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ANTON KUNST
SCHKÖEi u <2^ YERLÄG
WIEN
THE GETTY CENTER LIBRARY
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in 2017 with funding from
Getty Research Institute
https://archive.org/details/derarchitekt14fell
DER ARCHITEKT.
WIENER MONATSHEFTE
FÜR
REDAKTEURE:
m AMT© Bl SCIMIrfOlLtiCS IS
© KUOTSTVEWLÄQ ©
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I. Text:
Die Kirche Otto Wagners. Von Otto Schönthal. Über innere Grundlagen moderner Architekturauffassung.
Belvedere. Von Adam Müller-Gutenbrunn. Von F. von Feldegg.
Das Typenelend im Eisenbahnhochbau. Von Dr. Hans
Das Wohnhaus in Amerika. Von Dr. Hans Berger. Ungethüm.
Über die Darstellung unserer Entwürfe. Von Marcell Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Be-
Kämmerer. ziehung. Von Otto Schönthal.
Die bodenständige Architektur. Von Karl A. Romstorfer. Josef Olbrich. Von Otto Wagner.
Die Entwicklung des Zinshauses in London. Von Dr. Hans Die Einheit der Architektur. Von F. von Feldegg.
Berger. Ziegelrohbau. Von Dr. Hans Schmidkunz.
Ausstellung „Kunstschau“ in Wien (32, 33, 34, 35) 161, 162, 163 48 , 49. 50, 92 93 .
Altar für eine Fronleichnamsprozession. Von J. Plecnik 172 . . Handelskammer in Bukarest. Von R. Dick (41)
Beleuchtungskörper. Von F. Ohmann und J. Hackhofer . . 156 Heilanstalten.
„ „ A. H. Pecha 169
Kurhaus. Von H. Mattar 16
Brücken. Badehaus. Von O. J. Schober 34
Projekt einer Seebadanlage in Grado. Von K. Ehn ... 80
Straßenbrücke für Stockholm. Von F. Kick, Glaser und
Sanitätshaus in Nusic. Von A. Pecha 135
Weißenstein 176
Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“, Administrations-
Denkmäler, Grabdenkmäler. gebäude. Von F. Berger 136
Pavillon „Säuglingsschutz“ in Wien. Von F. v. Krauß 142
Johann Strauß-Denkmal in Wien. Von E. Hellmer ... 15 Sanatorium Dr. Luithlen in Wien. Von R. Örley (42, 43,
Grabdenkmal in Prag. Von J. V. Myslbek 52 44) —
„ „ » „ V. Amort 53
Gruftanlage. Von K. Bruckner 79 Historisches.
Gräberstätte. Von E. Lichtblau 83
Krematorium und Urnenfriedhof. Von E. Pirchan . . . 91 Gigantenhalle in Wien (1)
Grabmal in Prag. Von E. Pelant 93 Kirche am Hradschin in Prag (3, 4, 5)
„ „ „ „ B. Kafka 93 Der alte Mehlmarkt in Wien (7)
„ Wien. Von J. Hackhofer
„ 108 Der Wawel in Krakau (8)
Grabmalentwurf. Von J. Hoppe 109 Burg Karlstein in Böhmen (9)
Skizze für eine Denkmalnische. Von R. Melichar .... 128 Kathedrale in Spalato (19)
Grabkreuze. Von
Prutscher O. 163 Stiftshof in Dürnstein (26, 27)
Doppelgrab. Von
Prutscher O. 166 Regulierung des Makart-Platzes in Salzburg. Von
Grabmal in Wien. Von Kl. Frömel 166 F. Ohmann (36)
Grabdenkmal in Wien. Von E. Hellmer 173 Österreichische Kunsttopographie .... 181, 182, 183, 184, 185
„ „ „ „ K. Badstieber (45) .... —
» „ „ L. Theyer (45) — Hof in der Kunstschau. Von E. Hoppe (32) —
Preseren-Denkmal in Laibach. Von M. Fabiani 186 „ „ „ „ „ P. Roller (33, 34) -
Fabriksanlage. Von H. und F. Geßner
. . . .
„ „ „ „ „ O. Schönthal (35) —
101 Hühnerhäuschen. Von Plecnik 187
J.
Festsaal in der neuen Handelsakademie. Von J. und W. Dei-
Idealprojekt „Heroon". Von A. Chalusch 150, 151
Feuerwehrdepot. Von D. Fey . .
165 Industrieanlage. Von H. und F. Geßner 101
Fischverkaufshalle in Wien. Von F. v. Krauß und Tölk 165
J. .
Rathaus in Szentes. Von A. Bo hn (39) Kirche am Hradschin in Prag. Von J. Mocker (3, 4, 5) —
Glasmosaiken. Von L. Forstner Gruftanlage. Von K. Bruckner 79
162
Dorfkirche. Von R. Melichar 94
Halle. Von Josef Hackhofer 10 Pfarrkirche für Bielitz. Von L. Bauer 120
„ „ Emil Hoppe (2) — Kirche für Berndorf. Von L. Baumann 123, 124
„ „ L. Baumann 48, 49, 93 Kirche in Spalato. Von R. Raschka (19) —
„ „ W. Kürschner 62, 63 Kapelle bei Klattau. Von E. Dufek 166
„ „ J. und W. Deininger (17) — Altar. Von J. Plecnik 172
„ E. v. Gotthilf (22) — Pfarrkirche für Bielitz. Von E. Hütter (47)
Seite Seite
Kolumbarium. Von E. Margold 146 Akademie der schönen Künste in Wien. Von O. Schober
Krematorium. Von J. Eckstein (46) — 97, 98, 99, 100
Projekt für den Anbau der Kunstgewerbeschule in Wien.
Landhäuser und Villen. Von J. Hoffmann 121
Handelsakademie in Wien. Von J. und W. Deininger
Von Franz Valchar
Herrensitz. 18, 19 (14, 15, 16, 17, 18) 128
Landhaus. Von Johann Navrätil 20 Skizzenprojekt für das neue Gymnasium in Stockerau. Von
„ „ F. v. Krauß und J. Tölk 35
F. Glaser (12, 13) —
Herrenhaus. Von Klaud. Madlmayr 38, 39
Gewerbliche Abendschule. Von O. v. Felgel 141
Landhaus. Von E. Pirchan Lehrerbildungsanstalt für Oberhollabrunn. Von F. Glaser
54
Familienhaus. Von L. Skrivänek 60 144, 145
Arbeiterhaus. Von E. Pirchan 91 Entwurf für ein Theresianum. Von Josef Hora 152
Einfamilienhäuser. Von R. Melichar 95
Doppelvolksschule für Liesing. Von R. Eisler (28) ... —
Villa für Wien. Von E. Lichtblau (10, 11) — —
Familienwohnhaus. Von H. und F. Geßner 102 Salzburg, Regulierung des Makart-Platzes. Von Fr. Ohmann (3 6J
Skizzen. Von K. Bruckner
Adaptierung einer Villa. Von J. Plecnik 104 77, 79
Villa Feilchenfeld in St. Gilgen. Von A. H. Pecha 110, in, 112, 113 „ „ E. Lichtblau 81, 82, 83, 86
Villa in Wien XIX. Von J. Hoffmann 122 Skizze. Von M. Kämmerer 119
Landhaus in Steiermark. Von E. Thumb 147 „ E. Sole
„ 188
Entwurf für ein Landhaus. Von E. JVIargold 148 Skulpturenhalle. Von O. Schober 96
Familienhaus in Chrudim. Von J. Sachl (20, 21) . — Speisezimmer. Von O. Prutscher 32, 33
Villa in Wien-Hietzing. Von E. v. Gotthilf (22, 23, 24) —
„ „ Baden. Von Dr. A. Karplus (30) 160 Sparkassen:
Lustschloß. Von C. Discher 138, 139 Sparkasse in Bozen. Von W. Kürschner ... 61, 64, 65, 66
Aushilfskasse in Asch. Von A.'H. Pecha .... 169, 170, 171
Museen Sparkasse in Caslau. Von L. Skrivänek (38) —
Museum in Carnuntum. Von Ohmann und A. Kir-
Fr. Theater:
stein 55, 56
Museum in Spalato. Von Fr. Ohmann und A. Kirstein 57 Stadttheater in Mähr.-Ostrau. Von F. v. Krauß und J. Tölk 73
„ „ Bozen. Von W. Kürschner .... 61, 62, 63, 64 Gartentheater in der Kunstschau. Von Fr. Lebisch . . . 163
„ „ Innsbruck. Von K. Badstieber 167, 168 „ „ „ „ Eingang. VonK.Kerndle
Plastik: Vereinshäuser:
Turmbekrönung der Kirche „Am Steinhof". Von R. Luksch 41 Die Handels- und Gewerbekammer in Wien, Von L. Bau-
Brunnen in der Sparkasse in Bozen. Von W. Kürschner 61, 65 mann 13, 14, 48, 49, 50, 92, 93
Brunnen im Wohnhaus Primavesi in Olmütz. Von F. v. Konsumhalle in Pöchlarn. Von Hubert und Franz Geßner 52
Krauß und J. Tölk 105 Schützenvereinshaus für Pilsen. Von L. Skrivänek .
. 59, 60
Brunnen in Bozen. Von Kompatscher & Winder 129 .
Klubgebäude. Von H. und F. Geßner 103
Palast der Wiener Gesellschaft. Von Otto Wagner
. .
„ „ Olmütz. Von F. v. Krauß und J. Tölk .... 106 „ „ A. Prokop 153, 154, 155
24, 25
.
56
Burg Karlstein in Böhmen ( 9) —
.... Museum in Spalato
55.
Dom und Turm der Kathedrale in Spalato ( 19) —
CAPEK-VOREL, Adalbertschule in Prag 31
KOMPATSCHER, Brunnen in Bozen
57
129
ROLLER P., Hof in der Kunstschau ( 33 34) — ,
.
CEJC J-, Denkmal in Laibach 186 ROMSTORFER K., Volksbaukunst 67. 68, 69, 70,
Portal in Bozen
.
142
SACHL J., Familienhaus in Chrudim (20 21 ) ,
—
.
LICHTBLAU E., Studien ... 81, 82, 83, 86 SKRIVANEK Lad.. Amtshaus in Senftenberg 40
Wohnhaus in Wien 22, 23
. .
Wohnhaus in Mähren
Wohnhaus und Hotel in Triest (25) — Volksbaukunst
Wien ( 10, 11)
Villa in
84, 85
— Staatsgewerbeschule in Pilsen
40
58
Preseren-Denkmal in Laibach 186
„Am Schützenvereinshaus für Pilsen
FELGEL, O. v„ Wohnhaus f. einen Landarzt mit LUKSCH R., Turmbekrönung der Kirche 59, 60
Steinhof“ 41 Familienhaus .in Pardubitz 60
Abendschule
FEY D., Feuerwehrdepot in Napajedl
141
165
Giebelplastik an der Handelsakademie in Sparkasse in Caslau ( 38) —
FISCHEL H., Volksbaukunst 130, 131, 132, 133,
Wien ( 14) - SOLC E., Skizze 188
. .
GESSNER Franz und Hubert, Konsumhalle in MATTAR H., Kurhaus 16 THUMB E., Entwurf für ein Landhaus .... 147
Pöchlarn 52
Rathaus 16 TÖLK J., Villa in Tirol 35
Entwurf für eine Industrieanlage 101 MELICHAR R., Kaffeerestaurant bei Karlsbad 74, Stadttheater in Mähr. -Ostrau 73
Familienwohnhaus 102 75. 76 Wohnhaus Primavesi in Olmütz 105, 106, . . 107
Entwurf zu einem Klubgebäude 103
Entwurf für eine Dorfkirche 94 Wohnhaus in Wien-Grinzing 159
GLASER E., Straßenbrücke für Stockholm . . 176
Entwurf für Einfamilienhäuser 95 Fischverkaufshalle in Wien 165
Skizze für eine Denkmalnische 128 TRÄXLER Th., Projekt für ein modernes Hotel
GLASER F„ Wohnhaus und Turnhalle in
MOCKER Dom am Hradschin in Prag (3 , 4 ,
137
Teplitz 134 J., Monumentale Uhr 137
Projekt für das neue Gymnasium in Stockerau 5) -
(24)
- hollabrunn 164, 165
VELICH F., Adalbertschule in Prag 31
VIELWERTH J., Wartehalle in Prag 10
HACKHOFER Josef, Wohnhaus in Wien-Hohe ODRZYWOLSKI S., Der Wawel in Krakau ( 8) .
in Wien 156 Regulierung des Makart-Platzes in Salzburg 137, 138. 139. J 40. 149. 150, 151. 152
HELLMER E., Johann Strauß-Denkmal in Wien 15 (36)
- WEINZETTEL G.. Wohnhaus in Wien 51 ....
Grabdenkmal in Wien 173 OHMANNSCHULE 17, 18, 19, 20, 37. 38. 39- 40. WEISSENSTEIN O., Straßenbrücke für Stock-
HOCHEDER K., Rathaus in Bozen
.
Wir sind bei demersten Monumentalbau Otto Wagners gabe seiner Schrift „Moderne Architektur“. Wohl gelang es ihm
angelangt. Und wenn wirder Zeit gedenken, in der unsere großen damit, im Laufe der Jahre einzelne Kreise zu bekehren, aber die
Wiener Monumentalbauten entstanden sind, so finden wir unter Allgemeinheit steht seinem Wirken noch ebenso fremd, ja oft feind-
ihren Meistern keinen, der erst in so späten Jahren sein Zeichen seliger gegenüber wie einst.
in Stein hauen konnte. Wir finden aber auch keinen, der so weit Wagners grundlegende Bedeutung ist es, der man bei uns
seiner Zeit vorauseilte. Und daran mag es vielleicht liegen. die gebührende Anerkennung versagt. Wagner gleicht dem Sämann,
Versetzen wir uns um 20 Jahre zurück und wir werden er- der auf lange brach gelegenem, von Unkraut überwuchertem Felde
messen können, wie weit wir die Zeit der Schablone hinter uns ge- mühsam Furchen zieht, Schritt für Schritt jedes Stückchen Erde
lassen haben. Und daß es so ist, verdanken wir in erster Linie erobert, um es der Fruchtbarkeit wiederzugeben. Aber nicht er
Otto Wagner. Er war es, der mit dem Wust öder, entwürdigender bringt die Ernte heim .. Außerhalb der Grenzen unserer Monarchie
.
Kopiererei aufräumte und die Menge aus ihrem trägen Dahin- hat man sein Wort gehört, es aufgegriffen und in Taten umgesetzt,
dämmern aufschreckte. Das teilweise Unverständnis, dem er mit Werke sind entstanden, die ohne Wagner als Vorkämpfer nicht
seinen Arbeiten begegnete, hauptsächlich aber das Mißverständnis, zu denken wären. Und bei uns? Hoch gehen die Wogen der Polemik,
das sofort die absonderlichsten Blüten zu treiben begann, und eine wenn ihm ein Bau übergeben werden soll (Städtisches Museum),
bedeutende Gefahr in sich barg, veranlaßte Wagner zur Heraus- und wieder einmal bewahrheitet sich das alte Wort: „Der Prophet
1 DER ARCHITEKT XIV.
Die Kirche bietet Raum für 800 Personen und sind 400 Sitz-
plätze vorhanden. Der Kirchenraum ist für die Anstaltskranken
und ihre Pfleger bestimmt, während den Bediensteten und ihren
Angehörigen die Empore zugewiesen ist.
Die Kirche hat drei Haupttore, von denen die beidexi äußeren
als getrennte Eingänge für Männer und Frauen dienen, während
das Mitteltor nur bei festlichen Anlässen geöffnet wird. Außerdem
bestehen Notausgänge.
Um im Falle des plötzlichen Auftretens von Erregungs-
zuständen oder Übelkeiten bei kirchenbesuchenden Pfleglingen
den Erkrankten so schnell als möglich ärztliche Hilfe angedeihen
lassen zu können, ist ein Rettungszimmer mit Zubehör vorgesehen,
welches vom Vestibül aus zugänglich ist. Sakristei und Paramenten-
kammer sind durch einen Vorraum an der Hochaltarseite der
Kirche zugänglich. Die Paramentenkammer dient auch als Beicht-
zimmer für Schwerhörige.
Von der Sakristei führt eine Stiege zur Kanzel, so daß der
Priester dahin gelangen kann, ohne den Kirchenraum zu betreten.
Den modernen hygienischen Forderungen ist in weitest-
gehender Hinsicht entsprochen. So sind alle Staubwinkel, nament-
lich das übliche Podium unter den Kirchenstühlen, in der Kirche
durch stark einströmendes Licht, Steinboden, Spucknäpfe etc. ver-
mieden und die Bakterienfreiheit der Luft etc. gefördert. Die
Kirchenbänke sind durchwegs kurz, nur für drei bis fünf Personen
berechnet, um ein leichtes Eingreifen der Pfleger zu ermöglichen;
sie haben keine Kanten, sind stark am Fußboden befestigt und zur
Verhütung einer Beschädigung bei der vorgescbriebenen täglichen
feuchten Reinigung am Sockel mit Kupferplatten beschlagen. Die
beiden, an den Eingängen liegenden Weihwasserbecken sind zu
Brunnen geformt, 'So daß der das Weihwasser Benützende nicht in
ein Becken greift, sondern seine Hand unter einen dünnen, während
des Kirchenbesuches laufenden Wasserstrahl hält, wodurch Infek-
tionen vermieden werden.
Die Kirchenräume sind mit Heizung und Ventilation ver-
sehen. Die Kirchenbeleuchtung ist elektrisch.
Die Anlage der Kirche ermöglicht allen Kirchenbesuchern,
den Hochaltar und den Prediger zu sehen. Um
diesen Überblick
zu fördern, ist der Fußboden im Kirchenraume derart angelegt,
daß er gegen den Hochaltar um 30 cm abfällt.
Hinter dem Hochaltar befindet sich keine Lichtöffnung, weil
die Kranken hierdurch unangenehm beeinflußt würden.
Durch Abrundung Ecken und Kanten und durch An-
aller
wendung im Kirchenraum wird ein Zer-
gewellter Stuckflächen
stäuben der auffallenden Schallwellen und die damit verbundene
günstige akustische Wirkung erzielt.
Die exponierte Lage des Bauobjektes bedingte eine Aus-
führung, welche auf lange Dauer möglichste Reparaturfreiheit vor-
aussehen läßt. Für die Pfeiler und Mauern sind Bruchsteine und
Ziegel verwendet, welche mit 2 cm starken, nur vertikal liegenden
Marmorplatten verkleidet sind. Der Unterbau ist aus Bruchstein,
welcher sich in unmittelbarer Nähe findet, ausgeführt. Die Ab-
deckung ist Kupfer- und Asphalt-Zementdach. Aller Dekor und alle
Eisenverkleidung ist aus Kupfer, so daß überall ein Anstrich
(auch bei den Fenstern) vermieden werden konnte.
Das Ausführungsmaterial der Türen, der Kirchenbänke, der
Beichtstühle, der Orgel ist dunkles Eichenholz. Die Wände sind im
Innern drei Meter hoch mit Marmor belegt. Das Speisegitter und
die Altäre sind Marmor und Bronze.
Konstruktion.
Um den Kirchenraum möglichst weiträumig zu erhalten, ist
alsHauptform das lateinische Kreuz mit kurzen Schenkeln gewählt.
Die vier inneren Hauptpfeiler werden durch Kircheneingänge und
zum Teile durch die Heizungsanlage gespalten, so daß vier Doppel-
pfeiler entstehen. Diese Doppelpfeiler tragen die Kuppel, wobei aller
Schub vermieden ist, und sind deshalb die Pfeiler nur auf Druck
in Anspruch genommen; diese Annahme erniedrigt die Baukosten
wesentlich.
An der Eisenkonstruktion der äußeren Kuppel hängt die
innere Zierdecke. Dieselbe ist durch ein Gerippe von zarten
T-Trägern, in welche Rabitzplatten eingelegt und befestigt sind,
hergestellt. Auch diese Konstruktion bleibt, wie in den meisten
Fällen, dem Auge sichtbar.
giltnichts in seinem Vaterlande.“ Aber die Zeit wird kommen, in Da die Außenerscheinung der Kirche hauptsächlich den Zweck
der wir es aufs tiefste bedauern werden, innerhalb Wiens so wenig hat, als Dominante für 59 Bauwerke zu dienen, erscheint die Höhen-
Werke dieses Künstlers zu besitzen. differenz zwischen Außenkuppel und dem inneren Raumabschluß
DER ARCHITEKT XIV, 3
motiviert. Der Kirchenraum hat ein Verhältnis von Höhe zur Breite liche Schönheit, Lage, Himmelsrichtung, Ausblick, Wald und Berg-
wie i : i. begrenzung anlangt, als das denkbar glücklichste Zusammentreffen
Der zwischen dem inneren und äußeren Abschluß gelegene äußerer Umstände, wie eine solche Anlage sie fordert, zu bezeichnen.
Raum findet seine praktische Verwendung durch Einfügung einer Die schon erwähnte Bedingung, die Kirche als Dominante der Ge-
horizontalen, die Hauptkonstruktion versteifenden Metallbetondecke, samtanlage zu betonen, führte zum Kuppelbau und in weiterer
von welcher Ebene unter anderem die Ventilation des Kirchen- Konsequenz zur Vergoldung dieser Form.
raumes regulierbar ist; auch befinden sich daselbst vier Kräne Als bemerkenswertes Detail sei erwähnt, daß zur Hintan-
für die Handhabung der großen Beleuchtungsobjekte. Durch Ein- haltung der Abscheuerung der Kuppelvergoldung durch Hagel
führung von Seilen statt der Kabel ist die Anbringung eines — dem größten Feind aller äußeren Goldflächen — die einzelnen
Schwebegerüstes zur Reinigung der Decke ermöglicht. Kupferschuppen in der Weise getrieben wurden, daß ober den
Goldflächen eine Art Nase entstand, an welcher der Hagel abzuprallen
Äußere und innere Erscheinung. gezwungen ist.
Die beiden, vorne liegenden Türme, welche die Chor- und
Das Gelände, auf welchem die Kirche, respektive die Heil- Orgeltreppen in sich aufnehmen, sind von zwei sitzenden Statuen,
anstalt errichtet ist, fällt nach Süden mäßig ab und ist, was landschaft- die beiden Patrone Niederösterreichs, St. Leopold und St. Severin,
DER ARCHITEKT XIV. 5
darstellend, bekrönt. Vier Säulen, deren Endigungen geflügelte triebenen Kupferplatten angebracht werden, doch ist dies einem
Engel bilden, zieren das Portal und ein Vordach überdeckt die späteren Zeitraum Vorbehalten.
Vorstufen. Die Kirche hat eine Kubatur von 23.000 m ;i
und kostet
Als Hintergrund der Kirche ist einümgang angeordnet, hinter K 575.000, woraus sich die Kosten mit K 25-
— pro Kubikmeter be-
welchem sich künftig ein Wäldchen aus Rotbuchen erheben wird, rechnen.
das mit seiner wechselnden Farbenpracht ein wirksames Landschafts- Nicht ohne Kampfist das Werk vollendet worden. Professor
bild erhoffen läßt. Koloman Moser hatte den Auftrag erhalten, die Glasfenster und
Die Kirche ist durch ein 84-83 m- großes Hochaltarbild, durch Altarbilder auszuführen. Die Fenster waren bereits fertiggestellt,
zwei je 4-12 m0
große Seitenaltarbilder in opakem Mosaik und durch
- ebenso die Entwürfe für die Bilder, als in letzter Stunde aus rein
Fenster in transluzidem Glasmosaik (ohne jede Glasmalerei) aus- persönlichen Motiven der Auftrag hierfür zurückgezogen wurde.
gestattet. Wie sehr das Gesamtbild der Kirche unter diesem Zerreißen der
Die Größenverhältnisse der Figuren zur menschlichen Gestalt Arbeit zu leiden hat, braucht wohl nicht erst betont zu werden.
sind an den Bildern und Fenstern die gleichen, wodurch alle bild- Und der Urheber dieser kunstfeindlichen Tat sitzt —
im Kunstrat.
lichen Darstellungen zu einer Gesamtwirkung vereint erscheinen.
Auf den mit Marmor belegten Wänden des Kirchenraumes
sollen die Stationen des Kreuzweges durch zu Bildwerken ge- Otto Schönthal.
6 DER ARCHITEKT XIV.
Belvedere»
Wensein Weg in die Moderne Galerie des unteren Belvedere Auch im Spätherbst, auch im Winter ist es schön und reiz-
führt, der knappt sich wohl auch ein halbes Stündchen ab für voll hier oben.Namentlich an sonnigen Tagen ergeht sich’s gar
den Park und für das obere Belvedere. Das letztere ist ja der Neu- wohlig zwischen den beiden Palästen des Prinzen Eugen, dem
gier unzugänglich, seitdem es der Sitz des Thronfolgers geworden, unteren, in dem er gelebt, und dem oberen, der der Traum seines
aber es lockt den Kunstfreund doch mächtig, und selbst im Schatten Lebens war. Die Wiener Landschaft gibt hier ein besonderes Bild.
seiner Fassade zu wandeln tut wohl. Wie in einem Ausschnitte übersieht man hier noch die alte Kaiser-
Und der Park! In heiterer Anmut reckt er sich über den stadt, man könnte meinen, die Innere Stadt sei noch ihr volk-
Rücken des Hügels hinauf, die Sonne ist sein Element, die Fern- reichster Mittelpunkt, sie sei Wien. Dahinter der Kranz von Wäl-
sicht auf Wien und den Wienerwald sein schönster Schmuck. In dern und Höhenzügen, der Kahlenberg, der Leopoldsberg, der
den verschwiegenen, kunstvoll verschlungenen Seitenpfaden weiß Donaustrom alles, was Prinz Eugen einst von hier sah, sehen
er ja auch Schatten zu spenden an heißen Sommertagen, dort gibt auch wir. Die Weltstadt, die er noch nicht ahnte, liegt auch heute
es ja auch lauschige Plätzchen für den Einsamen, für Schwärmer nicht im Prospekt seines Sommerpalastes. Aber wir hören sie, in
und Liebende. Aber sein Hauptstück gehört der Welt, gehört der in unseren Nervensträngen vibriert sie. Wie fernes Meeresbranden
Repräsentation, dem höfischen Luxus des Rokoko. Zwischen wohl- braust der Großstadtlärm da herauf, wenn Westwind weht. Nur
frisierten Buxushecken laufen die glatten, hellen Wege. Auf kurz- an den seltenen Tagen, da ein leiser Südost weht, ist es im Belve-
geschorenen Rasenflächen, in denen auch nicht das bescheidenste derepark ganz still, wie ein Traumland liegt er da, und die wenigen,
Wiesenblümchen geduldet wird, erheben sich die Boskette von die hier dieSonne suchen, stören einander nicht. Jeder geht seinen
exotischen Blüten und Blattpflanzen, und über sie hinweg vollzieht eigenen Gedanken nach.
sich der stilvolle Aufbau der Wasserkünste vom unteren bis zum Wie muß es doch schön gewesen sein, dieses alte Wien da
oberen Belvedere. Noch stehen die Sphinxe, Götter und Halb- unten. Schöner als das neue. In der Inneren Stadt auf engem
götter ringsum und lauschen dem Zauber vergangener Tage, nur Raum die Fülle der Paläste und Kunstwerke, in stilvoller Gliede-
die holden Damen des ancien regime in ihren Reifröcken, mit den rung das ganze Leben, eingehegt von schützenden Wällen. Auf
koketten Schönheitspflästerchen im Gesichte, den hohen Frisuren den Wällen erhabene, schattige Spazierwege rings um die Stadt,
und den überschlanken Taillen, die Herren mit den großen Pe- mit dem steten Ausblick in die entzückende Landschaft. Und ein
rücken, den goldenen Degen und den mit Brillanten besetzten reicher Kranz von Sommersitzen des Hofes und des Adels schlang
Schnupftabakdosen fehlen. sich um dieses Stadtbild. Der Augarten, die Favorita auf der
DER ARCHITEKT XIV. 7
Wieden, Schönbrunn und das Neugebäu. Dazwischen die Sommer- fester Wille o nein, es lag an den Mitteln.
hinter ihnen stand,
sitze der Liechtensteine, Schwarzenberge, Auersperge, Starhem- Prinz Eugen war ja König ohne Land, ein Prinz, der in die
ein
berge, Althann, Strozzi, Trautsohn, Batthyany, Kinsky — und das Welt zog, sein Glück zu machen. Und er hatte es gemacht. Aber
Belvedere des Prinzen von Savoyen. Alle mit dem Hofe wett- dem Ruhm, den er erworben, wollten die Millionen sich nicht ge-
eifernd an Kunstsinn und Prachtliebe. Die beiden Fischer v. Er- sellen, die seine Prachtliebe, seine künstlerische Phantasie nötig
lach, Lukas v. Hildebrand, Erhard v. Martinelli und andere Meister gehabt hätte. Er diente drei habsburgischen Kaisern, Leopold I.,
der Barocke konnten sich so recht ausleben bei diesem Wetteifer Josef I. und Karl VI. Von dem ersteren sagte er, er wäre ihm ein
des guten Geschmackes. Und sie hatte auch Prinz Eugen früh Vater gewesen, der zweite ein Bruder, der dritte ein Herr. Weder
in seine großen Pläne eingeweiht. Noch heute ist die Baugeschichte Vater, noch Bruder, noch Herr kargten mit ihrer Anerkennung
des Belvedere nicht völlig aufgeklärt. Man nimmt aber als sicher für seine Dienste, und dennoch dauerte es dreißig Jahre. Das Stadt-
an, daß den unteren Palast noch der ältere Fischer v. Erlach, den palais in der Himmelpfortgasse ging voran. Seine Kunstsamm-
oberen jedoch Lukas v. Hildebrand gebaut habe. Früh hatte der lungen, für die er in ganz Europa Agenten besoldete, sein Tier-
junge Sieger von Zenta, der in so kühnem Aufstieg an die Spitze garten, der mit jedem höfischen wetteiferte, und sein Marstall
der kaiserlichen Armee gelangt war, sich mit der Absicht getragen, kosteten zu viel. Er gehörte eben nicht zum bodenständigen Adel,
in der Nähe von Wien einen Sommersitz, ein Buenretiro für das ihm hatte kein Ahnherr vorgearbeitet, für ihn robotteten keine
Alter zu schaffen. Schon 1692 erwarb er die Grundstücke hinter Bauern. Die Güter, die er in Ungarn erhielt (konfiszierte Rakoczi-
der Favorita (der Park der Favorita reichte bis zur Heugasse her- sche Ländereien), warfen kein Erträgnis ab. Er war auf sich
über) und beriet sich mit Fischer v. Erlach. Es wird auch alsbald selbst gestellt. Ein strahlender Meteor unter den adeligen Glücks-
begonnen mit dem Bau, aber erst 1714 ist das untere Belvedere rittern jener Tage, von denen es an allen Höfen, besonders aber
für Eugen bewohnbar, und erst 1724 das obere fertig. Dreißig Jahre an dem des Kaisers wimmelte. Die Liste des österreichischen Adels
mußte er die Erfüllung seines genialsten Wunsches vertagen, und ist ja noch heute eine Musterkarte internationaler Geschlechter.
während er ihn reifen sah, war er alt und kränklich geworden Seit den Tagen des ersten spanischen Ferdinand, da die Gegen-
und konnte sich nicht mehr entschließen, in den prunkvollen neuen reformation eingeleitet wurde, übte Wien eine magnetische An-
Palast einzuziehen. Seine Gicht, in hundert zugigen Feldlagern er- ziehungskraft aus auf alle Abenteurer. Hier konnte man noch sein
worben, traute diesem Palast offenbar nicht. Der sommerlich luftige, Glück machen. Die größte dynastische Hausmacht Europas wurzelte
heitere Bau erschien ihm nicht so wetterfest wie die Gediegenheit hier, an allen Ecken und Enden gab es Kriege für sie und im
des unteren Belvedere. Und der alte Grandseigneur blieb, wo er war. Zentrum des Reiches vollzog sich eine elementare Umbildung —
Daß Prinz Eugen dreißig Jahre brauchte, um sein Belvedere es wurde der heimische protestantische deutsche Adel, der bis auf
zu erschaffen, das lag nicht an den Künstlern und Werkleuten, Karl den Großen hinaufreichte, allmählich verdrängt. In jedes leer-
denn die wußten schon damals sehr rasch zu bauen, wenn ein gewordene Nest setzte sich ein Internationaler. Spanier, Irländer,
ÖER ARCHITEKT XlV,
Südfassade.
Ostfassade.
Detail vom Hause Stabile in Triest. Vom Architekten Prof. Dr. Max Fabiani.
Aus einer in Vorbereitung befindlichen Publikation von Auf- die schmale Gasse und die Unübersichtlichkeit der Front so be-
nahmen meiner Arbeiten aus den letzten Jahren herausgegriffen, handelt, daß es rasch dem Auge auffällt. Die Torgewände und
zeigt vorliegende Abbildung die Seitenansicht des Hauses Stabile Balken sind in Karststein, der übrige Teil des Unterbaues ist in
in Triest mit dem Eingangstore. Letzteres ist mit Rücksicht auf Massegno ausgeführt. Max Fabiani.
12 DER ARCHITEKT XIV.
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ROM.
3cnfRC.iDnn 3CHintin, vwsn© :errwTm atnnTctv IBMHTtR
i imaflR,
für Niederösterreich in Wien»
Vom Architekten Ludwig Baumann, k. k. Oberbaurat.
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0- rttf c.ft
‘ Das Gebäude enthält eine Hauptstiege an der Ringstraßen-
front, welche lediglich zu den Repräsentations- und Sitzungsräumen
, 03 rtl^
im I. Stock führt, während die danebengelegene Stiege I die Ver-
Öf/MlTER bindung durch alle Stockwerke aufrechthält, ebenso wie an der
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KflnZtLl
RCcisrmMTCh v.n:ireu.
BUCnnflLTUNG. Höhe) und hat Oberlicht. Die Decke und die Wandbekleidung sind
RifucicnnnuM aus Eichenholz geschnitzt, über den Türen sind Hochreliefs aus
Eichenholz, den Handel, Weinbau und Handwerker darstellend, in
\flr\sro°
der Wandbekleidung kupferne Friesteile und unterhalb der Decke ein
ClfNTr,|TT5-HniLEl. U
durchlaufender Fries mit figuralen Symbolen. Über der Präsidenten-
Pr-
estrade befindet sich ober einer figuralen Gruppe das alte Kaiser-
bild von Franz Eybl, von den Mitgliedern der Kammer im Jahre
i 8 53 gestiftet. Die Pilaster tragen Karyatiden. Die Wandflächen sind
mit Stofftapeten nach Entwürfen des Architekten bespannt. Ein
W13.LE1
•ggSo? großes Fenster gegen den kleinen Hof zu ist mit den Wappen der
niederösterreichischen Städte geschmückt, bekrönt von dem Reichs-
in 5 MCrre.CH- adler und den Wappen des Landes und der Stadt Wien.
Für die Sitzungsteilnehmer wurden halbkreisförmige Tische
vtowrr aufgestellt mit mobilen Lehnsesseln für 60 Personen. Durch Ein-
•^nynroir*
fügen von Sesseln ist es möglich, außer den auf der Estrade und
;
rfr CTftx'
den ihr vorliegenden Referententischen befindlichen 20 Personen im
Fond des Saales 100 Personen unterzubringen.
Im Obergeschoß sind Balkons für das zuhörende Publikum
oratorienartig angebracht, die vom zweiten Stocke aus und durch
OLOI-W tö
eine kleine Treppe zugänglich sind.
Neben den Beratungsräumen liegen gegen die Ecke der
Lisztstraße zu die in strengem Empirestil gehaltenen Räume des
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'/JfUlMttf.rt
1 Z.iü'ü't" Präsidenten; zunächst ein Empfangssaal in Weiß mit roter
Seidenstoff bespannung und daran anschließend das Arbeits-
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zimmer in Mahagoniholz mit grüner Seidentapete; der Eintritt
LCiCZlMMtn yrt mr snif rwnc.3fY)MDtnz- nflHZLD-
LD Tt.n erfolgtdurch das bequem eingerichtete Warte- und Lesezimmer
C *?OTVl-
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rvasirr»njn flBTcuuna Dincmon
nöTDUjnc am Ende der Vorhalle, an das sich in der Lisztstraßenfront das
Zimmer des Vize-Präsidenten (Alteichen) anreiht. Darauf folgen
das Zimmer des ersten Sekretärs (Eichenholz), ein Warte-
zimmer, die Präsidialkanzlei, zwei Zimmer für Konzeptsbeamte,
Handels- und Gewerbekammer in Wien. Grundriß des Parterre.
ein Wartezimmer, das Zimmer des zweiten Sekretärs (Rusten-
holz), endlich in der Front Biberstraße noch weitere vier Zimmer
für Konzeptsbeamte.
von Angouleme. Ihre ganze Umgebung bestand aus französischem Den Abschluß der Front in der Biberstraße bildet das
Emigrantenadel und der Park des Belvedere sah die letzten Vertreter Expedit, bestehend aus einem Vorstandszimmer, einem großen
des glänzendenHofesvon Versailles. Einst eine Nachahmung jenes un- Raum für Schreibmaschinen (66 m einem Schreiberzimmer, einem
'),
erreichten Lebensstiles, war er jetzt zum echten Schauplatz geworden Raum zum Kollationieren und einem Packraum für die Diener.
für historische Gestalten aus Frankreich. Und es kamen die Tage von Das Expedit wieder die Verbindung mit den Sälen her.
stellt Zu
1814. wo die Prinzessin Maria Theresia an der Seite ihres Gemahles, der letzten Amtsgruppe führt der regelmäßige Zugang über die
des Herzogs von Angouleme, wieder ihren Einzug in Paris halten Stiege II (Biberstraße).Auch in diesem Stockwerke finden sich in
konnte. Andere brachten es zustande, über den Sturz Napoleons zu genügender Anzahl Waschräume und Toiletten; insbesondere ein
lächeln und zu spötteln. Sie lächelte seit den Tagen des Temple eigener Kleiderraum für die Beamtinnenund abermals einEßzimmer.
nie wieder. Nur wenn sie der wenigen glücklichen Jugendjahre ge-
Rote Velourteppiche bedecken den Boden der Haupträume und
dachte. die sie im Wiener Belvedere verlebte, verklärte eine stille Gänge. In diesen wird auch noch die angelegte Sammlung von
Heiterkeit ihr ganzes Wesen. Bildern der früheren Funktionäre und Mitglieder der Kammer
Adam Müller-Guttenbrunn. untergebracht werden.
DER ARCHITEKT XIV. 13
Oberbaurat.
k.
k.
Baumann,
Ludwig
Architekten
Vom
Wien.
in
Gewerbekammer
und
Handels-
14 DER ARCHITEKT XIV.
Oberbaurat.
k.
k.
mann.
Bau
Ludwig
Architekten
Vom
Wien.
in
Gewerbekammer
und
Handels-
DER ARCHITEKT XIV. 15
Das zweite Stockwerk enthält ringstraßenseitig die an die Das dritte Stockwerk enthält ringstraßenseitig eine von
Kaiser Franz Joseph I.-Jubiläums-Stiftun g für Volkswohnungen dem Herrn Kammerpräsidenten gemietete Wohnung, in den übrigen
und die Zentrale für Wohnungsreform vermieteten Räume, mit Fronten Bureauräume, welche vom k. k. Handelsministerium für
einem Beratungszimmer, dem die Galerie des Sitzungssaales vor- sein handelsstatistisches und zwischenverkehrsstatistisches Amt ge-
gelagert ist. Dann folgen einige Räume für Konzeptsbeamte und mietet wurden.
das Sekretariat der Schiedsgerichte; anschließend die Handels-
Im vierten Stocke finden sich ringstraßen- und liszt-
politische Zentralstelle der Vereinigten Handels- und Gewerbekammern
straßenseitig gleichfalls Bureaus dieser Abteilung des Handels-
und des Zentralverbandes der Industriellen Österreichs, sodann die ministeriums und in der Biberstraße die Amtswohnung eines
Kataster der Kammer, und zwar zunächst der Kataster der Firmen
Kammersekretärs.
und Aktiengesellschaften sowie der Gewerbe-Genossenschaften, ferner
in einem 146-9 m- umfassenden Saale der Gewerbekataster, dem der Das Mansardengeschoß enthält hofseitig einige Bureau-
Wahlkataster und ein Bureau für statistische Arbeiten sich anreihen. räume des Handelsministeriums, ferner für jede Stiege eine Wasch-
Diese Raumgruppe schließt wieder beim Ausgange zur Stiege II küche und einen Bügelraum; anstoßend an die Dachbodenabtei-
(Biberstraße) ein Konzeptszimmer ab. Ein Eß- und ein Dienerzimmer lungen für die Parteien sind sowohl liszstraßen- als auch biber-
sowie Toiletten sind vorhanden. Auf der anderen Seite des Stiegen- straßenseitig Gruppen von Ateliers, die vom Handelsministerium
platzes liegt das an den Allgemeinen Tarifanzeiger vermietete Bureau. gleichfalls gemietet wurden und für Bureauzwecke verwendet werden.
Perspektive oben und Grundrisse unten: Perspektive rechts und Grundriß links:
mrnmriFmjm namm
See.
Ohmann).
Fr.
Prof.
oberösterreichischen
(Architekturschule
einem
an Valchäf
Franz
Herrensitz
Von
DER ARCHITEKT XIV. i 9
__ . . .
,
_ . . .
Ansicht des Schlosses.
Herrensitz an einem Öberösterreichischen See.
Von Franz Valchär (Architekturschule Prof. Fr. Ohmann).
20 DER ARCHITEKT XIV
I.
Vor dreißig Jahren noch gab es keine amerikanische Archi- Titel seinen amerikanischen Vorgängern zuzuerkennen. Es bestand
tektur. Nur ganz wenige der damals tätigen Architekten hatten damals — und nicht bloß in der Baukunst — die merkwürdige
den Vorteil einer allgemeinen theoretischen Bildung in Europa Ansicht, Amerika habe das geistige Erbe der ganzen Welt, der
genossen, und fremde, geschulte Kräfte, die man durch materiell bestehenden wie auch der vergangenen, anzutreten, und so wurde
äußerst verlockende Angebote festzuhalten versuchte, kehrten dem jeder erneuerte Versuch, das vermeintliche Erbe durch exotische,
neuen Lande den Rücken, sowie sich die erste Gelegenheit darbot. aufgestöberte Kunstprodukte zu bereichern und zu vervollständigen,
Die amerikanische Architektenschaft wurde von europäischen Be- als höchst ruhmreiche Beschäftigung betrachtet. Wenn unter den
rufsgenossen als gar nicht vollwertig betrachtet; zweifellos mit damaligen Bauwerken ein Land oder Zeitalter nicht durch eine
vollem Recht, denn die Produkte ihres Schaffens weisen einen der- Kopie vertreten sein sollte, so braucht man sicherlich nur an der
artigen Mangel an Urteilskraft und Besonnenheit auf, daß es gar mangelnden Gelegenheit, nicht aber an dem „guten“ Willen der
nicht im Interesse eines Architekten gelegen sein kann, diesen maßgebenden Kreise zu zweifeln. Eine überraschende Sammlung
indischer, arabischer, gotischer, griechischer Architekturen legt
von dem Sammeleifer der vorigen Generation ein beredtes Zeugnis ab.
Die Periode der ziellosen Nachahmung, welche selbst dem
in Dingen des Geschmackes tonangebenden New York die Absur-
dität eines „ägyptischen" Gefangenhauses eingebracht hatte, nahm
zu Anfang der achtziger Jahre ein jähes Ende.
Die hauptsächlichsten Ursachen für den überraschenden,
plötzlichen Abbruch des bisher geübten Prinzips jener naiven,
äußersten Stiltoleranz liegt merkwürdigerweise mehr in persön-
lichen als in sachlichen Gründen. Die Führer und Verfechter des
neuen Prinzips hatten gründliche Architekturstudien in Europa,
hauptsächlich in Paris, betrieben und faßten gemeinsam den Ent-
schluß, durch bewußtes und energisches Vorgehen die Baukunst
ihrer Heimat von dem ihr anhaftenden Zug der Lächerlichkeit zu
befreien. Sie erlangten von reichen Leuten die Mittel zu ausge-
dehnten Studienreisen für jüngere Kollegen, sie schufen Schulen,
in welchen die heranwachsende Architekturgeneration im Sinne
ihrer Ideen erzogen werden sollte, sie gründeten eine feste Fach-
organisation, die den Kern des nunmehr allmächtigen Institute
of American Architects bildete, und sie machten die eifrigste
Propaganda in ihren eigenen Bauten für die Anschauungen, welche
sie aus Europa mitgebracht hatten. Der Erfolg aller dieser unab-
lässigen Bemühungen blieb nicht aus, und es ist etwa vom Jahre
1890 an in den Vereinigten Staaten ein Zustand erhöhter Bautätig-
keit wahrzunehmen, welche ganz im Sinne einheitlich-nationaler
Tendenzen geleitet wird. Der gewaltige Erneuerungsprozeß auf
allen Gebieten der Architektur ist keineswegs schon vollendet, er
hat eigentlich erst begonnen, und sein Ende ist noch gar nicht
Portal des Künstlerhauses in Budapest. Vom Architekten Josef Vägö. abzusehen. Überall entsteht an Stelle der veralteten Bauten eine
22 DER ARCHITEKT XIV.
Fabiani.
Max
Dr.
Prof.
k.
k,
Architekten
Vom
Wildpretmarkt.
I.
Wien,
Wohnhaus
vom
Detail
24 DER ARCHITEKT XIV.
II.
Detail vom Wohnhaus Wien, I, RiemerstraOe 8. Von den Architekten Paul und Emil Hoppe.
26 DER ARCHITEKT XIV.
Portal in Salzburg, Judengasse. Entworfen von F. Pfanzelter. Material: Salzburger (Untersberger) Marmor.
Auge zu fassen. So galt also für lange Zeit „The Dakota“ als das nungen übereinander und nebeneinander zu einer künstlerischen
hervorragendste Beispiel seiner Gattung. Einheit zu verschmelzen, nicht leicht und wird mit der wachsen-
Seine späteren Nachfolger entsprechen zwar in bezug auf den Stockwerkszahl immer schwieriger.
Konstruktion und Grundrißbildung allen möglichen Bauvorschriften, Über die architektonische Bewältigung des Fassadenproblems
lassen aber das sorgfältige Studium einer gediegenen, wenn auch geben die beigedruckten Beispiele einigen Aufschluß. Während
nicht besonders kühnen Architektur vermissen. Sie nähern sich noch beim „Dakota“ ein altbewährtes Rezept, die Auflösung der
allmählich immer mehr dem Prinzip des Apartment-Hotels. Baumasse in proportionierte Gruppen, befolgt wird, läßt sich von den
Ein Mittelding zwischen Hotel und Miethaus, finden in dieser Type Zinshäusern jüngeren Datums sagen, daß zwei neue Gesichtspunkte
die Bequemlichkeiten einer Stadtwohnung eine eigenartige Aus- im allgemeinen bei ihrer Fassadenbildung in Betracht kommen:
gestaltung. Ein zumeist jährlich zu erneuernder Mietskontrakt die Betonung und Gliederung der Massen in vertikalem oder
erinnert an die Privatwohnung, ebenso der Umstand, daß sich die horizontalem Sinne. Das Wesentliche einer Vertikalentwicklung
Partei ihr eigenes Mobiliar mitbringt; dagegen erinnert das uni- entsteht an der Fassade durch die Abwechslung in den neben-
formierte Bedienungs- und Reinigungspersonal an das Hotel. Außer- einanderliegenden Feldern, so daß eigentlich die Detailformen in der
dem existieren allen Hausbewohnern zugängliche Geselligkeits- langen Höhenentwicklung gar nicht zur Geltung kommen und ziem-
räume, wie Bibliothek, Musikzimmer, Rauch- und Damensalon, lich gegenstandslos sind. Sie sind in einer an moderne französische
aber auch ein großer, gemeinsamer Küchenraum für die Mieter. Beispiele erinnernden Manier durchgeführt, erzeugen übrigens einen
Ob dieser Kommunismus, die hervorstechendste Eigentümlichkeit unruhigen Farbeneffekt durch die Kombination von Ziegel und
der Apartment-Hotels, nicht zu weit geht, ist für europäische Be- Haustein. Das interessanteste Motiv ist der Mittelteil; das Baugesetz
griffe schwer zu entscheiden, auf jeden Fall steht er in einem verlangt hier für auskragende Fenster Metallkonstruktion.
schroffen Gegensatz zu allen modernen Bestrebungen, welche dem Die Betonung der Horizontale, europäischen Formgedanken
Individuum die größtmögliche Bewegungsfreiheit innerhalb seiner viel näher kommend, zeigt Fig. i. Das Haus gemahnt deutlich an
vier Wände gewahrt wissen wollen. Paris, doch fehlt die Liebenswürdigkeit der französischen Risalite.
Die Außenseite der Apartment-Hotels und -Häuser enthält Mit dem weiteren Wachsen der Stockwerkszahl läßt man gewöhn-
Bauformen, die sich im Laufe der Zeit gewisse charakteristische lich jeden Versuch, den mittleren Mauerkörper zu detaillieren,
Züge angecignet haben und ihre Entstehung, abgesehen von den fallen und behandelt nur die obersten und untersten Geschosse
schwerer kontrollierbaren persönlichen Einflüssen, den jeweiligen eingehender als krönender Abschluß, beziehungsweise gemeinsame,
Bestimmungen der Baugesetze verdanken. Zweifellos ist aber eine vorbereitende Basis. Gerade aber der kahle, schmucklose Mittelteil,
großzügige Lösung des Problems, eine Anzahl getrennter Woh- die „Fensterbatterie“, verleiht dem Haus seine Charakteristik (Fig. 2).
DER ARCHITEKT XIV. 27
III.
Fig. i.
IV.
Fig. 5- Fig. 6.
nischen Eigenheiten im Grundriß und Aufbau Rücksicht und weisen architektonische Gefüge einen luftigen, aber sicheren Halt bekommt,
somit auch auf den unbestrittenen Spürsinn der amerikanischen typisch der Kolonialstil in seinem schlichten Materialaufwand:
Architekten hin. ganz individuelle Effekte in der Wechselbeziehung Ziegelmauerwerk mit sparsamer Verwendung von Stein.
zwischen Material und Form aufzufinden. Fig. 10. Die Gartenfront eines kleinen Landhauses. Mit ganz
Fig. 9. Der Typus eines behaglichen und geräumigen Land- bescheidenen Mitteln eine ausgezeichnete szenische Wirkung. Man
hauses der begüterten Mittelklasse. Typisch ist die Unmittelbarkeit fühlt sich gleich wie bei den besten Beispielen volkstümlicher
des Bauwerkes in bezug auf seine landschaftliche Umgebung, typisch Wohnbauten angeheimelt, ohne sich Rechenschaft geben zu können,
die Anlage einer Piazza an den beiden Schmalseiten, wodurch das wodurch diese Wirkung hervorgerufen wird.
Die neue Volkse und Bürgerschule für Mädchen zu St* Adalbert in Prag*
Vom Architekten F. Velich.
Zum Bauplatze für dieses neue Schulgebäude wurde der Alle Stukkatur-und Bildhauerarbeiten wurden direkt auf der
Platz an der abgestumpften Ecke der Sitkovskä- und Adalbertgasse Stelle aufgetragen; die Sgraffitoarbeiten in der Weise bewerk-
aus örtlichen, gesundheitlichen sowie auch pädagogischen Gründen stelligt, daß das Dessin in glattem Putz belassen und der Grund bis
als der passendste für den betreffenden Bezirk gewählt. Das Schul- auf den unteren rohen Anwurf ausgekratzt und mit einem Portland-
gebäude befindet sich in der Mitte des Schulbezirkes bei der Kirche, zement bestrichen wurde.
und seine Hauptfassade ist der Ost- und Südseite so zugewendet, Das offene Buch über dem Hauptgiebel, aus dem die goldene
daß die Klassenzimmer den ganzen Tag den direkten Sonnen- Sonne der Kultur strahlt, zeigt allegorisch den Zweck des Schul-
strahlen ausgesetzt sind. Die niedrige gegenüberliegende St. Adal- gebäudes. Unter diesem Symbol breitet ein Genius seine schützenden
bert-Kirche ist sozusagen ein Patron der neuen Schule, denn sie Flügel über die Schule aus. Die Blumensgraffiten unter den Fenstern
sichert den Zugang des Lichtes und der Luft während der ganzen des II. Stockwerkes sollen andeuten, daß die Schule ein Garten ist,
Zeit ihres Daseins. wo verschiedene Blumen (Symbole der Mädchen) gepflegt und ver-
Der gesamte dreistöckige Bau erhielt eine Gliederung durch schönert werden. Die Gitter vor dem Haupttore sind durch ein in
zurücktretende niedrige Eckteile, welche das erhöhte Mittelhaus Kupfer getriebenes Nest mit Schwalben, welche die Jungen mit
von den niedrigeren Flügeln, die sich an die Nachbarhäuser an- den Anfangsbuchstaben des ABC füttern, allegorisch gekrönt. Der
schließen, trennen. Grundriß sowie auch das Innere des Gebäudes wurden mit Rück-
Das Dach wurde nicht wie gewöhnlich ohne Unterbrechung sicht auf die neuesten hygienischen, pädagogischen und ästhetischen
ausgeführt, sondern in fünf Teile zergliedert, um die Baumasse so Bedürfnisse ganz originell behandelt. —
Das Gebäude umfaßt
gut wie möglich der Umgebung entsprechend anzupassen. acht modern eingerichtete Klassenzimmer, Schulbäder mit an-
Die Unregelmäßigkeit des Grundrisses wurde auf die Eckteile stoßender großer Garderobe, eine originelle Turnhalle, einen
reduziert, wo die Kabinette und die Loggien situiert wurden. Durch amphitheatralischen Hörsaal für physikalischen und chemischen
die Einlage der offenen Loggien Unterricht, welcher auch zu Vor-
im III. Stockwerke zwischen dem trägen für die Lehrer dienen soll,
Mittelgebäude und den Flügeln einen Zeichensaal mit zugehö-
wurde die Teilung des Daches rigem Kabinett; weiter zwei
verstärkt und ein malerischer sonnige Loggien für Blumen-
Eindruck erzielt. pflege und zur Erholung der
Die Fassade wurde in mo- Schülerinnen in freier Luft, zwei
derner Renaissance ausgeführt. Arbeitszimmer, einen Kinder-
Der mächtige Sockel mit einge- hort und in jedem Stockwerke
zogenen Fugen endet in einen eine besondere geräumige Halle
Gürtel und trägt an den Mittel- zum Ablegen der Kleider und
pfeilern Lisenen, Rustiken an zum Aufenthalte der Mädchen
den Ecken. Über dem II. Stock- während der Pausen. Das neue
werke ist das Hauptgesimse Gebäude umfaßt acht Kabinette,
durchgeführt und mit grün- ein Direktorzimmer und ein Kon-
glasierten Dachziegeln bedeckt. ferenzzimmer. Im Souterrain,
Das III. Stockwerk tritt gegen wo das Bad, das Kesselhaus mit
die unteren Stockwerke zurück zwei Kesseln, das Arbeitszimmer
und ist als untergeordnete Attika für den Heizer, Lager für Brenn-
mit Giebeln ausgebildet. stoffe und zwei andere Magazine
In der Vorderansicht wurde untergebracht sind, befinden sich
außer glattem Stuckanwurf noch Reserveräume für die Schul-
gespritzter, gekämmter und ge- küche.
kratzter Putz angewendet. Fig. 9.
DER ARCHITEKT XIV. 3i
Prutscher.
Otto
Arch.
vom
Entwurf
Kaminwand.
Speisezimmer,
DER ARCHITEKT XIV. 33
Die Villa war auf dem sogenannten Kronbühel bei Sterzing Vestibül, das gegen Süden sich nach einer Pergola öffnet. Von der
projektiert, einem aus dem Talboden gegen Osten schroff zirka Gärtnerwohnung aus ist der Eingang leicht zu übersehen. Eine
40 m hoch aufsteigenden Felsmassiv, das, gegen Westen sanft ab- zweiarmige Treppe führt ins Hochparterre und endet hier in einer
fallend. vom Talgrund leicht zugänglich ist. Halle, von der aus Kleiderablage, Speisesaal, Wohnzimmer und
Die Lage des Hauses an der abfallenden Seite des Felsens eine nach Süden gelegene Loggia zugänglich sind. Dem Speisesaal
ergab sich schon aus dem Umstande, daß auch jetzt dort ein kleines sind zwei Terrassen nach Ost und Nord vorgelagert, ein kurzer
Gebäude (Kaffeewirtschaft) sich befindet, von dessen Veranda man Gang stellt die Verbindung mit Anrichte und Küche her.
eine prächtige Aussicht genießt. Der Zugang wurde an der West- Der zweite Stock enthält drei Schlafzimmer und zwei
seite projektiert. Badezimmer. —
Durch eine kleine offene Vorhalle betritt man das gewölbte Die Baukosten waren mit 86.000 K veranschlagt.
DER ARCHITEKT XIV. 37
Situation.
40 DER ARCHITEKT XIV
Die große Bewegung, welche seit einigen Jahren durch das gemacht, daß das Publikum an Darstellungen der Baukunst in
Kunstleben aller Kulturvölker geht und prädestiniert erscheint, den Ausstellungen ohne Interesse vorüberging und den entsprechenden
Beginn eines künstlerischen Jahrhunderts einzuleiten, hat be- Ausstellungsraum im Organismus der Kunstausstellung eher als
greiflicherweise alles ergriffen, was irgendwie mit Kunst zu tun störend empfand. Man versuchte nun, durch Besonderheiten der
hat oder in deren Diensten steht. Sie hat alle sensiblen Geister Darstellung auffallende dekorative Wirkungen zu erzielen oder
mächtig erfaßt und in ihren Bann gezogen. Getragen von der Be- durch sonstige Äußerlichkeiten die Aufmerksamkeit auf sich zu
geisterung für die Mission, wurde jedes Mittel ergriffen, den inneren lenken. Dieser Anlaß im Vereine mit der vorher erwähnten Un-
Drang in Taten umsetzen zu können. Daß unter solchen Umständen möglichkeit einer anderweitigen Betätigung zeitigte eine spezifische
vieles entsteht, was als Auswuchs zu bezeichnen ist, ist ebenso be- Zeichenkunst, die ja an sich mitunter ganz interessante Leistungen
greiflich als verzeihlich, und kein denkender Mensch wird darüber hervorbrachte, unseren Bestrebungen aber eher hinderlich als
das gute Ziel verkennen. Es ist jedoch von großer Wichtigkeit, diese nützlich war. Das Publikum interessierte sich jetzt allerdings etwas
Auswüchse als solche beizeiten zu erkennen, damit nicht das Un- mehr für die ausgestellten Arbeiten als früher, dieses Interesse
kraut den Weizen überwuchere. Zu diesen schädlichen Wuche- galt aber lediglich der Darstellung, das Dargestellte selbst wurde
rungen am saftigen Stamme ist zweifellos die überhandnehmende dadurch womöglich noch mehr in den Hintergrund gedrängt.
Zeichenmanie der Architekten zu zählen. Unsere Arbeiten wurden schließlich nur mehr als graphische Lei-
Aus naheliegenden Gründen war es für alle übrigen Künstler, stungen gewertet, und dies nicht allein von Laien. Wir traten in
als Maler, Graphiker, Bildhauer und Kunstgewerbler, ein Leichtes, direkte Konkurrenz mit Malern und Graphikern.
ihre neuen Ideen direkt zu verwerten, in der Praxis anzuwenden, Durch die beabsichtigte dekorative Wirkung der Darstellung
in Material umzusetzen. Nicht so den Architekten. Wenn sie auch wurde natürlicherweise das dargestellte Objekt selbst beeinflußt
den Ausweg ins Kunstgewerbe nahmen, so war ihnen doch auf und alles darauf angelegt, eine günstige Wirkung damit zu erzielen,
ihrem ureigensten Gebiete vorerst die Möglichkeit benommen, sich ebenso wie der Maler die Objekte seiner Darstellung so bearbeitet,
zu betätigen, sie waren gezwungen, sich auf dem Papiere auszu- wie sie zur Bildwirkung am besten geeignet sind. Es war bei vielen
leben, im toten Materiale ihren lebendigen Tatendrang zu be- eine reine Verliebtheit in die Zeichnung unverkennbar, die schwere
friedigen. Es genügte nicht, das Gedachte in einfacher Weise zu Opfer forderte. Kam es dazwischen einmal zum Bauen, dann ent-
notieren, es wurde mit Pathos vorgetragen. Dadurch aber wurde die standen gebaute Skizzen, aber selten Werke der Baukunst.
Darstellung architektonischer Entwürfe ihres eigentlichen Zweckes Die Zeichengier aber ließ sich nicht allein an Ausstellungen
beraubt, sie ward nicht mehr Mittel, sie wurde Selbstzweck, und befriedigen, sie ergriff auch praktischere Gebiete und eroberte ge-
damit war sie auch bereits zum Nachteile unserer Kunst ausgeartet. radezu verheerend die öffentlichen Konkurrenzen. Man konnte es
Mit schuld an dem Überhandnehmen des zeichnerischen Un- oft erleben und erlebt es heute noch, daß die jeweiligen Juroren
fuges war die Absicht, das große Publikum, dem der Sinn für von der „schönen Darstellung“ nicht unbeeinflußt blieben und
Baukunst abhanden gekommen war, wieder dafür zu interessieren, manches Projekt zufolge seiner unauffälligen Schlichtheit unver-
und die daraus folgenden Ausstellungen. Es wurde die Erfahrung dient in den Schatten gestellt wurde. Selbst wenn man in der Er-
42 DER ARCHITEKT XIV.
ihn mit zusammenfassendem Blick zu über' logischen Dingen. Je mehr sich das Streben
schauen: das ist Sache des Heisters der nach Neubildungen, nach individueller Be-
Tradition und der Sezession zusammen. weglichkeit (eigenes Gewissen u. dgl.) gegen
Er kennt das Alte und weiß, wie sehr Tradition auflehnt, desto mehr Gelegenheit
es auch von einem beständigen. Fortschritte und Kraft,desto mehr Bestätigung und
gelebt hat. Er will ebenso wie wir Ent- Erstarkung verschafft es der Tradition.
wicklung haben ;
doch er weiß, daß diese, Die Kirchengeschichte lehrt, wie ihre Se-
richtig verstanden, eine Auswicklung von zessionen, d. i. die Häresien, die Lehrer der
vorhandenen Keimen, nicht ein Umbiegen, Tradition erst so recht zum Bewußtsein
nicht ein Abbrechen ist; er weiß auch, daß ihrer Güter gebracht haben.
sowohl Neubildungen wie Altbildungen Heute, angesichts der gehetzten Moden,
gutartig und bösartig sein können. Liegt verstehen wir aber auch umgekehrt erst so
auf der einen Seite die Gefahr der Erstar- recht die Geschichte. Da wird nicht nur
rung, auf der anderen die Gefahr der Aus- die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens,
artung nahe, können wir also dort zu sondern auch das Leben der Lehrmeister
einem formelhaften Festlegen wie bei den der Geschichte. Der alte, auch für histo-
Meistersingern und hier hinwieder zu Natur- rische Dinge charakteristische Satz von der
widrigkeiten und Kulturwidrigkeiten des Einheit in Notwendigem, Freiheit in Zweifel-
Abseitsgehens gelangen, so weiß jener, daß haftem, Freundlichkeit in allem („In ne-
gegen diese Gefahren am sichersten ein sich cessariis unitas, in dubiis libertas» in Omni-
lebendig betätigender Kunstgeist hilft, bus caritas“) scheint heute fast in sein
wurzelnd in Beherrschung der Vergangen- Gegenteil verkehrt: Uneinigkeit in Not-
heit und der Gegenwart, in künstlerischen wendigem, Einheit in Zweifelhaftem, Ge-
Berufs- und Fachschulen jeder Art und im hässigkeit in allem („ln necessariis discordia,
Charisma des guten Geschmackes. Wir in dubiis unitas, in omnibus invidia“).
besitzen diesen Kunstgeist dann, wenn uns An dem Durcheinander gerade in den
mehr daran liegt, gegen Unkünstlerisches entscheidenden Zügen, an den feindseligen
zu streiten, als uns wegen Rundbogen oder Gegensätzen allüberall und an der inter-
Spitzbogen zu zerkriegen. nationalen Gleichförmigkeit des Moden-
Jetzt, da wir die historische Reihe haften haben wir jenes wirre Geräusch
durch wissenschaftliche Studien und durch von Kulturschall, das wir von vorn-
künstlerische Nachbildungen vor uns aus- herein als einen besonderen Kunstschädling
gebreitet sehen, wird es uns auch leicht, betrachten mußten. Darüber hinauszu-
zu unterscheiden, was eine Gegenwarts- kommen ist eben auch künstlerische
kraft besitzt und was nicht, ja was über- Forderung. Mit Sprung und Ungeduld, mit
haupt von. einer weiterwirkenden Kraft ist Mache und Mode, mit exklusiven Einfällen
und was nicht. Vielleicht am deutlichsten kommen wir auf tote Wege; mit Stetigkeit
merken wir es dort, wo Sezessionisten in und Geduld, mit Werden und Wirken, mit
ihren Werken und Worten immer wieder volkstümlichem Aussprechen, kurz also
auf Traditionelles zurückkommen. Dabei mit den Vorbedingungen zu einem Stil, der
spielt neben Urältestem eine besondere Rolle allerdings nicht als solcher gesucht werden
die vorletzte Generation. Die Neubildner darf, kommen wir auf lebendige Wege.
wenden sich mit Vorliebe gegen diejenige Wie das dann im einzelnen geht,
Übertreibung der Tradition, welche in dem ist eben Sache des einzelnen Künstlers.
Festhalten an dem Geschmacke gerade der Die Geschichte als Lehrmeisterin des Lebens
letzten Generation, liegt. Ein solches Per- Leuchter vom Hochaltar. wird ihm treu genug zur Seite stehen.
severieren ist nicht nur unmodern, es ist Aber wer die richtige Mitte zwischen
auch unhistorisch. Daß wir gut imstande Tradition und Sezession sucht, wird darauf-
sind, statt des Festhaltens an der letzten kommen, daß hier ebenfalls die Hauptsache
Generation vielmehr an der gesamten die seine Sache möglichst gut zu machen,
ist,
Vergangenheit festzuhalten: das ist immer- und daß dieses Gutmachen auch in einer
hin eine Errungenschaft des 19. Jahr- zum Können gewordenen Einsicht in das
hunderts mit seinem Historismus, wie er gesamte, jeweils angewachsene Kunst-
sich auch auf anderen Gebieten, z. B. in material, wenigstens den Hauptzügen nach,
der Rechtswissenschaft durch Savigny, be- besteht.
tätigt hat. Des langen Pudels kurzer Kern ist
m Mit
, dem artistischen Gegenspiel
' somit nichts weniger als eine sezessio-
zwischen Tradition und Sezession, zwischen nistische Weisheit,
viel eher ein Traditio-
Perseverieren und Reformieren, geht es wie nalismus, den jedermann längst gewußt
mit einem ähnlichen Gegenspiel in“ theo- hat oder gewußt haben kann.
Aufgang zur
Haupthalle des Erd-
geschosses. Majolika-
vasen modelliert von
O. Schimkovitz.
Hauptstiege. Kandelaber
vom
Bildhauer K. Wollek.
Stiegengeländer vom
Kunstschlosser A. Nehr.
Handels- und Gewerbekammer in Wien. Vom Architekten Ludwig Bau mann. k. k. Oberbaurat.
50
DER ARCHITEKT XIV
52 DER ARCHITEKT XIV.
;
v
Entwurf für ein Landhaus. Vom Architekten E. Pirchan. (Grundriß Seite 53*)
DER ARCHITEKT XIV. 55
Entwurf und Grundriß siehe Jahrgang 1902, Seite 6 und Tafel 11.
Museum römischer Ausgrabungen in Carnuntum. Von den Architekten
Friedrich O h m a n n, k. k. Oberbaurat und August K i r s t e i n, k. k. Baurat
Ähnlich wie im Museum Carnuntinum ist für denselben teten Skulpturen und Architekturfragmente mit dem geringsten
Zweck der römischen und altchristlichen Altertümer für Spalato Aufwande unterbringt und sollen dieselben laut Wunsch des ver-
ein neues Museum geplant. Die Kosten trägt in munifizenter Weise storbenen Hofrates Benndorf ähnlich wie in Aquileja unter Arkaden
der Staat und belaufen sich dieselben beiläufig auf 180.000 Kronen. Aufstellung finden.
In erster Linie hat es sich darum gehandelt, daß man die Im Hauptgebäude befinden sich im Parterre in dem großen,
jetzt in fünf Magazinen doppelt und dreifach übereinandergeschlich- gegen die Meeresbucht gelegenen Saale die Glas-, Keramik-, Bronze-
56 DER ARCHITEKT XIV
Museum römischer Ausgrabungen in Carnuntum. Von den Architekten Friedrich Ohmann, k. k. Oberbaurat und August Kirstein, k. k. Baurat.
und Münzensammlungen und zarteren bildhauerischen Rudimente, des Landes angepaßt mit einzelnen schlichten Anklängen an die
außerdem die notwendigen Räume für die Museumsdirektion und römische Bauweise, wobei zur monumentalen Charakterisierung
den Portier, im ersten Stock nach vorne gegen Norden gerichtet des diesen Zwecken dienenden Museums zwei große Säulen das
die Bibliothek und gegen Süden die Wohnung des Direktors. Gebäude flankieren, die zwei die Bauperiode der zwei großen
Die äußere Erscheinung ist bei weitestgehender Betonung Imperatoren Diokletian und Justinian repräsentierende Skulpturen
des utilitären Momentes möglichst den charakteristischen Bautypen tragen.
DER ARCHITEKT XIV, 57
Baurat.
Kirstein.
A.
und
Oberbaurat
k.
k.
mann,
Oh
Fr.
Architekt
58 DER ARCHITEKT XIV.
K. k. Staatsgewerbeschule in Pilsen.
Von Ladislav Skriv.inck (Architekturschule Prof. Fr. Ohmann).
DER ARCHITEKT XIV, 59
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^ II
Wandfries im Vestibül des neuen Museums in Bozen. Vom Architekten
Wilhelm Kürschner.
i.
DER MUSEUMSBAU.
Der Museumsbau verdankt seine jetzige Gestalt folgender Ent-
Wicklung:
Das Vorprojekt wurde vom k. k. Professor Alois Delug verfaßt und
in Gemeinschaft mit der Firma Musch & Lun in Meran ausgearbeitet.
Mit dem Antritt der Stellung des Stadtarchitekten Wilhelm
Kürschner im Jahre 1901 begann die Durcharbeitung und Ausführung
des Projektes und sind alle Detailarbeiten und architektonischen und
künstlerischen Innendekorationen die Arbeit Kürschners.
Ihm zur Seite stand in bezug der malerischen Ausstattung Herr
Kunstmaler Toni Grubhofer, und auch die Anordnung der kunstge-
werblichen Musealgegenstände ist sein Werk.
Die dekorativen Malereien stammen zum großen Teil von den
Herren Albert Stolz und Karl Lartschneider.
Die Bauzeit betrug 2 1 2 Jahre; fast alle Arbeiten sind von Bozener
/
Gewerbetreibenden ausgeführt.
II.
Es war nun Aufgabe des Architekten, auf dieser Fläche, die gegen drei
Straßen Front macht, den großen Häuserblock der Sparkassestraße in
ruhiger, harmonischer und monumentaler Weise abzuschließen und
gleichzeitig den verschiedenen Zwecken, welchen das Gebäude dienen
sollte, aufs peinlichste Rechnung zu tragen. Diese verwickelte Aufgabe
hat Herr Stadtarchitekt Kürschner in jeder Beziehung gelöst und
dadurch ein Werk geschaffen, das nicht nur den verwöhntesten An-
Brunnen im Direktionszimmer der neuen Sparkasse in Bozen. sprüchen des Praktikers genügt, sondern auch in ganz hervorragendem
W
vom Bildhauer Artur inde r.Arch. Wilhelm Kürschner.
Modelliert Maße zur Verschönerung unserer Vaterstadt beiträgt.
6z DER ARCHITEKT XIV.
Festsaal im neuen
Museum in Bozen. Be-
malung von
Karl Lartschneider.
Architekt
Wilhelm Kürschner.
Die Architektur sowie die Form und Anordnung der Fenster- von der Talfergasse her besteht ein besonderer Eingang,
gebildet;
öffnungen im ersten Stockwerke lassen den Neubau auf den ersten während der Trakt an der Ecke der Sparkasse- und Museumstraße
Blick als ein Amtsgebäude erkennen. Auch für die Grundrißlösung am besten durch das Haupttreppenhaus zugänglich erscheint.
waren nahezu ausschließlich die Bedürfnisse der Amtsräume maß- Bei der baulichen Durchführung des Hauses wurden aus-
gebend. während Wohnungen und andere Lokalitäten sich jenen schließlich die solidesten Materialien verwendet; alle Zwischen-
anpassen mußten. Auf die Einteilung und Ausschmückung der decken sind in Eisen und Beton ausgeführt; nur das Dachgespärre
Amtsräume wurde, was Schönheit und Zweckmäßigkeit anbelangt, ist von Holz. Infolgedessen kann das Haus als absolut feuersicher
die größte Sorgfalt verwendet, insbesondere hat man für möglichste betrachtet werden. Selbstverständlich sind die beiden Tresor-
Sicherung der im Besitze der Sparkasse befindlichen beziehungs- räume der Sparkasse mit den modernsten und stärksten Sicher-
weise ihr anvertrauten Werte bestens gesorgt. heitsvorrichtungen umgeben; Türen und Türrahmen zeigen schwere
Nahezu das ganze erste Stockwerk dient der Sparkasse als Panzerung und massive, stählerne Riegel von 5 cm Dicke.
solcher; es enthält die Kanzleien, den Parteienraum, den Sitzungs- Über die innere Einrichtung der Kanzleien liegen bestimmte
saal und verschiedene Nebenräume. Die übrigen Teile des Gebäudes, Verfügungen noch nicht vor. Die alten Einrichtungsstücke sollen
darunter 15 Wohnungen, werden vermietet, um den kostspieligen durch neue ersetzt werden, doch müssen erst das Bedürfnis und
Neubau rentabel zu machen. Von den beiden übereinanderliegenden die Erfahrung aus der Amtsführung beziehungsweise aus dem Ver-
Kellergeschossen kann das untere als Lagerkeller vorzügliche Ver- kehre mit dem Publikum über die Art der Anschaffung entscheiden.
wendung finden. Das Erdgeschoß enthält sieben Räume, die sich Beispielsweise sei erwähnt, daß die Absicht besteht, die Interessenten-
ebensogut zu Verkaufsläden, wie auch zu Bureaux eignen. Das Hauptbücher, in welchen die einzelnen Guthaben der Einleger (über
zweite und dritte Stockwerk wurden für Wohnungszwecke aus- 30.000 Folien) eingetragen sind, nach und nach zu beseitigen. Statt
dessen soll das System der sogenannten „losen Konti“ ein-
geführt werden, und dieselbe Änderung ist auch für die
Aktiven der Sparkasse beantragt; dadurch werden nun ganz
andere Schränke für die Aufbewahrung dieser Vormerkungen
notwendig.
j
Abschluß im Haupt-
treppenhaus im neuen
Museum in Bozen.
Bemalte Decke. Architekt
Wilhelm Kürschner.
Auf diesem Teile der Außenfläche befindet sich auch die Widmungs- Brunnenfigur hat Herr Artur Winder aus feinkörnigem Marmor
tafel;darüber steht in großen, goldenen Buchstaben „Sparkasse der gehauen.
Stadt Bozen“. Weiter oben sieht man wieder eine wohnliche Loggia, Wir stehen nun vor dem Treppenhause, dessen Grund
eine Terrasse und ein luftiges Türmchen. Der Ausblick von dieser eine geschmackvolle, aus Eisen geschmiedete und dann vergoldete
gegen Südosten gekehrten Terrasse steht in Bozen, wenn wir von Heizkörperverkleidung abschließt; in ähnlicher Weise ist auch das
einigen Türmen absehen, vielleicht einzig da; hoch über der dunklen Treppengeländer gearbeitet. Die Stufen, über die sich ein Läufer
Giebelflucht der Stadt ragen in ihrem frischen Grün der Ober- hinzieht, bestehen aus massiven Marmorplatten. Sehr ansprechend
bozener, der Unterinner und der massive Kohlerer Berg; daran ist die Fliesenverkleidung aus roten Mettlacher Fliesen vonVilleroy
reiht sich rechts vom Museum der lange Mendelzug; man sieht & Boch. Von der Höhe des zweiten und noch mehr des dritten
sämtliche vier Bergbahnen von Bozen, die Rittnerbahn, die Kohlerer Stockwerkes bietet das Treppenhaus mit seiner reichen Gliederung,
Bahn, die Virglbahn und die Mendelbahn; vier Straßen mit ihrem mit seinen übereinander aufgebauten Säulen und eleganten Bögen
lebhaften Verkehr zwischen Gries und Bozen liegen aufgeschlossen einen hochinteressanten Anblick; es reicht durch das ganze Ge-
vor dem Beschauer, und weit drüben im Osten erhebt sich ver- bäude, vom Vestibül bis zum Dach; oben sieht man eine segment-
klärend die bleiche Zackenkette des Rosengartens. förmige Eichenholzdecke, die in einfacher Flächenbehandlung ein-
Der Sockel des Neubaues ist aus Quadern von rötlichem gekerbte und vergoldete Ornamente zeigt; die Motive sind zwar
Andrianer Porphyr hergestellt; aus demselben Material besteht modern aufgefaßt, aber den naiven, alttirolischen Dekorations-
auch die breite Umrahmung des Portals, das der Nordseite des motiven, wie man sie zuweilen noch in Bauernhäusern antrifft,
Museums gerade gegenüberliegt und einen sehr soliden Eindruck nachgeahmt.
macht; überhaupt spricht schon aus dem ganzen Äußeren des Im ersten Stockwerke liegen die Amtsräume; ein dunkles
wuchtigen, festen und gediegenen Baues die Solidität der Sparkasse. Marmorportal bildet den Eingang; die Torflügel sind, gleich den
Was den Stil anbelangt, so zeigt dieser im großen und
ganzen die Grundform des in Bozen so beliebten Barocks; doch ist irf+s.t
gang zum
Parteienraume vermittelt, ist die Schnitzerei noch schöner
und da wechseln menschliche Figuren mit Tieren,
sinnreicher;
Früchten usw. ab.
Wir hätten nun alle Amtsräume eingehend betrachtet und
kehren durch den Parteienraum ins Treppenhaus zurück. Von hier
aus sehen wir durch die Fenster in den geräumigen Innenhof
hinab, den das ansehnliche Haus auf allen Seiten umgibt. Die zahl-
reichen Söller, die da an den Wänden hängen, lassen uns die Ver-
teilung der verschiedenen Wohnungen erkennen, welche die weiten
Räumlichkeiten der oberen Stockwerke einnehmen. Diese Woh-
nungen sind sämtlich vermietet, gleich den Gewölben im Parterre.
Dadurch ist die Sparkasse in der Lage, die bedeutende Kosten-
summe, welche der Neubau erfordert hat, zu verzinsen. Wirkliche
Auslagen waren also eigentlich mit dem Neubau nicht verbunden;
inzwischen ist aber ein schönes Werk geschaffen worden und
viele brave Leute haben dabei verdient.
Gewiß jeder, sei er nun Fachmann oder Laie, hat die Wahr-
nehmung gemacht, daß, je weiter man sich von der großen Stadt
und von den Hauptverkehrslinien entfernt, desto mehr — sohin
am augenfälligsten in den entlegenen, von fremder Hand baulich
unberührten Landesteilen —
zwischen der menschlichen Ansiedlung
und der Natur eine innige Wechselbeziehung, eine völlige Harmonie
herrscht und daß sich dem Beobachter, und wäre die Landschaft
auch von geringem Reize, stets ein wohlbefriedigendes Bild dar-
bietet. Man betrachte ein häufig noch Rauchhäuser besitzendes
Alpendorf im hochgelegenen, engen Tale; einen breit hingelagerten
oberösterreichischen Bauernhof im Gebiete der Enns; ein Bauden-
dorf im Riesengebirge; einen magyarischen Flecken auf derPußta;
eine Marktgemeinde auf dem siebenbürgischen Hochplateau; ein
holländisches Fischerdorf; eine Zigeunersiedlung mit ihren Bordehs
in Beßarabien oder mit ihren geflochtenen Hütten in den Buko-
winer Waldungen; ein an die schmalen, felsigen Gestade eines
italienischen Sees nestartig angefügtes Kolonendörfchen; eine
ruthenische Ortschaft an den Ufern des Pruth mit den wohl-
verzierten, dicken Strohdächern, eine bulgarische, eine türkische
Ortschaft usw., und man wird empfinden, daß das Haus so und
nicht anders erbaut und geformt sein könne; man wird erkennen,
daß es ein Produkt des Bodens sei, auf dem es sich erhebt, aus
dem es gewachsen, mit dem es gewissermaßen verwachsen ist und
mit dessen natürlichen Gestaltungen und vegetativen Bedeckungen
Jf es allenthalben übereinstimmt.
Je mehr wir uns größeren Orten und namentlich solchen
Brunnen im Vestibül der neuen Sparkasse in Bozen. Modelliert vom Bildhauer nähern, welche sich innerhalb der letzten Dezennien rasch ent-
Artur Winder. Architekt Wilhelm Kürschner. wickelten, desto auffälliger tritt dagegen die Tatsache in die Er-
scheinung, daß hauptsächlich durch neuere, vielfach industrielle
und öffentliche Bauherstellungen das einheitliche Bild eine miß-
liebige Störung erfährt. Wir erblicken hier Gebäude, die gegenüber
dem allgemeinen Typus älterer Häuser ganz fremdartig wirken
und deren Außenformen uns allerdings in verschiedenen größeren
Orten und Städten bereits recht oft begegnet sind; mit einem Worte
Bauwerke, die nicht bodenständig erscheinen und das eindrucks-
volle Dorf- und Landschaftsbild wesentlich beeinträchtigen. Wir
finden an ihnen nicht die Schlichtheit der Wandflächen, nicht die
ungezwungene, der inneren Raumausgestaltung folgende Gliederung
des Ganzen, nicht die Naivetät der herkömmlichen, höchst maßvoll
angewendeten Schmuckformen. An ihnen zeigt sich vielmehr das
Schablonenhafte, Gesuchte, ja das Überladene und häufig Protzige
— zeigt sich die Kopie eines oft nichts weniger als mustergültig zu
bezeichnenden Stadthauses.
Woher kommt dies? Der Fachmann ist sich dessen heute
bewußt; es sind Fehler, die, strenge genommen, die Architekten
selbst verschuldet haben; denn man kümmerte sich bisher wenig
oder zumeist gar nicht um Bauten auf dem Lande. Wo
jedoch
derlei aufzuführen waren, nahm man im allgemeinen weder auf
die bestehenden Nachbarbauten, noch weniger auf das Landschafts-
bild Rücksicht, das der Projektant oftmals nicht kennen lernte;
auch nicht auf die lokalen Verhältnisse in bezug auf Material und
Konstruktion. Bahnhochbauten beispielsweise wurden auf oft viele
Hunderte von Kilometern langen Linien nach „Normalien“, also
unter sich gleichartig, etwa im reicheren oder einfacheren gotischen
Grundriß der neuen Sparkasse in Bozen. Architekt Wilhelm Kürschner. Stile und immer mit nahezu gleichen Materialien errichtet, gleich-
gültig, ob die Trasse durch eine Ebene, ein Hügelland oder durch
An der zum Direktionszimmer führenden Türe sehen wir Blätter, eine Gebirgsgegend führte; gleichgültig auch, ob sich die Bauten
Blumen und Ähren; an der zweiten, welche den unmittelbaren Zu- den ortsüblichen Bauausführungen anpaßten oder nicht. Für Schul-
66 DER ARCHITEKT XIV.
Die neue Sparkasse in Bozen. Ansicht von der Talfer- und Museumstraße. Architekt Wilhelm Kürschner.
gebäude wurden der jeweiligen Klassenanzahl entsprechende „Typen“ lichnur die genauen Maßangaben für die Gliederungen der fünf
entworfen, die sodann allerorts Verwendung fanden, und bezüglich Säulenordnungen enthält. *)
der Pfarrhäuser soll ähnliches erst jüngst noch für ein ganzes, die Wie stand —
oder steht es vielmehr im allgemeinen noch —
verschiedenartigsten Bodengestaltungen besitzendes Kronland ge- mit den Bauprofessionisten, einschließlich der Bau-, Maurer-,
schehen sein. Wenn der passende Bauplatz nicht vorhanden war, Zimmerer- und Steinmetzmeister, auf dem Lande? Diejenigen unter
dann wurde er eben durch oft mächtige Abgrabungen und Auf- ihnen, welche ihre Lehr- und Praxiszeit in der Stadt verbrachten,
schüttungen entsprechend adaptiert; man scheute sich nicht, auf bildeten sich in ihrem Metier unter dem Einflüsse der einseitigen
diese Weise der Natur Gewalt anzutun. städtischen Bauweise aus und wurden zudem in den von ihnen
Die geringe Beachtung der altheimischen Vorbilder durch die etwa besuchten Lehranstalten mehr oder weniger einseitig gedrillt.
kompetenten Fachmänner hatte ferner zur Folge, daß die ländliche Unwillkürlich gestalteten sie deshalb das Gebäude auf dem Lande
Bauweise in den Bauschulen vielfach vernachlässigt und daß
namentlich auch für ländliche und landwirtschaftliche Bauausfüh- *) Alles übrige wird äußerst kurz und inhaltslos abgetan. So heißt es z. B.
rungen im allgemeinen die in der Stadt beliebten historischen Stil- „Die 13. Aufgabe. 170. Einen Grundriß zu einem Gebäude zu machen.
arten, zumeist die italienische Renaissance, empfohlen worden waren.
Auflösung (hierzu eine Tafel):
1. Spannet das Papier auf das Reißbret.
Nur allzulange, und fast bis in die Gegenwart herein, setzte sich
2. Traget aus dem Mittel C der Linie AB beyderseits die halbe Breite der
ja die Ausbildung des Lehrers für Architektur ebenfalls bloß und
Thüre, über dieses die Weite der nächsten Fenster von der Thüre, die
ihrer Hauptsache nach aus eingehenden Studien der klassischen Breiten der Fenster und ihre Weiten von einander und von den Ecken,
und mittelalterlichen Monumentalbauten zusammen, auf deren ge- und die Dicke der Schiedmauren, in gehörigen Orten.
naueste architektonische Detailform das Hauptgewicht gelegt, welche 3. Hingegen auf AD traget aus dem willkührlich angenommenen Puncte E
die Dicke der Mauer, die Länge der Zimmer, und die Dicke der Schied-
als Kanon, in der Praxis fast sklavisch nachgebildet wurde. mauren zu Ende derselben, ingleichen die Breiten der Gemachthüren,
Man sehe beispielsweise von älteren Lehrbüchern das in in gehörigem Orte.
Frankfurt und Leipzig 1752 verlegte umfangreiche Werk durch: 4. Wenn ihr nun beyderseits an die Theilungspuncte die Reißschiene
anleget, und gerade Linien ziehet; so werden ihre Durchschnitte den
..Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissen- gehörigen Riß geben.
• ii.cn, Zu Bequemerem Gebrauche Der Anfänger auf Begehren
>
5. Zeichnet ihr nun noch die Treppe hinein ($ 162. 163.), und schattiret
verfertiget von Christian Freyherrn von Wolff, Neue Auflage,
. . .
den Riß aus, wie es die Figur zeiget; so ist geschehen, was man ver-
langete.“
vnbe ,it und mit einem Register vermehrt. Mit Käyserl. und
Mit der 14. Aufgabe: „Einen Aufriß von einem Gebäude zu machen“,
Kiinie' l’oln und Chursächsischen Privilegiis“ und man wird finden, deren Auflösung ebenso kurz ist und mit dem Aufspannen des Papieres auf
daß Ja . Kapitel: „Anfangs-Gründe der Baukunst“ fast ausschließ- das Reißbrett einsetzt, schließt das Kapitel über die Baukunst.
DER ARCHITEKT XIV. 67
nach den gleichen Regeln, die sie in der Stadt kennen gelernt; sie wirtschaftliche Um- und Neubauten ein. Diese sollten sich enge an die
waren ihnen zur Gewohnheit geworden. Für landwirtschaftliche vorhandenen, althergebrachten Bautypen der einzelnen Gegenden
Bauten aber vermochten sie um so weniger vollkommen ent- anlehnen und, die lokalen Verhältnisse berücksichtigend, gelegent-
sprechende Anlagen zu projektieren, als sie den landwirtschaftlichen lich der landwirtschaftlichen Wandervorträge zur Besprechung ge-
Betrieb gewöhnlich zuwenig kannten; als sie ferner in die in ver- langen und möglichst verbreitet werden. Mit vollstem Eifer unter-
schiedenen Gegenden und Lagen sowie nach verschiedenen Ver- zog sich Baron Hohenbruck der besonderen Mühe, an die not-
hältnissen geänderten Bedürfnisse nicht eingeweiht waren, endlich wendige Vorarbeit, d. i. an die Sammlung von Bauplänen typischer
als ihnen sachgemäße Kenntnisse in der Verwendung der örtlichen landwirtschaftlicher Objekte aus allen Gauen Österreichs zu schreiten.
Baumaterialien an Stelle der in der Stadt fast ausschließlich be- Bald hatte er die Pläne von mehr als 300 landwirtschaftlichen Bauten
nützten, bequem verarbeitbaren Materialien (Ziegel, Traversen, erworben und, da eben die Pariser Weltausstellung vom Jahre 1878
Schnittholz, Dachblech etc.) mangelten. Die Professionisten aber, vor der Türe stand, diese Gelegenheit wahrgenommen, um eine
die im kleinen Orte selbst ihre Ausbildung mehr oder weniger Auswahl aus diesen Plänen nach Paris zu senden.*) Sie erregte da-
als Autodidakten —
erlangten, bestrebten sich —
um nicht gegen- selbst die Aufmerksamkeit vieler Kreise und gab Veranlassung,
über ihren in der Stadt ausgebildeten Kollegen scheinbar zurück- daß man sich nach und nach auch in anderen Ländern, zunächst
zubleiben — die neueren Baumuster der Umgebung sowie die Vor-
, in Deutschland, mit dem Studium des landwirtschaftlichen Bau-
bilder nachzuahmen, die sie in den zahlreichen, oft recht minder- wesens eingehender als bisher beschäftigte. Die Herausgabe der
wertigen architektonischen Werken fanden, von welch letzteren sie hauptsächlich in den achtziger und neunziger Jahren erschienenen
ein oder das andere auf dem Wege der rührigen Kolportage er- Musterpläne für landwirtschaftliche Bauten“, zirka 30 Stück,
,,
Industrie über.
68 DER ARCHITEKT XIV.
Seeham, Salzburg.
Wohnung einer Nonne in Agapia.
Erscheinung gebracht werden. Immer soll bis zu einem gewissen Architekten-Verein aber die Werke: „DasBauernhaus in der Schweiz“,
Grade der Zweck des Gebäudes aus dem Äußeren erkennbar sein und bezw. „Das Bauernhaus in Kroatien“, während ein ähnliches Werk
aus dem Anblicke des letzteren soll sich schon ein Schluß auf die auch für Böhmen erschien und eben das Werk von Kertesz und
innere Einteilung und die Art der Benützung des Gebäudes und Svab: „Das Bauernhaus in Ungarn“ im Erscheinen begriffen ist.
seiner einzelnen Räume ziehen lassen. Es soll ferner das verwendete Das Studium dieser Publikationen beweist die Richtigkeit der ein-
Material als solches tunlichst zur Geltung gelangen.“ gangs hervorgehobenen Wahrnehmung, zugleich auch die Richtigkeit
Im Jahre 1890 war mir des Ausspruches Cantonis:
beim Internationalen land- und „Das Haus des Landwirtes zeigt
forstwirtschaftlichen Kongreß die Geschichte seiner Ver-
in Wien das Referat über die gangenheit“, mit welchem Motto
Frage übertragen worden: „Auf Baron Hohenbruck seine
welche Weise können die Fort- Schrift eingeleitet Das
hatte.
schritte der Bautechnik den Haus des Landwirtes, nicht
besonderen Zwecken des land- minder auch das alte Bürgers-
wirtschaftlichen Bauwesens und Geschäftshaus auf dem
dienstbar gemacht werden?“ Lande, haben tatsächlich auf
In meinem Resümee trat ich für dem Heimatsboden allein ihre
eingehende Berücksichtigung sukzessive Ausgestaltung aus
des Gegenstandes in den land- den ursprünglichen sogenann-
wirtschaftlichen Lehranstalten ten Erdställen (Erdstollen),
und vornehmlich für den bau- Wohngruben und Zelten er-
technischen Wanderunter' fahren, und die wenigen künst-
rieht sowie für die Schaffung lerischen Zutaten, die diese
besonderer Stellen ein, durch Bauten zeigen, sind, insoferne
welche den Landwirten die sie nicht dem naiven Kunst-
nötigen fachmännisch bearbei- empfinden des Erbauers ent-
icten Pläne möglichst billig und springen, bloß ein schwaches
bequem beigestellt werden Abbild der jeweils in den nahen
ollen. In der Folge empfahl Städten geübten Kunstrichtung
ich die Errichtung landwirt- Schleedorf, Salzburg. — ein um so verwischteres,
DER ARCHITEKT XIV. 69
der städtisch gehaltene Bauten aus den schon früher hervor- und Unterricht guthieß, das gleichzeitig den Genannten mit der
gehobenen Gründen begünstigt und besonders ins Auge fallende Durchführung betraute. Professor Demel bereiste zu diesem
Bauten der Hebung seines Ansehens wegen, den schablonenhaft Zwecke die Orte Lofer, Saalfelden, Zell am See, Mittersill und
gehaltenen Bau aber aus geschäftsökonomischen Rücksichten haupt- Gastein. Wie er überall das beste Entgegenkommen fand, so be-
sächlich vorzieht, hat eswohl schon gelernt, unter Hinweis auf be- gegnete er auch lebhaftem Interesse und großem Verständnisse
stehende neuere Bauwerke, den falschen Stolz des Landbewohners und erzielte im allgemeinen befriedigende Erfolge. Mittlerweile
sowie eine gewisse Neuerungs- und Großmannssucht zu wecken nach Salzburg versetzt, führte Schreiber dieser Zeilen im folgenden
und ihn für die Regulierung der Dorfstraße, für tunlichste Symmetrie Jahre 1907 den Wanderunterricht in den Orten St. Johann im
sowie für die mit fremdartigen architektonischen Details (Spiegel- Pongau, Radstadt, Tamsweg, St. Michael im Lungau und Mautern-
scheiben in den oft übergroßen, den klimatischen Verhältnissen dorf durch. Unter Vorweis eines reichen Illustrationsmaterials, ein-
widersprechenden Fenstern u. dgl.) geschmückten Fassaden zu be- schlägiger Werke, Musterpläne und für diesen Zweck hergestellter
geistern und umzustimmen. Leicht verschwindet auf diese Weise eigener photographischer Aufnahmen von mehr oder weniger
ein oder der andere interessante alte, urwüchsige Bau und nach und mustergültigen älteren, dann guten sowie fehlerhaften neueren
nach das gesamte typische Dorfbild. In mehreren, an die politischen landwirtschaftlichen Gebäuden und ländlichen Wohn- und Ge-
Behörden und Ortsvorstehungen gerichteten Zuschriften hat auch die schäftshäusern aus dem Salzburgischen, schließlich von älteren
k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmale in und jüngeren Dorfbildern u. dgl. wurde über das Bauwesen, über
Wien gegen derartige Demolierungen entschieden Stellung ge- neuere Baumaterialien und Baukonstruktionen, über die hygieni-
nommen. schen Erfordernisse, über Feuchtigkeit, Wasserbeschaffung, Feuer-
Als ein wirksames Mittel, die Bauverhältnisse auf dem Lande sicherheit, über die Bestimmungen der Bauordnung und die An-
und in kleineren Städten günstiger, als sie bisher sind, und im forderungen der Assekuranzgesellschaften usw. im allgemeinen ge-
Sinne der heimatlichen Bauweise zu gestalten, hat sich nun bereits sprochen, im speziellen sodann über die Anlage, Ausführung und
neben der Verbreitung zweckentsprechender Schriften und der äußere Ausgestaltung ländlicher Bauten und Wohnhäuser, ein-
Unterweisung der Bauprofessionisten vornehmlich die Belehrung schließlich der den Sommergästen dienenden Ubikationen, sowie
des Bauinteressenten selbst erwiesen, welche Belehrung zweifellos über die öffentlichen Gebäude des betreffenden Ortes und seiner
durch das lebendige Wort am wirksamsten erscheint, d. i. also durch Umgebung unter stetem Hinweis auf gute, minder gute und schlechte
den schon auf landwirtschaftlichem und gewerblichem Gebiete viel- Beispiele. Die in vorliegende Abhandlung eingestreuten Abbildungen
fach erprobten Wand er unter rieht. In dieser Hinsicht liegen tat- zeigen Proben einiger meiner für die Wandervorträge sowie nicht
sächlich bereits recht zufriedenstellende Erfahrungen vor. Vor vier minder auch für den Unterricht in der Bauformenlehre dienenden
Jahren regte nämlich Gewerbeschulprofessor und Fachvorstand Aufnahmen typischer Bauernhäuser, Bürgershäuser, öffentlicher
K. Demel in Salzburg die probeweise Abhaltung baugewerb- Bauten und Straßenbilder. Die Abbildung auf Seite 71 rechts unten
licher Wandervorträge an, welche das Ministerium für Kultus zeigt alte Dorfbauten sowie ein nachbarliches modernes Gebäude
Fassade des alten bischöflichen Gebäudes in Werfen, Salzburg. Zellhof bei Mattsee, Salzburg.
aus Tamswcg. Hingegen bietet die Abbildung auf Seite 72 rechts vorträge zu wiederholen. Es wird dies um so eher geschehen, da es
unten die Gegenüberstellung eines neuen, im Bau begriffenen Ge- auch notwendig erscheint, Detailfragen ausführlicher zu behandeln
höftes und des alten, malerischen Bauernhauses. und derart erst die Erfolge nachhaltig zu gestalten. Vielfach gelangten
Im Wanderunterricht wurde des weiteren der Zusammen- Fragen über landwirtschaftliches Bauwesen zur lebhaften Erörte-
hang von Örtlichkeit, Terrain, Umgebung, Klima, einheimischem rung, ein Beweis, daß bei den Landwirten auch das besondere Be-
Baumaterial, Bedürfnis beziehungsweise Wirtschaftsbetrieb, älteren dürfnis vorhanden ist, neben dem Wanderunterrichte über Acker-
Vorbildern u. dgl. mit der Entwicklung des lokalen Bauwesens bau, Viehzucht, Obst- und Weinbau, Düngerlehre, Bienenzucht,
und mit der im allgemeinen schlichten äußeren Erscheinung der Kreditwesen usw. auch einen solchen über Bau- und Meliorations-
Gebäude nachgewiesen und kritisch beleuchtet. Auch Einrichtung, wesen zu erhalten. Vor oder nach dem Vortrage wurden mit
Geräte usw. fanden entsprechende Berücksichtigung; nicht minder einzelnen Gewerbetreibenden Besprechungen in der Werkstätte
wurde der landwirtschaftliche und gewerbliche Fortbildungsschul' oder auf dem Bauplatze vorgenommen und fanden nicht minder
unterricht in den Kreis der Betrachtung mit einbezogen. An diese auch bei einzelnen Landwirten über ihren Wunsch Besprechungen
populär gehaltenen Ausführungen schloß sich eine Debatte über an Ort und Stelle statt.
verschiedene Baufragen, vornehmlich auch über das Bauunter' Im vorigen Jahre hielt Professor J. Schubauer Wander-
nehmerwesen, über einzelne, von Anwesenden mitgebrachte Bau- vorträge in Seekirchen, Mattsee, Neumarkt, Thalgau, Mondsee und
Projekte, über gewerbliche und genossenschaftliche Fragen etc., St. Gilgen, ferner über besondere Einladung des Museumsvereines
und es zeigte sich dabei, daß die Ausführungen überall wünschens- in Schärding in diesem Orte. Die Wandervorträge werden fort-
wertem Verständnisse begegneten. Zustimmung fand insbesondere gesetzt und sind für heuer die Orte Steyr, das sich besonders darum
auch der Appell an die Anwesenden, sich von der heimischen, von beworben hat, ferner Vöcklabruck, Lambach, Wels und Gmunden in
den Vorfahren überkommenen Art und Sitte nicht leichthin zu Aussicht genommen. Auch in Kärnten wurden bereits im Vorjahre
trennen und die vornehmlich im Gebäude ausgeprägte schlichte, bautechnische Wandervorträge im Interesse der Pflege der heimat-
individuelle Kunstentfaltung als treues Vermächtnis pietätvoll zu lichen Bauweise, und zwar durch den Professor der k. k. Bau- und
wahren und zu pflegen. Das für diese Aktion wünschenswerte Kunsthandwerkerschule in Klagenfurt F. Pichler abgehalten, welche
Interesse drückte sich insbesondere auch in dem sehr guten Be- regem Interesse begegneten und sich recht gut bewährten.
suche der Wandervorträge aus. Nicht allein die Bezirks-, Gemeinde- Die Wandervorträge und die stete Fühlungnahme mit der
und Genossenschaftsvertretungen sowie die Baugewerbetreibenden Bevölkerung und der ländlichen Baupraxis haben selbstverständlich
waren erschienen, sondern auch zahlreiche Hausbesitzer, Kaufleute, auch für den Wanderlehrer, demnach indirekt für die Schule und
Handwerker und Beamte, Landwirte sowie die Lehrer des Ortes, ihre Frequentanten, ähnlich wie die so wichtigen Schülerexkur-
nicht minder Baugewerbetreibende und Landwirte aus den Nachbar- sionen, einen eminenten Wert. Der Lehrer findet dabei Gelegen-
orten. Vielfach wurde der Wunsch ausgesprochen, derartige Wander- heit, die baugewerblichen Verhältnisse und Bedürfnisse sowie die
Hof des alten bischöflichen Gebäudes in Werfen. Salzburg. Alte und moderne Häuser in Tamsweg, Salzburg.
72 DER ARCHITEKT XIV.
. STi3' öncniTEiMTEn
in vJnTOLMDD Wien,
nun
Kaffeerestaurant auf dem Aberg bei Karlsbad, Vom Architekten Rudolf Melichar.
Kaffeerestaurant mit Aussichtsturm auf dem Aberg bei Karlsbad, Vom Architekten Rudolf Melichar.
76 DER ARCHITEKT XIV.
ein Raum mit zwei Nischen für Konditorei und Büfett sowie die Eisen gedacht und die Bühnenmaschinerie für Handbetrieb vor-
nötigen Toiletten füllen den übrigen Raum dieses Stockwerkes. Im gesehen.
II. Rang gelangt man von den Stiegen zuerst in die Seitengänge,
in denen die zwei kleinen Garderoben angebracht sind und von
Beleuchtung. Das ganze Gebäude ist elektrisch beleuchtet.
wo je zwei Türen zu den unteren Sitzreihen führen, und über Beheizung und Ventilation. Die Beheizung erfolgt durch
zwei weitere Stiegenarme in die große Mittelgarderobe, von der eine Niederdruckdampfheizung. Unter dem Parterregang in der
drei Türen zu den oberen Sitzreihen sich öffnen. In diesem Range Achse des Auditoriums sind zu diesem Zwecke zwei Gegenstrom-
entfallen also im Durchschnitte 44 Personen auf eine Türe. Gliederkessel aufgestellt, von denen einerseits eine große, unter dem
Bühnentrakt. Den Bühnentrakt betritt man im Tiefparterre Parkette liegende Heizkammer mit glatten Rohrsträngen, anderseits
durch je eine Türe von jeder Seite des Gebäudes. Links liegt die in den einzelnen Räumen entsprechend verteilte, örtliche Heizkörper
Portierswohnung mit Loge, rechts die Tageskasse und Räume für (Radiatoren) erwärmt werden. Die für die Lufterneuerung nötige
die Feuerwache und Theaterarbeiter, rückwärts ein großes Möbel* frische Luft wird einem Luftbrunnen entnommen, welcher in der
und Versatzstückmagazin (mit Aufzug in die Requisitenkammer), links neben dem Theater vorgesehenen Gartenanlage ausmündet.
welches direkt von der Straße zugänglich ist. Im Parterre liegen Über dem Zuschauerraum ist ein Exhaustor in einem entsprechenden
zu beiden Seiten der Bühne je drei Solistengarderoben, rückwärts Ventilationsschlauch angeordnet. Die Bühne wird durch Zirkulation
die Requisitenkammer und ein Konversationszimmer für die Schau- beheizt, zu welchem Zwecke zwei Heizkammern mit glatten Rohr-
spieler. Im I. Stock sind links drei Räume für die Direktions- strängen und entsprechende Zirkulationskanäle projektiert sind.
kanzlei, rechts eine Statistengarderobe, rückwärts zwei Choristen-
garderoben eingeteilt. Im II. Stock links ist die zweite Statisten-
Äußere Erscheinung. Um den eigentümlichen örtlichen
Verhältnissen Mährisch-Ostraus Rechnung zu tragen, ist die ganze
garderobe, rückwärts ein großes Garderobenmagazin und rechts
Fassade mit Verblendsteinen gedacht und der Sockel sowie der
eine Schneiderei angebracht. Im Tiefparterre des Zuschauerraumes
Haupteingang aus Bruchstein und Haustein in Platten ausgeführt
ist ein Stimmzimmer für das Orchester mit direktem Zugänge von
projektiert. Die hierdurch entstehenden Mehrkosten würden sich
der Strafe und der nötige Raum für die Zentralheizung gewonnen
durch den Wegfall der Reparaturkosten bald amortisieren und das
Konstruktionen. Die Fundierung ist auf Piloten projektiert, Gebäude würde in dieser Ausführung einen Charakter von Solidität
auf diesen eine zirka 1 m starke Betonschicht bis auf zirka 2 m und Gediegenheit erhalten, der den öffentlichen, auf Kosten der
über dem Terrain, hierauf die Mauern in Ziegel. Sämtliche Decken Stadtgemeinde errichteten Gebäuden entspricht. Da die Echtheit
werden am besten und billigsten in armiertem Beton ausgeführt, dieser Materialien und ihre Farbenwirkung schon an sich ein
welche Konstruktionsart sich auch für die Stiegen empfehlen würde, Schmuck ist, könnte auf reichlichere Anbringung von dekorativen
da dadurch die bei Stufen aus natürlichem Stein geforderte Unter- Teilen, Bildhauerarbeit etc., verzichtet werden und in dieser Hin-
wölbung entfallen könnte. Die Dachkonstruktion über dem Audi- sicht auch mit größter Sparsamkeit vorgegangen werden.
torium und der Bühne ist in Eisen projektiert und die Dächer Die verbaute Fläche beträgt bei dieser Variante 1010 m-.
mit Ziegeln gedeckt, über den Nebentrakten sind Holzzementdächer 1010 m X 40 ° K — 404.000 K,
3
Die Baukosten dürften somit die be-
angenommen. Die Konstruktion der Ober- und Unterbühne ist in willigte Summe nur ganz unwesentlich überschreiten.
DER ARCHITEKT XIV, 77
I V*
Studie von Karl Bruckner.
Interieur-Studien.
Grundriß I. Stock.
Projekt für ein Hotel.
Von Hans Böhm (Architekturschule Oberbaurat Otto Wagner).
DER ARCHITEKT XIV, 79
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„Nein, es hat nicht besondere An-
strengung gekostet, es zu bauen, es ist
nicht auf wunderbare Weise entstanden,
obwohl seine Schönheit es jetzt zu etwas
Außergewöhnlichem macht,'*
William Morris.
Die Entwicklung
des Zinshauses in London.
Vom Architekten Dr. Hans Berger.
Lichtblau.
Ernst
Architekten
vom
Entwurfsskizze
Gräberstätte.
DER ARCHITEKT XIV.
84
Vom Arch.
Architektur- Krnst
Studie. Lichtblau.
muß allerdings bedacht werden, daß die Dichtigkeit in London sehr Zunächst wurden Grundrißvorbilder aus jenen Ländern in
gleichmäßig ist, wogegen bei uns riesige Gebiete nahezu unbewohnt Erwägung gezogen, welche Zinshausbauten mit der Geläufigkeit
sind, und dafür in volkreichen Bezirken, wie Mariahilf, kaum 20 m- einer langen Tradition ausführten, denn es gab keine eigenen
auf einen Bewohner entfallen. Auffallend ist der Unterschied der Überlieferungen, obwohl England stets bereit ist, solche in erster
„umziehenden“ Parteien; bisher waren in London jährlich 4 2 Pro- Linie zu pflegen. Das zunächst in Betracht kommende Beispiel
1
zent der Gesamtbevölkerung — von Aftermieten abgesehen — am lieferte Paris, wie denn der Londoner überhaupt mit Paris lieb-
Wohnungswechsel beteiligt, in Wien 25 Prozent. Wie soll sich im äugelt und auf sehr vielen Gebieten dessen Überlegenheit sogar
letzteren Falle ein besonders inniges Verhältnis zwischen Wohnung anerkennt. Sodann sah man sich in Berlin um, was aus dieser
und Bewohner entwickeln? Aber nicht nur seine Einwohner Hauptstadt eines Landes, dessen Tüchtigkeit in praktischen Dingen
wechselt das Zinshaus so häufig, auch der Besitzer trachtet, es vielfach als unangenehme Konkurrenz empfunden wird, zu holen
vorteilhaft zu veräußern, wenn er kann; denn wie die Bezeichnung wäre. Weiters kommen Grundrisse, die von Wiener Vorbildern
deutlich besagt, handelt es sich ihm nur darum, auf das Wohn- abgeleitet sind, bereits vor, ja eines der größten Londoner Zins-
bedürfnis anderer gestützt, die bestmögliche Rente herauszuschlagen. häuser weist auf ein Budapester Beispiel hin und scheint sogar
Den beiden neu auftauchenden Möglichkeiten, einerseits rasch Mode machen zu wollen. Die mehr süddeutsche Gepflogenheit,
und ziemlich mühelos den Wohnsitz zu verändern, anderseits mit Wohnungen eines Stockwerkes um einen gemeinschaftlichen Vor-
dem Wohnobjekt Spekulationen zu betreiben, stellte in England platz anzuordnen, erfreut sich im allgemeinen der weitestgehenden
anfänglich das bestehende Verhältnis des Grundeigentums wesent- Beliebtheit. In einzelnen Fällen hat man eine noch südlichere
liche Schwierigkeiten entgegen. Die großen eigentlichen Grund- Grundrißlösung ausgeführt, wobei die Wohnungen, mitunter auch
herren, deren Anzahl gering ist, verpachten den Boden auf einen nur einzelne Zimmer, von einem mit Korridoren versehenen
gewissen Zeitraum, zumeist auf 99 Jahre. Nach dem Ablauf dieser Binnenhof aus zugänglich sind.
Pachtfrist fällt die Bodenfläche mit allen in der Zwischenzeit darauf Ein offenbar von nordamerikanischen Vorbildern entlehnter,
errichteten Baulichkeiten wieder an den Besitzer zurück, ohne daß gewissermaßen zentralisierter Wirtschaftbetrieb bürgert sich hin-
der Pächter den geringsten Anspruch auf irgendwelche Entschä- gegen nicht ein. Die zu weit gehende Gemeinschaftlichkeit, wenn
digung hätte. Die Grundkosten, somit die Wohnungspreise waren sie neben der Wäscherei- und Beheizungsanlage auch gemeinsame
bisher verhältnismäßig niedrig, und man berechnete aus den repar- Räume für Küchenangelegenheiten, Kinderspiel und Lektüre ent-
tierten Erbauungskosten der Miethäuser sogar eine weitere Er- hält, ist wohl in Boarding- oder Appartment-houses ganz am
mäßigung des Zinses; doch dürfte die gestattete hohe Bebauungs- Platze, in einem Zinshaus aber gar nicht im Interesse des Familien-
weise unausbleiblich eine willkürliche Steigerung der Grundpreise lebens gelegen; kaum noch die schwer zu umgehende, internationale
nach sich ziehen und die theoretischen Berechnungen bald über Institution des Hausmeisters, der hier neben der allgemeinen Ob-
den Haufen werfen. sorge für das Haus auch für die Parteien Bestellungen, Briefe
Diese materiellen Momente müssen nicht ohne Berechtigung und Besuchskarten zu übernehmen hat.
den ästhetischen bei einer Betrachtung Londons vorangestellt Mit Sicherheit kann man keine der Bautypen als die allein-
werden; man kann der Erscheinung des neuen Stadtbildes gegen- herrschende der Zukunft bezeichnen, denn es bleibt abzuwarten,
über keine Gerechtigkeit üben, wenn man nicht die sozialen Be- welcher sich die Bewohner am ehesten anpassen werden. Es gibt
dingungen seiner Entstehung kennt. Speziell in London geht sonst also noch keine ausgesprochene Zinshaustype in London, so wie
von den bildmäßigen Eindrücken, die man in unbeabsichtigter sie unverkennbar und deutlich in Wien, Berlin, Paris oder Nord-
Reihenfolge auf sich wirken läßt, das Wesentlichste verloren und amerika vorhanden ist. Doch ist das Detail der Grundrißbildung
man sieht nur das Eintönige in der Außenseite der Wohnhäuser; echt englisch zu nennen, denn so ungewohnt eben die Anlage
man darf aber hier keineswegs die guten Qualitäten der Bauten mehrerer Wohnungen in einem Hause war, so traditionell ist die
nach ihrem äußeren Dekor würdigen. Da bei dem bestehenden Disposition und Durchbildung der einzelnen Zimmer.
Pa iit Verhältnis kein besonderer Ansporn gegeben ist, mit dem So ist bei der allgemeinen Vorliebe für unregelmäßige, nur
Fassadenschmuck viel über die unmittelbare Notwendigkeit hinaus- den Bedürfnissen der Bequemlichkeit angepaßte Grundrisse der
5IJ so sind es vor allem praktische Betrachtungen, welchen Erker ein wesentlicher Bestandteil des Zimmers; wo es nur an-
sich die Erbauer der Zinshäuser zuwenden. geht, legt man jene weiten und tiefen Vorbauten an, die der Luft
DER ARCHITEKT XIV. 87
und dem Licht erleichterten Zutritt gewähren. Ganze Fassaden des Materiales mit Glück zur Geltung gebracht haben. In den
werden dadurch in vertikaler Richtung vollständig zergliedert, westlichen Wohnhausvierteln spielt auch die spätere Renaissance
zum Unterschied von den mittelalterlichen, winzigen Kästchen, die eine Rolle; allerdings kommen da schon so viele bautechnische Über-
hie und da unseren Häuserfronten vorgesetzt werden. Für die legungenin Betracht, daß von der „großen“ Renaissance in dem prä-
Zimmer charakteristisch ist nach unseren Begriffen auch die Aus- tensionslosen, dunklen, rotbraunen Zementverputz der Häuser nicht
stattung mit einem marmorverkleideten Kaminplatz, denn Öfen viel zur Entfaltung kommt. Dagegen scheint jene hartnäckige Vor-
haben sich noch nicht eingebürgert. Das hat wieder eine weitere liebe für griechische Architektur, die für England trotz aller Hin-
Besonderheit zur Folge. Im Gegensatz zu unseren gewohnten Be- gebung eine unglückliche Liebe blieb, überwunden zu sein. Es ist
heizungsanlagen, deren oft vier in einen gemeinsamen Schlot wahrscheinlich diese Erkenntnis und der fühlbare Mangel an
münden, muß die Anzahl der offenen Kaminplätze jener der musterhaften Schöpfungen im Geist der klassischen Bauperioden,
Schornsteine entsprechen. Auf diese Weise vermehrt sich die Zahl wodurch das Festhalten an den mittelalterlichen Stilen gefördert
der Rauchfänge bedeutend, und es entstehen an den ziemlich dünn wurde.
konstruierten Wänden Vorsprünge und Nischen, welche eine will- Zu einer vollständigen Anerkennung der neuesten Schöpfungen
kommene Gelegenheit für die Anbringung von eingebauten Wand- gelangt man aber nicht sofort. Im Gegenteil, sie wirken anfänglich
schränken bilden. ziemlich unbedeutend, was aber schließlich bei Miethäusern nicht
Aus solchen kleinen Zügen im Grundriß entwickelt sich der ärgste Fehler ist. Bei längerer Betrachtung entdeckt man gerade
aber mit strenger Logik das äußere Bild des Zinshauses. Un- unter den billigen, vom Londoner Stadtbauamt in Whitechapel
bekümmert um Symmetrie, um jede erkünstelte Ein-
jede axiale erbauten Miethäusern vorzügliche charakteristische Lösungen und
heit in der Komposition, sucht das Miethaus nicht — wie leider erfährt, daß sich Architekten von Ruf daran beteiligten. Selbst
bei uns allzu oft — durch eine gefällige Außenseite eine Reihe von der greise Norman Shaw zählt ein schmuckloses, bei Queen’s Gate
inneren Übelständen zu verbergen. Keine Stilreinheit, wieder nur erbautes Zinshaus zu seinen besten Arbeiten, die beiden Fletcher, die
die Berücksichtigung des bequemen Wohnens kommt in der Erbauer musterhafter Geschäftshäuser bei St. Paul und in Charing
Fassade zur Geltung. Zwei einheimische Fassadentypen konnten Cross Road, beschäftigen sich mit Zinshäusern, ebenso wie C. R.
in gewisser Beziehung vorbildlich wirken. Auf keinen Fall die Ashbee, Elgood, Colcutt, Beicher, lauter sehr gekannte Namen. So
Palastfassade, denn, um eine solche zur Zinshausarchitektur zu kann es nicht fehlen, daß das allmähliche Zurückdrängen des tra-
verkrüppeln, waren die Engländer zu pietätvoll und zu ehrlich. ditionellen Einzelhauses, zweifellos der besten Form des Wohnens
Aber in den neueren, ansehnlichen Geschäftshäusern der City vom sozialen und hygienischen Standpunkt, nicht auch vom künst-
hatte man schon viele nützliche Vorarbeit für Zinshäuser ge- lerischen Standpunkt aus zu bedauern ist, zumal die entstehen-
leistet, und auch manch früherer Versuch, eine Reihe besserer den Bauten für die Belebung des großstädtischen Straßenbildes von
Einzelhäuser in einer gemeinsamen Fassade zusammenzufassen, Vorteil sind.
zog die Aufmerksamkeit der Architekten auf sich. Allerdings
Alle neuen konstruktiven Hilfsmittel haben hier ein weites
haben wir bei den meisten jener Riesenfassaden die Empfindung,
daß aus ihnen mehr der Ingenieur als der Architekt spricht, denn Feld erobert, womit sich aber keineswegs der Stil geändert hat. Er
ist spezifisch englisch geblieben, höchstens daß eine allgemeine
sie vermitteln eher den Begriff eines Könnens auf mathematischer
Grundlage als der Fähigkeit zur Komposition. Schließlich waren
Mäßigung im plastischen Ausdruck, oft auch eine mühsam studierte
Einfachheit der architektonischen Physiognomie Platz gegriffen hat.
es doch architektonische Gedanken einer Gattung des Einzelhauses,
Bei den wenigen profilierten Gliedern in Haustein wird jede reichere
in welchem die englischen Baukünstler überhaupt ihre besten
Triumphe zu feiern gewohnt waren, die auf das Zinshaus über- Formbildung gern vermieden. Die englischen Arbeiter sind zwar
gewissenhaft, aber gewöhnlich zu schwerfällig für eine etwas ge-
tragen wurden. Man suchte nämlich analog der Landschaftsarchi-
schicktere und an das Künstlerische streifende Ausführung. Kommen
tektur die fehlende Gesetzmäßigkeit der Fassade durch gegenseitiges
Abwägen in der Massengliederung zu ersetzen und zieht sogar zur schon Modellierungen vor, so werden diese anspruchslosen und
dekorativen Mithilfe die Vegetation in Form von Schlingpflanzen, zumeist herkömmlichen Motive lieber französischen, mitunter auch
italienischen Händen anvertraut.
welche Mauerteile umranken, heran. Da aber die äußere Er-
scheinung nicht vollständig in stilgerechter Behandlung aufgeht, Ein eifriges Streben nach ungeahnten Bauformen und noch
betrachtet man die allgemeine Harmonie zwischen der Baumasse nie dagewesenen Kombinationen gibt es nicht, trotz der neuen und
und ihrer Bestimmung als die beste Lösung. Natürlich finden sich ungewohnten Aufgabe. Man sieht selbst der einschneidenden Ver-
dabei doch zahlreiche Anklänge an historische Stilarten vor. So änderung im sozialen Leben ohne Aufregung entgegen und will nur
gibt es in Kensington und Paddington, zwei der besseren Wohn- die unleugbare Verschönerung der Straßen bemerken. Aber das
viertel, einige Zinshausbauten, welche die wesentlichsten Eigen- stolze Gefühl des Alleinbesitzens — my home is my castle — wird
schaften des gotischen Stils, seine Wahrhaftigkeit im Ausdruck leider schwinden.
Bei Lösung der Terrainfrage wurde von den Profilern der guter Dimensionierung der Breite, Länge und Höhe nur in einem
den Bauplatz begrenzenden Straßenzüge ausgegangen. Die grpßen Separatbaue untergebracht werden. In vorliegendem Projekte er-
Niveaudifferenzen gestatten es nicht, den Bauplatz in eine gleich- scheint der Festsaal mit Altarnische und Nebensaal in zweck-
mäßig fallende Ebene umzugestalten, vielmehr ist ein terrassen- mäßiger Weise dem Hauptbau angegliedert, ist mit dem Parterre-
förmiges Abstufen des Terrains zweckmäßiger. Dadurch ist es auch geschosse desselben in direkter und bequemer Verbindung, ist aber
leichter, das bestehende Terrain zu berücksichtigen. Der Bauplatz auch durch ein eigenes Vestibül mit Toiletten und Garderobe voll-
hat ein Ausmaß von 17.900 3
mdavon sind 2645*44 m- verbaut, so
, kommen von der Schule getrennt, zu benützen. Bei Wahlen, Musik-
daß für Garten, Spielplatz und Wege 15.254*56 m verbleiben. Der
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aufführungen etc. hat das beiwohnende Publikum in dem Schul-
weitläufige Bauplatz ermöglicht es, eine Grundrißanlage durchzu- gebäude selbst nichts zu tun und kommt die Lage dieses Bau-
führen, welche allen idealen Anforderungen entsprechen kann. Das gliedes in unmittelbarer Nähe der Einfahrt diesem Umstande sehr
Gebäude enthält drei Geschosse, Parterre, erster Stock, zweiter Stock, zugute. Die Wohnungen der Schuldiener liegen zentral, der Stiege
und ist je nach dem Terrain und den Bedürfnissen unterkellert. angegliedert, mit Isolierausgängen in den Garten. Die Anordnung
Die einzelnen Räume sind programmäßig in bezug auf Flächen- eines Doppeltraktes mit den Dimensionen, wie sie der vorliegende
ausmaß und Lage gegen die Weltrichtungen angeordnet. Ein zentral Zweck bestimmt, läßt sich nur sehr schwer brauchbar für die
liegendes Stiegenhaus vermittelt in der bequemsten Weise den Ver- Anlage einer Wohnung benützen, daher es vorgezogen wurde, in
kehr unter den einzelnen Geschossen. Eine Nebentreppe führt zum einem eigenen Anbau an den Turnsaal die Wohnung des Direktors
Turnsaal, welcher infolge seiner Dimensionen als selbständiger unterzubringen.
Bau angegliedert wurde. Zeichensaal und Physiksaal erhalten eine Die äußere Erscheinung des Bauwerkes ergibt sich von selbst
größere Höhe als die übrigen Räume. Zu jedem Schulzimmer wurde aus der vom Zwecke diktierten Disposition der einzelnen Räume
ein Garderoberaum von zirka 20 2
m
angeordnet. Diese Lösung er- im Grundrisse, und wurde darauf Bedacht genommen, bei Ver-
gibt zwar ein größeres Gesamtflächenausmaß des Gebäudes, ist aber meidung jedweder Architekturmache durch einfache Formen und
der jetzt gebräuchlichen Anordnung, die Garderoben nischenartig gefällige Dachlösungen dem Bauwerke den heimatlichen, boden-
und offen an die Korridorwände zu verlegen, entschieden vorzu- ständigen Charakter zu geben und den Zweck des Baues erkennen
ziehen. Der Festsaal kann bei einem Ausmaße von 240 m- und bei zu lassen.
Kämmerer.
Marcell
Architekten
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Oberhollabrunn.
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Lehrerbildungsanstalt
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DER ARCHITEKT XIV. 89
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90 DER ARCHITEKT XIV.
Zu diesem Modell, in dem ich vor allem den Rhythmus der Die rückwärtigen, dreiviertelkreisrunden Anbauten fassen die
Massen suchte, soll folgendes bemerkt werden: Stiegenläufe, die zu den unteren Diensträumen mit den Ver-
Sinn- und zweckgemäß teilt sich die ganze Anlage in zwei brennungsöfen führen. Eine pneumatische Vorrichtung versenkt
unterschiedliche Hauptteile: die Formulierung des Verbrennungs- den Sarg in den Boden der Halle zu dem Flammengrab. Zwei
hauses und des Urnenfriedhofes. Tore verbinden das Krematorium mit dem Urnenfriedhofe.
Unterhalb des Chores betritt man das Krematorium, so daß Die den Kultusanforderungen entsprechende Grundrißdispo-
ich hierdurch eine organisch dem Ganzen verbundene Schau* sition und Raumverteilung ist in der äußeren Erscheinung rein
Vorbereitung ergibt. In den dreiviertelkreisrunden Anbauten an der sachlich zum Ausdruck gebracht, so daß bei jedem Bauglied eine
H.uiptfassade liegen die zwei Stiegen, welche nach dem Chore enge Wechselbeziehung zwischen seiner inneren Funktion und
führen, der durch das Achteckfenster der Hauptfront erhellt wird. äußeren Gestaltung herrscht, jeder Teil seinem Zwecke entsprechend.
Der Dachform nachgehend, hat die seitliche Begrenzung des Auf hohen Postamenten teilen vier große Figuren, „Das
Innenraumes eine Schrägfläche, in welche die Fenster senkrecht Sterben“, „Die Trauer“, „Die Unsterblichkeit“ und „Die Ewigkeit“
cingeschnitten sind. Eine horizontale Decke schließt den Raum. darstellend, den Eingang, durch den man in der Hauptachse der
DER ARCHITEKT XIV. 9i
Erholungsheim für Arbeiter (Gebirgsfaäuser für den Sommer). Vom Architekten Emil Pirchan.
Adaptierung einer Fassade in Prag. Vom Architekten Oswald Polivka. k. k. Baurat. Bildhauer der Giebelfiguren Fr. Rous.
Bildhauer der Fassade Kraumann, Pickardt und Simonovsky.
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Handels- und Gewerbekammer in Wien. Vom Architekten Ludwig Baumann, Prag. Architekt Em. K. Pelant.
k. k. Oberbaurat. Eintrittshalle. Majolikavasen modelliert vonO.Schimkovitz. Bildhauer Bohumil Kafka.
94 DER ARCHITEKT XIV.
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Entwurf für eine Dorfkirche. Vom akad. Architekten Rudolf Melichar, Z. V. ( M, d. G.).
Das Kaffee-Restaurant mit Aussichtsturm auf dem Aberg bei schlag für einen ganz bestimmten Bauplatz bildeten, ist auf größt-
Karlsbad wurde von der Stadtgemeinde Karlsbad in der Zeit vom möglichste Ausnützung der notwendig verbauten Fläche Bedacht
Oktober 1904 bis Juli 1905 erbaut. Entwurf und Bauleitung lagen genommen. Bei der Anlage war es möglich, auch den Wirtschafts-
in den Händen des Wiener akad. Architekten Rudolf Melichar, teil, welcher in ähnlichen Fällen häufig ins Souterrain hinabge-
wvkhcr behufs Errichtung dieser Warte seinerzeit an das Stadt- drängt wird, mit Vorteil im Parterre unterzubringen. Die einge-
bauamt Karlsbad berufen wurde. (Zu Seite 74 u. 75 -) bauten Häuser enthalten je 6 Wohnräume nebst Küchenanlage und
Baderaum. Das Eckhaus, für eine größere Familie bestimmt, weist
Bei der Disposition der Einfamilienhäuser, die einen Vor- 8 Wohnräume, die Küchenanlage und ein Badezimmer auf.
DER ARCHITEKT XIV. 95
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Projekt für Einfamilienhäuser. Vom akad. Architekten Rudolf Melichar, Z. V. (M. d. G.).
96 DER ARCHITEKT XIV.
Skizze für eine Bilder- und Skulpturenhalle. Vom Architekten Jul Oskar Schober.
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DER ARCHITEKT XIV.
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Situation.
Entwurf für eine neue k. k. Akademie der schönen Künste in WiemKütteldcrf.
Von Oskar Schober (Architekturschule Otto Wagner).
98
DER ARCHITEKT XIV.
plex. Vom Zentrum Wiens durch die elektrische Trambahn in straßen hinziehen, die denselben mit dem Pavillonhof vereinen.
35—40 Minuten erreichbar, gelangt man durch den monumental Große, baumbepflanzte Rasenflächen, stimmungsvoll den sie um-
ausgebildeten Haupteingang in der Hütteldorferstraße in den großen gebenden Gebäuden angepaßt, bedecken die Flächen des Ehren-
Ehrenhof, ein für sich abgeschlossenes Ganzes. Im großen Halb' hofes, mit Bassins und Bildwerken belebt. Vor den Skulpturen-
rund umschließen denselben einerseits eine Reihe von Skulpturen- tempeln sind Standbilder berühmter Künstler und Lehrer der
tempeln, welche jene Bildhauerwerke enthalten, die infolge ihrer Anstalt.
Größe und Monumentalität nicht genügend Platz finden im eigent- Die Haupt- respektive Zufahrtsstraße ist dreiteilig, links und
lichen Skulpturenmuseum, anderseits die Repräsentations- rechts für Fahrzeuge, in der Mitte für Fußgänger, analog dem
gebäude mit der Dominante der ganzen Anlage, der Ehren- Haupteingang in den Ehrenhof sowie dem Zugang und der Zu-
halle. Je eine Haupt- und eine Querstraße durchkreuzen den fahrtsstraße zur Aula. Eine besondere Wirkung des Komplexes der
Ehrenhof, während längs der Skulpturentempel Verbindungs- Repräsentationsgebäude wird erzielt dadurch, daß sich die Haupt-
100 DER ARCHITEKT XIV.
Straße gegen die Mitte des Ehrenhofes langsam senkt und hier das Oberlicht und können je nach Bedarf vergrößert und verkleinert
tiefsteNiveau erreicht, um dann emporzusteigen. Hierdurch wird werden. Aus diesem Grunde schon und der gefälligen Form halber
auf den Beschauer die Wirkung derselben in ihrem Aufbau um aus Glas und Eisenkonstruktion projektiert. Jeder Atelierpavillon
ein Bedeutendes erhöht, sie wird gesteigert zur höchsten Monu- enthält das separate Atelier des Professors sowie das der Schüler
mentalität. (bei den allgemeinen sowie bei den Spezialschulen), den Auf-
Von der beinahe kreisrunden Aula, entsprechend dem um enthaltsraum für das Modell, das ganz separiert in denselben und
gehinderten Wandeln daselbst, gelangt man zur Ehrenhalle, dem in das Atelier eintreten kann. Im ersten Stock ist der Aufenthalts-
Kulminationspunkt. Sie ist der Zentralraum, von dem alle Baulich- raum für den Professor vorgesehen. Je zwei Pavillons sind einem
keiten erreicht werden, und zwar schließt sich an diese zunächst Diener zugeteilt, der in einem derselben im Tiefparterre seine
die Festhalle an, in der der feierliche Akt der Preisverteilung Wohnung besitzt.
stattfindet. In Hemizykelform umschließt eine Art Arena jenen DieBildhauerateliers sind untereinander durch ein
Hauptteil der Festhalle, in welchem der Schiedsspruch verlautbart, Hauptgeleise für den Transport schwerer Quadersteine oder
respektive der Preis überreicht wird. Zu beiden Seiten treten die Bildwerke verbunden, welche bis zur Verladungsstelle beim un-
Schüler, auf seitlichen Stiegen zur Galerie das geladene Publi- teren Seitenausgang geschafft werden können.
kum ein. Die Pavillons sind 25 m
voneinander entfernt und überdies
Zwischen Ehrenhalle und Festhalle liegen die Ausgänge ins durch einen Baumbestand getrennt, um die Reflexlichter unter-
Freie, zu den Pavillons. Terrassengärten etc. Breite Gänge ver- einander abzuhalten.
binden die Ehrenhalle links mit der Gemäldegalerie, rechts mit Am Ende der architektonisch gelösten Gartenanlage, ge-
dem Skulpturenmuseum. Die Seitentrakte der ersteren mit Seiten- wissermaßen als Gloriette, steht das Ausstellungsgebäude, be-
licht sind für kleinere Gemälde und Bildwerke bestimmt, die stimmt für die alljährlich zur Veröffentlichung respektive Be-
großen Säle in der Mitte jedoch, durch zwei Stockwerke gehend, sichtigung gelangenden Schülerarbeiten, aber auch für künstlerische
mit Oberlicht. Vereinigungen, denen dieses Gebäude um einen geringen Mietzins
Oberhalb der Seitensäle der Gemäldegalerie, also im ersten überlassen werden kann. Die Ausstellungsanordnung ist folgende:
Stockwerke, befindet sich das Rektorat und die Rektorswohnung, Links sind die Maler, rechts die Bildhauer und im rückwärtigen
sowie die Wohnung des Kustos der Gemäldesammlung, weiters Teile die Architekten.
Bibliothek und Lesezimmer. 36 Atelierpavillons (von denen zwei für das photo-
Das Tiefparterre enthält das Restaurierzimmer, Staffelei' graphische Versuchs- und Reproduktionsverfahren ein-
magazin. Dienerwohnungen etc. gerichtet sind) gruppieren sich, jeder mit einem reichen Baum-
Analog dieser Einteilung erscheinen im Skulpturenmuseum bestände versehen, auf dem Terrain, während noch für andere
die Räumlichkeiten für den Kustos sowie als Novum die disponible Plätze zur Verfügung stehen.
große numismatische Sammlung. Breite radiale Straßen, die in der Mitte die Beleuchtungs-
Dem Tiefparterre einverleibt ist die große Gipsgießerei, dann masse haben, führen endlich zu jenen Baulichkeiten, die un-
Wohnungen. Mobilien etc. bedingt in einer Neuanlage einer Akademie errichtet werden
Vom Musealgebäude ist durch einen Mittelgang im Tief- müssen: Es ist die kleine Badeanstalt mit Schwimmbassin
parterre oder durch die Passage im ersten Stock über eine ge- und Badezellen in der linken oberen Ecke, sowie das Aka-
deckte Brücke eine Verbindung geschaffen zwischen den zwei demikerwohnhaus mit 60 Schlafzimmern, Waschräumen etc.
senkrecht geplanten Gebäuden. für jene Akademiker, denen es infolge pekuniärer Verhältnisse
nicht möglich ist. in der Stadt Wohnung zu nehmen. Diese beiden
Der linke Trakt enthält:
letztgenannten Baulichkeiten sind durch große Spiel- und Sport-
Die Ateliers der Kupferstecher und Radierer, wobei plätze verbunden, wobei auch hier sowie im Schwimmbassin
jeder der Schüler ein vollkommen abschließbares Atelier besitzt, den Malern und Bildhauern Gelegenheit geboten ist, Freilicht-
sowie die großen Vortragssäle für Perspektive und Ana- Studien machen zu können.
tomie. Durch die Rührigkeit der Wiener Gemeindevertretung sowie
Das rechte Gebäude ist bestimmt für die Architekten des niederösterreichischen Landtages besitzt Wien bereits eine
beider Schulen alter und neuer Richtung. Jedem Architekten Anlage im Pavillonsystem. Es ist die in ihrer Größe bisher einzige
ist ein geräumiges, lichtes Atelier samt Vorraum zur Verfügung Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalt am Steinhofe.
gestellt Dasselbe ist vollkommen abschließbar, ein ruhiges, un- In Deutschland durch die Initiative des neugegründeten
ersteht
tortes Arbeiten also gesichert. Das Architektenhaus enthält auch Deutschen Werkstättenbundes und die Unterstützung der sächsi-
den Vortragssaal für Kunstgeschichte sowie die Hand- schen Regierung 20 Minuten von Dresden entfernt eine vollkommen
bibliothek. neue Stadt Hellerau als Lehr- und Pflegestätte deutscher Kunst
Verbindungsstraße, welche unter den Überbrückungen
Di* und Industrie.
hii - lur< ührt.
vermittelt den Verkehr zwischen dem Ehrenhofe Kraftvolles Vorwärtsschreiten der österreichischen Regierung
und jcr.-m Terrain, welches links die Malerateliere. rechts die könnte auch hier, wo es sich um
die Verlegung der alten Aka-
ür Bildhauer und Medailleure enthält, in der demie der bildenden Künste handelt, einen Wandel zum Guten
Mitte die rol e terrassierte Gartenanlage mit überbrücktem
.
schaffen. Sie sollte oder eigentlich sie muß endlich einmal ein-
Bassin und Ruheplätzen. Es sind drei Pavillontypen vor- greifen in dieses Nest von Unzukömmlichkeiten, Mängeln und
gesehen. Die Künstler sind von der jeweiligen Beleuchtung voll- Verkehrtheiten, die den hier weilenden Kunstjüngern und Lehrern
kommen unabhängig denn die Ateliers verfügen über Seiten- und durch lange Jahre die Arbeit schwer machten.
Entwurf für eine Industrieanlage. Von den Architekten Hubert und Franz Geßner.
Kein kultur- oder kunstgeschichtlicher Umschwung ist das zu der bis dahin gültigen Sklavenmoral, wie er dies ausdrückt,
Produkt erst jener Tage, in denen er, uns bewußt, in Erscheinung den Sieg des Starken und Schönen über das Schwache und Häß-
tritt. Seine Anfänge liegen vielmehr so manche Jahrzehnte, ja liche verkündete; seine Geringschätzung aller ethischen Forderungen
selbst vielleicht ein Jahrhundert weit zurück. So ist auch die sind nur verschiedene Ausdrücke für ein und denselben Grund-
moderne Kunst keineswegs ein Produkt etwa der letzten knappen gedanken: den Sieg des Subjektiven, des Individuellen über das
anderthalb Dezennien, sondern fußt auf den Endergebnissen jener Objektive, das Allgemeine.
großen Aufklärungsperiode, die in die Wende vom 18. zum 19. Jahr- Es ist nicht schwer, von dieser rein gedanklichen, philo-
hundert fällt. Damals drängte sich den Denkern stärker als je zu- sophischen Auffassung der Welt zu einer analogen künstlerischen
vor die Erkenntnis auf, daß die Welt nicht bloß eine äußere, ob- Auffassung zu gelangen. Befriedigte Nietzsches Lehre doch vor
jektive, sondern auch eine innere, subjektive Seite habe. Han erkannte allem die Anhänger eben einer ästhetischen Weltanschauung,
zum ersten Haie klar, daß der naive Realismus oberflächlich urteilt, während sie die Moralisten durch ihre letzten peinlichen Folge-
wenn er in der Wahrnehmung der Dinge des subjektiven Faktors rungen, durch ihr „Antichristentum“ vielfach abstoßen mußte.
vergißt, wenn er vergißt, daß jedes äußere Ding zugleich auch das Die Lossagung der Kunst vom Objektivismus, die Ver-
Produkt unseres eigenen Geistes, unserer Art, es zu sehen, es wahr- kündigung des künstlerischen Subjektivismus, war also damit voll-
zunehmen und somit das Produkt unseres subjektiven Wesens ist. zogen. Auch die Kunst erkannte jetzt, daß die objektiven Dinge,
Nach Immanuel Kant, dem Begründer dieses wissenschaft- seien sie gegenwärtige der Natur oder vergangene der Geschichte,
lichen Subjektivismus, folgte Schopenhauer, dessen Lehre be- nicht die einwandfreien Werte sind, die sie bis dahin in ihnen zu
kanntlich in dem Satze gipfelt: Die Welt ist mein Wille und meine erblicken glaubte. Auch die Kunst sah ein, daß z. B. ein Baum „an
Vorstellung. Nach Schopenhauer kam, seinen Fußstapfen folgend, sich", daß, wieder z. B., der „Triumphzug des Germanicus“ oder
doch als Begründer moderner Kunstauffassung weit über sein sonst ein geschichtliches Ereignis in seinem bloß äußeren Verlaufe
Vorbild hinauseilend, Friedrich Nietzsche. Er verdichtete Schopen- noch kein Objekt der Kunst sei, vielmehr in Wahrheit erst dann
hauers Begriff vom „Willen zum Leben", der in jedem Wesen zum Objekte der Kunst werde, nachdem es im inneren Auge, in
wirke, ja es ausmache, zu dem Begriffe „Wille zur Macht“. Ohne der Seele eines Künstlers sich widergespiegelt hat, nachdem es
Zweifel fand Nietzsche damit die knappste und schärfste Formel mit dem Empfindungsinhalte, der „Seelennote“ eines Künstlers
für eine subjektive, das menschliche Individuum in den Mittel- versehen worden ist. Nicht also gilt es heute noch als Kunst, die
punkt stellende Weltanschauung. Wenn man deshalb, nebenbei Dinge so zu geben, wie sie an sich sein oder selbst bloß gewesen
bemerkt, das Kopernikanische Weltensystem als heliozentrische sein mögen, sondern sie so zu geben, wie ein ganz bestimmtes
Weltanschauung bezeichnet, indem es die Sonne als das Zentrum künstlerisches Individuum sie sieht. Nicht objektive, sondern sub-
unseres Planetensystems erkannte, so kann man Nietzsches Philo- jektive Werte hat die Kunst zu liefern. Nicht die logische, die all-
sophie mit dem gleichen Rechte als egozentrische Kuituranschauung gemeine Auffassung der Dinge ist künstlerisch, sondern ihre gefühls-
bezeichnen, indem sie das Ich, das menschliche Individuum, das mäßige, besondere, persönliche.
kraftvolle, selbstbewußte Subjekt zum Kulturzentrum erhebt. Wenn wir nun diese kunstphilosophischen Begriffe auf die
Nietzsches „Übermensch", seine „Herren-Moral“, die im Gegensätze Architektur anwenden, so müssen wir zunächst fest im Auge be-
102 DER ARCHITEKT XIV.
halten, daß die Architektur als eine nichtnachahmende Kunst jedes realen Vorbildes übel*'
haupt und von vornherein entbehrt; daß sie weder im Natur- noch im Kulturleben „Vor-
bilder“ findet, wie dies bei den anderen bildenden Künsten, der Malerei und Plastik, der
Fall ist. Längst ist jene naturalistische Hypothese, wonach die Uranfänge der Baukunst
sich in ihren Formen an Naturvorbilder, etwa die Bäume, anlehnten, als falsch aufgegeben.
Ebensowenig kann die materialistische Hypothese, die Baukunst schöpfe ihre Urformen
lediglich aus den natürlichen Eigenschaften ihrer Stoffe, sie sei im technologischen Sinne
nachahmend, heute noch als gültig angesehen werden. Ebensowenig auch die Hypothese, die
Architektur lehne sich in ihren Urbildern vornehmlich an die menschlichen Kultur-
bedürfnisse an, sei durch diese Bedürfnisse in ihrer Formgebung ausschließlich inspiriert.
Einzig und allein die Hypothese, nach welcher die Uranfänge der Baukunst einem an-
geborenen, allmählich sich entwickelnden Triebe, etwa analog dem Triebe bei der Sprachen-
erfindung, entspringen, kann heute wissenschaftliche Anerkennung beanspruchen. Die
Sprache anbelangend, wissen wir, daß durch Geigers und Müllers Forschungen die Meinung,
die Sprache sei onomatopoetischen Ursprunges, d. h. habe ihre Ursilben Naturlauten
entlehnt, widerlegt ist; die ältesten Worte der Sprache sind eben nicht Interjektionen,
sondern Abstrakta. Und analog können wir behaupten, daß Gesetze der Baukunst, wie die
Eurhythmie, die Symmetrie und die Proportion, durchaus auf apriorischen Vorstel-
lungen des Geistes beruhen, nicht der äußeren Natur entlehnt und zugleich doch für die
Baukunst von grundlegender, konstitutiver Bedeutung sind.
Kein Zweifel also: Soferne wir das Fundamentale unserer Kunst im Auge behalten,
sind wir auf die subjektive, nicht die objektive, auf die innere, physiologische Quelle,
nicht die äußere Quelle der Natur angewiesen.
Anders freilich, wenn wir die Architektur in ihrem gesamten historischen Werde-
gang betrachten. Hier, wo durch die Heranbildung festumschriebener Formengruppen,
die Stilarten, allmählich Gewohnheitsvorbilder für immer spätere Schöpfungen entstanden,
zeigt sich bald genug der Ansatz zu einer objektiven Kunstauffassung. Es zeigt sich, daß
Kunstformen, einmal entstanden, mit suggestiver Macht immer wieder zur Wiederholung
zwingen, daß die Nachahmung ein hemmendes Moment der Entwicklung ist, die deshalb
lediglich in kurzen Schritten und stets nur Kleines an Kleines fügend, ganz allmählich und
mühselig auch zum Fortschritte drängt; daß das Gewordene im Laufe der Zeiten sich von
seinem Werdegrunde losgelöst, die Frucht von ihrem Mutterboden getrennt, das Objekt
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DER ARCHITEKT XIV. 3
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Entwurf zu einem Klubgebäude. Von den Architekten Hubert und Franz Geflner.
PHPTCRRE
sich vom Subjekte emanzipiert und dieses tributär gemacht hat; mit einem
zusammenfassenden Worte: daß die Kunst in die Fesseln der Tradition und der
worden ist.
historischen Stile geschlagen
Und nun ist es das Eigentümliche der modernen Architektur-
bewegung, daß sie im Gegensätze zu der historischen Richtung vom Objektiven
zum Subjektiven wieder zurückdrängt: in merkwürdiger Analogie zu dem seit
einem Jahrhundert geschichtlich vorbereiteten Umschwung unserer gesamten
Kultur. Die moderne Baukunst schöpft bewußter aus der inneren, ursprüng-
lichen, individuellen Quelle, als die ihr vorausgegangene historische Richtung
jemals getan hat. Gleich der gesamten übrigen Kunst lehnt sie es ab, objektiv fest-
gesetzte Werte immer wieder zu beleben, sondern trachtet vielmehr, neue Werte
zu schaffen. Sie hat eine auf Erfindung gerichtete, heuristische Tendenz. Daher
ihre Vorliebe für ursprüngliche, im Wandel der Geschichte längst überholte
Formen; daher ihre Ablehnung aller beglaubigten Grundsätze; daher ihre fast
nihilistischzu nennende Gegnerschaft gegen alles Hergebrachte und Abgeleitete.
Fragen wir uns nun aber, wie denn im Grunde genommen jener psychische
Prozeß der „Erfindung“, jener „heuristische Drang“ —
da wir einen solchen nun
einmal festzustellen genötigt sind — heute vorzustellen ist, heute, da wir von den
Quellen der Kultur so weit entfernt sind und die beschwerliche Last jahrtausende-
langer Tradition zu tragen haben . .? .
Nun er kann auch heute im Wesen kein anderer sein wie jener ursprüng-
liche Prozeß, in dem Seelenzustände, innere, organische Verhältnisse nach außen
projiziert, zur Erscheinung gebracht wurden, als es sich darum handelte, die
ersten Artefakte, die ersten Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände der mensch-
lichen Kultur hervorzubringen. Wie fruchtbar dieser Prozeß ist, beweist die Fülle
technischer Erfindungen, von der einfachen Axt angefangen bis zum Riesen-
teleskop, welche nach Kapps überzeugender Darstellung in seiner „Philosophie
der Technik“ ohne Ausnahme und bis auf den heutigen Tag organprojektivisch
entstanden sind. So ist die Axt in ihren Maßen und Gewichtsverhältnissen analog
dem menschlichen Arme, das Fernrohr analog dem menschlichen Sehapparate,
ja selbst das Telephon mit seinen Membranen einerseits dem menschlichen Gehör-
organe, anderseits dem menschlichen Sprachorgane konform durchgebildet.
Aber freilich, wir fragen jetzt nach Gebilden der Baukunst, nicht nach bloß
technischen Erzeugnissen. Und so werden es denn auch vielfach höhere Seelen-
werte sein, als sie den rein technischen Erzeugnissen zugrunde liegen, auf die wir
uns hier stützen müssen. Es sind nicht wie bei den technischen Erzeugnissen allein
dynamische, auf Kräftespannung in den Muskeln oder bloß physiologischen Be-
ziehungen beruhende Seelenwerte, sondern solche aus dem geistigen Besitz-
stände der Menschheit, die die ganze große Skala der Willens-, Gefühls- und
Denkvorgänge umfassen. Diese Seelenwerte sind als Stimmungsinhalt baukünst-
lerischer Werke deren geheime Organisatoren, sie führen ebenso die Hand des
Künstlers, während er entwirft, als sie seine Phantasie im Augenblicke der Kon-
zeption beflügeln. —Ich muß es mir aber versagen, diesen Gedanken näher aus-
zuführen, denn er würde einen selbständigen Vortrag über das Wesen der
baukünstlerischen Produktion ausfüllen, der ja nicht auf der Tagesordnung steht. Grundrisse des Klubgebäudes.
Trachten wir nun, nachdem solcherart die Grundlage der neuen, „voraus- Entwurf von den Architekten Hubert und Franz Geflner.
setzungslosen“ Baukunst darzulegen versucht wurde, deren geschichtliche Stellung,
soweit das heute angeht, zu fixieren; trachten wir, festzustellen, wie sich diese
Kunst unter dem Gesichtswinkel historischer Betrachtung ausnimmt. Kein Geringerer
104 DER ARCHITEKT XIV.
An einer historisch
beglaubigten Ableitung
der modernen Kunst, an
einer Erklärung ihres
Wesens im Zusammen-
hänge mit der Gesamt-
heit der Kultur fehlt
es uns also keineswegs.
Dessenungeachtet wird
aber die Frage nicht ab-
zuweisen sein, ob wir es
hier mit einer Erschei-
nung zu tun haben, die
nicht bloß bedeutungs-
voll in Vergangenes zu-
rückweist, sondern auch
hoffnungsvoll Zukünf-
tiges vorbereitet; ob die
moderne Kunst, zumal
die Baukunst, eine viel-
leicht nur flüchtig auf-
blitzende Erscheinung
oder ein voraussichtlich
dauerndesGIied der Ent-
wicklung bedeutet. A
priori ist nun allerdings
beides' möglich. Es ist
ebenso möglich, daß die
neue Baukunst, indem
sie etwa auf einer fal-
schen Voraussetzung
fußt, wieder vergeht, als
es möglich ist, daß sie,
auf einer richtigen Vor-
aussetzung fußend, blei-
ben wird. Das ist, wie
gesagt, a priori beides
möglich. Aber welcher
Unterschied in der Wahr-
scheinlichkeit a poste-
riori! Was ist denn
wahrscheinlicher: daß
eineBewegung, die er-
mit allen Merk-
sichtlich
malen des Revolutionä-
ren ausgestattet ist, die
Wohnhaus Von den Architekten
O. Primavesi, Olmütz. Stallhof. (Z.-V.) Franz — weit davon entfernt,
Kupferner Wandbrunnen im Speisezimmer,
Freiherrn von Krauß und J. Tölk. das letzte Ausleben eines Ausgeführt von Franz Siegel, Wien.
Ostansicht. Wohnhaus O. Primavesi, Olmütz. Von den Architekten (Z.-V.) Franz Freiherrn von Krauß und J. Tölk.
Wohnhaus O. Primavesi, Olmütz. Von den Architekten (Z.-V.) Franz Freiherrn von Krauß und J, Tölk. Südwestansicht.
Hackhofer.
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Villa Feilchenfeld in St. Gilgen. Bootshaus, Seeseite. Vom Architekten Prof. Albert H. Pecha.
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K. k. Amtsgebäude, Wien, I. Riemergasse 7. Vom Architekten Alfred Keller. Portal der Handelsakademie, Wien VIII. Von den Architekten k. k. Oberbaurat
Prof. Jul. Deininger und Wunibald Deininger.
DER ARCHITEKT XIV. 129
Brunnen auf der Wassermauerpromenade in Bozen. Roter Andrianer Porphyr. bis zu einer Höhe von 2 70 m
aus politiertem Palisander,
Von den Bildhauern Kompatscher & Winde r. darüber hinaus aus Spiegeleiche: an den Wänden sind Bronze-
reliefs eingesetzt und die Heizkörper in Messing- und Marmor-
gehäusen dekorativ ausgebildet.
Die neue Handelsakademie in Die im Gebäude untergebrachten Wohnungen des Direktors
und des Präsidenten des Kuratoriums haben eine eigene Privat-
Wien VIII. (Tafel 14 bis 18.) stiege.
Von den Architekten Oberbaurat Julius D e ininger u. Wunibald Deininger. Im dritten Stockwerke sind die Räume für den Physik- und
Chemieunterricht untergebracht. Der Physiksaal ist mit ansteigenden
Das Gebäude der neuen Wiener Handelsakademie wurde Sitzreihen ausgeführt, um jedem Zuschauer den ungehinderten freien
nach dem bei einem öffentlichen Wettbewerbe mit dem ersten Blick auf den Experimentiertisch zu gewähren. Die letzte Sitzreihe
Preise ausgezeichneten Entwürfe ausgeführt. steht ungefähr 4 müber der ersten. Im ganzen ist für 120 Schüler
Das System der Grundrißanlage ist am besten aus den Plänen vorgesorgt. Der Raum unter dem ansteigenden Podium ist als
selbst zu ersehen. Garderobe ausgenützt. Der Saal wird durch hohes Seitenlicht erhellt.
Die Front gegen den Hamerlingplatz dient hauptsächlich Die künstliche Beleuchtung des Saales erfolgt durch 28 Glühlampen
Verwaltungs- und Repräsentionszwecken, die Trakte gegen die von je 50 Kerzen, welche einzeln als Deckenlampen in Holophan-
Schönborngasse und gegen die Höfe den eigentlichen Schulzwecken. glasschalen angebracht sind.
Aus diesem Grunde trägt die Fassade gegen den Hamerling- Der Saal läßt sich durch eine elektrisch angetriebene Vor-
platz auch mehr einen repräsentativen Charakter, während das richtung verdunkeln, welche vom Vortragstisch aus betätigt wird.
eigentliche System des Schulbaues in den anderen Ansichten klar Vom dritten Stockwerke gelangt man durch eine eiserne
zum Ausdrucke gelangt. Stiege zu einem photographischen Atelier mit Freilichtterrasse etc.
Von allgemeinen Einrichtungen wären hauptsächlich zu er- Im Souterrain befindet sich der 180 m- große Turnsaal mit
wähnen: Die Anlage der Fensteröffnungen in der Weise, daß ihr seinen Nebenräumlichkeiten. Anstoßend daran ein Waschraum,
Sturz eben mit der Decke geht, wodurch diese eine helle Beleuchtung welcher Waschbatterien enthält, die 30 Personen das gleichzeitige
erhält und ihr Licht wieder im ganzen Raum reflektiert. Die Waschen ermöglichen. Von diesem Raum gelangt man in das mit
Parapete der Fenster sind 1-30 m
hoch gehalten, so daß die sitzenden einem Brausesystem, nebstdem mit vier Badewannen (für die
Schüler nicht bei den Fenstern hinausschauen können, wodurch Diener) und einem Fußbade ausgestattete, verkachelte Schulbad.
die matte Einglasung der unteren Fensterflügel, wie sonst üblich, Im Souterrain werden die freiliegenden Installationen für
entfallen konnte. die Beheizungs- und Beleuchtungsanlage sichtbar; diese Freiführung
Um dem Bedürfnisse einer einfachen und leicht regulierbaren der Leitungen ist im ganzen Gebäude, in den oberen Geschossen
gründlichen Lüftung der Schulräume Rechnung zu tragen, wurden unter Benützung eigener Räume, konsequent durchgeführt, um
im ganzen Gebäude Schubfenster nach dem System Lutz ange- eventuell auftretende Gebrechen ohne Beschädigung der Wände
bracht. Während mit den allgemein üblichen Normalfenstern der durchführen zu können.
gerade in Schulen doppelt fühlbare Mangel verbunden ist, daß die Das an der Fassade gegen den Hamerlingplatz zur Ver-
nach innen aufgehenden Flügel je nach der Größe der Fenster weit wendung gelangende Material ist Mailänder Granit, der lichteste
in das Innere des Zimmers hineinragen und die Passage an den der Granite, die Fensterlisenen sind rotschwedischer Granit, die
Seitengängen neben den Bänken hemmen, ist dieser Übelstand Risalite mit blauem Labrador verkleidet. Alle Materiale sind
durch die Anbringung der Schubfenster vermieden. politurhaltig. Im ersten Geschosse wird ein durchziehendes Relief
Die Vestibüle und Stiegenhäuser sind auf eine Höhe von aus glasiertem, teilweise vergoldetem Steinzeug angebracht werden;
2-5 m mit dunkelblau glasierten Fliesen verkleidet, wodurch der die künstlerische Durchbildung erfolgt durch Professor Luksch.
130 DER ARCHITEKT XIV.
Wien. XIIX.. Penzingerstrafle. Wiener-Neustadt, Frauengasse.
BÜRGERHÄUSER und SCHLÖSSCHEN. bogen an passender Stelle verleihen dort oft den ruhigen Maßen
der einfachen Gebäude einen Reiz, der wärmer und lebendiger
Der Freund heimischer traditioneller Bauweise wird noch wirkt als der Reichtum raffinierter Fassaden der Großstadt.
immer reich belohnt, wenn er die Hauptverkehrsadern der Groß- Großformige Dächer sitzen niedrig genug, um einmal als
stadt vermeidet und in den äußeren Zonen Wiens, in den ehemals schwungvoller Abschluß zu erfreuen, ein anderes Mal bloß durch
dorfartigen, später an den Stadtkern angegliederten Vororten die Ruhe der dunkeln Tönung einem hellen diskreten Flächen-
oder in den kleineren Provinzstädchen der Umgebung den schmuck als Gegensatz zu dienen.
Spuren älterer Niederlassungen folgt. Mit wie wenig Mitteln wußte das 18. Jahrhundert auch
Ein einfacher, geschickt umrissener Giebel über einer sonst kleineren Bauwerken den Charakter ruhiger Vornehmheit auf-
glatten Mauerfläche, ein Erker über dem Haustor, ein Arkaden- zuprägen! Da sind auf der zweiten Seite dieser Auswahl einige
Bauteil vorgeführt, die den Zeiten Karls VI. und Maria Theresias sind nur ganz ausnahmsweise durch freie Pilasterformen ge-
ihre Entstehung verdanken. Es sind solche darunter, die der gliedert, am häufigsten nur durch flache Rahmungen und Nuten
Volksmund mit dem Wort „Schlössel“ zu bezeichnen liebt. Diese In der bewegten Dachlinie, in der Plastik der Massen und
sind auch zumeist aristokratischen Ursprungs oder stammen hie und da in einem der sparsam angeordneten schmückenden
von reich gewordenen Bürgern, die den höfischen Kreisen nahe Details verrät sich die sichere Hand geübter, künstlerisch emp-
kamen und darum ihrer Art nachstrebten. findender Bauleute. Daß jene großen Baukünstler, die der Resi-
Es sind Putzbauten mit Schindeldächern. Wenn irgendwo denz ihre Monumentalwerke geschenkt haben, bei solchen Wer-
eine Vase Konsole oder Verdachung aus Stein angebracht ist, so ken direkt beteiligt waren, ist zu bezweifeln. Es ist aber höchst
fällt sie durch ihren formalen und materiellen Luxus auf. Die bemerkenswert, wie groß und weit verbreitet die Zahl tüchtiger
Gesimse sind wenig ausladend oder fehlen ganz, die Flächen Männer war, die ganz im Geiste jener Großen einfache Aufgaben
mit Geschmack und Geschick zu lösen verstanden - auch ohne dorf, Gumpoldskirchen oder in Wiener^Neustadt der Fall ist.
die reichen, raffinierten Hilfsmittel, die jenen zu Gebote standen Da sind die Mittel ja noch erheblich bescheidener, die bau-
auch ohne den Prunk, der später so oft und so schlecht kopiert liehen Aufgaben noch wesentlich einfacher. Und doch wie
wurde, in der falschen Meinung, den Geist alter Zeiten wieder deutlich ist die Charakteristik der Örtlichkeiten und Gegenden
zu erwecken. erhalten, wie individuell hat sich die bürgerliche Bautätigkeit
Noch lebhafter werden solche Erwägungen hervorgerufen, ausgedrückt. Wie abgestuft und mannigfaltig und dabei so
wenn wir auf kleine Provinzorte, auf Märkte und Städtchen sicher ist die Art, mit der die einfachsten Hilfsmittel dort ge-
stoßen, in denen der zerstörende Zug unserer Zeit noch nicht so handhabt wurden.
sehr zu fühlen ist — denen der Bauspekulant noch wenig am Die dritte Seite bringt Giebel und Eckhäuser aus Tulln und
haben konnte, wie es etwa in Tulln an der Donau, in Perchtolds' und Perchtoldsdorf. Es sind Varianten für Lösungen enge ver-
wandter Aufgaben. Es sind Leistungen, die den städtischen An- eine gewisse Strenge, die sich aber vor Schwerfälligkeit zu hüten
strichauch dort zu wahren wissen, wo den räumlichen Bedin- wußte. Heitere Naivetät half darüber hinweg, wenn die An-
gungen des Dorfes nahe gekommen wurde. lehnung an das klassische Altertum eine Fessel zu werden
Die zugleich lebensfrohe und sparsame Periode zu Anfang drohte. So zeigen die Bauwerke auf der letzten Seite dieser
des 19. Jahrhunderts, in der man so gerne aus der Stadt in die Folge gut gegliederte und ruhig behandelte Massen, die mit den
ländliche Umgebung zog, um dem Zwang und der Kontrolle Garten- und Parkanlagen harmonieren, welche sich an sie an-
der Stadt zu entgehen, hat auch in der nahen und weiten Um- schließen. Ihr Vorzug ist vor allem der, daß sie sich dem Ort
gebung Wiens an ihren schönsten Punkten zahlreiche am gut anzupassen wissen, auf den sie gestellt sind, den Zweck ge-
spruchslose und doch liebenswürdige Landsitze entstehen lassen. schmackvoll ausdrücken, den sie erfüllen.
Der antikisierende Zug der Zeit gab den Massen und Formen Hartwig Fischei.
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l.ntwurf für ein Wohnhaus und eine Turnhalle in Teplitz. Vom Architekten Ferd. Glaser.
DER ARCHITEKT XIV. 135
Sanitätshaus der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft in Nusic. Vom Architekten Prof. Albert H. Pecha.
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sitz. Durch ein mächtiges Tor treten wir ein in den Gartenhof,
Lorbeer- und Orangenbäume in weißen Kübeln sind hier auf »1
frischem Grasteppich aufgestellt und von der rebenumsponnenen s
Wand löst sich das weiße Marmorbild einer Göttin der Schönheit,
von glühenden Rosen umstellt. b:
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1.39
DER ARCHITEKT XIV.
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Lustschloß»
’.amillo Discher.
Ein Sitz der Freude und Lust,
-baurat Otto Wagner). einWahrzeichen deutscher Bil-
dung und geistigen Lebens, der
Schönheit geweiht.
Konzcrt-Gcscllsch.iftsh.itis und Ausstellungsgebäude Vom Architekten Hans La u r e n t s ch i t s ch (Architckturschule Oberbaurat Otto Wagner).
Wohnung eines Landarztes in Verbindung mit einer gewerblichen Abendschule. Vom Architekten Direktor Oskar v. Felgel.
Die Institution der Typenpläne ist sehr schön gedacht, und sehr das auch soviel gekostet hat. Daß leichtere Baubedingungen obwalten,
schwer praktisch durchzuführen. Der Typenplan — dazu geschaffen, wird er nie zugeben, und es ist oft schwer, ihm das nachzuweisen.
für alle Fälle seines Motives zu passen, paßt für gar keinen. Er- Eine allgemeine Bauausschreibung kann ja leicht darüber orientieren,
fahrungsgemäß gibt es keinen Typenplan, an dem, handelt es sich wird man sagen, aber gerade die unterläßt man häufig, und zwar
um eine Bauausführung, nichts zu ändern wäre, trotzdem immer sind daran die Typenpläne schuld; denn man kalkuliert: Erstens
daran geändert wird. Das Bedürfnis zu ändern tritt von zwei Seiten weiß ich ohnehin, was das Bauwerk beiläufig kosten wird, und
an den Typenplan heran. Erstens durch ewige Ausnahmen bei der zweitens hat sich dieser oder jener Unternehmer für die Bauher-
praktischen Bauausführung, die ja nie mit den Voraussetzungen stellung nach dem Typenplan so spezialisiert, daß er ihn fast
des Projektplanes übereinstimmen, und zweitens, durch die ewig ohne Plan ausführen könnte, die ganze Geschichte macht viel
sich ändernden Anschauungen eben über die Bedürfnisse, Konstruk- weniger Arbeit, die nötige Zeit steht auch meist nicht zur Verfügung.
tion, Bauart etc. des betreffenden Gebäudes. Daß dem so ist, darf Das Personale ist ohnedies rudimentär, also bleibt immer alles
niemand wundern, denn der Fehler liegt nicht bei jenen obersten beim Alten.
Verwaltungszweigen, welche die Typenpläne aufstellen, und auch Weiters gibt es viele Gegenden, in denen bestimmte Bau-
nicht bei den exekutiven Organen, die einen Bau danach ausführen materialien, deren Anwendung technische und ökonomische
sollen, sondern die Quelle alter Fehler ist eben die Institution der Vorteile gewähren würde,
Typenpläne selbst. entweder örtlich Vorkom-
Gewiß, es gibt genug solche Hochbauten, die einander so men oder industriell er-
ähneln, ja oftmals vollkommen gleichen, daß sie nach einem all- zeugt werden. Darauf kann
gemein gültigen Normale gebaut werden können. Kleine Abweichungen, ein Typenplan natürlich
Verschiebungen der Normallinie wegen des geänderten Baugrundes, auch keine Rücksicht neh-
kleineÄnderungen in der Austeilung kommen nicht in Betracht men? Und wenn man wieder
und können von untergeordneten Hilfskräften auf den bestehenden umzeichnen soll, zu was
Plänen vorgenommen werden; gewiß, das ist ein großer Vorteil. dann der Typenplan? Es
Aber man darf nicht alles mit Typenplänen machen wollen. Die wäre interessant, dem ein-
Frage vom Standpunkt erstens des inneren Zweckes, zweitens mal nachzuspüren, was die
der technischen Durchführung, drittens der künstlerischen Durchfüh- Aufstellung, Ausführung
rung betrachtet, ergibt, daß Gebäude für rein technische Zwecke, wie und Erhaltung der Typen-
Wasserstationen, Wasserpump- und Hebewerke, Stellwerkstürme etc., pläne kostet, und wie oft und
sich leichter in das Gesetzmäßige der Typenpläne einfügen als mit welchem Erfolg sie in
Gebäude, die dem allgemeinen Verkehre dienen, wie z. B. Aufnahms- der Praxis Verwendung fan-
gebäude, Wartehallen, Dienstgebäude etc. den. Ich glaube, es käme
Der technischen Durchführung, also der Bauvergebung, -Aus- bei den meisten Plänen ein
führung und -Übernahme nach Typenplänen stehen verschiedene horrendes Defizit zum Vor- VWOHNUNCi
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Bedenken entgegen. Man hat es sich immer als Vorteil angerechnet, schein. ESLiCHfcNt -«G.TSDSCHVUfc-
daß durch die Einführung von Typen nicht allein die Pläne, sondern Was nun die künst-
auch die Kostenvoranschläge schon stets fertig sind. Mit Unrecht! lerische (die Feder sträubt
Die einzelnen Gebäude liegen meist so weit entfernt auseinander, sich) Durchführung ära-
daß die dadurch geänderten Lohn- und Materialpreise bedeutende rischer Hochbauprojekte
Mehr- oder Minderkosten erzeugen. Nicht einmal im Bereiche einer nachTypenplänen anbelangt, HOC.*-«prtHT6C*t\£ •
Direktion sind dieselben Preise zu erzielen —außer die folgenden so läßt die natürlich viel,
Grundriß zur Wohnung eines Landarztes in
Bauten wären billiger herzustellen —dann beruft sich der Unter- vielleicht alles zu wünschen Verbindung mit einer gewerbl. Abendschule.
nehmer bestimmt auf dies und jenes Gebäude derselben Kategorie, übrig. Vom Architekten Direktor Oskar v. Fe Igel.
142 DER ARCHITEKT XIV.
Vom Standpunkte des modernen Künstlers gibt es in dem keiten sich schließt als die monumentaler Aufnahmsgebäude,
in
ganzen ungeheueren Bereiche des gesamten Hochbaues überhaupt noch nichts geschehen. Betrachtet man nun die Typenpläne
ist fast
nicht zwei Bauaufgaben, die sich in allen Dingen so vollständig im Lichte solcher Überlegungen, so bieten sie ein klägliches Bild
gleichen, daß man sie mit demselben Gewand drapieren darf. Dabei dar. Sich hier auf eine Kritik einlassen, ist ein vages Bemühen,
darf man natürlich nicht nur an den sicheren Ausdruck des inneren denn entsprechen ja nicht einmal den primitivsten Ansprüchen.
sie
Zweckes, an die variierte Formgebung in dem geänderten Materiale Man kann eine Fassade i. künstlerisch, z. praktisch (nament-
denken, sondern man muß auch das Sicheinfügen der Wirkung lich vom Standpunkte der Erhaltung), 3. billig machen wollen.
in den Habitus des übrigen Baukomplexes, auf die Stimmung zu Die Fassade der meisten Typenpläne erfüllt von allen drei Forde-
der stets variierten Landschaft usw. Rücksicht nehmen. Aber nur rungen keine einzige. Wird aber einmal eine Ausnahme gemacht,
ein kleiner Fortschritt würde hier schon Revolution bedeuten, denn und ein Bauwerk nach eigenen Ideen ausgeführt, dann fällt die Sache,
es liegt noch vieles im Argen. Allerdings ist die Wendung zum wenn sich nicht eine Zentralstelle ins Mittel legt, die über geschulte
Besseren nicht leicht gemacht, denn die Schwierigkeiten sind groß. Kräfte verfügt, womöglich noch schlechter aus. Die ewige Bevor-
Wie immer, wenn es sich um Bauschöpfungen handelt, die mundung durch die Typenpläne hat stellenweise ein krasses Un-
auf den Höhen moderner Kulturerrungenschaften zu errichten sind, vermögen gezüchtet. Das ewige Wirtschaften mit Typenplänen läßt
begegnet eine Umfrage nach Architekturformen in der erlauchten das selbständige Denken nicht aufkommen und untergräbt die
Gesellschaft der historischen Stile eisigem Schweigen. Wie sollen Initiative. Der Typenplan ist die fertige Formel, mit der die vielen
auch die Ägypter, die alten Griechen und Römer, die ersten Christen, großen und kleinen Rechnungen des Eisenbahnhochbaues gelöst
die Baukünstler des romanischen, des gotischen und des Renais- werden. Daß es uns aber dabei nur nicht so geht wie dem Mathe-
sancezeitalters mit den künstlerischen Erfordernissen des Eisern matikus, der in der einzigen Anwendung seiner einmal als heilig
bahnhochbaues in Verbindung zu bringen sein? erkannten Formeln sich über die geistige Einfachheit der vier Grund-
Zum Heile vermag uns nur ein verständnisinniges und kunst- rechnungsarten nicht mehr erheben konnte und schließlich sogar
inniges Bauschaffen zu verhelfen, das auf die geheimen Regungen die Ableitung seiner Formeln vergaß. Es müßte erst einmal ein
nach charakteristischer Darstellung pürscht, auf die Suche nach Stil geschaffen werden, also der Zeitgeist müßte den inneren Bau-
dem wahren Gesichte der Materie in dem noch nie dagewesenen gedanken aus den Werken des Eisenbahnhochbaues herauskristalli-
’cm des Tragens und Lastens geht, das, mit einem Worte, an die sieren, dann erst könnte man auf dem neugewonnenen Kultur-
ifung und Ausbildung des Eisenbahnbaustiles herantritt. Die gebiete verfeinerte Empfindungen, die dem Material, der Land-
ind ja schon gemacht; allerdings fast nur bei den großen schaft usw. gerecht werden, sich ausfühlen lassen. Doch das ist
i mi. gcbäuden. und da auch nicht mehr als Anfänge. Allen Zukunftsmusik im fortesten Futurum. Auf eines will ich aber noch
' ran geht Deutschland. Für die kleineren Bauaufgaben, aufmerksam machen. Die künstlerische Seite des Eisenbahnhoch-
tilistische Durchbildung bedeutend größere Schwierig- baues ist viel wichtiger und ernster, als man allgemein anzunehmen
DER ARCHITEKT XIV. 143
Zentrum des Klassentraktes. Turnhalle und Festsaal erhalten eigene Erstens lüften die Kleider besser aus und zweitens ist diese
Aborte. Die Wohnungen für Direktor und Schuldiener sind in Anordnung billiger, wobei noch in Betracht kommt, daß der Zu*
einem eigenen villenartigen Anbau untergebracht und erhalten gang zu den Klassen nicht durch die engen Vorräume, in denen
einen Nebenzugang an der nördlichen Straße. Die Gärten rechts allerlei Unfug getrieben wird, stattfinden muß.
und links vom Nebeneingang sind als Ziergärten gedacht. Gemüse* Bei der Außenarchitektur wurde Hauptwert auf die Silhouette
gärten können auf dem Teil östlich der Einfahrt angewiesen werden. und Erreichung des Schulcharakters im einfachen, volkstümlichen
Der Turn* und Spielhof erhält ein beiläufiges Ausmaß von Sinne gelegt. Die Fassade ist größtenteils in Putz, Sockel und Ein*
iooo m-, ist in windgeschützter Lage, von den zwei Flügeln des friedungsmauer aus Stein oder Beton gedacht. Die Gänge sind mit
Gebäudes eingeschlossen, und eben planiert. Asbestfußboden herzustellen, Fußboden der Schulräume etc. aus
Die Garderoben sind auf den Gängen angeordnet, wobei die harten Brettern. Die Decken aus Beton oder Platzel zwischen Tra*
Kleider, frei hängend, durch ein Gitter gegen Diebstahl abgeschlossen versen, die Musikzimmer erhalten doppelte Decken wegen der
werden. Diese Anlage ist in mehrfacher Art den Garderoben zwischen Schalldurchlässigkeit. Die Dächer sind mit doppelten Biberschwänzen
den Klassenzimmern vorzuziehen. zu decken.
Salist Ex. .
hcmalixen Leihhauses in Salzburg. Gezeichnet von GrundriO zum Entwurf für ein Landhaus in Steiermark.
Prof. J. Schubauer. (Text Seite 147.) Vom Architekten E. Thumb. (Perspektive. Seite 147-)
DER ARCHITEKT XIV, 149
Hotelterrasse,
die
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Otto
Oberbaurat
Architekturschule
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Architekten
Vom
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modernes
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Mittelbaues.
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DER ARCHITEKT XIV.
Wagner)
Otto
Oberbaurat
(Arcfaitekturschale
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Alfred
Architekten
Vom
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Projekt
dem
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DER ARCHITEKT XIV.
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Iglauer Rechtsbuch.
Mähr.-Trüfcau, Gemeindehaus.
(I. Preis.)
Vom Architekten Rudolf Eisler.
zimmer nur so hoch ist, daß sie eben noch zugänglich ist. Da-
durch entsteht eine Höhendifferenz in den Stockwerken beider
Schulen, die durch den einen Arm der dreiarmigen Stiege über-
wunden ist.
Der Verkehr von einer Schule zur anderen ist bei Projekt A
in jedem Stockwerke möglich gemacht, während bei Projekt B im
II. Steck keine Verbindung ist. Alles in allem weist Projekt A
gegenüber einem billigeren Projekt so viele Vorzüge auf, daß die
höhere Bausumme vollständig gerechtfertigt ist. Anderseits ver-
pflichtet sich der Verfasser, bei etwaiger Ausführung ein drittes
Projekt auszuarbeiten, das nach' Möglichkeit die Vorzüge beider
Projekte in sich vereint. Die Gemeindeverwaltung der Stadt Liesing
würde sich aber um die Jugend ein Verdienst erwerben, wenn
sie sich bei Errichtung eines neuen Schulhauses — als erste
Gemeinde — nur von eingangs erwähnten Erwägungen leiten läßt,
von dem Wunsche, der Jugend eine lebensfreudige Stätte zu schaffen,
die sie für die Aufnahme der Weisheiten empfänglicher macht und
ihren Lehrern solcherart das verantwortungsvolle Amt erleichtert.
Betreffs des angewandten Materiales wäre zu bemerken, daß
die Decken aus Patentplatzelgewölbe hergestellt gedacht sind, die
Fassaden aus gut ausgeführtem Verputz mit teilweiser Verwendung
von Sandstein; die Dächer sind mit Ziegel gedeckt, welche Deckungs-
art bei guter Herstellung sehr wenig Erhaltungskosten verursacht,
wie überhaupt auch für Einfriedung und sonstiges nur das Gute
und Gediegene billig ist.
Bildhauerarbeiten werden spärlich angewendet, aber wenn
schon, dann nur aus Stein oder Steinzeug oder Majolika. Die
Fenster sind eventuell aus Eisen herzustellen, jedenfalls aber mit
engerer Sprossenteilung, da eine solche die Mauerfläche bindet und
nicht in so furchtbarer Weise zerreißt wie die an sich großen
Fensteröffnungen bei großen Scheiben. Der Verfasser.
Olmütz, Zierotinsches Haus.
Laut Beschluß des bulgarischen Justizministeriums war das I. und II. ist bis zum Hauptgesimse 29 41
Stock, m
hoch, 38 80 m
neue Justizpalais auf den bereits früher einmal hergestellten breit, 9 i' 4 t> m
lang und steht auf einer Bauarea von 3624 m
wovon ;
Fundamenten des später zur Ausführung gar nicht gelangten 3217 m verbaute Fläche und 407 m- die Höfe ausmachen.
die
;
Rathauses zu projektieren, und zwar mit Benützung sämtlicher Die einzelnen Stockwerke enthalten: im Souterrain Räume
alten Mauern der Fundamente und Beibehaltung der Grundriß- für Notare, Archivum, Grundbuch, Justizwache, Häftlinge und
konfiguration, mit Ausnahme derjenigen der Vestibüle und der Gerichtsdiener; im Hochparterre das Tribunal der I. Instanz (zwei
Hauptstiege, wo eine Verschiebung der Mauerstellungen zum Zwecke Straf- und drei Zivilkammern); im I. Stock den Appellationshof;
der freien architektonischen Komposition gestattet war. im II. Stock den Kassationshof.
Die eine Schmalseite des Gebäudes, gelegen gegen einen Platz, Der Kubikinhalt des Gebäudes beträgt vom Souterrainfuß-
hat als Hauptfassade zu gelten gehabt. boden bis zur Hauptgesimsoberkante 96.000m 3 die Bausumme wurde
,
Das Gebäude besteht aus Souterrain, Hochparterre, Mezzanin, mit 1,800.000 Franken berechnet (ä 19 Franken per Kubikmeter).
156 DER ARCHITEKT XIV.
Das neue Rathaus in Bozen. Erbaut nach den Plänen von Prof. Karl
Hocheder in München und Stadtarchitekten Wilhelm Kürschner in Bozen.
Entwurf für eine Einfriedung des städtischen Volksgartens in Wels. Vom Architekten Rudolf Truksa (3. Preis).
DER ARCHITEKT XIV. 159
Entwurf für eine Einfriedung des städtischen Volksgartens in Wels. Vom Architekten E. Mar g old.
Wohnhaus in Wien-Grinzing. Von den Architekten Franz Freih. v. Krauß & J. Tölk.
i6o DER ARCHITEKT XIV.
Villa in Baden bei Wien. Vom Architekten Dr. Arnold Karplus in Wien. Erbaut vom Baumeister Anton Brey er in Baden. (Tafel 30.)
Wohnhaus u. Hotel
des Triester Spar-
und Vorschufl-Ver-
eines.Archit. Prof.
Dr. M. Fabiani.
DER ARCHITEKT XIV. 161
Eingang zur Ausstellungshalle der Kunstschau Wien 1908. Vom Architekten Prof. Josef H offmann.
Josef Olbrich,
Von Oberbaurat Otto Wagner,*)
Nach den Aufzeichnungen der k. k. Akademie der bildenden Dieser Umstand ermöglicht mir, Olbrichs künstlerische Lauf-
Künste ist Josef Olbrich am 22. November 1867 in Troppau geboren, bahn genau zu kennen, sie richtig zu beurteilen, und veranlaßt
absolvierte das Untergymnasium und die Staatsgewerbeschule in mich heute, ihn zu würdigen. Unter den Talenten, über die Olbrich
Wien und war Schüler der Akademie von Oktober 1890 bis Juli 1893. verfügte und die sich schon damals ziemlich eruptiv Luft machten,
Als solcher erhielt er alle Preise, über die die Spezialschule ver, seien besonders erwähnt seine rege Phantasie, eine starke poetische
fügte.Zu den alljährlichen Besuchen, die ich den Schulausstellungen Ader, ein feuriges musikalisches Empfinden, zu dem sich ein ziem-
der Akademie abstattete und die ihren Grund in Neugierde und Fest- liches musikalisches Können gesellte, ein außergewöhnlicher Ge-
stellung des Niveaus der Leistungen hatten, gesellte sich im Jahre 1903 schmack und eine seltene zeichnerische Handfertigkeit. In konstruk-
noch der Umstand, daß ich anläßlich der Durchführung des bau- tiver Beziehung und Erfahrung war er damals ein Neuling. Wenige
künstlerischen Teiles der Stadtbahn Hilfskräfte suchte. Olbrich hatte Jahre genügten, diese Eigenschaften zu vervollkommnen, alle anderen
unter Hasenauer gerade ein Theaterprojekt für die Schulausstellung aber zu einer Höhe zu erheben, wie ich sie sonst nie bei jemandem
und echt Hasenauer), aber das
ausgearbeitet (noch völlig Tradition beobachten konnte und auch kaum künftig zu beobachten Gelegen-
Projekt überragte schon damals durch seine zeichnerische Fertigkeit heit haben werde.
alles andere. Ich erkundigte mich um diesen Schüler und erfuhr, Was hauptsächlich seine Mache, seine Art der Darstellung, an-
daß er im Hause sei. Im Vestibül traf ich ihn, und er ging auf langt, so kann ich ihm nur einen, aber kaum als gleichwertig, an die
meinen Engagementantrag sofort mit Freuden ein. Seite stellen, nämlich einen meiner Lehrer, den Professor van der Nüll.
Da er auch das Staatsreisestipendium erhalten hatte und im Zu all seinen Eigenschaften gesellte sich ein bedeutender Ehr-
Herbst sich zur Reise rüsten mußte, waren ihm die drei bis vier Monate von seinem Können, unbarmherzig auf die
geiz, der ihn, unterstützt
Betätigung in meinem Atelier mehr als erwünscht. Mit einer Unterbre- engeren Kollegen herabblicken ließ. Eine Eigenschaft, die ich, wenn
chung (Romreise) sind aus dieser Zeit allerdings fünf Jahre geworden. auch in größerer Stärke, wieder nur bei Gottfried Semper beob'
*) Feuilleton der „Zeit“ vom 14. August 1908. achtete, dessen Verkehr mit der Kunstwelt, leider mit ziemlichem
IÖ 2 DER ARCHITEKT XIV.
..Kurzsichtigkeit“ der maßgebenden Faktoren ließ es nicht dazu bietung aller Kräfte mühselig anzukleiden, und auf alle Fragen nur
kommen, und man ließ Olbrich, der unterdessen die schmeichel- leise Antworten lispelte, eines aber noch durchaus wollte: arbeiten.
haftesten Anträge erhalten, zum großen Nachteil der Kunst und zu Jetzt, wo der Tod diese Riesenkraft gebrochen, kann die Welt
Österreichs bedeutendem wirtschaftlichen Nachteil ziehen, wie man erfahren, daß sein Ehrgeiz und sein Arbeitseifer maßlos waren
es später leider mit Czeschka und Luksch u. a. wieder getan hat. und daß er kurz vor seiner Erkrankung zu einer bekannten Dame
Der enormen Schaffenskraft des Künstlers gelang es, in Darmstadt, sagte, daß all seine Arbeit bis jetzt nur ein winziger Bruchteil
wohin er berufen wurde, unterstützt durch den wirklich kunst- von dem sei, was er leisten werde, leisten müsse.
sinnigen Großherzog von Hessen, unter Mithilfe anderer Künstler Der Künstler starb Samstag den 8. August 1908, nachmittag,
innerhalb zweier Jahre ein epochales Werk, die Künstlerkolonie, zu halb 2 Uhr. Die vielseitigen Ansinnen, die an mich gestellt wurden,
schaffen. Eine Studienreise, die ich mit vierzehn von meinen Schülern über Olbrich zu schreiben, lassen mich vermuten, daß es die
nach Darmstadt. Berlin usw. in dieser Zeit unternahm, veranlaßte Allgemeinheit interessieren dürfte, mein, respektive unser (der Klimt-
mich damals, Olbrich in Anerkennungseiner Leistung durch meine Gruppe) Urteil über den Künstler zu vernehmen. Vielleicht komme
Schüler einen Lorbeerkranz zu überreichen, welche Ehrung ihm ich diesem Ansinnen am besten nach, wenn ich den Brief ver-
große Freude beseitete. öffentliche, den ich der Witwe nach Einlangen der Trauernachricht
Seine Tätigkeit fand durch die Vollendung der Künstler- sendete. Er lautet:
1 1 rii in Darmstadt eine Art Abschluß. Ein „Dokument deutscher „Wien, 9. August 1908.
Km- I n.innte er selbst, und mit Recht, diese Tat. Seine Energie»
Hochgeehrte gnädige Frau!
.sein s, •li- tbewußtsein halfen ihm spielend hinweg über das blöde
Mitl.-i .lächeln der einen, während der Beifall der anderen ihn zu
1 Ein Blitzschlag, der einen neben mir schreitenden Freund
neuen Taten anspornte. Aber das brutal Erobernde seines Schaffens tötet — dies ist der Eindruck, den die Schreckensnachricht auf
und Könnens läßt neue Freunde und neue erbitterte Feinde ent- mich machte.
DER ARCHITEKT XIV. 163
Gewiß ist der Verlust, den Sie, gnädige Frau, und wir Freunde Daß Sie, hochverehrte Frau, auserkoren waren, wenn auch nur
Olbrichs durch seinen Tod erleiden, ein sehr großer; aber glauben kurze Zeit, an der Seite dieses Giganten zu leben und sein Dasein
Sie es mir, der Verlust, den die Kunst erleidet, ist größer noch. zu beglücken, mag Sie über den schweren Schlag trösten, der Sie
Bei seinem kaum zu fassenden Genie, bei seinem beispiellosen betroffen.
Talent, bei übermenschlichen Schaffenskraft gerade in der
seiner Hoffentlich findet sich eine Gruppe von Künstern, die in
Zeit der Klärung, mußte der Tod ihn dahinraffen. Die Menge ist Würdigung eines solchen Menschenwertes den Menschen selbst im
leider so blind, daß ihr nie klar werden wird, was sie von Olbrich Bilde der Nachwelt überliefert.
noch hätte erwarten können. Schätze, Reichtümer sind ihr ver^
Hochachtungsvoll Ihr ergebenster
loren gegangen und sie weiß nichts davon. Nur eine verschwindend
kleine Anzahl von Menschen findet den Maßstab für diesen Verlust. Otto Wagner“
Gartentheater der Kunstschau Wien 1908. Vom Architekten Franz Leb i sch.
164
DER ARCHITEKT XIV.
(Mähren).
Ung.-Hradisch.
Napajedl
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Verpflegsstation
Dominik
und
Architekten
Feuerwehrdepot Vom
Tölk.
J.
&
Krau»
v.
F.
Architekten
den
Von
XII.
Wien.
in
Fischverkaufshalle
166 DER ARCHITEKT XIV.
Doppelgrab in Granit. Vom Architekten Otto Prutscher. Zentralfriedhof. Vom Architekten IC1. Frömel.
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Erdgeschoß.
Erker an der Fassade gegen den Inn. Linksseitiger Teil mit den Tiroler-Bauernstuben.
Dieser Wettbewerb war darum so interessant, weil dem Archi- Zwischen diesem Teil und dem Museum liegt ein Hof. von
tekten die Möglichkeit gegeben war. einem Monumentalgebäude den Arkaden und dem Museum eingeschlossen, der zur Aufstellung
so liebreizenden und anheimelnden Tiroler Volksstil geben und von Steingruppen oder zur Anlage eines alten Friedhofes ge-
den verschiedenen Inhalt des Gebäudes auch nach außenhin zum dacht war.
Ausdruck bringen zu können. Die Anordnung der Räume ist aus den Grundrissen er-
Der am innrain gelegene, lange Bauplatz ergab natürlich auch sichtlich.
eine entsprechend langgestreckte Grundrißanordnung und ermög- Auf Anlage von Gängen wurde ganz verzichtet, da die-
die
lichte daher auch eine reichere Gruppierung. Der Mittelaufbau mit selben nur Raumverschwendung wären und doch zur Aufstellung
dem Haupteingang dominiert an der Front gegen die Ferdinands- von Gegenständen nicht geeignet sind.
illee. Linksseitig anschließend liegt ein Kreuzgang, welcher zur Auf- Die Bibliothek ist direkt von der Vorhalle durch den Kreuz-
teilung von Gegenständen aus Stein geeignet wäre, von dem Trakt gang zugänglich.
mit den 36 Bauernstuben eingeschlossen. Dieser Teil wurde auch Vor dem Gebäude war eine Platzanlage projektiert und
nach außen als Tiroler Bauernhaus gestaltet. Im Interesse der wurde hier Gelegenheit zur Aufstellung eines Denkmales ge-
tr. rischen Anlage wurden die Räume der Verwaltung rechts
1 geben.
in einem ei<enen Trakt untergebracht und durch einen Laubengang In Anbetracht der für diesen Bau projektierten geringen Bau-
die Verbindung mit dem Museum hergestellt. Der Zugang erfolgt summe w urde die Fassade in Putz und der Sockel aus Bruchstein
durch den alten Tiroler Stadtturm. gedacht.
DER ARCHITEKT XIV.
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172 DER ARCHITEKT XIV.
Architektur*)
Die Einheit der **)
Denn nur auf der Grundlage einheitlicher Ausdrucksformen wenig aber aus den „individuellen Sonderbestrebungen einer
lassen sich zwei Bedingungen erfüllen, die für eine nationale künstlerisch noch so kühn vorwärts strebenden Zeit wie die un-
Architektur unbedingt vorhanden sein müssen.“ Die eine ist die sere. Sie kann nur das Ergebnis sein einer sorgfältig entwickelten,
Aufstellung des Typs, der durch fortgesetzte Arbeit der Vollendung in Liebe gepflegten Tradition, die auf den Grundlagen des heutigen
zugeführt werden muß. Die zweite ist die einer gemeinsamen Lebens aufgebaut ist, an der die ganze Nation mitarbeitet und die
Arbeit, eines einheitlichen Wollens aller Künstler, das ja allein nicht so sehr artistische Einzelleistungen erstrebt, als die Durch-
Gewähr dafür bietet, „daß auch kleinere Geister erträgliche bildung eines guten Typs.“ Das klar und überzeugend aus-
Leistungen hervorbringen“. So ist es in der Tat: Die nationale gesprochen zu haben, halte ich für ein ursprüngliches Verdienst
Baukunst in der Zukunft wird nimmermehr geboren werden aus des Verfassers.
Formen, „die einer entschwundenen Kultur angehören“; ebenso- v. Feldegg.
lustigenHaushof, manches arkadengeschmückte Rathaus, Bogen in Gumpoldskirchen und Perchtoldsdorf gebildet, wo kühne
manchen Laubengang auf dem Hauptplatz erhalten haben. Verschneidungen von Bogen und Gewölben eine höchst sichere und
Unsere Abbildungen bringen aus Wiener-Neustadt Hof- wagemutige Maurerkunst zeigen. Vom weichen Korbbogen bis
bildungen und einen alten malerischen Treppenaufgang vom zum flachen Segment gibt es da Übergänge. Der hübsche Bauern-
Hofe des Bischofspalastes; dort herrscht noch die runde Säulen- hof in der Elisabethstraße von Perchtoldsdorf wirkt originell
form mit Postament und Ballustrade. Derber sind die Pfeiler und durch die Kombination von flachen Erkern und Blendarkaden.
Der Zufälligkeitsreiz dieser naiven Bauweise ist erfrischen- linig oder in Bogenform — gut gegeneinander abgewogen sind.
der wie die ausgeklügelte Regelmäßigkeit geschulter Formgebung. Am häufigsten sieht man überraschende Lösungen, wenn das
In Nußdorf bei Wien kann man dann sehen, wie einfache Haus- Motiv des Stiegenaufganges in der Hofbildung zur Anwendung
höfe lebendig wirken können, wenn auch jede Spur architek- kommt. Diese offenen Stiegenhäuser und Lauben sind heute in
tonischer Detaillierung verschwindet und nur mehr die aus der Stadthäusern verpönt; ihr Platz ist im Landhause und überall
glatten Mauerfläche herausgeschnittenen Öffnungen —
ob gerad- dort, wo der winterliche Schnee kein Hindernis bildet, daß aber
auch die Großstadt vor kurzem solche Höfe besaß, konnte man Beispiele, diewir hier in Ausschnitten vorführen, zeigen, wie
bis vor wenigen Monaten noch in Wien zeigen. Nun ist der weit entfernt von Regeln und Stilgesetzen die frischesten Wir^
letzte schöne Laubenhof daselbst demoliert worden und man kungen gedeihen und trotz mancher Derbheit und Willkür un«
muß schon die kleinen Städte des Landes besuchen, um den mittelbar anzusprechen vermögen.
Reiz dieser heiteren Anlagen noch zu genießen. Die wenigen Hartwig Fischei,
Wiener-Neustadt. Gumpoldskirchen.
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Österreichische Kunsttopographie.
Herausgegeben von der k. k. Zentral-Kommission für Kunst-
und historische Denkmale.
(Probeabbildungen auf Seite 181 bis 185.)
Ziegelbau.
Von Dr. Hans Schmidkunz (Berlin-Halensee).
Imbach. Pfarrkirche. Chor, Josefskapelle und hl. Grabkapelle. *) Samt seiner Verfeinerung durch die „Terrakotta“.
DER ARCHITEKT XIV. 183
ausnahmslos einstehen. Die Verbindung von Ziegelbau und eigent- tende künstlerische Höhe erklommen hat“ wie eben in der nord-
lichem Steinbau hat sich historisch gut bewährt und wird wohl deutschen Tiefebene. Die oberdeutsche Hochebene hat den Ziegelbau
auch weiterhin, zweckmäßiger anzustreben sein, als der reine Ziegel- keineswegs verschmäht und ihn etwa von Ulm im Westen bis
bau. Beispielsweise liegt ja die Bevorzugung des Hausteines für östlich tief nach Österreich hinein in einer mit Norddeutschland
die Säule und des Backsteines für den Pfeiler und Pilaster ganz ungefähr gleichartigen Bauweise gepflegt. Allerdings ist hier diese
nahe, während hinwieder Verbindung von Haustein und glasierter Bauweise mit dem Mittelalter so gut wie völlig erloschen, etwa
Keramik Gegner findet. Jedenfalls aber besitzt der Ziegel seine Einzelheiten wie am Rathause zu Ulm ausgenommen („Backstein-
eigentümliche Ausdruckssprache; und ihr nachzugehen“ soll auch bauten der Renaissance in Norddeutschland“, Frankfurt a. M. 1899,
zu den Absichten, der folgenden Zeilen sowie hoffentlich noch S. 1 und 4; dazu Tafel 11). Doch auch die neueste Zeit kennt
mancher ähnlicher Auseinandersetzungen, gehören. süddeutschen Ziegelbau. Selbst in dem an den Haustein und gerade
Wer von den süddeutschen Gegenden, namentlich aus Wien, auch an den Putzfeau so sehr gewöhnten Wien besitzen wir einige
und ferner mit der Erinnerung an die großen gotischen Dome neuere Kirchen von hervorragender Bedeutung, zumal in äußeren
Süddeutschlands nach Norddeutschland und etwa nach London Bezirken; und wohl nur die hier geringere Verwendung glasierter
kommt, wird vor den dort überall häufigen Ziegelbauten (die aller- Farbenziegel läßt solche Bauten gegenüber den norddeutschen zu-
dings auch oft danach, sind) eine ziemliche Enttäuschung wenig- rückstehen.
stens im Anfänge fühlen. Wer an Steinbau und Putzbau gewöhnt Die Belebung der Flächen von Ziegelmauern durch das eben-
ist, fühlt sich vom Ziegelbau sozusagen kalt berührt und vielleicht genannte sowie durch andere Mittel erscheint selbst auf sogenanntem
auch gelangweilt. Die Ausdruckssprache des Hausteines und des klassischem Boden großenteils geringer als in jenem Norddeutsch-
Putzes ist vor eindringenderer Erkenntnis ^verständlicher als die fand, von dessen sonstiger Nüchternheit wenigstens der mittelalter-
des Ziegels. Es müssen mit diesem ebenso mehr Bemühungen auf- liche Ziegelbau eine glückliche Ausnahme bildet. Sonst jedoch ist
geboten werden als mit den übrigen Bauelementen, wie auch die gerade auch der in so vielen Dingen maßgebende Boden Italiens
dem Ziegelbau günstigen Landstriche meist schon in sonstigen
; zugleich ein Zeugnis für die Bedeutung des Ziegelbaues. Vor allem
Kulturdingen ärmer und auf größeren Eifer angewiesen sind. Um so kommt hier wie sonst der Boden des Landes in Betracht. Der nord-
gerechtfertigter ist der Versuch, nähere Kenntnisse der architektoni- deutschen Tiefebene entspricht dabei die Po-Ebene Norditaliens mit
schen Ziegelwelt zu verbreiten. ihren Tonlagern. Die nördlich und südlich davon liegenden gebir-
Dazu gehört vor allem schon der- Einblick in die tatsäch- gigeren Gegenden bevorzugen natürlich den Hausteinbau, doch keines-
liche Verbreitung des Ziegelbaues. Von den deutschen Ländern wegs ausnahmslos. Beispielsweise trägt unter den italienischen
sind zwar die nördlicheren die Hauptvertreter unserer Spezies. Landschaften die Toskana nicht wenig zur Geschichte unserer
Wahrscheinlich übertreibt A. Haupt nicht, wenn er behauptet, Kunst bei; namentlich die Stadt Siena verfügt über einen so genü-
daß „nirgends in der Welt der reine Backsteinbau eine so bedeu- genden Reichtum von Tonerde, daß sie ebenfalls von Bedeutung
184
DER ARCHITEKT XIV.
für uns ist. Beispielsweise lernen wir (bei H. Strack, Spalte 3) die Kapelle
des Palazzo del Diavolo als einen der vollendetsten Terrakottabauten aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts kennen. Auch der aus der sonstigen Baugeschi chte
wohlangesehene Architekt B. Peruzzi hat hier zierliche Ziegelbauten aufge'
führt. Andere toskanische Städte folgten nach, wie z. B. Pisa mit seinem
überraschend schönen Palazzo Agostino.
Die hauptsächliche und entscheidende italienische Landschaft des Ziegel'
baues ist aber die Lombardei. Während die venetianische Landschaft ihre
Ziegelkunst mehr nach byzantinischen und natürlich auch ravennatischen Vor-
bildern entfaltet und mit dem Ende des Mittelalters so ziemlich fallen gelassen
hat, zeigt die Lombardei eine selbständigere und reicher bewegte Ziegelbaukunst.
Gegen Ende des Mittelalters und in der Frührenaissance, deren ornamentaler
Detailsinn für die Tonarbeit besonders günstig war, kam hier und in der Ro'
magna eine ganz besonders hohe Blüte des Ziegelbaues. In erster Linie steht
Mailand, insbesondere durch seine Kirche S. Maria delle Grazie, durch sein
namentlich in der Fassade eindrucksvolles Ospedale maggiore und nicht zuletzt
durch das nahegelegene Zisterzienserkloster Chiaravalle milanese (die zitierten
Werke von Strack und von Stiehl bringen von den hier erwähnten Bauten
reichliche und zum Teil frappierende Abbildungen). Von anderen lombardischen
Städten beteiligen sich an unserer Sache: Cremona durch seinen Dom und
durch sein Baptisterium, welches das berühmtere Pisaner in Ziegelbau über'
trägt, sodann Pavia durch bedeutende Bestandteile seiner Certosa und durch
S. Pietro; woran sich das piemontesische Vercelli durch sein ebenfalls über'
raschend schönes S. Andrea anschließt. Neben der Lombardei kommen die
Romagna insbesondere durch Ferrara (mit hervorragend feinen Formen) und,
wenngleich schon in einigem ästhetischen Abstande, die Emilia mit der Stadt
Bologna in Betracht, welch letztere Stadt uns besonders durch ihre Mercanzia
erfreut. Jedenfalls gelten Mailand, Ferrara und Bologna als die eigentlichen
Terrakottastädte Italiens.
Wer in der norddeutschen Tiefebene Gleichwertiges sucht, wird aller'
lings in den Weltstädten dieses Landes weniger finden als in seinen kleineren
Stä tten. Um in Berlin den heimischen Ziegelbau des Mittelalters zu studieren,
muß man nach der Stadt Brandenburg gehen. Wer die Wanderung fortsetzt,
der ünJet allerdings einen immer größeren Reichtum, von dem romanischen Venedig. Brunnen im Hofe des Frariklosters.
DER ARCHITEKT XIV. 185
Wirkungen. So fand z. B. O. Stiehl (am angeführten Orte S. 53) und betont, daß der Backstein doch immer ein Surrogat, ein künst-
die Normandie als das eigentliche Ursprungsland der oberitalieni- liches Material sei.Den Werken dieser Bauweise werde durch „die
sehen Ziegelkunst in der romanischen Zeit; wobei jedoch hinwieder Kleinheit der technischen Einheit, welche sich einer völlig befrie-
der italienische Einfluß auf die Normandie begreiflich gemacht digenden Flächenwirkung entgegenstellt“, der Charakter mühsamer
wird. Weiterhin dürfte nach diesen Ausführungen Italien (nicht Mosaikarbeit aufgezwungen (S. 3)-
die Niederlande) auch das entscheidende Vorbild für die romanische Das hindert uns allerdings nicht, die gegenwärtigen theo-
Ziegelkunst Deutschlands gewesen sein (ebenda S. 62 ff., besonders retischen und praktischen Agitationen für die Sache aufmerksam
79 und 81). zu verfolgen. Die praktische Seite ist die, daß die reichsdeutsche
Die Zeit der französischen Herrschaft auch in der Bauge- Industrie für Baukeramik in ihren Anlagen ein gewaltiges Kapital
schichte unterbrach großenteils die Kontinuität des europäischen investiert hat und nun immer noch nicht genügend verwerten
Ziegelwerkes, bis endlich die neueste Zeit einen neuen Aufschwung kann. Vereine wie der für Ton-, Zement- und Kalkindustrie (Vor-
brachte. Hier spielt oder wird eine große Rolle spielen der Bau- sitzender A. March in Charlottenburg, Nachfolger des durch die
eifer Nordamerikas. Alles Land einer Kolonisation, zumal einer Gründung der Charlottenburger Terrakottenfabrik weitbekannten
raschen, begünstigt den hinwieder das schnelle und bequeme Bauen E. March), der Verband deutscher Tonindustrieller, der Verein
begünstigenden Ziegel, wie wir es ja leicht an der Baugeschichte deutscher Verblendstein- und Terrakottenfabrikanten agitieren leb-
Norddeutschlands erkennen. Doch noch mehr. In den Vereinigten haft; der erstgenannte Verein, dessen Fachausstellung zu Berlin 1905
Staaten blüht jetzt der Ziegelbau samt seinen Verfeinerungen, bei' reich an Belehrung war, hat auch Wettbewerbe ausgeschrieben.
spielsweise in New York durch ganze Fassaden hindurch; und Wer sich näher für diese Dinge interessiert, findet in Zeitschriften
einige Fachschulen von dort werden auch ob ihrer Wirksamkeit wie den „Keramischen Monatsheften“ und der „Tonindustriezeitung“
für das Vollkommene der Technik gerühmt. Der bedeutende nord- samt ihrem „Tonindustriekalender“ wohl alles Nötige.
amerikanische Architekt H. H. Richardson (1838—1886), der die Mit reichen literarischen und praktischen Arbeiten ist auch
ältere Baugeschichte Europas in sehr selbständiger Weise ver- M. Hasak in einer vielleicht etwas weitgehenden Weise für den
arbeitete, hat das dortige Ziegelbauwesen im Gegensätze zu dem „Stein der Weisen“ eingetreten, wie er den Backstein nennt (die
unserigen namentlich nach der Richtung einer abwechslungsreicheren „Keramischen Monatshefte“, IV und V, 1904 und 1905, zeigen Näheres).
Belebung der Flächen beeinflußt. Sodann hat der Genannte am 4. November 1907 im „Berliner
Und nun die reichsdeutschen Länder! Hier stehen wir am Architektenverein“ einen kurzen, inhaltsreichen Vortrag gehalten:
Beginn einer Neublüte, die zahlreiche Kräfte geweckt und manche „Der Ziegelbau, ein Jungbrunnen künstlerischer Eigenart.“ Seine
hübsche Leistung hervorgebracht hat. Daß der Ziegelbau „einer Darlegungen, die wohl auch ihre Veröffentlichung finden werden,
neuen Blüte und Entwicklung entgegengeht und entgegengehen begannen mit einem historischen Überblick über den gebrannten
muß" (A. Haupt, S. 3), kann ja bereits feststehen. Weniger fest Ton von den Assyriern angefangen bis zu jenen neueren Ziegel-
steht die allgemeine Schätzung der neuen Tendenzen. Begreiflicher- bauten Berlins, die der Vortragende schon früher „Edelsteine“ ge-
weise stehen wir bereits in der Gefahr eines Fanatismus, sozusagen nannt und auch diesmal, teilweise wohl mit Überschätzung, als
einer „Plinthomanie“. Sie übersieht leicht, daß die Ziegelbauweise ganz besonders bedeutend gerühmt hat. Dazu noch das Nötige
doch immerhin Eigentümlichkeiten besitzt, die sie niemals ganz über Form usw. des Ziegelsteines sowie über die Wettbewerbe
mit dem Werksteine konkurrieren lassen. Sie verführt mindestens jenes Vereines, zu welchen sich die Zuhörer so weit klar werden
ebenso leicht wie andere Bauweisen zu einer Gleichförmigkeit (die wollten, daß sie sich über Beteiligung entscheiden konnten. Eine
wir bereits historisch merken konnten) sowie zu einer Nüchtern- wenige Tage nachher stattgefundene Sitzung ergab denn auch mit
heit — obschon ihr beide Eigenschaften nicht unbedingt notwendig Stimmenmehrheit eine Annahme des Vorschlages der Beteiligung,
sind. Dazu die uns bereits bekannte Schwierigkeit, die Schönheiten obwohl beider Debatte zu jenem Vortrage manche Skepsis, nament-
des Ziegelbaues vor längerer Gewöhnung oder theoretischer Schulung lich von Architekt Hoßfeld, ausgesprochen worden ist.
zu würdigen. Selbst ein so eifriger und verdienstvoller Historiker Besonders wichtig war in jenem Vortrage die Demonstration
des Ziegelbaues wie A. Haupt verwahrt sich gegen die Fanatiker einiger Keramiken. Schön geformte Terrakotten waren interessant
i86 DER ARCHITEKT XIV.
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einer Petition, welche der Verein deutscher Verblendstein- und Mit alldem ist jedenfalls gezeigt, daß es lohnend sein dürfte,
Terrakottenfabrikanten anfangs 1904 an das preußische Abgeord- die landesüblichen Ansichten über das keramische Bauwesen durch
netenhaus gerichtet hat. Es handelt sich darum, daß an der Char- einige Blicke auf seine Geschichte zu berichtigen und schließlich
lottenburger und etwa auch an anderen preußischen technischen mindestens eine Weiterführung des Vorhandenen, womöglich aber
Hochschulen Lehrstühle für Feinziegel- und Terrakottenbau er- eine ebensolche Vervollkommnung, wie sie das Mittelalter gebracht
richtet würden. hatte, zu erstreben.
Hauseingang und Hof eines Weinbauern; Wien-Nußdorf. Aufnahmen vom Architekt H. Fischei.
Bei derLösung des Grundrisses wurde in erster Linie ver- kommen. Diese Kuppelkonstruktionen sind in Betoneisen ausgeführt,
sucht, großen Hof zu erzielen, in welchen die
einen möglichst ebenso wie die Tragkonstruktion der vorderen Stiege.
Krankenzimmer für Schwerkranke münden können. Dabei war Die Fenster aller anderen Räume wurden mit kannelierten
auf die Erweiterungsmöglichkeit Bedacht zu nehmen, und wird Tafeln verglast, welche es unmöglich machen, daß ein Vis-ä-vis bei
vielleicht manches im Grundriß erst dann verständlich, wenn diese Tage den Vorgang hinter dem Fenster im Zimmer beobachten kann.
Erweiterung einmal durchgeführt werden kann. Leider wurden auf Wunsch der Bauherren diese Tafeln bei den Mittel-
Bei der Bestimmung dieses Sanatoriums für Hautkrankheiten flügeln der Fenster entfernt, wodurch der Zweck verfehlt ist und
und Krankheiten der Harnwege war bedingt, daß bei vielen Zim- die übrigen Tafeln nun als Spielerei wirken. So vieles wäre
mern das Bad und Klosett in unmittelbarer Nähe sind. Dadurch über Wollen und Nichtdürfen zu sagen. Die Anführung ge-
entstand die Einteilung der Zimmer auf die Gasse mit ihren an- drängter Bauzeit allein dürfte genügen, um zu erklären, warum
gegliederten Bad- und Klosetträumen, welche die Fensterteilung der manches nicht so ist, wie sich’s der Architekt gedacht hat. Dafür
Fassade ergaben Die so lebhaft in der Wirkung der Fassade ist es dem Arzte vollkommen gelungen, in medizinisch-hygienischer
mitsprechenden Kuppeln sind Operationsräume, ein septischer und Hinsicht ein Musterinstitut zu schaffen.
ein aseptischer, die im Grundriß gegen die Straße unter 45"/,, abge- Beginn des Fundamentmauerwerkes am 2. September 1907.
schrägt wurden, um trotz der nach Nordosten gelegenen Fassade Eröffnung des Hauses am 20. Juli 1908.
reines Nordlicht, aber keine Sonne in die Operationsräume zu be- Der Kubikmeter umbauter Räume kam auf K 39-51.
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Vom Architekten Ernst Lichtblau.
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Weit draußen, schon an der Peripherie der Großstadt, soll dieses Haus
erstehen. Weit draußen. Schon einen Übergang bildend zur ländlich-einfachen
Umgebung, die nach und nach ganz unserem Auge entschwunden, nach und
nach ganz vom Treiben der Großstadt verdrängt wurde.
Ein „Bis hieher und nicht weiter“ für das sich hier breitmachende, groß'
mäulige Spekulantentum. eine stille heilige Huldigung für den weiter rückwärts
ansteigenden dunkelgrünen Wald, der mit starrem Ernst gleichmäßig die
weichen Linien des Berges begleitet. Aber auch ein Bekenntnis desjenigen, der
es geschaffen, der stets mit freier Lust und Seligkeit den trauten Akkorden
unserer heimatlichen Volksregungen gelauscht — — — — — — — — — ——
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Dreifaltigkeitskirche an der vorüberziehenden Westbahnstrafle liegend.
Edthofersche-Parzelle
SchwarzstraOe
Theatergebäude
Grundrisse umseitig.
Grundrisse umseitig.
Sparkasse in Caslau.
Vom Architekten Lad, Skrivanek.
Grundrisse umseitig
Tafel
Auerspergstraße.
Oerley.
VIII.
Robert
Wien,
in Architekten
Luithlen
Vom
Sanatorium
XIV.
ARCHITEKT
DER
43
Tafel
Grundrisse.
Auerspergstraße.
VIII.
Wien,
in
Luithlen
Sanatorium
Hauptstiege.
die
gegen
Blick
XIV.
Gartenhof.
ARCHITEKT
DER
44
Tafel
Auerspergstraße.
Oerley.
VIII.
Robert
Wien,
in Architekten
Luithlen
Vom
Sanatorium
XIV.
ARCHITEKT
DER
45
Tafel
Wien.
Co.,
&
Schroll
Anton
von
Verlag
XIV.
ARCHITEKT
DER
46
Tafel
Wien).
in
Ferstel
v.
Freih.
Krematorium.
M.
Prof.
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für
ai'cli.
cand.
Entwurf
Eckstein,
XIV. Josef
Von
ARCHITEKT
DER
47
Tafel
Bielitz.
in
Pfarrkirche Hütter.
Eduard
eine
für
Architekten
Vom
Konkurrenz--Entwurf
XIV.
ARCHITEKT
DER
SSli
gm
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