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Architektur | Umbau U-/S-Bahnhof Hamburg-Barmbek
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Die Aufgabe:
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Der öffentliche Nahverkehr ist im Aufwind –
die Infrastruktur muss mitwachsen 5
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Doch Hamburgs allgemeines Wachstum tut 1 Stütze aufsetzen
2 Stützenflügel einheben
auch dem ehemaligen Arbeiterstadtteil Barm- 3 Je 5 Feldflügel zu einem
bek gut. Der liegt zentral, besitzt eine gute Flügelbauteil verbinden
4 Flügelbauteil einheben
Verkehrsinfrastruktur, (noch) bezahlbaren 5 Stahltragwerk ausrichten
Wohnraum und liegt in Nähe zum Stadtpark. und verschweißen
6 Kissen einheben
Deswegen ist der Stadtteil inzwischen zum 7 Flügelträger
Geheimtipp geworden, die Gentrifizierung 8 Rinnenträger
9 Randträger
hat begonnen. Er wird immer beliebter und 10 Einbauplatte
legt das alte ruppige Vorkriegsimage als
„Barmbek Basch“langsam ab; ein Hinweis
3
darauf war, dass junge Männer hier schon 4
mal ihre Mädchen mit den Fäusten gegen die
feineren Hanseaten verteidigten.
Der alte Busbahnhof (an der Nordseite des
S-Bahnhofes) hatte vor der Revitalisierung
den Charme eines Balkanbusterminals, auch
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wenn es hier in Hamburg weniger gefährlich
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ist. Die Busumsteigeanlage Barmbek wurde 9 2
2
1965 in Betrieb genommen und wird täglich
von etwa 60 000 Fahrgästen genutzt. Insge- 2
1
samt fahren über 2 000 Busse täglich (neun
Bus- und drei Nachtbuslinien) die Anlage an.
Mit durchschnittlich 60 000 Fahrgästen pro 1
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Werktag ist „S/U“ Barmbek der drittgrößte
Umsteigebahnhof der Hansestadt (nach Explosionszeichnung, o.M.
Hauptbahnhof und Altona). Der hundertjährige Die Folienkissen sind transluzent milchig weiß
und von innen beleuchtet, wodurch ein sehr
Hochbahnring besitzt hier seinen eigentlichen plastisches Erscheinungsbild der gesamten
Ausgangs- und Bestimmungsort. Gleich ne- Konstruktion entsteht
benan ragt eines der kühnsten deutschen
Stahlfachviadukte für die U-Bahn nach Wands-
bek-Gartenstadt in den Hamburger Himmel.
Barmbek-Nord ist bekannt durch seinen
Backsteinwohnungsbau der 1920er-Jahre
und gewann an Bedeutung, nachdem durch
den Krieg der eigentliche Stadtteilschwerpunkt
mit riesigen Warenhäusern in Barmbek-Uh-
lenhorst zerstört worden war. Allerdings ist
mittlerweile die Nachkriegsbebauung hier in
die Jahre gekommen und die ehemaligen
Kaufhäuser sind inzwischen nicht mehr kon-
kurrenzfähig und wurden deswegen aufge-
geben. Die Umbaumaßnahmen der HHA
können als wichtiger Katalysator für notwen-
dige Stadteilentwicklungen verstanden wer-
den. Bis Ende 2011 wurden im Süden des
Bahnhofs ein 55 m langes Dach sowie ein
Foto: Nadim Bazze
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2
1 Rinnenträger ohne Deckelblech
2 7
4 2 Dichtblech
3 Unterer Hauptträger 19
5 20
ohne Deckelblech
4 Halbschale kurzer Stützenarm 18 17
2
2 x Leerrohre Elektro 26
6 1 x Entwässerung 15
5 Halbschale kurzer Stützenarm 23
6 Halbschale Stütze 16
20 25 24
4 x Leerrohr für Elektro
1 x Entwässerung 15 Stütze
1 x Zuluftleitung 16 Unteres T-Stück
7 Oberer Hauptträger ohne Deckelblech 17 Unterer Kamm
8 Laubfang 18 Aufschweißplatte
9 Halbschale langer Stützenarm 19 Stützenfuss
2 x Leerrohr für Elektro 20 Untere Nebenträger
1 x Zuluftleitung 21 Randträger Isometrie Konstruktion, o.M.
10 Dicht- und Führungsblech 22 Oberer Nebenträger
11 Entwässerung 23 Langer Stützarm
12 Rinnenkamm 24 Knoten
10 13 Oberer Kamm 25 Kurzer Stützenarm
14 Oberes T-Stück 26 Revisionsöffnung
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Architektur | Umbau U-/S-Bahnhof Hamburg-Barmbek
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Bauherr/Nutzer: Hamburger Hochbahn AG, Hamburg Planungs- und Bauzeit: Klemmleisten der Folienkissen:
2004 Wettbewerb, 1. Preis Aluminium eloxiert
Architekt/Generalplaner: 2006-2012 Leistungsphasen 1-8 (Neuplanung und
ap plan mory osterwalder vielmo, architekten- und Umbau U-/S-Bahnhof, Busanlage Bahnhof-Barmbek Eingeschweißte Rohre/Leitungen: Edelstahl
ingenieurgesellschaft mbh, Berlin, www.applan.de mit Überdachung)
2011-2012 Bauausführung (LP8) Busdächer Nord und Abdeckung Stützenfuß:
Projektleiter: Süd Bodenplatten Betonwerkstein im Stahldeckel
Dipl.-Ing. Petar Bozic, Dipl.-Ing. Michael Glowasz -2011 Inbetriebnahme Busdach Süd
-2012 Inbetriebnahme Busdach Nord Beleuchtung (Funktionslicht):
Projektteam: -2015 Ergänzung Busdach Nord) Langfeldleuchten „NORKA Erfurt“ am Rinnenträger
Jana Urban, Werner Schäflein, Felipe Espinosa-Caro,
Oliver Steinicke Beleuchtung
(atmosphärisches Licht/Kissenbeleuchtung):
Bauleitung/ Bauüberwachung: Fachplaner Langfeldleuchten „NORKA Hamm“ im Randträger
PHP Planungsbüro Hilker & Partner, Rheden
Tragwerksplaner Busdach:
TGA: formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau GmbH,
ILM Ingenieurbüro Lange + Meyer, Bremerhaven Radolfzell Projektdaten
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