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Frick/Knöll
Baukonstruktionslehre 2
34., überarbeitete und aktualisierte Auflage
Ulf Hestermann
Ludwig Rongen
University of Applied Sciences
Erfurt, Deutschland
Springer Vieweg
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1996, 1998, 2001, 2004, 2008, 2013
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V
Im Jahr 2009 feierte der Frick/Knöll – das Stan- schlagewerk in der Baupraxis. Besonders deshalb
dardwerk der Baukonstruktionslehre – seinen ist es notwendig, ständig die geltenden Normen
100. Geburtstag. Abschließend zu diesem Anlass und technischen Vorschriften zu beobachten
erscheint nun die aktualisierte und teilweise stark und das Werk auf dem technisch neuesten Stand
überarbeitete 34. Auflage von Teil 2. zu halten. Darüber hinaus soll auch dem Bau-
Im Jahr 1909/1910 erschienen beim ehem. B. G. praktiker ein breiter Überblick über aktuelle Ent-
Teubner Verlag in Leipzig und Berlin die ersten wicklungstendenzen wie z. B. neue Materialent-
Auflagen der beiden Teile der Baukonstruktions- wicklungen oder Fertigungsprinzipien gegeben
lehre von Otto Frick und Karl Knöll als „Leitfaden werden.
für den Unterricht an Baugewerkschulen und ver- Der bisherige Erfolg der Frick/Knöll Baukonstruk-
wandten technischen Lehranstalten“ mit 140 tionslehre mit über einer halben Million verkauf-
bzw. 191 Seiten und graphischen Darstellungen ter Exemplare dürfte unter anderem darin be-
als „Hilfsmittel für den Vortragsunterricht und die gründet sein, dass es kein anderes Werk gibt, in
Wiederholungen“ im Baukonstruktionsunterricht dem nicht nur der allgemeine Bereich der Bau-
der Königlich Preußischen Baugewerkschulen. konstruktion, sondern auch der raumbildende
Aus dem Leitfaden wurde bis heute das nach wie Innenausbau umfassend und ganzheitlich be-
vor aus zwei Teilen bestehende, umfassendste handelt und auch die zunehmend wichtiger wer-
Standardwerk für die Ausbildung und Praxis von dende Integration gebäudetechnischer Anlagen
Architekten und Ingenieuren. berücksichtigt wird. Dies betrifft sowohl die tradi-
tionellen Techniken als auch den Trockenbau
Bis heute ist der „Frick/Knöll“ die mit großem entsprechend seiner ständig zunehmenden Be-
Abstand am weitesten verbreitete Baukonstruk- deutung als Fertigungsprinzip.
tionslehre für Studierende der Architektur und
des Bauingenieurwesens und auch ein vielfacher Seit Erscheinen der 33. Auflage ist eine große
Ratgeber und Begleiter in der Berufspraxis. Anzahl von wichtigen neuen Vorschriften, natio-
nalen und europäischen Normen überarbeitet
Von einer Baukonstruktionslehre wird erwartet, oder neu erstellt worden, so dass eine weitere
dass sie die wichtigsten und die am weitesten ver- Bearbeitung des Werkes nötig wurde. In der
breiteten Aufgabengebiete des Bauens erfasst, nun vorliegenden 34. Auflage wurden alle Kapi-
die unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien in tel erneut kritisch durchgesehen, aktualisiert
den Bereichen des Rohbaus, des Innenausbaus und in wesentlichen Teilen völlig neu bearbeitet.
und teilweise auch des Technischen Ausbaus be- Dabei wurden insbesondere die Auswirkungen
rücksichtigt und dabei die sich ständig weiterent- der immer höheren Anforderungen an die Ener-
wickelnden Herstellungsverfahren aufzeigt. gieeinsparung sowie die Eurocodes berück-
Hierbei müssen die wesentlichen Zusammenhän- sichtigt.
ge zwischen der Konstruktion und den vielen an- Der Frick/Knöll geht schon heute auf Baukonst-
deren Bereichen eines Bauwerkes wie z. B. Stand- ruktionen ein, die in absehbarer Zeit europäi-
sicherheit, Materialeigenschaften- und verhalten, scher Standard hinsichtlich Klimaschutz und
Anforderungen an die Verarbeitung, Fügungs- Energieeinsparung sein werden. Damit berück-
prinzipien und nicht zuletzt Gestaltqualitäten sichtigen die Autoren bereits jetzt die das Bauge-
eines Gebäudes oder Bauteiles verständlich ge- schehen weiterhin zunehmend beeinflussenden,
macht werden. zukunftsorientierten Aufgabenbereiche und
Ziel dieses Standardwerkes ist es, Studierenden Standards.
Grundlagenwissen zu vermitteln und grundle- Das Kapitel 1 „Dächer“ wurde vollständig überar-
gendes konstruktives Verständnis zu erreichen beitet und insbesondere hinsichtlich integrierter
und nicht etwa rezeptartig möglichst viele Kons- Solardachsysteme, Zusatzmaßnahmen bei Dach-
truktionsmöglichkeiten aufzuzeigen. deckungen, Brandschutzanforderungen an Beda-
In zunehmendem Maße dient die Frick/Knöll Bau- chungen und nicht belüfteter Dachkonstruktio-
konstruktionslehre auch als bewährtes Nach- nen ergänzt.
VI Vorwort zur 34. Auflage
Das Kapitel 2 „Flachdächer“ wurde dem aktuellen Kapitel 7 und 8 jeweils um eine Ziffer verkürzt.
Normenstand angepasst. Die Unterabschnitte zu bzw. nach vorne verlagert.
Kunststoff- und Elastomerbahnen sowie Flüs- Das Kapitel 9 (früher Kapitel 10 „Beschichtun-
sigabdichtungen wurden vollständig neu bear- gen“) wurde dem aktuellen Stand der Normung
beitet. angepasst. Insbesondere erforderte die DIN V 18
Das Kapitel 3 „Abgasanlagen (Schornsteine, Ka- 550, die trotz des Status einer Vornorm längst von
mine) und Lüftungsschächte“ wurde aktualisiert der Industrie als die gültige Norm anwendet wird,
und die neuen Normen eingearbeitet. eine gründliche Überarbeitung dieses Kapitels.
Das Kapitel 4 „Treppen, Rampen, Auszüge und Das Kapitel 10 (früher Kapitel 11) „Gerüste und
Fahrtreppen“ wurde auf Grundlage der neuen Abstützungen“ wurde dem aktuellen Stand der
DIN 18065 grundlegend überarbeitet und um die Normung angepasst.
Abschnitte Treppen aus Glas sowie Fahrtreppen In dem vorliegenden Teil 2 dieses Werkes sind vor
erweitert. allem Europäische Normen eingearbeitet, soweit
Das Kapitel 5 „Fenster“ wurde unter Mitwirkung diese inzwischen entweder durch Veröffentli-
des ift-Rosenheim – Institut für Fenstertechnik chung eines identischen Textes oder durch Aner-
ergänzt und überarbeitet, das Kapitel 6 „Pfosten- kennung den Status einer Deutschen Norm erhal-
Riegel-Fassaden“ wurden durchgesehen und die ten haben, auch wenn die Frist, bis zu der entge-
Liste der Normen und Bestimmungen aktuali- genstehende nationale Normen zurückgezogen
siert. werden müssen, noch nicht abgelaufen ist. So
erhebt das Werk auch weiterhin den Anspruch
Die früheren Kapitel 7 „Außentüren, Innentüren,
auf Aktualität.
Schutz- und Sondertüren“ sowie „Horizontal
verschiebbare Tür- und Wandelemente“ wurden In allen Kapiteln wurden die Hinweise auf die
zu einem neuen Kapitel 7 „Türen, Zargen und wichtigsten Normen und die Normenverzeichnis-
Schlösser“ zusammengefasst, insgesamt neu se sowie die Literaturverzeichnisse aktualisiert.
strukturiert und textlich gestrafft. Normenan- Bei der dramatisch zunehmenden Informations-
passungen in diesem Bereich betrafen insbeson- flut, nicht zuletzt bedingt durch die Ausdehnung
dere die Türen für das barrierefreie Bauen (Ersatz der Normung auf den größer werdenden europä-
der Normenreihen DIN 18 024 und DIN 18 025 ischen Raum und durch immer mehr ausufernde
durch die neue Normenreihe DIN 18 040) sowie Zertifizierungen, Güte- und Bauproduktricht-
die Änderungen bezüglich der Einbruchhem- linien würde der Versuch einer vollständigen Auf-
mung von Türen aus der Novellierung der DIN EN listung den Rahmen dieses Werkes sprengen.
1627. Dem Benutzer muss deshalb dringend empfoh-
len werden, die weitere Entwicklung aller Bestim-
Das Kapitel 8 (früher Kapitel 9) „Außen- und In- mungen zu beobachten.
nenputze, Sonderputze, Wärmedämmputze und
Wärmedämm-Verbundsysteme“ wurde umfas- Bei der Auswahl der Bildbeispiele blieben die Be-
send überarbeitet. In den letzten Jahren hat es arbeiter bemüht, nur Konstruktionen zu erwäh-
nen, die einen kritisch beobachteten Reifepro-
gerade zum Thema „Putze“ wichtige Änderungen
zess aufweisen können.
in den entsprechenden Normen gegeben. So z. B.
die DIN EN 998-1. Alle in dieser Norm beschriebe- Darüber hinaus wurden aus den Rezensionen der
nen Produkte müssen, um sie überhaupt noch Leserschaft viele Anregungen und Hinweise be-
innerhalb der Europäischen Union in den Verkehr rücksichtigt, soweit diese im Sinne des Gesamt-
bringen zu dürfen, mit dem CE-Kennzeichnen werkes Ziel führend waren und den Rahmen
versehen werden. Die DIN V 18 550 hat die alte nicht sprengen. Hierfür gebührt den aufmerksa-
DIN 18 550 komplett ersetzt. Der Begriff Vornorm men und kritischen Lesern herzlicher Dank.
heißt in diesem Fall aber nicht, dass es sich nicht Allen, die durch Bereitstellung von Informationen
um eine „richtige“ Norm handelt. Auch wenn die oder ihre Mitarbeit wertvolle Hilfe geleistet ha-
DIN V 18 550 in Zukunft weiter ergänzt und über- ben danken wir.
arbeitet wird, ist sie schon heute in gültig und in Unserer besonderer Dank gilt Herr Dipl.-Ing.
vollem Umfang anzuwenden. Sie nimmt insbe- Ingo Leuschner vom ift-Rosenheim für die Mit-
sondere die Planer stärker als bisher in die Verant- wirkung an der Überarbeitung des Abschnittes 5
wortung. „Fenster“.
Die Ordnungsnummern der bisherigen Kapitel 9 Vor allem verdienen unseren Dank für die zeich-
bis 11 werden durch die Zusammenlegung der nerische und rechnergestützte Bearbeitung der
Vorwort zur 34. Auflage VII
zahlreichen neuen Abbildungen und für Recher- fortführen und im Sinne dieser Tradition das
chearbeiten Frau Olga Roor (Bachelor of Arts) so- Lehrbuch auch im Zeitalter der zunehmend digi-
wie die studentischen Mitarbeiterinnen Sissy talen Publikationen ähnlich erfolgreich entwi-
Panzer und Lisa Quentin. Dank gilt vor allem auch ckeln und verbreiten zu dürfen.
unseren Büropartnern Dipl.-Ing. Architekt Reiner Gemeinsam mit dem Verlag hoffen wir, dass die
Wirtz und Dipl.-Ing. Michael Rommel sowie unse- weiterentwickelte Neugestaltung bei den Lesern
rer Mitarbeiterin Frau Dipl.-Ing. Sibylle Roßmann, Anklang findet und sich auch dieser zweite Teil
die uns mit vielen wertvollen Tipps und z. T. auch der Jubiläumsausgabe sowohl im Studium wie
kritischen Anmerkungen unterstützt haben. auch in der Planung als ein brauchbarer Leitfaden
Mit der jetzigen 34. Auflage von Teil 2 haben die und Ratgeber und auch in der Baupraxis als
Autoren alle Bearbeitungsteile von Herrn Prof. brauchbares und zuverlässiges Nachschlagewerk
Dipl.-Ing. Dietrich Neumann und von dem Ende erweist.
des Jahres 2011 leider verstorbenen Kollegen
Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Weinbrenner übernommen.
Wir danken hiermit den Vorgängerautoren für
das entgegengebrachte Vertrauen und die jahre- Erfurt, im Sommer 2012
lange Unterstützung, das traditionsreiche Werk U. Hestermann, L. Rongen
VIII
Prof. Dipl.-Ing. Ulf Hestermann hat nach seinen Gastprofessur an der South-West-Jiaotong Uni-
Studien an der Fachhochschule Aachen und der versität, beide in Chengdu (V. R. China). Das Büro
RWTH-Aachen 1980 ein bundesweit tätiges Ar- RONGEN ARCHITEKTEN GmbH hat zusammen mit dem
chitektur- und Ingenieurbüro gründet (www.hks- Passivhaus-Institut – Prof. Dr. Wolfgang Feist im
architekten.de). Tätigkeitsbereiche waren und Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
sind Projekte der technischen Infrastruktur, Ver- das Forschungsprojekt „Passivhäuser für fünf
kehrsbauten, Gewerbe- und Wohnungsbauten, verschiedene Klimazonen“ erarbeitet. Die Er-
Bauten für das Gesundheitswesen sowie Schul- gebnisse sind in dem Fachbuch „Passivhäuser für
und Hochschulbauten u. A. mit den Arbeits- verschiedene Klimazonen“ zusammengefasst.
schwerpunkten Prozess- und Kostenoptimierung Darüber hinaus hat Ludwig Rongen zusammen
durch Teilvorfertigung und Systembauweisen in mit anderen Autoren das 2012 im Verlag Wood-
Holz und Beton sowie energieoptimierte Ent- head Publishing Limited (Oxford, Cambridge,
wurfskonzepte und Bauwerksplanungen. Philadelphia, New Delhi) erschienene Fachbuch
1991 folgte die Berufung zum Professor für Bau- „Modern earth buildings – Materials, engineering,
konstruktion, Entwerfen und Gebäudeplanung construction and applications“ geschrieben. Des-
an die Fachhochschule Erfurt. Weiterhin ist Ulf weiteren ist er u. a. mit seinem Kollegen Prof. Ulf
Hestermann leitend im eigenen Architekturbüro Hestermann Co-Autor eines Fachbuches zum
für Projekte im In- und Ausland tätig. Energieeffizienten Bauen in der V. R. China, er-
schienen 2012 im Verlag der SEU – South-East-
Darüber hinaus ist er Autor eines Fachbuches University in Nanjing, China.
zum Energieeffizienten Bauen in der V. R. China,
erschienen 2012 im Verlag der SEU – South-East-
University in Nanjing, China. Dipl.-Ing. Ingo Leuschner hat an der FH Rosen-
heim sein Studium der Holztechnik abgeschlos-
sen und ist seit 1997 Mitarbeiter im ift Rosen-
Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen studierte nach heim. Zu Beginn seiner Tätigkeit war er als tech-
seiner praktischen Ausbildung zum Technischen nische Assistenz der Institutleitung mit der
Zeichner zuerst Städtebau an der Fachhochschu- Begleitung und Erstellung von Gutachten zu
le Aachen und war danach mehrere Jahre als Pro- Fenstern, Türen, Fassaden und Verglasungen be-
jektleiter in der Stadt- und Regionalplanung tätig. schäftigt. Die daraus resultierenden Erfahrungen
Sein zweites Studium der Architektur absolvierte wurden in Tätigkeiten für das ift-Sachverständi-
er an der RWTH Aachen und gründete danach genzentrum, Leitung von diversen Forschungs-
sein eigenes Architekturbüro, das heute unter projekten (Holzfassaden, Beschlagtechnik, Ver-
dem Namen RONGEN ARCHITEKTEN GmbH firmiert und bundaufbauten, Energieeffiizenz Oberflächen-
das er zusammen mit zwei Büropartnern leitet. Im technik) vertieft. Weiterhin resultierte daraus die
Jahr 1992 wurde Ludwig Rongen als Professor an Erstellung von diversen Fachveröffentlichungen
die Fachhochschule Erfurt für die Studienfächer und technischen Regeln, Vorträge bei nationalen
Baukonstruktionslehre und Entwerfen berufen. Er und internationalen Symposien, Vorlesungen etc.
hat sich als Architekt insbesondere im Bereich des Im Zeitraum von 2005 bis 2010 nahm er dabei die
hoch Energie effizienten Bauens (insbesondere Position des stellvertretenden Leiters der F&E-
„Bauen im Passivhausstandard“) national und Abteilung ein, seit 2010 ist er zuständig für die
auch international einen Namen gemacht. Zu die- Unternehmensentwicklung des ift Rosenheim.
sem Thema hält er regelmäßig Vorträge auch auf Aktuell beschäftigt er sich mit der Konzeption
internationalen Kongressen inner- und außerhalb und Entwicklung von Online-Diensten wie Ener-
Europas. Er ist darüber hinaus (z. T. leitend) in gy-Labelling-Systeme, Einsatzempfehlungen für
verschiedenen nationalen und internationalen Fenster.
Ausschüssen, die sich mit dem Thema „Energie-
effizienz“ beschäftigen, tätig. Seit dem Jahr 2004
hat Ludwig Rongen eine Gastprofessur an der
Sichuan Universität inne, 2005 folgte eine zweite
IX
Inhalt
1 Geneigte Dächer
1
Segmentbogen) oder auch zweiachsig als para- werke und andere mehr (s. Bild 1.17, 1.21 und
bel- oder hyperbelförmige Schalendächer über 1.22 in Teil 1 dieses Werkes), die in diesem Zu-
1 nahezu jeder Grundrissform ausgebildet werden. sammenhang nicht behandelt werden können
Weitere besondere Dachformen ergeben sich und für die auf weiterführende Literatur ver-
durch Konstruktionstechniken wie Hängekon- wiesen werden muss.
struktionen, pneumatische Konstruktionen, Falt-
1.1 Dachformen
a) Flachdach mit Attikarand (s. Abschn. 2) g) Mansarddach
b) Flachdach mit auskragender Dachscheibe h) Walmdach
c) Pultdach i) Sheddach
d) Satteldach j) Tonnendach
e) Grabendach (Schmetterlingsdach) k) Halbtonnendach
f) Zeltdach l) Segmentbogendach
1.1 Allgemeines 3
1.2
Bezeichnung von Dachteilen
1 First
2 Traufe
3 Ortgang
4 Giebel
5 Drempel
oder Kniestock
6 Grat
7 Kehle
8 Walm
9 Anfallspunkt
10 Schleppgaube
11 Fledermausgaube
12 Stehende Gauben
(s. a. Abschn. 1.10.3)
Sparrendächer sind auf rechteckigen einfachen Pfettendächer sind ab einer Dachneigung unter
Gebäudegrundrissen mit Dachneigungen ab ca. 25 Grad die einzige konstruktiv und wirt-
ca. 30 bis 60 Grad einsetzbar. Sie ermöglichen schaftlich sinnvolle Alternative. Sie bieten sich
durch die mögliche Stützenfreiheit einen unein- auch immer dann an, wenn komplizierte Grund-
geschränkt nutzbaren Dachraum. Das tragende, rissformen sowie Dächer mit nahezu jeder
i. d. R. aus Holz erstellte Tragwerk beruht auf dem beliebigen Neigung zu überdecken sind. Pfet-
Prinzip des unverschieblichen Dreiecks, bei dem tendächer ermöglichen den Einbau größerer
jeweils zwei gegeneinander geneigt liegende Dachöffnungen für Gauben, Fenster und Dach-
Sparren und der Deckenbereich dazwischen bzw. terrassen. Vielfach stören allerdings notwendige
ein Deckenbalken zu einem statischen System Stützen und Aussteifungsbauteile die Nutzbar-
verbunden sind. Ungünstig wirken sich größere keit des Dachraumes. Zudem ist ein höherer Ma-
Dachöffnungen aus, die die jeweiligen Gespärre terialaufwand erforderlich.
unterbrechen. Bei größeren Spannweiten wird Die aus dem Eigengewicht der Dachkonstruktio-
das Sparrendach durch horizontale Kehlbalken nen, aus Wind- und Schneelasten und aus Nutz-
gestützt (Bild 1.16). last resultierenden Gesamtlasten können linear
über Pfetten auf Außen- und Innenwände bzw.
punktweise auf Stützen abgetragen werden (Bild
1.4b).
1.4 Lastabtragung
a) Abtragung der Dachlast auf die Außenwände
b) Lastabtragung auf Außen- und Innenwände
c) Lastabtragung punktweise
1.2 Dachtragwerke aus Holz 5
1.5 Aussteifung
a) durch Scheibenwirkung der Dachschale
b) durch biegesteifen Eckverband der Kopfbänder und Scheibenwirkung der Zwischendecke
c) durch Dreieckverbände, z. B. Windrispen (s. Bild 1.14 u. 1.17)
Gegen die Auswirkung horizontal angreifender dem alle Glieder der Konstruktion in ihrem Zu-
Kräfte – (das sind überwiegend Windkräfte) – sammenwirken erkennbar werden. Das sind z. B.
müssen Dachkonstruktionen für sich allein oder beim
in Verbindung mit dem übrigen Bauwerk unver- Ɣ Sparrendach: Sparren, Kehlbalken, Deckenbal-
schiebbar ausgebildet (ausgesteift) sein. Das kann ken oder Deckenkonstruktion
erreicht werden durch die Flächenwirkung schei-
benartiger Bauteile (durch Schalungsflächen in Ɣ Pfettendach: Stuhlsäulen (Stiele, Pfosten), Pfet-
den Dachebenen oder Fußbodenflächen) oder ten, Streben, Sparren und ggf. Zangen, Stre-
durch Dreiecksverbände (z. B. durch Kopfbänder ben, Kopfbänder.
oder Windrispen, Bild 1.5). Alle Dachkonstruktio- Bei ingenieurmäßig konstruierten und berechne-
nen müssen gegen Abheben oder Kippen infolge ten Tragwerken sollen neben dem Überblick über
Winddruck oder -sog durch entsprechendes Ei- die Gesamtkonstruktion mit allen Verbänden die
gengewicht oder durch Verankerung mit dem Ausbildung der Knotenpunkte mit allen Maßen
übrigen Bauwerk gesichert sein (Bild 1.21, 1.22 und Verbindungselementen in großem Maßstab
und 1.37). deutlich gemacht werden.
In Detailzeichnungen sind Ortgang- und Traufen-
1.1.4 Zeichnerische Darstellung abschlüsse, Anschlüsse an aufgehende Wände,
Lichtöffnungen, Regenrohre usw. im Zusammen-
Dachkonstruktionen sind in Quer- und Längs- hang mit Dachdeckung und Wärmeschutz darzu-
schnitten, Grundrissen und Detailzeichnungen stellen.
darzustellen. Sie dienen zur
Ɣ Klarstellung der Konstruktion
Ɣ Grundlage der statischen Berechnung 1.2 Dachtragwerke aus Holz
Ɣ Preisermittlung
Ɣ Bauausführung. 1.2.1 Allgemeines
Grundrisszeichnungen sollen zeigen Holz gilt nach wie vor als hervorragend geeigne-
Ɣ Lage aller tragenden Bauteile wie tragende ter Baustoff für Dachkonstruktionen. Die traditio-
Wände, Unterzüge, Stützen, Pfosten nellen, handwerklich (zimmermannsmäßig) her-
Ɣ Lage der Binder, aller Pfetten, Zangen, Sparren gestellten Dachtragwerke sind ständig weiterent-
Ɣ Lage von Dachaufbauten, Schornsteinen, Dach- wickelt worden, so dass es auch heute möglich
fenstern oder Lichtöffnungen, Dachausstiegen ist, statisch-konstruktiv und geometrisch sehr
und sonstigen Aussparungen mit den evtl. er- anspruchsvolle Bauaufgaben gerade mit Holz-
forderlichen Auswechslungen konstruktionen wirtschaftlich und formal anspre-
chend zu lösen. Moderne Holzverarbeitungsver-
Ɣ Lage von Firstlinien, Graten und Kehlen sowie
fahren und Holzschutzmittel haben die ohnehin
Darstellung des geplanten Regenwasserab- große Lebensdauer von Holzkonstruktionen
laufes noch bedeutend verbessert, die Gestaltungs-
Ɣ Dachüberstände und Dachrandausbildungen. möglichkeiten ausgeweitet und die Unterhaltung
Querschnitte sollen insbesondere den Dachbin- wesentlich vereinfacht. Als Konstruktionsregel ist
der zeigen, d. h. den Teil des Dachtragwerkes, in jedoch auch heute noch zu beachten, dass Höl-
6 1 Geneigte Dächer
und auch zusammengesetzte Querschnitte wie Spanplatten gemäß DIN EN 309 bestehen aus
z. B. Kastenträger (Bild 1.63) verschiedene Holz- dünnen Holzspänen oder anderen holzartigen
1 werkstoffplatten zur Anwendung. Dies sind plat- Faserstoffen sowie Bindemitteln als Kunstharz,
tenförmige Bauteile, die durch Pressen von Holz- Zement oder auch Gips, die unter Pressdruck zu-
teilen wie Furnieren, Stäben und zerkleinerten sammengefügt werden.
Spänen, Fasern und Holzwolle unter Zugabe von Dazu zählen:
Bindemitteln (z. B. Kunstharze oder mineralische Furnierstreifenholz (Parallam PSL® = Parallel
Bindemittel wie Zement) hergestellt werden. Es Strand Lumber) aus phenolharzverleimten paral-
werden nach Zerkleinerungsgrad, Art und Quali- lel verlaufenden Schälfurnierstreifen (ca. 16 mm
tät des verwendeten Holzes, Bindemittel und breit und 3 mm dick) aus Douglas Fir oder Sou-
Pressverfahren vier Arten unterschieden. thern Yellow Pine. Kantholz- Querschnitte von
Ɣ Lagenholz (Sperr- und Schichtholz) 280/490 mm und Längen bis etwa 20 m, hohe
Ɣ Spanplatten Festigkeitseigenschaften und einfache Verbin-
Ɣ Holzfaserplatten für vorwiegend statisch nicht dungstechniken ergeben außerordentlich wirt-
beanspruchte Bauteile schaftliche Einsatzmöglichkeiten. Gut geeignet
Ɣ Holzwolle-Leichtbauplatten (HWL) überwiegend
für Träger, Stützen, Pfetten usw.
als Dämmstoffe
Streifenholz (Intrallam LSL® = Laminated Strand
Sperr- oder Schichtholzplatten bestehen mindes- Lumber) wird aus langen polyurethanverleimten
tens aus drei Holzlagen aus Furnieren oder Holz- Furnierstreifen (ca. 0,8 x 25 x 300 mm) auch aus
stäbchen, die mit ihren Faserrichtungen gegenei- minderwertigen Holzqualitäten (Pappelholz) zu
nander versetzt aufeinander geleimt werden. großen bis zu 32 bis 89 mm dicken Platten in Ab-
messungen von max. ca. 2,40 x 10 m gepresst.
Dazu zählen: Diese können in beliebige Einzelstreifen aufge-
Drei- oder Fünfschichtplatten (Brettsperrholz) trennt werden.
bestehen aus kreuzweise miteinander verleimten
unterschiedlich dicken Brettlagen (3 oder 5) aus OSB-Flachpressplatten (Oriented Strand Boards)
Nadelholz. Die Decklagen werden in wesentlich nach DIN EN 300 aus parallel zur Oberfläche lie-
geringeren Materialstärken als die Mittellagen genden Längsspänen (i. M. 0,6 mm dick, bis
ausgebildet. Die Standardabmessungen betra- 75 mm lang und 35 mm breit) mit Phenolharz
gen zwischen 13 bis 52 mm Dicke und 2,50/3,00 m verleimte Platten in Dicken ab 8 mm bis 22 mm,
bis 5.00/6.00 m Seitenlänge. max. 30 mm und Plattenformaten von 2,50/5,00 m
Länge und 1,25/2,50 m Breite.
Bau-Furniersperrholz (BFU) (Multiplex-Platten)
entsteht durch das Verleimen von kreuzweise an- Flachpressplatten (FP) gemäß DIN EN 312, be-
geordneten Furnieren (bis 3 mm dick) aus unter- stehen aus parallel zur Plattenebene unter Druck
schiedlichen Holzarten mit Phenol- oder Resor- verleimten Holzspänen. Die Plattenfeuchte in ein-
zinharzen. Die Plattenfeuchte im eingebauten gebauten Zustand ist bei der Materialwahl zu be-
Zustand ist bei der Materialwahl zu berücksichti- rücksichtigen (d 15% = V 20, d 18% = V100, d 21%
gen (d 15% = BFU 20, d 18% = BFU 100, d 21% = = V100G). Die Standardabmessungen betragen
BFU 100G). Die Standardabmessungen betragen 4, 8, 10, 13, 16, 19, 22, 25, 28 und 38 mm Dicke und
8, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 21, 24 und 25 mm Dicke und ca. 2,70/4,10/5,50 m Länge sowie 1,85/2,05 m
ca. 2,40/3,00 m Länge sowie 1,20/1,50 m Breite. Breite.
rasche Austrocknung nicht möglich ist oder wenn Tauwasserbildung entgegenzuwirken (s. Abschn.
eingebautes Holz ständiger Feuchtigkeit durch 10.3 in Teil 1 des Werkes).
1 Bewitterung, Kondensat oder durch an Schadens- Während der Bauzeit sind Holzbauteile nötigen-
stellen eindringendes Wasser ausgesetzt wird. Zu falls durch geeignete provisorische Abdeckun-
Schutzmaßnahmen zählt daher vor allem der gen gegen länger einwirkende Feuchtigkeit zu
sachgemäße Einbau des Holzes (vgl. Abschn. 17.2 schützen.
in Teil 1 des Werkes).
Wenn schädigende Beanspruchungen durch Chemischer Holzschutz
bauliche Maßnahmen nicht ausreichend zu ver-
Holz im Innenbereich, das nicht durch Schädlinge
hindern sind, sind chemische Maßnahmen gegen
gefährdet ist, wie z. B. Treppen, Verkleidungen,
den Befall schädigender Insekten nicht zu ver-
Einbaumöbel usw., wird lediglich mit Holzverede-
meiden.
lungsmitteln behandelt, die das Holz in natürli-
Baulicher (konstruktiver) Holzschutz cher Farbe belassen und einen Oberflächen-
schutz gegen Verschmutzung bilden.
Bauholz ist am meisten durch Pilze gefährdet,
wenn für diese geeignete Wachstumsbedingun- Hölzer, die der Bewitterung ausgesetzt sind, müs-
gen vorhanden sind. Das ist überall dort der Fall, sen zusätzlich zu baulichen Schutzmaßnahmen
wo längere Zeit Feuchtigkeit herrscht, die über vor allem gegen zerstörende und verfärbende
dem Wert von 20% für luftfeuchtes Holz liegt. Pilze geschützt werden.
Zu den baulichen Holzschutzmaßnahmen sind Dabei ist zunächst die unterschiedliche Resistenz
daher schon die Wahl geeigneter Holzarten und der verwendeten Holzarten gegen Pilzbefall zu
die Einhaltung der richtigen Holzfeuchte bei der berücksichtigen (Tab. 1.7).
Bearbeitung und beim Einbau zu rechnen. Durch Beschichtungen, die lichtechte Pigmente
Bereits bei der Planung von im Freien liegenden enthalten, ist ein Schutz gegen ultraviolette
Holzkonstruktionen ist darauf zu achten, dass die- Strahlung des Sonnenlichtes möglich. Für die
se nicht durch exponierte Lage übermäßiger Be- Herstellung wasserabweisender Oberflächen
witterung ausgesetzt sind. Wenn das nicht zu kommen biozidfreie Grundierungs- und Anstrich-
vermeiden ist, müssen komplizierte Profilierun- mittel (wasserlösliche Lasuren) in Frage.
gen und Bauteilanschlüsse vermieden werden, Für tragende und aussteifende Holzbauteile ist in
damit keine Feuchtigkeitsnester entstehen kön- der Regel vorbeugender chemischer Holzschutz
nen. Freiliegende Holzflächen, insbesondere nötig. Chemische Holzschutzmittel müssen nach
Hirnholzflächen, müssen durch Abdeckungen aus dem bisherigen Stand der Forschung biozide
Metall geschützt werden oder – wenn das aus Wirkstoffe enthalten. (Die sogenannten „biologi-
gestalterischen Gründen nicht gewünscht wird – schen“ Holzschutzmittel haben sich bisher zu-
durch zusätzliche Holzbauteile, die wie eine „Ver- mindest auf Dauer als nicht ausreichend erwie-
schleißschicht“ ggf. leicht zu erneuern sind, ab- sen. Bauaufsichtliche Zulassungen wurden bisher
gedeckt werden. Im Übrigen ist durch ent- nicht erteilt.) Zwar sind früher verwendete, inzwi-
sprechende Profilierungen, insbesondere durch schen als außerordentlich gefährlich erkannte
Gefällebildung, für eine rasche Ableitung von Wirkstoffe wie PCP, Lindan, Dioxin usw. durch
Niederschlagswasser zu sorgen. andere Stoffe ersetzt, doch ist die Entwicklung
Der Bewitterung ausgesetzte Holzteile sollen wegen der erforderlichen Langzeitbeobachtun-
möglichst senkrecht eingebaut werden, damit gen ständig im Fluss. Für Schutzmittel mit biozi-
Niederschlagwasser in der Faserrichtung ablau- der Wirkung kann eine Gesundheitsgefährdung
fen kann. Insbesondere bei ungehobelten Ober- nicht ausgeschlossen werden. Aus begründeter
flächen ist dabei auch die Schnittrichtung des Vorsicht sollten daher chemische Holzschutz-
Holzes entsprechend zu beachten. maßnahmen nur dort ausgeführt werden, wo sie
An Auflagern und Berührungspunkten mit ande- wirklich unvermeidbar sind.
ren Materialien sind Holzbauteile durch Zwi- Nach den Festlegungen von DIN 68 800 ist für
schenlagen (z. B. durch Bitumenbahnen) gegen den vorbeugenden Holzschutz zunächst zu prü-
die aus angrenzenden Bauteilen herrührende fen, ob die Notwendigkeit des Schutzes gegen
Feuchtigkeit zu schützen. Bei eingebauten Bau- Insekten und Pilze überhaupt besteht. Die Not-
teilen, wie z. B. Balkenköpfen von Holzbalkende- wendigkeit wird durch Vergleich mit der Ge-
cken oder Pfettenauflagern in Wänden, ist durch brauchsklasse gem. DIN EN 335-1 bzw. Gefähr-
Hinterlüftung und zusätzlichen Wärmeschutz der dungsklasse festgestellt.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 11
In den Gebrauchsklassen 1 bis 5 hängt die Not- Tabelle 1.7 Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten nach
wendigkeit von chemischen Holzschutzmaßnah- DIN 350-2
men von den Dauerhaftigkeitsklassen des Holzes Dauerhaftig- Beschreibung Beispiele 1
gemäß DIN 350-2 ab. keitsklasse
Die Wirkung der verschiedenen Einflussfaktoren 1 sehr dauerhaft einige afrikanische
ist abhängig von den konkreten Einbaubedin- Hölzer
gungen, von der Beanspruchung und der daraus 1 bis 2 – Robinie
sich ergebenden Gefährdung. Es werden neben 2 dauerhaft Eiche
Klassifikationen der natürlichen Dauerhaftigkeit 3 mäßig dauerhaft Pitch Pine
von Holz (DIN EN 350-1 und DIN EN 350-2 und 3 bis 4 – Lärche, Douglasie
DIN EN 460) in DIN EN 335-1 und 335-2 fünf Ge- 4 wenig dauerhaft Tanne, Fichte
brauchsklassen (ersatzweise für die bisher gülti-
5 nicht dauerhaft Ahorn, Buche,
gen Gefährdungsklassen gemäß DIN 68 800-3) Esche
neu definiert, die sich vorrangig an der Feuchte-
beanspruchung orientieren:
Gebrauchsklassen gemäß DIN EN 335-1 und Ɣ in Räumen mit üblichem Wohnklima verbaut
335-2: ist (Gebrauchsklassen 0 und 1) und,
1 unter Dach, keiner Witterung und Befeuch- Ɣ gegen Insektenbefall allseitig durch geschlos-
tung, ausgesetzt, Innenbereich und abge- sene Bekleidungen abgedeckt ist,
deckt, trocken, Holzfeuchtegehalt max. 20% Ɣ oder zum Raum hin so offen eingebaut ist, dass
2 unter Dach, keiner Witterung ausgesetzt, Be- es kontrollierbar bleibt
feuchtung durch hohe Umgebungsfeuchtig- sowie in allen Gefährdungsklassen, wenn splint-
keit gelegentlich möglich, Innenbereich oder freie Farbkernhölzer nach DIN 68 364 verwendet
abgedeckt, gelegentlich feucht, Holzfeuchte- werden (Dauerhaftigkeitsklassen s. Tab. 1.7).
gehalt gelegentlich ! 20%
Die chemischen Schutzmittel bestehen in der
3 nicht unter Dach, nicht im Erdkontakt, stän- Hauptsache aus wasserlöslichen und öligen Mit-
diger Witterung ausgesetzt oder geschützt
teln, Öl-Salz-Gemischen und Emulsionen. Das
aber häufig befeuchtet, Außenbereich ohne
Holz kann mit den Schutzmitteln behandelt wer-
Erdkontakt, gelegentlich oder häufig feucht,
den u. A. durch
Holzfeuchtegehalt gelegentlich oder häufig
! 20% Ɣ Streichen, Sprühen (Spritzen)
4 in Kontakt mit Erde oder Süßwasser, ständig Ɣ Kurztauchen (Sek. und Min.)
befeuchtet, Holzfeuchtegehalt vorwiegend Ɣ Tauchen (30 Min. bis mehrere Std.)
oder ständig ! 20% Ɣ Trogtränkung (mehrere Std. bis Tage)
5 ständig dem Meerwasser ausgesetzt, ständig Ɣ Kesseldrucktränkung (Schutzflüssigkeit wird in
feucht, Holzfeuchtegehalt ständig ! 20% die Hohlräume des Holzes gedrückt)
Die Zuordnung zu den Gebrauchsklassen soll Ɣ Diffusionstränkung (Schutzpaste wandert durch
nicht formal vorgenommen werden, sondern aus monatelange Diffusion in saftfrisches Holz ein).
den spezifischen konkreten Bedingungen abge-
leitet werden. In DIN 350-2 werden allgemeine Je nach Schutzmittelverteilung sind Eindring-
Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der Einstufung tiefeklassen (NP1 bis NP6 – New Penetration
in die Gebrauchsklassen (vormals Gefährdungs- Class) definiert.
klassen) aufgrund der Wichtigkeit und Zugäng- Einbringverfahren und Wirksamkeit der Mittel
lichkeit der Holzteile und der Dauerhaftigkeit und sind in DIN 68 800-3 näher erläutert.
Tränkbarkeit der Hölzer erläutert. Weiterhin wird Hölzer für Dachkonstruktionen werden in der Re-
auf die Gefahr des Auswaschens behandelter Höl- gel mit Salzimprägnierungen im Tauch- oder
zer und notwendige Schutzmaßnahmen insbe- Tränkverfahren behandelt. Wichtig ist, dass durch
sondere in der Bauphase ungeschützt verbrach- lange Tränkzeiten eine ausreichende Eindringtie-
ter Bauteile verwiesen. fe der Schutzsalze erreicht wird. An der Baustelle
Chemische Holzschutzmaßnahmen sind gemäß dürfen die Imprägnierungen nicht durch Regen-
DIN 68 800-1 nicht erforderlich wenn Holz: wasser ausgewaschen werden. Die fixierenden,
12 1 Geneigte Dächer
1.10 Sägeschnitte
a Kanthölzer günstigstes Widerstandsmoment für Vollbalken bei
b Latten Seitenverhältnis | 5 : 7
c Schwarten günstigstes Trägheitsmoment für Vollbalken bei
d Seitenbretter Seitenverhältnis | 4 : 7
e Kernbretter (Herzdielen)
die Marktlage oft viel kürzere Fristen. Deshalb Übliche Dicken gehobelter Bretter (besäumt/un-
wird häufig Holz verarbeitet, das nach dem Einbau besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
durch Austrocknen stark schwindet. Dabei entste- Ɣ 7 9 12 15 17 21 23 27 32 und 36 mm (Brett-
hen u. A. klaffende Fugen, Putzrisse und häufig und Bohlenbreiten 8 cm).
Pilzbefall. Holz darf nur dann halbtrocken einge-
baut werden, wenn es in Kürze dauerhaft aus- Bohlen
trocknen kann. Hochwertiges Holz wird technisch Übliche Dicken rauer Bohlen (besäumt und unbe-
getrocknet („Kammertrocknung“). Unter Kammer- säumt):
trocknung versteht man das künstliche trocknen
Ɣ 45 50 55 60 65 70 80 90 und 100 mm; Län-
frischen Holzes in speziellen Trockenkammern auf
12 bis 15% Holzfeuchte (kiln drying = KD). genstufung wie vor.
Durch Schneiden des Stammes im Sägegatter Übliche Dicken gehobelter Bohlen (besäumt/un-
entsteht Schnittholz verschiedener Abmessun- besäumt) für lufttrockenes Nadelholz:
gen. Kanthölzer sind besonders günstig geschnit- Ɣ 40 45 50 55 60 65 75 mm.
ten, wenn das Kernholz im Schnittpunkt der
Querschnittachsen liegt. Zulässige Spannungen
Ebenso sind Bretter mit stehenden Jahresringen In Bauwerken aus Bauholz nach DIN 4074 sind
(Kernbretter, Herzdielen) wertvoller als Seiten- die zulässigen Spannungen nach Eurocode 5 –
bretter (Bild 1.10). DIN EN 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-2 zu be-
Unterschieden wird das Bauholz hinsichtlich der rücksichtigen. Die zulässige Spannung richtet
Lieferform nach Sortierklassen (s. Tab. 1.11). sich nach der Sortierklasse des Holzes, der
Im Allgemeinen genügt bei nicht sichtigem Ein- Nutzungsklasse1) (NKL – gemäß DIN EN 1995-1-1,
bau fehlkantiges Bauholz (Sortierklasse S 10 bzw. Abschn. 2.3.1.3) sowie der Lasteinwirkungs-
MS 10), vollkantiges soll nur in Ausnahmefällen
bei sichtigem Einbau verlangt werden. 1) Nutzungsklasse 1 ist gekennzeichnet durch eine Holz-
Holzabmessungen feuchte, die einer Temperatur von 20 °C und einer relativen
In DIN 4070 und 4074 sind die Schnittholzabmes- Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für
sungen festgelegt. Unterschieden werden Kanthöl- einige Wochen je Jahr einen Wert von 65% übersteigt, z. B.
in allseitig geschlossenen und beheizten Bauwerken. In
zer ab 4 cm Breite (b) bis zu einer Höhe von 3 x b, Nutzungsklasse 1 übersteigt der mittlere Feuchtegehalt
Bretter mit einer Dicke bis 40 mm und einer Breite der meisten Nadelhölzer nicht 12%.
80 mm und Bohlen mit einer Dicke (d) ab 40 mm Nutzungsklasse 2 ist gekennzeichnet durch eine Holz-
und einer Breite von größer als 3 x d. Kleinere Quer- feuchte, die einer Temperatur von 20 °C und einer relativen
Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für
schnitte werden als Latten bezeichnet (Tab.: 1.12). einige Wochen je Jahr einen Wert von 85% übersteigt, z. B.
Bretterdicken bei überdachten offenen Bauwerken. In Ausnahmefällen
können auch überdachte Bauteile in die Nutzungsklasse
Übliche Dicken rauer Bretter (besäumt und unbe- 3 einzustufen sein. In Nutzungsklasse 2 übersteigt der
säumt): mittlere Feuchtegehalt der meisten Nadelhölzer nicht 20%.
Ɣ 10 12 15 18 20 22 24 26 28 30 35 und 40 mm; Nutzungsklasse 3 erfasst Klimabedingungen, die zu
höheren Holzfeuchten führen als in Nutzungsklasse 2
Ɣ Längenstufung innerhalb eines Meters für Na- angegeben, z. B. für Konstruktionen, die der Witterung
delholz wie vor, für Laubholz von 10 zu 10 cm ausgesetzt sind.
14 1 Geneigte Dächer
Tabelle 1.11 Sortierkriterien für Kanthölzer und vorwiegend hochkant (K) biegebeanspruchte Bretter und Bohlen
bei der visuellen Sortierung (DIN 4074-1, Tab. 2)
1
a) Bei Fichte und Douglasie bis 1/2 bei Jahresringbreiten bis 4 mm bei Fichte und 5 mm bei Douglasie. Der Anteil an
einer Lieferung darf 25% nicht überschreiten.
b) Bei Kantholz mit einer Breite > 120 mm zulässig.
c) Diese Sortiermerkmale bleiben bei nicht trockensortierten Hölzern unberücksichtigt.
Tabelle 1.12 Holzabmessungen für Nadelschnittholz nach DIN 4070-1 (die Maße gelten für halbtrockenes [verlade-
trockenes] Holz in rauhem Zustand)
1.2 Dachtragwerke aus Holz 15
dauer1) (KLED – gemäß DIN EN 1995-1-1; Abschn. lichere Lösungen ermöglichen. Im Hinblick auf
2.3.1.2). Nadelholz ist nach DIN 4074 auszuwäh- die immer wichtiger werdenden Gebiete der Bau-
len und zu beurteilen. Für zugbeanspruchte Trag- erhaltung und -sanierung sowie der Denkmal- 1
glieder aus Holz wird der Bemessungswert für die pflege erscheinen auch Kenntnis und Beurtei-
Zugtragfähigkeit in Abhängigkeit von den ge- lungsvermögen älterer Konstruktionen nötig.
wählten Verbindungsmitteln entsprechend re-
Sparrendächer
duziert.
Sparrendächer bilden einen stützenfreien Dach-
raum und erleichtern somit die flexible Nutzung
1.2.3 Dachtragwerke als Zimmermanns- von Dachgeschossen (Bild 1.13). Beim Sparren-
konstruktionen dach bilden zwei Sparren mit einem Decken-
balken oder dem dazugehörigen Streifen einer
Nachfolgend werden herkömmliche, nach Erfah- Massivdecke ein unverschiebliches Dreieck („Ge-
rungsregeln gestaltete Dachkonstruktionen be- spärre“) als Dreigelenk-Stabzug. Jedes Gespärre
sprochen, wie sie auch heute noch ausgeführt ist somit in Richtung seiner Konstruktionsachse
werden. Die aufwändigeren in diesem Zusam- ausgesteift (Queraussteifung). Die gesamte Dach-
menhang dargestellten Zimmermannskonstruk- last wird – ohne die Decke zu belasten – auf die
tionen werden heute jedoch vielfach ersetzt Außenwände übertragen. Decke oder Decken-
durch Tragwerke, in denen vorgefertigte Holz- balken werden auf Zug beansprucht. Größere
bauelemente mit weitaus günstigeren statischen Öffnungen in Decken erfordern daher besondere
Eigenschaften als das übliche Bauholz wirtschaft- konstruktive Aufwendungen. Ebenso sind größe-
re Öffnungen in der Dachfläche für Dachfenster
oder Gauben zu vermeiden. Dabei sollte – wenn
1) Klassen der Lasteinwirkungsdauer (KLED) gem. überhaupt – möglichst nur ein Gespärre „ausge-
DIN EN 1995-1-1 wechselt“ werden (Bild 1.14).
Größenordnung der akkumulierten Dauer der
charakteristischen Lasteinwirkung
ständig = länger als 10 Jahre
lang = 6 Monate bis 10 Jahre
1) (Fortsetzung)
mittel = 1 Woche bis 6 Monate
kurz = kürzer als eine Woche Horizontale Nutzlasten nach DIN EN 1991-1-1
sehr kurz = kürzer als eine Minute Horizontale Nutzlasten infolge von Personen
auf Brüstungen, Geländern und anderen
Einteilung der Einwirkungen nach Eurocode 1 Konstruktionen, die als Absperrung dienen kurz
– DIN EN 1991-1 – Einwirkungen auf Tragwerke Horizontallasten zur Erzielung einer
ausreichenden Längs- und Quersteifigkeit
Wichten- und Flächenlasten nach entsprechend den zugehörigen Lasten lang
DIN EN 1991-1-1 ständig
Lotrechte Nutzlasten nach DIN EN 1991-1-1 Windlasten nach DIN 1991-1-4 kurz/sehr kurz
Spitzböden, Wohn- und Aufenthaltsräume mittel
Büroflächen, Arbeitsflächen, Flure mittel Schneelast und Eislast nach DIN 1991-1-3
Räume, Versammlungsräume und Flächen, Geländehöhe des Bauwerkstandortes
die der Ansammlung von Personen dienen über NN d 1 000 m kurz
können (mit Ausnahme von unter A, B, D Geländehöhe des Bauwerkstandortes
und E festgelegten Kategorien) kurz über NN > 1 000 m mittel
Verkaufsräume mittel
Fabriken und Werkstätten, Ställe, Anpralllasten nach DIN 1991-1-7 sehr kurz
Lagerräume und Zugänge,
Flächen mit erheblichen Menschen- Einwirkungen aus Temperatur- und Feuchteänderungen
ansammlungen lang sind der Klasse der Lasteinwirkungsdauer „mittel“ zuzu-
Verkehrs- und Parkflächen für leichte ordnen
Fahrzeuge Einwirkungen aus ungleichmäßigen Setzungen sind der
(Gesamtlast d 25 kN) mittel Klasse der Lasteinwirkungsdauer „ständig“ zuzuordnen.
Zufahrtsrampen zu diesen Flächen kurz Bei Holzbauteilen darf der Einfluss von Temperaturände-
nicht begehbare Dächer, außer für übliche rungen vernachlässigt werden.
Erhaltungsmaßnahmen, Reparaturen kurz Einwirkungen der Klasse der Lasteinwirkungsdauer „sehr
Treppen und Treppenpodeste kurz kurz“ wirken weniger als 1 Minute auf die Bauteile und
Zugänge, Balkone und Ähnliches kurz Verbindungen ein.
16 1 Geneigte Dächer
1.14
Sparrendach; Begriffe
1 Sparren (Feldsparren)
2 Schwelle
3 Deckenplatte (oder Holzbalkendecke)
4 Giebelscheibe
5 Windrispen (Gegenseite nicht eingezeichnet) (nur in
Verbindung mit Firstbrett und/oder Dachlattung für
alle Sparren wirksam)
6 Wechsel
7 Wechselsparren
8 ausgewechselter Sparren
9 Firstlasche (vgl. Bild 1.15, hier nur im 1. Gespärre ein-
gezeichnet)
1.15 Einfaches Sparrendach ohne Kehlbalken; 1.16 Sparrendach mit Kehlbalken (schematisch;
Sparrenlänge < ca. 5,00 m (schematisch; Windrispen, Laschen usw. nicht eingezeichnet)
Windrispen usw. nicht eingezeichnet) 1 Kehlbalken
1 Sparren 3 Schwelle 2 Sparren
2 Firstbohle 4 Firstlaschen 3 Hahnenbalken (vgl. Bild 1.24b)
(nicht tragend) 5 Giebelanker
1.2 Dachtragwerke aus Holz 17
Aussteifung. In Längsrichtung müssen die Ge- Die Giebelscheiben bilden beim Sparrendach le-
spärre (Sparrenpaare) von Sparrendächern zur diglich den Abschluss des Dachraums und sind
Herstellung von unverschieblichen Dreiecksver- nicht Bestandteile der Dachkonstruktion. Sie
bänden durch „Windrispen“ ausgesteift werden müssen daher mit den ersten Gespärren durch
(Längsaussteifung). In herkömmlicher Ausführung Anker verbunden oder durch einen über die Gie-
waren das diagonal in der Dachfläche unter die beloberkante verlaufenden Ringbalken (s. Bild
Sparren genagelte Bretter. Durch diese Ausfüh- 1.25b und Abschn. 10.3.3 in Teil 1 dieses Werkes)
rungsart wird jedoch ein Dachausbau zu sehr be- eigenständig gegen Kippen gesichert werden
hindert. (Bild 1.15).
Daher ist heute die Längsaussteifung mit Rispen- Die gesamte Dachkonstruktion muss mit dem da-
bändern aus verzinkten, gelochten etwa 4 cm runter liegenden Bauwerk so verbunden werden,
breiten Stahlbändern üblich. Sie werden auf die dass alle auftretenden Horizontal- und Vertikal-
Oberseite der Sparren (d. h. unterhalb der Dach- kräfte sowie Kippmomente aus Winddruck und
lattung) angebracht, damit möglichst nur gerin- -sog sicher übertragen werden. Bei Sparrendach-
ge außermittige Kraftanschlüsse entstehen. Da konstruktionen in Verbindung mit Holzbalken-
solche Stahlbänder nur Zugkräfte übertragen decken sind die Deckenbalken mit dem Mauer-
können, müssen sie auf jeder Dachseite über werk oder den in der Regel notwendigen Ringbal-
Kreuz angeordnet werden (Bild 1.17). Bei größe- ken zu verankern (vgl. Bild 1.21 a und b). Wenn
ren Dachflächen sind mehrere derartige Ausstei- Massivdecken Bestandteil von Sparrendachkons-
fungsverbände vorzusehen. truktionen sind, werden die dabei notwendigen
Statt durch Windrispen können die Dachflächen Schwellen oder Sparrenschuhe fest mit dem Bau-
auch durch im Verband verlegte und verschraub- werk verankert (Bilder 1.21 c und d, 1.22).
te großformatige Holzwerkstoffplatten oder
vorgefertigte entsprechend belastbare Wärme- Einfache Sparrendächer
dämmelemente (Aufdach – Fertigteil – Dämm- Ein einfaches Sparrendach in traditioneller hand-
elemente)) ausgesteift werden (Bild 1.18). Die werklicher Ausführung über einem kleineren
Längsaussteifung erfolgt hierbei durch die in der Bauwerk zeigt Bild 1.19.
Dachfläche erzeugte „Scheibenwirkung“ der Am First wurden die Sparren nach traditioneller
Plattenelemente (s. a. Abschn. 1.6 in Teil 1 dieses Art durch „Scherzapfen“ mit Hartholznagel von
Werkes). quadratischem Querschnitt in entsprechender
Bei dieser Form der flächenhaften Aussteifung Bohrung gesichert (Bild 1.20a). Heute bildet man
werden die Dachlatten oder die Schalung eines die Firstverbindung jedoch meist mit einer First-
evtl. vorhandenen „Unterdaches“ (s. Abschn. bohle und mit doppelten, genagelten Brettla-
1.9.3) statisch zur Koppelung der einzelnen Spar- schen aus (Bild 1.20b und c). Dadurch wird nicht
ren bzw. Gespärre herangezogen. Stöße der nur der arbeitsaufwändige Scherzapfen vermie-
Dachlatten bzw. Schalbretter müssen daher auf den, sondern auch ein einfacheres Ausrichten des
den Sparren vernagelt sein. gesamten Daches ermöglicht. Die Firstbohle hat
18 1 Geneigte Dächer
1.19 Einfaches Sparrendach auf Holzbalkendecke1) 1 Sparren ca. 8/18 cm, Abstand a = ca. 80 cm
a) Querschnitt 2 Deckenbalken ca. 14/20 cm
b) Längsschnitt 3 Ringbalken innerhalb des Wandquerschnittes
4 Giebelanker
1.20 Firstpunkt
a) Firstverbindung mit Scherzapfen 1 Sparren
b) Firstverbindung mit Laschen und Firstbohle 2 Firstbohle
c) Firstverbindung mit Sperrholzlaschen und innen liegenden Firstbohlen 3 doppelte Brettlasche, genagelt
keine tragende Funktion im Dachverband, ist je- diesen Ausführungsarten ergibt sich der für der-
doch ein Bauteil zur Stabilisierung des Daches in artige Sparrendächer typische Knick in der
Längsrichtung. Dachebene, der durch einen „Aufschiebling“ ge-
Die am Fußpunkt des Sparrens auftretenden ho- mildert wird. Aufschieblinge, die meistens aus
rizontalen Schubkräfte (Bild 1.3c) wurden traditi- einer dicken Bohle geschnitten und durch Nägel
onell bei Holzbalkendecken durch „Versatz“ in die auf Balken und Sparren befestigt werden, sind
Deckenbalken übertragen. Der Sparrenanschluss eine besondere Eigenart des Sparrendaches in
muss gegen das Balkenende zurückgesetzt wer- Verbindung mit Holzbalkendecken. Die Anschlüs-
den, damit eine ausreichend große Scherfläche se zwischen Aufschiebling und Sparrenoberkante
(„Vorholz“) entsteht, die errechnet werden muss bedingen einen Knick in der Dachfläche bzw.
und keinesfalls weniger als 20 cm lang sein soll. Dachdeckung. Dieser kann ggf. durch „Aufspar-
Die handwerkliche Ausführung mit „Stirnversatz“ rendämmung“ oder die Unterkonstruktion der
und Zapfen (Bild 1.21a) wird wegen des hohen Dachdeckung ausgeglichen werden.
Arbeitsaufwandes in dieser Form nicht mehr aus- Stahlblech-Sparrenhalter (Bild 1.21b) ermög-
geführt. Auch die Ausführung ohne Zapfen erfor- lichen es, einen versatzähnlichen Sparrenan-
dert aber eine relativ große Vorholzlänge. Bei schluss so weit nach außen zu verlegen, dass kei-
ne Aufschieblinge erforderlich sind und die Spar-
1)
renenden sogar überstehen können.
Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als
Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicher- In jedem Fall ist die Einleitung der Horizontalkräfte
heitsnachweis zu ermitteln. am Auflager der Sparren statisch nachzuweisen.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 19
1 Sparren
2 Stahlbetondecke
3 Wärmedämmung
4 Gleitlager
5 Ringanker
6 Fußschwelle mit Verankerung an der Deckenaufkantung, Sparren genagelt
7 Ankerschiene, einbetoniert
8 Stahlblech-Sparrenschuh (BTM) auf Ankerschiene verschraubt, Sparren seitlich genagelt
9 Sparrenfußverbinder
10 Z-förmiger Sparrenfußverbinder aus Flachstahl
11 Zuglasche
1.2 Dachtragwerke aus Holz 21
In der Regel liegen die Balken auf Ringankern tion lange Aufschieblinge unvermeidlich (Bild
(s. Abschn. 6.2.1 in Teil 1 des Werkes) der Außen- 1.23c). Werden die Fußpunkte jedoch im Zusam-
wände auf (vgl. Bild 1.19 a). Durch geeignete Ver- menhang mit Stahlbetondecken ausgebildet
ankerung ist die gesamte Dachkonstruktion ge- (Bild 1.22), können die Sparren problemlos Über-
gen Winddruck bzw. -sog zu sichern. stände haben (Bild 1.23d).
Die am Sparrenfuß auftretenden Horizontalkräfte Ortgangüberstände sind bei Sparrendächern
können natürlich auch von Massivdecken – am konstruktiv nicht zu begründen, da an den Ge-
einfachsten von Stahlbetonplatten – aufgenom- bäudeabschlüssen die letzten Gespärre (Streich-
men werden. Die Sparren werden entweder mit sparren) auf der Innenseite der Giebelscheiben
einer Fußschwelle auf eine Deckenaufkantung stehen. In der Regel wird daher hier lediglich die
gesetzt (Bild 1.21c und d, 1.22a) oder mit Stahl- Dachdeckung über die Giebelscheiben hinweg-
blech-Sparrenschuhen in Verbindung mit einbe- gezogen.
tonierten Ankerschienen am Deckenrand ange-
schlossen (Bild 1.22b). Weiterhin stehen spezielle Sparrendächer mit Kehlbalken
Stahlverbindungsmittel wie Sparrenschuhver- Bei größeren Gebäudetiefen, d. h. bei Sparrenlän-
binder und auch Flachstahlverbinder zur Verfü- gen über etwa 5,00 m, sind die Sparren gegen
gung (Bild 1.22.c und d). Durchbiegen zu sichern. Das geschieht durch Ein-
Traufenüberstände mittels überkragender De- fügen eines Kehlbalkens der je zwei Sparren ge-
ckenbalken sind bei Sparrendächern in Verbin- geneinander abstützt. Der Kehlbalken läge sta-
dung mit Holzbalkendecken statisch ungünstig, tisch am günstigsten in der Mitte des Sparrens,
weil in den Deckenbalken bei einem größeren wo die Durchbiegung am größten ist (Bild 1.24a).
Überstand zusätzliche Biegemomente entstehen Bei ausgebautem Dachgeschoss wird die Lage
(Bild 1.23b). Wenn aus bautechnischen Gründen der Kehlbalken aber durch die Höhe der Dachge-
überstehende Traufengesimse vorgesehen wer- schossräume bestimmt. Das über dem Kehlbal-
den sollen, sind bei der traditionellen Konstruk- ken liegende Sparrenende kann bis etwa 3,50 m
1.26 Kehlbalkenanschlüsse
a) Kehlbalkenanschluss mit genagelter Knagge und Laschen
b) Kehlbalkenkonstruktion für große Spannweiten und Belastungen (Kehlzange)
1.30 „Koppelpfetten“ (Sparrenpfetten) auf Unterzügen, 1.31 Pfetten auf ausgesteiften Giebelwänden.
Bindern o. Ä. in Verbindung mit großformatiger Sparrenlage für kleinformatige Deckungen
Deckung 1 Mittelpfette
2 Sparren
pfetten aufliegende „zweifach stehende Stuhl“ Wenn Decken die durch Pfosten übertragenen
(Bild 1.33). Dachlasten nicht aufnehmen können, werden mit
Im Laufe der historischen Entwicklung sind zahl- Hilfe von Streben Sprengwerke gebildet (Bild
reiche weitere Formen von Dachkonstruktio- 1.34 e, f, g).
nen nach dem Pfettendachprinzip entstanden, In Bild 1.34 h und i schließlich sind Pfettendächer
die ergänzt werden durch Sprengwerke und mit „Liegendem Stuhl“ gezeigt. In ihnen überneh-
Hängewerke zur Überbrückung größerer Spann- men schräg, in Sparrenebene liegende Stuhlsäu-
weiten. len (Pfosten) – mit schräg liegenden Kopfbändern
Ein schematischer Überblick ist in Bild 1.34 gege- – gleichzeitig die Aufgaben der Streben. Dadurch
ben. Übliche einfache Konstruktionen mit abge- werden stützenfreie Dachräume bzw. unbelaste-
stützten Pfetten zeigt Bild 1.34 a und b. In der te Decken vergleichbar der Ausführung von Spar-
zweiten Gruppe (Bild 1.34 c bis e) sind Pfetten- rendächern ermöglicht.
dächer mit Dachneigungen > 40° oder Sparren- Aus wirtschaftlichen und konstruktiven Gründen
längen > 7 m schematisch dargestellt. Sie sind mit muss immer angestrebt werden, die erheblich
Streben gegen Windkräfte gesichert. belasteten Stuhlsäulen eines Pfettendaches mög-
1.32 Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl 1.33 Pfettendach mit zweifach (doppelt) stehendem
1 Firstpfette 5 Bindersparren Stuhl, schematische Übersicht
2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde) 1 Mittelpfette 5 Bindersparren
3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle) 2 Pfosten (Stiel) 6 Feldsparren (Leergebinde)
4 Laschen 3 Kopfbänder 7 Fußpfette (Schwelle)
4 Zangen
26 1 Geneigte Dächer
lichst auf tragende Wände oder Wandpfeiler ab- von quadratischem Querschnitt und den Pfetten,
zusetzen. die auf die Stiele aufgelagert und lagegesichert
Bei Holzbalkendecken werden für den Binderbal- (aufgezapft) sind (Bild 1.33).
ken unter den Stuhlsäulen u. U. so große Quer- In jeweils ca. 4,50 m Abstand bildet ein in der glei-
schnitte nötig, sodass 2 bis 3 Balken unmittelbar chen senkrechten Ebene liegendes Sparrenpaar
nebeneinander verlegt werden müssten. Es muss mit seinen Doppelzangen, Firstlaschen und den
daher die Stiellast über kräftige Schwellen auf Stielen (ggf. auch mit den Streben, vgl. Bild 1.34 d
mehrere Balken verteilt oder durch Streben ganz und 1.38) einen Binder. Die Binder bewirken als
oder teilweise auf das Balkenende übertragen Dreieckverbände die Queraussteifung der Dach-
werden. konstruktion. Die Längsaussteifung der Pfetten-
Bei Stahlbeton-Massivdecken ist eine Lastquer- dachkonstruktion wird von den Kopfbändern
verteilung möglich. Die Stützen können somit übernommen.
ohne Bindung an Zwischenwände auf die De- Quer zur Firstlinie werden je zwei Stiele unterhalb
ckenplatte gestellt werden, wenn der entspre- der Pfetten durch Doppelzangen miteinander ver-
chende statische Nachweis geführt wird. bunden. Die Doppelzangen fassen außer den
Bei den Grundformen des Pfettendaches besteht Stielen und den „aufgekämmten“ Pfetten jeweils
der Dachstuhl aus den Stuhlsäulen oder Stielen ein Sparrenpaar.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 27
Alle Zangen liegen so unter den Pfetten, dass die Ein Deckenbalken gehört beim Pfettendach über
Oberkante der Zange um 2 cm höher als die Un- Holzbalkendecken nur dann zum Binder, wenn
terkante der Pfette liegt (Aufkämmung). Das Maß der Balken als Zugstab für ein Sprengwerk (Bild 1
zwischen Unterkante Zange und Decke richtet 1.38) dienen muss.
sich bei ausgebauten Dachgeschossen nach der Die zwischen den Bindern liegenden Sparren-
Mindestgeschosshöhe, soll jedoch möglichst 2 m paare werden als Leergebinde bezeichnet.
betragen (Durchgangshöhe). Die Zangen werden Die Sparren der Leergebinde brauchen – anders
ohne Anblattung neben die Bindersparren gelegt als beim Sparrendach – nicht paarweise aneinan-
und durch Schraubenbolzen oder Holzverbinder der gegenüberzuliegen, auch nicht von der Fuß-
verbunden (Bild 1.35 f). pfette bis zum First in einem Stück durchzulau-
Im Giebelbinder werden statt der Doppelzangen fen, vorausgesetzt, dass außer der Mittelpfette
einfache Zangen verwendet. eine Firstpfette oder Firstbohle vorhanden ist.
1.35 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl, Dachneigung < 35°1) / Fortsetzung s. nächste Seite
a) Querschnitt
b) Aufsicht
c) Längsschnitt
d) Aussteifung Mittelpfette
e) Querschnitt „Zange“
f) Querschnitt Mittelpfette
g) Sparrenauflager auf Fußpfette
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
28 1 Geneigte Dächer
1.35 Fortsetzung
1.35g
1.36
Sparrenbefestigung auf der Mittelpfette
bei auskragendem, oberem Sparrenende
(ohne Querschnittsminderung des
Sparrens)
a) für Neigungen > 25°
b) für Neigungen < 25°
1.2 Dachtragwerke aus Holz 29
Ebenso ist das Leergebinde unabhängig von Bal- länger als ca. 4,50 m, werden sie durch eine Mittel-
kenlagen in Geschossdecken. Die Leergebinde pfette unterstützt (doppelt stehender Stuhl, Bild
sind je nach Art der Dachdeckung und nach Lat- 1.33). Auch die Sparrenlänge vom Fußpunkt bis 1
tendicke 65 bis 100 cm voneinander entfernt zur Mittelpfette soll nicht größer sein als ca. 4,50 m.
(Sparrenabstand). Ist die Länge von der Mittelpfette bis zum First
Jeder Sparren ist auf die Pfetten gegen Ab- d 0,45 l u (untere Sparrenlänge zwischen Fuß-
rutschen aufgeklaut und durch Sparrennägel ge- pfette und Mittelpfette), so stützen sich die Spar-
gen Abheben gesichert. Über einer Firstpfette ren auf die Fuß- und Mittelpfette und kragen bis
werden die Sparren stumpf gestoßen. zum First frei aus. Dabei ist, um die Sparren an der
Sind die Sparren nicht länger als ca. 4,50 m, genü- Mittelpfette nicht zu schwächen, ein Sparrenauf-
gen Fußpfette und Firstpfette (Pfettendach mit lager nach Bild 1.36 der Aufklauung (unterseitige
einfach stehendem Stuhl, Bild 1.32), werden sie Einkerbung) vorzuziehen.
Die nach oben auskragenden Sparren bedürfen Wenn die die oberste Pfette überragenden Spar-
aus statischen Gründen keiner Verbindung im renenden 0,45 l u sind, müssen sie miteinander
1 First. Um jedoch Schäden in der Dachdeckung zu verbunden werden.
vermeiden, die durch ungleichmäßige Bewe- Die Traufen können von überhängenden Sparren
gung in den oben auskragenden Sparrenenden gebildet werden.
auftreten können, und als Montagehilfe ist eine Die Pfetten können aus einfachen Balken bestehen,
Verbindung durch Anlehnen an eine Firstbohle bei größeren Spannweiten sind aber andere Trä-
(insbesondere bei nicht gegenüberliegenden gerarten (z. B. Brettschichtträger, Wellstegträger,
Sparren) zweckmäßig (vgl. Bild 1.20b). Gitterträger usw., s. Abschn. 1.2.4) wirtschaftlicher.
1.38 Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl und Windstreben (Dachneigung > 35°1)
1 Streben zur Queraussteifung
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 31
Größere Spannweiten mit weitgespannten, frei- tiger Kopfbänder, die den Endstiel auf Biegung
tragenden Pfetten führen meistens zu unwirt- beanspruchen würden, Streben unter jede Pfette
schaftlichen Dimensionierungen. Längere Pfetten gesetzt (Bild 1.35 c und d). Die Fußschwelle bzw. 1
und „Pfettenstränge“, die aus statischen Gründen der Pfosten sind in der Decke zu verankern.
auch mit Gelenken („Gerberpfetten“) ausgeführt Heutzutage üblicher ist die Auflagerung der Pfet-
werden können (s. Abschn. 1.2.4 und Bild 1.76), ten auf die Giebelwände. In Mauerwerkswänden
müssen daher Zwischenauflager erhalten. Sie ist am Pfettenauflager häufig ein Betonposter
können aus Stützreihen gebildet werden, die auf zur Verteilung der punktuell einwirkenden Lasten
der obersten tragenden Geschossdecke stehen. erforderlich. Bei Brandwänden können die Pfet-
Fußpfetten liegen mit ihrer Breitseite auf der Un- tenauflager durch eingemauerte, vor die Wand-
terkonstruktion. Eine Trennschicht aus Bitumen- oberfläche auskragende Betonkonsolen oder
bahnen schützt am Stahlbeton- oder Mauer- Stahl- Auflagerkonsolen gebildet werden. Bei Auf-
werksauflager vor Feuchtigkeitseinwirkungen. lagerung innerhalb des Wandquerschnittes ist da-
Auf Balkenlagen sind die Fußpfetten durch Na- rauf zu achten, dass die verbleibende Dicke der
geln zu verankern. Wand den Anforderungen an eine Brandwand
Verschiedene Möglichkeiten für Auflagerung und entspricht.
Verankerung von Fußpfetten auf Mauerwerk und Streben dienen der Queraussteifung, wenn diese
Massivdecken zeigt Bild 1.37. bei großen Pfettendächern mit über 35° Dachnei-
Zwischen Pfetten und Stielen werden Kopfbänder gung nicht von den Binderzangen und Sparren
(Büge) angeordnet. Sie dienen der Längsausstei- übernommen werden kann. Die Streben werden
fung und verkürzen die Feldweite der Pfette. An auf der vom Wind abgekehrten Dachseite auch
Stiel und Pfette werden die Kopfbänder tradi- von Zugkräften beansprucht; ihre Endpunkte
tionell entweder durch Versatz mit Schrauben- sind daher gegen Zug zu sichern (Bild 1.38).
bolzen oder zangenartig durch Nagelung (Bilder
1.35e und 1.74) angeschlossen. Wegen des Rich- Pfettendächer mit Sprengwerk
tens liegen Pfettenstöße besser neben der Stuhl- Ist eine Sparrenlänge von mehr als ca. 7 m erforder-
säule. An der Giebelwand wurden anstatt einsei- lich, ist außer den beiden Mittelpfetten noch eine
1.39 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. 1.40 Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl.
Streben und ausgesteifte Zangen bilden ein Mittlere Stuhlsäule abgestrebt.1)
Sprengwerk zur Entlastung des Binderbalkens.
Mittlere Stuhlsäule durchlaufend.1)
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
32 1 Geneigte Dächer
1.41 Strebenanschluss an ausgesteifte Doppelzange, 1.42 Aufsetzen eines einfachen Sprengwerks für die
die als Spannriegel benutzt wird Firstpfette auf ein doppeltes Sprengwerk für die
Mittelpfetten. Ausgesteifte Doppelzangen dienen
als Spannriegel
tragende Firstpfette anzuordnen. Es ergibt sich ein große freie Dachräume benötigt wurden. Bei
Pfettendach mit dreifach stehendem Stuhl. landwirtschaftlichen Gebäuden musste vielfach
Die mittlere Stuhlsäule kann entweder bis auf die das Aufhängen von Greiferaufzügen und deren
Geschossdecke geführt werden (Bild 1.39) oder freie Bewegung in Firstnähe ermöglicht werden.
endigt unter den Zangen und wird gegen die bei- Einen dafür geeigneten Binder zeigt Bild 1.43 in
den Seitenstiele durch Streben abgestützt (Bild Verbindung mit einem Drempel oder Kniestock.
1.40). Streben und Zangen bilden dann ein Die Höhe eines solchen Drempels1) kann von ge-
Sprengwerk, das in statischer Hinsicht mit dem ringen Höhen bis zu fast voller Geschosshöhe
Gespärre eines Sparrendaches verglichen werden reichen. Ein Drempel lässt es zu, den Fußpunkt
kann (Bilder 1.3c und 1.13), und entlasten so die von Streben selbst sehr flacher Dächer in nächs-
Decke bzw. den Binderbalken. ter Nähe der unterstützenden Außenwand auf
Die Streben sind mit doppeltem Versatz dicht un- den Dachbalken aufzusetzen. Die Drempelwand
ter den Zangen an die Stiele und dicht am Aufla- kann als massive Wand unmittelbar die Drempel-
ger an den Balken angeschlossen. Die Stiele ste- pfette tragen, aber auch als Holzkonstruktion
hen mit 3 cm Zwischenraum über dem Balken ausgebildet werden.
und erhalten kurzen Führungszapfen (Schwebe- Drempelpfette, Sparren, Strebe und gegebenen-
zapfen). Die Doppelzangen sind im gezeigten falls Stiel einer Fachwerkwand werden in der Re-
Beispiel durch 12 u 14 cm dicke Futterhölzer aus- gel durch Doppelzangen miteinander verbun-
gesteift und so gegen Ausknicken gesichert. Mit den. In einem liegenden Stuhl liegen die Kopf-
den Stielen sind die Doppelzangen durch 2 Ein- bänder geneigt und werden mit den Pfetten
pressdübel (s. Abschn. 1.2.4) mit Bolzen M16 ver- durch schräge Zapfen, mit den liegenden Stuhl-
bunden (Bilder 1.41 und 1.42). säulen durch Anblattung verbunden. Die Stuhl-
Pfettendächer mit liegendem Stuhl. Dächer mit 1)
„liegendem Stuhl“ (Bild 1.34h und i) wurden frü- Als Kniestock- bzw. Drempelhöhe gilt in der Regel der
senkrechte Abstand zwischen Oberkante Sparren (bzw.
her verwendet, wenn die senkrechten Stiele zu Dachkonstruktion und Oberkante Fußboden), gemessen
große Abstände von den Unterstützungspunkten in der Ebene der Außenwandfläche. Die Regelungen sind
der Dachbalkenlage erhalten hätten oder wo jedoch nicht einheitlich.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 33
1.43 Pfettendach mit Drempel (Kniestock) und liegendem Stuhl (oberes Sparrenfeld durch Dübelung für Anbringen
schwerer Einzellast verstärkt).1)
säulen sind im gezeigten Beispiel mit durch Bol- bei ist es möglich, Zwischendecken oder Einzel-
zen gesichertem Versatz über eine Schwelle mit lasten an der Dachkonstruktion aufzuhängen.
der Massivdecke verbunden. Derartige Dachtragwerke sind statisch mit dem
Sparrendachprinzip vergleichbar (s. Bilder 1.3c
Hängewerkdächer und 1.44).
Stützenfreie Dachkonstruktionen über großen Sie übertragen ähnlich wie Sprengwerke die
Räumen wurden früher mit teilweise recht gro- Dachlasten auf die Auflager. Hängewerke können
ßen Spannweiten als „Hängewerke“ errichtet. Da- als reine Holzkonstruktionen, ingenieurmäßig in
1.44 Hängewerk-Prinzip
a) Einfaches Hängewerk mit unterem Zuggurt
b) Einfaches Hänge-Sprengwerk mit festen Widerlagern
c) Doppeltes Hängewerk
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
34 1 Geneigte Dächer
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 35
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
36 1 Geneigte Dächer
net. Die Lage der Binder ist vom Grundriss (Ge- Gegen dieses Anfallsgebinde legen sich die Grat-
bäudetiefe, unterstützende Wände) und der sparren mit ihren Schmiegen stumpf an (Bild 1.52
Dachneigung (Sparrenlänge) bzw. der Binder- Punkt C, Verbindung durch Sparrennägel). Ist
form (Anzahl und Lage der Pfetten) abhängig. Die eine Firstpfette vorhanden, so werden die Grat-
Binderstiele sollten bei Holzbalkendecken auf sparren auf diese Pfette aufgeklaut. Durch den
tragenden Wänden stehen. Wird eine Firstpfette Anfallspunkt braucht dann kein Sparrengebinde
im Anfallspunkt von einem Binder unterstützt zu gehen. Die Gratsparren haben einen fünfecki-
(Bild 1.50a und e), entfällt dort das einseitige gen, der Dachneigung entsprechend oberseitig
Kopfband (Längsaussteifung durch Walmfläche). abgedachten Querschnitt. Die Gratsparren sind
Wirtschaftlicher ist es oft, den Binder so aufzustel- im Allgemeinen 2 bis 4 cm breiter als die übrigen
len, dass das auskragende Pfettenende vom Sparren. Die Höhe soll so bemessen werden, dass
Kopfband unterstützt wird (Bild 1.50b, c, d). Dabei die Schiftsparren (das sind die Sparren, die am
wird eine etwaige Walmpfette auf das Kragende Gratsparren enden) sich mit ihrer vollen oberen
aufgeblattet (Bild 1.50d) oder aufgekämmt. Wird Endfläche, der Schmiege, an die Seitenflächen
der auskragende Teil der Mittelpfette zu lang, des Gratsparrens anlegen können. Gratsparren
muss er durch Eckstiele unterstützt werden (Bild dürfen nicht ausgewechselt werden.
1.50e). Guter Eckverband entsteht durch auf den Kehlbalkenkonstruktionen können für Walmdä-
Pfettenkranz aufgebolzte oder mit Versatz einge- cher über Massivdecken eine konstruktiv einfa-
setzte Diagonalhölzer, die Längs- und Walmpfet- che Lösung darstellen. Über Holzbalkendecken
ten horizontal miteinander verbinden (Bild 1.51 ergeben sich jedoch bei traditioneller Technik
Punkt A). aufwändige Zimmerarbeiten. Nach der Walmsei-
Die Hauptkonstruktionshölzer der beiden Seiten- te wird ein Stichgebälk angeordnet, das die hori-
teile sind die Gratsparren, die im Anfallspunkt zontalen Kräfte der in der Walmfläche liegenden
stumpf zusammentreffen. Ist keine Firstpfette Sparren auf einen verstärkten Randbalken der
vorhanden, so muss im Anfallspunkt ein Sparren- Decke überträgt. Die Stichbalken werden mit
gebinde (Anfallsgebinde) angeordnet werden. dem letzten durchgehenden Balken der Decke
1.2 Dachtragwerke aus Holz 39
1.51 Pfetten-Walmdach mit dreifach stehendem Stuhl (Firstsäule steht auf Tragwand, Stiele der Mittelpfetten abgestrebt)
durch schwalbenschwanzförmiges Blatt verbun- derlichen Fallrohre sind jedoch formal schwierig
den (Bild 1.52 Punkt A). einzuordnen. Schräg entlang dem Ortgang ge-
Beim Krüppelwalmdach (Bild 1.53), einer beson- führte Ableitungen dürften wohl immer die ge-
ders im norddeutschen Küstengebiet verbreite- stalterisch und auch technisch schlechteste Lö-
ten Dachform, wird nur der obere Teil des Giebels sung darstellen. Meistens wird daher das Rinnen-
abgewalmt. Bei Kehlbalkendächern liegt die wasser über gebogene Rohrstutzen auf die
Traufe der Walmfläche dann meist in Höhe der Hauptdachfläche geleitet.
Kehlbalkenlage.
Dächer über zusammengesetztem Grundriss
Kleine Krüppelwalmflächen werden meistens
ohne Entwässerung ausgeführt. Bei größeren Flä- Treffen zwei gleich breite Gebäudeteile mit glei-
chen sind Dachrinnen unvermeidlich. Die erfor- cher Dachneigung zusammen, so schneiden sich
1.2 Dachtragwerke aus Holz 41
1.52 Kehlbalken-Walmdach1)
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
42 1 Geneigte Dächer
die beiden äußeren Dachflächen in einer Gratli- Die Mittelpfetten werden entweder in gleicher
nie, die beiden inneren Dachflächen in einer Kehl- Höhe herumgeführt oder besser dort, wo sie
linie, die beide bis zum First durchgehen. zusammentreffen, übereinandergelegt. Die
Wenn keine Firstpfette vorhanden ist, werden Pfette des einen Daches kann als Spannriegel
Grat- und Kehlsparren durch Scherzapfen mitein- für den Binder des anderen Daches benutzt
ander verbunden. Kehlsparren sind etwa 14/20 werden. Die Gebäudeteile werden auf diese
bis 16/22 cm dick; sie werden oberseitig der Nei- Weise fest miteinander verbunden. Sind die
gung der beiden Dachflächen entsprechend aus- Gebäudeteile ungleich breit, so kann man ver-
gekehlt (Bild 1.54b Punkt A) oder behalten recht- suchen, die Binder so anzuordnen, dass die
eckigen Querschnitt (Bild 1.54b Punkt B). Im ers- Verlängerung der Walmpfette des großen Da-
teren Falle legen sich die Schiftsparren seitlich an ches die Firstpfette für das kleine Dach ergibt
den Kehlsparren und werden durch Nagelung (Bild 1.55).
befestigt; im zweiten Falle stützen sich die Schift- Geneigte Dächer lassen sich auch über kompli-
sparren mit einer Klaue auf den Kehlsparren. Die zierten, auch nicht rechtwinklig orientierten
letztere Ausführung ist umständlicher, aber fes- Grundrissen – u. U. mit verschieden geneigten
ter. Der Kehlsparren wird durch die Schifter belas- Teilflächen – errichten. In jedem Fall aber müs-
tet und muss daher bei größerer Länge durch sen alle dabei entstehenden Anschnitte an Trau-
eine Strebe unterstützt werden. fen, Ortgänge, aufgehende Bauteile sowie alle
1.2 Dachtragwerke aus Holz 43
1.55 Pfettendach über zusammengesetztem Grundriss. Die Gebäudeteile sind verschieden breit, Pfetten a liegen
auf Pfetten b
Kehlen, Grate und Verfallungen für die Planung ner Materialien (Folien, Dichtungsmassen usw.)
geometrisch genau erfasst werden. für manche Problempunkte hilfreich sein kann,
Die sich daraus ergebenden Dachkonstruktionen sollten immer konstruktive Lösungen vorgezo-
sind immer im Zusammenhang mit der Dachde- gen werden.
ckung zu entwerfen. Nur mit kleinformatigen De- Bei der Planung der Kehlen in zusammenge-
ckungsarten (Schiefer, Biberschwänze u. Ä.) kön- setzten Dachformen muss auf die einwandfreie
nen die sich oft ergebenden komplizierten An- Ableitung von Niederschlagwasser besonders
schlüsse und Übergänge befriedigend gelöst geachtet werden. Vor allem, wenn Niederschlag-
werden. wasser aus verschiedenen höher gelegenen
Die Lösung aller entstehenden Detailfragen, ins- Dachflächenteilen anfällt, müssen die Quer-
besondere alle Übergänge zwischen Ort- und schnitte erforderlicher Kehlrinnen (s. Abschn.
Traufgängen, Anschlüsse von Graten und Kehlen 1.7.2) bereits bei der Dimensionierung der Kehl-
– ggf. auch an aufgehenden Bauteilen – sollte kei- sparren und bei der Planung der Schifteran-
nesfalls der Improvisation auf der Baustelle über- schlüsse (Bild 1.54b Punkte A und B) berücksich-
lassen werden. Obwohl die Verwendung moder- tigt werden.
44 1 Geneigte Dächer
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 45
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
46 1 Geneigte Dächer
zen fest verbunden waren. Alle 4 bis 5 m wurden Faustregel zur überschlägigen Ermittlung der
die Gratsparren durch Zangen zusammengehal- Holzdicken in cm:
1 ten und ebenso wie die Zwischensparren durch Sparrenhöhe =5+2L
liegende Stühle aus Schwelle, Rähm und gekreuz- Stiel =7+2L
ten Streben unterstützt, denn Zugkräfte konnten Pfettenhöhe =9+2L
vom Turmmauerwerk kaum übernommen wer- Breite : Höhe =5:7
den. Das Eigengewicht der sogenannten „Moller- L = freie Länge des Holzes in m
schen Konstruktion“ war jedoch so groß, dass der (bei Pfetten und Sparren)
Turmhelm dem Winddruck ohne zu kippen wi-
derstehen konnte (Bild 1.57). Ausgebaute Dachräume
Neuere Turmdachkonstruktionen bestehen nur Bei ausgebauten Dachräumen sind nach den An-
aus den Hölzern, die als Traggerüst für die Dach- forderungen der Energieeinsparverordnung er-
haut dienen. Die Standfestigkeit der Konstruktion hebliche Dämmstoffdicken zu berücksichtigen.
wird dadurch gewährleistet, dass die bei Wind Die Höhendimensionierung der Sparren wird
anfallenden Zugkräfte über Zugstöße der Hölzer häufig nicht allein durch die Bemessung hinsicht-
und Stahlanker auf die Wände des Turmschaftes lich der Tragfähigkeit sondern durch die erforder-
übertragen werden. Den Turmhelm bildet ein py- lichen Dämmstoffdicken bestimmt. Wenn die
ramidenförmiges Raumfachwerk mit den Grat- Wärmedämmung unbelüftet ganz oder teilweise
sparren als Tragpfosten, die unten von einem zwischen den Sparren eingebaut wird, ergibt sich
Schwellenkranz zusammengefasst werden. Un- meistens ein erforderliches Höhenmaß der Spar-
tereinander sind die Gratsparren durch Streben ren von ca. 20 bis 26 cm. Bei hinterlüfteten Wär-
zu steifen Flächen verbunden. Der horizontalen medämmungen sind evtl. noch höhere Sparren
Aussteifung dienen Pfettenkränze, die durch Zan- nötig (vgl. Abschn. 1.9.2).
gen gegen Verschieben gesichert sind (Bild 1.58).
Das Zurichten der Grat-, Kehl- und
Sehr vereinfachte Turmdachkonstruktionen wer- Schiftsparren (Schiftungen)
den durch Verwendung von geleimten Holzscha-
Die Abmessungen, Querschnittsformen, Schmie-
len möglich, die durch mehrschichtige, geleimte,
geflächen und Klauen können bei Grat- und Kehl-
horizontal liegende Rahmen ausgesteift werden.
sparren und z. T. auch bei den Schiftsparren nicht
Diese Turmhelme sind so leicht, dass sie auch auf
unmittelbar aus den Querschnittszeichnungen
dem Werkplatz fertig montiert, teilweise gedeckt
des Daches entnommen werden.
und dann mit Kränen auf den massiven Turm-
schaft gehoben werden können (Bild 1.59). Mit Schiftapparaten werden die Sparrenlängen
sowie Lage und Größe von Klauen und Schmie-
gen mechanisch an verschieblichen rechtwinkli-
Handwerkliche Ausführung
gen Dreiecken zusammengesetzten Metallmaß-
Abmessungen stäben ermittelt und auf den Hölzern angerissen
Auch bei einfachen Kehlbalken- und Pfettendä- („ausgetragen“).
chern in zimmermannsmäßiger Konstruktion Insbesondere für das Zurichten großer Holzquer-
sind in der Regel alle Hölzer statisch zu berech- schnitte, z. B. aus Brettschichtträgern, werden
nen. Für Dächer mittlerer Spannweite ergeben rechnergestützte Zuschnittmaschinen einge-
sich aus statischer Sicht etwa folgende Holzab- setzt, mit denen die erforderlichen Abmessungen
messungen: der Hölzer und die Schnittwinkel direkt aus Zeich-
nungen ermittelt werden können.
Sparren 8/12 bis 10/16 cm
Kehlbalken 8/14 bis 10/20 cm Bohlenschiftung
Zangen 6/14 bis 8/16 cm Kleine Satteldächer, deren Dachraum nicht ge-
Rähme 14/18 bis 14/22 cm nutzt wird, können an größere Dachflächen auch
Mittelpfetten 12/20 bis 14/20 cm ohne Kehlsparren angeschlossen werden. Die
Firstpfetten 14/16 bis 14/18 cm Schiftsparren des Nebendaches setzen sich mit
Kniestockpfetten 12/14 bis12/16 cm ihren Schmiegeflächen auf entsprechend zuge-
Kniestockstiele 12/12 cm richtete Bohlen, die auf die durchgehenden Spar-
Stiele unter den ren des Hauptdaches aufgelegt und durch Nägel
Rähmen und Pfetten 12/12 bis 14/14 cm befestigt werden. Die Bohlen sind 6 bis 8 cm dick
Streben 14/16 cm und müssen so breit sein, dass sich die Schiftspar-
Kopfbänder 10/10 bis 10/12 cm ren der Gaube voll auflegen lassen (Bild 1.60).
1.2 Dachtragwerke aus Holz 47
1.62 Brettschichtträger
a) Rechteckprofil
b) mögliche Trägerformen
c) Eckausbildungen für Hallenbinder (biegesteife Rahmenecken):
Gebogen geleimter Binder; Eckverbindung durch Keilzinkung;
Träger zwischen Doppelstützen; Anschluss durch Stabdübelkreis
50 1 Geneigte Dächer
Wellstegträger
Als Leichtausführung der Vollwandträger sind die
Wellstegträger zu betrachten (Bild 1.66).
1.66 Wellstegträger (Stegdicke 4 bis 7 mm)
Bei ihnen wird der aus 4 bis 7 mm dickem, ver-
leimtem Sperrholz oder Stahl-Wellblech herge-
stellte Steg maschinell in die sinuswellenförmig simse u. Ä. werden in Form von Zangen ange-
ausgefrästen Nuten der Gurthölzer eingepresst bracht, die sich unter Verwendung von Füllhöl-
und verleimt. Ziel der wellenförmigen Stegform zern an beide Seiten des Wellstegs anlegen.
ist eine Verbesserung der Festigkeit gegen Aus- DSB-Träger sind als Sparren und Pfetten bis zu
beulen. Wellstegträger werden in Dachtragwer- Längen bzw. Stützweiten von 12 und 15 m zuge-
ken ähnlich wie übliche Vollholzquerschnitte ein- lassen. Die Gitterstreben sind hier mit Zinken in
gebaut. An Knotenpunkten, in denen Druckkräfte die parallel oder geneigt zueinander verlaufen-
zu übertragen sind, werden Pfetten oder entspre- den Gurte geleimt. Mit verschieden breiten Ober-
chende Anschlussteile so ausgeschnitten, dass und Untergurten werden je nach Beanspru-
die Krafteinleitung über die Gurte der Wellsteg- chungsmöglichkeit Träger mit Doppel-, Dreifach-
träger möglich ist (s. Bild 1.67). Auskragende Ge- und Vierfachstreben hergestellt (Bild 1.68).
1.2 Dachtragwerke aus Holz 51
Holzverbindungen
Bei ingenieurmäßig konstruierten Holzbauwer-
ken werden die herkömmlichen handwerklichen
Holzverbindungen hinsichtlich einfacherer und
maschineller Herstellungsmöglichkeiten sowie
höherer Belastbarkeit durch ähnliche, jedoch ver-
einfachte Anschlüsse ersetzt. In der Regel wird Zur einfacheren Herstellung der Knotenpunkte
die Tragfähigkeit derartiger Versatzanschlüsse werden Versätze auch durch aufgenagelte oder
durch Nagelungen, Dübel und Bolzenverbindun- aufgedübelte Laschen oder Knaggen ersetzt, 1
gen verbessert. kombiniert mit Bolzenverbindungen oder gena-
Außerdem werden moderne Verbindungstechni- gelten Verbindungslaschen (Bild 1.72).
ken (z. B. Verleimungen) und Verbindungsele- Vielfach werden die Anschlussknoten für Druck-
mente wie Stahlbleche und spezielle Knotenver- und Zugstäbe durch Doppelprofile in Verbin-
bindungen eingesetzt. dung mit verbolzten Dübeln vereinfacht (Bild
1.73).
Weiterentwickelte
Zimmermannsverbindungen Anschlüsse von Zugstäben sind in der gleichen
Beim Anschluss von Druckstäben durch Versatz Weise oder mit Stabdübeln möglich (Bild 1.74a
wird die Tragfähigkeit durch Verbreiterungen der und b) oder werden bei Verbindung von Einfach-
anzuschließenden Hölzer und zusätzlichen Ein- profilen mit Nagellaschen ausgeführt (Bild 1.74c).
satz von Dübeln (Bild 1.71a) verbessert oder die Stoßverbindungen werden mit Hilfe genagelter
herkömmlichen Versätze werden durch aufgedü- oder verbolzter Laschen hergestellt oder durch
belte Laschen gebildet (Bild 1.71b; Dübel, Bolzen- Stabdübel in Verbindung mit Knotenblechen aus
und Nagelverbindungen s. S. Bilder 1.71 ff. Stahl (Bild 1.75).
1.73 Knotenpunkte durch Doppelprofile gebildet (Verbindung durch Bolzen in Verbindung mit Dübeln,
s. Bilder 1.80 bis 1.85)
a) Zugstab als Doppelprofil, b) Druckstab als Doppelprofil
1.74
Anschlussmöglichkeiten von Zugstäben
Z = Zugstab, G = Gurtstab, D = Druckstab
a) Anschluss von zweiteiligem Zugstab mit Dübeln
b) Anschluss eines zweiteiligen Zugstabes mit
Stabdübeln
c) Anschluss eines einteiligen Zugstabes durch
genagelte Laschen aus Baufurnierplatten (BFU)
1.75
Stoßverbindungen
a) genagelter Zugstoß mit
außen liegenden Laschen
b) Zugstoß mit Dübeln und
außen liegenden Laschen
c) Zugstoß mit Stabdübeln
(s. Bild 1.93f.) und innen-
liegendem Stahlblech
1 Nägel
2 Dübel
3 Stabdübel
4 innenliegendes Stahlblech
1.2 Dachtragwerke aus Holz 55
1) „Gerberträger“ ist ein 1866 patentierter Gelenkträger aus dem Brückenbau, benannt nach dem Deutschen Ingenieur Heinrich
Gottfried Gerber (1832–1912)
1.86
Fachwerkknoten mit außen liegenden
Stahllaschen und einseitigen Dübeln
58 1 Geneigte Dächer
1.88 Schraubenbolzen
Tabelle 1.91 Maße der gebräuchlichsten Sechskantschrauben und Scheiben (für den Holzbau) in mm
Tabelle 1.95 Mindestabstände von Stabdübeln gem. DIN EN 1995-1-1 und DIN EN 1995-1-1/NA
1.2 Dachtragwerke aus Holz 61
1.96a Anordnung von Stabdübeln: Länge des 1.96b Anordnung von Stabdübeln: Länge des
Stabdübels wie die Gesamtdicke der Hölzer Stabdübels kleiner als die Gesamtdicke der Hölzer
(Brandschutz)
1 eingeleimte Holzscheiben
1.107
Fachwerkträger in „Greim“-Bauweise:
eingeschlitzte dünne Stahl-Knotenbleche,
Anschluss mit Nägeln
1.108 Gang-Nail-System
a) Gang-Nail-Platte, b) Fachwerkbinder
teilen auf die erforderliche Nagellänge vorzu- derzulassungen geringere Nagelabstände sowie
bohren (Bohrlochdurchmesser = Nageldurch- höhere Scher- und Ausziehbeanspruchungen er-
messer). Es werden Verbindungen mit innen oder lauben.
außen liegenden dünnen (t 0,5 dN) bzw. dicken
(t 1,0 dN) Stahlblechen unterschieden. Stahlblech-Holz-(Lochplatten-)Verbindungen
Bei Blechdicken unter 5 mm ist Korrosionsschutz In Verbindung mit Lochplatten und den ver-
nach DIN EN ISO 12 994-2 und -5 stets erforder- schiedensten Spezial-Nagelverbindungen kann
lich. Bei druckbeanspruchten Blechen ist auf eine die Herstellung sowohl konstruktiver wie auch
ausreichende Beulsicherheit zu achten. statisch beanspruchter Holzverbindungen er-
Bei Verbindung von Furnierplatten mit Vollholz heblich rationalisiert werden. Spezielle Stahl-
haben in der Regel die Furnierplatten den Anfor- blech-Lochplatten werden verwendet in ge-
derungen nach DIN EN 315 – Sperrholz der DIN schlossenen Systemen wie z. B. bei den Knoten-
EN 14 374 – Furnierschichtholz und der DIN EN 13 blechen in Fachwerkbindern der „Greim“-Bau-
986 – Holzwerkstoffe zu entsprechen. weise1) (Bild 1.107). Hierbei handelt es sich
Die in diesem Abschnitt behandelten Möglichkei- um eine Stahlblech-Holz-Nagelverbindung für
ten für die Herstellung von Nagelverbindungen
mit glatten Nägeln gemäß DIN EN 10 230-1 wer- 1) Die Bauweise wurde von dem deutschen Ingenieur Walther
den erheblich erweitert, wenn Spezialnägel (Bild Greim entwickelt (patentiert 1959) und ist in fast allen
1.103) verwendet werden, die auf Grund von Son- Ländern Europas patentrechtlich geschützt.
66 1 Geneigte Dächer
Fachwerkträger, bei der mehrere Knotenbleche die beidseitig maschinell in die jeweils gleich di-
(1,0–1,75 mm) in Sägeschlitze, die in die Holz- cken Konstruktionshölzer eingepresst werden
querschnitte eingesägt sind eingelegt und mit („Gang-Nail“-System1), Bild 1.108). Die Konten-
Nägeln nicht vorgebohrt verbunden werden. punkte der Gurte und Streben werden hierbei
Auf Grund behördlicher Einzelzulassungen wer-
den leichte Fachwerkbinder (Nagelplatten- 1) Die Bauweise wurde von dem amerikanischen Ingenieur
binder) oder andere Tragwerksteile auch mit John Calvin Jureit (1918–2005) entwickelt (patentiert 1955)
Hilfe von besonderen Nagelplatten hergestellt, und ist in vielen Ländern patentrechtlich geschützt.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 67
mittels verzinkten Stahlblechen außenseitig ver- Schließlich sind die vielfältigen konstruktiven
bunden. und gestalterischen Möglichkeiten zu erwähnen,
Im Übrigen werden im modernen Holzbau die die sich aus der Verwendung speziell hergestell- 1
traditionellen arbeits- und lohnaufwändig herzu- ter Stahlgussteile ergeben. Sie werden in zahlrei-
stellenden Zimmermannsverbindungen fast voll- chen Formen hergestellt.
ständig von Stahlblech-Holzverbindungen ver- Für hoch beanspruchte Anschlüsse von Zugstä-
drängt. Für praktisch alle vorkommenden Verbin- ben aus Rundstahl oder Stahlseilen an Holzbau-
dungspunkte zwischen Konstruktionshölzern teile gibt es zahlreiche serienmäßig oder speziell
und auch zwischen Holzbauteilen und Unterkon- gefertigte Knotenverbindungen (Bild 1.113). Das
struktionen, (z. B. für Anschlüsse an Ringanker, für in Bild 1.114 gezeigte Anschlusssystem ermög-
Pfettenauflager, Holz-Stahlverbindungen usw.) licht die Verbindung verschiedener in einer Ebe-
gibt es nagel- oder schraubbare verzinkte Stahl- ne liegender Zugstäbe z. B. im Kreuzungspunkt
blech-Formteile, von denen in den Bildern 1.109 von Aussteifungsdiagonalen.
und 1.110 im Rahmen dieses Abschnittes nur ei- Ein Ausführungsbeispiel für einen Dachbinder
nige Beispiele gezeigt werden können. aus einer Kombination von Holzsparren, An-
Zur Verbesserung der Kraftübertragung können schlüssen aus Profilstahl und zugbeanspruchten
bei Knotenanschlüssen Nagelplatten mit Bolzen- Stahlseilen ist in Bild 1.115 dargestellt.
verbindungen kombiniert werden (Bild 1.111). Aus der großen Anzahl von Ausführungsmöglich-
Für rechtwinklige Stabanschlüsse können spezi- keiten für räumliche Holz-Gussstahl-Kombinatio-
elle kaum sichtbare Hakenplatten-Verbindungen nen zeigt Bild 1.116 zwei Beispiele.
in Frage kommen (Bild 1.112).
1.113 Anschluss von Zugstäben durch 1.114 Knotenring für Zugstabanschlüsse (Rodan®)
Gussformteil (Detec)
68 1 Geneigte Dächer
des Schwindens des Bauholzes und für den Fall weitgespannte, ebene Tragwerke in Form von
der Nachgiebigkeit von Verbindungsmitteln bei Trägerrosten hergestellt werden, in denen sich
1 der Ausführung um etwa 1/200 der Spannweite die einzelnen Träger rechtwinklig oder sternför-
zu überhöhen. mig schneiden. Rosttragwerke können in Leim-
Als Verbindungsmittel kommen vor allem Bolzen bauweise dadurch hergestellt werden, dass die
mit Dübeln oder Nagelung in Frage. Brettlagen von Brettschichtträgern abwechselnd
überlappend an Kreuzungspunkten durchlaufen
Alle Verbindungsmittel sind möglichst symmet-
(Stapelbauweise). Bei einer derartigen Herstel-
risch zur Stabachse vorzusehen. Bolzenverbin-
lung sind wegen der Transportprobleme jedoch
dungen sollen so angeordnet sein, dass ein spä-
nur begrenzte Abmessungen der Gesamtelemen-
teres Nachziehen möglich ist.
te möglich.
In Bild 1.118 ist als Beispiel ein Fachwerkbinder in
In den meisten Fällen werden die Rostträger
Dübeltechnik gezeigt.
durch Knotenblech-Kreuze oder -Sterne so unter-
Genagelte Binder können bei Abständen von 4,00 einander verbunden, dass Rosttragwerke auf
bis 5,00 m als Pfettenauflager bzw. als Auflager Quadrat-, Rechteck- oder Vieleckrastern entste-
von Sparrenpfetten (Koppelpfetten) dienen. hen. Die Feldgrößen werden so bemessen, dass
Genagelte Bretterbinder – katalogmäßig verfüg- für die Ausfachung übliche Vollholzquerschnitte
bar oder speziell werksmäßig hergestellt – bieten bei Holzlängen von 4 bis 5 m verwendet werden.
u. U. aber auch wirtschaftliche Lösungen, wenn Diese Sekundärträger werden dabei meistens in
sie in leichter Ausführung in üblichen Sparrenab- wechselnden Spannrichtungen eingebaut, so
ständen von ca. 70 bis 80 cm direkt die Dachde- dass die Hauptträger jeweils nur einseitig belas-
ckungen tragen. Zu beachten ist die sorgfältige tet werden (Bild 1.120).
Längsaussteifung, wenn die Möglichkeit von
Windeinwirkung senkrecht zur Binderachse be- Räumliche Tragwerke
steht (Bild 1.119).
Als Weiterentwicklung der in den vorangegange-
Für die stützenlose Überspannung großer Räume nen Abschnitten dargestellten Tragwerksarten
werden Fachwerkbinder auch als Bestandteil von sind in Verbindung mit modernen Befestigungs-
Rahmenkonstruktionen eingesetzt. Hierfür muss mitteln gestalterisch sehr interessante Tragwerke
auf weiterführende Literatur verwiesen werden. für große Spannweiten entwickelt worden. Die
eindeutige Typisierung ist in den meisten Fällen
Rosttragwerke nicht möglich, weil es sich vielfach um Misch-
Aus Vollholzprofilen, Brettschichtträgern und formen statischer Systeme handelt. Aus der gro-
auch aus vorgefertigten Gitterträgern können ßen Fülle der nach den verschiedensten Bauprin-
1) Die im Bild angegebenen Holzdimensionen sollen als Anhalt dienen. Sie sind in jedem Fall durch Standsicherheitsnachweis
zu ermitteln.
1.2 Dachtragwerke aus Holz 71
1.118 Fortsetzung
72 1 Geneigte Dächer
1.119
Genagelte Fachwerk-Brettbinder mit
Koppelpfetten für Wellplatten-Dachdeckung11)
Nadelholz Sortierklasse S 10
Nägel: 34 × 90 und 38 × 90
Binderabstand 1,00 m
(Umfassungswände: Stahl-
beton-Rahmenkonstruktion)
1) s. Fußnote auf S. 70
1.2 Dachtragwerke aus Holz 73
1.120
Rosttragwerke (Trägerroste) aus Holz
a) orthogonales System
b) Grundriss eines orthogonalen Systems
c) Stahlkreuz für biegesteife Knotenverbindung
d) Verschweißte Knotenbleche für sternförmige
Rosttragwerke
e) polygonales System
zipien ausgeführter Projekte können im Rahmen blechen und Stabdübeln ausgeführt. Trotz der
dieses Werkes nur einige typische Beispiele ge- Gesamt-Spannweite von über 27 m ist bei dem
zeigt werden. Hauptträger ein Brettschichtprofil von nur
Bei der in Bild 1.121 schematisch dargestellten 0,25/1,20 m ausreichend.
Tragwerkskonstruktion über einem Versamm- Um die für die stützenfreie Überspannung eines
lungsraum ist der Hauptträger durch ein pyrami- anderen weiträumigen Versammlungsgebäudes
denartiges Sprengwerk unterstützt. Die Widerla- in Betracht gekommenen großen Trägerquer-
ger werden von Bauteilen gebildet, die durch schnitte bei Spannweiten bis 34 m zu vermeiden,
benachbarte Flachdach- bzw. Deckenscheiben wurden die Hauptträger in räumliche Fachwerke
ausgesteift sind. aufgelöst (Bild 1.122). Bei den aus Einzelrahmen
Die Felder zwischen den Hauptträgern sind durch mit quadratischem Querschnitt gebildeten Fach-
geschiftete Zwischenträger überbrückt. Alle werkträgern werden die Zugkräfte durch para-
Stabanschlüsse sind mit eingeschlitzten Knoten- belförmig gespannte Untergurte aus Stahlrohren
74 1 Geneigte Dächer
1.121 Räumliches Tragwerk mit abgestütztem Hauptträger; schematische Darstellung des Tragwerkes und Innenansicht
(Architekt: Prof. D. Neumann, Erzhausen)
1 Durchlaufträger (ca. 27 m Spannweite), unterstützt durch Kehlträger
2 Nebenträger (im Schnittpunkt gestoßen)
3 Kehlträger als Druckstab, abgestützt auf unverschiebliche Auflager (angrenzende Bauteile)
1.122
Räumlicher Fachwerkträger mit Zugbändern aus Stahl,
Obergurte (Pfetten) aus Brettschichtholz (Architekten:
P. Faller und C. Muschalek, Stuttgart)
1 Obergurte
2 Fachwerkrahmen
3 Diagonalstiel
4 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für seitliche
Untergurte (45 mm)
5 parabelförmig gespannter Stahl-Zugstab für mittl.
Untergurt (64 mm)
6 Diagonalverspannungen
7 Nagel- und Verbindungslaschen
1.2 Dachtragwerke aus Holz 75
1.123 Aus unterspannten Trägern zusammengesetztes räumliches Tragwerk (Architekt: E. Ritz, Viechtach)
a) Übersicht (vereinfacht), b) Knotenpunkt A
1 Untergurt 4 räumliche Knotenbleche
2 Druckstreben 5 Stabdübel
3 Diagonalstab 6 Nagelung
1.125 Schalenartiges Tragwerk mit mehrfach gekrümmten Brettschichtträgern; Zentralstützen aus zusammengesetzten
Profilen (Entwurf und konstruktive Bearbeitung: Prof. F. Wenzel, B. Frese und R. Barthel, Karlsruhe; Architekten:
R. und I. Geier, Stuttgart)
a) Innenraum mit Stützenbündel
b) Prinzipskizze der Dachkonstruktion
c) Schnitt (Ausschnitt)
Tab. 1.126 Korrosionsschutz, Aufgaben und Schichtdicken je nach Beschichtungssystem und Schutzdauer gem. DIN EN ISO
12 944-5
Anzahl der Beschichtung Sollschichtdicke Aufgaben 1
Schichten Überzug je Schicht in μm
1 Fertigungsbeschichtung 15 bis 30 Schutz der Stahlbauteile während Lagerung
(FB) Fertigung und innerbetrieblichem Transport
1 bis 2 Grundbeschichtung 40 bis 400 Schutz der Stahloberfläche gegen Korrosion
(GB) je nach Korrosivitätskategorie (C2–C5)
1 bis 2 Deckbeschichtung 40 bis 500 Schutz der Grundbeschichtung bzw. in besonderen Fällen
(DB) der Feuerverzinkung vor aggressiven Stoffen je nach der
Korrosivitätskategorie (C2–C5)
1 Feuerverzinkung 50 bis 85 Schutz der Stahloberfläche vor Korrosion
(Stückverzinkung) (360 bis 610 g/m2)
1) s. auch Abschn. 7.4.3 in Teil 1 des Werkes 1.127 Leichter, aus Blech verschweißter Träger
78 1 Geneigte Dächer
1.131b
1.131a
1.131
Unterspannter Profilträger
a) Unterspannung,
b) einfache und doppelte
Unterspannung
c) verglaste Dachfläche auf
unterspannten Pfetten
aus Vierkantstahlrohren
(Architekten:
Kammerer & Belz, Kucher
und Partner, Stuttgart) 1.131c
80 1 Geneigte Dächer
1.132a 1.132b
1.132c 1.132d
1.132 Leichte Stahlfachwerkträger
a) Stahlfachwerk aus T-Profilen und aus Winkeln
b) R-Träger aus gebogenen Rundstählen zwischen Gurten aus T-Profilen
c) Vollautomatisch hergestellte X-Träger aus kalt verformtem Stahlblech
d) Fachwerk aus Stahlrohren
knicken der Konstruktion zu verhindern hat. Die Ausschnitt und Details für eine weitgespannte
Zugkräfte nehmen leichte Profilstähle oder verglaste Dachfläche auf Pfetten aus Vierkant-
Spannseile auf. In Verbindung mit druckbean- stahlrohren dienen (Bild 1.131c).
spruchten Stäben kommen große, statisch güns-
tige „Profilhöhen“ der Gesamtkonstruktion des Fachwerkträger
unterspannten Trägers zustande. Anstelle von Profilträgern oder von unterspann-
Als Beispiel für die vielfachen konstruktiven und ten Trägern können leichte Stahl-Fachwerkträger
gestalterisch anspruchsvollen Möglichkeiten des bei größeren Spannweiten als Hauptträger oder
Bauens mit unterspannten Trägern sollen ein als Trägerpfetten sehr wirtschaftlich sein.
1
1.134
Trapezgroßprofile (HOESCH)
1 mehrlagige Abdichtung
2 Wärmedämmung
3 Dampfsperre
4 Trapezblech
5 Stützelemente
6 Unterkonstruktion
nen auf Stützen aus Stahl oder Stahlbeton oder sern auf Spezialbefestigungen sind möglich. Einige
direkt auf Gründungspunkte aufgesetzt werden. Konstruktionsdetails sind in den Bildern 1.138a bis
1 Ebene räumliche Fachwerke aus Stahlstäben ba- d gezeigt.
sieren auf geometrischen Polyeder-Strukturen.
Sie werden vor allem aus Kombinationen von Ok-
taedern mit Tetraedern gebildet (Bild 1.137a und 1.4 Massivdachkonstruktionen
b). Durch Variationen der Stablängen lassen sich
auch gekrümmte, kuppelartige räumliche Trag- 1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten
werke bilden.
Bei den verbreiteten MERO-TSK-Knotensystemen Die Tragwerke von geneigten Dächern oder
werden Stahlstäbe unterschiedlicher Querschnitte Flachdächern können durch Bauelemente aus
und Abmessungen je nach statischen und geome- Porenbeton- oder Leichtbetonmassivplatten, aus
trischen Erfordernissen mit Hilfe von Verbindungs- Lochziegeln und aus Stahlbeton-Platten bzw.
knoten zu Tragwerken geformt. Die Bedachungen -Fertigteilen in den verschiedensten Ausfüh-
werden bei ebenen Tragwerksoberflächen meis- rungsarten gebildet werden.
tens auf Trapezblechkonstruktionen ausgeführt. Bei Bauteilen aus Massivplatten sind hohe Feuer-
Für gekrümmte Oberflächen kommen als Unter- widerstandsfähigkeiten (Feuerwiderstandsklassen
konstruktion für die Dachabdichtung den Teilflä- bis F90 erreichbar, vgl. Abschn. 17.7 in Teil 1 des
chen entsprechend zugerichtete Verbundplatten Werkes). Die Verbesserung des Schutzes gegen
in Frage. Auch Verglasungen aus Sicherheitsglä- Luftschallübertragung (DIN 18 005 – Schallschutz
1.139
Massivdachkonstruktionen,
Konstruktionssysteme
a) Massivelemente traufenparallel
eingebaut
b) Massivelemente giebelparallel
eingebaut
c) Montageelemente, spezielle
Anfertigung
1.4 Massivdachkonstruktionen 85
1.140
Massivdachkonstruktionen
a) Massivdachkonstruktion im
Passivhausstandard [System
Hebel] (s. hierzu auch Teil 1,
Abschn. 16.3 dieses Werkes)
1 Mineraldämmplatte MD, 260 mm
2 Porenbeton, traufenparallel
liegend verlegt auf tragenden
Zwischenwänden, 250 mm
3 Innenputz, 10 mm
4–8 Porenbetonelemente
b) Ziegelelemente,
giebelparallel verlegt
(Sparrendachprinzip)
1 Dachplatten
2 Deckenplatten
3 Ringanker mit Wärmedämmung
4 Verblendstein
5 Betonanker (Firstbalken)
c) Stahlbeton-Montagedach
1 Betonschale mit Gitterträgern als
Halbfertigteil (Plattendecke o.
„Filigranplatte“)
2 Auflager-Formteile
3 Stahlbetondecke
4 Wärmedämmung
5 Sparren mit Unterspannbahn
und Lattung
d) Massivdach System
1 Stahlbeton-Element
2 Stahlbetonauflager mit
Ringbalken
3 Traufen-Formteil
4 Wärmedämmung
86 1 Geneigte Dächer
1.142 Spannbetonträger
a) Querschnitte von Spannbetonträgern
b) Querschnitt von Spannbetonpfetten
c) Spannbeton-Binderträger mit eingehängten Spannbetonpfetten
d) Stützenanschluss
1.143 Stahlbeton-Plattentragwerke (Auflagerung und konstruktive Einzelheiten s. Abschn. 7.5 in Teil 1 dieses Werkes)
a) Trogplatte d = 35 cm, Stützweite ~ 7,50 m, d = 50 cm, Stützweite ~ 12,50 m,
b) TT-Platte
c) Auflagerung einer TT-Platte
1.145
Dachkonstruktionen aus vorgefertigten Stahlbetonelementen
a) Faltwerk, V-Element-Shed (System Züblin), b) HP-Schale (System HOCHTIEF)
dicker, vollständig bedeckender Kiesschüttung bezeichnet, bis zu der eine Deckung als regensi-
16/32 oder Bedeckung aus mindestens 4 cm di- cher gilt, d. h., bei der traufwärts fließendes Was-
1 cken Betonwerksteinplatten o. Ä. gem. DIN 4102- ser im Normalfall nicht eindringt. Es gelten fol-
4, Abschn. 8.7 sowie begrünte Dächer mit be- gende RDN (s. a. Tab. 1.151) für:
stimmten Eigenschaften) und
Ɣ „weiche“ Bedachungen, die die vorgenannte Schiefer
Widerstandsfähigkeit nicht besitzen (Bedachun- Ɣ Altdeutsche Doppeldeckung,
gen aus natürlichen Materialien wie z. B. Holz- Deutsche Schuppenschablonen,
schindeln, Stroh, Schilf, Reet sowie unbesandete Rechteckschablonendeckung t 22° (40%)
Pappen) bzw. die nicht in der Aufstellung gem. Ɣ Schablonendeckung
DIN 4102-7, Abschn. 8.7 aufgeführt sind. Weiche verschiedener Formen t 30° (58%)
Bedachungen sind nur bei Gebäuden der Gebäu-
deklassen 1–3 zulässig. Die Verwendung weicher
Bedachungen erfordert weiterhin die Berücksich- Dachplatten (Faserzementplatten)
tigung nach Gebäudeklasse unterschiedlicher, Ɣ deutsche Deckung, Doppel-
deutlich größerer Grenzabstände nach den je- deckung t 25° (47%)
weils gültigen Landesbauordnungen. Ɣ waagerechte Deckung t 30° (58%)
Für die Ausführung von Dachdeckerarbeiten gel-
ten die Vorschriften der Vergabe- und Vertrags- Wellplatten (Faserzement)
ordnung (VOB) Teil C: Allgemeine technische Ver-
Ɣ bei Plattenlängen von 1,25 bis 2,50 m
tragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) –
Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten je nach Dachtiefe (Entfernung
DIN 18 338 sowie die „Fachregeln des Zentralver- Traufe-First) t 7 bis 12° (12 bis 22%)
bandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks Ɣ Kurzwellplatten
(ZVDH) für die verschiedenen Deckungswerkstof- (Gesamtlänge 62,5 cm) t 15° (27%)
fe und -arten.“ [8].
Dachdeckungen mit Dachziegeln, Betondach- Reet- und Strohdeckung
steinen u. Ä. werden auf Lattungen ausgeführt. Ɣ Mindestdeckung t 45° (100%)
Der Dachlattenquerschnitt hängt vom Gewicht Ɣ in windreichen Gegenden t 50° (119%)
der Ziegeldeckung und vom Sparrenabstand ab.
Bei einem Gewicht von z. B. 0,55 kN/m2 (Berech- Holzschindeln
nungsgewicht für Flachdachpfannen einschl. Lat- Ɣ je nach Deckungsart etwa t 30° (58%)
tung) werden empfohlen bis:
Ɣ 70 cm Sparrenabstand 24/48 mm Lattenquer- Metalldeckungen (Zink, Kupfer)
schnitt, S13, nur bei Dachlattungsabständen Ɣ Bei Dachneigungen < 5° (12 %)
d 17 cm zulässig, sind Längsfälze zusätzlich
80 cm Sparrenabstand 24/60 mm Lattenquer- abzudichten t 3° (5%)
schnitt, S13
Ɣ 80 cm Sparrenabstand 30/50 mm Lattenquer-
schnitt, S10
Ɣ 100 cm Sparrenabstand 40/60 mm Lattenquer- 1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln
schnitt, S10. und Dachsteinen
Eindeckungen mit Schiefer, Blechbahnen oder Material
Dichtungsbahnen erfordern in der Regel eine Dachziegel stellen eine der ältesten und bewähr-
mindestens 24 mm dicke Vollschalung als flächig testen Dachdeckungen dar. Wenn bei der Her-
tragende Unterkonstruktion. Großformatige Well- stellung gute Tonerden richtig verarbeitet wer-
platten können ohne weitere Unterkonstruktio- den, können Dachziegel mehrere hundert Jahre
nen auch direkt auf Pfetten verlegt werden. überdauern. Als kleinformatiges Deckungsmate-
rial ermöglichen sie die Anpassung an praktisch
Regeldachneigungen alle Dachformen. Durch die Porosität des Ziegel-
für Dachdeckungsmaterialien: materials wird unter normalen Umständen die
Als Regendachneigung (RDN) – auch Mindest- Gefahr der Tauwasserbildung an der Unterseite
dachneigung genannt – wird eine Dachneigung der Dachhaut erheblich herabgesetzt.
1.6 Dachdeckungen 93
1
1.6 Dachdeckungen 95
Tabelle 1.151 Regeldachneigung für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen [8]
Fällen auch für den Bereich flacher Kehleinde- Sicherung gegen Flugschnee
ckungen in Frage kommen (s. auch Abschn. 1.9.3). Zwar sind einige Lösungen für Lüftungssteine,
Firstentlüftungen usw. auf dem Markt, doch ist 1
Unterdächer1) werden entweder als wasserdich- bei ungünstigen Verhältnissen der Eintrieb von
tes Unterdach (Klasse 1) oder als regensicheres Flugschnee nicht mit absoluter Sicherheit zu ver-
Unterdach (Klasse 2) mit verschweißten Bitumen- hindern.
oder verklebten Kunststoffbahnen hergestellt
und führen somit über die Funktion einer zwei- Zusatzmaßnahmen zur Windsogsicherung
ten, lediglich Wasser führenden Schicht hinaus. Bei exponierter Lage, Höhe, ungünstigen Dach-
Sie erfüllen den Zweck einer nahezu voll funk- formen und bestimmten Ausführungsarten der
tionsfähigen Dachabdichtung vergleichbar mit Dachdeckung sowie im Zusammenhang mit ge-
Flachdachabdichtungen. Dachziegel oder -steine schlossenen Deckunterlagen unterhalb der Dach-
haben hierbei eher dekorativen Charakter. Unter- deckung reicht das Eigengewicht der Dachde-
dachbahnen sind dampfdicht mit der Folge, dass, ckung vielfach nicht als Windsogsicherung aus.
sofern keine zweite Lüftungsebene oberhalb der Besonders an Dachecken und -rändern, Firsten
Wärmedämmung vorgesehen wird, die Innen- und Dachdurchdringungen (z. B. Gauben, Schorn-
ausbauschichten (Dampfsperren) absolut luft- steine) sind Zusatzmaßnahmen zur Windsog-
und dampfdicht auszuführen sind – in der Praxis sicherung erforderlich.
eine nur schwer erfüllbare Anforderung – und Bei Dachneigungen über 65° muss jeder Dachzie-
dass keine nennenswerte Baufeuchte in der Kon- gel bzw. Dachstein durch korrosionsgeschützte
struktion eingeschlossen ist. Zudem ist der Auf- Klammern, Schrauben oder Nägel befestigt wer-
wand zur Herstellung einer zweien Wasser ablei- den. Für alle anderen Dachdeckungen sind teil-
tenden Ebene (Unterdach zzgl. Dachdeckung) weise in den Landesbauordnungen und in den
hoch. Fachregeln des Dachdeckerhandwerkes die er-
Wasserdichte Unterdächer werden in ihrer Ge- forderlichen Zusatzmaßnahmen in Abhängigkeit
samtheit an allen Naht- und Stoßverbindungen von der Höhenlage und Abmessung der Gebäude
über die ganze Fläche einschl. Überdeckung der festgelegt.
Konterlattung werkstoffgerecht wasserdicht ver- Es werden 4 Windzonen nach DIN 1991-1-4/NA unter-
klebt oder verschweißt. Durchdringungen, Ein- schieden:
fassungen und Einbauteile sind regensicher aus- Windzone WZ1 (Höhe bis 800 m ü. NN; Hessen, Südwest-
zuführen. Thüringen, Rheinland-Pfalz, Bayern teilw.,
Regensichere Unterdächer werden wie vor ausge- Baden-Württemberg teilw.)
führt, jedoch wird die Konterlattung hierbei von Windzone WZ2 Höhe über 800 m ü. NN; Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen,
der Unterdachbahn nicht überdeckt. Verklebun- Bayern teilw., Baden-Württemberg teilw.
gen vertikaler Bahnstöße sind unterhalb einer Windzone WZ3 Norddeutsche Küstengebiete, Gebiete um
Konterlatte anzuordnen. Um zu verhindern, dass Rügen und Fehmarn
Wasser kapillar unter die Konterlattung eingezo- Windzone WZ4 Norddeutsche Inseln und Küstengebiete
gen werden und durch die Nagellöcher eindrin-
gen kann, muss die Konterlatte auf ein spezielles Weitere Einflüsse ergeben sich aus unterschiedli-
Nageldichtband (Butylkautschukband) gelegt chen Geländekategorien2) hinsichtlich Gelände-
werden.
2) Geländekategorie I = Offene See, Seen mit min. 5 km
freier Fläche in Windrichtung, glattes, flaches Land ohne
Vordeckungen (Behelfsdeckungen) werden häu- Hindernisse.
fig als Witterungsschutz für die Konstruktion vor Mischprofil Küste als Übergangsbereich zwischen Gelän-
freier Bewitterung während der Bauzeit vorge- dekategorie I und II
sehen. Geländekategorie II = Gelände mit Hecken, einzelnen
Gehöften, Häusern oder Bäumen, z. B. landwirtschaftliches
Gebiet
Mischprofil Binnenland als Übergangsbereich zwischen
1) Ein Unterdach ist eine Zusatzmaßnahme aus wasser- Geländekategorie II und III
dichten Werkstoffen auf einer ausreichend tragfähigen Geländekategorie III = Vorstädte, Industrie- und Gewerbe-
Unterlage. Unterdachbahnen werden mit verschweißten gebiete, Wälder
oder verklebten Naht- und Stoßausbildungen auf Voll- Geländekategorie VI = Stadtgebiete, bei denen min. 15%
holzschahlungen, Holzwerkstoffplatten oder formstabilen der Fläche mit Gebäuden bebaut ist, deren mittlere Höhe
Wärmedämmstoffen verlegt. 15 m überschreitet.
98 1 Geneigte Dächer
1.153 Randbereiche
1 Flächenbereich
2 Randbereich
3 Eckbereich
rauhigkeit, Topographie und davon abhängigen schen Einflüssen (z. B. saurer Regen), Abgasen,
vorübergehenden Windzuständen (Böenge- UV-Strahlung und Pflanzenwuchs (Moose und
schwindigkeitsdruck) sowie Schwingungsanfäl- Flechten) ausgesetzt.
ligkeiten von Bauwerken, Bauteilen, Vordächern Sie bedürfen daher der regelmäßigen Kontrolle
und Brücken. und Wartung durch den Fachmann, um die fort-
Art und Anzahl der erforderlichen Befestigungs- dauernde Funktionstüchtigkeit und die Sicher-
mittel sind für die Windzonen WZ1 bis WZ3 zu heit bei den für die Begehung und Reinigung
entnehmen. Einzelfallberechnungen sind erfor- vorhandenen Einrichtungen (Schornsteinreini-
derlich für die Windzone WZ4, für offene Gebäu- gung u. Ä. s. Abschn. 1.8.2) zu erhalten.
de mit offener Deckunterlage, Gebäude in beson-
ders exponierter Lage und bei Firsthöhen über Biberschwanzdeckung (Flachziegeldeckung)
30 m.
Biberschwanzziegel nach DIN 1304 sind recht-
In allen Fällen sind bei den Dachflächen unter- eckige Tafeln ohne Falz, deren untere Seite ge-
schiedliche Anforderungen an Eck-, Rand- und rundet, geradlinig, auch mit gestutzten Ecken
Flächenbereich zu berücksichtigen (Bild 1.153). oder halbkreisförmig ist (Bild 1.154). Am oberen
An Dachkanten (First, Ortgang, Grat, Pult) ist jeder Ende des Ziegels sitzt auf der Unterseite eine
Dachziegel bzw. Dachstein zu befestigen. Die Lat- „Nase“ zum Aufhängen auf die Dachlatten. Biber-
ten sind auf der tragenden Unterkonstruktion so schwänze werden im Format 18/38 cm herge-
zu befestigen, dass sie eine Zugkraft von mindes- stellt mit mindestens 10 mm Dicke.
tens 0,60 kN/m lotrecht zur Befestigungsebene Kleinformatige Bedachungselemente wie auch
aufnehmen können. Biberschwanzziegel haben insbesondere in der
Denkmalpflege eine Bedeutung und sind auch
Wärmedämmung
Die Ausführung der nachfolgend behandelten
Dachdeckungen ist für Dächer mit nicht ausge-
bauten Dachgeschossen vorgesehen. Bei nach-
träglich eingebrachten Wärmedämmungen ist in
jedem Fall eine Taupunktberechnung durchzu-
führen (s. Abschn. 1.9.2 und 17.5.6 in Teil 1 dieses
Werkes).
1.155
Biberschwanz-Doppeldach [8]
(Ort mit Abschluss-Formsteinen)
1.156
Biberschwanz-Kronendach [8]
bei der Eindeckung von komplizierten Dachfor- Doppelreihen, oder es werden Schlussplatten
men von Vorteil. Mit Biberschwänzen lassen sich bzw. Traufplatten verwendet (Bild 1.155).
nach alten Handwerksregeln insbesondere Keh-
len, Wand- und Gaubenanschlüsse gut lösen. Bi- Kronendachdeckung
berschwänze sind auch für komplizierte Einde- Beim Kronendach liegen die Dachziegel in allen
ckungen von Turmdächern u. Ä. gut geeignet. Bei Deckreihen doppelt (Bild 1.156). Der Dachziegel-
stark gewölbten Dachflächen werden dafür ent- bedarf ist annähernd der gleiche, das Kronen-
sprechend gekrümmte Formziegel hergestellt dach erfordert jedoch weniger Latten.
(Bild 1.158).
Das Spließdach ist eine meist noch in Baudenk-
Mit Biberschwänzen werden hauptsächlich zwei
mälern anzutreffende alte Deckungsform, bei der
Deckungsarten ausgeführt: Doppeldach (Bild
auf jede Latte nur eine Ziegelreihe Fuge über
1.155) und Kronendach (Bild 1.156).
Fuge hängt. Unter die Fugen wurden „Spließe“
(5 cm breite Kiefer- oder Eichenholzspäne, Blech-
Doppeldachdeckung oder Kunststoffstreifen) geschoben.
Auf jeder Latte hängt eine Reihe Dachziegel in
Verbanddeckung; nur die oberste Reihe am First Firste, Grate, Kehlen werden mit konischen oder
und die unterste Reihe an der Traufe liegen als zylindrischen Firstziegeln eingedeckt (Bild 1.157).
1.157
First- oder Gratziegel für Ziegeldächer
(nicht genormt)
100 1 Geneigte Dächer
1.158 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei 1.159 Gleichhüftig eingebundene Biberkehle bei
Doppeldeckung (beide Dachflächen sind in Kronendeckung
der Darstellung in eine Ebene geklappt)
1.160 Mönch- und Nonnenziegeldeckung (Schnitt: links durch Mönchziegelreihe; rechts durch Nonnenziegelreihe) [8]
Hohlpfannendeckung
Hohlpfannen sind Dachziegel, die in „S“-Form ge-
Nase zum Aufhängen auf die Dachlatten verse- wölbt sind und weder eine Längs- noch eine
hen. Die Längskanten sind an der Breitseite ge- Querverfalzung aufweisen (Bild 1.163 und 1.164)
kerbt. (DIN EN 1304). Es werden nur noch rechtsdecken-
Die Nonnenziegel müssen mit Mörtelquerschlag de Pfannen und für den linken Ortgang Doppel-
über der Nase, die Mönchziegel mit zwei Mörtel- wulstziegel (Doppelkremper) hergestellt (Bild
längsschlägen und Mörtelfüllung des Kopfes ver- 1.165).
legt werden. Zwei gegenüber liegende Ecken der Pfannen sind
Diese Deckungsart ergibt ein Dach mit hohem abgeschrägt, um die doppelte Überdeckung (in
Eigengewicht und ist wegen der zeitraubenden der Quer- und Längsrichtung) zu ermöglichen.
1.166
Hohlpfannen-Vorschnittdeckung [8]
Hohlpfannen werden in Vorschnitt- oder in Auf- Die Pfannen können entweder trocken einge-
schnittdeckung verlegt. deckt werden oder trocken mit Innenverstrich
Bei der Vorschnittdeckung (Bild 1.166) liegt Ziegel oder mit Querschlag und Innenverstrich. An der
C vor Ziegel B, bei der Aufschnittdeckung (Bild Traufe, am First und an den Stellen, wo kein In-
1.168) liegt Ziegel C auf Ziegel B. Für Vorschnitt- nenverstrich möglich ist, werden die Pfannen in
deckung wird die Langschnittpfanne, für Auf- Kalkmörtel gelegt. Ohne Innenverstrich oder
schnittdeckung die Kurzschnittpfanne verwendet Querschlag verlegte Hohlpfannen sollen mit
(Bild 1.163 und 1.164). Sturmklammern gesichert werden.
Bei Sparrenlängen 6 m (starker Wasseranfall in Flache Pfannendächer werden auch auf Unterde-
den unteren Schichten) wird die Aufschnittde- ckungen ausgeführt. Auf der Dachschalung lie-
ckung bevorzugt. gen in der Richtung der Sparren erst Streck- oder
Konterlatten (2/8 cm) und darauf parallel zur
Traufe die eigentlichen Dachlatten (3/5 cm). An
der Traufe wird eine so genannte Bundlatte ange-
ordnet, die mit Ausschnitten zur Lüftung der
Hohlräume versehen ist. Die Pfannen werden bei
dieser Ausführung nicht verstrichen.
First und Grate werden wie bei den Flachziegel-
1.167 First- und Gratziegel dächern mit vermörtelten Gratziegeln gedeckt.
1.168
Hohlpfannendach in Aufschnittdeckung [8]
1.6 Dachdeckungen 103
1.169 Flachdachpfanne
a) Längsschnitt mit Sturmklammer
b) Schnitt A–B (vergrößert)
c) Einzelheiten
1 Kopffalzteil 6 Fußfalzrippen 11 Deckfalzrippen
2 Kopffalzrippen 7 Seitenfalzteil 12 Deckfalznute
3 Kopffalznut 8 Seitenfalzrippen 13 Aufhängenase
4 Fußfalzteil 9 Seitenfalznut
5 Fußfalze 10 Deckfalzteil
1.170
Flachdachpfannendeckung [8]
104 1 Geneigte Dächer
Die Verfalzungen greifen allseitig bzw. teilweise te 200 mm (± 6 mm). Damit ergibt sich ein Ziegel-
in- oder übereinander ein, so dass sich eine sehr bedarf von 15 Stück für 1 m2 Dachfläche. Inner-
1 regensichere dichte Deckung ergibt. halb der Lieferung für ein Bauwerk dürfen sich die
Falzziegel werden trocken (ohne Vermörtelung) Deckmaße der größten und der kleinsten Ziegel
verlegt. höchstens um 2%, bezogen auf die Maße des
Pressdachziegel sind im Gegensatz zu Strang- kleinsten Ziegels, unterscheiden.
dachziegeln nicht in ihren Außenmaßen, sondern Falzpfannen können sowohl in der Decklänge als
in ihrem Deckmaß genormt. Die Decklänge be- auch in der Deckbreite gegeneinander nur inner-
trägt einheitlich 333 mm (± 10 mm), die Deckbrei- halb geringer Toleranzen verschoben werden.
1.171 Firstziegel
a) konischer First- und Gratziegel c) Lüfter-Firstziegel
b) Firstziegel mit Überfalzung d) Gratkappe
1.172 Firstentlüftung
a) Lüfter-Firstziegel (vgl. Bild 1.171c)
b) Entlüftung mit Lüfter-Formsteinen (vgl. Bild 1.180e)
1 Unterspannbahn (z. B. DELTA-Folie) 3 Dachlatte
2 Konterlattung, die die unterseitige 4 Lüftungspfanne
Belüftung der Dachziegel ermöglicht 5 Firstziegel
1.173
Pultdachfirst
1 Sparren, Sparrenende gehobelt
2 Deckenschalung
3 Wärmedämmung
4 Pfette (verankert)
5 Schalung
6 Unterdeckung (Sicherung gegen
Sprühwasser und Flugschnee)
7 Dachlattung
8 Konterlattung
9 Pultdachziegel
(Schenkel 70° bis 90° lieferbar)
10 Luftdichtheitsebene
11 Füllung zwischen den Sparren als
Schattenfuge mit Holzbrett oder
gekantetem Blech
1.6 Dachdeckungen 105
Deshalb ist bei der Planung des Daches je nach Firste und Grate werden mit besonderen First-
Fabrikat der verwendeten Falzpfannen die Dach- und Gratziegeln gedeckt. Sie können in Mörtel –
länge (Sparrenlänge) und Dachbreite unter Be-
rücksichtigung der Anschlüsse an Dachrinnen
der Dachfarbe entsprechend eingefärbt – verlegt 1
werden (Bild 1.171a und b). Firstziegel werden
und First (Maße a und b in Bild 1.170) genau zu heute jedoch meistens mörtelfrei mit Klammern
ermitteln. Nötigenfalls müssen die erforderlichen an den Sparrenspitzen (Bild 1.170, 1.171c und
Maße durch Änderungen der Dachüberstände 1.172) oder an Firstbohlen befestigt. Am Zusam-
oder der Dachneigung erreicht werden. menstoß verschiedener Grate bzw. von Graten
Die in Bild 1.169 dargestellte weit verbreitete und First müssen die Firstziegel passend ge-
Flachdachpfanne, die die wirtschaftlichen und schnitten werden, oder es werden Gratkappen
konstruktiven Vorteile der Falzpfanne mit dem Aus- verwendet (Bild 1.171d). Zur Entlüftung des
sehen der Hohlpfanne vereint, kann u. U. für Nei- Dachraumes oder der Dachkonstruktion werden
gungen ab 22° verwendet werden (Bild 1.170). Lüfter-Firstziegel verwendet (Bild 1.171c und
1.172a), Lüfter-Formsteine in Firstnähe eingebaut
1.174
Knickdachziegel (positiv),
s. auch Bild 1.180i
1.175
Kehldeckung eines
Flachdachpfannendaches
mit Formziegeln
1 Dachpfanne
2 Rinnenkehlziegel
3 Rinnenkehlziegel, Traufanhänger
4 Traufziegel
106 1 Geneigte Dächer
(Bild 1.172b) oder bei Pultdächern Abluftöffnun- chert. Der Abschluss zum Giebelmauerwerk kann
gen im Gesims eingeplant (Bild 1.173). durch den Außenputz gebildet werden. Ein Putz-
1 Übergänge zwischen verschieden geneigten
anschluss ist jedoch kaum einwandfrei herzustel-
len. Auch wegen der Rissgefahr werden besser
Dachflächen können mit Formsteinen ausgeführt Zahnleiste und Windbrett als Übergang vorgese-
werden. Dafür stehen bei den gebräuchlichen hen (Bild 1.176b). Bei Hohlpfannen, Krempzie-
Dachziegel- bzw. Dachsteinserien „positive“ (Bild geln, Falzpfannen, Beton-Dachsteinen u. Ä. bil-
1.174) oder „negative“ Knickdachziegel ein- den „Doppelkremper“ die Abschlussreihe, oder es
schließlich der erforderlichen Ortgangsteine zur werden spezielle Ortgang-Formstücke verwen-
Verfügung. det (Bild 1.176c und d). Sie bilden den Übergang
Auf diese Weise eröffnen sich Ausführungsmög- zum Giebel oder dem Ortganggesims. Weiterhin
lichkeiten für zusammengesetzte Dachflächen kann mit Profilbrettern, evtl. in Verbindung mit
mit wechselnden Neigungen, und es können da- einer Ortgangrinne ausgeführt (Bild 1.176e) oder
bei komplizierte und schadensanfällige Hilfskon- auch mit vorgefertigten Elementen gestaltet wer-
struktionen mit Blechen vermieden werden. den (Bild 1.176f).
Kehlen werden als untergelegte Kehlen ausgebil- Werden aus gestalterischen Gründen keine Form-
det, wobei die Kehle mit 40 bis 50 cm breiten ge- stücke am Dachrand gewünscht, kann der Über-
falzten Blechen, die auf Kehlbrettern aufliegen, gang zwischen Ortganggesimsen und Dachflä-
oder seltener mit Formziegeln (Bild 1.175) ge- che durch Ortgangrinnen gebildet werden, die
deckt wird. Die Anschlusspfannen werden mit der mit Überhangstreifen an der Gesimsoberkante
Trennscheibe fluchtgerecht abgeschrägt und auf anschließen. Wenn bei trapezförmigen Dachflä-
die Deckung der Kehle aufgelegt. chen die letzten Deckreihen am Ortgang schräg
anschließen, sind Ortgangrinnen unvermeidlich,
Ortgang. An den Ortgängen, den seitlichen um das anfallende Niederschlagwasser vom Ge-
Dachabschlüssen, können die letzten Deckreihen sims fernzuhalten und in die Dachrinnen abzulei-
in ungedämmten Konstruktionen in Mörtel auf ten (vgl. Bild 1.176e).
dem Giebelmauerwerk verlegt werden (vgl. Bild
1.176a). Üblicherweise werden heute auch die Wandanschluss. Schließen Dachflächen seitlich
letzten Deckreihen auf Lattungen verlegt und an Wände an, wird der Übergang durch Über-
durch Klammern, Haken o. Ä. gegen Sturm gesi- hangstreifen aus Blech- oder auch Walzbleiver-
1.176 Ortgänge
a) Biberschwanz-Kronendach: eingemörtelte Ortgangziegel
b) Krempziegel: Ortgang mit Zahnleiste
c) Dachsteine: Doppelkremper mit Zahnleiste und Windbrett
d) Falzziegel: Ortgang-Formziegel
e) Ortgangrinne
f) Ortgangabschluss mit Formteil („Herforder Dachkante“) und Ortgangrinne
1.6 Dachdeckungen 107
1.177 1
Wandanschluss seitlich
a) mit Walzblei, Kappleiste und
Putzabschlussprofil
b) Kehlrinne mit eingedichteter
Kappleiste am Sichtmauerwerk
1.182
Plattenförmiger Beton-Dachstein (BRAAS)
a) Biberstein
b) Tegalit
Dachsteine aus Beton werden auch in Biberform Die Schalung muss vollkommen trocken sein, da
mit verschiedenen Rund-, Segment- oder Ecken- nasse Schalung beim „Zusammentrocknen“ der
1 schnitten hergestellt. Für die Verlegung gelten Bretter zum Zerspringen einzelner Schiefer füh-
die gleichen Regeln wie für Tonziegelbiber (s. Ab- ren kann. Die Schalung darf nicht federn; die
schn. 1.6.2). Herzseite der Bretter liegt nach unten, dem Dach-
raum zu.
1.6.4 Schieferdeckung Großflächige Schieferplatten (z. B. bei der Engli-
schen Deckung) werden auf Latten genagelt.
Auch für regional noch übliche Dachdeckungen Zum Schutze gegen Staub und Flugschnee wird
mit Schiefer nach DIN EN 12 326 ist das Regelwerk die Schalung in der Regel mit einer leichten Dach-
des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zu pappe (Überdeckung 6 cm) abgedeckt.
beachten [8]. Die Regeldachneigungen betragen
je nach Denkungsart 22–30°, die Mindestdach- Altdeutsche Deckung
neigungen bei Ausführung eines wasserdichten Die Regeldachneigung beträgt 25°, die Mindest-
Unterdaches betragen zwischen 12–20°. dachneigung 15°. Die Decksteine für Altdeutsche
Dachschiefer sollen fluchtrechte Flächen haben, Deckung sind trapezförmig mit gerundetem Rü-
wetterbeständig und weder porig noch bitumi- cken zugehauen und nach der Höhe sortiert.
nös sein und dürfen keine Beimischungen von Nach ihrer Größe werden sie als Ganze, Halbe,
Schwefel oder Kupferkies, Eisenoxyd und Kalk- Viertel, Achtel, Zwölftel, Sechzehntel und Zwei-
erde enthalten. Sie sollen gleichmäßige Farbe unddreißigstel bezeichnet. Für Dachflächen mit
und beim Anschlagen mit einem Hammer hellen mittlerer Größe werden hauptsächlich Achtel (ca.
Klang haben. 30 cm × 23 cm) und Zwölftel (ca. 26 cm × 21 cm),
für Dächer, die steiler als 45° sind, auch Sechzehn-
Schieferplatten werden in verschiedenen Formen
tel (ca. 22 cm × 19 cm) verwendet.
und Größen verwendet. Je größer die Platten,
desto flacher kann die Dachneigung gewählt Je nach Überdeckung im „Rücken“ der Steine
werden, desto härter muss aber auch der Schiefer wird „normaler“ und „scharfer Hieb“ unterschie-
sein, um der länger andauernden Durchfeuch- den (Bild 1.184).
tung Widerstand zu leisten. Nach der Schiefer- Bild 1.185 stellt die Deckung einer rechteckigen
form werden u. A. folgende Deckungsarten unter- Dachfläche dar. Die Decksteine werden, je nach
schieden: der Windrichtung, in von links nach rechts oder
Ɣ Altdeutsche Deckung, altdeutsche Doppelde-
umgekehrt ansteigenden Reihen (Deckgebinden)
ckung angeordnet. Je steiler das Dach ist, desto flacher
kann die Steigung der Gebinde werden; sie be-
Ɣ Deckung mit deutschen Schuppenschablonen trägt bei 45° Dachneigung ca. 30 cm auf 1 m, bei
(einfache oder Doppeldeckung) 60° Dachneigung ca. 14 cm auf 1 m.
Ɣ Deckung mit Rechteckschablonen Die Gebindehöhen nehmen nach dem First zu
Ɣ Deckung mit Fischschuppen- oder Spitzwinkel- allmählich ab. Die einzelnen Gebinde enthalten
schablonen Steine gleicher Höhe, aber verschiedener Breite,
Die Schieferplatten werden in der Regel auf eine wodurch die Dachfläche wirkungsvoll belebt wird.
Schalung aus 24 mm dicken und bis 20 cm brei- Die Steine desselben Gebindes überdecken sich
ten Brettern genagelt, die auf jedem Sparren mit um 6 bis 7 cm. Die Überdeckung der aufeinander
mindestens 3 Nägeln befestigt werden. folgenden Gebinde beträgt 7 bis 8 cm.
1.184
Schiefer-Decksteine (breit)
a) normaler Hieb
b) scharfer Hieb
1.6 Dachdeckungen 111
Jeder Deckstein wird mit 2 bis 4 Nägeln auf der Am Anfangort werden besonders geformte An-
Schalung befestigt. Jeder Stein darf nur auf einem fangortsteine mit untergelegten Stichsteinen an-
Brett genagelt werden, damit die Platten beim geordnet, damit das Wasser möglichst von der
Werfen des Holzes nicht springen. Die Nagel- Ortlinie abgelenkt wird. Die Anfangortsteine kön-
löcher werden beim Decken mit der Spitze des nen geschwungenen oder runden Rücken erhal-
Schieferhammers eingeschlagen. Die breitköpfi- ten. Am Endort endet jedes Deckgebinde mit
gen Schiefernägel sind 4 cm lang und müssen aus zwei übereinanderliegenden Endortsteinen, die
verzinktem Schmiedeeisen bestehen. mit mindestens 4 Nägeln befestigt werden (Bild
Bei allen Schieferdächern sind für die Ausführung 1.185).
von Ausbesserungsarbeiten Leiterhaken in ca.
2,50 m Entfernung anzubringen, die mind. dop- Deckung des Firstes. Das 30 bis 40 cm hohe
pelt zu befestigen sind. Unter den aus verzinktem Firstgebinde greift etwa 10 cm über die letzten
Stahl bestehenden Haken werden die Schiefer- Steine der Deckgebinde. Die Firststeine erhalten
platten durch Beiplatten ersetzt. runden oder geraden Rücken. Das der Wettersei-
te zugekehrte Firstgebinde ragt 5 bis 7 cm über
Deckung der Traufe. Das Fußgebinde wird aus die andere Dachfläche hinaus (Bild 1.186). Der
verschieden hohen Steinen, wie es der Anschluss dabei entstehende Winkel wird mit Schieferkitt
an die Deckgebinde erfordert, gebildet. Die Fuß- (Asphalt und Kreide) ausgefüllt.
steine erhalten runden (Bild 1.185) oder geraden
Rücken (Bild 1.190). Deckung der Grate. Alle Grate sind einzubinden.
Strackorte sind zu vermeiden.
Deckung der Orte. Bei der Altdeutschen De- Der Anfangort am Grat wird als Stichort mit ge-
ckung müssen alle Orte eingebunden werden. schwungenem oder rundem Rücken gebildet
Aufgelegte Orte (Strackorte) sind zu vermeiden. (Bild 1.187). Der Endort am Grat erhält auf jedes
112 1 Geneigte Dächer
1.187 Eingebundener Grat als Stichort mit rundem 1.188 Gratdeckung mit Strackort (Deckung mit
Rücken (Altdeutsche Deckung) deutschem Schablonenschiefer)
oder umgekehrt ermöglicht, sollen alle Anschlüs- jedes dritte Gebinde das erste noch um 3 cm
se an Dachfenster, Schornsteine und Mauern überdeckt.
ohne Verwendung von Metallblechen einheitlich
in Schiefer gedeckt werden. Deckung mit Rechteckschablonen
Die Regeldachneigung beträgt 22°, die Mindest-
Altdeutsche Doppeldeckung. Das Altdeutsche
dachneigung 12°. Die Schiefer werden in waage-
Schieferdach kann auch als Doppeldach ausge-
rechten Reihen als Doppeldach im Verband ge-
führt werden. Dabei greifen die Gebinde so weit
deckt. Die Reihen greifen so weit übereinander,
übereinander, dass jedes dritte Gebinde das erste
dass jede dritte Reihe die erste noch um 6 bis
noch um 3 cm überdeckt.
8 cm überdeckt. Je flacher das Dach, desto größer
müssen die Schiefer gewählt werden. Das Firstge-
Deckung mit deutschen
binde besteht aus Firststeinen mit geradem Rü-
Schuppenschablonen
cken. Die Orte können als Strackorte oder Ausläu-
Sparrenneigung nicht unter 25°. Die Deckung ferorte gedeckt werden (wasserableitender Hieb
entspricht der Altdeutschen Deckung; es werden bei Ausläuferorten).
jedoch Decksteine gleicher Größe verwendet. Alle
Große Rechteckschiefer können auch auf Lat-
Gebinde sind also gleich hoch, alle Schuppen
ten 40/60 gedeckt werden (Englisches Schiefer-
gleich breit. Dadurch wirkt die Deckung ruhiger
dach; Bild 1.191). Lattenweite = Schieferlänge
als bei der Altdeutschen Deckung.
minus 8 cm, geteilt durch 2. Die Schiefer liegen
Die Deckung der Traufe, des Firstes, der Orte und dann überall doppelt, auf 8 cm sogar dreifach.
der Kehlen geschieht genau wie bei der Altdeut- Die nebeneinanderliegenden Platten der ein-
schen Deckung. Die Grate können entweder ein- zelnen Reihen stoßen stumpf zusammen (vgl.
gebunden oder als aufgelegte Orte (Strackorte) Flachziegel-Doppeldach). Jede Platte wird in
gedeckt werden (Bild 1.188). der Mitte durch 2 Nägel auf der Latte befes-
Das deutsche Schuppenschablonendach kann tigt. Die Nagelstellen werden durch die fol-
auch als Doppeldach ausgeführt werden. Dabei gende Reihe überdeckt. Die unterste Reihe an
greifen die Gebinde so weit übereinander, dass der Traufe besteht aus Steinen halber Länge, die
114 1 Geneigte Dächer
1.196
Faserzement-Dachplatten in Doppeldeckung auf Latten
a) Doppeldeckung mit Quadraten
b) Ortgang schematisch
1 Sparren
2 Lattung
3 Faserzement-Dachplatten
4 Keil-Leiste
5 Zinkblech-Einfassung
Deutsche Deckung gefertigt in den Farben, Rost- Die Deckung von Firsten, Graten, Kehlen und
braun und Rot sowie verschiedenen Grautönen. Traufen ähnelt der Naturschieferdeckung.
Die Deckung erfolgt je nach Deckungsart, Plat-
tengröße, Neigung und Witterungsbeanspru-
chung der gedeckten Flächen auf Lattung oder 1.6.5 Faserzement-Wellplattendeckung1)
Vollschalung, wobei geschalte Flächen eine Un-
terdeckung mit 333er Dachpappenbahnen erhal- Faserzement-Wellplatten nach DIN EN 494 müs-
ten (Bild 1.195 und 1.196). sen im Wesentlichen aus Zement oder Calcium-
Die Platten werden mit je 2 verzinkten oder kup- silikat bestehen, das durch chemische Reaktion
fernen Schiefernägeln (Breitkopfnägel) genagelt von silicium- und kalkhaltigen, mit Fasern be-
und in verzinkte, kupferne oder aus rostfreiem wehrten Materialien gebildet wird. Dabei muss
Stahl hergestellte Sturmhaken eingehängt. der Zement DIN EN 197-1 oder techn. Spezifika-
1) Die Verwendung von Asbestfasern für zementgebundene Untersuchungen von Wissenschaftlern geringer als die
Bauplatten ist wegen ihrer gesundheitsschädigenden Gefährdung durch Tabakrauchen eingeschätzt.
Wirkung eingestellt worden. Die Richtlinie 76/796/GWB Bei funktionstüchtigen, eingebauten Asbestzement-
verbietet seit dem 1.1.2005 auch die Einführung neuer Produkten, die für Dachdeckungen oder Fassaden-
asbestzementhaltiger Stoffe. Es werden stattdessen verkleidungen verwendet wurden, ergeben sich nach
Kunststoff-Fasern verwendet. Für alle Erzeugnisse ist daher heutigen Erkenntnissen kein Sanierungsbedarf und keine
die Bezeichnung „Faserzement“ eingeführt. Notwendigkeit, diese Produkte aus Gründen der Asbest-
Bei Dachdeckungsarbeiten mit Asbestzementerzeugnissen fasernbindung zu beschichten oder gar auszutauschen.
sind Gesundheitsschäden vor allem dann beobachtet Dies gilt auch, wenn die Oberflächen durch Verwitterung
worden, wenn durch sorglosen Umgang mit Trennschlei- beansprucht sind.
fern o. Ä. Asbestfasern freigesetzt wurden. Die Gefahren,
die von eingebautem Material ausgehen, werden nach Fortsetzung, s. nächste Seite
116 1 Geneigte Dächer
tionen entsprechen, die in dem Land angewen- Folgende meist voneinander abhängige Rah-
det werden, in dem der Zement eingesetzt wird. menbedingungen sowie die Fachregeln des
1 Die einer feuchten Pappe ähnliche Rohmasse Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8]
kann praktisch in alle Formen gepresst werden, sind bei Faserzement-Wellplattendächern zu be-
so dass neben Standarderzeugnissen (Wellplat- achten:
ten, ebene Platten und Rohre) alle dazugehöri- Ɣ Dachtiefe
gen Formteile auch in Sonderanfertigungen Ɣ Dachneigung
leicht hergestellt werden können. Ɣ Plattenprofil
Der Mischung können auch Farbstoffe zugesetzt Ɣ Plattengröße
werden. Auch farbige oder farblose Oberflächen- Ɣ Pfettenabstand
beschichtungen dürfen aufgebracht werden. Ɣ Zahl der Befestigungspunkte
Als kurze Wellplatten werden Wellplatten bis ein- Ɣ Höhenüberdeckung
schließlich 900 mm Länge bezeichnet; lange Well- Ɣ Auflagerbreite
platten weisen eine Länge von > 900 mm auf. Ɣ Lochabstand vom Plattenrand
Faserzement-Wellplatten bieten infolge ihres Die Standardplatte mit 5 Wellen für Dachdeckun-
großen Formates die Möglichkeit, große Sattel- gen wird entsprechend den Hauptabmessungen
und Pultdächer (Mindestneigung 7°) insbeson- mit 177/51 gekennzeichnet („Profil 5“, von einzel-
dere in Verbindung mit Pfettenkonstruktionen nen Werken auch mit 6 Wellen als „Profil 6“ her-
gemäß Bild 1.29 und 1.30 sehr wirtschaftlich zu gestellt). Für kleinere Dachflächen, besonders
decken. aber für Wandbekleidungen, gibt es außerdem
1) Fortsetzung
Das für bauaufsichtliche Fragen bundesweit zuständige In- Innenräumen müssen die Arbeitsbereiche staubdicht
stitut für Bautechnik stellt hierzu im Jahresbericht 1989 (2) abgeschottet werden. In allen Fällen ist bei den Arbeiten
fest: „nach heutiger Auffassungen gehen von genormten Atemschutz zu tragen.
oder allgemeinen bauaufsichtlich zugelassenen Asbestze- Asbesthaltige Abfälle sind in geschlossenen Behältern
mentprodukten für Dach ein Deckungen und Fassaden- zusammen und nach besonderen Vorschriften der Länder
verkleidungen im eingebauten Zustand keine konkreten zu entsorgen.
Gesundheitsgefahren im Sinne der Landesbauordnung Alle farbigen oder beschichteten Asbestzementflächen
aus, wenn die Produkte bestimmungsgemäß hergestellt, dürfen mit drucklosem Wasserstrahl und Seifenlauge mit
gearbeitet und verwendet worden sind. Somit ist ein ge- weichen Bürsten o. Ä. gereinigt werden. Das anfallende
nerelles bauaufsichtliches Sanierungsgebot – vergleichbar Wasser ist aufzufangen und wie Abwasser zu entsorgen.
mit dem für schwach gebundene Asbestprodukte – nicht
Bei unbeschichteten, naturgrauen Asbestzementplatten
erforderlich“. (Die vorstehenden Aussagen gelten auch für
ist die dafür in der Regel erforderliche Reinigung mit me-
Asbestzement-Produkte, die in der früheren DDR gefertigt
chanischen Arbeitsgeräten, mit Hochdruck-Strahlgeräten
und verwendet wurden, da diese Erzeugnisse ebenfalls
und Kaltwasser-Druckstrahlgeräten aber auch druckloses
nach der nicht mehr gültigen Baustoffnorm DIN 274 bzw.
Abwaschen wegen der unvermeidlichen Freisetzung von
der entsprechenden TGL hergestellt worden sind.)
Asbestfasern grundsätzlich untersagt.
Bei allen Arbeiten und Veränderungen an Asbestzement-
Nach den bisherigen Erkenntnissen ist eine Sanierung für
produkten und schwach gebundenen Asbestprodukten
Bauteile innerhalb von Gebäuden dann erforderlich, wenn
sind die technischen Regeln für Gefahrenstoffe (TRGS 517
festgestellt wird, dass Asbestfasern nur noch „schwach
und 519-Asbest) der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zu
gebundenen“ sind und z. B. aus Asbestzement-Lüftungs-
beachten [2].
kanälen, asbesthaltigen Dichtungen, Brandschutzbe-
Es wird unterschieden zwischen Abbruch-, Sanierungs- und schichtungen o. Ä. freigesetzt werden.
Instandsetzungsarbeiten, d. h. für den Ausbau einzelner
Bei alterungsbedingten Erneuerungen müssen alte Asbest-
Bauteile gelten erleichterte Bedingungen.
zementbauteile wegen der vorhandenen baulichen Gege-
Bei den Asbestzementprodukten gelten unterschiedliche benheiten vielfach durch gleichgeformte neue Erzeugnisse
Vorschriften für unbeschichtet Produkte mit zement- ersetzt werden. Dabei und bei vorsichtshalber geforder-
grauer Oberfläche und beschichtete Produkte, sofern die tem Austausch sind strenge bauaufsichtliche Auflagen
Beschichtung nicht großflächig abgewittert ist. zu beachten. Die daraus resultierenden Kosten für den
Abbruch- und Sanierungsarbeiten dürfen nur von Ausbau und die Entsorgung der asbesthaltigen Bauteile
be sonders zugelassenen Unternehmen durchgeführt übersteigen in der Regel die Kosten einer Neueindeckung
werden und sind anzeigepflichtig. Für das eingesetzte mit asbestfreiem Material.
Fachpersonal und für den Schutz sind dabei besondere, im Eine neue Beschichtung von Außenbauteilen aus Asbest-
Einzelnen festgelegte sicherheitstechnische Maßnahmen zementerzeugnissen ist allenfalls als optische Oberflächen-
einzuhalten. verbesserung zu betrachten.
Asbestzement Produkte sind möglichst zerstörungsfrei
auszubauen um Faserfreisetzungen zu vermeiden. In
1.6 Dachdeckungen 117
1.197
Dünnwandige Wellplatten
a) Faserzement-Wellplatten
Profil 5 (6)
b) Faserzement-Wellplatten
Profil 8
1.206 Wellfirsthaube
a) einteilig; b) zweiteilig
1 Dichtungsband
Bauteilschichten ist nur mittels firstnah angeord- Dichte Abschlüsse gewähren Traufenfußstücke
neter Lüfterhauben möglich. Es dürfen sich bei und -zahnleisten (Bild 1.207a und b), wenn Zuluft-
der Verlegung an der Überdeckung außen keine öffnungen anderweitig vorgesehen werden kön- 1
klaffenden Fugen ergeben. Daher ist immer die nen (Bild 1.207f). Sonst sind Traufenlüftungsgit-
der nächsten Dachneigung entsprechende Well- ter oder -fußstücke mit flachen Wellenbergen
firsthaube zu wählen. Die gegenüberliegenden vorzuziehen (Bild 1.207c, d und e).
Dachflächen müssen mit genau auf der Gegensei- Dachrinnen können bei einfachen Dächern mit
te fluchtenden Stößen und absolut winkelgerecht geringerem gestalterischen Anspruch wie in Bild
verlegt sein. Die Längsüberdeckungen liegen in 1.207e gezeigt mit Hilfe spezieller Rinnenträger
diesem Fall auf beiden Seiten von der Wetterseite an Wellplattenüberstände angeschlossen wer-
abgewendet, d. h. auf der einen Seite „rechtsde- den. Bei Traufen mit Sparren ist die Ausführung
ckend“ und auf der anderen Seite „linksdeckend“. nach Bild 1.207f in Verbindung mit Traufenfuß-
Die Gestaltung mit einteiligen Wellfirsthauben stücken oder Traufenzahnleisten möglich wie bei
setzt also eine sehr genaue Verlegung auf genau anderen Dachdeckungen. Besteht das Tragwerk
hergestellter Unterkonstruktion voraus. jedoch lediglich aus Pfetten (vgl. Bild 1.29 und
Bei zweiteiligen Firsthauben sind die Ansprüche 1.30), können die Rinnenhalter auf der Fußpfette
an die Unterkonstruktion weniger hoch, auch befestigt werden (Bild 1.208a). Traufengesimse
können die Deckrichtungen auf gegenüberlie- können ggf. bei kleineren Dachflächen auch
genden Dachseiten wechseln. Die Muffenstöße durch Verwendung von einteiligen Traufenfuß-
liegen von der Hauptwindrichtung abgewendet stücken oder speziellen allerdings sehr auffälli-
(Bild 1.206). gen Traufenformteilen wie Wellfirsthauben gebil-
Bei der Ausführung als „Kaltdachfirst“ kann zu- det werden (1.208b).
dem die Entlüftung Luft führender Bauteilschich-
ten ohne zusätzliche Lüfterhauben sichergestellt Grate und Kehlen
werden. Eindeckungen für komplizierte Dachformen mit
Graten und Kehlen sind für Wellplatten nicht ma-
Traufen terialgerecht. So wirken die erforderlichen Grat-
Traufen von Wellplattendächern sind so zu pla- Formteile bei kleineren Dachflächen sehr klobig.
nen, dass Vögel, Marder usw. nicht unter den Wel- Insbesondere Kehlen sind nur mit recht großem
lenbergen in den Dachraum kommen können. handwerklichem Aufwand einwandfrei herzustel-
len. Grate und Kehlen sollten daher in der Pla- Baustelle mit Walzblei-Übergängen improvisiert
nung vermieden werden. Ausführungsmöglich- werden.
keiten sind in Bild 1.209 und 1.210 gezeigt. Faserzementplatten können werkseitig nahezu
Am Anschluss zwischen Graten und First (Bild beliebig zu Sonderformteilen verarbeitet werden,
1.209c) muss meistens ebenso wie bei Anschlüs- wenn entsprechende genaue zeichnerische Fest-
sen an Dachaufbauten, Schornsteine u. Ä. an der legungen vorliegen. Die Herstellung ist jedoch
1.210 Kehlen
5 Wellplatte mit Schräganschnitt
a) Dachgraben (gefällelose Kehle) 6 Haarkalkmörtel auf verz. Drahtgewebe
b) Kehle, Mindestgefälle 17° 7 Traufenzahnleiste (Bild 1.207a oder d)
1 OK Binder 8 Zinkblechrinne auf Trennlage und
2 Pfette Laufbohlen in Hängeeisen
3 Auflagerbohlen auf Futterhölzern, 9 Sicherheitsrinne (z. B. Kunststoff-Dichtungsbahn
Pfette ausgeklinkt auf Schalung)
4 Wellplatte, gerader Abschluss 10 Zinkblech-Kehlrinne auf Trennlage
1.6 Dachdeckungen 123
1.6.6 Schindeldeckung
1.212 Formteile
a) Wellpulthaube 1 Firstanschlussstück mit Flugschneeabweiser
b) Wandanschluss 2 Firstkappe auf Stützschrauben
c) Belüftungshaube, in Wellplatte eingeformt
d) Lüftungsfirst (FULGURIT 400)
124 1 Geneigte Dächer
1.213
Legschindeln. Die Rundstangen sind mit
Holzpflöcken festgehalten, die lose aufge-
legten Schindeln mit Steinen beschwert.
Bei Dächern über 20° werden die Steine
durch vorgelegte Rundholzstangen, die
am Ortgang verkeilt sind, gesichert.
1.214 Schindelabmessungen
a) Spund- oder Nutschindel
b) Brettschindel
c) Rundschindel
1.217 Grate
a) aufgelegter Grat
b) Schwenkgrat mit herangeführten Reihen
c) Schwenkgrat mit geraden Reihen
1.218 Kehlen
a) eingebundene Kehle, b) Schwenkkehle (mit längeren Schindeln im Kehlbereich)
1.220 Grateindeckung
a) fortlaufende Überdeckung bei flachen Gratwinkeln
b) aufgelegter Grat (Eindeckung mit Schablonenschindeln)
bitumenkorrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder drusch zerdrückt den Halm) oder – in der Nähe
V2A-Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunst- von Gewässern – mit dünnhalmigem, mittellan-
stofflacke dauerhaft gegen Korrosion geschützt gem Rohr gedeckt. Diese so genannten Weichdä- 1
werden. cher bieten eine sehr gute Wärmedämmung und
sind dicht und sturmsicher, leicht, bei einfacher
Pflege dauerhaft (Lebensdauer bis 50 und mehr
1.6.8 Bitumen-Wellplattendeckung Jahre), jedoch nicht billig (importiertes Rohr,
hohe Lohnkosten, Brandversicherung). Mindest-
Für einfache Dächer stehen weiterhin die sehr dachneigung 45°. Nachteilig ist ihre Empfindlich-
leichten (nur ca. 3 kg pro/m2) und kostengünsti- keit gegenüber Feuer und Funkenflug (bauauf-
gen Bitumen-Wellplatten als Deckungsmaterial sichtlich geforderte Mindestabstände sind zu
zur Verfügung. Sie bestehen aus in Bitumen ge- beachten. Hauseingänge an Giebelseiten legen!).
tränkten, organischen Faserstoffen. Die Obersei- Abstände der Sparren (Rundholz) 1,00 bis 1,30 m.
ten der Platten können mit Kunstharzen verhärtet Abstand der Latten (Rundstangen 5 cm Ø) 25 cm
und mit Farben (schwarz, rot, braun, grün) durch- 2/
10 der Halmlänge. Dicke der Dachhaut 35 bis
tränkt oder beschichtet werden. Einer übermäßi- 40 cm. Die Eindecktechnik ist je nach Deckmate-
gen Aufheizung durch den dunkelfarbigen Werk- rial (Stroh oder Rohr) und je nach Region ver-
stoff ist durch eine gute Belüftung der darunter schieden. Für Reet-Dachdeckungen gelten die
liegenden Konstruktionen bzw. des Dachraumes Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhand-
Sorge zu tragen. werks (ZVDH) [8].
Bitumen-Wellplatten sind nach DIN 4102 der Bau- Im Allgemeinen werden die Strohbunde oder
stoffklasse B2 (normal entflammbar) zugeordnet. Rohr- (Reet-, Ried-, Reith-) Schoofe, die Rispensei-
Sie sind für Dachneigungen ab 7° bis 85° geeig- te zum First, mit 1,5 mm dickem verzinktem Draht
net. Die Hersteller geben eine Garantie von 15 in mehreren 10 cm dicken Lagen unter Zuhilfe-
Jahren. nahme einer Rundnadel auf die Latten genäht,
Die Plattenabmessungen betragen ca. 2000/2100 nachdem mit dem Klopfbrett die Wurzelenden
x 900/950 mm bei 2,6 bis 3 mm Plattenstärke. Die schuppenartig hochgeklopft worden sind. Mit
Unterstützungsabstände, i. d. R. hergestellt durch einem Messer werden am Schluss die Wurzel-
Dachlatten, betragen je nach Dachneigung 33 bis enden in der Dachebene und an den Kanten ge-
50 cm. Die Platten werden mit feuerverzinkten radegeschnitten (Bild 1.221).
Drahtstiften mit Kunststoffköpfen durch Nage-
Eine andere Deckungsart ist das Binden. Dabei
lung auf den Wellenbergen befestigt. An First,
werden die Stroh- oder Rohrlagen mit „Bandstö-
Traufe, Ortgang sowie bei Höhenüberdeckungen
cken“ auf die Lattung gepresst, danach die Band-
werden die Wellplatten auf jedem Wellenberg
stöcke an den Latten festgebunden (Bild 1.222).
genagelt. Die Seitenüberdeckung sollte eine
Welle – bei Dachneigungen d 10° und in schnee- Die Firste – beim Weichdach besonders wetterge-
und windreichen Gebieten zwei Wellen betragen. fährdet – werden auf die verschiedenste Art ge-
Die Höhenüberdeckung richtet sich nach der deckt: Mit gedrehten, dicht an dicht nebeneinan-
Dachneigung (d 10° t 20 cm, t 10° t 16 cm, t 15° dergebundenen Strohseilen, die 70 bis 80 cm
t 14 cm). Im Übrigen gelten die Fachregeln des vom First abwärts reichen, mit aufgelegten Hei-
Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8]. de- oder Rasensoden, die von kreuzweise zusam-
Die Wellplatten sind nicht direkt, sondern nur mit mengepflockten, über den First gespreizten
Gewicht verteilenden Laufbrettern begehbar. Knüppeln (Wahrhölzern) festgehalten werden,
oder mit quer über den First gebundenen Lang-
Für die Ausbildung von Firsten, Graten Kehlen strohbunden. Neuerdings werden auch vorge-
und Ortgängen stehen ähnlich wie für Faserze- formte Firsthauben aus Wellfaserzement verwen-
ment-Wellplatten besondere Formteile und Dich- det. Eine baustoffgerechte Eindeckung ist jedoch
tungsmaterialien zur Verfügung. vorzuziehen (s. auch DIN 18 338).
Die Schornsteine sind nur am First t 80 cm hoch
1.6.9 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung aus der Dachfläche zu führen. Die Deckung greift
unter das 1/2 Stein auskragende, bis mindestens
In einigen Gegenden Europas werden Gebäude 50 cm unterhalb der Deckungszone 1 Stein dicke
landwirtschaftlicher Betriebe und frei in der Land- Schornsteinmauerwerk. Ähnlich werden die An-
schaft stehende Wohnhäuser noch mit handge- schlüsse an Gauben (Fledermausgauben) durch
droschenem Winterroggenstroh (Maschinen- Überkragen der Brüstungsbohle gebildet.
128 1 Geneigte Dächer
1.221 Das genähte Dach. Das Stroh wird an der Traufe 1.222 Das gebundene Dach. Schnitt durch die Traufe.
waagerecht geklopft und abgerundet. Auf der Lattenabstand 30 cm. Flache Bandstöcke drücken
ersten Latte wird zweimal genäht. Die Entfernung die Lagen fest. Latten 4 × 6 cm unten abgerundet,
der Dachlatten beträgt 27 cm, Dicke der Dachhaut damit der Bindedraht nicht bricht.
t 28, in den Kehlen t 42 cm.
Weichdächer mit erheblich verminderter Brand- Die Verlegetechnik aller Metalldeckungen ist
gefahr werden in Form so genannter Lehmschin- weitgehend bestimmt durch die Forderung nach
deldächer hergestellt. Dazu wird das Reet mit ver- ungehinderter Bewegungsmöglichkeit für die
zinktem Draht zu 8 bis 10 cm dicken, ca. 75 cm Bleche bei Temperaturänderungen. Außerdem
breiten und 1 m langen Matten zusammenge- müssen die Bleche gegen Berührung mit korrosi-
näht, mit dünnem Lehmbrei getränkt und wie onsfördernden Chemikalien in Putz, Beton, Holz-
oben geschildert auf die Dachlatten gebunden wolle-Leichtbauplatten oder Schalungsflächen
(Lehmbedarf 5 bis 6 kg/m2). Die Lehmschindeln gesichert werden.
überdecken sich dreifach. (Lattenentfernung 30 Für Metalldeckungen verwendet man Zink-, Kup-
bis 40 cm, Sparrenentfernung 1,20 bis 1,50 m. fer-, Stahl-, Blei- und Aluminiumbleche in Form
Dachneigung = 45°.) Über den First werden lehm- von ebenen Tafeln, ebenen und profilierten Bän-
getränkte Strohseile gelegt und festgepflockt. dern sowie in profilierten Sandwichelementen.
gen bis 15° (26,8%) sind Trennlagen mit Dränage- Die gesamte Längenänderung kann somit also
funktion einzubauen. 8,5 mm betragen!
Metalldeckungen erfordern vollflächige, nagel- Sie muss durch entsprechende konstruktive Maß- 1
haftende Unterkonstruktionen, in der Regel nahmen so ausgeglichen werden, dass keine un-
24 mm dicke Holzschalungen (Spanplatten o. Ä. kontrollierten Verwerfungen oder Ausbeulungen
sind für die Unterkonstruktion nicht geeignet auftreten.
und kommen nur ausnahmsweise für kleinere Als Richtwerte für die Abstände von Dehnungs-
Flächen in Frage). Dachschalungen müssen glatt, ausgleichen (Dilatationsstücke) können ange-
eben und trocken, die Schalbretter (Sortierklasse nommen werden:
S7, besser jedoch S10) müssen mindestens Ɣ Bei eingeklebten Winkelanschlüssen,
24 mm (für Bleideckungen mindestens 20 mm) Dachrandeinfassungen, eingeklebten
dick sein und eine Breite von 140 mm haben. Bei innen liegenden Dachrinnen: 6m
gekrümmten Schalungsflächen können dünne
Sperrholztafeln zusätzlich zur Ausrundung aufge- Ɣ Bei Mauerabdeckungen;
bracht werden. Dachrandabschlüssen außerhalb
der Wasserebene; innen liegenden,
Auch moderne Holzwerkstoffe wie OSB-Platten, nicht eingeklebten Dachrinnen
Baufurniersperrholz und mineralfasergebundene
Platten kommen als Unterkonstruktion zur An- Zuschnitt größer 500 mm 8m
wendung. Ɣ Bei Scharen für Dachdeckungen und
Wandbekleidungen; innen liegenden,
Mineralisch gebundene Spanplatten (Baustoff-
nicht eingeklebten Dachrinnen
klasse A2 oder B1) können bei erhöhten Anforde-
Zuschnitt kleiner 500 mm 15 m
rungen an den Brandschutz verwendet werden,
wenn auch die Unterkonstruktionen entspre- Zuschnitt größer 500 mm 10 m
chend ausgeführt sind. Ɣ Hängedachrinnen
Befestigungsnägel sind sorgfältig zu senken. Zuschnitt bis 500 mm 15 m
Trotz aller kontroversen Diskussionen über Um-
Diese Richtwerte gelten für die gestreckte Länge;
weltverträglichkeit sind Holzschalungen nach
von Ecken oder Enden (Festpunkte) aus gemes-
DIN 68 800 gegen Insekten und Pilzbefall zu
sen sind die halben Richtwerte einzuhalten.
schützen (s. a. Abschn. 1.2.2).
Bei allen Metalldeckungen ist die temperaturab- Hinterlüftung
hängige Wärmedehnung in Länge und Breite der
Dachflächen bzw. der Bauteile zu berücksichti- Dächer mit Metalldeckungen werden in der Regel
gen. Sie ist abhängig vom Ausdehnungskoeffi- als hinterlüftete Konstruktionen ausgeführt. Be-
zienten der Materialien. Er beträgt z. B. für dingt sind jedoch auch nicht hinterlüftete Einde-
ckungen möglich.
Ɣ Zink 0,000036 K-1
Metalldeckungen ergeben konstruktiv und auch
Ɣ Zinklegierungen
unter bauphysikalischer Betrachtung sehr dichte
mit Kupfer und Titan 0,000022 K-1 Flächen. Sie müssen daher unter ganz besonde-
Ɣ Aluminium 0,000024 K-1 rer Berücksichtigung aller feuchteschutztechni-
Ɣ Beton (zum Vergleich) 0,000012 K-1 schen Problemfelder geplant und ausgeführt
werden.
Auf Dächern sind Temperaturdifferenzen von Die Hinterlüftung von Metalldeckungen ist durch
etwa –20 °C bis +80 °C möglich. Bei einer Verlege- Zustromöffnungen in Traufengesimsen (vgl. Bild
temperatur von z. B. 15 °C errechnet sich dann die 1.231) oder aufgesetzte kleine Zuluftgauben (Bild
Ausdehnung lA einer 5,00 m langen Kupferbahn 1.236) sowie durch Lüfterfirste (Bild 1.237) ausrei-
dann wie folgt: chend zu gewährleisten. Schließen Metalldach-
flächen an aufgehende Wände an, lässt sich die
lA = 5,00 × 0,000017 × (80 °C – 15 °C = 65 K) Abluftführung wie in Bild 1.237c, am besten aber
= 0,005525 m = 5,525 mm in Verbindung mit einer hinterlüfteten Fassaden-
Die Zusammenziehung lz beträgt dann: bekleidung lösen (Bild 1.238).
Wie auch bei anderen Dachdeckungen muss je-
lz = 5,00 × 0,000017 × (+ 15 °C – 20 °C = 35 K) des Eindringen von Feuchtigkeit in die Dachkon-
= 0,002975 m = 2,975 mm struktion auch während der Bauzeit, durch Sprüh-
130 1 Geneigte Dächer
wasser und Flugschnee, durch Wasserdampf- dämmung muss mindestens den gleichen Diffu-
diffusion, durch Luftaustausch über offene sionswiderstand wie die Metalleindeckung auf-
1 Fugen sowie durch Kondensatbildung infolge weisen.
von Wärmebrücken verhindert werden. Insbeson-
dere über offene Fugen kann derart viel Feuchtig- Material
keit eingetragen werden (Wärmekonvektion) Zink. Für die Herstellung von Dachdeckungen
und an kälteren Bauteilen oder in Bauteilschich- und Wandbekleidungen wird bandgewalztes Ti-
ten kondensieren, dass Schäden auch durch eine tanzink2) (eine Legierung aus Zink, Kupfer und
richtig ausgeführte Hinterlüftung nicht verhin- Titan, DIN EN 988) verwendet. Auf der zunächst
dert werden. walzblanken Oberfläche bilden sich an der Atmo-
Die einwandfreie Ausführung einer richtig di- sphäre Deckschichten aus Zinkoxid und basi-
mensionierten, vor allem aber luftdichten Dampf- schem Zinkcarbonat, die einen natürlichen Lang-
sperre mit sorgfältig gedichteten Materialstößen zeitschutz gegen Witterungseinflüsse bilden.
und dichten Anschlüssen an angrenzende oder Neben der walzblanken, glänzenden Normalaus-
durchdringende andere Bauteile ist daher bei führung kann für besondere Einsatzzwecke „vor-
Dachkonstruktionen mit Metalleindeckungen ab- bewittertes“, glanzlos stumpfes Material einge-
solute Voraussetzung (sd = μ × s > 10 m). Wärme- setzt werden.
brücken müssen in Planung und Bauausführung Nur in sehr aggressiver Industrieatmosphäre oder
ausgeschlossen werden (vgl. Abschn. 1.9.2 und in unmittelbarer Nähe von Abgasen mit hohem
17.5.7 in Teil 1 des Werkes). SO2-Gehalt bei gleichzeitiger hoher Luftfeuchtig-
Bei belüfteten Dachkonstruktionen mit Metall- keit können Beschichtungen (Anstriche) zur Erhö-
deckungen ist bei Dachneigungen von 7° bis 15° hung der Lebensdauer notwendig werden.
für den Belüftungsraum eine freie Höhe1) von Abbauprodukte des Bitumens können in Verbin-
> 8 cm erforderlich (Zuluftöffnungen im Traufen- dung mit UV-Strahlung und Feuchtigkeit aggres-
bereich > 4 cm/m). Bei Dachneigungen von mehr sive Säurekonzentrationen bilden (Bitumenkorro-
als 15° sind dafür ca. 5 cm ausreichend (Zuluftöff- sion). Wenn Bitumenbaustoffe (ausgenommen
nungen im Firstbereich > 3 cm/m). Bei flach ge- Dachabdichtungen mit ausreichender Kiesschüt-
neigten Dächern, Dächern mit Innengefälle sind tung/Begrünung) in Verbindung mit Zinkbautei-
diese Werte erheblich höher anzusetzen und in len kommen können, müssen besondere Schutz-
kritischen Fällen (Gaupen, Kehlen, Grate, Dachflä- maßnahmen getroffen werden.
chenfenster) muss sichergestellt werden, dass
Unterbrechungen des Luftstroms durch Umlen- Für Schutzanstriche haben sich Chlorkautschuk-
kungen vermieden werden. In jedem Fall muss farben bewährt, jedoch bedürfen die Flächen je
sichergestellt sein, dass der Belüftungsraum nicht nach Alterung laufender Unterhaltung.
durch Hindernisse oder auch durch aufquellende Anstriche mit Kaltbitumen können nur schwer
Wärmedämmungen eingeengt wird. Insbeson- wirklich vollflächig aufgebracht werden. Wenn
dere bei Durchdringungen mit größeren Dach- selbst geringe ungeschützte blanke Stellen auf
aufbauten, Dachflächenfenstern oder Gauben den Zinkblechen verbleiben, kann durch derartige
muss planerisch – z. B. durch zweilagige Unter- Anstriche die Korrosion eher gefördert werden.
konstruktionen – für durchgehende Lufträume Völlig ungeeignet als Korrosionsschutz sind Bitu-
gesorgt werden. men-Emulsionen wegen ihrer hohen Alkalität.
Die genannten Voraussetzungen gelten in be- Trennlagen. Gemäß DIN 18 339 sind bei Dach-
sonderem Maße für nicht hinterlüftete Konstruk- neigungen bis 15° (26,8%) Trennlagen mit Drä-
tionen. Sie sollten deshalb nur dann ausgeführt nagefunktion zur unterseitigen Wasserableitung
werden, wenn diese Bedingungen sowohl bau- (Verhinderung von Weißrostbildung) vorge-
physikalisch als auch ausführungstechnisch in schrieben. In Deutschland sind Metalle weiterhin
allen Bereichen voll erfüllt werden können. Die gegen schädigende Einflüsse angrenzender Stof-
Dampf- bzw. Windsperre unterhalb der Wärme- fe zu schützen, z. B. durch Trennschichten. Titan-
zink ist selbst unter sehr ungünstigen Einflüssen
1) Die Vorgaben des ZVSHK [59] empfehlen erheblich grö- gegen die gängigen Holzschutzmittel weitestge-
ßere Dimensionen der freien Lüftungsquerschnitte in hend unempfindlich.
Abhängigkeit von der Dachneigung (Dachneigung unter
5% (3°) t 20 cm, Dachneigung von 5% bis 36% (3° bis
20°) t 10 cm, Dachneigungen über 36% (20°) t 5 cm) bei 2) Die verbreitete Bezeichnung Rheinzink® ist ein geschützter
Lüftungswegelängen von bis zu 15 m. Markenname.
1.6 Dachdeckungen 131
Tabelle 1.223 Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und Dichtungsband bei belüfteten Konstruktionen in
Abhängigkeit vom Klima und Gebäudestandort [46]
132 1 Geneigte Dächer
Tabelle 1.224 Ausführung von Unterdächern, Trennlagen und Dichtungsband bei nicht belüfteten Konstruktionen in
Abhängigkeit vom Klima und Gebäudestandort [46]
In sehr regen- oder schneereichen Gebieten sind Außerdem werden vorgefertigte Profilstreifen
grundsätzlich strukturierte Trennlagen erforder- in Mindestdicken von 0,65 mm für Traufstrei-
lich; dabei soll die Höhe von Stehfalzen auf mind. fen, Kehlen, Kappleisten, Abdeckungen usw. ge-
35 mm angehoben werden. liefert.
Bei hochwertigen Zinkbahnen ist die Gefahr der Die Zinkbleche müssen nach DIN EN 988 gekenn-
„Kontaktkorrosion“ durch Berührung mit Bautei- zeichnet sein.
len aus Aluminium, Blei, verzinktem Stahl und
nichtrostendem Stahl durch elektrochemische Kupfer (DIN EN 504 bzw. DIN EN 506, DIN EN 1172
Prozesse geringer als bisher meistens angenom- und DIN EN 1652) ist noch immer das dauerhaf-
men, so dass der Zusammenbau mit diesen Mate- teste, aber auch teuerste Deckmaterial. Auf der
rialien problemlos ist. Kupferdeckung schlägt sich allmählich eine
Bauteile aus Titanzink sollen jedoch niemals in schützende, zunächst dunkelbraune und dann
Verbindung mit Bauteilen aus Kupfer oder Stahl meist grüne Oxydschicht (Patina1)) nieder, die
verlegt werden, insbesondere wenn von Kupfer-
oder Stahlteilen abfließendes Wasser auf Titan- 1) Kupferpatina sind Kupferhydroxid-Gemische oder Salze
Zinkflächen gelangen kann. anderer organischer Säuren (basische Kupferverbindun-
Titan-Zinkbleche werden in Blechdicken von gen) und bilden sich auf Kupferdächern, die der Witte-
0,65 bis 1,0 mm (auf Anfrage 1,5 mm) hergestellt. rung ausgesetzt sind (Korrosion). Entgegen landläufiger
Meinung ist diese meist grünliche Schicht jedoch kein
Die Fertigung erfolgt in Bändern (Coils) mit maxi- Grünspan (Kupferacetat). Kupferpatina kann auch künstlich
mal 1000 mm Breite sowie in Tafeln von 1000 × hergestellt werden (Patinieren, grün vorpatiniertes oder
2000 mm und 1000 × 3000 mm. brau voroxidiertes Kupferblech)
1.6 Dachdeckungen 133
den Dächern mit zunehmendem Alter ihr beson- 1500/3000 sowie bei verschiedenen Breiten in
deres Aussehen verleiht. Längen bis 6000 mm) oder in Bändern von 600,
Bei der Verwendung von Kupfer auf senkrechten 800 und 1000 mm Breite geliefert. Für Dacharbei- 1
Wandflächen und geneigten Dachflächen entste- ten in handwerklicher Ausführung kommen
hen aufgrund unterschiedlicher Witterungssein- hauptsächlich Dicken von 0,7 und 0,8 mm in
flüsse Unterschiede bei der Farbigkeit der Ober- Frage.
flächen. Walzblankes Aluminium bildet bei Bewitterung
Bei Eindeckungen mit Kupfer kann es insbeson- eine oberflächenschützende natürliche Korro-
dere in der Anfangsphase des Oxydationsprozes- sionsschicht. Sie bleibt unter dem Einfluss starker
ses durch Auswaschungen zu grünen Verfärbun- Luftverschmutzung jedoch nicht auf Dauer be-
gen an benachbarten Bauteilen kommen, die ständig. Einen verbesserten Oberflächenschutz
kaum beseitigt werden können. Durch sorgfälti- bietet die Eloxierung, doch werden heute auch
ge Planung muss daher sichergestellt werden, farblich beschichtete oder einbrennlackierte Alu-
dass Niederschlagswasser nicht unkontrolliert miniumbleche verwendet.
ablaufen kann.
Nichtrostender Stahl. Für hochwertige oder
Kupfertafeln oder -bahnen werden auch mit ver- durch eine aggressive, schadstoffbelastete Atmo-
zinnter Oberfläche geliefert, wenn die Oxydie- sphäre stark beanspruchte Eindeckungen wer-
rung und Grünverfärbung der Oberflächen aus- den zunehmend Bleche aus nichtrostendem
geschlossen bleiben soll, jedoch die hohe Korro- Stahl, DIN EN 10 088-2, verwendet. Das Material
sionsbeständigkeit von Kupfer als erforderlich wird in 0,4 mm dicken Blechen in Coils von
erachtet wird. 625 mm (auch 1250 mm) Breite mit blanker oder
Kupferblech muss mindestens 99% reines Kupfer mattierter Oberfläche geliefert. Es bedarf im
enthalten und sich falzen lassen, ohne Sprünge Allgemeinen keines besonderen Oberflächen-
und Risse zu bekommen. Es muss eine glatte, von schutzes.
Poren, Zunder und Asche vollkommen freie Ober- Die Verlegung erfolgt wie bei anderen Metall-
fläche haben. deckungen in Bahnen (Scharen), die mit Hilfe
Kupfer ist auch in Verbindung mit Feuchtigkeit spezieller Rollnaht-Schweißmaschinen absolut
unempfindlich gegen Holzinhaltsstoffe oder Im- wasserdicht verbunden werden können. Damit
prägnierungen. Deshalb kann auf Trennlagen können Deckflächen aller Art auch für Sanie-
zum Schutz der Kupferdeckung verzichtet wer- rungsaufgaben und sogar für gefällelose Dächer
den, wenn nicht andere Gründe für den Einsatz hergestellt werden.
einer Trennschicht sprechen (vorläufige Dach-
dichtung bis zur Fertigstellung der Deckung). Verzinkter Stahl. Bleche aus verzinktem Stahl
kommen für handwerklich ausgeführte Metall-
Aluminium. Aluminiumbleche (DIN 17 611 und deckungen weniger in Frage, weil bei der Bear-
DIN EN 485) werden in verschiedenen Legierun- beitung die korrosionsschützende Zinkschicht
gen in ebenen Tafeln (1000/2000, 1250/2500, fast zwangsläufig beschädigt wird.
1.225a 1.225b
Tabelle 1.228 Breite und Länge der Scharen, Mindestbanddicke sowie Anzahl und Abstand der Hafte
über 20 m
Gebäudehöhe bis 8 m über 8 m bis 20 m
bis 100 m
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
1 Scharenbreite 1) in mm 520 590 620 720 920 520 590 620 720 520 590 620
2 Werkstoff Scharenlänge m Mindestbanddicke
3 Aluminium 10 0,7 0,7 0,8 0,8 –2) 0,7 0,7 0,8 –2) 0,7 0,7 –2)
4 Kupfer 10 0,6 0,6 0,6 0,7 –2) 0,6 0,6 0,6 –2) 0,6 0,6 –2)
5 Titanzink 10 0,7 0,7 0,7 0,8 –2) 0,7 0,7 0,7 –2) 0,7 0,7 –2)
feuerverzinkter
6 14 0,6 0,6 0,6 0,6 0,7 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6 0,6
Stahl
nichtrostender
7 14 0,4 0,5 0,5 –2) –2) 0,4 0,5 0,5 –2) 0,4 0,5 –2)
Stahl
8 Dachbereich Hafte: Anzahl und Abstand untereinander3)
mm 500 500 400 400 280 500 500 400 400 500 500 400
9 Mitte
Stck/m2 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 3,9 4,0
mm 500 500 400 400 280 350 350 300 300 250 200 200
10 Rand
Stck/m2 3,9 3,9 4,0 4,0 3,9 5,5 5,5 5,4 5,4 7,7 8,5 8,5
mm 300 300 250 250 150 200 200 150 150 150 150 150
11 Eck
Stck/m2 6,4 6,4 6,4 6,4 7,2 9,6 9,6 10,0 10,0 12,8 12,8 12,8
1) Die Scharenbreiten errechnen sich aus den Band- bzw. Blechbreiten von 600 mm, 670 mm, 700 mm, 800 mm und
1000 mm abzgl. |80 mm bei Falzdächern. Bei Einsatz einer Profiliermaschine ergeben sich |10 mm breitere Scharen.
Für Leistendächer ergibt sich eine geringere Scharenbreite in Abhängigkeit vom Leistenquerschnitt.
2) Unzulässig.
3) Der angegebene Haftabstand in mm ist als Mittelwert über einen Bereich von 3 m einzuhalten.
1.6 Dachdeckungen 135
Winkelstehfalzdeckung
Der Winkelstehfalz ist eine Sonderform des
Doppelstehfalzes (Bild 1.226b). Hierbei wird der
Falzvorgang nicht um 180° sondern um 90° aus-
1.231 Traufenanschlüsse [46] geführt. Hierdurch entstehen eine breitere
1 Traufenstreifen („Vorstoß“) Ansichtsfläche des Falzes und eine stärker struk-
2 Doppelstehfalz turierte Dachfläche. Aufgrund des jedoch nicht
3 Falzlasche umgeschlagen
4 Zuluftschlitze mit Insektengitter
ganz geschlossenen Falzes ist diese Ausführung
nur für Dachneigungen von über 47% (25°), in
schneereichen Gebieten 70% (35°) und für
Länge ohne Querstöße aufbringen. Wegen der Außenwandbekleidung geeignet.
Wärmedehnung müssen jedoch mindestens alle
10 m Schiebestöße in den Scharen ausgebildet Wandanschlüsse und Anschlüsse an Dachdurch-
werden. Bei geringen Dachneigungen sollen die dringungen wie z. B. an Schornsteine sind bei
Scharen jedoch nur 5 m Länge haben. Die waage- Dachneigungen von d 5° mindestens 15 cm und
rechten Stöße werden bei Dächern mit Neigun- bei Dachneigungen t 5° mindestens 10 cm hoch-
gen > 7° mit liegenden einfachen oder doppelten zuführen. Sie werden am besten dadurch gebil-
Falzen ausgebildet (Bild 1.230a bis d). Bei flachen det, dass die Eindeckung hinter Bekleidungen
Dächern (3 bis 7°) müssen Gefällestufen gebildet oder unter Hinterschneidungen hochgeführt wer-
werden (Bild 1.230e). den (vgl. Abschn. 1.8.1).
An der Traufe werden die Schare um gerade oder Anschlüsse mit Kappleisten (vgl. Bild 1.233a
profilierte Vorstoß- bzw. Traufstreifen gefalzt und c) sollten möglichst vermieden werden. Zu
(Bild 1.231). bedenken ist, dass Fugendichtungsmassen nicht
Abknickungen für Aufkantungen in den Dachflä- auf lange Zeit alterungsbeständig sind (War-
chen werden durch Quetschfalz (Bild 1.232a) tungsfugen s. a. Abschn. 1.6.2). Nicht allein da-
1.6 Dachdeckungen 137
1.233 Wandanschluss
a) Kappleiste abgetreppt in Mauerfuge eingelassen, Sicherung durch verzinkte Mauerhaken, zusätzliche
Abdichtung mit Dichtungsmasse (bedenkliche Ausführung: Kappleiste in eingeschnittene Fuge eingelassen)
b) vorgefertigtes Putzanschlussprofil, Kappleiste nachträglich aufgeschraubt
c) Profil-Kappleiste mit Quetschdichtung und dauerelastischer Abdichtung (auf Stahlbeton oder Sichtmauerwerk)
d) einbetonierte Profilschiene; Kappleiste eingeschoben, mit Kunststoff-Klemmprofil gehalten
1.234a 1.234b
1.234 Wandanschluss mit Dehnungsausgleich
a) handwerklich hergestellter Dehnungsausgleich (Schiebekasten)
b) RHEINZINK-Kopf-Dehnungsausgleicher für Wandanschluss
1.236 Lüftungsgauben
Gekrümmte Formen. Für Sonderformen können Querschnitte für die aufsteigenden Luftströme
Stehfalzeindeckungen auch mit gekrümmten der Hinterlüftung sicherzustellen. Bei kleineren
(bombierten, s. Abschn. 1.6.5) Scharen ausgeführt Flächen kann dabei eine entsprechend gestalte-
werden, die in diesen Fällen meistens bereits te mehrlagige Unterkonstruktion ausreichen,
werkseitig vorbereitet werden. und die Grate können mit Doppelwinkelfalz ein-
gedeckt werden (Bild 1.239a). Bei großen Dach-
Grate und Kehlen. Die Ausführung von Graten flächen kann die einwandfreie Entlüftung nur
und Kehlen hängt ab von der Größe und Nei- durch Grate mit Abluftschlitzen ähnlich wie bei
gung der angrenzenden Dachflächen. Bei der Firstentlüftungen gewährleistet werden (vgl.
Planung der Grate sind zunächst ausreichende Bild 1.237a).
1.6 Dachdeckungen 139
Kehlen mit einfachem Einhangfalz (Bild 1.239b) wie z. B. durch Auflagerung der Unterschalung
können bei steilen Neigungen ausreichen. Wenn mit Konterlattung oder auf doppelter Pfettenlage
größere Niederschlagmengen von großen Dach- sowie ggf. durch Ausschnitte an den Anschlüssen
flächen abgeführt werden müssen und bei gerin- zwischen Schiftersparren und Kehlsparren.
gen Neigungen, ist die Ausführung von Kehlgrä-
ben erforderlich (Bild 1.239c). Bei ihnen ist die Leistendeckung
Kombination mit Zuluftöffnungen nicht ratsam,
denn bei Verunreinigungen der Kehlgräben z. B. Leistendeckungen haben gegenüber den Steh-
durch Laub oder bei Vereisung von Schnee könn- falzdeckungen den Vorzug, dass sich die einzel-
te leicht durch Rückstau Wasser in die Dachkons- nen Blechbänder („Schare“), die durch Holzleisten
truktion eindringen. In jedem Fall ist die sichere getrennt sind, gänzlich unabhängig voneinander
Entwässerung von Kehlrinnen planerisch durch dehnen und zusammenziehen können.
entsprechende Dachrandgestaltung zu gewähr- Die Aufkantungen der Deckschare grenzen so an
leisten. die Deckleisten (mind. 40/40 mm) an, dass der
Bei großen Dachflächen können im Kehlenbe- Dehnungsausgleich in der Querrichtung prob-
reich Zustromöffnungen zur Hinterlüftung erfor- lemlos möglich ist. Die Stoßstelle wird durch die
derlich werden. Sie werden am besten durch Lüf- Deckkappen überbrückt. Unterschieden wird
tergauben gebildet (Bild 1.236). Die ausreichende Ɣ „Deutsche“ Leistendeckung als Regelausfüh-
Hinterlüftung muss auch in der Unterkonstruk- rung (Bild 1.240a) und
tion durch geeignete Maßnahmen gesichert sein Ɣ „Belgische“ Leistendeckung (Bild 1.240b).
1.240 Leistendeckung
a) „Deutsche“ Leistendeckung, b) „Belgische“ Leistendeckung
140 1 Geneigte Dächer
1.241
Sicherung der Schare gegen Abrutschen [46]
a) „Deutsche“ Leistendeckung
1.241a 1.241b b) „Belgische“ Leistendeckung
1.243 Ortgangausbildung
a) „Deutsche“ Deckung
b) „Belgische“ Deckung
Zu beachten ist, dass die „Belgische“ Leistende- Die Ausführung von Traufenkanten und Ort-
ckung wegen der hier fehlenden Verfalzung an gängen zeigen die Bilder 1.242 und 1.243. Firste,
den Leisten zwar einfacher herzustellen ist, je- Grate und Kehlen und insbesondere die erforder-
doch nicht schlagregen- und rückstausicher ist, lichen Hinterlüftungen sind wie bei Stehfalz-
wenn die Dachneigung geringer als 25° ist. deckungen auszuführen.
Bei beiden Deckarten werden die Schare durch
Hafte gehalten, müssen aber insbesondere bei Metalldachdeckungen mit
steilen Dächern gegen Abrutschen gesichert wer- vorgefertigten Elementen
den (Bild 1.241).
Aus gestalterischen Gründen können Leistende- Profilbleche aus verzinktem oder/und beschich-
ckungen mit Doppelstehfalzdeckungen kombi- tetem Stahlblech oder aus beschichtetem Alumi-
niert werden, so dass in den Dachflächen z. B. jede nium in verschiedenen Formen und mit Blechdi-
2. Stoßstelle in der jeweils anderen Deckart aus- cken von 0,35 bis 1,00 mm können für Eindeckun-
geführt wird. gen größerer Dachflächen von Hallen und
1.6 Dachdeckungen 141
1.244 Aluminium-Blechprofile
1.245a 1.245b
1.245 Formteile für Wellplatten aus Metall (Beispiele)
a) Firsthaube, b) Zahnblech-Anschlussstück
1.246a 1.246b
1.246 Profilblechkassetten 1 Profilblechkassette
a) Schematische Darstellung 2 Ankerclip (Gleitbügel)
b) Detail Längsverfalzung 3 Pfette
1.248a 1.248c
1.248b 1.248d
1.248 a) Deckung mit Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile
verlaufen in gleicher Richtung
b) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Profilblechkassetten, Tragschalen und Deckprofile verlaufen quer
zueinander: Halteprofile unter 45° verlegt
c) Profilblechkassetten auf Tragschale aus Trapezblechen, Halteprofile unter 45° verlegt
d) Detail Firstausbildung
1 Profilblechkassette 6 Dampfsperre
2 Trapezblech 7 Firstprofil
3 Wärmedämmung 8 Unterbauprofil
4 Halteprofil 9 Zahnleiste
5 Dichtungsband 10 Falz-Umschlag
144 1 Geneigte Dächer
Allgemein gelten DIN 18 338 (VOB, Teil C) und fol- heißflüssiger Deckaufstrich aufgebracht. Als
gende Regeln: erste Lage ist eine einseitig grobbestreute
1 1. Die Mindestdachneigung nicht vollflächig auf- Dachbahn zu verwenden und mit der grobbe-
geklebter Dächer ist 5°. (Unter 5° geneigte streuten Seite nach unten zu verlegen, um ein
Flächen werden nicht gedeckt, sondern abge- Festkleben der ersten Lage auf der Schalung
dichtet, s. Abschn. 2) zu verhindern.
Bei Dachneigungen über 30° müssen für voll- 6. Klebe- und Deckaufstriche müssen überall satt
flächig aufgeklebte Dächer Klebemassen mit die Fläche bedecken. Loses Bestreuungsma-
hohem Erweichungspunkt verwendet wer- terial muss dort, wo geklebt wird, sauber ent-
den. Für nicht vollflächig aufgeklebte Dächer fernt werden.
ist die Dachneigung nach oben unbegrenzt. 7. Bei Verlegen mehrlagiger Deckungen mit ver-
2. Deckungen sind mindestens zweilagig auszu- schieden schweren Rohfilzpappeeinlagen
führen. wird in der Regel die Dachpappe mit der leich-
testen Rohfilzpappeeinlage als untere Lage
3. Die Überdeckung der Bahnen jeder Lage an verarbeitet.
den Nähten und Stößen muss versetzt ange-
8. Schutz von Sonnenbestrahlung der Dächer
ordnet werden und beträgt = 8 cm. Die Lagen
und damit höhere Lebensdauer bietet die Be-
sind versetzt bei zweilagiger Deckung 50 cm,
kiesung. Bei Dachneigungen bis zu 10° kann
dreilagiger Deckung 331/3 cm, vierlagiger De-
Perlkies (Ø 3 bis 5 mm) in Warm- oder Kalt-Kle-
ckung 25 cm.
beaufstriche, dicht und gleichmäßig deckend,
4. Holzschalung unter Pappdächern muss ge- auf die Dachflächen aufgewalzt werden. Bei
sund, trocken, trittfest, fugendicht und ohne steilen Dächern empfiehlt sich die Verwen-
vorstehende Fugenkanten sein. Gespundete dung von fabrikfertigen naturschieferplätt-
Schalung (mit Nut- und Spundverbindung) ist chen- oder granulatbestreuten Dachbahnen.
vorzuziehen. Kehlen sind durch Dreikantleis-
9. Auf der fertig gedeckten Dachfläche dürfen
ten auszufüllen.
keine schweren Lasten transportiert oder ge-
Betondielen müssen nach dem Verlegen eine lagert werden.
ebene Oberfläche ohne scharfe Kanten bil-
den, unterschiedliche Plattendicken sind mit In Bild 1.249 ist die Ausführung von Detailpunk-
Mörtel auszugleichen. Die Fugen zwischen ten schematisch dargestellt.
den Dielen müssen voll vermörtelt sein. Schwach geneigte oder flache Dächer brauchen
5. Die Nagelung der Bahnen muss folgenderma- 15 bis 20 Jahre lang keine besondere Pflege,
ßen vorgenommen werden: wenn sie als so genanntes Kiespressdach ausge-
Bei Deckung parallel zur Traufe (Dachneigung führt werden (d. h. mit dünner, aber dichtliegen-
< 8°) wird die erste Lage der Dachbahnen am der reiner Perlkiesschicht auf sattdeckend aufge-
oberen Rand nur geheftet, am unteren Rand brachter bituminöser Kieseinbettmasse).
mit Nagelabständen von 15 cm genagelt. Die Im Übrigen sind die Dächer je nach Lage und Be-
weiteren Lagen werden vollflächig geklebt anspruchung nach etwa 5 Jahren mit Anstrichen
und am oberen Rand alle 25 cm genagelt. auf Bitumenbasis nachzubehandeln.
Bei Deckung senkrecht zur Traufe (Dachnei-
gung > 8°) wird die erste Lage am oberen
Rand durch versetzte Nagelung mit etwa 1.6.12 Geneigte Dächer mit Begrünung
50 mm Nagelabstand gegen Abgleiten ge-
sichert. Begrünungen werden vor allem aus ökologi-
schen und aus gestalterischen Gründen auch bei
Die weiteren Lagen werden vollflächig ge-
geneigten Dächern ausgeführt. Mit einem inten-
klebt und am oberen Rand alle 10 cm, an der
siven Begrünungsaufbau gelten sie im Allgemei-
überdeckten Längskante alle 30 cm genagelt.
nen bauaufsichtlich zwar als „harte Bedachung“
Die Nagelabstände an Traufen und Giebelkan- im Sinne des Brandschutzes, doch müssen die
ten betragen in jedem Falle 4 cm. teilweise unterschiedlichen Vorschriften der je-
Beim Verlegen der Dachhaut auf Holzschalung weiligen Landesbauordnungen beachtet werden.
sind mindestens die ersten beiden Lagen un- Begrünte Dachflächen wirken als Regenwasser-
mittelbar nacheinander aufzubringen. Falls rückhalt und minimieren die Niederschlagsab-
das nicht möglich ist, wird auf die erste Lage ein flussspitzen. In vielen Gemeinden wird heute für
1.6 Dachdeckungen 145
1
1.249a
1.249b
1.249c
1.249 Pappdächer
a) First
b) Ortgangausführungen
c) Traufe
Gründächer schon eine Verminderung der Ab- Neigungen von etwa 30° nicht überschritten wer-
wassergebühren gewährt. Begrünte Dächer ha- den. Neben anderen Problemen ergibt sich bei
ben eine wesentlich größere Lebensdauer als frei größeren Dachneigungen eine zu schnelle Ab-
bewitterte Systeme. Dies liegt darin begründet, leitung von Oberflächenwasser und eine oft nicht
dass eine Werkstoffalterung der Abdichtung ausreichende Speicherung von Niederschlags-
durch UV-Strahlung und übermäßige Aufheizung wasser.
nicht gegeben ist. Die Dachabdichtung ist unter Die Begrünung mit dem gesamten dafür erfor-
der Dachbegrünung einer gleichmäßigeren Be- derlichen Schichtenaufbau bildet innerhalb der
lastung ausgesetzt. Schäden durch Krustenbil- gesamten Dachkonstruktion eine zusätzliche
dung und Rissschäden in Folge von Eisbewegun- Wärmedämmung. Bei einem Dachaufbau mit
gen können nicht auftreten. Auch Frost- und hinterlüfteter Wärmedämmung (Bild 1.250a) wird
Tauwechsel belasten die Abdichtung lange nicht dieser Effekt abgemindert. Für ein einwandfreies
so stark wie dies bei frei bewitterten Dächern der Funktionieren der Hinterlüftung ist außerdem ein
Fall ist. hoher konstruktiver Aufwand (Lüftungsfrist usw.)
Auf geneigten Dächern kommt allein wegen der erforderlich. So werden begrünte Dächer meis-
i. d. R. begrenzten Tragfähigkeit der oberen Scha- tens im Zusammenhang mit nicht hinterlüfteten
le nur ein relativ leichter Schichtenaufbau mit 5 Wärmedämmungen (s. auch Abschn. 1.9.2) aus-
bis 10 cm dicken Erdschichten in Frage. Als Be- geführt, wie in den Bildern 1.250b, 1.251 und
pflanzung geeignet sind dafür naturnahe Vegeta- 1.252 gezeigt.
tionen aus Gräsern, Moosen, Sedum-Arten (Dach- Bei nicht hinterlüfteten Wärmedämmungen ist
wurz) oder geeigneten flachwurzelnden Kräutern aber unbedingt darauf zu achten, dass oberhalb
(sog. „extensive Begrünungen“). Diese können der Dampfsperre keine Holzbauteile innerhalb
sich auch den extremen Standortbedingungen des Schichtenaufbaus eingebaut werden (s. hier-
auf geneigten Dächern anpassen und unter ei- zu auch Abschn. 2.4.4).
nem minimalen Pflegeaufwand gedeihen bzw. Dabei können sowohl mehrlagig geklebte kon-
sich regenerieren. ventionelle Abdichtungssysteme mit Dampfsper-
Begrünungen sind grundsätzlich für alle Dach- re (Bild 1.251) als auch Abdichtungen mit lose
formen (Bild 1.1) möglich. Es sind zwar schon verlegten Kunststoffdichtungsbahnen nach dem
Dächer bis zu 45° Neigung mit besonderen Siche- Prinzip des „Umkehrdaches“ wie bei Flachdä-
rungen gegen Abrutschen der Vegetationsschicht chern (s. a. Bild: 2.36 und 2.38) ausgeführt werden
begrünt worden, doch sollten im Allgemeinen (Bild 1.252).
146 1 Geneigte Dächer
1.251 Gründach, Aufbau nach dem Warmdachprinzip; 1.252 Gründach, Aufbau nach dem Umkehrdachprinzip
Traufe mit Entwässerung 1 Sparren
1 Sparren 2 NF-Schalung
2 Rand-(Abfang-)träger, gehalten durch 3 Kunststoffabdichtung (wurzelfest) auf
Stahlwinkel Trennlage
3 NF-Schalung 4 Wärmedämmung (extrud. PS-Hartschaum;
4 Dampfsperre auf Trennlage Roofmate o. Ä.)
5 Wärmedämmung 5 Filtervlies
6 Kunststoffabdichtung, wurzelfest 6 extensive Begrünung (einschichtiger Aufbau)
7 Filterschicht
8 Filtervlies
9 extensive Begrünung
10 Dränrohr Ø 50 in Kiesbett lien durch solarthermische oder auch Photovolta-
11 kunststoffbeschichtetes Abdeckblech, ikmodule zu ersetzen. Die gestalterisch befriedi-
Dachabdichtung aufgeschweißt gende Integration solarer Dachsysteme spielt
auch zunehmend in der Denkmalpflege eine ent-
scheidende Rolle.
melt und abgeleitet. Die Dränrohre werden in
Kiespackungen eingebettet, unter denen das Fil- Bedenkt man, dass mit einer richtig dimensionier-
tervlies bis zum Traufenabschluss hinweggeführt ten solarthermischen Anlage jährlich bis zu 65%
ist (Bild 1.251). des Warmwasserbedarfs gedeckt werden kann,
lässt sich leicht nachvollziehen, dass in Zukunft
Die sonstigen allgemeinen Anforderungen an
das Erscheinungsbild von Dachflächen immer
begrünte Dächer sind in Abschn. 2.4.4 näher be-
stärker von Solar- und auch Photovoltaik-Anla-
handelt.
gen geprägt sein wird.
Solartechnik nutzt direkt die Energie aus Sonnen-
strahlung. Es wird unterschieden in Solarthermie
1.6.13 Solardach-Systeme
und Photovoltaik:
Zunehmende Bedeutung erhalten Systeme zur Ɣ Solarthermie ist die Übertragung der Wärme
Energiegewinnung über solarthermische Kollek- aus der Sonnenenergie auf ein geschlossenes
toren zur Brauchwassererwärmung oder Hei- System (z. B. zur Warmwasserbereitung oder
zungsunterstützung und auch Photovoltaikanla- zur Heizungsunterstützung).
gen auf geneigten Dachflächen, die hierzu je Ɣ Photovoltaik1) ist die Umwandlung von Son-
nach Himmelsausrichtung und Neigungswinkel nenstrahlung in Elektrizität.
häufig sehr gut geeignet sind. Aktuelle Entwick-
lungen streben an, solare Dachsysteme gebäude- Solaranlagen müssen schon früh in der Planungs-
und konstruktionsintegriert vorzusehen und phase festgelegt werden.
über zurzeit vielfach noch vorzufindende additi-
ve Anwendungsmöglichkeiten (Aufdachsyste-
me) hinaus zum Bestandteil der Gestaltung und 1) Der Begriff leitet sich aus dem altgriechischen Wort phos,
Konstruktion von geneigten Dächern zu machen. im Genitiv photós für Licht sowie der physikalischen Einheit
Ziel hierbei ist es, übliche Dachdeckungsmateria- für elektrische Spannung Volt ab.
148 1 Geneigte Dächer
Energiegewinnungsflächen sollten sowohl von gebunden werden und die Ästhetik des Daches
der Himmelsrichtung (SSO bis SSW) als auch vom nicht übermäßig negativ beeinträchtigt wird. Für
Neigungswinkel her optimal zusammenstehen. den Einbau von Solaranlagen in das Dach und
Die Neigungswinkel können zwischen 20° und auch für die Verlegung von Leitungen durch den
60° betragen, wobei geringe Neigungswinkel die gesamten Dachaufbau ist der Dachdecker zu-
Energieausbeute im Sommer und steilere Winkel ständig.
die Solareinträge im Winter begünstigen. Ab- Die gebräuchliste dachintegrierte Lösung für So-
schattungen sind zu vermeiden. larthermie-Anlagen bilden Systeme mit Eindeck-
Die Hersteller von Bedachungselementen haben rahmen ähnlich wie bei Dachflächenfenstern.
eigene Solarsysteme entwickelt, die in die jewei- Diese Eindeckrahmen werden direkt auf die Spar-
ligen Dachdeckungssysteme integriert werden. ren oder die Dachlatten montiert. Die Solarkollek-
Dadurch soll gewährleistet werden, dass die So- toren oder Photovoltaik-Module liegen in diesen
larsysteme regensicher in die Dachdeckung ein- Rahmen, wodurch die Gesamtanlagen sehr flach
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 149
bleiben. Innovative Lösungen für integrierte Pho- gefälle ergebenden Höhenunterschiede bei der
tovoltaikanlagen ersetzen die Dacheindeckung Gestaltung der Gesimse zu berücksichtigen. Eine
vollständig. Die Wirtschaftlichkeit wird durch die Aufteilung in kürzere Rinnenabschnitte zur Redu- 1
Einsparung der Dachdeckung deutlich verbes- zierung der Gefällehöhen bedingt eine entspre-
sert. Die PV-Module werden begehbar hergestellt chend größere Anzahl von stark ins Auge fallen-
und als Wasser ableitende Ebene über einem Un- den Regenfallrohren (s. Abschn. 1.7.6).
terdach geschuppt – vergleichbar einer Deckung Diese formale Problematik führt bei vielen Pla-
mit großformatigen Dachsteinen oder -ziegeln nungen zu Lösungen, bei denen die Dachrinnen
verlegt oder bei flachen Neigungen mit geschlos- verdeckt hinter Traufengesimsen eingebaut wer-
senen, versiegelten Fugen ausgeführt. den (Bilder 1.273 bis 1.275). Dabei ist aber zu be-
Für aufgeständerte Anlagen (Aufdachanlagen) denken, dass es – abgesehen vom i. d. R. höheren
sind verschiedene Systeme möglich, z. B. Schie- konstruktiven Aufwand – leicht zu folgenschwe-
nen- und Trägerelemente aus verschiedenen ren Bauschäden an Gesimsen und im Fassaden-
Werkstoffen, die mindestens aus Aluminium oder bereich kommen kann, wenn durch Verschmut-
feuerverzinkten Stahlprofilen sind. Die Verschrau- zungen (z. B. Laub) der Regenwasserablauf unter-
bungen sind mit nicht rostenden Metallen auszu- bunden wird. (Frei hängende Rinnen laufen in
führen. solchen Fällen einfach über. Dadurch können
Der Mindestabstand zwischen Oberkante Dach- Störungen viel schneller erkannt und beseitigt
deckung und Unterseite Element darf 60 mm werden!)
nicht unterschreiten.
An Dachrinnen zur Entwässerung von Dachflächen, die mit
Die Abbildungen zeigen verschiedene dachinte- Bitumenbaustoffen eingedeckt sind, wurden in den letzten
grierte Solar-Systeme. Kollektoren und Module Jahren oft starke Korrosionserscheinungen (Bitumenkorro-
einer Solaranlage müssen eine Bauartzulassung sion) beobachtet. Als Ursache wurden in der Hauptsache
besitzen. chemische Umwandlungen auf nicht oder nicht ausrei-
chend gegen Bewitterung geschützten Bitumenflächen
erkannt.
Bei nicht durch Beschieferung o. Ä. geschützten Bitumen-
1.7 Dachrinnen dachflächen bilden sich unter dem Einfluss der Bewitterung
in Verbindung mit der Luftverschmutzung insbesondere
und Regenfallrohre durch Schwefeldioxid Polycarbonsäuren, die Metalle an-
greifen und in relativ kurzer Zeit bis zur Zerstörung korro-
1.7.1 Allgemeines dieren können. Im Zweifelsfall sollten alle erforderlichen
Metalleinfassungen, -anschlüsse, -Dachrinnen usw. entwe-
An geneigten Dächern sind in aller Regel Dachrin- der bitumenkorrosionsfest ausgeführt (Kupfer oder V2A-
Stahl), oder durch Bitumen- oder Kunststofflacke dauerhaft
nen erforderlich. Nur bei sehr niedrigen Traufen gegen Korrosion geschützt werden.
und bei weiten Dachüberständen kann bei einfa-
chen Gebäuden auf Dachrinnen verzichtet wer-
den, wenn durch ablaufendes Niederschlagwas- 1.7.2 Bemessung
ser keine Schäden im Sockelbereich zu befürch-
ten sind. Die Dachrinnen und Regenfallrohre aller Art sind
Dachrinnen werden vielfach als vorgehängte Rin- in DIN EN 607 (Hängedachrinnen aus PVC-U) und
nen am Traufengesims ausgeführt (Bilder 1.271 DIN EN 612 (Hängedachrinnen aus Metall) in
und 1.272). Aus gestalterischen Gründen oder ihren Begriffen, Maßen und Eigenschaften ge-
immer dann, wenn ein Bauwerk direkt auf einer normt.
Grundstücksgrenze steht, darf eine erforderliche Dachrinnen sind als halbrunde und kastenförmi-
Dachrinne in der Regel nicht über die Außen- ge (Bild 1.262) Hängedachrinnen mit den dazu-
flucht hinwegreichen und muss dann als „Stand- gehörigen Rinnenhaltern genormt. Daneben gibt
rinne“ ausgeführt werden (Bild 1.276). es Sonderformen wie z. B. verdeckte Dachrinnen,
Dachrinnen und die erforderlichen Regenfallroh- auch als „Standrinnen“ bezeichnet (Bild 1.274
re beeinflussen die Gestaltqualität von Traufen und 1.275).
und Fassaden erheblich und wurden an histori- Regenfallrohre sind als kreisförmige und quadra-
schen Gebäuden daher vielfach bewusst auch als tische Regenfallrohre genormt (Tabelle 1.279 und
Gestaltungsmittel eingesetzt. 1.280).
Bei langen Traufen mit freihängenden Dachrin-
nen sind die sich aus dem erforderlichen Rinnen-
150 1 Geneigte Dächer
1.259 Dachabmessung
A = Dachfläche
LR = die Trauflänge (m)
BR = die horizontale Projektion der Dachtiefe von
der Traufe bis zum First (m)
HR = die vertikale Projektion der Dachfläche von
der Traufe bis zum First (m)
TR = die Ortganglänge (m)
Sofern andernorts die Windeinwirkung zu be- Ɣ Ermittlung des Einhangstutzens und der Fallleitung
rücksichtigen ist, muss die wirksame Dachfläche gem. den Tabellen 1.261b und 1.261c:
in Übereinstimmung mit Tabelle 1.260 berechnet Laut Tabelle 1.261b reicht ein Einlauftrichter mit Q = 14,5 l/s
aus.
werden.
Nach Tabelle 1.261c kann ein zum Einlauftrichter passen-
In Gebieten, in denen Wind in die Berechnung des Fallrohr mit ø 100 mm 10,7 l/s entwässern und reicht
des Regenwasserabflusses einzubeziehen ist und somit ebenfalls aus.
Regen durch den Wind gegen eine Wand getrie-
ben werden und auf das Dach abfließen kann,
müssen 50% der Wandfläche zur wirksamen 1.7.3 Werkstoffe
Dachfläche addiert werden.
Bei der Dimensionierung der Dachrinne ist zu be- DIN EN 612 legt Anforderungen für Dachrinnen
rücksichtigen, dass ihr Abflussvermögen durch und Fallrohre aus Metallblech fest.
Rinnenwinkel beeinflusst wird! Sofern die Rinne Danach bestehen für Dachrinnen und Fallrohre
einen oder mehrere Richtungsänderungen > 10° aus Metall folgende Werkstoffanforderungen:
erhält, ist ihr Abflussvermögen einmalig mit
Ɣ Titanzink nach DIN EN 988
einem Faktor 0,85 zu multiplizieren.
Ɣ Aluminium oder Aluminiumlegierungen der Serien
Bei Fallrohren ist zu berücksichtigen, dass der Ein- 1000, 3000, 5000 oder 6000 nach DIN EN 573-3 in Ble-
bau von Laubfangvorrichtungen das Ablaufver- chen nach DIN EN 485-1 (ausgenommen Legierungen
mögen um 50% reduziert. mit einem Magnesiumgehalt von mehr als 3% oder
einem Kupfergehalt von mehr als 0,3%.
Ɣ Kupferblech Cu- DHP (Werkstoffnummer CW024A) und
Berechnungsbeispiel für eine vorgehängte halbrunde
CuZn 0,5 (Werkstoffnummer CW) 119C nach DIN EN 1172
Dachrinne:
Ɣ Schmelztauchveredeltes Stahlblech (Stahlblech mit
Gegeben sei ein rechteckiges Gebäude in den Abmessun- Zinküberzug) DX51D+Z, DX51 + ZA, DX51D + AZ) nach
gen 18,00 · 12,00 m mit Satteldach. DIN EN 10 346
Wirksame Dachfläche (je Dachhälfte) Ɣ Schmelztauchveredeltes Stahlblech mit organischer Be-
A = 6,00 m · 18,00 m = 108,00 m2 schichtung (Trägermaterial Schmelztauchveredeltes Stahl-
blech wie vor) mit Mindest-Nenndicke von 25 μm bei Band-
C=1 beschichtung und 60 μm bei Stückbeschichtung
Q = 0,03 l/s · m2 · 1 · 108,00m2 = 3,24 l/s Ɣ Nichtrostendes Stahlblech X 3 CrTi 17 (Werkstoffnum-
Ɣ Ermittlung der Rinnengröße gem. Tabelle 1.261a: mer 1.4510), X 6 CrNi 19 10 (Werkstoffnummer 1.4301),
X CrNiMo 17 12 2 (Werkstoffnummer 1.4401).
Laut Tabelle 1.261a ist bei einer Länge von 18,00 m und
dem ermittelten Q-Wert von 3,24 l/s eine Rinne mit Nenn-
maß 400 mm ausreichend.
152 1 Geneigte Dächer
Tabelle 1.261a Abflussverhalten von Halbrunden Rinnen (und daran anschließbare Niederschlagsflächen in m2) bei
unterschiedlichen Regenspenden r in l (s · ha) und C = 1,0 [9]
1
1.262 Hängedachrinnen
a) halbrund, b) kastenförmig
Tabelle 1.263 Dachrinnen, Wulstdurchmesser und Höhe der Rinnenvorderseite (DIN EN 612)
154 1 Geneigte Dächer
Längen. Sind größere Längen erforderlich, müs- Rinnenhalter richtet sich nach klimatischen und
sen die Rinnen in einzelne Abschnitte aufgeteilt örtlichen Anforderungen.
und mit Rinnenbewegungsausgleichern (Dilata- Die Rinnenhalter-Abstände sind nach Tabelle
tionsstücke) (Bild 1.265) ausgestattet werden. 1.268 zu wählen.
In DIN EN 12 056 werden für Rinnengefälle von
Abmessungen und die bei der Montage zu be-
0–10 mm/m Zuschlagsfaktoren für die Quer-
achtenden Bestimmungen gemäß DIN EN 612
schnittsbemessung benannt, also auch für gefäl-
sind aus den Tabellen 1.269 und 1.270 zu entneh-
lelose Rinnen. Es empfiehlt sich jedoch, die Rin-
men.
nen mit einem Gefälle von 3 mm/m zu verlegen
bzw. zumindest sicherzustellen, dass zur Vermei- Für die Werkstoffe der Rinnenhalter ist zu be-
dung von Pfützenbildungen kein Gegengefälle achten:
im Rinnenlängsschnitt entsteht. Für Dachrinnen aus legiertem Zink (Titanzink)
Hängedachrinnen werden von Rinnenhaltern und aus verzinktem Stahlblech sind Rinnenhalter
gem. DIN EN 1462 aus rostgeschütztem Material aus feuerverzinktem Bandstahl, für Dachrinnen
getragen. Sie werden (4 bis 8 mm dick und 25 bis aus Kupfer sind Rinnenhalter aus Flachkupfer
40 mm breit) in Abständen von 80 bis 90 cm auf oder aus kupferummanteltem Bandstahl (feuer-
die Konterlattung bzw. auf die Schalung ge- verzinkt), und für Dachrinnen aus Aluminium sind
schraubt. Die Rinne wird am Rinnenhalter durch Rinnenhalter aus Aluminiumband oder feuerver-
Federn (25 mm breite, über die Rinnenwülste ge- zinktem Bandstahl zu verwenden.
bogene Blechstreifen) befestigt, ohne in ihrer Mit den Regenfallrohren werden die Hängerin-
Längs- oder Querbewegung behindert zu wer- nen durch angelötete Blechstutzen verbunden,
den (s. Bild 1.266 und 1.267). Die Bemessung der die in das Fallrohr eingeschoben werden.
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 155
1.265a 1.265b
1.265 Rinnenbewegungsausgleicher
1.266 Rinnenhalter für halbrunde Hängedachrinnen 1.267 Rinnenhalter für kastenförmige Hängedachrinnen
a) Form FFH mit zwei Federn a) Form FFH mit zwei Federn
b) Form NFH mit Nase und Feder (Maße wie bei a) b) Form NFH mit Nase und Federn (Maße wie
linkes Bild)
In Bild 1.271 sind die Rinnenhalter auf einer ab- 1) Die Ausführung der Wasserableitung über ein Einlaufblech/
schließenden Keilbohle befestigt. Traufblech/Traufstreifen ist zwingend vorgeschrieben, es
In diesem Beispiel ist die Unterspannbahn nicht sei denn, es kommen regensichere oder wasserdichte
hinterlüftet (Vollsparrendämmung s. Abschn. Unterdächer (s. Abschn. 1.6.2) mit UV- beständigen Dach-
1.9.2). Sprühwasser und Schmelzwasser von Flug- dichtungen zur Ausführung, die auch in frei bewitterten Be-
reichen anwendungsfähig sind. Übliche Unterspann- und
schnee wird mit in die Regenrinne abgeleitet. Der Unterdeckbahnen sind nicht dauerhaft UV- beständig und
Übergang zur Dachrinne wird durch ein Einlauf- dürfen daher für die direkte Einleitung der Entwässerung
blech (Traufblech/Tropfblech)1) gebildet. Die in die Dachrinnen im freibewitterten Bereich nicht einge-
Lufteintrittsöffnung für die Hinterlüftung der setzt werden. Ebenso ist nicht vollständig zu vermeiden,
Dachdeckung oberhalb der Unterspannbahn dass abtropfendes Wasser unvorhergesehen in darunter
liegende Gebäudeteile abtropft. Diese Ausführung stellt
werden vor der Konterlattung durch ein Gitter- somit einen fachtechnischen Mangel dar. Hinzu kommen
band oder durch Kunststoff-Stachelbänder gesi- ggf. ästhetische Mängel, wenn im Traufbereich die Bahnen
chert (Vögel, Marder!). teilweise sichtbar verbleibend angeordnet werden.
156 1 Geneigte Dächer
Statt der zwar verbreiteten jedoch etwas aufwän- Gesimsen oder im Fassadenbereich die Folge sein
digen Ausführung mit Keilbohle wird heute viel- können.
fach bei Dachneigungen ab etwa 30° für Einde- Um die Risiken einer verdeckt eingebauten Rinne
ckungen mit Dachziegeln oder Dachsteinen am zu reduzieren ist es ratsam, unterhalb der Rinne
Traufenabschluss eine Lösung bevorzugt wie in eine zweite Wasser führende Schicht (Sicherheits-
Bild 1.272 gezeigt. rinne, Bild 1.273, 1.277 und 1.278) vorzusehen.
Den Abschluss der unteren Deckreihe, die Zuluft- Wenn die Sicherheitsrinne an ihren Enden freie
öffnungen und den erforderlichen Höhenaus- Ausläufe ggf. als Wasserspeier erhält, können zu-
gleich bilden spezielle gelochte Kunststoff- oder
Aluminiumprofile.
Die Hinterlüftung sowie die Ableitung von Sprüh-
und Flugschnee-Schmelzwasser können im Win-
ter durch Schnee- und Eisbarrieren behindert
werden, die sich bei schneereichen wechselnden
Wetterlagen an den Traufen bilden können. Grö-
ßere Sicherheit bietet für solche Fälle die in Bild
1.272 gezeigte Gesimsausbildung.
Die dort vorhandene Unterdeckung bzw. Unter-
spannbahn wird nicht über die Rinne entwässert.
Anfallendes Sprüh- oder Schmelzwasser tropft
frei über einen Blechstreifen hinter der Rinne ab.
Ggf. sind die Sparrenzwischenräume oberhalb der
Wärmedämmung über Zuströmgitter belüftet.
1.274 Verdeckte Dachrinne (Standrinne) det, dass gleichzeitig die Belüftung der Dachkon-
1 Faserzement-Platten struktion und die Hinterlüftung der Holzteile in-
2 Lasche nerhalb des Traufengesimses möglich sind.
3 Luftgitter
4 Bekleidungsbrett Eine Ausführung wie in Bild 1.275 mit einer spezi-
ell angefertigten kehlenförmigen Rinne ermög-
licht an den Traufenenden freie Ausläufe als Was-
dem frühzeitig mögliche Undichtigkeiten der serspeier, die im gezeigten Beispiel bei einem
Dachrinne erkannt und behoben werden. eingeschossigen Haus zur Einleitung des Regen-
Eine in dieser Hinsicht am ehesten vertretbare wassers in Gartenteiche dienen.
Lösung stellt die in Bild 1.273 gezeigte Ausfüh-
rung dar. Das Überlaufen der Rinne in Folge von Standrinnen
Verunreinigungen kann von außen erkannt wer- Standrinnen als „aufliegende“ Rinnen (Halbrund-
den, und es kann allenfalls zu Schäden am Gesims oder Kastenrinnen) werden bei Bauten ausge-
kommen. führt, bei denen die Rinne vor dem Hauptgesims
Bild 1.274 zeigt eine Kastenrinne in Verbindung nicht in Erscheinung treten soll bzw. bei
mit einer Faserzementplattendeckung und einem Grenzwänden nicht überstehen darf.
Traufengesims als Holzbekleidung auf einer Holz- Standrinnen erfordern eine zweite Entwässe-
unterkonstruktion. Die kastenartig geformte Rin- rungsebene – ähnlich einer Gesims- oder Fenster-
ne bildet gleichzeitig die obere Abdeckung des bankabdeckung – zum Schutz des Gebäuderan-
Traufengesimses. Die Rinnenoberkante unter der des und zur Ableitung von Regenwasser und
Dachhaut muss bei derartigen Rinnenkonstruk- Rinnenwasser, das aus möglichen – meistens
tionen immer höher liegen als die Vorderkante schwer zu beobachtenden – Undichtigkeiten her-
des Gesimses. Das Traufengesims ist so ausgebil- rührt (Bild 1.276).
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 159
1.276a 1.276b
1.282
Verbindungsstück zwischen
Dachrinne und Fallrohr, lose in
das Fallrohr eingesteckt, das hier 1.283 Standrohrübergang
mit einem Rohrwulst auf der a) Einführung in Gussrohr mit Muffe
Rohrschelle hängt b) Einführung in Gussrohr ohne Muffe
hangstreifen („Kappleiste“, Bild 1.233) gebildet. Schiebestöße (s. Bild 1.234a) werden wegen des
Während früher die Einfassung oft stufenförmig in großen handwerklichen Arbeitsaufwandes heute
1 die Fugen der meistens verwendeten Kaminkopf- meistens durch spezielle eingelötete Schiebestü-
Verklinkerung eingelassen wurde, verwendet man cke (Dilatationsstücke) ersetzt (vgl. Bild 1.234b
heute meistens kostengünstigere gerade Kapp- und 1.265).
leisten, die mit Klebebändern und dauerelasti-
schem Fugenmaterial (Wartungsfuge!) gegen das
Mauerwerk abgedichtet werden. 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger
Abgasanlagenköpfe wurden früher häufig mit an Abgasanlagen
Klinker-Sichtmauerwerk ausgeführt. Durch Verar-
beitungsfehler kam es in vielen Fällen zu Bauschä- An den erforderlichen Stellen der Abgasanlagen
den durch Schlagregenwasser, das hinter den sind Standflächen nach DIN 18 160-5 anzuord-
Einfassungen durch das Mauerwerk der Abgas- nen. Die Standflächen werden in die Klassen A–D
anlagen eindrang. Deshalb sind hinterlüftete klassifiziert. Dabei bedeuten
Bekleidungen der Abgasanlagenköpfe aus Faser- Ɣ Klasse A: Standfläche an der Mündung der Ab-
zementplatten, Schiefer, Metall oder durch vor- gasanlage
gefertigte Komplettelemente nahezu zur Stan- Ɣ Klasse B: Standfläche an einer Reinigungsöff-
dardausführung geworden. Hinterlüftete Kon- nung bis 5 m unterhalb der Mündung der Ab-
struktionen ermöglichen die wesentlich sicherere gasanlage
und gestalterisch bessere Ausführung der An-
schlüsse durch Hochführung der Verwahrung Ɣ Klasse C: Standfläche an einer Reinigungsöff-
unter und hinter das Bekleidungsmaterial (Hin- nung bis 15 m unterhalb der Mündung der Ab-
terschneidung). gasanlage
Dachanschlüsse an andere, senkrecht an die Ɣ Klasse D: Standfläche an der unteren Reini-
Dachfläche grenzende Wandflächen werden in gungsöffnung der Abgasanlage
gleicher Weise wie Abgasanlageneinfassungen
hergestellt (s. auch Bilder 1.177 und 1.178). Standfläche DIN 18 160-5
Bei größeren Längen von Dachrandanschlüssen Die Standflächen müssen über sichere Verkehrs-
müssen temperaturbedingte Längenänderun- wege (Treppen, Leitern, Laufstege, Trittflächen
gen berücksichtigt werden. Die früher üblichen oder Einzeltritte) erreichbar sein. Dabei müssen
1.287 Standroste
a) auf verstellbaren Konsolen
b) Standroststein
c) Standon-Trittstein (Fa. Klöber)
die Bauteile der Einrichtungen aus Metall einen 1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter
ausreichenden Korrosionsschutz aufweisen. Bau- und Dachüberstand
teile aus Holz sind für Verkehrswege und Stand-
flächen im Freien unzulässig. Bei sehr glatten Dachdeckungen wie Schiefer-
Die Anordnung der Standflächen ist in DIN oder Faserzement-Platteneindeckungen und auf
18160-5, Abschn. 6.3 geregelt. Bild 1.286 zeigt steilen Dächern werden Dachhaken vorgesehen,
die Anordnung der Standfläche Klasse A mit Tritt- die das Einhängen von Dachdeckerleitern, leich-
flächen. ten Arbeitsgerüsten und Sicherheitsleinen für
Standroste bestehen aus feuerverzinkten Stahl- Reparaturarbeiten erleichtern, ohne dass teure
rosten. Standroste werden auf verstellbaren, in Gesamteinrüstungen des Bauwerkes nötig wer-
die Dachdeckung eingehängten Konsolen oder den (Bild 1.288a).
auf Formsteinen montiert (Bild 1.287). Wenn Dachflächen mit größerer Neigung als
Der Zugang zum Standrost am Schornstein führt etwa 30° Verkehrsflächen (Bürgersteige, Wege im
– in der Regel aus Dachausstiegfenstern neben Grundstück, Hauseingänge) zugewandt sind,
der Abgasanlage – direkt oder über treppenartig werden Sicherungen gegen das Herabfallen von
angeordnete kurze Standroste bzw. Trittkonsolen Schneemassen, Eis oder auch gelöstem Dach-
(Bild 1.287c). deckungsmaterial verlangt. Es müssen daher
1.291a 1.291b
allen gängigen Dachdeckungsarten – verwendet, wasser- und winddicht. Insbesondere bei starker
deren schwenkbare Oberteile das Anpassen an Windbelastung kann Sprühwasser und Flug-
1 jede Dachneigung ermöglichen (Bild 1.290 und schnee durch die Deckfugen der Dachdeckung
1.298). eindringen (s. Abschn. 1.6.2) Auch durch Rück-
Außer den in Bild 1.290a gezeigten Lüfteraufsät- stau (z. B. durch Eisbarrieren im Traufenbereich)
zen können auch spezielle Lüfter-Formteile (vgl. muss unter extremen Witterungsbedingungen
Bild 1.180d) verwendet werden (Bild 1.290c). vorübergehend mit eindringendem Wasser ge-
Für Dacheindeckungen mit mörtelfrei verlegten rechnet werden.
Firststeinen sind Entlüftungssysteme auf dem Die Anforderungen an den Wärmeschutz von Ge-
Markt, bei denen der Druckausgleich für die Sani- bäuden sind zudem durch die Energieeinsparver-
tärleitungen durch spezielle Endstücke im Luft- ordnung (EnEV) erheblich gesteigert worden.
raum des Firstes erfolgt (Bild 1.290b). Die Sanitär- Die zwangsläufig immer dicker werdenden Wär-
leitungen werden mit Hilfe von flexiblen Über- medämmschichten erfordern neue bauphysikali-
gangsrohren (Flexrohre) angeschlossen. sche und konstruktive Überlegungen auch für
Für Antennendurchgänge und ähnliche Dach- Dächer über ausgebauten Dachräumen.
durchbrüche gibt es spezielle Formteile (Bild
1.291a).
1.9.2 Wärmeschutz
Beim Einbau aller Formteile sind oberhalb der er-
forderlichen Ausschnitte in die Unterspannbah-
Allgemeines. Die Wärmedämmung von ausge-
nen Ablaufschlaufen einzubauen, die das Eindrin-
bauten Dachgeschossen muss den gesamten ge-
gen von ablaufendem Sprüh- oder Kondenswas-
nutzten Dachquerschnitt lückenlos umschließen
ser verhindern (Bild 1.291b).
(Bild 1.292). Schließen die Wärmedämmungen
dabei an seitliche Abmauerungen von Dachzwi-
ckeln an, müssen auch die dahinter liegenden
1.9 Ausbau von Dachräumen Deckenflächen einen geeigneten ausreichenden
Wärmeschutz erhalten (Bild 1.292c).
1.9.1 Allgemeines Der erforderliche Wärmeschutz ist nach DIN 4108
in Verbindung mit der Energieeinsparverord-
Dachräume unter geneigten Dachflächen wer- nung (EnEV) zu dimensionieren (s. Abschnitt 17.5
den heute zur besseren wirtschaftlichen Ausnut- in Teil 1 dieses Werkes).
zung des umbauten Raumes, aber ggf. auch we- Je nach Wärmeleitfähigkeitsgruppe des Dämm-
gen der besonderen Eigenschaften der sich aus stoffes (WLG 020 bis 045) sind Dämmstoffdicken
der Dachform ergebenden Räume in der Regel von oft mehr als 220 mm erforderlich.
zum Wohnen genutzt. Die Dachflächen müssen Bei geneigten Dächern mit ausgebautem Dachge-
damit allen Anforderungen an Wärme-, Feuchtig- schoss hat sich die Dämmung ohne Hinterlüftung
keits-, Schall- und Brandschutz genügen. zwischen den Sparren als Vollsparrendämmung
Dachdeckungen geneigter Dächer sind in der Re- durchgesetzt (Bild 1.293, 1.295c und 1.296a). Hier-
gel ohne zusätzliche Maßnahmen nicht absolut durch wird erreicht, dass die gesamte Sparrenhö-
he für das Einbringen von Dämmstoffen genutzt hen Anforderungen an die Wärmedämmung von
werden kann. Darüber hinaus wird der Wärme- Außenbauteilen erfordert gleichzeitig eine sorg-
schutz insgesamt verbessert, da eine zusätzliche fältige Planung und Ausführung, damit Wärme-
Auskühlung der Wärmedämmschicht durch eine brücken weitestgehend vermieden werden. Bild
Luftschicht zwischen Unterspannung, -dach bzw. 1.293 zeigt Beispiele aus DIN 4108 Bbl. 2, wie Wär-
-deckung und Wärmedämmung vermieden wird. mebrücken möglichst verhindert werden (vgl.
Die Ausführungen mit belüfteter Wärmedäm- hierzu Abschn. 17.5 in Teil 1 des Werkes).
mung (Bild 1.295a und b und 1.296b) kommen
heute nur noch bei sehr hohen Sparrenprofilen Luftwechsel. Auf ausreichenden Luftwechsel ist
oder besonderen bauphysikalischen Anforderun- aus Gründen der Hygiene, der Begrenzung der
gen an die Dachkonstruktion in Frage. Raumluftfeuchte sowie ggf. der Zuführung von
Überall da, wo der mittlere Wärmedämmwert ei- Verbrennungsluft nach bauaufsichtlichen Vor-
ner Fläche (Außenwand, Dachfläche usw.) unter- schriften (z. B. Feueranlagenverordnungen der
schritten wird, spricht man von einer Wärme- Bundesländer) zu achten. Dies ist in der Regel der
brücke. Fall, wenn während der Heizperiode ein auf das
Je besser eine Fläche gedämmt wird, desto grö- Luftvolumen innerhalb der Systemgrenze bezo-
ßer wird zwangsläufig auch die Gefahr, dass kon- gener durchschnittlicher Luftwechsel von 0,5 h–1
struktive Wärmebrücken entstehen. Die sehr ho- bei der Planung sichergestellt wird.
170 1 Geneigte Dächer
1.295
Einbau von Wärmedämmungen
1
a) zwischen den Sparren mit Luftraum
b) zwischen und unter den Sparren
mit Luftraum
c) Zwischen den Sparren, 1.295a 1.295b
Vollsparrendämmung
d) auf den Sparren aufliegend (auf
Vollschalung oder als freitragende
Dämmelemente)
1 Lattung
2 Konterlattung
3 Unterspannbahn (diffusionsoffen)
4 Wärmedämmung
5 Dampfsperre (luftdicht) 1.295c
1.295d
Außerdem kann dadurch die Brandschutzklasse Bei den wärmegedämmten Dächern werden un-
B2 erreicht werden. terschieden:
Zellulosefaserdämmstoffe werden i. d. R. mit Ma- Ɣ zweischalige, belüftete Konstruktionen (Bild
schinen in die Dachkonstruktion eingeblasen (Ein- 1.296a)
blasdämmung). Diese Arbeiten sollten nur durch Ɣ einschalige, nicht belüftete Konstruktionen (Bild
geschultes Personal von Fachfirmen erfolgen. Auch 1.296b).
dieses Material soll keiner Feuchtigkeit ausgesetzt
werden. Neben dem Verlust der Dämmwirkung Der belüftete Konstruktionsaufbau ist durch eine
könnte dies zu Pilz- und Schädlingsbefall führen, Belüftungsebene zwischen Wärmedämmung
weil die Borsalze ausgewaschen werden können. und Unterspannbahn gekennzeichnet.
Auch Schafwolle, Baumwolle, Baumwollvlies und Bei der Konstruktion ohne Hinterlüftung fehlt die-
Flachs können als Dämmstoffe verarbeitet wer- se zweie Belüftungsschicht oberhalb der Wärme-
den. Derartige Dämmstoffe sollten nicht in Berei- dämmung.
chen, in denen erhöhter Brandschutz erforderlich
ist, eingebaut werden. Hinterlüftung zwischen Dachdeckung und Un-
terspannung, Unterdeckung bzw. Unterdach. In
Als natürlicher Dämmstoff haben Holzfaser- beiden Konstruktionsarten ist eine Belüftungs-
dämmplatten bei relativ guten Dämmeigen- ebene zwischen der Dachdeckung und der Unter-
schaften, eine hohe Druckfestigkeit, ein geringes spannbahn erforderlich. Durch die damit mögli-
Gewicht, eine ausgezeichnete Wärmespeicherfä- che Luftströmung zwischen Trauflinie und First
higkeit und ein sehr gutes Sorptionsverhalten wird eine Wärmeableitung im Sommer erreicht.
(Feuchtetransport).
In dieser Ebene wird vor allem aber Sprühwasser,
Auch die oberen Abschlussflächen von Zwischen- geschmolzener Flugschnee, durch kleinere Schä-
oder Giebelwänden müssen zur Vermeidung von den oder Fehlen der Dachdeckung eingedrunge-
Wärmebrücken sorgfältig gedämmt werden. nes Regenwasser sowie Tauwasser, das durch
Fugen zwischen Streichsparren und Giebelwän- Reif- und Kondensatbildung innerhalb des Belüf-
den müssen sorgfältig ausgestopft werden. Der tungsraumes entstehen kann, auf einer zweiten
auch hier vielfach eingesetzte Bauschaum ist wasserführenden Schicht abgeleitet.
kaum in der Lage, Verformungen von Tragwerken Es muss in jedem Fall dafür gesorgt werden, dass
aus Holz aufgrund seiner starren Konsistenz aus- der Luftstrom innerhalb der Dachkonstruktion
zugleichen und ist deshalb ungeeignet. nicht durch Wechsel, Dachfenster, Dachgauben,
In allen Fällen ist die Wärmdämmung mindestens Schornsteine und ähnliche Hindernisse unterbro-
durch eine Unterspannbahn gegen Sprühwasser chen wird. Bei derartigen Durchdringungen der
und Flugschnee zu schützen (s. Abschn. 1.9.3). Lüftungsquerschnitte muss durch Konterlattun-
Raumseitig ist eine dicht schließende Dampfsper- gen oder vergleichbare Maßnahmen eine Umlen-
re oder Dampfbremse erforderlich (s. Abschn. kung der Luftströmung ermöglicht werden (Bild
1.9.4). 1.297).
172 1 Geneigte Dächer
Oberhalb von Dachfenstern, Schornsteinen oder Dächer als nahezu standardmäßige Ausführung
sonstigen Einbauteilen sind die Unterspann- vorgezogen. Es kommt bei ihnen jedoch immer
bahnen taschenförmig hochzuklappen (Ablauf- wieder zu erheblichen Schäden, die vor allem be-
schlaufe), damit etwa ablaufendes Wasser seitlich dingt sind durch ungenügend dimensionierte
an den Hindernissen vorbei geleitet wird (s. a. Bild oder durch aufgequollene Wärmedämmungen,
1.291b). eingeengte Lüftungsquerschnitte sowie durch
Vor oder hinter Hindernissen im Luftstrom kön-
nen auch zusätzliche Ab- bzw. Zuluftströmungen
– z. B. mit Hilfe von Lüftersteinen – eingebaut
werden. Der Anschluss an aufgehende Wände ist
wie z. B. in Bild 1.237c gezeigt auszuführen.
Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Planung
zusammengesetzter Dächer erforderlich, damit
auch an Wandanschlüssen, Graten, Pulten usw.
ausreichende Abluftöffnungen und an Kehlen,
Dachgräben o. Ä. die erforderlichen Zuströmöff-
nungen vorhanden sind. Durch zweilagige Kons-
truktionen muss ggf. z. B. bei Schifteranschlüssen
(Bild 1.54) dafür gesorgt werden, dass keine Hin-
dernisse für den Luftstrom entstehen.
Eine Mittelstellung zwischen Unterspannbahnen
und den nachfolgend beschriebenen Unterdä-
chern nehmen speziell ausgerüstete Gipskarton-
platten mit einem sd-Wert von 0,1 m ein. Sie kön- 1.297 Umlenkung des Luftstromes an Hindernissen
nen als relativ windsichere Noteindeckung für 1 durchgehende Konterlatte
einen Zeitraum bis zu zwei Monaten dienen. 2 unterbrochene Konterlatte
3 Unterspannbahn, taschenartig umgelegt –
Ablaufschlaufe (Ablenkung von evtl. ablaufendem
Konstruktionskriterien. Lange Zeit wurden die Sprühwasser)
belüfteten Konstruktionen für wärmegedämmte 4 Belüfter oberhalb der Tasche
1.9 Ausbau von Dachräumen 173
se GK1 gem. DIN EN 335-1 (ehem. Gefährdungs- auch bei sachgemäßem leicht durchhängendem
klasse 0 gem. DIN 68800-3-alt) angenommen und Einbau (Bild 1.300a) später straff gespannt sind.
1 auf einen chemischen Holzschutz verzichtet wer- Wenn Sprüh- oder Schmelzwasser auf den Unter-
den (s. Abschn. 1.9.7). spannbahnen abläuft, staut es sich dann an den
Für alle wärmegedämmten Konstruktionen, ins- Dachlatten und insbesondere an den Befesti-
besondere jedoch bei Vollsparrendämmung, ist gungspunkten auf den Sparren. Es kommt zu
eine einwandfreie Luftdichtheit bzw. Dampfsper- Fäulnis an Dachlatten und Sparren. Eine derartige
re zwischen Innenraum und Wärmedämmung Ausführung ist daher bedenklich.
und gegenüber allen angrenzenden Bauteilen In Verbindung mit Unterspannbahnen oder Un-
unbedingte Voraussetzung (s. Abschn. 1.9.4). terdeckungen sollten deshalb Dachdeckungen
Auch auf Grund dieser Kriterien hat sich wie bei grundsätzlich auf Konterlattung ausgeführt wer-
der Entwicklung von Flachdächern (s. Abschn. 2) den (Bild 1.300b).
ein Trend zu nicht belüfteten wärmegedämmten Spezielle Unterdeck- und Schalungsbahnen kön-
Konstruktionen beim Ausbau von Dachräumen nen bis zu 60% der sommerlichen Wärmestrah-
ergeben. lung reflektieren. Außerdem bieten diese Materi-
alien eine hohe Abschirmung gegen elektromag-
1.9.3 Unterdeckungen netische Strahlung, z. B. bei Strahlungen aus dem
Mobilfunkverkehr. Diese Unterdeck- bzw. Scha-
Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit sind bei lungsbahnen bestehen i. d. R. aus einem speziell
Unterschreitung der Regeldachneigung (RDN) behandelten Polypropylenvlies mit hohem Re-
sowie besonderen witterungsabhängigen, klima- flektionsgrad, einer diffussionsoffenen Folie und
tischen, lageabhängigen sowie nutzungsbeding- einem Schutzvlies aus Polypropylen. Mit ihrem
ten (Dachausbau) Anforderungen gemäß dem sd- Wert von nur 0,02 m leiten sie bei vollge-
Regelwerk des Zentralverbandes des Deutschen dämmten Dächern die in den Dachraum eindrin-
Dachdeckerhandwerks (ZVDH) [8] in den Bean- gende Raumnutzungsfeuchte sicher nach außen
spruchungsklassen 1 bis 6 vorzusehen (s. a. Ab- ab. Die wasserdichte Bahn schützt die Wärme-
schn. 1.6.2). dämmung vor Flugschnee und Regen.
Unterspannbahnen. Unterspannbahnen sind
feinperforierte, wasserdampfdurchlässige, schwer Unterdach und Unterdeckung. Muss – insbe-
entflammbare Kunststoff-Gitterfolien oder diffu- sondere bei wenig geneigten Dächern – mit star-
sionsoffene sonstige Glasfasergewebebahnen. ken Beanspruchungen durch Sprühwasser oder
Unterspannbahnen („Flatterfolien“) werden mit Flugschnee gerechnet werden, ist ein Unterdach
10 cm Stoßüberdeckung schlaff quer zur Spar- bzw. auch Unterdeckung (früher auch als „Unter-
renrichtung gespannt und genagelt bzw. ge- dichtung“ bezeichnet) vorzusehen (Bild 1.301).
heftet. Dazu wird als Regelausführung auf einer 24 mm
Wenn ein späterer Dachausbau nicht in Frage dicken Nut-Feder Schalung oder einer anderen
kommt, dienen Unterspannbahnen bei Einde- festen Unterlage (z. B. Holzwerkstoffplatten oder
ckungen mit einfacher Lattung, d. h. ohne Konter- formstabile Wärmedämmstoffe) eine je nach
lattung, häufig bis zur Fertigstellung der Dachde- Ausführungsart regensichere oder wasserdichte
ckung als vorläufige Dachhaut. Sie werden dann Abdichtung aufgebracht (s. a. Abschn. 1.6.2), die
– entgegen den Verlegerichtlinien – oft straff bestehen kann aus
über die Sparren gespannt. Fast alle Unterspann- Ɣ 2 Lagen Bitumendachbahnen V13 (1. Lage ge-
bahnen schrumpfen aber mit der Zeit, so dass sie nagelt, 2. Lage vollflächig geklebt),
1.300a 1.300b
1.300 Einbau von Unterspannbahnen
a) Einbau über den Sparren, einfache Lattung (bedenkliche Lösung!)
b) Einbau mit Konterlattung
1.9 Ausbau von Dachräumen 175
1.302c
Ɣ möglichst dichte, schwere Dachdeckungen Nachweis erreicht werden. Bei davon abweichen-
(z. B. Faserzementplatten auf Nut-Feder-Scha- den Konstruktionen ist – ebenso wie für Decken
lung, Falzziegel, Betondachsteine o. Ä.), unter nicht ausgebauten Dachgeschossen – ein 1
Ɣ die Verwendung weicher Dämmstoffe wie z. B. entsprechender Nachweis zu führen. Der Schall-
Mineralwolleerzeugnisse, schutz der Dachdeckung wird dabei mit 10 dB
angesetzt.
Ɣ dichte, mehrlagige Innenschalen z. B. aus Gips-
kartonplatten (Nut-Feder-Schalungen sind we-
sentlich weniger schallschützend), Wohnungstrennwände. Besondere Schallschutz-
maßnahmen sind bei ausgebauten Dachge-
Ɣ Vermeidung von Schallbrücken insbesondere
schossen an Wohnungstrennwänden notwen-
durch mangelhafte Fugendichtungen.
dig. Es besteht die Gefahr der flankierenden
Schallübertragung über Sparren und Wärme-
Dachfenster sollten annähernd die gleichen dämmung, wenn Bauteile über die Trennwände
Schalldämmwerte aufweisen wie die angrenzen- hinweggeführt werden. Dies gilt z. B. für die
den Dachflächen. Dachlattung oder steife, geschlossenporige Wär-
Mit den in Bild 1.303 (DIN 4109 Bbl.1) gezeigten medämmplatten. Auch innen sichtbar bleibende
Konstruktionen kann bei Außenlärmpegeln bis Sparren können zu Schallübertragungen bei-
etwa 75 dB der erforderliche Schallschutz ohne tragen.
1.304
Schallschutz an Wohnungstrennwänden
(Wandanschlüsse s. Bild 1.302)
1 Gipskartonplatte, mehrlagig
2 Dampfsperre
3 Faserdämmstoff
4 Hohlraum belüftet/nicht belüftet
5 Unterspannplatten o. Ä.
6 Dachdeckung
7 vorkomprimiertes Fugendichtungsband
178 1 Geneigte Dächer
Wärmedämmungen sollen zumindest in den ers- Brand- und Rauchausbreitung und erschweren
ten angrenzenden Sparrenfeldern aus Mineralwol- die Brandbekämpfung.
1 lematerial bestehen. Die Dachinnenschale ist mehr- In vielen Fällen sind die Rettungswege bei Dach-
schichtig auszuführen. Beidseitig der Trennwand geschossen unübersichtlicher als in Normalge-
sollten wenigstens zwei Sparrenfelder ein Unter- schossen, und die Rettung eingeschlossener Per-
dach (s. Abschn. 1.9.3) haben. Dachlatten sind über sonen ist über die geneigten Dachflächen schwie-
der Trennwand zu unterbrechen (Bild 1.304). riger.
Die Anforderungen an den baulichen Brand-
schutz bei ausgebauten Dachgeschossen sind in
1.9.6 Brandschutz den einzelnen Bundesländern unterschiedlich.
Allgemein gilt:
Für ausgebaute Dachgeschosse gelten grund-
sätzlich die gleichen Anforderungen wie für Woh- Ɣ Für Wärmedämmungen dürfen nur die Bau-
nungen in normalen Geschossen. Zu bedenken stoffe der Brennbarkeitsklasse B 2 (DIN 4102)
ist, dass sich durch nachträglichen Dachgeschoss- verwendet werden.
ausbau die Gebäudeklasse (s. Abschn. 4.1.2 und Ɣ Wohnungstrennwände innerhalb ausgebauter
Abschn. 17.7.2 in Teil 1 dieses Werkes) ändern Dachgeschosse müssen feuerbeständig (F 90,
kann und dadurch an das Gesamtgebäude höhe- Brennbarkeitsklasse A) hergestellt werden.
re brandschutztechnische Anforderungen ge- Ɣ Räume, ihre Zugänge und die dazugehörigen
stellt werden als vor dem Ausbau. Nebenräume müssen durch mindestens feu-
Unterschieden wird zwischen Brandbeanspru- erhemmende Bauteile (F30/T30) gegen nicht
chung von außen („harte“ oder „weiche“ Beda- ausgebaute Dachräume abgeschlossen sein.
chung, s. Abschn. 1.6.1) und Brandbeanspru-
chung von innen. In Dachgeschossen, in denen in Die darüber hinaus in den Bauordnungen einzel-
darüber liegenden Geschossen oder Ebenen ner Bundesländer enthaltenen Einzelvorschriften
keine Aufenthaltsräume möglich sind, sind die sind zu beachten. Vor allem jedoch sollten bei der
Brandschutzanforderungen gering (je nach GK Planung möglichst übersichtliche Rettungswege
bis F0). vorgesehen werden. Bei größeren Objekten ist
Bei traufseitig aneinander gebauten Gebäuden eine Abstimmung mit den Brandschutzbehörden
(Dachgraben) ist die Dachkonstruktionen für eine dringend anzuraten.
Brandbeanspruchung von innen nach außen ein-
schl. ihrer tragenden und aussteifenden Bauteile
feuerhemmend (F30) auszubilden. Öffnungen 1.9.7 Ausführungsarten
müssen lotrecht gemessen 2 m von Brandwän-
den entfernt sein. Allgemeines
Brandwände sind entweder 30 cm über Dach zu
führen oder die Dachkonstruktion muss beider- Folgende Konstruktionsarten für Dächer werden
seitig der Brandwand jeweils mindestens 50 cm hinsichtlich ihrer Hinterlüftungskonzepte für die
horizontal feuerbeständig (F90) hergestellt wer- Wärmedämmung einerseits sowie die Dachde-
ckungen andererseits unterschieden.
den. Brennbare Bauteile (Dachlattungen) dürfen
über diesen Bereich nicht herübergeführt wer- Die Unterscheidung bezüglich einer Hinterlüf-
den. tung der Wärmedämmung erfolgt in:
Dächer von Anbauten an Wände mit Fenstern Ɣ nicht belüftete Dächer, bei denen oberhalb der
müssen in einem Abstand von 5 m so feuerwi- Wärmedämmung keine belüftete Luftschicht
derstandsfähig sein, wie die Decke des anschlie- angeordnet ist. Hierzu gehören auch Dachkon-
ßenden Gebäudeteils. struktionen, die außenseitig im weiteren Dach-
aufbau angeordnete Lüftungsebenen oder
Es ist jedoch zu beachten, dass Dachgeschosse
Luftschichten (z. B. Hinterlüftung der Dachde-
bei Bränden Sonderfälle für die Brandbekämp- ckung) haben (Bild 1.296a).
fung bilden. So ist z. B. die Einwirkung von Lösch-
wasser begrenzt, weil die Dachflächen weitge- Ɣ belüftete Dächer, bei denen direkt oberhalb der
hend wasserdicht sind. Hohlräume innerhalb der Wärmedämmung eine belüftete Luftschicht
Konstruktion aber auch nicht ausgebaute Dach- angeordnet ist (Bild 1.296b).
raumteile in Dachschrägen u. Ä. begünstigen die
1.9 Ausbau von Dachräumen 179
Hinsichtlich der Belüftung der Dachdeckungen Tabelle 1.305 Zuordnung für Werte der wasserdampf-
werden belüftete Dachdeckungen auf linienförmi- diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken
ger Unterlage (z. B. Konter- und Dachlattung) und der außen- und raumseitig zur
Wärmedämmschicht liegenden Schichten 1
nicht belüftete Dachdeckungen auf flächige Unter- (Tab. 1: DIN 4108-3)
lage (z. B. Metall- oder Schieferdeckungen auf
Schalung) unterschieden.
Luftschicht1) von den wärmegedämmten Raum- widerstand. Es können dann eventuell eingela-
abschlussteilen (oberste Raumdecke) getrennt. gerte Wasserdampfmengen auch auf die Innen-
1 Bei belüfteten Dachkonstruktionen gelten als seite entweichen. Feuchteadaptive Dampfbrem-
Vorteile: sen kommen auch bei Innendämmungen von
Außenwänden infrage3).
Ɣ Bessere Abschirmung gegen unerwünschte
Wärmeeinstrahlung mit guter Wärmeabfuhr Für belüftete Dächer mit einer Dachneigung t 5°
durch Ventilation; damit verbunden geringere erübrigt sich ein rechnerischer Tauwasser-
Temperaturbelastung der Dachhaut (insbeson- Nachweis unter folgenden Bedingungen:
dere bei metallischen Dachdeckungen zu emp- Ɣ Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes
fehlen!). innerhalb des Dachbereiches über der Wär-
Ɣ Verminderte Problematik hinsichtlich Wasser- medämmschicht muss mindestens 2 cm be-
dampfdiffusion. tragen.
Nachteilig hinsichtlich des winterlichen Wärme- Ɣ Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen
schutzes wirkt sich die in die Konstruktion einge- bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss
leitete kalte Luft auf die Dämmfähigkeit und Luft- mindestens 2‰ der zugehörigen geneigten
dichtigkeit der Gesamtkonstruktion aus. Dachfläche betragen, mindestens jedoch 200
Voraussetzung für die Wirksamkeit sind ausrei- cm2/m.
chend bemessene Belüftungsquerschnitte mit Ɣ Bei Satteldächern sind an First und Grat Min-
hindernisfreien, möglichst glatten Belüftungswe- destlüftungsquerschnitte von 0,5‰ der zu-
gen. Der erforderliche Luftaustausch wird bewirkt gehörigen geneigten Dachfläche erforderlich,
durch Staudruck des Windes auf die Zuluftöff- mindestens jedoch 50 cm2/m.
nungen (an den Traufen), unterstützt durch Auf- Ɣ Belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5°
trieb und durch Sogwirkung an den Abluftöff- erfordern eine diffusionshemmende Schicht
nungen (am First). Dadurch wird Tauwasserbil- mit sd, i t 100 m unterhalb der Wärmedämm-
dung vermieden bzw. werden geringfügig schicht und Bauteilschichten unterhalb der dif-
Tauwassermengen abgetrocknet. fusionshemmenden Schicht dürfen höchstens
In jedem Fall ist durch eine richtig dimensio-
nierte und sehr sorgfältig ausgeführte Dampf-
3)
sperre oder Dampfbremse2) ein völlig dichter Dampfsperren bestehen meistens aus geschlossenen
Abschluss zwischen Innenraum und den Hinter- Kunststofffolien, die zur Verbesserung der Festigkeit mit
Vliesen kaschiert oder mit Kunststoffgittern armiert werden.
lüftungsräumen sicherzustellen. Andernfalls Neuere Entwicklungen von Dampfbremsen verfügen über
kommt es zu Feuchtigkeitseinträgen in die Kon- einen variablen Diffusionswiderstand. Man unterscheidet
struktion, die auf Dauer zu schweren Bauschäden hierbei zwei Funktionsweisen, die als kapillaraktive und
führen. feuchteadaptive Dampfbremsen bezeichnet werden.
Die feuchteadaptive Dampfbremse passt durch Feuch-
tigkeitsaufnahme (Feuchtespeichereffekt) ihren sd-Wert
Feuchteadaptive Dampfbremsen. Neuere Ma- der Umgebungsfeuchte an. Hierdurch steigt im Winter
terialentwicklungen sind feuchteadaptive bzw. der Sperrwert der Dampfbremse aufgrund der trockenen
kapillaraktive Dampfbremsmaterialien, bei de- Umgebungsfeuchte an und schützt die Konstruktion vor
nen eine Anpassung der Widerstandswirkung der Eintritt von feuchtwarmer Raumluft. Im Sommer wirkt sie
Dampfbremsbahnen gegen die anstehende Was- dem umgekehrten Effekt (Umkehrdiffusion durch um-
gekehrten Partialdampfdruck) entgegen. Hierbei dringt
serdampfmenge möglich ist. Bei erhöhter Was- an schwülen, warmen Sommertagen insbesondere bei
serdampfmenge insbesondere im Winter erhöht klimatisierten/gekühlten Räumen feuchtwarme Luft von
sich der Widerstand gegen Dampfdiffusion. Im außen bis zur Dampfsperre in die Konstruktion ein. Das
Sommer hingegen verringert sich der Diffusions- kann zur Folge haben, dass die Luftfeuchtigkeit unterhalb
der Dämmung bzw. oberhalb der Dampfsperre ansteigt
und es ggf. durch Unterschreitung der Taupunkttempera-
1) DIN 4108-3 bezeichnet eine belüftet Luftschicht als Kon- tur zu einem Kondensatsausfall kommt. Dieses wird durch
struktion, die zum Zwecke der konvektiven Feuchteabfuhr die gute Wasseraufnahmefähigkeit feuchteadaptiven
mit der Umgebungsluft in Verbindung steht. Kunststoffs aus Polyamid und die damit verbundene
2) Unterschieden werden diffusionsdichte Schichten (sd Erhöhung der Permeabilität (Durchlässigkeit) für Was-
1500m), diffusionshemmende Schichten (sd < 1500 m) und serdampf verhindert.
diffusionsoffene Schichten (sd d 0,5 m). Bauteile mit einer Kapillaraktive Dampfbremsen aus ein- oder wechselseitig
wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke polymerbeschichteten, stark wassersaugenden Vliesen
sd 10 m werden als Dampfbremsen und sd 100 m als nehmen anfallende Feuchtigkeit auf und geben sie lang-
Dampfsperren bezeichnet. sam wieder an die Raumluft ab.
1.9 Ausbau von Dachräumen 181
1.306 Aufsparrendämmsystem zur direkten Aufnahme der Schieferdeckung (System ThermoSklent, Rathschek-
Schiefer)
1 Schiefereindeckung
2 Diffusionsoffene Vordeckung (nicht zwingend erforderlich)
3 Agepan DWD, 19 mm
4 EPS-Kern
5 Alternativer Dämmstoff (evtl. Dampfsperre erforderlich) Zwischensparrendämmung mit EPS
6 Luftdichtheitssperre (diffusionsoffen)
7 Innenbekleidung
1.307 Einfluss der Windrichtung und der Dachform auf die Wirksamkeit von Belüftungen
gauben, Schornsteine und ähnliche Hindernisse Fußpfetten so festzulegen, dass keine Schwach-
unterbrochen wird. Bei derartigen Durchdringun- punkte entstehen.
gen der Lüftungsquerschnitte muss durch Kon- Auch beim nachträglichen Ausbau von Dachge-
terlattungen oder vergleichbare Maßnahmen schossen mit gleichzeitiger Sanierung der Dach-
eine Umlenkung der Luftströmung ermöglicht deckung können aufliegende Wärmedämmun-
werden (vgl. Bild 1.297). gen vor allem unter dem Aspekt möglichst kurzer
Ausführungszeiten günstig eingesetzt werden.
Aufliegende Wärmedämmung Inzwischen sind auch Aufsparrendämmsysteme
Aufliegende Wärmedämmung (Bild 1.295d) aus auf dem Markt, die neben Ziegel- und Dachstein-
großformatigen vorgefertigten Elementen (s. a. deckungen die direkte Aufnahme von Schiefer
Bild. 1.64) – auch in Verbindung mit tragenden und anderen Dachplatten ermöglichen. Dabei
Bauteilen (Sparren/Koppelpfetten) – werden können kostenintensive Unterkonstruktionen ent-
i. d. R. in Neubauten mit möglichst einfach gestal- fallen (Bild 1.306).
teten Satteldachflächen eingesetzt, und auch,
wenn die Sparren innen sichtbar bleiben sollen.
In solchen Fällen bestehen die Sparren und sons- 1.9.8 Innenflächen
tige Konstruktionsteile aus Holz, in der Regel aus
vollkantigen, gehobelten Vollhölzern oder aus Beim Ausbau von Dachgeschossen sind Raumbe-
Brettschichtholz. grenzungsflächen nötig, die zur Gewährleistung
Die nach der Energieeinsparverordnung gefor- eines angenehmen Wohnklimas vorübergehend
derten hohen Dämmwerte und der sich im- Feuchtigkeit speichern können. Dafür sind Beklei-
mer stärker durchsetzende Passivhaus-Standard dungen aus Gipskartonplatten sehr gut geeignet.
haben dazu geführt, dass häufig auch die auf- Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Balken des
liegende Wärmedämmung in Kombination mit Dachstuhles durch das Schwinden des Holzes,
der Zwischensparrendämmung zur Ausführung durch Setzung, eventuell auch durch wechselnde
kommt. Auch bei energetischen Sanierungen von Belastung (Winddruck und sog. Schneelast) keine
Altbauten ist die Kombination von Aufsparren- starren Ebenen bilden. Es muss immer mit gering-
und Vollsparrendämmung häufig eine sinnvolle fügigen Bewegungen und Formänderungen ge-
Alternative. rechnet werden.
Alle größeren Durchdringungen durch Gauben Bei großflächigen Ausbauelementen (z. B. Gips-
usw. sollten möglichst vermieden werden. Zur kartonplatten) besteht daher besonders in Neu-
Vermeidung von Wärmebrücken an den Über- bauten immer – auch bei sorgfältigem und vor-
gängen sind für liegende Dachfenster spezielle schriftsmäßigem Einbau – die Gefahr der Rissbil-
PUR- Übergangsprofile auf dem Markt. dung an den Plattenstößen und insbesondere an
Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Über- den Anschlüssen zu den Wandflächen.
gang zwischen der Dachdämmung und den Au- Dieser Nachteil besteht nicht, wenn Schalungen
ßenwänden. Die Details sind je nach Lage der aus Profilbrettern, Paneelen oder sonstigen klein-
1.10 Dachfenster und Dachgauben 183
formatigen Materialien verwendet oder GK-Plat- ren Ansprüche hinsichtlich Wärmeschutz gestellt
ten zweilagig eingebaut werden. Um unver- werden und die nicht für Lüftung oder Reinigung
meidliche Ungenauigkeiten gegenüber den Gie- geöffnet werden müssen, können mit fest ver- 1
bel- und sonstigen Umfassungswänden besser glasten Sprossensystemen ausgeführt werden
ausgleichen zu können, werden dabei Wandan- (Bild 1.308).
schlüsse am besten mit mindestens 2 cm breiten Derartige Glasbausysteme, die besonders auch
Schattenfugen ausgeführt. im Industriebau eingesetzt werden, bestehen aus
Auf die sorgfältige Ausführung aller Anschlüsse Sprossenprofilen (hergestellt aus verzinktem
der Luftdichtheits-Folien bzw. der Dampfsperre Stahlblech, Walzstahl oder Aluminium). Zwischen
ist besonders zu achten (s. Bild 1.302). Die dabei ihnen werden Sicherheits- oder Gussdrahtglas-
einsetzbaren Anpresslatten (Bild 1.302a) können scheiben in Einfach- oder Isolierverglasung mit
als Unterkonstruktion für Deckenbekleidungen Quetschdichtungen, ferner auch Stegdoppelplat-
verwendet werden. ten durch Verschraubung montiert (Bild 1.309). In
den Technischen Regeln für linienförmig gelager-
te Verglasungen (TRLV) ist für Oberlichtver-
1.10 Dachfenster glasungen („Überkopfverglasung“ bei > 10o Nei-
gung zur Vertikalen) raumseitig splitterbinden-
und Dachgauben des Glas (bzw. Drahtglas, Verbundsicherheitsglas
VSG) vorgeschrieben.
1.10.1 Flächenverglasungen
(verglaste Dachflächen)1) Mit Hilfe zusätzlicher Übergangsprofile aus abge-
kanteten Blechen sind Übergänge und der An-
Belichtungsflächen können in einfacher Weise schluss an alle anderen Bauteile möglich.
mit durchscheinendem Deckungsmaterial ge- Die Dachneigung verglaster Flächen sollte bei
schaffen werden wie Falzpfannen aus Glas oder Flächen ohne Querstöße mindestens 10° betra-
Acrylglas und Welldrahtglas oder Wellkunststoff- gen. Sind Querstöße mit Sprossenprofilen unver-
platten. Derartige Belichtungen kommen jedoch meidlich, sollte zur Vermeidung von Stauwas-
nur für nicht ausgebaute Dachräume oder unter- ser eine Mindestneigung von 30° vorgesehen
geordnete Räume in Frage, da die Gefahr der werden.
Kondenswasserbildung besonders groß ist. Übergänge zwischen verschiedenen Vergla-
Lichtbänder („Atelierfenster, Sheddachvergla- sungsflächen werden durch speziell geformte
sungen“) in Dachflächen, an die keine besonde- Dichtungsprofile, im Übrigen durch Kombinatio-
nen mit abgekanteten Blechwinkeln oder Mehr-
1) s. auch Abschn. 5.4.5 schichtplatten gebildet (Bild 1.310).
1.315a 1.315b
1.315c 1.315d
1.315e 1.315f
1.315g 1.315h
1.315 Gaubenformen
a) Giebelgaube, b) Schleppgaube, c) Walmgaube, d) Fenstererker, e) Gaube mit verglasten Wangen
f) Fledermausgaube (Ochsenauge), g) Dachreiter, h) Zwerchgiebel
188 1 Geneigte Dächer
bauungsplänen Verbote oder enge Bestimmun- In weiterem Sinn können auch Zwerchgiebel (Bild
gen für Gauben enthalten. 1.315h) und Dachreiter (Bild 1.315g) in diesem
Für die gestalterische und konstruktive Aus- Rahmen genannt werden. Zu diesen Grundtypen
führung von Gauben gibt es zahlreiche Möglich- sind vielfache Varianten möglich.
keiten: Während die Höhenlage der Gauben durch Brüs-
Ɣ Fledermausgauben, bei denen die Dachhaut tungsmaß und die mindestens nötige Innenhöhe
nur leicht angehoben erscheint, im Übrigen von ca. 2,00 m vorgegeben ist, richtet sich die
aber nicht unterbrochen wird, kommen für Breite technisch nach den Einbaumöglichkeiten
Reet-, Schindel-, Biberschwanz- und Schiefer- innerhalb der Dachkonstruktion.
deckung überwiegend in der Altbausanierung Kleinere Gauben können zwischen den Dachspar-
in Frage, Bild 1.315f. ren eingebaut werden (Bild 1.316a) und können
Ɣ Schleppdachgauben, über die das steilere somit etwa 70 bis 80 cm breit sein. Für breitere
Hauptdach mit geringerer Neigung „abge- Gauben müssen die Sparren „ausgewechselt“
schleppt“ wird. Die dreieckförmigen Seiten- werden (Bild 1.316b). Während dies bei Pfetten-
flächen (Gaubenbacken bzw. Gaubenwangen dachkonstruktionen in den Dachfeldern zwi-
können geschlossen (Bild 1.315b) oder zur Ver- schen den Bindern technisch problemlos ist, kann
besserung der Belichtung verglast werden (Bild bei Sparrendächern meistens nur ein Sparren aus-
1.315 e). Hierbei ist jedoch die Möglichkeit zur gewechselt werden. Es können in beiden Fällen
Außenreinigung der Verglasung der Gauben- aber auch durchlaufende Sparren als Gestal-
wangen zu berücksichtigen. tungselement des Innenraumes einbezogen wer-
Ɣ Dachhäuschen als Giebel- oder Walmgauben den (Bild 1.316c).
(Bild 1.315a, c und d). Schleppsparren von Schleppgauben liegen auf
den Hauptsparren bzw. auf Wechseln – eventuell
auch auf den Mittelpfetten – auf.
Die Vorderseite aller Dachfensteraufbauten bil-
det ein Kantholz- oder Bohlenrahmen (Gauben-
stock), der in Brüstungshöhe auf die Sparren oder
unmittelbar auf die Geschossdecke aufgesetzt
wird. Das obere Rahmenholz trägt die Gauben-
sparren oder das Gaubendach (Bild 1.317).
An den seitlichen Rahmenpfosten werden bei
Schleppgaube und Dachhäuschen die Gauben-
wangen befestigt.
Bei kleinformatigen Materialien wie Schiefer
oder Biberschwänzen können die Übergänge
zwischen Dach- und Gaubenflächen als gedeckte
1.317 Ständer- und Rahmenkonstruktion für Kehlen ausgeführt werden. Besser ist aber der
Gauben-Stirnseiten Anschluss mit Hilfe von unterlegten Blech-
1.10 Dachfenster und Dachgauben 189
1
1.322
Vorgefertigte
Dachgauben (WANIT)
1.11 Normen
1
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN ISO 140-18 02.2007 Akustik-Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen-
Messung des durch Regenfall auf Bauteile verursachten Schalls im Prüfstand
DIN EN 300 09.2006 Platten aus langen, flachen, ausgerichteten Spänen (OSB); Definitionen und
Klassifizierung und Anforderungen
DIN EN 309 04.2005 Spanplatten; Definition und Klassifizierung
DIN EN 312 12.2010 Spanplatten; Anforderungen
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen;
DIN EN 335-1 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der Gebrauchs-
klassen; Allgemeines
DIN EN 335-2 10.2006 –; Anwendung bei Vollholz
DIN EN 335-3 09.1995 –; Definition der Gebrauchsklassen für den biologischen Befall; Anwendung
bei Holzwerkstoffen
DIN EN 336 09.2003 Bauholz für tragende Zwecke; Maße, zulässige Abweichungen
E DIN EN 336 04.2012 –; Maße, zulässige Abweichungen
DIN EN 338 02.2010 Bauholz für tragende Zwecke, Festigkeitsklassen
DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und Klassifikation der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 350-2 10.1994 –; –; Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausge-
wählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 351-1 10.2007 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Mit Holzschutzmitteln behan-
deltes Vollholz; Klassifizierung der Schutzmitteleindringung und -aufnahme
DIN EN 383 03.2007 Holzbauwerke – Prüfverfahren – Bestimmung der Lochleibungsfestigkeit und
Bettungswerte für stiftförmige Verbindungsmittel
DIN EN 384 08.2010 Bauholz für tragende Zwecke – Bestimmung charakteristischer Werte für
mechanische Eigenschaften und Rohdichte
DIN EN 385 11.2007 Keilzinkenverbindungen im Bauholz; Leistungsanforderungen und Mindest-
anforderungen an die Herstellung
DIN EN 386 04.2002 Brettschichtholz; Leistungsanforderungen und Mindestanforderungen an die
Herstellung
DIN EN 387 04.2002 –; Universal-Keilzinkenverbindungen; Leistungsanforderungen und Mindest-
anforderungen an die Herstellung
DIN EN 390 03.1995 –; – Maße – Grenzabmaße
DIN EN 391 04.2002 –; Delaminierungsprüfung von Klebstofffugen
DIN EN 392 04.1996 –; Scherprüfung der Leimfugen
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von
Holz für die Anwendung in den Gefährdungsklassen
DIN EN 485-1 02.2010 Aluminium und Aluminiumlegierungen; Bänder, Bleche und Platten;
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 490 01.2012 Dach- und Formsteine aus Beton für Dächer und Wandbekleidungen;
Produktanforderungen
DIN EN 491 11.2011 –; Prüfverfahren
DIN EN 492 12.2006 Faserzement-Dachplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation
und Prüfverfahren
DIN EN 494 06.2007 Faserzement-Wellplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation
und Prüfverfahren
DIN EN 501 11.1994 Dacheindeckungsprodukte aus Metallblech – Festlegung für vollflächig unter-
stützte Bedachungselemente aus Zinkblech
Fortsetzung s. nächste Seite
194 1 Geneigte Dächer
Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 502 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
nichtrostendem Stahlblech
DIN EN 504 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Kupferblech
DIN EN 505 12.1999 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Stahlblech
DIN EN 506 07.2009 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Kupfer- oder Zinkblech
DIN EN 507 01.2000 –; Festlegung für vollflächig unterstützte Bedachungselemente aus
Aluminiumblech
DIN EN 508-1 07.2009 Dacheindeckungsprodukte aus Metallblech; Festlegungen für selbsttragende
Bedachungselemente aus Stahlblech, Aluminiumblech oder nichtrostendem
Stahlblech – Teil 1: Stahl
DIN EN 508-1 Ber.1 11.2009 –; –; Teil 1: Stahl; Berichtigung 1
DIN EN 508-2 07.2009 –; –; Teil 2: Aluminium
DIN EN 508-3 07.2009 –; –; Teil 3: Nichtrostender Stahl
DIN EN 508-3 Ber.1 11.2009 –; –; Teil 1: Nichtrostender Stahl; Berichtigung 1
DIN EN 516 04.2006 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Einrichtungen zum
Betreten des Daches – Laufstege, Trittflächen und Einzeltritt
DIN EN 517 05.2006 –; Sicherheitsdachhaken
DIN EN 538 11.1994 Tondachziegel für überlappende Verlegung; Prüfung der Biegetragfähigkeit
DIN EN 539-1 12.2005 Dachziegel für überlappende Verlegung; Bestimmung der physikalischen
Eigenschaften – Prüfung der Wasserundurchlässigkeit
DIN EN 539-2 10.2006 Tondachziegel für überdeckende Verlegung; Bestimmung der physikalischen
Eigenschaften – Prüfung der Frostwiderstandsfähigkeit
DIN EN 539-2 Ber.1 01.2009 –; –; Berichtigung 1
DIN EN 573-3 08.2009 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Chemische Zusammensetzung
und Form von Halbzeug – Chemische Zusammensetzung und Erzeugnis-
formen
DIN EN 607 02.2005 Hängedachrinnen und Zubehörteile aus PVC-U – Begriffe, Anforderungen
und Prüfung
DIN EN 612 04.2005 Hängedachrinnen mit Aussteifung der Rinnenvorderseite und Regenrohre
aus Metallblech mit Nahtverbindungen
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen –
Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 05.2007 –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz; Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines
DIN EN 636 11.2003 –; Anforderungen
DIN EN 752 04.2008 Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden
DIN EN 789 01.2005 Holzbauwerke – Prüfverfahren; Bestimmung der mechanischen Eigenschaften
von Holzwerkstoffen
DIN EN 795 08.1996 Schutz gegen Absturz – Anschlageinrichtungen – Anforderungen und
Prüfverfahren; (in Überarbeitung)
DIN EN 795/A1 01.2001 –; –; Änderung A1
DIN EN 844-3 04.1995 Rund- und Schnittholz – Terminologie – Allgemeine Begriffe über Schnittholz
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen – Anforderungen an gewalzte Flacherzeugungen
für das Bauwesen
DIN EN 1013-1 bis 5 versch. Lichtdurchlässige profilierte Platten aus Kunststoff für einschalige Dach-
eindeckungen
DIN EN 1024 06.1997 Tondachziegel für überlappende Verlegung: Bestimmung der geometrischen
Kennwerte
1.11 Normen 195
Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN 1058 04.2010 Holzwerkstoffe – Bestimmung der charakteristischen 5% Quantilwerte und
1
der charakteristischen Mittelwerte
DIN EN 1172 02.2012 Kupfer- und Kupferlegierungen – Bleche und Bänder für das Bauwesen
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1304 07.2008 Dachziegel und Formziegel – Begriffe und Produktanforderungen
DIN EN ISO 1461 10.2009 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken)
– Anforderungen und
DIN EN 1462 12.2004 Rinnenhalter für Hängedachrinnen – Anforderungen und Prüfung
DIN EN 1652 03.1998 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche, Bänder, Streifen und Ronden
zur allgemeinen Verwendung
DIN EN 1745 08.2002 Mauerwerk und Mauerwerksprodukte – Verfahren zur Ermittlung von
Wärmeschutzrechenwerten
DIN EN 1912 07.2010 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen
Sortierklassen und Holzarten
DIN 1986-4 12.2011 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Verwendungs-
bereiche von Abwasserrohren und -formstücken verschiedener Werkstoffe
DIN 1986-100 05.2008 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Bestimmungen in
Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12 056
DIN EN 1991-1-1 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1-1
DIN EN 1991-1-3 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–3: Allgemeine Einwirkun-
gen, Schneelasten
DIN EN 1991-1-3/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1–3
DIN EN 1991-1-4 12.2010 –; Teil 1–4: Allgemeine Einwirkungen, Windlasten
DIN EN 1991-1-4/NA 12.2010 Nationaler Anhang - National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke Teil 1–4
DIN EN 1991-1-7 12.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–7: Allgemeine Einwirkungen
– Außergewöhnliche Einwirkungen
DIN EN 1991-1-7/NA 12.1010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1–7
DIN EN 1992-1-1 01.2011 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Allgemeine Bemessungs-
regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1992-1-1/NA 01.2011 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 2:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken
DIN EN 1993-1-1 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten:
Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1993-1-1/NA1 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
DIN EN 1993-1-2 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten:
Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1993-1-2/NA1 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
DIN EN 1993-1-3 12.2010 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1–3:
Allgemeine Regeln – ergänzende Regeln für kaltgeformte Bauteile und Bleche
DIN EN 1993-1-3/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3:
Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1–3
Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 1995-1-1 12.2010 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1:
Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1995-1-1/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten Teil 1-1
DIN EN 1995-1-2 12.2010 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-2:
Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-1-2/NA 12.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 5:
Bemessung und Konstruktion von Holzbauten Teil 1–2
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz, Vorrats-
kantholz und Dachlatten
DIN 4070-2 10.1963 –; Querschnittsmaße und statische Werte, Dimensions- und Listenware
DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit; Nadelschnittholz
E DIN 4074-1/A1 12.2011 –; Nadelschnittholz; Änderung A1
DIN 4074-2 12.1958 Bauholz für Holzbauteile; Gütebedingungen für Baurundholz (Nadelholz)
DIN 4102-2 09.1977 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-7 07.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Bedachungen; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108 Bbl.2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden;
Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie -Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
E DIN 4108-2 10.2011 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber.1 04.2002 Berichtigungen zu DIN 4108- 3: 2001-07
E DIN 4108-3 01.2012 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
E DIN 4108-4 01.2012 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen zu DIN V 4108-6: 06.2003
DIN 4108-7 01.2011 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe –
Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau: Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und
DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1/A2 02.2010 –; Änderung A2
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz; Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN 10 025-1 02.2005 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen – Allgemeine technische
Lieferbedingungen
DIN EN 10 088-2 09.2005 Nichtrostende Stähle – Technische Lieferbedingungen für Blech und Band
aus korrosionsbeständigen Stählen für allgemeine Verwendung;
DIN EN 10 346 07.2009 Kontinuierlich schmelztauchveredelte Flacherzeugnisse aus Stahl –
Technische Lieferbedingungen
DIN EN 12 056-1 01.2001 Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden – Allgemeine
und Ausführungsanforderungen
1.11 Normen 197
Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
DIN EN 12 056-3 01.2001 –; Dachentwässerung, Planung und Bemessung
1
DIN EN 12 326-1 10.2004 Schiefer und andere Natursteinprodukte für überlappende Dachdeckungen
und Außenwandbekleidungen – Produktspezifikation
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
bis 12 944-8 und 01.2008 Beschichtungssysteme
DIN EN 12 951 02.2005 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen – Fest installierte
Dachleitern – Produktanforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 951 Ber.1 05.2007 –;–; Berichtigung 1
DIN EN 13 162 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 167 02.2009 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 168 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude, Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 170 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 171 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 271 02.2004 Holzverbindungsmittel – Charakteristische Tragfähigkeiten und
Verschiebungsmoduln für Verbindungen mit Dübeln besonderer Bauart
DIN EN 13 501-5 02.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus Prüfungen von Bedachungen bei
Beanspruchung durch Feuer von außen
DIN EN 13 599 07.2002 Kupfer und Kupferlegierungen – Platten, Bleche und Bänder aus Kupfer für
die Anwendung in der Elektrotechnik
DIN EN 13 693 10.2009 Betonfertigteile – Besondere Fertigteile für Dächer
DIN EN 13 707 10.2009 Abdichtungsbahnen – Bitumenbahnen mit Trägereinlage für Dachabdichtungen
– Definitionen und Eigenschaften
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen
– Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächen-
feuchte, (in Überarbeitung)
DIN EN 13 859-1 11.2010 Abdichtungsbahnen – Definitionen und Eigenschaften von Unterdeck- und
Unterspannbahnen – Unterdeck- und Unterspannbahnen für Dachdeckungen
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen; Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung, (in Überarbeitung)
DIN EN 14 080 09.2005 Holzbauwerke – Brettschichtholz; Anforderungen, (in Überarbeitung)
DIN EN 14 081-1 05.2011 Holzbauwerke – Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit
rechteckigem Querschnitt; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 14 081-2 11.2010 –; Maschinelle Sortierung – Zusätzliche Anforderungen an die Erstprüfung
DIN 14 094-2 05.2007 Feuerwehrwesen – Notleiteranlagen – Rettungswege auf flachen und
geneigten Dächern
DIN EN 14 250 05.2010 Holzbauwerke – Produktanforderungen an vorgefertigte tragende Bauteile
mit Nagelplattenverbindungen
DIN EN 14 374 02.2005 Holzbauwerke – Furnierschichtholz für tragende Zwecke; Anforderungen
DIN EN 14 509 02.2007 Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten
– Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14 509 Ber.1 04.2009 –;–; Berichtigung 1
DIN EN 14 545 02.2009 Holzbauwerke – Nicht stiftförmige Verbindungselemente – Anforderungen
DIN EN 14 592 02.2009 Holzbauwerke – Stiftförmige Verbindungsmittel – Anforderungen
DIN EN 14 782 03.2006 Selbsttragende Dachdeckungs- und Wandbekleidungselemente für die In-
nen- und Außenanwendung aus Metallblech – Produktspezifikation und
Anforderungen
Normen, Fortsetzung
Norm Ausgabedatum Titel
1 DIN EN 14 963 12.2006 Dachdeckungen – Dachlichtbänder aus Kunststoff mit oder ohne
Aufsetzkränzen – Klassifizierung, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 963 Ber.1 06.2007 Berichtigungen zu DIN EN 14963:2006-12
E DIN EN 15497 09.2011 Keilzinkenverbindungen im Bauholz – Leistungsanforderungen und
Mindestanforderungen an die Herstellung
DIN 17 611 11.2011 Anodisch oxidierte Erzeugnisse aus Aluminium und
Aluminium-Knetlegierungen; Technische Lieferbedingungen
DIN 17 640-1 02.2004 Bleilegierungen für allgemeine Verwendung
DIN 18 005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau – Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen, Polyurethan-Ortschaum für
die Wärme- und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften, Ausführung,
Prüfung
DIN 18 160-5 05.2008 Abgasanlagen – Einrichtungen für Schornsteinfegerarbeiten; Anforderungen,
Planung und Ausführung
DIN 18 234-1 bis- 4 09.2003 Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von
unten
DIN 18 334 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Zimmer- und
Holzbauarbeiten
DIN 18 338 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Dachdeckungs-
und Dachabdichtungsarbeiten
DIN 18 339 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Klempnerarbeiten
DIN 18 384 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Blitzschutzanlagen
DIN 18 530 03.1987 Massive Deckenkonstruktionen für Dächer; Planung und Ausführung
DIN 18 807-3 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis und
konstruktive Ausbildung
DIN 18 807-3/A1 05.2001 –; –; Änderung A1
DIN EN 26 891 07.1991 Holzbauwerke; Verbindungen mit mechanischen Verbindungsmitteln;
Allgemeine Grundsätze für die Ermittlung der Tragfähigkeit und des
Verformungsverhaltens
DIN EN 50 164-1 03.2009 Blitzschutzbauteile¸ Anforderungen an Verbindungsbauteile
DIN EN 50 164-2 03.2009 Blitzschutzbauteile¸ Anforderungen an Leitungen und Erder
DIN 52 128 03.1977 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 55 634 04.2010 Beschichtungsstoffe und Überzüge; Korrosionsschutz von tragenden
dünnwandigen Bauteilen aus Stahl
DIN 59 610 02.2004 Blei und Bleilegierungen – Gewalzte Bleche aus Blei zur allgemeinen
Verwendung
DIN EN 60 335-2-83 02.2009 Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke
– Besondere Anforderungen für beheizbare Dachabläufe
DIN EN 62 305-1 bis 4 versch. Blitzschutz
DIN 68 119 09.1996 Holzschindeln
DIN 68 364 05.2003 Kennwerte von Holzarten; Rohdichte, Elastizitätsmodul und Festigkeiten
DIN 68 365 12.2008 Schnittholz für Zimmererarbeiten; Sortierung nach dem Aussehen; Nadelholz
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz; Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz; Allgemeines
DIN 68 800-2 02.2012 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 02.2012 Holzschutz; Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
DIN 68 800-4 02.2012 Holzschutz; Bekämpfungs- und Sanierungsmaßnahmen gegen Holz
zerstörende Pilze und Insekten
1.12 Literatur 199
1.12 Literatur
[1] Ahnert, R.; Krause, K.H.: Typische Baukonstruktionen von 1860–1960, Band III. Berlin 2009 1
[2] BM für Arbeit und Sozialordnung: Technische Regeln für Gefahrenstoffe, TRGS 519 – Asbest, Ausgabe 2007
[3] Borsch-Laaks, R.: Belüftet oder lieber doch nicht? Tauwasserschutz bei flach geneigten Dächern in Holzbauweise.
In quadriga 5/2004
[4] Bund deutscher Zimmerer (BDZ) Merkblätter,“ u. A. Merkblatt „Dachlatten“ 04-2010
[5] DBZ 7/97 „Sportarena in Hamburg Stellingen“
[6] DBZ 4/2003 „Ins rechte Licht gerückt – Stierkampfarena in Vista Alegre, Madrid/E“
[7] DETAIL-Fachzeitschriften: Dächer: 07 und 08/2002; 07 und 08/2004; 07 und 08/2005; 01 und 02/2009; 10/2011
[8] Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk, Hinweise, Merkblätter und Produktdatenblätter, herausgegeben vom
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik
e. V.
–: Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen, (09/1997, 07/2000, 03/2003 und 01/2010)
–: Fachregel für Deckungen mit Schiefer, (09/1999)
–: Fachregel für Dachdeckungen mit Faserzementdach- (06/2001) und -wellplatten (03/2002)
–: Fachregel für Deckungen mit Holzschindeln (04/1986)
–: Fachregel für Deckungen mit Bitumenschindeln und -wellplatten (06/2001)
–: Fachregel für Deckungen mit Reet und Stroh (10/2008)
–: Fachregel für Metallarbeiten im Dachdeckerhandwerk(03/2011)
–: Blei im Bauwesen (01/2003)
–: Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). (10/2008)
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[13] DIN Fachbericht 35; Generelle Anforderungen an eine Dacheindeckung. 1992
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[23] Herzog, T.; Natterer, J.; Schweizer, R.; Volz, M.: Holzbau-Atlas, Basel 2003
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[26] Holzapfel, W.: Baustoffe für Dach und Wand – Herstellung, Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten. Köln 2011
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[31] Leiße, B. : Holzschutzmittel im Einsatz; Bestandteile, Anwendungen und Umweltbelastungen, Wiesbaden 1992
[32] Leiße, B. : Holzbauteile richtig geschützt; langlebige Holzbauten durch konstruktiven Holzschutz, 2002
[33] Liersch, K. W., Langer, N.: Bauphysik kompakt: Wärme – Feuchte – Schall. Berlin 2011
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[38] Moser, K.: Entwicklungstendenzen im modernen Holzbau. In: DBZ 5/94
[39] Mostaedi, A.: Roofs – Architecture in Detail, Barcelona, 2003
[40] Müller, J.:(Hrsg.): Holzschutz im Hochbau; Grundlagen – Holzschädlinge – Vorbeugung – Bekämpfung; IRB Verlag 2005
[41] Müller, K.: Rich, H.: Holzschutzpraxis. Wiesbaden 2001
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200 1 Geneigte Dächer
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[49] Scheidemantel, H. : Bauholz in der Ausschreibung. In: DAB 11/89
[50] Schulze, H.: Holzbau: Wände, Decken, Bauprodukte, Dächer, Konstruktionen, Bauphysik, Holzschutz. 3. Aufl. Stuttgart
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Bauklempner – Arbeiten; Fachregeln des Klempner-Handwerkes 2003. St Augustin; www.wasserwaermeluft.de
201
2 Flachdächer
• Biogene Beanspruchungen,
• Fotochemische Einflüsse in Verbindung mit Im-
missionen, UV-Einstrahlung und Ozonbildung.
Beanspruchungsklassen
Durch die Kombination von mechanischen und
thermischen Beanspruchungsstufen werden vier
Beanspruchungsklassen gebildet, auf die die
Dachabdichtung jeweils abzustimmen ist (Tab. 2.3).
2.2 Zweischaliges, belüftetes Flachdach, schematische
Darstellung
2.1.3 Bauarten 1 Unterkonstruktion (Massivplatte) auch
Leichtplattenkonstruktionen
(Bauphysikalischer Aufbau) 2 leichte Dampfsperre (vgl. Abschn. 2.2.4 und 2.3.1)
3 Wärmedämmung
Flachdächer können nach zwei bauphysikalisch 4 Belüftungsraum
unterschiedlichen Konstruktionsarten ausgebil- 5 Dachschale auf Unterkonstruktion
det werden als: 6 Dachabdichtung
7 Oberflächenschutz
• einschaliges, nicht belüftetes Flachdach, früher
auch als „Warmdach“ bezeichnet (Bild 2.1),
• zweischaliges belüftetes Flachdach, früher Konstruktion mit der Dachabdichtung ein Ver-
auch als „Kaltdach“ bezeichnet (Bild 2.2). bundelement, das – je nach äußeren Verhält-
nissen und Schichtenaufbau – als Ganzes mehr
Die früheren, bauphysikalisch unkorrekten Be- oder weniger stark gemeinsam erwärmt wird.
zeichnungen „Warmdach“ bzw. „Kaltdach“ kenn- • Beim belüfteten Flachdach, früher „Kaltdach“,
zeichneten den Unterschied der bauphysikali- sind wärmegedämmter Raumabschluss und
schen Systeme nur unzureichend, sind jedoch die Dachhaut mit ihrer Tragkonstruktion durch
immer noch weit verbreitet. Sie können wie folgt einen („kalten“) Luftraum getrennt. Die Dach-
erklärt werden: schale mit der Dachabdichtung liegt also bei
• Beim nicht belüfteten Flachdach, früher „Warm- niedrigen Außentemperaturen im kalten Be-
dach“, bildet die wärmegedämmte, tragende reich.
204 2 Flachdächer
2.4
Definition der Randbereiche
(vereinfachte Flächeneinteilung;
bis 30 m Gebäudehöhe)
2.8
Wandanschluss
a) Schnitt
b) Detail oberer Abschluss
c) Klemmschiene (alwitra),
d) Anschlusssicherung bei genutzter
Oberfläche (alwitra)
2.9 Anschluss durch Schweißung auf beschichtetem 2.10 Flachdachanschluss an belüftetes Steildach
Anschlussblech
210 2 Flachdächer
abzulehnen. Nur durch Fugendichtungsmassen Stellen sehr sorgfältig gearbeitet werden. Die an-
gesicherte Anschlüsse sind allerdings der Anwen- stoßenden hochgezogenen Abdichtungsbahnen
dungskategorie K1 zuzuordnen. Die Dichtstoff- erhalten zunächst besonders zugeschnittene
fasern müssen regelmäßig gewartet werden. Überlappungen (Bild 2.11a). Zusätzlich werden
Bei genutzten Flächen sind die hochgezogenen die Eckpunkte mit herzförmig zugeschnittenen
Abdichtungen durch entsprechende konstruk- oder teilweise auch als Formteil lieferbaren Ab-
schlüssen überklebt (Bild 2.11b).
2 tive Maßnahmen gegen mechanische Beschädi-
gungen zu schützen (Bild 2.8d).
Anschlüsse an Türen. Besonders kritische An-
Anschlüsse an geneigte Dachflächen sind min- schlusspunkte stellen die Übergänge von Ab-
destens bis über die Höhen der Flachdachränder dichtungen zu Balkon- oder Terrassentüren dar.
zu führen, damit im Falle des Versagens der Dach- Nach DIN 18 195 Teil 5 muss die Abdichtung bei
entwässerung kein Stauwasser in die empfindli- waagerechten oder schwach geneigten Flächen
che Steildachkonstruktion eindringen kann und an anschließenden, höher führenden Bauteilen in
allenfalls nach außen überfließen kann. Die nöti- der Regel 15 cm über die Oberfläche der Schutz-
gen Belüftungsöffnungen (vgl. Abschn. 1.9.2) schicht, des Belages oder der Kieslage (Schutz-
sind zu berücksichtigen (Bild 2.10). schicht) hochgeführt werden. Besteht diese Mög-
lichkeit nicht, so sind besondere planerische Maß-
Anschlüsse an Durchdringungen z. B. von nahmen gegen das Eindringen von Wasser oder
Dachabläufen Sanitärrohren, Antennendurch- das Hinterlaufen der Abdichtung erforderlich.
gängen u. Ä. können zwar mit Hilfe von Klebe- Wenn die Abdichtungen den o. g. Forderungen
flanschen hergestellt werden, doch sind derarti- gemäß mindestens 15 cm über die Entwässe-
ge Eindichtungen auch bei sorgfältiger Ausfüh- rungsebene hochgezogen werden, ergeben sich
rung ziemlich schadensanfällig. Besser sind zwischen Außen- und Innenbodenflächen so
Anschlüsse mit Dichtungsmanschetten oder große Höhendifferenzen, dass entweder die Kon-
Klemmflanschen (s. Abschn. 2.6). struktionsflächen auf unterschiedlichen Höhen
Durchdringungen müssen untereinander und zu liegen müssen oder Stufen (Bild 2.14) unvermeid-
anderen Bauteilen im Regelfall einen Mindestab- lich sind (Bild 2.15).
stand von 30 cm aufweisen. Dies kann aber wegen der Nutzung der außen
liegenden Flächen (Kinderwagen, Rollstühle
Ausbildung von Ecken. Wenn Abdichtungen ge- usw.) oft nicht akzeptiert werden.
genüber angrenzenden Bauteilen hochgezogen Bei behindertengerechten Gebäuden sind nach
werden müssen, stellen die dabei entstehenden DIN 18 025 untere Türanschläge und -schwellen
unvermeidlichen Ecken besondere Schwach- grundsätzlich zu vermeiden bzw. dürfen eine
punkte dar. Bei der Ausführung muss an diesen Höhe von 2 cm nicht überschreiten. Nach den
Flachdachrichtlinien [11] darf die Türanschluss- Aachener Instituts für Bauforschung und ange-
höhe von Abdichtungen in Ausnahmefällen bis wandte Bauphysik konnte nachgewiesen wer-
auf 5 cm verringert werden. Damit können je- den, dass bei sorgfältiger Planung und Ausfüh-
doch die in DIN 18 195-5 getroffenen Festlegun- rung schadensfreie Bauwerksanschlüsse auch
gen für den Anschluss von Abdichtungen an Ter- ohne vollständige Erfüllung der Anforderungen
rassen- oder Balkontüren nicht erfüllt werden von DIN 18 195-5 ausführbar sind [1].
(Oberkante Abdichtung 15 cm über der Oberflä-
che des Belages. Durch ein Gutachten des
Die Industrie hat inzwischen flächenbündige An- gegen Wasser- und Eisdruck, gegen den Druck
schlüsse entwickelt, die „schwellenloses Bauen“ von Kiesschüttungen und gegen Beschädigun-
ohne Schaden ermöglichen. Sie entsprechen al- gen bei Bau- und Wartungsarbeiten geschützt
lerdings nicht den geltenden Vorschriften, d. h. sein. Außerdem muss ausreichender Schutz ge-
den Vorschriften der DIN. Es muss erneut darauf gen die Auswirkung von Windkräften gewähr-
hingewiesen werden, dass Normen und Richtlini- leistet sein.
en keine zwingenden gesetzlichen Forderungen • materialbedingte Beanspruchungen. Längen-
2 darstellen. Wenn von Ihnen abgewichen wird, änderungen der Randprofile müssen so aus-
muss jedoch die Tauglichkeit der gewählten Kon- gleichbar sein, dass weder am Übergang zur
struktion nachgewiesen und verantwortet wer- Abdichtung noch an Innen- oder Außenecken
den. Die Ausführung ist einschl. aller Vor- und des Dachrandes Undichtigkeiten oder Verfor-
Nachteile mit dem Bauherren zu besprechen. Der mungen entstehen. Gewisse Kunststoff-Dich-
Bauherr muss in schriftlicher Form auf die nicht tungsbahnen neigen bei der Alterung zum
normgerechte Ausführung hingewiesen werden, Schwinden. Die daraus entstehenden Zug-
will der Planer sich vor eventuellen Regressan- spannungen müssen von der Randkonstrukti-
sprüchen schützen. on aufgenommen werden können.
Bild 2.12 zeigt einen möglichen flächenbündi- • Bauwerkstoleranzen. Randkonstruktionen müs-
gen, nicht normgerechten Terrassenanschluss. sen die problemlose Anpassung an unver-
Bild 2.13 zeigt einen nach den Flachdachrichtlini- meidliche Bauwerksungenauigkeiten in der
en möglichen Anschluss, bei dem zu jeder Zeit Fluchtrichtung, in Höhen und ggf. auch Nei-
ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich gung ermöglichen.
gewährleistet ist. Die Dachdurchdringung ist • Belüftung. Flachdachränder von zweischaligen
vom Wand-/Türanschluss mindestens 50 cm ent- Dächern müssen ausreichende Belüftungs-
fernt. querschnitte haben, die genügend gegen
Vor den Türen ist durch ständig wirksame Ent- Schlagregen sowie gegen Kleintiere, Vögel und
wässerung der Außenflächen ein Wasserstau an Insekten gesichert sind.
den Abdichtungsanschlüssen – auch bei Schnee-
matsch – auszuschließen (vgl. auch Abschn.
10.7.3 in Teil 1 des Werkes). Dachüberstände. Ausladende Gesimse von mas-
siven Flachdächern erfordern zusätzliche Wärme-
Durch konstruktive Maßnahmen ist eine mecha- schutzmaßnahmen. Zur Vermeidung von Wär-
nische Beschädigung der hochgezogenen Ab- mebrücken müssen auskragende Stahlbeton-
dichtungen auszuschließen. Die Abdichtungen platten entweder vollständig mit zusätzlichen
müssen sorgfältig hinter etwa vorhandenen Rol- Wärmedämmungen umhüllt oder thermisch ge-
ladenschienen oder Deckleisten hochgeführt trennt werden (Bild 2.16). Dies führt häufig zu
werden und sind an den Türrahmen mit Klemm- gestalterisch unbefriedigenden Lösungen.
schienen o. Ä. mechanisch zu befestigen.
Bei allen Flachdachkonstruktionen bildet die
Trennlinie zwischen Dachplatte und Auflager
gleichzeitig eine Material- und Bewegungsfuge.
2.1.12 Flachdachränder Infolge Durchbiegung können sich außerdem die
Auflagerenden von weit gespannten Massivplat-
An den Rändern von Flachdächern enden außer
der Unterkonstruktion alle Schichten der Abdich-
tung und Wärmedämmung mit völlig verschie-
denartigen Materialien, die wiederum unter-
schiedlichen Beanspruchungen und Anforderun-
gen ausgesetzt sind:
• Temperatureinflüsse. Unterkonstruktion, Dach-
abdichtung und Randabschlussteile haben
verschiedene thermisch bedingte Form- und
Längenänderungen.
• mechanische Beanspruchungen. Von allen 2.16 Wärmeschutz von auskragenden Flachdächern
Schichten des Dachaufbaus muss insbeson- (Abdichtung usw. nicht eingezeichnet)
dere die Dachabdichtung am Rand zuverlässig Flachdachgesims mit Wärmeschutz außen
2.1 Allgemeines 213
ten insbesondere an den Ecken hochbiegen (Bild sind raumhohe Öffnungen in den Außenwänden
2.17). Das kann durch Aufkantung der Decken- möglich.
platten zu einer umlaufenden „Attika“ weitge- Vielfach werden Attika-Konstruktionen lediglich
hend verhindert werden (Bild 2.18). Wird die Atti- aus formalen Gründen gewählt, um dahinter lie-
ka als statisch wirksamer Überzug ausgebildet, gende Schräganschnitte von Gefälleschichten zu
2.19a
verbergen. Es ist aber zu bedenken, dass Aufkan- filkonstruktion ein möglichst einfaches Ausglei-
tungen von Flachdachrändern mit hochgezoge- chen von unvermeidlichen Rohbauungenauig-
nen Abdichtungen meistens recht schadensan- keiten in der Höhe, in der Neigung und in der
fällig sind. Insbesondere die an der Innenseite Fluchtrichtung erlaubt.
hochgezogenen Abdichtungen sind bei hohen Den Übergang zu bituminösen Dachabdichtun-
Attiken schwierig gegen UV-Strahlung und me- gen bilden Polymerbitumenbahnen oder Kunst-
chanische Beschädigungen zu schützen.
2 stoff-Anschlussbahnen, die je nach Profilsystem
auf unterschiedliche Weise zugfest eingeklemmt
Auflager. Damit durch material- und tempera- werden bzw. in die Abdichtungsränder einge-
turbedingte Längenänderungen oder lastabhän- klebt werden. Kunststoff-Dachabdichtungen
gige Formänderungen größerer Stahlbetonmas- können direkt an die meisten Profilsysteme an-
sivplatten keine Beanspruchungen von Flachdä- geschlossen werden. Die äußeren, den wechseln-
chern auf die Auflagerwände übertragen werden, den Temperatureinflüssen ausgesetzten Teile der
sind die Auflager mit Hilfe von Gleitlagern oder Dachrandabschlüsse müssen Längenänderun-
Gleit-Kipp-Lagern zu bilden (s. Abschn. 2.3.2). Je gen zulassen, ohne dass diese sich auf die An-
nach statischen Erfordernissen sind als Auflager schlussbahnen übertragen können. Für Innen-
Ringanker vorzusehen (vgl. Abschn. 6.2.1.1 in und Außenecken stehen bei allen Herstellern
Teil 1 dieses Werkes). In jedem Fall sind die Auf- entsprechende Formteile zur Verfügung. In Bild
lagerfugen vor allem in den Außenwänden kon- 2.11 sind 2 Beispiele für derartige Profile gezeigt.
struktiv und gestalterisch zu berücksichtigen. Sie
An- und Abschlüsse von Dachflächen der Anwen-
werden in der Regel durch entsprechende Ge-
dungskategorie K1, die nur unter hohem Monta-
sims- oder Fassadenverblendungen abgedeckt
geaufwand oder nur durch Zerstörung von ande-
(Bild 2.19).
ren Bauteilschichten zugänglich werden, sind
Dachrandabschlussprofile bilden den Über- nach Anwendungskategorie K2 auszuführen.
gang zwischen Dachabdichtungen und Dachrän-
dern. Dabei sind direkt eingeklebte Blechverwah-
rungen als Flachdachabschlüsse ungeeignet. Es 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle
steht für diese Aufgabe eine große Zahl von
Spezial-Profilsystemen aus Leichtmetall-Strang- Dachabdichtungen dürfen bei Witterungsver-
pressprofilen sowie aus Blech- und Faserzement- hältnissen, die sich nachteilig auf die zu erbrin-
Profilen in den verschiedensten Formen auf dem gende Leistung auswirken (z. B. Temperaturen
Markt zur Verfügung. unter +5 °C; Nässe, Schnee, Eis, starker Wind), nur
In den Flachdachrichtlinien ist für Dachrandab- ausgeführt werden, wenn besondere Maßnah-
schlussprofile vorgeschrieben: men ergriffen werden.
Bezüglich der Anforderungen an den Unter-
• Die Oberflächen der Abdichtungen bzw. der
grund von Dachabdichtungen ist DIN 18531-1,
Kiesschüttungen müssen bei Dachneigungen
Abschn. 7, zu beachten.
bis 5° mindestens 10 cm, bei größeren Dach-
neigungen um mindestens 5 cm überragt wer-
den (Bild 2.19).
2.1.14 Instandhaltung
• Die Überlappung der oberen Abschlüsse von
Putz oder Bekleidungen muss mindestens be- Das Vorurteil, Flachdächer seien gegenüber ge-
tragen: Bei Gebäudehöhen neigten Dächern auch bei einwandfreier Ausfüh-
– bis 8 m > 5 cm rung wesentlich schadensanfälliger, beruht fast
– über 8 bis 20 m > 8 cm immer auf Schäden, die durch jahrelange Ver-
– über 20 m > 10 cm. nachlässigung bedingt sind. Weil sich bei den oft
• Der Überstand der Tropfkanten vor den zu nicht einsehbaren Flachdachflächen Schäden
schützenden Bauteilen soll mindestens 2 cm erst wesentlich später und dann meistens folgen-
betragen. schwer zeigen, muss gegenüber den Auftragge-
bern klargestellt sein:
Die Halterungen der Abschlussprofile werden am Flachdächer erfordern zu ihrer Erhaltung und
besten auf aufgedübelten Randbohlen aus Holz zur Verlängerung ihrer Lebensdauer – wie jedes
montiert (Befestigung s. Abschn. 2.1.9, Tab. 2.6). andere Dach auch – regelmäßige Wartung und
Die Montage wird sehr erleichtert, wenn die Pro- Pflege.
2.1 Allgemeines 215
2.20d
2.20 Dachrandabschlussprofile und Einbaubeispiele c) Flachdachrand bei Abdichtung mit
a) In Fluchtrichtung und Höhe justierbar Bitumenbahnen (vgl. Bild 2.29a)
(ALWITRA) 1 Stahlbeton
1 Anschluss-Dichtungsbahn, zugfest einge- 2 Voranstrich
spannt 3 Glasvliesbitumenlochbahn
2 Halteprofil, auf Unterkonstruktion aufge- (unt. Dampfdruckausgleichsschicht)
schraubt, in Fluchtrichtung justierbar 4 Dampfsperre
3 Halteprofil, durch Zahnleiste mit Klemmring 5 Polystyrol-Hartschaum
werkzeugfrei justierbar 6 Glasvliesbitumenlochbahn (obere
4 Deckprofil, gleichzeitig Auflager für Dampfdruckausgleichsschicht)
Anschlussbahn, längs verschiebbar 7 3-lagige Bitumenbahnabdichtung
5 Oberes Deck- und Klemmprofil, längs ver- 8 Kiesschüttung
schiebbar 9 Abschlussprofil
Erstmals sind mit DIN 18531-4 in einer Norm Maß- einer Fachfirma abgeschlossen werden. War-
nahmen zur Instandhaltung von nicht genutzten tungsmaßnahmen schließen die Beseitigung von
Dächern geregelt (Tab. 2.21). Verschmutzungen und unerwünschtem Pflan-
Zur regelmäßigen Überprüfung der Dachflächen zenbewuchs, die Reinigung von Dachrinnen und
sollte ein Inspektions- und Wartungsvertrag mit -abläufen, die Beseitigung von Kiesverwehungen
216 2 Flachdächer
Tabelle 2.21 Beispiele für Maßnahmen der Instandhaltung der Dachabdichtung und der Dacherneuerung nach
DIN 18531-4
1 2
1 Inspektion Aufnahme des Zustandes der Dachabdichtung, der An- und Abschlüsse sowie der
Durchdringungen.
Die Ergebnisse der Inspektion können Basis für die Festlegung evtl. erforderlicher
2 Wartungs-, Instandsetzungs- oder Dacherneuerungsmaßnahmen sein.
2 Wartung z. B. Entfernen von unerwünschten Ablagerungen und Fremdbewuchs
Reinigen der Entwässerungsanlagen (siehe 4.2)
3 Instandsetzung a) Kleinere Instandsetzungsarbeiten, z. B.
Erneutes Absichern von Wandanschlussprofilen
Schutzanstriche auf korrosionsgefährdeten Metallteilen
Ausbessern kleinerer Schadstellen in der Abdichtung
b) Größere Instandsetzungsarbeiten sind nach genauer Voruntersuchung (siehe
5.3) festzulegen, z. B.
– Ausbessern größerer Schadstellen in der Abdichtung
– Regenerierung vorhandener Dachabdichtungen durch Aufbringen einer neuen
Abdichtungslage (siehe 5.4.3).
4 Erneuerung Maßnahmen zum Ersatz einer nicht mehr funktionstüchtigen Dachabdichtung und
der Dach- ihrer An- und Abschlüsse
abdichtung – bei Belassen der vorhandenen Dachabdichtung
– nach Entfernen der vorhandenen Dachabdichtung
– mit Zusatzdämmung
– mit Zusatzdämmung als Gefälledämmung
5 Erneuerung des Maßnahme zum kompletten Ersatz eines nicht funktionstüchtigen oder eines ver-
Dachaufbaus besserungsbedürftigen Dachschichtenaufbaus – einschließlich aller An- und Ab-
(Modernisierung) schlüsse.
Hinweis
Zur Bildung der Normbezeichnung werden in Normen für Bitumen- bzw. Polymerbitumen-Dachbahnen, Dachdichtungsbahnen
oder Schweißbahnen folgende Kurzzeichen verwendet:
G Glasgewebe PYP Polymerbitumen, modifiziert mit
PV Polyestervlies thermoplastischen Kunststoffen
V Glasvlies 200 Flächengewicht der Trägereinlage, z. B. 200 g/m2
PYE Polymerbitumen, modifiziert mit (nicht V 13)
thermoplastischen Elastomeren DD Dachdichtungsbahn
J Jutegewebe S4 / S5 Schweißbahn mit 4 bzw. 5 mm Dicke
Beim Schweißverfahren werden die Bitumen- bäuden entwickelt, weil der Einsatz von Schweiß-
Schweißbahnen an der Unterseite mit dem Flä- brennern hier ein zu großes Risiko bedeuten
chenbrenner erhitzt, die zu verklebenden Bitu- würde.
menschichten angeschmolzen und die Bahnen
unter leichtem Andruck eingerollt. Einlagige bituminöse Abdichtungen werden
von verschiedenen Herstellern angeboten. Nach
Kaltverklebung kommt für spezielle, werkseitig DIN 18 531 dürfen Dachabdichtungen einlagig
mit einer Kaltklebemasse versehene Bitumen- hergestellt werden, wenn das Gefälle der Unterla-
bahnen nach Vorschrift der Hersteller in Frage. ge mindestens 2% beträgt. An- und Abschlüsse
Die kaltselbstklebenden Bahnen wurden insbe- sind mehrlagig auszuführen. An Kehlen sollte die
sondere für den Einbau auf brandsensiblen Ge- Abdichtung verstärkt werden. Einlagige Abdich-
2.2 Baustoffe 219
tungen aus Polymerbitumenbahnen sind unter Kunststoff- oder Elastomerbahnen zur Anwen-
begrünten Dächern nicht zulässig. In den Flach- dung kommen, die dann auch voll- oder teilflä-
dachrichtlinien heißt es andererseits eindeutig: chig verklebt verlegt werden können.
„Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen sind Eine Übersicht der Kunststoff- und Elastomerbah-
mindestens zweilagig auszuführen …“. Hier wi- nen gibt DIN V 20000-201, Tabelle 3.
dersprechen sich die DIN und die Flachdachricht- Die Bemessung von Dachabdichtungen aus
linien. Planer und Bauherr sollten sich für die Ver-
wendung einlagiger bituminöser Abdichtungen
Kunststoff- und Elastomerbahnen in Abhängig-
keit von der Anwendungskategorie (s. Abschn.
2
gemeinsam entscheiden und dies schriftlich fest- 2.1.1) ist DIN 18531, Tab. 2.26 „Bemessung von
halten. Dachabdichtungen aus Kunststoff- und Elasto-
Neben Polymerbitumenbahnen entwickeln sich merbahnen“ zu entnehmen.
auch so genannte „Sanierungsbahnen“ immer Aber auch die Fachregeln für Dächer mit Abdich-
mehr zu einem eigenständigen Produkt der Son- tungen – Flachdachrichtlinien geben Bemessun-
derbahnen. Diese sind so aufgebaut, dass die gen von Abdichtungen, die sich nicht unbedingt
alte Abdichtung (bei Bedarf auch mit einer zu- immer mit den Angaben der entsprechenden
sätzlichen Wärmedämmung) auf dem Dach ver- Norm decken, vor. Es ist Sache des jeweiligen Pla-
bleiben kann und die neue Abdichtung darüber ners, ob er der Empfehlung der Normen oder der
aufgebracht wird. Wegen der in den alten Bau- Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen – Flach-
teilen meistens enthaltenen Restfeuchtigkeit dachrichtlinien folgen will. Er sollte die Entschei-
muss für guten Dampfdruckausgleich gesorgt dung in jedem Fall in Abstimmung mit seinem
werden. Deshalb sind die Sanierungsbahnen Auftraggeber treffen.
häufig unterseitig mit Hohlraumsystemen verse-
hen. Die erforderlichen Hohlräume können auch
durch punkt- und streifenweise Verklebung oder Flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
mit speziellen Vliesen oder Noppen gebildet Flüssig aufzubringende Dachabdichtungen gel-
werden. ten als einlagige Abdichtungen. Sie bestehen aus
einer oder mehreren Komponenten, die vor Ort
Dachabdichtungen mit Dachneigung < 2% sind flüssig und nahtlos vollflächig unter Verwen-
Sonderkonstruktionen, die 2lagig mit Polymer- dung einer Einlage direkt auf Beton, Estrich, oder
bitumenbahnen nach DIN 52 132 der 52 133 oder einer bahnenförmigen Unterlage aufgetragen
3lagig auszubilden sind. Bei einer 3lagigen werden.
Dachabdichtung muss die Oberlage aus einer Die Werkstoffe müssen untereinander dauerhaft
Polymerbitumenbahn nach DIN 52 132 oder verträglich sein. Zur Vermeidung chemischer Un-
52 133 und einer weiteren Lage aus Bitumen- verträglichkeiten z. B. aus der Schalung oder un-
bahnen nach DIN 52 130 oder 52 131 mit Träger- kaschierten Wärmedämmstoffen werden zusätz-
einlage aus Polyestervlies oder Glasgewebe be- liche Trägerlagen, wie z. B. Bitumen- oder Kunst-
stehen. stoffbahnen, angeordnet.
Für die 3. Lage können auch Bahnen mit einer Für flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
Glasvliesträgereinlage verwendet werden. Ein dürfen Stoffe nach DIN 18531-2 verwendet wer-
schwerer Oberflächenschutz (z. B. Kies, s. Abschn. den (Tabelle 2.27 „4“).
2.1.7) sollte vorgesehen werden. Für flüssig aufzubringende Dachabdichtungen
der Anwendungskategorien K1 und K2 sind die
Kunststoff- oder Elastomerbahnen Mindestschichtdicken und Leistungsstufen nach
Dachabdichtungen aus Kunststoff- oder Elasto- Tabelle 2.28 „3“ – Bemessung von flüssig aufzu-
merbahnen werden einlagig ausgeführt. Die La- bringenden Dachabdichtungen einzuhalten.
gesicherung erfolgt entweder durch lose Verle- Vorgaben zur Verarbeitung von flüssig aufzubrin-
gung mit Auflast, mechanische Befestigung oder gende Dachabdichtungen (z. B. Anforderungen
Verklebung. Je nach Untergrundbeschaffenheit an den Untergrund, Oberflächentemperatur des
sind Trenn- und/oder Brandschutzlagen unter Untergrundes während der Verarbeitung, konst-
der Abdichtung anzuordnen oder Abdichtungs- ruktive Vorgaben) sind in DIN 18531-3, Abs. 6.3
bahnen mit werkseitig aufgebrachten Kaschie- beschrieben. Außerdem gelten für die Verarbei-
rungen zu verwenden. tung von flüssig aufzubringenden Dachabdich-
Bei Verlegung ohne Trenn-/Kaschierlagen auf Bi- tungen die in der Zulassung (ETA) festgelegten
tumenbahnen dürfen nur bitumenverträgliche Verarbeitungsanweisungen.
220 2 Flachdächer
Tabelle 2.26 Bemessung von Dachabdichtungen aus Kunststoff- und Elastomerbahnen (DIN 18531-3, Tab. 2)
1 2 3
Tabelle 2.28 Bemessung von flüssig aufzubringenden Dachabdichtungen (DIN 18531-3, Tab. 3)
Stoffe Anwendungs- Mindestdickea Beanspruchungs- Leistungsstufen
kategorie mm klassen
Flexible ungesättigte K1 1,8 IA, IIA, IB, IIB Klimazone M
Polyesterharze (UP) Erwartete Nutzungsdauer W3
Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P4
Tiefste Oberflächentemperatur TL3
Höchste Oberflächentemperatur TH3K
Flexible K1 1,8 IIA, IIB Klimazone M
Polyurethanharze Erwartete Nutzungsdauer W3
(PUR) 1K, 2K Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P3
Tiefste Oberflächentemperatur TL3
Höchste Oberflächentemperatur TH3
Flexible reaktive K2 2,1 IA, IIA, IB, IIB Klimazone S
Polymethylmetha- Erwartete Nutzungsdauer W3
crylateharze (PMMA) Dachneigungb S1, S2, S3, S4
Nutzlast P4
Tiefste Oberflächentemperatur TL4
Höchste Oberflächentemperatur TH4
a Kein Einzelwert darf die Mindestschichtdicke um mehr als 5% unterschreiten. Wenn die in der Europäischen Techni-
schen Zulassung angegebene Mindestschichtdickte höher ist als die in dieser Norm geforderte Mindestschichtdicke, so
gilt der höhere Wert.
b Unabhängig von der tatsächlichen Dachneigung sind alle Neigungsstufen S1 bis S4 nachzuweisen.
Neben den Angaben aus der Zulassung (ETA Material (etwa 250 mm x 100 mm) mit einer witte-
„Europäische technische Zulassung“) ist das un- rungsbeständigen Aufschrift oder Aufprägung zu
verschlüsselte Haltbarkeitsdatum vom Hersteller versehen, die Mindestinformationen zu Kurzzei-
anzugeben. chen für Anwendungstyp, Eigenschaftsklasse und
Produktmerkmal nach DIN V 20000-201 für bah-
Kennzeichnung eingebauter nenförmige Dachabdichtungen bzw. nach DIN
Dachabdichtungswerkstoffe 18531-2 für flüssig aufzubringende Dachabdich-
Eingebaute Dachabdichtungsstoffe sind i. d. R. auf tungen, Herstellerangaben, Handelsnamen, Aus-
der Dachfläche eindeutig zu kennzeichnen. Dazu führungsjahr der Dachabdichtung und ausfüh-
ist z. B. ein Kennzeichnungschild aus beständigem rendem Unternehmen enthält.
222 2 Flachdächer
Das Kennzeichnungschild ist an gut einsehbarer tungsbahnen als Sicherung gegen Windsog be-
Stelle, z. B. an der Aufkantung der Dachabdich- achtet werden. Außerdem bestehen Richtlinien
tung, fest anzubringen. Es sollte in max. 5 m für die Ausführung des Oberflächenschutzes ge-
Entfernung vom Hauptzugang der Dachfläche gen Windsog (lose Grobkiesschüttung, Kiesschüt-
oder an der zu dieser Zugangsstelle nächstgele- tung mit Verklebung, Beton-Plattenbelag), wobei
genen Aufkantung montiert werden. Bild 2.29 die Größe der Dachfläche und ihre Höhe über
zeigt ein Beispiel eines solchen Kennzeichnungs- Gelände zu berücksichtigen sind.
schildes. Bei modernen Kunststoff-Dichtungsbahnen ist
ein besonderer Oberflächenschutz nicht erfor-
Lose verlegte Dachbahnen können – auch mit derlich. Deshalb können lose verlegte Dach-
allen erforderlichen Randausbildungen – werk- bahnen auch bahnenweise an den Längsstößen
seitig in großen Planen vorgefertigt werden, so durch Tellerdübel oder durch streifenweise Ver-
dass in Verbindung mit geeigneten, geschlossen- klebung auf der Tragschale fixiert werden.
porigen Hartschaum-Dämmplatten (z. B. BASF-
Styrodur oder DOW-Roofmate) Verlegearbeiten Dachabdichtungen für genutzte Dachflächen
auf allen Unterkonstruktionen auch bei Witte- (s. Abschn. 2.4) müssen den erhöhten Anforde-
rungsverhältnissen erfolgen können, bei denen rungen entsprechen, die bei Nutzung durch Per-
das Herstellen heißgeklebter bituminöser Dach- sonen- oder Fahrverkehr oder durch Begrünung
dichtungen unmöglich wäre. entstehen.
Lose verlegte Dachbahnen werden vielfach nur Sie müssen mit mindestens 1,5% Gefälle unter
durch eine Kiesschüttung beschwert (Windsiche- Beachtung von DIN 18 195 (Bauwerksabdichtun-
rung s. Abschn. 2.1.9). Diese soll die Dachfolie ge- gen) ausgeführt werden und dauernd wirksame
gen Abheben durch Windsog sichern und bildet Schutzschichten gegen mechanische Beschädi-
gleichzeitig einen hervorragenden Schutz gegen gungen erhalten. Dachabdichtungen mit einer
ultraviolette Strahlung. Abdichtungssysteme, bei Neigung unter 2% sind Sonderkonstruktionen
denen die Abdichtungsfolie ohne Befestigung mit und sollen nur in Ausnahmefällen vorgesehen
der darunterliegenden Unterkonstruktion und nur werden (s. Abschn. 2.1.4). In diesen Fällen ist die
unter Berücksichtigung loser Kiesschüttung die Qualität der Dachabdichtung zu verbessern.
anzusetzenden Sogkräfte aufnehmen soll, sind in Dazu ist z. B. eine Erhöhung der Bahnendicke ge-
Richtlinien der Bauaufsichtsbehörden zugelas- eignet. Auch Teilbereiche mit Neigung unter 2%
sen, wenn besondere Bestimmungen für die (z. B. Rinnen) sind entsprechend auszubilden (vgl.
Randbefestigung der lose verlegten Abdich- Abschn. 10.7.5 in Teil 1 des Werkes).
2.2 Baustoffe 223
Für Wärmedämmungen von Flachdächern kön- Stufenfalz (s. Bild 2.38 und 2.39) verlegt. Hart-
nen je nach Anwendungsart verschiedenste schaumplatten sollen bei verklebtem Schichten-
Werkstoffe verwendet werden. aufbau nicht größer als 0,625 u 1,200 m sein.
Eine Zusammenstellung der für die Wärmedäm- Die aus den sehr hohen Wärmeschutzanforde-
mung in Frage kommenden Baustoffe gibt Tabel- rungen an Flachdächer resultierenden großen
le 2.27 [11]. Dämmstoffdicken sind nicht für alle Materialarten
problemlos. Es wurden z. B. Schwindvorgänge
Für Umkehrdächer (s. Abschn. 2.3.2) dürfen nur
und Verwerfungen beobachtet, die bei fest auf-
geschlossenporige Polystyrol-Extruder-Hart-
geklebten Dachdichtungen zu schweren Schä-
schaumplatten verwendet werden (z. B. DOW-
den führten. Es empfiehlt sich daher, bei Schaum-
Roofmate und BASF-Styrodur).
stoffplatten eine 2lagige Verlegung, bei der die
Auch für Kunststoff- und Elastomerbahnen hat obere Schicht aus Rollbahnen besteht (Bild 2.30).
der Zentralverband des Deutschen Dachdecker-
Wärmedämmplatten aus PS-Schaum werden
handwerks im März 2007 ein Produktdatenblatt
auch als Gefälleplatten hergestellt und mit
herausgegeben (aktualisiert 2009), das mit
1- oder 2seitiger Kaschierung aus Bitumenbah-
• Tabelle 1 „Eigenschaften der Abdichtungs- nen (Bild 2.26). Wenn die Kaschierung aus min-
bahnen für Dachabdichtungen“ destens 3 m langen Dachdichtungsbahnen be-
• Tabelle 2 „Anwendungstypen Bauwerksab- steht, kann sie als 1. Lage einer mindestens
dichtungen“ 3-lagigen Abdichtung verwendet werden. Dabei
• Tabelle 3 „Kurzzeichen für Werkstoffbezeich- müssen die Nähte sorgfältig verklebt werden.
nungen“ Mittlerweile sind – insbesondere für Flachdächer,
• Tabelle 4 „Kurzzeichen für Produktmerkmale“ bei denen konstruktionsbedingt nur eine beson-
• Tabelle 5 „Übersicht der Kunststoff- und Elas- ders geringe Aufbauhöhe möglich ist – auch
tomerbahnen für Abdichtungen“ schon Wärmdammelemente mit Vakuum-Isolier-
• Tabelle 6 „Übersicht der Kunststoff- und Elas- Kern auf dem Markt. Um die Vakuumisolations-
tomerbahnen für Bauwerksabdichtungen“ paneele vor mechanischer Beschädigung zu
schützen, sind sie i. d. R. an der Ober- und Unter-
Hinweise für die Anwendung dieser Baustoffe seite durch andere Materialien (Gummigranulat-
gibt. matte, EPS-Hartschaumplatten o. a.) geschützt.
Wärmedämmplatten werden im Allgemeinen Mit einem nur 4 cm dicken Vakuum-Isolier-Kern
einlagig dicht gestoßen oder mit Haken- oder ist schon ein U-Wert von unter 0,2 W/m2 K erreich-
Tabelle 2.32 Anwendungsgebiete und Differenzierungen der Produkteigenschaften3) der Wärmedämmstoffe nach
DIN 4108-10
Dämmstoff 1)
MW EPS XPS PUR PF CG EPB ICB WF WW WW-C
Anwendung 2)
dka wk dg dk dk
2 DAD dg + + + + + + wf dm dh dm
dm ds
dm
+ dm dh dh dh ds ds + dh + dm
DAA
dh ds ds ds ds M.S.D.b, c ds
ds dx
dh
DUK – – ds – – – – – – – –
dx
Dach, Decke DZ +a + – + + – + + + + +
dk
dk dk dk
DI + + + + + + + dm
dh dm dm
dh
+ dm dm dg
DEO dg dh dh dh dh + + + dm dm dg
dm ds ds ds ds ds
dx
sh sh M.S.D.b, c
DES sm sm – – – – sh – sh – –
sgd sgd M.S.D.b, c sg
sg
1) genormte Wärmedämmstoffe
DIN EN 13 162 Mineralwolle MW
DIN EN 13 163 Polystyrol-Hartschaum EPS
DIN EN 13 164 Polystyrol-Extruderschaum XPS
DIN EN 13 165 Polyurethan-Hartschaum PUR
DIN EN 13 166 Phenolharz-Hartschaum PF
DIN EN 13 167 Schaumglas CG
DIN EN 13 168 Holzwolle WW
DIN EN 13 168 Holzwolle-Mehrschichtplatte WW-C
DIN EN 13 169 Expandiertes Perlite EPB
DIN EN 13 170 Expandiertes Kork ICB
DIN EN 13 171 Holzfaser WF
2.2 Baustoffe 225
Legende:
+ Anwendung möglich, keine weiteren Differenzierungen der Produkteigenschaften des Wärmedämmstoffes
– keine genormte Anwendung
M.S.D. Mehrschichtdämmung
a Für diese Anwendung muss der ´D-Nennwert der Wärmeleitfähigkeit nach DIN EN 13 162 d 0,040 W/(m · K) betragen.
b Bei Mehrschichtplatten müssen die einzelnen Schichten die Mindestanforderungen nach DIN 4108-10 für die vorgesehene
Anwendung erfüllen. Sie müssen zusätzliche Mindestanforderungen an die Punktlast (für DAA), an die Grenzabmaße für die
Dicke (für DES), an die Zusammendrückbarkeit (für DES, WTH) und an die dynamische Steifigkeit (für DES, WTH) erfüllen.
Im Bezeichnungsschlüssel für Mehrschichtdämmungen sind die Bezeichnungsschlüssel für die einzelnen Schichten und für
die anwendungsbezogenen zusätzlichen Mindestanforderungen auszuweisen.
c Dämmplatten aus Schichten von Blähperlit und nach DIN EN 13 162.
d Bei Verkehrslasten > 5 kPa ist das Langzeitkriechverhalten cc (3/1,5/10) 10 nachzuweisen.
226 2 Flachdächer
bar. Noch sind Wärmdammelemente mit Vaku- verwendet werden, doch ist der jeweilige materi-
um-Isolier-Kern aber die Ausnahme für Teilberei- alspezifische Systemaufbau zu berücksichtigen.
che, die ansonsten die an deren Wärmedämm- Bei Schaumglas-Platten reicht im Allgemeinen
eigenschaften geforderten Anforderungen nicht allein die vollflächig aufgetretene Bitumenklebe-
erfüllen könnten (z. B. niveaugleicher Austritt auf masse in Verbindung mit sorgfältigem Bitumen-
Dachterrasse). Fugenverguss als Dampfsperre aus.
2 Der Sperrwert einer Dampfsperrschicht sd = μ · s
ergibt sich aus der werkstoffspezifischen Wasser-
2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht dampf-Diffusionswiderstandszahl μ mal der Di-
cke des Werkstoffes s (in m). An Ort und Stelle
Werden Flachdachabdichtungen auf Stahlbeton- aufgebrachte Klebeschichten bleiben bei der Be-
flächen fest aufgeklebt, muss Restfeuchtigkeit messung unberücksichtigt (s. DIN 4108-3 „Wär-
aus dem Beton in Dampfform abgeführt werden meschutz im Hochbau; Klimabedingter Feuchte-
können. Insbesondere, wenn bei unsicheren Wit- schutz; Anforderungen und Hinweise für Planung
terungsverhältnissen ein völlig trockener Einbau und Ausführung“).
der Wärmedämmungen nicht gewährleistet wer- Beim Einbau einer Dampfsperre mit einem Sperr-
den kann, ist auch eine obere Dampfdruckaus- wert („diffusionsäquivalente Luftschichtdicke“)
gleichsschicht unter vollflächig aufgeklebten von mindestens 100 m in Verbindung mit einer
Abdichtungsschichten vorzusehen. nach DIN 4108-3 ausreichend bemessenen
Als Regelausführung gilt dafür die streifen- oder Dämmschicht ist die Dachkonstruktion von nicht
punktförmige Verklebung der Abdichtungs- klimatisierten Wohn- und Bürogebäuden ohne
schichten bzw. der Dampfsperre. besonderen Nachweis ausreichend gegen Tau-
wasser geschützt.
Eine punktförmige Verklebung mit dem Unter-
grund kann erzielt werden, wenn eine Trennlage Bei raumklimatisch höher beanspruchten Räu-
aus einer an der Unterseite grob besandeten Bi- men (z. B. bei Schwimmbädern und bei klimati-
tumen-Lochbahn verwendet wird. Der Dampf- sierten Räumen besteht die Dampfsperre in der
druckausgleich erfolgt über die durch die Grob- Regel aus Dachdichtungsbahnen mit Metall-
besandung bewirkten Hohlschichten zwischen bandeinlagen und ist nach DIN 4108-3 bauphysi-
den Verklebungspunkten (s. auch Abschn. 2.3.1). kalisch zu dimensionieren.
Bei lose verlegten Dampfsperren oder Dichtungs-
bahnen sind Dampfdruckausgleichsschichten 2.2.5 Gefälleschichten
nicht erforderlich.
Gefälleschichten aus wärmedämmendem Mate-
rial, die unterhalb der Dampfsperre angeordnet
2.2.4 Dampfsperren werden, können die Taupunktgrenze innerhalb
der Gesamtkonstruktion erheblich beeinflussen.
Als Dampfsperren auf Bitumen-Basis sind ge- Für den Gefälleausgleich auf Massivdecken sind
eignet: daher Leichtbetone auch wegen ihres hohen
• Bitumenschweißbahnen mindestens 4 mm Wassergehalts (> 200 l/m3) und der langsamen
dick, mit Glasvlies- und Metallbandeinlage 0,1 Wasserabgabe ungeeignet. Außerdem bilden sie
Typenbezeichnung V 60 S 4 + AL 01 eine ungleichmäßig dicke, auf der warmen Seite
• Dampfsperrbahnen mit Metallbandeinlage, Ty- der Dampfsperre unerwünschte Wärmedäm-
penbezeichnung AL 01, CU 01 mung.
• Bitumenschweißbahn nach DIN 52 131, 5 oder Der Gefälleausgleich liegt bauphysikalisch richtig
4 mm dick, Typenbezeichnung G 200 S 5, G 200 unmittelbar über der Stahlbetonplatte.
S 4, J 300 S 5, J 300 S 4, V 60 S 4 Bewährt haben sich Gefälleausgleichsschichten
• Bitumendachdichtungsbahnen nach DIN 52 130, aus Normalbeton. In Frage kommen auch Gefäl-
Typenbezeichnung G 200 DD, J 300 DD leausgleiche aus Bitumensplitt (Steinsplitt mit
• Glasvlies-Bitumendachbahnen nach DIN 52 143 Bitumenemulsion), die nach Regenfällen wäh-
Typenbezeichnung V 13 rend der Bauausführung schnell austrocknen.
Den Porenverschluss dieser im Gefälle abgezoge-
Außerdem können als Dampfsperren fast alle nen und gewalzten Schicht bildet bituminierter
Kunststoff-Dichtungsbahnen (s. Abschn. 2.2.1) Sand.
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 227
2.33
Dampfdruckausgleichsschicht (schematisch)
1 Massivdecke (mit Voranstrich)
2 Dampfdruckausgleichsschicht, Glasvlieslochbahn, unterseitig
grob besandet
3 Bitumenklebemasse
2 4 Dampfsperre
5 Wärmedämmung
6 3lagige bituminöse Abdichtung (Klebeschichten nicht besonders
dargestellt) auf Glasvlieslochbahn (obere Dampfdruckausgleichs-
schicht, vgl. 2)
7 Kiesschüttung (Körnung 16/32)
2.34a 2.34b
ten sind so herzustellen, dass die Gleitflächen un- • schlaufenartige Anordnung geeigneter Ab-
ter Druck nicht miteinander verkleben. Geeignet dichtungsstoffe
sind doppelte Lagen kräftiger Kunststoff-Folien, • Anordnung von Fugenbändern mit Einklebe-
die lose auf die völlig eben hergestellte Oberflä- flansch
che der Ringanker aufgelegt werden. Eine Rand- • mit Hilfe vorgefertigter Fugenkonstruktionen
abklebung zwischen beiden Folien lässt Gleitbe- mit integrierten Kunststoff- bzw. Elastomer-
wegungen zu, verhindert aber das Eindringen
von Betonschlämme während des Betonierens,
Dichtungsprofilen 2
wodurch die Reibung zwischen beiden Folien er- • mit Hilfe von Los- und Festflanschkonstruktio-
höht werden würde (Bild 2.34a). nen und Einbau von Fugenbändern
Bei Biegeverformung der Deckenplatten können
durch die damit verbundene Verdrehung am Auf- Bei Fugen des Fugentyps II sollten die Abdichtun-
lager Zwängungen an den Wandkanten entste- gen aus der wasserführenden Schicht herausge-
hen. Sie lassen sich vermindern, wenn man als hoben werden (DIN 18 531-3). Durch Dämmstoff-
Auflager der Decke nur das mittlere Wanddrittel keile sind Hochpunkte zu bilden. Die auf diese
berücksichtigt und durch Schaumstoffstreifen an Weise durch die Bewegungsfugen gebildeten
den Rändern eine gewisse Verdrehbarkeit des Dachflächen sind unabhängig voneinander zu
Auflagers gewährleistet. Bei Spannweiten über entwässern.
etwa 6 m ist darüber hinaus die Auflagerung auf Die Ausbildung von Fugen des Fugentyps II zeigt
Butylkautschukstreifen ratsam („Gleit-Kipp-La- Bild 2.35.
ger“, Bild 2.34b). Die durch das Gleitlager gebilde-
te Fuge wird bei geputzten Bauteilen innen durch Abdichtung. Für die Abdichtung einschaliger
Einputzprofile ausgebildet. Die äußere Abde- Flachdächer auf Massivplatten haben sich als
ckung der Gleitfuge ist bei der Gesimsgestaltung Bauarten herausgebildet:
zu berücksichtigen. • Flachdächer mit geklebter Bitumenabdichtung
Wärmedämmmaßnahmen sind mit größter Sorg- (Bild 2.36a)
falt auszuführen, um Wärmebrücken in jeder • Flachdächer mit lose verlegten Kunststoffbah-
denkbaren Situation zu vermeiden. nen (Bild 2.36b)
• Umkehrdächer (Bild 2.36c) mit der Abwand-
Fugen. Wenn bei großen Bauteilen Bewegungs- lung zum „Duo-Dach“ (Bild 2.36d)
fugen erforderlich sind, müssen sie in allen Schich-
ten des Flachdachaufbaues berücksichtigt werden. Geklebte bituminöse Abdichtung (Bild 2.36a)
Die DIN 18 531-3 definiert für Bewegungsfugen haben sich bei einwandfreier Ausführung seit lan-
in Dachflächen ungenutzter Dächer zwei Fugen- gem bewährt und werden an vielen Stellen immer
typen: noch neueren Ausführungen vorgezogen. Der
wesentliche Vorteil besteht durch die bei mehr-
• Fugentyp I für langsam ablaufende und selten
lagiger Ausführung größerer Sicherheit gegen
wiederholte Bewegungen Die Abdichtungen
Undichtigkeiten und mechanische Beschädigun-
aus verklebten Bitumen-, Kunststoff- oder
gen vor allem während der Bauzeit. Andererseits
Elastomerbahnen sowie Flüssigabdichtungen
sind die zahlreichen, mit großer Sorgfalt und
können über Fugen mit Bewegungen bis
handwerklichem Können auszuführenden Ar-
5 mm eben durchgeführt werden; dabei sind
beitsgänge, die außerdem nur bei trockener Wit-
mindestens 20 cm breite Schleppstreifen
terung und bei Temperaturen über +4 °C ausge-
unter der Abdichtung anzuordnen. Bei lose
führt werden dürfen, von Nachteil. Eventuelle
verlegten Bahnen dürfen die Bewegungen
Schadensstellen lassen sich in mehrlagigen ver-
10 mm bzw. 5 mm bei Flüssigabdichtungen
klebten Abdichtungen fast unmöglich lokalisie-
nicht überschreiten. Bei Überschreitungen der
ren, weil eindringendes Wasser in den verschiede-
Bewegungsmaße sind die Fugen nach Fugen-
nen Schichten vielfältige Wege nehmen kann.
typ II auszuführen.
Eine Reparatur ist dann vielfach nur mit Abtragen
• Fugentyp II für schnell ablaufende und häufig des gesamten Abdichtungsaufbaues möglich,
wiederholte Bewegungen oder es muss über der schadhaften Abdichtung
Abdichtungen von Fugen des Fugentyps II sind je ein „Umkehrdach“ ausgeführt werden.
nach Einzelfall festzulegen, z. B. durch Unterbre-
chen der Flächenabdichtung und
230 2 Flachdächer
2.35a
2.35b
2.35c
2.35 Bewegungsfugen
a) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen, mit Schlaufe durchlaufend; schwerer Oberflächenschutz
(Kiesschüttung)
b) einlagige Abdichtung aus Kunststoff-Dichtungsbahn, mit Schlaufe durchlaufend
c) mehrlagige Abdichtung aus Polymerbahnen mit leichtem Oberflächenschutz (Besplittung)
1 Stahlbetondecke 7 Dehnungsschlaufe, Polymerbahnen mit hoher
2 Dampfdruckausgleichsschicht Reißfestigkeit, Flexibilität und Standfestigkeit
3 Dampfsperre 8 Schaumstoffwulst
4 Wärmedämmung 9 Kunststoff-Dachdichtungsbahn
5 mehrlagige Abdichtung 10 Fugenausfüllung
6 schwerer Oberflächenschutz 11 Fugenüberbrückung (Trennstreifen)
(Kiesschüttung 16/32)
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 231
2.36a 2.36b
2.36c 2.36d
2.36 Bauarten für einschalige Flachdachabdichtungen
a) geklebte 3lagige Abdichtung mit Bitumendachbahnen
b) lose verlegte Kunststoff-Dachdichtungsbahnen
c) Umkehrdach, Abdichtung auf lose verlegter Kunststoff-Dachdichtungsbahn
d) DUO-Dach
1 Stahlbetonplatte 5 Flachdachabdichtung
2 Dampfdruckausgleichsschicht 6 Trennlage
3 Dampfsperre 7 Filtervlies
4 Wärmedämmung 8 Oberflächenschutz (Kiesschüttung)
4a Wärmedämmung aus geschlossenporigen 9 mechanische Fixierung
extrudierten PS-Hartschaumplatten
Lose verlegte Abdichtungen aus Kunststoff- Umkehrdächer (auch IRMA-Dach, aus „Insulated
bahnen können nahezu witterungsunabhängig Roof Membrane Assembly“ sinngemäß übersetzt:
verlegt werden, vor allem, wenn für kleinere Flä- „wärmegedämmte Dachhaut“, Bild 2.38) entstan-
chen komplett vorgefertigte Planen verwendet den aus der Überlegung, dass die Dampfsperre
werden. bereits eine hochwertige Dachabdichtung dar-
Die Dichtungsbahnen sind durch mechanische stellt und beim üblichen Warmdachaufbau die
Fixierung, durch streifenweise Verklebung oder obere Dichtungsschicht nur die Aufgabe hat, die
durch Auflasten (Kiesschüttung, Begrünung, Wärmedämmung zu schützen.
Nutzschichten usw.) zu sichern. Verschiedene Nachdem in Form von extrudiertem Polystyrol-
Ausführungsmöglichkeiten für die Fixierung in Hartschaum (z. B. DOW-Roofmate und BASF-Sty-
den Randbereichen (insbesondere für PVC-Dach- rodur) ein Dämmstoff mit gleichmäßigem, ge-
dichtungsbahnen wegen ihres alterungsbeding- schlossenem Porenaufbau zur Verfügung steht,
ten Schrumpfens) sind in Bild 2.37 dargestellt. der kein Wasser aufnimmt, nicht quillt und
Verschiedene Anwendungsformen für lose ver- schrumpft, ist es daher möglich, die Dachdich-
legte Dachdichtungsbahnen aus Kunststoffen zei- tung unter der Wärmedämmung unmittelbar auf
gen die Bilder 2.36b bis d. der Unterkonstruktion aufzubringen.
232 2 Flachdächer
2
2.37a 2.37b 2.37c 2.37d
2.37 Randfixierung von Kunststoff-Dachbahnen (Prinzipskizzen)
a) Fixierung einer Dampfsperre
b) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an senkrechter Fläche
c) Fixierung von Dampfsperre und Dachbahn an waagerechter Fläche
d) Fixierung einer Dampfsperre auf einbetoniertem Kunststoffprofil
1 Beschichtetes Anschlussblech 5 Wärmedämmung
2 Dachbahn 6 extrudierter PS Hartschaum
3 Dampfsperre 7 Dampfdruckausgleichsschicht
4 Trennschicht
Die Abdichtung kann aus allen üblichen Dach- mebrücken unbedingt gesichert werden. Das ge-
bahnen hergestellt werden. Am vorteilhaftesten schieht am zuverlässigsten durch Verwendung
ist jedoch meistens die Ausführung mit lose ver- von Dämmplatten mit Stufenfalz, besser mit Ha-
legten Kunststoff-Dachdichtungsbahnen. Entwe- kenfalz (Bild 2.38 bzw. 2.39). Gegen UV-Strahlung,
der werden dabei Dichtungsbahnen mit aufka- mechanische Beschädigung und Aufschwimmen
schierter Schutz- und Trennlage verwendet, oder wird die Wärmedämmung durch eine Kiesschüt-
es ist als Schutz gegen mechanische Beschädi- tung geschützt, die etwa genauso dick sein sollte
gungen während der Verlegungsarbeiten eine wie die Dämmplatten.
Trennschicht vorzusehen (z. B. geschäumte PE- Bei Umkehrdächern wird angenommen, dass die
Folie o. Ä.). Wirkung der oberhalb der Abdichtung liegenden
Die dicht gestoßenen einlagig lose verlegten Wärmedämmung durch unterströmendes Nie-
Wärmedämmplatten müssen gegen Verschieben derschlagswasser beeinträchtigt werden kann.
noch während der Herstellungsarbeiten und der Bei einem Umkehrdach ist der errechnete Wärme-
damit verbundenen Gefahr der Bildung von Wär- durchgangskoeffizient U um einen Differenzbe-
2.3 Nicht belüftete Flachdächer 233
trag 'U in Abhängigkeit des prozentualen Anteils verfüllt sind. Die damit überall durchgehende
des Wärmedurchlasswiderstandes unterhalb der Bitumenschicht hat in diesem Falle ausreichende
Abdichtung am Gesamtwärmedurchlasswider- Dampfsperrenwirkung (Bild 2.41).
stand zu erhöhen (Tab. 2.40).
Zum Schutz gegen Windsog sind – abhängig von
der Gebäudehöhe – die in Abschn. 2.1.9 genann- 2.3.3 Flachdachabdichtungen
ten Auflasten gefordert. auf Trapezblechkonstruktionen
DUO-Dächer stellen eine Kombination von her- Flachdachkonstruktionen aus Trapezprofilen sind
kömmlichem und umgekehrtem Dachaufbau seit 1.1.1991 allgemein bauaufsichtlich einge-
dar. Dabei werden die Vorteile beider Systeme führt. Sie müssen nach DIN 18 807 und den
ausgenutzt. So liegt die Dachabdichtung wie „Richtlinien für die Montage von Stahlprofilble-
beim Umkehrdach im warmen Bereich unter der chen für Dach- und Deckenkonstruktionen“ des
Wärmedämmung, ist aber noch zusätzlich durch Industrieverbandes zur Förderung des Bauens
die Einbettung zwischen der unteren und oberen mit Stahlblech e.V. ausgeführt werden.
Dämmschicht vor mechanischen Beschädigun- Die Mindestdicke der Trapezbleche sollte 0,88 mm
gen geschützt. Bei vorübergehendem Unterströ- in der Anwendungskategorie K1 und in der An-
men der oberen Wärmedämmung durch Regen- wendungskategorie K2 1,0 mm betragen.
wasser bleibt der volle Dämmwert der unteren Die Trapezbleche müssen Korrosionsschutz min-
Dämmschicht erhalten. Dieser sollte einen An- destens nach DIN 17 162-2 haben. In DIN 18 807
haltswert von 20% der gesamten Wärmedäm- sind darüber hinaus entsprechend der zu erwar-
mung nicht überschreiten. tenden Beanspruchung besondere Korrosions-
schutzklassen mit zusätzlichen Maßnahmen fest-
Flachdächer mit Wärmedämmung aus Schaum- gelegt.
glasplatten. Wenn die Wärmedämmung aus
dampfdichten Schaumglasplatten nach EN 13167 Besonders zu beachten ist:
besteht, kann in der Regel auf eine besondere • Trapezblechdächer müssen im Gegensatz zu
Dampfsperre verzichtet werden. Bei der Verle- fast allen anderen Flachdachkonstruktionen als
gung werden die Schaumglasplatten in die Bitu- elastische Flächen betrachtet werden, die ins-
menheißklebemasse (4 kg/m2) „eingeschwom- besondere durch Winddruck oder -sog, durch
men“, so dass auch die Fugen mit Klebemasse voll Druckwellen vorbeifliegender Flugzeuge usw.
2
2.42a 2.42b 2.42c
2.43a
2.43b
Jedoch setzt sich auch hier die lose Verlegung Die Anzahl der Befestigungen muss für die ver-
von Folien immer mehr durch. Lose verlegte schiedenen Bereiche der Dachfläche mindestens
Kunststoffdichtungsbahnen werden auf Trapez- betragen:
blechen an den Längsstößen durch Tellerdübel
punktweise mit mindestens 2 Befestigungen/m • Innenbereich: 4 Stück/m2
(Bild 2.42c) durch aufgedübelte Fixierbänder • Randbereich: 6 Stück/m2
oder durch streifenförmig aufgebrachte Verkle-
• Eckbereich: 8 Stück/m2
bung fixiert.
Bei Kunststoff- und Elastomerbahnen beträgt die Ebenso können die Dichtungsbahnen linear mit
Überdeckung für Baustellennähte mindestens Metallprofilen oder -bändern befestigt werden.
40 mm. Bei mechanisch befestigten Bahnen mit Die jeweils nachfolgend aufgeschweißte bzw.
Saumbefestigung muss die Überdeckungsbreite aufgeklebte Dichtungsbahn überdeckt die Fixie-
erhöht werden. rungen.
236 2 Flachdächer
Tabelle 2.45 Empfohlene Mindestdicken auf Trapezprofilen (unabhängig vom erforderlichen Wärmeschutz)
Größe lichte Weite Wärmedämmstoff
zwischen den Obergurten Mindestdicke in mm
in mm
EPS PUR Mineralfaser Schaumglas
70 40 40 50 40
2 100 50 50 80 50
130 60 60 100 60
150 70 60 120 70
160 80 70 120 80
170 90 80 140 90
180 100 80 140 90
2.46
Flachdachabdichtung auf
Porenbetonplatten
1 Glättputz und Anstrich
2 Porenbeton-Dachplatten
3 Bitumen-Voranstrich
4 Dampfdruck-Ausgleichsschicht:
Glasvlies-Lochpappe
5 Dachhaut mit Schutzschicht: 2
Kiesschüttung 15/30
Tabelle 2.47 Abstände der Scheinfugen für unbewehrte Ortbetonplatten als Fahrbelag
Seitenverhältnis Länge/Breite Maximaler Fugenabstand
bei l/b = 0,80 … 1,25 max l d 33 d1)
bei l/b < 0,80 und > 1,25 max l d 30 d1)
1) d = Plattendicke
238 2 Flachdächer
2.48
Oberseitig gedämmtes Dachparkdeck mit
Fahrbelag aus Ortbeton
1 Freie Gestaltungsmöglichkeit der Fassade
z. B. durch Putz, Verschalung
2 Blechabdeckung
3 Randaufkantung
4 Ortbeton (unbewehrt mit Scheinfugen)
5 PVC-Folie
6 Dampfdruckausgleichsschicht
7 Schaumglas
8 2 Lagen PE-Folie 0,2 mm
9 Stahlbetondecke (WU-Beton)
10 Putzfuge
11 Gleitlager in kaschierter Schaumstoffbahn
12 Ringbalken
Prinzip des Umkehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) auch Schalungen aus Holzwerkstoffen
aufliegende Wärmedämmungen aus extrudier-
tem PS-Schaum mit Auflast durch Kiesschüttung • Spanplatten nach DIN EN 312, Typ P4
verwendet. Hierbei machen aber die nötigen • Sperrholz nach DIN EN 13 986.
konstruktiven Aufwendungen zur Vermeidung
von Wärmebrücken die konstruktiv sehr einfach Die Platten sollen eine max. Kantenlänge von
scheinenden Sperrbetondächer vielfach unwirt- 2,05 m haben. Die Platten werden im Verband
schaftlich (Bild 2.48). verlegt (keine Kreuzstöße; keine freie, nicht unter-
stützte Tragstöße). Längenänderungen sind
durch mindestens 2 mm breite Fugen (2 mm/lfd.
2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdich- m Plattenlänge) zu berücksichtigen, die durch
tungen auf Holzkonstruktionen Schleppstreifen oder Trennlagen abzudecken
sind. An freien, nicht unterstützten Plattenrän-
Flachdachabdichtungen können auch auf Unter- dern (Plattenränder quer zur Spannrichtung)
konstruktionen aus Holz oder Holzwerkstoffen müssen die Platten Nut-Feder-Verbindungen
ausgeführt werden. Für die Bemessung von haben.
Dachschalungen ist DIN 1052, Entwurf, Berech- Die Dachflächen müssen eine Mindestdachnei-
nung und Bemessung von Holzbauwerken, zu gung von 2% aufweisen, um Wassersackbildun-
beachten. Grundsätzlich sollen jedoch Holzunter- gen zu vermeiden.
konstruktionen eine Mindestdicke von 22 mm Falls schädigende Einflüsse von Holzschutzmit-
(bei Vollholz Nenndicke 24 mm) haben, wenn teln oder Bindemitteln der Holzwerkstoffe nicht
Nagelungen vorgesehen werden. mit Sicherheit ausgeschlossen werden können,
Als Unterkonstruktion kommen in Frage: sind Trennlagen vorzusehen.
Ein Ausführungsbeispiel mit lose verlegter Ab-
Schalungen aus gehobeltem Vollholz
dichtung aus Kunststoffbahnen zeigt Bild 2.49.
Sortierklasse S10 oder C 24M (DIN 4074-1), Brett-
Bei geklebten, mehrlagigen Abdichtungen be-
breiten ab 80 mm
steht die unterste Lage aus Bahnen mit hoher
mechanischer Festigkeit (s. Abschn. 2.2.1), die mit
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 239
2.49 2
Flachdach mit lose verlegter Abdichtung
auf Holz-Unterkonstruktion
1 Spanplatte
2 Dampfbremse
3 Wärmedämmung
4 Kunststoff-Dachbahn
5 Kiesschüttung
6 Randbohle (auch Fixierung der
Dampfsperre)
7 Randkeil
8 Dachrandprofil mit Klemmprofil für
Dachbahn (schematisch)
verzinkten Breitkopfstiften auf die Unterlage ge- sche Beanspruchungen noch Spannungen aus
nagelt wird. thermischer Belastung der Nutzflächen auf die
Im Übrigen wird der Schichtenaufbau wie auf Abdichtungen übertragen können.
Massivplatten ausgeführt. Wärmedämmstoffe müssen erhöhte Druckbelast-
barkeit haben (Anwendungstyp1) WS-WDS, s.
Tab. 2.32).
Bei der Ausführung sind neben den Flachdach-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer richtlinien und Normen für Flachdächer auch die
mit genutzter Oberfläche Normen über Bauwerksabdichtung (DIN 18 195-1
bis 18 195-10) zu beachten.
2.4.1 Allgemeines
2.4.2 Begehbare Flachdächer1)
Vielfach besteht die Notwendigkeit, Flachdach-
flächen von ganzen Bauwerken oder Bauwerks-
Bei Belägen von begehbaren Flachdächern muss
teilen nutzbar zu machen.
die kraftschlüssige Verbindung mit der Abdich-
Für die Abdichtungen ist dabei schwerer Oberflä- tung durch Trennlagen verhindert werden. Auf den
chenschutz (s. Abschn. 2.1.8) erforderlich. Man abgedichteten Flächen werden die Gehbeläge
unterscheidet: vielfach aus frostfesten keramischen Platten aus-
• begehbare Flachdächer geführt. Kleinformatige Platten werden in bewehr-
• befahrbare Flachdächer tem, mindestens 4 cm dickem Mörtelbett auf Nop-
penplatten oder auf einer wasserdurchlässigen
• begrünte Flachdächer Schicht aus Einkornbeton (s. Abschnitt 10.7.4 in
Teil 1 des Werkes) verlegt. Diese Dränschicht ist an
Flachdächer mit genutzten Oberflächen werden die Entwässerung anzuschließen. Zwischen Drän-
fast ausschließlich als einschalige Konstruktion schicht und Abdichtung sind zwei lose verlegte
ausgeführt. Ihr bauphysikalischer Aufbau gleicht PE-Folien o. Ä. als Trennschicht zu verlegen.
den Flachdächern mit nichtgenutzter Oberfläche,
Da in Plattenbelägen jedoch erhebliche tempera-
doch muss – je nach Beanspruchung – für die
turbedingte Längenänderungen vorkommen
Wärmedämmung entsprechend druckfestes Ma-
können, müssen in Abständen von höchstens
terial verwendet werden, und es müssen beson-
2 m Fugen angeordnet werden, die auch das Mör-
dere Vorkehrungen für den Schutz der Abdich-
tungen getroffen werden. Insbesondere muss
dafür gesorgt werden, dass sich weder mechani- 1) s. Abschnitt 10.7 in Teil 1 des Werkes.
240 2 Flachdächer
2
2.50c
2.50a 2.50b
2.50
a) Begehbares Flachdach, Belag aus
kleinformatigen frostfesten
keramischen Platten in Mörtelbett
1 Massivdecke mit Gefälle
2 Ausgleichsschicht (Lochbahn)
3 Dampfbremse b) Begehbares Flachdach, c) Begehbares Flachdach mit
4 Wärmedämmung Platten auf höhenverstellbaren lose verlegten Platten (Prinzip
5 3-lagige bituminöse Stelzlagern des „Umkehrdaches“)
Abdichtung 1 Massivdecke 1 Stahlbeton
6 Trennlage (PE-Folie, 2lagig) 2 Dampfbremse 2 Trennlage
7 Einkornbeton Wärmedämmung 3 Abdichtung
8 bewehrter Verlegemörtel d 4 cm 4 Abdichtung auf Dampfdruck- 4 extrudierter PS-Hartschaum
9 Spaltplatten ausgleichsschicht mit oberer 5 Filtervlies
10 Trennfuge, oben mit dauer- Schutzlage 6 Kiesschüttung, Körnung 6/9
elastischer Abdichtung 5 Stelzlager (ALWITRA) 7 Beton- oder Natursteinplatten
(e ca. 2 m/d 4 m2) 6 5 cm Betonplatten mit Fugenkreuzen
telbett durchschneiden und mit einem elasti- steinplatten lose mit punktförmiger Auflagerung
schen Material (z. B. Bitumenverguss) verfüllt wer- auf vorgefertigten „Stelzlagern“ verlegt werden.
den. Fugen müssen ebenso an allen Randan- Die aus Eigengewicht der Platten und Nutzlast
schlüssen vorhanden sein. Außerdem muss die (gem. DIN 1055-3 für Terrassen 4,0 kN/m2) be-
Abdichtung bereits das notwendige Gefälle auf- dingten Punktlasten von Stelzlagern müssen
weisen. Der Gefälleausgleich darf nicht durch das durch entsprechend große Auflagerflächen über-
Mörtelbett erfolgen. Zwischen Mörtelbett und tragen werden. Als Wärmedämmung ist ein nicht
Dachabdichtung ist eine Gleitschicht (z. B. PE-Fo- zusammendrückbares Material (Hartschaum, Fo-
lie) vorzusehen (Bild 2.50). amglas) zu verwenden. Sonst können die Stelzla-
Wenn bei kleineren Flachdachflächen eine Außen- ger die Abdichtung allmählich „durchstanzen“.
entwässerung mit vorgehängter Rinne nicht zu Stelzlager, die in der Höhe justierbar sind, erleich-
vermeiden ist, bergen solche Konstruktionen vie- tern die Verlegearbeiten und ermöglichen die bei
le Fehlerquellen. Einer Innenentwässerung ist der derartigen Ausführungen fast immer nötigen
Vorzug zu geben. Dabei muss darauf geachtet Nacharbeiten, wenn einzelne Platten sich senken
werden, dass die Wandabschlüsse der Dachab- (Bild 2.50b).
dichtung 15 cm, in jedem Falle aber so weit hoch- Aufstelzungen können auch erreicht werden,
gezogen werden, dass bei Rückstau infolge ver- wenn großformatige Platten auf Kunststoffsäck-
stopfter Abflüsse allenfalls ein Überfließen des chen, gefüllt mit feuchtem Zementmörtel, ver-
Wassers nach außen über einen Notüberlauf legt werden. Bei einem solchen Verlegeverfahren
(Wasserspeier) möglich ist. ist nachträgliches Ausrichten der Platten jedoch
Bei größeren begehbaren Flächen können die aufwendig.
Schwierigkeiten eines kompakten Gehbelages in Zu berücksichtigen ist, dass die Hohlräume unter
Mörtelbett vermieden werden, wenn mindestens den Platten mit der Zeit stark verschmutzen und
4 cm dicke großformatige Natur- oder Kunst- einen fast idealen Unterschlupf für allerlei Klein-
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 241
lebewesen bieten. Sie müssen daher immer wie- (meistens auch in Verbindung mit Auftausalzen)
der durch Aufnehmen einzelner Platten gereinigt zu schützen. Alle Oberflächen sollen ein Mindest-
werden. gefälle von 1% aufweisen. Die Fahrbahnbeläge
Bei der Verwendung steifer Wärmedämmplatten können z. B. aus großformatigen bewehrten
in Verbindung mit Stelzlagern sind ggf. besonde- Stahlbetonflächen von ca. 5 m2 Einzelfläche be-
re Maßnahmen zur Verhinderung von Trittschall- stehen. Die Abdichtungen müssen gegenüber
übertragung erforderlich. der Fahrbahnkonstruktion durch mehrlagige
Der wohl einfachste Terrassenaufbau ergibt sich, Gleit- bzw. Trennschichten geschützt werden.
wenn die Dachabdichtung nach dem Prinzip des Bei befahrbaren wärmegedämmten Flachdä-
„umgekehrten Flachdaches“ (vgl. Abschn. 2.3.2) chern dürfen nur druckfeste Wärmedämmstoffe
ausgeführt wird und schwere, großformatige der Anwendungstypen WD oder WDS (s. Tab.
Platten lose in mindestens 5 cm dicke Schüttun- 2.27) verwendet werden.
gen aus Splitt oder Perlkies verlegt werden (Bild Befahrbare Dächer nach dem Prinzip des Um-
2.50c). kehrdaches (s. Abschn. 2.3.2) können mit Fahr-
bahnbelägen aus Pflasterungen oder Verbund-
pflaster ausgeführt werden. Dabei sollten min-
2.4.3 Befahrbare Flachdächer destens 8 cm dicke Steine (bei Schwerverkehr
10 cm dick) verlegt werden (Bild 2.51). Durch
Auf befahrbaren Flachdachflächen ohne Wärme- ausreichende Filterschichten ist zu verhindern,
dämmung (z. B. in offenen Parkdecks) haben die dass der Verlegesand oder der Sand der Verfu-
Abdichtungen nur die Aufgabe, die tragende gungen in die Dränschicht des Umkehrdaches
Konstruktion gegen Regen und Schmelzwasser ausgewaschen werden kann. Sonst besteht die
242 2 Flachdächer
Gefahr, dass sich Pflasterungen infolge von Walk- • unmittelbar nach dem Auskühlen ist der Auf-
und Horizontalbeanspruchungen (durch Anfah- bau der weiteren Schichten möglich
ren oder Abbremsen) verschieben. • Beständigkeit gegen Düngemittel und Humus-
Befahrbare Flachdächer werden bei schwereren säure
Beanspruchungen durch spezielle Beläge und mit • Gussasphalt ist hohlraumfrei und wasserdicht,
oberer Abdichtung ausgeführt. dadurch keine Wasseraufnahme, kein Quellen
2 Die Fahrbahnen werden dabei aus Stahlbeton- und kein Schwinden
platten in Ortbeton mit Einzelfeldgrößen von • unempfindlich gegen Frost-Tau-Wechsel
etwa 0,80 u 0,80 m bis etwa 2,50 u 2,50 m gebil- • keine Pflanzen und umweltschädigenden Be-
det. Sie liegen auf Filterschichten aus Einkorn- standteile
beton oder Splitt- bzw. Kiesschichten (Bild 2.52) • Gussasphalt ist viskoelastisch und passt sich
oder mit doppelten Trennlagen unmittelbar auf langsamen Gebäudebewegungen rissefrei an
der Abdichtung (Bild 2.53). Die Fugen werden mit • Gussasphalt ist kapillarporenfrei, keine osmoti-
Spezialprofilen oder durch Vergussmassen ge- schen Vorgänge, keine Nährstoffe für Wurzeln
schlossen.
Bei schweren Belastungen durch Fahrzeuge bis Für begrünte Flachdächer wird Gussasphalt gem.
etwa 30 t Gesamtgewicht werden die Abdichtun- DIN 18 560-4 in der Regel in der Härteklasse IC 40
gen bzw. die Wärmedämmungen durch Stahlbe- verwendet.
ton-Druckverteilungsplatten geschützt. Wird eine Gussasphaltschicht im Verbund mit einer
Bitumen-Schweißbahn eingebaut, sind Bitumen-
Zu beachten ist, dass sich je nach Konstruktions-
Schweißbahnen mit hoch liegender Trägereinlage
art bzw. anzunehmender Belastung – erhebliche
aus Polyestervlies oder edelstahlkaschierte Bitu-
Aufbauhöhen bis insgesamt etwa 35 cm ergeben
men-Schweißbahnen zu verwenden.
können, zusätzlich erhöht durch die erforderli-
chen Gefälleschichten. Neben den einschlägigen DIN-Vorschriften und
den Flachdachrichtlinien sind auch die Richt-
In allen Fällen sind die Abdichtungen mindes-
linien für die Planung und Ausführung und Pflege
tens 15 cm an Wandanschlüssen o. Ä. hochzuzie-
von Dachbegrünungen (FLL) zu berücksichtigen.
hen und durch hochgezogene Schutzstreifen,
Schrammborde usw. zu schützen (vgl. Bild 2.53). Die Entwässerung von begrünten Dächern er-
fordert spezielle Einlaufbauteile. Durch sie muss
einerseits das aus Niederschlägen oder künstli-
2.4.4 Begrünte Flachdächer cher Bewässerung herrührende Wasser auf der
Abdichtungsebene abgeleitet werden, ohne dass
Begrünte Flachdächer gewinnen immer mehr an dabei Substrat ausgewaschen wird. Andererseits
Bedeutung. Sie können Staubpartikel binden, dürfen keine Überflutungen der Pflanzflächen
Feuchtigkeit speichern und den Schallschutz ver- durch starke Regenfälle möglich sein.
bessern. Bewegungsfugen in der Fläche des begrünten
Bei begrünten Flachdächern ist die Abdichtung Flachdachs dürfen durch den Begrünungsaufbau
keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt und nicht überdeckt werden (Bild 2.60).
vor UV-Strahlung geschützt. Begrünte Flachdä- Unterbrechungen der Abdichtung durch schlecht
cher können deshalb eine wesentlich höhere Le- zu überwachende Durchführungen von Gelän-
bensdauer haben als frei bewitterte Systeme. derstützen, Installationsbelüftungen, Antennen
Bei begrünten Flachdächern wird auch Guss- o. Ä. sind möglichst zu vermeiden.
asphalt als Abdichtung angewendet. In DIN Man unterscheidet:
18 195-5 wird Gussasphalt im Verbund mit einer
Mehrschichtaufbau: Diese Bauart weist eine ge-
Dichtungsschicht aus speziellen Bitumen-
nau definierte wasserableitende Schicht auf, die
Schweißbahnen als Abdichtung genannt. Der
mit Hilfe von Kombinationen aus Schaumstoff-
Gussasphalt muss dabei eine Nenndicke von min-
elementen und Filterkies gebildet wird. Durch
destens 25 mm aufweisen. Vorteile des Guss-
Filtervlieslagen wird das Auswaschen von mine-
asphalts sind
ralischen Feinanteilen und organischen Substan-
• große mechanische Widerstandsfähigkeit ins- zen aus der Vegetationsschicht vermieden. Die-
besondere auch gegen Durchwurzelung ses System ermöglicht größere Aufbauhöhen,
• kurz nach dem Einbau ist die Endfestigkeit er- die für intensive Begrünungen erforderlich sein
reicht, Abbindezeiten sind nicht erforderlich können.
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 243
renden besonderen Windlasten statisch erfasst Einen Anhalt für die jeweils erforderlichen
werden. Schichtdicken gibt Tabelle 2.61.
• Begehbare Dachflächen müssen Umwehrun- Damit begrünte Flachdächer lange Jahre scha-
gen für Besucher bzw. Absturzsicherungen für densfrei bleiben, sollte eine regelmäßige fachge-
Unterhaltungsarbeiten erhalten. rechte Pflege nach den FLL-Richtlinien und der
• Die Entwässerung von Vegetationsflächen (Ab- DIN 18 919 erfolgen. Auch begrünte Dächer soll-
2 leitung von Oberflächen- und Überschusswas-
ser in den Schichten) muss entsprechend DIN
ten nicht sich selbst überlassen werden.
1986 geplant werden. Dabei sind als Abfluss- Gründächer auf Holzkonstruktionen
beiwerte anzunehmen:
Durch die stetig steigenden Anforderungen an
– für Intensivbegrünungen und Extensivbegrü- die Energieeffizienz von Gebäuden werden die
nungen ab 10 cm Aufbauhöhe ȥ = 0,3, Dämmstoffstärken immer dicker. So werden heu-
– für Extensivbegrünungen unter 10 cm Auf- te Flachdächer meistens als unbelüftete Konst-
bauhöhe ȥ = 0,5 (vgl. Abschn. 1.6.12). ruktionen ausgeführt (s. Abschn. 2.3.6). Nach den
• Zuleitungen für die fast immer erforderliche Regelwerken sind Gründächer auch auf unbelüf-
ggf. automatische Zusatzbewässerung sind tenden Holzdächern möglich.
einzuplanen. Ein Gründachaufbau ist aber praktisch dampf-
• Wasserbecken innerhalb intensiver Begrünun- dicht. In der Drainschicht bildet sich i. d. R. ein
gen sind für sich gesondert abzudichten. Wasserfilm, durch den kein Wasserdampf aus-
diffundieren kann. Eine hundertprozentig funk-
Aufbauend auf den beschriebenen Grundsätzen tionierende Dampf- und insbesondere auch
für die Ausführung begrünter Dachflächen wur- Luftdichtheitsebene ist aber unter Baustellen-
den von darauf spezialisierten Fachunternehmen bedingungen praktisch nicht herstellbar. Bei
eine große Zahl von Sonderkonstruktionen für Holzkonstruktionen wird einerseits die Eigen-
Dächer aller Begrünungsarten entwickelt. Dabei feuchte des Holzes und andererseits die vom
werden fast immer speziell auf die verschiede- Holz beim Einbau aus der Luft aufgenommene
nen Bepflanzungsmöglichkeiten abgestimmte Feuchtigkeit in die Konstruktion eingetragen.
Bodensubstrate eingesetzt. Durch Kunststoff- Diese kann aber bei einem Gründach nach oben
Formteile werden Regenwasserspeicher gebil- praktisch nicht mehr ausdiffundieren. Mit zuneh-
det, der Abfluss von überschüssigem Nieder- mender Zeit nimmt also der Feuchtigkeitsgehalt
schlagswasser reguliert, die Verankerung der in der Konstruktion – auch bei noch so sorgfälti-
Pflanzenwurzeln in den der Vegetationsschicht ger Ausführung der Dampf- und Luftdichtheits-
verbessert, das Abrutschen der Begrünungen von ebene – unvermeidbar zu. Dieses Problem ist
geneigten Dachflächen verhindert usw. nicht durch Dampfsperren mit Metalleinlagen –
Aus der großen Zahl derartiger Begrünungssyste- wie es einige Gründachhersteller inzwischen
me werden nachfolgend einige Beispiele gezeigt empfehlen – zu lösen. Es ist also nur eine Frage
(Bilder 2.55 bis 2.59). der Zeit, wann Holzkonstruktionen in „dichten“
2.55
Flachdach mit Begrünung, Regelaufbau oberhalb der Abdichtung
1 Schutzschicht gegen mechanische Beschädigungen (Schutzvliese,
Schutzplatten- oder Bahnen, Dränschichten des Bodenaufbaues)
2 Schutzschicht gegen Durchwurzelungen (bei geeignetem Material durch
die Dachabdichtung selbst gebildet, sonst spezielle Wurzelschutzbahnen
oder Beschichtungen)
3 Entwässerungs- und Dränageschicht (Schüttstoffe aus Kies, Splitt, Lava,
Bims; Dränmatten und -platten aus Kunststoff- oder Schaumstofferzeugnissen;
Dränelemente aus Kunststoff, Drän- und Substratplatten)
4 Filterschicht (Vliese aus Geotextilien)
5 Vegetationsschicht (Zusammensetzung und Dicke abhängig von der Art
der Begrünung)
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 245
2.56 Begrüntes Flachdach für extensive, nicht wartungs- 2.57 Begrüntes Flachdach für extensive Begrünung;
bedürftige Begrünung mit niedrigem Aufbau mit Kunststoff-Systemplatten (Novoflor X)
Schichtenaufbau; Dränschicht aus Kies oder 1 Stahlbeton mit Flachdachaufbau
Blähbeton (vgl. Abschn. 2.3.2)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau auf 2 Wurzelschutzbahn
Gefällebeton (vgl. Abschn. 2.3.2) 3 Sickerkanal
2 Wurzelschutzbahn (PVC weich) 4 Schaumstoff-Tragkörper mit Wasserspeicher
3 Schutzmatte (d = 10 mm) 5 Wurzelverankerungsgewebe
4 Dränschicht 6 Bodensubstrat
5 Filtervlies
6 Vegetationsschicht
(Humus oder Erdsubstrat)
2.58 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung, 2.59 Begrüntes Flachdach für intensive Begrünung,
Dränschicht aus Kies oder Blähton (ZinCo) Dränschicht aus Kies oder Blähton (Optima)
1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau 1 Stahlbetonplatte mit Flachdachaufbau
(vgl. Abschn. 2.3.2) (vgl. Abschn. 2.3.2)
2 Wurzelschutzmatte 2 Trennlage
3 Speichermatte 3 Wurzelschutzbahn
4 Schaumstoff-Dränkörper mit Filterschicht 4 Verwurzelungsgewebe
5 Filtervlies 5 Optima-Dränschicht mit Regenwasserspeicher
6 Vegetationsschicht (Gärtnererde) 6 Filtermatte
7 Dauererde
246 2 Flachdächer
2.62a
2.62d
2.62b
2.62c 2.62e
sd, i 100 m unterhalb der Wärmedämm- nahmen erforderlich (z. B. Erhöhung des freien
schicht, wobei der Wärmedurchlasswiderstand Luftraumes, Zwangsentlüftung).
der Bauteilschichten unterhalb der diffusions- Wenn die Flachdachkonstruktion aus Trägern mit
hemmenden Schicht höchstens 20% des Ge- Vollquerschnitten besteht, sollten die Lufträume
samtwärmedurchlasswiderstandes betragen der einzelnen Felder durch Konterlattung oder
darf (s. hierzu auch Abschn. 1.9.7.3). querliegende Pfettenlagen unter der Dachschale
miteinander verbunden werden.
Belüftete Dächer mit einer Dachneigung < 5° un-
Eine einwandfreie Durchlüftung von Dachkonst-
ter folgenden Bedingungen:
ruktionen ist nur dann sicherzustellen, wenn die
• Die Höhe des freien Lüftungsquerschnittes in- Dachflächen zwischen Lufteintritt und -austritt
nerhalb des Dachbereiches über der Wärme- ein Gefälle aufweisen. In gefällelosen oder nur
dämmschicht muss mindestens 2 cm betragen. wenig geneigten Flachdächern wird jedoch auch
• Der freie Lüftungsquerschnitt an den Traufen bei einer empfohlenen Mindest-Luftraumhöhe
bzw. an Traufe und Pultdachabschluss muss von 15 cm bei Luftstille kaum gewährleistet wer-
mindestens 2‰ der zugehörigen geneigten den können, dass in die Konstruktion diffundier-
Dachfläche betragen, mindestens jedoch ter Wasserdampf vollständig abgeleitet wird.
200 cm2/m. Rohrdurchführungen, Entlüftungsschächte u. Ä.
• Bei Satteldächern sind an First und Grat Min- müssen im Luftraum zweischaliger Flachdach-
destlüftungsquerschnitte von 0,5‰ der zuge- konstruktionen sorgfältig wärmegeschützt wer-
hörigen geneigten Dachfläche erforderlich, den, da sonst an ihnen Kondenswasser auftreten
mindestens jedoch 50 cm2/m. kann.
Für Dachhaut, Oberflächenschutz und Randaus-
ANMERKUNG 1: Bei klimatisch unterschiedlich beanspruch- bildung kommen für zweischalige, belüftete
ten Flächen eines Daches (z. B. Nord/Süd-Dachflächen) ist Flachdachkonstruktionen die gleichen Materia-
eine Abschottung der Belüftungsschicht im Firstbereich lien in Betracht, wie sie unter Abschn. 2.2 aufge-
zweckmäßig.
führt sind. Als Wärmedämmung dienen auch hier
ANMERKUNG 2: Bei Kehlen sind Lüftungsöffnungen im All-
alle Dämm-Matten und -Platten aus Mineralfa-
gemeinen nicht möglich. Solche Dachkonstruktionen –
auch solche mit Dachgauben – sind daher zweckmäßiger sern und Schaumstoffen. Wenn z. B. aus Kosten-
ohne Belüftung auszuführen. gründen verschiedenartige Wärmedämm-Mate-
rialien eingesetzt werden, soll grundsätzlich fes-
• Der sd-Wert der unterhalb der Belüftungs- tes, weniger wasserdampfdurchlässiges Material
schicht angeordneten Bauteilschichten muss (z. B. Hartschaumplatten) an der Unterseite der
insgesamt mindestens 2 m betragen. Konstruktion angeordnet werden.
Ist der Lüftungsweg (Abstand Zuluft- und Abluft-
öffnung) länger als 10 m, sind besondere Maß-
2.5 Flachdachkonstruktionen 249
2.65 Zweischaliges belüftetes Flachdach in Verbindung mit Holzbalkendecke (Anmerkung s. Bild 2.61)
1 Deckenbekleidung (z. B. NF-Schalung) 5 Trägerlage mit Gefälle (sonst obere Schalung
2 Konterlattung, dazwischen auch untere auf Gefällekeilen)
Wärmedämmung möglich 6 Dachschalung
3 Dampfsperre 7 Dachabdichtung (z. B. lose verlegte
4 Wärmedämmplatte, 2-lagig verlegt Kunststoffdichtungsbahn auf Trennlage)
8 Kiesschüttung
250 2 Flachdächer
stellt eine technisch einfache und billige Konst- sehr tiefe Räume durch Dachöffnungen leicht be-
ruktion für belüftete Flachdächer dar (Bild 2.65). lüftet und belichtet werden können. Belichtungs-
Es muss aber auf die in Abschn. 2.5.1 dargelegte öffnungen in Flachdächern werden am einfachs-
Problematik derartiger Konstruktionen verwie- ten mit Acrylglas-Bauelementen ausgeführt, für
sen werden. die sich die Bezeichnung „Lichtkuppel“ durchge-
setzt hat.
Lichtkuppeln werden von verschiedenen Herstel-
2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch- lern, jedoch fast durchweg nach dem gleichen
lüftete Flachdachkonstruktionen Konstruktionsprinzip, hergestellt.
Das Basiselement bildet ein wärmegedämmter
Insbesondere über Stahlbetondecken erfordern „Aufsetzkranz“, der mit breiten Aufstand- bzw. Kle-
zweischalige, belüftete Flachdachkonstruktionen beflanschen in die Dachhaut eingebunden wer-
bei handwerklicher Ausführung mehrere, oft von den kann. Die Montage erfolgt auf imprägnierten
verschiedenen Unternehmern auszuführende Holzrahmen, die bei einschaligen Flachdachkons-
witterungsabhängige Arbeitsgänge. Durch Vor- truktionen der Dicke der Wärmedämmung ent-
fertigung von Dachschalen- und Auflagerele- sprechen, oder direkt auf dem Tragwerk. Vorteil-
menten können diese Nachteile verringert wer- haft sind Aufsatzkränze, die so geformt sind, dass
den (Bild 2.66). die Auflagerrahmen auf der Innenseite abgedeckt
werden (Bild 2.67). Im Übrigen sind die Rohbauöff-
nungen so zu bemessen, dass ggf. Leibungsfutter
2.6 Flachdachzubehör montiert werden können.
Die eigentliche Belichtungsfläche besteht aus
2.6.1 Lichtkuppeln doppelschaligen Acrylglaskuppeln. Lichtkuppeln
werden fest geschlossen oder mit manuell oder
Ein Vorteil von Gebäuden mit Flachdächern be- elektrisch fernbedienten Öffnungseinrichtungen
steht darin, dass bei eingeschossigen Bauten (auch mit Fernbedienung als Rauchabzug z. B. in
bzw. in den Obergeschossen innenliegende oder Treppenhäusern), mit Gebläseentlüftungen, Ver-
2.6 Flachdachzubehör 251
2.68 Flachdachgully mit senkrechtem Einlauf 2.69 Flachdachgully in abgewinkelter Bauart für
1 Kiesschüttung zweischalige belüftete Flachdächer
2 Dachabdichtung 1 Dachabdichtungen mit Reflexionsschicht
3 Anschlussfolie 2 zweite Lage der Dachabdichtung
4 Wärmedämmung 3 Anschlussfolie
5 Dampfsperre 4 Nut-Feder-Schalung
6 Dampfdruckausgleichsschicht 5 Dachbalken
7 Stahlbetondecke 6 Wärmedämmung
8 Kiesfangkorb 7 Dampfbremse
9 wärmegedämmter Einlauftrichter 8 Schalung auf Konterlattung
10 wärmegedämmtes Abflussrohr 9 Laubfangkorb
10 wärmegedämmter und beheizter
Einlauftrichter
11 wärmegedämmtes Abflussrohr
2.70 Notüberlauf nicht belüftetes Dach (kein Anschluss 2.71 Notüberlauf belüftetes Dach (kein Anschluss an die
an die Entwässerung) Entwässerung)
teile wie z. B. in Bild 2.73 und 2.74) werden mit 2.6.3 Sanitärentlüftungen
werkseitig angebrachten Einbaumanschetten und Antennendurchgänge
geliefert, die in bituminöse Abdichtungen einge-
klebt werden oder auf die Kunststoffabdichtun- Für das Hindurchführen von Sanitärentlüftungen,
gen aufgeschweißt werden (Bild 2.72b). Luftschächten, Antennen u. Ä. gelten die glei-
Bei ungeschützten Dachabdichtungen aus Bitu- chen Einbauforderungen, wie sie in den beiden
men- oder bitumenhaltigen Bahnen werden bei vorstehenden Abschnitten genannt wurden.
Rinnen aus Zinkblech Korrosionsschutzmaßnah- Auch für diese Bauteile werden vorgefertigte
men erforderlich. Kunststoffelemente verwendet (Bild 2.73 und
2.74).
2.6 Flachdachzubehör 253
2.72a 2.72b
2.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
2.8 Literatur
[1] Aachener Institut für Bauschadensforschung und angewandte Bauphysik, Forschungsbericht: Niveaugleiche Tür-
schwellen bei Feuchträumen und Dachterrassen
[2] Arbeitsgemeinschaft Holz e. V.: Informationsdienst Holz, Druckschriften. Düsseldorf 1991–1997
[3] Behning, F. und Neumann, F. : Trennlagen bei Metallbedachungen – ja oder nein? In: Das Architektenmagazin 5/2001
[4] Forschungsgesellschaft Landesentwicklung Landschaftsbau. Dachbegrünungsrichtlinie, Ausgabe 2008
[5] Götze, H.: Das Gründach: Anmerkungen aus der Sachverständigenpraxis. In: das bauzentrum 8/96
[6] Künzel, H.: Engobierte Dachziegel, Frostschäden. In: DAB 12/2001
[7] Künzel, H.: Zum heutigen Stand der Erkenntnisse über das UK-Dach. In: Bauphysik 1/1995
[8] Merkel, H.: Langzeitverhalten von extrudierten Polystyrol-Hartschaumstoffen im Umkehrdach. In: DAB 9/96
[9] Rode, P.: Abdichtungen mit Gussasphalt als Wurzelschicht. In: bba 04/2001
[10] Steinhöfel, H.-J.: Flachdächer. Bedenkliche, mögliche, empfohlene Details in Regel- und Sonderfällen. Köln 1992
[11] Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik e. V.:
Deutsches Dachdeckerhandwerk – Regelwerk – Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). Köln
2001/2003 – Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen 03/2007
257
3.2.2 Baustoffe
Bauprodukte für Abgasanlagen müssen mit dem 3.2.4 Lage der Mündung und Abstände
CE-Zeichen oder dem Ü-Zeichen gekennzeichnet von brennbaren Bauteilen
sein (s. Abschn. 2.2.4 in Teil 1 dieses Werkes). Aus-
geführte Anlagen sind mindestens gemäß den Die Mündungen von Abgasanlagen müssen so
oben aufgeführten Anforderungen zu kennzeich- angeordnet sein, dass sie nicht in unmittelbarer
nen, (z. B. DIN V 18160-1 T400 P1 W 1 050 L90), Nähe von Fenstern, Zuluftöffnungen und Balko-
dabei steht nen usw. liegen. Bei terrassenartigen Gebäuden
– DIN V 18160-1 für Nummer der Norm sollen sie aus der höchsten Dachfläche austreten.
– T400 für Temperaturklasse Bei Flachdachflächen mit geschlossener Brüstung
mit t 50 cm Höhe müssen Öffnungen in der Brüs-
– P1 für Gasdichtheits- oder Druckklasse tung zur Ableitung von gefährlichen Abgasan-
3 – W für Kondensatbeständigkeitsklasse sammlungen vorgesehen werden.
– 1 für Korrosionswiderstandsklasse Die Mündung ist für geneigte Dächer bei Dach-
– O50 für Rußbrandbeständigkeitsklasse mit neigungen von mehr als 20° möglichst am First
Angabe eines Abstandes zu brennbaren Bau- vorzusehen. Sie muss die höchste Dachkante um
stoffen mindestens 40 cm, bei Feuerstätten für feste
– L90 für Feuerwiderstandsklasse Brennstoffe und weicher Bedachung (mit Stroh-
oder Reetdeckung) mindestens um 80 cm über-
Bei den für Hausheizungen in Betracht kommen- ragen. Von Dachflächen, die weniger als 20° ge-
den Abgastemperaturen ist in der Regel keine neigt sind, müssen Mündungen von Abgasanla-
Erhitzung von Bauteilen der Abgasanlagen zu gen einen Sicherheitsabstand von mindestens
befürchten, die für angrenzende Bauteile kritisch 1 m haben (ausgenommen bei raumluftunab-
werden könnte. hängigen Gasfeuerstätten d 50 kW Nennwärme-
Wenn jedoch Abgasrückstände (z. B. Ruß) in leistung beträgt der Mindestabstand 40 cm).
Brand geraten oder wenn diese vom Schornstein- Bei zusammengesetzten Baukörpern müssen die
feger beim „Ausbrennen“ absichtlich in Brand ge- Mündungen in der Regel im höchsten Bauwerk
setzt werden, können außerordentlich hohe Tem- liegen. Dachaufbauten, Gebäudeteile und Öff-
peraturen an den Außenflächen entstehen. nungen zu Räumen, auch an Nachbargebäuden
Brennbare Bauteile müssen daher bestimmte im Umkreis von 15 m, deren Abstand kleiner als
Abstände von den Abgasleitungen und Schorn- 1,5 m oder kleiner als das 1,5-fache der Höhe der
steinen haben (s. Abschn. 3.2.4), die mit der Ruß- Abgasanlage beträgt, müssen von Abgasanlagen
brandbeständigkeitsklasse zu benennen sind. um mindestens 1m überragt werden. Gleiches
Bei großen Querschnitten insbesondere von ho- gilt für den Abstand von Bauteilen oder Beklei-
hen Abgasanlagen kann es durch Unregelmäßig- dungen aus brennbaren Baustoffen (Bild 3.5).
keiten bei der Verbrennung zu Verpuffungen mit Häufige Sturmschäden an frei über Dachflächen
erheblichen Explosionsschlägen kommen. Wan- stehenden Abgasanlagen haben andererseits
dungen müssen daher so beschaffen sein, dass auch zu Höhenbegrenzungen geführt. Diese sind
sie auch derartigen Beanspruchungen gewach- abhängig von der Bauart und der Einbauhöhe
sen sind. über Gelände. Bei Abgasanlagen aus gemauerten
Die oberhalb des Daches liegenden Bauteile von Formsteinen werden sie zum Bestandteil der
Abgasanlagen müssen frostbeständig sein. amtlichen Einzelzulassungen. Danach dürfen um-
mauerte Anlagen – gemessen in der Achse – ge-
neigte Dachflächen oder Flachdachflächen etwa
3.2.3 Höhe der Abgasanlage 1,40 bis 1,90 m und verputzte oder verkleidete
Abgasanlagen teilweise nur etwa 0,60 m bis
Die Höhe wird im Allgemeinen von der Gebäude- höchstens 1,50 m überragen.
höhe bestimmt, wenn nicht freistehende Anla- Zwischenräume in den Deckendurchbrüchen
gen (s. Bilder 3.19, 3.21 und 3.22) eine unabhän- sind dicht mit nicht brennbaren und ausreichend
gige Höhe ermöglichen. Die wirksame Höhe (Ab- wärmedämmenden Baustoffen auszumauern
stand Achse der Abgaseinführung – Mündung) oder auszufüllen (Bild 3.6). Die Höhenänderun-
sollte mindestens 4 m betragen. Geringere Hö- gen der Abgasanlagen dürfen dadurch aber nicht
hen sind bei speziellen Feuerungsanlagen bzw. behindert werden. Die notwendige Aussteifung
bei Nachweis nach DIN EN 13 384-1 möglich. muss wirksam bleiben.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 261
3.5g 3.5h
3.5 Abstände der Mündungen von Abgasanlagen
a) 40 cm bei harter Bedachung, 80 cm bei weicher Bedachung
b) Dachneigung < 20° 1,00 m Abstand; bei Gasfeuerstätten < 50 kW 40 cm Abstand
c) Dachneigung > 20°
d) Flachdächer mit allseitig geschlossener Aufkantung/Brüstung
e) zusammengesetzte Baukörper
f) Abstand von Dachaufbauten
g) Abstand von Bauteilen aus brennbaren Baustoffen
h) Feuerungsanlage bis 50 kW: in 15 m Umkreis 1,0 m Abstand bis OK Öffnung
262 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.7b
3
3.7a
3.7c
3.7 Abstände von brennbaren Baustoffen und Einbauten
a) Abstand von leichten brennbaren Trennwänden und Einbauten (t T 200 d T 400)
b) Abstände von Verbindungsstücken
c) Abstände von Reinigungsöffnungen
1 Trennwand, brennbare Baustoffe
2 Belüftungsöffnungen oben und unten
3 Wandteil aus nichtbrennbaren Baustoffen
4 Brennbarer Baustoff mit Schutz gegen Wärmestrahlung
5 Einbauschrank o. Ä.
6 Fußbodenbereich aus nichtbrennbaren Baustoffen
kann auf 20 cm abgemindert werden, wenn die Wenn sich die Rauchgase auf ihrem Weg durch
brennbaren Bauteile einen besonderen Schutz die Abgasanlage abkühlen, kommt es bei Tem-
gegen Wärmestrahlung erhalten. Vor den Reini- peraturen von 40 bis 45° C zur Kondensatbildung,
gungsöffnungen muss eine Fußbodenfläche von und das als Dampf im Rauchgas enthaltene Was-
mindestens 50 cm Tiefe und jeweils 20 cm Breite ser schlägt sich vor allem im Bereich der im Freien
seitlich über die Öffnung ragend aus nichtbrenn- liegenden Teile der Abgasanlage nieder. Bei dem
baren Baustoffen vorhanden sein (Bild 3.7c). üblichen intermittierenden Betrieb der Heizungs-
Bei Luft-Abgas-Systemen (s. Abschn. 3.3.2) zu anlagen kann die Abgasanlage nur bei ausrei-
Bauteilen aus oder mit brennbaren Baustoffen ist chender Durchlüftung austrocknen.
min. der mit der Rußbeständigkeitsklasse ange- Bei Neuanlagen sollten daher grundsätzlich Ab-
gebene Abstand einzuhalten. Des Weiteren gel- gasanlagen für feuchte Betriebsweise verwendet
ten die Abstände zu brennbaren Bauteilen wie werden.
zuvor beschrieben. Brennbare Bauteile und Luft- Besonders bei Ölheizungen verbindet sich im
Abgassysteme mit einer Feuerwiderstandsklasse Laufe der Zeit die sich ansammelnde Feuchtigkeit
L90 benötigen bei Abgastemperaturen bis 120° C mit den SO2-Anteilen der Abgase zu schwefliger
keinen Abstand. Säure, die die Baustoffe der Abgasanlage angreift
und allmählich durchdringt. Es kommt zur „Ver-
sottung“ der Anlage. Diese Gefahr besteht insbe-
3.2.5 Wärmeschutz sondere bei falsch bemessenen zu großen Quer-
schnitten (etwa, wenn bei Änderungen an der
In den Abgasen der üblichen Brennstoffe sind ne- Heizungsanlage z. B. – bei Umstellung von Öl- auf
ben Stickstoff aus der Verbrennungsluft und Ruß Gasfeuerung – die Überprüfung der Dimensionie-
aus unverbranntem Kohlenstoff vor allem Koh- rung vernachlässigt wird).
lendioxyd (CO2), Schwefeldioxyd (SO2) und Was- Zur Planung von Abgasanlagen gehört daher die
ser (H2O) enthalten. Die Abgase von 1 kg Heizöl Festlegung des Wärmeschutzes für die Abgas-
enthalten etwa 1,5 kg Wasserdampf, die Abgase leitung innerhalb des Gebäudes und für den im
von 1m3 Heizgas etwa 1,5 kg Wasserdampf. Freien oder in Kalträumen liegenden Teil, damit
264 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.8a 3.8b
die Abgastemperatur möglichst nicht die kriti- eine thermische Trennung im Übergangsbereich
schen Grenzen zur Kondensatbildung erreicht Außenraum bzw. nicht beheizten Raum sicher-
(etwa 50° C für Wasserdampf, etwa 100 bis 130° C stellen und somit die Wärmeverluste reduzieren.
für Säuren je nach Verbrennung und Brenn- Spezial-Folienschürzen und Dichtmanschetten
stoffqualität). sorgen für die erforderliche Luftdichtheit (Bild
Die früher üblichen gemauerten einschaligen 3.8). Revisionsöffnungen sind mit Dichtungen
Schornsteine (Bild 3.2a) sowie ein- oder zweischa- ausgestattet.
lige Abgasanlagen aus Formsteinen (Bild 3.2b
und c) kommen somit nur noch für Einzel-Ofen-
heizungen, offene Kamine o. Ä. in Betracht. 3.2.6 Standsicherheit
Heute übliche mehrschalige Systeme (Bild 3.2d
Abgasanlagen müssen auf tragfähigem Bau-
bis f ) bestehen in der Regel aus einer Scha-
grund mit entsprechenden Fundamenten ge-
motte-Innenschale (auch mit Spezialbeschich-
gründet oder auf feuerbeständigen Unterbau
tungen und Innenglasur), Wärmedämmschichten
aufgesetzt sein. Für Abgasanlagen in Gebäuden
aus nicht brennbaren Mineralwolleplatten (auch
geringer Höhe, für Abgasanlagen und Schorn-
Vermiculite o. Ä. als Dämmmörtel oder Ver-
steine, die oberhalb der obersten Geschossdecke
füllung) und aus Leichtbeton-Außenschalen, die
beginnen sowie für Anlagen an Gebäuden genügt
gleichzeitig auch Lüftungskanäle enthalten
eine Unterstützung aus nicht brennbaren Bau-
können.
stoffen. Müssen Abgas- oder Feuerungsanlagen
Abgasanlagen für Heizungsanlagen mit niedri- mit hohen zu erwartenden Temperaturbelastun-
gen Abgastemperaturen werden mit hinterlüfte- gen auf bindigen Böden gegründet werden,
ten Abgasrohren ausgeführt. muss durch Wärmedämmung ein Austrocknen
Die Industrie hat nach Inkrafttreten der letzten und die damit verbundene Volumenverringe-
EnEV-Novellierung 2009 reagiert und spezielle rung des Untergrundes verhindert werden, weil
Formsteine mit z. B. nicht brennbarer und wärme- es sonst zu erheblichen Setzungen der Funda-
dämmender Schaumglaseinlage entwickelt, die mente kommen kann.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 265
3.11
3.10a 3.10b Zugbegrenzer (selbsttätige
Nebenlufteinrichtung, Schiedel)
3.10 Rauchrohranschluss mit Formteilen (Schiedel)
a) normaler Rauchrohranschluss
3 b) Anschluss für Einzelfeuerstätten in den
Geschossen mit Rauchrohrfutterstein
Materialien gasdicht abzudichten. Dabei ist dar-
auf zu achten, dass durch Zwischenräume die
Übertragung von Körperschall (Brennergeräu-
und dass ausreichend Verbrennungsluft zu- sche) auf den Schornstein vermieden wird und
strömt. dass das Verbindungsstück keine Kräfte durch
Raumluftunabhängige Feuerstätten – auch für Wärmedehnung an die Abgasanlage überträgt.
unterschiedliche Brennstoffarten dürfen mehr- Für feuchteunempfindliche Schornsteine (s. Ab-
fach angeschlossen werden, wenn Abstände und schn. 3.2.2) sind spezielle, kondensatdichte Ver-
Lage sowie Feuerfestigkeit der Verbindungsstü- bindungsstücke zu verwenden.
cke den Regelungen der DIN entsprechen. Mehr- Im Übrigen müssen Abgasanlagen i. d. R. eine
fachbelegungen werden i. d. R. ausgeschlossen Sohle von min. 20 cm Höhe unterhalb der Unter-
für gemeinsame Anschlüsse von Feuerstätten kante des untersten Feuerstättenanschlusses ha-
unterschiedlicher Betriebart, Anschlüsse ober- ben, damit Verbrennungsablagerungen die Ab-
halb des 5. Vollgeschosses, für Feuerstätten mit führung der Abgase nicht beeinträchtigen kön-
Abgastemperaturen t 400 °C und einige Bauarten nen DIN V 18 160-1 Abschn. 6.7), ausgenommen
offener Kamine und Kaminöfen. Der Abstand zwi- bei nur vorübergehend genutzten Feuerstätten
schen der Einführung des untersten und des (< 10 kW) in eingeschossigen einfachen Gebäu-
obersten Verbindungsstückes soll bei Mehrfach- den, und bei allseitig offenen Kaminen nach DIN
belegung 6,50 m nicht überschreiten. EN 13 2291).
Stemmarbeiten aller Art sind an Abgasanlagen
Verbindungsstücke. Unterschieden werden Ver-
und Schornsteinen nicht zulässig! Müssen aus-
bindungsstücke für gasförmige und flüssige so-
nahmsweise nachträglich Anschlussarbeiten aus-
wie feste Brennstoffe. Anschlüsse von Feuerstät-
geführt werden, dürfen die erforderlichen Aus-
ten sind mit möglichst kurzen Verbindungsstü-
sparungen nur durch Bohren oder mit Hilfe von
cken mit möglichst wenigen Umlenkungen an
Trennscheiben o. Ä. hergestellt werden.
den Schornstein anzuschließen. Im Allgemeinen
sind die Verbindungsstücke zum Schornstein hin Nebenluftvorrichtungen. Richtig bemessene
steigend zu planen (Bild 3.10). Bei Feuerstätten Abgasanlagen bedürfen keiner besonderen Re-
mit Gebläsebrennern oder Saugzuggebläse kön- gelungseinrichtungen für die Abgasableitung
nen sie aber auch fallend ausgeführt werden, oder Durchlüftung. Bei Abgasanlagen, die nach
wenn der Feuerstättenraum mit Lüftungseinrich- Umbaumaßnahmen an der Heizung überdimen-
tung versehen ist (weitere Einzelheiten s. DIN V sioniert sind oder die eine nicht ausreichende
18 160-1, Abschn. 6.10.5 und 10.4). Wärmedämmung aufweisen, können Nebenluft-
Verbindungsstücke sind zu einem Kondensat- vorrichtungen bzw. Zugbegrenzer (Zulassung
ablauf mit einem Gefälle von min. 3% anzuord- nach DIN 4795) zu gleichmäßigerem Zug und zur
nen. Verbindungsstücke dürfen nicht durch De- Verringerung der Kondensatbildung beitragen
cken, Wände, Hohlräume oder andere Geschosse (Bild 3.11). Zugbegrenzer arbeiten entweder
geführt werden und die Feuerwiderstandfähig- selbsttätig oder mit Zwangssteuerung während
keit von Wänden nicht vermindern. der Betriebsunterbrechungen der Kessel.
Die Verbindungsstücke sind möglichst mit Hilfe
besonderer Formstücke so in die Abgasrohre ein- 1) DIN EN 13 299 gilt als Ersatz für DIN 18 985. DIN 18 895 ist
zuführen, dass sie keinesfalls in diese hineinra- zurückgezogen, jedoch in der Bauregelliste A des DIBt
gen. Zwischenräume sind mit nicht brennbaren noch enthalten und somit gültiges Baurecht.
3.2 Allgemeine Bauvorschriften 267
• Heizräume müssen einen Rauminhalt von Auch für die Brennstofflagerung gelten besonde-
mindestens 8 m3 und eine lichte Höhe von re Vorschriften.
mindestens 2 m haben. Allerdings ergibt sich Heizöl darf in Mengen bis 5000 l innerhalb des
die lichte Höhe von Heizräumen meistens aus Heizraumes, bis 100 000 l nur in besonderen La-
der Notwendigkeit, unter erforderlichen oft in gerräumen mit feuerfesten Decken, Wänden und
mehreren Lagen vorzusehenden Heizungslei- Türen gelagert werden. Es müssen entweder öl-
tungen noch die notwendige Durchgangshöhe dichte Auffangwannen vorgesehen werden oder
zu erreichen. doppelwandige Lagerbehälter mit Leckwarnan-
lagen eingebaut werden. Auf jeden Fall muss sicher-
• Heizräume dürfen nicht unmittelbar mit Trep-
gestellt sein, dass Heizöl nicht in das Grundwasser
penräumen „notwendiger“ Treppen (s. Abschn.
oder in Entwässerungsanlagen geraten kann.
4) oder mit Aufenthaltsräumen in Verbindung
stehen. Bei Feuerstätten für feste Brennstoffe
dürfen Heizräume nicht oberhalb des Erdge-
schosses liegen. Werden Heizräume für gas- 3.3 Bauarten von Abgasleitungen,
oder ölgefeuerte Feuerstätten an anderer Luft-Abgas-Systemen und
Stelle untergebracht, muss sichergestellt sein,
dass Rauch oder Abgase nicht in den Heizraum Schornsteinen
dringen können.
3.3.1 Allgemeines
• Bis zu einer Nennwärmeleistung von 350 kW ist
mindestens ein, darüber hinaus sind zwei un- Aus Rationalisierungsgründen und weil die Ab-
mittelbar ins Freie oder in Rettungswege gehen- gas- und Schornsteinanlagen sehr stark belastet
de Notausgänge bzw. -ausstiege einzuplanen. sind, werden fast nur noch hochbeanspruchbare,
• Alle Wände, Decken und Stützen von Heiz- vorgefertigte Formsteine überwiegend aus
räumen müssen feuerbeständig (Feuerwider- Leichtbeton verwendet.
standsklasse F 90; s. Abschn. 16.7 in Teil 1 dieses Formsteine werden ohne Verband neben tragen-
Werkes) ausgeführt werden. Türen müssen in den oder nichttragenden Wänden errichtet und
Fluchtrichtung aufschlagen, selbstschließend in der Regel durch die Geschossdecken ausge-
sein und, sofern nicht höhere Auflagen seitens steift. Je nach Fabrikat sind Richtungsänderungen
der Bauaufsicht gemacht werden, mindestens entweder überhaupt nicht oder nur für größere
der Feuerwiderstandsklasse T 30 entsprechen. Querschnitte und in Gebäuden mit nicht mehr als
• Leitungen aller Art (nur aus nichtbrennbaren 5 Geschossen zugelassen. Dabei sind besondere
Baustoffen) dürfen durch Wände und Decken Formstücke einzusetzen (s. Bild 3.9). Es müssen für
von Heizräumen nur mit besonderen Vorkeh- den Anschluss der Feuerstätten, für Reinigungsöff-
rungen gegen Brandübertragung hindurchge- nungen u. Ä. Formteile verwendet werden.
führt werden. Formstück-Innenschalen werden hergestellt mit
• Heizräume müssen mit einer oberen und ei- rundem, quadratischem oder rechteckigem
ner unteren unverschließbaren Be- und Ent- Rauchrohrquerschnitt, letztere mit ausgerunde-
lüftungsöffnungen ausgestattet sein. Deren ten Ecken.
freier Mindestquerschnitt muß 150 cm2 (+ 2,5 Insbesondere im Geschosswohnungsbau werden
cm2/1 kW der über 50 kW hinausgehenden Ge- zur Rationalisierung geschosshohe Fertigele-
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 269
3.3.2 Abgasleitungen
3.13
Montage-Schema für den Aufbau einer mehrschaligen Abgasanlage mit
Hinterlüftung (nach Unterlagen der Fa. Schiedel)
1 Einbau des Sockelformsteines (bzw. Mauern oder Betonieren des Sockels)
2 Einbau des Sohlen-Formstücks (Fertigelement mit Kondensatfang und
ggf. Neutralisierungseinsatz, mit Reinigungstür und Zustromöffnung für
Hinterlüftung)
3 je nach Höhe des Rauchrohranschlusses: Einbau von Normal-Mantelsteinen,
Zuschnitt, Biegen und Einsetzen der vorgefertigten Wärmedämmung, Einsetzen
der Schamotte-Abgasleitung (Stoßfugen in Spezialkit)
4 Einbau des Formteiles für den Rauchrohranschluss wie vor
5 weiterer Aufbau mit Formstücken wie bei 3
6 Aufsetzen der Verkleidung z. B. als Fertigteil mit Abströmrohrsatz (ggf.
Anschluss des Blitzableiters), Schornsteinkopf mit Bekleidung oder Fertigteilen
(s. Abschn. 3.4)
270 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.21a 3.21b
3.21 Kombinationsmöglichkeiten für freistehende Stahl-Abgasanlagen
a) Kombinationen von Einzelanlagen
b) Zusammenfassung verschiedener Abgasleitungen zu einer Anlage
1 Edelstahl-Abgasleitung
2 Wärmedämmung
3 Luftraum
4 Edelstahl-Außenschale
5 Aussteifungs- und Wartungsrost
3.22
Frei stehender Hochleistungsschornstein d = 6,40–11 m,
h = bis 150 m Horizontalschnitt (Ooms-Ittner-Hof GmbH).
1 Tragmantel für Wind- und Eigenlasten
(Beton B25, d = 250–500 mm)
2 Stahlkonstruktion für Wartungsbühne
3 Messstutzen für Kontrollzwecke
4 Mineralfasermatte oder Foamglas
5 Rauchgasrohr (säurefestes Mauerwerk, d = 10 cm)
6 Öffnung für Messlanze
7 Klapprost
8 Korbleiter
3.3 Bauarten von Abgasleitungen 275
3
Zu den Bauprodukten, die für die einzelnen Scha- aus 40 mm dicken Fibersilikat-Platten in F 90 als
len geeignet sind macht DIN V 18 160-1 Abschn. geschosshohe Schächte und Formstücke verwen-
7.2 detaillierte Angaben. Innenschalen bestehen det werden. Der Einbau erfolgt in Trockenbau-
aus hochhitzebeständigen und chemikalienfes- Montagebauweise mit Spezialklebern. Der
ten Rohren aus Leichtbeton gemäß DIN 18 147-2, Schornsteinkopf wird als Fertigteil mit witterung-
Schamotte, glasierter Schamotte oder Edelstahl, schützender Metall- oder Faserzementplatten-
jeweils gemäß DIN EN 13 063. Für Dämmschalen Verkleidung aufgesetzt (Bild 3.30).
dürfen hochtemperaturbeständige, nicht brenn-
bare Dämmplatten nach DIN EN 13 063 oder zu-
gelassene mineralische Dämmstoffe – mindes-
tens 3 cm dick – verwendet werden. Die Außen- 3.3.5 Gemauerte Schornsteine
schale besteht aus Formstücken, in die auch
Lüftungszüge für die Entlüftung der Heizungs- Wegen des hohen Arbeitsaufwandes, vor allem
räume mit eingeformt sein können. Die Außen- jedoch wegen der heutigen hohen Anforderun-
schale muss einen niedrigeren Wasserdampfdif- gen, werden Hausschornsteine heute nicht mehr
fusionswiderstand haben als die Innenrohre, da- aus Mauerwerk ausgeführt. Sie werden hier im
mit Kondensatausfall zwischen den Schichten Hinblick auf Sanierung oder Denkmalpflege be-
vermieden wird. Der Wärmedurchlasswiderstand handelt.
ist zu ermitteln und die Schornsteine sind ent- Schornsteinmauerwerk ist unbedingt dicht aus-
sprechend der Klassifizierung (s. Abschn. 3.2.2) zuführen. Die Mauersteine sind innen bündig zu
der Bauprodukte zu kennzeichnen. vermauern, die Fugen sind im Inneren glatt zu
verstreichen. Putzauskleidungen von Rauchroh-
Einschalige Systemschornsteine. Systemschorn- ren sind nicht zulässig.
steine bestehen aus einschaligen Formstücken Die Wangen gemauerter Schornsteine können
mit einer Feuerwiderstandklasse L 90. Die Schorn- aus Mauerziegeln gemäß DIN 105, Kalksand-Voll-
steine sind entsprechend der Klassifizierung (s. steinen gemäß DIN V 1061 oder Hütten-Vollstei-
Abschn. 3.2.2) der Bauprodukte zu kennzeichnen. nen gemäß DIN 398 hergestellt werden und müs-
Einschalige Formsteine bestehen meistens aus sen mindestens 11,5 cm, bei mehr als 400 cm2
Leichtbeton nach DIN 18 150-1 und werden in Querschnitt 24 cm dick sein. Stark beanspruchte
verschiedenen Kombinationen von Rauchrohren Schornsteinwangen aus Mauersteinen, insbeson-
und Entlüftungsschächten mit muffenartigen dere freiliegende Wangen in Außenwänden,
Querfugen als Einzeltrommeln mit vermörtelten müssen mindestens 24 cm dick sein. Sie sollten
Stoßfugen (MG II oder II a) aufgebaut (Bild 3.24). zusätzlich durch Dämmschichten vor Abkühlung
geschützt werden. Wangen dürfen nicht durch
Einen besseren Wärmeschutz bieten einschalige Schlitze, Dübel, Anker, Mauerhaken usw. ge-
Hausschornsteine aus Leichtbeton (DIN 18 150-1) schwächt oder sonst unzulässig beansprucht
mit zusätzlichen Luftkammern (Bild 3.2c). werden. „Zungen“ (Zwischenwände zwischen
Die relativ kostengünstigen einschaligen Schorn- den Rauchrohren) müssen mindestens 11,5 cm
steine kommen heute fast nur noch für offene dick sein.
Kamine, Kachelofenheizungen o. Ä. in Frage. Schornsteine aus Mauersteinen dürfen mit Wän-
Aus Platzgründen und Gründen der Gewichtsein- den nur aus den gleichen Baustoffen gleichzeitig
sparung können einschalige Schornsteine auch im Verband hochgeführt werden.
276 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.24a
3.24b
3
3.29a 3.29b
3.29 Konventionelle Einfassung
1 Walzblei-Einfassung
2 Kappleiste auf Bitumendichtungsband aufgedübelt,
oben mit dauerelastischer Eindichtung (Wartungsfuge)
3 hinterlüftete Verkleidung
4 Wärmedämmung
5 Walzbleieinfassung auf Unterkonstruktion aus Holz
Abdeckungen an der Mündung zum Schutz der mündung ausgeführt werden. Sie müssen ab-
Schalen und Schächte der Abgasanlagen gegen klappbar sein und dürfen die Arbeit des Schorn-
Niederschlagswasser können aus Beton-, Faser- steinfegers nicht behindern. Derartige Abde-
zement- oder aus Edelstahlplatten (Werkstoff- ckungen können durch die von ihnen bewirkte
nummer 1.4301 gemäß DIN 10 028-7 oder höher- Querschnittsänderung des Abgasstromes zur
wertig) hergestellt werden. Sie dürfen die Wär- Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit bei-
medehnung der Innenschalen nicht behindern tragen („Meidinger Scheibe“).
und die Austrittsöffnungen nicht verengen. Abdeckungen sind für Schornsteine mit feuchtig-
Ein konventionell hergestellter, gemauerter Ka- keitsgeschützten Abgasrohren für Niedertempe-
minkopf wird oben mit einer mindestens 8 cm raturbetrieb nicht erforderlich.
dicken Ortbeton- oder Fertigteilplatte abgedeckt, Gemauerte Schornsteinköpfe bilden wegen der
3 die bündig mit den Außenflächen abschließen vielen sorgfältig aufeinander abzustimmenden
soll. Überstände verursachen Luftwirbel und kön- Arbeitsvorgänge, die auch noch meistens von
nen zu Stauungen im Abgasstrom führen. verschiedenen Auftragnehmern auszuführen
Auch bei sorgfältiger Ausführung entsteht insbe- sind, und wegen der hohen Beanspruchungen
sondere zwischen großen betonierten Schorn- andererseits bereits bei geringfügigen Ausfüh-
steinabdeckungen und dem Mauerwerk des rungsmängel sehr oft ärgerliche Schadens-
Schornsteinkopfes leicht ein Riss durch tempera- quellen.
turbedingte Längenänderungen und durch
„Schüsselung“ (Verformung) der Platte. Hier kann
Schlagregenwasser eindringen und leicht seinen 3.5 Schornsteinsanierung
Weg bis zur Wärmedämmung des Schornstein-
kopfes finden. Es empfiehlt sich daher, vor dem
Betonieren den fertig gemauerten Schornstein- Ältere gemauerte Schornsteine, bei denen durch
kopf oben zunächst mit einer Dichtungsschläm- Abnutzung der inneren Wandungen oder der
me zu behandeln. Auch eine abdichtende Zwi- Ausfugungen die Gasdichtigkeit nicht mehr aus-
schenlage mit einer Bitumen-Dachdichtungs- reichend gegeben ist, oder Schornsteine, deren
bahn kann einen sicheren Übergang bis zum Querschnitt geänderten Heizungsanlagen anzu-
Dehnfugenblech bilden (s. Bild 3.28). passen ist, müssen deshalb nicht unbedingt voll-
ständig erneuert werden. Zur Sanierung bzw. zur
Die Fuge zwischen Kaminkopfmauerwerk und Querschnittsverringerung kommen verschiede-
Abdeckplatte ist dauerelastisch abzudichten ne Verfahren in Frage.
(„Wartungsfuge“).
• Auskleidung mit Spezialbeton. Bei gleichzei-
Die Innenrohre aus Schamotte o. Ä. der heute fast tigem Einbringen des Betons in das vorhande-
ausschließlich verwendeten Abgasanlagen aus ne, vorher gereinigte Rauchrohr werden Rüttel-
Formteilen unterliegen infolge der Erwärmung flaschen, deren Durchmesser dem geplanten
durch die Abgase einer Längenänderung von neuen Querschnitt entspricht, allmählich hoch-
etwa 1 mm/m. Diese Längenveränderungen wer- gezogen (Bild 3.32a).
den unterhalb der oberen Schornsteinabdeckung
• Einbau neuer Abgas-Rohrsysteme. Insbeson-
durch Dehnfugenbleche aus korrosionsfestem
dere bei der Modernisierung von Heizungsan-
Stahl (Bild 3.27 und 3.28) oder Formteile ausgegli-
lage bzw. Wechsel der Brennstoffart (z. B. auf
chen (Bild 3.31).
Gas) müssen die Querschnitte der vorhande-
Abgasanlagen für niedrige Abgastemperaturen nen Schornsteine meistens erheblich verrin-
haben in der Regel hinterlüftete Abgasrohre bzw. gert werden. Außerdem muss bei derartigen
Wärmedämmungen. Bei derartigen Abgasleitun- Umbauten der höhere Kondensatanfall berück-
gen werden die Innenrohre mit Endhauben über sichtigt werden. In Frage kommen Rohrsys-
die obere Schornsteinabdeckung hinausgezogen teme aus korrosionsfestem Stahl (Bild 3.32b),
(Bild 3.31 und 3.16). Schamotterohren oder neuerdings auch aus
Bei größeren Rauchrohrquerschnitten, insbeson- feuerfestem Glas mit Edelstahl-Verbindern.
dere auch bei selten genutzten Schornsteinen • Auskleidung mit neuen Formteilen. Für ge-
(offene Kamine), kann Vorsorge gegen Nieder- rade, allenfalls nur geringfügig gezogene
schlagwasser erforderlich werden. Abdeckungen Schornsteine kommen starre oder flexible
aus korrosionsbeständigen Materialien müssen Edelstahlrohre sowie Schamotterohre mit oder
in mindestens 20 cm Höhe über der Rauchrohr- ohne Innenglasur in Frage (Bild 3.32c).
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 281
3.32 Sanierungssysteme
a) Auskleidung mit Spezialmörtel 1 Vorhandenes Schornsteinmauerwerk
b) Einbau von Schamotte-Formstücken 2 Mörtel
c) Einbau von flexiblen Edelstahlrohren 3 Schamotterohr
4 Hebe- und Ausrichtvorrichtung
5 flexibles Edelstahlrohr
Ob eine Wärmedämmung nötig ist, muss im Ein- An einen Abgasschornstein dürfen bis zu 3 Gas-
zelfall geklärt werden. Sie kann aus überschobe- feuerstätten mit einer Nennwärmeleistung von je
nen Mineralwollehülsen, bei einigen Systemen 30 kW angeschlossen werden, wenn die Verbren-
auch aus Schüttungen von Dämmstoffen beste- nungsluft den Aufstellungsräumen entnommen
hen. Meistens werden die Rohre jedoch ohne zu- wird.
sätzliche Wärmedämmung eingebaut, und der Bei allen Gasfeuerstätten ist zwischen Gerät und
verbleibende Hohlraum wird hinterlüftet. Anschluss an den Abgasschornsteinen eine Strö-
Vielfach wird es bei Sanierungen erforderlich mungssicherung einzubauen, die bei Sauerstoff-
sein, die Schornsteinköpfe vollständig zu er- mangel oder Störungen bei der Gasverbrennung
neuern. Dann sollten Lösungen ähnlich wie in gefährliche Anreicherungen von unverbranntem
Bild 3.31 gezeigt oder Fertigteil-Schornsteinköp- Gas, Kohlenmonoxyd oder Kohlendioxydgas ver-
fe (Bild 3.30) vorgezogen werden. hindert. Außerdem sind für innenliegende Räu-
me und für Räume mit größeren Gasfeuerstätten
Be- und Entlüftungsöffnungen mit mindestens
3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten 75 cm2 freiem Querschnitt vorzusehen (bei Ver-
gitterung Zuschlag 20%) [7]. Die obere Belüf-
gemäß DVGW [7] tungsöffnung muss möglichst dicht unterhalb
der Decke, mindestens jedoch 1,80 cm über dem
Nach den „Technischen Vorschriften und Richtli- Fußboden, die untere in Fußbodennähe liegen
nien für die Einrichtung und Unterhaltung von (Bild 3.33). Belüftungsöffnungen dürfen nicht
Niederdruckgasanlagen in Gebäuden und Grund- verschließbar sein. Die erforderliche Größe der
stücken DVGW-TVR-Gas“ sind für Gasgeräte (z. B. Öffnungen richtet sich im Übrigen nach den Lan-
Haushaltsgasherde, Kleinwasserheizer) keine be- desbauordnungen und beträgt im Allgemeinen
sonderen Abgasanlagen erforderlich. für die untere Zuluftöffnung mindestens 50%, für
Größere Gasfeuerstätten, wie z. B. Warmwasser- die obere Belüftungsöffnung mindestens 25%
Durchlauferhitzer für Bäder oder „Thermen“ als des vorhandenen Querschnitts.
Heizgeräte für Etagen- oder Zentralheizungen, Bei der Verbrennung von Erd- oder Stadtgas fällt
müssen an Abgasanlagen gemäß DIN V 18 160-1 neben den übrigen Abgasen eine beträchtliche
angeschlossen werden. Menge von Wasserdampf an (ca. 800 g/m3 des
Der lichte Querschnitt muss mindestens 100 cm2 verbrannten Gases). Auch bei gutem Wärme-
bei einer kleinsten Seitenlänge von 10 cm auf- schutz kommt es daher zu erheblicher Konden-
weisen. satbildung. Die Abgasanlagen müssen daher aus
282 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.7 Lüftung von innenliegenden den, der auch zwei einander gegenüberliegende
Öffnungen haben kann. Auch andere dichte Zu-
Bädern und Toilettenräumen luftleitungen zur Außenwand können zugelassen
werden.
Können innenliegende Bäder und Toilettenräume
nicht durch Fenster ausreichend be- und entlüf- Der Querschnitt des Zuluftkanals muss mindes-
tet werden, muss Frischluft durch Schächte und tens 80% der Summe aller angeschlossenen
Kanäle in die Räume geleitet und Abluft abgelei- Schachtquerschnitte betragen. Es sind runde und
tet werden. Die notwendige Luftströmung wird Rechteckquerschnitte (kleinste Kantenlänge > 90
durch thermischen Auftrieb in Verbindung mit mm) mit einem Mindestquerschnitt von 150 cm2
Winddruck bzw. -sog oder mechanisch durch zugelassen. Die Außenöffnungen sind so zu
Ventilatoren bewirkt. vergittern (Maschenweite > 10 u 10 mm), dass der
Zunehmende Bedeutung bei der Planung von
erforderliche Mindestquerschnitt erhalten bleibt. 3
Lüftungseinrichtungen erhält die Wärmerückge- Zuluftöffnungen in den Räumen müssen einen
winnung aus Abluftanlagen. In Niedrigenergie- freien Mindestquerschnitt von 150 cm2 haben.
und Passivhauskonzepten ist die Wärmerückge- Sie sind möglichst in Bodennähe anzuordnen
winnung aus Lüftungsanlagen zur Realisierung und müssen mit regelbaren Verschlüssen ausge-
der Energieeinsparziele unerlässlich. stattet sein, mit denen Zugerscheinungen ausge-
schlossen werden können.
Lüftungseinrichtungen ohne Ventilatoren
Abluftöffnungen müssen bei einem Mindest-
Richtlinien zur Ausführung von Lüftungseinrich- querschnitt von 150 cm2 möglichst nahe unter
tungen für innenliegende Sanitärräume enthält der Decke angeordnet sein.
DIN 18 017-1. Derartige Lüftungssysteme reichen unter norma-
Danach müssen die erforderlichen Lüftungs- len klimatischen Verhältnissen im Allgemeinen
schächte glattwandig sein (z. B. Faserzement- zwar aus und sind praktisch wartungsfrei. Sie er-
-rohr) und müssen einen Mindestquerschnitt von fordern jedoch bei mehrgeschossigen Bauten ei-
140 cm2 haben. Um Schallbelästigungen und nen hohen Platzbedarf und sind nur schwer ge-
Geruchsübertragungen von Geschoss zu Ge- gen Schallübertragung ausreichend zu sichern.
schoss zu verhindern, ist für jeden Raum ein eige-
ner Schacht vorzusehen, der über Dach zu führen Lüftungseinrichtungen mit Ventilatoren
ist (Bild 3.35). Für Belüftungssysteme mit einzelnen oder zent-
Wenn Bäder und WC derselben Wohnung neben- ralen Ventilatoren sind nähere Bestimmungen in
einander liegen, dürfen sie an einen gemeinsa- DIN 18 017-3 enthalten, die nachstehend aus-
men Zu- bzw. Abluftschacht angeschlossen wer- zugsweise wiedergegeben werden.
den. Die belüfteten Räume müssen gegenüber Unterschieden werden
den übrigen Räumen der Wohnung durch dicht • Einzelentlüftungsanlagen mit eigenen Abluft-
schließende Türen abgeschlossen werden. leitungen (Bild 3.36a),
Die Lüftungsschächte sind bei mehreren Ge- • Einzelentlüftungsanlagen mit gemeinsamer Ab-
schossen so gegeneinander zu versetzen, dass luftleitung (Bild 3.36b),
zwei benachbarte Rohre nicht zu aufeinander fol-
• Zentralentlüftungsanlagen mit nur gemeinsam
genden Geschossen gehören.
veränderlichem Gesamtvolumenstrom,
Die Schächte dürfen einmal mit einem Winkel • Zentralentlüftungsanlagen mit wohnungswei-
von max. 60° verzogen werden und müssen in se veränderlichen Volumenströmen.
Firstnähe geneigter Dächer mit mindestens
40 cm Dachüberstand münden. Bei Dachneigun- Die Anlagen können wahlweise für folgende Min-
gen < 20° müssen die Schächte die Dachfläche destvolumenströme ausgelegt werden:
um mindestens 1 m überragen. Sind an den • 40 m3/h: Dieser Volumenstrom muss über min-
Dachrändern Brüstungen vorhanden („Attika“), destens 12 Stunden je Tag abgeführt werden.
müssen diese mindestens 50 cm überragt wer- • 60 m3/h: Wenn die Entlüftungen völlig ab-
den. Alle Schächte müssen Revisionsöffnungen gestellt werden können, muss sichergestellt
haben. werden, dass nach jedem Ausschalten durch
Am unteren Ende sind die Zuluftschächte mit ei- Nachlaufen des Gerätes mindestens 5 m3 Luft
nem ins Freie mündenden Zuluftkanal zu verbin- aus dem zu lüftenden Raum abgeführt werden.
284 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
3.36a 3.36b
3.36c 3.36d
Jeder Raum muss eine unverschließbare Zuluft- Zentralentlüftungsanlagen sind so zu bauen und
öffnung von 150 cm2 freiem Querschnitt haben. zu betreiben, dass Gerüche oder Staub nicht von
Die Abluftöffnungen müssen möglichst nahe Wohnung zu Wohnung oder in andere Räume
unter der Decke liegen. Im Aufenthaltsbereich übertragen werden können.
sollen keine größeren Luftgeschwindigkeiten als Die Vermeidung von Schallübertragungen ist bei
0,2 m/s entstehen. Sammelschachtanlagen zu gewährleisten. Die
286 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
Hersteller von Sammelentlüftungsanlagen versu- forderungen, die für Anlagen ohne Ventilatoren
chen auf verschiedene Weise das Problem der gelten.
Übertragung von Luftschall durch spezielle Der wichtigste Vorteil von Lüftungsanlagen mit
Schallschutzmaßnahmen an den Einströmöff- Ventilatoren ist, dass sie mit flächensparenden
nungen zu lösen. Körperschallübertragung ist Sammelschächten betrieben werden können
durch Maßnahmen nach DIN 4109 zu verhindern. und dass zur Verbesserung der Energieeffizienz
Die benötigten Einzel- oder Sammel-Abluft- Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung aus
schächte entsprechen im Wesentlichen den An- der Abluft integriert werden können.
3 3.8 Normen
Normen, Fortsetzung
3.9 Literatur
[1] Aschoff, C., Grotjan, H.: Frischlufttechnik im Wohnungsbau, Stuttgart 2004
[2] Dt. Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.: ATV DVWK-Regelwerk A 251-Kondensate aus Brenn-
wertkesseln (08/2003), aktualisiert 11/2011, www.dwa.de
[3] Bauer-Böckler, H. P.: Das neue Buch der Kamine und Kachelöfen, Energiesparende Ausführungen traditionell und mo-
dern. Taunusstein 2004
[4] Beuth DIN-Taschenbuch Teil 146, Abgasanlagen – Schornsteine; Planung , Berechnung, Ausführung, Normen. Berlin
2005
[5] Dreesen, H. W.: Schornsteinsysteme für heute und morgen. In: DBZ 2/1993
[6] –: Moderne Abgasführung. In: DBZ 5/1995
[7] DVGW-Arbeitsblätter, Regelwerk-Gas. www.dvgw.de
[8] Ehrenfried, H.: Kontrollierte Wohnungslüftung Bibliothek Gebäudetechnik. Berlin 2000
[9] Fischer, O.E., Schoppenhauer, G.: Hausschornsteine. Wiesbaden/Berlin 1996
[10] Fockenberg, K.: Zwischenbilanz. Heiztechnik und Abgasanlagen für Wohngebäude. In db 5/2005
[11] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Tl.3. Wohnungslüftung: Planung und Ausführung. In sbz 11/2006
[12] Händel, C.: Grundlagen neu geregelt. Wohnungslüftung: Änderungen in der DIN 1946. Tl.2. In sbz 10/2006
[14] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsbericht T 2408: Überprüfung der
Abstandsregeln zwischen Schornsteinen und Bauteilen mit brennbaren Baustoffen. Stuttgart 1991. www.irb.fhg.de
[15] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer-Gesellschaft-Forschungsberichte und IRB-Literaturdokumenta-
tionen: Schornsteine. Stuttgart. www.irb.fhg.de
[16] Isomit Schornsteinelemente GmbH & Co. KG: Polch, www.isomit.de
[17] Kehm, B.: Abgasanlagen und die Europäische Normung – Auswirkungen der CE-Kennzeichnung. In DAB 7/2004
288 3 Abgasanlagen und Lüftungsschächte
[18] Klindt, L. und E.: Kein Ärger am Bau – Steildach und Schornsteine: Stuttgart 1999. www.irb.fhg.de
[19] Künzel, H.: Überlegungen zur Wohnungslüftung. Stuttgart 2006. (Aufsatz aus Wohnungslüftung und Raumklima, Grund-
lagen, Ausführungshinweise, Rechtsfragen), www.irb.fhg.de
[20] Last, D.: Abgasanlagen als architektonisches Element. Design, Technik und Montage von Edelstahlkaminen. In TAB-
Technik am Bau 3/2005
[21] Last, D.: Abgassysteme in Leichtbauweise. Technische Eigenschaften mehrerer Systeme. In TAB 7+8/2004
[23] Nowak, W.: Lüftungsstrategien. Natürliche und maschinelle Wohnungslüftung. In db 5/2002
[24] Pistohl, W.: Handbuch der Gebäudetechnik, Band 2. München 2005, (7. Auflage 2009)
[25] PLEWA Schornsteintechnik und Abgassysteme. Speicher; www.plewa.de
[26] Reiß, J., Erhorn, H.: Thermische und hygrische Randbedingungen beim Betrieb feuchteunempfindlicher Hausschorn-
steine – Heizraumbedingungen: Stuttgart 1996
[27] Schiedel GmbH & Co.: Schornsteinsysteme und Lüftungssysteme. München, www.schiedel.de
3 [28] Wirth, H. und S.: Schäden an Installationsanlagen – Schornsteine und Abgasleitungen. Stuttgart 2001. www.irb.fhg.de
[29] Wollenberg, D.: Schornstein-Systeme in Leichtbauweise: Die Alternative zum Mantelstein. In Baumarkt + Bauwirtschaft
12/2005
289
4.1 Allgemeines Stufen sowie Form, Lage und Anzahl von Podes-
ten, die als Treppenabsätze am Anfang oder Ende
eines Treppenlaufes Teile der Geschossdecken
4.1.1 Begriffe sind oder als Zwischenpodest zwischen zwei Trep-
penläufen liegen (Bild 4.1). Der von Treppenläu-
Treppen verbinden verschiedene Ebenen von
fen, -podesten und -geländern umschlossene
Bauwerken als Geschosstreppen oder Ausgleichs-
freie Raum wird Treppenauge, die für eine Treppe
stufen zur Verbindung unterschiedlicher Fußbo-
vorgesehene Aussparung in der Geschossdecke
denebenen. Rampen und Aufzüge sind zur stu-
Treppenöffnung oder Treppenloch genannt.
fenlosen Erschließung von Bodenflächen auf un-
terschiedlichen Höhen erforderlich. Treppenstufen werden in der Regel mit einem
Die Grundrisse und Ausführungsformen von Schritt begangen. Die Bezeichnung der Stufentei- 4
Treppen sind vielfältig, da Treppen meistens le zeigt Bild 4.2. Die erste Stufe eines Treppenlau-
nicht nur ihrem eigentlichen Zweck der Ver- fes wird als Antritt- , die letzte Stufe als Austritt-
tikalerschließung, sondern darüber hinaus auch stufe bezeichnet. Die Lauflinie kennzeichnet bei
der Gestaltung von Bauwerken und Räumen der Darstellung von Treppen im Grundriss den
dienen. Weg eines Benutzers im üblichen Gehbereich. Bei
Treppen mit geraden Läufen liegt die Lauflinie
Unterschieden werden im Allgemeinen in der Mitte der nutzbaren Trep-
• notwendige Treppen, d. h. Treppen, die nach penlaufbreite bzw. innerhalb des „ Gehbereiches“ .
behördlichen Vorschriften als Teil des ersten Die Definition des Gehbereiches ist für gewendel-
Rettungsweges vorhanden sein müssen und an te Treppen, für Treppen mit teilweise gewendel-
deren Dimensionierungen und Bauausführung ten Läufen und für Treppen mit verschiedenen
in der Regel besondere Anforderungen gestellt nutzbaren Laufbreiten in DIN 18 065 enthalten
werden und (Bild 4.19).
• nicht notwendige Treppen, die zusätzlich vor- In Bauzeichnungen wird bei Treppen (auch bei
handen sein können und dabei auch der viel- Rampen) die Vorderkante der Antrittstufe mit ei-
fach häufiger genutzten, repräsentativen Er- nem Punkt, einem Kreis oder einem Doppelstrich
schließung der Hauptnutzungen dienen. gekennzeichnet und die Vorderkante der Aus-
trittstufe mit einem Pfeil. Dabei wird durch den
Treppen zwischen zwei Vollgeschossen werden Pfeil die Richtung angegeben, in der die Treppe
Geschosstreppen, zwischen Kellergeschossen ansteigt.2)
und Erdgeschoss Kellertreppen und zwischen
oberstem Vollgeschoss und Dachboden Boden- Die tragenden Teile der Treppe, die die Stufen
treppen genannt. seitlich tragen und zugleich den Treppenlauf seit-
In Gebäuden mit mehr als zwei Vollgeschossen1) lich begrenzen, werden Treppenwangen ge-
müssen Treppen in der Regel in einem abgeschlosse- nannt. Treppenholme tragen oder unterstützen
nen Treppenraum liegen. die Stufen paarweise oder einzeln von unten. Als
Treppenspindel wird der tragende Kern von Spin-
Eine ununterbrochene Folge von mindestens drei deltreppen bezeichnet (Bild 4.1l).
Steigungen bildet einen Treppenlauf. Weniger als
drei aufeinanderfolgende Steigungen werden Die Bezeichnung der Treppenteile zeigt Bild 4.3.
Ausgleichsstufen genannt. Treppenstufen können ausgeführt werden als
Die Form einer Treppe wird durch die Anzahl der Blockstufen, Plattenstufen, Keilstufen oder Win-
Treppenläufe nur annähernd gekennzeichnet. kelstufen (Bild 4.4). Sie werden im Allgemeinen
Zur genaueren Bestimmung gehören Angaben auf Unterkonstruktionen (Platten, Wangen, Hol-
über die Lage der Läufe, Anzahl und Form der me) aufgelegt, auf verschiedene Weise aufge-
Die nach Tabelle 4.5 möglichen Mindestmaße Sie müssen so beschaffen sein, dass sie die Benut-
müssen bei der Planung kritisch bewertet wer- zung der Treppen auch in den üblicherweise zu
den. Es ist bestimmt nicht überall möglich, an erwartenden Ausnahmefällen gefahrlos ermögli-
baurechtlich nicht notwendige Treppen so ge- chen (z. B. Möbeltransport, Transport von Kran-
ringe Sicherheitsanforderungen zu stellen, wie kentragen usw.). Dies gilt nicht für Wohngebäude
sie aus einem möglichen Stufenauftritt von nur mit bis zu zwei Wohnungen und innerhalb von
210 mm resultieren. Wohnungen.
Lichte Durchgangshöhe. Ebenso ist die gefor- In den Gehbereich von Podestflächen notwendi-
derte lichte Durchgangshöhe mit 200 cm gemäß ger Treppen dürfen keine Türen aufschlagen. Die
Bild 4.6 nur als Mindestmaß zu sehen, das heuti- Podestfläche ist nötigenfalls entsprechend zu
gen Ansprüchen kaum noch genügt. Eine lichte vergrößern. Eine Treppe darf nicht unmittelbar
Höhe von 210 cm sollte nicht unterschritten vor einer Türe enden, die in Richtung der Treppe
werden. aufschlägt. In diesem Fall ist zwischen Treppe
und Tür ein Treppenabsatz anzuordnen, der min-
Der Seitenabstand von Läufen und Podesten zu destens der Breite der Tür entspricht.
Wänden und/oder Geländern darf nicht mehr als
4 50 mm betragen. Der lichte Stufenabstand darf Barrierefreies Bauen (DIN 18 024-1 bzw. DIN
18 040-1 und DIN 18 040-2) fordert neben einer
nicht größer als 120 mm sein. Dies gilt nicht für
ausreichenden Belichtung und Beleuchtung
Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnungen und
Treppen und Treppenpodeste z. B. durch Farb-
innerhalb von Wohnungen.
und Materialwechsel deutlich erkennbar zu ma-
Podestflächen sind am An- bzw. Austritt von chen. Anfang und Ende der Treppenläufe müs-
Treppenläufen erforderlich. Bei längeren Trep- sen insbesondere für Sehbehinderte z. B. durch
penläufen müssen i. d. R. nach mehr als 18 Stei- Farbstreifenmarkierungen optisch gut erkenn-
gungen Zwischenpodeste als Ruhe- und Aus- bar ausgebildet werden und für blinde Men-
weichpodeste angeordnet werden. Dies gilt schen durch „taktilen Hilfen“ (z. B. erfühlbare Ken-
nicht für Wohngebäude mit bis zu zwei Wohnun- nung des Anfangs und des Endes der Handläufe
gen und innerhalb von Wohnungen. Podestflä- oder auch zur Orientierung der Stockwerke
chen im Zuge von langen Treppenläufen ( Zwi- durch Erhebungen oder Vertiefungen an der von
schenpodeste) sind auf die Schrittlänge bzw. das der Treppe abgewandten Seite des Handlaufes
Schrittmaß der Treppe abzustimmen (vgl. Ab- haptisch erkennbar sein. Handläufe sind beidsei-
schn. 4.1.3). tig in einer Höhe von 85–90 cm anzuordnen und
Die nutzbare Treppenpodestbreite und -tiefe ohne Unterbrechung an Treppenaugen und Zwi-
notwendiger Treppen muss auch, wenn diese schenpotesten auszuführen. Der günstigsten-
Teil einer Geschossdecke sind, mindestens der falls runde oder ovale Querschnitt soll einen
nutzbaren Treppenlaufbreite entsprechen. In- Durchmesser von 3 cm bis 4,5 cm haben. Die
nerhalb gewandeter Treppenläufe muss der Min- Halterungen der Handläufe sollen an der Unter-
destauftritt im Radius bei Podesten mindestens seite angeordnet sein. In den Raum hineinragende
freie Enden von Handläufen sind nach unten
3 Auftritte (3 × a) des Treppenlaufes betragen.
oder zur Wandseite hin abzurunden. Treppen
In Wohngebäuden mit bis zu zwei Wohnungen
müssen gerade Läufe sowie Setzstufen haben.1)
und innerhalb von Wohnungen ist mindestens
Die Treppenlauflinie muss rechtwinklig zu den
eine Auftrittsbreite von 2,5 Auftritten (2,5 × a)
Stufenkanten verlaufen. Unterschneidungen an
des kleinsten Auftrittes der anschließenden
Stufen sind unzulässig es sei denn, sie werden
Treppenläufe vorzusehen.
schräg ausgeführt und sind nicht größer als 2 cm
Für Krankentransporte in Gebäuden im Allge- (vgl. Bild 4.16). Neben Treppenauf- und abgän-
meinen ist sicherzustellen, dass die fertigen gen (Treppenpodesten) sind Bewegungsflächen
Maße den Transport von Personen auf einer Tra- von 1,50 m Breite (ohne Anrechnung der Aus-
ge nach DIN EN 1865 erlauben. trittsfläche) vorzusehen. In begehbare Flächen
hineinragende Bauteile, wie zum Beispiel die Un-
Beispiel Steigungsverhältnis der Treppe 185/270 mm
terkante eines Treppenlaufes müssen für blinde
Schrittmaß S = a + 2 s = 270 + 2 × 185 = 640 mm
und sehbehinderte Menschen wahrnehmbar
Podestlänge = S + a = 640 + 270 = 910 mm
Die nutzbare Laufbreite muss mindestens der 1) Ist der Innendurchmesser des Treppenauges >200 cm sind
nutzbaren Breite der Treppenläufe entsprechen. auch gebogene Treppenläufe zulässig.
4.1 Allgemeines 295
sein (kontrastreiche Ausbildung, Möglichkeit zu mindestens eine Treppe als erster Rettungs-
Ertastung durch Gehstock). weg erreichbar sein („notwendige Treppe“).
Statt notwendiger Treppen sind Rampen mit
Brandschutz flacher Neigung zulässig. Weitere Treppen
können gefordert werden, wenn sonst die
Treppen. Im Brandfall sind Treppen die einzigen Rettung von Menschen gefährdet wäre. Ein-
Fluchtwege zum Verlassen nicht ebenerdiger Ge- schiebbare Treppen oder Rolltreppen (Fahr-
schosse. Es muss daher sichergestellt sein, dass treppen) sind als notwendige Treppen nicht
Treppen je nach Menge der darauf voraussicht- zulässig. In Gebäuden der Gebäudeklassen 1
lich angewiesenen Benutzer in ausreichender und 2 sind einschiebbare Treppen und Leitern
Zahl und Abmessung vorhanden sind und aus als Zugang zu einem Dachraum ohne Aufent-
nicht zu großer Entfernung sicher erreicht wer- haltsraum zulässig. Notwendige Treppen sind
den können. Sie dienen darüber hinaus zur Perso- in einem Zuge zu allen angeschlossenen Ge-
nenrettung und zur Durchführung eines Lösch- schossen zu führen. Sie müssen mit den Trep-
angriffes in Brandfall. pen zum Dachraum unmittelbar verbunden
Selbstverständlich dürfen die Fluchtwege über sein, ausgenommen Treppen in den Gebäu-
Treppenhäuser im Brandfall nicht durch Rauch- deklassen 1–3 sowie Treppen als Verbindung 4
oder Brandeinwirkung unpassierbar werden. Be- von höchstens zwei Geschossen derselben
grenzungswände und -decken, Zugänge und die Nutzungseinheit von insgesamt nicht mehr als
Konstruktion der Treppen selbst müssen daher 200 m2, wenn in jedem Geschoss ein anderer
im Hinblick auf sichere Benutzbarkeit im Brandfall Rettungswege erreicht werden kann (Maiso-
geplant und ausgeführt werden. nette-Wohnungen).
Die brandschutztechnischen Anforderungen an • Keine besonderen brandschutztechnischen
notwendige Treppen und Treppenhäuser richten Anforderungen werden an Treppen der Gebäu-
sich nach den Gebäudeklassen1), die in den Lan- deklassen 1 und 2 gestellt.
desbauordnungen auf Grundlage der Musterbau- • In Gebäuden der Gebäudeklasse 3 müssen
ordnung (MBO) definiert werden. Als planerische die tragenden Teile notwendiger Treppen aus
und konstruktive Brandschutzmassnahmen (s. a. nicht brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A)
Abschn. 17.7 in Teil 1 des Werkes) sind vor allem bestehen oder mindestens in feuerhemmen-
zu beachten. der Bauart (min. F30-B), bei Gebäuden der Ge-
• Jedes nicht zu ebener Erde liegende Geschoss bäudeklasse 4 aus nicht brennbaren Baustoffen
sowie der benutzbare Dachraum müssen über und in der Gebäudeklasse 5 feuerhemmend
und aus nicht brennbaren Baustoffen (F30-A)2) Flure t 150 cm, rollstuhlgerechte Flure t 180 cm,
ausgeführt werden. für Liegendkrankentransporte geeignete Flure
• Von jeder Stelle eines zum dauernden Aufent- t 220 cm
halt von Menschen bestimmten Raumes oder • in Verkaufsstätten t 200 cm jedoch d 250 cm,
eines Kellergeschosses muss gemäß MBO eine t 125 cm bei Verkaufsflächen d 500 m2
Treppe oder ein direkter Ausgang ins Freie • zwischen zwei Handläufen d 250 cm
in höchstens 35 m Entfernung erreichbar
sein. Sondervorschriften gelten darüber hinaus Treppenräume
z. B. für Hochhäuser, Schulen, Verkaufsstätten
(25 m), Versammlungsstätten, Krankenhäuser, • Jede notwendige Treppe muss in einem eige-
geschlossene und unterirdische Garagen nen, durchgehenden Treppenraum (notwen-
(30 m), offene Garagen (50 m). diger Treppenraum) i. d. R. an einer Außenwand
liegen, je Geschoss ein öffenbares Fenster von
Die Mindestlaufbreiten für einzelne Gebäude- mindestens 0,60 × 0,90 m und einen sicheren,
bzw. Nutzungsarten betragen z. B. direkten Ausgang ins Freie haben. Notwendige
• In Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei
4 Wohnungen sowie innerhalb von Wohnungen
Treppen sind ohne eigenen Treppenraum zu-
lässig in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und
t 80 cm 2 und als Verbindung von höchstens zwei Ge-
• In sonstigen Gebäuden t 100 cm schossen innerhalb derselben Nutzungseinheit
• in Versammlungs- und Gaststätten 120 cm je von insgesamt nicht mehr als 200 m2 (Maiso-
200 Personen nette-Wohnung), wenn in jedem Geschoss ein
• in Hochhäusern t 120 cm anderer Rettungswege erreicht werden kann
sowie als Außentreppe, wenn ihre Nutzung
• in Krankenhäusern, notwendige Treppen
ausreichend sicher ist und im Brandfall nicht
t 125 cm und d 150 cm, allgemein zugängliche
gefährdet werden kann.
2) Begriffe nach DIN 4102 (s. a. Abschn. 17.7.2 in Teil 1 dieses • Innen liegende Treppenräume können gestat-
Werkes) tet werden, wenn ihre Benutzung ausreichend
Baustoffklassen von Baustoffen: lang durch Raucheintritt nicht gefährdet wer-
A nicht brennbare Baustoffe den kann. Ersatzweise für geforderte öffenbare
A1 – ohne organische Bestandteile Fenster je Geschoss ist an der obersten Stelle
A2 – mit organischen Bestandteilen des Treppenraumes eine Öffnung als Rauch-
B brennbare Baustoffe und Wärmeabzugsanlage (RWA mit < 5% der
B1 – schwer entflammbare Baustoffe Grundfläche des Treppenraumes, jedoch min.
B2 – normal entflammbare Baustoffe 1 m2), sowie rauchdichte, selbstschließende
B3 – leicht entflammbare Baustoffe Türen (RdT) oder T30 Türen zu notwendigen
Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen: Fluren vorzusehen. Öffnungen zu anderen
F 30 Feuerwiderstandsdauer 30 min. Räumen sind unzulässig. Sofern der Ausgang
F 60 Feuerwiderstandsdauer 60 min eines notwendigen Treppenraumes nicht un-
F 90 Feuerwiderstandsdauer 90 min mittelbar ins Freie führt, muss der Raum zwi-
F 120 Feuerwiderstandsdauer 120 min schen dem notwendigen Treppenraum und
F 180 Feuerwiderstandsdauer 180 min dem Ausgang ins Freie dieselben Anforderun-
Der Feuerwiderstandklassen F30 entsprechen ohne be- gen wie an die Wände des Treppenraumes
sonderen Nachweis Treppen aus Sandstein, Mauerwerk, erfüllen.
Beton, Stahlbeton (mind. 10 cm dick) oder Eichenholz oder
Treppen, die als Stahlsteindecken konstruiert sind, wenn • In notwendigen Treppenräumen dürfen kei-
sie unterhalb mind. 1,5 cm dick auf Putzträgern geputzt ne brennbaren Baustoffe verwendet werden.
oder gleichwertig bekleidet sind. Wände und Decken aus brennbaren Baustoffen
Der Feuerwiderstandklasse F90 bzw. F120 entsprechen müssen eine Bekleidung aus nicht brennbaren
Treppen, die nicht brennbar sind, unter dem Einfluss Baustoffen haben. Bodenbeläge sind mindes-
eines Brandes und Löschwassers ihre Tragfähigkeit oder
ihr Gefüge nicht wesentlich ändern und den Durchgang
tens aus schwer entflammbaren Baustoffen
des Feuers während einer Prüfzeit von 90 Min. bzw. herzustellen (B1).
120 Min. verhindern. Im Besonderen gelten als feuer- • Die Wände von Treppenräumen notwendiger
beständig Treppen aus Mauerwerk (mind. 10 cm dick) Treppen sind auszuführen:
oder aus mind. 10 cm dicken Stahlbetonfertigteilen mit
1,5 cm dickem Putz auf der Unterseite. Treppenstufen aus • Gebäudeklassen 3 mindestens feuerhemmend
Naturstein gelten nicht als feuerbeständig. (F30-B),
4.1 Allgemeines 297
4.9a 4.9b
4.9 Elastische Auflagerung von Massivtreppen
a) Längsgespannte Lauf- und Podestplatten, auf Konsolen elastisch aufgelagert
b) Podeste quergespannt und elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.11) oder mit schwimmendem Estrich;
Laufplatten auf Podesten elastisch aufgelagert (vgl. Bild 4.10)
300 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.10a 4.10b
4.11
Auflager-„Klaue“ für Podest- und
Laufplatten (Reson DG®)
a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt durch die
Auflager-Klaue
4.16
Steigungsverhältnis: Bezeichnungen
s = Steigungshöhe
a = Auftrittbreite
u = Unterschneidung
4.1 Allgemeines 303
Bei der Gestaltung von Treppen sind die Abmes- Bei mehrläufigen Treppen, insbesondere bei Po-
sung und Geometrie der tragenden Bauteile zu desttreppen, sollte der Anschluss von Laufplat-
berücksichtigen, die von Belastung, Spannweite ten, Wangen oder Holmen an die Podeste gestal-
und Bauart abhängig sind. Außerdem ist bereits terisch einwandfrei gelöst werden.
bei der konstruktiven Planung auch die Gestal- Die dabei auftretenden geometrischen Anforde-
tung der erforderlichen Geländer zu berücksich- rungen lassen sich am einfachsten am Beispiel
tigen. Die aus der Konstruktion der Treppe resul- einer Stahlbetontreppe erläutern:
tierenden geometrischen Gegebenheiten beson- Angestrebt wird aus gestalterischen Gründen, je-
ders am Übergang zwischen verschiedenen doch auch zur Erleichterung der Einschalarbei-
Treppenläufen und zu den Podestanschlüssen ten, dass die Knickkanten an den Unterseiten der
erfordern große Aufmerksamkeit bei der Gestal- Laufplatten im Übergang zur Unterseite der Po-
tung (s. auch Abschn. 4.3). deste und auch die kurze Kante des Treppenau-
Diese Überlegungen gelten sinngemäß für alle ges in einer durchlaufenden Linie anschließen (Bild
mehrläufigen Treppenbauarten. 4.18a). Das ist zu erreichen, wenn die Dicke d der
Treppen mit geraden Läufen sind am bequemsten Podestplatte in Abhängigkeit von dem Kreu-
zu begehen und geometrisch einfach zu planen; zungspunkt der Unterkanten der beiden Lauf-
sie erfordern jedoch mehr Fläche für Lauflänge platten gewählt wird, d. h. in der Regel dicker als
einschließlich Podestlänge. statisch erforderlich ist. Die Begrenzung des Trep-
4.1 Allgemeines 305
4.19a 4.19b
4.19c 4.19d
penauges kann an dem Kreuzungspunkt vertikal schiebung bei gleich langen Treppenläufen eine
angelegt werden, was darüber hinaus zur Folge entsprechend größere Gesamtlänge für zweiläu-
hat, dass im Bereich des Treppenauges ein Hö- fige Podesttreppen. Die Dicke d der Podestplatte
henvorsprung des Handlaufes vermieden wer- kann jedoch geringer sein.
den kann. Andernfalls ergeben sich am Anschnitt Durch Wendelung eines Teils der Stufen kann in
hässliche Zwickel (Bild 4.18b). der Grundfläche Raum gespart werden (vgl. Bild
Wenn die Vorderkanten von Austritt- und Antritt- 4.17). Die Treppe büßt dabei jedoch einen we-
stufen am Podest im Grundriss in einer Linie lie- sentlichen Teil der Bequemlichkeit und Sicher-
gen, kann sich für den inneren Handlauf am Trep- heit ein, die ein gradliniger Treppenlauf bietet
penauge ein Höhenverspürung ergeben (Bild und ist zudem i. d. R. in der Herstellung aufwän-
4.18b). Er kann bei entsprechend breitem Trep- diger. Die Nachteile teilweise (halb- oder viertel-)
penauge notfalls mit einem Übergangskrümm- gewendelter Treppen können durch allmähli-
ling ausgeführt werden, oder die Handläufe müs- ches Umformen der rechteckigen Stufen in keil-
sen – unter Einschränkung des Podestraumes – förmige Stufen ( Verziehen) vermindert werden,
bis zum Schnittpunkt s (Bild 4.18b) weitergeführt das jedoch häufig zu unbefriedigenden geo-
werden. Es ist daher oft günstiger, im Grundriss metrischen Ansichten bzw. Untersichten der Stu-
den Antritt bzw. Austritt nicht auf einer durchge- fen und insbesondere der Wangen oder Holme
henden Linie festzulegen (Bild 4.18c). Dabei er- und insbesondere der Geländer und Handläufe
gibt sich allerdings durch die erforderliche Ver- führt.
306 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
Folgende Forderungen sind zu berücksichtigen: grenzung des Gehbereiches liegt bei einer
• An keiner Stelle der Stufe soll die Auftrittbrei- nutzbaren Laufbreite bis 130 cm in der Mitte
te weniger als 100 mm betragen. Die normale der nutzbaren Treppenlauf breite (Bild 4.19d).
Auftrittbreite ist auf der Lauflinie abzutragen. Der Abstand des Gehbereiches von der äuße-
Nur für Spindeltreppen in Wohngebäuden mit ren Begrenzung der Treppenlaufbreite beträgt
nicht mehr als zwei Wohnungen und innerhalb maximal 40 cm. Dies gilt nicht, wenn für das
von Wohnungen wird keine Mindestauftritts- Verziehen einer gewendeten Treppe allgemein
breite gefordert. anerkannte handwerkliche Regeln, z. B. die Ver-
hältnis-, Winkel- oder Kreisbogenmethode (Bil-
• Um ein allmähliches Überleiten des geraden der 4.20 bis 4.22) angewendet werden.
in den gewendelten Laufteil zu gewährleisten,
müssen möglichst viele Stufen verzogen wer- Der Auftritt ist immer in der Lauflinie zu messen.
den. In den gradläufigen Bereich eine Laufes hi- Ein gewendeten Auftritten wird die Lauflinie als
nein dürfen gewendelte Stufen nur bis zu einer Sehne, die sich durch die Schnittpunkte der
Länge von 3,5 × a gemessen an der kürzesten gekrümmten Lauflinie mit den Stufenvorderkan-
Seite der inneren Begrenzungslinie des Gehbe- ten ergibt, gemessen. Bei gewendeten Treppen-
4 reiches angeordnet werden (Bild 4.19a und b). läufen kann die Lauflinie frei innerhalb des Geh-
bereiches gewählt werden.
• Die Lauflinie muss stetig und ohne Knickpunk-
te innerhalb des Gehbereiches verlaufen (Bild Die Stufen können einfach im Grundriss oder
4.19). Die Breite des Gehbereiches bei Treppen auch, genauer, in Grundriss und Aufriss „verzo-
bis 100 cm Laufbreite beträgt 2/10 der Lauf- gen“ werden. Beide zeichnerischen Verfahren
breite bei einem Abstand von 4/10 der Lauf- werden hier am Beispiel der viertelgewendelten,
breite vom Innenrand der Treppe (Bild 4.19a).
Bei Treppenlaufbreiten über 100 cm (ausge-
nommen Spindeltreppen) beträgt die Breite
des Gehbereiches 200 mm bei einem Abstand
des Bereiches von der inneren Begrenzung der
Treppenlaufbreite von 400 mm (Bild 4.19b).
Bei Spindeltreppen beträgt der Gehbereich
ebenfalls 2/10 der Laufbreite. Die innere Be-
die erste auch an der halbgewendelten Treppe Stufe (Kante 2 und 9) mit den Steigungslinien 1
gezeigt (Bilder 4.20 bis 4.22). bis 2 und 9 bis 12 usw. Dann verbindet man Punkt
2 und 9 und ersetzt diese gerade Linie durch eine
Verziehen der Stufen im Grundriss aus zwei Kreisbögen zusammengesetzte ge-
(Bild 4.20 und 4.21) schwungene Linie, in die die Steigungslinien 1 bis
Beispiel: Laufbreite, Treppenhausbreite und Lauflänge 2 und 9 bis 12 als Tangenten übergehen. Zu die-
(Steigungsverhältnis) liegen fest. Die mittlere sem Zwecke wird die Linie 2 bis 9 halbiert. Für
Auftrittbreite wird für die geraden wie für die ge- jede Hälfte wird die Mittelsenkrechte gezeichnet
wendelten Stufen auf der Lauflinie abgetragen. und zum Schnitt mit den zu den Steigungslinien
Die Stufen 4 bis 16 sollen verzogen werden. Eine in den Punkten 2 und 9 errichteten Senkrechten
Stufenkante (Stufe 10) soll in der Achse des Wan-
genzwischenraums (Treppenauges) liegen. Die
gebracht. Die Schnittpunkte m und m1 sind die
geringste Auftrittbreite von 100 mm sollen die Mittelpunkte für die beiden von 2 nach 9 zu zeich-
Stufen 9 und 10 haben. Die Verlängerungen ih- nenden Bogenlinien. Diese doppelte Bogenlinie
rer Stufenvorderkanten schneiden sich in A. schneidet die Stufenhöhen an der Vorderkante
Punkt B liegt auf der Linie der ersten bzw. letzten der Stufen. Dadurch ergeben sich die Auftritts-
geraden Stufe.
breiten, die in den Grundriss übertragen werden.
Der Halbkreis um B mit A – B wird in 6 gleiche Das Verfahren ist unverändert für halbgewendel-
Teile geteilt, da zwischen Stufenkante 17 und 11
bzw. 3 und 9 sechs Stufen liegen. Die Fußpunkte te Treppen anwendbar.
der Lote von den Teilpunkten des Halbkreises Beim Verziehen von Treppen ist der davon ab-
auf A – B werden mit den Teilpunkten auf der hängigen Gestaltung der erforderlichen Handläu-
Lauflinie verbunden. fe bzw. Geländer Aufmerksamkeit zu widmen. Zu
In Bild 4.21 ist ein anderes Verfahren für eine beachten ist, dass sich wegen der sehr unglei-
viertelgewendelte Treppe dargestellt. Die Eck-
chen Auftrittsbreiten an den Treppenaußensei-
stufe wird an der schmalsten Stelle mind.
100 mm breit angenommen. Die letzte und ers- ten ein ungleichförmiger Verlauf des Handlaufes
te gerade Stufe an der Ecke ergeben mit ihren ergibt, der zu Knickpunkten an den Raumecken
Verlängerungen das Achsensystem, auf dem führt.
beide verlängerte Eckstufenkanten das Maß
für die Stufenkantenfluchtpunkte abschneiden
(x und y).
4.2 Treppenbauarten
Verziehen der Stufen im Grundriss und Aufriss
(Bild 4.22) Die Bauarten moderner Treppen beruhen zu ei-
Zwischen den Stufen 2 und 9 einer viertelgewen- nem großen Teil auf den handwerklichen Techni-
delten Treppe sollen 6 Wendelstufen angeordnet ken für die Ausführung von Holztreppen. Die fol-
werden. Man wickelt die Innenseite der Freiwan- genden Grundtypen des Treppenbaues werden
ge ab und zeichnet die erste und letzte gerade unterschieden (Bild 4.23):
308 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.23 Treppenbauarten
a) Wangentreppen e) Spindeltreppe
b) aufgesattelte Treppen f) Bolzentreppe
c) Holmtreppe g) wangenfreie Treppe mit aufgehängten Stufen
d) Kragtreppe h) Stahlbeton-Massivtreppe
4.2 Treppenbauarten 309
4.28 Wendeltreppe mit 4.29 Wendeltreppe mit an die Stufen gearbeiteter Spindel
gemauerter Spindel
mit Falz aufeinandergesetzt werden. Die Lauf- In statischer Hinsicht sind die Laufplatten, Wan-
unterfläche bildet dann eine glatte Schrauben- gen oder Holme der meisten Stahlbetontreppen
fläche. entweder als Einfeldträger, die auf den Podest-
rändern aufgelagert sind (Bild 4.30a) oder als ge-
knickte Träger (Bild 4.30b) zu betrachten. Selte-
4.2.3 Stahlbetontreppen ner werden Laufplatten oder Podeste aus Stahl-
betonwänden ausgekragt (Bild 4.30c).
Die weitaus meisten Geschosstreppen werden Bei Podesttreppen sind nur bei sehr großen Ab-
aus Stahlbeton in Ortbeton oder aus wirtschaftli- messungen oder Belastungen gesonderte Aufla-
chen Gründen zunehmend aus Fertigteilen her- gerträger am Podestrand erforderlich. In Form
gestellt, allein schon um die vielfach vorhan- ggf. zusätzlicher Bewehrungen verschwinden die
denen Brandschutzanforderungen erfüllen zu statisch erforderlichen Podestbalken meistens in
können. der Podestplatte, so dass die Unterflächen von
Einläufige oder zweiläufige Treppen mit Podest Laufplatten und Podesten ineinander übergehen
werden am häufigsten ausgeführt, doch erlaubt (s. auch Abschn. 4.1.3 und Bild 4.18).
das Konstruieren mit Stahlbeton auch vielfältige In Bild 4.32 ist als Beispiel eine einfache, zweiläu-
Sonderformen. fige Stahlbetonpodesttreppe mit den erforderli-
4
4.33c 4.33d
4.33 Kantenschutzprofile 4.34 Stufenbeläge aus keramischen Platten
a) Vorstoßschiene aus Metall für Beton-Rohstufen a) Trittstufenplatten mit Sicherheitsrillen
mit Glattstrich b) Trittstufenwinkel (Schenkelplatten)
b) Kunststoff-Stufenkanten mit Rippen (Mipolan)
für Bahnenbeläge oder Textilbeläge
c) Kantenschutz aus Kunststoff für vorgefertigte
Stufen (bei Herstellung der Stufe eingesetzt)
d) Rutschsicherung aus Kunststoff- oder
Metallrippen (in gefräste Rillen geklebt)
4.38
Spindeltreppe aus
Stahlbeton
4.39
Elektrisch beheizte Stufen für Außentreppen
1 Betonwerkstein mit Heizelement
2 Wärmedämmung
3 Abflussrinne mit Gitterrost
4.41a
4.41b
4.41c
4.41
Verleimung von
Massivhölzern
a) Stumpfe Verleimung
4
b) Keilzinken-Verleimung
c) Feder-Verleimung
4.42a 4.42b
4.42 Auflagerung von Treppenwangen
a) unten bewegliches Auflager; oben eingehängt an Podest- oder Deckenrand
b) unten Widerlager (z. B. durch Blockstufe), oben angelehnt an Treppenpodest oder Deckenrand
Eichenholz, für Trittstufen und Handläufe auch Wangen und Holme sind bei gradläufigen Holz-
Rotbuche, Ahorn, Esche und ausländische Hart- oder auch Stahltreppen entweder unten beweg-
hölzer. Für breitflächige Teile sind Kernbohlen lich aufgelagert und oben aufgehängt (Bild 4.42a)
zu verwenden. Im Übrigen ist das Holz so einzu- oder unten aufgestützt und gegen Horizontal-
bauen, dass mögliche Krümmungen der Belas- schub gesichert und oben beweglich angelehnt
tung entgegenwirken (Bild 4.40). (Bild 4.42b). Die Wangen bzw. Holme sind also
Wangen, Blockstufen und dicke Trittstufen wer- ähnlich wie eine Leiter gegen den oberen Po-
den zur Vermeidung von Verformungen vielfach destrand gesetzt.
aus verleimten Massivhölzern (Verleimung auch Die Holme werden am Podestrand mit Stahlla-
mit Keilzinken oder Sperrholzfeder, Bild 4.41), aus schen befestigt. Wangen oder Holme können un-
Sperrholz (DIN EN 315, 635, 636 und DIN 68 705) ter Beachtung der punktuellen Lasteintragung
oder aus brettschichtverleimten Hölzern herge- auf den fertigen Fußboden aufgesetzt werden. In
stellt. Für Setzstufen kommen auch Holzwerk- der Lagerfuge ist ein Filzstreifen als Gleitschicht
stoffplatten in Frage. und zur Schalldämpfung einzulegen.
318 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
Tabelle 4.48 Trittstufen für Wangentreppen und für aufgesattelte Treppen, empfohlene Dicken d [mm]
Stufenbreite b 240 300 240 300 240 300 240 300 240 300
4 Verbundstufen BTI/BFU:
Mittellage = Bau-Tischlerplatten
Gesamtdicke 46 46 46 46 48 48 50 50 54 54
Decklagen = Bau-Furnierplatten
Mindestmass zu beschränken. In der Regel wird Die Trittstufen sind 4 bis 7cm dicke Bohlen oder
daher auf Setzstufen verzichtet. verleimte Platten (stäbchenverleimte Platten mit
Die Wangen oder Holme bestehen entweder aus Umleimern oder Furnierplatten mit sichtbaren
einfachen gehobelten Bohlen oder aus Brett- Schnittflächen oder brettschichtverleimte Plat-
schichtträgern. Die Außenflächen der Träger kön- ten). Die Befestigung der Stufen auf den Holmen
nen mit Edelhölzern furniert, gebeizt oder gestri- ist weitgehend eine Frage der Gestaltung. Im ein-
chen werden. Für gebogene Treppen werden fachsten Falle werden die Trittstufen auf die oben
Holme aus Sperrholz verleimt. ausgeschnittenen Wangen aufgeschraubt oder
aufgedübelt und verleimt. Werden keine ausge-
Der Anschluss der Holme am Podestrand soll so
schnittenen Wangen, sondern oberseitig glatte
erfolgen, dass die Aufklauung möglichst keine
Holme verwendet, so werden dreieckige oder
Kräfte übertragen muss, weil die Gefahr des Ein-
trapezförmige Bohlenstücke (Stufenkeile) aufge-
reißens besteht (Bild 4.45a). Durchgeschraubte
setzt oder angeblattet (geschraubt, verdübelt,
Bolzen können als Abhilfe dienen (Bild 4.45b).
geleimt), die die Trittstufen tragen. Für die
Besser ist der Anschluss durch Hängewinkel mit
Dimensionierung von Trittstufen sind in Tabelle
Tragbolzen (Bild 4.45c).
4.48 auf der Grundlage von DIN EN 1991-1 Richt-
Für die Bemessung von Tragholmen aufgesattel- werte gegeben.
ter Treppen geben die Tabellen 4.46 und 4.47
einen Anhalt. Einholmtreppen sind eine Variante der aufgesat-
Die Lage der Holme unter den Stufen ist bei auf- telten Treppen. Die Stufen werden auf dem in der
gesattelten Treppen von der Treppenbreite un- Regel in der Mitte liegenden Holm versenkt auf-
abhängig. Die Trittstufen kragen in ihrer Längs- geschraubt oder aufgedübelt (Bild 4.49) und bei
richtung mehr oder weniger weit aus. großen Treppenbreiten auch durch Stützkonso-
4.2 Treppenbauarten 321
4.49
Stufenbefestigung bei
Einholmtreppen
4.50 Aufgesattelte einläufige Treppe mit nur einem Tragholm (Prof. Gieselmann, Wien)
len bzw. Setzstufen gegen Durchbiegung und Eingeschobene Treppen. Bei dieser Konstruk-
Abkippen gesichert. In Bild 4.50 ist eine Einholm- tion werden zwischen 5 bis 6 cm dicke, etwa
treppe mit außermittig angeordnetem Holm ge- 25 cm breite Wangen die 4 cm dicken Trittstufen
zeigt, bei der die Stufen durch Geländerstäbe „auf Grat“ eingeschoben (Bild 4.51). Die beiden
gehalten werden, die in diesem Falle am Randbal- Wangen werden durch 2 bis 3 lange Schrauben-
ken des Treppenloches aufgehängt sind. bolzen miteinander verbunden. Die Wangen wer-
322 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.51a 4.51b
4.51
Eingeschobene Leitertreppe
a) Ansicht
b) Schnitt A – B
4.52
4.52 Gestemmte Treppe
den mit Stahllaschen auf den Decken oder Podes- Gestemmte Treppen. Bei den gestemmten Trep-
ten gehalten. pen werden die einzelnen Stufen in gestemmte
Die Trittstufen sind 25 bis 30 cm breit. Zwischen bzw. gefräste Nutungen der Wangen so einge-
den einzelnen Trittstufen sind keine senkrechten setzt, dass die Stufenvorderkanten 3 bis 4 cm von
Zwischenbretter (Futterstufen, Setzstufen) ange- der Wangenoberkante entfernt liegen (Bild 4.52).
ordnet. Geländer werden außen an den Wangen Die Stufen bestehen aus dem 4 bis 5 cm dicken
befestigt. Trittbrett (Trittstufe) und dem 2 cm dicken Futter-
brett (Setzstufe).
4.2 Treppenbauarten 323
4.53a 4.53b
4.53
Gestemmte Treppe
a) Querschnitt durch Tritt- und Setzstufe
b) Längsschnitt durch Trittstufe und Wange,
Einsetzen der segmentbogenförmig
gehobelten Setzstufen
c) Längsschnitt durch Trittstufe mit
Treppenschraube
1 Holzscheibe
2 Schraubenkopf bzw. Mutter mit
4
Unterlegscheibe
3 Schraubenbolzen
4 Treppenwange
5 Trittstufe 4.53c
Die Trittstufe (Kernseite nach oben), die etwa 4 cm steckt und von den äußeren Wangenflächen her
über die Setzstufe vorsteht, wird einfach profiliert angezogen (Bild 4.53c).
und kann mit einem Kantenschutz ausgestattet Die Antrittstufe (unterste Stufe), die im Allgemei-
werden. Die Setzstufe wird mit dem oberen Ende nen auf der Massivdecke aufliegt, kann als Block-
in die obere Trittstufe eingenutet, das untere stufe hergestellt werden. Die Blockstufe wird ge-
Ende wird an die Rückseite der unteren Trittstufe gen Verschieben durch Bolzenanker gesichert. In
genagelt oder geschraubt. Gemeinsam mit den die Wandwange wird die Blockstufe 2 cm tief
Wangen bilden sie ein räumliches Tragwerk. eingelassen, die Innenwange fasst mit einer Klaue
Vor dem Befestigen der Setzstufe werden die auf die Antrittstufe und greift mit einem Zapfen
obere und untere Trittstufe mit einem Hebel oder in den auf der Blockstufe stehenden Antrittspfos-
mit Keilen auseinandergespreizt, damit die Stu- ten. Mit einer Pfostenschraube wird die Wange
fen unter Vorspannung stehen und beim Bege- fest in den Pfosten hineingezogen (Bild 4.55).
hen weder in den Nutungen noch in der Nage- Ein Antrittspfosten kann bei Holztreppen die Wan-
lung knarren (Bild 4.53). Noch sicherer wird das ge aufnehmen und gleichzeitig den Anfang des
Knarren verhindert, wenn die gespannte, am
oberen Rand flachsegmentbogenförmig ge-
Tabelle 4.54 Treppenwangen für gestemmte und
schnittene Setzstufe nur mit dem Scheitelpunkt halbgestemmte Treppen
an die darüberliegende Trittstufe gepresst ist.
Die Wangen sind – je nach Lauflänge ca. 4 bis Wangenhöhen hw in cm
6 cm breit. Sowohl über der Vorderkante der Tritt- für gerade Treppen
stufe als auch unter der Hinterkante soll, senk- bis 1,20 m Laufweite
recht zur Steigungslinie gemessen, 4 bis 5 cm
Holz stehen bleiben. Daraus bestimmt sich die
Stützweite Wangenbreite bw
Wangenhöhe hw . Für die Bemessung der Wan- l in m 4,2 cm 5,2 cm 6,2 cm
gen gibt Tabelle 4.54 einen Anhaltspunkt. Beide
Wangen werden in Abständen von 4 bis 5 Stufen bis 3,25 28 28 28
durch lange Schraubenbolzen ( 12 bis 16 mm) 3,50 30 28 28
zusammengehalten. 3,75 – 28 28
Die Schraubenbolzen liegen entweder unmittel- 4,00 – 30 28
4,25 – 32 30
bar unter einer Trittstufe, oder sie werden 25 bis 4,50 _ 34 32
35 cm tief in Längsbohrungen der Trittstufe ge-
324 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.55b
4
4.55a
4.55c
4.56
Wangenauflager am Zwischenpodest
einer zweiläufigen Geschosstreppe mit
Stahllasche (Geländer an Stahlrohr-
pfosten)
1 Handlauf 5/4 cm
2 Flachstahl 5/1 cm
3 Dielenboden auf Lagerhölzern
4 Trittschallschutz
5 Stahlbeton
6 Putz
4.57
Wangenauflager einer zweiläufigen
Geschosstreppe mit Wangenkrümmling
326 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.58c 4.58a
4.58e 4.58d
4.58b
Bei halb- oder viertelgewendelten Treppen werden staltungsaufgaben und nicht unbedingt abhän-
die Wandwangen an den Ecken gezinkt. Soweit gig von der Konstruktion der Treppen. Material-
Wendelstufen anschneiden, ist die Form der kombinationen aller Art (z. B. Holztreppen mit
Wange besonders zu ermitteln (Bild 4.58a und b). Metallgeländer, Holzwangen bei Stahlbetonpo-
Die Wandwangen werden durch starke Flach- desten usw.) sind möglich (s. Abschn. 4.3).
oder Profilstähle mit der Treppenhauswand ver-
bunden.
Die Innenwange besteht aus geraden Wangen- 4.2.5 Stahltreppen
stücken und dem Krümmling. Die geraden Wan-
gen werden mit dem Krümmling durch Dop- Stahl bietet als Konstruktionsmaterial für Trep-
pelzapfen und Schraubenbolzen, die entweder pen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Hohe
senkrecht zur Wangenrichtung oder in der Wan- Festigkeit bei relativ geringem Gewicht und ein-
genrichtung angeordnet werden, verbunden fache Verbindungsmöglichkeit durch Verschrau-
(Bild 4.58d). Der Stoss darf nicht mit einer Setz- bungen und Schweißen erlauben feingliedrige
stufe zusammenfallen. Konstruktionen.
Form und Befestigung von Pfosten und Geländer Stahltreppen sind vielfach Bestandteil von Stahl-
auf oder seitlich an Wangen oder Stufen sind Ge- skelettbauten, können aber auch mit allen ande-
4.2 Treppenbauarten 327
ren Bauweisen i. d. R. als nicht notwendige Trep- (Bild 4.61). Die Stufen können je nach Brand-
pen kombiniert werden. In Gebäuden der Ge- schutzanforderungen aus Holz, Natur- oder
bäudeklassen 1 bis 4 erlauben die Brandschutz- Betonwerkstein, Stahlbeton und aus Glas oder
anforderungen für tragende Bauteile den Einsatz Acrylglas bestehen. Gitterroste oder abgekantete
von Stahl als nicht brennbarem Baustoff (MBO). In Stahlbleche, auch in individuell gestalteten Hohl-
sonstigen Gebäuden (GK 5 und Sonderbauten) kastenprofilen, können in den verschiedensten
erfordern notwendige Stahltreppen besondere Formen direkt als Trittstufen dienen (strukturierte
Vorkehrungen hinsichtlich des baulichen Brand- Bleche wie z. B. „Tränenblech“). In der Regel erhal-
schutzes (z. B. feuerhemmende Ausführung (F30) ten die Trittstufen jedoch Auflagen oder Auffül-
mittels Brandschutzbeschichtungen). Insbeson- lungen (gekantete Stahltrittstufen als Trogstufe)
dere tragende Wangen und Holme innen liegen- aus Werk- oder Naturstein, keramischen Belägen,
der Treppen müssen ggf. durch Betonummante- strukturierten Edelstahl- oder Aluminiumble-
lung oder Feuerschutzplatten geschützt werden chen, Gummi-Noppenplatten, Holz, Gußasphalt
(vgl. Abschn. 4.1.2 und 17.7 in Teil 1 dieses usw. (Bild 4.59). Sie können auch mit Beton ver-
Werkes). füllt werden (Bild 4.60).
Die Konstruktionsgrundsätze für Stahltreppen Für Stahltreppen mit eingeschobenen Stufen
sind ähnlich denen für eingeschobene oder auf- und für eine Stahltreppe mit aufgesattelten Stu-
gesattelte Holztreppen. fen sind in Bild 4.61a bis d schematische Beispiele
Die Treppenwangen oder Holme bestehen aus gezeigt. Die Stahlprofile von Wangen bzw. Hol-
Profilstahl, Hohlprofilen oder aus Flachstahlblech men können mit den Stufen oder deren Auflager-
328 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.61a 4.61b
4.61c 4.61d
4.61 Wangenarten und Stufenauflager bei Stahltreppen
a) Holz-, Glas-, oder Werksteinstufen auf durchgehenden Auflagerprofilen, Wange aus Flachstahl
b) Stahlblechstufen, zwischen Wangen (Profilstahl) geschweißt
c) Holz- oder Werksteinstufen auf seitlichen L-Konsolen an Profilstahlwangen
d) Holz- oder Werksteinstufen, mit Konsolen aufgesattelt auf Wangen als Hohlprofile
profilen verschweißt werden. Zur Vereinfachung Wangen aus 8 mm dickem Stahlblech mit dazwi-
der Montagemöglichkeiten werden die einzel- schengeschweißten Trittstufen aus 5 mm dickem
nen Bauteile besser mit Schraubverbindungen strukturiertem Stahlblech. Das Geländer besteht
errichtet. aus Stahlrohren mit Füllungen aus gespannten
Die meisten Stahltreppen werden ohne Setzstu- Stahlseilen.
fen ausgeführt. Die Trittstufen werden deshalb Treppenholme können mit den Geländern auch
unterschnitten (Bild 4.16) um den Durchblick zu gemeinsam tragende Fachwerkträger bilden
vermindern und um das Gefühl der Sicherheit (Bild 4.64).
beim Begehen zu erhöhen. Die in Bild 4.65 mit den wichtigsten Details darge-
Für besondere Anforderungen sind im Übrigen stellte einläufige Treppe für eine Schule hat tra-
die gestalterischen Möglichkeiten für die Ausbil- gende Wangen aus großen Stahlrechteckrohren
dung von Wangen und Stufen außerordentlich auf Auflagerböcken. Zwischen die Wangen sind
vielfältig. Die nachfolgend gezeigten Ausfüh- Stufenträger aus verstärkten [-Profilen einge-
rungsbeispiele können daher nur einen Aus- schweißt. Die Trittstufen bestehen aus verleimten
schnitt bilden, und es muss im Übrigen auf wei-
terführende Literatur verwiesen werden.
Aus Hohlprofilen können z. B. gewinkelte Trag-
holme als geknickte Träger zusammenge-
schweißt werden, die bei längeren Treppenläu-
fen von durchgehenden Geländerstäben unter-
stützt oder an Stahlseilen bzw. Stahlprofilen
aufgehängt werden (Bild 4.62).
Bei den folgenden Beispielen für Zweiwangen-
treppen hat die kleine nur 60 cm breite Treppe
innerhalb einer Wohnung (Bild 4.63) seitliche 4.62 Winkel-Tragholme aus Hohlprofilen
4.2 Treppenbauarten 329
4.67 Einholm-Wendeltreppe
(Spreng GmbH, Schwäbisch Hall)
4.2 Treppenbauarten 331
mit Tragbolzen (vgl. Bild 4.23g und 4.73b und c) Wangenfreie Treppen. Die tragende Funktion
sind möglich. der Treppenwangen kann bei Holz- und Stahl-
Die Tragfähigkeit begehbarer Stufen muss min- treppen durch entsprechend dimensionierte
destens aus dreischeibigem Verbundsicherheits- Handläufe oder Geländer übernommen werden
glas1) (VSG) oder Verbundglas (VG) sichergestellt (s. auch Bild 4.64). Beim System Bucher werden
werden. Hierbei dient die obere Scheibe ledig- die Stufen an den Geländerstäben aufgehängt
lich als Deck- oder Verschleißscheibe und trägt und miteinander verbunden. Die hölzernen Ge-
nicht zum Nachweis der Tragfähigkeit bei. Die länderstäbe sind im Handlauf verleimt oder ver-
beiden unteren Scheiben stellen die Tragschei- schraubt und enthalten bei größeren Treppen
ben dar und übernehmen alleine die statischen durchgehende Stahl-Gewindestäbe. Es sind frei-
Belastungen. stehende Konstruktionen möglich. In der Regel
Die obere Seite der oberen Scheibe wird in nicht werden die Stufen jedoch an der Wandseite auf
hochfrequentierten Bereichen mit einer rutsch- Traganker aufgelegt (Bild 4.70).
hemmenden Bedruckung, Ätzung oder durch In ähnlicher Weise werden die Stufen bei dem in
Strahlen aufgerauten Oberfläche versehen (emp- Bild 4.71 gezeigten Treppensystem getragen.
4 fohlen: Verschleißklasse II bis III nach DIN EN ISO
10 545-7). In öffentlichen Bereichen und Arbeits-
Hier sind Stahl- oder Holzstäbe einzeln oder meis-
tens gitterartig zusammengefasst am oberen
stätten sind Anforderungen an die Rutschhem- Rand des Treppenloches befestigt und dienen als
mung gemäß weiterführenden Richtlinien und Stufenauflager und gleichzeitig zur Montage des
Unfallverhütungsvorschriften (BGR 181 und BGI Handlaufes (Harfentreppe). An der Wandseite lie-
561) gemäß den Bewertungsgruppen R9 bis R13 gen die Stufen auf Tragankern wie in Bild 4.70
(DIN 51 130) vorzusehen [16]. gezeigt oder auf Montagewangen, bei denen
Der Einbau punktförmig gelagerter begehbarer durch eingefräste Montageschienen das Ausrich-
Verglasungen muss zwängungsfrei erfolgen. Alle ten der Stufen auch bei komplizierten Treppen-
Verschraubungen sind gegen Losdrehen zu si- grundrissen und -formen sehr erleichtert wird.
chern. Die Flächigkeit der Auflagerung linienför- Bei der in Bild 4.72 dargestellten wangenfreien
mig gelagerter, begehbare Verglasungen ist zu Treppe wird die Tragkonstruktion aus der Kombi-
kontrollieren. nation zwischen einem Edelstahl-Vollprofil und
der Geländerfüllung aus 12 mm dickem Verbund-
sicherheitsglas gebildet. Die Podeste werden an
4.2.7 Sonderformen Stahlrohren in den Treppenaugen zusätzlich ab-
gestützt. Die Stufen bestehen aus 33 mm dickem
Wie bereits einleitend erwähnt, ist eine Einteilung teilvorgespanntem 3-fach-Verbundsicherheits-
der Treppenbauarten nach verwendeten Bau- glas, das auf der Lauffläche mit einem rutschfes-
stoffen problematisch. Aber auch die in den vor- ten Farbsiebdruck beschichtet ist.
angegangenen Abschnitten genannten Konst-
ruktionsformen stellen nur die grundsätzlichen Tragbolzentreppen wurden in verschiedenen
Möglichkeiten zur Ausführung von Treppen dar. Bauarten auf der Grundlage von Typzulassungen
Während in historischen Bauwerken zahlreiche gebaut. Diese Konstruktionsart ist jedoch auch in
Varianten und Sonderformen von Treppen aus DIN 18 069 genormt. Für alle Einzelheiten, Bautei-
Naturwerkstein oder Holz vorkommen, erlauben le und Bauarten sind darin einheitliche Bezeich-
heute Kombinationen von Stahl, Stahlbeton, ver- nungen vorgesehen. Es wird nicht nur weitge-
leimten Hölzern, Glas und Kunststoffen eine Viel- hend auf die ohnehin in diesem Bereich gültigen
falt von Gestaltungsmöglichkeiten. Normen hingewiesen, sondern z. B. auch gefor-
Im Rahmen einer Baukonstruktionslehre können dert, dass die Arbeiten „mit geeignetem Werk-
diese Möglichkeiten nur in wenigen Beispielen zeug auszuführen“ sind (DIN 18 069, Abschn.
exemplarisch gezeigt werden. 7.2.5)!
Unterschieden werden „Einbolzentreppen WE1“
1) Glasaufbau 3-fach VSG-Glas. Oberste Scheibe: 10 mm ESG, und „Zweibolzentreppen WF2“ (Bild 4.73).
ESG-H oder TVG; PVB-Folie; 12 mm SPG oder TVG; PVB- Die Trittstufen bestehen aus Betonwerkstein mit
Folie; 12 mm SPG oder TVG. Die Zwischenschichten aus Natursteinoberflächen oder aus Holz in Verbund-
Polyvinyl-Butyral-Folie (PVB) kann klar, durchscheinend,
farbig oder ggf. auch UV-schützend ausgebildet werden. konstruktionen. Bei den Einbolzentreppen wer-
Die Verwendung von z. B. Ornamentgläsern oder Draht- den die Stufen auf der einen Seite in entspre-
spiegelglas ist möglich. chende Aussparungen der Treppenhauswand
4.2 Treppenbauarten 333
4.70
Wangenfreie Holztreppe (System Bucher)
1 Stufe (Massivholz, verleimt) 2 Tragstab
3 Handlauf (Tragholm) 4 Wandauflager
mindestens 7 cm tief fest mit Zementmörtel ein- Kelleraußentreppen, insbesondere ohne Über-
gebaut. Sie können aber auch auf Tragankern dachung, sind schadensanfällige Gebäudeteile,
aufliegen. Auf der freien Seite werden die Stufen wenn sie nicht sorgfältig geplant und ausgeführt
mit den Tragbolzen untereinander verbunden. werden. Zu empfehlen ist die Anordnung unter
Bei „Zweibolzentreppen WF2“ sind die Stufen Dach oder eine zusätzlichen Überdachung, um
beidseitig durch Tragbolzen verbunden. Außer- den Anfall von Niederschlags- und Schmelzwas-
dem muss jede dritte Stufe am Tragbolzen einen ser sowie Schnee zu vermindern. Wegen des un-
mindestens 12 cm tief eingebundenen Wand- vermeidlich hohen baulichen Aufwandes sieht
anker haben. man vielfach von Kelleraußentreppen ab, doch
sind sie als „notwendige Treppen“ z. B. bei mehre-
Die Geländerstäbe werden bei den meisten An- ren Kellergeschossen nicht zu vermeiden (s. Ab-
bietern in Verlängerungen der Tragbolzen aufge- schn. 4.1.2).
schraubt (Bild 4.73).
Kelleraußentreppen erfordern in der Regel eine
Steiltreppen. Eine Sonderform hinsichtlich der dreiseitige Umfassungswand, die an den Haupt-
Funktion stellen Steiltreppen mit Wechselstufen baukörper anschließt und bis etwa 15 cm über
(sog. „Schiffs- oder Sambatreppen“) dar. Sie er- das anschließende Gelände reicht.
möglichen auf engstem Raum den Zugang zu al- Die Stahlbetonplatten der Kellertreppen werden
lerdings nur untergeordneten Räumen und erfor- in der Regel direkt auf das Erdreich bzw. die Sau-
dern besondere Gewöhnung (Bild 4.74). berkeitsschicht betoniert. Fast immer sind diese
4.2 Treppenbauarten 335
4.73a 4.73b
4.73 Tragbolzentreppen
a) Einbolzentreppe WE1
b) Zweibolzentreppe WF2
c) Schnitt
1 Stahlbetondecke
2 Tragbolzen
3 Betonwerksteinstufe 4.73c
4.74 Steiltreppe
Arbeiten und die erforderlichen Gründungen im Setzungen werden vermieden und die Abdich-
aufgefüllten Arbeitsraum des Gebäudes auszu- tungsarbeiten werden vereinfacht und sind kon-
führen. Es besteht deshalb immer auch bei sorg- trollierbar auszuführen, wenn für das Keller-
fältiger Verdichtung erhöhte Setzungsgefahr. geschoss und die Umfassungswände der Keller-
außentreppe ein gemeinsames Stahlbeton-
Fundamente von Kelleraußentreppen sind über- Plattenfundament vorgesehen wird (Bild 4.76).
all, d. h. auch im Bereich des Kellerzuganges, in
frostfreier Tiefe auszuführen. Bei der vielfach üb- Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit bzw.
lichen Ausführung mit abgetreppten Streifenfun- gegen nicht drückendes Wasser müssen allseitig
damenten (Bild 4.75) besteht die Gefahr, dass die – also auch unterseitig – ausgeführt werden kön-
gesamte Kelleraußentreppe an den Anschluss- nen und in den Eckbereichen mindestens mit be-
fugen zum Gebäude infolge unterschiedlicher sonderen rissüberbrückenden Einlagen ausge-
Setzungen abreißt. führt werden. Die äußeren senkrechten Wandab-
336 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
führbar, eine einwandfreie Ausführung der Stu- Außentüren zur Kelleraußentreppe müssen nach
fenabschlüsse an die Gebäudeaußenwand ist je- außen hin mit einer 15 cm hohen Schwelle ge-
doch nur schwierig herzustellen. Die Trennfuge plant werden (vgl. DIN 18 195). Kelleraußentüren
zwischen Stufenabschluss und Außenwand kann sind erfahrungsgemäß durch Einbrüche beson-
oberseitig wasserdicht nur mit dauerelastischen ders gefährdet und müssen dementsprechend
Wartungsfugen geschlossen werden. Zu empfeh- gut gesichert werden. Sie können (z. B. durch Wa-
len ist hier die Ausführung einer offenen Trennfu- genheber, die gegen die Umfassungswand ge-
ge bei dann notwendiger Ableitung von Nieder- stützt werden) leicht gewaltsam nach innen ge-
schlag- oder Schmelzwasser aus dem Hohlraum drückt werden. Das kann erschwert werden,
unter dem Treppenlauf an die Entwässerung. wenn die Türen nach außen aufschlagen. Dabei
ist eine entsprechende Vergrößerung des äuße-
Niederschlagswasser, das sich im unteren Trep- ren Treppenbereiches erforderlich.
penbereich ansammelt, muss in die Kanalisation
abgeleitet werden. Wegen der Gefahr des Einfrie- Wärmedämmungen (z. B. außen liegende „Peri-
rens müssen die erforderlichen Geruchsver- meterdämmungen“) von Kellergeschossen sind
schlüsse dabei innerhalb des Gebäudes liegen. in Verbindung mit Kelleraußentreppen schwierig
Durch Verschmutzungen und z. B. durch Laub auszuführen. Nur mit erheblichem Aufwand las-
werden die meistens wenig kontrollierten Abläu- sen sich Wärmebrücken vollständig ausschließen.
fe leicht funktionsunfähig, und es kann bei hefti- Es muss im Einzelfall entschieden werden, welche
gen Niederschlägen zur Überflutung der Tür- Kompromisse eventuell möglich sind. Ggf. ist die
schwelle kommen. Das kann verhindert werden, Errichtung einer vierten Umfassungswand der
wenn das untere Podest der Kelleraußentreppe Außentreppe parallel zur Gebäudeaußenwand
vertieft und mit einer Gitterrostabdeckung aus- sinnvoll.
geführt wird. Dadurch wird der Wasserablauf bes-
ser geschützt, und ein Stauraum für Nieder-
schlagswasser gebildet (vgl. Bild 4.76).
338 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.3 Geländer und Umwehrungen Tabelle 4.77 Treppengeländerhöhen (nach DIN 18 065)
Spalte 1 2 3
4.3.1 Vorschriften1) Zeile Absturz- Gebäudeart Treppen-
höhen geländerhöhe
Die freien Seiten von Treppenläufen und -podes- in m in cm
ten müssen mit Geländern versehen sein, wenn 1 d 12 Alle Gebäude, 90 2)
sie an mehr als 100 cm tiefer liegende Flächen die nicht der Ar-
anschließen. Fensteröffnungen und Verglasun- beitsstättenverord-
gen in Brüstungsbereichen von Treppen und Po- nung unterliegen
desten sind ebenfalls zu sichern. 2 d 12 Arbeitsstätten 100 3)
höhen bis zu 12 m eine Höhe von mindestens 1) bei Treppenaugenbreiten bis d 20 cm breit gelten die
90 cm haben und bei Absturzhöhen über 12 m Anforderungen nach Zeile 1.
2) nach Bauordnungsrecht.
mindestens 110 cm hoch sein. 3) nach Arbeitsstättenrecht.
Schutz für Kleinkinder. In Gebäuden, in denen
mit der Anwesenheit von unbeaufsichtigten ein solches Geländer z. B. in Wohngebäuden so-
Kleinkindern zu rechnen ist, sind Treppengelän- lange geschützt werden, bis die Gefahr der unbe-
der so zu gestalten, dass ein Hindurchzwängen aufsichtigten Anwesenheit von Kleinkindern vor-
verhindert und das Überklettern (Leitereffekt) bei ist.
erschwert werden. Öffnungen in Geländern dür- Bei Treppen von Gebäude im Allgemeinen (vgl.
fen dabei nicht breiter als 12 cm sein. Dies gilt Tab 4.5) und Gebäuden, die Sonderverordnun-
nicht für Wohngebäude mit nicht mehr als zwei gen unterliegen (s. Abschn. 4.1.2) gilt:
Wohnungen und innerhalb von Wohnungen.
Dass seitens der DIN 18 065 an Wohngebäude Geländer oberhalb von Läufen und Podesten.
keine Anforderungen an Öffnungenabmessun- Bei Unterkanten von Geländern, die oberhalb von
gen gestellt werden bleibt unverständlich, da Treppenpodesten liegen, darf der lichte Abstand
insbesondere in Wohnnutzungen vielfach Kinder höchstens 12 cm betragen. Liegt das Geländer
ohne kontinuierliche Beaufsichtigung anwesend über dem Treppenlauf, so ist die Unterkante des
sind. Eine Absicherung des Planers über die Geländers so auszubilden, dass durch offene Zwi-
Sicherstellung der Beaufsichtigung von Kleinkin- ckel zwischen Stufen und Geländerunterkante
dern oder/und die Zustimmung zu ggf. vorgese- sich ein Würfel von 15 cm Kantenlänge nicht hin-
henen größeren Abmessungen von Geländeröff- durchschieben lassen darf (Bild 4.78a). Für Wohn-
nungen ist zu empfehlen. Ggf. sollten Treppen gebäude mit bis zu zwei Wohnungen sowie in-
dann mit Kinderschutztüren nach DIN EN 1930 nerhalb von Wohnungen werden unverständli-
gegen unbeaufsichtigtes Betreten durch Klein- cherweise keine Anforderungen gestellt.
kinder gesichert werden. Geländer neben/seitlich von Läufen und Podes-
Ein Überklettern eines waagerechten oder der ten. Bei Geländern, die neben Treppen und Po-
Treppenneigung folgenden Anordnung von Pro- desten angeordnet sind, darf der seitliche Ab-
filen oder Stäben des Geländers kann durch ge- stand nicht größer als 6 cm sein (Bild 4.6c). Der
schlossene Geländerflächen oder die Anordnung Abstand der Unterkante des daneben liegenden
von senkrechten Geländerstäben im unteren Be- Geländers darf bei Treppenpodesten max. 6 cm
reich (Mindesthöhe 70 cm) oder durch einen betragen. Bei Treppenläufen muss die Unterkante
nach innen verkröpften Handlauf (min. 15 cm) des Geländers seitlich neben dem Treppenlauf so
verhindert werden oder auch durch temporäre angeordnet werden, dass sie mit einer gedachten
Maßnahmen (z. B. textile Bespannungen) vermie- Verbindungslinie der Halbierenden der Tiefe der
den werden. Mit temporären Maßnahmen kann Trittstufe zusammenfällt (Bild 4.78b). Wird die
Unterkante des Geländers unterhalb der Trittflä-
1) s. auch Abschn. 4.1.2. chen von Stufen und Podesten angeordnet, muss
4.3 Geländer und Umwehrungen 339
frei aus. An keiner Stelle soll der Benutzer durch Es gibt für Geländer eine solche Fülle von Konst-
Einengungen, Befestigungsteile u. Ä. genötigt ruktions- und Gestaltungsmöglichkeiten, dass
sein, den Handlauf loszulassen. Wandhandläufe der Rahmen einer Baukonstruktionslehre deren
müssen zur Wand einen lichten Abstand von min- Darstellung gesprengt würde [23].
destens 5 cm haben. Im Folgenden sind daher lediglich schematisch
und zur Übersicht einige Lösungsmöglichkeiten
gezeigt.
4.3.2 Ausführung
Handläufe werden hergestellt aus (Bild 4.79)
Geländer und Umwehrungen bestehen aus
Handlauf, Stützen und Ausfachung der Geländer- xVollhölzern, verleimten Bohlen, gepressten
felder. Sie sind ein wesentliches Gestaltungs- Holzwerkstoffen u. Ä.,
mittel für die Treppen und für den Innenaus- xWinkelprofilen und -rohren aus Metall,
bau. xFlachstahl mit Metall-, Gummi- oder Holzaufla-
Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten für Ge- gen oder mit Kunststoffüberzügen,
länder sind im Zusammenhang mit den Treppen- xggf. an untergeordneten Treppen auch Kunst-
konstruktionen gezeigt (Bilder 4.18, 4.25, 4.50, stoffprofilen.
4.55, 4.56. 4.63 bis 4.67 und 4.70 bis 4.72).
4.3 Geländer und Umwehrungen 341
4.81 Geländerfelder
a) Felder mit Stäben, Flachstählen, Rohren o. Ä.
b) Felder aus transparenten oder geschlossenen Tafeln oder eingespanntem Sicherheitsglas
c) Felder mit Gittern oder Verspannungen aus Seilen oder Netzen
342 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.82d 4.82e
xseitlich an den Laufplatten (Bild 4.82c), Bei Stahltreppen werden im allgemeinen Metall-
xauf oder seitlich an den Wangen (Bild 4.82d), stützen oder -stäbe verwendet, die an die Wan-
gen angeschweißt oder angeschraubt werden.
xan Kragarmen (Bild 4.82e),
Bei aufgesattelten Treppen können die Gelän-
xzwischen Fußboden und Decke (Treppenharfe)
derstäbe nur in die Trittstufen eingesetzt wer-
(Bild 4.82f).
den, wenn diese dick genug sind und nicht zu
Füll- oder Tragstäbe aus Holz werden meistens weit auskragen. Wenn Setzstufen verwendet
in entsprechende Bohrungen der Holzwangen werden, können diese seitlich mit einem Über-
eingelassen oder seitlich an die Wangen ge- stand so gestaltet werden, das Geländerstäbe
schraubt. bzw. -pfosten befestigt werden können. Meis-
Metallstützen oder -stäbe werden in massiven tens werden jedoch abgewinkelte Stahlprofile
Treppen in entsprechenden Bohrungen von fer- unterhalb der Trittstufen seitlich am Holm mon-
tig verlegten Werksteinstufen eingesetzt und mit tiert (Bild 4.84 c).
Schnellbindern vergossen. Die Anschlussstelle Der Anfang und der obere Abschluss von Ge-
wird mit einer Kunststoff- oder Metallrosette ab- ländern kann durch besonders gestaltete Pfos-
gedeckt (Bild 4.83a). ten gebildet werden (Bild 4.55 und 4.65). In his-
An Stahlbetonlaufplatten oder -wangen werden torischen Beispielen diente insbesondere der
Metallstützen mit Ankerplatten aufgedübelt (Bild Anfangs- bzw. Antrittpfosten neben seinem
4.83b und d) oder auf vorher einbetonierte An- technischen Zweck vielfach als dekoratives
kerplatten geschweißt (Bild 4.83c). Element.
4.3 Geländer und Umwehrungen 343
4.83a 4.83b
4.83c 4.83d
4.83 Befestigung von Geländerpfosten (Details)
a) Befestigung in gebohrten Werksteinstufen
b) Befestigung seitlich an Laufplatten oder Massivwangen, aufgeschraubt
c) Ankerplatte zum Einbetonieren, Tragpfosten angeschweißt oder aufgeschraubt
d) angedübeltes Aluminium-Formteil, Tragpfosten eingesteckt und gesichert
1 Massivplatte 6 Geländerstab
2 Verlegemörtel 7 Ankerplatte
3 Werksteinstufe 8 Dübelverschraubung
4 Bohrung mit Verguss 9 Anschweißstelle
5 Deckrosette 10 einbetonierte Ankerplatte
Es sind verschiedene vorgefertigte Geländersys- gung weitgehend vermieden, indem die Verbin-
teme auf dem Markt. Sie bestehen aus baukasten- dungen zwischen Geländerstützen und Hand-
artig kombinierbaren Stützen- bzw. Handlauftei- läufen bzw. Füllstäben gelenkig ausgebildet
len und -Füllungen, die je nach Treppenmaß sind.
durch besondere werkseitig hergestellte Passstü- Bei Geländerkonstruktionen aus Metall ist insbe-
cke ergänzt und an der Baustelle zusammenge- sondere bei Außengeländern darauf zu achten,
baut werden. In den Bildern 4.85 und 4.86 sind dass in regelmäßigen Abständen (ca. alle 4 bis
Beispiele für Ausführungen mit verstärkten 6 m) Dehnungsmöglichkeiten (Fugen, Langloch-
Kunststoff- oder Metallrohren gezeigt. verbindungen, Überschiebestücke) zur Aufnah-
Bei einigen Systemen werden spezielle Formteile me thermischer Längenänderungen (Dilatation)
zur Anpassung an die jeweilige Handlaufnei- aufgenommen werden können.
344 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
4.84a 4.84b
4.84
Geländer an aufgesattelten Treppen
a) Geländerstäbe in Trittstufen und Tragholm eingesetzt
b) Geländerpfosten an auskragenden Setzstufen
befestigt, Füllungen Acrylglas
c) Stahlpfosten abgewinkelt, am Holm befestigt;
Geländerfeld z. B. Sicherheitsglas 4.84c
4.85
Vorgefertigtes Treppengeländer aus Stahlrohren
mit Nylon-Ummantelung (NORMBAU GmbH)
1 Handlauf, Nylonrohr d=40 mm
2 Queranschluss für Handlauf
3 Verbindungsbolzen
4 Pfosten, Nylonrohr d=40 mm
5 Stahlrohrkern
6 Befestigungsklemme, Nylon
7 Abdeckkappe, Nylon
8 Abstandhalter, Nylon
9 Gewindestange M10
10 Verschraubung mit Unterlegscheibe
4.3 Geländer und Umwehrungen 345
4.86
Vorgefertigtes Treppengeländer aus
Aluminiumpfosten und Edelstahlrohren (SCHÜCO)
1 Handlauf, Edelstahlrohr d=40 mm
2 Handlaufhalterung
3 Handlaufadapter
4 Geländerstab, Edelstahl d=12 mm
5 Aluminium Doppelprofil als Tragstab
6 Konsole für Aufsatzmontage
7 Befestigungselement (ist den baulichen
Gegebenheiten und statischen Bedingungen
anzupassen)
4.88a
4.88b
4.88
Barrierefreie Rampe
a) Grundriss
b) Seitenansicht
c) Querschnitt
1 Handlauf
2 Aufkantung als Radabweiser
4.88c 3 Holm als Radabweiser
4.5 Aufzüge 347
Befahrbare Rampen zu Stellplätzen und in Gara- bestimmt. Hierzu ist ggf. eine Förderleistungsbe-
gen sind auf Basis der Muster-Garagenverord- rechnung2) erforderlich, mit der nutzungsabhängig
nung (MGarVO 05.2008) in den Landesbauord- die Anzahl, Größe, Fahrgeschwindigkeit, Umlauf- und
nungen und Garagenverordnungen der Bun- Haltezeiten, Antriebsart und weitere Leistungspara-
desländer geregelt. Es werden Kleingaragen (bis meter festgelegt werden.
100 m2 Nutzfläche), Mittelgaragen (bis 1000 m2 Hierbei wird zwischen Personen-, Lasten-, Güter-
Nutzfläche) und Großgaragen unterschieden. und barrierefreien Aufzügen sowie funktions-
In der Regel dürfen Rampen von Mittel- und bedingten Sonderaufzügen (Feuerwehr-, Kran-
Großgaragen nicht mehr als 15% geneigt sein kenbetten-, Panorama-, Außenaufzüge, Auto-,
(Parkrampen d 6%). Die Landesbauordnungen Schrägaufzüge usw.) unterschieden. Eine Opti-
fordern zudem eine Verringerung der Neigung mierung der Wirtschaftlichkeit (Volumen-, Flä-
auf max. 10% über 3 m Länge im Übergang zu cheneinsparung, Erhöhung der Förderleistung)
öffentlichen Verkehrsflächen. Weiterführende werden durch neuere Entwicklungen von Mehr-
Empfehlungen sind ggf. der EAR 05 (Empfehlun- kabinenaufzügen (TWIN-System) erreicht, bei
gen für Anlagen des Ruhenden Verkehrs) zu ent- denen zwei Kabinen mit Steuerungstechnik zur
nehmen um die Bodenfreiheit von Fahrzeugen in
den Rampenübergängen sicherzustellen. Gemäß
Vermeidung von Kollisionen in demselben Fahr-
schacht verkehren.
4
EAR ist u. A. an Rampenübergängen die Neigung Je nach Landesbauordnung sind in Gebäuden
oben (Kuppen) über 1,50 m und unten (Wannen) mit mehr als 13 m Höhe eines Geschosses, in dem
über 2,50 m Länge auf die Hälfte zu reduzieren ein Aufenthaltsraum möglich ist oder ab dem
bzw. auszurunden. 4. oder 5. Obergeschoss Aufzüge in ausreichen-
In Mittel- und Großgaragen müssen Rampen eine der Anzahl vorgeschrieben (notwendige Auf-
Breite von t 2,75 m haben und in Großgaragen ist züge). Hiervon muss i. d. R. mindestens ein Fahr-
ein zusätzlicher erhöhter Fußweg von 80 cm korb Kinderwagen, Rollstühle (Grundfläche von
Breite notwendig. In gewendelten Bereichen 1,10 m × 1,40 m), ggf. Krankentragen (Grundflä-
beträgt die Rampenbreite mindestens 3,50 m, die che von 1,10 m × 2,10 m) und (in begrenztem Um-
Querneigung d 3% und der Innendurchmesser fang) Lasten aufnehmen können. Zur Aufnahme
mehr als 5 m. von Kinderwagen, Rollstühlen und Krankentra-
gen geeignete Aufzüge müssen von der öffentli-
chen Verkehrsfläche stufenlos erreichbar sein
und stufenlos erreichbare Haltestellen in allen
4.5 Aufzüge1) Geschossen haben. Haltestellen im obersten Ge-
schoss, im Erdgeschoss und im Kellergeschoss
4.4.1 Allgemeines sind nicht erforderlich, wenn sie nur unter beson-
deren Schwierigkeiten hergestellt werden kön-
Aufzüge dienen der Verbindung verschiedener nen.
Ebenen und der Überwindung großer Höhenun- Aufzüge müssen gemäß Musterbauordnung (§ 39
terschiede als vertikale Erschließung. Für Hoch- MBO 10.2008) in eigenen Schächten liegen. In einem
häuser, Türme und vergleichbare Bauwerke so- Schacht dürfen max. 3 Aufzüge angeordnet werden.
wie barrierefreie Gebäude sind Aufzugsanlagen Aufzüge ohne eigene Fahrschächte sind zulässig:
Voraussetzung. Lage, Anzahl und Größe von Auf-
zugsanlagen sind insbesondere bei turmartigen
2) Förderleistung NA eines Aufzuges ergibt sich aus der
Gebäuden Hauptmerkmal der Konzeption für die
Vertikalerschließung und somit entwurfsbestim- Formel:
T
mend. Treppenhäuser übernehmen dann häufig NA = 60 × in Personen /Minute
nur noch Fluchtwegefunktionen, da Aufzüge als tu
Rettungswege nicht zulässig sind. Q×μ
Hierbei ist T (Zuladung in Personen) = mit Q = Trag-
75
Art und Ausführung von Aufzugsanlagen ist maß-
fähigkeit des Aufzuges und μ = Füllungsgrad i. d. R. mit
geblich durch die zu befördernde Personenan- 80% (0,8)
zahl, die Belastung sowie die Geschwindigkeit Weitere Leistungsparameter sind die 5-Minuten-Leistung,
die bewertet, welcher prozentuale Anteil der Gebäude-
1) Aufzüge sind Anlagen, mit denen Personen oder Lasten belegung in 5 Minuten befördert werden kann sowie die
in vertikaler oder schräg verlaufender Richtung zwischen mittlere Wartezeit tw, die bei Wohnhäusern 30–50 Sek. und
mehreren Ebenen in einer Kabine, einem Fahrkorb oder bei Verwaltungsgebäuden zwischen 10 und 25 Sek. liegen
auf einer Plattform transportiert werden können. sollte.
348 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
• innerhalb des notwendigen Treppenraumes, t 1,40 m) und an die Breite der Fahrschachttüren
außer bei Hochhäusern, (Breite t 90 cm). Weiterhin gelten zusätzliche
• innerhalb von Räumen, die Geschosse über- Anforderungen an die Innenausstattung der
brücken, Fahrkörbe (Spiegel als Orientierungshilfe ge-
• zur Verbindung von Geschossen, die offen mit- genüber der Fahrschachttür, akustische Ansagen,
einander in Verbindung stehen dürfen und runde Handläufe an min. einer Seite des Fahr-
korbes, Bedienungstableau, ggf. Klappsitz). Vor
• in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2. Fahrschachttüren sind Bewegungsflächen in
Fahrschächte sind in der Gebäudeklasse 5 feuer- Größe des Fahrkorbes, jedoch mindestens
beständig (F90-A), in GK 4 hochfeuerhemmend 1,50 m × 1,50 m vorzusehen, die sich mit anderen
(F60) und in GK 3 feuerhemmend (F30), Türen Bewegungsflächen nicht überlagern dürfen. Sie
und andere Öffnungen rauchdicht auszubilden. dürfen nicht gegenüber abwärts führenden Trep-
Fahrschachtwände aus brennbaren Baustoffen pen und Rampen angeordnet werden bzw. muss
müssen schachtseitig eine Bekleidung aus nicht- der Abstand hierzu min. 3 m betragen.
brennbaren Baustoffen in ausreichender Dicke
4 haben. Fahrschächte müssen zu lüften sein und
erfordern eine Rauchabzugsvorrichtung in Größe 4.5.3 Bauarten
von 2,5% der Grundfläche des Schachtes, jedoch
mindestens 0,1 m2. Für außen liegende Aufzüge Aufzüge werden hinsichtlich ihrer Antriebsart
sowie für Güteraufzüge kann von den Vorschrif- unterschieden als
ten abgewichen werden. xSeilaufzüge und
Je nach Brandschutzanforderungen können als xHydraulikaufzüge
Sonderformen Fahrschacht und Fahrkabine auch
aus Sicherheitsglas – häufig in Verbindung mit Seilaufzüge werden durch Treibscheiben ange-
Traggerüsten aus Stahl hergestellt werden. trieben. Die Antriebstechnik wird in separaten –
Es werden elektrisch oder hydraulisch betriebene bestenfalls über – oder neben dem Schacht lie-
Personen-, Lasten- und Kleingüteraufzüge in DIN EN genden Triebwerksräumen angeordnet (Bild
81-1 bis 81-3 hinsichtlich der Konstruktion und 4.89). Die Nutzungsdauer der Seile wird wesent-
des Einbaues unterschieden. Im Bereich des Fahr- lich von der Anzahl der Seilumlenkungen und
korbschachtes sind am unteren Ende eine unter- den Durchmessern der Umlenkscheiben (kleine
schiedlich hohe Schachtgrubentiefe (Unterfahrt) Durchmesser beanspruchen das Seil mehr) be-
und an der Schachtdecke eine Schachtkopfhöhe stimmt. Energiesparende Seilantriebe werden bei
(Überfahrt) als Schutzraum für Inspektions- und großen Förderhöhen und bei relativ hohen Fahr-
Wartungsarbeiten vorgeschrieben (Tab. 4.94). geschwindigkeiten eingesetzt.
Einige Hersteller bieten Aufzüge nahezu ohne
Grube (Schachtgrubentiefe min. 30 cm) und an- Hydraulikaufzüge ermöglichen konstruktions-
nähernd ohne Schachtkopf (Schachtabschluss bedingt größere Transportlasten bei geringeren
über oberste Haltestelle 2,60 m) an, besonders Förderhöhen (bis ca. 20 m). Der Hydraulikheber
geeignet im Gebäudebestand sowie bei be- kann unterhalb des Schachtes angeordnet sein
schränkten Platzverhältnissen. (Bild 4.90a), – verbunden mit dem Nachteil der
Für Aufzüge gelten neben den bauordnungs- zusätzlichen Einbindetiefe ins Erdreich. Einfacher
rechtlichen Vorschriften eine Reihe weitergehen- ist die Anordnung des Druckzylinders neben dem
der technischer Regelwerke für Aufzüge. Für den Fahrkorb im Schacht (Bild 4.90b) oder als Zugkol-
Betreiber einer Aufzugsanlage ist die Betriebs- ben an der Schachtdecke (Bild 4.90c). Vorteilhaft
sicherheitsverordnung (BetrSichV) zu beachten. für den Hydraulikantrieb ist, dass der Triebwerks-
raum nicht zwingend direkt am Schacht angeord-
net sein muss, wenn auch der Abstand möglichst
4.5.2 Barrierefreie Erschließungen gering sein sollte. Die Verwendung von Gegenge-
wichten kann durch geringere Dimensionierung
Barrierefreie Erschließungen auch für Rollstuhl- des Kolbens und des Antriebsaggregates den er-
fahrer gemäß DIN 18 024-1 bzw. 18 040-1 und DIN höhten Energieaufwand einschränken. Ohne der-
18 040-2 über Aufzüge stellen Anforderungen artige Maßnahmen ist der Energieaufwand für
(DIN EN 81-70; Aufzugstyp 2) an die Fahrkorb- hydraulische Antriebe ca. doppelt so hoch wie für
abmessungen (Lichte Breite t1,10 m, Lichte Tiefe Seilantriebe.
4.5 Aufzüge 349
Neue Entwicklungen und erweiterte Vorschriften vermehrter Umlenkungen und damit zusammen-
erlauben bei niedrigen und mittleren Förderhö- hängender Kosten des Unterhaltes betrachtet
hen den Verzicht auf einen oft störenden, separa- werden. Bei hydraulischen Antrieben gibt es Lö-
ten Triebwerksraum oberhalb oder neben dem sungen zur Unterbringung in der Schachtwand
Schacht. Das Antriebsaggregat kann beim Seil- bzw. -grube.
aufzug oben im Schachtkopf (Überfahrt) ange- DIN 15 309 unterschiedet darüber hinaus bei Auf-
bracht werden (Bild 4.89d). Eine Anordnung wei- zügen in Nichtwohngebäuden zwischen norma-
ter unten bzw. in der Schachtgrube (Unterfahrt) ler Nutzung (bis 15 Etagen = Haltestellen), und
ist auch möglich, – sollte jedoch immer unter den intensiver Nutzung (Hochhäuser mit t 15 Etagen
Gesichtspunkten verlängerter Seillängen und und einer Geschwindigkeit von t 2,5 m/s) sowie
350 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
vier Größen von Bettenaufzügen (s. Tab. 4.92) für Tiefe des Fahrkorbes zu planen. Vor rollstuhlge-
Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser. rechten Aufzügen betragen die Abmessungen
der Stauflächen mind. 1,5 m mal 1,5 m.
Sammelschächte für mehrere Aufzüge sind im
4.5.4 Abmessungen Weiteren in DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn.
und Grundrissplanung 2.2 geregelt. Aufzüge mit einer Tragfähigkeit von
320 und 450 kg sind nur für die Benutzung von
Abmessungen von Personenaufzügen für Wohn- Personen geeignet. 630 kg Tragfähigkeit erlaubt
(DIN 15 306) und Nichtwohngebäude und Betten- auf Grund der Fahrkorb-Innenabmessungen die
aufzüge (DIN 15 309) sowie deren Schächte sind Benutzung auch mit Kinderwagen und Roll-
in Abhängigkeit von ihrer Tragfähigkeit, ihrer An- stühlen – 1000 kg-Aufzüge sind für den Transport
triebsart, der Nutzungsart und -intensität gere- von Krankentragen, Möbeln und Rollstühlen ge-
gelt. Abmessungen von Einzelschächten, Fahr- eignet.
körben und Türbreiten sind in Tab. 4.91 und Tab. Gemessen wird in 1 m Höhe. Wandbekleidungen,
4.92 angegeben. Notwendige Aufzüge müssen Handläufe und hervorstehende Einbauten blei-
4 eine lichte Türbreite von mind. 90 cm haben. Vor
Aufzugstüren sind Stauflächen i. d. R. mind. in der
ben unberücksichtigt und schränken die lichten
Innenmaße ein.
Tabelle 4.91 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personenaufzüge in Wohngebäuden in mm
Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten
fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2
320 kg 1.500 1.500 900 1.000 2.200 700
450 kg 1.600 1.700 1.000 1.200 2.200 800
630 kg1) 1.700 1.900 1.100 1.400 2.200 900
1.000 kg2) 1.700 2.600 1.100 2.100 2.200 900
1) Rollstuhlfahrergerecht.
2) Krankentragengerecht.
Tabelle 4.92 Schacht- und Fahrkorbabmessungen nach DIN 15 306 für Personen- und Bettenaufzüge in Nichtwohngebäuden
in mm.
Trag- Schacht- Schacht- Fahrkorb- Fahrkorb- Fahrkorb- Türbreiten
fähigkeit breite b3 tiefe d2 breite b1 tiefe d1 höhe h4 b2
630 kg 2.000 2.100 1.100 1.400 2.200 900
800 kg 2.000 2.200 1.350 1.400 2.200 900
1.000 kg 1.600 2.600 1.100 2.100 2.300 800
1.000 kg 2.200 2.200 1.600 1.400 2.300 900
1.000 kg 2.400 2.200 1.600 1.400 2.300 1.100
1.275 kg 2.500 2.200 2.000 1.400 2.300 1.100
1.275 kg 2.600 2.3001) 2.000 1.400 2.400 1.100
1.600 kg 2.700 2.500 2.100 1.600 2.400 1.100
1.800 kg 3.000 2.500 2.350 1.600 2.400 1.200
2.000 kg 3.000 2.600 2.350 1.700 2.400 1.200
1.275 kga) 2.100 2.900 1.200 2.300 2.300 1.100
1.600 kga) 2.4002) 3.000 1.400 2.400 2.300 1.300
2.000 kgb) 2.4002) 3.300 1.500 2.700 2.300 1.300
2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.300
2.500 kgc) 2.700 3.300 1.800 2.700 2.300 1.400
1) bei Nenngeschwindigkeit 2,50 m/s = 2.200 m. a) Bettenabmessungen 900 u 2.000 mm.
2) Schachtbreite für hydraulische Aufzüge = 2.600 mm. b) Bettenabmessungen 1.000 u 2.300 mm.
c) Bettenabmessungen 1.000 u2.300 mm mit zusätzlichen Geräten.
4.5 Aufzüge 351
4.93b
Triebwerksräume für elektrische Antriebe sind Unterfläche der Fahrkorbdecke (ohne Berück-
oberhalb des Schachtkopfes – teilweise überkra- sichtigung von Beleuchtung- und Lüftungsein-
gend – angeordnet, bei hydraulischen Antriebs- richtungen) beträgt i. d. R. mindestens 2,20 m, bei
arten liegen sie i. d. R. in Höhe der untersten Hal- Aufzügen in Nichtwohngebäuden je nach Nut-
testelle. Die Abmessungen der Triebwerksräume zungsintensität und Tragfähigkeit bis zu 2,40 m.
elektrischer und hydraulischer Antriebsarten be- Die Türhöhen der Fahrkörbe h3 betragen min-
stimmen DIN 15 306 und DIN 15 309, Abschn. 3. destens 2,10 m, in Aufzügen mit einer Tragfähig-
Triebwerksräume erfordert eine nach außen auf- keit von d320 kg in Wohngebäuden 2,00 m.
schlagende Tür. Vor Schachttüren ist ausreichende Fläche für das
ungehinderte Ein- und Aussteigen von Personen
Fahrkorb.1) Die Fahrkorbhöhe h4 (Tab. 4.91 und und das Laden von Lasten (Kinderwagen, Kran-
4.92), gemessen zwischen Fahrkorbschwelle und kentragen, Möbel) vorzusehen. Abmessungen
von 1,50 m × 1,50 m bei Wohngebäuden und dem
1) Die Tragfähigkeit für jede beförderte Personen muss 1,5-fachen der Fahrkorbtiefe bei Nichtwohnge-
mindestens 75 kg betragen. Pro Person wird eine Fahr- bäuden sollen nicht unterschritten werden.
korbgrundfläche von 0,15 m² zugrunde gelegt.
Schachtgrubengrößen und Schachtkopfabmes-
In Wohngebäuden sind folgende Tragfähigkeit festgelegt:
sungen (Unter- und Überfahrtshöhen) der unter-
320 kg und 450 kg für die Benutzung durch Personen
schiedlichen Personenaufzugsarten sind Tab.
630 kg für die Benutzung auch mit Kinderwagen und
Rollstühlen 4.94 zu entnehmen.
1000 kg für die Benutzung zum Transport von Kranken Bedienungs-, Signalelemente und Zubehör für
Tragen, Möbeln und Rollstühlen. die Fahrtsteuerungsarten, die Art, Lage und Grö-
352 4 Treppen, Rampen, Aufzüge und Fahrtreppen
Tabelle 4.94 Schachtgrubentiefen (Unterfahrten) und Schachtkopfhöhen (Überfahrten) gemäß DIN 15 306 und
DIN 15 309 in mm
ße hinweisgebender Symbole (Bildzeichen) im Fahrsteige sind keine Treppen sondern auf ebe-
Fahrkorb und an den Haltestellen sowie Handläu- ner Fläche angeordnete Personenbeförderungs-
fe, sind in DIN EN 81 geregelt. mittel. Es werden horizontale Fahrsteige und ge-
neigte Fahrsteige bis max. 12° unterschieden. Die
üblichen Nenngeschwindigkeiten betragen zwi-
4.6 Fahrtreppen und Fahrsteige schen 0,5 bis 0,75 m/s.
Die Regelbreiten der Stufen und „Paletten“ betra-
Fahrtreppen (Rolltreppen) nach DIN EN 115 die- gen 80 cm und 100 cm. Aus Sicherheitsgründen
nen zur Beförderung großer Personenmengen muss das Übersteigen der Umwehungen von der
mit höherer Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Außenseite durch Übersteigerungssicherungen
Zeit- und Platzersparnis und niveaugleicher Er- verhindert werden. Die beträchtliche Lasteinlei-
schließung auch für mobilitätseingeschränkte tung an den Auflagern ist zu berücksichtigen.
Menschen (z. B. in Bahnhöfen, Flughäfen, Ver- Bauwerksfugen und Dehnungsfugen müssen an
kaufsstätten, Messen). Sie sind somit bei geringen den Auflagern durch Loslager berücksichtigt wer-
Förderhöhen und hohem Verkehrsaufkommen den, um Gebäudebewegungen ausgleichen zu
(Förderleistung bei 1 m Breite und Fahrgeschwin- können.
digkeit von 0,5 m/s Sekunde bis zu 9000 Personen Im Brandfalle müssen sich Fahrtreppen und Fahr-
/h) als Alternative bzw. in Kombination mit Aufzü- steige selbsttätig abschalten.
gen einsetzbar.
Bei den Betriebsarten wird zwischen Dauerbetrieb
und intervallweiser Nutzung nur bei Bedarf durch
Steuerung per Lichtschranke und Kontaktmatte
unterschieden.
4.7 Normen 353
4.7 Normen
DIN EN 81-1 06.2010 Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen;
Elektrisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-2 08.2010 –; Hydraulisch betriebene Personen- und Lastenaufzüge
DIN EN 81-3 06.2011 –; Elektrisch und hydraulisch betriebene Kleingüteraufzüge
DIN EN 81-70 09.2005 –; Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge;
Zugänglichkeit von Aufzügen für Personen einschließlich Personen
mit Behinderungen
DIN EN 81-72 11.2003 –; –; Feuerwehraufzüge
DIN EN 115-1 06.2010 Sicherheit von Fahrtreppen und Fahrsteigen – Konstruktion und Einbau
DIN EN 1365-6 02.2005 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile; Treppen
DIN EN 1930 02.2012 Artikel für Säuglinge und Kleinkinder – Kinderschutzgitter –
Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren 4
DIN EN1991-1-1 02.2010 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke, Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-1/NA 02.2010 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1:
Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen
auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe, Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile
und Sonderbauteile
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Bbl. 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl.2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder
Arbeitsbereich
DIN 4109 Ber. 1 08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109/11.89, DIN 4109 Bbl 1/11.89 und
DIN 4109 Bbl 2/11.89
DIN EN 13015 12.2008 Instandhaltung von Aufzügen und Fahrtreppen – Regeln für Instand-
haltungsanweisungen
DIN EN ISO 14122-3 01.2002 Sicherheit von Maschinen; Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen;
Treppen, Treppenleitern und Geländer
DIN EN ISO 14122-4 12.2010 –; –; Ortsfeste Steigleitern
DIN EN 14843 07.2007 Betonfertigteile – Treppen
DIN EN 14975 12.2010 Bodentreppen – Anforderungen; Kennzeichnung und Prüfung
DIN 15306 06.2002 Aufzüge; Personenaufzüge für Wohngebäude; Baumaße, Fahrkorbmaße
Türmaße
DIN 15309 12.2002 –; Personenaufzüge für andere als Wohngebäude sowie Bettenaufzüge;
Baumaße, Fahrkorbmaße Türmaße
DIN EN 15644 03.2009 Traditionell konstruierte, vorgefertigte Treppen aus Massivholz –
Spezifikationen und Anforderungen
DIN 18024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen; Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und
Grünanlagen sowie Stellplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18040-1 10.2010 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen; Öffentlich zugängliche Gebäude
DIN 18040-2 09.2011 –; Wohnungen
DIN 18065 06.2011 Gebäudetreppen – Begriffe, Messregeln, Hauptmaße
DIN 18069 11.1985 Tragbolzentreppen für Wohngebäude; Bemessung und Ausführung
DIN 18090 01.1997 Aufzüge; Fahrschacht-Dreh- und -Falttüren für Fahrschächte mit Wänden
der Feuerwiderstandsklasse F90
Normen, Fortsetzung
DIN 18091 07.1993 Aufzüge; Schacht-Schiebetüren für Fahrschächte mit Wänden der
Feuerwiderstandklasse F90
DIN 18385 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C : Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Förderanlagen,
Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und Fahrsteige
DIN 24531-1 04.2006 Roste als Stufen; Gitterroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 24531-2 08.2007 Roste als Stufen; Blechprofilroste aus metallischen Werkstoffen
DIN 68368 02.2006 Laubschnittholz für Treppenbau – Gütebedingungen
AufzR 95/16 EG 06.1995 Europäische Aufzugsrichtlinie 95/16/ EG¸ Regelungen zum Herstellen
und Inverkehrbringen von Personen-, und Lastenaufzügen, einschl. deren
Sicherheitsbauteile
12. ProdSV 08.2011 Aufzugsverordnung; 12. Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz 06/98;
BGBl.S.1393, zul. geändert 02.11.11, BGBl. S. 2178 u. 2205
4 BGR 181 10.2003 Berufsgenossenschaftliche Regeln für Sicherheit und Gesundheit bei der
Arbeit
(BG-Regeln) – Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit
Rutschgefahr (bisher ZH 1/571)
BGI 561 10.2003 Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften Fachausschuss
„Bauliche Einrichtungen“ der BGZ-Treppen (bisher ZH 1/113)
BetrSichV 09.2002 Betriebssicherheitsverordnung BGBl. S. 3777; zuletzt geändert 08.11.11;
BGBl. S. 2178, 2198
BTI 1.3 05.2001 Bautechnische Informationen des DNV – Deutscher Natursteinverband –
Massivtreppen und Treppenbeläge, außen
ETB Absturzsicherung 06.1985 ETB-Richtlinie; Bauteile, die gegen Absturz sichern
EAR 2005 Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs – Forschungsgesellschaft
für Strassen- und Verkehrswesen (FGSV). Köln
TRAV 01.2003 Technische Regeln für die Verwendung absturzsichernder Verglasunge
(DIBt)
VerglasungZustVerfEmpf 03.2000 Anforderungen an begehbare Verglasungen; Empfehlungen für das
Zustimmungsverfahren
MaschinenRL 2006/42/EG 06.2006 Richtlinie 2006/42/EG des europäischen Parlaments und des Rates
vom 17. Mai 2006 über Maschinen und zur Änderung der
Richtlinie 95/16/EG (Neufassung)¸ ABl. EG Nr. L 157/24
MGaV 05.2008 Muster-Garagenverordnung – GarVO
MBO 11/2002 Musterbauordnung – MBO zuletzt geändert 10.2008
VDI 2566 Blatt 1 04.2011 Schallschutz bei Aufzugsanlagen mit Triebwerksraum
VDI 2566 Blatt 2 05.2004 Schallschutz bei Aufzugsanlagen ohne Triebwerksraum
VDI-Richtlinie 4100 08.2007 Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für Planung und Beurteilung
VDI 4707 Blatt1 03.2009 Aufzüge – Energieeffizienz
ZH1/484 10.1988 Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften – Richtlinien für
Fahrttreppen und Fahrsteige
Weiterhin sind verschiedene gebäudespezifische Richtlinien der Bundesländer zu beachten (z. B. Hochhaus-, Verkaufs-
stätten, Schulbau-, Krankenhausrichtlinie, Fliegende Bauten usw.).
4.8 Literatur 355
4.8 Literatur
[47] Pech, A.; Kolbitsch, A.: Treppen / Stiegen – Einführendes Lehrbuch. Wien 2005
[48] Pracht, K.: Treppen aus Metall, gerade und gewendelt. Lübeck 2000
[49] Reitmayer, U.: Holztreppen in handwerklicher Konstruktion. Stuttgart 1998
[50] Schöllkopf, K.; O.: Planungsgrundsätze für Aufzüge. DETAIL 5/2004
[51] Stahl – Informationszentrum: Merkblätter 155, 255 und 355; Treppen aus Stahl. Düsseldorf 2006; www.stahl-info.de
[52] Streng, H.: Aufzüge – Anordnung, Arten, Vorschriftenänderungen: DETAIL 2/2000
[53] VDI-Verlag: Aufzüge der Zukunft: Visionen, Grenzen und Betrieb. Düsseldorf 2006
[54] Weidinger, H.: Treppen im Einfamilienhaus. München 2000
4
357
5 Fenster
(OK Fußboden bis OK Fensterbank). Geringere Dabei wird ein angemessener Aufwand an In-
Brüstungshöhen sind zulässig, wenn durch Ge- standhaltung und Instandsetzung vorausgesetzt.
länder u. Ä. die erforderlichen Mindesthöhen Die Dauerhaftigkeit des Fensters ist vom Zusam-
eingehalten werden. menwirken aller Einzelteile abhängig. Soweit Tei-
Die geforderten Brüstungshöhen dürften bei le mit planmäßig kürzerer Nutzungserwartung im
hochgelegenen Fenstern besonders von groß ge- Fenster vorhanden sind, müssen diese erneuer-
wachsenen Menschen als recht niedrig empfun- bar sein. Solche Teile sind z. B. Beschläge, Dich-
den werden. Der Planer sollte daher die Brüs- tungen und das Mehrscheiben-Isolierglas.
tungsmaße nicht überall nach den Mindestanfor-
derungen wählen. Planung. Die Lage von Fenstern innerhalb des
Grundrisses wird vielfach durch die Fassadenge-
Für den Nutzer eines Gebäudes ist insbesondere staltung des Gebäudes vorgegeben. Sie sollte bei
die Gebrauchstauglichkeit des Fensters – also die der Gesamtbetrachtung jedoch auch von der je-
Eignung für den Verwendungszweck im einge- weiligen Innenraumgestaltung aus betrachtet
bauten Zustand – von Interesse. Daher müssen werden. Ähnlich wie bei der Planung von Türen
alle Betrachtungen zum Fenster die Wand und (vgl. Abschn. 7.2, Bild 7.16) ist die Nutzung und Ein-
insbesondere den Übergang von der Wand zum richtung des Raumes zu berücksichtigen. Der freie
Fenster (Bauwerksanschluss) mit einbeziehen. Als Ausblick von den voraussichtlich häufigsten Auf-
Bestandteil der Außenwand wirken auf das Fens- enthaltsbereichen ist ebenso zu beachten wie der
Durchblick in benachbarte Innen- und Außenbe-
5 ter vielfältige bauphysikalische, mechanische
und sonstige Belastungen. reiche vom Hauptzugang des Raumes aus.
Wesentliche Aufgaben des Fensters sind dabei
u. A.: Fenstergrößen. Die Größe der Fenster ist von
• Schutz vor Witterungseinwirkungen (Wind, vielen Faktoren abhängig. Die Anforderungen
Niederschläge), hinsichtlich des Mindest-Tageslichtquotienten
• sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz, (DIN 5034-4) für Wohnräume sind u. A. abhängig
von der Verbauung (Lage zu gegenüberliegen-
• Schallschutz,
den Bauwerken), von der Anordnung und Größe
• Sicherheit vor unbefugtem Zugang, der Verglasungsfläche, der Lichtdurchlässigkeit,
• Sicherung von Leib und Leben (Absturzhem- der Reflexion der Verglasung und der Refexions-
mung, Nutzungssicherheit), grade der Innenflächen sowie von der Lage des
• Belichtung und Belüftung der Räume, Fensters zur Himmelsrichtung. Die Breite des
• Energiezugewinn durch solare Einstrahlung, Fensters bzw. die Summe aller Fensterbreiten soll
• Herstellung einer Verbindung zur Umgebung. mindestens 55% der Raumbreite betragen. Im
Allgemeinen werden in den meisten Fällen diese
Hinzu kommt, dass Fenster die Fassaden maß- Kriterien bei den üblichen Fensterabmessungen
geblich prägen und damit ein wesentliches Merk- auch ohne besonderen Nachweis erfüllt.
mal für die Gestaltqualität sind. Große Fenster
waren in vergangenen Jahrzehnten der Ausdruck Bauphysikalisch betrachtet sind Fenster Teile der
moderner Architektur und fortschrittlicher Bau- Außenwände. Mit diesen gemeinsam müssen für
technik. Großflächige verglaste Flächen haben das Bauwerk die Anforderungen an den Wärme-,
massive Wände als Gebäudehülle bei vielen Ge- Schall- und Feuchteschutz erfüllt werden.
bäudearten abgelöst. Damit kommen im Zeitalter Die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
des solaren Bauens und des effizienten Ressour- sind durch die Energieeinsparverordnung (EnEV)
cenumgangs eine große Anzahl an Herausforde- neu definiert worden (s. Abschn. 5.2.4 und Ab-
rungen an die Werkstoffe und die Bautechnik für schn. 17.5 in Teil 1 des Werkes). Bei den hier erfor-
Fenster hinzu, welche sich in den aktuellen Ent- derlichen Nachweisen spielt der Fensterflächen-
wicklungen der transparenten Bauteile wider- anteil (größer oder kleiner als 30% der Fassaden-
spiegeln. fläche) eine bedeutende Rolle und sollte daher
All diese Anforderungen, die im Fenster in techni- bereits in einem frühen Entwurfsstadium in Be-
sche Eigenschaften umzusetzen sind, müssen tracht gezogen werden.
über einen angemessenen Nutzungszeitraum
erhalten bleiben. Typische Zeiträume für die Nut- Wärmeschutz. Fenster und Fassaden bestimmen
zungserwartung der Fenster sind 30 bis 40 Jahre. das energetische Verhalten eines Gebäudes in
5.1 Allgemeines 359
verschiedener Art und Weise. Sie bestimmen als • Unterteilung von Hohlräumen in eine hohe
Außenwandbauteile die Energieverluste maß- Anzahl dämmender Kammern, teilweise mit
geblich mit. Dabei sind auch die linearen Wärme- Dämmstofffüllung; z. B. auch durch den Einsatz
brücken an Glasrand und am Baukörperanschluss entsprechend großvolumiger, mit Luftkammern
durch den Einsatz von entsprechenden Werk- versehener Dichtungen im Falz zwischen Flügel
stoffen und Konstruktionen von zunehmender und Blendrahmen.
Bedeutung. Punktförmige Wärmebrücken wie • Konstruktive Optimierungen durch Formge-
Befestigungsstellen können durch Tauwasser- bung der Profile, z. B. großzügige Überlappung
oder Schimmelpilze negative Auswirkungen des Glasrandes.
haben. Für den sommerlichen Wärmeschutz ist insbeson-
Die Dichtheit der Funktionsfugen zwischen Flü- dere die Lage der Fenster zur Himmelsrichtung aus-
gel und Blendrahmen ist durch den Einsatz von schlaggebend.
mehreren Dichtebenen und der Weiterentwick-
lung der Beschlagtechnik wesentlich verbessert
worden. Die damit verbundene Minimierung der Nordfenster sind in unserer geographischen Brei-
Wärmeverluste durch unkontrollierten Luft- te in dieser Hinsicht unproblematisch.
austausch ist ein weiterer Faktor der energetisch
verbesserten Wirkung der Fenster. Dichte Konst- Westfenster. Durch Westfenster erhalten Räume
ruktionsfugen, Verglasungsfugen und Anschluss- besonders viel Strahlungsenergie und müssen
fugen sind Stand der Technik. daher in der Regel einen Sonnenschutz haben,
Die wesentlichen Faktoren für die wärmetechni- der jedoch wegen des flachen Einfallswinkels der 5
sche Optimierung bei Verglasungen sind: Sonnenstrahlen vielfach nur mit erhöhtem Auf-
• Aufbauten mit einem oder zwei, selten drei wand (z. B. bewegliche Sonnenschutzanlagen) zu
Scheibenzwischenräumen (SZR), wobei hier Brei- gewährleisten ist.
ten über ca. 16 mm keine wesentlichen Verbes-
serungen mehr erzielen. Ostfenster. Bei Ostfenstern ist die Erwärmung
• Die Füllung der Scheibenzwischenräumen mit wegen der morgendlichen Kühle weniger lästig,
einem Gas wie Argon oder Krypton. jedoch ist auch hier vielfach Verschattung not-
• Die Beschichtung von Glasoberflächen auf der wendig, um zu verhindern, dass bereits am Mor-
geschützten Seite zum Scheibenzwischenraum gen zugeführte Wärmeeinträge zur Aufwärmung
(low-İ-Schicht) – seltener auf ungeschützten der Räumen beitragen, die tagsüber nicht mehr
nach außen liegenden Scheibenoberflächen mit abgeführt werden kann.
sog. Hard-Coatings.
• Der sich durch den Aufbau aus den Faktoren Glas Südfenster werden bedingt durch den großen
(Dicke, Anzahl, Glasart) und Beschichtungen er- Einfallswinkel der Sonnenstrahlen im Sommer
gebende Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) (mittags ca. 60°) relativ weniger aufgeheizt und
sollte für die Sonnenschutzfunktion niedrig und auch einfache, feststehende Sonnenschutzein-
umgekehrt für gute solare Zugewinne und Licht- richtungen können sehr wirksam sein (s. a. Ab-
einfall hoch sein. schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes). Im Winter ist bei
• Der Randverbund des Isolierglases aus Edelstahl Südfenstern die Einstrahlung häufig sogar er-
Kunststoffen und/oder Dichtstoffen, sog. Warm wünscht. Ein damit verbundener passiver Ener-
Edge/Warme Kanten-Systeme. giegewinn muss jedoch im Hinblick auf die oft
nicht hinreichend vorhandene Speicherungsfä-
Die wesentlichen Faktoren für die wärmetechni- higkeit der raumumschließenden Bauteile relati-
sche Optimierung beim Fensterrahmen sind: viert werden.
• Geringe Ansichtsbreiten für einen hohen Glas- Hinsichtlich des winterlichen Wärmeschutzes muss
anteil des Fensters, Verzicht auf zusätzliche Rah- bedacht werden, dass die ermittelten Mindestan-
menprofile wie glasteilende Sprossen, Pfosten forderungen an die Fenster ganz erheblich durch
und Riegel. spätere Maßnahmen der Benutzer beeinträchtigt
• Dämmstoffe oder Dämmzonen im Aufbau des werden können (z. B. Anbringung von Gardinen
Profils, Reduzierung von metallischen Werkstof- vor den Fenstern und damit verbundene nied-
fen, wo möglich. rigere Oberflächentemperaturen an Rahmen und
• Große Rahmendicken. Verglasungen als planerisch zu Grunde gelegt).
360 5 Fenster
Großflächige Fenster können aus gestalterischer bauart. Je nach Ausführung betragen die Kosten
Sicht erwünscht sein, doch muss in Kauf genom- der Verglasung etwa 25% der Gesamtherstel-
men werden, dass bei ihnen die Aufwendungen lungskosten der Fenster.
für Sonnen- und Blendschutzeinrichtungen so- Im Zusammenhang mit der Fensterplanung sind
wie zum Schutz gegen Außenlärm überproportio- auch die Kosten des Rohbaues zu betrachten.
nal wachsen. Raumhohe Fenster können durch Wegfall der
Auch die Kosten für Fenster müssen bereits bei Stürze (vor allem von Stürzen mit Rollladenkästen
der Planung betrachtet werden. Sie betragen s. Abschn. 5.8.2) und von Brüstungen (insbeson-
etwa das Drei- bis Vierfache der üblichen Wand- dere durch die Vermeidung von ggf. aufwändi-
baukosten und sind darüber hinaus sehr abhän- gen Heizkörpernischen) kostenmindernd sein.
gig von den Öffnungseinrichtungen und der Ein-
5.1 Darstellung der Bewegungsrichtung bzw. Öffnungsart von Fenstern (DIN EN 12 519)
a) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels in Richtung des Benutzers (d. h. von der Bandseite her gesehen) wird in
der Ansicht mit durchgehenden Linien symbolisiert
b) Drehflügel: Die Bewegung des Flügels weg vom Benutzer (d. h. von der Außenseite her gesehen)
wird in der Ansicht mit gestrichelten Linien symbolisiert
c) Fixiertes, nicht öffenbares Fenster
d) Festverglasung
5.4 Fensterbauarten
a) Einfachfenster
b) Verbundfenster
c) Kastenfenster 5.4a 5.4b 5.4c
Eindichtung erfordern hier aber besonders sorg- bauebenen bei unterschiedlichen Außenwand-
fältige Ausführung. Bei größerer Beanspruchung konstruktionen in Bezug auf die Minimierung von
durch Schlagregen und Winddruck bzw. -sog Wärmeverlusten und der Gefahr von Tauwasser-
sind anschlaglose Fensterleibungen (stumpfe und Schimmelpilzbildung. Zudem müssen Hohl-
Anschläge) daher problematisch. Als Einbauhil- räume in der Anschlussfuge möglichst vollstän-
fen können Anschlagwinkel aus Metall (Bild 5.3b) dig mit wärmedämmenden Materialien gefüllt
oder Einbauzargen (Bild 5.3c) dienen. werden.
• Leibungen mit innerem Anschlag erfordern Als Nachweis für den Mindestwärmeschutz kön-
5 zusätzlichen Aufwand bei der Ausführung der nen das Beiblatt 2 der DIN 4108 (nur Neubau),
Außenwände. Gemauerte Anschläge sind we- Wärmebrückenkataloge sowie die Einbaubei-
gen der Steinformate entweder mit 12,5 cm spiele in Regelwerken herangezogen werden. Bei
Tiefe vorgegeben, oder es müssen besondere davon abweichenden Einbausituationen ist der
Anschlagsteine verwendet werden (Bild 5.3d). Temperaturfaktor fRsi durch Berechnung zu ermit-
Bei Fassaden mit äußerer Wärmedämmung teln. Im Altbau ist der angrenzende Baukörper im
ist der Einbau „mit Anschlag“ vorteilhaft (Bild Besonderen hinsichtlich vorhandener, Wärme-
5.3e). Die Fenster sind wegen der meistens re- brücken im Bereich der Anschlüsse zu prüfen.
lativ großen äußeren Leibungstiefe recht gut • Art des Baustoffes
gegen Witterungsbeanspruchung geschützt.
Holzfenster,
Die erforderliche Verbreiterung der Blend-
Aluminiumfenster,
rahmen ergibt entsprechend breite Innenan-
sichtsflächen, doch sind gute Voraussetzungen Kunststoff-Fenster,
für den Einbau von Leibungsdämmungen und Stahlfenster
für dichte Bauwerksanschlüsse gegeben. Der sowie Fenster aus Kombinationen
Fenstereinbau ist in der Regel nur von innen dieser Stoffe,
her möglich. z. B. Holz-Aluminium-Fenster.
• Leibungen mit äußerem Anschlag entstan-
den baugeschichtlich vor allem in den sturm- • Bauart: Einfachfenster, Verbundfenster, Kasten-
reichen nordeuropäischen Küstengebieten. fenster (Bild 5.4).
Der Winddruck presst das gesamte Fenster Bei den Einfachfenstern wird das Element aus
– und auch die hier damals meistens nach au- einem Flügel und einem Blendrahmen ge-
ßen aufschlagenden Fensterflügel – vorteilhaft bildet. Die Ausfachung ist dabei in der Regel
auf die Dichtungen bzw. in die Falze. Heute Mehrscheiben-Isolierglas (MIG).
werden Fenster mit äußerem Anschlag vorwie-
Beim Verbundfenster besteht der Flügel aus
gend dort ausgeführt, wo große und schwere
zwei Teilen, die als zwei Rahmen zusammen-
Fensterelemente mit Hebezeugen von außen
gesetzt werden. Diese Rahmen können jeweils
eingebaut werden müssen sowie unter denk-
mit Einfachglas oder mit einer Kombination
malspflegerischen Aspekten (Bild 5.3f).
aus Einfachglas und Mehrscheiben-Isolierglas
ausgestattet sein. Im Zwischenraum der Flügel
Vermeidung von Wärmebrücken. Bestimmend können Sonnenschutzeinrichtungen integriert
hierfür ist die Lage des Fensters in der Außen- werden. Die Flügel sind mit Beschlägen lösbar
wand. Die Darstellungen in Bild 5.3, 5.21, 5.34 zu verbinden, um eine unkomplizierte Reini-
und 5.35 zeigen im Allgemeinen günstige Ein- gung zu ermöglichen.
5.1 Allgemeines 363
5.5e 5.5f
5.5 Bezeichnung von Fenstern nach Öffnungs- und Flügelarten;
(Ansichten: Innenseite; Grundrisse: Außenseite oben; Schnitt: Außenseite links)
a) Drehflügel
b) Drehkippflügel
c) Schwingflügel
d) Wendeflügel
e) zweiflügliges Fenster mit einem Drehkipp- und einem Drehflügel
f) zweiflügliges Fenster mit festem Mittelpfosten; zwei Drehkippflügel
Werden zwei Fensterelemente mit einem Fut- Sowohl bei Verbund- als auch bei Kastenfenstern
ter verbunden, handelt es sich um ein Kasten- ist der Zwischenraum mit dem Außenklima zu
fenster. Die Flügel können dabei sowohl mit verbinden um eine Tauwasserbildung zu mini-
Einfach- als auch mit Mehrscheiben-Isolierglä- mieren. Der Grad dieser Hinterlüftung kann die
ser ausgestattet sein. Bei Kastenfenstern sind Schalldämmung des Fensters reduzieren. Die ge-
beide Flügel unterschiedlich groß ausgeführt, genläufigen Anforderungen hinsichtlich Schall-
dass eine größtmögliche Öffnung der Fenster schutz und Tauwasserschutz können teilweise
für eine Reinigung der Außenflächen ermög- nur vor Ort durch stufenweises Testen verschie-
licht wird. Auch hier kann der Zwischenraum dener Belüftungsmöglichkeiten angeglichen
zwischen den Flügeln für Einbauten wie Son- werden.
nenschutzeinrichtungen genutzt werden. • Öffnungs- bzw. Flügelarten (Bild 5.5):
Bauartbedingt steigt die Schalldämmung vom Außer den in Bild 5.5 gezeigten Öffnungsarten wer-
Einfach- über das Verbund- bis hin zum Kasten- den mit Spezialbeschlägen Varianten hergestellt
fenster deutlich an. Durch weitere Dichtebenen, wie Senkklappfenster (nach außen klappend und
entkoppelte Konstruktionen und dem Einsatz dann zur Verbesserung der oberen Abluftführung
von entsprechenden Gläsern können mit Ver- absenkbar), Wendefenster (an Ausstellscheren,
bund- und Kastenfenstern hochschalldämmende nicht um die horizontale Mittelachse umschwen-
Konstruktionen entwickelt werden. kend), Schiebedrehfenster (nach dem Öffnen ist die
364 5 Fenster
5.5k 5.5l
Drehachse verschiebbar, um den inneren Schwenk- Außer den in Bild 5.7 genannten Bauteilen kom-
raum für den Flügel zu vermindern) u. a. m. men noch in Frage:
• Art der Verglasung: • Einbauzargen (in die Rohbauöffnung einge-
baute Montagerahmen, in die das komplette
Einscheibenverglasung (EV) ist nur noch für Bau-
Fenster nach Fertigstellung von Putzarbeiten
werke zugelassen, für die keine besonderen Vor-
eingesetzt wird (s. Bild 5.3b und c),
schriften hinsichtlich Wärmedämmung bestehen,
• Glashalteleisten (leichte Profilleisten zur Befes-
Mehrscheiben-Isolierverglasung (MIG) als 2- oder
tigung von Verglasungen, s. Abschn. 5.4.3)
3-Scheiben-Isolierverglasung (Bild 5.6),
• Wetterschutzschienen (Zusatzprofile am un-
Doppelverglasung1) (DV),
teren Blendrahmen, um das anfallende Was-
Verglasung mit Sondergläsern, z. B. Sonnen- ser über die untere Fuge zwischen Flügel und
schutzgläser, Wärmeschutzgläser, Schallschutz Blendrahmen abzuleiten s. Abschn. 5.6.2),
gläser, Sicherheitsgläser.
• Fensterbänke (äußere Abdeckung der Brüs-
Bezeichnung von Einzelteilen der Fenster tung oder des Rohbauanschlusses, meistens
Die Bezeichnung von Grundelementen bei Fens- aus Aluminium, Kunst- oder Naturstein; innen
terkonstruktionen zeigt Bild 5.7 am Beispiel einer als Abdeckung über Brüstungen oder Heizkör-
Fensterwand. pernischen u. Ä. aus Natur- oder Kunststein,
Holz oder kunststoffbeschichteten Holzwerk-
stoffplatten s. Abschn. 5.3.5), ferner
1)
• Zusatzprofile wie z. B. Rollladenführungen, Ab-
Vorläufer der Mehrscheiben-Isolierverglasung waren deck- und Anschlussprofile.
Doppelverglasungen ohne Luftabschluss als so genanntes
Verbundfenster (Bild 5.4b) und die doppelte Einzelvergla-
sung beim Kastenfenster (Bild 5.4c) oder „Winterfenster“
(temporär zweiter Glasrahmen zur Verbesserung des
Wärmeschutzes vorwiegend in Altbauten mit einfachver-
glasten Fenstern).
5.2 Anforderungen an Fenster 365
5.8 Übereinstimmungszeichen
Beispiel: Es handelt sich um ein Fenster gemäß Bauregelliste A Teil 1 lfd. Nr. 8.5,
Typ 1; Mehrscheibenisolierglas mit einem Ug-Wert von 1,6 W/(m2K)
und einem g-Wert von 0,72. Das Fenster hat eine umlaufende Dichtung.
Gemäß DIN 4108-4 ist der Fugendurchlasskoeffizient a < 1,0 m3/hm (vgl. Abschn. 5.2.1)
366 5 Fenster
Tabelle 5.9 Eigenschaften gemäß DIN EN 14 351-1 Normtabelle gekürzt und kommentiert
Nr.1) Eigenschaft / Wert / Einheit Klassifizierung/Werte
Widerstandsfähigkeit
1 gegen Windlast 1 2 3 4 5 Exxxx
Prüfdruck P1 (Pa) 400 800 1200 1600 2000 >2.000
Die erforderliche Klassifizierung sind der ift Richtlinie FE-05/2 „Einsatzempfehlungen für Fenster und Außentüren“ zu
entnehmen. Klasse E erfordert Angabe des Prüfdrucks.
Widerstandsfähigkeit
2 gegen Windlast A B C
Rahmendurchbiegung d1/150 d1/200 d1/300
Für die frontale Durchbiegung des Fensters wird üblicherweise mindestens Klasse B (d1/200) vorgesehen, damit wird
die TRLV erfüllt.
Brandverhalten – Schutz F E D C B A2 A1
4
gegen Brand von außen siehe DIN EN 13 501-5
gilt für Dachflächenfenster
Schlagregendichtheit
5 Ungeschützt (A) 1A 2A 3A 4A 5A 6A 7A 8A 9A Exxx
Prüfdruck (Pa) 0 50 100 150 200 250 300 450 600 >600
5 gilt für ungeschützt eingebaute Fenster (Standardfall). Klasse E für Sonderanforderungen erfordert Angabe
des Prüfdrucks.
Schlagregendichtheit
6 Geschützt (B) 1B 2B 3B 4B 5B 6B 7B
Prüfdruck (Pa) 0 50 100 150 200 250 300
gilt für geschützt eingebaute Fenster. Die Schlagregendichtheit muss nach DIN EN 1027 geprüft und nach
DIN EN 12 208 klassifiziert sein.
Stoßfestigkeit
8
Fallhöhe (mm) 200 300 450 700 950
zu prüfen nach DIN EN 13 049; Nachweis der Belastbarkeit bei Dagegenstoßen von weichen, schweren Körpern.
Tragfähigkeit von
9 Schwellenwert
Sicherheitsvorrichtungen
Für Fenster, die gegen Absturz sichern gilt die Richtlinie „Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden
Verglasungen (TRAV)“ vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt). Nur dann keine Angabe erforderlich, falls keine
Sicherheitsvorrichtung(en) vorhanden ist (sind).
Schallschutz
10 Bewertetes Schalldämm-Maß Festgestellte Werte
Rw (C; Ctr) (dB)
Für die Fenster wird ein bewertetes Schalldämm-Maß Rw,R gem. DIN 4109 gefordert. Dieses erforderliche Schalldämm-
Maß Rw,R ist nach DIN 4109 Tabelle 8 bis 10 zu ermitteln.
Wärmedurchgangskoeffizient
11 KLASSEN oder festgestellter Wert
Uw (W/(m2 K))
Die Anforderungen an den Wärmeschutz sind in der Energieeinsparverordnung beschrieben. Nachzuweisen ist der
Uw-Wert des Fensters. Der Nachweis des geforderten Uw-Wertes kann durch DIN 4108-4 oder DIN EN ISO 10 077-1
(Tabellenverfahren) oder mittels Messung nach EN 12 567-2 erfolgen.
5.2 Anforderungen an Fenster 367
Strahlungseigenschaften
12 KLASSEN oder festgestellter Wert
Gesamtenergiedurchlassgrad (g)
Wert nach Produktnorm oder orientierende Klasse
Strahlungseigenschaften
13 KLASSEN oder festgestellter Wert
Lichttransmissionsgrad (IJv)
Luftdurchlässigkeit 1 2 3 4
Maximaler Prüfdruck (Pa)
14 Referenz-Luftdurchlässigkeit 150 300 600 600
bei 100 Pa (m3/(h · m2)
oder m3/(h · m)) 50 oder 12,50 27 oder 6,75 9 oder 2,25 3 oder 0,75
Die Luftdurchlässigkeit muss nach DIN EN 1026 geprüft und nach DIN EN 12 207 klassifiziert sein.
Bedienungskräfte bei
15 handbetätigten Fenstern
Klasse 1 2
Mit DIN EN 12 046-1 werden die Kräfte zur Bedienung ermittelt und nach DIN EN 13 115 klassifiziert. Gilt nur bei
handbetätigten Fenstern.
ANMERKUNG: Klasse 1 wird für höheren Bedienungskomfort und bei barrierefreien Bauen etc. empfohlen.
16
Mechanische Festigkeit
Klasse 1 2 3 4
5
Wird gebildet aus statischer Verwindung (Prüfung nach DIN EN 14 609) und Vertikallast (Prüfung nach DIN EN 14 608),
die Klassifizierung wird nach DIN EN 13 115 ermittelt.
Natürliche Lüftungselemente Motorische Lüftungsgeräte
Lüftung Volumenstrom nach Volumenstrom nach
17 DIN EN 13 141-1 [m³/h] DIN EN 13 141-1 [m³/h]
Festgestellte Werte
2 Pa 4 Pa 6 Pa 8 Pa 8 Pa Minimal / Maximal
Anzugeben ist bei natürlichen Lüftungseinrichtungen der erforderliche Luftvolumenstrom V durch die Lüfter bei einer
bestimmten Druckdifferenz ¨p (2, 4, 6 oder 8 Pa). Daraus leitet sich der erforderliche Strömungskoeffizient k und der
Strömungsexponent n ab (V = k x ¨pn).
Bei motorischen Lüftern ist der erforderliche Luftvolumenstrom V bei 8 Pa Druckdifferenz anzugeben. Handelt es sich
um regelbare Geräte, dann ist zur Beschreibung der Kennlinie der minimale und maximale Volumenstrom Vmin und
Vmax anzugeben.
Dauerfunktion Sonderanwendung zu
21 10.000 20.000
Anzahl der Zyklen vereinbaren
Die Dauerfunktionstüchtigkeit des Fensters bei Bedienung wird nach DIN EN 1191 geprüft und nach
DIN EN 12 400 klassifiziert.
Einbruchhemmung
23
Widerstandsklasse 1 2 3 4 5 6
Die Widerstandsklasse des Bauteils muss nach DIN EN 1627 nachgewiesen sein. Die Einstufung der bei den zur
Anwendung kommenden Gläsern ist durch ein Prüfzeugnis nach DIN EN 356 bzw. DIN 1063 nachzuweisen.
1) Nummerierung gemäß Tabelle 1 der DIN EN 14 351-1 ohne die Eigenschaften Widerstandsfähigkeit gegen
Schnee- und Dauerlast, Durchschusshemmung, Sprengwirkungshemmung, Differenzklimaverhalten und
gefährliche Substanzen.
368 5 Fenster
Tabelle 5.10 Übersicht der Einwirkungen auf Fenster, Außentüren und (Fassaden) mit wichtigen Regelwerken
Regelwerke
Einwirkungen Fenster, Fassade
Außentüren
– von der Außenseite Regen, Wind EN 12 207 EN 12 152
EN 12 208 EN 12 154
EN 12 210 EN 13 051
EN 1991-1-4 EN 13 116
Als Ersatz für die bisherigen nationalen Regelun- Türen in DIN EN 12 400, die Durchführung von Dau-
gen wurden europäische Produktnormen erarbei- erfunktionsprüfungen in DIN EN 1191 geregelt.
tet. Dabei werden für Fenster „Leistungsmerkma- Für die Anwendung sind in vielen Fällen noch
le“ festgelegt (z. B. für Dämmwerte, Dichtigkeit, Übergangsregelungen gültig. Bis zur verbindli-
Einbruchhemmung usw.), die für die Gebrauchs- chen Einführung der angestrebten einheitlichen
tauglichkeit eines speziellen Objektes erreicht Festlegungen sind die bisherigen deutschen Be-
werden müssen. DIN EN 14 351-1 ermöglicht eine stimmungen anzuwenden.
europaweite, einheitliche Festlegung der ca. 25 Bei der Planung und Ausschreibung und der Ver-
Eigenschaften und Leistungsklassen sowie der er- gabe sollten neben den Bestimmungen der Verga-
forderlichen Prüfungen und Nachweise. Herstel- be- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)
ler, Verarbeiter und Planer erhalten mit dieser auch die neuesten „Zusätzlichen Technischen Ver-
Produktnorm die Grundlage für eine leistungs- tragsbedingungen zur Ausschreibung“ (ZTV) des
und funktionsorientierte Planung, Ausschreibung Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller
und Bewertung von Fenstern und Außentüren. In e.V. (VFF) beachtet werden [31 - 37].
Tabelle 5.9 sind die wesentlichen Eigenschaften Einwirkungen auf Fenster, Außentüren und Fas-
zusammengestellt und kommentiert. saden werden in den Regelwerken gem. Tab. 10
Dem Fensterhersteller bleibt überlassen, mit welchen behandelt:
konstruktiven Mitteln die verlangten Eigenschaften Es muss festgehalten werden, dass es bei der ra-
erreicht und durch Prüfzeugnisse (DIN EN ISO 12 567- schen Entwicklung von Normen, Gesetzen, Ver-
1) nachgewiesen werden. Die in deutschen Normen ordnungen und Richtlinien nicht möglich ist, bis
bisher übliche Zuordnung für einen bestimmten zum Redaktionsschluss des Werkes überall den
Anwendungszweck ist nicht vorgesehen. aktuellen Stand zu berücksichtigen.
Im Zuge der Vereinheitlichung der nationalen Auch würden vollständige Auflistungen den Rah-
Bestimmungen für die verschiedenen Anforderun- men dieses Werkes sprengen. Es muss dem Bau-
gen an Fenster (z. B. Luftdurchlässigkeit, Schlagre- praktiker an dieser Stelle dringend empfohlen
gendichtheit, Schall- und Wärmeschutz, Brand- werden, die Verabschiedung neuer Normen und
schutz usw.) und zur entsprechenden Klassifizierung Richtlinien, insbesondere ihre eventuelle bauauf-
liegen neue Normen vor. So wird die erforderliche sichtliche Einführung sowie die künftige weitere
mechanische Beanspruchbarkeit von Fenstern und Entwicklung ständig zu beobachten.
5.2 Anforderungen an Fenster 369
Tabelle 5.11 Klassifizierung der Luftdurchlässigkeit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 10.1981und DIN EN 12 207
Tabelle NA.1
Klassifizierung nach Mindestprüfdruck Referenzluftdurchlässigkeit Klassifizierung nach
DIN 18 055: 1981-10 Pa bei 100 Pa DIN EN 12 207
Beanspruchungsgruppe m3/(h · m2)
– nicht geprüft nicht geprüft
A 150 50 1
B 300 27 2
C 600 9 3
600 3 4
Die Anwendung der Tabelle NA.1 wird ausschließlich zur Übertragung von DIN 18 055: 10.1981auf diese Norm empfohlen.
Niedere Klassifizierungen sind jeweils eingeschlossen.
Im Übrigen ist in der EnEV festgelegt, dass die wär- 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast
meübertragenden Umfassungsflächen neu zu er-
richtender Gebäude einschließlich ihrer Fugen Je nach Einsatzbedingungen wie z. B. geographi-
entsprechend dem Stand der Technik luftun- scher Einsatzort, Geländesituation und Einbauhöhe
durchlässig abzudichten sind. Dabei muss jedoch sind Rahmen, Verglasung und Bauwerksanschlüsse
„der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung er- von Fenstern und Fenstertüren u. U. erheblichen Be-
forderliche Mindestluftwechsel sichergestellt sein“. lastungen durch Winddruck und -sog ausgesetzt.
Werden dazu andere Lüftungseinrichtungen als
Fenster verwendet, müssen diese einstellbar und Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Rahmen-
leicht regulierbar sein und in geschlossenem Zu- durchbiegung der Fenster.
stand den geforderten Klassen der Fugendurch- Die mögliche Belastbarkeit wird in Laborversu-
lässigkeit der Fenster entsprechen. chen mit verschiedenen Prüfdrucken in Pascal
Für eine konsequente Kontrolle der Gebäudelüf- (Pa) bei unterschiedlichen Bedingungen gemes-
tung werden Konzepte zur Integration der Fens- sen (P1 zur allgemeinen Messung der Rahmen-
ter in die gesamte Haustechnik umgesetzt (s. a. durchbiegung, P2 als stossweiser Druck zur Ein-
Abschn. 9.5 in Teil 1 dieses Werkes). schätzung der Einflüsse von wiederholten Wind-
lasten, P3 zur Einschätzung des Verhaltens unter
So ist nach manueller Öffnung der Fenster eine
extremen Bedingungen).
Rückmeldung an die Heizungssteuerung und
eine automatische Drosselung der betreffenden Die ermittelte relative frontale Rahmendurchbie-
Raumheizkörper realisierbar. Auch eine Kombina- gung führt zu einer Klassifizierung von Fenstern
5 tion mit automatischem Öffnen und Schließen nach DIN EN 12 210 zunächst in die Klassen A, B
der Fenster auf Grund von Messungen von CO2 - und C nach Tabelle 2. Danach erfolgt die Einord-
Gehalt bzw. Raumluftfeuchte oder Schadstoff- nung in die weiter unterscheidenden Klassifizie-
konzentrationen ist technisch machbar. Zentrale rungsklassen A bzw. B und C 1 bis 5 (DIN EN
Abluftanlagen können derart gesteuerte Fenster 12 210 Tabelle 3) hinsichtlich der Widerstandsfä-
als Zuluftelemente nutzen und durch Wärme- higkeit bei Windlast (s. Tab 5.9).
rückgewinnung eine Minimierung der Lüftungs- Die betreffenden Eigenschaften der Fenster sind
Wärmeverluste bewirken. durch Prüfzeugnisse zu belegen.
Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an Für die Erfüllung der Mindestanforderungen an
die Luftdurchlässigkeit von Fenstern und Fenster- die Widerstandsfähigkeit bei Windlast von Fens-
türen sind in Abschnitt 5.2.7 Hinweise gegeben. tern und Fenstertüren sind in Abschnitt 5.2.7 Hin-
Die Qualitätsmerkmale von Fenstern sind von den weise gegeben.
Herstellern durch Prüfzeugnisse zu belegen. Beach-
tet werden muss allerdings, dass die bei der Prü-
fung festgestellten Mittelwerte für die Fugendurch- 5.2.3 Schlagregendichtheit
lässigkeit lediglich für ein – meistens besonders sorg-
fältig hergestelltes – Musterfenster und für den Schlagregendichtheit ist der Schutz, den ein Fens-
Neuzustand gelten und daher nicht allein als Bewer- ter bei gegebener Windstärke, Regenmenge und
tungsmaßstab für alle anderen mit gleichen Konst- Beanspruchungsdauer gegen das Eindringen von
ruktionsmerkmalen gebauten Fenster ausreichen. Wasser in das Innere des Gebäudes bietet. In die
Nur durch laufende Gütekontrolle bei der Herstel- Rahmenkonstruktion eingedrungenes Wasser
lung kann gewährleistet werden, dass Fenster muss so abgeführt werden, dass keine Schäden
auch den in Prüfzeugnissen belegten Eigenschaf- am Fenster auftreten können und dass nirgends
ten entsprechen. Wasser aus der Rahmenkonstruktion in den Bau-
Es ist festzuhalten, dass für die Fugendichtigkeit körper eindringt.
nicht nur im Hinblick auf die EnEV sondern auch Die Schlagregendichtheit ist abhängig von
für den Wärme- und Schallschutz von Fenstern
• Ausbildung der Falze zwischen Blend- und Flü-
und Fenstertüren die einwandfreie Ausbildung
gelrahmen,
der Bauwerksanschlüsse mit entscheidend ist (s.
Abschn. 5.3). • Art und Lage der Falzdichtungen,
Zur Überwachung von Herstellung und Einbau • Entwässerung des Falzraumes (Entwässerungs-
von Fenstern haben sich daher viele Herstellerfir- öffnungen mind. 5 x 20 mm oder Bohrungen Ø
men von Fenstern und Fenstertüren u. A. zu RAL- 8 mm, Abstand < 30 cm),
Gütegemeinschaften zusammengeschlossen. • Druckausgleich zwischen Außenluft und Falzraum.
5.2 Anforderungen an Fenster 371
Tabelle 5.13 Klassifizierung der Schlagregendichtheit, Korrelation zwischen DIN 18 055: 10.1981 und DIN EN 12 208
in DIN 4108 (ältere Ausgaben), in DIN V 4108 (ab Beim Ersatz von Bauteilen (die Anforderungen
10.98) und in DIN EN-Normen (Tabelle 5.14). gelten bei Erneuerungen von Bauteilen ab mehr
Der Wärmedurchgangskoeffizient UW von Fens- als 20% des Bestandes) ist bei Gebäuden mit nor-
tern1) wird nach DIN EN ISO 10 077 gemeinsam malen Innentemperaturen für Außenfenster und
für Rahmen und Verglasung ermittelt (Es ent- -türen ein Wärmedurchgangskoeffizient von Umax
fällt die bisherige Unterscheidung von Rahmen- = 1,7 W/(m2K) und beim Ersatz von Verglasungen
gruppen). ein Umax = 1,5 W/(m2K) einzuhalten (DIN 4108-2).
Der U-Wert ist abhängig von der Fensterfläche Bei Neubauten ist der Wärmedurchgangskoeffizi-
und setzt sich zusammen aus den Werten für den ent UW der Fensterflächen im Rahmen der wär-
Fensterrahmen (Uf), die Verglasung (Ug) und dem metechnischen Gesamtbetrachtung festzulegen.
Wert des linearen Wärmedurchgangskoeffizien- Dabei hat der Anteil der Fensterflächen an der
Summe aller Außenflächen großen Einfluss auf
ten Ȍ (psi) für die Glasrandzone.
die Energiebilanz.
(Der Randverbund von Mehrscheiben-Isolierverglasungen Als Anhalt kann unter der Voraussetzung gleicher
stellt im Vergleich zur Scheibenmitte eine Wärmebrücke dar. Heizungstechnik und baulicher Ausführung die
Bei der Ermittlung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffizien- folgende Gegenüberstellung dienen.
ten wird daher der Übergangsbereich zwischen Verglasung
und Rahmen durch einen linearen Wärmedurchgangskoeffi- Die Bedingungen der EnEV werden erfüllt:
zienten Ȍ berücksichtigt. Der durch Prüfung ermittelte Wert
für Ȍ ist abhängig von der Art des Scheibenrandverbundes, UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,7 W/(m2K) – mögli-
cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
5 der Einstandstiefe der Verglasung im Glasfalz und von der
Materialart des Fensters. Die Werte für Ȍ liegen bei konven- chen bis ca. 25%
tioneller Ausführung mit Aluminium-Abstandhaltern bei 0,07 UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,4 W/(m2K) – mögli-
bis 0,08 und bei thermisch getrennten Abstandhaltern bei cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
etwa 0,04 W/(mK); s. Bild 5.43). chen bis ca. 30%
Der Einfluss der neuen Regelung wird deutlich bei einem UW -Wert der vorgesehenen Fenster 1,2 W/(m2K) – mögli-
rechnerischen Nachweis: cher Anteil der Fensterflächen an den Gesamt-Außenflä-
chen > 30%
Bei einer Fensterfläche von etwa 1,80 m2 entfallen etwa
(zum Vergleich:
50% des Wärmeverlustes auf den Fensterrahmen, etwa
40% auf die Glasfläche und ca. 10% auf die Glasrandzone. UW -Wert von Passivhaus-Fenstern d 0,8 W/(m2K); s, Abschn.
16.3. und 17.5.8.9 in Teil 1 dieses Werkes)
In der EnEV sind verschiedene Mindestwerte für Die von den Fenstern erreichten UW -Werte sind
Wärmedurchgangskoeffizienten vorgeschrieben: durch Prüfzeugnisse von den Herstellern nachzu-
weisen.
1) Bei der Fensterwahl unter nachhaltigen Aspekten muss
nicht allein auf das Rahmenmaterial, sondern vor allem
Nichttransparente Ausfachungen von Fenster-
auf die gesamte Fensterkonstruktion betrachtet werden. wänden müssen den Anforderungen wie an
Wichtigster Indikator hierfür ist der U-Wert des Fensters. Fenster sowie DIN 4108-2 entsprechen.
Zukunftsfähige Konstruktionen erreichen derzeit einen Uw- Während der winterliche Wärmeschutz in jedem
Wert von 0,80 W/m2K und rücken damit in den Leistungs-
bereich eines Passivhaus-Fensters. (Voraussichtlich wird
Falle nachzuweisen ist (s. Abschn. 17.5.2 in Teil 1
die EnEV 2012 für Fenster und Glastüren bauteilspezifische des Werkes), kann bei Gebäuden mit geringem
Werte von 0,80 W/m2K verlangen.) Fensterflächenanteil auf den Nachweis des som-
Eine Fensterkonstruktion mit Uw-Wert von 0,80 W/m2K merlichen Wärmeschutzes verzichtet werden.
kann folgendermaßen ausgeführt werden: Jedoch sind je nach Fensterneigung und -orien-
• 6-Kammer-Kunststoffrahmen oder Holzrahmen (z. B. tierung bestimmte Grenzwerte einzuhalten.
Kiefer) mit drei Dichtungsebenen (umlaufende Dich-
tungslippen) So darf der Fensterflächenanteil bei einer Nei-
• 3-Scheiben-Wärmeschutzglas Ug = 0,6 W/m2K mit Argon- gung von 0° bis 60° bei allen Orientierungen max.
füllung (4/14/4/14/4) 15% und bei Neigungen über 60° bis 90° bei Ori-
• Scheibenrandverbund, thermisch getrennt (warm-edge entierung nach Nordost bis Nordwest max. 30%
– „warme Kante“)
Ein 0,8 W/m2K-Fenster kostet etwa da 1,5-fache eines betragen.
derzeit nach EnEV 2009 tauglichen Fensters mit Uw-Wert Die Einhaltung der neuen Grenzwerte ist mit den
1,3 W/m2K bisher üblichen Fensterkonstruktionen, Vergla-
Noch bessere Uw-Werte werden mit gedämmten Rahmen- sungen und Bauwerksanschlüssen teilweise nicht
profilen und 3-fach-Scheiben mit Kryptonfüllung erzielt.
Die Kosten für ein solches passivhaustaugliches Fenster mehr zu erreichen. Konstruktive Verbesserungen
mit Uw- Wert 0,6 W/m2K betragen etwa das Doppelte eines (vor allem mehrschichtiger Profilaufbau und ver-
Fensters mit Uw-Wert 1,3 W/m2K. (Stand 2010) besserte thermische Trennungen) sind daher bei
5.2 Anforderungen an Fenster 373
vielen Fensterrahmen neu auf den Markt gekom- Bisher konnte davon ausgegangen werden, dass
men und werden ständig weiter entwickelt (s. sich vorübergehende übermäßige Raumluftfeuch-
Abschnitte 5.4 und 5.6). Weiter entwickelt wur- te durch Undichtigkeiten der Fenster und Bauan-
den auch die speziellen Eigenschaften von Ver- schlussfugen bis zu einem gewissen Maß ausglich.
glasungen (Beschichtungen sowie Füllungen Die mit der EnEV beabsichtigte höhere Energie-
bzw. Evakuierung des Scheibenzwischenraumes einsparung kann erreicht werden durch wärme-
von Isoliergläsern = Vakuumglas, verbesserter technische Verbesserungen der Gebäudehülle,
Randverbund) sowie wärmetechnisch günstigere vor allem jedoch durch Vermeidung von Undich-
Bauwerksanschlüsse (z. B. Leibungsanschluss mit tigkeiten an den Fenstern und durch die Reduzie-
Abdeckung der Blend- und teilweise sogar Flü- rung von Lüftungswärmeverlusten. Bauwerksan-
gelrahmen). schlüsse müssen deshalb mit großer Sorgfalt
Der Wärmedurchlasswiderstand der Fensterrah- dicht hergestellt werden (s. Abschn. 5.3). Damit
men wird erhöht durch Kombination der Rahmen sind jedoch erhebliche Einwirkungen auf den
mit Wärmedämmstoffen oder bei Kunststoff- und Feuchtehaushalt der Gebäude verbunden.
Aluminiumfenstern durch sehr feingliedrige Pro- In DIN 4108-2 wird gefordert, dass bei einer Au-
file. Wärmebrücken begegnet man z. B. durch ßentemperatur von –5 °C und einer Raumtempe-
wärmegedämmte Wetterschutzschienen, durch ratur von +20 °C an der kältesten Stelle einer Wär-
neuartige mehrkammerige Dichtungsprofile, mebrücke eine Temperatur von 12,6 °C nicht un-
wärmetechnisch verbesserte Kantenausbildung terschritten wird. Bei üblicher Raumluftfeuchte ist
von Isoliergläsern usw. damit die konstruktive Voraussetzung zur Vermei-
Es muss betont werden, dass für eine wärmetech- dung von schädlicher Tauwasserbildung und in 5
nisch einwandfreie Bauausführung nicht nur die deren Folge von Schimmelpilzbildung gegeben.
Qualität der Fenster, sondern in hohem Maße Künftig sind zusätzliche, genau gesteuerte Lüf-
auch der vorschriftsmäßige Einbau von entschei- tungseinrichtungen zunehmend auch mit Wär-
dender Bedeutung ist (s. Abschn. 5.3). merückgewinnungseinrichtungen (WRG) zur Er-
füllung der neuen Anforderungen fast unver-
5.2.5 Tauwasserschutz meidlich (s. Abschn. 5.10).
Schall-Dämmwirkung. Durch größeren Scheiben- tigkeit, wenn auch bisher zwischen Fugendurchlass-
abstand und verschieden dicke Scheiben kann koeffizient (vgl. Abschn. 5.2.1) und erreichter Schall-
eine deutliche Verbesserung erzielt werden1). dämmung keine Relationen festgelegt sind.
Erheblichen Einfluss auf die Schalldämmung von Neben der Fugendichtigkeit zwischen Flügel-
Fenstern hat die Rahmenart2) und deren Fugendich- und Blendrahmen ist auf dicht ausgefüllte und
geschlossene Fugen zwischen Blendrahmen und
Bauwerk zu achten. Gute Verankerung am Bau-
1) Die Schalldämmung von Glas und Glaserzeugnissen werk in Verbindung mit guten Verriegelungssys-
wird durch den geometrischen Aufbau (Scheibendicken,
Scheibenzwischenräume), die Glaskonstruktion (Ein-
temen verbessert weiterhin den Schalldämmwert
fachscheiben und Verbundgläser) und die Gasfüllung von Fenstern (s. Abschn. 5.3).
im Scheibenzwischenraum bestimmt. Als akustische Die besten Ergebnisse können erzielt werden bei
Einflussgrößen sind die Doppelscheibenresonanzfrequenz Doppelfenstern mit getrennten Blendrahmen, mit
fR (Masse-Feder-Masse Prinzip, das Schwingungsverhalten
der Scheiben gegeneinander) und die Koinzidenzgrenz-
Kastenfenstern und besonders solchen Kasten-
frequenz fg (Einfluss der Biegesteifigkeit der Scheiben) zu fenstern, bei denen die Kastenleibung mit schall-
nennen. Die Schalldämmung verschiedener Aufbauten schluckendem Material bekleidet ist. In jedem Fall
von Isoliergläsern sind in DIN EN 12 758 tabellarisch zu- ist jedoch die Gesamtdicke und Unterschiedlich-
sammengestellt. keit der Dicken der verwendeten Scheiben (8 bis
Die Füllung mit Gas bzw. Mischungen aus mehreren Gasen
12 mm) sowie der Scheibenzwischenraum (SZR
sind ein weit verbreitetes Verfahren zur Verbesserung
der thermischen und akustischen Eigenschaften von Iso- >150 mm bei Kastenfenstern) von Einfluss.
5 lierglas. Verwendung findet vor allem das Gas Argon zur
Verringerung des Wärmedurchgangs. Das Gas SF6 (Schwe-
Die mit den verschiedenen Fensterbauarten er-
reichbaren Dämmwerte gegen Luftschall (bewer-
felhexafluorid) wurde bis etwa 2004 zur Verbesserung der
Schalldämmung verwendet. Ferner wird das Gas Krypton
tete Schalldämm-Maße) galten bisher ohne
zur Verbesserung der Wärme- und Schalldämmung besonderen Nachweis als erfüllt, wenn die Aus-
eingesetzt, was jedoch mit einem hohen Kostenaufwand führung den jeweiligen Angaben von Tabelle 40
verbunden ist. Außerdem steht Krypton mengenmäßig aus DIN 4109 Beiblatt 1 entsprach. Diese Tabelle
auch nur begrenzt zur Verfügung. wurde in Anpassung an verschiedene inzwischen
Die Konstruktion von Isolierverglasungen mit hoher veränderte Regelungen (z. B. DIN EN ISO 717-1) im
Schalldämmung hat sich in der letzten Zeit dahin ent-
wickelt, dass Verbundscheiben mit speziell entwickelten Auftrag des Deutschen Institutes für Bautechnik
Kunststofffolien als Zwischenlage in die Produktpalette vom ift Rosenheim überarbeitet und ist künftig
vieler Glashersteller aufgenommen worden sind. Diese Art statt der genannten älteren Tabelle zu beachten
Folie ermöglicht einen biegeweichen Sandwichaufbau aus (Tabelle 5.15 und 5.16 für Einfachfenster mit Ein-
dünnen Glasscheiben mit elastischer Zwischenschicht. Ver- fachglas und Mehrscheiben-Isolierglas).
bundscheiben werden auch für Sicherheitsverglasungen
eingesetzt. Die hier eingesetzten Folien sind üblicherweise Für abweichende Bauarten ist die Eignung durch
jedoch relativ steif und führen damit nicht unbedingt zu anerkannte amtliche Prüfzeugnisse zu belegen.
einer Verbesserung der Schalldämmung. Bei der Auswahl ist zunächst der vorhandene
2) Fensterrahmen können aus bauakustischer Sicht in massive
Rahmen, die in der Regel aus Holz bestehen, und Rahmen „maßgebliche Außenlärmpegel“ zu definieren.
aus Hohlkammerprofilen, die aus Kunststoff oder Metall Das kann erfolgen anhand von
hergestellt werden, unterschieden werden. • Lärmschutzkarten bzw. durch für den betref-
Bei massiven Rahmenprofilen hängt die Schalldämmung fenden Standort vorgegebene Verwaltungs-
von der flächenbezogenen Masse ab, d. h. steigende Roh-
dichte des Materials und höhere Rahmendicke wirken sich vorschriften (Immissionswerte gemäß TA Lärm
günstig auf die Schalldämmung aus. In der Ansicht breite in den Bebauungsplänen),
Profile können die Schalldämmung stärker beeinflussen
als schmale Profile, dies beruht im Wesentlichen auf der
Schalldämmung des Rahmenprofils und dessen Flächen- 2) Fortsetzung
anteil. den Falz vollständig abdichten, sind eine Grundvorausset-
Bei Hohlkammerprofilen ist neben der Profilstärke und zung für schalldämmende Fenster. Durch die in Deutsch-
Ansichtsbreite die Größe der Kammern ein wesentliches land übliche Bauart mit umlaufenden Verriegelungen,
Kriterium. Je größer die Profilkammern sind, (ab etwa 50 die die Flügeldichtung in den Falz ziehen und einstellbar
bis 75 mm Kammergröße und größer) desto geringer ist die sind, ist die Fensterkonstruktion des Drehkippfensters eine
Profilschalldämmung, und die gesamte Schalldämmung des günstige Fensterbauweise für schalldämmende Fenster.
Fensters reduziert sich. Dieser Effekt kann durch Verbesse- Bei Spezialkonstruktionen wie Stulpfenstern, Schwing-
rungsmaßnahmen wie Sandfüllungen oder Beschwerungen fenstern oder Schiebefenstern kann die Unterbrechung
mit Metall oder Gipsbauplatten reduziert werden. der Dichtung oder die spezielle Dichtungsbauarten wie
Über die Profilart hinaus ist die Falzgeometrie ein we- Bürstendichtungen die Gesamtschalldämmung maß-
sentliches Konstruktionskriterium. Eine oder besser zwei geblich reduzieren im Vergleich zur typischen Drehkipp-
umlaufende Dichtungsebenen, die ohne Unterbrechung Fensterkonstruktion.
5.2 Anforderungen an Fenster 375
Tabelle 5.15 Konstruktionsmerkmale für Einfachfenster mit Einfachglas, Verbund- und Kastenfenster gem. DIN 4109
Bbl.1/A1, Tab 40a
Tabelle 5.16 Konstruktionstabelle für Einfachfenster mit Mehrscheiben-Isolierglas (MIG), Auszug gem. DIN 4109 Bbl.1/
A1, Tab. 40 (Auszug)
1) Doppelfalze bei Flügeln von Holzfenstern; mindestens zwei wirksame Anschläge bei Flügeln von Metall-
und Kunststofffenstern.
Erforderliche Falzdichtungen sind umlaufend, ohne Unterbrechung anzubringen und müssen weich
federnd, dauerelastisch, alterungsbeständig und leicht auswechselbar sein.
Um einen möglichst gleichmäßigen und hohen Schließdruck im gesamten Falzbereich sicherzustellen,
muss eine genügende Anzahl von Verriegelungsstellen vorhanden sein (wegen der Anforderungen an
Fenster siehe auch DIN 18 055)
2) Die Schalldämmung der beschriebenen Verglasungen ist nicht identisch mit den alternativ angegebenen
Schalldämmungen.
3) Werte werden aus der alten Tabelle 40, Ausgabe 11.1989, übernommen, da keine neueren Konstruktionen
in der Statistik enthalten sind. Daher liegen C-, Ctr- und Korrekturwerte nicht vor
4) Nachweis durch Prüfung
5) Bei Holzfenstern genügt 1 umlaufende Dichtung
Tabelle 5.17 Anforderungen an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen (DIN 4109 Tab. 8)
Tabelle 5.18 Erforderliche Schalldämm-Maße erf. R’w,res von Kombinationen von Außenwänden und Fenstern
(DIN 4109 Tab. 10)
Tabelle 5.17
Diese Tabelle gilt nur für Wohngebäude mit üblicher Raumhöhe von etwa 2,5 m und Raumtiefe von etwa 4,5 m oder mehr,
unter Berücksichtigung der Anforderungen an das resultierende Schalldämm-Maß erf. R’w,res des Außenbauteiles nach
Tabelle 5.17 und der Korrektur von – 2 dB nach Tabelle 95.15,
ZeileZeile
2, DIN
2. 4109
nen der zu schützenden Räume mit einbezogen. Mindestanforderungen für Räume in Wohnge-
Die geforderten Mindestanforderungen können bäuden mit Raumhöhen von etwa 2,50 m, Raum-
dabei Mittelwerte aus hohen Schallschutzeigen- tiefen von etwa 4,50 m oder mehr und von einem
schaften der Außenwände und den naturgemäß Fensterflächenanteil von 10 bis 60% sind in Ta-
weniger guten Werten der Fenster sein. belle 5.17 aufgeführt.
378 5 Fenster
Das „resultierende Schalldämm-Maß“ für Wand werte (RST,w) von Fugen ganz erheblich verschlech-
– Fenster-Kombinationen in Abhängigkeit der tern. Bei ordnungsgemäßer Fugenausbildung (s.
Flächenanteile pro Raum ist Tabelle 5.18 zu ent- Abschn. 5.3) können Fugenschalldämmaße von
nehmen. 50 dB erreicht werden (s. a. ift-Richtlinie SC-01/2,
Vor der Festlegung sind ggf. Korrekturwerte von 2002). Sie reichen für Bauteile mit bewertetem
–3 bis +5 dB gemäß DIN 4109, Tabelle 9 zu be- Schalldämmaß Rw von ca. 40 dB aus [20].
rücksichtigen.
Eine genaue Wiedergabe aller Berechnungsverfah-
ren würde den Rahmen dieser Ausführungen spren- 5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderun-
gen (s. dazu Abschn. 17.6.3 in Teil 1 des Werkes. gen an Fenster und Fenstertüren
Festzuhalten ist, dass sich die Schalldämmqualität
von Wandbauteilen und auch von Fenstern gut Je nach Einsatzbedingungen müssen Fenster und
ermitteln und planen lässt. Mit entscheidend für Fenstertüren so ausgewählt werden, dass sie die
das Ergebnis sind immer die Schalldämmeigen- nötigen Anforderungen hinsichtlich Luftdurch-
schaften der Anschlussfugen. Sie können zwar lässigkeit (Abschn. 5.2.1), Widerstandsfähigkeit
unter Laborbedingungen festgestellt und vergli- bei Windlast (Abschn. 5.2.2) und Schlagregen-
chen werden, doch sind die Unwägbarkeiten bei dichtheit (Abschn. 5.2.3) erfüllen.
der Bauausführung kaum erfassbar. Kleine Ausfüh-
rungsfehler können die theoretischen Schalldämm- In Zusammenarbeit mit Herstellern und Fachver-
bänden wurden vom Institut für Fenstertechnik in
5 Rosenheim (ift) „Einsatzempfehlungen für Fenster
und Außentüren“ entwickelt, die für den Regelfall
(d. h. Gebäude ohne spezielle Grundrisse und Fas-
sadenformen bzw. Anforderungen an die Fenster
in Geländehöhen unter 800 m) als Grundlage für
Leistungsbeschreibungen dienen können.
Unterschieden wird zunächst nach Windlastzo-
nen, die Bild 5.19 entnommen werden können.
Die Geländekategorien sind in Eurocode 1 DIN EN
1991-1-4 definiert (Tab. 5.20).
Bei der Schlagregendichtheit ist nach geschütz-
ter bzw. ungeschützter Einbausituation zu unter-
scheiden (vgl. Abschn. 5.2.3).
Die für eine Leistungsbeschreibung zu definie- Maßungenauigkeiten des Rohbaues (auch bei Ein-
renden Mindestanforderungen an die Fenster haltung der nach DIN 18 202 zulässigen Toleranzen,
können der Tabelle 2 der „Einsatzempfehlungen s. Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes), nachträgliche
für Fenster und Außentüren“ des Institutes für Verformungen angrenzender Bauteile (Durch-
Fenstertechnik in Rosenheim (ift) entnommen biegung von Stürzen und Decken, Kriechen und
werden [8]. Schwinden von Betonbauteilen usw.), das Gewicht
schwerer Fensterflügel in geöffnetem Zustand und
die zu berücksichtigenden temperatur- und materi-
albedingten Längenänderungen von Fensterteilen
5.3 Bauwerksanschlüsse1) erschweren in der Praxis die Ausführung einwand-
freier Anschlüsse zwischen Fenstern und Bauwerk.
5.3.1 Allgemeines Die Belastungen, die auf Fenster und den An-
schlussbereich einwirken, können in drei Ebenen
betrachtet werden2):
Die Gebrauchstauglichkeit und Lebenserwartung
von Fenstern und Türen und die Vermeidung • äußere Wetterschutzebene (umlaufend wind- und
schwerwiegender Bauschäden an den seitlich, schlagregendichte Ausbildung als Regenschutz
unten und oben angrenzenden Bauteilen durch und zur schadensfreien Ableitung von einge-
Eindringen von Niederschlagwasser und durch drungenem Niederschlagwasser); die bewit-
Tauwasserbildung hängen in ganz erheblichem terten Oberflächen bilden dabei die Verschleiß-
schicht der Fenster.
Maße vom fachgerechten Einbau in der Wandöff-
nung ab (s. a. ift-Richtlinie – Baukörperanschluss • mittlerer Funktionsbereich (insbesondere dau-
5
von Fenstern – Teil 1: Verfahren zur Ermittlung erhafter Schall- und Wärmeschutz sowie Luft-
der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssys- dichtheit und auch Dampfdruckausgleich aus
temen). den Glasfalzen)
Die Anschlussfugen zwischen Fenstern und Bau- • innere Trennung von Raum- und Außenklima (nicht
werk werden von außen beansprucht durch unterbrochene, raumseitig luftdichte Trennebene
Schlagregen, durch Winddruck und -sog mit den zur Vermeidung von Tauwasserbildung – Oberflä-
dadurch bewirkten Durchbiegungen der Fenster- chentemperatur über der Taupunkttemperatur –
elemente, durch Schall und UV-Strahlung. und Wärmeverlusten durch Konvektion).
Die erhöhten Anforderungen an den Wärme-
schutz (s. Abschn. 5.2.4) mit dem Ziel einer mög-
2) In der EnEV und DIN 4108-2 ist die luftdichte Ausbildung
lichst großen Energieeinsparung erfordern Ge-
der Baukörperanschlussfuge gefordert. So werden
bäude mit weitgehend luftdichter Außenhaut.
Baukörperanschlussfugen mit einem Fugendurchlass-
Damit ergeben sich gegenüber früher üblichen koeffizienten von a d 0,1 m³/(h m (daPa)) als Luftdicht
Bauweisen erheblich kompliziertere bauphysika- eingestuft. Für die Baukörperanschlussfugen bedeutet
lische Beanspruchungen für die Bauwerksfugen dies, dass ein Dichtsystem zwischen Blendrahmen und
und für die Anschlüsse von Fenstern auch von der Luftdichtheitsebene der Außenwand eingesetzt werden
Innenseite (s. Abschn. 5.2.1). muss, um derartige Werte zu erreichen.
Für schalldämmende Konstruktionen ist eine luftdichte
Bereits im Vorfeld des Fenstereinbaues müssen Anschlussfuge ebenfalls eine wichtige Voraussetzung.
Grenzwerte für die Raumfeuchtigkeit definiert Gemäß DIN 4109 sowie in der VDI-Richtlinie 2719 sind
werden, die für die Gebäudehülle verträglich hier teilweise sogar zwei umlaufend luftdichte Ebenen
erforderlich.
sind. Für alle bauphysikalisch kritischen Stellen
Mit Schlagregen belastete Fenster müssen so eingebaut
sind planerisch einwandfreie Lösungen vorzuge- sein, dass Niederschlagswasser nicht undefiniert in den
ben und bei der Ausführung zu überwachen. Baukörper oder die Fensterkonstruktion eindringen kann.
Außenwände, Fenster und Außentüren mit allen Für die Vermeidung von Kapillarfugen und für die definier-
te Wasserableitung müssen Dichtsysteme im Bereich der
Anschlussfugen müssen dabei als Gesamtsystem äußeren Anschlussfuge und im Bereich von Fensterbänken
betrachtet werden. In DIN 4108-7 und in techni- und an Dämmzonen angeordnet werden.
schen Richtlinien von Verbänden sind Planungs- Es ergeben sich somit zwei bzw. drei wesentliche Dicht-
hinweise für die Abdichtung der Fugen zwischen bzw. Dämmebenen im Anschlussbereich, die es konstruktiv
Fensterrahmen und Außenwänden enthalten [3]. umzusetzen gilt. Dabei muss unter Berücksichtigung der
baulichen Voraussetzungen, der bauphysikalischen Rand-
bedingungen und des Bauablaufs in eine gebrauchstaug-
liche Anschlussfugenkonstruktion in mehreren Ebenen
1) Vgl. auch Abschn. 7.3.2 umgesetzt werden.
380 5 Fenster
Für eine wärmetechnische Optimierung sind beim tern, insbesondere im Bereich der Bauwerksan-
Fenstereinbau folgende Faktoren maßgebend: schlüsse Oberflächentemperaturen von +10 °C
• Mittige Anordnung der Fenster im Bezug zur nicht unterschritten werden.
Dämmzone bei monolithischen Außenwänden Je nach ermittelter Taupunkttemperatur (in die-
ohne Zusatzdämmung sem Beispiel für +10 °C) muss die Isothermenlinie
• Optimierung der Anordnung und Einbausituation für +10 °C ununterbrochen innerhalb der Wände
bei Wandaufbauten mit Zusatzdämmungen an bzw. der Fensterkonstruktion und der Verglasung
der Außenseite oder durch Leibungsdämmungen (unter Berücksichtigung des Ȍ (psi)-Wertes) ver-
• Minimierung von Wärmebrücken in den Berei- laufen (Bild 5.21).
chen der Befestigungspunkte, Fensterbänke, Bei homogenem, hochwärmedämmendem Au-
Rollläden usw. ßenwandmaterial ist mit Tauwasserbildung in der
• Verfüllung alle Anschlussfugen mit weichen Fensterleibung zu rechnen, wenn die Fenster zu
Dämmstoffen weit außen eingebaut werden (Bild 5.21b). Ein
einwandfreier Fenstereinbau ist daher fast nur
Hinzu kommt die Sicherstellung der definierten noch möglich, wenn der Leibungsbereich durch
Lastabtragung aller am Fenster auftretenden eine zusätzliche Wärmedämmung geschützt wird
Kräfte in den Baukörper und vielfach auch die
(Bild 5.21c). Zu beachten ist, dass bei der Fenster-
Anbindung an Gebäudetechnik, z. B. an die Strom-
verglasung die Isothermenlinie für +10 °C am
versorgung von elektrischen Antrieben oder Da-
Randverbund der Isolierglasscheiben bereits sehr
tenleitungen für Mess- und Regeltechnik.
5 Für vertiefte Informationen wird auf die einschlä-
nahe am kritischen Bereich liegt (s. auch Ab-
schnitt 5.4).
gigen Richtlinien verwiesen (z. B. Leitfaden zur
Montage der RAL-Gütegemeinschaften [30]). Auf der Raumseite sollen Warmluftströme zur
Verminderung der Tauwassergefahr möglichst
dicht an der Fensteroberfläche verlaufen. Bei gro-
ßer innerer Leibungstiefe ergibt sich ein ungüns-
5.3.2 Einbauebene tiger Verlauf dieser von Heizflächen (Heizkörper,
Fußbodenheizung) erzeugten Warmluftströ-
Bei einer für Wohnräume typischen Raumtempe- mung. Sie bleibt weitgehend entfernt vom unte-
ratur von z. B. 20 °C, einer Außentemperatur von ren Fensterrand. Es besteht die Gefahr der Tau-
–5 °C und einer relativen Raumluftfeuchte von wasserbildung am unteren Fensterrahmen und
50% liegt die Taupunkttemperatur bei +9,3 °C. vor allem am unteren Rand der Verglasung (Bild
Um Kondensatbildung zu vermeiden, muss min- 5.22a). Der gleiche Effekt entsteht durch weit
destens dafür gesorgt werden, dass an den Fens- überstehende Innenfensterbänke (Bild 5.22b).
5.21 Einbauebenen
a) Einbau im mittleren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung gering
b) Einbau im äußeren Wandbereich: Tauwassergefahr an der Leibung
(10 °C-Isotherme berührt den inneren Anschlussbereich)
c) Einbau bei äußerer Wärmedämmung
5.3 Bauwerksanschlüsse 381
Die Gefahr der Tauwasserbildung an der Fenster- Dreifachverglasungen wesentlich geringer ge-
Innenseite ist gering, wenn bauliche Verhältnisse worden.
wie in Bild 5.22c und d geplant werden. Die Wahl der Einbauebene prägt das Erschei-
Die Gefahr von Tauwasserbildung am unteren nungsbild des Fensters innerhalb einer Fassade
Fensterrand ist mit der Entwicklung verbesserter und im Innenraum erheblich. Gestalterische Ab-
Wärmeschutzeigenschaften von Fensterrahmen sichten müssen jedoch mit den bauphysikali- 5
und Randverbund bzw. bei der Ausführung von schen Gegebenheiten abgestimmt werden.
5.26a 5.26b
verformt werden können. Diese Gefahr ist bei der Bei Fenstern in Lochfassaden ist hierzu folgenden
Verwendung von Zweikomponentenschaum zu beachten:
nicht gegeben. • eine umlaufende mechanische Befestigung mit
Das Ausschäumen kann keinesfalls als Fugenab- geeigneten Befestigungsmitteln unter Einhal-
dichtung (Abschnitt 5.3.4) betrachtet werden. tung der Verarbeitungsvorgaben der Hersteller
Für die spätere Ausführung von Abdichtungen für das eingesetzte Befestigungssystem
mit Dichtstoffen ist der Kantenbereich des Rah- • bei Rollladenkästen ist der obere Blendrahmen
mens bzw. der Bauwerksfuge von aufquellendem statisch freitragend zu dimensionieren und seit-
Schaum frei zu halten und durch Abklebungen lich ausreichend zu befestigen
vor Verschmutzung zu schützen. • die Anordnung und Ausbildung der Trag- und
Ein statischer Nachweis für die Befestigung von Distanzklötze ist zu beachten (Bild 5.24);
Fenstern und Außentüren ohne besondere Belas- • der Befestigungsabstand und der Abstand von
tungen ist bei Beachtung der anerkannten Regeln den Innenecken ist einzuhalten (Bild 5.26).
der Technik im Allgemeinen nicht erforderlich.
384 5 Fenster
Für Fensterkonstruktionen mit einem detaillier- Dichtstoff oder Klebung von Dichtfolien) nicht
ten statischen Nachweis muss deren Befestigung verunreinigt werden. Diesbezüglich ist je nach
und Lastabtragung mit bauaufsichtlich zugelas- Abdichtungssystem eine sinnvolle Arbeitsabfolge
senen Bauteilen erfolgen. einzuhalten.
Dübel, Laschen, Ortschäume und dergleichen
sind zur Abtragung der in Fensterebene wirken- Abdichtungen. Die Anschlussfugen zwischen
den Lasten nicht ausreichend, es sei denn, dass Fenstern und Fensterleibungen sind nach der
entsprechende Nachweise erbracht wurden. EnEV und DIN 4108-2 bzw. DIN 4109 (auch VDI-
Richtlinie 2719 sowie ift-Richtlinie MO-01/1,
2007) luft- und winddicht zu verschließen.
Die Fugen zwischen Fenster und Außenwand
5.3.4 Fugendämmung und Abdichtung
sind stets Bewegungsfugen. Die verwendeten
Dichtsysteme müssen also Bewegungen aus dem
Fugendämmung. Aus wärme- und aus schall- Baukörper und/oder z. B. thermisch bedingte
schutztechnischen Gründen ist eine umlaufende Längenänderungen des Rahmenprofils dauerhaft
Verfüllung zwischen Fensterrahmen und Rohbau ausgleichen können. Daneben beanspruchen
erforderlich. Dafür in Frage kommt sorgfältiges auch Temperaturschwankungen, Feuchtebean-
Ausstopfen mit loser Mineralwolle oder mit Natur- spruchungen und ggf. chemische Belastungen
produkten wie Sisal, Jute, Wolle, Flachs, mit das Dichtsystem. Bei der Auswahl des Dichtsys-
Schaumstoff-Füllbändern oder das Einbringen von tems muss auf diese Randbedingungen Rücksicht
Montageschaum. genommen werden.
Als Dämmstoffe in der Baukörperanschlussfuge Dabei ist Kondensatbildung innerhalb des An-
kommen prinzipiell alle Werkstoffe mit dämmen- schlussraumes bzw. der wärmedämmenden Ver-
den Eigenschaften in Frage. Der eingesetzte Fu- füllung durch abdichtenden Fugenanschluss
gendämmstoff muss die Fugenhohlräume mög- bzw. Dampfsperren auszuschließen. Durch Nie-
licht vollständig ausfüllen. Darüber hinaus ist bei derschlagwasser eingedrungene Feuchtigkeit
Faserdämmstoffen auf eine ausreichende Ver- muss schadensfrei nach außen abgeleitet werden
dichtung beim Einbringen zu achten. können.
Bei der Ausführung der Dämmung der Anschluss- Die Abdichtungen müssen wie bei allen mehr-
fuge mit Ortschaum ist darauf zu achten, dass die schichtigen Bauteilen so aufgebaut sein, dass der
Fugenflanken für die Abdichtung (Haftfläche für Wasserdampfdiffusionswiderstand der einzelnen
5.3 Bauwerksanschlüsse 385
Schichten von innen nach außen abnimmt, d. h. An der Außenseite ist unterhalb von wasserdich-
sie müssen auf der Raumseite dampfdichter aus- ten Fensterbänken oder ähnlichen Wasser ablei-
geführt sein als auf der Außenseite. tenden Bauteilen ein besonderer zusätzlicher 5
Die Anschlüsse zwischen Fenster und Leibung Schutz in der Regel nicht unbedingt erforderlich
sind demnach auszuführen: (Bild 5.28, s. jedoch auch Abschn. 5.3.5, Bild 5.40).
• an der Außenseite Wasser ableitend gegen Schlag- Unterschieden wird einstufiger und zweistufiger
regen (Regensperre)
Fugenaufbau (Bild 5.29).
• an der Innenseite abdichtend, luftdicht gegen
Wärmekonvektion. Die genaue Einhaltung bestimmter Fugenbreiten
Die innere Abdichtung ist umlaufend an allen An- zwischen Fensterrahmen und Rohbauöffnungen
schlussfugen, d. h. auch an der inneren Fuge zwi- ist unter Baustellenbedingungen in der Praxis
schen Fensterrahmen und Fensterbank herzu- schwer zu erreichen und eigentlich nur im Fertig-
stellen. Rollladenkästen müssen nach innen luft- teilbau oder mit Hilfe von Einbauzargen möglich.
dicht ausgeführt werden. Die erforderliche Mindestfugenbreite ist abhän-
Fugenbänder
Imprägnierte
aus Schaum-
Dichtbänder
dichtleisten
Elastomer –
Dichtfolien
Spritzbare
kunststoff
Dichtstoff
Anputz-
bänder
Große Fugenunebenheiten + – o o o –
Große Fugenbewegungen + o + + + –
Wasserdichtheit + + + + -+ o
Feuchteausgleich – + – – +…– o
5
gig vom Rahmenmaterial, von der Elementlänge • standfest
und von dem verwendeten Abdichtungsmaterial • gut haftend (ggf. in Verbindung mit Primer)
(s. Abschn. 5.6.2 bis 5.6.6). • wechsellastbeständig bei Temperaturschwan-
Fugengeometrien und die Beschaffenheit der Fu- kungen und mechanischen Belastungen
genoberflächen haben ebenso wie die Dichtig- • kleberfreie Oberfläche im Gebrauchszustand
keitsanforderungen Einfluss auf die unterschied- • Verträglichkeit mit angrenzenden üblichen
lichen Dichtungsarten (Tab. 5.30). Baustoffen und Metallen.
Es ist festzustellen, dass eine gewisse Ebenheit,
Stabilität und Sauberkeit der Leibung für jedes Einen Überblick für die Einsatzmöglichkeiten der
Dichtsystem erforderlich ist. Dies hat meist zu Fol- verschiedenen Dichtstoffe geben die Tabellen
ge, dass insbesondere gemauerte Leibungsflächen 5.31 und 5.32.
für die Abdichtung vorbereitet werden müssen. Darüber hinaus bestehen Klassifikationen zusätz-
Fehlerhafte Fugenanschlussflächen, vor allem seit- licher Anforderungen für
liche Leibungsflächen müssen vor dem Einbau der • Dehnspannungen (L = low, max. 0,20 N/mm2
Fenster (z. B. durch einen Ausgleichsputz) vollfu- bei 25% Dehnung und H = high;
gig und parallel nachgearbeitet (geglättet) und auf max. 30 N/ mm2 bei 25% Dehnung)
die planungsgemäße Breite gebracht werden (vgl. • Außen und Innenanwendung
DIN 18 540 und Abschn. 2.5 in Teil 1 des Werkes).
(La und Ha bzw. Li und Hi),
Zur Abdichtung kommen in Frage:
• Verträglichkeit mit Natursteinen (N),
• Spritzbare Dichtstoffe (Silikon, Polysulfid, Poly- • Anstrichverträglichkeit (A1 bis A3).
urethan, Polyether SMP, Acryldispersion (Tab.
5.31 und 5.32) Dichtstoffe die nur raumseitig verwendbar sind,
• Imprägnierte Dichtungsbänder aus Schaum- tragen die Kennzeichnung RS.
kunststoff (vorkomprimierbar) Bei Abdichtungen mit spritzbaren Dichtstoffen ist
• Dichtungsbahnen (selbstklebende Bitumenfoli- ein Tiefen/Breitenverhältnis der eingespritzten
en, Polyisobutylen, EPDM, PVC - weich) Dichtstoffmasse von
• Dichtungsbänder (Butyl, Polysobutylen) t = 0,5 x b (t > 6 mm)
• Elastomer-Fugenbänder (Polysulfid, Silikon, Po- einzuhalten.
lyurethan) Eine „Dreiflankenhaftung“ ist nicht zulässig und
Dichtstoffe müssen folgende Grundanforderun- ist ggf. durch eingelegte Trennfolien zu verhin-
gen erfüllen: dern (Bild 5.33b).
5.3 Bauwerksanschlüsse 387
5
388 5 Fenster
Fugen mit Abdichtungen aus spritzbaren Dicht- Putzanschlüsse an den Fensterrahmen bilden
stoffen müssen zwischen 10 und 20 mm breit sein. immer wieder sowohl innen wie außen Ausfüh-
Je nach Untergrund ist zur Haftverbesserung ein rungsprobleme. Die Putzanschlüsse sollen selbst-
Primer einzusetzen. Angrenzende Rahmen- und verständlich rechtwinklig zur Fensterebene und
Bauwerksflächen sind mit Abklebungen gegen exakt parallel und gleichmäßig breit zu den Rah-
Verschmutzung durch Primer und überquellen- menkanten verlaufen.
des Dichtungsmaterial sorgfältig zu schützen. Zu Die Fensterprofile und -scheiben müssen sorgfäl-
beachten ist, dass Anstriche nicht auf Flächen tig gegen Verschmutzungen geschützt werden.
haften, die mit silikonhaltigem Material verunrei- Das kann durch die Verwendung von Putzan-
nigt sind. schlussprofilen erreicht werden, die mit zusätzli-
Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen chen Dichtungsstreifen oder mit besonderen
mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit ei- Vorkehrungen für die Anbringung von Schutzfo-
nem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass eine lien auf dem Markt sind (Bild 5.36). Putzanschluss-
hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der Ver- profile ersetzen jedoch keinesfalls die erforderli-
siegelungsfuge gewährleistet ist. chen Abdichtungen.
Bei der Ausführung mit vorkomprimierten Dich-
tungsbändern beträgt die Mindestfugenbreite 5.3.5 Brüstungsanschlüsse
zwischen 6 und 10 mm.
Einige Beispiele für die Abdichtung von seitlichen Sofern die Fenster nicht Bestandteil einer vorge-
5 Bauanschlussfugen mit Dichtstoffen, mit vorkom-
primierten Dichtbändern und mit Bauabdich-
hängten Fassade sind (Bild 5.37a; vgl. auch Ab-
schn. 9.4.3 in Teil 1 dieses Werkes), schließen sie
tungsbahnen sind in den Bildern 5.34 und 5.35 unten in der Regel an gemauerte (Bild 5.37b) oder
gezeigt. Die oberen Anschlüsse an Stürze werden aus Fertigteilen hergestellte (Bild 5.37c) Brüstun-
in gleicher Weise ausgeführt (Abdichtungen bei gen an (s. auch Abschn. 5.3.2, Bild 5.22)
Rollladenkästen s. Abschn. 5.8.2). Im Übrigen wird
auf die zahlreichen Ausführungsbeispiele in Bbl.
2 zu DIN 4108 verwiesen.
5.34a
5
5.34b
5.34 Abdichtungen von Fugen zwischen Fensterrahmen und Bauwerk
a) Abdichtungen mit vorkomprimiertem Dichtband
b) Abdichtungen mit Dichtstoffen
1 vorkomprimiertes Dichtband 5 Putzanschlusswinkel
2 elastischer Dichtstoff 6 Abschlussprofil
3 Schaumstoff-Hinterfüllung 7 ggf. Ausgleichsputz
4 Fugenfüllung (Wärmedämmung)
Bei Fensterelementen, die bis auf den Fußboden zeugte Warmluftstrom wirkt der Abkühlung und
5 hinabreichen, muss der äußere Abschluss am der möglichen Kondensatbildung an Fenster-
Rand der Geschossdecken und ggf. der Übergang scheiben und Fensterleibungen entgegen. Beim
zu Terrassen oder Balkonen und deren Abdich- Lüften eindringende Kaltluft wird beim Einströ-
tungen (s. Abschn. 10.7.3 in Teil 1 des Werkes) men in den Raum angewärmt. Innere Fensterbän-
sowie der Anschluss an die innere Abdichtung ke, die als Ablageflächen erwünscht sind oder die
und den Fußbodenaufbau genau geplant wer- Heizkörper optisch verkleiden sollen, dürfen da-
den (Bild 5.37d). her den notwendigen Luftstrom nicht behindern
Fensterbrüstungen dienen nicht nur als Absturzsi- (s. auch Abschn. 5.3.2).
cherung, sondern werden auch zur Anbringung Die Vorteile der Anordnung von Heizkörpern an
von Heizflächen genutzt. Die Anordnung von Fensterbrüstungen nehmen mit zunehmender
Heizflächen unter den Fenstern ist heizungstech- Verbesserung der Wärmeschutzeigenschaften
nisch am günstigsten. Fenster sind innerhalb von der Außenwände, insbesondere der Fenster
Außenwänden die stärksten Abkühlungsflächen. deutlich ab.
Der durch Heizkörper an der Fensterbrüstung er-
5.37 Brüstungsanschlüsse
a) Vorhangfassade c) Fertigteil/Brüstung mit Heizkörpernische
b) gemauerte Brüstung mit Heizkörpernische d) Fenstertür oder raumhohes Fensterelement
5.3 Bauwerksanschlüsse 391
Heizkörpernischen unterhalb der Fenster sollen, Vorteilhafter ist i. d. R. die Vermeidung der An-
sofern sie überhaupt vorgesehen werden, den an ordnung von Heizkörpern vor verglasten Fenster-
der Innenseite flächenbündigen Einbau von Heiz- flächen.
körpern ermöglichen. Sie bedeuten jedoch stati- Im Übrigen müssen die Anforderungen an den
sche und wärmetechnische Schwachstellen für Brandschutz (DIN 4102) und an den Schallschutz
die Außenwand. Durch zusätzliche Wärmedämm- für Außenbauteile (DIN 4109) erfüllt werden.
schichten auf der Innenseite lässt sich zwar ein
entsprechender Wärmeschutz wie für die übrigen
Wandflächen erreichen. Durch die Ausführung Innenfensterbänke. Die innere Brüstungsabde-
von bewehrtem Mauerwerk muss jedoch der ckung wird meistens mit Natur- oder Kunststein-
Rissbildung an den Anschlussstellen entgegen- fensterbänken ausgeführt, die im Mörtelbett
gewirkt werden (vgl. Abschn. 6.2.5 in Teil 1 des oder auf Konsolen verlegt werden oder aus kunst-
Werkes). Es muss ferner gewährleistet werden, stoffbeschichteten Holz-Pressstoffprofilen oder
dass durch Heizkörperkonsolen oder Auflager- wasserbeständig beschichtetem Holz. Mit durch-
konsolen für Innenfensterbänke keine Wärme- gehenden Luftschlitzen oder angesetzten, ausrei-
brücken entstehen. chend bemessenen Gitterprofilen ist ggf. für den
Warmluft-Durchlass von Heizkörpern zu sorgen.
Wegen der Komplizierung der Bauarbeiten, der
Mehrkosten und vor allem wegen der möglichen Meistens werden die Fensterbänke in entspre-
Ausführungsfehler sollte auf die Ausführung von chende Nutungen des Rahmens eingeschoben
Heizkörpernischen verzichtet werden. oder unter entsprechende Aussparungen des
Werden Heizkörper vor Fensterflächen angeord-
Rahmens gesetzt. 5
net, wird beim erforderlichen Wärmeschutz zwi- Die innere Fugenabdichtung ist zwischen Fens-
schen transparenten und nichttransparenten terrahmen und Brüstung mit Anschluss an die
Ausfachungsflächen unterschieden. Bei transpa- seitlichen Abdichtungen auszuführen (Bild 5.38).
renten Ausfachungsflächen darf ein Uw-Wert von
1,5 W/(m2K) nicht überschritten werden. Außenfensterbänke. Die äußere Brüstungsab-
Zur Verringerung der Wärmeverluste müssen ge- deckung und damit der untere Bauwerksan-
eignete nicht demontierbare oder integrierte Ab- schluss von Fenstern ist besonders stark allen
deckungen zwischen Heizkörperrückseite und Witterungsbeanspruchungen ausgesetzt und
Fensterfläche vorgesehen werden. muss deshalb sehr sorgfältig geplant und ausge-
5.38a 5.38b
führt werden. Das direkt anfallende und von den Durchfeuchtungen aber auch Fassadenver-
Fenstern ablaufende Niederschlagwasser muss schmutzungen und Verfärbungen infolge nicht
so abgeleitet werden, dass an Fassadenflächen ausreichender Überstände und wegen fehlerhaf-
keine anhaltende Feuchtigkeit und Verschmut- ter Randabschlüsse können nicht nur als Ausfüh-
zung entsteht. rungsmangel sondern gegebenenfalls auch als
Alle äußeren Fensterbänke sollen mindestens 30 Planungsfehler reklamiert werden! [47]
mm, besser 40 mm weit überstehende Tropfkan- Die äußeren Brüstungsabdeckungen werden
ten haben. Seitlich muss durch Aufkantungen mit vielfach durch Fensterbank-Aluminium-Profile
sorgfältig gedichteten Anschlüssen an die Fens- gebildet.
terleibungen ein unkontrolliertes Ablaufen an Sie können außen mit aufgesteckten bzw. aufge-
der Fassade und das Eindingen von Niederschlag- klemmten Wandanschluss-Formteilen an geputz-
wasser in die Eckenbereiche verhindert werden. te Fensterleibungen anschließen. Anschlüsse an
Es ist ein Gefälle nach Außen vorzusehen. gemauerte Fensterleibungen oder Anschlüsse an
5
5.39a 5.39b
Beton werden mit Dichtstoff oder vorkompri- Antidröhnschutz. Durch zähe Kunststoff- oder
mierten Dichtungsbändern abgedichtet (Bild Bitumenauflagen auf der Unterseite können Me-
5.39). tallfensterbänke entdröhnt werden. Damit wird
Bei starker Witterungsbeanspruchung oder wenn die Geräuschbildung bei auftreffendem Regen
Bedenken hinsichtlich der Dichtigkeit angebracht reduziert.
sind, ist eine wannenartige Abdichtung aus Bau- Äußere Brüstungsabdeckungen können auch aus
abdichtungsfolie unterhalb von Metall- oder Zink- oder Kupferblech in handwerklicher Aus-
Kunststoff-Brüstungsabdeckungen ratsam. Es muss führung gebildet werden.
allerdings sichergestellt werden, dass ein Dampf- Zu beachten ist, dass von Kupferblechen färben-
druckausgleich zwischen Bauwerk bzw. Wärme- de Oxydationsrückstände auf darunter liegende
dämmschichten und Atmosphäre möglich ist (Bild Bauteile gelangen können. Hier empfiehlt sich ein
5.40). Überstand von 50 mm. Auch sollten für Bauteile,
Die Oberflächen von Aluminium-Fensterbänken die unterhalb von Kupferabdeckungen liegen
können technisch oder farbig eloxiert sein. Derar- (z. B. auch Pflaster und Plattenbeläge), Materiali-
tige Oberflächen sind jedoch gegen Verschmut- en gewählt werden, bei denen die unvermeidli-
zung durch Putz oder Mörtel sehr empfindlich che Grünverfärbung akzeptiert werden kann.
und müssen bis zum Abschluss der Bauarbeiten Für Kunststofffenster sind spezielle Fensterbank-
durch abziehbare Schutzfolien geschützt wer- profile aus Kunststoff auf dem Markt, die Bestand-
den. Weniger empfindlich, nötigenfalls ausbes- teil der unteren Rahmenprofile sein können oder
serbar und in allen Farben ausführbar sind Ober-
flächenbeschichtungen (s. Abschn. 5.6.4).
in sie eingefügt werden (Bild 5.41).
Seltener werden äußere Brüstungsabdeckungen
5
Je nach Lage zur Himmelsrichtung sind die tem- aus Klinkerplatten, Spaltplatten, aus Rollschichten
peraturbedingten Längenänderungen von Alu- mit frostbeständigen Mauersteinen oder Form-
miniumfensterbänken zu berücksichtigen. Ab steinen sowie aus Natur- bzw. Betonwerksteinen
etwa 2,50 m Länge sind dafür Schiebestöße vor- ausgeführt. Derartige Brüstungsabdeckungen soll-
zusehen. ten in jedem Fall auf seitlich hochgezogenen Ab-
Bei geputzten Leibungen sind auf den Abkan- dichtungsbahnen ausgeführt werden. Der Lei-
tungen der Fensterbänke Dehnungsstreifen aus bungsanschluss ist wasserdicht mit spritzbarem
nicht putzhaftendem Material aufzukleben. Dichtungsstoff oder dauerhafter mit vorkompri-
Bei mehr als 150 mm Tiefe müssen Metall-Außen- miertem Dichtungsband herzustellen (Bild 5.42).
fensterbänke Sicherungen im Abstand von etwa
90 cm gegen Abheben durch Windkräfte haben.
Der Raum zwischen Metall- oder Kunststoff-
fensterbänken und dem Brüstungsmauerwerk
wird mit loser Mineralwolle ausgestopft. Bei Aus-
führung der Brüstungen in Sichtmauerwerk oder
Beton wird die äußere Fuge am besten durch
vorkomprimierte Dichtungsbänder geschlossen.
Bei anschließenden Putzflächen sind breite An-
schlussfugen unter den Fensterbänken mit be-
wehrtem Putz oder mit Anschlussprofilen auszu-
führen.
5.3.6 Schwellen bei Fenstertüren also kein ausreichendes Merkmal für einen dich-
ten Anschluss. Die Schwellenhöhe ist daher vor
An Fenstertüren (s. a. Abschn. 2.1.11) ändern sich Ausführung schriftlich zu vereinbaren.
die baulichen Randbedingungen für die An- In der baulichen Umsetzung wird in der Regel mit
schlussausbildung. Auch die Belastungssituation Dichtbahnen die Abdichtung und Wasserführung
durch Oberflächenwasser auf der Balkon- oder vorgenommen. Speziell die seitlichen Übergänge
Terrassenfläche verschärft sich, häufig noch in zur Abdichtung im Bereich der Wand sind genau
Verbindung mit dem Wunsch des Nutzers, mög- zu planen und sorgfältig auszuführen.
lichst geringe Schwellenhöhen zu erhalten. Für
die Ausbildung der äußeren Schwellenabdich-
tung liegen verschiedene Regelwerke vor, die
sich primär an die Außenwand richten und Maß- 5.4 Verglasungen1)
nahmen zum Schutz gegen eindringendes Was-
ser zur Vermeidung von Schäden in der Außen- 5.4.1 Glasarten und Lieferformen
wand fordern.
Folgende Kriterien sind bei der Abdichtung von Der bedeutendste Werkstoff für Fenster ist das
Außen- und Fenstertüren zu beachten: Glas. Zum einen bewirkt er durch die Transparenz
• Der Schutz der seitlich an Außen- und Fenster- Durchsicht, Licht- und Energiegewinn und zum
türen angrenzenden Außenwand, wobei die anderen besitzt er flächenmäßig den größten An-
5 Anschlüsse an die Wand die Abdichtungshöhe
sicherstellen müssen.
teil am Fenster.
Bei den für die Verglasung von Fenstern in Frage
• Der Schutz der unten an Außen- und Fenster- kommenden Flachglasarten werden folgende
türen angrenzenden Außenwand, wobei die Lieferformen bzw. Qualitäten unterschieden:
Anschlüsse dauerhaft dicht sein müssen.
• Die tatsächlich zu erwartende Belastung des Normales Floatglas2):
Anschlusses von Außen- und Fenstertüren durch
nicht drückendes Wasser aus Niederschlag oder (3 bis 19 mm dick), DIN EN 572-2 (früher „Spiegel-
Schmelzwasser. glas“), verwendet für Mehrscheiben-Isoliergläser,
Wärmeschutzgläser, Sonnenschutzgläser sowie
• Die zumutbare Schwellenhöhe aus der Raum-
für Schallschutzglas, Sicherheitsglas, Drahtspie-
nutzung, insbesondere bei barrierefreiem Bauen. gelglas (7 mm dick mit Drahtnetzeinlage, Ma-
DIN 18 195-4 und DIN 18 195-6, Abschnitt 9 sehen schenweite 12,7/12,7 cm) und Brandschutzglas.
eine Abdichtungshöhe über der wasserführen- Das im so genannten Float-Verfahren hergestell-
den Schicht von 150 mm als ausreichend an. te Flachglas wird durch Beschichtungen, physika-
Gleichzeitig wird auf die Erfordernis von Ausnah- lische und technische Weiterbehandlungen in
men bei den Abdichtungshöhen bei Außen- und eine Vielzahl von Produkten veredelt. Diese Glä-
Fenstertüren hingewiesen, es werden aber keine ser werden dabei entweder als Einzelscheiben
genauen Maße definiert. Auch die Fachregel für (EV) oder im Verbund mit zwei oder mehr Schei-
Dächer mit Abdichtungen – Flachdachrichtlinien ben als Mehrscheiben-Isolierglas (MIG) im Fens-
– gibt vor, dass die Anschlusshöhe 150 mm über ter eingesetzt. Andere Herstellverfahren wie das
Oberfläche Belag oder Kiesschüttung betragen Gussverfahren haben in der Praxis nur noch eine
soll. Sofern eine Entwässerungsrinne vor der untergeordnete Bedeutung.
Schwelle positioniert wird, ist dabei eine Reduzie-
rung auf 50 mm möglich. Für barrierefreies Bauen
nach DIN 18 040-1 und DIN 19 040-2 muss eine 1)
möglichst bodenbündige Schwellenkonstruktion In diesem Abschnitt werden Glasarten und die Verwendung
von Glas lediglich im Zusammenhang mit Fenstern behan-
mit maximal 20 mm hoher Schwelle gewählt delt. Über Verglasung von Türen, Fassaden, Dachflächen,
werden. Umwehrungen usw. mit teilweise speziellen Glassorten
Daraus folgt, dass eine Unterschreitung der Ab- werden Ausführungen in den betreffenden Kapiteln ge-
macht.
dichtungshöhe, wie sie in den Regelwerken be- 2)
schrieben ist, zulässig und zum Teil notwendig Bei der Glasherstellung im Floatglasverfahren wird die
Glasschmelze auf ein beheiztes Zinkbad ausgebreitet
ist, wobei stets flankierende Maßnahmen zur Ver- und schwimmt („floatet“) auf dem schwereren Zinn. Das
meidung von Feuchtigkeitsschäden erforderlich geschmolzene Glas wird langsam gekühlt und dabei auf
sind. Die Einhaltung der Abdichtungshöhe ist die beabsichtigte Dicke gestreckt.
5.4 Verglasungen 395
ter, das mit feuchtigkeitsabsorbierenden Stoffen die thermische Trennung im Glasrandbereich da-
gefüllt sein muss, und einer einschichtigen oder mit erheblich verbessert. („Warme Kanten“, Bilder
heute meistens zweischichtigen Abdichtung. Die 5.43d–f) [6].
Außenkante wird mit Dichtungsmassen aus Thio- Außerhalb von Glasfalzen liegende Kanten von
kol, Silikon, Polysulfid oder Polyurethan geschützt Isoliergläsern (z. B. bei Stufengläsern) müssen ei-
(Bild 5.43). nen gegen UV-Einwirkung geschützten Randver-
Der Kanten von MIG insbesondere bei Abstands- bund haben.
haltern aus Metall stellen im Vergleich zur gesam- Das Gas im Scheibenzwischenraum von Isolier-
ten Scheibe eine Wärmebrücke dar. Bei der Ermitt- glasscheiben steht unter dem Druck der bei der
lung des Gesamt-Wärmedurchgangskoeffizienten Produktion herrschte. Werden die Scheiben nach
wird der Übergangsbereich zwischen Verglasung dem Einbau anderen Temperaturen und ande-
und Rahmen durch einen linearen Wärmedurch- rem Luftdruck ausgesetzt, kommt es durch
gangskoeffizient Ȍ (psi) berücksichtigt. Ausdehnung oder Volumenminderung der ein-
Um die Wärmebrückenbildung am Randverbund geschlossenen Luft zu Verformungen („Isolierglas-
der Isolierglasscheiben einzuschränken, wird der effekt“, Bild 5.44), der bei Dreifachscheiben be-
Abstandhalterrahmen aus Aluminium zuneh- sonders ausgeprägt sein kann. Bei großen Schei-
mend durch so genannte Warme-Kante-Systeme benformaten ist dieser Effekt – abgesehen von
(engl. warm-edge) abgelöst. Dabei werden an- optischer Verzerrung der Durchsicht in extremen
stelle der gut wärmeleitenden Aluminiumprofile Fällen – unbedenklich und muss als normal be-
Kunststoffe und Kunststoffprofile eingesetzt und trachtet werden.
5
5.43
Zweischeiben-Isolierglas (Standard Ausführungen)
a) einfach gedichteter Randverbund
b) doppelt gedichteter Randverbund
c) thermisch verbesserter Randverbund (Thermix®)
5.44
„Isolierglaseffekt“ (schematisch)
a) bei Zweischeiben-Isolierglas
b) bei Dreischeiben-Isolierglas 5.44a 5.44b
398 5 Fenster
5.45a 5.45b
5.45 Funktionsverglasungen
a) Wärmedämm-Isolierglas (isolar neutralux®): sehr gute Wärmedämmung, hoher Energiedurchlass,
hohe Lichttransmission
b) Sonnenschutz-Isolierglas (isolar solarlux®): hohe Lichttransmission, niedriger Energiedurchlass,
sehr gute Wärmedämmung
5 Zu Problemen kann es bei kleinformatigen Iso- chen Verhältnissen durch Ausnutzung von Son-
lierglasscheiben kommen (z. B. bei Sprossenfens- neneinstrahlung Wärmegewinne zu erzielen.
tern, s. Abschn. 5.4.4) oder bei schmalen, langen • Sonnenschutzverglasungen werden mit Spezi-
Formaten. Weil sich solche Scheiben den Druck- algläsern oder edelmetallbeschichteten Gläsern
schwankungen nur schlecht anpassen können, mit besonderer Reflexionswirkung insbesondere
kommt es oft zu Glasbruch. gegen UV- und Infrarotstrahlung ausgeführt. In
Neben den Standardausführungen mit 2 oder 3 der Regel sind zusätzliche Beschattungen durch
Scheiben, Scheibendicken von 4 bis 8 mm, Schei- Sonnenschutzeinrichtungen vorzusehen (s. Ab-
benzwischenraum 6 bis 24 mm, werden Mehr- schn. 5.8 und 9.6 in Teil 1 dieses Werkes).
scheiben-Isoliergläser in verschiedenen Spezial- Sonnenreflexionsgläser als wärme- und schall-
ausführungen erzeugt: schützende Gläser haben oft besondere, ge-
Wärmeschutzgläser. werden mit farbneutraler stalterisch effektive spiegelnde Oberflächen.
Beschichtung aus Edelmetallen hergestellt. Sie Sonnenschutzgläser haben bei hoher Licht-
haben als Zweifach-Isolierglas eine Gesamt-Dicke transmission und guter Wärmedämmung
zwischen 18 und 24 mm bei einem Scheibenzwi- (Ug-Wert bei 0,7 W/(m2 K)) einen niedrigen
schenraum (SZR) von 10 bis 16 mm. Dreifach- Energiedurchlassgrad (g-Wert bis ca. 20%).
Isolierglasscheiben haben einen SZR von ca. Die Wirkungsweise von Wärme- bzw. Sonnen-
8 mm und sind insgesamt etwa 28 mm dick. schutzverglasungen sind in Bild 5.45 veran-
Der erzielbare Ug-Wert liegt bei normalen Isolier- schaulicht.
gläsern zwischen 1,8 und 3,0 W/(m2K), bei hoch- • Schallschutzverglasungen. Die Dicke der
wertigen Dämmgläsern zwischen 1,1 und 1,9 W/ Scheiben wird im Massenverhältnis auf die
(m2K). Der Energiedurchlasswert g liegt je nach jeweiligen Anforderungen abgestimmt. Der
Fabrikat etwa zwischen 45 und 75%. Scheibenzwischenraum beträgt 12 bis 24 mm.
Wärmeschutzgläser vermindern somit den Wärme- Es gibt die Schallschutzklassen 3 bis 5 (VDI 2719)
durchgang erheblich. Andererseits ist bei winterli- mit 37 bis 45 dB. Dabei werden oft Scheiben un-
chen Verhältnissen ein Wärmegewinn durch Son- terschiedlicher Dicke (6 bis 12 mm) oder auch
neneinstrahlung anzustreben (s. Abschn. 5.2.3). Es Kombinationen mit Verbundsicherheitsgläsern
ergibt sich somit bei den Anforderungen an Wär- verwendet (Bild 5.46).
meschutzgläser ein Zielkonflikt (s. a. Abschn. 9.1 in Der Scheibenzwischenraum hat in der Regel
Teil 1 dieses Werkes). eine Spezialgasfüllung. Bei besonderen Anfor-
Es wurden daher Verglasungen entwickelt, mit derungen z. B. an den Sonnenschutz sind auch
denen es möglich ist, einerseits Wärmeverluste Kombinationen mit anderen Funktionsgläsern
zu minimieren, andererseits jedoch bei winterli- möglich.
5.4 Verglasungen 399
5.46 Schallschutzverglasung
1 Floatglas
2 Floatglas mit Wärmeschutz-
Edelmetallbedampfung
3 Laminit-Verbundsicherheitsglas
4 Spezialfüllung (Argon, SF 6)
Zu beachten ist, dass bei Schallschutzmaßnah- ten Verglasungen ohne öffenbare Fenster kön-
men die Verwendung von Schallschutzgläsern nen Feuerwiderstandsklassen bis F90 erreicht
nur eine Teillösung darstellt. Die Schalldichtig- werden (Bild 5.47).
keit eines Fensters kann nur im Zusammenhang • Einbruchhemmende Verglasungen sind in
mit einer entsprechenden Fensterkonstruktion DIN EN 356 und DIN EN 1063 genormt (s. Ab-
und bei sachgerechtem Bauwerksanschluss er- schn. 5.9). Sie können mit Alarmanlagen kombi-
zielt werden (s. Abschn. 5.3). niert werden.
• Brandschutzglas. Bei Brandschutzverglasun- • Lichtstreuverglasungen1). Hierbei werden die
gen (DIN 4102-13) müssen die verwendeten Scheibenzwischenräume mit lichtstreuenden
Gläser immer im Zusammenhang mit den Um- Kapillareinlagen ausgefüllt.
rahmungen betrachtet werden. Die Angebote
der verschiedenen Hersteller haben in der Re- 1)
gel spezielle Zulassungen amtlicher Prüfstellen.
Zur Lichtstreuung wird häufig transparente Wärmedäm-
mung (TWD) wegen der guten Wärmeeigenschaften 5
Unterschieden werden F- und G-Verglasungen eingesetzt. TWD besteht aus einer Hohlkammerstruktur
(s. Abschn. 17.7 in Teil 1 des Werkes). aus Kunststoff, die hoch lichtdurchlässig ist. I. d. R. wird
TWD vor einer massiven, schweren Wand eingebracht,
Brandschutzgläser für G-Verglasungen (G30) damit der erhöhte solare Wärmeeintrag gespeichert und
können hergestellt werden als spezielle Ein- zeitverschoben an den Innenraum abgegeben wird. Der
scheiben- (ESG) oder als Verbundsicherheits- vielfach erforderliche Sonnenschutz und die relativ hohen
gläser (VSG) aus vorgespanntem Kalknatron- Kosten haben jedoch dazu geführt, dass TWD häufiger zur
Lichtstreuung bei der Tageslichtnutzung eingesetzt wird.
glas ohne oder mit Drahtgeflechteinlage. Aus Durch die Kapillareinlage zwischen zwei Glasscheiben
dem gleichen Material sind auch Isolierglas- sowie einem einschließenden Glasvlies lässt sich mit
scheiben verfügbar. TWD eine gleichmäßigere Lichtverteilung im Raum
Für F-Verglasungen gibt es Isoliergläser aus erzielen. Die Verglasung erreicht durch lichtstreuen-
de TWD eine Lichttransmission von 80%, ist jedoch
Kalknatronglas mit einer Gel-Zwischenfüllung nicht mehr klar durchsichtig. Problematisch beim
aus wasserhaltigen Salzlösungen (Gesamtdicke Einsatz von TWD ist die Überhitzungsgefahr, da die
36 bis 71 mm). Im Brandfall verdampft das Was- Kapillarglasscheiben i. d. R. nicht verschattet werden.
ser, und das Gel bildet einen opaken Hitzeschutz. Der einfache Systemaufbau von Lichtstreuverglasung er-
Andere F-Gläser bestehen aus mehrschichtigen zeugt relativ niedrige Investitionskosten. Der Einsatz sollte
jedoch auf Bereiche beschränkt bleiben, in denen entwe-
Verbundgläsern aus Kalknatronglas mit Zwi- der der Sichtbezug nach Außen keine Rolle spielt oder in
schenlagen aus Alkalisilikat, das im Brandfall zu denen sich Klarglasscheiben mit den undurchsichtigen
einer zähen, festen Masse aufschäumt. Mit fes- TWD-Scheiben abwechseln können, z. B. in Oberlichtern.
Lichtstreuende Verglasungen schaffen diffuses einer Spannung können bei Bedarf die Eigen-
Licht und eine gleichmäßige Lichtverteilung im schaften der Verglasung dem je nach Tages-
Raum. Sie verhindern direkte Sonneneinstrah- oder Jahresverlauf wechselnden Licht- und
5 lung, sind aber nicht als Sonnenschutz wirk-
sam. Sie werden vielfach in Oberlichtbereichen
Energieeinfall angepasst werden (elektrochro-
me Gläser).
eingesetzt, um Blendungserscheinungen im Mit der gleichen Zielsetzung sind auch gaso-
fensternahen Bereich zu verhindern. chrome Gläser (farbveränderbare Gasfüllung
• Sichtschutzgläser werden mit Rasterdekoren im SZR) in der Entwicklung.
bedruckt oder mit Folien irreversibel beschich- Bei dem in Bild 5.49 gezeigten Isolierglas sind
tet (Dauersichtschutz). Neuere Entwicklungen lichtlenkende Lamellen je nach Anforderungen
können zwischen transparentem und trans- an der Anwendungsstelle fest eingebaut. Damit
luzentem bzw. undurchsichtigem (opakem) ist ein jahres- oder tageszeitabhängiger perma-
Zustand der Verglasung durch das Anlegen nenter Sonnenschutz möglich, und die Scheiben
einer elektrischen Spannung wechseln (elekt- können auch als Passiv-Solar-Element dienen.
rochrome Verglasung). Die Verglasung ist so-
mit reversibel je nach Anforderung transparent • Schaufensterverglasungen werden mit ent-
oder transluzent veränderbar einstellbar. spiegelten Isolierglasscheiben ausgeführt.
Ornamentgläser oder gesandstrahlte bzw. Bei fast allen Ausführungen sind Kombinationen
geätzte Gläser und auch „Michglas“1) haben mit Drahtgläsern, Ornamentgläsern und Sicher-
ebenfalls Sichtschutzeigenschaften. Je nach heitsgläsern (z. B. für Überkopfverglasungen)
Glasart und Hersteller werden Durchsichtklas- möglich.
sen zur Definition der Sichtschutzeigenschaf- Für den Einbau in Schrägverglasungen u. Ä. wer-
ten festgelegt. den Mehrscheiben-Isoliergläser auch mit falzarti-
• „Intelligente Gläser“ (s. a. Abschn. 9.2 in Teil ger Randausbildung geliefert (Stufengläser, Bild
1 diese Werkes): Zur Regulierung der Durch- 5.50). Die Spezial-Randverklebungen sind gegen
sichtigkeit aber auch zur Beeinflussung der Sonneneinwirkung beständig (UV-beständig).
Sonnen- und Blendschutzeigenschaften von
Verglasungen werden Beschichtungen oder Sonderformen. Alle Isolierglasscheiben werden
Füllungen des SZR mit reaktionsfähigen Gasen unter Berücksichtigung von Toleranzen, Falzma-
hergestellt. ßen, der zu verglasenden Öffnungen und der er-
In Verbundscheiben können Folien oder forderlichen Falztiefen auch in Sonderformen
Schichten mit Flüssigkristallen eingebettet („Modellscheiben“) geliefert, z. B. mit trapezför-
werden (thermotrope Gläser). Durch Anlegen migen oder halbkreisförmigen Zuschnitten und
auch in gekrümmten Formen (vgl. Bild 5.58).
1) Milchglas enthält als Sichtschutzglas neben den üblichen Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor-
Glasbestandteilen Zinnoxid, das für die milchige Färbung schriften der Hersteller für Falzabmessungen und
des Glases verantwortlich ist. Verklotzung zu beachten.
5.4 Verglasungen 401
Qualitätsprüfung. Für die Beurteilung der visuellen 5.4.2 Bemessung der Glasscheiben
Qualität von Mehrscheiben-Isolierglas bestehen
ausführliche Richtlinien des Instituts des Glaser- Bei der Fenster- und Türverglasung ist die Schei-
handwerks für Verglasungstechnik und Fenster- bendicke von der Scheibengröße abhängig sowie
bau, Hadamar [22]. Darin ist festgelegt, in welchem von der Lage der verglasten Außenfläche über
Umfang und in welchen Scheibenbereichen Glas- Gelände (Windlast s. DIN EN 1991-1-4, und DIN EN
fehler (kleine Einschüsse, Blasen, Kratzer) noch zu- 12 210).
gelassen sind.
Bei der Belastung von vertikal eingebauten Iso-
Keine Reklamationsgründe bei Isolierglasschei- liergläsern (z. B. durch Winddruck und -sog) wird
ben sind durch den luftdichten Zwischenraum zwischen
• Interferenzerscheinungen (Streifen in den Außen- und Innenscheibe ein Koppelungseffekt
Spektralfarben, hervorgerufen durch Planpar- bewirkt. Dadurch übertragen sich Belastungen
allelität von Scheiben), auf beide Scheiben, und die Scheiben wirken sta-
• Doppelscheibeneffekte (Spiegelungen und Ver- tisch als Gesamtsystem. Bei der Scheibendimen-
zerrungen durch prinzipbedingte Durchbiegun- sionierung kann von dieser Voraussetzung je-
gen der Scheiben infolge von Temperatur- oder doch nur bei gleich dicker Innen- und Außen-
Druckänderungen), scheibe ausgegangen werden oder wenn sich die
• Anisotropien (Irisationserscheinungen wie leichte Belastung einer dünneren Außenscheibe auf eine
Wolken oder Ringe an Einscheibensicherheits- dickere Innenscheibe abstützen kann (z. B. bei
dem typischen Aufbau von Schallschutzgläsern).
gläsern,
Für besondere Belastungsfälle sind genaue stati-
5
• Kondensatbildung auf den Außenflächen [27].
sche Berechnungen nötig. Die Glasindustrie gibt
Lagerung und Schutz vor dem Einbau. Isolier- für normal beanspruchte und vertikal eingebaute
glasscheiben dürfen nur stehend auf Unterlagen Verglasungen mit Isolierglasscheiben Empfehlun-
gelagert werden, die gewährleisten, dass keine gen in Form von Dimensionierungs-Diagrammen.
Beschädigungen entstehen. Beim Transport Für Schrägverglasungen (Überkopfverglasun-
muss darauf geachtet werden, dass keine Verwin- gen), die durch Wind, Schnee und Eigengewicht
dungen auftreten. belastet werden, sind besondere statische Nach-
Müssen Glasscheiben auf der Baustelle gelagert weise erforderlich.
werden, so sind sie in einem trockenen, regelmä- Eine Behandlung der speziellen Dimensionie-
ßig belüfteten Raum hochkant und mit Luftzwi- rungsverfahren würde den Rahmen dieses Werkes
schenraum aufzustellen. Staub mit Nässe schadet sprengen, und es muss auf die von allen Glas-
der Glasoberfläche. Auf dem Transport entstehen herstellern gegebenen Berechnungshilfen verwie-
zuweilen Scheuerflecken durch Aneinanderrei- sen werden.
ben feuchter Glasflächen. Sie lassen sich durch
geeignete Zwischenlagen vermeiden.
Ist eine vorübergehende Lagerung im Freien un-
vermeidlich, sind die Scheiben gegen Wärmeein- 5.4.3 Einbau von Verglasungen
strahlung zu schützen. Insbesondere bei Glaspa-
keten kommt es oft zu starker Erwärmung, die Über die Ausführung von Verglasungsarbeiten
zum Bruch insbesondere von Ornament- und enthalten die Vergabe und Vertragsordnung für
Drahtglasscheiben führen kann. Bauleistungen in VOB Teil C DIN 18 361 besonde-
Zu beachten ist auch, dass der Randverbund von re Bestimmungen.
Isolierglasscheiben empfindlich gegen UV-Strah- Außerdem geben die ständig überarbeiteten
lung ist. Schriften des Institutes des Glaserhandwerks
Bei Arbeiten mit Trennscheiben, Schweißbren- Richtlinien, z. B. über Glas-Abdichtungsmateriali-
nern und Sandstrahlgeräten müssen in der Nähe en, Klotzungen, Ganzglaskonstruktionen mit
gelagerte oder eingebaute Scheiben sorgfältig Glaszementverbindungen usw. [22–26].
geschützt werden. Oberflächenschäden durch Unterschieden werden
Funkenflug o. Ä. sind nicht reparierbar. • Verglasungen mit Dichtstoffen
• Verglasungen mit Dichtprofilen
• Verglasungen mit Dichtprofilen und elasti-
schen Dichtstoffen.
402 5 Fenster
Dichtstoffe1). Überwiegend kommen bei Holz- Unbehandeltes oder nur grundiertes Holz bietet
fenstern elastische Dichtstoffe zum Einsatz. keinen geeigneten Haftgrund für Versiegelun-
Wesentliche Grundmaterialien für derartige gen. Holzfenster dürfen daher erst nach dem ers-
Dichtstoffe sind Polyurethane, Polysulfide und ten Zwischenanstrich verglast werden, der alle
Silikone. Diese verformen sich unter Einwirkung Verglasungsfalze überall gut decken muss. Je
einer äußeren Kraft und kehren am Ende der nach Untergrund muss zur Haftverbesserung ein
Krafteinwirkung wieder in ihre ursprüngliche Primer eingesetzt werden.
Form zurück. Ihre Dehnfähigkeit erreicht maximal Die Dichtstoffoberfläche ist nach dem Einbringen
25%, so dass die Fugen je nach Elementgröße mit einem Gleitmittel zu besprühen und mit
und zu erwartenden Bewegungen ausreichend einem Kunststoffspachtel so abzuziehen, dass
bemessen werden müssen. eine hohlraumfreie gleichmäßige Verfüllung der
Die Hersteller von Dichtstoffen ordnen ihre Pro- Versiegelungsfuge gewährleistet ist. Der Dicht-
dukte eigenverantwortlich entsprechend DIN stoff darf dabei nicht auf das Rahmenholz ver-
18 545-2 je nach Beanspruchbarkeit in die Dicht- schmiert werden, weil sonst die einwandfreie
stoffgruppen A–E (Tabelle 5.63). Ausführung von Schluss- oder Erneuerungsan-
Alle Dichtstoffe und Dichtprofile müssen im strichen unmöglich werden kann.
Sinne der DIN 52 460 (Fugen- und Glasabdichtun- Holzfenster können auch mit Dichtprofilen ver-
gen-Begriffe) verträglich sein. glast werden (vgl. Bild 5.52c). Die Dichtungspro-
file müssen jedoch mit Anstrich- und Imprägnie-
1) Polysulfide gibt es als Einkomponentenprodukt (Vernetzungs-
rungsmitteln verträglich sein.
zeit abhängig von der umgebenden Feuchtigkeit bis zu 4 Aluminiumfenster und Kunststofffenster werden
Wochen) und als Zweikomponentenprodukt (Verarbeitungs- ausschließlich mit Dichtprofilen verglast. Holz-
zeit 2–4 Stunden und Vernetzungszeit 4 bis 7 Tage). Aluminium-Fenster werden sowohl mit Dichtpro-
Silikonkautschuk ist ein Einkomponentenprodukt mit einer
wesentlich kürzeren Vernetzungszeit von 2 bis 4 Tagen.
filen als auch mit den Techniken für Holzfenster
Härtende Dichtstoffe wie Leinölkitt oder plastische Dichtstoffe verglast (s. Bilder 5.52a und b, 5.111 und 5.112).
wie Isolierglaskitt werden in der Praxis lediglich noch bei
Reparaturverglasungen oder im Bereich der Denkmalpflege
eingesetzt.
404 5 Fenster
5.56 Verklotzungsprinzip
a) Verformung eines unverglasten Fensterflügels
b) erforderliche Druckdiagonale
5.56a 5.56b 5.56c c) Lage der erforderlichen Verklotzungen
Unterschieden werden Tragklötze (Scheibenauf- Für die Verklotzung von Modellscheiben sind in
lager) und Distanzklötze (Ausrichtung und Siche- Bild 5.58 einige Beispiele gegeben.
rung gegen Verschieben). Die Verklotzung darf den Dampfdruckausgleich
Die Verklotzung richtet sich im Einzelfall nach der und Wasserableitungen aus dem Falzraum nicht
Funktionsart der Fensterflügel und ist nach dem behindern. Bei glattem Falzgrund müssen bei
in Bild 5.57 dargestellten Prinzip vorzunehmen. dichtstofffreiem Falzgrund daher Klotzbrücken
5.4 Verglasungen 407
5.61 Verklotzungsfehler
a) Scheibe sitzt nicht voll auf c) falsches Falzraummaß durch „Klotzstapel“ ausgeglichen
b) Klotzmaterial ungeeignet für Scheibengewicht d) Klotzung behindert Falzbelüftung bzw. -entwässerung
verwendet werden. Stege und Nuten sind in ähn- • Einwirkung von der Raumseite (Feuchtigkeit,
licher Weise stabil zu überbrücken (Bild 5.59). Die mechanische Beanspruchungen)
Klötze müssen verkantungsfrei und vollflächig • Öffnungsart.
auf Scheibe und Falzgrund aufliegen.
Für die Auswahl der geeigneten Konstruktion gibt
Bei Schrägverglasungen muss der Falzgrund
die Tabelle 5.62, 5.63 und ift Rosenheim, Empfeh-
senkrecht zur Verglasungsebene liegen, damit
lungen [14].
eine einwandfreie Verklotzung möglich ist (Bild
5.60). Beispiel zur Anwendung von Tab. 5. 62:
Bei gekrümmten Scheiben sind besondere Vor- Für einen 13 m hohen Verwaltungsbau sind an-
schriften der Hersteller für Verklotzung zu beachten. thrazitgraue Aluminiumfenster mit Mehrschei-
benisolierglas vorgesehen. Es handelt sich um
Einige häufig anzutreffende Verklotzungsfehler
Drehkippfenster. Die größte Flügelabmessung
zeigt Bild 5.61.
beträgt 1,20 m x 1,65 m.
Auswahl des Verglasungssystems 1. Öffnungsart:
Beanspruchungsgruppen Drehkipp ĺ BG 1
Die Auswahl der geeigneten Verglasungsbauart
2. Belastung von der Raumseite (normal oder er-
erfolgt auf Grundlage der Beanspruchungen,
höht):
denen die Fenster ausgesetzt sind, aus
normal ĺ BG 1
• Winddruck und -sog, abhängig von der Gebäu-
dehöhe (erforderliche Glasdicke s. Abschn. 5.4.2) 3. Beanspruchung aus
• Scheibengrößen (Kantenlänge, Rahmenmate- • Rahmenmaterial: Aluminium
rial, Dichtstoffvorlage) • Farbe: dunkel
5
Tabelle 5.62 Beanspruchungsgruppen zur Verglasung von Fenstern (DIN 18 545-3) 408
5 Fenster
5.4 Verglasungen 409
gefasst. Sie sind vielfach in den Bundesländern als derungen an die verwendeten Glassorten ge-
bauaufsichtlich zu beachtende Technische Be- stellt. Die Beurteilung von Risiken obliegt dem
stimmung eingeführt. Planer bzw. Auftraggeber.
In der Regel wird verlangt: Schrägverglasungen sollten mindestens 10° ge-
• Die Vorschriften für Wände, Decken und Dä- neigt sein, damit ablaufendes Niederschlagswas-
cher sind sinngemäß hinsichtlich Standfestig- ser sicher abgeleitet wird und auch am unteren
keit und Brandschutz zu beachten. Rand oder an Scheibenstößen über Profilvor-
Somit sind Berechnungen zur Standsicherheit
sprünge abläuft. 5
der Konstruktionen und der Verglasung auf Für Wintergärten, Erker und Anbauten an Aufent-
der Grundlage von DIN EN 1991-1 (Eurocode haltsräumen kommen nur Mehrscheiben-Isolier-
1) erforderlich. Es wird nach den bisherigen Er- verglasungen in Frage. Die Scheiben werden auf
fahrungen empfohlen, mit Hinblick auf die Ver- speziell für Schrägverglasungen entwickelten
glasung mit Mehrscheiben-Isoliergläsern (MIG) Aluminiumprofilen mit besonderen Falzentwäs-
dabei Durchbiegungen von höchstens 1/300 serungen und teilweise mit zusätzlicher Wärme-
der Spannweiten bei Konstruktionsteilen und dämmung eingebaut. Diese liegen auf Tragkons-
von 8 mm bei den Verglasungen anzustreben. truktionen auf oder sind Bestandteil von
speziellen Schrägverglasungssystemen aus Holz-
• Für Arbeiten, die von Dächern auszuführen
Aluminium-, Kunststoff- oder Aluminiumprofil-
sind (z. B. Reparaturen an den Verglasungen)
systemen.
müssen sicher benutzbare Vorrichtungen an-
gebracht sein. Für die Verglasung kann verwendet werden:
• Verglaste Flächen müssen gegen das Betreten • Verbundsicherheitsglas (VSG) aus Floatglas, PVB-
von angrenzenden Dachterrassen o. Ä. durch Folien als Zwischenschicht für Stützweiten bis
Umwehrungen gesichert sein. 1,20 m bei zweiseitiger Auflagerung ohne bes.
• Niederschlagwasser muss so abgeleitet wer- Nachweis oder Gießharz mit Nachweis,
den, dass benachbarte Bauteile nicht durch- • Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorge-
feuchtet werden. spanntem Sicherheitsglas (TVG). Dieses ist je-
• An öffentlichen Verkehrsflächen und über doch z. Zt. noch nicht als geregeltes Bauprodukt
Ausgängen können Sicherungen gegen das eingestuft und muss für den Einzelfall bauauf-
Herabfallen von Eis, Schnee oder Glasstücken sichtlich zugelassen werden (ZiE),
verlangt werden. • Drahtglas (für Verglasungen mit Stützweiten bis
• Bei Überkopfverglasungen an öffentlichen zu ca. 0,70 m),
Verkehrsflächen werden besondere Anforde- • Acryl-Stegplatten für Eingangsüberdachungen
rungen an die „Resttragfähigkeit“ der verwen- o. Ä.
deten Gläser gestellt. Es soll ausgeschlossen • Scheiben aus Einscheibensicherheitsglas (ESG)
werden, dass bei unvorhersehbarem Bruch von dürfen nicht für Überkopfverglasungen verwen-
Scheiben Menschen gefährdet werden. det werden.
Für Überkopfverglasungen im privaten Bereich
werden für einzelne Fenster mit einer Glasfläche Schmutzabweisende Verglasung. Bei allen
bis zu 2 m2 und einer Einbauhöhe von bis zu Schrägverglasungen muss wegen der unver-
3,50 m bauaufsichtlich keine besonderen Anfor- meidlichen Schmutzablagerung die Reinigungs-
412 5 Fenster
möglichkeit planerisch bedacht werden. Diese Feldgröße. Die Felder von Schrägverglasungen
Problematik kann künftig vielleicht durch den sollten möglichst ohne Quersprossen ausgeführt
Einsatz besonderer schmutzabweisender Gläser werden. Wenn das wegen der Größe der Baukör-
gemildert werden. Auf den Markt gekommen per nicht möglich ist oder wenn sich zu lange und
sind Spezialgläser mit Beschichtungen aus Titan- schmale – bauphysikalisch problematische (vgl.
dioxid. Diese lösen in Verbindung mit der Son- Abschn. 5.2) – Glasformate ergeben, müssen die
neneinstrahlung photokatalytische Reaktionen erforderlichen Verbindungsprofile so flach wie
aus, durch die organischer Schmutz zersetzt wird möglich sein. Durch die Neigung der Gesamtkon-
und durch Regenwasser leichter abgespült wird. struktion muss gewährleistet sein, dass sich kein
Derartige Scheiben können auch zu Isolierglas Niederschlagwasser an den Profilen aufstaut.
verarbeitet werden (z. Zt. Pilkington Activ TM®). Möglich ist auch die Ausführung notwendiger
Weitere Glasbeschichtungssysteme mit Selbstreini- Verglasungsstöße mit Hilfe von Stufenglas (Bild
gungseffekt s. Abschn. 9.1. in Teil 1 dieses Werkes. 5.71c).
Die Verglasung erfolgt in der Regel mit Dichtpro- Die seitlichen Wandanschlüsse werden wie bei
filen und dichtstofffreien Falzräumen. Fenstern ausgeführt.
Für den oberen Wandanschluss sind verschiede-
Besonderheiten bei der Planung. Grundsätzlich ne Systeme auf dem Markt, die den jeweiligen
ist bei der Planung von geschlossenen Vorbau- Neigungen der Schrägverglasung angepasst wer-
ten, Wintergärten usw. der Scheibeneinbau von den können (Bild 5.69).
5 außen zu berücksichtigen, da schwere und emp-
findliche Isolierglasscheiben kaum einwandfrei Dachrinnen. Bei schräg verglasten Flächen sind
über Kopf montiert werden können. Dachrinnen zwar oft formal störend, konstruktiv
Besonderes Augenmerk muss dem Dampfdruck- unbedingt ratsam und bei größeren Flächen un-
ausgleich und der Entwässerung der Falze ge- vermeidbar. Eine Ausführung mit Dachrinne für
widmet werden, damit der empfindliche Glasver- einen großen Wintergarten zeigt Bild 5.68.
bund der Isoliergläser keinesfalls ständig der Bei kleineren Erkern können die Übergänge von
Feuchtigkeit ausgesetzt wird. Die Falzräume von schräg verglasten zu senkrechten Flächen ohne
Querriegeln und Pfosten müssen dabei ein zu- Dachrinnen ausgeführt werden (s. Punkt c und f
sammenhängendes Entwässerungssystem bil- in Bild 5.70).
den (Bild 5.66 und 6.16). Wichtig ist dabei, dass Durch Profilüberstände sollte jedoch dafür ge-
durch entsprechend geformte Profile die Dich- sorgt werden, dass von Schrägflächen ablaufen-
tungsebene von der Entwässerungsebene ge- des Wasser möglichst weit vor den senkrechten
trennt ist (Bild 5.67). Jede – auf Dauer fast unver- Verglasungsflächen abtropft. Sonst sind starke
meidliche – kleine Undichtigkeit zwischen Scheibe Verschmutzungen unvermeidbar.
und Dichtprofil führt sonst zum Wassereinbruch in
den Innenraum.
5.67a 5.67b
5.67 Sprossenprofile mit Wasserführungsebene (RAICO®)
a) Sparrenprofil, Normal-Ausführung 1
b) senkr. Pfosten, Passivhausstandard
5.66 Falzentwässerung von Schrägverglasungen (UW d 0,8 W/(m2K)
5.4 Verglasungen 413
5.68 Traufdetail mit Regenrinne für Wintergarten 5.69 Wandanschlusssystem für Wintergärten o. Ä.
(Schrägverglasung hier mit nicht wärmegedämmten (RAICO AW 50)
Leichtmetallprofilen), WICONA, WICTEC 60
An den Traufen können Isoliergläser als Stufen- che – am besten außen liegende – Sonnenschutz-
glas ausgeführt werden. (Traufenfußpunkt in Bild einrichtungen ergänzt werden. Deren Wirkung
5.71; vgl. auch Bild 5.50, 6.13c, 6.19 und 6.25b wird durch Hinterlüftung wesentlich verbessert
und d). Es müssen jedoch Isoliergläser mit UV- (s. a. Abschn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes).
beständigem Randverbund verwendet werden. Außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen
In Bild 5.70 sind Schnitte für Glasvorbauten mit sollten durch automatische Steuerungen nicht
wärmegedämmten Aluminium-Profilen gezeigt. nur eine zu starke Sonneneinstrahlung verhin-
An den Knickpunkten werden verstellbare Profile dern, sondern auch bei Sturm, Regen oder Hagel
verwendet (Punkt f). wieder eingefahren werden.
Aussteifende Quersprossen können wie in Punkt Geschlossene Glasvorbauten müssen gut lüftbar
e ausgeführt werden. Für Sprossen, die größere sein. Die Lüftung kann durch automatisch ge-
liegende Glasflächen unterteilen, ist in Punkt g steuerte Ventilatoren, aber auch auf natürliche
ein Beispiel gezeigt. Weise durch Druckunterschiede und thermischen
Die wichtigsten Details für die Ausführung eines Auftrieb bewirkt werden. Eine natürliche Entlüf-
Wintergarten-Anbaues mit vorgehängter Dach- tung ist umso wirksamer, je größer der Höhenun-
rinne in Holzkonstruktion enthält Bild 5.71. terschied zwischen Zustrom- und Abluftöffnun-
Die Ausführung eines Verglasungsstoßes ist alter- gen ist. Der Querschnitt von Abluftöffnungen
nativ mit einem Sprossenprofil bzw. mit Stufen- sollte mindestens 1/6 der Grundfläche betragen.
glas gezeigt. Die Entlüftungsöffnungen sollen dabei etwa 1/3
größer sein als die Zuluftöffnungen.
Sonnenschutz. In der Regel erfordern verglaste Konstruktionen, an die keine besonderen Anfor-
Vorbauten einen Sonnenschutz. Innen liegende derungen hinsichtlich des Wärmeschutzes ge-
Sonnenschutzeinrichtungen sind zwar weniger stellt werden müssen, wie z. B. Vordächer u. Ä.,
aufwendig, aber kaum wirksam. Sonnenschutz- können mit Einfachverglasung (VSG) auf Walz-,
gläser (beschichtete Gläser) reichen für beheizte Voll- oder Hohlprofilen aus Holz, Stahl oder Alu-
Vorbauten nicht aus. Sie müssen durch zusätzli- minium ausgeführt werden (Bild 5.72).
414 5 Fenster
5.70g
5.70c
5.70f
5.70b
5.70e
5
5.70a
5.70d
5.71c
5.71d
5.71e
5
5.71b
5.71a
5.71 Anbau (Wintergarten) in Holzausführung, Überkopfverglasung mit Stufenglas an der Traufe (innere Scheibe VSG)
a) Traufe mit Regenrinne, Stufenglasabschluss
b) Quersprosse
c) Glasstoß mit Stufenglas
d) Glasstoß mit Stufenglas in einer Ebene
e) Schnitt Wandanschluss
416 5 Fenster
5.72a
5.72b 5.72b
5.72 Schrägverglasung mit Einfachverglasung
a) Holzunterkonstruktion; Verglasung aufgelegt auf 1 Aluminiumkonstruktion
Kunststoffprofil (Nutungen mit Verbindung zur Außenluft) 2 Tragprofil
b) Stahlrohr-Unterkonstruktion 3 Querverspannung
c) Vorgefertigte Eingangsüberdachung (SCHÜCO Top Sky 1)
5
5.5 Beschläge Schwingflügel sollen Sicherung gegen völliges
Umschlagen z. B. durch Winddruck aufweisen.
5.5.1 Allgemeines Bedienungsgriffe müssen in günstiger Greifhöhe
liegen. Für Rollstuhlbenutzer sollen sie nicht hö-
her als 1,05 m liegen.
Für die Ausführung von Beschlagarbeiten ist DIN
18 357 (VOB Teil C) maßgebend. Daneben sind Ebenso ist auf einen Sicherheits-Mindestabstand
Europäische Normen wie DIN EN 1935 für Baube- zwischen äußerster Flügelrahmenkante und inne-
schläge und DIN EN 12 365 für Dichtungen zu rer Leibung zu achten. Er beträgt je nach Beschlag
beachten. Güteanforderungen an Fenstergriffe 25 bis 50 mm.
regeln RAL-Prüfbestimmungen [30]. Die Beschläge müssen der Funktion, Größe und
Wesentliche Anforderungen an Beschläge sind: Beanspruchung von Fenstern oder Fenstertüren
entsprechend dimensioniert sein. Ihre Bauart vari-
• Dauerhaftigkeit (Bedienungszyklenanzahl, me-
chanische Belastungen) iert in Bezug auf die Fensterkonstruktionen (Holz-,
Holz-Aluminium-, Aluminium-, Kunststoff- oder
• Sicherheit bei unbeabsichtigter Fehlbedienung
Stahlfenster). Sie sind teilweise funktionsbedingt
• Sicherheit bei Angriffsversuchen = Einbruchhem- „aufliegend“, d. h. äußerlich sichtbar auf Flügel-
mung oder Blendrahmen montiert wie Bänder, Ausstell-
• Wartung und Pflege (Justage, Schmierung) scheren u. Ä. Im Übrigen sind sie in der Regel
• Ausstattung (Antriebe, Bedienmöglichkeiten, Zu- „verdeckt“, d. h. innerhalb von Ausfräsungen im
satzfunktionen, Zubehör) Falzbereich von Holzfenstern oder in Hohlräumen
In der DIN 18 357 werden nur allgemeine Hinwei- von Kunststoff- oder Metallprofilen eingebaut.
se gegeben. Während die Funktionsart der Beschläge sowie die
So müssen z. B. Scheren von Kipp- oder Klappflü- Gestaltung der Bedienungselemente (z. B. Form
geln aushängbar sein, Eckscharniere u. Ä. und und Farbe von Bedienungsgriffen vom Planer fest-
Öffnungsbremsen nachstellbar sein usw. gelegt werden, wird die Wahl der Beschlagskonst-
Im Übrigen müssen alle Beschläge so beschaffen ruktionen in den meisten Fällen abhängig von
sein, dass auch bei nicht sachgemäßer Bedienung Fenstergröße (Gewicht), Beanspruchung und
Gefahren ausgeschlossen sind. So müssen z. B. Zweck vom Fensterhersteller getroffen.
Drehkipp-Beschläge gegen Fehlbedienung mit Dabei ist die Auswahl der Beschlagfabrikate weit-
möglichem Herausfallen des Flügels gesichert gehend abhängig von den bei den Fensterherstel-
sein. Schiebetürbeschläge für schwere Flügel lern jeweils vorhandenen Spezialwerkzeugen, Ein-
sollen kurz vor der Schließstellung blockieren. baulehren usw.
5.5 Beschläge 417
Alle Beschläge werden ständig weiterentwickelt Bohrungen in das Flügelholz hergestellt werden.
im Hinblick auf sichere und leichte Bedienbarkeit, Die Zapfen werden bei Holzfenstern direkt, bei
verbesserten Einbruchschutz, rationalisierten Ein- Metall- und Kunststoffprofilen in eingelassene
bau, möglichst vielseitige Verwendungsmöglich- Hülsen eingeschraubt und ggf. durch Stifte gesi-
keit von Teilelementen zur Reduzierung der Lager- chert (Bild 5.73 und Bild 5.74). Durch Heraus- oder
haltung usw. Hereindrehen der Bandteile können jederzeit –
Es würde den Rahmen dieses Werkes sprengen, auch nachträglich – Justierungen vorgenommen
hier auch nur einigermaßen ausreichend alle kon- werden. Derartige Bänder gibt es in den verschie-
struktiven Varianten mit dem jeweilig aktuellsten densten Ausführungen, für schwere Flügel z. B.
Entwicklungsstand zu erwähnen. Im Rahmen die- mit mehreren Zapfen, mit Nylon- oder Kugella-
ses Buches kann nur ein allgemeiner Überblick ger, für Montagen bei beengten Platzverhältnis-
über die wichtigsten Bau- und Funktionsarten sen auch mit losem Stift.
gemacht werden. Die noch in Altbauten anzutreffenden Fitschbän-
der oder Fischbänder (französisch la fiche = Tür-
Konstruktionsmerkmale der Beschläge werden in
band), deren Bandlappen in Flügel- bzw. Blend-
diesem Abschnitt – weil leichter verständlich –
rahmen „eingestemmt“ oder mit Spezialsägen
überwiegend für Holzfenster dargestellt. Sie gel-
eingelassen wurden, werden nur noch im Rah-
ten sinngemäß aber auch für Fenster aus anderen
men der Denkmalpflege verwendet (Bild 5.75).
Materialien.
Für größere Fenster und -fenstertüren werden
5.5.2 Fensterbänder
besonders in Verbindung mit Boden-Türschlie-
ßern auch Zapfenbänder verschiedener Bauart
5
verwendet. Bild 5.76 zeigt den typischen Aufbau
Die bewegliche Verbindung der Fensterflügel mit derartiger Bänder, die mit exzentrischen Justier-
dem Blendrahmen wird bei Dreh- und Kippfens- buchsen nachstellbar sind.
tern durch die „Bänder“ gebildet. Dafür werden Fenstertüren werden mit Beschlägen wie bei
heute überwiegend Einbohrbänder verwendet, Fenstern in entsprechend verstärkter Dimensio-
für deren Zapfen mit Hilfe von Anschlaglehren nierung konstruiert.
5.73a 5.73b
5.73c 5.73d
5.73 Einbohrbänder 5.74 Einfräsband (HEWI)
a) Normalband für Fensterflügel
b) Band mit losem Stift
c) Band mit zweilappigem Tragteil
d) Schnitt durch die Fensterrahmen
418 5 Fenster
5.76a
5.75a 5.75b
5.76b
5.78 Einreiberverschluss
1 Führungsblech
5.79c
5.79a 5.79b
5.79 Einlassgetriebe 5.80 Kantengetriebe
a) Vorder- und Seitenansicht
b) Schließblech
c) Rollkloben
420 5 Fenster
5.81 Drehkippfenster-Beschlag (ROTO Centro 104®) mit zusätzlichen Mittelverschlüssen und mit verschließbarer Olive
mit Bohrschutz für erhöhte Einbruchhemmung)
5.5 Beschläge 421
In der Regel werden Beschläge mit Einhandver- möglichen bei Flügelgewichten bis etwa 350 kg
schluss eingebaut (Drehen, Kippen und Schließen große Flügelmaße infolge der statisch günstigen
des Fensters mit demselben Handhebel). Mit dem mittigen Aufhängung.
Handgriff werden durch umlaufende Verbindun- Bei der Bemessung der senkrechten Flügelrah-
gen die in der Regel allseitigen Kantenverriege- menteile muss sichergestellt sein, dass die Flügel
lungen ver- bzw. entriegelt und der Fensterflügel in geöffnetem Zustand nicht durchhängen, weil
in Kippstellung gebracht. dadurch die Isolierverglasung beschädigt wer-
Getriebe, Treibstangen, Ausstellschere und den würde.
Eckumlenkungen liegen in Aussparungen des Schwingflügelfenster lassen ein schnelles und be-
Flügelrahmens. quemes Öffnen großer Fensterflächen zu (Die
Eckumlenkungen werden durch Stahlbänder be- Drehlager ermöglichen eine Drehung um 180°, so
werkstelligt, in welche die Treibstangen jeweils dass die Außenfläche der Scheiben leicht von in-
eingehängt sind. nen aus zu reinigen ist. Die Drehung wird in jeder
Durch Ausstellscheren wird die Kippstellung be- Stellung gebremst und in der Endstellung durch
grenzt und der Fensterflügel am Rahmen gehal- Falzscheren begrenzt. Sie können durch Schlüssel
ten. Als Beispiel für viele ähnliche Konstruktionen entsichert werden, wenn der Flügel zum Reinigen
ist in Bild 5.81 ein Drehkippbeschlag gezeigt, der umgeschlagen werden soll.
für breite Flügel mit einer Zusatzschere ergänzt Besonderes konstruktives Merkmal von Schwing-
werden kann. flügelfenstern sind senkrechte Falzleisten, die auf
Die Beschläge werden in der Regel per Hand als der einen Seite des Drehlagers am Flügelrahmen, 5
letzter Arbeitsgang am fertigen Flügelrahmen auf der anderen Seite am Blendrahmen befestigt
montiert. Dabei sind bei den Beschlagsgarnituren sind.
Anpassungen durch Ablängen entsprechend den Einzelheiten eines Schwingflügelbeschlages
Flügelmassen erforderlich. zeigt Bild 5.82.
Weiterentwicklungen richten sich besonders auf
die Rationalisierung dieser Einbauarbeiten.
Wendeflügelfenster-Beschläge
Alle Drehkippbeschläge müssen Sicherungen
Fensterflügel mit hohen stehenden Rechteckfor-
gegen Fehlbedienung haben, die verhindern,
maten können als Wendeflügel ausgebildet wer-
dass die Flügel herausfallen können. Die meisten
den. Die Drehachse kann mittig und auch außer-
Beschläge weisen auch Sicherungen auf, die ver-
mittig liegen.
hindern, dass Flügel in Kippstellung von außen
bedient und geöffnet werden können. Wendeflügelfenster haben Falzleisten in den obe-
Bei sehr breiten Flügeln sind Beschläge günstiger, ren und unteren Anschlüssen an den Blendrah-
in denen die Bedienungsfunktionen (Öffnen men, die auf der einen Seite des Drehlagers am
durch Kippen bzw. Öffnen durch Drehen) ge- Flügelrahmen, auf der anderen Seite am Blend-
trennt sind. rahmen (Stock) befestigt sind.
Festgehalten sollte werden, dass der Einbau von Die Verriegelung der Flügel erfolgt ähnlich wie
Drehkippbeschlägen angesichts der immer stren- bei Drehkippfenstern durch umlaufende Kanten-
geren Anforderungen an den Wärmeschutz (s. getriebe.
Abschn. 5.2.4) und an die Fugendichtigkeit von Die wichtigsten konstruktiven Einzelheiten kön-
Fenstern bis hin zu der Forderung nach Einbau nen Bild 5.83 entnommen werden.
spezieller wärmesparender Lüftungseinrichtun-
gen (Abschn. 5.10) widersprüchlich ist. Schiebefensterbeschläge
Die Benutzer werden verleitet, ihre sehr subjekti- Schiebefensterflügel können senkrecht oder waa-
ven Lüftungsanforderungen oder sogar die Rege- gerecht verschoben werden, um große Öffnungen
lung der Raumtemperatur durch mehr oder freizugeben. Der Vorteil aller Schiebefenster be-
weniger langes Beibehalten der Kippstellung der steht vor allem darin, dass die geöffneten Fenster-
Fenster zu erreichen. flügel nicht in den Raum hineinragen.
Bei Vertikalschiebefenstern liegen zwei Flügel über-
Schwingflügelbeschläge einander. Die quer liegenden Flügelrahmen
Bei großen Flügelabmessungen werden Drehflü- sollten die im Rauminneren wichtigste Sichthöhe
gel zu schwer und unhandlich. Schwingflügel er- berücksichtigen.
422 5 Fenster
5.82d
5.82a
5.82e
Oberer und unterer Flügel eines Vertikalschiebe- dass die gesamte Fensteröffnung frei wird. Die
fensters werden untereinander als Gegengewich- Flügel ruhen bei kleineren Fenstern auf Kunst-
te ausgenutzt. stoffgleitern, sonst auf Rollen. Die Dichtung der
Vertikalschiebeflügel, die in zwei Ebenen hinter- Flügel untereinander und gegen den Blendrah-
einander liegen, können mit einfacheren Beschlä- men wird durch Schleif- oder Pressdichtungen
gen geführt werden (schematische Darstellung in bewirkt.
Bild 5.84). Moderne Beschlagsgarnituren ermög- Türhohe Horizontalschiebefenster, z. B. als groß-
lichen es, die Schiebeflügel in geschlossenem flächige Terrassen- oder Balkonfenster werden als
Zustand in einer Ebene anzuordnen. Zum Öffnen Hebeschiebefenster ausgebildet. In der Regel be-
wird der untere Flügel zunächst in Kippstellung schränkt man sich auf eine nur teilweise Öffnungs-
gebracht und dann nach oben geschoben (Bild möglichkeit durch horizontal verschiebliche Fens-
5.84c bis e). ter- bzw. Fenstertürelemente, kombiniert mit
Für die Seilzugführung der Flügel wird ein kasten- feststehenden Elementen, die evtl. nur zu Reini-
artiger Raum im oberen Blendrahmen derartiger gungszwecken verschiebbar sein können.
Vertikalschiebefenster benötigt. In den unteren Rahmenteil der beweglichen Flü-
Auf eine Darstellung der aufwendigen Beschlags- gel sind Rollenwagen eingelassen, die auf Edel-
garnituren für Vertikalschiebefenster muss ver- stahlschienen der Fensterschwelle laufen. Beim
zichtet und auf Herstellerunterlagen verwiesen Öffnen wird gleichzeitig die Verriegelung des
werden. Fensters gelöst und der Flügel durch den Rollen-
Horizontalschiebefenster haben Flügel, die sich wagen angehoben so dass der Flügel seitlich be-
hintereinander oder seitlich hinter feststehende wegt werden kann.
Flügel oder in Mauerschlitze schieben lassen, so
5.5 Beschläge 423
5.83b
5.84 Vertikalschiebefenster
a) einfache Konstruktion: geschlossen c) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geschlossen
b) einfache Konstruktion: geöffnet d) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: in Kippstellung
e) flächenbündige Flügel mit Kippstellung: geöffnet
424 5 Fenster
5.85a
5.85b
5.85 Horizontal-Schiebefenster in Holzzarge (mit Hebeschiebefenster-
beschlag von Gretsch-Unitas GmbH)
a) Horizontalschnitt
b) schematische Darstellung der Laufwagenanordnung mit
Hebevorrichtung
c) Vertikalschnitt (Flügeldicke t 50 mm)
1 äußerer Flügel 10 Deckrosette für einsteck-
2 innerer Flügel bare Handkurbel
3 äußere Falzleiste, mit Zarge 11 Vertikalfugendichtung
verdübelt 12 Lippendichtung der Ver-
4 Führung mit verriegeltem tikalfuge
Flügel 13 Gummipuffer
5 Dichtung 14 Schwinglasche, deren
6 Laufwagen oberes Lager den Flügel
7 Laufschiene um 5 mm anhebt
8 Dichtung der untersten 15 Leichtmetall-Rohrschwelle
Fuge mit aufgestecktem wärme-
9 Drehgriff dämmendem Kunststoffprofil 5.85c
Oberlichtbeschläge
Oberlichtbeschläge dienen zum Öffnen von ein- unterteilt, auch die Ausstattung mit Schaumstof-
oder auswärtsgehenden Kipp- oder Klappflügeln, fen im Profilkern soll eine Verbesserung erzielen.
die nicht im Griffbereich liegen. Die Betätigung Alle Dichtungen müssen so eingebaut sein, dass sie
erfolgt durch Handhebel mit Gestänge oder leicht ausgewechselt werden können. An den Rah-
5 durch Motorgetriebe. Bei Oberlichtern, die Teil
eines größeren Fensters sind, ist das Gestänge in
menecken sind die Dichtungsprofile sauber auf
Gehrung zu schneiden, zu verkleben oder zu ver-
der Regel im Blendrahmen eingelassen ist. schweißen. Keinesfalls dürfen die Dichtungsprofile
Als Bedienungsraum muss für den Bestätigungs- nur um die Falzecken herumgezogen werden.
hebel 4 bis 4,5 cm Breite zwischen Flügelkante
Für größere Fensterserien können werkseitig her-
und Leibung eingeplant sein.
gestellte Dichtungsrahmen sehr wirtschaftlich sein.
Bei einzelnen hoch liegenden Oberlichtern wer-
den die sonst unvermeidbaren komplizierten auf- Für die verschiedenen Fensterbauarten sind vie-
liegenden Gestänge mit Umlenkungen besser le, meistens speziell entwickelte Profiltypen ent-
durch Elektroantriebe ersetzt. wickelt. Sie unterscheiden sich in den Einzelhei-
ten je nach Einsatz in Holz-, Metall- oder Kunst-
Die Ausstellscheren müssen sich zum Reinigen stofffenstern (s. Abschnitte 5.6). Unterschieden
der Fenster aushängen lassen (Bild 5.87).
werden Aufschlagdichtungen (bei Kunststoff-
und Aluminiumfenstern) und Mitteldichtungen.
5.5.5 Zubehör Die Dichtungsprofile bestehen meistens aus Neo-
prene (Polychloroprene), EPDM, PVC weich oder
Silikon und sind in der Regel homogene aus einer
Dichtungsprofile
Materialart hergestellt.
Um die Anforderungen an Fugendichtigkeit und
Schlagregendichtheit zu erfüllen, müssen alle In letzter Zeit wird jedoch versucht, die Eigen-
Fenster elastische Anschlagdichtungen bzw. Mit- schaften z. B. von Mittelanschlagdichtungen
teldichtungen zwischen Blend- und Flügelrahmen durch Materialkombinationen zu verbessern (Bild
haben. Diese müssen ausreichende Rückstellei- 5.88).
genschaften haben, hochelastisch und alterungs-
beständig sein.
Falz zwischen Flügel und Blendrahmen. In der 5.6 Ausführungsarten
Funktionsfuge zwischen Flügel- und Blendrah- und Konstruktionsbeispiele
men können ausschließlich Dichtungsprofile ver-
wendet werden. Es gelten hier die in Abschn.
5.4.3. enthaltenen Ausführungen zu den Dicht- 5.6.1 Allgemeines
profilen.
Dichtprofile spielen zunehmend bei der Verbes- Wenn man von Sonderanforderungen absieht –
serung des Wärmeschutzes eine Rolle. So werden wie z. B. besonders große Abmessungen oder
große Dichtprofile häufig in kleinere Kammern extreme Beanspruchungen (z. B. Fenster für Hal-
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 427
Allgemeines
1) Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass in lamellierten Fens-
Holz ist der älteste Rahmenwerkstoff für Fenster.
terkanteln auch Dämmstoffe und vergütete Hölzer mit
Rahmenquerschnitte und Holzverarbeitung wur- verbesserten technischen Eigenschaften integriert werden
den immer wieder neuen Anforderungen ange- können. Auch ist die Verwendung dekorativer Hölzer auf
passt. Die traditionellen Querschnitte von Rah- der Raumseite denkbar, die sonst im Fensterbereich nicht
men und Flügeln wurden dabei durch Metall- und einsetzbar sind. Für derartige mehrschichtige Aufbauten
Kunststoffprofile insbesondere für den unteren müssen ggf. umfangreichere Versuche zum Nachweis der
Gebrauchstauglichkeit erfolgen.
Rahmen/Flügelanschlag und für Dichtungen er-
Lamellierung von Holzfensterkanteln. Für die Klebeverbin-
gänzt oder durch völlig neue Bauarten ersetzt. dung der Keilzinken und der Lamellen untereinander ist ein
Holzfenster erfordern trotz ständig verbesserter Klebstoff D4 nach EN 204 „Klassifizierung von thermoplas-
Beschichtungssysteme gegenüber Kunststoff- tischen Holzklebstoffen für nichttragende Anwendungen“
vorzusehen. In der Regel werden auch hier PVAc-Leime
und Aluminiumfenstern eine intensivere Über-
eingesetzt. Die Temperaturbeständigkeit nach DIN EN 205
wachung der Rahmen-Außenflächen und je nach „Klebstoffe – Holzklebstoffe – Bestimmung der Klebfestigkeit
Beanspruchung eine Renovierung oder Erneue- von Längsklebungen im Zugversuch muss IJ80°C 7 N/mm2
rung der Oberflächenbehandlung. Vor allem des- betragen.
428 5 Fenster
13 556
PSMN
PCAB
TSHT
AFXX
QCXE
TMIV
5 ENUT
PHWS
HEXN
Ferner gelten als geeignet: Pitch Pine, Carolina Pine sowie Wenge, Kambala (Iroko) und Sapeli-Mahagoni.
5.91a 5.91b
5.91 Lamellierte Profile 5.92 Holzprofile mit Wärmedämmschichten
a) lamelliertes Holzfensterprofil
b) Keilzinkung
Die Rohdichte1) soll bei Nadelhölzern 0,35 g/cm3 ckenden Anstrichen sind Farbmarkierungen über
und für Laubhölzer 0,45 g/cm3 (Obergrenze den Ästen zu befürchten.
0,80 g/cm3) nicht unterschreiten, weil sonst der Profile aus Vollholz kommen kaum mehr zum Ein-
sichere Sitz von Beschlägen nicht zu gewährleis- satz. Üblich ist der Einsatz meist dreilagig lamellier-
ten ist. ter Fensterkanteln. Die technischen Qualitätsanfor-
Die Resistenz gegen Pilzbefall ist ein weiteres Kri- derungen an diese lamellierten Holzfensterprofile
terium für die Holzartenwahl. Sie hängt insbeson- erstrecken sich auf die Bereiche
dere von den Holzinhaltsstoffen ab, die vorwie- • Holzqualität in den Decklagen und im Kern be- 5
gend im Kernbereich des Stammes eingelagert züglich visueller Kriterien und Jahrringlage,
sind. Die Resistenz bzw. natürliche Dauerhaftig- • Qualität der Klebung bezüglich Dauerhaftigkeit,
keit einzelner Holzarten ist in DIN EN 350-2 ange- Feuchtebeständigkeit und Wasserdichtheit,
geben. Folgende Holzarten haben sich für den
Einsatz bei Holzfenstern bewährt: • Qualität der Keilzinkenverbindungen bezüglich
Wasserdichtheit
Fichte, Lärche, Kiefer, Douglasie, Hemlock (Nadel-
hölzer) sowie Eiche, Meranti, Teak (Laubhölzer).
Lamellierte Holzfensterprofile2). Lamellierte
Von den einheimischen Hölzern wird für die Fens- Holzprofile für Fenster („Kanteln“) bestehen aus 3
terherstellung am meisten Kiefernholz verwen- miteinander verleimten Lamellen. Dabei ist zu
det. Es ist besonders haltbar wegen seines relativ beachten:
hohen Harzgehaltes. Grundsätzlich, vor allem für
stark beanspruchte Stellen, sollte nur Kernholz • Leimfugen dürfen nicht direkt der Bewitterung
verwendet werden (z. B. untere Rahmenhölzer, ausgesetzt sein
Glasfalze). • Querschnitte müssen symmetrisch aufgebaut sein
• bei der Verarbeitung müssen enge Feuchtigkeits-
Zu beachten ist, dass unter Sonneneinstrahlung
toleranzen für die zu verleimenden Hölzer ein-
vor allem bei dunklen Anstrichen auf Kiefernholz
gehalten werden (13% ± 2%).
mit Harzaustritt gerechnet werden muss.
In wie weit bei Nadelholz Äste in Kauf genommen Im Übrigen sollten lamellierte Kanteln nur aus
werden, muss vor der Ausführung festgelegt wer- Produktionen kommen, bei denen eine ständige
den. Gegen fest eingewachsene kleinere Äste ist Güteüberwachung gewährleistet ist (Bild 5.91).
technisch wenig einzuwenden. Allerdings muss ihr Bei Verwendung in Fenstern mit deckender Be-
unterschiedliches Quell- und Schwindverhalten schichtung dürfen bei geklebten (lamellierten)
beachtet werden. Bei lasierenden Beschichtungen Profilen in den Klassen J 10 bis J 50 (DIN EN 942)
kann es zu Haftproblemen kommen und bei de-
2) Durch die Lamellierung kann bei Dreifach- oder Mehrfach-
profilen neben einer besseren Holzausnutzung eine optisch
1) Mit steigender Rohdichte nehmen die Festigkeit, aber bessere Qualität erzielt werden. In den Mittellagen können
auch das Quell- und Schwindmaß zu. Das „Stehvermö- Hölzer verwendet werden, die Eigenschaften nach DIN EN
gen“ charakterisiert das Verhalten des Holzes im Wechsel 942 aufweisen, aber nicht den optischen Anforderungen
klimatischer Bedingungen. Entscheidend dabei sind die des Auftraggebers entsprechen. Für Holzfenster kommen
Geschwindigkeit der Holzfeuchteänderung, das Verhältnis prinzipiell die angegebenen Sortierklassen nach DIN EN 942
von tangentialem zu radialem Quellmaß, die Jahrringbreite in Frage. Bei der Klasse J2 ist nach Norm keine Ausführung
und der Faserverlauf. Hölzer mit starken Zuwachszonen als lamellierte Kantel vorgesehen. Die Klasse J2 ist daher im
oder Faserabweichungen sind für Fenster ungeeignet. Regelfall für die einzelne (Deck-) Lamelle anzuwenden.
430 5 Fenster
Zubehör
Dichtungsprofile
Bisher übliche, einfache Holzfensterprofile haben
im Gegensatz zu Aluminium- und Kunststofffens-
tern keine Aufschlagdichtungen. Sie weisen in
der Regel nur eine Mittelfalzdichtung auf. Diese
muss umlaufend in einer Ebene eingebaut, in den
Ecken sauber auf Gehrung geschnitten und ver-
klebt bzw. verschweißt werden (Bild 5.93).
Für größere Fensterserien können auch werksei-
tig hergestellte Dichtungsrahmen eingesetzt
5.93b werden.
Bei Spezial-Rahmenprofilen von Holzfenstern
werden Aufschlagdichtungen ähnlich wie bei
Aluminium- und Kunststofffenstern eingesetzt
(Bilder 5.105 bis 5.107), um z. B. durch eine zweite
oder auch dritte Dichtungsebene die Fugendich-
tigkeit insbesondere hinsichtlich der Verbesse-
rung der Schallschutzqualität zu verbessern.
5
Wetterschutzschienen
Bei Holzfenstern werden die unteren Blendrah-
5.93a 5.93c
men mit Wetterschutzschienen kombiniert. Diese
5.93 Falzdichtung für 22 mm Falztiefe mit thermisch bilden den Anschlag für die Mitteldichtung und
getrennter Wetterschutzschiene und Endkappen leiten das aus den seitlichen Falzen ablaufende
(s. Bild 5.94c)
Schlagregenwasser ab. Sie wirken außerdem als
zusätzliche Winddichtung. Wetterschutzschienen
die Lamellen durch Keilzinkung gestoßen wer- werden für alle vorkommenden Falzmaße i. d. R.
den, jedoch nur wenn vom Auftraggeber zugelas- aus Aluminium und in verschiedenen Oberflä-
sen (Bild 5.91b). chenbehandlungen hergestellt. Sie werden auf
Zur Verbesserung der Wärmeschutzeigenschaf- den unteren Blendrahmen aufgeschraubt oder in
ten wurden Rahmenprofile entwickelt mit entsprechend gefräste Nute eingesetzt. Die Wet-
äußeren Schalen aus streichfähigem Nadelholz terschutzschienen können mit einer Abdeckung
und einem Kern aus recyceltem PU-Hartschaum der besonders durch Witterung beanspruchten
(Ultraline HPH 2®, Bild 5.92). unteren Blendrahmenteile kombiniert sein.
5.95a 5.95b
5.95 Rahmenanschluss ohne Wetterschutzschienen 5.96 Flügelabdeckprofil mit Endkappe (BUG)
(Altbauten, Denkmalschutz)
a) mit Entwässerungsrinne, seitl. sorgf. einzudichten
b) mit herkömmlichem Wetterschenkel
5
An den Innenseiten der Wetterschutzschienen ohne Wetterschutzschienen bzw. mit traditionel-
(und am Metall von Beschlägen) kann sich durch lem Wetterschenkel in Frage kommen (Bild 5.95).
unvermeidliche Undichtigkeiten oder durch die
Verbindung zu den Glasfalzkammern Tauwasser
niederschlagen. Dies kann zu Schimmelpilzbildung Abdeckprofile
oder Fäulnis am unteren Blendrahmen führen. Der Anstrich der unteren Flügelrahmenteile von
Wärmegedämmte Profile verringern diese Gefahr Holzfenstern ist in besonderem Maße der Bewit-
erheblich und sollten immer vorgezogen werden. terung ausgesetzt und bedarf ständiger Kontrolle
Wetterschutzschienen müssen gegen die senk- und ggf. der Erneuerung, damit die Versiegelung
rechten Blendrahmenteile sorgfältig abgedichtet der Scheiben nicht durch Feuchtigkeit hinter-
werden, damit kein Wasser in die Fensterecken wandert werden kann. Auf dem Markt sind Alumi-
dringen kann. Hierfür gibt es Profil-Endkappen nium-Abdeckprofile mit dazugehörigen Endkap-
aus formelastischem Material. Sie werden mit Un- pen. Unbedingt notwendig ist ein einwandfreier,
terschnitt in den seitlichen Falz eingebaut. Bei versiegelter Anschluss an die senkrechten Rah-
stark durch Witterungseinflüsse beanspruchten menprofile und an die Verglasung, damit jede
Fenstern muss zusätzlich Dichtstoff am Schienen- Feuchtigkeitsanreicherung unter den Abdeck-
anschluss eingespritzt werden (Bild 5.94). profilen ausgeschlossen bleibt (Bild 5.94b und
5.96).
Wasseraustrittsöffnungen (Querschnitt = 4/20 mm)
müssen durch eine Tropfnase vor direktem Wind-
anfall geschützt liegen. Türschwellen
Fenstertüren (s. a. Abschn. 5.3.6) müssen mit den
Fensterbänke unteren Blendrahmen an die erforderlichen äu-
Innere und äußere Fensterbänke sind allgemein ßeren Abdichtungen und innen an die Fußbo-
in Abschnitt 5.3.5 behandelt. Bei Holzfenstern ist denkonstruktionen bzw. an die innere Abdich-
zu beachten, dass Aluminium-Fensterbänke nur tung anschließen.
auf fertigem Anstrich und nicht direkt auf die Bereits geringfügige Ausführungsfehler können
Rahmenprofile geschraubt werden sollen, am bei Fenstertüren aus Holz zur Zerstörung der un-
besten in Verbindung mit abdichtenden, nicht teren Rahmenteile durch Fäulnis führen. Deshalb
voll am Rahmen aufliegenden Dichtungsbändern ist es besser, hier Metallprofile mit thermischer
(vgl. Bild 5.113). Trennung vorzusehen. Diese ergeben geeignete
Bei der Altbausanierung, besonders bei Auflagen Anschlussflächen für die erforderlichen Abdich-
des Denkmalschutzes kann eine Ausführung tungen (Bild 5.97).
432 5 Fenster
5.97
Untere Blendrahmen- 5.98
ausbildung für Kantenrundungen
Fenstertüren: zur Vermeidung
Kombination von von Schwachstellen
Aluminium- und in der Beschichtung
Kunststoff-Profilen und besseren
(Gaulhofer) Wasserabführung
5.99b
5.99
Eckverbindung
a) Doppelzapfen, Schnitt
(1 Schnittebenen der Doppelzapfen)
b) Doppelzapfen, räumliche Darstellung
5.99a
5
5.100
Eckverbindung mit Dübeln
5.101a
5.101 Profile für Einfachfenster mit Isolierverglasung (DIN 68 121-1), Fortsetzung s. nächste Seite
a) Übersichten
434 5 Fenster
5.101 Fortsetzung
5.101e 5.101f
5.101g 5.101h
5.101i
5.102a
5
5.102b 5.102c 5.102d
5.102 Schallschutzfenster IV78 nach DIN 68 121-1
a) Übersicht
b) Schnitt A–A
c) Schnitt B–B, Normalausführung
d) Schnitt B–B, Profilkombinationen für Fenstertüren o. Ä.
5.103
Fugenabdichtung bei zusammengesetzten Profilen
1 Abdichtung der Längsfuge außen mit Hinterlegung
(keine „Dreiflankenhaftung“!)
2 Abdichtung der Längsfuge innen durch vorkompri-
miertes Dichtungsband
3 Abdichtungen im Eckbereich (Versiegelungsmasse)
Beispiele für derartige Fenster mit Uw-Werten von schn. 5.2.3) verlängert in jedem Falle die Haltbar-
d 0,8 W/(m2K) zeigen die Bilder 5.105 bis 5.107). keit von Beschichtungen und die Nutzungsdauer
von Holzfenstern erheblich.
Oberflächenbehandlung Die früher allgemein geforderte Imprägnierung
von Holzfenstern mit Holzschutzmitteln gegen
Bei allen Anforderungen an Fenster sind die Maß- Pilz- und Insektenbefall ist nach DIN 68 800-3, An-
haltigkeit und eine angemessene Haltbarkeit von hang C, nicht mehr unbedingt erforderlich und
Holzfensterprofilen nur durch eine geeignete sollte nur bei besonders beanspruchten Fenstern
Oberflächenbehandlung zu erreichen. ausgeführt werden.
Holzfenster sind vor übermäßiger Feuchtigkeits- Eine Holzschutzbehandlung beugt gegen einen
einwirkung durch eine Beschichtung von ausrei- Befall mit Bläuepilz vor, der zwar die Haltbarkeit
chender Dicke zu schützen. Ein konstruktiver von Fensterhölzern zunächst nicht direkt beein-
Holzschutz durch „geschützten Einbau“ (s. Ab- flusst, aber immer zu Anstrichschäden führt [10].
436 5 Fenster
5.104a 5.104b
5.104 Brüstungen mit nicht transparenten Ausfachungen
a) Deckplatte innen aufgesetzt
b) Deckplatte innen in Rahmen eingesetzt
Tabelle 5.109
5
(auch nachträglich auf bereits eingebaute Fens- Außer den in den voranstehenden Beispielen ge-
ter; Bild 5.111). zeigten Konstruktionen mit flächenversetzten
Bei den meisten Systemen werden die Holzprofile Blend- bzw. Flügelrahmenprofilen sind auch
jeweils speziell auf das Aluminium-System abge- Holzaluminium-Fenster in flächenbündiger Aus-
stimmt. Die Aluminiumprofile bilden die äußere führung möglich (Bild 5.115).
Glasfalzebene und werden mit Anschlagdichtun-
gen kombiniert (Bild 5.112). Wegen der auftreten- Schließlich können auch Aluminiumfensterflügel
den temperaturbedingten Längenänderungen mit Blendrahmen aus Massivholz kombiniert wer-
zwischen Holz- und Aluminiumprofilen werden in den. Für völlig neuartige Konstruktionsprinzipien
diesen Konstruktionen die Glasscheiben mit kann das in Bild 5.116 gezeigte Fenstersystem als
Dichtungsprofilen eingebaut. Auf der Innenseite Beispiel gelten. Die Fenster haben eine Außenan-
sind Verglasungen mit oder ohne Glasleiste (Bild sicht, in der lediglich der Aluminium-Fensterflü-
5.111 und 5.112) möglich. gel sichtbar ist. Relativ einfach gestaltete Holz-
Die Wärmedämmeigenschaften von Holz-Alumi- profile sind im Regelfall für alle Blendrahmen-
niumkonstruktionen können verbessert werden Seiten einsetzbar. Diese verdecken den außen
durch Verwendung von ausgeschäumten Alumi- liegenden Flügelrahmen, so dass eine gestalte-
nium-Profilen (Bild 5.111 und 5.112). risch sehr klare Formensprache gegeben ist.
Konsequenz dieses Konstruktionsprinzips ist, dass • hochwertige Oberflächen bei vielfältiger Mög-
die Fensterflügel nur nach außen aufschlagen lichkeit der Oberflächenbehandlung,
können. Spezialbeschläge ermöglichen vielfache • Anspruchslosigkeit in Unterhaltung und Pflege
Öffnungsarten (Wende-, Senkklapp-, Schiebe- bei sehr hoher Lebensdauer,
Drehfenster usw.), die Lüftungs- und Reinigungs-
• große Herstellungsgenauigkeit der Profile
möglichkeiten gewährleisten.
und damit verbunden sehr geringe Toleran-
zen sorgfältig gefertigter Konstruktionen (z. B.
hohe Fugendichtigkeit),
5.6.4 Aluminium-Fenster • gute Bearbeitbarkeit,
• geringes Gewicht.
Allgemeines
Als Baustoff für Fenster und Fassaden hat Alumini- Aus diesen Eigenschaften ergibt sich die große
um als dauerhafte und hoch belastbare Fenster- Wirtschaftlichkeit von Aluminiumkonstruktionen
rahmenkonstruktion eine außerordentliche Be- im Fensterbau, obwohl die Investitionskosten ge-
deutung gewonnen. Aluminiumkonstruktionen genüber Fenstern gleicher Größe aus anderen
zeichnen sich aus durch Materialien zunächst höher liegen.
442 5 Fenster
Allerdings ist Aluminium hinsichtlich des Primär- versetzt, Fenster für den speziellen Bedarfsfall
energieinhaltes1) (PEI) ein Baustoff mit den höchs- zusammenzubauen.
ten Werten überhaupt, sofern nicht die 100% Die für die Fenster verwendeten Strangpresspro-
Recyclebarkeit sichergestellt ist. file werden überwiegend aus der Legierung
Im Allgemeinen werden Aluminiumfenster aus AIMgSiO, 5F22 (DIN EN 573, 1706 und 755) herge-
Halbzeugen hergestellt, die von verschiedenen stellt. Für die technischen Lieferbedingungen gilt
Herstellern als Profilsysteme, teilweise ergänzt DIN EN 12 020-1 und 2. In DIN EN 1999-1-1 sind
durch passendes Zubehör wie Bänder, Beschläge, Festigkeitswerte und zulässige Belastungen fest-
Dichtungen, Rollladenführungen usw. angebo- gelegt.
ten werden. Der Fensterhersteller wird anhand Die Anforderungen an den Wärmeschutz (s. Ab-
von speziellen Profilisten, Kombinationsvorschlä- schn. 5.2.3) können von Aluminiumfenstern nur
gen, Statik- und Bemessungstabellen sowie von bei mehrschaligem Profilaufbau erfüllt werden.
entsprechenden Bauanleitungen in die Lage
1) Der
Thermische Entkoppelung. Profilsysteme für
Primärenergieinhalt [MJ/kg bzw. kWh/m³] eines Bau-
stoffes gibt an, wie viel Energie für die Bereitstellung von
Aluminiumfenster werden fast ausschließlich als
Prozesswärme und/oder elektrischem Strom für die Roh- Aluminium-Kunststoff-Verbundprofile herge-
stoffgewinnung sowie Herstellung des Baustoffes benötigt stellt. Die innere und äußere Schale wird durch
wurde und bezieht den eigenen Heizwert der Rohstoffe mit Kunststoffstege oder Hartschaumkerne (Kunst-
ein. Der Primärenergieinhalt (PEI) bezieht sich auf alle Vor- stoffvergussmassen) thermisch getrennt („ent-
und Herstellungsprozesse bis zum lieferfertigen Produkt.
koppelt“). Weiterentwicklungen zielen besonders
Als Energiegehalte werden nur nicht erneuerbare Energien
berücksichtigt, erneuerbare Energieinhalte (Holz, Wasser, auf die Verbesserung der Wärmedämmeigen-
Sonne) bleiben unberücksichtigt. Je kleiner der PEI-Wert schaften und führen zu inzwischen sehr aufwän-
desto günstiger seine ökologische Bewertung. Je nach diger Mehrkammer-Gestaltung der Aluminium-
Möglichkeit der Recyclebarkeit von Aluminiumprodukten profile sowie zu äußerst filigraner Ausführung der
schwankt der PEI-Wert für Aluminium zwischen 230 MJ/ thermisch trennenden Kunststoffstege (Bild
kg (nicht recyclebar) bis 23 MJ/kg (100% recyclebar). (zum
Vergleich z. B.: Stahl 36-100 MJ/kg je nach Legierung, EPS/ 5.117). Die Kunststoffe, die hier zum Einsatz kom-
XPS/PUR um die 100 MJ/kg, Glas ca. 15 MJ/kg, Zementmör- men, sind in der Hauptsache faserverstärktes
tel 0,8 MJ/kg) Polyamid, Polyurethan und PVC. Es existieren
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 443
auch Ansätze, bei denen die thermische Tren- Dichtungen werden als Mitteldichtungen und
nung mit fachwerkartigen Edelstahl-Stegen her- Aufschlagdichtungen in verschiedenen Kombi-
gestellt wird. nationen je nach Profilsystem und Anforderun-
Mit dem so hergestellten Abstand von metalli- gen an die Fenster verwendet. Bei integrierten
scher Innenschale und Außenschale werden die Flügeln bilden das Verglasungsprofil gleichzeitig
wärmeschutztechnischen Eigenschaften verbes- Mittel- bzw. Anschlagdichtung.
sert, zugleich erhöhen sich allerdings die mecha- Mitteldichtungen werden in den Blend- oder Flü-
nischen Beanspruchungen (Schubbeanspru- gelrahmen allseitig in einer Ebene umlaufend
chungen) für das Profil. Diese mechanischen Be- eingebaut und liegen dabei außerhalb der Witte-
anspruchungen ergeben sich sowohl aus äußeren rungszone. In den Rahmenecken werden die
Einwirkungen (wie beispielsweise Wind) als auch Dichtungsprofile verklebt bzw. verschweißt.
aus dem Anstieg der Temperaturdifferenz zwi- Formal werden unterschieden flächenbündige,
schen Innen und Außen aufgrund einer Verbesse- flächenversetzte und „integrierte“ (Block-)Konst-
rung des Wärmeschutzes. ruktionen (vgl. Bild 5.89).
Für nichttransparente Füllungen (Paneele) gelten Wegen der mit Aluminiumprofilen möglichen sehr
die gleichen Anforderungen wie an die Fenster. feingliedrigen Falzanschläge ergibt sich keine
Auch bei Aluminiumfenstern müssen die Profil- technische Notwendigkeit eines Flächenversatzes
systeme eine Trennung von Wind- und Regen- zwischen Blend- und Flügelrahmen. Fast alle gän-
sperre (s. Abschn. 5.3.1) ermöglichen. Die Falze gigen Fenstersysteme haben deshalb außen eine
müssen den in Abschn. 5.4.3 genannten Anforde-
rungen entsprechen. Die Lage der verschiedenen
nahezu vollständig bündige Lage der Flügel.
Auf der Innenseite werden die Flügelrahmen in der
5
Beanspruchungs- bzw. Dichtungsebenen bei Alu- Regel „aufschlagend“ ausgeführt. Durch entspre-
miniumfensterprofilen ist in Bild 5.118 erläutert. chende Rahmen-Rücksprünge ist auch eine flä-
chenbündige Ausführung problemlos machbar.
Zwangsläufig ergeben sich jedoch breitere Rah-
men-Ansichtsflächen (Bild 5.119).
5.119b
5 Aus formalen Gründen sind deshalb Systeme mit ben, dürfen auf andere Weise gegen Korrosion
außen deutlich flächenversetzten Rahmen auf geschützt werden.
dem Markt (Bild 5.120). Bei der Verarbeitung und beim Einbau sind die
Der gestalterische Wunsch nach möglichst „Einbaurichtlinien für Aluminiumfenster RAL-RG
schmalen Ansichtsflächen (vor allem im Zusam- 636/1“ zu beachten. Zusätzliche Vorschriften für
menhang mit Fassadensystemen (s. Abschn. 6 die Ausschreibung von Aluminiumfenstern hat
sowie 9.4 in Teil 1 dieses Werkes) führte zur Ent- der VFF-Verband der Fenster- und Fassadenher-
wicklung der Blockrahmen-Konstruktionen in steller e.V. [32] herausgegeben.
verschiedenen Bauarten. Bei ihnen ist der Außen-
anschlag des Blendrahmens so breit, dass der
Flügelrahmen vollständig dahinter angeordnet Konstruktion
werden kann. Die Glasdichtung kann dabei zu- Mit fast allen Bausystemen für Aluminiumfenster
gleich die äußere Anschlagdichtung bilden. Bei lassen sich die in Abschn. 5.1 beschriebenen
einigen Konstruktionen wird durch Verwendung Fensterbauarten herstellen sowie Sonderkonst-
von Stufenglas der Fensterflügel vollständig ver- ruktionen wie Schallschutzfenster (Bilder 5.124
deckt. Diese Konstruktionsart bringt auch erheb- und 5.125) und einbruchhemmende Fenster (s.
liche Vorteile im Hinblick auf die Wärmedämmei- Abschn. 5.9).
genschaften (Uf -Werte) der Fenster (Bild 5.121).
Schaufenster. Auch Schaufenster werden heute
Bauwerksanschlüsse sind nach den in Abschn. fast durchweg mit Standardprofilen hergestellt,
5.3.4 erläuterten Grundsätzen auszuführen. wie sie auch für übliche fest verglaste Fensterflä-
Dabei muss die im Vergleich zu Fenstern aus Holz chen verwendet werden. Zur Erleichterung des
oder Stahl größere Längenänderung infolge von Einbaus großer Scheiben liegen die Falze mit den
Temperatureinflüssen beachtet werden. Es sind Glashalteleisten hier jedoch in der Regel auf der
ausreichend bemessene Bewegungsfugen nicht Außenseite.
nur zwischen Aluminiumkonstruktion und Bau- Beim Zusammenbau der Fenster werden die Profile
werk sowie innerhalb von größeren Fenster- und zunächst in der notwendigen Länge zugeschnitten,
Fassadenelementen einzuplanen. Die Veranke- die notwendigen Aussparungen für Beschläge,
rungen müssen den Längenänderungen der Griffe, Verbindungsteile, Entwässerung usw. durch
Fensterkonstruktion folgen können (s. Abschn. Fräsen, Stanzen oder Bohren hergestellt und alle
5.3.3). Teile sorgfältig entgratet und gereinigt.
Alle Stahlteile von Unterkonstruktionen, Einbau- Die Eckverbindungen der Blend- und Flügelrah-
zargen, Befestigungsmitteln sind zu verzinken. men werden auf verschiedene Weise mechanisch
Nur Teile, die nach dem Einbau zugänglich blei- hergestellt oder stumpf geschweißt.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 445
5.122 Aluminiumfenster SCHÜCO Royal S 65®, Profilserie geeignet u. a. für Dreh-, Drehkipp-, Schwing- und Wendeflügel-
fenster und für Fenstertüren
5
5.123a
5.123b 5.123c
5.123 Aluminiumprofile für großformatige Fenster oder Fenstertüren (WICONA wicline 70®)
a) mit Verstärkung nach außen
b) mit Verstärkung nach innen
c) geteilt mit Dehnfuge
446 5 Fenster
5.124
Schallschutz-Verbundfenster, SCHÜCO Royal S 70®
5.125a 5.125b
5.125 Aluminium-Verbundfenster mit Blendrahmen-Bautiefe 125 mm (WICONA wicline 125)
a) beide Flügel öffenbar und mit Schallschutzverglasung
b) äußere Verglasung feststehend, innerer Flügel zur Reinigung öffenbar
5.126 Schiebe- bzw. Hebeschiebetür mit Blendrahmen-Bautiefe 120 mm (SCHÜCO royal S 120®)
Die Oxydschichten werden bei farblosen Eloxie- durch lösungsmittelhaltige Lackierungen („Nass-
rungen mit dem GS-/GSX-Verfahren erzeugt lackierung“). Vor der Beschichtung werden die
(Gleichstrom-Schwefelsäure bzw. Gleichstrom- Rohprofile nach DIN EN 12206-1 und nach RALRG
Schwefelsäure-Oxalsäure als Elektrolyt). Für elek- 631 (Stückbeschichtung von Bauteilen aus Alumi-
trolytische Einfärbungen wird die GS-/GSX-Ano- nium 12.2005) ähnlich wie bei der Eloxierung vor-
disation angewendet. behandelt.
Die erzielbaren Farbtöne werden nach den Richt- Nassbeschichtungen werden mit Zweikomponen-
linien des Eloxalverbandes bezeichnet mit tensystemen (Lack + Härter) mit Polyurethanla-
EV1 Naturfarben cken (auch als DD- oder PUR-Lack bezeichnet)
EV2 Neusilber durch ein- oder zweimaligen Spritzauftrag ausge-
führt. Die Schichtdicke beträgt 50 bis 80 μm. Der-
EV3 Gold artige Beschichtungen können mit hoher Farbge-
EV4 Hellbronze nauigkeit ausgebessert werden.
EV5 Dunkelbronze Pulverbeschichtungen (EPS) entstehen durch Farb-
EV6 Schwarz. auftrag in elektronischem Spritzverfahren von Po-
lyester- oder Polyurethanharzen, die anschließend
bei Temperaturen von 160 bis 200 °C verschmol-
Nach EURAS/EWAA1) gelten u. A. die Bezeichnungen
zen und ausgehärtet werden. Die Schichtdicke
C-0 Naturton beträgt mindestens 60 μm.
C-31 Leicht Bronze
5 C-32 Hellbronze
Farbvereinbarungen sind anhand der RAL-Farbkar-
te oder des Farbregisters RAL 840 HR zu treffen.
C-33 Mittelbronze Für die Ausführung sind Richtlinien von der GBS
-34 Dunkelbronze International-Gütegemeinschaft für die Stückbe-
C-35 Schwarz. schichtung von Bauteilen (www.gsb-internatio-
nal.de) aufgestellt.
In allen Fällen beträgt die Mindest-Schichtdicke
20 μm.
Für die Beurteilung des Oberflächenaussehens 5.6.5 Stahlfenster2)
sind in DIN 17 611 besondere Regeln enthalten.
Es sollten jedoch vor der Ausführung anhand von Für besondere gestalterische Anforderungen
Mustern alle Qualitätsanforderungen festgelegt z. B. in der Denkmalpflege und im Industriebau
werden. können auch Stahlfenster aus T- oder L-Stahl oder
Eloxierte Aluminiumflächen sind sehr empfind- aus warm gewalzten Sonderprofilen eingesetzt
lich gegen mechanische Beschädigungen, insbe- werden. Die früher verbreiteten einfachen, ther-
sondere aber gegen die Einwirkung von Kalk- misch nicht getrennten Halbzeugprofile kommen
oder Zementmörtel, Farben und verschiedene nur für untergeordnete Räume in Frage und wo
am Bau verwendete Lösungsmittel. Die Profile auf Wärmeschutz verzichtet werden kann.
müssen daher – am besten durch selbstklebende Für Fenster- und Türkonstruktionen mit Anfor-
Kunststoff-Folien – sorgfältig geschützt werden. derungen an den Wärmeschutz können hoch-
wertige Profilrohrsysteme aus Edelstahl oder
Farbbeschichtungen Stahlblech mit thermischer Trennung verwendet
werden.
Während bei Eloxierung nur wenige Farbtöne er-
zielt werden können, sind durch Beschichtungen Die gezeigten Beispiele mit thermischer Tren-
mit Kunststoffen alle gewünschten Farbgebun- nung durch Schaumstoffkerne gewährleisten bei
gen möglich. Farbbeschichtungen sind unemp- normal vorkommenden Temperaturverhältnis-
findlich gegen Verschmutzungen durch Kalk und sen Schutz vor Kondensatbildung (Bild 5.128).
Zement und weitgehend korrosionsbeständig.
Man unterscheidet lösungsmittelfreie Beschich- 2) Bei Stahlprofilen wird in der Regel SN 235JRG2 eingesetzt.
tungen („Pulverbeschichtung“) und Farbauftrag Diese sind je nach nationaler Anforderung blank, sendzi-
mir oder galvanisch verzinkt. Edelstahlqualitäten sind in
der Hauptsache 1.4301 und 1.4401, wobei für besondere
1) EURAS – Europäischen Vereinigung der Anodiseure; EWAA Einsatzgebiete (z. B. Tunnel) auch andere Legierungen
– Europäischen Vereinigung der Aluminiumhalbzeugwerke Anwendung finden.
5.6 Ausführungsarten und Konstruktionsbeispiele 449
5.128a 5.128b
5.128 Fenster aus Edelstahl-Rohrprofilen
a) Profilserie mit thermischer Stegtrennung (SCHÜCO)
b) Profilserie mit Schaumstoffkernen in flächenversetzter und flächenbündiger Ausführung (RP – ISO-Garant®)
Profilrohre aus normalem Stahlblech werden nötig. Dazu werden i. d. R. Stahlprofile in die Kam-
durch Stumpfschweißung zusammengefügt. Pro- mern gesteckt. Auch faserverstärkte Kunststoffe
file mit Schaumstoffkern aus dem in Bild 5.128b kommen im Profil oder als zusätzliche Verstär-
gezeigten Stahlfenstersystem werden mit Hilfe kung zum Einsatz.
von Eckverbindern stumpf verklebt. Der größte Teil der PVC-Kunststofffenster wird im
Als Oberflächenbehandlung kommt Nass- oder
Pulverbeschichtung (s. Abschn. 5.6.4) in Frage.
weißen Farbton hergestellt. Für die farbige Gestal-
tung der Oberfläche kommen folierte, lackierte
5
Edelstahlprofile werden vielfach auch naturblank und mit PMMA (Polymethylmethacrylat) coextru-
verwendet, gebürstet oder geschliffen. dierte Profile zum Einsatz. Durch die Farbgebung
kommt es zu einer höheren Erwärmung bei
Sonneneinstrahlung und es ist mit der beschleu-
nigten Veränderung der mechanischen Eigen-
5.6.6 Kunststoff-Fenster schaften und einem höheren Schrumpf auf der
Warmseite zu rechnen. Zudem ist mit Verän-
Allgemeines derungen des Farbtones durch Lichteinwirkung
Nach langjähriger Weiterentwicklung der Aus- und die daraus folgende Notwendigkeit einer
gangsstoffe und Verarbeitungstechnik haben späteren nachträglichen Beschichtung nicht aus-
Kunststoff-Fenster als preiswerte Ausführungsva- zuschließen.
riante einen sehr großen Marktanteil erreicht. An den Kunststoff werden Anforderungen u. A.
Als Rahmenmaterial1) dient nahezu ausschließ- bzgl. Witterungsbeständigkeit, Schlagzähigkeit,
lich schlagzähes PVC (Polyvinylchlorid). Die dafür Schweißeignung usw. gem. DIN EN 12 608 gestellt.
notwendigen Rohstoffe sind Ethylen aus Erdöl Das als Granulat oder Pulver hergestellte Aus-
oder Erdgas und Chlor, das aus Steinsalz gewon- gangsmaterial PVC lässt sich leicht modifizieren,
nen wird. durch Zusatz von Weichmachern plastifizieren
Bedingt durch den im Verhältnis zu anderen Rah- und bei Temperaturen um 200 °C formen und ver-
menwerkstoffen relativ niedrigen Elastizitätsmo- arbeiten.
dul und durch das thermoelastische Verhalten des Die für den Fensterbau entwickelten Profile wer-
Materials ist vielfach eine zusätzliche Aussteifung den durch Extrudieren hergestellt und können mit
den für die Holzbearbeitung üblichen Werkzeugen
1) Ein weiterer Werkstoff für Kunststofffensterprofile ist Po- zugeschnitten werden.
lyurethan, welche als integralgeschäumte Profile auf dem
Markt sind. Integralschäume besitzen in der Randzone eine
höhere Dichte als im Kern. Zur Charakterisierung dieser Ökobilanz. Kunststoffprofile können in sehr großer
Schäume dienen Rohdichte, E-Modul und Schlagzähigkeit. Formenvielfalt für praktisch alle Einsatzbereiche
Der in Profilen verwendete PUR-Integralschaumstoff muss hergestellt werden. Die Lebenserwartung von
eine Rohdichte größer als 0,4 g/cm3 besitzen. Polyurethan- Kunststoff-Fenstern ist derjenigen von Fenstern
Profile müssen aus statischen Gründen mit Verstärkungen aus anderem Rahmenmaterial vergleichbar. Ein
aus Aluminium oder Stahl versehen werden. Bei Polyure-
than-Profilen kann die unbehandelte Oberfläche wie bei wichtiger Aspekt ist, dass sich das Rahmenmaterial
PVC-Profilen mit PMMA-Folien oder Lacken beschichtet von Kunststoff-Fenstern gut aufarbeiten und wie-
werden. der verwenden lässt. Auch in der so genannten
450 5 Fenster
Kunststoff-Fenster Verstärkungen aus den ver- Für Fensterbänder, Ecklösungen usw. gibt es pas-
5
schiedensten Stahl- oder Aluminium-Profilen. send zu allen wichtigen Profilsystemen die ent-
Mit fast allen auf dem Markt vorhandenen Fenster- sprechenden Kunststoff-Sonderformteile.
bausystemen lassen sich die vorkommenden Bau- Alle Profilsysteme haben elastische Falz- oder Mit-
arten ausführen. Es gibt Profilsysteme mit flächen- teldichtungen und Verglasungen mit Dichtungs-
versetzten, halb flächenversetzten oder außen profilen.
bündigen Flügel/Blendrahmenebenen, Kombina- Die Anforderungen an Glasfalze und Dichtungen
tionen für Verbund- und Kastenfenster sowie für sowie an den Einbau von Kunststoff-Fenstern ent-
den Einbau im Zusammenhang mit dicken Dämm- sprechen den in den Abschnitten 5.2, 5.3 und 5.4.3
stoffschichten (Bild 5.130). behandelten Grundsätzen.
Für den Einbau in Gebäude mit Passivhausstan- Zusätzliche Vorschriften für die Ausschreibung
dard kommen Profilsysteme mit Schaumstoffker- von Kunststofffenstern hat der VFF-Verband der
nen und vertieften Glasfalzen für Dreifachvergla- Fenster- und Fassadenhersteller e.V. herausgege-
sungen in Frage (Bild 5.131). ben [35].
5.131
Kunststofffenster für Passivhausstandard
a) System REHAU Clima®
5.131a 5.131b b) System VEKA Topline plus®
5.134a
5.134b
5.138a 5.138b
5.138 Konventionell hergestellte Lichtschächte
a) Bodenplatte in Außenmauer auskragend eingespannt, Umfassung gemauert
b) Lichtschacht aus Stahlbeton (Ortbeton)
456 5 Fenster
5.139 Lichtschacht aus vorgefertigten Stahlbetonteilen 5.140 Großer Lichtschacht (z. B. für mehrere neben-
(Betonsteinwerk Heibges, Moers) einander liegende Fenster) auf eigenem Fundament
(in Verbindung mit Fundamentplatte des
5 Gebäudes)
5.142 Einfache
Stahlkellerfenster,
1- oder 2-flüglig
5.143 Kunststoff-Kellerfenster für Kellerräume mit erhöhten Nutzungsanforderungen, kombiniert mit Einbauzargen
a) Kippflügel fenster
b) Drehkippflügelfenster
c) Einbauelement für Stahlbetonwände mit Fenster in Schutzfolie und Einbauzarge mit Aussteifung
(Einbauzarge als „verlorene Schalung“)
458 5 Fenster
Moderne Sonnenschutzgläser (s. Abschn. 5.4) Schallschutzmaß von 25 bis 40 dB. Zur Erfüllung
reflektieren unerwünschte Einstrahlung, verhin- der erforderlichen Schalldämmung sind dabei
dern jedoch nicht vollständig den Energiegewinn für die zu verwendenden Materialien, für die
bei winterlichen Verhältnissen. Ausbildung von Anschluss- und Elementfugen
Die meisten Sonnenschutzmaßnahmen können sowie für die äußeren Durchlassschlitze genaue
gleichzeitig auch als Blend- und Sichtschutz un- Vorschriften aufgestellt. So sind z. B. die
erwünschten Lichteinfall und Einblick in Räume Innenflächen ggf. mit schallschluckendem
verhindern. Material auszukleiden, und die Schalldämm-
eigenschaften der Begrenzungsflächen sind ggf.
durch Blech- oder sonstige gewichtsteigernde
Auflagen zu verbessern.
5.8.2 Rollläden
Einbruchschutz. Einbruchshemmend sind Rollla-
Allgemeines den nur dann, wenn sie in dafür geeigneter be-
In vielen Gegenden zählen vorwiegend im Woh- sonderer Konstruktionsart ausgeführt werden.
nungsbau Rollläden zum üblichen Sonnen- und Nach DIN V 18 073 gelten Rollladen als einbruchs-
Sichtschutz. Sie dienen je nach Bauart zur Verbes- hemmend, wenn doppelwandige Aluminiumpro-
serung des Wärmeschutzes während der Nacht, file mit mindestens 1 mm oder einwandige Alu-
zur Verbesserung des Schallschutzes und je nach miniumprofile mit mindestens 2 mm Materialdi-
Bauart auch als Einbruchschutz. cke verwendet werden. Die Endleisten müssen
5 Die technischen Anforderungen an Rollladen gegen Herausziehen gesichert sein, und die Roll-
sind in DIN V 18 073 und DIN 18 358 (VOB) enthal- laden dürfen sich nicht hochschieben lassen. Au-
ten, ferner in den Technischen Richtlinien des ßerdem müssen mindestens 40 mm breite Füh-
Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. rungsschienen verwendet werden, die gegen
(BVRS; www.rs-fachverband.de). Heraushebeln und Demontage gesichert sind.
Rollladen tragen in geschlossenem Zustand bei Derartige Rollladen sind natürlich kostenaufwän-
winterlichen Verhältnissen erheblich zur Vermin- dig.
derung des Wärmeverlustes von Fenstern bei. Die Der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz
Wärmedämmwirkung ist am günstigsten bei ei- hat für einbruchshemmende Rollladenausführun-
nem Abstand von ca. 40 mm zwischen Rollladen gen daher differenzierende Widerstandsklassen
und Fenster. Dicht schließende Rollladen mit aus- ER1 bis ER6 aufgestellt. Während Rollläden der
geschäumten Kunststoffprofilen und mit Füh- Widerstandsklasse ER1 praktisch keinen manuel-
rungsschienen, die weich federnde PVC-Einlagen len Einbruchsschutz bieten, muss in der Wider-
haben, können den Wärmeschutz von Fenstern standsklasse ER6 z. B. ein Rollladen dem Angriff
um mehr als 50% verbessern. mit einem starken Winkelschleifer mindestens
20 Minuten standhalten. Im Übrigen sind in DIN
EN 1627 die Anforderungen an den Verbund von
Wärmeschutz. Für den Wärmeschutz der Rollla- Rollladen-Führungsschienen im Verbund mit dem
denkästen sind in DIN 4108, Bbl. 2 Hinweise gege- Rollladenpanzer, für Führungsschienen als Einzel-
ben. Gefordert wird raumseitig eine Dämmstoff- bauteil, für das Herausziehen und Hochschieben
dicke von mindestens 60 mm. des Panzers Grenzwerte definiert.
Als Sicherung gegen Hochdrücken von manuell
Schallschutz. Der zeitweilige Schallschutz von betätigten Rollladen sind am wirkungsvollsten
Fenstern kann ebenfalls durch Rollladen ver- einfache Verriegelungsbolzen, die durch den
bessert werden. Messungen haben bei einem Fensterrahmen hindurch in entsprechende Aus-
Mindestabstand von 100 mm zwischen Rollladen sparungen der Rollladenstäbe eingreifen oder
und Fenster eine Verbesserung des Schallschut- seitliche Einreiber an den Rollladenstäben, die in
zes von bis zu 10 dB ergeben, wenn außer den für die Rollladenschienen greifen. Die automatisch
optimalen Wärmeschutz genannten Maßnahmen wirkenden Klemm- oder Scharniersicherungen in
dafür gesorgt wird, dass ein möglichst dichter den Führungsschienen sind meistens nicht be-
oberer Abschluss entsteht. sonders wirksam oder lassen sich verhältnismä-
Für den Schallschutz von Rollladenkästen sind in ßig leicht außer Funktion setzen.
DIN 4109, Bbl. 1, genaue Hinweise gegeben. Sie Dagegen bieten Sicherungsfedern, die in die
gelten für Rollladenkästen mit einem bewerteten oberste Rollladenleiste eingesetzt werden, guten
5.8 Sonnenschutz 459
Schutz gegen das Hochschieben der Rollladen Zur bestmöglichen Ausleuchtung mit Tageslicht
von außen. sollte in Aufenthaltsräumen die Oberkante der
Bei motorgetriebenen Rollladen ist durch einge- Fenster möglichst hoch liegen. Bei der Planung
baute Blockademechanismen das Hochschieben muss daher der zusätzliche Platzbedarf der Rollla-
nahezu ausgeschlossen. den oberhalb des Fensters berücksichtigt werden.
Wenn statisch möglich, ist in Wohn- und Aufent-
Einbau haltsräumen der Einbau möglichst dicht unter
Beim Einbau von Rollläden (auch bei Rollgittern) der Decke anzustreben. Bei dem meistens erfor-
müssen zur Aufnahme der hochgezogenen, auf- derlichen Einbau unter einem Fenstersturz (Bild
gewickelten Rollladenballen („Panzer“) in Rollla- 5.144a) ergibt sich bei üblichen Raumhöhen von
denkästen, für die seitlichen Führungen und die 2,50 m und einer mindestens erforderlichen
Bedienungseinrichtungen die erforderlichen Vor- Fenster- bzw. Fenstertürhöhe von z. B. 2,135 m je
kehrungen bereits im Rohbau getroffen werden. nach der Dicke der Decken eine relativ geringe
Die erforderliche Höhe der Rollladenkästen ist restliche Höhe für die konstruktiv erforderlichen
von der Fensterhöhe und den verwendeten Roll- Fensterstürze. Wenn die Abtragung von Lasten
ladenprofilen abhängig und beträgt etwa 20 bis nicht durch einen stärker bewehrten Deckenrand
25 cm. möglich ist (vgl. Bild 5.144d), kann die Sturzhöhe
im Einzelfall durch Verwendung von Profilstahl
Die Breite der Rollladenkästen erfordert eine verringert werden oder die Stürze werden als
rechtzeitige Abstimmung mit der Wanddicke Überzüge ausgebildet (Bild 5.144b).
bzw. Sturzbreite, damit innerhalb der Räume
Die nötigen Fensterstürze könne je nach stati-
5
formal unbefriedigende seitliche Abschlüsse
schen Erfordernissen ersetzt werden durch tra-
vermieden werden.
gende Rollladenkästen (Bild 5.144c). Sie werden
Luftdichtheit. Die raumseitige luftdichte Dich- in Standardbemessungen oder speziell nach ge-
tebene muss auch im Bereich des Rollladenkas- gebenen statischen Anforderungen unter Verwen-
tens geschlossen sein. Dies gilt für den Stoß zum dung verschweißter Stahlbleche hergestellt.
Blendrahmen, den seitlichen Fugen am Kasten Zu bedenken ist, dass die Funktionssicherheit
und natürlich auch für das Rollladenkastensys- sehr breiter, schwerer Rollladen durch die unver-
tem insgesamt. meidliche Durchbiegung der Walzen und durch
Bei raumseitigen Revisionsdeckeln müssen spezi- gewichtsbedingte Stauchungen des geschlosse-
elle Dichtungen dafür sorgen, dass der Deckel nen Rollladens eingeschränkt wird.
umlaufend dicht angebunden ist. Im Rollladen-
kasten ist eine Dämmung an den zur Raumseite Fenstereinbau. Sind Rollladen mittels Sturzkas-
gerichteten Oberflächen und der sonstigen Hohl- ten integriert, sind für den Fenstereinbau ver-
räume vorzusehen. schiedene Punkte zu beachten. Da eine direkte
Befestigung der Fenster an die tragende Wand
Einbauarten. Unterschieden wird der Einbau mit bzw. den Sturz hier nicht möglich ist, muss das
• Rollladenkästen, die zusammen mit dem Roh- obere Rahmenteil als frei tragend angesehen
bau erstellt werden. Dabei sind verschiedene werden und entsprechend dimensioniert bzw.
konstruktive Anordnungen möglich (Bilder verstärkt werden. Bei weit gespannten Fenster-
5.144a bis c), konstruktionen ist die Teilung des Rollladens
sinnvoll, so kann an der Stoßstelle eine stabile
• Aufbau-Rollladenkästen, die mit dem Fenster
Konsole angebracht werden, um die Lastab-
eine konstruktive Einheit bilden (Bilder 5.144d
tragung des oberen Rahmenteils übernimmt.
und e),
Problematisch ist bei sehr breiten Fensteröff-
• Vorbau-Rollladenkästen, die außen am Fens-
nungen mit Rollladen auch der obere Bauwerks-
terrahmen oder an der Fassade montiert wer-
anschluss der Fenster. Die oberen Blendrahmen
den (Bilder 5.144f bis h).
können nur sehr bedingt so dimensioniert
werden, dass auf Verankerungspunkte am Sturz
Weitere Einbaumöglichkeiten für Rollladen mit verzichtet werden könnte (s. Bild 5.26). Die aus-
Elektroantrieb z. B. im Dachraum oder in Vor- reichende Verankerung der Fenster ist nötigen-
dächern o. Ä. sind in den Abbildungen 5.144g falls durch Hilfskonstruktionen z. B. aus Stahl-
und h gezeigt. winkeln sicherzustellen.
460 5 Fenster
5.144g 5.144h
5
Konstruktionsrisiken. Die unterschiedlichen Das Eindringen von Außenluft in die Rollladen-
Baustoffeigenschaften von Rollladenkasten, kästen und somit i. d. R. nach innen hinter die
Decke bzw. Fenstersturz und Außenwandmateri- thermische Hülle ist durch geringe äußere Spalt-
al sind bauphysikalisch nicht unproblematisch. maße am Durchgangsschlitz der Rollläden (max.
Innerhalb des Außenwandbereiches liegende 10 mm größer als die effektive Stabdicke), durch
Rollladenkästen bilden nur bei größter Sorgfalt zusätzliche Bürstendichtungen und evtl. durch
in der Planung und Ausführung keine kritischen pendelnde Abschlussprofile einzuschränken je-
Schwachstellen hinsichtlich des Wärme- und doch nicht zu vermeiden.
Schallschutzes.
5.147a 5.147b
5.147 Aufbau-Rollladenkästen
a) Aufbau-Rollladenkasten SKS Roll-Line, Top Maxi®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 3 Wärmedämmung
2 Hohlkammerprofil als innere Abschlussplatte 4 Fenster-Anschlussprofil
und Revisionsklappe
b) Aufbau-Kombinationsrollladenkasten Kömmerling RolaPlus®
1 Hohlkammerprofil als äußere Abschlussplatte 4 Kunststoff-Fenster
2 Revisionsklappe (Wärmegedämmtes 5 Insektengitter
Hohlkammerprofil mit Klipsverschluss) 6 Sicht- und innerer Sonnenschutz
3 Fensteranschlussprofil
462 5 Fenster
Außerdem können die Rollladenpanzer in ge- eine konstruktive Einheit bilden (Aufbau-Roll-
schlossenem Zustand durch Federaufhängungen ladenkästen, Bilder 5.144d und e).
gegen abdichtende Innenbekleidungen des Roll- Rollladenkästen, die zusammen mit dem Rohbau
ladenkastens gedrückt werden (Bild 5.145). erstellt werden, sind fast nur noch als komplett
Die erforderlichen Revisionsdeckel sollten mög- vorgefertigte Rollladenkästen mit genau festge-
lichst außen liegen, was jedoch nur in den legten Wärme- und Schallschutzeigenschaften
seltensten Fällen möglich ist. Wenn das z. B. in üblich. Sie haben in der Regel eine Bauhöhe von
mehrgeschossigen Gebäuden nicht möglich ist, etwa 25 bis 30 cm und Breiten von 24 bis 365 cm.
müssen sie die Anforderungen an den Wärme- Als Beispiel ist einer der in vielen Varianten an-
schutz erfüllen (bei hohen Anforderungen nur gebotenen vorgefertigten Rollladenkästen zum
mittels Vakuums-Isolationspaneele (VIP) mög- Einbau in den Rohbau gezeigt (Bild 5.145). Bei
lich), insbesondere an allen Fugen dicht schlie- knappen Höhenverhältnissen kann ein tragender
ßen. Am günstigsten ist aus dieser Sicht der Rollladenkasten den ggf. erforderlichen Fenster-
Einbau von Rollladenkästen, die mit dem Fenster sturz ersetzen kann (Bild 5.146).
5.148a 5.148b
5.148 Außen liegende Rollladenkästen (roma rondo®)
a) in Sturzaussparung
b) auf verlängertem oberem Fensterrahmen
5.149a 5.149b
5.149 Außen liegender Rollladen für Fenster-Sonderformen (der Rollladen wird mit Umlenkrollen hochgezogen)
a) Beispiel für die Anwendung
b) Schnitt A–A
1 Leichtmetall-Rollladenkasten mit Boden- 2 Revisionsklappe
entwässerung, mit Abstandshaltern vor 3 Führungsschiene mit Bürstendichtung
verbreitertem unterem Blendrahmen 4 Einlauftrichter
5.8 Sonnenschutz 463
5.150c
5.150d
verschiedensten Formen mit Deckbreiten von 25 Bei Kunststoff- und Metall-Rollladen sind Steckpro-
bis 60 mm hergestellt. Die Profile haben eine file am meisten verbreitet (Bild 5.150a und b). Bei
Standarddicke von 14 mm für Öffnungen bis allen diesen Verbindungen sitzen die Stäbe dicht
etwa 4m2 mit Breiten bis etwa 2,50 m. Bei größe- aufeinander, wenn der Rollladen vollständig herab-
ren Breiten ergibt sich die Gefahr der Ausbeulung gelassen ist. Wird der Aufzuggurt angezogen, so
des geschlossenen Rollladens. Wenn auch die entstehen schmale Lichtschlitze durch Lochstrei-
Farbbeständigkeit von Kunststoffen ständig ver- fen in den Anschlussstegen. Wenn z. B. bei nach-
bessert wurde, sollte hellen Einfärbungen der träglichem Einbau nur wenig Platz zur Verfügung
Vorzug gegeben werden. steht, werden – ebenso wie für Rolltore – nicht aus-
ziehbare Stabprofile verwendet, die bei geringeren
Für große Öffnungsbreiten werden Kunststoff-
Ballendurchmessern in herabgelassenem Zustand
profile verwendet, die zur Erhöhung der Stabilität
dicht geschlossene Rollladenflächen ergeben.
ausgeschäumt sein können (Bild 5.150a).
Aluminium-Profile werden rollengeformt mit Poly- Holz-Rollladen werden wieder zunehmend ein-
urethan-Ausschäumung hergestellt. Die Oberflä- gesetzt, nachdem durch lasierende Anstriche
chen haben farbige Dickschicht-Einbrennlackie- das früher gegebene Problem des Oberflächen-
rungen oder Folienbeschichtungen (Bild 5. 150b). schutzes mit der bei Lackfarben sehr aufwändi-
Für höhere Sicherheitsansprüche kommen strang- gen Erneuerung der Anstriche gelöst ist. Neben
gepresste Ein- oder Mehrkammer-Hohlprofile in den genormten Stabprofilen wurden in letzter
Frage (Bild 5. 150c) oder Stahlprofile (Bild 5. 150d). Zeit konkave, raumsparende Profile ähnlich den
5
Kunststoffprofilen entwickelt. Rollladenprofile aus sitzt in einem Mauerkasten und rollt den Gurt
Holz werden durch gegeneinander verschiebliche, durch Federkraft ein. Durch Selbstsperrung des
ineinandergreifende Draht- oder Blechkammern Gurtrollers kann der Rollladen in jeder Stellung
aus rostgeschütztem Stahl miteinander verbun- festgehalten werden (Bild 5.152).
den (Bild 5.150e). Die Gurtdurchlässe und die Mauerkästen der Gurt-
Die Tabellen im Bild 5.150 geben einen Anhalt für wickler sind wärmetechnische Schwachstellen.
die bei gegebener Fensterhöhe entstehenden Deshalb und wegen des Bedienungskomforts
„Ballen“-Durchmesser (vollständig aufgewickelter werden Rollladen zunehmend – insbesondere bei
Rollladen) und die damit nötigen Abmessungen großen Abmessungen – durch Elektromotoren
der Rollladenkästen. bewegt. Derartige (auch programmierbare und
funkbetätigte) Elektroantriebe bestehen aus
Rollladenwalzen müssen entsprechend dem Roll- Rohrmotoren, die in die hohlen Gurtwalzen einge-
ladengewicht so dimensioniert sein, dass die baut werden. Für kleinere Rollladen kommen
Durchbiegung < 1/500 der Fensterbreite ist. Die frü- auch programmierbare Gurtwicklerantriebe in
her üblichen einfachen Gabellager sind heute Frage (Bild 5.152e).
meistens durch Kugellager abgelöst. Schwere Rolltore werden durch seitlich eingebaute
Getriebemotoren bewegt.
Laufschienen. Die Rollladen werden seitlich in
Laufschienen aus Leichtmetallprofilen geführt –
zur Geräuschdämmung bei Windanfall auch mit 5.8.3 Jalousetten (Raffstores)
innen liegenden Kunststoff-Führungen –, die bei
Jalousetten aus dünnen, lackierten Leichtmetall–
5
Holzfenstern auf ausgeschnittenen Beiholzleisten, lamellen dienen zum Schutz vor übermäßiger
bei Kunststoff- oder Metallfenstern auf entspre- Sonnen- oder Lichteinstrahlung und – in Sonderaus-
chenden Zusatzprofilen befestigt werden. Die führungen – auch zur Abdunklung von Räumen.
Laufschienen müssen so weit vor der Fensterebe-
ne liegen, dass die Rollladen auch bei einer gewis- Sie werden mit Zugbändern aus Polyester-
schnüren oder Seilen aus rostfreiem Stahl
sen zu berücksichtigenden Durchbiegung an allen
manuell oder mit Motorantrieben zu einem
Teilen des Fensters einwandfrei vorbeigleiten kön-
flachen Stapel zusammen- und hochgezogen.
nen (Bild 5.151).
Die Pakethöhe beträgt etwa 6 bis 10% der
Antriebe. Bewegt werden kleinere Rollladen von Jalousiehöhe.
Hand mit Hilfe von 18 bis 23 mm breiten Flach- Jalousettenanlagen als Sonnenschutz sind außen
gurten. Der Zuggurt läuft von der Gurtscheibe auf vor den Fenstern anzubringen, weil nur so die auf-
der Achse der Rollladenwalze durch einen Schlitz treffende Wärmestrahlung wieder an die Außen-
des Rollladenkastens auf einen Gurtroller. Dieser luft abgestrahlt wird. Sie können mit Verkleidungs-
5.155 Jalousette, verglasungsintegriert in Kunststoff- 5.156 Sonnen-, Sicht- oder Wärmeschutz in Isolierglas-
Aluminium-Verbundfenster eingebaut scheibe integriert (Consafis)
(Finistral KAB®)
5.8 Sonnenschutz 467
blenden vor den Fenstern, frei vor Fassaden oder 5.8.4 Markisen
hinter Fassadenschürzen oder -bekleidungen ein-
gebaut werden (Bild 5.153). Als sehr wirksame außen liegende Sonnenschutz-
Außen liegende Jalousetten müssen mit einer einrichtungen kommen Stoffmarkisen in Frage.
ausreichenden Windsicherung ausgestattet sein. Die Bespannungsstoffe bestehen meistens aus
Je nach Flächengröße und Windbeanspruchung wasser- und schmutzabweisend ausgerüsteten
sind Führungen in Form von kunststoffumman- farbigen Acrylgeweben. Bei Standardbreiten von
telten Spanndrähten (Bild 5.154a) oder Führungs- bis zu 12 m kann eine Ausladung von etwa 3,50 m
schienen (Bild 5.154b) vorzusehen. Dadurch soll erreicht werden.
auch die Geräuschentwicklung bei Windeinwir- Markisen müssen eine Sturmsicherheit bis zur
kung nach Möglichkeit herabgesetzt werden. Windstärke 5 haben. Bei größerer Windbelastung
Größere Jalousettenanlagen müssen an Gebäu- sind Windwächter einzubauen. Für große An-
den, bei denen eine dauernde Aufsicht nicht ge- lagen sind Sonnen- und Regenwächter notwen-
währleistet ist, durch Windüberwachungsanla- dig, mit deren Hilfe die Markisen gegebenenfalls
gen gesichert werden, die bei aufkommendem automatisch einzeln oder auch in Gruppen moto-
Sturm die Jalousetten automatisch hochziehen. risch eingefahren werden. Fast alle Markisen-
Bei dem in Bild 5.155 dargestellten Kunststoff- anlagen werden mit Sicherheits- bzw. TÜV-
Aluminium-Verbundfenster ist eine Jalousette Prüfung geliefert.
witterungsgeschützt zwischen dem tragenden Unterschieden werden Fallmarkisen für überwie-
Kunststoff-Flügel und einer zusätzlichen äußeren
Schallschutzverglasung eingebaut.
gend vertikalen Sonnenschutz und ausfahrbare
Tragrohrmarkisen.
5
Eine Alternative für Sicht- und Sonnenschutz bie- Bei Fallmarkisen wird der Bespannungsstoff beim
ten Isolierglasjalousien. Bei ihnen sind regelbare Absenken durch das Gewicht des unteren
Jalousien innerhalb von Isolierglasscheiben mit Abschlussprofils, das in seitlichen Führungen
22 mm Luftzwischenraum eingebaut (s. a. Ab- läuft, in seine Lage gebracht. Fallmarkisen kön-
schn. 9.6 in Teil 1 dieses Werkes). nen auch über abgewinkelte Bauteile (z. B. bei
Auch transparente oder nicht durchsichtige Foli- Wintergärten) geführt werden und können ganz
en, die mit Motorantrieb verfahren werden kön- oder teilweise ausgestellt werden. Antrieb und
nen, lassen sich als Sicht- und Wärmeschutz in aufgewickelter Bespannungsstoff liegen in hül-
Isolierglasscheiben einbauen (Bild 5.156). senförmigen Schutzkästen aus Aluminium und
auch aus Acrylglas (Bild 5.157a).
5.157a 5.157b
5.157 Markisen
a) Fallmarkise (auch ausstellbar), b) Tragrohrmarkise
1 Schutzkasten bzw. -hülse 4 Tragrohr und Schutzkasten
2 Seitenführung 5 Gelenkarme
3 Bespannungsstoff („Behang“)
468 5 Fenster
5.158a 5.158b
5.158 Außen liegende Lamellen-Systeme (COLT International)
a) Horizontal auskragende Lamellenkonstruktion (Unisunr®)
b) Sonnenschutzsystem mit steuerbaren Lamellen (Solarfin®)
Tabelle 5.162 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (Tätertyp, Täterverhalten, Einsatzort, Risiko und Einsatz-
empfehlung
Wider- Erwarteter Tätertyp, mutmaßliches Täterverhalten Empfohlener Einsatzort des einbruchhemmenden
stands- Bauteils
klasse
A B C
Wohnobjekte Gewerbeobjek- Gewerbeobjekte,
te, öffentliche öffentliche Objekte
Objekte (hohe Gefährdung)
RC 1 N Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der
einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit Einsatz der Widerstandsklasse RC 1 N nur bei Bauteilen
körperlicher Gewalt wie Gegentreten, Gegen- empfohlen, bei denen kein direkter Zugang (nicht
springen, Schulterwurf, Hochschieben und Her- ebenerdiger Zugang) möglich ist.
ausreißen auf (vorwiegend Vandalismus). Bauteile
der Widerstandsklasse RC 1 N weisen nur einen
geringen Schutz gegen den Einsatz von Hebel-
werkzeugen auf.
RC 2 N Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, a) a)
Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen.
RC 2 Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher,
5 Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen.
RC 3 Der Täter versucht zusätzlich mit einem zweiten
Schraubendreher und einem Kuhfuß das Bauteil
aufzubrechen.
RC 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeu-
ge und Schlagwerkzeuge wie Schlagaxt, Stemm-
eisen, Hammer und Meißel- sowie eine
Akku-Bohrmaschine ein.
RC 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerk-
zeuge wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbel-
säge und Winkelschleifer ein.
RC 6 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungs-
fähige Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine,
Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer ein.
a) Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der Einsatz der Widerstandsklasse RC 2 N nur bei Bauteilen empfohlen,
bei denen kein direkter Angriff auf die eingesetzte Verglasung zu erwarten ist.
ANMERKUNGEN: Diese Tabelle stellt lediglich eine ungefähre Orientierung dar. Fachkundige Beratung z. B. durch die ört-
lichen Beratungsstellen der Polizei, ist unerlässlich. Die Abschätzung des Risikos sollte unter Berücksichtigung der Lage des
Gebäudes (geschützt/ungeschützt), Nutzung und Sachwertinhalt auf eigene Verantwortung erfolgen. Bei hohem Risiko
sollten zusätzlich geprüfte und zertifizierte Einbruchmeldeanlagen eingesetzt werden.
Bei der Auswahl von einbruchhemmenden Elementen der Widerstandsklassen 4 bis 6 ist anzumerken, dass bei der Aus-
wahl solcher Elemente in Flucht- und Rettungswegen der Werkzeugeinsatz der Feuerwehr erschwert und deshalb zu
berücksichtigen ist.
Außensteckdosen, z. B. im Hausflur, im Garten oder im Bereich der Terrasse sollten spannungslos sein, um ihre Benutzung
durch den Einbrecher zu verhindern.
durchschnittliches
geringes Risiko hohes Risiko
Risiko
auch unter Anwendung von Werkzeugen (Brech- Tabelle 5.163 Einbruchhemmung von Fenstern, Türen,
eisen, Spaten, Bohrer, Hammer, Steinwurf usw., Abschlüssen: Anforderungen an die
Verglasung (DIN EN 356)
nicht jedoch Sprengstoff o. Ä.) eine bestimmte
Widerstandszeit erreicht wird, bis zu der eine
durchgangsfähige Öffnung erreicht werden
kann.
Widerstandsklassen. Einbruchhemmung in
allen Widerstandsklassen entsteht nicht durch
Einzelmaßnahmen, sondern durch das Zusam-
menwirken der verschiedenen konstruktiven
Schutzmaßnahmen an Fensterrahmen, Beschlä-
gen, Verschlüssen, Verglasung, Einbau bzw. Ver-
ankerung im Bauwerk usw. (Bild 5.161).
Je nach Sicherungsgrad werden in DIN EN 1627
die Widerstandsklassen RC 1 bis RC 6 unterschie-
den.
Den einzelnen Widerstandsklassen sind Ver-
glasungen mit durchbruchhemmenden Sicher-
heitssondergläsern nach DIN EN 356 zugeordnet
(Widerstandsklassen P1A bis P5A sowie P6B bis
5
P8B; Tabelle 5.162).
Sicherheitssonderverglasungen mit Widerstand
gegen Beschuss sind genormt nach DIN EN 1063
(Widerstandsklassen BR 1 – NS bis BR 7 – S).
Sicherheitssondergläser müssen durch spezielle,
nicht entfernbare Aufkleber oder Beschriftung
entsprechend gekennzeichnet sein.
In der Widerstandsklasse RC 1 bestehen keine An-
forderungen an eine durchbruchhemmende Ver-
glasung. Fenster der Widerstandsklasse RC 1 stellen
daher lediglich eine Grundsicherungsstufe dar.
Die Einordnung erfolgt auf Grund von genormten Für Widerstandsklassen RC 1 N und RC 2 N bestehen keine
Prüfabläufen nach DIN EN 1628 bis 1630. Anforderungen an die Verglasungen, jedoch kann bei
Verglasung mit einer geringeren Widerstandsklasse als P4
Bei der dynamischen Teilprüfung dürfen Stoßkör- A die Verwendung eines Beschlages erforderlich sein, bei
per aus jeweils verschiedenen Fallhöhen die ge- dem zur Entriegelung ein abnehmbarer Schlüssel notwen-
prüften Fenster nicht so weit beschädigen, dass dig ist.
durchgangsfähige Öffnungen entstehen (> ca. 250
x 400 mm).
Bei der Manuellen Teilprüfung wird in Einbruchs- EN 1522 in Verbindung mit Verglasungen nach
versuchen mit unterschiedlichen Werkzeugsät- DIN EN 1063 gewährleisten. Es gelten die Wider-
zen und entsprechend den bekannten Vorge- standsklassen FB 2 bis FB 6 in Verbindung mit
hensweisen von Einbrechern die Widerstandszeit Verglasungen der Widerstandsklassen BR 1-NS/S
der Prüfstücke festgestellt. bis BR 6-NS/S (Tabelle 5.164).
Derartige Fenster werden aus gepanzerten,
Beispiel für Widerstandsklasse 3: schweren Aluminium-Spezialprofilen mit speziel-
Bei einer maximalen Prüfdauer von 20 Minuten mit dem len verschließbaren Sicherheitsbeschlägen her-
Werkzeugsatz B muss die Konstruktion eine Widerstands-
gestellt. Die Verglasung besteht aus mehrschich-
zeit von mindestens 5 Minuten erreichen.
tigen Sicherheitsverbundgläsern. Es ergeben sich
Das Ergebnis wird durch entsprechende Zertifikate belegt
(Tabellen 5.162 und 5.163). dadurch ganz erhebliche Flügelgewichte, bei
denen motorische Öffner in Verbindung mit fern-
Eine sehr weit gehende Sicherung bieten Fenster bedienbaren Ent- bzw. Verriegelungen in Frage
(und Türen), die Durchschusshemmung nach DIN kommen (Bild 5.165).
472 5 Fenster
Tabelle 5.164 Durchschusshemmung nach DIN EN 1522 bzw. DIN EN 1063; Klassifizierung und Anforderungen
für die Prüfung
Fenster der höchsten Widerstandsgruppen verfü- an die Steifigkeit der Rahmen und die Anbrin-
gen meistens über elektronische Öffnungs- und gung von Verriegelungsteilen abgestimmt sein.
Verschlussüberwachungen auch mit Anschluss In der Regel sind spezielle verstärkte Verriege-
an Einbruchmeldeanlagen. lungsbeschläge erforderlich in Verbindung mit
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass derartige verstärkten und besonders montierten Fenster-
5 Fenster sehr kostenaufwändig sind. Es sollten bändern sowie mit abschließbaren Betätigungs-
deshalb zusätzlich Rollladen, Rollgitter und feste griffen. Für verschließbare Betätigungsgriffe müs-
Gitter als Schutzmaßnahmen in Erwägung gezo- sen hochwertige Zylinder mit Aufbohrsicherung
gen werden. Sie bieten bei entsprechender Aus- verwendet werden.
führung einen verbesserten Schutz und wirken Die Verriegelungen müssen besondere Sicherun-
abschreckend. Außerdem werden nach vergebli- gen aufweisen gegen das Öffnen von außen mit
chen Einbruchsversuchen die oft sehr hohen Kos- Hilfe von gewissen Bohrungen.
ten für die Reparatur von Schäden an den ein- Gegen das Herausdrücken der Verglasung sind
bruchhemmenden Fenstern vermieden (s. Ab- die innen liegenden Glashalteleisten ausreichend
schn. 5.8.2). zu dimensionieren und zu befestigen.
Konstruktive Maßnahmen
Einbruchhemmende Fenster können in beliebi-
gen Konstruktionen und Materialarten hergestellt
werden.
Sie müssen so beschaffen sein, dass an den Falzen
zwischen Flügel und Blendrahmen ein Eingriff
mit Werkzeugen erschwert wird. Die Falztiefe und
-breite müssen auf die erhöhten Anforderungen
Der Schutz der unteren Falzfuge zwischen Blend- aus Mineralwolle reichen für einbruchhemmende
und Flügelrahmen wird verbessert durch ver- Fenster ab Widerstandsklasse WK 2 nicht aus. Nur 5
stärkte Wetterschutzschienen bzw. Wetter- möglichst tief in widerstandsfähige Teile des Bau-
schutzschienen mit Blendrahmenabdeckung. Bei werkes eingreifende Falzschrauben und Hinter-
Holzfenstern sollten möglichst lange Befesti- füllung mit Montageschaum bieten ausreichen-
gungsschrauben zum Schutz gegen gewaltsames den Schutz gegen das Herausbrechen der Veran-
Herausreißen schräg und in leicht versetzten kerungen.
Richtungen eingedreht werden (Bild 5.166). Die Fenster müssen je Verriegelungspunkt zwi-
Beschlagteile bei Kunststofffenstern müssen in schen Blendrahmen und Flügelrahmen (Bänder,
den Stahlverstärkungen der Profile verankert sein. Sicherungsbolzen, Sicherheitsverriegelung usw.)
mit mindestens einem Befestigungsmittel (Bank-
Für einbruchhemmende Fenster sollten einflüglige eisen, Blendrahmenschraube usw.) am Bauwerk
Fenster oder Fenster mit festem Mittelpfosten verankert werden.
bevorzugt werden. Kritisch für die Einbruchsiche-
Hochwertige einbruchhemmende Fenster wer-
rung sind mehrflüglige Fensterelemente, Oberlich-
den an einbetonierten Stahlprofilen verschraubt.
ter und Hebeflügelkonstruktionen. Letztere sind
auch deshalb fast völlig vom Markt verschwunden, Für den Einbau sind genaue Montageanweisun-
obwohl sie immer noch in vielen Publikationen in gen zu geben und zu überwachen. Über die ord-
Verbindung mit Bauwerksanschlüssen, Abdichtun- nungsgemäße Montage muss eine Bescheini-
gen usw. gezeigt werden. gung nach DIN-Muster durch die einbauende
Firma vorgelegt werden.
Bauwerksanschluss
Unbedingt erforderlich sind für einbruchhem-
mende Fenster besondere Bauwerksanschlüsse, 5.10 Lüftungseinrichtungen
bei denen das Herausbrechen kompletter Fenster
allenfalls unter größter Gewaltanwendung mög- Nach DIN 4108-2 Abschn. 4.2.3 wird aus Gründen
lich wäre. Voraussetzung für eine sichere Montage der Hygiene, zur Begrenzung der Luftfeuchtigkeit
und Verankerung der Fenster sind entsprechend und ggf. auch zur Zuführung von Verbrennungs-
beanspruchbare Außenwandkonstruktionen (Ta- luft ein ausreichender Luftwechsel gefordert. Pla-
belle 5.167). Nötigenfalls müssen Außenwände nungshinweise enthalten DIN EN 1946-4, 1946-6
aus Hohlblock- oder Leichtbetonwänden an den und 1946-7 sowie in VDI 2719 und ift-Richtlinien
Verankerungspunkten der Fenster durch Voll- LU 01/1 06/2007 und LU- 02/1 03.2010.
steinmauerwerk o. Ä. verstärkt werden. Bei Gebäuden mit hohem Wärmeschutz und mit
Übliche Befestigungen der Blendrahmen mit modernen dichten Fenstern und einwandfreien
Bankeisen in Verbindung mit loser Hinterfüllung Bauwerksanschlüssen (s. Abschn. 5.3) findet al-
474 5 Fenster
lenfalls ein sehr geringer natürlicher Luft- kann das Fenster eine passive Rolle bei der Zuluft-
austausch statt. Bei geschlossenen Fenstern und/oder Abluftführung übernehmen. Dazu wer-
kommt es daher bei einer Luftwechselrate von den Lüftungseinrichtungen in oder am Fenster
weniger als 0,5 pro Stunde in normal temperier- montiert. Passive Fensterlüfter können auch mit
ten Aufenthaltsräumen rasch zu einer kritischen zentralen Abluftsystemen kombiniert sein.
Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und zu der Gefahr Aktive Einheiten mit Ventilatoren und Wärme-
von Kondensatbildung an unvermeidlichen rückgewinnungsfunktion können im oder am
Schwachstellen der Wärmedämmung (z. B. Fenster positioniert sein.
Raumecken, Fensterleibungen, schlecht durch-
lüftete Bereiche z. B. hinter Möbeln).
Kontrollierte Lüftung. Zur kontrollierten Lüf-
Die qualifizierte Lüftung eines Gebäudes ist we- tung ist eine Reihe von regelbaren Einrichtungen
sentlich für das Wohlbefinden innerhalb von Ge- auf den Markt gekommen. Mit ihnen kann bei
bäuden. Zu geringe Lüftung führt zudem häufig richtiger Dimensionierung ein teilweise auch au-
zu Bauschäden, gerade im Hinblick auf dichter tomatisch geregelter ausreichender Luftwechsel
werdende Gebäudehüllen. Wenn zusätzlich An- für Aufenthaltsräume sichergestellt werden,
forderungen an die Schalldämmung der Außen- ohne dass es zu unverhältnismäßig großen Wär-
bauteile gestellt werden, ist eine Lüftung auf dem meverlusten kommt. Sie können in die Fenster-
herkömmlichen Weg durch geöffnete Fenster nur rahmen oder in die Brüstung eingebaut werden.
bedingt möglich, da aufgrund der niedrigen
Alle derartigen Lüftungselemente müssen in ge-
Schalldämmung geöffneter Fenster der Schallpe-
5 gel im Raum zu hoch wird.
schlossenem Zustand die gleiche Fugendichtig-
keit wie die Fenster aufweisen.
Bei den durch die Energieeinsparverordnung
Ein zugfreier Luftaustausch kann z. B. durch be-
(EnEV) gegebenen Anforderungen an fast absolu-
sondere Spaltlüftungsbeschläge erreicht werden.
te Luftdichtheit bzw. äußerst geringe Fugen-
Mit ihnen wird der Öffnungswinkel des Fenster-
durchlässigkeit der Fenster sind die berechtigten
flügels in Dreh- und Kippstellung so begrenzt,
Ansprüche auf ausreichenden Luftwechsel ohne
dass die umlaufenden Falzdichtungen nicht mehr
zusätzliche technische Maßnahmen nicht zu er-
überall anliegen und ein umlaufender Lüftungs-
füllen.
spalt entsteht.
Der Planung der Raumlüftung – auch in Ver-
Der Luftaustausch kann ohne Öffnung der Fens-
bindung mit der Wärmerückgewinnung – muss
ter auch durch regelbare Spaltlüfter ereicht wer-
daher künftig noch größere Aufmerksamkeit ge-
den, die in den oberen und unteren entsprechend
widmet werden.
dimensionierten Flügelrahmen eingebaut wer-
Zu beachten sind folgende Gesichtspunkte: den (Bild 5.168).
• Luftqualität/Lufthygiene, Ähnlich wirkende regelbare Spaltlüfter gibt es für
• Begrenzung der Luftfeuchtigkeit, Energieeinspa- (auch nachträglichen) Einbau in der Verglasungs-
rung durch richtig gewählte Volumenströme1), ebene der Fensterflügel. Bei dem gezeigten Bei-
• Schallschutz, spiel mit einer drehbaren Regulier- und Dich-
• Vermeidung von Zugluft, tungswalze wird das Lüfterelement in den obe-
ren Glasfalz eingesetzt und hat auf seiner
• Brand- und Rauchschutz Unterseite eine Profilierung zur Aufnahme von
• ggf. Überströmöffnungen zwischen den Räumen. Isolierverglasungen (Bild 5.169).
Das in Bild 5.170 gezeigte Lüftungssystem wird
Für die Integration der Fenster in ein Lüftungs- unterhalb von Fenstern in die Brüstung einge-
konzept existieren unterschiedliche Ansätze. So baut. Walzenventilatoren saugen Frischluft an,
die auf der Raumseite über Heizelemente geleitet
1) Anzugeben ist bei natürlichen Lüftungseinrichtungen der werden kann.
erforderliche Luftvolumenstrom V durch die Lüfter bei einer
bestimmten Druckdifferenz 'p (2, 4, 6 oder 8 Pa). Daraus
Die mit Ventilatoren ausgestatteten Systeme
leitet sich der erforderliche Strömungskoeffizient k und der können teilweise steuerungstechnisch in die Hei-
Strömungsexponent n ab (V = k x 'pn). Bei motorischen zungstechnik der Gebäude integriert werden
Lüftern ist der erforderliche Luftvolumenstrom V bei 8 Pa (vgl. auch Abschn. 5.2.1).
Druckdifferenz anzugeben. Handelt es sich um regelbare
Geräte, dann ist zu Beschreibung der Kennlinie der minimale
und maximale Volumenstrom Vmin und Vmax anzugeben.
5.10 Lüftungseinrichtungen 475
5.168 Spaltlüfter für den Einbau in Flügelrahmen 5.169 Spaltlüfter für den Einbau in der Verglasungsebene
(BUG-Lüftung®) (Lüftomatic LR 6®)
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 12 211 12.2000 Fenster und Türen; Widerstandsfähigkeit bei Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12 216 11.2002 Abschlüsse – Terminologie, Benennungen und Definitionen
DIN EN 12 365-1–4 12.2003 Baubeschläge – Dichtungen und Dichtungsprofile für Fenster, Türen und
andere Abschlüsse sowie vorgehängte Fassaden
DIN EN 12 400 01.2003 Fenster und Türen – Mechanische Beanspruchung –
Anforderungen und Einteilung
DIN EN 12 519 06.2004 Fenster und Türen; Terminologie; dreisprachige Fassung
DIN EN ISO 12 543-1 12.2011 Glas im Bauwesen; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Definitionen
und Beschreibung von Bestandteilen
DIN EN ISO 12 543-2 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas; Verbundsicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-5 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 543-6 12.2011 –; Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas, Aussehen
DINN EN 12 758 04.2011 Glas im Bauwesen – Glas und Luftschalldämmung –
Produktbeschreibungen und Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 13 126-1 02.2012 Baubeschläge – Beschläge für Fenster und Fenstertüren – Anforderungen
und Prüfverfahren; Gemeinsame Anforderungen an alle Arten von Beschlägen
5 DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen; Sicherheitssonderverglasung; Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 561 01.2009 Markisen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 13 659 01.2009 Abschlüsse außen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 14 220 01.2007 Holz und Holzwerkstoffe in Außenfenstern, Außentüren und
Außentürzargen – Anforderungen und Spezifikationen
DIN EN 14 351-1 08.2010 Fenster und Türen; Produktnorm, Leistungseigenschaften –
Fenster und Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/
oder Rauchdichtigkeit
DIN EN ISO 14 438 09.2002 Glas im Bauwesen – Bestimmung des Energiebilanz-Wertes –
Berechnungsverfahren
DIN EN 14 501 02.2006 Abschlüsse – Thermischer und visueller Komfort –
Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 14 600 03.2006 Tore, Türen und zu öffnende Fenster mit Feuer- und/oder
Rauchschutzeigenschaften – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 15 651-2 06.2010 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden
und Fußgängerwegen – Fugendichtstoffe für Verglasungen
DIN 16 830-3 11.2000 Fensterprofile aus hochschlagzähem Polyvinylchlorid (PVC-HI) – Profile mit
beschichteten, farbigen Oberflächen; Anforderungen
DIN 18 005-1 02.2007 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl. 1 05.1987 –; Berechnungsverfahren; Schalltechnische Orientierungswerte für die
städtebauliche Planung
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E DIN 18 055 10.2010 Anforderungen an Fenster und Außentüren
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DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau, Bauwerke
DIN 18 355 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C:
Allgem. Techn. Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Tischlerarbeiten
DIN 18 357 04.2010 –; Beschlagarbeiten
DIN 18 358 04.2010 –; Rollladenarbeiten
5.12 Literatur 479
Normen, Fortsetzung
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480 5 Fenster
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481
6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.1d 6.1e
6.1 Fassadenteilungen (Beispiele)
a) Vertikal und horizontal gleichmäßige Teilung mit Öffnungsflügeln und Oberlicht, Deckenränder verdeckt
b) Horizontale Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
c) Vertikale unregelmäßige Teilung mit Öffnungselementen, Deckenränder sichtbar
d) Pfostenfassade mit geklebten horizontalen Verglasungsfugen
e) Riegelfassade mit geklebten vertikalen Verglasungsfugen
6.2a 6.2b
6.2 Fassadenbauweisen und Montagearten
a) Pfosten-Riegel-Bauweise mit zusammenhängenden Bauteilen
b) Elementbauweise mit unabhängigen Einzelelementen
Winddruck und -sog werden ausschließlich von Riegelfassaden. Um insbesondere bei höheren
Pfostenprofilen übernommen und in das Primär- Fassaden die nach unten zunehmenden Vertikal-
tragwerk eingeleitet (Bild 6.3b und c). Notwen- lasten aus dem Eigengewicht zu begrenzen, kön-
dige Horizontalstöße der Verglasungen können nen die horizontalen Riegelprofile regelmäßig
durch geklebte Ausführung (Glasstoß mit Sili- an dem Primärtragwerk des Gebäudes befestigt
konverfugung) optisch in den Hintergrund tre- werden. Eigengewicht und Windlasten werden
ten (Bild 6.1d). Die vertikalen Verglasungsprofile über die Riegel und Kragarme oder Konsolen in
an den Pfosten bestimmen dann alleine das Er- die Primärstruktur eingeleitet (Bild 6.3 g). Durch
scheinungsbild der Fassade. Zugstäbe im Bereich des Riegelprofils oder Zug-
6
6.3a 6.3b 6.3c 6.3d
1 Pfostenprofil
2 Riegelprofil
3 Ebene der Verglasung
und Füllelemente
4 Kragarm oder Konsole
5 Zugseil
6 Druckstab
7 Horizontale Tragelemente
(Decken/Dächer)
8 Stützen (Primärtragwerk)
6.3e 6.3f 6.3g
seile innerhalb der Verglasungsebene können und Riegeln (Bild 6.4) – in Randbereichen auf-
die Vertikallasten an die Decken- oder Dachkon- grund der einseitigen Anschlusssituationen auch
struktionen des Bauwerkes abgehängt werden. exzentrisch.
Die horizontalen Windlasten werden über die Die Knickstabilität schmal dimensionierter, ste-
Riegelprofile und Zug- und Druckstäbe in die hend gelagerte Fassadentragwerke kann durch
6 Stützen eingeleitet (Bild 6.3 f). Die Ansichten der
Fassaden sind dann vor allem durch horizontale
Querriegel oder auch die biegesteife Ausbildung
der Knotenpunkte innerhalb des Traggerüstes der
Riegelprofile geprägt. Vertikale Glasstöße kön- PRF erreicht werden. Sicherheit gegen Knicken
nen bei geklebter Ausführung (Glasstoß mit Si- kann auch durch hängende Lagerung der dann auf
likonverfugung) in den Hintergrund treten (Bild Zugbelastung zu dimensionierenden Tragglieder
6.1.e). der Fassade erreicht werden (Bild 6.3f).
6.5a 6.5b
6.5 Befestigung am Bauwerk
a) Festlager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene
b) Loslager mit Justiermöglichkeiten in drei Richtungen durch Langlöcher und Ankerschiene
1) Die dargestellten Diagramme dienen lediglich zur Vorbemessung von Fassadenpfosten. Sie ersetzten in keinem Fall
die notwendigen Spannungs- und Stabilitätsnachweise. Bei der Ermittlung der Werte wurden folgende Grundlagen
angenommen. Windlasten gemäß DIN EN 1991-1-4 von 0 bis 8 m Gebäudehöhe = 0,5 KN/m2, von 8 bis 20 m Gebäude-
höhe = 0,8 KN/m2, Druckbeiwert cp = 0,8, Lasterhöhung für einzelne Bauteile = 25%, max. Durchbiegung l/300, max.
Scheibengrößen 2,40 m. Die Werte beziehen sich auf Einfeldträger. Bei Zweifeldträgersystemen reduziert sich das er-
forderliche Trägheitsmoment um den Faktor 0,42.
490 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
Die Lastübertragung mit Flachstahlprofilen er- Brandschutz. Die Forderung der Musterbau-
fordert zusätzliche Verbindungsmittel für die ordnung nach Herstellung von nichttragenden
Lastabtragung des Glases. Außenwänden bei Gebäuden der Gebäudeklasse
Die Verbindungen zwischen Pfosten und Riegel 3-5 sowie bei Sonderbauten aus nicht brennbaren
stellen im Bereich der Anschlussknoten erhöhte Baustoffen (A-Baustoffe) oder mindestens in feuer-
Anforderungen an die mechanischen Eigenschaf- hemmender Bauweise (F30) widerspricht zunächst
ten der Verbindungselemente und der Befesti- der Verwendung von Holzprofilen für Fassaden-
gungsmittel. Die Eignung der Anschlussart hängt tragkonstruktionen bei höheren Gebäudehöhen.
von dem Material der Tragkonstruktion und dem Brandversuche haben jedoch ergeben, dass bei
abzutragenden Glasgewicht ab und muss insbe- Holzfassadenkonstruktionen nach 30 Minuten
sondere bei Holz-Tragkonstruktionen im Einzel- Branddauer weder Raucheintritt durch den De-
fall abgestimmt und nachgewiesen werden. ckenanschluss noch eine Brandausbreitung an
den Holzbauteilen zu verzeichnen waren und
dass darüber hinaus auch nach einer Branddauer
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz von 60 Minuten die brennbaren Fassadenbautei-
le der anderen Geschosse ebenfalls ihre Stand-
Die Lastübertragung vom Riegelprofil in den festigkeit behalten haben.
Pfosten kann innerhalb des Riegelquerschnittes Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3-5 sowie bei
mit Holzdübeln, Schwalbenschwanzverbindun- Sonderbauten ist somit eine Zustimmung im
gen bzw. Stahl-Verbindungsmitteln oder in Ver- Einzelfall (ZiE) bei der Baubehörde möglich und
glasungsebene mit einem kreuz- oder T-förmi- erforderlich.
gen Flachstahlprofil erfolgen (Bild 6.11).
6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl nicht brennbaren, wärmedämmenden Trenn-
oder Aluminium lagen zur Verfügung (Bild 6.7i).
Fugenlos hergestellte Pfosten-Riegelsysteme aus
Pfosten und Riegel aus Stahl oder Aluminium Stahl- oder Aluminium-Hohlprofilen können was-
werden mit Bolzen vor der Verglasungsebene sergefüllt und an die Heiz- bzw. Kühlanlage des
und Verschraubungen sowie zusätzlichen Ver- Gebäudes angeschlossen werden. Je nach Quer-
bindungsmitteln für den direkten oder nach- schnitt ist dadurch eine Temperierung in Bereich
träglichen Einbau des Riegelprofils miteinander der Fassaden (schwitzwasserfreies Glas, Vermei-
verbunden (Bild 6.12). dung des abfallenden Kaltluftstromes) oder auch
Aluminiumprofile können zur Verbesserung der ganzer Räume als Ersatz für herkömmliche Heiz-
statischen Eigenschaften zusätzlich mit in die systeme möglich. In Ergänzung zu den senkrecht
Hohlräume eingeschobenen Flachstahlprofilen und waagerecht verlaufenden Fassadenprofilen
verstärkt werden (Bild 6.7e). werden innenseitig Zusatzprofile zur Aufnahme
Zur Verbesserung der Brandschutzeigenschaften von magnetisch mit Wärmeleitprofilen befestig-
(G30 und F30) von Aluminium-Tragprofilen ste- ten Rohren aus Kupferrohr zur Beheizung und
hen zweischalige Profile mit innen liegenden, Kühlung angeboten (Bild 6.7d).
6.12a 6.12b
6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen derungen gewählt (s. a. Abschn. 5.4 und Abschn.
9 in Teil 1 dieses Werkes). Bedingt durch den ge-
Für Metall- und/oder Holz-Tragkonstruktionen setzlich vorgeschriebenen Wärmeschutz kom-
stehen verschiedene Befestigungsmöglichkei- men in aller Regel Mehrscheiben-Isoliergläser
ten zwischen Pfosten- und Riegelbauteilen zur zum Einsatz. Der Aufbau der Verglasung führt
Verfügung (Bild 6.11 und 6.12). Pfosten-Riegel- als Kombination von verschiedenen Glasarten
Verbindungen müssen neben den mechani- (Floatglasscheiben, Einscheibensicherheitsglas =
schen Eigenschaften in jedem Fall einen dichten ESG oder Verbundsicherheitsglas = VSG), Größe
Fugenverschluss erhalten. Insbesondere bei der des Scheibenzwischenraumes (SZR), Art und Lage
Verwendung von Holzprofilen können offene der Beschichtung, Gasfüllung sowie einer Vielzahl
Fugen im Bereich der Verbindungspunkte als von Sondergläsern für Wärme-, Sonnen-, Schall-,
Folge von Verformungen (Schwinden und Quel- oder Brandschutzfunktionen zu anforderungsge-
len quer zur Holzfaser) durch Feuchteschwan- rechten Lösungen für die transparenten oder
kungen und hierdurch hervorgerufener Konden- auch transluzenten Fassadenflächen.
satausfall im Fugenquerschnitt zu Schäden an Blickdichte, opake Verglasungen können eben-
der Tragkonstruktion der Fassade führen. Geeig- falls als Isolierglasscheiben oder – vor wärmege-
nete Dichtungselemente vermindern das kapilla- dämmten Außenwandflächen – auch als Einschei-
re Eindringen von Feuchtigkeit in die Fugen und benverglasung eingesetzt werden. Praxisübliche
das Diffundieren warmer, feuchter Raumluft in Einzelscheibengrößen betragen ca. 1,20 m bis 2,40
den Verbindungsmittelbereich. m Seitenlänge. Die Eigenlasten der Glasscheiben
stehen i. d. R. nicht direkt auf den Riegelprofilen
auf und werden somit nicht linear eingeleitet, son-
dern durch Klotzungen aus Vollkunststoffstücken
6.5 Ausfachungen (Polyamid) i. d. R. zweimal punktuell aufgelagert.
und Füllelemente Die liegend angeordneten Profilquerschnitte der 6
Riegel müssen zur Aufnahme der Eigenlasten der
Als Ausfachungs- und Füllelemente stehen fol- Verglasungen ausgelegt werden.
gende Bauteile zur Verfügung.
• transparente Verglasungen Brandschutzverglasungen (G- oder F-Vergla-
• transluzente (lichtdurchscheinende) Verglasungen sungen; s. a. Abschn. 17.7.4 in Teil 1 dieses Werkes)
• opake (lichtundurchlässige) Verglasungen müssen einschließlich ihrer Halterungen, Befesti-
gungen und Fugenausbildungen beim Brandver-
• feststehende oder öffenbare Paneelelemente such als Raumabschluss wirksam bleiben.
als Fertigteile oder vor Ort gefertigt
• Fenster- , Fenstertür- und Türöffnungen
Sicherheitsverglasungen. Verbundsicherheits-
• Füllelemente mit besonderen Funktionen (z. B. gläser aus mehreren mit Folien, Gießharz oder
Flächen zur Solarenergiegewinnung) Polykarbonat verbundenen Glasschichten für den
Um den Einsatz eines gleichartigen Verglasungs- Objektschutz als angriffshemmende Verglasun-
und Befestigungssystems für alle Ausfachungs- gen gemäß DIN 356 oder beschusshemmende
flächen innerhalb der Fassadenkonstruktion zu Verglasungen gemäß DIN 1063 erfordern eine der
ermöglichen, müssen die Verglasung und alle Widerstandsklasse konforme Einbauart.
Füllelemente die gleiche Randdicke aufweisen,
damit sie in gleicher Bauart eingebaut und be- Wärmeschutzgläser sind einerseits hinsichtlich
festigt werden können. ihrer Wärmeschutzeigenschaften (Uw-Wert) und
Verglasungs- und Befestigungssysteme sollen ihres Gesamtenenergiedurchlassgrades (g-Wert)
das einfache Durchführen von Ersatzverglasun- zu betrachten.
gen und Instandhaltungsmaßnahmen von Dicht-
profilen, Versiegelungen und beweglichen Bau- Verglasungsarten. Verglasungssysteme müssen
teilen ermöglichen. in Verbindung mit allen Ausfachungs- und Füll-
elementen eine wind- und schlagregendichte
Verglasungen werden in Abhängigkeit von un- Fassadenhülle bilden. Sie dienen der mechani-
terschiedlichsten statischen, bauphysikalischen, schen Befestigung der Verglasungen und der
konstruktiven und sicherheitstechnischen Anfor- sonstigen Einbauelemente. Darüber hinaus muss
494 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.13a 6.13b
6 6.13 Verglasungsarten
a) Fassadenverglasung mit Glashalteleiste für
Fensterwände kleiner Flächengröße
b) Verglasung mit Profilsystemen, geeignet für alle
Anwendungsbereiche (Pressleistenverglasung)
c) Structural Glazing-System (teilweise anwendbar)
d) Ganzglassysteme mit punktgehalten Scheiben
und dauerelastischem Fugenverschluss
6.13c 6.13d
6.14a 6.14b
6.14c 6.14d
tungsebene verhindert den Eintritt feuchter In- zusätzliche Zuluftöffnung. An den horizontalen
nenraumluft in den dichtstofffreien Glasfalzraum Riegelprofilen werden entweder Wasserablauf-
und das Eindringen von Feuchtigkeit aus dem öffnungen unterseitig an den horizontalen Press-
Falzraum in die Tragkonstruktion (bei Holz-Trag- leisten in jedem Feld vorgesehen (Bild 6.16 a)
profilen von besonderer Bedeutung). Die raum- – ab einer Breite von ca. 1,25 m in jedem Fall
seitige Dichtebene muss vollständig geschlossen notwendig – oder die Falzentwässerung der Rie-
sein und an den Kreuzungspunkten den un- gel erfolgt nur über die Pfosten (Bild 6.16 b) an
terbrechungsfreien, kontrollierten Abfluss von den unteren Fassadenabschluss (erforderlich bei
Kondensat und eingedrungenem Regenwasser Schrägverglasungen, s. a. Abschn. 5.4.5). Wichtig
gewährleisten (Bild 6.15). ist die geschlossene Ausführung der Stöße der
inneren Dichtungen mittels Dicht- oder Klebe-
Falzentwässerung. Die Entwässerung der Falz- stoffen oder Stauchdichtungen (Bild 6.17).
räume und die Belüftung zum Dampfdruckaus- Nach Einbau der Verglasungs- und der sonsti-
gleich kann in zwei Arten vorgesehen werden. gen Ausfachungselemente auf lastabtragenden
Die vertikalen Falzräume der Pfostenprofile erhal- verschraubten Klotzungen (häufig aus Polyamid,
ten eine untere Zuluftöffnung, eine obere Abluft- 80 bis 100 mm lang und so breit, dass jede Ein-
öffnung und in Abhängigkeit von dem Falzraum- zelscheibe der Verglasungseinheit unterstützt
querschnitt bei größeren Höhen ca. alle 6 m eine wird) erfolgt der äußere Fugenverschluss mit
496 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
6.16a 6.16b
6.16 Falzentwässerung und Belüftung
a) Entwässerung und Dampfdruckausgleich in jedem Feld
b) Entwässerung und Dampfdruckausgleich ausschließlich über Pfostenprofile
1 Wasserablauföffnung
einer Weichgummidichtung, die das Eindringen Gläser und Ausfachungselemente und auch die
von Wasser verhindert. Die vertikalen Dichtun- äußeren Dichtungsprofile werden mit äußeren
gen sollen im Regelfall durchlaufend verlegt Pressleisten als Halteprofile über Verschraubun-
werden. gen befestigt (Anpressdruck am Scheibenrand
Dichtungen erfordern in Anschlussbereichen max. 50 N/cm Kantenlänge). Ggf. können ergän-
eine geringfügige Überdimensionierung, um of- zend Abdeckprofile oder -leisten aus Metall oder
fene Fugen im Stoßpunkt als Folge von Schrump- Holz aufgeklemmt oder geschraubt werden (Bild
fungsprozessen der Dichtungen zu vermeiden. 6.18).
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 497
6.18a
6.18b
6.20d
6.20 Einbauarten von Öffnungselementen
a) Pfosten und Riegel aus zusammengesetzten Furnierschichthölzern mit Holzfenster
b) Pfosten und Riegel aus Brettschichtholz mit Stahl- oder Aluminiumfenster
c) Dehnpfosten und -riegel aus Stahl- oder Aluminium, akustisch entkoppelt mit Fenster
d) Pfosten und Riegel aus Stahl mit „schwimmend“ eingebautem Fenster
6.5 Ausfachungen und Füllelemente 499
lassen. Sie werden ähnlich wie Verglasungs- Maßtoleranzen der einzelnen Elemente und die
flächen eingebaut und befestigt. Aufnahme von Verschiebungen in Folge von
Längenänderungen. Lage und Anzahl der Fugen
wird von der Fassadenteilung und den Funktions-
Luftkollektoren. Eine besondere Form der ak-
anforderungen (Bewegungsintensität) bestimmt.
tiven Nutzung von Solarenergie ist die Kombi-
Fugen zwischen Elementfassaden werden mit
nation von TWD mit einer vorgelagerten Ver-
elastischen, vorkomprimierten Dichtstoffen bzw.
glasung. In einem Zwischenraum hinter der
Weichgummidichtungen (z. B. EPDM – Ethylen-
Verglasung wird kalte Außenluft eingeführt und
Propylen-Dien-Kautschuk) geschlossen.
erwärmt dem Innenraum zugeführt oder in ein
Umluftsystem eingebracht. Fugen für horizontale Bewegungsmöglichkeiten
an im Zusammenhang hergestellten PRF können
innerhalb der Pfostenprofils (Bild 6.7h, 6.20c) an-
geordnet werden. Senkrechte Bewegungsfugen
6.6 Fugen- und sind insbesondere bei mehrgeschossigen PRF an
den Stößen der Pfostenprofile erforderlich. Bei
Anschlussausbildung allen Fugen ist auf die notwendige Dichtigkeit
sowohl von Innen als auch von Außen zu achten.
Fugen innerhalb der Fassadenfläche und an den Die Gummidichtungen der Verglasungen kön-
Randanschlüssen erfüllen neben den gestalteri- nen nur begrenzt Bewegungen aus Verformun-
schen und bauphysikalischen Anforderungen gen der Fassade aufnehmen.
Aufgaben der Bauteilverbindung, der Übernah-
me von Bewegungen zwischen den Bauteilen
Anschlussfugen zu angrenzenden Bauteilen
und des Ausgleiches von Maßtoleranzen in Fassa-
sind geprägt durch weitergehende Einwirkun-
denebene und zwischen Fassade und Bauwerk.
gen. Es ist hierbei erforderlich, die Eigenschaf-
6 Bei allen Fassadenfugen sind bauphysikalische
Anforderungen u. A. des Wärmeschutzes, des
ten der Fassadenkonstruktionen und die des
Baukörpers miteinander zu kombinieren und
Feuchteschutzes von Außen (Regen- und Ober-
die Bauteile und Bauteilschichten ineinander zu
flächenwasser, Schmelz- und Spritzwasser) und überführen.
der Dampfdichtigkeit von Innen zu berücksich-
tigen. Bei allen Anschlüssen muss der Grundsatz Bei den Anschlussanforderungen der Fassaden-
beachtet werden, dass die Wasserdampfdiffu- flächen sind Aufgaben der Gestaltung, der Statik
sionswiderstände der inneren Dichtung größer (Lastabtragung, Verformung), der verschiedenen
sind als die der äußeren Dichtsysteme (Innen dich- Baustoffeigenschaften und der unterschiedlich
ter als Außen). Sind vergleichbar dichte Systeme großen Maßtoleranzen aus Rohbau und Fassa-
außen und innen vorgesehen, muss nach außen den zu berücksichtigen. Möglicherweise kom-
der Dampfdruckausgleich gewährleistet werden. men gesetzliche Auflagen (Brandschutz, Schwel-
lenhöhen) und Erfordernisse des Bauablaufes
Sowohl bei der unabhängigen (Elementfassade) hinzu.
und auch der zusammenhängenden (PRF) Fassa-
Die Anschlusssituationen an Dach, Decken, Wän-
denbauweise (s. Bild 6.2) entstehen zwei unter-
den und Trennwänden und am Fußpunkt müs-
schiedliche Arten von Fugenausbildungen:
sen verschiedenen Ansprüchen Rechnung tra-
• Bewegungsfugen innerhalb der Konstruktion gen (Bild 6.22 und 6.23).
• Anschlussfugen an das Bauwerk in den Rand-
bereichen
Abdichtungssysteme für Anschlussfugen müs-
sen einerseits in der Lage sein, vertikale Bewe-
Bewegungsfugen innerhalb der Fassadenflä- gungen zwischen Baukörper und Fassade in der
che sind so anzuordnen, dass sie Zwängungen Folge von Setzungs- und Schwindvorgängen und
aus Verformungen verhindern und Verformungs- andererseits horizontale Breitenveränderungen
differenzen aus unterschiedlichen Bauteileigen- der Fuge als Folge von Wärmedehnungen sowie
schaften und Beanspruchungen schadensfrei aus- Setzungs- und Schwindvorgängen aufzunehmen.
gleichen. Sie können mehrere Aufgaben erfüllen. Abdichtungen zwischen Baukörper und Fassade
Bei Elementfassaden werden sie durch die Stöße können grundsätzlich ein- oder zweistufig erfol-
der einzelnen unabhängigen Fassadenelemen- gen. Bei einstufiger Ausführung werden Regen
te gebildet und ermöglichen den Ausgleich von und Wind in einer Ebene abgehalten (Bild 5.29a)
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 501
6.23a 6.23b
6.23 Bodenanschlüsse (Beispiele)
4 L-Winkel als Randabschluss
a) Bodenanschluss Metallfassade 5 Blechverwahrung mit Pressleiste eingeklemmt
b) Bodenanschluss Holzfassade 6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfostenprofil aus Stahl oder Aluminium bzw. aus Holz 7 Schwelle als Lagerholz
2 Riegelprofil mit Pressleisten-Verglasung 8 Bodenplatte mit Abdichtung und Wärmedämmung
3 Fußplatte oder L-Winkel zur Befestigung des Pfostens 9 Gitterrost aus Metall oder Holz
mit Unterfütterung zum Ausgleich von Maßtoleranzen 10 Dampfsperre und Dichtung
6.24a 6.24b
6.24 Deckenanschlüsse (Beispiele)
a) Deckenanschluss ober- und unterseitig 4 Riegel in Brüstungshöhe
b) Deckenanschluss vor dem Deckenrand 5 Opake Verglasung oder Ausfachung
6 Oberkante Fertigfußboden
1 Pfosten, geschosshoch 7 Wärmedämmung mit Dampfsperre
2 Pfosten, durchlaufend mit Stahl-L-Profil und 8 Stahlbetondecke
Langloch befestigt 9 Fugenverschluss mit Brandschutzmaterial (Promat)
3 Riegel mit Pressleisten-Verglasung, oben mit h = Dimension der Anschlussfuge gemäß den zu
L-Profil und Langloch befestigt erwartenden Verformungen
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 503
6.25a 6.25b
6.25c 6.25d
häufig zunächst ein Schwelle als Lagerholz und sionierten Anschlussfugen zur Aufnahme von
zur Ausrichtung der aufstehenden Pfostenprofile Setzungen aus dem Bauwerk im Übergang zu
eingebracht (Bild 6.23b). Bauteilen der Primärkonstruktion (Bild 6.24a).
6.26a 6.26b
Innen- und Außenecken innerhalb der Fas- zu nicht flächenbündigen Übergängen, die zu-
sadenflächen können mittels ein- oder zweitei- dem die Bedienbarkeit von ggf. vorhandenen Öff-
ligem Eckpfosten oder als an der Ecke geklebte nungselementen behindern können (Bild 6.26a).
Stufenglasscheibe ausgebildet werden (Bild Im Übergang zwischen Fassade und Trennwand
6.25b und d). Frei auskragende Eckverglasungen sollten daher die Fassadenprofile freigestellt blei-
ohne Pfosten erfordern ab einer Breite von ca. 50- ben und die Wand rückseitig anschließen (Bild
60 cm ein Zugseil oder einen Zugstab zur Aufnah- 6.26b) oder durch schlankere Glas- oder Paneel-
elemente als Zwischenstücke getrennt werden
me der Lasten aus den über Eck angeordneten
(Bild 6.26c).
Riegelprofilen (Bild 6.25d).
Schallschutzanforderungen zwischen Räumen
können nur durch zweischalige Trennwandaufbau-
Trennwandanschlüsse. Die größere Dicke ( ca. ten und deren separate Anschlüsse an getrennte
10 cm) von inneren Trennwänden führt im An- Dehnprofile in der Fassade (Bild 6.26d) oder dop-
schluss an die häufig schmaleren Pfostenprofile pelte Pfostenprofile (Bild 6.26e) gelöst werden.
6.7 Normen
(s. a. Abschn. 5 und Abschn. 9 in Teil 1 dieses Werkes)
Normen, Fortsetzung
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten
Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn-
und Arbeitsbereich
DIN 5034-1 07.2011 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN 12152 08.2002 Vorhangfassaden; Luftdurchlässigkeit; Leistungsanforderungen
und Klassifizierung
DIN EN 12153 09.2000 –; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 12154 06.2000 –; Schlagregendichtheit, Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12155 10.2000 –; –, Laborprüfung unter Aufbringen von statischem Druck
DIN EN 12179 09.2000 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Prüfverfahren
DIN EN 12207 06.2000 Fenster und Türen; Luftdurchlässigkeit – Klassifizierung
DIN EN 12208 06.2000 –; Schlagregendichtheit – Klassifizierung
DIN EN 12210 08.2003 –; Widerstandsfähigkeit bei Windlast – Klassifizierung
DIN EN 12354-3 09.2000 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus
den Bauteileigenschaften; Luftschalldämmung gegen Außenlärm
DIN EN 12464-1 08.2011 Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten; Arbeitsstätten
in Innenräumen
DIN EN 13022-1 07.2010 Glas im Bauwesen; Geklebte Verglasungen; Glasprodukte für SSG-Systeme –
Einfach- und Mehrfachverglasungen mit und ohne Abtragung
des Eigengewichtes
6 DIN EN 13022-2 07.2010 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13116 11.2001 Vorhangfassaden; Widerstand gegen Windlast; Leistungsanforderungen
DIN EN 13363-1 09.2007 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung
der Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades;
Vereinfachtes Verfahren
DIN EN 13363-1 Ber.1 09.2009 Berichtigung zu DIN EN 13363-1:2007-09
DIN EN 13363-2 06.2005 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung
der Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades;
Detailliertes Berechnungsverfahren
DIN EN 13363-2 Ber.1 04.2007 Berichtigung zu DIN EN 13363-2:2005-06
DIN EN ISO 13791 02.2005 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Sommerliche Raumtemper-
turen bei Gebäuden ohne Anlagentechnik; Allgemeine Anforderungen
und Validierungsverfahren
DIN EN 13830 11.2003 Vorhangfassaden – Produktnorm
DIN EN 14509 02.2007 Selbsttragende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten –
Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14509 Ber.1 04.2009 Berichtigung zu DIN EN 14509:2007-02
DIN EN 15254-4 09.2011 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von Feuerwiderstands-
prüfungen – Nichttragende Wände; Verglaste Konstruktionen
E DIN EN 15254-6 11.2011 –; –; Vorhangfassaden
DIN EN 15434 07.2010 Glas im Bauwesen; Produktnorm für lastübertragende und/oder UV –
beständige Dichtstoffe (für geklebte Verglasungen und/oder Isolierver-
glasungen mit exponierten Dichtungen)
DIN EN 15651-1 06.2010 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und
Fußgängerwegen; Fugendichtstoffe für Fassadenelemente
E DIN EN 15651-1 02.2012 –; Fugendichtstoffe für Fassadenelemente
DIN EN 15651-2 06.2010 –; Fugendichtstoffe für Verglasungen
E DIN EN 15651-2 02.2012 –; Fugendichtstoffe für Verglasungen
DIN 18005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18005-1 Bbl 1 05.1987 Schallschutz im Städtebau; Berechnungsverfahren; Schalltechnische
Orientierungswerten für die städtebauliche Planung
6.8 Literatur 507
Normen, Fortsetzung
DIN 18008-1 12.2010 Glas im Bauwesen; Bemessungs- und Konstruktionsregeln; Begriffe und
allgemeine Grundlagen
DIN 18008-2 12.2010 –; –; Linienförmig gelagerte Verglasungen
DIN 18008-2 Ber.1 04.2011 Berichtigung zu DIN 18008-2
DIN 18055 10.1981 Fenster; Fugendurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und mechanische
Beanspruchung; Anforderungen und Prüfung
E DIN 18055 10.2010 Anforderungen und Empfehlungen an Fenster und Außentüren
DIN V 18073 08.2005 Rollläden, Markisen, Rolltore und sonstige Abschlüsse im Bauwesen –
Begriffe, Anforderungen
DIN 18195-9 05.2010 Bauwerksabdichtungen; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18351 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Vorgehängte
hinterlüftete Fassaden
DIN 18361 04.2010 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18516-4 02.1990 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Einscheiben-Sicherheitsglas;
Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18542 07.2009 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff; Imprägnierte Dichtungsbänder; Anforderungen, Prüfung
DIN 18545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18545-2 12.2008 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen und Prüfung
DIN 18545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme 6
DIN V 18599-1 bis 10 12.2011 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser
und Beleuchtung
DIN EN 26891 07.1991 Holzbauwerke; Verbindungen mit mechanischen Verbindungsmitteln;
Allgemeine Grundsätze für die Ermittlung der Tragfähigkeit und des
Verformungsverhaltens (ISO 6891: 1983)
DIN 52460 02.2000 Fugen- und Glasabdichtungen – Begriffe
GlaskonstrZulBek 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die europäische technische Zulassung für
geklebte Glaskonstruktionen
ETAG 002-1 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die Europäische Technische Zulassung
für geklebte Glaskonstruktionen (Structural Sealant Glazing Systems – SSGS);
Gestützte und ungestützte Systeme
ETAG 002-2 04.2002 –; Beschichtete Aluminium-Systeme (ETAG 002)
ETAG 002-3 04.2003 –; Systeme mit thermisch getrennten Profilen
TRLV 08.2006 TRLV – technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten
Verglasungen
VertikalverglasungTR 08.1997 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig
gelagerten Vertikalverglasungen
VDI 2719 08.1987 Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen
6.8 Literatur
[1] Bäckmann, R.: Sonnenschutz Teil 1 bis 3; Systeme, Technik und Anwendung, Gestaltung und Konstruktion, Tageslicht-
technik u. a. Bochum 1999/2000
[2] Bratfisch, R., Schönfeldt, S.: Innovative Fassadentechnik. Berlin 2009-2011
[3] Deutsches Institut für Bautechnik ( DIBt ); Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
(TRAV)-Fassung 1/2003. Düsseldorf www.dibt.de
[4] Fassadentechnik-Fachzeitschrift, Cubus-Medienverlag. Hamburg ; www.fassadentechnik.de
508 6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
[5] Gall, D., Vandahl, C., Jordanowa,S.: Tageslicht und künstliche Beleuchtung, Bewertung von Lichtschutzeinrichtungen.
2000
[6] Haas-Arndt, D.: Tageslichttechnik in Gebäuden. Heidelberg 2007
[7] Herzog, T., Krippner, R.; Lang. W.: Fassadenatlas. München 2004
[8] Hindrichs, D., Heusler, W.: Fassaden – Gebäudehüllen für das 21. Jahrhundert. Basel 2010
[9] Informationsdienst Holz: Schriftenreihe des Holzabsatzfonds, Bonn; Holz-Glas-Fassaden; Holzbauhandbuch, Reihe 1,
Teil 10, Folge 3, 12/1999; www.infoholz.de
[10] Informationszentrum RAUM und BAU- (IRB)-Literaturdokumentationen: Glasfassaden, Temporärer Wärmeschutz, Licht-
umlenkung, Energiegewinnung durch Fenster, Tageslichttechnik, Hochhausfassaden, Sonnenschutz von Büro- und
Verwaltungsbauten u.a. Stuttgart, tagesaktuell; www.irb-fraunhofer.de
[11] Institut für Fenstertechnik e. V.; „Pfosten-Riegel-Fassaden“ tagesaktuell Rosenheim; ift-rosenheim./fachinformationen.de
[12] Industrieverband Dichtstoffe – IVD Merkblätter u. A. Merkblatt Nr. 9; Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für
Fenster und Außentüren. Düsseldorf 01.2011; und Merkblatt 26; Abdichten von Fenster- und Fassadenfugen mit vor-
komprimierten und imprägnierten Fugendichtbändern (Kompri-Bänder). Düsseldorf 08.2012; www.ivd-ev.de
[13] Knaack, U.; Führer, W.; Wurm, J.: Konstruktiver Glasbau – Neue Möglichkeiten und Techniken. Köln 2000
[14] Knaack, U.; Klein, T.; Bilow, M.; Aue, T.: Fassaden – Prinzipien der Konstruktion, Basel 2010
[15] Pech, A; Pommer, G.; Zeininger, J.: Fassaden. Wien 2009
[16] Schmid, J., Schumacher,R., Hoeckel, C., Niedermeier, P., Kotthoff, J.: Entwicklung und Erprobung von Konstruktionsgrundla-
gen für mehrgeschossige Holzfassaden; i.f.t. Rosenheim 1999
[17] Schmid, J., Niedermeier, P.: Structural Glazing – Gebäudehüllen aus Glas auf Holztragkonstruktionen. In: Bayern innovativ;
Rosenheim 1999
[18] Schuler, M.: Glasfassaden und Sonnenschutz – Kühllastvermeidung. In: VfA Profil 10/98
[19] Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobeck, W.: Glasbauatlas, München 2006
[20] Stiell, W., Schmid, J., Lieb, K., Krause, H., Stengel, F.: Geklebte Glaselementen in Holztragwerken. i.f.t. Rosenheim 1996
[21] Saint-Gobain Glass-Deutschland; Memento – Glashandbuch, Aachen 2006
[22] Swab, A.: Transparenz ohne tropische Temperaturen. Natürliche Lüftung und sommerlicher Sonnenschutz. In Fassaden-
technik Sonderheft 2004
6
509
7
Leistungsverzeichnis eindeutig zu definieren. Vgl. • Objekttüren
hierzu insbesondere Abschn. 7.6. Büroraum- und Hotelzimmertüren, Pflege- und
Altenheimzimmertüren, Krankenhaus- und Klas-
senraumtüren
7.1.1 Einteilung und Benennung: • Sonder- und Schutztüren
Schallschutz- und Feuerschutztüren, Nassraum-
Überblick
und Strahlenschutztüren, einbruch- und be-
schusshemmende Türen u. a. m.
Einteilung nach dem Verwendungszweck Zu weiteren Einteilungen nach Bewegungs-
Beispielhaft für eine Vielzahl von Möglichkeiten richtung (Bild 7.3), Türrahmen- (Bild 7.4) oder
sollen hier nur einige Einsatzbereiche erwähnt Türblattausbildung (Bild 7.5) sei auf die entspre-
werden: chenden Abbildungen verwiesen.
• Außentüren
Hauseingangstüren, Büro-, Geschäfts- und
Warenhaustüren, Kino-, Gaststätten- und Hotel-
eingangstüren 7.2 Planungshinweise
• Innentüren
Wohnungsabschluss- und Windfangtüren, Es würde den Rahmen dieses Werkes bei weitem
Wohnraum- und Badezimmertüren, Arztpraxen- sprengen, wollte man auf alle Normen, Verordnun-
und Labortüren gen, Richtlinien und technischen Anforderungen
• Repräsentationstüren näher eingehen, die bei der Gebäudeplanung im
Konzertsaal- und Konferenzraumtüren, Rat- Zusammenhang mit der Türauswahl zu beachten
haus- und Kirchentüren, Banken- und Theater- sind. Beispielhaft sollen dennoch einige Aspekte
eingangstüren genannt und kurz erläutert werden.
7.2 Planungshinweise 511
7.3b
7.3a
7.3f 7.3g
7
7.3h 7.3i
7.3k 7.3l
7.3m 7.3n
gehbaren Räumen so angeordnet sein, dass von Tabelle 7.8 Türabmessungen, Auszug aus der Techni-
jeder Stelle des Raumes eine bestimmte Entfer- schen Regel für Arbeitsstätten (ASR A 2.3)
nung zum nächstgelegenen Ausgang nicht über- Anzahl der Personen im Einzugs- Bauricht-
schritten wird. Die in der Luftlinie gemessene gebiet des Ausganges maße (cm)
Entfernung soll höchstens betragen: 1 bis 5 87,5
a) in Räumen, ausgenommen Räume nach b) bis f) 35 m
b) in brandgefährdeten Räumen ohne Sprinklerung 25 m 2 bis 20 100
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen 3 bis 200 120
c) in brandgefährdeten Räumen mit Sprinklerung 35 m
oder vergleichbaren Sicherheitsmaßnahmen 4 bis 300 180
d) in giftstoffgefährdeten Räumen 20 m 5 bis 400 240
e) in explosionsgefährdeten Räumen, 20 m
ausgenommen Räume nach f)
f) in explosivstoffgefährdeten Räumen 10 m
Nach der Technischen Regel für Arbeitsstätten
Die Ausgänge müssen unmittelbar ins Freie oder ASR A1.7 müssen lichtdurchlässige Türflächen
in Flure oder Treppenräume – die Rettungswege bruchsicher sein, ausgenommen Türfüllungen im
im Sinne des Bauordnungsrechts der Länder sind oberen Drittel von Türen. Lichtdurchlässige Flächen
– oder in andere Brandabschnitte führen. Die Zahl von Türen im Verlauf von Verkehrswegen müssen
der Türen richtet sich nach der Zahl der Personen aus ESG- oder VSG-Sicherheitsgläsern oder einem
und der Lage der Arbeitsplätze im Raum. Dabei Kunststoff mit vergleichbaren Sicherheitseigen-
sind die vorgenannten höchstzulässigen Entfer- schaften bestehen.
nungen und die nach Tabelle 7.8 erforderlichen Türen, deren Fläche zu mehr als der Hälfte aus
Türabmessungen zu berücksichtigen. bruchsicherem, durchsichtigem Werkstoff be-
Türen müssen so angebracht sein, dass sie in auf- steht, müssen auf beiden Seiten in etwa 1 m
geschlagenem Zustand die nutzbare Laufbreite Höhe eine über die Türbreite verlaufende Hand-
vorbeiführender Verkehrswege nicht einengen. leiste haben. Pendeltüren müssen durchsichtig
Griffe und andere Einrichtungen für die Hand- sein oder Sichtfenster haben.
betätigung von Türen dürfen mit festen oder be- Türen, die zu mehr als 3/4 ihrer Fläche aus
7 weglichen Teilen der Tür oder deren Umgebung durchsichtigen Werkstoffen bestehen, müssen
keine Quetsch- oder Scherstellen bilden. in Augenhöhe so gekennzeichnet sein, dass sie
7.7 Baurichtmaße für Wandöffnungen für Türen nach DIN 18 100 (Maße aus DIN 4172 abgeleitet)
7.2 Planungshinweise 515
deutlich wahrgenommen werden können. Zu Türen von Sanitätsräumen, Toiletten, Dusch- und
weiteren Anforderungen an Ganzglasanlagen vgl. Umkleidekabinen dürfen nicht nach innen schla-
Abschn. 7.4.7. gen. Große Glasflächen müssen bruchsicher und 7
gut erkennbar sein; hierzu dienen Sicherheits-
markierungen, die in einer Höhe von 40 bis 70 cm
und von 120 bis 160 cm über OFF angeordnet sind
7.2.3 Barrierefreies Bauen
und
• über die gesamte Glasbreite reichen;
Öffentlich zugängliche Gebäude und Arbeits-
stätten (DIN 18 040-1) sowie Wohnungen (DIN • visuell stark kontrastierend sind und
18 040-2) sind so zu planen, zu bauen und ein- • jeweils helle und dunkle Anteile (Wechselkont-
zurichten, dass sie auch von Rollstuhlbenutzern, rast) enthalten
Blinden, Sehbehinderten, Gehörlosen, Hörge- Hauseingangstüren, Brandschutztüren und Gara-
schädigten, Menschen mit sonstigen Behinde- gentore müssen kraftbetätigt zu öffnen und zu
rungen, älteren Menschen, Kindern und klein- schließen sein.
oder großwüchsigen Menschen – von fremder
Hilfe weitgehend unabhängig – barrierefrei er- Untere Türanschläge und Türschwellen sind
reicht und genutzt werden können. grundsätzlich zu vermeiden. Soweit sie technisch
unbedingt erforderlich sind, dürfen sie nicht hö-
her als 20 mm sein.
Türabmessungen. Hauseingangstüren, Woh-
nungsabschlusstüren, Aufzugstüren sowie Türen Bewegungsflächen vor handbetätigten Türen
in Wohnungen, die für Rollstuhlfahrer geplant und vor Fahrschachttüren sind gemäß DIN 18 040
werden, müssen eine lichte Durchgangsbreite zu bemessen (Bild 7.9 a bis c). Der Fahrkorb des
von mind. 90 cm aufweisen und sollten eine lich- Aufzugs muss eine lichte Breite von mind. 110
te Durchgangshöhe von mind. 210 cm haben. cm und lichte Tiefe von mind. 140 cm aufweisen.
Baurichtmaße von Türöffnungen s. Bild 7.7. Weitere Hinweise s. Abschn. 4.5.2.
516 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.2.4 Türmaße und Türgeometrie lichen Fugenbreiten als auch für Bauarten ohne
Fugen (z. B. Betonwände, Gipsdielen- oder Stän-
derwerkwände). Entsprechende Maße für Wand-
Vereinbarungen über Maßordnungen, Toleranzen
öffnungen für Türen sind Bild 7.7 zu entnehmen.
und Fügungsprinzipien sind wichtige Voraus-
setzungen für die Planung und Ausführung von Nach DIN 4172 werden die Nennmaße3) (Soll-
Bauwerken sowie für die Planung und Herstellung maße der Bauteile) aus den Baurichtmaßen2) ab-
von Bauteilen, Bauelementen und Halbzeugen. geleitet. Bei Bauarten ohne Fugen entsprechen
Sie bestimmen auch weitgehend den Grad der Zu- die Nennmaße den Baurichtmaßen, bei Bauarten
sammenfügbarkeit und Austauschbarkeit indust- mit Fugen ist das Nennmaß der Öffnungen um
riell hergestellter Bauelemente sowie deren Ver- den Fugenanteil größer. Beim Mauerwerksbau
wendbarkeit in Bauwerken mit unterschiedlicher (NF-Steine) beträgt die Fugenbreite üblicher-
Zweckbestimmung. Im Bauwesen wird derzeit mit weise 10 mm. Daraus ergibt sich:
zwei Ordnungssystemen gearbeitet.1) • Baurichtmaß + 10 mm = Nennmaß der
Wandöffnungsbreite
• Maßordnung im Hochbau (DIN 4172). Die
• Baurichtmaß + 5 mm = Nennmaß der
Maßordnung fügt „maßgenormte“ Bauwerks-
teile und Bauteile (z. B. aus Ziegelsteinen) ad- Wandöffnungshöhe
ditiv aneinander: Vom Einzelteil zum Bauwerk.
Diese Norm führte bereits 1955 zu einer we- Beispiel:
sentlichen Vereinheitlichung der Maße im Bau- Baurichtmaße für Wandöffnungen nach Bild
wesen (Oktameterordnung: 125 mm = Achtel- 7.7: 875 mm für die Breite, 2000 für die Höhe
meter). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.3, Teil 1 Tatsächliche Nennmaße (Eintrag in die Aus-
dieses Werkes. führungszeichnung):
• Modulordnung im Bauwesen (DIN 18 000). Bei Bauarten ohne Fugen: 875 u 2000 mm.
Die Modulordnung beinhaltet in erster Linie Bei Bauarten mit Fugen: 885 u 2005 mm.
Angaben zu einer Entwurfs- und Konstrukti- Die Nennmaße für die Wandöffnungshöhe be-
onssystematik unter Zugrundelegung eines ziehen sich immer auf die planmäßige Lage der
Koordinationssystems als Hilfsmittel für Pla- Oberfläche des fertigen Fußbodens (waagerech-
nung und Ausführung im Bauwesen. Mit die- te Bezugsebene), die in der Solllage 1000 mm
7 sem Koordinationssystem – das aus rechtwin- unter dem Meterriss liegt (Höhenmarkierung an
kelig zueinander angeordneten, im Raum sich der Wand). Angaben über die jeweilige Solllage
kreuzenden, theoretischen Ebenen besteht von OFF (Oberfläche Fertigfußboden) und OFR
– können Bauwerke, Bauteile und Bauelemen- (Oberfläche Rohfußboden) sind in die Ausfüh-
te koordiniert werden, um ihre Lage und/oder rungszeichnungen einzutragen.
Größe zu bestimmen. Das Abstandsmaß dieser
Bild 7.10 zeigt, in welcher Weise Baurichtmaße2)
Koordinationsebenen ist das Koordinations-
und Nennmaße3) in Abhängigkeit zueinander
maß; es ist in der Regel ein Vielfaches eines Mo-
stehen.
duls (Grundmodul 100 mm; Multimodule 3M =
300 mm, 6M = 600 mm, 12M = 1200 mm). Diese Bild 7.11 sind die nach DIN 18 100 zulässigen
Methode der maßlichen Abstimmung ist ma- Maßtoleranzen4) zu entnehmen.
terial-, herstellungs- und ausführungsneutral. Bild 7.12 zeigt Maßbezeichnungen und wichtige
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.4, Teil 1 dieses Fachbegriffe, beispielhaft dargestellt an einem
Werkes. Innentürelement aus Holz und Holzwerkstoffen.
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.15, mit den Kennbuch-
staben A bis H.
7.2.4.1 Genormte Wandöffnungen
für Türen
2)
Das Nennmaß ist ein Maß, das zur Kennzeichnung von
Vorzugsmaße für Wandöffnungen, in die Tür- Größe, Gestalt und Lage eines Bauteiles oder Bauwerkes
elemente eingebaut werden sollen, sind in DIN angegeben und in Zeichnungen eingetragen wird.
18 100 festgelegt; sie sind aus der Maßordnung 3)
Das Baurichtmaß (BR) entsteht beim Aneinanderreihen
im Hochbau (DIN 4172) abgeleitet. DIN 18 100 der Bauteile als Maß von Mitte Fuge bis Mitte Fuge an
gilt sowohl für Mauerwerksbauten mit den üb- beiden Enden eines Bauteiles. Vgl. hierzu auch Abschn.
2.3, Teil 1 dieses Werkes.
4)
Die Maßtoleranz ist die Differenz zwischen Größtmaß
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu und Kleinstmaß. Das Größtmaß ist das größte zulässige
entnehmen Maß, das Kleinstmaß ist das kleinste zulässige Maß.
7.2 Planungshinweise 517
7.10 Ableitung der Nennmaße aus den Baurichtmaßen bei Bauarten mit Fugen und Bauarten ohne Fugen entsprechend
DIN 4172 (Maße in cm)
7.11 Maßtoleranzen bei Wandöffnungen in der Breite (Breitenmaße) und in der Höhe (Höhenmaße) nach DIN 18 100
• Die Türblattfalzmaße betragen 13 u 25,5 mm. Der Abstand der Bandbezugslinie des oberen
• Die übliche Türblattdicke von Innentüren liegt bei 40 Türbandes zum Zargenfalz beträgt immer 241 ±
mm (je nach Decklage zwischen 39 und 42 mm). 1 mm. Der Abstand des unteren Türbandes zum
oberen hängt von der Türblatthöhe ab. Bei einer
Türblatthöhe von 2000 mm beträgt beispielswei-
Bandbezugslinie
se der Abstand beider Bandbezugslinien 1435 ±
Die Bandbezugslinie – wie in Bild 7.13 dargestellt 0,5 mm. Wird das Türblatt mit drei Bändern ange-
– ist eine gedachte Linie bei einem Türband, de- schlagen, beträgt der Abstand der Bandbezugsli-
ren Abstand vom oberen Zargenfalz (als obere nie des mittleren (dritten) Türbandes von der des
Bezugskante) die Höhenlage der Bänder festlegt. oberen Türbandes 370 mm.
Die Bandbezugslinie ist unabhängig von Bandtyp legung der Bandbezugslinien ermöglicht das
und Bandhersteller. In DIN 18 268, Türbänder, ist Zusammenspiel von Türzargen, Türbändern und
festgehalten, dass die Hersteller von Türbändern Türblättern und erlaubt eine rationelle Fertigung
in ihren Katalogen alle erforderlichen Anschluss- und Montage der Türelemente. Einige Bänder
maße anzugeben haben, damit die Einbaulage mit den ihnen zugeordneten Bezugslinien sind
eindeutig erkennbar wird. Erst diese exakte Fest- in Bild 7.14 gezeigt.
Tabelle 7.15 Maße für gefälzte Türblätter und Türzargen in mm (Auszug aus DIN 18101, Tab. 1)1) 2)
1)
Vgl. hierzu auch Tabelle 7.66, Maße von Stahlzargen
2)
Vgl. hierzu auch Tabelle 1 von DIN 68 706-2, Maße für Zargen für gefälzte und stumpf einschlagende Türblätter
(Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen)
520 7 Türen, Zargen und Schlösser
• Rahmen und Türblätter. Die Rahmenkonst- ten Wärmedämmanforderungen Profile mit Bautiefen
ruktionen von Türen und Fenstern wurden und von über 100 mm erforderlich machen. Weitere Einzel-
werden in Bezug auf die Wärmedämmung – heiten hierzu sind [1], [2] zu entnehmen.
auch im Hinblick auf die anstehenden weiteren
Novellierungen der EnEV – ständig optimiert. • Hohlraumtürblätter. Bei Hohlraum- und
Hinsichtlich der Wärmedurchgangskoeffizien- Sandwich-Außentürblättern (Bild 7.30) wird
ten Uf der Rahmen kann derzeit von folgenden der Zwischenraum zwischen den Deckplat-
Pauschalwerten1) 2) ausgegangen werden: ten zur Verbesserung der Wärmedämmung
• Kunststoffrahmen aus PVC-Hohlprofilen mit mit hochwertigem Dämmmaterial vollflä-
zwei Hohlkammern sind mit einem Uf-Wert von chig dicht verfüllt. Auf diese Weise sind hohe
2,2 (2,0), solche mit drei Hohlkammern mit 1,6 Wärmedämmwerte bei entsprechenden Tür-
(1,5) W/(m2K) anzusetzen. Die Werte von sieben- blattdicken relativ problemlos zu erzielen.
kammrigen Profilen liegen noch darunter, bis Damit jedoch bei derartigen Außentürblättern
1,1(0,8) W/m2K. aus Holz und Holzwerkstoffen keine Durch-
• Bei Holzrahmen muß zwischen Hartholz und feuchtung (Tauwasserbildung) innerhalb der
Weichholz unterschieden werden. Übliche Konstruktion auftreten kann, muss das Dämm-
Rahmen-Nenndicken von 68 mm weisen unge- material selbst dampfdicht und/oder auf der
dämmt einen Uf-Wert von etwa 1,8 für Hartholz Innenseite (Warmseite) mit einer Dampfbrem-
und 1,4 W/(m2K) für Weichholz auf. Passivhaus- se (PE-Folie) oder Dampfsperre (Aluminium-
taugliche gedämmte Rahmen erreichen Werte blech) abgedeckt werden. Beispiele wärme-
von ca. 0,8 W/m2K. gedämmter Außentüren s. Abschn. 7.3.3.3 und
• Metallrahmen ohne thermische Trennung wer- Abschn. 7.4.4.4.
den üblicherweise mit einem Uf-Wert von 5,9
W/(m2K) angesetzt, sie sind nur für unbeheizte Außentürverglasung. Der Wärmedurchgangs-
Gebäude verwendbar. Bei Rahmen mit thermi- koeffizient Ug einer Verglasung gibt an, wieviel
scher Trennung liegen die Werte in Abhängig- Energie (in Watt) pro Stunde und pro m2 Glas-
keit des Abstandes der zwei getrennten Metall- fläche bei einem Temperaturunterschied von 1
schalen zwischen 4,0 und 1,8 (1,7) W/(m2K). Kelvin verloren geht.
7 Einzelangaben hierzu sind auch DIN EN ISO
10 077 zu entnehmen.
Entscheidend beeinflusst wird der U-Wert einer
Verglasung durch
• Beschichtung,
Konstruktionsbeispiele über die Ausbildung • Gasfüllung,
von Baukörperanschlüssen bei Außentüren
sowie Angaben zu bauphysikalischen und • Scheibenzwischenraum (Scheibenabstand),
montagetechnischen Anforderungen s. Ab- • Anzahl der Glasscheiben und Scheibenzwi-
schn. 7.3.2. schenräume.
Um die Rahmen hinsichtlich der Wärmedämmung
noch weiter zu verbessern, wird es zukünftig verstärkt
notwendig sein, sich von der monolithischen Bauart zu
„Konventionelle“ Isoliergläser – bestehend aus
lösen und Mehrschicht-Verbundsysteme weiter zu ent- zwei Glasscheiben mit einer eingeschlossenen
wickeln. Dabei übernehmen einzelne Schichten jeweils Luftschicht – wurden durch Wärmedämmgläser
nur ganz bestimmte Teilaufgaben (z. B. außenseitige (Wärmeschutzverglasungen) ersetzt. Bei diesen
Verschleißschicht, Dämmzone, Festigkeit/Statik, raum- Gläsern ist mindestens eine Scheibe mit einer wär-
seitige Verblendung). Dies gilt auch für Holzrahmen-
konstruktionen, deren Dämmwerte nur durch Einfügen mereflektierenden (niedrig emittierenden) Schicht
einer Dämmstoff-Mittellage weiter verbessert werden versehen (low-E-coatings). Zusätzlich wird die Luft
können. Allen Systemen ist gemeinsam, dass die erhöh- im Scheibenzwischenraum (SZR) durch ein nur ge-
ring wärmeleitendes Gas ersetzt.
1)
Die Zahlenangaben sind als ungefähre Werte anzusehen. „Standard“-Wärmedämmglas – dessen Ug-Werte
Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang auch nach DIN EN 673 berechnet werden – zeichnet
Maßnahmen bezüglich des Einbruchschutzes (z. B. Einbau sich durch einen Ug-Wert von etwa 1,2 (1,1) W/
von Schwenk- bzw. Fallenriegeln, Bolzensicherungen (m2K) aus, ist mit einer Silberschicht ausgestattet
u. Ä.), die in der Regel die Wärmedämmwerte – insbeson-
dere von Hohlkammerprofilen – deutlich mindern. und der Scheibenzwischenraum mit dem Edel-
2)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu gas Argon gefüllt, das in der Atmosphäre in ge-
entnehmen. nügenden Mengen vorhanden ist.
7.3 Außentüren 523
Dreischeiben-Wärmedämm-Isoliergläser mit zwei Stand der Technik sind die in DIN 4108-7 (01.2011)
low-E-Beschichtungen und Argonfüllung ergeben angeführten Planungs- und Ausführungsbeispiele
Ug-Werte von ca. 0,6 W/(m2K). Das bis zu 50% anzusehen.
höhere Scheibengewicht bedingt jedoch stärkere
Profilquerschnitte und eine Erhöhung der Trag- Hinweis: Bei Fenster und Fenstertüren galten bezüglich
fähigkeit der Beschläge. der Fugendurchlässigkeit bislang die Anforderungen nach
Durch den Einsatz von anderen Edelgasen wie DIN 18 055.
Krypton oder Xenon lassen sich zwar U-Werte bis Bei Außentüren muss gemäß DIN 4108-2 der Fugendurch-
zu 0,4 W/(m2K) erzielen; diese Gase kommen je- lasskoeffizient a d 2,0 m2/mh(daPa2/3) betragen, da eine
Funktionsfuge vorliegt.
doch in der Erdatmosphäre nur in verschwindend
Falz- und Bodendichtungen begrenzen bei Außentüren
geringen Mengen vor und können nicht künstlich den Wärmeverlust über die funktionsbedingte Fuge. Die
hergestellt werden (Spezialgläser für Nischenpro- Anordnung der Dichtungen muss so erfolgen, dass eine
dukte). umlaufende Dichtungsebene ohne Unterbrechung – auch
Eine noch weitere Reduzierung des Wärmever- im Bereich der Bodenschwelle – möglich ist. Dies bedingt
immer auch eine korrekte Einstellung der Beschläge. Einzel-
lustes wäre durch Evakuierung des Scheiben-
heiten über Türbeschläge und Türdichtungen s. Abschn.
zwischenraumes bei Zweischeiben-Isoliergläsern 7.7.1 und Abschn. 7.7.4.
zwar möglich (bis zu 0,15 W/(m2K), führt aber bei
• Die Schlagregendichtheit von Türen (Fenster)
der Herstellung dieser sog. Vakuumverglasung
ist in DIN EN 12 208 klassifiziert. Die Prüfung er-
zu Problemen im Bereich des Randverbundes
folgt gemäß DIN EN 1027; dabei wird von zwei
(extreme Gasdichtigkeit) und zu einer enorm ho-
unterschiedlichen Einbaulagen ausgegangen
hen Flächenbelastung der Glasscheiben (Unter-
(ungeschützte oder teilweise geschützte Lage).
druck/Luftdruck). Diese Last wird im Scheiben-
Vgl. hierzu Tabelle 5.11 in Abschn. 5, Fenster.
zwischenraum durch eine Vielzahl geometrisch
minimierter Abstandhalter aus Glas oder Edel-
stahl aufgefangen, die aber wiederum die Wär- 7.3.1.4 Feuchtebeanspruchung
meverluste erhöhen und die Durchsicht beein- von Außentüren
trächtigen können. Die Weiterentwicklung auf Türen können sehr unterschiedlichen klimatischen
diesem Gebiet wird zukünftig mit besonderem Bedingungen und mechanischen Anforderungen
Interesse zu verfolgen sein. Nähere Einzelheiten
sind der Fachliteratur [1], [2] zu entnehmen.
ausgesetzt sein. Je nach Einsatzort müssen sie
Kälte, Hitze, Sonneneinstrahlung und Feuchtebe-
7
lastungen sowie mechanischen Beanspruchungen
7.3.1.3 Luftdichtigkeit von Außentüren standhalten. Türelemente, die derartigen Belastun-
gen ausgesetzt sind und den normativen Anforde-
Nach DIN 4108 und der Energieeinsparverord- rungen nicht entsprechen, können sich im Laufe
nung (EnEV) sind zu errichtende Gebäude so der Zeit verziehen und dadurch wichtige Funktio-
auszuführen, dass die wärmeübertragende Um- nen, wie beispielsweise Schall- und Wärmeschutz,
fassungsfläche einschließlich der Fugen dauer- Einbruchhemmung usw., verlieren.
haft luftundurchlässig entsprechend dem Stand
der Technik abgedichtet ist. Dadurch sollen un-
kontrollierte Wärmeverluste über eine undichte Türblattverformungen durch Klimaeinflüsse
Gebäudehülle verhindert werden. Wenn ein Türelement Bereiche mit unterschiedli-
• Fugendurchlässigkeit von Außenbauteilen chen Klimaten trennt, dann wirken auf die beiden
wie Fenster und Türen ist nach DIN EN 12 207 Oberflächen des Türblattes in der Regel unter-
in die Klassen 1 bis 4 eingeteilt. Gemäß EnEV schiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten
(Anhang 4) werden unterschieden ein. Dieses Differenzklima führt zu einer mehr oder
weniger großen Verformung (Formänderung) des
• Gebäude mit bis zu
Türblattes. Je größer der Unterschied von Tem-
2 Vollgeschossen = Klasse 2
peratur und Feuchtigkeit zwischen den beiden
• Gebäude mit mehr als Türblattoberflächen ist, um so mehr ist auch die
2 Vollgeschossen = Klasse 3, Gefahr einer Verformung der Türblattebene.
jeweils nach DIN EN 12 207-1.
Das jeweilige Verformungsverhalten hängt von
Mit zunehmenden Anforderungen an den Wär- den physikalischen Eigenschaften der eingesetz-
meschutz steigt die Bedeutung der Lüftungs- ten Werkstoffe und von der Konstruktion bzw.
verluste durch Fugen und Undichtigkeiten. Als dem Aufbau des jeweiligen Türblattes ab.
524 7 Türen, Zargen und Schlösser
So muss die Bauanschlussfuge von Außentüren luft in die Bauanschlussfuge eindringen und
üblicherweise Forderungen hinsichtlich Schlag- im kalten Bereich des Anschlusses zu Tauwas-
regendichtheit und Luftdichtheit, Wärmeschutz serbildung1) führen kann. Die Trennung muss
und Schallschutz sowie Standsicherheit erfüllen. in einer Ebene erfolgen (Isothermenverlauf
Bei normalen Innentüren hingegen wird vor beachten)2), deren Temperatur über der für
allem auf eine preiswerte, rationelle und relativ das Schimmelpilzwachstum kritischen Tem-
problemlose, gleichzeitig jedoch auch sichere peratur des Raumklimas liegt. Zu beachten ist,
Befestigungsmethode geachtet. dass diese innere Dichtebene einen höheren
Dampfdiffusionswiderstand aufweist als der
7.3.2.1 Bauphysikalische Anforderungen äußere, witterungsseitige Abschluss (Dampf-
druckgefälle von innen nach außen).
Wie Bild 7.19 verdeutlicht, muss die Anschluss-
fuge zwischen Türrahmen und Baukörper einer- 1)
seits bauwerk- und bauteilbedingte Bewegun- Im Bereich von Wärmebrücken kann es zu Tauwasserbil-
dung und damit Schimmelpilzbildung kommen. Daher
gen (z. B. Zug-, Druck- und Scherkräfte sowie wird in der DIN 4108-2 im Bereich von Wärmebrücken
thermisch bzw. hygrothermisch bedingte For- ein Mindestwärmeschutz gefordert. Außerdem werden
mänderungen der Rahmenprofile) aufnehmen, in dieser Norm Maßnahmen zur Vermeidung von Schim-
andererseits jedoch auch bauphysikalischen und melpilzbildung im Einzelnen erläutert.
umweltbedingten Anforderungen (z. B. Wärme-, Entsprechende Planungs- und Ausführungsbeispiele
Schall-, Feuchte- und Wetterschutz) gerecht wer- (Wärmebrückendetails) sind Beiblatt 2 zu DIN 4108 zu
entnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 17.5., Teil 1 dieses
den. Dementsprechend müssen bei einer fachge- Werkes.
rechten Ausführung des Baukörperanschlusses 2)
Isothermen sind Linien, die Punkte gleicher Temperatur
– neben der Standsicherheit – im Wesentlichen verbinden und somit die rechnerische Temperaturver-
vier Grundforderungen erfüllt sein: teilung innerhalb eines Bauteiles wiedergeben. Für die
Beurteilung einer Anschlusssituation hinsichtlich der
• innen luftdicht Tauwasserbildung wurde bisher die 10 °C-Isotherme
• außen schlagregendicht herangezogen.
• innen dampfdichter als außen Diese bezieht sich allerdings nur auf den Tauwasserausfall
• optimale Fugendämmung. bei üblichem Raumklima. Schimmelpilze können sich
jedoch auch auf Bauteiloberflächen bilden, wenn diese
Aus diesen unterschiedlichen Einwirkungen (dich-
ten – dämmen – nach außen abdiffundieren) lassen
über längere Zeiträume einer relativen Luftfeuchte von
über 80% ausgesetzt sind. Für die Beurteilung einer An- 7
schlusssituation wurde deshalb der Temperaturfaktor fRsi
sich drei Funktionsebenen [8], [9] hinsichtlich des
eingeführt. Einzelheiten hierzu s. [9] sowie Abschn. 17.5,
konstruktiven Aufbaues der Anschlussfuge ableiten. Teil 1 dieses Werkes.
• Raumseitiger Abschluss (Ebene 1 in Bild 7.19). Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt die schimmel-
Der raumseitige Abschluss – eine umlaufend pilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. Für die Beurteilung
einer Anschlusssituation hinsichtlich der Schimmelpilz-
luftdichte Ebene (Luftdichtheitsschicht) als bildung kann daher – unter Zugrundelegung der Rand-
Trennung von Raum- und Außenklima – muss bedingungen nach DIN 4108-2 – die 13 °C-Isotherme als
so ausgebildet sein, dass keine feuchte Raum- Hilfsgröße herangezogen werden.
o. Ä., die nach der endgültigen Befestigung des (z. B. Außenwandbeschaffenheit, Materialverträg-
Türrahmens in der Regel wieder entfernt werden. lichkeit usw.) ab. Als Dichtsysteme bieten sich an:
Die Befestigung selbst muss alle auf das • Spritzbare, elastische Dichtstoffe mit Hinterfüll-
Außentürelement einwirkenden Kräfte – wie material (DIN EN 26 927)
beispielsweise Eigenlast, Windlast und Ver- • Imprägnierte, vorkomprimierte Dichtungsbän-
kehrlast (DIN 1055) – sicher in den Baukörper der aus Schaumkunststoff (DIN 18 542)
ableiten. Für Sondertüren gemäß Abschnitt 7.6 • Dichtungsfolien.
gelten besondere Anforderungen.
• Befestigungsmittel. Bei der Wahl der Befesti- Entsprechend den jeweiligen Anforderungen
gungsmittel sind der konstruktive Aufbau des können diese Systeme auch sinnvoll kombiniert
jeweiligen Außenwandsystems, die material- werden (sog. Kombinationssysteme).
spezifischen Kennwerte der Wandwerkstoffe
(z. B. Mauerwerk, Beton) und Rahmenwerk- 1. Fugendichtstoffe. Eine hervorragende Eigen-
stoffe der Tür, die zu erwartende Belastungs- schaft der spritzbaren Dichtstoffe ist ihr elas-
größen sowie die vorgegebene bauliche tisches Verhalten und damit ihre Fähigkeit, Be-
Situation (Altbau, Neubau) zu berücksichtigen. wegungen im Bereich der Bauanschlussfuge
aufzunehmen, ohne dass es zu einer Beeinträch-
Als Befestigungsmittel werden Rahmendübel
tigung oder Zerstörung der Abdichtung kommt.
(Durchsteckdübel), federnde Laschen oder
Schlaudern, Konsolen, Eindrehanker u. Ä. Üblicherweise ist die Dimensionierung der Fu-
verwendet (Bild 5.22). Diese müssen korrosi- genbreite (z. B. auf der Außenseite – Ebene 3) für
onsgeschützt sein oder aus nicht rostendem einen Dichtstoff mit einer zulässigen Gesamtver-
Stahl bestehen. Starre Verbindungen (z. B. mit formung von 25% ausgelegt. Dieser Wert bezieht
Mauerpratzen) sind wegen der im Außenbe- sich auf die dehnfähige Anschlussfuge. Bei einer
reich zu erwartenden bauwerk- und bauteil- 10 mm breiten Fuge läge demnach die zulässige
bedingten Bewegungen zu vermeiden. Gesamtverformung des Dichtstoffes bei 2,5 mm.
Der Abstand zwischen den einzelnen Befes- Abgesehen von Sonderfällen und sofern vom Her-
tigungspunkten darf bei Kunststofftüren 700 steller keine abweichenden Angaben gemacht
mm, bei Aluminium- und Holztüren 800 mm werden, gilt generell für den Fugenquerschnitt,
nicht überschreiten. Außentüren werden üb- dass die Dichtstofftiefe t der halben Fugenbreite
entsprechen soll (t = 0,5 u b t 6 mm). Vgl. hierzu
7
licherweise an mindestens 3 Punkten je Rah-
menfriesseite befestigt und zwar jeweils in Bild 7.19. Je nach Türelementlänge und Werkstoff
Höhe der Bänder bzw. des Schlosses. Breitere der Rahmenprofile sowie der Anschlagart (stumpf
und doppelflügelige Türelemente sind auch oder im Mauerfalz) ist von einer Mindestfugen-
am Türsturz zu arretieren. breite von etwa 10 bis 15 (25) mm auszugehen.
Einzelheiten s. Abschn. 5.3.4.
Außentüren dürfen am Baukörper nur mit
geeigneten mechanischen Befestigungsmit- Um die vorgenannten Forderungen einhalten zu
teln verankert werden. Montageschäume und können, wird in die Anschlussfuge zunächst ein
Dichtstoffe können die auf die Außentür ein- geschlossenzelliges, nicht saugendes Hinterfüll-
wirkenden Kräfte nicht aufnehmen und sind material (PE- oder PU-Rundschnur) eingebracht.
daher zur alleinigen Befestigung von Woh- Es begrenzt die Eindringtiefe des Dichtstoffes
nungsabschluss- und Außentüren ungeeignet. und verhindert, dass dieser am Fugengrund an-
klebt. Diese Hinterfüllung dient demnach nicht
Angaben über die Befestigung von Holzwerk- nur – wie häufig fälschlicherweise angenommen
stoffzargen von Innentüren s. Abschn. 7.4.3, von – der Einsparung von Dichtstoff, sondern ergibt
Stahlzargen Abschn. 7.4.5. Auf die von den RAL- auch die wesentlich vorteilhaftere sog. Zwei-
Gütegemeinschaften herausgegebenen Monta- flankenhaftung. Demgegenüber sind einfache
gerichtlinien [5], [8] wird verwiesen. Dreiecksfugen ohne Rundschnüre auf die Dauer
nicht in der Lage, Bewegungen aufzunehmen, da
7.3.2.3 Fugenabdichtungssysteme aufgrund ihrer Dreiflankenhaftung keine Tren-
Das zu wählende Abdichtungssystem hängt nung im Fugengrund gegeben ist (Folge: erhöh-
im Wesentlichen von den jeweiligen bauphysi- te Abrissgefahr).
kalischen Anforderungen, den zu erwartenden Einzelheiten über die Planung und Ausführung von
bauteil- und baukörperbedingten Bewegungen Dichtstoffen in der Anschlussfuge von Außentüren
sowie von der vorgegebenen baulichen Situation sind dem IVD-Merkblatt [10] zu entnehmen.
528 7 Türen, Zargen und Schlösser
• Ausführung. Der Dichtstoff wird als spritzbare Masse in die Vorgaben für die Fugenbreiten dürfen weder
die Fuge eingebracht; er dichtet sie ab, durch Haftung über- noch unterschritten werden. Je nach Tür-
an geeigneten Fugenflanken (Adhäsion). Mit einem sog. elementlänge, Rahmenwerkstoff und Anschlagart
Primer (chemische Haftbrücke) – der vor dem Einbringen
des Dichtstoffes aufgebracht wird – kann die Haftfähig- ist von einer Mindestfugenbreite von 8 bis 10 mm
keit entscheidend verbessert werden. Zu beachten ist, auszugehen. Einzelheiten hierzu sind dem „Leit-
dass spritzbare Dichtstoffe üblicherweise nur bei trocke- faden zur Montage“ [8] zu entnehmen.
ner Witterung und Temperaturen über 5 °C verarbeitet Vorkomprimierte Dichtungsbänder können ohne Vorbe-
werden dürfen. Verwendet werden vor allem Dichtstoffe handlung der Fugenflanken, witterungsunabhängig und
auf Silikon- und Polyurethanbasis. Die Verarbeitungs- somit auch bei feuchtem Untergrund und niedrigen Au-
richtlinien der Dichtstoffhersteller [11] sind einzuhalten. ßentemperaturen verarbeitet werden. Aufgrund des relativ
• Überstreichbarkeit. Dichtstoffe sollen grundsätzlich hohen Anpressdruckes erbringen sie auch gute Schall-
nicht vollflächig überstrichen werden, zumindest nicht dämmwerte. Außerdem weisen Dichtungsbänder – im Ver-
ohne Rücksprache und schriftliche Absicherung beim gleich zu den anderen Dichtungssystemen – den gerings-
Dichtstoffhersteller. Nur sehr wenige Produkte sind ten Wasserdampfdiffusionswiderstand auf. Diese Eigen-
überstreichbar. Die meisten Dichtstoffe verlieren durch schaft kann bei der Umsetzung des bauphysikalischen
vollflächig aufgetragene Beschichtungen (Lacke und Grundsatzes „innen dichter als außen“ genutzt werden.
Lasuren) ihre Elastizität und damit ihre Funktionsfähig-
keit (Folge: Fugenflankenabrisse). Wegen möglicher
Überdehnung des Anstrichfilmes – nicht des Dicht- 3. Systeme mit Dichtungsfolien. Die Gruppe der
stoffes – besteht außerdem die Gefahr von Rissen in der (elastischen) Fugenbänder umfasst ein breites Pro-
Farbe auf den Fugenoberflächen. duktangebot, so dass die Möglichkeit besteht, ganz
• Anstrichverträglichkeit. Die Bezeichnung „anstrich- spezielle Anschlussabdichtungen auszuführen.
verträglich“ bedeutet, dass sich ein Dichtstoff lediglich
in den Randbereichen einer Fuge mit einem bestimm- Fugenbänder eignen sich für unterschiedli-
ten Anstrich verträgt. In diesem Fall muss die Zusam- che Fugenbreiten und können verhältnismä-
mensetzung des Dichtstoffes und die der Beschichtung ßig große Bewegungen aufnehmen. Um den
aufeinander abgestimmt sein. Andernfalls kommt es Bewegungsausgleich sicherzustellen, sind sie
zu Weichmacherwanderungen, Verschmutzungen und schleifenförmig und nicht straff über die An-
Ablösungen. Die vom Industrieverband Dichtstoffe [10]
herausgegebenen Merkblätter sind zu beachten.
schlussfuge zu kleben (Bild 7.20b). Dabei werden
sie einmal am Rahmenprofil der Außentür, zum
anderen am Baukörper – entweder selbstkle-
2. Vorkomprimierte Dichtungsbänder. Dich- bend oder mit zusätzlichem Klebstoff und ggf.
7 tungsbänder bestehen überwiegend aus einem mechanischer Sicherung – befestigt. Hierbei
offenzelligen Polyurethan-Schaumstoff, der mit muss immer auf die ausreichende Haftung, über-
einem wasserabstoßenden und ggf. flammhem- lappende Verklebung der Bahnenstöße sowie
mend eingestellten Imprägnat (Kunstharz) be- die Verträglichkeit mit angrenzenden Werkstof-
handelt ist. Sie werden in der Regel in vorkom- fen geachtet werden.
primierter (verdichteter) Form geliefert und da- Übliche Dichtungsbahnen weisen einen verhält-
her in der Baupraxis auch als sog. Kompribänder nismäßig hohen Wasserdampfdiffusionswider-
bezeichnet. stand auf. Um dem bauphysikalischen Grund-
Durch das Imprägnat zunächst verzögert, expan- satz „innen dichter als außen“ entsprechen zu
diert der Schaumstoff nach dem Einbau in die können, werden neben den weitgehend dampf-
Fuge sein Volumen und entwickelt dabei eine dichten auch dampfdiffusionsoffene Dichtungs-
Rückstellkraft, die das Dichtungsband an die folien angeboten. Somit ist es möglich, sowohl
Fugenflanken anpresst. Durch diesen Anpress- winddichte und schlagregendichte – gleichzeitig
druck passt sich das Band den Unebenheiten jedoch auch diffusionsoffene – Fugenabdichtun-
an, so dass eine wind- und schlagregendichte gen herzustellen. Einzelheiten hierzu sind der
– gleichzeitig jedoch dampfdiffusionsoffene – weiterführenden Literatur [8] zu entnehmen.
Fugenabdichtung erreicht wird.
Dichtungsbänder werden nach der Größe der
Beanspruchungen – denen sie in eingebautem
Zustand ausgesetzt sind – in Beanspruchungsgrup- 7.3.3 Außentüren aus Holz und
pen (BG1 und BG2) gemäß DIN 18 542 eingeteilt. Holzwerkstoffen
Maßgebend für die Wirkung von Dichtungsbän-
dern ist u. a. die Einhaltung des Kompressions- Allgemeines. Das Türblatt ist das bewegliche
grades, der von den Herstellern vorgegeben ist Teil eines Türelementes, das die Türöffnung
und in der Regel 20 bis 30% beträgt [11]. Auch schließt und in der Regel nach innen bzw. zum
7.3 Außentüren 529
Raum hin aufgeht. Türblätter gibt es in einer etc. Sie bestehen aus ungehobelten oder gehobelten
Vielzahl von Formen, Materialien und Konstruk- Latten (40 bis 50 mm breit, 25 bis 35 mm dick), die senk-
recht in Abständen von 20 bis 25 mm auf zwei Querriegel
tionen, in Einzel- oder Serienfertigung herge- und eine Strebe (100 bis 120 mm breit, 30 bis 35 mm dick)
stellt (Bild 7.4 und Bild 7.5). genagelt oder geschraubt werden. Die Strebe muss, dem
Je nach Einsatzort und den sich daraus ergebenden Anfor- statischen Kräfteverlauf entsprechend – von der oberen 7
derungen unterscheidet man Türkante diagonal zum unteren Anschlag des Langbandes
• Außentüren (z. B. Hauseingangs-, Laubengangtüren), – gerichtet sein. Lattentüren gestatten Einblick in die dahin-
ter liegenden Räume und lassen Luft und Licht eindringen.
• Innentüren (Wohn- und Objektbereich),
• Sondertüren (z. B. Wohnungsabschlusstüren, Nass- und Stumpf verleimte Türen (Bild 7.21b). Vollholztüren dieser
Feuchtraumtüren), Art bestehen aus bis zu 120 mm breiten und etwa 30 mm
• Schutztüren (z. B. Feuer-, Rauch-, Schallschutztüren). dicken, senkrecht angeordneten Brettern. Diese werden
stumpf oder gefedert aneinander geleimt, durch zwei auf
Grat eingeschobene Querleisten von etwa 120 mm Breite
Drehflügeltüren kommen im Bauwesen am häu- und 35 bis 40 mm Dicke verbunden und so das Türblatt
figsten vor. Bei dieser Türart wird das Türblatt um gegen Verwerfen gesichert. Die Gratleisten dürfen nicht
eine Längskante gedreht und schlägt – gefälzt eingeleimt, auch nicht genagelt oder geschraubt werden,
da das Vollholz des Türblattes stets „arbeiten“ muss
oder ungefälzt – auf bzw. in den Türzargenrahmen.
(unterschiedliche Schwindrichtungen von Lang- und
Querholz beachten). Bei dieser Türblattkonstruktion ent-
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- fällt die Diagonalstrebe.
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz-
Brettertüren (Bild 7.21c). Brettertüren werden aus 120 bis
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und 160 mm breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und
Sondertüren gemäß Abschn. 7.6. gespundeten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Feder-
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. verbindung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite
und 30 mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben gena-
7.4.4.4 angeführt. gelt oder geschraubt sind. Dienen derartige Brettertüren
als Außentüren (z. B. Schuppentüren), so liegen Querriegel
und Strebe auf der Innenseite der Tür. In diesem Fall kön-
7.3.3.1 Türblattkonstruktionen von Latten- nen die Bretterfugen außenseitig noch mit Deckleisten ab-
und Brettertüren gedeckt werden, die oben und unten in einen rings um das
Lattentüren (Bild 7.21a). Lattentüren eignen sich als ein- Türblatt laufenden Leistenrahmen enden. Weitere Einzel-
fache Außentüren von Schuppen, Ställen, Abstellgebäuden heiten sind der Fachliteratur [12] zu entnehmen.
530 7 Türen, Zargen und Schlösser
1)
DIN 68 360-1 und -2, Holz für Tischlerarbeiten, wurden zu- Im Anhang B ist der Feuchtegehalt von Vollholz nach den
rückgezogen und ersetzt durch DIN EN 942, Holz in Tisch- vorgesehenen Einsatzbedingungen festgelegt. Demnach
lerarbeiten. Diese neue Norm beschreibt das Verfahren, das ist im Außenbereich ein mittlerer Feuchtegehalt von 12 bis
zur Bestimmung der Merkmale und zur Sortierung nach der 19%, bei Verwendung im Innenbereich (Raumtemperatur
sichtbaren Qualität von Holz – vorwiegend Vollholz – in 12 bis 21 °C) eine mittlere Holzfeuchte von 9 bis 13% und
Tischlerarbeiten anzuwenden ist. in beheizten Gebäuden mit Raumtemperaturen über 21 °C
In Tabelle 1 dieser Norm sind die Kriterien für das Aussehen von 6 bis 10% ausgewiesen.
des Holzes in Tischlerarbeiten (Holzmerkmale hinsichtlich Anhang C enthält des weiteren einen Leitfaden, der die
Klasse und Oberfläche) festgelegt. Dabei wird zwischen Anforderungen an das Holz in Tischlerarbeiten festlegt.
offenen und verdeckten Oberflächen unterschieden. Im Anhang D wird die Auswahl der Holzarten behandelt.
7.3 Außentüren 531
7.22 Konstruktionsbeispiel einer Rahmentür aus Vollholz mit Mehrscheiben-Isolierglas als Füllung.
Außentürblatt mit wärmegedämmtem, biegesteifen Stahlrahmen als Stabilisator (Serienfertigung).
Ausschnitt A–A: Horizontalschnitt
Ausschnitt B–B: Vertikalschnitt
das Verwinden des Türblattes auf ein Minimum den sein, sondern müssen sich darauf gleitend
zu reduzieren. Daraus ergibt sich bei schweren bewegen können.
Außentüren ein Rahmenquerschnitt von bei- Hinsichtlich des Türblattaufbaues wird grund-
spielsweise 130 u 60 (68) mm. Diese Querschnitts- sätzlich zwischen symmetrisch und asymmetrisch
maße können durch den Einbau von Stabilisato- aufgebauten Konstruktionen unterschieden. Vgl. 7
ren in Form von Metallprofilen deutlich reduziert hierzu auch Abschn. 7.3.1.4 und 7.4.1.4 zur Feuch-
werden. S. hierzu Bild 7.22 und Bild 7.43. tebeanspruchung von Türen.
Die Anforderungen an schwere Außentüren
(Haustüren, Balkontüren u. Ä.) weichen bezüg- 1. Aufgedoppelte Außentüren aus Holz
lich der konstruktiven Merkmale nicht von denen und Holzwerkstoffen
der Fenster ab. Auch die Herstellungsweise ist
Außentüren haben eine ganze Reihe von techni-
denen von Fenstern sehr ähnlich, so dass dies-
schen Anforderungen zu erfüllen. Bei Holzaußen-
bezüglich auf Abschn. 5.6 verwiesen werden
türen zählen dazu vor allem
kann.
• bewitterungsbeständige Konstruktionen, Werk-
stoffe und Oberflächenbeschichtungen,
7.3.3.3 Aufgedoppelte mehrschalige
Türblattkonstruktionen • Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Be-
anspruchung,
Aufgedoppelte Holztürblätter bestehen aus einer
• Stehvermögen bei hygrothermischer Bean-
Tragkonstruktion – in Form eines Rahmen- oder
spruchung mit möglichst geringer Verkrüm-
Sperrtürblattes – und der darauf ein- oder beidsei-
mung bzw. Verwindung des Holztürblattes,
tig aufgebrachten Beplankung (Aufdoppelung).
• normgerechte Luftdurchlässigkeit und Schlag-
Derart mehrschalig ausgebildete Türblattkonst-
regendichtigkeit,
ruktionen eignen sich insbesondere zur Herstel-
lung von Außentüren (z. B. Haustüren), aber auch • optimaler Schall-, Wärme- und Feuchteschutz,
Innentürblätter können ein- oder beidseitig mit • bestmögliche Einbruchhemmung,
Vorsatzschalen beplankt werden. • Anordnung von Vordächern oder Fassaden-
Diese Aufdoppelungen dürfen mit der Trag- rücksprüngen sowie richtige Orientierung des
konstruktion keinesfalls kraftschlüssig verbun- Einganges (Wetterseite beachten).
532 7 Türen, Zargen und Schlösser
Güte- und Prüfbestimmungen für Haustüren sind in RAL- Rahmen und vollflächige Beplankung in stati-
GZ 695 festgeschrieben [5]. scher Hinsicht zusammen ein biegesteifes Trag-
Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster und element ergeben. Bei hoher hygrothermischer
-Haustüren ist dem VFF Merkblatt [13] zu entnehmen. Beanspruchung kann der Grundrahmen noch
Rahmentürblätter, symmetrisch aufgebaut zusätzlich mit metallischen Stabilisatoren (z. B.
(Bild 7.24e). Bei schwerer Türblattausführung mit Stahlrohrrahmen) verstärkt sein. S. hierzu Bilder
hohen Anforderungen an Schall-, Wärme- und 7.24d; 7.25, Variante zu A-A, und Bild 7.43.
Feuchteschutz werden auf einen biegesteifen Dieses Tragelement ist jedoch nur dann weit-
Grundrahmen zunächst beidseitig jeweils 13 (16) gehend verformungsfrei, wenn es in jeder Be-
mm dicke Holzwerkstoffplatten (Sperrholz- oder ziehung symmetrisch aufgebaut und gefertigt
Spanplatten) gleicher Art fest aufgeleimt, so dass wurde. Jede Abweichung in der Symmetrie des
7.3 Außentüren 533
7.24a
7.24b
7.24c
7.24d
7.24 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von aufgedoppelten, mehrschalig ausgebildten Türblättern
aus Holz und Holzwerkstoffen (Beispiele)
Querschnitte (a bis d) durch tragende Türblatt-Unterkonstruktionen (Rahmenkonstruktionen)
a) normaler Vollholzrahmen
b) lamellierter Vollholzrahmen
c) Rahmen aus Furnierholz mit Alu-Streifen (Stabilisatoren)
d) Vollholzrahmen mit gedämmtem Stahlrahmen als Stabilisator
Längsschnitte (e bis n) durch symmetrisch oder asymmetrisch aufgebaute Türblattkonstruktionen
7
e) zweischaliges Türblatt fest verleimt (biegesteifes Tragelement)
f) Tragelement mit beidseitiger Aufdoppelung (schweres Türblatt)
g) Tragelement mit einseitiger Aufdoppelung
h) Vollholzrahmen symmetrisch aufgedoppelt (leichtes Türblatt)
i) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
k) Vollholzrahmen asymmetrisch aufgedoppelt
l) Vollholzrahmen einseitig beplankt (ungedämmtes Türblatt)
m) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt mit gedämmtem Stahlrohrrahmen
n) Türblatt (Sperrtür) einseitig aufgedoppelt
konstruktiven Aufbaues führt zum Verzug des delt es sich hierbei meist um keine bleibenden
Türblattes. Verwindungen.1)
Zusätzliche Aufdoppelungen (Bild 7.24f-g) in Bei leichter Türblattausbildung (Bild 7.24h) mit
Form von Vorsatzschalen, Profilhölzern u. Ä. dür- weniger hohen Anforderungen an den Schall-
fen nur beweglich, d. h. mittels Einhängebeschlä-
ge, Topfverbinder usw. an diesem Tragelement 1)
Hygrothermische Verformungen lassen sich bei Tür-
befestigt werden. Da derart gleitend aufge- elementen aus Holz und Holzwerkstoffen nicht vermeiden.
brachte Vorsatzschalen keinen kraftschlüssigen Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss deshalb der
Verbund mit dem Tragelement haben, können Feuchtegehalt fertig zusammengebauter Teile aus Holz
etwaige Verformungen der Aufdoppelung(en) – für Bauteile die ständig mit der Außenluft in Verbin-
dung stehen – bezogen auf das Darrgewicht 10 bis 15%
sich auch nicht negativ auf die Gesamt-Türblatt- betragen, wenn diese den Herstellerbetrieb verlassen.
konstruktion auswirken. Ganz vermeiden lassen Vgl. hierzu auch DIN EN 942, Anhang B, Feuchtegehalt von
sie sich bei Holztüren allerdings nicht, doch han- Holz in Tischlerarbeiten.
534 7 Türen, Zargen und Schlösser
7
7.3 Außentüren 535
7
7.26 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Haustür aus Holz und Holzwerkstoffen mit wärmegedämmtem
Stahlrahmen als Stabilisator und vorgesetzter Aufdoppelung aus furnierten Sperrholz- oder Spanplatten mit
bewitterungsbeständiger Oberflächenbeschichtung (Serienfertigung).
Vgl. hierzu auch Bild 7.160 mit thermisch getrenntem Schwellenanschlag
HOVESTA GmbH, Kruft
und Wärmeschutz können Aufdoppelungen bei Stabilisatoren o. Ä. Siehe hierzu auch Abschnitt
symmetrisch aufgebauten Außentüren auch un- 7.4.4.4, Sperrtüren, mit Bild 7.61c.
mittelbar auf eine biegesteife Rahmen-Unter-
konstruktion aufgebracht werden. Gleich dicke Asymmetrisch aufgebaute Türblätter (Bild
und gleich gerichtete Aufdoppelungen auf bei- 7.24i-n) weisen ebenfalls ein tragendes Basis-
den Seiten des Rahmens verhindern bei diesen element – Rahmen- oder Sperrtürblatt – auf,
Türen am ehesten eine Verformung des Tür- das nur einseitig beplankt oder beidseitig mit
blattes. ungleichen Vorsatzschalen bzw. Profilhölzern
aufgedoppelt sein kann. Bei derartigen Türen,
Sperrtürblätter, symmetrisch aufgebaut (Bild die sich bei unsachgemäßer Konstruktion be-
7.24m-n) eignen sich ebenfalls als Tragelement reits bei geringer Klimaänderung deformieren
(Unterkonstruktion) für daran beweglich befes- können, ist die tragende Unterkonstruktion
tigte Aufdoppelungen. Auch hier ist darauf zu besonders biegesteif auszubilden. Eine ein-
achten, dass das tragende Basistürblatt selbst seitige Beplankung verbietet sich von selbst,
genügend biegesteif ausgebildet ist. Besonders wenn der Tragrahmen oder das Sperrtürblatt
geeignet sind Sperrtürblätter mit eingebauter zu schwach dimensioniert sind. Außerdem
Randverstärkung, beispielsweise in Form von Alu- müssen auch hier die ein- oder beidseitigen
536 7 Türen, Zargen und Schlösser
Aufdoppelungen immer beweglich angebracht Baukörper – mit normgerechtem Dämm- und Abdich-
sein. tungssystem gemäß Abschn. 7.3.2 – zu gewährleisten.
Eine gewisse Ausnahme bilden Türblätter, die • Falz- und Bodendichtungen. Außentüren sind mit
einen umlaufenden Stahlrahmen als Stabilisa- mindestens einer dreiseitig umlaufenden Dichtung
auszurüsten. Geeignet sind sowohl Türfalzdichtungen
tor aufweisen (Bild 7.26). Dieser muss allerdings als auch Zargenfalzdichtungen. Im Hinblick auf den
dann so dimensioniert sein, dass er die während geforderten Schall- und Wärmeschutz sowie Wind- und
des Verformungsvorganges auftretenden Span- Schlagregendichtheit sind auch Doppelfälze mit zwei
nungen aufnehmen kann, ohne dass er sich we- Dichtungsebenen durchaus üblich und empfehlenswert.
sentlich verwindet. Ein solcher Rahmen kann Am Fußboden schlagen Außentüren am vorteilhaftes-
ten gegen Schwellen- bzw. Anschlagdichtungen wie sie
sich jedoch unter Umständen nachteilig auf den in Abschn. 7.3.2 im Einzelnen erläutert sind. Geeignet
Wärme- und Schallschutz des Türblattes aus- sind auch Bodenfugendichtungssysteme wie beispiels-
wirken. weise Auflaufdichtungen und automatische Absenk-
dichtungen.
Konstruktionsmerkmale von aufgedoppelten Außentüren • Bänder. Die ausgewählten Bänder müssen eine ausrei-
chende Tragfähigkeit aufweisen. Bei sehr schweren und
• Tragkonstruktion. Wie zuvor erläutert und in den Bildern überhohen Türblättern wird üblicherweise ein drittes
7.24 und 7.26 aufgezeigt, besteht die tragende Unterkon- Band eingesetzt. Verwendet werden vor allem gekröpfte
struktion bei aufgedoppelten Holztüren aus Rahmen- Lappenbänder mit oder ohne Tragzapfen, Kombibänder
oder Sperrtürblättern, die bei hoher hygro-thermischer sowie Bodentürschließer. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
Beanspruchung noch mit metallischen Stabilisatoren ver- 7.7.1, Türbänder.
stärkt sein können.
• Mehrscheiben-Isolierglas. Werden Außentürblätter und
• Einlage. Die Hohlräume dieser Tragelemente sind mit – wie Bild 7.25 zeigt – auch die unmittelbar neben der
hochwertigem, bei Außentüren feuchtigkeitsunempfind- Tür befindlichen Seitenteile fest verglast, so ist auf einen
lichem Dämmmaterial gefüllt und die Randfugen rings ausreichenden Wärmeschutz und Einbruchschutz zu
umlaufend dicht ausgebildet. Damit keine Durchfeuch-
achten. Das Einglasen erfolgt in den meisten Fällen mit
tung (Tauwasserbildung) innerhalb der Konstruktion auf-
Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen oder vor-
treten kann, muss das Dämmmaterial auf der Innenseite
gefertigten Dichtprofilen. Vgl. hierzu auch Abschn. 7.3.1.2,
(Warmseite) – ggf. auch beidseitig – mit einer Dampf-
Wärmeschutz sowie Abschn. 7.6.6, Einbruchhemmende
sperre abgedeckt werden (z. B. Alu-Dünnblech, Delignit-
Türen.
Furniersperrholz). Geeignet sind auch dicht eingebrachte
Dämmmaterialien mit hohem Wasserdampfdurchlass-
7 widerstand (z. B. extrudierte PS-Hartschaumplatten).
S. hierzu auch Abschn. 7.3.1.4 und 7.4.1.4, Feuchtebean-
spruchung von Türen. 7.3.4 Außentüren aus Metall
• Aufdopplung. Die Aufdoppelung von Außentüren
besteht meist aus Vorsatzschalen aus Sperrholz- oder Türen aus Metall zeichnen sich vor allem durch
Spanplatten oder Profilbrettern, die – überfälzt oder ihre weitgehende Widerstandsfähigkeit gegen
genutet – wahlweise sichtbar oder unsichtbar an der mechanische Beanspruchung, Unempfindlich-
Tragkonstruktion befestigt werden. Die häufig verwen- keit gegen Feuchtigkeit und Temperaturein-
deten Vollholz-Profilbretter, üblicherweise in gespunde-
ter Ausführung (= angefräste Federn), sind zwischen 18 flüsse sowie durch ihre meist sehr günstigen
und 24 mm dick und sollten möglichst nicht breiter als Schalldämmwerte aus. Den erhöhten Anfor-
100 bis max. 120 mm sein. Sie können horizontal, vertikal derungen des Wärmeschutzes genügen hohl-
oder in anderer Form aufgebracht werden. Die Längen- raumgedämmte bzw. thermisch getrennte Kon-
und Breitenverbindungen der einzelnen Bretter müssen struktionen, so wie sie beim Fenster- und Fassa-
so ausgebildet sein, dass kein Wasser in die Nuten ein-
dringen kann. Vor allem bei Außentüren mit horizontaler
denbau gleichermaßen eingesetzt werden. Sie
Verbretterung müssen die angefrästen Federn immer werden als Außen- und Innentüren im gesamten
nach oben gerichtet sein. Bauwesen (Wohnungs-, Verwaltungs-, Indust-
• Wetterschenkel aus Holz weisen direkten Schlagregen
rie-, Freizeit-, Schul- und Krankenhausbau) ver-
von der Schwelle ab. Sie werden an das untere Rahmen- wandt.
holz angeleimt und zusätzlich mit Dübeln oder Lamel-
lenfedern gesichert. Wetterschenkel sind an ihrer Ober-
Korrosionsschutz. Unter Korrosion versteht
kante ausreichend abzuschrägen, an ihrer Unterkante
erhalten sie zum sicheren Abtropfen des Niederschlag- man die Zerstörung von beispielsweise Metall-
wassers eine Nut. oberflächen durch chemische oder elektroche-
mische Vorgänge. Korrosion kann durch die Luft
• Blendrahmen oder Blockrahmen haben die Aufgabe,
das Türblatt zu tragen, einen dichten Verschluss des Tür- – bei Stahl etwa ab 70% relativer Luftfeuchte
blattes mit einer Falzdichtung (ggf. auch Doppelfalzdich- – und deren Verunreinigungen, durch Wasser
tung) zu ermöglichen sowie eine sichere Befestigung am sowie durch Berühren mit anderen feuchten Bau-
7.3 Außentüren 537
stoffen verursacht werden. Korrosionsschäden tung(en). Die Beschichtung erfolgt nach intensi-
sind demnach durch vorbeugende Maßnahmen ver Reinigung der Zinkoberfläche beispielsweise
gemäß DIN EN ISO 12 944-1 bis 7 (Ersatz für DIN durch Tauchen oder Spritzen des Bauteiles (z. B.
55 928) auszuschließen. mit Zweikomponentenlack, Einbrennlack).
Wirksamer Korrosionsschutz definiert sich über das
Fernhalten aggressiver Stoffe von der Stahlober- • Oberflächenvorbereitung. Voraussetzung für einen
fläche durch langfristig wirksamen Oberflächenschutz ist die gründ-
liche Entfernung artfremder Bestandteile (Reinigung von
• nichtmetallische Beschichtungen (Anstriche) Schmutz, Öl, Rost usw.) von der Metalloberfläche.
oder • Bei der Oberflächenvorbereitung von Stahlflächen für
• metallische Überzüge Korrosionsschutzsysteme sind strenge gesetzliche Aufla-
gen hinsichtlich des Umwelt- und Gesundheitsschutzes
sowie der Entsorgung zu beachten.
Demnach werden zur klareren Unterscheidung Umweltschutz. Bereits Mitte der 80er Jahre des vergan-
Schichten aus Beschichtungsstoffen Beschich- genen Jahrhunderts wurden die Schwermetallpigmente
tungen (früher Anstriche), Schichten aus Metall (Zinkchromat, Bleimennige u. a.) in den Grundbeschich-
tungen durch andere Stoffe (z. B. Phosphatpigmente)
Überzüge genannt. ersetzt und wirksame Maßnahmen gegen die umwelt-
Korrosionsschutzsysteme können somit beispiels- belastende Emission von organischen Lösemitteln un-
weise bestehen aus ternommen. Außerdem müssen alle Abfälle gesammelt
und entsprechend den einschlägigen nationalen Verord-
• mehreren Beschichtungen (Anstriche), nungen entsorgt werden.
• feuerverzinkten Oberflächen (Überzüge),
• Kombination aus Überzug und Beschichtung Kontaktkorrosion. Besteht zwischen zwei Me-
(sog. Duplexsystem). tallen mit unterschiedlichem elektrochemischen
Potential eine elektrisch leitende Verbindung,
Beschichtungssysteme setzen sich aus mehre- führt dies bei kontinuierlicher oder periodischer
ren zusammenhängenden Schichten aus Stoffen Belastung durch Feuchte (Elektrolyt) zu einer
mit Bindemitteln (sog. Beschichtungsstoffe) zu- Korrosion des weniger edlen Metalls. Beim Ver-
binden von Bauteilen aus weniger edlen Metallen
sammen. Man unterscheidet
(d. h. solchen mit negativem elektrochemischen 7
• Grundbeschichtung(en), Potential) mit Bauteilen aus edleren Metallen ist
• Zwischenbeschichtung(en), deshalb Vorsicht geboten.
• Deckbeschichtung(en). Sind Verbindungen zwischen derart unterschied-
lichen Metallen oder Legierungen konstruktiv
In DIN EN ISO 12 944-5 sind die wichtigsten Grund- nicht vermeidbar, müssen bereits bei der Pla-
typen von Beschichtungsstoffen zum Korrosions- nung sog. Korrosionstabellen beachtet werden.
schutz von Stahloberflächen angeführt. Weitere Diese zeigen in Form von Spannungsreihen an,
Angaben sind der Fachliteratur [14] sowie Abschn. ob bestimmte Metalle bzw. Legierungen direkt
7.8, Normen, zu entnehmen. miteinander verbunden oder die Kontaktflächen
elektrisch isoliert werden müssen (z. B. durch
Beschichten der Oberflächen oder Zwischenlager
Metallische Überzüge bestehen aus einer me- aus Neoprene, Fiber, Butyl oder ähnlich neutralen
tallischen Schicht, die auf die Stahloberfläche auf- Werkstoffen).
gebracht wird. Der gebräuchlichste Überzug ist
Den Tabellen ist zu entnehmen, dass bei un-
das Feuerverzinken, bei dem die gereinigte und
günstigen Flächenverhältnissen der Werkstoffe
vorbehandelte Stahloberfläche durch Eintauchen
zueinander beispielsweise feuerverzinkter Stahl
in ein Schmelzbad (Stückverzinkung bei 430 bis
nicht mit Kupfer in Kontakt kommen darf. Dies
480 °C) mit Zink oder Zinklegierungen überzo-
gilt auch für Verbindungen zwischen Aluminium-
gen wird. Diese aufgeschmolzenen metallischen
legierungen und Kupfer, Zinn oder Blei sowie
Überzüge sind in der Regel dauerhafter als der
zwischen Aluminium und Zink bzw. verzinktem
Korrosionsschutz mit Beschichtungssystemen.
Stahl oder unlegiertem Stahl.
Duplexsysteme. Den besten Korrosionsschutz • Außenbauteile sind außerdem so anzuordnen, dass die
auf Stahloberflächen erhält man durch die Kom- Korrosionsprodukte edler Werkstoffe (= positives Poten-
bination von Verzinkung und Deckbeschich- tial) möglichst nicht auf unedlere Werkstoffe (= negati-
538 7 Türen, Zargen und Schlösser
ebenso von den eingesetzten Beschlägen (z. B. Als großer Vorteil dieser Kombinationsbauweise
Einbruchhemmung) und der vorgesehenen Ver- gilt, dass die gegen Beschädigungen weitgehend
glasungsart ab. unempfindliche Stahlrahmenkonstruktion zur Her-
Mit diesen Profilsystemen lassen sich auch Feuer- stellung der notwendigen Bauwerksanschlüsse
und Rauchschutztüren gemäß Abschn. 7.6.1 bzw. schon frühzeitig (Rohbaustadium) montiert werden
Abschn. 7.6.2 herstellen. kann. Erst nach Abschluss aller groben Bauarbeiten
werden dann die oberflächenfertigen Deckschalen
7.3.4.2 Türen aus Stahl-Aluminium- aus Aluminium montiert, so dass Beschädigungen
Kombinationsprofilen durch den Baustellenbetrieb bei diesen Kombinati-
Bei dieser Mischkonstruktion besteht der tragen- onssystemen weitgehend vermieden werden.
de Kern aus Stahlprofilrohren, die auf einer oder Da die Deckschalen mit Kunststoffklammern an
auf beiden Seiten mit Aluminium-Deckschalen den Stahlgrundprofilen befestigt sind, lassen sie
verkleidet werden (Bild 7.29). Auch diese Profil- sich im Bedarfsfall auch einzeln auswechseln. Die
systeme können ungedämmt oder wärmege- Rahmenkonstruktion und Verglasung bleiben
dämmt ausgebildet sein. hiervon unberührt.
7.28a
7
7.29a
7.28b
7.29b
7.29 Stahl-Aluminium-Kombinationsprofile für Türen
und Schaufensteranlagen
a) Kombinationsprofil thermisch nicht getrennt
(ungedämmt)
7.28c b) Kombinationsprofil thermisch getrennt
7.28 Konstruktionsbeispiele von Türen aus thermisch (wärmegedämmt)
getrennten (wärmegedämmten) Stahlprofilrohren 1 Aluminiumprofil (Deckschale)
a) wärmegedämmte Einzelprofile (Beispiele) 2 Kunststoffklammern zur Befestigung der
b) zweischalige Verbundprofile mit Isolierstegen Deckschalen
(Schüco-Stahlsysteme Jansen) 3 Stahlprofilrohr (tragende Stahlrahmen-
c) zweischalige Verbundprofile mit konstruktion)
Kunststoffprofilen (RP-Profilsysteme), 4 Isoliersteg für thermisch getrennte Profile
jeweils flächenbündig angeordnet MBB Metallbau-Bedarf, Willich
540 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.30c
Verbundkonstruktionen (Bild 7.34b-c). Wärme-
7.30 Konstruktionsbeispiele von Türen aus selbsttra- gedämmte Verbundprofile bestehen aus einer
genden Aluminiumprofilen, innen- und außen- inneren und einer äußeren Profilschale aus
seitig flächenbündig angeordnet (Beispiele)
a) ungedämmte Anschlagtür (Bautiefe 65 mm) Aluminiumhohlprofilen, die über durchlaufende
b) thermisch getrennte Türkonstruktion Dämmstege aus glasfaserverstärktem Polyamid
(Bautiefe 70 mm) oder sonstige Kunststoffdämmstreifen zu einem
c) thermisch getrennte, hochwertig wärme- zweischaligen Gesamtprofil verbunden sind (Drei-
gedämmte Türkonstruktion (Bautiefe 77 mm) oder Mehrkammer-Profilsysteme). Der form- und
SCHÜCO International, Bielefeld kraftschlüssige Verbund der inneren und äußeren
Schale – bei gleichzeitiger thermischer Entkoppe-
Diese Schalenbauweise ergibt insgesamt kubische lung – ergeben hohe Querzug- und Schubfestig-
Formen und vermeidet zusätzliche Fugen durch keitswerte, so dass beide Profilschalen zum Ab-
die bei anderen Systemen sonst üblichen Glasfalz- tragen von Druck-, Zug- oder Verwindungskräften
herangezogen werden können.
stäbe. Daher eignen sich diese Profile auch zur Her-
stellung großflächiger Schaufensteranlagen.
7.3 Außentüren 541
Eckverbindungen (Bild 7.31). Bereits bei ihrer 7.3.5 Außentüren aus Kunststoff
Herstellung erhalten die Hohlkammerprofile
alle für Zusammenbau und Funktion der Türen
erforderlichen Ausformungen, so dass eine pro- Der überwiegende Teil der Kunststofftüren wird
blemlose Verarbeitung und Montage durch den nach wie vor aus Hohlkammerprofilen herge-
Metallbaubetrieb gewährleistet ist. stellt. Die an die Rahmen gestellten statischen
und bauphysikalischen Anforderungen werden
Die Eckverbindung der auf Gehrung geschnit- weitgehend über die Anzahl der jeweils hinter-
tenen Rahmenprofile erfolgt über Eckwinkel, einander liegenden Kammern im Profil (Mehr-
die in die inneren und äußeren Hohlkammern kammersystem) und damit die Profiltiefe insge-
eingeschoben werden. Der feste Verbund wird samt erfüllt.
mechanisch durch maschinelles Einstanzen bzw.
Einpressen der Profilwandungen in dafür vorge-
sehene Nuten des Eckwinkels erreicht. Außerdem Entwicklungstendenzen (Bild 7.33). Für die Wei-
werden die Eckverbindungen noch zusätzlich mit terentwicklung von Kunststoffrahmenprofilen müs-
Metallklebstoffen verklebt (konventionelle Hohl- sen – wie bei allen anderen Profilgruppen auch –
kammer- oder gezielte Injektionsverklebung) und neue konstruktive Ansätze gefunden werden.
damit gleichzeitig die Gehrungsfuge abgedichtet. Um die vielschichtigen Anforderungen zukünftig
Bild 7.32 zeigt beispielhaft den Montagevor- erfüllen zu können, bietet sich ein mehrschaliger
gang von Türbeschlägen an einem Aluminium- und modularer Aufbau der Rahmenprofile an,
Hohlkammertürblatt. wie er sich bei einigen nachstehend gezeigten
7.34a 7.34b
7.34c 7.34d
7.34 Konstruktionsbeispiele von Außentüren aus Kunststoff-Metall-Rahmenprofilen
a) Tür aus PVC-Hohlkammerprofilen mit Stahlprofilrohraussteifung (Brügmann, Papenburg)
b) Tür aus PVC-Hartschaum Verbundprofilen mit integrierter Aluminiumarmierung (Kömmerling, Pirmasens)
c) Tür aus Aluminium-PVC-Verbundprofilen mit PUR-Hartschaumkern (Rehau AG, Erlangen)
d) Türen aus PUR-Hartschaum-Vollprofilen mit tragenden Aluminium-Vorsatzschalen (RP-Technik, Wickede)
544 7 Türen, Zargen und Schlösser
5.163 verdeutlichen, ist der Glasaufbau je nach Verbund-Sicherheitsglas (VSG nach DIN EN ISO 12543-
Widerstandsklasse sehr unterschiedlich und 2) besteht aus zwei oder mehreren – im Regelfall gleich
dicken – Glastafeln, die jeweils durch klardurchsichtige,
nur in Kombination mit Polyvinylbutyralfolien
zähelastische und hochreißfeste PVB-Folien (Polyvinyl-
(PVB) möglich. Durch den Einbau von dünnen butyral) fest miteinander verbunden sind.
Alarmdrähten zwischen zwei Scheiben wird die Bei gewaltsamer Zerstörung haften die Bruchstücke an
Sicherheit in Verbindung mit einer Einbruch- der Folie (splitterbindendes Glas), so dass dadurch die
meldeanlage noch weiter erhöht. Verletzungsgefahr gemindert wird und kein Totalverlust
der Verglasung wie beim Einscheiben-Sicherheitsglas
Angriffhemmende Verglasungen gibt es je nach Schutz- befürchtet werden muss. Die Schutzwirkung (aktive
wirkung als Sicherheit) bleibt demnach auch bei einem Glasbruch
weitgehend erhalten.
• DIN EN 356 – Durchwurfhemmende Gläser:
Widerstandsklassen P1A bis Die Schutzwirkung von Verbund-Sicherheitsglas beruht
P5A (bisher A1 bis A3) im Wesentlichen auf der hohen Reißfestigkeit der PVB-
Zwischenschichten. Durch die Kombination verschieden
– Durchbruchhemmende
dicker Glas- und Folienschichten ist es möglich, angriffs-
Gläser:
hemmende Verglasung gegen Durchbruch, Beschuss
Widerstandsklassen P6B bis
und Explosion in den jeweiligen Widerstandsklassen
P8B (bisher B1 bis B3)
herzustellen.
• DIN EN 1063 – Durchschusshemmende
Gläser: Widerstandsklassen BR1 Verbund-Sicherheitsglas kann mehrschichtig aus einzel-
bis BR7 (bisher C1 bis C5) nen Glastafeln gefertigt oder in Form von Mehrscheiben-
Isolierglas mit Funktionsgläsern für Sonnen-, Wärme-,
• DIN EN 13541 – Sprengwirkungshemmende Schall- und Brandschutz ausgestattet werden. In die
Gläser (bleiben hier unberück- Verbundschicht können auch dünne Drähte für Alarm-
sichtigt). anlagen, zu Heizzwecken usw. eingelegt sein.
Verbund-Sicherheitsglas wird überall dort eingesetzt,
Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG nach DIN EN 12 150- wo Licht und gute Durchsicht gebraucht und ein Höchst-
1) ist ein thermisch vorgespanntes Glas. Beim Vorspann-
maß an Sicherheit verlangt wird, wie beispielsweise bei
prozess wird die Glastafel bis zur Erweichung erwärmt
Schaufenster- und Türanlagen von Juwelier-, Pelz- und
und dann mit Kaltluft konvektiv abgeschreckt. Durch
Antiquitätengeschäften, in Banken, Museen usw. Auf-
diese Behandlung wird in der Glasscheibe ein im Gleich-
grund seiner splitterbindenden und einbruchhem-
gewicht befindlicher Spannungszustand aufgebaut: Die
menden Eigenschaften wird es auch in Schulen,
beiden Oberflächen stehen unter Druckspannungen,
Kindergärten und Privathäusern sowie bei Überkopfver-
das Scheibeninnere unter Zugspannungen.
Damit dieser Spannungszustand nicht verloren geht,
glasungen eingebaut. 7
muss die Glastafel der Wärmebehandlung auf Größe Damit die gewünschte Schutzwirkung nach einem mög-
zugeschnitten, die Kanten bearbeitet und alle erforder- lichen Glasbruch gewährleistet ist und um zu verhin-
lichen Lochbohrungen (z. B. für die Befestigung der Be- dern, dass die Kunststofffolien am Glasrand von außen
schläge) vorgenommen werden. nicht beschädigt bzw. angegriffen werden (z. B. Feuch-
tigkeitseinwirkung), ist Verbund-Sicherheitsglas in der
Einscheiben-Sicherheitsglas lässt sich nachträglich nicht Regel in eine Rahmenkonstruktion zu legen.
mehr bearbeiten. Jede weitere Bearbeitung hätte den
Zerfall des Glases zur Folge. Bei Glasbruch zerfällt es in Rahmenlose Ganzglas-Türanlagen werden demnach
kleine, stumpfkantige Glaskrümel, die jedoch nieman- fast ausschließlich aus Einscheiben-Sicherheitsgläsern
den ernsthaft verletzen. (ESG) hergestellt. Außerdem ist Verbund-Sicherheitsglas
im Allgemeinen auch teurer als Einscheiben-Sicherheits-
Sicherheitsglas dieser Art wird im Wesentlichen aus
glas. Weitere Einzelheiten sind der Fachliteratur [16],
Floatglas, gezogenem Floatglas und strukturiertem
[17], [18] zu entnehmen.
Ornamentglas in Dicken von 3–4–5–6–8–10–12–15–19–
25 mm hergestellt. Das Glas kann durchsichtig, einge-
färbt, transluzent, beschichtet oder emailliert sein.
Aufgrund seiner Vorspannung weist es eine stark er-
höhte Schlag- und Biegebruchfestigkeit sowie Tem- 7.3.7 Automatische Außentüranlagen
peraturwechselbeständigkeit auf. Daher wird es nicht
nur zu konventionellen Mehrscheiben-Isolierglas-Kom-
binationen verarbeitet, ebenso können Wärmeschutz- Schiebetüren mit automatischem Türantrieb
oder Sonnenschutzgläser in ESG-Ausführung geliefert finden überall dort Anwendung, wo ein schnelles,
werden. präzises Öffnen und Schließen von Türen erfor-
Verwendet wird es vor allem für rahmenlose Ganzglas- derlich ist und der Benutzer überdies nur schwer
Türen, Ganzglas-Türanlagen und -Trennwände, zur in der Lage ist, den üblichen Türöffnungsvorgang
Absturzsicherung als Treppen-, Balkon- und Geländer-
selbst vorzunehmen. Sie sind besonders geeignet
brüstung, bei anwendungsfertigen Produkten wie Dusch-
kabinen usw. sowie im Fahrzeug- und Sportstättenbau als Abschluss stark frequentierter Zugänge von
(Ballwurfsicherheit). Weitere Einzelheiten sind der Fach- Einkaufszentren, Versammlungsstätten, Kran-
literatur [16], [17], [18] zu entnehmen. kenhäusern, Verwaltungsbauten, Alten- und Pfle-
546 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.35 Konstruktionsbeispiel:
Automatische Schiebetüranlage
(Ganzaluminiumkonstruktion)
a), b) Funktionsprinzip der
Radarsteuerung mit einstellbarem
Wirkungsbereich
c) Horizontalschnitt durch Türanlage
d) Vertikalschnitt durch Türanlage
mit Isolierverglasung
(Sicherheitsglas)
e) Vertikalschnitt durch Türanlage
mit Einfachverglasung
(Sicherheitsglas)
1 Trägerwinkel aus Aluminium bis
5,00 m freitragend
2 abnehmbare Winkelverkleidung
3 Elektromotor (Antrieb mit voll-
elektronischer Steuerung)
4 Laufrolle
5 feststehendes Seitenteil
6 Schiebetürflügel
7 Türblattführung mit integriertem
Einbruchschutz
8 Seitendichtung
9 Fotozelle (elektron. Klemmschutz)
10 Oberlichtverglasung
BLASI GmbH, Mahlberg
7
7.4 Innentüren 547
geheimen, Schalterhallen von Bahnhöfen, Flug- sein muss, dass man die Türanlage bei normaler
häfen usw. Eine hohe Flügelgeschwindigkeit in Gang- oder Fahrgeschwindigkeit ohne Behinde-
Öffnungsrichtung erlaubt die schnelle Freigabe, rung passieren kann.
aber auch den sofortigen Wiederverschluss einer
breiten Türöffnung (Heizkostenersparnis). Bild 7.35 zeigt die wichtigsten Konstruktions-
Automatische Schiebetüren werden auch überall merkmale einer automatischen Schiebetür-
dort eingesetzt, wo die bauseitigen Gegeben- anlage. Die Schiebetürautomatik ist zu einer
heiten vor oder hinter der Tür keinen Bewe- kompakten Einheit zusammengefasst, die kom-
gungsraum für Drehtürflügel zulassen, zu den plett auf einem freitragenden Trägerwinkel aus
Seiten hin jedoch ausreichend Platz zur Ver- Aluminium an Ort und Stelle montiert wird (z. B.
fügung steht. Sie dürfen auch im Zuge von Ret- als Kämpferprofil einer Türanlage mit Oberlicht-
tungswegen eingebaut werden, sofern sich ihre verglasung). Jede Anlage muss mit einer auto-
Flügel im Notfall von Hand aus ihrer seitlichen matischen Wendeschaltung versehen sein, die
Führung herausdrücken lassen und so zu Türen ein sofortiges Öffnen der Türflügel bei Einklemm-
mit Drehflügeln in Fluchtrichtung werden. gefahr bewirkt. In der gezeigten Anlage ist eine
Die Türanlagen werden nach Aufmaß projektiert, Reflexfotozelle im unmittelbaren Türbereich als
passgenau hergestellt, einbaufertig geliefert und zusätzliche Sicherheitseinrichtung eingebaut. Bei
betriebsbereit montiert. Stromausfall müssen sich die Türflügel selbsttätig
öffnen (Übergang zu manuellem Betrieb).
Normen. Automatische Türanlagen müssen einer Reihe
von Normen und Richtlinien entsprechen:
• DIN 18 650-1 Automatische Türsysteme
– Produktionsanforderungen
und Prüfverfahren
7.4 Innentüren
• DIN 18 650-2 Automatische Türsysteme
– Sicherheit an automatischen
Türsystemen 7.4.1 Anforderungen an Innentüren
• BGR 232 Richtlinie Kraftbetätigte Fenster,
Türen und Tore
• ASR A 1.7 Technische Regel für Arbeitsstätten
7.4.1.1 Schallschutz
Im Zusammenhang mit den gestiegenen Erwar- 7
Grundsätzlich besteht jede automatische Schie- tungen an die schalltechnische Qualität von Ge-
betüranlage aus drei Hauptkomponenten: bäuden (Schutz vor Geräuschen aus Treppen-
räumen, Vertraulichkeit von Gesprächen in
• Impulsgeber (Impulsgeräte)
Praxen o. Ä.) wurden die normativen Anforde-
• Schaltkasten mit verschiedenen Befehlsstellun- rungen an die Schalldämmung von Türelemen-
gen und Offen-Haltezeiteinstellung ten wiederholt angehoben.
• Antriebssystem.
Anforderungen an die Schalldämmung
Die Steuerung (Befehl zum Öffnen) der Türan-
von Innentüren
lage erfolgt über
DIN 4109 (Ausg. 11.89) sieht verbindliche (Min-
vollautomatische Impulsgeber wie beispiels-
dest-) Anforderungen an die Luftschalldämmung
weise
von Türen gegen Schallübertragung aus einem
• Kontaktmatten (im Fußboden eingelassen), fremden Wohn- oder Arbeitsbereich vor.
• Radarbewegungsmelder (über der Schiebetür In Tabelle 7.36 sind die entsprechenden Werte für
angebracht), verschiedene Einsatzbereiche zusammenfassend
• Lichtschranken (vertikal oder horizontal wir- dargestellt. Die erforderlichen Schalldämmwerte
kend) oder über beziehen sich allein auf das betriebsfertige Tür-
element – bestehend aus Zarge, Türblatt, Beschlä-
halbautomatische Impulsgeber wie beispiels- gen und den notwendigen Dichtungen – unter
weise Ausschluss der Schallübertragung über flankieren-
• Schalter, Drucktaster u. Ä. de Bauteile wie Fußboden, Wand und Decke. Die
kennzeichnende Größe für die Luftschalldämmung
Generell gilt, dass der Abstand zwischen der Tür- eines betriebsfertigen Türelementes ist dement-
automatik und dem Impulsgeber so bemessen sprechend das bewertete Schalldämm-Maß R.
548 7 Türen, Zargen und Schlösser
Tabelle 7.36 Erforderliche (Mindest-)Luftschalldämmung von Türen zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem
fremden Wohn- oder Arbeitsbereich (Auszug aus DIN 4109 Tab. 3)
Vorschläge für erhöhten Schallschutz von Türen mal eingebaut werden – keinen Einfluss hat, wer-
(z. B. in besonders anspruchsvollen Wohnungs- den diese, wie geschildert, in Prüfständen ohne
oder Hotelbauten) sowie Empfehlungen zum Schallübertragung über flankierende Bauteile
Schutz gegen Schallübertragung aus dem eigenen geprüft. Das Ergebnis einer solchen Messung ist
Wohn- oder Arbeitsbereich sind dem Beiblatt 2 zu jedoch meist besser als am realen Bau, da Schall-
DIN 4109 zu entnehmen. Weitere Vorschläge für ei- nebenwege die schalldämmende Wirkung eines
nen erhöhten Schallschutz von Wohnungen – wie Bauteiles vermindern. Daher hat man das soge-
beispielsweise die Einführung von Schallschutz- nannte Vorhaltemaß eingeführt. Das Vorhaltemaß
stufen (SSt I bis III) – beinhaltet E DIN 4109-10. beträgt bei Türen 5 dB. Es soll den möglichen Un-
Die Verbindlichkeit dieser Vorschläge muss in je- terschied zwischen den Prüfobjekten im Prüfstand
dem Einzelfall vertraglich vereinbart werden. und den tatsächlichen Verhältnissen am Bau sowie
eventuelle Streuungen der Eigenschaften der ge-
Prüfung der Schalldämmung von Türen prüften Konstruktion berücksichtigen.
Bei der Beurteilung der Luftschalldämmung von Das Vorhaltemaß ist jedoch nicht gedacht zum
Türen wird vielfach vom labormäßig ermittelten Ausgleich für grobe Planungs- und Montage-
Schalldämm-Maß eines allein im Prüfstand ge- fehler (Undichtigkeiten).
messenen Türblattes ausgegangen. Dies führt in Beispiel: Soll gemäß Tabelle 7.36 auf der Bau-
der Praxis zu übertriebenen Erwartungen an die stelle ein Schalldämm-Maß Rw von 27 dB erreicht
Schalldämmeigenschaften betriebsfertig einge- werden, muss ein geprüftes Türelement mit ei-
bauter Türelemente, da bauübliche Schallneben- nem Schalldämm-Maß von Rw,P = 32 dB ausge-
wege die schalldämmende Wirkung eines Bautei- sucht und eingesetzt werden.
les vermindern. Um die Problematik der Übertra-
gung von Laborwerten auf die reale Situation am 2. Nachweis durch Güteprüfungen im realen
Bau besser zu verstehen, werden die wichtigsten Bau (Objektbezogene Prüfung)1)
Prüfmethoden in Bild 7.37 kurz umrissen.
• Prüfung des betriebsfertig eingebauten Tür-
Ein Prüfzeugnis, das nur den Schalldämmwert ei- elementes (Bild 7.37c). Beim funktionsfähigen
nes Türblattes wiedergibt, hat für den Planer bzw. Türelement am Bau wird der Schall sowohl über
die ausschreibende Stelle keine Aussagekraft. Das die funktions- und konstruktionsbedingten Ne-
gemessene Labor-Schalldämm-Maß Rw eines in
betriebsfertigem Zustand geprüften Türelementes
benwege als auch über die flankierenden Bau- 7
teile übertragen. Das ermittelte Schalldämm-
ist für den Planer bzw. die ausschreibende Stelle Maß R’w fällt dabei oftmals deutlich schlechter
von größter Wichtigkeit. Auch in den Prüfzeugnis- aus als der labormäßig ermittelte Rw,P-Wert. Vgl.
sen der meisten (soliden) Türenhersteller werden hierzu auch den nachstehenden Abschnitt, Ein-
die Schalldämmwerte für betriebsfertige Türele- flüsse auf die Schalldämmung betriebsfertig
mente DIN-gemäß mit dem bewerteten Schall- eingebauter Türelemente.
dämm-Maß Rw,p angegeben.
Vorhaltemaß. Da der Türenhersteller auf das bau- 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
liche Umfeld – in das die Türelemente später ein- entnehmen.
7.41 Schematische Darstellung des Verformungsverhaltens von Türblättern bei unterschiedlichen Klimaten
(Differenzklima)
a) Thermische Verformung bei Metall- und Kunststofftüren
b) Hygrothermische Verformung bei Holz- und Holzwerkstofftüren
c) Türblattverformung-Durchbiegung:
• Längskrümmung in Richtung der Türblatthöhe
• Querkrümmung in Richtung der Türblattbreite
d) Türblattverformung-Verwindung:
• Spiralartige Verdrehung in der Ebene des Türblattes
Tabelle 7.42 Maximal zulässige Verformung von Türblättern (Verformungsklassen) nach DIN EN 12 219
• geeignete Materialwahl (quell- und schwindar- hölzern verklebt werden. Sie können sich jedoch
me Werkstoffe, verringerte Feuchteaufnahme unter Umständen nachteilig auf den Wärme- und
über die Türblattoberflächen) sowie Schallschutz des Türblattes auswirken.
• funktionsgerechte Türblattkonstruktionen (Er-
höhung der Türblattdicke, Einbau von metal- Türblattaufbau. Bezüglich des Türblattaufbaues
lischen Stabilisatoren, Anbringen von Vorsatz- wird grundsätzlich zwischen symmetrisch und
schalen). asymmetrisch aufgebauten Türblattkonstruktio-
nen unterschieden.
Bild 7.43 zeigt einige Möglichkeiten der Verfor- • Ein symmetrisch aufgebautes Türblatt besteht
mungsbehinderung durch metallische Aussteifun- beispielsweise aus einer Mittellage mit darauf
7 gen. Diese Stabilisatoren in Form von Aluminium-
blechen oder Stahlrohrprofilen müssen jeweils
beidseitig angeordneten, jeweils gleichartigen
Deckplatten und Decklagen (z. B. Sperrtüren
kraftschlüssig mit den Deckplatten und Rahmen- nach DIN 68 706-1). Ein derartiges Türblatt bleibt
bei hygrothermischer Beanspruchung nur dann
weitgehend verformungsfrei, wenn es in jeder
Beziehung symmetrisch aufgebaut und gefer-
tigt wurde (beidseitig gleiche Plattenart und
Plattenqualität, Verleimungsart, Oberflächenbe-
handlung usw.). Nachträglich einseitig aufge-
leimte Platten, Leisten, Furniere, Schichtstoff-
7.43a 7.43b platten sowie einseitig aufgetragener deckender
Anstrich führen nahezu immer zu Verformungen
des Türblattes.
• Bei asymmetrisch aufgebauten Türblättern ist
die Tragkonstruktion – in Form von Rahmen-
oder Sperrtürblatt – nur einseitig oder beid-
7.43c 7.43d seitig mit ungleichen Vorsatzschalen beplankt.
7.43 Schematische Darstellung von metallischen Damit es zu keiner Verformung des Türblattes
Türblattaussteifungen durch Aluminiumbleche kommt, müssen die Aufdoppelungen immer
und Stahlrohrprofile. Vgl. hierzu auch Bild 7.24. beweglich aufgebracht sein. Da sich derarti-
a) Aluminiumbleche vollflächig aufgeklebt ge Türblattkonstruktionen in der Regel bereits
(Sandwichkonstruktion) bei geringer Klimaänderung deformieren, ist
b) Aluminium-Stabilisatoren in Furniersperrholz ihr Einsatz problematisch und auf Sonder-
eingeklebt
c) ͎-Stahlrohrprofil kraftschlüssig verbunden und fälle (Bild 7.24) beschränkt. Einzelheiten hier-
wärmegedämmt zu s. Abschn. 7.3.3.3, Aufgedoppelte mehrscha-
d) [-Stahlprofil kraftschlüssig verbunden lige Türblattkonstruktionen.
7.4 Innentüren 555
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
entnehmen.
7
Tabelle 7.44 Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen (Sperrtüren nach DIN 68 706-1). 556
Auszug aus RAL-RG GZ 426, Güte- und Prüfbestimmungen für Innentürblätter [19]
Wohnungstüren Objekttüren
Beanspruchung Wohnungs- Wohnungs- Bad/WC Kindergarten Schulraum Schulungsräume Großküchen
eingangstüren innentüren Krankenhaus Herbergen Sprechzimmer Kantinen
Hotelzimmer Kasernen Verwaltung Labor
Praxis Bad/WC
I • •
Hygrothermische
II • • •4) •
Beanspruchung
III •6) •4) 6)
N • •
Mechanische M5) •
Beanspruchung5) 5) 6)
S • • •4)
E • •4)
4) 4) 4)
Feuchte- Feuchtraumtür • • • •4)
beständigkeit Nassraumtür •4)
3) 4)
Einbruchhemmung WK 1 / WK 2 •
1)
SSK 1 Rw,R = 27 dB •2)
Schalldämmung1) SSK 2 Rw,R = 32 dB1) •2) •4)
1) 2)
SSK 3 Rw,R = 37 dB • •2)
1)
Nachweis durch Prüfung durch eine Prüfstelle für die Erteilung allgemeiner bauaufsichtlicher Prüfzeugnisse der Bauregelliste A: Rw,R = erf. Rw.
2)
Je nach Einsatzort sind die Angaben in DIN 4109, Tabelle 3 zu beachten.
3)
Sind keine Anforderungen an die Einbruchhemmung gestellt, so sollten mindestens Zargen der Klasse S zum Einsatz kommen.
4)
Auswahl unter Berücksichtigung der zu erwartenden Beanspruchung.
5)
Türblatt und Türzarge sollten aus korrelierenden Beanspruchungen stammen.
6)
Sollten als Element ausgewiesen werden.
In Bereichen mit langfristig höherer Luftfeuchtigkeit (z. B. immer offen stehenden Fenstern) oder bei Türblättern mit einer Höhe über 2,11 m werden Türen der nächst höheren
Klimaklasse empfohlen.
7 Türen, Zargen und Schlösser
7.4 Innentüren 557
7.45a 7.45b
7.45 Schematische Darstellung einiger Befestigungstechniken für Holztürzargen in Wandöffnungen
a) Sichtbare Befestigung – Nageltechnik: Nagelbare Dübelsteine sind in Mauerwerk und Betonsturz eingelassen.
Nicht mehr gebräuchliche Befestigungsart, hinsichtlich der Altbausanierung jedoch noch von
gewissem Interesse.
b) Unsichtbare Befestigung – Schäumtechnik: Befestigung durch punktweises Einschäumen von
Holzwerkstoffzargen in Wandöffnungen. Die Keile und aussteifenden Spreizen werden nach dem Aushärten
des Montageschaumes wieder entfernt.
1 nagelbare Dübelsteine 4 Befestigungspunkte (Schäumstellen)
2 Betonsturz 5 Holzplättchen (druckfeste Unterlagen)
3 Holzkeile 6 aussteifende Spreizen
bau handwerklich gefertigter Holztürelemente von gestrichenen Türen im Zuge der Altbausa-
(meist Sonderanfertigungen) weitgehend in der nierung verwendete Befestigungsart. Nachteil:
Werkstatt erfolgt. Die Nagelstellen zeichnen sich in der Regel in 7
Nach Angaben der Hersteller sollte die Montage der Anstrichfläche des Türfutters ab.
von Holzwerkstoffzargen bei einem Raumklima • Schraubtechnik. Beim sichtbaren Schrauben
von 20 °C und 50% relativer Luftfeuchte erfolgen; wird die Holzwerkstoffzarge mit Spreizdübeln
zu hohe Baufeuchte führt zu Dimensionsänderun- (Durchsteckdübeln) an der Mauerleibung be-
gen, Quellungen und Verformungen der Zargen. festigt. Die Schraubenköpfe bleiben entweder
Wand- und Deckenputzarbeiten sowie Estrich- sichtbar (Linsenkopfschrauben) oder auf ent-
arbeiten sollten daher vor dem Holzzargeneinbau sprechend ausgebildeten Schraubenköpfen
möglichst weitgehend abgeschlossen sein. werden sichtbare Kunststoff-Abdeckkappen
aufgesteckt. Einfache, preisgünstige und dau-
Grundsätzlich unterscheidet man sichtbare und
erhafte Befestigungsart für weniger anspruchs-
unsichtbare Befestigungsarten, wobei die Mon-
vollen Innenausbau.
tage von Holzwerkstoffzargen fast nur noch ver-
deckt erfolgt. Im Einzelnen sind zu nennen: 2. Unsichtbare Befestigungsarten
1. Sichtbare Befestigungsarten • Schäumtechnik. Zur Befestigung von Holzwerk-
• Nageltechnik. Das sichtbare Nageln ist die stoffzargen in Wandöffnungen haben sich in der
einfachste Methode, eine Holzzarge in einer Baupraxis Montageschäume auf Polyurethan-
Wandöffnung zu befestigen. Wie Bild 7.45 zeigt, basis – kurz PU-Schäume genannt – als derzeit
müssen bei dieser traditionellen, nicht mehr ge- rationellste und preisgünstigste Methode durch-
bräuchlichen Einbauart nagelbare Dübelsteine gesetzt. Hierfür bieten sich Ein- oder Zweikom-
in die Leibung der Maueröffnung eingesetzt ponenten-Schäume an, deren Eignung durch ein
sein. Nach der Montage werden die in das Fut- Prüfzertifikat nachzuweisen ist.
terteil der Holzzarge schräg eingeschlagenen Einkomponenten-Schaum (1K-PU-Schaum). In
Stahlnägel versenkt und ausgekittet (Bild 7.50a). der Dose ist der Schaum hoch verdichtet und
Einfache, preisgünstige, nur noch beim Einbau steht unter Druck. Ein Treibmittel bewirkt, dass
558 7 Türen, Zargen und Schlösser
das Material mit hoher Geschwindigkeit aus- fangen zu können, werden in gleicher Höhe aussteifende
strömt und sich zum Schaum aufblähen kann. Spreizen lose gegen die Unterlage gedrückt (Bild 7.45b).
Doch erst der Kontakt zur umgebenden Luft setzt Nach dem Einschäumen beginnt der punkt- oder strei-
fenweise aufgebrachte Schaum sich nach allen Seiten
die chemische Reaktion in Gang, die den Schaum auszudehnen (auf etwa das Zwei- bis Dreifache seines
aushärten lässt. Um fest werden zu können, be- Austrittvolumens), wodurch es zu einer innigen Verbin-
nötigen Einkomponenten-Schäume Wasser, das dung von Wandleibung und Türzarge kommt.
sie der Luft entziehen. Normalerweise reicht die Um eine dauerhafte Verbindung zwischen Leibung und
in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus, nur an Türelement zu erreichen, müssen die Befestigungsstel-
warmen und trockenen Tagen ist es ratsam, die len frei von Staub und sonstigem losen Material sein.
betroffenen Flächen anzufeuchten. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sollte der Abstand
zwischen Leibung und Zarge nicht größer als 25 mm
Entscheidend für die Schaumqualität und den (Mindestbreite 8 mm) sein.
Verlauf der Reaktion sind Umgebungstempe- Marktübliche Montageschäume sind nur für Türgewichte
ratur (Dosentemperatur 20 ° bis 25 °C), relative bis max. 40 kg geeignet, sofern die Anschlussfuge zwi-
Luftfeuchte (mind. 50%) sowie die Feuchte der schen Zarge und Leibung an mindestens drei Punkten auf
Kontaktmaterialien. Bei einer Umgebungstem- jeder Seite über die ganze Zargenbreite ausgeschäumt
wird (Gesamtklebeflächeanteil mind. 30% je Zargenseite).
peratur von 20 °C ist der 1K-PU-Schaum nach Türblätter mit höheren Gewichten erfordern größere
etwa fünf bis acht Stunden ausgehärtet. Klebeflächen. Ab 60 kg Türgewicht muss die Holzwerk-
Da beim Aushärten unter Feuchteeinfluss eine stoffzarge vollflächig hinterschäumt und noch zusätzlich
mit einer mechanischen Befestigung arretiert werden. In
Nachreaktion stattfinden kann, ist insbesondere
der Leistungsbeschreibung ist dies entsprechend zu be-
bei großen Türelementen darauf zu achten, rücksichtigen. Für Schutztüren gelten, wie in Abschn. 7.6
dass sich bereits fest fixierte Türzargen da- näher erläutert, besondere Anforderungen. Weitere Ein-
durch nicht verformen. Da diese Gefahr beim zelheiten sind DIN 68 706-2, Türzargeneinbau, sowie der
Zweikomponenten-Schaum nicht gegeben ist, Fachliteratur [20] zu entnehmen.
wird dieser vorzugsweise für die Türmontage Ökologische Aspekte. Montageschäume, die umwelt-
empfohlen. schädigende Treibmittel enthalten, dürfen aus Gründen
des Umweltschutzes (Abbau der Ozonschicht) und im
Zweikomponenten-Schaum (2K-PU-Schaum). Interesse der Verarbeiter (Gefahr durch leicht entzünd-
Dieser Montageschaum setzt sich aus zwei liche, giftige Gase) nicht mehr eingesetzt werden. Um-
Komponenten, dem Schaum (Komponente A) weltverträgliche Schäume werden inzwischen am Markt
7 und dem Aktivator (Komponente B) zusam- in ausreichendem Umfang angeboten.
Entsorgung von gebrauchten PU-Schaumdosen. Die
men. Bei unterschiedlichen Systemen findet die
Verordnung über die Vermeidung von Verpackungsab-
Zusammenführung der beiden Komponenten fällen (Verpackungsverordnung) verpflichtet alle Her-
und damit die Auslösung der Reaktion entwe- steller, Händler und Handwerker, Verpackungen zu re-
der erst unmittelbar nach Austritt aus der Dose duzieren, zurückzunehmen, wiederzuverwerten oder zu
oder durch Mischen innerhalb der Kartusche entsorgen. Während die gebrauchten PU-Dosen früher
statt. Mit dem Auslösen der Reaktion innerhalb in Baumischcontainer geworfen wurden und teuer ent-
sorgt werden mussten, werden sie heute nach Gebrauch
der Kartusche beginnt die Verarbeitungsdauer, von Dosen-Recyclingfirmen kostenlos zurückgenom-
die bei diesem System nur wenige Minuten (5 men und der Wiederverwertung zugeführt. Einzeldosen
bis 10 Minuten) in Anspruch nehmen darf. müssen bei den örtlichen und öffentlichen Problemstoff-
Sammelstellen abgegeben werden.
Bei Zweikomponenten-Schäumen muss der
Untergrund absolut trocken sein; der einge-
brachte Schaum härtet unabhängig von Luft- • Mechanische Befestigungstechniken. Zur
und Werkstofffeuchte innerhalb von 20 bis unsichtbaren mechanischen Befestigung von
30 Minuten vollständig aus. Die Gefahr der Holzwerkstoffzargen sind eine Vielzahl ver-
Nachreaktion besteht bei Zweikomponenten- schiedenartiger Befestigungsbeschläge auf dem
Schäumen nicht. Markt (Bandeisen, Hessenkrallen, Schraubanker,
Mauerklammern u. a. m.). Meist werden sie nur
Zargeneinbau mit Montageschaum. Das einzubauen- noch regional oder für ganz bestimmte Zwecke
de Türelement ist rechtwinkelig, lot- und fluchtgerecht so- eingesetzt, da für ihre Montage längere Einbau-
wie in der Höhe genau passend (Meterrissmarkierung be- zeiten und teilweise hohe Materialkosten zu
achten) auszurichten und zu verkeilen. Der Spalt zwischen veranschlagen sind. Ferner benötigen sie – je
Holzwerkstoffzarge und Mauerleibung wird anschließend
nach Beschlagart – ein um 20 bis 25 mm größe-
an mindestens drei Befestigungspunkten je Futterseite –
in Höhe der Bänder und des Schließbleches – mit druck- res Wandöffnungsmaß, als nach DIN 18 100 üb-
festen Unterlagen (Holzplättchen) ausgefüttert. Um den lich ist. Außerdem müssen die Zargen bereits
bei der Expansion des Schaumes entstehenden Druck auf- sehr frühzeitig, vor dem Putzen und Tapezie-
7.4 Innentüren 559
ren, eingebaut sein; als Befestigungsmittel bei 7.4.3 Türzargen aus Holz
Sichtmauerwerk und Sichtbeton-Wandflächen 7
sind sie ebenfalls ungeeignet. Türelemente aus Holz und Holzwerkstoffen
werden entweder in Einzel- oder Serienfertigung
Tellerankerbeschläge. (Bild 7.46). Eine Aus-
hergestellt. Individuell geplante Türen – bei
nahme bilden die Tellerankerbeschläge. Sie
denen häufig handwerkliche Konstruktionen die
bestehen aus einem Spreizdübel, einer Kreuz-
Gestaltungsideen bestimmen – werden funktio-
schlitzschraube (zugleich zur Distanzregulie-
nellen und ästhetischen Anforderungen unserer
rung) und einer daran befestigten Sperrholz-
Zeit genauso gerecht, wie die auf modernsten
scheibe, die als Leimfläche dient. Bei Wand-
Anlagen industriell hergestellten Fertigtüren, die
dicken bis zu etwa 20 cm sind mindestens
stetigen Qualitätsprüfungen unterliegen.
drei Befestigungspunkte je Mauerleibung, bei
dickeren Wänden die doppelte Anzahl vor- Um die Entwicklung von den traditionellen
zusehen. Während der Abbindezeit des Lei- Türkonstruktionen zum seriell gefertigten Tür-
mes (etwa 2 Stunden) sind auf Höhe der Be- element besser zu verstehen, werden im Folgen-
festigungspunkte Futterspreizen einzuspan- den zuerst die nach handwerklichen Grundsät-
nen, damit die Leimflächen gepresst anliegen. zen gearbeiteten Türkonstruktionen aufgezeigt
Das Wandöffnungsmaß ist gegenüber den und erst dann die Auswahlkriterien für Fertig-
Vorgaben der DIN 18 100 um etwa 20 mm grö- türelemente besprochen.
ßer vorzusehen. Derartige Grundlagenkenntnisse sind nicht zu-
Tellerankerbeschläge ergeben eine problem- letzt auch im Hinblick auf eine fachgerechte Alt-
lose, sehr sichere, beim Einbau von Sicher- bausanierung unerlässlich.
heitstüren (einbruchhemmende Türen) und
im gehobenen Innenausbau bevorzugte Be- Türzargen und
festigungsart; außerdem sind sie eine relativ Türrahmenkonstruktionen
preiswerte und umweltfreundliche Alternative Allgemeines. Jede Drehflügeltür besteht im We-
zur Schäumtechnik. sentlichen aus zwei Teilen: einer fest an der Wand
560 7 Türen, Zargen und Schlösser
verankerten Türzarge – auch Türrahmen genannt In jedem Fall muss die Türzarge mit der Wand
– und einem beweglichen Teil, dem Türblatt. unverrückbar fest verbunden sein, da an ihr der
Von der Art, wie Türzargen bzw. Türrahmen aus- Türflügel angeschlagen ist und somit auch die
gebildet und in der Wandöffnung befestigt sind, Lasten über die Zarge abgetragen werden.
hängt es weitgehend ab, welchen Belastungen Größere Türanlagen – beispielsweise mit meh-
und Anforderungen die Tür insgesamt genügt, reren verglasten Seitenteilen – benötigen außer-
wie geräuscharm und dicht sie schließt und wie dem immer noch verstärkte vertikale Mittelrah-
die Türansicht im Ganzen wirkt. menprofile. Diese können aus einem ausreichend
7.4 Innentüren 561
deckt. Durch die beidseitig aufgebrachten Be- Hierzu wurden früher konisch zugeschnittene Holzstü-
kleidungen wird die Fuge zwischen Türfutter cke (sog. Holzdübel), später nagelbare Dübelsteine (Bild
7 und Wand geschlossen. Futter und Bekleidung 7.45) in das Mauerwerk eingesetzt und die Futterteile
daran mit Nägeln (versenkt und ausgekittet) oder mit
bilden zusammen einen Falz, in den das Türblatt Schrauben befestigt. Moderne Befestigungsmittel sind
– gefälzt oder ungefälzt – einschlägt. in Abschn. 7.4.2 beschrieben.
Futterrahmenkonstruktionen eignen sich für • Falzbekleidung. In die Falzbekleidung werden die Be-
Innentüren, meist in sturzhoher Ausführung; schläge wie Türbänder auf der einen und das Schließ-
raumhohe Konstruktionen sind jedoch ebenfalls blech auf der anderen Seite eingelassen. Die oberen
möglich. Ecken der Bekleidung – meist auf Gehrung geschnitten
– sind mit Federn oder Dübel verbunden und verleimt.
Moderne Eckverbinder zeigt beispielhaft Bild 7.55.
Bild 7.50a zeigt eine nach handwerklichen Grund-
Bei deckend zu streichenden (beschichteten) Türen wird
sätzen hergestellte Futterrahmentür, die in dieser die fertige Falzbekleidung auf die Futterkante geleimt
Konstruktionsart nur noch bei der Altbausanierung und gestiftet, bei furnierten Bekleidungen durch Dübel
gefragt ist. Zeitgemäße Türen mit Futter und Be- o. Ä. unsichtbar mit dem Futterrahmen verbunden.
kleidungen sind in Bild 7.50b-d dargestellt. • Zierbekleidung. Die Zierbekleidung wird erst nach dem
Einbau des Futters vor Ort aufgebracht. Unebenheiten
• Futterrahmen wurden früher bis zu einer Wanddicke der angrenzenden Putzflächen können durch entspre-
von 11,5 cm aus 22 mm, bei größeren Wanddicken aus chend ausgebildete Schattenfugen oder Deckleisten –
24 bis 26 mm dickem und verleimtem Vollholz (z. B. die erst nach dem Tapezieren der Wandfläche anzubrin-
Fichte) gefertigt. Bei modernen Konstruktionen werden gen sind – abgedeckt werden.
Holzwerkstoffe (Sperrholz- oder Holzspanplatten) ver-
wendet.
Die beiden oberen Ecken wurden ehemals gezinkt und 7.4.3.5 Türen mit einbaufertigen
verleimt. Bei neueren Bauarten sorgen Feder- oder Dü- Holzwerkstoffzargen
belverbindungen – meist zusammen mit Spannbeschlä-
gen (Exzenterbeschläge) – für einen festen Eckverbund. Einbaufertige Holzwerkstoffzargen (Bild 7.52)
Vor Ort wird der Futterrahmen entweder auf den Est- sind serienmäßig hergestellte Bauelemente des
rich oder Fertigfußboden aufgesetzt und sichtbar oder Innenausbaues, die am Einsatzort in der Regel
unsichtbar an der Leibung der Wandöffnung befestigt. keiner Oberflächenbehandlung mehr bedürfen.
7.4 Innentüren 563
7.50b 7.50c
7.50a 7.50d
7.50 Konstruktions- und Einbaubeispiele: Türen mit Futter und Bekleidungen
a) Nach handwerklichen Grundsätzen hergestellte Futterrahmentür. Futter, Bekleidungen und Türblatt bestehen
aus Vollholz (z. B. Fichte für deckenden Anstrich). Nicht mehr übliche Bauart, hinsichtlich der Altbausanierung
jedoch noch von Interesse.
b) Aufgedoppelter Futterrahmen aus Holzwerkstoffen mit Eckverstärkung durch eingeleimte Leiste (unsichtbare
Befestigung)
c) Stumpf einschlagendes Türblatt flächenbündig mit Wandbekleidung aus Holzwerkstoffen liegend
(Unterkonstruktion + Vertäfelung = Türblattdicke + Falzdichtung). Futterrahmen und Unterkonstruktion sind
über eine Federverbindung fest verbunden.
7
d) Aufgedoppelter Futterrahmen mit Stumpftür und bündig liegender Falzbekleidung. Ausgeprägte Nutbildung
auf der Rückseite der Bekleidung, um unebene Wandflächen (z. B. Rauputz, Sichtbetonwand) sowie die
Sockelleiste im Bodenbereich aufnehmen zu können.
7.51 Schematische Darstellung einiger Ausführungsvarianten von Türelementen mit einbaufertigen Holzwerkstoff-
zargen.
7.53a
7.53b
7.53 Schematische Darstellung von einteiligen Zargenrahmen
a) Zargenrahmen (Türfutter) mit Bekleidungen
b) Zargenrahmen (Türfutter) ohne Bekleidungen
7.4 Innentüren 565
nen Produkten – die teilweise geringere Stabili- ungehobelten oder gehobelten Latten (40 bis 50 mm breit,
tät des mehrteiligen Zargenrahmens auswirken. 25 bis 35 mm dick), die senkrecht in Abständen von 20 bis
25 mm auf zwei Querriegel und eine Strebe (100 bis 120 mm
breit, 30 bis 35 mm dick) genagelt oder geschraubt werden.
Zusammenbau der Holzwerkstoffzargen (Bild
7.55). Die Einzelteile der Innentürzargen – Tür- Stumpf verleimte Türen. Vollholztüren aus bis zu 120
mm breiten und etwa 30 mm dicken, senkrecht angeord-
futter, Falz- und Zierbekleidung – werden nach neten Brettern.
den Montagevorschriften der Hersteller vor Ort Brettertüren. Brettertüren werden aus 120 bis 160 mm
zusammengebaut und unter Einsatz von Schrau- breiten und 25 bis 30 mm dicken, gehobelten und gespun-
ben, Leim und Spezial-Spannbeschlägen (Exzen- deten Einzelbrettern (= angefräste Nut- und Federverbin-
terbeschläge) fest miteinander verbunden. Die dung) hergestellt, die senkrecht auf 120 mm breite und 30
Eckverbindungen der vertikalen Bekleidungsteile mm dicke Querriegel bzw. Diagonalstreben genagelt oder
geschraubt sind. Weitere Informationen zu diesen Türblatt-
mit dem oberen Querstück können stumpf oder
konstruktionen s. Abschn. 7.3.3.1, Bild 7.21
auf Gehrung ausgeführt sein. Die Gefahr einer
Beschädigung ist bei einer Gehrung im Allgemei-
nen größer als bei stumpfen Verbindungen. Auf 7.4.4.2 Türblattkonstruktion
die Abschnitte 7.3.2 und 7.4.2, Bauteilanschlüsse von Rahmentüren
von Türen, wird verwiesen. Rahmentürblätter für den Innenbereich können
aus Vollholz oder Holzwerkstoffen – wie bei-
Bild 7.56 zeigt einbaufertige Systembauzar- spielsweise Sperr-, Span- und Faserholzplatten
gen mit Metall-Unterkonstruktionen oder Holz- – gefertigt sein.
Montagefutter und Alu-Profilen, die bereits in
Das Zusammenfügen von Vollholz-Rahmenfrie-
einem sehr frühen Baustadium montiert und
sen erfolgt durch gestemmte Zapfen mit Nutzap-
beigeputzt werden. Daraus ergibt sich, dass die
fen (ältere Bauart). Im industriellen Türrahmen-
oberflächenfertigen Holzzargenteile erst sehr
bau hat sich bei Vollholz die Dübelverbindung
viel später – nach Abschluss der Ausbauarbeiten
mit Nutzapfen durchgesetzt (Vergl. Bild 7.57).
– und damit ohne baustellenbedingte Beschädi-
gungen eingebaut werden können. Die beiden seitlichen Rahmenfriese und der obe-
re Querfries sind in der Regel gleich breit (120 bis
Diese Systembauzargen eignen sich für hoch-
150 mm), während der untere Rahmenfries häu-
wertige Wohnbauten genau so, wie für Objekt-
fig breiter angenommen wird (220 bis 280 mm).
türen in Büro- und Verwaltungsgebäuden, Ban-
ken, Hotels usw. Sie sind in sturzhoher und raum-
Die Friesdicke liegt bei normalen Innentüren zwi- 7
schen 40 und 45 mm, je nach Türblattgröße und
hoher, einbruch- und schallhemmender sowie
Beanspruchung auch darüber.
klimabeständiger Ausführung lieferbar. Einzel-
heiten sind [51] zu entnehmen. Bei Innentüren können die Rahmenfriese des
Türblattes auch aus furnierten und mit Anlei-
mern versehenen Holzwerkstoffplatten beste-
7.4.4 Türblätter aus Holz hen, die stumpf zusammengedübelt sind.
Ähnlich wie zuvor bei den Außentüren (s. Abschn Konstruktionsmerkmale von Rahmentürblättern
7.3.3) werden auch in diesem Abschnitt zuerst die Gestemmte Rahmenverbindungen (Bild 7.58c). Bei
nach handwerklichen Grundsätzen gearbeiteten Rahmentüren älterer Bauart aus Vollholz sind die Friese
Türblattkonstruktionen aufgezeigt und erst dann durch Zapfen verbunden. An den Querfriesen angeschnit-
tene Zapfen mit Nutzapfen greifen dabei in Stemmlöcher
die Auswahlkriterien für industriell hergestellte der senkrechten Rahmenhölzer und werden mit diesen
Fertigtürblätter besprochen. punktweise verleimt (nur 1/3 des Zapfens)1). Die Stoßfuge
wird durch einen Nutzapfen gesichert, dessen Länge in der
Bauarten. Je nach Bauart des Türblattes unter- Regel der Nuttiefe zur Aufnahme der Füllung entspricht.
scheidet man Latten- und Brettertüren, Vollholz-
rahmentüren und Sperrtüren sowie Schutz- und 1)
DIN EN 204 gilt für die Einstufung von Klebstoffen für
Sondertüren gemäß Abschn. 7.6. nichttragende Bauteile zur Verbindung von Holz und
Die entsprechenden Normen sind in Abschn. Holzwerkstoffen.
7.4.4.4 angeführt. In Tabelle 1 dieser Norm erfolgt die Beschreibung der Be-
anspruchungsgruppen D1 bis D4 unter Berücksichtigung
entsprechender Klimabedingungen und Anwendungs-
7.4.4.1 Türblattkonstruktionen von Latten- bereiche. Der Tabelle ist zu entnehmen, dass bei Bautei-
und Brettertüren len, die im Außenbereich eingesetzt und der Witterung
Lattentüren. Lattentüren eignen sich zum Abschluss von ausgesetzt sind, Klebstoffe der Beanspruchungsgruppe
Keller-, Lager- und Dachbodenräumen. Sie bestehen aus D4 zu verwenden sind.
568 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.58a 7.58b
7.58c
7.58 Konstruktionsbeispiel einer einfachen Rahmentür aus Vollholz: Innentürblatt mit Rahmen und Füllungen
a) Ansicht des Rahmentürblattes
b) Verbindung der Rahmenfriese mit gestemmten Zapfen und Nutzapfen (gestemmte Rahmenverbindung)
c) Verbindung der Rahmenfriese mit Dübeln und Nutzapfen (gedübelte Rahmenverbindung)
Punkt A: obere Eckverbindung
Punkt B: Mittelfries-Rahmenverbindung
Punkt C: untere Eckverbindung
7.4 Innentüren 569
Die früher üblicherweise durchgestemmten, von außen • Rahmenfüllungen. (Bild 7.59) können aus den unter-
verkeilten und somit im Türfalz sichtbaren Zapfenver- schiedlichsten Materialien und Bauarten bestehen, wie
bindungen werden bei Innentüren heute kaum mehr beispielsweise aus Vollholz, Sperr-, Span- und Faser-
eingesetzt (unterschiedliche Schwindrichtungen/Volu- holzplatten, Materialkombinationen (Sandwichplatten),
menänderungen von Längs- und Querholz beachten!). Mehrscheiben-Isolierglas u. a.).
Einzelheiten hierzu sind [ 21] zu entnehmen. Witterungseinflüsse, Schutz vor Einbruch, Forderungen
• Gedübelte Rahmenverbindungen (Bild 7.58c). Gedü- an Wärme- und Schalldämmung, Tageslichteinwirkung
belte Rahmenverbindungen sind einfacher und damit sowie gestalterische Absichten bestimmen weitgehend
preiswerter herzustellen. Bis zu 150 mm Rahmenfries- Materialwahl und Einbauart. Füllungen können unter an-
breite sind zwei Dübel, über 150 mm Friesbreite drei derem in Nuten eingeschoben, in Fälze eingelegt oder
Dübel vorzusehen. Der Dübeldurchmesser beträgt in der stumpf zwischen beidseitig angebrachten Falzstäben
Regel 16 mm (2/5 der Friesdicke), die Dübellänge etwa angeordnet werden. Außerdem können sie mehrschich-
2/3 der Friesbreite. tig ausgebildet sein (Sandwichkonstruktion mit Dämm-
Bei Außentüren weisen die gedübelten Querfriese aus material und raumseitig aufgebrachter Dampfsperre).
Vollholz immer noch zusätzlich einen angeschnittenen Bei Füllungen, die der Witterung ausgesetzt sind, ist
Nutzapfen zur Sicherung der Dichtheit der Stoßfuge auf. immer darauf zu achten, dass das Regenwasser rasch 7
Bei Innentüren aus Holzwerkstoffplatten werden die ablaufen und in keine nach innen fallenden Fugen oder
Rahmenfriese üblicherweise stumpf zusammengedübelt Nuten eindringen kann. Holzflächen, auf oder zwischen
und verleimt. denen Wasser stehen bleibt, verfaulen trotz Ober-
• Mittelfries-Verbindungen. Waagerechte Mittelfriese flächenbehandlung früher oder später.
gliedern je nach Bedarf und formalen Vorstellungen das Verglasungen müssen dicht und für den Reparaturfall
Türblatt. Sind Einsteckschlösser vorgesehen, ist darauf einfach austauschbar sein. Bei Außentüren werden
zu achten, dass in Schlosshöhe (DIN 18 101) möglichst Mehrscheiben-Isolierglas und ggf. einbruchhemmende
kein Querfries angeordnet wird, da sonst beim Einfräsen Verglasungen eingesetzt. Das Einglasen erfolgt üblicher-
der Schlosstasche der Zapfen bzw. die Dübel weggefräst weise mit Vorlegebändern und spritzbaren Dichtstoffen
werden. Sind die senkrechten Rahmenfriese jedoch ge- oder vorgefertigten Dichtprofilen. S. hierzu Abschn. 5.4,
nügend breit angelegt, braucht darauf keine Rücksicht Verglasungen von Fenstern.
genommen zu werden.
• Untere Querfriese. Die unteren Querfriese sind aus
konstruktiven (Aussteifung) und formalen Gründen bei
7.4.4.3 Aufgedoppelte Innentüren aus Holz
Außentüren, Fenstertüren usw. häufig sehr breit ge- und Holzwerkstoffen
wählt. Damit derart breite Vollholz-Rahmenfriese unge- Aufgedoppelte Innentüren (Bild 7.60) sind häu-
hindert „arbeiten“ (Quellen, Schwinden) können – ohne fig integrierter Bestandteil angrenzender Wand-
Spannungen und damit Verformungen des Türblattes
auszulösen –, werden diese aus zwei Teilen hergestellt
bekleidungen. Die Sichtflächen der Türaufdop-
und durch eine nach oben gerichtete angefräste Feder pelung und die der Wandbekleidung liegen
(Schlagregen beachten) unverleimt miteinander verbun- dabei oberflächenbündig zueinander, so dass
den und außenseitig abgedichtet (Bild 7.22). Außerdem die Vertäfelung, Verbretterung oder einfach das
wird stirnseitig jedes Friesteil für sich in die seitliche Rah- Furnierbild großflächig, ohne nennenswerte Un-
menfriese eingezapft (Schlitz- und Zapfenverbindung) terbrechungen durchläuft. Werden dabei noch
oder gedübelt (mit angeschnittenem Nutzapfen) und
nur punktweise verleimt (1/3 der Zapfen- bzw. Dübel- Bodentürschließer verwendet, sind auch kaum
länge), so dass die seitlichen Friese ungehindert von Beschlagteile erkennbar.
außen nach innen schwinden können.
570 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.60 Konstruktionsbeispiel: Aufgedoppelte Innentür mit Bodentürschließer als integriertem Bestandteil der angren-
zenden Wandbekleidung aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelanfertigung)
Schnitt A–A: Beidseitig aufgedoppelte Rahmentür mit lamelliertem Rahmenholz, Dämmstoffeinlage sowie
Boden- und Falzdichtung gegen Schallübertragung. Obere Wandbekleidung ist mit Nutklötzen
lose eingehängt
Variante zu A–A: Einseitig aufgedoppeltes, biegesteifes Sperrtürblatt. Die bewegliche Befestigung der
Aufdoppelung mit Einhängebeschlägen soll ein Verziehen des Türblattes ausschließen.
Schnitt B–B: Vertikalschnitt durch die raumhohe Wandbekleidung, lose eingehängt in eine konisch ausgebil-
dete Unterkonstruktion
Schnitt C–C: Horizontalschnitt durch Wandbekleidung und beidseitig aufgedoppeltes Rahmentürblatt.
7.4 Innentüren 571
Wie Bild 7.60 zeigt, kann die biegesteife Tragkon- beidseitig in gleicher Dicke und Beschaffenheit
struktion von aufgedoppelten Innentürblättern auf Sperrtürblätter aufkaschiert werden dürfen.
entweder aus einem Vollholzrahmen oder aus Einseitig aufgebrachte oder ungleichartige Be-
einem glatten Sperrtürblatt bestehen. Die zuvor schichtungen führen nahezu zwangsläufig zu
bei den Außentüren genannten Konstruktionsre- Verformungen freistehender Türblätter. Vgl. hier-
geln bezüglich des Aufbringens von Aufdoppe- zu auch Abschn. 7.4.1.4, Türblattverformungen
lungen sind auch bei Innentürblättern zu beach- durch Klimaeinflüsse.
ten, insbesondere bei Sonder- und Schutztüren.1)
Einseitiges Aufleimen von Vorsatzschalen, Tafeln, 7.4.4.4 Türblattkonstruktionen
Leisten oder Stäben führt fast immer zum Ver- von Sperrtüren
ziehen des Sperrtürblattes. Daher müssen auch
bei Innentüren die zusätzlichen Aufdoppelun- Sperrtürblätter bestehen im Wesentlichen aus ei-
gen beweglich aufgebracht werden. nem Rahmen, der Einlage und den beidseitigen
Deckplatten aus Holzwerkstoffen. Aufgrund der
In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, früher überwiegend verwendeten Deckplatte
dass Beschichtungen aller Art (z. B. Anstriche, aus Sperrholz werden sie in der Baupraxis als
Lacke) sowie Schichtstoffplatten u. a. immer nur „Sperrtür“ bezeichnet.
1)
Gemäß DIN 18 355, Tischlerarbeiten, muss der Feuchtege- Normen. Türblätter aus Holz und Holzwerkstoffen für
halt von fertig zusammengebauten Innenausbauteilen Innentüren sind in DIN 68 706-1 unter Beachtung der DIN
aus Holz und Holzwerkstoffen (z. B. Einbauschränke, 18 101 (Türblattgrößen, Bandsitz und Schlosssitz) genormt.
Wand- und Deckenbekleidungen, Innentüren) – die nicht Diese Norm gilt vorwiegend für seriell hergestellte
mit der Außenluft in Verbindung stehen – bezogen auf Sperrtürblätter und Türblätter für Sondertüren, jedoch
das Darrgewicht 6 bis 10% betragen, wenn diese den Her- nicht für Vollholzrahmentüren.
stellerbetrieb verlassen. Dabei geht man von beheizten DIN EN 942, Holz in Tischlerarbeiten, beschreibt das Sortier-
Gebäuden mit Raumtemperaturen von etwa 21 °C aus. verfahren von Vollholz nach der sichtbaren Qualität in
sie aus harten Holzfaserplatten, dünnen Holzspanplat- Kanten- und Falzausbildungen. Da die au-
ten, Furnierplatten, MDF-Platten, Laminaten mit vollflä- ßenseitigen Rohkanten der umlaufenden Rah-
chigen Alu-Blecheinlagen sowie anderen geeigneten
Werkstoffen. Die in der Regel 3,0 bis 5,0 mm dicken
menfriese im gehobenen Innenausbau nicht
unbehandelt bleiben können, müssen entspre-
Deckplatten müssen so beschaffen sein, dass sich weder
die Einlage noch die Rahmenfriese an der Türblattober- chende Vollholzvorleimer oder Beschichtungen 7
fläche abzeichnen. aufgebracht werden. Kanten können demnach
• Decklage. Die Decklage wird als äußerste Schicht auf mit Anleimern oder Einleimern gebildet werden
die Deckplatte aufgeleimt, sofern sie nicht ohnehin bzw. mit Furnieren, Kunststoffen oder Schicht-
Bestandteil der Deckplatte ist. Übliche Decklagen sind stoffplatten beschichtet sein.
Furniere, (Edelfurniere oder Furniere für deckenden
Anstrich), dekorative Schichtstoffplatten, Anstrichfolien Die Kantenausbildung eines Türblattes sollte
sowie Direktbeschichtungen. Um Decklagen auch noch immer auf den jeweiligen Türentyp abgestimmt
nachträglich auf Sperrtüren aufleimen zu können, muss und entsprechend des jeweiligen Einsatzortes
die Einlage so druckfest sein, dass sie den zum Überfur- der Tür ausgewählt werden. Neben technischen
nieren erforderlichen Pressdruck von 0,25 N/mm2 bei
80 °C aufnehmen kann. Je nach Art der Decklage liegt und funktionalen Gesichtspunkten (z. B. Stoßfes-
die Türblattdicke zwischen 39 und 42 mm. tigkeit, Feuchtraumbeständigkeit) sind immer
auch gestalterische Kriterien zu berücksichtigen.
Folgende Kanten- und Falzausbildungen sind bei
Sperrtürblätter werden seriell hergestellt und Sperrtürblättern üblich (Bild 7.63):
entweder als Halbfabrikate (Türrohlinge) zur
Weiterbearbeitung angeboten oder in Form von • Der Einleimer ist eine an den Längskanten
Fertigprodukten mit werkseitig aufgebrachten des Türblattes eingeleimte Hartholzleiste, die
Oberflächen verkauft. Weit verbreitet ist der beidseitig von den Deckplatten überdeckt ist.
Handel mit Türrohlingen, deren Oberflächen- Er kann farblich durch Beizen, Lackieren o. Ä. an
beschaffenheit auch noch später den individuel- die Türblattoberfläche angepasst werden.
len Wünschen der Auftraggeber angepasst wer- • Die Kantenbeschichtung mit Furnier oder
den kann. Für deckende Beschichtungen werden Kunststofffolie wertet das Türblatt auf. Kante
als Haftgrund sog. Anstrich- oder Grundierfolien und Türblattoberfläche bilden optisch eine
bereits werkseitig aufgebracht. Einheit, da Deckplatte und Decklage im seit-
lichen Falzbereich durch die Beschichtung
überdeckt sind.
574 7 Türen, Zargen und Schlösser
• Der verdeckte Anleimer ist eine an den Längs- türblätter bezüglich der Zuordnung von Klimaklas-
kanten des Türblattes angeleimte Hartholzleis- sen und Beanspruchungsgruppen zu Einsatzorten
te, die nur noch von der Decklage überdeckt sind Abschn. 7.4.1.4 mit Tabelle 7.44 zu entneh-
wird. Er gibt der Türkante ein einheitliches men. An Sperrtürblätter werden darüber hinaus
Aussehen und verleiht ihr zudem eine hohe noch eine ganze Reihe spezieller Anforderungen
Stoßfestigkeit. Der verdeckte Anleimer kann gestellt, die in den entsprechenden Abschnitten
in jeder geeigneten Holzart aufgeführt werden im Einzelnen erläutert werden.
oder auch aus besonders schlagfestem Kunst-
stoff (Polystyrol) bestehen. Beachtenswert ist,
dass derartige Kunststoffanleimer nachhobel-
bar ausgebildet sind. 7.4.5 Türzargen aus Metall
• Der sichtbare, unverdeckte Anleimer. Der
verdeckte Anleimer ist ebenfalls eine Vollholz- Anstelle der herkömmlichen Türelemente aus
leiste, die entweder zweiseitig (an den Längs- Holz und Holzwerkstoffen werden in Verwal-
kanten) oder auch dreiseitig umlaufend an tungs-, Industrie-, Freizeit-, Schul- und Kranken-
der Sperrtür angebracht wird. Der Anleimer hausbauten, aber auch im Wohnungsbau (Mehr-
liegt mit der Türblattoberfläche bündig und ist familienhäuser) vermehrt Türelemente aus Metall
durch eine V-Nut von der Decklage abgesetzt. eingebaut. Sie zeichnen sich durch ganz be-
Ein unverdeckter Hartholzanleimer ergibt einen stimmte Vorteile aus, die in den nachstehenden
ausgezeichneten Kantenschutz und verleiht Abschnitten erläutert werden.
der Tür ein unverwechselbares Aussehen. Er ist
in allen geeigneten Holzarten (z. B. Limba, Rot- Türelemente aus Metall bestehen in der Regel
holz, Sipo, Eiche, Esche, Buche u. a.) ausführbar aus einer Metallzarge und einem Metalltürblatt.
und immer auch zum Nachhobeln geeignet. Häufig werden jedoch auch Stahlzargen mit Tür-
blättern aus anderen Materialien – wie beispiels-
Sichtbare Türblattanleimer aus Kunststoff weise Holz, Holzwerkstoffen, Kunststoff, Glas
werden ebenfalls angeboten. Hierbei wird ein
usw. – kombiniert.
duroplastischer PUR-Kunststoff in einer Spe-
zialform erhitzt und ringsumlaufend an alle
Türblattkanten nahtlos und ohne Fugen „ange- 7.4.5.1 Allgemeines
7 gossen“. Diese spezielle Verfahrenstechnik bie- Metallzargen haben sich zu modernen Aus-
tet funktionelle und gestalterische Vorteile. Der bauelementen entwickelt, die zwischenzeitlich
dreidimensionalen Form- und Profilgebung an in vielfältigen Formen und Ausführungen erhält-
der Kante sowie vielfältigen Farbgestaltung lich sind.
sind kaum Grenzen gesetzt.
Der zu wählende Zargentypus wird ganz wesent-
lich von der jeweiligen Wandbauart bestimmt:
Klimaklassen und mechanische Beanspru- Mauerwerk-, Ständerwerk- und Gipsdielen-
chungsgruppen. Einsatzempfehlungen für Sperr- wände stellen unterschiedliche Anforderungen
an Konstruktion, Verankerung und Einbau der • DIN 18 111-3 – Sonder-Stahlzargen für gefälzte
Metallzarge. Weitergehende Anforderungen bei- und ungefälzte Türblätter
spielsweise aus den Bereichen Schall-, Feuer-, • DIN 18 111-4 – Einbau von Stahlzargen
Rauch-, Einbruch- und Strahlenschutz können
noch hinzu kommen. Güte- und Prüfbestimmungen von Stahlzargen sind in
Die Auswahl der Metallzarge richtet sich auch RAL-RG 611/5 festgeschrieben [22] .
danach, ob sie gleichzeitig mit der Wander- Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die VOB Teil C,
DIN 18 357 maßgebend.
stellung (im Rohbaustadium) oder nachträglich
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen.
in die fertige Öffnung (bei Fertigstellung des
Innenausbaues) eingebaut werden soll.
7.4.5.2 Stahlzargen für Mauerwerkswände
Auswahlkriterien. Metallzargen weisen unter- Einteilige Standard-Mauerwerkszargen
schiedliche Konstruktions- und Qualitätsmerk- Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-1
male (mit zum Teil deutlichen Preisdifferenzen) sind zum Einbau in Mauerwerk oder vergleich-
auf. Als wesentliche Auswahlkriterien gelten bare Wandkonstruktionen mit Wandöffnungen
• weitgehende Unempfindlichkeit gegen Stoß, nach DIN 18 100 geeignet. Sie bestehen aus
Feuchtigkeit und Temperatureinflüsse, feuerverzinktem Feinblech mit Grundlackierung
• jeweils wahlweise DIN-links oder DIN-rechts und sind dazu bestimmt, gefälzte Türblätter nach
verwendbar, DIN 18 101 mit einem Türblattgewicht bis 60 kg
aufzunehmen. Bei der Wahl entsprechender Bän-
• Einbau entweder gleichzeitig mit der Wander-
der bzw. Bandunterkonstruktionen können auch
stellung oder nachträglich als oberflächenferti-
schwerere Türblätter montiert werden. Die Zar-
ges Ausbauelement,
gen sind DIN-links und DIN-rechts verwendbar
• kraftschlüssige Verbindung zwischen Zarge und weisen eine Nute für Dichtungsprofile auf.
und der jeweiligen Wandbauart sowie rationel-
le Montage durch ausgereifte Verankerungs-
systeme, Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach-
begriffe und Grundabmessungen können Bild
• ausreichend hohe Tragfähigkeit und Stabili-
7.65, Wandöffnungs- und Zargenfalzmaße Ta-
tät auch bei schweren Türblättern und raum-
hohen Elementgrößen,
belle 7.66 entnommen werden. In diesem Zu- 7
sammenhang sind auch die Bilder 7.10 bis 7.15
• geräuscharmer und dichtender Türverschluss vergleichend zu beachten.
durch Zargen- oder Türblattdichtung (Einfach-
oder Doppelfalzdichtungen),
Zargenarten. Standard-Stahlzargen werden in
• dauerhafter Korrosionsschutz durch den Ein-
Form von Umfassungs- oder Eckzargen geliefert.
bau feuerverzinkter Stahlbleche mit serien-
mäßiger Grundlackierung, • Umfassungszarge (Bild 7.67a). Sie deckt die
Wandleibung der Öffnung vollflächig ab, so
• Angebot von Sonderstahlzargen für besondere
Funktionen und Anforderungen, nichtrostenden dass auf beiden Seiten der Wand Zargenspie-
Edelstahlzargen für besonders gefährdete Berei- gel sichtbar sind. Eingesetzt wird sie in der
che (z. B. Schwimmbäder; gewerbliche Küchen) Regel bei Wanddicken d 270 mm (einschließ-
sowie oberflächenveredelten Aluminiumzargen, lich beidseitigem Putz).
• relativ günstige Herstellungskosten durch seri- • Eckzarge (Bild 7.67b). Sie wird auf einer
elle Fertigung (Standardzargen), Seite der Maueröffnung montiert, so dass die
Wandleibung weitgehend frei bleibt. Üblicher-
• unauffällige, platzsparende Bauformen, formal weise wird sie bei Fertigwanddicken t 300 mm
und farblich anpassungsfähig an jeden Tür- eingebaut.
blattwerkstoff und Einrichtungsstil, bei gleich-
zeitig geringen Wartungskosten.
Den Umfassungszargen wird aus Stabilitätsgrün-
Normen.
den im Allgemeinen der Vorzug gegeben.
• DIN 18 111-1 – Standard-Stahlzargen für gefälzte Eckzargen sind zwar billiger als Umfassungszar-
Türen in Mauerwerkswänden gen, erfordern jedoch Mehrkosten an Verputzer-
• DIN 18 111-2 – Standard-Stahlzargen für gefälzte und ggf. Tapezierarbeiten. Falls Eckzargen ver-
Türen in Ständerwerkswänden wendet werden, empfiehlt es sich bei verputzten
576 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.65 Fachbegriffe und Zargenmaße beispielhaft dargestellt an einer einteiligen Standard- (DIN 18 111-1). Vgl. hierzu
auch Bild 7.72
1 Seitenprofil der Zarge
2 Querprofil der Zarge
3 Distanzprofil (lösbarer Transportwinkel)
4 Anker (nach Wahl der Hersteller)
5 Bandbezugslinie (nach DIN 18 268)
6 Meterrissmarkierung
7 Drückerhöhe
8 Fußbodeneinstand
9 Fußbodeneinstandsmarkierung
10 Stanzung für Bandschlitz (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitiger Bandunterkonstruktion (Bandtasche)
11 Stanzung für Schlossfalle und Schlossriegel (beidseitig vorgestanzt) mit rückseitigem Mauerschutzkasten
12 Nute für Dichtungsprofil
7.4 Innentüren 577
Tabelle 7.66 Maße von Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Auszug aus DIN 18 111-1)
1)
Diese Größen sind Vorzugsgrößen (Lagerzargen)
2)
Nur diese Größen sind geeignet für Rollstuhlbenutzer (lichte Durchgangsbreite mindestens 900 mm).
Vgl. hierzu DIN 18 040.
7.67a 7.67b
7.67 Einteilige Standard-Stahlzargen für gefälzte Türblätter (Beispiele) nach DIN 18 111-1
a) Umfassungszarge
b) Eckzarge
gestanzt, Mauerschutzkasten bzw. Bandunter- dem bauseits an der Wandfläche angebrachten Meter-
konstruktionen rückseitig angeschweißt und die rissbolzen in der Höhe übereinstimmen. Diese Meter-
rissmarkierung dient auch allen anderen Ausbaufirmen
Profile mit Meterriss- bzw. Fußbodeneinstands- als Bezugspunkt.
markierungen versehen. • Distanzprofile. Die am unteren Ende der Zargenprofile
Anschließend werden die in den beiden obe- angebrachten Querverbindungen dienen als Ausstei-
ren Ecken auf Gehrung geschnittenen Quer- und fung der Zarge während des Transportes und als Einbau-
Seitenprofile auf Schweißautomaten elektrisch hilfe. Sie bestehen aus Winkel- oder Flachstahlschienen,
die normalerweise nach der Montage der Stahlzarge
stumpf zu Rahmen verschweißt. Die untere Quer- wieder entfernt werden. Wie Bild 7.68 verdeutlicht, kön-
verbindung (Transportschiene) in Form eines Win- nen diese Winkelschienen bei unterschiedlichen Fußbo-
kelprofiles ist lose aufgeschraubt und wird in der denhöhen auch als Anschlagschienen – mit und ohne
Regel nach der Zargenmontage wieder entfernt. Dichtungsprofile – ausgebildet sein. Beim Verbleib sind
die Schienen unbedingt durch Unterfüttern mit Mörtel
Anker als Einbauhilfen werden nach Wahl des gegen Durchbiegen zu sichern.
Herstellers entweder im Bereich der Bandunter- • Mauerschutzkasten, Bandunterkonstruktionen. Auf
konstruktionen bzw. Schlossstanzungen rück- der Rückseite der seitlichen Zargenprofile befinden sich
seitig an die Seitenprofile angeschweißt oder Mauerschutzkasten als Schließlochabdeckung für Schloss-
lose mitgeliefert. falle und Riegel sowie Bandunterkonstruktionen (Band-
taschen) zur Aufnahme der Bänder-Rahmenteile. Diese
Vorrichtungen müssen so ausgebildet sein, dass kein
Korrosionsschutz. Die hohen Anforderungen, erdfeuchter Mörtel während des Zargeneinbaues in die
die heute an die Stahlzargen gestellt werden, Aussparungen eindringen kann. Da diese Schutzkasten
verlangen einen umfassenden Korrosionsschutz an den Stahlzargenrückseiten jedoch oftmals nicht dicht
angeschweißt, sondern nur angepunktet sind, müssen die
der gesamten Zargenoberfläche, einschließlich Kastenfugen vor dem Zargeneinbau – insbesondere bei
der Kanten und Bearbeitungsflächen. Ein sicherer dünnflüssigen Hinterfüllstoffen – bauseits noch zusätzlich
Korrosionsschutz wird vor allem durch den Einsatz mit Klebeband o. Ä. abgedichtet werden.
von feuerverzinktem Stahlblech und einer zusätzli- • Bandauswahl (Bild 7.69). Bei der Bandauswahl sind die
chen – nach Abschluss des Produktionsvorganges in Abschn. 7.7.1 im Einzelnen erläuterten Auswahlkrite-
werkseitig aufgebrachten – Grundbeschichtung rien wie beispielsweise Einsatzbereich, Belastbarkeit der
nach dem Elektrophorese-Verfahren erreicht. Die- Bänder usw. zu beachten. Ausgehend vom Türblattge-
wicht erhalten normal beanspruchte Türen üblicher-
se sog. EC-Tauchgrundierung mit anschließen- weise zwei Bänder, höhere, breitere und schwerere Tür-
7 dem Einbrennvorgang bei 180 °C ist außerdem blätter je drei Bänder. Die vom Hersteller vorgegebenen
als Grundlage für den weiteren Anstrichaufbau Belastungswerte sind einzuhalten.
mit handelsüblichen Kunstharzlacken (z. B. Alkyd- • Bandaufnahmeelemente (Bild 7.70) – auch Bandunter-
harzlacke) bestens geeignet. In Sonderfällen, d. h. konstruktion (Bandtasche) genannt – dienen zur Auf-
bei höchsten Korrosionsschutzanforderungen, nahme und Befestigung der Bänder-Rahmenteile an
Stahlzargen. Ein Klemmstück schließt zunächst bündig
können die Stahlzargen auch aus Edelstahl rostfrei mit dem Zargenspiegel ab. Erst beim Betätigen der In-
(Chrom-Nickel-Stahl) gefertigt sein. Vgl. hierzu Ab- bus-Stellschraube weicht es seitlich nach innen zurück
schn. 7.3.4, Korrosionsschutz. und gibt den Schlitz zum Einstecken des Band-Rahmen-
teiles frei. Danach wird die Stellschraube wieder angezo-
gen und der Bandlappen festgeklemmt.
Konstruktionsmerkmale von Standard-Stahlzargen
Bei anderen Aufnahmeelementen (Bild 7.70c) muss das
• Fußbodeneinstand. Der übliche Bodeneinstand der Kunststoff-Klemmstück zuerst ganz entfernt werden,
seitlichen Zargenprofile in den Estrich beträgt bei eintei- um das Band in den Schlitz einschieben zu können. Bleibt
ligen Standard-Stahlzargen 30 mm. Mehrteilige Schnell- die Bandtasche ungenutzt (wahlweise DIN-links oder
bauzargen – die erst nachträglich als oberflächenfertige DIN-rechts), wird der überstehende Teil des Füllstückes
Ausbauelemente in Wandöffnungen eingesetzt werden abgeschliffen und die Fläche überstrichen. Bei diesen
– eignen sich dagegen zur Montage auf erhärtetem Est- dreidimensional verstellbaren Aufnahmeelementen (3D-
rich oder fertigem Fußbodenbelag. Justierung) lassen sich die Türblätter auch später noch in
• Bodeneinstandsmarkierung. Als zusätzlicher Orien- der Höhe und Tiefe nachregulieren (Feinjustierung) bzw.
tierungspunkt für den Estrich- bzw. Bodenleger und als die Bänder jederzeit austauschen.
Hilfe zur genauen Ausrichtung der Zarge ist eine Fußbo- • Dichtungsprofile. Standard-Stahlzargen weisen in der
deneinstandsmarkierung am unteren Ende des Zargen- Regel eine umlaufende Nute im Bereich des Zargenfalzes
profils in Form einer Kerbe angebracht. Diese Markie- auf, in die nach Abschluss der Malerarbeiten Dichtungs-
rung entspricht der Lage des Fertigfußbodens OFF. profile eingezogen werden. Diese dämpfen vor allem die
• Meterrissmarkierung. An jedem Zargenseitenteil ist im Schließgeräusche, mindern die Schallübertragung und
Bereich der Schließlöcher eine weitere Markierung ein- verhindern Zugluft. An Türdichtungen können darüber
gestanzt. Das Abstandsmaß von dieser Markierung bis hinaus noch zahlreiche weitere Anforderungen gestellt
Oberfläche des Fertigfußbodens OFF beträgt exakt 1000 werden. Wie in Abschn. 7.7.4 näher beschrieben, wird
mm. Beim Zargeneinbau muss die Markierungskerbe mit die Funktion der Dichtung vorrangig durch die Formge-
7.4 Innentüren 579
bung und das Material bestimmt. S. hierzu auch Abschn. liger oder dreiteiliger Ausführung werden dem-
7.3.2, Überstreichbarkeit-Anstrichverträglichkeit. gegenüber erst bei Fertigstellung des Innenaus-
baues montiert.
Einbau von Standard-Stahlzargen Gemäß DIN 18 111-4 ist die Standard-Stahl-
in Mauerwerkswände zarge zunächst auf Rechtwinkligkeit zu prüfen
Der Einbau von einteiligen, mit einer Grundla- und dann nach dem Meterriss oder der Boden-
ckierung versehenen Standard-Stahlzargen erfolgt einstandsmarkierung lot- und waagerecht in der
in der Regel im Zuge der Massivwanderstellung. Wandöffnung auszurichten bzw. festzusetzen.
Oberflächenfertige Ausbauzargen in zweischa- Die Abweichung von der waagerechten und
so kommen häufig lose Klemmanker zum Ein- gleichbare Wandkonstruktionen geeignet. Da-
satz. Diese werden im Zargenspiegel an beliebi- her werden sie auch Ständerwerkszargen oder
ger Stelle eingeklemmt und an der unverputzten Trockenbau-Stahlzargen genannt.
Wandfläche angenagelt bzw. angedübelt. Damit
7
erübrigt sich das früher übliche, nachträgliche Fachbegriffe und Maße. Die wichtigsten Fach-
Stemmen von Ankerlöchern. begriffe und Maße können Bild 7.72 entnommen
Umfassungszargen, die in Porenbeton- oder werden. In diesem Zusammenhang wird auch
Gipsdielenwänden eingesetzt werden, sind mit auf Bild 7.65 verwiesen.
sog. Schiebeankern ausgerüstet, die je nach Fu-
genlage in der Höhe justierbar sind und in die Konstruktionsmerkmale (Bild 7.73). Einteilige
Wand eingemauert werden. Standard-Ständerwerkszargen weisen ähnliche
Mit sog. Fugenankern lassen sich Stahlzargen auch Konstruktionsmerkmale wie die zuvor erläuter-
rationell in Sichtmauerwerk montieren. ten Standard-Mauerwerkszargen auf. Sie werden
jedoch nur als Umfassungszargen geformt und
Der Einbau einteiliger Standardzargen in Stän-
sind damit auch für hohe Beanspruchungen ge-
derwerkswände hängt im Wesentlichen von der
eignet. Außerdem weisen sie keinen Fußboden-
jeweiligen Zargenart ab. In der Regel werden fest
verschweißte Hutanker (Bügelanker) verwen- einstand auf, da sie in der Regel auf erhärteten
det. Sie sind gezielt auf die jeweiligen Maulwei- Estrich oder fertigen Fußboden aufgesetzt wer-
ten abgestimmt. Weitere Ankerformen sind DIN den. Sie sind sowohl für Links- als auch Rechts-
18 111-4 sowie den jeweiligen Herstellerunter- anschlag zu nutzen.
lagen zu entnehmen. Die an den beiden oberen Ecken verschweißten
und mit unterseitigen Distanzwinkeln gesicher-
ten Umfassungszargen werden zusammen mit
7.4.5.3 Stahlzargen für dem Metallständerwerk aufgestellt und mittels
Ständerwerkswände vier angeschweißter Hutanker (Bügelanker) je
Einteilige Standard-Ständerwerkszargen Zargenseite mit diesem kraftschlüssig verbun-
Einteilige Standard-Stahlzargen nach DIN 18 111-2 den. Eine zusätzliche Befestigung durch Boden-
sind zum Einbau in Metallständerwerk oder ver- winkel ist überflüssig.
582 7 Türen, Zargen und Schlösser
Diese Hutanker sind maßlich wahlweise so di- der Türblätter schließen sich daran an. Vgl. hierzu
mensionierbar, dass sie sowohl beidseitig ein- auch Abschn. 7.7.4, Türdichtungen sowie Ab-
fach als auch beidseitig doppelt mit Gipskarton- schn. 6.10.3.3, Metallständerwände mit Gipskar-
platten beplankt werden können. Um möglichst tonplatten, Teil 1 dieses Werkes.
optimale Schalldämm- und Brandschutzwerte zu
erzielen, werden die GK-Platten möglichst tief Dreiteilige-Ständerwerkszargen
in die Umfassungszarge eingeschoben oder die
Mit entscheidend für die Auswahl einer bestimm-
Zargenspiegel rückseitig mit Gips ausgefüllt. Be- ten Zargenart ist der Zeitpunkt, zu dem die Zarge
vor die zweite Seite des Ständerwerkes beplankt eingebaut werden soll. So werden üblicherweise
wird, sind alle Hohlräume mit Mineralwolle (Bau- einteilige Umfassungszargen vor oder während
stoffklasse A) dicht auszustopfen. der Errichtung des Metallständerwerkes montiert
Die feuerverzinkten und mit einer Grund- und erst kurz vor Fertigstellung des Bauvorha-
lackierung versehenen Standard-Ständerwerks- bens bauseitig beschichtet. Im Gegensatz dazu
zargen erhalten die bauseitige Endbeschichtung kommen oberflächenfertige, mehrteilige Stän-
(Lackierung) nach weitestgehender Fertigstel- derwerkszargen – auch Schnellbauzargen ge-
lung des Innenausbaues. Der Einbau der Dich- nannt – erst dann in die Wandöffnung, wenn der
tungsprofile und das Anschlagen (Feinjustieren) Innenausbau bereits weitgehend abgeschlossen
7.4 Innentüren 583
Rundbogen- und Schattennutzargen, Schiebe- zeugnissen bzw. Zustimmung im Einzelfall auf der
türzargen, Aufzugzargen, Sonderzargen aus Edel- Grundlage von Elementprüfungen beschrieben
stahl für Hygiene- und Nassbereiche sowie im Auf- und den jeweiligen Anforderungen entsprechend
trag gefertigte, objektbezogene Sonderzargen. gefertigt. Vgl. hierzu Abschn. 7.6 Sondertüren. Es
Sonderzargen für Feuer-, Rauch-, Schall- und kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, auf all
Strahlenschutztüren sowie Zargen für einbruch- diese Sonderzargen im Einzelnen näher einzu-
7 hemmende Türen werden – sofern es sich um gehen; zu vielfältig sind die Ausführungsmög-
lichkeiten, sowohl in technischer als auch for-
nicht geregelte Bauprodukte handelt – in allge-
meinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder Prüf- maler Hinsicht. Mit den in Bild 7.75 dargestellten
Sonderzargen sollen nur einige typische Beispie- im gesamten Bauwesen vorzugsweise als Dreh-,
le vorgestellt werden; darüber hinaus wird bei- Pendel-, Falt- und Schiebetüren verwandt. Au-
spielhaft auf die Herstellerunterlagen [23], [24], ßerdem eignen sie sich in besonderem Maße als
[25] verwiesen. Schutztüren für besondere Anforderungen, wie
sie in Abschn. 7.6 im Einzelnen erläutert sind.
7.4.5.5 Zweischalige Aluminiumzargen Korrosionsschutz. Zum Korrosionsschutz ins-
Aluminiumzargen (Bild 7.76) bestehen aus 3 besondere von Bauelementen aus Stahl s. Ab-
mm dicken Alu-Strangpressprofilen und sind schn. 7.3.4.
zweischalig ausgebildet. Nach Fertigstellung der
Wände und des Fußbodens werden sie oberflä- 7.4.6.1 Türen aus Stahlblech
chenfertig in die Wandöffnungen eingebaut und
Glatte Stahlblechtüren (Bild 7.77) bestehen in
mittels variabler Anschraubanker unsichtbar an
der Regel aus einem aussteifenden Rahmen aus
der Leibung befestigt.
Flachstahl oder Vierkantrohr, der beidseitig mit
Die Alu-Zargenrahmen bestehen aus zwei in- 1,0 bis 1,5 mm dicken verzinkten Stahlblech-
einander schiebbaren Teilstücken, die durch tafeln beplankt ist. Der dadurch entstehende
Feststellschrauben – unsichtbar im Falzbereich Hohlkörper kann je nach der zu erwartenden Be-
liegend – kraftschlüssig miteinander verbunden anspruchung mit weiteren Stahlprofilen ausge-
werden. Die Rahmenecken sind auf Gehrung steift, FCKW-freien Dämmstoffen ausgeschäumt
geschnitten, verschraubt und verklebt. Die Ober- oder mit Mineralwolle-Dämmplatten ausgefüllt
flächen der Zargenteile werden in Eloxal oder werden. Zwei Sicherungszapfen an der Bandseite
pulverbeschichtet geliefert. verhindern das Aushebeln des Türblattes in ge-
Aluminiumzargen sind formstabil, kratz- und schlossenem Zustand.
stoßfest sowie korrosionsbeständig. Als Innen- Die strapazierfähigen Türelemente, bestehend
türen werden sie in vielfältiger formaler Ausbil- aus Türblatt und passender Zarge, können als
dung vor allem in Verwaltungs-, Instituts- und Außen- und Innentüren im gesamten Objektbau
Krankenhausbauten, aber auch in Schwimmbä- (z. B. Verwaltungs-, Schul-, Gewerbe- und Indus-
dern und Saunen eingebaut. triebau) eingesetzt werden und sind mit oder
ohne Lichtausschnitte erhältlich. Ihre Oberfläche
kann wahlweise pulverbeschichtet grundiert (zur 7
7.4.6 Türblätter aus Metall weiteren Deckbeschichtung vor Ort) oder mit
oberflächenfertiger Kunststoff-Folienbeschich-
tung versehen sein.
Türblätter aus Metall zeichnen sich vor allem
durch ihre weitgehende Widerstandsfähigkeit Mit Stahlblech beplankte Türblätter werden außerdem an-
gegen mechanische Beanspruchung, Unemp- geboten als:
findlichkeit gegen Feuchtigkeit und Temperatur- • Leichte Innentür (Bild 7.78a) mit aussteifendem Holz-
einflüsse sowie durch ihre meist sehr günstigen rahmen und engmaschiger Wabeneinlage, beidseitig
Schalldämmwerte aus. Sie werden als Innentüren mit den Stahlblechtafeln vollflächig verklebt. Das in der
7.77 Konstruktionsbeispiel einer dreiseitig gefälzten, doppelwandigen Stahlblechtür mit umlaufendem Stahlrahmen,
senkrechten Profilen als Zusatzaussteifung und schall- bzw. wärmedämmender Dämmstoffeinlage
Hörmann KG, Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
586 7 Türen, Zargen und Schlösser
Regel etwa 40 mm dicke Türblatt ist als Alternative zur 7.4.7.1 Ganzglas-Fertigtüren
Sperrtür aus Holzwerkstoffen für den Wohnungsbau ge-
dacht. Rahmenlose Ganzglas-Fertigtüren (Bild 7.79) für
• Mehrzwecktür (Bild 7.78b) aus einem Materialverbund
den Innenbereich werden sowohl im Wohnungs-
von Röhrenspanplatte und verzinkten Stahlblechtafeln, bau als auch Objektbau – beispielsweise in Büro-
vollflächig verklebt. Das etwa 40 mm dicke, strapazier- und Verwaltungsgebäuden, Praxisräumen u. a.
fähige Türblatt eignet sich auch zum Einsatz als Innentür – eingesetzt. Sie bieten die Möglichkeit, Räume
im Objektbau. funktional voneinander zu trennen und dennoch
• Wärmegedämmte Stahlblechtür (Bild 7.78c) dop- optisch mehr oder weniger stark zu verbinden.
pelwandig ausgebildet, mit Hohlraumdämmung aus
Schaumdämmstoff oder Mineralwolleplatten. Geeignet Das von der Glasindustrie angebotene Ganzglas-
für Außentüren und Abschlüsse von Räumen mit unter- Fertigtürprogramm besteht aus verschiedenen
schiedlichen Temperaturen. Grundtypen mit zahlreichen Variationsmöglich-
• Feuerschutztür aus Stahl (Bild 7.104) wie in Abschn.7.6, keiten in Glasart, Struktur, Dekormuster, Farbbe-
Sondertüren, näher beschrieben. schichtungen und Beschlagart.
7 Die mit allen erforderlichen Beschlagteilen aus-
Zu Metalltüren aus Stahlprofilrohren, Stahl-Alu- gerüsteten rahmenlosen Türblätter bestehen aus
minium-Kombinationsprofilen und aus selbst- 8 oder 10 mm dicken Einscheiben-Sicherheits-
tragenden Aluminiumprofilen, die häufig auch gläsern (ESG) und sind in drei unterschiedlichen
als Außentüren verwendet werden, s. Abschn. Türblattaußenmaßen erhältlich (709 u 1972/2097
7.3.4.1–7.3.4.3 bzw. auch Abschn. 7.6, Sondertüren. – 834 u 1972/2097 – 959 u 1972/2097). Die Tür-
blätter sind mit diesen Abmessungen auf die
Baurichtmaße nach DIN 18 100 abgestimmt und
7.4.7 Ganzglas-Türen und -Türanlagen eignen sich somit zum Einbau in Norm-Stahlzar-
gen gemäß DIN 18 111 oder Holzwerkstoffzargen
mit Bekleidungen. Von der Norm abweichende
Türen aus Glas ergeben großzügige, transparen- Sonderabmessungen mit maximalen Türblattau-
te Raumabschlüsse, die in der Regel aus rahmen- ßenmaßen 1200 u 2300 u 10 mm sind möglich.
losen Türblättern aus Sicherheitsglas bestehen
und mit den notwendigen Beschlägen ausgerüs-
tet sind. Man unterscheidet 7.4.7.2 Ganzglas-Türanlagen
• Ganzglas-Türen, Ganzglas-Türanlagen (Bild 7.80) sind ideale
Bauelemente für großflächige transparente
• Ganzglas-Türanlagen,
Raumabschlüsse, wie sie beispielsweise in öf-
• Ganzglas-Schiebe- und Faltwände (Abschn. 7.5) fentlich zugänglichen Büro- und Verwaltungs-
gebäuden, Einkaufszentren und Ladenbauten,
Glas im Bauwesen. Zu den Anforderungen an Hotel- und Theaterfoyers, aber auch im Privat-
Gläser s. Abschn. 7.3.6. bereich erwünscht sind. Sie bestehen aus einem
7.4 Innentüren 587
7.79a
7.79c
7.79b 7.79d
7.79 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues einer Ganzglas-Fertigtür
a) Ansicht und Maße einer Normtür
b) Darstellung des Zusammenbaues
c) Ganzglastürblatt mit Stahlzarge
d) Ganzglastürblatt mit Holzwerkstoffzarge
oder mehreren Standard-Türflügeln, um die sich • Die Abmessungen für Einzelflügel mit Eckbeschlägen
fest eingebaute Seitenteile und/oder Oberlicht- betragen demnach bis 1000 u 3000 mm. Für schwerere
glasflächen in jedem gewünschten Winkelgrad und breitere Türflügel bis max. 1400 mm sowie für stark
frequentierte Türen stehen durchgehende untere Tür-
gruppieren. Die Türen sind wahlweise als Pendel-
schienen zur Verfügung.
oder Anschlagtüren ausführbar. Aus Sicherheits-
gründen müssen alle Glasflächen aus Einschei- • Für feststehende Seitenteile und Oberlichtflächen sind
Maximalabmessungen bis 2400 u 4200 mm möglich.
ben-Sicherheitsglas (ESG) bestehen.
Je nachdem, wie groß die Anlage insgesamt ist und ob
Die zulässigen Minimal- bzw. Maximalabmessun- sie mit oder ohne Aussteifungsgläser ausgeführt wird,
gen für Türflügel und feststehende Glasflächen ist mit Glasdicken zwischen 10 und 12 mm zu rechnen.
sind den jeweiligen Produkt-Diagrammtafeln der Die Befestigung am Baukörper erfolgt mit speziellen An-
Herstellerfirmen zu entnehmen. schlussprofilen.
588 7 Türen, Zargen und Schlösser
Ganzglas-Türanlagen. Bild 7.81 zeigt eine Bodentürschließer werden vom Glaswerk mit-
zweiflügelige Ganzglas-Türanlage mit zwei geliefert bzw. sind an den einzelnen Glasteilen
raumhohen Festteilen und einem Oberlichtteil. bereits vormontiert.
Diese Darstellung dient zur Erläuterung der Die für diese Beschlagteile erforderlichen
Baukörperanschlüsse, der Funktionsweise der Glasausschnitte und Lochbohrungen werden
Beschlagteile und Bemessung der notwendigen ebenfalls werkseitig festgelegt. Besondere
Glasfugenabstände. Wünsche sind bereits bei der Auftragserteilung
• Bild 7.81-A. Die Befestigung der Ganzglas- anzugeben, da Einscheiben-Sicherheitsglas
anlage an Wand und Decke erfolgt über einen (ESG) nach der Vorspannung des Glases nicht
umlaufenden Rahmen. Das Anschlussprofil be- mehr bearbeitet werden kann. Dies bedeutet,
steht aus einem Grundkörper mit Bohrungen, dass alle Abmessungen genau angegeben und
einschließlich Klemmstück mit Schrauben und sämtliche Bearbeitungen (Bohrlochabstände,
elastischen Zwischenlagen. Glasausschnitte, Kantenbearbeitung) bereits
7 Bei der Variante „Sicherheitsausführung“ ver- bei der Bestellung auf das Sorgfältigste festge-
hindert die Verschraubung der Klemmstücke legt sein müssen.
– durch die Glasscheibe hindurch – das Herab- Die Türflügelbreite ist immer kleiner als das
fallen freihängender Scheiben. lichte Durchgangsmaß und die Türflügelhöhe
kleiner als die Öffnungshöhe anzunehmen.
• Bild 7.81-B. Die Ausbildung der Eckbeschlä-
Die in der Abbildung (Ansicht) angegebenen
ge richtet sich nach ihrer jeweiligen Lage und
Glasfugenmaße sind Richtmaße, die je nach
Funktion in der Glaswand (z. B. oberer Eck-
Flügelanzahl, Flügelbreite und Glasdicke vari-
beschlag, unterer Eckbeschlag, Oberlichtbe-
ieren. Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen
schlag, Winkeloberlichtbeschlag).
Herstellerunterlagen zu entnehmen.
Glasflügel werden jeweils an der oberen und
unteren Ecke durch angeklemmte Eckbeschlä-
Transport, Lagerung und Montage. Im Zusammenhang
ge aus Leichtmetall gehalten. Anstelle dieser mit Transport, Lagerung und Montage entstehen häufig
Eckbeschläge können bei breiteren und schwe- Schäden an Verglasungseinheiten. Folgende Empfehlun-
reren Türflügeln auch durchlaufende Türschie- gen sind daher zu beachten:
nen angebracht werden. • Glasscheiben dürfen beim Transport nicht nass werden;
Zwischen den beiden Klemmplatten und der nassgewordene Gläser sind umgehend zu trocknen. Ins-
besondere Mehrscheiben-Isoliergläser müssen trocken
Glasscheibe muss immer eine den Klemmdruck gelagert werden und dürfen nicht der direkten Sonnen-
ausgleichende, elastische Zwischenlage aus einstrahlung oder anderen Hitzequellen ausgesetzt sein.
Pressspan o. Ä. liegen. • Glastafeln dürfen nur stehend gelagert werden. Die
Der Verschluss kann wahlweise über Eckschlös- Unterlagen und die Abstützung gegen Kippen dürfen
keine Beschädigung des Glases hervorrufen. Die einzel-
ser, Mittelschlösser (Türgriffhöhe) oder in den nen Verglasungseinheiten sind durch Zwischenlagen zu
Fußboden eingelassene Schlösser erfolgen. trennen.
• Bild 7.81-C. Eckbeschläge, Türschienen so- • Glastafeln dürfen nicht auf harten Untergrund (z. B. Kera-
wie alle anderen Beschläge einschließlich mik- und Steinbeläge) oder auf die Scheibenecken abge-
7.4 Innentüren 589
7.81 Konstruktionsbeispiel einer Ganzglas-Türanlage, bestehend aus zwei Türflügeln, zwei raumhohen Seitenteilen
(Festteilen) und einem Oberlicht
ANSICHT Ganzglas-Türanlage
DETAIL A1 Baukörperanschluss (Wand- und Deckenanschlussprofil)
DETAIL A2 Baukörperanschluss (Profil für Sicherheitsausführung)
DETAIL B1 Winkeloberlichtbeschlag mit Buchse für Zapfen (Festteil)
DETAIL B2 Oberer Eckbeschlag mit Zapfen (Türflügelteil)
DETAIL C1 Unterer Eckbeschlag (Schnitt: Türflügel-Festteil) mit Zapfenband für Bodentürschließer
DETAIL C2 Unterer Eckbeschlag (Ansicht-Klemmplatte-Zapfenband) mit Gehäuse-Bodentürschließer
1 Wand- und Deckenanschlussprofile 5 Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)
2 Deckschalen (Aluminium, Edelstahl u. a.) 6 Eckschloss
3 Klemmplatten mit Schrauben 7 Mittelschloss
4 elastische Zwischenlagen (Pressspan)
Nach Vorlagen DORMA-Glas, Bad Salzuflen
590 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.82a 7.82b
Die Kenntlichmachung kann beispielsweise durch Schiebetüren sind jedoch aufgrund ihrer Bewe-
Bekleben der Glasflächen mit Klebefolien, auf- gungsrichtung umständlicher zu öffnen und da-
fallende Griffe oder Handleisten in etwa 1 m Höhe her im Allgemeinen für stark begangene Durch-
o. Ä. erfolgen. gangstüren weniger geeignet (Ausnahme: Schie-
betüren mit vollautomatischem Türantrieb).
Aussteifungsgläser (Bild 7.83). Bei Ganzglas- Außerdem lassen sie sich schalltechnisch nur
Türanlagen, die aus mehreren Glasscheiben ungenügend abdichten und benötigen neben
bestehen und bestimmte Abmessungen über- der Türöffnung immer eine etwa gleich große,
schreiten, können Aussteifungsgläser erforder- feststehende Wand- oder Glasfläche zur Unter-
lich sein. Diese stehen senkrecht zu der Glaswand bringung des oder der aufgeschobenen Schiebe-
und werden von einer Klemmkonstruktion, die türflügel.
starr mit dem angrenzenden Bauteil verbunden
ist (z. B. Rohdecke, Unterzug), gehalten. Ausstei- Bild 7.3 in Abschn. 7.2 verdeutlicht, wie sie an-
fungsgläser können – je nach statischen oder geordnet bzw. geführt werden können. Man un-
bauaufsichtlichen Erfordernissen – im Bereich terscheidet:
großflächiger Oberlichtteile oder bei sehr ho- Schiebetüren vor der Wand laufend
hen Türanlagen auch in raumhoher Ausführung • sichtbar vor einer feststehenden Wand- oder
angebracht werden. Die Glasdicke von Ausstei- Glasfläche
fungsgläsern beträgt üblicherweise 12 mm. Bei
Pendeltüranlagen ist eine beidseitige Ausstei- • unsichtbar zwischen Wandfläche und Vertäfe-
fung empfehlenswert. lung oder Einbauschrank
Schiebetüren in der Wand laufend
• unsichtbar in Mauernische oder Wandtasche,
jeweils in geöffnetem Zustand.
7.5 Innere Schiebetüren Schiebetüren bestehen im Wesentlichen aus
und Faltwände einem oder mehreren Türblättern, der Türum-
rahmung sowie den Lauf- und Verschluss-
Großflächig verschiebbare Tür- und Wandele- beschlägen. Sie können ein-, zwei- oder mehr-
mente dienen der variablen Raumnutzung. Sie flügelig ausgebildet sein. 7
trennen benachbarte Bereiche, in denen gleich- Mehrflügelige Türen sind als Klappschiebetüren
zeitig und ohne sich gegenseitig zu stören, ver- (ein Flügel wird auf den anderen aufgeklappt
schiedenartige Funktionsabläufe stattfinden und zusammen in eine Wandtasche gescho-
sollen; sie bieten andererseits aber auch die ben) oder als Teleskopschiebetüren (kulissen-
Möglichkeit großzügiger Raumverbindungen. artige Führung parallel laufender Schiebetüren)
Das vielfältige Angebot teilt sich nach Einbauart, auszubilden. Schiebetüren können aus glatten
Größe und Funktion auf in Sperrtüren, beschichteten Vollspanplatten,
• Schiebetüren, mehrschichtig aufgebauten Schalenkonstruk-
tionen, Rahmentüren mit verschiedenartigen
• Harmonikatüren und Harmonikawände, Füllungen sowie aus Ganzglas oder Metall her-
• Falttüren und Faltwände, gestellt werden.
• bewegliche Elementwände und
• Sonderkonstruktionen, wie beispielsweise Tele-
skopwände, Rollwände, Hub- und Versenkwän-
7.5.1 Schiebetüren aus Holz
de (bleiben hier unberücksichtigt). Vgl. hierzu
auch Bild 7.3. und Holzwerkstoffen
Schiebetüren werden in der Regel an einem Die Ausbildung der Türumrahmung hängt weit-
Laufwerk aufgehängt und in ihrer ganzen Breite gehend von der grundrisslichen Anordnung des
seitlich verschoben (ein- oder beidseitig). Gegen- Türelementes und damit von der Lage des Tür-
über den Drehflügeltüren haben sie den Vorteil, flügels zu den angrenzenden Bauteilen ab.
dass sie beim Öffnen keinen Drehraum bean-
spruchen und auch nicht in die meist sparsam Bild 7.84 bis 7.87. Läuft die Schiebetür bei-
bemessene Verkehrsfläche hineinragen. spielsweise mittig in einer Mauernische oder
592 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.84a 7.84b
7.84 Konstruktionsbeispiele: Schiebetürelemente aus Holz und Holzwerkstoffen (Einzelfertigung)
a) in einer Mauernische bzw. Wandtasche mittig laufend (Decken- bzw. Sturzbefestigung)
b) unsichtbar hinter einer Wandvertäfelung laufend (Wandbefestigung des Laufwerkes)
1 Kugel-Schiebetürbeschlag GEZE-PERKEO 6 abnehmbare Vertäfelung
2 abnehmbare Bekleidung 7 Putzschiene (Protektorschiene)
3 fest eingebaute Zargenhälfte (Halbfutter) 8 U-förmige Laufnute
4 Schiebetürflügel 9 Sperrholzleiste o. Ä. als Nutabdeckung
5 Führungsnocke
7.85a 7.85b
Sturz. Entsprechend der jeweiligen Türflügel- derbeschläge laufen freitragend in die Mauer-
gewichte sind die Laufwerke jeweils von Fall zu nische oder Wandtasche und werden nur im
Fall zu bestimmen. Bereich der Türöffnung sorgfältig befestigt.
Bei hohen und schmalen Schiebetüren können • Türstopper. Einstellbare Türstopper innerhalb
sich u. U. ungünstige Laufeigenschaften erge- des Laufwerkes sowie weitere, an der verdeck-
ben. Die Aufhängungen sind bei derart schma- ten Längskante des Türflügels montierte Puffer
len Türen möglichst nahe an die Längskanten sorgen für die Laufbegrenzung. Sie sind so an-
des Türflügels zu legen. zubringen, dass der Türflügel an allen Endstop-
7 Das Laufwerk wird im Allgemeinen vor dem
Aufstellen der zweiten Schale der Wandtasche
pern gleichzeitig anschlägt.
• Führungsnocke. (Bild 7.90) Eine Führungs-
montiert. Besonders kräftige, freitragende Spe- nocke (Alu-Schiene, Kunststoffrolle o. Ä.), meist
zial-Schiebetürbeschläge können aber auch am Fußboden angeschraubt, sorgt für die
noch nachträglich montiert werden. Diese Son- exakte Führung des ansonsten freihängenden
7.90 Schiebetürflügel parallel voreinander laufend, mit 7.91 Einsteck-Schiebetürschloss mit Ziehgriff,
tiefenverstellbarer Führungsrolle (Langloch) Flügelriegel und Druckknopf im Stulp (für einflüge-
HELM-Beschläge, Hespe und Woelm, Heiligenhaus lige Schiebetür)
1 Ziehgriff durch
2 Druckknopf im Stulp auslösbar
3 Flügelriegel
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 595
Türflügels. Sie gleitet in einer an der Türblatt- Türblätter 42 mm), so dass die Schiebetür je-
unterkante eingefrästen Nute und hält so die weils in ihrer ganzen Breite in die Wandtasche
Schiebetür während des ganzen Öffnungs- eingeschoben werden kann. Durch einen
weges in der Spur. Knopf im Stulp des Schlosses ist der Ziehgriff
In den Fußboden eingelassene, durchlaufen- auslösbar. An ihm kann die Schiebetür wieder
de U-förmige Führungsschienen (Verschmut- herausgezogen werden.
zungsgefahr) oder auf den Fußboden auf-
geschraubte Sattelschienen (Stolperschienen)
sollten im gehobenen Innenausbau vermieden 7.5.2 Ganzglas-Schiebetüren
werden.
• Schiebetürschlösser (Bild 7.91) – Einsteckschlös- Ganzglas-Schiebetüren (Bild 7.92) können eben-
ser mit üblichen Schließ- und Sicherungsarten – falls ein- oder zweiflügelig ausgebildet sein. Die
sind mit Ziehgriff und Flügelriegel ausgerüstet. Glasflügel bestehen im Allgemeinen aus 10 bis
Flügelriegelschlösser, meist ohne Vierkantnuss, 12 mm dicken Einscheiben-Sicherheitsgläsern1),
sind nur mit einem Klappringschlüssel (umklapp- an deren oberen Ecken Klemmbeschläge mit den
barer Gelenkschlüssel) zu bedienen. dazugehörenden Laufrollen angebracht sind. Um
Anstelle der üblichen Drückergarnituren werden 1)
Angaben über Brandschutzgläser s. Abschn. 7.6.1.2, über
• Griffmuscheln aus Holz, Metall oder Kunststoff Sicherheitsgläser Abschn. 7.3.6. Der aktuelle Stand der
in den Türflügel eingelassen (Mindestdicke der Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen.
7.92a
7
7.92b 7.92c
7.92 Schiebetürbeschlag für Ganzglastüren mit Laufwerk nach dem Rollenlagerprinzip
a) Ansichten (ein- und zweiflügelige Anlagen)
b) Schiebetürbeschlag
c) Vertikalschnitt (Ausschnitt)
1 Laufwerk (Schiene) für Wandbefestigung 5 Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Laufwagen 6 verstellbarer Anschlagbolzen
3 Klemmbeschlag (Klemmschuh) 7 Bodenführung aus Kunststoff
4 Glasschutzecken
DORMA-Glas, Bad Salzuflen
596 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.94a
7
7.94b
7.94c
7.94d
7.93 Konstruktiver Aufbau einer 7.94 Schematische Darstellung einiger Einbaubeispiele von
Holzharmonikatür ohne Bodenführung Holz- und Kunstlederharmonikatüren
1 Einfach-Stahlscherenreihe a) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür mit
2 Doppel-Stahlscherenreihe Futterrahmen und Bekleidung
3 kugelgelagerte Laufrollen b) ein- oder zweiflügelige Holzharmonikatür. Beim
4 Laufschiene Aufschieben werden nur die Segmente bewegt,
5 beiderseitige Bekleidung mit die zum Öffnen und Schließen der Tür bzw.
Spanplattenstreifen Wand benötigt werden.
6 Doppelhaken- Sicherheitsschloss c) bis d) ein- oder zweiflügelige Kunstlederharmonika-
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, türen mit und ohne Paketverkleidung
Oldenburg DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 597
Harmonikawände (Bild 7.3 in Abschn. 7.2). Die wie ihre Ausrüstung mit Beschlägen und Garni-
großflächigeren Harmonikawände sind ent- turen sehr unterschiedlich und vielfältig sein kön-
sprechend ihrer Größe stabiler konstruiert und nen, muss von einer Beschreibung aller Möglich-
dienen vor allem der Unterteilung von Kanti- keiten abgesehen werden. Nähere Angaben sind
nen, Gaststätten, Vereinsräumen, Kirchen und den jeweiligen Herstellerunterlagen zu entnehmen.
Gemeindesälen. Ihr Anwendungsfeld ist überall
dort, wo bei relativ leichter Bedienung mittlere
Schalldämmwerte erreicht werden sollen. 7.5.4 Falttüren und Faltwände
Harmonikatüren und -wände sind zweischalig
Falttüren und -wände (Bild 7.3 in Abschn. 7.2)
ausgebildete, einbaufertige Raumabschlussele-
bestehen aus einer Anzahl, meist durch Scharnie-
mente, die in ein- oder zweiflügeliger Ausfüh-
re gelenkig miteinander verbundener Flügel, die
rung mittig an einem Laufwerk aufgehängt und
an einem Laufwerk – mit oder ohne Bodenfüh-
harmonikaförmig zusammengeschoben werden.
rung – aufgehängt sind und sich durch Zusam-
• Holzharmonikatüren (Bild 7.93) bestehen menklappen zurückschieben lassen. Sie werden
im Inneren aus einem verzinkten, robusten aus Holz bzw. Holzwerkstoffen oder Metall oder
Stahlscherengitter-Gerüst, das beidseitig mit in einer Kombination beider Werkstoffgrup-
furnierten Holzwerkstoffplattenstreifen be- pen ein- oder mehrschalig hergestellt. Größere
plankt wird. Raumabschlüsse sollten möglichst zweiseitig
• Kunstlederharmonikatüren (Bild 7.94) sind aufschiebbar sein und aus Gründen der Zweck-
beidseitig mit einem Bespannungsmaterial aus mäßigkeit einen Durchgangsflügel aufweisen.
schwerem, geschäumtem Spezialkunstleder voll-
flächig verkleidet. Bild 7.3 in Abschn. 7.2 verdeutlicht, wie sie
angeordnet und geführt werden. Demnach un-
Die Flügelpakete laufen kugelgelagert in einer terscheidet man:
oberen Laufschiene und bedürfen in der Regel • Faltwände mit exzentrischer Aufhängung
am Fußboden keiner weiteren Führung (durch- (Bild 7.95). Sie bestehen aus gleich breiten Flü-
laufender Bodenbelag). Beidseitig umlaufende geln (etwa 600 bis 900 mm), die sich aufgrund
Schleifdichtungen – gegen Fußboden und Un- ihrer exzentrischen Aufhängung immer nur
terdecke abdichtend – sowie schalldämmende
Spezialeinlagen (z. B. Schwermatte mit Mineral-
nach einer Raumseite hin ausfalten lassen. Das
Laufwerk kann wahlweise an einer Sturzunter-
7
wolle) verbessern die Schalldämmwerte. kante oder Wandfläche montiert werden (Flü-
Harmonikatüren und -wände werden nahezu gelgewichte beachten). Die Tragrollen sind an
ausnahmslos nach Aufmaß einzeln gefertigt. der oberen Ecke eines jeden zweiten Flügels,
Durch den Einbau von Weichen o. Ä. sind die die Bodenführungsrollen genau lotrecht dar-
Pakete in verschiedene Richtungen ausfahrbar, unter liegend, an der unteren Flügelecke ange-
so dass sie in Nischen oder Taschen eingefah- ordnet. Diese Bodenrollen sind wegen der au-
ren und ggf. unsichtbar verstaut werden kön- ßermittigen Belastung im gefalteten Zustand
nen. Dazu müssen Decke und Fußboden genau unbedingt erforderlich und laufen in einer im
parallel und waagerecht liegen, die seitlichen Fußboden eingelassenen U-förmigen Schiene
Anschläge lot- und fluchtgerecht stehen. (Verschmutzungsgefahr beachten).
Die Verkleidung der Wandleibungen, Stürze usw. • Faltwände mit zentrischer Aufhängung (Bild
werden in der Regel bauseits hergestellt, wobei 7.96). Aufgrund ihrer zentrischen Aufhängung
die Oberflächen der Harmonikaelemente mit falten sie sich jeweils zur Hälfte nach innen und
außen und beginnen an der Wand immer mit ei-
denen der angrenzenden Wandvertäfelungen
nem halben Flügel. Die übrigen Flügel sind gleich
aufeinander abgestimmt sein können.
breit (etwa 600 bis 900 mm). Bei dieser Wand-
Griffe auf beiden Türseiten ermöglichen ein art sitzen die Tragrollen in der Mitte eines jeden
leichtes Herausziehen und Feststellen der Har- zweiten Flügels. Aufgrund des sich daraus erge-
monikatür bzw. -wand an jeder beliebigen Stelle, benden Gleichgewichtes ist eine Bodenführung
während ein Doppelhaken-Sicherheitsschloss bei kleineren Flügelgruppen nicht erforderlich,
den dichten Abschluss sichert. bei breiteren Anlagen sind die Bodenführungs-
Da die angebotenen Führungen im Decken- und rollen lotrecht unter den Laufrollen montiert.
Fußbodenbereich, die verschiedenartigen Faltun- Diese Faltwandart wird von der Beschlagindustrie
gen der Elemente und ihre Parkmöglichkeiten so- auch als Harmonikawand bezeichnet.
598 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.95a
7.95b 7.95c
7.95 Schematische Darstellung einer Faltwand mit exzentrischer Aufhängung (gleich breite Flügel)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 U-förmige Bodenschiene
2 Tragrolle (Trägerwinkel mit aufgesetztem 5 Feststellriegel
Rollenapparat) 6 kugelgelagerte Scharniere
3 Führungsrolle
7.96a
7.96b 7.96c
7.96 Schematische Darstellung einer Faltwand mit zentrischer Aufhängung (an der Wand mit einem halben Flügel
beginnend)
a) Ansicht der Faltwand
b) Horizontalschnitt
c) Schema der Faltwand (Hespe und Woelm, Heiligenhaus)
1 Laufrohr mit Befestigungsmuffen 4 kugelgelagerte Scharniere
2 Tragrolle 5 U-förmige Bodenschiene
3 Feststellriegel
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 599
7.97a
7.97b 7.97c
7.97 Ganzglas-Falttüranlage aus Einscheiben-Sicherheitsglas
a) Ansicht und Horizontalschnitt von einer exzentrisch aufgehängten Falttüranlage
b) Ansicht und Horizontalschnitt von einer zentrisch aufgehängten Falttüranlage
c) Vertikalschnitt durch eine exzentrisch aufgehängte Falttüranlage
1 Laufrohr 5 Türflügel mit Einscheiben-Sicherheitsglas
2 Tragrolle 6 Bodenführungsschiene
3 angeklemmte Türschienen 7 Bodenführungsrolle
4 Gelenkbänder 8 Bodentürschließer
VEGLA (Saint-Gobain Glas), Aachen
600 7 Türen, Zargen und Schlösser
Gemeinsam ist allen Faltwandarten, dass die ein- 7.5.5 Bewegliche Elementwände
zelnen Flügel durch jeweils zwei, bei hohen Ele-
menten auch durch drei oder vier kugelgelagerte
Die Forderung, eine begrenzte Grundfläche je-
Scharniere miteinander verbunden sind.
derzeit so aufteilen zu können, dass sie wechseln-
Ähnlich wie bei den Schiebetüren sollte auch hier den Anforderungen genügt, führte zur Entwick-
die im Bereich des Laufwerkes liegende Beklei- lung von beweglichen Elementwänden. Dabei
dung bzw. Wandvertäfelung abnehmbar sein, um handelt es sich um schalldämmende, bewegliche
ggf. Reparaturen oder eine nachträgliche Höhen- Wände ohne Bodenführung, die aus raumhohen,
justierung der Faltwand vornehmen zu können. unabhängig voneinander bedienbaren Einzel-
Einzelheiten bezüglich des konstruktiven Auf- elementen bestehen.
baues der einzelnen Türflügel und der notwendi-
gen Schalldämm-Maßnahmen, die beim Einbau
Elementwände (Bild 7.98) werden vorzugswei-
derartiger Wandanlagen zu beachten sind, s. Ab-
se in Schulen, Mehrzweckhallen, Kongress- und
schn. 7.5.5, Bewegliche Elementwände.
Sportzentren sowie in gastronomischen Objek-
ten eingesetzt. Die zusammengeschobenen Ele-
Ganzglas-Falttüranlagen mente ergeben eine geschlossene, vollkommen
Großflächige Raumöffnungen – die je nach Be- glatte Wand ohne sichtbare Metallprofile oder
darf teilweise oder in der gesamten Breite als Beschlagteile. Als Oberflächenmaterial werden
Durchgang benötigt werden – können auch mit vorzugsweise Holzfurniere, Schichtstoffplatten,
Ganzglas-Falttüranlagen unterschiedlichster Grö- Kunstleder sowie alle anderen im gehobenen In-
ße und Ausführung verschlossen werden. Sie nenausbau üblichen Materialien verwendet.
eignen sich als bewegliche, transparente Innen- Die auf dem Markt derzeit angebotenen Wände
raum-Abschlüsse von Hallen und Foyers oder als haben einen sehr ähnlichen Aufbau, so dass im
großflächiger Raumteiler in Ladenstraßen und Allgemeinen von folgenden Gegebenheiten aus-
Warenhäusern. gegangen werden kann:
Ganzglas-Falttüranlagen bestehen aus rahmen- • Aufhängung (Bild 7.99). Die verfahrbaren Ele-
losen Ganzglas-Türflügeln, an deren oberen und mentwände werden an Deckenschienen aus
7 unteren Enden durchlaufende Türschienen mit
den dazugehörigen Trag- bzw. Führungsrollen
Stahl oder Aluminium aufgehängt. Bodenfüh-
rungsschienen sind aus optischen und Ver-
angeklemmt sind. Bis zu fünf Türflügel können schmutzungsgründen unerwünscht.
zusammenhängend seitlich verschoben und zu Für die Elementaufhängung gibt es zwei Mög-
einem Paket zusammengefaltet werden. lichkeiten: Die einfachere
Falttüranlagen aus Einscheiben-Sicherheitsglas • 1-Punkt-Aufhängung (1 Rollenwagen je Ele-
können mit oder ohne Gehflügel ausgestattet ment), bei der die Gefahr des Verkantens der
sein, wobei der Gehflügel als Pendeltür oder als Elemente und damit Beschädigung der Decke
Anschlagtür ausgebildet wird. Die Anforderun- bzw. des Fußbodenbelages nie ganz ausge-
gen an Beschläge für Falttüren sind in DIN EN 1527 schlossen werden kann, und die aufwändige-
festgeschrieben. Alle erforderlichen Beschlagteile re, aber derzeit übliche
werden vom Glaswerk mitgeliefert. Einzelheiten
hierzu s. Abschn. 7.4.7, Ganzglastüren. • 2-Punkt-Aufhängung (2 Rollenwagen je Ele-
ment). Aufgrund ihres Gewichtes erfordern
verschiebbare Wände ein hochwertiges Lauf-
Bild 7.97. Wie diese Abbildung verdeutlicht, gibt rollensystem. Besonders geeignet sind sog.
es Ganzglas-Falttüren wahlweise mit exzentri- Kreuzrollen, die ein leichtes, geräuscharmes Ver-
scher oder zentrischer Aufhängung. Bei beiden schieben der Elemente nach allen Richtungen
Systemen sind Bodenführungsrollen mit den (ohne Drehscheiben und Weichen) gestatten.
entsprechenden U-förmigen Schienen vorzuse- Die einzelnen Elemente der geöffneten Wand
hen. Um ein nachträgliches Verstellen (Höhen- können beliebig in einer separaten Nische,
justierung) der Tragrollen zu ermöglichen, ist hinter einer vorspringenden Wand oder einem
auch hier in der bauseits anzubringenden Ver- Pfeiler sowie einfach seitlich geparkt werden.
kleidung eine Revisionsklappe o. Ä. vorzusehen. • Wandelemente (Bild 7.100). Die zweischalig
aufgebauten Elemente (Sandwichkonstruktion)
bestehen im Inneren aus einer verwindungsstei-
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 601
7.101a
7
7.101b
7.100 Schematische Darstellung des Aufbaues und der 7.101 Beispiele von Laufschienen-Abhängungen
Mechanik eines beweglichen Wandelementes (System VARIFLEX)
1 Rahmen aus Aluminiumhohlkammer- und a) Abhängung an einer Betondecke
Stahlrohrprofilen b) Abhängung an einem Unterzug
2 Spanplattenbekleidung (16 mm) mit 1 bewegliche Elementwand
Schwermatten und Hohlraumfüllung 2 ausfahrbare Dichtleisten
3 horizontale Abdichtung (oben/unten) durch 3 abgehängte Unterdecke
ausfahrbare Dichtleisten 4 Deckenschiene aus Aluminium
4 Steckkurbel 5 Gipskartonplatten (je 12,5 mm dick)
5 Getriebemechanik 6 Gewindestange mit höhenjustierbarer
6 Deckenschiene aus Aluminium Halteplatte bzw. Konsole
7 Laufwagen mit Kreuzrollen (Zweipunkt- 7 Dübel nach Angabe
Aufhängung) 8 Stahlblechprofil
8 vertikale Abdichtung (Nut-Feder-Profil mit 9 dauerelastische Dichtmasse
Lippendichtungen) 10 Mineralfaserwolle
9 kraftschlüssige Verbindung durch 11 Halteplatte
Magnetbänder 12 Konsole
10 Abdrückmechanismus 13 Trennfuge im schwimmenden Estrich
11 zusätzliche Eckabdichtung
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
DORMA Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
7.5 Innere Schiebetüren und Faltwände 603
gepresst werden. Diese federgelagerten, mit beweglichen Trennwand einfügen zu können, ist
einer Anpresskraft von 15 bis 20 N/mm2 verse- ein gewisser Spielraum gegenüber dem Wand-
henen Dichtleisten geben jedem Element eine anschluss notwendig. Dieser verbleibende Zwi-
gute Standfestigkeit, dichten gegen Fußboden schenraum wird meist durch ein aus dem letzten
und Deckenschiene schalldämmend ab und Element ausfahrbaren Teleskop verschlossen.
gleichen Toleranzen sowie nachträgliche Ver- Aus Gründen der Zweckmäßigkeit sollte jede
änderungen des Bauwerkes (z. B. Deckendurch- größere, bewegliche Elementwand eine allseits 7
biegungen) bis zu einer Höhendifferenz von bei- flächenbündig eingebaute Durchgangstür er-
spielsweise zweimal 40 mm selbsttätig aus. halten. Diese weist keine Bodenschwelle auf,
• Vertikale Abdichtung (Bild 7.102). Die verti- sondern dreiseitig umlaufende Doppeldich-
kale Verbindung der Elemente untereinander tungen sowie eine nach unten ausfahrbare
erfolgt bei einer hochwertigen Wand einmal Dichtleiste. Generell ist jedoch zu beachten,
durch formschlüssige Nut-Feder-Profile mit dass Durchgangstüren in der Regel die Schall-
eingearbeiteten Mehrfachdichtungen, zum an- dämmwerte einer Wand verringern.
deren durch eine kraftschlüssige Verbindung. • Schallnebenwege. Die Begrenzung der bau-
Dies kann entweder mechanisch durch zwei lichen Schallnebenwege über die flankieren-
versenkt angeordnete Schließhaken oder durch den Bauteile ist genauso wichtig wie die schall-
die gegenseitige Anziehungskraft zweier, in technischen Maßnahmen am trennenden
der Nut-Feder-Schiene verlaufender Magnet- Bauteil, der beweglichen Trennwand selbst.
bänder geschehen. Deren Anzugskraft kann bis Der Einbau einer Elementwand mit einem
zu 70 N/ lfdm. betragen. Schalldämm-Maß R’wP von beispielsweise 45
• Wandanschluss (Bild 7.102). Auch der Wand- bis 52 dB hat nur dann einen Sinn, wenn die
anschluss muss bei einer schalldämmenden Ele- Schall-Längsleitung über die flankierenden
mentwand sehr sorgfältig ausgeführt werden. Bauteile wie Fußboden, Wand, Decke, Fassade
Im Allgemeinen wird hierzu eine sog. Wandan- usw. weitgehend reduziert werden kann.
schlussleiste verwendet, die im Prinzip nichts Das Problem der horizontalen Schall-Längs-
anderes darstellt als das Endstück eines nor- leitung tritt vor allem auf entlang schwim-
malen Elementes, das mit der Raumwand dicht mender Estriche und schallleitender Fußbo-
verbunden ist und in dessen Nut-Feder-Profil denbeläge (durchlaufende Trennfuge oder
das erste aufzustellende Wandelement einge- Verbundestrich vorsehen), schallleitender Un-
schoben wird. Um auch das letzte Element der terdeckenplatten und ungedämmter Decken-
604 7 Türen, Zargen und Schlösser
Von Schutz- und Sondertüren werden je nach DIN-Normen1) Von einigen Besonderheiten
Einsatzort und den sich daraus ergebenden An- abgesehen, müssen Feuerschutzabschlüsse die
forderungen ganz spezifische Eigenschaften Anforderungen an raumabschließende Bauteile
gefordert, woraus sich sowohl notwendige (Ge- nach DIN 4102-2 erfüllen. Feuerschutzabschlüs-
setzgeber) als auch individuell wünschenswerte se zählen jedoch zu den Sonderbauteilen, weil
(Bauherr/Planer) Auflagen ableiten lassen. Man sie wegen ihrer beweglichen Teile nicht alle
unterscheidet: Anforderungen an raumabschließende Bauteile
• Schutztüren • Feuerschutztüren erfüllen können.
•
7 •
Rauchschutztüren
Schallschutztüren
Feuerschutzabschlüsse werden daher nach DIN
• Strahlenschutztüren
4102-5 geprüft und je nach Anforderung in unter-
• Einbruchhemmende Türen
schiedliche Feuerwiderstandsklassen eingeteilt
• Schusshemmende Türen u. a. (Tabelle 7.103). Beim Brandversuch – dessen
• Sondertüren • Wohnungsabschlusstüren
Dauer der Feuerwiderstandsklasse entspricht
• Feucht- und Nassraumtüren u. a. – muss die raumabschließende Wirkung gewahrt
bleiben und der Durchgang des Feuers ver-
hindert werden.
Der Nachweis der Dauerfunktionstüchtigkeit
7.6.1 Feuerschutztüren und -abschlüsse erfolgt gemäß DIN 4102-18. Diese hängt im
Wesentlichen von der Ausstattung der Türele-
Feuerschutzabschlüsse sind gemäß DIN 4102-5 mente mit leistungsfähigen Beschlägen, Bän-
selbstschließende Türen und andere Abschlüsse dern, Schlössern und anderen Schließmitteln ab.
(z. B. Klappen, Rollläden, Tore), die dazu bestimmt Ein besonders wichtiges Kriterium für die Funk-
sind, im eingebautem Zustand den Durchtritt tionstüchtigkeit ist das selbsttätige Schließen
eines Feuers durch notwendige Öffnungen in des/der Türflügel.
Wänden oder Decken eines Gebäudes für eine Keines Nachweises bedürfen Feuerschutztüren
definierte Zeitspanne zu verhindern. aus Stahlblech gemäß DIN 18 082, Bauart A und
Sie sind als Ganzes Bestandteil eines feuer- B (Stahltüren T 30-1). Diese Norm stellt eine
widerstandsfähigen Raumabschlusses und zwar Konstruktions- bzw. Produktnorm dar (geregelte
einschließlich der umgebenden Wand, der in Bauart). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.6.1.1.
der Wand befestigten Zarge, den Befestigungs-
mitteln, aller Beschlagteile, Dichtungen und
Türflügel. Alle diese Teile beeinflussen sich 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
wechselseitig und sind daher in die Prüfung der entnehmen.
7.6 Sondertüren 605
Tabelle 7.103 Feuerwiderstandsklassen T nach DIN 4102-5 • Die Bauregelliste B dient der Umsetzung von Richtli-
nien der Europäischen Union (konnte aber bisher noch
nicht aufgestellt werden).
• In der Liste C werden Bauprodukte geführt, für die es
weder technische Baubestimmungen noch allgemein
anerkannte Regeln der Technik gibt und die für die Bau-
ordnungen nur eine untergeordnete Bedeutung haben.
Geregelte Bauprodukte entsprechen den in der Bauregel-
liste A Teil 1 bekannt gemachten technischen Regeln oder
weichen von ihnen nicht wesentlich ab.
Nicht geregelte Bauprodukte sind Bauprodukte, die we-
sentlich von den in der Bauregelliste A Teil 1 bekannt ge-
Europäische Normen1) Mit dem Übergang vom machten technischen Regeln abweichen oder für die es
keine Technischen Baubestimmungen oder allgemein an-
nationalen zum europäischen Regelwerk erge- erkannten Regeln der Technik gibt.
ben sich auch neue Prüf-, Klassifizierungs- und Die Verwendbarkeit ergibt sich
Produktnormen. Außerdem wurde ein neues
• für geregelte Bauprodukte aus der Übereinstimmung
europäisches Klassifizierungssystem zum Brand- mit den bekannt gemachten technischen Regeln,
verhalten von Bauprodukten (Baustoffen) ge- • für nicht geregelte Bauprodukte aus der Übereinstim-
schaffen, das insgesamt sieben EUROKLASSEN mit mung mit
weiteren zusätzlichen Unterklassen vorsieht. Ein- • der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung oder
zelheiten hierzu sind Tabelle 17.110, Teil 1 dieses • dem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis oder
Werkes zu entnehmen. • der Zustimmung im Einzelfall.
• DIN EN 1363-1 ist die Grundnorm für die Feu-
erwiderstandsprüfung aller Bauteile. Sonstige Bauprodukte sind Produkte, für die es allgemein
• DIN EN 1634-1 regelt das Prüfverfahren für die anerkannte Regeln der Technik gibt, die jedoch nicht in der
Bauregelliste A enthalten sind. An diese Bauprodukte stellt
Bestimmung der Feuerwiderstandsdauer von
die Bauordnung zwar die gleichen materiellen Anforderun-
Feuerschutztüren. Diese Prüfnorm enthält ei- gen, sie verlangt aber weder Verwendbarkeits- noch Über-
nige wesentliche Änderungen im Vergleich mit einstimmungsnachweise; sie sind deshalb auch nicht in der
der früheren Prüfmethode nach DIN 4102-5, so Bauregelliste A erfasst.
dass sich daraus eine gewisse Verschärfung der
Prüfbedingungen ergibt, die sich auf die Kons- Verwendbarkeitsnachweis. Geregelte und nicht geregel-
7
truktion der Feuerschutzabschlüsse auswirkt. te Bauprodukte – deren Verwendung in den Landesbau-
ordnungen geregelt ist – dürfen eingesetzt werden, wenn
• Bei Feuerschutzabschlüssen handelt es sich in ihre Verwendbarkeit in dem für sie geforderten Überein-
der Regel um nicht geregelte Bauprodukte, stimmungsnachweis bestätigt ist und sie deshalb das Über-
für die der Nachweis ihrer Verwendbarkeit er- einstimmungszeichen – Ü-Zeichen – tragen. Diese sind in
bracht werden muss (Ausnahme: Feuerschutz- der Bauregelliste A, Teil 1, 2 und 3 aufgelistet.
türen aus Stahlblech gemäß DIN 18 082 = gere- • Gemäß Bauregelliste gibt es folgende Arten des Über-
gelte Bauart). einstimmungsnachweises:
ÜH – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
• Grundsätzlich hat der Verwender die jeweils ak-
ÜHP – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
tuelle Fassung der Bauregelliste zu beachten. nach vorheriger Prüfung des Bauproduktes
durch eine bauaufsichtlich anerkannte
Bauregelliste, Ü-Zeichen, CE-Zeichen. Die Landesbauord- Prüfstelle
nungen unterscheiden zwischen geregelten, nicht geregel- ÜZ – Übereinstimmungserklärung des Herstellers
ten und sonstigen Bauprodukten, die in den verschiedenen nach einer Zertizierung des Produktes
Bauregellisten aufgeführt sind. Das Zusammenfügen von durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle
Bauprodukten zu baulichen Anlagen oder Teilen von bauli- (Übereinstimmungszertifikat).
chen Anlagen definieren sie als Bauart. Bauprodukte, die nach dem Bauproduktengesetz auf der
• Die Bauregelliste A gilt für Bauprodukte im Sinne der Basis harmonisierter europäischer Produktnormen in Ver-
Begriffsbestimmung der Landesbauordnungen. Teil 1 kehr gebracht werden, müssen gemäß der Bauregelliste B
dieser Bauregelliste enthält die geregelten Bauprodukte, Teil 1 als Verwendbarkeitsnachweis die CE-Kennzeich-
Teil 2 die nicht geregelten Bauprodukte. Teil 3 enthält nung tragen.
nicht geregelte Bauarten. Für die sonstigen Bauprodukte braucht die Verwendbarkeit
nicht nachgewiesen zu werden. Weitere Einzelheiten sind
Abschn. 2.2.4, Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 zu
entnehmen.
606 7 Türen, Zargen und Schlösser
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinwei- Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung nach DIN
se für Feuerschutzabschlüsse s. Abschn. 7.6.1.2. 18 263-1 möglich. Weitere Angaben hierzu s. Abschn. 7.7.5,
Türschließer (Türschließmittel).
7.104a
7.104b
7.104 Feuerschutztür nach DIN 18 082-1 (Ausg. 12.91): Feuerhemmende einflügelige T30-1 Stahltür, Bauart A
(insgesamt vereinfachte Darstellung, Maße in mm)
a) Ansicht der Feuerschutztür. Baurichtmaße der Wandöffnung in der Breite von 625 × 1000 mm, in der Höhe
von 1750 × 2000 mm
b) Schnitt A–A durch Schlosstasche und bandseitigem Sicherungszapfen
Konstruktionsbeispiele s. Bild 7.106 a und b. Außerdem sind in die beiden Hohlprofile in-
• Stegkonstruktion mit Isolatoren. Bei dieser nenseitig Gipskarton-Plattenstreifen eingeklebt.
Bauart bestehen die Türflügel- und Blendrah- Diese sog. Isolatoren geben bei Hitzeeinwirkung
men je nach System entweder aus zwei Stahl- Feuchtigkeit ab und kühlen die Profile, so dass
profilrohren oder aus zwei Aluminiumprofilen. die kritischen Temperaturgrenzen nicht über-
Diese tragenden Profile sind durch kohlefaser- schritten werden.
verstärkte Kunststoffstege (Isolierstege) kraft- Konstruktionsbeispiele
schlüssig miteinander verbunden und dadurch s. Bild 7.107 und 7.108.
gleichzeitig auch thermisch getrennt.
608 7 Türen, Zargen und Schlösser
Allgemeine Konstruktions- und Einbauhinweise Beispiel Mauerwerk und Stahlbeton aber auch
Feuerschutzabschlüsse müssen sowohl hinsicht- leichte Gipsplatten-Metallständerwände u. a.
lich ihres konstruktiven Aufbaues als auch be- Grundsätzlich erfolgt die Zargenmontage immer zwei-
züglich Montage, Betrieb und der für den Einbau stufig. Zunächst ist eine kraft-/formschlüssige Ver-
vorgeschriebenen Wände in allen Einzelteilen bindung mit der Wand durch Anker, Klammern oder
dem jeweiligen Verwendungsnachweis entspre- Dübeln herzustellen. Anschließend sind alle Hohlräume
chen. Im Einzelnen sind zu beachten: zwischen Zarge bzw. Blendrahmen und Wand lücken-
los zu hinterfüllen, um einem Flammendurchschlag im
• Montage. Nur ein ordnungsgemäßer Einbau Anschlussbereich vorzubeugen.
mit kraftschlüssiger Verankerung in der an- Bei der Montage von Stahlzargen in Massivwänden ist
grenzenden Wand sichert die einwandfreie der Hohlraum mit Zementmörtel dicht zu verfüllen.
Funktion einer Feuerschutztür im Brandfall. Beim Einbau von Feuerschutztüren in Ständerwerks-
Dies wird durch die Übergabe der Montage- wänden werden die Zargenspiegel innenseitig mit
anleitung an den Bauherrn zusammen mit dem Gips hinterfüllt, bevor das Ständerwerk beplankt wird.
Zulassungsbescheid dokumentiert. Eine strikte Diese Hinterfüllung dient der Kühlung der Zargenpro-
file und Stabilisierung des Verbundes von Zarge und
Einhaltung der Montagevorschriften durch den Wand.
Verarbeiter ist unabdingbar.
Beim nachträglichen Einbau von Stahlzargen in leichte
Zulässig sind ausschließlich Anschlüsse an in Trennwände müssen die Hohlräume dicht mit Mineral-
der Zulassung definierte Wandarten wie zum wolle ausgestopft werden.
7.6 Sondertüren 609
7.106a 7.106b
7.106 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutztüren aus thermisch getrennten Stahlprofilrohren
(Sandwichkonstruktion) mit Brandschutzglas
a) Stahlprofilrohrkonstruktion für werk- oder bauseitige Beschichtung (Anstrich)
b) Stahlprofilrohrkonstruktion mit Aluminium-Deckschalen
1 Stahlprofilrohre, thermisch mittig getrennt
2 Fasersilikat-Plattenstreifen (isolierende Zwischenschicht)
3 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
4 Brandschutzglas
5 aufgeklipste Aluminium-Deckschale
SCHÜCO International, Bielefeld
c)
(Isolatoren)
Aluminiumprofil mit Isolierstegen und
7
7.107a 7.107b 7.107c eingeklebten Gipskarton-Plattenstreifen
(Isolatoren)
7.108 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Feuerschutztür aus thermisch getrennten, selbsttragenden Aluminiumprofilen
(Stegkonstruktion) mit Brandschutzglas
1 Aluminiumprofile, thermisch getrennt durch Isolierstege
2 kohlefaserverstärkte Kunststoffstege (Isolierstege)
3 eingeklebte Gipskarton-Plattenstreifen (Isolatoren)
4 unter Hitzeeinwirkung aufschäumbare Palusol-Brandschutzleisten
5 Brandschutzglas
6 bandseitig eingebauter Sicherungszapfen
SCHÜCO International, Bielefeld
610 7 Türen, Zargen und Schlösser
Auf dem Markt werden auch PU-Schäume in F 30-Qualität Isolation (= strahlenundurchlässige Verglasung).
angeboten, die einen Feuerwiderstand von 30 Minuten Dies geschieht in der Regel durch glasklare Zwischen-
ergeben. schichten (z. B. Natriumsilikat), die zwischen den ein-
Vgl. hierzu auch Abschn. 7.3.2 bzw. 7.4.2, Bauteilan- zelnen Sicherheitsglasscheiben eingelagert sind.
schlüsse, Abschn. 7.4.5.1, Einbau von Stahlzargen sowie Wenn im Brandfall die dem Feuer zugewandte erste
in Teil 1 dieses Werkes die Abschnitte 6.10 und 15, nicht Scheibe zerspringt, schäumt die Gelschicht auf und
tragende leichte Trennwände. bildet mit ihrem verdampfenden Wassergehalt für die
• Verglaste Feuerschutztüren. An manche weiteren Glasscheiben eine hochwärmedämmende
Isolierschicht. Dabei wird der Glasverbund undurch-
Feuerschutztüren wird beispielsweise aus sichtig.
Gründen der Verkehrssicherheit die Forderung • G-Verglasungen (z. B. G 30, G 60, G 90) behalten im
nach Durchsicht erhoben. Besonders in öffent- Brandfall ihre raumabschließende Wirkung und ver-
lich zugänglichen Gebäuden, wo Flucht- und hindern entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer
Rettungswege in Fluren und Treppenhäusern die Ausbreitung von Feuer und Rauch. Außerdem blei-
jederzeit passierbar sein müssen, sind verglaste ben sie im Brandfall durchsichtig.
Feuerschutzabschlüsse von großem Vorteil. G-Verglasungen lassen allerdings die Wärmestrahlung –
wenn auch vermindert – passieren (= strahlendurchläs-
Die Feuerwiderstandsfähigkeit von Feuerschutz- sige Verglasung), so dass es durch die Hitzestrahlung im
abschlüssen wird gemäß DIN EN 1634-1 geprüft angrenzenden Raum zur Entzündung leichtentflamm-
(teilweiser Ersatz für die noch mit gültige DIN barer Materialien und Gegenstände kommen kann.
4102-5). Die Klassifizierung des Feuerwider- Derartige Verglasungen sind damit gegen Feuer „wi-
standes von feststehenden Brandschutzvergla- derstandsfähig“, jedoch nicht „feuerhemmend“ bzw.
„feuerbeständig“.
sungen ist in DIN EN 357 geregelt. Vgl. hierzu
auch Abschn. 17.7, Baulicher Brandschutz, Teil 1 G-Verglasungen sind brandschutztechnische Sonder-
bauteile. Über die Zulässigkeit ihrer Verwendung ent-
dieses Werkes. scheidet die zuständige örtliche Bauaufsichtsbehörde
Nach der Festlegung der Norm dürfen in Vgl. hierzu auch Abschn. 15.3.4, Brandschutz von um-
brandschutztechnisch geforderten Türen grund- setzbaren Trennwänden, in Teil 1 dieses Werkes.
sätzlich nur Brandschutzgläser der Feuerwi- • Türschließmittel. Feuerschutzabschlüsse kön-
derstandsgruppe F eingebaut werden und nen ihren Zweck – ein Schadensfeuer durch die
zusammen mit der kompletten Türabschluss- Türöffnung nicht durchzünden zu lassen – nur
Bauart geprüft und zugelassen sein. erfüllen, wenn sie im Brandfall dicht geschlos-
7 G-Verglasungen dürfen in Feuerschutztüren
nicht eingebaut werden, dagegen sind sie in
sen sind. Daher müssen Schließmittel, die an
Feuerschutztüren (Rauchschutztüren) mon-
Rauchschutztüren einsetzbar. tiert werden, den Abschlüssen die Eigenschaft
Sind Bauteilkombinationen geplant (z. B. fest- „selbstschließend“ verleihen (DIN 4102-18).
stehendes Verglasungsteil mit Feuerschutztür), Die Nutzung von Gebäuden – insbesondere mit
so müssen beide Teile die gleiche Feuerwider- Publikumsverkehr, Warentransport usw. – macht
standsklasse aufweisen und als Gesamtbauteil es jedoch erforderlich, dass selbstschließende
(Feuerschutztür mit Brandschutzverglasung) ge- Abschlüsse zeitweise offen gehalten werden.
prüft und bauaufsichtlich zugelassen sein. Um diese Feuer- bzw. Rauchschutzabschlüsse in
• Brandschutzgläser. Es gilt festzuhalten, dass geöffnetem Zustand halten zu können, ist eine
normales Glas (Floatglasscheiben) für brand- geprüfte und bauaufsichtlich zugelassene Fest-
schutztechnische Zwecke nicht geeignet ist. stellanlage notwendig, die im Gefahrenfall die
Im Brandfall würde es bei einseitiger Hitzeein- Schutztüren wieder bestimmungsgemäß schließt.
wirkung bereits nach kurzer Zeit zerspringen • Eine Feststellanlage besteht im Wesentlichen aus
und so den Feuerdurchtritt in den nächsten einer Feststellvorrichtung (z. B. elektromagnetischer
Brandabschnitt ermöglichen. Türschließer, Haftmagnet), einem Brandmelder (Rauch-
oder Temperaturmelder), der Energieversorgung und
Der grundsätzliche Unterschied zwischen den einer Auslösevorrichtung, die im Brandfall die Fest-
üblicherweise verwendeten Brandschutzglas- stellvorrichtung abschaltet und den/die Türflügel zum
arten ergibt sich aus dem Kriterium der Wärme- Schließen freigibt.
strahlung, aus dem sich auch die unterschied- Bei zweiflügeligen Türanlagen ist eine Schließfolgere-
lichen Anwendungsbereiche von F- und G-Ver- gelung vorzusehen. Die Schließfolge wird so geregelt,
dass zuerst der Standflügel und dann erst der Gehflügel
glasungen ableiten lassen.
zufällt.
• F-Verglasungen (z. B. F 30, F 60, F 90) verhindern Weitere Einzelheiten hierzu sind Abschn. 7.7.5, Tür-
entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer nicht nur schließmittel, zu entnehmen. Angaben über Bänder,
die Ausbreitung von Feuer und Rauch, sondern auch Schlösser und Türdrückergarnituren für Feuerschutz-
den Durchtritt von Wärmestrahlung durch thermische abschlüsse s. Abschn 7.7.1 bis 7.7.3.
7.6 Sondertüren 611
7.112a 7.112b
7.112 Konstruktionsbeispiel einer T30-1 Ganzglas-Feuerschutztür aus Spezialverbundglas
a) Horizontalschnitt durch eine Ganzglastür für den Einbau in eine Massivwand
b) Ausschnitt: Ganzglastürblatt mit vierseitig umlaufendem Dichtungs- und Anschlagprofil
1 Massivwand (Mauerwerk t 115 mm, Beton t 100 mm)
2 Umfassungszarge aus Stahl (alternativ Eckzarge)
3 vierseitig umlaufendes, im Brandfalle unter Hitzeeinwirkung aufschäumendes Spezial-Dichtungs- und
Anschlagprofil
4 Promat-Spezialverbundglas
PROMAT GmbH, Ratingen
614 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.114a 7.114b
7.114 Konstruktionsbeispiele von T30-1 Feuerschutz- und Rauchschutztüren (Kombinationstüren) aus Holz und
Holzwerkstoffen. Vgl. hierzu auch Bild 7.56
a) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, Montagefutter und ringsumlaufenden U-Profilen,
unsichtbar an Massivwand befestigt
b) Türelement mit zweiteiliger Holzwerkstoffzarge, unsichtbar an Gipskarton-Metallständerwand befestigt
neuform Türenwerk, H. Glock, Erdmannshausen
7.6 Sondertüren 615
7 7.115b
7.115c
7.115 Konstruktionsbeispiele: Vergleichende Gegenüberstellung betriebsfertiger Schallschutztüren mit jeweils unter-
schiedlich ausgebildeten, einschaligen Türblattkonstruktionen
a) einschichtig aufgebautes Türblatt mit Vollspanplatte als Einlage, Falz- und Auflaufdichtung
b) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
Falz- und Auflaufdichtung
c) mehrschichtig aufgebautes Türblatt mit biegeweichen Schallschutzplatten als Einlage, Türblattdichtung,
doppelter Falzdichtung, Auflauf- und absenkbarer Bodendichtung
WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh
7.6 Sondertüren 617
fertigen Türelementes (Bild 7.37). Hier wird tern wird der Schalldämmwert vor allem durch
häufig fälschlicherweise der Schalldämmwert Erhöhung des Flächengewichtes (z. B. Einlagen
von geprüften Türblättern eingesetzt, wie er in aus Vollspanplatten, Stabsperrholzplatten oder
manchen Firmenprospekten irreführend ange- Röhrenspanplatten) verbessert, während die
geben wird. schallschutztechnische Wirkung mehrschich-
Beispielhafter Ausschreibungstext: tig aufgebauter Türblätter (Verbundkonstruk-
• Wohnungsabschlusstür als Schallschutzele-
tionen) vor allem von der Art der Verbindung
ment mit Rwp t 42 dB (bewertetes Schall- der einzelnen Schichten untereinander abhän-
dämm-Maß) gemäß Tab. 7.36 und Bild 7.37. gig ist. Je loser diese Schichten miteinander
verbunden sind, desto höher ist die Dämm-
• geforderte Schalldämmung der betriebsferti- wirkung. Vgl. hierzu Tab. 7.39.
gen (gebrauchsfertigen) Tür am Bau R’w
t 37 dB Mehrschalige Türblattkonstruktionen (Bild
• Verwendungsbereich: Klimaklasse II, Bean-
7.116 erbringen in der Regel bessere Schall-
spruchungsgruppe S gemäß Tab. 7.44. dämmwerte als einschalig ausgebildete
Elemente. Die beiden äußeren Deckplatten
sollten ein möglichst hohes Flächengewicht
• Bauliche Situation. Mögliche Einflüsse aus (z. B. mehrfach verleimte Furnierplatten, Stahl-
dem baulichen Umfeld auf die Schalldämmung blechtafeln) aufweisen, gleichzeitig jedoch
betriebsfertig eingebauter Türen sind vom Pla- möglichst dünn und biegeweich sein und ein
ner (Ausschreibung) und den Ausführenden Minimum an starrer Verbindung miteinander
(Montage) zu berücksichtigen. Im Einzelnen haben. Außerdem sollte der Schalenabstand
kann dies die Ausbildung folgender flankieren- möglichst groß und der Hohlraum mit mög-
der Bauteile und Zubehörteile betreffen: lichst biegeweichen Einlagen (z. B. Mineral-
• Art und Konstruktion der Wand (z. B. Massivwand, wolleplatten, Weichfaserplatten) gefüllt sein.
Gipskarton-Metallständerwand) Vgl. hierzu Tab. 7.40.
• Flächenanteile von Türelement und Wand (in die Tür
eingebaut wird) • Bild 7.116 a und b. Das dargestellte Holztürblatt be-
• Oberflächenstruktur der Wandfläche (z. B. Glattputz, steht aus einem umlaufenden Aluminiumrahmen, an
Sichtmauerwerk) den beidseitig je eine 18 mm dicke Schale aus Holz-
• Art und Beschaffenheit der Zarge (z. B. Stahlzarge, spanplatten angebracht und der Hohlraum mit Mine- 7
Zarge aus Holz und Holzwerkstoffen) ralwolleeinlagen verfüllt ist. Vorstehende Kanten des
Aluminiumrahmens pressen sich als Schneidendich-
• Falz- und Bodendichtungen
tung in ringsumlaufende Gummiprofile.
• Beschläge aller Art (z. B. Türbänder, Schlösser)
• Bild 7.116c. Das gezeigte Metalltürblatt (Stahlblech-
• angrenzende Bauteile (z. B. Unterzüge, abgehängte
türblatt) besteht ebenfalls aus einem verwindungs-
Unterdecke, Wanddurchbrüche, Lüftungskanäle, Rohr-
steifen Metallprofilrahmen. Daran befestigt sind
leitungen, schwimmender Estrich, Hohlraumboden)
hohlkastenförmig zusammengefügte, körperschall-
• Bodenbelag (z. B. Teppichboden, Fliesenbelag mit gedämmte (entdröhnte) Stahlblechtafeln mit nicht-
Fugen). brennbarer Mineralwolleeinlage. Auch hier pressen
sich vorstehende Kanten als Schneidendichtung in
weiche Gummiprofile. Derartige zweischalige Stahl-
Konstruktionsmerkmale und vergleichende blechtüren ergeben besonders hohe Luftschalldämm-
Gegenüberstellung betriebsfertiger werte. Dies ist auf die sehr schweren, bezogen auf ihr
Schallschutztüren Flächengewicht jedoch sehr biegeweichen, dünnwan-
Allgemeine Angaben über die konstruktive Aus- digen Stahlblechschalen zurückzuführen.
bildung flankierender Bauteile, über Beschlag- Derart schwere und dicke Türblätter müssen in der Re-
gel mit Spezialbändern, z. B. mit verlängerten Bandlap-
teile und Türblattkonstruktionen sowie Zargen- pen, angeschweißten Tragbolzen o. Ä. angeschlagen
montage und Baukörperanschlüsse von Türen werden. Außerdem sind entsprechend kräftige Ein-
sind den jeweiligen Abschnitten zu entnehmen, steckschlösser bzw. Drückergarnituren auszuwählen.
so dass sich eine nochmalige Wiederholung an
dieser Stelle weitgehend erübrigt. • Türdichtungen. Schallschutztüren müssen dicht
• Türblattkonstruktionen. Man unterscheidet schließen, da sonst die Schalldämmfähigkeit
einschaligen und mehrschaligen Türblattaufbau. des Türelementes über die Fugen verloren geht.
Einschalige Türblattkonstruktionen (Bild 7.115) Häufigster Mangel bei eingebauten Türen ist die
können ein- und mehrschichtig ausgebildet unzureichende Funktion und Güte der Falz- und
sein. Bei einschichtig ausgebildeten Türblät- Bodendichtungen. Diese Fehler sind meist auf
618 7 Türen, Zargen und Schlösser
unsachgemäße Auswahl der Dichtungen und rung) in die Wandöffnung eingebaut wird. Au-
mangelhafte Montage bzw. Justierung der Tür- ßerdem sind alle Fugen zwischen Zarge und
blätter zurückzuführen. Vgl. hierzu Abschn 7.4.1.1 Baukörper und/oder zwischen Türbekleidung
und Abschn. 7.7.4. und Wandfläche möglichst luftdicht zu schlie-
ßen. Vgl. hierzu Bild 7.38.
• Bild 7.117. Insbesondere ist darauf zu achten, dass die
Dichtungsprofile von automatisch absenkbaren Boden-
dichtungen immer in ihrer gesamten Länge auf eine • Bild 7.118. Bei Zargen aus Holz und Holzwerkstoffen
harte, ebene, planparallele Fläche gepresst werden, um müssen die Hohlräume zwischen Zarge und Wand voll-
so die Bodenfuge dicht zu schließen (ggf. Lichtprobe flächig (mind. jedoch 100 mm tief) mit Mineralwolle
durchführen). Bei Teppichböden und Fliesenbelägen oder Montageschaum ausgefüllt werden. Entscheidend
mit Fugen ist eine unterseitig abgedichtete Aluminium- ist jedoch, dass zusätzlich zwischen Zarge und Wand
Bodenschiene einzubauen und der schwimmende Estrich – mit vorkomprimiertem Dichtband – und/oder im Be-
in diesem Bereich durch eine Trennfuge zu unterteilen. reich der Falzbekleidungen eine Abdichtung mit dauer-
Vgl. hierzu Bild 7.159e). elastischem Dichtstoff vorgenommen wird. Bei hohen
Schallschutzanforderungen sind diese Abdichtungs-
maßnahmen auf beiden Seiten (Falz- und Zierbeklei-
• Montage. Ein unsachgemäßer Einbau der Zar- dung) erforderlich. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.2.
ge kann zu einer erheblichen Minderung der
Schalldämmung eines Türelementes führen. • Doppelfalzzargen müssen wegen des hohen Türblattge-
wichtes außerdem immer noch mit Spreizdübeln o. Ä.
Es ist immer darauf zu achten, dass die Zarge auf Höhe der Bänder an der Wandleibung arretiert wer-
rechtwinkelig, lot- und waagerecht sowie in den. Diese zusätzliche mechanische Befestigung wird
der Höhe genau passend (Meterrissmarkie- durch die Zargenaufdoppelung verdeckt.
7.6 Sondertüren 619
• Bei Stahlzargen in Massivwänden wird der Fugenhohl- Türen (z. B. übliche Türblattdicke 60 bis 70
raum dreiseitig vollflächig mit Zementmörtel oder Mon- mm) nicht erbracht werden. Diese Werte sind
tageschaum hinterfüllt. Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5. allenfalls mit Stahltüren und einer Türblattdi-
• Werden Metallzargen in Leichtbauwände (z. B. Gipskar- cke von etwa 100 mm erreichbar. Bild 7.119
ton-Metallständerwände) für schalldämmende Zwecke zeigt eine preiswertere Alternative in Form
eingebaut, sollte die Blechstärke der Zarge – je nach eines Doppeltürelementes aus Holz und Holz-
Herstellerangabe – mind. 2 mm betragen. Die Hohlräu-
me sind mit Mineralwolle auszustopfen – bei Brand- werkstoffen, das eine Schallschutzleistung in
beanspruchung ggf. noch mit Gips zu verfüllen – und der betriebsfertigem Zustand von etwa 50 dB er-
Wandanschluss ebenfalls dauerelastisch auszubilden. bringt.
Vgl. hierzu Abschn. 7.4.5.
Weitere Einzelheiten sind den Montageanleitungen der
Herstellerfirmen zu entnehmen.
7.6.4 Feucht- und Nassraumtüren
• Doppeltürelemente (Bild 7.119) für höchste
Schallschutzanforderungen. In bestimmten
Anwendungsfällen (z. B. Verbindungstüren Türelemente in Feucht- und Nassraumbereichen
zwischen zwei Hotelzimmern oder zwischen sind besonderen Beanspruchungen ausgesetzt.
Sekretariat und Direktion usw.) werden Tür- Um typische Schadensbilder – wie beispielsweise
elemente mit größtmöglichem Schallschutz verzogene Türblätter, Abblättern der Beschich-
gefordert, und zwar in Größenordnungen von tungen im Kanten- und Bodenbereich – zu ver-
etwa 50 dB. Derartige Schallschutzleistungen meiden, ist eine eindeutige Begriffsdefinition und
können mit üblichen, hochschalldämmenden Klassifizierung der Türblatttypen erforderlich.
620 7 Türen, Zargen und Schlösser
• Bild 7.120a bis b zeigt den konstruktiven Aufbau von • Schallschutz. Die Anforderungen an den Schallschutz
Feucht- und Nassraumtürblättern. Daraus wird ersicht- von Wohnungsabschlusstüren hängen im Wesentlichen
lich, dass Feuchtraumtürblätter – die Holz und Holzwerk- von der jeweiligen Raumnutzung hinter der Eingangstür
stoffe enthalten – allseitig an den Flächen und Kanten aus ab.
7.6 Sondertüren 621
7
622 7 Türen, Zargen und Schlösser
Tabelle 7.122 Kriterien für die Auswahl der Widerstandsklasse (Tätertyp, Täterverfahren Einsatzort, Risiko und Einsatz-
empfehlung) (DIN EN 1627)
Wider- Erwarteter Tätertyp, mutmaßliches Täterverhalten Empfohlene Einsatzart des einbruchhemmenden
stands- Bauteils
klasse
A B C
Wohnobjekte Gewerbe- Gewerbe-
objekte, objekte,
öffentliche öffentliche
Objekte Objekte (hohe
Gefährdung)
RC 1 N Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen Wenn Einbruchhemmung gefordert wird, wird der
einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche Einsatz der Widerstandsklasse RC 1 N nur bei Bauteilen
mit körperlicher Gewalt wie Gegentreten, empfohlen, bei denen kein direkter Zugang
Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben (nicht ebenerdiger Zugang) möglich ist.
und Herausreißen auf (vorwiegend Vandalismus).
Bauteile der Widerstandsklasse RC 1 N weisen nur
geringen Schutz gegen den Einsatz von Hebel-
werkzeugen auf.
RC 2 N Der Gelegenheitstäter versucht, zusätzlich mit a) a)
einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher,
Zange und Keile, das Bauteil aufzubrechen. B B
• DIN EN 1522 Fenster, Türen, Abschlüsse der Montageanleitung des Herstellers vorzuneh-
– Durchschußhemmung men und dem Auftraggeber in Form einer Mon-
– Anforderungen und tagebescheinigung durch die einbauende Firma
Klassifizierung schriftlich zu bestätigen.
• DIN EN 1627 – Türen, Fenster, Vorhangfassaden,
Gitterelemente und Abschlüsse 1);
Einbruchhemmung, Anforderun- • Widerstandsklassen (Tab. 7.122). Sicherheits-
gen und Klassifizierung türen nach DIN EN 1627 werden entsprechend
• DIN EN 1628 bis ihrer einbruchhemmenden Wirkung in sechs
DIN EN 1630 Prüfverfahren für die Ermittlung der – teilweise noch weiter differenzierte – Wider-
Widerstandsfähigkeit unter stati- standsklassen (RC) unterteilt, die wiederum auf
scher Belastung, unter dynamischer bestimmte Tätertypen und deren mutmaßliche
Belastung und gegen mechanische
Einbruchversuche
Vorgehensweise abgestimmt sind.
• Güte- und Prüfbestimmungen von einbruchhemmen- Bei der Festlegung der jeweils einzusetzenden
den Türen sind in weiteren Gütesicherungssystemen [5] Widerstandsklasse durch den Auftraggeber
festgeschrieben. (Planer) ist auch die individuelle Gefährdungs-
situation (z. B. Lage des Objektes, Einsehbarkeit
Einbruchhemmende Türelemente gemäß DIN des Zuganges) zu berücksichtigen. Hilfestellun-
EN 1627 bilden jeweils insgesamt eine komplette gen bei der Auswahl bieten die kriminalpolizei-
Konstruktionseinheit. Alle Teile einer Sicherheits- lichen Beratungsstellen und Sachversicherer.
tür müssen je nach Widerstandsklasse aufeinan-
der abgestimmt, als Einheit geprüft und zuge- • Wandbauart (Tab. 7.123). Einbruchhemmende
lassen sein (Kennzeichnung durch ein Schild im Bauteile sind für den Einbau in Massivwände
Falzbereich). Aufgrund dieser Festlegung ist ein vorgesehen. Ähnlich wie Feuerschutztüren
beliebiger Austausch von einzelnen Konstrukti- dürfen sie nicht in jede beliebige Wandart
onsteilen nicht möglich. eingesetzt werden. Die entsprechenden Anfor-
Der Nachweis der Einbruchhemmung gilt aller- derungen an die Beschaffenheit umgebender
dings immer nur in Verbindung mit der für das Wände sind der Tabelle 7.122 zu entnehmen.
jeweilige Element vorgesehenen und geprüften
7 Montageart. Der fachgerechte Einbau ist nach • Türblattkonstruktion. Nach den in DIN EN
1628 bis 1630 festgelegten Prüfverfahren darf
1)
die Tür an keinem der Angriffspunkte so stark
Alle im Zusammenhang mit der Einbruchhemmung
ausgewiesenen Tabellen gelten für Fenster und Türen beschädigt oder zerstört werden, dass ein Ein-
sowie zusätzliche Abschlüsse. Vgl. hierzu demgemäß dringen in den zu schützenden Bereich mög-
auch Abschn. 5, Fenster. lich wird.
Tabelle 7.123 Zuordnung der Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen zu Massivwänden (DIN EN 1627)
Umgebende Wände
aus Mauerwerk aus Stahlbeton nach
Widerstands- nach DIN 1053-1 DIN 1045
klasse
des Bauteils Wanddicke Druckfestigkeits- Rohdichteklasse Mörtelgruppe Nenndicke Festigkeits-
nach (ohne Putz) klasse der der Steine mm klasse
DIN EN 1627 mm (DFK) (RDK) min. min.
RC 1 N
RC 2 N 115 12 – min. MG II/DM > 100 B 15
RC 2
RC 3 115 12 – min. MG II/DM > 120 B 15
RC 4 240 12 – min. MG II/DM > 140 B 15
RC 5 240 20 1,8 DM > 140 B 15
RC 6 240a) 20 1,8 DM > 140 B 15
a)
Anwendbar auf Formate der Höhe 238 mm, 498 mm, 623 mm und 648 mm.
7.6 Sondertüren 625
Bei einem Angriff sind neben der Türblattfläche Tabelle 7.124 zeigt die Zuordnung der einzel-
– die über eine ausreichende Druckfestigkeit nen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließ-
(mechanische Belastbarkeit) verfügen muss – zylindern und Schutzbeschlägen. In diesem
vor allem der Schloss- und Bandbereich beson- Zusammenhang sind die Bilder 7.148/149 und
deren Belastungen ausgesetzt. 7.152/153 besonders beachtenswert.
Verstärkungen des Türblattrahmens, beispiels- Bei einbruchhemmenden Türen ist ein mög-
weise durch Stahlprofilrohre oder Aluminium- lichst bündiges Abschließen des Schließzylin-
Stabilisatoren, bewirken eine merklich ver- ders anzustreben. Ein Vor- oder Zurückliegen
besserte Ausreißfestigkeit aller Beschlagteile. des Zylinders gegenüber der Türblattober-
Wesentlich erhöht ist auch die Einbruchhem- fläche oder Schutzbeschlagoberfläche von
mung bei Stahlblechtürblättern (Blechdicke je 3 mm wird für noch vertretbar gehalten.
nach Widerstandsgruppe 1,0 – 1,5 – 2,0 mm) S. hierzu auch Bild 7.146 und 7.147.
und Sandwich-Türblattkonstruktionen, in de-
ren Deckplatten Aluminiumbleche vollflächig • Füllungen, Verglasungen (Tab. 7.126). Die
eingearbeitet sind. Befestigungen von Füllungen und Verglasungen
Ungeeignet für Sicherheitstüren sind dem- müssen so beschaffen sein, dass sie die statischen
gegenüber Hohlraumtürblätter mit Waben- und dynamischen Belastungen aufnehmen, dem
einlagen sowie Kompakttürblätter aus Röhren- manuellen Einbruch widerstehen können und
spanplatten. von der Angriffseite nicht zu entfernen sind.
Je nach angestrebter Widerstandsklasse müs-
• Schlösser, Schließzylinder, Beschläge. Bild sen Verglasungen den Anforderungen der
7.124 verdeutlicht die notwendige mechani- nachstehenden Tabelle 7.126 entsprechen.
sche Schließtechnik (Grundausstattung) eines Vgl. hierzu auch Tab. 5.159 in Abschn. 5, Fens-
einbruchhemmenden Türelementes. Schlösser ter.
und Beschläge von Sicherheitstüren müssen
die in Anhang C der DIN EN 1627 genannten • Montage. Jedem Türelement, das den Nach-
Anforderungen erfüllen. Einzelheiten über Si- weis der Einbruchhemmung gemäß DIN EN
cherheits-Schlösser, -Schließzylinder, -Schwenk- 1627 aufweist, muss der Hersteller eine Monta-
riegelverschlüsse, -Schließbleche, -Bänder sowie
Schutzbeschläge und Zargen sind den Abschnit-
geanleitung beifügen. Diese muss u. a. genaue 7
Angaben über die notwendigen Befestigungs-
ten 7.7.1 bis 7.7.5 und den zugehörigen Bildbei- punkte und Befestigungsmittel enthalten.
spielen zu entnehmen.
Tabelle 7.125 Zuordnung der einzelnen Widerstandsklassen zu Schlössern, Schließzylindern und Schutzbeschlägen im
Rahmen der Austauschbarkeit (DIN EN 1627)
Widerstands- Schließzylindera) Schutzbeschlägea) Schlösserb)
klasse
EN 1627 DIN 18252:2006-12 DIN 18257:2003-03 DIN 18251-1:2002-07, DIN 18250:2006-09
DIN 18251-2:2002-11
oder
DIN 18251-3:2002-11
Klasse Klasse Klasse Klassec)
RC 1 N 21-, 31-, 71-BZ ES 1 3 3
RC 2 N 21-, 31-, 71-BZ ES 1 4 4
RC 2 21-, 31-, 71-BZ ES 1 4 4
RC 3 21-, 31-, 71-BZ ES 2 4 4
RC 4 42-, 82-BZ ES 3 5 5
Alternativ
RC 1 N 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 3 3
RC 2 N 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 4 4
RC 2 21-, 31-, 71-BS ES 1-ZA 4 4
RC 3 21-, 31-, 71-BS ES 2-ZA 4 4
RC 4 42-, 82-BS ES 3-ZA 5 5
a)
Der Austausch von Schließzylindern und Schutzbeschlägen in geprüften einbruchhemmenden Bauteilen ist in den
Widerstandsklassen 1 bis 4 ohne gutachtliche Stellungnahme der Prüfstelle zulässig, wenn die Montagemittel und
die Stütznockenlänge des Schutzbelages gleichwertig sind und ein Nachweis des Schließzylinders oder des Schutz-
belages in Übereinstimmung nach Tabelle NA. 1 vorliegt.
7 b)
Der Austausch von Schlössern ist nur im Rahmen einer gutachtlichen Stellungnahme der Prüfstelle zulässig.
c)
Anspruchsklasse nach DIN 18250:2006:09, Tabelle 2.
Da aus der möglichen Belastung am Baukör- gebetteten Bleifolien. Die Dicke dieser beiden
peranschluss überwiegend Scherkräfte auf- Bleifolien in mm ausgedrückt und zusammen-
treten, ist immer eine mechanische Befestigung addiert ergibt nach DIN 6845 den sog. Blei-
der Zarge an der Wand bzw. Öffnungsleibung gleichwert (Schwächungsgrad). Der geforder-
erforderlich. Eine zusätzliche Verschraubung te Bleigleichwert ist von der zu erwartenden
des Schließbleches bzw. der Bänder schafft Strahlenbelastung abhängig und ergibt sich
weitere Festigkeiten. aus dem Strahlenschutzplan zur Errichtung
Eine alleinige Befestigung der Zargen bzw. einer Anlage nach DIN 6812, DIN 6846 oder
Blendrahmen am Baukörper mit PU-Montage- DIN 6847. Übliche Strahlenschutztüren weisen
schaum ist nicht zulässig. Schäume dieser Art einen Bleigleichwert von 1 bis 3 (5) mm auf.
dienen bei Sicherheitstüren nur der Hohlraum-
füllung, nicht der Befestigung. • Bild 7.127. Wie die Abbildung zeigt, bestehen die bei-
den Deckplatten eines Sperrtürblattes jeweils aus einer
mehrfach verleimten, etwa 4 bis 6 mm dicken Furnier-
platte oder einer entsprechenden Hartfaserplatte mit
7
7.6.7 Strahlenschutztüren darin eingebetteter Bleifolie. Als Türeinlage wird meist
eine Röhrenspanplatte mit guten schalldämmenden
Strahlenschutztüren für medizinisch genutzte Eigenschaften verwendet (Sperrtür nach DIN 68706-1).
Geeignete Veredelungsmaterialien für die Türblattober-
Räume (Diagnostik- und Therapieräume) die- flächen sind Furniere, Schichtstoffplatten o. Ä.
nen dem Schutz gegen Röntgen-, Gamma- und Durch die beidseitige Bleikaschierung des Türblattes
Elektronenstrahlung. Die notwendigen Anforde- und die dadurch bedingte Gewichtserhöhung sind stär-
rungen sowie Angaben über die Herstellung und kere Bänder vorzusehen (1 mm Bleifolie = 11 kg/m2).
Montage von Strahlenschutztüren enthält DIN Schlösser müssen so abgeschirmt oder angeordnet sein
6834-1 bis -5. – ggf. mit versetzter Nuss- und Schlüssellochdurchfüh-
rung – dass an keiner Stelle der Tür deren Schutzwert
Zur Schwächung der abschirmenden Strahlung unterbrochen ist. Zwischen Türunterkante und Fußbo-
wird in der Regel Blei verwendet. Die Gesamt- denoberfläche darf bei Türen für Diagnostikräume der
dicke der Bleieinlage ist von der zu erwartenden Spalt nicht größer als 10 mm sein, bei Therapieräumen
Strahlenintensität und somit von der Art der ein- nicht größer als 5 mm.
gesetzten Geräte (Röntgengeräte) abhängig. Als Türzarge ist eine mindestens 2,5 mm dicke Stahl-
umfassungszarge mit umlaufender Dichtung und etwa
• Blei besitzt in Abhängigkeit zur Materialdi- 50 mm Bodeneinstand vorzusehen; wahlweise kann
cke die positive Eigenschaft, Röntgenstrahlen auch eine Zarge aus Holz oder Holzwerkstoffen ein-
abzuschwächen. So entspricht beispielswei- gesetzt werden. Durch rückseitiges Auskleiden der
se eine 1 mm dicke Bleikaschierung auf einer Umfassungszargen mit Bleifolie ist der notwendige
Strahlenschutz auch im Bereich der Anschlussfuge zur
Gipskartonplatte der Abschirmungswirkung Wandleibung gegeben.
einer 130 mm dicken Stahlbetonwand.
Strahlenschutztüren sollten im Zuge des Innenausbau-
es so spät wie möglich montiert werden, um sie vor
• Bleigleichwert. Den notwendigen Strahlen- Beschädigungen während der Bauzeit zu schützen. In
schutz erbringen bei Strahlenschutztüren die modernen Praxen und Behandlungszentren werden sie
in die beiden Deckplatten einer Sperrtür ein- überwiegend in bleifolienkaschierte Gipskarton-Metall-
628 7 Türen, Zargen und Schlösser
ständerwände – als ein- oder zweiflügelige Türelemente Klasse 3 Starker Gebrauch. Anwendungen in
– eingebaut. Aus raumbedingten Gründen können auch öffentlichen Gebäuden und Behörden
Schiebetüren nach DIN 6834-4 oder -5 zweckmäßig sein.
(z. B. Bibliotheken, Krankenhäuser und
Weitere Angaben – vor allem im Hinblick auf die zu ver-
Schulen).
wendenden Sonderbeschläge und Montagerichtlinien
– sind den DIN-Normen und Anweisungen der Herstel- Klasse 4 Sehr starker Gebrauch (Klassen 4A,
lerfirmen zu entnehmen. Den aktuellen Stand der Nor- 4B, 4C). Bänder für Türen, die einem
mung s. Abschn. 7.8. häufigen, heftigen Gebrauch unter-
zogen werden. Vom bewussten Miss-
brauch wird ausgegangen (Anforde-
7.7 Türbeschläge rungen an einbruchhemmende Türen).
Bänder der Klasse 4B und 4C bieten er-
Allgemeines höhte Beständigkeit gegen potentiell
Türbeschläge bedarf es zum Anschlagen, Öffnen, dauerhaften Angriff.
Schließen und ggf. Feststellen der Türblätter so- In der vorgenannten Norm werden außerdem im
wie zur Einbruchhemmung je nach Einsatzort. Einzelnen Anforderungen gestellt an:
Die einfachste Ausrüstung eines Türelementes • Bänder für Türen mit einer Breite von über
besteht demnach aus einem oberen und unte- 950 mm,
ren Band, einem Schloss mit Schließblech so- • Bänder für einbruchhemmende Türen,
wie einer Drückergarnitur. Dazu können je nach
• Bänder für Feuer- und Rauchschutztüren,
Anforderungsprofil noch weitere Sonderaus-
rüstungen hinzukommen. Zu einer funktions- • Bänder für Türen mit Türschließern.
tüchtigen Tür gehören immer auch eine Falzdich-
tung, bei Bedarf mit Bodendichtung. Folgende Güte- und Prüfbestimmungen für Türbänder
Hauptgruppen sind demnach zu unterscheiden. sind in RAL-RG 607/8 [32] festgelegt.
Türbänder • Bänder aller Art
• Türschließer Auswahlkriterien. Bei der Festlegung der Bän-
• Feststelleinrichtungen der wird oftmals nur das jeweilige Türblattge-
• Sonderausrüstungen wicht als alleiniges Auswahlkriterium berück-
•
7 Türgarnituren
•
Türdrücker aller Art
Türschilder, Türrosetten
sichtigt. Weitergehende Einwirkungen auf die
• Sondergarnituren
Bänder werden dabei vernachlässigt. Um Folge-
• Sonderausrüstungen schäden im Türbereich zu vermeiden, sind da-
Türschlösser • Schlösser aller Art rüber hinaus folgende Kriterien bei einer Band-
• Schließbleche auswahl zu beachten:
• Schlosssicherungen • Einsatzbereich/Einsatzort. Grundsätzlich ist zwischen
• Sonderausrüstungen Außentüren, Innentüren sowie Schutz- und Sondertüren
Türdichtungen • Falzdichtungen zu unterscheiden. Auch der Einsatzort der Türen – bei-
• Bodendichtungen spielsweise in Wohngebäuden, öffentlichen Gebäuden,
• Anschlagschwellen Verwaltungsbauten, Schulen, Kasernen usw. – und die
• Sonderausrüstungen daraus resultierenden, sehr unterschiedlichen Beanspru-
chungen beeinflussen die Bandauswahl.
• Türblatteinschlag. Die Falzausbildung bestimmt weit-
7.7.1 Türbänder gehend die Bandabwinkelung (sog. Kröpfung). Man un-
terscheidet gefälzten (ein- oder mehrfach) und ungefälz-
Klassifizierung von Türbändern. Türbänder ten (stumpfen) Türblatteinschlag, flächenbündig mit der
werden gemäß E DIN EN 1935 in vier Gebrauchs- Falzbekleidung oder aufschlagend.
klassen eingeteilt. Je nach Anwendungsbereich • Befestigung/Aufnahmeelemente. Abhängig von der
unterscheidet man folgende Bandklassen: gewählten Materialart – Holz oder Holzwerkstoff, Stahl,
Aluminium, Kunststoff, Glas – ergeben sich jeweils ganz
Klasse 1 Leichter Gebrauch (Klassen 1, 1A). An- bestimmte Bandbefestigungstechniken (z. B. einbohren,
wendungen in privaten und anderen ausfräsen, aufschrauben, anschweißen, anklemmen), die
Bereichen (z. B. Büros), die nicht für die systemabhängig zu beachten sind.
Öffentlichkeit zugänglich sind. Zur besonders sicheren Befestigung der Türblätter bie-
ten sich unterschiedlich ausgebildete Aufnahmeelemen-
Klasse 2 Mittlerer Gebrauch. Anwendungen
te (Bandtaschen) an, passend zur jeweiligen Türrahmen-
in privaten und anderen Bereichen bzw. Türzargenart (Holzwerkstoff- oder Metallzarge).
(z. B. Büros) mit begrenztem Zugang Die vom Hersteller vorgegebenen Belastungswerte sind
für die Öffentlichkeit. einzuhalten. S. hierzu Abschn. 7.7.1.2.
7.7 Türbeschläge 629
• Belastbarkeit der Bänder. Die Wahl der Türbänder wird chenvergütungen dienen ausschließlich dem optischen
wesentlich vom jeweiligen Türblattgewicht bestimmt Erscheinungsbild und schützen nicht vor Korrosion.
(übliche Abstufungen 40-60-80-100-120-140-160 kg). Die • Links-/Rechtsbezeichnung. Türen, Zargen, Bändern,
bandbezogenen Belastungswerte sind den Hersteller- Schlösser, Garnituren sind nach DIN 107 mit DIN-LINKS
unterlagen zu entnehmen. Der angegebene Zahlenwert und DIN-RECHTS zu bezeichnen (Bild 7.16). Einzelheiten
(z. B. 120 kg) bezieht sich auf ein Bänderpaar und auf die hierzu s. Abschn. 7.2.4.3.
Türblattgröße 2 u 1 m. Ist die Tür breiter als 100 cm, ver-
ringert sich das maximale Türgewicht prozentual in dem
Maße, wie die Türbreite von 100 cm überschritten wird. Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen
Bei 125 cm Türbreite verringert sich folglich das maxima- umfassenden Überblick von allen auf dem Markt
le Türgewicht um 25%.
befindlichen Türbeschlägen zu geben. Zu vielfäl-
• Das dritte Band. Normal beanspruchte Türen werden tig sind die Ausführungsmöglichkeiten – sowohl
üblicherweise mit zwei Türbändern, höhere, breitere
und schwerere Türblätter mit je drei Bändern angeschla- in technischer als auch formaler Hinsicht. In den
gen (250 bzw. 370 mm unter dem oberen Band, bezogen nachfolgenden Abschnitten werden deshalb nur
auf die Bandbezugslinie). Bild 7.40. Nach Herstelleranga- einige wichtige Beschlagtypen in Form von Ab-
ben erhöhen sich beim Einsatz eines dritten Bandes die bildungen und Einbauskizzen kurz vorgestellt.
angegebenen Belastungswerte um etwa 30%. Türen mit
Türschließern sollten immer mit einem dritten Band – Für die Ausführung der Beschlagarbeiten ist die
oder mit dafür geeigneten Spezialbändern – ausgerüstet VOB, Teil C, DIN 18 357 maßgebend.
sein (zusätzliche Belastung durch ein nach außen gerich-
tetes Biegemoment).
• Konstruktionstechnische Merkmale. Im Wesentlichen 7.7.1.1 Bänder für ungefälzte und gefälzte
unterscheidet man zweiteilige und dreiteilige (fünfteili- Türen mit Blend- oder Blockrahmen
ge) Bänder. Ein zweiteiliges Band besteht aus einem Flü- Türbänder. Zum Anschlagen von gefälzten und
gel- und einem Rahmenteil. Dreiteilige und fünfteilige
Bänder bestehen jeweils aus Flügel- und Rahmenteil und ungefälzten Türblättern eignen sich vor allem
einem Stift (Bild 7.128). Flügel- und Rahmenteile werden Aufschraubbänder (sog. Lappenbänder), Ein-
bei den letzteren ineinandergeschoben und mit einem bohrbänder, Kombibänder sowie spezielle Sys-
durchgesteckten Metallstift verbunden, gesichert durch tembänder (Objektbau). Diese Bandprogramme
eine Madenschraube. Dreiteilige und fünfteilige Bänder
können wesentlich höhere Belastungen aufnehmen. bieten zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten
Zahlreiche Bänder sind außerdem verstellbar, d. h. sie des wechselseitig variablen Einsatzes von Rah-
lassen sich bei eingehängtem Türblatt in Toleranzbe- men- und Flügelteilen, meist im Verbund mit
reichen von etwa 2 bis 4 mm zur Seite und in der Höhe
nachjustieren (sog. zwei- bzw. dreidimensionale Verstell-
passenden Aufnahmeelementen. 7
barkeit). Eine besondere Gruppe bilden die sog. K-Bän-
der für Kunststofftüren (herstellerbezogene Profilformen Objekttürbänder. Im Objektbereich (z. B. in öf-
und Bandabwinkelungen). Weitere Einzelheiten sind der fentlichen Gebäuden wie Schulen, Krankenhäu-
Fachliteratur [33] und den Herstellerunterlagen [34], [35] ser, Hotels, Banken) werden besonders hohe An-
zu entnehmen.
forderungen an die Türbänder bezüglich Belast-
• Bandbezugslinie. Die Bandbezugslinie ist nach DIN barkeit, Laufeigenschaft und Sicherheitsreserven
18 268 eine gedachte, horizontal verlaufende Linie bei
einem Türband, deren Abstand vom oberen Zargenfalz
gestellt. Diese sog. Systembänder mit dreidimen-
die Höhenlage der Türbänder festgelegt, und zwar un- sional verstellbaren Aufnahmeelementen sind
abhängig von Werkstoff, Konstruktion oder Anschlagart universell einsetzbar an Holz-, Stahl- und Alumi-
(Bild 7.13 und 7.14). Gestaltfindung, Ausschreibung, Be- niumzargen und weisen besonders abriebfeste
stellung, Verarbeitung und Montage werden durch diese Gleitlager (Lauflager) auf.
einheitliche Festlegung wesentlich erleichtert. Vgl. hier-
zu auch Abschn. 7.2.4.1.
• Materialwahl/Korrosionsschutz. Türbänder werden 7.7.1.2 Bänder für ungefälzte und gefälzte
überwiegend aus Stahl, Edelstahl und Aluminiumle- Türen mit Holzzargen
gierungen – jeweils mit verschiedenartigen Oberflä-
chenausführungen – hergestellt. Den üblichen Korro-
• Aufschraubbänder (Lappenbänder) Bild 7.128.
sionsschutz gewährleisten verzinkte Stahlbänder und Passend zur jeweiligen Falzausbildung gibt
farbig kunststoffbeschichtete Bänder, die vor der Pulver- es diese Bänder mit geraden oder gekröpften
beschichtung ebenfalls verzinkt werden. Gemäß DIN (abgewinkelten) Lappen. Bei besonders starker
EN 1670 werden Baubeschläge je nach Nutzungssituati- Beanspruchung der Tür können die Winkel-
on in vier Korrosionsbeständigkeitsklassen (Klasse 0 bis
4) eingeteilt.
bänder noch zusätzlich mit Tragzapfen (Trag-
bolzen) ausgestattet sein. Entsprechend ihrer
In Nassräumen und im Außenbereich sollten jedoch nur
Bänder aus Edelstahl (Chrom-Nickel-Stahl) eingesetzt Dicke werden die Bandlappen in den Türfalz
werden, da nur dieses Material dauerhafte Korrosionsbe- und die Türbekleidung eingelassen und mit
ständigkeit garantiert. Alle anderen Arten von Oberflä- Senkkopfschrauben befestigt. Die Ecken der
630 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.130a 7.130b
7.130 Dreiteiliges Kunststoff-Kombiband (aus Stahl/Kunststoff) für gefälzte Holztür mit Zapfen-Einbohr-Band in einer
Bandtasche (Rahmenteil) und Zapfen-Lappen-Band (Flügelteil)
a) Bandansicht
b) Einbaubeispiel
HEWI-Beschläge Bad Arolsen
632 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.131a 7.131b
7.131 Band-Aufnahmeelement (Bandtasche) zur kraftschlüssigen Befestigung von Zapfen-Einbohr-Bändern an gefälz-
ter Holzzarge
a) Bandtasche mit eingeschobenem Rahmenteil (Rückseite)
b) Einbaubeispiel
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
entweder unmittelbar aufgespritzt oder erst keine Staubbindung zu befürchten. Sie zeichnen
nachträglich in Form von Abdeckkappen bzw. sich besonders durch hervorragende thermi-
Steckhülsen aufgesetzt werden. Während der sche Eigenschaften, chemische Beständigkeit,
Stahl den Bändern eine hohe Festigkeit verleiht, Licht- und Witterungsbeständigkeit sowie hohe
erbringt der Kunststoff optimale Gleiteigen- Festigkeit aus. Die relativ einfach zu montie-
schaften, hohe Verschleißfestigkeit und ein an- renden Bänder gibt es passend für nahezu alle
7 sprechendes Design (Farben- und Formenviel-
falt). Bei den Kunststoffteilen aus Nylon ist keine
Türausbildungen, Zargen- und Anschlagarten
sowie Türblattgewichte.
störende elektrostatische Aufladung und auch
7.132a 7.132b
7.132 Dreidimensional verstellbares Aufnahmeelement für den Objektbereich zur Befestigung von Lappen-
Winkelbändern (Objekttürbänder) an Holz-, Stahl- und Aluminiumzargen.
a) Aufnahmeelement für Holzwerkstoffzarge
b) Einbaubeispiel: Besonders hingewiesen wird auf die durchlaufende Türblattdichtung (geeignet für
Schallschutztüren).
Simonswerk, Rheda-Wiedenbrück
7.7 Türbeschläge 633
7.133c
7 linder oder Drücker aufweisen und werden in • Zweiteilige Türschilder (Montageeinheit) be-
der Regel von der Innenseite (Öffnungsseite) stehen aus einem Unterschild – das als eigentli-
her befestigt. Sie dienen auch dem Schutz der ches Führungslager die Drehbewegungen des
Türblattoberflächen (Beschädigungen durch Türdrückers aufnimmt – und einer darauf auf-
Schlüssel), außerdem können an sie besondere gesetzten Blende als dekorative Abdeckung.
Anforderungen bezüglich des Einbruch-, Feu- Hinsichtlich der Ausführungsformen unterschei-
er- und Rauchschutzes gestellt werden. det man im Allgemeinen zwischen Langschild-
und Kurzschildgarnituren, quadratischen Breit- Die Drehmomente (Bedienungskräfte), die zur Bedienung
schildern sowie Rosettengarnituren (Türdrücker- von Türdrückern je nach Aufgabenbereich erforderlich
bzw. zulässig sind, sind E DIN EN 12217-2, Tabelle 1, zu ent-
und Schlüsselrosette). nehmen (Leistungsklassen 1 bis 4).
Normen. Türdrückergarnituren im Allgemeinen sind in DIN In der Baupraxis (außerhalb der Norm) unterscheidet man:
EN 1906 genormt, Schutzbeschläge für einbruchhemmen- • Standardbeschläge (privater Wohnbereich mit normaler
de Türen im Anhang A (sowie in DIN 18 257), Türdrücker- Beanspruchung)
garnituren zum Einbau in Feuer- und Rauchschutztüren im • Objektbeschläge (öffentlicher Bereich mit häufiger Be-
Anhang C der vorgenannten Norm . Der aktuelle Stand der nutzung durch Publikum)
Normung ist Abschn. 7.8 zu entnehmen. • Schutzbeschläge (einbruchhemmende Türen, Feuer-
• DIN EN 1906 – Türdrücker und Türknäufe und Rauchschutztüren).
(Türdrückergarnituren),
teilweiser Ersatz für DIN 18 255.
• DIN EN 1670 – Korrosionsverhalten von Garniturarten
Schlössern und Baubeschlägen Drückergarnituren (Bild 7.135a bis b). Sie be-
für Türen, Fenster usw. steht aus zwei Türdrückern (Stiftteil und Lochteil)
Klassifizierung von Türgarnituren. Türgarnituren werden mit zwei Türschildern oder Türrosetten.
nach DIN EN 1906 in vier Anwendungsklassen, Sicherheits-
beschläge für einbruchhemmende Türen in vier Sicherheits- • Beispiel: Zimmertür- oder Haustürgarnitur.
klassen (Klasse 1 bis 4) klassifiziert. Die Tür ist von innen und außen mit einem
7.136a 7.136b
Schlüssel verschließbar (Lochungen für Schlüs- • Beispiel: Frei-Besetzt-Garnitur. Die Tür ist von
sel oder Schließzylinder). Die unverschlossene innen mit der Riegelolive verschließbar, außen
Tür kann von beiden Seiten mit dem Türdrücker wird ein Frei-Besetzt-Zeichen in einem Fenster
7 geöffnet werden. Anstelle von Türdrückern angezeigt. Die unverschlossene Tür ist von bei-
können auch auf einer oder beiden Türseiten den Seiten mit dem Türdrücker zu öffnen. Diese
Drehknöpfe (Türknaufe) angebracht sein. Garnituren sind nur in Verbindung mit einem
Wechselgarnitur (Bild 7.135c bis d). Sie besteht Badezellen- oder Klosetttürschloss verwendbar.
immer aus einem Türdrücker mit Türschild oder
Türrosette, außen aus einem nicht drehbaren Türdrücker und Türgriffe für Rohrrahmentü-
Knopfschild bzw. Einzelknopf. Die Verbindung ren (Bild 7.136). Bei Rohrrahmentüren aus Metall
erfolgt mit einem sog. Wechselstift. und Kunststoff müssen die Türdrücker, Türgrif-
fe und Türknöpfe wegen der besonders engen
Platzverhältnisse im Bereich der Schlosstasche
• Beispiel: Wohnungsabschluss- oder Haus- (kleines Dornmaß) so beschaffen sein, dass Ver-
tür-Wechselgarnitur. Die Tür ist von innen letzungen der Hand beim Öffnen und Schließen
und außen mit einem Schlüssel verschließbar der Tür vermieden werden. Zwischen Türbe-
(Lochungen für Schlüssel oder Schließzylinder). schlag und Zargenrahmen (Schließkante) ist
Die unverschlossene Tür kann von innen mit daher in Greifhöhe ein Sicherheitsabstand von
dem Türdrücker, von außen dagegen nur mit mind. 25 mm erforderlich. Weitere Einzelheiten
dem Schlüssel geöffnet werden, da der Knopf sind der Fachliteratur [36] zu entnehmen.
feststehend ist.
Wechselgarnituren sind nur in Verbindung mit Befestigung und Lagerung von Türdrückern. Türdrücker
bzw. Türknöpfe werden durch einen Vierkantstift (Türdrü-
einem Wechselschloss verwendbar. Vgl. hierzu ckerstift) – der durch die vierkantförmige Nuss des Schloss-
Bild 7.137. kastens gesteckt wird – fest miteinander verbunden, in
dem er sichtbar oder unsichtbar mit dem Türdrückerpaar
verschraubt, verkeilt oder verklemmt wird. Ziel zahlreicher
Bad- oder WC-Türgarnituren (Bild 7.135e bis f). unterschiedlicher Konstruktionen und Patente der Be-
Sie bestehen aus zwei Türdrückern und zwei Tür- schlagindustrie ist es, die Türdrücker so miteinander zu
schildern oder Türrosetten. verbinden, dass alle auftretenden Zieh-, Druck- und Dreh-
7.7 Türbeschläge 637
kräfte optimal abgestützt bzw. aufgefangen werden und Nach der mechanischen Bearbeitung wird die Schutz-
die Drückerverbindungen nicht ausleiern und sich auch wirkung der natürlichen Oxidschicht des Aluminiums er-
nicht lockern. heblich verbessert, indem durch Anodisieren (Eloxieren)
künstlich sehr widerstandsfähige Oxidschichten auf der
Sicherheits-Türdrückergarnituren Aluminiumoberfläche erzeugt werden. Je nach Wahl des
Anodisierverfahrens lassen sich unterschiedlich dicke,
(Schutzbeschläge)
festhaftende Oxidschichten (z. B. 30 μm) herstellen
Schutzbeschläge für einbruchhemmende Türen (= anodische Oxidation).
sind in DIN EN 1906, Anhang A, genormt (Sicher- Diese transparenten Oxidschichten erhalten dauerhaft
heitsklassen 1 bis 4). Sie sollen auf der Angriffseite das Aussehen der Aluminiumoberflächen (Naturfarbton
(Außenseite) einer Tür ein gewaltsames Abdrehen des Aluminiums). Sie können aber auch eingefärbt wer-
den, indem die künstlich erzeugten Oxidschichten durch
des Schließzylinders und einen unmittelbaren
Farbstoffe oder elektrolytisch gefärbt werden.
mechanischen Angriff auf den Schlossmecha-
Anschließend erfolgt ein Nachverdichten der mikro-
nismus (z. B. Widerstand gegen Anbohren, Ab- porösen Oberfläche, wodurch ein Porenverschluss und
schlagen) wirksam erschweren. Zusätzlich sollen somit hohe Korrosions-, Licht- und Wetterbeständigkeit
Zylinderabdeckungen die Schließzylinder gegen erreicht wird.
gewaltsames Ziehen schützen. Daher ist die Dicke Beschläge aus Aluminium können somit im Innen- und
des Unterschildes und des Deckschildes (Blende) Außenbereich eingesetzt werden. Grundsätzlich bedarf
dieser Werkstoff keiner Pflege. Da Aluminium jedoch
so zu wählen, dass der Schließzylinder max. 3 mm empfindlich gegen Säuren und Basen ist, müssen Profile
aus der Oberfläche des Türschildes hervorsteht. und Beschläge während der Bauzeit gegen Kalk- oder
Zementmörtelspritzer durch später wieder abziehbare
Güte- und Prüfbestimmungen für Schutz- Folien geschützt werden.
beschläge sind in RAL-RG 607/6 [37] festgelegt. • Aluminium und Farbbeschichtung. Nach der anodischen
Oxidation kann das Basismaterial durch ein lösungsmittel-
Der Widerstand eines Schutzbeschlages gegen freies Lackierverfahren (elektrostatische Pulverbeschich-
gewaltsames Eindringen ist jedoch nur ein tung) auch farbig beschichtet werden. Die Oberflächen-
Aspekt des Gesamtwiderstandes einer einbruch- qualität entspricht in etwa der der Eloxalschichten; auch
hemmenden Tür. Schutzbeschläge gewährleis- ein wetterfestes Emaillieren von Aluminium ist möglich.
ten nur dann optimale Sicherheit, wenn auch alle Vgl. hierzu auch Abschn. 5.6.4.2, Farbbeschichtungen.
anderen Elemente einer einbruchhemmenden • Messing (Kupfer-Zink-Legierung). Messingbeschläge sind
Tür – wie beispielsweise Schloss, Schließzylinder, aufgrund ihrer goldglänzenden Oberfläche sehr beliebt.
Türbänder, Befestigung der kompletten Tür am
angrenzenden Mauerwerk – sicherheitstech-
Sie werden aus den unterschiedlichsten Legierungen
hergestellt, so dass auch die Oberflächenhärte sehr va- 7
riiert. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Werkstoff
nisch aufeinander abgestimmt sind. S. hierzu Messing im täglichen Gebrauch zu Korrosion neigt. Die
Abschn. 7.6, Einbruchhemmende Türen sowie Beschlagteile müssen daher regelmäßig mit Putzmittel
Feuer- und Rauchschutztüren. behandelt werden, wenn eine Oxidierung erfolgt. Es be-
steht auch die Möglichkeit – mit allen Vor- und Nachtei-
Werkstoffe für Türdrückergarnituren len – Messingbeschläge zu wachsen oder mit farblosem
Lack zu behandeln. Weitere Einzelheiten sind der Fachli-
Alle Garniturteile werden in vielfacher Form angeboten
teratur [38] zu entnehmen.
und aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt. Im
Wesentlichen unterscheidet man: • Kunststoff (Polyamid – Handelsname: Nylon). Der Werk-
stoff Nylon weist so hervorragende Eigenschaften auf
• Edelstahl rostfrei (Chrom-Nickel-Stahl). Dieser Werk-
wie beispielsweise hohe Bruchsicherheit, Festigkeit,
stoff eignet sich in besonderer Weise für Türbeschläge
Witterungs- und Alterungsbeständigkeit, hohe Abrieb-
im Innen- und Außenbereich, da er äußerst korrosions-
festigkeit und chemische Beständigkeit sowie keine
beständig (Korrosionsbeständigkeitsklassen 1 bis 4 ge-
störende elektrostatische Aufladung. Die Produkte sind
mäß DIN EN 1670), hochabriebfest, kratzunempfindlich
durchgehend eingefärbt, greifen sich nicht ab und füh-
und sehr pflegeleicht ist. Aufgrund dieser Eigenschaften
len sich immer angenehm temperiert an. Aufgrund der
wird er empfohlen für Beschläge an vielbegangenen
glatten geschlossenen Oberfläche sind Nylon-Beschläge
Türen, insbesondere in öffentlich zugänglichen Gebäu-
im Innen- und Außenbereich einsetzbar, leicht sauber zu
den, aber auch für Außenbeschläge und Beschläge in
halten und in vielen Farbangeboten erhältlich.
gechlorten Schwimmbädern. Die Oberfläche wird nor-
malerweise matt gebürstet ausgeführt, kann aber auch
hochglanzpoliert geliefert werden.
• Aluminium ist ein Leichtmetall, für dessen Erstgewin- 7.7.3 Türschlösser
nung ein relativ hoher Energieeinsatz erforderlich ist.
Der metallische Charakter und das Aussehen von Alu- Zum Öffnen, Schließen und Sichern von Türen
miniumflächen werden wesentlich durch die Art der
gewählten mechanischen Oberflächen-Vorbehandlung dienen Schlösser mit den zugehörigen Schließ-
(Bearbeitungsklassen E0 bis E6 gemäß DIN 17 611) be- werken und Sicherungssystemen, einschließlich
einflusst. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 5.6.4.2. Schließblechen sowie Türgarnituren.
638 7 Türen, Zargen und Schlösser
Nach der Art wie Schloss und Türblatt miteinan- Klassifizierung von Einsteckschlössern. Ein-
der verbunden sind unterscheidet man: steckschlösser nach DIN 18 251-1 und DIN 18 251-
• Einsteckschlösser, die üblicherweise in der 2 werden in fünf Schlossklassen eingeteilt. Je
Längskante eines Türblattes in sog. Schloss- nach Anwendungsbereich bzw. Beanspruchung
taschen (Einstemmlöcher) eingesteckt und be- unterscheidet man:
festigt werden. Klasse 1: Schlösser für Innentüren mit geringer
• Kastenschlösser, die auf das Türblatt aufge- Beanspruchung (sog. leichtes Innen-
schraubt werden (kaum mehr gebräuchliche türschloss)
Schlossart). Klasse 2: Schlösser für Innentüren mit erhöh-
ten Anforderungen (sog. Innentür-
schloss)
7.7.3.1 Einsteckschlösser
Klasse 3: Schlösser für Wohnungsabschluss-
Einsteckschlösser mit Falle und Riegel werden im türen und Türen in öffentlichen Bau-
gesamten Bauwesen eingesetzt. Sie können ein ten (sog. Objektschlösser)
Buntbart-, Zuhaltungs- oder Zylinderschließwerk
Klasse 4: Schlösser für Einbruchhemmung und
haben oder auch nur einen Riegel für Badtüren
hoher Benutzerfrequenz (Sicherheits-
aufweisen. einsteckschlösser).
Klasse 5: Schlösser für erhöhte Einbruchhem-
Normen. Die seither für Einsteckschlösser gültige DIN
18 251 (Ausg. 03.91) wurde überarbeitet und in drei Teile mung und hoher Beanspruchung
aufgeteilt. Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 7.8 (Sicherheitseinsteckschlösser).
zu entnehmen.
• DIN 18 251-1 – Einsteckschlösser für Güte- und Prüfbestimmungen für Einsteck-
gefälzte Türen
schlösser sind in RAL-RG 607/2 festgelegt.
• DIN 18 251-2 – Einsteckschlösser für
Rohrrahmentüren
Schlossteile, Maße und Bezeichnungen
• DIN 18 251-3 – Einsteckschlösser für
Mehrfachverriegelungen. Die wesentlichsten Teile, Maße und Bezeichnungen eines
Einsteckschlosses sind in Bild 7. 137 dargestellt. Im Einzel-
Weiter sind zu beachten: nen ist besonders hinzuweisen auf:
7 • DIN 18 250 – Einsteckschlösser für • Falle. Die federnd gelagerte keilförmige Falle wird übli-
Feuerschutzabschlüsse cherweise durch den Türdrücker – bei eingebautem
• E DIN 18 209-1 – Mechanisch betätigte Wechsel auch mit dem Schlüssel – bewegt und dient zur
Schlösser und Fallen. Feststellung des Türblattes im Zargenrahmen.
• Wechsel. Der sog. Wechsel ist eine hebelartige Ver- bündig mit dem Schlosskasten, bei Stumpftüren mittig
bindung zwischen Riegel und Falle, der es ermöglicht, am Schlosskasten befestigt. Schlösser mit schrägem
dass die Falle mit dem Schlüssel zurückgedreht und so Stulp sind bei zweiflügeligen Türen oder bei besonders
das Türblatt – bei nicht verriegeltem Zustand – geöff- dicken einflügeligen Türblättern erforderlich. Die jeweils
net werden kann. An der Außenseite der Haustür oder benötigte Stulpschräge (Abweichung vom 90° Winkel)
Wohnungsabschlusstür bedarf es dann eines Knopfes kann der sog. Stulp-Schrägentabelle [35] entnommen
(Knopfschild o. Ä.) zum Zuziehen, an der Türinnenseite werden. S. hierzu auch Bild 7.151.
eines Drückers. • Dornmaß. Das Dornmaß wird von der Vorderkante Stulp
• Nuss. In das quadratische Vierkantloch der Nuss wird der bis Mitte Nuss bzw. Mitte Schlüsselloch gemessen und
Vierkantstift des Türdrückers genau passend eingescho- beträgt bei Schlössern für normal benutzte Innentüren
ben, so dass die bei einer Drückerbetätigung ausgehen- 55 mm (Schlossklasse 1 bis 2), bei Schlössern und Türen
de Bewegung direkt auf die Falle übertragen und somit mit hoher Sicherheitsanforderung üblicherweise 65 mm.
das Öffnen der Tür ermöglicht wird. Weitere mögliche Dornmaße sind 70, 80 und 100 mm.
Bei Einsteckschlössern für Rohrrahmentüren liegen die
• Zuhaltung. Die Zuhaltung ist eine Sperre im Schloss, die
Dornmaße wegen der geringeren Profilabmessungen
den Riegel gegen unberechtigtes Verschieben sichert.
zwischen 25 und 45 mm, so dass diese Schlösser zum Teil
Bei Schlössern der Klasse 4 und 5 (Sicherheitseinsteck-
nur eintourig verschlossen werden können.
schlösser) wird eine Zuhaltung mit 3-fachem Eingriff in
das Riegelschließwerk eingebaut. Die Riegelgegenkraft • Entfernung. Die sog. Entfernung reicht von Mitte Nuss
wird dadurch wesentlich erhöht. (Türdrücker) bis Mitte Schlüsselloch bzw. Schließzylinder
und beträgt bei Schlössern für übliche Innentüren 72 mm
• Riegel. Der Riegel wird durch ein- oder zweimalige (Bad/WC-Schlösser 78 mm), bei Schlössern für Türen mit
Riegeldrehung (sog. ein- oder zweitouriges Schloss) in hoher Sicherheitsanforderung normalerweise 92 mm.
waagerechter Richtung aus dem Stulp herausgeschoben
und in ein in der Zarge vorgesehenes Schließblech ein- • Drückerhöhe. Die Drückerhöhe wird von Mitte Nuss
geführt; bei entgegengesetzter Schlüsseldrehung kann bis Oberfläche Fußboden (OFF) gemessen und beträgt
er wieder in den Schlosskasten zurückgezogen werden. üblicherweise 1050 mm (DIN 18 101), im barrierefreien
Festgestellt (versperrt) wird der Schlossriegel in der je- Bauen 850 mm (DIN 18040).
weiligen Lage durch die Zuhaltung.
• Schlüsselloch- bzw. Schließzylinder-Aussparungen Schlosskasten. Der Schlosskasten darf bei Ein-
werden entsprechend der jeweiligen Schlüsselform steckschlössern der Klasse 1 und 2 offen ausge-
(Schlüsselart) oder Zylinderform aus dem Schlosskasten
(Schlosskastendeckblech) ausgeschnitten.
führt werden. Bei Einsteckschlössern der Klassen
3 bis 5 muss der Schlosskasten allseitig geschlos-
• Stulp. Der Stulp ist ein Teil des Schlosskastens, durch den
üblicherweise Falle und Riegel herausragen. Er dient der sen sein und darf nur solche Öffnungen aufwei-
Befestigung des Schlosses und wird sichtbar in der Tür- sen, die funktionsbedingt und zur Montage der 7
blattlängskante eingelassen. Bei Falztüren ist er einseitig Beschläge erforderlich sind.
7.138 Einsteckschloss für Wohnungsabschlusstüren 7.139 Einsteckschloss für Rohrrahmentüren nach DIN
nach DIN 18 251-1 (Klasse 3), vorgerichtet zur 18 251-2 (Klasse 3), vorgerichtet zur Aufnahme
Aufnahme eines Profilzylinders mit einem eines Profilzylinders und mit einem Dornmaß von
Dornmaß von üblicherweise 55 mm beispielsweise 35 mm (je nach Profilbreite des
Türflügelrahmens)
640 7 Türen, Zargen und Schlösser
Hochwertige Qualitätsschlösser in mittelschwe- Kastenschlösser werden auf das Türblatt, und zwar übli-
rer bis schwerer Ausführung weisen eine ganze cherweise auf der Bandseite der Tür, aufgeschraubt. Der
Schlosskasten selbst besteht aus einem Schlossblech, auf
Reihe beachtenswerter Merkmale auf. So ist in dem die Schlossteile befestigt sind, dem umlaufenden Ge-
der Regel der verzinkte Schlosskasten insge- häuserand und dem darauf aufgeschraubten Schlosskas-
samt staub- und spänedicht ausgebildet, so tendeckblech. Der Gehäuserand wird auf der Stirnseite aus
dass Funktionsstörungen durch Eindringen von einem 40 bis 45 mm breiten Stulp (der über die Türkante
Fremdkörpern in das Innenwerk des Schlosses greift), auf den drei anderen Seiten des Schlosses durch ei-
ausgeschlossen sind. Durchgehende, aufbohrge- nen 25 bis 30 mm breiten sog. Umschweif gebildet. Der
Stulp weist die Ausschnitte für die vortretenden Verschluss-
schützte Schraublöcher im Nuss- und Schlüssel- teile (Falle, Schließ- und Nachtriegel) auf. Wird das Kasten-
lochbereich ermöglichen eine sichere Verschrau- schloss wie üblich auf der Bandseite angeschlagen, so grei-
bung der Türschilder. Das unangenehme Flattern fen Falle und Riegel in einen Schließhaken, liegt das Schloss
des Türdrückers wird durch eine selbstspannen- auf der gegenüberliegenden Türblattseite, so ist anstelle
de Klemmnuss, gelagert in starken Bronze- oder des Schließhakens ein Schließblech zu verwenden.
Kunststoffringen, verhindert. Geräuschabsorber
im Fallenbereich bewirken eine schalldämpfen- 7.7.3.3 Sicherungsarten der Schlösser
de Fallenfunktion. Außerdem ermöglicht ein Einsteckschlösser – wie in Abschn. 7.7.3.1 näher
eingebauter Graphitkanal (mit Abdeckschraube beschrieben – können ein Buntbart-, Zuhaltungs-
im Stulp) das Schmieren der Innenteile. Kräftige, oder Zylinderschließwerk haben. Dementspre-
elastische Drückerhochhaltefedern sorgen dafür, chend unterscheidet man:
dass selbst bei starker Beanspruchung kein Nach-
lassen der Federkraft zu verzeichnen ist.
Buntbartschloss (Bild 7.141a). Die geringste
Bild 7.138 zeigt ein Einsteckschloss gemäß DIN 18 251-1 Sicherheit bietet aufgrund seiner einfachen
(Klasse 3) für den Einbau in Wohnungsabschlusstüren, vor- Schlosskonstruktion das Buntbartschloss. Es hat
gerichtet zur Aufnahme eines Profilzylinders. Derartige nur eine Sperrzuhaltung, die durch den Schlüs-
Schlösser sind meist mit Wechsel und zweitourig ver- selbart so angehoben wird, dass der Riegel be-
schließbarem Riegel für gefälzte und ungefälzte Türblätter wegt werden kann. Dieser wird durch ein- oder
ausgerüstet. Das Dornmaß beträgt üblicherweise 55 mm,
kann aber auch darüber liegen.
zweimaliges Drehen des Schlüssels (ein- oder
zweitourig) vorgeschlossen. Der Schutz gegen
7 Bild 7.139 zeigt ein Einsteckschloss nach DIN 18 251-2
(Klasse 3) für den Einbau in Rohrrahmentüren, vorgerichtet unbefugtes Öffnen besteht lediglich in der
für die Aufnahme eines Profilzylinders. Aufgrund der ge- Verschiedenartigkeit der Schlüsselbartformen
ringen Profilbreite des Flügelrahmens weisen derartige (Schlüsselbartschweifungen) bzw. Schlüssel-
Schlösser ein wesentlich kleineres Dornmaß auf. lochausbildungen im Schlosskastendeckblech.
Das Buntbartschloss gilt daher nicht als Si-
7.7.3.2 Kastenschlösser cherheitsschloss und sollte nur in solche Türen
Obwohl Kastenschlösser kaum mehr verwendet werden, eingebaut werden, an die keine Sicherheitsan-
sollen sie im Hinblick auf die Altbausanierung an dieser forderungen gestellt werden (z. B. Zimmertüren
Stelle nicht unerwähnt bleiben (Bild 7.140). im Wohnungsbau).
7.141a
7.141b
Zuhaltungsschloss (Bild 7.141b). Das Zuhaltungs- Riegel bewegt werden kann. Die Zuhaltungen
schloss – auch Chubbschloss genannt – bietet eine liegen im Schlosskasten unmittelbar oberhalb
größere Sicherheit als das Buntbartschloss. Es hat des Schlüsselloches zu einem „Paket“ zusammen-
mehrere Sperrzuhaltungen, die durch den gestuf- gefasst flach übereinander. Der Riegel wird durch
ten Schlüsselbart so angehoben werden, dass der zweimaliges Drehen des Schlüssels (zweitourig)
Kurzzylinder besteht aus zwei Einzelzylindern, die durch fungen des Schlüssels. Die auf dem Markt ange-
Verbindungsbolzen miteinander verbunden sind. S. hier- botenen Zylinder unterscheiden sich hinsichtlich
zu auch Bild 7.145.
der jeweiligen Sicherheitstechnik jedoch ganz
• Ovalzylinder (Bild 7.142c) mit ein- oder zweiteiligem
Zylindergehäuse (Außen- und Innenteil). Üblicherweise
erheblich voneinander und unterliegen einer
wird ebenfalls die Kurzzylinder-Ausführung eingesetzt, ständigen Weiterentwicklung [39].
mit den gleichen konstruktiven Merkmalen wie bei den
Rundzylindern.
Bild 7.144 zeigt einen symmetrisch aufgebauten
Doppelzylinder, die eine Hälfte ohne Schlüssel,
Bauformen
die andere mit eingestecktem passenden Schlüs-
• Doppelzylinder (Bild 7.143a). Als Doppelzylinder be-
zeichnet man einen Zylinder mit zwei Schließseiten (von
sel. Dieser ordnet die unter Federdruck stehenden
außen und innen zu schließen). Je nach Türblattausbil- Kern- und Gehäusestifte so ein, dass ihre Tren-
dung (Stumpf- oder Falztür) unterscheidet man symme- nungslinie zwischen Zylinderkern und Zylinder-
trisch oder asymmetrisch aufgebaute Doppelzylinder. S. gehäuse in einer Ebene liegt. Erst dadurch kann
hierzu auch „Zylinderverlängerungen“. der Zylinderkern mit dem eingeführten Schlüssel
• Halbzylinder (Bild 7.143b). Als Halbzylinder bezeichnet gedreht, der Schlüsselbart bewegt und damit das
man einen Zylinder mit nur einer Schließseite, in der
Schloss betätigt werden. Im anderen Teil des dar-
Regel als Außenzylinder verwendet (nur von außen zu
schließen). gestellten Doppelzylinders ragen die Stifte in den
• Knaufzylinder (Bild 7.143c) sind Schließzylinder mit Schlüsselkanal und verhindern so – ohne passen-
Knauf oder Drehknopf und mit einer Schließseite. den Schlüssel – eine Drehung des Zylinderkerns.
Die Wirkungsweise des Schließzylinders be- Bild 7.145 zeigt einen sog. Kurzzylinder, der aus
ruht darauf, dass der Schließbart beim Drehen zwei getrennten Einzelzylindern besteht. Am
des Schlüssels den Schlossriegel bewegt und – Außenzylinder befinden sich zwei Verbindungs-
bei Verwendung eines Schlosses mit eingebau- bolzen, die durch das Einsteckschloss hindurch
tem Wechsel – mittelbar auch die Schlossfalle. gesteckt werden und auf die sich der Innenzy-
Beim klassischen Zylinderschloss besteht die linder aufschieben lässt. Wenn beide Zylinder-
Variationsmöglichkeit in den unterschiedlichen enden annähernd bündig mit den Türschildern
Schlüsselprofilen und Einschnitten bzw. Vertie- liegen, verriegeln sich die Verbindungsbolzen
7
selbsttätig. Diese Verriegelung kann nur mit Hilfe • Aufbohrsicherheit. Der Bohrschutz besteht darin, dass
eines Auslösestiftes bei geöffneter Tür am Innen- je nach Ausführung gehärtete Stahlstifte die Gehäusestif-
zylinder wieder gelöst werden. Eine Anpassung te bzw. andere gehärtete Stahleinlagen schützen. Weite-
re Einzelheiten sind der Fachliteratur [40] zu entnehmen.
der Zylinderlängen an die jeweiligen Türblatt-
• Kopierschutz. Die Schlüssel der Schließzylinder entspre-
dicken ist bei allen Systemen möglich. chen bezüglich ihrer konstruktiven Merkmale dem jewei-
ligen Zuhaltungs-System eines Zylinders. Von Bedeutung
Verschlusssicherheit in diesem Zusammenhang ist der sog. Kopierschutz, den
ein Schlüssel besitzt. Man unterscheidet Schlüssel ohne
Um eine größtmögliche Sicherheit des Schließ- Kopierschutz (= erlaubte Nachfertigung durch Schlüssel-
zylinders zu gewährleisten, sind mehrere Sicher- dienste), und Schlüssel mit Kopierschutz (= Nachfertigung
heitsmechanismen im Zylinder integriert. Von nur vom Hersteller, Legitimationsnachweis erforderlich).
7 besonderer Bedeutung sind: Die nicht autorisierte (illegale) Nachfertigung von Schlüs-
seln wird durch Schutzrechte (Patente) und/oder hohen
• Funktionssicherheit. Darunter versteht man das zuver-
lässige Zusammenwirken aller Teile der Schließzylinder- technischen Schwierigkeitsgrad beim Anfertigen von
technik über eine lange Gebrauchsdauer hin. Kopien erschwert oder gar verhindert. Weitere Anga-
ben hierzu sind [33] sowie dem Abschnitt „Elektronische
• Einbruchssicherheit. Darunter ist der Widerstand des Schließzylinder“ zu entnehmen.
Zylinders gegen jede Art von Gewaltanwendung zu
verstehen. Schließzylinder müssen vor allem gegen
Abbrechen, Abdrehen, Aufbohren, Herausziehen und Schließzylindereinbau
Durchschlagen sowie sonstige Angriffe geschützt bzw.
gesichert werden. Schließzylinder werden als Profil-, Rund- und
• Aufsperrsicherheit. Als Aufsperrsicherheit bezeichnet Ovalzylinder angeboten. Der jeweiligen Gehäu-
man den Widerstand, den ein Schließzylinder gegen ge- seform entsprechend, müssen Schlosskasten
waltlose Öffnungsversuche mit Sperrwerkzeugen bietet. (Schlosskastendeckblech) und Türgarnitur (Tür-
Um dies zu verhindern, sind hochwertige Schließzylinder schilder, Rosetten) ausgespart sein.
mit automatischer Aufsperrsicherung, parazentrischen
Schlüsselprofilen, Hantelstiften und zusätzlichen Sperr-
Allgemein geht man bei normal beanspruchten
elementen ausgerüstet. Zimmertüren von einer Türblattdicke von etwa
• Nachschließsicherheit. Darunter versteht man den 38 bis 42 mm, bei Haustüren aus Holz und Holz-
Schutz, den Schließzylinder mit einem anderen als dem werkstoffen von Türdicken zwischen 66 (68) und
zugehörigen Schlüssel zu betätigen. Dies setzt vor allem 70 mm aus.
eine hohe Präzision und sehr enge Fertigungstoleranzen
voraus, mit der die Kernstifte, die Schlüsselkerben, das
Profil des Schlüsselkanals und das Profil des Schlüssels Festlegung der Zylinderlänge. Bei der Fest-
hergestellt werden. legung der Zylinderlänge sind folgende Angaben
• Abtastsicherheit. Maßnahmen gegen das gewalt- und zu berücksichtigen:
spurenlose Abtasten der Schließcodierung der Zuhal- • Schließzylinder-Typ
tungen eines Schließzylinders sollen verhindern, dass
die Anfertigung von Nachschlüsseln ohne Kopie des Ori- (Bauform und Gehäuseform)
ginalschlüssels möglich ist. • Türblattdicke
7.7 Türbeschläge 645
7.146b 7.146c
7.146a 7.146d
7.146 Schematische Darstellung eines Schlosskasteneinbaues und der Ermittlung von Zylinderlängen
a) Falztür mit Stulpansicht
b) Türblatt mit Einfachfalz
c) Türblatt mit Doppelfalz
d) Türblatt stumpf einschlagend
1 Falztür 5 Stulpansicht
2 Schlossriegel 6 Türschild, Rosette o. Ä.
3 Bezugslinie = Mitte Zylindersicherungsschraube 7 Schlosskasten
(Stulpschraube). Vgl. hierzu Bild 7.137 8 Schlossfalle
4 Bohrung für Zylindersicherungsschraube
Nach Vorlagen WIRUS-Bauelemente GmbH, Gütersloh
646 7 Türen, Zargen und Schlösser
Zylinderverlängerungen. Da Schließzylinder Bild 7.147. Wie die Darstellung zeigt, können die
nicht in jeder Länge geliefert – sondern ausge- Zylinder in ihrer Gesamtlänge auf die jeweilige
hend von einem bestimmten Grundmaß nur in Türblattdicke (inkl. Türschilder) abgestimmt und
festgelegten Rastermaßen verlängert werden – in sog. Stufensprüngen von in der Regel 5 mm
ist es erforderlich, diese Verlängerung so zu wäh- ein- oder beidseitig angepasst werden. Dabei
len, dass die Zylinderenden mit den Türschildern kann die Länge der beiden Doppelzylinderhälf-
möglichst bündig liegen. ten unterschiedlich ausfallen (z. B. 35/50 mm).
Klassifizierung von Schließblechen. Anforderungen und • Winkelschließbleche (Bild 7.150a bis d) gibt es
Prüfverfahren zur Festigkeit, Schutzwirkung, Dauerhaftig- mit gleich breiten oder ungleich breiten Schen-
keit und Wirkungsweise von Schließblechen für Innen- und
keln. Winkelschließbleche mit einem schmalen
Außentüren sind in E DIN EN 12 209-2 festgelegt.
Schenkel haben den Vorteil, dass dieser bei ge-
Anforderungen, die sich auf Gebrauchsklassen beziehen,
werden in drei Klassen, Schutzanforderungen in fünf Klas- schlossener Tür durch den Türblattüberschlag
sen eingeteilt. verdeckt wird und von außen nicht sichtbar ist.
Schließbleche für Feuer- und Rauchschutztüren müssen • Lappenschließbleche (Bild 7.151-2 a bis c)
noch zusätzliche Merkmale aufweisen; Einzelheiten hierzu werden meist für ungefälzte Türen verwen-
sind Anhang A der vorgenannten Norm zu entnehmen. det, so dass die Falle des Schlosses gegen den
schmalen Lappen schlägt und dadurch die
Schließblecharten. Allgemein unterscheidet Kante der Türbekleidung nicht beschädigt wird.
man Winkelschließbleche und Flachschließbleche • Abgeschrägte Schließbleche (Bild 7.151d). Bei
für gefälzte Türen sowie Lappenschließbleche für zweiflügeligen Türen oder bei besonders dicken
ungefälzte Türen, jeweils für DIN-Links- und DIN- einflügeligen Drehtüren muss die schlossseitige
Rechtstüren geeignet. Türblatt-Längskante unter Umständen abge-
7.150c
7.151c
7.7.3.7 Schließanlagen
Als Schließanlage wird die Kombination von
Schließzylindern und den zugehörigen Schlüsseln
mit unterschiedlichen Schließungen und/oder
unterschiedlichen Schlüsselprofilen bezeichnet,
die miteinander in funktionellem Bezug stehen
(DIN 18 252). Schließanlagen werden überall dort
eingerichtet, wo Sicherheit und Zweckmäßigkeit
7.152a 7.152b dies verlangen. Individuelle Wünsche können bei
der Erstellung eines Schließplanes ebenso berück-
7.152 Schematische Darstellung von
Sicherheitsschließblechen sichtigt werden wie spezielle organisatorische
a) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich und sicherheitstechnische Erfordernisse.
breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert Der Schließplan wird digital erstellt und unter
für gefälzte Türen besonderen Sicherheitsvorkehrungen beim Zy-
b) Sicherheits-Winkelschließblech mit gleich
linderhersteller gespeichert. Nachbestellungen
breiten Schenkeln, verstärkt und verlängert
für gefälzte Türen mit zusätzlicher von Schließanlagen und Schlüsseln sind daher
Dübelverankerung bis zum Mauerwerk auch noch nach vielen Jahren möglich. Passend
zu jeder Schließanlage wird außerdem eine sog.
Sicherheitskarte (ähnlich einer Scheckkarte) ge-
schrägt werden. Schlossstulp und Schließblech liefert, die anlagenspezifische Daten in mehrfach
sind dann in schräger Ausführung zu wählen. codierter Form enthält. Sie ist gleichzeitig die
Die jeweils vorteilhafteste Gradzahl der Kanten- Berechtigungskarte für Nachbestellungen von 7
schräge ist einer sog. Stulp-Schrägentabelle zu Zylindern und Schlüsseln. Im Wesentlichen un-
entnehmen. Einzelheiten hierzu s. [33], [35]. terscheidet man folgende Schließanlagenarten:
• Sicherheitsschließbleche (Bild 7.152) eignen • Zentralschließanlage. Eine Zentralschließanla-
sich sowohl für Feuer- und Rauchschutztüren, ge besteht aus mehreren verschieden schlie-
als auch für einbruchhemmende Türen und ßenden Schließzylindern, deren Einzelschlüssel
auch noch einen oder mehrere Zentral-Schließ-
zylinder schließen.
Beispiel. Diese Anlagen werden vor allem in Mehrfami-
lienhäusern und größeren Wohnanlagen eingebaut. So
kann beispielsweise jeder Hausbewohner mit seinem
Wohnungsschlüssel nicht nur seine eigene Wohnungs-
abschlusstür, sondern auch die mit Zentral-Schließzy-
lindern ausgestatteten, gemeinsam benutzten Türen
wie Haustür, Kellereingangstür usw. schließen. Kein
Hausbewohner kann jedoch mit seinem Schlüssel in die
Wohnung eines anderen gelangen. Zentralschließan-
lagen lassen sich auch in Hauptschlüsselanlagen einfü-
gen. Diese Kombination empfiehlt sich dann, wenn zum
Beispiel Wohnungen und Geschäfts- oder Büroräume in
einem Gebäude untergebracht sind.
• Hauptschlüsselanlage (Bild 7.154). Eine Haupt-
schlüsselanlage besteht aus mehreren verschie-
denschließenden Schließzylindern. Jeder dieser
7.153 Schematische Darstellung eines
Sicherheitsschließbleches für den Objektbereich Zylinder weist eine eigene Schließung mit je-
(Feuer- und Rauchschutztüren sowie einbruch- weils zugeordnetem Einzelschlüssel auf. Diese
hemmende Türen) Einzelschlüssel passen nur zu einem bestimm-
650 7 Türen, Zargen und Schlösser
ten Schließzylinder bzw. zu mehreren gleich- im Laufe der Zeit anders genutzt oder Arbeits-
schließenden Schließzylindern. Allen Zylindern gruppen erweitert, stoßen Schließanlagen – die
übergeordnet ist der Hauptschlüssel, mit dem auf konventioneller Schlüssel- und Schließzylin-
man sämtliche Schließzylinder einer Anlage dertechnik basieren – an ihre Grenzen. Insoweit
öffnen und schließen kann. sind derartige Schließanlagen relativ starr und
Beispiel. Hauptschlüsselanlagen eignen sich beispiels- wenig anpassungsfähig.
weise für Einfamilienhäuser, Geschäfte und Gaststätten Dem gegenüber sind elektronische Schließ-
sowie kleinere Büro- und Fabrikgebäude.
systeme – die auf der sog. Transpondertechnik
• Generalhauptschlüsselanlage (Bild 7.155). Eine mit elektronischen Schließzylindern beruhen –
Generalhauptschlüsselanlage besteht aus vie- wesentlich flexibler; sie ermöglichen auch noch
len verschiedenschließenden Zylindern, die zu nachträglich nahezu alle anwendungsrelevanten
mehreren Gruppen zusammengefasst werden. Modifikationen. Daher werden zunehmend elekt-
7 Jede Gruppe wird von einem Gruppenschlüssel ronische Systeme in Schließanlagen integriert und
geschlossen, mehrere solcher Gruppen lassen beispielsweise einzelne, besonders sicherheitsre-
sich wieder zu Hauptgruppen vereinigen. Alle levante Türen damit bestückt oder ganze Objek-
Schließzylinder einer Hauptgruppe sind dann te mit elektronischer Schließtechnik ausgerüstet.
von einem Hauptgruppenschlüssel zu öffnen. Einzelheiten hierzu s. Abschn, 7.7.3.5 Elektronische
Diesen HG-Schlüsseln übergeordnet ist der Ge- Schließsysteme – Elektronische Schließzylinder.
neralhauptschlüssel, mit dem sämtliche Schließ-
zylinder der Anlage betätigt werden können.
Beispiel. Generalhauptschlüsselanlagen eignen sich
für große und komplexe Organisationsstrukturen, wie 7.7.4 Dichtungen
sie beispielsweise bei Banken, Hotels, Krankenhäuser, (Falz- und Bodendichtungen)
Hochschulen usw. vorkommen. Die Kombination von
Zentralschließanlagen und Hauptschlüsselanlagen bzw.
Generalhauptschlüsselanlagen ist möglich. An Türdichtungen werden zahlreiche Anforde-
rungen gestellt. Zu berücksichtigen sind ins-
Eine Schließanlage ist ein preiswertes und relativ besondere die Luft-, Wind- und Schlagregen-
sicheres Zutrittsberechtigungssystem. Sie weist dichtheit sowie Anforderungen hinsichtlich des
jedoch auch Nachteile in der Form auf, dass Schall- und Wärmeschutzes. Türdichtungen
jeder, der einen Schlüssel hat, das System be- dämpfen außerdem Schließgeräusche und schir-
dienen kann. Der Verlust von Schlüsseln bedingt men Innenräume gegen Staub und Witterungs-
aufwendige Systemänderungen. Außerdem ist einflüsse von außen ab.
die Zutrittsberechtigung nur lokal und partiell Bei der Auswahl geeigneter Dichtungen ist auf
durch Einzel- oder Gruppenschlüssel begrenz- die Werkstoffqualität, Anstrichverträglichkeit,
bar. Beabsichtigte Objekterweiterungen müs- Verträglichkeit gegen Temperatur- und Umwelt-
sen bereits bei der Erstbestellung weitgehend einflüsse (UV-Strahlen) sowie umweltschonende
bekannt sein. Werden jedoch Gebäudebereiche Wiederverwertbarkeit zu achten.
7.7 Türbeschläge 651
Bodendichtungen (Dichtung zwischen Türblatt vorgang erfordern sie außerdem einen relativ
und Bodenbelag) hohen Kraftaufwand. Sie werden vor allem als
• Auflaufdichtung Innentürdichtungen eingesetzt.
• Absenkdichtung • Mehrkammerdichtungen (Bild 7.156c bis d).
• Magnetdichtung Mehrkammerdichtungen neuerer Bauart zeich-
nen sich durch veränderte Profilformen und
• Resonatordichtung funktionsbezogene Materialkombinationen un-
• Schwellen-/Anschlagdichtung terschiedlich harter Werkstoffe aus. So ergibt
ein mit reißfestem Material verstärkter Fuß-
7.7.4.1 Falzdichtungen bereich oder Profilrücken eine hohe Stabilität,
Türelemente neuerer Bauart sind mit einer drei- verhindert Schrumpf- und Längenausdehnung
seitig umlaufenden Falzdichtung ausgestattet. und ermöglicht die Endlosmontage ohne Eck-
Diese kann in Form einer Türfalzdichtung oder verschweißung. Der Kopfbereich aus elasti-
Zargenfalzdichtung ausgebildet sein. Mit der schem Werkstoff verbessert andererseits die
türeigenen Dichtung (Bild 7.158) ist die Möglich- schalldämmenden Eigenschaften, ergibt einen
keit gegeben, ein Türblatt in akustischer Hinsicht relativ großen Einfederungsweg und garantiert
unabhängig von der Qualität der Zargenfalzdich- hohe Funktionssicherheit [43]. Mehrkammer-
tung auszurüsten (z. B. separater Türblatteinbau dichtungen eignen sich je nach Qualität und
bei Stahlzargen). Profilform für Außen- und Innentürdichtungen.
Entscheidend für die Dichtheit und damit auch • Lippendichtungen (Bild 7.156e bis f). Lippen-
für das schallschutztechnische Verhalten einer dichtungen zeichnen sich durch ein gutes schall-
Tür ist, dass Falzdichtung und Bodendichtung schutztechnisches Verhalten aus. Aufgrund ihres
umlaufend in einer Ebene liegen. Schallschutztü- relativ großen Einfederungsweges – bei gleich-
ren können auch mehrere Dichtungsebenen auf- zeitig geringem Kraftaufwand beim Schließvor-
weisen (Doppelfalzzargen). Vgl. hierzu Abschn. gang – eignen sie sich besonders zum Ausgleich
7.6 Sondertüren. größerer Maßabweichungen und zulässiger Tür-
Falzdichtungen müssen so beschaffen sein, dass blattverformungen. Lippendichtungen werden
sie die zulässigen Verformungen des Türblattes je nach Qualität und Formgebung sowohl in
7 ausgleichen und bei geschlossener Tür in ihrer Außen- wie Innentüren eingebaut.
gesamten Länge an der Türzarge bzw. Türblatt- • Kombinationsdichtungen (Bild 7.156g bis h).
oberfläche dicht anliegen. Die Einfederungstie- Diese neue Generation von Dichtungsprofilen
fe (Wirkungsbereich) der Dichtung sollte mind. ist im Prinzip eine Kombination aus Schlauch-
3 mm – besser 4,5 mm (5) – betragen. und Lippendichtungen. Sie weisen einen rela-
Die aufzubringende Bedienungskraft zum Schlie- tiv großen Einfederungsweg auf und eignen
ßen eines Türblattes (Schließdruck) liegt gemäß sich somit optimal zum Toleranzausgleich bei
E DIN EN 12 217-2 bei mittleren bis schwierigen verzogenen Türblättern. Außerdem ergeben
Bedingungen (öffentlicher Bereich) bei t 25 N/m, sie ausgezeichnete Schall- und Wärmeschutz-
bei normalen Bedingungen (häuslicher Bereich) dämmwerte [44]. Die Einkammerdichtungen
bei 10 N/m. Bei der vorwiegenden Benutzung werden als Innentürdichtungen eingesetzt, die
durch ältere Menschen, Behinderte oder Kinder Mehrkammerdichtungen mit Lippe eignen sich
ist eine Schließkraft von 4 N/m anzustreben. für Haus- und Wohnungsabschlusstüren sowie
Objekttüren im Innenausbau.
Dichtungsprofile für Falzdichtungen. Aus- Werkstoffe für Dichtungsprofile
schlaggebend für die Funktion eines Dichtungs-
Dichtungsprofile sollen im Allgemeinen unempfindlich
profiles ist seine Formgebung; diese wird durch gegen Öle, Fette, Chemikalien und Reinigungsmittel sowie
den jeweiligen Werkstoff unterstützt. Im Wesentli- alterungs-, witterungs-, licht-, UV- und ozonbeständig sein.
chen unterscheidet man folgende Hauptgruppen: Zu ihrer Herstellung eignen sich im Wesentlichen drei
• Konventionelle Kammerdichtungen Materialgruppen:
(Schlauchdichtung) (Bild 7.156a bis b.) Kon- • Thermoplaste. Thermoplastische Kunststoffe aus Polyvi-
nylchlorid (PVC) sind kostengünstig verschweißbar, in vie-
ventionelle Kammerdichtungen sind aufgrund len Farben erhältlich und vollständig recycelbar. Es können
ihrer geringen Einfederungstiefe nur bedingt jedoch Verträglichkeitsprobleme durch Weichmacherwan-
geeignet, größere Maßabweichungen und Tür- derung beim Kontakt mit lösemittelhaltigen Alkydharz-
blattverformungen auszugleichen. Beim Schließ- lacken oder wasserverdünnbaren Acryllacken entstehen.
7.7 Türbeschläge 653
• Elastomere. Kunststoffe – wie zum Beispiel EPDM Einbau von Dichtungsprofilen. Je nach Werk-
(deutsche Bezeichnung APTK) – weisen eine chemische stoff können Dichtungsprofile in den Ecken auf
Quervernetzung ihrer Molekülketten auf, die durch Wär-
meeinwirkung nicht zu lösen ist. EPDM-Profile sind daher Gehrung zugeschnitten und verschweißt bzw.
weder versschweißbar noch recycelfähig, sondern nur – vulkanisiert oder – wie bei der sog. Endlosmon-
relativ aufwendig – vulkanisierbar. Vulkanisierte Eckver- tage – nur ausgeklinkt und „trocken“ über Eck
bindungen weisen jedoch eine sehr hohe Zugfestigkeit
auf, so dass sie mehrfach aus- und wieder eingebaut wer- gezogen eingebaut werden. Ausgeklinkte Ecken
den können (z. B. bei Maler- und Renovierungsarbeiten). schließen genau so dicht wie geschweißte Eck-
• Thermoplastische Elastomere (TPE) gehören zur poly- verbindungen. Die Montage ist jedoch einfacher,
meren Gruppe der Polyolefine. Die technische Besonder- rationeller und damit auch preisgünstiger.
heit dieses Profilmateriales ist die Verbindung von zwei
modifizierten Werkstoffen, d. h. in einem thermoplas- Beim Einbau in die Zarge ist darauf zu achten,
tischen Material sind vollvernetzte EPDM-Teilchen ver- dass die Dichtungsprofile genügend lang sind
teilt. Dieser Spezialwerkstoff auf Kautschukbasis (EPA) und press an den Fußbodenbelag anschließen,
kann aufgrund seines spezifischen Strukturaufbaues ohne bei Längendehnung sich aufzuwölben.
problemlos verschweißt und recycelt werden und weist Die nachträgliche leichte Austauschbarkeit muss
eine gute Lackverträglichkeit auf.
gewährleistet sein, daher sollten sie nicht fest
• Silikone (SI) sind gummielastische Kunststoffe auf
Siliciumbasis. Silikon-Kautschuk ist anderen Dichtungs- eingeklebt werden.
werkstoffen in vielen Materialeigenschaften überlegen Dichtungsprofile dürfen erst nach Abschluss der
(z. B. hohes Rückstellvermögen, Hitze- und Kältebe- Malerarbeiten endgültig eingebaut werden. Sie
ständigkeit). Silikonprofile sind jedoch nicht verschweiß-
bar – nur vulkanisierbar – und relativ teuer. An den
müssen mit dem vorgesehenen Anstrichmittel
Rahmenecken können die Profile auch ausgeklinkt und (Beschichtungsstoff) hinsichtlich der Verträg-
„trocken“ über Eck gezogen montiert werden. lichkeit abgestimmt sein. Die Profile dürfen kei-
7.7 Türbeschläge 655
nesfalls überstrichen werden, da die Gefahr der mit einer Unterlage (z. B. Sperrholzstreifen) un-
Verklebung mit dem Anstrich und Ausmagerung terfüttert und dicht montiert.
bzw. Versprödung der Profile besteht. S. hierzu Noch höhere Schallschutzwerte lassen sich
Abschn. 5.6.2.4 und Abschn. 7.3.2.3, Überstreich- mit kombinierten Systemen (Auflauf- und Ab-
barkeit – Anstrichverträglichkeit. senkdichtung) erreichen. Auch in diesem Fall
ist unter der Doppelschiene eine Trennfuge im
7.7.4.2 Bodendichtungen schwimmenden Estrich vorzusehen.
Bodendichtungen – auch untere Türspaltdich- • Absenkdichtung (Bild 7.158d bis f). Mit auto-
tung genannt – erfüllen die unterschiedlichsten matisch absenkbaren Türdichtungen lassen
Anforderungen und können in Innen- und Au- sich anschlaglose Übergänge mit guten Schall-
ßentüren eingebaut werden. und Wärmedämmwerten sowie Türelemente
mit rauchdichten und feuerhemmenden Bo-
Bei Schallschutztüren hat die Funktionsfuge zwi-
denfugen herstellen (Rauch- und Feuerschutz-
schen Türblatt und Bodenbelag vor allem schall-
türen mit selbstverlöschenden Silikonprofilen).
schutztechnischen Anforderungen zu genügen,
in Nassräumen ist die Türschwellenausbildung Automatische Türabdichtungen sind betriebs-
im Zusammenhang mit Abdichtungsmaßnah- fertige Funktionselemente, die in der Regel in
men gemäß DIN 18 195-5 zu sehen. die Türblattunterkante eingelassen werden.
Beim Schließen der Tür wird durch eine Auslö-
Bei Außentüren umfasst das Leistungsvermögen
sevorrichtung (überstehende Auslöseknöpfe in
von Bodendichtungen insbesondere die Luft-,
den Türblattlängskanten) ein elastisches Dich-
Wind- und Schlagregendichtheit sowie Anforde-
tungsprofil gegen den Fußboden gedrückt;
rungen hinsichtlich des Schall- und Wärmeschut-
beim Öffnen hebt sich die höhenverstellbare
zes (thermisch getrennte Systeme).
Dichtung wieder an, ohne dabei über den Bo-
Da eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Türspalt- den zu schleifen.
dichtsysteme und Schwellen-/Anschlagdichtun-
Automatisch absenkbare Türdichtungen be-
gen auf dem Markt angeboten werden, können
nötigen demnach immer eine planebene Ge-
aus Platzgründen nachstehend nur die wich-
gendruckfläche. Diese kann aus glatten, har-
tigsten Funktionsprinzipien mit den jeweiligen
ten und fugenlosen Bodenbelägen bestehen
Vor- und Nachteilen kurz erläutert und einige
Konstruktionsbeispiele aufgezeigt werden. Im
oder – bei Teppichböden und fugenbetonten 7
Keramikbelägen – in Form einer unterseitig ab-
Wesentlichen unterscheidet man Auflauf-, Ab-
gedichteten Alu-Schiene ausgebildet sein. Ob-
senk-, Magnet-, Resonator- und Schwellen-/An-
wohl diese Schiene aus akustischer Sicht – vor
schlagdichtungen.
allem bei Teppichbelägen – zwingend erfor-
derlich ist, wird sie in der Praxis häufig als stö-
Türspaltdichtungen rend empfunden und oftmals nicht eingebaut.
• Auflaufdichtung (Bild 7.158a bis c). Auflauf- Dadurch geht die Schalldämmleistung einer
dichtungen werden überall dort eingebaut, Schallschutztür jedoch weitgehend verloren.
wo anschlaglose Übergänge und gute Schall- Bei hohen schallschutztechnischen Anforde-
schutzdämmwerte gefordert sind. Sie beste- rungen an ein Türelement ist die akustische
hen aus einem in die Türblattunterkante ein- Trennung des schwimmenden Estrichs in Form
gelassenem Aluminiumgehäuse und einem einer Trennfuge (Bild 7.158e) oder vorgefer-
federnd darin gelagerten, höhenverstellbaren tigten Estrich-Trennschiene unabdingbar. Bei
Dichtungsprofil, das beim Schließen der Tür der in Bild 7.158 f gezeigten Trennschwelle
auf eine höckerartig ausgebildete Aluminium- wird ein Metallfuß auf die Rohdecke gedübelt,
Bodenschiene aufläuft. die Höhe der mehrteiligen Halteleiste entspre-
Auflaufdichtungen weisen keine störanfällige chend dem Bodenaufbau eingestellt und die
Mechanik auf und das doppelte Dichtungs- Aluminiumschwelle von oben in einen druck-
profil kann auch größere Bodenunebenheiten fest ausgebildeten Haltebügel eingesetzt. Die
ausgleichen. Die zwingend notwendige Bo- Möglichkeit des nachträglichen Höhenausglei-
denschiene wird bei glatten Fußbodenbelä- ches ist gegeben.
gen in ein Kittbett gelegt und aufgeschraubt • Resonatordichtung (Bild 7.158g). Die Resona-
oder verklebt. Textile Bodenbeläge werden im tordichtung – auch Absorberkammerdichtung
Schienenbereich ausgeschnitten, die Schiene genannt – wird überall dort eingesetzt, wo aus
656 7 Türen, Zargen und Schlösser
zwingenden funktionalen oder ästhetischen Die in Bild 7.158i gezeigte, bodenbündig ein-
Gründen der Einbau einer Bodenschiene aus- gebaute Magnet-Türdichtung dient gleich-
geschlossen ist, aber trotzdem eine gewisse zeitig als Estrich-Trennschiene und ist somit
Schallabsorption im Bereich der Bodenfuge er- vorzugsweise für Schallschutztüren, aber auch
reicht werden soll. Rauch- und Feuerschutztüren, geeignet. Bei
Ihre Wirkungsweise beruht darauf, an der Tür- dieser Magnetdichtung vollzieht sich der ei-
blattunterkante einen möglichst großen Hohl- gentliche Dichtungsvorgang an der Türblatt-
raum auszusparen, diesen mit schallabsorbie- unterkante, und zwar durch eine nach oben
rendem Material (z. B. Mineralwolle) zu füllen steigende Magnetschwelle.
und zur Bodenfuge hin mit einem Lochblech
o. Ä. abzudecken. Diese Hohlkammerdichtung Schwellen-/Anschlagdichtung
entzieht dem Schallfeld in der Türspalte so viel Höhenversetzte Fußbodenebenen im Türbereich
Energie, dass trotz Bodenfreiheit eine schall- ergeben einen unteren Anschlag für das Türblatt
dämmende Wirkung erzielt wird. (Bild 7.158k bis l). Anschlagdichtungen – auch
Nachteilig wirkt sich bei dieser zwar berüh- Schwellen genannt – werden vor allem bei Außen-
rungslosen und somit wartungsfreien Dich- türen und Wohnungsabschlusstüren eingeplant.
tungsart aus, dass die Bodenfuge nicht grö- Auch bei höchsten Anforderungen an Schall-, Feu-
ßer als 3 mm sein sollte (Ebenheitstoleranzen er- und Rauchschutz- sowie Nassraumtüren ist ein
gemäß DIN 18 202 beachten) und die schall- unterer Anschlag unumgänglich.
schutztechnische Wirksamkeit der Absorber- Der Vorteil dieser Dichtungsart ist darin zu sehen,
kammer deutlich unter dem liegt, was die dass Falzdichtung und untere Anschlagdichtung
anderen beschriebenen Bodendichtungen eines Türelementes ringsumlaufend in einer Ebe-
leisten können. Weiterentwicklungen sind bei ne liegen und auch die unteren Eckanschlüsse
dieser Dichtungsart jedoch zu erwarten. Auf mit relativ einfachen Mitteln dicht ausgebildet
entsprechende Fachliteratur [45], [46] wird ver- werden können. In hoch belasteten Nassräumen
wiesen. ergibt der höhenversetzte Übergang die abdich-
• Magnetdichtung (Bild 7.158h bis i). Perma- tungstechnisch sicherste Lösung. Nachteilig
nent wirkende Magnet-Türdichtungen wer- wirkt sich die Höhendifferenz im Türbereich als
7 den überall dort eingebaut, wo schwellenlose unerwünschte Stolperstufe vor allem für betagte
Übergänge mit Abdichtungen gegen Schall-, und behinderte Menschen aus.
Wärme- und Rauchdurchgang sowie feuer- • Innentüren. Bei Innentüren wird – unter Aus-
hemmende Bodenfugen gefordert sind. nahme der zuvor geschilderten Sonderan-
Ihre Wirkungsweise beruht auf dem Prinzip der forderungen – im Allgemeinen auf Anschlag-
Magnetkraft zweier übereinander angeordne- schwellen verzichtet, da sie beim Durchgang
ter Magnetprofile. Eine dieser Magnetleisten ist als störend empfunden werden (Stolpergefahr,
immer beweglich und wird beim Schließen der umständliche Reinigung), in Anbetracht der
Tür vom fest eingebauten Gegenprofil magne- meist zentralbeheizten Räume ihren Sinn weit-
tisch angezogen und dichtet so die Bodenfuge gehend verloren haben und auch ästhetisch
ab. Beim Öffnen der Tür stoßen sich die beiden nicht befriedigen. S. auch Bild 11.9 und 11.13,
Profile wieder ab und der bewegliche Teil wird in Teil 1 dieses Werkes.
in eine Aluminiumschiene zurückgezogen. • Außentüren. In den Regelwerken wird davon
Dieser Dichtungsvorgang vollzieht sich – je nach ausgegangen, dass die Abdichtung an aufge-
Herstellerprodukt – entweder an der Türblatt- henden Bauteilen in der Regel mind. 150 mm
unterkante (bei nach oben steigender Magnet- über die Oberfläche des Belages (Wasser führen-
leiste) oder im Bodenbereich (bei nach unten de Ebene) hochzuführen und dort zu sichern ist.
gezogener Dichtleiste). Beide Systeme weisen In Ausnahmefällen ist eine Verringerung der
Vor- und Nachteile auf. Generell können sich ne- Anschlusshöhe möglich, wenn zu jeder Zeit
gative Auswirkungen beim Magnet-Dichtsystem ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich
vor allem bei klimabedingten Türblattverfor- sichergestellt ist (z. B. in Form von Gitterrost-
mungen ergeben. Da die Magnetkraft mit der rinnen o. Ä. mit geregelter Entwässerung). In
Entfernung abnimmt, ist je nach Produkt auch solchen Fällen sollte die Anschlusshöhe jedoch
von unterschiedlich hohen Türspaltüberbrü- mind. 50 mm über Oberfläche Belag betragen
ckungen (von 3 bis 10 mm) auszugehen. (z. B. bei Balkon- und Terrassentüren).
7.7 Türbeschläge 657
Bei behindertengerechten Bauten sind Tür- Planungskriterien. Folgende Kriterien sind bei der Planung
schwellen grundsätzlich zu vermeiden. So- von Hauseingangstüren (Außentüren) – insbesondere des
unteren Türanschlusses – im Wesentlichen zu beachten:
weit sie technisch unbedingt erforderlich
• Vordächer oder Fassadenrücksprünge sowie richtige
sind, dürfen sie nicht höher als 20 mm sein.
Orientierung des Einganges (Wetterseite!) bereits bei der
Demnach muss der Anschlag- bzw. Schwellen- Planung vorsehen.
überstand so niedrig wie möglich gehalten • Im gesamten Türbereich ein deutliches Belaggefälle nach
werden, damit auch Rollstuhlfahrer dieses außen (z. B. 3%) sowie eine möglichst geringe, jedoch
Hindernis ohne allzu große Kraftanstrengung regelgerechte Schwellen-/Anschlaghöhe einplanen.
überwinden können. • Die in der Bauanschlussfuge zwischen Rahmenprofil und
Baukörper auftretenden bauphysikalischen Anforderun-
gen (drei Funktionsebenen gemäß Abschn. 7.3.2.1 mit
Bild 7.19) unbedingt beachten und erfüllen.
658 7 Türen, Zargen und Schlösser
7.162a 7.162b
7.162 Obentürschließer mit Kurbeltrieb und Spiralfeder (DIN 18263-1) im oberen Türbereich sichtbar auf dem Türblatt
montiert (Antriebsystem mit Gestänge)
a) Vertikalschnitt
b) Türblattansicht
DORMA-Baubeschläge, Ennepetal
7.7 Türbeschläge 661
Güte- und Prüfbestimmungen für Obentür- oder Türzargenmontage geeignet – sind mit
schließer sind in RAL-RG 607/1 [48] festgelegt. ansprechendem Design und moderner Farb-
• Obentürschließer mit Linearbetrieb (DIN EN gebung erhältlich und erfüllen alle in Frage
1154). Obentürschließer mit Lineartrieb – auch kommenden Funktionsanforderungen.
Zahntriebtürschließer genannt und in DIN • Verdeckt eingebaute Gleitschienen-Türschlie- 7
18 263-2 genormt – bilden die Basis für ganze ßer (Bild 7.164) können nahezu in alle Tür-
Produktgruppen-Türschließerfamilien (modu- flügel aus Holz oder Holzwerkstoffen, Metall
lare Systembauweise). Sie werden je nach An- und Kunststoff mit einer Türblattdicke ab 45
triebsystem sowohl mit Gestänge als auch mit mm eingebaut werden (Bild 7.161 b). Auch
Gleitarm und Gleitschiene angeboten. sie erfüllen – wie zuvor im Einzelnen beschrie-
• Flach anliegende Gleitschienen-Türschließer ben – praktisch alle Forderungen, die an einen
(Bild 7.163) – wahlweise für sichtbare Türblatt- modernen Türschließer gestellt werden.
7.166a 7.166b
7.166 Konstruktionsbeispiel: Gefälzte Holztür mit exzentrisch ausgebildetem Bodentürschließer, oben eingelassenem
Zapfenbandpaar und unterer Türschiene
a) Vertikalschnitt A–A
b) Horizontalschnitt B–B mit Türansichten (oberer und unterer Türbereich)
1 Einbaukasten (sog. Zementkasten) 5 Abdeckkappen aus Edelstahl
2 Gehäuse mit Schließmechanik 6 oberes Zapfenbandpaar
3 Deckplatte aus Edelstahl 7 Holztürblatt (Ansicht)
4 untere Türschiene (Türhebel) aus Stahl 8 Türrahmen
GRETSCH-UNITAS, Ditzingen
7.7 Türbeschläge 663
fall). Beachtenswert ist weiter, dass sog. Universal- gangsposition zurückgeführt werden. Sie kön-
Bodentürschließer für alle Anschlag- und Pendel- nen einflügelig oder zweiflügelig ausgebildet
türen sowie Türkonstruktionen aus Holz, Holz- sein, schließen jedoch aufgrund der fehlenden
werkstoffen, Metall oder Ganzglas geeignet sind. Überfälzung nicht völlig dicht ab. Meist werden
Vgl. hierzu auch Bild 7.32 und Bild 7.79. Bürsten- oder Gummidichtungen in die abge-
Bodentürschließer bestehen aus einem Ein- rundeten Türblattlängskanten eingelassen. Um
baukasten (sog. Zementkasten), einem darin zu Zusammenstöße zu vermeiden (z. B. Kellner-
befestigendem Gehäuse mit der eigentlichen gang), sollten die Türblätter von Pendeltüren
Schließmechanik, einer unteren Türschiene (Tür- immer Glasfüllungen oder Sehschlitze in Augen-
hebel) auf der das Türblatt sitzt sowie einem obe- höhe aufweisen.
ren Zapfenpaar zur Türbefestigung (Bild 7.166). Neben den vorgenannten, für Pendeltürfunktio-
Der Einbaukasten aus verzinktem Stahlblech nen geeigneten
wird in den Boden eingelassen (Aussparung im • Bodentürschließern (Bild 7.165 c) mit kont-
Estrich durch Hartschaumwürfel) und dort fest rolliertem Schließablauf, gibt es noch weitere
verankert. Das Türschließergehäuse lässt sich im spezielle Pendeltürbeschläge.
Einbaukasten auch noch nach der Montage ge- • Bommer-Pendeltürband (Bild 7.167). Hierbei
ringfügig in alle Richtungen verstellen, so dass handelt es sich um einen Beschlag mit Dop-
das Türblatt genau eingepasst werden kann. Die pelfunktion, der einmal das Türblatt trägt (Auf-
Oberseite des Gehäuses wird mit einer Deckplat- schraubband) und zum anderen den Pendelvor-
te aus Edelstahl abgedeckt. Bodentürschließer gang durch eine vorgespannte Schraubenfeder
gibt es für Türblattgewichte bis 250 (300) kg. unkontrolliert (ungebremst) in Gang setzt.
Sind Bodentürschließer eindringendem Wasser Das Bommer-Pendeltürband besteht aus zwei
ausgesetzt (z. B. in Nassräumen oder bei Außen- sichtbaren Rollen, die durch einen Steg fest
türen ohne Regenschutz), so ist der Raum zwi- miteinander verbunden sind, und zwei be-
schen Einbaukasten und Türschließergehäuse weglichen Bandlappen, von denen je einer
mit einer geeigneten Vergussmasse auszufüllen. am Türrahmen (Zarge) und Türflügel ange-
schlagen wird. Die Rollen sind unsichtbar mit
kräftigen auswechselbaren Schraubenfedern
7.7.5.4 Pendeltürbeschläge bestückt. Diese bewirken, dass die Türflügel 7
Pendeltüren sind selbstschließende Türen, nach Ingangsetzung selbsttätig, meist hart fe-
bei denen die Türblätter durch einen Türrah- dernd zurückfallen und nach einigem Hin- und
men (Zarge) nach beiden Seiten kurzzeitig Herpendeln in Ruhestellung übergehen. Die
schwingen und durch Pendeltürbeschläge mit Federn werden erst nach der Türmontage ge-
integrierten Schließmitteln wieder in ihre Aus- spannt und gesichert.
7.167a 7.167b
7.167 Bommer-Pendeltürband (Türschließmittel) 7.168 Hawgood-Pendeltürbeschlag (Türschließmittel)
a) Ansicht mit einem Federzapfen
b) Wirkungsweise DICTATOR-Technik, Neusäß
664 7 Türen, Zargen und Schlösser
Die Größe der Pendeltürbänder muss auf das nik jedoch immer unsichtbar ist. Der jeweilige
Türgewicht, die Türbreite und die Türblattdi- Türflügel wird in den U-förmigen Schuh des
cke abgestimmt werden. Derartige Pendeltür- Beschlages eingeschoben und daran befestigt.
bänder sind nur für Innentüren und keinesfalls Eine unsichtbar integrierte Arretierung ermög-
für Feuer- oder Rauchschutztüren geeignet. licht auch eine Offenstellung der Tür von 90°
• Hawgood-Pendeltürbeschlag (Bild 7.168). nach beiden Seiten hin. Da die Federkraft in
Bei diesem Pendeltürbeschlag sitzt die Schließ- den Zapfen nicht nachgestellt werden kann,
kraft in runden Zapfen, die in den Türrahmen muss bei der Beschlagwahl das jeweils zulässi-
(Zarge) eingelassen werden. Es gibt unter- ge Türblattgewicht, die Türbreite und die Tür-
schiedlich ausgebildete Beschläge – entweder blattdicke nach Vorgaben der Hersteller genau
mit einem oder zwei Zapfen – deren Mecha- festgelegt und eingehalten werden.
7.8 Normen
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 312-5 06.1997 –; –; Anforderungen an Platten für tragende Zwecke zur Verwendung
im Feuchtbereich
DIN EN 312-6 11.1996 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Trockenbereich
DIN EN 312-7 06.1997 –; –; Anforderungen an hochbelastbare Platten für tragende Zwecke
zur Verwendung im Feuchtbereich
DIN EN 313-1 05.1996 Sperrholz – Klassifizierung und Terminologie – Klassifizierung
DIN EN 313-2 11.1999 –; –; Terminologie
DIN EN 315 10.2000 Sperrholz – Maßtoleranzen
E DIN EN 335-1 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-2 10.1992 –; –; Anwendung bei Vollholz
E DIN EN 335-2 11.2004 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 335-3 09.1995 Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz – Grundsätze für die Prüfung und Klassifikation der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Holz
DIN EN 350-2 10.1994 –; -;Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von
ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 356 02.2000 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff
DIN EN 357 02.2005 –; Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durchscheinenden
Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL); Platten auf Basis
härtbarer Harze: Spezifikationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Platten mit einer Dicke kleiner
als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-4 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe mit 7
einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-5 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe für Fußböden
mit einer Dicke kleiner 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein
Trägermaterial
DIN EN 438-6 04.2005 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Kompakt-Schichtpressstoffe für
die Anwendung im Freien mit einer Dicke von 2 mm und größer
DIN EN 438-7 04.2005 –; –; Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und
Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 477 08.1995 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung von
Fenstern und Türen – Bestimmung der Stoßfestigkeit von Hauptprofilen
mittels Fallbolzen
DIN EN 478 08.1995 –; Bestimmung des Verhaltens nach Lagerung bei 150 °C – Prüfverfahren
DIN EN 479 08.1995 –; Bestimmung des Wärmeschrumpfes
DIN EN 485-3 06.2003 Aluminium und Aluminiumlegierungen – Bänder, Bleche und Platten –
Grenzabmaße und Formtoleranzen für warmgewalzte Erzeugnisse
DIN EN 485-1 01.1994 –; –; Technische Lieferbedingungen
DIN EN 485-2 03.1995 –; –; Mechanische Eigenschaften
E DIN EN 485-2 10.1999 –; –; (gleicher Titel)
DIN EN 513 10.1999 Profile aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC-U) zur Herstellung
von Fenstern und Türen – Bestimmung der Wetterechtheit und
Wetterbeständigkeit durch künstliche Bewitterung
DIN EN 514 03.2000 –; Bestimmung der Festigkeit verschweißter Ecken und T-Verbindungen
DIN EN 572-1 01.1995 Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas – Definitionen
und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
E DIN EN 13 022-1 07.2010 Glas im Bauwesen – Geklebte Verglasung, Glasprodukte für SSG-Systeme;
Tragende und nichttragende Einfach- und Mehrfach-Verglasung
DIN EN 13 022-2 07.2010 –; –; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13 024-1 08.2002 –; Thermisch vorgespanntes Borosilicat-Einscheibensicherheitsglas –
Definition und Beschreibung
DIN EN 13 123-1 10.2001 Fenster, Türen und Abschlüsse – Sprengwirkungshemmung:
Anforderungen und Klassifizierung – Stoßrohr
DIN EN 13 123-2 05.2004 –; Sprengwirkungshemmung; Anforderungen und Klassifizierung –
Freilandversuch
DIN EN 13 125 10.2001 Abschlüsse – Zusätzlicher Wärmedurchlasswiderstand – Zuordnung einer
Luftdurchlässigkeitsklasse zu einem Produkt
DIN EN 13 126-1 05.2006 Baubeschläge; Beschläge für Fenster und Fenstertüren –
Anforderungen und Prüfverfahren – Gemeinsame Anforderungen an
alle Arten von Beschlägen
DIN EN 13 241-1 06.2011 Tore – Produktnorm – Produkte ohne Feuer- und Rauchschutzeigenschaften
DIN EN 13 330 06.2011 Abschlüsse außen – Aufprall eines harten Stoßkörpers – Prüfverfahren
E DIN EN 13 474-1 04.1999 Glas im Bauwesen – Bemessung von Glasscheiben – Allgemeine Grundlagen
für Entwurf, Berechnung und Bemessung
E DIN EN 13 474-2 05.2000 –; –; Bemessung für gleichmäßig verteilte Belastungen
DIN EN 13 501-1 01.2010 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten
von Bauprodukten
DIN EN 13 541 02.2001 Glas im Bauwesen – Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und
Klasseneinteilung des Widerstandes gegen Sprengwirkung
DIN EN 13 556 10.2003 Rund- und Schnittholz – Nomenklatur der in Europa verwendeten
Handelshölzer
E DIN EN 13 633 04.2009 Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch gesteuerte Paniktüranlagen für
Türen in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 637 04.2009 –; Elektrisch gesteuerte Notausgangsanlagen für Türen in Rettungswegen –
Anforderungen und Prüfverfahren 7
DIN EN 13 829 02.2001 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der
Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren
(ISO 9972:1996, modifiziert)
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,
Bewertung der Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 220 01.2007 Holz und Holzwerkstoffe in Fenstern, Außentürflügeln und Außentürrahmen –
Anforderungen
DIN EN 14 390 04.2007 Brandverhalten von Bauprodukten – Referenzversuch im Realmaßstab an
Oberflächenprodukten in einen Raum
DIN EN 14 449 07.2005 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
Konformitätsbewertung/Produktnorm
DIN EN 14 846 11.2008 Elektromechanische Schlösser und Schließbleche
E DIN EN 15 254-1 07.2005 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse von
Feuerwiderstandsprüfungen – Nichttragende Wände –
Allgemeine Grundlagen
E DIN EN 15 254-4 09.2011 –; Verglaste Konstruktionen
DIN EN 18 255 05.2002 Baubeschläge – Türdrücker, Türschilder und Türrosetten – Begriffe, Maße,
Anforderungen, Kennzeichnung
DIN EN 20 140-2 05.1993 Akustik; Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Angaben von Genauigkeitsanforderungen
DIN EN 26 927 05.1991 Hochbau; Fugendichtstoffe; Begriffe
DIN EN 50 131-1 02.2010 Alarmanlagen – Einbruchmeldeanlagen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 50 133-1 09.2003 Alarmanlagen – Zutrittskontrollanlagen für Sicherungsanwendungen –
Systemanforderungen
DIN EN ISO 140-4 12.1998 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Messung der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden
Normen, Fortsetzung
DIN EN ISO 140-7 12.1998 –; –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Gebäuden
DIN EN ISO 717-1 11.2006 Akustik; Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Luftschalldämmung
DIN EN ISO 717-2 11.2006 –; –;Trittschalldämmung
DIN EN ISO 1461 10.2009 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge
(Stückverzinken) – Anforderungen und Prüfungen
DIN ISO 4172 08.1992 Zeichnungen für das Bauwesen; Zeichnungen für den Zusammenbau
vorgefertigter Teile
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient –
Berechnungsverfahren
E DIN EN ISO 6946/A2 03.2003 –; –; –; Änderung
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 8044 11.1999 Korrosion von Metallen und Legierungen – Grundbegriffe und Definitionen
DIN EN ISO 9229 11.2007 Wärmedämmung – Begriffe
DIN EN ISO 10 077-1 05.2010 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Allgemeines
DIN EN ISO 10 077-2 08.2008 –; –; Numerisches Verfahren für Rahmen
DIN EN ISO 10 140-2 12.2010 Akustik – Messung der Schalldämmung von Bauteilen im Prüfstand –
Teil 2: Messung der Luftschalldämmung
DIN EN ISO 10 140-3 12.2010 –; –; Messung der Trittschalldämmung
DIN EN ISO 10 140-4 12.2010 –; –; Messverfahren und Anforderungen
DIN EN ISO 10 211 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Wärmeströme und Oberflächentemperaturen –
Detaillierte Berechnungen
DIN EN ISO 10 848-2 08.2006 Akustik – Messung der Flankenübertragung von Luftschall und Trittschall
zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand – Teil 2: Anwendung auf
leichte Bauteile, wenn die Verbindung geringen Einfluss hat
DIN EN ISO 12 543-1 07.2008 Glas im Bauwesen – Verbundglas und Verbund-Sicherheitsglas –
7 DIN EN ISO 12 543-2 07.2008
Definitionen und Beschreibung von Bestandteilen
–; –; Verbund-Sicherheitsglas
DIN EN ISO 12 543-3 07.2008 –; –; Verbundglas
DIN EN ISO 12 543-4 07.2008 –; –; Verfahren zur Prüfung der Beständigkeit
DIN EN ISO 12 543-5 12.2011 –; –; Maße und Kantenbearbeitung
DIN EN ISO 12 567-1 12.2010 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern und Türen – Bestimmung des
Wärmedurchgangskoeffizienten mittels des Heizkastenverfahrens –
Komplette Fenster und Türen
DIN EN ISO 12 944-1 07.1998 Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch
Beschichtungssysteme – Allgemeine Einleitung
DIN EN ISO 12 944-2 07.1998 –; –; Einteilung der Umgebungsbedingungen
DIN EN ISO 12 944-3 07.1998 –; –; Grundregeln zur Gestaltung
DIN EN ISO 12 944-4 07.1998 –; –; Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung
DIN EN ISO 12 944-5 01.2008 –; –; Beschichtungssysteme
DIN EN ISO 13 789 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13 943 02.2011 Brandschutz – Vokabular
DIN EN ISO 14 439 11.2007 Glas im Bauwesen – Anforderungen für die Verglasung –
Verwendung von Verglasungsklötzen
ISO 834-1 09.1999 Feuerwiderstandsprüfungen – Bauteile – Allgemeine Anforderungen
ISO 834-8 10.2002 –; –; Anforderungen an vertikale raumabschließende nichttragende Bauteile
ISO 834-9 02.2003 –; –; Anforderungen an nichttragende Unterdecken
ISO 5925-1 11.1981 Brandversuche; Bewertung von Rauchschutztüren; Prüfung bei
Umgebungstemperatur
ISO 8273 07.1985 Türen und Türelemente; Normklimate für die Funktionsprüfung von Türen
und Türelementen zwischen unterschiedlichen Klimaten
7.9 Literatur 675
7.9 Literatur
[1] Die richtigen U-Werte von Fenstern, Türen und Fassaden. VFF Merkblatt ES.01 (Stand: März 2011). Hrsg.: Verband der
Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[2] Sack, N.: Energieeffiziente Fenstersysteme. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) (2001)
[3] Sieberath, U.: Einsatzempfehlungen für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. 1996. Institut für Fenstertechnik,
Rosenheim
[4] Schulze, H.: Holzbau. Verlag B.G. Teubner, Stuttgart. 1996
[5] Fenster, Haustüren, Fassaden und Wintergärten – Gütesicherung – RAL-GZ 695. Stand Mai 2010. RAL-Deutsches Institut
für Gütesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[6] Nutsch, W.: Haustüren in Holz, Entwurf und Konstruktion. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart. 1994
[7] Müller, R.: Hauseingangstüren aus Holz, Planung, Konstruktion, Gestaltungsgrundsätze. 2. Aufl. 1994, Bauverlag
[8] Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fensternund Haustüren . Stand März 2010, RAL-Gütegemein-
schaften für Fenster und Haustüren, Frankfurt/M.
[9] Wärmetechnische Anforderungen an Baukörperanschlüsse für Fenster (Türen). VFF Merkblatt ES.03 (Stand: Dezember
2001). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[10] IVD-Merkblatt Nr. 9, Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge für Fenster und Außentüren, Stand Januar 2011,
Industrieverband Dichtstoffe, Düsseldorf
[11] Abdichtungstechnik. ; www.tremco-illbruck.de; Tremco-Illbruck GmbH & Co. KG, Köln
[12] Nutsch, W.: Konstruktionshilfen – Innentüren. Band 1. Stand 1996 Konradin Verlag, Leinfelden-Echterdingen
[13] Klassifizierung von Beschichtungen für Holzfenster, Holz-Metall-Fenster und Außentüren. VFF Merkblatt HO.01 (Stand:
September 2010). Hrsg.: Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V., Frankfurt
[14] Härig, S., Günther, K., Klausen, D.: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl. VDE Verlag, Berlin, 2003
[15] van Eijnsbergen, I. F. H.: Kontaktkorrosion. Das Bauzentrum/1982
[16] Memento Technisches Handbuch: Glas am Bau. VEGLA, Vereinigte Glaswerke GmbH, Aachen (Saint-Gobain Glass,
Aachen), 2006
[17] Glas-Handbuch. Stand 2012. Flachglas AG, Gelsenkirchen (Flachglas Markenkreis, Gelsenkirchen)
[18] Handbuch „Gestalten mit Glas“. Interpane Sicherheitsglas Glas-Industrie AG , Lauenförde 2007
[19] Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütesicherung RAL-GZ 426, Stand Juli 2010. RAL-Deutsches Institut für Gü-
tesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[20] Küchler, A.: Montage von Innentüren. Rosenheimer Türentage 1996 (ift Rosenheim)
[21] Holztechnik-Fachkunde. 22. Aufl., 2010. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[22] Stahlzargen, Gütesicherung RAL-RG 611/5: Stahlzargen. Stand Februar 1995. Hrsg.: Gütegemeinschaft Tore, Türen, 7
Zargen aus Stahl e.V., Hagen
[23] Renovierungsstahlzargen. BOS-OHMEN GmbH, Emsdetten
[24] Sonderzargen – Technische Unterlagen, HÖRMANN KG Verkaufsgesellschaft, Steinhagen
[25] Novoferm-Sonderzargen. NOVOFERM GmbH, Rees-Haldern
[26] Nutsch, W.: Handbuch der Konstruktion, Stuttgart
[27] Holztechnik Fachkunde, 18. Aufl., Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten
[28] Panitz, E.: Bewegliche Elementwände, technischer Stand und Anwendung. Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[29] Planungsunterlagen: Hüppe-Raumtrennsysteme, Oldenburg
[30] Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen, Gütesicherung für Innentüren aus Holz und Holzwerkstoffen. Gütezeichen
RAL-RG 426, Teil III: Feucht- und Nassraumtüren (Februar 2002). RAL – Deutsches Institut für Gütesicherung und Kenn-
zeichnung, St. Augustin
[31] Fasold, Peter: Überfall- und Einbruchmeldeanlagen. TÜR + TOR-REPORT 2002
[32] Tür- und Sicherheitstürbänder Gütesicherung RAL-RG 607/8. Stand Mai 1998, RAL-Deutsches Institut für Gütesicherung
und Kennzeichnung, Sankt Augustin
[33] Baubeschlag-Taschenbuch 2011. Verlagshaus Wohlfarth, Duisburg 2010
[34] Simonswerk-Baubeschlagtechnik: Produktbroschüren 2012. www.simonswerk.de; Simonswerk GmbH, Rheda-Wieden-
brück
[35] Der große Häfele. Schließ- und Beschlagtechnik für Türen. (Stand 2012). Hrsg.: Häfele GmbH & Co., Beschlagtechnik,
Nagold
[36] Beschläge Katalog 2012/13. www.hewi.de, HEWI-Baubeschläge, Bad Arolsen
[37] Schutzbeschläge, Gütesicherung RAL-RG 607/6. Stand November 1998, Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und Be-
schläge e.V., Velbert
[38] Materialien für Türgarnituren, Handbuch 2012. FSB-Beschläge, Brakel
[39] Einsteckschlösser, Rohrrahmenschlösser und Mehrfachverriegelungen, Gütesicherung, RAL-RG 607/2 Hrsg.: Gütege-
meinschaft Schlösser und Beschläge e.V., Velbert
[40] Krühn, J.: Schließzylinder. Entwicklungsgeschichte, Technik, Anwendung. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik +
Mercator-Verlag, Duisburg. 1997
676 7 Türen, Zargen und Schlösser
[41] Schuchart, U.: Elektronische Zutritts- und Kontrollsysteme. Elektronische Schließzylinder. In: Baubeschlag-Taschenbuch
1997. Gert Wohlfarth GmbH. Verlag Fachtechnik + Mercator-Verlag, Duisburg
[42] Digitale Schließ- und Organisationssysteme www.simons-voss.de. Simons Voss Technologies, Unterföhring
[43] Info-Service. Dichtungsprofile für Haus- und Zimmertüren. Stand 1997. Brügmann Frisoplast GmbH, Papenburg
[44] Dichtprofile für Fenster und Türen. www.deventer-profile.com Deventer Profile GmbH & Co. KG, Berlin
[45] Türenkatalog 2011, www.objekt.jeld-wen.de; (ehem. Wirus-Türen) Jeldwen, Oettingen
[46] Schörghuber Handuch – Schallschutz – www.schoerghuber.de; Schörghuber Spezialtüren KG, Ampfing
[47] Oswald, R.: Schwachstellen-Abdichtungsanschlüsse. Deutsche Bauzeitung (db) (1993)
[48] Obentürschließer mit hydraulischer Dämpfung Gütesicherung RAL-RG 607-1 Hrsg.: Gütegemeinschaft Schlösser und
Beschläge e.V., Velbert
[49] Sichelschmidt, D.: Schließmittel. Rosenheimer Fachtagung TÜR + TOR 1996
[50] Kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore. BGR 232 Hrsg.: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Bonn,
2003
[51] NEUFORM-Türenwerke, Hans Glock GmbH 6 Co. KG, Erdmannshausen
7
677
Normen. In den letzten Jahren hat es gerade zum Allgemeine Anforderungen wie gute und
Thema „Putze“ wichtige Änderungen in den ent- gleichmäßige Haftung der Putzlagen unter-
sprechenden Normen gegeben. So z. B. die DIN EN einander und am Putzgrund sowie gleich-
998-1. Alle in dieser Norm beschriebenen Produkte mäßiges Gefüge innerhalb der einzelnen Lagen,
mussten, um sie überhaupt noch innerhalb der Eu- Festigkeit und Widerstand gegen Abrieb, Brand-
ropäischen Union in den Verkehr bringen zu dür- verhalten u. a. m. haben Außen- und Innenputze
fen, mit dem CE-Kennzeichnen versehen werden. gleichermaßen zu erfüllen.
Die DIN V 18550 hat die alte DIN 18550 komplett
• Bei Außenputzen ist insbesondere auf die
ersetzt. Der Begriff Vornorm heißt in diesem
Wasserdampfdurchlässigkeit zu achten. Die
Fall nicht, dass es sich nicht um eine „richtige“
diffusionsäquivalente Luftdichtdicke darf bei kei-
Norm handelt. Auch wenn die DIN V 18550 in
ner Putzlage den Wert sd d 2,0 m überschreiten.
Zukunft weiter ergänzt und überarbeitet wird, ist
sie schon heute in vollem Umfang gültig und in • Innenputze müssen eine bestimmte Mindest-
vollem Umfang anzuwenden. Sie nimmt insbe- druckfestigkeit und entsprechendes Haft-
sondere die Planer stärker als bisher in die Ver- vermögen aufweisen, um gegebenenfalls
antwortung. Der aktuelle Stand der Normung ist Anstriche und leichte Tapeten aufnehmen zu 8
Abschn. 8.12 zu entnehmen. können. Außerdem muss der Innenputz in be-
wohnten Räumen die Fähigkeit besitzen, Was-
serdampf rasch aufnehmen, speichern und bei
Neue europäische und deutsche Normen für In- Bedarf langsam wieder abgeben zu können
nen- und Außenputze sowie Wärmedämmsyste-
(klimaregulierende Wirkung).
me im Überblick:
• DIN EN 13 914 Planung, Zubereitung und
Ausführung von Innen- und Zusätzliche Anforderungen können darüber hi-
Außenputzen naus sowohl an Außen- wie Innenputze gestellt
werden.
• Teil 1 Außenputz
• Außenputze müssen vor allem witterungs-
• Teil2 Innenputz
beständig sein, d. h. insbesondere der Ein-
• DIN V 18 550 Putz und Putzsysteme wirkung von Feuchte und wechselnden
– Ausführung Temperaturen widerstehen sowie einen den
• DIN EN 998-1 Festlegungen für Mörtel im jeweiligen Beanspruchungsgruppen entspre-
Mauerwerksbau chenden Regenschutz durch wasserhem-
– Teil 1 Putzmörtel mende oder wasserabweisende Putzsysteme
• DIN EN 15824 Festlegungen für Außen- gewährleisten. Des Weiteren wird vom Außen-
und Innenputze mit putz bei Bedarf erhöhte Festigkeit erwartet
organischen Bindemitteln (Kellerwandaußenputz, Außensockelputz).
Putzmörtel Putzaufbau
Putzmörtel werden den Putzmörtelgruppen PI bis P IV zu- Eine Putzlage ist eine in einem Arbeitsgang ausgeführte
geordnet, wenn sie die entsprechenden mineralischen Bin- Putzschicht. Der Spritzbewurf zählt nicht als Putzlage. Dem
demittel enthalten. Zu unterscheiden sind: Aufbau nach unterscheidet man:
Putzmörtel nach dem Zustand • einlagige Putze
• Frischmörtel (gebrauchsfertiger, verarbeitbarer Mörtel) • mehrlagige Putze
8 • Festmörtel (verfestigter Mörtel) Die unteren Lagen werden Unterputz, die oberste Lage
wird Oberputz genannt. Kunstharzputze auf Wand- und
Putzmörtel nach dem Ort der Herstellung Deckenflächen eignen sich nur als Oberputz.
• Baustellenmörtel (auf der Baustelle zusammengesetzte
und gemischte Mörtel) Putzsysteme
• Werkmörtel (im Werk zusammengesetzte, gemischte Unter Putzsystem versteht man das ganzheitliche Zusam-
und überwachte Mörtel) menwirken von Putzgrund und Putzlage(n). Die an einen
• Werktrockenmörtel (im Werk gefertigte, überwachte, Putz gestellten Anforderungen müssen demnach von allen
verarbeitungsfähige, pulverförmige Mischung) Schichten zusammen dauerhaft erfüllt werden.
Nach alter Handwerkerregel soll die Festigkeit des Putzes
Putzmörtel nach der Art des Bindemittels von innen nach außen, d. h. zur jeweiligen Putzoberfläche
• Baukalke hin, abnehmen. Diese Regel ist auch sinngemäß bei der
• Putz- und Mauerbinder Festigkeitsabstufung zwischen dem Putzgrund und dem
• Zemente Unterputz anzuwenden.
• Baugipse Die traditionelle Putzregel „weich auf hart“ zu putzen, gilt
• Anhydritbinder jedoch nur für herkömmliche, mineralisch gebundene Put-
ze auf massivem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine mit
Putzmörtel nach der Art des Zuschlages hohem Fugenanteil). Sie gilt nicht für Putze auf hoch wär-
• mineralischer Zuschlag medämmendem Leichtmauerwerk (porosierte Leichthoch-
• organischer Zuschlag, jeweils mit dichtem oder porigem lochziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine).
Gefüge. Derart bewegliche Putzgründe erfordern eine schubweiche
Zwischenschicht zwischen Wandbildner und Oberputz, so
dass es zu einer sog. Entkopplung und damit Umdrehung der
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als Oberputz).
8.3 Ausgangsstoffe 679
Putzanwendung Leichtputze
Entsprechend seiner örtlichen Lage im Bauwerk und der Leichtputzsysteme wurden zum Verputzen von hoch wär-
dadurch gegebenen Beanspruchungsart sind zu unter- medämmendem Leichtmauerwerk aus porosierten Leicht-
scheiden: ziegeln, Leichtbeton und Porenbeton entwickelt. Dabei
wirkt der Unterputz mit seiner geringen Rohdichte als
Außenputz schubweiche Entkopplungsschicht zwischen Putzgrund
• Außenwandputz (auf über dem Sockel liegenden, aufge- und dem Oberputz.
henden Flächen)
• Außensockelputz (oberhalb der Erdanschüttung) Sanierputze
• Kellerwand-Außenputz (im Bereich der Erdanschüttung) Sanierputze sind Putze mit hoher Porosität und Wasser-
• Außendeckenputz (auf Deckenunterseiten, die der Wit- dampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminder-
terung ausgesetzt sind). ter kapillarer Leitfähigkeit. Mit Hilfe der Sanierputze lassen
sich feuchte und salzbelastete Wandflächen – im Außen-
und Innenbereich – so behandeln, dass man langfristig in-
Innenputz
takte Putzoberflächen ohne Salzausblühungen und Ab-
• Innenwandputz für Räume üblicher Luftfeuchte sprengungen erhält (Altbausanierung).
(einschließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputzsystem aus
• Innenwandputz für Feuchträume
• Spritzbewurf, • WTA-Sanierputz,
• Innendeckenputz für Räume üblicher Luftfeuchte
• WTA-Grundputz, • Anstrich oder Dekorputz.
(einschließlich der häuslichen Küchen und Bäder)
• Innendeckenputz für Feuchträume.
Putzweisen
Die Putzweise kennzeichnet die Putze nach der Art ihrer
Putzarten Oberflächenbearbeitung und der dadurch entstehenden
Nach den zu erfüllenden Anforderungen werden unter- Oberflächenstruktur.
schieden: • Geglätteter Putz
Putze, die allgemeinen Anforderungen genügen • Gefilzter Putz
Putze, die zusätzlichen Anforderungen genügen. • Geriebener Putz oder Reibeputz (auch genannt:
• wasserhemmender Putz Münchener Rauputz, Wurm-putz, Madenputz, Altdeut-
• wasserabweisender Putz scher Putz usw.)
• Außenputz mit erhöhter Festigkeit • Kellenwurfputz
• Innenwandputz mit erhöhter Abriebfestigkeit • Spritzputz
• Innenwand- und Innendeckenputz für Feuchträume. • Kratzputz
• Rollputz
Putze für Sonderzwecke • Buntsteinputz u. a.
• brandschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen
• schallschutztechnisch wirksame Putzbekleidungen Verlegung, Aufmaß und Abrechnung erfolgt nach VOB,
• wärmeschutztechnisch wirksame Putzsysteme. Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten.
Wärmedämm-Putzsysteme 8
Dämmputze wurden zur Verbesserung der Wärmedäm-
mung von Außenbauteilen entwickelt. Sie setzen sich übli- 8.3 Ausgangsstoffe
cherweise aus einem Unterputz – dem eigentlichen Wär-
medämmputz – und einem Oberputz zusammen, der vor
allem schützende Funktionen übernimmt, gleichzeitig aber 8.3.1 Mineralische Bindemittel
auch der Gestaltung dient. für Putzmörtel1)
Dämmputze werden im Wesentlichen nach der jeweiligen
Zuschlagart eingeteilt. Man unterscheidet
• Unterputz mit organischem Leichtzuschlag
Mineralische Bindemittel im Sinne der DIN V
(z. B. Polystyrol), 18 550 sind: Kalk, Zement und Gips.
• Unterputz mit mineralischem Leichtzuschlag (z. B. Perlite), Nach ihrem Erhärtungsverhalten unterscheidet
• jeweils mit ein- oder zweilagigem Oberputz. man
• Luftbindemittel, die nur an der Luft erhärten
Wärmedämm-Verbundsysteme
und im erhärteten Zustand wasserlöslich sind
WDV-Systeme werden zur Außendämmung und Gestal-
tung von Fassaden eingesetzt und bestehen aus einer plat- sowie
tenförmigen Dämmschicht, einer darauf aufgebrachten • hydraulische Bindemittel, die an der Luft und
Armierungsschicht als Bewehrung und einer Schlussbe- unter Wasser erhärten und im erhärteten Zu-
schichtung (Oberputz). stand wasserbeständig sind.
Neben der Verbesserung des Wärmeschutzes und des Re-
genschutzes von Außenbauteilen, verhindern sie Wärmebrü-
1)
cken und führen zur Entkopplung des Außenputzes auf kriti- Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
schen Untergründen (rissefreie Fassaden bei Altbauten). nehmen.
680 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Normen zu den wichtigsten Bindemitteln zur Herstellung Hydraulische und natürliche hochhydraulische Kalke
von Putzmörteln: zeichnen sich vor allem durch ihre vorwiegend hydrauli-
• DIN EN 459-1 – Baukalk. Definitionen, Anforderun- schen Erhärtungsfähigkeiten aus. Die Mörtel sind unter
gen und Konformitätskriterien Wasser beständig, sofern sie zuvor eine gewisse Zeit (hyd-
raulische Kalke mind. 5 Tage, hochhydraulische Kalke zwi-
• DIN EN 197-1 – Zement. Zusammensetzung,
schen 1 und 3 Tagen) an der Luft nach dem Anmachen mit
Anforderungen und Konformitäts-
Wasser gelagert haben, d. h. vorhärten konnten. Außerdem
kriterien von Normalzement
binden sie schneller ab und erreichen eine höhere Festig-
• DIN 1164 – Zemente mit besonderen Eigen-
keit (Mörtelgruppe PII) als Luftkalke. Sie sind besonders
schaften. Zusammensetzung, An-
geeignet für Außenputze, die ungünstigen Witterungsver-
forderungen, Übereinstimmungs-
hältnissen und mechanischen Beanspruchungen ausge-
nachweis
setzt sind. Vgl. hierzu Abschn. 8.4.1, Putzmörtel sowie Ab-
• DIN EN 13279-1 – Gipsbinder und Gips-Trockenmör- schn. 6.2.2.3, Mauermörtel, Teil 1 dieses Werkes.
tel – Teil 1: Begriffe und Anforde-
rungen
Hinweis. Hydraulisch erhärtende Kalke können mit Ze-
ment, nicht aber mit Gips oder Anhydrit gemischt werden.
Baukalke
Baukalke werden aus Kalkstein, Dolomitstein, Formulierter Kalk ist nach DIN EN 459-1 ein Kalk mit
Kalksteinmergel oder mergeligem (tonhaltigem) hydraulischen Eigenschaften, der hauptsächlich aus Luft-
kalk (CL) und/oder Natürlichem Hydraulischem Kalk mit
Kalkstein durch Brennen unterhalb der Sinter- Zusätzen aus anderem hydraulischen und/oder puzzo-
grenze (900 bis 1200 °C) hergestellt. Je mehr ton- lanischen Material besteht.
haltige Bestandteile der Kalkstein enthält, umso
hydraulischer (unter Wasser erhärtend) verhält
sich der Kalk. Zemente
Während nicht hydraulische Bindemittel nach Zement ist ein hydraulisches Bindemittel, das
dem Anmachen mit Wasser nur an der Luft im Wesentlichen aus Kalkstein, Kieselsäure, Ton-
erhärten (Luftbindemittel), erhärten hydrauli- erde und Eisenoxid besteht. Das entsprechende
sche Baukalke nach Wasserzugabe sowohl an der Rohstoffgemisch wird oberhalb der Sintergrenze
Luft als auch unter Wasser. Sie erhärten außer- (1400 bis 1500 °C) gebrannt und anschließend
dem schneller und erzielen höhere Festigkeiten fein gemahlen.
als lufthärtende Bindemittel. Aufgrund dieses Durch Reaktion mit Wasser erhärtet Zement so-
unterschiedlichen Erhärtungsverhaltens unter- wohl an der Luft als auch unter Wasser und bleibt
scheidet man: nach der Erhärtung auch unter Wasser fest. Die
Druckfestigkeit muss nach 28 Tagen mindestens
25 N/mm2 betragen (Vergleich: Geforderte Min-
Luftkalke
8 • Weißkalk (CL)
destdruckfestigkeit bei hochhydraulischem Kalk
5 N/mm2).
• Dolomitkalk (DL) DIN EN 197-1 unterteilt die Normalzemente in
und Kalke mit hydraulischen Eigenschaften fünf Hauptgruppen:
• Hydraulischer Kalk (HL) • Portlandzement CEM I
• Natürlicher Hydraulischer Kalk (NHL) • Portlandkompositzement CEM II
• Formulierter Kalk (FL) • Hochofenzement CEM III
• Puzzolanzement CEM IV
Luftkalke verfestigen durch langsame Aufnahme von • Kompositzement CEM V
Kohlendioxid aus der Luft nach dem Anmachen mit Was- und solche mit hohem Sulfatwiderstand (s. Tab.
ser. Dieser Vorgang wird Karbonatisierung (Karbonaterhär- 2 DIN EN 197-1):
tung) genannt. Sie erhärten nicht unter Wasser (reine Luft-
bindemittel) und sind nach dem Erhärtungsvorgang – im CEM I (CEM I-SR 0; CEM I-SR 3; CEM I-SR 5)
Vergleich zu hydraulischem Kalk – deutlich weniger was- CEM III (CEM III/B-SR; CEM III/C-SR)
serbeständig. Weiß- bzw. Dolomitkalkmörtel besitzen gute
Verarbeitungseigenschaften (Geschmeidigkeit, Deh- CEM IV (CEM IV/A-SR; CEM IV/B-SR)
nungsfähigkeit). Nach längerer, meist monatelanger Ab-
bindezeit – während der keine luftabsperrenden Tapeten
Einzelheiten über die Hauptzementarten, Festig-
oder dichte Anstriche aufgebracht werden dürfen – entste-
hen Putze geringerer Festigkeit (vorwiegend Innenputze keitsklassen usw. sind Abschn. 5.2.1, Baustoffe,
der Mörtelgruppe PI), jedoch mit hoher Wasserdampf- Teil 1 dieses Werkes sowie der Spezialliteratur [1]
durchlässigkeit. zu entnehmen.
8.3 Ausgangsstoffe 681
Die europäische Norm enthält jedoch nicht die ein wesentliches Kriterium zur Unterscheidung der
Zemente mit besonderen Eigenschaften, die vor einzelnen Gipssorten.
allem nationale Bedeutung haben. Diese sind in
DIN 1164 genormt und haben weitere Zusatzbe- Die DIN EN 13279-1 unterscheidet bei den
zeichnungen. Gipsprodukten nach Gipsbindern und Gips-
trockenmörteln.
Baugipse (DIN EN 13279-1)
Gips kommt in der Natur als Mineral (Gipsstein) Baugipse ohne werkseitig
vor oder fällt als Nebenprodukt der chemischen beigegebene Zusätze:
Industrie an (Chemiegips). Zunehmende Be- • Stuckgips. Bei niedrigen Temperaturen ge-
deutung gewinnt der sog. REA-Gips, der in den brannt, verhältnismäßig rasch versteifend. Er
Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Stein- wird vor allem für Stuck-, Form- und Rabitz-
kohle-Kraftwerke anfällt. Er ist den Naturgipsen arbeiten, für das Herstellen von Innenputzen
in bautechnischer Hinsicht durchaus ebenbürtig (Gipsputz, Gipskalkputz) sowie zur werksmäßi-
und wie diese auch gesundheitlich völlig un- gen Herstellung von Gipsbauplatten verwendet.
bedenklich.
• Putzgips. Bei höheren Temperaturen ge-
Durch thermische Behandlung (z. B. Brennen in brannt, beginnt früher zu versteifen und ist
Drehöfen) wird dem Rohgips das Kristallwasser dennoch – ohne Schaden zu nehmen – länger
teilweise oder vollständig entzogen. Mit zuneh- an der Putzfläche zu bearbeiten als Stuckgips.
mender Entwässerung bzw. Brenntemperatur Er wird vor allem für die Herstellung von Innen-
(120 bis 180 °C bei Stuckgips, 300 bis 900 °C bei putzen (Gipsputz, Gipssandputz, Gipskalkputz)
Putzgips) steigen Festigkeit und Abbindedauer sowie für Rabitzarbeiten eingesetzt.
(Erhärtungsverhalten) der verschiedenen Gips-
sorten. Das beim Brennen entzogene Wasser Baugipse mit werkseitig beigegebenen Zusätzen:
wird dem feingemahlenen Gips später beim An-
• Maschinenputzgips. Die Stellmittel ermöglichen einen
machen wieder zugeführt, so dass wieder Gips- kontinuierlichen maschinellen Putzauftrag. Der verar-
stein entsteht. beitungsbereit gelieferte, werkseitig vorgemischte Gips
Gips ist ein nichthydraulisches Bindemittel, wird während des Putzvorganges fortlaufend (meist aus
Silos o. Ä.) in die Putzmaschine automatisch eingebla-
das ausschließlich durch Kristallisation (Hyd- sen, das erforderliche Wasser richtig dosiert zugesetzt,
ration) an der Luft erhärtet. Gipse – sowie alle homogen gemischt, als weichplastischer Mörtel über
Gipsbaustoffe – sind durch Dauereinwirkung eine Schlauchleitung (Spritzkopf mit Druckluft) trans-
von Wasser löslich und verlieren bei langanhal- portiert und gleichmäßig in gewünschter Dicke auf den
tender, starker Feuchtigkeitseinwirkung merk- Putzgrund aufgespritzt. Geeignet für einlagige Innen-
putze (Wand- und Deckenputz) auf nahezu allen festen
8
lich ihre Festigkeit (Gefügezerstörung). Gips Putzgründen; mehrlagiges Putzen ist zu vermeiden.
darf daher weder in Außenwandputzen noch als
• Haftputzgips. Mit Zusätzen (z. B. Kunstharz) zur Ver-
Innenputz in Räumen mit langzeitig einwirken- besserung der Haftung versehen. Er wird verarbei-
der Feuchtigkeit (z. B. in Hallenbädern, Saunen) tungsfähig geliefert, weitere Zusätze bzw. Zuschläge
verwendet werden. Vorübergehend auftreten- dürfen nicht beigegeben werden. Haftputzgips ist vor
der Feuchtigkeitsanfall – wie er beispielsweise in allem zum Verputzen von schwierigen, d. h. glatten und
schwach saugenden Putzgründen – wie beispielsweise
häuslichen Bädern und Küchen vorkommt – ist
Stahlbetondecken – bestimmt. Der einlagige Auftrag des
unschädlich, da Gips überschüssige Luftfeuch- Innenputzes erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu
tigkeit rasch aufnehmen und in Trocknungsperi- vermeiden.
oden wieder rasch abgeben kann. • Fertigputzgips. Versteift langsam, Füllstoffe (z. B. Perlit,
Zur Erzielung bestimmter Eigenschaften dürfen Sand) sind werkseitig zugesetzt, weitere Zuschläge oder
Zusätze dürfen nicht zugegeben werden. Fertigputzgips
den Baugipsen im Herstellerwerk Zusätze beige-
ist das Standardmaterial zum einlagigen Verputzen von
geben werden. Zusätze sind Stellmittel (anorga- Mauerwerksflächen. Er eignet sich besonders für gut
nische Stoffe), die die Konsistenz, die Haftung, saugende Putzgründe. Das Anmachen und Auftragen
das Wasserrückhaltevermögen oder die Verstei- des Mörtels erfolgt von Hand; mehrlagiges Putzen ist zu
fungszeit (Erhärtungsverhalten) des Gipses in vermeiden. Vgl. hierzu auch die ausgewiesene Spezial-
literatur [11], [12].
gewünschter Weise beeinflussen. Bereits werk-
seitig zugefügt sein können auch Füllstoffe wie
Sand oder Perlit. Der zeitlich unterschiedliche Baugipse dürfen zwar mit Luftkalken, jedoch
Verlauf des Erhärtungsvorganges (Versteifung) ist niemals mit hydraulischen Bindemitteln, wie
682 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Zement oder hydraulischem Kalk, vermischt bzw. dagegen bedürfen an sich keines Magerungs-
verarbeitet werden, da die Gefahr der Gefüge- mittels (Ausnahmen: Gezielte Beeinflussung be-
zerstörung durch sog. Treiben besteht (Kristall- stimmter Eigenschaften). Außerdem schwinden
wasseranreicherung in Folge Ettringitbildung). Baugipse nicht, im Gegensatz zu Baukalk und
Auch eine Vermischung der Sorten Maschinen- Zement. Für die Herstellung von Mörtel- und
putzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips unter- Kunstharzputzen eignen sich folgende Zuschläge:
einander oder mit anderen Bindemitteln oder
Zuschlägen ist unzulässig, da die gewünschten Mineralischer Zuschlag. Mineralischer Zuschlag
Eigenschaften verloren gehen. ist nach DIN V 18 550, DIN EN 998-1 bzw. DIN
Weiter ist zu beachten, dass Gips für eingelagerte 18 558 ein Gemenge (Haufwerk) aus ungebroche-
Metallteile keinerlei schützende Wirkung besitzt, nen und/oder gebrochenen Körnern von natürli-
(ungehinderter Zutritt von Feuchte und Sauer- chen und/oder künstlichen mineralischen Stof-
stoff), so dass es zu Korrosion kommen kann. fen. Man unterscheidet:
Daher sind metallische Putzträger bzw. Aufhän- • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Natur-
gevorrichtungen immer zu lackieren oder zu ver- sand, Brechsand o. Ä.)
zinken. Demgegenüber weist Gipsputz – wie alle • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Per-
Gipsbauteile – ein günstiges Brandverhalten auf: lite, Blähton, Vermiculite, Blähglaskügelchen,
Gips bindet eine verhältnismäßig große Wasser- Bims), auch Leichtzuschläge genannt.
menge, die im Brandfall die Bauteiloberfläche in
Form eines Wasserdampfschleiers schützt.
Korngröße, -form, -zusammensetzung, -festig-
Hinweis: Anhydritbinder (DIN 4208), Putz- und Mauerbin-
keit und Reinheit des Sandes sind für das Verhal-
der (DIN 4211) sowie Trass (DIN 51 043) sind weitere mine- ten und die Widerstandsfähigkeit eines Mörtels
ralische Bindemittel, die jedoch im Rahmen dieser Abhand- oder Putzes ebenso wichtig wie die Art und Güte
lung unberücksichtigt bleiben. des Bindemittels. Schädliche Bestandteile wie
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu Lehm, Ton, Kohle, Eisen, Sulfate o. Ä. dürfen die
entnehmen. Zuschläge entweder gar nicht oder nur in sol-
chen Mengen enthalten, dass sie die Eigenschaf-
ten der Putze nicht beeinträchtigen.
8.3.2 Putze mit organischen
Bindemitteln Mörtelsande zur Herstellung von Putzen mit mi-
neralischen Bindemitteln sollen eine möglichst
geringe Hohlräumigkeit besitzen. Am vorteilhaf-
8 Als Bindemittel von Beschichtungsstoffen für testen sind gemischtkörnige Sande, da sie u. a.
Kunstharzputze werden Polymerisatharze in weniger Bindemittel benötigen und bessere Ver-
Form von Dispersionen oder Lösungen ver- arbeitungseigenschaften ergeben. Günstig sind
wendet. Der Bindemittelgehalt des Beschich- Sande, deren Massenanteil an Körnung 0 bis 0,25
tungsstoffes ist in Abhängigkeit von der Korn- mm zwischen 10 und 30% liegt.
zusammensetzung des Zuschlages gemäß DIN Größe und Anteil des Grobkorns richten sich im-
EN 15824 festzulegen. Die DIN 18 558, Kunst- mer nach der Putzanwendung. Der Spritzbewurf
harzputze, wird zeitnah überarbeitet und dann erfordert stets einen grobkörnigen Sand, damit
zurückgezogen oder als Restnorm bestehen eine raue Oberfläche entsteht, an der sich der
bleiben, wenn nicht alle Inhalte Eingang in den nachfolgende Putz festklammern kann.
anderen Normen finden.
Organischer Zuschlag. Organischer Zuschlag
ist ein Gemenge aus Körnern organischer Stoffe.
8.3.3 Zuschläge für Mörtel- Man unterscheidet:
und Kunstharzputze • Zuschlagstoffe mit dichtem Gefüge (z. B. Kunst-
stoffgranulate)
Zuschlagstoffe. Baukalke und Zemente müssen • Zuschlagstoffe mit porigem Gefüge (z. B. Expan-
durch Zuschläge gemagert werden, weil diese diertes Polystyrol = geschäumte Kügelchen).
mineralischen Bindemittel für sich allein beim Er-
härten schwinden. Baugipse und Anhydritbinder
8.4 Putzmörtel und Beschichtungsstoffe 683
8.3.4 Zusätze für Putzmörtel • Dichtungsmittel. Sie machen den Putz weit-
gehend wasserundurchlässig, indem sie bei
Wasserandrang porenstopfend wirken und
Zusatzmittel. Zusätze sind Zusatzmittel, die die
dadurch einen Dichteffekt herbeiführen. Ein-
Mörteleigenschaften durch chemische und/oder
gesetzt werden sie fast ausschließlich bei Au-
physikalische Wirkung beeinflussen, so dass die
ßenputzen aus reinem Zementmörtel (Mörtel-
Putze besonderen Anforderungen genügen. Sie
gruppe PIII) im Sockelbereich und unter der
dürfen dem jeweiligen Mörtelgemisch nur in
Erdoberfläche.
geringen Mengen zugegeben werden; außer-
dem dürfen nur Zusätze verwendet werden, die Bei höherem Wasserdruck wird die wasser-
keinen schädigenden Einfluss auf den Putz aus- abweisende Wirkung in den Kapillaren jedoch
üben. So dürfen sie insbesondere die Festigkeit überwunden, so dass bitumöse Anstriche
und Beständigkeit des Mörtels, den Korrosions- o. Ä. als Abdichtungsebene immer eingesetzt
schutz der Putzbewehrung oder des Putzträgers werden müssen.
sowie das Erhärten des Bindemittels nicht beein- • Erstarrungsbeschleuniger. Sie bewirken eine
trächtigen. Beschleunigung der Mörtelerstarrung. Auch
Die wichtigsten Zusatzmittel, die Putzmörteln für sie dürfen nur in geringen Mengen zugege-
Außenputze beigegeben werden, sind: ben werden, da sie sonst die Endfestigkeit des
• Luftporenbildner. Durch künstlich erzeugte, Putzes vermindern.
gleichmäßig verteilte kleine Luftporen wer- • Haftverbessernde Zusatzmittel. Sie verbes-
den die Kapillaren unterbrochen, wodurch sern den Haftverbund zwischen Putzmörtel
die Wasseraufnahmefähigkeit des Putzes ver- und Putzgrund.
ringert wird. Des weiteren wird die Verarbeit- • Frostschutzmittel. Sie würden Putzarbeiten
barkeit des Mörtels durch die Gleitwirkung der auch bei niedrigeren Temperaturen zulassen.
Luftporen verbessert (Plastifizierungsmittel) Nach DIN V 18 550 sollen derartige Zusätze je-
und das Mörtelgewicht aufgrund der einge- doch nicht verwendet werden.
schlossenen Luft reduziert, so dass dickere • Farbmittel (Pigmente). Diese müssen zur Her-
Putzlagen in einem Arbeitsgang aufgebracht stellung eines gefärbten Putzes licht-, kalk- und
werden können. Vgl. hierzu auch Abschn. zementecht sowie wetter- und UV-beständig
8.7.5.4. Diese Porenbildner dürfen jedoch nur sein, damit sie durch die Bindemittel, Zuschlag-
in kleinen Mengen beigegeben werden, da stoffe oder Lichteinwirkung nicht verfärbt oder
ein zu hoher LP-Gehalt zu wesentlichen Festig- zerstört werden. Farbpigmente dürfen nur in
keitsminderungen führt. solchen Mengen verwendet werden, dass ein
• Hydrophobierungsmittel (wasser abweisende nachteiliger Einfluss auf den Putz unterbleibt. 8
Zusätze). Hierbei handelt es sich in der Regel
um fettähnliche Substanzen, die weitgehend
wasserunlöslich sind und dem Mörtel in genau
dosierten Mengen bereits werkseitig zugegeben 8.4 Putzmörtel und
werden. Sie bewirken, dass das von außen an Beschichtungsstoffe
den fertigen Putz herangetragene Wasser (z. B.
Schlagregen) abgewiesen wird, indem sie die Be-
netzbarkeit der Kapillarwände so stark herabset- 8.4.1 Putzmörtel für Mineralputze
zen, dass der Kapillarsog praktisch unterbleibt.
Die Wasserdampfdurchlässigkeit darf dadurch Putzmörtel ist nach DIN V 18 550-1 ein Gemisch,
jedoch nur unwesentlich gemindert werden. das aus einem oder mehreren miteinander
Auch darf die Hydrophobierung nur in einem verträglichen mineralischen Bindemitteln, ge-
solchen Maße erfolgen, dass die Haftung nach- mischt-körnigem Zuschlag sowie Anmachwasser
folgender Schichten (z. B. Anstriche) nicht besteht. Bei Mörteln aus Baugipsen und Anhydrit-
nachteilig beeinflusst wird. bindern kann der Zuschlag entfallen.
Wie in Abschnitt 9.2 näher beschrieben, Putzmörtel werden den in Tabelle 8.1 genann-
können Putzoberflächen auch noch nachträg- ten Mörtelgruppen PI bis PIV zugeordnet. Bei der
lich mit farblosen Imprägniermitteln (Silanen, Wahl der Mörtelgruppe ist jedoch immer auch
Siloxanen oder Silikonen) wasserabweisend zu berücksichtigen, ob der Putz später noch mit
ausgerüstet werden. anderen Stoffen beschichtet werden soll.
684 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
8.4.1.1 Anforderungen an Putz Sie eignen sich vor allem für mechanisch nicht
Putze müssen den Anforderungen der DIN V stärker beanspruchte Innenputze, gegebenen-
18550 im Zusammenhang mit den Anforderun- falls auch für Außenputze, an die keine besonde-
gen der DIN 998-1 und DIN 13279-1 entsprechen, ren Feuchtigkeits- bzw. Festigkeitsanforderun-
wobei DIN 998-1 und DIN 13279-1 Anforderun- gen gestellt werden.
gen an Putzmörtel festlegen. Um die Beständigkeit und Festigkeit von Kalkput-
In den Tabellen 2 (Putzsysteme für Außenputze), zen zu erhöhen, können geringe Zementzusätze
3 (Putzsysteme für Innenputze) und 5 (Putzsys- beigegeben werden. Dadurch werden die Putze
teme für Außenputze mit Leichtputz) der DIN V fester, aber auch dichter und weniger elastisch.
18550 sind bewährte Putzsysteme für die ver- Eine zusätzliche Hydrophobierung oder ein An-
schiedenen Anforderungen und Anwendungs- strich machen den Putz wasserabweisend. Aller-
bereiche angegeben, und zwar im Einzelnen: dings dürfen auf Kalkputzen der Mörtelgruppe PI
keine dichten Beschichtungssysteme und auch
keine Putzschichten mit höherer Festigkeit auf-
In Tabelle 2 (Putzsysteme für Außenputze): gebracht werden. Geeignet sind nur sehr wasser-
Anforderungen bzw. Putzanwendungen dampfdurchlässige Anstriche (z. B. Silikatfarben).
• ohne besondere Anforderung Da bei diesen Putzen jedoch Monate vergehen,
• wasserhemmend bis eine ausreichende Erhärtung aufgrund des
• wasserabweisend Karbonatisierungsvorganges eintritt, dürfen diese
erst nach etwa einem halben Jahr auf den Kalkputz
aufgebracht werden. Außerdem eignen sich reine
In Tabelle 3 (Putzsysteme für Innenputze): Kalkputze – so wie sie an historischen Gebäuden
Anforderungen bzw. Putzanwendungen (Denkmalpflege) häufig angetroffen werden –
• übliche Beanspruchung nicht als Unterputz für Kunstharzputze und in der
• Feuchträume Regel auch nicht für Dispersionsfarbenanstriche.
warten sind. Vgl. hierzu Abschn. 8.7.5 und 8.7.6, Putzen getrennt in Wasser einzustreuen und dann mit dem
mineralisch gebundene Außen- und Innenputze. bereits angemachten Kalkmörtel zu vermischen.
Bei den hydraulisch erhärtenden Mörteln ist be- Zu beachten ist weiter, dass bereits im Zustand des Erstarrens
befindliche Mörtel – die hydraulische Bindemittel, Baugips
sonders darauf zu achten, dass die Verarbeitungs- oder Anhydritbinder enthalten – nicht durch erneute Wasser-
zeit (Versteifungsbeginn) nicht überschritten wird. zugabe wieder verarbeitbar gemacht werden dürfen.
Im Einzelnen unterscheidet man: rung der Konsistenz sind Veränderungen der Be-
• Werkmörtel, der gebrauchsfertig, d. h. mit schichtungsstoffe unzulässig.
dem notwendigen Anmachwasser versehen in Nach Anwendung und Bindemittelanteil werden
verarbeitbarer Konsistenz an die Baustelle ge- zwei Typen von Beschichtungsstoffen unter-
liefert wird. schieden:
• Werktrockenmörtel, der trocken, d. h. pulver- • Beschichtungsstoff
förmig in Papiersäcken oder Containern/Silos – Typ P Org 1: Außen- und Innenputz
geliefert und auf der Baustelle – durch aus- • Beschichtungsstoff
schließliche Zugabe einer vom Hersteller ge- – Typ P Org 2: nur für Innenputze.
nau anzugebenden Menge Wasser und durch
Mischen – verarbeitungsfertig gemacht wird Kunstharzputze werden vorwiegend einsetzt als
(z. B.Edelputze sowie alle Putze, an die beson- • Oberputz auf mineralischen Unterputzen oder
dere Anforderungen gestellt werden). anderen mineralischen Untergründen
• Oberputz bei Wärmedämm-Verbundsystemen.
Art Dekorschicht. Der Spritzbewurf zählt jedoch samtheit zu erfüllen. Demnach sollen die Eigen-
nicht als Putzlage. Er dient bei Bedarf lediglich schaften der verschiedenen Putzlagen eines Sys-
der Vorbereitung des Putzgrundes. tems so aufeinander abgestimmt sein, dass die in
Putzdicken den Berührungsflächen der einzelnen Putzlagen
und des Putzgrundes auftretenden Spannungen
Bezüglich der Ausführung von Putzlagen in ei-
(z. B. durch Schwinden oder Temperaturdehnun-
ner größeren Dicke als in den folgenden Tabel-
gen) aufgenommen werden können.
len ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollten
den Empfehlungen der Hersteller gefolgt oder Bei mineralisch gebundenen Putzen kann diese
ein Mehrlagen-System ausgeführt werden. Forderung im Allgemeinen dann als erfüllt ange-
sehen werden, wenn die Festigkeit des Oberput-
Die allgemein gültigen Bereiche der Gesamt- zes geringer als die Festigkeit des Unterputzes ist
putzdicke auf massiven Putzgründen sind in oder beide Putzlagen gleich fest sind.
Tab. 8.3 für Einlagenputzsysteme, in Tab. 8.4 Noch immer gilt die alte Handwerkerregel –
für Ein- und Mehrlagenputzsysteme und in für Innenputze wie Außenputze –, wonach die
Tab. 8.5 und 8.6 für Zweilagenputzsysteme
Festigkeit des Putzes von innen nach außen, d. h.
angegeben.
zur jeweiligen Putzoberfläche hin, abnehmen
soll: Nie hart auf weich putzen.
8.6 Putzsysteme1) Diese Regel ist auch sinngemäß bei der Festig-
keitsabstufung zwischen dem Putzgrund und
Nach DIN V 18 550 sind die an einen Putz gestell- dem Unterputz anzuwenden.
ten Anforderungen vom Putzsystem in seiner Ge-
Putzregeln. Die traditionelle Putzregel „weich
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- auf hart“ gilt jedoch nur für Putze auf massi-
nehmen. vem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine),
Tabelle 8.3 Empfohlene Dicken für verschiedene Arten von Einlagen-Putzen auf massiven Wänden nach
CEN/TR 15125 (1)
Bindemittel, Empfohlener Bereich für die Putzlagendicke (mm)
auf dem der Putzarten
Putz basiert
Normalputz Leichtputz Sanierputz Dünnlagenputz Feinputz (Spachtel)
8
Nenn- Mindest- Nenn- Mindest- Bereich Nenn- Mindest- Nenn- Mindest-
dickea dicke dickea dicke dickea dicke dickea dicke
Kalk/Gips 10 5 – – – – – – –
Kalk 10 5 – – – 4 2 2 0,1
Kalk/Zement 10 5 10 5 – – – – –
Zement/Kalk 10 5 10 5 >20, <30 – – – –
Zement 10 5 10 5 >20, <30 – – – –
Zement/Kalk, 6 2 6 2 – 3 1 – –
polymermodifiziert
a
Die Werte der jeweils zulässigen Mindestdicke sollten nur an einigen vereinzelten Punkten erreicht werden. Für Bau-
stellenmörtel müssen diese Werte möglicherweise erhöht werden.
Tabelle 8.4 Empfohlene Dicken für verschiedene Arten von Ein- und Mehrlagen-Putzen für Untersichten (die Untersei-
ten von Fußbodenplatten) nach CEN/TR 15125 (2)
Die Werte für Untersichten sollten denen der Tabellen 8.3 und 8.5 (3) entsprechen, jedoch höchstens 15 mm für struktu-
rierte Oberflächen und 10 mm für glatte Oberflächen betragen. Für Brandschutzzwecke kann eine größere Dicke erfor-
derlich sein, dann muss jedoch bei der Auswahl der Materialien und Auftragungsverfahren besondere Vorsicht gelten.
688 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Tabelle 8.5 Empfohlen Gesamtdicken für Mehrlagen-Putzsysteme aus Kalk- und Zementputzen für massive Wände
und Untersichten (die Unterseiten von Fußbodenplatten) nach CEN/TR 15125 (3)
Bindemittel, auf dem der Putz basiert, und Putzart im Empfohlener Bereich für die aufzubringende
Gesamtputzdicke (mm)
Unterputz Oberputz Wände Untersichten
Nenn- Mindest- Nenn- Mindest-
dicke dickea dicke dickea
Kalk (GP)b Kalk (GP) 12 7 10 5
Kalk/Zement (GP) Kalk/Zement (GP) 12 7 10 5
Kalk (GP) 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
Kalk/Zement (GP oder LW)c Silikat 12 7 10 5
Silicon 12 7 10 5
Zement/Kalk (GP) Zement/Kalk (GP) 12 7 10 5
Kalk (GP) 12 7 10 5
Zement/Kalk, polymermodifziert 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
Gips (GP) 12 7 10 5
Gipskalk 12 7 10 5
Zement (GP) Zement (GP) 12 7 10 5
Gips (GP) 12 7 10 5
Gipskalk 12 7 10 5
Polymermodifizierter Zement 12 7 10 5
Polymer 12 7 10 5
ANMERKUNG
8 – Für Sanierputze (R) auf der Basis von Kalk-/Zement als Bindemittel wird eine Gesamtputzdicke im Bereich von 20 mm
bis 40 mm oder in dem vom Hersteller angegebenen Bereich empfohlen.
– Für Dämmputze auf Zementbasis, die auf Wände aufgebracht werden sollen, wird eine Mindestdicke von 20 mm emp-
fohlen, wobei der Oberputz eine Dicke von 6 mm bis 10 mm haben sollte.
– Für Baustellenmörtel müssen diese Werte möglicherweise erhöht werden.
a
Die Werte der jeweils zulässigen Mindestdicke sollten nur an einigen vereinzelten Punkten erreicht werden.
b
GP-Normalputz
c
LW-Leichtputz
Tabelle 8.6 Anzahl der Putzlagen und deren Dicken auf Wänden und Decken aus Gipsplatten nach CEN/TR 15125 (4)
Art des Bindemittels Anzahl der Lagen des auf Wände Gesamtdicke des Putzsystems
und Decken aufzubringenden mm
Putzsystems
Kalk mit Haftmittel als Grundierung 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Zement/Kalk 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Kalk/Zement 2 5 (bei Wänden, d 3 (bei Decken)
Unterputz aus polymermodifiziertem Zement 2a d6
a
Bei Verwendung von Gipsplatten mit voller Kante kann die Spachteloberfläche nicht niveaugleich mit der Plattenober-
fläche hergestellt werden.
8.6 Putzsysteme 689
Tabelle 8.7 Regelausführungen von glatten Oberflächen nach CEN/TR 15124 (5)
Güte 1 zur Verwendung in Bereichen, bei denen die Ausführung der Oberfläche ohne Bedeutung ist
Güte 2 zum Tapezieren mit Strukturtapete oder zur Anbringung einer strukturierten Wandverkleidung bzw. zur
Aufbringung eines Strukturanstrichs
Güte 3 zur Aufbringung eines matten Anstrichs oder einer glatten Tapete oder einer glatten Wandverkleidung
Güte 4 zur Aufbringung eines halbmatten Anstrichs und/oder bei Glanzeffekte hervorrufender Beleuchtunga
ANMERKUNG
Falls nichts anderes festgelegt ist, wird davon ausgegangen, dass Güte 1 gilt. Der fertige Putz muss ggf. für bestimmte
Oberflächenbehandlungen vorbereitet werden.
a
Bei Verwendung glänzender Anstriche müssen ggf. zusätzliche Anforderungen festgelegt werden.
Tabelle 8.8 Kategorien der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (V) nach DIN EN 15824 (1)
Anforderung
Kategorie Wasserdampf- Diffusionsäquivalente
Diffusionsstromdichte (V) Luftschichtdicke sd
g/m(m2 u d) ma
V1 hoch > 150 < 0,14
V2 mittel d 150 t 0,14
> 15 < 1,4
V3 niedrig d 15 t 1,4
a
Die Werte der diffusionsäquivalenten Luftschichtdicke (sd) entsprechen EN ISO 7783-2.
sie gilt nicht für Putze auf wärmedämmendem wiegend hydraulisch erhärten. Diese Forderung
Leichtmauerwerk (porosierte Ziegelblöcke, Po- gilt bei Verwendung von Mörteln der Gruppen
renbeton u. a.). Derart bewegliche Putzgründe P II und PIII als erfüllt.
erfordern eine schubweiche Zwischenschicht Bei Verwendung sog. „anderer Putzsysteme“, 8
zwischen Wandbildner und Oberputz, so dass d. h. die von den Angaben der genannten Tabel-
es zu einer sog. Entkopplung und damit Um- len abweichen, ist immer eine Eignungsprüfung
drehung der alten Putzregel kommt (Unterputz notwendig. Im Einzelnen unterscheidet man
weicher als Deckputz). Vgl. hierzu die Abschnitte (DIN V 18 550):1)
Leichtputze, Wärmedämm-Putzsysteme, Wärme-
dämm-Verbundsysteme.
• Tabelle 2:
Für eine Vielzahl von Putzsystemen ist die Eig- Putzsysteme für Außenputze
nung durch Erfahrung nachgewiesen. Diese sog. (Wand und Decke)
„bewährten Putzsysteme“ sind in den Tabellen
• Tabelle 3:
2 und 3 der DIN V 18550 zusammengefasst. Hier
Putzsysteme für Innenputze
sind für unterschiedliche Anwendungsbereiche
(Wand und Decke)
Mörtelgruppen für die Herstellung des Unterput-
zes und Mörtelgruppen bzw. Beschichtungsstoffe
Hinweis: Sind in den angegebenen Tabellen nur in einer
für den zugehörigen Oberputz aufgeführt. Wer- Spalte Mörtelgruppen oder Beschichtungsstofftypen ge-
den diese Putzsysteme angewendet, so kann bei nannt, so bedeutet dies, dass die jeweiligen Anforderungen
sachbezogener und fachgerechter Ausführung von einem damit hergestellten einlagigen Putz erfüllt wer-
davon ausgegangen werden, dass die jeweiligen den können.
Anforderungen an den Putz erfüllt werden.
Bei Außenputzen muss jedoch sichergestellt 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
sein, dass Unterputze für Kunstharzputze über- nehmen.
690 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
noch zusätzlich aufzurauen oder mit einem Spritzbewurf zu zen. Je nach Funktion unterscheidet man dem-
versehen. Sehr glatte, nicht saugende Putzgründe müssen mit nach
einem dem nachfolgenden Putz entsprechenden Haftanstrich
oder mit einem flächigen Putzträger beschichtet werden. • volldeckenden Spritzbewurf (bei stark oder un-
Unterschiedliches Saugverhalten der Baustoffe erfordert terschiedlich saugendem Putzgrund sowie auf
in der Regel eine Vorbehandlung des Putzgrundes: Holzwolle-Leichtbauplatten),
• Stark saugender Putzgrund ist ausreichend vorzunässen • nicht volldeckenden, warzenförmigen Spritz-
und mit einem volldeckenden, grobkörnigen Spritz- bewurf (bei schwach saugendem Putzgrund,
bewurf zu behandeln, dessen Oberfläche nicht weiter wie beispielsweise Betonflächen).
bearbeitet werden darf. Unter Umständen kann auch
eine Grundierung aus Kunststoffdispersion die zu große
Saugfähigkeit mindern. Der klassische Spritzbewurfmörtel besteht aus
• Unterschiedlich saugender Putzgrund, meist aus verschie- 4 RTL gewaschenem Sand (Korngröße 0 bis
denartigen Baustoffen bestehend (z. B. Mischmauerwerk 4 mm), 1 RTL Portlandzement und 0,5 RTL Kalk-
mit unterschiedlichen Längen- und Formänderungen bei
Feuchtigkeits- und Temperatureinwirkung), ist ebenfalls hydrat. Je nach Festigkeit des Putzgrundes und
mit einem volldeckenden Spritzbewurf vorzubehandeln, entsprechend dem Aufbau des nachfolgenden
soweit nicht zusätzliche Putzträger erforderlich sind. Putzes wird diese Zusammensetzung variiert
• Schwach saugender Putzgrund ist mit einem nicht voll- und kommt entweder ein Zementmörtel der
deckenden (warzenförmigen) Spritzbewurf zu versehen. Mörtelgruppe PIII oder Kalkzementmörtel der
Auch hier darf die möglichst grobkörnige Oberfläche Mörtelgruppe PII zur Anwendung.
nicht weiter bearbeitet werden.
• Gleichmäßig und normal saugender Putzgrund (z. B.
Vollziegelmauerwerk) wird im Allgemeinen nur ausrei- Auf den Spritzbewurf darf erst geputzt werden, wenn er
chend vorgenässt. Ansonsten kann hier auf einen Spritz- ausreichend erhärtet ist (Wartezeit mind. 12 Stunden). Dies
bewurf verzichtet werden. gilt insbesondere beim Aufbringen einer Putzlage aus Mör-
teln der Gruppe PIV auf einen Spritzbewurf aus Zement-
Auch in anderen Fällen kann ein Spritzbewurf entfallen,
wenn ein Putzmörtel besonderer Zusammensetzung mörtel.
verwendet wird (z. B. Werktrockenmörtel) oder der Untersuchungen haben ergeben [3], dass dem Spritzbe-
Putzgrund eine besondere Vorbehandlung erhält (z. B. wurf oftmals eine zu große Bedeutung beigemessen wird.
Grundierung, Haftbrücke o. Ä.). Er sollte nur in den Fällen angewendet werden, die in der
Norm genannt sind.
Bei Beton als Putzgrund ist zur Putzgrundvorbereitung im
Allgemeinen ein Spritzbewurf aufzubringen (Ausnahme: Abgesehen von diesen Sonderfällen lassen sich durch den
Maschinenputz- und Haftputzgipse aus Werktrockenmör- Einsatz von modifizierten Werktrockenmörteln mit was-
tel). Hierfür wird in der Regel Mörtel der Mörtelgruppe PIII serrückhaltenden Eigenschaften gleiche Ergebnisse erzielen.
verwendet. Der Beton muss im Oberflächenbereich aller- Die kosten- und zeitintensive Vorbehandlung des Putzgrun-
dings trocken und saugfähig sein. Auf glatte, wenig sau- des durch den manuell ausgeführten Spritzbewurf kann da-
gende Betonflächen ist vor dem Verputzen eine Haftbrücke bei entfallen. Die heutigen Maschinenputzweisen dürfen je-
– ein Gemisch aus Kunststoffdispersion und Quarzsand – doch nicht generell dazu verleiten, den Unterputz ohne
Spritzbewurf direkt auf kritische Putzträger aufzubringen.
8
aufzustreichen bzw. aufzurollen. Weitere Einzelheiten s.
Abschn. 9.7.6.5, Putze auf Beton.
Alte mineralische Putze können, soweit sie tragfähig und Konstruktive und bautechnische Forderungen
genügend saugfähig sind, eine raue Oberfläche aufweisen
und, sofern sie vorher nicht gestrichen waren (z. B. mit Dis- • Die Ursachen, welche zu Schäden an Putzen
persionsfarben), ohne weiteres mit einem mineralischen führen, lassen sich im Prinzip in zwei Haupt-
Putzsystem überarbeitet werden. gruppen zusammenfassen (abgesehen von
Alte Anstriche stellen in der Regel keinen tragfähigen Putz- umweltbedingten Einflüssen): Einmal kann die
grund dar und sollten deshalb vor dem Aufbringen neuer Ursache des Putzschadens in einer mangelhaf-
mineralischer Putze weitgehend entfernt oder eine Putzbe- ten Konstruktion liegen, zum anderen können
wehrung vorgesehen werden.
Putzschäden durch fehlerhafte Zubereitung
und Verarbeitung von Putzmörteln entstehen.
Spritzbewurf In jedem Fall begünstigen Risse das Eindrin-
Der Spritzbewurf dient der Vorbereitung des gen von Wasser. Durchfeuchtetes Mauerwerk
Putzgrundes, zählt jedoch nicht als Putzlage. Er ist jedoch vermindernd wärmedämmend und
soll die mechanische Haftung des Mörtels am anfällig gegen Frost, Algen- und Schimmelpilz-
Putzgrund verbessern, den zu schnellen Wasser- befall. Außerdem neigen derartige Putze und
entzug des Mörtels durch den Putzgrund vermin- Beschichtungen verstärkt zum Abplatzen.
dern und feuchteempfindliche Wandbaustoffe Das Risiko von Rissbildungen im Putz hängt
bzw. Putzträger (z. B. Holzwolle-Leichtbauplat- wesentlich vom Zustand des Putzgrundes,
ten) vor Feuchtigkeit während der Bauzeit schüt- vom gewählten Putzsystem und der Ausfüh-
692 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
rung ab. Das bloße Vorhandensein von Rissen • Baugrundbedingte Risse. Bewegungen bzw. Verfor-
stellt nicht zwangsläufig einen Mangel dar. Im mungen von Baukörpern und Bauteilen können sich
Anhang C der DIN V 18550 werden Putzrisse zum Beispiel durch unterschiedliche Setzungen des
Baugrundes, Veränderungen des Grundwasserstandes,
in „Putzbedingte Risse“ sowie in „Putzgrund-/ Erschütterungen aus Straßen-, Bahn- oder Luftverkehr
konstruktionsbedingte Risse“ klassifiziert. usw. ergeben. Dabei kann es sich um Bewegungen von
8.10a 8.10b
8.10 Bewegungsfugenprofile (auch als Dehnungsfugenprofile bzw. Gebäude-Trennfugenprofile bezeichnet) für
Außen- und Innenputz
a) Fugenabdeckung durch bewegliches Mittelteil
b) Fugenabdeckung durch Kombination der Profile
8.11a 8.11b
Bauteilen handeln, die als Putzgrund dienen, oder von • Sackrisse (Ursache: der Putzgrund ist zu glatt und
solchen, die an verputzte Bauteile anschließen. zu wenig saugend, oder die Putzlage ist zu dick oder zu
Kein Putz ist selbstverständlich in der Lage, derartige Be- schwer),
wegungen zu überbrücken oder gar zu verhindern. Daher • Spannungsrisse (Ursache: ungünstiges Festigkeitsge-
sind an den gefährdeten Stellen Bewegungsfugen einzu- fälle zwischen den einzelnen Putzlagen oder zwischen
planen. Spezielle Dehnungsfugenprofile (Gebäude-Trenn- Putzgrund und Putzlagen),
fugenprofile), die auf dem Putzgrund befestigt und später • Fettrisse bei mineralischen Edelputzen (sehr kurze,
eingeputzt werden, decken die Fugen ab und nehmen nur an der Oberfläche vorhandene Risse, während der
gleichzeitig die Bewegungen der Bauteile bzw. Baukörper Erhärtungsphase/des Abbindeprozesses).
auf. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 8.7.2, Putzprofile.
• Konstruktionsbedingte Risse. Mögliche Ursachen sind
Auch die Verarbeitung des Putzmörtels bei Wind
Verformungen durch zu hohe Auflasten (z. B. Decken-
durchbiegungen), tages- und jahreszeitliche Temperatur- und/oder Sonne führt zu Rissen in der Putzschale.
einflüsse (z. B. Längenänderungen aufgrund mangeln- Die besten vorsorglichen Maßnahmen zur
der Wärmedämmung von Betonteilen), Schwinden und Verhinderung von Rissen sind noch immer die
Quellen infolge Feuchtigkeitseinwirkung (z. B. durch- Herstellung eines möglichst homogenen Mau-
feuchtete Putzgrundmaterialien), Verwendung oder
Kombination ungeeigneter Baustoffe, fehlende oder in
erwerkes, eine genügend lange Standzeit des
nicht ausreichendem Maße angeordnete Bewegungs- Rohbaus vor dem Verputzen sowie ein auf den
fugen usw. jeweiligen Putzgrund richtig abgestimmtes
Auch mangelhafte Mauerabdeckungen, vorspringen- Verputzmaterial. Besonders zu beachten ist, dass
de Gebäudesockel, ungenügend durchdachte Putzan- ein Großteil der Verformungen in den ersten
schlüsse an Fenstersimsen usw. begünstigen das Ein- Monaten nach Erstellung des Bauwerkes auftritt.
dringen von Feuchtigkeit. Deshalb sollte vor dem Verputzen eine möglichst
Ist die oberste Geschossdecke eines Bauwerkes unter- lange Wartezeit – wenn möglich bis zu einem
seitig zu verputzen (z. B. Massivbetondecke mit darüber halben Jahr – insbesondere bei traditionellen
liegendem Flachdach), so muss vor Beginn der Putzar-
beiten die oberseitige Wärmedämmung (einschließlich Putzen eingehalten werden.
Abdichtung) aufgebracht sein, um die Bildung von Kon-
denswasser zu verhindern.
8.7.2 Putzträger, Putzbewehrung
• Putzgrundbedingte Risse. Auch sie werden vor allem
verursacht durch wechselnde thermische und feuchtig- und Putzprofile1)
keitsbedingte Einflüsse sowie falsch eingeschätzte Fes-
tigkeitskriterien. So ist mit Rissen zu rechnen, wenn die In der Regel kann davon ausgegangen werden,
Festigkeit des Putzes größer als die des Putzgrundes ist
(z. B. beim Einsatz fester, traditioneller Putze auf poro- dass die zu verputzenden Wand- oder Deckenflä-
sierten Leichtziegelsteinen). chen aufgrund der vorhandenen Rauigkeit und
Auch die thermischen Längenänderungskoeffizienten Saugfähigkeit – oder nach entsprechender Un-
aller Metallbauteile sind wesentlich größer als die von tergrundvorbereitung (Spritzbewurf, Haftbrücke, 8
verputztem Mauerwerk (z. B. eingeputzte Alu-Fenster- Grundierung) – selbst in der Lage sind, minera-
bänke, Metallgeländer); noch größere weisen die Kunst- lischen Putzmörtel aufzunehmen und eine gute
stoffe auf. Feuchteänderungen wiederum verursachen Haftung zu erbringen. Ist diese Haftfähigkeit des
das Schwinden und Quellen von Holz und Holzwerkstof-
fen, so dass derartige Materialien als Putzgrund ungeeig-
Unterputzes auf dem Putzgrund jedoch nicht
net sind. Ähnliches gilt für Rollladenkästen, Stürze usw. gegeben, so sind von Seiten des Planers bzw.
mit Abdeckungen aus Holzwolle-Leichtbauplatten; wer- verarbeitenden Handwerks rechtzeitig entspre-
den diese nicht richtig vorbehandelt, so entstehen Risse chende Maßnahmen vorzusehen. Im Einzelnen
im Bereich der Anschlussstellen. S. hierzu auch Abschn. unterscheidet man:
8.7.2, Wärmedämmende Putzträgerplatten.
• Putzbedingte Risse. Derartige Risse können aufgrund
einer falschen Zusammensetzung des Putzmörtels (z. B. Putzträger haben nach DIN V 18 550 die Aufga-
ungeeigneter Sand, zu hoher Bindemittelanteil) oder be, die Haftung des Putzes sicherzustellen oder
durch die Art seiner Verarbeitung entstehen. Im Einzel- eine vom tragenden Untergrund weitgehend un-
nen unterscheidet man abhängige Putzkonstruktion (statisch wirksame
• Netzrisse (Ursache: falsche Zusammensetzung oder Trägerkonstruktion) zu ermöglichen. Sie müs-
falsches Aufbringen des Mörtels, zu starkes Verreiben
sen gegen Korrosion geschützt und beständig
oder Glätten),
sein gegenüber wechselnden Temperatur- und
• Schrumpfrisse (Ursache: zu schneller Feuchteentzug
infolge unterlassener Putzgrundvorbehandlung),
• Schwindrisse (Ursache: Volumenverkleinerung des 1)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzträgern und
Mörtels während der Erhärtungsphase, falsche Mörtel Putzprofilen aus Metall (DIN EN 13 658) ist Abschn. 8.12
zusammensetzung), zu entnehmen.
694 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Feuchtigkeitseinflüssen sowie normgerecht und Zur Erhöhung des Risswiderstandes wird die
nach den Vorschriften der Hersteller befestigt Putzbewehrung straff und faltenfrei in die zug-
8 werden. Vgl. hierzu auch VOB Teil C, DIN 18 350,
Putz- und Stuckarbeiten.
belastete Zone des Putzes eingelegt. Dabei
muss deren Überlappung mindestens 100 mm
Im Wesentlichen verwendet man metallische betragen. Auf benachbarte Bauteile muss die
Putzträger unterschiedlichster Art, Holzwolle- Überlappung mindestens 200 mm betragen. Auf
Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbau- bestehenden Putzen und Unterputzen sollten
platten, Ziegeldrahtgewebe, Rohrmatten sowie Armierungsputze mit Armierungsgewebe einge-
Gipskarton-Putzträgerplatten. setzt werden. Wenn bei gipshaltigen Putzen eine
Gewebeeinlage eingebaut wird, ist die Putzlage
in 2 Schichten auszuführen.
Putzbewehrungen/Putzarmierungen sind Ein-
lagen (Metall, Mineral- oder Kunststofffasern) die
in die oberste Schicht des frisch aufgebrachten Einzelheiten über Putzbewehrungen sind den
Unterputzes eingebettet werden. Sie bewirken nachstehenden Erläuterungen zur Putzgrund-
eine Verbesserung der Zugfestigkeit des Putzes vorbereitung von Holzwolle-Leichtbauplatten
auf schwierigem Untergrund, nehmen Spannun- sowie den Abschnitten 8.11.3 und 8.11.4 zu ent-
gen auf und tragen so zur Verminderung der nehmen.
Rissbildung bei.
Neben Glasfaser- und Kunstfaser-Armierungs- Putzprofile werden in vielfältiger Weise an
geweben werden für stärkere Beanspruchun- schwierigen Begrenzungs- oder Anschlussstellen
gen auch Drahtgittermatten (Drahtnetzgewebe) sowohl im Außen- wie Innenbereich eingesetzt.
eingesetzt, die bei Verwendung spezieller Dübel Mit ihrer Hilfe ist es auch möglich, die Putzdicke
gleichzeitig als Putzträger dienen. sowohl in der zu verputzenden Fläche als auch an
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 695
den Kanten genau festzulegen. Je nach Putzver- Beim Anbringen der Tafeln werden an den
träglichkeit und Einsatzort (z. B. in Nassräumen Längsseiten Randrippe in Randrippe ineinan-
mit max. Korrosionsschutz) kommen Profile aus dergelegt (kein stumpfer Stoß!) und alle 20 cm
verzinktem Stahlblech, Leichtmetall- oder Edel- mit verzinktem Bindedraht verrödelt. Auch an
stahlprofile sowie witterungs- und alterungsbe- den Kopfstößen dürfen die Tafelenden nicht
ständige Kunststoffprofile zum Einsatz. stumpf gestoßen, sondern mind. 5 cm überlap-
Die Befestigung der exakt zugeschnittenen Profile pend ineinandergelegt und jede Rippe einmal
auf dem Putzgrund erfolgt zunächst mit verzink- mit Bindedraht verrödelt werden.
ten Stahlstiften, bevor sie mit einem Ansetzmör- Auf dem Untergrund sind die Rippenstreckme-
tel (Batzen auf Abstand) endgültig fixiert werden. tall-Tafeln mit den Rippen nach unten aufzu-
Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass im Au- dübeln, so dass die Putzträgerfläche in Rippen-
ßenbereich, in Feuchträumen sowie an Flächen, höhe vom Putzgrund absteht. Aufgrund dieses
die mit Mörteln aus Zement, Kalkzement, Putz- Abstandes kann sich der scharf angeworfene,
und Mauerbinder verputzt werden, kein gipshal- heute meist maschinell aufgetragene Mörtel
tiges Ansetzmaterial verwendet werden darf. mit der Grätenstruktur allseitig innig verklam-
Geeignet sind nur Ansetzmörtel auf Zementbasis. mern und auch mit dem Putzgrund (meist
Nach dem Abbinden des Ansetzmörtels sind die Spritzbewurf) kraftschlüssig verbinden. Die
Stahlstifte wieder zu entfernen. Putzdicke über den Rippenstreckmetall-Tafeln
Im Wesentlichen werden Kantenprofile, Sockel- sollte mindestens 10 (15) mm betragen. S. hier-
profile, Bewegungsfugenprofile, Gleitlagerfu- zu auch Bild 8.22.
genprofile u. a. eingesetzt. Vgl. hierzu auch die
Bildgruppen in den jeweiligen Abschnitten. • Punktgeschweißte Drahtgitter (Bild 8.14)
sind Putzträger aus etwa 1 mm dicken, verzink-
ten Stahldrähten mit einer Maschenweite von
1. Metallische Putzträger beispielsweise 12,7 × 12,7 mm. Sie werden in
• Rippenstreckmetall (Bild 8.13) besteht in der Form von Rollen oder Matten (Großformat 2500
Regel aus 0,2 bis 0,5 mm dickem, verzinktem × 1020 mm, Kleinformat 1220 × 400 mm) ge-
Stahlblech, das so eingestanzt ist, dass es zu liefert und allseitig 100 mm überlappt mittels
einem profilierten Putzträger mit Grätenstruk- Spreizdübel und Abstandhalter auf den Unter-
tur auseinandergezogen werden kann. Wie grund aufgedübelt.
die Darstellung verdeutlicht, hat jede Tafel im Die Höhe der Abstandhalter richten sich nach
Abstand von 100 mm 7 in Längsrichtung ver- der jeweils aufzubringenden Putzdicke. Sie be-
laufende, entweder 10 mm oder 4 mm hohe, wirken in jedem Fall, dass sich der mit Druck
gelochte oder ungelochte Rippen (Hoch- bzw.
Flachripp) und aussteifende 2,5 mm hohe Si-
aufgebrachte Mörtel allseitig mit dem abstehen-
den Gitterputzträger verklammern und auch mit
8
cken mit dazwischenliegenden Grätenfeldern. dem Putzgrund (meist mit Spritzbewurf vorbe-
Die üblicherweise 0,60 × 2,50 m großen Tafeln handelt) kraftschlüssig verbinden kann.
sind nicht völlig ausgebreitet (gestreckt), so
dass die schräg stehenden Gräten auftretende
Spannungen ausgleichen können.
8.14a 8.14b
8.14 Schematische Darstellung der Befestigung von punktgeschweißtem Drahtgitter mit Abstand vor dem Putzgrund
a) Abstandhalter mit Spreizdübel und Putznagel
b) vollflächige Armierung vor einer Fassade mit 10 cm breiter Mattenüberlappung
1 Spreizdübel 4 punktgeschweißtes Drahtgitter
2 Nagel (als Putzträger oder Putzbewehrung)
3 Abstandhalter je nach aufzubringender 5 Halteteller aus Kunststoff
Putzdicke 6 Putzgrund
BEKAERT, Bad Homburg
Derartige Drahtgitter – die durch ihre Verdü- aufbau sowie für die Bewehrung von Wärme-
belung mit dem Untergrund auch eine putztra- dämmputzen.
gende Funktion übernehmen – eignen sich für • Drahtgitter mit hinterlegter Absorptions-
das vollflächige Überspannen von gerissenen pappe sind ebenfalls Putzträger aus verzinkten
Fassaden bei normalem mineralischem Putz- Stahldrähten, deren Rückseite jedoch noch mit
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 697
• auf einer Unterkonstruktion annageln oder an- Anwendung anderer Putzsysteme. Abweichend von den
schrauben (Holzwolle-Dämmplatten-Stifte mit in den Tabellen im Einzelnen beschriebenen Putzsystemen
dürfen auch andere, auf Leichtbauplatten bewährte Syste-
Unterlagscheiben),
me angewandt werden. Es gelten dann die Verarbeitungs-
• andübeln an massiven Bauteilen sowie richtlinien der jeweiligen Putzhersteller.
• anblenden mit Dünnbettmörtel/Mörtel an Als Außenputze auf Leichtbauplatten haben sich zum Bei-
Massivwänden im Innenbereich. spiel Systeme bewährt, bei denen ein Spritzbewurf in der
Regel nicht erforderlich ist und die ganzflächige Putzbe-
wehrung aus Glasfaser-Armierungsgewebe auf den Un-
Die Platten werden dicht gestoßen und im Ver- terputz aufgespachtelt wird.
band verlegt; an Wänden sollten die Längskan- Bei dieser Ausführungsart entfallen die langen Standzeiten
ten der Platten waagerecht liegen. Einzelheiten für das Erhärten und Trocknen des Spritzbewurfes. Außer-
über Verwendung und Verarbeitung sind den dem zeichnet sie sich durch relativ einfache, in ähnlicher
Herstellerangaben zu entnehmen. Form auch bei anderen Dämmsystemen (z. B. Wärmedämm-
Verbundsystem) angewandte Verarbeitungstechniken aus.
Putz auf Holzwolle-Dämmplatten. Angaben
über das Verputzen von Holzwolle-Dämmplatten Mineralische Innenputze
gelten einheitlich für alle Plattenarten. Gemäß auf Holzwolle-Dämmplatten
DIN EN 13914-1:2005 (D), Tabelle 4, ist eine ganz-
Da an den Innenputz aufgrund fehlender Witte-
flächige Putzbewehrung – sowohl bei Außen-
rungseinflüsse insgesamt geringere Anforderun-
wie Innenputzen auf Holzwolle-Dämmplatten
gen gestellt werden als an den Außenputz, ist ein
– erforderlich.
Spritzbewurf bei Innenputz auf Leichtbauplatten
Dabei ist den Schwachstellen – nämlich zusätzli- in der Regel nicht erforderlich. Die ganzflächige
che Bewehrung der Ecken von Fenster- und Tür- Putzbewehrung besteht ebenfalls aus Glasfaser-
öffnungen, deren Leibungen, der Stoßüberlap- Armierungsgewebe, das nach Vorgabe in den
pung und dem Übergreifen auf benachbarte Bau- Unterputz bzw. Einlagenputz eingebettet wird.
teile besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Ungeeignet als Innenputz auf Leichtbauplatten
sind im Wesentlichen Kunstharzputze und Putze
Mineralische Außenputze mit Anhydritmörtel.
auf Holzwolle-Dämmplatten
Holzwolle-Dämmplatten sind Wärmedämmstoffe,
Gipskartonplatten im Innenbereich
die vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen, auf Leichtbauplatten
und zwar einmal vor Regen, zum anderen vor dem Im Innenbereich können auch Gipskartonplatten (DIN
Anmachwasser aus dem Unterputz. Deshalb ist 18 180) als sog. Wand-Trockenputz unmittelbar an senk-
8 sofort – möglichst unmittelbar nach dem Anbrin-
gen bzw. Ausschalen der Platten – volldeckender
rechte Holzwolle-Dämmplatten angeblendet werden. Für
das Ansetzen der Gipskartonplatten gilt DIN 18 181.
Spritzbewurf aus Zementmörtel (Mörtelgruppe Da diese Platten lediglich mittels Ansetzgips befestigt wer-
P III) aufzubringen. den, ergeben sich daraus – im Vergleich zu den feucht ein-
gebrachten Mörtelputzen mit ihren manchmal doch recht
Vor dem Aufbringen des Oberputzes muss der Un- umständlich anzubringenden Putzträgern – wesentlich
terputz ausreichend erhärtet und trocken sein; er- kürzere Montage- und Trockenzeiten.
fahrungsgemäß ist beispielsweise bei Mörteln der Dies gilt auch für Gipskarton-Verbundplatten (Gipskar-
Mörtelgruppe II eine Standzeit von 1 Tag je mm tonplatten mit werkseitig aufkaschierten Mineralfaser-
Unterputzdicke ausreichend. oder Hartschaumplatten), die im Innenbereich sowohl für
Die für Unterputz und Oberputz zu verwenden- Schallschutz- als auch Wärmedämmzwecke eingesetzt wer-
den. S. hierzu DIN 18 184.
den Mörtelgruppen entsprechen den in Abschn.
Dabei ist jedoch immer zu beachten, dass Dämmstoffe mit ho-
8.6 erläuterten Putzsystemen für Außenputze. her dynamischer Steifigkeit (z. B. PS-Hartschaumplatten) den
Ungeeignet als Außenputz für Holzwolle-Dämm- bestehenden Schallschutz negativ beeinflussen können, so-
platten sind Einlagenputze und Kunstharzputze. wohl im Schalldurchgang als auch in der Schall-Längsleitung.
Derartige Innendämmungen verändern auch ganz wesent-
In Tabelle 4 EN 13914-1:2005 (D) sind die vor lich das bauphysikalische Verhalten von Außenwänden.
dem Verputzen zu ergreifenden Maßnahmen für S. hierzu Abschn. 8.11.3, Innendämmung von Außenwän-
den sowie Abschn. 17.5.5, Teil 1 dieses Werkes.
verschiedene Arten von Putzgründen zusam-
mengefasst. Für Holzwolle-Dämmplatten wird
dort i. d. R. eine Bewehrung aus Glasgittergewe-
be gefordert.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 699
in Abschn. 14.5.2 mit Bild 14.32 in Teil 1 dieses grundtemperatur und einer relativen Luftfeuch-
Werkes beschrieben sind. te bis max. 95% verarbeitet werden können.
Nach der trockenen Montage der Platten auf ei- Innenputzarbeiten dürfen erst begonnen wer-
ner Unterkonstruktion – bei der zwischen den den, wenn sichergestellt ist, dass die Tempera-
abgerundeten Längskanten ein Abstand von tur der Innenräume nicht unter +5 °C liegt bzw.
etwa 5 mm einzuhalten ist – sind diese Fugen während der Putzarbeiten auch nicht darunter
mit Gips so auszudrücken, dass sich auf der absinken kann. Dieser Temperaturbereich ist
Plattenrückseite ein beidseitig übergreifender vor allem bei allen Kalkputzen deshalb kritisch,
Wulst bildet. Anschließend werden die Platten- weil der Putz nicht mehr „abbindet“, d. h. die
flächen einlagig etwa 10 mm dick mit geeigne- zu Karbonat erhärtenden Bindemittel können
tem Gipsmörtel ganzflächig verputzt. bei dieser Temperatur keine Kohlensäure mehr
Diese Unterdecken zeichnen sich – im Ver- aufnehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 8.3.1 und
gleich zu den in Abschn. 8.7.6.6 beschriebenen 8.4.1. Alle Öffnungen müssen daher zumindest
sog. hängenden Drahtputzdecken – durch we- behelfsmäßig verschlossen sein. Nach Abschluss
sentlich kürzere Montage- und Trockenzeiten der Innenputzarbeiten sind die Räume häufig
sowie geringeres Flächengewicht aus. kurzzeitig zu lüften.
Lage ist so lange zu warten, bis die vorhergehende Putzgrundes eindringt. Auch hier ist der Mörtel sofort
so fest ist, dass sie die neue Lage tragen kann. nach dem Auftragen mit der Abziehlatte oder Kartätsche
lot- und fluchtgerecht abzuziehen und je nach Putzart
Dies gilt auch für den Spritzbewurf, auf den der bzw. Putzweise weiter zu bearbeiten.
Unterputz erst aufgebracht werden darf, wenn Angaben über Ausführung, Aufmaß und Abrechnung
der Mörtel ausreichend erhärtet ist, frühestens sind VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckarbeiten, zu
jedoch nach 12 Stunden. entnehmen. Den aktuellen Stand der Normung s. Ab-
schn. 8.12.
Der Unterputz ist vor dem Auftragen des Oberput-
zes gegebenenfalls aufzurauen und je nach Mör-
telart und Witterungsbedingungen anzunässen.
• Der von Hand aufgetragene Mörtel wird entweder mit 8.7.4 Putzweise
der Kelle kräftig angeworfen oder mit dem Aufziehbrett
bzw. Traufel kräftig auf den Putzgrund aufgezogen, so
dass er sich mit diesem gut verzahnt. Anschließend wird Die Art der Oberflächengestaltung eines frisch
er in der Regel mit der Abziehlatte oder Kartätsche ein- aufgebrachten Putzmörtels und die dadurch ent-
geebnet. stehende Oberflächenstruktur wird als Putzweise
Besonders ebenflächige und gleichmäßig dicke Putz- bezeichnet. Sie ist mit entscheidend für das äu-
überzüge lassen sich mit Hilfe von sog. Putzleisten
(Putzlehren) erzielen. Hierbei handelt es sich um lot- und
ßere Erscheinungsbild eines Gebäudes und die
fluchtgerecht angebrachte – jeweils 10 bis 15 cm breite gestalterische Wirkung von Innenraumflächen.
Mörtelstreifen – die vor dem eigentlichen Putzauftrag Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen
in Abständen von etwa 1 bis 1,5 m in der vorgesehenen • rein dekorativen Putzweisen mit vorwiegend
Putzdicke auf dem Putzgrund angebracht werden.
schmückender Wirkung,
Nach dem Erhärten des Mörtels wird das eigentliche
Putzmaterial zwischen den Putzleisten vollflächig ange-
• Putzweisen, die zur Vorbereitung eines tragen-
tragen und mit der Abziehlatte über diese Leisten abge- den Untergrundes für weitere Beschichtungen
zogen. (z. B. Anstriche, Tapeten) dienen und
Die jeweils vorgesehene Putzdicke kann auch mit Hilfe • Putzweisen, die von der Putzzusammenset-
von Putzprofilen und im Bereich von Türöffnungen mit- zung, Auftragsdicke und ihrer Oberflächen-
tels Putzbrettern – die an den Türleibungen befestigt struktur her eine schützende und bauphysika-
sind – exakt eingehalten werden. Vgl. hierzu auch Ab-
schn. 7.6.1.5, Fertigtürelemente.
lische Funktion zu erfüllen haben.
Bei allen Beiputzarbeiten und Ausbesserungen ist außer- Für Außenputze sollten nur solche Putzweisen
dem darauf zu achten, dass in jeder Putzlage immer nur
gewählt werden, die das Niederschlagwasser gut
Mörtel gleicher Zusammensetzung verarbeitet wird, da
sonst Rissbildungen, Farbveränderungen o. Ä. auftreten ableiten, durch Staub und Ablagerungen aus der
können. Luft nicht zu schnell verschmutzen und sich auch
• Die maschinelle Verarbeitung geeigneter Putzmörtel sonst handwerksgerecht ausführen lassen. Auch
Lage, Höhe und Standort eines Bauwerkes spie-
8
führt – im Vergleich zum Mörtelauftrag mit der Hand
– zu wesentlich höheren Putzleistungen und damit zu len bei der Auswahl eine Rolle.
Kosteneinsparungen (Senkung des Lohnkostenanteils,
der Standkosten für das Gerüst usw.).
Putzoberflächen werden sowohl durch den Zu-
schlag (Korngröße) als auch durch die jeweilige
Der heute üblicherweise verwendete Werktrockenmör-
tel wird entweder als Sackware in die Putzmaschine ein- Verarbeitungstechnik bestimmt. Unterschied-
gefüllt oder – bei umfangreicheren Bauvorhaben – aus liche Putzstrukturen entstehen durch Spritzen,
einem Silo oder Container kontinuierlich durch eine Kratzen, Filzen, Streichen oder Modellieren. Im
pneumatische Förderanlage eingeblasen. Einzelnen sind zu nennen:
Das Anmachen erfolgt durch intensives Mischen in der • Gefilzter oder geglätteter Putz. Nach dem Putzauftrag
Putzmaschine. Dabei ist die werkseitig angegebene Min- wird die Oberfläche mit der Filzscheibe bzw. Glättekelle
destmischdauer einzuhalten und die Wasserdosierung (Traufel) bearbeitet. Als glatter Innenputz eignet er sich
entsprechend der gewünschten Mörtelkonsistenz vor- auch zur Aufnahme weiterer Beschichtungen wie Anstri-
zunehmen. che, Tapeten usw.
Der weichplastische Mörtelbrei wird dann in Schläuchen Gipsputz, der frisch aufgebracht, eben abgezogen und
bis an die Verarbeitungsstelle gepumpt und durch die eine bereits ausreichend versteifte Oberfläche hat, wird
dem Spritzkopf zugeführte Druckluft gleichmäßig kräf- zunächst leicht angenässt, mit der Filzscheibe gefilzt und
tig, querreihig und ggf. in mehreren dünnen Schichten ggf. anschließend sorgfältig mit der Traufel geglättet.
auf den Putzgrund gespritzt. Auf Kalkputz, eben abgezogen und gefilzt, kann gege-
Diese Art des Mörtelauftrages zeichnet sich durch einen benenfalls noch eine feinsandige Schlämme sehr dünn
geringen Materialverlust aus. Außerdem wird durch den aufgetragen und vorsichtig abgerieben werden. Dabei
Anspritzdruck eine verbesserte Haftung erzielt, da der darf es jedoch zu keiner Sinterhautbildung (Bindemit-
Mörtel relativ gut in die Poren und Vertiefungen des telanreicherung) an der Oberfläche durch zu langes und
702 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
zu kräftiges Verreiben kommen. Diese würde die Entste- • Waschputz. Aufgrund seiner speziellen Rezeptur ist er
hung von Schwindrissen fördern, bei Luftkalkmörteln besonders stoßfest und auch hohen Feuchtigkeitsbe-
das Erhärten der tieferen Schichten hemmen (Karbona- lastungen gewachsen (Unterputz der Mörtelgruppe P
terhärtung) und insgesamt eine weitgehend saugunfä- III). Er wird daher vorrangig überall dort eingesetzt, wo
hige Oberfläche ergeben. es zu starken Beanspruchungen wie zum Beispiel im
• Reibeputz oder geriebener Putz. Das Zuschlagge- Sockelbereich, in öffentlichen Treppenhäusern, Fluren
menge dieses Putzes enthält unter anderem ein Rollkorn usw. kommt. Außerdem bietet der Waschputz interessan-
(Rundkorn), das beim Reiben rillenartige Vertiefungen in te gestalterische Möglichkeiten durch eine Vielzahl ver-
der sonst ebenen Putzoberfläche hinterlässt. Durch waa- schiedener Gesteinskörnungen und Grundeinfärbungen.
gerechtes, senkrechtes oder kreisförmiges Reiben mit ei- Seine Struktur erhält er durch Abwaschen der an der
nem Reibebrett können unterschiedliche Strukturbilder Oberfläche befindlichen, noch nicht erhärteten Binde-
erzeugt werden. Je nach Art des verwendeten Werkzeugs mittelschlämme. Mit einer weichen Bürste wird so lan-
(Holzscheibe, Traufel o. Ä.) wird er als Münchener Rauputz, ge gewaschen, bis die Steinkörnung klar zum Vorschein
Rillenputz oder Scheibenputz bezeichnet. Bevorzugte kommt, wobei diese keinesfalls herausgewaschen wer-
Struktur auch für kunstharzgebundene Putze. den darf. Der verbliebene Zementschleier wird anschlie-
• Kellenwurfputz. Der Mörtel wird durch Anwerfen mit ßend mit einem Spezialreinigungsmittel entfernt.
der Kelle aufgebracht. Seine Oberflächenstruktur hängt • Kunstharzgebundene Putze. Die Oberflächenstruktur
einmal von der Kornzusammensetzung und Mörtelkon- organisch gebundener Putze nach DIN 15824 entspricht
sistenz, zum anderen von der Anwurftechnik des jewei- weitgehend den vorgenannten Strukturen mineralisch
ligen Putzers ab. Vor der eigentlichen Putzausführung gebundener Putze. S. hierzu Abschn. 8.8 Putze mit
sollten daher immer Probeputzflächen erstellt werden. organischen Bindemitteln: Kunstharzputze als Außen-
In der Regel wird ein Zuschlag grober Körnung von 6 bis und Innenputz.
10 (12) mm verwendet. Aus dieser Gruppe sind noch die so genannten Bunt-
Die raue Oberfläche des Kellenwurfputzes vermittelt steinputze besonders zu erwähnen. Sie enthalten, ähn-
immer einen rustikalen Eindruck und belebt so auch lich wie der Waschputz, natürlich vorkommende oder
großflächige Fassaden. Je nach Grobkorn- bzw. Binde- gefärbte Steine in den verschiedensten Korngrößen (von
mittelzusammensetzung neigen derartige Putzstruk- 1,5 bis 10 mm), die allerdings nicht mit mineralischen
turen aber auch mehr zum Verschmutzen, so dass sie Bindemitteln, sondern mit durchsichtig auftrocknenden
nicht für Hochhausfassaden oder Fassaden, die extre- Kunstharzen gebunden sind. Da diese Beschichtungs-
men Wetterbedingungen ausgesetzt sind, verwendet stoffe keine deckenden Pigmente enthalten, trocknet
werden sollen. Buntsteinputz klar auf und bedarf keiner weiteren Ober-
• Kratzputz. Seine gleichmäßige, porige Oberfläche flächenbehandlung.
wird durch das Kratzen des sich erhärtenden Putzes Die Quarzkiesbeschichtung eignet sich für dekorative,
mit einem Nagelbrett o. Ä. erzeugt. Diese Putzweise ist wetterbeständige Außenbeschichtungen, ausdrucks-
besonders vorteilhaft, da durch das Kratzen die binde- starke Wandgestaltung im Innenbereich und für beson-
mittel- und damit spannungsreiche Oberfläche des nach ders widerstandsfähige Sockelbeschichtungen.
dem Kratzvorgang noch 8 bis 10 mm dicken Oberputzes
entfernt wird.
8 Der richtige Zeitpunkt des Kratzens richtet sich nach
dem Erhärtungsverlauf des Putzes. Es darf damit begon- 8.7.5 Mineralisch gebundene
nen werden, wenn das Korn beim Kratzen herausspringt Außenputze
(charakteristische Putzstruktur, bedingt durch die jewei-
lige Korngröße) und nicht mehr im Nagelbrett hängen
bleibt. Anschließend muss der Putz noch gründlich mit An den Außenputz werden ganz besondere An-
einem Handbesen abgefegt werden. Der Kratzputz gilt forderungen gestellt. Neben der äußeren Gebäu-
als bevorzugte Putzweise für alle Edelputze (vgl. Abschn.
9.7.5.5). Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller sind
degestaltung durch entsprechende Struktur- und
zu beachten [3]. Farbgebung hat er vor allem bauphysikalische
• Spritzputz. Diese Putzweise beruht auf einer alten Putz- Aufgaben, aber auch mechanische Anforderun-
technik (Besenspritzputz). Der feinkörnige, dünnflüssige gen zu erfüllen.
Mörtel wird heute üblicherweise mit einem Spritzputz- Für die Putzauswahl sind seine örtliche Lage am
gerät oder einer speziellen Spritzpistole durch zwei- Bauwerk, die daraus erwachsende Beanspru-
oder mehrlagiges Aufsprenkeln (Auftragrichtung jeweils
ändern) aufgetragen. Es entsteht eine gleichmäßige chungsart sowie die Beschaffenheit des jeweili-
Oberfläche, die meist mehr schmückende als schützen- gen Putzgrundes von Bedeutung.
de Wirkung hat. Sie eignet sich u. a. auch zur Renovie- Gemäß DIN V 18 550 müssen die an einen Putz
rung alter Kratzputzfassaden, die lediglich optisch unan- zu stellenden Anforderungen grundsätzlich vom
sehnlich geworden sind.
Gesamtsystem – d. h. von allen Schichten einer
• Modellierputz. Der angeworfene und eben abgezoge-
Wand, wie zum Beispiel Putzgrund, Putzlagen
ne Mörtel wird mit der Kelle oder Traufel derart fächer-
oder schuppenförmig verstrichen, dass der einzelne Kel- und ggf. Anstrich – zusammen dauerhaft erfüllt
lenstrich bewusst sichtbar bleibt (z. B. Kellenstrichputz, werden. Bewährte Putzsysteme sind zusam-
Altdeutscher Putz). mengestellt in den Tabellen 2, 3 und 5 der DIN
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 703
V 18550 (s. hierzu auch Abschn. 8.4.1.1 Anforde- von Außenwänden. Diese Angaben sollen dazu
rungen an Putz). beitragen, erhöhte Wandfeuchtigkeit durch
Regeneinwirkungen zu vermeiden, um einen
8.7.5.1 Außenputze, die allgemeinen dem Wandbaustoff entsprechenden Wärme-
Anforderungen genügen1) schutz zu erzielen.
Auf die allgemeinen Anforderungen wie gute Je weniger Feuchtigkeit sich bekanntlich in
Haftung der Putzlagen untereinander und am einer Wand befindet, desto höher ist der Wär-
Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit, medurchlasswiderstand. In diesem Zusam-
Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit – menhang ist zu beachten, dass die heute
die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in verwendeten leichten und porösen Wandbau-
Abschn. 8.1 hingewiesen. stoffe mehr Wasser aufnehmen als die früher
eingesetzten, schweren und dichten Baustoffe.
Bei Außenputzen ist insbesondere auf die
Wasserdampfdurchlässigkeit zu achten. Da diese Regenschutz kann einmal durch konstruktive
bei Kunstharzputzen wesentlich geringer sein Maßnahmen wie zweischaliges Mauerwerk
kann als bei mineralisch gebundenen Putzen, oder hinterlüftete Außenwandbekleidung er-
musste in der Putznorm ein Grenzwert festge- reicht werden, zum anderen durch Außenputz,
legt werden, um unzulässige Feuchtigkeitser- der entsprechend der jeweiligen Beanspru-
höhungen in der Wand infolge innerer Konden- chung zu wählen ist.
sation zu vermeiden. Bei der Beurteilung der Schlagregenbeanspru-
Bei Außenputzen darf gemäß DIN V 18 550 die chung sind die regionalen klimatischen Bedin-
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke bei keiner gungen, die örtliche Lage und die Höhe des
Putzlage den Wert von Gebäudes zu berücksichtigen. Entsprechend
• sd = 2,0 m2) der in DIN 4108-3 angeführten drei Beanspru-
chungsgruppen werden die Außenputze wie
überschreiten. Da mineralische Putze diese An- folgt eingeteilt:
forderungen erfahrungsgemäß erfüllen, ist für
derartige Putze kein Nachweis erforderlich. Vgl. Beanspruchungsgruppe I
hierzu auch Abschn. 9.8, Kunstharzputz sowie (geringe Schlagregenbeanspruchung):
Abschn. 16.5.6.2 in Teil 1 dieses Werkes. keine Anforderungen hinsichtlich des Regen-
schutzes.
8.7.5.2 Außenputze, die zusätzlichen Beanspruchungsgruppe II
Anforderungen genügen (mittlere Schlagregenbeanspruchung):
Wie die Tabellen 2 und 5 der DIN V 18550 ver-
deutlichen, gibt es Außenputze, die zusätzlichen
wasserhemmende Außenputze. Putzsyste-
me gelten als wasserhemmend, wenn sie nach
8
Anforderungen genügen müssen. Im Einzelnen Tabelle 2 (Zeilen 9 bis 16) aufgebaut sind.
sind genannt: Wasserhemmend, wasserabwei-
send, Kellerwandaußenputz und Außensockel- • w d 2,0 kg/m2h0,5 3)
Untersuchungen [4] ergaben, dass die Feuchtigkeitsver- (Anstrich) gebildet. Beide Eigenschaften müs-
hältnisse in beregneten Außenputzwänden abhängen sen durch Prüfungen nachgewiesen werden.
von der Wasseraufnahme in den Regenperioden und der
Wasserabgabe in den Trocknungsperioden.
Einzelheiten sind der Spezialliteratur [5] zu ent-
nehmen. Vgl. hierzu auch Abschn. 9, Beschich-
Die Wasseraufnahme eines verputzten Mauerwerkes bei
Beregnung erfolgt durch Kapillarleitung, und zwar immer tungen (Anstriche) auf Putzgrund.
von der feuchten zur trockenen Seite hin, wobei primär
• Außenputz mit erhöhter Festigkeit. Mine-
die Wasseraufnahme des Außenputzes maßgebend ist
(kennzeichnende Größe: Wasseraufnahmekoeffizient w). ralisch gebundene Außenputze, die als Träger
Die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden erfolgt zu-
von Beschichtungen auf organischer Basis (z. B.
nächst durch Verdampfung an der Oberfläche und wird im kunstharzgebundene Oberputze) dienen sollen
späteren Verlauf durch den Rücktransport der Feuchtigkeit oder die starker mechanischer Beanspruchung
infolge von Kapillarleitung und Dampfdiffusion bestimmt. ausgesetzt sind, müssen nach DIN V 18 550
Der maßgebende Einfluss ist dabei der Wasserdampf- mindestens der Druckfestigkeitskategorie CII
durchlasswiderstand der Putzschicht (kennzeichnende entsprechen. Werden Putzsysteme nach Tabel-
Größe für die Wasserabgabe in den Trocknungsperioden:
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke sd). le 2 gewählt, so bedarf es keines besonderen
Maßgebend für die Einstufung eines Putzsystems als
Festigkeitsnachweises.
wasserabweisend ist demnach die Erfüllung der Forde- • Kellerwandaußenputz. Kellerwandaußenputze
rung w · sd d 0,2 kg/mh0,5. Wasseraufnahme und Wasser-
als Träger von Beschichtungen (z. B. Abdichtun-
abgabe müssen in einem solchen Verhältnis zueinander
stehen, dass die Außenwand – langfristig gesehen – gen gegen Feuchtigkeit) müssen aus Mörteln mit
trocken bleibt bzw. austrocknen kann. Demnach müs- hydraulischen Bindemitteln hergestellt werden
sen die den Regenschutz hauptsächlich bewirkende(n) (Mörtelgruppe PIII) und und nach DIN V 18 550,
Putzlage(n) bei wasserabweisenden Putzen folgende Tabelle 2, Zeile 25, der Druckfestigkeitskategorie
Anforderungen erfüllen: CS IV entsprechen. Obwohl hierfür in der Norm
w u sd d 0,2 kg/mh0,5 Mauerwerk aus Steinen der Druckfestigkeitsklas-
w d 0,5 kg/m2h0,5 se 6 verlangt wird, sollten zur Vermeidung von
Schäden besser Steine der Druckfestigkeitsklasse
sd d 2,0 m
12 oder Beton mit einer Festigkeitsklasse t B15
• Regenschutz durch wasserabweisende Putz/ ausgeschrieben werden. Kellerwandaußenputze
Anstrich-Systeme. Wie bereits zuvor erwähnt, sind im erdberührten Bereich immer nach DIN
kann der Regenschutz gemäß DIN 4108-3 durch 18195 abzudichten.
konstruktive Maßnahmen (z. B. hinterlüftete Hinweis: Kunstharzputze dürfen nicht als Kellerwand-
Außenwandbekleidung) oder durch geeignete außenputze, d. h. im Bereich der Erdanschüttung, ver-
Außenputze erreicht werden. In der Regel wird wendet werden.
8 hierfür der 5 bis 8 mm dicke Oberputz durch
Zusatzmittel wasserabweisend eingestellt.
• Außensockelputze. Außensockelputze müs-
sen ausreichend fest, wasserabweisend und wi-
Nicht aufgeführt sind in DIN 4108-3 die Anstri- derstandsfähig gegen kombinierte Einwirkung
che (Beschichtungen), obwohl in der Praxis Au- von Feuchtigkeit und Frost sein. Mineralische
ßenputze häufig mit Anstrichen versehen wer- Oberputze im Sockelbereich sollen eine Druck-
den. Der Grund ist darin zu suchen, dass in einer festigkeit von 2,5 N/mm² nicht unterschreiten.
Norm nur auf genormte Stoffe hingewiesen Werden Putzsysteme nach Tabelle 2, DIN V
wird und Fassadenbeschichtungen (noch) nicht 18550 (Zeilen 26 bis 32 ) verwendet, so bedarf
genormt sind1). Vertreter der Mörtel- und Bin- es keines besonderen Festigkeitsnachweises.
demittelindustrie haben deshalb gemeinsam Außenputzsockel auf Mauerwerk aus Stei-
eine Richtlinie für die Bewertung von wasserab- nen der Druckfestigkeitsklasse d 8 sollen aus
weisenden Putz/Anstrich-Systemen erarbeitet Mörteln mit hydraulischen Bindemitteln der
(die jedoch nicht genormt ist): Demnach wird Kategorie CS III nach DIN EN 998-1 hergestellt
ein wasserabweisendes Putz/Beschichtungs- werden und die Anforderungen an wasserab-
System2) aus einem wasserhemmenden Putz weisende Putzsysteme erfüllen.
und einer wasserabweisenden Beschichtung Häufig werden im Sockelbereich hoch wärmedäm-
mende Wandbildner bzw. Wärmedämm-Verbund-
systeme eingesetzt.
1)
Siehe hierzu Fußnote 1) Abschn. 9.3 Die Erfahrungen damit zeigen, dass an Putzen mit hoher
(Fassadenbeschichtungen DIBt) Druckfestigkeit (Mörtelgruppe P III) – appliziert auf hoch
2)
Siehe hierzu Fußnote 2) Abschn. 9.3 wärmedämmenden Mauersteinen – Schäden auftreten
(Europäische Normung EN 1062-1) und diese Putze reißen.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 705
In derartigen Fällen sind Putze der Mörtelgruppe P II rückspringen, zumindest bündig mit diesem lie-
angebracht. Im Einzelfall können auch Sanierputze nach gen, keinesfalls jedoch überstehen (Regenstau,
WTA eingesetzt werden.
Frostschäden, Schmutzablagerungen).
Um ein Hinterwandern des Sockelputzes durch
Die Sockelfläche zwischen erdberührter Keller- abfließendes Regenwasser auszuschließen, ist
wand und aufgehender Außenwand stellt eine im Bereich der Fuge zwischen Sockel- und Wand-
Übergangszone dar, die vor allem durch Spritz- putz ein Sockelabschlussprofil anzubringen. Die-
wasser und Stoßbeanspruchung stark belastet ist. ses wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis (kei-
Aus diesem Grund ist der Sockelbereich besonders nesfalls gipshaltiges Material verwenden!) auf
widerstandsfähig auszubilden. Die Sockelhöhe dem aufgehenden Mauerwerk befestigt. S. hier-
richtet sich im Wesentlichen nach dem Gelände- zu Bild 8.17 sowie Bild 8.36.
verlauf, der Oberflächenbeschaffenheit und dem
verwendeten Material der jeweils angrenzenden
Regenaufschlagfläche. Darüber hinaus unterstützen konstruktive Maß-
nahmen den Witterungsschutz, wie zum Beispiel
In der Regel beträgt die Sockelhöhe 30 cm. Bei
ausreichend bemessene Dach- und Fensterbank-
harter und ebener Aufprallfläche sollte sie hö-
her sein und der Plattenbelag ein vom Gebäude überstände, der Einbau von Bewegungsfugen-,
wegführendes Gefälle aufweisen. Vorteilhafter Kantenschutz- und Sockelabschlussprofilen sowie
ist ein an den Sockelbereich direkt anschließen- bei kritischen Untergründen bzw. Materialüber-
des Grobkiesbett, da das Oberflächenwasser dar- gängen die Einbettung von Putzarmierungen,
in sofort versickern kann. Putzträgern usw.
Die Sockelfläche selbst muss eine vertikale Ab-
dichtung aufweisen, die bis zur oberen hori- 8.7.5.3 Sanierputzsysteme für feuchte
zontalen Wandabdichtung (sog. konstruktive und salzbelastete Außenwände
Sockellinie) reicht und im Erdreich nahtlos an die Allgemein bekannt sind die hässlichen Scha-
vertikale Kelleraußenwand-Abdichtung über- densbilder im Sockelbereich von Altbauten (his-
geht. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 16.4.4 in Teil torischen Gebäuden). Die Ursache hierfür ist in
1 dieses Werkes. fast allen Fällen die Gleiche:
Die Putzzone der aufgehenden Außenwände ist Aufgrund fehlender oder nicht mehr funktio-
von der Dichtungszone des Bauwerkes möglichst nierender horizontaler bzw. vertikaler Wand-
deutlich abzusetzen (bessere Wasserableitung). abdichtungen kann Feuchtigkeit in das Mauer-
Der Sockelputz sollte hinter dem Wandputz zu- werk eindringen und dort – infolge der kapillaren
8.17a 8.17b
8.17 Putzabschluss- und Sockelprofile für den Außenputz. Alle Profilkanten sind mit einem schlagzähen PVC-Überzug
gegen Abrieb und Korrosion geschützt und liegen mit der fertigen Putzoberfläche bündig.
a) Putzabschlussprofile
b) Sockelprofile
706 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Saugfähigkeit poröser Baustoffe – entgegen der • Da die Porosität sehr hoch ist, entsteht dadurch
Schwerkraft in der Wand aufsteigen. Dabei wer- kein Kristallisationsdruck auf das Baustoff-
den bauschädigende Salze gelöst und von der gefüge und somit auch kein Schaden an der
kapillar wandernden Feuchtigkeit (hygrosko- Putzoberfläche.
pische Feuchte) nach oben in das aufgehende • Damit Sanierputze langfristig funktionieren, ist
Mauerwerk transportiert. dafür Sorge zu tragen, dass diese nach außen
Beim Verdunsten des Wassers reichern sich die immer durch Diffusion austrocknen können.
mitgeführten Salze an der Oberfläche herkömm- Anstriche und sonstige Beschichtungen dür-
licher Putze an und kristallisieren dort aus. Infol- fen daher die Wasserdampfdurchlässigkeit des
gedessen sind an der Grenze zwischen dem ka- Systems nicht negativ beeinflussen.
pillar durchfeuchteten Bereich und dem trocke-
nen Mauerwerk Salzausblühungen zu erkennen. WTA-Merkblätter. Die technischen Anforderun-
Da es bei der Kristallisation aber auch zu einer gen an Sanierputzsysteme sind im Einzelnen dem
Volumenvergrößerung kommt, entstehen da- umfangreichen WTA-Merkblatt 2-9-04/D Sanier-
durch auch noch erhebliche Drücke (Spreng- putzsysteme [6] zu entnehmen.
kräfte), die zum Abplatzen des Anstriches und Aufgrund der darin beschriebenen Anforderun-
im Laufe der Zeit zur Zerstörung der Putzschale gen kann nun eindeutig zwischen Sanierputzen
führen können. und den weitgehend wasserdampfdichten bzw.
wasserundurchlässigen Sperrputzen oder Dich-
Ungeeignete Sanierungsversuche, wie zum Beispiel das tungsschlämmen unterschieden werden.
Aufbringen von wasserundurchlässigen dichten Sperrput- Demnach sind Sanierputze keine Sperrputze,
zen der Mörtelgruppe P III, das Anbringen von Keramikflie-
denn der Feuchtigkeitsaustausch zwischen Mau-
sen oder Applizieren von nahezu dampfundurchlässigen
Beschichtungen führen meist zu einer Verschlimmerung erwerk und umgebender Luft wird von den Sa-
des Schadensbildes. Da die salzhaltige Feuchtigkeit auf nierputzen nicht behindert, sondern begünstigt.
Grund derart dampfdichter Verblendungen im Sockelbe-
reich nicht nach außen diffundieren kann, steigt sie im
Mauerwerk weiter auf (sog. Dochtwirkung), wodurch sich Sanierputzsysteme
die Zerstörung von Anstrich und Putz in immer höhere Fas- Sanierputzsysteme bestehen aus einzelnen, je-
sadenzonen verlagert. weils ganz bestimmte Aufgaben übernehmen-
den Komponenten, deren bauphysikalischen
Sanierputze und bauchemischen Eigenschaften sorgfältig
aufeinander abgestimmt sein müssen.
Mit der Abkürzung R werden in DIN EN 998-1 Sa-
Da die Sanierungssysteme sich zum Teil deutlich
8 nierputze beschrieben. Es sind Putze mit hoher
Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit bei voneinander unterscheiden, dürfen immer nur
gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer Systemkomponenten von einem Hersteller ver-
Leitfähigkeit. Ihre Wirkungsweise beruht auf fol- wendet werden.
genden Annahmen (Bild 8.18): In der Regel besteht ein mehrlagiges Sanierputz-
• Aufgrund der hydrophoben (wasserabwei- system aus
senden) Ausrüstung des Putzes kann das im • Spritzbewurf,
Mauerwerk vorhandene salzhaltige Wasser • WTA-Grundputz,
nur etwa 5 mm tief aus dem Putzgrund in den • WTA-Sanierputz,
Sanierputz kapillar eindringen.
• Anstrich oder Dekorputz.
• Bedingt durch die hohe Wasserdampfdurch-
lässigkeit verdunstet das Wasser – nicht wie bei
den herkömmlichen Putzen an der Putzober- Sanierputze können je nach Versalzungsgrad des
fläche – sondern innerhalb des Putzquer- Putzgrundes mehrlagig oder auch nur einlagig
schnittes und wird dann durch Diffusion nach aufgebracht werden. Einlagige Systeme – beste-
außen transportiert. hend aus Spritzbewurf und Sanierputz(en) – soll-
ten nur bei geringer Versalzung eingesetzt werden.
• Da Wasserdampf keine Salze transportieren
kann, kristallisieren diese beim Verdunsten des Sanierputze sind aufgrund ihrer Festmörtelei-
genschaften frostbeständig und daher auch im
Wassers im Inneren der Sanierputzschicht. Da-
Sockelbereich anwendbar.
bei werden die Salzkristalle in den großen Po-
renräumen abgelagert.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 707
putzdicke von mind. 2 cm einzuhalten. Die Sa- Leichtmauermörtel mit Leichtzuschlägen (z. B.
nierputzdicke darf auf 1,5 cm gemindert wer- Blähton, Bims, geschäumtes Polystyrol) und
den, wenn Porengrundputz verwendet wird. Luftporenbildnern entwickelt. Ihre Wärmeleit-
Einzelne Lagen müssen mind. 1 cm und dürfen rechenwerte sind Abschn. 6.2.2.3, Mauermör-
höchstens 2 cm dick sein. Bei zweilagigem Auf- tel, Teil 1 dieses Werkes zu entnehmen.
trag von Sanierputz darf der Sanierputz insge- Nach DIN 1053-1 können die Stoßfugen ver-
samt eine Dicke von 4 cm nicht überschreiten. mörtelt und unvermörtelt ausgeführt werden.
Die Anforderungen an den Sanierputz im Ein- Mit der Einführung der mörtelfreien Stoßfu-
zelnen sind dem WTA-Merkblatt 2-9-04/D [6] ge – hierbei werden sog. Zahnziegel „knirsch“
zu entnehmen. mit einem tolerierten Zwischenraum von max.
• Bild 8.18. Wie die Abbildung zeigt, können 5 mm gestoßen – ergeben sich für den Putz-
auf Sanierputze je nach gewünschter Optik ein grund und seine Beurteilung weitere Proble-
wasserabweisender, diffusionsoffener Anstrich me. Bei der unvermörtelten Fuge entstehen
(Dispersions-Silikatfarben, Siliconharzfarben) offene Bereiche, die vom Putz ohne Haftung
oder ein mineralischer Leichtputz als Deckputz überbrückt werden müssen.
(Dekorputz) aufgebracht werden. Beschichtun- Durch den Verzicht auf die Stoßfugenver-
gen aus Dispersionsfarben sind in der Regel zu mörtelung und den Einsatz von Leichtmau-
wasserdampfdicht. Weitere Einzelheiten sind ermörteln werden bei porosierten und dicht
der Spezialliteratur [7], [8], [9] zu entnehmen. gelochten Leichtziegeln die „Querstabilität“
einer Wand außerdem deutlich gemindert (ge-
8.7.5.4 Leichtputze auf wärmedämmenden ringere Querdruckfestigkeit). Bei auftretenden
Wandbaustoffen Querkräften (z. B. bei Maueröffnungen infolge
Die steigenden Anforderungen an den Wärme- eines Deckenschubes einer Betondecke) kön-
schutz einschaliger, monolithischer Außenwände nen dadurch Mauerrisse entstehen, die sich
hat die Eigenschaften dieser Putzuntergründe im auf den Außenputz übertragen, sofern dieser
Laufe der letzten Jahre entscheidend verändert. keine aus-reichende „Entkopplungsfähigkeit“
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes – das besitzt. Auf die weiterführende Spezialliteratur
im Wesentlichen statisch/lastabragende Funktio- [25] wird verwiesen.
nen zu erfüllen hatte und aus relativ festen kleinen Auf dieses neu eingeführte wärmedämmende
Steinen mit hohem Fugenanteil bestand – treten Leichtziegel-Mauerwerk wurden zunächst die
zunehmend leichtere, hoch wärmedämmende herkömmlichen, relativ schweren und starren
großformatige Wandbildner (z. B. Leichthochloch- mineralischen Putze gemäß DIN 18 550 (Ausg.
01.85) aufgetragen und damit gegen die alte
8 ziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine).
Am Beispiel der Weiterentwicklung des Leicht- Putzregel – nicht hart auf weich zu putzen –
hochlochziegels (DIN 105-2) lässt sich der Wandel verstoßen. Es kam zu Rissen in der Putzschale
des Putzgrundes am Besten verdeutlichen: und zu Ablöseerscheinungen vom Putzgrund.
• Putzgrund aus Leichtziegeln. Die wesent- Außenwände unterliegen jedoch auch erheb-
liche Verbesserung der Wärmedämmeigen- lichen Temperaturbelastungen. Besonders bei
schaft und die damit zusammenhängende hoch wärmedämmenden Wandbaustoffen
Gewichtsreduzierung von Leichtziegeln wurde führt intensive Sonnenbestrahlung im Außen-
einmal durch die starke Porosierung des Scher- putz zu hohen thermischen Beanspruchungen
bens (verminderte Steinrohdichte), zum an- (Wärmestau, Spannungen, Verformungsbe-
deren durch die Optimierung des Lochbildes strebungen), die die Festigkeitseigenschaften
(Luftkammern) erreicht. Daraus resultierend herkömmlicher starrer Außenputz übersteigen.
konnten die Steinformate vergrößert (Rationa- Da poröse Wandbildner jedoch verstärkt Was-
lisierungseffekt) und somit auch der Fugenan- ser (Regenfeuchte) aufnehmen und nur tro-
teil verringert werden. ckene Wände eine optimale Wärmedämmung
In jüngster Zeit hat die Ziegelindustrie weitere aufweisen, muss der Außenputz gerade diesen
Verbesserungen hinsichtlich der Wärmedämm- Putzgrund dauerhaft und sicher vor Schlagre-
eigenschaft erreicht, so dass zur Zeit Werte von gen und Feuchtigkeit schützen.
0,09 W/(m · K) erreichbar sind. Im Laufe der Jahre setzte sich die Erkenntnis
Um gleichzeitig den erhöhten Wärmedurch- durch, dass Leichtmauerwerk generell – und
gang im Fugenbereich zu reduzieren, wurden zwar sowohl Leichtziegel als auch Leichtbeton
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 709
und Porenbeton – mit einem Putzsystem zu ver- der Elastizitätsmodul, desto günstiger das Ver-
putzen ist, das eine gewisse „Entkopplung“ zwi- formungsverhalten).
schen Putzgrund und Außenputz ermöglicht. Der Aufbau eines Putzes richtet sich nach den je-
Damit ist der herkömmlichen Putzregel (bei weiligen Anforderungen, die an ihn gestellt wer-
starrem Mauerwerk) – nicht hart auf weich zu den und nach der Beschaffenheit des Putzgrundes.
putzen – die neue Putzregel (bei hoch wärme- Beim Putzsystem (zweilagiger Leichtputz) müs-
dämmenden Wandbaustoffen) – Entkopplung
sen die mechanischen und physikalischen Eigen-
durch eine schubweiche Zwischenschicht – ge-
schaften des Unterputzes und des Oberputzes
genüberzustellen.
aufeinander abgestimmt sein. Der weiche Unter-
Auf diesem Entkopplungsprinzip beruht die putz (Leichtputz) muss die Entkopplung ermög-
Wirkungsweise sowohl der Wärmedämm-Ver- lichen, auf den der härtere Oberputz (Deckputz)
bundsysteme (WDVS) als auch – in geringerem aufgebracht wird und zwar entgegen der her-
Maße – die der Wärmedämmputz- und Leicht-
kömmlichen Putzregel „weich auf hart“.
putz-Systeme.
Zweilagige Putzsysteme bestehen in der Regel
aus einem etwa 15 bis 18 mm dicken Unterputz
Leichtputzsysteme1) und dem dazugehörigen etwa 3 bis 5 mm dicken
Leichtputze gemäß DIN V 18550 im Zusam- Oberputz. Die mittlere Dicke des Gesamtputzes
menhang mit DIN EN 998-1 sind mineralisch beträgt demnach etwa 20 mm. Außerdem muss
gebundene, aus Werktrockenmörtel hergestell- das Putzsystem durch Hydrophobierung dauer-
te Putze mit begrenzter Rohdichte. Sie werden haft wasserabweisend sein und gleichzeitig eine
zum Verputzen von hoch wärmedämmendem hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen.
Leichtmauerwerk aus porosierten Leichtziegeln,
Leichtbeton und Porenbeton entwickelt. Dabei Hinweis. Leichtputze sind keine Wärmedämmputze, wie sie
wirkt der Unterputz mit seiner geringen Rohdich- in Abschn. 8.11.4 erläutert sind, da diese hinsichtlich der
te als sog. schubweiche Entkopplungsschicht Wärmedämmung nur geringe Verbesserung erbringen und
zwischen Putzgrund und dem Oberputz. ansonsten andere Aufgaben zu erfüllen haben. Einlagige
Leichtputze mit Baugips werden in der DIN 13279 behandelt.
Mineralische und/oder organische Leichtzu-
schläge mit porigem Gefüge sowie Luftporen-
bildner sorgen unter anderem für die Reduzie- Tabelle 8.19. In dieser Tabelle sind Putzsysteme
rung des Putzgewichtes bzw. der Putzfestigkeit für Außenputze mit Leichtputz angegeben, bei
und damit des E-Moduls sowie für eine bessere denen die Anforderungen an den Putz als erfüllt
Verarbeitbarkeit des Putzmörtels (je niedriger angesehen werden können.
Für Innenputze gilt die Tabelle 3 der DIN V 18550.
8
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- Vgl. hierzu auch Abschn. 8.7.6.3, Einlagige Leicht-
nehmen. putze mit Baugips für den Innenbereich.
Tabelle 8.19 Putzsysteme für Außenputze mit Leichtputz nach DIN V 18 550 (5)
Unterputz Druckfestigkeits- Oberputzmörtel a Druckfestigkeits-
Anforderung an Leichtputzmörtel kategorie des entsprechend kategorie des
das Putzsystem entsprechend Unterputzes nach Mörtelgruppe Oberputzes nach
Mörtelgruppe DIN EN 998-1 DIN EN 998-1
_ PI CS I
_ P II CS II
Wasserabweisend P II CS II PI CS I
nach 7.4.2.2 P II CS II P II CS II
P II CS III P II CS II/CS IIIb
a
Leichtputze mit organischem Zuschlag mit porigem Gefüge sind außen nur als Unterputze zu verwenden.
b
Wird ein Leichtputz als Sockelputz verwendet, ist er im erdberührten Bereich immer zusätzlich abzudichten.
710 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Faserbewehrte Leichtputze. Um das Risiko der Auch an den Innenputz werden ganz bestimmte
Rissbildung auf hoch wärmedämmendem Mau- Anforderungen gestellt. Neben seiner Bedeu-
erwerk noch weiter zu mindern, wurden faser- tung für die Innenraumgestaltung hat er sowohl
bewehrte Kalk-Zement-Putze als Leichtputze auf bauphysikalische Aufgaben als auch mechani-
den Markt gebracht. Aufgrund der geringen Roh- sche Anforderungen zu erfüllen.
dichte und eines niedrigen Elastizitätsmoduls
kombinieren sie die Eigenschaften von Leicht- 1)
DIN EN 13 914-2 – Planung, Zubereitung und Ausführung
putzen mit denen von faserhaltigen Renovier- von Innen- und Außenputzen – Teil 2: Innenputze – ersetzt
putzen. Sie sind sowohl als Unterputz als auch als teilweise DIN V 18 550 (Ausg. 01.85). Der aktuelle Stand der
Oberputz verwendbar. Normung ist Abschn. 8.12 zu entnehmen.
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 711
Für die Auswahl des Innenputzes sind – ähnlich 8.7.6.1 Innenputze, die allgemeinen
wie beim Außenputz – seine örtliche Lage im Anforderungen genügen
Bauwerk (z. B. als Wand- oder Deckenputz), die Auf die allgemeinen Anforderungen, wie gute
daraus erwachsenden Anforderungen (z. B. Stoß- Haftung der Putzlagen untereinander und am
und Abriebfestigkeit) sowie die Beschaffenheit Putzgrund, gleichmäßiges Gefüge, Festigkeit,
des jeweiligen Putzgrundes von Bedeutung. Brandverhalten, Wasserdampfdurchlässigkeit –
Auch beim Innenputz müssen gemäß DIN V die jede Putzart erfüllen muss – wurde bereits in
18 550 die an einen Putz zu stellenden Anforde- Abschn. 8.1 hingewiesen.
rungen grundsätzlich vom Gesamtsystem – d. h. Innenputze eignen sich insbesondere zur Her-
von allen Schichten einer Wand, wie zum Bei- stellung ebener und fluchtgerechter Wand-
spiel Putzgrund, Putzlagen und ggf. sonstigen und Deckenflächen, die gegebenenfalls noch
Beschichtungen – zusammen dauerhaft erfüllt mit Anstrichen, Tapeten oder Kunstharzputzen
werden. beschichtet werden können und dann eine be-
8.21 Putzanschlussprofile für den Innenputz. Zur Herstellung von Schattenfugen, beispielsweise zwischen Putzflächen
und Holztürzargen oder anderen Bauteilen
Protektorwerk, Gaggenau
712 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
• Leichtputze mit Baugips wurden entwickelt, Der DIN-Fachbericht CEN/TR 15124 beschreibt
um neuzeitliches Mauerwerk aus porosierten Güteklassen von glatten Putzoberflächen (Tab.
8.7).
8
Steinen, Betondecken sowie stark unterschied-
lich saugende Putzgründe problemlos und
rationell verputzen zu können. Damit hat der 8.7.6.4 Innenputze mit Kalk
Handwerker die Möglichkeit, sowohl leichte Putze mit Kalk eignen sich als Wand- und De-
wie schwere Wandbildner in Schichtdicken bis ckenputze für nahezu alle Innenräume. Nach DIN
zu 25 mm in einem Arbeitsgang zu verputzen. V 18 550 werden sie im Wesentlichen den Mör-
telgruppen P I und P II zugeordnet und die ver-
Zum Vergleich: Um einen derart dicken Putzauftrag mit
herkömmlichen schweren Putzen herstellen zu können,
schiedenen Mörtelartenin Tabelle 3 (Zeilen 1 bis
mussten seither jeweils mehrere, in ihrer Festigkeit ge- 15) den Anforderungen bzw. Putzanwendungen
nau aufeinander abgestimmte Putzlagen in mehreren zugeordnet.
Arbeitsgängen – unter Beachtung notwendiger Warte- Die Mörtelart ist nach den zu erwartenden Be-
zeiten – aufgebracht werden. anspruchungen des Putzes und der Beschaffen-
heit des Putzgrundes auszuwählen. Einzelheiten
• Wie in Abschnitt 9.7.5.4, Leichtputze auf wär- über die im Bauwesen verwendeten Kalksorten
medämmenden Wandbaustoffen, bereits er- und ihre Einsatzbereiche sind den Abschnitten
wähnt, werden Leichtputze mit Baugips in der 8.3.1 und 8.4.1, zu entnehmen. Auf die in Abschn.
DIN EN 13279-1 behandelt. Folgende Hinweise 8.7.5.4 erläuterten Leichtputze für den Innenbe-
sind besonders zu beachten: reich wird besonders hingewiesen.
• Gips-Leichtputze sind nur im Innenbereich
auszuführen.
714 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Da die Mörtel aus Luftkalken und Wasserkalken überwie- zu vergrößern. Wie in Abschn. 8.7.1 näher be-
gend dadurch erhärten, dass sie Kohlendioxid aus der Luft schrieben, ist hierfür in der Regel Mörtel der
aufnehmen (Karbonaterhärtung), andererseits für den Ver-
lauf dieser Reaktion auch Feuchtigkeit benötigen (ein völlig
Mörtelgruppe P III zu verwenden. Auf den
trockener Luftkalkmörtel kann nicht erhärten), ist dafür Spritzbewurf darf jedoch erst geputzt werden,
Sorge zu tragen, dass die für die Erhärtung des Innenputzes wenn dieser ausreichend erhärtet ist.
erforderliche Mindestfeuchtigkeit durch Nachnässen erhal-
Im Hinblick auf den damit verbundenen Auf-
ten bleibt und gleichzeitig eine gute Raumlüftung gewähr-
leistet ist. wand und die notwendige Wartezeit kann
Damit dieser Abbindevorgang nicht verhindert wird (Folge: anstelle des Spritzbewurfes auch eine sog.
Festigkeitseinbuße), dürfen auch die Putze – vor allem die Haftbrücke flüssig aufgetragen werden, die im
Luftkalkputze der Mörtelgruppe P I – nicht zu früh durch Wesentlichen ein Gemisch aus Kunststoffdis-
schnell härtende Oberputze o. Ä. abgedeckt werden. Die persion und Quarzsand darstellt.
Erhärtung des Unterputzes muss vorher weitgehend abge-
schlossen sein. Auf einen derart vorbereiteten Untergrund
Vielfach wird darauf noch eine gipsreiche Feinputzschicht werden dann entweder in herkömmlicher Wei-
aufgebracht, um eine möglichst glatte Oberfläche zu errei- se mehrlagig aufgebaute Kalkzement- bzw.
chen. Dieser Putzaufbau muss jedoch zu Schäden führen, Kalkgipsputze oder einlagige Leichtputze aus
weil gegen eine der wichtigsten Putzregeln, wonach der Werktrockenmörtel aufgebracht. S. hierzu auch
Oberputz nicht härter als der Unterputz sein darf (Festig-
keitsgefälle), verstoßen wird.
Abschn. 8.7.5.4.
• Gipsputze auf Betonflächen. Zum Verput-
8.7.6.5 Innenputze auf Betonflächen zen von Wand- und vor allem Deckenflächen
aus Beton haben sich Gipsputze, insbesondere
Zum Verputzen von Wand- und Deckenflächen
werkseitig verarbeitungsfähig gelieferte Ma-
aus Beton haben sich vor allem Kalkzement- und
schinenputzgipse und Haftputzgipse bestens
Kalkgipsputze sowie Gipsputze bewährt.
bewährt. S. hierzu Abschn. 8.7.1, Baugipse.
Vor Beginn der Putzarbeiten ist zunächst die
Beschaffenheit des Putzgrundes sorgfältig zu Bedingt durch den Wandel der Putztechnik
prüfen. Dabei sind durch Ansehen sowie Wisch-, während der letzten Jahrzehnte werden diese
Kratz- und Benetzungsproben vor allem der Gipsputze unmittelbar einlagig, im Mittel etwa
Feuchtegehalt, die Saugfähigkeit, die Festigkeit, 10 mm dick, nach Herstellerangabe maschinell
die Sauberkeit und die Ebenheit der zu verput- aufgetragen. Geeignet sind auch Leichtputze mit
zenden Oberfläche zu kontrollieren. Gips, wie sie in Abschn. 8.7.6.3 genannt sind.
Staub, lose Bestandteile, anhaftende Sinterhaut, Auf dichte, glatte Betonfertigteile und Beton-
Mörtelspritzer usw. müssen durch Abkehren, dachdecken ist immer eine Haftbrücke aus
Kunststoffdispersion aufzutragen, stark sau-
8 Bürsten oder Sandstrahlen, Schalungstrennmit-
telrückstände durch Lösemittel beseitigt werden. gender Untergrund mit Grundiermittel vorzu-
behandeln. Sind Bewegungen beispielsweise
Junger und nasser Beton kann nicht verputzt
zwischen Betondachdecken und angrenzen-
werden, da die Verformungen noch nicht ge-
den Wänden zu erwarten, so ist der Decken-
nügend abgeklungen sind und Betonflächen
putz durch entsprechende Putzprofile oder
ausreichend saugfähig sein müssen. Eine ausrei-
chende Trockenheit muss daher vor Putzbeginn Kellenschnitte (Fugenschnitt) abzutrennen.
in jedem Fall abgewartet werden. Muss ausnahmsweise zweilagig geputzt wer-
Alle nicht putzbaren Bauteile (Holz-, Stahl-, den, so ist die Oberfläche der ersten Gipsputz-
Kunststoffteile) sind mit einem Putzträger, wie in lage in noch weichem Zustand aufzurauen
Abschn. 8.7.2 erläutert, zu überspannen und alle (Putzkamm) und erst nach dem Erhärten die
Stahlteile dauerhaft gegen Rost zu schützen. zweite Lage aufzutragen. Weitere Einzelheiten
sind der Spezialliteratur [12] zu entnehmen.
• Kalkzement- bzw. Kalkgipsputze auf Beton-
flächen. Flächen aus Ortbeton, vor allem Hinweis. Gipsputze dürfen auf Betonflächen bei Bau-
aber von Betonfertigteilen, weisen häufig teiltemperaturen unter +5 °C und Bauteilfeuchte größer
eine sehr dichte und glatte Oberfläche auf. 3 Gew.-% nicht aufgetragen werden, da ein ausreichend
Als Putzgrundvorbereitung wird daher in her- stabiler Haftverbund bei derart ungeeigneter Beschaf-
fenheit des Untergrundes nicht erreichbar ist. Als Faust-
kömmlicher Weise ein Spritzbewurf mit gro- regel gilt: Erst 8 Wochen nach dem Betonieren im Som-
ber Sandkörnung aufgebracht. Dieser hat die mer und erst nach etwa 60 frostfreien Tagen im Winter,
Aufgabe, die Haftfläche und die Verzahnungs- ist ein Verputzen von Betonuntergrund möglich. Es ist
möglichkeiten des Putzes mit dem Untergrund auch Stand der Technik, Betonflächen vor dem Putzauf-
8.7 Putze mit mineralischen Bindemitteln 715
trag mit einer Haftbrücke aus Kunstharzdispersion zu Alle Dübel, die für tragende Konstruktionen
behandeln. Einzelheiten hierzu sind den Merkblättern eingesetzt werden, müssen entweder eine
„Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton“ [15] und
„Putzgrund – Beurteilung und Vorbehandlung“ zu ent-
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (DIBT,
nehmen. Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin) oder
eine Zustimmung im Einzelfall (amtliche Prüf-
anstalt) aufweisen.
8.7.6.6 Innenputze für Drahtputzdecken
An Deckenholzbalken sind die Abhänger vor-
(Rabitzdecken)
zugsweise mit Schrauben an den Seitenflächen
Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121 sind der Balken zu befestigen, an Walzstahlprofilen
ebene oder anders geformte Unterdecken, die durch Anbringen von Schellen aus Flachstahl.
an tragenden Bauteilen befestigt werden. Sie Alle Metallteile müssen – vor allem in Räumen
bestehen in der Regel aus Abhängern, der Unter- mit hoher Luftfeuchte – ausreichend gegen
konstruktion, dem Putzträger und dem Putz (Bild Korrosion geschützt sein. Weitere Einzelheiten
8.24). Drahtputzdecken besitzen keine wesent- s. Abschn. 14.3.2, Teil 1 dieses Werkes.
liche Tragfähigkeit und dürfen daher weder be- • Unterkonstruktion. Die Unterkonstruktion
treten noch belastet werden. Ihre Konstruktion (Tragkonstruktion) in herkömmlicher Bauweise
entspricht der herkömmlichen Bauweise. besteht aus Tragstäben (Rundstahl t Ø 7 mm)
• Abhänger. Als Abhänger eignen sich nach der und darüber kreuzweise aufgelegten Quer-
Norm Rundstähle von mind. 5 mm Durchmes- stäben t Ø 5 mm. Die Sicherung an den Kreu-
ser oder andere Spezialabhänger mit gleicher zungspunkten erfolgt durch einen Drahtbund
Zugfestigkeit. Die Anzahl der Abhänger je m2 aus verzinktem Draht. Auf die Querstäbe kann
und deren Abstand richtet sich im Wesentli- verzichtet werden, wenn ein Metallputzträger
chen nach der Art der Unterkonstruktion, ins- mit größerer Eigensteifigkeit verwendet wird,
besondere nach deren Tragfähigkeit und Ver- so dass die Putzdecke zwischen den Tragstäben
formbarkeit. Es sind jedoch mind. 3 Abhänger nicht durchhängen kann.
je m2 in möglichst gleichen Abständen anzu- Bild 8.22 zeigt eine zeitgemäßere Konstruk-
ordnen und normgerecht an den tragenden tion. Diese Putzträgerdecke besteht aus Rip-
Bauteilen zu befestigen. penstreckmetall, T-förmigen Tragschienen und
Einzelheiten über die Befestigungsart der Ab- Noniusabhängern.
hänger an den verschiedenen Deckenarten Hängende Drahtputzdecken sind gegen seit-
sind DIN 4121 zu entnehmen. So sollten bereits liches Verschieben zu sichern, indem die
bei der Herstellung von Stahlbetondecken ge- Tragkonstruktion fest mit den angrenzenden
eignete Vorrichtungen für das Anbringen der Wänden verbunden wird. Die Deckenscha-
Abhänger vorgesehen werden (z. B. einbeto- len selbst sind jedoch freischwebend auszu- 8
nierte Ankerschienen). bilden und eine ringsumlaufende Trennfuge
Beim nachträglichen Einsetzen von Metall- von mind. 8 mm vorzusehen, wenn sie unter
dübeln ist für die zulässige Belastung von den Flachdachdecken eingebaut (ruhendes Luft-
Angaben der Dübelhersteller auszugehen. polster ergäbe Taupunktverschiebung), starke
als Zuschlag Sande in den Korngrößen von 0,2 Bei Anwendung dieser Systeme sowie sach- und
bis 4 (15) mm. fachgerechter Ausführung können die genann-
Die Beschichtungsstoffe werden im Werk herge- ten Anforderungen an den Putz ohne weiteren
stellt und als pastöse Masse verarbeitungsfähig Nachweis als erfüllt angesehen werden. Wie die
geliefert. Mit Ausnahme geringer Zugaben von Tabellen verdeutlichen, werden an den Kunst-
Verdünnungsmitteln (Wasser oder organische harzputz P Org 1 wesentlich höhere Anforderun-
Lösemittel) zur Regulierung der Konsistenz sind gen gestellt als an den Typ P Org 2, der nur für
weitere Veränderungen der Beschichtungsstoffe den Innenbereich gedacht ist.
unzulässig. Kunstharzputze erfordern immer ei-
nen vorherigen Grundanstrich.
Anforderungen an Kunstharzputz
Je nach Anwendungsbereich und Bindemittel-
Neben den allgemeinen Anforderungen (DIN
anteil unterscheidet man 2 Beschichtungsstoff-
V 18 550), die an jeden Putz zu stellen sind –
Typen
wie gleichmäßig gute Haftung der Putzlagen
• P Org 1 – für Kunstharzputz als Außen- und untereinander und am Putzgrund – treten bei
Innenputz organisch gebundenen Putzen im Vergleich mit
• P Org 2 – für Kunstharzputz als Innenputz. den Mineralputzen andere Eigenschaften deut-
licher in den Vordergrund. Im Einzelnen sind zu
Die Trocknung der Kunstharzputze erfolgt nicht, nennen:
wie bei den meisten mineralischen Putzen durch • Wasserdampfdurchlässigkeit (Permeabilität).
chemische Reaktionen (Ausnahme Gipsputze), Da diese bei kunstharzgebundenen Außen-
sondern rein physikalisch durch Verdunstung putzen wesentlich geringer sein kann als bei
des enthaltenen Wassers bzw. Lösemittels. Da- mineralisch gebundenen Putzen, musste ein
bei tritt eine immer engere Aneinanderlagerung, Grenzwert festgelegt werden, um unzulässige
d. h. dauerhafte Verklebung der Kunstharzteile Feuchterhöhungen in der Wand infolge inne-
mit den Mineralien und dem Untergrund ein. rer Kondensation zu vermeiden. Im Gegen-
Die Folge ist eine Art Verschweißung zu einer fes- satz zu den mineralisch gebundenen Putzen,
ten, wasserunlöslichen und wasserabweisenden die diese Anforderungen erfahrungsgemäß
Schicht, die jedoch ausreichend wasserdampf- erfüllen, ist für Kunstharzputze der Nachweis
durchlässig bleibt (keine geschlossene Filmbil- vom Hersteller des Beschichtungsstoffes zu
dung). führen.
Es entstehen zähelastische, rissefreie Oberflä- Die Wasserdampfdurchlässigkeit ist für
chen, die sich unter anderem durch eine äußerst Außenputze als Wasserdampf-Diffusions-
geringe Wasseraufnahme bei Schlagregen (Re- stromdichte nach EN ISO 7783-2 zu bestim- 8
gendichtigkeit) und damit Frostunempfindlich- men und einer Kategorie in Tab. 1, DIN EN
keit sowie erhöhte Abriebfestigkeit im Innenbe- 15824 (Tab. 8.8), zuzuordnen.
reich auszeichnen.
• Der im Einzelfall tatsächlich gegebene Was-
Kunstharzputze werden nur als oberste Lage serdampf-Diffusionswiderstand bestimmt sich
(Oberputz) verwendet. Die an einen Putz zu stel- einmal aus der materialspezifischen Diffu-
lenden Anforderungen sind jedoch von dem sionswiderstandszahl μ (gespr. mü), zum an-
jeweiligen Putzsystem in seiner Gesamtheit zu deren – und das wird häufig vernachlässigt
erfüllen, in dem Kunstharzputz als Oberputz – von der von Fall zu Fall sich verändernde
verwendet wird. Bewährte Putzsysteme für ver- Schichtdicke. Erst beide Werte zusammen
schiedene Anwendungsbereiche sind zusam- multipliziert (μ · s in m) ergeben die in der
mengestellt in DIN V 18550: Norm angegebene diffusionsäquivalente Luft-
• Tabelle 2: schichtdicke sd und damit in der Praxis ver-
Putzsysteme für Außenputze (Wand- und gleichbare Resultate (amtliche Prüfzeugnisse
Deckenputze) anfordern). Grundsätzlich gilt, dass der Dif-
• Tabelle 3: fusionswiderstand der Außenwandbeschich-
Putzsysteme für Innenputze (Wand- und tung nicht höher liegen darf als der der an-
Deckenputze) deren verwendeten Wandbaustoffe. Daraus
ergibt sich die Regel:
718 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
grundbeschaffenheit können aber wesentlich längere War- brandschutztechnischen Begriffe, die in den bau-
tezeiten erforderlich machen. rechtlichen Vorschriften (z. B. Musterbauordnung,
Bei der Verarbeitung von Beschichtungsstoffen muss die Landesbauordnungen und Rechtsverordnungen)
Temperatur des Untergrundes und der umgebenden Luft
Verwendung finden. Sie enthält ferner die Bedin-
mindestens +5 °C betragen. Des Weiteren dürfen sie nicht
bei direkter oder starker Sonneneinstrahlung sowie Wind- gungen für die Einteilung der Baustoffe nach ih-
und Regeneinwirkung aufgebracht werden. Auch ist die rem Brandverhalten und deren Bezeichnung so-
frisch aufgetragene Beschichtung vor Frost zu schützen. Da wie die Prüfbedingungen für Bauteile und deren
die Verfestigung von Beschichtungsstoffen durch Trock- Einstufung in Feuerwiderstandsklassen.
nung erfolgt, kann diese bei hoher relativer Luftfeuchte
und/oder niedrigen Temperaturen stark verzögert werden. • Baustoffe werden in DIN 4102-1 nach ihrem
Brandverhalten in Baustoffklassen eingeteilt.
Auf Beton mit geschlossenem Gefüge kann der Beschich-
tungsstoff unmittelbar, d. h. ohne Unterputz aufgebracht
Dabei wird unterschieden zwischen nicht-
werden. Auch bei diesem Putzgrund ist immer ein vorheri- brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A) und
ger Grundanstrich erforderlich. Durch diesen Grundan- brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse B) mit
strich wird unter anderem ein einheitliches Saugen des folgender weiterer Untergliederung: A1/A2
Untergrundes erreicht und damit auch eine gleichmäßige- ohne bzw. mit geringen Anteilen brennbarer
re Strukturierung des Oberputzes.
Stoffe, B1 schwer entflammbar, B2 normal ent-
flammbar, B3 leicht entflammbar. Nach den
Die Beschichtungsstoffe werden als pastöse Prüfzeichenverordnungen der Länder müssen
Masse verarbeitungsfertig geliefert. Die Putzdi- nichtbrennbare Baustoffe – soweit sie brenn-
cke richtet sich nach dem jeweiligen Größtkorn- bare Bestandteile haben (Klasse A2) – sowie
Durchmesser und der gewünschten Oberflä- schwerentflammbare Baustoffe (Klasse B1) ein
chenstruktur. In der Regel werden Kunstharzput- gültiges Prüfzeichen des Deutschen Instituts
ze in Dicken bis zu 5 mm, gegebenenfalls auch für Bautechnik in Berlin besitzen und güte-
bis zu 10 mm aufgetragen. überwacht werden. Die Verwendung von Bau-
Der Putzanschluss in der Fläche muss immer nass stoffen der Klasse B3 ist nach §17 MBO grund-
erfolgen; außerdem darf nach dem Auftrocknen sätzlich verboten.
nicht mehr nachgerieben werden, da sonst un- • Bauteile werden in DIN 4102-2 entsprechend
schöne Flecken in der Oberfläche entstehen kön- ihrer Feuerwiderstandsdauer in Feuerwider-
nen. Weitere Einzelheiten sind der Speziallitera- standsklassen t 30, 60, 90, 120 und 180 ein-
tur [13], [14] sowie DIN EN 15824 zu entnehmen. geteilt. Die Abstufungen geben die Zeit in
Minuten an (Mindestdauer), während der ein
Bauteil bzw. eine Konstruktion dem Feuer Wi-
8.9 Putze für Sonderzwecke: derstand leistet. Des Weiteren kennzeichnen
Brandschutztechnisch vorangestellte Buchstaben die Bauteilart (z. B.: 8
F für Wände, Stützen, Decken, Unterzüge, Trep-
wirksame Putzbekleidungen1) pen). Nachgestellte Buchstaben weisen auf die
Brennbarkeit der für das jeweilige Bauteil ver-
DIN 4102 – Brandverhalten von Baustoffen und wendeten Baustoffe hin: A – AB – B. Bauteile
Bauteilen – konkretisiert als technische Bau- mit brandschutztechnischen Sonderanforde-
bestimmung (Ausführungsnorm) die einzelnen rungen (Sonderbauteile), wie zum Beispiel
Brandwände, Feuerschutzabschlüsse, feuerwi-
1)
Europäische Normen. Mit dem Übergang vom nationalen
derstandsfähige Verglasungen usw. werden
zum europäischen Regelwerk ergeben sich für den Brand- in besonderen Teilen der DIN 4102 behandelt.
schutz neue Prüf-, Klassifizierungs- und Produktnormen, Weitere Angaben sind Abschn. 16.7, Teil 1 die-
die zum Teil noch in Bearbeitung sind. ses Werkes, zu entnehmen.
Zukünftig wird die Klassifizierung von Bauprodukten und
Bauarten zu ihrem Brandverhalten gemäß DIN EN 13 501
erfolgen. Das bisherige Klassifizierungssystem nach DIN 4102 Klassifizierte Bauteile. Gebräuchliche Bau-
wird für eine gewisse Übergangszeit gleichberechtigt neben stoffe, Bauteile und Konstruktionen – deren
dem neuen europäischen Klassifizierungssystem stehen. Brandverhalten durch Normbrandprüfungen
Außerdem wurde ein neues europäisches Klassifizie- nachgewiesen und bekannt ist und die daher
rungssystem zum Brandverhalten von Bauprodukten ohne besonderen Nachweis unter den ange-
(Baustoffen) geschaffen, das insgesamt sieben EURO-
KLASSEN mit weiteren zusätzlichen Unterklassen vorsieht gebenen Voraussetzungen eingesetzt werden
(seither DIN 4102-1). Einzelheiten hierzu sind Tabelle 16.95 dürfen – sind in DIN 4102 Teil 4 zusammenge-
17.110, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. stellt und klassifiziert (geregelte Bauprodukte).
720 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Ihre Anwendung ist im Rahmen bestimmter so kann nach DIN 4102-4 der für höhere Feuer-
bauaufsichtlicher Anforderungen ohne weitere widerstandsklassen notwendige Achsabstand
Prüfung des Brandverhaltens möglich. Diese ka- durch Putzbekleidungen ersetzt werden. In
talogartige Zusammenstellung ist somit für die Frage kommen:
Bauplanung und Bauausführung gleichermaßen • Putze ohne Putzträger aus Mörtel der
von besonderer Bedeutung. Bauteile und Son- Mörtelgruppe P II oder P IV nach DIN V 18 550.
derbauteile, die nicht in DIN 4102-4 verzeichnet Voraussetzung für die brandschutztechnische
sind, bedürfen einer allgem. bauaufsichtlichen Wirksamkeit ist eine ausreichende Haftung am
Zulassung oder eines allgemeinen Prüfzeugnis- Putzgrund. Sie wird sichergestellt, wenn der
ses oder die Zulassung im Einzelfall. Vgl. hierzu Putzgrund
auch Abschn. 7.8.1, Bauregelliste – Verwendbar- • die Anforderungen nach DIN V 18 550 erfüllt,
keitsnachweis.
• einen voll deckenden Spritzbewurf mit einer
Dicke t 5 mm erhält und
Feuerwiderstandsdauer. Die Feuerwiderstands- • aus Beton gemäß den in DIN 4102-4 gemach-
dauer und damit auch die Feuerwiderstandsklas- ten Angaben besteht.
se eines Bauteiles hängt nach DIN 4102-4 im We-
sentlichen von folgenden Einflüssen ab: Die Brauchbarkeit von Putzbekleidungen, die
brandschutztechnisch notwendig sind und
• Brandbeanspruchung (z. B. einseitig oder die nicht durch Putzträger am Bauteil gehalten
mehrseitig) werden, ist besonders nachzuweisen, zum Bei-
• verwendeter Baustoff oder Baustoffverbund spiel durch eine allgemeine bauaufsichtliche
• Bauteilabmessungen (z. B. Querschnitt, Zulassung.
Schlankheit) • Putze auf nichtbrennbaren Putzträgern aus
• bauliche Ausbildung (z. B. Anschlüsse, Mörtel der Mörtelgruppe P II oder P IV nach DIN
Befestigungen) V 18 550 sowie brandschutztechnisch beson-
• statisches System (z. B. statisch bestimmte ders geeignete Dämmputze. Genannt werden
oder unbestimmte Lagerung) in der Brandschutznorm: Zweilagige Vermi-
culite- oder Perlite-Zementputze sowie zwei-
• Ausnutzungsgrad der Festigkeiten der ver-
lagige Vermiculite- oder Perlite-Gipsputze in
wendeten Baustoffe infolge äußerer Lasten
normgerechter Mischung. Als nichtbrennbare
• Anordnung von Bekleidungen (Putze, Unter- Putzträger eignen sich z. B. Drahtgittergewebe,
decken, Vorsatzschalen, Ummantelungen). Ziegeldrahtgewebe oder Rippenstreckmetall.
Voraussetzungen für die brandschutztechni-
8 Putzbekleidungen. Die Feuerwiderstandsfähig- sche Wirksamkeit der genannten Putze auf
keit von Bauteilen kann demnach unter anderem nichtbrennbaren Putzträgern sind:
durch Bekleidungen aus Putz erhöht werden. Da- • Der Putzträger muss am zu schützenden Bau-
bei ist nach DIN 4102 zu unterscheiden zwischen teil ausreichend fest verankert werden,
Putzen, die • die Spannweite der Putzträger muss
• ohne Putzträger, und solchen, die d 500 mm sein,
• mit Putzträgern auf die zu schützenden Bau- • die Stöße der Putzträgertafeln sind 100 mm
teile aufgebracht werden. zu überlappen und mit Draht zu verrödeln,
• der Putz muss die Putzträger t 10 mm durch-
1. Putzbekleidungen bei Stahlbeton- dringen. S. hierzu auch Abschn. 8.7.2, Putzträger.
und Spannbetonbauteilen Weitere Angaben sind DIN 4102-4 sowie Ab-
Die Bewehrungsstäbe derartiger Bauteile wer- schn. 14.5, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen.
den in brandschutztechnischer Hinsicht von der
Betondeckung geschützt. Wenn bei Stahlbe- 2. Putzbekleidungen bei Stahlbauteilen
ton- oder Spannbetonbauteilen der mögliche
Achsabstand der Bewehrung zur beflammten Bei Stahlbauteilen kann der Feuerwiderstand er-
Betonoberfläche konstruktiv begrenzt ist und reicht werden direkt durch
wenigstens den Mindestwerten für F 30 ent- • dämmschichtbildende Beschichtungen
spricht oder Bauteile in brandschutztechnischer (Anstriche),
Hinsicht nachträglich verstärkt werden müssen, • plattenförmige Bekleidungen,
8.9 Putze für Sonderzwecke 721
• Putze oder indirekt (z. B. bei Deckenstahl- Zur Verbesserung der Feuerwiderstandsklasse
trägern) in Form von können Putze der Mörtelgruppe P I bis P IV nach
• Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen. DIN V 18 550 verwendet werden. Voraussetzung
für die brandschutztechnische Wirksamkeit ist
eine ausreichende Haftung am Putzgrund. Sie
Anforderungen an den Putz als Brandschutzbe- wird sichergestellt, wenn
kleidung sind in DIN 4102-4 geregelt. • der Putzgrund die Anforderungen nach DIN V
Mit dämmschichtbildenden Anstrichen sind Feu- 18 550 erfüllt,
erwiderstandsklassen bis F 90, mit Putzen und • der Putzgrund einen volldeckenden Spritzbe-
plattenförmigen Bekleidungen Anforderungen wurf nach DIN V 18 550 mit einer Dicke von
bis F 120 erreichbar. t 5 mm erhält. Bei Verwendung von Maschi-
Stahl erleidet eine Festigkeitseinbuße, wenn er nenputzgips nach DIN EN 13279-1 ist in der
hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Die kritische Regel kein Spritzbewurf erforderlich. Vgl. hier-
Temperatur des Stahls (crit T) ist die Temperatur, zu Abschn. 8.3.1, Baugipse, Abschn. 8.7.6.3, In-
bei der die Streckgrenze (Fließgrenze) des Stahls nenputze mit Gips sowie Tabelle 17.117, Teil 1
auf die im Bauteil vorhandene Stahlspannung dieses Werkes.
absinkt. Um zu erreichen, dass sich Stahlbauteile
bei Brandbeanspruchung nur auf eine Stahltem- 4. Putzbekleidungen bei Decken-
peratur < 500 °C erwärmen und um sie entspre- konstruktionen (Unterdecken und
chenden Feuerwiderstandsklassen zuordnen zu Deckenbekleidungen)
können, ist im Allgemeinen eine Bekleidung aus Viele Geschossdecken (Tragdecken) besitzen
Putz, Gipskartonplatten o. Ä. erforderlich. S. hier- eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer, ohne
zu Bild 17.120 bis 17.122 in Teil 1 dieses Werkes. dass es dazu des zusätzlichen Schutzes durch
eine Unterdecke bedarf (z. B. Stahlbetondecken,
Ihre Bemessung richtet sich nach dem Verhältniswert U/A, sofern sie bestimmte Mindestdimensionen und
d. h. dem Verhältnis vom beflammten Umfang U zu der
entsprechende Bewehrungen bzw. Betonde-
erwärmenden Querschnittsfläche A. In diesem Zusammen-
hang ist zu unterscheiden, ob es sich um profilfolgende ckungen aufweisen).
oder profilunabhängige kastenförmige Ummantelung bei Anders verhält es sich bei Decken, deren tra-
vier-, drei- oder einseitiger Beflammung handelt. Die Dicke gende Teile dem Feuer frei ausgesetzt sind
der Bekleidung wird außerdem beeinflusst von der (z. B. Stahlträgerdecken, Trapezblechdecken). Sie
Wärmeleitfähigkeit des jeweils eingesetzten Bekleidungs-
materials.
halten einer Brandbeanspruchung nicht lange
Stand, da ihre tragenden Teile sich sehr schnell
Die in der DIN 4102-4 im Einzelnen beschriebenen Putzbe-
kleidungen werden durch nichtbrennbare Putzträger wie erwärmen und bei Temperaturen von etwa
500 °C ihre Tragfähigkeit verlieren.
8
Rippenstreckmetall, Drahtgittergewebe o. Ä. am Bauteil
gehalten. Sie sind mit Klemm- oder Schraubbefestigungen Ähnlich verhält es sich bei Holzbalkendecken.
ausreichend fest zu verankern. Putzbekleidungen ohne Hier sind vor allem die Felder zwischen den Holz-
derartige Putzträger sind ohne besondere Nachweise der
Brauchbarkeit – zum Beispiel durch eine allgemeine bau-
balken meist mit brennbaren und relativ dünnen
aufsichtliche Zulassung – nicht gestattet. Einzelheiten sind Baustoffen geschlossen.
DIN 4102-4 zu entnehmen. Generell unterscheidet man Massiv-Rohdecken
der Bauart I bis III sowie Deckenbauarten aus
Holz (Holzbalkendecken bzw. Decken aus Holz-
3. Putzbekleidungen bei Wänden tafeln) der Bauart IV. Die kennzeichnenden
aus Mauerwerk Kriterien der einzelnen Bauarten sind DIN 4102-4
Mauerwerk besteht im Allgemeinen aus nicht- zu entnehmen.
brennbaren mineralischen Baustoffen. Ihre Ein- Der Feuerwiderstand gefährdeter Tragdecken
stufung in eine bestimmte Feuerwiderstands- lässt sich am Einfachsten verbessern durch den
klasse hängt daher im Wesentlichen von ihrer Einbau ebener, unter den tragenden Teilen
Dicke bzw. Breite ab. durchlaufender Unterdecken bzw. Deckenbe-
Aus der Sicht des Brandschutzes wird zwischen kleidungen. Der auf diese Weise erreichte Brand-
nichttragenden und tragenden sowie zwischen schutz muss – wenn er nicht Teil 4 der Brand-
nichtraumabschließenden und raumabschlie- schutznorm zu entnehmen ist – durch ein bau-
ßenden Wänden unterschieden. Einzelheiten s. aufsichtliches Prüfzeugnis nach Teil 2 der Norm
DIN 4102-4. nachgewiesen werden.
722 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
Tabelle 8.23 Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121, die bei Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwider-
standsklasse angehören (Maße in mm)
Da man nicht jede in der Praxis vorkommende • Sie sollen so beschaffen sein, dass ein entstan-
Tragdecke mit jeder vorkommenden Unterdecke dener Brand sich nicht unkontrolliert – bei-
prüfen kann, sind in DIN 4102-2 ganz bestimmte, spielsweise horizontal – auf dem Weg über
gegen Feuer besonders empfindliche Tragde- den oberen Raumabschluss (Decklage bzw.
cken als Prüfdecken festgelegt (Stahlträgerdecke, Deckenhohlraum) ausbreiten kann. Dement-
Stahlbetonrippendecke, Holzbalkendecke). sprechend müssen – je nach Bauart, Größe und
8 Bei der Prüfung geht man im Regelfall von einer Zweckbestimmung (Gefahrengrad) des Gebäu-
des – die für die Herstellung der Unterdecken
Brandbeanspruchung von unten, d. h. von der
Raumseite der Unterdecke aus. Generell können verwendeten Baustoffe schwerentflammbar
Tragdecken bzw. Unterdecken folgenden Arten oder nichtbrennbar sein.
der Brandbeanspruchung ausgesetzt sein: • Unterdecken sollen außerdem die jeweils
• Brandbeanspruchung von unten (untere darüber liegende Tragdecke vor zu intensiver
Raumseite) Brandbeanspruchung von unten schützen, so
• Brandbeanspruchung von oben aus dem darü- dass ein Übergreifen des Brandes in das da-
ber liegenden Raum (obere Raumseite) rüber liegende Geschoss verhindert oder so
lange wie möglich verzögert wird. Diese Auf-
• Brandbeanspruchung von oben aus dem Zwi- gabe übernimmt in der Regel die jeweilige
schendeckenbereich Gesamtkonstruktion, bestehend aus Tragdecke
• Brandbeanspruchungskombinationen von oben und Unterdecke.
und unten.
Die Brandbeanspruchung erfolgt im Brandfalle In Sonderfällen übernimmt eine Unterdecke auch
nur von einer Seite – nie gleichzeitig. alleine den Schutz einer empfindlichen Tragdecke
bzw. eines hochinstallierten Deckenhohlraumes
Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen haben gegen Brandbeanspruchung von unten. Bei ei-
bezüglich des baulichen Brandschutzes dem- nem Brand im Deckenhohlraum (Zwischende-
nach im Wesentlichen folgende Aufgaben zu ckenbereich) kann eine selbständige Unterdecke
erfüllen [15]: jedoch auch umgekehrt den Schutz des darunter
8.10 Putze für Sonderzwecke 723
8.25a
8.25b
8.24 Brandschutztechnische Bezeichnungen bei 8.25 Dichte Wandanschlüsse von Unterdecken an
Unterdecken (Schema). Beispiel: Hängende Wänden aus Mauerwerk oder Beton (Schema).
Drahtputzdecke nach DIN 4121. Vgl. hierzu auch Weitere Anschlüsse s. Abschn. 14.2.3, Teil 1
Abschn. 8.7.6.6. dieses Werkes.
X1, Y1 = Abstände der Aufhängepunkte in x- und a) Hängende Drahtputzdecke nach DIN 4121
y-Richtung b) Putz auf Gipskarton-Putzträgerplatten (GKP)
lx = max. Abstände der Tragstäbe nach DIN 18 180 bis DIN 18 181
ly = Abstände der Putzträgerbefestigungs--
punkte
a = Abhängehöhe (Abstand zwischen UK
I-Träger bzw. Balken und OK Putzträger)
d = Mindestputzdicke über Putzträger je
nach Mörtelgruppe
liegenden Fluchtweges gegen Brandbeanspru- Aus Gründen des Brandschutzes nennt DIN 4102-4 noch
chung von oben gewährleisten. S. hierzu Abschn. weitere Konstruktionshinweise, die bei der Ausbildung von
14.2.3, Brandschutz mit leichten Unterdecken so- Unterdecken in jedem Fall zu berücksichtigen sind. Diese
beziehen sich im Einzelnen auf:
wie Bild 15.13 in Teil 1 dieses Werkes. Nach DIN
4102-4 werden demnach unterschieden: • Anschlüsse von Unterdecken an Massivwände
• Tragdecke selbständig. Deckenkonstruktio- • Anschlüsse von Unterdecken an nichttragende leichte
Trennwände
nen (Tragdecken), die allein einer Feuerwider-
• Einbauten wie Leuchten, klimatechnische Geräte usw. in
standsklasse angehören.
Unterdecken
8
• Tragdecke mit Unterdecke. Deckenkonst-
• Anbringung zusätzlicher Bekleidungen, Anstriche oder
ruktionen (Tragdecken), die eine Feuerwider- Beschichtungen
standsklasse nur mit Hilfe einer Unterdecke • Brandlast in Form von brennbaren Kabel- und Rohrisolie-
erreichen. rungen im Zwischendeckenbereich
• Unterdecke selbständig. Unterdecken, die • Dämmschichten im Zwischendeckenbereich, die die
bei Brandbeanspruchung von unten oder von Feuerwiderstandsdauer von Unterdecken bzw. Decken-
oben (aus dem Zwischendeckenbereich) allein bekleidungen beeinflussen.
einer Feuerwiderstandsklasse angehören.
8.27a 8.27b
8.27 Abgehängte Akustik-Element-Decke (Gipskarton-Absorberdecke) mit fugenloser homogener
Spritzputzbeschichtung
a) Wandanschluss mit Randfries b) Regelaufbau des Akustikelementes
1 Noniusabhänger 8 Gipskarton-Lochplatte
2 Grundprofil 60 × 27 9 Lochbild 12/20/46
3 Kreuzverbinder 10 Glasvliesbahn (schalldurchlässig)
4 Tragprofil 60 × 27 11 Dekorputz
5 Trennstreifen oder elast. Fugenverschluss 12 Aluminiumfolie
6 Randfries (ungelochte Gipskartonplatten) 13 Mineralwolle
7 GK-Plattenstreifen (Montagesteg)
Sto AG, Stühlingen
Direktbeschichtung von trockenem und trag- achten. Je nachdem, ob sie härtere oder wei-
fähigem Putzgrund oder auch von abgehäng- chere Zuschlagstoffe enthalten, sind sie auch
ten Unterdecken und Vorsatzschalen, die eine mehr oder weniger mechanisch belastbar. We-
Nassbeschichtung zulassen. niger belastbare Putze können demnach nur 8
Mitentscheidend für ihre Wirksamkeit als po- an Deckenflächen oder im Oberwandbereich
röse Schallabsorber ist die besondere Auf- eingesetzt werden.
tragstechnik. Je nach Produkt wird der Mörtel • Putzbeschichtete Akustikdecken (Bild 8.27).
entweder von Hand mit der Traufel in meh- Übliche Akustikdecken – wie sie auch in Ab-
reren Lagen aufgezogen oder mehrlagig mit schnitt 14, Teil 1 dieses Werkes, beschrieben
geringem Druck aufgespritzt. Die jeweilige sind – bestehen in der Regel aus einzelnen
Putzschicht muss in der Regel weitgehend Platten, Kassetten oder Paneelen mit deutlich
durchhärtet sein, bevor die nächste Lage auf- sichtbaren Fugen.
gebracht werden kann (Wartezeiten beach- Putzbeschichtete Akustikdecken ergeben dem-
ten!). Die Gesamtputzdicke liegt üblicherweise gegenüber fugenlose homogene Deckenun-
bei etwa 25 bis 30 mm. tersichten, die farblich und strukturell vielfältig
Mit Akustikputzen ist es möglich, gebogene, gestaltbar sind. Um den oftmals sehr unter-
schiefwinkelige oder anders geformte Flächen schiedlichen räumlichen Gegebenheiten und
– unabhängig von plattenförmigen Akustikele- schalltechnischen Anforderungen entsprechen
menten – schallabsorbierend auszubilden. Der zu können, bietet der Markt ganz verschieden-
mit derartigen Putzen erzielbare Einfluss auf artig ausgebildete Akustikdeckensysteme an.
die Nachhallzeit eines Raumes ist aufgrund des • Bild 8.27 zeigt beispielhaft eine Gipskarton-
hohen Porenanteiles ganz beachtlich. Absorberdecke, die sich aus einzelnen monta-
Bei der Auswahl der Putze ist jedoch auf die gefertigen Plattenelementen zusammensetzt,
unterschiedliche mechanische Belastbarkeit zu auf die – nach ihrer Montage an einer abgehäng-
726 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
ten Unterkonstruktion – eine dünne fugenlose Mindestanforderungen (DIN 4108-2). Die DIN
Spritzputzbeschichtung aufgetragen wird. 4108-2 legt Mindestanforderungen an die Wär-
Das Akustikelement ist 2100 u 900 mm groß medämmung von Bauteilen und an Wärmebrü-
und insgesamt nur 31 mm dick. Es besteht aus cken in der Gebäudehülle fest.
einer 12,5 mm dicken Gipskarton-Lochplatte Energieeinsparverordnung (2009). Die Ener-
(Lochbild 12/20/46), auf deren Rückseite Gips- gieeinsparverordnungen haben die Wärme-
kartonstreifen (Montagestege) mit dazwischen- schutzverordnung (1995) abgelöst. S. hierzu
liegender Mineralwolle vollflächig aufgeklebt auch Abschn. 17.5 in Teil 1 dieses Werkes.
sind.
Um unkontrollierte Luftbewegungen durch die Wärmegedämmte
Elemente hindurch und damit auch spätere Außenwandkonstruktionen
Lochabzeichnungen (Schmutzausfilterungen)
Bei Außenwänden ist eine Verbesserung des
auf der Sichtfläche zu vermeiden, ist das ge-
Wärmeschutzes grundsätzlich möglich durch
samte Element rückseitig mit einer Aluminium-
folie beschichtet. • Einsatz hoch wärmedämmender Wandbau-
Nach der Deckenmontage wird auf die Unter- stoffe (z. B. Leichthochlochziegel, Bimshohl-
seite der gelochten und ggf. auch ungelochten block- und Porenbetonelemente),
8 Gipskartonplatten (Randfries) eine schalldurch- • Anordnung einer zusätzlichen Dämmschicht
lässige Glasvliesbahn vollflächig aufkaschiert im Wandquerschnitt (Außendämmung, Kern-
und darauf ein feiner Dekorputz – in drei zeit- dämmung, Innendämmung). Vgl. hierzu Bild
lich versetzten Arbeitsgängen – aufgespritzt. 6.14, Teil 1 dieses Werkes.
Damit ist es möglich, sowohl absorbierende
wie reflektierende Flächen durchgehend ein- Wärmegedämmte und verputzte Außenwän-
heitlich, fugenlos und ohne optische Unter- de. Im Zusammenhang mit wärmegedämmten
schiede herzustellen. Putzfassaden sind folgende Wandaufbauten von
besonderem Interesse (Bild 8.28):
• Einschalige Wand aus hoch wärmedämmen-
8.11 Putze für Sonderzwecke: den Wandbaustoffen, beidseitig verputzt.
• Einschalige Wand mit außen liegender Wär-
Wärmegedämmte und medämmung, beidseitig verputzt.
verputzte Außenbauteile • Einschalige Wand mit innen liegender Wär-
medämmung, beidseitig verputzt.
Der Wärmeschutz und die Energieeinsparung im
Hochbau umfassen alle Maßnahmen, die zur Ver- Zusätzliche Wärmedämmschichten können bei
ringerung der Wärmeübertagung durch die Um- verputzten Außenwandkonstruktionen dem-
fassungsflächen eines Gebäudes und durch die nach entweder außen- oder innenseitig ange-
Trennflächen von Räumen mit unterschiedlichen bracht werden. In jedem Fall entstehen bauphy-
Temperaturen führen. sikalische Veränderungen im Wandgefüge, die
8.11 Putze für Sonderzwecke 727
immer rechtzeitig vor Beginn der Baumaßnah- scheibe durch Längenänderungen, Spannungen
men überprüft werden müssen. und Verformungen) in Grenzen. Des Weiteren
Als Faustregel für eine einwandfreie Ausbildung übernimmt die Außenwand eine temperaturre-
der Außenwand in diffusions- und wärmeschutz- gulierende Funktion. Das Wärmespeichervermö-
technischer Hinsicht kann gelten: gen des Bauteiles bleibt erhalten und dient dem
• Der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich- Temperaturausgleich im Innenraum (verzögerte
ten sollte von innen nach außen abnehmen, Außentemperatureinflüsse).
• der Wärmedurchlasswiderstand der Schichten Da bei richtiger Dimensionierung der Dämm-
von innen nach außen jedoch zunehmen. schichtdicke und dem Einsatz bauphysikalisch
bewährter Systeme die Taupunktlage weit nach
außen verlegt wird (Frostbeanspruchung nur in
8.11.1 Einschalige Wände aus der Dämmschicht oder äußersten Oberflächen-
hoch wärmedämmenden schicht der tragenden Wand), kann auch kaum
Wandbaustoffen Tauwasserbildung im Inneren der tragenden
Bauteile entstehen. Die daraus ableitbare kons-
tantere Oberflächentemperatur auf der Raum-
Die Anforderungen an den Wärmeschutz ein-
schaliger, monolithischer Außenwände hat die seite gewährleistet sowohl im Winter als auch im
Eigenschaften dieser Putzuntergründe im Lau- Sommer ein behagliches Innenraumklima.
fe der letzten Jahre entscheidend verändert. Da der Diffusionswiderstand der einzelnen Schich-
An Stelle des herkömmlichen Mauerwerkes aus ten von innen nach außen abnehmen soll, eignen
kleinformatigen Vollsteinen werden überwie- sich für die nachträgliche Außendämmung von
gend hoch wärmedämmende großformatige aufgehenden Bauteilen vor allem Dämmplatten
Wandbildner eingesetzt. mit niedriger Rohdichte aus Polystyrol-Hartschaum
Derart bewegliche Putzgründe erfordern jedoch sowie nichtbrennbare, diffusionsoffene Dämm-
eine schubweiche Zwischenschicht zwischen materialien aus Mineralwolle oder Mineralschaum.
Wandbildner und Oberputz, so dass es zu einer
sog. „Entkopplung“ und damit Umdrehung der Einzelheiten über die Außendämmung ein-
alten Putzregel kommt (Unterputz weicher als schaliger Wände s. Abschn. 8.11.4, Wärmedämm-
Deckputz). Auf diesem Entkopplungsprinzip Putzsysteme sowie Abschn. 8.11.5, Wärmedämm-
beruht die Wirkungsweise sowohl der Wärme- Verbundsysteme.
dämm-Verbundsysteme (WDVS) als auch – in ge-
ringerem Maße – die der Wärmedämmputz- und
Leichtputzsysteme. 8.11.3 Einschalige Wände
mit Innendämmung
8
Einzelheiten über Leichtputze auf wärme-
dämmenden Wandbaustoffen sind Abschn.
8.7.5.4 zu entnehmen. Obwohl der Außendämmung aus bauphysikali-
scher Sicht generell der Vorzug zu geben ist, wird
die Innendämmung von Außenwänden überall
8.11.2 Einschalige Wände dort eingesetzt, wo Räume rasch und in der Regel
mit Außendämmung nur für kurze Zeit aufgeheizt werden sollen (z. B.
Versammlungsstätten) und wo erhaltenswerte Alt-
Die außenseitig aufgebrachte Wärmedämmung baufassaden (z. B.. reich gegliederte Stuckfassaden)
weist aus bauphysikalischer Sicht überwiegend aufgrund denkmalpflegerischer Gesichtspunkte
Vorteile auf. Dadurch, dass alle Bauteile gleich- nicht verändert werden dürfen oder sollen. Auch
mäßig ummantelt und lückenlos gedämmt wer- bei vorhandenen Sichtbeton-, Klinker- und Natur-
den (z. B. auch Fensterstürze und Fensterleibun- steinfassaden werden in der Regel innenseitige
gen, einbindende Decken und Zwischenwände, Dämmmaßnahmen vorgenommen, um das äußere
Ringanker, Heizkörpernischen, außen liegende Erscheinungsbild der Gebäude zu erhalten.
Rohrleitungen usw.), ist die tragende Wandkon- Innendämmungen verändern das bauphysikali-
struktion nur geringfügigen Temperaturschwan- sche Verhalten von Außenwänden erheblich.
kungen ausgesetzt. Bei niedriger Außentemperatur und mit zuneh-
Somit halten sich thermisch bedingte Baukör- mender Dicke der Innendämmung sinkt die
perbewegungen (Rissbildungen in der Wand- Temperatur im tragenden Wandbauteil stark
728 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
8.29a 8.29b
8.29 Konstruktionsbeispiele: Gipskarton-Verbundplatten als Innendämmung vor Außenwandkonstruktionen
a) PS-Verbundplatte
b) MF-Verbundplatte, werkseitig mit einer Dampfsperre ausgerüstet und bauseits mit selbstklebenden
Alubändern dicht eingeklebt
1a Polystyrol-Verbundplatte 11 Fertigteilestrich aus 3 × 8 mm GK-Platten
1b Mineralfaser-Verbundplatte mit Dampfsperre 12 Teppichbelag mit Holzsockelleiste
2 Gipskarton-Bauplatte B nach DIN 18 180 13 Dampfsperre (Alufolie), werkseitig eingebaut
3 Polystyrol-Hartschaumplatte nach DIN 18 164 14 Mineralfaserplatte
8 (z. B. Styropor PS 15 SE)
4 lose Mineralfaserstreifen, 10 mm dick
15 dichte, dauerelastische Abdichtung
16 selbstklebendes Aluband (dichter Bauteilanschluss)
5 Fugenfüller 17 Deckenbekleidung
6 Deckenputz 18 GK-Plattenstreifen (Dünnbettverfahren),
7a Klebemörtel bei planebenen Wandflächen sonst Gipsansetzbinder
7b Gipsansetzbinder 19 Mineralfaser-Trittschalldämmplatten
8 Dämmstreifen, 5 mm dick 20 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm)
9 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm) 21 schwimmender Mörtelestrich
10 Polystyrol-Hartschaumplatte
ab, wodurch sich die Lage des Taupunktes weit Tauwasserausfall im Inneren oder auf der Ober-
nach innen, d. h. zur Raumseite hin, verschiebt. fläche von Außenbauteilen entsteht immer dann,
Die wärmespeichernde Wirkung der schweren wenn die Taupunkttemperatur unterschritten
Wandteile geht verloren und im Übergangsbe- wird. Begünstigt werden derartige Tauwasser-
reich zwischen tragender Wand und Innendäm- bildungen durch hohe Luftfeuchtigkeit und Wär-
mung kann es im Winter zur Kondensation bei mebrückeneffekte.
eindiffundierender Raumfeuchte kommen. Auch
in die Außenwand eingebundene Zwischenwän-
de oder Geschossdecken wirken bei Innendäm- 1. Tauwasserbildung im Inneren
mung als Wärmebrücken, so dass das Risiko der von Bauteilen
Schimmelpilzbildung an derart kritischen Stellen Der Wärmeschutz von Bauteilen darf durch Tauwas-
erheblich zunimmt. serbildung nicht unzulässig vermindert werden.
8.11 Putze für Sonderzwecke 729
Ein gewisses Maß an Tauwasserbildung in Bautei- die jeweilige relative Raumluftfeuchte darstellt,
len ist nach DIN 4108-3 unschädlich, wenn durch desto sorgfältiger muss die Innendämmung in
Erhöhung des Feuchtegehaltes der Bau- und ihrem Dampfdiffusionswiderstand darauf abge-
Dämmstoffe der Wärmeschutz und die Stand- stimmt werden.
sicherheit der Bauteile nicht gefährdet werden • Dämmstoffe für Innendämmung1). Uner-
und die im Winter anfallende Feuchtigkeit wäh- wünschte Dampfdiffusionswanderung aus der
rend der Trocknungsperiode im Sommer an die Raumluft zum Außenbauteil kann reduziert
Umgebung wieder abgegeben werden kann. werden durch
In DIN 4108-3 sind die zulässigen Tauwasser- • dampfdichte Dämmmaterialien (z. B. Schaum-
Höchstmengen angegeben sowie eine Reihe von glas) bzw.
bewährten Außenwandkonstruktionen genormt, • Dämmmaterialien mit relativ hohem Diffu-
für die kein rechnerischer Nachweis des Tauwas- sionswiderstand (z. B. extrudierter Polystyrol-
serausfalls infolge Dampfdiffusion unter norma- schaum) oder durch
len Klimabedingungen erforderlich ist.
• diffusionsoffene Dämmstoffe (z. B. Mineral-
Für alle anderen Außenwandkonstruktionen ist wolle) mit darauf anschlussdicht aufgebrach-
eine Diffusionsberechnung durchzuführen und ten dampfbremsenden bzw. dampfsperren-
mit den Forderungen der zulässigen Maximal- den Folien.
mengen zu vergleichen. Entsprechende Rechen-
beispiele s. Abschn. 16.5.6 in Teil 1 dieses Werkes. • Geeignet sind entweder Polyethylen-, me-
tallkaschierte- oder feuchteadaptive Folien.
Tauwasserbildung im Wandinneren infolge von Auf eine fehlerfreie Verlegung mit weitge-
Wasserdampfdiffusion ist bei homogenem Mau- hend dampfdicht ausgebildeten Stoß-,
erwerk und Mauerwerk mit Außendämmung im Wand- und Deckenanschlüssen ist bei
Allgemeinen nicht zu erwarten. dampfbremsenden/dampfsperrenden Kons-
Wird aber eine Innendämmung – insbesondere truktionen besonders zu achten.
in großer Dämmschichtdicke und mit geringem • Neu angeboten als Dämmstoff für Innendäm-
Diffusionswiderstand – auf eine Außenwand auf- mung werden kapillaraktive Calciumsilikat-
gebracht, ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine un- platten, die bei üblicher Feuchtebelastung
zulässige diffusionsbedingte Feuchteerhöhung ohne Dampfbremse eingebaut werden kön-
auftreten kann. nen. Da sie über eine hohe kapillare Saugfähig-
• Bei Außenwänden mit Innendämmung soll keit verfügen, sind sie in der Lage, erhebliche
daher gemäß DIN 4108-3 der Wärmedämm- Mengen an Feuchtigkeit aus der Wand oder
wert der raumseitigen Dämmschicht auf R d dem Innenraum aufzunehmen, zu speichern
1,0 m2K/W begrenzt werden und der Diffusi-
onswiderstand der Wärmedämmschicht ein-
und bei Abnahme der Feuchtebelastung wie-
der rasch abzugeben.
8
schließlich Innenputz bzw. Innenbekleidung Hinweis. Die vorteilhaften Eigenschaften der
mindestens sd = 0,5 m betragen. Calciumsilikatplatten dürfen jedoch nicht dazu
• Normen. Im Wesentlichen sind folgende Nor- verleiten, diese Art der Innendämmung ge-
men zu beachten: DIN EN 13 829, DIN EN ISO nerell ohne Dampfsperre einzubauen, da auf-
13 788, DIN EN ISO 10 211. Der aktuelle Stand grund der Diffusionsoffenheit einer solchen
der Normung ist Abschn. 8.12 zu entnehmen. Konstruktion feuchte Raumluft bis zur (kälteren
und dampfdichteren) Bestandswand gelangen
Wasserdampfdiffusion. Auch bei der Innen- und dort kondensieren kann. Von der Annah-
dämmung sollte zunächst immer von der Regel – me, dass sich bei einem kapillaraktiven Dämm-
wonach der Diffusionswiderstand der einzelnen stoff die eindiffundierte Feuchte in jedem Fall
Schichten von innen nach außen abnehmen soll
– ausgegangen werden. Dieser Vorsatz kann je- 1)
Europäische Normen. Folgende europäische Produktnor-
doch häufig nicht eingehalten werden, beispiels- men gelten für Wärmedämmstoffe im Hochbau (Auszug):
weise bei dichten Wandbaustoffen, so dass die • DIN EN 13 162 – Mineralwolle (MW)
Innendämmung entgegen dieser Regel aufge- • DIN EN 13 163 – Expandierter Polystyrolschaum (EPS)
bracht wird. Dabei kommt der jeweiligen Schich- • DIN EN 13 164 – Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)
tenkombination eine große Bedeutung zu. • DIN EN 13 165 – Polyurethan-Hartschaum (PUR)
Je dampfdichter das vorgesehene Außenbauteil • DIN EN 13 166 – Phenolharzschaum (PF)
(Mauerwerk, Betonwand) ist und je höher sich • DIN EN 13 167 – Schaumglas (CG)
730 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
großflächig verteilt und schnell zur Raumseite Schallschutz bei Wänden mit Innendämmung.
hin rückverdunstet, kann ohne rechnerischen Aus schallschutztechnischer Sicht handelt es sich
Nachweis nicht ausgegangen werden. bei der Innendämmung – bestehend aus Dämm-
Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und material mit leichter Schale (Putz oder Gipskar-
Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswider- tonplatte) – um eine Masse-Feder-Masse-Sys-
standszahlen von Baustoffen sind Tabelle tem. Je nach verwendetem Dämmmaterial (PS-
17.58, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. Hartschaumplatten, Mineralwolle) verschlechtern
oder verbessern sich die schalltechnischen Werte
Innendämmung von Außenwänden aus herkömmli- von Außenwänden.
chen Wandbaustoffen (z. B. Hochlochziegel, Bimshohl- Insbesondere ist jedoch zu beachten, dass durch
blocksteine). Bei relativ dampfdurchlässigem Mauerwerk eine Innendämmung der Schallschutzwert infol-
und bei Annahme üblicher Wohnraumbedingungen erge-
ben sich bei richtiger Dimensionierung und sorgfältiger
ge verstärkter Schall-Längsleitung nachteilig be-
Ausführung der Innendämmung (z. B. dichte Plattenstöße, einflusst werden kann. Ungünstig verhalten sich
Wand- und Deckenanschlüsse) kaum Tauwasserprobleme. vor allem Verbundplatten aus Hartschaumplat-
Es sind allerdings die zuvor genannten Werte bei Wänden ten mit hoher Steifigkeit in Verbindung mit leich-
mit Innendämmung gemäß DIN 4108-3 einzuhalten. Übli- ter Gipskartonbeplankung. Sie bewirken eine
cherweise werden EPS-Hartschaumplatten (Rohdichte
15 kg/m2) – meist in Form von Gipskarton-Verbundplatten
Verschlechterung der Schall-Längsdämmung
– verwendet. durch Flankenübertragung (Resonanzeffekt).
Um dies zu verhindern, werden Verbundplatten
Innendämmung von Außenwänden aus dampfdichte- aus elastifiziertem PS-Hartschaum mit niedriger
ren Wandbaustoffen (z. B. Kalksand-Vollsteine, Klinker). Steifigkeit eingesetzt. Verbessert wird die Schall-
Bei derart dichtem Mauerwerk wird die zulässige Tauwas-
sermenge meist überschritten und auch die Rücktrocknung
Längsdämmung jedoch insbesondere durch In-
ist rechnerisch oftmals nicht gegeben. Bei Annahme übli- nendämmungen mit weicher Dämmschicht aus
cher Wohnraumverhältnisse sind daher zumindest EPS- Mineralwolle in Form von MW-Verbundplatten
Hartschaumplatten mit höherem Diffusionswiderstand (biegeweiche Vorsatzschalen).
einzusetzen (Rohdichte 30 kg/m2, Diffusionswiderstand μ =
40 bis 100).
Handelt es sich jedoch um Außenwände von Feuchträu- 2. Tauwasserbildung auf der Oberfläche
men (z. B. häusliche Küchen und Bäder), so ist der Einsatz von Bauteilen
einer zusätzlichen Dampfbremse oder von fugendicht ver- An den Innenoberflächen von ungenügend ge-
legten XPS-Extruder-Hartschaumplatten zwingend ange-
zeigt. Derartige Platten zeichnen sich einmal durch einen
dämmten Außenbauteilen kann es bei niedri-
relativ hohen Diffusionswiderstand (μ = 100 bis 250) und gen Außentemperaturen und übermäßig hoher
hohe Druckfestigkeit (Rohdichte 30 bis 50 kg/m2) aus, zum Raumluftfeuchte zu Tauwasserbildung (Ober-
8 anderen nehmen sie aufgrund ihrer geschlossenzelligen
Struktur praktisch kaum Feuchtigkeit auf.
flächenkondensat) kommen. Diese Erscheinung
tritt vor allem dann auf, wenn die raumseitige
Oberflächentemperatur der Bauteile zu niedrig,
Innendämmung von Außenwänden aus relativ dampf-
d. h. unter der Taupunkttemperatur der umge-
dichten Wandbaustoffen (z. B. Betonwände). Die Innen-
dämmung von relativ dampfdichten Betonwänden (Roh- benden Raumluft liegt.
dich-te etwa 2400 kg/m2) ist besonders sorgfältig auszufüh- Werden die zuvor genannten Wärmedämm- und
ren. So hat eine 24 cm dicke Betonwand einen etwa 20mal Diffusionswiderstandswerte bei Wänden mit
höheren Diffusionswiderstand als ein gleich dickes Mauer-
werk aus Hohlblocksteinen. Würde ein derart dichtes Bau-
Innendämmung gemäß DIN 4108-3 jedoch ein-
teil innenseitig mit einem diffusionsoffenen Dämmmaterial gehalten, sind in der Regel keine Schäden durch
beplankt, käme es im Winter im Grenzbereich Betonschale/ Oberflächenkondensat zu erwarten. Dies setzt
Innendämmung zu ganz erheblichem Tauwasserausfall. In jedoch normale Raumlufttemperaturen und re-
jedem Fall ist die in DIN 4108-3 festgelegte und in Abschn. lative Luftfeuchten sowie genügende Beheizung
17.5.6 beschriebene Tauwasserberechnung (sog. Glaser- und Lüftung voraus.
verfahren) vorzunehmen.
Die Innendämmung von Betonwänden – insbesondere in
Nassräumen wie Schwimmbädern u. Ä. – muss daher ent- Energieeinsparverordnung. Mit der Einführung
weder aus diffusionsdichtem Dämmmaterial (z. B. Schaum- der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden
glas) oder bei XPS-Hartschaumplatten mit zusätzlicher,
die Anforderungen an den Wärmeschutz im
raumseitig aufgebrachter, metallkaschierter Dampfsperre
(Alu-Folie) fugen- und anschlussdicht ausgeführt werden. Hochbau weiter erhöht. Dabei nimmt der Ein-
fluss der Wärmeverluste über Wärmebrücken zu.
Richtwerte der Wasserdampf-Durchlässigkeit von Bautei- Wärmebrücken sollten daher möglichst vermie-
len sind Tabelle 17.66, Teil 1 dieses Werkes, zu entnehmen. den werden.
8.11 Putze für Sonderzwecke 731
• Wärmeverluste über nicht vermeidbare Wärmebrü- rückzuführen. Vielmehr sind folgende Ursachen
cken sind nach der Energieeinsparverordnung bei der im Zusammenhang zu bedenken:
Energiebilanzierung quantitativ zu berücksichtigen:
• Altbausanierung. Bei Sanierungsmaßnahmen an Alt-
Ohne besondere Maßnahmen beaufschlagt die Energie- bauten stehen im Hinblick auf die Energieeinsparung
einsparverordnung die U-Werte der Außenbauteile mit der Austausch alter, undichter Fenster gegen neue
einem pauschalen Wärmebrückenkoeffizienten 'UWB – wesentlich dichtere und besser gedämmte (Mehr-
von 0,1 W/m2K. scheiben-Isolierverglasung) – an erster Stelle. Dieser
Sind die Wärmebrücken nach den Vorschlägen von Bei- Austausch wurde in den zurückliegenden Jahren häufig
blatt 2 zur DIN 4108 ausgeführt (Planungs- und Ausfüh- als Einzelmaßnahme durchgeführt, ohne gleichzeitig
rungsbeispiele), gilt das Gebäude als „wärmebrücken- die übrigen Außenbauteile den Anforderungen der DIN
arm“. In diesem Fall darf der pauschale Zuschlag auf 4108 bzw. Wärmeschutzverordnung (heute Energie-
den Wärmebrückenkoeffizienten1) halbiert werden und einsparverordnung) anzupassen. Die Folge waren/sind
beträgt nur noch 0,05 W/m2K. Tauwasserschäden aufgrund höherer Raumluftfeuchte
Die Wärmeverluste der Wärmebrücken können aber bei mangelnder Wärmedämmung, insbesondere im
auch als längenbezogener Wärmebrückenverlustkoef- Bereich der zuvor genannten besonders gefährdeten
fizient Ȍ (Psi) berechnet oder – aus Wärmebrückenka- Wärmebrückenbereiche.
talogen entnommen – in die Energiebilanz eingehen.
• Luftwechsel. Während bei den alten Fenstern über die
Weitere Einzelheiten hierzu sind [26] zu entnehmen.
Undichtigkeiten der Fugen eine ständige Frischluft-
zufuhr – und damit auch der Abtransport von Wasser-
Wärmebrücken. Als Wärmebrücken werden dampf und Kohlendioxid – stattfand, kann der Mindest-
örtlich begrenzte Stellen in Baukonstruktionen luftwechsel bei den neuen, sehr dichten Fenstern nur
durch gezielte Lüftungsmaßnahmen (mehrfache Stoß-
bezeichnet, in denen gegenüber den angrenzen-
lüftung am Tage) erreicht werden. Die heute vermehrt
den Bereichen infolge verstärkter Wärmeleitung festzustellenden Feuchteschäden sind vor allem auf zu
niedrigere Oberflächentemperaturen auftreten. hohe Raumluftfeuchten und damit auf falsche Heizungs-
Sie verursachen nicht nur einen zusätzlichen und Lüftungsgewohnheiten zurückzuführen.
Wärmeverlust, sondern reduzieren auch in dem Die Annahme, der Feuchtetransport aus den Räumen
betreffenden Bereich die Oberflächentempera- würde über die Wasserdampfdiffusion durch die Wand in
tur des Bauteils. Infolge dessen kann es in ihrem ausreichendem Maße stattfinden (aufgrund des Dampf-
Einflussbereich verstärkt zu Tauwassernieder- druckgefälles im Winter von innen nach außen), ist nicht
richtig. Mengenmäßig ist dieser Feuchtetransport über
schlag (Durchfeuchtungserscheinungen) und die Diffusion sehr gering, so dass auch ein noch so güns-
damit auch häufig zu Schimmelpilzbildung kom- tiger, diffusionsoffener Wandaufbau die gezielte Raum-
men. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.5.8, Wärmebrü- lüftung zwecks Feuchteabfuhr nicht ersetzen kann.
cken, in Teil 1 dieses Werkes. • Wasserdampfsorption. In diesem Zusammenhang
ist auch noch auf die Feuchtespeicherung (Sorption)
Schimmelpilzbildungen sind beispielsweise an von Raumumschließungsflächen und Einrichtungsge-
genständen hinzuweisen. Bei plötzlichem Anstieg und
inneren Fenster- und Türleibungen sowie Fens-
terbrüstungen, Rollladenkästen, Außenwand-
großen Schwankungen der relativen Luftfeuchte ist es
vorteilhaft, wenn Materialien mit offenen Poren und Ka-
8
ecken, im Bereich zwischen Dachdecke und pillaren – wie beispielsweise Innenputze, Holz, Tapeten,
Außenwand, an Stürzen und Deckenflächen Textilien u. a. – Feuchte aus der Luft aufnehmen und
unter Kragplatten sowie an Außenwandflächen speichern können (Feuchtepuffer). Diese vorüberge-
mit vorgestellten bzw. fest eingebauten, groß- hend aufgenommene Wassermenge (Absorption) wird
dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder langsam an
flächigen Schrankwänden vorzufinden. trockene Raumluft zurückgegeben (Desorption) und
Diese Mängel sind jedoch nicht – wie dies immer durch Lüften nach außen abgeführt.
wieder fälschlicherweise behauptet wird – auf • Heizen im Schlafraum. Im Zuge der Energieeinsparung
den verbesserten Wärmeschutz der Gebäude zu- wird in der Wohnung die Heizung häufig gedrosselt und
im Schlafzimmer oftmals völlig abgedreht. Dieses wird
dann üblicherweise über die offene Tür beheizt, so dass
1)
Alle Wärmebrücken, die beispielhaft in DIN 4108 Bbl 2 feuchtwarme Luft aus anderen Teilen der Wohnung in
aufgeführt sind, sind ausreichend wärmegedämmt. Es den Schlafraum strömen kann. Die Folgen sind – insbe-
muss kein zusätzlicher Nachweis geführt werden. sondere bei neuen dichten Fenstern – eine Erhöhung
Für alle davon abweichenden Konstruktionen muss der der relativen Luftfeuchte sowie ein weiteres Absinken
Temperaturfaktor an der ungünstigsten Stelle die Min- der Oberflächentemperaturen auf den Außenbauteilen.
destanforderung ƒR, si t 70 erfüllen, d. h. nach den in DIN Die Tendenz zur übermäßigen Heizenergieeinsparung
4108-2 angegebenen Randbedingungen ist eine raumsei- fördert somit das Risiko der Tauwasserbildung auf Au-
tige Oberflächentemperatur von ısi t 12,6 °C einzuhalten ßenbauteilen – vor allem im Bereich von Wärmebrücken
(Fenster und Türen sind davon ausgenommen). – und damit auch der Schimmelpilzbildung. Krasse Tem-
Entsprechend dieser Zusammenhänge liegt demnach die peraturunterschiede innerhalb einer Wohnung sollten
schimmelpilzkritische Temperatur unter 12,6 °C. S. hierzu daher vermieden werden, da nennenswerte Mengen an
auch Abschn. 7.4.5, Baukörperanschlüsse (Fußnote). Heizenergie dadurch sowieso nicht einzusparen sind.
732 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
• Raumhohe Schrankwände vor Außenwandflächen wir- eigenschaften, der unter Verwendung von Zu-
ken bauphysikalisch wie eine zusätzlich innenseitig an- schlägen niedriger Rohdichte hergestellt wird
gebrachte Wärmedämmung. Der Temperaturverlauf in-
– und einem dünneren Oberputz, der vor allem
nerhalb der Wand wird dadurch nachhaltig verändert, so
dass die raumseitige Oberflächentemperatur der Wand schützende Funktionen übernimmt, gleichzeitig
um einige Grade abfällt und somit die Kondensatgefahr aber auch der Gestaltung dient (Bild 8.32-1).
und die damit verbundene Schimmelpilzbildung in die-
sem Bereich wächst. Unterputz (Wärmedämmputz). Der Unterputz
Der Einbau großflächiger Schrankwände vor Außenwän- ist ähnlich wie ein herkömmlicher mineralischer
den sollte deshalb unterbleiben. Lässt er sich nicht ver- Putz aufgebaut: als Bindemittel werden hydrau-
meiden, so muss zum einen auf einen genügend großen
Abstand zwischen Wand und Möbel geachtet werden lischer Kalk und Zement, Zusätze zur Verbes-
(mind. 10 bis 15 cm) zum anderen für eine ausreichen- serung der Verarbeitbarkeit (Luftporenbildner)
de Luftzirkulation hinter dem Möbel – über großzügig sowie Hydrophobierungsmittel verwendet. An-
bemessene Lüftungsschlitze im Sockel- und Deckenan- stelle des Zuschlages Sand, mit dichtem Gefüge,
schlussbereich – gesorgt werden.
treten jedoch entweder
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [16], [17],
[18], [19], [27] sowie Abschn. 17.5.6, Temperaturen an • organische Zuschläge (expandiertes Polystyrol
Bauteilen – Tauwasserbildung, Teil 1 dieses Werkes, zu – EPS – in Form von 1 bis 3 mm großen Kügel-
entnehmen. chen) oder
• mineralische Zuschläge (Leichtzuschlagstof-
fe nach DIN 4226-2 wie Blähton, Blähschiefer,
8.11.4 Wärmedämmputzsysteme1) Blähglaskügelchen, Bims sowie Perlite und Ver-
miculite) oder
Zur Verbesserung der Wärmedämmung von
• ein Gemisch aus den vorgenannten organi-
Außenwänden wurden spezielle Dämmputz-
schen/mineralischen Zuschlägen.
systeme entwickelt, die aus mehreren, technisch
aufeinander abgestimmten Putzlagen bestehen. Wärmedämmputze weisen nach DIN V 18550
Sie setzen sich üblicherweise zusammen aus einen Rechenwert für die Wärmeleitfähigkeit d
einem dickeren Unterputz – dem eigentlichen 0,2 W/(mK) auf. Dazu darf die Trockenrohdichte
Wärmedämmputz mit erhöhten Wärmedämm- des erhärteten Mörtels max. 600 kg/m³ betragen.
Der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für
1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent- Wärmedämmputz nach DIN 998-1 ist in Tabelle 4,
nehmen. DIN V 18550, festgelegt.
Tabelle 8.30 Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit für Wärmedämmputz nach DIN EN 998-1 (DIN V 18550)
8 Kategorie I Kategorie II
Nennwerta Bemessungswertc Grenzwertb Bemessungswertc
WI(m·K), P = 90% W/(m · K) W/(m · K) W/(m · K)
OD Od Ogrenz Oe
0,070 0,084 0,066 0,070
0,080 0,096 0,075 0,080
0,090 0,108 0,085 0,090
0,100 0,120 0,094 0,100
0,120 0,144 0,113 0,120
0,140 0,168 0,132 0,140
0,160 0,192 0,150 0,160
a
Entspricht dem deklarierten Wert O10,dry nach DIN EN 998-1.
b Der Wert Ogrenz (größter nachzuweisender Einzelwert) ist im Rahmen der technischen Spezifikation des jeweiligen
Wärmedämmputzmörtels festzulegen.
c Bemessungswert (Rechenwert).
d O = OD x 1,2
e
O= Ogrenz x 1,05
8.11 Putze für Sonderzwecke 733
8.32-1a 8.32-1b
8.32-1 Konstruktionsbeispiele: Unterschiedliche Kantenausbildungen bei Wärmedämm-Putzsystemen
a) Kantenprofil mit PVC-Überzug. Das Profil wird mit Ansetzmörtel auf Zementbasis am Untergrund befestigt.
Der mit Druck aufgespritzte Mörtel verklammert sich allseitig kraftschlüssig durch die Lochungen des Profils
hindurch. Der PVC-Überzug wird nicht verputzt und ist nach dem Putzvorgang umgehend zu reinigen.
Vgl. hierzu auch Bild 8.11.
b) Kantenprofil ohne PVC-Überzug. Dieses Profil eignet sich für die Unterputzanbringung, d. h. die Schiene wird
unsichtbar in den Dämmputz eingebaut und im Kantenbereich ein Glasgittergewebestreifen als zusätzliche
Armierung eingebettet. Der Oberputz wird in einer Dicke von etwa 8 bis 10 mm um die Ecke herumgeführt.
1 Putzgrund 5 Kantenprofil
2 Spritzbewurf (soweit erforderlich) 6 Oberputz
3 Unterputz (Dämmputz) 7 PVC-Überzug
4 Glasgittergewebe
Protektorwerk, Gaggenau
734 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
8.32-2a 8.32-2b
8.32-2 Putzsockel- und Dehnungsfugenprofil für Wärmedämm-Putzsysteme
a) Sockelprofil mit schräggestelltem Schenkel (110°) und Stützbügel
b) Dehnungsfugenprofil für senkrecht verlaufende Wandfugen
Protektorwerk, Gaggenau
Je leichter ein Baustoff ist, umso besser sind seine dämmputzmörtel sind in Tabelle 2, DIN EN 998-
Wärmedämmeigenschaften; dies gilt auch für die 1 festgelegt.1)
Putzmörtel.
Dämmputze werden deshalb heute vorwiegend Oberputz. Der Oberputz nach DIN V 18 550 ist
aus extrem leichten Zuschlagstoffen – nämlich ebenfalls aus Werktrockenmörtel herzustellen
geschäumten Polystyrolkügelchen – hergestellt. und soll den Eigenschaften eines Putzes aus den
8 Diese ergeben eine gute Wärmedämmung, be- Mörtelgruppen PI oder PII vergleichbar sein. Die
wirken jedoch andererseits eine geringere mecha- mechanischen und physikalischen Eigenschaften
nische Festigkeit des Unterputzes, so dass dieser des Unterputzes und des Oberputzes müssen
immer eines schützenden Oberputzes bedarf. aufeinander abgestimmt sein. Nur ein qualitativ
hochwertiger, wasserabweisender Oberputz
Tabelle 8.31. Dämmputze werden im Wesentli- kann eine Durchfeuchtung und damit eine Ver-
chen nach der jeweiligen Zuschlagart eingeteilt. minderung der Wärmedämmung des Unterput-
Wie die Übersicht verdeutlicht, gibt es neben zes verhindern. Daher werden alle Dämmputze
den in DIN V 18 550 genormten Dämmputzen nur zusammen mit einem passenden Oberputz
mit organischen Zuschlägen auch solche mit mi- als System zugelassen.
neralischen Leichtzuschlagstoffen. Diese müssen An den Oberputz werden vor allem Anforde-
eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des rungen hinsichtlich des Regenschutzes (Was-
Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin, auf- seraufnahmekoeffizient w d 0,5 kg (m2 · h0,5), der
weisen. Sie erreichen jedoch in der Regel nicht Witterungsbeständigkeit, mechanischen Festig-
die günstigen Rechenwerte der Wärmeleitfähig- keit sowie Wasserdampfdurchlässigkeit gestellt.
keit von EPS-Dämmputzen. Außerdem ist mit ihm praktisch jede gewünschte
• Wärmedämm-Putzsysteme aus Mörteln mit und bekannte Putzoberfläche herstellbar.
mineralischen Bindemitteln und expandier-
tem Polystyrol (EPS) als Zuschlag sind in DIN
V 18550 im Zusammenhang mit DIN EN 998-1 1)
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 8.12 zu ent-
genormt. Die Prüfparameter u. a. für Wärme- nehmen.
8.11 Putze für Sonderzwecke 735
Bei Wärmedämm-Putzsystemen richtet sich das zu Spannungen und damit zur Rissbildung in der
Verhältnis zwischen den Druckfestigkeiten von Putzschale führen können.
Unterputz zu Oberputz nach der Art der ver-
wendeten Zuschläge. Nach der bereits mehrfach
angeführten traditionellen Putzregel (bei mas- 8.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme
sivem Mauerwerk) soll die Festigkeit des Ober-
putzes immer geringer sein als die Festigkeit des Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) – frü-
Unterputzes. her auch Thermohaut genannt – bestehen aus
Das Festigkeitsgefälle bei den Wärmedämm- mehreren fest miteinander verbundenen und
Putzsystemen verläuft jedoch genau umgekehrt: bauphysikalisch aufeinander abgestimmten Kom-
Der Oberputz ist härter als der darunter liegende ponenten (Wärmedämmstoffschichten, Armie-
Dämmputz. Durch die schubweiche Zwischen- rungsgewebe und Außenputz), die als System
schicht zwischen Wandbildner und Oberputz zur Wärmedämmung und Gestaltung von Fassa-
ergibt sich eine Entkopplung. Die langjährige den eingesetzt werden.
Anwendung hat gezeigt, dass dadurch nicht Sie haben sich als Außendämmung seit über vier
zwangsläufig Schäden auftreten müssen – vor- Jahrzehnten bewährt und weisen eine ganze Rei-
ausgesetzt, der Unterschied in der Festigkeit bei- he von Vorteilen auf: Verbesserung des Wärme-
der Lagen liegt innerhalb der festgelegten Gren- schutzes und des Regenschutzes der Außenbau-
zen. Vgl. hierzu auch Abschn. 8.7.5.4, Leichtputze teile, Verhinderung von Wärmebrücken, keine
auf wärmedämmenden Wandbaustoffen. Tauwasserbildung im Inneren der Außenwand
und auf der raumseitigen Oberfläche, Entkopp-
Verarbeitung. Vor dem Aufbringen des Dämmputzes ist
eine sorgfältige Untergrundbeurteilung vorzunehmen. Bei
lung des Außenputzes von der tragenden Konst-
neuem, einheitlichem und gleichmäßig saugendem Mauer- ruktion, dadurch rissefreie Fassaden auch bei Alt-
werk sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. bauten, Plattenbauten und Holzfachwerkbauten.
Unterschiedlich saugende Untergründe bedürfen jedoch
eines voll deckenden Spritzbewurfes (Vorspitzmörtel). WDVS dürfen nur verwendet werden, wenn sie
Bei Untergründen mit erhöhter Rissbildungsgefahr (Misch- bauaufsichtlich zugelassen sind. Wärmedämm-
mauerwerk) ist eine Putzarmierung in Form eines Glas- Verbundsysteme zählen zu den nicht geregelten
gittergewebes erforderlich, das in die obere Zone des
Dämmputzes – vor Aufbringung des Oberputzes – ein-
Produkten, da für sie keine technischen Regel-
gebettet wird. Bei anderen Systemen wird dieses Armie- werke (z. B. Normen) existieren. Vgl. hierzu Ab-
rungsgewebe nach Angaben der Hersteller in das obere schn. 7.8.1, Bauregelliste, sowie Abschn. 2.2.4,
Drittel eines auf dem Unterputz aufgebrachten Ausgleichs- Bauprodukte, Teil 1 dieses Werkes.
putzes eingearbeitet. Der Verwendbarkeitsnachweis ist deshalb durch
Bild 8.31-1 und -2. Um einen gleichmäßig dicken, plan-
eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung zu 8
ebenen Putzauftrag und wirksamen Kantenschutz zu er- führen (Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin).
reichen, ist es unverzichtbar, Sockel-, Kanten-, Sturz- und In ihr werden Aufbau und Schichtenfolge eines
Dehnungsprofile an Fensterleibungen, Rollladenkästen, Systems beschrieben sowie Fragen der Standsi-
Hauskanten u. Ä. anzubringen. Aufgrund der größeren cherheit, Dauerhaftigkeit, Gebrauchstauglichkeit
Putzdicken ist auch darauf zu achten, dass Überstände wie
u. a. m. geregelt.
beispielsweise Ortgänge, Fensterbänke und Abdeckungen
aller Art entsprechend breiter ausgebildet werden. In den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassun-
Dem fertigen Werktrockenmörtel darf außer Wasser nichts gen wird außerdem zwingend vorgeschrieben,
mehr zugesetzt werden. Der Unterputz wird in Schicht- dass nur in sich geschlossene Systeme verar-
dicken von 50 bis 60 mm (max. 100 mm) in einem Arbeits- beitet werden dürfen. Alle Einzelkomponenten
gang aufgetragen und eben abgezogen, wobei Reiben und – auch Zubehörteile – gelten als Systembestand-
Filzen zu vermeiden ist. Ist aus wärmetechnischen Gründen
ein dickerer Dämmputz erforderlich, so kann nach ausrei-
teile. Mischsysteme mit Komponenten anderer
chender Wartezeit (mehrere Tage) eine zweite Lage aufge- Fabrikate sind nicht zulässig. Sie beinhalten ein
tragen werden. Dabei sind die jeweiligen Verarbeitungs- Schadensrisiko und verwirken die Herstellerge-
richtlinien der Hersteller genauestens einzuhalten. währleistung.
Nach einer Austrockungszeit von mindestens 1 Tag pro
1 cm Dämmputzdicke wird der jeweils zugelassene System-
Oberputz aufgetragen.
Schichtenfolge. Bei der Planung von Wärme-
dämm-Verbundsystemen ist von folgenden
Bei der farblichen Gestaltung ist darauf zu ach- Schichten auszugehen:
ten, dass nur helle Farbtöne gewählt werden, da • Tragwand (vorrangig statische und schall-
dunkle Farben bei thermischer Beanspruchung schutztechnische Funktionen)
736 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
8.33
Wärmedämm-Verbundsysteme
(Aufbau und Befestigungsarten)
a) Klebeverfahren, ggf. mit
Verdübelung
b) mechanische Schienenbefestigung
1 Untergrund (tragfähiges Mauerwerk)
2 Klebemasse (Klebemörtel)
3 Dämmstoff (PS-Hartschaum-,
Mineralwolle- oder
Mineralschaumplatten)
4 Armierungsschicht
(Glasgittergewebe
in Armierungsmasse)
5 Außenputz/Schlussbeschichtung
6 labiler, nicht tragfähiger Untergrund
7 Hart-PVC-Schiene
8 PS-Hartschaumplatten mit
umlaufender Nut 8.33a 8.33b
8.11 Putze für Sonderzwecke 737
8.34
Brandriegel, hier im Beispiel einer geschossübergreifenden
mehrgeschossigen Verglasung
Weitere Einzelheiten sind den jeweiligen Landesbauord- • Tragfähige Untergründe. Dazu zählen neues
nungen und WDVS-Zulassungsbescheiden zu entnehmen. Mauerwerk und Betonuntergründe ohne wei-
tere Beschichtungen sowie neue feste Putze
Mögliche Brandschutzmaßnahmen bei WDVS mit Polysty-
rol-Hartschaum größerer Dicke (100 mm < d d 300 mm)
(Mörtelgruppen P II und P III). Auf derart tragfä-
sind umlaufende „Brandriegel“ als sichere Brandbegren- hige Untergründe können WDV-Systeme ohne
zung in der Dämmebene in jedem 2. Geschoss sowie „Sturz- Verdübelung standsicher und kostengünstig
schutz“ über Fenster- und Türöffnungen zur Verhinderung aufgeklebt werden. Ebenheitstoleranzen bei
des Brandeintrittes in die Dämmebene. verklebten Systemen d 1 cm bezogen auf
Der Brandriegel soll eine fortschreitende, geschossüber- 1 Meter Messlänge.
greifende Branderweiterung in der Dämmebene von WDVS
verhindern. Dies geschieht durch vollständige Unterbre- • Reduziert tragfähige Untergründe. Dazu
chung der Dämmung in jedem 2. Geschoss. Der Brandriegel zählen meist Altbauten mit fest am Untergrund
besteht aus einem nicht brennbaren Material, z. B. einem haftenden Putzen oder Anstrichen, auf denen
mindestens 200 mm hohen Mineralwollstreifen mit einer ein Kleber jedoch nur ein reduziertes Haftver-
Rohdichte von mindestens 60 kg/m³ und einem Schmelz-
punkt > 1000 °C. Andere Materialien und Lösungen bedür- mögen entwickeln kann. In diesen Fällen ist
fen gesonderter prüftechnischer Nachweise und der Veran- neben dem Verkleben eine zusätzliche Verdü-
kerung in den WDVS-Zulassungen. [29] belung erforderlich. Ebenheitstoleranzen bei
verklebten und gedübelten Systemen d 2 cm
Schallschutz. WDV-Systeme beeinflussen nicht nur den bezogen auf 1 Meter Messlänge.
Schalldurchgang durch die Wand, sondern auch die Schall-
ausbreitung entlang der Wand (Schall-Längsleitung). • Nicht tragfähige Untergründe. Bei Putzen
Die tatsächliche Verbesserung der Schalldämmung durch oder Anstrichen mit unzureichender Haftung 8
WDV-Systeme hängt im Wesentlichen ab von der zum Untergrund sowie bei sehr unebenen Fas-
• dynamischen Steifigkeit des Dämmstoffes, saden sind schienenbefestigte WDV-Systeme
• Dicke des Dämmstoffes, im Vorteil. Ebenheitstoleranzen bei Schienen-
• Masse des Putzsystems, befestigung d 3 cm bezogen auf 1 Meter Mess-
• Art der Befestigung. länge.
Daraus ergibt sich, dass sich die Schalldämmung von Au-
ßenwänden – je nach gewähltem WDV-System – verbes- Bauliche Gegebenheiten. Dämmplatten dürfen auf Au-
sern oder verschlechtern kann. ßenwandflächen erst dann aufgebracht werden, wenn eine
Eine Verbesserung ist in der Regel zu erwarten bei weichen ausreichende Trockenheit des Untergrundes gewährleistet
(elastifizierten) PS-Hartschaumplatten oder Mineralwolle- ist. Wird eine Außendämmung auf zu feuchte oder gar
platten mit dickem Oberputz. Günstige Schalldämm-Maße durchnässte Wände angebracht, führt dies – vor allem bei
ergeben sich auch bei schienenbefestigten Systemen. relativ dampfdichten Systemen – zu Schäden. Dies gilt ins-
besondere dann, wenn die Dämmung kurz vor oder wäh-
Ungünstig wirken sich dagegen WDV-Systeme mit steifer
rend der Heizperiode angesetzt wird.
Dämmschicht (z. B. Mineralfaser-Lamellen) und dünnem
Oberputz aus. Entsprechende Angaben sind den (meisten) Bei Neubauten müssen daher die Innenputz- und Estrichar-
Zulassungsbescheiden zu entnehmen. beiten abgeschlossen und die Wände so weit trocken sein,
dass eine übermäßige Feuchteanreicherung nicht mehr ge-
geben ist. WDV-Systeme lassen zwar das Austrocknen mäßig
Traggrund (Untergrund). Die Beschaffenheit des feuchter Wände zu, eine gewisse Dampfbremse – vor allem
Untergrundes ist meist ausschlaggebend für die Systeme mit PS-Dämmplatten und dampfdichteren Kunst-
zu wählende Befestigungsart der Dämmstoff- harzputzen – stellen sie dennoch dar, so dass sich die Dampf-
platten. Man unterscheidet: diffusion (Austrocknung) von innen nach außen zeitlich
738 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
deutlich verzögern kann. Funktionsbezogene Beeinträchti- • Mineralwolle (MW nach DIN EN 13 162). Die
gungen sind in der Regel jedoch nicht zu erwarten. zur Gruppe der mineralischen Dämmstoffe
Des weiteren muss sichergestellt sein, dass kein Wasser zählende Mineralwolle besteht aus Steinfasern,
(Regen, aufsteigende Feuchtigkeit) in bzw. hinter das WDV-
System gelangen kann. Daher müssen Fenster, Rollladen- die durch Zusatz eines Kunstharzes zu festen
kästen und vor allem die Horizontalflächen (Fensterbänke, Platten gebunden werden. Diese sind in ihrer
Dacheindeckungen) mit geeigneten Abdeckungen gesamten Dicke durch Hydrophobiermittel
versehen sein. wasserabweisend ausgerüstet.
Bei WDV-Systemen werden üblicherweise
Wärmedämmstoffe1). Die Ausgangsprodukte der
Dämmplatten des Anwendungstyps WD, mit
Dämmstoffe sind entweder organischen oder
einer Rohdichte von etwa 165 kg/m3 und einer
mineralischen Ursprungs. Für die WDV-Systeme
Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,04 W/(m · K) ver-
werden vor allem eingesetzt:
wendet. Wegen ihrer vergleichsweise geringen
• Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS Abreißfestigkeit von 15 kN/m2 müssen die Plat-
nach DIN EN 13 163). Der zur Gruppe der or- ten in jedem Fall verklebt und gedübelt wer-
ganischen Dämmstoffe zählende und an den. WDV-Systeme mit Steinwolle (= Baustoff-
aufgehenden Bauteilen am häufigsten ange- klasse A2 nach DIN 4102) sind nicht brennbar
brachte Plattentyp ist EPS 15 SE (Markenname und daher für Gebäudehöhen bis 100 m ein-
Styropor). Er weist eine Mindestrohdichte von setzbar.
15 kg/m3, mit einer Wärmeleitfähigkeit von
λ = 0,04 W/(m · K) auf. • Mineralwolle-Lamellenstreifen weisen eine
Die Plattenkanten können stumpf aneinander- senkrecht zur Wandoberfläche angeordne-
stoßen, mit Nut und Feder, Stufenfalz oder einer te Faserstruktur auf, so dass sie knickfrei zum
umlaufenden Nut (Schienenbefestigung) ver- Dämmen von gerundeten Flächen eingesetzt
sehen sein. WDV-Systeme mit PS-Hartschaum- werden können. Sie weisen eine Rohdichte von
platten (= Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) etwa 80 bis 100 kg/m3 und eine Abreißfestig-
sind schwer entflammbar eingestuft und dür- keit von etwa 85 kN/m2 auf. Dies macht eine
fen daher nur bis zu einer Gebäudehöhe von Verdübelung der Lamellen bei klebegeeigne-
22 m (Hochhausgrenze) eingesetzt werden. tem Untergrund überflüssig. Ihre beidseitige
Bei EPS-Hartschaumplatten ist zwingend dar- Vorbeschichtung erlaubt sogar eine vollflächi-
auf zu achten, dass sie ausreichend lang – min- ge und maschinelle Verklebung.
destens sechs Wochen – werkseitig abgelagert • Mineralschaumplatte (nicht genormt). Diese
sind, bevor sie auf die Fassade aufgebracht auf der Basis einer Kalk-Zement-Mischung neu
werden (Schwindvorgänge aufgrund flüchti- entwickelte hydrophobierte Dämmplatte zählt
8 ger Bestandteile im Polystyrolschaum). Beim
Einsatz zu frischer Platten kommt es sonst an
zu der Gruppe der mineralischen Dämmstoffe.
Sie weist eine Rohdichte von 115 kg/m3 und
den Stoßfugen zu Rissbildungen (Relativ häu- eine Wärmeleitfähigkeit von λ 0,045 W/(m · K)
fige Schadensursache bei WDV-Systemen mit auf und ist diffusionsoffen (Wasserdampfdiffu-
EPS-Dämmplatten). sionswiderstandszahl μ = 5). Wegen der hohen
• Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS Abreißfestigkeit von 85 kN/m2 kann auf die
nach DIN EN 13 164). Geschlossenzellige Extru- Verdübelung bei klebegeeignetem Untergrund
dierschaumstoffe nehmen praktisch kein Was- verzichtet werden. WDV-Systeme mit Mineral-
ser auf und können deshalb im Wandbereich schaumplatte (Baustoffklasse A2 nach DIN 4102)
außerhalb der Feuchtigkeitsabdichtung eines sind nicht brennbar und daher für Gebäude-
Bauwerkes – beispielsweise als Perimeterdäm- höhen bis 100 m einsetzbar. Einzelheiten hierzu
mung im Bereich der Sockelzone und des Kel- sind [22] zu entnehmen.
lergeschosses – eingesetzt werden (Bild 8.36).
Neben ihrer Feuchteunempfindlichkeit zeich-
nen sie sich auch durch hohe mechanische Befestigungstechniken. Die Befestigungsart
Festigkeit aus (Markenname Styrodur). S. hierzu der Dämmplatten von WDV-Systemen ist durch
Abschn. 11.3.4, Wärmeschutz und Energieein- die allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen
sparung Teil 1 dieses Werkes. vorgeschrieben. Wie zuvor bereits erwähnt, ist
die jeweilige Befestigungsmethode abhängig
1)
Der aktuelle Stand der Normung von werkmäßig herge- von der Art des Dämmstoffes, der Beschaffenheit
stellten Wärmedämmstoffen im Hochbau (DIN EN 13 162 des Traggrundes und von der Gebäudehöhe. Im
bis DIN EN 13 171) ist Abschn. 8.12 zu entnehmen. Einzelnen unterscheidet man:
8.11 Putze für Sonderzwecke 739
8.35 Wärmedämm-Verbundsystem:
Schematische Darstellung
der Verarbeitungsschritte
A Vorbereitung des Untergrundes
(Altbau/Neubau)
B Anbringen der Sockelschienen
mit Spreizdübel
C Ankleben der Dämmplatten
mit Klebemörtel
D zusätzliche Verdübelung
(nur bei unsicherem Untergrund)
E Anbringen der Eckverstärkung
(Gewebeeckschutz oder spezielle
Eckschutzschienen)
F Aufbringen einer zweilagigen
Armierungsschicht
G Einarbeiten des Glasgittergewebes
„nass-in-nass“ mittig in die
Armierungsmasse
H Auftrag einer Grundierung
(soweit erforderlich)
I Auftrag des Außenputzes/
Schlussbeschichtung
• Klebeverfahren (Bild 8.33a). Die einfachste ten vorzunehmen. Es dürfen nur bauaufsicht-
und kostengünstigste Befestigungsart ist das lich zugelassene Dübel verwendet werden.
Kleben. Voraussetzung hierfür ist ein klebe- Typ, Länge und Tellerdurchmesser der einge-
geeigneter und tragfähiger Untergrund. Die setzten Dübel richten sich nach dem jeweiligen
Abreißfestigkeit des Untergrundes muss mind. Wandmaterial und Dämmstoff. Die Anzahl der
80 kN/m2 betragen. Als Klebemasse werden Dübel pro m2 ist abhängig vom betreffenden
sowohl Dispersionskleber als auch mineralisch Fassadenbereich (Höhe, Flächen- bzw. Randzo-
gebundene Werkstoffe eingesetzt. nen, Dübellastklassen).
Verarbeitung. Der Kleberauftrag erfolgt bei üblichen Verarbeitung. Hinsichtlich der Dübelanordnung unter-
Untergründen in der sog. Wulst-Punkt-Methode, d. h. scheidet man zwei Ausführungsarten.
mit einem randumlaufenden Klebestreifen mit platten-
Beim Typ I werden die Dübel unmittelbar nach dem An-
mittigem Batzenauftrag auf der Dämmplattenrückseite.
bringen der Dämmplatten gesetzt (Regelfall), so dass mit
Bei planebenen Untergründen kann eine vollflächige
Verklebung erfolgen. Steinwolle-Lamellenstreifen sind
dem Dübelkopf nur die Dämmplatten gehalten werden
(Dübelteller unterhalb Gewebe). Dies hat jedoch den
8
immer vollflächig zu verkleben. Vorzug, dass die Dübel jeweils gezielt auf den Platten-T-
Diese feste Verbindung mit dem Untergrund ist not- Stößen gesetzt werden können.
wendig, da sich der Nachschwindevorgang bei PS-
Hartschaumplatten über mehrere Jahre hinzieht Beim Typ II wird die Verdübelung dagegen erst nach der
(etwa drei bis fünf Jahre) und somit die Schwind- und Verlegung (Einbettung) des Glasgittergewebes vorge-
Kontraktionskräfte in sog. Zwängungsspannung gehal- nommen (Dübelteller umfasst Gewebe). Damit werden
ten werden müssen. Sie verhindert jegliche Eigenbewe- vom Dübelkopf sowohl die Dämmplatten als auch die
gung der Dämmplatten und damit auch die Rissbildung Armierungsschicht und somit indirekt auch die Putz-
in den Putzbeschichtungen oberhalb der Stoßfugen. schale verbessert gehalten.
Vor Beginn der Klebearbeiten sind in Sockelhöhe auf
Gehrung geschnittene Sockelabschlussschienen mit • Schienenbefestigung (Bild 8.33b). Die Schie-
Dübelschrauben zu befestigen. Die Dämmplatten wer-
den dann im Verband (versetzte Vertikalfugen) dicht nenbefestigung ist dann vorteilhaft, wenn es
und press gestoßen sowie flucht- und lotgerecht ange- sich um unebene und nicht tragfähige Unter-
setzt. Im Bereich der Gebäudeecken sind die Platten zu gründe handelt oder das Abschlagen eines Alt-
verzahnen und der am Plattenstoß gegebenenfalls her- putzes zu kosten- und zeitaufwendig ist. Das
ausquellende Kleber sofort zu entfernen. Nach etwa drei Mauerwerk muss jedoch tragfähig sein.
Tagen hat der Kleber so weit abgebunden, dass weiter-
gearbeitet werden kann. Verarbeitung. Die PVC-Schienen werden am Unter-
grund mit bauaufsichtlich zugelassenen Dübeln befes-
tigt. Dabei können Unebenheiten bis 3 cm ausgeglichen
• Klebeverfahren und Verdübelung (Bild 8.35). werden. Die auf der Rückseite mit Klebebatzen versehe-
Bei reduziert tragfähigen Untergründen ist eine nen Dämmplatten werden mit ihrer umlaufenden Nut
zusätzliche Verdübelung der Dämmstoffplat- – Reihe für Reihe – in die Schienen im Verband einge-
740 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
setzt und exakt ausgerichtet. Je nach Untergrund und Farbton-Intensität der Oberputze auf den Hell-
Gebäudehöhe kann es erforderlich sein, die montierten bezugswert t 20 begrenzt.
Dämmplatten noch zusätzlich mittig mit entsprechen-
den Tellerdübeln zu sichern. Hellbezugswert. Der Hellbezugswert ist ein Maß für den
Reflexionsgrad einer bestimmten Farbe. Entscheidend sind
der Schwarzpunkt HBW = 0 und der Weißpunkt HBW = 100.
Armierungsschicht. Auf die Dämmplatten wird Der HBW gibt also an, wie weit der bestimmte Farbton vom
Schwarz- oder Weißpunkt entfernt ist. Wesentlich hierfür ist
eine zum System gehörende Armierungsschicht das Pigment (Farbkörper) und nicht das Bindemittel oder
(Bewehrung) – bestehend aus Armierungsmas- der Glanzgrad einer Farbe.
se und Glasgittergewebe – aufgebracht. Diese
Armierungsschicht ist für die Qualität des ge-
samten Dämmsystems von ausschlaggebender Um unzulässige Feuchtigkeitserhöhungen in der
Bedeutung, da das Gewebe in der Lage sein Wand zu vermeiden, darf die diffusionsäquiva-
muss, die durch thermische Einflüsse entste- lente Luftschichtdicke der Putze (Armierungs-
henden risse-auslösenden Zug- und Druckspan- schicht und Putzschicht zusammen) gemäß DIN
nungen aufzunehmen. Außerdem muss es noch V 18 550-1 nicht größer als sd 2,0 m sein.
ausreichend wasserdampfdurchlässig sein. Desweiteren dürfen auch im Oberputzbereich
Diese Anforderungen werden üblicherweise von immer nur Systemkomponenten verwendet wer-
Armierungsschichten mit Glasgittergewebeein- den, die aufeinander abgestimmt sind (Material-
lagen erbracht. Ähnlich gute Ergebnisse lassen verträglichkeit) und von einem Hersteller stam-
sich mit in die Armierungsmassen beigegebenen men, da sonst alle Gewährleistungsansprüche
Glasfasern erzielen. Weiterentwicklungen sind auf verloren gehen.
diesem Gebiet zu erwarten.
Verarbeitung. Für die Herstellung der Armierungsschicht Einzelheiten über die Ausführung von Putzen
sind drei Arbeitsgänge erforderlich: Auf die Dämmschicht siehe VOB Teil C, DIN 18 350, Putz- und Stuckar-
wird zunächst eine etwa 3 mm dicke Klebe- und Spachtel-
beiten, von Beschichtungen DIN 18 363, Maler-
masse aufgetragen, in die das Glasgittergewebe mit etwa
10 cm Überlappung eingedrückt wird. Anschließend wird und Lackierarbeiten.
das Gewebe in gleicher Dicke nass-in-nass überspachtelt,
so dass eine vollständige Überdeckung sichergestellt ist.
Bild 8.36a bis h. Schon im Planungsstadium ist
Das Gewebe muss mittig bzw. im oberen Drittel der Armie-
der Detailausbildung große Aufmerksamkeit zu
rungsschicht angeordnet sein. Darüber hinaus sind alle
Außenecken und Kanten mit einem besonderen Gewebe- schenken. Es würde jedoch den Rahmen dieser
schutz oder mit speziellen Eckschutzschienen zu sichern. Abhandlung bei weitem sprengen, wollte man
Um den Oberputz auftragen zu können, muss die Armie- auf alle Anschlüsse näher eingehen. An dieser
rungsschicht abgebunden und ausreichend trocken sein Stelle sollen deshalb nur einige wichtige Prob-
8 (Standzeit je nach Witterung 3 bis 5 Tage). lembereiche angesprochen und mit Bild 8.36a
bis h einige Detaillösungen vorgestellt wer-
Außenputz (Oberputz, Schlussbeschichtung). Als den. Bei diesen Bildbeispielen wurden die an
Oberputz werden sowohl mineralisch – als auch das Dämmsystem angrenzenden Bauteile und
kunstharzgebundene Putze eingesetzt und zwar Schichtenfolgen – im Hinblick auf eine besse-
mit jeweils verschiedenen Körnungen und Ober- re Übersichtlichkeit – bewusst nur schematisch
flächenstrukturen, gegebenenfalls noch ergänzt dargestellt. Auf die weiterführende Literatur [21],
durch eine farbliche Beschichtung. Von den Ober- [22], [23], [28] wird hingewiesen.
putzen werden u. a. wasserabweisende Eigen-
schaften (z. B. durch Luftporenbildner) verlangt.
Da der Farbton einen wesentlichen Einfluss auf
die Oberflächentemperatur hat (dunkle Flächen
erwärmen sich bei Besonnung wesentlich stär-
ker als helle Flächen) und um die thermischen
Spannungen möglichst gering zu halten (die
Endbeschichtung kann durch die darunter lie-
gende Dämmung keine Wärme an tieferliegende
Schichten abgeben), dürfen für die Schlussbe-
schichtung nur helle Farben gewählt werden.
Als Maß hierfür gilt der sog. Hellbezugswert.
Gemäß normierter Festlegung ist die zulässige
8.11 Putze für Sonderzwecke 741
8.36a 8.36b
8
8.36c 8.36d
8.36 Konstruktionsbeispiele: Regelanschlüsse und Verlegehinweise für Wärmedämm-Verbundsysteme
a) Sockelausbildung. Zur Vermeidung von Wärmebrücken, Fassadendämmung mindestens 30 cm unter UK
Kellerdecke führen, jedoch mindestens 30 cm oberhalb Geländeoberfläche enden lassen. Vertikale
Abdichtung bis hinter Dämmung hochziehen und an horizontale Dichtung anschließen.
b) Fassaden-/Kellerwanddämmung. Kellerwanddämmung (Perimeterdämmung) mindestens 30 cm über
Erdreich hochziehen und elastisch/dicht an überstehende Sockelschiene anschließen. Vertikale und
horizontale Abdichtung wie zuvor gemäß DIN 18 195.
c) Fenster-/Türleibungen außenseitig grundsätzlich mitdämmen (Tauwasserbildung!) und Anschlussfuge
zwischen Fassadendämmplatte und Fensterrahmen mit Fugendichtband abdichten. Armierungsschicht und
Außenputz über das Dichtband ziehen und mit Kellenschnitt vom Rahmen trennen (unsichtbare Ausführung).
d) Fensterbankanschlüsse. Metallfensterbänke mit seitlicher Aufkantung ([-Profil) und Dehnungspuffer, aus-
reichendem Fassadenüberstand (etwa 3 cm) und mit Gefälle nach außen anbringen. Alle Anschlussfugen, wie
zuvor beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch dicht ausbilden.
e) Rollladenkastenanschlüsse. Profilschiene auf Höhe des Rollladenkasten-Sturzes anbringen. Rolladenkasten
überdämmen und außenseitig mit Armierungsschicht und Putzlage beschichten (unsichtbare Ausführung).
Anschlussfugen an Rollladenschienen, wie bei c) beschrieben, mit unsichtbarem Fugendichtband elastisch
ausbilden.
f) bis g) Steildachanschlüsse (vereinfachte Darstellung). Dachüberstände – vor allem am Ortgang– niemals zu
knapp bemessen. Zuluftöffnungen im Bereich der Traufverkleidung keinesfalls verschließen und bei ausge-
bauten Dachgeschossen Fassadendämmung an Dachdämmung lückenlos anschließen. Alle Anschlussfugen,
wie unter c) beschrieben, ausbilden.
742 8 Außen- und Innenputze, Sonderputze, usw.
8.36e 8.36f
8.36g 8.36h
8
h) Flachdachanschlüsse. Fassadendämmung lückenlos an Dachdämmung anschließen, dazu Attika-Aufkantungen
umlaufend dämmen und vorgegebene Bewegungsfugen übernehmen (ggf. mit sichtbarem Dehnungsfugen-
profil). Zuluftprofile ausreichend bemessen und Metallabdeckungen mit beweglichen Schiebenähten
montieren. Für die Dachausbildung selbst sind die „Flachdachrichtlinien“ zu beachten.
1 Kellermauerwerk mit horizontaler 10 Dränplatten mit Schutzvlies
und vertikaler Abdichtung 11 Eckschutz
2 Sockelputz (Mörtelgruppe P III) 12 Metallfensterbank
3 Sockelabschlussschiene thermisch getrennt 13 [-Profil/Dehnungspuffer
4 Fassadendämmplatte 14 Rollladenkasten
5 Armierungsschicht mit Glasgittergewebe 15 Rollladenschiene
6 Außenputz 16 Hinterlüftung
7 Perimeterdämmung 17 Zuluftprofil
8 Sockelbeschichtung 18 Randbohle
9 elastisches Fugendichtband 19 Abdeckprofil
Sto AG
8.12 Normen 743
8.12 Normen
Normen, Fortsetzung
8 DIN 18 181
DIN 18 182-1
10.2008
12.2007
Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
Zubehör für die Verarbeitung von Gipskartonplatten; Profile aus
Stahlblech
DIN 18 184 10.2008 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum
als Dämmstoff
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen, Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 04.2009 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und
nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und
in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 07.2009 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-9 05.2010 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke
Normen, Fortsetzung
DIN 18 330 04.2010 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten
DIN 18 340 04.2010 –; –; Trockenbauarbeiten
DIN 18 345 04.2010 –; –; Wärmedämm-Verbundsysteme
DIN 18 350 04.2010 –; –; Putz- und Stuckarbeiten
DIN 18 363 04.2010 –; –; Maler- und Lackiererarbeiten
DIN 18 366 04.2010 –; –; Tapezierarbeiten
DIN 18 516-1 06.2010 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet – Anforderungen, Prüfgrundsätze
DIN 18 516-3 12.1999 –; Naturwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 516-4 02.1990 –; Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 516-5 12.1999 –; Betonwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 556 01.1985 Prüfung von Beschichtungsstoffen für Kunstharzputze und
von Kunstharzputzen
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 18 580 03.2007 Mauermörtel mit besonderen Eigenschaften
DIN 51 043 08.1979 Trass; Anforderungen, Prüfung
DIN 55 699 02.2005 Verarbeitung von Wärmedämm-Verbundsystemen
DIN 55 945 03.2007 Lacke und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für Beschichtungs-
stoffe und Beschichtungen; Weitere Begriffe und Definitionen zu DIN EN 971-1
sowie DIN EN ISO 4618-2 und DIN EN ISO 4618-3
DIN 68 800-1 10.2011 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
E DIN 68 800-5 01.1990 Holzschutz; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 197-1 11.2011 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 197-2 11.2000 Zement – Konformitätsbewertung
DIN EN 197-4 08.2004 –; Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit 8
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; –; Änderung
DIN EN 206-1/A2 09.2005 –; –; Änderung
DIN EN 235 04.2002 Wandbekleidungen – Begriffe und Symbole
DIN EN 413-1 07.2011 Putz- und Mauerbinder – Zusammensetzung, Anforderungen und
Konformitätskriterien
DIN EN 413-2 08.2005 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-1 12.2010 Baukalk – Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-2 12.2010 –; Prüfverfahren
DIN EN 459-3 08.2011 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 998-1 12.2010 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Putzmörtel
DIN EN 998-2 12.2010 –; Mauermörtel
DIN EN 1062-1 08.2004 Beschichtungsstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für
mineralische Substrate und Beton im Außenbereich – Einteilung
DIN EN 1062-3 04.2008 –;–; Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit
DIN EN 1062-6 10.2002 –;–; Bestimmung der
Kohlenstoffdioxid-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN ISO 12572 09.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten;
Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit
DIN EN ISO 13370 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das
Erdreich – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13788 11.2011 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen –
Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 13789 04.2008 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Spezifischer
Transmissionswärmeverlustkoeffizient – Berechnungsverfahren
DIN EN ISO 14683 04.2008 Wärmebrücken im Hochbau – Längenbezogener Wärmedurchgangs-
koeffizient – Vereinfachte Verfahren und Anhaltswerte
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 9.6, Beschichtungen und Wandbekleidungen
8.13 Literatur
[1] Härig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe. 14. Aufl., C.F. Müller Verlag, Heidelberg (2003)
[2] Böhm, H., Künzel, H.: Kann ein Spritzbewurf Risse verhindern? Der Stukkateur 11 (1989)
[3] Innenputz auf Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten. Hrsg.: Bundesverband der Leichtbau-
plattenindustrie, München
[4] Künzel, H.: Regenschutz von Außenwänden. Der Stukkateur 5 (1985)
[5] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 6 (1986)
[6] Merkblatt Sanierputze. Wissenschaftlich-Technischer Arbeitskreis für Denkmalpflege und Bauwerksanierung (WTA),
Baierbrunn (2005)
[7] Weber, H.: Mauerfeuchtigkeit und Mauerwerksanierung. Teil 5: Salzsanierung, Putzsanierung, Sanierputze, Anstriche.
Bausubstanz 5 (1988)
[8] Meier, H. G.: Lexikon der Bauwerkerhaltung – Putzinstandsetzung. Folge 1 bis 5. Bausubstanz 8 (1990) bis 1 (1991)
[9] Außenputze. Eine Informationsreihe des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung e.V., Bonn, und der Zeitschrift Alt-
haus-Modernisierung. Hrsg.: Fachzeitschriften-Verlag, Fellbach
[10] Broschüre „Edelputz“, Hrsg.: Bundesvereinigung Trockenmörtel im Bundesverband der Deutschen Mörtelindustrie e. V.
(1997)
[11] Technische Information: Verarbeitung einlagiger Gipsputze
8 [12] Merkblatt 2: Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton, Hrsg.: Bundesverband der Gipsindustrie e. V.
[13] Pieper, K.: Kunstharzputze. Bundesbaublatt 2 (1985)
[14] Bader, H.-P.: Kunstharzputz und Mineralputz im Vergleich. Deutsches Architektenblatt (DAB) 1 (1985)
[15] Jungwelter, N.: Schall- und Brandschutz von Unterdecken. Das Bauzentrum 5 (1980)
[16] Gertis, K.: Wärmedämmung innen oder außen? Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 5 (1987)
[17] Oswald, R.: Nachträglicher Wärmeschutz von Außenwänden. Deutsches Architektenblatt (DAB) 10 (1984)
[18] Oswald, R.: Sanierungsmaßnahmen bei Außenwänden und Fenstern. Deutsches Architektenblatt (DAB) 6 (1987)
[19] Zimmermann, G.: Harte Schaumkunststoffe im Bauwesen. Deutsches Architektenblatt (DAB) 2 (1987)
[20] Nachweis der Standsicherheit von Wärmedämm-Verbundsystemen. Fachverband Fassaden-Vollwärmeschutz e.V., Köln
(1990)
[21] WDVS-Dämmen mit System. Capatect-Fassaden- und Dämmtechnik. Stand 2002. CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz
GmbH, Ober-Ramstadt
[22] STO – Fassadendämmsysteme (Planung). Stand 2002. STO AG, Stühlingen
[23] SCHWENK-Wärmedämm-Verbundsysteme. Stand 2001. SCHWENK-Putztechnik GmbH, Ulm
[24] Richtlinie: Fassadensockelputz/Außenanlage. Stand 2002. Hrsg.: Gemeinsame Richtlinie der Berufsverbände: Fachver-
band der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, Stuttgart, sowie Verband Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau Baden-Württemberg, Leinfelden-Echterdingen
[25] Künzel, H.: Wie verputzt man Leichtziegel-Mauerwerk? Deutsches Architektenblatt (DAB) 8 (2000)
[26] Pohl, R.: Energetisch sinnvoll und sicher: Massivhäuser. Deutsche Bauzeitschrift (DBZ) 8 (2002)
[27] Klopfer, H.: Schimmel an Außenbauteilen – Ursachen und Abhilfemöglichkeiten. ARCONIS 3 (2001)
[28] Lehmann, W.: Baurecht bei Wärmedämm-Verbundsystemen. Hrsg.: Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V.,
Baden-Baden
[29] WDV-Systeme zum Thema Brandschutz. Technische Systeminfo 6 vom Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V.
749
9 Beschichtungen (Anstriche)
und Wandbekleidungen (Tapeten) auf Putzgrund
schichtungen bisher nicht genormt sind. Vertreter setzung für die Haltbarkeit der Beschichtung. Die
der Mörtel- und Bindemittelindustrie haben des- Eigenschaften, die der Untergrund aufweisen
halb in einer Richtlinie [6] vereinbart, dass ein Was- muss, sind in der DIN EN 998-1 beschrieben für
ser abweisendes Putz/Beschichtungs-System1) die Putzmörtel und in der DIN 13279-1 für die
2)
aus einem wasserhemmenden Putz und einer gipshaltigen Untergründe.
wasserabweisenden Beschichtung gebildet wird.
Die kapillare Wasseraufnahme bzw. Wasser- Außenputze auf mineralischer Basis müssen
dampfdurchlässigkeit beeinflusst den Feuchte- den aktuellen Putznormen3) entsprechen. Sie
haushalt einer Außenwand maßgeblich. Dabei können ein- oder mehrlagig mit unterschiedli-
spielt die Größe und Verteilung der Poren (Poren- cher Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Ne-
struktur) eine wichtige Rolle. Vergleicht man die ben den allgemeinen Anforderungen, die jede
Wirkungsweise der mineralischen Beschichtun- Putzart erfüllen soll, müssen Außenputze vor al-
gen mit denen der kunstharzgebundenen Be- lem den in Abschn. 8.7.5 angeführten zusätzli-
schichtungsmittel, so stellt man fest, dass minera- chen Anforderungen genügen. Danach sollen sie
lische Beschichtungen aus Kalk, Weißzement und witterungsbeständig, ausreichend fest und trag-
Wasserglas (Silikatfarbe) die größeren Poren des fähig sein, um Beschichtungen aufnehmen zu
Putzes „verstopfen“ und so die kapillare Wasser- können. Vgl. hierzu die Tabellen 9.1. und 9.2.
aufnahme in gewünschtem Maße herabsetzen,
ohne die Wasserdampfdurchlässigkeit des Putzes
zu beeinträchtigen: Eine rasche Feuchtigkeitsab- Tabelle 9.1. Die jeweiligen Putzsysteme mit den
gabe ist nach wie vor möglich. entsprechenden Druckfestigkeitsklassen sind der
vorgenannten Tabelle zu entnehmen, wobei nur
Die kunstharzgebundenen Beschichtungen aus die Putzgruppen I-III der DIN V 18550 für eine
Dispersionen u. Ä. bieten demgegenüber einen Außenanwendung geeignet sind. Der Außenputz
wesentlich besseren Wetterschutz, da sie bei- muss richtig aufgebaut sein, so dass die Festigkeit
spielsweise gegen anfallenden Schlagregen der einzelnen Lagen in der Regel nach außen hin
nahezu dicht sind. Entsprechend niedriger ist abnimmt (Festigkeitsgefälle) oder mindestens
jedoch ihre Wasserdampfdurchlässigkeit. Bei der gleichen Druckfestigkeitskategorie ent-
diesen Anstrichen bzw. Kunstharzbeschichtun- spricht.
gen kann die in die Wand eingedrungene Feuch-
tigkeit nur noch wesentlich verlangsamt nach Wird ein anderer Aufbau als in den Tabellen vor-
außen entweichen. Eine ausreichend hohe Was- gegeben ausgeführt, ist eine Eignungsprüfung
serdampfdurchlässigkeit (sd d 2 m) ist daher in durchzuführen. Die Putzanforderungen orientie-
jedem Fall zu fordern. ren sich an der erforderlichen Witterungsbestän-
digkeit des Bauteils.
Die herkömmliche Putzregel des nach außen ab-
Putz als Beschichtungsuntergrund3) nehmenden Festigkeitsgefälles gilt jedoch nur bei
Seit jeher gilt die wichtige Malerregel: Jede Be- massivem Mauerwerk. Angaben über das bei
schichtung ist nur so gut, wie ihr Untergrund dies Leichtputzen auf wärmedämmenden Wandbau-
9 zulässt. Die einwandfreie Beschaffenheit des Un- stoffen geltende Entkopplungsprinzip (schubwei-
tergrundes ist daher eine unerlässliche Voraus- che Zwischenschicht zwischen Wandbildner und
Oberputz) sind Abschn. 8.7.5.4 zu entnehmen.
1)
Fortsetzung
Bei Neuputzen muss bereits aus der Leistungsbe-
Dabei sollen neben Wasseraufnahme und Wasserdampf-
durchlässigkeit, die Wetterbeständigkeit, Haftung am
schreibung erkennbar sein, welche nachfolgende
Untergrund, UV-Beständigkeit, CO2-Durchlässigkeit, Pilz- Oberflächenbehandlungen vorgesehen sind.
und Algenresistenz und die Risseüberbrückung erfasst
werden.
Oberflächenbehandlung. Die Auswahl der
In zahlreichen Tabellen werden die grundsätzlichen
technischen Kenndaten sowohl für die Putze als auch für Werkstoffe richtet sich nach den zu erwartenden
die Beschichtungen zusammengestellt. Danach kann Beanspruchungen, der Beschaffenheit des zu
im Prinzip für jeden Putzaufbau und jede Putzfassade beschichtenden Untergrundes und nach gestal-
die entsprechend technisch abgestimmte Beschichtung terischen Gesichtspunkten. Die Beschichtungen
ausgewählt werden.
2) 3)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN
13 914, DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungs- 13 914, DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungs-
stoffen (DIN EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu stoffen (DIN EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu
entnehmen. entnehmen.
9.3 Beschichtungen auf Außenputzen 755
sind entsprechend VOB Teil C, DIN18 363, Maler- Tabelle 9.2. Wie diese Tabelle verdeutlicht, sind
und Lackierarbeiten, auszuführen. Die jeweilige Putze der Mörtelgruppe PI nur als Träger für vor-
Eignung der Beschichtungsstoffe auf verschie- wiegend mineralische Beschichtungsstoffe ge-
denen Putzuntergründen ist Tabelle 9.2 [4] zu eignet. Bei Beschichtungen mit kunstharzgebun-
entnehmen. denen Beschichtungsstoffen muss der Putz der
756 9 Beschichtungen und Wandbekleidungen
Tabelle 9.2 Eignung der Beschichtungsstoffe auf neuen mineralisch gebundenen Putzen [4]
Beschichtungsstoffe Kalk-, Kalkzement- und Zementputze
Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 998-1
CS I CS II CS III CS IV
Norm-Druckfestigkeit nach 28 Tagen (N/mm2)
0,4 bis 2,5 1,5 bis 5 3,5 bis 7,5 t6
Silikatfarben – + + +
1
Dispersions-Silikatfarben + + + +
Siliconharz-
Fassadenfarben +/– 1; 2 + + +
Organisch gebundene Putze
Basis Dispersionssilikat – + + +
Basis Siliconharz
Basis Dispersion – +/– 3 + +
Dispersionsfarben,
wetterbeständig +/– 1; 2 +/– 3 + +
3
Dispersionslackfarben – +/– + +
Kalkfarben (Sumpfkalk) + + + +
+ geeignet
+/– bedingt geeignet
– ungeeignet
1
verfestigende Grundierungen sind nicht zulässig.
2
Putze der Druckfestigkeitsklasse CS I sind als Untergrund für diese Beschichtungsstoffe nur geeignet, wenn der
Hersteller des Putzmörtels oder des Beschichtungsstoffs die Eignung bestätigt.
3
Putze der Druckfestigkeitsklasse CS II sind als Untergrund für diese Beschichtungsstoffe nur geeignet, wenn die
deklarierte Druckfestigkeit mindestens 2 N/mm2 beträgt oder der Hersteller des Putzmörtels oder des Beschichtungs-
stoffs die Eignung bestätigt.
Mörtelgruppe P II oder P III entsprechen. Danach hängig vom Feuchtegehalt des Mörtels und vom
sind Putze der Mörtelgruppe P I für diese Be- Eindringvermögen des Kohlendioxids in die
schichtungsstoffe nicht geeignet. Mörtelporen. Diese Umkristallisation kann dann
Zu beachten ist auch, dass kalk- oder zement- nicht – oder nur sehr verlangsamt – stattfinden,
9 haltige Putze in Verbindung mit Feuchtigkeit im-
mer alkalisch reagieren. Eine nachhaltige Neutra-
wenn eine dichte, filmbildende Beschichtung
vorgenannter Art aufgebracht und so das Kohlen-
lisation ist nicht möglich. Die ausgewählten Be- dioxid bzw. Regenwasser vom Putz ferngehalten
schichtungsstoffe müssen daher alkalibeständig wird (Dauer des Abbindeprozesses 1 bis 2 Jahre).
sein. Weitere Einzelheiten sind der Speziallitera- Die Folge davon sind mürbe Mörtel mit geringer
tur [4] zu entnehmen. Festigkeit. Kunstharzgebundene Beschichtungen
Wie in Abschn. 9.3.1 bereits erwähnt, erhärten erfordern daher als Anstrichuntergrund einen
Luftkalkmörtel überwiegend dadurch, dass sie Putz aus hydraulisch erhärtendem Mörtel (Mör-
langsam – von außen nach innen – Kohlendioxid telgruppe P II oder P III), der auch bei Luftab-
aus der Luft aufnehmen und dabei der gelöschte schluss die notwendige Festigkeit erreicht. Putze
Kalk wieder in Calciumcarbonat (Kalkstein) umge- der Mörtelgruppe P I sind vor allem an alten Bau-
wandelt wird. Der Verlauf dieser Reaktion ist ab- werken (historischen Gebäuden) anzutreffen.
9.4 Beschichtungen auf Innenputzen 757
9.4 Beschichtungen auf von der Putzart und Putzdicke und von der vorgesehenen
Oberflächenbehandlung abhängig.
mineralischen Innenputzen Die Putzoberfläche muss saugfähig und frei von Schmutz
sowie losen bzw. schlecht haftenden Teilen sein. Sie darf
Putz als Beschichtungsuntergrund1) keine Kalksinterschichten, abblätternde Altanstriche,
Bindemittelanreicherungen, Ausblühungen o. Ä., sowie
Innenputze auf mineralischer Basis müssen in der keine die Haft beeinträchtigenden Rückstände von Putz-
Regel den aktuellen Putznormen entsprechen. Sie zusätzen aufweisen. Sind Risse vorhanden, so sind entspre-
können ein- oder mehrlagig mit unterschiedlicher chende Maßnahmen (z. B. Armierungsspachtelung) vor-
Oberflächenstruktur aufgebracht sein. Neben den zusehen. Die Putzoberfläche muss außerdem fluchtgerecht
und frei von störenden Unebenheiten sein. Die ent-
allgemeinen Anforderungen – die jede Putzart er- sprechenden Ebenheitstoleranzen sind Tabelle 11.2, Teil 1
füllen soll – müssen Innenputze vor allem den in dieses Werkes, zu entnehmen.
Abschn. 9.7.6 angeführten, zusätzlichen Anforde-
rungen genügen. Um beispielsweise Beschichtun-
Beschichtungsstoffe
gen oder Tapeten aufnehmen zu können, müssen
sie ausreichend fest und tragfähig sein. Auch auf DIN EN 13 300. In dieser neuen europäischen
ihre Feuchtebeständigkeit und das Festigkeits- Norm sind wasserhaltige Beschichtungsstoffe
gefälle der einzelnen Putzlagen ist zu achten. und Beschichtungssysteme für die Gestaltung
Tabelle 9.3. Der Putzuntergrund als Beschich- und den Schutz von Wänden und Decken im
tungsuntergrund muss nach Anhang B der DIN V Innenbereich klassifiziert.
18550 mindestens Q2-geglättet, abgerieben oder Diese Norm beinhaltet Angaben über:
gefilzt ausgeführt sein. Die Oberfläche ist geeig- • Vorgesehene Anwendung. Gestaltung, be-
net für matte gefüllte Anstriche, aufgetragen mit sondere Eigenschaften.
Rolle und mittel- bis grobstrukturierte Wandbe- • Bindemitteltyp. Abgeleitet von dem Binde-
kleidungen wie Raufasertapeten [5]. Für höhere mittelbestandteil.
Anforderungen ist Q4-geglättet auszuschreiben.
• Nassabriebbeständigkeit. Klasse 1 beschreibt
Die Qualitätsstufe ist geeignet für z. B. Lasuren
die höchste Beständigkeit, Klasse 2 ist ver-
oder feine Vinyl- und Seidentapeten.
gleichbar mit der seitherigen Bezeichnung
„scheuerbständig“, Klasse 3 entspricht der bis-
Nach Tabelle 3 der DIN V 18550 müssen bei mine- herigen Bezeichnung „waschbeständig“. Diese
ralischen Innenputzen – an die übliche Anforde- Begriffe aus der DIN 53 778 entfallen und sollen
rungen als Träger von Beschichtungen und zukünftig nicht mehr verwendet werden.
Tapeten gestellt werden – die Mörtel eine
Mindestdruckfestigkeit der Kategorie CS I auf- • Kontrastverhältnis = Deckvermögen. Wird in
weisen, das entspricht 0,4 N/mm² bis 2,5 N/mm² vier Klassen eingeteilt. Der jeweilige Hersteller
nach DIN EN 998-1. In Feuchträumen sind nach gibt das Kontrastverhältnis als Ergiebigkeit – in
wie vor Putze nach P IV nicht zugelassen. Quadratmeter pro Liter – in Abhängigkeit zur
jeweiligen Klasse an. Daraus wird ein durch-
Es muss bereits im Leistungsbeschrieb für Putze
schnittlicher Verbrauchswert – Liter pro m2 –
festgeschrieben sein, welche nachfolgende Ober-
flächenbehandlungen vorgesehen sind. Mit
auf einem definierten Untergrund ermittelt. 9
Definition der Qualitätsstufe in Zusammenhang • Glanzabstufungen. Eingeteilt in vier Klassen
mit der Ausführungsart (abgezogen, geglättet, mit den Bezeichnungen glänzend, mittlerer
gefilzt oder abgerieben) wird die Grundlage für Glanz – entspricht den seitherigen Bezeich-
die spätere Beschichtung gelegt. nungen „seidenmatt“ und „seidenglänzend“ –
sowie matt und stumpfmatt.
Untergrundvorbereitung. Die Eignung bzw. Beschaffen- • Korngröße. Diese vierstufige Einteilung ist voll-
heit des Beschichtungsuntergrundes ist vor Beginn der kommen neu. Unterschieden werden die Korn-
Malerarbeiten zu überprüfen. Der Putz muss zum Zeitpunkt größen fein = Innenfarben, mittel = Streich-
der vorgesehenen Oberflächenbehandlung tragfähig (fest)
und ausreichend trocken sein. Im Allgemeinen ist eine putze, grob = feine Strukturputze, sehr grob =
Standzeit von mindestens vier Wochen erforderlich. Dieser grobe Strukturputze.
Zeitraum ist von den klimatischen Verhältnissen im Bau,
Maler- und Lackierarbeiten sind gemäß VOB Teil
1)
Der aktuelle Stand der Normung von Putzen (DIN EN 13 914, C, DIN 18363, auszuführen. Bezüglich des jewei-
DIN V 18 550, DIN EN 998-1) und Beschichtungsstoffen (DIN ligen Beschichtungsaufbaues sind die Angaben
EN ISO 4618, DIN EN 1062) ist Abschn. 8.6 zu entnehmen. der Hersteller zu beachten. Die Eignung von Be-
9
Tabelle 9.3 Übersicht der Qualitätsstufen für Innenputzoberflächen nach DIN V 18550 758
Quali- Abgezogene Putzoberfläche Geglättete Putzoberfläche Gefilzte/abgeriebene Putzoberfläche
täts
stufea Beschaffenheit/Eignung Maßtoleranz Eignung der Oberflächen Maßtoleranz Eignung der Oberflächen Maßtoleranz
der
Oberflächen
Q1 Geschlossene Putzfläche – – – – –
Q2 Geeignet z. B. für: Standardanforde- Geeignet für: Standardanforde- Gefilzte oder abgeriebene Standardanforde-
Stan- – dekorative Oberputze rungen an die – dekorative Oberputze rungen an die Putzoberflächen sind rungen an die
dard t2,0 mm Ebenheit nach >1,0 mm Ebenheit nach geeignet für: Ebenheit nach
– Wandbeläge aus DIN 18202; 1997-04, – mittel bis grob strukturierte DIN 18202; 1997-04, – matte, nicht strukturierte DIN 18202; 1997-04
Keramik (Fliesen), Tabelle 3, Zeile 6 Wandbekleidungen, z. B. Tabelle 3, Zeile 6 Anstriche/Beschichtungen Tabelle 3, Zeile 6
Natur- und Raufasertapeten mit Abgeriebene Putzober-
Kunststein usw. mittlerer oder grober flächen sind
Körnung auch geeignet für:
– matte, gefüllte Anstriche/ – grob strukturierte Wandbe-
Beschichtungen (z. B. kleidungen z. B.
Dispersionsanstrich), die mit Raufasertapeten mit grober
grober Lammfell- oder Körnung
Strukturrolle aufgetragen
werden
Q3 Geeignet z. B. für: Erhöhte Anforde- Geeignet für: Standardanforde- Putzoberflächen der Quali- Standardtanforde-
– dekorative Oberputze rungen an die – dekorative Oberputze rungen an die tätsstufe 3 sind geeignet für: rungen an die
t2,0 mm Ebenheitb nach >1,0 mm Ebenheit nach – matte, nicht strukturierte Ebenheit nach
– Wandbeläge aus DIN 18202; 1997-04, – fein strukturierte Wand- DIN 18202; 1997-04, Anstriche/Beschichtungen DIN 18202; 1997-04
Fein-Keramik, groß- Tabelle 3, Zeile 7 bekleidungen Tabelle 3, Zeile 6 Tabelle 3, Zeile 6
formatige Fliesen, – matte, fein strukturierte
Glas, Natur- und Anstriche/Beschichtungen
Kunststein usw.
Q4 – – Geeignet für glatte oder Erhöhte Anforde- Diese Qualitätsstufe wird nur Erhöhte Anforde-
strukturierte Wandbekleidun- rungen an die durch Aufbringen einer rungen an die
gen mit Glanz, z. B.: Ebenheitc nach zusätzlichen Lage aus Dekor- Ebenheitc nach
– Metall, Venyl- oder DIN 18202; 1997-04, Filzputz, gegebenenfalls DIN 18202; 1997-04
Seidentapeten Tabelle 3, Zeile 7 Anstrich/Beschichtung, Tabelle 3, Zeile 7
– Lasuren oder Anstriche/ erreicht.
Beschichtungen bis zum Der Unterputz muss mindes-
mittleren Glanz tens der Qualitätsstufe 3 von
– Spachtel- und Glätte- eben abgezogenen Putzen
techniken entsprechen.
a
Bei den Qualitätsstufen Q 2 bis Q 4 muss immer die Ausführungsart „abgezogen“ oder „geglättet“ oder „gefilzt“ oder „abgerieben“ zu der Herstellung der Putzoberfläche
genannt werden, z. B. „Q 2 – geglättet“.
9 Beschichtungen und Wandbekleidungen
b
Ausführung mit Unterputzprofilen oder Putzleisten.
c
Im Allgemeinen sind Unterputzprofile oder Putzleisten einzusetzen.
9.4 Beschichtungen auf Innenputzen 759
gender Emissionen in die öffentliche Kritik. Denn Je nach Aufbau und Material lassen sich die ferti-
Lösemittel, Weichmacher und Hochsieder stehen gen Wandbekleidungen gemäß DIN EN 235 (Be-
im Verdacht, die menschliche Gesundheit zu griffe) einteilen in
schädigen. • Papier-, Kunststoff-, Vlies-, Textil- und Ve-
Grundsätzlich sind Innenbeschichtungen auf lourswandbekleidungen sowie Metall-Effekt-
Dispersionsbasis in drei Kategorien zu unter- Wandbekleidungen und Naturwerkstoffwand-
gliedern: bekleidungen.
• Standardqualitäten enthalten bis zu 1,5%
organische Lösemittel (Kohlenwasserstoffver- Des Weiteren informiert DIN EN 235 mit grafi-
bindungen), die überwiegend in sog. „preis- schen Symbolen über Eigenschaften der Tapeten
werten“ Beschichtungen benötigt werden. und weist auf die Verarbeitungsregeln hin.
• Lösemittelfreie Qualitäten (L.F.-Qualitäten) Qualitätstapeten sind auf der Rückseite gekenn-
sind auf den ersten Blick frei von organischen zeichnet; diese Zeichen gelten europaweit.
Lösemitteln. Sie enthalten jedoch hoch sie-
dende Lösemittel, die auf den Etiketten der Tapezierarbeiten sind gemäß VOB Teil C, DIN
Hersteller nicht deklariert werden müssen und 18 366 auszuführen. Techn. Richtlinien für Tape-
somit verschwiegen werden. Dieser unhaltbare zier- und Klebearbeiten s. [10]. Vor dem Tapezieren
Zustand wurde von den Verbraucherverbän- hat der Auftragnehmer den Untergrund der Norm
den bereits mehrfach kritisiert. entsprechend zu überprüfen, um festzustellen,
• E.L.F.-Qualitäten. Diese Produkte sind löse- welche Maßnahmen erforderlich sind, um zu einer
mittel- und weichmacherfrei und entsprechen mangelfreien Werklieferleistung zu gelangen. Es
den hohen Anforderungen des Umweltbundes- gelten die gleichen Voraussetzungen wie für die
amtes. Zunehmend werden im Innenbereich zuvor in Abschn. 10.4 erläuterten Beschichtungen
Produkte dieser Qualitätsstufe eingesetzt, die auf mineralischen Innenputzen. Der Untergrund
alle TÜV-geprüft und raumluftüberwacht sind. muss in der Oberflächengüte mindestens Q2 ent-
Einzelheiten hierzu sind der Spezialliteratur sprechen für mittel- bis grobstrukturierte Oberflä-
[10] zu entnehmen. chen. Je feiner die Beschichtung, desto höher die
Anforderung an die Oberflächenstruktur nach An-
hang B der DIN V 18550, siehe Tabelle 9.3.
9.5 Wandbekleidungen Tapetenwechsel. Moderne und fertige Tapeten
(Tapeten) auf minera- sind in der Regel trocken abziehbar. Zwei Varian-
lischen Innenputzen ten bieten sich an:
• Spaltbar trocken abziehbare Tapeten. Bei der
Der Oberbegriff „Wandbekleidungen in Rollen“ Renovierung wird die obere Deckschicht im
umfasst alle flexiblen Flächengebilde, die als Bah- Ganzen abgezogen. Die untere Schicht bleibt
nen in Rollenform geliefert und an Decken oder als glatter Makulaturgrund für die neue Tapete
9 Wänden mit einem Kleber (Tapetenkleister, Dis- an der Wand.
persionskleber) vollflächig angebracht werden. • Restlos trocken abziehbare Tapeten sind
durch eine rückseitige Beschichtung entspre-
Normen/Einteilung. In den europäischen Nor- chend präpariert, so dass sie vollständig von
men DIN EN 233 und DIN EN 234 sind die Wand- der Wand abgezogen werden können.
bekleidungen unterteilt in • Nicht spaltbare, überstreichbare Tapeten
• fertige Wandbekleidungen, (z. B. Raufasertapeten) werden mit einer Nadel-
• Wandbekleidungen für nachträgliche Behand- walze perforiert und mit einem Ablösemittel
lung. eingeweicht, so dass sie nach einer gewissen
Einwirkzeit leichter entfernt werden können.
9.6 Normen 761
9.6 Normen
Normen, Fortsetzung
Normen, Fortsetzung
DIN EN 12 149 01.1998 Wandbekleidung in Rollen; Bestimmung der Migration von Schwermetallen
und bestimmten anderen extrahierbaren Elementen, des Gehaltes an
Vinylchlorid-Monomer sowie der Formaldehydabgabe
DIN EN 12 859 05.2011 Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 12 860 07.2002 Gipskleber für Gips-Wandbauplatten; Begriffe, Anforderungen, Prüfverfahren
DIN EN 13 168 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Holzwolle (WM) – Spezifikation
DIN EN 13 279-1 11.2008 Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel; Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 300 11.2002 Beschichtungsstoffe; Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und
Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich; Einteilung
DIN EN 14 496 02.2006 Kleber auf Gipsbasis für Verbundplatten und Gipsplatten zur Wärme-
und Schalldämmung – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 15 318 01.2008 Planung und Ausführung von Bauteilen aus Gips-Wandbauplatten
DIN EN ISO 150 05.2007 Rohleinöl, Lackleinöl und Leinölfirnis für Beschichtungsstoffe –
Anforderungen und Prüfung
DIN EN ISO 4618 03.2007 Beschichtungsstoffe – Begriffe
DIN EN ISO 6504-3 05.2010 Beschichtungsstoffe – Bestimmung des Deckvermögens – Teil 3:
Bestimmung des Kontrastverhältnisses von hellen Beschichtungen bei einer
festgelegten Ergiebigkeit
DIN EN ISO 7783-1 06.1999 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte –
Schalenverfahren für freie Filme
DIN EN ISO 7783-2 04.1999 Lacke und Anstrichstoffe – Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme
für mineralische Untergründe und Beton im Außenbereich – Bestimmung
und Einteilung der Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (Permeabilität)
DIN EN ISO 9229 11.2007 Wärmedämmung Begriffe
DIN EN ISO 11 998 10.2006 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Nassabriebbeständigkeit und der
Reinigungsfähigkeit von Beschichtungen
DIN EN ISO 14 021 12.2001 Umweltkennzeichnungen und -deklarationen – Umweltbezogene Anbieter-
erklärungen (Umweltkennzeichnung Typ II)
DIN ISO 14 025 10.2011 –; Typ III – Umweltdeklarationen – Grundsätze und Verfahren
DIN EN ISO 14 040 11.2009 Umweltmanagement – Ökobilanz – Grundsätze und Rahmenbedingungen
DIN EN ISO 16 000-1 06.2006 Innenraumluftverunreinigungen – Allgemeine Aspekte der
Probenahmestrategie
DIN EN ISO 8130-1 02.2011 Pulverlacke; Bestimmung der Teilchengrößenverteilung durch Sieben
ISO 4618-1 12.1998 Lack- und Anstrichstoffe; Fachausdrücke und Definitionen für
Beschichtungsstoffe; Allgemeine Begriffe
Weitere ergänzende Normen siehe Abschnitt 8.12, Außen- und Innenputze, Sonderputze und Wärmedämmsysteme
9
9.7 Literatur
[1] Hänig, Klausen, Hoscheid: Technologie der Baustoffe, Eigenschaften und Anwendung. 14. Aufl. , C. F. Müller, Heidelberg
[2] Brasholz, Waldau, Wallenfang, Gatz: Lexikon der Anstrichtechnik. Teil 1, Grundlagen. Teil 2, Anwendung. Verlag Callwey,
München
[3] Fischer, M.: Gesundheitliche Gefahren von Baustoffen – Erfahrungen und Erkenntnisse. Deutsches Architektenblatt
(DAB) 6 (1986)
[4] Merkblatt 9: Beschichtungen auf Außenputzen. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwertschutz. Frankfurt/Main
(1997)
[5] Merkblatt 10: Beschichtungen, Tapezier- und Klebearbeiten auf Innenputz. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sach-
wertschutz. Frankfurt/Main (1986)
[6] Künzel, H.: Wasserabweisende Putz/Anstrich-Systeme. Der Stukkateur 5 (1985)
[7] Sol-Silikatfarben. Keimfarben GmbH, Diedorf
[8] Weber, H.: Flüssige und cremige Imprägniermittel zum Oberflächenschutz. In : Arconis 2/02
[9] TÜV-geprüftes Innenraumsortiment. STO AG, Stühlungen
[10] Merkblatt 16: Technische Richtlinien für Tapezier- und Klebearbeiten. Hrsg.: Bundesausschuss Farbe- und Sachwert-
schutz. Frankfurt/Main (2002)
765
10.1 Gerüste
Die für Arbeits- und Schutzgerüste zu beachtenden Hinsichtlich des Tragsystems werden unterschie-
ausführlichen Bestimmungen sowie Festlegungen den:
für Bezeichnungen, Materialien, Leistungsanforde- • Standgerüste (S)
rungen usw. sind in unterschiedlichen Normwerken • Hängegerüste (H)
enthalten, die nachfolgend auszugsweise wieder- • Auslegergerüste (A)
gegeben sind:
• Konsolgerüste (K)
Arbeitsgerüste gemäß DIN EN 12 811-1 bis 3 die- Standortgebundene Gerüste können ausgeführt
nen der Durchführung von Bau- und Montagear- werden als:
10
beiten sowie der Lagerung von Material und
• Stahlrohr-Kupplungsgerüste(SR)
Werkzeugen.
• Leitergerüste (LG)
Schutzgerüste gemäß DIN 4420-1 bis 3 können • Rahmengerüste (RG)
als Fanggerüste (FG) oder Dachfanggerüste (DG) • Modulsysteme (MS)
der Absturzsicherung von Personen dienen oder
als Schutzdächer (SD) gegen herabfallende Ge- Unterschieden werden ferner Gerüste mit längen-
genstände schützen. Schutzgerüste müssen den orientierten Gerüstlagen (Fassadengerüste u. Ä.)
zu schützenden Bereich, bezogen auf die Ab- sowie Raumgerüste z. B. zur Einrüstung von Innen-
sturzkante, seitlich um mindestens 1,00 m über- räumen für Deckenarbeiten. Tagesgerüste werden
ragen (Bild 10.1). bei starker Windgefährdung (Windgeschwindig-
keiten >12 m/s) mit besonderer Verankerung wirtschaftlich als Systemgerüste erstellt. Stahl-
errichtet oder so, dass sie ggf. leicht teilweise ab- rohr-Kupplungsgerüste kommen insbesondere
gebaut oder in den Windschatten eines vor- bei komplizierten Gerüstformen oder bei hohen
handenen standsicheren Bauwerkes verfahren Beanspruchungen zum Einsatz.
werden können. Die Bezeichnungen der Einzelteile eines Fassa-
Fassadengerüste werden für leichtere Beanspru- dengerüstes in der Ausführung als Standgerüst
chungen als Leitergerüste, sonst meistens sehr zeigt Bild 10.2.
10.2 Beispiele für Gerüstbauteile und Benennungen eines Fassadengerüstes als Standgerüst (DIN EN 12 811-1)
10 hs Höhe des Arbeitsgerüstes
bs Gerüstfeldbreite, von Ständermitte zu Ständermitte
11 Gerüsthalter
12 Belagfläche
ls Gerüstfeldlänge, von Ständermitte zu Ständermitte 13 Konsole
hl Abstand benachbarter horizontaler Ebenen 14 Überbrückungsträger
15 Fußplatte
1 Vertikalaussteifung (Querdiagonale) 16 Belagteil
2 Horizontalaussteifung (Horizontaldiagonale) 17 Horizontalrahmen
3 Seitenschutz 18 Gerüstanker
4 Konsolstrebe 19 Vertikalrahmen
5 Knoten 20 Geflecht
6 Vertikalaussteifung (Längsdiagonale) 21 Geländerholm
7 Ständer 22 Zwischenholm
8 Querriegel 23 Bordbrett
9 Längsriegel 24 Geländerpfosten
10 Kupplung 25 Fußspindel
10.1 Gerüste 767
Hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit werden Arbeits- Tabelle 10.4 Breitenklassen für Gerüstlagen
gerüste in 6 Lastklassen eingeteilt (Tab. 10.3). Zu-
sätzlich erfolgt eine Zuordnung zu 7 Breiten- und
2 Höhenklassen (Tab. 10.4 und 10.5).
Die Bezeichnung eines Gerüstes – z. B. bei der
Ausschreibung – soll nach DIN EN 12 810-1 mit
Kurzzeichen den Verwendungszweck, die Gerüst-
bauart, die Orientierung der Gerüstlagen und die
Gerüstgruppe enthalten.
10.1.2 Materialien
10.6c 10.6d
10.6 Beispiele für die Auflagerung von Fußspindel
und Fußplatten
a) Auflagerung auf tragfähigem Untergrund
b) Auflagerung auf Bohle,Träger o. Ä.
c) schwenkbare Fußspindel (D < 5°)
d) Neigungsausgleich durch keilförmiges
Auflager (D < 5°) 10.7 Maximalabstände von Belagteilen (DIN 12 811-1)
Tabelle 10.8 Gerüstbohlen aus Holz als Belagteile von Fanggerüsten (DIN 4420-1)
10
10.1 Gerüste 769
Tabelle 10.9 Zulässige Stützweite in m für Gerüstbeläge Bei Gerüstlagen mit mehr als 2 m Höhe über
aus Holzbohlen/-brettern (DIN 4420-3) sicherem Untergrund muss ein Seitenschutz be-
stehend aus Geländerholm, Zwischenseiten-
schutz und Bordbrett vorhanden sein (Bild 10.11).
Alle Teile müssen gegen unbeabsichtigtes Lösen,
das Bordbrett auch gegen Kippen gesichert sein.
Der Abstand zwischen Gerüstbelägen und Bau-
werk darf nicht größer als 0,30 m sein. Wenn ein
Absturz auch in das Gebäude hinein möglich ist,
muss der Seitenschutz auch zu dieser Seite hin
ausgebildet werden.
Besondere Bestimmungen gelten für Dachfang-
und Fanggerüste (Bild 10.12 und 10.13). Die
Höhe der Schutzwand muss mindestens 1,00 m
betragen und sie muss bei Dachfanggerüsten die
Absturzkante um mindestens das Maß 1,5 – b1
überragen (Bild 10.12).
Rahmen usw. (Bild 10.10) sowie eine Verankerung Die Anforderungen an Schutzdächer sind aus den
mit Hilfe von Gerüsthaltern berücksichtigt sein. Bildern 10.14 bis 10.17 ersichtlich.
Die Arbeitsplätze auf den Gerüsten müssen über Bei Dächern mit Traufhöhen von mehr als 5 m
Treppen, Leitern oder Laufstege sicher erreichbar müssen bei Dachneigungen > 45° Absturzsi-
sein. cherungen direkt am Arbeitsplatz angeordnet
werden.
10.10a
10
10.10b 10.10c
10.10 Beispiele für Aussteifungen von Gerüstfeldern
a) Querverstrebungen, b) Beispiel für steife Horizontalebenen, c) Längsverstrebungen
1 mit Diagonale 5 Rahmen aus drei Teilen als Verstrebungen
2 mit Diagonalen als Andreaskreuz 6 Überbrückungsrahmen als Seitenschutz auf der
3 mit Geländerholm und Zwischenholm als Träger zu errichtenden Ebene
4 Rahmen mit Geländerholm, Zwischen- 7 Überbrückungsrahmen mit Verstrebungen als
holm und Ständer Seitenschutz auf der zu errichtenden Ebene
770 10 Gerüste und Abstützungen
a) Seitenschutz innen
b) Seitenschutz außen
10
10.16 Schutzdach an
Gebäudeecken
1 Außenkante Bauwerk
2 Außenkante Gerüst
3 Belagfläche
4 Schutzdach
10
10
10
10
10.23a 10.23b
10.23 Gerüstleitern
a) einsprossige Gerüstleiter L1 (S)
b) zweisprossige Gerüstleiter L2
776 10 Gerüste und Abstützungen
Die Gerüstleitern müssen auf Leiterschuhen oder Gerüste, die freistehend nicht standsicher sind,
Unterlagen so aufgestellt werden, dass beide müssen mit dem Bauwerk verankert werden. Da-
Holme die Belastungen gleichmäßig auf den bei sind beide Leiterholme mit Hakenschrauben
Untergrund übertragen. Die Holmquerschnitte in Höchstabständen von 4,00 m anzuschließen.
der Leitern sind nach Tabelle 10.24 zu bestim- Die Leitern dürfen nicht mehr als 7,00 m über die
men. Bei Verlängerungen der Leitern müssen oberste Verankerung hinausragen, und der
diese mindestens 2,00 m übergreifen und sind oberste Gerüstbelag darf nicht höher als 2,00 m
mit Leiterhaken, -laschen oder -klammern gemäß über dem letzten Verankerungspunkt liegen.
Bild 10.26 miteinander zu verbinden.
Jedes zweite Gerüstfeld und auch die Endfelder
sind durchgehend kreuzweise zu verstreben.
Tabelle 10.24 Holmquerschnitte am Zopfende der
Gerüstleitern (s. Bild 10.22)
Fahrbare Arbeitsbühnen (Fahrgerüste)
Besonders für Montagearbeiten innerhalb von
Gebäuden werden Fahrgerüste verwendet. Die
Bestimmungen für Konstruktion und Betrieb der-
artiger Gerüste enthält DIN EN 1004. Danach wer-
den unterschieden:
• Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
12,00 m innerhalb von Gebäuden und
• Fahrgerüste mit Aufbauhöhen von 2,50 bis
8,00 m außerhalb von Gebäuden.
Bei vertikalen, gleichmäßig verteilten Verkehrs-
lasten sind zugelassen für
• Gerüstgruppe 2: 1,5 kN/m2
• Gerüstgruppe 3: 2,0 kN/m2.
Für den Nachweis der Standsicherheit enthält
DIN EN 1004 Abschn. 10 weitere Definitionen und
die anzuwendenden Berechnungsverfahren.
10
10.1 Gerüste 777
10
10.29 Klebepfosten
1 Abzusteifender Bauteil
2 Klebepfosten
3 Widerlager, gesichert durch Klammern
4 Bolzenverbindung
10
10.32 Verspreizung von Giebelwänden (Spreizbalken geteilt und von der Mitte her verspannt)
10.2 Abstreifungen und Abfangungen 781
10.33c
10.33b
10.33a
10.33 Abfangung einer Fassade in zimmermannsmäßiger Ausführung
a) Schnitt, b) Ansicht, c) Detail Anschluss Absteifungsstrebe
1 Abfangträger 6 Absteifungsstrebe
2 Abfangstütze 7 Treiblade (vgl. Bild 10.32b)
3 Diagonalverband 8 Zementmörtel
4 Schwelle 9 Neu eingebaute Abfangträger
5 Hydraulikpresse
10
10.34 Abfangen einer Wand unter Verwendung von
hydraulischen Pressen
1 abgefangene Wand
2 Stampfbetonfuge
3 Abfangeträger (Breitflansch)
4 Jochträger
5 hydraulische Presse
6 Auflager für Pressen und Spindeln
7 Zange
8 Holzstütze
9 Kreuzstrebe
10 Schwellenrost
782 10 Gerüste und Abstützungen
Bei sehr großen abzutragenden Lasten kann eine den Außenwände werden die Gerüste mit Hilfe
provisorische Gründung für die Abfangstützen schwerer Querträger auf der Innen- und nötigen-
erforderlich werden (Stahlbetonbalken o. Ä.). Auf falls auch auf der Außenseite verbunden (Bild
eventuell im Untergrund vorhandene Entsor- 10.35).
gungsleitungen ist Rücksicht zu nehmen. Wenn das Eigengewicht der Gerüstfundamente
In ähnlicher Weise wird vorgegangen, wenn eine bei sehr umfangreichen Sicherungsarbeiten an
Tragkonstruktion im Gebäudeinneren abzufan- hohen Bauwerksteilen zur Aufnahme von Zug-
gen ist. kräften nicht ausreicht, müssen die Fundamente
Sollen lange Strahlträger als Unterzüge (Abfang- durch Erdanker gesichert werden. Können innen-
träger) eingebaut werden, so sind sie vor dem liegende bestehenbleibende Bauwerksteile nicht
Absteifen der Wände an Ort und Stelle bereitzu- zur Gründung der freistehenden Gerüste heran-
legen, damit ihr Antransport und Einbau durch gezogen werden (z. B. wenn auch die vorhande-
die Absteifungen nicht behindert wird. nen Kellergeschosse zu ersetzen sind), können
Sind beim Abfangen von Wänden größere Set- zusätzliche provisorische Fundamente an der
zungen beim Belasten der Jochkonstruktion zu
erwarten, werden zwischen die Jochstützen und
Jochlängsträger hydraulische Pressen eingebaut,
durch welche die Jochkonstruktion mehrfach bis
zur vollen errechneten Belastung gedrückt wird,
bevor die Joche die Last der angefangenen Wand
aufnehmen (Bild 10.34).
10.4 Schutznetze
Schutznetze für Bau- und Montagearbeiten die-
nen als Auffangeinrichtungen z. B. beim Hallen-
und Brückenbau, als Seitenschutz im Freilei-
tungsbau, als Absturzsicherung oder Auffang-
einrichtung an Arbeitsgerüsten sowie als Seiten-
schutz an Dachfanggerüsten und im Tunnelbau.
Sie bieten Schutz vor tieferem Absturz auch bei
großen Grundrissflächen.
Im Gegensatz zu Anseilsicherungen bleibt bei
Schutznetzen die Beweglichkeit der Beschäftigten
über dem abgesicherten Bereich bei allen Arbeits-
und Transportvorgängen unbeeinträchtigt.
Es sollte beachtet werden, dass Schutznetze
wegen Alterungsempfindlichkeit ihres Werk-
stoffes nur eine begrenzte Zeit der freien Bewit-
terung ausgesetzt werden dürfen und danach
ausgemustert werden müssen (DIN EN 1263-1).
Auch nach Beanspruchung durch aufgefangene
10.36 Abfangung einer freistehenden Fassade Personen sollten Schutznetze ausgewechselt
1 zu erhaltende Fassade werden. Bild 10.37 zeigt ein Schutznetz als Seiten-
2 provisorische Ausmauerung größerer schutz mit Randseil aufgehängt in galgenartigen
Öffnungen
3 vorhandenes Kellermauerwerk Tragkonstruktionen.
4 prov. Fundament (Gegengewicht)
5 Träger, in Fundament und Kellermauerwerk
verankert
6 räumliches Gitterohr-Gerüst, mit horizontalen
Trägern an der Fassade verankert
Die zulässigen Absturzhöhen und erforderlichen Tabelle 10.39 Zulässige Absturzhöhen und
Auffangbreiten sind in DIN EN 1263-2 geregelt. erforderliche Auffangbreiten
10.40 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche 10.41 Zulässige Absturzhöhen und erforderliche
Auffangbreiten von Arbeitsflächen mit einer Auffangbreiten von Arbeitsflächen mit einer
Neigung von 0° bis 20° Neigung von mehr als 20°
1 Schutznetz 1 Schutznetz
2 unterster Punkt des Schutznetzrandes
10
10.6 Literatur 785
10.5 Normen
10.6 Literatur
[1] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin: Unfallverhütungsvorschrift Bauarbeiten BGV C 22, (2010)
[2] Chambosse, G.: Sicherung historischer Fassaden bei Entkernung von Gebäuden. In: DAB 6/92
[3] Deutscher Abbruchverband e.V. (Hrsg.): Handbuch für Abbrucharbeiten, Düsseldorf 2004 (2007 neu aufgelegt)
[4] Goldmann, M.: Über die Bühne – Mastkletterbühnen. In: DAB 7/07
[5] Heiermann, W./Keskari, L.: VOB Teil C Kommentar – Gerüstarbeiten, Köln 2007
787
Sachwortverzeichnis
A – Wandanschluss 136
Abbund (abbinden) 59 Anschlussfuge 525, 378, 384
Abdeckungen Anschlussfugen 741
– an der Mündung 280 Anschlussfugen (Glasfassade) 500
Abdichtung 202, 204, 208, 210–212, 215, 216, 218, 219, Anstrichverträglichkeit 759
223, 225, 228–234, 238–244, 278, 601–603, 611, 618, Antikglas 396
655, 693, 705, 728, 741, 742, 753, 755 Antrittstufe 289, 323
Abdichtung (Fenster) 384 Arbeitsstättenverordnung 513
Abdichtungssysteme 222 Asbest 115
Abdichtungssysteme für Anschlussfugen 500 Aspekte
Abflussbeiwert 150 – ökologische 759
Abgas 257, 271 Attika 205, 208, 213, 283
Abgasanlage 271 Attikarand 2
– geschosshohe 270 Aufgesattelte Treppe 308, 319
Abgasanlagen 264, 268 Aufkämmung 27
– freistehende 265 Aufklauung 29
– im Freien 277 Auflaufdichtung 654
Abgasleitungen 262 Aufschiebling 18
Abgas-Sammelschacht 282 Auftritt 292
Abgastemperaturen 257, 260, 262–264, 266, 271, 280 Aufzug 515
Ablaufschlaufe 172, 186 Aufzüge 347
Abluftöffnungen 283, 285 – Bauarten 348
Absenkdichtung 654 – Betten- 350
Abstände – Fahrkorb 351
– von brennbaren Baustoffen 263 – Grundrissplanung 350
– von brennbaren Bauteilen 260 – Hydraulik- 348
– zu brennbaren Bauteile 262 – Kleingüter- 348
Acrylstegplatte 411 – Lasten- 348
Akustikdecken – Personen- 348
– putzbeschichtete 725 – Schachtgrube 348
Akustikputze 724 – Schachtkopf 348
Altbausanierung 679, 699, 731 – Seil- 348
Aluminium 133, 537, 538–540, 602, 627, 636, 656, 768 – Triebwerksraum 348
Aluminium-Einlage 524 – Türhöhen 351
Aluminiumfenster 441 – Überfahrt 348
Aluminiumzargen 575, 585 Ausbrennen 260
Anfallspunkt 3 Ausfachung 493
Anforderungen Ausführungstoleranzen (Treppen) 303
– an die Schalldämmung 520, 547, 552 Ausgleichstufe 289
– montagetechnische 526, 555, 580 Außendämmung 225, 679, 726, 727
Anhydritmörtel 698 Außenjalousette 467
Ankerplatte 488 Außenputz 753
Ankerschiene 20, 487, 696 Außenputze 677, 683–685, 687, 689, 698, 701, 703,
Ankersysteme 580 717, 718, 752, 754
Anschlag 655 – mineralisch gebundene 702, 704
– stumpfer 526, 529 – wasserabweisend 684
– wasserabweisende 703
Anschlagdichtung 651, 655, 657
Anschlag (Fenster) 361 – wasserhemmend 684 S
– stumpfer 361 – wasserhemmende 703
Anschluss Außensockelputze 704
– Kopfband 58 Außentreppe 309, 314, 316
– luftdichter 176 Außentüranlagen
– von Feuerstätten 265 – automatische 545
– von Gasfeuerstätten 281 Außentüren 509, 510, 513, 520, 522, 528, 529, 531, 536,
– von Zugstäben 53 544, 586, 621, 627, 647, 654, 662
C – -haken 165
CE-Kennzeichnung 217, 287, 605 – Hängewerke 33
Chemischer Holzschutz 10 – harte Bedachung 91, 144
– Konstruktionsgrundregeln 3
D – Lastabtragung 4
Dachabdichtung 201–203, 205–207, 212, 216–219, – Mansard- 2
221, 222, 227, 228, 231, 233, 235, 237, 240, 241, 244, – Massivdachkonstruktionen 84, 85, 87
249, 251, 252, 254 – -neigung 91
– flüssig aufzubringende 219, 221 – nicht belüftete Konstruktionen 173, 179
Dachdeckung 91 – Passivhausstandard 182
– Betondachsteine 108 – Pfetten- 4, 24
– Biberschwanz-Doppeldeckung 99 – Planung 93
– Biberschwanz-Kronendeckung 99 – Pult- 2
– Bitumenschindeldeckung 125 – Regensicherheit 93
– Bitumen-Wellplattendeckung 127 – Sattel- 2
– Dachpappedeckung 142 – Schallschutz 176
– Doppelstehfalzdeckung 135 – Shed- 2
– Falzziegeldeckung 103 – Solardach-Systeme 147
– Faserzement- 114 – Sparren- 4, 15
– Faserzement-Wellplattendeckung 115 – Standfläche 164
– Flachdachpfanne 105 – Standrost 165
– Formziegel 108 – -teile 3
– Hohlpfannendeckung 101 – textile Flächentragwerke 89
– Hohlziegeldeckung 100 – Turm- 44
– Leistendeckung 139 – -überstand 21, 165
– Metalldeckung 128 – über zusammengesetztem Grundriss 40
– Mönch und Nonnen-Deckung 100 – Unter- 17
– Schieferdeckung 110 – Vordeckung 9, 97
– Schindeldeckung 123 – Walm- 2, 37
– Stroh- und Reetdeckung 127 – Wärmeschutz 168
– textile 89 – weiche Bedachung 92
– Wandanschluss 106 – Windrispe 5
– Winkelstehfalzdeckung 136 – Windsogsicherung 97
– Zubehörziegel 108 – zeichnerische Darstellung 5
Dachdeckungsmaterial 92 – Zelt- 2, 44
Dächer – Zusatzmaßnahmen zur Regensicherheit 93
– begrünte 243, 244 Dachraum, ausgebaut 46, 168
– belüftete 247, 248 Dachrinne 149
Dach (flächen) fenster (DFF) 184 – innen liegende 159
Dachformen 201 – Notüberlauf 163
Dachgaube 186 – Rinnenheizung 159
Dach (geneigte Dächer) 1 – Saumrinne 167
– Anfallspunkt 3 – Sicherheitsrinne 157, 159
– Auflagerkräfte 4 – Standrinne 158
– aufliegende Wärmedämmung 17, 182 – verdeckt liegende 157
– Ausführungsarten 178 Dachstein 92, 108
– ausgebaute(s) 46, 168 Dachstuhl 24
– aus Stahlbeton 86 – liegender 25
– Begriffe 3 – stehender 24
– begrünte 144 Dachtragwerk 81, 201
– belüftete Konstruktionen 172, 179 – aus Holz 5, 48
– Brandschutz 77, 178 – aus Stahl 76
– -deckung 1 – aus textilen Werkstoffen 89
– Dreiecksverband 5 Dachüberstand 21, 166 S
– Drempel 3 Dachverglasung 183
– -elemente aus Holz 86 Dachziegel 92
– Fertigteile 17, 182 – Press- 93
– -formen 1 – Strang- 93
– Gaupe 3 Dachzubehör 163
– -graben 107 Dämmstoffe 729
– Graben- 2 Dampfbremse 180, 239, 240, 252, 264, 522, 729, 730, 737
790 Sachwortverzeichnis
Festigkeitsklasse 623 G
Festpunkt 486, 501 Gang-Nail System 66
Fettrisse 693 Ganzglasanlagen 515
Feuchteadaptive Dampfbremse 180 Ganzglas-Falttüranlagen 600
Feuchtebeanspruchung 523, 531, 536, 553 Ganzglas-Schiebetüren 595
Feuchträume 684 Ganzglastüren 512, 584, 595, 600, 612
Feucht- und Nassraumtüren 604, 619 Ganzglas-Türen 586
Feuerschutzabschlüsse 604, 605, 606, 608, 610, 612, Gasfeuerstätten 281
614, 615, 637, 658, 659, 719 Gaupe 3
Feuerschutztür 609 Gebäudeklasse 295
Feuerschutztüren 510, 517, 604, 610, 611, 615, 623, Gebrauchsklasse 11, 174
655, 659 Gefährdungsklasse 10
– aus Rohrrahmenkonstruktionen 606 Gehbelag , 312
– aus Stahl 606 Gehbereich 289, 301, 305, 306
Feuerwiderstandklasse 84 Geländer 338
Feuerwiderstandsklasse 296 Gelenkträger 55
Filigranplatte 85 Gemauerte Treppe 308
firetower 297 Generalhauptschlüsselanlage 649
First 99, 105, 111, 119, 124, 126, 137, 248, 260 Gerberpfette 31, 55
– Lüfterfirst 105, 129 Gerberträger 48, 55
Firstbohle 16, 18, 30 Gerüst 767
Firstlasche 16 Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) 359
Firstpfette 24 Geschosstreppe 289
Firstziegel 105 Gespärre 4, 15
Flachdach Gestemmte Treppe 322
– begrüntes 245 Gewinnstrategie (Energiedesign) 483
Flachdächer Giebel 3
– begrünte 239, 242, 243, 244 Giebelanker 18
– belüftete 247, 250, 252 Giebelscheibe 17
– nicht belüftete 227, 229, 231, 233, 235, 237, 239, Gipsbaustoffe 681
241, 243, 245 Gipskarton-Absorberdecke 725
Flachdachpfanne 105 Gipskartonplatten 582, 698, 718, 721, 724, 726
Flachdachrichtlinie 501 Gipskarton-Putzträgerplatten 694, 699, 716
Flachdachrichtlinien 204, 211, 212, 214, 219, 236, 239, Gipsmörtel 700
242 Gipsputze 712, 714, 717
Flächentragwerke, textile 89 Gitterbinder 81
Flachpressplatte (FP) 8 Gitterträger 52
Fledermausgaupe 3 Gittertragwerk 82
Floatglas 544, 545 Glas
Flügelrahmen 361 – im Bauwesen 544, 586
Formziegel (Dächer) 108 – opakes 396
Freitreppe 308 – Sonnenschutz- 483
Fuge 262, 280, 705, 708 – Stufen- 397, 498, 503
– Anschluss- , 378, 384 – Vakuum- 482
– Bewegungs- 500 Gläser
– Wartungs- 107 – sprengwirkungshemmende 545
Fugenbänder 528 Glasfalz 404
Fugendämmung 525, 526 Glasfalzentwässerung 494
Fugendämmung (Fenster) 384 Glasfasergewebe 89, 611
Fugendichtstoffe 527 Glashalteleiste 364, 402, 405
Fugendurchlasskoeffizient 523 Glas s. a. Verglasung 394, 493
Fundamente 264, 268, 782 Glastreppe 331
Fünfschichtplatte 8 Grabendach 2
S Funktionsschema 258 Grat 3, 99, 105, 111, 121, 124, 126, 138, 248, 529
Furnierschichtholz (FSH) 8 Gratsparren 38, 46
Furniersperrholz 536, 554 Gratziegel 99, 105
Furnierstreifenholz 8 Grauwasser 162
Fusspfette 31 Greimbauweise 65
F-Verglasung 399, 610, 612 Grundbegriffe 259
– allgemeine 749
Gurtbalken 37
Sachwortverzeichnis 793
Spanplatte 8, 129, 238, 239, 249, 524, 536, 611, – Ausgleichs- 289
613 – aus Naturstein 308
Sparren – aus Stahlbetonfertigteilen 310
– -abstand 16, 29 – Austritt- 289
– Binder- 27 – aus Werkstein 310
– -dach 4 – Block- 289
– Grat- 38, 46 – Keil- 291
– Kehl- 42, 46 – Platten- 289, 291
– Schift- 42, 46 – Schlepp- 309
– Streich- 171 – Setz- 289, 291, 323
– unterspannte 68 – Tritt- 291, 323
Sparrendach 4, 15 – Trog- 327
– Abmessungen 46 – Verziehen 307
Sparrenhalter 18 – Wechsel- 334
Sparrenpfette 24, 69 – Winkel- 291
Sparren-Pfetten-Anker 66 Stufenabstand 292
Sperrholzplatte 8 Stufenarten 291
Spindeltreppe 289, 308, 310 Stufenglas 184, 397, 400, 413, 444, 498, 503
Spließdach 99 Stuhl (geneigte Dächer) 25
Sprengwerk 25, 31 – liegender 25
Sprinkleranlage 297 – -säule 25
Spritzbewurf 678, 679, 682, 690, 691, 698, 706, 707 – stehender 24
Spritzputz 679, 702, 707 Stumpfer Anschlag (Fenster) 361
Sprossenfenster 398, 409 Stützweite 769
Stabdübelanschlüsse 59 Systemabgasleitungen
Stabdübel-Mindestabstände 59 – einschalige 271
Stahl-Abgasanlage Systemschornsteine 275
– freistehende 273
Stahlbetonbauteile (geneigte Dächer) 87 T
Stahlbetontreppe 308, 311 Taktile Kennung (Treppen) 294, 339
– vorgefertigte 312 Tapezierarbeiten 575, 760
Stahl-Fachwerkträger 80 Tauwasser 175, 179
Stahl Tauwasserbildung
– nichtrostend 133 – auf der Oberfläche von Bauteilen 730
– Untergurt 61 – im Inneren der tragenden Bauteile 727
Stahltreppe 326 – im Inneren von Bauteilen 728
Stahlzargen – in Bauteilen 729
– für Mauerwerkswände 575 Tauwasserschutz 204
– für Ständerwerkswände 581 Teilvorgespanntes Glas (TVG) 395, 411
Standfläche 164 Tellerankerbeschläge 559
Standrinne 158 Textile Materialen 89
Standrohr 162 Thermische Entkoppelung (Alu-Fenster) 442
Standrost 165 Tischlerarbeiten 530, 565, 571, 572
Standroste 267 Tor 509
Standsicherheit 264, 525, 729, 735, 736, 776 Tragbolzentreppe 332
Stehender Stuhl 24 Träger
Steigungsverhältnis 292, 302 – Brettschicht- 49
Steildachelemente aus Holz 86 – DSB- 50
Stichbalken 38 – Fachwerk- 82
Stiel 26 – Gelenk- 55
Stirnversatz 18 – Gerber- 31, 48, 55
Strackort 111, 114 – Gitter- 52
Strahlenschutztüren 510, 584, 604, 626 – Kasten- 49
S Strebe 25, 31 – Profil- 77
Streichsparren 171 – Stahl-Fachwerk- 80
Streifenholz 8 – Trigonit- 52
Strohdeckung 127 – unterspannter 76, 78
Structural-Glazing-System (SSGS) 498 – Vollwand- 49
Stuckgips 681 – Waben- 78
Stufe(n) – Wellsteg- 50
– Antritt- 289, 323 Trägerrost 70
Sachwortverzeichnis 799
Türblattkonstruktionen 529, 531, 550, 567, 571, 617 – Drahtglas 395, 411
– aufgedoppelte 531 – Einbau 401
– einschalige 551 – einbruchhemmende 399
– mehrschalige 551 – Einscheiben-(EV) 364
Türblattkonstruktionenl – Einscheibensicherheitsglas (ESG) 395, 411
– aus Metal 551 – elektrochrome 400
Türen – Falzraum 402, 404
– Rauchschutztüren (RdT) 296 – Floatglas 394
Turmdach 44 – Funktionsglas 395
Türschließer 520, 610, 657, 658, 660 – F-Verglasung 399
Türschließmittel 659 – Glasfalz 404
Türschlösser 636 – Glashalteleiste 402, 405
Türspaltdichtungen 652, 654 – Gussglas 395
Türsysteme – G-Verglasung 399
– automatische 547 – hard-coatings 359, 395
Türzargen – intelligente Gläser 400
– aus Metall 574 – Isolier- (MIG) 364
Türzargendichtung 650 – Lagerung und Schutz 401
– Lichtstreu- 399
U – low-H-Beschichtung 359, 395
Überfahrt 348 – Mehrscheibenisolierglas (MIG) 374, 396
Überkopfverglasung 401, 410 – mit besonderen lichttechnischen Eigenschaften
Überkopfverglasungen 545 396
Überstreichbarkeit 759 – mit selbstreinigenden Oberflächen 396
Überzug aus Metall 77 – mit Sicherheitseigenschaften 395
Umkehrdach 145, 215, 225, 229, 232 – Ornamentglas 395
Umkehrdächer 202, 223, 227, 229, 231, 233 – Primer 386, 403
Unterdach 17, 91, 97, 174 – Qualitätsprüfung 401
Unterdecken 699, 700, 715, 716, 720, 721, 722, 725 – Randverbund 372, 396
Unterdeckung (Dach) 96, 104, 157, 174 – Schalldämmung 374
Unterputz 732 – Schallschutz- 398
Unterschneidung 292, 302 – Schaufenster- 400
Unterschneidungen 301 – Scheibenzwischenraum (SZR) 396
Unterspannbahn 91, 96, 109, 157, 171, 172, 173, 174, – schmutzabweisende 411
177, 264 – Schräg- 401, 410
Unterspannplatte 177 – Sichtschutz- 400
Unterspannter Sparren 68 – Sonder- 400
Unterspannter Träger 76, 78 – Sonnenschutz- 398
Unterspannung (Dach) 36, 68, 91, 96 – Sprossenfenster 398, 409
– Stufenglas 400, 413, 444
V – Teilvorgespanntes Glas (TVG) 395, 411
Vakuumglas , 373 – Überkopf- 401, 410
Vakuumisolationspaneel (VIP) 462, 499 – Verbundglas (Schallschutz) 396
Verbrennungsluft 282 – Verbundsicherheitsglas (VSG) 395, 411
Verbundsicherheitsglas 544, 545 – Verklotzung 382, 405
Verbundsicherheitsglas (VSG) 395, 411 – warm-edge/„warme Kante“-System 359, 372,
Verformung 397
– hygrothermische 553 – Wärmeschutzglas 396, 398
– thermische 524, 553 Verglasung s. a. Glas 493
Verformung (Glasfassaden) 482 – absturzsichere 339
Verglasung 394 – angriffhemmende 545
– Acrylstegplatte 411 – Brandschutz- 493
– Auswahl des Verglasungssystems 407 – einbruchhemmende 569
S – Bemessung 401 – Pressleisten- 494
– Beschichtungen 395 – Sicherheits- 493
– Brandschutz- 396, 399 – Sonnenschutz- 483
– Dampfdruckausgleich 405 Verglasungsart , 364
– Dichtprofil 402 Verglasungssystem 402, 407
– Dichtstoff 402 Verklotzung 382, 405
– Dichtstoffvorlagen 404 Verpressdübel 60
– Doppel-(DV) 364 Versatz 18, 31, 53, 217, 551
Sachwortverzeichnis 801