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WOCHENSCHRIFT FUR POLITIK LamdSa *bOLde006 Z38-48nLO erg 164 B29 S21 626OS 191 ‘SOWJETUNION IM _BILD Eine esinische Sage erz3hlt vom basen Zauberer Jérveva- ra, der im See Olemiste lebt und Tallinn versenken will Doch kann er das nur, wenn die Stadt ferfiggebaut ist. So steigt der Zauberer _jahrlich eines Herbsinachls aus seinem See und fragt den ersten, der ihm in den Weg léuft: Ist Tallinn nun schon ferlig- gebaut?” Und stets lautet die ‘Antwort: ,Ach wo, an der Stadh wird noch gebautl" Jar- vevena taucht wieder in seb nen See, Jede Sage enthall ein K6rn- chen Wahrheit. Tallinn ist im- mer in Bau, ganz besonders ‘aber in diesem Sommer. Die Houplstadt der Estnischen So- zialistischen Sowietrepublik, die 1980 den 40. Jahrestag der Wiederhersiellung der So- wietmacht — feiert, —nimmt Olympiade-Giste “auf. Die ‘altehrwirdige Stadt hat sich schén gemacht. Die berahmie Altsladt (Toompea) wurde re- stouriert. Neben dem Hotel Vir” ist das Hochhaus des Hotels ,Oldmpia entstanden. & Berieb genommen, der alte never Flughafen wurde in stile Vorort Pirita zu einem modernen Segelsportzentrum ausgebaut, wo bald die olym- pische Regatta abgehalten wird, An der malerischen Ki- ste der Tallinn-Bueht ragen die Hauser des Olympischen cual Segelsport- zentrum Zentrums empor. Ringsum al les, was die Sportler brau chen: der ginslig gelegene Halen, Hellinge, Reparatur werkstitten, das erstklassige Hotel Sport", ein interna- fionaler Klub. Zum umlangreichen Koltur- programm der Olympiade ge- hart das fraditionelle Singles, auf dem ein vereinigier Chor von 32000 Personen aultritt und dem bis 2u einer Viertel- See ae million Zuhérer_ beiwohnen. Das Symbol der olympi * schen Regatta in Tallinn ist der reizende Robbenjunge Vist Alt und new fagen sich hharmonisch ineinander Modernste Technik fur die Kommentatoren ‘der Tallinner Fotos: Regatta A. Motschalin WORT DES REDAKTEURS _ HUMANE OLYMPISCHE IDEEN Die im Altertum aufgekommenen Olympia- den leben fort. Was ist der Grund? Bestimmt nicht nur der Umstand, daB die Menschen sich fiir die Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit der Sportler begeistern. Eine Antwort finden wir in den Statuten der Spiele. Dort heiSt es u, a: Die Ziele der olympischen Bewegung sind: Zur Entwicklung jener) schénen kérperli- chen und moralischen Eigerischaften beizutré gen, die die Grundlage des Sports bilden; die Jugend durch Sport im Geiste der besseren Ver- stindigung und der Freundschaft zu erziehen, was eine bessere und ruhigere Welt schaffen hilft; die Olympischen Prinzipien in der ganzen Welt zu verbreiten, um internationalen guten Willen zu fordern; die Athleten der Welt alle 4 Jahre beim grofen Sportfest, den Olympi- schen Spielen, zu vereinigen." In diesen Tagen werden zwei Milliarden Men- schen auf allen Kontinenten den Verlauf der Moskauer Olympiade verfolgen, und man stellt sich kaum vor, daB die Wiederbelebung der an- tiken Olympiaden nur mit Schwierigkeiten ver- wirklicht werden konnte. Thr tiefer Sinn wurde mit groBer Energie Ende des vorigen Jahrhun- derts vom hervorragenden franzisischen Pad- agogen und Vertreter der Offentlichkeit Pierre de Coubertin propagiert. Er sagte: ,,Lassen Sie uns nicht in der Aufriistung, sondern im Rudern wettstreiten... In den Stadien miissen Men- schen der verschiedenen Nationalitaten zusam- mentreffen. Mag dies ein beharrlicher, kompro- miBloser Kampf sein. Aber ein friedlicher Kampf." Es wundert nicht, daB die neuen Olympiaden sehr viele Sportier anziehen, die ihre Rivalen nicht nur tibertreffen, sondern auch besser kennenlernen wollen. Die Atmo- sphiire der Spiele begiinstigt die freundschaftli- chen Kontakte der Sendboten verschiedener Lander und Kontinente. Man kann jenen Sportlern, die sich seit Jah- ren auf dieses Ereignis vorbereiteten und die se Spiele womdglich in ihr Leben eingeplant NEUE ZEIT” 29.80 hatten, nun aber nicht an der Olympiade teil- nehmen kénnen, nur sein Mitleid ausdriicken. Bitternis und Enttiuschung empfinden heu te jene Sportler, mit denen Washington sein| unfaires Spiel ‘getrieben hat. Der Boykott hat schmerzlich auf die Sportler jener Lander} zurtickgeschlagen, die der térichten Erpressung| nachgaben. Letzten Endes ist dieses reaktionare| Unterfangen bekanntlich gescheitert. Alle Kon- tinente haben die Moskauer Olympiade be- schickt. Die Hauptstadt der XXII. Olympiade emp- fingt die Giste mit offenen Armen. Alles ist getan, damit das grandiose Sportforum erfolg- reich verlduft. An der Vorbereitung der Spiele haben praktisch alle Sowjetbirger — auch durch freiwillige Einsétze auf Baustellen, beim| Sommerputz usw. — teilgenommen. In kurzer: Zeit wurden 70 olympische Objekte, viele da- von von einzigartiger architektonischer Lésung, gebaut bzw. rekonstruiert. Den Gasten wird ein sehr reiches Kulturprogramm geboten. Wie Leonid Breshnew in seinem Grufschreiben an die Erbauer der olympischen Bauten in Mos- kau schrieb, ,erfiillt die UdSSR bei der Vorbe- reitung der XXII. Olympiade voll und ganz die iibernommenen Verpflichtungen‘. DaB Moskau auf die Spiele in hohem Grade vorbereitet ist, wird von vielen schon eingetrof- fenen Gasten und Sportlern betont. IOC-Prasi- dent Lord Killanin hob hervor: ,,Seit Jahren habe ich die Vorbereitungen Moskaus auf die Olympischen Spiele verfolgt. Sie verliefen gut und sind ausgezeichnet abgeschlossen.* Die Moskauer Olympiade verspricht trotz der Abwesenheit einiger Linder interessant zu wer- den. Abraham Ordia, Président des Obersten Sportrates Afrikas, erklarte: ,,Entgegen den Versuchen bestimmter Kreise, die Olympiade in Moskau zu vereiteln, wird sie bestimmt erfolg- reich sein und neue hohe sportliche Leistungen und Rekorde bringen. Dazu bestehen in der Hauptstadt und den anderen sowjetischen Stad- ten, in denen die Wettbewerbe stattfinden wer- den, ausgezeichnete Voraussetzungen.* Obwohl die Moskauer Spiele die Ordnungs- zahl XXII tragen, fielen drei der erneuerten Olympiaden aus — jedesmal wegen eines Kriegs: 1916 (VI. Olympiade), 1940 und 1944 (XII. bzw. XIII. Olympiade). Seit den XIV. Olympischen Spielen 1948 wird der traditionelle vier: Zyklus strikt eingehalten: Die Menschheit hat einen grofen Krieg zu vermeiden gewuBt. Auch die Olympische Bewegung trigt zur Festigung des Friedens, zu einem besseren gegenseitigen Verstiindnis zwischen den Vélkern bei. Zwei- fellos werden auch die XXII. Olympischen Spie- le, die erstmalig in der Hauptstadt eines sozia~ listischen States abgehalten werden, ein wel- terer Beitrag zum Frieden, zur Eintracht, zur Annaherung der Menschen sein.

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