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tv-a q u a r iu m (t v - t o d d
2 9 . Juni 1 9 7 2 , Im pulse 7, O R F 1 9 7 0 /7 2
DerT V -A p p a ra t als Aquarium b ed eutet Identitât von w irklichem und reprodu-
ziertem Ereignis. D e rT V -A p p a ra t wird durch seine Bilder in ein Aquarium , ein
Still-Leben, ein M editationsob jekt verw andelt.
Doch langsam rinnt (scheinbar) das W asse r aus dem T V -G e h â u s e aus. Der
gurgelnde Ton wird im m er lauter, die Fische beginnen sich hektisch zu be-
wegen, schlieGlich zappeln sie arti tro ckenèn Boden um ihr Leben. Ein S inus-
ton steigt w arnend auf. Die Program m -Zensur bew ah rte die Fische vor ihrem
Tod. Ich hâtte die Fische bis zur B e w egungslosigkeit gefilmt, dam it w àre der
Eindruck eines realen Todes im realen T V -A p p a ra t in der realen Wohnung
entstanden. D iese bew uBte Illusion hàtte erstm als als realer Tod geschockt,
anders als die N achrichtenbilder des Todes, die nur m ehr als Illusion ersch ei-
nen.
TV-A QU AR IU M (TV-DEATH I)
Jun e29th, 1972, Impulse 7, O R F (Austrian radio and TVnetwork) :
The TV -set as an aquarium signifies identity as à real and reproduced phenom e-
non. The TV -set is transformed through its im ages M o an aquarium, a still life,
an object o f méditation.
Yet slowly the w ater (seemingly) trickles from the TV-case. The gurgling Sound
becom es louder, the fish' begin to move hectically, finally they are struggling for
their lives on the dry bottom. A sinesound swells warningly. The programme
censorship saved the fish from their death. I would hâve filmed the fish until they
were motion-less, so that the impression o f a real death in a real TV-set in a real
home would hâve resulted. The conscious illusion would hâve shocked for the
first time as a real death, other than the pictures of death in the news that seem
to be nothing but an illusion.
vlerkwürdigerweise ist es weniger meine literarische, graphische Oder pla-
stische Arbeit, sondern vor altem meine mediale und aktionistisché, welche
iich mit dem Tier beschâftigt. Ich bin kein Tierzeichner oder -maler. Das mag
iaran iiegen, daS diese àsthetische Praxis im 19. Jahrhundert ihren Hôhe-
>unkt hatte und mir eine Fortsetzung lâcherlich und akademisch erschiene.
Es liegt aber vor allem an meiner Perspektive der Probiematik des Tieres
:elbst. Denn von den drei Aspekten, unter denen in meiner Kunst das Tier
lehandelt wird, nâmlich das Tier als Symbol, das Tier als Kôrper, das Tier aïs
/iedium, ist es vor allem letzterer, derfür mich zentral ist. Es handelt sich also
im eine neue Problemstellung, nicht vergleichbar mit der des 19. Jahrhun-
lerts oder der JahrhunJertwende. Die Voraussetzung meiner ANIMAL ART
lildet die Autonomie des Tieres.
>AS TIER ALS SYMBOL (der Natur)
lie Autonomie des Tieres in Bezug zum Menschen gesetzt, der die Autono-
lie des Tieres untergràbt bzw. sich das Tier wie die Natur irisgesamt unter-
rerfen will. Daher tritt das Tier in meiner Kunst, wenn es real und kôrperlich
orhanden ist, nicht nur als Tier auf, sondern gieichzeitig auch als Symbol für
ie N atur das Tier als Double der Natur. Viele meiner Arbeiten mit dem Tier
ind daher allegorische Reflexionen des Verhâltnisses Mensch und Natur,
ine Kritik des Verhâltnisses, am Beispiel der Tierbehandiung pars pro toto
emonstriert.
AS TIER ALS KÔRPER (des Menschen)
eben der symbolischen Verwendung des Tieres kann es auch Symbol für
as Kôrperliche des Menschen sein, für das Natürliche am Menschen.
as ist es, wenn ich das Tier als Kôrper verwende. Es geht dabei nicht
igentlich um den Tierkôrper selbst, sondern um das Kôrperliche schlecht-
in, das Kreatürliohe, an dem auch der Mensch teil hat. Das Tier im Men-
;hen wird daher zum Kôrper im Menschen, zur Natur im Menschen, zur
eschichte der Evolution im Menschen.
AS TIER ALS MEDIUM
araus làSt sich abieiten, daB die Transformationsarbeit des Menschen an
sr Natur (und nun auch am Kôrper des Menschen selbst), sein Eingreifen in
în Plan der Evolution (plastische Chirurgie, Geh- und Gebàrtechnologie),
ï B aiso die vom Menschen geschaffene Technologie auch im menschlichen
îrhâltnis zum Tier (als Teil, Rest und Residuum der Natur) gespiegelt und
rnibolisiert werden kann. Mein spezifischer eigenstândigster Beitrag zur
er-Probiematik, zur ..Animal Art", dürfte darin Iiegen, die Technologie als
ansformations-Arbeit des Menschen an der Natur zu sehen und darin die
jsition des Tieres zu begründen. Dâdurch erscheint das Tier nâmlich als
latürlich” gegenüber der Technologie und deri Medien. Das Tier war die
ste ..natürliche" Transport- und Kommunikations-Maschine für den Men-
:hen (vom Esel zur Brieftaube). Es half, râumliche und zeitliche Distanzen
: überwinden, was heute die Medien Telefon, TV, Radio tun. Das Tier war in
ir Tat ein Medium. Das Tier kann also paradoxerweise, doch typisch für die
gentliche Tierproblematik, nicht nur die Natur, sondern auch die technî-
:hen Medien symbolisieren. Die Bio-Technologie lebt ja davon, daB sie uns
igt, wie man die Anatomie und Technik der Tierè am besten zum Modell,
m Vorbild für die Konstruktion von Maschinen nimmt. Tiere als Vorform der
chnologie, als Zwischengiieder in der Evolution von Natur zu Technik
iren die ersten Schritte dieses Autonomieverlustes. Das Tier, ein autono-
îs Lebewesen in der Natur, wurdevom Menschen zum Werkzeug, zurTech-
logie, zum Medium gemacht, indem er es als Lastentrâger, Botschaften-
rmittler, Begleiter etc. benützte. In der Zàhmung und Abrichtung des Tieres
iegeit sich die Zâhmung der Natur wieder, aus der die Technologie ent-
and. Daher treten die Tiere in meinen Werken nicht nur real als solche auf
er als ihre Bilder, sondern auch als technïsche Prothesen, als Maschinen,
ï Lebensmittel, als Gerâte und - als Menschen.
Strangely enough, it is not so much my literary, graphies! or plastic work, but
rather the médial and acoustic one that deals with the animal as such. I am not
an animal painter or drawer. This may be due to the fact that this esthetical skill
reached ifs peak in ffie I9th century, and that a continuation of it would seem
ridicuious and academie to me. The main reason, however, lies in the waylcon-
sider the probiem of animal. Of the three aspects I use in my animal art, i.e. the
animal as a Symbol, the animal as a body, and the animal as a medium, it is the
latter that is most important to me. For there is a new point of view which is
incomparable to that of the 19th century or to that o f the turn of the century.
M Y ANIMAL ART dépends on the animal's autonomy.
THE ANIMAL AS A SYMBOL (of nature)
The autonomy of the animai is related to man, who undermines the animal’s
autonomy, who wants to subjugate animal and nature. This is why the animal, the
real and physical one, is not only an animal, but also a Symbol of nature: the ani­
mal as a double o f nature. Many o fm y animal Works are therefor allégorie refle­
xions on the relationship between man and nature and criticisms o f the status
quo, as shown in the example of animal treatment (pars pro toto).
THE ANIMAL AS A BODY (of man)
Apart from the use as a Symbol, the animal man, express the physical part of
man, the nature in him. The physical, creatural, that which man and animal hâve
in common, is important, not only the animal's body. The animal which is man
becomesman'sbody, man’snature, man'sevolutionarypast
THE ANIMAL AS A MEDIUM
From the above we maydeduce that the impact o f man's interférence with nature .
(and even with man's body), his altering the evolutionary plan (plastic surgery, ■
gene and birth technology), his technology, can be reflected and symholized by
his relationship with the animal (as a p a rt trace or relies o f nature). My most
independent, spécifie contribution to the probiem "animal", to "Animai Art"
could be to make évident that technology is nothing else but the transformation
of nature by man, and that the animal's position stems from there. This is
exactly what makes the animal seem tobeso "naturai", compared to technology
and media. The animal was man's first "naturai" means of transport and commu­
nication (donkey, carrier-pigeons). It helped to overcome spatial and temporal
distances. Today, this task is accomplished by the media téléphoné, TV and
radio. A medium it was indeed, the animal. It can thus be a Symbol o f nature and
the technical media - a paradoxy which stands for the probiem of animais.
Biotechnology justifies itself by showing us how the animais' anatomy and
design may optimally serve as a mode/ for machine design. Animais as a prelimr-.^
nary stage of technology linking nature to technlogy: thus were the first
towards the loss o f autonomy. The animal, an autonomous entity, became mana^
tool, techniques and medium insofar as he used it as pack animal, messenger^
companion. Domestication and training reflect the taming of nature, from S Kenier savs thatm atter is where geometry is. Doesn't the mouse hurt itself in the
technology stems. In my work animais are thus not only real o r metaphonca.
figures, but also technoide prothèses, machines, food, utensiis a n d - men.
NATURA GEOMETRICA
3EFANGENE DER GEOMETRIE
£wei Vîdeokameras nehmen zwei verschiedene Zeichnungen auf. Die eine
befindet sich auf dem Boden, die andere in einer Glasvitrine. In der „Zeich-
nung” in der Glasvitrine bewegt sich eine Maus. Die Maus kann sich also nur
in einer geometrischen Form bewegen, ihr Bewegungsradius ist gezâhmt. NATURA GEOMETRICA
Sie bewegt sich in einem geometrischen Kosmos. Doch ist allein die Maus
geometrisiert? Ist allein die Natur geometrisiert? Denn die Zeichnung auf CAPTIVE OFGEOMETRY
Two video caméras record two different drawings. One is iying on the floor, the
dem Boden des (menschlichen) Raumes, in dem sich der Mensch bewegt, so
other in a glass case, in the picture o f the glass case, a mouse is moving. The
verzerrt sie auch ausschaut, bildet zusammen mit der Zeichnung in der Glas-
mouse may only move within a geometrie pattern. Its room to move is limited.
platte (über einem Signal-Mischer) das Bild eines Oktaeders, den Plato dem
The mouse moves within a geometrie cosmos. But is the mouse the only one to
Elément der.Luft zugeordnet hat. Beide Zeichnungen ergeben also im TV-
bë geometrizedYTs ùniy nature beipgigeometfized? The drawing on the floor of
Schirm (Technologie) einen regelmàBigen Kôrper, eine sich spiegelnde Pyra­
thehuman.spacejmwbichmahimoyësjasdj'stprtedasitrriaybe, formstogether
mide (aus 4 Flâchen=4 Elementen), .. . with thedrawinginthe,glass.plate(via:a:signal mixer) (thepictureofamoctagon,
Am Beispiel: eines Tieres - Synekdoche für Organismus, für orgânische,
~which Plato assigned io .the élémentair.: On TV (technology).both drawings to-
lebendige Natur - werden die Folgen und Problème der gezâhmteri Geot
' gether..appear asa,regularshape,:as k refleçtingpyramid.(with 4 faces=4 eie-
metrie und des Kulturfortschritts gezeigt das gezâhmte Tier, die gezâhmte
Natur. Die elektronischen Haushalts-Gerâte als neue elektfonisché Haus- merrts). ;. . : .^ . \ 'vi "''V ' -T '::; . . "
' Doesh(tthêgéomeh-aingofn'aiuré:extehdtb'man,asweII?- '
tiére. TV, Radio, Telefon, etc. als Prothesen-Tiere. Ist eine Symbiose von T h e c o n séq u en ces a n d pro b lem s d f tarhe g e o m e try a n d o f the' cu ltu ral progress
Natur und Technik, von Tier und Geometrie, von Wasser und TV môglicb? Die
are demonstrated by the example of an animal - synecdoch of organism and of
gezâhmten, geometrisierten Bewegurigen der V ideo-M acs-sind sie Spiege- .
lungen der menschlichen Bewegung, des technischen Fortschritts? Ge­ organisai, living matter.
The domesticaied animai - tame nature. The new eiectronical houshold
zâhmte Natur - geometrisierte Natur - geometrisiertes Leben! In der appliencies, 7V, radio, téléphoné etc. as prothesis animais. Is a symbiosis bet­
modernen Zivilisation. ween nature and technology, animai and geometry, water and TV possible? Are
Natur (Maus) und Technik (Geometrie) - sind beide Gefangene der Geome- the tame, geometrized movements of video-mouse - reflections of human move-
trie? Kann die Maus, das Lebendige, geometrisiert werden oder nur das Leb- ments, of technical progress? Tame nature - geometrized nature - geometrized
ksè, die Kristalle? life! Are nature (mouse) and technology (geometry) in modem civilization both
Hôchste Geometrie: captives of geometry? Can a mouse, can a living thing be geometrized, or only
Kristallgitter im Silizium der Hochtechnologie.
the dead, the crystals?
riefste Geometrie: Geometry in its apex: the molecuiar lattice o f high-tech Silicon.
primitive Tier©.
Geometry a t its iow: primitva animais.
Dennoch: Mechanisierte Schildkrôten, geometrisierte Màuse und anderes B u t mechanized turtles, geometrized mice and other mechanized toy-animals
svtomatisiertes Tier-Spielzeug folgen wie Phantome der Spur der Civilisa­
tion. foilow the path o f civilization - like phantoms.
îw ist, ist Geometrie, sagte Kepler. StôBt sich also die Maus nicht an
'-TERRARIUM
/E INSTALLATION VON 1974

is Bild einer Schlange in einem TV-Apparat, die gelegentlich eine Maus

rzehrt, gewinnt seinen ursprünglichen Schrecken zurück, wenn wir erfah-
i, daG es sich nicht um eihen Dokumentarfflm über weit entfernte und weiî
'ückliegende Ereignisse handelt, sondern vor unseren Augen live (hinter
lem Paravent) geschieht, wir also Zeugen eines realen Vorganges werden.
sses kannibalistische Spektakel ist ein Vexierbild unserer Gesellschaft, Im
-Medium verwandeln sich nâmlich aile Ereignisse dieser Welt zu blolîen
ektakeln. Das TV-Medium ist die Schlange, welche die Welt kannibali-
sch verschlingt, Im Akt des Fernsehens konsumieren, verspeisen wir
înnibalistisch" die Katastrophen der Welt. Die Ausrottung der Tiere ist
bst nichts weiter als eine jener Katastrophen neben Flugzeugabstürzen,
anz- und Politskandalen, die wir genüGlich konsumieren.
it dann wolien wir die Tiere wieder am Leben halten, wenn unser eigenes
jen auf dem Spiel steht und wir die Tiere als Garant und Substanz fur
ser Leben (als Futter, Fleisch etc.) brauchen. Wir opfern die Haut der Tiere,
unsere zu bedecken. Wir selbst sind die Schlange.
T V TE R R A R IU M
A live installation o f 1974
The TV set shows the picture of a snake eating a mouse from time to time: the
picture regains iis original' horror, when we learn that it is not taken out of a
documentary film, butshowing an eventhappening rightin front of us (behind a
screen). We become witnèsses ofa real event The scene of cannibalism reflects
our society: the medium TV changes everything which happens in this wortd into
mere scenes. The medium TV itself is the cannibaliec snake which engulfs the
worid. When watchingTV, we consume and devourthe world’s catastrophes, like
cannibals. The extirpation of animais is nothing more than one of the many
catastrophes we consume daily-plane crashes, financial orpolitical scandais.
It is only when our own lives are endangered that we want to keep the animais
alive; when we need the animais as guarantors of and substance for our lives (as
food, méat etc.). We sacrifice the animais' skins to cover ourselves. The snake is