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Praktikum Netzwerke und Schaltungen

Solar Energy Harvesting

SEH
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Liebe Teilnehmer,
wir freuen uns über euer Interesse an diesem modernen und spannenden Thema
der Elektrotechnik und begrüssen euch recht herzlich zum Praktikumsteil „So-
lar Energy Harvesting“. Um einen möglichst breiten Kenntnisstand abzudecken
findet ihr in dieser Versuchsanleitung eine Vielzahl an Experimenten. Es ist
nicht zwingend notwendig, dass ihr jeden Versuch im Detail abarbeitet – wich-
tig ist, dass ihr euch beim Umgang mit dem Messequipment und den Versuchs-
aufbauten sicher fühlt und den einen oder anderen interessanten Aspekt der
Experimente im Hinterkopf behaltet. Zur Unterstützung stehen wir euch jeder-
zeit zur Verfügung – zögert nicht, bei Unklarheiten zu fragen. Gern nehmen
wir auch euer Feedback zu diesem Praktikum entgegen.
Viel Spass und Erfolg wünschen euch
Silvano, Philip, Fabian, Michael, Janik, Martin, Tim, Joël, Christoph,
Tim, Julian, Pedro, Pascal, Emanuel & Thomas

Zürich, im Februar 2019

Hinweise
Die Unterlagen zum Praktikum, wie zum Beispiel diese Anleitung, können
von der Institutswebsite heruntergeladen werden:
http://www.pes.ee.ethz.ch/education/laboratory-courses.html

Koordination des NuS-Praktikums:


Julian Böhler boehler@lem.ee.ethz.ch, Tel. +41 44 632 69 73
Pedro Bezerra niklaus@lem.ee.ethz.ch, Tel. +41 44 632 03 78

v1.9, JB im Februar 2019


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Inhaltsverzeichnis 5

Inhaltsverzeichnis
Hinweise ......................................................................................................................... 3 
Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................... 5 
Einleitung........................................................................................................................ 7 
Sicherheitsvorschriften ................................................................................................ 8 
Nachmittag 1 ................................................................................................................12 
1  Photovoltaik ...................................................................................................13 
1.1  Inbetriebnahme der Beleuchtung .............................................................13 
1.2  Kennlinien des Photovoltaikmoduls ........................................................16 
2  Energiewandlung und Anpassung ...........................................................22 
3  Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller ............................................24 
3.1  Aufbau und Funktionsweise des Tiefsetzstellers ..................................24 
3.2  Berechnung der erforderlichen Tiefsetzstellerinduktivität ................26 
3.3  Messtechnische Bestimmung der Induktivität und der
Sättigungsstromstärke .................................................................................31 
Nachmittag 2 ................................................................................................................36 
3.4  Bestimmung der erforderlichen Ausgangskapazität des
Tiefsetzstellers ...............................................................................................37 
3.5  Aufbau des Tiefsetzstellers .........................................................................41 
4  Antriebstechnik I ..........................................................................................47 
4.1  Aufbau und Funktionsweise der Gleichstrommaschine .....................47 
4.2  Bestimmung der Motorkennlinie..............................................................49 
Nachmittag 3 ................................................................................................................54 
5  Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller..........................................55 
5.1  Aufbau und Funktionsweise des Hochsetzstellers ...............................55 
5.2  Aufbau und Inbetriebnahme des Hochsetzstellers ...............................57 
6  Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem
Photovoltaikmodul .......................................................................................63 
6.1  Betrieb mit linearer ohmscher Last ..........................................................63 
6.2  Betrieb mit nichtlinearer Last (Steigrohraufbau) ..................................65 
Inhaltsverzeichnis 6

6.2.1  Kennlinie des Lüfters / Höhe des Balls im Steigrohr ..............65 


6.2.2  Betrieb des Steigrohrs mit dem Photovoltaikmodul ...............66 
7  Zusammenfassung........................................................................................69 
Anhang ..........................................................................................................................70 
8  Übersicht der Laboreinrichtung ................................................................71 
8.1  Messequipment .............................................................................................71 
8.2  Versorgungsgeräte ........................................................................................72 
8.3  Versuchsaufbauten .......................................................................................73 
9  Datenblätter ...................................................................................................75 
9.1  Gleichstrommaschine im Motorenprüfstand .........................................76 
9.2  Solarmodul .....................................................................................................77 
9.3  Hochleistungslüfter SanAce40 im Steigrohr-Aufbau ...........................80 
Quellenverzeichnis .....................................................................................................81 
Einleitung 7

Einleitung
Steigendes Umweltbewusstsein und Energiepreise beschleunigen die Ver-
breitung alternativer Energieerzeugung. Die quasi unerschöpfliche Energie
der Sonne kann mithilfe von Photovoltaikmodulen in elektrische Energie
umgewandelt werden.
Ziel dieses Praktikums ist, den Teilnehmern anschaulich die Komponenten
der Energiewandlung während verschiedenen Versuchen aufzuzeigen und
zu analysieren. Darüber hinaus haben die Teilnehmer die Möglichkeit, das
sehr umfangreiche und moderne Messequipment eines Elektroingenieurs
kennenzulernen und den Umgang mit diesen Geräten zu festigen.
Dabei werden den Studenten die Begriffe Leistung (auch Maximum Power
Point – MPP), Wirkungsgrad und Energie anhand von anschaulichen Versu-
chen mit Gleichstromstellern, Induktivitäten, Kondensatoren und Motoren
nähergebracht. Es werden Dimensionierungen von Induktivitäten anschau-
lich überprüft, sowie die dem Stand der Technik entsprechenden Halbleiter
(MOSFETs, Schottky-Dioden) mit den entsprechenden Ansteuermethoden
eingesetzt.
Sicherheitsvorschriften 8

Sicherheitsvorschriften
▶ An Ihrem Arbeitsplatz finden Sie für jeden Teilnehmer ein Blatt
mit den im Praktikum geltenden Sicherheitsvorschriften. Lesen
Sie diese aufmerksam durch, komplettieren Sie Ihre Personalien
auf der Rückseite und bestätigten Sie mit Ihrer Unterschrift,
dass Sie die Sicherheitsregeln gelesen und verstanden haben.
▶ Bei allfälligen Fragen oder Unklarheiten wenden Sie sich bitte
jederzeit an eine Betreuungsperson.
▶ Geben Sie anschliessend das unterschriebene Blatt bei einer Be-
treuungsperson ab.
▶ Im Folgenden sind die Sicherheitsregeln für späteres Nach-
schlagen nochmals aufgelistet.

Sie finden an jedem Arbeitsplatz auch ein laminiertes Blatt mit


diesen Sicherheitsregeln.

Wenn bei Versuchen besondere Vorsicht geboten ist, wird dies mit
solchen Warnhinweisen in der Anleitung nochmals verdeutlicht.

Sicherheitsregeln
1. Wenn praktisch gearbeitet wird, müssen jederzeit mindestens 2 Per-
sonen im gleichen Raum anwesend sein (SUVA VORSCHRIFTEN!).
2. Jeder Studierende/Mitarbeitende merkt sich den Standort und die
Bedienung des nächsten Notschalters, der im Notfall möglichst
rasch betätigt werden soll.
3. Das Lichtnetz darf für Versuche nicht benützt werden. Es ist nicht
über den Notschalter geführt.
Sicherheitsvorschriften 9

4. Die Versuche sind so aufzubauen, dass der Zugang zum Schaltpult


frei bleibt und rotierende und spannungsführende Teile gegen
zufällige Berührung geschützt sind. Im Interesse der Sicherheit ist
für Ordnung und Klarheit zu achten, nicht benutzte Kabel sind beid-
seitig auszustecken und vollständig aus der Schaltung zu entfernen.
Vergewissern Sie sich auch über die Lage der rotierenden Teile
und stellen Sie sicher, dass von langen Haaren, weiten Kleidern,
Halstüchern, …, keine Kontaktgefahr ausgeht.
5. Bei allen verwendeten Einheiten (Maschinen und Komponenten)
sind die Erdanschlüsse zu verbinden. Gehäuse von Geräten
dürfen nicht auf Spannung gelegt werden.
6. Die markierten maximalen Spannungs- und Stromwerte sind
einzuhalten. Im Zweifelsfall kontaktieren Sie einen Assistenten. Ka-
belquerschnitte sind so zu wählen, dass im Betrieb keine schädli-
che Erwärmung auftritt.
7. Vor dem Einschalten ist der Versuchsaufbau jeweils durch einen
Assistenten überprüfen zu lassen.
8. Es ist verboten, an unter Spannung stehenden Starkstromanlangen
(Spannung ≥ 50 V oder Ströme ≥ 2 A) Änderungen an der Schal-
tungstopologie vorzunehmen. Für jede Änderung des Systems ist
dieses zuerst spannungsfrei zu schalten.
9. Es ist verboten, Versuchseinrichtungen unnötigerweise (zum Bei-
spiel in Arbeitspausen) unter Spannung zu halten.
10. Defektes Material muss sofort gemeldet werden.
11. Folgende fünf Sicherheitsregeln müssen eingehalten werden:
1. Freischalten (z. B. Spannungsversorgung auf 0 V einstellen
und Kabel trennen – Sicherheitshaube muss noch geschlos-
sen bleiben).
2. Gegen Wiedereinschalten sichern.
3. Spannungsfreiheit überprüfen (z.B. überprüfen, ob Zwi-
schenkreiskondensatoren auf ungefährliche Spannung < 60
V und ungefährliche Energie < 350 mJ entladen sind).
Sicherheitsvorschriften 10

4. Erden und kurzschliessen (z.B. um sicherzustellen, dass


Zwischenkreiskondensatoren tatsächlich entladen sind).
5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abde-
cken oder abschranken (→ Sicherheitshaube kann danach
geöffnet werden)
12. Sämtliche Arbeiten an der Hausinstallation sind verboten.
13. Man studiere die Anschläge über Massnahmen für erste Hilfe und
bei Schadenereignissen. Im Notfall unverzüglich die ETH interne
Notfallnummer (888) kontaktieren. Bei Unfällen ist zusätzlich das
Sekretariat zu benachrichtigen (Tel. intern 2 28 33).
Sicherheitsvorschriften 11
Sicherheitsvorschriften 12

Zur praktischen Arbeit in einem Labor gehören immer auch der


Austausch und die Diskussion mit anderen anwesenden Personen.
Deshalb: wenn Sie Fragen haben oder wenn Sie etwas genauer wis-
sen möchten, als es in der Anleitung beschrieben ist, zögern Sie
nicht, auf die Assistierenden zuzugehen und Ihre Fragen mit
ihnen zu diskutieren!
Photovoltaik 13

1 Photovoltaik
Die Photovoltaik beschreibt die direkte Umwandlung von Lichtenergie in
elektrische Energie, welche durch Solarzellen ermöglicht wird. In diesem Ka-
pitel wird die Solarzelle näher untersucht und die charakteristischen nicht-
linearen Kennlinien messtechnisch ermittelt. Als Lichtquelle im Labor wird
ein Scheinwerfer eingesetzt, dessen Startverhalten zu Beginn kurz unter-
sucht wird.

1.1 Inbetriebnahme der Beleuchtung


Die künstliche Lichtquelle für das Photovoltaikmodul ist ein Scheinwerfer
mit einer 400 W Hochdruck-Natriumdampflampe (Abb. 1.1). Dieser Lampen-
typ erreicht seine volle Leuchtkraft erst nach einer gewissen Zeit, die in die-
sem Experiment ermittelt werden soll.

Abb. 1.1: Scheinwerfer (Philips Tempo 3) mit Hochdruck-Natri-


umdampflampe zur künstlichen Beleuchtung des Photovoltaik-
moduls.

Verwenden Sie bei diesem Experiment eine Sonnenbrille, die


Leuchtkraft des Scheinwerfers ist sehr hoch. Vermeiden Sie den
direkten Blick in die Lampe und den Kontakt mit dem Scheinwer-
fer – Verbrennungsgefahr!
Photovoltaik 14

Beim Aufnehmen von Messdaten im Labor bewährt es sich, eine


entsprechende Excel-Tabelle vorzubereiten, in der die Messpunkte
erfasst werden können. Dabei kann automatisch ein Plot erzeugt
werden, so dass fortlaufend die Plausibilität von neuen Messpunk-
ten beurteilt werden kann. Beachten Sie, dass nicht in jedem Fall
die komplette Messtabelle ausgefüllt werden muss, wenn dies z. B.
aufgrund eines deutlich sichtbaren Zusammenhangs, der mit we-
niger Punkten bestätigt werden kann, nicht notwendig ist.
Dies wird hier im Praktikum ebenfalls so gehandhabt. Sie können
entsprechend vorbereitete Excel-Workbook von der Website des
Praktikums herunterlanden (Link).
Alle Aufgaben, deren Resultate in diesem Excel-Worksheet erfasst
werden sollten, sind mit einem kleinen Excel-Symbol ( ) gekenn-
zeichnet. Für jede Aufgabe existiert ein entsprechendes Arbeits-
blatt im Workbook.

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 1.2 auf.

▶ Messen Sie die Beleuchtungsstärke E des Scheinwerfers an


einem festen Punkt auf dem Photovoltaikmodul in Abhängig-
keit der Zeit. Tragen Sie die Helligkeitswerte (Lux) im vorberei-
teten Excel-Worksheet („1.1 Leuchte“) ein und betrachten Sie
den entsprechenden Verlauf als Funktion der Zeit.
▶ Wie lange braucht der Strahler, bis er seine maximale Helligkeit
erreicht?
▶ Beobachten Sie den Lampenstrom mit dem Oszilloskop.
▶ Versuchen Sie aus den Messwerten Strom und Spannung am
Oszilloskop den Momentanwert und den Mittelwert der Leis-
tung zu bestimmen. Verwenden Sie dazu den „Math“-Modus.
Photovoltaik 15

Die Beleuchtungsstärke ändert sich zunächst sehr schnell, so dass


in der ersten Minute nach dem Start der Lampe mehrere Mess-
punkte aufgenommen werden sollten. Danach genügt eine grö-
bere Zeiteinteilung der Messpunkte.

1:100

Bezeichner Wert Kommentar


A1 Schalterbox Schalterbox für Scheinwerfer
E1 230 V/400 W Scheinwerfer Philips Tempo 3
P1 Ch1, Ch2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P3 PAN LX1308 Luxmeter
Abb. 1.2: Messschaltung zur Stromaufnahme des Scheinwerfers
mit Helligkeitsmessung.

Informationen zu den Schaltplansymbolen befinden sich im An-


hang dieser Anleitung.
Photovoltaik 16

1.2 Kennlinien des Photovoltaikmoduls


Im Prinzip sind Photovoltaikmodule eine Zusammenschaltung grossflächi-
ger Fotodioden, die als Stromquellen arbeiten. In der Regel wird als Halb-
leitermaterial Silizium verwendet, das in der Erdkruste in beliebig grossen
Mengen zur Verfügung steht. Man unterscheidet zwischen amorphen, mo-
nokristallinen und polykristallinen Zellen. Das im Labor verwendete Modul
besteht aus poly-kristallinem Silizium mit einem guten Verhältnis zwischen
Wirkungsgrad und Kosten.
Im Halbleiter werden bei Zuführung von Lichtenergie freie Ladungsträger
generiert. Aufgrund der Kombination einer n- und einer p-dotierten Silizi-
umschicht wird ein elektrisches Feld gebildet (Raumladungszone), welches
die freien Ladungsträger beschleunigt und letztendlich zum Stromfluss führt.
Die Oberfläche des Modules ist mit einer Siliziumnitrit-Schicht überzogen,
welche die Lichtreflektion am Silizium stark reduziert und zu der typisch
bläulich-schwarzen Farbe des Moduls führt.
Das vollständige Ersatzschaltbild einer Solarzelle ist in Abb. 1.3(a) darge-
stellt. Die Diffusionskapazität CD spielt für den Gleichstrombetrieb keine
Rolle. Der Parallelwiderstand Rp charakterisiert Kristallfehler (nicht-ideale
Dotierung und andere Materialdefekte, welche den p-n-Übergang überbrü-
cken) sowie Schadstellen an den Rändern und Kratzer an der Oberfläche. Der
Serienwiderstand Rs erfasst den Bahnwiderstand im Halbleiter sowie Zulei-
tungs- und Kontaktwiderstände.
Mithilfe des Ersatzschaltbildes kann die charakteristische Strom- und Span-
nungskennlinie einer Solarzelle erklärt werden. Für das im Labor verwen-
dete Photovoltaikmodul BP SX310J von BP Solar sind die Kennlinien in Abb.
1.3(b) dargestellt (die Daten wurden aus dem Datenblatt des Herstellers ent-
nommen). Man erkennt das typische nichtlineare Verhalten eines Moduls.
Im Falle eines Kurzschlusses am Ausgang (U1 = 0 V) fliesst ein Kurzschluss-
strom I1(sc), welcher den Endpunkt der Kennlinie auf der Ordinatenachse dar-
stellt. Wird das Modul nicht belastet (I1 = 0 A), liegt die Leerlaufspannung
U1(oc) am Modul an (Endpunkt der Kennlinie auf der Abszissenachse). In bei-
Photovoltaik 17

Iph … Fotostrom
CD … Diffusionskapazität
Rs … Serienwiderstand
Rp … Parallelwiderstand
(a) (b)
Elektrische Daten (Einstrahlung 1000 W/m2, Zellentemperatur 25 °C)
Maximale Leistung P1(max) 10 W Kurzschlussstrom I1(sc) 0.65 A
Spannung im MPP U1(MPP) 16.8 V Leerlaufspannung U1(oc) 21.0 V
Strom im MPP I1(MPP) 0.59 A
(c)
Abb. 1.3: (a) Vollständiges Ersatzschaltbild, (b) Strom- /Span-
nungskennlinie des Photovoltaikmoduls BP SX310J bei einer Son-
neneinstrahlung von 1000 W/m2 und unter-schiedlichen
Modultemperaturen (extrahiert aus Datenblatt; gestrichelt: aus
U-I-Kennlinie berechnete spannungsabhängige Leistungskurve).
(c) Charakteristische elektrische Daten des eingesetzten Moduls.

den Endpunkten ist die Ausgangsleistung P1 folglich gleich Null. Ausgehend


von der spannungsabhängigen Stromkurve wurde durch Bilden des Produk-
tes aus Spannung und Strom die die Ausgangsleistung als Funktion der Aus-
gangsspannung berechnet und ebenso in die Grafik als gestrichelte Kurve
eingezeichnet. Man erkennt unmittelbar ein Maximum der Ausgangsleis-
tung, den sogenannten „Maximum Power Point“ – kurz MPP.
Photovoltaik 18

Das primäre Ziel beim Betrieb eines Photovoltaikmoduls ist folglich den
MPP zu erreichen, was nicht trivial ist, denn der MPP ist beispielsweise ab-
hängig von der spektralen Verteilung der optischen Strahlung (infrarote
Strahlung, Licht und ultraviolette Strahlung) und der Temperatur. Die Tem-
peraturabhängigkeit ist deutlich in Abb. 1.3(b) zu erkennen: Der MPP er-
streckt sich über den Bereich von 8.7 W / 13.8 V bei 75 ℃
Oberflächentemperatur bis zu 11.7 W / 20.1 V bei 0 ℃ Oberflächentemperatur.
Für die folgenden Experimente ist die Kenntnis des MPP elementar und soll
deshalb in einem Experiment ermittelt werden. Dazu wird das Photovoltaik-
modul mit einer leistungsstarken (400 W) Hochdruck-Natriumdampflampe
beleuchtet. Man wird erkennen, dass die vom Hersteller angegeben Daten
(vgl. Abb. 1.3(b) und (c)) nicht erreicht werden können. Das liegt unter an-
derem an dem vom Tageslicht abweichenden Spektrum der Lampe und der
Temperatur des Panels. (Die Temperatur kann während des Versuchs mit IR-
Thermometern überprüft werden.)

Verwenden Sie bei diesem Experiment wieder eine Sonnenbrille


und vermeiden Sie den direkten Blick in die Lampe und die Be-
rührung mit dem Scheinwerfer!
Photovoltaik 19

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 1.4 auf.

▶ Messen Sie die Kennlinie U1 = f(I1) des Photovoltaikmoduls,


indem Sie den Belastungswiderstand R1 verändern (ev. müssen
sowohl der 100..600 Ω- als auch der 0..100 Ω-Widerstand verwen-
det werden). Tragen Sie 10 – 20 Werte in sinnvollen Abständen
im Arbeitsblatt „1.2 Photovoltaikmodul“ ein. Sie sollten diesen
Versuch erst durchführen, nachdem sich die Lichtleistung der
Lampe nicht mehr weiter verändert (warum?).
▶ Errechnen Sie die Modulleistung in jedem Messpunkt und be-
stimmen Sie den Punkt der maximalen Leistung, den sogenann-
ten MPP (Maximum Power Point).

▶ Schatten Sie das Photovoltaikmodul mit einem kleinen Blatt


(z. B. mit einem Post-It, das Sie von den Assistierenden erhalten
können) ab, so wie es auch bei realen Installationen beispiels-
weise durch herabfallendes Laub vorkommen kann, und wieder-
holen Sie die Kennlinienmessung.
▶ Bestimmen Sie wieder den MPP – diesmal mit Abschattung.
Notieren Sie die Kenndaten der beiden MPPs in Tab. 1.1 und/o-
der im Excel-Arbeitsblatt.
▶ Um wie viel Prozent ist die Leistungsfähigkeit des Moduls mit
einer verhältnismässig kleinen Abschattung durch das Blatt ab-
gefallen? Werten Sie den prozentualen Leistungsabfall zum pro-
zentualen Flächenwegfall aus.
▶ Schätzen Sie den Wirkungsgrad der gesamten Anordnung ab.

Beachten Sie, dass der Kondensator C1 (2 x 4.7 mF) bereits in der


Box auf der Rückseite des Solarmoduls integriert ist. Sie können
Photovoltaik 20

diese Box mit Hilfe eines Schraubenziehers öffnen und dies verifi-
zieren. Es ist also kein externer Kondensator im Schaltungsaufbau
vorzusehen.

Bezeichner Wert Kommentar


B1 BP SX310J Photovoltaikmodul
E1 230 V/400 W Scheinwerfer Philips Tempo 3
P1 U1 Multimeter Fluke 175
P2 I1 Multimeter Fluke 175
Al-Elektrolyt-Kondensator (im Photovoltaikmo-
C1 2 x 4.7 mF/25 V dul integriert!)
R1 600 Ω od. 100 Ω Belastungswiderstand
X1 230 V AC
Abb. 1.4: Messschaltung zur Aufnahme der Kennlinien des Photo-
voltaikmoduls.

U1(MPP) P1(MPP) @ MPP


(V) (W)
nicht abgeschattet
abgeschattet
Tab. 1.1: Maximale Leistung im MPP bei voller Beleuchtung und
bei teilweiser Abschattung und Spannung U1(MPP), bei welcher
diese maximale Leistung bezogen werden kann.
Photovoltaik 21

Es ist also zu erkennen, dass je nach Sonneneinstrahlung die Spannung, bei


der die maximale Leistung vom Photovoltaikmodul bezogen werden kann,
variiert. Möchte man einen Verbraucher versorgen, der eine gegebene Ein-
gangsspannung von beispielsweise 12 V erwartet, benötigt man eine Schal-
tung, bei der auf der einen Seite eben diese 12 V ausgegeben werden,
während gleichzeitig auf der anderen Seite die Spannung so eingestellt wer-
den kann, dass das Photovoltaikmodul im MPP betrieben wird. Eine solche
Schaltung muss also ein einstellbares Verhältnis zwischen Eingangs- und
Ausgangsspannung aufweisen. Am Beispiel des Tiefsetzstellers (Vin > Vout)
und des Hochsetzstellers (Vin < Vout) werden in den folgenden beiden Ver-
suchsnachmittagen zwei entsprechende Grundschaltungen der Leistungs-
elektronik untersucht.
Energiewandlung und Anpassung 22

2 Energiewandlung und Anpassung


Bei der Verwendung erneuerbarer Energien werden mechanische, chemi-
sche und photovoltaische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Um
die gewonnene elektrische Energie letztendlich nutzen zu können sind leis-
tungselektronische Systeme notwendig, welche unter anderem den Leis-
tungsfluss regeln, Spannungsniveaus anpassen und Spannungsformen
wandeln. Der Einsatz leistungselektronischer Systeme ist in Abb. 2.1 veran-
schaulicht.

Abb. 2.1: Veranschaulichung der Energiewandlung und an-


schliessende Anpassung, Regelung und Umwandlung der
elektrischen Energie mithilfe leistungselektronischer Systeme.
Energiewandlung und Anpassung 23

Ausgehend von der in einem Photovoltaikmodul erzeugten Gleichspannung


werden beispielsweise Wechselrichter eingesetzt zur Wandlung und Anpas-
sung der generierten Gleichspannung in eine Wechselspannung zur Einspei-
sung in das lokale Netz. Zum anderen werden Gleichspannungswandler zur
Anpassung des Spannungsniveaus an den Verbraucher verwendet, beispiels-
weise beim Laden einer Batterie oder beim Betreiben eines Gleichstrommo-
tors. Das breite Spektrum der Leistungselektronik wird in den
entsprechenden Verlesungen im fünften und höheren Semestern vermittelt.
In diesem Praktikum beschränken wir uns auf die Verwendung eines Tief-
setzstellers zur Ermöglichung des MPP-Betriebes und gleichzeitiger Anpas-
sung an eine geringere Gleichspannung eines Verbrauchers (12 V) im
nächsten Kapitel. In Kapitel 4 wird ein Hochsetzsteller eingeführt, mit dem
ein Hochsetzen der Spannung möglich ist und beispielsweise ein 24 V-Ver-
braucher angeschlossen werden kann.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 24

3 Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller
Zur Anpassung der Ausgangsspannung des Photovoltaikmoduls an die eines
Verbrauchers und zur Optimierung der Ausgangsleistung (MPP) wird in die-
sem Kapitel ein Tiefsetzsteller (Englisch „buck converter“ oder „step-down
converter“) eingesetzt. Im Abschnitt 3.1 wird die Funktionsweise des Tief-
setzstellers kurz erläutert. Im Anschluss werden die Hauptkomponenten di-
mensioniert, messtechnisch überprüft und der Tiefsetzsteller in Betrieb
genommen.

3.1 Aufbau und Funktionsweise des Tiefsetzstellers


Der Tiefsetzsteller gehört zu den nicht-potentialgetrennten Gleichspan-
nungswandlern. Die Grundstruktur und eine mögliche technische Realisie-
rung ist in Abb. 3.1 dargestellt. Am Eingang des Tiefsetzstellers befindet sich
eine Spannungsquelle (das Photovoltaikmodul mit Spannung U1) und am
Ausgang wird eine Last angeschlossen (symbolisiert durch einen Lastwider-
stand R).

(a) (b)
Abb. 3.1 (a) Grundstruktur des Tiefsetzstellers. (b) Mögliche tech-
nische Realisierung.

Es gibt grundsätzlich zwei Schaltzustände wie in Abb. 3.1 illustriert: Wäh-


rend der Zeit ton befindet sich der Schalter in Position 1 (vgl. Abb. 3.1(a)) und
an der Induktivität liegt die Differenz aus Eingangsspannung und Ausgangs-
spannung (U1 – U2) an. Während der Zeit toff befindet sich der Schalter aus
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 25

Abb. 3.1(a) in Position 2 und an der Induktivität L liegt die Ausgangsspan-


nung –U2 an. Unter der Annahme einer konstanten Eingangsspannung U1
und unter Vernachlässigung des schaltfrequenten Spannungsrippels am
Kondensator C, das heisst, die Kapazität C sei hinreichend gross, sodass die
Ausgangsspannung U2 konstant ist, ergeben sich die Strom- und Spannungs-
verläufe an der Induktivität L wie in Abb. 3.2 dargestellt.

Abb. 3.2: Verlauf des Stromes iL und der Spannung uL an der In-
duktivität L resultierend aus den beiden Schaltzuständen (konti-
nuierliche Stromführung).

Der lineare Mittelwert der Induktivitätsspannung uL ist im stationären Fall


gleich Null (positive und negative Spannungs-Zeit-Flächen während der An-
und Aus-Phase sind gleich gross), das heisst

1
𝑢 𝑢 𝑑𝑡 0 (3.1)
𝑇
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 26

Setzt man die entsprechende Spannung der beiden Schaltzustände gemäss


Abb. 3.2 in (3.1) ein, so ergibt sich
1
𝑢 𝑡 𝑈 𝑈 𝑡 ⋅𝑈
𝑇
1 (3.2)
𝑡 𝑈 𝑈 𝑇 𝑡 ⋅𝑈 0
𝑇

Durch Umformen von (3.2) gelangt man direkt zum Spannungsüberset-


zungsverhältnis des Tiefsetzstellers in Funktion des Tastverhältnisses D (D
steht für „duty cycle“):
𝑈 𝑡
𝑀 𝐷 (3.3)
𝑈 𝑇

Diese Herleitung soll an dieser Stelle genügen (es sei jedoch angemerkt, dass
(3.3) nur im kontinuierlichen Betrieb des Tiefsetzstellers gilt, im sogenann-
ten „lückenden Betrieb“ wird der Ausgangsstrom teilweise null und der Aus-
druck für D ändert sich). Da das Tastverhältnis D im Intervall von 0 bis 1 frei
gewählt werden kann, wird mit (3.3) unmittelbar deutlich, dass die Aus-
gangsspannung des Tiefsetzstellers immer kleiner oder gleich (wenn ideale
Bauteile verwendet würden) der Eingangsspannung ist.
Für eine vorgegebene Ausgangsspannung kann gemäss (3.3) das Testverhält-
nis D so gewählt werden, dass die Eingangsspannung des Tiefsetzstellers ge-
nau der MPP-Ausgangsspannung U1(MPP) des Photovoltaikmoduls entspricht
und somit die maximale Leistung entnommen werden kann.

3.2 Berechnung der erforderlichen Tiefsetzstellerin-


duktivität
Beispielhaft ist hier die Berechnung der erforderlichen Induktivität für eine
angenommene Spezifikation gezeigt. Wir nehmen an, der Tiefsetzsteller sei
eingangsseitig für die Nenndaten des Photovoltaikmoduls (P1(MPP) = 10 W,
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 27

U1(MPP) = 16.8 V, vgl. Abb. 1.3(c)) auszulegen. Am Ausgang soll eine Gleich-
spannung von U2 = 12 V zur Verfügung stehen, der angenommene Wir-
kungsgrad des Tiefsetzstellers betrage η = 90 %.
Somit folgt aufgrund der Leistungserhaltung für den Ausgangsstrom I2:
𝑃 𝜂𝑃 0.90 ⋅ 10W
𝐼 0.75A (3.4)
𝑈 𝑈 12V

Der Stromrippel betrage 10 % des Drosselstroms:


Δ𝑖 10% ⋅ 𝐼 0.1 ⋅ 0.75A 75mA (3.5)

Die Einschaltdauer ton des Leistungstransistors ergibt sich mit dem Tastver-
hältnis D zu:
𝑈 12V
𝐷 71.4%
𝑈 16.8V

1 0.714 (3.6)
𝑡 𝐷𝑇 𝐷 143μs
𝑓 5kHz

Damit folgt der zur Einhaltung der Stromrippelspezifikation erforderliche


Induktivitätswert zu:
𝑢 Δ𝑡 𝑈 𝑈 𝑡 16.8V 12V ⋅ 143μs
𝐿 9.2mH (3.7)
Δ𝑖 Δ𝑖 75mA

Die Induktivität, die Ihnen zur Verfügung steht, ist eine Ferritdrossel des
Typs Epcos E55/28/55 (Abb. 3.3) mit 176 Windungen eines Kupferlackdrah-
tes mit 0.9 mm Durchmesser. Damit lässt sich der erforderliche AL-Wert be-
rechnen. Der AL-Wert ist eine Kenngrösse, die von Herstellern spezifiziert
gibt und bereits alle Materialkonstanten und die spezielle Geometrie der In-
duktivität als Näherung zusammenfasst. Der benötigte AL-Wert ergibt sich
also mit der gegebenen Windungszahl N zu:
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 28

𝐿 9.2mH
𝐴 297nH (3.8)
𝑁 176

Daraus kann nun der benötigte Luftspalt s und die resultierende Sättigungs-
stromstärke IS (fragen Sie nach, wenn Ihnen der Begriff nicht bekannt sein
sollte!) bestimmt werden:
𝜇 𝐴
𝐴 Λ
𝑠
Vs
𝜇 𝐴 4𝜋 ⋅ 10 ⋅ 420mm
⇒𝑠 Am 1.78mm
𝐴 297nH
(3.9)
𝐵⋅𝑠 0.4T ⋅ 1.78mm
𝐼 3.22A
𝜇 𝑁 4𝜋 ⋅ 10 ⋅ 176

D. h. die Spule ist mit IS = 3.22 A bei einem Ausgangsstrom des Tiefsetzstel-
lers von I2 = 0.75 A genügend überdimensioniert.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 29

Abb. 3.3: Datenblatt des zur Verfügung stehenden Kerns EPCOS


E55/28/55
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 30

▶ Dimensionieren Sie nun den Tiefsetzsteller so, dass bei Betrieb


der Solarzelle im von Ihnen gemessenen MPP (vgl. Tab. 1.1, nicht
abgeschatteter Fall) am Ausgang des Tiefsetzstellers eine Span-
nung von U2 = 12 V bereitsteht.
▶ Verwenden Sie also die gemessenen Werte für U1(MPP) und P1(MPP)
des Photovoltaikmoduls im MPP (vgl. Tab. 1.1), und folgen Sie
den obigen Berechnungsschritten, wobei Sie folgende Annah-
men treffen dürfen:
▷ η ≅ 90 %
▷ Schaltfrequenz fS = 5 kHz
▷ ΔiLpp soll etwa 10 % von IL = I2 betragen
▷ N = 176 (Spule am Arbeitsplatz)

▶ Tragen Sie Ihre Zwischenresultate in die untenstehende Tab.


3.1 und/oder im Arbeitsblatt „3.2 Induktivitätsdim.“ ein.
▶ Wie gross wird L? Welchen Luftspalt s müssen Sie folglich ein-
stellen? Überlegen Sie sich auch, wo dieser Luftspalt im Kern
überall auftritt, und was dies für den zu messenden Wert bedeu-
tet! Ist die resultierende Sättigungsstromstärke gross genug für
die Anwendung?

U1(MPP) P1(MPP) I2 ΔiLpp D ton L AL s sMess IS


(V) (W) (A) (mA) (μs) (mH) (nH) (mm) (mm) (A)

Tab. 3.1: Dimensionierung der Tiefsetzstellerinduktivität für die


real am Photovoltaikmodul gemessene Spannung und Leistung
im MPP.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 31

3.3 Messtechnische Bestimmung der Induktivität


und der Sättigungsstromstärke
Die Induktivität und die Sättigungsstromstärke können recht einfach mit ei-
nem Oszilloskop und einer Stromzange bestimmt werden (siehe Messschal-
tung gemäss Abb. 3.4). Dabei wird der Kondensator C1 über R1 definiert auf
einen relativ kleinen Spannungswert (12 V) aufgeladen. Durch das Schliessen
des Schalters S1 (realisiert durch Laborkabel) wird diese konstante Spannung
an die Induktivität L1 gelegt, wodurch nach u = L ∙ di/dt der Strom linear
steigt. Allerdings sättigt die Induktivität recht bald und der Kondensator
wird entladen. Aufgrund der Stromanstiegsgeschwindigkeit kann die Induk-
tivität bestimmt werden und der Sättigungsknick der Induktivität ist auch
unmittelbar ersichtlich.

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 3.4 auf. Den Schalter
S1 können Sie durch Laborstrippen ersetzen.
▶ Stellen Sie das Oszilloskop ein (Abb. 3.5(c)); fragen Sie einen
Betreuer bei Problemen!
▶ Versuchen Sie, ein Messergebnis nach (Abb. 3.5) zu erhalten.

▶ Variieren Sie den Luftspalt indem sie die vorhandenen


Kunststoffplättchen unterschiedlicher Dicke in verschiedenen
Kombinationen zwischen die Kernhälften klemmen und füllen
Sie die Messtabelle im Arbeitsblatt „3.3 Induktivität Stossver-
such“ aus. Den Abstand zwischen den Kernhälften können Sie
mit Hilfe der Fühlerlehren genau messen (beachten Sie aber,
dass dieser Abstand sowohl im inneren als auch in den beiden
äusseren Schenkeln auftritt – was heisst das für den Luftspalt
s?).
▶ Interpretieren Sie den Plot von L und Isat als Funktion des Luft-
spalts. Diskutieren Sie mit einer Betreuungsperson.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 32

▶ Schätzen Sie den Wicklungswiderstand der Spule ab und ver-


gleichen Sie das Resultat mit einer Messung.

Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt


auf die korrekte Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr!
Verwenden Sie die bereitgestellten Schutzbrillen!

Bezeichner Wert Kommentar


C1 22 mF/16 V Polarität beachten!
G1 12 V Power Supply GW Instek GPS-3303
L1 D.U.T. Induktivität mit einstellbarem Luftspalt
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P3 UL Multimeter Fluke 175
R2 100 Ω/2 W
S1 Schliesser Durch Laborstrippen herstellen
Abb. 3.4: Messschaltung zur Bestimmung der Induktivität und
der Sättigungsstromstärke mittels Stossversuch.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 33

(a) (b)
ANALOG
Ch 1 Scale 1.00A/, Pos 2.00000A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 2 Scale 2.00V/, Pos 6.00000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
TRIGGER
Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level 5.97500V
HORIZONTAL
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 1.000ms/, Main Delay 4.000000000ms
ACQUISITION
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off

Abb. 3.5: Oszillogramm des Stossversuchs mit 2 ∙ 1 mm (a) und


2 ∙ 1.2 mm Luftspalt (b) und Oszilloskop-Einstellungen.
Mit dem Messergebnis nach Abb. 3.5 ergibt sich beispielsweise folgender In-
duktivitätswert:
𝑈 ⋅ Δ𝑡 12V ⋅ 3ms
𝐿 9.42mH (3.10)
Δ𝑖 3.82A

Die Sättigungsstromstärke beträgt für einen Luftspalt von s = 2 ∙ 1.0 mm (vgl.


Abb. 3.5(a)) etwas mehr als IS ≈ 3.25 A, was ziemlich gut mit dem in (3.9) be-
rechneten Wert von 3.22 A für s = 1.8 mm übereinstimmt.
Damit ist das Ende des ersten Versuchsnachmittages bereits erreicht! Nächs-
tes Mal geht es mit der Dimensionierung des Ausgangskondensators des
Tiefsetzstellers und der anschliessenden Inbetriebnahme der Schaltung wei-
ter.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 34

▶ Holen Sie sich nun bei den Betreuungspersonen den Kurztest


zum ersten Versuchsnachmittag. Beantworten Sie die Fragen
und besprechen Sie anschliessend Ihre Lösungen mit einer Be-
treuungsperson.

▶ Vergessen Sie nicht, Ihre Messresultate so zu speichern, dass


Sie sie nächstes Mal wiederfinden können!
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 35
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 36
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 37

3.4 Bestimmung der erforderlichen Ausgangskapa-


zität des Tiefsetzstellers
Der Ausgangskondensator C des Tiefsetzstellers bildet zusammen mit der
Induktivität L ein Tiefpassfilter zweiter Ordnung. Dieses soll so ausgelegt
werden, dass die an das Filter angelegte, getaktete Spannung nur zu einem
kleinen Rippel in der Ausgangsspannung führten. Eine einfache Dimensio-
nierungsvorschrift für den Ausgangskondensator besteht darin, den Kon-
densator C so zu wählen, dass die Resonanzfrequenz des LC-Filters 1 % der
Schaltfrequenz beträgt:

𝑓 0.01𝑓 (3.11)

Damit ergibt sich bei einer Schaltfrequenz von fS = 5 kHz der Ausgangskon-
densator C zu:
1
𝜔
√𝐿𝐶

1 1 (3.12)
⇒𝐶 1.08mF
𝐿𝜔 9.4mH ⋅ 2𝜋 ⋅ 50Hz

Der Kapazitätswert des am Arbeitsplatz vorhandenen 1 mF-Elektrolytkon-


densators wird im folgenden Versuch durch Zeitkonstantenmessung verifi-
ziert. Der Kondensator wird über einen Widerstand R auf eine Spannung
aufgeladen. Die RC-Schaltung entspricht einem Tiefpass erster Ordnung und
die Spannung am Kondensator steigt gemäss

𝑣 𝑉⋅ 1 𝑒 (3.13)

auf den Endwert an, wobei τ = R ∙ C die Zeitkonstante des RC-Gliedes be-
zeichnet. Diese Zeitkonstante kann direkt gemessen werden, indem man die
Tatsache verwendet, dass für t = τ gilt:
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 38

𝑣 𝑉⋅ 1 𝑒 0.63 ⋅ 𝑉 (3.14)

Über die Messung von τ kann bei bekanntem R indirekt also auch C gemes-
sen werden.

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 3.6 auf.


▶ Stellen Sie das Oszilloskop und den Funktionsgenerator ein
(Rechtecksignal zwischen 0 V und 10 V, d. h. f = 1/T = 1/(8 s) =
0.125 Hz, Amplitude 10 Vpp, Offset 5 V – die Betreuenden helfen
gerne beim Einstellen!) und versuchen Sie, ein Messergebnis
nach Abb. 3.7 zu erhalten. Stellen Sie am Oszilloskop einen Cur-
sor auf den Beginn des Ladevorgangs und den anderen Cursor
auf 63 % des Endwerts, dort ist t = τ.
▶ Warum ist die Eingangsspannung (Ch1) nicht rein rechteckför-
mig? Wiederholen Sie die Messung ohne Kondensator.
▶ Verwenden Sie nun ein Multimeter und messen Sie die Kapazi-
tät damit direkt. Vergleichen Sie mit dem Ergebnis aus der Zeit-
konstantenmessung.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 39

Bezeichner Wert Kommentar


C2 1 mF/63 V
G2 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
R3 500 Ω
Abb. 3.6: Messschaltung zur Bestimmung des Kondensators durch
Messung der Zeitkonstanten.

Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt


auf die korrekte Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr!
Verwenden Sie die bereitgestellten Schutzbrillen!

τ R C
(s) (Ω) (mF)
500

Tab. 3.2: Messung des Ausgangskondensators.


Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 40

ANALOG
Ch 1 Scale 2.00V/, Pos 5.95000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 2 Scale 2.00V/, Pos 5.95000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s

TRIGGER
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns
Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 2.55000A

HORIZONTAL
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 500.0ms/, Main Delay 1.990000000000s

ACQUISITION
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off

Abb. 3.7: Oszillogramm zur Messung des Ausgangskondensators


des Tiefsetzstellers und Oszilloskop-Einstellungen

Mit dem Messergebnis nach Abb. 3.7 ergibt sich folgender Kapazitätswert:

 540ms
C   0.98mF (3.15)
R (50 500)

Die Messung liefert 0.98 mF, das ist bei einer bei Elektrolytkondensatoren
üblichen Kapazitätstoleranz von ±20 % durchaus plausibel.
Nachdem nun einige Dimensionierungsaspekte des Tiefsetzstellers beleuch-
tet worden sind, wird im nächsten Schritt die komplette Schaltung aufgebaut
und in Betrieb genommen.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 41

3.5 Aufbau des Tiefsetzstellers


Die Hauptkomponenten sind nun identifiziert und mit Hilfe des vorbereite-
ten Chopper-Moduls kann ein einfacher Tiefsetzsteller aufgebaut werden,
mit welchem eine Spannungsübersetzung von der MPP-Spannung des Pho-
tovoltaikmoduls (ca. 16.8 V, vgl. Tab. 1.1) auf 12 V realisiert werden kann
(Abb. 3.8). Der Einfachheit halber ist gegenüber der üblichen Anordnung in
diesem Fall die Freilaufdiode oben und der MOSFET unten angeordnet. Dies
erlaubt eine Ansteuerung des MOSFET mit einem auf Masse (GND) bezoge-
nen Spannungssignal eines Funktionsgenerators. Im gegenständlichen Fall
sind damit die Plus-Potentiale (+) miteinander verbunden, die grundsätzliche
Funktionsweise des Stellers ändert sich nicht.

Bezeich-
ner Wert Kommentar
A1 Chopper Chopper Baugruppe
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 42

C1 1 mF/63 V
G1 16.8 V Power Supply GW Instek GPS-3303
G2 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A
L1 9.2 mH Induktivität mit einstellbarem Luftspalt (vgl. Ergeb-
nisse in Tab. 3.1)
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P3 I1 Multimeter Fluke 175
P4 I2 Multimeter Fluke 175
P5 U2 Multimeter Fluke 175
P6 U1 Multimeter Fluke 175
R1 100 Ω Belastungswiderstand
Abb. 3.8: Messschaltung zur Untersuchung des Tiefsetzstellers.

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 3.8 auf. Verwenden Sie
für die Einstellung des Luftspaltes der Induktivität Ihre Berech-
nungen aus Tab. 3.1 (bzw. aus dem Arbeitsblatt „3.2 Induktivi-
tätsdim.“. Stecken Sie zuerst den Strompfad (mit den
Amperemetern) zusammen, und ergänzen Sie anschliessend die
Spannungsmessgeräte. Achten Sie auf die Farben der Strip-
pen (+ rot, GND schwarz).
▶ Stellen Sie die Strombegrenzung des Netzgeräts auf ca. 1 A ein,
Spannung vorerst 0 V, Ausgang noch aus.
▶ Stellen Sie den Funktionsgenerator auf „Pulse“ mit einer Fre-
quenz von 5 kHz, einer Amplitude von 10 Vpp, einem Offset von
+5 V und einem Tastverhältnis von 20 %. Damit das mit dem vor-
handenen Funktionsgenerator einfach möglich ist, muss dessen
Ausgangsmodus auf „high impedance“ gestellt werden. Die
Praktikumsbetreuung hilft gerne dabei und erklärt die
Hintergründe!
▶ Vergleichen Sie das Oszillogramm der Gatespannung (Ch1) mit
den Einstellwerten des Funktionsgenerators. Sie sollten ein
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 43

Rechtecksignal mit einem Minimalwert von 0 V, einem Maxi-


malwert von 10 V, einer Frequenz von 5 kHz und einem Tastver-
hältnis von 20 % erkennen.
▶ Sie können nun behutsam die Eingangsspannung des Tiefsetz-
stellers auf den Wert der zuvor bestimmten MPP-Spannung er-
höhen (z. B. 16.8 V). Wenn alles richtig funktioniert, erhöhen Sie
dann zuerst das Tastverhältnis solange, bis am Ausgang die
Nennspannung von 12 V anliegt und steigern danach den Aus-
gangsstrom auf den Nennwert (I2 = P1(MPP)/12 V), indem Sie R1
anpassen. Sie sollten ein Oszillogramm nach Abb. 3.9 erhalten.
▶ Vergleichen Sie die gemessenen mit den berechneten Werten
(z. B. I2, ΔiLpp).
▶ Variieren Sie nun die Last und das Tastverhältnis und beobach-
ten Sie die Strom- und Spannungsformen am Oszilloskop; be-
achten Sie dabei, dass der Lastwiderstand nur mit maximal 1 A
belastet werden darf!
▶ Verändern Sie behutsam (!) den Luftspalt der Induktivität und
betrachten Sie den Stromrippel ΔiLpp. Vorsicht: bei zu kleinem
Luftspalt sättigt die Spule!

Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt


auf die korrekte Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr!
Verwenden Sie die bereitgestellten Schutzbrillen!
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 44

(a)

(b) (c)
ANALOG
Ch 1 Scale 5.00V/, Pos -7.50000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 1.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 15.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 3 Scale 500mA/, Pos 1.75000A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
Ch 4 Scale 500mA/, Pos 1.75000A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s
TRIGGER
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns
Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 3.00000V
HORIZONTAL
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 50.00us/, Main Delay 0.0s
ACQUISITION
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off

Abb. 3.9: Oszillogramm zur Messung des Tiefsetzstellers im


Nennpunkt (a), Einschalt- (b) und Ausschaltverhalten (c) des
MOSFET und Oszilloskop-Einstellungen.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 45

Sie erkennen im Oszillogramm der Abb. 3.9 einen grossen Überschwinger


beim Ausschalten des MOSFETs mit einer Spannungsbeanspruchung von
26.3 V bei einer Eingangsspannung von 16.8 V. Dies liegt an der großen Kom-
mutierungsschleife, hauptsächlich bestehend aus der parasitären Induktivi-
tät der Zuleitung und der parasitären Kapazität des MOSFET und den
dadurch gebildeten LC-Schwingkreis. Die Schwingungsamplitude wird zu-
sätzlich erhöht, da der Tiefsetzsteller über keinen eigenen Eingangskonden-
sator verfügt und die Kommutierung über den Ausgangskondensator des
Netzgeräts erfolgen muss. Die Betreuungspersonen helfen gerne mit weite-
ren Erklärungen zu diesem Thema.

▶ Wiederholen Sie daher die Messungen, nachdem Sie einen ge-


eigneten Kondensator unmittelbar am Eingang des Tiefsetzstel-
lers angeschlossen haben. Sie werden erkennen, dass der
Überschwinger beinahe nicht mehr erkennbar ist und die Span-
nungsbeanspruchung des MOSFETs nun nur mehr 18.2 V be-
trägt (Abb.3.10).

Abb. 3.10: Oszillogramm zur Messung des Tiefsetzstellers beim


Ausschaltvorgang des MOSFET mit Eingangskondensator.
Gleichspannungswandler – Tiefsetzsteller 46

Sie haben bereits zuvor qualitativ den Einfluss des Tastverhältnisses D und
des Laststromes I2 auf die Strom- und Spannungsformen betrachtet. Als
nächstes sollen nun die zwei charakteristischen Kennlinien, U2 = f(I2) und
U2 = f(D), des Tiefsetzstellers messtechnisch erfasst werden.

▶ Messen Sie die Kennlinie U2 = f(I2) bei konstantem Tastver-


hältnis D ausgehend vom Nennpunkt bis zum Leerlauf. Tragen
Sie 10 – 20 Werte in sinnvollen Abständen im Arbeitsblatt „3.5a
Tiefsetzsteller U2(I2)“ ein und bestimmen Sie jeweils den Wir-
kungsgrad. Beachten Sie dabei den maximal zulässigen
Strom im Lastwiderstand!
▶ Bestimmen Sie den Ausgangswiderstand des Tiefsetzstellers.
▶ Diskutieren Sie den Wirkungsgradverlauf.

▶ Messen Sie nun die Kennlinie U2 = f(D) bei konstanter Belas-


tung I2 mit D = 0…100 % (bzw. von 20 %...80 % mit den vorhande-
nen Funktionsgeneratoren). Tragen Sie 10-20 Werte in
sinnvollen Abständen im Arbeitsblatt „3.5b Tiefsetzsteller
U2(D)“ ein.
▶ Bestimmen Sie die Übertragungsfunktion U2 = f(D) des Tiefsetz-
stellers.

▶ Sehen Sie sich zum Abschluss die Strom- und Spannungsformen


im Lückbetrieb (Betriebszustand, bei dem der Spulenstrom zwi-
schenzeitlich null wird) an. Überlegen Sie sich, in welchem Be-
triebszustand sich dieses Verhalten einstellt (D, I2). Verwenden
Sie gegebenenfalls den anderen Lastwiderstand mit einem Ein-
stellbereich bis 600 Ω.
Antriebstechnik I 47

4 Antriebstechnik I
Eine mögliche Anwendung photovoltaischer Anlagen ist die Umwandlung
der Energie der Sonne in mechanische Energie, beispielsweise durch Moto-
ren. Diese Umwandlung soll in diesem Abschnitt näher untersucht werden,
wobei sich die Untersuchung auf die Gleichspannungsanwendung be-
schränkt. Der Aufbau und die Funktionsweise der eingesetzten permanent-
erregten Gleichstrommaschinen werden zunächst zusammengefasst. Der
Tiefsetzsteller wird eingesetzt um die Drehzahl zu regulieren. Die Kennlinien
der Gleichstrommaschine werden messtechnisch ermittelt.

4.1 Aufbau und Funktionsweise der Gleichstrom-


maschine
Elektromotoren dienen der elektromechanischen Energiewandlung, beru-
hend auf den Kräften, die verschiedene Magnetfelder aufeinander ausüben.
Im Fall der betrachteten Gleichstrommaschinen wird ein stationäres magne-
tisches Feld B durch Permanentmagnete im Stator (dem ruhenden Teil des
Motors) erzeugt. Die Stromzuführung der Gleichspannungsquelle von der
ruhenden Zuleitung zu den rotierenden Rotorspulen geschieht über Bürsten,
die auf dem Stromwender schleifen (Abb. 4.1(b)). Der Stromwender bewirkt,
dass der Strom in der oberen Hälfte des Motors immer aus der Zeichenebene
hinaus und in der unteren Hälfte in die Zeichenebene hinein zeigt. Sobald
die obere Leiterhälfte in den unteren Motorbereich dreht, wird die Strom-
richtung automatisch gewendet. Gemäss Rechtehandregel (siehe Grafik Abb.
4.2 (a)) wirkt diese Kraft F auf den Leiter im B-Feld und der Rotor erfährt eine
Drehbewegung. Nur dank der Stromumkehrung wirkt eine gleichmässige
Kraft auf den Rotor, welcher dann eine gleichmässige Drehbewegung er-
fährt. Ohne diese Stromumkehrung wäre eine Rotation nicht möglich und
der Rotor würde in der horizontalen Position zum Stehen kommen.
Antriebstechnik I 48

(a) (b)

Abb. 4.1 Prinzip der Dreherzeugung. (a) Stromverlauf, (b) Feldverlauf und Kraft-
richtung.

F … Lorentzkraft
I … Leiterstrom Rw … Wicklungswiderst.
l … Weg ( Ladung q in Zeit Lw … Wicklungsinduktivi.
B … t) uind … induzierte Spannung
Magnetische Flussdichte
(a) (b)
Abb. 4.2 (a) Lorentzkraft auf einen stromdurchflossen Leiter
im Magnetfeld. (b) Einfaches Ersatzschaltbild permanenterreg-
ter Gleichstrommotor.
Antriebstechnik I 49

Ein einfaches Ersatzschaltbild der permanenterregten Gleichstrommaschine


ist in Abb. 4.2(b) dargestellt. Die Wicklung wird mittels ohmschen Wider-
stand Rw und einer Induktivität Lw modelliert. Die in der Wicklung indu-
zierte Spannung wird durch eine drehzahlabhängige Spannungsquelle

uind  kE  n (4.1)

präsentiert, wobei kE eine Motorkonstante ist (Generator- oder Spannungs-


konstante) und n die Drehzahl des Rotors. Teilweise wird in Datenblättern
auch die Drehzahlkonstante kn angegeben, welche den Kehrwert der Gene-
ratorkonstante kE repräsentiert. Analog zur Generator- oder Drehzahlkon-
stante verknüpft die Drehmomentkonstante kM das mechanische
Drehmoment M und den aufgenommenen Motorstrom i:
M  kM i
(4.2)
Die Drehzahlkonstante und Drehmomentkonstante sind miteinander ver-
knüpft. Es gilt die Beziehung:

60000 (4.3)
kn  kM 
2

Die Motorkonstanten sind in der Regel in den Herstellerdatenblät-


tern angegeben. Für die im Folgenden eingesetzten Maxon-Moto-
ren befinden sich die Datenblätter im Anhang.

4.2 Bestimmung der Motorkennlinie


Eine der wichtigen Kennlinien für Motoren zeigt die Drehzahl als Funktion
des Drehmomentes bzw. als Funktion des Ankerstromes, der mit der Dreh-
momentkonstante direkt gekoppelt ist (vgl. (4.2)). Um diese Kennlinie aufzu-
nehmen wird ein Motorenprüfstand verwendet. Gespeist von einer
Gleichspannungsquelle (Labornetzteil) wird die Ankerspannung mithilfe des
Antriebstechnik I 50

Tiefsetzstellers auf einen bestimmten Wert eingestellt. Der Motor ist gekop-
pelt mit einer zweiten Gleichstrommaschine, die hier als Generator betrieben
wird. Der Generator ist mit der Widerstandslast verbunden. Wird der Last-
widerstand verringert, erhöht sich das Moment im Motor und damit auch
der messbare Ankerstrom.
Zur Messung der Drehzahl wurde eine Lochscheibe an der Rotorwelle instal-
liert. Mithilfe einer Lichtschranke werden pro Umlauf vier Spannungspulse
erzeugt. Mit dem Oszilloskop können die Impulse direkt als Frequenz ausge-
wertet werden.
Interessant ist auch die Übertragungseffizienz der Anordnung, die sich zum
einem aus dem Verhältnis der mechanischen und elektrischen Leistung be-
stimmen lässt

2 (4.4)
Pmech  nM ,
60

oder direkt aus dem Verhältnis der vom Motor aufgenommen und vom Ge-
nerator erzeugten elektrischen Leistung berechnet werden kann. Die Effizi-
enz einer Gleichstrommaschine ergibt sich gerade aus der Wurzel der
Gesamteffizienz der Ein- und Ausgangsschaltung (unter der Annahme, dass
beide Motoren die gleiche Effizienz haben).

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 4.3 auf. Erstellen Sie zu-
erst den Strompfad (mit den Amperemetern) und schliessen Sie
dann die Spannungsmessgeräte an.
▶ Stellen Sie die Strombegrenzung des Netzgeräts auf ca. 1 A ein,
die Spannung auf ca. 16 V, Ausgang noch aus.
▶ Stellen Sie den Funktionsgenerator auf „Pulse“ mit einer Fre-
quenz von 5 kHz, einer Amplitude von 10 Vpp, einem Offset von
+5 V und einem Tastverhältnis von 20 %.
Antriebstechnik I 51

▶ Bereiten Sie am Oszilloskop alle nötigen Messungen vor (DC-


RMS-Wert des Motorstromes, Motordrehzahl bzw. Frequenz der
durch die Lichtschranke erzeugten Pulse), indem Sie das
„Meas“-Menu verwenden. Stellen Sie sicher, dass die Strom-
messzange vor diesem Versuch korrekt kalibriert ist.
▶ Nehmen Sie die Schaltung in Betrieb und erhöhen Sie das Tast-
verhältnis bis die Ankerspannung am Motor ca. 12 V beträgt.

▶ Variieren Sie nun die Last (I2) und nehmen Sie die erforder-
lichen Daten für die Motorkennlinie auf und füllen Sie die Ta-
belle im Arbeitsblatt „4.2 Motorkennlinie“ aus. Überlegen Sie
sich, wie Sie von der gemessenen Frequenz der Lichtschranke
auf die Motorendrehzahl umrechnen müssen.
▶ Wiederholen Sie den Versuch mit einer geringeren Ankerspan-
nung (z. B. 8 V, D entsprechend anpassen) und füllen Sie die
zweite Tabelle im Arbeitsblatt aus.

Bezeichner Wert Kommentar


A1 Chopper Chopper Baugruppe
Antriebstechnik I 52

G1 Rechteck, 5 kHz Funktionsgenerator Agilent 33210A


G2 16 V Power Supply GW Instek GPS-3303
G3 5 V Power Supply GW Instek GPS-3303
L1 9.2 mH Induktivität mit einstellbarem Luftspalt
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P3 U1 Multimeter Fluke 175
P4 I2 Multimeter Fluke 175
P5 U2 Multimeter Fluke 175
R1 100 Ω Belastungswiderstand
NUSLab Motorprüfstand
Abb. 4.3 Messschaltung zur Bestimmung der Motorkennlinie.

Da der Motor bereits eine eigene Induktivität besitzt, wäre prinzi-


piell die externe Induktivität L nicht notwendig. Die Induktivität
der Motorwicklung ist jedoch vergleichsweise gering, was zu ei-
nem diskontinuierlichen Strom führen würde (Lückbetrieb). In
diesem Fall ist das hergeleitete Spannungsübersetzungsverhältnis
nicht mehr gültig. (Die Theorie dazu wird in der Vorlesung Leis-
tungselektronik im 5. Semester vermittelt.)

▶ Sie können nun versuchen, anstelle des Netzgerätes die Solar-


zelle anzuschliessen. Durch Variation des Tastverhältnisses kön-
nen Sie dann versuchen, den MPP anzufahren.

▶ Bitte bearbeiten Sie nun den Kurztest für den zweiten Nachmit-
tag und besprechen Sie Ihre Lösungen mit den Betreuungsper-
sonen.

▶ Vergessen Sie nicht, Ihre Messresultate so zu speichern, dass


Sie sie nächstes Mal wieder finden können!
Antriebstechnik I 53
Antriebstechnik I 54
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 55

5 Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller
Im letzten Kapitel wurde ein Gleichspannungswandler für eine Last ausge-
legt, die eine geringere Spannung als die Ausgangsspannung des Photovol-
taikmoduls aufweist. In diesem Kapitel wird ein Hochsetzsteller benutzt, um
eine höhere Ausgangsspannung als die des Moduls zu erzeugen und immer
noch die maximale Leistung zu entnehmen. In Abschnitt 5.1 wird zunächst
eine kurze Einführung in den Aufbau und die Funktionsweise des Hochsetz-
stellers gegeben. Anschliessend wird der Hochsetzsteller in Betrieb genom-
men und in Kapitel 6 mit dem Photovoltaikmodul gekoppelt.

(a) (b)
Abb. 5.1 (a) Grundstruktur des Hochsetzstellers. (b) Mögliche
technische Realisierung.

5.1 Aufbau und Funktionsweise des Hochsetzstellers


Mit dem Ziel eine höhere Ausgangsspannung zu generieren liegt es nahe, die
Quelle und die Last der aus dem letzten Kapitel bekannten Tiefsetzsteller-
Struktur (vgl. Abb. 3.1(a)) zu vertauschen. Die resultierende Schaltstruktur
ist in Abb. 5.1(a) dargestellt. Wie beim Tiefsetzsteller werden wieder zwei
Schaltzustände unterschieden: Befindet sich der Schalter in Abb. 5.1(a) in Po-
sition 1, liegt die Eingangsspannung U1 über der Induktivität L an und die
Induktivität wird aufmagnetisiert. Befindet sich der Schalter in Position 2,
addieren sich die Spannungen an der Induktivität L und Quelle U1 zur Aus-
gangsspannung U2 und die in der Induktivität gespeicherte Energie wird zur
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 56

Last übertragen. Die Induktivität fungiert beim Hochsetzsteller also als Spei-
cherdrossel im Gegensatz zum Tiefsetzsteller, bei dem die Induktivität als
Glättungsdrossel eingesetzt wird.

(a) (b)
Abb. 5.2 (a) Verlauf des Stromes iL und der Spannung uL an der
Induktivität L resultierend aus den beiden Schaltzuständen (kon-
tinuierliche Stromführung). (b) Spannungsübersetzungsverhält-
nis.

Die resultierenden Spannungs- und Stromverläufe der Induktivität L sind in


Abb. 5.2 für einen kontinuierlichen Strom (Strom in der Induktivität sinkt
nicht auf null) dargestellt. Das Spannungsübersetzungsverhältnis des Hoch-
setzstellers kann analog zum Tiefsetzsteller über das Spannungszeitflächen-
Gleichgewicht an der Induktivität hergeleitet werden:
𝑢 𝑈 ⋅𝐷⋅𝑇 𝑈 𝑈 ⋅ 1 𝐷 ⋅𝑇 0 (5.1)

Daraus erhält man unmittelbar das Spannungsübersetzungsverhältnis:


Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 57

𝑈 1
𝑀 (5.2)
𝑈 1 𝐷

dessen Graph in Abb. 5.2(b) gezeichnet ist.


Aus der Abbildung Abb. 5.2(b) und auch aus Formel (5.2) ist unmittelbar er-
sichtlich, dass je nach Tastverhältnis (duty cycle) D theoretisch beliebig hohe
Ausgangsspannungen eingestellt werden können. Darum ist beim Arbeiten
mit dem Hochsetzsteller besondere Vorsicht geboten!

Wie aus der Gleichung für das Tastverhältnis ersichtlich ist, kann
die Ausgangsspannung theoretisch beliebig hohe Werte annehmen
(wenn D gegen 1 geht). Besondere Vorsicht ist also geboten, um
Personen und Geräte vor hohen Spannungen zu schützen!

Diese kurze Einführung der Funktionsweise soll an dieser Stelle genügen.


(Der Hochsetzsteller wird in der Vorlesung Leistungselektronik näher be-
handelt.) Eine mögliche praktische Realisierung, die im Folgenden aufgebaut
und in Betrieb genommen wird, ist in Abb. 5.1(b) illustriert.

5.2 Aufbau und Inbetriebnahme des Hochsetzstel-


lers
Dimensionieren Sie die Induktivität für den Hochsetzsteller (12 V am Ein-
gang, 24 V am Ausgang bei 1 A Ausgangsstrom) und verwenden Sie den ge-
messenen Zusammenhang L = f(s) zur Einstellung des Luftspalts (vgl.
Arbeitsblatt „3.3 Induktivität Stossversuch“). Die folgenden Messergebnisse
wurden mit L = 9.2 mH realisiert.
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 58

▶ Bauen Sie die Messschaltung nach Abb. 5.3 auf. Erstellen Sie zu-
erst den Strompfad (mit den Amperemetern) und schliessen Sie
anschliessend die Spannungsmessgeräte an. Achten Sie auf die
Farben der Strippen (+ rot, GND schwarz).
▶ Stellen Sie die Strombegrenzung des Netzgeräts auf ca. 3 A ein,
Spannung vorerst auf 0 V, Ausgang noch aus.
▶ Stellen Sie den Funktionsgenerator auf „Pulse“ mit einer Fre-
quenz von 5 kHz, einer Amplitude von 10 Vpp, einem Offset von
+5 V und einem Tastverhältnis von 20 % (!) – warum ist das wich-
tig?
▶ Vergleichen Sie das Oszillogramm der Gatespannung (Ch1) mit
den Einstellwerten des Funktionsgenerators. Sie sollten ein
Rechtecksignal mit einem Maximalwert von 10 V, einem Mini-
malwert von 0 V, einer Frequenz von 5 kHz und einem Tastver-
hältnis von 20 % erkennen.
▶ Sie können nun behutsam die Eingangsspannung des Hochsetz-
stellers auf den Nennwert erhöhen (in diesem Fall auf 12 V).
Wenn alles richtig funktioniert, erhöhen Sie anschliessend das
Tastverhältnis und danach den Ausgangsstrom auf den Nenn-
wert (24 V Ausgangsspannung, und max. 1 A Ausgangsstrom im
Lastwiderstand) und vergleichen Sie die gemessenen mit den be-
rechneten Werten. Sie sollten ein Oszillogramm nach Abb. 5.4 er-
halten.
▶ Variieren Sie die Last und das Tastverhältnis und beobachten Sie
die Strom- und Spannungsformen am Oszilloskop. Beachten
Sie dabei unbedingt die folgenden Sicherheitshinweise!
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 59

Seien Sie besonders vorsichtig beim Betrieb des Hochsetzstel-


lers! Bei Entlastung oder fehlerhafter Einstellung des Tastverhält-
nisses kann die Ausgangsspannung unzulässig hohe Werte
annehmen, die zur Zerstörung der Komponenten führen können
(Explosionsgefahr)!
Es soll deshalb eine Überspannungsbegrenzungsdiode parallel
zum Ausgangskondensator vorgesehen werden; Sie finden eine
entsprechende Transient Voltage Suppressor (TVS) Diode im Klein-
teilemagazin. Überlegen Sie sich, wie diese angeschlossen werden
muss und besprechen Sie ihre Lösung mit einer Betreuungsperson.
Der Hochsetzsteller ist im ungeregelten Betrieb nicht Leerlauffest,
d. h. der Hochsetz-steller darf niemals ohne Belastungswider-
stand betrieben werden!

Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt auf


die korrekte Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr! Ver-
wenden Sie die bereitgestellten Schutzbrillen!
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 60

Bezeichner Wert Kommentar


A1 Chopper Chopper Baugruppe
C1 1 mF/63V
G1 12 V Power Supply GW Instek GPS-3303
G2 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A
L1 9.2 mH Induktivität mit einstellbarem Luftspalt
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 100 mV/A Stromzange Agilent 1146A
P3 I1 Multimeter Fluke 175
P4 I2 Multimeter Fluke 175
P5 U2 Multimeter Fluke 175
P6 U1 Multimeter Fluke 175
R1 100 Ω Belastungswiderstand
Abb. 5.3: Messschaltung zur Untersuchung des Hochsetzstellers.
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 61

Abb. 5.4: Oszillogramm zur Messung des Hochsetzstellers im


Nennpunkt.
Wie beim Tiefsetzsteller sollen nun hier auch für den Hochsetzsteller die
beiden charakteristischen Kennlinien, U2 = f(I2) und U2 = f(D), aufgenommen
werden.

▶ Messen Sie die Kennlinie U2 = f(I2) bei konstantem Tastverhält-


nis D ausgehend vom Nennpunkt. Tragen Sie 10-20 Werte in
sinnvollen Abständen in Arbeitsblatt „5.2a Hochsetzsteller
U2(I2)“ ein und bestimmen Sie jeweils den Wirkungsgrad. Ach-
tung: beachten Sie den maximal erlaubten Strom im Lastwider-
stand!
▶ Bestimmen Sie den Ausgangswiderstand des Hochsetzstellers.
▶ Diskutieren Sie den Wirkungsgradverlauf.

▶ Messen Sie nun die Kennlinie U2 = f(D) bei konstanter Belas-


tung I2 mit D = 0 % (Funktionsgenerator nicht angeschlossen)
und D = 20…50 %. Tragen Sie 10 – 20 Werte in sinnvollen Abstän-
den im Arbeitsblatt „5.2b Hochsetzsteller U2(D)“ ein. Achtung:
D darf nur soweit erhöht werden, dass U2 < 35 V bleibt!
▶ Bestimmen Sie die Übertragungsfunktion U2 = f(D) des Hoch-
setzstellers.
Gleichspannungswandler – Hochsetzsteller 62

▶ Sehen Sie sich zum Abschluss wiederum die Strom- und Span-
nungsformen im Lückbetrieb an. Überlegen Sie sich, in welchem
Betriebszustand sich dieses Verhalten einstellt (D, I2).

Vorsicht: Gefahr von hohen Ausgangsspannungen und Zerstö-


rung der Messgeräte und Versuchsaufbauten!
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 63

6 Betrieb eines leistungselektronischen Sys-


tems an einem Photovoltaikmodul
In den letzten beiden Teilen des Praktikums wurden ein Tief- und ein Hoch-
setzsteller zur Einführung der Schaltungstopologie zunächst mit dem Labor-
netzteil betrieben. Nun wird der Hochsetzsteller praxisnah wieder mit dem
Photovoltaikmodul verbunden. Das Tastverhältnis D sollte nun so eingestellt
werden, dass die maximale Leistung aus dem Photovoltaikmodul entnom-
men wird.

6.1 Betrieb mit linearer ohmscher Last


Zunächst wird eine ohmsche Last verwendet. Verbinden Sie Ihr leistungs-
elektronisches System (z. B. den Hochsetzsteller) mit dem Photovoltaikmo-
dul (Abb. 6.1).

▶ Versuchen Sie, das Photovoltaikmodul bei unterschiedlichen


Ausgangsspannungen U2 im Punkt maximaler Leistung (MPP) zu
betreiben. Beachten Sie die Hinweise zum Aufbau des
Hochsetzstellers vom vorherigen Versuch!

▶ Berechnen Sie dazu zuerst, welches Tastverhältnis D Sie ein-


stellen müssen, damit Sie die maximale Leistung, P1(MPP) (vgl.
Tab. 1.1), bei einer Ausgangsspannung von U2 = 24 V beziehen
können. Überlegen Sie sich ausserdem, ob Sie den 100 Ω oder den
600 Ω Lastwiderstand verwenden müssen (niemals im Betrieb
umstecken!) Variieren sie den Lastwiderstand und tragen Sie
anschliessend die entsprechenden Messwerte im Arbeitsblatt
„6.1 PV & Boost“ ein.

▶ Wiederholen Sie obigen Schritt für den Fall, dass die maxi-
male Leistung nun bei U2 = 32 V bezogen werden soll.
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 64

▶ Diskutieren Sie die Resultate mit einer Betreuungsperson.

Vorsicht: Gefahr von hohen Ausgangsspannungen und Zerstö-


rung der Messgeräte und Versuchsaufbauten!
Der Hochsetzsteller darf niemals ohne Last betrieben werden!
Sehen Sie wie vorher eine Überspannungsschutzdiode am Aus-
gang des Hochsetzstellers vor!
Polarität des Elektrolytkondensators beachten!

Bezeichner Wert Kommentar


A1 Chopper Chopper Baugruppe
B1 BP SX310J Photovoltaikmodul
C1 1 mF/63 V Al-Elektrolyt-Kond. (Polarität beachten)
2x
C2 4.7 mF/25 V Al-Elektrolyt-Kond. (Polarität beachten)
E1 230 V/400 W Scheinwerfer Philips Tempo 3
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A
L1 9.2 mH Induktivität mit einstellbarem Luftspalt
P1 Ch1 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 U2 Multimeter Fluke 175
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 65

P3 I1 Multimeter Fluke 175


P4 U2 Multimeter Fluke 175
P5 I2 Multimeter Fluke 175
R2 600 Ω Belastungswiderstand
X1 230 VAC
Abb. 6.1: Messschaltung zum Betrieb eines Hochsetzstellers an ei-
nem Photovoltaikmodul.

6.2 Betrieb mit nichtlinearer Last (Steigrohraufbau)


Der Steigrohr-Versuchsaufbau besteht aus einem Plexiglasrohr an dessen
Ende ein Hochleistungslüfter als nichtlineare Last installiert ist. Der Lüfter
hat eine nominale Eingangsspannung von 24 V, sodass für einen Betrieb mit
dem Photovoltaikmodul ein Hochsetzsteller eingesetzt werden muss.

6.2.1 Kennlinie des Lüfters / Höhe des Balls im Steigrohr


Zunächst wird kurz der Versuchsaufbau etwas näher untersucht und die
nichtlineare Kennlinie des Lüfters aufgenommen.

▶ Bauen Sie den Versuch gemäss Schaltplan (Abb. 6.2) auf. Als
Spannungsquelle verwenden Sie direkt das Labornetzteil.

▶ Ermitteln Sie die Flughöhe des Balls im Steigrohr in Abhän-


gigkeit der Versorgungsspannung, U2, und füllen Sie die ent-
sprechende Tabelle im Arbeitsblatt „6.2 Steigrohr“ aus.

Die maximal zulässige Spannung des SanAce-Lüfters beträgt


26.4 V. Überschreiten Sie diese Spannung nicht, um den Lüfter
nicht zu zerstören.
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 66

Bezeichner Wert Kommentar


E1 24 V Lüfter SanAce40 109P0424J3013
G1 0...26 V Power Supply GW Instek GPS-3303
P4 I2 Multimeter Fluke 175
P5 U2 Multimeter Fluke 175
Abb. 6.2: Messschaltung zur Ermittlung der Flughöhe eins Tisch-
tennisballs in Abhängigkeit der Versorgungsspannung.

Das Ersatzschaltbild und eine Zusammenfassung der Funktions-


weise des DC-Motors finden Sie im in Kapitel 4.1 (vgl. Abb. 4.1).
Damit kann die charakteristische Motorkennlinie erklärt werden.

6.2.2 Betrieb des Steigrohrs mit dem Photovoltaikmodul


Mit der gemessenen Kennlinie (MPP!) des Photovoltaikmoduls in Kapitel 1.2
(vgl. S. 16) und den gemessenen Steigrohr-Kenndaten im vorangegangenen
Abschnitt wird unmittelbar deutlich, dass zum Erreichen einer hohen Steig-
höhe des Balls der Einsatz eines Hochsetzstellers zur Spannungsanpassung
notwendig ist. (Sie können gerne auch zunächst das PV-Modul direkt mit
dem Lüfter verbinden und die resultierende Flughöhe als Vergleich doku-
mentieren.)
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 67

▶ Bauen Sie die Messschaltung Abb. 6.3 auf und betreiben Sie die
Anordnung dementsprechend.
▶ Stellen Sie das Tastverhältnis so ein, dass Sie eine möglichst
grosse Steighöhe des Balls erreichen. Welches Tastverhältnis
müssen Sie einstellen? Welche Spannung messen Sie direkt an
der Solarzelle (U1)?

Vorsicht: Gefahr von hohen Ausgangsspannungen und Zerstö-


rung der Messgeräte und Versuchsaufbauten!
Der Hochsetzsteller darf niemals ohne Last betrieben werden!
Sehen Sie wie vorher eine Überspannungsschutzdiode am Aus-
gang des Hochsetzstellers vor!
Polarität des Elektrolytkondensators beachten!
Betrieb eines leistungselektronischen Systems an einem Photovoltaikmodul 68

Bezeichner Wert Kommentar


A1 Chopper Chopper Baugruppe
B1 BP SX310J Photovoltaikmodul
C1 1 mF/63 V Al-Elektrolyt-Kond. (Polarität beachten)
C2 2 x 4.7 mF/25 V Al-Elektrolyt-Kond. (Polarität beachten)
E1 230 V/400 W Scheinwerfer Philips Tempo 3
E2 24 V Lüfter SanAce40 109P0424J3013
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A
L1 9.2 mH Induktivität mit einstellbarem Luftspalt
P1 Ch1 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A
P2 U1 Multimeter Fluke 175
P3 I1 Multimeter Fluke 175
P4 U2 Multimeter Fluke 175
P5 I2 Multimeter Fluke 175
X1 230 VAC
Abb. 6.3: Messschaltung zum Betrieb eines Hochsetzstellers an ei-
nem Photovoltaikmodul.
Zusammenfassung 69

7 Zusammenfassung
Anhand dieser Unterlage haben Sie gelernt, dass es im elektrotechnischen
Laborbetrieb unerlässlich ist, Messschaltungen mit einer Dokumentation der
verwendeten Messgeräte anzufertigen. Dabei sollten normgerechte Symbole
und Bezeichnungen verwendet werden.
Diese Laborübung hat Ihnen anschaulich die Charakteristik eines Photovol-
taikmoduls nähergebracht, der Maximum Power Point sollte Ihnen nun ein
Begriff sein. Sie haben zwei Grundstrukturen der Leistungselektronik (Tief-
und Hochsetzsteller) kennen und bedienen gelernt und diese messtechnisch
verifiziert. Der Betrieb eines leistungselektronischen Systems im Verbund
mit anderen Systemen wurde Ihnen nähergebracht.
Die wichtigen Begriffe Leistung, Energie, Wirkungsgrad wurden Ihnen in
anschaulichen Versuchen gezeigt und einige Grundbegriffe der Elektronik
(Kapazität, Induktivität, Sättigung, Diode, MOSFET, PWM) wurden ange-
wendet. Ausserdem haben Sie gelernt aktuelle, dem Stand der Technik ent-
sprechende Messgeräte zu bedienen und verwenden.

▶ Damit haben Sie das Ende des Versuchsteils (SEH) erreicht. Bitte
lösen Sie nun den Kurztest für den dritten Nachmittag und be-
sprechen Sie Ihre Lösungen mit den Betreuungspersonen.

Für Feedback zum Versuch SEH oder zum NuS-Praktikum im All-


gemeinen können Sie sich gerne und jederzeit an die Praktikums-
leiter wenden. Wir sind dankbar für jeden Hinweis oder
Verbesserungsvorschlag!
Zusammenfassung 70
Übersicht der Laboreinrichtung 71

8 Übersicht der Laboreinrichtung


An dieser Stelle werden die verwendeten Geräte im Labor zusammengefasst
und die Verknüpfung zu den Symbolen in einem Schaltplan hergestellt.

8.1 Messequipment
Luxmeter
(Beleuchtungs-
stärke)

Pancontrol PAN
LX-1308

Strommessgerät
(Multimeter)
Fluke 175

Spannungsmes-
gerät
(Multimeter)
Fluke 175

Oszilloskop
Agilent
MSOX2014A
Übersicht der Laboreinrichtung 72

Strommess-
zange
Agilent 1146A

IR-Thermome-
ter
Fluke 62 mini

Mess- und
Schalterbox
(Netz)
m-pec

8.2 Versorgungsgeräte
Photovoltaik-
modul
BP Solar BP
SX310J
Übersicht der Laboreinrichtung 73

Beleuchtungs-
quelle
Philips Tempo 3
(Hochdruck-
Natriumdampf-
lampe)

Gleichspan-
nungsquelle
GvW Instek
GPS-3303S

Signalgenera-
tor
Agilent 33210A

8.3 Versuchsaufbauten
Widerstandslast
RUSA
1.2…100 Ω (max. 1 A)
100..500 Ω (max.
0.5 A)
Übersicht der Laboreinrichtung 74

Induktivität
RUSA
10 mH

Steigrohr
Lüfter SanAce 40
24 V, 4.32 W
(109P0424J3013)

Chopper
m-pec

Motorprüfstand
m-pec
Datenblätter 75

9 Datenblätter
Datenblätter 76

9.1 Gleichstrommaschine im Motorenprüfstand


Datenblätter 77

9.2 Solarmodul
Datenblätter 78
Datenblätter 79
Datenblätter 80

9.3 Hochleistungslüfter SanAce40 im Steigrohr-Auf-


bau
Datenblätter 81

Quellenverzeichnis
[1] Probst, U.: Leistungselektronik für Bachelors – Grundlagen und
praktische Anwendungen. Carl Hanser Verlag München, 2008.
[2] Lenze: Die große Lenze Formelsammlung, 2001.
[3] Böhmer, E., Ehrhardt, D. und Oberschelp, W.: Elemente der an-
gewandten Elektronik, 15. Auflage, Vieweg & Sohn Verlag, 2007.
[4] Kolar, J. W.: Leistungselektronik – Skriptum zur Vorlesung, 2006.

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