Bei der ersten Volkszählung vom 15. März 1948 wurden auf dem Staatsgebiet der
Volksrepublik Jugoslawien nur mehr 55.337 Deutsche gezählt, die mit 41.460 Personen
mehrheitlich in der serbischen Teilrepublik und im Raum der autonomen Provinz
Vojvodina lebten. Zum Zeitpunkt der Volkszählung befanden sich noch mindestens
10.000 Deutsche in den sich auflösenden Lagern. An die 70.000 Personen deklarierten
sich wegen der antideutschen Maßnahmen als Magyaren (48.000), Kroaten (12.000),
Serben (6.000), Österreicher oder als Angehörige einer anderen Volksgruppe (3.000).
Denn bei der Volkszählung von 1953 gab es plötzlich noch 60.000 Deutsche, von denen
zwei Drittel bis 1960 auswanderten, nachdem sie sich von ihrer jugoslawischen
Staatsbürgerschaft losgekauft hatten. Zwischen 1952 und 1959 wurde mit Hilfe des
Roten Kreuzes ein Großteil der deutschen Kinder von den jugoslawischen Kinderheimen
nach Deutschland und Österreich überführt. Somit war die deutsche Bevölkerungsgruppe
bei der jugoslawischen Volkszählung von 1961 auf 20.000 Angehörige geschrumpft. Der
Rückgang setzte sich bis zur Volkszählung von 1971 fort, bei der sich nur mehr 12.300
Personen zur deutschen Volksgruppe bekannten. Davon lebten 7.243 Personen im
serbisch-vojvodinischen Raum und 2.792 in der kroatischen Teilrepublik. Der Zerfall der
Volksrepublik Jugoslawien zu Beginn der 1990er Jahre nährte unter dem Regime von
Slobodan Miloševic einen großserbischen Nationalismus, der bei den älteren Angehörigen
der deutschen Volksgruppe wieder Erinnerungen an die Schrecken der Nachkriegszeit
wachrief. Bei der Volkszählung von 1991 waren es daher nur mehr 5.172 Personen, die
sich in Serbien als Deutsche deklarierten. Am Ende des blutigen Bürgerkriegs war unter
militärischem Druck der internationalen Staatengemeinschaft aus den im ehemaligen
Staatsverband der Volksrepublik Jugoslawien verbliebenen Teilrepubliken Serbien und
Montenegro die Bundesrepublik Jugoslawien entstanden. Die Volkszählung in der
Bundesrepublik Jugoslawien von 2002 brachte für die deutsche Volksgruppe mit nur mehr
3.901 Angehörigen einen Verlust von 24% gegenüber 1991. In der Serbischen Republik
sank die Zahl der Deutschen auf 747 Personen; 1991 waren es immerhin noch 1.299
gewesen. In der autonomen Provinz Voivodina hielt sich der Verlust bei der Volkszählung
von 2002 mit einem Minus von 18% gegenüber 1991 in Grenzen. Die Zahl der Deutschen
sank dort von 3.873 auf 3.154. Die Volkszählung von 2002 berücksichtigte die wenigen
Deutschen in Montenegro und im Kosovo nicht mehr. 1991 hatten sich in Montenegro
noch 124 Personen zur deutschen Volksgruppe bekannt, im Kosovo waren es im selben
Jahr genau 90 – in beiden Fällen wohl ausschließlich ehemalige Gastarbeiter in
Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Zu gewissen Hoffnungen ermutigt das
Minderheitengesetz der Bundesrepublik Jugoslawien von 2002, das die deutsche
Minderheit als autochthone Volksgruppe anerkennt und ihr damit eine Reihe von
Minderheitenrechten einräumt. Ein Hauptproblem für die deutsche Minderheit stellen
weiterhin die AVNOJ-Beschlüsse und ihre Folgegesetze dar, weil ihre Rechtsgültigkeit die
Angehörigen der deutschen Volksgruppe teilweise vom Restitutionsprogramm
ausschließt. Die deutschen Minderheitsverbände in der nunmehrigen Republik Serbien-
Montenegro fordern daher die Aufhebung aller Gesetze, die gegen die Bürger deutscher
Volkszugehörigkeit in Jugoslawien erlassen wurden. Die Republik Serbien-Montenegro ist
der Nachfolgestaat der Bundesrepublik Jugoslawien. In der Republik Slowenien existiert
eine kleine deutsche Minderheit, die auf Grundlage der Volkszählung von 1991
mindestens 1.813 Personen umfasst, wobei zwischen Österreichern und Deutschen
unterschieden wurde. Der Grazer Historiker Stefan Karner kam in seinen Untersuchung
zur deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien zum Ergebnis, dass die genaue Zahl
jedoch über diesem Ergebnis liegt. Die Republik Slowenien hat in einem
Kulturabkommen, das 2001 nach langjährigen Verhandlungen mit der Republik Österreich
abgeschlossen wurde, erstmals wieder seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die
Existenz einer deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien anerkannt. Als autochthone
Volksgruppe finden in der Verfassung der Republik Slowenien vom 23. Dezember 1991
hingegen nach wie vor nur die Ungarn und die Italiener Anerkennung. Bei der
Volkszählung 2001 bekannten sich in Slowenien 1628 Personen zur deutschen
Muttersprache.
Im Gegensatz zu Slowenien anerkennt die Republik Kroatien ihre nationalen Minderheiten
als autochthone Volksgruppen, zu denen neben den Serben, Tschechen, Ungarn, Roma,
Italienern, Juden, Ukrainern und Ruthenen (Rusini) auch die Deutschen zählen. In Kroatien
bekennen sich nach amtlichen Angaben 2.800 Personen zur deutschen Minderheit, die
seit der kroatischen Unabhängigkeit ein reges Vereinsleben entwickelt hat. Das kulturelle
Zentrum der deutschen Minderheit in Kroatien ist die Stadt Esseg (kroat. Osijek) in
Slawonien.
Wassertheurer Peter
Slowenien
Offizielle Amtssprache: Slowenisch, regional auch: Ungarisch,
Italienisch
[Die Karte stellt die ehem. Kronländer in der österreichischen Monarchie dar. Sie sind auch Kulturregionen.]
Geschichte
Ein Teil Sloweniens war vielleicht von Illyrern bewohnt, als im 8. Jh.v.Chr.
Kelten sich in Slowenien ansiedelten. Die hiesigen Kelten wurden als
Noriker bekannt, sie vermischten sich möglicherweise mit Illyrern. Um die
Zeitenwende wurde das Gebiet römisch, es begann eine Romanisierung.
Bei der Reichsteilung 395 war Slowenien Teil des Weströmischen Reichs.
Bald darauf wurde es Opfer verschiedener nomadischer Völker, die das
Gebiet nacheinander eroberten, z.B. die Goten, die Langobarden, die
Awaren. Von nachhaltigerer Wirkung waren die Slawen, die mit den
Awaren kamen, möglicherweise als ihre Knechte. Während die anderen
Völker vor allem (meist kurzzeitige) Herrschaft ausübten, siedelten sich
die Slawen in großer Zahl an. Sie verdrängten oder assimilierten die
keltischen, lateinischen und keltischen romanisierten Bewohner an ihre
Sprache und Kultur. So entstand eine alpenslawische Kultur. Nach der
Christianisierung bildeten sie ein Fürstentum, Karantanien. Dieses
Fürstentum wurde ?? Teil anderer Herrschaften, eine gewisse politische
Eigenständigkeit ist aber bis ins 15. Jh. nachweisbar (Inthronisierung des
Herrschers auf dem traditionellen karantanischen Fürstenstuhl, Ablegung
eines Amtseides auf Slawisch usw.). Zu dieser Zeit war das heutige
Slowenien schon Teil des Habsburgerreichs. In diesem verteilte es sich auf
verschiedene Länder: Kärnten, die Steiermark, die Krain, Ungarn
(Übermurgebiet), das Österreichische Küstenland. Man kann auch sagen:
Der Süden Kärnten ebenso wie der Süden der Steiermark waren
slawischsprachig, auch der äußerste Westen Ungarns, die Krain
vollständig; das Küstenland teilte sich in eine italienischsprachige, eine
slowenischsprachige, eine bairischsprachige und eine friaulischsprachige
Gruppe. Die Landschaften waren sehr verschieden; vor allem der
Gegensatz zwischen der Küstenregion und den alpinen übrigen
Landschaften ist heute noch ausgeprägt. Aufgrund der sprachlichen
Ähnlichkeit bildete sich aber Mitte des 19. Jhs. ein slowenisches
Nationalbewußtsein heraus. 1918 wurde Slowenien Teil des Königreichs
der Serben, Kroaten und Slowenen, das ab 1929 Jugoslawien genannt
wurde. Bei Jugoslawien blieb Slowenien in der heutigen Form bis 1991, als
es seine Unabhängigkeit erklärte.
Seit der Zeit des Fürstentums Karantanien gab es Einwanderung aus
verschiedenen Teilen Süddeutschlands. Seitdem gab es eine
deutschsprachige Minderheit im Land. In den Städten dominierte das
Deutsche bis Ende des 19. Jhs. Auf dem Land gab es in verschiedenen
Landesteilen deutsche Minderheiten. Die Gottschee wurde erst durch
Deutsche erstmals besiedelt. Sie machten dort bis zum 2. Weltkrieg 80%
der Bevölkerung aus. Während des Krieges wurde aber Jugoslawien
zerschlagen und Slowenien auf Deutschland, Ungarn und Italien aufgeteilt.
Die Gottschee gehörte zum italienischen Teil, deshalb wurden die
Deutschsprachigen ausgesiedelt. Nur eine kleine Minderheit blieb zurück,
die sich nach dem Krieg zum größten Teil assimilierte. Im deutschen Teil
führte die Militärverwaltung eine Germanisierungspolitik durch, die aber
auf ganzer Linie scheiterte.
Joachim Hösler (2006): Slowenien: Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Ost- und
Südosteuropa, Geschichte der Länder und Völker), Regensburg: Pustet.
Oliver Bagaric
Die Geschichte der deutschen Minderheit in Jugoslawien nach 1945 ist – leider Gottes –
die Geschichte einer aussterbenden Volksgruppe. Betrachtet man die Zahlen, die bei den
Bevölkerungszählungen in der Nachkriegszeit ermittelt wurden, ist ein kontinuierlicher
Rückgang festzustellen. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Partisanen Ende
1944 befanden sich noch circa 200 000, vor allem Donauschwaben unter deren
Einflussbereich. Sie blieben, weil sie nicht evakuiert werden konnten und/oder im
Bewußtsein, nichts Unrechtes getan zu haben. Schon bei der ersten Bevölkerungszählung
nach dem Krieg, 1948, waren nur noch 55 000 Deutsche in Jugoslawien und 1981 ganze
10 000. Das war alles, was von einer 500 000 starken, wirtschaftlich überdurchschnittlich
produktiven nationalen Minderheit geblieben war, die nach der Zerschlagung Österreich-
Ungarns zahlenmäßig genauso stark war, wie etwa die ungarische oder die albanische
Minderheit im neuentstandenen SHS-Staat. Was war passiert?
1945 – die Stunde Null der Donauschwaben in Jugoslawien
Auf die Ereignisse und das Verhalten der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien während
des zweiten Weltkrieges ist eingegangen worden. Hier ist die Frage nach dem Verhalten
des Tito-Regimes und der kommunistischen Regierung gegenüber den Deutschen von
vorrangiger Bedeutung. Die gesamte deutsche Volksgruppe in Jugoslawien wurde mit den
AVNOJ1-Beschlüssen vom 21. November 1943 und am selben Datum 1944 ohne
Gerichtsverfahren und unter Anwendung der völkerrechtlich unhaltbaren These der
Kollektivschuld zu Feinden Jugoslawiens erklärt, entrechtet und enteignet.2 Der Inhalt der
AVNOJ-Erlässe von Jajce lautete:
1. Verlust der jugoslawischen Staatsbürgerschaft und aller bürgerlichen und
staatsbürgerlichen Rechte der deutschen Volkszugehörigen.
2. der gesamte bewegliche und unbewegliche Besitz aller Personen deutscher
Volkszugehörigkeit wird vom Staat beschlagnahmt und geht in dessen Eigentum über.
Von den 200 000 Verbliebenen wurden ca. 170 000 in Arbeits- und Konzentrationslager
in Slowenien, Kroatien und der Vojvodina interniert, ca. 30 000 wurden zur Zwangsarbeit
in die Sowjetunion deportiert. Fast ein Drittel der 200 000 enteigneten und entrechteten
Deutschen, genauer 64 000, vor allem Zivilisten kamen zwischen 1944 und der
Lagerauflösungen im Jahre 1948 ums leben. Es handelte sich dabei in der Batschka um
die Lager Ba_ki Jarak
(Jarek), Gakovo (Gakowa) und Kruševlje (Kruschiwl). Im Banat waren es die Lager
Molin (Molidorf), Kni_anin (Rudolfsgnad), in Syrmien das Lager Seidenfabrik in
Sremska Mitrovica (Syrmisch Mitrowitz). In Slawonien gab es die Lager Valpovo
(Walpach) und Krndija (Kerndia), um nur einige bekanntere zu nennen. In allen Lagern
war die Zahl der Todesopfer hoch: willkürliche Erschießungen, Misshandlungen, völlig
unzureichende Nahrung und ununterbrochen schwere physische Arbeit rafften die
Insassen dahin. Auffällig ist, dass sich die Vertreibungs- und Internierungspolitik der
Partisanen und der kommunistischen Behörden ausschließlich gegen die Deutschen
richtete. Obwohl der Nationalitätengegensatz zwischen Serben und Ungarn nach dem
ersten Weltkrieg und erst
recht nach der Besetzung der Ba_ka und Baranja durch ungarische Truppen mit den sich
daran anschließenden Serbenverfolgungen fraglos schärfere Formen angenommen hatte,
als sie je für das Verhältnis der volksdeutschen zur andersnationalen Bevölkerung
kennzeichnend war.
Besonders tragisches Schicksal ereilte die Kinder unter 14 Jahren, die oft von ihren Eltern
getrennt wurden und in gesonderte Lager, danach in Waisenhäuser mit anderen, in dem
Fall elternlosen slawischen Kindern kamen, wo ihnen der Gebrauch ihrer Muttersprache
untersagt wurde. Diese Behandlung kam einer ethnischen Umerziehung gleich und erst
Jahre nach dem Krieg hat das Rote Kreuz es geschafft, einen Großteil, aber nicht alle
diese Kinder nach Deutschland und Österreich zu ihren Eltern zu bringen.
Der jugoslawischen Regierung ging es nach dem Krieg darum, die deutsche Bevölkerung
insgesamt und endgültig aus dem Land zu entfernen.3 Denjenigen beispielsweise, welche
mit Krankentransporten aus der Sowjetunion ab 1946 zurückkamen, wurde die Einreise
ins Land verweigert. Die Partisanen taten alles, damit eine möglichst große Zahl an
Volksdeutschen Jugoslawien für immer verlässt, was sie aber nicht daran hinderte, diese
Zahlen in ihre demographischen Verlustrechnungen einzubeziehen.4 Neben den
organisierten Transporten nach Österreich, wurden beispielsweise die Lager absichtlich
schlecht bewacht, um einer möglichst großen Zahl der Gefangenen die Flucht zu
ermöglichen und sie auf diese Art und Weise loszuwerden.
Der Völkerrechtler der Universität Würzburg, Prof. Dieter Blumenwitz hat 2001 in einem
Gutachten den Beweis erbracht, dass die in Jugoslawien zwischen 1944-1948 gegen die
gesamte autochtone deutsche Bevölkerungsgruppe ergriffenen Maßnahmen, die neben
Massentötungen die kollektive Enteignung und Entrechtung, die Internierung und
Vertreibung sowie die zwangsweise ethnische Umerziehung von Kindern umfassten, im
Sinne der Völkermordkonvention der UN vom Dezember 1948 den Tatbestand des
Völkermordes erfüllen.
Nach dem Krieg sahen sich die Donauschwaben in Jugoslawien einem generellen
Faschismus- und Kollaborationsvorwurf mit dem Dritten Reich ausgesetzt, ihnen wurde
in der Gesamtheit eine landesverräterische Rolle als „Fünfte Kolonne“ zugeschrieben und
sie wurden mit einer Kollektivschuld beladen. Diese Vorwürfe dienten der prinzipiellen
ideologisch-politischen Rechtfertigung von Aussiedlung, Vertreibung, Deportation,
Zwangsarbeit, Enteignung und politischer Diskriminierung als Maßnahmen kollektiver
Vergeltung.5 Weitere Motive für das drakonische Vorgehen der Partisanen gegen die
deutsche Bevölkerung bestanden in der Forderung der aus den kargen Gebieten
kommenden Partisanenkämpfer, mit fruchtbarem Land belohnt zu werden, des weiteren
im ideologisch motivierten Plan, mittels der Enteignung von Grund und Boden der
Deutschen die Sowjetisierung der Wirtschaft in Gang zu setzen und schließlich in der
Beispielswirkung, die von Polen, Tschechien, Ungarn und den deutschen Ostgebieten
ausging. Der Beschluss der Potsdamer Konferenz vom 2.8.1945 betreffend eine
„geregelte und humane“ Durchführung des „Bevölkerungstransfers“ sanktionierte im
Grunde schon einen sich im vollen Gange befindlichen Prozess in den OME-Staaten. „In
Jugoslawien war die völlig ungeregelte Vertreibung in Gestalt der Todeslager und
zahlreicher Massaker an den Donauschwaben mit einem grausamen Genozid gekoppelt.
Der erst im Januar 1946 bei dem Alliierten Kontrollrat in Berlin eingereichte Antrag, die
Vertreibung der Deutschen aus Jugoslawien international noch nachträglich im Sinne des
Beschlusses der Potsdamer Konferenz zu legitimieren, zeigt, zu wie viel
Menschenverachtung das Tito-Regime in dieser Frage fähig war.“6 Keineswegs waren die
Arbeits- und Konzentrationslager spontane Angelegenheit. Es handelte sich um
mindesten 70 Lager – eine genaue Zahl ist nicht bekannt – für die deutsche Bevölkerung
und bis dahin jugoslawische Staatsbürger!
Durch die Enteignung und anschließende Besiedlung der Vojvodina durch vorwiegend
Partisanenkämpfer wurde auch die ethnische Zusammensetzung dieser Provinz
fundamental verändert und zwar zugunsten der Serben. Von den neuangesiedelten
Kolonisten waren 72% Serben, 18% Montenegriner, 5% Makedonier, 3% Kroaten und
jeweils unter einem Prozent Slowenen und Muslime (Übrigens zum zweiten mal wurde
das ethnische Bild der Vojvodina drastisch zugunsten der Serben und auf Kosten der
nationalen Minderheiten im letzten Jahrzehnt geändert). Hinter beiden Plänen sind
großserbische Motive nur unschwer zu erkennen. Dank dieser Tatsache war die
Eingliederung der Vojvodina nach Serbien viel einfacher durchzusetzen.
Aber nicht nur das ethnische Bild wurde verändert. Die Kolonisten brachten ihre Kultur
und Bräuche mit und brauchten lange Zeit, um die Wirtschaftsweise dieses Landstriches
zu erlernen. So benötigten sie mehrere Jahre, um das Produktionsniveau der
Donauschwaben zu erreichen. Die Ankömmlinge, wie sie von der alteingesessenen
Bevölkerung abschätzig genannt wurden, waren nicht an die dortige Arbeitsweise
gewöhnt. Sie kamen aus kargen Gegenden und waren eine völlig andere Wirtschaftsweise
gewöhnt. Noch heute ist in der alteingesessenen Bevölkerung der Spruch erhalten
geblieben: „Tausche zehn Ankömmlinge gegen einen Schwaben“. Jugoslawien verlor
durch seine deutsche Minderheit nicht nur einen materiellen Wert, sondern wurde auch
um eine in jeder Hinsicht reiche Bevölkerungsgruppe ärmer.7
Später, im Tito-Jugoslawien sind die verbliebenen Deutschen niemals als nationale
Minderheit anerkannt worden und haben dementsprechend keine Schulen mit ihrer
Muttersprache und andere kulturelle Organisationen bekommen können. Eine freie
Vereinsbildung war ihnen untersagt. Das aber sind für jede ethnische Minderheit wichtige
Grundlagen der eigenen Identitätsbewahrung, Entwicklung und Kulturpflege. In
Ermangelung dieser Möglichkeiten blieb den Deutschen nur eine Assimilation oder
Aussiedlung übrig. Die meisten wählten den zweiten Weg. Seit Anfang der 1950er Jahre
kam es zur Massenaussiedlung der deutschen Volksgruppe aus Jugoslawien.8 Die
Mehrheit nutzte die Liberalisierung des kommunistischen Regimes und siedelte von 1955
bis 1970 nach Deutschland aus. In der Nachkriegszeit war zur Vernichtung der deutschen
Bücher gekommen, die bis dahin in den Bibliotheken der Vojvodina vorhanden waren.
Die deutschsprachigen Bücher wurden als „wertlos“ gestempelt und zum Papierrecycling
freigegeben. In den Schulen wurde beispielsweise das Wort „Partisan“ großgeschrieben,
im Gegensatz dazu das Wort „Deutscher“ klein.9 Ihre Identität sollten die Deutschen im
Alltag lieber nicht betonen, wenn sie keine Schikanen in der Schule, am
Ausbildungsplatz, bei Behörden usw. haben wollten. Viele wurden dadurch zu einer
schnellen Anpassung und späteren Assimilation gezwungen. Geiger schreibt, es war nicht
schön, in der Zeit ein Deutscher zu sein.
1
Antifaschistischer Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens, provisorischer
Exekutivrat der
Partisanenbewegung.
2
Vgl. Vorwort zum Rechtsgutachten über die Verbrechen an den Deutschen in
Jugoslawien 1944-48. von Prof.
Dr. Dieter Blumenwitz.
3
Ebenda, S. 45.
4
Vgl. GEIGER, Vladimir: Nestanak folksdoj_era. Zagreb 1997, S. 33.
5
Vgl. SEWANN, Gerhard: Donauschwaben. In: LexSOE. München 20004, S. 203-204.
6
Ebenda, S. 204.
7
Vgl. GEIGER, Nestanak, S. 41.
8
Grund war ein Abkommen zwischen Jugoslawien und der BRD 1952 und zwischen
Jugoslawien und
Österreich 1955 über die Möglichkeit der „Umsiedlung“ der Volksdeutschen. Der
Kriegszustand zwischen
Jugoslawien und diesen zwei Ländern wurde ja erst im Jahre 1951 beendet. Außerdem
ging erst 1951 die
Passhoheit von den alliierten Stellen auf deutsche Behörden in der BRD über, was eine
rechtliche Voraussetzung
für die Überführung schuf. Vgl. KARNER, Stefan: Die deutschsprachige Gruppe in
Slowenien. Aspekte ihrer
Entwicklung 1939-1997. Klagenfurt u.a. 1998, S. 160-163.
9
Vgl. GEIGER, Vladimir: Što se dogodilo s Folksdoj_erima? Zagreb 1993, S. 68.
10
Zitat Mak: „Diese Regierung [Kommunisten] verfolgte oder schikanierte uns nicht
mehr direkt, gab uns aber
sehr klar zu wissen, dass wir keinerlei Rechte als nationale Minderheit fordern sollen und
das kroatische Volk
und alle andere Völker hielten uns nie für ihren Feind, im Gegenteil, sie schätzten unsere
Ehrlichkeit und
unseren Fleiß und halfen uns auf Schritt und Tritt. Ohne die Hilfe der einfachen
Menschen hätten wir weder die
Lagerzeit, noch die Zeit nach dem Lager überlebt, als wir wörtlich nackt und barfuss
waren, ohne Dach über dem
Kopf.“
11
Das öffentliche Bewußtsein in Kroatien scheint im Hinblick auf die
Jugoslawiendeutschen gespalten: „Bis
heute sagen einige, es würde ihnen recht geschehen, während andere immer noch nichts
davon wissen oder es
nicht wahrhaben möchten“, sagt Geiger. Vor allem einstigen Kommunisten widerstrebt
es, ihre früheren
Parteigenossen durch den Exodus der Deutschen in schlechtes Licht zu rücken. Hoffnung
mache jedoch, daß der
junge kroatische Staat Forschungen über die Volksdeutschen aktiv unterstütze – wie etwa
Geigers neues
Buchprojekt über das deutsche Dorf Krndija in Slawonien, in dem später auch ein Lager
eingerichtet wurde.
Quelle: Eurasisches Magazin, 30.08.2005. Von Veronika Wengert
12
Der eine z.B. setzt sich für eine liberalere Visumspraxis für Angehörige der deutschen
Minderheit bei der
Einreise nach Deutschland.
13
Quelle VLÖ
Publikationen
Karl Schemitsch
Vreb di a mit
I blil haint shing(o)n
lai Vraisn pring(o)n
vreb di a mit.
Lu(o)ß sh(o) dort lafn,
shai khenn(o)nt rafn,
i plaib lai du.
Shing(o)n ünt lochn,
d(o) Urbait a mochn,
haint ischt d(o) Tsait.
Vreb di mit insch du,
bu is schö schean lai bu?
vreb di a mit.
Freu dich auch mit
Ich will heut singen,
nur Freuden bringen,
freu dich auch mit.
Laß sie dort laufen,
sie können raufen,
ich bleib nur da.
Singen und lachen,
die Arbeit auch machen,
heut ist die Zeit.
Freu dich mit uns da,
wo ist`s so schön nur wo?
Freu dich auch mit.