz 6 Binder (Dach) 26
– zurichten 12 Binderkonstruktion 69
Baukalke 678, 680, 682 Bindersparren 27
Baukörperanschluss 521, 555, 626 BIPV = Building Integrated Photovoltaics 499
Baumstütze 76 Bitumenbahnen 217, 218
Bauprodukte 584, 605 Bitumenkorrosion 126, 130, 149
Bauregelliste 556, 605 Bitumenschindeldeckung 125
Bauschaum 171, 186 Bitumen-Wellplattendeckung 127
Baustellenmörtel 678, 685 Blendrahmen , 361, 534, 536, 538, 560, 561, 606, 607,
Baustoffe 202, 216, 219, 223, 259, 263, 680, 691, 693, 608, 615, 626
697, 703, 706, 719, 720, 722 Blockrahmen 561
Baustoffklasse 259, 612, 296, 699, 718, 719, 736 Blockstufe 289
Bauteile 773, 778 Blocktreppe 319
– klassifizierte 719 Blower-Door-Test 173
Bauvorschriften 259, 265, 267, 268 Bodendichtungen 651, 654
Bauwerksanschluss (Fenster) 379 Bodentürschließer 536, 541, 569, 588, 599, 658, 661, 662
Beanspruchung Bogentragwerk 78
– mechanische 202, 531, 536, 555 Bohle 13
Beanspruchungsgruppen 528, 555, 574, 677, 703 – First- 30
Beanspruchungsklassen Bohlenschiftung 47
– für Dachabdichtungen 216 Bolzen 56, 58
Befestigungsarten – Pass- 60
– sichtbare 557 Bolzentreppe 308
– unsichtbare 557 Bolzenverbindung 53, 67
Befestigungsmittel 527, 624 Bombierung 117
Befestigungstechniken 557, 558, 738 Brandschutz 204, 545, 610, 611, 612, 621, 716, 718,
Begrünte Dächer 144 719, 721, 723, 736
Begrünung Brandschutzfassade 484
– extensive 145, 243, 245 Brandschutzglas 608
– intensive 243, 245 Brandschutzgläser 610
Begrünungen Brandschutzverglasung , 396, 399
– extensive 205, 243 Brandwand 31
S – intensive 242 Brennwertkessel 257
Beiholz 19 Brett 13
Bemessung 287, 588, 721 Brettdicke 13
Bequemlichkeitregel (Treppen) 301 Brettlasche 17
Beschichtungen 749 Brettschichtholz (BSH) 7
– auf Außenputzen 753, 755 Brettschichträger 49
– auf Innenputzen 757 Brüstung 283, 388, 436
– auf mineralischen Außenputzen 753 Butzenglas 396
Sachwortverzeichnis 789

C – -haken 165
CE-Kennzeichnung 217, 287, 605 – Hängewerke 33
Chemischer Holzschutz 10 – harte Bedachung 91, 144
– Konstruktionsgrundregeln 3
D – Lastabtragung 4
Dachabdichtung 201–203, 205–207, 212, 216–219, – Mansard- 2
221, 222, 227, 228, 231, 233, 235, 237, 240, 241, 244, – Massivdachkonstruktionen 84, 85, 87
249, 251, 252, 254 – -neigung 91
– flüssig aufzubringende 219, 221 – nicht belüftete Konstruktionen 173, 179
Dachdeckung 91 – Passivhausstandard 182
– Betondachsteine 108 – Pfetten- 4, 24
– Biberschwanz-Doppeldeckung 99 – Planung 93
– Biberschwanz-Kronendeckung 99 – Pult- 2
– Bitumenschindeldeckung 125 – Regensicherheit 93
– Bitumen-Wellplattendeckung 127 – Sattel- 2
– Dachpappedeckung 142 – Schallschutz 176
– Doppelstehfalzdeckung 135 – Shed- 2
– Falzziegeldeckung 103 – Solardach-Systeme 147
– Faserzement- 114 – Sparren- 4, 15
– Faserzement-Wellplattendeckung 115 – Standfläche 164
– Flachdachpfanne 105 – Standrost 165
– Formziegel 108 – -teile 3
– Hohlpfannendeckung 101 – textile Flächentragwerke 89
– Hohlziegeldeckung 100 – Turm- 44
– Leistendeckung 139 – -überstand 21, 165
– Metalldeckung 128 – über zusammengesetztem Grundriss 40
– Mönch und Nonnen-Deckung 100 – Unter- 17
– Schieferdeckung 110 – Vordeckung 9, 97
– Schindeldeckung 123 – Walm- 2, 37
– Stroh- und Reetdeckung 127 – Wärmeschutz 168
– textile 89 – weiche Bedachung 92
– Wandanschluss 106 – Windrispe 5
– Winkelstehfalzdeckung 136 – Windsogsicherung 97
– Zubehörziegel 108 – zeichnerische Darstellung 5
Dachdeckungsmaterial 92 – Zelt- 2, 44
Dächer – Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit 93
– begrünte 243, 244 Dachraum, ausgebaut 46, 168
– belüftete 247, 248 Dachrinne 149
Dach (flächen) fenster (DFF) 184 – innen liegende 159
Dachformen 201 – Notüberlauf 163
Dachgaube 186 – Rinnenheizung 159
Dach (geneigte Dächer) 1 – Saumrinne 167
– Anfallspunkt 3 – Sicherheitsrinne 157, 159
– Auflagerkräfte 4 – Standrinne 158
– aufliegende Wärmedämmung 17, 182 – verdeckt liegende 157
– Ausführungsarten 178 Dachstein 92, 108
– ausgebaute(s) 46, 168 Dachstuhl 24
– aus Stahlbeton 86 – liegender 25
– Begriffe 3 – stehender 24
– begrünte 144 Dachtragwerk 81, 201
– belüftete Konstruktionen 172, 179 – aus Holz 5, 48
– Brandschutz 77, 178 – aus Stahl 76
– -deckung 1 – aus textilen Werkstoffen 89
– Dreiecksverband 5 Dachüberstand 21, 166 S
– Drempel 3 Dachverglasung 183
– -elemente aus Holz 86 Dachziegel 92
– Fertigteile 17, 182 – Press- 93
– -formen 1 – Strang- 93
– Gaupe 3 Dachzubehör 163
– -graben 107 Dämmstoffe 729
– Graben- 2 Dampfbremse 180, 239, 240, 252, 264, 522, 729, 730, 737
790 Sachwortverzeichnis

Dampfbremse, feuchteadaptive 180 Einbruchhemmende Verglasung 399


Dampfdruckausgleich 219, 226 Einbruchhemmung 509, 523, 555, 556, 623, 624, 627,
Dampfdruckausgleichsschicht 226, 228 637
Dampfsperre 175, 180, 204, 208, 226, 227, 228, 231, Einbruchhemmung (Fenster) 469
233, 234, 236, 243, 247, 249, 271, 729, 730 Eingeschobene Treppe 321
Dauerhaftigkeit 735 Einhandverschluss 421
Deckenbekleidungen 699, 716, 721, 722 Einholmtreppe 320, 331
Deckendurchführung 262 Einlagenputze 698
Dehnungsausgleich (Dilatation) 129, 154, 164 Einlassdübel 56
Dichtprofil 402 Einpressdübel 56
Dichtstoff , 525, 527, 386, 402, 618 Einscheiben-Sicherheitsglas 544, 545, 587–589, 595,
Dichtstoffe 527 599, 600, 615
– spritzbare 528 Einscheibensicherheitsglas (ESG) 395, 411
Dichtungsbahnen 226, 231, 232, 235 Einscheibenverglasung (EV) 364
Dichtungsbänder Einsteckschlösser 569, 595, 637, 639, 646
– vorkomprimierte 527, 528 Einteilung und Benennung 510, 641, 678
Dichtungsprofile 575, 578, 582, 583, 618, 650, 651, 653 Elektrochrome Verglasung 400
Diffusionswiderstand 718 Elementbauweise (Glasfassaden) 481
Dilatation 129, 154, 164, 343 Elementwände 600
DIN - rechts, DIN - links 361 Eloxierung 447
Dispersionsfarben 750, 751, 752, 756 Energieeinsparverordnung 204, 726, 730, 731
Dispersions-Silikatfarben Engobe 93
– (einkomponentig) 751 EPDM-Kautschuk 402
Doppeldachdeckung 99 ETFE-Folie 90
Doppelstehfalzdeckung 135
Doppelverglasung (DV) 364 F
Doppelzange 26 Fachwerkbinder (Holz) 69
Drahtglas , 395, 411 Fachwerkträger (Stahl) 80
Drahtputzdecken 716 Fahrkorb 515
– hängende 715 Fahrtreppe 295
Drehkipp-Beschlag 420 Fallmarkise 467
Drehkippfenster 420 Fallrohr 162
Drehkippflügel 361 Falttüren 591, 597, 600
Dreieckstrebenbau (DSB) 51 Faltwände 544, 586, 591, 593, 597, 601, 603
Dreiecksverband 5 Faltwerk 87
Dreischichtplatte 697 Falzdichtungen 650, 651
Drempel 3, 32 Falzentwässerung 412, 495
Drückergarnituren 595, 617, 634 Falzraum 402, 404
Druckstabanschluss 53 Falz- und Bodendichtungen 523, 536, 551, 552, 617,
DSB-Träger 50 649
Dübel Falzziegeldeckung 103
– aus Hartholz 56 Farbbeschichtung (Aluminiumfenster) 448
– aus Stahl 56 Farbbeschichtungen 586, 636
– besonderer Bauart 56 Faserzement 250
– Einlass- 56 Faserzementdachdeckung 114
– Einpress- 56 Faserzement-Wellplattendeckung 115
– für räumliche Tragwerke 60 Fassade 603, 696, 700, 738, 748, 753, 781–783
– rechteckige 56 – Loch- 357
– Stab- 56, 59 Fassadenbeschichtungen 703, 704, 753
– Verpress- 60 Fenster 357
Dübelverbindung 56, 488, 567 – Abdeckprofile 431
Dünnlagenputz 713 – Abdichtung 384
Duobalken 7 – Abdichtungsebenen 384
S Durchgangshöhe 268, 293 – Aluminiumfenster 441
– Anforderungen 365
E – Ankerabstände 383
Edelputze 686, 702, 710 – -anschlag 361
Einbau 275, 280 – Anschlagdichtung 426
– von Standard-Stahlzargen 579 – aus Edelstahl-Rohrprofil 448
Einbauzarge (Fenster) 364 – Ausführungsarten 426
Einblasdämmung 171 – Ausschäumen 383
Sachwortverzeichnis 791

– -band 417 – Lochfassade 357


– -bank 364, 392, 431 – Luftdurchlässigkeit 369
– Bauart 365 – Lüftungseinrichtung 473
– Bauaufsichtliche Vorschriften 357 – Luftwechsel 370
– Baustoff 362 – Mindestanforderungen 378
– Bauwerksanschluss 370, 373, 379, 444, 473 – Mindestluftwechsel 370
– Beanspruchungsebene 443 – Mitteldichtung 426
– Beanspruchungsgruppen 369, 407 – Montagerahmen 364
– Befestigung 382 – „notwendige“ 357
– Beschlag 416 – Oberflächenbehandlung (Aluminiumfenster) 447
– Bewegungsrichtung 360 – Oberflächenbehandlung (Holzfenster) 435
– Bezeichnung und Bauart 361 – Oberlichtbeschlag 426
– Bezeichnung von Einzelteilen 364 – Öffnungs- bzw. Flügelart 363
– Blendrahmen 361 – Oliven 418
– -brüstung 357 – Passivhaus- 451
– Blockrahmen 35 – Planung 358
– Brüstungsanschluss 388 – Produktnormen 368
– Drehkippfenster 420 – Prüfzeugnisse 370
– Dichtstoff 386 – Putzanschlüsse 388
– Dichtungsprofil 426, 430 – Rahmendurchbiegung 370
– DIN - rechts, DIN - links 361 – Rahmenmaterialien 381
– Distanzklötze 381 – Referenzluftdurchlässigkeit 369
– Drehkippflügel 361 – Regenschutzschiene 423, 472
– Durchschusshemmung 471 – Regensperre 385
– Einbauart 361 – Schallschutz 373, 435
– Einbauebene 380 – Schallschutz-Verbund- 446
– Einbauzarge 364, 385 – Schau- 444
– Einbruchshemmung 469 – Schiebe- 421
– Einfach- 362 – Schlagregensicherheit 370
– Einlassgetriebe 418 – Schließrichtung 360
– Einreiberverschluss 418 – Schwellen bei Fenstertüren 394
– Einsatzempfehlungen 379 – Schwingflügel- 421
– elektrischer Schließantrieb 447 – Sonnenschutz 457
– Falzentwässerung 412 – Stahl- 448
– Fenstergriffe (Oliven) 418 – Tauwasserschutz 373
– Fensterrollladen (s. a. Rollladen) 458 – Tragklötze 381
– Fingerschutz 447 – -tür 394, 432
– Flügelrahmen 361 – Verbindung zum Bauwerk 382
– Fugendämmung 384 – Verbund- 362
– Fugendurchlasskoeffizient 369 – Verglasung 394
– Funktionsbeschlag 420 – Verglasungsart 364
– für Niedrigenergie- und Passivhausstandard 436 – Verklotzung 382, 405
– Glasaufbau 375 – -verschluss 418
– Glashalteleiste 364 – versenkbare Fensterelemente 426
– Hebeschiebe- 424 – Versiegelung 402
– Holz-Aluminiumfenster- 439 – Vertikalschiebe- 421
– Holzfenster 427 – Wärmedurchgangskoeffizient UW 372
– Horizontalschiebe- 422 – Wärmeschutz 371
– Isolierverglasung (Schallschutz) 364, 373 – Wendeflügel- 421
– -kantel 429 – Wetterschutzschiene 364, 430
– Kantengetriebe 418 – Widerstandsfähigkeit bei Windlast 370
– Kasten- 362 – Zubehör 426
– Keller- 454 Fenster-Fassadensystem 481
– Kontrollierte Lüftung 474 Fensterflächenanteil 358 S
– Kosten 360 Fenstertür 394
– Kunststoff- 449 Fertigputzgips 681, 682, 712
– Kunststoff-Aluminium-Verbund- 467 Fertigteildachelemente 17, 182
– -laden 469 Fertigteile
– Lage zur Himmelsrichtung 359 – Spannbeton- 86
– -leibung 361 Fertigteilgaupen 192
– Leibungsfläche 386 Festigkeit 718
792 Sachwortverzeichnis

Festigkeitsklasse 623 G
Festpunkt 486, 501 Gang-Nail System 66
Fettrisse 693 Ganzglasanlagen 515
Feuchteadaptive Dampfbremse 180 Ganzglas-Falttüranlagen 600
Feuchtebeanspruchung 523, 531, 536, 553 Ganzglas-Schiebetüren 595
Feuchträume 684 Ganzglastüren 512, 584, 595, 600, 612
Feucht- und Nassraumtüren 604, 619 Ganzglas-Türen 586
Feuerschutzabschlüsse 604, 605, 606, 608, 610, 612, Gasfeuerstätten 281
614, 615, 637, 658, 659, 719 Gaupe 3
Feuerschutztür 609 Gebäudeklasse 295
Feuerschutztüren 510, 517, 604, 610, 611, 615, 623, Gebrauchsklasse 11, 174
655, 659 Gefährdungsklasse 10
– aus Rohrrahmenkonstruktionen 606 Gehbelag , 312
– aus Stahl 606 Gehbereich 289, 301, 305, 306
Feuerwiderstandklasse 84 Geländer 338
Feuerwiderstandsklasse 296 Gelenkträger 55
Filigranplatte 85 Gemauerte Treppe 308
firetower 297 Generalhauptschlüsselanlage 649
First 99, 105, 111, 119, 124, 126, 137, 248, 260 Gerberpfette 31, 55
– Lüfterfirst 105, 129 Gerberträger 48, 55
Firstbohle 16, 18, 30 Gerüst 767
Firstlasche 16 Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) 359
Firstpfette 24 Geschosstreppe 289
Firstziegel 105 Gespärre 4, 15
Flachdach Gestemmte Treppe 322
– begrüntes 245 Gewinnstrategie (Energiedesign) 483
Flachdächer Giebel 3
– begrünte 239, 242, 243, 244 Giebelanker 18
– belüftete 247, 250, 252 Giebelscheibe 17
– nicht belüftete 227, 229, 231, 233, 235, 237, 239, Gipsbaustoffe 681
241, 243, 245 Gipskarton-Absorberdecke 725
Flachdachpfanne 105 Gipskartonplatten 582, 698, 718, 721, 724, 726
Flachdachrichtlinie 501 Gipskarton-Putzträgerplatten 694, 699, 716
Flachdachrichtlinien 204, 211, 212, 214, 219, 236, 239, Gipsmörtel 700
242 Gipsputze 712, 714, 717
Flächentragwerke, textile 89 Gitterbinder 81
Flachpressplatte (FP) 8 Gitterträger 52
Fledermausgaupe 3 Gittertragwerk 82
Floatglas 544, 545 Glas
Flügelrahmen 361 – im Bauwesen 544, 586
Formziegel (Dächer) 108 – opakes 396
Freitreppe 308 – Sonnenschutz- 483
Fuge 262, 280, 705, 708 – Stufen- 397, 498, 503
– Anschluss- , 378, 384 – Vakuum- 482
– Bewegungs- 500 Gläser
– Wartungs- 107 – sprengwirkungshemmende 545
Fugenbänder 528 Glasfalz 404
Fugendämmung 525, 526 Glasfalzentwässerung 494
Fugendämmung (Fenster) 384 Glasfasergewebe 89, 611
Fugendichtstoffe 527 Glashalteleiste 364, 402, 405
Fugendurchlasskoeffizient 523 Glas s. a. Verglasung 394, 493
Fundamente 264, 268, 782 Glastreppe 331
Fünfschichtplatte 8 Grabendach 2
S Funktionsschema 258 Grat 3, 99, 105, 111, 121, 124, 126, 138, 248, 529
Furnierschichtholz (FSH) 8 Gratsparren 38, 46
Furniersperrholz 536, 554 Gratziegel 99, 105
Furnierstreifenholz 8 Grauwasser 162
Fusspfette 31 Greimbauweise 65
F-Verglasung 399, 610, 612 Grundbegriffe 259
– allgemeine 749
Gurtbalken 37
Sachwortverzeichnis 793

G-Verglasung 399 – Mängel und Fehler 9


G-Verglasungen 610 – MDF-Platte 9
– (NKL) Nutzungsklasse 13, 15
H – OSB-Flachpressplatte 8
Hackenplatten-Verbindungen 67 – Schichtholzplatte 8
Hahnenbalken 22 – Schnitt- 13
Halbfertigteil 85 – -schutz 9
Halbholz 7 – Sortierklasse 6
Halbzeug 481 – Sortierung 6
Handlauf 293, 304, 339 – Spanplatte 8, 129
Hängedachrinne 153 – Sperrholzplatte 8
Hängesäule 37 – Steildachelemente aus 86
Hängeschale 76 – Streifen- 8
Hängewerk (Dach) 25, 33 – Triobalken 7
Harmonikatüren 591, 596, 597 – Voll- 6
Harmonikawände 591, 596, 597 – Weichfaserplatte 9
Harte Bedachung 243 – -werkstoffe 7
Hartfaserplatte 9, 571, 616, 626 Holzabmessungen 13
Hauptschlüsselanlage 648 Holz-Aluminium-Fenster 439
Hauseingangstreppe 310 Holzfaserplatte 9
Haustür Holz (Fenster)
– aufgedoppelte 534 – tropische Hölzer 428
Heizen Holz (Fensterbau) 427
– im Schlafraum 731 – Anstrichgruppe 437
Heizräume 268 – Äste 429
Hellbezugswert 740 – Ausführungsbeispiele 432
Hinterschneidung 136, 164, 213 – Beschichtungssysteme 435
Hochhaus , 297 – bewährte Holzarten 428
Hochleistungsschornstein 274 – einheimische Nadelhölzer 428
Höhe 259, 260 – Erneuerungsanstrich 438
Hohlpfannendeckung 101 – Flügelabmessung 432
Hohlziegeldeckung 100 – Holzfensterprofile 432
Holmtreppe 308 – Holzschutzbehandlung 435
Holz 6, 768 – Kantel 429
– Abbund (abbinden) 59 – Keilzinkung 430
– Bau- 6 – lamellierte Holzfensterprofile 429
– (BFU) Baufurniersperr- 8, 54 – Qualitätsanforderungen 428
– Binderkonstruktion 69 – Renovierungsanstrich 438
– (BSH) Brettschicht- 7 – Schutzimprägnierung 437
– Dauerhaftigkeit 11 – Überholungsanstrich 438
– -dichte 6 Holzfeuchte 530
– Duobalken 7 Holzkonstruktion, ingenieurmäßig 48
– Eindringtiefeklassen 11 Holznagelbauweise 62
– Fachwerkbinder 69 Holzschutz 9
– -faserplatte 9 – -chemisch 10
– Festigkeitsklasse 6 – Gebrauchsklasse 11, 174
– -feuchte 6 – Gefährdungsklasse 10
– (FHS) Furnierschicht- 8 – -konstruktiv 6, 10
– (FP) Flachpressplatte 8 – RAL-Gütezeichen 12
– Fünfschichtplatte 8 – Schutzmittelverteilung 11
– Furnierstreifen- 8 Holzschutzmittel, Kennzeichnung 12
– Gütebedingungen 6 Holztreppe 316
– Güteklasse 6 Holzverbindung 52
– Halb- 7 – Bolzenverbindungen 67 S
– Hartfaserplatte 9 – Dübelverbindungen 56
– (HWL) Holzwolleleichtbauplatte 9 – Gang-Nail System 66
– in Tischlerarbeiten 565 – Greimbauweise 65
– Kammertrocknung 6, 13 – ingenieurmäßig 53
– Kant- 13 – Keilzinkung 69
– Kreuzholzbalken 7 – Leimverbindungen 69
– (KVH) Konstruktionsvoll- 7 Holzverbindung
794 Sachwortverzeichnis

– Lochplattenverbindung 65 Kippflügel 361, 363, 365, 406, 425, 457


– mit Hakenplatten 67 Klappflügel 364, 406, 416, 425, 426
– mit Stahlblech 65 Klappladen 469
– mit Stahlgussteilen 67 Kleingüteraufzüge 348
– Nagelverbindungen 62 Klimaklassen 555, 574
Holzwerkstoffe 206, 238 Klotzung 493, 495
Holzwerkstoffe (s. a. Holz) 7, 48, 129 Knagge 22, 23
Holzwolle-Dämmplatten 697 Kniestock 3, 32, 44
Holzwolleleichtbauplatte (HWL) 9 Kompriband , 386, 393
Holzwolle-Leichtbauplatten 678 Kondensatbildung 204, 228, 237, 257, 258, 263, 264,
Holzwolle-Mehrschichtplatten 697 265, 266, 271, 281, 282
Hydraulikaufzug 348 Konstruktionen
– belüftete 277
I Konstruktionsvollholz (KVH) 7
Imprägniermittel 752, 753 Kontaktkorrosion 537
– hydrophobierende 752, 753 Kontrollierte Lüftung 474
Ingenieurmäßige Holzdachkonstruktionen 48 Konvektion 175, 373
Innenanschlag 529 Kopfband 5, 25, 31, 53
Innendämmung 225, 727, 730 Kopfhöhe 293
Innendeckenputze 712 Koppelpfette 24, 48, 69
Innenputz 716 Korrosionsschutz 77, 206, 233, 536, 537, 575, 578, 585,
Innenputze 677, 680, 682, 687, 689, 690, 692, 694 628, 683
– auf Betonflächen 714 Kragtreppe 308, 309, 310
– für Drahtputzdecken 715 Kratzputz 702
– für Holzbalkendecken 716 Kreuzbalken 7
– mit Gips 712, 721 Kronendachdeckung 99
– mit Kalk 713 Krümmling 324
Innentüren 509, 510, 547, 621, 627 Krüppelwalm 41
Intelligente Gläser 400 Kunstharzputz 717
Isolierverglasung 731 Kunstharzputze 682, 684, 698, 716, 717, 718
Isolierverglasung (MIG) 364 Kunststoff-Hohlkammerprofile 542
Isolierverglasung (Schallschutz) 374 Kunststoff- oder Elastomerbahnen 219
Kunststoff- und Elastomerbahnen 220
J Kupfer 132, 206, 537
Jalousette 465
L
K Lamellentreppe 314
Kaiserstiel 44 Lamellierte Holz-Fensterprofile 429
Kalkfarben 750, 756 Langloch 486, 594
Kalkmörtel 685 Längsaussteifung 17, 26
Kalkputze 684 Lastabtragung (geneigte Dächer) 4
Kalk-Weißzementfarben 750 Lastenaufzug 348
Kalkzementmörtel 684, 691 Latte 13
Kamine 257 Latten- und Brettertüren 529, 632
Kammertrocknung 6, 13 Lauflänge 303
Kantel 429 Lauflinie 291, 301
Kantenschutz 312, 314, 561, 574 Leergebinde 27
Kanten-System, Warm Edge/Warme 359 Leibung , 362, 557, 558, 561, 562
Kanten- und Falzausbildungen 573 Leibungen 698
Kantholz 13 Leichtbetonmassivplatte (geneigte Dächer) 84
Kappleiste 107, 136, 164, 278, 279 Leichtputze 679, 708, 709, 710, 713, 727
Kastenschlösser 637, 639 Leichtputzsysteme 679, 709
Kastenträger 49 Leimfarben 750
S Kehlbalken 4, 16, 21 Leimverbindung 69
Kehle 21, 43, 99, 100, 106, 112, 121, 125, 138 Leistendeckung 139
Kehlsparren 42, 46 Leitern 769, 773, 776, 778
Keilstufe 291 Leitertreppe 322
Keilzinkung 7, 69, 430 Lichtlenkende Lamellen 400
Kelleraußentreppe 334 Lichtlenkung 400
Kellerfenster 454 Lichtraumprofil 293
Kellerwand-Außenputze 685 Lichtschacht 455
Sachwortverzeichnis 795

Lichtstreuverglasung 399 Mindestluftwechsel , 370


Liegender Stuhl 25, 32 Mittelpfette 24, 25
Links- und Rechtsbezeichnung 520 Modulordnung 516
Lochfassade 357 Mollersche Konstruktion 45
Lochplattenverbindung 65 Mönch und Nonnen-Deckung 100
Loslager 482 Montageschaum , 526, 384, 552, 558, 618
Lospunkt 486, 504 Montageschornsteine 273
low-e-coating 482 Musterbauordnung (MBO) 289, 295, 347
low-E-coatings 522
low-H-Beschichtung 359, 482 N
Luft-Abgas-System 273 Nachhallzeiten 724
Luft-Abgas-Systeme 263, 268, 272 Nagelbauweise 62
Luftdichtheit 173, 175, 234, 254, 264, 525, 526, Nagelbrettbinder 72
664 Nagelplattenbinder 66
Luftdichtigkeit 553 Nagelverbindung 62, 65
Luftdurchlässigkeit 531, 650 Nassbeschichtung 448
Luftdurchlässigkeit (Fenster) 369 Nebenluftvorrichtungen 266
Lüfterfirstziegel 105 Netzrisse 693
Luftkalke 680 nicht notwendige Treppe 289
Luftkalkmörtel 714 Nichtrostender Stahl 133
Luftkollektor 500 Niedertemperatur-Feuerstätten 271
Luftporenbildner 683 Nockenblech 107, 190
Luftschalldämmung 547, 549, 551, 552 Notüberlauf 163, 207, 208, 240, 252
Lüftungseinrichtung 266, 268, 283, 473 notwendige Treppe 289, 295
Lüftungseinrichtung mit Wärmerückgewinnung Nutzungsklasse (Holz) 13
(WRG) 373, 420, 476
Luftwechsel , 370 O
Oberflächenbehandlung (Aluminiumfenster)
M 447
Maisonette-Wohnung 295, 296 Oberflächenbehandlung (Holzfenster) 435
Mansarddach 2 Oberlicht , 563, 565, 426, 583, 588, 589
Markise 467 Oberputz 734
Maßbezeichnungen 516, 518 Objekttüren 510
Massivdachkonstruktion 84 Oliven (Fenstergriffe) 418
Maßtoleranzen opak 481
– bei Wandöffnungen 517 Opakglas 396
MBO-Musterbauordnung 289, 295, 327, 347 Ornamentglas 544, 545
MDF-Mitteldichte Holzfaserplatte 9 Ortgang 3, 106, 111, 123, 137
Mehrfachbelegung 266, 273 – Strackort 111, 114
Mehrscheiben-Isolierglas 531, 536, 545, 569 Ortgangüberstand 21
Mehrscheibenisolierglas (MIG) 374, 396 OSB-Flachpressplatte 8, 129
Mehrschicht-Leichtbauplatten 694
Membran 89 P
MERO-Tragwerk 83 Paneelelement , 443
Metall (dach) deckung 128 Passbolzen 60
– aus Aluminium 133 Passivhausfenster 433, 451
– aus Blei 134 Passivhausstandard 182
– aus Kupfer 132 Patina 132
– aus nichtrostendem Stahl 133 Pendeltürbeschläge 657
– aus verzinktem Stahl 133 Pendeltüren 660
– aus Zink 130 Personenaufzüge 348, 350
– Doppelstehfalzdeckung 135 Pfette (n) 30
– in handwerklicher Ausführung 128 – -auflager 10
– Leistendeckung 139 – -dach 24 S
– mit vorgefertigten Elementen 140 – First- 24
– Patina 132 – Fuss- 31
– Trennlage 133 – Gerber- 31, 55
– Wandanschluss 136 – Koppel- 24, 48, 69
– Winkelstehfalzdeckung 136 – Mittel- 24
Metallzargen 552, 555, 574, 575, 632 – Sparren- 24, 69
Meterriss 516, 526 Pfettendach 4, 24
796 Sachwortverzeichnis

– Abmessungen 46 – für Außenputze 755


– mit liegendem Stuhl 32 – wasserhemmende 703
– mit Sprengwerk 31 Putzträger 678, 693, 695, 716, 720
Pfettenstrang 31, 55 Putzweise 701
Pfosten 25 Putzweisen 679
Pfostenfassade 484
Pfosten-Riegel-Fassade (PRF) 481 Q
– Anschlussfugen 500 Queraussteifung 15, 26
– Ausfachung 493 Querschnitte 265
– Bauarten 488
– Befestigung am Bauwerk 486 R
– Befestigungssyteme 490 Rabitzdecken 715
– Fugen- und Anschlussausbildung 500 Raffstore 465
– Füllelemente 493 Rahmenkonstruktionen 522, 533
Photovoltaik (PV-Module-Fassade) 499 Rampen 346
Planungshinweise 510 – barrierefreie 346
Plattendecke 85 – befahrbare 347
Plattenstufe 289, 291 Rauchrohranschluss 266
Podest 289 Rauchschutzabschlüsse 615
– -fläche 294 Rauchschutztüren 517, 604, 610, 614, 615, 627, 636,
– -länge 294, 304 648, 658
– Zwischen- 294 Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) 296
Podestanschluss 304 Raum 529, 610, 662
Polyestergewebe 89 Raumakustik 724
Polymerbitumenbahnen 217 Raumfeuchte 728
Porenbeton 84 Räumliche Knotenverbindung 63
Pressdübelplatte 68 Raumlüftung 714, 731
Pressleistenverglasung 494 Raumtragwerk 82
Primärenergieinhalt (PEI) 442 Reetdeckung 127
Primer , 386, 403 Regeldachneigung 92, 93, 95
Profil 541, 643 Regenfallrohr 1, 149, 160
Profilblech 82, 140 Regenschutz 703, 704, 718
Profilblechkassette 141 Regenschutzschiene 423, 472
Profilträger 77 Reinigungsöffnungen 262, 267
PTFE-Gewebe 89 Resonanz-Absorber 724
Pultdach 2 Resonatordichtung 654
Pulverbeschichtung , 540, 448, 628 Rettungsweg 289
Putzabschlussschienen 561 Riegelfassade 485
Putzanschlussprofile 711 Rigole 162
Putzanwendung 679, 682 Ringbalken 17
Putzarmierungen 694 Rippenstreckmetall 695
Putzarten 679 Rispenband 17
Putzaufbau 678, 686 Risse 691, 693
Putzausführung 700 – baugrundbedingte 692
Putzbekleidungen 720, 723, 724 – konstruktionsbedingte 693
– bei Deckenkonstruktionen 721 Rollladen 458
– bei Stahlbauteilen 720 – Aufbau-Rollladenkasten 459
– bei Stahlbeton- und Spannbetonbauteilen 720 – außenliegender Rollladenkasten 463
– brandschutztechnisch 720 – -ballen 459
– brandschutztechnisch wirksame 679, 716 – Ballendurchmesser 464, 465
Putzbewehrung 678, 693, 698 – Einbau 459
Putzbewehrungen 694 – einbruchshemmende 458
Putze – Elektroantrieb 465
S – für Sonderzwecke 678, 719, 723, 726 – für Fenster-Sonderformen 462
Putzgerüste 700 – Gurtwickler 464
Putzgrund 678, 690 – -kasten 459
Putzlagen 686, 687 – konstruktive Anordnung 460
Putzmörtel 678, 679, 683, 685, 710 – Laufschiene 464
Putzprofile 693 – Mauerkasten 464
Putzrisse 692 – -panzer 463
Putzsysteme 678, 687, 689 – -profile 463
Sachwortverzeichnis 797

– Schallschutz 458 Schließanlagen 641, 646, 648


– Sicherung 458 Schließbleche 624, 646, 647
– tragender Rollladenkasten 459 Schließfolgeregler 659
– Vorbau-Rollladenkasten 459 Schließmittel 606, 610, 611, 657, 659
– vorgefertigter 461 Schließsysteme
– -walze 465 – elektronische 646, 649
Rolltreppe 295 Schließzylinder 624, 632, 635, 636, 638, 640, 641, 643,
Rosttragwerk 70 644, 645, 646, 648
Schlösser 520, 588, 615, 624, 626, 628, 636, 637, 638,
S 639, 646
Sackrisse 693 Schlosssicherungen 627
Sambatreppe 334 Schlosssitz 517, 565
Sammelschachtanlagen 285 Schmiege 38, 46
Sandwichpaneel 82 Schneefanggitter 165
Sanierputze 679, 706, 707, 752 Schneelastzone 3
Sanierputzsysteme 705, 706 Schnellbauzargen 582
Satteldach 2 Schnittholz 13, 663
Saumrinne 167 Schornsteine
Schachtgrube 348 – einschalige 275
Schachtkopf 348 – gemauerte 275
Schale (n) 87 Schornsteinführung 262
Schalen 228, 249, 275 Schornsteinsanierung 280
Schalenartiges Tragwerk 76 Schrägverglasung 401, 410
Schalenkonstruktion 88 Schrittmaßregel 294, 301
Schalenkonstruktionen 591 Schrumpfrisse 693
Schallabsorber Schutznetz 783
– poröse 724, 725 Schutztüren 509, 510, 524, 529, 555, 558, 604, 610
Schalldämm-Maß 547, 548, 549, 551, 603 Schwebezapfen 37
Schalldämmung 520, 526, 547, 549, 551, 552, 569, 601, Schwelle , 532, 536, 779, 780, 394
604, 617, 618, 723, 737 Schwellen-/Anschlagdichtungen 654
– Prüfung 549 Schwenkkehle 125
Schallschutz 242, 520, 525, 526, 536, 547, 549, 553, Schwindrisse 693
615, 619, 621, 664, 698, 716, 723, 730, 737 s_d 717
– -geneigte Dächer 84 Seilaufzug 348
– Treppen 298 Selbstreinigungseffekt 396, 412
– von Türen 549 Selbsttragende (Glas-) Fassade 484
Schallschutzstufe (SSt) 298 Setzstufe 289, 291, 323
Schallschutztüren 510, 529, 604, 615, 617, 618, 654 Sheddach 2, 183
Schallschutzverglasung 398 Sicherheitsgläser 544, 590
Schare 135 Sicherheitsrinne 157, 159
Schaufenster 400 Sicherheitstreppenraum 297
Scheibenwirkung 5, 782 Sicherheitsverglasung 493
Scheibenzwischenraum 522, 523 Sichtschutzglas 400
Scheibenzwischenraum (SZR) 483 Sicherheitsregel (Treppen) 303
Scherzapfen 42 Sicke 82
Schichtholzplatte 8 Silanimprägnierungen 752
Schiebeladen 469 Siliconharzfarben 708, 752
Schiebetürbeschläge 593, 594 Siliconharzimprägnierungen 752
Schiebetüren 545, 591 Silikatfarben 684, 708, 750, 756
– mit automatischem Türantrieb 545 Siloxanimprägnierungen 752
Schieferdeckung 110 SMK-Technologie 752
Schiffstreppe 334 Sockelputze 685
Schiftsparren 42, 46 Sonderbauten 295
Schiftung 42, 46 Sondergläser 400 S
Schilfrohrmatten 699 Sondertüren 509, 517, 527, 529, 552, 572, 604, 651
Schimmelpilzbildung 525, 728, 731, 732 Sonnenschutz 457
Schindeldeckung 123 – außen liegender 483
Schlagregenbeanspruchung 703 – verglasungsintegrierter , 466
Schlagregendichtheit 523, 525, 649, 654 Sonnenschutzverglasung , 398
Schleppgaupe 3 Sortierklasse (Holz) 6
Schleppstufen 309 Spannungsrisse 693
798 Sachwortverzeichnis

Spanplatte 8, 129, 238, 239, 249, 524, 536, 611, – Ausgleichs- 289
613 – aus Naturstein 308
Sparren – aus Stahlbetonfertigteilen 310
– -abstand 16, 29 – Austritt- 289
– Binder- 27 – aus Werkstein 310
– -dach 4 – Block- 289
– Grat- 38, 46 – Keil- 291
– Kehl- 42, 46 – Platten- 289, 291
– Schift- 42, 46 – Schlepp- 309
– Streich- 171 – Setz- 289, 291, 323
– unterspannte 68 – Tritt- 291, 323
Sparrendach 4, 15 – Trog- 327
– Abmessungen 46 – Verziehen 307
Sparrenhalter 18 – Wechsel- 334
Sparrenpfette 24, 69 – Winkel- 291
Sparren-Pfetten-Anker 66 Stufenabstand 292
Sperrholzplatte 8 Stufenarten 291
Spindeltreppe 289, 308, 310 Stufenglas 184, 397, 400, 413, 444, 498, 503
Spließdach 99 Stuhl (geneigte Dächer) 25
Sprengwerk 25, 31 – liegender 25
Sprinkleranlage 297 – -säule 25
Spritzbewurf 678, 679, 682, 690, 691, 698, 706, 707 – stehender 24
Spritzputz 679, 702, 707 Stumpfer Anschlag (Fenster) 361
Sprossenfenster 398, 409 Stützweite 769
Stabdübelanschlüsse 59 Systemabgasleitungen
Stabdübel-Mindestabstände 59 – einschalige 271
Stahl-Abgasanlage Systemschornsteine 275
– freistehende 273
Stahlbetonbauteile (geneigte Dächer) 87 T
Stahlbetontreppe 308, 311 Taktile Kennung (Treppen) 294, 339
– vorgefertigte 312 Tapezierarbeiten 575, 760
Stahl-Fachwerkträger 80 Tauwasser 175, 179
Stahl Tauwasserbildung
– nichtrostend 133 – auf der Oberfläche von Bauteilen 730
– Untergurt 61 – im Inneren der tragenden Bauteile 727
Stahltreppe 326 – im Inneren von Bauteilen 728
Stahlzargen – in Bauteilen 729
– für Mauerwerkswände 575 Tauwasserschutz 204
– für Ständerwerkswände 581 Teilvorgespanntes Glas (TVG) 395, 411
Standfläche 164 Tellerankerbeschläge 559
Standrinne 158 Textile Materialen 89
Standrohr 162 Thermische Entkoppelung (Alu-Fenster) 442
Standrost 165 Tischlerarbeiten 530, 565, 571, 572
Standroste 267 Tor 509
Standsicherheit 264, 525, 729, 735, 736, 776 Tragbolzentreppe 332
Stehender Stuhl 24 Träger
Steigungsverhältnis 292, 302 – Brettschicht- 49
Steildachelemente aus Holz 86 – DSB- 50
Stichbalken 38 – Fachwerk- 82
Stiel 26 – Gelenk- 55
Stirnversatz 18 – Gerber- 31, 48, 55
Strackort 111, 114 – Gitter- 52
Strahlenschutztüren 510, 584, 604, 626 – Kasten- 49
S Strebe 25, 31 – Profil- 77
Streichsparren 171 – Stahl-Fachwerk- 80
Streifenholz 8 – Trigonit- 52
Strohdeckung 127 – unterspannter 76, 78
Structural-Glazing-System (SSGS) 498 – Vollwand- 49
Stuckgips 681 – Waben- 78
Stufe(n) – Wellsteg- 50
– Antritt- 289, 323 Trägerrost 70
Sachwortverzeichnis 799

Tragholmhöhe 319 – Lamellen- 314


Tragwerk – -lauf 289
– Bogen- 78 – Laufbreite 296
– Gitter- 82 – Lauflänge 303
– MERO- 83 – Lauflinie 289, 301
– Raum- 70, 82 – Leiter- 322
– Rost- 70 – Lichtraumprofil 293
– schalenartig 76 – -loch 289
– Trägerrost 70 – Neigung 301
Tragwerkplanung (Glasfassaden) 484 – nicht notwendige Treppe 289, 297
Transparente Wärmedämmung (TWD) , 399 – notwendige Treppe 289, 295
Trapezblech 80, 82 – Planung von 301
Trapezprofile 236, 254 – -podest 289
Traufe 3, 30, 111, 121, 248 – Podestanschluss 304
Traufüberstand 21 – Roll- 295
Trennlage 133, 208, 215, 226, 231, 232, 240, 241, 245, – Samba- 334
249, 697 – Schallschutz 298
Trennwandanschluss 505 – Schiffs- 334
Treppen 289 – Schrittmaßregel 294
– Antrittstufe 289 – Setzstufe 289, 323
– aufgesattelte 308, 319 – Sicherheitsregel 303
– -auftritt 292 – Sonderformen 332
– -auge 289, 291 – -spindel 332
– Ausführungstoleranzen 303 – Spindel- 308, 310
– aus Glas 331 – Stahl- 326
– Ausgleichs- 289 – Stahlbeton- 308, 311
– Außen- 309, 314, 316 – -steigung 292
– aus Stahlbetonfertigteilen 315 – Steigungsverhältnis 292, 294, 301, 302
– Austrittstufe 289 – -stufe 289
– Bauarten 307, 316 – taktile Kennung 294, 339
– Bequemlichkeitsregel 301 – Tragbolzen- 332
– Block- 319 – Trittstufe 289, 317, 323
– Bolzen- 308 – Unterschneidung 292, 301, 302
– Brandschutz 295 – Verziehen 307
– Durchgangshöhe 293 – vorgefertigte Stahlbeton- 312
– eingeschobene 321 – Vorschriften 338
– Einholm- 320, 331 – -wange 289, 317
– einschiebbare 295 – wangenfreie 308, 332
– Fahr- 295 – Wangentreppe 308
– Flächenbedarf 303 – Wechselstufen- 334
– Frei- 308 – Wendel- 305, 310, 324, 331
– Gehbelag 312 – Werkstein- 308
– Gehbereich 289, 301, 305, 306 – zu Kellerräumen 297
– -geländer 338 Treppengeländer 338
– gemauerte 308 Treppenneigung 302
– Geschoss- 289 Treppenraum 289, 296
– gestemmte 322 – innen liegender 296
– -grundrisse 290 – notwendiger 296
– Handlauf 293, 304, 339 – Sicherheits- 297
– -harfe 342 Treppenspindel 289
– Hauseingangs- 310 Triebwerksraum 348
– -holm 289 Trigonit-Träger 52
– Holm- 308 Triobalken 7
– Holz- 316 Trittstufe 291, 317, 323 S
– in Altbauten 297 Trogstufe 327
– in Hochhäusern 297 Tür 509
– Kantenschutz 314 Türblattaufbau 554
– Kelleraußen- 334 Türblätter 522, 530, 535, 567, 575, 585, 620, 627,
– Kopfhöhe 293 662
– Krag- 308, 309, 310 Türblattgrößen 517, 565
– Krümmling 324 Türblattkonstruktion 530, 623
800 Sachwortverzeichnis

Türblattkonstruktionen 529, 531, 550, 567, 571, 617 – Drahtglas 395, 411
– aufgedoppelte 531 – Einbau 401
– einschalige 551 – einbruchhemmende 399
– mehrschalige 551 – Einscheiben-(EV) 364
Türblattkonstruktionenl – Einscheibensicherheitsglas (ESG) 395, 411
– aus Metal 551 – elektrochrome 400
Türen – Falzraum 402, 404
– Rauchschutztüren (RdT) 296 – Floatglas 394
Turmdach 44 – Funktionsglas 395
Türschließer 520, 610, 657, 658, 660 – F-Verglasung 399
Türschließmittel 659 – Glasfalz 404
Türschlösser 636 – Glashalteleiste 402, 405
Türspaltdichtungen 652, 654 – Gussglas 395
Türsysteme – G-Verglasung 399
– automatische 547 – hard-coatings 359, 395
Türzargen – intelligente Gläser 400
– aus Metall 574 – Isolier- (MIG) 364
Türzargendichtung 650 – Lagerung und Schutz 401
– Lichtstreu- 399
U – low-H-Beschichtung 359, 395
Überfahrt 348 – Mehrscheibenisolierglas (MIG) 374, 396
Überkopfverglasung 401, 410 – mit besonderen lichttechnischen Eigenschaften
Überkopfverglasungen 545 396
Überstreichbarkeit 759 – mit selbstreinigenden Oberflächen 396
Überzug aus Metall 77 – mit Sicherheitseigenschaften 395
Umkehrdach 145, 215, 225, 229, 232 – Ornamentglas 395
Umkehrdächer 202, 223, 227, 229, 231, 233 – Primer 386, 403
Unterdach 17, 91, 97, 174 – Qualitätsprüfung 401
Unterdecken 699, 700, 715, 716, 720, 721, 722, 725 – Randverbund 372, 396
Unterdeckung (Dach) 96, 104, 157, 174 – Schalldämmung 374
Unterputz 732 – Schallschutz- 398
Unterschneidung 292, 302 – Schaufenster- 400
Unterschneidungen 301 – Scheibenzwischenraum (SZR) 396
Unterspannbahn 91, 96, 109, 157, 171, 172, 173, 174, – schmutzabweisende 411
177, 264 – Schräg- 401, 410
Unterspannplatte 177 – Sichtschutz- 400
Unterspannter Sparren 68 – Sonder- 400
Unterspannter Träger 76, 78 – Sonnenschutz- 398
Unterspannung (Dach) 36, 68, 91, 96 – Sprossenfenster 398, 409
– Stufenglas 400, 413, 444
V – Teilvorgespanntes Glas (TVG) 395, 411
Vakuumglas , 373 – Überkopf- 401, 410
Vakuumisolationspaneel (VIP) 462, 499 – Verbundglas (Schallschutz) 396
Verbrennungsluft 282 – Verbundsicherheitsglas (VSG) 395, 411
Verbundsicherheitsglas 544, 545 – Verklotzung 382, 405
Verbundsicherheitsglas (VSG) 395, 411 – warm-edge/„warme Kante“-System 359, 372,
Verformung 397
– hygrothermische 553 – Wärmeschutzglas 396, 398
– thermische 524, 553 Verglasung s. a. Glas 493
Verformung (Glasfassaden) 482 – absturzsichere 339
Verglasung 394 – angriffhemmende 545
– Acrylstegplatte 411 – Brandschutz- 493
– Auswahl des Verglasungssystems 407 – einbruchhemmende 569
S – Bemessung 401 – Pressleisten- 494
– Beschichtungen 395 – Sicherheits- 493
– Brandschutz- 396, 399 – Sonnenschutz- 483
– Dampfdruckausgleich 405 Verglasungsart , 364
– Dichtprofil 402 Verglasungssystem 402, 407
– Dichtstoff 402 Verklotzung 382, 405
– Dichtstoffvorlagen 404 Verpressdübel 60
– Doppel-(DV) 364 Versatz 18, 31, 53, 217, 551
Sachwortverzeichnis 801

Verschlusssicherheit 641, 643 Wellstegträger 50


Versottung 263 Wendeltreppe 305, 310, 324, 331
Verwahrung 163, 279 Werkmörtel 678, 685, 710
Verwendbarkeitsnachweis 605, 615, 720, 735 Werksteintreppe 308
Verziehen (Treppen) 307 Werkstoffe
Vollholz 207, 238, 529, 530, 531, 561, 562, 563, 568 – für Dichtungsprofile 651
Vollholz (Konstuktions-) 6 Wetterschutzschiene 364, 430
Vollsparrendämmung 155, 168 Widerstandsklassen 545
Vollwand 526, 601 Windlastzone 3
Vollwandträger 49 Windrispe 5
Vordächer 656 Windsogsicherung 97, 205
Vordeckung 9, 97 Windverbandanschluss 62
Vorfertigung Windzone 97, 205
– Stahlbetontreppen 312 Winkelstehfalzdeckung 136
Vorholz 18, 53 Winkelstufe 291
Witterungsbeständigkeit 718
W Wohnungsabschlusstüren 509, 513, 515, 517, 521, 529,
Wabenträger 78 555, 561, 572, 604, 621, 637–639, 651, 655, 657
Walm 3 Wohnungseingangstüren 621
Walmdach 2, 37
Wandanschluss 136, 163, 209, 504, 603, 619, 723, 725 Z
Wandbekleidungen 569, 712, 749 Zange 23, 26
Wände Zargen 509, 520, 556, 558, 565, 575, 577, 584, 624
– aus Stahlbeton 623 Zargenrahmen 561
Wangenfreie Treppe 308 Zellulosedämmung 170
Wangentreppe 308 Zeltdach 2, 44
Wange (Treppen) 289, 323 Zemente 678, 680–682
warm-edge/„warme Kante“-System 359, 372, 397 Zementmörtel 240, 538, 552, 555, 580, 608, 619,
Wärmebrücke 130, 169, 182, 534, 656, 657 683–685, 691, 698, 699, 618
Wärmebrücken 204, 212, 229, 232, 234, 238, 247, 251, Zentralschließanlage 648
521, 525, 526, 663, 679, 726, 728, 730, 731, 735, 741 Ziegeldrahtgewebe 678, 694, 699, 716, 720
Wärmedämm-Putzsysteme 679, 689, 727, 733, 734 Zink 130, 537, 636
Wärmedämmstoff 170, 698 Zugbegrenzer 266
Wärmedämmung 202–204, 212, 219, 223, 226–228, Zugstab 27, 35, 53
230–234, 236, 237, 239–241, 243, 247–249, 251, 252 Zuluftöffnungen 283
– transparente (TWD) 399 Zurichten des Bauholzes 12
Wärmedämmungen Zusatzmittel 683, 685, 703, 704
– aufliegende 238 Zuschlagstoffe 682, 683, 725
Wärmedämm-Verbundsystem 526 Zustimmung
Wärmedämm-Verbundsysteme 679, 735 – im Einzelfall 584, 605, 715
– schallschutztechnisch 735 Zustimmung im Einzelfall (ZiE) , 331
warm-edge / „warme Kante 372 Zweikomponenten-Schaum 558
Warm Edge/Warme Kanten-System 359 Zwischenpodest 294
warm edge/Warme-Kante-System 397 Zwischensparrendämmung 225
Wärmedurchgangskoeffizient 521 Zylinderlänge 643
Wärmedurchlasswiderstand 718 Zylinderschloss 641
Wärmekonvektion 130
Wärmeschutz 204, 212, 226, 227, 236, 254, 263, 273,
275, 281, 520, 521, 523, 525, 535, 536, 552, 553, 663,
664, 703, 708, 726–731, 738
Wärmeschutzglas 396, 398
Wartungseinrichtungen 267
Wartungsfuge 107, 136, 164, 278, 280
Waschputz 702 S
Wasserdampfdiffusion 201, 204, 227, 247, 729, 731
Wasserdampf-Diffusionswiderstand 717
Wasserdampfdurchlässigkeit 717
Wechsel 16, 188, 205, 280, 637, 638, 639
Wechselgarnitur 635
Wechselsparren 16
Weichfaserplatte 9, 616

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