Verfahrenstechnik und
Baubetrieb im Grund-
und Spezialtiefbau
Baugrund – Baugruben – Baugrundverbesserung –
Pfahlgründungen – Grundwasserhaltung
2., überarbeitete und aktualisierte Auflage
Mit 220 Abbildungen und 180 Tabellen
PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
1. Auflage 2008
2., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2011
Alle Rechte vorbehalten
© Vieweg +Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms | Sabine Koch
Vieweg+Teubner Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien.
Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.viewegteubner.de
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk
berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im
Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.
Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung: AZ Druck und Datentechnik, Berlin
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany
ISBN 978-3-8348-1614-6
Vorwort
Das Kompendium Verfahrenstechnik und Baubetrieb im Grund- und Spezialtiefbau ist eine
Zusammenfassung und Aktualisierung der von den Professoren Dipl.-Ing. K. Simons und
Dr.-Ing. W. Schnell initiierten Reihe Verfahrenstechnik der Grundwasserhaltung, Verfah-
renstechnik der Baugrundverbesserungen, Verfahrenstechnik zur Sicherung von Baugru-
ben und Verfahrenstechnik der Pfahlgründungen. In Anbetracht der zunehmenden öko-
nomischen und ökologischen Bedeutung des Bauens mit und des Bauens im Boden bedurfte
es zur Berücksichtigung neuer technischer Entwicklungen und geänderter monetärer Rand-
bedingungen einer Neugestaltung der bisherigen Reihe.
Das neue Kompendium soll unter Berücksichtigung zwischenzeitlicher technischer und nor-
mativer Entwicklungen sowie aktueller wirtschaftlicher und betrieblicher Bedingungen das
Wissen kompakt und zusammenhängend vermitteln.
Bei der jetzt vorgelegten zweiten Auflage wurden die geotechnischen, planerischen und
bauwirtschaftlichen Grundlagen ergänzt und insbesondere die normativen Bezüge aktuali-
siert. Diese Grundlagen gelten längerfristig und sollten bei konkreten Projekten unter Beach-
tung geltender rechtlicher Rahmenbedingungen ingenieurtechnisch angemessen angewandt
werden. Die exemplarischen bauwirtschaftlichen Berechnungen erfolgten anhand aktueller
veränderlicher und projektspezifisch variabler Erfahrungswerte. Unbeschadet der Methodik
müssen die genannten Kosten deshalb konkret und zeitnah zur Realisierung ermittelt werden.
Die Autoren strebten auf der Grundlage ihrer langjährigen Arbeit in Forschung und Lehre
sowie ihrer beruflichen Erfahrungen gut verständliche, fundierte und praxisrelevante Darstel-
lungen an. Das Kompendium soll insbesondere Studierenden eine Hilfe zum Verständnis
technisch-wirtschaftlicher Zusammenhänge und Berufstätigen eine Orientierung für optimale
Lösungen sein. Für diesbezügliche Anregungen danken die Autoren mit Blick auf weitere
planmäßige Neuauflagen.
Dank sagen möchten wir Herrn Harms vom Vieweg + Teubner Verlag für seine ausgeprägte
Geduld mit den Autoren, sein Lektorat, die professionelle Aufarbeitung des Bildmaterials
sowie seine konzeptionellen und verlegerischen Anregungen.
Studium des Bauingenieurwesens an der Leibniz Universität Hannover mit Abschluss zur
Dipl.-Ingenieurin Vertiefungsrichtung Geotechnik. Ab 1995 Bauleiterin im Spezialtiefbau
und konstruktiven Ingenieurwasserbau bei der F+Z Baugesellschaft mbH und der Bilfinger
Berger AG. 1998 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Baubetrieb und Baube-
triebswirtschaft der Leibniz Universität Hannover. Ab 2004 selbständige Tätigkeit und Tä-
tigkeiten in Kooperationen, u. a. als Sachverständige für baubetriebliche, baubetriebswirt-
schaftliche und bauvertragliche Fragestellungen, Personalentwicklerin und Trainerin für Auf-
traggeber und Auftragnehmer. 2007 Promotion zum Thema: Weiterbildung des Personals
als Erfolgsfaktor der strategischen Unternehmensplanung in Bauunternehmen Ein praxis-
nahes Konzept zur Qualifizierung von Unternehmensbauleitern. 2008 Zusatzausbildung zur
Mediatorin: seitdem auch Moderatorin und Mediatorin in Planen und Bauen, 2009 Ruf an die
FH Mainz, Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb. Mitgliedschaften u. a. im Deutschen
Ingenieurinnenbund e. V., in der Ingenieurkammer Niedersachsen, im Bundesverband Me-
diation e. V. Fachgruppe Planen und Bauen, Mitbegründerin des regionalen Netzwerkes
INQA-Bauen Niedersachsen und des Arbeitskreises Konfliktmanagement in der Bauwirt-
schaft/Niedersachsen
VIII Autorenvitae
1 Einführung.................................................................................................................... 1
4 Baugrubensicherung ............................................................................................... 55
4.1 Baugrubensicherung im Überblick......................................................................... 55
4.2 Technische Grundlagen.......................................................................................... 57
X Inhaltsverzeichnis
Auf die Erläuterung erdstatischer Berechnungen wurde konsequent verzichtet. Dies begrün-
det sich einerseits aus der zunehmenden Verwissenschaftlichung der Normung, welche die
Nutzung diesbezüglicher Literatur, die in dem erwünschten Maße inzwischen auch für die
Geotechnik verfügbar ist, erforderlich macht. Andererseits würde die Aktualität angesichts
möglicher Modifikationen von Teilsicherheitsbeiwerten, Streu- und Formfaktoren u. a. m.
nicht in der gewünschten Dauer gegeben sein.
Der Stoff wird durch zahlreiche Tabellen und Bilder ergänzt. Die Literaturhinweise wurden,
zur Gewährleistung zügigen Zugriffs, am Ende jeden Kapitels aufgenommen.
Das Buch wird abgeschlossen mit einem Berechnungsbeispiel, welches die in den vorange-
gangenen Kapiteln vorgestellten Methodiken und kalkulatorischen Ansätze anhand der Be-
trachtung einer innerstädtischen Baugrube verdeutlicht und konkretisiert.
Projektentwicklung
Planung, Konstruktion,
Phase 1
und Genehmigung
Phase 2 Bauvorbereitung
Phase 3 Bauausführung
In diesem Buch werden Informationen zusammengestellt, die der Planer in der Phase 1 benö-
tigt, um in Abhängigkeit vom Grundwasserstand, vom Bauwerk, der Gründung, der Bau-
werksumgebung und der Bodenart ein geeignetes Verfahren zu wählen und zu dimensionie-
ren. Zusätzlich sollen für die Phase 2 Empfehlungen zur Leistungsbeschreibung gegeben
werden, um die gestellten Forderungen nach einer eindeutigen und erschöpfenden Leistungs-
beschreibung (VOB/A § 7 Nr. 1) zu erfüllen.
Für die Aufgaben der bauausführenden Betriebe innerhalb der Phase 2 (Angebotserstellung)
und der Phase 3 (Bauausführung) werden Informationen zum Bauverfahren, zur Geräteaus-
wahl und zur Leistungs- und Kostenberechnung zusammengestellt.
2.2 Begriffe
Bauaufgabe
Der Planer muss ausgehend von der Idee des Bauherrn unter Beachtung soziologischer, bau-
technischer, gestalterischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Gesichtspunkte ein Bauwerk
konzipieren. Auf Grundlage dieser Planung müssen die ausführenden Unternehmer das Bau-
werk erstellen. Die gesamte Planung und Umsetzung wird als Bauaufgabe bezeichnet. Die
Bauaufgabe wird zur Optimierung und für die konstruktive Bearbeitung in ablauforientierte
Gesichtspunkte (z. B. Baugrube, Gründung, Keller) bzw. bauteilorientierte Gesichtspunkte
(z. B. Baugrube, Wände, Decken, Dach) untergegliedert. Das Auffinden der endgültigen Lö-
sung sowie die Erstellung der einzelnen Bauwerksteile werden in Teilaufgaben unterteilt.
Bauleistung
Nachdem die Bauwerksteile und Materialien nach Art und Umfang festgelegt wurden, wird
das Bauwerk (die Bauleistung) durch eine Leistungsbeschreibung in Form eines Leistungs-
verzeichnisses oder eines Leistungsprogramms beschrieben. Auf dieser Grundlage ermitteln
die bauausführenden Betriebe einen Preis. Die Leistungsbeschreibung mit dem dazugehöri-
gen Preis ist ein wesentlicher Bestandteil des Bauvertrages zwischen dem Auftraggeber
(Bauherr) und dem Auftragnehmer (Baubetrieb). Teilaufgaben der Bauleistung werden Teil-
leistungen genannt.
Prozesse
Der bauausführende Betrieb muss zur Verwirklichung der Bauleistung mehrere Fertigungs-
prozesse durchlaufen. Die Prozesse lassen sich in mittelbar und unmittelbar zur Herstellung
eines Bauwerks dienende Prozesse unterteilen:
• Hauptprozesse dienen unmittelbar der Durchführung einer Teilaufgabe (z. B. Herstellen
und Einbauen von Beton, Bodenverdichtung, Rammen der Spundwand)
• Nebenprozesse dienen mittelbar der Durchführung einer Teilaufgabe (z. B. Schalen)
• Hilfsprozesse sind Voraussetzung für die Durchführung der Haupt- und Nebenprozesse
(z. B. Transport, Lagerung, Schutzmaßnahmen)
Bauprozesse sind durch ihre instationäre Anwendung gekennzeichnet und im Ablauf nicht
vollständig vorhersehbar. Im Erd- und Tiefbau wird dies besonders durch ungenaue Kennt-
nisse der Bodeneigenschaften deutlich (siehe Tabelle 2.1).
2.2 Begriffe 5
Erdbau
Lösen Schürfen Entwässern
Laden Schneiden Verfestigen
Transportieren Hacken Sichern
Verteilen Reißen Entnehmen
Einebnen Fräsen Deponieren
Verdichten Greifen Spülen
Tiefbau
Ausheben Graben Pumpen
Aussteifen Rammen Entwässern
Rückverankern Bohren Druckluft erzeugen
Abböschen Schlitzen Kälte erzeugen
Injizieren Vortreiben Fördern
Umschließen Abteufen Heben
Sichern Absenken Umsetzen
Entstauben
Bauverfahren
Das Bauverfahren beschreibt die Methode bzw. die Art und Weise, wie ein Bauprozess
durchgeführt wird. Ein Bauverfahren kennzeichnet den zeitlichen Ablauf sowie die kapazita-
tive und räumliche Kombination von Produktionsfaktoren. Diese Faktoren sind aus betriebs-
wirtschaftlicher Sicht in Werkstoffe, Betriebsmittel, Personalbedarf und leitende Arbeit ge-
gliedert:
• Werkstoffe: Baustoffe, einschließlich Boden, Grundwasser, Bauhilfsstoffe,
Betriebs- und Schmierstoffe
• Betriebsmittel/Geräte: Werkzeuge für das gewerbliche Personal bzw. (Bau-) Maschi-
nen und Geräte
• Personalbedarf: Tätigkeit und Anzahl des gewerblichen Personals (AK)
• Leitende Arbeit: Tätigkeit und Anzahl der Aufsicht (Polier) und der Baustellen-
leitung (Bauleiter)
6 2 Baubetriebliche und vertragsrechtliche Grundlagen
Verfahrenstechnik
Die Verfahrenstechnik stellt eine Methode dar, ein Bauverfahren zur Lösung eines bautechni-
schen Problems zu finden. Ursprünglich kommt dieser Begriff aus dem Bereich der Chemie,
wo ein im Labor entwickeltes Verfahren in den technischen Großbetrieb umgesetzt wird. Bei
der Verfahrenstechnik wird in folgenden Schritten vorgegangen:
• Zerlegen eines Vorganges in Prozesse
• Untersuchen der Mechanik jedes einzelnen Prozesses
• Bestimmen der maschinellen Elemente, die diesen Vorgang übernehmen können
• Entwickeln bzw. Auswählen der dazugehörigen Anlage
Bei der Übertragung dieser Methode auf Aufgaben des Erd- und Tiefbaus ergibt sich folgen-
de Vorgehensweise:
• Zerlegen der Teilaufgaben bzw. der Teilleistungen in notwendige Prozesse ggf. in Teil-
prozesse
• Analyse der Prozesse hinsichtlich ihrer möglichen zeitlichen, kapazitativen und räumli-
chen Ausprägung
• Auswahl von möglichen Arbeitsgruppen, Geräten und/oder Maschinen auf der Grundlage
der ersten beiden Punkte
• Festlegung der Arbeitsgruppen, Geräte und/oder Maschinen unter den Gesichtspunkten
der quantitativen, qualitativen und zeitlichen Vertragserfüllung, Wirtschaftlichkeit, Ver-
fügbarkeit und sonstiger Kriterien
Fertigungssystem
Wenn ein Bauverfahren zur Verwirklichung einer Teilaufgabe gefunden wurde, wird dieses
Verfahren konkret für die Anwendung auf der Baustelle ausgelegt. Dies bedeutet, dass jeder
Betriebspunkt, in dem sich die verschiedenen Fertigungsprozesse vollziehen, sowie das Teil-
system Transport zwischen den einzelnen Betriebspunkten konkret ausgebildet und hin-
sichtlich seiner Ausstattung komplettiert wird.
2.2 Begriffe 7
EP siehe Einheitspreis
Fremdleistungskosten sind Kosten, die durch den Einsatz eines Nachunternehmers
anfallen
Gerätekosten beinhalten die Vorhaltekosten der Geräte
Geräteleistung ist die durchschnittliche Leistung eines Gerätes während
eines Arbeitsprozesses, bezogen auf eine Betriebsstunde
(z. B. die Aushubleistung eines Baggers = 120 m³/h)
Geräteliste ist ein Hilfsmittel der Kalkulation, um die Gerätekosten für
die einzelnen Teilleistungen oder für den Zeitraum der ge-
samten Baustelle als Vorbereitung der Kalkulation zu erfas-
sen
Gesamtpreis ist das Produkt aus der einer Position zugehörenden Menge
(auch Vordersatz genannt) und dem Einheitspreis
Gewinn ist eine für die Preisbildung angenommene Zielgröße des
Baustellenerfolges. Der Gewinn wird als prozentualer Zu-
schlag den ermittelten Kosten zugeschlagen
GP siehe Gesamtpreis
Kostenart ist eine für die Kalkulation vorgenommene Unterscheidung
der Kosten nach Art ihrer Entstehung (z. B. Lohnkosten, Ge-
rätekosten etc.)
Leistungsverzeichnis ist eine bestimmte Form der Leistungsbeschreibung. Es ist
der Sammelbegriff für die Positionstexte, in denen die Bau-
leistung beschrieben wird
Lohnaufwandswert beschreibt den Lohnstundenverbrauch einer Prozesseinheit
(z. B. Schalen 0,6 h/m²)
Lohnkosten ist die in der Kalkulation verwendete Kostenart, unter der die
Lohnkosten des gewerblichen Personals erfasst werden. Die-
se enthalten alle Lohnbestandteile, die sich aus den gesetzli-
chen Vorschriften und tariflichen Vereinbarungen ergeben
LV Abkürzung für das Leistungsverzeichnis
Nebenleistungen gehören auch ohne besondere Erwähnung der Leistungsbe-
schreibung zum vom Auftragnehmer geschuldeten Leis-
tungsumfang
Position ist das kleinste Element eines Leistungsverzeichnisses. Eine
Position enthält den Positionstext, der die vom AN zu er-
bringende Teilleistung beschreibt, die voraussichtliche Ab-
rechnungsmenge (auch Vordersatz genannt) und die Abrech-
nungseinheit. Der Unternehmer ergänzt die Position mit sei-
nem Angebot durch Zuordnung eines Einheitspreises und
des Gesamtpreises
Sonstige Kosten ist eine Kostenart für alle Kosten, die nicht den anderen in
der Kalkulation verwendeten Kostenarten zuzuordnen sind
(z. B. Einbaumaterialien, Deponiegebühren etc.)
2.3 Der Bauvertrag und die Leistungsbeschreibung 9
Leistungsbeschreibung
Nach der VOB/A § 7 ist eine Leistungsbeschreibung im Allgemeinen mit einem Leistungs-
verzeichnis (LV) zu erstellen. Alternativ kann die Leistungsbeschreibung auch mit einem
Leistungsprogramm erfolgen.
Leistungsbeschreibung
Titelblatt
Baubeschreibung
Leistungsverzeichnis
Positionen
Besondere Vertragsbedingungen
Gemäß VOB/A, Abschnitt 1, § 8 Absatz 2, Nr. 4 sollen Besondere Vertragsbedingungen nur
angewandt werden, wenn es die Eigenart der Leistung bzw. die Ausführung erfordern. Diese
Bedingungen werden demnach nur bei besonderen Verhältnissen für ein Bauwerk geregelt
und haben ausschließlich für dieses Bauwerk eine Bedeutung (z. B. Zufahrtswege, Regelung
über Ver- und Entsorgungsanlagen, Ausführungsfristen).
Zusätzliche Vertragsbedingungen
Zusätzliche Vertragsbedingungen (bzw. Allgemeine Geschäftsbedingungen) werden i. d. R.
von den Auftraggebern bzw. deren Erfüllungsgehilfen (Architekt, Ingenieur) aufgestellt. Die
Zusätzlichen Vertragsbedingungen formulieren für unterschiedliche Bauvorhaben immer
wiederkehrende Vertragsregelungen und werden in unveränderter Form bei mehreren Objek-
ten angewandt.
Bei der Aufstellung von zusätzlichen Vertragsbedingungen müssen die Regelungen gem.
§§ 305 310 BGB zur Gestaltung rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse durch Allgemeine
Geschäftsbedingungen beachtet werden, um die Interessen der zukünftigen Vertragspartner
angemessen zu berücksichtigen. Werden Vertragsklauseln verwendet, die nach diesen Rege-
lungen unwirksam sind, bleibt der übrige Vertrag davon unberührt. Anstatt der unwirksamen
Klausel gilt die entsprechende allgemeine gesetzliche Regelung bzw. die Regelung der
VOB/B.
Der Zusammenhang zwischen Vertragsunterlagen und Bauvertrag ist der folgenden Darstel-
lung zu entnehmen. Die Ziffern (1) bis (6) ergeben die Rangfolge der Vertragsunterlagen
nach VOB/B §1 Absatz 2.
12 2 Baubetriebliche und vertragsrechtliche Grundlagen
Bauvertrag
Vertragsunterlagen Angebot
VOB/A §§ 7 und 8, Absatz 1, Nr. 2 und Absatz 2, Nr. 1 bis 6
Überwiegend technischer Inhalt Überwiegend rechtlicher Inhalt +
Bild 2.3 Bauvertrag: (1) bis (6) ist die Rangfolge der Verdingungsunterlagen nach § 1 Nr. 2 VOB/B [2]
Nach VOB/A § 7 Absatz 1 ist die Leistung eindeutig und erschöpfend zu beschreiben, so
dass alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sinne verstehen und ihre Preise sicher und
ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können. Dem Auftragnehmer darf kein unge-
wöhnliches Wagnis aufgebürdet werden für nicht zu beeinflussende Umstände und Ereignis-
se, deren Einwirkung auf die Preise und Fristen nicht im Voraus abschätzbar sind. Zudem
sind alle Umstände, die die Leistungen beeinflussen, festzustellen und in den Vergabe- und
Vertragsordnung anzugeben. Für das Aufstellen einer Leistungsbeschreibung gelten die All-
gemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen der VOB/C. Diese Grundsät-
ze werden in dem für öffentliche Auftraggeber geltenden Vergabe-Handbuch [3] wie folgt
erweitert:
• Die Leistung muss eindeutig, vollständig, technisch richtig und ohne ungewöhnliches
Wagnis für die Bieter beschrieben werden.
• Eine Leistungsbeschreibung ist eindeutig, wenn sie Art und Umfang der geforderten Leis-
tungen mit allen maßgebenden Bedingungen (z. B. Qualität, Beanspruchungsgrad, techni-
sche und bauphysikalische Bedingungen, Erschwernisse, besondere Ausführungsbedin-
gungen, Regeln zur Ermittlung des Leistungsumfangs) zweifelsfrei erkennen lässt und
keine Widersprüche in sich, zu den Plänen oder anderen vertraglichen Regelungen ent-
hält.
2.3 Der Bauvertrag und die Leistungsbeschreibung 13
• Eine Leistungsbeschreibung ist vollständig, wenn sie Art und Zweck des Bauwerks bzw.
der Leistung, Art und Umfang aller erforderlichen Teilleistungen und alle spezifischen
Bedingungen und Anforderungen darstellt.
• Eine Leistungsbeschreibung ist technisch richtig, wenn sie Art, Qualität und Modalitäten
der Ausführung der geforderten Leistungen entsprechend den anerkannten Regeln der
Technik, den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen oder etwaigen leistungs-
und produktionsspezifischen Vorgaben zutreffend festlegt.
• Die Leistungsbeschreibung darf keine ungewöhnlichen Risiken enthalten. Insbesondere
dürfen dem Auftragnehmer keine Aufgaben der Planung und der Bauvorbereitung, die je
nach Art der Leistungsbeschreibung dem Auftraggeber obliegen, überbürdet und keine
Garantien für die Vollständigkeit der Leistungsbeschreibung abverlangt werden.
2.4 Verfahrensplanung
2.4.1 Einleitung
Bauaufgaben bzw. baubetriebliche Prozesse lassen sich in der Regel nach mehreren verschie-
denartigen technologischen Verfahren abwickeln. Während der Entstehungsphasen eines
Bauwerkes ist es teilweise notwendig, Entscheidungen bezüglich der Verwendung eines
möglichen Verfahrens zu treffen. Dieses Aufgabenfeld soll nachfolgend am Beispiel eines
Gründungsproblems erläutert werden.
• Die Planungsphase beinhaltet die Auswahl einer Gründungsart wie Flächengründung,
Einzel-, Streifenfundamente oder Sondergründungen wie z. B. Pfähle, die unterschiedli-
che Reaktionen hinsichtlich des Setzungs- und Verdrehungsverhaltens erwarten lässt.
Außerdem differiert die Menge an Beton, Schalung sowie Bewehrung, welche zur Aus-
führung der verschiedenen Gründungsarten benötigt wird. Deshalb sind die Kosten eines
Verfahrens schon in dieser Phase von Bedeutung.
• In der Vorbereitungsphase gilt es, die Leistungsbeschreibung so zu gestalten, dass auf
Unternehmerseite ein möglichst optimiertes technologisches Verfahren angeboten werden
kann, damit der Anbieter im Vergleich zu konkurrierenden Betrieben in Bezug auf Quali-
tät und Angebotspreis bestehen kann und der Nachfragende ein günstiges Angebot erhält.
• Nach Auftragserteilung besteht die Aufgabe der Bauunternehmung unter Berücksichti-
gung der im Bauvertrag festgehaltenen Randbedingungen in der Findung einer der Bau-
aufgabe gerecht werdenden Verfahrenslösung.
2.4 Verfahrensplanung 15
Jede Entscheidung für ein Verfahren während der o. g. Phasen bedarf einer Vorbereitung.
Hierbei ist festzuhalten, dass eine Vielzahl von getroffenen Entscheidungen auf Erfahrungs-
werten basiert. Diese Methode kann als hinreichend genau angesehen werden, wenn die Ent-
scheidungsträger über die notwendige Erfahrung verfügen, oder das Projekt aufgrund seines
geringen Bauvolumens keine detaillierte Bearbeitung sinnvoll erscheinen lässt.
Auch unter dem Gesichtspunkt der angespannten Personalsituation vieler Baubetriebe sowie
der oftmals geforderten kurzen Zeiten für die Bauvorbereitung gelingt eine termingerechte
Bewältigung in der Mehrzahl der Fälle nur mit Hilfe einfacher Entscheidungskriterien. Neben
diesen alltäglich wahrzunehmenden Aufgaben drängen sich allerdings auch Methoden auf,
die aus dem üblichen Rahmen fallen und einen fehlenden Wissens- bzw. Erfahrungsstand
offen legen. Jene komplikationsbehafteten Fälle gilt es einer genaueren Betrachtungsweise zu
unterziehen, um die Suche nach dem am besten geeigneten Verfahren erfolgreich zu gestal-
ten. Im weiteren Verlauf soll nun ein Weg aufgezeigt werden, wie die Entscheidungsträger, je
nach Erfahrung, durch systematische Verfahrensplanung auch selten verwendete und schwie-
rige Kriterien einbeziehen können.
Schritte der
Verfahrensplanung
3. Schritt Verfahrens-
auswahl
2. Schritt
Verfahrensvergleich
Verfahrenseignung
Der Prozess der Feststellung der Verfahrenseignung beschreibt im Wesentlichen eine techni-
sche Analyse, um ein oder mehrere Verfahren auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich der Lösung
einer Bauaufgabe bzw. einer Teilaufgabe zu überprüfen. Ein Verfahren wird für die weitere
Planung erst dann herangezogen, wenn alle aus dem Bauprojekt herrührenden Randbedin-
gungen erfüllt sind. Das Ergebnis dieser Überprüfung spiegelt allerdings nicht die Findung
des geeignetsten Verfahrens wieder, sondern führt zu mehreren technisch möglichen Durch-
führungsvarianten. Um die Frage beantworten zu können, ob ein Verfahren geeignet ist, emp-
fiehlt es sich, die Durchführung einer Prüfung auf Verfahrenseignung zweistufig ablaufen zu
lassen:
1. Verfahrensunabhängige Stufe:
• Zusammenstellung sämtlicher Kriterien, die von allen Verfahren zur Umsetzung der kon-
kreten Bauaufgabe einzuhalten sind.
2. Verfahrensabhängige Stufe:
• Benennung des auf Eignung zu prüfenden Verfahrens.
• Überschlägige Dimensionierung der Bauprozesse, die für die Durchführung notwendig
sind, sowie ggf. Ergänzung der unter 1. erwähnten Kriterien.
• Überschlägige Dimensionierung des Verfahrens.
• Beurteilung, ob die aufgestellten Kriterien von dem untersuchten Verfahren erfüllt wer-
den.
• Entscheidung über den Ausschluss oder die Empfehlung eines Verfahrens bezüglich der
Zulassung zum Verfahrensvergleich.
Nachfolgend werden mögliche aus der Bauaufgabe entstehende und allgemeingültige Krite-
rien genannt.
Mit der Bauaufgabe im Zu- Aus den Einflussbereichen Für die Verfahrensauswahl zu beach-
sammenhang stehende Ein- herrührende Rahmenbedin- tende Kriterien
flussbereiche gungen
Bauwerkskonstruktion einschl. - In den Boden abzuleitende Aufnehmbare Bodenpressungen
der vorgesehenen Gründungs- Kräfte
art sowie der Bauwerksnutzung - Setzungen, Verdrehungen Festlegung der max. zulässigen Setzungen,
und Verformungen Verdrehungen und Verformungen
Baufeld und örtliche Gegeben- - Geländeverhältnisse Neigungen, Ebenheit
heiten - Untergrund Befahrbarkeit
- Vorhandene Nachbar- Schallgrenzwert oder
bebauung Vibrationsgrenzwerte
- Zufahrtswege Art und Abmessungen
- Größe des Baufeldes Vorhandener Platz für Material und Geräte
- Öffentlicher Verkehr Eventuelle Behinderungen z. B. bei An-
oder Abtransport
Boden und Grundwasser - Beschreibung des an- Bodenmechanische Kennwerte
stehenden Bodens Einteilung in Bearbeitungsklassen z. B.
- Beurteilung des Bodens in nach DIN
Bezug auf Bearbeitungs- 18 300 in die Klassen
möglichkeiten 1 bis 7
- Grundwasser Grundwasserstände
max. Absenkmöglichkeiten
Entnahmemöglichkeiten
Verträge - Termine Einzuhaltende Bauzeiten
- Werden zeitgleich mit der Jahreszeit der Bodenverbesserung
Bodenverbesserung andere
Bauprozesse durchgeführt Sind Behinderungen daraus zu erwarten
- Wird das Baufeld durch
Vereinbarungen im Bau- Sind Behinderungen daraus zu erwarten
vertrag eingeengt
Gesetzliche Rahmenbedingun- Beschreibung der täglichen und Ein- oder Mehrschichtbetrieb, Wochen-
gen wöchentlichen Arbeitszeiten endarbeit
Überstunden möglich
Allgemeingültige Kriterien
Die allgemeingültigen Kriterien sind abhängig von dem jeweiligen Zielsystem. Dabei kann
eine optimale Abwicklung eines Bauauftrages als relevantes Oberziel angesehen werden.
18 2 Baubetriebliche und vertragsrechtliche Grundlagen
Für eine weitere Untergliederung können folgende Teilziele und daraus hergeleitete bewert-
bare Kriterien formuliert werden:
Allgemeines
Unter Verfahrensvergleich wird hier die Ermittlung von Entscheidungshilfen verstanden,
anhand derer aus mehreren geeigneten Verfahren das geeignetste ausgewählt werden kann.
Die Verfahrensauswahl bedeutet die Entscheidungsfindung auf der Grundlage der im Verfah-
rensvergleich entwickelten Entscheidungshilfe. Der Umfang bzw. die Tiefe des Verfahrens-
vergleichs richtet sich sicherlich nach der Bedeutung der Verfahren am Gesamtobjekt. So
wird man sich im Regelfall auf Entscheidungshilfen beschränken, die die Zielgröße Wirt-
schaftlichkeit berücksichtigen. Darüber hinaus können aber auch die anderen genannten
Zielgrößen wie z. B. Leistungsfähigkeit, organisatorische Eignung, Unfallsicherheit und
Umweltbeeinträchtigung in die Entscheidungsfindung einfließen.
Da die Erweiterung der Zielgrößen für die Entscheidungsfindung die Ausnahme darstellt,
wird bei den Verfahrensvergleichen zwischen einem wirtschaftlichen Verfahrensvergleich
und einem qualitativen Verfahrensvergleich unterschieden.
Die Entscheidungshilfen, die hierbei ermittelt werden, werden in den nachfolgenden Ab-
schnitten dargestellt. Für die Durchführung des Verfahrensvergleichs muss die Teilbauaufga-
be dem Leistungsumfang nach dimensioniert sein und das in den Vergleich einzubeziehende
Bauverfahren feststehen.
Wirtschaftlicher Verfahrensvergleich
Beim Verfahrensvergleich unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt sind mögliche Kriterien der
ausführenden Unternehmung der Kapitalbedarf, die Möglichkeit der Weiterverwendung und
die Kosten des Verfahrens. Auf der Auftraggeberseite verbleiben die Kosten bzw. der Preis
der Bauleistung als Kriterium. Deshalb wird nur das zuletzt genannte Kriterium näher be-
trachtet. Hierfür eignet sich der kalkulatorische Verfahrensvergleich, bei dem die beim Ein-
satz eines Verfahrens wahrscheinlich auftretenden Kosten ermittelt werden. Es werden die
Methoden
• Absoluter kalkulatorischer Verfahrensvergleich
• Grenzkostenbestimmung durch einen kalkulatorischen Vergleich
2.4 Verfahrensplanung 19
unterschieden. Bild 2.5 gibt einen Überblick über den wirtschaftlichen Verfahrensvergleich
mit einer besonderen Betrachtung des kalkulatorischen Verfahrensvergleichs.
Beim absoluten Kostenvergleich werden die Kosten der Verfahren für eine bestimmte Menge
und einen festgelegten Zeitraum ermittelt und zueinander in Beziehung gesetzt. Dabei kön-
nen die Kosten als Gesamtkosten K [EUR] oder als Kosten je Einheit k [EUR/Einh.] angege-
ben werden.
Vergleich
der Gesamtkosten: K Verfahren 1 verglichen mit K Verfahren 2
oder
der Kosten je Einheit: k Verfahren 1 verglichen mit k Verfahren 2
Die Wirtschaftlichkeitsgrenze mgr errechnet sich aus der Gleichsetzung der Kostenfunktionen
zweier Verfahren.
Die sich aus dieser Gleichung errechnende Grenzmenge entspricht der Wirtschaftlichkeits-
grenze (Bild 2.6 und Bild 2.7).
Verfahren 2
Verfahren 1
Wirtschaftlichkeitsgrenze m gr Einflußgröße m
Einheitskosten K [Euro/Einheit]
Verfahren 1
Verfahren 2
mgr Einflußgröße m
Da der erstgenannte Schritt bereits zuvor behandelt wurde, konzentrieren sich nachfolgende
Erläuterungen auf die drei verbleibenden Wertungsphasen.
Diese Teilziele müssen nun jedes für sich bewertet werden, so dass die Bedeutung des Ein-
zelzieles innerhalb des gesamten Zielsystems ausgedrückt wird.
z. B. V1 = 1,0; V2 = 0,8; V3 = 0,7; V4 = 0,5; V5 = 0,5.
Dabei bestimmt der Faktor V1 die Bedeutung des Zieles 1, der Faktor V2 die Bedeutung des
Zieles 2 usw. Diese Werte sind jedoch durch die subjektive Betrachtungsweise mit Fehlern
behaftet. Aus diesem Grund hat die Unternehmensforschung (Operation Research) die Ent-
wicklung von Methoden vorangetrieben, die zur Eingrenzung von Fehlerquellen beitragen
sollen. In diesem Zusammenhang kann das so genannte einfache sowie unterteilte Rang-
ordnungsverfahren genannt werden.
2.4 Verfahrensplanung 23
Kriterium 11 : w11
Kriterium 12 : w12
Kriterium 13 : w13 usw.
Die Überprüfung kann ebenfalls auf der Basis des Rangordnungsverfahrens vorgenommen
werden.
Durch die Unterteilung in 6 Stufen von jeweils 5 Zweiersprüngen ergibt sich die Möglichkeit
einer Einführung von weiteren Zwischenstufen, ohne Dezimalbrüche auftreten zu lassen. Die
Zielerfüllung eines Bauverfahrens wird durch die erreichte Gesamtpunktzahl ausgedrückt.
N
Gesamtbewertung = Σ Vi · wij · Punktezahl
i=1
Diese für alle in den Vergleich einbezogenen Verfahren ermittelten Punktzahlen bilden eine
Entscheidungshilfe für die Verfahrensauswahl.
24 2 Baubetriebliche und vertragsrechtliche Grundlagen
Detaillierte Dimensionierung
ggf. überschlägige der Bauaufgabe
Dimensionierung
der Bauaufgabe und
des Bauverfahrens Detaillierte Dimensionierung
des Bauverfahrens
Schritt 3 Verfahrensauswahl
Literatur
[1] Kühn, G., Handbuch Baubetrieb, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1991
[2] Keil/Martinsen/Vahland/Fricke, Kostenrechnung für Bauingenieure, Werner Verlag,
11. Aufl., 2008
[3] Lampe-Helbig, G., Praxis der Bauvergabe, Verlag C.H. Beck, München, 1991
[4] Keil/Martinsen, Methodische Verfahrensauswahl im Baubetrieb, Bauwirtschaft, Heft
19, Mai 1979
3 Geotechnische Grundlagen
3.1 Allgemeines
Nachfolgend werden die wesentlichen geotechnischen Grundlagen für die Aufgaben des
Erd-, Grund- und Tiefbaus aufgeführt. Eine vollständige oder gar detaillierte Beschreibung
einzelner Labor- und Feldversuche war nicht das Ziel dieser Zusammenstellung. Vielmehr
sollte ein Überblick geschaffen werden und dem praktisch tätigem Ingenieur, mit Hilfe zahl-
reicher Tabellen und Zahlenwerte, Lösungen der täglichen Aufgaben an die Hand gegeben
werden.
Böden sind deshalb nach dem Grad der Verfestigung zu unterscheiden. Dabei wird Fels als
Sammelbegriff für alle Festgesteine verwendet. Unverwitterter Fels ist ein ausgezeichneter
Baugrund, der seine Eigenschaften auch bei Freilegung nicht ändert. Lockergestein ist ent-
weder gewachsener Boden, der durch einen abgeklungenen erdgeschichtlichen Vorgang ent-
standen ist, oder Boden, der durch Aufschütten oder Aufspülen hergestellt wurde.
Hauptsächliche Merkmale für die Einteilung der Böden nach bodenmechanischen und bau-
technischen Gesichtspunkten sind Korngröße und Kornform. Man unterscheidet dabei:
Nichtbindige Böden, wie Sand, Kies, Steine und ihre Mischungen, wenn der Gewichtsanteil
der Bestandteile unter 0,06 mm Korndurchmesser weniger als 15 % beträgt. Im trockenen
Zustand haften die Körner nicht aneinander, für Sande und Kiese ist daher das Einzelkornge-
füge charakteristisch. Die anziehenden Kräfte zwischen den Körnern sind unbedeutend.
Tone, tonige Schluffe, Schluffe werden als bindige Böden oder Böden mit plastischen Eigen-
schaften bezeichnet, wenn der Knetversuch erfolgreich ausgeführt werden kann [1]. Dies ist
üblicherweise der Fall, wenn der Gewichtsanteil der bindigen Bestandteile unter 0,06 mm
Korndurchmesser größer als 15 % ist. Sie bilden auch im trockenen Zustand eine zusammen-
hängende Masse.
Organische Böden sind Torf, Faulschlamm, Schlick, Klei, Humus und anorganische Böden,
wenn der Gewichtsanteil organischer Beimengen tierischer oder pflanzlicher Herkunft bei
nichtbindigen Böden mehr als 3 % oder, bei bindigen Böden, mehr als 5 % beträgt.
Kurzzeichen
Bereich / Benennung Korngrößenbereich
[mm]
DIN DIN EN ISO
4022 14688-1
Bei der Boden und Felsklassifizierung nach DIN 18 300, VOB Teil C werden die Boden- und
Felsarten entsprechend ihres Zustandes beim Lösen in Klassen eingestuft.
3.3 Baugrunderkundung
Die Voraussetzung zur Lösung einer Grundbauaufgabe ist eine ausreichende Baugrunder-
kundung. Um das Baugrundrisiko in engen Grenzen zu halten, werden allgemeine Richtlinien
und Mindestanforderungen an die Baugrunderkundung gestellt (s. DIN 1054 und DIN 4020).
Für jede Bauaufgabe müssen Aufbau und Beschaffenheit von Boden und Fels im Baugrund
sowie die Grundwasserverhältnisse ausreichend bekannt sein, um insbesondere die Standsi-
cherheit und die Gebrauchstauglichkeit des Bauwerkes sowie die Auswirkungen der Bau-
maßnahme auf die Umgebung sicher beurteilen zu können. Hierzu müssen geotechnische
Untersuchungen projektbezogen ausgeführt werden [3].
Die Erkundungsverfahren sowie der erforderliche Umfang der Untersuchungen sind in den
nachfolgenden DIN-Normen beschrieben, die nunmehr sukzessive durch die gelisteten Euro-
päischen Normen zu ersetzen sind:
Bild 3.3 Typischer Baugrundaufschluss, Lagerung der Bohrkerne in Kernkisten (Frankfurt am Main) [5]
Am Untersuchungsort ist für jede Probenentnahme und für Grundwassermessungen ein Feld-
bericht (Bohrprotokoll, Schichtenverzeichnis, etc.) so zu erstellen, dass ein Dritter diese Er-
gebnisse überprüfen und nachvollziehen kann (DIN EN ISO 22 475-1).
Bei der Rammsondierung nach DIN 4094 / DIN EN ISO 22476-2 wird ein Gestänge mit
einer verdickten Spitze bei gleich bleibender Fallenergie in den Boden gerammt. Es werden
jeweils die Schläge gezählt, die erforderlich sind, um das Gestänge um jeweils 10 cm in den
Boden einzutreiben. Die verdickte Spitze soll die Mantelreibung am Gestänge weitgehend
ausschließen. Die Schlagzahl ist ein Maß für den Eindringwiderstand des Bodens und lässt
Rückschlüsse auf die Lagerungsdichte bzw. die Konsistenz zu. Die Ergebnisse der Ramm-
sondierungen werden durch Auftragen der Schlagzahlen N10 bzw. N (SPT) der Tiefe gegen-
über dargestellt und z. B. anhand der Tabellen der DIN 4094 oder nunmehr prEN 1997-2
ausgewertet.
Bei Drucksondierungen werden die Sondenstäbe durch eine statische Kraft mit möglichst
gleich bleibender Geschwindigkeit in den Boden eingedrückt und der Widerstand an der
Spitze, die örtliche Mantelreibung und der Gesamtwiderstand gemessen. Bei der Auswertung
wird der Widerstand über die Tiefe aufgetragen, wobei nach Spitzendruck und Mantelrei-
bung getrennt wird (Bild 3.5).
3.3 Baugrunderkundung 33
a
Übliches Kernrohr oder Seilkernrohr
b
Beim Rammen wird das Bohrwerkzeug mit einer besonderen Schlagvorrichtung eingetrieben. Beim Schlagen wird
das Bohrwerkzeug selbst durch wiederholtes Anheben und Fallenlassen zum Eintreiben benutzt.
c
Das Rotationstrockenkernbohrverfahren wird in der Regel dann eingesetzt, wenn die Beobachtung der Grundwasser-
oberfläche das wichtigste Ziel der Baugrunderkundung ist
Bild 3.6 Durchgehende Gewinnung von Proben in Böden mittels Bohrverfahren [6]
3.3 Baugrunderkundung 35
d
Hierin bedeutet De der Innendurchmesser des Bohrwerkzeugs.
e
Die in Klammern gesetzten Angaben bedeuten, dass die jeweiligen Entnahmekategorien und Güteklassen nur bei beson-
deren Bodenbedingungen, die in solchen Fällen erläutert werden müssen, erreicht werden können.
f
Entnahmekategorie B ist in manchen leicht bindigen Böden möglich.
Anmerkung: Reine Spülbohrungen werden nicht erwähnt, da mit ihnen in der Regel nur eine Probengüte unterhalb der
Güteklasse 5 erreicht werden kann.
Bild 3.7 Durchgehende Gewinnung von Proben in Böden mittels Bohrverfahren [6]
36 3 Geotechnische Grundlagen
leichte
Drucksonde
Boden Lagerungsdichte Proctor Rammsonde
U 1) Spitzendruck
DIN 18 196 D 2) DPr Schläge / 10 cm
qc [MN/m²l
N 10
SE, GE ≥ 0,3 mitteldicht ≥ 95 % 5 15 ≥ 7,5
≤3
SU, GU, GT ≥ 0,5 dicht ≥ 98 % > 15 ≥ 15
SE, SW, SI
≥ 0.45 mitteldicht ≥ 98 % 15 30 ≥ 7,5
GE, GW, GI >3
≥ 0,65 dicht ≥ 100 % > 30 ≥ 15
SU, GU
1) Nach DIN EN ISO 14 688-2 wird die Ungleichförmigkeitszahl nunmehr mit Cu bezeichnet. Sie ist ein Maß für die
Steilheit der Körnungslinie im Bereich d10 bis d60
2) Zur Lagerungsdichte siehe Bild 3.22 und Anmerkung [12]
Bild 3.8 Abschätzung des Verdichtungszustandes kiesig sandiger Böden
Bei der Flügelsondierung wird der Widerstand des Bodens beim Abscheren längs eines senk-
rechten zylindrischen Körpers und der zugehörigen Kopf- und Fußfläche in verschiedenen
Tiefen des Untergrundes bestimmt, und aus dem Messwert die Scherfestigkeit für schnelle
Belastung ermittelt. Die Untersuchung ist geeignet für wassergesättigte bindige und organi-
sche Böden von weicher bis steifer Konsistenz.
Zur Untersuchung wird ein Sondiergestänge, versehen mit vier Flügelblechen, in den Bau-
grund gedrückt und langsam gedreht. Dabei wird das Drehmoment, das am Sondengestänge
auftritt, gemessen. Unter Ansatz einer gleichmäßigen Schubspannungsverteilung in der
Scherfläche lässt sich die mittlere Scherfestigkeit ermitteln.
Unter der Bezeichnung Pressiometer wurde das Verfahren von Ménard eingeführt [8]. Das
Pressiometer besteht aus einer zentralen Messzelle (Länge 210 oder 370 mm, ∅ rd. 60 mm)
mit Schutzzellen darüber und darunter. Über die Messzelle wird Druck aufgebracht und die
Volumenänderung gemessen.
Ihre Anwendung und Auswertung setzt spezielle Kenntnisse der Verfahren wie auch des geo-
logischen Aufbaus des zu untersuchenden Bereiches voraus und sollte daher nur von erfahre-
nen Fachleuten vorgenommen werden.
38 3 Geotechnische Grundlagen
3.4.1 Allgemeines
Die Eigenschaften von Böden werden durch Versuche (im Labor oder Feld) ermittelt und
durch Kennwerte ausgedrückt. Der jeweils zu bestimmende Bodenkennwert legt die erforder-
liche Güteklasse der Probe fest. Um sicherzustellen, dass verschiedene Versuchsdurchfüh-
rungen zu vergleichbaren Versuchsergebnissen gelangen, ist eine Vereinheitlichung der Ver-
suchsdurchführungen und Versuchsauswertungen notwendig. Dem dienen die Versuchsnor-
men DIN 18 121 bis 18 137, in denen Begriffe definiert, sowie Abmessungen und Anforde-
rungen für die zu verwendenden Versuchsgeräte und an das Probenmaterial festgelegt sind.
3.4.3 Frostempfindlichkeit
Dringt Frost in den Boden ein, so gefriert das Wasser in ihm, wobei durch die Eisbildung
eine Volumenvergrößerung auftritt. Je nach Bodenart sind die Folgen einer Frosteinwirkung,
also der Grad der Frostempfindlichkeit, verschieden. Man unterscheidet deshalb zwischen
homogenen Frostboden (schlufffreie Sande und Kiese) und nicht homogenen Frostböden.
Bei ersterem sind eine Volumenvergrößerung und nur eine geringe Frosthebung möglich. Die
Bodenhebungen sind gleichmäßig und die Tragfähigkeit des Bodens bleibt auch bei Tauwet-
ter bestehen. Solche Böden werden als frostunempfindlich bezeichnet.
Durch kapillaren Nachschub von unten oder durch versickerndes Oberflächenwasser aus
zwischenzeitlich eingetretenen Tauperioden bilden sich bei nicht homogenen Frostböden
Eislinsen oder Eisschichten. Es entstehen blätterteigartig getrennte Schichten von Boden und
Eis mit unterschiedlichen Hebungen der Geländeoberfläche. In Tauperioden steigt zudem der
Wassergehalt an, die Konsistenz verringert sich und die Tragfähigkeit nimmt ab. Solche Bö-
den werden als frostempfindlich bezeichnet.
Frostempfindlichkeit Bodengruppen
(DIN 18 196)
F3 sehr TL, TM
frostempfindlich UL, UM, UA
OU
ST*, GT*
SU*, GU*
1) zu F 1 gehörig bei einem Anteil an Korn unter 0,063 mm von 5,0 M-% bei Cu ≥ 15,0
oder 15,0 M-% bei Cu ≤ 6,0
Im Bereich 6,0 < Cu < 15,0 kann der für eine Zuordnung zu F 1 zulässige Anteil an Korn
unter 0,063 mm linear interpoliert werden (s. Bild).
Die flüssige und die gasförmige Phase füllen den Hohlraum zwischen den einzelnen Mine-
ralbestandteilen der festen Phase. Das Volumenverhältnis zwischen den 3 Phasen wird durch
den Porenanteil oder die Porenzahl beschrieben (Bild 3.16).
Zur Bestimmung des Wassergehaltes wird die Probe gewogen und anschließend im Trock-
nungsofen bei 105°C bis zur Massenkonstanz getrocknet. Die Massenabnahme der Probe
entspricht der Masse des Porenwassers. Die Sättigungszahl Sr gibt an, wie viele der Poren mit
Wasser gefüllt sind. Sind sämtliche Poren des Bodens mit Flüssigkeit gefüllt, liegt ein Zwei-
phasensystem vor (Sr = 1, wassergesättigter Boden).
γr Boden wassergesättigt γr = (1 − n ) ⋅ γs + n ⋅ γw
γr = γd + n ⋅ γw
Bei allen Versuchen wird die Masse der Probe m bzw. md durch Wägung bestimmt. Für die
Ermittlung des Volumens der feuchten Probe im Feld stehen verschieden Möglichkeiten zur
Auswahl.
Bei dem Sandersatzverfahren (Bild 3.19, links) wird der entstandene Hohlraum mit trocke-
nem Sand ausgefüllt. Der verbrauchte Sand wird durch Wägung des Schütttrichters vor und
nach dem Versuch ermittelt. Die erzielte Schüttdichte des Prüfsandes muss vor dem Versuch
zwecks Kalibrierung bestimmt werden.
Die Anwendung des Ballonverfahrens (Bild 3.19, rechts) empfiehlt sich vor allem bei fein-
körnigen Böden mit eingelagerten Kiesen und Steinen sowie bei grobkörnigen Böden. Der
Raum, aus dem die Probe entnommen wurde, wird hierbei durch einen mit Flüssigkeit gefüll-
ten Ballon ausgefüllt. Bei Böden mit scharfkantigen Steinen hingegen kann die Ballonhaut
beschädigt werden.
3.4 Eigenschaften von Böden und ihre Bestimmung im Labor 43
Bei dem Gipsersatzverfahren ist die fertig gestellte Grube zunächst mit in Öl getränkten Zell-
stoffstreifen faltenlos auszulegen, um ein Haften des Gipses am Boden zu verhindern. Der
Gipsbrei muss blasenfrei eingegossen und in Höhe einer Stahlringplatte abgezogen werden.
Nach der Erhärtung wird der Gipskörper frei gegraben und sein Volumen durch Tauchwä-
gung bestimmt.
Bei dem Schürfgrubenverfahren wird eine rechteckige, profilgerechte Grube von ca. 0,5 bis
1 m³ Inhalt ausgehoben. Das Volumen wird durch Ausmessen bestimmt. Das Verfahren kann
angewendet werden bei grobem Kies mit Steinen, Blöcken und Felsbruchmaterial.
Verfahren
Bodenart
gut geeignet ungeeignet
Ausstechzylinder- und alle
ohne Grobkorn keine
bindiger Boden anderen Verfahren
mit Grobkorn alle Ersatzverfahren Ausstechzylinder-Verfahren
Ausstechzylinder-
nichtbindiger Boden Fein- bis Mittelsand Verfahren und keine
Ersatzverfahren
44 3 Geotechnische Grundlagen
Verfahren
Bodenart
gut geeignet ungeeignet
Ballon-,
Kies-Sand-Gemisch Flüssigkeitsersatz-, Ausstechzylinder-Verfahren
Gipsersatz-Verfahren
nichtbindiger Boden Ausstechzylinder-, Sander-
satz-Verfahren, Flüssig-
Ballon-, Wasserersatz-,
sandarmer Kies keitsersatz-Verfahren mit
Gipsersatz-Verfahren
Bentonitschlämme und Ta-
petenkleister
Steine und Blöcke mit geringen Beimengungen Schürfgruben-Verfahren alle anderen Verfahren
Anmerkung: Die Anwendbarkeit der Verfahren bei weichen bindigen Böden und bei locker gelagerten
nichtbindigen Böden kann in Frage gestellt sein
Bild 3.20 Eignung der Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenart [11]
3.4.6 Lagerungsdichte
Jeder Boden besteht aus Hohlräumen, die mit Luft und/oder Wasser gefüllt sind, sowie der
Festsubstanz der Bodenteilchen. Je größer der Hohlraum im Verhältnis zum Gesamtvolumen
ist, desto lockerer ist die Lagerung.
Der Begriff der Lagerungsdichte ist nur auf nichtbindige Böden anwendbar. Die Kenntnis der
Lagerungsdichte erlaubt Rückschlüsse auf die Verdichtung von Böden und damit ihre Trag-
fähigkeit und Zusammendrückbarkeit. Außerdem kann so die Verdichtungsfähigkeit z. B.
durch baubetriebliche Maßnahmen beurteilt werden.
3.4.7 Konsistenzgrenzen
Beim bindigen Boden ist der Wassergehalt für seine Zustandsform, also seine Konsistenz,
durch die seine Tragfähigkeit bestimmt wird, von ausschlaggebender Bedeutung. Mit ab-
nehmendem Wassergehalt geht ein bindiger Boden vom flüssigen in den bildsamen (plasti-
schen), dann halbfesten und schließlich in den festen Zustand über. Diese Übergänge wurden
von Atterberg folgendermaßen definiert:
• Die Fließgrenze wl ist der Wassergehalt am Übergang von der flüssigen zur
bildsamen (plastischen) Zustandsform.
• Die Ausrollgrenze wp ist der Wassergehalt am Übergang von der bildsamen zur
halbfesten Zustandsform.
• Die Schrumpfgrenze ws ist der Wassergehalt am Übergang von der halbfesten zur
festen Zustandsform.
Der Zweck der Bestimmung der Zustandsgrenzen ist, Aufschluss über die bautechnischen
und bodenphysikalischen Eigenschaften bindiger Böden zu erhalten. Die Zustandsgrenzen
sind ein Maß für die Plastizität des Bodens und für seine Empfindlichkeit gegenüber Ände-
rungen des Wassergehaltes. Der Umfang des plastischen Bereiches zwischen wl und wp wird
durch die Plastizitätszahl Ip beschrieben. Anhand der Plastizitätszahl und der Fließgrenze
lässt sich der Boden mit Hilfe des Plastizitätsdiagramms (Bild 3.23) rasch einordnen.
Die Zustandsform eines bindigen Bodens wird durch die Konsistenzzahl ausgedrückt. Die
Gruppierung der Böden nach der Konsistenz kann nach dem Konsistenzband von Atterberg
erfolgen (Bild 3.24).
Bild 3.24 Konsistenzband von Atterberg mit Konsistenzzahl Ic von Tonen und Schluffen [13]
3.4.8 Proctorversuch
Ein Boden lässt sich in dem Maße verdichten, in dem es gelingt, seinen Porenanteil n zu ver-
ringern und damit seine Dichte zu erhöhen. Der Proctorversuch zeigt die Beziehung zwischen
der Trockendichte und verschiedenen Wassergehalten bei konstanter Verdichtungsarbeit auf.
Diese Verdichtungsarbeit kann mit den üblichen Verdichtungsgeräten auf der Baustelle er-
reicht werden [14].
Zunächst nehmen mit höherem Wassergehalt die Reibungskräfte ab, so dass die Verdichtbar-
keit wächst. Ab dem optimalen Wassergehalt nimmt jedoch die Verdichtbarkeit mit zuneh-
mender Sättigung wieder ab, weil das Porenwasser durch dynamische Kräfte, wie sie für
Verdichtungsvorgänge kennzeichnend sind, nicht verdrängt werden kann. Bei dem optimalen
Wassergehalt ist die Verdichtung, d. h. die erreichte Trockendichte, am größten.
Um dem Einsatz von schwerem Verdichtungsgerät zu entsprechen, wird der verbesserte oder
modifizierte Proctorversuch benutzt. In der Baupraxis werden je nach Anforderungen an das
Bauwerk 92 bis 103 % der einfachen Proctordichte verlangt.
GE, ≥ 100 ≥ 80
SE, SW, SI ≥ 98 ≥ 70
≥ 97 ≥ 60
a) Absorbiertes Wasser: Es bedeckt die Oberfläche der Bodenkörner mit einer sehr dünnen
Schicht und wird dort von den Oberflächenkräften festgehalten. Diese übertreffen die Mas-
senkräfte um ein Vielfaches, so dass dieses Wasser unbeweglich ist.
b) gebundenes Wasser: Es steht bereits unter dem Einfluss der elektrischen Kräfte der Ionen-
verbindungen, ist aber noch frei beweglich. Dichte und Viskosität sind größer als die des
freien Porenwassers.
c) Freies Porenwasser: Es besitzt die gleichen Eigenschaften wie das Grundwasser und folgt
den geohydraulischen Gesetzen. Aus bautechnischer Sicht ist auch folgende Unterteilung
sinnvoll:
Haftwasser: Es umgibt die Bodenkörner mit einer Haut und haftet an ihnen wegen der
Oberflächenspannung.
Kapillarwasser: Es füllt einzelne oder Gruppen von Poren aus, in denen es sich infol-
ge der Kapillarkräfte hält, bildet jedoch keine durchgehende Wasserzone (offenes Ka-
pillarwasser).
Sickerwasser: Es bewegt sich aufgrund der Schwerkraft durch die Bodenporen nach
unten, benetzt trockene Bodenkörner und hinterlässt in den durchsickerten Zonen
Haft- und Kapillarwasser. Es gelangt zum Teil bis zum Kapillarsaum und ergänzt das
Grundwasser.
Grundwasser: Das Grundwasser füllt die Poren des Bodens zusammenhängend aus.
Es unterliegt nur dem Einfluss der Schwerkraft und fließt bei Gefälle entsprechend
der Durchlässigkeit des Bodens. Da unterhalb des Grundwasserspiegels alle Festbe-
standteile in das Wasser eintauchen, stehen sie unter Auftrieb. Ihre Wichte ist daher
gegenüber dem feuchten oder gesättigten Zustand geringer.
48 3 Geotechnische Grundlagen
3.6 Zusammendrückbarkeit
Die Zusammendrückbarkeit eines Bodens bestimmt sein Verhalten unter aufgebrachten Las-
ten. Wird ein Boden in der Natur oder im Laborversuch belastet, so verformt er sich elastisch
und plastisch. Die elastischen Verformungen entstehen im Wesentlichen durch Volumenän-
derung der Körner. Sie gehen bei Entlastung zurück. Die plastischen Verformungen entste-
hen durch Volumenänderungen des Porenraumes, bei wassergesättigten Böden verbunden
mit einer Abnahme des Wassergehaltes. Sie gehen bei Entlastung nicht zurück.
Die bei der Belastung des Bodens auftretenden Erscheinungen sind bei bindigen und nicht-
bindigen Böden verschieden. Die Erscheinungen lassen sich mit dem von Terzaghi 1922 ein-
geführten mechanischen Modell (Bild 3.27) erläutern.
Beim nichtbindigen Boden ist die Durchlässigkeit groß und das Wasser strömt nahezu unge-
hindert aus den Poren, der Boden setzt sich rasch bzw. wird rasch zusammengedrückt. Die
Last wird sofort auf die Federn (= Korngerüst) übertragen.
Beim bindigen Boden ist die Durchlässigkeit klein und der Boden setzt sich langsamer, da
der Porenwasserabfluss langsamer vonstatten geht. Zum Zeitpunkt t = 0 wird die gesamte
Last vom Porenwasser übernommen und erst nach und nach an das Korngerüst abgegeben.
Es sind folgende Spannungen zu unterscheiden:
3.6 Zusammendrückbarkeit 49
Es gilt stets:
σ = σ `+u
Die Zusammendrückbarkeit ist die für die Setzungsberechnung und die Ermittlung des Zeit-
Setzungs-Verhaltens maßgebende Kenngröße. Um ein Maß für die Zusammendrückbarkeit
eines Bodens in Abhängigkeit von der aufgebrachten Druckspannung zu erhalten, benutzt
man meist den von Terzaghi eingeführten Kompressionsapparat (Ödometer), in den eine un-
gestörte oder aufbereitete Probe eingebaut wird [15].
Ein Metallring verhindert das seitliche Ausweichen der Probe bei Belastung, daher wird das
Ergebnis des Versuchs auch als Zusammendrückung bei verhinderter Seitendehnung (Stei-
femodul Es) bezeichnet. Die Probe liegt zwischen zwei Filtersteinen, so dass nach oben und
unten Wasser abgegeben werden kann. Die Last wird als senkrechte Kraft P über die Kopf-
platte in Stufen aufgebracht. Gemessen wird in jeder Laststufe das Abklingen der Zeitsetzung
s(t) bis zum Erreichen der Endsetzung. Die Ergebnisse werden dargestellt als Zeit- oder
Druck-Setzungs-Linie.
Aus der Zeit-Setzungs-Linie, die zur Abschätzung des zeitlichen Verlaufs der Setzungen in
der Natur herangezogen wird, lassen sich die drei Setzungsanteile Sofortsetzung (volumen-
treue Gestaltsänderung), Primärsetzung (Konsolidierungssetzungen infolge Auspressens des
Porenwassers, gestalttreue Volumenänderung) und Sekundärsetzung (Kriecherscheinungen
infolge plastischer Verformungen) unterscheiden.
Bei der Druck-Setzungs-Linie wird die Druckachse i. A. linear geteilt und auf der Setzungs-
achse die auf die Ausgangshöhe bezogene Setzung s` aufgetragen.
3.7 Plattendruckversuch
Unter einem Plattendruckversuch versteht man die Durchführung von Probebelastungen des
Baugrundes bzw. der fertiggestellten Erdbaumaßnahmen zur Beurteilung ihrer Tragfähigkeit,
insbesondere bei sehr grobkörnigen Erdstoffen, die eine Entnahme von ungestörten Proben
nicht zulassen. Der Zweck ist die Ermittlung des Verformungsmoduls Ev und des Bettungs-
moduls ks, z. B. der baubegleitenden Qualitätskontrolle dienend [16].
Der Verformungsmodul Ev und der Bettungsmodul ks sind Kennzahlen für die Zusammen-
drückbarkeit des Bodens. Sie sind belastungsabhängig. Kriterien für die Beurteilung der Ver-
dichtung bzw. der Tragfähigkeit sind der Verformungsmodul Ev2 der Zweitbelastung und
zusätzlich der Verhältniswert Ev2 / Ev1.
3.8 Scherfestigkeit
Im Boden sind unter entsprechenden Spannungszuständen Bruchvorgänge möglich. Auslö-
send wirkt dabei die Schub- oder Scherspannung, rückhaltend die Normalspannung auf der
Gleitfläche. Die Scherfestigkeit hängt u. a. ab von der Lagerungsdichte (bei nichtbindigen
Böden), der Konsistenz (bei bindigen Böden) und ggf. der Zeitdauer der Beanspruchung. Der
Größtwert des Scherwiderstandes beim Bruch wird Scherfestigkeit τf genannt. Nach dem
Bruch nimmt der Schwerwiderstand mit wachsendem Verschiebungsweg bis zur Gleitfestig-
keit τr des Bodens ab [17].
Die Scherfestigkeit setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, nämlich Reibung und Kohäsion.
Nach dem Coulombschen Reibungsgesetz besteht zwischen der Reibungskraft R und der
Normalkraft N, welche auf die Trennfläche wirkt, ein linearer Zusammenhang.
Die Ursache der Kohäsion sind die zwischen den tonigen Bestandteilen bindiger Böden wir-
kenden Haftkräfte. Die Größe dieser Haftkräfte hängt von der Art des Tonminerals ab, vom
Tonanteil des Bodens und seinem Wassergehalt. Mit zunehmendem Wassergehalt und Sätti-
gungsgrad nimmt die Kohäsion ab und wird in breiigem Boden praktisch Null.
3.8 Scherfestigkeit 51
Die Scherfestigkeit τf und die Gleitfestigkeit τr lassen sich mit der Mohr-Coulombschen
Bruchbedingung für den interessierenden Spannungsbereich als Funktion der wirksamen
Normalspannungen angeben:
c` = wirksame Kohäsion
Bild 3.28 Scherdiagramm für a) nichtbindigen (rolligen) Boden und b) bindigen Boden
Die wirksamen Scherparameter c` und φ` werden durch Versuche ermittelt. Von der Art des
Bodens, seiner Belastungsgeschichte und von den beabsichtigten Belastungen hängt es ab,
welche Versuchsanordnung und welche Ausführungsmethode (konsolidiert, drainiert etc.)
gewählt wird. Es sind dabei zu unterscheiden der Kastenscherversuch (Direkter Scherver-
such) und der Triaxialversuch (s. DIN 18 137).
Tabelle 3.3 Richtwerte für den Reibungswinkel ϕ in Abhängigkeit von der Lagerungsdichte
und der Kornform
• Gründungstiefe
Bei neueren Gebäuden lässt sich die Gründungstiefe im Allgemeinen anhand von Bau-
plänen feststellen, bei älteren Gebäuden sind Begehungen der Kellerräume und gegebe-
nenfalls Schürfgruben an den Außenwänden erforderlich.
54 3 Geotechnische Grundlagen
Literatur
[1] DIN EN ISO 14 688-1 Geotechnische Erkundung und Untersuchung Benennung
und Beschreibung
[2] DIN 4022 Benennen und Beschreiben von Boden und Fels. Nach DIN EN ISO
14 688-1 gelten nunmehr Kurzzeichen, die der englischen Sprache entlehnt sind.
[3] vgl. hierzu: Englert und Fuchs in Baurecht, Ausgabe 7 / 2006, S. 1047 bis S. 1058
[4] DIN 4020 Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke
[5] Fotoarchiv G. Maybaum
[6] DIN EN ISO 22 475 Geotechnische Erkundung und Untersuchung Proben-
entnahmeverfahren und Grundwassermessungen, Tabelle 2
[7] DIN 4096 Flügelsondierung
[8] DIN EN ISO 22 475 Geotechnische Erkundung und Untersuchung, Teil 4: Pressio-
meter und Teil 7: Seitendruckversuch
[9] DIN 18 130 Bestimmung des Wasserdurchlässigkeitsbeiwertes, vgl. DIN ISO / TS
17892-10
[10] ZTV E-StB 09, Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erd-
arbeiten im Straßenbau, Fassung 2009, Stand Juni 2010
[11] DIN 18 125 Bestimmung der Dichte des Bodens, Teil 1: Laborversuche, Teil 2: Feld-
versuche
[12] DIN 18 126 Bestimmung der Dichte nichtbindiger Böden bei lockerster und dichtes-
ter Lagerung DIN EN ISO 14 688-2, Tab. 4 sieht die ausschließliche Verwendung der
bezogenen Lagerungsdichte vor
[13] DIN EN ISO 14 688-2, Tab. 6
[14] DIN 18 127 Proctorversuch
[15] DIN ISO/TS 17 892-5 Geotechnische Erkundung und Untersuchung Oedometerver-
such mit stufenweiser Belastung
[16] DIN 18 134 Plattendruckversuch
[17] DIN 18 137 Bestimmung der Scherfestigkeit
4 Baugrubensicherung
Die Abmessungen und die Ausbildung einer Baugrube werden von dem geplanten Bauwerk
und den örtlichen Gegebenheiten bestimmt, wie z. B.:
Die Planung und Herstellung von Baugruben ist eine komplexe Aufgabe, die im organisatori-
schen und technischen Bereich das enge Zusammenwirken von Fachleuten verschiedenster
Fachgebiete erfordert. Da jede Baugrube ihre eigenen Besonderheiten und Probleme hat, lässt
sich kein allgemeines Rezept zur Behandlung dieser Aufgaben angeben. Die wesentlichen
Fragestellungen, die praktisch bei jeder Baugrube auftreten, sind im folgenden zusammenge-
stellt:
Auf einige Besonderheiten bezüglich der Lage der Erkundungsstellen wird im folgenden hin-
gewiesen. Nach DIN 4020 sind Bohrungen für einzelne Bauwerke innerhalb und in nächster
Umgebung der Grundfläche des geplanten Bauwerks niederzubringen. Damit soll der Boden-
aufbau unterhalb der Gründungssohle und im Lastausbreitungsbereich erkundet werden (Bild
4.2).
Für die Bemessung der Baugrubenumschließung muss aber der Baugrund auch weit außer-
halb der Gründungsfläche erkundet werden, was aus folgenden Beispielen hervorgeht. Für
die Größe des Erddruckes auf eine Baugrubenwand sind im wesentlichen die Bodeneigen-
schaften des Bereichs maßgebend, der sich vereinfacht nach Bild 4.3 bestimmen lässt.
Bei verankerten Baugruben muss der Bodenaufbau im Bereich der Verpressstrecke bekannt
sein, um die aufnehmbaren Ankerkräfte abschätzen zu können. Um die Geländebruchsicher-
heit von Baugrubenwänden nachweisen zu können, müssen die Bodenkennwerte im Bereich
möglicher Gleitflächen erkundet werden (Bild 4.4).
Zwei Beispiele seien erläutert: Bei einigen Bauverfahren (z. B. Spundwand, Trägerbohl-
wand) spielt die Rammbarkeit des Untergrundes eine entscheidende Rolle. Die Rammbarkeit
kann anhand der Kornverteilung und der Ergebnisse von Ramm- oder Drucksondierungen
beurteilt werden; endgültige Aussagen über Leistung und Kosten können häufig aber erst
nach einer Proberammung gemacht werden.
Für die Bemessung der Abdichtungen von Gebäuden genügen im allgemeinen Kenntnisse
über den Grundwasserstand und den Chemismus (Aggressivität). Um eine Grundwasser-
Absenkungsanlage dimensionieren zu können oder eine Injektionssohle zu bemessen, sind
aber auch Angaben über die Fließrichtung und Fließgeschwindigkeit erforderlich.
Bei neueren Gebäuden lässt sich die Gründungstiefe i. A. anhand von Planunterlagen feststel-
len, bei älteren Gebäuden sind Begehungen der Kellerräume und gegebenenfalls Schürfgru-
ben an den Außenwänden erforderlich. Zu Art und Zustand der Fundamente enthalten Aus-
führungspläne meistens ausreichende Informationen. Sind diese nicht oder nicht mehr vor-
handen, muss auch hier durch Anlegen von Schürfgruben versucht werden, die Art der Fun-
damente (Einzel-, Streifen-, Plattenfundamente) zu bestimmen, die Art der verwendeten Bau-
stoffe (Beton, Stahlbeton, Mauerwerk, Bruchsteine) zu erkunden und den Zustand (gerissen,
verschoben, verkippt) zu ermitteln.
Ist die statische Berechnung des Gebäudes noch vorhanden, so lassen sich ausreichende In-
formationen über die minimale und maximale Beanspruchung der Fundamente entnehmen. In
allen anderen Fällen muss die Belastung abgeschätzt werden, wobei die vom Boden auf-
nehmbaren Bodenpressungen, die Spannrichtungen der Decken, die Nutzung der Gebäude,
die Zahl der Geschosse, die Abmessungen der Wände und Decken usw. zu berücksichtigen
sind.
Außer diesen für die statische Berechnung der Baugrubenumschließung und die konstrukti-
ven Sicherungsmaßnahmen unerlässlichen Erkundungen empfiehlt es sich häufig, den Zu-
stand der Nachbarbebauung durch ein Beweissicherungsverfahren feststellen zu lassen.
Bei flachen Baugruben ist dies die wirtschaftlichste Lösung; mit wachsender Tiefe nehmen
die Aushubmassen und damit die Kosten für Mehraushub und Wiederverfüllung erheblich zu,
so dass es schließlich wirtschaftlicher wird, nur die vorgesehene Gründungsfläche mit dem
erforderlichen Arbeitsraum auszuheben und senkrechte, gestützte Baugrubenwände vorzuse-
hen.
Die senkrechten Verbauwände werden nach ihrer Nachgiebigkeit unterschieden. Ein nach-
giebiger (biegeweicher) Verbau kann dort angewendet werden, wo unmittelbar neben der
Baugrube geringfügig auftretende Verformungen keine Schäden an benachbarten baulichen
Anlagen hervorrufen können. Zu diesen nachgiebigen Verbauwänden zählen Trägerbohl-,
Spund- und Elementwände (Bild 4.6).
Die Nachgiebigkeit der Wände wird auch durch den Vorspanngrad der Anker bzw. Steifen
bestimmt.
Nach EAB [1] werden Baugrubenwände deren Auflagerpunkte bei Lastzunahme stark nach-
geben können, z. B. bei stark geneigter Abstützung zur Baugrubensohle und bei nicht vorge-
spannten Ankern, als weitgehend nachgiebig bezeichnet. Wenig nachgiebig werden Baugru-
benwände genannt, wenn die Steifen zumindest gut verkeilt sind bzw. die Anker auf mindes-
tens 80 % der aufzunehmenden Last vorgespannt werden.
4.3 Wahl einer geeigneten Verbauart 61
Baugrubenwände
Senkrecht Waagerecht
Bei nachgiebigem Verbau ist damit zu rechnen, dass eine waagerechte Bewegung der Bau-
grubenwand in der Größenordnung von mindestens 1/1000 der Wandhöhe auftritt.
Mit dieser Wandbewegung können Setzungen des Bodens verbunden sein, die unmittelbar
hinter der Baugrubenwand doppelt so groß sind, wie die waagerechten Wandbewegungen
und erst in größerer Entfernung von der Baugrubenwand abklingen.
Wenn durch diese Setzungen Bauwerke beeinträchtigt werden können, muss ein verfor-
mungsarmer Verbau gewählt werden, der aus einer biegesteifen Wand (Bohrpfahlwand,
Schlitzwand, Injektionswand, Frostwand) und annähernd unnachgiebigen Abstützungen (auf
den Vollaushubzustand vorgespannte Steifen oder Anker) besteht.
Bei der Wahl der Baugrubenumschließung muss insbesondere die Lage des Grundwasser-
spiegels berücksichtigt werden. Einige Verbauarten (Böschungen, Trägerbohlwände, Ele-
mentwände, tangierende Bohrpfahlwände) lassen sich nur oberhalb des Grundwasserspiegels
bzw. nach dessen Absenkung anwenden, andere sind für das Abhalten des Grundwassers
geeignet (z. B. Spundwände, überschnittene Bohrpfahlwände, Schlitzwände. Injektionswän-
de, Frostwände).
Im Allgemeinen wird aus den Lösungen, die unter Beachtung der Forderungen des Umwelt-
schutzes technisch durchführbar sind, die kostengünstigste ausgewählt (Bild 4.7).
62 4 Baugrubensicherung
4.4.1 Allgemeines
Grundsätzlich muss eine Baugrubensicherung zwei Bedingungen erfüllen. Erstens muss in
jedem Bauzustand die Standsicherheit des Bodenkörpers und damit auch die Standsicherheit
der im Einflussbereich liegenden Bauwerke und Verkehrsanlagen gewährleistet sein. Zwei-
tens dürfen beim Einbau und während der Standzeit nur solche Verformungen auftreten, die
für die zu sichernden Bauwerke bzw. Verkehrsanlagen unschädlich sind. Zum Nachweis der
Standsicherheit muss vor allem die Größe und die Verteilung des Erddruckes richtig erfasst
werden.
Der Erdwiderstand vor dem Wandfuß und die Tragfähigkeit der Abstützung dürfen dabei nur
so weit in Ansatz gebracht werden, wie die dabei auftretenden Verformungen noch zulässig
sind. Beim Nachweis der Standsicherheit bzw. des Verbausystems werden die Grenzzustände
untersucht, für die es in der Erdstatik hinreichend gesicherte Berechnungsverfahren gibt [1] .
Schwieriger ist die Ermittlung der beim Bodenaushub auftretenden Verformung. Wegen des
komplizierten statischen Systems beim Zusammenwirken von Baugrubenwand und Baugrund
können sämtliche Berechnungsverfahren die tatsächlichen Gegebenheiten nur näherungswei-
se erfassen. So können z. B. die Verformungsanteile beim Ein- und Ausbau von Steifen und
Ankern nur abgeschätzt werden.
4.4.2 Lasten
Baugrubenwände und ihre Abstützungen werden durch folgende Lasten beansprucht:
Eigengewicht der Baugrubenkonstruktion
Erddruck aus Bodeneigengewicht, Kohäsion und Nachbarbebauung
Wasserdruck
Lasten aus Fahrzeugverkehr und Baustellenbetrieb.
In Sonderfällen müssen u. a. noch folgende Lastfälle untersucht werden:
Temperatureinwirkungen (z. B. auf Steifen)
Überspannen von Ankern und Steifen
Zusatzlasten durch den Ausfall einzelner Tragglieder (z. B. Steifen und Anker).
Empfehlungen zum Ansatz der Lasten sind in [1] gegeben.
• Die bei der Berechnung des Erddruckes einzusetzenden Parameter wie Wichte, Rei-
bungswinkel, Kohäsion und Wandreibungswinkel sind i. A. aus Bodenproben gewonnen
und müssen nicht repräsentativ für eine ganze Bodenschicht sein.
• Die Verteilung des Erddrucks hängt von vielen Einflüssen ab, wie z. B.:
− Art und Schichtung des anstehenden Bodens,
− Art und Einbringung der Baugrubenwand,
− Anzahl und Anordnung von Steifen und Ankern,
− Tiefe des jeweiligen Aushubabschnittes vor dem Einbau von Steifen und Ankern,
− Vorspannung der Steifen und Anker.
Durch eine bestimmte Anordnung und Vorspannung der Abstützung lässt sich praktisch jede
beliebige Erddruckverteilung erreichen. Das hängt damit zusammen, dass Größe und Vertei-
lung des Erddruckes von den Verformungsmöglichkeiten der Wand abhängen. Die klassische
Erddrucktheorie von Coulomb (1776) kennt drei Grenzzustände des Erddruckes (Bild 4.8).
Hinter einer unverschieblichen Wand herrscht der Erdruhedruck E0. Verschiebt sich die
Wand vom Boden weg, so wird dieser Erdruhedruck abgebaut. Schon bei Wandverschiebun-
gen von ca. 1/1000 bis 2/1000 der Wandhöhe (bei 10 m tiefen Baugruben also 1 bis 2 cm)
wird der Druck auf den unteren Grenzwert, den aktiven Erddruck Ea, abgebaut.
Verschiebt sich die Wand zum Boden hin (z. B. im Fußbereich), wird ein Erdwiderstand Ep
(passiver Erddruck) geweckt, der größer ist als der Erdruhedruck, und sehr stark von der
Größe der Verschiebung abhängt. Die zur Mobilisierung des vollen Erdwiderstandes erfor-
derlichen Wege liegen in der Größenordnung von ca. 5 bis 10 % der Einbindetiefe, d. h. bei
3 m Einbindetiefe sind ca. 15 bis 30 cm Fußverschiebung nötig. Da dies von der Baugruben-
konstruktion nicht schadlos aufgenommen werden kann, ist es nach den Empfehlungen des
Arbeitskreises Baugrubenumschließung [1] üblich, nur Bruchteile des maximalen Erdwiders-
tandes anzusetzen.
Nach der klassischen Erddrucktheorie nehmen aktiver und passiver Erddruck linear mit der
Tiefe zu, der Erddruck kann nach folgenden Formeln berechnet werden.
Aktiver Erddruck
eah = γ · h · Kah - 2 c√Kah · cosδa
4.4 Grundlagen der Berechnung 65
Passiver Erddruck
eph = γ · h · Kph + 2 c √Kph · cos δp
eah = horizontaler Erddruck [kN/m2]
eph = horizontaler Erdwiderstand [kN/m²]
γ = Wichte des Bodens [kN/m³]
h = Wandhöhe [m]
c = Kohäsion des bindigen Bodens [kN/m²]
kah, kph = Erddruckbeiwerte, abhängig vom Reibungswinkel ϕ des Bodens,
der Geländeneigung β, der Wandneigung α und dem Wandreibungswinkel δ.
Die Erddruckbeiwerte sind dimensionslos und in der Literatur für alle praktisch
vorkommenden Fälle zusammengestellt
δa, δp = Wandreibungswinkel, abhängig von der Rauhigkeit der Wand und
dem Reibungswinkel des Bodens (s. DIN 4085).
Die so berechneten Erddrücke gelten, wenn sich die Wand frei um ihren Fußpunkt drehen
kann. Das ist nur bei auskragenden, unabgestützten Baugrubenwänden der Fall. In allen an-
deren Fällen nimmt der Erddruck nicht linear mit der Tiefe zu, sondern wird von den mögli-
chen Verformungen der Wand bestimmt (Bild 4.9).
Bild 4.9 Aktive Erddrücke aus Bodeneigengewicht bei verschiedenen positiven Wandbewegungen
In den EAB [1] wird für viele Fälle vorgeschlagen, bei abgestützten Baugrubenumschließun-
gen eine rechteckförmige Verteilung des Erddruckes anzusetzen. Diese Näherung entspricht
bei nicht zu hoch vorgespannten verankerten Baugruben recht gut dem tatsächlichen Erd-
druckverlauf. Bei ausgesteiften Baugruben führt der Ansatz i. Allg. zu geringen Steifenkräf-
ten, so dass hier nach EAB rechnerische Erhöhungen erforderlich sind.
Ganz allgemein gilt, dass sich der Erddruck an den festen Abstützungen konzentriert und dort
verringert, wo sich die Wand frei bewegen und damit der Belastung entziehen kann (Bild
4.10).
66 4 Baugrubensicherung
Aktiver Erddruck stellt sich nur ein, wenn die Wand und die Abstützungen sich ausreichend
verschieben können. Das ist i. Allg. bei den nachgiebigen Verbauarten (Spundwände, Trä-
gerbohlwände, aufgelöste Elementwände) der Fall. Bei verformungsarmen Wänden (Bohr-
pfahlwände, Schlitzwände, Injektionswände, Frostwände, geschlossene Elementwände), de-
ren geringe Verformbarkeit durch die hohe Steifigkeit und mehr noch durch die hohe Vor-
spannung von Steifen und Ankern erreicht wird, reichen die Verformungen nicht aus, um den
Erddruck auf den aktiven Erddruck absinken zu lassen. Der Erddruck liegt dann zwischen
dem aktiven Erddruck und dem Erdruhedruck.
Für die Berechnung wird ein so genannter erhöhter aktiver Erddruck angesetzt, der in den
zumeist als Mittelwert
Ea = (Ea + E0) / 2
mit Ea = erhöhte aktive Erddruckkraft [kN/m]
Ea = aktive Erddruckkraft [kN/m]
E0 = Erdruhedruckkraft [kN/m]
berechnet wird. Auch hierbei tritt eine Umlagerung zu den Abstützungspunkten hin auf. Ta-
belle 4.2 gibt die bei Sand erforderlichen Wandbewegungen in Abhängigkeit von Lagerungs-
dichte und Bewegungsmöglichkeiten an.
Bemessung der Verbauelemente (z. B. Stahlträger nach DIN 18 800, Holzverbau nach
DIN 1052, Bohrpfahlwände nach DIN EN 1536 und Schlitzwände nach DIN EN 1538 sowie
DIN 1045)
Gleitsicherheit
Kippsicherheit
Grundbruchsicherheit.
68 4 Baugrubensicherung
Der Platzbedarf der Böschungen errechnet sich aus den Böschungsneigungen. Deren Größe
wird durch die physikalischen Eigenschaften der anstehenden Bodenarten, Wasserverhältnis-
se, die Nutzung der angrenzenden Flächen sowie die Belastungen in der näheren Umgebung
der Baugrube beeinflusst.
Die Herstellung geböschter Baugruben ist ohne Zusatzmaßnahmen nur oberhalb des Grund-
wasserspiegels möglich. Steht dennoch Grundwasser im Bereich des Aushubes an, so muss
dieses durch eine Grundwasserabsenkung, z. B. eine Brunnenanlage, abgeleitet werden. Wei-
tere zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen können ebenfalls verhindern, dass Wasser aus den
Böschungen austritt.
4.5 Geböschte Baugruben 69
Mit zunehmender Tiefe der Baugrube nehmen die Aushubmasse und damit die Kosten für
Mehraushub und Wiederverfüllung beträchtlich zu. Ab einer bestimmten Tiefe ist es wirt-
schaftlicher, senkrecht abgestützte Baugrubenwände vorzusehen. Die Vor- und Nachteile
geböschter Baugruben sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Vorteile Nachteile
− Einfachste Herstellung − Großer Platzbedarf
− Kein Einsatz von Spezialgeräten erforderlich − Unter Grundwasser nur mit Zusatzmaßnahmen
− Kein Verbaumaterial erforderlich möglich
− Lärmarme und erschütterungsfreie Bauweise − Mit größerer Tiefe stark zunehmende Aushub- und
Verfüllmassen
− Einsatz von Großgeräten sowohl beim Aushub als
auch beim Herstellen des Bauwerks ungehindert − Nicht neben vorhandener Bebauung ausführbar
möglich, da keine Aussteifungen vorhanden sind − Die Materialzufuhr zur Baugrube wird schwieriger
− Sofortiger Baubeginn möglich, da keine vorberei- − Krane stehen wegen der Böschung weiter vom zu
tenden Arbeiten erforderlich sind erstellenden Bauwerk entfernt; es müssen entweder
größere oder mehr Krane eingesetzt werden
Die DIN 4124 besagt, dass Baugruben bis zu einer Tiefe von 1,25 m ohne zusätzliche Siche-
rung senkrecht ausgeschachtet werden dürfen. Baugruben bis zu 1,75 m Tiefe dürfen senk-
recht ausgeschachtet werden, wenn der ab 1,25 m über der Sohle liegende Bereich abge-
böscht wird.
Bei der Herstellung von Baugruben ab 1,75 m Tiefe sind die Baugrubenwände grundsätzlich
abzuböschen. Zusätzlich sind Bermen in Stufen mit entsprechenden, rechnerisch nachzuwei-
senden Breiten anzuordnen. Sie dienen dem Begehen der Böschungen, dem Betrieb von
Wasserhaltungsmaßnahmen und zum Schutz gegen herab fallende Gesteinsbrocken oder Erd-
schollen.
Die Böschungsneigung richtet sich nach den bodenmechanischen Eigenschaften, der Dauer
die sie offen zu halten sind und nach den äußeren Einflüssen, die auf die Böschung wirken.
70 4 Baugrubensicherung
nichtbindige und
45°
weiche bindige Böden
steife und
60°
halbfeste bindige Böden
Fels 80°
Soll die Standzeit einer Böschung über einen längeren Zeitraum andauern, so sind Maßnah-
men zur Sicherung gegen Oberflächenabtrag und Böschungsbruch zu treffen. Folgende Stof-
fe und Materialien haben sich für die Sicherung bewährt:
Geotextilien
Kunststofffolien mit Steinen oder Bohlen beschwert
Schilfmatten mit Steinen oder Bohlen beschwert
Spritzbetonschalen (bewehrt oder unbewehrt, verankert oder unverankert)
Bewuchs (z. B. Lupinen, Gras)
Gräben, um Niederschlagswasser von der Böschung fernzuhalten
4.5 Geböschte Baugruben 71
Der Baugrubenaushub von der Geländeoberfläche mittels eines Tieflöffelbaggers ist heute
das am häufigsten anzutreffende Bauverfahren. Bei sehr tiefen und engen Baugruben erfolgt
der Aushub in unteren Ebenen mit einem Seilbagger. Der Aushub von der Baugrubensohle
mittels eines Hochlöffelbagger ist sehr selten und findet in Randbereichen des Bauens in
Steinbrüchen und im Tagebau Anwendung. Bei beengten und tiefen Baugruben kommt ein
Hydraulikbagger oder ein Seilbagger mit Greifereinrichtung zum Einsatz. In der weiteren
Bearbeitung dieses Verfahrens wird deshalb nur der Aushub mittels eines Tieflöffelbaggers
und die technisch aufwendige Böschungssicherung mit Spritzbeton und Bodennägeln näher
erläutert.
72 4 Baugrubensicherung
Hydraulikbagger
In der Tabelle 4.6 ist ein Auszug aus dem Lieferprogramm 2005 der Firma CAT/Zeppelin
dargestellt.
4.5 Geböschte Baugruben 73
Wirtschaftliches Arbeiten im Erdbau verlangt eine sorgfältige und geplante Abstimmung des
Geräteeinsatzes. Beim Ladebetrieb ist es wichtig, ausgehend von der Baggerleistung, die
Anzahl und Größe der Fahrzeuge so festzulegen, dass ein kontinuierlicher Ladeablauf ge-
währleistet ist. Für eine optimale Ladeleistung ist es Voraussetzung, dass das Fahrzeug beim
Beladen so günstig zum Bagger steht, dass dieser nur geringe Hub- und Schwenkbewegun-
gen ausführen muss. Bild 4.16 zeigt die Reichweiten und Grabtiefen für einen Raupenbagger
mit Monoblockausleger und einen Raupenbagger mit Klappschaufelausrüstung vergleichba-
rer Größe.
Rad- und Raupenlader kommen im wesentlichen beim Aushub von Böden der Bodenklasse 1
bis 4 nach DIN 18 300 zum Einsatz. Durch ihren Kettenantrieb sind Laderaupen in der Lage,
dichtgelagerte Böden besser lösen und laden zu können als Radlader. Einen weiteren Vorteil
gegenüber dem Radlader hat die Laderaupe aufgrund des niedrigen Flächendrucks der Lauf-
werke. So kann sie auch auf wenig tragfähigen Böden eingesetzt werden. Von Nachteil ist
der große Platzbedarf, den die Rad- bzw. Raupenlader zum Rangieren benötigen. Somit ist
der Einsatz der Ladegeräte abhängig von der anstehenden Bodenart sowie den Platzverhält-
nissen vor Ort. In der folgenden Tabelle sind gerätespezifische Angaben zu Laderaupen aus
dem aktuellen Lieferprogramm der Firma Liebherr aufgeführt.
Bild 4.17 Raupenlader vom Typ Liebherr LR 632 Litronic beim Erdaushub [6]
Die Baugrubenböschung wird durch eine Spritzbetonschale und eine Bodenvernagelung ge-
sichert. Dafür sind die nachfolgenden Geräte unabdingbar:
Betonspritzgerät mit Zubehör
Hydraulisches Kippsilo
Dieselkompressor
Mischer und Injektionspumpe
Kleinbohrgerät
In Bild 4.18 ist ein Kleinbohrgerät der Firma Bauer abgebildet, das zur Herstellung der Bohr-
löcher für die Bodennägel dient.
4.5 Geböschte Baugruben 75
Zwei weitere Abbildungen mit unterschiedlichen Varianten, die Hohlräume für die Bodennä-
gel herzustellen, folgen.
Bild 4.19 Herstellen des Hohlraums für den Stahlnagel durch Bohren [7]
Bild 4.20 Herstellen des Hohlraums für den Stahlnagel durch Rammbohren [7]
Die Abdeckung wird von Hand verlegt und mit fortschreitendem Aushub eingebaut. Auf aus-
reichende Überlappung und auf einen ebenen Untergrund ist zu achten. Die Abdeckelemente
schützen im Wesentlichen gegen Oberflächenerosion durch Niederschlagswasser sowie
gegen Austrocknung.
Diese Sicherung besteht aus den Bodennägeln und der Spritzbetonschale. Das Stahltragglied
des Bodennagels ist aus GEWI-Stahl (Betonstabstahl 500 S) in dem jeweils statisch erforder-
lichen Durchmesser zwischen 20 und 63,5 mm. Um eine kraftschlüssige Verbindung mit dem
anstehenden Boden zu erzielen, wird die Bohrung nach Einbau des Bodennagels mit einem
Zementmörtel oder Zuschlagstoff verfüllt und/oder verpresst.
Die Spritzbetonschale setzt sich aus einer statisch erforderlichen Bewehrung aus geschweiß-
ten Betonstahlmatten BSt 500 M und einem Spritzbeton mit einer Festigkeit, die im Regelfall
eines Betons C 25/30 entspricht, zusammen. Bei der Ermittlung des Bewehrungsanteils ist zu
berücksichtigen, dass für die Überlappung ca. 25 % hinzuzurechnen sind. Bei der Berech-
nung der Betonmenge wird der Rückprall mit 10 % und der Mehrverbrauch für den Aus-
gleich von Unebenheiten mit 30 % angenommen.
Bewuchs
Soll eine Baugrubenböschung über ein Jahr oder länger gesichert werden, so kommt Be-
wuchs in Frage, der Ausspülungen durch Niederschlagswasser und Austrocknung verhindert.
Flechtwerke, die in Schrägstreifen eingepflanzt werden, oder schnell wachsende Pflanzen
wie Lupinen, die ohne Mutterbodenschicht auch in Sand- oder Kiesböden gedeihen, bieten
sich an.
4.5 Geböschte Baugruben 77
Erdarbeiten
Die Arbeitskräfteanzahl ergibt sich z. B. aus der Art und Anzahl der eingesetzten Geräte und
den somit erforderlichen Geräteführern. Für umfangreiche Vermessungen und Nebenarbeiten
können weitere Arbeitskräfte notwendig sein.
Für die Herstellung von geböschten Baugruben mit oder ohne Böschungssicherung können
keine allgemeingültigen Leistungsangaben gemacht werden. Die folgende Tabelle soll hel-
fen, die notwendigen Geräte zu klassifizieren. Diesbezüglich werden nachfolgend die ge-
wichtigen Teilprozesse zur Herstellung von geböschten Baugruben betrachtet. Mit Hilfe der
aufgeführten Leistungswerte können die Leistungen der Baumaschinen abgeschätzt werden.
78 4 Baugrubensicherung
Tabelle 4.9 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten je nach Größe der Geräte und Gewicht der Geotextilien
für das Herstellen von geböschten Baugruben
(a) Teleskopbagger
100 - 250 m²/h
(z. B. EWK)
(b) Seilbagger mit Schlepp-
50 - 125 m²/h
schaufel
(c) evtl. Raupe 300 - 500 m²/h
Einbau von Böschungssicherungen (Oberflächenabsicherung):
(a) Geotextilien 180 - 360 m²/h bei einer 3 bis 4 Mann Kolonne
bewehrt und verankert: unbewehrt:
(b) Spritzbetonschalen
1,5 - 2,5 m²/h 3 - 10 m²/h
Baustelleneinrichtung 1 Tag
Sonstiges
b) die Böschung mehr als 5 m hoch ist oder bei geböschten Wänden die oben angegebe-
nen Böschungswinkel überschritten werden, wobei eine Böschungsneigung von mehr
als 80° in keinem Fall zulässig ist,
c) einer der oben genannten Einflüsse vorliegt und die zulässige Wandhöhe bzw. die Bö-
schungsneigung nicht nach vorliegenden Erfahrungen zuverlässig festgelegt werden
kann,
e) das Gelände neben der Graben- bzw. Böschungskante stärker als 1 : 10 ansteigt oder
unmittelbar neben dem Schutzstreifen von 0,60 m eine stärker als 1 : 2 geneigte Erd-
aufschüttung bzw. Stapellasten von mehr als 10 kN/m² zu erwarten sind,
Tabelle 4.10 Angaben zur Qualitätssicherung bei bewehrten und verankerten Spritzbetonschalen
Einmessen der Spritzbetonschale und Bohransatz- Maßband, Gradwaage, Nivelliergerät, Theodolit,
punkte Horizontal- und Vertikallaser
Bohrgenauigkeit Gradwaage, Nivelliergerät
Eignungsprüfung des verwendeten Materials
Fremdüberwachung im Rahmen der B II - Beton-
Spritzgut überwachung
Herstellung von Probekörpern zur Überprüfung der
erreichten Betonfestigkeit
Messung und Überprüfung des W/Z-Wertes, der
spezifischen Dichte des Zementmörtels mittels Ze-
Verpressgut
mentwaage und Aräometer
Herstellen von Rückstellproben
Probebelastungen und Eignungsprüfungen
Tragfähigkeit
Aufzeichnung der durchfahrenen Bodenschichten
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
Normen
DIN 18 551 Spritzbeton, Herstellung und Prüfung
Ausführung/Arbeitsablauf Arbeitsanweisungen gemäß Unternehmenshandbuch
4.6 Trägerbohlwand
Trägerbohlwände bestehen aus senkrechten Traggliedern (i. Allg. Stahlträger) und einer Aus-
fachung aus Holz, Stahl, Stahlbeton oder Spritzbeton (Bild 4.23). Das Einbringen der Stahl-
träger (Abstand ca. 1 bis 3,5 m, Steg jeweils senkrecht zur Baugrubenwand) erfolgt im All-
gemeinen durch Rammen, Einrütteln oder durch Einstellen in vorgebohrte Löcher.
Im Normalfall sind die Stahlträger zwischen 4 und 18 m lang, in Sonderfällen auch bis 20 m.
82 4 Baugrubensicherung
Die Ausfachung muss fest am Erdreich anliegen. Dies kann z. B. durch Ankeilen der Verboh-
lung erzielt werden. Nach der Art der Ausfachung unterscheidet man den waagerechten und
den senkrechten Verbau. Als Ausfachung kommen in der Praxis Kanthölzer von 12 bis 16 cm
Dicke zur Anwendung.
Das breit gefächerte Einsatzgebiet der Trägerbohlwände und die hervorragende Anpassungs-
fähigkeit dieses Verfahrens an örtliche Gegebenheiten haben bis zum heutigen Tag eine
Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten und Abwandlungen entstehen lassen.
Einbau der Abstützungen (Anker oder Steifen), sobald der Aushub eine Tiefe von ca.
0,5 m 0,8 m unter der geplanten Abstützung erreicht hat
Fortsetzung des Aushubs bis zur Baugrubensohle
Schrittweiser Rückbau der Ausfachung und der Abstützungen während der Herstellung
des Bauwerks und der damit verbundenen Wiederverfüllung der Baugrube
Ziehen der Träger nach Wiederverfüllung der Baugrube
Wie eingangs beschrieben, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Tragglieder, in der Regel
Stahlträger, in den Baugrund einzubringen. Entscheidend für die Wahl der Einbringart sind
die Komponenten Baugrund, zulässige Erschütterungen und zulässige Lärmentwicklung.
Rammen, ein sehr wirtschaftliches Verfahren, sofern der Baugrund aus bindigem bzw. grob-
körnigem Boden (Sand und Kies) besteht. Nachteilig sind jedoch die erhebliche Lärmbelästi-
gung und die möglichen Erschütterungen.
Rütteln ist bei entsprechendem Baugrund (siehe Rammen) eine ebenfalls kostengünstige Me-
thode. Die Erschütterungen können bei Anwendung des Vorbohrverfahrens erheblich redu-
ziert werden.
Bohlträger
Als Bohlträger verwendet man fast ausnahmslos Breitflanschträger der HEA-, HEB- und
HEM-Reihe. Die Wahl des Profils hängt vom Einbringverfahren, vom Baugrund und von den
statischen Erfordernissen ab. Bei üblichen Baugrubentiefen von 8 bis 15 m liegen die Profil-
größen im Bereich von HEB 300 bis HEB 500. Werden die Träger nicht gerammt, sondern in
vorgebohrte Löcher gestellt, so kommen auch mit Blechen verbundene ][-Profile in Frage
(Bild 4.25).
Ausfachung
Besonders zahlreich sind die Möglichkeiten, die Wand zwischen den Bohlträgern zu verklei-
den. Die Einzelteile der Ausfachung müssen so lang sein, dass sie auf jeder Seite mindestens
auf einem Fünftel der Flanschbreite aufliegen. Im Folgenden werden nur die am häufigsten
angewandten Ausfachungselemente dargestellt.
Die Holzausfachung kann aus Kant- oder Rundhölzern bestehen. Da die Verarbeitung von
Rundhölzern sehr aufwendig ist, kommen überwiegend fehlkantige, sägegestreifte oder voll-
kantige (siehe Bild 4.26) Hölzer der Güteklasse II nach DIN 4074 zur Anwendung.
Die Holzausfachung hat den Vorteil, dass sie kostengünstig ist und vor Ort den äußeren Um-
standen angepasst werden kann. Wenn Setzungen im Bereich der Baugrube akzeptabel sind,
belässt man die Holzausfachung im Boden, ansonsten sollte die Verbohlung bei dem Verfül-
len der Baugrube wiedergewonnen werden.
Da der Boden nicht freigelegt wird, kann er sich nicht auflockern, was die Setzungsgefahr
benachbarter Bauwerke verringert. Die Handarbeit beim Abschachten und Freilegen des Bo-
dens, wie sie beim Holzverbau erforderlich ist, entfällt. Haupteinsatzgebiete sind Böden, die
zum Fließen oder Ausrieseln neigen. Da die Spundwand-Leichtprofile im Zuge der Verfül-
lung ohne Probleme mit den Traggliedern gezogen werden können, sind diese leicht wieder-
gewinn- und erneut einsetzbar.
4.6 Trägerbohlwand 87
In der nachfolgenden Grafik sind gängige Leichtprofile und Kanaldielen von führenden Her-
stellern abgebildet. Weitere Querschnittswerte und Angaben sind im Anhang zu finden.
Bild 4.29 Verschiedene Kanaldielen und Leichtprofile für die Bohlträgerausfachung [9]
Selten angewendet wird die Ausfachung mit vorgefertigten Stahlbetonplatten oder balken.
Grund dafür ist das hohe Gewicht der Fertigteile, die nicht mehr von Hand versetzt werden
können.
Ihr Vorteil liegt gegenüber einer Ortbetonausfachung darin, dass sie schneller eingebaut wer-
den können und sofort belastbar sind. Außerdem ist es möglich, die Fertigteile wieder zu
gewinnen. Da die Bohlen auf eine fixe Länge gefertigt werden, müssen die Bohlträger maß-
gerecht eingebracht werden.
Ausfachung mit Ortbeton kann bei bindigem zeitweise standfestem Boden zum Einsatz
kommen. Je nach Bodenverhältnissen wird die Baugrube im Bereich der Wand abschnitts-
weise auf ca. 1,0 m Höhe ausgeschachtet und als Ausfachung meist bewehrter Ortbeton ein-
gebracht. Der Beton kann auch als Spritzbeton im Trockenspritz- oder im Nassspritzverfah-
ren aufgetragen werden. Der Verbau mit Ortbeton liegt satt am Erdreich an. Diese Methode
ist wenig lohnintensiv und wird daher in großem Maße angewendet. Bei diesem Verfahren
bleibt die Ortbetonausfachung im Baugrund, und nur die Stahlträger können wiedergewon-
nen werden.
Abstützungen
Das Abheben verhindern bereits die Flansche des [-Gurtes. Bei Baugrubenbreiten von mehr
als 10 m werden die Abmessungen von Holzsteifen im Allgemeinen zu groß. Man wählt
dann Stahlsteifen aus HEB- oder PSp-Profilen. Zur Auflagerung dienen Gurtwinkel, deren
Flansch zur Aufnahme der Keile und der Kopfplatten breit genug ist und darüber hinaus noch
genügend Platz für die Anordnung von Knaggen lässt. Mit Hilfe der Knaggen wir die Steife
gegen Abheben, Verschieben und Verdrehen gesichert.
4.6 Trägerbohlwand 89
Bild 4.33 Links: Auflagerung von Holzsteifen; Rechts: Auflagerung von Stahlsteifen [10]
Eine weitere Möglichkeit der Abstützung ist die Rückwärtige Verankerung. Sie wird ange-
ordnet, wenn die Baugrube zu breit ist oder wenn die Steifen den Bauvorgang erheblich be-
hindern. Bei Profil-Bohlträgern setzt man die Anker gegen Gurte, die ihrerseits die Bohlträ-
ger stützen. Angewendet werden meist Verpressanker nach DIN EN 1537, auf die hier nicht
weiter eingegangen wird, da Verpressanker im Kapitel 4.7 Spundwände noch ausführlich
beschrieben werden.
Bild 4.34 Links: Abstützung mit Steifen und Gurten am Beispiel einer Spundwand [11] ;
Rechts: Rückwärtige Verankerung durch Verpressanker [12]
90 4 Baugrubensicherung
2 Maschinisten für die Bedienung des Trägergerätes zum Einbringen der Tragglieder des
Hydraulikbagger für den anstehenden Erdaushub,
3 Helfern, die einerseits den Maschinisten beim Rammen unterstützen sowie später die Holz-
ausfachung und die Abstützungen einbringen,
1 Rammmeister, der für die Vorarbeiten sorgt, die Rammung kontrolliert und alle eingesetz-
ten Geräte betreut.
Durch ein zeitliches Entzerren der einzelnen Tätigkeiten kann sich die Kolonnenstärke auch
reduzieren.
In der nachfolgenden Tabelle werden die gewichtigen Teilprozesse zur Herstellung von Trä-
gerbohlwänden betrachtet. Es wird davon ausgegangen, dass die Tragglieder gerammt wer-
den, die Ausfachung aus Kanthölzern besteht und die Abstützung mit Steifen erfolgt. Bei
diesem Verfahren ergibt sich eine Tagesleistung von 25 bis 70 m² Verbau.
4.6 Trägerbohlwand 91
Tabelle 4.14 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Herstellen von Trägerbohlwänden
1. Nebenleistungen
(1) Herstellen und Beseitigen erforderlicher Führungskonstruktionen (z. B. Schablonen,
Zangen)
(2) Einhalten der plangemäßen Höhe der Oberkante der eingebauten Profile mit einer
Genauigkeit von ± 20 cm.
(3) Einhalten der plangemäßen Achse im Rammansatzpunkt mit einer Genauigkeit von
± 10 cm und der plangemäßen Neigung mit einer Genauigkeit von 1°.
2. Besondere Leistungen
(1) Erdarbeiten zum Auslegen der Führungskonstruktion
(2) Liefern und Einbauen von Eck- und Abzweigbohlen, Anbauteilen sowie Formteilen
(3) Maßnahmen zum Tieferführen der Profile, wie z. B. Jungfern oder Aufstocken
(4) Reinigen der freigelegten Ansichtsflächen sowie Beseitigen der anfallenden Materia-
lien
(5) Gestellen von Rammhauben bei Lieferung der Profile durch den Auftraggeber
4.6 Trägerbohlwand 93
(7) Erschütterungsmessungen
2. Besondere Leistungen
(1) Liefern und Einbauen von Anbauteilen, Formteilen, Unterstützungskonstruktion
(z. B. für Kabel, Leitungen)
(2) Herstellen und Abbrechen erforderlicher Schablonen sowie Beseitigen der anfallen-
den Materialien
(3) Erdarbeiten bis Hinterkante Ausfachung im Zuge der Verbauarbeiten sowie Laden,
Transportieren und Deponieren der anfallenden Erdmassen einschließlich möglicher
Ausbrüche. Fachgerechtes Verfüllen von Ausbrüchen einschließlich Liefern der dafür
erforderlichen Materialien
(4) Säubern der Pfähle und Profile für das Einbauen der Ausfachung
(6) Rückbau der Ausfachung, Ziehen der Verbauträger und ggf. Verfüllen der Hohlräume
Gemäß oben aufgeführten STB's. Ergänzend dazu: ATV DIN 18 303, Abschnitt 5
94 4 Baugrubensicherung
Vor der Ausführung sollte auf nachfolgende Ergebnisse geachtet werden, da etwa 1/3 aller
Schadensfälle auf Planungsfehler (unzureichende Voruntersuchungen) zurückzuführen sind.
Letztlich können durch die Voruntersuchungen natürlich nicht alle Risiken abgewandt wer-
den.
Tabelle 4.15 Baugrundverhältnisse auf der Baustelle und entlang der Trägerbohlwand
Die Lage und Stellung der Bohlen wird im Rammplan angegeben. Abweichungen hiervon
sind durch die Art der Rammung und die vorhandenen Bodenverhältnisse möglich. Je präzi-
ser die lotrechte Rammung geführt wird, umso einfacher und schneller kann die Ausfachung
eingebaut werden. Mit dem Einbau der Ausfachung ist spätestens zu beginnen, wenn eine
Tiefe von 1,25 m erreicht ist. Der Einbau der weiteren Ausfachung darf hinter dem Aushub
bei steifen oder halbfesten bindigen Böden höchstens um 1,0 m, bei vorübergehend standfes-
ten nichtbindigen Böden um 0,5 m zurück sein. Holzbohlen müssen auf mindestens einem
Fünftel der Flanschbreite aufliegen. Der Einbau von Abstützungen (Anker oder Steifen) muss
erfolgen, wenn der Bodenaushub eine Tiefe von ca. 0,5 m bis 0,8 m unter der geplanten Ab-
stützung erreicht hat.
4.7 Spundwände
Holzbohlen sind ab einer gewissen Tiefe der Baugrube nicht mehr einsetzbar, da ihre stati-
schen und rammtechnischen Eigenschaften wesentlich schlechter sind als die der Stahl-
spundwandprofile. Zunächst hatte man versucht, tiefe Baugruben mit Elementen aus Well-
blech und Gusseisen zu umschließen [14]. Der Bremer Staatsbaumeister Larssen erfand 1902
ein U-förmiges Walzprofil, das über kleine Z-förmige angenietete Profile mit der Nachbar-
bohle schlossartig verbunden wurde. Im Jahre 1912 wurde von Oberbaurat Lamp eine Wel-
lenspundwand aus Z-Profilen entwickelt, wobei die Herstellung des verwendeten Klauen-
und Rundzapfenverschlusses Probleme bereitete.
Die Weiterentwicklung der Z-Bohlen führte 1926 zu dem HOESCH-Profil mit Labyrinth-
schloss. Während in der Anfangszeit der Stahlprofile die Breite je Bohle aus walztechnischen
Gründen begrenzt war, sind die Profile heute auf 50 bis 60 cm verbreitert worden, wobei
auch die Schlösser wesentlich verbessert wurden.
Die Spundwand ist als weiche Verbauart anzusehen und kann daher nicht unmittelbar neben
bestehender Bebauung eingesetzt werden. Die Vor- und Nachteile von Spundwänden als
Baugrubenverbau sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
Vorteile Nachteile
Spundbohlen sind das klassische Wandelement des Wasserbaues, da sie als weitgehend was-
serdicht anzusehen sind. Ihr Einsatz als Baugrubenverbau bietet sich daher überall dort an,
wo im Grundwasser oder im offenen Wasser trockene Baugruben hergestellt werden müssen
oder wo Bodenschichten anstehen, die den Bau einer Trägerbohlwand nicht zulassen, da sie
auch kurzzeitig nicht ausreichend standfest sind (z. B. Fließsandschichten, breiige bis weiche
bindige Böden).
96 4 Baugrubensicherung
Spundwände sind Flächentragwerke, die durch Aneinanderreihen von einzelnen vertikal an-
geordneten Bohlen entstehen. Durch die Form der Bohlen bedingt, entsteht eine im Grundriss
wellenförmige Wand (Bild 4.35).
Die Wahl der Spundwandprofile richtet sich nicht nur nach der Beanspruchung aus Erd- und
Wasserdruck im Endzustand, sondern auch nach rammtechnischen Gesichtspunkten und der
Verfügbarkeit von Bohlen. Die Bohlen werden während des Einbringens vorwiegend in
Längsrichtung auf Druck, Beulen, Knicken und Torsion beansprucht, während sie für den
eingebauten Zustand vorwiegend auf Biegung bemessen werden müssen.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Bohlenprofilen liegen in der Quer-
schnittsform sowie der Form und Lage des Schlosses. Die Schlösser müssen den Bohlen eine
gute Führung beim Einbringen geben, die Bohlen zugfest miteinander verbinden und mög-
lichst wasserdicht sein. Die Profile werden als Einzelbohle (selten), Doppelbohle (häufigster
Fall) oder Dreifachbohle in den Baugrund gerammt, gerüttelt, gepresst oder eingestellt.
4.7 Spundwände 97
Die üblichen horizontalen Fußabweichungen liegen in der Größenordnung von 1 bis 1,5 %
der Wandhöhe. Bei Baugruben in offenen Gewässern werden häufig Fangedämme eingesetzt,
wobei zwischen Kastenfangedämmen und Zellenfangedämmen unterschieden wird [15] .
4.7.2.1 Fangdämme
Kastenfangedämme bestehen aus zwei gegenseitig verankerten, parallel angeordneten
Spundwänden mit einem dazwischen liegenden, nichtbindigen Füllmaterial.
Steht der Fangedamm auf Fels, so sind mindestens zwei Ankerlagen einzubauen. Lassen sich
die Spundbohlen in den Baugrund einrammen, so reicht eine Ankerlage.
Einpressen
Einstellen
Die Wahl der Einbringmethode hängt in erster Linie von der Baugrundbeschaffenheit, dem
Umfeld der Baustelle und dem erforderlichen Spundwandprofil ab. Diese Parameter bestim-
men das zu verwendende Verfahren. Tabelle 4.18 zeigt die Rammeignung der verschiedenen
Bodenarten. Während das schlagende Rammen grundsätzlich in allen Bodenarten anwendbar
ist, kann das Vibrations- und Einpressverfahren nur in bestimmten Böden eingesetzt werden.
Die Tabelle 4.19 und die Tabelle 4.20 zeigen die Einsatzmöglichkeiten.
Bild 4.37 Links: Baugrubensicherung durch eine rückwärtig verankerte Stahlspundwand [16]
Rechts: Schnitt durch die umlaufende Gurtung mit Anker [17]
100 4 Baugrubensicherung
4.7.3.2 Geräte
Trägergeräte
Als Trägergeräte werden heute fast ausschließlich Hydraulikbagger (Bild 4.38) genutzt, da
diese aufgrund der leicht austauschbaren Anbaugeräte universell einsetzbar sind und somit
der Forderung nach größtmöglicher Kapazitätsausnutzung entgegenkommen. Der Hydraulik-
bagger muss an seinem Ausleger ein hohes Gewicht tragen können. Das Gesamtgewicht von
Mäkler, Winden und Rammgut mit Schlaghaube kann etwa 10 bis 20 t betragen. Somit
kommen in der Spundwandbauweise vorwiegend Bagger mit einem Dienstgewicht von 20
bis 40 t in Betracht.
Alle Geräte sind grundsätzlich ohne oder nur durch unwesentliche Umbaumaßnahmen so-
wohl für Ramm- als auch für Zieharbeiten einsetzbar.
Nur bei sehr langem und schwerem Rammgut werden Seilbagger mit Gitterausleger als Gerä-
teträger eingesetzt. Diese müssen wegen der hohen Anbaulasten mit HD (heavy-duty)- oder
LC (long crawler)- Fahrwerk ausgerüstet sein und infolgedessen ein Dienstgewicht von 45
bzw. 60 t. besitzen. Gegenüber den in der Vergangenheit häufig eingesetzten Rammvorrich-
tungen, die auf Schienen laufen, zeichnen sich die Bagger durch viel größere Beweglichkeit
aus.
Bild 4.38 Hydraulikbagger RG 20/ AR 150 [16] Bild 4.39 Seilbagger SW 190/MS 32 als
Trägergerät beim Rammen von
Doppelspundbohlen
Bei der Spundwandherstellung kommt eine große Anzahl von speziellem technischen Gerät
zum Einsatz. Nachfolgend werden ausgewählte, verfahrensspezifische Geräte betrachtet:
Mäkler
Rammbären
Spundwandpressen
Rammhilfsmittel
Anbaumäkler
Der Anbaumäkler sollte anheb-, dreh-, absenk- und neigbar sein. Dadurch kann das Ramm-
gerät die Spundbohle ausrichten, sie unterhalb oder oberhalb ihrer Arbeitsebene einbringen
und Schrägpfähle setzen.
Als Anbaumäkler haben sich in den letzten Jahren vor allem die Teleskopmäkler durchge-
setzt, die durch Anbringen der jeweiligen Arbeitsvorrichtung für das
Rammen,
Bohren und
Ziehen
variabel einsetzbar sind. Die Ausfahrhöhe erreicht bis zu 17 m, so dass ein Rammgut bis et-
wa 15 m Länge eingebracht werden kann. Für den Transport kann der Teleskopmäkler ver-
kürzt werden.
Rammbär
Mit Hilfe von Rammbären wird das Rammgut mit herabfallenden Gewichten in den Boden
geschlagen. Man unterscheidet:
102 4 Baugrubensicherung
Dieselhämmer
Fallhämmer
Doppeltwirkende Hydraulikhämmer
Schnellschlaghämmer
In der folgenden Tabelle werden nach Bodenart zu untersuchende Einsatzbereiche, Ramm-
bärgerüste, Schlagzahlen und Rammgeschwindigkeiten der einzelnen Rammbärarten zusam-
mengestellt:
Dieselhämmer bei bindigen und sehr Verhältnis von 1 : 2 bis 39 bis 45 Schläge je Minute
dichten Böden 1,5 : 1 zwischen Kolbenge- 10 Hammerschläge sind eine
wicht und Gewicht aus Boh- Hitze < 30 mm
le plus Rammhaube
Fallhämmer Jede Bodenart über und Verhältnis von 1 : 2 bis Max. 40 Schläge pro Minute
unter Wasserniveau 1,5 : 1 zwischen Kolbenge-
wicht und Gewicht aus Boh-
le plus Rammhaube
Doppeltwirkende Jede Bodenart über und Verhältnis von 1 : 1 bis 1 : 2 50 bis 60 Schläge pro Minu-
Hydraulikhämmer unter Wasserniveau zwischen Kolbengewicht te
Kann auch zum Ziehen und Gewicht aus Bohle plus 35 kNm bis 90 kNm pro
verwendet werden Rammhaube Schlag
Schnellschlag- Jede Bodenart über und Verhältnis von 1 : 5 zwi- 100 Schläge pro Minute bei
hämmer unter Wasserniveau schen Kolbengewicht und größeren Maschinen und 400
Kann auch zum Ziehen Gewicht aus Bohle plus Schläge bei kleineren Ma-
verwendet werden Rammhaube schinen, 30 kNm pro Schlag,
Dauerrammbetrieb norma-
lerweise Rammgeschwin-
digkeit von 150 mm/min
Vibrationsbären
Mit den Vibrationsbären wird auf die Spundbohlen eine Schwingung übertragen wodurch
sich die Reibung zwischen der Spundbohle und dem umgebenen Boden auf etwa 10 bis 25 %
des Ruhewertes verringert. Durch das Eigengewicht der Bohle, die dynamische Belastung
und das Gewicht des Vibrationsbären wird das Spundwandelement in den Boden getrieben.
Vibratoren erzeugen ihre Schwingungen dadurch, dass Excentergewichte über ein Getriebe
durch einen oder mehrere Motoren angetrieben werden und diese Gewichte sich mit gleicher
Frequenz aber in entgegen gesetzter Richtung drehen. Hierbei heben sich die horizontalen
Anteile der Kräfte auf und nur der vertikale Kraftanteil bleibt wirksam.
Spundwandpressen
Mit dem Ziel, die Lärmemission zu verringern, wurden als Alternative zu den klassischen
Einbringmethoden die Spundwandpressen entwickelt. Diese Maschinen kommen heute
hauptsächlich wegen ihres erschütterungsfreien Betriebes zur Anwendung.
Die Pressen, die für den Einsatz in kohäsiven Böden besonders geeignet sind, werden hy-
draulisch betrieben und beziehen den größeren Teil ihrer Reaktionskräfte aus der Reibung
der zuvor eingebrachten Bohlen.
Der Einsatzbereich und die Eindringgeschwindigkeit der Spundwandpresse wird in der fol-
genden Tabelle dargestellt:
Bodenarten Eindringgeschwindigkeit
Einpressverfahren − Einsatz in kohäsiven Böden − 2,0 bis 9,5 m in der Minute
− Bei gesteinsartigen und anderen Hin-
dernissen ist Einpressen nicht möglich
Rammhilfsmittel
a) Rammhauben: Bei schlagenden Bären besteht die Gefahr, dass der herabfallende Bär den
Kopf des Rammgutes beschädigt. Zum Schutz des Rammgutes wird diesem eine Haube aus
Stahlguss aufgesetzt, die mit Hartholz oder Kunststoff ausgefüttert ist.
c) Pfahlführungen: Die Pfahlführung wird mit Hilfe einer Kette oder einem aufklappbaren
Element erzielt. Bei Rammungen ohne Mäkler wird dadurch die Bohle geführt, und der Bär
ist so in der Lage, zentrische Schläge auszuführen.
104 4 Baugrubensicherung
Sonstige Geräte
Für die Herstellung der Verankerung durch temporäre Verpressanker werden im Wesentli-
chen nachstehende Geräte benötigt:
Kleinbohrgerät
Mischer
Verpresspumpe
Diese Geräte werden hier nicht mehr detailliert behandelt, da sie schon im Kapitel 4.5 Ge-
böschte Baugruben ausführlich beschrieben sind.
Hauptanwendungsgebiet für leichte Profile ist der Kanalbau und das Spunden von Schächten
bei max. Längen von ca. 12 m. Schwere Profile werden bis 30 m Länge angeboten. Wenn ein
Spundwandverbau beispielsweise gegen das außerhalb der Baugrube hoch anstehende
Grundwasser erforderlich ist, so wird in der Regel eine wasserdichte Ausführung verlangt.
Dies gilt insbesondere für verbleibende Spundwände, die Teil des späteren Bauwerks wer-
den.
Handelt es sich um einen verbleibenden Verbau, wurden in der Vergangenheit die Schlösser
verschweißt. Seit mehreren Jahren stehen elastische Schlossdichtungen zur Verfügung, die
sich bei bleibenden Bauwerken gut bewährt haben. Das Material der Dichtungen ist ein dau-
erelastisches, alterungs- und witterungsbeständiges Polyurethan. Es ist umweltfreundlich und
resistent gegen Seewasser und normale Abwässer.
Die werkseitig eingebrachte Dichtung in das Schloss (z. B. der Doppelbohle) ist nur bedingt
als dichtes Schloss mehrfach verwendbar. Das Baustellenfädelschloss aus Polyurethan ist für
Mehrfachverwendungen sogar ausgeschlossen. Bei Mehrfacheinsätzen werden als Dich-
tungsmaterialen phenolfreie Bitumenkitte verwendet.
4.7 Spundwände 105
Für das Stahlzugglied dürfen zugelassene Spannstähle (pr EN 10 138), Baustähle nach
DIN EN 10 025 (Stahlbezeichnung heute/früher: S 235/St 37, S 275/St 44, S 355/St 52) oder
Betonstähle nach DIN 488 (pr EN 10 080) verwendet werden. Nicht genormte Betonstähle
und nachbehandelte Baustähle müssen zugelassen sein. Bevorzugt werden hochfeste Spann-
stähle, da mit kleinen Stahlquerschnittsflächen kleine Bohrdurchmesser gewählt und die ho-
hen Tragfähigkeiten der Verpresskörper im Baugrund ausgenutzt werden können.
Die Ankerköpfe werden so ausgebildet, dass nicht planmäßige Winkelabweichungen der Auf-
lagerflächen ausgeglichen werden können (z. B. durch Kugelkalotten oder Keilscheiben) und
eine Kontrolle der Ankerkraft und gegebenenfalls ein Nachspannen möglich ist.
106 4 Baugrubensicherung
In Tabelle 4.26 sind zulässige Ankerkräfte für Litzen-Temporäranker aufgeführt. Von weni-
gen Ausnahmen abgesehen gelten diese Werte für alle Litzenanker-Systeme.
Verpresskörper
Der Verpresskörper wird im Allgemeinen aus Zementmörtel (Zemente nach DIN 1164 bzw.
pr EN 197-1) mit Wasserzementwerten zwischen 0,38 und 0,50 ohne Zuschlagstoffe herge-
stellt. Betonzusatzmittel mit gültigem Prüfbescheid können zugegeben werden. In Ausnah-
mefällen, z. B. bei großem Mörtelverbrauch in stark durchlässigen Böden, wird Sand als Zu-
schlagstoff beigemischt.
Als Zemente werden vorwiegend Portlandzemente CEM I 32,5 oder 42,5 verwendet, so dass
die Anker nach 7 bis 10 Tagen belastbar sind. Bei Verwendung von CEM I 32,5 R oder
42,5 R kann schon eine Belastbarkeit nach 3 bis 4 Tagen erreicht werden.
4.7 Spundwände 107
Die Personenstärke dieser zweiten Kolonne ist abhängig davon, ob die Verpressanker schon
einbaufertig geliefert werden oder diese noch auf der Baustelle gefertigt werden müssen. In
jedem Fall besteht die Kolonne mindestens aus:
1 Maschinist für das Kleinbohrgerät sowie für Mischer und Verpresspumpe
1 bis 2 Helfer für anfallende Nebenarbeiten, wie Einbauen und Verpressen der Stahl-
zugglieder
Bild 4.43 Links: Fertigung der Litzenanker auf der Baustelle [9]
Rechts: im Werk gefertigte Litzen-Kurzzeitanker
Bild 4.44 Links: Einbau der Litzenanker über eine Kabeltrommel, Rechts: Handeinbau [9]
Je nach Baugrund beträgt die Bohrleistung 5 bis 15 m/h. Das Einsetzen und Verpressen der
Anker können 2 Arbeitskräfte (Leistung: 2 Anker / h bei einer Ankerlänge von 12 m) ausfüh-
ren. Nach dem Erhärten des Zementmörtels werden von zwei AK die Anker angespannt. Die
Leistung beträgt hierbei ca. 1,5 Anker pro Stunde. In der nachfolgenden Tabelle werden die
für die Herstellung gewichtigen Teilprozesse betrachtet und dargestellt.
Tabelle 4.28 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Herstellen einer Spundwand
Auch für dieses Verfahren gibt es zusätzlich spezielle Technische Bedingungen, die neben
den Festlegungen der VOB/C vereinbart werden können. Für den Spundwandverbau gelten
die STB-RRS und die STB-VBA. Sie sind hier nicht mehr aufgeführt, da sie schon im Kapi-
tel 4.6 Trägerbohlwand beschrieben werden. Nachfolgend ist die STB-VA für Verpressanke-
rarbeiten dargestellt.
4.7 Spundwände 111
1. Nebenleistungen
2. Besondere Leistungen
(1) Zementmehrverbrauch, der den oben unter Nr. 1, Ziff. (2) genannten Wert überschrei-
tet.
Für Bemessung, Ausführung und Prüfung von Verpressankern sind gründliche Kenntnisse
der Bauart und große Erfahrung erforderlich. Deshalb dürfen damit nur solche Unternehmen
und Ingenieure betraut werden, die diese Voraussetzungen erfüllen und eine fachgerechte
Ausführung sicherstellen. Als verantwortlicher Bauleiter des Unternehmens darf nur be-
stimmt werden, wer die Bauart und ihre Ausführung kennt. Die Arbeiten dürfen nur durch
geschulte Bohrmeister, Poliere oder Vorarbeiter, die Verpressanker bereits mit Erfolg herge-
stellt haben, beaufsichtigt werden. Für die Herstellung der Verpressanker ist genügend Bau-
zeit einzuplanen.
Die DIN EN 1537 gilt für die Bemessung, Ausführung und Prüfung von vorgespannten Ver-
pressankern, die als Kurzzeitanker bzw. als Daueranker für die Verankerung von Bauteilen
oder Gebirgsteilen in Böden oder Fels verwendet werden.
Bei Kurzzeitankern ist der Anwendungsbereich der Norm auf Anker begrenzt, bei denen die
zulässigen Ankerkräfte - bei Mehrstabankern 1300 kN und bei Einstabankern 700 kN nicht
überschritten werden.
Das Tragverhalten und die Verschiebungen jedes einzelnen Ankers sind von einer Vielzahl
von Faktoren abhängig, u. a. von der Lage und dem Abstand der Verpresskörper zueinander.
Um diese Einflüsse zu berücksichtigen, sind die nachfolgenden Entwurfsregeln zu beachten:
4.7 Spundwände 113
1. Die freie Ankerlänge sollte mindestens 5 m betragen, um sicherzustellen, dass die Vor-
spannkraft planmäßig in den rückliegenden Boden und nicht durch Kraftkurzschluss von
der Erdseite aus in die Wand eingeleitet wird.
3. Abweichungen von der theoretischen Ankerrichtung sind vom Bohrverfahren und der
Bodenart abhängig. Sie liegen im Normalfall bei 2 - 3 %. Mit geeigneten Bohrverfahren
und einer guten Mannschaft sind Genauigkeiten unter 1 % Bohrabweichung möglich. Im
Allgemeinen sollte man bei 15 bis 20 m langen Ankern einen planmäßigen Mindestab-
stand von 1,5 m einhalten.
4. Sind mehr Anker in einer Reihe erforderlich, so sollte durch Staffelung oder durch Sprei-
zung ein planmäßiger Mindestabstand von a 1,5m eingehalten werden. Ist dies nicht
möglich, sind ab a < 1 m Ankergruppenprüfungen vorzunehmen.
6. Das Versagen eines Ankers darf die Standsicherheit der verankerten Konstruktion nicht
gefährden. Durch steife Konstruktionen, durchlaufende Gurte und mehrere Anker an Stel-
le eines einzelnen Hochleistungsankers kann der so genannte "Reißverschlusseffekt"
vermieden werden.
4.8 Bohrpfahlwände
Neben der DIN 4124-Baugruben und Gräben ist bei der Herstellung von Bohrpfahlwänden
die DIN EN 1536-Bohrpfähle zu beachten. Beide sind einschließlich der mit geltenden Nor-
men ausschlaggebend. Die möglichen Bohrpfahlwandtypen werden nach der Anordnung
ihrer Pfähle wie folgt unterschieden:
Überschnittene Bohrpfahlwände werden im so genannten Pilgerschrittverfahren hergestellt.
Zunächst werden die Primärpfähle unbewehrt betoniert und anschließend die Sekundärpfähle
mit Bewehrung hergestellt, wobei die zuerst betonierten Pfähle angeschnitten werden. Für
die Umschließung einer Baugrube entsteht so eine nahezu wasserdichte Wand. Bei einer
Rückverankerung werden die Anker überwiegend durch die unbewehrten Pfähle geführt.
Tangierende Bohrpfahlwände haben einen lichten Pfahlabstand von 5 bis 10 cm. Sie können
nur in Böden ohne Grundwasser bzw. in Kombination mit einer Grundwasserabsenkung her-
gestellt werden. Soll dennoch ein wasserdichter Verbau erreicht werden, so sind die Pfahl-
zwickel im Düsenstrahlverfahren zu verpressen. Bei tangierenden Pfahlwänden werden alle
Einzelpfähle bewehrt ausgeführt.
Aufgelöste Pfahlwände bestehen aus Bohrpfählen in Abständen von etwa 2 bis 3 m, deren
Zwischenraum bei fortschreitendem Aushub durch ein Spritzbetongewölbe abgestützt wird.
Dem Tragverhalten nach sind diese Wände wie Trägerbohlwände anzusehen. Eventuell vor-
handenes Sickerwasser kann durch Filtersteine, Filterschichten und Filterbeton hinter dem
Spritzbeton abgeführt werden. Bei anstehenden Felsschichten kann eine Ausfachung zwi-
schen den Pfählen entfallen. Der Pfahlabstand ist abhängig vom Bohrpfahldurchmesser, der
Verbauhöhe, den anstehenden Baugrundverhältnissen und den Belastungen. Ähnlich den
tangierenden Wänden werden alle Bohrpfähle bewehrt hergestellt. Soweit eine Rückveranke-
rung erforderlich ist, wird jeder Pfahl rückverankert.
Die Wahl des geeigneten Baugrubenverbaus ist von vielen Faktoren und Einflüssen abhän-
gig. In der nachfolgenden Tabelle sind die charakteristischen Vor- und Nachteile einer Bohr-
pfahlwand dargestellt.
Vorteile Nachteile
Als überschnittene Variante kann die Bohrpfahlwand Wesentlich höhere Kosten gegenüber Spund- und
nahezu wasserdicht hergestellt werden Trägerbohlwänden
Herstellung ohne große Lärmbelästigung und prak-
tisch erschütterungsfrei möglich Nicht wiedergewinnbar
Ausführung auch in nicht oder nur schwer rammbaren
Böden möglich Wirtschaftlich nur vertretbar, wenn die Bohrpfahl-
Verformungsarm und daher auch unmittelbar neben wand in das Bauwerk einbezogen werden kann
bestehender Bebauung anwendbar
Minimale Bodenbewegungen hinter der Wand Viele Fugen sind Schwachstellen für den möglichen
Keine Begrenzung in der Tiefe Wasserdurchtritt
Durch eine Verrohrung Herstellung direkt neben
hochbelasteten Einzelfundamenten möglich
Gleichgewichtszustand des Bodens wird kaum ge-
stört, so dass es nicht zu Setzungen in der Umgebung
des Bohrloches kommt
Aufnahme von Horizontallasten und hohen Vertikal-
lasten
Geneigte Herstellung möglich
Anpassung an die vorhandenen Platzverhältnisse und
Baugrenzen möglich
116 4 Baugrubensicherung
Man unterscheidet die möglichen Bohrpfahlwandtypen nach der Anordnung der Pfähle wie
folgt (Bild 4.47):
tangierende Bohrpfahlwand
überschnittene Bohrpfahlwand
aufgelöste Bohrpfahlwand.
Betonieren einer (i. A. unbewehrten) Bohrschablone, die die Lage der Ansatzpunkte für
das Vortreibrohr vorgibt
Eintreiben eines Mantelrohres, in dessen Innerem der Boden ausgeräumt wird
Einstellen des Bewehrungskorbes
Betonieren des Pfahles unter gleichzeitigem Ziehen des Mantelrohres
Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich neben der Pfahlanordnung in der Art, wie das
Mantelrohr niedergebracht und wie der Beton eingebaut wird.
Während es bei der Herstellung von tangierenden und aufgelösten Pfahlwänden keine beson-
dere Reihenfolge gibt, das heißt, die Pfähle werden einer nach dem anderen gebohrt, bewehrt
und betoniert, muss bei der überschnittenen Pfahlwand ein bestimmtes Herstellungsschema
eingehalten werden:
Zunächst werden nur die so genannten Primärpfähle hergestellt. Sie werden unbewehrt aus-
geführt, da sonst die Sekundärpfähle nicht eingeschnitten werden können. Somit ergibt sich
für die Herstellung einer überschnittenen Pfahlwand folgende Reihenfolge: Pfahl 2, Pfahl 4,
Pfahl 6,
und Pfahl 1, Pfahl 3, Pfahl 5,
usw. (Siehe Abschnitt 4.8.2). Dieser Ablauf wird
als der so genannte Pilgerschritt bezeichnet. Abhängig von Pfahllänge und Tagesleistung
kann sich auch eine andere Arbeitsfolge ergeben. Ist zu einem späteren Zeitpunkt ein An-
schluss an den ersten Pfahl geplant (z. B. bei einer geschlossenen Wand) oder ist mit einer
längeren Arbeitsunterbrechung zu rechnen (z. B. am Wochenende), so sind der erste bzw. der
letzte Pfahl als Sandpfähle auszuführen.
Grundsätzlich sind alle in diesem Kapitel beschriebenen Bohrverfahren zur Herstellung von
Pfahlwänden anwendbar. Zusätzlich können die Einzelpfähle auch als Voll- oder Teilver-
drängungspfähle hergestellt werden. Hierzu kommt ein unverrohrtes Bohrverfahren mit ent-
sprechender Verdrängerschnecke zum Einsatz. Bei Längen bis ca. 20 m und geeigneten Bo-
denverhältnissen wird jedoch aufgrund seiner hohen Leistungsfähigkeit vorwiegend das
VDW-Verfahren, bzw. das Doppelkopfsystem, verwendet. Es ist speziell für die Herstellung
von überschnittenen Pfahlwänden geeignet.
Die einzelnen Prozesse bei der Herstellung einer überschnittenen Bohrpfahlwand sind in
nachfolgender Tabelle beschrieben.
Tabelle 4.33 Prozesse bei der Herstellung einer überschnittenen Bohrpfahlwand im VDW-Verfahren
Kompaktdrehbohranlagen
Die Grundeinheit besteht aus dem Trägergerät und dem angebauten Mast, dem so genannten
Mäkler. Dieser ist über Hydraulikzylinder am Mastfuß und an der hydraulischen Armabstüt-
zung zum Ausgleich von Niveau-Unebenheiten verstellbar. Zusätzlich sorgt die Quernei-
gungsverstellung für einen seitlichen Ausgleich. Zur Verstellung des Drehantriebs entlang
der Mastführung dienen Seilvorschubsystem und Hilfswinde. Über das Seilvorschubsystem
kann während des Bohrvorganges vertikal Druck auf die Bohrschnecke erzeugt werden, wo-
durch eine Erhöhung der Bohrleistung erzielt wird. Mit diesen Drehbohranlagen können über
den Drehantrieb verschiedene Bohrverfahren (Bild 4.51) zur Anwendung kommen.
Bild 4.51 Übersicht über die Geräte verschiedener Drehbohrverfahren der Fa. Bauer [23]
Der Antrieb des Bohrwerkzeugs erfolgt über das Drehgetriebe, den Kraftdrehkopf, bzw.,
beim VdW-System, über den Doppelkopfbohrantrieb. Die SOB- und VdW-Verfahren zeich-
nen sich durch den Einsatz von Endlosschnecken aus. Bei diesen beiden Bohrsystemen wird
das Bohrwerkzeug in seiner gesamten Länge unter dem Antrieb montiert und in einem
Arbeitsgang bis zur gewünschten Tiefe abgebohrt. Die Tiefe der Bohrungen ist von der Nutz-
länge des Bohrmastes abhängig.
122 4 Baugrubensicherung
Bohrpfähle bestehen in der Regel aus bewehrtem Beton. Sie sind gemäß DIN 1045 zu be-
messen.
Für Bohrpfähle mit oder ohne Fußverbreiterung muss mindestens ein Beton der Festigkeits-
klasse C20/25 verwendet werden. Eine höhere Festigkeitsklasse darf bei der Bemessung
nicht in Ansatz gebracht werden.
Die Kornzusammensetzung des Betonzuschlags soll im günstigen Bereich nach DIN 1045
liegen. Das Größtkorn des Zuschlages darf für bewehrte Bohrpfähle unter 0,40 m Durchmes-
ser 16 mm nicht unterschreiten.
Von dem Beton der ersten zehn Pfähle eines Bauvorhabens sind mindestens sechs Probewür-
fel nach DIN 1048 anzufertigen und zu prüfen, wovon drei nach 7 Tagen und drei nach 28
Tagen geprüft werden sollen. Für jeweils weitere 25 Pfahle, mindestens jedoch je 500 m3
Frischbeton, sind weitere drei Probewürfel auf ihre 28-Tage-Würfeldruckfestigkeit zu testen.
Die Betondeckung der Bewehrung darf 5 cm nicht unterschreiten. Wird unter Verwendung
einer Tonsuspension als Stützflüssigkeit gebohrt, so ist zur Sicherung der Betondeckung zwi-
schen Bewehrung und Bohrlochwand eine lichte Durchflussweite von 7 cm vorzusehen, um
das Einschließen von Tonsuspension zu vermeiden.
Bei Bohrpfählen, die mit Wasser oder Boden in Berührung kommen, welche nach DIN 4030
schwach bis stark betonangreifend ist, ist Beton mit hohem Widerstand gegen chemische
Angriffe nach DIN 1045 zu verwenden. Die Betondeckung muss gegenüber den o. a. Werten
nicht erhöht werden.
4.8 Bohrpfahlwände 123
Bewehrung
Bei bewehrten Bohrpfählen beträgt der Mindestdurchmesser für die Längsbewehrung 16 mm.
Die Querbewehrung ist in Form von Bügeln oder Wendeln anzuordnen, deren Stabdurchmes-
ser und Abstände bzw. Ganghöhen nach DIN 1045 zu wählen sind. Die Stabdurchmesser
dürfen nicht kleiner als 6 mm und die Abstände bzw. Ganghöhen nicht größer als 25 cm sein.
Auf eine Bewehrung darf bei Bohrpfählen mit einem Durchmesser D > 0,5 m verzichtet wer-
den, wenn sie statisch nicht erforderlich ist. Schrägpfähle sind stets zu bewehren. Bei Zug-
pfählen ist die Zugbewehrung unvermindert über die ganze Länge des Bohrpfahles zu führen.
Der Bewehrungskorb ist so auszusteifen und aufzuhängen, dass er bei Transport, Einbau und
Betonieren nicht bleibend verformt wird. Die Bewehrung ist vor und nach dem Betonieren
am Pfahlkopf auf Abweichungen von der Solllage zu kontrollieren.
Sofern eine Betondeckung von 5 cm nicht bereits durch die Wanddicke der Bohrrohre zu-
stande kommt, sind Abstandhalter anzuordnen. Bei unverrohrten Bohrungen müssen großflä-
chige Abstandhalter verwendet werden, deren Form garantiert, dass beim Einführen der Be-
wehrung in die Bohrung kein Nachbruch aus der Bohrlochwand verursacht wird. Um sicher-
zustellen, dass der Bewehrungskorb beim Betonieren und Ziehen des Bohrrohrs in seiner
vorgesehenen Lage bleibt, ist der Einbau eines Kreuzes aus Flachstahl am unteren Ende der
Bewehrung erforderlich. Da bei verrohrter Bohrung ein unbeabsichtigtes Verdrehen des Be-
wehrungskorbes beim Ziehen der Rohre nicht auszuschließen ist, darf nur bei absoluter si-
chergestellter und sorgfältiger Arbeitsweise von einer radialsymmetrischen Anordnung der
Bewehrung abgewichen werden.
Bild 4.52 Links: Mögliche Aussteifung durch geschweißten Ring aus Flachstahl [20]
Rechts: Fertiger Bewehrungskorb mit Flachstahlkreuz am unteren Ende [9]
Beim Einbringen von Beton mit einem Größtkorn von 32 mm Durchmesser in eine mit einer
Tonsuspension gestützte Bohrung ist ein lichter Mindestabstand der Längsbewehrungsstäbe
von 70 mm bei einer dynamischen Fließgrenze von 10 N/m² bzw. ein Abstand von 90 mm
bei 30 N/m² vorzusehen. Wird Beton mit einem Größtkorn von 16 mm verwendet, darf der
lichte Abstand auf 50 mm verringert werden. Ergänzend zur Anforderung nach DIN 1045 ist
ein lichter Mindestabstand der Bewehrungsstäbe vom zweifachen Größtkorndurchmesser der
Zuschlagstoffe einzuhalten.
124 4 Baugrubensicherung
Stützflüssigkeit
Während des Bohrvorganges wird der Flüssigkeitsspiegel im Bohrloch ständig höher als der
natürliche Grundwasserspiegel im Boden gehalten. Durch den höheren Innendruck wird die
Bohrung stabilisiert.
Mit Wasser werden nicht standfeste Feinsande oder Schluffe bei einem Wasserüberdruck von
mehr als 2 m stabilisiert. Das im Bohrloch unter Überdruck stehende Wasser fließt durch die
Bohrlochwandung in die Umgebung ab. Der Strömungsdruck verhindert, dass Bodenmaterial
in die Bohrung fällt und das Bohrloch einstürzt.
Grobkörnige Böden wie Sande und Kiessande, werden mit Hilfe von Tonsuspensionen stabi-
lisiert. Die unter Überdruck stehende Suspension dringt in die Bohrlochwandung ein, filtert
dort aus und bildet eine undurchlässige Membrane, den Filterkuchen. Diese Membrane stützt
die Bohrlochwandung und verhindert das Hineinfallen von Bodenkörnern (bei großen Kör-
nern wie sandarmem Grobkies funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr).
Verwendet werden Tone, die in Verbindung mit Wasser ein starkes Quellverhalten zeigen
(Bentonite). Daneben können diese Suspensionen durch ihr thixotropes Verhalten Scherkräf-
te aufnehmen, die Bodenpartikel bis zu Korngrößen von 10 mm in Schwebe halten.
Polymere Flüssigkeiten sind in Wasser gelöste, langkettige Moleküle, die durch ihre netzarti-
ge Struktur Feinteile in Schwebe halten und damit den Eigenschaften von Bentonitsuspensio-
nen ähneln. Ihr Vorteil liegt in der Unempfindlichkeit gegenüber Zement und der einfacheren
Trennung von Boden und Suspension.
4.8 Bohrpfahlwände 125
Die eigentliche Wandherstellung wird von der Bohrkolonne vollzogen. Sie hat folgende Zu-
sammensetzung:
1 Bohrmeister (Betreut i. d. R. mehrere Arbeitsgruppen)
1 Geräteführer
2 Bohrhelfer
Der Bohrmeister ist nur indirekt am Fertigungsprozess beteiligt. Er führt hauptsächlich koor-
dinierende und kontrollierende Aufgaben durch. Zudem führt er die Disposition von Materia-
lien und Geräten durch.
Tabelle 4.35 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Herstellen eines Bohrpfahls
Angaben zu Nachbarbebauungen
Beschreibung von Boden und Fels
Informationen zu vorhandenen Aufschlussbohrungen wie Bodenprofile usw.
Anzahl, Art sowie Verwendung der Bohrlöcher
Gem. DIN 18 301 werden für Bodenarbeiten alle Böden in folgende Klassen eingestuft:
Lockergesteine
Klasse LB Bindige Lockergesteine (Hauptbestandteil Schluff, Ton bzw. Sand, Kies mit
hohen Massenanteilen von Schluff, Ton), Korngröße ≤ 63 mm
Zusatzklasse S
Klasse F Festgesteine
Klassen der Festgesteine
Einaxiale Druckfestigkeit
Trennflächenabstand
MN/m²
Dezimeterbereich Zentimeterbereich
bis 5 FD 1 FZ 1
über 5 bis 50 FD 2 FZ 2
über 50 bis 100 FD 3 FZ 3
über 100 FD 4 FZ 4
Neben den in der VOB/C festgelegten Bedingungen wurden spezielle technische Bedingun-
gen entwickelt. Die STB-BP für Bohrarbeiten ist nachfolgend aufgeführt.
4.8 Bohrpfahlwände 129
1. Nebenleistungen
(1) Einhalten einer plangemäßen Höhe der Pfahloberkante bis zu 50 cm über Sollhöhe
bei erforderlicher Leerbohrung.
(2) Einbauen der Bewehrungskörbe oder Träger mit einer Höhentoleranz von ± 20 cm
bzw. ± 2 % der Korb-/Trägerlänge. Der größere Wert ist maßgebend. (Bei schwim-
mender Bewehrung verdoppeln sich die Toleranzen.)
(3) Beton- und ggf. Stützflüssigkeitsmehrverbrauch bis zu 10 % des theoretischen Pfahl-
volumens.
2. Besondere Leistungen
(1) Liefern und Einbauen von Aussparungen (z. B. für Decken- und Sohlanschlüsse) und
der hierfür notwendigen Anschlussbewehrung.
(2) Bodenbedingter Beton- und ggf. Stützflüssigkeitsmehrverbrauch bei Überschreiten
des oben unter Nr. l Ziff. (3) genannten Wertes.
(3) Anpassen der Stützflüssigkeit bei vom Leistungsverzeichnis abweichenden Bau-
grundverhältnissen.
(4) Abstemmen des Überbetons am Pfahlkopf bis zur plangemäßen Höhe, Herrichten der
Anschlussbewehrung sowie Beseitigen der anfallenden Materialien.
(5) Beseitigen der unbrauchbaren Stützflüssigkeit und des mit Stützflüssigkeit vermeng-
ten Bodens.
(6) Herstellen und Abbrechen der Bohrschablone sowie Beseitigen der anfallenden Mate-
rialien.
(7) Reinigen der freigelegten Ansichtsflächen, Abstemmen von Vorwüchsen sowie Be-
seitigen der anfallenden Materialien.
(8) Freilegen von Aussparungskörpern und Anschlussbewehrungen in den Pfählen sowie
Beseitigen der anfallenden Materialien.
(9) Statische und / oder dynamische Probebelastungen sowie Integritätsprüfungen.
3. Aufmaß und Abrechnung
Stahlgewicht: ermittelt unter Ansatz der statisch erforderlichen Pfahlbewehrung und der
konstruktiven Einbauteile für die Bewehrungskörbe, wie z. B. Aussteifungsringe, Aufstands-
kreuze oder Abstandshalter.
130 4 Baugrubensicherung
Die in Tabelle 4.36 dargestellten Angaben über Abstände und Toleranzen einer überschnitte-
nen Pfahlwand gelten für den Regelfall. Unter differierenden Voraussetzungen müssen die
Werte angepasst werden.
Tabelle 4.36 Achsabstände der Pfähle bei der überschnittenen Pfahlwand im Regelfall [20]
60 45 0,5 %
90 75 bis
120 105 1,0 %
Bei dem in Bild 4.54 dargestellten Beispiel wird davon ausgegangen, dass die Pfähle 1 und 2
nur in Richtung der Wandachse ausweichen. Setzt man weiter voraus, dass die Pfähle in die
entgegen gesetzte Richtung abweichen, so würden sich beide Pfähle mit einer Abweichungs-
toleranz von 0,75 % in einer Tiefe von 10 m gerade noch berühren. Soll ein wasserdichter
Verbau mit einer Tiefe von 20 m erstellt werden, darf die Abweichung nur noch 0,4 % betra-
gen. Zusätzlich muss das Toleranzmaß abgemindert werden, um ein Ausweichen senkrecht
zur Wandachse zu berücksichtigen.
Ist die vorgegebene Toleranz zu klein und kann nicht eingehalten werden, muss der Achsab-
stand der Pfähle verringert werden.
4.8 Bohrpfahlwände 131
Bild 4.54 Auswirkungen von Abweichungen aus der Lotrechten [20] a) l = 10m b) l = 20 m
Unter Berücksichtigung der beschriebenen Maßnahmen lässt sich die folgende Tabelle zu-
sammenstellen.
4.9 Schlitzwände
Schlitzwände können in fast allen Böden abgeteuft werden. Probleme ergeben sich bei sehr
durchlässigen Auffüllungen (z. B. Trümmerschutt), da die Stützflüssigkeit abfließt und der
erforderliche Stützdruck nicht aufgebaut werden kann, bei Festgestein, das mit Fallmeißel
und Greifer nicht oder nur sehr aufwendig gelöst werden kann, und bei organischen Säuren
im Grundwasser, die eine Veränderung der physikalischen Eigenschaften der Suspension
bewirken können.
Die Reihenfolge der zu erstellenden Schlitze kann entweder im oben skizzierten Pilger-
schrittverfahren oder kontinuierlich erfolgen (Bild 4.57). In Abhängigkeit von der eingesetz-
ten Dichtmasse können die Primärschlitze nach ca. 1 bis 2 Tagen angeschnitten werden.
Die Arbeitsprozesse für das Bauverfahren Schlitzwandherstellung sind in der Tabelle 4.39
im Überblick dargestellt.
Die Vorteile gegenüber Trägerbohlwänden und Spundwänden sind die gleichen wie bei der
Bohrpfahlwand (Kap.4.8.1 ). Gegenüber der Bohrpfahlwand weist die Schlitzwand folgende
Vorteile auf:
Die Zahl der Fugen ist bei Schlitzwänden wesentlich geringer (Fugenabstand je nach
Lamellenlänge ca. 2 bis 5 m). Da die Fugen mögliche Wasserdurchtrittsstellen sind, ist
der Restwasseranfall bei einer Schlitzwand i. Allg. kleiner als bei einer Bohrpfahlwand.
Durch Hindernisse im Boden wird die Vertikalität einer Schlitzwand und der saubere
Anschluss der einzelnen Lamellen weniger gestört als bei Pfahlwänden, bei denen es zu
einem Auseinanderlaufen der Pfähle kommen kann.
Es muss nicht, wie bei der Bohrpfahlwand, bereits erhärteter Beton angeschnitten wer-
den.
134 4 Baugrubensicherung
Die Nachteile der Schlitzwand gegenüber der Bohrpfahlwand sind im Kap.4.8.1 zu-
sammengestellt. Sie sollen hier nicht wiederholt werden.
Die Herstellung der Wand kann alternierend oder kontinuierlich erfolgen. Bei der alternie-
renden Bauweise wird nach Fertigstellung einer Schlitzwandlamelle stets erst der übernächs-
te Abschnitt betoniert (Pilgerschrittverfahren). Hierbei haben Primär- und Sekundärlamellen
stets unterschiedliche Abmessungen, was durch das Abschalrohr bedingt ist. Bei der kontinu-
ierlichen Herstellung haben (bis auf die 1. Lamelle) alle Lamellen gleiche Abmessungen, was
für die Herstellung (z. B. Ausbildung der Bewehrungskörbe, Anordnung von Ankern und
Steifen) von Vorteil sein kann.
Bild 4.58 Form und Abmessungen von Lamellen bei einer Greiferbreite von 2,50 m und einer Wanddicke
von 0,60 m
Mehr noch als andere Arbeiten des Spezialtiefbaues verlangt die Herstellung von Schlitz-
wänden umfangreiche Erfahrungen, wobei dem Geräteführer des Schlitzwandgreifers die
größte Verantwortung zukommt. Die Qualität einer Schlitzwand wird im Wesentlichen durch
folgende Merkmale bestimmt:
geschlossene und dichte Wand
saubere Oberfläche der Betonwand, die je nach Bodenbeschaffenheit
Betonauswüchse aufweist
Vertikalität und Einhaltung der Flucht
Bei der Abdichtungswirkung von Schlitzwänden ist zwischen der Dichtheit des Betons und
der Dichtheit der Fugen zu unterscheiden. Der Beton ist meistens ausreichend wasserdicht, so
dass Wasserdurchtritte auf die Fugen beschränkt bleiben.
Daher sind bei der Herstellung der Fugen besondere Maßnahmen vorzusehen, z. B. soll durch
Putzen der Fuge zwischen zwei Lamellen vor dem Betonieren verhindert werden, dass dort
Sand- oder Kiesnester verbleiben [26].
136 4 Baugrubensicherung
Die Güte der Schlitzwandoberfläche wird durch die anstehenden Bodenarten bestimmt. Bei
grobkörnigen Böden sind eher Betonnasen zu erwarten als bei feinkörnigen, da bei grobkör-
nigen Böden die Stützwirkung der Suspension infolge ihrer größeren Eindringung in den
anstehenden Boden an dessen Oberfläche nicht voll wirksam wird.
Die richtige Lage der Lamelle im Grundriss wird durch die Leitwände, die nötige Vertikalität
durch die Leiteinrichtungen und durch das Gewicht der Seilgreifer gewährleistet. Durch Lo-
ten und Kontrolle des Anschlusses an bereits fertig gestellte Wandteile kann die Richtungs-
treue des Erdschlitzes horizontal und vertikal überprüft werden [27].
Bild 4.59 Zulässige und unzulässige Erscheinungsformen der betonierten Schlitzwand (aus [27])
4.9 Schlitzwände 137
In den nachfolgenden Abschnitten werden die speziellen Geräte und Werkzeuge, die zur Her-
stellung von Schlitz- und Dichtungsschlitzwänden benötigt werden, beschrieben. Als erstes
wird auf die Grabwerkzeuge zum Lösen des Bodens eingegangen, hier:
Seil- und Hydraulikgreifer
Tieflöffeleinrichtungen
Schlitzfräsen
Im Anschluss folgen Ausführungen zu den Trägergeräten und der Aufbereitungsanlage.
Greifer
In der Regel werden Schlitzwandgreifer eingesetzt, da bei deren Einsatz bei geringen Kosten
und einer hohen Flexibilität eine vergleichsweise einfache Beseitigung von Hindernissen
möglich ist. Wenn die Schließkräfte des Greifers zum Lösen des Bodens / Hindernisses nicht
ausreichen, kann je nach Schaufelausführung optional ein Meißel installiert werden. Bei
Seilgreifern kann eine Grabunterstützung nur durch das Eigengewicht des Gerätes erfolgen.
Um zusätzliche Druckkräfte zu mobilisieren, können an Stangen geführte Greifer (Kellygrei-
fer) eingesetzt werden.
Es besteht die Möglichkeit, die Greifer mit Neigungsmessern und Steuerklappen auszurüsten,
mit deren Hilfe eine Richtungskorrektur möglich ist. Übliche Gewichte von Schlitzwandgrei-
fern liegen zwischen 10 und 15 t, falls erforderlich sind Greifergewichte bis zu 24 t einsetz-
bar. Die Aushubleistung beträgt in grobkörnigen Böden etwa 180 m²/d. Hydraulische Greifer
benötigen zusätzliche Schlauchaufrollsysteme. Das bedeutet jedoch eine Einschränkung der
Wendigkeit und eine Erhöhung der Anschaffungs- und Betriebskosten.
4.9 Schlitzwände 139
Tieflöffeleinrichtung
Tieflöffelbagger können beim Schlitzwandaushub bis in Tiefen von 12 m eine hohe Leistung
erbringen. Sie sind handelsübliche Hydraulikbagger, die mit einem Tieflöffel an einem be-
sonders langen Greifarm ausgestattet sind. Tieflöffelbagger werden eingesetzt, wenn die
Standfestigkeit des flüssigkeitsgestützten Schlitzes den Aushub von ausreichend langen La-
mellen ermöglicht. Die Arbeitsschritte dieses Hydraulikbaggers geschehen kontinuierlich, so
dass keine Arbeitsfugen entstehen.
Fräsen
Eine fortgeschrittene Technik wurde mit der Entwicklung von Schlitzwandfräsen erzielt. Im
Gegensatz zur konventionellen Greifermethode zeichnet sich die Frästechnik in wichtigen
Komponenten wie Wirtschaftlichkeit, Leistung, Genauigkeit und Zuverlässigkeit durch ent-
scheidende Vorteile aus. Zwei gegenläufige Schneidräder lösen das Material (siehe Bild
4.62), vermischen es mit der Suspension (Stützflüssigkeit) und fördern es zur Ansaugöffnung
der Pumpe.
Bild 4.62 Links: Arbeitsprinzip der Fräse [18] Rechts: Funktion der Schneidräder (Detail) [9]
Das Fräsgut wird dabei vor Eintritt in die Pumpe so zerkleinert, dass bei der hydraulischen
Förderung keine Schlauchstopfer entstehen können. Die mit Bodenmaterial versetzte Suspen-
sion wird durch eine Ringleitung zur Aufbereitungsanlage gepumpt. Dort wird sie gereinigt
und dem Schlitz wieder zugeführt. Die Suspension ist Förder- und Stützmittel zugleich. Der
Aufbereitungsanlage kommt die wichtigste Aufgabe zu, die Bodenteile aus der Suspension
zu lösen, um sie wieder zu verwenden.
Die Tabelle 4.40 gibt einen Überblick über die Einsatzbereiche sowie die Vor- und Nachteile
der zuvor beschriebenen Aushubwerkzeuge.
4.9 Schlitzwände 141
Trägergeräte
Als Trägergeräte kommen in der Regel Bagger auf Raupenfahrwerken mit einem Gewicht
von 50 bis 150 t zum Einsatz. An diese Grundgeräte werden die Aushubwerkzeuge angebaut
oder angehängt. Für hydraulisch betriebene Schlitzwandgreifer sind die Trägergeräte mit den
erforderlichen Schlauchrollen ausgestattet.
Aufbereitungsanlagen
Die Aufbereitungsanlagen können im Baukastensystem, wie von der Fa. Bauer angeboten,
angeordnet sein. Durch Veränderungen der Baugruppen, Zyklone und Umwälzpumpen kann
man Leistungen der Grundmodelle von 100 bis 250 m³/h ermöglichen. Zusätzlich ist es mög-
lich, zwei Anlagen zu einer Gesamtanlage zu koppeln und dadurch die doppelte Leistung von
300 bis 500 m³/h zu erzielen.
Bild 4.63 Kreislauf der Suspension in einer Bentonitmisch- und Regenerierungsanlage [18]
4.9 Schlitzwände 143
Beton
Der Beton für die konstruktive Wand (Zweiphasen-Verfahren) muss den allgemeinen Anfor-
derungen der DIN 1045 bzw. EN 206 entsprechen. Zumeist wird ein B 25 bzw. C 20/25 ver-
wendet, dessen Konsistenz wegen der besonderen Einbautechnik allerdings von der
DIN 1045 abweicht (s. DIN EN 1538).
Als Baustoff für Dichtwände wird meist ein sog. Erdbeton verwendet. Dieser wird aus Was-
ser, Bentonit, Zement, Füller (Tonmehl, Gesteinsmehl), Sand und Kies hergestellt.
Bewehrung
Das Herstellen der Bewehrung wird in den meisten Fällen von einer zweiten Kolonne
(3 Mann) übernommen. Die Bewehrung wird mit einem zweiten Bagger eingesetzt, um ein
größeres Umrüsten zu vermeiden.
Aufwandswerte für das Lösen des Bodens mittels Fräsen sind je nach Größe sowie Fabrikat
des Gerätes und Zusammensetzung des Bodens unterschiedlich. Genaue Auskünfte über die
Nettofräsleistungen erhält man bei den einzelnen Herstellern, wie z. B. Fa. Bauer oder der
Fa. Wirth.
Die Herstellung einer Schlitzwand im Greiferbetrieb ist oft nur in Sanden / Kiesen bei Tiefen
von 30 - 40 m und Wandflächen von ca. 3000 bis 5000 m² wirtschaftlich. Tagesleistungen
von mindestens 80 bis 100 m²/Gerät bis zu 200 m²/Gerät sind dabei möglich. Die kalkulatori-
schen Aufwandswerte zur Be- und Verarbeitung der Bewehrung basieren auf der Grundlage,
dass die Bewehrungskörbe in einer Länge von 20 bis 30 m auf die Baustelle geliefert werden.
In nachfolgender Tabelle werden Leistung und Kosten der gewichtigen Teilprozesse zur Her-
stellung von Schlitzwänden bewertet.
4.9 Schlitzwände 145
Tabelle 4.42 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Herstellen einer Schlitzwand
1 AT Herstellung
Schlitzes
/ Entsandungsanlagen
Anlaufzeit am Morgen bzw. Ab-
60 min pro Tag
bauzeit am Abend
Geräteausfall / -wartung 2 Stunden in der Woche
Räumen der Baustelle 2 Tage
1. Nebenleistungen
(2) Einbauen der Bewehrungskörbe mit einer Höhentoleranz von ± 2 % der Korblänge
2. Besondere Leistungen
(1) Lieferung und Einbau von Aussparungen und der hierfür notwendigen Anschlussbe-
wehrung
(4) Abstemmung des Überbetons an der Schlitzwandoberkante bis zur plangemäßen Hö-
he, Erstellung der Anschlussbewehrung und Beseitigung der anfallenden Materialien
(5) Beseitigung der unbrauchbaren Stützflüssigkeit und des mit Stützflüssigkeit vermeng-
ten Bodens
(6) Herstellung und Abbrechen der Leitwände sowie Beseitigung des anfallenden Mate-
rials
Um eine hohe Sicherheit und Qualität zu gewährleisten, sind die in der Tabelle 4.43 aufge-
führten Maßnahmen zu beachten.
148 4 Baugrubensicherung
So wird ein Teil des Bodens im Rücklauf durch die Bohrung gefördert und ein anderer Teil
mit der injizierten Zement-Suspension vermischt. Der im Boden verbleibende Anteil erhärtet
und bildet ein Düsenstrahlelement. Zusammenhängende Elemente aufeinander folgender
Herstellungen bilden schließlich flächenhafte Sohlen oder Wände.
Das Arbeiten mit dem Düsenstrahlverfahren lässt sich sehr flexibel gestalten, möglich sind
z. B. Auslassungen, wie sie unter kreuzenden Rohrleitungen bei Baugrubensicherungen mit
Spundwänden, notwendig werden.
4.10 Düsenstrahlsohlen und -wände 149
Heute lassen sich durch die verschiedenen Techniken, die genauen Steuerungsmöglichkeiten,
die Drehzahlen und das Ziehen des Gestänges die verschiedensten Düsenstrahlkörper herstel-
len. Die verschiedenen Herstellverfahren werden nachfolgend erläutert:
Zusammengesetzte Soilcrete-Körper
Vorteile Nachteile
- direkter Lastübertrag von Fundament auf - Überwüchse, die vom Sollquerschnitt abste-
Injektionskörper hen, müssen entfernt werden
- fugenloser Anschluss an den Fundamentkörper - kostenintensiv
- erschütterungs- und bewegungsarme Herstel- - nicht bis in beliebige Tiefen anwendbar
lung - nicht in allen Böden anwendbar
- geringe vertikale und horizontale Verformung
- geringe Setzungsgefahr
- geräuscharmes Verfahren
- temporäre und dauerhafte Abdichtung
- Einsatz von kleinem Gerät möglich
- im Grundwasser einsetzbar
- Festigkeitseigenschaften variabel einstellbar
4.10.2Technische Grundlagen
Für die Herstellung von Düsenstrahlsohlen bzw. wänden gelten folgende Normen:
Bild 4.66 Unterfangung eines Gebäudes zur Herstellung einer Baugrube [30]
Zusätzlich besteht die Gefahr, dass bei zu nah angeordneten Bohrungen sog. Düsschatten und
damit Fehlstellen beim Durchteufen von bereits erhärtetem Material entstehen können. Die
Zahl möglicher Fehlstellen steigt bei geringen Injektionsradien infolge unvermeidbarer Bohr-
lochabweichungen, Abweichungen im Bohransatzpunkt, Arbeitsfugen etc.
152 4 Baugrubensicherung
Insgesamt setzt die Anwendung der Düsenstrahlverfahren eine besonders sorgfältige Bau-
grunderkundung und Ausführungsplanung sowie gute Kenntnisse über die Fließeigenschaf-
ten der Injektionsmittel, über die zu injizierenden Schichten und über die verfahrenstechni-
schen Einstellungen voraus. In der Praxis werden Reichweiten (Radien) von 1,5 bis 3,0 m
angestrebt.
Bild 4.69 Überschneidung der Injektionskörper und maximaler Abstand der Bohrungen
Die Eigenschaften der Düsenstrahlelemente werden von der Zusammensetzung der Suspen-
sion, den Baugrundeigenschaften und der Verfahrenstechnik beim Herstellen geprägt. Tabel-
le 4.47 zeigt die Prozesse, Teilprozesse und Geräte zur Herstellung von Injektionskörpern
durch das Düsenstrahlverfahren.
Trägergerät
Als Trägergerät werden die gleichen Bohrgeräte wie bei der Bohrpfahlherstellung gewählt,
nur für kleinere Bohrdurchmesser und mit anderen Anbaugeräten. Bei einigen Trägergeräten
kann die Bohreinrichtung durch eine Gittermastverlängerung zur Vermeidung von Arbeits-
unterbrechungen bis über 25 m verlängert werden.
In Tabelle 4.48 sind Kenndaten einzelner Bohrgeräte von zwei Herstellern zusammengestellt.
Bild 4.71 Links: Bohrgerät der Firma Bauer Typ UBW 08 S [32]
Rechts: Bohrgerät der Firma Klemm Typ KR 806 DH [33]
Das Bohr- und Injektionsgestänge hat einen Durchmesser von 60 bis 140 mm. Das gesamte
Gestänge besteht aus mehreren Rohrabschnitten, die dicht miteinander verschraubt sind. Da-
bei ist zu beachten, dass nur in Sonderfällen eine Düsunterbrechung zur Verlängerung des
Bohrgestänges tolerierbar ist. Die Verschraubung des Gestänges bildet Schwachstellen, die
ein Knicken und Losspülen der Rohre sowie Unwuchtungen begünstigen. Dies kann Druck-
verluste hervorrufen.
156 4 Baugrubensicherung
Um die Kraft optimal auf das Bohrgestänge zu übertragen, wird am Trägergerät ein Klemm-
kopf montiert, durch den nicht nur Drehmomente, sondern auch Druckkräfte übertragbar
sind. Die Bohrgestänge des Ein-, Zwei- und Dreifachverfahrens unterscheiden sich im Auf-
bau. Beim Einfachverfahren sind nur eine Leitung für die Suspension und das Wasser erfor-
derlich. Dagegen werden beim Zwei- bzw. Dreifachverfahren zusätzliche Leitungen benötigt,
um die Suspension und die Druckluft bzw. das Wasser zu fördern.
Die Bohrkronen sind den herkömmlichen Bohrköpfen ähnlich. Zusätzlich werden radial zum
Gestänge Auslassdüsen angeordnet. An einem Düsenträger sind höchstens zwei Schneiddü-
sen mit einem Durchmesser von max. 8 mm anzubringen (Bild 4.72). Bei der Trennung des
Schneid- und Injektionsvorganges werden zwei weitere Düsen für das Injizieren verwendet.
Die Düsen werden aus Sonderstahl hergestellt und müssen aufgrund des hohen Verschleißes
häufig kontrolliert werden. Die Austrittsgeschwindigkeit des Schneidmediums kann bis zu
200 m/s betragen.
Zur Aufbereitung der Suspension werden Mischer verwendet, die eine gleichmäßige Zusam-
mensetzung und einen homogenen Aufschluss der Suspension gewährleisten. In der Tabelle
4.50 sind einige Mischer bzw. Mischanlagen mit den dazugehörigen Kenndaten zusammen-
gestellt:
Hochdruckpumpen
Hochdruckpumpen müssen eine Förderleistung von 200 bis 300 l/min und einen Druck bis
650 bar gewährleisten. Die Pumpen benötigen eine Vorrichtung zur Druck- und Mengenrege-
lung, da die bei Poren- bzw. Säuleninjektionen ermittelten Parameter (Suspensionsdruck und
-volumen, Ziehgeschwindigkeit) eingehalten werden müssen. In der sich anschließenden Ta-
belle sind verschiedene Hochdruckpumpen und deren Leistungen zusammengestellt.
Der Verbrauch wird von den o. g. Parametern bestimmt. Die Dosierung der Mischung wird
ständig an der Mischanlage überwacht. In besonderen Fällen wird die Verträglichkeit mit
dem anstehenden Boden / Grundwasser vorher im Labor getestet. Die tatsächliche Festigkeit
des Düsenstrahlelementes wird mit Hilfe von Rückflussproben oder Bohrkernen ermittelt.
Heute besteht die Möglichkeit, Fertigmischungen, z. B. von der Firma Dyckerhoff das Pro-
dukt SOLIDUR Sorte 272 HDI zu beziehen. Der Vorteil mit Fertigmischungen zu arbeiten,
liegt darin, dass ein verminderter Prüfaufwand erforderlich ist, und sich infolgedessen der
Geräteaufwand auf der Baustelle reduziert. Die Lagerfähigkeit der Mischung beträgt mindes-
tens zwei Wochen. SOLIDUR muss auf der Baustelle jedoch noch mit Wasser hochtourig
aufgeschlossen und dann als Suspension zur Einbaustelle gepumpt werden. Das Mischungs-
verhältnis SOLIDUR zu Wasser beträgt zwischen 1 : 1 bis 2 : 1.
Im Vorfeld werden zur Rechtsgültigkeit der Annahmen bei der bauseitigen Ausführungspla-
nung Probesäulen hergestellt. Werden umfangreiche Injektionsvorhaben angestrebt oder lie-
gen keine Erfahrungen vor, sollen bereits vor der Ausschreibung Probesäulen vorgesehen
werden, um eine größere Planungssicherheit zu erzielen.
Zur Abschätzung der Herstellkosten einer Düsenstrahlsohle bzw. -wand werden im Folgen-
den grobe Anhaltswerte gegeben.
160 4 Baugrubensicherung
Die Tagesleistung einer Kolonne liegt zwischen 15 bis 45 m³ Kubatur pro Tag, das entspricht
ca. 30 m Säule pro Tag bzw. 300 bis 400 m² Lamellen pro Tag. Bei mittleren und kleineren
Baustellen verringert sich die Leistung auf maximal 25 m Säule je Tag.
Der Preis der Zement-Suspension beträgt 70 bis 80 EUR/t. Durch den Einsatz von Dämmern
(z. B. Steinmehl) können die Kosten auf ca. 50 EUR/t gesenkt werden. Das überschüssige
Boden-Suspensions-Gemisch kann entweder durch Saugen abgepumpt oder nach dem Erhär-
ten durch Muldenfahrzeuge abtransportiert und schließlich entsorgt werden. Die Gebühren
betragen für einen Saugwagen 40 bis 50 EUR/t und für ein Muldenfahrzeug 25 bis 40 EUR/t.
Bild 4.74 Einsatz des Düsenstrahlverfahrens bei der Sanierung einer Spundwand [35]
In nachfolgender Tabelle werden Kosten und Leistung gewichtiger Teilprozesse zur Herstel-
lung bewertet.
4.10 Düsenstrahlsohlen und -wände 161
Ziehgeschwindigkeit:
20 bis 40 cm pro min
Düsenstrahlinjektion
Fixzeit für das Umstellen von
2 min pro Umstellen
Bohren auf Düsen
Umsetzen des Gerätes max. 30 min pro Punkt
162 4 Baugrubensicherung
1. Nebenleistungen
Reichweitenmessung
Da der Hochdruckstrahl keinen fest definierten Durchmesser wie beispielsweise Greifer oder
Bohrschnecken erzeugt, ist der Ausführungserfolg einer Düsenstrahlmaßnahme hauptsäch-
lich von der Anpassung der Herstellparameter an die Geologie des anstehenden Bodens ab-
hängig.
Eine Beurteilung dieses Zusammenhanges kann mittels Begutachtung vor Ort hergestellter,
ausgegrabener Probesäulen stattfinden. Mit zunehmender Tiefe und bei Erreichen des
Grundwasserspiegels steht diese Kontrollmaßnahme vor einem nicht zu unterschätzendem
technischem Problem. Diese Tatsache führte zur Entwicklung einer elektronischen Reichwei-
tenmessung. Mit deren Hilfe kann der hydraulische Düsvorgang in beliebiger Tiefe an Probe-
säulen und auch an Produktionssäulen beurteilt und bereits während des Düsens auf die Bo-
denverhältnisse abgestimmt werden.
Vertikalitätsmessung
Die Zuverlässigkeit sowie die geforderte Funktionalität von Düsenstrahlbauwerken in größe-
ren Tiefen (z. B. bei Dichtsohlen) und über längere Injektionsstrecken (z. B. bei Dichtwand-
säulen oder -lamellen) sind neben der Auswahl der Herstellparameter stark abhängig von der
erzielten Bohrgenauigkeit. Insbesondere bei der Herstellung von sich überschneidenden Dü-
senstrahlelementen bei Abdichtungsmaßnahmen spielt die Bohrgenauigkeit eine entschei-
dende Rolle. Die Kenntnis geometrischer Fehlstellenpositionen aufgrund fehlender Über-
schneidung der Elemente ermöglicht Sanierungsmaßnahmen schon in der Herstellphase als
Alternative zur Sanierung nach dem Aushub.
Die Inklinometer- oder Vertikalitätsmessung der Bohrung erfüllt die genannten Anforderun-
gen und gestattet somit eine Vorabkontrolle der Positionierung der Düsenstrahlkubatur. Nach
Erreichen der Endtiefe wird eine Inklinometersonde in das Injektionsgestänge eingeführt, die
Abweichung des Gestänges von der Vertikalen schrittweise ermittelt und anschließend als
Summe dieser Einzelwerte die Gesamtabweichung des Gestänges dargestellt. Auf diese Wei-
se lässt sich die tatsächliche Lage des Gestänges und damit auch die des späteren Düsen-
strahlelementes feststellen, und bereits vor dem eigentlichen Herstellvorgang können Maß-
nahmen zur Vermeidung von Fehlstellen ergriffen werden (z. B. Variation der Herstellpara-
meter, erneutes Ansetzen einer Bohrung). [36]
Literatur
[1] EAB, Empfehlungen des Arbeitskreises Baugruben, Ernst & Sohn, 2006
[2] Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Tiefbauarbeiten, 1998, Kap. Geböschte Bau-
gruben
4.10 Düsenstrahlsohlen und -wände 165
Wenn diese Voraussetzungen vom vorhandenen Baugrund nicht erfüllt werden, müssen ent-
weder die Eigenschaften des anstehenden Bodens verbessert werden, oder es kommt eine
Tiefgründung (z. B. eine Pfahlgründung) infrage.
Die Wahl der für die jeweilige Bauaufgabe am besten geeigneten Gründungskonzeption wird
im Wesentlichen durch folgende Parameter beeinflusst:
Konstruktion und Nutzung des Bauwerks
Boden- und Wasserverhältnisse
Geländeverhältnisse
Nachbarbebauung
Terminzwänge
Kosten
Entscheidet man sich für eine Baugrundverbesserung, so richtet sich der Umfang nach der
Art des Bauwerks und seiner Einwirkung auf den Untergrund. So werden für Flachgründun-
gen von Dämmen, die den Baugrund spezifisch höher belasten, andere Maßnahmen ergriffen
werden müssen als für Verkehrsbauten wie Straßen, Rollbahnen oder Schienenverkehrswege,
deren Einfluss sich nur oberflächennah auswirkt.
Nach dem Zweck der Baugrundverbesserung unterscheidet man Maßnahmen, die die Tragfä-
higkeit im weitesten Sinne verbessern, und Maßnahmen, die im Wesentlichen der Verringe-
rung der Durchlässigkeit von Böden dienen. In diesem Buch wird vorzugsweise auf die Ver-
fahren zur Erhöhung der Tragfähigkeit eingegangen, mit denen allerdings häufig (z. B. bei
Injektionen) ebenfalls eine Verringerung der Durchlässigkeit bewirkt wird.
Bei der Wahl des jeweiligen Verbesserungsverfahrens sind auch von Bedeutung:
Fläche des zu verbessernden Geländes
Bauwerksart, Größe und Verteilung der Lasten
verfügbare Materialien
verfügbare Geräte
Grundwasserschutzbestimmungen
Begrenzung von Lärm, Staub und Erschütterungen
Zugänglichkeit und Befahrbarkeit des Geländes
5.1.1.1 Allgemeines
Durch die Baugrundverbesserung soll im Wesentlichen erreicht werden:
Erhöhung der Tragfähigkeit des Baugrundes
Verringerung und/oder Beschleunigung der Setzungen
Baugrundverbesserungen, die eine Erhöhung der Tragfähigkeit bewirken sollen, müssen die
Vergrößerung der Scherfestigkeit zum Ziel haben. Die Scherfestigkeit kann auf z. B. folgen-
de Weise vergrößert werden:
a) Verhinderung des Abgleitens der Körner gegeneinander
b) Erhöhung der Lagerungsdichte
c) Entwässerung
zu a)
Das Abgleiten von Körnern gegeneinander und damit die Ausbildung von Gleit- oder Bruch-
flächen wird erschwert, wenn die Verschieblichkeit der Körner gegeneinander blockiert wird.
Baugrundverbesserungsmethoden, welche dies zum Ziel haben, sind z. B. das Injizieren, Ge-
frieren und Stabilisieren mit Zement oder Kalk.
5.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 169
Hierbei wird der Porenraum entweder durch ein zusätzliches Mittel (Injektionsmittel, Ze-
ment), das erstarrt oder abbindet, ausgefüllt, oder das in den Poren befindliche Wasser ge-
friert und verhindert somit das Abgleiten der Körner.
zu b)
Der Reibungswinkel ϕ ist bei nichtbindigen Böden in starkem Maße von der Lagerungsdich-
te und damit vom Porenanteil abhängig. Mit wachsender Lagerungsdichte nimmt die Scher-
festigkeit überlinear zu (siehe Kapitel 3). Verfahren, mit denen die Lagerungsdichte anste-
hender Böden verbessert wird, sind z. B. die Oberflächen- und Tiefenverdichtung.
zu c)
Die Scherfestigkeit bindiger Böden hängt neben der Kornverteilung und der Überkonsolida-
tion wesentlich von der Konsistenz und damit vom Wassergehalt ab. Je geringer der Wasser-
gehalt, desto höher die Scherfestigkeit. Die Scherfestigkeit kann daher z. B. durch Entwäs-
sern verbessert werden. Durch Vertikaldräns kann - insbesondere bei Aufbringen einer Vor-
belastung - die Konsistenz des anstehenden Bodens deutlich erhöht werden. Auch das Ein-
bringen von Vakuumentwässerungsanlagen erhöht die Festigkeit des Bodens deutlich. Letz-
tere werden allerdings meist nur für vorübergehende Zwecke eingesetzt.
Eine Verbesserung des Bodens, d. h. eine Vergrößerung des Steifemoduls und damit eine
Verringerung der Zusammendrückbarkeit, lässt sich bei nichtbindigen Böden mit Verfahren
erreichen, bei denen entweder die Poren mit Zugabemitteln ausgefüllt werden (Injektionsver-
fahren, Bodenstabilisierung), das Porenwasser gefroren wird (Gefrierverfahren) oder der
Porenanteil durch Verdichten verringert wird (Oberflächen- oder Tiefenverdichtung). Bei
bindigen Böden hängt die Zusammendrückbarkeit außer von der vorhandenen Bodenspan-
nung von der Kornverteilung, dem Porenanteil und dem Wassergehalt (bzw. der Konsistenz)
ab.
5.1.1.2 Voruntersuchungen
Bei der Auswahl, Planung und Bemessung von Baugrundverbesserungen ist die Kenntnis der
vorhandenen Boden- und Wasserverhältnisse von entscheidender Bedeutung.
Dass eine Baugrunderkundung aus Kosten- oder Termingründen unterblieb oder nur unzurei-
chend durchgeführt wurde, hat in vielen Fällen schon zu schwerwiegenden Schäden an Bau-
werken oder zu einer völlig unwirtschaftlichen Bemessung der Gründung geführt. Häufig
werden Aufwand und Kosten für diese Vorarbeiten in der Größe deshalb falsch eingeschätzt,
weil sie einerseits nicht in Relation zum Gesamtbauvorhaben gesetzt werden und andererseits
die möglichen Folgen einer schadhaften Gründung nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Die bei problematischen Bodenverhältnissen, bei denen eine Verbesserung erforderlich ist
oder zumindest in Erwägung gezogen wird, nötigen Baugrunderkundungen sind i. A. um-
fangreicher als bei einfachen Verhältnissen. Das hängt vor allem mit der Ermittlung zusätzli-
cher Bodenparameter (Wassergehalt, Durchlässigkeit, Kornverteilung, Porenanteil u. a. m.)
zusammen, die für die Wahl der Verbesserungsmethode und z. B. für die Festlegung eines
Injektionsmittels erforderlich sind.
Der Baugrund muss in einem frühen Stadium der Planungsphase erkundet werden, damit die
Entscheidung für das Gründungskonzept sachgerecht erfolgen kann. Die Abstände der Er-
kundungspunkte sind von Fall zu Fall nach den geologischen Gegebenheiten, den Bauwerks-
abmessungen und den bautechnischen Fragestellungen zu wählen, wobei die in DIN 4020
angegebenen Richtwerte zwischen 20 und 60 m liegen. Da Baugrundverbesserungen aber
häufig dazu dienen, konzentriert Fundamentlasten, z. B. über Injektionskörper, in den Boden
einzuleiten, muss der Abstand der Erkundungspunkte häufig wesentlich geringer gewählt
werden, so dass sich mitunter mehrere Aufschlüsse je Fundament ergeben. Die Aufschluss-
tiefen richten sich im Allgemeinen nach der Fundamentbreite.
Mitunter lässt sich trotz umfangreicher Baugrunderkundungen nicht die Frage beantworten,
ob ein Boden mit einem bestimmten Verfahren verbesserbar ist. In diesen Fällen sind Eig-
nungsprüfungen erforderlich, in denen ermittelt wird, durch Zumischung welchen Mittels die
gewünschten Bodeneigenschaften am besten erreicht werden können. Oder aber es sind Pro-
beinjektionen durchzuführen, mit denen untersucht wird, ob und wie sich die erforderliche
Festigkeit des Injektionskörpers erzeugen lässt.
Nach DIN 4030 soll die Wasseranalyse daher insbesondere folgende Untersuchungen umfas-
sen: Geruch, pH-Wert, Kaliumpermanganatverbrauch, Härte, Chlorid, Sulfid, Kalklösekapa-
zität, Ammonium, Magnesium, Sulfat. Ein besonderes chemisches Analyseprogramm ist er-
forderlich, wenn die Baugrundverbesserung in kontaminiertem Boden hergestellt werden
soll.
Die Kosten für solche chemischen Untersuchungen lassen sich nicht pauschal angeben, da sie
sehr stark von der Zahl der zu untersuchenden Wasser- bzw. Bodenproben und der Zahl der
zu ermittelnden chemischen Parameter abhängen.
1. Der anstehende Boden wird verbessert, so dass er ausreichend tragfähig wird (Bau-
grundverbesserung).
2. Das Bauwerk wird nicht unmittelbar auf dem anstehenden, wenig tragfähigen Boden
gegründet, sondern die Bauwerkslasten werden auf einen tiefer liegenden, tragfähigen
Boden abgetragen (Tiefgründung).
Welche dieser Möglichkeiten gewählt wird, hängt im Wesentlichen von folgenden Faktoren
ab:
Bodenverhältnisse
Wasserverhältnisse
Art und Belastung des Bauwerks
Setzungsempfindlichkeit des Bauwerks
Nachbarbebauung
Platzverhältnisse
Umweltverträglichkeit
Wirtschaftlichkeit
Anhand einiger Beispiele soll erläutert werden, warum jeweils die Baugrundverbesserung
bzw. die Tiefgründung die bessere Lösung ist.
Im Beispiel 1 (Bild 5.3) ist die Verbesserung des Baugrundes durch Austausch und Ersatz
des nicht tragfähigen, weichen Tons durch nichtbindiges, gut verdichtetes Material die wirt-
schaftlichste Methode. Die Mächtigkeit der auszutauschenden Schicht ist gering (1,5 m), eine
Tiefgründung, die eine ausreichende Einbindung von Pfählen in den dicht gelagerten Kies
bedingt, ist zu aufwendig.
Auch bei dem Beispiel 2 (Bild 5.4) ist die Baugrundverbesserung die wirtschaftlichere Me-
thode. Durch eine Vorbelastung des weichen Tons mit einer Auf- bzw. Überschüttung lässt
sich der Ton teilweise entwässern und damit stabilisieren. Der Entwässerungsvorgang kann
durch den Einbau von Vertikaldränagen wesentlich beschleunigt werden. Nach der Konsoli-
dation kann der Damm in seiner endgültigen Form aufgeschüttet werden. Es sind dann nur
noch geringe Setzungen zu erwarten.
5.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 173
Eine Pfahlgründung scheidet hier aus wirtschaftlichen Überlegungen aus. Hohe Kosten ent-
stünden u. a. dadurch, dass die Pfahlköpfe durch eine Fundamentplatte aus Stahlbeton ver-
bunden werden müssten, damit die Flächenlast des Dammes punktuell auf die Pfähle übertra-
gen wird.
Im Beispiel 3 (Bild 5.5) ist eine Pfahlgründung die wirtschaftlichste und sicherste Methode.
Die Lasten sind bereits auf eine kleine Fläche konzentriert, so dass sie ohne größere kons-
truktive Maßnahmen auf Pfähle übertragen werden können. Wollte man einen Bodenaus-
tausch durchführen, müsste er im Nassen und im Schutz einer aufwendigen Baugrubenum-
schließung erfolgen.
Baugrundverbesserungsverfahren Pfahlgründungen
Besonders geeignet bei
Flächenlasten (Verkehrswegebau, Dämme, Platten- Einzellasten (Stützen, Pfeiler)
gründungen)
geringer Schichtmächtigkeit großer Schichtmächtigkeit
tiefem Grundwasserspiegel hohem Grundwasserspiegel
setzungsunempfindlichen Bauwerken setzungsempfindlichen Bauwerken
Die anstehenden Böden geben allein noch kein Entscheidungskriterium für die Wahl einer
Baugrundverbesserung bzw. einer Pfahlgründung. Beide Methoden sind grundsätzlich in
praktisch allen Böden anwendbar, so dass nicht gesagt werden kann, dass z. B. bei bindigen
Böden Pfahlgründungen zu bevorzugen sind. Daher sind im Einzelfall meist beide Möglich-
keiten zu untersuchen und die Vor- und Nachteile in technischer und wirtschaftlicher Hin-
sicht gegenüberzustellen. Erschwert wird dieser Vergleich in der Praxis noch dadurch, dass
zunächst unter allen denkbaren Baugrundverbesserungsmethoden die für die jeweilige Bau-
aufgabe optimale herausgefunden werden muss. Andererseits muss für den Vergleich unter
den vielen möglichen Pfahltypen der geeignete ausgewählt werden. Tabelle 5.2 zeigt die
Anwendbarkeit der Baugrundverbesserung für verschiedene Bauwerke und Baugrundarten.
Tabelle 5.2 Anwendbarkeit der Baugrundverbesserung für verschiedene Bauwerke und Baugrundarten
Einen Überblick über die wesentlichen Kennzeichen der Verfahren sowie ihre Vor- und
Nachteile gibt die Tabelle 5.4. Ob eine Baugrundverbesserungsmethode bei einem bestimm-
ten Boden geeignet ist, lässt sich Tabelle 5.5 entnehmen.
Bodenaustausch
Oberflächenverdichtung
Tiefenrüttelverdichtung
Rüttelstopfverdichtung
Dynamische Intensivverdichtung
Zementinjektion
Chemikalieninjektion
Düsenstrahlverfahren
Bodenvereisung
Entwässerungsverfahren
Bewehrungsverfahren
Bodenaustausch
Boden wird ausge- alle Bodenarten ≈ 5 m klein nichtbindiges, Baugrund mit in weiten ggf. Wasserhaltung
hoben und durch gut verdichtba- Grenzen einstellbaren erforderlich
tragfähiges Material res Material Tragfähigkeitseigenschaf-
ersetzt, das verdich- ten
tet eingebaut wird
Verdichtungsverfahren
Oberflächenver Verdichtung durch alle Bodenarten ≈ 1 m beliebig keine beste Methode zur Ver- Einwirktiefe be-
dichtung Rüttelung oder stati- dichtung dünner Lagen grenzt
Baugrundverbesserungsverfahren [2]
sche Belastung
5.1 Grundlagen der Planung und Herstellung
Tiefenrüttelver Verdichtung durch grobkörnige 30 m > 1.500 m² grobkörniges anwendbar in grobkörni- ungeeignet bei orga-
dichtung Rüttelung und Ver- Böden mit Verfüllmaterial gen Böden über und unter nischen und feinkör-
dichtung des Ver- weniger als Wasser gleichmäßige nigen Böden
füllmaterials 20 % Feinkorn- Verdichtung
anteil
Rüttelstopf verdichtete grobkör- weiche bis 20 m > 1.500 m² Kies oder Kies- bzw. Schottersäulen Tragfähigkeit be-
verdichtung nige Säule in fein- steife bindige Schotter wirken als zusätzliche grenzt, ungeeignet
körnigen Böden Böden Vertikaldränage (Set- bei breiigen und
zungsbeschleunigung) organischen Böden
Dynamische wiederholte Schlag- am besten ge- 15 bis 20 m > 5.000 m² keine einfaches Verfahren, auch nicht anwendbar in
Intensiv- belastung mit hoher eignet bei für feinkörnige Böden der Nähe von Ge-
verdichtung Energie an der grobkörnigen über und unter Wasser bäuden. Hohe Ton-
Oberfläche Böden; aber anwendbar anteile mindern die
viele andere Effektivität
Böden können
ebenfalls ver-
bessert werden
177
Methode Wirkungsweise Geeignete max. wirksa- wirtschaftliche erforderliche Vorteile Grenzen und Stoffe
178
Verfestigung ober- Zumischen hydrau- praktisch alle » 50 cm beliebig hydraulische schnelle und wirtschaftli- Verbesserung nur
flächennaher Bo- lischer Bindemittel Bodenarten Bindemittel che Baugrundverbesse- dünner Schichten
Fortsetzung Tabelle 5.5
Injektionen die Hohlräume des je nach Injek- unbegrenzt klein Einpressmittel hohe Festigkeiten erreich- Zementinjektion: im
Bodens werden mit tionsmittel Kies Wasser bar, flexibel Kies und Grobsand
Verpressmittel bis Grobschluff Chemikalinjektion:
(Zement, Chemika- hohe Kosten, Pro-
lien) ausgefüllt blem der Umweltbe-
einträchtigung
Düsenstrahl- der anstehende praktisch alle 30 m klein Zementsuspen- hohe Festigkeiten erreich- nicht einsetzbar bei
verfahren Boden wird durch Bodenarten sion, Wasser bar, umweltfreundlich, organischen Böden.
einen Düsenstrahl flexibel Hohe Kosten. Er-
aufgeschnitten und reichbare Festigkeit
mit Zementsuspen- hängt von der Bo-
sion vermischt denart ab.
Bodenvereisung Gefrieren des Was- praktisch alle <3m klein Gefriermittel vorübergehende Maß- nicht geeignet bei
sers im Boden, Bodenarten nahme ohne bleibende hoher Grundwasser-
dadurch Festig- Rückstände strömung. Hohe
keitserhöhung Kosten
5 Baugrundverbesserung
Methode Wirkungsweise Geeignete Max. wirksa- wirtschaftliche erforderliche Vorteile Grenzen und Stoffe
Bodenarten me verbesser- Größe der Flä- Stoffe
bare Tiefe che
Entwässerungsverfahren
Vertikaldränage Durch Einbringen bindige Böden ≈ 10 m > 5.000 m² Papp- oder kostengünstiges Verfah- zeitaufwendig, Ver-
Fortsetzung Tabelle 5.5
Vakuumkonsolida- Im Boden wird ein bindige Böden ≈ 10 m > 5.000 m² Vertikaldräns, Beschleunigung des Kon- Vakuum während
tion Vakuum erzeugt. von breiiger bis PVC-Folie, solidationsvorgangs, der gesamten Konso-
Der atmosphärische steifer Konsis- Horizontal- Luftdruck lidationsphase auf-
Luftdruck wirkt wie tenz dräns recht erhalten.
eine Auflast und
beschleunigt die
Konsolidation.
Vorbelastung Be- Es wird z. B. Bo- weiche bindige ≈ 5 bis 8 m > 1.000 m² Auffüllboden, einfaches Verfahren, zeitaufwendig, Mate-
wehrungsverfahren denmaterial aufge- Böden, organi- Sand oder Kies Setzungsbeschleunigung rialbeschaffung für
bracht, das die Kon- sche Böden zur Oberflä- durch Vertikaldräns mög- Erkauflast oft
solidation bewirkt. chenentwässe- lich und meist sinnvoll. schwierig (hohe
Zuviel aufgebrach- rung Transportkosten bei
ter Boden wird vor An- und Abfuhr)
Beginn der Bau-
maßnahme entfernt.
179
Methode Wirkungsweise Geeignete Max. wirksa- wirtschaftliche erforderliche Vorteile Grenzen und Stoffe
180
Bewehrungsverfahren
Bewehrung durch Horizontale, zugfes- alle 2 bis 3 m klein Kunststoffbän- Erhöhung der Tragfähig- Voraushub, lagen-
Fortsetzung Tabelle 5.5
Streifen oder Gitter te Streifen oder der oder keit, einfaches Verfahren weiser Einbau und
Gitter werden im -gitter bzw. lagenweise Verdich-
Boden verlegt, die -gewebe tung erforderlich.
die Tragfähigkeit
erhöhen bzw. Set-
zungen vermindern.
Bewehrung durch Eine aus Kunststoff- auf praktisch ca. 2 m beliebig Kunststoffgitter, Die Zellkonstruktion sorgfältiges Verfül-
Zellkonstruktionen gittern erstellte Zell- allen Boden- grobkörniges vermeidet den Bodenaus- len der Zellen erfor-
konstruktion wird schichten Schüttmaterial tausch. Es entsteht eine derlich
mit grobkörnigem zugfeste Basis, z. B. für
Schüttmaterial ver- einen Damm. Sie wirkt
füllt. zusätzlich als Dränschicht.
5 Baugrundverbesserung
5.2 Bodenaushub - und Bodenaustauschverfahren 181
5.2.1 Allgemeines
Stehen im Bereich einer geplanten Gründung nicht ausreichend tragfähige Bodenschichten
an, so kommt häufig das Verfahren des Bodenaustauschs zur Anwendung, bei dem die für die
Gründung ungeeigneten Bodenschichten ausgehoben und durch gut verdichtet eingebrachtes,
tragfähigeres Material ersetzt werden. Bei der Ermittlung der auszutauschenden Massen
muss die Spannungsausbreitung unter den Fundamenten berücksichtigt werden (Bild 5.6).
Neben den üblichen Bodenuntersuchungen sind insbesondere folgende Punkte vor Beginn
der Baumaßnahme zu klären:
Wo der ausgehobene Boden deponiert werden kann, und welche bodenmechanischen
und gründungstechnischen Überlegungen erforderlich werden, damit die Deponierung
standsicher ist?
Welches Material als Austauschboden beschafft werden kann, und woher es geholt
werden muss?
Wie das Füllmaterial eingebaut und verdichtet werden kann?
Ob die Aushubgrube in leerem und eventuell auch im teilverfüllten Zustand ausrei-
chend standsicher ist?
Ob eine Wasserhaltung möglich bzw. erforderlich ist, falls der Aushub im Trockenen
erfolgen soll, die Grube aber ins Grundwasser einschneidet?
Ob die gesamte nicht tragfähige Schicht ausgetauscht werden muss (Bodenvoll-
austausch) oder ob es ausreicht, nur einen Teil des Bodens auszuheben (Boden-
teilaustausch, Polstergründung)?
In einigen Fällen wird eine tragfähige Gründung auch dadurch erreicht, dass die stark zu-
sammendrückbaren Schichten ausgehoben und die Fundamente in der darunter anstehenden
Bodenschicht gegründet werden (Bild 5.7).
182 5 Baugrundverbesserung
Den Mehrkosten für Aushub und Mauerwerk bzw. Stahlbeton steht dann der Gewinn zusätz-
lichen Kellerraums entgegen.
Insbesondere bei Schichten geringer Mächtigkeit (bis ca. 3 oder 4 m) ist der Bodenaustausch
dann das technisch einfachste, sicherste und in der Regel auch wirtschaftlichste Baugrund-
verbesserungsverfahren. Das Austauschmaterial muss keineswegs Sand oder Kies sein, es
kann auch Siebschutt oder industriell anfallendes Abraumprodukt sowie Mischboden sein,
sofern es sich ausreichend verdichten lässt. Bei der Prüfung des Füllmaterials ist daher die
Einbaufähigkeit, Verdichtbarkeit und Dauerhaftigkeit im Hinblick auf den gewünschten
Zweck zu untersuchen, was sowohl durch Laborversuche (z. B. Proctorversuch) als auch
durch Probeschüttungen erfolgen kann. Entscheidend ist, dass das Füllmaterial nach dem
Einbau eine hohe Scherfestigkeit (abhängig von der Kornverteilung und der Lagerungsdich-
te) und eine geringe Zusammendrückbarkeit (im Wesentlichen abhängig von der Lagerungs-
dichte) hat.
In vielen Fällen, insbesondere bei großer Schichtmächtigkeit des nicht tragfähigen Bodens,
wird sich der Austausch nur auf einen Teil des Bodens beschränken. Diese Polster- oder Puf-
ferschichten vergleichmäßigen und verringern die Setzungen. Die Wirkung dieser Schichten
ist deshalb besonders groß, weil die größten Spannungen, die durch das Bauwerk hervorgeru-
fen werden, im Bereich unmittelbar unter dem Fundament entstehen und dort den Boden zu-
sammendrücken. In der Tiefe t, die der ein- bis zweifachen Fundamentbreite entspricht, sind
die Zusatzspannungen durch das Bauwerk praktisch abgeklungen (Bild 5.8).
5.2 Bodenaushub - und Bodenaustauschverfahren 183
5.2.3 Anwendungsbereiche
Der Anwendungsbereich des Bodenaustauschverfahrens erstreckt sich vor allem auf weiche
bis breiige bindige Böden mit einer Schichtmächtigkeit bis ca. 3 m. Anstehendes Grundwas-
ser erschwert den Aushub und die Verdichtung des Ersatzmaterials. Daher ist es empfeh-
lenswert, wenn es technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar ist, den Grundwasserspie-
gel während der Baumaßnahme abzusenken.
Das Verfahren der Verdrängung des nicht tragfähigen Bodens durch tragfähigen wird haupt-
sächlich beim Straßenbau in Moor- und Kleigebieten angewendet. Es werden so Dämme auf
weichem Untergrund hergestellt, ohne den gesamten nicht tragfähigen Boden austauschen zu
müssen.
Die Mächtigkeit der auszutauschenden Schicht wird durch eine Setzungsberechnung festge-
legt (siehe auch Bild 5.9). Üblicherweise reicht bei Einzel- und Streifenfundamenten eine
Austauschmächtigkeit, die der ein- bis zweifachen Fundamentbreite entspricht. Die Anforde-
rungen an das Ersatzmaterial und den Verdichtungsgrad richten sich nach der jeweiligen
Bauaufgabe. Der zu erreichende Verdichtungsgrad kann über die Proctordichte (üblich ca. 95
bis 100 % des Proctorwertes), den EV2-Wert des Plattendruckversuches (EV2-Werte von z. B.
45 bis 80 MN/m²), die Schlagzahlen der Rammsonde (z. B. 15 bis 30 Schläge pro 10 cm bei
der Leichten Rammsonde) oder über die Spitzendrücke bei der Drucksonde (qc von ca. 7,5
bis 15 N/m²) angegeben werden.
5.2.5 Verfahrensbeschreibung
In den Verfahren sind im Allgemeinen die Arbeitsvorgänge Lösen des anstehenden Bodens
und Einbau des Ersatzbodens zu unterscheiden. Außerdem gibt es einige Verfahren, bei
denen der anstehende Boden nicht ausgehoben, sondern verdrängt wird.
Bodenaustausch im Trockenen
Bei Schichtdicken bis ca. 4 m wird der anstehende, nicht tragfähige Boden durch Bagger,
Radlader oder Schubraupen ausgeräumt und mit Lkws abtransportiert. Der Einbau des Aus-
tauschmaterials erfolgt nach den in Kap. 4.2.5 angegebenen Verfahren. Hierbei ist insbeson-
dere auf lagenweisen Einbau zu achten, wobei die Lagen einzeln gut verdichtet werden müs-
sen.
5.2 Bodenaushub - und Bodenaustauschverfahren 185
Bodenaustausch im Nassen
Der Boden wird unter Wasser mechanisch (z. B. Eimerkettenbagger) oder in Kombination
mit Spülhilfen gelöst. Das gelöste Material wird in schwimmenden Behältern oder soweit
es spülfähig ist in Rohrleitungen abtransportiert. In [5]wird insbesondere auf das Problem
des Schlickfalls eingegangen, der sich in dem Zeitraum zwischen dem Aushub und dem
Wiederverfüllen einstellt, und der nur durch einen raschen und gleichmäßigen Arbeitsablauf
in Grenzen gehalten werden kann. Die Aushubsohle ist im Allgemeinen unmittelbar vor Be-
ginn des Einfüllens zu säubern, wobei spezielle Schlicksauger eingesetzt werden. Liegt je-
doch eine längere Zeit zwischen dem Ende der Baggerarbeiten und dem Beginn des Schlick-
saugens, kann der Schlick bereits so verklebt sein, dass ein neuerlicher Aushub erforderlich
wird.
Das Austauschmaterial wird entweder mit Schuten antransportiert oder aufgespült. In beiden
Fällen sind ein lagenmäßiger Einbau und eine gezielte Verdichtung beim Einbau nicht mög-
lich. Sollte das verklappte oder aufgespülte Material für die vorgesehene Bauaufgabe nicht
ausreichend verdichtet sein, kommt eine nachträgliche Verdichtung (z. B. durch Tiefenrütt-
ler) in Frage.
Dem Verfahren liegt im Wesentlichen die Idee zugrunde, dass Bodensäulen, die mit geeigne-
ten Materialien und einer hochzugfesten Ummantelung umgeben werden, vertikale Lasten in
den Baugrund abtragen. Die Säulen werden mit einer temporären Schalung (Verrohrung)
hergestellt. Im Innern dieser Verrohrung wird der nicht ausreichend tragfähige Boden ausge-
hoben, was durch Ausgreifen, Ausbohren oder Ausspülen erfolgen kann. Der Aushub muss
bis in eine tragfähige Schicht fortgeführt werden.
Bevor im Innern der Verrohrung als Ersatzmaterial Kiessand o. ä. eingefüllt wird, wird die
Verschalung mit einem zugfesten Geotextil, das in Ring- bzw. Schlauchform eingebracht
wird, ausgekleidet (Bild 5.10).
Durch das Einfüllen des Materials wird die Ummantelung vollständig ausgefüllt. Während
des Ziehens der Verrohrung wird das eingefüllte tragfähige Material verdichtet. Unter der
Wirkung dieser Verdichtung und des Eigengewichtes des eingefüllten Materials wird eine
zusätzliche Erweiterung der Säule in den umgebenden Boden bewirkt. Es entsteht in dem
nicht ausreichend tragfähigen Boden eine Materialsäule mit großer Steifigkeit, wobei die
Bauwerks- und Verkehrslasten direkt in den tragfähigen Boden übertragen werden. Die Säu-
len werden in einem Raster angeordnet, wobei sich die Anordnung nach den Baugrundver-
hältnissen, der Bauaufgabe und den zu übertragenden Lasten richtet.
Kasten-Bodenaustausch-Verfahren
Beim Bodenaustausch in konventioneller Bauweise wird der ungeeignete Boden mit Erdbau-
geräten abgetragen und anschließend neues Bodenmaterial eingebaut und verdichtet. Dies
erfordert eine großflächige Baugrube. Bei der Sanierung von Schienenwegen, bei denen we-
gen der Erhöhung der Lasten und/oder der Geschwindigkeiten eine Untergrundverbesserung
erforderlich ist, ist oftmals keine Verlegung der Gleise möglich und somit nur ein schrittwei-
ser, halbseitiger Ausbau durchführbar. Für diese Aufgabe hat die Firma Möbius Bau-
Gesellschaft das Kasten-Bodenaustausch-Verfahren entwickelt [8].
Der so abgetrennte Boden wird mit Hilfe eines Tieflöffels ausgebaggert und durch neuen,
tragfähigen Boden ersetzt. Die mögliche Austauschtiefe reicht bis ca. 1,5 m.
Ebenfalls für die Sanierung von Eisenbahnstrecken wurde von der Firma Möbius der Boden-
austausch mit dem Vorschubgerät entwickelt (Bild 5.11).
Das Vorschubgerät, mit dem der Boden bis in ca. 4 m Tiefe ausgetauscht werden kann, ist ein
Schalungskasten mit eigenem Antrieb, der taktweise in Arbeitsrichtung bewegt wird.
Im vorderen Bereich erfolgt der Bodenausbau mit einem Hydraulikbagger zwischen den bei-
den Seitenwänden und einer feststehenden Querwand (Bild 5.12).
Zur gleichen Zeit wird im hinteren Bereich neuer Boden eingebaut und verdichtet. Nach
Aushub und Einbau wird die bewegliche Druckwand mit Hydraulikzylindern gegen die Ver-
füllung gedrückt und bewirkt so den Vorschub des Gerätes von jeweils 2,0 bis 2,5 m. Wäh-
rend der Aushub beginnt, wird die Druckwand zurückgefahren, und es entsteht ein Raum für
das Verfüllen mit geeignetem Boden, der von einem Hydraulikbagger mit angebautem Rüt-
telverdichter verteilt und lagenweise auf die vorgeschriebenen Werte verdichtet wird.
188 5 Baugrundverbesserung
Das Verfahren der Verdrängung des nicht tragfähigen durch tragfähigen Boden wird haupt-
sächlich beim Straßenbau in Moor- oder Kleigebieten angewendet. Es werden so Dämme auf
weichem Untergrund hergestellt, ohne dass der gesamte nicht tragfähige Boden ausgetauscht
werden muss. Die Verdrängung wird mit einem gesteuerten Grundbruch durch die Auflast
erreicht. Hierzu wird linienhaft ein Bodenkörper aus tragfähigem Boden aufgebracht, der den
nicht tragfähigen Boden seitlich verdrängt. Dabei ist es erforderlich, mit dem Absinken der
Auflast das Material ständig und gleichmäßig nachzugeben, so dass der Gleitprozess nicht
unterbrochen wird.
Die Verdrängung des Bodens kann durch Sprenghilfen beschleunigt werden. Der Damm wird
hierbei mit Überhöhung geschüttet, so dass ein Teil des Moores oder des weichen Bodens
bereits unter der statischen Auflast seitlich verdrängt wird.
5.3 Oberflächenverdichtung 189
Anschließend werden die Sprengladungen eingebracht und zwar sowohl seitlich als Vor-
feldminen (kleinere Ladungen) als auch mittig unter dem Schüttvolumen als Hauptminen.
Die Vorfeldminen werden zuerst gezündet. Die sich ausdehnenden Sprenggase schaffen
einen Hohlraum, der die Oberfläche aufwölbt. Etwa eine Sekunde nach den Vorfeldminen
werden die Hauptminen gezündet. Die Sprenggase heben den Damm um zwei bis drei Meter
an. Dann fällt das Dammmaterial in den von den Hauptminen geschaffenen Hohlraum he-
runter und verdrängt damit den weichen Boden.
5.3 Oberflächenverdichtung
5.3.1 Allgemeines
In der Praxis trifft man häufig auf Böden, die für eine bestimmte Baumaßnahme nicht ausrei-
chend dicht gelagert sind. Das kann z. B. der Fall sein, wenn die Baugrubensohle durch Fahr-
zeugbetrieb aufgelockert wurde, wenn das Material aufgefüllt wurde oder wenn es sich um
geologisch junges Ablagerungsmaterial handelt, das zum Beispiel vom Wind oder Wasser
transportiert wurde. In diesen Fällen ist es erforderlich, den Boden zu verdichten. Verdich-
tung bedeutet hierbei eine Verringerung des Porengehaltes, was zu einem stabileren Zustand
des Korngerüstes führt. Dadurch erhöhen sich Reibungswinkel und Steifemodul, so dass die
Tragfähigkeit steigt und die Verformbarkeit abnimmt. Je nachdem, ob die zu verdichtende
Schicht an der Oberfläche liegt und nur eine geringe Mächtigkeit aufweist, oder ob tiefer
liegende dickere Schichten zu verdichten sind, unterscheidet man in Oberflächenverdichtung
und Tiefenverdichtung.
Bei der Oberflächenverdichtung ist die Tiefenwirkung so gering, dass diese Art der Verdich-
tung im Wesentlichen im Erd- und Straßenbau für lagenweise eingebaute Schüttungen ange-
wendet wird. Die Bodenverdichtung erfolgt von der Oberfläche aus mit z. B. Flächenrüttlern,
Vibrationswalzen, Explosionsstampfern oder Fallplatten.
Durch die Bodenverdichtung sollen die bautechnischen Eigenschaften der Böden verbessert
werden. Die Aufgabe besteht darin, den mit Wasser und Luft gefüllten Porenraum eines Bo-
dens zu verringern. Durch die dichtere Lagerung der Bodenteilchen erhöht sich die Scherfes-
tigkeit und zudem vermindert sich die Zusammendrückbarkeit und Durchlässigkeit des Bo-
dens. Die erreichbare Verdichtung hängt einerseits vom Verdichtungsgerät und vom Arbeits-
verfahren, andererseits von der Bodenart, vom Wassergehalt des Bodens sowie vom Verfor-
mungsverhalten der Unterlage ab.
190 5 Baugrundverbesserung
Bei den statisch wirkenden Verdichtungsgeräten wird deren Eigengewicht über verschieden
ausgebildete Aufstandsflächen und damit über unterschiedliche Drücke im Boden wirk-
sam. Durch die so entstehende Verteilung und Ausbreitung von Spannungen im Boden wird
dessen Verdichtung bewirkt. Die Verdichtungstiefe ist gegenüber den im Gewicht vergleich-
baren, dynamisch wirkenden Geräten gering. Zu den statisch wirkenden Geräten gehören
Schaffußwalzen, Gummiradwalzen, Gürtelradwalzen und Gitterwalzen.
Bei den dynamisch arbeitenden Geräten wirkt neben dem statischen Gewicht eine Wechsel-
kraft auf den Boden. Man unterscheidet stampfende und mit fließendem Übergang sprin-
gende und vibrierende Geräte. Bei den stampfenden Verdichtungsgeräten handelt es sich um
Geräte wie Fallplattenstampfer, Explosionsstampfer und Schnellschlagstampfer. Zu den
springenden bzw. vibrierenden Verdichtungsgeräten zählen Walzen und Platten, wobei sich
unter üblicher Anwendung bei den Walzen mehr ein springendes Bewegungsverhalten ein-
stellt.
Im Hinblick auf die unterschiedlichen Verdichtungseigenschaften der Böden sind drei Arten
zu unterscheiden. Tabelle 5.6 zeigt diese Eigenschaften:
Hauptanwendungsgebiet ist der Straßen- und Dammbau, bei dem das Schüttmaterial in Lagen
von ca. 20 bis 60 cm Stärke eingebracht und verdichtet wird. Die einzelnen Prozesse der
Oberflächendichtung sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.
Im nachfolgenden werden nur die Geräte für die Verdichtungsleistungen behandelt. Dazu
zählen:
• Stampframme
• Vibrationsstampfer
• Vibrations- bzw. Rüttelplatte
• Walze
Stampframme
Die Stampframme bzw. Explosionsramme besitzt eine meist kreisförmige Stampfplatte und
verdichtet den Boden durch das Fallgewicht bei einer Sprunghöhe von ca. 40 cm. Diese Art
von Verdichtungsgerät wird in Deutschland nur von der Firma Demag vertrieben.
192 5 Baugrundverbesserung
Vibrationsstampfer
Vibrationsstampfer bestehen aus einem Unterteil mit Stampffuß und einem Oberteil, das den
Antriebsmotor, das Getriebegehäuse und den Führungsbügel mit Gashebeln aufnimmt. Die
Kraftübertragung erfolgt vom Antriebsmotor über eine Fliehkraftkupplung, ein einstufiges
Stirnradgetriebe und den Kurbeltrieb auf den zwischen Druckfedern eingespannten Kolben
und über die Innenführung auf dem Stampffuß. Die Stampferplatte besteht aus Holz oder
Kunststoff und ist mit einem verschleißarmen Stahlblech belegt. Übliche Betriebgewichte
liegen zwischen 50 und 100 kg.
Vibrationsplatten bestehen aus der Grundplatte und der Motorplatte, die durch schwingungs-
dämpfende Gummipuffer miteinander verbunden sind. Ein klappbarer Führungsflügel ist
ebenfalls schwingungsfrei an der Motorplatte befestigt und erlaubt die Führung der Platte in
beide Richtungen. Der Motor treibt über eine Fliehkraftkupplung, Keilriemen und eine Ge-
lenkwelle den Schwingungserreger in der Grundplatte an. Vorwärts laufende Vibrationsplat-
ten besitzen einen Einwellenkreiserreger mit gegenläufigen Massen. Die maximale Arbeits-
geschwindigkeit von Vibrationsplatten hängt vom Gerätetyp und den Bodenverhältnissen ab.
Mit der aufliegenden Platte werden diese Geräte besonders zur Verdichtung nicht- oder
schwach bindiger Böden benutzt. Kleinere Platten werden hin- und hergezogen, während
größere selbst gehend sind und mittels Deichsel gelenkt werden. Vor- und Rückwärtsgang,
Geschwindigkeit und Vibration sind steuerbar. Durch zusammenkoppeln mehrerer Platten
lässt sich die Arbeitsbreite vergrößern. Auch können mehrere Geräte front- oder heckseitig
an Geräte (Grader, Unimog o. ä.) angebaut werden. Übliche Betriebsgewichte liegen zwi-
schen 50 und 500 kg.
5.3 Oberflächenverdichtung 193
Walzen
Die Walzen werden nach ihrer Wirkungsweise in statisch bzw. dynamisch wirkende Geräte
unterschieden. Zudem werden sie nach Art bzw. Gestaltung der Walzen als Glattradwalzen,
Gitterradwalzen, Schaffußwalzen, Stampffußwalzen und Gummiradwalzen bezeichnet. Nach
Art der Walzenordnung und des Antriebs werden Einzel-, Tandem- und Dreiradwalzen sowie
Walzenzüge und Anhängewalzen unterschieden. Statisch wirkende Walzen mit Glattmantel
werden als Dreiradwalzen oder Tandemwalzen konstruiert. Dreiradwalzen besitzen zwei
größere, angetriebene Hinterräder und ein kleines, nicht angetriebenes Vorderrad. Ihre Be-
triebsgewichte betragen 4 bis 16 t. Tandemwalzen haben zwei annähernd gleich große Ban-
dagen, von denen meist nur eine angetrieben ist. Das Betriebsgewicht liegt zwischen 1 und
12 t. Eine Kenngröße für ihre Verdichtungsleistung ist die statische Linienlast. Sie ermittelt
sich zu:
Der durch die statische Linienlast auf den Boden ausgeübte Flächendruck steigt mit zuneh-
mender Verdichtung, da die Stahlbandage in lockeren Böden weiter einsinkt und somit eine
größere Ausstandsfläche besitzt. Die Tiefenwirkung dieser Walzen ist relativ gering und
reicht bei der Bodenverdichtung unter günstigsten Verhältnissen bis max. 40 cm, wobei in
der Praxis Werte bis zu 20 cm angenommen werden sollten.
Statisch wirkende Gummiradwalzen haben 5 bis 11 profillose, mit seitlichem Abstand ange-
brachte Gummiräder, die pendelnd oder tauchend aufgehängt sind. Ihr Betriebsgewicht liegt
zwischen 5 und 35 t. Die Verdichtungswirkung beruht auf dem Eigengewicht und hängt von
der Radlast, dem Reifeninnendruck und der Walzengeschwindigkeit ab. Für die Bodenver-
dichtung hat die Gummiradwalze durch die dynamisch wirkenden Walzen an Bedeutung ver-
loren. Die dynamisch wirkenden Walzen, auch Vibrationswalzen genannt, sind bei der Bo-
denverdichtung wesentlich leistungsfähiger als die statisch wirkenden und stellen heute die
am weitest verbreiteten Verdichtungsgeräte dar. Die Verdichtungsleistung hängt neben der
statischen Linienlast im Wesentlichen von der Frequenz und der Amplitude der schwingen-
den Masse ab. Die Vibrationen werden dabei mit einem rotierenden Excenter erzeugt, dessen
Drehzahl die Frequenz der Vibration bestimmt. Die Frequenz ist die Anzahl der Excenterum-
drehungen pro Sekunde und wird mit Hertz [Hz] angegeben.
194 5 Baugrundverbesserung
Bild 5.15 Kombi Walzenzug. Vordere Achse mit Gummimantelbandage, hintere Achse mit Gummirädern [13]
Größere Vibrationswalzen sind meist mit zwei Amplituden und zwei Frequenzen ausgestat-
tet. Bei dünnen Schichten und leicht verdichtbaren Böden wird eine kleine Amplitude und
eine hohe Frequenz, bei dicken Schichten und schwer verdichtbaren Materialien eine große
Amplitude mit niedriger Frequenz empfohlen. Die Tiefenwirkung ist wesentlich höher als bei
den statischen Walzen. So lassen sich mit schweren Walzenzügen Schichtstärken von bis zu
1,50 m bearbeiten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Verdichtungswirkung mit
zunehmender Schichtstärke abnimmt und in der Praxis bei Forderungen von gleichmäßig
hohen Verdichtungsergebnissen die maximal angegebene Schichtstärke zu reduzieren ist.
Die Walzengeschwindigkeiten liegen bei bindigen Böden und Fels bei zwischen 1 und
2,5 km/h und bei Kies, Sand und Mischböden bei 2,5 bis 4 km/h. Für Anhängewalzen mit
Betriebsgewichten von 4 bis 16 t gilt ähnliches.
Bei Einsatz von dynamisch wirkenden Walzen auf nichtbindigen Böden, insbesondere bei
gleichförmigem Bodenmaterial oder Böden mit geringem Feinkornanteil in den oberen
Schichten, besteht eine gewisse Auflockerungs- und Entmischungsgefahr. Deshalb sollten die
letzten beiden Übergänge nur mit statischer Wirkung gefahren werden.
Die Leistung eines Verdichtungsgerätes im Erd- oder Straßenbau wird danach gemessen,
welches Volumen an verdichtetem Material je Zeiteinheit durch das Gerät eingebaut werden
kann.
Nachfolgend werden die zugehörigen Geräte, BGL-Nr., der Personaleinsatz und die kalkula-
torischen Aufwandswerte der gewichtigen Teilprozesse aufgeführt.
Die Tabelle 5.11 zeigt ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten der angewandten Verfahren.
Die angegebenen Leistungswerte gelten bei Großbaustellen. Bei mittleren und kleineren
Baumaßnahmen sind die Leistungswerte zum Teil wesentlich niedriger.
Die Unterscheidung ergibt sich aus der von a) bis b) zu nehmenden Leistungstiefe. So müs-
sen bei den zu a) gehörenden Leistungen nur Verdichtungsgeräte eingesetzt werden. Bei b)
fallen zusätzliche Bodentransporte und Bodeneinbau an.
Inhalte
In der Leistungsbeschreibung für Leistungen der Gruppe a) sollten folgende Informationen
enthalten sein:
Art des Bauwerks (Dämme, Straßen, Plätze etc.) bzw. des Bauteils (Einzelfundamente,
Sohlplatte etc), für welches die Bodenverbesserungen benötigt werden
Beschaffenheit des vorhandenen Bodens
Bei nichtbindigen Böden: Bodenart und Lagerungsdichte
Bei bindigen Böden: Bodenart, Wassergehalt und Konsistenz
Schichtstärke des zu verbessernden Bodens
Geforderte Bodeneigenschaften nach der Verdichtung
bei nichtbindigen Böden: Lagerungsdichte, Proctordichte, EV2-Wert
bei bindigen Böden: Proctordichte, EV2-Wert
Abmessungen und bei mehreren Einzelflächen die Verteilung der zu verbessernden
Flächen
Informationen über zusätzliche Leistungen der Gruppe b):
Art und Umfang des zu liefernden Bodenmaterials
Transportentfernung, Ort und Art der Lagerung bei vom Auftraggeber bereitgestellten
Böden
Gesamte Einbaustärke des aufzubringenden Materials
Die Kontrolle der Verdichtung erfolgt mit den im Erdbau üblichen Verfahren:
Feststellung der Trockendichte von entnommenen Proben und Vergleich mit dem Proc-
torwert nach DIN 18 127 (Ermitteln des Verdichtungsgrades Dpr)
Durchführung von Plattendruckversuchen zur Feststellung der Verformungsmoduli EV1
und EV2
Ermittlung von Dichte und Wassergehalt mit radiometrischen Verfahren
Für grobkörnige Böden lassen sich näherungsweise Zuordnungen zwischen Dpr und EV2 an-
geben (Tabelle 5.12).
Für fein- und gemischtkörnige Böden ist eine näherungsweise Zuordnung von Porenanteil n,
Wassergehalt w und EV2-Modul möglich, sofern sie einen Luftporenanteil na < 12 % aufwei-
sen (Tabelle 5.13).
Tabelle 5.13 Näherungsweise Zuordnung von Porenanteil, Wassergehalt und Verformungsmodul bei fein-
und gemischtkörnigen Böden mit Luftporenanteil na < 12 % [15]
5.4 Tiefenrüttelverfahren
Die Rüttelschwingungen beim Einfahren und Verdichten werden durch eine von einem Elek-
tromotor angetriebene Unwucht erzeugt, die kurz über der Spitze des Rüttlers sitzt. Die Rütt-
ler haben einen Durchmesser von 30 bis 40 cm. Im Sand lässt sich die Verdichtung am besten
mit niedriger Drehzahl und großer Amplitude erreichen. Die mittlere Absenkgeschwindigkeit
liegt bei 2 bis 5 m/min, wobei maximal bis zu 100 m3/h an Spülwasser zugegeben werden.
Der Spüldruck beträgt maximal 10 bar.
Der Boden im Umkreis des Rüttlers kann nur verdichtet werden, wenn der Rüttler ständigen
Kontakt zum Boden hat. Dies erfordert die Zugabe von Material, das entweder angefahren
oder auf der Baustelle selbst gewonnen wird. Das Zugabematerial kann aus der gleichen
Körnung bestehen oder aber aus speziellen Korngrößengruppen, die im anstehenden Boden
nicht vorhanden sind.
Durch die Zugabe solcher Fehlkörnungen entsteht ein besonders dichtes Bodengefüge mit
einer hohen Tragfähigkeit. Die Verdichtungswirkung erstreckt sich auf einen Bereich mit
einem Radius von ca. 1 bis 2 m um den Rüttler herum. Ganz allgemein ist darauf hinzuwei-
sen, dass sich durch die Verdichtung die Geländeoberfläche um ca. 8 bis 15 % der Mächtig-
keit der zu verbessernden Schicht setzt [16].
Da die Wirkung des Rüttlers im oberflächennahen Bereich stark abnimmt, ist eine abschlie-
ßende Verdichtung der oberen 0,5 bis 1,0 m mit Oberflächenrüttlern (Kap. 5.2) erforderlich
Falls dieser Bereich ohnehin ausgehoben wird, findet eine Verdichtung zusammen mit dem
restlichen Oberboden statt.
5.4 Tiefenrüttelverfahren 201
Als Alternative zum Rütteldruckverfahren wird das Einbringen von Rohren, Bohlen o. ä. mit
Aufsatzrüttlern angeboten.
In Schweden wurde die Vibro-Wing-Methode entwickelt [17]. Ein ca. 7 t schwerer Rüttler
sitzt am oberen Ende einer ca. 15 m langen Stange, in der im Abstand von ca. 0,50 m Flügel
mit einer Länge von 0,8 m angebracht sind. Als Trägergerät für den Rüttler wird ein Seilbag-
ger benutzt. Die Frequenz des Rüttlers ist auf die jeweiligen Bodenverhältnisse einstellbar.
Das Eintreiben der Sonde kann durch Spülen im unteren Teil der Flügelstange unterstützt
werden. Die Verdichtungspunkte haben im Allgemeinen Abstände von 1,50 bis zu 5,00 m.
Die Firma Franki hat ein Verfahren entwickelt, bei dem eine aus drei besonders konstruierten
Stahlplatten Y-förmig geschweißte Bohle durch einen Rüttler auf eine Solltiefe eingebracht
wird.
Bohlen und Rüttler können den jeweiligen Boden- und Verdichtungsverhältnissen angepasst
werden. Nach Erreichen der Solltiefe verbleibt die vibrierende Bohle mehrere Minuten in
dieser Stellung und wird dann stufenweise in auf- und abgehenden Schritten gezogen. Die
Dauer der einzelnen Schritte und die Hubhöhe werden dem Baugrund und dem angestrebten
Verdichtungsziel angepasst.
202 5 Baugrundverbesserung
Bei nichtbindigen Böden lässt sich das z. B. durch das Einleiten von Schwingungen in den
Baugrund erreichen, wobei kurzzeitig die Reibung zwischen den Körnern verringert bzw.
nahezu aufgehoben wird, so dass eine Kornumlagerung eintritt, die zu einer größeren Dichte
führt. Dieser Effekt wird noch dadurch unterstützt, dass beim Einbringen der Rüttelschwin-
gungen der Boden durch Wasserzugabe gesättigt werden kann, was zu einer zeitweisen Ver-
flüssigung des Bodens und damit zu einer noch intensiveren Umlagerung der Bodenteilchen
führt.
5.4.3 Anwendungsbereiche
Die Tiefenrüttelverdichtung ist auf nichtbindige Böden (Sande und Kiese) mit maximal ca.
10 % Feinanteilen (≤ 0,06 mm) begrenzt (Bild 5.17).
Eine wirtschaftliche Anwendung ist bei Verdichtungstiefen von 3 bis 25 m gegeben. In Son-
derfällen wurden auch schon Schichten bis 35 m Mächtigkeit verbessert. Die Wirksamkeit
des Verfahrens nimmt mit zunehmendem Feinanteil ab, der Eindringvorgang des Rüttlers
wird durch größere Steine (ab ca. 50 cm Kantenlänge) oder durch viele Steine mit einem
Durchmesser von mehr als 10 cm behindert [19].
Bei der Anwendung der Tiefenrüttlung ist stets zu prüfen, ob setzungsgefährdete Nachbarbe-
bauung vorhanden ist, da durch die eingeleiteten Schwingungen der Baugrund sich auch in
einem Bereich um die eigentlich zu verdichtete Fläche zusammendrücken kann. Erfahrungs-
gemäß ist allerdings die Rückwirkung auf benachbarte Bauten unbedenklich, wenn der Bo-
den nicht unterhalb des Lastausbreitungsbereiches der vorhandenen Fundamente beansprucht
wird [3] (Bild 5.18).
204 5 Baugrundverbesserung
Die Verdichtungspunkte werden meist in einen Dreiecksraster angeordnet, wobei die Seiten-
länge von der gewünschten Zunahme der Lagerungsdichte, von der Kornverteilung des an-
stehenden Bodens und von den Kenndaten des Rüttlers abhängt. Die Abstände liegen übli-
cherweise zwischen 1,5 und 3 m, so dass jedem Verdichtungspunkt ca. 2 bis 9 m² zugeordnet
werden. Zu Bild 5.19 ist noch anzumerken, dass die Kurve für Werte a ≤ 1,5 m nicht zutref-
fend ist, da erfahrungsgemäß bei kleineren Abständen kaum noch eine Steigerung der Lage-
rungsdichte erreicht werden kann, sondern der bereits erzielte Verdichtungserfolg am Nach-
barpunkt eher wieder verringert wird [3].
Für übliche Bauaufgaben genügt eine bezogene Lagerungsdichte von ca. 80 %, so dass die
nach der Verdichtung zulässigen Bodenpressungen in der Größenordnung von 800 bis
1000 kN/m² angesetzt werden können [21]. Die Steifemoduli liegen nach der Verdichtung in
der Größenordnung von 80 bis 150 MN/m², bei besonders günstigen Bodenparametern kön-
nen sie auch bis zu 200 MN/m² betragen [22].
Hierzu gehören alle Systeme, die am unteren Ende von Verlängerungsrohren Schwingungen
in den Boden übertragen. Es werden auch Aufsatzrüttler zur Tiefenverdichtung eingesetzt.
Hierbei werden die Schwingungen außerhalb des Bodens erzeugt und mittels eines Rohres
oder Stahlprofils in den Boden übertragen.
Die Tiefenrüttler sind in ihrer Bau- und Funktionsweise prinzipiell den Rüttelflaschen zur
Betonverdichtung gleich. Von der Firma Keller wurde bereits 1934 das erste Patent auf einen
Tiefenrüttler angemeldet. Als weitere Hersteller sind die Vibroflotation AG, Altendorf
(Schweiz), und die Firma Bauer Spezialtiefbau, Schrobenhausen, zu nennen.
Zur Erzeugung der Schwingungen wird eine Unwucht mittels eines Elektro- bzw. Hydrau-
likmotors in eine exzentrische Drehung versetzt. Eine elastische Kupplung verhindert, dass
diese Schwingungen auf die Aufsatzrohre und damit auch auf das Trägergerät übertragen
werden. Die Spitze sowie das Mantelrohr sind mit einer Verschleißpanzerung versehen, da
die Rüttlerschwingungen im Boden einen großen Abrieb des Metalls verursachen. Rohrlei-
tungen zur Wasser- oder Luftspülung führen bis an die Rüttlerspitze. Seitlich angeschweißte
Verdrehungsrippen verhindern eine Drehung des Rüttlers beim Einfahren in den Boden und
erhöhen ggf. den Einflussbereich.
Die Rüttler der Firma Keller und Vibroflotation sind mit Elektromotoren, die der Firma
Bauer mit Hydraulikmotoren angetrieben. Der Antrieb mittels Elektromotoren hat den Vor-
teil einer relativ einfachen Führung und Verlängerung des Versorgungskabels sowie des ho-
hen Nutzungsgrades des Elektromotors. Bei Hydraulikantrieb muss auf eine hermetische Ab-
sicherung gegen Ölverlust geachtet werden, da sonst eine Grundwasserbelastung die Folge
wäre. Weiterhin ist eine Durchführung der Hydraulikleitungen durch die Kupplung kompli-
zierter, da es sich um zwei Leitungen, eine Hin- und eine Rückflussleitung, handelt.
5.4 Tiefenrüttelverfahren 207
Ein Vorteil des Hydraulikantriebes ist, dass eine Variation der Arbeitsfrequenz und damit
eine gewisse Anpassung an die Bodenverhältnisse ermöglicht wird.
Auf den Rüttler werden entsprechend der zu verdichtenden Bodenschichten Aufsatzrohre mit
einem kleineren Durchmesser als dem der Rüttelflasche aufgesetzt. Die Rüttler erleiden
durch die große Unwucht bei gleichzeitig niedriger Drehzahl erhebliche Verschleißerschei-
nungen an den Lagern und der rotierenden Bauteile. Dies resultiert auch daher, dass aufgrund
der schlanken Bauweise der Rüttler für die Lager nur wenig Platz zur Verfügung steht. Zu-
dem bedingt die relativ niedrige Frequenz des Rüttlers eine geringe Drehzahl der Welle, wo-
durch eine weitere Belastung auftritt. Für die notwendige Schmierung der Lager sorgen ent-
weder eine Fett- oder eine Ölumlaufschmierung.
Die Einsatzzeit ist stark von den Bodenparametern abhängig. So kann ein Rüttler schon nach
20 Betriebsstunden überholungsreif sein. Bei 2.000 Betriebsstunden ist das äußere Mantel-
blech in der Regel durch die Schwingungen soweit ermüdet, dass der Rüttler komplett erneu-
ert werden muss. Verschleißbleche und Rüttlerspitze können auf der Baustelle gewechselt
werden. Der Antriebsmotor wird bei guter Lagerung wenig belastet.
Bei den Rüttlern ist zu berücksichtigen, dass sie eine erhebliche Wärmeentwicklung, insbe-
sondere bei hoher Verdichtungsarbeit, im Bereich der Spitze und des Motors erzeugen. Für
Arbeiten unterhalb des Grundwasserspiegels und bei der Verwendung der Wasserspülung ist
eine ausreichende Kühlung vorhanden. Sollte oberhalb des Grundwassers bzw. ohne Wasser-
spülung gearbeitet werden, ist die Wärmeentwicklung zu beobachten und evtl. doch eine
Wasserspülung vorzunehmen.
208 5 Baugrundverbesserung
Bevorzugte Böden
Anschüttun-
gen ■ ■ ■ ■ ■ ■
Geschiebe-
lehm ■ ■ ■ ■ ■
Steine ■ ■ ■
Steiniger
Kies ■ ■ ■
SANDE ■ ■ ■ ■ ■
Feinsand ■ ■ ■ ■ ■ ■
Mittelsand ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Grobsand ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
KIESE ■ ■ ■ ■ ■
Feinkies ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Mittelkies ■ ■ ■ ■ ■ ■
Grobkies ■ ■ ■ ■ ■
Ferner ist zu beachten, dass eine sehr hohe Stromaufnahme des Rüttlers nicht über eine län-
gere Zeit möglich ist, da die Gefahr besteht, dass die Wicklungen im Motor durchbrennen
und der Rüttler somit zerstört wird. So sollte die maximale Stromaufnahme für einen V 23
der Firma Vibroflotation beispielsweise bei etwa 300 Ampere über nicht langer als 4 Sekun-
den dauern. Somit wird die Einsatzzeit eines Rüttlers nicht nur von der Intensität der geleiste-
ten Verdichtungsarbeit, sondern auch von dem gewissenhaften Umgang seitens des Geräte-
führers beeinflusst.
Als Trägergeräte für die Rüttler werden Seilbagger, in Einzelfällen auch Mobilkrane und
Hydraulikbagger oder auf Raupenfahrwerke montierte Grundgeräte mit einem Führungsmast,
eingesetzt.
Die auftretenden Lastmomente sind nicht allzu groß, da der Ausleger verhältnismäßig steil
gehalten wird. Die Belastung des Fahrwerkes ist sehr gering, da im täglichen Betrieb keine
großen Fahrleistungen erbracht werden müssen.
Der Rollenkopf ist so ausgebildet, dass er die Wasser- und Stromzufuhr beinhaltet. Bei den
hydraulikgetriebenen Rüttlern werden die entsprechenden Hydraulikleitungen mitgeführt.
Bei den vorab genannten Trägergeräten ergibt sich eine vertikale Kraftkomponente zur Er-
leichterung des Eindringens des Rüttlers in den Boden allein aus dem Eigengewicht der ge-
samten Rüttlereinheit.
Der Einsatz von Trägerraupen mit Führungsmast bei Tiefenrüttlern bietet den Vorteil, dass
sie gegenüber dem Seilbagger ein geringeres Gewicht (ca. 30 bis 40 t) aufweisen und somit
geringere Bodenpressungen erzeugen. Zudem kann der Führungsmast schräg gestellt werden,
wodurch auch in begrenztem Umfang eine schräge Rüttelachse im Bereich von Hindernissen
möglich ist. Die Tragraupen haben ferner den Vorteil, dass sie durch Winden am Mast auf
den Rüttler einen zusätzlichen, abwärtsgerichteten Druck ausüben können. Somit können die
Bodenschichten schneller durchfahren werden. Der eigentliche Vorteil dieser Trägergeräte
wirkt sich erst beim später beschriebenen Rüttelstopfverfahren aus.
Die Tragraupen müssen für das Umsetzen des Rüttlers im Regelfall den Führungsmast etwas
schräg nach hinten stellen, damit die vorhandene ,,Kopflastigkeit" beim Verfahren nicht zu
groß ist. Die hydraulischen Abpratzungen müssen, soweit vorhanden, angehoben werden.
Dann erst ist ein Verfahren zum neuen Rasterpunkt möglich. Das Ausrichten auf diesen
Punkt muss dann mit dem Fahrwerk erfolgen. Die Abpratzungen müssen erneut herunterge-
fahren, und der Führungsmast muss wieder ausgerichtet werden. Der Ausrichtvorgang hat
lotrecht in zwei Achsen zu erfolgen, um eine den Anforderungen entsprechende lotrechte
Stopfsäule zu erreichen. Deshalb wird in der Praxis bei einer Rütteldruckverdichtung im Re-
gelfall der Seilbagger als Trägergerät eingesetzt. Die Seilbagger und Tragraupen sind im Re-
gelfall Mehrzweckgeräte, die auch für andere Tiefbauverfahren genutzt werden können. Die
Nutzungsdauer einer Tragraupe kann durchaus 10 Jahre und mehr betragen. Die Seilbagger
müssen als grundlegende Voraussetzung über eine Freifallwinde verfügen, damit der Rüttler
frei von Verzögerungen in den Boden einfahren kann. Die Seilbagger werden noch weniger
belastet als die Tragraupen, da sie geringere Fahrleistungen zu erbringen haben. Daher kön-
nen Seilbagger durchaus über die in der BGL genannten Nutzungsdauern hinaus eingesetzt
werden.
Die erforderliche Gerätegröße der Trägergeräte hängt im Wesentlichen von den mit zuneh-
mender Verdichtungstiefe steigenden Gewichten der Rüttler und Aufsatzrohre ab. So werden
bei der Tiefenrüttlung Seilbagger ab einem Gewicht von 30 t eingesetzt. Die erforderliche
Gerätegröße wird definiert durch die Mastlänge, die Rollenkopfhöhe für Seilbagger und das
Gerätegewicht. Das Gewicht ist dabei eine maßgebliche Kenngröße, die im Wesentlichen
von der erforderlichen Tiefe der Bodenverbesserung aber auch von dem Verfahren abhängt.
Der Einfluss der Tiefe wirkt sich über die zunehmenden Gewichte der Rütteleinheiten aus.
Kleinere, für das Rütteln eingesetzte Geräte weisen ein Gesamtgewicht von 30 t auf.
210 5 Baugrundverbesserung
Für größere Tiefen werden Geräte bis zu 110 t eingesetzt. Darüber hinaus werden für Ex-
tremtiefen Seilbagger von 300 bis 500 t Gewicht eingesetzt.
Die eingesetzten Geräte zum Verfüllen der Absenktrichter unterliegen keinen besonderen
Belastungen. Am häufigsten werden hierfür Radlader verwendet, da sie sehr beweglich sind.
Bei schlecht befahrbaren Böden werden Raupenfahrwerke erforderlich.
Der Schaufelinhalt ist stark von der zu verdichtenden Mächtigkeit, dem Anteil an nachzufül-
lenden Material sowie der Anzahl der von einem Ladegerät zu bedienenden Rüttlereinheiten
abhängig. Es ist nicht unüblich, auch größere Ladegeräte mit bis zu 3 m3 Schaufelinhalt ein-
zusetzen.
Eine exakte Bemessung für die Festlegung der Abstände der Verdichtungspunkte lässt sich
anhand von theoretischen Berechnungen nicht durchführen. Die Abstände werden daher auf-
grund von Erfahrungen festgelegt. Somit ist es sehr schwer, für die Tiefenrüttelverdichtung
bereits im Voraus die Kosten zu bestimmen. Die Tabelle 5.16 und Tabelle 5.17 zeigen den
Betriebsmitteleinsatz und die Aufwandswerte für die gewichtigen Teilprozesse einer Tiefen-
rüttelverdichtung auf.
ausrichten
Vermessungsarbeiten 5 min/Vorgang
Nutzleistung 25 m/h
Baustelleneinrichtung 1 Tag(e)
Anlaufzeit am Morgen bzw.
Sonstiges
1. Nebenleistungen
Aufstellen eines Verdichtungsplanes
2. Besondere Leistungen
Druck- und/oder Rammsondierungen, Lastplattenversuche oder Probebelastungen
Erschütterungsmessungen
Abgleichen der Arbeitsebene und Beseitigen des überschüssigen Materials und Bodens
nach Beendigung der Tiefenverdichtung
3. Aufmass und Abrechnung
Einsenktiefe des Rüttlers: Ab Ansatzpunkt bis Endtiefe
Eingebautes Material: nach Gewicht entsprechender Wiegescheine
5.5 Rüttelstopfverdichtung
5.5.1 Allgemeines
Böden mit mehr als 10 bis 15 % Feinkornanteil (< 0,06 mm) lassen sich durch Rüttelschwin-
gungen nicht nennenswert verdichten. Diese Böden werden seit etwa 1960 mit dem Rüttel-
stopfverfahren verbessert, bei dem zunächst der Tiefenrüttler einen Hohlraum im Boden er-
stellt, der anschließend mit Kies oder Schotter ausgefüllt wird. Hierdurch entstehen Kies-
bzw. Schottersäulen, welche die Zusammendrückbarkeit des Baugrundes verringern und sei-
ne Scherfestigkeit erhöhen.
5.5.3 Anwendungsbereiche
Die Rüttelstopfverdichtung ist grundsätzlich gleichermaßen in bindigen und nichtbindigen
Böden anwendbar (Bild 5.17), wobei die überwiegende Mehrzahl der Anwendungsfälle sich
auf bindige Böden erstreckt. Da die Kies- oder Schottersäule in ihrer Tragwirkung auf den
seitlichen Widerstand des umgebenden Bodens angewiesen ist, tritt ein Versagen ein, wenn
dieser Boden ausweicht (Überschreiten des Erdwiderstandes) oder, was eher der Fall ist,
wenn bis zur Weckung des erforderlichen Widerstandes eine zu große Stauchung und damit
eine unzulässige Setzung der Säule verursacht wird. Erfahrungen haben gezeigt, dass die
Scherfestigkeit des umgebenden undränierten Bodens höher als cu = 15 bis 25 kN/m² sein
soll. Das schließt die Anwendung des Verfahrens in Böden aus, deren Konsistenz flüssig
oder breiig ist. Bei mindestens halbfesten feinkörnigen Böden ist die Rüttelstopfverdichtung,
wenn überhaupt, nur mit hohem Aufwand möglich. Das gilt auch noch für einen Teil der stei-
fen Böden, wobei der Einsatz wiederum abhängig von deren Scherfestigkeit ist. Rüttelstopf-
verdichtungen sind nur sinnvoll bzw. möglich, solange die undränierte Scherfestigkeit cu
unter 70 kN/m² liegt [24].
Die Anwendungsfälle in der Baupraxis erstrecken sich auf die Abtragung von Einzel- und
Flächenlasten sowie die Sicherung von Bauwerken oder Bauteilen gegen Grund- oder Bö-
schungsbruch (Bild 5.21).
Die Länge der Stopfsäulen richtet sich nach der Mächtigkeit der zu verbessernden Schicht.
Die Schichtmächtigkeiten, bei denen dieses Verfahren wirtschaftlich einsetzbar ist, liegen
i. Allg. zwischen 3 m und 10 m. Ausgeführt wurden auch schon bis zu 20 m lange Stopfsäu-
len. Das Verfahren ist insbesondere geeignet für Bauwerke mit wenigen Geschossen, leichte
Hallenbauten oder auch bei gleichmäßig verteilten Lasten.
5.5 Rüttelstopfverdichtung 215
Bei stark gegliederten Baumassen oder viergeschossigen Bauwerken sollte das Verfahren nur
angewendet werden, wenn Setzungsunterschiede für das Bauwerk unschädlich sind oder be-
wusst statisch und konstruktiv berücksichtigt werden.
Als zulässige Bodenpressung können je nach Baugrundverhältnissen sowie Form und Belas-
tung des Fundaments Werte zwischen 150 und 400 kN/m² angenommen werden [18]
Während man bei Flächenlasten i. Allg. ein gleichmäßiges Raster der Stopfsäulen wählt, be-
schränkt man sich bei Streifen- und Einzelfundamenten auf deren Einwirkbereiche (Bild
5.23).
216 5 Baugrundverbesserung
Um Verkantungen der Fundamente zu verhindern, ordnet man die Säulen vor allem unter den
Rändern der Fundamente an. Auch unter gering belasteten Streifenfundamenten sind Stopf-
säulen herzustellen, um ungleichmäßige Setzungen zu vermeiden. Ist nur eine Reihe Stopf-
säulen vorgesehen, werden sie etwas gegen die Fundamentachse versetzt.
2. Nach Erreichen dieser Tiefe wird der Rüttler komplett aus dem entstandenen Hohlraum
gezogen und Kies- oder Schottermaterial wird eingefüllt. Dieses Einfüllen hat zügig zu
geschehen, um die Gefahr von Bodeneinbrüchen zu minimieren.
3. Der Rüttler wird anschließend wieder in das Rüttelloch eingeführt und das eingefüllte
Material wird durch Auf- und Abbewegen des Rüttlers verdichtet und in den umgeben-
den Boden verpresst.
4. Die Schritte 2 und 3 werden bis zum Erreichen der Arbeitsebene wiederholt.
5.5 Rüttelstopfverdichtung 217
Nachfolgend sind die einzelnen Prozesse und zugehörige Geräte tabellarisch gelistet.
Besitzt der Boden mehr als 15 % Anteil mit Korngrößen unter 0,06 mm, kann der Boden
nicht nur ausschließlich durch Rütteln verdichtet werden, da beim Ziehen des Rüttlers ein
Hohlraum verbleiben würde. Dieser Hohlraum muss nachträglich wie aus der vorausgegan-
genen Beschreibung der Teilprozesse ersichtlich mit Füllmaterial gefüllt und verdichtet wer-
den. Dabei können die in Kapitel 5.4 beschriebenen Tiefenrüttler oder aber Schleusenrüttler
eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um einen Tiefenrüttler mit einer Schleuse am obe-
ren Ende, einem Materialförderrohr und einer Auslassöffnung. Das benötigte Kies- oder
Schottermaterial wird in die Schleuse eingefüllt, mit etwa 2 bar Luftdruck beaufschlagt und
durch das Materialrohr bis an die Rüttlerspitze zu der Materialauslassöffnung geführt. Der
Luftdruck dient dem besseren Materialfluss, verhindert das Verstopfen des Materialauslasses,
gleicht den beim Ziehen entstehenden Unterdruck aus und hält den entstandenen Hohlraum
beim schrittweisen Ziehen von Boden frei. Die Schleusenrüttler sind seit 1976 erfolgreich im
Einsatz.
220 5 Baugrundverbesserung
Mastgeführte Rüttelstopverdichtung
Mit der Entwicklung dieser Schleusenrüttler musste für eine kontrollierte Materialzugabe ein
zuverlässiges Befüllsystem konzipiert werden. Die Firmen Keller und Bauer verfügen über
spezielle Rüttlertragraupen, wobei der Rüttler samt Verlängerungsrohren an einem Mäkler
geführt wird. Die Materialschleuse wird über einen ca. 1 m3 fassenden Materialkübel be-
schickt.
Diese Aktivierung und die Führung des Rüttlers an einem Mast haben dazu beigetragen, die
Leistungen beim Rüttelstopfverfahren erheblich zu steigern. Aus diesem Grund werden die
Trägerraupen auch häufig beim Rütteldruckverfahren angewendet. Die Ausführungstiefe
wird jedoch von der Masthöhe begrenzt. Die Masten lassen sich bis auf ca. 30 m verlängern.
Bei den Trägerraupen ist es möglich, dass das entsprechend der Antriebsart benötigte Hy-
draulik- bzw. Stromaggregat am Trägergerät montiert ist. Die Trägergeräte für das Rüttel-
stopfverfahren sind im Regelfall etwas schwerer als bei der normalen Rüttelverdichtung, da
die Rütteleinheiten durch die Zusatzausrüstungen der Rüttler schwerer sind.
Freireitende Rüttelstopfverdichtung
Bei den Schleusenrüttlern die freireitend am Seilbagger hängen, ist ein Füll- und Beschi-
ckungssystem mittels Luftstromförderung im Einsatz.
Dieses Verfahren wird bei der Firma Vibroflotation als ,,DLGP- (Double Lock Gravel Pump)
system" bezeichnet. Seine Funktionsweise lässt sich wie folgt beschreiben:
5.5 Rüttelstopfverdichtung 221
Das Kies- oder Schottermaterial wird mit einem Radlader in einen neben dem Seilbagger
stehenden Vorratsbehälter gefüllt und kann kontinuierlich über einen Luftstrom (ca. 6 bar)
dem Rüttler zugegeben werden. Dieses System zeichnet sich wegen der kontinuierlichen Be-
schickungsmöglichkeit durch eine besonders hohe Förderleistung aus. Bei dem freien Führen
des Rüttlers am Seilbagger ist die Verdichtungsleistung stark abhängig vom Eigengewicht
der gesamten Rütteleinheit. Schwerrohre können hier das Eigengewicht erheblich steigern.
Die lotrechte Erstellung von Stopfsäulen bedingt, dass beim Eindringen noch eine gewisse
Restzugkraft im Seil verbleibt und der Rüttler nicht mit Schlaffseil versenkt wird. Das Seil
muss mit der Verstellmechanik des Auslegers so geführt werden, dass es ein gewisses Rück-
stellmoment erzeugt wird, womit der Rüttler lotrecht gehalten wird. Diese Bedingungen ver-
langen vom Baggerführer ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl.
Tabelle 5.19 Erfahrungswerte von Kiesverbrauch und erzielten Querschnitten mit dem Schleusenrüttler [29]
Eine exakte Bemessung lässt sich bei der Rüttelstopfverdichtung genauso schwer durchfüh-
ren wie bei der Tiefenrüttelverdichtung. Die Abstände werden daher auch hier aufgrund von
Erfahrungen festgelegt. Somit ist es sehr schwer, für die Rüttelstopfverdichtung bereits im
Voraus die Kosten zu bestimmen. Tabelle 5.20 und Tabelle 5.11zeigen die Aufwandswerte
für gewichtige Teilprozesse einer Tiefenrüttelverdichtung auf.
3 min/Vorgang
ausrichten
Vermessungsarbeiten 5 min/Vorgang
Baustelleneinrichtung 1 Tag
Anlaufzeit am Morgen bzw.
Sonstiges
Die Kontrolle von Stopfverdichtungen durch Ramm- oder Drucksondierungen führt meist
nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Die Sonden lassen sich wegen der Verzahnung des
Schotter- bzw. Kiesmaterials häufig nicht ausreichend tief in die Säulen einbringen, und der
Boden zwischen den Stopfsäulen weist häufig keine signifikanten Verbesserungen der Kon-
sistenz auf.
5.6.1 Allgemeines
Die Dynamische Intensivverdichtung (DYNIV) hat ihren Ursprung in der Verdichtung mit
Handstampfer und der im Autobahnbau der 30er Jahre gebräuchlichen Verdichtung mit 2 t
schweren Stampfplatten, die aus 2 m Höhe fallengelassen wurden. Die Weiterentwicklung
dieses Verfahrens geht wesentlich auf die Forschungsarbeiten von Ménard Anfang der 70er
Jahre zurück [32], [33].
Mit einem Spezialgerät wird eine ca. 10 bis 40 t schwere Masse aus einer Höhe von ca. 10
bis 40 m frei fallengelassen. Der Aufschlag des Fallgewichtes auf den Boden erzeugt
Schockwellen, die je nach Boden Einflusstiefen von 10 bis 30 m erreichen und zu einer in-
tensiven Verdichtung des Bodens führen.
Bei nichtbindigen Böden tritt sofort nach dem Aufschlag die vollständige Verdichtungswir-
kung ein, die eine Erhöhung der Tragfähigkeit und des Steifemoduls mit sich bringt. Wie
beim Proctorversuch nach DIN 18 127 ist die erreichte Verdichtung vom Wassergehalt des
Bodens abhängig.
5.6 Dynamische Intensivverdichtung 225
Bei bindigen Böden steigen beim Aufschlagen zunächst die Porenwasserdrücke stark bis hin
zur Bodenverflüssigung an. Hierbei entsteht im Boden ein hydrostatischer Spannungszustand
mit einer Entfestigung der Bodenstruktur.
Anschließend strömt das Porenwasser, insbesondere auch durch die im Boden entstandenen
Risse, ab, und der Porenwasserdruck reduziert sich. Der erhöhte Porenwasserdruck bleibt
aber eine Zeit lang im Baugrund erhalten, obwohl das Gerät längst abgezogen und die Gelän-
deoberfläche unbelastet ist. Der Baugrund verliert als Folge der Verdichtungsbearbeitung
zunächst völlig seine Tragfähigkeit. Auch diese Erscheinung erläutert anschaulich den Be-
griff der Bodenverflüssigung.
Erst in der anschließenden Ruhephase erhöht sich die Tragfähigkeit des Bodens wieder, da
das Kornskelett wieder größere Korn-zu-Korn-Drücke übertragen kann. Die Tragfähigkeit
wächst über den Ausgangswert an, worin das Ziel der Verdichtungsarbeit liegt.
Solche Verdichtungsvorgänge werden als Konsolidation bezeichnet. Da die Ursache bei die-
sem Verfahren in der dynamischen Bearbeitung des Bodens liegt, spricht man auch von einer
Dynamischen Konsolidation [34]. Die Wirkung der Schlagenergie auf bindige Böden ist in
Bild 5.27 dargestellt.
2 Zusammendrückung
3 Porenwasserdruck-Verflüssigungsdruck
6 Bearbeitungsphasen
Eine mehrmalige Behandlung nach einer Ruhepause von (je nach Bodenart) ein bis vier Wo-
chen verbessert das Ergebnis.
226 5 Baugrundverbesserung
5.6.3 Anwendungsbereiche
Die Anwendbarkeit des Verfahrens wird durch
die anstehenden Bodenschichten
die Art und Belastung des zu gründenden Bauwerks
die Entfernung zur Nachbarbebauung
die Wirtschaftlichkeit
bestimmt.
Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens hängt von der Art und Mächtigkeit der anstehenden
Bodenarten, den erforderlichen Fallhöhen und Fallgewichten sowie von der Größe der zu
verbessernden Fläche ab. Da die Baustelleneinrichtung wegen des Transportes und des Auf-
baus der schweren Geräte sehr teuer ist, lohnt sich der Einsatz des Verfahrens erst ab einer
Fläche von ca. 5.000 bis 10.000 m².
Die Bedingungen für eine Konsolidation werden durch eine zu große Fallmasse verschlech-
tert, während eine zu kleine Verdichtungsenergie die Einwirktiefe verringert. Die optimalen
Bearbeitungsparameter sollten vor Beginn der Arbeiten durch Laborversuche und besonders
durch eine Probeverdichtung auf der Baustelle ermittelt werden.
Als Trägergeräte für Verdichtungen an Land kommen folgende Geräte zur Anwendung:
Bagger und Raupenkrane für Fallgewichte bis zu 20 t und Fallhöhen bis zu 20 m
Dreiböcke für Fallgewichte bis zu 40 t und Fallhöhen bis zu 30 m
Spezialgeräte für Fallgewichte bis zu 200 t und Fallhöhen bis zu 30 m
Als Trägergeräte für Verdichtungen unter Wasser können Pontons und Hub- oder Schreit-
inseln verwendet werden [37]. Die Gewichte für Aufgaben an Land sind kompakte quadrati-
sche oder - was verdrängungstechnisch günstiger ist achteckige Stahl bzw. Stahl-Beton-
Körper. Je nach Art der Bauaufgabe muss das Gewicht geändert oder das Verhältnis Gewicht
zu Aufprallfläche variiert werden.
Die Gewichte für die Verdichtung unter Wasser sind Spezialgewichte mit vertikalen Kanä-
len, damit Wasser durchströmen kann. Sie müssen so geformt sein, dass sie auch beim seitli-
chen Anströmen ihre lotrechte Falllinie beibehalten. Nachdem das Fallgewicht auf die ent-
sprechende Höhe gebracht worden ist, fällt es ungebremst auf die Bodenoberfläche.
228 5 Baugrundverbesserung
Die beim Aufprall entstehenden Schockwellen verdichten den Boden. Bei stark zusammen-
drückbaren Schichten entstehen an der Geländeoberfläche Trichter, die entweder mit
Fremdmaterial oder dem anstehenden Bodenmaterial verfüllt werden. Durch wiederholte
Übergänge und weiteres Verfüllen können Säulen aus Füllmaterial bis in größere Tiefen ge-
trieben werden [38].
Die im Raster hergestellten Säulen bilden in Verbindung mit einer abschließenden Oberflä-
chenverdichtung eine Tragkonstruktion ähnlich einer Pilzdecke.
Verwendet man bei bindigen Böden für die Säulen dränfähiges Material wie z. B. Kies-,
Sand- oder Schottergemische, so wird zugleich eine bessere Entwässerungsmöglichkeit und
eine damit verbundene bessere Konsolidierung des anstehenden Bodens bewirkt. Der Ab-
stand der Verdichtungspunkte liegt zwischen 4 und 10 m. Jeder Punkt wird pro Übergang mit
bis zu 15 Schlägen beansprucht, wobei mit abnehmender Durchlässigkeit des Bodens die
Wartezeiten zwischen den Schlägen größer werden müssen, um einen Konsolidationseffekt
zu erreichen.
Je feinkörniger ein Boden ist, desto mehr Übergänge sind erforderlich. Da die bisherigen
Erfahrungen nicht ausreichen, um für eine bestimmte Bodenart den erforderlichen Verdich-
tungsaufwand zu berechnen, empfiehlt es sich, eine Probeverdichtung vorzunehmen.
Ein spezielles Verfahren ist die Kombination der Verdichtungstechnik mit einem Dränage-
system, das aus in engem Raster angeordneten Vertikaldräns besteht. Dieses Verfahren ist
besonders für die schnelle und gezielte Verdichtung weicher Böden geeignet. Das durch die
Schlagenergie unter hohem Druck stehende Porenwasser wird über die Vertikaldräns an die
Oberfläche gepresst und über einen geeigneten Kiesflächenfilter abgeleitet. Im Boden wird
der Porenwasserüberdruck auch bei wenig wasserdurchlässigen Böden so rasch abgebaut,
dass die sonst üblichen Ruhephasen zwischen den einzelnen Übergängen entfallen und die
Verdichtungsübergänge kontinuierlich durchgeführt werden können. Die mit einem Stopfge-
rät eingebauten Runddräns aus gelochtem Kunststoffrohr mit Filterkies gewährleisten bei
hoher Stabilität eine schnelle Wasserförderung [39].
Die Gewichte dieser meist quadratischen Fallkörper betragen bis zu 20 t. Fallkörper der neu-
eren Generation bestehen aus mehreren massiven, mit Bolzen vorgespannten und verschraub-
ten Stahlplatten. Diese Konstruktionsweise führt zu wesentlich längeren Nutzungszeiten
gegenüber den Hohlkästen, da beschädigte Stahlplatten ausgewechselt werden können.
Zudem lassen sich die Fallgewichte durch zusätzliche bzw. durch die Entfernung von Stahl-
platten variieren. Die Grundflächen der Fallkörper können quadratisch, rund oder mehreckig
sein. Ihre Grundfläche beträgt 2 bis 6 m2. Bei quadratischen Grundformen haben die Kanten
eine Länge von 1,7 bis 2,1 m.
Die üblichen Fallkörpergewichte liegen zwischen 6 und 40 t. Für Sonderfälle wurden schon
Gewichte bis zu 200 t eingesetzt. In Bild 5.29 ist ein quadratischer Fallkörper dargestellt. Er
besteht aus vier einzelnen Stahlplatten á 15 cm Stärke und wiegt ca. 24 t. Liegt die Verdich-
tungsoberfläche bzw. die Sohle der Schlagtrichter unterhalb des Grundwasserspiegels oder
wird der Meeresboden verdichtet, so werden speziell mit Durchströmungsöffnungen und Sta-
bilisierungsrippen versehene Fallkörper verwendet.
Trägergeräte
Wird jedoch die Seilwinde ausgeklinkt, und das Fallgewicht fällt im freien Fall zu Boden, so
entspannt sich im Moment des Ausklinkens der gesamte Ausleger samt seiner Haltemecha-
nik. Diese plötzliche Entspannung stellt eine hohe Anforderung an den Ausleger. Der plötzli-
che Ruck überträgt sich jedoch auch auf das Grundgerät, so dass der Ober- und Unterwagen,
insbesondere der Drehkranz, ebenso diesen Extrembelastungen ausgesetzt werden.
5.6 Dynamische Intensivverdichtung 231
Für den Unterwagen mit seinem Raupenfahrwerk kommen die Belastungen aus dem verhält-
nismäßig häufigen Verfahren der Geräte hinzu, da ein Verdichtungspunkt nicht nur in einer,
sondern in mehreren Phasen verdichtet wird. Somit müssen bei diesem Verfahren im Ver-
gleich zu anderen Raupenkraneinsätzen beachtliche Fahrwege zurückgelegt werden.
Einen großen Verschleiß erleiden die Seile und Anschlagmittel. Ebenfalls durch die schnelle
Entspannung und das schnelle Abspulen während des Freifalles werden sie schnell brüchig
und müssen relativ häufig gewechselt werden. Die Seilbremse wird durch das schnelle Ab-
bremsen nach jedem Fallschlag ähnlich stark beansprucht. Die Bremsbeläge müssen daher
oft erneuert werden.
Die Zahl der möglichen Verdichtungsschläge hängt von unterschiedlichen Geräte- und
Schlagparametern ab. So kann ein Gerät mit einer großen Motorleistung die Fallplatte ver-
hältnismäßig schnell auf die erforderliche Fallhöhe befördern, welches ebenso leistungsbe-
stimmend wie das Gewicht der Fallplatte selbst ist.
Nachfolgende Tabelle zeigt eine Bewertung der Leistung und Kosten gewichtiger Teilpro-
zesse zur Dynamischen Intensivverdichtung.
Tabelle 5.25 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten bei der Dynamischen Intensivverdichtung
1 min/Vorgang
tungsraster ausrichten
Überwachungsmessungen 0,5 min/Vorgang
dichtung
Auch andere Verfahren, wie Ramm- oder Drucksondierungen nach DIN 4094, sind zur Kon-
trolle geeignet. Mit den Messergebnissen während der Verdichtung lässt sich der Verdich-
tungserfolg kontrollieren bzw. festlegen, ob und wie viele weitere Übergänge erforderlich
sind.
Nachfolgend wird das Baumischverfahren erläutert. Dieses wird weit häufiger angewendet
und unterscheidet sich vom Zentralmischverfahren nur darin, dass der Boden nicht vor Ort,
sondern in einer Mischanlage mit den erforderlichen Bindemitteln vermischt wird.
Die Verteilung und das Einmischen des Zementes dürfen nicht unmittelbar nach dem Einfrä-
sen des Kalkes erfolgen, da die Reaktionen von Kalk und Boden eine relativ lange Zeit in
Anspruch nehmen. Zwischen der Bodenverbesserung mit Kalk und der hydraulischen Verfes-
tigung mit Zement sollte mindestens ein Tag Arbeitsunterbrechung liegen.
Ist der Boden zu trocken, wie dies bei gleichkörnigen Sanden schon nach kurzen Trockenpe-
rioden häufig der Fall ist, muss er vor dem Verteilen des Zementes vorgenässt werden. Bei
starken Niederschlägen muss auf das Verteilen von Bindemitteln verzichtet werden, um ein
Ausschwemmen des Bindemittels zu vermeiden. Wird durch die Niederschläge der für die
ausreichende Verdichtung festgelegte Wassergehalt des Bodens überschritten, müssen die
Arbeiten so lange unterbrochen werden, bis der Boden ausreichend abgetrocknet ist. Bei
starken Winden ist das Verteilen des Bindemittels einzustellen. Gefrorener Boden darf nicht
verfestigt werden.
Bei dem nachfolgenden Einsatz der Verfestigungsgeräte ist gegebenenfalls während des
Mischvorganges so viel Wasser zuzugeben, dass der für die Verdichtung notwendige Was-
sergehalt des Boden-Bindemittel-Gemisches erreicht wird. Das Verteilen und das Einfräsen
des Bindemittels sollten grundsätzlich unmittelbar hintereinander erfolgen.
Bei der Verfestigung ist zu beachten, dass zwei benachbarte Mischspuren überlappend herge-
stellt werden und keine unbehandelten Bodenstreifen verbleiben. Unmittelbar nach Beendi-
gung des Durchmischens wird mit der Verdichtung begonnen.
Übersteigt der Wassergehalt des zu verfestigenden Bodens den für die Verdichtung optima-
len Wert und ist es nicht zu erwarten, dass der Wassergehalt durch natürliche Verdunstung
abnimmt, kann der Boden durch Auflockerung belüftet werden, um das Verdunsten zu be-
schleunigen. Verspricht diese Maßnahme wenig Erfolg, kann Feinkalk auf die zu behandeln-
den Flächen gleichmäßig aufgebracht und mindestens in der Mächtigkeit der zukünftigen
Bodenverfestigung eingefräst werden.
2. Der Zement wird mit einem Streuwagen dosiert vorgestreut und das Zugabewasser wird
genau dosiert in Abhängigkeit von der Vortriebsgeschwindigkeit in den Mischraum über
eine Einsprühanlage eingesprüht. Das Wasser wird über eine Schlauchleitung vom Was-
serwagen zugeleitet oder über entsprechende Tanks der Bodenstabilisierer mitgeführt.
Die Geräte, die den Boden aufreißen, zerkleinern und die Zuschlagstoffe einmischen, werden
als Bodenstabilisierer, auch Bodenvermörtelungsmaschinen oder Bodenfräsen, bezeichnet.
Sie sind heute weitgehend als selbst fahrende Maschinen ausgebildet. Da man sie auch zum
Recyceln von Asphaltbelägen einsetzen kann, werden sie häufig als Recycler bezeichnet.
Frühere Geräte waren als Anbaugeräte hinter einem Schlepper oder Unimog konzipiert.
Die heutigen Geräte hingegen sind speziell entwickelte Hochleistungsgeräte. Je nach Herstel-
ler gibt es verschiedene Konstruktionsmerkmale. So bestehen einige aus einem Vorder- und
Hinterrahmen und einer Knick- oder Radlenkung. Ein Allradantrieb und eine breite Berei-
fung ermöglichen das Arbeiten in sehr weichem und steilem Gelände.
Die eigentliche Arbeitsausrüstung stellt der Fräsrotor dar. Dieser ist bei allen Geräten zwi-
schen der Vorder- und Hinterachse angeordnet. Der Fräsrotor hat im Regelfall eine große
Masse, so dass der Schwungradeffekt genutzt wird. Die Meißel haben je nach Arbeitseinsatz
unterschiedliche Formen. Sie sind auf aufschraubbaren Werkzeughaltern angeordnet, um ein
schnelles und einfaches Wechseln auf der Baustelle zu ermöglichen.
Die Firma Caterpillar bietet für ihre Geräte verschiedene Rotoren an. So sind für bindige und
schwach bindige Böden, für nichtbindige Böden oder für alle Böden konzipierte Rotoren mit
speziellen Meißeln erhältlich. Die Firma Wirtgen dagegen setzt auf einen Rotor, der mit
einem Rundschaftmeißel alle gestellten Aufgaben erfüllt.
238 5 Baugrundverbesserung
Der Raum zwischen dem Rotor und der Abdeckhaube ist der Mischraum. Dieser muss der
Frästiefe entsprechend angepasst werden, da bei größeren Tiefen mehr Bodenmaterial ge-
mischt werden muss und dementsprechend auch mehr Mischraum benötigt wird. Das Ab-
streifschild sollte verstellbar ausgebildet sein, da so ein Vorplanieren erreicht werden kann.
Sind beide Seiten verstellbar ausgebildet, kann sowohl mit als auch gegen die Arbeitsrich-
tung gefräßt werden.
Ein gegenläufiges Fräsen, also der Rotor dreht sich entgegen der Arbeitsrichtung, erzielt im
Allgemeinen eine bessere Durchmischung als Gleichlauffräsen. Alle Geräte verfügen über
die Möglichkeit, das Zugabewasser über eine Sprühanlage vor oder in den Mischraum einzu-
speisen.
Streuwagen
Die eingesetzten Streuwagen sind als Selbstfahrer, Aufsatzgeräte für LKW oder als Anhän-
gestreugerät ausgebildet. Sie bestehen im Wesentlichen aus einem geschlossenen, siloähnli-
chen Vorratsbehälter unterschiedlichen Fassungsvermögens, einem Verteilmechanismus und
einer Dosiereinrichtung. Das Fassungsvermögen sollte nicht zu klein sein, da sonst ein häufi-
ges Nachfüllen erforderlich ist, was eine Siloanlage auf der Baustelle erfordern würde.
5.7 Oberflächenverfestigung mit Bindemitteln 239
Der Verteilbalken sollte nicht sehr hoch über dem Boden angebracht sein, um so ein Verwe-
hen des Zementes und die Staubentwicklung zu begrenzen. Die Bereifung bzw. die Wahl des
Trägergerätes sollte der Beschaffenheit des Untergrundes angepasst werden, um zu tiefe
Fahrspuren bzw. ein Festfahren zu verhindern.
Wassersprengwagen
Auch diese Geräte können als Selbstfahrer, Aufsatzgeräte für LKW oder als Anhängegeräte
konzipiert sein. Sie bestehen aus einem geschlossenen Wassertank und einer Versprühanlage.
Hinsichtlich der Geländetauglichkeit gilt gleiches wie bei den Streuwagen. Wird der Wasser-
sprengwagen zum Feuchthalten der aufbereiteten Schicht eingesetzt, ist darauf zu achten,
dass sich keine Verdrückungen oder sonstigen Beschädigungen durch das Befahren einstel-
len. Eine Verwendung von Sand- oder Ballonreifen mit besonders großer Aufstandsfläche
kann dem entgegenwirken.
Suspensionsmischanlagen
Suspensionsmischanlagen vereinigen Streuwagen und Sprengwagen. Eine solche ist z. B. die
WM 400 der Firma Wirtgen. Sie besteht aus einem 8,5 m3 großen Wassertank, einem 20 m3
fassenden Zementbehälter, Förder-, Dosier- und Mischeinrichtung und einem eigenen An-
triebsmotor.
Die Anlage ist auf einem mit einer Hilfslenkung versehenen Schwerlastenhänger montiert
und kann somit von einem Recycler aus gelenkt werden. Die Vorteile solcher Kompaktanla-
gen sind ein geringer Personalbedarf, da weder Streuwagen noch Wasserwagen erforderlich
sind und die Anlage komplett vom Recycler gesteuert wird. Hinzu kommt das große Fas-
sungsvermögen des Zementbehälters, der es ermöglicht, dass ganze Sattelzüge entladen wer-
den können und somit kein Baustellensilo erforderlich wird, welches ein kontinuierliches
Arbeiten ermöglicht. Die Dosierung kann sehr genau erfolgen und dokumentiert werden.
Verdichtungsgeräte
Die Verdichtungsgeräte entsprechen den im Kapitel 5.3.3.2 behandelten Maschinen.
Bedingt geeignet sind folgende Bodenarten, wobei die Eignung in speziellen Prüfverfahren
und/oder durch eine Probenverdichtung nachgewiesen werden muss:
Mittel- und ausgeprägt plastische Tone (TM und TA nach DIN 18 196)
Grob- und gemischtkörnige Böden mit Kornanteilen über 63 mm. Diese Anteile müs-
sen gegebenenfalls vor dem Einmischen des Bindemittels entfernt werden, soweit dies
für eine anforderungsgerechte Verfestigung erforderlich ist (Ebenheit, Schäden am
Mischgerät etc.)
Böden mit organischen Beimengungen
Ungeeignet sind:
Schluff- und Tonsteine
Unvollständig verwitterte Felsböden
Organische Böden
Sehr heterogene Böden
Bodenverfestigung mit Kalk
Die Bodenverfestigung mit Kalk ist ein Verfahren, bei dem die Widerstandsfähigkeit des
Bodens gegen Beanspruchung durch Verkehr und Klima langfristig erhöht wird. Der Boden
wird hierdurch dauerhaft tragfähig, wasserunempfindlich und frostbeständig. Bodenverfesti-
gungen mit Kalk werden beim Bau von Straßen und Wegen aller Art sowie von anderen Ver-
kehrsflächen angewendet. Wird die Bodenverfestigung mit Kalk in der oberen Zone des
Unterbaus bzw. des Untergrundes ausgeführt, kann die Schicht als Frostschutzschicht ange-
setzt werden.
Das Einmischen von bituminösen Bindemitteln und die anschließende Verdichtung des Bo-
dens verkittet die Bodenteilchen. Bei bindigen Böden tritt außerdem der Effekt ein, dass die
Bodenteilchen durch die Umhüllung mit dem Bindmittel gegen Wasseraufnahme weitgehend
abgesperrt werden, wodurch bituminös verfestigte bindige Böden eine wetterunabhängige,
gleich bleibende Tragfähigkeit haben.
Für die Verfestigung mit bituminösen Bindemitteln eignen sich alle grobkörnigen Böden
sowie die gemischten Böden der Gruppe SU, GU, ST und GT.
5.7 Oberflächenverfestigung mit Bindemitteln 241
Bild 5.32 Körnungsbereiche für die Verfestigung von Böden mit verschiedenen Bindemitteln
Tabelle 5.27 Für die Bodenverfestigung mit Kalk geeignete Bodenarten mit Hinweisen auf die Kalkart [42]
Korngrößenanteile in
GRUPPEN
Gew.-% Frost-
Geeignet für
Haupt- Plastizitäts- empfind-
folgende
gruppen zahl IP und Kurz- lich-
Fließ- Kalkarten
nach Lage zur A- zeichen keitsklassen
grenze nach DIN
DIN 18 196 < 0,06 mm > 2 mm Linie Bezeichnung nach nach
wL in 1060
DIN ZTVE*
Gew.-%
18 196
Gemischt- Kies-Schluff-Gemische GU
> 40
körnige Kies-Ton-Gemische GT
Böden 15 bis 40 F3
Sand-Schluff-Gemische SU Feinkalk ****
< 40
Sand-Ton-Gemische ST Kalkhy-
drat***
Kies-Schluff-Gemische GU Hochhydrau-
> 40
Kies-Ton-Gemische GT lischer Kalk
5 bis 15 F 2****
Sand-Schluff-Gemische SU
< 40
Sand-Ton-Gemische ST
242 5 Baugrundverbesserung
Tabelle 5.29 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten bei der Oberflächenverfestigung mit Bindemitteln
Auch wenn der Oberboden, pflanzliche Bestandteile oder Steine zu entfernen sind, ist dies
mit in die Leistungsbeschreibung aufzunehmen. Dazu gehört auch das mögliche Nachver-
dichten und andere Maßnahmen die zu Vorbereitung der Unterlage dienen. Die für die Aus-
führung in Abhängigkeit vom Zweck maßgebenden Anforderungen sind ebenfalls im LV
anzugeben.
Bei der zu verfestigenden Schicht darf unmittelbar nach Abschluss der Verdichtung bei Bo-
den-Zement- bzw. Boden-Kalk-Gemischen der Verdichtungsgrad 98 % der Proctordichte
nicht unterschritten werden.
Bei Gemischen aus Boden und bituminösen Bindemitteln muss die verfestigte Schicht min-
destens 96 % der Dichte des nach dem Verfahren von Marshall hergestellten Probekörpers
aufweisen. Weitere Anforderungen beziehen sich auf die profilgerechte Lage, Ebenheit, Ein-
baudicke und verwendete Bindemittelmenge.
Die Qualitätsanforderungen werden durch Kontrollen vor, während und nach der Bauausfüh-
rung überprüft. Zum Nachweis der Eignung der Baustoffe und der Boden-Bindemittel-
Gemische für den vorgesehenen Verwendungszweck sind rechtzeitig vor Baubeginn Eig-
nungsprüfungen durchzuführen. Der hierfür erforderliche Zeitaufwand beträgt ca. 8 Wochen.
Die Prüfungen erstrecken sich beim zu verfestigenden Boden z. B. auf den Wassergehalt, die
Proctordichte und optimalen Wassergehalt, einaxiale Druckfestigkeit und Frostbeständigkeit.
Die Prüfungen vor Baubeginn entscheiden über die Brauchbarkeit des anstehenden Bodens
sowie über die Anwendbarkeit des vorgesehenen Verfahrens zur Bodenverfestigung. Die
Prüfungen während der Bauausführung sollen sicherstellen, dass die Güteeigenschaften der
Baustoffe, der Boden-Bindemittel-Gemische und der fertigen Leistung den vertraglichen
Anforderungen entsprechen. Sie werden als Eigenüberwachungsprüfungen und als Kontroll-
prüfungen durchgeführt.
Ist die Verbindung zwischen den mit Wasser oder Luft gefüllten Hohlräumen für das Ein-
pressmittel durchgängig, so können diese mit Hilfe eines Rasters von Bohrungen und Ein-
presslanzen mit geringem Einpressdruck aufgefüllt werden, ohne die vorhandene Struktur der
Kluft- und Porensysteme zu ändern.
5.8 Verfestigung durch Injektionen 245
Bei einem gering durchlässigen Untergrund können mit höherem hydraulischen Druck in den
Fließwegen des Einpressmittels zusätzlich zu den vorhandenen Klüften und Poren neue oder
erweiterte Fließwege aufgebrochen und gefüllt werden.
Die Reichweite der Einpressung wird beeinflusst von dem Einpressdruck und dem Zeitpunkt,
an dem das Einpressmittel erhärtet oder die Feststoffteilchen sedimentieren und die Fließwe-
ge verstopfen. Zu hoher Druck auf größere Einpressbereiche kann auch zu unerwünschter
Hebung von Bauwerken oder der Geländeoberfläche führen. Durch eine hohe Viskosität und
eine geringe Einpressgeschwindigkeit kann die Vermischung des Einpressmittels mit dem
Grundwasser eingeschränkt werden. Das Grundwasser soll aus den Hohlräumen weitgehend
verdrängt werden [3].
Herstellen einer verrohrten oder unverrohrten, wasser- oder luftgespülten Bohrung (bei ge-
eigneten Böden kann das Injektionsloch auch gerammt oder gerüttelt werden). Bei bindigen
Böden ist eine unverrohrte, in nichtbindigen Böden eine verrohrte und suspensionsgestützte
Bohrung möglich. Die Suspension übernimmt dabei die Kühlung des Bohrkopfes und den
Bohrguttransport. Bei weichen Untergründen kann auch ein Einrütteln des Mantels erfolgen.
Durch das Einfüllen der Sperrflüssigkeit wird die Bohrsuspension bzw. das Spülwasser ver-
drängt. Häufig wird die Sperrflüssigkeit schon vorher als Bohrsuspension verwendet, so dass
die Ventilrohre gleich nach dem Bohren eingestellt und fixiert werden. Die Sperrflüssigkeit
verhindert das Aufsteigen des Injektionsgutes im Ringraum.
Nach dem Aushärten des Sperrmittels werden die Packer gesetzt und das Ventilrohr abge-
dichtet. Durch einen zunächst größeren Druck wird das Sperrmittel aufgesprengt. Danach
wird der Druck auf Werte zwischen 2 und 10 bar gesenkt.
Die erforderliche Einpressmenge wird vorher ermittelt. Die Einpressrate liegt bei 5 bis
15 l/min. Danach werden die Packer gelöst, etwas gezogen, neu abgedichtet und erneut ver-
presst. Diese Vorgänge werden wiederholt, bis auch das letzte Ventil verpresst wurde.
Die meisten Bohrmaschinen für Injektionsbohrungen sind heute selbst fahrend. Nur schwere
Bohrmaschinen oder solche zum Bohren in sehr beengten Räumen sind auf Schlitten oder
Stahlgestellen montiert, die gegen Wände und Decken verspannt werden können. Es werden
neben den nachfolgend beschriebenen Bohrgeräten auch größere Maschinen, wie z. B. Trag-
raupen für das Rüttelstopfverfahren, eingesetzt.
5.8 Verfestigung durch Injektionen 247
Die Bohrwagen und -schlitten tragen in der Regel das Antriebsaggregat für die Fortbewe-
gung und die Bohrmaschine sowie Hydraulikpumpen für den Vorschub und andere Bewe-
gungen. Ein Steuerpult ist auf dem Bohrwagen befestigt und meist mit einer Fernbedienung
zu kombinieren. Viele Bohranlagen sind so ausgelegt, dass sie mit Drehbohrmaschine und
Schlaghammer ausgerüstet werden können. Das Gestänge ist an mindestens zwei Stellen zu
führen, um so die Abweichungen zu begrenzen. Die Spülpumpe bzw. der Kompressor für die
Spülung sind im Allgemeinen getrennt mitzuführen. Eine beispielhafte Zusammenstellung
von Bohrmaschinen ist Tabelle 5.31 zu entnehmen.
Die Drehbewegung der Bohrmaschine und der erforderliche Andruck werden durch das
Bohrgestänge und die Bohrkronen übertragen. Im Regelfall bestehen die Gestänge aus glat-
ten und nahtlosen Stahlrohren, die mit Innen-/Außengewinden direkt oder indirekt mittels
Nippel miteinander verbunden werden.
Die Einzellängen liegen üblicherweise im Bereich von 1,5 bis 3 m. Die Nutzungsdauer des
Bohrgestänges beträgt etwa 5000 bis 8000 Bohrmeter. Durch den Innenraum des Bohrge-
stänges wird das Spülmedium zur Bohrkrone gefördert.
Die Bohrkronen werden am unteren Ende des Bohrgestänges aufgeschraubt oder aufgesteckt.
Sie zerschneiden, zerreiben oder zertrümmern den anstehenden Boden. Die Art der Bohrkro-
ne hängt im Wesentlichen von den zu durchbohrenden Bodenschichten ab. Für Lockergestei-
ne werden im Regelfall nur Hartmetallbohrköpfe eingesetzt.
248 5 Baugrundverbesserung
Beim Einsatz der Endlosschnecke ersetzt die Schnecke das normale Bohrgestänge. Alle
Bohrkronen haben Löcher und Kanäle zur Zirkulation der Bohrspülung, deren Form und An-
ordnung die Bohrgeschwindigkeit und die Lebensdauer der Krone beeinflussen. Diese hängt
noch im Wesentlichen von der Bodenart, der Werkzeughärte, der Drehgeschwindigkeit und
dem Bohrdruck ab. Die Vielzahl dieser Einflüsse lässt schon erkennen, dass die Nutzungs-
dauer sich in weiten Grenzen bewegt. In Lockergestein liegt diese bei 100150 Bohrmetern.
Die erforderlichen Durchmesser richten sich nach dem Durchmesser der Manschettenrohre.
Er beträgt üblicherweise mind. 75 mm.
Spülpumpen
Der Transport des Bohrgutes aus dem Bohrloch geschieht mit Hilfe einer Endlosschnecke
oder mit einem Spülmittel. Als Spülmittel werden Wasser, Luft, Wasser-Luft-Gemische und
Suspensionen mit Bentonit oder Zement verwendet. Die Geschwindigkeit des Spülstromes
muss dabei ausreichend groß sein, um die gelösten Feststoffe nach oben zu fördern, d. h. sie
muss größer sein als die Absinkgeschwindigkeit der Teilchen im Spülmittel. Gebräuchliche
Spülgeschwindigkeiten sind nach Angabe der Firma Wirh bei Flüssigkeiten 0,6 bis 0,9 m/s
und bei Luft 20 bis 40 m/s.
Werden Bohrlöcher in nichtbindigen Böden abgeteuft, werden häufig Futter- oder Mantelroh-
re notwendig, um das Bohrloch vor seitlichen Einbrüchen zu schützen. Die Futterrohre sind
innen und außen glatte, nahtlose Rohre, die ohne Verbinder miteinander verschraubt werden.
Die Durchmesser des Bohrloches, der Futterrohre und der Bohrkrone müssen sorgfältig auf-
einander abgestimmt sein.
Ge-
Fabri- Fördermenge Druck Länge Breite Höhe
Bezeichnung Antrieb [kW] wicht
kat [l/min] [MN/m2] [mm] [mm] [mm]
[kg]
Wirth LKE 2 ¾x3/5,5 Elektr. 4,0 56120 35 1040 310 790 165
Für den Teilbetrieb Injizieren sind folgende Hilfsmittel bzw. Geräte erforderlich:
Manschettenrohre
Mischer und Rührwerke
Injektionspumpen
Vorratsbehälter der Einzelkomponenten
Dosier- und Registriergeräte
Manschettenrohre
Die verwendeten Manschettenrohre sind aus Kunststoff oder Metall, wobei im Allgemeinen
Kunststoffrohre angewendet werden. In gewissen Abständen sind diese gelocht. Die Öffnun-
gen sind mit Gummischläuchen überdeckt, die sich unter dem Injektionsdruck aufblähen, das
Injektionsgut austreten lassen und sich anschließend nach Abnahme des Drucks wieder ver-
schließen. Der Vorgang kann beliebig oft wiederholt werden. Der Abstand der Ventile beträt
standardmäßig 33 cm. Die Innendurchmesser der Manschettenrohre betragen 40 bis 60 mm.
Die Herstelllängen reichen von 30 cm bis zu mehreren Metern; die Einzellängen werden mit-
einander zu den erforderlichen Längen dicht verschraubt. Die Abdichtung oberhalb und
unterhalb eines Ventils geschieht mittels Doppelpackern.
250 5 Baugrundverbesserung
1 Bohrloch
2 Ventilrohr
3 Sperrmittel
4 Packer
6 Erhärtetes Injektionsgut
7 Verdichteter Baugrund
Die Injektionsgüter müssen in besonderen Mischern hergestellt und aufbereitet werden. Es ist
erforderlich, einzelne Flüssigkeiten vollständig zu vermengen, die Oberflächen aller Fest-
stoffpartikel mit Flüssigkeiten zu benetzen, sowie Luftblasen aus den Suspensionen und
Emulsionen zu verdrängen. Für Suspensionen werden Kolloidmischer eingesetzt. Bei sehr
hohen Geschwindigkeiten einer Wirbelradscheibe, etwa 1200 U/min, werden die Feststoff-
partikel großen Scherkräften und Turbulenzen ausgesetzt.
5.8 Verfestigung durch Injektionen 251
Für unterschiedliche Feststoffe wie Zement, Feinzement, Sand und Bentonit, können speziel-
le Wirbelradscheiben verwendet werden. Bei einigen Suspensionen wird z. B. für das Beimi-
schen von Sand ein zusätzlicher Mischer benötigt.
Auch für die Aufbereitung von chemischen Injektionsmitteln können Kolloidmischer einge-
setzt werden. Es reichen hierzu aber einfachere, mit rotierenden Flügeln ausgerüstete Mi-
scher. Die Aggressivität verschiedener Komponenten verlangt jedoch besonderen Korro-
sionsschutz. Zwischen den Mischern und der Injektionspumpe ist üblicherweise ein Vorrats-
behälter erforderlich. Das Injektionsgut ist in Bewegung zu halten, um ein Entmischen und
Sedimentieren zu vermeiden. Daher werden Rührwerke eingesetzt.
Des Weiteren werden Kompaktanlagen eingesetzt, bei denen Mischwerk, Vorratstank mit
Rührwerk und die Injektionspumpe auf einem gemeinsamen Rahmen montiert sind. Die In-
stallationszeit auf der Baustelle und der Personalbedarf sind hier gering. Einsätze auf kleine-
ren Baustellen und ein schnelles Umsetzen sind mit diesen Anlagen möglich. Nachfolgend
sind technische Daten einzelner Mischer, Rührwerke und Kompaktanlagen zusammenge-
stellt.
Tabelle 5.33 Technische Angaben von Kolloidmischern, Rührwerken und einer Kompaktanlage
Injektionspumpen
Die Injektionspumpen müssen in der Lage sein, den Druck und die Fördermenge weitgehend
unabhängig voneinander zu steuern. Dies heißt im einzelnen, dass die Pumpe in der Lage
sein muss, bei konstanten Drücken - ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend - große Mengen
und auch fast gegen Null gehende, kleinste Mengen zu pumpen. Vorgegebene Drücke dürfen
nicht überschritten werden.
Hydraulisch gesteuerte Kolbenpumpen (Bild 5.36) erfüllen die Anforderungen und haben
sich weitgehend durchgesetzt. In der Tabelle 5.34 sind einige gängige Injektionspumpen auf-
geführt.
252 5 Baugrundverbesserung
1 Kugelventile 5 Antriebsteil
2 Antrieb 6 Druckanschluss
3 Stufenlose Regelung des Förderdrucks 7 Förderteil
4 Stufenlose Regelung der Fördermenge 8 Sauganschluss
*Plungendurchmesser 120/85 mm
Der Injektionsdruck liegt üblicherweise im Bereich von 5 bis 50 bar, für spezielle Anwen-
dungen auch deutlich höher. Das Fördervolumen liegt dabei zwischen 5 und 15 l/min. Die
Silos zur Lagerung von Zementen, Bentonit oder anderen pulverförmigen Zuschlägen sind
mit einem Entstaubungsdom ausgestattet, um so Staubemission zu verhindern. Werden che-
mische Injektionsgüter angemischt, so sind spezielle doppelwandige Silos erforderlich. Die
Entnahmeleitungen sind ebenfalls doppelwandig auszuführen. Ferner sind entsprechende
Füll-, Temperatur- und Druckmesser sowie Überdruckventile zu installieren. Eine Lecksiche-
rungsanzeige ist ebenfalls notwendig. Die Dosierungseinrichtungen bestehen aus Waagen für
die pulverförmigen Bestandteile und Durchlassmessern für Flüssigkeiten. Mit den Registrier-
geräten werden die Injektionsmengen, die Drücke und die Verpresszeiten aufgezeichnet.
5.8 Verfestigung durch Injektionen 253
a) Wasser und Zement a) Wasser, Wasserglas und was- a) Wasser, Wasserglas und
serunlöslichen Härtern wasserlöslichen Härtern
b) Wasser, Zement und Zusätzen
b) Wasser, Bitumen, Emulgator b) Wasser, Resorcin, Formalde-
c) Wasser, Ton und Zement und Koagulationsmittel hyd und einem Katalysator
Anwendungsbeispiele
Dichtungsschleier im Tunnel und Injektionen in Sand und Kies Injektionen im Sand
Talsperrenbau
Fundamentverstärkungen und Ver- Fundamentverstärkungen und
Injektionsbeton, Unterwasserbe- tiefungen Vertiefungen
ton, Colcrete
Sohlenabdichtungen Sohlenabdichtungen
Injektionen im Kies
Nachfolgende Tabelle zeigt eine Bewertung von Kosten und Leistung gewichtiger Teilpro-
zesse.
1. Nebenleistungen
2. Besondere Leistungen
(1) Ausbesserung von Fehlstellen, die aufgrund des für die Injektion nicht geeigneten Bau-
grundes entstehen.
(2) Abstemmen des Überprofils sowie Beseitigen der anfallenden Materialien.
(3) Rückbau und Beseitigen der im Baugrund belassenen Injektionsrohre
(4) Eignungs- und Materialprüfungen einschließlich Entnehmen von Probekörpern.
(5) Durchlässigkeitsprüfungen (z. B. Pumpversuche)
3. Aufmaß und Abrechnung
Literatur
[1] Schnell, W.; Verfahrenstechnik der Pfahlgründungen, Teubner-Verlag, Stuttgart, 1995
[2] Hilmer, K.; Methoden zur Überprüfung einer Stopfverdichtung, Bautechnik 1975, Heft
1, S. 814
[3] Smoltczyk, U.; Hilmer, K.; Baugrundverbesserung in: Grundbautaschenbuch, Teil 2; 4.
Auflage, Ernst & Sohn, Berlin, 1991
[4] Arz, P.; Schmidt, H.G.; Seitz, J.; Semprich, S.; Grundbau in: Betonkalender 1994, Teil
II Ernst & Sohn, Berlin, 1994
[5] Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen, EAU 1990, Ernst & Sohn,
Berlin, 1990
5.8 Verfestigung durch Injektionen 257
[6] Fa. Möbius, Firmenprospekt: Verfahren zur Stabilisierung des Untergrundes und zur
Abtragung von Bauwerks- und Verkehrslasten in standfeste Bereiche
[7] Kutzner, C.; Injektionen im Baugrund, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1991
[8] Fa. Möbius, Firmenprospekt: Kasten-Bodenaustausch-Verfahren
[9] Fa. Möbius, Firmenprospekt: Bodenaustauschverfahren mit dem Seitenschild-Gerät
[10] Chilian, G.; Sanierung von Erdbauwerken durch Bodenaustausch mit dem Vorschubge-
rät, Eisenbahningenieur 45, 1994, S. 497499
[11] Pietzsch, W.; Rosenheinrich, G.; Erdbau, Werner Verlag, 1998
[12] Firma Bomag, Vibrationsverdichtung im Erd- und Asphaltbau
[13] Firma Bomag, Gesamt-Programm Großmaschinen
[14] Kühn, G.; Der maschinelle Erdbau, 1. Aufl., B.G. Teubner-Verlag, Stuttgart, 1984
[15] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, ZTVE-StB 94
[16] Firma Bauer Spezialtiefbau, Firmenprospekt Baugrundverdichtung
[17] Massarsch; Broms; Bodenverdichtung durch Vibro-Wing-Methode
[18] Firma Keller, Firmenprospekt, Tiefenrüttelverfahren
[19] Rodatz, W.; Studienunterlagen zum Vertiefungsstudium, Institut für Grundbau und
Bodenmechanik der TU Braunschweig, Eigenverlag, Braunschweig, 1990
[20] Thorburn, S.; Building structures supported by stabilised ground, Geotechnique 25,
1975, S. 8394
[21] Balaam, N.P.; Poulos, H.G.; Settlement Analysis of Soft Clays Reinforced with Granu-
lar Piles, The University Sydney, School of Engineering, 1977
[22] Fa. Bauer Spezialtiefbau, Firmenprospekt, Baugrundverdichtungssysteme
[23] Fa. Bauer Spezialtiefbau; Firmenprospekt, Tiefenrüttelverfahren
[24] Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen; Merkblatt für die Untergrundverbesse-
rung durch Tiefenrüttler, Köln, 1979
[25] Brauns, J.; Untergrundverbesserung mittels Sandpfählen oder Schottersäulen Tiefbau,
Ingenieurbau, Straßenbau 1980 Heft 8, S. 678683
[26] Priebe, H.; Zur Abschätzung des Setzungsverhaltens eines durch Stopfverdichtung ver-
besserten Baugrundes Bautechnik 65, 1988, Heft 1, S. 2326
[27] Priebe, H.; Bemessung von Rüttelstopfverdichtungen, 5. Christian Veder Kolloquium,
Graz, 1990
[28] Firma Soletanche, Firmenprospekt, Ground Treatment
[29] Jebe, Bartels; Entwicklung der Verdichtungsverfahren von 1976 bis 1982
[30] Hilmer K.; Methoden zur Überprüfung einer Stopfverdichtung, Bautechnik 1975, Heft
1, S. 814
[31] Kirsch, K.; Erfahrungen mit der Baugrundverbesserung durch Tiefenrüttler, Geotech-
nik, 1979, Heft 2
[32] Ménard, L. ; La consolidation dynamique des sols de fondation.Annales de LInstitut
Technique du Bâtiment et deTravaux Publics, Suppl.Nr. 320 (1974), S.194222
[33] Varaksin, S.; Scherk, H.; Bodenverbesserung durch Dynamische Intensivverdichtung,
Tiefbau-Berufsgenossenschaft 1993, Heft 8, S. 528533
[34] Gödecke, H.-J.; Kling, K.; Der gezielte Einsatz der Dynamischen Konsolidation zur
Baugrundverdichtung Bautechnik 57, 1980, Heft 4, S. 109116
[35] Fa. Dyniv; Firmenprospekt: Dynamische Intensivverdichtung
[36] Arz, P.; Schmidt, H.G.; Seitz, J.; Semprich, S.; Grundbau in: Betonkalender 1994, Teil
II, Ernst & Sohn, Berlin, 1994
258 5 Baugrundverbesserung
6.1.1 Allgemeines
Pfähle gehören zu den ältesten Gründungselementen im Bauwesen. Nachdem bereits seit dem
Jahre 3000 v. Chr. im gesamten Alpenraum Pfahlbauten erstellt wurden, haben insbesondere
römische Ingenieure die Technik von Pfahlgründungen z. B. für Brückenpfeiler weiterentwi-
ckelt [1].
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden vorwiegend Holzpfähle verwendet, die mit
Fallgewichten eingerammt wurden.
Pfahlgründungen kommen heute in vielen Bereichen des Brückenbaus, des Hochbaus und des
Wasserbaus zum Einsatz (Bild 6.3). Dafür ist eine Vielzahl von Pfahltypen auf dem Markt,
die nach sehr unterschiedlichen Verfahren hergestellt werden, wodurch die Auswahl des in
jeder Beziehung günstigsten Pfahltyps für eine entsprechende Bauaufgabe sehr erschwert
wird.
Pfahlgründungen sind immer dann erforderlich, wenn unter der Fundamentsohle des geplan-
ten Bauwerks nicht ausreichend tragfähiger Baugrund ansteht (Bild 6.1).
Die Bauwerkslasten werden punktuell über die Pfähle in tiefer liegende, tragfähige Boden-
schichten übertragen. Der Lastabtrag in den Baugrund erfolgt im Allgemeinen sowohl über
die Pfahlspitze als auch über den Pfahlmantel. Dass Pfähle nur über die Spitze (Spitzen-
druckpfahl) bzw. nur über den Mantel (Mantelreibungspfahl) Lasten abtragen, ist ein
Sonderfall
Da Pfahlgründungen im Allgemeinen teurer sind als Flachgründungen, sollte bei jeder Bau-
aufgabe zunächst geprüft werden, ob eine Flachgründung möglich ist, gegebenenfalls durch
Änderung der Konstruktion (z. B. Übergang von Streifen- und Einzelfundamenten auf eine
Plattengründung). Ergibt die Überprüfung, dass eine Flachgründung ohne weiteres nicht ver-
tretbar ist, weil beispielsweise für das Bauwerk unverträglich große Setzungen auftreten
würden, sollte die Möglichkeit der Baugrundverbesserung in Betracht gezogen werden. Häu-
fig führt die Anwendung solcher Methoden unter Beibehaltung der Flachgründung auf eine
gegenüber der Pfahlgründung kostengünstigere Lösung. Andererseits kann die Pfahlgrün-
dung gegenüber einer Flachgründung kostengünstiger sein, wenn dadurch große Funda-
mentmassen, Umspundungen und Wasserhaltungen vermieden werden können [2].
Ist aus wirtschaftlichen und/oder technischen Gründen die Wahl auf eine Pfahlgründung ge-
fallen, muss der entsprechende Pfahltyp und das geeignete Einbring- bzw. Herstellungsver-
fahren ausgewählt werden. Neben finanziellen Überlegungen spielen hierbei die anstehenden
Boden- und Wasserverhältnisse, die Art und Größe der abzutragenden Bauwerkslasten und
mögliche Umweltbeeinträchtigungen wie z. B. Lärm und Erschütterung eine entscheidende
Rolle.
6.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 261
6.1.2 Voruntersuchungen
Bei der Planung und Bemessung von Flach- und Tiefgründungen ist die Kenntnis der vor-
handenen Baugrundverhältnisse von großer Bedeutung. Dass eine Baugrunderkundung aus
Kosten- oder Termingründen unterbleibt oder nur unzureichend durchgeführt wird, hat in
vielen Fällen schon zu schwerwiegenden Schäden an Bauwerken oder zu einer völlig unwirt-
schaftlichen Bemessung der Gründung geführt. Häufig werden Aufwand und Kosten für die-
se Vorarbeiten in der Größe deshalb falsch eingeschätzt, weil sie einerseits nicht in die Rela-
tion zum Gesamtbauvorhaben gesetzt werden, andererseits die möglichen Folgen einer
schadhaften Gründung nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Die Aufschlusstiefe richtet sich bei Einzelpfählen nach dem Pfahlfußdurchmesser bzw. der
Gesamtfläche der Plattengründung bei Pfahlgruppen (Bild 6.4).
262 6 Pfahlgründungen
Je nach örtlicher Situation, Bauwerk und Ausbildung der Pfahlgründung können diese
Richtwerte über- oder unterschritten werden.
In der Tabelle 6.1 sind die für die Bestimmung des Trag- und Verformungsverhaltens von
Pfählen wesentlichen Bodenparameter zusammengestellt, und es ist angegeben, mit welchen
Versuchen im Feld und Labor diese Parameter direkt oder indirekt bestimmt werden können.
In vielen Fällen lässt sich trotz umfangreicher Baugrunderkundungen z. B. nicht die Frage
beantworten, ob der Boden rammbar ist bzw. mit welchen Verfahren am schonendsten
und / oder wirtschaftlichsten Fertigpfähle in den Baugrund eingebracht werden können. Hier
empfiehlt sich dann eine Proberammung, die frühzeitig erfolgen sollte, damit gegebenenfalls
auf ein anderes Verfahren, einen anderen Pfahltyp oder eventuell ein völlig anderes Grün-
dungskonzept übergegangen werden kann.
Neben der Ermittlung der Bodeneigenschaften ist die Untersuchung der Wasserverhältnisse
bei Pfahlgründungen unbedingt erforderlich. Zum einen müssen die Grundwasserstände bzw.
Wasserstände in verschiedenen Grundwasserstockwerken bekannt sein. Die Grundwasser-
verhältnisse beeinflussen z. B. die Wahl eines Bohrverfahrens, die Festlegung von Wasser-
spiegeln im Bohrrohr oder die Materialwahl von Rammpfählen. Zum anderen ist die Chemie
des Grundwassers zu untersuchen, um die Angriffe auf das Pfahlmaterial beurteilen zu kön-
nen.
Nach DIN 4030 soll die Wasseranalyse insbesondere folgende Untersuchungen umfassen:
Geruch, pH-Wert, Kaliumpermanganatverbrauch, Härte, Chlorid, Sulfid, Kalklösekapazität,
Ammonium, Magnesium, Sulfat.
Die Kosten für solche chemischen Untersuchungen lassen sich nicht pauschal angeben, da sie
sehr stark von der Zahl der zu untersuchenden Wasser- bzw. Bodenproben und der Zahl der
zu ermittelnden chemischen Parameter abhängen.
264 6 Pfahlgründungen
Liegt der Baubereich in der Nähe von Nachbarbebauungen, Leitungen oder sonstiger Bautei-
le, so ist zu prüfen, inwieweit die Pfahlgründung darauf Einfluss hat. Danach richtet sich
dann z. B. die Wahl der Pfahlart bzw. des Herstellverfahrens.
Bevor zusätzliche Sicherungsmaßnahmen geplant und durchgeführt werden können, muss der
Zustand der Nachbarbebauung erkundet werden, wobei im Wesentlichen die Gründungstiefe
und die Art und der Zustand der Fundamente untersucht werden müssen (vgl. Abschn. 3.9).
Besteht die Gefahr, dass Bauwerke in irgendeiner Weise durch die geplante Pfahlgründung
beeinträchtigt werden, empfiehlt es sich häufig, den Zustand der Nachbarbebauung durch ein
Beweissicherungsverfahren feststellen zu lassen.
Die Wahl der für das jeweilige Bauvorhaben geeigneten Pfahlart richtet sich nach den Rand-
bedingungen
Bodenverhältnisse
Grundwasserverhältnisse
Bauwerkslasten
Nachbarbebauung
Platzverhältnisse
Setzungsempfindlichkeit des Bauwerkes
sowie den Forderungen nach Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Neben dem
Pfahlbaustoff ist insbesondere das optimale Herstellverfahren auszuwählen. Grundsätzlich
wird bei den Pfahlsystemen zwischen Verdrängungspfählen (nach DIN EN 12 699), Bohr-
pfählen (DIN EN 1536) und Mikropfählen (DIN EN 14 199) unterschieden.
Zu den Verdrängungspfählen gehören u. a. die Fertigpfähle, die aus Holz, Stahl, Stahlbeton
oder Spannbeton bestehen können. In diese Gruppe fallen zudem die Ortbetonrammpfähle
sowie Schraubpfähle und die verpressten Verdrängungspfähle.
Bei den Bohrpfählen unterscheidet man zwischen verrohrten und unverrohrten Ortbetonpfäh-
len.
Eine eigene Gruppe bilden die in DIN EN 14 199 behandelten Mikropfähle aus Ortbeton-
pfählen kleinen Durchmessers oder Verbundpfählen. Die wesentlichen Pfahltypen sind in
Tabelle 6.2 dargestellt.
6.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 265
Die wesentlichen Vorteile der Fertigrammpfähle liegen darin, dass die Pfähle in kontrollier-
barer Güte auf dem Bauplatz oder in einem Werk vorgefertigt werden und dass sie sofort
nach dem Einrütteln, Einrammen oder Einpressen belastbar sind.
Ein Nachteil ist darin zu sehen, dass die Pfähle vor dem Einbringen in festen Längen herge-
stellt werden müssen und daher je nach angetroffenen Baugrundverhältnissen manchmal zu
lang oder zu kurz sein können. Durch entsprechende Kupplungen an den Pfählen kann die-
sem Umstand jedoch vorgebeugt werden.
Bei Bohrpfählen und ggf. bei Ortbetonrammpfählen hingegen kann die erforderliche Länge
dem Baugrundaufbau und der Tragfähigkeit der Schichten angepasst werden. Die Qualität
der Pfähle ist allerdings stark vom Herstellverfahren abhängig. In Tabelle 6.3 sind die we-
sentlichen Vor- und Nachteile der einzelnen Pfahltypen aufgelistet.
266 6 Pfahlgründungen
Die Auswahl des für die jeweilige Bauaufgabe optimalen Pfahlsystems orientiert sich haupt-
sächlich an den Anforderungen, die sich aus dem zu gründenden Bauwerk ergeben, und die
sich im Wesentlichen auf die Einhaltung bestimmter Setzungen oder verträglicher Setzungs-
unterschiede beziehen. Die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Systeme führt aber da-
zu, dass es i. Allg. stets mehrere Pfahlarten gibt, mit denen sich diese Anforderungen erfüllen
lassen, so dass letztlich die Kosten den Ausschlag für die Wahl eines bestimmten Pfahltyps
geben, soweit die Herstellung die Forderungen des Umweltschutzes erfüllt.
Bereits während der Planung von Pfahlgründungen muss sich die Ingenieurin oder der Inge-
nieur mit der Qualitätssicherung und der Qualitätskontrolle der Tragelemente befassen. Der
gesamte Bauablauf (Planung, Vergabe, Herstellung) muss durch ein Qualitätssicherungssys-
tem überwacht werden. In der Vergangenheit wurde die Qualität der Gründung tw. dadurch
sichergestellt, dass überdimensioniert geplant und gebaut wurde. Diese Überdimensionierung
ist aber wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen und kann daher zukünftig, gerade bei härter wer-
dendem internationalen Wettbewerb, nicht beibehalten werden [5].
Anders als bei anderen Bauwerken wird die Qualität einer Pfahlgründung in erster Linie
nicht anhand der verwendeten Baustoffe oder Konstruktionen, sondern an ihren Auswirkun-
gen auf die Umgebung beurteilt. Dies sind die Setzungen des gegründeten Gebäudes, die
Setzungen der Nachbargebäude, Lärm und Erschütterungen sowie die Verunreinigung des
Grundwassers
Im Grundbau, speziell bei der Pfahlherstellung, ist das Produkt nach der Fertigstellung nicht
zu sehen. Dadurch werden auch mögliche Fehler verdeckt. Neben den wirtschaftlichen und
umweltrelevanten Gründen sollten aber auch die rechtlichen Erwägungen jeden Unternehmer
darin bestärken, ein wirksames Qualitätssicherungssystem aufzubauen. Um eine qualitativ
hochwertige Gründung herzustellen, sollte auch der Bauherr oder die ihn beratenden Inge-
nieure über entsprechende Qualifikationen verfügen. Denn konzeptionelle Planungsfehler
können auch durch beste materielle und verfahrenstechnische Qualität nicht kompensiert
werden.
6.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 269
Die Qualitätsmängel, die auftreten können, sind von der Pfahlart und der Herstellung abhän-
gig. Fertigrammpfähle können z. B. durch das Einbringen beschädigt werden. Dies gilt be-
sonders für Stahlbetonfertigpfähle, bei denen es zu Rissen und Betonabplatzungen kommen
kann. Ortpfähle können bei der Herstellung selbst schon durch kleine Fehler (z. B. zu schnel-
les Ziehen der Verrohrung) stark beschädigt werden. Bei nicht fachgerechtem Betonieren
können sich durch Entmischung Kiesnester ausbilden, durch eine falsche Konsistenz wird die
Bewehrung nicht richtig umflossen.
Aus diesen Gründen ist bei Pfählen eine Qualitätskontrolle als ein Element der Qualitätssi-
cherung unverzichtbar. Während Fehler bei Fertigpfählen z. B. durch dynamische Pfahltests
zur Tragfähigkeitsbestimmung (Integritätstests) bereits bei der Herstellung festgestellt wer-
den können, muss bei Ortpfählen bis zum Abbinden des Betons gewartet werden.
Statische Probebelastungen, die Aufschlüsse über innere und äußere Tragfähigkeit erlauben,
sind sehr aufwendig und werden daher immer nur an einigen wenigen Pfählen durchgeführt.
Besonders für Ortbetonpfähle sind deshalb verschiedene Verfahren entwickelt worden, um
die Pfähle hinsichtlich ihrer Integrität, d. h. der Qualität und damit der inneren Tragfähigkeit,
zu untersuchen [6].
Wenn Imperfektionen in der Nähe des Kopfes vermutet werden, so kann dieser freigelegt
werden. Die Pfahlgeometrie kann visuell, die Betonqualität durch gezieltes Ziehen von Bohr-
kernen überprüft werden. Mit zunehmender Tiefe wird dieses Verfahren jedoch sehr teuer.
Von diesen Verfahren sind benannt, die Schwingprüfung, die Ultraschallprüfung und die die
Hammerschlagmethode. Einzelheiten hierzu sind der Spezialliteratur [7], [8], [9] und Kapitel
6.7 zu entnehmen.
Auf sie wird hier nicht weiter eingegangen. Für die Ermittlung der Äußeren Tragfähigkeit
gibt es kein allgemeingültiges Bemessungsverfahren, da das Tragverhalten eines Pfahles
nicht nur vom Boden und der Belastung, sondern auch vom Pfahltyp und dem Herstellverfah-
ren abhängt.
Die vertikale Pfahlbelastung wird vom Spitzenwiderstand und von der Mantelreibung abge-
tragen. Die Aufteilung erfolgt je nach Pfahltyp und Bodenart durch die unterschiedlichen
Aktivierungswege. Während die Mantelreibung im Allgemeinen schon nach relativ kurzen
Verformungswegen (ab ca. 3 mm) voll aktiviert wird, sind zum Erreichen des maximal mög-
lichen Spitzenwiderstandes je nach Pfahltyp unterschiedlich große Verformungswege not-
wendig, die zum Beispiel bei Rammpfählen wenige Millimeter und bei Bohrpfählen einige
Zentimeter betragen können. Wenn die Bauwerke die zur Weckung des vollen Spitzenwider-
standes erforderlichen Pfahlverschiebungen nicht schadensfrei aufnehmen können, werden
z. B. die Pfahlfüße von Bohrpfählen nachverpresst, um größere Setzungen zu verhindern.
Einen Einfluss auf die Aktivierungswege und damit auf die Größe der Mantelreibung hat
auch das Herstellverfahren. Bei einem Ortbetonpfahl geht der Frischbeton zum Teil eine in-
nige Verbindung mit dem umgebenden Boden ein, so dass der Scherverbund zwischen dem
ausgehärteten, raueren Pfahlbeton und dem Boden einen größeren Einfluss hat als bei einem
Fertigpfahl.
Die zulässige Tragfähigkeit von Pfählen wird in der Praxis nach einem der folgenden Verfah-
ren festgelegt:
a) Nach DIN/EN/ISO-Vorschriften
b) Durch Probebelastungen
c) Durch empirisch gewonnene Erfahrungswerte
d) Durch dynamische Rammformeln (nur bei Rammpfählen)
e) Durch dynamische Pfahltests
f) Aufgrund von Sondierergebnissen
zu a) In der DIN 1054 sind im Anhang C Tabellen für die zulässige Druckbelastung von
Rammpfählen aus Holz, Stahl und Stahl- bzw. Spannbeton angegeben. Die Anwendung der
Tabellen setzt voraus, dass ausreichend tragfähige Böden anstehen und gewisse geometrische
Randbedingungen (Einbindetiefe, Mindestabstände, Pfahldurchmesser) eingehalten sind. Für
Bohrpfähle gibt die DIN 1054 im Anhang B ein Verfahren an, mit dem in einfachen Fällen
die Pfahltragfähigkeit abgeschätzt werden kann.
6.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 271
Das Verfahren beruht auf der rechnerischen Ermittlung einer Widerstandssetzungslinie auf-
grund von Tabellenwerten, die in Abhängigkeit der maßgebenden Baugrundparameter (Son-
dierwiderstand qc bzw. Anfangsfestigkeit cu,k) gestaffelt sind.
Als Grenzwert gilt jene Last, bei der der Pfahl merkbar zu versinken bzw. bei Zugpfählen
sich zu heben beginnt. In der Widerstands-Setzungs-Linie (Bild 6.5) bezeichnet sie jene Stel-
le, bei welcher der flache Ast nach einem Übergangsbereich mit zunehmend größer werden-
den Setzungen in den steil abfallenden Ast übergeht.
Gibt der Verlauf der Widerstands-Setzungs-Linie keinen genügenden Anhalt für diese Stelle,
so gilt als Grenzwert jene Last, die eine bleibende Setzung bzw. Hebung des Pfahles von
0,10 Db (Db = Durchmesser des Pfahlfußes) hervorruft. Kann bei einem Versuch die Grenz-
last nicht erreicht werden, so gilt die höchste aufgebrachte Last als solche.
zu c) Insbesondere zur Vorbemessung von Pfählen und damit zur Abschätzung der erfor-
derlichen Pfahlanzahl wird häufig auf Erfahrungswerte zurückgegriffen.
Erfahrungswerte über Pfahltragfähigkeiten liegen bei den ausführenden Firmen oder Bau-
grundgutachtern vor. Die Erfahrungswerte sind aber immer nur jeweils an einen bestimmten
Pfahltyp und bestimmte Bodenverhältnisse gebunden. Sie sind nicht ohne weiteres auf andere
Herstellverfahren, Pfahlabmessungen, Pfahlbaustoffe oder Baugrundverhältnisse übertragbar.
272 6 Pfahlgründungen
Aus einer Vielzahl von Probebelastungen an Rammpfählen wurde die untenstehende Tabelle
zusammengestellt, die sehr häufig als Anhaltspunkt für Vorbemessungen verwendet wird
(Tabelle 6.4).
Tabelle 6.4 Charakteristische Pfahlmantelreibung qb1,k und Pfahlspitzenwiderstand qs1,k von Verdrängungs-
pfählen für den Grenzzustand GZ 1B [11]
zu d) Die Tragfähigkeit von Druckpfählen darf aus Rammformeln nur bei nicht bindigen
Böden und nur dann ermittelt werden, wenn die betreffende Rammformel aufgrund örtlicher
Erfahrungen unter genau festgelegten Voraussetzungen anerkannt ist oder im Einzelfall auf-
grund von Probebelastungen als zuverlässig nachgewiesen wird. Zum Feststellen der Ramm-
energie wird z. B. bei dem System Franki ein Rammbär mit freifallendem Bärkörper verwen-
det. Gemessen wird die kinetische Energie des Fallbären (Bärgewicht · Fallhöhe) sowie die
Eindringung des Pfahles je Schlag. Zur Ermittlung der Tragfähigkeit können weiterhin die
Pfahlkenngrößen Länge, Querschnitt und E-Modul sowie der Wirkungsgrad des Rammschla-
ges erforderlich werden.
zu e) Da Probebelastungen teuer und daher nur an wenigen Pfählen ausführbar sind, wur-
den Verfahren entwickelt, mit denen Pfähle wirtschaftlicher auf ihre Tragfähigkeit hin unter-
sucht werden können.
6.1 Grundlagen der Planung und Herstellung 273
Diese dynamischen Prüfverfahren beruhen darauf, dass auf die Pfähle eine hohe dynamische
Belastung aufgebracht wird (Rammschlag), die die Größenordnung der späteren Nutzlast
simuliert. Neben der kinetischen Energie des Rammschlages wird der zeitliche Verlauf der
Dehnung und der Beschleunigung am Pfahlkopf gemessen. Hieraus werden mit Berech-
nungsprogrammen die Mantelreibung, der Spitzenwiderstand und die Last-Setzungs-Kurve
ermittelt. Genauere Angaben hierzu finden sich in Kapitel 6.7.
zu f) Die Tragfähigkeit eines Einzelpfahles kann aus den Ergebnissen von Baugrundson-
dierungen im Voraus abgeschätzt werden. Vorteilhaft ist dabei die Möglichkeit der frühzeiti-
gen Ausführung der Sondierungen, die flächenhafte Erfassung des Baugeländes sowie die
schnelle und billige Ausführung.
Umfangreiche Untersuchungen zur Abschätzung der Tragfähigkeit von Pfählen aus Sondier-
ergebnissen sind u. a. in [12] beschrieben. Hierbei werden die Bruchkraft und die Kraft-
Setzungs-Linie aus Ergebnissen von Druck- und Rammsondierungen ermittelt. Da i. allg.
zwischen berechneten und gemessenen Werten eine gute Übereinstimmung besteht, erscheint
es durchaus berechtigt, zur Bestimmung der Tragfähigkeit von Pfählen stärker als bisher
Sondierungen heranzuziehen.
Bei der Behandlung der Tragfähigkeit von Pfählen sei noch auf zwei Besonderheiten hinge-
wiesen:
1. Setzt sich der umgebende Boden mehr als der eingebrachte Pfahl (z. B. Konsolidationsset-
zungen aus Eigengewicht oder Auflast bei weichen bindigen Schichten), so hängt sich der
Boden am Pfahl auf und belastet diesen zusätzlich (Bild 6.6).
2. Pfähle werden nicht nur axial belastet. Insbesondere Großbohrpfähle werden auch durch
Momente und Horizontallasten beansprucht, wobei die Belastung über die seitliche Bet-
tung in den Baugrund abgeleitet wird. Zur Berechnung des Systems Pfahl-Boden hat sich
hierbei das Bettungsmodul-Verfahren durchgesetzt.
274 6 Pfahlgründungen
6.2 Fertigrammpfähle
Fertigpfähle aus Holz sind der älteste Pfahltyp überhaupt. Pfahlbauten aus der Zeit um 3000
v. Chr. finden sich im gesamten Alpengebiet [13]. Die Pfeiler vieler römischer Brücken ste-
hen auf Pfahlrosten [1]. Im Mittelalter waren die Erfahrungen mit Pfählen und Pfahlrosten so
umfangreich, dass bereits aus dem Eindringverhalten auf die Tragfähigkeit geschlossen wer-
den und detaillierte Angaben über die erforderlichen Abmessungen von Pfahlrosten gemacht
werden konnten.
Heute werden Fertigrammpfähle aus Holz, Stahl, Stahlbeton und Spannbeton eingesetzt. Sie
werden durch Rammen, Rütteln oder Pressen in den Baugrund getrieben. Ihre Vorteile liegen
darin, dass sie in kontrollierbarer Güte auf der Baustelle oder im Werk produziert werden
können und nach dem Einbringen sofort belastbar sind. Ihr Nachteil besteht vor allem darin,
dass sie in festen Längen hergestellt werden müssen und sich dann je nach Baugrundverhält-
nissen manchmal als zu lang oder zu kurz erweisen, so dass sie entweder gekappt oder
- soweit überhaupt möglich - verlängert werden müssen. Bei Stahlbetonfertigpfählen sollten
daher planmäßig Kupplungen mit bautechnischer Zulassung vorgesehen werden.
6.2 Fertigrammpfähle 275
Herstellung Boden
Rammpfahl Vibrationspfahl
Fallhöhe Vibratorgewicht Bodenart
Rammgewicht Fliehkraft des Vibrators Schichtung
Rammfutter - Amplitude - Scherfestigkeit
Schlagfrequenz - Frequenz - Lagerungsdichte
Art des Bären - Beschleunigung - Spannungszustand
- Freifall - Kornform, -größe, -verteilung
- Diesel - Kompressibilität
- Hydraulik - Wassergehalt
- Chemische Inhaltsstoffe
Belastung Pfahl
Vertikal/Horizontal Geometrie
Druck/Zug - Querschnittsform
Statisch/Zyklisch - Schlankheit
Standzeit bis zur Belastung Material
Wandrauigkeit
Vorspannung
Fußausbildung
Hieraus ist erkennbar, wie komplex das Tragverhalten ist, und wie schwierig damit die Di-
mensionierung von Pfählen wird. Die Parameter Herstellung, Belastung und Pfahl sind frei
wählbare Einflussfaktoren, wohingegen die Kategorie Boden eine von der Natur vorgegebene
Größe ist, die nur bedingt veränderbar ist.
Die Schwierigkeit besteht generell in der genauen Bestimmung der Bodenparameter durch
Feld- und Laborversuche vor Baubeginn. Hierbei ist besonders zu bedenken, dass nicht nur
die vor der Pfahlherstellung ermittelten Bodenparameter, sondern insbesondere die Boden-
parameter, die nach der Pfahlherstellung vorhanden sind, das Tragverhalten bestimmen.
Jede Art der Pfahlherstellung stellt eine Veränderung des Zustandes des Baugrundes vor Her-
stellungsbeginn (Primärzustand) dar. Die Veränderungen während der Herstellung (Sekun-
därzustände) haben zwei wesentliche Ursachen, nämlich die dynamische Beanspruchung des
Baugrundes durch die Herstellungsart (z. B. Rammen, Vibrieren) sowie die Bodenverdrän-
gung (Bild 6.7).
276 6 Pfahlgründungen
Fertigpfähle sind Verdrängungspfähle, bei denen beim Einbringen der Boden im direkten
Umfeld des Pfahlfußes zur Seite und auch zur Tiefe hin verschoben wird. Nach Abschluss
der Rammarbeiten ist dort durch die Bodenverdrängung ein erheblich gestörter Zustand vor-
handen, dessen bodenmechanische Eigenschaften nur sehr schwer abgeschätzt werden kön-
nen.
Zur Ermittlung der Mantelreibung wäre eine genaue Kenntnis der Spannungs-Verformungs-
eigenschaften erforderlich, um berechnen zu können, wie groß der durch die Bodenverdrän-
gung hervorgerufene verbleibende Spannungszustand in horizontaler Richtung ist. Es ist
durchaus zu erwarten, dass am Pfahlmantel infolge der Verdrängung aufgebaute horizontale
Spannungszustände durch die Rammerschütterungen beim Einbringen des Pfahles auf die
erforderliche Tiefe wieder durch Verdichtung des Bodens abgebaut werden.
Bei bindigen wassergesättigten Böden sind Kenntnisse über die Entwicklung des effektiven
Spannungszustandes notwendig. Hier spielt der sich entwickelnde Porenwasserdruck sowie
sein späterer Abbau, der von der Wasserdurchlässigkeit des Bodens abhängt, eine entschei-
dende Rolle.
6.2 Fertigrammpfähle 277
Aus diesen Ausführungen folgt, dass es keinen befriedigenden rechnerischen Ansatz zur Be-
rechnung der Tragfähigkeit von Fertigpfählen gibt. Die Pfahltragfähigkeiten können daher
allenfalls auf Grund von Erfahrungen, von Probebelastungen oder durch Beobachtungen
bzw. Messungen während oder nach dem Einbringvorgang ermittelt werden.
Bei genügend langen Pfählen, die einen wesentlichen Teil ihrer Belastung über Mantelrei-
bung in den Boden ableiten, ist es sinnvoll, die Pfahlfußfläche gegen den Boden vorzuspan-
nen. Zu diesem Zweck kann im Fußbereich Zementmörtel injiziert werden. Dadurch wird der
Boden vorbelastet, d. h. er wird steifer, und die hohen Pfahlkräfte werden bei geringeren Set-
zungen abgetragen.
Eine Kombination von Fertigpfahl und Ortpfahl stellen z. B. Stahlbetonpfähle dar, die in
vorgebohrte Löcher gestellt werden. Dieses Verfahren wird mitunter dann verwendet, wenn
die tragfähigen festen Bodenschichten sehr tief liegen und daher mit Rammung nur schwer
erreichbar sind oder wenn die Schichten ganz allgemein schwer rammbar sind. In diesen Fäl-
len wird der Spalt zwischen Bohrlochwandung und Fertigpfahl mit Zementmörtel verpresst,
sobald die zur Herstellung des Bohrlochs erforderliche Verrohrung gezogen ist.
c) Bemessen der Pfähle für Transport, Lagerung und Aufnehmen an der Ramme
Die meisten Rammpfähle werden durch die Bauwerkslasten vorwiegend axial beansprucht
und sind daher für diesen Lastfall bemessen. Beim Transport, der Lagerung und dem Auf-
nehmen an der Ramme werden die Pfähle aber vorwiegend auf Biegung beansprucht. Auch
für diese Lastfälle muss ausreichend Sicherheit gegen Versagen gewährleistet sein.
Um die Biegemomente möglichst gering zu halten, empfehlen sich die in Bild 6.8 angegebe-
nen Lagen der Anschlagpunkte für Transport und Aufnehmen. Sinnvollerweise werden diese
Anschlagpunkte entweder markiert oder mit einbetonierten Rundstahlschlaufen versehen.
278 6 Pfahlgründungen
Tabelle 6.8 Eignung verschiedener Böden für das Einpressverfahren (aus [15])
Ganz allgemein gilt, dass in nichtbindigen Böden das Rammen mit schneller Schlagfolge
oder das Einvibrieren die schnellste und wirtschaftlichste Methode ist, da hierbei die Boden-
körner schweben und somit die zu überwindende Mantelreibung stark vermindert wird.
In bindigen Böden hingegen sind langsam schlagende Rammbäre mit hoher Schlagenergie
oder Einpressverfahren von Vorteil. Beim Rammschlag bauen sich durch den Verdrängungs-
vorgang hohe Porenwasserdrücke auf, die den Eindringwiderstand vergrößern. Bei langsamer
Schlagfolge können sich diese Porenwasserdrücke zwischen den einzelnen Schlägen weitge-
hend abbauen.
Liegen dagegen nur pauschale Angaben über die zu durchschlagenden Bodenarten vor, wie
dies oft der Fall ist, muss die Vorhersage des Rammfortschrittes auf der Grundlage von Er-
fahrungswerten erfolgen.
In der folgenden Tabelle werden die Teilprozesse und Geräte des Arbeitsprozesses zur Ein-
bringung eines Fertigrammpfahles aus Stahlbeton beispielhaft dargestellt.
III. Nach- bzw. zusätzliche (1) Freilegen und Kappen des Schraubenkompressor,
Arbeiten Pfahlkopfes fahrbar, Abbau- und Spa-
(2) Verfahren des Rammgerätes tenhammer
zum nächsten Ansatzpunkt Trägergerät
und Aufnahme des Pfahles Rammgerät
Rammbär
IV. Räumen der Baustelle (1) Reinigung von benutzten Radlader, Raupe
Flächen
Rammen
Für alle Verfahren gelten grundlegende Gemeinsamkeiten. In jedem Fall ist vorhanden [16]:
eine Masse, die schlägt
ein Weg, der zur Schlagenergie beiträgt (bei schlagenden Bären die Fallhöhe, bei vi-
brierenden Bären die Amplitude)
eine Schlagzahl (bei langsam schlagenden Bären 20 bis 80 Schläge/min; bei schnell
schlagenden Bären 120 bis 300 Schläge/min; bei vibrierenden Bären 500 bis 3000
Schwingungen/min)
Die älteste Methode, Pfähle in den Baugrund einzutreiben, ist das schlagende Rammen.
Hierbei wirkt ein Schlag- bzw. Fallgewicht auf den Kopf des Pfahles. Das Schlaggewicht
wird entweder über einen Seilzug (Freifallramme) oder durch Dampf, Druckluft, Hydraulik
oder explosionsartige Verbrennung eines eingespritzten Treibstoffs (Diesel) angehoben.
Dampf- oder Druckluftbäre verfügen über eine getrennte Energieerzeugung, während Diesel-
bäre frei von Energiezuführungsleitungen sind. Die Schlagbewegung kommt entweder durch
die Bewegung eines Kolbens im Zylinder oder durch die Bewegung eines Zylinders über
einem feststehenden Kolben zustande. Als Schlaggewicht wirkt demnach entweder der Kol-
ben oder der Zylinder, wonach Zylinderbäre und Kolbenbäre unterschieden werden.
Beim Zylinderbär sitzt der Kolben auf dem Rammgut, während der Zylinder die Schlagarbeit
leistet. Man unterscheidet hierbei Dieselbäre, dampf- und druckluftgetriebene Zylinderbäre.
Die Schlagzahlen liegen bei etwa 50 Schlägen pro Minute.
Außer durch Dampf oder Druckluft kann bei schnell schlagenden Bären der Kolben auch
durch Öldruck bewegt werden. Man spricht dann von Hydraulikbären oder Hydraulikhäm-
mern. Daten von Rammbären und Schnellschlaghämmern können der Literatur (z. B. [17],
[18]) oder Firmeninformationen entnommen werden.
Die Masse des Bären muss auf die Masse des Rammelementes abgestimmt sein. Während bei
langsam schlagenden Bären ein Verhältnis von Bärgewicht zum Gewicht des Rammelemen-
tes (einschließlich Rammhaube) von 1 : 1 bis 2 : 1 besonders günstig ist, liegen die günstigs-
ten Verhältnisse bei Schnellschlagbären im Bereich von 1 : 4 bis 1 : 5 [19].
Bei der Auswahl der Rammeinrichtung für Stahlbetonpfähle ist besonders wichtig, die
Rammbeanspruchung so gering wie möglich zu halten. Der Rammschlag löst im Pfahl
Längswellen aus, die vom Kopf zum Fuß laufen, dort reflektiert werden und sich mit den
vom nächsten Rammschlag erzeugten Längswellen überlagern können. Die dabei entstehen-
den Zugspannungen sind zwar kleiner als die Druckspannungen, können aber, besonders
wenn der Pfahl sehr rasch eindringt, Zugrisse hervorrufen. Damit die Rammspannungen
niedrig bleiben, soll beim Rammen von Stahlbetonpfählen die Fallhöhe des Bären maximal
bei 1 m liegen [13]. Keinesfalls darf mangelnde Bärgröße durch eine größere Fallhöhe aus-
geglichen werden. Wenn der Pfahl schlecht zieht, weil er auf ein Hindernis getroffen ist, soll
nicht durch hartes Rammen versucht werden, dieses zu durchrammen, da der Pfahlschaft da-
bei zerstört werden kann.
Der Rammschlag soll den Pfahl zentrisch und in axialer Richtung treffen. Dazu sind u. a. ein
fester Standort der Ramme und ein genaues Ausrichten des Rammelementes erforderlich. Der
Weg der Ramme beim Schlagen der Pfähle wird in einem Rammplan festgelegt. In Pfahl-
gruppen muss mit dem Rammen der inneren Pfähle begonnen werden. Beim umgekehrten
Vorgehen besteht die Gefahr, dass der Boden im Innern durch die schon geschlagenen
Außenpfähle so verdichtet ist, dass die inneren Pfähle nicht mehr herunterzubringen sind
oder die äußeren Pfähle verdrückt werden.
Rütteln (Vibrieren)
Beim Einrütteln wird die Reibung zwischen dem Pfahlmantel und dem umgebenden Boden
auf etwa 10 bis 25 % des Ruhewertes vermindert. Auf das Rammgut wirkt außer der dynami-
schen auch die statische Belastung durch das Gewicht des Vibrationsbären und des Pfahles.
Die Vorteile dieses Verfahrens, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewon-
nen hat, liegen in der geringen Lärmentwicklung und in der schonenden Behandlung des
Rammgutes. Bild 6.9 zeigt den typischen Aufbau einer Vibrationseinheit.
Die Rüttelschwingungen werden durch gegenläufig drehende Unwuchten erzeugt. Die hori-
zontalen Komponenten der Fliehkräfte heben sich dabei auf, es werden nur die vertikalen
Komponenten wirksam.
Vibrationsbäre können elektrisch oder hydraulisch angetrieben werden. Vorteile der elek-
trisch betriebenen Vibrationsbäre sind die robuste Konstruktion, die preisgünstige Energie-
versorgung sowie der einfache Energietransport von der Energiequelle zum Vibrator.
Die Vibrationsbäre werden über Spannvorrichtungen mit dem Rammgut verbunden, wobei
diese Verbindung schwingungsfest sein muss.
Die Rammung mit Vibrationsbären ist in vielen Böden (Tabelle 6.7) ein wirtschaftliches Ver-
fahren, da die Einbringzeiten gegenüber schlagenden Geräten i. Allg. wesentlich geringer
sind.
Einpressen
Insbesondere dort, wo Pfähle erschütterungsfrei und lärmarm in den Baugrund eingebracht
werden müssen, ist das Einpressverfahren häufig die einzig mögliche Methode. Mit diesem
Verfahren können Pfähle ohne unzumutbare Belästigung von Anliegern, insbesondere aber
unmittelbar neben oder unter erschütterungsempfindlichen Fundamenten niedergebracht
werden (Bild 6.10).
Presspfähle finden überwiegend Anwendung bei der Nachgründung von bestehenden und
erhaltungswürdigen, setzungsempfindlichen Bauwerken. Hierbei lassen sich Bauwerke oder
Bauteile stabilisieren und bereits eingetretene Setzungen durch gezielte Hebungen ausglei-
chen. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Nachgründungen an Bauwerken, bei denen we-
gen Umplanungen und Umbauten die vorhandene Gründung nicht mehr ausreicht.
Rammhilfsmittel
Die Rammeinrichtung umfasst neben dem Rammbär die Rammhaube, das Trägergerät und
Führungen.
Beim schlagenden Rammen besteht die Gefahr, dass durch den herab fallenden Bär der Kopf
des Rammgutes beschädigt wird. Ist der in den Pfahl eingeleitete Impuls nicht groß genug,
wird nur der Pfahlkopf zerstört, ohne dass der Pfahl bewegt wird.
Zum Schutz des Rammgutes wird eine Haube aufgesetzt, die aus Stahlguss besteht und oben
mit Hartholz oder Kunststoff ausgefüttert ist. Durch die Schlaghaube wird die eingeleitete
Kraft auf das Rammgut gleichmäßig verteilt. Außerdem bildet das Futter eine Art Energie-
speicher und verlängert somit die Einleitungsdauer, so dass ein besseres Rammergebnis er-
zielt wird.
Bei empfindlichem Rammgut, wie z. B. Beton- oder Holzpfählen, muss zusätzlich ein Futter
zwischen Rammhaube und Rammgut eingelegt werden [22]. Hierdurch werden die Uneben-
heiten des Schlaghaubenbodens und des Pfahlkopfes ausgeglichen und somit die Schlagkraft
gleichmäßig über den Pfahlkopf verteilt, so dass dieser geschont und nicht zerstört wird.
Als Trägergerät kommen in den meisten Fällen Hydraulikbagger (Bild 6.11) zum Einsatz, da
sie wegen der leicht austauschbaren Anbaugeräte universell verwendbar sind. Da der Hy-
draulikbagger an seinem Ausleger ein hohes Gewicht tragen muss, bestehend aus
Mäkler mit Führung für Bär und Pfahl
Rammbär
Pfahl mit Schlaghaube,
kommen vorwiegend Bagger mit Dienstgewichten von 20 bis 40 t in Betracht.
6.2 Fertigrammpfähle 285
Langsam schlagende Freifallrammen werden meist an Mäklern geführt, wobei mit Mäkler
eine mastartige Führungskonstruktion aus Rohren, Profilstahl oder Gitterträgern bezeichnet
wird, die am Auslegerkopf des Baggers kardanisch aufgehängt und gegen den Auslegerfuß
abgestützt wird. Die Mäkler geben dem Rammbären und dem Rammpfahl die notwendige
Führung. Eine Ausnahme stellt Frankipfahl dar. Hier wird das Votriebsrohr mittels Freifall-
rammung im Rohr (Innenrohrrammng) in den Boden getrieben
Vibrationsrammen können ebenfalls frei reitend, am Kranseil hängend oder am Mäkler ge-
führt eingesetzt werden. Beim Vibrationsrammen werden häufig Teleskopmäkler eingesetzt,
die an Hydraulikbagger angebaut werden (Bild 6.11).
Durch den vermehrten Einsatz von Vibrationsbären haben die Überlegungen zum schallar-
men Rammen mit Explosions-, Freifall- und Schnellschlagbären weitgehend an Bedeutung
verloren. Dennoch werden in einigen Fällen - insbesondere im innerstädtischen Bereich -
lärmmindernde Maßnahmen bei Rammeinrichtungen erforderlich. Der Lärm entsteht haupt-
sächlich durch das Schlaggeräusch und seine Abstrahlung über das Rammgut, aber auch
durch Klappergeräusche zwischen den Geräteteilen Bagger-Mäkler-Rammbär und durch den
Motor. Durch das Umschließen von Rammgut, Rammhaube, Rammbär und Mäkler mit
einem Schallschutzkamin lässt sich der Rammlärm um ca. 20 bis 30 dB (A) senken. Der Ein-
satz eines Schallschutzkamins vermindert allerdings die Leistung der Rammkolonne um ca.
10 % und erfordert ein weiteres Hubgerät (z. B. Bagger oder Autokran).
286 6 Pfahlgründungen
Das Spülen kann als Hoch- oder Niederdruckspülen ausgeführt werden. Der Eindringwider-
stand am Pfahlfuß wird verringert, da der Boden aufgelockert und umgelagert wird. Beim
Niederdruckspülen beträgt der Druck am Lanzenaustritt etwa 10 bis 20 bar. Die Spüllanzen
haben einen Durchmesser von etwa 25 mm bis 40 mm, der Wasserverbrauch liegt bei ca. 200
bis 500 l/min.
Auch Wasser wird beim Hochdruckspülverfahren als Spülmittel eingesetzt. Dieses Verfahren
arbeitet mit wesentlich höheren Drücken (bis 500 bar) aber geringeren Wassermengen (ca. 10
bis 50 l/min). Der Austrittsdurchmesser ist mit ca. 1,2 mm bis 1,8 mm wesentlich geringer als
beim Niederdruckspülen. Der Hochdruckwasserstrahl schneidet den Boden auf und vermin-
dert den Eindringwiderstand. Dieses Verfahren ist auch bei festem bindigen Boden wir-
kungsvoll.
Holzpfähle
Holzpfähle sind die älteste Pfahlart, die aber heute weitgehend durch Stahl- oder Stahlbeton-
pfähle verdrängt worden sind. Sie werden heute meist nur noch für vorübergehende Bauten
wie z. B. Baubrücken oder Gerüste eingesetzt. Bei Dauerbauwerken kommen sie i. allg. nur
in Betracht, wenn sie ständig unter dem Wasserspiegel stehen und damit nicht wechselweise
dem Luftsauerstoff ausgesetzt sind. Wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Säuren werden
sie auch bevorzugt bei aggressiven Wässern (z. B. in Mooren) eingesetzt. In unseren Breiten
wird fast ausnahmslos Nadelholz von Kiefern, Fichten, Tannen, Lärchen und Douglasien
verwendet.
Die maximalen Pfahllängen liegen bei etwa 20 m, die maximalen Durchmesser bei ca. 45 cm.
Stahlpfähle
Nach ihrem Querschnitt unterscheidet man Kasten-, Rohr- und Trägerpfähle (Bild 6.12).
Rohrpfähle bestehen aus nahtlosen oder geschweißten Stahlrohren. Kastenpfähle werden i.
Allg. aus eigens dafür gewalzten Spundwandprofilen zusammengesetzt. Als Trägerpfähle
verwendet man meist gewalzte Breitflanschträger aus der üblichen Produktion.
6.2 Fertigrammpfähle 287
Für Rammpfähle aus Stahl genügt im allgemeinen S 235 nach DIN EN 10 025 bzw. Spund-
wandstahl der Bezeichnung S 240 GP nach DIN EN 10 248. Lediglich in besonderen Fällen,
z. B. bei schweren Rammungen, sind höherwertige Stahlsorten zu empfehlen.
Die Stahlpfähle werden i. Allg. ohne Pfahlspitzen gerammt. Bei Rohr- und Kastenpfählen mit
einem Durchmesser unter 50 cm bildet sich in körnigen Böden durch Verspannen ein Boden-
propfen, der wie eine Spitze wirkt.
Wegen der zulässigen Abmessungen beim Bahn- oder Straßentransport sind die Pfahllängen
auf ca. 20 m begrenzt. Im Wasserbau, wo der Transport z. B. durch Schiffe erfolgen kann,
sind größere Längen möglich.
Stahlpfähle haben eine hohe Materialfestigkeit und eine große Elastizität, so dass sie sehr
unempfindlich gegenüber Biegebeanspruchungen beim Transport und der Belastung beim
Rammen sind. Sie lassen sich in jeder Neigung rammen und zeigen sich an Kopf und Spitze
sehr widerstandsfähig gegen Deformationen, so dass auch Hindernisse und schwere Böden
durchrammt werden können.
Die Rammfähigkeit wird durch die Flügel kaum beeinträchtigt, da sie den Boden i. Allg.
leicht durchschneiden. Nur beim Durchrammen festerer Bodenschichten werden sie hoch
beansprucht und können abgesprengt werden. Um dies zu verhindern, sollten die Flügel eine
Länge, die etwa der 10-fachen Flügelträgerhöhe entspricht, mindestens aber von 2,5 bis 3 m
haben. Die Montage muss in jedem Fall achsenparallel erfolgen, um ein Verdrehen des Pfah-
les beim Rammen zu verhindern.
288 6 Pfahlgründungen
Im Boden und im Wasser (hierbei besonders im Seewasser) sind Stahlpfähle durch Korrosion
gefährdet. Im Süßwasser haben sich Stahlpfähle seit Jahrzehnten bewährt, sofern sie weder
Sandschliff noch chemischen Angriffen ausgesetzt sind. Ein besonderer Schutz ist dann im
Süßwasser nicht nötig, da z. B. bei Untersuchungen in Deutschland nur eine mittlere Schwä-
chung um 0,012 mm im Jahr am Umfang festgestellt wurde [24]. Die Schwächung im Boden
ist so gering, dass sie vernachlässigt werden kann.
Stärkere Korrosion tritt nur in fauligem, aggressivem Wasser und in Seewasser - dort vor
allem unter Bewuchsdecken z. B. von Miesmuscheln und Seepocken - auf. Außerdem fördert
die Walzhaut, die als Kathode wirkt, elektrolytische Vorgänge, bei denen die von der Walz-
haut freien Oberflächen als Anode wirken und damit der Ausgangspunkt von Lochfraß wer-
den.
Bei starker Korrosion in Seewasser kann in wärmeren Gebieten mit einer jährlichen Schwä-
chung des Pfahlumfanges von ca. 0,14 mm gerechnet werden [24]. Die Hauptangriffszonen
liegen hierbei im Bereich des Mittelwassers bzw. etwas unterhalb des mittleren Tideniedrig-
wassers. Bei starkem Wellenschlag ist auch die Spritzwasserzone gefährdet.
Schutzanstriche und dergleichen können den Korrosionsbeginn um fünf bis zehn Jahre ver-
zögern und die Korrosion insgesamt herabsetzen. Sie müssen auf die metallisch reine Ober-
fläche aufgebracht werden, wie sie z. B. durch Sandstrahlen unter völliger Beseitigung der
Walzhaut erzielt wird. Der Korrosionsschutz wird dadurch teuer. Es ist daher häufig zweck-
mäßiger, Hohlpfähle mit Beton auszufüllen oder größere Wandstärken zu wählen als statisch
erforderlich sind, um Reserven gegen Abrosten zu haben.
Die Korrosion unter der Wasserlinie kann auf elektrolytischem Wege durch Einbau einer
kathodischen Schutzanlage mit Fremdstrom oder mit Opferanoden weitgehend ausgeschaltet
werden.
6.2 Fertigrammpfähle 289
Stahlbetonpfähle
Die Pfähle sind standardmäßig bewehrt oder vorgespannt für die Beanspruchungen bei
Transport und Rammung sowie durch die bauseitigen Schnittkräfte (Druck, Zug, Biegung).
Bei der Bemessung ist darauf zu achten, dass sie beim Transport und Aufnehmen unter der
Ramme keinen Schaden erleiden.
Die Herstellung der Massivpfähle erfolgt i. A. liegend in einem Fertigteilwerk oder bei grö-
ßeren Baustellen - insbesondere im Ausland - in einer Feldfabrik. Die Güteanforderungen
müssen durch entsprechende Fertigungsanlagen und laufende Überwachung sichergestellt
sein. Hohlpfähle mit kreisförmigem Querschnitt können auch im Schleuderverfahren herge-
stellt werden (Schleuderbeton-Rammpfähle).
Werden die Pfähle vorgespannt, sollte die Vorspannung mindestens 3,5 MN/m² betragen,
wobei üblicherweise noch eine schlaffe Zusatzbewehrung eingelegt wird. Die Spannglieder
liegen i. Allg. zentral. Die Vorspannung kann sowohl im Spannbett als auch nach dem Erhär-
ten des Betons mit nachträglichem Verbund ausgeführt werden. Das gewählte Vorspannsys-
tem muss die dynamischen Beanspruchungen aus dem Rammstoß ohne Schaden aufnehmen
können.
290 6 Pfahlgründungen
Bild 6.15 Bewehrung eines Stahlbeton-Rammpfahles [25] und zur Rammung vorbereiter Fertigpfahl [26]
Die Längsbewehrung schlaff bewehrter Stahlbetonpfähle soll bei Längen über 10 m mindes-
tens 0,8 % des Pfahlquerschnittes betragen. Bei massiven Rechteckpfählen sind mindestens 4
Längsstäbe ∅ 14 mm in den Ecken des Pfahlquerschnittes, bei runden Pfählen mindestens 5
Längsstäbe ∅ 14 mm gleichmäßig verteilt anzuordnen. Endhaken sind nicht vorzusehen. Der
Durchmesser der Querbewehrung soll mindestens 5 mm betragen. Der Abstand der Bügel
oder die Ganghöhe einer Wendel darf 12 cm nicht übersteigen. Wegen der dynamischen
Druckbeanspruchung des Pfahles beim Rammen muss die Querbewehrung die Längsbeweh-
rung straff umschließen. Am Kopf und Fuß des Pfahles muss auf je 1 m Länge die Ganghöhe
bzw. der Abstand der Querbewehrung auf ca. 5 cm verringert werden (Bild 6.15). Die Beton-
überdeckung muss mindestens 30 mm betragen. Für Pfähle, die dem Einfluss betonschädli-
cher Wässer und Böden ausgesetzt sind, sowie im Seewasserbau ist die Überdeckung zu er-
höhen.
Ebenso wie Stahlflügelpfähle können auch Stahlbetonpfähle mit verdicktem Fuß oder mit
axialsymmetrisch angeordneten Flügeln versehen werden, wodurch sich die Aufstandsfläche
vergrößert. Die Fußabmessungen betragen dabei ca. das 2- bis 3-fache der Schaftabmessun-
gen. Anwendungsgebiet sind vorwiegend Böden, bei denen eine tragfähige Schicht unter
mächtigen weichen Deckschichten liegt.
6.2 Fertigrammpfähle 291
Eine Besonderheit bei den Stahlbetonpfählen sind die Kupplungspfähle, mit denen die Pfahl-
längen den örtlichen Gegebenheiten besser angepasst werden können. Hierbei können ein-
zelne Pfahlschüsse von 2 bis 18 m Länge durch spezielle Kupplungssysteme miteinander
verbunden werden. Die Kupplung stellt eine druck-, zug- und biegesteife Verbindung dar,
wobei nur Kupplungen eingesetzt werden dürfen, die eine Zulassung nach DIfB besitzen
(Bild 6.14). Die Pfähle eignen sich insbesondere für die Fälle, wo sich die Pfahllängen wegen
stark wechselnder Baugrundverhältnisse nicht genau vorherbestimmen lassen, und wo lange
Pfähle trotz beschränkter Arbeitshöhe (z. B. im Innern von Gebäuden) eingebracht werden
müssen.
Die Kolonne zur Fertigung von z. B. Stahlbetonfertigpfählen setzt sich in der Regel zusam-
men aus:
- 1 Polier, mitarbeitend
- 1 Geräteführer
- 1 Rammhelfer
Der Bauleiter ist nur bei sehr komplexen Baustellen permanent vor Ort. Ansonsten betreut er
meist 3 bis 4 Baustellen gleichzeitig. Der Polier arbeitet mit und unterstützt den Bauleiter, er
koordiniert die Arbeitsabläufe der Baustelle und wickelt die schriftlichen Verwaltungsarbei-
ten ab. Er hat meist den klassischen Berufsweg durchlaufen und verfügt über fachliche Kom-
petenz und die nötige Erfahrung. Die Geräteführer benötigen keine spezielle Berufausbil-
dung. Sie können von Fachpersonal angelernt werden, müssen aber auf der Baustelle be-
stehen und die erforderlich technische Fingerfertigkeit im Umgang mit den oft teuren Spe-
zialgeräten aufweisen. Bei größeren Projekten ist meist noch ein Schlosser vor Ort. Ansons-
ten werden die Reparaturarbeiten an den Geräten auf dem Bauhof erledigt.
Die Rammung wird u. a. beeinflusst von der Rammeigenschaft des Untergrundes, der Leis-
tung der Rammbäre, d. h. auch dem Verhältnis von Rammgewicht zu Pfahlgewicht und der
Oberflächenrauigkeit des Fertigpfahles. Die Leistungsansätze in der nachfolgenden Tabelle,
hier beispielhaft für die gewichtigen Teilherstellungsprozesse eines Stahlbetonfertigpfahls,
sind daher als Richtwerte anzusehen.
292 6 Pfahlgründungen
III.
(2) Verfahren des Trägergerät D.0.../D.1.... 1 Geräteführer
Rammgerätes Rammgerät J.0.1... 1 Rammhelfer
zum nächsten
Rammbär J.1.... 5-10 min
Ansatzpunkt und
Aufnahme des
Pfahles
6.3 Bohrpfähle
Bohrpfähle sind Ortbetonpfähle, die in einem in den Baugrund gebohrten Hohlraum durch
Einbringen von Beton, üblicherweise mit Bewehrung, hergestellt werden. Der Hohlraum
wird hierbei entweder verrohrt oder unverrohrt hergestellt. Bei unverrohrten Bohrlöchern
kann die Bohrlochwandung durch eine Bentonitsuspension gestützt werden. Durch den
Druck des flüssigen Betons entsteht bei den meisten Bodenarten eine gute Verzahnung mit
dem Baugrund. In besonderen Fällen kann die Lastübertragung durch eine nachträgliche
Verpressung der Fuß- und Mantelfläche noch verbessert werden.
Bohrpfähle haben üblicherweise Durchmesser von 0,3 bis 3,0 m. Sie sind nicht flacher ge-
neigt als 4 : 1, das entspricht einem Winkel von ungefähr 15° gegen die Vertikale. Die Vor-
teile der Bohrpfähle liegen in der großen Bandbreite der Abmessungen und der den jeweili-
gen Baugrundverhältnissen anpassbaren Herstellverfahren.
Da beim Bohren der anstehende Boden gefördert wird, ist ein guter Einblick in die tatsächli-
chen Baugrundverhältnisse gegeben. Demnach kann noch während der Ausführung die er-
forderliche Pfahllänge festgelegt werden.
Die Pfähle sind gut zur Aufnahme von Horizontalkräften und Biegemomenten geeignet, bei
der Ausführung entstehen kaum Lärm und Erschütterungen.
In diesem Kapitel werden nur die Bohrpfähle behandelt, bei denen im Inneren des Bohrlo-
ches ein vollständiger Bodenaushub stattfindet. Weitere Bohrpfahltypen, wie zum Beispiel
Verdrängungsbohrpfähle (Kapitel 6.4) und Teilverdrängungsbohrpfähle (Kapitel 6.5), wer-
den später erläutert.
Der größte Teil der Bohrpfähle wird nach DIN EN 1536 hergestellt. Zusätzlich ausschlagge-
bende Normen sind:
Die Tragfähigkeit von Bohrpfählen setzt sich aus dem Pfahlspitzenwiderstand und der Man-
telreibung zusammen. Beide Anteile sind nicht nur von den bodenmechanischen Eigenschaf-
ten, sondern auch wesentlich vom Herstellverfahren abhängig (Tabelle 6.12).
Es hat sich insbesondere bei Probebelastungen gezeigt, dass die Tragfähigkeiten von Pfählen
trotz gleicher Baugrundverhältnisse sehr unterschiedlich waren. Als mögliche Ursachen
kommen hierfür u. a. eine aufgelockerte Bohrlochsohle und das Absetzen von Schwebstoffen
auf der Bohrlochsohle in Frage.
Die Herstellung verrohrter Bohrpfähle besteht aus folgenden Einzelschritten (Bild 6.16):
Eintreiben eines Mantelrohres, in dessen Inneren der Boden ausgeräumt wird
Einstellen eines Bewehrungskorbes
Betonieren des Pfahles unter gleichzeitigem Ziehen des Mantelrohres
6.3 Bohrpfähle 295
Bei nicht standfesten, wasserführenden Böden muss eine Verrohrung zur Bohrlochsicherung
und zur Führung der Bohrwerkzeuge mitgeführt werden. Die Verrohrung wird am häufigsten
durch eine oszillierende, hydraulisch angetriebene Verrohrungsmaschine abgeteuft. Wichtig
ist die ständige Bewegung der gesamten Verrohrung, da dann die Mantelreibung nur ca. 40
% bis 60 % der Mantelreibung während der Ruhe beträgt.
Gelöst und ausgehoben wird der innerhalb der Verrohrung befindliche Boden durch Bohrei-
mer, Bohrgreifer oder Bohrschnecken. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Unter-
kante der Verrohrung immer mindestens einen halben Pfahldurchmesser tiefer ist als das je-
weilige Aushubniveau, um Auflockerungen im Fußbereich zu vermeiden (Bild 6.17).
Auflockerungen im Fußbereich können auch dadurch entstehen, dass eine innerhalb der Ver-
rohrung aufwärtsgerichtete Wasserströmung vorhanden ist. Hervorgerufen werden kann diese
Wasserströmung durch einen relativen Wasserunterdruck innerhalb der Verrohrung, der
durch das Hochziehen des Bohrwerkzeuges (Kolbenwirkung) sowie durch Wasserspiegelab-
fall beim Herausziehen des Bohrwerkzeuges entsteht. Um dies zu vermeiden, muss der Was-
serspiegel in der Verrohrung stets höher (mindestens 1 m) gehalten werden als der Außen-
wasserspiegel (Bild 6.17).
296 6 Pfahlgründungen
Bohrpfähle sind Ortbetonpfähle, für die das in den Boden abgeteufte Stahlrohr eine temporä-
re Schalung darstellt. Je nach Einbringmethode kann der außenliegende Boden verdichtet
oder aufgelockert werden. Im Regelfall wird der Boden jedoch nicht in seiner Lagerung ver-
ändert.
Nach dem Einstellen des Bewehrungskorbes in die Verrohrung wird Beton eingefüllt. Das
geschieht üblicherweise im Kontraktorverfahren, bei dem das Betonierrohr stets unterhalb
des Betonspiegels eintaucht, um Entmischungen zu vermeiden. Die Verrohrung wird hierbei
fortlaufend mit dem Anstieg des Betonspiegels gezogen. Während des Ziehens kann direkt an
der Unterkante der Verrohrung für kurze Zeit ein Hohlraum in der Dicke der Stahlrohrwan-
dung entstehen (Bild 6.18). Durch eine entsprechende Konsistenz des Betons kann dieser
Effekt verhindert werden.
Bild 6.18 Kurzzeitiger Hohlraum unterhalb der Verrohrung während des Ziehens [5]
6.3 Bohrpfähle 297
Je nach Spannungszustand des umliegenden Bodens und des Betons bewegt sich der Boden
zum Beton (Entspannung) oder der Beton fließt zum Boden (Verspannung) oder es erfolgt
eine Kombination von beiden Vorgängen.
Gerade bei kleineren Durchmessern der Pfähle und vielen Bewehrungsstäben entsteht der so
genannte Siloeffekt, der einen starken Einfluss auf den entstehenden Horizontalspannungs-
zustand hat. Der Siloeffekt führt dazu, dass die horizontale Frischbetonspannung geringer ist
als das Ergebnis der Multiplikation aus Wichte des Betons und Höhe der Betonsäule (Bild
6.19).
Kann der Siloeffekt verringert (z. B. durch fließfähigeren Beton) oder durch Druckluft die
Auflast auf der Betonsäule vergrößert werden, hätte dies eine bessere Verzahnung zwischen
Boden und Beton sowie einen höheren horizontalen Spannungszustand im Boden zur Folge,
der sich vorteilhaft auf das Tragverhalten auswirken würde.
Die Erhärtung des Betons beginnt sofort nach dem Einbau. Der damit einsetzende Schrump-
fungsprozess verursacht eine Volumenverminderung, die eine Entspannung des Bodens in
Richtung des Spannungszustandes vor dem Betonieren hervorruft. Die sehr kurze Zeitdauer
(ein paar Stunden) des hohen Betondrucks scheint damit nicht zu einer dauerhaften Erhöhung
der Bodenspannung zu führen [12].
Werden Pfähle in bindigen Böden unverrohrt hergestellt, kann es dabei zu Verformungen der
Bohrlochwand und damit zu einer Veränderung der bodenmechanischen Eigenschaften
kommen, die sich ungünstig auf das Tragverhalten auswirken können. Der Frischbetondruck
ist nicht in der Lage, diese Effekte rückgängig zu machen.
Bei Verwendung einer Stützflüssigkeit kann der Suspensionsdruck durchaus größer sein als
die im ursprünglichen Zustand vorhandene Horizontalspannung, so dass mit Auflockerungs-
erscheinungen in diesem Fall nicht zu rechnen ist.
298 6 Pfahlgründungen
Bei Pfahlherstellungsverfahren, bei denen das Bohrrohr in den Boden eingerüttelt wird, wird
ein verdichtungsfähiger Boden durch die eingetragene Energie verdichtet, was zu einer Ver-
besserung der Tragfähigkeit des Pfahles führen kann.
Die Arbeitsprozesse für die Herstellung von Bohrpfählen werden in der nachfolgenden Ta-
belle zusammenfassend dargestellt.
6.3 Bohrpfähle 299
Die Verrohrung der Bohrung soll Auflockerungen in der Umgebung des Bohrpfahles beim
Bohren einschränken. Sie ist zwingend erforderlich, wenn der durchörterte Boden auch bei
Verwendung von stützender Flüssigkeit nicht standfest ist und mit Ausbrüchen aus der Boh-
rungswand gerechnet werden muss. Die verwendeten Vortreibrohre haben Wanddicken von
ca. 4 cm und Einzellängen von 3 bis 6 m. Am unteren Rand des zuerst niedergebrachten Roh-
res befindet sich eine Bohrkrone aus gehärtetem Sonderstahl.
Die Mantelreibung zwischen Bohrrohr und Boden wird durch eine Drehbewegung des Bohr-
rohres vermindert. Die Drehbewegung wird durch zwei Hydraulikzylinder bewirkt, die ihre
Hin- und Herbewegung über eine Klemmschelle auf das Bohrrohr übertragen.
Neben dem meist kombinierten Eindrehen und Eindrücken von Verrohrungen kommt
- insbesondere in nichtbindigen Böden - das Einrütteln zur Anwendung. Die Vorteile liegen
in dem günstigen Tragverhalten des Pfahles, das durch die Verdichtung des umliegenden
Bodens bewirkt wird, sowie in der hohen Betonqualität.
Als weitere Besonderheit sei das Eindrehen der Verrohrung bei so genannten Vor-der-Wand-
Pfählen (VDW) genannt (Bild 6.20).
6.3 Bohrpfähle 301
Hierbei erzeugen zwei getrennte Bohrantriebe eine entgegen gesetzte Drehrichtung von
Bohrwerkzeug und Verrohrung.
b) Ungestütztes Bohren
In standfestem Baugrund darf gemäß DIN EN 1536 auch gestützt gebohrt werden. Dabei ist
aber der obere Teil der Bohrung zur Führung des Bohrwerkzeuges und wegen des Einflusses
des Baubetriebs durch ein Schutzrohr zu sichern.
Gegenüber dem klassischen Verfahren, die Bohrlochwandung während der Herstellung mit
einem Stahlrohr zu stützen, gewinnt das Herstellungsverfahren zunehmend an Bedeutung,
eine stützende Flüssigkeit zur Sicherung der Wandung bei großen Durchmessern oder bei
von der Kreisform abweichenden Querschnitten (Rechteckelemente) zu verwenden (Bild
6.21).
302 6 Pfahlgründungen
Für den Aushub kommen hierbei verschiedene Werkzeuge bzw. Verfahren zum Einsatz wie
Bohrschnecken, Bohreimer, Bohrgreifer oder Saug- und Lufthebebohrverfahren mit Rollen-
oder Flügelmeißeln.
In jedem Fall ist die Bohrlochsohle durch Abloten zu prüfen und sicherzustellen, dass keiner-
lei Veränderungen durch Nachbruch, Sohleintrieb oder Absetzungserscheinungen eintreten.
Die Bohrung ist immer dann durch einen Flüssigkeitsüberdruck zu stützen, wenn nicht stand-
feste Böden anstehen. Während des gesamten Bohr- und Betoniervorganges darf der Spiegel
der Stützflüssigkeit zu keinem Zeitpunkt bis zur Unterkante der Schutzverrohrung bzw. bis
zu einer Tiefe von 1,5 m über dem Grundwasserspiegel sinken. Daher ist ein ausreichender
Vorrat an Stützflüssigkeit vorzuhalten.
6.3 Bohrpfähle 303
Bohren
Die Trockenbohrverfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass kein Zusatz von Wasser oder
Spülung in das Bohrloch erfolgt. Beim Schlagbohren wird der Boden mit einem Ein- oder
Zweiseilgreifer - auch Schlaggreifer genannt - gelöst und gefördert (Bild ).
Die üblichen Bohrdurchmesser liegen bei 600 mm bis 2000 mm, wobei Durchmesser bis
3000 mm möglich sind. Die erreichbare Bohrtiefe beträgt ca. 100 m. Die Bohrungen können
bis ca. 5 : 1 geneigt sein [28].
Geeignet ist das Verfahren für alle Lockergesteine, sofern sie nicht mit grobem Geröll, Stei-
nen oder Fels durchsetzt sind. Geringmächtige Felsschichten oder einzelne Steine können
gegebenenfalls mit Fallmeißeln durchörtert werden.
Eine wesentlich höhere Bohrleistung wird mit Drehbohrgeräten erreicht. Gebohrt wird hier-
bei mit einer kurzen (Bild 6.23) oder einer langen Schnecke (Bild 6.24).
Bei einigen Geräten können mit einem Drehantrieb Bohrschnecke und Verrohrung eingetrie-
ben werden. Insbesondere bei großen Durchmessern und/oder großen Tiefen werden zum
Eintreiben der Verrohrung spezielle Verrohrungsmaschinen erforderlich.
304 6 Pfahlgründungen
Für die Herstellung sogenannter Vor-der-Wand-Pfähle (VDW-Pfähle), bei denen die Herstel-
lung der Pfähle ohne Abstand zu Hauswänden erfolgen kann, wurden Geräte mit zwei ge-
trennten Bohrantrieben, je einer für die Bohrschnecke und die Verrohrung, entwickelt.
zu b) Spülbohrverfahren
Bei den Spülbohrverfahren wird das Bohrgut durch einen Flüssigkeitsstrom gefördert. Als
Flüssigkeit wird Wasser, dem i. Allg. Tonmehl beigemischt wird, oder ein Luft-Wasser-
Gemisch verwendet.
Bei der Flüssigkeitsspülung muss beachtet werden, dass die Spülung zwei Aufgaben hat. Sie
ist Fördermittel für das Bohrgut und Stützflüssigkeit für das Bohrloch.
Spülbohrverfahren werden erst ab Tiefen von ca. 30 m wirtschaftlich und werden deshalb bei
der Pfahlherstellung nur dann verwendet, wenn bei großen Tiefen die Grenzen der verrohrten
Bohrverfahren erreicht sind.
6.3 Bohrpfähle 305
Als besonderer Fall bei der Herstellung von Bohrlöchern sei die Fußverbreiterung erwähnt.
Hierbei wird das Bohrrohr mit z. B. mit einem Greifer ausgeräumt und anschließend der
Hohlraum durch firmenspezifische Einrichtungen, z. B. durch rotierende, schwenkbare Arme
aufgeweitet.
Solche Fußerweiterungen können i. Allg. nur in standfestem Boden hergestellt werden. Die
Grenzen des Verhältnisses von Pfahlfuß- zu Pfahlschaftdurchmesser sind in DIN EN 1536
festgelegt [31]. Demnach sind Fußaufweitungen in nichtbindigen Böden bis maximal zum
zweifachen, bei bindigen Böden bis maximal zum dreifachen Schaftdurchmesser möglich.
Schaftaufweitungen sind bei allen Bodenarten bis maximal zum doppelten Schaftdurchmes-
ser zulässig.
Bewehren
Der Bewehrungskorb ist so auszusteifen, dass er beim Transport, beim Einbau und beim Be-
tonieren nicht bleibend verformt wird. Die Bewehrung muss vor und nach dem Betonieren
am Pfahlkopf auf Abweichungen von der Solllage kontrolliert werden. Falls die erforderliche
Betondeckung von 50 bzw. 60 mm nicht bereits durch die Wanddicke der Bohrrohre zustan-
de kommt, sind Abstandhalter anzuordnen. Bei unverrohrten Bohrungen müssen großflächige
Abstandhalter verwendet werden, deren Form sicherstellt, dass beim Einhängen der Beweh-
rung in die Bohrung kein Nachbruch aus der Bohrlochwand verursacht wird.
Am unteren Ende des Bewehrungskorbes ist der Einbau eines Kreuzes aus Flachstahl erfor-
derlich, um sicherzustellen, dass der Bewehrungskorb beim Betonieren und beim Ziehen des
Bohrrohres in seiner planmäßigen Lage verbleibt und vor allem nicht angehoben wird.
Bei einigen Verfahren der Bohrpfahlherstellung wird der Bewehrungskorb erst nachträglich,
d. h. unmittelbar nach dem Betonieren, in den fertigen Beton eingebracht, wobei eine leichte
Unterstützung durch Vibration möglich ist. Hierbei muss allerdings die Betonüberdeckung
und die planmäßige Lage der Bewehrung garantiert sein.
6.3 Bohrpfähle 307
Betonieren
Die Pfähle sind unmittelbar nach Abschluss des Bohrvorganges, Säubern der Bohrlochsohle
und dem Einsetzen des Bewehrungskorbes zu betonieren. Beim Betoniervorgang muss be-
achtet werden, dass
der Beton in der vorgesehenen Zusammensetzung und Konsistenz bis zur Bohrlochsoh-
le gelangt
der Beton sich nicht entmischt oder verunreinigt wird
die Betonsäule weder unterbrochen noch eingeschnürt wird.
Im Allgemeinen wird mit Schüttrohren, Pumprohren oder Schläuchen betoniert, die zu Be-
ginn bis zur Bohrlochsohle reichen und während des Betonierens stets in den Frischbeton
eintauchen müssen.
In weichen Böden (cu < 15 kN/m²) kann es nötig sein, den frischen Beton in einem Teilbe-
reich oder auf ganzer Pfahllänge durch verlorene Hülsen oder verbleibende Ummantelung
oder Verrohrungen einzufassen.
Hülsen (in der Regel dünne Blechrohre, die in das Bohrloch eingesetzt werden) werden auch
zum Schutz des frischen Betons gegen betonschädliche Wässer sowie zur Verminderung
einer eventuell vorhandenen negativen Mantelreibung verwendet.
Bohrpfähle sind zügig ohne Unterbrechung zu betonieren. Um bei kürzeren (z. T. nicht vor-
hersehbaren) Unterbrechungen nachteilige Einwirkungen auszuschließen, sollen Erstarrungs-
verzögerer als Zusatzmittel eingesetzt werden.
Bei Bohrpfählen mit Fußverbreiterung muss immer ausreichend Frischbeton vorhanden sein,
so dass der Fuß bis in den Schaft hinein ohne Arbeitspause betoniert werden kann.
Im allgemeinen erfolgt das Ziehen der Bohrrohre mit den gleichen Geräten, mit denen die
Rohre auch abgeteuft wurden. Es ist stets darauf zu achten, dass die Betonsäule weder abreißt
noch eingeschnürt wird.
Die Frischbetonsäule muss so hoch in das Bohrrohr hinaufreichen, dass ein ausreichender
Überdruck des Betons gegen das Grundwasser und den seitlich nachdrückenden Boden vor-
handen ist.
308 6 Pfahlgründungen
Eine Besonderheit ist das Ziehen der Bohrrohre mit Druckluftunterstützung. So kann bei
manchen Verfahren das Ziehen nicht mechanisch ausgeführt werden, da entsprechende Gerä-
te nicht vorhanden sind. Es wird dann das Pressbetonverfahren angewendet.
Die meisten Pfahlgründungen werden nicht nach dem Grenzzustand der Tragfähigkeit, son-
dern nach den für das Bauwerk verträglichen Setzungen bemessen. Die Gebrauchslasten der
Pfähle können daher vergrößert werden, wenn es gelingt, die Setzungen zu reduzieren.
Dieses Ziel kann auf zwei Wegen erreicht werden, die entweder einzeln beschritten oder mit-
einander kombiniert werden können:
Diese Vorbelastungen können mit dehnbaren Druckblasen oder mit starren Zylindern, in
denen Kolben bewegt werden (so genannte Drucktöpfe), erzeugt werden. Die Druckblasen
werden zusammen mit dem Bewehrungskorb in die Bohrung eingebaut und nach dem Beto-
nieren der Pfähle durch Einpumpen von Zementsuspension auseinander gepresst.
Die Fußunterpressung wird spätestens dann abgebrochen, wenn der Pfahlkopf Hebungen im
Millimeterbereich aufweist. Anstatt Druckblasen oder Drucktöpfe werden auch Manschetten-
Rohre zum Verpressen von Zementsuspension im Fußbereich eingesetzt (Bild ).
Der wesentliche Nachteil des Systems besteht darin, dass beim Verpressen alle Ventile
gleichzeitig mit demselben Druck beansprucht werden und sich dabei häufig nur wenige
Ventile öffnen. Die Nachverpressung ist nicht gezielt kontrollierbar.
Beim Einsatz von Verpressrohren mit nur einem Nachverpressventil sind zur gezielten Nach-
verpressung unterschiedlich lange, mit der Tiefe gestaffelte Rohre erforderlich.
Die Kunststoffrohre haben Durchmesser von 20 mm bis 30 mm und können mit noch dünne-
ren Spülschläuchen befahren werden.
6.3 Bohrpfähle 309
Der Abstand der Manschetten auf dem Manschettenrohr liegt bei ca. 30 bis 50 cm. Die Rohre
haben Durchmesser von 30 mm bis 60 mm, damit der Doppelpacker darin auf und ab bewegt
werden kann.
Nach dem Betonieren des Pfahles sind sofort alle Verpressrohre klar zu spülen, nach ca. 12
bis 24 Stunden mit Wasser aufzusprengen und anschließend mit Injektionsgut zu beaufschla-
gen.
Der Injektionsdruck liegt bei 10 bis 50 bar. Wird der gewünschte Druckaufbau nicht beim
ersten Verpressvorgang erreicht, sind weitere Verpressvorgänge erforderlich.
Werden Bohrpfähle unverrohrt hergestellt, wird eine eventuell erforderliche Stützung der
Bohrlochwandung durch eine Ton-Suspension erreicht. Die Anforderungen an Stützsuspen-
sionen sind in DIN EN 1536 und DIN EN 1538 festgelegt.
Als Ton wird meistens Bentonit verwendet, der seinen Namen nach seinem ersten Fundort in
der Nähe von Fort Benton im US-Staat Wyoming hat.
Hauptbestandteil und maßgebend für die mechanischen Eigenschaften ist das Dreischichten-
mineral Montmorillonit, das nach einer Lagerstätte Montmorillon in Südfrankreich benannt
wurde. Neben Montmorillonit, das stark quellfähig ist, enthält Bentonit noch Quarz, Glim-
mer, Feldspat, Kaolinit und Illit als Begleitminerale.
Alle Bentonite kommen feingemahlen als Bentonitmehl in den Handel. Bentonite kosten je
nach Qualität und Transportweg zur Baustelle 130 bis 200 /t. Bei den üblichen Konzentra-
tionen von ca. 40 bis 50 kg Bentonit je m3 Stützflüssigkeit müssen demnach ca. 5 bis 10
Materialkosten pro Kubikmeter Suspension für den Bentonit aufgewendet werden.
Bei feinkörnigen Böden (d10 < 0,2 mm) kann davon ausgegangen werden, dass keine Bento-
nit-Suspension in den Boden eindringt. An der Grenzfläche Boden/Suspension kommt es
durch den Druckunterschied zwischen der Suspension und dem Porenraum des Bodens zur
teilweisen Trennung der festen und der flüssigen Suspensionsphasen (Filtration). Die Ton-
partikel werden an der Erdwand abgefiltert. Das Filtrat fließt in den Boden ab. Der sich bil-
6.3 Bohrpfähle 311
dende äußere Filterkuchen wirkt als Membran, auf die der hydrostatische Stützdruck der
Suspension wirkt. Er wird durch die Membran voll auf die zu stützende Erdwand übertragen.
Bei grobkörnigen Böden sind die Tonteilchen der Suspension wegen der Größe der Poren des
Bodens nicht in der Lage, die Poren durch Brückenbildung zu schließen. Die Suspension
dringt in den Boden ein, wobei dieser Eindringvorgang nach einer bestimmten Strecke zur
Ruhe kommt. Er stagniert, wenn der Suspensionsdruck auf das Korngerüst übertragen ist
(Bild 4.60).
Dieser Vorgang beruht auf der Fähigkeit der Bentonit-Suspension, Schubspannungen über-
nehmen zu können. Der hydrostatische Stützdruck wird hierbei innerhalb des zu stützenden
Erdkörpers und in dem sich bildenden Filterkuchen abgebaut. Die Membranwirkung des
Filterkuchens wird bei der Berechnung der Stützwirkung vernachlässigt, da sie beim An-
schneiden des Bodens noch nicht vorhanden ist, sondern sich erst mit dem Eindringen der
Suspension aufbaut.
Die Stützflüssigkeit wird auf der Baustelle aus Bentonitmehl und Leitungswasser hergestellt.
Der Mischvorgang wird entweder in einem Chargenmischer diskontinuierlich oder in einer
Mischanlage kontinuierlich ausgeführt. Die Art des Mischens beeinflusst den anschließend
ablaufenden Quellvorgang. Die üblichen Quellzeiten betragen zwischen zwei und vier Stun-
den. Beim Einsatz im Bohrloch wird die Bentonit-Suspension durch das Aushubmaterial ver-
unreinigt. Während des Betonierens wird die verunreinigte Suspension abgepumpt. Da die
Beseitigung der gebrauchten Suspension häufig Schwierigkeiten bereitet, wird eine möglichst
häufige Wiederverwendung der Suspension angestrebt. Hierzu sind spezielle Regenerie-
rungsanlagen erforderlich.
Zwar ist Bentonit ein Naturprodukt, so dass beim Ablagern der Suspension keine Beeinträch-
tigung des Grundwassers befürchtet werden muss, aber das Material verbleibt auf den De-
ponien für lange Zeit in flüssiger bis breiiger Konsistenz, wodurch die Standfestigkeit des
Deponiekörpers beeinträchtigt wird.
Eine Bohrmannschaft setzt sich meist aus einem mitarbeitenden Polier und 3 weiteren
Arbeitskräften zusammen:
1 Bohrmeister (Polier)
1 Geräteführer
2 Bohrhelfer
Der Bauleiter ist nur bei sehr komplexen Baustellen permanent vor Ort. Ansonsten betreut er
meist 3 bis 4 Baustellen gleichzeitig. Der Polier arbeitet mit und unterstützt den Bauleiter. Er
koordiniert die Arbeitsabläufe der Baustelle und wickelt die schriftlichen Verwaltungsarbei-
ten ab. Er hat meist den klassischen Berufsweg durchlaufen und verfügt über fachliche Kom-
petenz und die nötige Erfahrung. Die Geräteführer benötigen keine spezielle Berufausbil-
dung. Sie können von Fachpersonal angelernt werden, müssen aber auf der Baustelle be-
stehen und die erforderlich technische Fingerfertigkeit im Umgang mit den oft teuren Spe-
zialgeräten aufweisen. Bei größeren Projekten ist meist noch ein Schlosser vor Ort. Ansons-
ten werden die Reparaturarbeiten an den Geräten auf dem Bauhof erledigt.
Für die Herstellung von Bohrpfählen können keine generellen Aufwandswerte genannt wer-
den, zu variantenreich sind die einzelnen Ausführungen und zu unterschiedlich sind die zu-
treffenden Bodenverhältnisse. Die in der nachfolgenden Tabelle angegebenen Zeitansätze
gelten gewichtige Teilprozesse bei der Herstellung eines Großbohrpfahls, C 20/25, ∅ 120
cm, Bodenklasse LN DIN 18 301, verrohrt.
6.3 Bohrpfähle 313
Tabelle 6.15 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Herstellen eines Bohrpfahls im Greiferverfahren
Grundlagen zur mangelfreien, sach- und vertragsgerechten Ausführung von Bohrpfählen sind
in der VOB/C DIN 18 301-"Bohrarbeiten" geregelt. Sie enthält unter anderem Hinweise für
das Aufstellen der Leistungsbeschreibung. Diese Hinweise werden zwar nicht Bestandteil
eines VOB-Vertrages, geben aber sinnvolle Anhaltspunkte zum Inhalt der Leistungsbe-
schreibung. Nachfolgend seien nur die wichtigsten aufgeführt:
Angaben zu Baustellenbegebenheiten und Umwelteinflüssen
Belastbarkeit der Vorfluter für Spülwasser inklusive Auflagen und Gebühren
Angaben zu Nachbarbebauungen
Beschreibung von Boden und Fels
Informationen zu vorhandenen Aufschlussbohrungen wie Bodenprofile usw.
Anzahl, Art sowie Verwendung der Bohrlöcher
6.4 Vollverdrängungsbohrpfähle 315
6.4 Vollverdrängungsbohrpfähle
Bei der Herstellung verschiedener Pfahltypen wird Boden verdrängt. So wird z. B. beim Ein-
rammen eines Fertigpfahles der Boden in unmittelbarer Umgebung der Pfahlspitze zur Seite
und auch zur Tiefe hin verschoben. Nach Abschluss der Rammarbeiten ist durch die Boden-
verdrängung ein erheblich gestörter Zustand vorhanden, der bodenmechanisch nur schwer
erfasst werden kann.
Beim Ortbetonrammpfahl (Abschn. 6.6) werden während der Rammarbeit ähnliche Zustände
auftreten. Beim Ziehen des Vortreibrohres wird der Horizontalspannungszustand am Mantel
jedoch vom Frischbetondruck geprägt. Bei der Ausbildung eines Pfahlfußes durch Ausram-
men des Pfropfenbetons wird der Boden in der Umgebung, insbesondere unter dem Fuß, ver-
dichtet. Da beim Teilverdrängungsbohrpfahl (Abschn. 6.5) wie auch beim Vollverdrän-
gungsbohrpfahl die dynamische Beanspruchung des Untergrundes durch das Bohren erheb-
lich geringer ist als bei einem gerammten Pfahl, wird die Verdichtung des Bodens im Bereich
des Pfahlschaftes geringer sein und nicht so weit in die Umgebung reichen. Der Horizontal-
spannungszustand wird auch bei diesen Pfahlsystemen durch den Frischbetondruck geprägt
[14].
Gemeinsam ist allen Verdrängungspfählen, dass es beim Einbringen der Pfähle bzw. der
Bohrschnecke oder des Schneidkopfes zu einer Verdichtung des anstehenden Bodens kommt,
die die Mantelreibung erhöht.
Der Vollverdrängungsbohrpfahl (z. B. Atlas-Pfahl) wird auf der Basis der DIN 1054 und
DIN EN 12 699 bemessen und hergestellt.
Bei Vollverdrängungsbohrpfählen wird ein unten verschlossenes Rohr in den Boden einge-
dreht. Am Fuß des Rohres befindet sich ein Schneidkopf bzw. eine Bohrschnecke, die eine
wulstförmige Oberfläche des fertigen Pfahles bewirkt. Das seitlich verdrängte Material übt
einen Druck auf den umgebenden Boden aus, so dass dort eine Spannungserhöhung in hori-
zontaler Richtung eintritt. Bei nichtbindigen Böden führt die Spannungserhöhung zu einer
Verdichtung.
316 6 Pfahlgründungen
Bei nicht wassergesättigten bindigen Böden ist zu erwarten, dass ebenfalls eine Verdichtung
eintritt. Bei wassergesättigten bindigen Böden wird insbesondere der Porenwasserdruck an-
steigen und das Bodenmaterial in einem größeren Umfeld unter einem erhöhten Spannungs-
zustand stehen.
Nach dem Erreichen der erforderlichen Bohrtiefe wird der Bewehrungskorb eingesetzt und
das Bohrrohr mit plastischem Beton gefüllt.
Beim Herausschrauben bzw. Ziehen des Bohrrohres fließt der Beton in die von der Bohr-
schnecke freigegebenen Windungen, so dass eine wulstförmige Oberfläche entsteht.
IV. Betonieren des Pfahles (1) Auffüllen des Bohrrohres mit Trägergerät
Beton Atlas-Gerät
(2) Herausschrauben und Ziehen Kraftdrehkopf
des Bohrrohres
Vollverdränger-Bohrschnecke
V. Nach- bzw. zusätzliche Arbei- (1) Freilegen und Kappen des Schraubenkompressor, fahrbar
ten Pfahlkopfes Abbau- und Spatenhammer
(2) Umsetzen der Bohreinheit Trägergerät
Atlas-Gerät,
Kraftdrehkopf
Vollverdränger-Bohrschnecke
VI. Räumen der Baustelle (1) Reinigung von benutzten Radlader, Raupe
Flächen, Entsorgung von Ver-
drängungsmaterial im Bereich
des Pfahlkopfes
Der Atlaspfahl (Bild 6.29) wird durch seitliche Verdrängung und Verdichtung des Bodens
mit Hilfe eines Stahlrohres, an dem unten ein austauschbarer Schneidkopf von 36 bis 56 cm
Durchmesser angebracht ist, hergestellt.
Der lichte Innendurchmesser des Schneidkopfes ist identisch mit dem des Bohrrohres, das
durch eine verlorene Fußspitze wasserdicht verschlossen ist.
Schneidkopf und Rohr werden mit einem Drehbohrantrieb mit gleichzeitig vertikalem An-
pressdruck erschütterungsfrei in den Boden geschraubt. Der vertikale Anpressdruck wird
durch die Aktivierung des Eigengewichtes des schweren Trägergerätes erreicht.
Anpressdruck und Drehmoment können beim Bohren gemessen werden. Beide Größen kön-
nen zur Kontrolle der Bodenaufschlüsse und zur Überprüfung der Tragfähigkeit der durch-
fahrenen Bodenschichten herangezogen werden, wie es beim Rammpfahl ähnlich mit dem
Eindringmaß bzw. der Anzahl der Schläge pro bestimmter Eindringung erfolgt. Nach Errei-
chen der Endtiefe wird ein Bewehrungskorb eingesetzt, das Rohr und der Vorratsbehälter mit
fließfähigem Beton gefüllt, die Fußspitze durch rückwärtiges Drehen des Rohres vom
Schneidkopf gelöst und das Rohr ebenfalls rückwärts herausgedreht.
Der Beton füllt hierbei den von dem Schneidkopf geschaffenen Hohlraum durch den hohen
statischen Druck der Betonsäule im Rohr und Behälter voll aus, so dass im Boden ein wen-
delförmiger, ca. 5 cm starker Betonwulst um den Pfahlschaft herum verbleibt.
Die Vorteile des Verfahrens liegen in der erschütterungs- und lärmarmen Herstellung. Der
Pfahl ist daher besonders gut geeignet für Gründungen in Wohngebieten, Kurorten, in der
Nähe von Krankenhäusern und neben gegen Erschütterungen empfindlichen Gebäuden. Der
Mindestabstand der Pfahlachse zu einer vorhandenen Bebauung beträgt 80 cm. Der geringe
Zeitaufwand für Auf- und Abbau der Maschine, die schnelle Pfahlherstellung und die hohe
Tragfähigkeit machen die Pfähle wirtschaftlich. Die Pfahllängen können problemlos den an-
getroffenen Baugrundverhältnissen angepasst werden.
b) Fundexpfähle
Sie sind Ortbetonpfähle, die mit wiedergewinnbarem Bohrrohr und verlorener Pfahlspitze
erschütterungs- und lärmarm niedergebracht werden. Das Rohr wird mit einer schraubenför-
mig ausgebildeten gusseisernen Pfahlspitze eingebohrt und verdrängt beim Abteufen den
Boden. Nach Erreichen der Endtiefe wird das Rohr gezogen.
Das Fundex-Bohrgerät ist - wie das Bohrgerät für den Atlas-Pfahl auch - auf einem Raupen-
fahrzeug montiert und arbeitet somit als Kompaktanlage. Sie fasst Fahrwerk, Mäkler, den
hydraulisch zu betätigenden Bohrtisch und die schallgedämpften Antriebsaggregate zu einer
Einheit zusammen. Die wesentlichen Elemente für die Pfahlherstellung sind:
Verlorene Schraubspitze
Es handelt sich hierbei um eine aus Gusseisen hergestellte Bohrspitze, die gegenüber
dem nachlaufenden, wiedergewinnbaren Bohrrohr einen Überstand je nach Pfahl-
durchmesser bis 6 cm hat. Die Spitze erleichtert das Eindringen und Verdrängen des
Bodens.
320 6 Pfahlgründungen
Leistungsfähiger Bohrtisch
Der Bohrtisch besorgt das Eindrehen des Rohres. Über den Bohrtisch wird das Bohr-
rohr arretiert und mit einem Hub von ca. 1,0 m schubweise unter Aktivierung des
Eigengewichtes des Trägergerätes eingedreht.
Die Vorteile sind mit denen der Atlas-Pfähle vergleichbar.
Das Personal zur Herstellung von Vollverdrängungsbohrpfählen besteht heute in der Regel
aus:
1 Bohrmeister bzw. Polier, mitarbeitend
1 Geräteführer
1 Bohrhelfer
Der Bauleiter ist nur bei sehr komplexen Baustellen permanent vor Ort. Ansonsten betreut er
meist 3 bis 4 Baustellen gleichzeitig.
Kalkulatorische
BGL-Nr. Personal-
Teilprozesse Geräte Leistungswerte
(Hauptgruppen) einsatz
Praxis
II. (1) Ansetzen und Trägergerät D.0.../D.1.... 1 Geräteführer 5 min
Ausrichten des Atlas-Gerät K.2.0... 1 Bohrhelfer
Atlas-Gerätes
Kraftdrehkopf K.2.01....
(2) Unterlegen der
verlorenen Vollverdränger- K.7.03... 2-5 min
Bohrspitze Bohrschnecke
(3) Einbohren des
Scheidkopfes 0,13h/m
auf erforderli-
che Tiefe
Grundlagen für eine mangelfreie, sach- und vertragsgerechte Ausführung von Bohrpfählen
sind in der VOB/C DIN 18 301-Bohrarbeiten aufgeführt. Die DIN enthält unter anderem
Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung, wie z. B.
Angaben zu Baustellenbegebenheiten und Umwelteinflüssen
Belastbarkeit der Vorfluter für Spülwasser inklusive Auflagen und Gebühren
Angaben zu Nachbarbebauungen
322 6 Pfahlgründungen
6.5 Teilverdrängungsbohrpfähle
Bereits in den sechziger Jahren wurden in Holland und Belgien so genannte Schneckenbohr-
pfähle hergestellt. In Deutschland wurden zum ersten Mal 1974 Bauwerke auf Teilverdrän-
gungsbohrpfählen gegründet. Voraussetzung für diese Entwicklung war die Konstruktion von
Bohrgeräten mit hydraulischen Drehköpfen, die ein Drehmoment größer ca. 50 kNm erzeu-
gen können.
Der Teilverdrängungsbohrpfahl wird nach DIN 1054 bemessen und nach DIN EN 1536 her-
gestellt.
In der DIN EN 1536, in der der Pfahltyp unter der Bezeichnung Bohren mit durchgehender
Bohrschnecke erläutert ist, wird die Neigung auf ca. 6° (entspricht etwa 10 : 1) begrenzt.
Die Verfahren sind nahezu erschütterungsfrei. Sie sind daher besonders geeignet für
die Anwendung in dicht besiedelten Gebieten und in Zonen mit besonderem Ruhebe-
dürfnis wie z. B. in Kurorten oder in der Nähe von Krankenhäusern sowie bei set-
zungsempfindlicher Nachbarbebauung.
Die Tragfähigkeit der Pfähle ist durch die teilweise Verdrängung des Bodens (bis ca.
50 % des Volumens des Bohrloches), die eine Verdichtung bewirkt, höher als bei ver-
rohrten Pfählen. Hinzu kommt, dass der Beton unter Druck eingebracht wird, so dass
ein inniger Kontakt zwischen Boden und Pfahlbeton entsteht.
Der Betonmehrverbrauch (bezogen auf das Volumen des ausgebohrten Hohlraumes)
kann bei bis zu 30 % liegen und ist im Wesentlichen auf das Einbringen des Betons
unter Druck zurückzuführen.
Die Betonrezeptur muss sorgfältig ausgewählt werden, damit der Beton pumpfähig ist.
Bei allen Verfahren muss gewährleistet sein, dass in das Innenrohr der Bohrschnecke beim
Bohren weder Wasser noch Boden eindringen kann.
VI. Räumen der Baustelle (1) Reinigung von benutzten Radlader, Raupe
Flächen
Verfahren 1
Die Pfähle werden mit einer Durchlaufschnecke (Durchmesser 400 mm bis 1000 mm), die
ein Zentralrohr (Seelenrohr) von 100 mm bis 150 mm beinhaltet, hergestellt (Bild 6.31).
Hierbei ist das Verhältnis Di : Da < 0,55 einzuhalten.
(Di = Zentralrohrdurchmesser, Da = Bohrschneckendurchmesser).
6.5 Teilverdrängungsbohrpfähle 325
Das Zentralrohr ist am Fuß mit einer verlorenen Spitze verschlossen. Nach Erreichen der
Endtiefe, die je nach Baugrundaufbau und eingesetztem Gerät bis ca. 30 m betragen kann,
wird durch das Zentralrohr beim Ziehen der Schnecke Beton über eine Betonpumpe einge-
bracht.
Der am Fuß der Bohrschnecke austretende Beton muss dabei unter einem Überdruck stehen,
der größer ist als der statische Druck der Betonsäule, und der sicherstellt, dass der beim Zie-
hen der Bohrschnecke freigegebene Raum sofort mit Frischbeton gefüllt wird. Dies ist des-
halb besonders wichtig, weil es sonst zu Bodeneinbrüchen oder Hohlräumen kommen könn-
te.
Die Ziehgeschwindigkeit der Bohrschnecke muss gering gehalten werden, damit unter der
Bohrschnecke nicht wie beim Korkenziehen ein Sog entsteht und die Bohrung lokal einstürzt
[11].
326 6 Pfahlgründungen
Häufig erhalten die Pfähle nur eine Kopfbewehrung oder bleiben unbewehrt. Ist aus stati-
schen Gründen eine durchgehende Bewehrung erforderlich, so wird der Bewehrungskorb, der
entsprechend steif ausgebildet sein muss, mit Unterstützung durch leichte Vibration unmit-
telbar nach dem Betonieren in den Frischbeton eingebracht. Dabei müssen die planmäßige
Lage der Bewehrung und insbesondere die erforderliche Betonüberdeckung sichergestellt
sein.
Verfahren 2
Auch bei diesem Verfahren wird eine Durchlaufschnecke verwendet (Durchmesser 420 mm
bis 800 mm). Das Zentralrohr hat aber mindestens einen Durchmesser von 300 mm und er-
möglicht somit das Einstellen eines Bewehrungskorbes vor dem Betonieren (Bild 6.32).
Die Spitze kann entweder wie bei Verfahren 1 verloren oder durch das Zentralrohr widerge-
winnbar sein. Auch bei diesem Verfahren wird nach dem Erreichen der Endtiefe und dem
Einstellen des Bewehrungskorbes in das trockene Zentralrohr der Beton über eine Beton-
pumpe eingebracht, wobei stets ein Betonüberdruck vorhanden sein muss, der durch Mes-
sungen zu kontrollieren ist.
Im Folgenden sei auf einige Besonderheiten hingewiesen, die bei einigen Pfahltypen zur
Anwendung kommen:
Mantel- und Fußverpressung: Durch gezielte ein- oder mehrmalige Mantelverpressung
kann die Pfahlmantelreibung erheblich gesteigert werden [36]. Durch das Bohren mit
der Bohrschnecke wird der umliegende Boden bereits vorverdichtet.
Durch das Einpressen von Verpressgut wird zusätzlich ein inniger kraftschlüssiger
Verbund zwischen Pfahl und Boden erzielt. Bei nachzuverpressenden Pfählen wird das
komplette Nachverpresssystem am Bewehrungskorb befestigt.
Die sorgfältige Auswahl und Abstimmung der einzelnen Komponenten des Verpress-
gutes, die Aufbereitung der Mischung und die Steuerung des Verpressvorganges sind
von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Nachverpressung.
Wird die Pfahllast überwiegend über die Spitze abgetragen, so kann durch eine Pfahl-
fußverpressung die Gebrauchslast gesteigert oder für eine bestimmte Gebrauchslast die
Setzung verringert werden.
Einige Herstellverfahren erlauben die Herstellung eines verbreiterten Fußes.
Das Personal zur Herstellung von Teilverdrängungsbohrpfählen setzt sich in der Regel zu-
sammen aus:
1 Bohrmeister bzw. Polier, mitarbeitend
1 Geräteführer
1 Bohrhelfer
Der Bauleiter ist nur bei sehr komplexen Baustellen permanent vor Ort. Ansonsten betreut er
meist 3 bis 4 Baustellen gleichzeitig.
BGL-Nr. Kalkulatorische
Teilprozesse Geräte (Hauptgrup- Personaleinsatz Leistungswerte
pen) Praxis
II. (1) Ansetzen und Trägergerät D.0.../D.1.... 1 Geräteführer 5 min
Ausrichten des Bohrgerät K.2.... 1 Bohrhelfer
Großbohrgerä-
tes Kraftdrehkopf K.2.01
(2) Unterlegen der Teilverdränger- K.7.02... 2-5 min
verlorenen Bohrschnecke
Fußplatte .
(3) Abteufen des 0,11h/m
Bohrrohres
Grundlagen für eine mangelfreie, sach- und vertragsgerechte Ausführung von Bohrpfählen
sind in der VOB/C DIN 18 301-"Bohrarbeiten" aufgeführt. Die DIN enthält unter anderem
Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung, wie z. B.
Angaben zu Baustellenbegebenheiten und Umwelteinflüssen
Belastbarkeit der Vorfluter für Spülwasser inklusive Auflagen und Gebühren
Angaben zu Nachbarbebauungen
Beschreibung von Boden und Fels
6.6 Ortbetonrammpfähle 329
6.6 Ortbetonrammpfähle
Zu den bekanntesten Pfahltypen zählen der Simplex-Pfahl, der erstmals 1905 in Deutschland
hergestellt wurde, nachdem er bereits 1903 ein US-Patent erhalten hatte [37], und der Franki-
Pfahl, der 1908 in Belgien zum Patent angemeldet und seit 1932 in Deutschland eingeführt
wurde.
Ortbetonrammpfähle werden auf der Basis der DIN 1054 bemessen und der DIN EN 12 699
hergestellt.
Bei der Herstellung von Ortbetonrammpfählen wird ein verschlossenes Vortreibrohr einge-
rammt. Je nach Verfahren erfolgt die Rammung auf dem Kopf oder im Innern des Rohres.
Beim Abteufen des Vortreibrohres wird der Boden verdrängt, und es baut sich im Mantelbe-
reich ein erhöhter Horizontalspannungszustand auf, der die Mantelreibung vergrößert. Zum
Teil wird dieser erhöhte Horizontalspannungszustand allerdings beim Ziehen der Verrohrung
wieder abgebaut [14].
Nach Erreichen der Endtiefe werden bei den meisten Verfahren eine Bodenverdichtung im
Fußbereich und eine Fußverbreiterung ausgeführt, um die Tragfähigkeit der Pfähle zu erhö-
hen und die Setzungen zu vermindern. Die Pfahltragfähigkeiten können hierdurch um bis zu
50 % vergrößert werden.
Die Prozesse zur Herstellung von Ortbetonrammpfählen werden in der nachfolgenden Tabel-
le am Beispiel des Frankipfahles zusammenfassend dargestellt.
330 6 Pfahlgründungen
V. Nach- bzw. zusätzliche Arbei- (1) Freilegen und Kappen des Schraubenkompressor, fahrbar
ten Pfahlkopfes Abbau- und Spatenhammer
(2) Umsetzen der Rammeinheit Trägergerät
Franki-Ramme,
Freifallbär
VI. Räumen der Baustelle (1) Reinigung von benutzten Radlader, Raupe
Flächen
a) Franki-Pfahl
Beim Franki-Pfahl wird das stählerne Vortreibrohr durch eine Innenrammung abgeteuft, wo-
bei das Rohr unten durch einen Betonpfropfen wasserdicht verschlossen ist. (Bild 6.33)
Der Durchmesser der Vortreibrohre liegt zwischen 420 mm und 610 mm.
6.6 Ortbetonrammpfähle 331
Die Fallhöhe des ca. 2,0 bis 4,5 t schweren Fallbären beträgt ca. 6 bis 7 m.
Beim Abteufen des Vortreibrohres fällt der Rammär stets frei auf den Pfropfenbeton, der sich
im Vortreibrohr verspannt und dieses mit hinunterzieht. Nach Erreichen der Endtiefe wird
das Vortreibrohr festgehalten und der Fuß ausgestampft. Nach Einstellen des Bewehrungs-
korbes wird fließfähiger Beton eingefüllt. Da das Vortreibrohr durch die verschlossene Spitze
oder den Betonpfropfen immer trocken ist, ist es gängige Praxis, ohne Schüttrohr zu betonie-
ren [2]. Während des Betonierens wird das Vortreibrohr gezogen, so dass ein rauer Pfahl-
schaft entsteht.
Alternativ kann anstelle des Betonpfropfens auch eine Herstellung mit einer Kiesvorverdich-
tung erfolgen.
Als Besonderheit sei hier erwähnt, dass nach dem gleichen Verfahren Stahlrohrpfähle herge-
stellt werden können, wobei der Stahlrohrpfahl in Rohrschüssen vorwiegend durch Innen-
rammung mit einem Freifallbär geringer Abmessung emissionsarm in den Baugrund getrie-
ben wird (Bild 6.34).
Stahlrohrpfähle können mit kleinen Spezialgeräten hergestellt werden, die den Einsatz unter
beschränkten Platzverhältnissen ermöglichen.
Bei beschränkter Arbeitshöhe wird der Pfahl aus mehreren aufeinander geschweißten Rohr-
schüssen hergestellt. Nach Erreichen der erforderlichen Tiefe kann der Pfahl sofort belastet
werden, da die Rohre im Boden verbleiben. Falls es statisch erforderlich ist, kann das Rohr
auch ausbetoniert werden.
b) Simplex-Pfahl
Das Rohr wird entweder durch Außenrüttler auf der hydraulischen Ziehvorrichtung oder mit
Hilfe von Vibrationsrüttlern gezogen, während gleichzeitig der Beton eingebracht und ver-
dichtet wird. Die Fußplatte, die als Pfahlfuß dient, verbleibt im Boden. Die Rammrohre ha-
ben Durchmesser von 34 bis 72 cm.
6.6 Ortbetonrammpfähle 333
c) Ortbetonrammpfahl Zeissl-Mast
Das Herstellungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass das Vortreibrohr mit einer Klap-
pe verschlossen ist. Nachdem das Rohr durch Kopframmung bis zur vorgesehenen Tiefe ein-
geschlagen wurde, wird Beton eingefüllt. Das Rohr wird anschließend angezogen, wobei sich
die Klappe öffnet und der Beton austritt. Mit der danach wieder geschlossenen Klappe wird
der Fuß ausgestampft.
Nach Einstellen des Bewehrungskorbes wird der Schaftbeton eingebracht, der durch Vibrie-
ren des Rohres, durch leichte Rammschläge oder durch Innenrüttler verdichtet wird. Dabei
wird gleichzeitig das Rohr gezogen. Die Schaftdurchmesser liegen zwischen 40 und 70 cm.
Pfähle lassen sich mit diesem Verfahren bis zu etwa einer Länge von 45 m und einer Neigung
bis zu 4 : 1 herstellen.
Der Pfahlfußbeton zeichnet sich durch einen niedrigen Wasserzementwert aus (erdfeucht).
Bei den meisten Verfahren wird der Beton - zumindest im Fußbereich - durch Fallgewichte
bzw. Stempel gestampft, wodurch eine hohe Festigkeit und eine große Dichte entstehen. Mit
einem gut abgestuften Betonzuschlaggemisch und entsprechender Zugabe des Zements
(meist Hochofenzement) werden durch die Stampfverdichtung die Festigkeiten eines Betons
B II und eine große Wasserdichtigkeit erreicht [39]. Der Beton muss ausreichend fließfähig
sein.
Der Bewehrungskorb aus Längsstäben und Wendelumschnürung ist gemäß den Angaben der
DIN 1045 nach statischen und konstruktiven Erfordernissen zu bemessen. Die Hinweise in
DIN EN 12699 sind zu berücksichtigen.
Der Personalbedarf zur Herstellung von Ortbetonverdrängungspfählen kann in der Regel wie
folgt definiert werden:
1 Polier, mitarbeitend
1 Geräteführer
1 Rammhelfer
Der Bauleiter ist nur bei sehr komplexen Baustellen permanent vor Ort. Ansonsten betreut er
meist 3 bis 4 Baustellen gleichzeitig.
Für die Herstellung von Ortbetonrammpfählen können, wie bei allen anderen Pfahlarten, kei-
ne allgemeingültigen Aufwandswerte genannt werden. Die in der nachfolgenden Tabelle an-
gegebenen Zeitansätze für gewichtige Teilherstellungsprozesse sind daher als Richtwerte für
die Herstellung eines Frankipfahles anzusehen.
6.6 Ortbetonrammpfähle 335
Kalkulatorische
BGL-Nr. Leistungswerte
Teilprozesse Geräte Personaleinsatz
(Hauptgruppen)
Praxis
II. (1) Ansetzen und Trägergerät D.0.../D.1.... 1 Geräteführer 5 min
Ausrichten der Franki-Ramme K.2.... 1 Rammhelfer
Franki-Ramme
Freifallbär J.1.12..
(2) Pfropfenbeton
einfüllen und 10 min
anstampfen
(3) Abteufen des
Rammrohres 0,15h/m
mit Innenrohr-
rammung und
Freifallbär
(4) Herstellen des 30-45 min
Pfahlfußes
durch Aus-
rammen des
Pfropfenbetons
III. (1) Einbau der Trägergerät D.0.../D.1.... 1 Geräteführer 10-15 min
Bewehrung Franki-Ramme K.2.... 1 Rammhelfer
6.7.1 Allgemeines
Für die Entscheidung über den Verzicht auf Pfahlprobebelastungen für Zugpfähle ist Sach-
kunde und Erfahrung auf dem Gebiet der Geotechnik erforderlich.
Vertikale Probebelastungen dienen dazu, die Tragfähigkeit der Pfähle in axialer Richtung zu
ermitteln. Bei der Belastung wird die Pfahlkopfsetzung in Abhängigkeit von der aufgebrach-
ten Last gemessen und in einem Last-Setzungs-Diagramm dargestellt (Bild ).
Der charakteristische Pfahlwiderstand, unter dem der Druckpfahl bei einer Probebelastung
merkbar versinkt, wird als R1m bezeichnet. Wenn bei einem Versuch der Grenzwert nicht
erreicht werden kann, dann wird die aufgebrachte höchste Last als R1m bezeichnet. Der cha-
rakteristische Pfahlwiderstand R1,k wird aus den gemessenen Werten unter Verwendung eines
Streuungsfaktors ξ zur Berücksichtigung der möglichen Veränderungen des Baugrundes und
der möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Herstellung ermittelt (s. DIN 1054).
6.7 Prüfung von Pfählen 337
Für die Probebelastung werden entweder eigens für diesen Zweck hergestellte Pfähle oder
Bauwerkspfähle benutzt. Der Pfahl wird dabei i. Allg. über hydraulische Pressen belastet, die
gegen ein Widerlager aus Gegengewichten (Totlast) oder Reaktionspfählen bzw. -ankern
abgestützt werden (Bild 6.36).
Ballastierungen erreichen in der Regel bei 2 bis 3 MN ihre Grenze, wenn auch in Sonderfäl-
len Totlasten bis zu 20 MN aufgebracht worden sind. Bei diesem Belastungssystem liegen
die Probleme in der Beeinflussung des Pfahles durch die zusätzliche Belastung der Gelände-
oberfläche und in der Zentrierung der Lasten.
Die Setzungen werden über versetzt am Pfahl angeordnete Messuhren mit 0,01 mm Messge-
nauigkeit ermittelt. Die Träger der Messuhren sind ausreichend weit vom Pfahl entfernt auf-
zustellen und gegen Temperatureinflüsse zu schützen. Als Kontrollmessung sollten zusätz-
lich Präzisions-Nivellements durchgeführt werden. Außerdem sind die Horizontalbewegun-
gen des Pfahlkopfes zu beobachten.
Für die Durchführung von statischen Probebelastungen können im Wesentlichen drei Belas-
tungsverfahren unterschieden werden:
Versuche mit stufenweiser Steigerung der Belastung und Beobachtung der Verformun-
gen. Die Lasten werden erst nach dem vollständigen Abklingen der Verformungen ge-
steigert (Maintained Load Test).
338 6 Pfahlgründungen
Versuche mit stufenweiser Steigerung der Belastung in gleichen Zeiteinheiten ohne Be-
rücksichtigung der Verformungen (Quick Load Test).
Versuche mit gleichbleibender Verformungsgeschwindigkeit. Beobachtet werden die
Pfahlkräfte (Constant Rate of Penetration Test).
Die beiden ersten Verfahren sind lastgesteuerte Versuche, während das dritte Verfahren
weggesteuert ist. Die Belastung ist möglichst soweit zu steigern, bis die Grenzlast erreicht
bzw. sogar überschritten ist.
Bild 6.37 Empfehlung für die Wahl der Belastungsstufen und Ergebnis der Belastung in Form einer Wider-
stands-Setzungs-Linie [11]
Bei horizontalen Probebelastungen werden i. Allg. die Köpfe zweier benachbarter Probepfäh-
le zusammengespannt oder auseinandergedrückt. Es genügt meist, die Pfahlkopfverschiebung
und -verdrehung zu messen, so dass die Versuchseinrichtung sehr einfach ist. Die gesamte
Biegelinie eines Pfahles kann durch einen Neigungsmesser (Inklinometer) erfasst werden,
wenn in den Pfahlschaft ein entsprechendes Führungsrohr einbetoniert ist.
Dynamische Pfahlprüfungen sind aufgrund ihrer schnellen Durchführbarkeit und der somit
hohen Anzahl prüfbarer Pfähle ein sehr wirtschaftliches Verfahren. Grundlagen und Durch-
führung der dynamischen Pfahlprüfungen sind in [8] beschrieben.
Bei den Integritätsmessungen nach der Hammerschlagmethode wird mit einem Handhammer
eine Stoßwelle in den Pfahl eingeleitet. Am Pfahlfuß und an Impedanzsprüngen (Änderungen
der Pfahlgeometrie und des Pfahlmaterials) wird die eingeleitete Stoßwelle reflektiert und am
Pfahlkopf durch den aufgesetzten Beschleunigungsaufnehmer aufgezeichnet (Bild 6.38).
Integritätsprüfungen werden heute als Bestandteil der Qualitätskontrolle verwendet. Sie die-
nen vor allem dazu, z. B. bei Bohrpfählen Unregelmäßigkeiten des Pfahlschaftes, wie Ein-
schnürungen oder Verdickungen, festzustellen. Dabei sollten dem Ausführenden der Integri-
tätsprüfungen alle relevanten Unterlagen, wie z. B. Bohrprotokolle und Baugrundgutachten,
zur Verfügung gestellt werden, um seine Messergebnisse besser interpretieren zu können.
340 6 Pfahlgründungen
Des Weiteren sollte nicht nur ein so genannter Problempfahl getestet werden sondern meh-
rere Pfähle, um ein Normsignal für die Baustelle zu erhalten. Dabei lassen sich z. B. die
Einflüsse aus Schichtgrenzen ermitteln [42].
6.7.3.2 Ultraschallprüfverfahren
Durch Ultraschallprüfverfahren (Cross-hole sonic logging) kann die Betonqualität von Pfäh-
len überprüft werden. Dazu werden je ein Ultraschallgeber und empfänger parallel in vorab
am Bewehrungskorb installierten Stahlrohren mit konstanter Geschwindigkeit entlang des
Pfahlschaftes bewegt. Aus der Wellenlaufzeit und der Energie des empfangenen Signals wer-
den Impedanzänderungen und damit Hohlräume, Kiesnester etc. im Beton ermittelt [7].
Die Berechnung der Tragfähigkeit aus den gemessenen Werten nach dem Case-Verfahren
erfolgt auf der Grundlage der Wellenmechanik. Der Pfahl wirkt wie ein elastischer Stab, dem
durch einen Impuls eine Stoßwelle eingeprägt wird. Die Stoßwelle durchläuft den Pfahl mit
einer Wellengeschwindigkeit, die vom Elastizitätsmodul und der Dichte des Pfahlmaterials
abhängt.
Werden weitere Aussagen über das Tragverhalten eines Pfahles (z. B. die Last-Setzungs-
Linie) benötigt, ist eine Auswertung nach dem Capwap-Verfahren erforderlich.
6.7 Prüfung von Pfählen 341
Literatur
[1] Straub, H.: Die Geschichte der Bauingenieurkunst. 4. Aufl., Birkhäuser Verlag, Basel,
1996
[2] Arz, P., Schmidt, H.G., Seitz, J., Semprich, S.: Grundbau, In: Beton-Kalender Teil II,
Ernst & Sohn, Berlin, 1994
[3] Becker, H.: Baugrunderkundungen für Pfahlgründungen. In: Vortragsband zum Sym-
posium Stand von Normung, Bemessung und Ausführung von Pfählen und Pfahlwän-
den, München, 1977. Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik
(DGGT), Essen, 1977
[4] Empfehlungen des Arbeitskreises Pfähle, Herausgegeben von der DGGT, Ernst &
Sohn, Berlin 2007
[5] Hartung, M.: Qualitätssicherung bei der Pfahlherstellung. In: Pfahl-Symposium 1993,
Mitteilung des Instituts für Grundbau und Bodenmechanik der TU Braunschweig
(IGB·TUBS), Heft 41, Eigenverlag, Braunschweig, 1993
[6] Meier, K.: Dynamische Pfahltests an Spundbohlen. In: Sonderheft zum 15-jährigen
Bestehen des Instituts, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft 30, Eigenverlag, Braunschweig
1989
[7] Klingmüller, O.; Schallert, M.; Gottlöber, B.; Mayer, Ch.: Ultraschallprüfung und
Hammerschlagprüfung. In: Pfahl-Symposium 2005, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft
Nr. 80, Eigenverlag, Braunschweig 2005
[8] Empfehlungen für statische und dynamische Pfahlprüfungen, Arbeitskreis 2.1 der
DGGT, 1998
[9] Meseck, H.: Integritätsprüfungen an mantel- und fußverpressten Bohrpfählen. In: Dy-
namische Pfahltests, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft 38, Eigenverlag, Braunschweig,
1991
[10] Franki Grundbau: Firmeninformation "Atlaspfahl"
[11] Kempfert, H.-G.; Smoltczyk, U.: Pfähle. In: Grundbautaschenbuch, Teil 3, 6. Auf-
lage, Ernst & Sohn, Berlin, 2001
[12] Hartung, M.: Einflüsse der Herstellung auf die Pfahltragfähigkeit in Sand. Mitteilung
des IGB·TUBS, Heft 45, Eigenverlag, Braunschweig, 1994
[13] Kolymbas, D.: Pfahlgründungen, Springer-Verlag, Berlin, 1989
[14] Rodatz, W.: Überblick über die Pfahlsysteme Untersuchungsbedarf. In: Pfahl-
Symposium 1993, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft 41, Eigenverlag, Braunschweig,
1993
[15] Schnell, W.: Verfahrenstechnik zur Sicherung von Baugruben. 2. Aufl., Teubner-
Verlag, Stuttgart, 1995
[16] Kühn, G.: Abhängigkeit der Ramm- und Ziehverfahren von der Bodenbeschaffenheit.
In: Baumaschine und Bautechnik, 1980, Heft 8, S. 558-567
[17] Theiner, J.: Rammen und Ziehen - Geräte und Hilfsmittel. In: Tiefbau, Ingenieurbau,
Straßenbau, 1987, Heft 1, S. 19-26
[18] van Luipen, P.: Entwicklung von Rammgeräten. In: Pfahl-Symposium 1993, Mitteilung
des IGB·TUBS, Heft 41, Eigenverlag, Braunschweig, 1993
342 6 Pfahlgründungen
[19] Brühl, W. Ch.: Das klassische Rammen aus der Sicht von 1978. In: Tiefbau, Ingenieur-
bau, Straßenbau, 1978, Heft 1, S.14-22
[20] Fa. Krupp: Firmenprospekt Müller-Vibratoren
[21] Fa. Franki Grundbau: Firmeninformation Presspfahl
[22] Drees, G.: Rammen und Ziehen. In: Grundbautaschenbuch Teil 2, 6. Auflage, Ernst &
Sohn, Berlin, 2001
[23] Fa. Krupp: Firmenprospekt Müller Teleskopmäkler
[24] Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen" Häfen und Wasserstraßen,
EAU 2004, 10. Auflage, Ernst & Sohn, 2004
[25] Centrum-Pfähle: Typenprüfbericht für Stahlbetonrammpfähle
[26] Fotoarchiv G. Maybaum
[27] Fa. Bauer Spezialtiefbau: Firmeninformation Bohrpfähle
[28] Seitz, J.M.; Schmidt, H.-G.: Bohrpfähle, Ernst & Sohn, Berlin, 2000
[29] Fa. Bauer Spezialtiefbau: Firmeninformation Großdrehbohrgerät BG 9
[30] Fa. Bauer Spezialtiefbau: Firmeninformation Gerätetechnik, Großdrehbohrgerät BG 42,
2005
[31] DIN EN 1536: Bohrpfähle, Ausgabe Juni 1999
[32] Fa. Brückner Grundbau GmbH: Firmeninformation Bohrpfähle
[33] Fa. Franki Grundbau: Firmeninformation Atlaspfahl
[34] Fa. König Pfahlgründung: Firmeninformation Fundexpfahl
[35] Fa. Franki Grundbau: Firmeninformation VB-Pfahl
[36] Fa. Brückner Grundbau: Firmeninformation Schraubbohrpfähle
[37] Fa. Brückner Grundbau: Firmeninformation Ortbeton-Rammpfähle
[38] Fa. Franki Grundbau: Firmeninformation Stahlrohrpfähle
[39] Fa. Franki Grundbau: Firmeninformation Frankipfahl
[40] Rodatz, W.: Grundbau und Bodenmechanik IV, Studienunterlagen zum Vertiefungs-
studium, IGB·TUBS, Eigenverlag, Braunschweig, 1990
[41] Hartung, M.: Integritätstests an Modell- und Bauwerkspfählen. In: Dynamische Pfahl-
tests, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft 38, Eigenverlag, Braunschweig, 1991
[42] Wienholz, B.: Anwendungsmöglichkeiten für die Messausrüstung der Pfahldynamik.
In: Messen in der Geotechnik, Mitteilung des IGB·TUBS, Heft 44, Eigenverlag, Braun-
schweig, 1994
7 Grundwasserhaltungen
7.1.1 Einführung
Wasser beeinflusst als Grund-, Oberflächen- und Niederschlagswasser wesentlich die Pla-
nung und Ausführung von Bauvorhaben des Erd- und Grundbaus. Zu berücksichtigen sind
dabei insbesondere Auswirkungen auf die gewählte Konstruktion und die Dimensionierung
der Baugrubensicherung, Gründung, Böschungssicherung etc. Zudem prägt es insbesondere
bei fein- und gemischtkörnigen Böden maßgeblich die Bodenparameter Festigkeit und Stei-
figkeit.
Für zahlreiche Schäden bei Bauvorhaben ist Wasser ursächlich. Die sorgfältige Vorerkun-
dung, Planung und Ausführung sowie die Überwachung im Sinne einer Qualitäts- und ggf.
Beweissicherung bei Wasserhaltungen und der dazu erforderlichen Einrichtungen ist deshalb
unumgänglich.
Maßnahmen zur Wasserhaltung sind in der Bauphase erforderlich, wenn das Gründungs-
niveau einer Flächengründung unterhalb des Grundwasserspiegels liegt. Nach projektspezifi-
schen Erfordernissen wird das Wasser abgeleitet (Gräben), abgesenkt (Brunnen) und/oder
abgesperrt (vertikale und/oder horizontale Barrieren). Grundwasserabsperrungen (Barrieren)
werden häufig als Baugrubensicherungen ausgeführt.
Die Bohrverfahren sind so zu wählen, dass eine durchgehende Gewinnung von Bodenproben
zumindest des Aquifers gewährleistet ist. Die EN ISO 22475 gibt einen Überblick über die
Eignung verschiedener Bohrverfahren im Boden und Fels. Die DIN 4020 erläutert u. a.
Untersuchungen der Grundwasserverhältnisse.
Die Abstände der Bohrungen sollen bei homogenem Baugrund bei Hochbauten etwa 20 bis
40 m und bei Linienbauwerken 50 bis 200 m betragen. Bei Einzelfundamenten von Sonder-
bauwerken (Schornsteine, Brücken etc.) sollen etwa 2 bis 4 Aufschlüsse durchgeführt wer-
den. Im heterogenen Baugrund ist das Aufschlussraster entsprechend zu verdichten.
Der Bereich, der um die Baugrube herum aufgeschlossen werden muss, wird von der Ab-
senktiefe und der zunächst geschätzten Durchlässigkeit des Untergrundes bestimmt. Nähe-
rungsweise kann ein Bereich untersucht werden, der dem 20-fachen der Absenktiefe s ent-
spricht. Für eine genauere Betrachtung muss die Reichweite R der Absenkung berechnet
werden. Diese lässt sich nach der Formel von Sichardt (nicht dimensionstreu) abschätzen:
R ≈ 3000 ⋅ s ⋅ k
mit R: Reichweite der Absenkung [m]
s: Absenktiefe [m]
k: Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens [m/s]
Die Durchlässigkeiten der Böden werden nach DIN 18 130 - Bestimmung des Wasserdurch-
lässigkeitsbeiwertes unterschieden (Tabelle 7.1):
sehr schwach durchlässig k < 10-8 m/s
schwach durchlässig 10-8 m/s ≤ k ≤ 10-6 m/s
durchlässig 10-6 m/s < k ≤ 10-4 m/s
stark durchlässig 10-4 m/s < k ≤ 10-2 m/s
sehr stark durchlässig 10-2 m/s > k
Durchlässigkeitsbeiwert k [m/s]
Bodenart
Grenzbereiche überwiegend
Steine, Geröll > 10-1
Fein- bis Grobkies 10 bis 10-2
-4
3 ⋅ 10-2 bis 2 ⋅ 10-2
-5 -2
Grobsand 10 bis 10 10-4 bis 10-3
Mittelsand 10-6 bis 10-3 10-4
Feinsand 10-6 bis 10-3 10 bis 10-4
-5
Die Endteufe der Bohrungen ist von der Absenktiefe sowie von der Durchlässigkeit und der
Struktur des Untergrundes abhängig. Unbeschadet der gründungstechnisch bedingten Auf-
schlusstiefe sollen die Erkundungen im Zusammenhang mit der Wasserhaltung mindestens
10 m in den Aquifer und 5 m unter die Brunnensohle sowie bis zur 2-fachen Absenkung
unter den Ruhewasserspiegel reichen.
Bei Baugruben muss die Erkundungstiefe im Allgemeinen mindestens 2 m unter die Unter-
kante der Baugrubenumschließung reichen. Wenn bis zu dieser Tiefe keine natürliche
Grundwasserbarriere (Grundwasserhemmer) erreicht wird, muss die Erkundung bis mindes-
tens 5 m unter die Unterkante der Umschließung ausgeführt werden. Es ist vorteilhaft, die
Bohrungen zu temporären Grundwassermessstellen (Pegeln) und ggf. Brunnen auszubauen
und dort die Spiegelhöhe sowie ggf. die Fließgeschwindigkeit zu beobachten. Der Grundwas-
serstand, die Fließrichtung und die Fließgeschwindigkeit sind jahreszeitlichen Schwankun-
gen unterworfen. Deshalb ist es für die Festlegung der Bemessungswasserstände erforderlich,
die Beobachtungen frühzeitig vor der Maßnahme und in regelmäßigen Abständen durchzu-
führen. Während der Baumaßnahme können diese Pegel zur Kontrolle der Wirksamkeit der
Wasserhaltung bzw. der Wasserabsperrung genutzt werden. Der temporäre Schutz und der
anschließende Rückbau der Pegel ist zu beachten.
Vor der Baugrunderkundung ist die Durchlässigkeit und die Struktur des Bodens sowie die
Art und Tiefe der Baugrubenumschließung unbekannt. Daher wird empfohlen, die Endteufe
der Bohrungen großzügig zu wählen. Aus dem Probematerial der Bohrungen werden nach
organoleptischer Ansprache repräsentative Proben ausgewählt und labortechnisch untersucht.
Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse werden Schichtenverzeichnisse erstellt und
bodenmechanische Klassifikationen durchgeführt. Darauf aufbauend wird der Untergrund als
generalisiertes Ingenieurmodell in Schichten mit relevanten Bodenparametern und Bemes-
sungswasserständen abgebildet. Dieses Modell dient als Grundlage für die bautechnische
Planung.
Für den Entwurf der Wasserhaltung sind zusätzliche Angaben über etwaige Feinschichtun-
gen, unterschiedliche Durchlässigkeiten, jahreszeitliche Spiegelhöhenänderungen (in m NN)
und Wasseranalysen (zur Beurteilung der Korrosions- und Verockerungsgefahr etc.) notwen-
dig.
Die Bodendurchlässigkeit wird nach DIN 18 130 untersucht. Für bautechnische Zwecke ist es
im Allgemeinen ausreichend, die Durchlässigkeit grobkörniger Böden nach der Kornvertei-
lung zu ermitteln (DIN 18 123 - Bestimmung der Korngrößenverteilung). Nach Hazen be-
trägt die Durchlässigkeit für reinen Sand
k = 0,0116 ⋅ d 102
mit k: Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens [m/s]
d10: Korndurchmesser bei 10 % Siebdurchgang [mm]
Durch die verbesserte Formel von Beyer wird zusätzlich die Ungleichförmigkeit U = d60/d10
und die Lagerungsdichte des Bodens berücksichtigt:
k = c ⋅ d102
7.1 Grundlagen der Planung und Ausführung 347
Bei einer Probeabsenkung werden die in einem Brunnen entnommene Wassermenge q sowie
mindesten zwei Pegelstände des Absenktrichters im stationären Zustand gemessen (Bild 7.1).
Aus diesen Werten kann die Durchlässigkeit des Bodens ermittelt werden:
q ln x 2 − ln x1
k= ⋅
π y 22 − y12
mit k: Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens [m/s]
q: Förderrate des Brunnens [m3/s]
x: Abstand des Pegels vom Brunnen [m]
y: Spiegelhöhe im Pegel [m]
Bei der Grundwasserverdrängung wird das Wasser durch Druckluft aus dem Arbeitsraum
ferngehalten. Dies wird z. B. mit dem Einsatz von Senkkästen ermöglicht. Dieses Bauverfah-
ren ist auf Sonderfälle wie z. B. beim Tunnelbau, bei der Gründung von Brückenpfeilern oder
Seeschiffskajen beschränkt.
Die Wahl eines geeigneten Verfahrens richtet sich im Wesentlichen nach den folgenden
Randbedingungen:
Größe und Form der Baugrube
Absenktiefe des Grundwasserspiegels
Baugrundverhältnisse (Bodenart, Schichtung, Durchlässigkeit)
Wasserverhältnisse (gespanntes/nicht gespanntes Grundwasser, Grundwasserstockwerke)
Gefährdung der Nachbarbebauung, Verkehrswege und Leitungen
Platzverhältnisse
vorgesehene Baugrubensicherung
Die generellen Vor- und Nachteile der drei Verfahren zur Wasserhaltung sind in der Tabelle
7.2 zusammengestellt:
7.1.4.1 Grundwasserabsenkung
Für die Planung und Dimensionierung einer Grundwasserabsenkung sind umfangreiche
Unterlagen erforderlich, die die ausschreibende Stelle, i. d. R. der Bauherr, dem Unternehmer
zur Verfügung stellen muss. Zudem legt der Bauherr fest, ob dieser, ggf. unter Einbezug
eines Fachplaners, die Planung der Grundwasserabsenkung selbst durchführt oder an den
Unternehmer übergibt.
Im ersten Fall übernimmt der Bauherr die Verantwortung für die Richtigkeit der Dimensio-
nierung und die Zweckmäßigkeit der Anlage. Der Unternehmer ist für eine technisch ein-
wandfreie Herstellung und Betreibung zuständig. Im zweiten Fall ist der Unternehmer für die
Planung der Grundwasserabsenkung verantwortlich. Allerdings bleibt die Gewährleistung für
die Richtigkeit der für die Ausschreibung notwendigen Angaben grundsätzlich beim Bau-
herrn. Dieser muss die Angebote hinsichtlich der Preise und der technischen Eignung über-
prüfen. Damit der Unternehmer ein Angebot erstellen kann, sind fallweise die folgenden An-
gaben in den Ausschreibungsunterlagen erforderlich:
Zweck, Umfang, Absenkungsziel und ungefähre Dauer der Grundwasserabsenkung
Bodenschichtung und Durchlässigkeit
Höhe des unbeeinflussten Grundwasserspiegels und dessen Schwankungen
Angaben über Gewässer oder Wasserentnahmen, die die Grundwasserabsenkung beein-
flussen können, einschl. Wasseranalysen
Einbeziehen von Oberflächen-, Sicker- oder Schichtenwasser oberhalb des unbeeinfluss-
ten Grundwasserspiegels, einschl. Bemessungsniederschlag
Baugrubenabmessungen, Gründungstiefen, Gründungsarten und Lasten benachbarter Be-
bauung
Zustand der von der Absenkung betroffenen baulichen Anlagen vor Beginn der Grund-
wasserabsenkung und Verteilung der Haftung bei eintretenden Schäden
Besondere Maßnahmen zum Schutz benachbarter Grundstücke und Bauwerke
Fläche und geforderter Grundwasserstand für Objekte, die durch eine Wiederversickerung
zu schützen sind
Maximal mögliche Erhöhung des Grundwasserstandes bei einer Wiederversickerung bei
fehlendem Vorfluter
Bauablauf- und Bauzeitenpläne, soweit nicht durch den Unternehmer bestimmt
Betriebsdauer (Brunnenbetriebstage) der Anlage, als Abrechnungsbasis
Vorhaltedauer (Brunnenvorhaltetage) der Anlage, als Abrechnungsbasis
Wartungsdauer der Anlage (in Kalendertagen) , als Abrechnungsbasis
7.1 Grundlagen der Planung und Ausführung 351
7.1.4.2 Grundwasserabsperrung
Bei einer Grundwasserabsperrung sind für eine ordnungsgemäße Leistungsbeschreibung vom
Bauherrn insbesondere folgende Angaben aufzuführen:
Gründungstiefen, Gründungsarten und Lasten benachbarter Bebauung
Zusätzliche Belastung des Verbaus
Baugrubenabmessung, Höhenlage der Oberkante des Verbaus
Besondere Anforderungen an die Dichtigkeit
Verbot von Absteifungen des Verbaus gegen ein Bauwerk (z. B. wegen Abdichtungs-
arbeiten)
Ausbildung der Anschlüsse an das Bauwerk
Vorhalten oder Liefern von Bauteilen und -stoffen
Lage und Art der für den Verkehr vorzusehenden Überfahrten und Übergänge
352 7 Grundwasserhaltungen
Vor Beginn einer Wasserhaltungsmaßnahme ist eine Untersuchung der Gründungsart und
-tiefe der Nachbarbebauung erforderlich. Der Zustand der Bebauung soll in einem Beweissi-
cherungsverfahren dokumentiert werden. Während der Wasserhaltung sind eventuell auftre-
tende Setzungen der Nachbargebäude, z. B. durch Nivellements, zu überwachen und inge-
nieurtechnisch zu bewerten.
Das Abpumpen und die Wiederversickerung des Grundwassers birgt jedoch ökologische
Probleme, wenn das Wasser durch die Baumaßnahme (z. B. durch Zement, Öl etc.) verunrei-
nigt ist. Bei der Wiederversickerung wird das kontaminierte Wasser direkt dem Grundwasser
zugeführt. Zudem können durch die Änderung der Grundwasserhydraulik bislang unbekannte
Altlasten mobilisiert und verschleppt werden.
Ferner kann der Wasserhaushalt nach Beendigung der Absenkung durch im Boden verblei-
bende Brunnen gestört werden. Wenn ein Absenkungsbrunnen verschiedene Wasserhorizonte
erfasst, können diese miteinander in Verbindung treten, wenn bei der Brunnenherstellung
keine Abdichtung im Bereich der Sperrschicht angebracht wurde. Dies ist besonders proble-
matisch, wenn dadurch ein Wasserhorizont, der zur Wasserversorgung genutzt wird, verun-
reinigt wird.
In den Ausschreibungsunterlagen bzw. spätestens im Bauvertrag muss das Absenkziel für das
jeweilige Bauverfahren festgelegt werden. Ferner soll bei der Projektierung der Baumaßnah-
me der Bemessungswasserstand sowie die zulässige Absenkung außerhalb der Baugrube hin-
sichtlich der Gefährdung der Nachbarbebauung/Flora definiert werden. Die maximale För-
derrate bei der Wasserverbringung bzw. die Wasseraufnahmefähigkeit des Vorfluters muss
festgesetzt werden. Bei Grundwasserabsperrungen ist ein Grenzwert für die zulässige Rest-
wassermenge vorzugeben.
Dieser Grenzwert regelt die Menge des in die Baugrube eintretenden Restwassers global,
d. h. bezogen auf die gesamte Baugrubenbegrenzung, und lokal, d. h. pro Wassereintrittstelle.
Zur Überwachung einer Wasserhaltung gehört neben den vorab beschriebenen Faktoren die
Aufstellung und Durchführung einer Qualitätssicherung.
Ferner ist es Aufgabe der Bauüberwachung, die Menge bzw. Vorhaltezeit des Materials und
der Geräte sowie die Betriebszeit der Anlage und die Arbeitszeit der Bedienungsmannschaft
als Abrechnungsgrundlage zu prüfen. Die Abrechnungseinheiten sind in der DIN 18 305 -
Wasserhaltungsarbeiten geregelt.
Absenktiefe gibt die Tiefe an, bis zu der das Grundwasser in einem
Brunnen abgesenkt werden kann bzw. wird
Absenktrichter beschreibt den Verlauf des abgesenkten Grundwasserspie-
gels
Absenkziel beschreibt die erforderliche Absenktiefe
Anrainer ist ein benachbartes Gewässer, Bauwerk etc.
Aquifer ist eine grundwasserführende Bodenschicht
Artesisches Grundwasser hat eine Druckfläche über der Grundwasser- und Erdober-
fläche
Aufschlussbohrung ist eine Bohrung, die zur Untersuchung/Bestimmung des
anstehenden Bodens dient
Bemessungswasserstand ist der Wasserstand, der für die Bemessung zugrunde gelegt
wird
Bodenanalytik umfasst die Bodenanalyse zur Beschreibung des originären
Zustandes des Bodens
Durchlässigkeitsbeiwert beschreibt die Wasserdurchlässigkeit eines Bodens (k-
Wert)
EAB Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen
Häfen und Wasserstraßen
Filterstabilität beschreibt den Widerstand gegen Auswaschen von Boden-
partikeln bei einer Durchströmung mit Wasser
Förderhöhe ist die Höhe, bis zu der eine Pumpe Wasser fördern kann
Gekernte Bohrung ist eine Bohrung, bei der der vollständige Bohrkern (ge-
kernte Bodenprobe) entnommen wird
Gespanntes Grundwasser hat eine Druckfläche oberhalb der Grundwasseroberfläche
Grundwasser füllt Hohlräume des Untergrundes zusammenhängend aus
Grundwasserabsenkung ist die Differenz zwischen dem Wasserspiegel außerhalb
der Wasserhaltung und des Brunnens
Grundwasserdruckfläche ist der Ort der Standrohrspiegelhöhen
Grundwasserentspannung ist die Reduzierung der Grundwasserdruckfläche
Grundwasserhemmer ist eine im Vergleich zu den übrigen Bodenschichten gering
durchlässige Schicht
Grundwasserhorizont ist der Bereich, in dem Grundwasser ansteht
Grundwasserleiter sind geeignet, Wasser weiterzuleiten (Aquifer)
Grundwassernichtleiter sind baupraktisch undurchlässige Bodenschichten
Grundwasseroberfläche ist die obere Grenzfläche des Grundwassers (eine freie
Grundwasseroberfläche entspricht der Grundwasserdruck-
fläche)
Grundwassersohle ist die untere Grenzfläche eines Grundwasserleiters
7.1 Grundlagen der Planung und Ausführung 355
Ihre Anwendung erfordert einen standfesten Untergrund, wie zum Beispiel bindige Böden,
Fels mit Klüften und grobem Kies, bei dem keine Auftriebsgefahr besteht. In sandigen und
kiesigen Böden dagegen ist dieses Verfahren nur möglich, wenn man die Schleppkraft des
Wassers beherrscht. Dies ist vor allem in Feinsanden schwierig.
Offene Wasserhaltungen sind wegen der Grundbruchgefahr nur bis in geringe Tiefen mög-
lich. Mit zunehmender Tiefe wächst aufgrund von stärkerem Wasserandrang die Gefahr von
Bodenauflockerungen. Die Standfestigkeit und Tragfähigkeit des Bodens wird gefährdet.
Außerdem sind flache Böschungen vorzusehen. Weiter ist zu beachten, dass die Baugruben-
sohle nie ganz trocken wird, wodurch Abdichtungsarbeiten erschwert oder gar unmöglich
werden. Eine vollkommen trockene Baugrube ist nur mit großem Aufwand möglich. Es muss
dann nach tieferem Aushub eine ausreichend starke Sauberkeitsschicht aus gut durchlässigem
Material zwischen Dränungen auf der Baugrubensohle eingebaut werden.
Aus den Böschungen austretendes Wasser wird durch Dränungen, Gräben, Kiesrigolen und
Belastungsfilter erfasst und der offenen Wasserhaltung zugeführt.
7.2 Offene Wasserhaltung 357
Besser kann Wasser durch Spülfilteranlagen, die lotrecht oder schräg eingebaut werden kön-
nen, schon vor seinem Austritt aus den Böschungen erfasst werden. Die Praxis hat gezeigt,
dass dadurch die Probleme nicht nur technisch, sondern oft auch wirtschaftlich besser gelöst
werden.
Bei der offenen Wasserhaltung ist sicherzustellen, dass die gesamte anströmende Wasser-
menge aufgenommen und abgeführt werden kann. Die anfallende Wassermenge hängt vom
Grundwasserspiegelunterschied und vom Durchlässigkeitsbeiwert k des Bodens ab.
Zum Beispiel kann die offene Wasserhaltung in feinkörnigen Böden (k = 10-9 bis 10-7 m/s),
bei denen der Wasseranfall aufgrund des k-Wertes gering ist, und bei einem Wasserspiegel-
unterschied bis 5 m wirtschaftlich eingesetzt werden. Dagegen ist dieses Verfahren in grob-
körnigen Böden (k = 10-4 bis 10-1 m/s) nur bis zu Spiegeltiefen von 2,5 bis 3 m anwendbar.
Verfahren, bei denen die Schwerkraft zur Entwässerung nicht ausreicht (z. B. im Fein-
sand/Schluff mit ∅ < 0,2 mm bzw. k<10-4 m/s), werden im Kapitel 11a Vakuumentwässe-
rung behandelt.
Bild 7.2 Offene Wasserhaltung (Profil und schematischer Grundriss einer Baugrube) [1]
358 7 Grundwasserhaltungen
Bei einer offenen Wasserhaltung, die mit Hilfe von Sickergräben ausgeführt wird, muss das
Filtermaterial (Sand oder Kies) auf den Baugrund abgestimmt werden. Dadurch wird verhin-
dert, dass Bodenmaterial eingeschlämmt und die Durchlässigkeit herabgesetzt wird. Im All-
gemeinen kommen für die Berechnung der Filterstabilität die Filterkriterien von Terzaghi zur
Anwendung:
D15 D15
<4 >4
d 85 d15
International sind die Filterregeln des US Corps of Engineers gebräuchlich. Diese Regeln
führen zu einem ähnlichen Filteraufbau wie die Filterkriterien von Terzaghi:
Der Wasserzufluss in eine Baugrube bei einer offenen Wasserhaltung lässt sich nach dem
Verfahren von Davidenkoff berechnen:
7.2 Offene Wasserhaltung 359
t L t
q = k ⋅ H 2 ⋅ 1 + ⋅ m + 1 ⋅ 1 + ⋅ n
H R H
Für feinkörnige Böden, in denen einzelne wasserführende Schichten eingelagert sind, können
keine allgemein gültigen Regeln zur Berechnung des Wasserzuflusses angegeben werden.
Die anfallende Wassermenge ist im Allgemeinen jedoch gering und somit unproblematisch.
Es besteht jedoch die Gefahr des Ausfließens wasserführender Schichten.
Im Folgenden wird nur auf die dauerhafte Einrichtung einer offenen Wasserhaltung nach
Beendigung des Baugrubenaushubs eingegangen, d.h. nach Fertigstellung des Feinplanums.
Einrichten und Betreiben einer provisorischen Wasserhaltung während des Aushubs verlau-
fen ähnlich. Der Ablauf besteht im Wesentlichen aus einer Aneinanderreihung von Erd- und
Dränarbeiten und lässt sich durch folgende Vorgänge beschreiben:
Aushub der Sickergräben mit einem Längsgefälle von mindestens 0,5 % (Tiefe 0,5 bis
1,0 m - Breite bzw. Dimensionierung nach anfallender Wassermenge)
ggf. Laden und Transportieren des Grabenaushubs aus der Baugrube
Verfüllen der unteren Grabenhälfte mit Filtermaterial oder alternativ: Auslegen von Geo-
textilien und Einbringen von grobkörnigem Bodenmaterial (Sand oder Kies)
Verlegen der Dränleitungen
Verfüllen und Verdichten der oberen Grabenhälfte, ggf. kann der ausgehobene Boden
verwendet werden
Aushub des Pumpensumpfes (Anordnung an der tiefsten Stelle der Baugrube ggf. mehre-
re, Tiefe mindestens 1,0 bis 1,5 m unter Baugrubensohle, Durchmesser ca. 1,0 m)
Einsetzen der Verkleidung (Brunnenringe, gelochte Betonrohre, perforierte Fässer o. ä.)
Verfüllen des Freiraums zwischen Verkleidung und Erdreich mit Filtermaterial (ggf.
Verwendung von Geotextilien)
Einsetzen der Pumpen (Unterwasserpumpen) bzw. Aufbau der Pumpen und Verlegen der
Saugleitungen (Vakuumpumpen)
Verlegen der Druckleitungen zum Vorfluter und Montieren der Anschlüsse einschl. aller
Form- und Passstücke
Nach Beendigung der Baumaßnahme muss die Anlage zurückgebaut werden:
Ausbau der Pumpen
Rückbau aller Leitungen
Rückbau und Verfüllen des Pumpensumpfes und ggf. der Dränleitungen
Baggerlader
Baggerlader sind eine Kombination aus Radladern und Baggern. Zwar ist ihre Leistung so-
wohl als Lader wie auch besonders als Bagger niedriger als bei den entsprechenden Sologe-
räten, dennoch stellen sie speziell bei kleineren Bauvorhaben eine echte Alternative dar.
Durch ihre universellen Einsatzmöglichkeiten können Transport- und Vorhaltekosten einge-
spart werden.
Pumpen
In diesem Abschnitt werden die verschiedenen Pumpentypen, die bei offenen Wasserhaltun-
gen eingesetzt werden, und deren Funktionsweise erläutert. Die Pumpen werden nach ihrem
Standort unterschieden. Zum Einsatz kommen Vakuumpumpen an der Geländeoberfläche
und Tauchpumpen, die in den Pumpensumpf eingehängt werden. Wichtig ist, dass die Pum-
pen trockenlaufsicher und schmutzunempfindlich sind.
Während Schmutzwasserpumpen ausschließlich zur Förderung von Wasser, auch mit gerin-
gen Anteilen an ausgespülten Sanden und Feinmaterialien, geeignet sind, können mit
Schlammpumpen sogar Flüssigkeiten mit einer Dichte bis zu 2,0 kg/dm³ gefördert werden.
Alle Tauchmotorpumpen sind nach dem gleichen Grundprinzip aufgebaut. Sie gehören zur
Gruppe der Kreiselpumpen und kennzeichnen sich durch die vertikale Anordnung ihrer Mo-
tor- und Laufradwelle. Bild 7.6 zeigt beispielhaft den Aufbau von Tauchmotorpumpen. Sie
sind laut BGL mit Motorleistungen bis zu 200 kW und Förderhöhen bis zu 386 m erhältlich.
Die Wahl der entsprechenden Pumpe ist im Wesentlichen abhängig von der Fördermenge
und der erforderlichen Absenktiefe. Bei der Verwendung in Absenkbrunnen muss zusätzlich
der Pumpendurchmesser in Abhängigkeit zum Brunnendurchmesser beachtet werden.
Aufschluss über das Leistungsvermögen einer jeden Pumpe gibt die Pumpenkennlinie. Ihr
kann in Verbindung mit der Förderhöhe die entsprechende Fördermenge Q (l/s) entnommen
werden.
Die Tauchpumpen werden in die Pumpensümpfe oder auch in die Flachbrunnen eingehängt
und drücken das Wasser über Druckleitungen aus der Baugrube. Es entsteht ein so genannter
Druckbrunnen (siehe Bild 7.8).
1 Elektromotor 1.Elektromotor
2 Gleitringdichtung 2 Gleitringdichtung
3 Laufrad 3 Einkanallaufrad
4 Diffusor 4 Pumpengehäuse
5 Außenmantel 5 Ansaugöffnung
6 Druckstutzen 6 Druckstutzen
7 Elektroanschluss 7 Elektroanschluss
8 Sieb 8 Anhängebügel
9 Anhängebügel
Bild 7.7 Schmutzwasserpumpe Master (Fa. Grindex) mit zugehöriger Pumpenkennlinie [4]
(Varianten: N Normaldruck , H Hochdruck , L höchste Durchflussmenge)
7.2 Offene Wasserhaltung 363
Beim Betrieb von Flachbrunnen oder offenen Wasserhaltungen werden zudem Vakuumpum-
pen eingesetzt. Sie werden an der Geländeoberfläche positioniert und saugen das Wasser
mittels Druckunterschied aus den Pumpensümpfen. Je nach Bauart unterscheidet man Ver-
dränger- oder Kreiselpumpen. Überwiegend werden selbstansaugende Kreiselpumpen ver-
wendet, bei denen eine Vakuumpumpe und eine Wasserpumpe zu einer Einheit gekoppelt
sind und die vollautomatisch arbeiten. Durch die Vakuumpumpe wird in der Saugleitung ein
Unterdruck erzeugt, durch den das Wasser nach oben gesaugt und von der Förderpumpe ab-
gepumpt wird. Die im Wasser enthaltene Luft wird in einem Trennbehälter separiert und ab-
geführt. Ihr Antrieb kann durch Elektro-, Benzin- oder Dieselmotoren erfolgen.
Die theoretische Saughöhe dieser Pumpen beträgt ca. 8 m. Jedoch können kleine Undichtig-
keiten bei Pumpe oder Saugleitung eine drastische Minderung des Wirkungsgrades hervorru-
fen. Aus diesem Grund liegt die praktische Saughöhe dieser Anlagen bei ca. 4 m.
Förderleitungen
Als Förderleitungen dienen auf Baustellen für Tauchpumpen Schläuche und Schnellkupp-
lungsrohre. Es handelt sich dabei um Synthetik- oder Gummischläuche mit Gewebe- oder
Spiraleinlagen und Schnellkupplungen. Schnellkupplungsrohre werden aus verzinkten Stahl-
blechrohren hergestellt und sowohl in dickwandiger wie dünnwandiger Ausführung angebo-
ten. Entsprechende Kupplungsteile ermöglichen einen raschen Auf- und Rückbau.
In der Regel werden für die Druck- und Saugleitungen meist Rohre oder Schläuche gleichen
Typs verwendet.
Bei der Festlegung der Förderhöhe einer Pumpe sind außer der geodätischen Förderhöhe
Reibungsverluste der Förderleitungen zu berücksichtigen. Das Nomogramm (Bild 7.10) zeigt
beispielhaft die Druckverluste hv in m für Schläuche, abhängig von der Fördermenge und
dem Durchmesser der Förderleitung für jeweils 100 m Länge.
Bild 7.10 Druckverluste bei glatten, innen gummierten Schläuchen für 100 m Länge
Da es sich bei der Herstellung einer offenen Wasserhaltung nicht um eine Spezialtiefbau-
maßnahme handelt, sind die kalkulatorischen Aufwands- und Leistungswerte gewichtiger
Teilherstellungsprozesse aus der Literatur in Tabelle 7.5 sehr praxisnah.
Sonstige Kosten: Die Materialkosten für Brunnenringe betragen in etwa 100 bis 140
EUR/Pumpensumpf und für Filterkies 16/32 mm Körnung 15 EUR/m³ je Ortslage.
Die Einleitungsgebühren in den Vorfluter liegen zwischen 0,80 und 1,00 EUR/m³. Die Kos-
ten für den Pumpenbetrieb liegen je nach Region bei 0,30 EUR/kWh. Nachfolgende Formeln
sollen bei der Dimensionierung der Pumpen und Elektromotoren hilfreich sein [7].
Q = Förderstrom [l/s]
η = Wirkungsgrad der Pumpe
für Kreiselpumpen = 0,50 bis 0,85
für Kolbenpumpen = 0,80 bis 0,95
ρ = Dichte des Fördergutes [kg/dm³] für Wasser = 1 kg/dm³
g = Fallbeschleunigung (9,81 m/s²)
h = Förderhöhe in m
Tabelle 7.6 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten für das Einrichten einer offenen Wasserhaltung
(2) Herstellung, Unterhaltung und Rückbau von Rohrbrücken und Gräben zur Verlegung
von Leitungen
Tabelle 7.7 Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei der offenen Wasserhaltung [9]
7.3.1 Anwendungsbereiche
Wenn eine offene Wasserhaltung, beispielsweise wegen des erforderlichen Absenkzieles,
nicht mehr in Frage kommt, wird eine Grundwasserhaltung mit Brunnen vorgenommen. Bei
einer Grundwasserabsenkung mit Brunnen werden vor Beginn des Baugrubenaushubs Brun-
nen eingerichtet, Rohrleitungen verlegt und Pumpen installiert. Danach wird das Grundwas-
ser mit einem zeitlichen Vorlauf zum Erdaushub abgesenkt. Damit der Aushub und die späte-
ren Arbeiten in der Baugrube nicht behindert werden, wird die Anlage bevorzugt außerhalb
der Baugrube angeordnet.
Bei sehr großen Baumaßnahmen kann es erforderlich sein, die Brunnen innerhalb der Bau-
grube anzuordnen, um das gewünschte Absenkziel zu erreichen. In diesem Fall müssen bei
der Abdichtung des Bauwerkes Zusatzmaßnahmen, wie z. B. dicht einbindende, stählerne
Brunnentöpfe, getroffen werden. Bei der Anordnung der Brunnen und bezüglich der Standsi-
cherheit der Baugrubensicherung sind Zwischenzustände zu berücksichtigen.
Bei der Grundwasserabsenkung mit Brunnen wird die Größe des Zuflusses in den Brunnen
wesentlich von dem Durchlässigkeitsbeiwert k des anstehenden Bodens bestimmt, welcher
somit die Wahl des Absenkverfahrens maßgeblich prägt. Im Bild 5.1 werden Anhaltswerte
für die Anwendungsgebiete der verschiedenen Absenkungsverfahren in Abhängigkeit von
der Bodenart bzw. dem k-Wert und der Absenkungstiefe angegeben. Die Bereiche wurden
aufgrund von praktischer Erfahrung ermittelt. Bei der Schwerkraft-, der Vakuum- und Osmo-
seentwässerung sind die jeweils günstigsten Bereiche besonders hervorgehoben.
In den folgenden Kapiteln werden die Wasserhaltungsverfahren der Schwerkraft- und der
Vakuumentwässerung erläutert.
7.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Schwerkraftentwässerung 369
Grundwasserabsperrungen
Grundwasserabsperrungen
Absenkziel / Absperrtiefe [m] 20
15
10
Fla chbru nn e n
5 Flac hb runn en (Schwerkraft)
Offene (V akuu m)
W a sser-
ha ltu ng
0
Flachbrunnenanlage
Die Wasserförderung aus Flachbrunnen erfolgt durch selbstsaugende Kreiselpumpen, die an
der Geländeoberfläche aufgestellt werden. Die Pumpen erzeugen in den Saugrohren einen
Unterdruck, durch den das Grundwasser angesaugt wird. Danach wird das Wasser durch die
Pumpen der einzelnen Brunnen zu Stich- und Sammelleitungen, die zum Vorfluter führen,
befördert.
Danach wird der Ringraum zwischen dem Filterrohr und dem Bohrrohr mit Filterkies ausge-
füllt und die Verrohrung gezogen. Um Undichtigkeiten zu vermeiden, sollen die Saugrohre
aus einem Stück bestehen. Am unteren Ende haben diese Rohre eine Rückschlagklappe, die
ein Leerlaufen der Saugleitung und der Kreiselpumpe verhindert.
Die Saughöhe einer Kreiselpumpe ist aus physikalischen Gründen auf ca. 8 m und bauprak-
tisch auf ca. 7 m begrenzt. Da der Wasserspiegel im Brunnen tiefer liegt als im Bereich der
Baugrubensohle, kann mit Flachbrunnen eine Absenktiefe von maximal 4 m erreicht werden.
7.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Schwerkraftentwässerung 371
Sind größere Absenktiefen erforderlich, so muss man eine oder zwei weitere ,,Staffeln von
Saugbrunnen anordnen (siehe Bild 7.13 links). Das erfordert einen erheblichen Platzbedarf,
eine Vielzahl Brunnen und entsprechende Leitungslängen. Das Absenken in mehreren Staf-
feln ist also sehr kostspielig.
Vorteil Nachteil
schneller Aufbau und Arbeitsbeginn möglich (gerin- begrenzte Absenktiefe
ger Durchmesser, geringe Tiefe, Normung aller Anla- empfindliche Saugleitung, was bei Beschädigung
genteile) oder Undichtigkeiten zum Ausfall der gesamten An-
hohe Anpassungsfähigkeit bei Projektänderung oder lage führen kann
unvorhergesehenen Bodenverhältnissen Verlängerung der Bauzeit durch Herstellung und
Wirtschaftlichkeit Inbetriebnahme der zweiten Brunnenstaffel
Platzbedarf und Aushubmassen vergrößern sich durch
die für das Aufstellen der Pumpen und Saugleitungen
erforderlichen Bermen
die engmaschige und umfangreiche Absenkungsanla-
ge behindert den Baubetrieb
Tiefbrunnenanlagen
Bei Tiefbrunnenanlagen wird in jeden Brunnen eine Pumpe eingebaut, die das Wasser nicht
hochsaugt, sondern drückt. Es steht also nicht das gesamte Leitungssystem unter Unterdruck,
Beschädigungen führen nicht zum Ausfall der gesamten Wasserhaltung. Im Allgemeinen
werden elektrisch betriebene Unterwasserpumpen verwendet. Mit Tiefbrunnenanlagen ist
jede gewünschte Absenktiefe erreichbar.
Die Brunnen sind Kiesschüttungsbrunnen mit Bohrdurchmessern von 400 bis 1500 mm und
Filterdurchmessern von 200 bis 1250 mm. Sie sollten möglichst außerhalb der Baugrube lie-
gen, da sie dann weder den Aushub noch die späteren Arbeiten in der Baugrube behindern
(siehe Bild 7.13 rechts).
Die Bohrung wird so tief abgeteuft wie die Ergiebigkeitsberechnung es erfordert bzw. bis zur
Unterkante der wasserführenden Schicht. Von dort aus bohrt man wegen der Bauhöhe der
Tauchpumpen noch ca. 1,5 m weiter. Auf dem unten geschlossenen Sumpfrohr sitzen das mit
Schlitzen versehene Filterrohr und darüber die Aufsatzrohre.
Das Filterrohr muss von Filtermaterial umhüllt sein, damit Teile des anstehenden Bodens
nicht in das Filterrohr geschwemmt werden. Das Filtermaterial muss so beschaffen sein, dass
einerseits keine Feinteile und andererseits nicht das Material selbst in das Filterrohr eindrin-
gen. Meist genügt eine einzelne Filterschicht (Filterkies 3/7 mm), bei Böden mit hohem Fein-
sandanteil werden 2 Schichten (außen 1/3 mm) geschüttet.
372 7 Grundwasserhaltungen
Ein weiterer Vorteil der Tiefbrunnenanlage besteht darin, dass diese nachträglich durch be-
liebig viele Brunnen ergänzt werden können, falls sich herausstellt, dass mit den zunächst
installierten Brunnen das Absenkziel nicht erreicht wird.
Vorteil Nachteil
Geringe Anfälligkeit gegen Undichtigkeiten im Lei- zeitaufwendiger Aufbau (wegen großer Durchmesser,
tungssystem großer Tiefe)
nachträgliche Erhöhung der Brunnenanzahl möglich
jede gewünschte Absenktiefe ist erreichbar
Wellpoint-Anlage (Punktbrunnenanlage)
Als Wellpoint bezeichnet man Flachbrunnen einfachster Art, bei denen das Filterrohr der
Brunnen gleichzeitig als Saugrohr dient und direkt mit der Saugleitung verbunden ist. Der
Durchmesser der ca. 8 - 10 m langen Brunnenrohre beträgt 2 - 4 Zoll. Da das untere Rohren-
de auf 1 - 2 m Länge als Filter ausgebildet wird, ist eine Kiesschüttung nicht erforderlich. Die
Brunnen werden nicht gebohrt, sondern in den Boden eingespült. Im Brunnenrohr herrscht
während des Betriebes Unterdruck, der nur zum Heben des Wassers benötigt wird. Er wirkt
nicht auf den Boden. Das Wasser fließt dem Brunnen nur durch die Schwerkraft zu.
Vollkommene Einzelbrunnen
Im Folgenden werden die klassischen Berechnungsansätze für freies und gespanntes Grund-
wasser von Dupuit und Thiem vorgestellt. Für die Formeln von Verruijt und Huismann zur
Berechnung von Brunnen bei Grundwasserleitern mit halbgespannter bzw. halbfreier Ober-
fläche wird auf die weiterführende Literatur verwiesen.
Q
H 2 − h2 = ⋅ (ln R − ln r )
π *k
der allgemein
Q
y12 − y 22 = ⋅ (ln x1 − ln x 2 )
π *k
mit x1,2: Abstand zwischen der Brunnenachse und einer beliebigen Stelle der
Spiegellinie [m]
y1,2: Abstand zwischen dem abgesenkten Grundwasserspiegel und dem
undurchlässigen Horizont an einer beliebigen Stelle der Spiegellinie [m]
Durch Umformung ergibt sich der Wasserzufluss zu einem vollkommenen Brunnen mit frei-
em Wasserspiegel zu:
π ⋅ k ⋅ (H 2 − h 2 )
Q=
ln R − ln r
R = 3000 ⋅ s ⋅ k
Nach der Ermittlung des Wasserzuflusses Q muss überprüft werden, ob die zufließende Was-
sermenge vom Brunnen aufgenommen werden kann, d. h. ob das Fassungsvermögen des
Brunnens ausreicht.
Sichardt definiert das Fassungsvermögen eines Brunnens als die Wassermenge, die der
Brunnen je Zeiteinheit durch seine Filterfläche aufnehmen kann. Dabei gilt die Vorausset-
zung, dass am Brunnenmantel das im Boden größtmögliche Gefälle i auftritt. Durch Versu-
che ermittelte Sichardt folgenden Zusammenhang (nicht dimensionstreu) zwischen dem
Grenzgefälle i und dem Durchlässigkeitsbeiwert k:
376 7 Grundwasserhaltungen
1
i=
15 k
k
Q' = A ⋅ v = (2π ⋅ r ⋅ h) ⋅ k ⋅ i = 2π ⋅ r ⋅ h ⋅
15
Bild 7.16 Wasserzufluss bei einem Grundwasserspiegel mit gespannter Oberfläche [10]
Die entsprechende Gleichung für die Spiegelfläche des Absenktrichters eines vollkommenen
Brunnens mit gespanntem Grundwasserspiegel lautet (Bild 7.16):
Q
H −h= ⋅ (ln R − ln r )
2π ⋅ k ⋅ m
oder allgemein
Q
y1 − y 2 = ⋅ (ln x1 − ln x2 )
2π ⋅ k ⋅ m
7.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Schwerkraftentwässerung 377
2π ⋅ k ⋅ m ⋅ (H − h )
Q=
ln R − ln r
Unvollkommene Einzelbrunnen
Bei der Herleitung der Dupuit-Thiemschen Brunnenformeln wurde vorausgesetzt, dass der
Brunnen vollständig in den Aquifer eintaucht und die Brunnensohle auf einer undurchlässi-
gen Schicht steht. Daher erhält der Brunnen keinen Zufluss von unten. Diese Voraussetzung
trifft aber im Allgemeinen nicht zu.
a < H: Qu = 1,1 ⋅ Q
Mehrbrunnenanlagen
Bei der Herleitung der Formel wurde vorausgesetzt, dass alle Brunnen die gleiche Tiefe ha-
ben und es sich um vollkommene Brunnen handelt. Bei gleicher Fördermenge Q der Einzel-
brunnen überlagern sich zwar die Absenktrichter, aber die Reichweiten beeinflussen sich
nicht gegenseitig. Damit ergibt sich die Gleichung für die Spiegelfläche (Absenktrichter)
eines vollkommenen Brunnens bei freiem Grundwasserspiegel zu:
n⋅Q 1
H 2 − y2 = ⋅ ln R − Σ ln xi
π ⋅k n
mit H: Abstand zwischen dem abgesenkten Grundwasserspiegel und dem
undurchlässigen Horizont [m]
y: Wasserstand in dem betrachteten Punkt [m]
xi: Abstände der einzelnen Brunnen zu dem betrachteten Punkt [m]
R: Reichweite der Brunnen [m]
Q: Wasserzufluss zu einem Einzelbrunnen [m³/s]
n: Anzahl der Brunnen
k: Durchlässigkeitsbeiwert des Bodens [m/s]
oder allgemein
n⋅q 1 1
y'2 − y' '2 = ⋅ ln x'− Σ ln x' '
π ⋅k n n
Durch Umformung ergibt sich der Wasserzufluss zu:
π ⋅ k ⋅ (H 2 − h 2 )
Q=
(ln R − ln ARE )
ARE kennzeichnet den Radius eines Ersatzbrunnens, der flächengleich zu der von den Brun-
nen umschlossenen Baugrube ist (Bild 7.18).
Bild 7.18 Mehrbrunnenanlage und Ersatzbrunnen, a) kreisförmige Baugrube, b) rechteckige Baugrube [11]
Für eine allseitig vom Brunnen umschlossene, rechteckförmige Baugrube kann der Ersatzra-
dius, wenn die Seitenlängen der Baugrube nicht zu sehr voneinander abweichen, nach fol-
gender Gleichung berechnet werden:
7.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Schwerkraftentwässerung 379
a ⋅b
ARE =
π
mit ARE: Radius eines Ersatzbrunnens [m]
a: längere Baugrubenseite [m]
b: kürzere Baugrubenseite [m]
Bei rechteckigen Baugruben mit voneinander abweichenden Seitenlängen kann nach Weber
der Ersatzradius mit der Gleichung
ARE = η ⋅ b
ermittelt werden. η wird in Abhängigkeit vom Seitenverhältnis m = a / b aus Bild 7.19 abge-
lesen.
Die Gleichung für die Spiegelfläche für einen vollkommenen Brunnen mit gespanntem
Grundwasserspiegel lautet:
n⋅q 1
H−y= ⋅ ln R − Σ ln xi
2π ⋅ k ⋅ m n
oder allgemein
n⋅q 1 1
y '− y ' ' = ⋅ Σ ln x'− Σ ln x' '
2π ⋅ k ⋅ m n n
380 7 Grundwasserhaltungen
π ⋅ 2m ⋅ k ⋅ (H 2 − h 2 )
Q=
(ln R − ln ARE )
Die Vorgehensweise der Bemessung einer Mehrbrunnenanlage wird im Folgenden zusam-
mengefasst:
Festlegung der Absenktiefe unter Berücksichtigung eines Sicherheitszuschlages von 0,5
bis 1,0 m.
Ermittlung des Ersatzradius ARE.
Abschätzen der Reichweite R: R = 3000 ⋅ s ⋅ k
Abschätzen der Gesamtwassermenge Q: Q = n⋅q
Wahl der Anzahl n, der Anordnung und der Durchmesser der Brunnen. In erster Nähe-
rung wird der Brunnenabstand entsprechend der Baugrubenbreite b gewählt. Bei großer
Mächtigkeit des Aquifers ist die Brunnentiefe durch einen fiktiven, undurchlässigen Ho-
rizont zu begrenzen.
Nachweis, dass die Spiegellinie auf das gewünschte Maß abgesenkt werden kann. Der
Nachweis ist in Baugrubenmitte gemäß des Absenkzieles, an ggf. ungünstigen Stellen, die
im Vergleich zum Ersatzbrunnen exponiert liegen (z. B. Ecken einer trockenzuhaltenden
Baugrube), und an einem Brunnenrand zur überschlägigen Überprüfung der gewählten
Brunnengröße zu führen.
Drehbohrgeräte
Bei der Herstellung von Tiefbrunnenanlagen werden die Brunnenlöcher gebohrt. Je nach
Abteuftiefe und Brunnendurchmesser werden verschiedene Bohrverfahren angewandt. In
Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen wird mit oder ohne Verrohrung gearbeitet. In der
Regel werden verrohrte Bohrungen ausgeführt.
Tauchpumpen
Als Pumpen kommen überwiegend Schmutzwassertauchpumpen zum Einsatz. Diese können
in normaler Ausführung, wie im Kapitel 7.2 Offene Wasserhaltung bereits erläutert, oder
speziell als Brunnenversion für Tiefbrunnenanlagen angewandt werden (siehe Bild 7.20).
382 7 Grundwasserhaltungen
Tabelle 7.12 Weitere Schmutzwassertauchpumpen der Firma Grindex als Brunnenversion [13]
Rohrleitungen
Die Steigleitungen (80 bis 150 mm) werden über Krümmer an die Sammelleitung ange-
schlossen, welche zum Vorfluter, Sickerbrunnen oder zur Sickerfläche führt.
7.3 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Schwerkraftentwässerung 383
Die Sammelleitungen haben bei kleineren und kurzen Baustellen Schnellverschlüsse. Diese
müssen gut gesichert sein, damit sie sich nicht unbeabsichtigt lösen können. Die Durchmes-
ser betragen l50 bis 300 mm. Vorfluterleitungen mit einem Durchmesser von 200 bis
500 mm sind überwiegend mit Flanschverbindungen versehen.
Die Tabelle 7.13 geht ergänzend auf die gewichtigen Teilprozesse zur Herstellung einer
Tiefbrunnenanlage ein. Sie wurde in Anlehnung an Tabelle 7.4 erstellt und zeigt beispielhaft
die zu verwendenden Geräte. Die Einrichtung einer Flachbrunnenanlage verläuft ähnlich,
unterscheidet sich aber durch Art und Einbau der Pumpen sowie durch die Dimensionierung
der Bohrgeräte.
Tabelle 7.14 Ausgewählte Tätigkeits- und Rüstzeiten zur Einrichtung von Brunnenanlagen
Baustelleneinrichtung 1 Tag
Tiefbrunnenanlage
Da manche Maßnahmen identisch mit denen der offenen Wasserhaltung sind, wird in der
Tabelle 7.15 auf das Kapitel 7.2.5 verwiesen.
386 7 Grundwasserhaltungen
akustischen Warnanlagen
Installation einer Schalteinrich-
tung zur Stromversorgung der
Pumpen
Installation einer automatischen
Umschaltvorrichtung bei Ausfall
einer Pumpe
Kontrolle auf Versinterung,
Verockerung, Korrosion
Kontrolle der Pumpenleistung
Kontrolle des Grundwasserstan-
des unter der Baugrubensohle
Vakuumtiefbrunnen
Vakuumbrunnen sind in Feinböden bei Absenkhöhen > 6 m erforderlich, wenn die Platzver-
hältnisse eine Staffelabsenkung nicht zulassen. Das Wasser wird durch Tiefbrunnen gefasst.
Sie unterscheiden sich von den Tiefbrunnen in Abschnitt 11.1.1 nur durch den oberen luft-
dichten Abschluss des Kiesfilters (Ummantelung durch feuchten Lehm oder Ton) und den
vakuumdichten Abschlussdeckel auf dem Filterrohr (Bild 7.21). Alle Durchführungen, Steig-
rohr, Stromzuführung, Steuerleitungen und Vakuumleitungen müssen ebenfalls vakuumdicht
sein.
a = Filterkiespackung
b = Tonabdichtung
c = Stromzuführung
d = Förderleitung
e = Steuerleitungen
f = Vakuumleitung
Spülfilteranlagen
Spülfilteranlagen sind die einfachste Form der Unterdruckentwässerung. Die Anlagen glei-
chen im Aufbau und in der Ausstattung im Wesentlichen den Wellpoint-Anlagen der
Schwerkraftentwässerung. Der Unterschied liegt darin, dass infolge der geringen Durchläs-
sigkeit des anstehenden Bodens auch außerhalb des Brunnens ein Unterdruck auf den Boden
wirkt. Die Absenkhöhe der Vakuumflachbrunnenanlagen ist auf 4 bis 6 m beschränkt. Um
größere Absenkhöhen zu erreichen, muss die Anlage gestaffelt werden.
Als Vakuumbrunnen dienen Rohre mit 40 bis 50 mm Durchmesser, an derem unteren Ende
eine Spülspitze angeordnet ist. Beim Absenken des Brunnenrohres tritt durch die Spülspitze
Wasser unter hohem Druck in den Untergrund aus. Dadurch wird der Boden um den Brunnen
herum aufgelockert und durch den Spülstrom außen am Brunnenrohr nach oben gefördert.
Durch diesen Vorgang werden die Brunnenrohre auf die gewünschte Tiefe abgeteuft. Das
Rohr sollte nicht mit Gewalt abgeteuft werden, da dies zur Verdichtung des anstehenden Bo-
dens führt und dadurch ein freier Wasserzufluss zum Brunnen verhindert wird.
Nach dem Erreichen der gewünschten Absenktiefe sollte der Spülvorgang noch einige Se-
kunden weiterlaufen. Dies bewirkt, dass die schweren Bodenpartikel zurückfallen und ein
Kornbett bilden, während die Feinteile weiter auftreiben.
Der dadurch entstandene Hohlraum zwischen dem Rohr- und der Lochwandung muss mit
Feinsand aufgefüllt werden. Hierfür bestehen verschiedene Möglichkeiten:
Verwendung von Filterrohren mit aufgebrachter Feinsandummantelung.
Einbringen von Filtersand zwischen Rohr und Boden während des Einspülens (Korn-
durchmesser 0,20 bis 0,30 mm).
Einspülen eines äußeren Mantelrohres zusammen mit dem Brunnenrohr. Nach dem Ver-
füllen des Hohlraumes zwischen den beiden Rohren wird das Mantelrohr wieder gezogen.
Ausspülung eines Loches von ca. 150 mm Durchmesser. Nach dem Verfüllen des Loches
mit Füllsand wird das Brunnenrohr in den Feinsand eingespült.
Im Abschluss müssen die Brunnenrohre von oben gegen eintretende Luft verschlossen wer-
den. Diese Abdichtung besteht im Allgemeinen aus einem Ton- oder Lehmpfropfen, der un-
gefähr auf der Höhe des nicht abgesenkten Grundwasserspiegels liegen sollte. Im Bö-
schungsbereich wird durch Kunststofffolie oder Spritzbeton verhindert, dass Luft seitlich in
die Anlage eindringt (Bild 7.22).
Nach dem Aufbau und der Inbetriebnahme der Anlage wird der Unterdruck nur langsam auf-
gebaut, um zu verhindern, dass die Feinteile im Boden sofort zum Brunnen hinwandern und
die Filterschlitze verschließen. Diese Regulierung erfolgt über ein, am Vakuumaggregat be-
findliches, Belüftungsventil. Der Unterdruck wird üblicherweise im Halbstundentakt um et-
wa 0,1 bar erhöht. Auf Grund der geringen Reichweite der Vakuumbrunnen können die Ab-
stände zwischen den einzelnen Brunnen nicht mehr als 1,0 bis 1,5 m betragen. Die Brunnen
werden zu Strängen von ca. 50 m Länge zusammengefasst. An jedem Strang sorgt ein separa-
tes Vakuumgerät für den erforderlichen Unterdruck.
7.4 Grundwasserabsenkung mit Brunnen, Vakuumentwässerung 389
Bei Vakuumanlagen ist es trotz der minimalen anfallenden Wassermenge Vorschrift, dass
jeder einzelne Brunnen eingeregelt und abgestellt werden kann. Das Absperrventil wird zwi-
schen der Stich- und der Sammelleitung angeo