Sie sind auf Seite 1von 3

Integrierender Faktor (Eulerscher Multiplikator) bei nicht exakten

Differentialgleichungen.
Ist die Differentialgleichung
g(x, y)dx + h(x, y)dy = 0
nicht exakt, versucht man einen integrierenden Faktor m(x, y) zu finden, so dass die Differentialgleichung

m(x, y) g(x, y)dx + m(x, y) h(x, y)dy = 0

exakt ist. Sind g, h und m differenzierbare Funktionen, so lautet, die notwendige Bedingung

my g + mgy = (m g)y = (m h)x = mx h + mhx .

Dies ist - bei gegebenem g und h - eine partielle Differentialgleichung für m, die man aber vereinfachen
kann, wenn man m(u(x, y)) als Funktion einer Variablen u sucht, die wiederum ein Ausdruck in x und y
ist, also z. B. u(x, y) = x oder u(x, y) = x+y usw. Durch diesen Trick kann man die notwendige Bedingung
mit Hilfe der Kettenregel auf die Gestalt

m0 (u)uy (x, y)g(x, y) + m(u)gy (x, y) = m0 (u)ux (x, y)h(x, y) + m(u)hx (x, y)

bringen, in der der Strich die Ableitung nach u bedeutet, und nach m0 /m auflösen:

m0 hx − gy ?
= = ϕ(u).
m uy g − ux h

Die linke Seite hängt jetzt nur noch von u ab. Ist nun auch die rechte Seite als Funktion ϕ(u) darstellbar
und ist Φ eine Stammfunktion zu ϕ, so erhält man durch Integration

ln m(u) = Φ(u) bzw. m(u) = eΦ(u) .

Hat man eine konkrete Differentialgleichung gegeben, kann man nun systematisch prüfen, ob einer der
folgenden Fälle vorliegt.

Häufig benutzte Beispiele:

u(x, y) = x: Sucht man einen integrierenden Faktor, der nur von x abhängt, dann ist uy = 0 und ux = 1
und
m0 gy − hx ?
= = ϕ(x)
m h
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = x abhängt.

Beispiel: x2 − 3y 2 dx+2xy dy = 0, d. h. es ist g(x, y) = x2 −3y 2 , h(x, y) = 2xy, gy = −6y, hx = 2y,




also
m0 gy − hx 8y 4 4
= =− =− =− ,
m h 2xy x u
1 1
also ist m(u) = u4
und der integrierende Faktor ist x4
. In der Tat ist die Differentialgleichung

x2 − 3y 2 2y
4
dx + 3 dy = 0
x x
exakt.
u(x, y) = y: Sucht man einen integrierenden Faktor, der nur von y abhängt, dann ist uy = 1 und ux = 0
und
m0 hx − gy ?
= = ϕ(y)
m g
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = y abhängt.

Beispiel: 2x dx + x2 − e−y dy = 0, d. h. es ist g(x, y) = 2x, h(x, y) = x2 − e−y , gy = 0, hx = 2x,




also
m0 hx − gy 2x
= = = 1,
m g 2x
also ist m(u) = eu und der integrierende Faktor ist ey . In der Tat ist die Differentialgleichung
2xey dx + x2 ey − 1 dy = 0


exakt.
u(x, y) = x + y: Sucht man einen integrierenden Faktor, der von x + y abhängt, dann ist uy = 1 und
ux = 1 und
m0 hx − gy ?
= = ϕ(x + y)
m g−h
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = x + y abhängt.
 
1
Beispiel: (sin(x + y) + 2x cos(x + y)) dx + sin(x+y) + 2x cos(x + y) dy = 0, d. h. es ist g(x, y) =
1
sin(x + y) + 2x cos(x + y), h(x, y) = sin(x+y) + 2x cos(x + y), gy = cos(x + y) − 2x sin(x + y), hx =
cos(x+y)
− sin 2 (x+y) − 2x sin(x + y), also
 
1
m0 hx − gy cos(x + y) sin2 (x+y)
−1 cos(x + y) cos u
= =− 1 = = ,
m g−h sin(x + y) − sin(x+y) sin(x + y) sin u

also ist m(u) = sin u und der integrierende Faktor ist sin(x+y). In der Tat ist die Differentialgleichung
sin2 (x + y) + 2x sin(x + y) cos(x + y) dx + (1 + 2x sin(x + y) cos(x + y)) dy = 0


exakt.
u(x, y) = x2 + y2 : Sucht man einen integrierenden Faktor, der von x2 + y 2 abhängt, dann ist uy = 2y
und ux = 2x und
m0 hx − gy ?
= = ϕ(x2 + y 2 )
m 2yg − 2xh
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = x2 + y 2 abhängt.

Beispiel: ydx − (y 2 + x2 + x)dy = 0, d. h. es ist g(x, y) = y, h(x, y) = −(y 2 + x2 + x), gy = 1, hx =


−2x − 1, also
m0 hx − gy −2x − 2 x+1 1 1
= = 2 2 3 2
=− 2 2
=− 2 2
=− ,
m 2yg − 2xh 2y + 2xy + 2x + 2x (x + 1)(x + y ) x +y u
1
also ist m(u) = 1/u und der integrierende Faktor ist x2 +y 2 . In der Tat ist die Differentialgleichung

 
y x
dx − 1 + 2 dy = 0
x2 + y 2 x + y2
exakt.
u(x, y) = xy: Sucht man einen integrierenden Faktor, der von xy abhängt, dann ist uy = x und ux = y
und
m0 hx − gy ?
= = ϕ(xy)
m xg − yh
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = xy abhängt.

Beispiel: ((αx − β)y) dx+((γy − δ)x) dy = 0, d. h. es ist g(x, y) = (αx−β)y, h(x, y) = (γy−δ)x, gy =
αx − β, hx = γy − δ, also

m0 hx − gy γy − αx − δ + β 1 1
= = =− =− ,
m xg − yh −xy(γy − αx − δ + β) xy u
1
also ist m(u) = 1/u und der integrierende Faktor ist xy . In der Tat ist die Differentialgleichung

αx − β γy − δ
dx + dy = 0
x y
exakt.
1
u(x, y) = y/x: Sucht man einen integrierenden Faktor, der von y/x abhängt, dann ist uy = x und ux =
− xy2 und
m0 hx − gy hx − gy ?
= g yh = x2 = ϕ(y/x)
m + 2 xg + yh
x x
muss ein Ausdruck sein, der nur von u = y/x abhängt.
 3 
x3
Beispiel: 2x2 + xy 2 dx + xy + 3x2 y dy = 0, d. h. es ist g(x, y) = 2x2 + xy 2 , h(x, y) =

y +
3x2
3x2 y, gy = 2xy, hx = y + 6xy, also

3x 2
m0 2 hx − gy 2 y + 4xy x 3x + 4y 2 1 1
=x =x 3 2 2
= 2
= y = ,
m xg + yh 3x + 4x y y 3x + 4y x u

also ist m(u) = u und der integrierende Faktor ist xy . In der Tat ist die Differentialgleichung

2xy + y 3 dx + x2 + 3xy 2 dy = 0
 

exakt.

Das könnte Ihnen auch gefallen