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Zusammenfassung Sozialisation und Bildung II:

1. Begriffsdefinitionen:
• pädagogisches Handeln: Besteht in der Umstrittenheit des pädagogischen Wissens ( =
untersch. Vorstellungen von Vorgehensweisen betrachten u. zu kritisieren); Steht für die
Unmöglichkeit, das p.H. Als Anwendung rezeptförmigen Wissens zu begreifen ( =
Menschen sind individuell verschieden); Liegt im Zukunftsbezug des p.H. ( = notwendige
Kenntnisse u. Fähigkeiten müssen sich unter unbekannten Bedingungen bewähren)
• Kategorischer Imperativ (Kant) = Handle so, dass sie Maxime deines Willens jederzeit
zugleich als Prinzip einer allg. Gesetzgebung gelten könnte → Mensch einziges Wesen das
erzogen werden muss (Gärtner-Metapher); 4 Stufen des Erziehungsprozesses:
Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung, Moralisierung
• Erziehung:
– Durkheim: „Erziehung ist die durch die Eltern und die Lehrer auf das Kind ausgeübte
Tätigkeit. Sie macht sich immerfort bemerkbar und ist allgemein. Es gibt keine
Periode im sozialen Leben, es gibt sozusagen keinen Moment des Tages, an dem die
jungen Generationen nicht im Kontakt mit älteren Personen sind, von denen sie
erzieherische Einflüsse erfahren. Denn dieser Einfluss macht sich nicht nur in den
sehr kurzen Momenten bemerkbar, an denen Eltern oder Lehrer bewusst, und zwar
durch eigentliche Belehrung die Ergebnisse ihrer Erfahrung an die, die nach ihnen
kommen, kommunizieren. Es gibt eine unbewusste Erziehung, die niemals aufhört...“
→ konserviert Erbe der Generation; ist auf Gesell. Angewiesen weil moralische
Persönlichkeit die Generationen verbindet, Verwandlung von an gesonnenen
Normen in subjektive Maxime (Internalisierung); so viele Stile wie versch.
• Milieus
– Brezinka = empirisch verfahrende u. wertneutrale EWS → emp. Forschung päd.
Fragestellungen braucht exakte Def. der Termini; „wodurch unterscheidet sich
erzieherisches Handeln von anderen Handlungen? Dabei ist wichtig der Zweck, den
der Handelnde verfolgt; erzieherisches Handeln ist auf Mitmenschen gerichtet
(soziales Handeln)“
→ Erziehung ist best. Form soz. Handeln zw. Mind. 2 Personen mit Gefälle
(Erzieher u. Educanden) zu einer best. Zwecksetzung → Kritik: keine Subjekt-
Objekt-Beziehung da Educant kein Objekt ist sonder auch Intentionen u.
Motive hat
– Kron = Bestimmung von Erziehung als symbolischer Interaktionismus ( d.h.
wechselseitige Interpretationen der Intentionen aller Beteiligten)
• Wissenschaftliche Behandlung des Themas: Pädagogik als Integrationsdisziplin; orginäres
Sinnkriterium ist nicht allein analytisch sondern sie Braucht einen Auftrag zum Handeln u.
Umsetzten (Erziehen = praktisches Tun der Gesell.); Didaktik als Ort der
Handlungsauftragsreflexion
Erziehung u. Sozialisation beschreiben gleichen Sachverhalt aus versch. Interessenperspektiven
(Wie lernt der Mensch Wertvorstellungen u. verhält sich danach?):
– Erziehung: Perspektive: Individuum – Persönlichkeitsentwicklung – soz. Lernen
– Sozialisation: Perspektive: Gesellschaft – Prägung durch gesell. Umwelt
• Bildung: “Es gibt keine Def., mit der festgelegt werden könnte, was Bildung ein für allemal
inhaltlich bedeutet, so daß jedermann einer solchen Bestimmung beipflichten müßte.“
– Idee der Moderne (Menze): eigene Vernunft (Autonomie); Eigenkräfte;
Selbstentfaltung (Einmaligkeit des Einzelnen); Würde des Menschen (geg.
Vereinnahmung für fremde Zwecke), aber proportionale Entfaltung da versch.
Kräfte im richtigen Verhältnis zueinander stehen sollen
– Humboldt: Allg. Bildung als Grundrecht; Bildung als höchste Entfaltung der
menschlichen Kräfte (so weit es geht entwickeln)
– Bildungsbegriffe: LLL u. Offenheit für Neues; Bildung als soz. Kompetenz
(Orientierung in soz. Welt) gute Umgangsformen (soz. Kapital); Orientierung in der
Welt der Gegenwart/ Zeitgeschehen (Teilhabe, Partizipation, mitreden können...);
Fähigkeit zur praktischen Lebensbewältigung (statt Weltfremdheit) u. fundierten
Urteilen
• Erziehungsziele = Normen, die beschreiben, wie zu Erziehende am Ende der Erziehung
beschaffen sein sollen u. sich zu verhalten haben
• Sozialisation = Prozesse des unbewussten unabsichtvollen Handelns; Schwerpunkt auf
äußere gesell. Faktoren für individuelle Entwicklungs-, Bildung- od. Lernprozesse; kein
primär biolog./psy. Vorgang sondern geprägt von gesell. Bedingungen

– Theorien:
→ Soz.-theorie: Aussagesystem nach wiss. Kriterien (wie Systematik, Kritik,
Transparenz, Logik) zum Gegenstand „Sozialisation“
→ Kriterien wiss. Theorie: Daten, Konzepte, Reflexion, Diskussion, Fragen und
Kritik
→ Tillmann:

→ 7 Thesen zu Sozialisation (Hurrelmann): 1.Sozialisation vollzieht sich im


Wechselspiel von Anlage und Umwelt. 2.Sozialisation ist der Prozess der
Persönlichkeitsentwicklung in wechselseitiger Abhängigkeit von der inneren
und äußeren Realität. 3.Sozialisation ist der Prozess der dynamischen und
„produktiven“ Verarbeitung dieser Realität. 4.Gelingende
Persönlichkeitsentwicklung setzt angemessene Umwelt voraus. 5.Neben den
Sozialisationsinstanzen haben auch andere soziale Systeme (wie Arbeit,
Freizeit, Medien) Einfluss auf die Persönlichkeits- -entwicklung.
6.Persönlichkeitsentwicklung besteht lebenslang aus einer Bewältigung von
Entwicklungsaufgaben. 7.Ein reflektiertes Selbstbild (Ich-Identität) ist
Voraussetzung für handlungsfähiges Subjekt und für gesunde
Persönlichkeitsentwicklung.
– Anforderungen an Sozialisationstheorien: umfassendes Verständnis von
Persönlichkeit; vom aktiv handelnden Subjekt ausgehen; aktive
Umweltauseinandersetzungen erklären; Prozess zu Vergesell. u. gleichzeitig
Individualisierung; Einfluss versch. Bedingungen der soz. Umwelt auf
Persönlichkeitsentwicklung erklären
• Entwicklung = sämtliche ontogenetische Veränderungen die langfristig sind,
Ordnung/Zusammenhang aufweisen u. mit dem Lebensalter (Zeitkontinuum) in Beziehung
stehen

2. Bewältigungskonstellationen im Jugendalter:
• Jugend u. soz. Integration vor dem Hintergrund von freisetzungs- u. Entgrenzungsprozessen

• 13 Bewältigungskonstellationen:
1. Problemaufriss: Mit der Entstrukturierung u. Individualisierung der Jugend verlieren
die Selbstverständlichkeit u. Verlässlichkeit der alten Integrationsarrangements ihre
Gültigkeit. Biographische Anstrengungen bzgl. erfolgreicher od. gescheiterter
Bewältigung dieser Phase rücken in den Vordergrund
→ Entstrukturierung = Auflösung traditioneller sozialer Lebensformen, Versorgungs- u.
Herrschaftskontexte, die einhergehen mit der unübersichtlicher werdenden Struktur
des Beschäftigungssystems.
2. Pubertät als 2. Chance? Zw. Familie u. Kultur: Zweiter „Triebschub“ verlässt
intimen, elterlich überwachten Raum u. tritt in den soz. Hinein. → Wahrnehmung als
Zerrissenheit u. Entfremdung zum eigenen Selbst
Der notwendige Narzissmus dieser Phase kann als kritisches Potenzial hinsichtlich
etablierter Individuum-Welt-Verhältnisse gesehen werden
3. Jugend u. Konsum- Suche nach lebbarer Gegenwart: In Konsumwelt mit
jugendlichen Produkten als Lebenswelt Jugendlicher, die aus Wunsch einer
eigenverantwortlichen Lebensführung (in Abgrenzung zu vordefinierten
(erwachsenen) Jugendbildern) gewählt wird, erscheinen Problembewältigungen
spielend leicht
→ Konsum erlaubt allerdings keine (von Jugendlichen gesuchte) Grenzerfahrungen u.
suggeriert, echte, soz. Beziehungen seien ebenso einfach „konsumierbar“
4. Gleichaltrigenkultur – Konflikt u. Versöhnung /Ablösung mit Eltern: Peergroups
als Verlängerung des jug. Narzissmus, die Besonderheit von Ich-Erfahrungen, die sie
aufgrund der Entkoppelung von der Erwachsenenwelt bieten, schöpfen sich aus den
eher interaktiven soz. Aneignungen, gegenüber bloßer Übernahme (nicht zwingend
im Gegensatz zur Familie)
→ problematisch nur, wenn (latent männeridolisierende/ frauenabwertende)
Sozialisationskontexte darin verfestigt werden u. als Folge eine Chance zur
Erweiterung der Geschlechtsidentität verhindert wird (Böhnisch)
5. Geschlechterperspektive u. (♂) besetze (Jugend)Räume: Patriarchalisch
vorstrukturierte Räume als Hindernis für kritischen Blick auf die traditionelle
Aufteilung nach dem Muster „privat = weiblich, öffentliche = männlich“
→ Emanzipation ♀ Jugendlicher geschehe nicht über bloße Übernahme ♂
Jugendkulturstile, als vielmehr über Erschließung neuer, eigenständiger Territorien u.
Zugänge.
6. Jugend u. Medien- päd. Bezug? Medien(=attraktive Rezeptionsmittel) bereiten
Schlüsselthemen der Lebensphase symb. auf u. stellen somit einen anderen päd.
Bezug im Kontrast zu den obligatorischen Sozialisationsinstanzen dar → stete
Verfügbarkeit erlaubt Wiederholungen (Vertrautheit für die Konsumdauer)
Gleichzeitig jedoch können sich Probleme verhärten (Bewältigung wird durch
Konsum verdeckt)
7. Schule als lebensernter Ort: Durch Leistungsbewertung u. Zertifikationen mit
biographischer Relevanz gerät der schulische Experimentierraum in Spannungen →
Evidenz steht in Frage → Effekt: Angebot an Arbeitskräften mit best.
Qualifikationen nicht zu erhöhen, sondern irgendwie Unterbringung qualifizierter
Angebote an Arbeitskräften im Beschäftigungssystem
8. (Erwerbs-)Arbeit und soz. Integration (unsichere Übergangsphase): Ausbildung
u. Qualifikation (nach Wunsch) kein Einstiegs- bzw. Karrieregarant →
Paradigmenwechsel (Nötigung, überhaupt eine Arbeit zu finden)
Dieser z.T. hohe Anpassungsdruck lässt jugend. Experimentierwelten als notwendigen
Gegenentwurf erscheinen
→ Fokussierung auf vermeintliche „Problemmilieus“ nicht mehr zulässig, da
Ausgesetztseins aller von ökonomisch struktureller Gewalten
9. Strukturelles Risiko- und abweichendes Verhalten:Kriminalität als Endpunkt einer
langen Belastungsverkettung ungünstiger Sozialisationsbedingungen u. Einstieg
(durch institutionelle Etikettierungseffekte) wegen Rückhalt im kriminellen Milieu
„legalisiert“ → Verweis auf vorenthaltene Zugangschancen
→ Integrationsbemühungen in Richtung generellen Wiederherstellung soz.
Handlungsfähigkeit u. Aus-kommen- Können mit gesell. Normen (anstatt Anpassung
unter punitivem Normdruck) unter Akzeptanz der Verhaltensweisen bei gleichzeitiger
Missbilligung
10. Die anderen Erwachsenen:Jugendliche brauchen andere Erwachsene → Aufbruch
vom traditionelle Blick des Jugendlichen in ausschließlicher Abgrenzung zum
Erwachsenen → Keine neue, erwachsene „Kumpels“, sondern vielmehr (z.B.
soz.päd.) Bezugs- personen mit (relevantem) Erwachsenenverhalten (man will nicht
mehr Kind sein, aber Erwachsene in einem ist nur erahnbar) od. entsprechende
Themen besprochen werden wollen
11. Politische Jugendbildung – zw. Bedeutungsverlust des Humankapitals u.
kritischem Potenzial: Mit Folgen des Strukturwandels oder Gesellschaftspolitik der
90er scheint das jugend-pol. Engagement der 68er-Bildungsgeneration durch
(erneute) Problem- u. Gefährdungsetikette am Ende zu sein.
→ kritische Potenzial in unbefangenen u. experimentell abweichenden Haltung der
„unpolitischen“ (00er) Jugendgeneration stellt „alten“ Werte in Frage, sowie
Aufzeigen des Fehlens räumliche Sicherheiten im gesell. Kontext (andere Mittel als
68er)
12. Jugenderleben – Jugendliche Bedürftigkeit und Entwertung der Jugend:
arbeitsgesellschaftliche Krise hat Jugend längst mental erreicht → diffuse Ängste über
zukünftigen Platz in der Gesell. werden nicht selten in der Jugendkultur über
Selbstinszenierung kompensiert od. abgekoppelt
Jugendarbeit fungiert als (Lebens-)Raum- u. Beziehungsangebot hinsichtlich eines
psychosoz. Rückhalts (akzeptiert Selbstinszenierungen als Suche Jugendlicher nach
Selbst)
13. Junge Erwachsene – Sozialexperimentelles Potenzial im Wartestand?
Zw. nicht mehr jugendlich/ nicht erwachsen sein wollen u. soziokultureller Autonomie
aber nicht gewährter ökonomischer Unabhängigkeit kristallisieren sich
Bewältigungskonstellationen heraus → Praktiker wird zur Lebenshilfe: Bearbeitung
unbewältigte Identitätskrisen (Hintergrund uneindeutige Erwachsenenrollen)
• Fazit: Die (soz.päd.) Bedürftigkeit ist darin eingelassen, dass Jugend schon früh vielen
Freiheiten/ Zumutungen/ Vorenthaltungen ausgesetzt ist, deren Einlösung durch gesell.
Modernisierungsdynamiken fraglich wird. Mit der soz.liberalen Politik seit den 80er Jahren
u. dem sich anbahnenden Ende des Wohlfahrtsstaates, erhält die Bewältigungsperspektive
eine neue Akzentuierung hinsichtlich individueller Handlungsfähigkeit → Gewinnung,
Erhaltung od. Wiedergewinnung (erschwert durch immer weniger sichtbare vorstrukturierte
Biographiesierung) in Zeiten des Übergangs → Diese „freigesetzte“ Jugend hat Teil an
alltäglichen Lebenswelten, die mit ihren Widersprüchen u. Anforderungen bewältigt werden
müssen → Der einzelne Jugendliche muss sich im biographischen Verlauf mit der immer
komplexer werdenden Lebenskonstellation auseinandersetzen u. bedarf dazu „anderer
Erwachsener“

3. EP des Jugendalters:
• untersch. Def. aber Übereinstimmung in: Entwicklungen = Veränderungen eines Organismus
im Laufe des Lebens; gerichtete Reihe von Veränderungen in best. Reihenfolge ohne
Umkehrbarkeit; Prozesse lassen sich Altersspannen zuordnen → Lebensalter Bezogenheit;
beschäftigt sich mit den Veränderungen des Erlebens u. Verhaltens im Laufe der Zeit u.
ihren Ursachen sowie Aufgaben, die das Individuum abhängig von seiner Entwicklung lösen
muss (Hobmair)
– Exogenistisches Modell: Vorstellung eines Ablaufens von genetischen
Entwicklungsprogramm → äußere Faktoren nur in spezifischen Entwicklungsstand
die Möglichkeit zu wirken (Modell der sensiblen Phasen)
– Aktionales konstruktivistisches Modell: Mensch als Mitgestalter seiner Entwicklung
→ Handlungen; Dies macht Reorganisation der Handlungs- u. Denkstrukturen
notwendig; äußerliche Eingriffe können den Entwicklungsprozess nicht vollständig
steuern → Piaget Konstruktivismus
• Psychoanalyse (Anna Freud) → Stadien der psychosexuellen Entwicklung: Adoleszenz
ist Unterbrechung eines ruhigen Wachstumsprozess; Aufrechterhaltung eines ständig
harmonischen Gleichgewichts nicht normal; Neuer Kampf zw. Es u. Ich; Abwehr sexueller
Impulse u. geg. Bindung an Eltern
• Stress- u. Bewältigungsstrategien = individuellen Strategien u. Fähigkeiten zur
Bewältigung von belastenden Lebenssituationen analysiert; Jedes Ereignis wird von versch.
Menschen auf unterschiedliche Weise wahrgenommen. Schwere u. Bedeutung einer
externen Belastung variiert, wie diese individuell einschätzt u. welche psy. Soz. u.
kulturellen Ressourcen zur Bearbeitung der Belastung zur Verfügung
stehen.“ (Hurrelmann)
• Entwicklungstheorie (Oerter/ Montada):

• Klassische Lerntheorien: Watson, Skinner, Pawlow


• Theorien des soz. Lernens: Bandura
• Piaget: Vier Stadien der Denkentwicklung:
– Sensomotorisches ( 0-2 Jahre): Handeln im Hier u. Jetzt
→ Objektrepräsentation: vor 8. M. keine Objektpermanenz = wenn ein
Objekt außer Sicht, wird nicht danach gesucht
→ A-nicht-B Suchfehler: Ende 1 = Tendenz dorthin zu greifen, wo Objekt
zuletzt gefunden u. nicht versteckt
→ zeitlich verzögerte Nachahmung: Bildung dauerhaft mentaler
Repräsentationen; erste Anzeichen: verzögerte Imitation (Minuten, Stunden
sogar Tage); Erste Hinweise zu Symbolgebrauch
– Präoperationales (2- 6/7 Jahre): Zunehmendes Ersetzen sensorischer Aktivität durch
geistige Aktivitäten; Fähigkeit zur symbolischen Repräsentation; Einbeziehen von
Vergangenheit und Zukunft
– Konkret-operatorisches (7-12 Jahre): Fähigkeit, logisch statt intuitiv zu denken;
Verständnis, dass Ereignisse von mehreren Faktoren beeinflusst werden können;
Konzept der Erhaltung (Invarianzkonzept) → Aber: logische Denkprozesse sind auf
konkrete Situationen beschränkt u. Schwierigkeiten über hypothetische Situationen
nachzudenken → Pendelproblem
– Formal-operatorisches (ab 12): Fähigkeit zum abstrakten Denken und hypothetischen
Schlussfolgern (Denken in Möglichkeiten); Analyse komplexer Probleme: Prüfung
von Hypothesen und Durchführung syst. Experimenten; Abwägen tief gehender
Fragen bzgl. Moral, Ethik und Gerechtigkeit möglich; Eigene Perspektive ist eine
von vielen möglichen → Aber: Nicht-universelles Stadium d.h. ohne entsprechende
Umweltbedingungen (Bildung) erreichen nicht alle dieses Stadium
• Besonderheiten des adoleszenten Denkens (Fend):
– Denken über sich selbst: Differenzierung zw. Realität u. Möglichkeit; Entwicklung
des Selbstkonzept wichtig was man selbst denkt/ was andere über einen
wahrnehmen
– Aufbau von mündigem Urteil u. kritischem Denken: Expansive Wachstumsphase,
die von den Entwicklungsvorrausstezungen her gesehen eine vielfältige Offenheit für
kulturelle Lernangebote schafft
– 8 Punkte:
1. Entwicklung der Fähigkeit, in Möglichkeiten zu denken. Anwendung von Hypothesen.
Es können wissenschaftliche Methoden der Problemlösung eingesetzt werden
2. Fähigkeit in abstrakten Begriffen zu denken
3. Die Kompetenz, den Standpunkt, von dem aus gedacht wird, in die eigenen
Überlegungen einzubeziehen. Dezentralisierung des Denkens
4. Der Adoleszente kann in der Erforschung der eigenen Person zwischen Realität und
Möglichkeit differenzieren. Präzisere Unterscheidung zwischen dem, was man
wirklich ist und dem, was man sein könnte
5. Die Erweiterung des Denkens ist günstig für den Aufbau mündigen Urteilens und
kritischen Denkens in allen Lebensbereichen
6. Entwicklung einer kritischen Geisteshaltung. Es gilt, für jede Position Gründe und
rechtfertigende Belege zu suchen, damit Parteilichkeit und Willkür zurückgewiesen
werden können.
7. Entwicklung des autonomen Denkens. Dies meint Alternativen selbst zu wählen und
sich für die Konsequenzen der Wahl verantwortlich zu fühlen
8. Veränderung der kognitiven Informationsverarbeitung (Aufmerksamkeit, Gedächtnis,
Verarbeitungsgeschwindigkeit, Organisation, Metakognition)
• Konzept der Sozialisation: Zusammenführung beider Perspektiven → „Sozialisation ist der
Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit in aktiver Auseinandersetzung mit der
dinglichen, sozialen und materiellen Umwelt und mit sich
selbst“ (Böhnisch/Tillmann/Hurrelmann)
4. LLL:
• Formale u. informelle Bildung:

• Prinzipien: Kompetenz-, Kommunikations-, Lebenswelt- u. Problemorientierung


• Argumente/Zweckbestimmungen dafür (Heid): Das in der grundlegenden Bildung
Erreichte soll kumulativ weitergeführt werden; Versäumtes soll nachgeholt werden;
überholte Qualifikationen müssen durch neues Lernen ersetzt werden; das in späteren
Phasen des Lernens Mögliche soll in der grundlegenden Bildung eingespart werden u.
interindividuelle Bildungsunterschiede sowie soz. Ungleichheiten sollen ausgeglichen werden
• Kompetenzbegriffe:
– PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment of Adult
Competencies): wie PISA nur auch mit Erwachsenen: Fähigkeit in einer best. Situation
angemessen zu handeln; Anwendung von Wissen, Benutzung von Werkzeugen u. kog. u.
praktische Strategien/Routinen; Überzeugungen/Veranlagungen/Werte
– DQR (Deutscher Qualifikationsrahmen): Qualifikationsrahmen =
Entwicklung/Klassifizierung von Qualifikationen mit Hilfe von Kriterien, die für festgelegte
Niveaus (8 Stück) anwendbar sind; Kompetenz = Fähigkeit u. Bereitschaft Kenntnisse u.
Fertigkeiten sowie soz./ methodische Fertigkeiten zu nutzen → umfassende
Handlungskompetenz
– Berufsbezogene Kompetenz:

• Kompetenzen u. Selbstorganisation (Weinert): Das Kompetenzkonzept sollte nur benutzt


werden 1. in Bezug auf die erfolgreiche Bewältigung komplexer (selbstorganisiertes
Handeln erfordernder) Anforderungen. → Die psychologische Kompetenzstruktur leitet sich
aus der Anforderungsstruktur ab. 2. wenn zur Bewältigung dieser komplexen Anforderungen
sowohl kognitive (fachlich-methodische) als auch motivationale, ethische (personale)
willensmäßige (aktivitätsbezogene) und soziale (sozial- kommunikative) Komponenten
gehören. 3. wenn der Komplexitätsgrad der Anforderungen hoch genug bzw. ohne
Selbstorganisationsprozesse nicht zu bewältigen ist. → Die Grenze zwischen Fertigkeiten
(skills) und Kompetenzen ist allerdings unscharf. 4. ...wenn Lernprozesse
(Kompetenzentwicklungsprozesse) zu den notwendigen Voraussetzungen gehören, um die
komplexen Anforderungen zu bewältigen (→ große Bedeutung informellen Lernens, u.a. in
der Arbeit, im sozialen Umfeld, im Netz). 5. Schlüsselkompetenzen und Metakompetenzen
sollten konzeptuell differenziert werden → Schlüsselkompetenzen beziehen sich auf die
Bewältigung eines großen Spektrums sehr unterschiedlicher, aber gleich wichtiger
Anforderungen des Alltags, der Arbeit oder des sozialen Lebens → Metakompetenzen
beziehen sich auf deklaratives oder prozedurales Wissen über die eigenen Kompetenzen.
• Kompetenzmanagement (Erpenbeck/ Rosenstiel):

5. Frühkindliche Bildung:
• Rechtsanspruch: Achtes Sozialgesetzbuch - SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz)
§ 22 Grundsätze der Förderung
(3) Der Förderungsauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und
bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des
Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die
Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sonstigen
Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des
einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.
§ 24 Anspruch auf Förderung in Tageseinrichtungen und in Kindertagespflege
(2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, hat bis zur Vollendung des dritten
Lebensjahres Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder
in Kindertagespflege.
(3) Ein Kind, das das dritte Lebensjahr vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt Anspruch
auf Förderung in einer Tageseinrichtung
• Kompetenzenförderung:

• Bildungsauftrag: frühzeitige Stärkung individueller Kompetenzen;


Erweiterung/Unterstützung sowie Herausforderung des kindlichen Forscherdranges;
Werteerziehung; Förderung, das Lernen zu lernen; Weltaneignung in soz. Kontexten
• Bildungsbereiche: Sprache/Schrift/Kommunikation; personale u. soz. Entwicklung,
Werteerziehung /religiöse Bildung;
Mathematik/Naturwissenschaften/(Informations-)Technik; musische Bildung; Umgang mit
Medien; Körper/Bewegung/Gesundheit; Natur u. kulturelle Umwelten

6. Expansion u. Bildungsbeteiligung:
• sprachliche Kompetenzen = Schlüsselkompetenzen im Bildungsverlauf:
Sprachstanderhebungen in 14 Bundesländern → Knapp 1/4 der getesteten Kinder wird als
sprachförderbedürftig eingestuft (♂ 25% / ♀ 20%) Jungen häufiger als Mädchen
39% der Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache wird eine Sprachförderung empfohlen
• System des LLL: Die Ersetzung von naturwüchsiger Sozialisation durch organisierte

Erziehung und Bildung; Inklusion in frühpädagogischen Einrichtungen wird zum


Normalzustand; Pädagogisierung sozialer und gesellschaftlicher Probleme; Lebenslanges
Lernen avanciert von einer Wissens- zu einer Institutionalisierungsform
• Professionalisierung (Nittel): 1. machtvolle Durchsetzung von Interessen an strategisch
wichtigen Orten - Verbesserung der Entschädigungschancen (Geld, Prestige) 2. eine
Prozesskategorie, die sich auf kollektive u. individuelle Vorgänge in der Zeit bezieht 3.
Kollektive Professionalisierung bedeutet den Vorgang der Konstitution eines „besonderen
Berufs“ 4. Individuelle Professionalisierung: unabhängig von der Professionalisierung der
Berufsgruppe stattfindender berufsbiographischer Reifevorgang
– fünf Mechanismen:

• Aufgaben in der Gesellschaft des langen Lebens:


– Gesellschaft: Innovationsfähigkeit; soz. Integration; kulturelle u. pol. Partizipation
– Individuum: Erhaltung von Kompetenz; selbstständige u. selbstverantwortliche
Bildung; Stärkung soz. Kontakte; materielle Unabhängigkeit
• Gruppen von Lernern (65-80j.): Lerner mit Barrieren: kaum formelles Lernen, am
ehesten im sozialen Umfeld, d.h. durch Austausch mit Familie, Freunden, Partnern → 27%
Selbstlerner: informelles Lernen in verschiedenen Feldern, insbesondere durch
verschiedene Medien, Reisen und das soziale Umfeld → 17%
Zeitintensive Lerner: informelles Lernen in verschiedenen Feldern,insbesondere durch Bücher,
Reisen und den Austausch mit der Familie → 12%
Implizite Lerner: Informelles Lernen ist sehr wichtig, insbesondere der Austausch mit der Familie
und den Freunden, aber auch die unterschiedlichsten Medien werden herangezogen. → 30%
Vielseitig aktive Lerner: Informelles Lernen geschieht in allen Bereichen, von Internet über
Radio/TV, Bücher, Print, Ehrenamt, Reisen, Museen und den Austausch im Netzwerk. → 14%
• Fazit:Basiskompetenzen sehr wichtig, aber Berücksichtigung von überfachlichen
Kompetenzen; Gestaltung von Lernumgebungen „anders / komplexer / ansprechender“,
damit überfachliche Kompetenzen gefördert werden; Organisation: vertikale Kooperation
zwischen den Bildungsphasen, damit Kompetenzvermittlung kontinuierlich und
übergreifend über die Bildungsphasen hinweg angelegt wird (LOEB); LLL-Forschung:
Herausarbeiten von Alters- und Genetationeneffekten bei der Kompetenzentwicklung

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