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Den Partnern der großen Koalition in Berlin droht nach Bayern die nächste Denkzettel-
Wahl. Großer Gewinner könnten wieder die Grünen werden – trotzdem könnte es für
die schwarz-grüne Koalition eng werden.
Gut eine Woche vor der Landtagswahl in Hessen befinden sich die Grünen einer neuen
Umfrage zufolge auch dort im Höhenflug, während CDU und SPD mit massiven
Stimmenverlusten rechnen müssen. In dem am Donnerstag veröffentlichten ZDF-
„Politbarometer“ liegen die Grünen bei 22 Prozent (Landtagswahl 2013: 11,1). Wenn
am nächsten Sonntag gewählt würde, käme die CDU nur noch auf 26 Prozent (38,3)
und die SPD auf 20 Prozent (30,7). Die AfD würde laut der Umfrage zwölf Prozent
bekommen und damit erstmals auch in den hessischen Landtag einziehen. Linkspartei
(5,2) und FDP (5,0) kommen demnach jeweils auf acht Prozent.
In Hessen wird am 28. Oktober ein neuer Landtag gewählt. In Wiesbaden regiert seit
fünf Jahren eine schwarz-grüne Landesregierung unter Ministerpräsident Volker
Bouffier (CDU). „Die bisherigen Umfragen sind für uns enttäuschend und können uns
nicht zufriedenstellen“, konstatierte der CDU-Spitzenkandidat der CDU. Momentan
überlagere die Bundespolitik die politische Diskussion. In der letzten Phase bis zur
Landtagswahl werde die Union deutlich machen, dass es nicht um Berlin gehe. „Jetzt
geht’s um Hessen.“
„Das Ergebnis zur Sonntagsfrage zeigt nur: Es ist viel Bewegung drin“, sagte Nancy
Faeser, die Generalsekretärin der SPD. Sie wies darauf hin, dass sich das TV-Duell vom
Mittwochabend in den Umfragen noch nicht habe widerspiegeln können. Dort habe sich
Thorsten Schäfer-Gümbel kompetenter, sachlicher und bürgernäher als der amtierende
Ministerpräsident gezeigt.
Der Wahl wird auch bundespolitisch eine enorme Bedeutung zugesprochen. Nach der
Landtagswahl in Bayern, bei der die CSU und die SPD herbe Verluste einstecken
mussten, wird vor allem das Abschneiden von CDU und Sozialdemokraten mit
Spannung erwartet. Sollten diese in Hessen schlecht abschneiden, könnte dies auch
Auswirkungen auf die große Koalition im Bund haben.
Bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten läge Amtsinhaber Bouffier klar vor
seinem SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel. Für ihn würden sich laut der
Umfrage 46 Prozent der Befragten entscheiden, für Schäfer-Gümbel 32 Prozent.
Beliebtester Spitzenkandidat in Hessen: der Grüne Tarek Al-Wazir : Bild: Frank Röth
Für die Umfrage befragte die Forschungsgruppe Wahlen von Montag bis Mittwoch
1035 Wahlberechtigte. Der statistische Fehlerbereich liegt den Angaben zufolge bei
einem Wert von 40 Prozent bei drei Prozentpunkten, bei einem Wert von zehn Prozent
bei zwei Prozentpunkten. Diese Projektionswerte geben lediglich das Stimmungsbild
für die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose für den
Wahlausgang dar.