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MEERESSCHUTZGEBIETE
Wie wir 30 Prozent der Weltmeere bis 2030 schützen können
IMPRESSUM
Greenpeace e. V., Hongkongstraße 10, 20457 Hamburg, Tel. 040/306 18-0, DEUTSCHE ZUSAMMENFASSUNG DER STUDIE
www.greenpeace.de
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Department of Environment and Geography, University of York, York, YO10 5NG, UK → Die Hohe See erstreckt sich über 43 Prozent der Erdoberfläche und bildet
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School of Environment and Life Sciences, University of Salford,
Manchester, M5 4WX, UK 70 Prozent des Lebensraums auf unserem Planeten. Sie beheimatet eine
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Greenpeace UK, Canonbury Villas, London N1 2PN, UK komplexe Artenvielfalt, die es spielend an Fülle und Vielfalt mit den Küsten-
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School of GeoSciences, University of Edinburgh, Edinburgh, EH9 3FE, UK
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REV Ocean, Somerville College, University of Oxford, gewässern und dem Festland aufnehmen kann.
Woodstock Road, Oxford, OX2 6HD, UK
→ Die Meereslebewesen der Hohen See treiben die biologische Pumpe der
Danksagungen: Wir bedanken uns bei Atlas of Marine Protection, Birdlife International
und L. Watling für das Bereitstellen von Daten, sowie bei K. Boerder für deren
Ozeane an: Sie nehmen Kohlenstoff an der Wasseroberfläche auf und trans-
Interpretation. Unser Dank gilt darüber hinaus allen Organisationen, die ihre Daten frei portieren und speichern ihn in der Tiefe. Ohne diese wichtige Leistung würde
zugänglich gemacht haben.
unsere Atmosphäre 50 Prozent mehr Kohlendioxid enthalten. Die Erde
Die Umweltstiftung Greenpeace hat mit ihrer finanziellen Unterstützung die Studie
„30X30: A Blueprint for Ocean Protection“ möglich gemacht.
wäre überhitzt und unbewohnbar.
→ Die Hohe See wird von einer Handvoll reicher Nationen zunehmend ausgebeu-
tet: Die Fischerei und der aufstrebende Tiefseebergbau verstärken die
menschgemachte Bedrohung der Meere, unter anderem durch Klimawandel,
Ozeanversauerung, Plastikmüll und andere Verschmutzungen.
Pazifischer Riesenkrake
© Brandon Cole/Greenpeace
SCHAFTLER HABEN ÜBER GENERATIONEN Unter dieser scheinbaren Gleichförmigkeit verbirgt sich
DIESES REICH DER ÄNGSTE UND GEFAHREN jedoch eine hochkomplexe Unterwasserwelt, die es an
ERSCHLOSSEN, KARTIERT UND GENAUER Fülle und Vielfalt spielend mit den Küstengewässern und
UNTERSUCHT – SEINE GEHEIMNISSE WURDEN dem Festland aufnehmen kann. In den lichtdurchfluteten
oberen Schichten der Hohen See gibt es Orte, etwa ozea-
GELÜFTET, SEIN SCHRECKEN GEBANNT. nische Auftriebsgebiete, in denen die Strömung Nährstoffe
an die Oberfläche trägt, was zu riesigen Planktonblüten
führt. Dieses explosive Planktonwachstum, das gut und
Die Hohe See ist ein riesiges globales Gemeinschaftsgut, gerne Tausende von Quadratkilometern bedeckt und
das 61 Prozent der Meeresgesamtoberfläche und 73 Pro- selbst aus dem All sichtbar ist, versorgt die Nahrungsnetze
zent des Meeresvolumens ausmacht. Sie umfasst ein- unserer Meere.
drucksvolle 43 Prozent der Erdoberfläche und 70 Prozent
des belebbaren Raums unseres Planeten. Diese inter- Die Hohe See ist riesig, Nahrungsgründe und Kinderstuben
nationalen Gewässer beheimaten eine atemberaubende sind weit verstreut. Viele Meerestiere legen daher enorme
Fülle an Meereslebewesen und Ökosystemen und sind Entfernungen zurück: Wale, See-Elefanten, Thunfische,
unentbehrlich für die Gesundheit unseres Planeten. Doch Schwertfische, Aale, Haie, Schildkröten, Pinguine und Alba-
das Leben in den Weltmeeren ist durch Ausbeutung, trosse zählen zu den Nomaden der Hohen See. Manche
Klimawandel und Verschmutzung bedroht. In einem durchkreuzen ganze Meeresbecken, um sich an den ozea-
historischen Kraftakt wollen die Vereinten Nationen daher nischen „Hotspots“ zu versammeln und danach weiterzu-
den Schutz der Meere verstärken und ihr Management ziehen. Die Walfänger der Frühzeit waren die Ersten, die
reformieren. diese Fülle maritimen Lebens entdeckten. Zu dieser Zeit
jagten sie im äquatorialen Pazifik nach Pottwalen, in den
stürmischen Regionen zwischen warmem Südatlantik und
Großer Weißer Hai
© Ralf Kiefner/Greenpeace kaltem Südpolarmeer nach Glattwalen oder im Korallen-
meer nach Buckelwalen. Satellitendaten von Seevögeln, kein Pflanzenwachstum mehr. Trotz dieser extremen
Haien, Robben und Schildkröten liefern uns heute ein Bedingungen existieren hier faszinierende Lebewesen.
deutlich detaillierteres und tieferes Verständnis: Migrations- Diese fressen die Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere,
routen bilden sich genauso klar heraus wie häufig die langsam nach unten sinken. Oder sie fressen sich
besuchte Oasen und weniger belebte Meereswüsten. gegenseitig auf. In der Vergangenheit lag diese Welt im
Verborgenen, weit jenseits der menschlichen Reichweite
Das Leben im lichtdurchfluteten Oberflächenwasser er- und Zerstörungskraft. Doch heute, da Aktivitäten wie die
möglicht auch das Leben in den zwielichtigen und stock- Grundschleppnetz-Fischerei ganze Lebensräume aus-
finsteren Wasserschichten, die bis zum Meeresboden in radieren und Tiefseebergbau-Lizenzen vergeben werden,
4.000 bis 6.000 Metern Tiefe reichen – und sogar weiter bis sind selbst die entlegensten Orte und Tiefen der Meere
in die Tiefseegräben, die tiefer sind als die Berge des bedroht.
Himalaya hoch. Die dämmrige Zwischenwelt unterhalb der
produktiven Zone beheimatet eine bizarre Menagerie:
Laternenfische, biolumineszierende Quallen und blutrote
Tintenfische, riesig wie Thunfische oder winzig klein, mit
einem Körper wie aus Glas. Nacht für Nacht bewegen sich
Die Hohe See ist bedroht
diese Lebewesen aus mehreren Hundert Metern Tiefe Die industrielle Nutzung und der Besitz von Land sind
nach oben, um im Oberflächenwasser Plankton zu fressen zumeist festgelegt und durch Gesetze reguliert. Die letzten
oder andere Tiere zu jagen – bei Tagesanbruch verschwin- planetaren Gebiete jenseits staatlicher Kontrolle sind die
den sie wieder in der Tiefe. Trotz des fehlenden Sonnenlichts Hochsee und die Tiefsee. Industrielle Ausbeutung und
bewohnen etwa 90 Prozent der weltweit vorkommenden Plünderei können hier aufgrund fehlender Gesetze und
Fische diese zwielichtigen Tiefen. Ihre täglichen Wande- mangelhafter Steuerung und Verwaltung fast ungehindert
rungen – Nahrungsaufnahme an der Oberfläche, Kotaus- stattfinden. Mit allen Freiheiten, die ihnen das Seerechts-
scheidung in der Tiefe – sind Teil eines Phänomens, das übereinkommen der Vereinten Nationen gewährt, beutet
biologische Pumpe genannt wird: Hierbei wird der Atmo- eine Handvoll überwiegend reicher Nationen die Meere
sphäre Kohlenstoff entzogen und in die Tiefsee transpor- aus. Doch das Seerechtsübereinkommen bringt auch
tiert, wo er für lange Zeit gebunden bleibt. Ohne diese Pflichten mit sich, die oft ignoriert werden: die lebenden
Leistung der Meereslebewesen würde die Atmosphäre eine Ressourcen des Meeres zu erhalten und die Umwelt ein-
etwa 50 Prozent höhere Konzentration des Treibhausgases schließlich seltener oder fragiler Lebensräume zu schützen
Kohlendioxid enthalten und die weltweiten Temperaturen und zu bewahren.
wären deutlich höher.
Fehlendes Management einerseits, sich bietende Gelegen-
Weiter unten, in den stockfinsteren Tiefen, kühlt das Was- heiten und schlichte Gier andererseits haben dazu geführt,
ser auf wenige Grad über dem Gefrierpunkt ab – der Druck dass das Leben auf der Hohen See, einschließlich der
ist zudem Hunderte Male höher als in der Atmosphäre. Da Tiefsee, schwer beschädigt wurde. In nur wenigen Jahr-
Löwenmähnenqualle
kein Sonnenlicht nach unten dringt, ist Photosynthese hier zehnten gab es bei vielen Schlüsselarten wie Albatrossen,
im Arktischen Ozean
unmöglich. Somit gibt es unter 180 Metern Tiefe praktisch Schildkröten und Haien dramatische Rückgänge. Selbst © Alexander Semenov
6 30X30 - Ein Greenpeace-Plan für Meeresschutzgebiete 30X30 - ein greenpeace-plan für meeresschutzgebiete 7
WIE DER SCHUTZ VON 30 PROZENT DER MEERE AUSSEHEN KÖNNTE
Das vorgeschlagene
Netzwerk von Schutz-
gebieten setzt auf die
Erhöhung der Widerstands-
kraft der Weltmeere gegen um-
fassende Veränderungen wie den
Klimawandel. Mittels Daten zur Meeres-
oberflächentemperatur werden Orte
identifiziert, die sich voraussichtlich langsamer
verändern oder den steigenden Temperaturen
leichter anpassen. Lizenzen für Tiefsee-Berg-
bau müssen ausgesetzt bleiben, bis Schutz-
gebiete erklärt und eingerichtet sind.
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Arten, die eigentlich intensiv beobachtet und kontrolliert
werden sollten, wurden dezimiert. Tiefseelebensräume wie
Kaltwasser-Korallenriffe und Schwammgärten, zum Teil
Jahrhunderte alt, wurden von Schleppnetzen zerstört. Es
wird deutlich, dass die für die Regulierung verantwortli-
chen Gremien, wie Fischereimanagement-Organisationen
nicht in der Lage sind, klar umrissene Aufträge umzu-
setzen. Entsprechend ist beispielsweise der einst reiche
Bestand des Pazifischen Roten Thunfischs auf weniger
als drei Prozent seiner ursprünglichen Größe geschrumpft
und wird selbst in diesem bedrohten Zustand weiter
befischt. Ressourcen, die eigentlich der ganzen Welt gehö-
ren, werden rücksichtslos ausgebeutet.
Methoden
Für die Planung des MPA-Netzwerks wurde die in diesem
Bereich gängige Software Marxan verwendet. Ziel war es,
" DIE HOHE SEE GILT ALS
GEMEINSAMES ERBE DER
einen definierten Anteil der räumlichen Ausdehnung aller
darin vorkommender Schutzgüter darzustellen (zum Bei-
MENSCHHEIT. BISHER Abbildung 1: Schutzgebiets-Netzwerke
spiel Arten, Verteilungen von Habitaten oder Umweltbedin- BEUTEN ABER NUR EIN PAAR mit Abdeckungen von a) 30 Prozent und
gungen wie Tiefe und Temperatur der Meeresoberfläche), b) 50 Prozent
wobei die Netzwerkgröße und die sozioökonomischen
WOHLHABENDE NATIONEN
Kosten auf ein Minimum reduziert wurden. Insgesamt DIE SCHÄTZE DER SEE AUS."
wurden 458 Schutzgüter definiert. Dieser ehrgeizige, aber wissenschaftlich fundierte Ansatz Schutzgebiets-Netzwerke müssen ihre Funktion erfüllen,
führte zu völlig neuartigen Ergebnissen. Das üblicherweise auch wenn zukünftige Rahmenbedingungen unsicher
Für die Entwicklung des Netzes wurde die Hohe See in fast an Land und in den Küstenregionen vorherrschende sind. Im Finanzsektor entwickeln Investoren bei unklaren
25.000 Planungseinheiten eingeteilt, die jeweils 100 x 100 Besonderheiten der Schutz-Paradigma stellt die Schutzgebiete als Reservate künftigen Rahmenbedingungen üblicherweise Portfolios,
km (10.000 Quadratkilometer) umfassen. Die aktuell verfüg- inmitten von Landschaften oder Meeresregionen dar, die um das Risiko zu streuen. Nach diesem Prinzip sollten auch
baren biologischen, ozeanografischen, biogeografischen Schutzgebiets-Netzwerke von Menschen beeinflusst werden. Die hier beschriebenen die Schutzgebiets-Netzwerke funktionieren. Die Netzwerk-
und sozioökonomischen Daten wie die Verteilung von Die Ergebnisse zeigen über die gesamten Ozeane verteilte Netzwerke auf der Hohen See sind anders konzipiert: Sie Designs bieten drei Möglichkeiten, um mit Umweltverän-
Haien und Walen, Tiefseebergen und -gräben, hydrotherma- Schutzgebiets-Netzwerke, die sich vom Nord- bis zum Süd- beinhalten miteinander verbundene Schutzgebiete, in derungen und Ungewissheiten umzugehen: 1) Bildung von
len Quellen, ozeanischen Fronten, Tiefwasser-Auftrieben, pol erstrecken. Sie umfassen die ganze Bandbreite der aus- denen von Menschen genutzte und gestaltete Bereiche Portfolios (die zum Beispiel ein Spektrum von Habitaten,
biogeografischen Zonen, Fischereidruck, Bergbaukonzes- gewählten Lebensräume, Arten und Umweltbedingungen. eingebettet sind. Häufig umfassen diese Netzwerke ganze Orten und Bedingungen über die gesamten Weltmeere
sionen und weitere Faktoren wurden zusammengeführt Ozeanbecken und eignen sich daher auch zum Schutz von hinweg repräsentieren) als Ansatz zur Risikominimierung,
und in einem geografischen Informationssystem abge- Die Zielwerte orientieren sich an der Resolution des Welt- mobilen, weit wandernden Arten. 2) eine weite Abdeckung, die Vernetzung, Trittsteine,
bildet. Jeder Planungseinheit wurde ein Wert zugeordnet, kongresses für Naturschutz von 2016, in der es heißt, dass Korridore zur Migration sowie letzte Rückzugsorte fördert,
der sich auf die Gesamtausdehnung der einzelnen Schutz- Schutzgebiets-Netzwerke „mindestens 30 Prozent jedes Meeresschutz in so großem Maßstab bringt noch weitere und 3) den neuartigen Einsatz historischer Daten zur
güter bezog, und in das Programm Marxan eingespeist. Lebensraums umfassen sollen“. Wie unsere Ergebnisse Vorteile mit sich: Der wichtigste ist die Widerstandskraft Meeresoberflächentemperatur. Bei diesem neuen Ansatz,
Das Programm durchlief Hunderte Szenarien, um Netzwerk- zeigen, ist es in der Praxis unmöglich, dieses Ziel zu errei- gegenüber sich rasant ändernden Umweltbedingungen. der die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel
Designs zur Erreichung der gesetzten Ziele für jede belie- chen, wenn nur 30 Prozent der Fläche der Hohen See Bei vielen Arten führen veränderte Umweltbedingungen in den Fokus rückt, identifizierten wir zwei Arten von
bige Kombination zu entwickeln und die Kosten so gering geschützt werden. Netzwerke, die das 30-Prozent-Ziel wie der Klimawandel zu Veränderungen in Ausbreitung Gebieten, die besonderen Schutz benötigten: einerseits
wie möglich zu halten. erreichten, decken zwischen 35 und 40 Prozent der Fläche und Tiefenverteilung, was Ökosystem-Veränderungen und Orte mit relativ hohen natürlichen Temperaturschwankun-
der Hohen See ab. Sollen 50 Prozent geschützt werden, unvorhersehbare Folgen wahrscheinlich werden lässt. Die gen, die für widerstandsfähige Ökosysteme stehen, in
so liegt die Abdeckung bei 55 bis 60 Prozent. Planung von Schutzgebiets-Netzwerken unter alleiniger denen sich die dort ansässigen Arten den wechselnden
Berücksichtigung der aktuellen Bedingungen birgt daher Bedingungen bereits angepasst haben, und andererseits
das Risiko, in der Zukunft zu scheitern. Orte mit geringen Schwankungen und potenziell langsa-
12 30X30 - Ein Greenpeace-Plan für Meeresschutzgebiete 30X30 - Ein Greenpeace-Plan für Meeresschutzgebiete 13
meren Veränderungen, an denen Ökosystemen mehr Zeit Der aufstrebende Tiefseebergbau wird empfindliche
zur Anpassung zur Verfügung steht. Insgesamt erhöhen Tiefsee-Ökosysteme unweigerlich schädigen. Großflächige
diese Netzwerk-Designs die Chance, dass Arten und Öko- Bereiche des Meeresbodens sind bereits für die Exploration
systeme die globalen Veränderungen überleben und sich von Mineralien zugelassen. Wie der vorliegende Report
ihnen anpassen können. zeigt, befinden sich viele davon in Gebieten mit hoher
Biodiversität. Diese Gebiete aus den potentiellen Schutz-
gebiets-Netzwerken auszuschließen, hätte ernste Folgen
für die unberührte Natur und Ökosystemfunktionen
Der Ausbeutung entgegenwirken außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit. Ein einstweiliges
Moratorium beim Tiefseebergbau wäre das geeignete
Die Fischerei auf der Hohen See liefert lediglich 4,2 Prozent Mittel, um sicherzustellen, dass keine vollendeten Tat-
der jährlichen globalen Anlandemengen und beschränkt sachen geschaffen werden, während das Schutzgebiets-
sich auf reiche Länder und Industriekonzerne. Dennoch hat Netzwerk sich noch in der Einrichtung befindet.
ein Teil dieser Fischerei, wie beispielsweise der Fang von
Freiwasser-Thunfischarten, weltweite Bedeutung. Durch
die Einrichtung eines Schutzgebiets-Netzwerkes werden
sich die Fanggebiete verändern. Für die Hohe See wird dies
jedoch geringere Folgen haben als für Küstenregionen,
Ein kombinierter Ansatz
da die Flotten hier ohnehin sehr große Entfernungen zur für das Netzwerk-Design
Erreichung der Fischgründe zurücklegen müssen und eine
Verlegung der Routen Reisezeit und -kosten nicht zwingend In den vorliegenden Netzwerken sind einige bekannte
steigern würde. Durch die Verschiebungen müssten die Hotspots wie das Auftriebsgebiet Costa Rica Dome oder
Fischer gegebenenfalls aber aus Gebieten mit hohem Er- das Café der Weißen Haie im östlichen Pazifik nicht
trag in solche mit niedrigerem Ertrag umziehen. Um die repräsentiert. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die
potenziellen negativen sozioökonomischen Folgen so gering verwendeten Daten zwar die Ausbreitung von Arten oder
wie möglich zu halten, wurde die Fangtätigkeit unter Ver- anderen Schutzgütern berücksichtigen, nicht jedoch
wendung öffentlich verfügbarer Daten zur Schleppnetz-, zeitlich begrenzte hohe Nutzungsintensitäten. Die Berück-
Ringwadennetz- und Langleinenfischerei von global- sichtigung von Orten, an denen sich Wildtiere zeitlich
Geister-Netz aus der Fischerei im Pazifik
fishingwatch.org bei der Entwicklung der Schutzgebiets- befristet versammeln (zum Beispiel bestimmte Laich- © Justin Hofman/Greenpeace
Netzwerke berücksichtigt. Die sich daraus ergebenden gebiete) macht einen kombinierten Planungsansatz not-
Netzwerke verdrängten nur rund 20 bis 30 Prozent der ak-
tuellen Fangtätigkeit: Dies ist ein Beleg dafür, dass Netz-
Schlussfolgerung
werke, die repräsentativ für die Biodiversität sind, sich nur Abbildung 2: Wichtige Gebiete (mit einer Auswahl- wendig. Dieser kombinierte Ansatz setzt sich aus einer- Die zunehmende Ausbeutung und Verschmutzung der
begrenzt wirtschaftlich auswirken müssen. Ein guter Teil frequenz > 75 Prozent für jede Planungseinheit) für seits lokal verfügbarem Wissen von Stakeholdern und Hohen See hat zu einem rasanten Rückgang wild lebender
der Kosten für die Einrichtung der Schutzgebiete wird Abdeckungen von 30 Prozent (grüne Flächen) und andererseits einer koordinierten systematischen Planung Tiere und zur Schädigung ihrer Lebensräume geführt. Auch
durch die Vorteile des Meeresschutzes, wie der Wiederher- 50 Prozent (durchgehende blaue Flächen) aller auf höchstem Niveau zusammen. der wichtige Beitrag der Hohen See zur Stabilisierung des
stellung des Fischbestandes und verbesserten Gesundheit Schutzgüter, wobei die Management-Einheiten Weltklimas steht auf dem Spiel. Um eine drohende Krise
des Gesamt-Ökosystems, aufgewogen. einbezogen bzw. ausgeschlossen wurden. Die Der in der vorliegenden Studie verwendete systematische abzuwenden, muss die Hohe See geschützt werden.
Ergebnisse basieren auf 200 Marxan-Durchläufen Planungsansatz ergänzt das verfügbare wissenschaftliche
für jedes Szenario. Grundwissen. Letzterer macht auf Gebiete aufmerksam, Wie die vorliegenden Analysen zeigen, sind immer bessere,
die möglicherweise übersehen wurden, die aber im Rahmen räumlich hochaufgelöste Daten verfügbar, mit deren Hilfe
der Netzwerk-Designs von Bedeutung sind. Abbildung 2 ein ökologisch repräsentatives, den gesamten Planeten
zeigt das Netzwerkergebnis, das nach über 75 Prozent der umfassendes Netzwerk von Schutzgebieten für die Hohe
Programmdurchläufe entstand. Das Ergebnis nähert sich See entworfen wurde. Der systematische Schutzgebiets-
dem Erreichen der gesetzten Schutzziele maximal an. Für Ansatz bietet ein wichtiges Werkzeug, um kosteneffektive,
die ermittelten Orte wäre eine gezielte Forschung sinnvoll, transparente und gut vertretbare Planungsentscheidungen
um die Bedeutung der dortigen Artenvielfalt noch besser zu treffen. Nur ein globales Abkommen wird der Komple-
zu verstehen. Diese Bereiche könnten die Kernzonen für xität der Aufgabe und der Notwendigkeit einer effizienten
die zu entwickelnden Schutzgebiete sein. Kostenplanung gerecht: Regierungen müssen weltweit
gemeinsam für die Benennung der Meeresschutzgebiete
und für die Einführung konkreter Maßnahmen verantwort-
lich gemacht werden. Das zukünftig verantwortliche
Gremium unter dem Dach der Vereinten Nationen muss
auf vorhandene globale und regionale Verwaltungsstruktu-
ren sowie andere Interessenvertreter setzen. Ein solcher
kombinierter Ansatz, der standortspezifische Nominierun-
gen und systematische Planung zusammenbringt, könnte
einen ganzheitlichen Schutz für die wild lebenden Tiere
und internationalen Gewässer gewährleisten.
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Pottwal
© Paul Hilton/Greenpeace