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1. Energy Management Systems ............................................................................................. 1


1.1 Overview ..................................................................................................................... 1
1.2 Primärfunktionen der Netzleittechnik ......................................................................... 4
1.2.1 Overview .............................................................................................................. 4
1.2.2 Ein- und Ausgabe von Betriebsdaten ................................................................... 5
1.2.3 Meldungsverarbeitung .......................................................................................... 8
1.2.4 Archivierung......................................................................................................... 9
1.2.5 Schalten/Nachführen .......................................................................................... 10
1.2.6 Messwert-/Zählwertverarbeitung ....................................................................... 11
1.2.7 Bedienen/Anzeigen ............................................................................................ 12
1.3 Sekundärfunktionen der Netzleittechnik ................................................................... 13
1.3.1 Leistungsflussberechnung, Optimaler Leistungsfluss, Ausfallsimulation ......... 13
1.3.2 Zustandsschätzung ............................................................................................. 15
1.3.3 Lastprognose ...................................................................................................... 16
1.3.4 Kraftwerks-Einsatzplanung ................................................................................ 17
1.3.5 Kraftwerks-Momentanoptimierung .................................................................... 18

1. Energy Management Systems

1.1 Overview

The electric power system comprises a wide span network, different generation units and
consumers whose demand varies stochastically with time. Moreover, the electricity can not be
saved. Therefore, the generation has to meet the demand simultaneously. Managing this
system requires sophisticated methods and information technologies which enable system
operators to take the right actions, and have the required overview about the system state as
well as in normal and emergency situations.

Power systems show a hierarchical structure. The highest voltage network, which consist of
the 400 kV and 220 kV networks is usually mashed and connected throughout large areas
such as within Europe. Large power plants are supplying into this network through step up
transformer. The main task of this network is the transmission of energy from the locations of
power generation to the load centres. Furthermore, due to the connections between different
utilities and the large system dimension the network is guarantying a backup support in case
of disturbances.
The next lower voltage level in Germany is 110 kV. There are different 110-kV-networks
because of the compensation of single phase to ground faults restricting the network
dimension. Typically a few hundred megawatts power transmission realized in this network.
110 kV networks are meshed in Germany and therefore are guarantying (n-1) security.
Power distribution carried out on the medium voltage level at 10-30 kV. These networks are
usually of radial structure with some alternatives for coupling different lines and areas in case
of disturbances.

Small consumers are supplied from the low voltage network. Step down transformer are used
to transform the voltage to 230 V which is the nominal voltage in this level in Germany.

Figure 1.1 shows schematically the structure of power systems.

Figure 1.1Power System Structure

Power system control centres are placed on different levels. Depending on the voltage level
the tasks they have to perform are different. Figure 1.2 and Figure 1.3 show the outlooks of
two control centres, one of a transmission network and the second of a regional distribution
network.

Figure 1.2 Transmission Network Control Centre

Figure 1.3 Regional distribution network control centre

Many times control centres are called Energy Management System (EMS-System) since,
besides the core control tasks (SCADA), control centres have to manage generation,
transmission and to some extent also consumption too. In the medium voltage level
management of electricity is very often combined with management of heating and water
supply. Figure 1.4 provides an overview.
Figure 1.4 Overview about power systems management

1.2 Primärfunktionen der Netzleittechnik


1.2.1 Overview

SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition)


Überwachung, Steuerung, Datenerfassung
Figure 1.5 Softwarestruktur eines EMS

Figure 1.6 Hardwarestruktur eines EMS

1.2.2 Ein- und Ausgabe von Betriebsdaten

Der Datenverkehr mit dem Prozess wird vorwiegend über Fernwirkgeräte oder über
Rechnerkopplungen durchgeführt. Die Anbindung der Fernwirkgeräte erfolgt über einen oder
mehrere Fernwirkköpfe, die aus Verfügbarkeitsgründen auch gedoppelt sein können. Wegen
der dichten Telegrammfolgen und der kurzen Telegrammstandzeiten sowie wegen des großen
Informationsanfalls insbesondere bei Störungen im Netz oder nach Störungen im
Datenübertragungssystem (Generalabfragen) werden an dieses Element hohe
Realtimanforderungen gestellt. Im Meß/Melderichtung kann der Fernwirkkopf folgende
Aufgaben übernehmen:
- Seriell/Parallelumschaltung der Fernwirkkanalinformation
- Fernwirkgerätspezifische Routinen
- Generalabfrage mit Vollständigkeitskontrolle
- Aktualisierung Telegrammabbild
- Messwert- und Zählwertanpassung
- Grenzwertkontrolle
- Zuordnung von technischen Schlüsseln
- Blockbildung
- Übertragung an Netzleitserver über LAN

Der Fernwirkkopf ist als Multimikroprozessorsystem auf der Basis von Mikroprozessoren
realisiert. Die Verteilung dieser Funktionen auf Elemente im Fernwirkkopf ist aus dem Bild
Figure 1.7 ersichtlich.
Figure 1.7 Aufbau des Fernwirkkopfes

Die Abwicklung der Kommunikation über das LAN nach dem ISO/OSI-
Kommunikationsmodell übernimmt der spezielle Signalprozessor. Statische Daten, wie Listen
mit Telegrammbeschreibungen, Parameter, Faktoren zur Messwertanpassung, Grenzwerte,
Schwellwerte etc., werden vom Datenbankadministrator in den Fernwirkkopf geladen.

Die Funktionsverteilung auf die Fernwirkkopfelemente in Befehlsrichtung entspricht


prinzipiell derjenigen in Mess-/Melderichtung.

Bei der Installation eines neuen Netzleitsystems ist es in vielen Fällen erforderlich, mit
vorhandenen Unterstationsgeräten unterschiedlicher Hersteller und Typen zu kommunizieren.
Wenn für das betreffende Fernwirkgerät noch kein Softwaremodul vorhanden ist, so müssen
die fernwirkspezifischen Routinen dem neuen Gerätetyp angepasst werden
(Protokollemulation). Auf längere Sicht betrachtet wird sich die Situation durch die
Standardisierung der Fernwirkprotokolle nach IEC 870-5 (DIN 19244) vereinfachen.

Der Datenverkehr mit anderen Netzleitstellen erfolgt meist mittels WAN-Verbindungen


(Wide Area Networks) über ein Gateway. Auch über diesen Weg gelangen Daten aus dem
Prozess in das Netzleitsystem, und es besteht prinzipiell die Möglichkeit, so auch Daten an
den Prozess zu senden. Außerdem werden auch andere Daten als originäre
Prozessinformationen zwischen den Leitstellen über diese Datenverbindungen ausgetauscht.
Im nächsten Bild, Figure 1.8 sind mögliche Datenverbindungen in einem vermaschten
Leitstellensystem skizziert.
Figure 1.8 Datenaustausch mit anderen Leitstellen

Bei entsprechender Organisation und Vorkehrungen in den Leiststellensystemen können bei


Ausfällen von Leitstellen andere Leitstellen für diese Reservefunktionen übernehmen.

1.2.3 Meldungsverarbeitung

Die Aufgaben der Meldungsverarbeitung sind:


- Aktualisierung des Prozessabbildes
- Aktualisierung der topologischen Zustände
- Aktualisierung des Knoten/Zweig-Abbildes
- Aktualisierung von Bildern
- Aktualisierung des Netzleitsystem-Zustandsabbildes
- Akustische und optische Signalisierung (Blinken)
- Klassifizierung der Meldungen und Eintrag in diverse Listen
- Zusammenfassung von Meldungen zu kompakten Aussagen
- Protokollierung von Meldungen
- Anstoß von Weiterverarbeitungsprogrammen

Durch eine geschickte Klassifizierung der Meldungen und Einordnen in Listen lassen sich
verschiedene Meldungsübersichten erzeugen. Es gibt Darstellungen für den Normalbetrieb ,
die alle interessierenden Details enthalten, und solche, die bei Meldungshäufung in größeren
Störungsfällen einen raschen Überblick über die wichtigsten Ereignisse vermitteln.
Meldungsfolgen wie z. B. „LS-aus“, „KU“, „LS-Ein“ können zur kompakteren Aussage
„erfolgreiche KU“ zusammengefasst werden.
Expertensysteme werden nutzbringend eingesetzt, um aus einer Vielzahl von Meldungen die
Störungsursache und die Störungsart zu ermitteln.

1.2.4 Archivierung

Wie bereits erwähnt, können in den Archiven sowohl vergangenheitsbezogene Werte als auch
zukunftsorientierte Daten (z. B. Lastprognosen) hinterlegt sein. Die archivierten
Schaltzustände, Meldungen und Messwerte können zur Rekonstruktion von zurückliegenden
Schalt- und Belastungssituationen genutzt werden. Dazu ist lediglich die Angabe von Datum
und Uhrzeit nötig. Auf der Basis des zu Tagesbeginn einmal abgespeicherten Schaltzustandes
und der im Tagesverlauf eingetroffenen Zustandsänderungen wird die Netztopologie für den
angegebenen Zeitpunkt rekonstruiert und aus dem z. B. im Halbstundenraster angelegten
Messwertarchiv der Belastungszustand hinzugeblendet.
Die Funktionen für das komfortable Arbeiten mit archivierten und aktuellen Daten können
durch ein Case Management zur Verwaltung von Studienfällen ergänzt werden.

Figure 1.9 Case Management


1.2.5 Schalten/Nachführen

Schalthandlungen im Netz können mit der Gefährdung von Personen und von Anlagenteilen
einhergehen. Sie sind daher sorgfältig zu planen und zu überwachen. Das Netzleitsystem kann
hierfür wertvolle Hilfestellungen geben. Es sollte ein guter Kompromiss zwischen dem
Aufwand zur Formulierung und Eingabe der Verriegelungsbedingungen und dem Nutzeffekt
gemacht werden. Die meisten Anlagen sind schon durch lokal eingebaute
Verriegelungseinrichtungen geschützt. Wenn die Wirkung dieser Einrichtungen in der
Netzleitzentrale nachgebildet wird, so hat dies hauptsächlich den Effekt, dass der
Schaltingenieur explizit auf den Verstoß gegen eine Verriegelungsbedingung hingewiesen
wird. Anderenfalls muss er sich die Ursache für eine ausbleibende Reaktion selbst überlegen.
Jedes EVU muss selbst entscheiden, ob der Vorteil den oftmals doch erheblichen Aufwand
bei der Beschreibung und Eingabe der Verriegelungsbedingungen rechtfertigt.

Stationsübergreifende Verriegelungen sind vor Ort weniger häufig anzutreffen, so dass hierfür
Maßnahmen im Netzleitsystem wertvoll sind. Durch Topologieuntersuchungen ausgehend
von Netzelementen, die als „geerdet“ oder „ nicht verfügbar“ gekennzeichnet sind, könnte
eine weitgehende Verriegelungsprüfung ohne explizite Formulierung von
Verriegelungsbedingungen dann durchgeführt werden, wenn z. B. zum Zweck der
entsprechenden farblichen Kennzeichnung solcher Elemente in Netzbildern ohnehin schon
eine Beschreibung der Netztopologie durchgeführt wird.

Schalthandlungen bestehen in der Regel nicht nur im Durchführen eines einzelnen


Schaltbefehls, sondern in Schaltsequenzen, um Betriebsmittel wie Leitungen,
Transformatoren und Sammelschienen ein- oder auszuschalten. Leistungsfähige
Netzleitsysteme unterstützen die Netzbetriebsführung durch eine ganze Reihe von typisierten
Schaltfolgen und frei definierbaren Schaltsequenzen. Z.B:
- Abzweig schalten
- Leitung schalten
- Leitung schalten mit erden/ enterden
- Transformator schalten
- Transformator parallel schalten mit Spannungsangleichung
- Erstellen beliebiger Schaltsequenzen
- Aktivierung gespeicherter Schaltsequenzen
Frei definierbare Schaltsequenzen können z. B. dazu benutzt werden, um, abhängig von der
Einspeisungs- und Lastsituation, verlustgünstige Netzschaltungen vorzuplanen und später zu
aktivieren. Zum Definieren dieser Schaltsequenzen können sowohl Einzelsteuerungen als
auch typisierte Schaltfolgen genutzt werden.
Die gleichen Prozeduren wie für das Steuern lassen sich auch für Nachführungen im
Netzabbildoriginal z. B. bei Störung der Fernmeldung oder in Netzabbildkopien für die
Durchführung von Netzanalysestudien verwenden.

Wenn Netzanalyserechnungen in das Netzleitsystem integriert sind, so besteht die


Möglichkeit, vorab den Lastfluss, der sich nach Ausführung der geplanten Schalthandlung
ergibt, auf Einhaltung von Grenzen zu überprüfen (Security Checked Switching SCS).
Zusätzlich kann noch die Kontrolle der Sicherheit des neuen Schaltzustandes durch
Ausfallvariantenrechnungen und Kurzschlussrechnungen erfolgen.

Das Figure 1.10 zeigt wie dies mit einem Minimum an zusätzlichen Bedienoperationen zu
erreichen ist.

Figure 1.10 Sicherheitskontrolliertes Schalten

1.2.6 Messwert-/Zählwertverarbeitung

Typische Aufgaben der Mess- und Zählwertverarbeitung sind:


- Erneuerungskontrolle
- Nullpunktbereichskontrolle
- Grenzwertkontrolle
- Schwellwertkontrolle
- Ermittlung der prozentualen Auslastung
- Bildung von Summen
- Bildung von Mittelwerten
- Messwertverknüpfung, z.B. zur Berechnung des Stromes aus Wirk- und Blindleistung
und der Spannung
- Bildung von Gradienten mit Grenzwertüberwachung
- Maximum-/ Minimumermittlung
- Überwachung der Bezugsleistung
- Vergleich von Haupt- und Kontrollzählern
Die Aufgaben der Messwertverarbeitung und die der Zählwertverarbeitung sind meist ähnlich,
wenn auch nicht in allen Fällen deckungsgleich.. Durch Kennungen, wie z. B. „nicht
erneuert“ oder „Grenzwert verletzt“ werden Qualitätsaussagen bei der Werteanzeige
visualisiert. Durch eine Schwellwertkontrolle können Messwerte zur Aktualisierung von
Anzeigen erst dann weitergegeben werden, wenn sie sich nennenswert geändert haben.
Dies kann für die optische Beruhigung der Bilder von Vorteil sein. Außerdem lässt sich durch
kurzzeitiges Anheben der Schwelle bei Stressbelastungen (z. B. bei größeren Störungen im
Netz) auf einfache Weise die Rechnerlast reduzieren. Die prozentuale Auslastung von
Betriebsmitteln wie z. B. Leitungen kann in Sichtgerätebildern direkt angezeigt werden. Auf
Mosaikbildern wird sie in einigen EVU’s grob durch Signallampen (z. B. Auslastung > 50 %,
> 70 %, > 90 %) ausgedrückt.

Bei der Zählwertverarbeitung ist auf ausreichend genaue Zahlendarstellung im Rechner zu


achten, insbesondere dann, wenn über längere Zeitbereiche aufintegrierte Zählervorschübe
mit den Zählerständen von Zähleinrichtungen verglichen werden.

1.2.7 Bedienen/Anzeigen

Einrichtungen für diese Aufgabe:

- Mosaiktafel
- Sichtgeräte, Bedienelemente
- Anzeigeinstrumente (digital, analog), Schreiber
- Drucker, Plotter
- Projektoren (Beamer)
- Akustische Signale

Wichtigstes Element sind die Sichtgeräte vorwiegend mit Maus und alphanumerischer
Tastatur als Bedienelemente. Sichtgerätearbeitsplätze basieren heutzutage vorwiegend auf
Workstations (PC’s), die im Grundsystem schon eine Vielzahl von Leistungen, wie z. B.
Multiwindowing, Panning, Scrolling, Zooming mit Decluttering etc., enthalten. Beim Design
des Bedien-/Anzeigekonzeptes geht es im wesentlichen darum, die gebotenen Möglichkeiten
für den Operator nutzbringend einzusetzen.
Empfehlungen für Bedientechniken:
- Redundanz in den Anwahlwegen
- geführter Dialog
- schnellere Anwahlwege für Kenner
gleiches Ziel aus unterschiedlichen Bildern, Masken und Tabellen erreichbar
- Einblendung gewünschter Detailinformationen auf Anwahl
- Vermeidung unnötiger Anwahlschritte
- Hilfefunktionen für selten benutzte Anwahlen

1.3 Sekundärfunktionen der Netzleittechnik

1.3.1 Leistungsflussberechnung, Optimaler Leistungsfluss,


Ausfallsimulation
Leistungsflussberechnung beinhaltet die Berechnung der Strom- und Spannungsverteilung im
Netz über alle Knoten und Zweige bei gegebenen Einspeisungen und Abnahmen. Dabei
besteht zunächst kein Unterschied zwischen der Leistungsflussberechnung für die
Netzplanung und Leistungsflussberechnung für die Netzführung. Lediglich die Daten (Lasten,
Einspeisungen, Schaltzustände) sind im ersten Fall mehr oder weniger Annahmen
wohingegen bei der Netzführung hierfür konkrete Messwerte bzw. Zustandsinformationen zur
Verfügung stehen.
Für die Leistungsflussberechnung verwendet man heute überwiegend das Newton-Raphson-
Verfahren. Der Algorithmus wird ausführlich in der Vorlesung Power System Analysis
(EAN 2) behandelt, und soll deshalb an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden.

Eine Aufgabe der Betriebsführung besteht darin, das Netz zu jedem Zeitpunkt in einem
optimalen Arbeitspunkt zu fahren. Unter Optimum wird in erster Linie ein verlustminimaler
Betrieb verstanden. Dabei müssen technisch bedingte Grenzwerte, wie die maximale
Belastbarkeit der Leitungen und Transformatoren, maximale und minimale Spannungen nicht
über- bzw. unterschritten werden. Um diesen Zustand zu erreichen stehen dem Dispatcher
primär folgende Stellmöglichkeiten zur Verfügung:
- Blindleistungseinspeisung der Generatoren (kontinuierliche Stellvariable)
- Transformator Stufenstellung (diskontinuierliche Stellvariable)
Da die Blindleistung und auch die Transformatoren mit Längsregelung vorrangig die
Spannung beeinflussen, wird diese Regelung UQ-Optimierung genannt. Sehr verbreitet ist
auch der Ausdruck „Optimal Power Flow“, OPF. Mathematisch stellt sich das Problem als
eine nichtlineare Optimierungsaufgabe dar, wobei außerdem noch Kontinuität bei den
Stellvariablen angenommen wird. Dies erreicht man bei den Regeltransformatoren dadurch,
daß man die Stufenstellung in den technisch vorgegebenen Grenzen zunächst kontinuierlich
verändern lässt. Der Vorteil ist, daß man ausgereifte und leistungsfähige
Optimierungsalgorithmen für diese Aufgabe, wie die sequentiell quadratische Optimierung
(Programmierung) einsetzen kann.

Die Optimierungsaufgabe lautet somit:


Minimiere Pv (x) Netzverluste

s.t. g(x )  0 Knoten-Bilanzgleichungen (Leistungsflussgleichungen)


h(x )  0 Grenzwerte (Ströme, Spannungen, …)
wobei der Vektor x enthält die zur Optimierung ausgewählten Optimierungsvariablen
Blindleistungseinspeisung von Generatoren und Transformatorstufenstellungen.

Die UQ-Optimierung wird regelmäßig in bestimmten Zeitintervallen automatisch


durchgeführt. Die Ergebnisse (Sollvorgaben für Kraftwerke, Trafostufen) werden dann vom
Dispatcher als Stellbefehle über die Netzleittechnik abgesetzt. Dabei muss jedoch die Anzahl
der Stellbewegungen auf eine vertretbare Anzahl begrenzt bleiben (Trafos nicht unnötig und
zu oft stufen!).
Falls die Einhaltung aller Grenzwerte nicht mit den genannten Mitteln erreicht werden kann,
so besteht theoretisch die Möglichkeit Wirkleistungseinspeisungen auch in die Optimierung
einzubeziehen. Bisher ist aber davon kaum Gebrauch gemacht worden, da man beim
deutschen Hochspannungsnetz nicht an derartige Grenzen gestoßen war.

Eine andere Anwendung für die Leistungsflussberechnung auf der Netzwarte ist die
Ausfallsimulation. Dabei überprüft man die sog. (n-1)-Sicherheit des Netzes. Als (n-1)-
sicher gilt ein Netz, wenn nach Ausfall (Ausschalten) eines Betriebsmittels, wie z.B. eines
Stromkreises einer Freileitung oder eines Transformators, alle Kunden weiterhin versorgt
werden können ohne daß dadurch zu Grenzwertverletzungen (meist Überlastungen) kommt.
Man nimmt dabei an, daß die unmittelbar nach dem Ausfall auftretenden transienten bzw.
dynamischen Vorgänge beherrscht werden. Deshalb braucht man nur den darauf folgenden
stationären Zustand zu betrachten. Die Netzsicherheitsrechnung besteht aus einer Reihe von
Leistungsflussläufen wobei nacheinander Ausfälle von Betriebsmitteln angenommen werden.
Nach jedem Lauf erfolgt dann die Überprüfung des Netzes auf Grenzwertverletzungen.

1.3.2 Zustandsschätzung

Unter Zustandsschätzung (State Estimation) versteht man die Erzeugung eines konsistenten
Netz-Zustandsvektors aus den in der Warte vorliegenden Mess- und Zustands- (Topologie-)
Informationen. Der Leistungsflusszustand des Netzes wird durch den Knoten-
Spannungsvektor beschrieben.

Elektrisches Netz x komplexes Knoten-Spannungsvektor


x ; f(x)
f(x) abgeleitete Variablen wie Pij, Qij
v Meßfehler
~
x Approximation des Vektors x
Meßfehler Meßeinrichtungen
v

State Estimation

~
x
Der Algorithmus der Zustandsschätzung wird in der Vorlesung „Power System Analysis“
(EAN 2) behandelt.
Der Zustandsschätzer erfordert eine ausreichende Redundanz an Messwerten um die
möglichen Messfehler korrigieren zu können.
Die Zustandsschätzer erreichen heute eine sehr gute Genauigkeit, so daß man auch nicht
gemessene Variablen (Spannungen, Lastflüsse) auf der Warte zur Verfügung stehen hat.

1.3.3 Lastprognose

Um eine bedarfsgerechte Erzeugung elektrischer Energie sicherstellen zu können, benötigt


man für die erwartete Netzlast eine Prognose. Lastprognosen werden gemacht für
- den nächsten Tag
- die nächste Woche
- ein Jahr voraus
Prognose für den Tagesgang:
Last
[MW]

0 12 24 Tageszeit

Figure 1.11 Tagesgang

Einflussfaktoren auf die Last:


- Temperatur
- Globalstrahlung Daten vom Wetterdienst
- Windgeschwindigkeit (Lastprognose benötigt Prognose des Wetters)

- Niederschlag
- Besondere Ereignisse (Fußballspiel)
- Tagestyp (Montag, Dienstag, Silvester,...)

Problem: komplizierter nichtlinearer Zusammenhang zw. Einflussfaktoren und der Netzlast.


Einfacher Ansatz: Synthese des Lastganges aus Mustertagen
Auswahl von vergleichbaren Tagen ( Musterlastgänge) aus dem
Archive anhand der Temperatur, Globalstrahlung, usw.; evt. Mittelung
mehrerer Mustertage.
Moderner Ansatz: Künstliche Neuronale Netze (KNN)

Z.B. P für
Einflussfaktoren KNN Lastprognose jede Stunde
(1/4-Stunde)

Erfordert Training auf der Basis von repräsentativen und ausreichenden


Vergangenheitswerten.

Es existieren viele Ansätze für die Lastprognose.


Probleme:
- Feier- und Brückentage
- Unerwartete Wetteränderungen
- Veränderung der Verbraucherstruktur und –gewohnheiten (noch keine Datenbasis
vorhanden)

1.3.4 Kraftwerks-Einsatzplanung

Erforderliche Erzeugerleistung im Netz:


PG ( t )  PLast ( t )  PLieferung ( t )  PRe serve ( t )

Für PLast (t ) liegen Lastprognosen vor.

PLieferung (t ) wird in Verträgen mit den Nachbarunternehmen festgelegt.

PRe serve ( t)  PSekunden_ Re serve  PMinuten_ Re serve wird nach Gesichtspunkten der Zuverlässigkeit
festgelegt (Ausfallwahrscheinlichkeit der Blöcke; gewünschtes Zuverlässigkeitsniveau des
Systems)

Die maximal mögliche Erzeugerleistung ergibt sich zu


G
PG max ( t )   PGn _ i mit G: Anzahl der Maschinen am Netz zum Zeitpunkt t
i

Es muss zu jedem Zeitpunkt gelten:


PG max ( t)  PG ( t )
Die Aufgabe der Kraftwerkseinsatzplanung (Maschineneinsatzplanung oder Unit
Commitment) besteht darin, die Kraftwerke (Maschinenblöcke) so für die Erzeugung
elektrischer Energie heranzuziehen daß ihre Verfügbarkeit und technischer Zustand
berücksichtigt werden. Das Ziel ist eine kostenoptimale Erzeugung zu erreichen.
Kosten:

K   K Erzeugung  K Stillsetzung  K Afahren  dt


T

Zu beachten sind:
- Mindest-Stillsetz-- und Mindest-Anfahrzeiten
- Mindestlast der Blöcke
- Begrenzte Leistungsgradienten der Blöcke
- Zustand abgeschalteter Blöcke (Abkühlzustand)
Schlussfolgerung: Es handelt sich um ein gemischt-ganzzahliges (mixed integer)
Optimierungsproblem mit zeitvarianten technischen Nebenbedingungen.

Zeithorizonte:
- nächster Tag
- nächste Woche
- ein Jahr (Koordination mit Wartungsplanung erforderlich)

Tagesplanung: Festlegung der aktiven Maschinen und ihrer zu liefernden Lesitung im


Stundenraster. Vorgehensweise:
1. Maschinen die unbedingt am Netz sein müssen (Atomkraftwerke, Wasserkraftwerke)
2. Maschinen in Reihenfolge der Kosten ihres Einsatzes.
Heute wird Maschineneinsatzplanung stark von Handelstätigkeiten beeinflusst (Kauf,
Verkauf, Lieferverpflichtungen, Möglichkeiten am Spotmarkt, usw.)

1.3.5 Kraftwerks-Momentanoptimierung

Aufgabe: Für den momentanen Zustand t ist die Stromerzeugung zur Lastdeckung mit
minimalen Kosten zu realisieren.
n
Minimiere K   K i Pi 
i 1
Kostenfunktionen:

K Absolutkosten

K: Wärmeverbrauch kJ/h
oder €/h

P [MW]
Pmin Pmax

Spezifische Kosten
k
K
k
P

P [MW]
Pmin Pmax

k´ Zuwachskosten

dK
k' 
dP

P [MW]
Pmin Pmax

Figure 1.12 Kostendefinition

Nebenbedingungen:
1. Einhaltung der Pmin-, Pmax-Grenzen der Kraftwerksblöcke
Pi,min  Pi  Pi,max
2. Deckung der Last
n

P  P
i 1
i L PL: Leistung der Lasten einschließlich Übertragungsverluste
Aufgabe: Optimierung einer nichtlinearen Zielfunktion mit Ungleichheits- (1) und
Gleichheits-Nebenbedingungen.

Einfacher Lösungsansatz (nur Gleichheits-Nebenbedingugn): Bildung einer LAGRANGE-


Funktion

Lagrange-
Multiplikator

n
 n

LP1, P2 ,...,Pn ,     K i Pi     PL   Pi 
 
i 1
   i1


Ursprüngliche Nebenbedingung
Zielfunktion in Nullform

Minimierung der Lagrange-Funktion


L dK i Pi 
  0 für i=1,...,n
Pi dPi

n Gleichungen für (n+1) Unbekannte (Pi und ) . Mit der Nebenbedingung


n

P  P
i 1
i L 0

hat man dann (n+1) Gleichungen für (n+1) Unbekannte.

k1' k '2 k '3

P1 P2 P3


P1 P2 P3
P1() P2() P3()

Figure 1.13 Optimale Einstellung des Arbeitspunktes

Schlussfolgerung: Optimum liegt vor, wenn alle Kraftwerke gleiche Zuwachskosten


aufweisen.
 ist so zu wählen, daß die Nebenbedingung für die Lastdeckung erfüllt ist.
Diese Optimierung läuft meistens ohne Berücksichtigung der Netzverluste.

Figure 1.14 Optimale Einstellung des Arbeitspunktes durch den Netzregler

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