Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
Bardo-Belehrungen
Das Bardo Thödol (Tib.: Bar.doi. Thos. Grol.) ist ein von Guru-Rinpoche verfaßtes Terma, das von
einem Schatzfinder, namens Kar.ma.ling.pa., wiedergefunden wurde, der die Überlieferung dieser
Befreiungslehre an den 13. Gyalwa Karmapa weitergab. Von da an lebte sie sowohl in der Linie der
Karma Kagyüs als auch in der alten Schule der Nyingmapas. Es hat die Kraft, jeden, der mit dieser
Belehrung in Berührung kommt – und sei es nur mit einem voreingenommenen Geist oder in der
Form des Zweifels – einen plötzlichen Schimmer der Erleuchtung erfahren zu lassen.
Diese sechs Zwischenzustände umfassen alle Eindrücke, die während der entsprechenden Phasen der
Existenz gesammelt worden sind. Geburt und Tod widerfahren jedermann andauernd, genau in die-
sem Augenblick. Die Eindrücke, die beim Sterben und während des Zwischenzustandes gesammelt
werden, sind so stark, daß Neugeborene für eine gewisse Zeit Erinnerungen an jenen Zeitraum haben
dürften, die allerdings mit zunehmender Sozialisation verblassen, um nur noch gelegentlich in plötzli-
chen Lichtblicken aufzuschimmern. Den Lebensprozess vom Standpunkt des Geschehens während
des Sterbens zu betrachten, ist deshalb kein Mythos, sondern bringt uns der eigenen Wahrheit ganz
realistisch nahe. Der Tod ist uns sicher, und er ist nicht schmerzlos. Indem wir jedoch mit großem
Nutzen für alle Wesen Mitgefühl praktizieren und durch intensive Hingabe Kontrolle über unseren
Geist erlangen, können wir alle Hindernisse beim Sterben, im Tod und bei der Wiedergeburt über-
winden und die Natur unseres Geistes erkennen.
Wenn wir in diesem Leben Verdienst anhäufen und lernen, deutliche Visualisationen aufzubauen und
gut zu meditieren, dann können wir im Bardo Erleuchtung erlangen, eben durch jene positiven Ge-
wohnheitstendenzen, die wir in der letzten Lebenszeit erworben haben. Möge die vorliegende Zu-
sammenfassung verschiedener Veröffentlichungen zu Sterben, Tod und Wiedergeburt, die neben dem
Tibetischen Totenbuch auch Manuskripte mündlicher Belehrungen großer Lehrer umfaßt, zum Ver-
ständnis der Vorgänge im Bardo beitragen und darüber hinaus zur Praxis ermutigen!
Die folgenden Belehrungen über das aTschi.ka.bar.do. sind nicht in der Übersetzung des Bardo Tho-
döl enthalten und sehr schwer zu erlangen. Sie erscheinen hier erstmals für den westlichen Schüler.
Sterben findet seine Ursache in der Geburt. Was geboren wird, wird auch sterben. Es gibt verschiede-
ne Bedingungen, die das Sterben verursachen. Einige Menschen können erst sterben, nachdem die
Triebkraft der Tat, die in einem vergangenen Leben die jetzige Existenz verursachte, vollkommen
erloschen ist; andere sterben bereits, weil die lebenserhaltenden Ursachen unvollständig sind – z. B.
aufgrund der Unvollständigkeit der zum Leben notwendigen Voraussetzungen, bevor die ihnen be-
stimmte Zeit ganz abgelaufen ist. Dies nennt man verfrühten Tod oder Tod aufgrund des Aufbrau-
chens der Verdienste. Ein Mensch kann mit einem tugendhaften Geist sterben, etwa indem er seinen
Geist auf die Drei Juwelen oder seinen Lehrer ausrichtet, grenzenlosen Gleichmut entwickelt und sich
so vollkommen von allen Wünschen und Abneigungen befreit oder über Leerheit meditiert und Mit-
gefühl entwickelt. So schafft man eine Voraussetzung, im nächsten Leben eine bessere Wiedergeburt
zu erlangen. Wenn man statt dessen mit einer untugendhaften Haltung stirbt, weil man während des
Sterbens ständig gestört wird oder Sehnsucht und Begehren entwickelt, und dann wird die nächste
Wiedergeburt ungünstiger ausfallen als die gegenwärtige. Die Geisteshaltung, die kurz vor dem Zeit-
punkt des Todes eingenommen wird, ist also äußerst bedeutsam. Wer in einer positiven Geisteshal-
tung stirbt, hat das Gefühl, vom Dunkel ins Licht überzugehen, ist frei von Furcht und sieht ange-
nehme Erscheinungen. Sogar für Menschen, die sich zwar gewöhnlich negativ verhalten haben, je-
doch in einer positiven, tugendhaften geistigen Einstellung verscheiden, besteht die Möglichkeit, in
glücklichere Lebensumstände hineingeboren zu werden, und wir sollten alles dafür tun, daß ihnen
dies gelingt.
Im Alltagsleben manifestieren sich Begehren, Wut, Eifersucht usw. schon beim kleinsten Anlaß – emo-
tionale Haltungen, die uns allen fast vollkommen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Eine Einstel-
lung, mit der wir kaum vertraut sind, muß jedoch, um überhaupt in Erscheinung zu treten, wirklich
provoziert werden, z. B durch intensive gedankliche Beschäftigung. So dominieren zum Zeitpunkt des
Todes gewöhnlich die emotionalen und geistigen Einstellungen, die uns in Fleisch und Blut überge-
gangen sind, und bestimmen deshalb die Wiedergeburt. Wer etwa beim Sterben friert und sich des-
halb nach Wärme sehnt, verstärkt dadurch schon die Anlagen, die zu einer Wiedergeburt in de heißen
Höllen führen. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, zur Zeit des Todes alle Wunschgedan-
ken zu vermeiden und den Geist auf heilsame Objekte auszurichten.
Ein Yogi des Höchsten Yoga Tantra (Uttarayogatantra) arbeitet mit einer Simulation des Sterbepro-
zesses, die authentisch die Fähigkeit der <Winde>, Grundlage des Bewußtseins zu sein, schrittweise
nachvollzieht. Die Physiologie des Todes beschäftigt sich mit den Veränderungen, die beim Sterben in
den Winden, Kanälen und Tropfen stattfinden. Wind bezeichnet nicht nur die Atemluft, sondern be-
zieht sich darüber hinaus auch noch auf feinstofflichere Energieströme oder Winde, die die Körper-
funktionen herbeiführen und dem Bewußtsein als Träger oder Grundlage dienen. Ein Yogi löst den
sog. aufwärtsfließenden Wind, den allesdurchdringenden Wind, den abwärtsfließenden Wind und den
Verdauungswind, in ihren grobstofflichen und feinstofflichen Manifestationen in den unfaßlichen le-
benserhaltenden Wind im Herzen auf, der im <unzerstörbaren Tropfen> weilt. Da die einzelnen Be-
wußtseinsschichten, die sich durch einen unterschiedlichen Feinheitsgrad auszeichnen, von den zu
ihnen gehörigen Winden wie ein Reiter von seinem Pferd abhängig sind, bringt die Auflösung oder der
Verlust der Fähigkeit dieser Winde, als Bewußtseinsträger zu fungieren, eine radikale Veränderung
der bewußten Erfahrung mit sich. Subtilere Erscheinungsformen von Geist entstehen, vor denen sich
gewöhnliche Wesen fürchten, da sie ihnen das Gefühl völligen Ausgelöschtseins vermitteln. Der Tod
setzt dann mit der schrittweise Auflösung der Winde ein, die mit den 4 Elementen verbunden sind.
Unsere physische Existenz basiert auf den 5 subtilen Elementen Erde, Wasser, Feuer, Wind und
Raum und entspricht den 5 inneren Elementen Fleisch, Körperflüssigkeiten, Körperwärme, Atem und
den Zusammenhängen zwischen den Körperfunktionen. Unser Geist oder Bewußtsein ist ohne jede
Eigenschaft, hat weder Farbe noch Form, ist leer wie der Raum und unendlich wie der Himmel. Die
Leerheit unseres Geistes wird durch das subtile Element Raum erfaßt. Der Umstand, daß jedoch
gleichzeitig in dieser Leere geistige Aktivitäten wie Gedanken, Gefühle und Eindrücke aufsteigen, ist
durch das Wind-Element – durch Bewegung – repräsentiert. Und da herrscht ebenfalls Klarheit, die
3
immerwährende Möglichkeit, alles zu denken, zu erfahren und zu wissen. Diese Klarheit wird durch
das Feuer-Element verkörpert. Die Kontinuität des Erlebens wird durch das Element Wasser ausge-
drückt. Und schließlich ist der Geist die Basis von allem, in ihm geschieht alles, und dies ist das Erd-
Element.
Zur Zeit des Todes lösen sich die 5 Elemente ineinander auf (Tib.: Thim. Rims.), und um zu jener Zeit
nicht darum erschrocken zu sein, sollte man darum wissen. Jeder von diesen sich auflösenden Zu-
ständen hat einen erleuchteten Aspekt, repräsentiert durch je einen weiblichen Buddha. So ist Sangye
Chenma der reine, transzendente Aspekt von der Natur der Erde und entspricht im körperlichen Sys-
tem dem Fleisch. Ebenso entspricht im körperlichen System dem Fleisch. Ebenso entspricht Mamaki-
das der Natur des Wassers und den Körperflüssigkeiten, Go Karmo der Natur des Feuers und der
Körperwärme, Damtsik Drölma dem Wind bzw. dem Atem und schließlich Ying Chogma dem Raum
bzw. den Körperfunktionen.
Die 5 Hauptwinde, nämlich der lebenserhaltende Wind, der aufwärtsfließende Wind, der abwärtsflie-
ßende Wind, der Feuer-Wind und der allesdurchdringende Wind, werden von einem zusätzlichen
Wind gelenkt und kontrolliert, der von den Handlungen unserer früheren Lebenszeiten abhängig ist;
dem Wind der Aktivität oder dem karmischen Wind. Wenn sich dieser karmische Wind aufwärtsbewegt
und sich verflüchtigt, dann läßt er die anderen 5 Winde ohne Führung zurück. Dies ist die feinstoffliche
Ursache für das Sterben. Daraufhin verlassen die 5 Hauptwinde nacheinander die Körperregionen, an
denen sie zu Lebzeiten und bei körperlicher Gesundheit bestimmte Aufgaben erfüllen und verteilen
sich über den ganzen Körper. Dadurch bricht das Geflecht der jeweils mit ihnen verbundenen Kanäle
um die Region je eines Chakra’s herum zusammen, und die zu ihnen gehörigen Körperfunktionen
erlöschen, wodurch sich das entsprechende Element in das grundlegendere Element auflösen kann.
1. Wenn zuerst das Erdelement vom Wasser absorbiert wird (ausführlich: wenn die Fähigkeit des
Erdwindes soweit verfällt, daß er nicht länger als Bewußtseinsträger fungieren kann; daraufhin tritt
dann die Fähigkeit des Wasserwindes, dem Bewußtsein als Grundlage zu dienen, in den Vorder-
grund), fühlt man sich körperlich schwer und bekommt die (geheime, verborgene) Erfahrung, daß
alle Phänomene eine gelbe Erscheinung annehmen; alles versinkt in einem Erdbeben. Der Ster-
bende kann weder die Augen öffnen noch schließen. Wenn man zu dieser Zeit nicht darauf zu
meditieren vermag, daß die gelben Dinge und der Geist eins sind, ohne irgendeine unabhängige
Existenz, dann wird man nicht den Zustand der Erleuchtung von Sangye Chenma erreichen, son-
dern die schmerzlichen Erfahrungen von Samsara werden sich fortsetzen, indem das Wasserele-
ment durch das Element Feuer aufgelöst wird.
2. Jetzt hört der Kreislauf auf zu funktionieren, wodurch in unserem Erleben alle Ereignisse eine
weiße Erscheinung annehmen, das ganze Universum wird von Wasser überflutet. Die Körpersäfte
trocknen ein – der Sterbende wird sehr durstig – und er verliert die Fähigkeit, innere bzw. äußere
Geräusche zu vernehmen. Wenn man voller Überzeugung meditiert, daß alles, was man als Was-
ser und Weißheit wahrnimmt, ein Produkt des eigenen Geistes ist, wird man den Erleuchtungszu-
stand des weiblichen Buddhas Mamaki erlangen.
3. Wenn man aber von Furcht überwältigt wird, dann wird sich als nächstes das Element Feuer in
Luft auflösen, alles um uns herum scheint zu brennen, die Hitze unseres Körpers jedoch wird ver-
schwinden, die Verdauung und der Geruchssinn erlöschen, die Einatmung wird immer schwächer,
die Ausatmung immer stärker und anhaltender. Wenn man in jenem Moment meditieren kann,
daß äußere und innere Erfahrung geistgeschaffen ist und nicht unabhängig vom Geist existiert,
dann realisiert man den weiblichen Buddha Go Karmo.
4. Wenn dies jedoch nicht gelingt, dann löst sich Wind in den Raum auf, und alle Phänomene be-
kommen eine grünliche Erscheinung und scheinen von einem großen Sturm weggeblasen zu
werden. Währenddessen hört man malmendes Tosen wie von tausend Donnern. Die 10 Winde
verlagern sich von ihrem normalen Aufenthaltsort zum Herzen, und die Ein- und Ausatmung setzt
völlig aus. Alle physischen Aktivitäten (einschließlich aller Körperfunktionen) werden unmöglich.
Geschmacks- und Tastsinn haben aufgehört zu arbeiten. Wer zu dieser Zeit einsgerichtet meditie-
ren kann, daß alle Lichter, Klänge und Farben nur geistgeschaffen sind und nicht unabhängig von
ihm existieren und dabei realisiert, daß der Geist selbst Leerheit ist, ohne irgendeine unabhängige
Existenz, der verwirklicht Damtsik Drölma.
4
5. Anderenfalls löst sich der Raum oder Äther ins Bewußtsein selbst auf, indem nun alle rechten und
linken Kanäle, die sich oberhalb der (je) dreifachen Einschnürung befinden, die die beiden Seiten-
kanäle am Herzen vornehmen und die das Herz-Zentrum selbst ausmachen, an der Schädelkrone
in den Zentralkanal einfließen. Durch die Gewalt dieses Ereignisses ist der Knoten der Seitenka-
näle an der Schädelkrone gelockert worden, und deshalb kann der weiße Tropfen (Skrt.: bindu,
Tib.: Tigle), den man vom Vater bekam, nicht mehr von der festen Einschnürung beengt, langsam
von unserer Stirn herabsinken. Wenn er am oberen Ende des (insgesamt) sechsfach gewundenen
Knotens, den der rechte und der linke Kanal am Herzen ausmacht, ankommt, entsteht die sog.
<strahlende weiße Erscheinung>. Das letzte Gefühl seines Kontaktes mit der physischen Welt er-
lischt nun. Das Bewußtsein beginnt, sich (ins zentrale Nadi) aufzulösen, d. h. die gröberen Er-
scheinungsformen von Bewußtheit hören auf zu bestehen und an ihrer Stelle manifestieren sich
subtilere Erscheinungsformen. Wenn man während seines Lebens viele negative Handlungen be-
gangen hat, dann wird jetzt große Furcht entstehen. Als erstes setzt die gröbere Begriffsbildung
aus, und alle Arten von Wünschen – und seien sie noch so stark – werden wie durch einen Blitz
ausgelöscht. Gleichzeitig erfährt man große Freude, welche die Essenz des Nirmanakaya ist, des
Körpers der Inkarnationen, in welchem alle großen Lehrer und Bodhisattvas auf der Erde verwei-
len. Wenn man diese Weisheit und Freude jenseits dualistischer Gier erfahren hat und wiederer-
kennt, dann realisiert man den Zustand Dorje Sempa’s, die Essenz der Körper alle Buddhas.
6. Ansonsten treten die Winde der rechten und linken Kanäle unterhalb des Herzens am Ge-
schlechtsorgan in den Zentralkanal ein, und durch die Gewalt dieses Ereignisses lösen sich all-
mählich die Knoten des Zentrums im Juwel (Geschlechtsorgan) und im Nabel, daraufhin bewegt
sich der rote Tropfen, den man von der Mutter bekam, langsam von der Mitte des Nabelzentrums
nach oben. Wenn er am Herz-Zentrum angelangt ist, nimmt man einen äußerst leeren, klaren
Raum wahr, der ganz von rotem Licht erfüllt ist, das <Bewußtsein der roten Intensivierung>.
Gleichzeitig werden alle Begriffe mittlerer Empfindlichkeit, z. B. die 7 Arten des Zorns verlöschen,
und man erfährt die höchste Freude, die die Essenz vom Samboghakaya, der transzendierten un-
reinen Rede, ist. Der Samboghakaya symbolisiert den Zustand der perfekten Einheit, in welcher
alle Bodhisattvas mit den Wesen auf der Erde stehen. Wer diese außergewöhnliche Weisheit und
Freude realisieren kann, der erreicht den Zustand Amithaba’s, der Essenz der Rede aller Budd-
has, und muß nicht weiter im Bardo umherirren.
7. Wenn einem dies allerdings in der Meditation nicht gelingt, dann versammeln sich die oberen und
unteren Winde des Zentralkanals in der Herzgegend. Durch die Gewalt dieses Ereignisses löst
sich der sechsfache Knoten, den der rechte und der linke Kanal am Herzen bilden, und der weiße
Tropfen tritt von oben, der rote von unten in das innere des roten und weißen <unzerstörbaren
Tropfens> ein. Daraufhin nimmt man erst tiefe Dunkelheit wahr, die von dem Gefühl gefolgt wird,
daß man, von der Dunkelheit verwirrt, in Ohnmacht fällt und das Bewußtsein verliert – das <Be-
wußtsein des schwarzen Beinahe-Erlangens>. Auch die subtilsten und feinsten Begriffe verblas-
sen jetzt, so daß z. B. kein Zweifel mehr empfunden werden kann. Wenn man meditieren kann,
daß dieser undurchdringliche Raum nichts anderes ist als unser Geist, dann erlebt man die höchs-
te Erfahrung von Frieden, jenseits aller Freude, und transformiert sich in den Geist aller Buddhas,
welcher Vairocana ist. Die gereinigte dualistische Gier ist der Dharmakaya (Tib.: Tschos.sKu.), die
fundamentale Wahrheit, in welcher alle Gottheiten in völlig umfassender Einheit miteinander ver-
schmelzen, und befindet sich jenseits aller dualistischen Wahrnehmung, jenseits aller Vorstellun-
gen und Begriffe. So ist Vairocana die Quelle aller Buddhas.
8. Und schließlich lösen sich alle Winde, die sich im unzerstörbaren Tropfen versammelt haben, auf,
und alle Winde im Innern des Zentralkanals verflüchtigen sich in den unfaßlichen lebenserhalten-
den Wind, der feinsten und subtilsten Manifestation von Bewegung. Man nimmt einen sehr klaren,
leeren Raum wahr, völlig frei von irgendwelchen Erscheinungen wie Materie, Licht oder Dunkel-
heit. Diese Erscheinung gleicht dem meditativen Gleichgewicht, das Leerheit unmittelbar verwirk-
licht. Es ist der Geist des Klaren Lichts des Todes, vollkommen frei von aller Begrifflichkeit und
absolut nicht-dualistisch. Der nach westlicher Anschauung bereits seit Aussetzung der äußeren
Atmung klinisch Tote verweilt gewöhnlich 3 Tage in diesem Zustand klarsichtiger Leere, und erst
anschließend treten die äußeren Anzeichen des erfolgten Todes, nämlich schleimiger oder bluti-
ger Ausfluß aus Nase oder Geschlechtsorgan in Erscheinung. Erst jetzt kann der Leichnam ohne
Gefahr zum Begräbnis freigegeben werden, jede vorherige rohe Behandlung kann den Abschluß
des Sterbeprozesses nur stören und damit möglicherweise zu einer niedrigeren Wiedergeburt füh-
ren. Zur Zeit des Klaren Lichts des Todes steigt in gewöhnlichen Wesen eine unbändige Angst vor
5
vollständiger Vernichtung und Auslöschung auf. Wer während dieser 3 Tage seinen Geist als Kla-
res Licht oder Dharmadatu identifizieren kann, der verwirklicht Ying Chogma.
Diese gerade beschriebenen 8 Stadien der Auflösung werden ebenfalls – wenn auch viel schnel-
ler – beim Einschlafen durchlaufen, und ebenso bei Ohnmachtsanfällen, nach dem Schlafen bzw.
Träumen sowie im Orgasmus. Sie verweisen also nicht nur auf die Ebenen oder Stufen zuneh-
mender Reinheit, die die Grundlage aller bewußt erfahrenen Augenblicke sind, sondern beschrei-
ben darüber hinaus Zustände, durch die alle Wesen häufig hindurchgehen, ohne sie auch nur zu
bemerken. Das gewöhnliche Alltagsbewußtsein weiß nichts von seinem Ursprung, noch kennt es
die Basis, zu der es immer wieder zurückkehrt, sondern identifiziert sich bis zu einem solchen
Grad mit den gröbsten und oberflächlichen Bewußtseinszuständen, daß der Übergang zu tieferen
Bewußtseinsschichten in ihm eine panische Angst vor Auflösung und Vernichtung hervorruft.
Erfahrungen der Auflösung ereignen sich sogar, wenn sich aufgrund eines ‚überwältigenden‘ Erlebnis-
ses, das die Dimensionen bisheriger Begrifflichkeit sprengt, der greifbare, verfügbare logische Zustand
auflöst. Aufgrund dessen weiß man nicht recht, ob man gerade einen Durchbruch zur Essenz der
Ereignisse erlebt oder ob man ‚bloß‘ den Verstand verliegt. Jedesmal, wenn es zu einer solchen Er-
fahrung kommt, lassen sich vier oder fünf Stadien unterscheiden. Zuerst verschwimmt die greifbare
Eigenschaft der physischen, lebendigen Logik, oder anders ausgedrückt man verliert den physischen
Kontakt. Jetzt sucht man automatisch Zuflucht in einer funktionaleren Situation und entspricht so dem
Wasser-Element; man versichert sich, daß der eigene Verstand noch funktioniert. Wenn man den
starken Eindruck zu halten vermag, dann ist man sich allerdings auf der nächsten Stufe nicht mehr
ganz sicher, ob der eigene Verstand noch richtig funktioniert, irgendetwas im Kreislauf der inneren
Logik setzt aus. Die einzige Möglichkeit, die uns noch bleibt, uns an dieser Stelle noch auf etwas be-
ziehen zu können, ist unser Gefühl: Man versucht also, an etwas sehr Lebhaftes zu denken, an je-
manden, den man liebt oder haßt. Die wässrige Eigenschaft des Kreislaufs innerer Logik arbeitet näm-
lich auch nicht mehr, und deshalb rückt die feurige Natur von Liebe oder Haß zunehmend in den Vor-
dergrund. Doch auch diese löst sich langsam (in Luft) auf, wenn das ‚Spitzenerlebnis‘ uns weiter fort-
zureißen vermag, wir bekommen ein unbestimmtes Gefühl von Offenheit, die Fähigkeit zur Konzentra-
tion auf einen geliebten Menschen entgleitet, und alles kommt eine irgendwie hohl vor. Die nächste
Erfahrung ist das Klare Licht: Man ist bereit aufzugeben, und im gleichen Moment stellt sich eine Art
Unbekümmertheit ein. Das ist die Erfahrung von Einheit, das Ende des dualistischen Kampfes, etwas
zu sein, der durch die beiden widerstreitenden Impulse des Hoffens auf höchste Erkenntnis und der
Angst vor Wahnsinn vollkommen verwirrt ist. Es ist, als ob Freude und Schmerz zur gleichen Zeit auf-
treten, oder als ob ein starker Schwall eiskalten und gleichzeitig kochenden Wassers sich über den
ganzen Körper ergießt. Das Klare Licht ist sozusagen der neutrale Hintergrund oder die Lücke beim
Nachlassen der Intensität von Erfahrungen. Wenn nun auch noch irgendeine fundamentalen Kraft
oder Einsicht diesen Hintergrund mit dem erleuchteten Bewußtseinszustand verbindet, dann kommt
es zu einem plötzlichen Aufblitzen der meditativen Erfahrung, die wir Buddha-Natur oder Dharmakaya
nennen können. Wenn uns allerdings die Verbindung mit dieser fundamentalen Einsicht noch ver-
schlossen bleibt, dann steigert sich die Energie blindlings immer weiter, bis sie schließlich kollabiert,
und sich im Zustand des Klaren Lichts eine Grundtendenz des Ergreifens ausbildet, die die aufgetürm-
te Energieflut verbraucht; je nach der Qualität dieser Tendenz entwickelt sich daraus die Erfahrung
eines der 6 Bereiche der Welt, die wir nun wieder unter dem Gesichtspunkt verschiedener Instinkte
betrachten.
Wenn sich die Energien durch die Auflösung der Elemente ineinander bis zum Crescendo gesteigert
haben, dann ist die Verwirrung so stark, daß man nicht mehr weiß, ob man die Energien oder die
Energien einen kontrollieren. Plötzlich verliert man den Anschluß an dieses Wettrennen, und unser
Bewußtsein gerät in einen Zustand der Leere, welcher das Klare Licht ist, und wenn sich aus diesem
leeren Zustand eine intensive Neigung zu Aggression und Kampf entwickelt, dann entsteht sofort Pa-
ranoia, die Qual des Überwältigtseins durch den Schrecken, den man hervorgerufen hat. Dies sind die
Höllenwelten. Wenn sich aus dem Klaren Licht eine Neigung zu heftigem Neid aufbaut, entsteht der
Bereich der Hungrigen Geister, die alles besitzen, und gerade deshalb grenzenlos hungrig und ver-
armt, von jedem Streben abgeschnitten sind, wie der Satte, den eine unersättliche Gier nach weiterem
Essen plagt. Wenn man sich stattdessen, aus dem neutralen Zustand des Klaren Lichts erwachend,
wissentlich unwissend stellt, weil das Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit, mit dem man auf un-
vorhersehbare Situationen reagiert, einfach unerträglich ist, dann kommt einem jeglicher Humor, jeder
Abstand zu sich selbst abhanden, und der Bereich der Tiere nimmt Gestalt an. Das plötzliche Auf-
dämmern von Leidenschaft, dem Drang zu entdecken und zu genießen, verbunden mit einem Hang
zu Mißtrauen und Intrige, die den eigenen Entdeckungen auf Kosten anderer zum Durchbruch verhel-
fen möchte, führt einen in den Bereich der Menschen, die ihre Welt zwar mit großer Leistung und rie-
6
sigem Erfolg bauen, jedoch durch die damit verbundene Eskalation der Mittel und Gegenmittel ständig
neue Ursachen für Intrige und Leidenschaft in’s Leben rufen. Wenn man stattdessen aus dem Klaren
Licht mit einem eiskalten Intellektualismus erwacht, der mißtrauisch die unscheinbarsten Ereignisse
und Objekte wahrnimmt und verdächtigt, weil er die Unsicherheit des Raumes nicht aushält, dann
befindet man sich im Bereich der Eifersüchtigen Götter, die die Intrige jeder anderen Regung des Her-
zens überordnen. Und wenn man aus dem Klaren Licht im Zustand des Samadhi, des fortwährenden
Lebens in Versenkung und Frieden tritt, dann gelangt man in den Bereich der Götter, der auch der
Bereich des Stolzes genannt wird, in dem man sich dermaßen an der Existenz des Ich berauscht, daß
die Wahrnehmung der eigenen Existenz schon zu Behagen und Freude in völliger Versunkenheit in
sich selbst führt. Dies sind die 6 Bereiche der Existenz vom Standpunkt eines Ich aus betrachtet, wäh-
rend die friedlichen und rasenden Gottheiten des Bardo uns einen Einblick in diese Bereiche vom
Standpunkt der Transzendierung des Ich vermitteln.
Die genannten 8 Stadien der Auflösung erfolgen zudem in umgekehrter Reihenfolge, also in Richtung
einer zunehmenden Vergrößerung, wenn das Klare Licht verlöscht und während der Wiedergeburt
bzw. der Erlangung eines neuen Körpers. In der Entwicklungs- und Vollendungsstufe des Höchsten
Yoga Tantra werden die unkontrollierten Vorgänge von Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt
schließlich ganz geläutert, bis der unfaßlichste Zustand des Klaren Lichts als Grundlage mitfühlender
Erscheinung angenommen werden kann. Dabei wird der Tod in den Wahrheitskörper (Skrt.: Dharma-
kaya; Tib.: Tschos. sKu.), der Zwischenzustand in einen vollkommenen Genußkörper (Skrt.: Sambog-
hakaya; Tib.: Longs. sPyod.sKu.) und die Wiedergeburt in den Hervorbringungskörper (Skrt.: Nirma-
nakaya; Tib.: sPrul. sKu.) verwandelt. Den Zustand der Todlosigkeit, der im Höchste Yoga Tantra als
Körper der Vereinigung bekannt ist, kann jeder erlangen, der zuvor geübt hat, die Leerheit in Form
seines Yidam zu vergegenwärtigen. Wenn wir nicht so meditieren können, weil wir uns zu Lebzeiten
nicht durch entsprechende Praxis auf diesen Moment vorbereitet haben, dann werden wir weiter im
Bardo umherirren.
Alle fühlenden Wesen erleben genau dasselbe, wenn sie sterben. Unterschiede kommen allein da-
durch zustande, inwieweit man die Fähigkeit entwickelt hat, die wahre Natur der verschiedenen Zu-
stände wiederzuerkennen. Dies ist ausschließlich von der Art der Praxis und der Qualität des Trai-
nings zu Lebzeiten abhängig. Der Geist, welcher während des vorigen Lebens auf Leerheit meditiert
hat, wird Sohn genannt. Die natürliche Realität des Geistes selbst wird Mutter genannt. Eine Person,
die gründlich und tief meditiert hat, wird die Verschmelzung dieser beiden erfahren, wenn sich die
beiden Tigles im Herzen treffen. Dieser Moment wird dann sein, wie die Begegnung von Mutter und
lange verschollenem Sohn; die Mutter wird dermaßen von natürlicher Freude erfüllt sein, daß darüber
ihr ganzes restliches Bewußtsein für eine Zeit verloren gehen wird. Wenn man dementsprechend die
Leerheit des Geistes realisiert und die Leerheit der Realisation erfährt, dann wird man die höchste
Erleuchtung, den Dharmakaya, erfahren. Wenn man im Tod, anstatt bewußtlos zu werden und an-
schließend die Projektionen der friedlichen und zornvollen Gottheiten zu erleben, 3 bis 7 Tage in der
Meditationsstellung verbleibt, dann ist dies ein Zeichen für Realisation.
Wenn man auf die Form (Kye. rim.) meditiert hat, dann wird man die Begegnung der beiden Bindus in
der weiblichen und männlichen Form des Yidams erfahren, und durch ein vertrauensvolles, hinge-
bungsvolles Gebet an sie wird man Ermächtigung erhalten. Daraufhin wird man die Formen der bei-
den Yidams lebhaft sehen, und wenn sich das Bewußtsein in ihren Herz-Zentren auflöst und untrenn-
bar damit eins wird, dann wird man den Dharmakaya erlangen. Wenn man dagegen auf Formlosigkeit
(Tib.: Dzog. rim.) meditiert hat, dann wird man Erleuchtung erlangen, wenn sich die beiden Tigles im
Herzen treffen. Dies ist die Realisation der hohen Lamas. Uneingeweihte Laienpersonen werden in
diesem Moment die Form ihrer nächsten Wiedergegburt in den 6 Bereichen aufleuchten sehen. Wenn
man als Mensch, Tier oder Hungergeist geboren wird, wird man denken, daß das weiße Tigle der
zukünftige Vater und das rote die zukünftige Mutter ist. Wenn man in niedrigen Zuständen der Exis-
tenz Wiedergeburt finden wird, dann wird man mit großer Angst reagieren und für 3 ½ Tage in tiefe
Bewußtlosigkeit fallen. Dann geht man weiter in’s Tschos. nyid. bar. do., indem einem bewußt wird,
daß man tot ist und daraufhin die Form seiner nächsten Wiedergeburt sieht.
Wenn man Kraft der eigenen Meditation höhere Fähigkeiten erlangt hat, wird man während des Bar-
dos des Sterbens realisieren, daß sowohl Leben als auch Tod beide geistgeschaffen sind, und man
wird fähig sein wiederzuerkennen, daß beide nur Illusion sind. So wird man die Natur des Geistes
erkennen und Befreiung erlangen. Tilopa sagt, daß Phowa die einzige Methode ist, in der ein Wesen
ohne eigene Meditationserfahrung befreit werden kann. Er sagt auch, daß der Tod für einen tüchtigen
Meditierenden nicht wirkliches Sterben, sondern der Pfad zur Erleuchtung ist. Wer im Bardo des Ster-
bens das Klare Licht erkennt, verwirklicht den Dharmakaya.
7
Wenn jemand keine Phowa-Instruktionen erhalten und sie vertrauensvoll praktiziert hat, dann kann ein
Lama sein Bewußtsein zur Zeit des Todes übertragen, sogar aus einiger Entfernung. Es muß jedoch
absolut sicher sein, daß die Person auch wirklich stirbt. Der richtige Zeitpunkt, um Phowa durchzufüh-
ren ist unmittelbar nach Ende des äußeren Atems und kurz bevor der innere Atem aufhört. Es ist wich-
tig, den Lama zu einer Zeit zu rufen, zu der er das Bewußtsein noch hindern kann, vom Körper zu
fliehen, weil es danach keine Möglichkeit zum Phowa mehr gibt. Würde das Bewußtsein bereits aus
dem Anus entwichen sein, dann würde des im Höllenbereich, durch das Genitalorgan im Tierbereich,
durch den Mund als hungriger Geist, durch die Nase im Bereich der Menschen oder Geister, durch
den Nabel im Götterbereich, durch die Ohren als Halbgott, durch die Augen (einschließlich des 3.
Auges) im Formgötterbereich, durch die Spitze des Kopfes (4 Fingerbreiten hinter der ursprünglichen
Haarlinie) im formlosen Götterbereich und durch die Schädelkrone in Dewachen, dem westlichen Pa-
radies Amithaba’s wiedergeboren werden. Mit Ausnahme dieser letzten Öffnung sollten also alle ande-
ren Ausgänge blockiert werden. Ein erfahrener Lama bettet den Sterbenden auf der rechten Seite in
der Löwenhaltung und drückt dann, wenn der äußere Atem aufgehört hat, fest auf die beiden Arterien
im Nacken, die den Schlaf herbeiführen, bis sie aufgehört haben zu pochen. So wird der Wind, der in
den Zentralkanal (Skrt.: dhuti) eingetreten ist, nicht zurückfließen können und mit Sicherheit durch die
Krone entweichen.
Würde er dies vorzeitig ausführen, würde er die Person, die er irrtümlich als im Sterben begriffen an-
sieht, damit töten.
Wenn man zu Lebenszeiten viele schädliche Handlungen ausgeübt hat, dann wird das Bewußtsein in
dem Moment fliehen, in dem der äußere Atem aufhört. Wenn dies einmal geschehen ist, wird es (au-
ßer für ein voll erleuchtetes Wesen) nicht mehr möglich sein, das Bewußtsein dieses Wesens zurück-
zurufen. Wenn ein Lama auf dem Weg zu einem Sterbenden ist, wird er sich unverzüglich als Chenre-
zig visualisieren, im Herzen mit Lotus, Mondscheibe und dem Buchstaben Hri darauf. Von diesem Hri
strahlen 8 Ströme von kleinen Hri’s zur sterbenden Person hin aus und blockiert die 8 ungünstigen
Öffnungen. So wird er eine Flucht des Bewußtseins verhindern, solange er unterwegs ist. Nur ein
Lama mit großer Konzentration kann dies aus großer Entfernung tun. Wenn der Lama beim Sterben-
den angelangt ist, visualisiert er dessen Körper als den Körper des Yidam und gibt anschließend In-
struktionen über das Bardo des Sterbens. In dieser Zeit ist das Bewußtsein um das Neunfache intelli-
genter und schärfer als zu Lebzeiten. So kennt der Sterbende die Gedanken der anwesenden Perso-
nen und kann jede Sprache und viele Dinge, die jenseits des Intellekts liegen, verstehen. Deshalb wird
es bemerken, falls der Lama das Phowa unkonzentriert gibt, und wird alles Vertrauen in den Dharma
verlieren. Wenn das Phowa erfolgreich ist, wird eine kleine Beule oder ein Tropfen Blut an der Krone
des Kopfes erscheinen.
Wenn man einem Sterbenden oder Toten als Laie helfen will, dann sorgt man zunächst dafür, daß
sein Körper 3 ½ Tage nicht bewegt wird. Man rezitiert in seiner Gegenwart das Sutra der 35 Buddhas,
um ihm zu helfen, sein negatives Karma zu reinigen, sagt das Mantra der 5 Dhyani-Buddhas oder
viele Mani’s und liest dem Toten dann so oft wie möglich das Totenbuch vor, indem man während des
Lesens Bodhicitta und Hingabe zu allen fühlenden Wesen entwickelt. Dann kann der Tote allein
durch Hören Erleuchtung erlangen. Es ist jedoch wichtig, weder zu zögern oder zu zweifeln noch all
das Gute, das man tut, zu verneinen. Die Zeitspanne zwischen dem Ende des äußeren Atems und
dem Ende des inneren Atems kann – je nachdem, wieviel schlechtes Karma die betreffende Person
angesammelt hat – zwischen einigen Minuten und (selten) einem vollen Tag betragen.
Eine Person mit geringen Fähigkeiten ist nicht in der Lage, Erleuchtung durch Meditation oder Befrei-
ung durch Phowa zu erlangen, und ist deshalb auf das Hören des Bardo Thodöl angewiesen. Sie
bleibt nach ihrem physischen Tod 3 ½ Tage in einem unbewußten Zustand, erlangt dann wieder ihr
Bewußtsein, jedoch zunächst ohne Wissen um den eigenen Tod. Währenddessen ist der Zustand des
Bewußtseins losgelöst, allerdings dermaßen mit Intelligenz überladen, als hätte man einen Kopf ohne
Körper, einen gigantischen im Raum schwebenden Kopf. So ist die tatsächliche visuelle Erfahrung
dieses Bardo-Zustandes – die Vorbereitung auf die Wahrnehmung der Visionen der 5 Tathagatas.
Ganz gleich, wie lange der Geist auch regungslos im Klaren Licht verweilt, am Ende macht sich doch
eine leichte Regung in ihm bemerkbar, die nicht mehr als nur ein feines Erzittern ist. Damit beginnt
man, aus dem Klaren Licht herauszufallen. Im selben Augenblick verläßt der unfaßliche Wind den
aufgebrochenen Tropen am Herzen und tritt aus ihnen hervor, indem der weiße konstituierende Be-
standteil vom Herzen zum Geschlechtsorgan herabsinkt und den Körper an dieser Stelle verläßt, wo-
8
hingegen das rote konstituierende Bestandteil nach oben wandert und an der Nase austritt. Der un-
faßbare lebenserhaltende Wind, der dem Klaren Licht des Todes als Träger dient, ist von weißer Far-
be, sendet jedoch Strahlen in den 5 Farben weiß, rot, gelb, grün und blau aus. Er wirkt als die maß-
gebliche Ursache für die Bildung eines (mentalen) Zwischenzustandskörpers, der dementsprechend
auch aus Wind besteht und die Form und Gestalt des nächsten Lebens innehat. Dieser lebenserhal-
tende Wind erfüllt auch die Funktion einer mitwirkenden Ursache für das Bewußtsein des Zwischen-
zustandes, während die maßgebliche Ursache hierfür vom Bewußtsein des Klaren Lichts des Todes
getragen wird, das gleichzeitig als mitwirkende Ursache für die Bildung des Zwischenzustandskörpers
dient. Der Stillstand des Klaren Lichts des Todes und die Erlangung des Zwischenzustands gesche-
hen gleichzeitig, wie die Auf- und Abbewegung der beiden Enden einer Waage. Da ein Zwischenzu-
standswesen spontan geboren wird, werden alle seine Haupt- und Nebenglieder gleichzeitig geschaf-
fen. Es besitzt alle Sinnesfähigkeiten, ist hellsichtig und gelangt augenblicklich überall hin, wohin auch
immer es sich gerade denkt, und wenn es sich nur auf so hohe Gedanken konzentrieren könnte, daß
es sich in’s Reine Land des Großen Segens wünschte, es wäre sofort da. Das Zwischenzustandswe-
sen wird auch Duftesser genannt, weil es sich von Düften ernährt.
Im Anschluß entstehen die Phasen der Auflösung des Bewußtseins in umgekehrter Reihenfolge wie
beim Sterben. Wenn die Person realisiert, daß sie tot ist, weil sie ihr Spiegelbild nicht mehr sieht, kei-
nen Schatten mehr wirft, keine Antwort erhält, wenn sie jemanden anspricht und erleben muß, wie
Freunde und Verwandte sich um ihren Besitz streiten, dann wird sie verstehen, daß sie nichts mit sich
nehmen kann, weder Besitz noch Freunde noch den eigenen Körper, und obgleich sie versuchen
wird, wieder in den toten Körper einzutreten, ist dies nicht möglich, denn die 5 Elemente sind nicht
mehr gegenwärtig. Daraufhin eilt es auf der Suche nach einem Geburtsort hin und her. Es wird in den
meisten Fällen aufgrund früherer schädlicher Handlungen von großer Angst, Kummer und störenden
Gefühlen in Anspruch genommen. Weil man zu dieser Zeit völlig seinen früheren Handlungen ausge-
liefert ist, sind jetzt nützliche und gute Handlungen des letzten Lebens hilfreich. Der Zwischenzustand
muß nicht unbedingt zu einer Wiedergeburt im Kreislauf der Existenzen führen, denn es gibt z. B.
Wesen, die auf der Basis des Zwischenzustandes den Status eines Feindvernichters (Arhats) gewin-
nen.
Vor einer Wiedergeburt im formlosen Bereich gibt es jedoch keinen Zwischenzustand. Dies liegt dar-
an, daß die Anhäufungen, die die Grundlage für die Entstehung eines formlosen Wesens sind (näm-
lich das Bewußtsein dieses Wesens selbst), genau im Augenblick des Todes erlangt werden, indem
aus dem Inneren des Klaren Lichts des Todes heraus eine formlose meditative Gleichgewichtsfindung
(Samadhi) verwirklicht wird. D. h. die Prozesse der Auflösung finden hier nicht in umgekehrter Reihen-
folge statt, wie es gewöhnlicherweise direkt nach dem Herausfallen aus dem Klaren Licht geschieht,
denn dies wäre ja schon ein Bewußtsein des Zwischenzustandes. Also hat der formlose Bereich kei-
nen Platz oder Ort, der vom Begierde- oder Formbereich getrennt wäre.
Die im Folgenden aufgeführten Gottheiten erscheinen in der beschriebenen Weise, die Art ihrer
Wahrnehmung wird jedoch durch den individuellen karmischen Hintergrund bestimmt, der ebenfalls
festlegt, durch welche Öffnung das Bewußtsein den Körper verläßt. Deshalb kann es schwierig sein,
die Gottheiten des Bardo zu erkennen und sich in richtiger Weise zu verhalten. Der Wahrnehmende
hat sich nun in den grundlegenden Raum aufgelöst, in dem im Folgenden die fünf Tathagatas und die
Visionen der friedlichen und zornvollen Gottheiten erscheinen, allerdings nicht in physischen oder
sichtbaren Formen, sondern als Ausdruck von Energien, die den Eigenschaften der subtilen Elemente
entsprechen. Diese Erfahrungen sprengen die Grenzen dualistischer Wahrnehmung insofern, als man
noch nicht einmal um die Existenz der Gottheiten weiß; diese Energien sind in keinster Weise mehr
von einem getrennt, es gibt keinen Wahrnehmer und etwas getrennt von ihm Wahrgenommenes
mehr, sondern es gibt nur noch ein beständiges Schwanken zwischen Wahnsinn und dem völligen
Verlust fester Bedeutungen an das Klare Licht. Für kurze Momente mag bereits eine absolute und
definitive Erfahrung des Klaren Lichts aufleuchten, die aufblitzt und wieder verlöscht. Mal erfährt man
es, mal nicht. Man erlebt den Urgrund des Klaren Lichts, und unvermittelt reißen die Schleier vor dem
Dharmakaya für einen unvorstellbar kurzen Augenblick auf, ohne daß man sich dessen voll bewußt
würde. Eine abstrakte Eigenschaft beginnt sich zu entwickeln, die allein auf einer unabhängigen Ener-
gie basiert, die ohne jede Selbstbewußtheit ist. Ob wir diesen Zustand zu halten vermögen, hängt
allein davon ab, wie rein unser Bewußtsein bereits ist.
Die Visionen des Bardo-Zustandes sind nicht von der Wahrnehmung durch ein Selbst abhängig und
eher feindseilig in dem Sinne, als sie einfach da sind, ohne auf irgendeine Bemühung zur Kommunika-
tion zu reagieren. Die friedvollen Gottheiten erscheinen in einem vollkommen umfassenden Frieden,
nicht liebevoll und duftig, sondern unerschütterlich und unbesiegbar friedvoll, ein Zustand, der weder
9
Alter noch Anfang oder Ende kennt. Wir erschrecken zutiefst, denn nun ist jede Identität verloren, und
man geht vollkommen im Raum auf. Die daraufhin in Erscheinung tretenden rasenden Gottheiten sind
eine Verkörperung der unbarmherzigen, unbeugsamen Eigenschaft, die keinerlei Ausweichen zuläßt.
Wenn man sich ihnen nähert und versucht, die Situation umzugestalten, dann werfen sie einen in die
Unausweichlichkeit des Moments zurück, und man wird von Chaos und Schocks geschüttelt. Gleich-
zeitig besitzt der die Bardo-Visionen Wahrnehmende bzw. diese Art von Bewußtheit die phantastische
Fähigkeit, ganz spontan die Verbindung von physischem Körper und Bewußtheit aufrechtzuerhalten.
Einige Zeit nachdem man aus dem Klaren Licht erwacht ist, versteht man plötzlich, daß dies der Bar-
do-Zustand ist, und in diesem Moment tritt das Gegenteil der samsarischen Erfahrung ein, nämlich die
Wahrnehmung von Licht und Bildern, die nicht körperlich sind oder aus Form bestehen; statt eine
faßbare Situation zu sein, erlebt man nun einen unfaßlichen Zustand der Eigenschaft. Dann geht das
gleißende Licht der Verbindung zwischen Körper und Intelligenz auf, während der psychophysische
Körper und die Intelligenz, das intellektuelle Bewußtsein, in Raum umgewandelt werden. Alles wird
blau wie der Himmel, und vor einem erscheint ein Löwenthron, auf dem Vairocana in göttlicher Umar-
mung mit der Yum Ying Chogma sitzt, alldurchdringend, völlig dezentralisiert, die vollkommene Offen-
heit einer Bewußtheit, die den Skandha des Bewußtseins transzendiert. Er ist von weißer Farbe, und
(wie bei allen im Folgenden aufgeführten friedlichen Gottheiten) von seinem Herzen strahlt ein sehr
helles, blaues Licht in das Herz des Zwischenzustandswesens, das Licht des Raumes von Dharma-
Weisheit (Dharmadatu), das so intensiv ist, daß man sehr erschrocken wird. Gleichzeitig erscheint ein
weißes Licht von geringer Helle, das die unbefreite Ignoranz aus früheren Lebenszeiten widerspiegelt,
aus dem Götterbereich. Durch die grundlegenden Tendenzen unbefreiter Unwissenheit wird man vom
trüben Licht aus den Götterbereichen angezogen und wird, wenn das störende Gefühl der Unwissen-
heit bei einem vorherrscht, als langlebiger, doch niemals ewiger Gott wiedergeboren. Damit ist man
erneut in nahezu endlosem Leiden der zyklischen Existenz gefangen. Stattdessen sollte man große
Dankbarkeit für die Tatsache empfinden, daß Vairocana aus seinem großen Mitgefühl erschienen ist,
um einen zu befreien. Dann wird der eigene Geist und das Licht, das vom Herzen Vairocana’s aus-
strahlt, miteinander verschmelzen und eins werden, und man erreicht den Zustand eines (zentralen)
Samboghakaya-Buddhas.
Sonst zeigt sich am 2. Tag der unerschütterliche Dorje Sempa (Skrt.: Vajrasattva-Akshobya). Er sitzt
auf einem Elefantenthron, hält Glocke und Dorje und umarmt seine Gefährtin Sangye Chenma (Skrt.:
Locana), erwachend, öffnend, jede feste, stabile Form in eine fließende, lebendige Situation verwan-
delnd. Die beiden weiblichen Gottheiten Lhasuma und Pupuma sowie die beiden Bodhisattvas
Maitreya und Sai Ningpo begleiten ihn. Sie alle erscheinen in der Mitte eines Regenbogenlichts. Von
seinem Herzen strahlt weißes Licht von der reinen Form des Wasser-Elements, das gleichzeitig das
Skandha der Form repräsentiert. Zur selben Zeit strahlt aufgrund der grundlegenden Tendenzen des
Zorns trübes, schmutziges rauchfarbenes Licht von den Höllenbereichen aus. Aufgrund negativen
Karmas werden wir diesem Weisheitslicht zu entkommen –versuchen. Wir müssen uns erinnern, daß
es das Licht von Spiegelgleicher Weisheit und Mitgefühl ist, und daß wir mit ihm verschmelzen wollen,
indem wir tiefe Hingabe für Dorje Sempa entwickeln und ihn um Führung durch den Terror des Bardo
bitten. Dann wird man die Erleuchtung eines Samboghakaya-Buddhas des östlichen Bereiches von
perfekter Freude (Tib.: Nyen. par. ga. wa.) erlangen.
Wenn auch Zorn nicht das vorherrschende störende Gefühl der vergangenen Lebenszeit war, dann
wird am 3. Tag der Buddha Rinchen Jungne (Skrt.: Ratnasambhava) im südlichen Bereich auf einem
Pferdethron in Vereinigung mit seiner Gefährtin Mamaki erscheinen. Sein Prinzip ist die Ausdehnung,
ist Reichtum und Würde. Er hält einen kostbaren Juwel, in seiner Begleitung sind die beiden Bodhi-
sattvas Nam Kyi Nyingpo (Skrt.: Akasagarbha), die Essenz des Raumes, und Küntu Sangpo (Skrt.:
Samantabhadra), der Allgute Eine, sowie die beiden weiblichen Bodhisattvas Malema, die Göttin der
Elemente, und Dhupema, die Göttin des Weihrauchs. Von seinem Herzen strahlt intensives gelbes
Licht aus, die reine Form des Erdelements sowie eine Manifestation der reinen Form Skandhas des
Gefühls. Gleichzeitig scheint aufgrund karmischer –Tendenzen von Stolz, der Quelle von Leidenschaf-
ten und mentaler Störungen, ein trübes Licht aus dem Menschenbereich aus, und wenn wir von ihm
angezogen werden, dann werden wir eine Menschengeburt erlangen, um erneut all den Leiden aus-
gesetzt zu sein, mit denen wir so vertraut sind. Wenn man sich aber bemüht, seine Angst zu besiegen
und das gelbe Licht als Manifestation der Weisheit der Gleichheit wahrnimmt und mit einsgerichteter
Hingabe an Ratnasambhava seinen Geist mit dem Licht verschmilzt und ihn in diesem Zustand ruhen
läßt, ohne daß noch ein Unterschied zwischen dem eigenen Geist und dem vom Buddha kommenden
Weisheitslicht besteht, dann wird man ein Samboghakaya-Buddha des südlichen Bereichs (Tib.: Pal.
dang. den. pa.).
10
Ansonsten erscheint am 4. Tag Amithaba mit seinem Gefolge im westlichen Bereich. Er ist von roter
Farbe, sitzt auf einem Pfauenthron, hält seine Gefährtin Go Karmo (Skrt.: Pandaravasini) und wird von
den beiden männlichen Bodhisattvas Chenrezig (Skrt.: Avalokitesvara) und Jampeljang (Skrt.: Manjus-
ri) sowie von den beiden weiblichen Bodhisattvas Girtima und Alokema begleitet. Sein Wesen ist
dasjenige des Feuers, das weder zurückweisende noch annehmende Verzehren aller Dinge. Er hält
eine Lotusblüte in der Geste der Meditation. Helles rotes Licht, die reine Form des Feuerelements, das
das Skandha der Wahrnehmung kennzeichnet, strahlt von seinem Herzen in das Herz des Verstorbe-
nen. Ebenfalls strömt trübes gelbes Licht aus den Bereichen der hungrigen Geister in das Herz-
Zentrum des Zwischenzustandswesens. Aufgrund angehäuften Karmas dürfte man vor dem gleißen-
den roten Licht erschrocken sein und am sanfteren gelben Licht Vergnügen finden. Man sollte sich
jedoch bemühen, seine Anziehung dahin zu überwinden und seinen Geist einsgerichtet auf das brilli-
ante rote Licht konzentriert halten. Wenn man fähig ist, es als Manifestation der Unterscheidenden
Weisheit zu identifizieren und sein Bewußtsein damit verschmelzen zu lassen, dann wird man die
Erleuchtung eines Samboghakaya-Buddhas des westlichen Bereiches (Tib.: De. wa. chen.) erlangen.
Sogar wenn man nicht Befreiung erlangt, sollte man mit tiefer Hingabe zu Amithaba beten, denn A-
mithaba hat durch sein grenzenloses Mitgefühl die Kraft, Wesen beim Erreichen des Weisheitszu-
standes zu unterstützen und sie zu seinem glänzenden Licht zu ziehen.
Wenn man allerdings aufgrund der grundlegenden karmischen Tendenzen nicht fähig ist, Befreiung zu
erreichen, wandert man in den 5. Tag, an dem der grüne Buddha Amoghasiddhi mit seinem Gefolge
im nördlichen Bereich inmitten einer Wolke aus Regenbogenlicht aus dem Bereich der gespeicherten
Handlungen erscheint. Sein Wesen ist die allmächtige, u. U. zerstörerische Vollendung aller Werke. Er
hält einen Doppeldorje und sitzt mit seiner Gefährtin Damtsik Drölma (Skrt.: Samaya-Tara), die die
tatsächliche Erfüllung aller Lebenssituationen im gegebenen Moment symbolisiert, auf einem Thron,
der von Shang-Shang Vögeln, einer besonderen Art von Garudas, gestützt wird. In seiner Begleitung
sind die beiden männlichen Bodhisattvas Chana Dorje (Skrt.: Vajrapani) und Dripa Namsal (Skrt.:
Sarnanivaranaviskhambin) sowie die beiden weiblichen Bodhisattvas Gendema (Skrt.: Gandha) und
Nirtima (Skrt.: Naivedya). Von seinem Herzen strahlt helles grünes Licht aus, die reine Form des Luft-
elements und das Licht des Skandhas der Konzeptualisation, und gleichzeitig strahlt trübes rotes Licht
von intensiver Eifersucht aus dem Bereich der eifersüchtigen Götter. Es gilt dieses trübe Licht mit
aller Kraft zu vermeiden und seinen Geist einsgerichtet auf das grüne Licht aus Amoghasiddhi’s Her-
zen als der Manifestation der Alles-Durchdringenden Weisheit zu konzentrieren. Dann wird der Be-
wußtseinsstrom mit seinem Licht verschmelzen und man wird zu einem Samboghakaya-Buddha im
nördlichen Bereich (Tib.: Las. rab. Rzog. pa.).
Sonst tritt man in den 6. Tag ein, an dem alle 5 Buddhas zusammen in Erscheinung treten, um der
Kombination der 5 Geistesgifte zu begegnen. Die 5 Buddhas werden für alle Wesen erscheinen, weil
alle Wesen aus desn 5 Skandhas zusammengesetzt sind. Sie zu sehen ist einfach ein anderer Weg,
die Skandhas selbst wahrzunehmen. Die Buddhas und ihre Gefährtinnen erscheinen in der Anord-
nung eines Mandalas, in dem Vairocana die Zentralposition einnimmt. Die 5 Gefährtinnen werden
sicher erscheinen und Licht aussenden, weil sie Manifestationen der 5 physischen Elemente sind,
aus denen die Körper aller Wesen bestehen, aber nicht alle Wesen werden fähig sein, sie wiederzuer-
kennen und dann weiter in Samsara wandern. Wenn man sie wiedererkennen kann, dann gibt es eine
Möglichkeit zur Befreiung. Zusätzlich erscheinen weibliche und männliche Schützer in jeder Richtung
und im Zentrum. Die Schützer in den 4 Richtungen sind als die Torschützer des Mandalas bekannt:
Nampar Gyelwa im Osten, Shingi Shig oder Yamantaka im Süden, der pferdeköpfige Hayagriwa im
Westen und Dütsi Kyilwa im Norden. Ebenso gibt es 4 weibliche Torschützer: Tschakyuma im Osten,
Shakpama im Süden, Tschak. droma im Westen und Drilbuma im Norden. Es ist die Situation einer
grundsätzlichen Bestürzung, in der die 5 Tathagatas den gesamten Raum ausfüllen und jeden Winkel
emotionaler Situationen ausleuchten. Da zudem die 4 Tore von den 4 Arten von Herukas bewacht
werden, gibt es nicht die geringste Möglichkeit von Ausweichen oder Flucht.
Dieses Mandala mit den 4 Toren wird von 6 Buddhas umgeben: Gyajin, dem Buddha des Götterbe-
reichs, Tagzang, dem Buddha der Eifersüchtigen Götter, Shakya Senga, der Buddha des Menschen-
bereichs, Senge Rebten, der Buddha des Tierbereichs, Kaparma, der Buddha der Pretas (hungrigen
Geister) und schließlich Tschogyi Gyelpo, der Buddha des Höllenbereichs. Insgesamt nehmen kraft
des eigenen Geistes 42 Gottheiten in diesem Mandala in unserem Herzen als Essenz des Yidam Ges-
talt an, also derjenigen Gottheit, mit der man sich während seiner Lebenszeit immer wieder ver-
schmolzen hat. Von den Buddhas im Mandala (mit Ausnahme von Amoghasiddhi, weil man die wahre
Natur der Leerheit nicht verstanden hat) strahlt subtiles Weisheitslicht aus. Gleichzeitig strahlen Lich-
ter aus den 6 Bereichen: weißes Licht (unbefreite Unwissenheit), rotes Licht (Eifersucht), gelbes Licht
(Gier), blaues Licht (Stolz), grünes Licht (Dummheit) und schmutzig-schwarzes Licht (Haß). Obgleich
11
man sich von diesen Lichtern angezogen fühlt, sollte man sie ohne feindliche Gefühle zurückweisen
und während dieser ganzen Zeit die Einsicht von Gleichheit aufrechterhalten. Man sollte einsgerichtet
zu den 5 Buddhas beten, weil nur ein einziger Augenblick von Anziehung an diese Lichter von Samsa-
ra eine Wiedergeburt in einem dieser 6 Bereiche verursacht. Dann ist die Chance, eine menschliche
Geburt zu erhalten, sehr klein. Wenn man an dieser Stelle weder große Ablehnung noch große Anzie-
hung entwickelt, sondern fähig ist, alle diskursiven Bedanken zu unterdrücken uns einen Geist mit den
4 Weisheiten zu verschmelzen, dann wird die wahre Essenz der Leerheit in einem erscheinen und
man wird Befreiung erlangen.
Die 5 Weisheiten sind die gereinigten Aspekte der 5 Geistesgifte. Wenn man zu Lebzeiten meditiert
hat und sich nun seiner Meditationspraxis erinnern kann, dann wird es sein, als ob eine Mutter den
lange vermißten Sohn wiederfindet: Die frühere Praxis trägt jetzt durch dieses Wiedererkennen Frucht,
und indem sie in die Bardo-Erfahrung integriert wird, kann man sofort Erleuchtung erlangen. Der Zu-
stand, der hier realisiert werden kann, wird Gyun. gyi. Ting. Ngi. Dzin. – ein kontinuierlicher, ungebro-
chener Zustand von Meditation – genannt. Neben dem geschilderten Wiedererkennen des Weisheits-
lichts und der dadurch hervorgerufenen Verschmelzung gibt es noch zwei andere Wege, Befreiung zu
erlangen, nämlich das Licht in sich hineinzuziehen oder durch die vereinte Kraft intensiver, einsgerich-
teter Hingabe von einem selbst sowie dem starken Mitgefühl seitens der Buddhas, das letztendlich
auch eine Manifestation des eigenen Geistes ist. Die Bedeutung der Entwicklung von Hingabe, von
Praxis und entsprechenden Gebeten während des vergangenen Lebens kann an dieser Stelle nicht
genug betont werden.
Am 7. Tag erscheinen die Wissenshalter-Gottheiten (Skrt.: Vidyadharas, Tib.: Rigzin) vom Kehlzent-
rum her. Sie sind weder ganz friedlich noch ganz rasend und repräsentieren die Macht des Guru über
die magischen Aspekte des Universums, die ebenfalls Lichter verschiedener Farben aussenden, die
die reinen Aspekte der 5 Weisheiten als Gegenmittel zu den 5 Giften darstellen. So erscheint in der
Flamme von Regenbogenlicht das Reine Land Dak. Pa. ka. Tschod., in dessen Mitte die wissenshal-
tende Gottheit Pema Karkyi Wangchuk in göttlicher Umarmung mit seiner Gefährtin tanzt. Zur gleichen
Zeit erscheinen die weiße Gottheit Sala Nepal Rigzin mit seiner Dakini im Osten, die gelbe Gottheit
Tsela Wangwai Rigzin mit seiner Dakini im Süden, die rote Gottheit Chagya Chempo Rigzin mit seiner
Dakini im Westen und die grüne Gottheit Lunki Drubpai Rigdzin mit seiner Dakini im Norden. All diese
5 Gottheiten und ihre Dakinis erscheinen in ihren zornvollen Aspekten, tragen entsprechende Orna-
mente und sind von anderen Gottheiten und in weiterer Entfernung von Dharmapalas umgeben. Der
ganze Himmel ist erfüllt von Gottheiten, die gekommen sind, um jenen zu helfen, die ihre Gelübde auf
einer perfekten Stufe gehalten haben, und jene zu strafen, die ihre Gelübde gebrochen und ihre Bän-
der zu ihren Lehrern gebrochen haben. Kraftvolle Lichter strahlen von den 5 Gottheiten aus und
durchbohren das Herz des Zwischenzustandswesens. Gleichzeitig scheint trübes grünes Licht aus
dem Tierbereich. Entsprechend seiner karmischen Tendenzen wird man mehr von diesem grünen
Licht angezogen werden. Wer sich jedoch einsgerichtet konzentrieren und auf das Weisheitslicht
meditieren und um Rettung beten kann – dies gilt insbesondere für jene, die die Formmeditation ent-
sprechend der Vajrayogini-Tradition ausgeübt haben – sollte fähig sein, dieses Reine Land am 7. Tag
zu erreichen.
8. Tag
Wenn man nicht fähig sein wird, zu dieser Zeit Erleuchtung zu erlangen, wird man sich zum nächsten
Zustand weiterbewegen und von nun an den zornvollen Aspekten des Bardo begegnen, die die zügel-
lose, überschäumende Eigenschaft von Energie, die nicht gebändigt werden kann, repräsentiert. Die
rasenden Gottheiten sind Manifestationen von Zorn voller Erbarmen, von Zorn ohne Haß. Am 8. Tag
strahlt der dunkelbraune, dreigesichtige, sechsarmigen und vierbeinigen Buddha Heruka (wie alle
zornvollen Aspekte in der Bardo-Erfahrung) vom Kronen-Zentrum aus, sein rechtes Gesicht ist weiß,
das linke rot und das zentrale Gesicht ist von bräunlich-purpurner Färbung. Er tanzt in göttlicher Um-
armung mit seiner Gefährtin Vajra Tro Di Sho Rima auf einem von Garuda getragenen Thron, von
seinem Körper flammt das Feuer der Weisheit, und man hört ein Tosen wie von tausend Donnern.
Wenn man Buddha Heruka wiedererkennt, soll man meditieren, daß er der eigene Yidam ist und zu
ihm Zuflucht nimmt, dann wird der eigene Geist und derjenige der Gottheit untrennbar eins, und man
wird die Erleuchtung eines Samboghakaya-Buddhas erreichen.
9. Tag
Sonst wird man am 9. Tag den dreigesichtigen, sechsarmigen und vierbeinigen Vajra Heruka, den
zornvollen Aspekt Dorje Sempa’s in tanzender Haltung mit seiner Gefährtin Tro Di sehen. Wenn man
ihn erkennt und nicht vor ihm erschrickt, wird man Erleuchtung erlangen. Wenn dies nicht gelingt,
dann erscheint am
12
10. Tag
der dunkelgelblich-schwarze neunäugige Ratna-Heruka in göttlicher Umarmung mit seiner Gefährtin
Ratna Tro Di, eine zornvolle Erscheinung Ratnasambhavas, am
11. Tag
Pema Heruka in Vereinigung mit seiner tanzenden Gefährtin Pema Tro Di als zornvoller Aspekt von
Amithaba und am
12. Tag
Karma Heruka mit seiner Gefährtin Karma Tro Di, eine zornvolle Manifestation Amoghasiddhi‘s.
Von den Gottheiten, die im Anschluß an die Herukas an den folgenden beiden Tagen erscheinen,
seien nur die 8 Gaurima’s, die 8 Takenma’s, die 4 Torschützer-Dakinis und die 28 Wangschuk Ma’s
genannt. Insgesamt erscheinen vom 3. Tag an 42 friedliche und 58 zornvolle Gottheiten, zusammen
also 100 Gottheiten. Der Klang, den man von den 58 bluttrinkenden Gottheiten hört, ist „HUNG PHEI“
gleich dem Lärm von tausend Donnern, und man wird nicht erschrecken, wenn man in seinen Medita-
tionen einige Erfahrungen über zornvolle Gottheiten gesammelt hat. Wenn man sich weder anziehen
noch abschrecken läßt, dann wird man die Natur dieser Gottheiten realisieren und Erleuchtung ver-
wirklichen. Wenn man keine Meditationserfahrung über diese zornvollen Gottheiten hat. sollte man
wenigstens das Bardo Thodöl gelesen und dort die wahre Natur dieser Gottheiten betrachtet haben,
die Projektionen unseres eigenen Geistes sind. Wenn man nicht im Tschos.nyid.bar.do Erleuchtung in
einer Samboghakaya-Form erlangt, hat, wird man im Srid.pa.bar.do weiterwandern.
Dann erscheint Yamantaka, der Dharma-König und Herr des Todes in unzählbaren Körpern, die in
Körpern unfaßlicher Größe das ganze Universum erfüllen, mit auf die Unterlippe beißenden Zähnen,
glasigen Augen, auf dem Kopf zusammengebundenen Haaren, riesigen Bäuchen und dünnen Hälsen,
karmische Merktafeln in den Händen, werden sie brüllen: „Töte!“ und „Schlag zu!“, werden Gehirne
schlürfen, Köpfe von Körpern reißen und Eingeweide herausziehen. Unbestechlich werden jetzt die
guten und schlechten Handlungen vergangener Lebenszeiten gegeneinander aufgewogen und man
bekommt als Resultat ein bestimmtes Leben in einem entsprechenden Bereich zugewiesen. So zeigt
uns der König des Todes die neuen Eltern beim Geschlechtsverkehr.
Die rasenden Gottheiten repräsentieren Hoffnung im Sinne einer schöpferischen Situation, gesehen
so wie sie wirklich ist, als grundlegende neutrale Energie, die dauernd fortbesteht und weder zu Gut
noch zu Böse gehört. Wenn die Situation überwältigend und außer Kontrolle geraten scheint und man
in Panik gerät, dann erscheinen die zornvollen Aspekte, z. B. die Rauris, treten zwischen Handlung
und Einsicht und unterbrechen so die Kontinuität der Selbsterhaltung des Ich. Sie verwandeln destruk-
tive Energie in kreative Energie. In dem selben Sinne repräsentieren die friedlichen Gottheiten Furcht
bzw. Verunsicherung, denn das Ich hat keine Möglichkeit, sie irgendwie zu manipulieren. Sie sind
gänzlich unbesiegbar und lassen sich niemals auf einen Kampf ein.
Alles Samsara ist von den 5 Skandhas erzeugt. Der entscheidende Wesenszug des Skandhas der
Form (Dorje Sempa) ist die Zerstörbarkeit und Brüchigkeit, das Skandha des Gefühls (Ratnasamba-
hava) ist durch Wünschen oder den Akt des Erfahrens charakterisiert, das Skandha der Wahrneh-
mung (Amithaba) ist durch die Kenntnis von Moment zu Moment und den Folgen von Objekten, das
Skandha der Absicht (Amoghasiddi) durch sammelnde Neigungen und durchführende Aktionen und
das Skandha des Bewußtseins (Vairocana) durch Wahrnehmung und die Erschaffung von Objekten
wesentlich charakterisiert. Dies sind die 5 weltlichen Skandhas der Begierte, die in all den uns so be-
kannten widerstreitenden Emotionen explodieren und so Ursache für die verschiedenen Arten von
Handlungen werden. Die Ergebnisse dieser Handlungen wiederum sind endlose Leiden in Samsara.
Wenn man jedoch seine Wahrnehmungen reinigt, transformieren sich die 5 Skandhas in die 5 Dhya-
ni-Buddhas. Buddha Vajrasattva hat keine Farbe und Form und stellt deshalb die Überwindung des
Skandhas der Form dar. Buddha Ratnasambhava hängt keinen Erfahrungen mehr an und hat deshalb
das Skandha des Gefühls vollständig transformiert. Buddha Amithaba ist völlig ohne jede Absicht und
hat so das Skandha der Motivation vollständig überwunden, und Buddha Vairocana ist deshalb vom
Skandha des Bewußtseins getrennt, weil er einen Zustand kennzeichnet, in dem überhaupt kein Grei-
fen und Halten nach Objekten oder Phänomenen mehr geschieht. Die Skandhas werden durch männ-
liche Gottheiten, die Elemente von weiblichen Gottheiten repräsentiert.
Während der Wanderung durch das Bardo der Suche nach einer Wiedergeburt macht man wunder-
same Erfahrungen entsprechend seines vergangenen Karmas. Diese werden besondere Fähigkeiten
einschließen die durch Materie, also z. B. Berge oder Wände hindurchgehen zu können, weil man nur
einen mentalen (feinstofflichen) Körper hat. Bewußtsein wird, während es durchs Bardo wandert, oft
mit einer rotglühenden Eisenstange verglichen. Die Flexibilität der glühenden Stange symbolisiert die
Verfassung des Geistes, während er vom Körper getrennt ist. Wenn das Eisen abkühlt, verdichtet sich
die vorherige Form – in der gleichen Weise kreiert man durch die Kraft von Gewohnheitstendenzen
bzw. karmischer Winde jene Gedanken, welche die zukünftigen Muster mentaler Aktivität bestimmen.
Im Bardo kann ein einziger guter Gedanke zur Erleuchtung führen, und ebenso kann ein einziger ne-
gativer Gedanke den Geist in die Tiefe des Leidens ziehen, aus der eine Flucht äußerst schwierig ist.
So wird man, wenn man sich im Augenblick des Todes seines Lamas erinnert, der einem Belehrungen
gab und zu dem man Vertrauen hat, durch die Kraft des Vertrauens Erleuchtung wiedererkennen und
dadurch auch erlangen. Neben der Hingabe ist hierfür auch von entscheidender Bedeutung, daß man
die Gelübde beachtet, die man vom Lama während der Einweihungen und Belehrungen von ihm er-
halten hat.
Zunächst wird man 4 Erfahrungen machen, die in nichts dem zu vergleichen sind, was man während
seines Lebens erlebt hat. Dennoch entspringt auch alles, was in dieser Phase des Bardo erfahren
wird, Gewohnheiten, die während unserer Lebenszeiten gesammelt worden sind. Zuerst wird man in
der Mitte eines großen Regensturms gefangen sein, der die Gewohnheiten der Begierde verkörpert.
Sodann wird man ein Wind von unglaublicher Kraft erleben, der den Zorn aus dem letzten Leben
kennzeichnet. Als Nächstes erlebt man intensive Dunkelheit, die die Unwissenheit oder das seit an-
fangsloser Zeit bestehende Nicht-Wissen bedeutet, und schließlich wird man laute Geräusche hören,
daß man erschrickt. Dieser Lärm entspringt der Kombination von allen Gewohnheiten widerstreitender
Emotionen, die einen erschrecken und die Konzentration schwächen. All diese Erfahrungen behindern
unsere Fähigkeit, eine günstige Wiedergeburt erlangen zu können.
Darauf folgt eine Serie von 9 Erfahrungen, die sich in 3 Gruppen unterteilen lassen. Wenn man im
letzten Leben viele positive Handlungen vollbracht hat, wird man sich in einem lieblichen, für einen
Gott bestimmten Palast oder in einem sehr hohen Gebäude auf einem Thron sitzend wiederfinden.
Wenn man weder sehr viel positives noch negatives Karma angehäuft hat, wird man sich in einem
strohgedeckten Haus wiederfinden. Und wenn man sehr wenig Verdienst angehäuft hat, wird man sich
inmitten von hohem grünen Gras finden, indem man versucht, durch schmale Löcher zu kriechen
oder in Wänden von groben Hütten oder in einem dichten Dschungel.
Das Gesetz von Karma bewirkt 4 verschiedene Arten von Wiedergeburt in den 6 Bereichen: in einem
Leib (Mensch oder Tier), in einem Ei (Tier), durch Anziehung an Hitze (Insekt) oder durch sofortige
Umwandlung (Götter, die als Ergebnis von verdienstvollen Handlungen in einer Lotusblüte erscheinen;
kann auch unverzüglich nach dem Tod im Höllenbereich stattfinden). Im Bardo der Suche nach Wie-
dergeburt erscheint kein Weisheitslicht, stattdessen scheinen Lichter verschiedener Farben aus den 6
Bereiche. Wenn die Zeit der Wiedergeburt naht, erfährt das Zwischenzustandswesen Anziehung an
ein besonders Licht: Wer als Gott wiedergeboren werden wird, wird sich vom weißen Licht angezogen
fühlen und dabei das Gefühl haben, in einen himmlischen Palast einzutreten. Als Eifersüchtiger Gott
wird man sich vom roten Licht angezogen fühlen, verbunden mit dem Gefühl, in einem lieblichen Gar-
ten oder an einem Platz großer natürlicher Schönheit zu gehen. Wenn man als Tier wiedergeboren
wird, wird man sich vom grünen Licht angezogen fühlen und die Erfahrung machen, wie man in einer
Höhle herumkriecht. Wenn man als hungriger Geist wiedergeboren wird, dann folgt man dem gelben
Licht und hat das Gefühl, in einen Haufen brennenden Holzes einzutreten. Wenn man in einem Höl-
lenbereich wiedergeboren wird, wird man vom trüben Licht angezogen, man wird ein schwarzes und
einrotes Gebäude sehen und eine wunderschöne Melodie hören, der man nicht widerstehen kann.
Auch zu dieser Zeit gibt es jedoch Mittel, durch welche man vermeiden kann, in diesen verschiedenen
Formen wiedergeboren zu werden. Wenn Lichter oder andere Phänomene erscheinen, meditiere eins-
gerichtet, daß sie Manifestationen von Chenrezig, der Verkörperung des Mitgefühls aller Buddhas,
sind. Auf diesem Weg der Hingabe wird man mit Chenrezig’s Mitgefühl verschmelzen und Erleuchtung
erlangen. Wenn man allerdings unfähig ist, über die karmischen Schleier hinweg Befreiung zu errei-
chen, dann bemühe dich, dem blauen Licht zur menschlichen Wiedergeburt zu folgen. Menschliche
Wiedergeburt kann allerdings in den 4 verschiedenen Kontinenten und dort auch wieder in verschie-
denen Bereichen erfolgen, je nach individuellem Karma. Wenn man im östlichen Kontinent wiederge-
boren wird, sieht man schöne Männer und Frauen um einen See herum. Wenn der westliche Konti-
nent der Platz deiner Wiedergeburt ist, dann wirst du Stuten und Hengste um einen See herum sehen.
Und im nördlichen Bereich würde man einen wunderschönen Garten mit herrlichen Bäumen um einen
14
See herum sehen. Man sollte sich diese Geburt nicht wünschen, wenngleich einen dort ein reiches,
langes und glückliches Leben erwartet, in diesen Bereichen gibt es jedoch keine Dharmas und des-
halb auch keine Möglichkeit zur Erleuchtung. Wenn man während der 3 Stufen des Bardo keine Be-
freiung erlangen konnte und sich bei der Suche nach einer menschlichen Geburt findet, dann möge
man sich um einen Leib im südlichen Kontinent, wo man viele schöne Häuser sehen wird, bemühen.
Dort wird man seine zukünftigen Eltern im Akt des Geschlechtsverkehrs wiedererkennen, gleichgültig,
wie weit entfernt davon man ist. Wenn man von seiner Mutter angezogen wird und eine Abneigung
gegen seinen Vater empfindet, wird man als Mann wiedergeboren, wenn sich dies jedoch andersher-
um verhält, dann wird man eine Wiedergeburt als Frau finden. Von Begierde getrieben stürzt das Zwi-
schenzustandswesen dahin, so seine zukünftigen Eltern beieinanderliegen, um sich zu vereinigen,
sieht jedoch bei seiner Ankunft nur das Geschlechtsorgan des begehrten Partners. Davon wird es in
Wut versetzt. Begehren und Wut sind die Todesursache des Zwischenzustandswesens, und danach
geht es in den Uterus ein. So wird man als gewöhnliches Wesen wiedergeboren.
Wenn das Männliche und das Weibliche sich im Geschlechtsakt völlig absorbieren, verlagert sich
durch die Gewalt der heftigen Bewegungen ihrer Geschlechtsorgane der abwärtsfließende Wind nach
oben, wodurch die gewöhnliche innere Hitze der dreifachen Kreuzung (von Zentralkanal, rechtem und
linkem Kanal) auf Höhe des Nabels entflammt. Die Hitze schmilzt die weißen und roten Tropfen, die
im Innern der 72000 Kanäle nach unten fließen. Dadurch werden Körper und Geist auf eine beseli-
gende Art befriedigt, und am Ende, in den Momenten des Intensivsten Gebehrens, löst sich eine dick-
flüssige regenerative Flüssigkeit. Diese Samen- und Blutstropfen, die aus dem männlichen und weibli-
chen Organ hervorquellen und beide Verkörperungen der 5 Elemente darstellen, mischen sich nun im
Uterus der Mutter. Das Bewußtsein des sterbenden Zwischenzustandswesens ist mittlerweile entwe-
der durch den Mund oder die Schädelkrone des männlichen Partners eingedrungen und anschließend
durch seinen geheimen Ort (Phallus) in den Schoß des weiblichen Partners übergegangen, vereinigt
sich daraufhin mit der seimigen regenerativen Mischung, die in den 72000 Kanälen der beiden Partner
nach unten geflossen ist und sich im Schoß vermengt hat. Die Winde, die während des Zwischenzu-
stands die Begriffsbildung ermöglichen, verflüchtigen sich, und die vierletzten Phasen der Auflösung
(des Bewußtseins des Zwischenzustandswesens) erscheinen sehr rasch hintereinander, bis ein ent-
sprechendes Klares Licht, das in der Mitte der Mischung aus Samen und Blut aufdämmert, die Ver-
bindung mit dem neuen Leben herstellt. Die innerliche Anwesenheit der 5 (subtilen) Elemente in Ver-
bindung mit den äußeren Manifestationen der 5 Elemente, die man von Vater und Mutter empfängt,
führt zur Entstehung einer physischen Existenz auf der Grundlage der 5 Elemente. Exakt gleichzeitig
beginnen die 3 Stadien der Auflösung (des Bewußtseins des neuen Wesens) – wie auch die Winde,
die ihre Träger sind – sich in umgekehrter Reihenfolge wie beim Vorgang des Sterbens zu manifestie-
ren.
Zu Beginn ist der ovale Fötus von einer Masse eingehüllt, die der Sahne auf gekochter Milch ähnelt,
ist im Kern jedoch noch sehr seimig. In der ersten Woche entstehen aus dem Wind, der der Träger
des Bewußtseins der weißen Erscheinung ist, nacheinander der Wind-Wind, der die besondere Fähig-
keit besitzt, eine Bewußtseinsgrundlage abgeben zu können und ganz generell Entwicklung ermög-
licht, dann der Feuer-Wind, der Reifung und Nicht-Verwesung ermöglicht, daraus der Wasser-Wind,
der Kohäsion bewirkt, und schließlich der Erd-Wind, der verursacht, daß ein Halt gefunden wird.
Demnach werden der Fein- und der grobstoffliche Körper, die bis zum Tode intakt bleiben, aus den
konstituierenden Elementen gebildet.
Je nach weiteren 7 Tagen entstehen neue Winde, die den Fötus zunächst viskös wie Joghurt werden
lassen, ohne daß er bereits fleischig wäre, ihn dann fleischig werden lassen, ohne daß er bereits äu-
ßerem Druck standhielte, ihn anschließend verfestigen, so daß er äußerem Druck standhält, und end-
lich fünf Auswüchse bewirken, die die Andeutung der Schenkel, der Schultern und des Kopfes hervor-
treten lassen. Während der 4. Woche teilen sich der weiße und der rote Tropfen, die man von Vater
und Mutter bekam, in zwei Hälften: Aus der weißen Hälfte entstehen die drei inneren Schätze, die man
vom Vater bekommt, nämlich regenerative Flüssigkeit, Mark und Knochen, während aus der roten
Hälfte die drei Schätze, die man von der Mutter bekommt, entstehen: Fleisch, Haut und Blut. Der Ort
der Mischung von Samen und Blut, in den das Bewußtsein zuerst eingeht, wird später auf Höhe des
Herzens zu einer Masse von der Größe einer kleinen Erbse, die den unfaßlichen Wind, das unfaßliche
Bewußtsein sowie die Essenz von Samen und Blut enthält. Im Zentrum dieser Masse bildet sich der
Zentralkanal und die beiden Seitenkanäle, die sich zunächst einmal jeweils dreimal um den mittleren
Kanal herumwinden.
15
Nun formieren sich gleichzeitig die 5 Kanäle des Herzens, und zwar der mittlere, rechte und linke, wie
auch der <dreifache Kreis> im Osten <vorn> und der <Begierliche> im Süden <rechts>. Danach ent-
wickeln sich gleichzeitig drei Kanäle: der <Knotenlose>, der sich bei <und hinter> dem mittleren befin-
det, der <Haushälter> im Westen <Rücken> und der <Feurige> im Norden <links>. Diese 8 Kanäle,
die sich zuerst in der Herzgegend bilden, sind nicht mit den 8 Speichen oder Kanälen des Herz-
Chakras zu verwechseln. Anschließend teilen sich die 4 Kanäle der Haupthimmelsrichtungen und
bilden damit die 4 Speichen der Nebenhimmelsrichtungen. Die Fortsätze der Kanäle der 8 Richtungen
teilen sich daraufhin in jeweils drei und bilden die 24 Kanäle der 24 Orte, die sich weiter in jeweils drei
Kanäle teilen. Von diesen 72 Kanälen teilt sich jeder in jeweils 1000, so daß schließlich die 72000
Kanäle des Körpers entstanden sind.
Der unfaßliche lebenserhaltende Wind erzeugt gleich nach der Aufnahme der Verbindung mit dem
neuen Leben im Uterus grobstoffliche lebenserhaltende Winde. So entsteht im 2. (Mond-)Monat, wenn
das Kind aussieht wie eine Schildkröte, aus dem lebenserhaltenden Wind der abwärtsfließende Wind.
Im 3. Monat, wenn der Körper die leicht vornübergebeugte Gestalt eines Ebers hat, entsteht aus letz-
terem der sog. Feuerwind, aus dem wiederum im 4. Monat, wenn das Kind die stämmige Gestalt eines
Löwen hat, der aufwärtsfließende Wind entsteht. Aus diesem entsteht im 5. Monat, wenn der Körper
die Gestalt eines Zwerges hat, der allesdurchdringende Wind.
Der Sitz des lebenserhaltenden Windes ist in der Hauptsache die Mitte des Herz-Zentrums. Seine
zentrale Funktion ist die Aufrechterhaltung des Lebens. In seiner gröberen Erscheinungsform hält er
den Fluß der Ein- und Ausatmung durch die Nase in Gang. Er veranlaßt ebenfalls die Bewegungen
der Winde, die in die Sinnesfähigkeiten hinein- und herausfließen. Der abwärtsfließende Wind ist
hauptsächlich in der Mitte des geheimen Zentrums lokalisiert und reguliert die Ausscheidungen, die
Menstruation usf. Der Feuerwind wohnt am Ort der inneren Hitze, im Zentrum des Nabel-Chakras. Er
reguliert im wesentlichen die Verdauung. Der aufwärtsfließende Wind in der Mitte des Kehl-Zentrums
ermöglicht die sprachliche Artikulation und Geschmacksempfindung, und der allesdurchdringende
Wind schließlich wohnt in der Hauptsache in den Gelenken. Er steuert die Bewegungen.
Im 6. Monat entsteht der (sekundäre) Wind, der sich durch die Augen bewegt, im 7. Monat derjenige,
der sich durch die Ohren bewegt, im 8. derjenige, der durch die Nase ein- und ausgeht, im 9. derjeni-
ge, der durch die Zunge fließt und im 10. der sog. <Endgültig Bewegende>, der durch den ganzen
Körper ein- und ausfließt. Diese 5 sekundären Winde sind im wesentlichen Teile oder Zustände des
lebenserhaltenden Windes. Sie dienen bei der Objektwahrnehmung durch die 5 Arten der Sinnes-
Bewußtseine als Erfassungshilfen. Obwohl die die 10 Winde schon im Uterus voll ausgebildet haben,
setzt die (grobe) Ein- und Ausatmung durch die Nase erst kurz nach der Geburt ein.
Die Masse, die eine Zusammensetzung der Essenzen der weißen und roten konstituierenden Be-
standteile (tropfen) wie auch des unfaßlichen Windes und des unfaßlichen Bewußtseins ist, in der
Größe einem weißen Senfkorn gleicht und sich im Inneren eines kaum merklichen Hohlraumes im
Zentralkanal auf Höhe des Herzens befindet, wird der (bis zum Tode) unzerstörbare Tropfen genannt.
Vom beim Herzen befindlichen weißen Tropfen steigt im Kehlzentrum ein Teil nach oben. Er wird der
Buchstabe HANG genannt und vermehrt und kräftigt durch seinen direkten und indirekten Einfluß die
weißen Tropfen in den anderen Körperteilen. Ebenso steigt von dem beim Herzen befindlichen roten
Tropfen im Innern des Nabel-Zentrums ein Teil nach unten, der durch seinen direkten und indirekten
Einfluß die roten konstituierenden Bestandteile in den anderen Körperregionen vermehrt und stärkt.
Obwohl in jedem Chakra ein Teil von beiden Tropfen vorhanden ist, stellt derjenige an der Schädel-
krone die Hauptquelle für die Vermehrung der weißen konstituierenden Bestandteile dar, wohingegen
das Nabelzentrum die Hauptquelle für die Vermehrung der roten Tigles ist. Das Herz-Zentrum ist eine
Quelle, die gleichermaßen weiße und rote Tropfen vermehrt. Sie werden erzeugt, wann immer sie
gebraucht werden, d. h. sie sind unerschöpflich.
Durch die Kraft des aufwärtsfließenden Windes und des abwärtsfließenden Windes werden die Ver-
längerung der drei Kanäle nach oben und unten bewirkt. Zu diesem Zeitpunkt sind das obere und
untere Ende des Körpers sehr dünn, nur die Mitte ist knollenartig verdickt wie bei einem Fisch. In den
folgenden Wochen entwickeln sich die fünf Auswüchse, aus denen die 5 Gliedmaßen entstehen, die
Körperbehaarung, die Nägel, die physischen Sinneskräfte, das Geschlechtsorgan, der Atemwind, der
durch den Mund ein- und ausströmt, die (acht) Sprechwerkzeuge und die Präsenz des Bewußtseins,
die die Bewegung des mentalen Bewußtseins in seinem Wechselspiel mit den Objekten ist. Der männ-
liche Embryo liegt gegen die rechte Seite der Mutter gelehnt und kehrt sein Gesicht ihrer Wirbelsäule
zu, der weibliche liegt gegen die linke Seite der Mutter und schaut nach vorn. In der 36. Woche ent-
steht im Kind eine Abneigung gegen den Uterus, und es entwickelt den Wunsch, ihn zu verlassen. In
16
der 37. Woche vermag es schlechte Gerüche und Schmutz wahrzunehmen. Schließlich erhebt sich in
der 38. Woche der sog. <sekundäre Wind, der aus früheren Taten entsteht> und bewirkt, daß sich das
Kind im Schoß kopfüber dreht. Die Geburt erfolgt nach 266 Tagen am Ende der 38. Woche der
Schwangerschaft.
Diese Faktoren, die von der Verbindung des Zwischenzustandswesens mit dem neuen Leben im
Uterus bis zur Wiedergeburt führen, ähneln ihrer Erscheinung nach der Übung, die die Geburt über
die Anwendung der Entwicklungsphase als einen Hervorbringungskörper (sPrul.ku.) in den Pfad ein-
bringt. Hier werden also Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt zur Grundlage für die Läuterung.
Weiterhin sind sie ihrer Erscheinung nach dem reinen und unreinen illusorischen Körper der Vollen-
dungsphase ähnlich, in deren Verlauf man entweder einen grobstofflichen Hervorbringungskörper
annimmt oder in den alten physischen Anhäufungen bestehen bleibt. Dadurch, daß die physischen
Anhäufungen in den Pfad miteingebracht werden, sind sie auch die Grundlage der Läuterung.
Dazu meditiert man anfänglich über die Leerheit, die dem Muster der 8 Arten der Auflösung folgt, und
bringt damit den Tod als Wahrheitskörper eines Buddha in den Pfad ein. Aus dieser nicht-
dualistischen Verwirklichung von Leerheit tritt man in Form der für den Yidam typischen Keimsilbe,
aus der sich die Gottheit in vollendeter Gestalt entwickelt oder in Form einer Mudra hervor. Dies ist die
Methode, den Zwischenzustand als Genußkörper in den Pfad einzubringen. Die sich daraus ergeben-
de Erscheinung des Yidam stellt das Einbringen der Geburt dar, die als Hervorbringungskörper in den
Pfad integriert wird. Auf diese Weise werden Tod, Zwischenzustand und Geburt durch die Entwick-
lungsphase indirekt geläutert. Die Vollendungsphase kann Tod, Zwischenzustand und Geburt unmit-
telbar läutern, weil das unfaßliche Bewußtsein, das Teil der undifferenzierbaren Charakteristik des
unfaßlichen Windes ist, gewöhnlicherweise ein Kontinuum von ähnlicher Weise aufrechterhält und
schließlich zum Klaren Licht des gewöhnlichen Todes wird. Wenn die Vollendungsphase verwirklicht
worden ist, dann gebietet der Yogi diesem Vorgang durch die Macht seiner meditativen Versenkung
(Samadhi) und transformiert ihn in das metaphorische Klare Licht (der Isolierung des Bewußtseins)
und das tatsächliche Klare Licht. Außerdem verwandelt der Yogi den Tod in das Klare Licht der
Frucht: den Wahrheitskörper. Auf diese Weise wird der Tod geläutert.
Der Zwischenzustand wird geläutert, indem ein Yogi der Vollendungsphase durch die Macht seines
Samadhi den Zwischenzustand in den unreinen und den reinen Illusorischen Körper eines Lernenden
und eines Nichtmehr-Lernenden transformiert. Der Zwischenzustand und kraft dessen auch die durch
verunreinigte Handlungen verursachte Wiedergeburt in einem Schoß hört für immer auf, sobald ein
solcher Illusorischer Körper erlangt worden ist. Stattdessen geht der Illusorische Körper in die alten
physischen Anhäufungen ein. Dieser Vorgang gleicht dem Eingehen des Zwischenzustandswesens in
den Mutterschoß. Daraufhin nimmt er die Anstrengung auf sich, anderen die Lehre darzulegen und die
höheren Pfade zu erreichen.
Man kann eine Wiedergeburt im menschlichen Bereich verhindern und Befreiung erreichen, indem
man das blaue Licht und die Behausungen als bloße Projektionen des eigenen Geistes, als Maha-
maya, illusorisch in ihrer Natur, erkennt oder indem man realisiert, daß beides, Licht und auch der
Geist, welcher es wahrnimmt, leer und ohne irgendwelche inhärente Wirklichkeit sind. Dann erreicht
man den nicht-dualistischen Zustand des Nirmanakaya.
Es gibt viele Formen vergangenen Karmas, welche unsere „Wahlen“ im Bardo beeinflussen. Der Wind
des Karma bläst immer, oder anders gesagt: die Wahlen, die wir treffen, sind natürlich durch die Tota-
lität unserer vergangenen Handlungen bedingt. Deshalb müssen wir nun praktizieren, wenn wir im
Bardo weise Wahlen treffen wollen. Dann werden wir gehen, daß selbst diese Wahlen illusorisch sind.
Unsere karmischen Anhäufungen schaffen die Situationen, die wir durchleben, aber in jedem Augen-
blick haben wir die Freiheit, Entscheidungen zu fällen. Mit steigender spiritueller Entwicklung entsteht
immer mehr Freiheit und auch mehr Bewußtsein, weise Entscheidungen zu treffen. Zunehmend ent-
stehen größere Fähigkeiten, den Gewohnheitstendenzen entgegenzuwirken, und unser Bewußtsein
wird sehr klar. Ein Fatalismus, daß unser sog. Karma uns treibt, ist also überhaupt nicht angebracht.
Als gewöhnlicher Tulku wird man durch die Kraft seiner Tugend und Moralität in vergangenen Leben
mit einem kostbaren Menschenkörper wiedergeboren werden, der aber immer noch Subjekt karmi-
scher Winde ist und daher nicht frei in der Wahl der Mittel ist, inwiefern er den Wesen nutzen will.
Wenn er seine Dharmapraxis fortsetzt, wird er Bodhicitta entwickeln, es ist allerdings immer noch
möglich, daß sich negative Gewohnheitstendenzen behaupten und zu einem Fall in niedere Bereiche
führen. Viele gewöhnliche Tulkus erinnern Einiges über ihre vergangenen Leben.
17
Ein außergewöhnlicher Tulku ist völlig von diesen Begrenzungen frei, die durch „Restkarma“ zustande
kommen. Er hat die Kraft zu wählen, ob er den Wesen während der 49 Tage des Bardo helfen möch-
te, ob er in ein Reines Land eintritt oder ob er nach drei oder vier Tagen der Leerheitsmeditation direkt
seine Wiedergeburt wählt. Wenn er zu den Einsgerichtet Meditierenden, denen, die im Zustand abso-
luter Nicht-Aktivität verharren oder denen, die im Zustand der Einheit von Relativem und Absolutem
ruhen, gehört, dann wird er den in Meditationshaltung befindlichen Körper nach 3 oder mehr Tagen,
während der er sich unausgesetzt im Zustand der Klaren Lichts befindet, verlassen und nur für kurze
Zeit ins Bardo eintreten. Wenn er jedoch bereits zu Zustand von Nicht-Meditation, also die höchste
Mahamudra-Stufe erreicht hat, dann hat er unmittelbar nach seinem Tod völlige Freiheit. Wenn ein
außergewöhnlicher Tulku dieser ersten 3 Stufen den Prozess des Bardo durchläuft und das Bardo der
Suche nach einer Wiedergeburt erreicht, verschmilzt er mit seinem Yidam, der seine Gefährtin um-
armt, indem er seinen Geist auf ein <Hri> im Herzen der Gottheit fokussiert. Lichter strahlen zu allen
Buddhas und Bodhisattvas, friedlichen und zornvollen Gottheiten aus. Diese senden ihrerseits Licht
aus, welches die Essenz aller Buddhas ist und durch die Krone des Kopfes aufgenommen wird, so-
dann in einen weißen Bindu (Tropen oder Lichtpunkt) transformiert wird, der dann durch den Zentral-
kanal des feinstofflichen Körpers bis zum geheimen Organ, der Spitze des Dorjes fließt und von da in
den Lotus der Gefährtin eintritt. Daraufhin trennt sich das Bewußtsein von der Gottheit und seiner
Gefährtin in einem Moment, und wenn seine erleuchtete Energie sich auf einer physischen Ebene
manifestiert, tritt ein weißes <OM>, die Essenz seines Bewußtseins, aus der geheimen Öffnung der
Gefährtin aus. Von diesem Licht strahlt verschiedenfarbiges Licht zu den Buddhas und Bodhisattvas
in allen Richtungen, die nun in das weiße OM zurückfließen und von ihm absorbiert werden. Zu die-
sem Zeitpunkt wird der Bewußtseinsstrom eines außergewöhnlichen Tulkus dank seiner Hellsicht um
die Eigenschaften derjenigen Weisheitsdakini wissen, die seine Mutter werden wird – und wird dann
direkt in ihren Bauch eintreten. Er wird mit einer schönen Erscheinung geboren. Nur ein kurzer Anblick
von ihm wird zu Frieden und Freude inspirieren. Ihn zu sehen oder seinen Namen zu hören, kann
bereits jene befreien, die genug Hingabe haben. Ebenso manifestiert sich die erleuchtete Energie des
außergewöhnlichen Tulkus auf der Ebene der Sprache, indem ein rotes <AH> aus der geheimen Öff-
nung der Gefährtin dringt. Dementsprechend wird er eine sehr melodiöse, ausdrucksreiche Stimme
haben und die Sutren und Tantren extrem geschickt erklären können, denn es ist die alleinige Absicht
einer Inkarnation dieser Ebene, den Dharma zum Wohle aller fühlenden Wesen zu verbreiten. Die
Energie des Tulkus nutzt den Wesen durch die Kraft des Geistes, indem ein blaues <HUNG> aus der
geheimen Öffnung der Gefährtin austritt. Dadurch wird diese Inkarnation durch die Aktivität seines
Geistes Frieden und Freude zu allen Wesen bringen. Obgleich er großes Mitgefühl besitzt, mag er
sich, wenn es notwendig ist, in zornvoller Weise benehmen. Seine Meditation wird sehr erfolgreich
sein. Wenn sich die erleuchtete Energie als Qualität aller Buddhas manifestiert, wird ein goldenes
<SO> ausstrahlen. So wird der Tulku den Wesen durch die Geschicklichkeit in den 5 Wissenschaften
(Technologie, Medizin, Logik, Musik und Sprache) und die !inneren Wissenschaften“, die durch den
Gebrauch der 3 Yanas den Geist verfeinern, nützen. Er wird ein langes und glückliches und komfor-
tables Leben haben und fähig sein, eine große Zahl von Anhängern anzuziehen. Die erleuchtete
Energie manifestiert sich auf der Ebene der Aktivität, indem ein grünes <HA> ausgestrahlt wird. So
wird der Tulku über eine hochentwickelte Formmeditation und eine extrem kraftvolle Mantra- und
Tantra-Praxis verfügen, durch welche er den Wesen direkt nutzen kann, indem er kranken Menschen
helfen und Geister und Dämonen unterwerfen kann.
Ein Bodhisattva der 10. Stufe kann 5 Arten von Inkarnationen emanieren, jede mit ihrer eigenen Cha-
rakteristik, die alle direkt vom Dharmakaya ausstrahlen. Bodhisattvas geringerer Stufen reinkarnieren,
indem sie im Srid.pa.bar.do die Gottheit ohne Gefährtin visualisiert und sie sodann in Licht auflöst und
in die Leerheit verschmilzt. Aus dieser Leerheit kehrt sie – je nach Yidam – als Buchstabe HRI oder
HUNG zurück und wird dann wie ein Pfeil in’s Reine Land geschossen – daraufhin wird der Bodhisatt-
va Erleuchtung erreichen. Nun kann er ebenfalls verschiedene Arten von Inkarnationen ausschicken.
Ein großer Bodhisattva wird, obgleich er die Kraft hat, in’s Nirvana einzugehen, durch sein Mitgefühl
die Reinkarnation wählen. Abhängig von den Wünschen der Wesen wird er dabei eine königliche Li-
nie, eine Mahasiddha-Linie oder eine arme, aber verdienstvolle Familie auswählen. So haben immer
wieder noble Familien viele Generationen lang eine große Anzahl hoher Inkarnationen hervorge-
bracht, die für die Wesen unendlich viel Gutes getan haben. Kostbare Inkarnationen haben Dharma-
palas bestimmt, die gewöhnliche Wesen daran hinderten, in diese Familien hineingeboren zu werden.
Aus übergroßem Mitgefühl lassen sich einige Bodhisattvas sogar in sündhafte Familien oder in Famili-
en von Geistern gebären, um sie zu unterwerfen und das Leiden von diesen Wesen zu verringern.
Andere inkarnieren in Familien, die durch Kontrolle der vitalen Kräfte in den Kanälen des feinstoffli-
chen Körpers Tantra verwirklicht und Befreiung erreiht haben. Dann werden sie unmittelbar nach der
Geburt dem Dharma begegnen und keine Schwierigkeiten haben, zu praktizieren und zu lernen.
18
Ein Wesen, das nicht die höchsten Stufen tantrischer Praxis erreicht hat, sieht seine zukünftigen El-
tern als Yidam mit der Partnerin, von denen er geheime Initiationen erhält. Im gleichen Moment wird er
Bodhicitta entwickeln und gelobt, die geheime Einweihung zum Nutzen aller fühlenden Wesen zu
nehmen. Daraufhin visualisiert er den Mutterleib als ein Mandala und meditiert, daß die beiden von
Vater und Mutter ausstrahlenden Bindus Sonne und Mond sind. Dann wird er den Buchstaben erzeu-
gen, der von derjenigen Gottheit übertragen wird, mit der er zu verschmelzen wünscht. Von diesem
Buchstaben strahlt Licht zu allen Buddhas und Bodhisattvas aus, die mit diesem Licht aus den 10
Richtungen zurückkehren und die Ermächtigungen von Körper, Rede und Geist geben. Mittlerweile
hat sich der Buchstabe in die Gottheit transformiert, mit der der Bodhisattva zu verschmelzen wünsch-
te. So wird der Bodhisattva auf Chenrezig meditieren, wenn er den Wesen durch Mitgefühl helfen
möchte, auf Sakyamuni, wenn er den Wesen durch sein Wissen zu nutzen wünscht, auf Vajrapani,
wenn Kraft gebraucht wird, um den Wesen Gutes zu tun, und auf Guru Rinpoche, wenn er anderen
durch Hellsicht und besondere Fähigkeiten zu helfen wünscht. Im Mutterleib sitzt ein solches Wesen
in Meditationshaltung, mit keinem Bewußtsein von den Schmerzen des Wachstums seines Körpers.
Auch bei der Geburt wird eine hohe Inkarnation nicht die Leiden eines gewöhnlichen Kindes erfahren.
Seine Mutter erfährt große Leichtigkeit und Freude, hat gute Träume und sieht wundervolle Omen und
Zeichen, sie hört z. B. Mantras, träumt, daß ein Dorje ihr Herz durchbohrt hat, oder von einem golde-
nen Rad. Das Baby wird oft in der Meditationshaltung geboren, manchmal sagt es gleich Mantras oder
grüßt seine Eltern. Während der Praxis erreichen Bodhisattvas Realisation ohne Anstrengung.
Die Hindernisse, die dadurch entstehen, daß man nicht über den Tod meditiert, sind zahllos. Sie las-
sen sich unter den folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen: Wenn man nicht über den Tod me-
ditiert, wird man 1. seine Kraft, den Dharma zu üben, verlieren, indem man sein Leben in sinnlosen
Aktivitäten verschwendet. 2. auch wenn man sich dem Dharma zuwendet, seine Ausübung immer
wieder aufschieben. 3. seine Dharma-Übungen durch die 8 weltlichen Dharmas verwässern, also
durch Streben nach Reichtum sowie durch unausgesetzte Bemühungen, Armut zu vermeiden, durch
Verlangen nach Geltung und Ansehen und Furcht vor schlechtem Ruf, durch Vorliebe für schmei-
chelnde und Abneigung gegenüber unangenehmen Worten, und durch Suche nach momentanem
Glück und Angst vor Schwierigkeiten. 4. seine Handlungen nicht kraftvoll genug gestalten können,
daß man den Dharma nicht gleich beim ersten größeren Hindernis aufgibt. e. nicht aufhören können,
unheilvolles Karma zu schaffen, weil wir den Tod ignorieren. S. H. der 16. KARMAPA sagte dazu, daß
man den Tod jetzt fürchten sollte, solange noch Zeit zum Handeln bleibt, zur Zeit des Todes jedoch
sollten wir furchtlos sein.
Die Vorteile, die dadurch entstehen, daß man über den Tod reflektiert, sind grenzenlos. Man kann sie
unter den folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen: 1. Das Leben wird sinnvoll. 2. Das Todesbe-
wußtsein ist ein äußerst machtvoller Gegenpol zu den illusionären Erscheinungen. Wenn man sich
des Todes besinnt, sobald Verhaftungen oder Abneigung entstehen, können diese Verwirrungen so-
fort zerstört werden. 3. Der Tod wird nicht überraschend kommen, und er wird frei sein von Furcht und
Reue. Jemand, der seine Kraft ganz dem Dharma gewidmet hat, stirbt in einem glückseligen Gefühl
der Freude, wer ihn fleißig geübt hat, stirbt glücklich, und wer nur wenig geübt hat, der stirbt zumindest
ohne Angst.
Es gibt zwei Hauptwege, um über den Tod zu meditieren. Der erste entstammt den Sutren-
Belehrungen des BUDDHA und ist unter dem Namen „Drei Wurzeln, neun Gründe, drei Entscheidun-
gen“ bekannt, wie er z. B. in Gampopa’s „Juwelenschmuck der Befreiung“ dargestellt ist. Hier kon-
templiert man über die Unabwendbarkeit des Todes, beispielsweise indem man der Überlegung folgt,
daß das Leben in jedem Augenblick abnimmt, man denkt ferner über die Ungewißheit des Zeitpunktes
des Todes nach, indem man sich etwa vor Augen hält, daß die 4 Elemente, die die physikalische
Grundlage unseres Körpers bilden, nämlich Feuer, Erde, Wasser und Luft, wie vier Schlangen in ei-
nem Korb sind, von denen die stärkste ständig versucht, die schwächeren zu überwältigen. Wenn es
einer von ihnen gelingt, dann ist unser Leben in Gefahr. Nur wenn diese Elemente im Gleichgewicht
miteinander sind, haben wir einen gesunden Körper. So ist unser Leben wie eine Butterlampe im
Wind. Im Augenblick des Todes zählt nichts anderes als unsere spirituelle Verwirklichung. Durch sol-
che Reflektionen und Meditationen wird die letztendliche Entscheidung wachsen, den Dharma hier
und jetzt rein und unverfälscht von materialistischen Tendenzen zu üben.
Im Annuttara-Yoga-Tantra besteht die Meditation über den Tod, eines der 6 Yogas von Naropa, das
man Bardo-Meditation nennt, in der Visualisation des eigenen Todesprozesses. Um diesen esoteri-
schen Weg der Todesmeditation verwenden zu können, benötigt man eine tantrische Einweihung.
19
Sodann ist man ermächtigt, die Meditation über die Auflösung der 25 groben Substanzen, nämlich der
5 psychophysischen Bestandteile (Form, Gefühl, Wahrnehmung, Motivation und Bewußtsein), der 4
Elemente (Feuer, Erde, Wasser und Luft), der 12 Eingänge (Objekte der Sicht, des Geruches, des
Geschmacks, Gehörs, Gefühls und der Vorstellung sowie der Sinneskräfte, die die Wahrnehmung
dieser Objekte ermöglichen) und der 5 Weisheiten auszuüben. Natürliches Sterben vollzieht sich in
stufenweiser Auslösung. Die erste Stufe dieses Vorgangs ist die gleichzeitige Auflösung der psycho-
physischen Bestandteile der Form, der (unvollkommenen) Spiegelgleichen Weisheit, des Elements
Erde, der Sinneskraft, die das Sehen bewirkt, sowie der äußeren Gegenstände der Sicht. Gleichzeitig
mit der Auflösung dieser 5 Attribute erlebt der Sterbende die innere Erfahrung der Vision einer Luft-
spiegelung, die den ganzen Raum erfüllt. In der zweiten Stufe lösen sich die psychophysischen Be-
standteile des Gefühls, der (unvollkommenen) Weisheit der Gleichheit, des Wasserelements sowie
der Sinneskräfte, die das Hören ermöglichen einschließlich der Objekte des Hörens, verbunden mit
einer inneren Vision von Rauch, der den gesamten Raum erfüllt, auf. Daraufhin lösen sich die Be-
standteile der Wahrnehmung, der (unvollkommenen) Unterscheidenden Weisheit, des Feuerelements
und der den Geruch ermöglichenden Sinneskraft sowie die Objekte des Geruchs auf, während die
Vision des Lichts einer kleinen Flamme, die den ganzen Raum ausleuchtet, erlebt wird. Als viertes
lösen sich die Bestandteile der Willensbildung, der (unvollkommenen) Allesvollendenden Weisheit,
des Elements der Luft sowie der Sinneskräfte, die sich auf den Geschmack beziehen, einschließlich
aller Gegenstände des Schmeckens, auf. Die Vision eines Lichts wie von einer Butterlampe wird er-
fahren. Anschließend fließen das ursprünglich von Vater und Mutter empfangene weiße und rote Tigle
von der Krone bzw. dem Nabel-Zentrum zum Herzen, und während sie sich durch die Knoten und
Verflechtungen der Chakren winden, erlebt der Sterbende nacheinander eine weiße Vision wie von
Schnee und eine rote wie ein Sonnenuntergang. Wenn beide im Herzen zusammentreffen, kommt
große Dunkelheit, und gewöhnliche Wesen fallen jetzt in tiefe Ohnmacht. Schließlich zittert das Herz
leicht, und das Bewußtsein verläßt den Körper und geht in das Klare Licht ein. Ein Yogi verwendet die
Auflösung in den groben und den feinen unzerstörbaren Tropfen bis hin zum Erlebnis des Klaren
Lichts, indem er bestimmte Mandalas, die die 5 Dhyani-Buddhas betreffen, visualisiert, und bereitet
sich so zu Lebzeiten darauf vor, den Vorgang des Sterbens dazu zu nutzen, dem Kreislauf von Sam-
sara zu entfliehen.
Wir sollten den Dharma in die Tat umsetzen, hier und jetzt und in seiner reinen Form. Dharma ist die
Landkarte, die uns den Weg zeigt, durch den die Erkenntnisse der konventionellen und letztendlichen
Wahrheit des Seins gefunden werden können. Er ist die Nahrung, die den Wanderer stärkt. Er ist der
Gefährte, der einen sicher zur Erleuchtung führt.
Sarva mangalam
20
Literaturnachweis
1. der „Bardo-Teachings – the Way of Death and Rebirth“ von Lama Lodrö
2. des Kommentars von Trungpa Rinpoche in der deutschen
Fassung des „Tibetischen Totenbuches“
3. des „Tibetischen Totenbuches“ in der Übersetzung von Francesca Fremantle
4. des Vorworts des 14. Dalai Lama zu den „Stufen zur Unsterblichkeit“ von Lati Rinpo-
che in der deutschen Übersetzung von Jeffrey Hopkins
5. der „Bardo-Teachings von Kalu Rinpoche, die er 1976 in Kagyü-Ling/France gehalten
hat (Schreibmaschinen-Manuskript)
6. eines Vortrages über Bardo von S. E. Jamgön Kongtrul Rinpoche im Sommer 1987 im
Kamalashila-Institut
7. des Manuskripts: „Tod und der Weg“ von Geshe Ngawang Dargiä