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TERUNOBU

FUJIMORI
TEEHAUS
LEHRE

Exposé Buchprojekt
Terunobu Fujimori
in dem Teeraum, welchen er
Das japanische Teehaus für seine Frau im Tampopo-House
seinem Löwenzahnhaus einrichtete.
birgt viele Rätsel. Als Architekt schätzt
Terunobu Fujimori dieses historische Format,
weil es seiner „Primitivegarde“ Ausdruck verleiht.
Als Historiker ist er seinen Lehrern weit voraus und ver-
steht auf einleuchtende Weise das Enigma Rikyûs Harakiri
zu lösen. Mit Arata Isozaki begibt er sich in London auf die
Spurensuche nach dem längst verschollenen Teehaus von
Lennons Yoko. Gefeiert, exzentrisch und wortgewandt ist
der Architekturdetektiv Fujimori Terunobu ein Fernsehstar.
Seine Karriere als Professor für Architekturgeschichte be-
gann in den ehrwürdigen Hallen der Tokyo Universität mit
einem Aufschrei. Seitdem nimmt er kein Blatt vor den
Mund, auch nicht, wenn es gilt den Anbruch der
Moderne von Europa nach Japan zu verlegen.
Sein Argument ist stille Konfrontation:
Die Teehauslehre

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Teehaus Tetsu, 2007
Im Kontrast zwischen dem
handgewalzten Kupfer-
blechdach und den sanften
Kirschblüten ergibt sich der
interessante Effekt gleich-
zeitig neu und alt zu wir-
ken. Fujimori zählt sein
„chashitsu tetsu“ zu seinen
schönsten Teehäusern.

Nichts liegt Fujimori ferner das Teehaus mit In Japan gehören der Teekampf der Basara-Krieger oder Bald trachteten auch Japans Machthaber nach diesem
der Opiumhöhle zu vergleichen. Und doch die Teeorgien in den Badehäusern der alten Kaiserstadt Ausdruck ästhetischer Überlegenheit. In dieser Begeg-
pushte der Tee der Mönche zu immer längeren zu den ersten Spielarten des Tees. Im Widerspruch zwi- nung stirbt schließlich die Freiheit Sakais Teemenschen.
Phasen der Meditation. Wie der Genuss so schen der Askese der Zen-Mönche und dem zügellosen Meister wie Rikyû werden zu Dienern der schlagenden
mancher Droge zur Ausformung spezieller Treiben lauter Märkte entwuchsen Japans Städten an- Elite. Der bittere Geschmack dieser Niederlage ermög-
Genusskulturen führt, so entwickelte sich aus fangs des 15. Jhdt. urbane Eremitagen. Diese Synthese licht Rikyû 1582 schließlich beim Tee mit Toyotomi
den archaischen Spielarten des Tees eine ei- zwischen Genuss und Weltflucht entfaltete sich v.a. im Hideyoshi sein lebensmüdes Meisterstück. Er düpiert
genständige Teehausarchitektur. Handelshafen Sakai zu einer elitären Sprache. seinen Herrn und entwirft das weltverkehrte Taian.

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Rikyûs Taian in
Kyōto
„Nichts Besonde-
res“ im Vergleich zu
den goldenen Tee-
häusern seiner Zeit
(links).

Im Gegensatz zum
Prunk der goldenen
Pavillons ist das
Taian aus einfachsten
Materialen aus der
direkten Umgebung
gefertigt. Damit ver-
körpert es den Aus-
bruch seines Erfinders
aus der ihm auferleg-
ten Stellung als Un-
tergebener. Diesen
Sieg bezahlte Rikyû
nur zu gerne mit
seinem Leben. Entstehung des Taian
Mit Skizzen wie diesen illus-
triert Fujimori liebevoll seine
Aussagen.
Konkret hier der Umbaupro-
zess und die Adaption eines
alten Tempels zum Teehaus
Taian.

Im Taian legte Rikyû alles daran die Außenwelt symbo- Rohentwurf der Moderne. Was kann alles Gold der Welt
lisch nach Innen zu verlegen. Mit Feuer, Lehm und Schilf den Allmächtigen mehr Erhabenheit geben als Askese?
im Innenraum verkehrten sich laut Fujimori die Macht- Die Abkehr von der Ästhetik des Prunks und Pomps zu
bezüge zwischen Teemeister und Machthabenden ins Gunsten auserwählter Schlichtheit adelt in Japan seit-
Umgekehrte. Wie wenn „ein Gummiball durch ein Loch dem alles Rustikale und das drei Jahrhunderte bevor
nach außen gestülpt wird.“ Als Hideyoshi sich dieser Adolf Loos das Ornament zum Verbrechen erklärte.
Bedeutung bewusst wird, verurteilt er Rikyû zum rituel- Fujimoris Teehauslehre zieht bei der Beantwortung
len Selbstmord. Der große Teemeister hinterlässt einen dieser und anderer Fragen einen roten Faden bis heute.

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Beetle House, Victoria and Albert Museum London, 2010 Boot , in dem man den Tee vergisst, 2010
Seine Bauten will er möglichst mit „natürlichen“ Materialien bekleiden, denn laut In diesem Teehaus bleibt kaum Zeit zum
Fujimori ist seit Mies van der Rohe die moderne Architektur nackt. Hier ein Haus im Teegenuss. Selbst bei geringem Wind gilt es
schwarzen Kleid verbrannter Zeder aus seinem Yakisugi-Verfahren. beständig zu rudern, um nicht am Ufer zu
Raumeinheiten in Ost und West stranden.

Auf dieser intellektuellen Reise in die Gegenwart lässt dem Begründer der japanischen Kunstwissenschaft und Entlang der Rezeption der japanischen Bautraditionen
Fujimori auch mit selbstironischen Unterton seinen Blick berühmten Autor des „Book of Tea“. Auf dem Rücken seiner Vorgänger und ihrer Versuche das Teehaus wie-
auf andere Tee- und Genusskulturen schweifen. Bei ei- eines Esels war dieser drei Jahre lang nach Griechenland derzubeleben quittiert er die Vereinnahmung seiner Bau-
nem Afternoon Tea in London konstatiert er „in England unterwegs, um in seinem maßlosen kulturellen Chauvi- ten zu Zwecken nationaler Identitätsfindung mit teils
gilt weder Tee, Besteck oder Umgebung sondern vor nismus zu beweisen, dass Griechenlands Antike eigentlich verkohlten, teils schwebenden Teehäusern. So ist auch
allem Kuchen.“ Auf ebenso amüsante Weise weiß er auch in Asien ihren Ursprung hat. Schließlich dokumentiert das obige Teeboot völlig unangepasst: Auf dem unsinkba-
von der Verunsicherung seiner Vorgänger im Kontakt mit Fujimori auch die Enttabuisierung der Teehausarchitektur. ren taiwanesischen Flugzeugträger Jiang Kai-sheks – Zu-
dieser fremden Teekultur zu berichten. In seiner Tee- Nachdem in Japan die Moderne Einzug gehalten hatte, fluchtsort seiner Kuomintang – ist es bezeichnender Wei-
hauslehre folgt er auch den Spuren von Okakura Tenshin, war das Teehaus beinahe in Vergessenheit geraten. se Spielball unberechenbarer Winde.

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Fliegendes Lehmboot 2010
Dieses Projekt greift Fujimoris Traum einer
in der Luft schwebenden Architektur auf, den
er seit seinem Architektur-Diplom hegte.

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Yakisugi-House,
2007
Das Teehaus ist so
nahe an Kleidung wie
keine andere Bau-
form. Hier schmückt
es als intimer Rück-
zugsort das Dach
eines Wohnhauses in
Nagano. Der Entwurf
von Wohnhöhlen wie
hier in der Mitte ist
ein weiteres zentrales
Element von Fujimo-
ris Architektur.

Zum Projekt Fujimoris Teehauslehre


Fujimori ist japanischer Architekt erster Garde. Neben Nach dem Erfolg der letzten Ausstellungen und ange- Diese Vorlage ist für den internationalen Markt anzupas-
Sejima, Itō und anderen Größen stellte er 2006 den Ja- sichts bevorstehender Ausstellungen und aktueller Bau- sen. Hochauflösende Bilder zu Fujimoris Bauten liegen
pan-Pavillon in Venedig. 2010 wurde er mit einer Ausstel- vorhaben in Brüssel ist eine mehrsprachige Publikation vor. Übersetzung und Bildmaterial würden nach Verlags-
lung im V&A Museum in London bedacht. Die Münchner angedacht. Diese soll seine Teehäuser vorstellen und vorgaben entwickelt werden. Dieses Projekt initiierte Dr.
Villa Stuck feierte 2012 sein Lebenswerk. Als preisgekrön- seine Stellung als Historiker verdeutlichen. Als Grundlage Hamp in wohlwollender Absprache mit Prof. Fujimori und
ter Theoretiker und weltweit anerkannter Experte für soll seine Teehauslehre dienen. Dabei handelt es sich um seinem Verleger. Als sein langjähriger Vertrauter beglei-
Architekturgeschichte bleiben Fujimoris zahlreiche Schrif- eine Monographie, die seit 2012 in einer Auflage von tet der promovierte Japanologe und Mitglied des BDÜ
ten in Europa aber weitgehend unbekannt. 5000 Stück vom Verlag Rikuyōsha vertrieben wird. Fujimoris int. Vorhaben als Dolmetscher und Übersetzer.

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Teehaus für eine Nacht
Dieses Teehaus entwarf Fujimori für den
Hosokawa über Nacht und für eine
Nacht, die der ehemalige Premierminis-
ter mit Jaques Chirac geplant hatte.
(Hintergrund)

TERUNOBU
FUJIMORI
TEEHAUS
Rikyû vs. ca Vinci
Suche nach der atomaren Raumeinheit
hier in Analogie Ost und West. (Bildmit-

LEHRE te)

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