1. Begriffsdefinitionen:
• pädagogisches Handeln: Besteht in der Umstrittenheit des pädagogischen Wissens ( =
untersch. Vorstellungen von Vorgehensweisen betrachten u. zu kritisieren); Steht für die
Unmöglichkeit, das p.H. Als Anwendung rezeptförmigen Wissens zu begreifen ( =
Menschen sind individuell verschieden); Liegt im Zukunftsbezug des p.H. ( = notwendige
Kenntnisse u. Fähigkeiten müssen sich unter unbekannten Bedingungen bewähren)
• Kategorischer Imperativ (Kant) = Handle so, dass sie Maxime deines Willens jederzeit
zugleich als Prinzip einer allg. Gesetzgebung gelten könnte → Mensch einziges Wesen das
erzogen werden muss (Gärtner-Metapher); 4 Stufen des Erziehungsprozesses:
Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung, Moralisierung
• Erziehung:
– Durkheim: „Erziehung ist die durch die Eltern und die Lehrer auf das Kind ausgeübte
Tätigkeit. Sie macht sich immerfort bemerkbar und ist allgemein. Es gibt keine
Periode im sozialen Leben, es gibt sozusagen keinen Moment des Tages, an dem die
jungen Generationen nicht im Kontakt mit älteren Personen sind, von denen sie
erzieherische Einflüsse erfahren. Denn dieser Einfluss macht sich nicht nur in den
sehr kurzen Momenten bemerkbar, an denen Eltern oder Lehrer bewusst, und zwar
durch eigentliche Belehrung die Ergebnisse ihrer Erfahrung an die, die nach ihnen
kommen, kommunizieren. Es gibt eine unbewusste Erziehung, die niemals aufhört...“
→ konserviert Erbe der Generation; ist auf Gesell. Angewiesen weil moralische
Persönlichkeit die Generationen verbindet, Verwandlung von an gesonnenen
Normen in subjektive Maxime (Internalisierung); so viele Stile wie versch.
• Milieus
– Brezinka = empirisch verfahrende u. wertneutrale EWS → emp. Forschung päd.
Fragestellungen braucht exakte Def. der Termini; „wodurch unterscheidet sich
erzieherisches Handeln von anderen Handlungen? Dabei ist wichtig der Zweck, den
der Handelnde verfolgt; erzieherisches Handeln ist auf Mitmenschen gerichtet
(soziales Handeln)“
→ Erziehung ist best. Form soz. Handeln zw. Mind. 2 Personen mit Gefälle
(Erzieher u. Educanden) zu einer best. Zwecksetzung → Kritik: keine Subjekt-
Objekt-Beziehung da Educant kein Objekt ist sonder auch Intentionen u.
Motive hat
– Kron = Bestimmung von Erziehung als symbolischer Interaktionismus ( d.h.
wechselseitige Interpretationen der Intentionen aller Beteiligten)
• Wissenschaftliche Behandlung des Themas: Pädagogik als Integrationsdisziplin; orginäres
Sinnkriterium ist nicht allein analytisch sondern sie Braucht einen Auftrag zum Handeln u.
Umsetzten (Erziehen = praktisches Tun der Gesell.); Didaktik als Ort der
Handlungsauftragsreflexion
Erziehung u. Sozialisation beschreiben gleichen Sachverhalt aus versch. Interessenperspektiven
(Wie lernt der Mensch Wertvorstellungen u. verhält sich danach?):
– Erziehung: Perspektive: Individuum – Persönlichkeitsentwicklung – soz. Lernen
– Sozialisation: Perspektive: Gesellschaft – Prägung durch gesell. Umwelt
• Bildung: “Es gibt keine Def., mit der festgelegt werden könnte, was Bildung ein für allemal
inhaltlich bedeutet, so daß jedermann einer solchen Bestimmung beipflichten müßte.“
– Idee der Moderne (Menze): eigene Vernunft (Autonomie); Eigenkräfte;
Selbstentfaltung (Einmaligkeit des Einzelnen); Würde des Menschen (geg.
Vereinnahmung für fremde Zwecke), aber proportionale Entfaltung da versch.
Kräfte im richtigen Verhältnis zueinander stehen sollen
– Humboldt: Allg. Bildung als Grundrecht; Bildung als höchste Entfaltung der
menschlichen Kräfte (so weit es geht entwickeln)
– Bildungsbegriffe: LLL u. Offenheit für Neues; Bildung als soz. Kompetenz
(Orientierung in soz. Welt) gute Umgangsformen (soz. Kapital); Orientierung in der
Welt der Gegenwart/ Zeitgeschehen (Teilhabe, Partizipation, mitreden können...);
Fähigkeit zur praktischen Lebensbewältigung (statt Weltfremdheit) u. fundierten
Urteilen
• Erziehungsziele = Normen, die beschreiben, wie zu Erziehende am Ende der Erziehung
beschaffen sein sollen u. sich zu verhalten haben
• Sozialisation = Prozesse des unbewussten unabsichtvollen Handelns; Schwerpunkt auf
äußere gesell. Faktoren für individuelle Entwicklungs-, Bildung- od. Lernprozesse; kein
primär biolog./psy. Vorgang sondern geprägt von gesell. Bedingungen
– Theorien:
→ Soz.-theorie: Aussagesystem nach wiss. Kriterien (wie Systematik, Kritik,
Transparenz, Logik) zum Gegenstand „Sozialisation“
→ Kriterien wiss. Theorie: Daten, Konzepte, Reflexion, Diskussion, Fragen und
Kritik
→ Tillmann:
2. Bewältigungskonstellationen im Jugendalter:
• Jugend u. soz. Integration vor dem Hintergrund von freisetzungs- u. Entgrenzungsprozessen
• 13 Bewältigungskonstellationen:
1. Problemaufriss: Mit der Entstrukturierung u. Individualisierung der Jugend verlieren
die Selbstverständlichkeit u. Verlässlichkeit der alten Integrationsarrangements ihre
Gültigkeit. Biographische Anstrengungen bzgl. erfolgreicher od. gescheiterter
Bewältigung dieser Phase rücken in den Vordergrund
→ Entstrukturierung = Auflösung traditioneller sozialer Lebensformen, Versorgungs- u.
Herrschaftskontexte, die einhergehen mit der unübersichtlicher werdenden Struktur
des Beschäftigungssystems.
2. Pubertät als 2. Chance? Zw. Familie u. Kultur: Zweiter „Triebschub“ verlässt
intimen, elterlich überwachten Raum u. tritt in den soz. Hinein. → Wahrnehmung als
Zerrissenheit u. Entfremdung zum eigenen Selbst
Der notwendige Narzissmus dieser Phase kann als kritisches Potenzial hinsichtlich
etablierter Individuum-Welt-Verhältnisse gesehen werden
3. Jugend u. Konsum- Suche nach lebbarer Gegenwart: In Konsumwelt mit
jugendlichen Produkten als Lebenswelt Jugendlicher, die aus Wunsch einer
eigenverantwortlichen Lebensführung (in Abgrenzung zu vordefinierten
(erwachsenen) Jugendbildern) gewählt wird, erscheinen Problembewältigungen
spielend leicht
→ Konsum erlaubt allerdings keine (von Jugendlichen gesuchte) Grenzerfahrungen u.
suggeriert, echte, soz. Beziehungen seien ebenso einfach „konsumierbar“
4. Gleichaltrigenkultur – Konflikt u. Versöhnung /Ablösung mit Eltern: Peergroups
als Verlängerung des jug. Narzissmus, die Besonderheit von Ich-Erfahrungen, die sie
aufgrund der Entkoppelung von der Erwachsenenwelt bieten, schöpfen sich aus den
eher interaktiven soz. Aneignungen, gegenüber bloßer Übernahme (nicht zwingend
im Gegensatz zur Familie)
→ problematisch nur, wenn (latent männeridolisierende/ frauenabwertende)
Sozialisationskontexte darin verfestigt werden u. als Folge eine Chance zur
Erweiterung der Geschlechtsidentität verhindert wird (Böhnisch)
5. Geschlechterperspektive u. (♂) besetze (Jugend)Räume: Patriarchalisch
vorstrukturierte Räume als Hindernis für kritischen Blick auf die traditionelle
Aufteilung nach dem Muster „privat = weiblich, öffentliche = männlich“
→ Emanzipation ♀ Jugendlicher geschehe nicht über bloße Übernahme ♂
Jugendkulturstile, als vielmehr über Erschließung neuer, eigenständiger Territorien u.
Zugänge.
6. Jugend u. Medien- päd. Bezug? Medien(=attraktive Rezeptionsmittel) bereiten
Schlüsselthemen der Lebensphase symb. auf u. stellen somit einen anderen päd.
Bezug im Kontrast zu den obligatorischen Sozialisationsinstanzen dar → stete
Verfügbarkeit erlaubt Wiederholungen (Vertrautheit für die Konsumdauer)
Gleichzeitig jedoch können sich Probleme verhärten (Bewältigung wird durch
Konsum verdeckt)
7. Schule als lebensernter Ort: Durch Leistungsbewertung u. Zertifikationen mit
biographischer Relevanz gerät der schulische Experimentierraum in Spannungen →
Evidenz steht in Frage → Effekt: Angebot an Arbeitskräften mit best.
Qualifikationen nicht zu erhöhen, sondern irgendwie Unterbringung qualifizierter
Angebote an Arbeitskräften im Beschäftigungssystem
8. (Erwerbs-)Arbeit und soz. Integration (unsichere Übergangsphase): Ausbildung
u. Qualifikation (nach Wunsch) kein Einstiegs- bzw. Karrieregarant →
Paradigmenwechsel (Nötigung, überhaupt eine Arbeit zu finden)
Dieser z.T. hohe Anpassungsdruck lässt jugend. Experimentierwelten als notwendigen
Gegenentwurf erscheinen
→ Fokussierung auf vermeintliche „Problemmilieus“ nicht mehr zulässig, da
Ausgesetztseins aller von ökonomisch struktureller Gewalten
9. Strukturelles Risiko- und abweichendes Verhalten:Kriminalität als Endpunkt einer
langen Belastungsverkettung ungünstiger Sozialisationsbedingungen u. Einstieg
(durch institutionelle Etikettierungseffekte) wegen Rückhalt im kriminellen Milieu
„legalisiert“ → Verweis auf vorenthaltene Zugangschancen
→ Integrationsbemühungen in Richtung generellen Wiederherstellung soz.
Handlungsfähigkeit u. Aus-kommen- Können mit gesell. Normen (anstatt Anpassung
unter punitivem Normdruck) unter Akzeptanz der Verhaltensweisen bei gleichzeitiger
Missbilligung
10. Die anderen Erwachsenen:Jugendliche brauchen andere Erwachsene → Aufbruch
vom traditionelle Blick des Jugendlichen in ausschließlicher Abgrenzung zum
Erwachsenen → Keine neue, erwachsene „Kumpels“, sondern vielmehr (z.B.
soz.päd.) Bezugs- personen mit (relevantem) Erwachsenenverhalten (man will nicht
mehr Kind sein, aber Erwachsene in einem ist nur erahnbar) od. entsprechende
Themen besprochen werden wollen
11. Politische Jugendbildung – zw. Bedeutungsverlust des Humankapitals u.
kritischem Potenzial: Mit Folgen des Strukturwandels oder Gesellschaftspolitik der
90er scheint das jugend-pol. Engagement der 68er-Bildungsgeneration durch
(erneute) Problem- u. Gefährdungsetikette am Ende zu sein.
→ kritische Potenzial in unbefangenen u. experimentell abweichenden Haltung der
„unpolitischen“ (00er) Jugendgeneration stellt „alten“ Werte in Frage, sowie
Aufzeigen des Fehlens räumliche Sicherheiten im gesell. Kontext (andere Mittel als
68er)
12. Jugenderleben – Jugendliche Bedürftigkeit und Entwertung der Jugend:
arbeitsgesellschaftliche Krise hat Jugend längst mental erreicht → diffuse Ängste über
zukünftigen Platz in der Gesell. werden nicht selten in der Jugendkultur über
Selbstinszenierung kompensiert od. abgekoppelt
Jugendarbeit fungiert als (Lebens-)Raum- u. Beziehungsangebot hinsichtlich eines
psychosoz. Rückhalts (akzeptiert Selbstinszenierungen als Suche Jugendlicher nach
Selbst)
13. Junge Erwachsene – Sozialexperimentelles Potenzial im Wartestand?
Zw. nicht mehr jugendlich/ nicht erwachsen sein wollen u. soziokultureller Autonomie
aber nicht gewährter ökonomischer Unabhängigkeit kristallisieren sich
Bewältigungskonstellationen heraus → Praktiker wird zur Lebenshilfe: Bearbeitung
unbewältigte Identitätskrisen (Hintergrund uneindeutige Erwachsenenrollen)
• Fazit: Die (soz.päd.) Bedürftigkeit ist darin eingelassen, dass Jugend schon früh vielen
Freiheiten/ Zumutungen/ Vorenthaltungen ausgesetzt ist, deren Einlösung durch gesell.
Modernisierungsdynamiken fraglich wird. Mit der soz.liberalen Politik seit den 80er Jahren
u. dem sich anbahnenden Ende des Wohlfahrtsstaates, erhält die Bewältigungsperspektive
eine neue Akzentuierung hinsichtlich individueller Handlungsfähigkeit → Gewinnung,
Erhaltung od. Wiedergewinnung (erschwert durch immer weniger sichtbare vorstrukturierte
Biographiesierung) in Zeiten des Übergangs → Diese „freigesetzte“ Jugend hat Teil an
alltäglichen Lebenswelten, die mit ihren Widersprüchen u. Anforderungen bewältigt werden
müssen → Der einzelne Jugendliche muss sich im biographischen Verlauf mit der immer
komplexer werdenden Lebenskonstellation auseinandersetzen u. bedarf dazu „anderer
Erwachsener“
3. EP des Jugendalters:
• untersch. Def. aber Übereinstimmung in: Entwicklungen = Veränderungen eines Organismus
im Laufe des Lebens; gerichtete Reihe von Veränderungen in best. Reihenfolge ohne
Umkehrbarkeit; Prozesse lassen sich Altersspannen zuordnen → Lebensalter Bezogenheit;
beschäftigt sich mit den Veränderungen des Erlebens u. Verhaltens im Laufe der Zeit u.
ihren Ursachen sowie Aufgaben, die das Individuum abhängig von seiner Entwicklung lösen
muss (Hobmair)
– Exogenistisches Modell: Vorstellung eines Ablaufens von genetischen
Entwicklungsprogramm → äußere Faktoren nur in spezifischen Entwicklungsstand
die Möglichkeit zu wirken (Modell der sensiblen Phasen)
– Aktionales konstruktivistisches Modell: Mensch als Mitgestalter seiner Entwicklung
→ Handlungen; Dies macht Reorganisation der Handlungs- u. Denkstrukturen
notwendig; äußerliche Eingriffe können den Entwicklungsprozess nicht vollständig
steuern → Piaget Konstruktivismus
• Psychoanalyse (Anna Freud) → Stadien der psychosexuellen Entwicklung: Adoleszenz
ist Unterbrechung eines ruhigen Wachstumsprozess; Aufrechterhaltung eines ständig
harmonischen Gleichgewichts nicht normal; Neuer Kampf zw. Es u. Ich; Abwehr sexueller
Impulse u. geg. Bindung an Eltern
• Stress- u. Bewältigungsstrategien = individuellen Strategien u. Fähigkeiten zur
Bewältigung von belastenden Lebenssituationen analysiert; Jedes Ereignis wird von versch.
Menschen auf unterschiedliche Weise wahrgenommen. Schwere u. Bedeutung einer
externen Belastung variiert, wie diese individuell einschätzt u. welche psy. Soz. u.
kulturellen Ressourcen zur Bearbeitung der Belastung zur Verfügung
stehen.“ (Hurrelmann)
• Entwicklungstheorie (Oerter/ Montada):
5. Frühkindliche Bildung:
• Rechtsanspruch: Achtes Sozialgesetzbuch - SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz)
§ 22 Grundsätze der Förderung
(3) Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und
bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des
Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die
Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen
Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des
einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.
§ 24 Anspruch auf Förderung in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege
(2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, hat bis zur Vollendung des dritten
Lebensjahres Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder
in Kindertagespflege.
(3) Ein Kind, das das dritte Lebensjahr vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt Anspruch
auf Förderung in einer Tageseinrichtung
• Kompetenzenförderung:
6. Expansion u. Bildungsbeteiligung:
• sprachliche Kompetenzen = Schlüsselkompetenzen im Bildungsverlauf:
Sprachstanderhebungen in 14 Bundesländern → Knapp 1/4 der getesteten Kinder wird als
sprachförderbedürftig eingestuft (♂ 25% / ♀ 20%) Jungen häufiger als Mädchen
39% der Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache wird eine Sprachförderung empfohlen
• System des LLL: Die Ersetzung von naturwüchsiger Sozialisation durch organisierte