1 Cor 15,38-50
Diese Verse weisen in besonderer Weise auf die Auferstehung
der Toten am Ende der Zeiten hin mit Bezug auf die schon
OrigenC's) C. Cels V) 19
Anders verhält es sich dagegen bei Origenes, obwohl der grosse
Exeget aus Alexandrien sich mehrere Male der Verse 1 Cor 15, 38-51
und 2 Cor 5, 1-10 bedient, um seine Auferstehungslehre zu erläutern.
Natürlich folgt kein antiker Autor, auch nicht Origenes, unserer
modernen exegetischen Methode, die vom Wort, vom Satz, dem
Kapitel aus beginnt um den näheren und weiteren Zusammenhang
festzustellen und um von hier aus zum allgemeinen Wahrheitsgehalt
vorzudringen. Für den frühchristlichen Schrifts teller dagegen ist die
Schrift die von oben gegebene Bestätigung, das göttliche Siegel,
für die Wahrheiten, die er schon immer gekannt hat, die ihm
durch die allgemeine Glaubensüberzeugung oder durch eigene Speku-
lation überkommen sind. Darum kann er in den Worten der
Schrift auch alles finden, was er für richtig hält, woran aber ein
Paulus wohl nie gedacht hat. Zu beachten ist auch, dass Origenes
entsprechend seiner hellenistischen Bildung ontologischen Denkkate-
gorien verpflichtet ist, Paulus aber apokalyptisch und daher existen-
tialistisch denkt. Daraus ergeben sich von selbst verschiedenartige
Perspektiven. Zudem waren die Hörer und Leser des Origenes
sämtlich in der griechischen Philosophie geschult, die zumindestens
seit Platon die Dichotomie lehrte, die Zweiteilung von Seele und
Leib.
In C. Cels) V, 19 polemisiert Origenes ll1it Celsus, dem er
vorwirft, dass er die Tiefe und Erhabenheit der christlichen Aufer-
stehungslehre in keiner Weise verstanden habe. Gerade wie er
dieselbe ins Lächerliche ziehe, sie der menschlichen Vernunft als
wenig ebenbürtig hinstelle, ja sie sogar als eine schlecht verstandene
Seelenwanderungs-Lehre hinstelle, beweise wie wenig er verstanden
habe. Das komme auch daher, dass er sich nur von einfachen,
frommen Leuten habe unterrichten lassen, die eine wahre Scheu
haben, die \Vahrheiten des Evangeliums mit denen der Philosophie
in Verbindung zu bringen. Origenes hält also die Lehren der Philo-
sophen von der Auferstehung und dem Leben nach dem Tod mit
der Lehre des Evangelium konform, stellt sich also mit den Philo-
sophen gegen die einfachen Gläubigen, die «silnplicjores» seiner
Kirche 5. Di~s macht sich auch in seiner Exegese bemerkbar.
C. Cels V, 19 stützt sich weitghend auf das Gleichnis vom
Samenkorn aus 1 Cor 15, 38. Aber wenn Paulus auf das Ender-
gebnis schaut, das neu erwachsene Korn als ein Gleichnis des
9 Peri Archon 11, 10,3-6 (SCh 252, 380, 88-382, 120; 252, 221-223; H.
GÖrgemanns.,H. Karpp, Origenes) Vier Bücher von Jen Prinzipien) Darmstadt
1976, S. 424-426).
10 Orig., C. Cels. VII, 32 (SCh 150, 84-88, 49).
110 M. MEES
15, 44 dient. Der Abschnitt fehlt b·ei Rufin, findet sich aber bei
Hieronymus, ep. 124, 10. Wiederum handelt es sich um den « Geist-
leib », den der verklärten Seele entsprechenden neuen Leib, der hier
mit den Paulusworten als das festgefügte nicht von Menschen-
händen erbaute Haus bezeichnet wird, dem der irdische Leib als
das zerbrechliche Zelt gegenüber gestellt wird. Der Geistleib wird
so beschaffen sein, dass ihn vollkolnmene, heilige und freie Seelen
bewohnen werden. Dies zeige an, wie fromm und gottesfürchtig
wir hier und jetzt leben müssen, um einst dieser Herrlichkeit teil-
haftig zu 'werden 11.
Diese Hinweise deuten an, wie die Exegese des Origenes auf
biblischen Termini und Vorstellungen fusst. Nur werden dieselben
aus dem :Zusamlnenhang herausgenommen und eigenen Spekulatio-
nen dienstbar gemacht, die aber Nahrung für das geistige Leben der
Seele sein wollen. Dabei fHessen auch pastorale Probleme mit ein,
die für den Leser von grossem Interesse waren und es auch heu-
te noch sind. Die jeweiligen biblischen Hinweise wollen auch zur
Klärung und Erhellung solcher Fragen beitragen.
lVIethodius
Obwohl Gegner des Origenes hat er uns die bedeutendsten
Fragmente aus dessen verlorengegangenen Dialof!.en über die
Aufc'rstehung überliefert. Zwar sind es nur solche Teile, die er genau
analysiert und bekämpft. Aber auch so zeigt er, wie diese Dialoge
noch 50 Jahre nach dem Tode des Origenes lebendig geblieben
\varen.
Dabei ist Methodius eine interessante, faszinierende Persön-
lichkeit, die Praktiken und Anschauungen asiatischer frühchristlicher
Frömmigkeit mit Weltoffenheit für pastorale Probleme seiner Zeit
verbindet. Wohl kaum je Bischof gewesen, eher christlicher Lehrer
\vie vor ihm Justin oder Klemens oder schon die Apologeten, hält
er doch alU Millenarismus seiner asiatischen Heimat fest. Aber
gerade dieser Millenarismus, der wohl die Hauptursache seiner
Ablehnung des Orlgenes bez\v. seiner Auferstehunslehre ist, zeigt
die Eigenart des Methodius in der Verbindung von Altem und
Neuem.
Der Millenarismus des Methodius lässt den grob-sinnlichen,
an der Paradiesessymbolik geschulten des Papias weit hinter sicb
zurück, ist auch sch\ver mit dem bei Irenäus und Hippolyt zu ver-
R{;lsur. 3, 10.1-5
MICHAEL MEES