Herausgeber:
Bundesamt für Justiz
Adenauerallee 99-103
53113 Bonn
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Sachgebiet I 22
(Veranstaltungsmanagement; Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Redaktion:
Referat II 4
(Auslandsunterhalt)
Bildnachweise:
Titel: © Syda Productions / mozZz / Fotolia
(Montage: Thorsten Eckardt / Bundesamt für Justiz)
I. Einführung.................................................................................................................... 6
3
6. Kann die Adresse des Unterhaltsschuldners im Ausland ermittelt werden?...... 39
7. Fallen für mich als Unterhaltsgläubiger Kosten an?............................................... 40
8. Können Unterhaltsvorschüsse beziehungsweise Sozialleistungen
geltend gemacht werden?............................................................................................ 41
9. Wie lange wird die Bearbeitung etwa dauern?......................................................... 41
10. Kann das örtliche Jugendamt in grenzüberschreitenden
Unterhaltsfällen tätig werden?.................................................................................... 42
11. Wo finde ich weitere Informationen und Unterlagen?........................................... 42
IV. Rechtsgrundlagen..............................................................................................................44
1. Auslandsunterhaltsgesetz (AUG)....................................................................................44
2. EG-UnterhaltsVO................................................................................................................66
3. Haager Unterhaltsübereinkommen 2007.....................................................................88
V. Staatenliste...............................................................................................................110
4
5
I. Einführung
Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen über die Aufgaben des Bun-
desamts für Justiz bei der Geltendmachung und Durchsetzung von Unterhalt im
Verhältnis zu ausländischen Staaten. Die aktuelle Ausgabe berücksichtigt insbe-
sondere bereits das Inkrafttreten des Haager Übereinkommens über die internati-
onale Geltendmachung der Unterhaltsansprüche von Kindern und anderen Famili-
enangehörigen vom 23. November 2007 (kurz: HUÜ 2007) zum 1. Januar 2017 für
die USA, welches die Zusammenarbeit deutscher Stellen mit den USA in Fällen der
grenzüberschreitenden Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen auf eine neue
Rechtsgrundlage stellt.
Vor diesem Hintergrund wurde der Aufbau behördlicher Strukturen auf dem Ge-
biet des internationalen Unterhaltsrechts für notwendig erachtet. Weltweit wurden
sogenannte Zentrale Behörden geschaffen, welche bei der grenzüberschreitenden
Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen Hilfestellung leisten. Die Zentralen Be-
hörden sind eng untereinander vernetzt. Sprachliche und rechtliche Probleme, mit
denen sich Unterhaltsberechtigte häufig konfrontiert sehen, wenn Unterhalt grenz-
überschreitend geltend gemacht werden soll, können durch diese Netzwerke abge-
federt werden.
Für Deutschland ist das Bundesamt für Justiz gemäß § 4 Abs. 1 des Auslandsunter-
haltsgesetzes vom 23. Mai 2011 (kurz: AUG) als Zentrale Behörde mit der grenz-
überschreitenden Durchsetzung von Unterhalt betraut. Dieses erhebt für seine
Tätigkeit grundsätzlich keine Gebühren. Unterhaltsgelder können damit unge-
schmälert an die berechtigte Person ausgezahlt werden. Wird ein Antrag nach der
Verordnung (EG) Nr. 4/2009 des Rates vom 18. Dezember 2008 über die Zustän-
digkeit, das anwendbare Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entschei-
6
dungen und die Zusammenarbeit in Unterhaltssachen (kurz: EG-UntVO) über das
Bundesamt für Justiz in das europäische Ausland weitergeleitet, so sieht die Verord-
nung vor, dass in den meisten Fällen für Unterhaltsansprüche von Personen, die das
21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im anderen Mitgliedstaat automatisch,
d. h. ohne nähere Prüfung der Vermögensverhältnisse oder der Erfolgsaussichten,
Prozesskostenhilfe gewährt wird.
Bei der überwiegenden Zahl der Fälle, die durch das Bundesamt für Justiz betreut
werden, sind Unterhaltsberechtigte minderjährige Kinder. Unter bestimmten Vor-
aussetzungen kann das Bundesamt für Justiz aber auch bei der grenzüberschreiten-
den Geltendmachung von Ehegattenunterhalt behilflich sein. Als Neuerung sieht
die EG-UntVO vor, dass die Zentralen Behörden unter den Voraussetzungen des
Art. 53 EG-UntVO bereits im Vorfeld eines förmlichen Ersuchens Ermittlungen zum
Aufenthalt oder zum Einkommen und Vermögen der unterhaltsverpflichteten Per-
son vornehmen können. Seit Inkrafttreten der EG-UntVO kann das Bundesamt für
Justiz in den unter Art. 56 Abs. 2 EG-UntVO aufgeführten Fallgestaltungen auch für
die unterhaltsverpflichtete Person tätig werden. Die nachstehenden Ausführungen
für Unterhaltsberechtigte gelten hier entsprechend.
7
II. Tätigkeit des Bundesamts für Justiz im Aus-
landsunterhalt
1. Vorbemerkungen
a) Fallzahlen
Das Bundesamt für Justiz unterstützt derzeit mehr als 13.500 Unterhaltsberech-
tigte bei der Geltendmachung ihrer gesetzlichen Unterhaltsansprüche im In-
und Ausland. Die Anzahl der Unterhaltsberechtigten, die jährlich neu hinzukom-
men und die Unterstützung des Bundesamts für Justiz in Anspruch nehmen,
erhöht sich stetig und liegt derzeit bei etwa 2.500.
Weitere Staaten
26 %
Polen
47 %
Schweiz 3 %
USA 4 %
Ungarn 4 %
Österreich
16 %
8
In den Fällen, in denen sich die Unterhaltsberechtigten in Deutschland aufhal-
ten und der Unterhalt im Ausland geltend gemacht werden soll, werden die Er-
suchen ebenfalls in viele verschiedene Staaten gesandt. Etwa 31 % aller ausge-
henden Ersuchen werden in die Vereinigten Staaten von Amerika geleitet.
Weitere Staaten
23 %
USA
31 %
Spanien 3 %
Italien 4 %
Niederlande
5%
Polen Schweiz
5% Vereinigtes
12 %
Königreich Österreich
8% 9%
9
EG-Unterhaltsverordnung
Auf Grundlage der EG-UntVO kooperiert das Bundesamt für Justiz mit den Zen-
tralen Behörden aller EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme Dänemarks.
Das Bundesamt für Justiz wendet das HUÜ 2007 im Verhältnis zu den Vertrags-
staaten dieses Übereinkommens an. Das sind derzeit Albanien, Bosnien und
Herzegowina, Brasilien, Montenegro, Norwegen, Türkei, Ukraine, die Vereinigten
Staaten von Amerika und Weißrussland.
UN-Übereinkommen 1956
Das Bundesamt für Justiz wird als deutsche Empfangs- und Übermittlungsstelle
nach dem UN-Übereinkommen 1956 tätig. Voraussetzung ist, dass entweder die
berechtigte oder die verpflichtete Person in Deutschland und die andere Par-
tei in einem der 65 Vertragsstaaten – mit Ausnahme der Staaten, für die die EG-
UntVO oder das HUÜ 2007 greifen – lebt.
Das Bundesamt für Justiz betreut Verfahren mit ausländischen Staaten, mit de-
nen keine internationalen Übereinkommen vereinbart wurden, sondern die
förmliche Gegenseitigkeit verbürgt worden ist. Das betrifft derzeit Kanada (mit
Ausnahme der Provinz Québec und des Territoriums Nunavut) und die Repu-
blik Südafrika. Bis zum Inkrafttreten des HUÜ 2007 im Verhältnis zu den USA
zum 1. Januar 2017 erfolgte die Zusammenarbeit mit 48 US-Bundesstaaten auf
Grundlage der förmlichen Gegenseitigkeit.
10
dessen Bezirk der Antragsteller seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, zuständi-
ge Amtsgericht (Liste s. VI.). Nach einer Vorprüfung leitet jenes Amtsgericht den
Antrag an das Bundesamt für Justiz weiter. Dieses übermittelt die Antragsunter-
lagen nach einer weiteren Prüfung an die ausländische Kontaktbehörde. Derar-
tige Anträge einer in Deutschland lebenden unterhaltsberechtigten Person, die
zur Weiterleitung an eine ausländische Stelle bestimmt sind, werden „ausge-
hende Ersuchen“ genannt.
2. EG-Unterhaltsverordnung
Am 18. Juni 2011 ist die EG-UntVO in Kraft getreten. Soll für ein in Deutschland
lebendes Kind Unterhalt gegenüber einer im europäischen Ausland wohnenden
unterhaltsverpflichteten Person geltend gemacht werden, sind in den meisten
Fällen die neuen Vorschriften anzuwenden. Als wichtige Neuerung hat die EG-
UntVO ein System der Zusammenarbeit der Zentralen Behörden in Europa ge-
schaffen. In Deutschland wurde als Zentrale Behörde nach der EG-UntVO das
Bundesamt für Justiz bestimmt, welches für seine Tätigkeit grundsätzlich keine
Kosten erhebt. Unterhaltsgelder, die von einer im europäischen Ausland woh-
nenden unterhaltsverpflichteten Person eingezogen werden, können damit vom
Bundesamt für Justiz ungeschmälert an das in Deutschland lebende unterhalts-
berechtigte Kind ausgezahlt werden. Wird ein Antrag nach der EG-UntVO über
das Bundesamt für Justiz in das europäische Ausland weitergeleitet, so hat dies
den Vorteil, dass in den meisten Fällen für Unterhaltsansprüche von Personen,
die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im anderen Mitgliedstaat au-
tomatisch, d. h. ohne nähere Prüfung der Vermögensverhältnisse oder der Er-
folgsaussichten, Prozesskostenhilfe gewährt wird.
Die EG-UntVO findet Anwendung auf Unterhaltspflichten, die auf einem Fa-
milien-, Verwandtschafts-, oder eherechtlichen Verhältnis oder auf Schwäger-
schaft beruhen. Unterhalt kann nur dann nach der EG-UntVO geltend gemacht
11
werden, wenn der Schuldner in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union
wohnt bzw. dort über Einkommen/Vermögen verfügt.
Eine große Veränderung durch die EG-UntVO besteht vor allem in der Ab-
schaffung des Exequaturverfahrens (Art. 17 ff. EG-UntVO) für Entscheidun-
gen aus allen EU-Mitgliedstaaten. So konnte bisher ein Unterhaltstitel in ei-
nem ausländischen Staat erst dann vollstreckt werden, wenn der Titel in dem
Vollstreckungsstaat zur Zwangsvollstreckung zugelassen worden war. Unter-
haltsentscheidungen, die ab dem 18. Juni 2011 in einem EU-Mitgliedstaat mit
Ausnahme Dänemarks und des Vereinigten Königreichs ergangen sind, kön-
nen nun unmittelbar – ohne gesonderte Vollstreckbarerklärung – in allen an-
deren Mitgliedstaaten vollstreckt werden. Für vor dem 18. Juni 2011 ergangene
Titel muss auch weiterhin das sog. Vollstreckbarerklärungsverfahren durchge-
führt werden (vgl. Art. 75 EG-UntVO). Da der Antragsteller zwischen den vier
gleichrangigen Gerichtsständen, die Art. 3 EG-UntVO vorsieht, frei wählen kann,
ist auch die Möglichkeit eröffnet, eine gerichtliche Entscheidung am gewöhnli-
chen Aufenthaltsort des Unterhaltspflichtigen herbeizuführen.
Als weitere Neuerung sieht die EG-UntVO vor, dass Ersuchen um Durchführung
besonderer Maßnahmen nach Art. 53 EG-UntVO an die Zentrale Behörde ge-
richtet werden können. Die speziellen Maßnahmen dienen der Vorbereitung der
Antragstellung oder auch dazu, den Antragsteller mit den Kenntnissen auszu-
statten, die es ihm ermöglichen, zu entscheiden, ob er überhaupt einen Antrag
stellt (z. B. Ermittlung des Aufenthaltsorts der unterhaltspflichtigen Person). Im
Übrigen ist zwischen ein- und ausgehenden Ersuchen zu unterscheiden. Die zur
12
Verfügung stehenden Anträge sind in Art. 56 EG-UntVO aufgelistet. Für die An-
träge sind zwingend die Formulare der EG-UntVO zu verwenden, die auf dem
Europäischen Justizportal der EU-Kommission abrufbar und elektronisch aus-
füllbar sind.
Ob nur ein Ersuchen auf Aufenthaltsermittlung möglich ist oder auch ein Ersu-
chen auf Erlangung einschlägiger Auskünfte über das Einkommen oder das Ver-
mögen der verpflichteten Person gestellt werden kann, hängt von der Existenz
eines Unterhaltstitels ab (Art. 53 Abs. 2 EG-UntVO):
−− In Fällen, in denen es noch keinen Unterhaltstitel gibt, kann nur ein Ersu-
chen um Aufenthaltsermittlung gestellt werden.
13
Die Weitergabe der aus dem Ausland bei dem Bundesamt für Justiz eingetroffe-
nen Ermittlungsergebnisse ist im Lichte des Art. 62 EG-UntVO zu sehen:
−− Eine Weitergabe einer Anschrift seitens des Bundesamts für Justiz an ein zu-
ständiges Gericht lässt die EG-UntVO zu.
b) Ausgehende Ersuchen
Die eventuellen Übersetzungskosten des Antrags und der Anlagen hat grund-
sätzlich der Antragsteller zu tragen. Das nach § 7 Abs. 1 AUG zuständige Amts-
gericht befreit den Antragsteller auf Antrag von der Erstattungspflicht für die
Kosten der von der Zentralen Behörde veranlassten Übersetzung, wenn der An-
tragsteller die persönlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen einer ra-
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tenfreien Verfahrenskostenhilfe nach § 113 des Gesetzes über das Verfahren
in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
(kurz: FamFG) in Verbindung mit § 115 der Zivilprozessordnung (kurz: ZPO) er-
füllt (§ 10 Abs. 3 AUG).
Für die Anträge sind zwingend die Formulare der EG-UntVO zu verwenden.
Diese sind auf dem Europäischen Justizportal unter dem Menüpunkt „Dynami-
sche Formulare – Formulare Unterhaltspflichten“ abrufbar.
e-justice.europa.eu
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Formblatt Bezeichnung des Formblatts Hintergrund/Zweck, wer
auf dem Europäischen Justiz- füllt es aus
portal
Anhang I Auszug aus einer Entscheidung/ als Anlage zu Anhang VI,
einem gerichtlichen Vergleich, ist vom Gericht auszu-
die/der keinem Anerkennungs- füllen, welches den Un-
und Vollstreckbarerklärungsver- terhaltstitel erlassen hat;
fahren unterliegt § 71 AUG
Anhang II Auszug aus einer Entscheidung/ als Anlage zu Anhang VI,
einem gerichtlichen Vergleich, ist vom Gericht auszu-
die/der einem Anerkennungs- füllen, welches den Un-
und Vollstreckbarerklärungsver- terhaltstitel erlassen hat;
fahren unterliegt § 71 AUG
Anhang III Auszug aus einer öffentlichen als Anlage zu Anhang VI,
Urkunde betreffend Unterhalts- ist bei Jugendamtsurkun-
verpflichtungen, die keinem An- den vom Jugendamt aus-
erkennungs- und Vollstreckbar- zufüllen; § 71 AUG
erklärungsverfahren unterliegt
Anhang IV Auszug aus einer öffentlichen als Anlage zu Anhang VI,
Urkunde betreffend Unterhalts- ist bei Jugendamtsurkun-
verpflichtungen, die einem An- den vom Jugendamt aus-
erkennungs- und Vollstreckbar- zufüllen, § 71 AUG
erklärungsverfahren unterliegt
Anhang V Ersuchen um Durchführung be- Art. 53 EG-UntVO; Bun-
sonderer Maßnahmen desamt für Justiz als Zen-
trale Behörde
Anhang VI Formblatt für einen Antrag im Art. 56 Abs. 1a) und b)
Hinblick auf die Anerkennung, EG-UntVO; Teil A Bun-
die Vollstreckbarerklärung oder desamt für Justiz, Teil B
die Vollstreckung einer Ent- Antragsteller
scheidung in Unterhaltssachen
Anhang VII Formblatt für einen Antrag im Art. 56 Abs. 1c) bis f) EG-
Hinblick auf die Herbeiführung UntVO; Teil A Bundesamt
oder die Änderung einer Ent- für Justiz, Teil B Antrag-
scheidung in Unterhaltssachen steller
Anhang VIII Empfangsbestätigung für einen Art. 58 Abs. 3 EG-UntVO,
Antrag nur für Kommunikation
zwischen den Zentralen
Behörden
Anhang IX Ablehnung oder Einstellung der Art. 58 Abs. 8 EG-UntVO,
Bearbeitung eines Antrags nur für Kommunikation
zwischen den Zentralen
Behörden
16
Die Formulare sind für verschiedene Rechtsordnungen der EU-Mitgliedstaaten
konzipiert worden und enthalten deshalb Felder, die auf einen in Deutschland
titulierten Unterhaltsfall nicht passen.
Art. 59 Abs. 1 EG-UntVO sieht vor, dass der Antrag in der Amtssprache des er-
suchten Mitgliedstaats oder, wenn es in diesem Mitgliedstaat mehrere Amts-
sprachen gibt, der Amtssprache oder einer der Amtssprachen des Orts, an dem
sich die betreffende Zentrale Behörde befindet, oder in einer sonstigen Amts-
sprache der Organe der Europäischen Union, die der ersuchte Mitgliedstaat
für zulässig erklärt hat, auszufüllen ist, es sei denn, die Zentrale Behörde dieses
Mitgliedstaats verzichtet auf eine Übersetzung. Entsprechende Sprachregelun-
gen können auf dem Europäischen Justizportal unter der Rubrik „Europäischer
Gerichtsatlas für Zivilsachen – Unterhaltspflichten“ nachgelesen werden.
e-justice.europa.eu
Beim Ausfüllen der Formblätter ist darauf zu achten, dass die Überset-
zungsfunktion genutzt wird.
1. Formblatt auswählen.
17
Übersicht: Wahl der richtigen Formblätter
Die Wahl der richtigen Formblätter hängt davon ab, ob es bereits einen Unterhaltstitel
eines deutschen Gerichts oder eines deutschen Jugendamts (Jugendamtsurkunde) gibt.
ODER
Unterhaltstitel
Titulierung in Deutschland
Die internationale Zuständigkeit der deutschen Gerichte ist nach Art. 3 Buchstabe b EG-
UntVO eröffnet, da die berechtigte Person ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat.
Nach § 28 Abs. 1 AUG entscheidet das Amtsgericht, das für den Sitz des Oberlandesgerichts, in
dessen Bezirk der im Inland lebende Beteiligte seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, zuständig
ist.
Ist die Adresse des Antragsgegners in einem Ersuchen um besondere Maßnahmen nach Art. 53
EG-UntVO ermittelt worden, kann das Gericht die konkrete Anschrift beim Bundesamt für
Justiz unter Hinweis auf die erfolgte Ermittlung erfragen. Liegt eine Gerichtsentscheidung vor,
so kann diese mit Hilfe des Bundesamts für Justiz im Ausland vollstreckt werden (Antrag nach
Art. 56 Abs. 1 Buchstabe b EG-UntVO, Formblatt VI und I).
18
oder eines Jugendamts liegt vor
Jugendamtsurkunde
(= „öffentliche Urkunde“ i. S. d. Art. 2 Abs. 1 Nummer 3 EG-UntVO)
Da die antragstellende Person zwischen den vier gleichrangigen Gerichtsständen, die Art. 3
EG-UntVO vorsieht, frei wählen kann, ist auch die Möglichkeit eröffnet, eine gerichtliche
Entscheidung am gewöhnlichen Aufenthaltsort des Unterhaltspflichtigen herbeizuführen.
Hierbei handelt es sich um einen Antrag nach Art. 56 Abs. 1 Buchstabe c EG-UntVO; dieser
muss auf Formblatt Anhang VII gestellt werden.
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Übersicht: Beizufügende Schriftstücke
ANHANG VI
FORMBLATT FÜR EINEN ANTRAG IM HINBLICK AUF DIE ANERKENNUNG, DIE VOLLSTRECKBARERKLÄRUNG ODER DIE
VOLLSTRECKUNG EINER ENTSCHEIDUNG IN UNTERHALTSSACHEN
(Artikel 56 und 57 der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 des Rates vom 18. Dezember 2008 über die Zuständigkeit, das anwendbare Recht, die
Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Zusammenarbeit in Unterhaltssachen) (1)
TEIL A: Von der ersuchenden Zentralen Behörde auszufüllen
1. Antrag
Antrag auf Anerkennung oder auf Anerkennung und Vollstreckbarerklärung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1 Buchstabe a)
Antrag auf Anerkennung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 2 Buchstabe a)
Antrag auf Vollstreckung einer im ersuchten Mitgliedstaat ergangenen oder anerkannten Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1
Buchstabe b)
2.2. Anschrift:
2.2.1. Straße und Hausnummer/Postfach:
2.2.3. Mitgliedstaat
Belgien Bulgarien Tschechische Republik
Deutschland Estland Irland
Griechenland Spanien Frankreich
Kroatien Italien Zypern
Lettland Litauen Luxemburg
Ungarn Malta Niederlande
Österreich Polen Portugal
Rumänien Slowenien Slowakei
Finnland Schweden Vereinigtes Königreich
2.3. Telefon:
Auszug Formblatt Anhang VI
2.4. Telefax:
2.5. E-Mail:
Antrag ist zusammen mit dem Antrag/den Anträgen mit dem/den folgenden Aktenzeichen zu bearbeiten:
2.7.2. Telefon:
2.7.3. E-Mail:
(1) ABl. L 7 vom 10.1.2009, S. 1.
20
1 8 Vom Europäischen Justizportal generiert
Antrag auf Herbeiführung oder Änderung
einer Entscheidung in Unterhaltssachen
ANHANG VII
FORMBLATT FÜR EINEN ANTRAG IM HINBLICK AUF DIE HERBEIFÜHRUNG ODER DIE ÄNDERUNG EINER ENTSCHEIDUNG IN
UNTERHALTSSACHEN
(Artikel 56 und 57 der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 des Rates vom 18. Dezember 2008 über die Zuständigkeit, das anwendbare Recht, die
Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Zusammenarbeit in Unterhaltssachen) (1)
TEIL A: Von der ersuchenden Zentralen Behörde auszufüllen
1. Antrag
Antrag auf Herbeiführung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1 Buchstabe c)
Antrag auf Herbeiführung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1 Buchstabe d)
Antrag auf Änderung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1 Buchstabe e)
Antrag auf Änderung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 1 Buchstabe f)
Antrag auf Änderung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 2 Buchstabe b)
Antrag auf Änderung einer Entscheidung (Artikel 56 Absatz 2 Buchstabe c)
2.2. Anschrift:
2.2.1. Straße und Hausnummer/Postfach:
2.2.3. Mitgliedstaat
Belgien Bulgarien Tschechische Republik
Deutschland Estland Irland
Griechenland Spanien Frankreich
Kroatien Italien Zypern
Lettland Litauen Luxemburg
Ungarn Malta Niederlande
Österreich Polen Portugal
Rumänien Slowenien Slowakei
Finnland Schweden Vereinigtes Königreich
Auszug Formblatt Anhang VII
2.3. Telefon:
2.4. Telefax:
2.5. E-Mail:
Antrag ist zusammen mit dem Antrag/den Anträgen mit dem/den folgenden Aktenzeichen zu bearbeiten:
c) Eingehende Ersuchen
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Im Falle des Unterliegens in dem Prozess sind jedoch die dem Gegner entstan-
denen Kosten des gegnerischen Anwalts zu erstatten (§ 20 AUG i. V. m. § 123
ZPO).
Wegen des Vorrangs der EG-UntVO innerhalb der Europäischen Union ist das
Übereinkommen insbesondere im Verhältnis zu Nicht-EU-Staaten relevant. Dies
sind derzeit Albanien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Montenegro, Nor-
wegen, Türkei, Ukraine, die Vereinigten Staaten von Amerika und Weißrussland.
Damit steht unterhaltsberechtigten Personen nun auch über die Grenzen der
Europäischen Union hinaus ein modernes Rechtsinstrument zur Verfügung, mit
dem sie ihre Unterhaltsansprüche unter Zuhilfenahme des Bundesamts für Jus-
tiz als deutscher Zentraler Behörde nach dem HUÜ 2007 im Ausland geltend
machen können. Der aktuelle Stand der Vertragsstaaten kann auf der Home-
page der Haager Konferenz unter dem Menüpunkt „38. Übereinkommen vom
23. November 2007 über die internationale Geltendmachung der Unterhalts-
ansprüche von Kindern und anderen Familienangehörigen“, dort unter „Sta-
tustabelle“ abgerufen werden. Es ist zu erwarten, dass das Inkrafttreten für die
Vereinigten Staaten von Amerika eine Vielzahl weiterer Staaten zu einem Beitritt
zu dem Übereinkommen bewegen wird.
www.hcch.net/de/instruments/conventions
23
Das HUÜ 2007 stärkt die Rolle des Bundesamts für Justiz. Künftig werden alle
ausgehenden Ersuchen in die USA über das Bundesamt für Justiz als Zentrale
Behörde im Sinne des HUÜ 2007 geleitet werden.
Die Zentralen Behörden erheben für ihre Tätigkeit von den Antragstellern keine
Gebühren. Darüber hinaus bieten Anträge über die Zentralen Behörden für die
Antragsteller vielfältige Vorteile.
Der erste Vorteil besteht bereits in der Möglichkeit einer dem eigentlichen An-
trag auf Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen im Ausland vorgelagerten
Aufenthaltsermittlung. In vielen Fällen besteht zwischen der unterhaltsberech-
tigten und der unterhaltsverpflichteten Person gar kein bzw. kein enger Kon-
takt, so dass häufig der gewöhnliche Aufenthaltsort des Antragsgegners noch
ermittelt werden muss.
In diesen Fällen besteht nach Art. 7 HUÜ 2007 die Möglichkeit eines formlosen,
auf Aufenthaltsermittlung gerichteten Antrags. Das heißt, dass Antragsteller, die
ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in Deutschland haben, sich unmittelbar mit
der Bitte an das Bundesamt für Justiz wenden können, ein Ersuchen um Aufent-
haltsermittlung an die Zentrale Behörde des Vertragsstaats zu richten, in dem
der Antragsgegner vermutlich seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.
24
b) Ausgehende Ersuchen
Für die Antragstellung in Verfahren nach dem HUÜ 2007 stehen je nach Art des
Antrags verschiedene Antragsformulare zur Verfügung. Die Formulare in deut-
scher, englischer und französischer Sprache sowie zweisprachige Formulare
(deutsch-englisch) finden Sie unter:
www.bundesjustizamt.de/auslandsunterhalt
Dem jeweiligen Formular sind die erforderlichen Dokumente und die notwen-
digen Übersetzungen beizufügen. Die eventuellen Übersetzungskosten hat
grundsätzlich der Antragsteller zu tragen. Es besteht allerdings die Möglichkeit,
dass der Antragsteller auf Antrag von der Erstattung für die Kosten der in die-
sem Fall dann vom Bundesamt für Justiz veranlassten Übersetzungen befreit
wird. Dies setzt voraus, dass der Antragsteller die persönlichen und wirtschaftli-
chen Voraussetzungen einer ratenfreien Verfahrenskostenhilfe nach § 113 Fam-
FG in Verbindung mit § 115 ZPO erfüllt.
Das Ersuchen ist bei dem jeweils zuständigen Amtsgericht am Sitz des Oberlan-
desgerichts (§ 7 AUG, vgl. VI. Liste der Vorprüfungsgerichte) einzureichen. Eine
direkte Antragstellung beim Bundesamt für Justiz ist nicht möglich.
25
Das Amtsgericht prüft die Unterlagen. Liegen keine Ablehnungsgründe vor, sen-
det es den Antrag an das Bundesamt für Justiz. Das Bundesamt für Justiz lei-
tet das Ersuchen nach Prüfung an die Zentrale Behörde des ersuchten Vertrags-
staats weiter.
Wird ein Ersuchen nach dem HUÜ 2007 über das Bundesamt für Justiz an die
Zentrale Behörde des ersuchten Vertragsstaats gerichtet, so hat dies den Vor-
teil, dass in den meisten Fällen für Unterhaltsansprüche von Personen, die das
21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im anderen Vertragsstaat automa-
tisch, d. h. ohne nähere Prüfung der Vermögensverhältnisse oder der Erfolgs-
aussichten, Prozesskostenhilfe gewährt wird.
c) Eingehende Ersuchen
26
In Anwendung von Art. 15 HUÜ 2007 gewähren deutsche Gericht unentgelt-
liche Prozesskostenhilfe für alle von einer berechtigten Person nach Art. 10
HUÜ 2007 gestellten Anträge in Bezug auf Unterhaltspflichten aus einer El-
tern-Kind-Beziehung gegenüber einer Person, die das 21. Lebensjahr noch nicht
vollendet hat. Im Falle des Unterliegens in dem Prozess sind jedoch die dem
Gegner entstandenen Kosten des gegnerischen Anwalts zu erstatten (§ 20 AUG
i. V. m. § 123 ZPO).
4. UN-Übereinkommen 1956
Das Bundesamt für Justiz nimmt als Zentrale Behörde die Aufgaben der deut-
schen „Empfangs- und Übermittlungsstelle“ nach dem UN-Übereinkommen
1956 wahr. Dieses gilt für 65 Vertragsstaaten. Im Verhältnis der EU-Mitglied-
staaten zueinander ersetzt die EG-UntVO das UN-Übereinkommen 1956 in Be-
zug auf Ersuchen, die ab dem 18. Juni 2011 eingereicht wurden. Innerhalb des
Geltungsbereiches des HUÜ 2007 genießt dieses Vorrang und schließt somit die
Anwendung des UN-Übereinkommens 1956 aus.
Aufgabe des Bundesamts für Justiz als Empfangs- und Übermittlungsstelle ist
es, die Unterhaltsberechtigten bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche zu unter-
stützen. Dabei wird das Bundesamt für Justiz als Übermittlungsstelle dann tä-
tig, wenn die unterhaltsberechtigte Person ihren gewöhnlichen Aufenthalt in
Deutschland hat. Sollte die unterhaltspflichtige Person in Deutschland wohn-
haft sein, so wird das Bundesamt für Justiz als Empfangsstelle tätig. Vorausset-
zung für das Verfahren nach dem UN-Übereinkommen 1956 ist jedoch immer,
dass die Parteien in unterschiedlichen Vertragsstaaten leben. Gemäß § 4 Abs. 1
AUG wird dem Bundesamt für Justiz die Befugnis eingeräumt, direkt mit den im
Ausland zuständigen Stellen zu korrespondieren. Die Empfangs- und Übermitt-
lungsstellen erheben für ihre Tätigkeit, die sie auf Grund dieses Übereinkom-
mens leisten, keine Gebühren.
27
stelle hat sich, da das UN-Übereinkommen 1956 selbst keine verbindlichen
Formulare vorschreibt, gegenüber dem Bundesamt für Justiz bereit erklärt, aus-
gehende Ersuchen auf den Formularen der EG-UntVO entgegenzunehmen.
Für den Verfahrensablauf ist zwischen ein- und ausgehenden Ersuchen zu un-
terscheiden. In beiden Fällen ist es möglich, sowohl eine erstmalige Titulie-
rung des Unterhaltsanspruchs zu verlangen, aus der dann vollstreckt werden
kann, als auch eine bereits ergangene Entscheidung anerkennen zu lassen und
aus dieser zu vollstrecken. Im Übrigen unterstützen die Empfangs- und Über-
mittlungsstellen auch gütliche Einigungen. Darüber hinaus ist es im Rahmen
der Geltendmachung von Kindesunterhalt möglich, gerichtlich eine Vaterschaft
feststellen zu lassen.
a) Ausgehende Ersuchen
Das Bundesamt für Justiz leitet ausgehende Ersuchen an die zuständige auslän-
dische Empfangsstelle weiter und führt im weiteren Verlauf des Verfahrens die
Korrespondenz. Eine direkte Kontaktaufnahme zwischen Unterhaltsberechtig-
ten und den ausländischen Empfangsstellen ist nach dem UN-Übereinkommen
1956 nicht vorgesehen.
28
Antragsberechtigt ist jede natürliche Person. Eine Antragstellung durch staat-
liche Stellen, um beispielsweise Unterhaltsvorschussleistungen geltend zu ma-
chen, sieht das UN-Übereinkommen 1956 historisch betrachtet nicht vor.
29
e. Rückstandsberechnung
Eine Antragstellung ist auch ohne Vorliegen eines Unterhaltstitels möglich. Die-
ser wird dann durch die ausländische Empfangsstelle im jeweiligen Staat er-
wirkt.
Die Übersetzungskosten des Ersuchens und der Anlagen hat grundsätzlich der
Antragsteller zu tragen. Das nach § 7 Abs. 1 AUG zuständige Amtsgericht befreit
den Antragsteller auf Antrag von der Erstattungspflicht für die Kosten der von
der Zentralen Behörde veranlassten Übersetzung, wenn der Antragsteller die
persönlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen einer ratenfreien Verfah-
renskostenhilfe nach § 113 FamFG i. V. m. § 115 ZPO erfüllt (§ 10 Abs. 3 AUG).
Das Gericht prüft den Antrag und übersendet ihn nebst erforderlichen Überset-
zungen an das Bundesamt für Justiz. Dieses leitet den Antrag bei Vollständigkeit
an die im Ausland zuständige Behörde. Das Bundesamt für Justiz vermittelt die
Kommunikation zwischen Antragsteller und ausländischen Stellen (Zentralen
Behörden, u. U. Prozessbevollmächtigten, Gerichten oder Unterhaltsbehörden)
und sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Zahlungsverkehrs.
30
wird zunächst auf eine einvernehmliche Lösung ohne Zwangsvollstreckung hin-
gewirkt. Das Bundesamt für Justiz hat keinen Einfluss darauf, welche konkreten
Maßnahmen zur Durchsetzung des Unterhalts im Ausland ergriffen werden.
So sieht Art. 15 des Haager Übereinkommens vom 2. Oktober 1973 über die An-
erkennung und Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen (BGBl. 1986 II,
S. 826) vor, dass die unterhaltsberechtigte Person, die im Ursprungsstaat ganz
oder teilweise Prozesskostenhilfe oder Befreiung von Verfahrenskosten genos-
sen hat, in jedem Anerkennungs- oder Vollstreckungsverfahren die günstigste
Prozesskostenhilfe oder die weitest gehende Befreiung, die im Recht des Voll-
streckungsstaats vorgesehen ist, genießt. Des Weiteren sind Art. 44 des Luganer
Übereinkommens vom 16. September 1988 über die gerichtliche Zuständigkeit
und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssa-
chen (BGBl. 1994 II, S. 2660) sowie Art. 50 des Luganer Übereinkommens vom
30. Oktober 2007 (ABl. EU 2009 Nr. L 147, S. 5) zu nennen, die ebenfalls die
günstigste Behandlung des Vollstreckungsstaats gewähren.
b) Eingehende Ersuchen
31
Dies umfasst im Wesentlichen die Überprüfung des Aufenthaltsorts der unter-
haltspflichtigen Person und ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Je nach
Fallgestaltung wird ein ausländischer Titel in Deutschland für vollstreckbar er-
klärt oder es wird erstmalig ein Unterhaltstitel erwirkt. Sollte die Vaterschaft
noch nicht geklärt sein, so wird zuvor ein Vaterschaftsfeststellungsverfahren
durchgeführt. Soweit möglich wird auf eine freiwillige Zahlung von Unterhalt
hingewirkt. Bleiben Zahlungen aus, wird die Zwangsvollstreckung eingeleitet.
Gemäß § 5 Abs. 5 AUG gilt die Zentrale Behörde bei eingehenden Ersuchen als
bevollmächtigt, im Namen der unterhaltsberechtigten Person außergerichtlich
oder gerichtlich tätig zu werden.
Aufgabe des Bundesamts für Justiz ist es, als Zentrale Behörde nach dem AUG
die Unterhaltsberechtigten bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche zu unterstüt-
zen. Dabei nimmt es die Funktion als Empfangs- und Übermittlungsstelle wahr.
Gemäß § 4 Abs. 1 AUG wird der Zentralen Behörde die Befugnis eingeräumt, di-
32
rekt mit den im Ausland zuständigen Stellen zu korrespondieren. Eine Ausnah-
me bildet der Rechtsverkehr mit der Republik Südafrika, bei dem der diplomati-
sche Weg einzuhalten ist.
Für den Verfahrensablauf ist zwischen ein- und ausgehenden Ersuchen zu un-
terscheiden. In beiden Fällen ist es möglich, sowohl eine erstmalige Titulierung
des Unterhaltsanspruchs zu erlangen und aus diesem Titel dann zu vollstrecken
als auch eine bereits ergangene Entscheidung anerkennen zu lassen und aus
dieser zu vollstrecken. Im Übrigen unterstützt die Zentrale Behörde auch güt-
liche Einigungen. Darüber hinaus ist es im Rahmen der Geltendmachung von
Kindesunterhalt möglich, gerichtlich eine Vaterschaft feststellen zu lassen. Für
die Tätigkeit der Zentralen Behörde werden keine Gebühren erhoben.
a) Ausgehende Ersuchen
Beim Ausfüllen der Formulare sollte stets darauf geachtet werden, Missver-
ständnisse zu vermeiden. So sollte immer neben dem deutschen auch der eng-
lische Teil des Vordrucks vollständig ausgefüllt sein. Monatsangaben sollten in
der englischen Sprache ausgeschrieben und alle Geldbeträge sollten mit Wäh-
rungsangaben versehen sein. Dies führt zur Vermeidung von Rückfragen und
beschleunigt die Bearbeitung, insbesondere im Ausland.
33
Der Antrag muss folgende Unterlagen enthalten Bestehender Ohne
Titel Titel
Ersuchen X X
Bescheinigung über die Erfolgsaussicht X X
Erklärung über Zahlungsrückstände X
Erklärung über Leistung von Sozialunterstützung X X
Erklärung über Mittel und Bedürfnisse X
Erklärung über die Vaterschaft X
Geburtsurkunde X
Scheidungsurteil (ggf.) X
Titel mit Übersetzung X
Zustellnachweis bei Versäumnisentscheidung X
Das Amtsgericht prüft die Erfolgsaussicht des Gesuchs und sendet es dann mit
einer Erfolgsaussichtsbescheinigung und den erforderlichen Übersetzungen in
vierfacher Ausfertigung an das Bundesamt für Justiz. Die Kosten der Überset-
zungen sind generell von der antragsstellenden Person zu tragen. Das nach § 7
Abs. 1 AUG zuständige Amtsgericht befreit den Antragsteller auf Antrag von der
Erstattungspflicht für die Kosten der von der Zentralen Behörde veranlassten
Übersetzung, wenn der Antragsteller die persönlichen und wirtschaftlichen Vor-
aussetzungen einer ratenfreien Verfahrenskostenhilfe nach § 113 FamFG i. V. m.
§ 115 ZPO erfüllt (§ 10 Abs. 3 AUG).
Das Bundesamt für Justiz prüft die Vollständigkeit der Unterlagen und leitet das
Gesuch unter Beifügung eines Übersendungsschreibens an die im Ausland zu-
ständige Stelle weiter.
34
b) Eingehende Ersuchen
Das gerichtliche Verfahren ist für die Antragsteller hinsichtlich der Beantragung
von Verfahrenskostenhilfe vereinfacht, da ihnen gemäß § 24 AUG ohne Nach-
weis der Bedürftigkeit Verfahrenskostenhilfe gewährt wird. Das Gericht prüft le-
diglich die Erfolgsaussicht des beantragten gerichtlichen Verfahrens. Im Fal-
le des Unterliegens in dem Prozess sind jedoch die dem Gegner entstandenen
Kosten des gegnerischen Anwalts zu erstatten (§ 20 AUG i. V. m. § 123 ZPO).
35
III. Fragen zur Geltendmachung von Unterhalt im
Ausland
36
Abs. 1 HUÜ 2007 die Geltendmachung von Ehegattenunterhalt möglich. Art. 2
Abs. 2 HUÜ 2007 eröffnet den Vertragsstaaten die Möglichkeit, den Anwen-
dungsbereich hinsichtlich des Ehegattenunterhalts einzuschränken. Gleichzei-
tig wird den Vertragsstaaten in Art. 2 Abs. 3 HUÜ 2007 die Möglichkeit eröffnet,
den Anwendungsbereich auch etwa auf Elternunterhalt auszuweiten.
2. In welchen Staaten kann die Geltendmachung von Unterhalt über das Bun-
desamt für Justiz erfolgen?
Eine alphabetische Liste aller Staaten, mit denen Vereinbarungen über die Zu-
sammenarbeit bei der grenzüberschreitenden Durchsetzung von Unterhalts-
ansprüchen bestehen und im Verhältnis zu denen das Bundesamt für Justiz da-
her unterstützend tätig werden kann, finden Sie unter V.
37
Das UN-Übereinkommen 1956 hat 65 Vertragsstaaten. Daneben besteht in Ka-
nada und Südafrika die Möglichkeit, den Unterhalt im Rahmen verbürgter Ge-
genseitigkeit nach dem AUG geltend zu machen. Derzeit ist die Durchsetzung
von Unterhalt nach diesen Vorschriften in 11 kanadischen Provinzen und der
Republik Südafrika möglich.
3. Wo stelle ich den Antrag und welches Vorprüfungsgericht ist für mich zustän-
dig?
Die Antragstellung erfolgt über das für den Wohnsitz der antragsstellenden
Person zuständige Amtsgericht am Sitz eines Oberlandesgerichts (siehe VI. Lis-
te der Vorprüfungsgerichte). Das Amtsgericht informiert und berät, welche
Möglichkeiten zur Beitreibung von Unterhalt im Ausland bestehen und wel-
che Unterlagen hierfür erforderlich sind. Nachdem der Antrag vollständig beim
Amtsgericht eingereicht wurde, leitet es diesen nach einer Prüfung an das Bun-
desamt für Justiz weiter. Das Bundesamt für Justiz wird als Zentrale Behörde
nach dem AUG tätig. Es korrespondiert während des gesamten Verfahrens mit
den zuständigen Stellen im Ausland.
38
Für die eigentliche Zwangsvollstreckung aus einer ausländischen gerichtlichen
Entscheidung gilt das Recht des Staates, in dem die Vollstreckung stattfinden
soll. Dementsprechend sind dort geltende Grenzen der Zwangsvollstreckung,
wie zum Beispiel Pfändungsfreigrenzen, zu beachten.
Nein. Es kann nach der EG-UntVO, nach dem HUÜ 2007 und nach dem
UN-Übereinkommen 1956 ein Gerichtsverfahren zur Titulierung von Unterhalt
von der ausländischen Stelle betrieben werden. Gleiches gilt auch für die Ver-
fahren im Rahmen verbürgter Gegenseitigkeit. Dies gilt jedoch nicht für öffent-
liche Aufgaben wahrnehmende Einrichtungen, da Art. 64 EG-UntVO und Art. 36
HUÜ 2007 für diese das erstmalige Erwirken einer Unterhaltsentscheidung
nicht vorsehen.
Ein Melderegister wie auch eine Meldepflicht gibt es zwar in vielen, jedoch nicht
in allen Staaten. Dementsprechend unterscheiden sich die Möglichkeiten zur
Aufenthaltsermittlung von Staat zu Staat sehr. Es ist daher zu empfehlen, der
ausländischen Stelle im Antrag alle vorhandenen Informationen bezüglich des
Aufenthaltsorts der verpflichteten Person zu übermitteln, mögen sie auch noch
so vage sein (ehemalige Adresse, Wohnort, Arbeitgeber etc.).
39
Diese Ermittlungstätigkeit wird durch das Bundesamt für Justiz und die jeweils
beteiligte ausländische Zentrale Behörde kostenfrei durchgeführt. Nach der
EG-UntVO kann die unterhaltsberechtigte Person das Bundesamt für Justiz un-
mittelbar schriftlich ohne besondere Formerfordernisse darum bitten, ein Ersu-
chen auf Formblatt Anhang V an die Zentrale Behörde des ersuchten Mitglied-
staats zu richten. Hierbei sind von der unterhaltsberechtigten Person zwingend
die Angaben, die auf Formblatt Anhang V unter den Nr. 3.1 bis 3.3 abgefragt
werden, zu übermitteln.
Das Bundesamt für Justiz und die ausländischen Empfangs- und Übermitt-
lungsstellen/Zentralen Behörden arbeiten für die Antragsteller grundsätzlich
kostenfrei. Eine Beauftragung beispielsweise eines ausländischen Rechtsanwalts
oder anderer Vereinigungen ist hingegen mit Kosten verbunden, die von den
Antragstellern zu tragen sind. Wird ein Antrag nach der EG-UntVO oder dem
HUÜ 2007 über das Bundesamt für Justiz in das Ausland weitergeleitet, so hat
dies den Vorteil, dass in den meisten Fällen für Unterhaltsansprüche von Per-
sonen, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im anderen Mitglied-
staat automatisch, d. h. ohne nähere Prüfung der Vermögensverhältnisse oder
der Erfolgsaussichten, Prozesskostenhilfe gewährt wird.
40
weit im Ausland Gerichtsverfahren (Vaterschaftsfeststellung, Anerkennung
eines deutschen Titels, Vollstreckung etc.) durchgeführt werden, fallen in den
Gegenseitigkeitsstaaten des AUG grundsätzlich keine Kosten für die Antrag-
steller an. In den Verfahren nach dem UN-Übereinkommen 1956 kann in vielen
Fällen auf eine vereinfachte Form der Bewilligung von Prozesskostenhilfe zu-
rückgegriffen werden. Hier wird auf die Ausführungen unter Punkt II. 4a) dieser
Broschüre verwiesen.
Die Frage nach der Bearbeitungszeit kann nur recht allgemein beantwortet wer-
den. Sie hängt ab vom Verfahrensablauf in den jeweiligen Ländern einschließlich
eines eventuell erforderlichen Gerichtsverfahrens. Hier besteht keine Einheit-
lichkeit; zudem können sich durch den Einzelfall Besonderheiten ergeben. Mit
einer längeren Bearbeitungszeit ist vor allem dann zu rechnen, wenn die auslän-
dische Stelle sämtliche Ermittlungen zum Aufenthalt und daran anschließend
ein Gerichtsverfahren zur Titulierung von Unterhalt durchführen muss. Zu einer
zügigen Bearbeitung können die Antragsteller durch vollständige Antragsunter-
lagen beitragen. Gleichwohl bleibt die Bearbeitungszeit einzelfallbezogen und
auch abhängig vom Kooperationsverhalten der unterhaltspflichtigen Person.
41
10. Kann das örtliche Jugendamt in grenzüberschreitenden Unterhaltsfällen tä-
tig werden?
Nützliche Informationen finden Sie auch auf der Seite der Haager Konferenz für
Internationales Privatrecht.
www.hcch.net
Die Formulare für Anträge nach der EG-UntVO finden Sie auf der Seite der Eu-
ropäischen Union unter Dynamische Formulare/Formulare-Unterhaltspflichten.
e-justice.europa.eu
42
43
IV. Rechtsgrundlagen
1. Auslandsunterhaltsgesetz (AUG)
Gesetz zur Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen im Verkehr mit ausländischen Staaten vom
23. Mai 2011 (BGBl. I S. 898), zuletzt geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 20. November 2015
(BGBl. I S. 2018). Das Gesetz ist am 18. Juni 2011 in Kraft getreten.
– nicht-amtliche Veröffentlichung –
44
ne des Satzes 1 Nummer 3 sind auch Teilstaaten 6. ist Ursprungsstaat der Staat, in dem ein Titel
und Provinzen eines Bundesstaates. errichtet worden ist, und
(2) Regelungen in völkerrechtlichen Vereinba- 7. ist ein Exequaturverfahren das Verfahren, mit
rungen gehen, soweit sie unmittelbar anwend- dem ein ausländischer Titel zur Zwangsvoll-
bares innerstaatliches Recht geworden sind, den streckung im Inland zugelassen wird.
Vorschriften dieses Gesetzes vor. Die Regelun-
gen der in Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 genannten
Verordnung und Abkommen werden als unmit- Abschnitt 2
telbar geltendes Recht der Europäischen Union Zentrale Behörde
durch die Durchführungsbestimmungen dieses
Gesetzes nicht berührt. §4
§2 Zentrale Behörde
45
(2) Die zentrale Behörde unternimmt alle ge- Abschnitt 3
eigneten Schritte, um den Unterhaltsanspruch Ersuchen um Unterstützung
des Berechtigten durchzusetzen. Sie hat hierbei in Unterhaltssachen
die Interessen und den Willen des Berechtigten
zu beachten.
Unterabschnitt 1
(3) Im Anwendungsbereich der Verordnung Ausgehende Ersuchen
(EG) Nr. 4/2009 richten sich die Aufgaben der
zentralen Behörde nach den Artikeln 50, 51, 53 §7
und 58 dieser Verordnung.
Vorprüfung durch das Amtsgericht;
(4) Im Anwendungsbereich des Haager Über- Zuständigkeitskonzentration
einkommens vom 23. November 2007 über die
internationale Geltendmachung der Unterhalts- (1) Die Entgegennahme und Prüfung eines An-
ansprüche von Kindern und anderen Familien- trages auf Unterstützung in Unterhaltssachen
angehörigen richten sich die Aufgaben der zen- erfolgt durch das für den Sitz des Oberlandes-
tralen Behörde nach den Artikeln 5, 6, 7 und 12 gerichts, in dessen Bezirk der Antragsteller sei-
dieses Übereinkommens. nen gewöhnlichen Aufenthalt hat, zuständige
Amtsgericht. Für den Bezirk des Kammerge-
(5) Die zentrale Behörde gilt bei eingehenden richts entscheidet das Amtsgericht Pankow/
Ersuchen als bevollmächtigt, im Namen des An- Weißensee.
tragstellers selbst oder im Wege der Untervoll-
macht durch Vertreter außergerichtlich oder ge- (2) Das Vorprüfungsverfahren ist ein Justizver-
richtlich tätig zu werden. Sie ist insbesondere waltungsverfahren.
befugt, den Unterhaltsanspruch im Wege eines
Vergleichs oder eines Anerkenntnisses zu re- (3) Für das Vorprüfungsverfahren werden keine
geln. Falls erforderlich, darf sie auch einen Un- Kosten erhoben.
terhaltsantrag stellen und die Vollstreckung ei-
nes Unterhaltstitels betreiben. §8
(6) Die zentrale Behörde übermittelt die von Inhalt und Form des Antrages
den Verpflichteten eingezogenen Unterhaltsgel-
der an die Berechtigten nach den für Haushalts- (1) Der Inhalt eines an einen anderen Mitglied-
mittel des Bundes geltenden Regeln. Satz 1 gilt staat mit Ausnahme des Königreichs Dänemark
für die Rückübermittlung überzahlter Beträge gerichteten Antrages richtet sich nach Artikel 57
oder für andere bei der Wahrnehmung der Auf- der Verordnung (EG) Nr. 4/2009.
gaben der zentralen Behörde erforderlich wer-
dende Zahlungen entsprechend. (2) Der Inhalt eines an einen anderen Vertrags-
staat des Haager Übereinkommens vom 23. No-
§6 vember 2007 über die internationale Geltend-
machung der Unterhaltsansprüche von Kindern
Unterstützung durch das Jugendamt und anderen Familienangehörigen gerichte-
ten Antrages richtet sich nach Artikel 11 dieses
Wird die zentrale Behörde tätig, um Unterhalts- Übereinkommens.
ansprüche Minderjähriger und junger Volljähri-
ger, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet (3) In den nicht von den Absätzen 1 und 2 er-
haben, geltend zu machen und durchzusetzen, fassten Fällen soll der Antrag alle Angaben
kann sie das Jugendamt um Unterstützung er- enthalten, die für die Geltendmachung des
suchen. Anspruchs von Bedeutung sein können, insbe-
sondere
46
seine Beschäftigung, soweit der Berechtigte verfolgung hinreichende Aussicht auf Erfolg
diese Angaben kennt, und haben würde,
(1) Der Vorstand des Amtsgerichts oder der im Übersetzung des Antrages
Rahmen der Verteilung der Justizverwaltungs-
geschäfte bestimmte Richter prüft (1) Der Antragsteller hat dem Antrag nebst An-
lagen von einem beeidigten Übersetzer beglau-
1. in Verfahren mit förmlicher Gegenseitigkeit bigte Übersetzungen in der Sprache des zu er-
(§ 1 Absatz 1 Satz 1 Nummer 3), ob nach dem suchenden Staates beizufügen. Dies gilt auch
deutschen Recht die beabsichtigte Rechts- für Schriftstücke, die die ausländische zent-
rale Behörde im weiteren Verlauf des Verfah-
47
rens anfordert. Die Artikel 20, 28, 40, 59 und 66 § 12
der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 bleiben hier-
von unberührt. Ist im Anwendungsbereich des Registrierung eines bestehenden
jeweils auszuführenden völkerrechtlichen Ver- Titels im Ausland
trages eine Übersetzung von Schriftstücken in
eine Sprache erforderlich, die der zu ersuchende Liegt über den Unterhaltsanspruch bereits eine
Staat für zulässig erklärt hat, so ist die Überset- inländische gerichtliche Entscheidung oder ein
zung von einer Person zu erstellen, die zur An- sonstiger Titel im Sinne des § 3 Nummer 5 vor,
fertigung von Übersetzungen in einem der Ver- so kann der Berechtigte auch ein Ersuchen auf
tragsstaaten befugt ist. Registrierung der Entscheidung im Ausland stel-
len, soweit das dort geltende Recht dies vor-
(2) Beschafft der Antragsteller trotz Auffor- sieht. Die §§ 7 bis 11 sind entsprechend anzu-
derung durch die zentrale Behörde die erfor- wenden;
derliche Übersetzung nicht selbst, veranlasst
die zentrale Behörde die Übersetzung auf sei- eine Prüfung der Gesetzmäßigkeit des vorgeleg-
ne Kosten. ten inländischen Titels findet nicht statt.
(4) § 1077 Absatz 4 der Zivilprozessordnung (2) Die Richtigkeit der Übersetzung ist von einer
bleibt unberührt. Person zu beglaubigen, die in den nachfolgend
genannten Staaten hierzu befugt ist:
§ 11
1. in einem der Mitgliedstaaten oder in einem
Weiterleitung des Antrages durch anderen Vertragsstaat des Abkommens über
die zentrale Behörde den Europäischen Wirtschaftsraum;
(1) Die zentrale Behörde prüft, ob der Antrag 2. in einem Vertragsstaat des jeweils auszufüh-
den förmlichen Anforderungen des einzulei- renden völkerrechtlichen Vertrages oder
tenden ausländischen Verfahrens genügt. Sind
diese erfüllt, so leitet sie den Antrag an die im 3. in einem Staat, mit dem die Gegenseitig-
Ausland zuständige Stelle weiter. Soweit erfor- keit förmlich verbürgt ist (§ 1 Absatz 1 Satz 1
derlich, fügt sie dem Ersuchen eine Übersetzung Nummer 3).
dieses Gesetzes bei.
(3) Die zentrale Behörde kann es ablehnen, tätig
(2) Die zentrale Behörde überwacht die ord- zu werden, solange Mitteilungen oder beizufü-
nungsmäßige Erledigung des Ersuchens. gende Schriftstücke nicht in deutscher Sprache
abgefasst oder in die deutsche Sprache über-
(3) Lehnt die zentrale Behörde die Weiterlei- setzt sind. Im Anwendungsbereich der Verord-
tung des Antrages ab, ist § 9 Absatz 2 Satz 2 und nung (EG) Nr. 4/2009 ist sie hierzu jedoch nur
3 entsprechend anzuwenden. befugt, wenn sie nach dieser Verordnung eine
Übersetzung verlangen darf.
(4) Fragen, die die ausländische zentrale Be-
hörde an die deutsche zentrale Behörde über- (4) Die zentrale Behörde kann in Verfahren mit
mittelt, leitet diese an das nach § 7 Absatz 1 zur förmlicher Gegenseitigkeit (§ 1 Absatz 1 Satz 1
Vorprüfung aufgerufene Gericht weiter. Dieses Nummer 3) im Verkehr mit bestimmten Staa-
veranlasst die Beantwortung der Fragen und lei- ten oder im Einzelfall von dem Erfordernis ei-
tet die Antworten an die deutsche zentrale Be- ner Übersetzung absehen und die Übersetzung
hörde zurück. Das weitere Verfahren bei der selbst besorgen.
deutschen zentralen Behörde richtet sich nach
Absatz 1.
48
§ 14 Abschnitt 4
Datenerhebung durch die zentrale Behörde
Inhalt und Form des Antrages
§ 16
(1) Der Inhalt eines Antrages aus einem ande-
ren Mitgliedstaat mit Ausnahme des Königreichs Auskunftsrecht der zentralen Behörde zur
Dänemark richtet sich nach Artikel 57 der Ver- Herbeiführung oder Änderung eines Titels
ordnung (EG) Nr. 4/2009.
(1) Ist der gegenwärtige Aufenthaltsort des Be-
(2) Der Inhalt eines Antrages aus einem ande- rechtigten oder des Verpflichteten nicht be-
ren Vertragsstaat des Haager Übereinkommens kannt, so darf die zentrale Behörde zur Erfül-
vom 23. November 2007 über die internationale lung der ihr nach § 5 obliegenden Aufgaben bei
Geltendmachung der Unterhaltsansprüche von einer zuständigen Meldebehörde Angaben zu
Kindern und anderen Familienangehörigen rich- dessen Anschriften sowie zu dessen Haupt- und
tet sich nach Artikel 11 dieses Übereinkommens. Nebenwohnung erheben.
(3) In den nicht von den Absätzen 1 und 2 er- (2) Soweit der Aufenthaltsort nach Absatz 1
fassten Fällen soll der Antrag alle Angaben nicht zu ermitteln ist, darf die zentrale Behörde
enthalten, die für die Geltendmachung des folgende Daten erheben:
Anspruchs von Bedeutung sein können, insbe-
sondere 1. von den Trägern der gesetzlichen Rentenver-
sicherung die dort bekannte derzeitige An-
1. bei einer Indexierung einer titulierten Unter- schrift, den derzeitigen oder zukünftigen
haltsforderung die Modalitäten für die Be- Aufenthaltsort des Betroffenen;
rechnung dieser Indexierung und
2. vom Kraftfahrt-Bundesamt die Halterdaten
2. bei einer Verpflichtung zur Zahlung von ge- des Betroffenen nach § 33 Absatz 1 Satz 1
setzlichen Zinsen den gesetzlichen Zinssatz Nummer 2 des Straßenverkehrsgesetzes;
sowie den Beginn der Zinspflicht.
3. wenn der Betroffene ausländischen Streit-
Im Übrigen gilt § 8 Absatz 3 entsprechend. kräften angehört, die in Deutschland statio-
niert sind, von der zuständigen Behörde der
(4) In den Fällen des Absatzes 3 soll der An- Truppe die ladungsfähige Anschrift des Be-
trag vom Antragsteller, von dessen gesetzlichem troffenen.
Vertreter oder von einem bevollmächtigten Ver-
treter unter Beifügung einer Vollmacht unter- (3) Kann die zentrale Behörde den Aufenthalts-
schrieben und mit einer Stellungnahme der ort des Verpflichteten nach den Absätzen 1 und
ausländischen Stelle versehen sein, die den An- 2 nicht ermitteln, darf sie einen Suchvermerk im
trag entgegengenommen und geprüft hat. Die- Zentralregister veranlassen.
se Stellungnahme soll auch den am Wohnort
des Berechtigten erforderlichen Unterhaltsbe- § 17
trag nennen. Der Antrag und die Anlagen sollen
zweifach übermittelt werden. Die zugehörigen Auskunftsrecht zum Zweck der
Personenstandsurkunden und andere sachdien- Anerkennung, Vollstreckbarerklärung
liche Schriftstücke sollen beigefügt und sonstige und Vollstreckung eines Titels
Beweismittel genau bezeichnet sein.
(1) Ist die Unterhaltsforderung tituliert und
§ 15 weigert sich der Schuldner, auf Verlangen der
zentralen Behörde Auskunft über sein Einkom-
Behandlung einer vorläufigen Entscheidung men und Vermögen zu erteilen, oder ist bei ei-
ner Vollstreckung in die vom Schuldner angege-
In Verfahren mit förmlicher Gegenseitigkeit (§ 1 benen Vermögensgegenstände eine vollständige
Absatz 1 Satz 1 Nummer 3) gilt eine ausländi- Befriedigung des Gläubigers nicht zu erwar-
sche Entscheidung, die ohne die Anhörung des ten, stehen der zentralen Behörde zum Zweck
Verpflichteten vorläufig und vorbehaltlich der der Anerkennung, Vollstreckbarerklärung und
Bestätigung durch das ersuchte Gericht ergan- Vollstreckung eines Titels die in § 16 geregelten
gen ist, als eingehendes Ersuchen auf Erwirkung Auskunftsrechte zu. Die zentrale Behörde darf
eines Unterhaltstitels. § 8 Absatz 3 und § 14 Ab- nach vorheriger Androhung außerdem
satz 3 Satz 1 gelten entsprechend.
1. von den Trägern der gesetzlichen Renten-
versicherung den Namen, die Vornamen,
die Firma sowie die Anschriften der derzei-
49
tigen Arbeitgeber der versicherungspflichti- Abschnitt 5
gen Beschäftigungsverhältnisse des Schuld- Verfahrenskostenhilfe
ners erheben;
§ 20
2. bei dem zuständigen Träger der Grundsiche-
rung für Arbeitsuchende einen Leistungsbe- Voraussetzungen für die Bewilligung
zug nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- von Verfahrenskostenhilfe
buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende
– abfragen; Auf die Bewilligung von Verfahrenskostenhil-
fe ist § 113 Absatz 1 des Gesetzes über das Ver-
3. das Bundeszentralamt für Steuern ersuchen, fahren in Familiensachen und in den Angele-
bei den Kreditinstituten die in § 93b Absatz genheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in
1 der Abgabenordnung bezeichneten Daten Verbindung mit den §§ 114 bis 127 der Zivilpro-
des Schuldners abzurufen (§ 93 Absatz 8 der zessordnung entsprechend anzuwenden, soweit
Abgabenordnung); in diesem Gesetz nichts anderes bestimmt ist.
(2) Daten über das Vermögen des Schuldners (1) Abweichend von § 1077 Absatz 1 Satz 1 der
darf die zentrale Behörde nur erheben, wenn Zivilprozessordnung erfolgt in Unterhaltssa-
dies für die Vollstreckung erforderlich ist. chen die Entgegennahme und Übermittlung von
Anträgen natürlicher Personen auf grenzüber-
§ 18 schreitende Verfahrenskostenhilfe nach § 1076
der Zivilprozessordnung durch das für den Sitz
Benachrichtigung über die Datenerhebung des Oberlandesgerichts, in dessen Bezirk der
Antragsteller seinen gewöhnlichen Aufenthalt
(1) Die zentrale Behörde benachrichtigt den hat, zuständige Amtsgericht. Für den Bezirk des
Antragsteller grundsätzlich nur darüber, ob ein Kammergerichts entscheidet das Amtsgericht
Auskunftsersuchen nach den §§ 16 und 17 er- Pankow-Weißensee.
folgreich war.
(2) Für eingehende Ersuchen gilt § 1078 Absatz
(2) Die zentrale Behörde hat den Betroffe- 1 Satz 1 der Zivilprozessordnung.
nen unverzüglich über die Erhebung von Daten
nach den §§ 16 und 17 zu benachrichtigen, es § 22
sei denn, die Vollstreckung des Titels würde da-
durch vereitelt oder wesentlich erschwert wer- Verfahrenskostenhilfe nach Artikel 46 der
den. Ungeachtet des Satzes 1 hat die Benach- Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und den Artikeln
richtigung spätestens 90 Tage nach Erhalt der 14 bis 17 des Haager Übereinkommens vom
Auskunft zu erfolgen. 23. November 2007 über die internationale
Geltendmachung der Unterhaltsansprüche von
§ 19 Kindern und anderen Familienangehörigen
Übermittlung und Löschung von Daten (1) Eine Person, die das 21. Lebensjahr noch
nicht vollendet hat, erhält unabhängig von ihren
(1) Die zentrale Behörde darf personenbezo- wirtschaftlichen Verhältnissen Verfahrenskos-
gene Daten an andere öffentliche und nichtöf- tenhilfe für Anträge
fentliche Stellen übermitteln, wenn dies zur Er-
füllung der ihr nach § 5 obliegenden Aufgaben 1. nach Artikel 56 der Verordnung (EG) Nr.
erforderlich ist. Die Daten dürfen nur für den 4/2009 gemäß Artikel 46 dieser Verord-
Zweck verwendet werden, für den sie übermit- nung und
telt worden sind.
2. nach Kapitel III des Haager Übereinkom-
(2) Daten, die zum Zweck der Anerkennung, mens vom 23. November 2007 über die in-
Vollstreckbarerklärung oder Vollstreckung nicht ternationale Geltendmachung der Unter-
oder nicht mehr erforderlich sind, hat die zen- haltsansprüche von Kindern und anderen
trale Behörde unverzüglich zu löschen. Die Lö- Familienangehörigen gemäß Artikel 15 dieses
schung ist zu protokollieren. § 35 Absatz 3 des Übereinkommens.
Bundesdatenschutzgesetzes bleibt unberührt.
50
Durch die Bewilligung von Verfahrenskosten- dem Vermögen zu zahlende Beträge zu leis-
hilfe wird sie endgültig von der Zahlung der in ten. Durch die Bewilligung von Verfahrenskos-
§ 122 Absatz 1 der Zivilprozessordnung genann- tenhilfe wird der Berechtigte endgültig von der
ten Kosten befreit. Absatz 3 bleibt unberührt. Zahlung der in § 122 Absatz 1 der Zivilprozes-
sordnung genannten Kosten befreit, sofern die
(2) Die Bewilligung von Verfahrenskostenhil- Bewilligung nicht nach § 124 Absatz 1 Nummer
fe kann nur abgelehnt werden, wenn der Antrag 1 der Zivilprozessordnung aufgehoben wird.
mutwillig oder offensichtlich unbegründet ist.
In den Fällen des Artikels 56 Absatz 1 Buchsta-
be a und b der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und Abschnitt 6
des Artikels 10 Absatz 1 Buchstabe a und b des Ergänzende
Haager Übereinkommens vom 23. November Zuständigkeitsregelungen;
2007 über die internationale Geltendmachung Zuständigkeitskonzentration
der Unterhaltsansprüche von Kindern und an-
deren Familienangehörigen und in Bezug auf § 25
die von Artikel 20 Absatz 4 dieses Übereinkom-
mens erfassten Fälle werden die Erfolgsaussich- Internationale Zuständigkeit nach Artikel 3
ten nicht geprüft. Buchstabe c der Verordnung (EG) Nr. 4/2009
(3) Unterliegt der Antragsteller in einem ge- (1) Die deutschen Gerichte sind in Unterhalts-
richtlichen Verfahren, kann das Gericht gemäß sachen nach Artikel 3 Buchstabe c der Verord-
Artikel 67 der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und nung (EG) Nr. 4/2009 zuständig, wenn
gemäß Artikel 43 des Haager Übereinkommens
vom 23. November 2007 über die internationale 1. Unterhalt im Scheidungs- oder Aufhebungs-
Geltendmachung der Unterhaltsansprüche von verbund geltend gemacht wird und die deut-
Kindern und anderen Familienangehörigen eine schen Gerichte für die Ehe- oder die Le-
Erstattung der im Wege der Verfahrenskosten- benspartnerschaftssache nach den folgenden
hilfe verauslagten Kosten verlangen, wenn dies Bestimmungen zuständig sind:
unter Berücksichtigung der finanziellen Verhält-
nisse des Antragstellers der Billigkeit entspricht. a) im Anwendungsbereich der Verordnung
(EG) Nr. 2201/2003 des Rates vom 27. No-
§ 23 vember 2003 über die Zuständigkeit und
die Anerkennung von Entscheidungen
Verfahrenskostenhilfe für die Anerkennung, in Ehesachen und in Verfahren betref-
Vollstreckbarerklärung und Vollstreckung fend die elterliche Verantwortung und
von unterhaltsrechtlichen Titeln zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.
1347/2000 (ABl. L 338 vom 23.12.2003,
Hat der Antragsteller im Ursprungsstaat für das S. 1) nach Artikel 3 Absatz 1 dieser Ver-
Erkenntnisverfahren ganz oder teilweise Ver- ordnung,
fahrenskostenhilfe erhalten, ist ihm für das Ver-
fahren der Anerkennung, Vollstreckbarerklärung b) nach § 98 Absatz 1 des Gesetzes über
und Vollstreckung der Entscheidung Verfah- das Verfahren in Familiensachen und in
renskostenhilfe zu bewilligen. Durch die Bewil- den Angelegenheiten der freiwilligen Ge-
ligung von Verfahrenskostenhilfe wird der An- richtsbarkeit oder
tragsteller endgültig von der Zahlung der in
§ 122 Absatz 1 der Zivilprozessordnung genann- c) nach § 103 Absatz 1 des Gesetzes über
ten Kosten befreit. Dies gilt nicht, wenn die Be- das Verfahren in Familiensachen und in
willigung nach § 124 Absatz 1 Nummer 1 der Zi- den Angelegenheiten der freiwilligen Ge-
vilprozessordnung aufgehoben wird. richtsbarkeit;
51
b) § 100 Nummer 2 des Gesetzes über das verordnung einem anderen Amtsgericht des
Verfahren in Familiensachen und in den Oberlandesgerichtsbezirks oder, wenn in ei-
Angelegenheiten der freiwilligen Ge- nem Land mehrere Oberlandesgerichte errich-
richtsbarkeit. tet sind, einem Amtsgericht für die Bezirke aller
oder mehrerer Oberlandesgerichte zuzuweisen.
(2) Absatz 1 Nummer 1 Buchstabe b und c ist Die Landesregierungen können diese Ermächti-
nicht anzuwenden, wenn deutsche Gerichte auf gung durch Rechtsverordnung auf die Landes-
Grund der deutschen Staatsangehörigkeit nur justizverwaltungen übertragen.
eines der Beteiligten zuständig sind.
§ 28
§ 26
Zuständigkeitskonzentration;
Örtliche Zuständigkeit Verordnungsermächtigung
(1) Örtlich zuständig nach Artikel 3 Buchstabe (1) Wenn ein Beteiligter seinen gewöhnlichen
c der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 ist das Amts- Aufenthalt nicht im Inland hat, entscheidet über
gericht, Anträge in Unterhaltssachen in den Fällen des
Artikels 3 Buchstabe a und b der Verordnung
1. bei dem die Ehe- oder Lebenspartnerschafts- (EG) Nr. 4/2009 das für den Sitz des Oberlan-
sache im ersten Rechtszug anhängig ist oder desgerichts, in dessen Bezirk der Antragsgeg-
war, solange die Ehe- oder Lebenspartner- ner oder der Berechtigte seinen gewöhnlichen
schaftssache anhängig ist; Aufenthalt hat, zuständige Amtsgericht. Für den
Bezirk des Kammergerichts ist das Amtsgericht
2. bei dem das Verfahren auf Feststellung der Pankow/Weißensee zuständig.
Vaterschaft im ersten Rechtszug anhängig ist,
wenn Kindesunterhalt im Rahmen eines Ab- (2) Die Landesregierungen werden ermächtigt,
stammungsverfahrens geltend gemacht wird. diese Zuständigkeit durch Rechtsverordnung ei-
nem anderen Amtsgericht des Oberlandesge-
In den Fällen des Satzes 1 Nummer 2 gilt für richtsbezirks oder, wenn in einem Land meh-
den Erlass einer einstweiligen Anordnung § 248 rere Oberlandesgerichte errichtet sind, einem
Absatz 2 des Gesetzes über das Verfahren in Fa- Amtsgericht für die Bezirke aller oder mehre-
miliensachen und in den Angelegenheiten der rer Oberlandesgerichte zuzuweisen. Die Landes-
freiwilligen Gerichtsbarkeit. regierungen können diese Ermächtigung durch
Rechtsverordnung auf die Landesjustizverwal-
(2) § 233 des Gesetzes über das Verfahren in Fa- tungen übertragen.
miliensachen und in den Angelegenheiten der
freiwilligen Gerichtsbarkeit bleibt unberührt. § 29
§ 27 Zuständigkeit im Anwendungsbereich
der Verordnung (EG) Nr. 1896/2006
Örtliche Zuständigkeit für die
Auffang- und Notzuständigkeit; In Bezug auf die Zuständigkeit im Anwendungs-
Verordnungsermächtigung bereich der Verordnung (EG) Nr. 1896/2006 des
Europäischen Parlaments und des Rates vom
(1) Sind die deutschen Gerichte nach Artikel 6 12. Dezember 2006 zur Einführung eines Eu-
oder Artikel 7 der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 ropäischen Mahnverfahrens (ABl. L 399 vom
international zuständig, so entscheidet das 30.12.2006, S. 1) bleibt § 1087 der Zivilprozess-
Amtsgericht, das für den Sitz desjenigen Ober- ordnung unberührt.
landesgerichts zuständig ist, in dessen Bezirk die
Beteiligten ihren letzten inländischen gemein-
samen Wohnsitz hatten oder an den der ausrei-
chende Bezug zur Bundesrepublik Deutschland
im Sinne des Artikels 7 der Verordnung (EG)
Nr. 4/2009 angeknüpft werden kann. § 28 Ab-
satz 1 Satz 2 ist entsprechend anzuwenden. Er-
gibt sich keine örtliche Zuständigkeit eines in-
ländischen Gerichts nach Satz 1 oder Satz 2, so
ist das Amtsgericht Pankow/Weißensee in Ber-
lin örtlich zuständig.
52
Kapitel 2 scheidet das Gericht durch einstweilige Anord-
ANERKENNUNG UND VOLLSTRECKUNG nung. Die Entscheidung ist unanfechtbar.
VON ENTSCHEIDUNGEN
§ 32
53
klausel bedarf. Der Beschluss ist untrennbar mit Anerkennung und Vollstreckung von Ent-
dem ausländischen Titel zu verbinden und dem scheidungen in Zivil- und Handelssachen.
Schuldner zuzustellen.
Die Vorschriften für das Verfahren der Voll-
(4) Gegen die Entscheidung ist die Beschwerde streckbarerklärung durch ein Gericht gelten
nach dem Gesetz über das Verfahren in Famili- sinngemäß.
ensachen und in den Angelegenheiten der frei-
willigen Gerichtsbarkeit statthaft. § 61 des Ge-
setzes über das Verfahren in Familiensachen Abschnitt 3
und in den Angelegenheiten der freiwilligen Ge- Verfahren mit Exequatur nach der
richtsbarkeit ist nicht anzuwenden. Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und den
Abkommen der Europäischen Union
Abschnitt 2
Gerichtliche Zuständigkeit für Verfahren Unterabschnitt 1
zur Anerkennung und Vollstreckbarerklärung Zulassung der Zwangsvollstreckung
ausländischer Entscheidungen aus ausländischen Titeln
§ 35 § 36
1. sich die Person, gegen die sich der Titel rich- (3) Ist der Antrag entgegen § 184 des Gerichts-
tet, gewöhnlich aufhält oder verfassungsgesetzes nicht in deutscher Spra-
che abgefasst, so kann das Gericht von dem
2. die Vollstreckung durchgeführt werden soll. Antragsteller eine Übersetzung verlangen, de-
ren Richtigkeit von einer Person bestätigt wor-
Für den Bezirk des Kammergerichts entscheidet den ist, die in einem der folgenden Staaten hier-
das Amtsgericht Pankow/Weißensee. zu befugt ist:
(2) Die Landesregierungen werden ermächtigt, 1. in einem Mitgliedstaat oder in einem anderen
diese Zuständigkeit durch Rechtsverordnung ei- Vertragsstaat des Abkommens über den Eu-
nem anderen Amtsgericht des Oberlandesge- ropäischen Wirtschaftsraum oder
richtsbezirks oder, wenn in einem Land meh-
rere Oberlandesgerichte errichtet sind, einem 2. in einem Vertragsstaat des jeweils auszufüh-
Amtsgericht für die Bezirke aller oder mehre- renden völkerrechtlichen Vertrages.
rer Oberlandesgerichte zuzuweisen. Die Landes-
regierungen können diese Ermächtigung durch (4) Der Ausfertigung des Titels, der mit der
Rechtsverordnung auf die Landesjustizverwal- Vollstreckungsklausel versehen werden soll,
tungen übertragen. und seiner Übersetzung, soweit eine solche vor-
gelegt wird, sollen je zwei Abschriften beige-
(3) In einem Verfahren, das die Vollstreckbarer- fügt werden.
klärung einer notariellen Urkunde zum Gegen-
stand hat, kann diese Urkunde auch von einem § 37
Notar für vollstreckbar erklärt werden im An-
wendungsbereich Zustellungsempfänger
1. der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 oder (1) Hat der Antragsteller in dem Antrag kei-
nen Zustellungsbevollmächtigten im Sinne des
2. des Übereinkommens vom 30. Oktober 2007 § 184 Absatz 1 Satz 1 der Zivilprozessordnung
über die gerichtliche Zuständigkeit und die benannt, so können bis zur nachträglichen Be-
nennung alle Zustellungen an ihn durch Aufga-
54
be zur Post (§ 184 Absatz 1 Satz 2 und Absatz 2 Titel mit der Vollstreckungsklausel zu versehen
der Zivilprozessordnung) bewirkt werden. ist. In dem Beschluss ist die zu vollstreckende
Verpflichtung in deutscher Sprache wiederzuge-
(2) Absatz 1 gilt nicht, wenn der Antragsteller ben. Zur Begründung des Beschlusses genügt in
einen Verfahrensbevollmächtigten für das Ver- der Regel die Bezugnahme auf die Verordnung
fahren benannt hat, an den im Inland zugestellt (EG) Nr. 4/2009 oder auf den jeweils auszufüh-
werden kann. renden völkerrechtlichen Vertrag sowie auf von
dem Antragsteller vorgelegte Urkunden. Auf die
(3) Die Absätze 1 und 2 sind auf Verfahren nach Kosten des Verfahrens ist § 788 der Zivilprozes-
der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 nicht anzu- sordnung entsprechend anzuwenden.
wenden.
(2) Ist der Antrag nicht zulässig oder nicht be-
§ 38 gründet, so lehnt ihn das Gericht durch mit
Gründen versehenen Beschluss ab. Die Kosten
Verfahren sind dem Antragsteller aufzuerlegen.
(1) Die Entscheidung ergeht ohne mündli- (3) Der Beschluss wird mit Bekanntgabe an die
che Verhandlung. Jedoch kann eine mündli- Beteiligten wirksam.
che Erörterung mit dem Antragsteller oder sei-
nem Bevollmächtigten stattfinden, wenn der § 41
Antragsteller oder der Bevollmächtigte hiermit
einverstanden ist und die Erörterung der Be- Vollstreckungsklausel
schleunigung dient.
(1) Auf Grund des Beschlusses nach § 40 Absatz
(2) Im ersten Rechtszug ist die Vertretung 1 erteilt der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle
durch einen Rechtsanwalt nicht erforderlich. die Vollstreckungsklausel in folgender Form:
55
ausländischen Titel niedergelegten Ansprüche freiwilligen Gerichtsbarkeit ist nicht anzuwen-
oder nur für einen Teil des Gegenstands der Ver- den.
pflichtung zugelassen, so ist die Vollstreckungs-
klausel als „Teil-Vollstreckungsklausel nach § 36 (4) Die Beschwerde des Antragsgegners gegen
des Auslandsunterhaltsgesetzes vom 23. Mai die Zulassung der Zwangsvollstreckung ist ein-
2011 (BGBl. I S. 898)“ zu bezeichnen. zulegen
(3) Die Vollstreckungsklausel ist von dem Ur- 1. im Anwendungsbereich der Verordnung (EG)
kundsbeamten der Geschäftsstelle zu unter- Nr. 4/2009 und des Abkommens vom 19. Ok-
schreiben und mit dem Gerichtssiegel zu verse- tober 2005 zwischen der Europäischen Ge-
hen. Sie ist entweder auf die Ausfertigung des meinschaft und dem Königreich Dänemark
Titels oder auf ein damit zu verbindendes Blatt über die gerichtliche Zuständigkeit und die
zu setzen. Falls eine Übersetzung des Titels vor- Anerkennung und Vollstreckung von Ent-
liegt, ist sie mit der Ausfertigung zu verbinden. scheidungen in Zivil- und Handelssachen in-
nerhalb der Frist des Artikels 32 Absatz 5 der
§ 42 Verordnung (EG) Nr. 4/2009,
(1) Beschwerdegericht ist das Oberlandesge- (1) Das Beschwerdegericht entscheidet durch
richt. Beschluss, der mit Gründen zu versehen ist und
ohne mündliche Verhandlung ergehen kann.
(2) Die Beschwerde gegen die im ersten Rechts- Der Beschwerdegegner ist vor der Entschei-
zug ergangene Entscheidung über den Antrag dung zu hören.
auf Erteilung der Vollstreckungsklausel wird
bei dem Gericht, dessen Beschluss angefochten (2) Solange eine mündliche Verhandlung nicht
wird, durch Einreichen einer Beschwerdeschrift angeordnet ist, können zu Protokoll der Ge-
oder durch Erklärung zu Protokoll der Ge- schäftsstelle Anträge gestellt und Erklärungen
schäftsstelle eingelegt. Der Beschwerdeschrift abgegeben werden. Wird die mündliche Ver-
soll die für ihre Zustellung erforderliche Zahl handlung angeordnet, so gilt für die Ladung
von Abschriften beigefügt werden. § 215 der Zivilprozessordnung.
(3) § 61 des Gesetzes über das Verfahren in Fa- (3) Eine vollständige Ausfertigung des Be-
miliensachen und in den Angelegenheiten der schlusses ist dem Antragsteller und dem An-
56
tragsgegner auch dann von Amts wegen zuzu- § 48
stellen, wenn der Beschluss verkündet worden
ist. Verfahren und Entscheidung über
die Rechtsbeschwerde
(4) Soweit nach dem Beschluss des Beschwer-
degerichts die Zwangsvollstreckung aus dem (1) Der Bundesgerichtshof kann nur überprü-
Titel erstmals zuzulassen ist, erteilt der Ur- fen, ob der Beschluss auf einer Verletzung des
kundsbeamte der Geschäftsstelle des Beschwer- Rechts der Europäischen Union, eines einschlä-
degerichts die Vollstreckungsklausel. § 40 Ab- gigen völkerrechtlichen Vertrages oder sons-
satz 1 Satz 2 und 4, §§ 41 und 42 Absatz 1 sind tigen Bundesrechts oder einer anderen Vor-
entsprechend anzuwenden. Ein Zusatz, dass die schrift beruht, deren Geltungsbereich sich über
Zwangsvollstreckung über Maßregeln zur Siche- den Bezirk eines Oberlandesgerichts hinaus er-
rung nicht hinausgehen darf, ist nur aufzuneh- streckt.
men, wenn das Beschwerdegericht eine Anord-
nung nach § 52 Absatz 2 erlassen hat. Der Inhalt (2) Der Bundesgerichtshof kann über die
des Zusatzes bestimmt sich nach dem Inhalt der Rechtsbeschwerde ohne mündliche Verhand-
Anordnung. lung entscheiden. Auf das Verfahren über die
Rechtsbeschwerde sind die §§ 73 und 74 des
§ 46 Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen
und in den Angelegenheiten der freiwilligen Ge-
Statthaftigkeit und Frist der Rechtsbeschwerde richtsbarkeit entsprechend anzuwenden.
(1) Gegen den Beschluss des Beschwerdege- (3) Soweit die Zwangsvollstreckung aus dem Ti-
richts findet die Rechtsbeschwerde statt. tel erstmals durch den Bundesgerichtshof zu-
gelassen wird, erteilt der Urkundsbeamte der
(2) Die Rechtsbeschwerde ist innerhalb eines Geschäftsstelle dieses Gerichts die Vollstre-
Monats einzulegen. ckungsklausel. § 40 Absatz 1 Satz 2 und 4, §§ 41
und 42 Absatz 1 gelten entsprechend. Ein Zu-
(3) Die Rechtsbeschwerdefrist beginnt mit der satz über die Beschränkung der Zwangsvollstre-
Zustellung des Beschlusses (§ 45 Absatz 3). ckung entfällt.
(1) Die Rechtsbeschwerde wird durch Einrei- Einwendungen des Schuldners, dass bei der
chen der Beschwerdeschrift beim Bundesge- Zwangsvollstreckung die Beschränkung auf Si-
richtshof eingelegt. cherungsmaßregeln nach der Verordnung (EG)
Nr. 4/2009 oder dem auszuführenden völker-
(2) Die Rechtsbeschwerde ist zu begründen. rechtlichen Vertrag oder auf Grund einer auf
§ 71 Absatz 1 Satz 1 des Gesetzes über das Ver- diesem Gesetz beruhenden Anordnung (§ 52
fahren in Familiensachen und in den Angele- Absatz 2) nicht eingehalten werde, oder Ein-
genheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit ist wendungen des Gläubigers, dass eine bestimm-
nicht anzuwenden. Soweit die Rechtsbeschwer- te Maßnahme der Zwangsvollstreckung mit die-
de darauf gestützt wird, dass das Beschwerde- ser Beschränkung vereinbar sei, sind im Wege
gericht von einer Entscheidung des Gerichtshofs der Erinnerung nach § 766 der Zivilprozessord-
der Europäischen Union abgewichen sei, muss nung bei dem Vollstreckungsgericht (§ 764 der
die Entscheidung, von der der angefochtene Be- Zivilprozessordnung) geltend zu machen.
schluss abweicht, bezeichnet werden.
§ 50
57
hen darf, ist der Schuldner befugt, die Zwangs- § 53
vollstreckung durch Leistung einer Sicherheit in
Höhe des Betrages abzuwenden, wegen dessen Unbeschränkte Fortsetzung der durch
der Gläubiger vollstrecken darf. das Gericht des ersten Rechtszuges
zugelassenen Zwangsvollstreckung
(2) Die Zwangsvollstreckung ist einzustellen
und bereits getroffene Vollstreckungsmaßregeln (1) Die Zwangsvollstreckung aus dem Titel,
sind aufzuheben, wenn der Schuldner durch den der Urkundsbeamte der Geschäftsstel-
eine öffentliche Urkunde die zur Abwendung le des Gerichts des ersten Rechtszuges mit der
der Zwangsvollstreckung erforderliche Sicher- Vollstreckungsklausel versehen hat, ist auf An-
heitsleistung nachweist. trag des Gläubigers über Maßregeln zur Siche-
rung hinaus fortzusetzen, wenn das Zeugnis
§ 51 des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle dieses
Gerichts vorgelegt wird, dass die Zwangsvoll-
Versteigerung beweglicher Sachen streckung unbeschränkt stattfinden darf.
Ist eine bewegliche Sache gepfändet und darf (2) Das Zeugnis ist dem Gläubiger auf seinen
die Zwangsvollstreckung nicht über Maßregeln Antrag zu erteilen,
zur Sicherung hinausgehen, so kann das Voll-
streckungsgericht auf Antrag anordnen, dass die 1. wenn der Schuldner bis zum Ablauf der Be-
Sache versteigert und der Erlös hinterlegt wer- schwerdefrist keine Beschwerdeschrift ein-
de, wenn sie der Gefahr einer beträchtlichen gereicht hat,
Wertminderung ausgesetzt ist oder wenn ihre
Aufbewahrung unverhältnismäßige Kosten ver- 2. wenn das Beschwerdegericht die Beschwer-
ursachen würde. de des Schuldners zurückgewiesen und keine
Anordnung nach § 52 Absatz 2 erlassen hat,
§ 52
3. wenn der Bundesgerichtshof die Anordnung
Unbeschränkte Fortsetzung der des Beschwerdegerichts nach § 52 Absatz 2
Zwangsvollstreckung; besondere aufgehoben hat (§ 52 Absatz 3 Satz 2) oder
gerichtliche Anordnungen
4. wenn der Bundesgerichtshof den Titel zur
(1) Weist das Beschwerdegericht die Beschwer- Zwangsvollstreckung zugelassen hat.
de des Schuldners gegen die Zulassung der
Zwangsvollstreckung zurück oder lässt es auf (3) Aus dem Titel darf die Zwangsvollstreckung,
die Beschwerde des Gläubigers die Zwangsvoll- selbst wenn sie auf Maßregeln der Sicherung
streckung aus dem Titel zu, so kann die Zwangs- beschränkt ist, nicht mehr stattfinden, sobald
vollstreckung über Maßregeln zur Sicherung hi- ein Beschluss des Beschwerdegerichts, dass der
naus fortgesetzt werden. Titel zur Zwangsvollstreckung nicht zugelassen
werde, verkündet oder zugestellt ist.
(2) Auf Antrag des Schuldners kann das Be-
schwerdegericht anordnen, dass bis zum Ablauf § 54
der Frist zur Einlegung der Rechtsbeschwerde
oder bis zur Entscheidung über diese Beschwer- Unbeschränkte Fortsetzung der durch
de die Zwangsvollstreckung nicht oder nur ge- das Beschwerdegericht zugelassenen
gen Sicherheitsleistung über Maßregeln zur Si- Zwangsvollstreckung
cherung hinausgehen darf. Die Anordnung darf
nur erlassen werden, wenn glaubhaft gemacht (1) Die Zwangsvollstreckung aus dem Titel, zu
wird, dass die weiter gehende Vollstreckung dem der Urkundsbeamte der Geschäftsstelle
dem Schuldner einen nicht zu ersetzenden des Beschwerdegerichts die Vollstreckungsklau-
Nachteil bringen würde. § 713 der Zivilprozess- sel mit dem Zusatz erteilt hat, dass die Zwangs-
ordnung ist entsprechend anzuwenden. vollstreckung auf Grund der Anordnung des
Gerichts nicht über Maßregeln zur Sicherung
(3) Wird Rechtsbeschwerde eingelegt, so kann hinausgehen darf (§ 45 Absatz 4 Satz 3), ist auf
der Bundesgerichtshof auf Antrag des Schuld- Antrag des Gläubigers über Maßregeln zur Si-
ners eine Anordnung nach Absatz 2 erlassen. cherung hinaus fortzusetzen, wenn das Zeugnis
Der Bundesgerichtshof kann auf Antrag des des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle dieses
Gläubigers eine nach Absatz 2 erlassene Anord- Gerichts vorgelegt wird, dass die Zwangsvoll-
nung des Beschwerdegerichts abändern oder streckung unbeschränkt stattfinden darf.
aufheben.
(2) Das Zeugnis ist dem Gläubiger auf seinen
Antrag zu erteilen,
58
1. wenn der Schuldner bis zum Ablauf der Frist neten völkerrechtlichen Verträgen sind die Vor-
zur Einlegung der Rechtsbeschwerde (§ 46 schriften der §§ 36 bis 56 entsprechend an-
Absatz 2) keine Beschwerdeschrift einge- zuwenden, soweit in diesem Abschnitt nichts
reicht hat, anderes bestimmt ist.
3. wenn der Bundesgerichtshof die Rechts- Das Gericht entscheidet in dem Verfahren nach
beschwerde des Schuldners zurückgewie- § 36 ohne Anhörung des Antragsgegners.
sen hat.
§ 59
Unterabschnitt 4 Beschwerdefrist
Feststellung der Anerkennung einer
ausländischen Entscheidung (1) Die Beschwerde gegen die im ersten Rechts-
zug ergangene Entscheidung über den Antrag
§ 55 auf Erteilung der Vollstreckungsklausel ist in-
nerhalb eines Monats nach Zustellung einzu-
Verfahren legen.
(1) Auf das Verfahren, das die Feststellung zum (2) Muss die Zustellung an den Antragsgeg-
Gegenstand hat, ob eine Entscheidung aus ei- ner im Ausland oder durch öffentliche Bekannt-
nem anderen Staat anzuerkennen ist, sind die machung erfolgen und hält das Gericht die
§§ 36 bis 38, 40 Absatz 2, die §§ 42 bis 45 Ab- Beschwerdefrist nach Absatz 1 nicht für ausrei-
satz 1 bis 3, die §§ 46, 47 sowie 48 Absatz 1 und chend, so bestimmt es in dem Beschluss nach
2 entsprechend anzuwenden. § 40 oder nachträglich durch besonderen Be-
schluss, der ohne mündliche Verhandlung er-
(2) Ist der Antrag auf Feststellung begründet, geht, eine längere Beschwerdefrist. Die nach
so beschließt das Gericht, die Entscheidung an- Satz 1 festgesetzte Frist für die Einlegung der
zuerkennen. Beschwerde ist auf der Bescheinigung über die
bewirkte Zustellung (§ 42 Absatz 1 Satz 2) zu
§ 56 vermerken. Die Bestimmungen über den Beginn
der Beschwerdefrist bleiben auch im Fall der
Kostenentscheidung nachträglichen Festsetzung unberührt.
59
§ 60 keine Unterhaltspflicht nach dem am ge-
wöhnlichen Aufenthaltsort des Verpflichte-
Beschränkung der ten geltenden Recht besteht.
Zwangsvollstreckung kraft Gesetzes
§ 62
Die Zwangsvollstreckung ist auf Sicherungs-
maßregeln beschränkt, solange die Frist zur Ein- Beschwerdeverfahren im Anwendungsbereich
legung der Beschwerde noch läuft und solange des Haager Übereinkommens
über die Beschwerde noch nicht entschieden ist.
(1) Abweichend von § 59 Absatz 2 Satz 1 be-
trägt die Frist für die Beschwerde des Schuld-
Unterabschnitt 2 ners gegen die Zulassung der Zwangsvollstre-
Anerkennung und Vollstreckung von ckung zwei Monate, wenn die Zustellung an den
Unterhaltstiteln nach dem Haager Schuldner im Ausland erfolgen muss.
Übereinkommen vom 23. November 2007
über die internationale Geltendmachung (2) Das Oberlandesgericht kann seine Entschei-
der Unterhaltsansprüche von Kindern und dung über die Beschwerde gegen die Zulassung
anderen Familienangehörigen der Zwangsvollstreckung auf Antrag des Schuld-
ners aussetzen, wenn gegen die Entscheidung
§ 60a im Ursprungsstaat ein ordentliches Rechtsmittel
eingelegt wurde oder die Frist hierfür noch nicht
Beschwerdeverfahren im Bereich verstrichen ist. Im letzteren Fall kann das Ober-
des Haager Übereinkommens landesgericht eine Frist bestimmen, innerhalb
der das Rechtsmittel einzulegen ist. Das Gericht
Abweichend von § 59 gelten für das Beschwer- kann die Zwangsvollstreckung auch von einer
deverfahren die Fristen des Artikels 23 Absatz 6 Sicherheitsleistung abhängig machen.
des Haager Übereinkommens.
(3) Absatz 2 ist in Verfahren auf Feststellung
der Anerkennung einer Entscheidung entspre-
Unterabschnitt 3 chend anwendbar.
Anerkennung und Vollstreckung von
Unterhaltstiteln nach dem Haager
Übereinkommen vom 2. Oktober 1973 Unterabschnitt 4
über die Anerkennung und Vollstreckung Übereinkommen über die gerichtliche
von Unterhaltsentscheidungen Zuständigkeit und die Vollstreckung
gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und
§ 61 Handelssachen vom 16. September 1988
60
Abschnitt 5 gen den Anspruch selbst richten, in einem Ver-
Verfahren bei förmlicher Gegenseitigkeit fahren nach § 120 Absatz 1 des Gesetzes über
das Verfahren in Familiensachen und in den An-
§ 64 gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit in
Verbindung mit § 767 der Zivilprozessordnung
Vollstreckbarkeit ausländischer Titel geltend machen. Handelt es sich bei dem Titel
um eine gerichtliche Entscheidung, so gilt dies
(1) Die Vollstreckbarkeit ausländischer Titel in nur, soweit die Gründe, auf denen die Einwen-
Verfahren mit förmlicher Gegenseitigkeit nach dungen beruhen, erst nach dem Erlass der Ent-
§ 1 Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 richtet sich nach scheidung entstanden sind.
§ 110 Absatz 1 und 2 des Gesetzes über das Ver-
fahren in Familiensachen und in den Angele- (2) Ist die Zwangsvollstreckung aus einem Ti-
genheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Die tel nach einem der in § 1 Absatz 1 Satz 1 Num-
Rechtskraft der Entscheidung ist für die Voll- mer 2 genannten Übereinkommen zugelassen,
streckbarerklärung nicht erforderlich. so kann der Schuldner Einwendungen gegen
den Anspruch selbst in einem Verfahren nach
(2) Ist der ausländische Titel für vollstreckbar § 120 Absatz 1 des Gesetzes über das Verfahren
zu erklären, so kann das Gericht auf Antrag einer in Familiensachen und in den Angelegenheiten
Partei in seinem Vollstreckungsbeschluss den der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Verbindung
in dem ausländischen Titel festgesetzten Un- mit § 767 der Zivilprozessordnung nur geltend
terhaltsbetrag hinsichtlich Höhe und Dauer der machen, wenn die Gründe, auf denen seine Ein-
zu leistenden Zahlungen abändern. Ist die aus- wendungen beruhen, erst entstanden sind:
ländische Entscheidung rechtskräftig, so ist eine
Abänderung nur nach Maßgabe des § 238 des 1. nach Ablauf der Frist, innerhalb derer er die
Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen Beschwerde hätte einlegen können, oder
und in den Angelegenheiten der freiwilligen Ge-
richtsbarkeit zulässig. 2. falls die Beschwerde eingelegt worden ist,
nach Beendigung dieses Verfahrens.
Für die Vollstreckung von ausländischen Unter- (1) Wird der Titel in dem Staat, in dem er er-
haltstiteln gilt § 120 Absatz 1 des Gesetzes über richtet worden ist, aufgehoben oder geändert
das Verfahren in Familiensachen und in den An- und kann der Schuldner diese Tatsache in dem
gelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Verfahren zur Zulassung der Zwangsvollstre-
soweit in der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 und in ckung nicht mehr geltend machen, so kann er
diesem Gesetz nichts anderes bestimmt ist. die Aufhebung oder Änderung der Zulassung in
einem besonderen Verfahren beantragen.
§ 66
(2) Für die Entscheidung über den Antrag ist
Vollstreckungsabwehrantrag das Gericht ausschließlich zuständig, das im ers-
ten Rechtszug über den Antrag auf Erteilung der
(1) Ist ein ausländischer Titel nach der Verord- Vollstreckungsklausel entschieden hat.
nung (EG) Nr. 4/2009 ohne Exequaturverfahren
vollstreckbar oder nach dieser Verordnung oder (3) Der Antrag kann bei dem Gericht schriftlich
einem der in § 1 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 ge- oder zu Protokoll der Geschäftsstelle gestellt
nannten Abkommen für vollstreckbar erklärt, so werden. Über den Antrag kann ohne mündliche
kann der Schuldner Einwendungen, die sich ge- Verhandlung entschieden werden. Vor der Ent-
61
scheidung, die durch Beschluss ergeht, ist der 2. ein nach Artikel 17 der Verordnung (EG)
Gläubiger zu hören. § 45 Absatz 2 und 3 gilt ent- Nr. 4/2009 ohne Exequaturverfahren voll-
sprechend. streckbarer Titel im Ursprungsstaat aufgeho-
ben wurde und der Titel zum Zeitpunkt der
(4) Der Beschluss unterliegt der Beschwerde. Zwangsvollstreckungsmaßnahme noch mit
Die Frist für die Einlegung der Beschwerde be- einem ordentlichen Rechtsmittel hätte ange-
trägt einen Monat. Im Übrigen sind die §§ 58 fochten werden können.
bis 60, 62, 63 Absatz 3 und die §§ 65 bis 74 des
Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen (3) Für die Geltendmachung des Anspruchs ist
und in den Angelegenheiten der freiwilligen Ge- das Gericht ausschließlich zuständig, das im ers-
richtsbarkeit entsprechend anzuwenden. ten Rechtszug über den Antrag, den Titel mit
der Vollstreckungsklausel zu versehen, entschie-
(5) Für die Einstellung der Zwangsvollstreckung den hat. In den Fällen des Absatzes 2 Num-
und die Aufhebung bereits getroffener Vollstre- mer 2 richtet sich die Zuständigkeit nach § 35
ckungsmaßregeln sind die §§ 769 und 770 der Absatz 1 und 2.
Zivilprozessordnung entsprechend anzuwenden.
Die Aufhebung einer Vollstreckungsmaßregel ist
auch ohne Sicherheitsleistung zulässig. Kapitel 4
ENTSCHEIDUNGEN DEUTSCHER
§ 68 GERICHTE; MAHNVERFAHREN
62
b, Artikel 40 Absatz 2 und Artikel 48 Absatz 3 (2) Zur Vervollständigung des Beschlusses sind
der Verordnung (EG) Nr. 4/2009, die Gründe nachträglich abzufassen, von den
Richtern gesondert zu unterschreiben und der
2. der Bescheinigungen nach den Artikeln 54, Geschäftsstelle zu übergeben; die Gründe kön-
57 und 58 des Übereinkommens vom 30. Ok- nen auch von Richtern unterschrieben werden,
tober 2007 über die gerichtliche Zuständig- die bei dem Beschluss nicht mitgewirkt haben.
keit und die Anerkennung und Vollstreckung
von Entscheidungen in Zivil- und Handels- (3) Für die Berichtigung der Sachverhaltsdar-
sachen. stellung in den nachträglich abgefassten Grün-
den gelten § 113 Absatz 1 Satz 2 des Geset-
(2) Soweit nach Absatz 1 die Gerichte für die zes über das Verfahren in Familiensachen und in
Ausstellung des Formblatts oder der Beschei- den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts-
nigungen zuständig sind, werden diese Unter- barkeit und § 320 der Zivilprozessordnung. Je-
lagen von dem Gericht des ersten Rechtszuges doch können bei der Entscheidung über einen
ausgestellt oder, wenn das Verfahren bei einem Antrag auf Berichtigung auch solche Rich-
höheren Gericht anhängig ist, von diesem. Funk- ter mitwirken, die bei dem Beschluss oder der
tionell zuständig ist die Stelle, der die Erteilung nachträglichen Abfassung der Gründe nicht mit-
einer vollstreckbaren Ausfertigung obliegt. Für gewirkt haben.
die Anfechtbarkeit der Entscheidung über die
Ausstellung des Formblatts oder der Bescheini- (4) Die vorstehenden Absätze gelten entspre-
gung gelten die Vorschriften über die Anfecht- chend für die Vervollständigung von Arrestbe-
barkeit der Entscheidung über die Erteilung der fehlen und einstweiligen Anordnungen, die in
Vollstreckungsklausel entsprechend. einem anderen Vertrags- oder Mitgliedstaat gel-
tend gemacht werden sollen und nicht mit einer
(3) Die Ausstellung des Formblatts nach Artikel Begründung versehen sind.
20 Absatz 1 Buchstabe b und Artikel 48 Absatz
3 der Verordnung (EG) Nr. 4/2009 schließt das § 74
Recht auf Erteilung einer Klausel nach § 724 der
Zivilprozessordnung nicht aus. Vollstreckungsklausel zur
Verwendung im Ausland
§ 72
Vollstreckungsbescheide, Arrestbefehle und
Bezifferung dynamisierter Unterhaltstitel einstweilige Anordnungen, deren Zwangsvoll-
zur Zwangsvollstreckung im Ausland streckung in einem anderen Vertrags- oder Mit-
gliedstaat betrieben werden soll, sind auch
Soll ein Unterhaltstitel, der den Unterhalt nach dann mit der Vollstreckungsklausel zu versehen,
§ 1612a des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Pro- wenn dies für eine Zwangsvollstreckung im In-
zentsatz des Mindestunterhalts festsetzt, im land nach § 796 Absatz 1, § 929 Absatz 1 der Zi-
Ausland vollstreckt werden, gilt § 245 des Ge- vilprozessordnung und nach § 53 Absatz 1 und
setzes über das Verfahren in Familiensachen § 119 des Gesetzes über das Verfahren in Fami-
und in den Angelegenheiten der freiwilligen Ge- liensachen und in den Angelegenheiten der frei-
richtsbarkeit. willigen Gerichtsbarkeit nicht erforderlich wäre.
§ 73 § 75
(1) Will ein Beteiligter einen Versäumnis- oder (1) Das Mahnverfahren findet auch statt, wenn
Anerkenntnisbeschluss, der nach § 38 Absatz 4 die Zustellung des Mahnbescheids in einem an-
des Gesetzes über das Verfahren in Familien- deren Vertrags- oder Mitgliedstaat erfolgen
sachen und in den Angelegenheiten der frei- muss. In diesem Fall kann der Anspruch auch
willigen Gerichtsbarkeit in verkürzter Form die Zahlung einer bestimmten Geldsumme in
abgefasst worden ist, in einem anderen Ver- ausländischer Währung zum Gegenstand haben.
trags- oder Mitgliedstaat geltend machen, so ist
der Beschluss auf Antrag dieses Beteiligten zu (2) Macht der Antragsteller geltend, dass das
vervollständigen. Der Antrag kann bei dem Ge- angerufene Gericht auf Grund einer Gerichts-
richt, das den Beschluss erlassen hat, schrift- standsvereinbarung zuständig sei, so hat er dem
lich gestellt oder zu Protokoll der Geschäftsstel- Mahnantrag die erforderlichen Schriftstücke
le erklärt werden. Über den Antrag wird ohne über die Vereinbarung beizufügen.
mündliche Verhandlung entschieden.
63
(3) Die Widerspruchsfrist (§ 692 Absatz 1 Num- gen in Zivil- und Handelssachen (BGBl. 1994
mer 3 der Zivilprozessordnung) beträgt einen II S. 2658) und
Monat.
5. des Haager Übereinkommens vom 2. Okto-
ber 1973 über die Anerkennung und Vollstre-
Kapitel 5 ckung von Unterhaltsentscheidungen (BGBl.
KOSTEN; ÜBERGANGSVORSCHRIFTEN 1986 II S. 826).
64
65
2. EG-UnterhaltsVO
VERORDNUNG (EG) Nr. 4/2009 DES RATES vom 18. Dezember 2008 über die Zuständigkeit, das an-
wendbare Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Zusammenarbeit in
Unterhaltssachen (ABl. 2009 Nr. L 7 S. 1, ber. 2011 Nr. L 131 S. 26, 2013 Nr. L 8 S. 19 und Nr. L 281 S. 29;
zuletzt geändert durch Art. 1 Durchführungsverordnung (EU) 2015/228 vom 17. Februar 2015 (ABI. 2015
Nr. L 49 S. 1)
– nicht-amtliche Veröffentlichung –
– Auszug –
66
11. „verpflichtete Person“ jede natürliche Per- stand zuständig ist, wenn in der Nebensa-
son, die Unterhalt leisten muss oder angeb- che zu diesem Verfahren über eine Unter-
lich leisten muss. haltssache zu entscheiden ist, es sei denn,
diese Zuständigkeit begründet sich einzig
(2) Im Sinne dieser Verordnung schließt der auf der Staatsangehörigkeit einer der Par-
Begriff „Gericht“ auch die Verwaltungsbehör- teien, oder
den der Mitgliedstaaten mit Zuständigkeit in
Unterhaltssachen ein, sofern diese Behörden d) das Gericht, das nach seinem Recht für ein
ihre Unparteilichkeit und das Recht der Partei- Verfahren in Bezug auf die elterliche Ver-
en auf rechtliches Gehör garantieren und ihre antwortung zuständig ist, wenn in der Ne-
Entscheidungen nach dem Recht des Mitglied- bensache zu diesem Verfahren über eine
staats, in dem sie ihren Sitz hat, Unterhaltssache zu entscheiden ist, es
sei denn, diese Zuständigkeit beruht ein-
i) vor Gericht angefochten oder von ei- zig auf der Staatsangehörigkeit einer der
nem Gericht nachgeprüft werden kön- Parteien.
nen und
Artikel 4
ii) eine mit einer Entscheidung eines Ge-
richts zu der gleichen Angelegenheit Gerichtsstandsvereinbarungen
vergleichbare Rechtskraft und Wirk-
samkeit haben. (1) Die Parteien können vereinbaren, dass das
folgende Gericht oder die folgenden Gerichte
Die betreffenden Verwaltungsbehörden sind in eines Mitgliedstaats zur Beilegung von zwischen
Anhang X aufgelistet. Dieser Anhang wird auf ihnen bereits entstandenen oder künftig ent-
Antrag des Mitgliedstaats, in dem die betreffen- stehenden Streitigkeiten betreffend Unterhalts-
de Verwaltungsbehörde ihren Sitz hat, nach dem pflichten zuständig ist bzw. sind:
Verwaltungsverfahren des Artikels 73 Absatz 2
erstellt und geändert. a) ein Gericht oder die Gerichte eines Mit-
gliedstaats, in dem eine der Parteien ihren
(3) Im Sinne der Artikel 3, 4 und 6 tritt der Be- gewöhnlichen Aufenthalt hat;
griff „Wohnsitz“ in den Mitgliedstaaten, die die-
sen Begriff als Anknüpfungspunkt in Familien- b) ein Gericht oder die Gerichte des Mit-
sachen verwenden, an die Stelle des Begriffs gliedstaats, dessen Staatsangehörigkeit
„Staatsangehörigkeit“. eine der Parteien besitzt;
Im Sinne des Artikels 6 gilt, dass Parteien, die c) hinsichtlich Unterhaltspflichten zwischen
ihren „Wohnsitz“ in verschiedenen Gebietsein- Ehegatten oder früheren Ehegatten
heiten desselben Mitgliedstaats haben, ihren
gemeinsamen „Wohnsitz“ in diesem Mitglied- i) das Gericht, das für Streitigkeiten zwi-
staat haben. schen den Ehegatten oder frühe-
ren Ehegatten in Ehesachen zustän-
dig ist, oder
Kapitel II
ZUSTÄNDIGKEIT ii) ein Gericht oder die Gerichte des Mit-
gliedstaats, in dem die Ehegatten min-
Artikel 3 destens ein Jahr lang ihren letzten ge-
meinsamen gewöhnlichen Aufenthalt
Allgemeine Bestimmungen hatten.
67
eine dauerhafte Aufzeichnung der Vereinbarung Der Rechtsstreit muss einen ausreichenden Be-
ermöglichen, erfüllen die Schriftform. zug zu dem Mitgliedstaat des angerufenen Ge-
richts aufweisen.
(3) Dieser Artikel gilt nicht bei einer Streitig-
keit über eine Unterhaltspflicht gegenüber ei- Artikel 8
nem Kind, das noch nicht das 18. Lebensjahr
vollendet hat. Verfahrensbegrenzung
(4) Haben die Parteien vereinbart, dass ein Ge- (1) Ist eine Entscheidung in einem Mitgliedstaat
richt oder die Gerichte eines Staates, der dem oder einem Vertragsstaat des Haager Überein-
am 30. Oktober 2007 in Lugano unterzeichneten kommens von 2007 ergangen, in dem die be-
Übereinkommen über die gerichtliche Zustän- rechtigte Person ihren gewöhnlichen Aufenthalt
digkeit und die Anerkennung und Vollstreckung hat, so kann die verpflichtete Person kein Ver-
von Entscheidungen in Zivil- und Handelssa- fahren in einem anderen Mitgliedstaat einleiten,
chen [18] (nachstehend „Übereinkommen von um eine Änderung der Entscheidung oder eine
Lugano“ genannt) angehört und bei dem es neue Entscheidung herbeizuführen, solange die
sich nicht um einen Mitgliedstaat handelt, aus- berechtigte Person ihren gewöhnlichen Aufent-
schließlich zuständig sein soll bzw. sollen, so ist halt weiterhin in dem Staat hat, in dem die Ent-
dieses Übereinkommen anwendbar, außer für scheidung ergangen ist.
Streitigkeiten nach Absatz 3.
(2) Absatz 1 gilt nicht,
Artikel 5
a) wenn die gerichtliche Zuständigkeit jenes
Durch rügelose Einlassung anderen Mitgliedstaats auf der Grundla-
begründete Zuständigkeit ge einer Vereinbarung nach Artikel 4 zwi-
schen den Parteien festgelegt wurde;
Sofern das Gericht eines Mitgliedstaats nicht
bereits nach anderen Vorschriften dieser Ver- b) wenn die berechtigte Person sich auf-
ordnung zuständig ist, wird es zuständig, wenn grund von Artikel 5 der gerichtlichen Zu-
sich der Beklagte auf das Verfahren einlässt. ständigkeit jenes anderen Mitgliedstaats
Dies gilt nicht, wenn der Beklagte sich einlässt, unterworfen hat;
um den Mangel der Zuständigkeit geltend zu
machen. c) wenn die zuständige Behörde des Ur-
sprungsstaats, der dem Haager Überein-
Artikel 6 kommen von 2007 angehört, ihre Zustän-
digkeit für die Änderung der Entscheidung
Auffangzuständigkeit oder für das Erlassen einer neuen Ent-
scheidung nicht ausüben kann oder die
Ergibt sich weder eine Zuständigkeit eines Ge- Ausübung ablehnt; oder
richts eines Mitgliedstaats gemäß der Artikel 3,
4 und 5 noch eine Zuständigkeit eines Gerichts d) wenn die im Ursprungsstaat, der dem
eines Staates, der dem Übereinkommen von Lu- Haager Übereinkommen von 2007 an-
gano angehört und der kein Mitgliedstaat ist, gehört, ergangene Entscheidung in dem
gemäß der Bestimmungen dieses Übereinkom- Mitgliedstaat, in dem ein Verfahren zur
mens, so sind die Gerichte des Mitgliedstaats Änderung der Entscheidung oder Herbei-
der gemeinsamen Staatsangehörigkeit der Par- führung einer neuen Entscheidung beab-
teien zuständig. sichtigt ist, nicht anerkannt oder für voll-
streckbar erklärt werden kann.
Artikel 7
Artikel 9
Notzuständigkeit
(forum necessitatis) Anrufung eines Gerichts
Ergibt sich keine Zuständigkeit eines Gerichts Für die Zwecke dieses Kapitels gilt ein Gericht
eines Mitgliedstaats gemäß der Artikel 3, 4, 5 als angerufen
und 6, so können die Gerichte eines Mitglied-
staats in Ausnahmefällen über den Rechts- a) zu dem Zeitpunkt, zu dem das verfahrens-
streit entscheiden, wenn es nicht zumutbar ist einleitende Schriftstück oder ein gleich-
oder es sich als unmöglich erweist, ein Verfah- wertiges Schriftstück bei Gericht einge-
ren in einem Drittstaat, zu dem der Rechtsstreit reicht worden ist, vorausgesetzt, dass der
einen engen Bezug aufweist, einzuleiten oder Kläger es in der Folge nicht versäumt hat,
zu führen. die ihm obliegenden Maßnahmen zu tref-
68
fen, um die Zustellung des Schriftstücks Artikel 12
an den Beklagten zu bewirken, oder
Rechtshängigkeit
b) falls die Zustellung an den Beklagten vor
Einreichung des Schriftstücks bei Gericht (1) Werden bei Gerichten verschiedener Mit-
zu bewirken ist, zu dem Zeitpunkt, zu dem gliedstaaten Verfahren wegen desselben An-
die für die Zustellung verantwortliche spruchs zwischen denselben Parteien anhängig
Stelle das Schriftstück erhalten hat, vor- gemacht, so setzt das später angerufene Ge-
ausgesetzt, dass der Kläger es in der Folge richt das Verfahren von Amts wegen aus, bis die
nicht versäumt hat, die ihm obliegenden Zuständigkeit des zuerst angerufenen Gerichts
Maßnahmen zu treffen, um das Schrift- feststeht.
stück bei Gericht einzureichen.
(2) Sobald die Zuständigkeit des zuerst angeru-
Artikel 10 fenen Gerichts feststeht, erklärt sich das später
angerufene Gericht zugunsten dieses Gerichts
Prüfung der Zuständigkeit für unzuständig.
69
Kapitel III Artikel 18
ANWENDBARES RECHT
Sicherungsmaßnahmen
Artikel 15
Eine vollstreckbare Entscheidung umfasst von
Bestimmung des anwendbaren Rechts Rechts wegen die Befugnis, alle auf eine Siche-
rung gerichteten Maßnahmen zu veranlassen,
Das auf Unterhaltspflichten anwendbare Recht die im Recht des Vollstreckungsmitgliedstaats
bestimmt sich für die Mitgliedstaaten, die durch vorgesehen sind.
das Haager Protokoll vom 23. November 2007
über das auf Unterhaltspflichten anzuwenden- Artikel 19
de Recht (nachstehend „Haager Protokoll von
2007“ genannt) gebunden sind, nach jenem Pro- Recht auf Nachprüfung
tokoll.
(1) Ein Antragsgegner, der sich im Ursprungs-
mitgliedstaat nicht auf das Verfahren eingelas-
Kapitel IV sen hat, hat das Recht, eine Nachprüfung der
ANERKENNUNG, VOLLSTRECKBARKEIT Entscheidung durch das zuständige Gericht die-
UND VOLLSTRECKUNG VON ses Mitgliedstaats zu beantragen, wenn
ENTSCHEIDUNGEN
a) ihm das verfahrenseinleitende Schrift-
Artikel 16 stück oder ein gleichwertiges Schriftstück
nicht so rechtzeitig und in einer Weise zu-
Geltungsbereich dieses Kapitels gestellt worden ist, dass er sich verteidi-
gen konnte, oder
(1) Dieses Kapitel regelt die Anerkennung, die
Vollstreckbarkeit und die Vollstreckung der un- b) er aufgrund höherer Gewalt oder auf-
ter diese Verordnung fallenden Entscheidungen. grund außergewöhnlicher Umstände ohne
eigenes Verschulden nicht in der Lage ge-
(2) Abschnitt 1 gilt für Entscheidungen, die in wesen ist, Einspruch gegen die Unter-
einem Mitgliedstaat, der durch das Haager Pro- haltsforderung zu erheben,
tokoll von 2007 gebunden ist, ergangen sind.
es sei denn, er hat gegen die Entscheidung kei-
(3) Abschnitt 2 gilt für Entscheidungen, die in nen Rechtsbehelf eingelegt, obwohl er die Mög-
einem Mitgliedstaat, der nicht durch das Haager lichkeit dazu hatte.
Protokoll von 2007 gebunden ist, ergangen sind.
(2) Die Frist für den Antrag auf Nachprüfung
(4) Abschnitt 3 gilt für alle Entscheidungen. der Entscheidung beginnt mit dem Tag, an dem
der Antragsgegner vom Inhalt der Entscheidung
tatsächlich Kenntnis genommen hat und in der
Abschnitt 1 Lage war, entsprechend tätig zu werden, spä-
In einem Mitgliedstaat, der durch das testens aber mit dem Tag der ersten Vollstre-
Haager Protokoll von 2007 gebunden ist, ckungsmaßnahme, die zur Folge hatte, dass die
ergangene Entscheidungen Vermögensgegenstände des Antragsgegners
ganz oder teilweise dessen Verfügung entzogen
Artikel 17 wurden. Der Antragsgegner wird unverzüglich
tätig, in jedem Fall aber innerhalb einer Frist von
Abschaffung des Exequaturverfahrens 45 Tagen. Eine Verlängerung dieser Frist wegen
weiter Entfernung ist ausgeschlossen.
(1) Eine in einem Mitgliedstaat, der durch das
Haager Protokoll von 2007 gebunden ist, ergan- (3) Weist das Gericht den Antrag auf Nachprü-
gene Entscheidung wird in einem anderen Mit- fung nach Absatz 1 mit der Begründung zurück,
gliedstaat anerkannt, ohne dass es hierfür eines dass keine der Voraussetzungen für eine Nach-
besonderen Verfahrens bedarf und ohne dass prüfung nach jenem Absatz erfüllt ist, bleibt die
die Anerkennung angefochten werden kann. Entscheidung in Kraft.
(2) Eine in einem Mitgliedstaat, der durch das Entscheidet das Gericht, dass eine Nachprüfung
Haager Protokoll von 2007 gebunden ist, er- aus einem der in Absatz 1 genannten Gründe
gangene Entscheidung, die in diesem Staat voll- gerechtfertigt ist, so wird die Entscheidung für
streckbar ist, ist in einem anderen Mitgliedstaat nichtig erklärt. Die berechtigte Person verliert
vollstreckbar, ohne dass es einer Vollstreckbar- jedoch nicht die Vorteile, die sich aus der Unter-
erklärung bedarf. brechung der Verjährungs- oder Ausschlussfris-
70
ten ergeben, noch das Recht, im ursprünglichen Artikel 21
Verfahren möglicherweise zuerkannte Unter-
haltsansprüche rückwirkend geltend zu machen. Verweigerung oder Aussetzung
der Vollstreckung
Artikel 20
(1) Die im Recht des Vollstreckungsmitglied-
Schriftstücke zum Zwecke staats vorgesehenen Gründe für die Verweige-
der Vollstreckung rung oder Aussetzung der Vollstreckung gelten,
sofern sie nicht mit der Anwendung der Absätze
(1) Für die Vollstreckung einer Entscheidung in 2 und 3 unvereinbar sind.
einem anderen Mitgliedstaat legt der Antrag-
steller den zuständigen Vollstreckungsbehörden (2) Die zuständige Behörde des Vollstreckungs-
folgende Schriftstücke vor: mitgliedstaats verweigert auf Antrag der ver-
pflichteten Person die Vollstreckung der Ent-
a) eine Ausfertigung der Entscheidung, die scheidung des Ursprungsgerichts insgesamt
die für ihre Beweiskraft erforderlichen Vo- oder teilweise, wenn das Recht auf Vollstre-
raussetzungen erfüllt, ckung der Entscheidung des Ursprungsgerichts
entweder nach dem Recht des Ursprungsmit-
b) einen Auszug aus der Entscheidung, den gliedstaats oder nach dem Recht des Vollstre-
die zuständige Behörde des Ursprungs- ckungsmitgliedstaats verjährt ist, wobei die län-
mitgliedstaats unter Verwendung des in gere Verjährungsfrist gilt.
Anhang I vorgesehenen Formblatts er-
stellt hat; Darüber hinaus kann die zuständige Behör-
de des Vollstreckungsmitgliedstaats auf Antrag
c) gegebenenfalls ein Schriftstück, aus dem der verpflichteten Person die Vollstreckung der
die Höhe der Zahlungsrückstände und das Entscheidung des Ursprungsgerichts insgesamt
Datum der Berechnung hervorgehen; oder teilweise verweigern, wenn die Entschei-
dung mit einer im Vollstreckungsmitgliedstaat
d) gegebenenfalls eine Transskript oder eine ergangenen Entscheidung oder einer in einem
Übersetzung des Inhalts des in Buchsta- anderen Mitgliedstaat oder einem Drittstaat er-
be b genannten Formblatts in die Amts- gangenen Entscheidung, die die notwendigen
sprache des Vollstreckungsmitgliedstaats Voraussetzungen für ihre Anerkennung im Voll-
oder – falls es in diesem Mitgliedstaat streckungsmitgliedstaat erfüllt, unvereinbar ist.
mehrere Amtssprachen gibt – nach Maß-
gabe des Rechts dieses Mitgliedstaats in Eine Entscheidung, die bewirkt, dass eine frü-
die Verfahrenssprache oder eine der Ver- here Unterhaltsentscheidung aufgrund geän-
fahrenssprachen des Ortes, an dem die derter Umstände geändert wird, gilt nicht als
Vollstreckung betrieben wird, oder in eine unvereinbare Entscheidung im Sinne des Unter-
sonstige Sprache, für die der Vollstre- absatzes 2.
ckungsmitgliedstaat erklärt hat, dass er sie
zulässt. Jeder Mitgliedstaat kann angeben, (3) Die zuständige Behörde des Vollstreckungs-
welche Amtssprache oder Amtssprachen mitgliedstaats kann auf Antrag der verpflichte-
der Organe der Europäischen Union er ten Person die Vollstreckung der Entscheidung
neben seiner oder seinen eigenen für das des Ursprungsgerichts insgesamt oder teilwei-
Ausfüllen des Formblatts zulässt. se aussetzen, wenn das zuständige Gericht des
Ursprungsmitgliedstaats mit einem Antrag auf
(2) Die zuständigen Behörden des Vollstre- Nachprüfung der Entscheidung des Ursprungs-
ckungsmitgliedstaats können vom Antragsteller gerichts nach Artikel 19 befasst wurde.
nicht verlangen, dass dieser eine Übersetzung
der Entscheidung vorlegt. Eine Übersetzung Darüber hinaus setzt die zuständige Behör-
kann jedoch verlangt werden, wenn die Vollstre- de des Vollstreckungsmitgliedstaats auf Antrag
ckung der Entscheidung angefochten wird. der verpflichteten Person die Vollstreckung der
Entscheidung des Ursprungsgerichts aus, wenn
(3) Eine Übersetzung aufgrund dieses Artikels die Vollstreckbarkeit im Ursprungsmitgliedstaat
ist von einer Person zu erstellen, die zur Anferti- ausgesetzt ist.
gung von Übersetzungen in einem der Mitglied-
staaten befugt ist.
71
Artikel 22 den ist, dass er sich verteidigen konnte,
es sei denn, der Antragsgegner hat ge-
Keine Auswirkung auf das Bestehen gen die Entscheidung keinen Rechtsbe-
eines Familienverhältnisses helf eingelegt, obwohl er die Möglichkeit
dazu hatte;
Die Anerkennung und Vollstreckung einer Un-
terhaltsentscheidung aufgrund dieser Verord- c) wenn sie mit einer Entscheidung unver-
nung bewirkt in keiner Weise die Anerkennung einbar ist, die zwischen denselben Par-
von Familien-, Verwandtschafts-, oder ehe- teien in dem Mitgliedstaat, in dem die
rechtlichen Verhältnissen oder Schwägerschaft, Anerkennung geltend gemacht wird, er-
die der Unterhaltspflicht zugrunde liegen, die zu gangen ist;
der Entscheidung geführt hat.
d) wenn sie mit einer früheren Entschei-
dung unvereinbar ist, die in einem ande-
Abschnitt 2 ren Mitgliedstaat oder in einem Drittstaat
In einem Mitgliedstaat, der nicht durch das zwischen denselben Parteien in einem
Haager Protokoll von 2007 gebunden ist, Rechtsstreit wegen desselben Anspruchs
ergangene Entscheidungen ergangen ist, sofern die frühere Entschei-
dung die notwendigen Voraussetzungen
Artikel 23 für ihre Anerkennung in dem Mitglied-
staat erfüllt, in dem die Anerkennung gel-
Anerkennung tend gemacht wird.
(1) Die in einem Mitgliedstaat, der nicht durch Eine Entscheidung, die bewirkt, dass eine frü-
das Haager Protokoll von 2007 gebunden ist, er- here Unterhaltsentscheidung aufgrund geän-
gangenen Entscheidungen werden in den an- derter Umstände geändert wird, gilt nicht als
deren Mitgliedstaaten anerkannt, ohne dass es unvereinbare Entscheidung im Sinne der Buch-
hierfür eines besonderen Verfahrens bedarf. staben c oder d.
Eine Entscheidung wird nicht anerkannt, Eine Entscheidung, die in einem Mitgliedstaat
ergangen ist, der nicht durch das Haager Proto-
a) wenn die Anerkennung der öffentlichen koll von 2007 gebunden ist, die in diesem Staat
Ordnung (ordre public) des Mitgliedstaats, vollstreckbar ist, wird in einem anderen Mit-
in dem sie geltend gemacht wird, offen- gliedstaat vollstreckt, wenn sie dort auf Antrag
sichtlich widersprechen würde. Die Vor- eines Berechtigten für vollstreckbar erklärt wor-
schriften über die Zuständigkeit gehö- den ist.
ren nicht zur öffentlichen Ordnung (ordre
public); Artikel 27
72
ziehungsweise die der Kommission von diesem stimmen, innerhalb deren er vorzulegen ist, oder
Mitgliedstaat gemäß Artikel 71 notifiziert wurde. sich mit einem gleichwertigen Schriftstück be-
gnügen oder von der Vorlage des Auszugs be-
(2) Die örtliche Zuständigkeit wird durch den freien, wenn es eine weitere Klärung nicht für
Ort des gewöhnlichen Aufenthalts der Partei, erforderlich hält.
gegen die die Vollstreckung erwirkt werden soll,
oder durch den Ort, an dem die Vollstreckung (2) In dem Fall nach Absatz 1 ist auf Verlangen
durchgeführt werden soll, bestimmt. des Gerichts oder der zuständigen Behörde eine
Übersetzung der Schriftstücke vorzulegen. Die
Artikel 28 Übersetzung ist von einer Person zu erstellen,
die zur Anfertigung von Übersetzungen in ei-
Verfahren nem der Mitgliedstaaten befugt ist.
Nichtvorlage des Auszugs (3) Über den Rechtsbehelf wird nach den Vor-
schriften entschieden, die für Verfahren mit bei-
(1) Wird der Auszug nach Artikel 28 Absatz 1 derseitigem rechtlichen Gehör maßgebend sind.
Buchstabe b nicht vorgelegt, so kann das Ge-
richt oder die zuständige Behörde eine Frist be-
73
(4) Lässt sich die Partei, gegen die die Vollstre- der Partei, gegen die die Vollstreckung erwirkt
ckung erwirkt werden soll, in dem Verfahren werden soll, das Verfahren aus, wenn die Voll-
vor dem mit dem Rechtsbehelf des Antragstel- streckung der Entscheidung im Ursprungsmit-
lers befassten Gericht nicht ein, so ist Artikel 11 gliedstaat wegen der Einlegung eines Rechtsbe-
auch dann anzuwenden, wenn die Partei, gegen helfs einstweilen eingestellt ist.
die die Vollstreckung erwirkt werden soll, ihren
gewöhnlichen Aufenthalt nicht im Hoheitsge- Artikel 36
biet eines Mitgliedstaats hat.
Einstweilige Maßnahmen
(5) Der Rechtsbehelf gegen die Vollstreckbar- einschließlich Sicherungsmaßnahmen
erklärung ist innerhalb von 30 Tagen nach ihrer
Zustellung einzulegen. Hat die Partei, gegen die (1) Ist eine Entscheidung nach diesem Ab-
die Vollstreckung erwirkt werden soll, ihren ge- schnitt anzuerkennen, so ist der Antragsteller
wöhnlichen Aufenthalt im Hoheitsgebiet eines nicht daran gehindert, einstweilige Maßnahmen
anderen Mitgliedstaats als dem, in dem die Voll- einschließlich solcher, die auf eine Sicherung
streckbarerklärung ergangen ist, so beträgt die gerichtet sind, nach dem Recht des Vollstre-
Frist für den Rechtsbehelf 45 Tage und beginnt ckungsmitgliedstaats in Anspruch zu nehmen,
von dem Tage an zu laufen, an dem die Voll- ohne dass es einer Vollstreckbarerklärung nach
streckbarerklärung ihr entweder in Person oder Artikel 30 bedarf.
in ihrer Wohnung zugestellt worden ist. Eine
Verlängerung dieser Frist wegen weiter Entfer- (2) Die Vollstreckbarerklärung umfasst von
nung ist ausgeschlossen. Rechts wegen die Befugnis, solche Maßnahmen
zu veranlassen.
Artikel 33
(3) Solange die in Artikel 32 Absatz 5 vorgese-
Rechtsmittel gegen die Entscheidung hene Frist für den Rechtsbehelf gegen die Voll-
über den Rechtsbehelf streckbarerklärung läuft und solange über den
Rechtsbehelf nicht entschieden ist, darf die
Die über den Rechtsbehelf ergangene Entschei- Zwangsvollstreckung in das Vermögen der Par-
dung kann nur im Wege des Verfahrens ange- tei, gegen die die Vollstreckung erwirkt werden
fochten werden, das der betreffende Mitglied- soll, nicht über Maßnahmen zur Sicherung hin-
staat der Kommission nach Artikel 71 notifiziert ausgehen.
hat.
Artikel 37
Artikel 34
Teilvollstreckbarkeit
Versagung oder Aufhebung
einer Vollstreckbarerklärung (1) Ist durch die Entscheidung über mehrere
mit dem Antrag geltend gemachte Ansprüche
(1) Die Vollstreckbarerklärung darf von dem mit erkannt worden und kann die Vollstreckbarer-
einem Rechtsbehelf nach Artikel 32 oder Artikel klärung nicht für alle Ansprüche erteilt werden,
33 befassten Gericht nur aus einem der in Arti- so erteilt das Gericht oder die zuständige Behör-
kel 24 aufgeführten Gründe versagt oder aufge- de sie für einen oder mehrere dieser Ansprüche.
hoben werden.
(2) Der Antragsteller kann beantragen, dass die
(2) Vorbehaltlich des Artikels 32 Absatz 4 er- Vollstreckbarerklärung nur für einen Teil des
lässt das mit einem Rechtsbehelf nach Artikel Gegenstands der Entscheidung erteilt wird.
32 befasste Gericht seine Entscheidung inner-
halb von 90 Tagen nach seiner Befassung, es sei Artikel 38
denn, dies erweist sich aufgrund außergewöhn-
licher Umstände als nicht möglich. Keine Stempelabgaben oder Gebühren
(3) Das mit einem Rechtsbehelf nach Artikel 33 Im Vollstreckungsmitgliedstaat dürfen im Voll-
befasste Gericht erlässt seine Entscheidung un- streckbarerklärungsverfahren keine nach dem
verzüglich. Streitwert abgestuften Stempelabgaben oder
Gebühren erhoben werden.
Artikel 35
74
Abschnitt 3 Artikel 41
Gemeinsame Bestimmungen
Vollstreckungsverfahren und Bedingungen
Artikel 39 für die Vollstreckung
75
Mitgliedstaat gegenüber jedem Antragsteller Kosten umfasst hätte, wenn der Empfän-
gewährleistet, der seinen Aufenthalt im ersu- ger seinen gewöhnlichen Aufenthalt im
chenden Mitgliedstaat hat. Mitgliedstaat des angerufenen Gerichts
gehabt hätte;
(2) Um einen solchen effektiven Zugang zu ge-
währleisten, leisten die Mitgliedstaaten Prozess- e) Dolmetscherleistungen;
kostenhilfe im Einklang mit diesem Kapitel, so-
fern nicht Absatz 3 gilt. f) Übersetzung der vom Gericht oder von
der zuständigen Behörde verlangten und
(3) In den Fällen gemäß Kapitel VII ist ein Mit- vom Empfänger der Prozesskostenhil-
gliedstaat nicht verpflichtet, Prozesskostenhil- fe vorgelegten Schriftstücke, die für die
fe zu leisten, wenn und soweit die Verfahren in Entscheidung des Rechtsstreits erforder-
diesem Mitgliedstaat es den Parteien gestatten, lich sind;
die Sache ohne Prozesskostenhilfe zu betreiben,
und die Zentrale Behörde die nötigen Dienst- g) Reisekosten, die vom Empfänger der Pro-
leistungen unentgeltlich erbringt. zesskostenhilfe zu tragen sind, wenn das
Recht oder das Gericht des betreffenden
(4) Die Voraussetzungen für den Zugang zu Mitgliedstaats die Anwesenheit der mit
Prozesskostenhilfe dürfen nicht enger als dieje- der Darlegung des Falles des Empfängers
nigen, die für vergleichbare innerstaatliche Fäl- befassten Personen bei Gericht verlan-
le gelten, sein. gen und das Gericht entscheidet, dass die
betreffenden Personen nicht auf andere
(5) In Verfahren, die Unterhaltspflichten be- Weise zur Zufriedenheit des Gerichts ge-
treffen, wird für die Zahlung von Verfahrenskos- hört werden können.
ten keine Sicherheitsleistung oder Hinterlegung
gleich welcher Bezeichnung auferlegt. Artikel 46
Nach diesem Kapitel gewährte Prozesskosten- (1) Der ersuchte Mitgliedstaat leistet unentgelt-
hilfe ist die Unterstützung, die erforderlich ist, liche Prozesskostenhilfe für alle von einer be-
damit die Parteien ihre Rechte in Erfahrung rechtigten Person nach Artikel 56 gestellten An-
bringen und geltend machen können und da- träge in Bezug auf Unterhaltspflichten aus einer
mit sichergestellt werden kann, dass ihre Anträ- Eltern-Kind-Beziehung gegenüber einer Person,
ge, die über die Zentralen Behörden oder direkt die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
an die zuständigen Behörden übermittelt wer-
den, in umfassender und wirksamer Weise be- (2) Ungeachtet des Absatzes 1 kann die zustän-
arbeitet werden. Sie umfasst soweit erforder- dige Behörde des ersuchten Mitgliedstaats in
lich Folgendes: Bezug auf andere Anträge als solche nach Ar-
tikel 56 Absatz 1 Buchstaben a und b die Ge-
a) eine vorprozessuale Rechtsberatung im währung unentgeltlicher Prozesskostenhil-
Hinblick auf eine außergerichtliche Streit- fe ablehnen, wenn sie den Antrag oder einen
beilegung; Rechtsbehelf für offensichtlich unbegründet er-
achtet.
b) den Rechtsbeistand bei Anrufung ei-
ner Behörde oder eines Gerichts und die Artikel 47
rechtliche Vertretung vor Gericht;
Fälle, die nicht unter Artikel 46 fallen
c) eine Befreiung von den Gerichtskosten
und den Kosten für Personen, die mit der (1) In Fällen, die nicht unter Artikel 46 fallen,
Wahrnehmung von Aufgaben während kann vorbehaltlich der Artikel 44 und 45 die Ge-
des Prozesses beauftragt werden, oder währung der Prozesskostenhilfe gemäß dem
eine Unterstützung bei solchen Kosten; innerstaatlichen Recht insbesondere von den
Voraussetzungen der Prüfung der Mittel des
d) in Mitgliedstaaten, in denen die unterlie- Antragstellers oder der Begründetheit des An-
gende Partei die Kosten der Gegenpartei trags abhängig gemacht werden.
übernehmen muss, im Falle einer Prozess-
niederlage des Empfängers der Prozess- (2) Ist einer Partei im Ursprungsmitgliedstaat
kostenhilfe auch die Kosten der Gegen- ganz oder teilweise Prozesskostenhilfe oder
partei, sofern die Prozesskostenhilfe diese Kosten- und Gebührenbefreiung gewährt wor-
76
den, so genießt sie ungeachtet des Absatzes 1 in Kapitel VII
jedem Anerkennungs-, Vollstreckbarerklärungs- ZUSAMMENARBEIT DER
oder Vollstreckungsverfahren hinsichtlich der ZENTRALEN BEHÖRDEN
Prozesskostenhilfe oder der Kosten- und Ge-
bührenbefreiung die günstigste oder umfas- Artikel 49
sendste Behandlung, die das Recht des Vollstre-
ckungsmitgliedstaats vorsieht. Bestimmung der Zentralen Behörden
(3) Hat eine Partei im Ursprungsmitgliedstaat (1) Jeder Mitgliedstaat bestimmt eine Zentrale
ein unentgeltliches Verfahren vor einer in An- Behörde, welche die ihr durch diese Verordnung
hang X aufgeführten Verwaltungsbehörde in übertragenen Aufgaben wahrnimmt.
Anspruch nehmen können, so hat sie ungeach-
tet des Absatzes 1 in jedem Anerkennungs-, (2) Einem Mitgliedstaat, der ein Bundesstaat ist,
Vollstreckbarerklärungs- oder Vollstreckungs- einem Mitgliedstaat mit mehreren Rechtssys-
verfahren Anspruch auf Prozesskostenhilfe temen oder einem Mitgliedstaat, der aus auto-
nach Absatz 2. Zu diesem Zweck muss sie ein nomen Gebietseinheiten besteht, steht es frei,
von der zuständigen Behörde des Ursprungs- mehrere Zentrale Behörden zu bestimmen, de-
mitgliedstaats erstelltes Schriftstück vorgele- ren räumliche und persönliche Zuständigkeit
gen, mit dem bescheinigt wird, dass sie die wirt- er festlegt. Macht ein Mitgliedstaat von dieser
schaftlichen Voraussetzungen erfüllt, um ganz Möglichkeit Gebrauch, so bestimmt er die Zent-
oder teilweise Prozesskostenhilfe oder Kos- rale Behörde, an die Mitteilungen zur Übermitt-
ten- und Gebührenbefreiung in Anspruch neh- lung an die zuständige Zentrale Behörde in die-
men zu können. sem Staat gerichtet werden können. Wurde eine
Mitteilung an eine nicht zuständige Zentrale Be-
Die für die Zwecke dieses Absatzes zuständigen hörde gerichtet, so hat diese die Mitteilung an
Behörden sind in Anhang XI aufgelistet. Dieser die zuständige Zentrale Behörde weiterzuleiten
Anhang wird nach dem Verwaltungsverfahren und den Absender davon in Kenntnis zu setzen.
des Artikels 73 Absatz 2 erstellt und geändert.
(3) Jeder Mitgliedstaat unterrichtet die Kom-
mission im Einklang mit Artikel 71 über die Be-
Kapitel VI stimmung der Zentralen Behörde oder der Zen-
GERICHTLICHE VERGLEICHE UND tralen Behörden sowie über deren Kontaktdaten
ÖFFENTLICHE URKUNDEN und gegebenenfalls deren Zuständigkeit nach
Absatz 2.
Artikel 48
Artikel 50
Anwendung dieser Verordnung auf gerichtliche
Vergleiche und öffentliche Urkunden Allgemeine Aufgaben der Zentralen Behörden
77
Artikel 51 auf die Absicherung des Erfolgs eines an-
hängigen Unterhaltsantrags abzielen, ein-
Besondere Aufgaben der Zentralen Behörden zuleiten oder die Einleitung solcher Ver-
fahren zu erleichtern;
(1) Die Zentralen Behörden leisten bei Anträgen
nach Artikel 56 Hilfe, indem sie insbesondere j) unbeschadet der Verordnung (EG) Nr.
1393/2007 die Zustellung von Schriftstü-
a) diese Anträge übermitteln und entgegen- cken zu erleichtern.
nehmen;
(3) Die Aufgaben, die nach diesem Artikel der
b) Verfahren bezüglich dieser Anträge ein- Zentralen Behörde übertragen sind, können in
leiten oder die Einleitung solcher Verfah- dem vom Recht des betroffenen Mitgliedstaats
ren erleichtern. vorgesehenen Umfang von öffentliche Aufga-
ben wahrnehmenden Einrichtungen oder an-
(2) In Bezug auf diese Anträge treffen die Zen- deren der Aufsicht der zuständigen Behörden
tralen Behörden alle angemessenen Maßnah- dieses Mitgliedstaats unterliegenden Stellen
men, um wahrgenommen werden. Der Mitgliedstaat teilt
der Kommission gemäß Artikel 71 die Bestim-
a) Prozesskostenhilfe zu gewähren oder die mung solcher Einrichtungen oder anderen Stel-
Gewährung von Prozesskostenhilfe zu er- len sowie deren Kontaktdaten und Zuständig-
leichtern, wenn die Umstände es erfor- keit mit.
dern;
(4) Dieser Artikel und Artikel 53 verpflichten
b) dabei behilflich zu sein, den Aufenthalts- eine Zentrale Behörde nicht zur Ausübung von
ort der verpflichteten oder der berech- Befugnissen, die nach dem Recht des ersuch-
tigten Person ausfindig zu machen, ins- ten Mitgliedstaats ausschließlich den Gerich-
besondere in Anwendung der Artikel 61, ten zustehen.
62 und 63;
Artikel 52
c) die Erlangung einschlägiger Informatio-
nen über das Einkommen und, wenn nö- Vollmacht
tig, das Vermögen der verpflichteten oder
der berechtigten Person einschließlich der Die Zentrale Behörde des ersuchten Mitglied-
Belegenheit von Vermögensgegenständen staats kann vom Antragsteller eine Vollmacht
zu erleichtern, insbesondere in Anwen- nur verlangen, wenn sie in seinem Namen in Ge-
dung der Artikel 61, 62 und 63; richtsverfahren oder in Verfahren vor anderen
Behörden tätig wird, oder um einen Vertreter für
d) gütliche Regelungen zu fördern, um die diese Zwecke zu bestimmen.
freiwillige Zahlung von Unterhalt zu errei-
chen, wenn angebracht durch Mediation, Artikel 53
Schlichtung oder ähnliche Mittel;
Ersuchen um Durchführung
e) die fortlaufende Vollstreckung von Un- besonderer Maßnahmen
terhaltsentscheidungen einschließlich der
Zahlungsrückstände zu erleichtern; (1) Eine Zentrale Behörde kann unter Angabe
der Gründe eine andere Zentrale Behörde auch
f) die Eintreibung und zügige Überweisung dann ersuchen, angemessene besondere Maß-
von Unterhalt zu erleichtern; nahmen nach Artikel 51 Absatz 2 Buchstaben b,
c, g, h, i und j zu treffen, wenn kein Antrag nach
g) unbeschadet der Verordnung (EG) Nr. Artikel 56 anhängig ist. Die ersuchte Zentra-
1206/2001 die Beweiserhebung, sei es le Behörde trifft, wenn sie es für notwendig er-
durch Urkunden oder durch andere Be- achtet, angemessene Maßnahmen, um einem
weismittel, zu erleichtern; potenziellen Antragsteller bei der Einreichung
eines Antrags nach Artikel 56 oder bei der Fest-
h) bei der Feststellung der Abstammung Hil- stellung behilflich zu sein, ob ein solcher Antrag
fe zu leisten, wenn dies zur Geltendma- gestellt werden soll.
chung von Unterhaltsansprüchen not-
wendig ist; (2) Im Falle eines Ersuchens hinsichtlich be-
sonderer Maßnahmen im Sinne des Artikels 51
i) Verfahren zur Erwirkung notwendiger vor- Absatz 2 Buchstaben b und c holt die ersuch-
läufiger Maßnahmen, die auf das betref- te Zentrale Behörde die erbetenen Informatio-
fende Hoheitsgebiet beschränkt sind und nen ein, erforderlichenfalls in Anwendung von
78
Artikel 61. Informationen nach Artikel 61 Ab- erstatten lassen, wenn der Antragsteller im Vo-
satz 2 Buchstaben b, c und d dürfen jedoch erst raus zugestimmt hat, dass die Dienstleistungen
eingeholt werden, wenn die berechtigte Person mit einem Kostenaufwand in der betreffenden
eine Ausfertigung einer zu vollstreckenden Ent- Höhe erbracht werden.
scheidung, eines zu vollstreckenden gerichtli-
chen Vergleichs oder einer zu vollstreckenden Artikel 55
öffentlichen Urkunde, gegebenenfalls zusam-
men mit dem Auszug nach den Artikeln 20, 28 Übermittlung von Anträgen
oder 48, vorlegt. über die Zentralen Behörden
Die ersuchte Zentrale Behörde übermittelt die Anträge nach diesem Kapitel sind über die Zent-
eingeholten Informationen an die ersuchende rale Behörde des Mitgliedstaats, in dem der An-
Zentrale Behörde. Wurden diese Informationen tragsteller seinen Aufenthalt hat, bei der Zent-
in Anwendung von Artikel 61 eingeholt, wird da- ralen Behörde des ersuchten Mitgliedstaats zu
bei nur die Anschrift des potenziellen Antrags- stellen.
gegners im ersuchten Mitgliedstaat übermittelt.
Im Rahmen eines Ersuchens im Hinblick auf die Artikel 56
Anerkennung, die Vollstreckbarkeitserklärung
oder die Vollstreckung wird dabei im Übrigen Zur Verfügung stehende Anträge
nur angegeben, ob überhaupt Einkommen oder
Vermögen der verpflichteten Person in diesem (1) Eine berechtigte Person, die Unterhalts-
Staat bestehen. ansprüche nach dieser Verordnung geltend ma-
chen will, kann Folgendes beantragen:
Ist die ersuchte Zentrale Behörde nicht in der
Lage, die erbetenen Informationen zur Verfü- a) Anerkennung oder Anerkennung und
gung zu stellen, so teilt sie dies der ersuchenden Vollstreckbarerklärung einer Entschei-
Zentralen Behörde unverzüglich unter Angabe dung;
der Gründe mit.
b) Vollstreckung einer im ersuchten Mit-
(3) Eine Zentrale Behörde kann auf Ersuchen gliedstaat ergangenen oder anerkannten
einer anderen Zentralen Behörde auch beson- Entscheidung;
dere Maßnahmen in einem Fall mit Auslands-
bezug treffen, der die Geltendmachung von Un- c) Herbeiführen einer Entscheidung im er-
terhaltsansprüchen betrifft und im ersuchenden suchten Mitgliedstaat, wenn keine Ent-
Mitgliedstaat anhängig ist. scheidung vorliegt, einschließlich, soweit
erforderlich, der Feststellung der Abstam-
(4) Die Zentralen Behörden verwenden für Er- mung;
suchen nach diesem Artikel das in Anhang V
vorgesehene Formblatt. d) Herbeiführen einer Entscheidung im er-
suchten Mitgliedstaat, wenn die Anerken-
Artikel 54 nung und Vollstreckbarerklärung einer
Entscheidung, die in einem anderen Staat
Kosten der Zentralen Behörde als dem ersuchten Mitgliedstaat ergangen
ist, nicht möglich ist;
(1) Jede Zentrale Behörde trägt die Kosten, die
ihr durch die Anwendung dieser Verordnung e) Änderung einer im ersuchten Mitglied-
entstehen. staat ergangenen Entscheidung;
(2) Die Zentralen Behörden dürfen vom Antrag- f) Änderung einer Entscheidung, die in ei-
steller für ihre nach dieser Verordnung erbrach- nem anderen Staat als dem ersuchten
ten Dienstleistungen keine Gebühren erheben, Mitgliedstaat ergangen ist.
außer für außergewöhnliche Kosten, die sich
aus einem Ersuchen um besondere Maßnahmen (2) Eine verpflichtete Person, gegen die eine
nach Artikel 53 ergeben. Unterhaltsentscheidung vorliegt, kann Folgen-
des beantragen:
Für die Zwecke dieses Absatzes gelten die Kos-
ten im Zusammenhang mit der Feststellung des a) Anerkennung einer Entscheidung, die die
Aufenthaltsorts der verpflichteten Person nicht Aussetzung oder Einschränkung der Voll-
als außergewöhnlich. streckung einer früheren Entscheidung im
ersuchten Mitgliedstaat bewirkt;
(3) Die ersuchte Zentrale Behörde kann sich die
außergewöhnlichen Kosten nach Absatz 2 nur
79
b) Änderung einer im ersuchten Mitglied- lers im Falle familiärer Gewalt durch eine ande-
staat ergangenen Entscheidung; re Anschrift ersetzt werden, sofern das inner-
staatliche Recht des ersuchten Mitgliedstaats
c) Änderung einer Entscheidung, die in ei- nicht vorschreibt, dass der Antragsteller für die
nem anderen Staat als dem ersuchten Zwecke des Verfahrens seine persönliche An-
Mitgliedstaat ergangen ist. schrift angibt.
(3) Bei Anträgen nach diesem Artikel werden (4) Wenn angebracht und soweit bekannt, muss
der Beistand und die Vertretung nach Artikel 45 der Antrag außerdem Folgendes enthalten:
Buchstabe b durch die Zentrale Behörde des er-
suchten Mitgliedstaats entweder unmittelbar a) Angaben über die finanziellen Verhältnis-
oder über öffentliche Aufgaben wahrnehmen- se der berechtigten Person;
de Einrichtungen oder andere Stellen oder Per-
sonen geleistet. b) Angaben über die finanziellen Verhältnis-
se der verpflichteten Person, einschließ-
(4) Sofern in dieser Verordnung nichts anderes lich des Namens und der Anschrift des
bestimmt ist, werden Anträge gemäß den Ab- Arbeitgebers der verpflichteten Person,
sätzen 1 und 2 nach dem Recht des ersuchten sowie Art und Belegenheit der Vermö-
Mitgliedstaats behandelt und unterliegen den in gensgegenstände der verpflichteten Per-
diesem Mitgliedstaat geltenden Zuständigkeits- son;
vorschriften.
c) alle anderen Angaben, die es gestatten,
Artikel 57 den Aufenthaltsort des Antragsgegners
ausfindig zu machen.
Inhalt des Antrags
(5) Dem Antrag sind alle erforderlichen An-
(1) Für Anträge nach Artikel 56 ist das in An- gaben oder schriftlichen Belege einschließ-
hang VI oder in Anhang VII vorgesehene Form- lich gegebenenfalls Unterlagen zum Nachweis
blatt zu verwenden. des Anspruchs des Antragstellers auf Prozess-
kostenhilfe beizufügen. Anträgen nach Artikel
(2) Anträge nach Artikel 56 müssen mindestens 56 Absatz 1 Buchstaben a und b und Absatz 2
folgende Angaben enthalten: Buchstabe a sind je nach Fall nur die in den Ar-
tikeln 20, 28 oder 48 oder die in Artikel 25 des
a) eine Erklärung in Bezug auf die Art des Haager Übereinkommens von 2007 aufgeführ-
Antrags oder der Anträge; ten Schriftstücke beizufügen.
80
gebenenfalls die von ihr für notwendig erach- Artikel 59
teten zusätzlichen Schriftstücke oder Angaben
an. Innerhalb derselben Frist von 30 Tagen teilt Sprachenregelung
die ersuchte Zentrale Behörde der ersuchenden
Zentralen Behörde den Namen und die Kon- (1) Das Formblatt für das Ersuchen oder den
taktdaten der Person oder Dienststelle mit, die Antrag ist in der Amtssprache des ersuchten
damit beauftragt ist, Fragen im Hinblick auf den Mitgliedstaats oder, wenn es in diesem Mit-
Stand des Antrags zu beantworten. gliedstaat mehrere Amtssprachen gibt, der
Amtssprache oder einer der Amtssprachen des
(4) Innerhalb von 60 Tagen nach der Empfangs- Ortes, an dem sich die betreffende Zentrale Be-
bestätigung unterrichtet die ersuchte Zentrale hörde befindet, oder in einer sonstigen Amts-
Behörde die ersuchende Zentrale Behörde über sprache der Organe der Europäischen Union, die
den Stand des Antrags. der ersuchte Mitgliedstaat für zulässig erklärt
hat, auszufüllen, es sei denn, die Zentrale Be-
(5) Die ersuchende und die ersuchte Zentrale hörde dieses Mitgliedstaats verzichtet auf eine
Behörde unterrichten einander Übersetzung.
a) über die Person oder Dienststelle, die für (2) Unbeschadet der Artikel 20, 28, 40 und 66
einen bestimmten Fall zuständig ist; werden die dem Formblatt für das Ersuchen
oder den Antrag beigefügten Schriftstücke nur
b) über den Stand des Verfahrens dann in die gemäß Absatz 1 bestimmte Sprache
übersetzt, wenn eine Übersetzung für die Ge-
und beantworten Auskunftsersuchen recht- währung der beantragten Hilfe erforderlich ist.
zeitig.
(3) Die sonstige Kommunikation zwischen den
(6) Die Zentralen Behörden behandeln einen Zentralen Behörden erfolgt in der nach Absatz
Fall so zügig, wie es eine sachgemäße Prüfung 1 bestimmten Sprache, sofern die Zentralen Be-
seines Gegenstands zulässt. hörden nichts anderes vereinbaren.
81
der Beschränkungen, die aus Gründen der natio- Artikel 62
nalen oder öffentlichen Sicherheit gerechtfertigt
sind, der ersuchten Zentralen Behörde auf An- Weiterleitung und Verwendung
frage in den Fällen, in denen die ersuchte Zent- der Informationen
rale Behörde keinen direkten Zugang zu diesen
Informationen hat, zur Verfügung. (1) Die Zentralen Behörden leiten die in Artikel
61 Absatz 2 genannten Informationen innerhalb
Die Mitgliedstaaten können die Behörden oder ihres Mitgliedstaats je nach Fall an die zuständi-
Verwaltungen bestimmen, die geeignet sind, der gen Gerichte, die für die Zustellung von Schrift-
ersuchten Zentralen Behörde die Informationen stücken zuständigen Behörden und die mit der
nach Absatz 2 zur Verfügung zu stellen. Nimmt Vollstreckung einer Entscheidung betrauten zu-
ein Mitgliedstaat eine solche Bestimmung vor, ständigen Behörden weiter.
so achtet er darauf, dass er die Behörden und
Verwaltungen so auswählt, dass seine Zentrale (2) Jede Behörde oder jedes Gericht, der/dem
Behörde Zugang zu den erforderlichen Informa- Informationen aufgrund von Artikel 61 übermit-
tionen gemäß diesem Artikel erhält. telt wurden, darf diese nur zur Erleichterung der
Durchsetzung von Unterhaltsforderungen ver-
Andere juristische Personen, die im ersuchten wenden.
Mitgliedstaat über die Informationen nach Ab-
satz 2 verfügen und für ihre Verarbeitung im Mit Ausnahme der Informationen, die sich ein-
Sinne der Richtlinie 95/46/EG verantwortlich zig darauf beziehen, ob eine Anschrift, Einkom-
sind, stellen diese Informationen der ersuchten men oder Vermögen im ersuchten Mitgliedstaat
Zentralen Behörde auf Anfrage zur Verfügung, bestehen, dürfen, vorbehaltlich der Anwendung
wenn sie nach dem Recht des ersuchten Mit- von Verfahrensregeln vor einem Gericht, die In-
gliedstaats dazu befugt sind. formationen nach Artikel 61 Absatz 2 nicht der
Person gegenüber offen gelegt werden, die die
Die ersuchte Zentrale Behörde leitet die so er- ersuchende Zentrale Behörde angerufen hat.
langten Informationen erforderlichenfalls an die
ersuchende Zentrale Behörde weiter. (3) Jede Behörde, die eine ihr aufgrund von Arti-
kel 61 übermittelte Information bearbeitet, be-
(2) Bei den Informationen im Sinne dieses Ar- wahrt diese nur so lange auf, wie es für die Zwe-
tikels muss es sich um solche handeln, über die cke, für die die Information übermittelt wurde,
die Behörden, Verwaltungen oder Personen erforderlich ist.
nach Absatz 1 bereits verfügen. Diese Informa-
tionen sind angemessen und erheblich und ge- (4) Jede Behörde, die ihr aufgrund von Arti-
hen nicht über das Erforderliche hinaus; sie be- kel 61 übermittelte Informationen bearbeitet,
treffen Folgendes: gewährleistet die Vertraulichkeit dieser Infor-
mationen nach Maßgabe des innerstaatlichen
a) Anschrift der verpflichteten oder der be- Rechts.
rechtigten Person,
Artikel 63
b) Einkommen der verpflichteten Person,
Benachrichtigung der von der Erhebung
c) Nennung des Arbeitgebers der verpflich- der Informationen betroffenen Person
teten Person und/oder der Bankverbin-
dung(en) der verpflichteten Person und (1) Die Benachrichtigung der von der Erhebung
der Informationen betroffenen Person über die
d) Vermögen der verpflichteten Person. Übermittlung dieser Informationen in Teilen
oder ihrer Gesamtheit erfolgt gemäß dem inner-
Zur Herbeiführung oder Änderung einer Ent- staatlichen Recht des ersuchten Mitgliedstaats.
scheidung kann die ersuchte Zentrale Behör-
de nur die Angaben nach Buchstabe a anfordern. (2) Falls diese Benachrichtigung die Gefahr
birgt, die wirksame Geltendmachung des Unter-
Für die Anerkennung, Vollstreckbarerklärung haltsanspruchs zu beeinträchtigen, kann sie um
oder Vollstreckung einer Entscheidung kann die höchstens 90 Tage ab dem Tag, an dem die In-
ersuchte Zentrale Behörde alle Angaben nach formationen der ersuchten Zentralen Behörde
Unterabsatz 1 anfordern. Die Angaben nach übermittelt wurden, aufgeschoben werden.
Buchstabe d können jedoch nur dann angefor-
dert werden, wenn die Angaben nach den Buch-
staben b und c nicht ausreichen, um die Voll-
streckung der Entscheidung zu ermöglichen.
82
Kapitel VIII Kapitel IX
ÖFFENTLICHE AUFGABEN ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN UND
WAHRNEHMENDE EINRICHTUNGEN SCHLUSSBESTIMMUNGEN
Artikel 64 Artikel 65
83
(4) Die Anwendung der Richtlinie 95/46/EG a) eine Beschreibung der nationalen Rechts-
bleibt von dieser Verordnung unberührt. vorschriften und Verfahren, die Unter-
haltspflichten betreffen,
Artikel 69
b) eine Beschreibung der zur Erfüllung der
Verhältnis zu bestehenden internationalen Verpflichtungen aus Artikel 51 getroffe-
Übereinkommen und Vereinbarungen nen Maßnahmen,
(1) Diese Verordnung berührt nicht die An- c) eine Beschreibung darüber, wie ein effek-
wendung der Übereinkommen und bilatera- tiver Zugang zum Recht gemäß Artikel 44
len oder multilateralen Vereinbarungen, denen gewährleistet wird, und
ein oder mehrere Mitgliedstaaten zum Zeit-
punkt der Annahme dieser Verordnung angehö- d) eine Beschreibung der nationalen Voll-
ren und die die in dieser Verordnung geregelten streckungsvorschriften und -verfahren,
Bereiche betreffen, unbeschadet der Verpflich- einschließlich Informationen über alle
tungen der Mitgliedstaaten gemäß Artikels 307 Vollstreckungsbeschränkungen, insbeson-
des Vertrags. dere über Vorschriften zum Schutz von
verpflichteten Personen und zu Verjäh-
(2) Ungeachtet des Absatzes 1 und unbescha- rungsfristen.
det des Absatzes 3 hat diese Verordnung im
Verhältnis der Mitgliedstaaten untereinander Die Mitgliedstaaten halten diese Informationen
jedoch Vorrang vor Übereinkommen und Ver- stets auf dem neuesten Stand.
einbarungen, die sich auf Bereiche, die in dieser
Verordnung geregelt sind, erstrecken und denen Artikel 71
Mitgliedstaaten angehören.
Informationen zu Kontaktdaten und Sprachen
(3) Diese Verordnung steht der Anwendung des
Übereinkommens vom 23. März 1962 zwischen (1) Die Mitgliedstaaten teilen der Kommissi-
Schweden, Dänemark, Finnland, Island und on spätestens bis zum 18. September 2010 Fol-
Norwegen über die Geltendmachung von Un- gendes mit:
terhaltsforderungen durch die ihm angehören-
den Mitgliedstaaten nicht entgegen, da dieses a) die Namen und Kontaktdaten der für An-
Übereinkommen in Bezug auf die Anerkennung, träge auf Vollstreckbarerklärung gemäß
die Vollstreckbarkeit und die Vollstreckung von Artikel 27 Absatz 1 und für Rechtsbehelfe
Entscheidungen Folgendes vorsieht: gegen Entscheidungen über derartige An-
träge gemäß Artikel 32 Absatz 2 zuständi-
a) vereinfachte und beschleunigte Verfahren gen Gerichte oder Behörden;
für die Vollstreckung von Entscheidungen
in Unterhaltssachen und b) die in Artikel 33 genannten Rechtsbehelfe;
84
h) die Sprache oder Sprachen, die von ihren tischen Erfahrungen im Bereich der Zusammen-
Zentralen Behörden für die Kommunika- arbeit zwischen den Zentralen Behörden, ins-
tion mit den anderen Zentralen Behörden besondere hinsichtlich ihres Zugangs zu den
gemäß Artikel 59 zugelassen sind. Informationen, über die Behörden und Verwal-
tungen verfügen, und eine Bewertung der Funk-
Die Mitgliedstaaten unterrichten die Kommissi- tionsweise des Anerkennungs-, Vollstreckbar-
on über spätere Änderungen dieser Angaben. erklärungs- und Vollstreckungsverfahrens, das
auf Entscheidungen anwendbar ist, die in einem
(2) Die Kommission veröffentlicht die gemäß Mitgliedstaat, der nicht durch das Haager Proto-
Absatz 1 mitgeteilten Angaben im Amtsblatt koll von 2007 gebunden ist, ergangen sind. Dem
der Europäischen Union, mit Ausnahme der in Bericht werden erforderlichenfalls Vorschläge
den Buchstaben a, c und f genannten Anschrif- zur Anpassung dieser Verordnung beigefügt.
ten und anderen Kontaktdaten der Gerichte und
Behörden. Artikel 75
Der Zeitraum nach Artikel 4 Absatz 3 des Be- Die Verordnung (EG) Nr. 44/2001 gilt weiterhin
schlusses 1999/468/EG wird auf drei Mona- für die am Tag des Beginns der Anwendbarkeit
te festgesetzt. dieser Verordnung laufenden Anerkennungs-
und Vollstreckungsverfahren.
(3) Wird auf diesen Absatz Bezug genommen,
so gelten die Artikel 3 und 7 des Beschlusses Die Unterabsätze 1 und 2 geltend sinngemäß
1999/468/EG. auch für in den Mitgliedstaaten gebilligte oder
geschlossene gerichtliche Vergleiche und ausge-
Artikel 74 stellte öffentliche Urkunden.
85
Artikel 76
Inkrafttreten
86
87
3. Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Übereinkommen über die internationale Geltendmachung der Unterhaltsansprüche von Kindern und
anderen Familienangehörigen vom 23. November 2007
– zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz abgestimmte deutsche Übersetzung (Übersetzungs-
konferenz in Bern vom 16. und 17. Juli 2008) –
– nicht-amtliche Veröffentlichung –
– Auszug –
−− es in erster Linie Aufgabe der Eltern oder an- d) wirksame Massnahmen im Hinblick auf die
derer für das Kind verantwortlicher Personen zügige Vollstreckung von Unterhaltsent-
ist, im Rahmen ihrer Fähigkeiten und finanzi- scheidungen gefordert werden.
ellen Möglichkeiten die für die Entwicklung
des Kindes notwendigen Lebensbedingungen
sicherzustellen;
88
Artikel 2 Artikel 3
Anwendungsbereich Begriffsbestimmungen
a) auf Unterhaltspflichten aus einer El- a) bedeutet «berechtigte Person» eine Per-
tern-Kind-Beziehung gegenüber einer Per- son, der Unterhalt zusteht oder angeb-
son, die das 21. Lebensjahr noch nicht voll- lich zusteht;
endet hat,
b) bedeutet «verpflichtete Person» eine Per-
b) auf die Anerkennung und Vollstreckung oder son, die Unterhalt leisten muss oder an-
die Vollstreckung einer Entscheidung über geblich leisten muss;
die Unterhaltspflichten zwischen Ehegatten
und früheren Ehegatten, wenn der Antrag c) bedeutet «juristische Unterstützung» die
zusammen mit einem in den Anwendungsbe- Unterstützung, die erforderlich ist, damit
reich des Buchstabens a fallenden Anspruch die Antragsteller ihre Rechte in Erfahrung
gestellt wird, und bringen und geltend machen können und
damit sichergestellt werden kann, dass
c) mit Ausnahme der Kapitel II und III auf Un- ihre Anträge im ersuchten Staat in um-
terhaltspflichten zwischen Ehegatten und fassender und wirksamer Weise bearbei-
früheren Ehegatten. tet werden. Diese Unterstützung kann ge-
gebenenfalls in Form von Rechtsberatung,
(2) Jeder Vertragsstaat kann sich nach Artikel 62 Hilfe bei der Vorlage eines Falles bei einer
das Recht vorbehalten, die Anwendung dieses Behörde, gerichtlicher Vertretung und Be-
Übereinkommens in Bezug auf Absatz 1 Buch- freiung von den Verfahrenskosten geleis-
stabe a auf Personen zu beschränken, die das tet werden;
18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ein
Vertragsstaat, der einen solchen Vorbehalt an- d) bedeutet «schriftliche Vereinbarung» eine
bringt, ist nicht berechtigt, die Anwendung des Vereinbarung, die auf einem Träger erfasst
Übereinkommens auf Personen der Altersgrup- ist, dessen Inhalt für eine spätere Ein-
pe zu verlangen, die durch seinen Vorbehalt aus- sichtnahme zugänglich ist;
geschlossen wird.
e) bedeutet «Unterhaltsvereinbarung» eine
(3) Jeder Vertragsstaat kann nach Artikel 63 er- schriftliche Vereinbarung über Unterhalts-
klären, dass er die Anwendung des gesamten zahlungen, die
Übereinkommens oder eines Teiles davon auf
andere Unterhaltspflichten aus Beziehungen der i) als öffentliche Urkunde von einer zu-
Familie, Verwandtschaft, Ehe oder Schwäger- ständigen Behörde formell2 errichtet
schaft, einschliesslich insbesondere der Pflich- oder eingetragen worden ist oder
ten gegenüber schutzbedürftigen Personen, er-
strecken wird. Durch eine solche Erklärung ii) von einer zuständigen Behörde beglau-
werden Verpflichtungen zwischen zwei Ver- bigt oder eingetragen, mit ihr geschlos-
tragsstaaten nur begründet, soweit ihre Erklä- sen oder bei ihr hinterlegt worden ist
rungen dieselben Unterhaltspflichten und die-
selben Teile des Übereinkommens betreffen. und von einer zuständigen Behörde überprüft
und geändert werden kann;
(4) Dieses Übereinkommen ist unabhängig vom
Zivilstand1 der Eltern auf die Kinder anzuwen- f) bedeutet «schutzbedürftige Person» eine
den. Person, die aufgrund einer Beeinträchti-
gung oder der Unzulänglichkeit ihrer per-
sönlichen Fähigkeiten nicht in der Lage ist,
für sich zu sorgen.
89
Kapitel II (2) In Bezug auf diese Anträge treffen sie alle
ZUSAMMENARBEIT AUF angemessenen Massnahmen, um
VERWALTUNGSEBENE
a) juristische Unterstützung zu gewähren
Artikel 4 oder die Gewährung von juristischer Un-
terstützung zu erleichtern, wenn die Um-
Bestimmung der Zentralen Behörden stände es erfordern;
(1) Jeder Vertragsstaat bestimmt eine Zentra- b) dabei behilflich zu sein, den Aufenthalts-
le Behörde, welche die ihr durch dieses Überein- ort der verpflichteten oder der berechtig-
kommen übertragenen Aufgaben wahrnimmt. ten Person ausfindig zu machen;
(2) Einem Bundesstaat, einem Staat mit mehre- c) die Erlangung einschlägiger Informatio-
ren Rechtssystemen oder einem Staat, der aus nen über das Einkommen und, wenn nö-
autonomen Gebietseinheiten besteht, steht es tig, das Vermögen der verpflichteten oder
frei, mehrere Zentrale Behörden zu bestimmen, der berechtigten Person, einschliesslich
deren räumliche und persönliche Zuständigkeit der Belegenheit von Vermögensgegen-
er festlegen muss. Macht ein Staat von dieser ständen, zu erleichtern;
Möglichkeit Gebrauch, so bestimmt er die Zent-
rale Behörde, an die Mitteilungen zur Übermitt- d) gütliche Regelungen zu fördern, um die
lung an die zuständige Zentrale Behörde in die- freiwillige Zahlung von Unterhalt zu errei-
sem Staat gerichtet werden können. chen, wenn angebracht durch Mediation,
Schlichtung oder ähnliche Mittel;
(3) Bei der Hinterlegung der Ratifikations- oder
Beitrittsurkunde oder einer Erklärung nach Arti- e) die fortlaufende Vollstreckung von Unter-
kel 61 unterrichtet jeder Vertragsstaat das Stän- haltsentscheidungen einschliesslich der
dige Büro der Haager Konferenz für Interna- Zahlungsrückstände zu erleichtern;
tionales Privatrecht über die Bestimmung der
Zentralen Behörde oder der Zentralen Behörden f) die Eintreibung und zügige Überweisung
sowie über deren Kontaktdaten und gegebe- von Unterhalt zu erleichtern;
nenfalls deren Zuständigkeit nach Absatz 2. Die
Vertragsstaaten teilen dem Ständigen Büro un- g) die Beweiserhebung, sei es durch Urkun-
verzüglich jede Änderung mit. den oder durch andere Beweismittel, zu
erleichtern;
Artikel 5
h) bei der Feststellung der Abstammung Hil-
Allgemeine Aufgaben der Zentralen Behörden fe zu leisten, wenn dies zur Geltendma-
chung von Unterhaltsansprüchen not-
Die Zentralen Behörden wendig ist;
a) arbeiten zusammen und fördern die Zu- i) Verfahren zur Erwirkung notwendiger vor-
sammenarbeit der zuständigen Behörden läufiger Massnahmen, die auf das betref-
ihrer Staaten, um die Ziele dieses Überein- fende Hoheitsgebiet beschränkt sind und
kommens zu verwirklichen; auf die Absicherung des Erfolgs eines an-
hängigen Unterhaltsantrags abzielen, ein-
b) suchen soweit möglich nach Lösungen für zuleiten oder die Einleitung solcher Ver-
Schwierigkeiten, die bei der Anwendung fahren zu erleichtern;
des Übereinkommens auftreten.
j) die Zustellung von Schriftstücken zu er-
Artikel 6 leichtern.
Besondere Aufgaben der Zentralen Behörden (3) Die Aufgaben, die nach diesem Artikel der
Zentralen Behörde übertragen sind, können in
(1) Die Zentralen Behörden leisten bei Anträgen dem vom Recht des betroffenen Staates vor-
nach Kapitel III Hilfe, indem sie insbesondere gesehenen Umfang von öffentliche Aufgaben
wahrnehmenden Einrichtungen oder anderen
a) diese Anträge übermitteln und entgegen- der Aufsicht der zuständigen Behörden dieses
nehmen; Staates unterliegenden Stellen wahrgenommen
werden. Der Vertragsstaat teilt dem Ständigen
b) Verfahren bezüglich dieser Anträge ein- Büro der Haager Konferenz für Internationales
leiten oder die Einleitung solcher Verfah- Privatrecht die Bestimmung solcher Einrichtun-
ren erleichtern. gen oder anderen Stellen sowie deren Kontakt-
90
daten und Zuständigkeit mit. Die Vertragsstaa- Kapitel III
ten teilen dem Ständigen Büro umgehend jede ANTRÄGE ÜBER DIE
Änderung mit. ZENTRALEN BEHÖRDEN
(3) Die ersuchte Zentrale Behörde kann sich die f) Änderung einer Entscheidung, die in ei-
aussergewöhnlichen Kosten nach Absatz 2 nur nem anderen als dem ersuchten Staat er-
erstatten lassen, wenn der Antragsteller im Vo- gangen ist.
raus zugestimmt hat, dass die Dienstleistungen
mit einem Kostenaufwand in der betreffenden (2) Einer verpflichteten Person im ersuchenden
Höhe erbracht werden. Staat, gegen die eine Unterhaltsentscheidung
vorliegt, stehen folgende Kategorien von Anträ-
gen zur Verfügung:
91
kung der Vollstreckung einer früheren a) Angaben über die finanziellen Verhältnis-
Entscheidung im ersuchten Staat bewirkt; se der berechtigten Person;
b) Änderung einer im ersuchten Staat ergan- b) Angaben über die finanziellen Verhältnis-
genen Entscheidung; se der verpflichteten Person, einschliess-
lich des Namens und der Adresse des Ar-
c) Änderung einer Entscheidung, die in ei- beitgebers der verpflichteten Person,
nem anderen als dem ersuchten Staat er- sowie Art und Belegenheit der Vermö-
gangen ist. gensgegenstände der verpflichteten Per-
son;
(3) Sofern in diesem Übereinkommen nichts
anderes bestimmt ist, werden Anträge gemäss c) alle anderen Angaben, die es gestatten,
den Absätzen 1 und 2 nach dem Recht des er- den Aufenthaltsort des Antragsgegners
suchten Staates behandelt; Anträge nach Absatz ausfindig zu machen.
1 Buchstaben c bis f und Absatz 2 Buchstaben b
und c unterliegen den in diesem Staat geltenden (3) Dem Antrag sind alle erforderlichen Anga-
Zuständigkeitsvorschriften. ben oder schriftlichen Belege einschliesslich
Unterlagen zum Nachweis des Anspruchs des
Artikel 11 Antragstellers auf unentgeltliche juristische Un-
terstützung beizufügen. Anträgen nach Arti-
Inhalt des Antrags kel 10 Absatz 1 Buchstabe a und Absatz 2 Buch-
stabe a sind nur die in Artikel 25 aufgeführten
(1) Anträge nach Artikel 10 müssen mindestens Schriftstücke beizufügen.
folgende Angaben enthalten:
(4) Anträge nach Artikel 10 können anhand ei-
a) eine Erklärung in Bezug auf die Art des nes von der Haager Konferenz für Internationa-
Antrags oder der Anträge; les Privatrecht empfohlenen und veröffentlich-
ten Formulars3 gestellt werden.
b) den Namen und die Kontaktdaten des An-
tragstellers, einschliesslich seiner Adresse Artikel 12
und seines Geburtsdatums;
Übermittlung, Entgegennahme und
c) den Namen und, sofern bekannt, die Ad- Bearbeitung der Anträge und Fälle
resse sowie das Geburtsdatum des An- durch die Zentralen Behörden
tragsgegners;
(1) Die Zentrale Behörde des ersuchenden Staa-
d) den Namen und das Geburtsdatum jeder tes ist dem Antragsteller behilflich, um sicher-
Person, für die Unterhalt verlangt wird; zustellen, dass der Antrag alle Schriftstücke und
Angaben umfasst, die nach Kenntnis dieser Be-
e) die Gründe, auf die sich der Antrag stützt; hörde für seine Prüfung notwendig sind.
f) wenn die berechtigte Person den An- (2) Nachdem sich die Zentrale Behörde des er-
trag stellt, Angaben zu dem Ort, an dem suchenden Staates davon überzeugt hat, dass
die Unterhaltszahlungen geleistet oder der Antrag den Erfordernissen des Überein-
an den sie elektronisch überwiesen wer- kommens entspricht, übermittelt sie ihn im Na-
den sollen; men des Antragstellers und mit seiner Zustim-
mung der Zentralen Behörde des ersuchten
g) ausser bei Anträgen nach Artikel 10 Ab- Staates. Dem Antrag ist das Übermittlungsfor-
satz 1 Buchstabe a und Absatz 2 Buchsta- mular4 nach Anlage 1 beizufügen. Auf Verlan-
be a alle Angaben oder Schriftstücke, die gen der Zentralen Behörde des ersuchten Staa-
vom ersuchten Staat in einer Erklärung tes legt die Zentrale Behörde des ersuchenden
nach Artikel 63 verlangt worden sind; Staates eine von der zuständigen Behörde des
Ursprungsstaats beglaubigte vollständige Ko-
h) den Namen und die Kontaktdaten der pie der in Artikel 16 Absatz 3, Artikel 25 Ab-
Person oder Dienststelle in der Zentralen satz 1 Buchstaben a, b und d, Artikel 25 Absatz 3
Behörde des ersuchenden Staates, die für Buchstabe b und Artikel 30 Absatz 3 aufgeführ-
die Bearbeitung des Antrags zuständig ist. ten Schriftstücke vor.
92
(3) Innerhalb von sechs Wochen ab dem Tag die Bearbeitung des Antrags zu beenden. In die-
des Eingangs des Antrags bestätigt die ersuchte sem Fall unterrichtet sie die ersuchende Zentra-
Zentrale Behörde den Eingang anhand des For- le Behörde von ihrer Entscheidung.
mulars5 nach Anlage 2, benachrichtigt die Zent-
rale Behörde des ersuchenden Staates über die Artikel 13
ersten Massnahmen, die zur Bearbeitung des
Antrags getroffen wurden oder werden, und for- Kommunikationsmittel
dert gegebenenfalls die von ihr für notwendig
erachteten zusätzlichen Schriftstücke oder An- Ein nach diesem Kapitel über die Zentralen Be-
gaben an. Innerhalb derselben sechswöchigen hörden der Vertragsstaaten gestellter Antrag
Frist teilt die ersuchte Zentrale Behörde der er- und beigefügte oder von einer Zentralen Be-
suchenden Zentralen Behörde den Namen und hörde beigebrachte Schriftstücke oder Anga-
die Kontaktdaten der Person oder Dienststelle ben können vom Antragsgegner nicht allein auf-
mit, die damit beauftragt ist, Fragen im Hinblick grund der zwischen den betroffenen Zentralen
auf den Stand des Antrags zu beantworten. Behörden verwendeten Datenträger oder Kom-
munikationsmittel beanstandet werden.
(4) Innerhalb von drei Monaten nach der Emp-
fangsbestätigung unterrichtet die ersuchte Zen- Artikel 14
trale Behörde die ersuchende Zentrale Behörde
über den Stand des Antrags. Effektiver Zugang zu Verfahren
(5) Die ersuchende und die ersuchte Zentrale (1) Der ersuchte Staat gewährleistet für Antrag-
Behörde unterrichten einander steller effektiven Zugang zu den Verfahren, die
sich aus Anträgen nach diesem Kapitel ergeben,
a) über die Identität der Person oder der einschliesslich Vollstreckungs- und Rechtsmit-
Dienststelle, die für einen bestimmten Fall telverfahren.
zuständig ist;
(2) Um einen solchen effektiven Zugang zu ge-
b) über den Stand des Falles währleisten, leistet der ersuchte Staat unent-
geltliche juristische Unterstützung nach den
und beantworten Auskunftsersuchen recht- Artikeln 14–17, sofern nicht Absatz 3 anzuwen-
zeitig. den ist.
(6) Die Zentralen Behörden behandeln einen (3) Der ersuchte Staat ist nicht verpflichtet, un-
Fall so zügig, wie es eine sachgemässe Prüfung entgeltliche juristische Unterstützung zu leisten,
seines Gegenstands zulässt. wenn und soweit die Verfahren in diesem Staat
es dem Antragsteller gestatten, die Sache ohne
(7) Die Zentralen Behörden benutzen unterei- eine solche Hilfe zu betreiben, und die Zentra-
nander die schnellsten und effizientesten Kom- le Behörde die nötigen Dienstleistungen unent-
munikationsmittel, die ihnen zur Verfügung ste- geltlich erbringt.
hen.
(4) Die Voraussetzungen für den Zugang zu un-
(8) Eine ersuchte Zentrale Behörde kann die entgeltlicher juristischer Unterstützung dürfen
Bearbeitung eines Antrags nur ablehnen, wenn nicht enger als die für vergleichbare innerstaat-
offensichtlich ist, dass die Voraussetzungen des liche Fälle geltenden sein.
Übereinkommens nicht erfüllt sind. In diesem
Fall unterrichtet die betreffende Zentrale Be- (5) In den nach dem Übereinkommen eingelei-
hörde die ersuchende Zentrale Behörde umge- teten Verfahren darf für die Zahlung von Verfah-
hend über die Gründe für ihre Ablehnung. renskosten eine Sicherheitsleistung oder Hin-
terlegung gleich welcher Bezeichnung nicht
(9) Die ersuchte Zentrale Behörde kann einen auferlegt werden.
Antrag nicht allein deshalb ablehnen, weil zu-
sätzliche Schriftstücke oder Angaben erforder- Artikel 15
lich sind. Die ersuchte Zentrale Behörde kann
die ersuchende Zentrale Behörde jedoch auffor- Unentgeltliche juristische Unterstützung
dern, solche zusätzlichen Schriftstücke oder An- bei Anträgen auf Unterhalt für Kinder
gaben zu übermitteln. Geschieht dies nicht in-
nerhalb von drei Monaten oder einer von der (1) Der ersuchte Staat leistet unentgeltliche ju-
ersuchten Zentralen Behörde gesetzten länge- ristische Unterstützung für alle von einer be-
ren Frist, so kann diese Behörde beschliessen, rechtigten Person nach diesem Kapitel gestell-
ten Anträge in Bezug auf Unterhaltspflichten
5 DE, AT: Formblatts aus einer Eltern-Kind-Beziehung gegenüber ei-
93
ner Person, die das 21. Lebensjahr noch nicht Artikel 17
vollendet hat.
Nicht unter Artikel 15 oder 16 fallende Anträge
(2) Ungeachtet des Absatzes 1 kann der ersuch-
te Staat in Bezug auf andere Anträge als solche Bei Anträgen, die nach diesem Übereinkom-
nach Artikel 10 Absatz 1 Buchstaben a und b men gestellt werden und nicht unter Artikel 15
und in Bezug auf die von Artikel 20 Absatz 4 er- oder 16 fallen,
fassten Fälle die Gewährung unentgeltlicher ju-
ristischer Unterstützung ablehnen, wenn er den a) kann die Gewährung unentgeltlicher ju-
Antrag oder ein Rechtsmittel für offensichtlich ristischer Unterstützung von der Prüfung
unbegründet erachtet. der Mittel des Antragstellers oder der Be-
gründetheit des Antrags abhängig ge-
Artikel 16 macht werden;
Erklärung, die eine auf die Mittel des b) erhält ein Antragsteller, der im Ursprungs-
Kindes beschränkte Prüfung zulässt staat unentgeltliche juristische Unter-
stützung erhalten hat, in jedem Anerken-
(1) Ungeachtet des Artikels 15 Absatz 1 kann nungs- oder Vollstreckungsverfahren eine
ein Staat nach Artikel 63 erklären, dass er in Be- unentgeltliche juristische Unterstützung,
zug auf andere Anträge als solche nach Artikel die mindestens der unter denselben Um-
10 Absatz 1 Buchstaben a und b und in Bezug ständen nach dem Recht des Vollstre-
auf die von Artikel 20 Absatz 4 erfassten Fäl- ckungsstaats vorgesehenen Unterstüt-
le unentgeltliche juristische Unterstützung auf zung entspricht.
der Grundlage einer Prüfung der Mittel des Kin-
des leisten wird.
Kapitel IV
(2) Im Zeitpunkt der Abgabe einer solchen Er- EINSCHRÄNKUNGEN BEI
klärung unterrichtet der betreffende Staat das DER VERFAHRENSEINLEITUNG
Ständige Büro der Haager Konferenz für Inter-
nationales Privatrecht über die Art und Wei- Artikel 18
se der Durchführung der Prüfung der Mittel des
Kindes sowie die finanziellen Voraussetzungen, Verfahrensbegrenzung
die erfüllt sein müssen.
(1) Ist eine Entscheidung in einem Vertragsstaat
(3) Ein Antrag nach Absatz 1, der an einen Staat ergangen, in dem die berechtigte Person ihren
gerichtet wird, der eine Erklärung nach jenem gewöhnlichen Aufenthalt hat, so kann die ver-
Absatz abgegeben hat, muss eine formelle6 Be- pflichtete Person kein Verfahren in einem ande-
stätigung des Antragstellers darüber enthalten, ren Vertragsstaat einleiten, um eine Änderung
dass die Mittel des Kindes den in Absatz 2 er- der Entscheidung oder eine neue Entscheidung
wähnten Voraussetzungen entsprechen. Der er- herbeizuführen, solange die berechtigte Per-
suchte Staat kann zusätzliche Nachweise über son ihren gewöhnlichen Aufenthalt weiterhin
die Mittel des Kindes nur anfordern, wenn er in dem Staat hat, in dem die Entscheidung er-
begründeten Anlass zu der Vermutung hat, gangen ist.
dass die Angaben des Antragstellers unzutref-
fend sind. (2) Absatz 1 gilt nicht,
(4) Ist die günstigste juristische Unterstützung a) wenn in einem Rechtsstreit über eine Un-
nach dem Recht des ersuchten Staates bei An- terhaltspflicht gegenüber einer anderen
trägen nach diesem Kapitel in Bezug auf Unter- Person als einem Kind die gerichtliche Zu-
haltspflichten aus einer Eltern-Kind-Beziehung ständigkeit jenes anderen Vertragsstaats
gegenüber einem Kind günstiger als die in den auf der Grundlage einer schriftlichen Ver-
Absätzen 1 bis 3 vorgesehene, so ist die güns- einbarung zwischen den Parteien festge-
tigste juristische Unterstützung zu leisten. legt wurde,
94
c) wenn die zuständige Behörde des Ur- Artikel 20
sprungsstaats ihre Zuständigkeit für die
Änderung der Entscheidung oder für das Grundlagen für die Anerkennung
Erlassen einer neuen Entscheidung nicht und Vollstreckung
ausüben kann oder die Ausübung ab-
lehnt oder (1) Eine in einem Vertragsstaat («Ursprungs-
staat») ergangene Entscheidung wird in den
d) wenn die im Ursprungsstaat ergange- anderen Vertragsstaaten anerkannt und voll-
ne Entscheidung in dem Vertragsstaat, in streckt, wenn
dem ein Verfahren zur Änderung der Ent-
scheidung oder Herbeiführung einer neu- a) der Antragsgegner zur Zeit der Einleitung
en Entscheidung beabsichtigt ist, nicht des Verfahrens seinen gewöhnlichen Auf-
anerkannt oder für vollstreckbar erklärt enthalt im Ursprungsstaat hatte;
werden kann.
b) sich der Antragsgegner der Zuständigkeit
der Behörde entweder ausdrücklich oder
Kapitel V dadurch unterworfen hatte, dass er sich,
ANERKENNUNG UND ohne bei der ersten sich dafür bietenden
VOLLSTRECKUNG Gelegenheit die Unzuständigkeit geltend
zu machen, in der Sache selbst eingelas-
Artikel 19 sen hatte;
Anwendungsbereich dieses Kapitels c) die berechtigte Person zur Zeit der Einlei-
tung des Verfahrens ihren gewöhnlichen
(1) Dieses Kapitel ist auf Unterhaltsentschei- Aufenthalt im Ursprungsstaat hatte;
dungen einer Behörde, sei es eines Gerichts
oder einer Verwaltungsbehörde, anzuwenden. d) das Kind, für das Unterhalt zugesprochen
Der Begriff «Entscheidung» schliesst auch Ver- wurde, zur Zeit der Einleitung des Verfah-
gleiche oder Vereinbarungen ein, die vor einer rens seinen gewöhnlichen Aufenthalt im
solchen Behörde geschlossen oder von einer Ursprungsstaat hatte, vorausgesetzt, dass
solchen genehmigt worden sind. Eine Entschei- der Antragsgegner mit dem Kind in die-
dung kann eine automatische Anpassung durch sem Staat zusammenlebte oder in diesem
Indexierung und die Verpflichtung, Zahlungs- Staat seinen Aufenthalt hatte und für das
rückstände, Unterhalt für die Vergangenheit Kind dort Unterhalt geleistet hat;
oder Zinsen zu zahlen, sowie die Festsetzung
der Verfahrenskosten umfassen. e) über die Zuständigkeit eine schriftli-
che Vereinbarung zwischen den Partei-
(2) Betrifft die Entscheidung nicht nur die Un- en getroffen worden war, sofern nicht der
terhaltspflicht, so bleibt die Wirkung dieses Ka- Rechtsstreit Unterhaltspflichten gegen-
pitels auf die Unterhaltspflicht beschränkt. über einem Kind zum Gegenstand hat-
te; oder
(3) Im Sinne des Absatzes 1 bedeutet «Verwal-
tungsbehörde» eine öffentliche Aufgaben wahr- f) die Entscheidung durch eine Behörde er-
nehmende Einrichtung, deren Entscheidungen gangen ist, die ihre Zuständigkeit in Bezug
nach dem Recht des Staates, in dem sie begrün- auf eine Frage des Personenstands oder
det ist, der elterlichen Verantwortung ausübt, es
sei denn, diese Zuständigkeit ist einzig auf
a) vor Gericht angefochten oder von einem die Staatsangehörigkeit einer der Parteien
Gericht nachgeprüft werden können und gestützt worden.
b) vergleichbare Kraft und Wirkung haben (2) Ein Vertragsstaat kann zu Absatz 1 Buch-
wie eine Entscheidung eines Gerichts zu stabe c, e oder f einen Vorbehalt nach Artikel 62
der gleichen Angelegenheit. anbringen.
(4) Dieses Kapitel ist auch auf Unterhaltsverein- (3) Ein Vertragsstaat, der einen Vorbehalt nach
barungen nach Artikel 30 anzuwenden. Absatz 2 angebracht hat, hat eine Entscheidung
anzuerkennen und zu vollstrecken, wenn nach
(5) Dieses Kapitel ist auch auf Anträge auf An- seinem Recht bei vergleichbarem Sachverhalt
erkennung und Vollstreckung anzuwenden, die seine Behörden zuständig wären oder gewesen
nach Artikel 37 unmittelbar bei der zuständi- wären, eine solche Entscheidung zu treffen.
gen Behörde des Vollstreckungsstaats gestellt
werden.
95
(4) Ist die Anerkennung einer Entscheidung staats anhängig und als erstes eingeleitet
aufgrund eines nach Absatz 2 angebrachten worden ist;
Vorbehalts in einem Vertragsstaat nicht mög-
lich, so trifft dieser Staat alle angemessenen d) die Entscheidung unvereinbar ist mit ei-
Massnahmen, damit eine Entscheidung zuguns- ner Entscheidung, die zwischen denselben
ten der berechtigten Person ergeht, wenn die Parteien über denselben Gegenstand ent-
verpflichtete Person ihren gewöhnlichen Auf- weder im Vollstreckungsstaat oder in ei-
enthalt in diesem Staat hat. Satz 1 ist weder auf nem anderen Staat ergangen ist, sofern
unmittelbare Anträge auf Anerkennung und diese letztgenannte Entscheidung die Vo-
Vollstreckung nach Artikel 19 Absatz 5 noch auf raussetzungen für die Anerkennung und
Unterhaltsklagen nach Artikel 2 Absatz 1 Buch- Vollstreckung im Vollstreckungsstaat er-
stabe b anzuwenden. füllt;
(5) Eine Entscheidung zugunsten eines Kindes, e) in den Fällen, in denen der Antragsgegner
welches das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet im Verfahren im Ursprungsstaat weder er-
hat, die einzig wegen eines Vorbehalts zu Absatz schienen noch vertreten worden ist,
1 Buchstabe c, e oder f nicht anerkannt werden
kann, wird als die Unterhaltsberechtigung des i) der Antragsgegner, sofern das Recht
betreffenden Kindes im Vollstreckungsstaat be- des Ursprungsstaats eine Benachrich-
gründend akzeptiert. tigung vom Verfahren vorsieht, nicht
ordnungsgemäss vom Verfahren be-
(6) Eine Entscheidung wird nur dann anerkannt, nachrichtigt worden ist und nicht Ge-
wenn sie im Ursprungsstaat wirksam ist, und legenheit hatte, gehört zu werden, oder
nur dann vollstreckt, wenn sie im Ursprungs-
staat vollstreckbar ist. ii) der Antragsgegner, sofern das Recht
des Ursprungsstaats keine Benachrich-
Artikel 21 tigung vom Verfahren vorsieht, nicht
ordnungsgemäss von der Entscheidung
Teilbarkeit und teilweise Anerkennung benachrichtigt worden ist und nicht die
oder Vollstreckung Möglichkeit hatte, in tatsächlicher und
rechtlicher Hinsicht diese anzufechten
(1) Kann der Vollstreckungsstaat die Entschei- oder ein Rechtsmittel dagegen einzu-
dung nicht insgesamt anerkennen oder voll- legen; oder
strecken, so erkennt er jeden abtrennbaren Teil
der Entscheidung, der anerkannt oder für voll- f) die Entscheidung unter Verletzung des Ar-
streckbar erklärt werden kann, an oder voll- tikels 18 ergangen ist.
streckt ihn.
Artikel 23
(2) Die teilweise Anerkennung oder Vollstre-
ckung einer Entscheidung kann stets beantragt Verfahren für Anträge auf
werden. Anerkennung und Vollstreckung
Die Anerkennung und Vollstreckung der Ent- (2) Ist ein Antrag auf Anerkennung und Voll-
scheidung können verweigert werden, wenn streckung einer Entscheidung nach Kapitel III
über die Zentralen Behörden gestellt worden, so
a) die Anerkennung und Vollstreckung der muss die ersuchte Zentrale Behörde umgehend
Entscheidung mit der öffentlichen Ord-
nung (ordre public) des Vollstreckungs- a) die Entscheidung an die zuständige Be-
staats offensichtlich unvereinbar sind; hörde weiterleiten, die unverzüglich die
Entscheidung für vollstreckbar erklärt
b) die Entscheidung das Ergebnis betrügeri- oder ihre Eintragung zwecks Vollstre-
scher Machenschaften im Verfahren ist; ckung bewirkt, oder
96
(3) Wird der Antrag nach Artikel 19 Absatz 5 (11) Die zuständige Behörde hat über die Aner-
unmittelbar bei der zuständigen Behörde im kennung und Vollstreckung, einschliesslich ei-
Vollstreckungsstaat gestellt, so erklärt diese nes etwaigen Rechtsmittels, zügig zu entschei-
unverzüglich die Entscheidung für vollstreck- den.
bar oder bewirkt ihre Eintragung zwecks Voll-
streckung. Artikel 24
(4) Eine Erklärung oder Eintragung kann nur Alternatives Verfahren für Anträge
aus dem in Artikel 22 Buchstabe a genannten auf Anerkennung und Vollstreckung
Grund verweigert werden. In diesem Stadium
können weder der Antragsteller noch der An- (1) Ungeachtet des Artikels 23 Absätze 2–11
tragsgegner Einwendungen vorbringen. kann ein Staat nach Artikel 63 erklären, dass
er das in diesem Artikel vorgesehene Anerken-
(5) Die Erklärung oder Eintragung nach den Ab- nungs- und Vollstreckungsverfahren anwen-
sätzen 2 und 3 oder ihre Verweigerung nach Ab- den wird.
satz 4 wird dem Antragsteller und dem Antrags-
gegner umgehend bekanntgegeben; sie können (2) Ist ein Antrag auf Anerkennung und Voll-
in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht diese streckung einer Entscheidung nach Kapitel III
anfechten oder ein Rechtsmittel dagegen ein- über eine Zentrale Behörde gestellt worden, so
legen. muss die ersuchte Zentrale Behörde umgehend
(6) Die Anfechtung oder das Rechtsmittel ist in- a) den Antrag an die zuständige Behörde
nerhalb von 30 Tagen nach der Bekanntgabe ge- weiterleiten, die über den Antrag auf An-
mäss Absatz 5 einzulegen. Hat die anfechtende erkennung und Vollstreckung entschei-
oder das Rechtsmittel einlegende Partei ihren det, oder
Aufenthalt nicht in dem Vertragsstaat, in dem
die Erklärung oder Eintragung erfolgt ist oder b) eine solche Entscheidung selbst treffen,
verweigert wurde, so ist die Anfechtung oder wenn sie dafür zuständig ist.
das Rechtsmittel innerhalb von 60 Tagen nach
der Bekanntgabe einzulegen. (3) Eine Entscheidung über die Anerkennung
und Vollstreckung ergeht durch die zuständi-
(7) Die Anfechtung oder das Rechtsmittel kann ge Behörde, nachdem der Antragsgegner um-
nur gestützt werden auf gehend ordnungsgemäss vom Verfahren be-
nachrichtigt und beiden Parteien angemessen
a) die Gründe für die Verweigerung der An- Gelegenheit gegeben worden ist, gehört zu wer-
erkennung und Vollstreckung nach Ar- den.
tikel 22;
(4) Die zuständige Behörde kann die in Artikel
b) die Grundlagen für die Anerkennung und 22 Buchstaben a, c und d genannten Gründe für
Vollstreckung nach Artikel 20; die Verweigerung der Anerkennung und Voll-
streckung von Amts wegen prüfen. Sie kann alle
c) die Echtheit oder Unversehrtheit eines in den Artikeln 20, 22 und 23 Absatz 7 Buchsta-
nach Artikel 25 Absatz 1 Buchstabe a, b be c genannten Gründe prüfen, wenn sie vom
oder d oder Artikel 25 Absatz 3 Buchstabe Antragsgegner geltend gemacht werden oder
b übermittelten Schriftstücks. wenn sich aufgrund der äusseren Erscheinung
der nach Artikel 25 vorgelegten Schriftstücke
(8) Die Anfechtung oder das Rechtsmittel des Zweifel in Bezug auf diese Gründe ergeben.
Antragsgegners kann auch auf die Erfüllung der
Schuld gestützt werden, soweit sich die Aner- (5) Die Verweigerung der Anerkennung und
kennung und Vollstreckung auf bereits fällige Vollstreckung kann auch auf die Erfüllung der
Zahlungen beziehen. Schuld gestützt sein, soweit sich die Anerken-
nung und Vollstreckung auf bereits fällige Zah-
(9) Die Entscheidung über die Anfechtung oder lungen beziehen.
das Rechtsmittel wird dem Antragsteller und
dem Antragsgegner unverzüglich bekanntge- (6) Ein Rechtsmittel darf, wenn es nach dem
geben. Recht des Vollstreckungsstaats zulässig ist, nicht
dazu führen, dass die Vollstreckung der Ent-
(10) Ein weiteres Rechtsmittel darf, wenn es scheidung ausgesetzt wird, es sei denn, dass
nach dem Recht des Vollstreckungsstaats zuläs- aussergewöhnliche Umstände vorliegen.
sig ist, nicht dazu führen, dass die Vollstreckung
der Entscheidung ausgesetzt wird, es sei denn,
dass aussergewöhnliche Umstände vorliegen.
97
(7) Die zuständige Behörde hat über die Aner- vollständige Kopie des entsprechenden Schrift-
kennung und Vollstreckung, einschliesslich ei- stücks umgehend zu übermitteln
nes etwaigen Rechtsmittels, zügig zu entschei-
den. a) von der Zentralen Behörde des ersuchen-
den Staates, wenn der Antrag nach Kapitel
Artikel 25 III gestellt worden ist;
98
Artikel 28 schen denselben Parteien über denselben
Gegenstand entweder im Vollstre-
Verbot der Nachprüfung ckungsstaat oder in einem anderen Staat
in der Sache ergangen ist, sofern die betreffende Ent-
scheidung die Voraussetzungen für die
Die zuständige Behörde des Vollstreckungs- Anerkennung und Vollstreckung im Voll-
staats darf die Entscheidung in der Sache selbst streckungsstaat erfüllt.
nicht nachprüfen.
(5) Dieses Kapitel, mit Ausnahme der Artikel 20,
Artikel 29 22, 23 Absatz 7 und des Artikels 25 Absätze 1
und 3, findet auf die Anerkennung und Vollstre-
Anwesenheit des Kindes oder ckung einer Unterhaltsvereinbarung entspre-
des Antragstellers nicht erforderlich chend Anwendung; allerdings
Die Anwesenheit des Kindes oder des Antrag- a) kann eine Erklärung oder Eintragung nach
stellers ist bei Verfahren, die nach diesem Kapi- Artikel 23 Absätze 2 und 3 nur aus dem in
tel im Vollstreckungsstaat eingeleitet werden, Absatz 4 Buchstabe a genannten Grund
nicht erforderlich. verweigert werden;
(1) Eine in einem Vertragsstaat getroffene Un- i) die Gründe für die Verweigerung der
terhaltsvereinbarung muss wie eine Entschei- Anerkennung und Vollstreckung nach
dung nach diesem Kapitel anerkannt und Absatz 4;
vollstreckt werden können, wenn sie im Ur-
sprungsstaat wie eine Entscheidung vollstreck- ii) die Echtheit oder Unversehrtheit eines
bar ist. nach Absatz 3 übermittelten Schrift-
stücks;
(2) Im Sinne des Artikels 10 Absatz 1 Buchsta-
ben a und b und Absatz 2 Buchstabe a schliesst c) kann die zuständige Behörde in Bezug
der Begriff «Entscheidung» eine Unterhaltsver- auf das Verfahren nach Artikel 24 Absatz
einbarung ein. 4 den in Absatz 4 Buchstabe a des vorlie-
genden Artikels genannten Grund für die
(3) Dem Antrag auf Anerkennung und Vollstre- Verweigerung der Anerkennung und Voll-
ckung einer Unterhaltsvereinbarung sind fol- streckung von Amts wegen prüfen. Sie
gende Schriftstücke beizufügen: kann alle in Absatz 4 des vorliegenden
Artikels aufgeführten Gründe sowie die
a) der vollständige Wortlaut der Unterhalts- Echtheit oder Unversehrtheit eines nach
vereinbarung und Absatz 3 übermittelten Schriftstücks prü-
fen, wenn dies vom Antragsgegner gel-
b) ein Schriftstück mit dem Nachweis, dass tend gemacht wird oder wenn sich auf-
die betreffende Unterhaltsvereinbarung grund der äusseren Erscheinung dieser
im Ursprungsstaat wie eine Entscheidung Schriftstücke Zweifel in Bezug auf diese
vollstreckbar ist. Gründe ergeben.
(4) Die Anerkennung und Vollstreckung einer (6) Das Verfahren zur Anerkennung und Voll-
Unterhaltsvereinbarung können verweigert wer- streckung einer Unterhaltsvereinbarung wird
den, wenn ausgesetzt, wenn ein Anfechtungsverfahren in
Bezug auf die Vereinbarung vor einer zuständi-
a) die Anerkennung und Vollstreckung mit gen Behörde eines Vertragsstaats anhängig ist.
der öffentlichen Ordnung (ordre public)
des Vollstreckungsstaats offensichtlich (7) Ein Staat kann nach Artikel 63 erklären, dass
unvereinbar sind; Anträge auf Anerkennung und Vollstreckung
von Unterhaltsvereinbarungen nur über die
b) die Unterhaltsvereinbarung durch betrü- Zentralen Behörden gestellt werden können.
gerische Machenschaften oder Fälschung
erlangt wurde; (8) Ein Vertragsstaat kann sich nach Artikel 62
das Recht vorbehalten, Unterhaltsvereinbarun-
c) die Unterhaltsvereinbarung unverein- gen nicht anzuerkennen und zu vollstrecken.
bar ist mit einer Entscheidung, die zwi-
99
Artikel 31 (5) Die Verjährungsfrist für die Vollstreckung
von Zahlungsrückständen wird nach dem Recht
Aus dem Zusammenwirken provisorischer des Ursprungsstaats der Entscheidung oder
und bestätigender Anordnungen dem Recht des Vollstreckungsstaats bestimmt,
hervorgegangene Entscheidungen je nachdem, welches Recht die längere Frist vor-
sieht.
Ist eine Entscheidung aus dem Zusammenwir-
ken einer in einem Staat erlassenen provisori- Artikel 33
schen Anordnung und einer von einer Behör-
de eines anderen Staates («Bestätigungsstaat») Nichtdiskriminierung
erlassenen Anordnung hervorgegangen, mit
der diese provisorische Anordnung bestätigt Für die von diesem Übereinkommen erfass-
wird, so ten Fälle sieht der Vollstreckungsstaat Vollstre-
ckungsmassnahmen vor, die mit den auf inner-
a) gilt jeder dieser Staaten im Sinne dieses staatliche Fälle anzuwendenden Massnahmen
Kapitels als Ursprungsstaat, mindestens gleichwertig sind.
d) verhindert Artikel 18 nicht, dass ein Ver- b) Pfändung von Bankkonten und anderen
fahren zur Änderung der Entscheidung in Quellen;
einem der beiden Staaten eingeleitet wird.
c) Abzüge bei Sozialleistungen;
(3) Bei Anträgen, die über die Zentralen Behör- i) Anwendung von Mediation, Schlichtung
den gestellt werden, erfolgt die Vollstreckung, oder sonstigen Methoden alternativer
wenn eine Entscheidung nach Kapitel V für voll- Streitbeilegung, um eine freiwillige Befol-
streckbar erklärt oder zwecks Vollstreckung ein- gung zu fördern.
getragen wurde, ohne dass ein weiteres Han-
deln des Antragstellers erforderlich ist. Artikel 35
(4) Für die Dauer der Unterhaltspflicht sind die Überweisung von Geldbeträgen
im Ursprungsstaat der Entscheidung geltenden
Vorschriften massgeblich. (1) Die Vertragsstaaten werden aufgefordert,
auch durch internationale Übereinkünfte den
100
Einsatz der kostengünstigsten und wirksamsten ckung beantragt, legt auf Verlangen alle Schrift-
verfügbaren Mittel zur Überweisung von Geld- stücke vor, aus denen sich ihr Recht nach Absatz
beträgen zu fördern, die zur Erfüllung von Un- 2 und die Erbringung von Leistungen an die be-
terhaltsansprüchen bestimmt sind. rechtigte Person ergeben.
(2) Für das Recht einer öffentliche Aufgaben (3) Für die Zwecke des Absatzes 2 ist Artikel 2
wahrnehmenden Einrichtung, für eine unter- Absatz 1 Buchstabe a auf eine Entscheidung an-
haltsberechtigte Person zu handeln oder die Er- zuwenden, die einer schutzbedürftigen Person,
stattung der der berechtigten Person anstel- deren Alter über dem unter jenem Buchstaben
le von Unterhalt erbrachten Leistung zu fordern, genannten Alter liegt, Unterhalt zubilligt, wenn
ist das Recht massgebend, dem die Einrichtung die betreffende Entscheidung ergangen ist, be-
untersteht. vor die Person dieses Alter erreicht hat, und der
Person durch die Entscheidung aufgrund ihrer
(3) Eine öffentliche Aufgaben wahrnehmen- Beeinträchtigung über dieses Alter hinaus Un-
de Einrichtung kann die Anerkennung oder Voll- terhalt gewährt wurde.
streckung folgender Entscheidungen beantra-
gen: Artikel 38
101
Artikel 40 Artikel 44
(1) Eine Behörde darf keine nach diesem Über- (1) Anträge und damit verbundene Schriftstü-
einkommen gesammelten oder übermittel- cke müssen in der Originalsprache abgefasst
ten Informationen offenlegen oder bestätigen, und von einer Übersetzung in eine Amtssprache
wenn ihres Erachtens dadurch die Gesundheit, des ersuchten Staates oder in eine andere Spra-
Sicherheit oder Freiheit einer Person gefährdet che begleitet sein, die der ersuchte Staat in einer
werden könnte. Erklärung nach Artikel 63 als von ihm akzeptier-
te Sprache genannt hat, es sei denn, die zustän-
(2) Eine von einer Zentralen Behörde in die- dige Behörde dieses Staates verzichtet auf eine
sem Sinne getroffene Entscheidung ist von ei- Übersetzung.
ner anderen Zentralen Behörde zu berücksich-
tigen, insbesondere in Fällen von Gewalt in der (2) Jeder Vertragsstaat mit mehreren Amts-
Familie. sprachen, der aufgrund seines innerstaatlichen
Rechts Schriftstücke in einer dieser Sprachen
(3) Dieser Artikel steht der Sammlung und nicht für sein gesamtes Hoheitsgebiet akzep-
Übermittlung von Informationen zwischen Be- tieren kann, gibt in einer Erklärung nach Artikel
hörden nicht entgegen, soweit dies für die Erfül- 63 die Sprache an, in der die Schriftstücke abge-
lung der Verpflichtungen aus dem Übereinkom- fasst oder in die sie übersetzt sein müssen, da-
men erforderlich ist. mit sie im jeweils bezeichneten Teil seines Ho-
heitsgebiets eingereicht werden können.
Artikel 41
(3) Sofern die Zentralen Behörden nichts ande-
Keine Legalisation res vereinbart haben, erfolgt der übrige Schrift-
wechsel zwischen diesen Behörden in einer
Im Rahmen dieses Übereinkommens darf eine Amtssprache des ersuchten Staates oder in
Legalisation oder ähnliche Förmlichkeit nicht französischer oder englischer Sprache. Ein Ver-
verlangt werden. tragsstaat kann jedoch einen Vorbehalt nach
Artikel 62 anbringen und darin gegen die Ver-
Artikel 42 wendung entweder des Französischen oder des
Englischen Einspruch erheben.
Vollmacht
Artikel 45
Die Zentrale Behörde des ersuchten Staates
kann vom Antragsteller eine Vollmacht nur ver- Art und Weise der Übersetzung
langen, wenn sie in seinem Namen in Gerichts- und Übersetzungskosten
verfahren oder in Verfahren vor anderen Behör-
den tätig wird, oder um einen Vertreter für diese (1) Für nach Kapitel III gestellte Anträge kön-
Zwecke zu bestimmen. nen die Zentralen Behörden im Einzelfall oder
generell vereinbaren, dass die Übersetzung in
Artikel 43 die Amtssprache des ersuchten Staates im er-
suchten Staat aus der Originalsprache oder einer
Eintreibung von Kosten anderen vereinbarten Sprache angefertigt wird.
Wird keine Vereinbarung getroffen und kann die
(1) Die Eintreibung von Kosten, die bei der An- ersuchende Zentrale Behörde die Erfordernisse
wendung dieses Übereinkommens entstehen, nach Artikel 44 Absätze 1 und 2 nicht erfüllen,
hat keinen Vorrang vor der Geltendmachung so können der Antrag und die damit verbunde-
von Unterhaltsansprüchen. nen Schriftstücke zusammen mit einer Überset-
zung ins Französische oder Englische zur Wei-
(2) Ein Staat kann die Kosten bei einer unterlie- terübersetzung in eine der Amtssprachen des
genden Partei eintreiben. ersuchten Staates übermittelt werden.
(3) Für die Zwecke eines Antrags nach Arti- (2) Die sich aus Absatz 1 ergebenden Überset-
kel 10 Absatz 1 Buchstabe b im Hinblick auf die zungskosten trägt der ersuchende Staat, sofern
Eintreibung der Kosten bei einer unterliegen- die Zentralen Behörden der betroffenen Staaten
den Partei nach Absatz 2 schliesst der Begriff keine andere Vereinbarung getroffen haben.
«berechtigte Person» in Artikel 10 Absatz 1 ei-
nen Staat ein. (3) Ungeachtet des Artikels 8 kann die ersu-
chende Zentrale Behörde dem Antragsteller die
(4) Dieser Artikel lässt Artikel 8 unberührt. Kosten für die Übersetzung eines Antrags und
102
der damit verbundenen Schriftstücke auferle- gegebenenfalls als Bezugnahme auf eine
gen, es sei denn, diese Kosten können durch in der betreffenden Gebietseinheit gelten-
ihr System der juristischen Unterstützung ge- de Gegenseitigkeitsvereinbarung zu ver-
deckt werden. stehen;
g) jede Bezugnahme auf eine in diesem Staat Im Verhältnis zwischen den Vertragsstaaten er-
geltende Gegenseitigkeitsvereinbarung setzt dieses Übereinkommen vorbehaltlich des
103
Artikels 56 Absatz 2 das Haager Übereinkom- ren Vertragsstaaten unberührt lassen. Staaten,
men vom 2. Oktober 1973 über die Anerken- die solche Vereinbarungen geschlossen haben,
nung und Vollstreckung von Unterhaltsent- übermitteln dem Depositar8 des Übereinkom-
scheidungen und das Haager Übereinkommen mens eine Kopie.
vom 15. April 1958 über die Anerkennung und
Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Ge- (3) Die Absätze 1 und 2 gelten auch für Gegen-
biet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern, seitigkeitsvereinbarungen und Einheitsrecht, die
soweit ihr Anwendungsbereich zwischen diesen auf besonderen Verbindungen zwischen den be-
Staaten mit demjenigen dieses Übereinkom- troffenen Staaten beruhen.
mens übereinstimmt.
(4) Dieses Übereinkommen lässt die Anwen-
Artikel 49 dung von nach dem Abschluss des Überein-
kommens angenommenen Rechtsinstrumenten
Koordinierung mit dem New Yorker einer Organisation der regionalen Wirtschafts-
Übereinkommen von 1956 integration, die Vertragspartei des Überein-
kommens ist, in Bezug auf im Übereinkommen
Im Verhältnis zwischen den Vertragsstaaten er- geregelte Angelegenheiten unberührt, voraus-
setzt dieses Übereinkommen das Übereinkom- gesetzt, dass diese Rechtsinstrumente die An-
men der Vereinten Nationen vom 1956 über die wendung des Übereinkommens im Verhältnis
Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen im zwischen den Mitgliedstaaten der Organisation
Ausland, soweit sein Anwendungsbereich zwi- der regionalen Wirtschaftsintegration und an-
schen diesen Staaten dem Anwendungsbereich deren Vertragsstaaten unberührt lassen. In Be-
dieses Übereinkommens entspricht. zug auf die Anerkennung oder Vollstreckung
von Entscheidungen zwischen den Mitglied-
Artikel 50 staaten der Organisation der regionalen Wirt-
schaftsintegration lässt das Übereinkommen
Verhältnis zu den früheren Haager die Vorschriften der Organisation der regiona-
Übereinkommen über die Zustellung von len Wirtschaftsintegration unberührt, unab-
Schriftstücken und die Beweisaufnahme hängig davon, ob diese vor oder nach dem Ab-
schluss des Übereinkommens angenommen
Dieses Übereinkommen lässt das Haager Über- worden sind.
einkommen vom 1. März 1954 über den Zi-
vilprozess, das Haager Übereinkommen vom Artikel 52
15. November 1965 über die Zustellung ge-
richtlicher und aussergerichtlicher Schriftstü- Grundsatz der grössten Wirksamkeit
cke im Ausland in Zivil-und Handelssachen und
das Haager Übereinkommen vom 18. März 1970 (1) Dieses Übereinkommen steht der Anwen-
über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- dung von Abkommen, Vereinbarungen oder
und Handelssachen unberührt. sonstigen internationalen Übereinkünften, die
zwischen einem ersuchenden Staat und einem
Artikel 51 ersuchten Staat in Kraft sind, oder im ersuchten
Staat in Kraft befindlichen Gegenseitigkeitsver-
Koordinierung mit Übereinkünften einbarungen nicht entgegen, in denen Folgen-
und Zusatzvereinbarungen des vorgesehen ist:
(1) Dieses Übereinkommen lässt vor dem Über- a) weiter gehende Grundlagen für die Aner-
einkommen geschlossene internationale Über- kennung von Unterhaltsentscheidungen,
einkünfte unberührt, denen Vertragsstaaten als unbeschadet des Artikels 22 Buchstabe f,
Vertragsparteien angehören und die Bestim-
mungen über im Übereinkommen geregelte An- b) vereinfachte und beschleunigte Verfah-
gelegenheiten enthalten. ren in Bezug auf einen Antrag auf Aner-
kennung oder Anerkennung und Vollstre-
(2) Jeder Vertragsstaat kann mit einem oder ckung von Unterhaltsentscheidungen,
mehreren Vertragsstaaten Vereinbarungen, die
Bestimmungen über in diesem Übereinkommen c) eine günstigere juristische Unterstüt-
geregelte Angelegenheiten enthalten, schlies- zung als die in den Artikeln 14–17 vorge-
sen, um die Anwendung des Übereinkom- sehene oder
mens zwischen ihnen zu verbessern, vorausge-
setzt, dass diese Vereinbarungen mit Ziel und d) Verfahren, die es einem Antragsteller in
Zweck des Übereinkommens in Einklang stehen einem ersuchenden Staat erlauben, einen
und die Anwendung des Übereinkommens im
Verhältnis zwischen diesen Staaten und ande- 8 DE: Verwahrer
104
Antrag unmittelbar bei der Zentralen Be- mulare11 ist auf die Tagesordnung zu setzen, die
hörde des ersuchten Staates zu stellen. der Einberufung beigefügt wird.
(2) Dieses Übereinkommen steht der Anwen- (2) Die Änderungen werden von den in der Spe-
dung eines im ersuchten Staat geltenden Geset- zialkommission anwesenden Vertragsstaaten
zes nicht entgegen, das wirksamere Vorschriften angenommen. Sie treten für alle Vertragsstaa-
der Art, wie sie in Absatz 1 Buchstaben a–c ge- ten am ersten Tag des siebten Monats nach dem
nannt sind, vorsieht. Die in Absatz 1 Buchstabe Zeitpunkt in Kraft, in dem der Depositar12 die-
b genannten vereinfachten und beschleunigten se Änderungen allen Vertragsstaaten mitge-
Verfahren müssen jedoch mit dem Schutz ver- teilt hat.
einbar sein, der den Parteien nach den Artikeln
23 und 24 gewährt wird, insbesondere, was die (3) Während der in Absatz 2 genannten Frist
Rechte der Parteien auf ordnungsgemässe Be- kann jeder Vertragsstaat dem Depositar13
nachrichtigung von den Verfahren und auf an- schriftlich notifizieren, dass er nach Artikel 62
gemessene Gelegenheit, gehört zu werden, so- einen Vorbehalt zu dieser Änderung anbringt.
wie die Wirkungen einer Anfechtung oder eines Der Staat, der einen solchen Vorbehalt anbringt,
Rechtsmittels angeht. wird in Bezug auf diese Änderung bis zur Rück-
nahme des Vorbehalts so behandelt, als wäre er
Artikel 53 nicht Vertragspartei dieses Übereinkommens.
105
(3) Der Vollstreckungsstaat ist nach diesem Kapitel IX
Übereinkommen nicht verpflichtet, eine Ent- SCHLUSSBESTIMMUNGEN
scheidung oder Unterhaltsvereinbarung in Be-
zug auf Zahlungen zu vollstrecken, die vor dem Artikel 58
Inkrafttreten des Übereinkommens zwischen
dem Ursprungsstaat und dem Vollstreckungs- Unterzeichnung, Ratifikation und Beitritt
staat fällig geworden sind, es sei denn, dass Un-
terhaltspflichten aus einer Eltern-Kind-Bezie- (1) Dieses Übereinkommen liegt für die Staaten,
hung gegenüber einer Person betroffen sind, die die zur Zeit der Einundzwanzigsten Tagung der
das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Haager Konferenz für Internationales Privat-
recht Mitglied der Konferenz waren, sowie für
Artikel 57 die anderen Staaten, die an dieser Tagung teil-
genommen haben, zur Unterzeichnung auf.
Informationen zu den Rechtsvorschriften,
Verfahren und Dienstleistungen (2) Es bedarf der Ratifikation, Annahme oder
Genehmigung; die Ratifikations-, Annahme-
(1) Ein Vertragsstaat stellt dem Ständigen Büro oder Genehmigungsurkunden werden beim Mi-
der Haager Konferenz für Internationales Pri- nisterium für Auswärtige Angelegenheiten des
vatrecht bei der Hinterlegung seiner Ratifika- Königreichs der Niederlande, dem Depositar15
tions- oder Beitrittsurkunde oder bei der Ab- dieses Übereinkommens, hinterlegt.
gabe einer Erklärung nach Artikel 61 Folgendes
zur Verfügung: (3) Jeder andere Staat oder jede andere Orga-
nisation der regionalen Wirtschaftsintegration
a) eine Beschreibung seiner auf Unterhalts- kann diesem Übereinkommen beitreten, nach-
pflichten anzuwendenden Rechtsvor- dem es gemäss Artikel 60 Absatz 1 in Kraft ge-
schriften und Verfahren; treten ist.
b) eine Beschreibung der Massnahmen, die (4) Die Beitrittsurkunde wird beim Depositar16
er treffen wird, um seinen Verpflichtungen hinterlegt.
aus Artikel 6 nachzukommen;
(5) Der Beitritt wirkt nur im Verhältnis zwischen
c) eine Beschreibung der Art und Weise, in dem beitretenden Staat und den Vertragsstaa-
der er den Antragstellern nach Artikel 14 ten, die innerhalb von 12 Monaten nach der in
tatsächlichen Zugang zu Verfahren ver- Artikel 65 vorgesehenen Notifikation keinen
schafft; Einspruch gegen den Beitritt erhoben haben.
Nach dem Beitritt kann ein solcher Einspruch
d) eine Beschreibung seiner Vollstreckungs- auch von jedem Mitgliedstaat in dem Zeitpunkt
vorschriften und -verfahren einschliess- erhoben werden, in dem er dieses Übereinkom-
lich der Einschränkungen bei der Vollstre- men ratifiziert, annimmt oder genehmigt. Die
ckung, insbesondere im Hinblick auf die Einsprüche werden dem Depositar17 notifiziert.
Vorschriften zum Schutz der verpflichte-
ten Person und die Verjährungsfristen; Artikel 59
15 DE: Verwahrer
16 DE: Verwahrer
14 DE, AT: Formblatt 17 DE: Verwahrer
106
(2) Die Organisation der regionalen Wirt- Artikel 59 Absatz 1, der oder die es spä-
schaftsintegration notifiziert dem Depositar18 ter ratifiziert, annimmt oder genehmigt,
bei der Unterzeichnung, der Annahme, der Ge- am ersten Tag des Monats, der auf ei-
nehmigung oder dem Beitritt schriftlich die in nen Zeitabschnitt von drei Monaten nach
diesem Übereinkommen geregelten Angele- Hinterlegung seiner oder ihrer Ratifika-
genheiten, für die ihr von ihren Mitgliedstaaten tions-, Annahme- oder Genehmigungsur-
die Zuständigkeit übertragen wurde. Die Orga- kunde folgt;
nisation notifiziert dem Depositar19 umgehend
schriftlich jede Veränderung ihrer Zuständigkeit b) für jeden Staat oder jede Organisation der
gegenüber der letzten Notifikation nach die- regionalen Wirtschaftsintegration nach
sem Absatz. Artikel 58 Absatz 3 am Tag nach Ablauf
des Zeitraums, in dem Einspruch nach Ar-
(3) Eine Organisation der regionalen Wirt- tikel 58 Absatz 5 erhoben werden kann;
schaftsintegration kann bei der Unterzeichnung,
der Annahme, der Genehmigung oder dem c) für die Gebietseinheiten, auf die das Über-
Beitritt nach Artikel 63 erklären, dass sie für alle einkommen nach Artikel 61 erstreckt wor-
in diesem Übereinkommen geregelten Angele- den ist, am ersten Tag des Monats, der
genheiten zuständig ist und dass die Mitglied- auf einen Zeitabschnitt von drei Monaten
staaten, die ihre Zuständigkeit in diesem Bereich nach der in jenem Artikel vorgesehenen
der Organisation der regionalen Wirtschaftsin- Notifikation folgt.
tegration übertragen haben, aufgrund der Un-
terzeichnung, der Annahme, der Genehmigung Artikel 61
oder des Beitritts der Organisation durch das
Übereinkommen gebunden sein werden. Erklärungen in Bezug auf nicht
einheitliche Rechtssysteme
(4) Für das Inkrafttreten dieses Übereinkom-
mens zählt eine von einer Organisation der re- (1) Ein Staat, der aus zwei oder mehr Gebiet-
gionalen Wirtschaftsintegration hinterlegte Ur- seinheiten besteht, in denen für die in diesem
kunde nicht, es sei denn, die Organisation der Übereinkommen geregelten Angelegenheiten
regionalen Wirtschaftsintegration gibt eine Er- unterschiedliche Rechtssysteme gelten, kann
klärung nach Absatz 3 ab. bei der Unterzeichnung, der Ratifikation, der
Annahme, der Genehmigung oder dem Beitritt
(5) Jede Bezugnahme in diesem Übereinkom- nach Artikel 63 erklären, dass das Übereinkom-
men auf einen «Vertragsstaat» oder «Staat» gilt men auf alle seine Gebietseinheiten oder nur auf
gegebenenfalls gleichermassen für eine Organi- eine oder mehrere davon erstreckt wird; er kann
sation der regionalen Wirtschaftsorganisation, diese Erklärung durch Abgabe einer neuen Er-
die Vertragspartei des Übereinkommens ist. Gibt klärung jederzeit ändern.
eine Organisation der regionalen Wirtschafts-
integration eine Erklärung nach Absatz 3 ab, so (2) Jede derartige Erklärung wird dem Depo-
gilt jede Bezugnahme im Übereinkommen auf sitar20 unter ausdrücklicher Bezeichnung der
einen «Vertragsstaat» oder «Staat» gegebenen- Gebietseinheiten notifiziert, auf die das Über-
falls gleichermassen für die betroffenen Mit- einkommen angewendet wird.
gliedstaaten der Organisation.
(3) Gibt ein Staat keine Erklärung nach diesem
Artikel 60 Artikel ab, so erstreckt sich das Übereinkommen
auf sein gesamtes Hoheitsgebiet.
Inkrafttreten
(4) Dieser Artikel ist nicht anzuwenden auf Or-
(1) Dieses Übereinkommen tritt am ersten Tag ganisationen der regionalen Wirtschaftsinte-
des Monats in Kraft, der auf einen Zeitabschnitt gration.
von drei Monaten nach der Hinterlegung der
zweiten Ratifikations-, Annahme- oder Geneh- Artikel 62
migungsurkunde nach Artikel 58 folgt.
Vorbehalte
(2) Danach tritt dieses Übereinkommen wie
folgt in Kraft: (1) Jeder Vertragsstaat kann spätestens bei der
Ratifikation, der Annahme, der Genehmigung
a) für jeden Staat oder jede Organisation der oder dem Beitritt oder bei Abgabe einer Erklä-
regionalen Wirtschaftsintegration nach rung nach Artikel 61 einen oder mehrere der in
Artikel 2 Absatz 2, Artikel 20 Absatz 2, Artikel 30
18 DE: Verwahrer
19 DE: Verwahrer 20 DE: Verwahrer
107
Absatz 8, Artikel 44 Absatz 3 und Artikel 55 Ab- schränken, auf die das Übereinkommen ange-
satz 3 vorgesehenen Vorbehalte anbringen. Wei- wendet wird.
tere Vorbehalte sind nicht zulässig.
(2) Die Kündigung wird am ersten Tag des Mo-
(2) Jeder Staat kann einen von ihm angebrach- nats wirksam, der auf einen Zeitabschnitt von
ten Vorbehalt jederzeit zurücknehmen. Die 12 Monaten nach Eingang der Notifikation beim
Rücknahme wird dem Depositar21 notifiziert. Depositar25 folgt. Ist in der Notifikation für das
Wirksamwerden der Kündigung ein längerer
(3) Die Wirkung des Vorbehalts endet am ersten Zeitabschnitt angegeben, so wird die Kündigung
Tag des dritten Monats nach der in Absatz 2 ge- nach Ablauf des entsprechenden Zeitabschnitts
nannten Notifikation. nach Eingang der Notifikation beim Depositar26
wirksam.
(4) Die nach diesem Artikel angebrachten Vor-
behalte mit Ausnahme des Vorbehalts nach Ar- Artikel 65
tikel 2 Absatz 2 bewirken nicht die Gegensei-
tigkeit. Notifikation
(3) Eine bei der Unterzeichnung, der Ratifikati- c) den Tag, an dem das Übereinkommen
on, der Annahme, der Genehmigung oder dem nach Artikel 60 in Kraft tritt;
Beitritt abgegebene Erklärung wird mit Inkraft-
treten dieses Übereinkommens für den betref- d) jede Erklärung nach Artikel 2 Absatz 3, Ar-
fenden Staat wirksam. tikel 11 Absatz 1 Buchstabe g, Artikel 16
Absatz 1, Artikel 24 Absatz 1, Artikel 30
(4) Eine zu einem späteren Zeitpunkt abgege- Absatz 7, Artikel 44 Absätze 1 und 2, Arti-
bene Erklärung und jede Änderung oder Rück- kel 59 Absatz 3 und Artikel 61 Absatz 1;
nahme einer Erklärung werden am ersten Tag
des Monats wirksam, der auf einen Zeitabschnitt e) jede Vereinbarung nach Artikel 51 Ab-
von drei Monaten nach Eingang der Notifikation satz 2;
beim Depositar23 folgt.
f) jeden Vorbehalt nach Artikel 2 Absatz 2,
Artikel 64 Artikel 20 Absatz 2, Artikel 30 Absatz 8,
Artikel 44 Absatz 3 sowie Artikel 55 Absatz
Kündigung 3 und die Rücknahme der Vorbehalte nach
Artikel 62 Absatz 2;
(1) Jeder Vertragsstaat kann dieses Überein-
kommen durch eine an den Depositar24 ge- g) jede Kündigung nach Artikel 64.
richtete schriftliche Notifikation kündigen. Die
Kündigung kann sich auf bestimmte Gebietsein- Zu Urkund dessen haben die hierzu gehörig be-
heiten eines Staates mit mehreren Einheiten be- fugten Unterzeichneten dieses Übereinkommen
unterschrieben.
21 DE: Verwahrer
22 DE: Verwahrer 25 DE: Verwahrer
23 DE: Verwahrer 26 DE: Verwahrer
24 DE: Verwahrer 27 DE: Verwahrer
108
Geschehen in Den Haag am 23. November 2007
in englischer und französischer Sprache, wobei
jeder Wortlaut gleichermassen verbindlich ist,
in einer Urschrift, die im Archiv der Regierung
des Königreichs der Niederlande hinterlegt und
von der jedem Staat, der zur Zeit der Einund-
zwanzigsten Tagung der Haager Konferenz für
Internationales Privatrecht Mitglied der Kon-
ferenz war, sowie jedem anderen Staat, der an
dieser Tagung teilgenommen hat, auf diploma-
tischem Weg eine beglaubigte Abschrift über-
mittelt wird.
109
V. Staatenliste (Stand: August 2018)
Alphabetische Liste der Staaten, mit denen Vereinbarungen über die Zusammenar-
beit bei der grenzüberschreitenden Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen beste-
hen und im Verhältnis zu denen das Bundesamt für Justiz daher unterstützend tätig
werden kann. Es werden jeweils die derzeit vorrangig anwendbaren Rechtsgrundla-
gen angegeben.
110
Haiti UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Heiliger Stuhl UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Irland EG-Unterhaltsverordnung
Israel UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Italien EG-Unterhaltsverordnung
Kanada Verfahren bei förmlicher Gegenseitigkeitgkeit
(mit Ausnahme von Québec und
Nunavut)
Kap Verde UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Kasachstan UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Kirgisistan UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Kolumbien UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Kroatien EG-Unterhaltsverordnung
Lettland EG-Unterhaltsverordnung
Liberia UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Litauen EG-Unterhaltsverordnung
Luxemburg EG-Unterhaltsverordnung
Malta EG-Unterhaltsverordnung
Marokko UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Mazedonien UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Mexiko UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Moldau, Republik UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Monaco UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Montenegro Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Neuseeland UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Niederlande EG-Unterhaltsverordnung
Niger UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Norwegen Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Österreich EG-Unterhaltsverordnung
Pakistan UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
111
Philippinen UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Polen EG-Unterhaltsverordnung
Portugal EG-Unterhaltsverordnung
Rumänien EG-Unterhaltsverordnung
Schweden EG-Unterhaltsverordnung
Schweiz UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Serbien UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Seychellen UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Slowakei EG-Unterhaltsverordnung
Slowenien EG-Unterhaltsverordnung
Spanien EG-Unterhaltsverordnung
Sri Lanka UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Südafrika Verfahren bei förmlicher Gegenseitigkeit
Suriname UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Tschechische Republik EG-Unterhaltsverordnung
Tunesien UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Türkei Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Ukraine Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Ungarn EG-Unterhaltsverordnung
Uruguay UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
USA Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Vereinigtes Königreich EG-Unterhaltsverordnung
Weißrussland Haager Unterhaltsübereinkommen 2007
Zentralafrikanische Republik UN-Unterhaltsübereinkommen 1956
Zypern EG-Unterhaltsverordnung
112
VI. Liste der Vorprüfungsgerichte
113