Vorlesung
Kraftfahrzeuge I
Wintersemester 2018/2019
Inhaltsverzeichnis
2 Kraftfahrzeugentwicklung 2-1
3 Karosserie 3-1
4 Antriebskonzepte 4-1
6 Leistungsangebot 6-1
8 Fahrleistungen 8-1
9 Fahrgrenzen 9-1
11 Literaturverzeichnis 11-1
Formelzeichen
Formelzeichen Bedeutung
a Beschleunigung
a Verzögerung
a Verzögerung an der Hinterachse
a Verzögerung an der Vorderachse
a Beschleunigungsvermögen
b Fahrzeugbreite
b Spezifischer Kraftstoffverbrauch
b Optimaler spezifischer Kraftstoffverbrauch
b Distanz zwischen den Achsschenkelbolzen
b Länge der Spurstange
c Faktor Berechnung Druckverlustbeiwert
c Luftwiderstandsbeiwert
c Auftriebsbeiwert an der Hinterachse
c Auftriebsbeiwert an der Vorderachse
c Beiwert des Reibwiderstandes
e Massenfaktor
e Exzentrizität (Hebelarm der rollenden Reibung)
f Rollwiderstandsbeiwert
g Erdbeschleunigung
h Fahrzeughöhe
h Höhe des Fahrzeugschwerpunktes
h Höhe der Anhängerkupplung
h Höhe des Luftwiderstandangriffspunktes
i Übersetzung Achsgetriebe
i Übersetzung Stufengetriebe
l Fahrzeuglänge
l Abstand Schwerpunkt – Hinterachse
l Abstand Schwerpunkt – Vorderachse
l! Radstand
m# Massenstrom
m$ % Reduzierte Fahrzeugmasse
m, m Fahrzeugmasse
m Kraftstoffmasse
n Drehzahl
n( Gesamtnachlauf
n) Konstruktiver Nachlauf
n$ Reifennachlauf
n*+, Maximaldrehzahl
n- Nachlaufversatz
n. Motordrehzahl
n. / // Nenndrehzahl
n 0% Drehfrequenz, Drehzahl
p Statischer Druck
p( Gesamtdruck
p2 Effektiver Mitteldruck
p23 Indizierter Mitteldruck
q Dynamischer Druck („Staudruck“)
q Steigung
r%6/ Dynamischer Radhalbmesser
r%6/ ′ Abstand Radmitte – Latschebene im rollenden Zustand
r 0 Statischer Halbmesser
r 0 89: Statischer Radhalbmesser nach DIN
r Lenkrollhalbmesser
s Bremsweg
t Bremsdauer
ü Innere Übersetzung
ü( Gesamtübersetzung
ü Achsgetriebeübersetzung
ü Schaltgetriebeübersetzung
v Geschwindigkeit
v20? Höchstgeschwindigkeit
v20? Theoretische Höchstgeschwindigkeit
v$ , Relativgeschwindigkeit
v Theoretische Fahrgeschwindigkeit
v Fahrgeschwindigkeit
v 0% Radgeschwindigkeit
v Windgeschwindigkeit
α Schräglaufwinkel
α) Fadenwinkel
α2/ Stufensprung
α Steigungswinkel
δ Lenkwinkel
δ0 Lenkwinkel des kurvenäußeren Rades
δ3 Lenkwinkel des kurveninneren Rades
ε Spurwinkel
γ Sturzwinkel
η effektiver Wirkungsgrad des Motors
η3 indizierter Wirkungsgrad des Motors
η2 mechanischer Wirkungsgrad des Motors
η Wirkungsgrad des Achsgetriebes
η Wirkungsgrad des Schaltgetriebes
ηE Triebstrangwirkungsgrad
φG Winkelbeschleunigung
λ Schlupf
λ)$3 kritischer Schlupf
λ Antriebsschlupf
λ Bremsschlupf
μ Kraftschluss
μ0 Adhäsionskoeffizient
μ Kraftschluss an der Hinterachse
μ Hysteresekoeffizient
μ20? Maximaler Kraftschluss
μ Kraftschluss an der Vorderachse
μ , 3 Gleitbeiwert
μ ä/( Längsbeiwert
ρ $ Kraftstoffdichte
ρ Luftdichte
σ Spreizung
τ Nachlaufwinkel
ω Winkelgeschwindigkeit (Kreisfrequenz)
ω. Winkelgeschwindigkeit des Motors
A $ Fahrzeugoberfläche
A ? Fahrzeugstirnfläche (Projektionsfläche)
B Stündlicher Kraftstoffverbrauch
B Streckenverbrauch
C∗ Innere Übersetzung
F0 Beschleunigungswiderstandskraft
F2 Massenkraftkomponente in Fahrbahnrichtung
F Seitenführungskraft
F Seitenführungskraft an der Hinterachse
F Seitenführungskraft an der Vorderachse
F Tangentialkraft
F Antriebskraft
F Kraft an der Anhängerkupplung
F Bremskraft
F Bremskraft an der Hinterachse
F Bremskraft an der Vorderachse
F Gewichtskraft
F / Normalkraftkomponente der Gewichtskraft
F 0% Normalkraft am Rad (Radlast)
F Längskraft am Reifen
F Luftauftriebskraft
F Luftwiderstandskraft
TF⃗
8$+V)
Druckanteil des Luftwiderstands
TF⃗
3 +/( Reibungsanteil des Luftwiderstands
F: Normalkraft
F: Normalkraft an der Hinterachse
F: Normalkraft an der Vorderachse
F Rollwiderstandskraft
F 0% Rollwiderstandskraft eines Rades
F Rollwiderstandskraft an der Hinterachse
F Rollwiderstandskraft an der Vorderachse
F Spannkraft
F Steigungswiderstandskraft
FW Umfangskraft
FW Umfangskraft an der Hinterachse
FW Umfangskraft an der Vorderachse
F Summe der Fahrwiderstände
F? Kraft in Fahrzeuglängsrichtung (Axialkraft)
FX Zugkraft
FX Zugkraft an der Hinterachse
FX20? Maximale Zugkraft
FXü Überschusszugkraft
FX Zugkraft an der Vorderachse
H+ Unterer Heizwert des Kraftstoffs
J Massenträgheitsmoment
J$ % 0% Auf Raddrehzahl reduziertes Massenträgheitsmoment des Antriebsstrangs
J 0% Massenträgheitsmoment eines Rades
J ä% $ Summe der Massenträgheitsmomente aller Räder
K Einflussfaktor Fahrzeuggewicht
K Einflussfaktor Luftwiderstand
1.1 Definition
Als Kraftfahrzeug (Abk.: "Kfz") bezeichnet man jedes nicht an Gleise gebundene
Landfahrzeug (Straßenfahrzeug), das sich mit Hilfe eines Motors aus eigener Kraft
fortbewegt, ohne auf die körperliche Kraft eines Menschen oder Zugtieres
angewiesen zu sein. Zu den Kfz gehört auch das Automobil.
Das Automobil (v. griech: αυτο-, auto- = selbst + lat.: mobilis = beweglich), kurz
Auto, ist neben dem Fahrrad eines der am häufigsten genutzten Fahrzeuge zur
Personen- und Lastenbeförderung.
Automobil wird definiert als selbstfahrendes Vehikel (Automobile) das sich
unabhängig von Schienen und ohne den Einsatz von Zugtieren selbständig und aus
eigenem Antrieb beliebig auf Straßen und Wegen fortbewegen kann. Diese Definition
schließt auch motorisierte Zweiräder mit ein, jedoch wird das Wort im allgemeinen
Sprachgebrauch meist ausschließlich für mehrspurige Fahrzeuge verwendet. Oft ist
auch nur der PKW gemeint.
1.3 Weltautomobilproduktion
Im Jahr 2005 wurden weltweit insgesamt 64,9 Mio. Kraftfahrzeuge produziert. 2007
betrug die Gesamtproduktion 72 Mio. Kraftfahrzeuge.
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 hat die positive Entwicklung
gestoppt und Spuren in der Automobilnachfrage hinterlassen. Im Jahr 2008 wurden
weltweit 69 Mio. Kraftfahrzeuge produziert. Dies ist ein Rückgang von zirka 4%
gegenüber dem Vorjahr. Die Pkw-Herstellung (einschließlich der Light Trucks in
Amerika) gab um 5% auf 57 Mio. Kraftfahrzeuge nach. Die Fertigung von
Nutzfahrzeugen entwickelte sich mit knapp 12 Mio. Einheiten stabil.
Trotz der Entwicklung der Verkaufszahlen im Jahr 2008 investierte keine andere
Branche mehr in Forschung und Entwicklung (F&E) als die Automobilindustrie.
Im Jahr 2008 nahmen die Unternehmen insgesamt 18,9 Milliarden Euro für
Forschung und Entwicklung in die Hand. Für 2009 werden zirka 19,5 Milliarden Euro
prognostiziert. Die Aufwendungen dienen hauptsächlich der Entwicklung
ökologischer und sicherheitstechnischer Innovationen (nach [04]).
1.4 Verkehrsaufkommen
herrscht. In den USA starben doppelt so viele Menschen auf Autobahnen, obwohl
dort ein striktes Tempolimit herrscht.
1.5 Energieverbrauch
1.6 Abgasemissionen
Am 1. Januar 2005 traten die neuen Grenzwerte für Staub, genauer gesagt für
Feinstaub (PM10), mit der 22. BImSchV in Kraft. Der Feinstaub hat einen oberen
Partikeldurchmesser von bis zu 10 Mikrometer (= ein hundertstel Millimeter). Der neu
eingeführte Immissionsgrenzwert für Partikel (PM10) beträgt als Tagesmittelwert
50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Dieser Wert darf – so die EU-Richtlinie – 35-mal
in einem Kalenderjahr überschritten werden. Neben dem Tagesmittelwert gilt ein
Jahresmittelwert von maximal 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Die Über-
schreitung des Tagesmittelwertes von Feinstaub erfolgt europaweit in einer Vielzahl
von Ballungsräumen und Regionen, insbesondere in Norditalien, Polen, Belgien und
den Niederlanden. Nach Ansicht von Experten kann der Jahresdurchschnittswert bei
der Feinstaub-Belastung überwiegend eingehalten werden. Der scharfe PM10-
Tagesgrenzwert ist hingegen in vielen Regionen Europas und auch in vielen Städten
Deutschlands nicht realisierbar.
1.7 Geräuschemissionen
• Leisere Reifen
2 Kraftfahrzeugentwicklung
2.1 Grundanforderungen/Zielkonflikte
Das Automobil erfährt ständige Veränderungen, die vor allem durch den technischen
Fortschritt, das weltweite Angebot, den internationalen Wettbewerb und die
Aktivitäten der Gesetzgeber geprägt werden. Besonders wichtig ist aber auch die
Tatsache, dass sich das Produkt Auto an den Kunden verkaufen lässt. Das bedeutet,
dass die Kundenwünsche sehr stark in den Produktentstehungsprozess eingehen
und berücksichtigt werden müssen.
Für die Entwicklung eines Nachfolgers ist zunächst die Definition der wesentlichen
Eigenschaften und Daten notwendig, in denen sich das neue Fahrzeug vom
Vorgänger unterscheiden soll. Ausgehend von diesen, die veränderte Maßdefinition
verursachenden Merkmalen, wird das neue Fahrzeug konzipiert. Dabei ist in der
Regel ein gewisser Übernahmegrad (COP-Teile = Carry Over Parts) als Ziel
vorgegeben, um Entwicklungs- und Investitionsaufwendungen zu reduzieren.
Ein neues Fahrzeug entsteht im Allgemeinen von innen nach außen. Im Ablauf der
Konzeptentwicklung stehen Innenraumstudien mit Raum- und
Ergonomieuntersuchungen am Anfang.
Etwas zeitversetzt erfolgen die Ausarbeitungen im Bereich des Aggregats
(Anordnungen Motor, Getriebe, Nebenaggregate, Vorderachse und Lenkstrang,
Berücksichtigung von Sicherheitsmerkmalen wie Karosseriestrukturen, Crash-
deformationen). Die Konzeptarbeiten im Unterbodenbereich haben zum
Die Entwicklung eines völlig neuen Pkw-Modells dauert durchschnittlich fünf bis
sechs Jahre. Die Entwicklungskosten belaufen sich dabei auf eine halbe bis eine
Milliarde Euro.
Projekte müssen gesteuert bzw. koordiniert werden. Eine Form der Projekt-
organisation besteht aus einem Stab mit seinem Projektleiter, der je nach Bedarf auf
Mitarbeiter anderer Abteilungen zurückgreift. Diese unterstehen ihm jedoch nicht,
sondern berichten – wie der Projektleiter selbst – der Direktion. Diese Art der Projekt-
organisation ist für kleinere Projekte mit geringerer Komplexität und kurzer Dauer
geeignet. Die am häufigsten anzutreffende Organisationsstruktur ist die Matrix-
Projektorganisation (Abbildung 2.9). Der Leitgedanke besteht darin, dass aus einem
vorhandenen Potential von Fachleuten z. B. aus der Motorentechnik, einzelne
Mitarbeiter je nach Bedarf für die Entwicklung verschiedener Fahrzeugklassen
rekrutiert werden können. Sie gehören z. B. alle zum Bereich
„Verbrennungsmotoren“ und sind in diesem Rahmen völlig variabel. Alle Mitarbeiter
berichten dem Projektleiter, der für den Bereich verantwortlich ist.
Bei sehr komplexen Projekten, die interdisziplinäre Aufgaben beinhalten, wird die so
genannte kombinierte Projektorganisation angewandt (Abbildung 2.10). Sie
unterscheidet sich von der bisher vorgestellten Organisationsstruktur im
Wesentlichen dadurch, dass ein Projektleiter mit einem Team arbeitet, das für die
Dauer des Projekts ausschließlich für dessen Erfüllung arbeitet. In dieser
Organisationsform sind die Mitarbeiter vollständig dem Projektleiter unterstellt. Ist die
Projektorganisation festgelegt, kommt es darauf an, die Aufgaben sachgerecht zu
verteilen und die Kommunikation zwischen den Projektteilnehmern aufzubauen.
Das PDM (Product Data Management) hat die Funktion eines Projektleiters, d. h. es
erhält Rückmeldungen über alle Vorgänge. Beim DMU (Digital Mock Up) werden
Entwürfe, Lastenheft etc. mit Hilfe des Rechners erarbeitet. Danach folgt das Digital
Prototyping, bei dem Prototypen am Rechner und in Virtual Reality erstellt und
getestet werden (auch Crashtests). Das Digital Manufacturing läuft teilweise parallel
Simultaneous Engineering
Simultaneous Engineering (SE) ist eine Methode der Arbeitsorganisation, bei der von
Beginn der Produktentstehung an alle betroffenen Bereiche parallel in sich
überlappenden Tätigkeiten zusammenarbeiten und auf diese Weise rechtzeitig ihr
spezifisches Wissen einbringen. Die Zusammenarbeit wird in interdisziplinären
(crossfunktionalen) Teams unter Leitung durch einen Projektmanager abgewickelt.
Sie stellt der Linienorganisation eine gleichberechtigte Projektorganisation an die
Seite und überwindet die bisherige arbeitsteilige Zergliederung der Zuständigkeiten
bei der Produktentstehung. Häufig, aber nicht zwangsläufig, ist das Arbeiten unter
Simultaneous Engineering mit räumlicher Zusammenfassung der Teammitglieder
verbunden. Wird Simultaneous Engineering konsequent betrieben, so muss es auch
frühe und vollständige Mitarbeit wichtiger Zulieferer, vor allem von Systemlieferanten,
einschließen. Viele Projekte erfordern in gleicher Weise das Einbeziehen des
Kunden in den Prozess. Das überlappte Arbeiten beim Simultaneous Engineering
bringt viele Vorteile, erfordert aber neue Denkweisen, Arbeits- und Führungs-
techniken.
Bandbreite Mittelwert
Produktentstehungs-
5 – 30% 20%
kosten
Kurz
Lösung eines Permanent
Task-Force Fachebene (bis 3
aktuellen Problems (Häufig)
Monate)
Für beliebige
Erarbeiten eines Einzelnes
Workshop Ebenen – 1-5 Tage
Ergebnisses Meeting
auch gemischt
Sach- und
Simultaneous Fachebene mit Permanent + Projektdauer
Koordinations-
Engineering- externen zeitweilige (3 Monate bis
arbeit an einem
Team Partnern Teilnehmer 5 Jahre)
Projekt
Projektmanager
Der Projektmanager eines großen Projekts ist in seiner Position dem oberen
Management gleichgestellt und hat jederzeit Zugang zur Unternehmensleitung. Er ist
während der Projektlaufzeit ausschließlich für dieses Projekt tätig und bereits zu
Beginn der Produktdefinition ernannt und voll in sie eingebunden. Er besitzt
Fachkenntnisse auf einigen zentralen Gebieten des von ihm verantworteten Produkts
und kennt die Organisation sowie die Personen der Bereiche, die an diesem Produkt
mitwirken. Er hat in kleineren Projekten seine Eignung und seine Führungs-
qualifikation für derartige Aufgaben unter Beweis gestellt.
Die Linien sind die Träger aller nicht direkt auftragsgebundenen Arbeiten. Sie sind
die dauernde Heimat der Mitarbeiter, des Know-how, der Einrichtungen und
Systeme. Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Unternehmensorganisation und
sichern langfristig die Grundlagen für sämtliche Aktivitäten.
Nur in leistungsfähigen, von den Linien voll unterstützten, in ihrer Selbständigkeit
respektierten, temporären Projektstrukturen lässt sich das Know-how der
Linienbereiche optimal nutzen. Das Projekt ermöglicht die effiziente Nutzung des in
den Linien gesammelten Potentials.
Viele Menschen sehen das Automobil als emotional besetzten Konsumartikel, bei
dem das Markenimage oftmals mindestens so wichtig ist wie dessen Funktion oder
Preis-Leistungs-Verhältnis. Laut einer Studie von Mercer Management Consulting
und der Fraunhofer Gesellschaft wird sich diese Tendenz bis zum Jahr 2015 noch
verstärken. Da Kundenkontakt, Image und Markendifferenzierung bei eher geringer
werdender technischer Produktdifferenzierung, entscheidende Erfolgsfaktoren im
Wettbewerb der Marken darstellen, werden sich die Hersteller zukünftig stärker den
Aufgaben widmen, die der Produktion nachgelagert sind: Vertrieb, Services und
Kundenbetreuung. Bei zunehmender Konzentration der Hersteller auf dieses so
genannte Downstream-Geschäft und auf markenspezifische Elemente wie Design,
Markenerlebnis sowie imagefördernde Funktionen verlagern sich die Automobil-
entwicklung und die Aufgaben der Produktion, die nicht markenprägend sind, noch
stärker auf die Zulieferer. Die Eigenleistung der Hersteller wird dabei laut der Studie
von heute noch rund 35 Prozent auf ca. 23 Prozent sinken. Besonders starkes
Wachstum wird das Hauptmodul Elektrik und Elektronik erfahren, das absolut von
127 Mrd. Euro bis 2015 auf 316 Mrd. Euro zunehmen soll; dabei ziehen die Zulieferer
84 Prozent des Anteils an sich. Bis auf dieses Hauptmodul, in dem die OEMs
(Original Equipment Manufacturer) bereits heute einen vergleichsweise geringen
Eigenleistungsanteil aufweisen, kommt es der Studie zufolge in allen anderen Haupt-
modulen des Automobils zu einer Verringerung der Wertschöpfungstiefe. Zulieferer
und Dienstleister übernehmen also eine erheblich größere Verantwortung als bisher,
insbesondere in den Bereichen Karosseriestruktur und Exterior, aber auch in den
Bereichen Motor und Aggregate sowie Fahrwerk. Die Stellung der Zulieferer wächst
in ihrer Bedeutung. Der Umgang zwischen Kunden und Lieferanten wird sich noch
mehr in Richtung Partnerschaften und Allianzen entwickeln. Dies bedingt jedoch
Verhaltensänderungen der handelnden Personen, Neuaufteilungen der Aufgaben
und Verantwortungen, der Chancen und Risiken und Anpassungen der Systeme und
Prozesse.
2.3 Design
Das Wort Design stammt aus dem lateinischen (designare = bezeichnen, angeben,
bestimmen, ernennen, (ab)-zeichnen). Heute ist die genaue Bedeutung des Design
schwer abzugrenzen und entsprechend schwer ist es auch das genaue Jobprofil
eines Designers in der Automobilindustrie zu umreißen. Die Aufgaben können von
einer rein ästhetischen oder künstlerischen Tätigkeit bis hin zur wissenschaftlichen
Arbeit variieren. Die wichtigste Funktion von Design ist es, dem Produkt eine „Seele“
zu geben und dabei Ästhetik, Stil und Emotion in geeigneter Form zu verbinden. Die
Bedeutung von Design ist wachsend. Es gibt keine wirklich schlechten Autos mehr,
Mindestanforderungen an Zuverlässigkeit und Sicherheit werden erfüllt und die
Angebotspalette ist vielfältig. Gerade hier bleiben den Herstellern das Design und die
Marke als Wettbewerbsvorteil und zur Differenzierung von der Konkurrenz. Dabei
sind entsprechend Abbildung 2.18 zahlreiche Konflikte zu lösen.
3 Karosserie
3.1 Karosseriearten
Die Unterteilung der Personenkraftwagen (Pkw) nach DIN 70 010 ist in Tabelle 3.1
ersichtlich. Analoge Einteilungen gibt es auch für die Nutzkraftwagen (Nkw) und
Lastkraftwagen (Lkw).
Geschlossener Aufbau,
Karosserie gewöhnlich mit vermindertem
hinteren Innenraum
Festes, starr verbundenes
Dach,
Dach
Coupé ein Teil kann auch geöffnet
werden
Innenraum 2 oder mehr Sitze
Türen 2 Seitentüren
Fenster 2 oder mehr Seitenfester
Offener Aufbau, Überrollbügel
Karosserie
möglich
Fest oder flexibel mit mind. 2
Dach Positionen:
1. offen, 2. geschlossen
Kabriolett 2 oder mehr Sitze,
Innenraum
mindestens eine Sitzreihe
Türen 2 oder 4 Türen
3.2 Karosseriebauweisen
Die Pkw Karosserien lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen (Abbildung 3.2):
• Rahmenbauweise
• Mittragende Bauweise
• Selbsttragende Bauweise
3.2.1 Rahmenbauweise
In den Anfängen des Automobilbaus bestand das Fahrzeug aus einem Tragrahmen,
daran befestigten Fahrwerks- und Antriebsbaugruppen sowie dem Aufbau.
Tragrahmen werden aus geschlossenen Kastenprofilen hergestellt. Für den Motor,
die Radaufhängung sowie für die anderen Aggregate gibt es Aufnahmepunkte. Die
relativ einfache Bauweise der Tragrahmen gewährleistet eine hohe Biegesteifigkeit.
Stöße werden größtenteils direkt vom Tragrahmen aufgenommen und
Schwingungen nicht an die aufgesetzte Karosserie bzw. den Fahrer weitergeleitet.
Der Aufbau wird über so genannte Silentblöcke am Tragrahmen befestigt und ist
unabhängig. Somit kann ein Tragrahmen für verschiedene Aufbauten genutzt
werden. Die Rahmenbauweise kommt heute noch im Nutzfahrzeugbau und
vereinzelt bei Geländewagen zum Einsatz (Abbildung 3.3).
Schwierig bei der selbsttragenden Karosserie ist die Realisierung von Kabrioletts, da
in diesem Fall die Karosserie nicht rundherum geschlossen ist und Versteifungen
eingebaut werden müssen.
Neben den in Kapitel 3.2.1 und 3.2.2 genannten Bauweisen gibt es noch eine
Vielzahl an Zwischenlösungen. Dazu gehören:
• Mittragende Bauweise
• Fahrschemel
• Sandwich-Konzept
Auch der Einsatz von Fahrschemeln stellt eine Kombination aus Rahmenbauweise
und selbsttragender Bauweise dar. Fahrschemel werden im Vorder- und
Hinterwagen eingesetzt. Sie sind über Silentblöcke an der Karosserie befestigt und
nehmen Aggregate des Antriebsstrangs auf (Abbildung 3.8). Die Vorteile der
Fahrschemel liegen in der hohen Steifigkeit der Konstruktion und in der Reduzierung
von Schwingungen.
3.3 Karosserieentwicklung
Schon seit einiger Zeit entwickelt sich das Auto weg vom reinen Transportmittel hin
zum Modeartikel. Da die Angebotspalette heutzutage für nahezu jeden Geldbeutel
Autos bereithält, entscheidet das Äußere einer Karosse primär über den Kauf eines
Pkws. Aus diesem Grund kommt dem Design eine überaus große Wichtigkeit zu und
entscheidet letztendlich über den Erfolg oder Misserfolg eines neuen Modells. Das
Hauptziel des Designers ist, den Kunden sowohl funktional als auch ästhetisch
zufrieden zu stellen. Grundlage für ein erfolgreiches Design bilden die Grundmaße,
wie Länge, Breite, Höhe, Radstand, Spur, aber auch z. B. die Neigung der Scheiben
und die Proportionen der einzelnen Bereiche. Zusätzlich müssen technische
Vorschriften umsetzbar sein und bewährte Merkmale zum Vorschein kommen.
Automobil Design ist in erster Linie Exterieur Design, aber auch die Wichtigkeit des
Interieur Design ist nicht zu unterschätzen. Der „Fahrer-Arbeitsplatz“ muss mit dem
Äußeren des Fahrzeugs harmonieren und zusätzlich unter ergonomischen Gesichts-
punkten gestaltet werden. In diesen Bereich fallen auch die Auslegung der Sitze und
die Sitzposition, die Gestaltung des Lenkrads, des Schaltknaufs und sämtlicher
Schalter.
Um diese kostspieligen Entwicklungen mit einem Minimum an Entwicklung und somit
Investitionen umsetzen zu können, werden Fahrzeuge auf bewährten Plattformen
aufgebaut. Diese Plattform Konzepte (Abbildung 3.10) ermöglichen es, marken-
übergreifend Aggregate, Antriebe und andere Bauteile, in vom Design und Image
unterschiedliche Fahrzeuge, zu integrieren.
Die als „Corporate Identity“ bezeichnete Intention versucht das Design so markant zu
wählen, dass die Herstellerzugehörigkeit bereits beim ersten Blick erkennbar wird.
Modelltypische Merkmale sollen erkennbar sein, ohne eine zu große Verwandtschaft
zum Vorgängermodell zu erkennen (Abbildung 3.11). Ein weiterer wichtiger Punkt ist
das Image. Das Image wird vor allen Dingen auf der emotionalen Ebene des Kunden
aufgebaut und hat in erster Linie nichts mit der Qualität eines Pkw zu tun. Image wird
über Jahrzehnte aufgebaut und gezielt gepflegt. Hat eine Firma ein gutes Image,
nimmt der Kunde ihr ab, dass sie gute Autos bauen kann. Aber schlechte Produkte
sorgen auf Dauer auch für ein schlechteres Image. So beinhaltet die Pkw Ent-
wicklung nicht nur den Bau des Kraftfahrzeugs sondern auch die Pflege des eigenen
Images.
3.3.3 Package
• Innenraum
• Vorderwagen (in der Regel Motorraum)
• Hinterwagen (in der Regel Gepäckraum)
• Unterboden
Um das Auto einem großen Benutzerkreis zugänglich zu machen, muss man sich
besonders beim Package des Innenraums auf unterschiedliche Benutzer einstellen.
Das betrifft die Sitzposition im Innenraum, die Sichtverhältnisse und die
Erreichbarkeit der Bedienelemente. Dazu unterscheidet man die Benutzer nach
folgenden Kriterien:
• Geschlecht
• Körpergröße und Proportionen
• Alter
• Nationalität
• Spezielle Gruppen (Kinder, Schwangere, Behinderte)
Um die Festlegung des Innenraums zu erleichtern, wurden für Männer und Frauen
Körperklassen definiert. Alle Abmessungen dieser Körperklassen sind festgelegt und
existieren als Schablonen, CAD Modelle und als Dummies.
Gebräuchliche Körperklassen für Frauen sind die 1% Frau (sehr klein), die 5% Frau
(klein) und die 95% Frau (groß). Bei Männern werden oft die Körperklassen 5%
Mann (klein), 50% Mann (mittelgroß) und 95% Mann (groß) herangezogen. Die
Prozentangabe bedeutet, dass z. B. bei der 95% Frau 95% der weiblichen
Bevölkerung in eine Körperschablone passen und nur 5% der weiblichen
Bevölkerung größere Körpermaße hat. Analog gilt für die 1% Frau, dass nur 1% der
weiblichen Bevölkerung kleiner ist und 99% größer sind. Bei der Innenraum-
gestaltung von Fahrzeugen werden in der Regel die 5% Frau als unteres und der
95% Mann als oberes Abmaß genommen.
3.3.4 Recycling
Liegt dieser Wert über 0,8 so kann das Bauteil wirtschaftlich hergestellt und recycelt
werden.
Die zur recyclinggerechten Bauteilgestaltung zu beachtenden Punkte sind in einem
„Recyclingdreieck“ (Abbildung 3.14) darstellbar.
3.4 Karosserieleichtbau
3.4.1 Motivation
Aufgrund des großen Anteils am Gesamtgewicht des Fahrzeugs ist die Karosserie
hinsichtlich Gewichtseinsparung von besonderem Interesse.
3.4.2 Leichtbaustrategien
3.4.3 Werkstoffe
Elastizitätsmodul
210.000 66.000 45.000
in N/mm²
Schmelztemperatur
1500 660 650
in °C
Mit der Poisson-Zahl wird die bei Dehnung eines Körpers durch eine Normal-
spannung auftretende Querkontraktion erfasst. Aus diesem Grund wird die Poisson-
Zahl auch als Querkontraktions- bzw. Querdehnungszahl bezeichnet. Sie ist ein Maß
für die Anisotropie des Kristallgitters und verknüpft Elastizitätsmodul E und
Schubmodul G.
Stahl
• Mikrolegierte Stähle
• Bake Hardening Stähle
• IF- Stähle („Interstitial Free“ Stähle)
• Mehrphasenstähle
(Dualphasenstähle (DP), TRIP-Stähle (Transformation Induced Plasticity),
Complexphasenstähle (CP))
Aluminium
Magnesium
Kunststoffe
• Stoßfänger
• Kotflügel
• Schwellerverkleidung
• Kühlergrill
• Aerodynamische Hilfsmittel
• Bodenverkleidungen
3.5 Sicherheit
3.5.1 Allgemein
Die Entwicklung von Schutzmaßnahmen an Pkws reicht bis in die 60er Jahre zurück.
Allein zwischen 1960 und 1969 stieg die Zahl der im Straßenverkehr getöteten
Menschen kontinuierlich auf insgesamt über 157.000. Der Unfallrekord stammt aus
dem Jahr 1970 und liegt bei 21.332 getöteten und über 50.000 verletzten Personen
im damaligen Westdeutschland. Zum Vergleich sank die Zahl der getöteten
Personen im Jahr 2013 unter 3.500. Ursachen dafür sind sowohl die Verbesserung
der medizinischen Versorgung, der Ausbau der Verkehrswege aber auch zum
großen Teil die Einführung von Sicherheitsmechanismen im Kraftfahrzeug. Dabei
wird zwischen aktiven und passiven Sicherheitsmaßnahmen (Abbildung 3.22)
unterschieden. Wie groß der Anteil der einzelnen Verbesserungen beim Rückgang
der Verkehrsopfer ist, lässt sich nicht bestimmen.
Eine wichtige Aufgabe der Automobilhersteller im Rahmen der passiven Sicherheit
ist es, Strukturen zu entwickeln, die den Anprall dämpfen und mit möglichst niedriger
Beschleunigung die Aufprallenergien abbauen.
3.5.2 Unfallstatistik
Abbildung 3.23 zeigt die Entwicklung der Unfälle und die Zahl der Verkehrstoten von
1953 bis 2014. Deutlich zu erkennen ist die Reduzierung der getöteten Personen
durch die Einführung der Gurtpflicht. Die Zahl der Verkehrstoten ist seit 1970, wenn
man die Zunahme der Bevölkerung durch die Wiedervereinigung herausrechnet,
kontinuierlich gesunken. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der PKW von 4,76
Millionen im Jahr 1953 auf beinahe 44 Millionen im Jahr 2014 gestiegen.
Abbildung 3.24 zeigt die Aufteilung der getöteten Personen nach dem Alter. Die
meisten Opfer gibt es im Alter zwischen 25 und 65 Jahren, weil dort der größte
Personenkreis bemessen wurde. Normiert sterben die meisten Menschen im Alter
zwischen 18 und 25 Jahren (94 bzw. 77 je 1 Mio. Einwohner 2012 bzw. 2013) gefolgt
von 65 und älter (60 je 1 Mio. Einwohner 2012 und 2013) und 15 – 18 Jährige (48
bzw. 37 je 1 Mio. Einwohner 2012 bzw. 2013). [22]
Unterteilt nach den Verkehrsmitteln (Abbildung 3.25) sterben ein Großteil der
Verkehrsopfer im Personenkraftwagen, gefolgt von Fußgängern und Fahrradfahrern.
Aus diesem Grund stellt Insassensicherheit nach wie vor ein wichtiges Auslegungs-
kriterium für neue Personenkraftwagen dar. Der großen Zahl an getöteten Fuß-
gängern wird seit Oktober 2005 mit den Vorschriften der EEVC WG 17 Rechnung
getragen.
Ein wichtiger Bestandteil jeder Fahrzeugentwicklung sind Crash-Tests, die auf der
Grundlage von nationalen und internationalen Gesetzen und Vorschriften
durchgeführt werden. Die Entwickler von Fahrzeugen müssen in diesem Zusammen-
hang nicht nur eine Vielzahl an bereits bestehenden nationalen (StVZO),
europäischen (ECE, EG/EWG), amerikanischen (FMVSS) Richtlinien und Gesetzen
anderer Nationen kennen und berücksichtigen, sondern auch schon die Entwicklung
künftiger Gesetze, Richtlinien und Vorschriften im Auge behalten. Diese reichen
mittlerweile in alle Bereiche der Fahrzeugentwicklung, wie Insassenschutz, Bremsen,
Sicht, etc.
Durch die Vielzahl der Richtlinien treten Zielkonflikte zwischen einigen der Normen
auf, die bei der Entwicklung möglichst gut gelöst werden müssen. Allgemein gelten
die angesprochenen Normen als Mindeststandard, die ein Fahrzeug erfüllen muss,
um eine Zulassung in den jeweiligen Ländern zu erhalten. Die wichtigsten Gesetze
sind in Abbildung 3.26 dargestellt.
In Tabelle 3.4 ist ein Auszug der europäischen Vorschriften dargestellt. Tabelle 3.5
enthält einen Auszug aus den Vorschriften der Federal Motor Vehicle Safety
Standard (FMVSS, USA).
EG Inhalt
70/156 Betriebserlaubnis
2003/102 Fußgängerschutz
FMVSS Inhalt
202 Kopfstützen
205 Verglasungswerkstoffe
207 Sitzsysteme
208 Insassenaufprallschutz
209 Sicherheitsgurtanforderungen
210 Sicherheitsgurtverankerungen
213 Kinderrückhaltesysteme
AIS-Stufe Verletzungsschwere
Leichte Verletzungen
• Prellungen
Mittelschwere Verletzungen
2 • tiefe Fleischwunden
Schwere Verletzungen
• Gehirnerschütterung mit Bewusstlosigkeit (< 1h)
3
• Zwerchfellriss
M FX
TI = } }+} } < 1,3
(M~ ) (F~ )X
(3.3)
Um ein Fahrzeug in den Vereinigten Staaten zuzulassen, müssen unter anderem die
Anforderungen nach FMVSS 208 erfüllt werden (Abbildung 3.27). Die Richtlinie
beschreibt fünf unterschiedliche Frontalaufpralle, die mit einem 50% Dummy Mann
und einer 5% Dummy Frau durchgeführt werden müssen. Die Belastungsgrenzwerte
sind dabei in (Abbildung 3.28) gegeben.
Beispiel 2: Fußgängerschutz
15% aller Verkehrsopfer sind Fußgänger. Um auch dem Schutz der Fußgänger
gerecht zu werden, wurden Gesetzesvorschläge zum Schutz von Fußgängern
verabschiedet. Die Richtlinien gelten seit Oktober 2005 in abgeschwächter Form
(Phase I) und ab 2010 in verschärfter Form (Phase II). Die Fahrzeug – Fußgänger
Kollision stellt einen komplizierten Vorgang dar. Je nach Größe, Position und Winkel
des Fußgängers zum Auto, aber auch Geschwindigkeit des Pkws und Kontaktpunkt,
ergeben sich eine unterschiedliche Fußgängerkinematik und somit auch
unterschiedliche Verletzungsarten und -schweren. Da die Überprüfung dieser ver-
schiedenen Kollisionsmöglichkeiten zeitaufwändig und vor allem kostspielig wäre,
wurde ein einfaches Prüfverfahren zum Fußgängerschutz entwickelt.
Das Testverfahren schreibt den Einsatz verschiedener Körpermodelle, auch
Impactoren genannt, für die Bereiche Kopf, Oberschenkel und Bein zur Prüfung der
Fahrzeugvorderwagen vor (Abbildung 3.29). Diese Stoßkörper müssen bei der
Prüfung verschiedene Beanspruchungsgrenzwerte einhalten, die in Tabelle 3.7
dargestellt sind.
40 km/h 40 km/h
Hüftprüf- Geschwindigkeit 40 km/h 40 km/h
0° 0°
körper Anprallwinkel 0° 0°
6,25 kN (7,5 kN) 5 kN 6 kN tbd
gegen Stoß- Summenkraft 7,5 kN 5 kN
375 Nm 300 Nm 380 Nm
fänger Biegung 510 Nm 300 Nm
(510 Nm)
Hüftprüf-
20– 20–40 km/h 20-
körper Geschwindigkeit 20–40 km/h
40 km/h 10°- 47° 40 km/h
gegen Anprallwinkel 10°- 47°
10°- 47° 6,25 kN (7,5 kN) 10°- 47°
Front- Summenkraft 5 kN
5 kN 375 Nm 5 kN 6 kN
hauben- Biegung 300 Nm
300 Nm (510 Nm) 300 Nm 380 Nm
vorderkante
35 km/h
Kleiner Geschwindigkeit 50°
Erwachsene Anprallwinkel 165 mm
nkopf- Prüf- Durchmesser 3,5 kg
körper Masse 1000
gegen HPC (2/3)
Motorhaube 2000
(1/3)
Erwachsene 40 km/h
35 km/h
nkopf- Geschwindigkeit 65° 32 km/h
35 °
prüfkörper, Anprallwinkel Adult: 40°/40°/50°
Kinder- Durchmesser 165 mm Child: 40°/40°/25°
165 mm
kopfprüf- Masse 4,8 kg 165 mm (Adult&Child)
4,8 kg
körper HPC 4,5 kg (Adult) / 3,5 kg
gegen (Child)
Windschutz- 1000 1350 1000 ( Adult & Child)
1000°
scheibe
Die sicherste Methode zur Beurteilung der Gesamtsicherheit eines Kraftfahrzeugs ist
die Auswertung realer Unfalldaten. Um die Sicherheit eines Fahrzeugs zu testen,
werden von den Fahrzeugherstellern Crash Tests durchgeführt, die den
tatsächlichen Ablauf eines Unfalls möglichst genau simulieren sollen. Da die Tests in
der Vergangenheit nicht genormt waren, entwickelten die Hersteller unterschiedliche
Rahmenbedingungen und Bewertungskriterien für ihre Tests. Dadurch wurde es
schwierig, die Tests untereinander zu vergleichen. Aus diesem Grund wurde ein
herstellerunabhängiges Test Programm, das „New Car Assessment Programm“, kurz
NCAP, entwickelt.
Vor etwa 30 Jahren wurde vom US-amerikanischen Senat durch einen Erlass das
Department of Transportation (DOT) aufgefordert, Neufahrzeuge unter
ökonomischen und sicherheitstechnischen Gesichtspunkten vergleichend zu
untersuchen und die Ergebnisse zu publizieren. Damit sollen die Fahrzeughersteller
im Wettbewerb motiviert werden, das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge über die
gesetzlichen Mindeststandards hinaus im technisch und wirtschaftlich machbaren
Rahmen zu optimieren. Diese Ansätze wurden seither von vielen Organisationen
(Euro NCAP, ADAC, AMS, IIHS, ANCAP, NASVA) aufgegriffen und auch zum Teil
mit unterschiedlichen Schwerpunkten weiter entwickelt. Die einzelnen Tests wurden
in den letzten Jahren zunehmend vereinheitlicht. Besonders hervorgetan hat sich
hier EuroNCAP, das inzwischen in Europa eine führende Rolle einnimmt und auch
auf andere Länder Einfluss hat. Die ersten EuroNCAP Test stammen aus dem Jahr
1996. Die durchgeführten Tests waren zu Beginn Frontalaufpralltests und Seiten-
aufpralltests mit einer fahrbaren Barriere. In den letzten Jahren kamen der seitliche
Pfahltest sowie eigene Testserien zum Fußgängerschutz und zur Kindersicherheit
hinzu. In den Tests werden Kräfte, Momente und Beschleunigungen, die auf die
Dummys bzw. Prüfkörper wirken, gemessen und mit den zulässigen Belastungs-
werten verglichen.
Für jede Körperregion werden je nach Verletzungsrisiko Punkte vergeben (maximal
vier). Je niedriger die Belastung, desto höher ist die Zahl der erreichten Punkte. Zu-
sätzlich werden auch Systeme, wie z. B. ein Warnsystem bei nicht angelegten
Sicherheitsgurten mit Punkten bewertet. Aus der Gesamtzahl der erreichten Punkte
werden letztendlich die allgemein bekannten Sterne vergeben.
Beim Frontalcrash (Abbildung 3.30) wird zum Beispiel ein Überholmanöver auf einer
Landstraße simuliert. Das Testfahrzeug prallt mit 64 km/h seitlich versetzt gegen eine
feststehende, deformierbare Barriere. Im Pkw befinden sich dabei zwei Dummys. Die
Belastungen werden am Kopf, Hals, Brustkorb, Becken und an den Beinen
gemessen.
Beim Seitencrash (Abbildung 3.30) wird eine Kollision durch Missachtung der Vor-
fahrt simuliert. Eine deformierbare Barriere prallt seitlich gegen ein stehendes
Fahrzeug. Wie beim Frontalcrash wird auch beim Seitencrash die Belastungen an
Kopf, Brustkorb, Bauch und Becken gemessen.
Seit 2000 wird von der NCAP auch ein Pfahltest durchgeführt. Dieser Test findet nur
statt, wenn ein Pkw beim Seitencrash eine gewisse Punktzahl erreicht hat. Es wird
damit ein Aufprall gegen einen feststehenden Gegenstand (Baum, Mast) simuliert.
Die Deformation eines Fahrzeugs beim Unfall ist ein äußert komplexer Vorgang. Er
spielt sich im Bereich von ca. 50 bis 150 ms ab und ist durch eine Vielzahl von ge-
koppelten plastischen und elastischen Verformungen gekennzeichnet. Die Be-
rechnung von Crashvorgängen galt lange Zeit als schwierig, weil die Energie-
umsetzung kurzzeitig mit großen Verformungen und hohen Energiedichten erfolgt
und örtlich begrenzte, konstruktive und werkstoffmäßige Details große Auswirkungen
auf den Gesamtablauf haben können. Das elastische und plastische Verhalten der
Karosserie hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die Verletzungsschwere beim
Crash und muss gut aufeinander abgestimmt werden.
Um die gesetzlichen Vorschriften zur Insassenbelastung beim Unfall erfüllen zu
können, müssen die Hersteller das Deformations- und Beschleunigungsverhalten
des Fahrzeugs über so genannte Lastpfade (Abbildung 3.31) gezielt beeinflussen.
Dies geschieht zum einen durch die Wahl der Werkstoffe, zum anderen aber auch
durch eine geschickte Formgebung der tragenden Teile.
Abbildung 3.31: Lastpfade des Mercedes CLS beim Front- und Seitencrash [14]
Eine besondere Bedeutung beim Frontalaufprall kommt dabei den vorderen Längs-
trägern zu. Sie übernehmen beim Frontalaufprall bis zu 70% der kinetischen Energie.
Längsträger lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen (Abbildung 3.32).
Absorption der gesamten Aufprallenergie durch Stoßfänger bzw. Pralldämpfer; nur reversible Verformungen;
B0:
kein Reparaturaufwand
Abbau der gesamten Aufprallenergie durch plastische Verformung von Stoßfänger, Pralldämpfer und anderen
B1: energieaufnehmenden Elementen sowie durch den Längsträger im Bereich vor der Motoraufnahme und
Federbein; Reparatur möglich (Weichzone)
Beschädigungen reichen bis zur Stirnwand; Instandsetzung nur unter Benutzung einer Richtbank,
B2:
Reparaturaufwand erheblich (Steifzone)
Die relativ stabilen Achs- und Motoraufnahmen, die Batterie und sonstige Bauteile
sollten stets hinter dem Deformationsbereich platziert sei, damit diese nicht in den
Fahrzeuginnenraum eindringen können. Alternativ ist bei kurzen Vorderwagen mit
wenig Verformungszonen eine Konstruktion umsetzbar, bei der der Motor beim
Crash eine Abwärtsbewegung unter den Fahrzeuginnenraum (Abbildung 3.33)
vollführt.
3.6 Karosserieerprobung
Bei der Entwicklung von Karosserien kann trotz Einsatz moderner Computer-
programme nicht auf Versuche verzichtet werden. Sie dienen zum allgemeinen
Nachweis, ob die gestellten Anforderungen erfüllt werden. Einige wichtige Unter-
suchungen werden im Folgenden erläutert.
3.6.1 Steifigkeitsmessung
Das Ziel einer Pkw Entwicklung ist stets eine steife Karosserie, die die Grundlage für
ein Fahrzeug mit gutem dynamischen Geräusch- und Fahrverhalten ist.
Dazu werden sowohl die Torsions- als auch die Biegesteifigkeit der Karosserie
untersucht. Unter Torsionssteifigkeit versteht man die Verwindung der Karosserie um
eine Achse bei Beaufschlagung mit einem Moment (Abbildung 3.35). Hierzu kommt
es im Fahrbetrieb z. B. durch Fahrbahnunebenheiten. Dies führt zur Einleitung von
Momenten und somit zu Relativbewegungen zwischen der Karosserie und deren
Anbauteilen, was unerwünschte Schwingungen bewirken kann. Die Torsions-
steifigkeit wird in Nm/° angegeben. Heute werden Spitzenwerte von bis zu
40000 Nm/° erzielt.
Die Biegesteifigkeit gibt an, welche Kraft man aufbringen muss, um die Karosserie
zwischen den beiden Achsen um einen bestimmten Betrag abzusenken. Diese Be-
lastung tritt vor allem im Fahrbetrieb beim Durchfahren von Bodenwellen auf. Hohe
Biegesteifigkeiten werden durch entsprechende Profilhöhen der Längsträger, Vorder-
und Hinterrahmen erreicht.
Steifigkeitsmessungen werden an Rohbaukarossen durchgeführt. Die Lagerung der
Karosserie sollte so erfolgen, dass die Krafteinleitungspunkte der Wirklichkeit
entsprechen. Abbildung 3.36 zeigt den Versuchsaufbau für die Durchführung von
Biegemessungen.
3.6.2 Akustik
Das Gesamtfahrzeug stellt ein sehr komplexes schwingungsfähiges System dar. Als
Schwingungserreger kommen zum einen rotierende Teile, wie z. B. Raduneben-
heiten und Antrieb, aber auch Straßenunebenheiten in Betracht. Grundsätzlich sollte
ein Pkw so aufgebaut und abgestimmt sein, dass die Eigenfrequenzen der einzelnen
Systeme nicht zusammen fallen, d.h. entkoppelt sind.
Neben einer Reduzierung der Außengeräusche eines Kraftfahrzeugs, was wesentlich
für eine Verringerung der Umweltbelastung der Bevölkerung ist, wird vom Fahrzeug-
akustiker auch ein niedrigeres Innengeräusch angestrebt. Dies ist zum einen auf
Wettbewerbsgründe zurückzuführen, da Fahr- und Geräuschkomfort in den Kauf-
wünschen an Bedeutung gewinnen. Andererseits trägt ein leises Auto wesentlich zu
einer Erhöhung der Verkehrssicherheit bei: Akustische Verkehrssignale werden
leichter wahrgenommen und die Konzentrationsfähigkeit des Fahrers wird nicht
durch Fahrzeuglärm gestört.
Kraftfahrzeuginnengeräusche setzen sich aus luft- und körperschallerregten Ge-
räuschen zusammen (Abbildung 3.37). Luftschall erreicht den Innenraum über
Öffnungen nach außen und zum Motorraum hin. Körperschallerregte Geräusche im
Innenraum von Kraftwagen entstehen durch Schwingungen der Fahrzeugstruktur, die
über Körperschallbrücken eingeleitet oder von Luftschallanteilen angeregt und dann
von der Karosserie als Sekundärluftschall abgestrahlt werden.
Der Hauptbeitrag des Körperschallanteils wird bei fast allen Fahrzeugen durch den
Motor bestimmt, welcher im Folgenden näher betrachtet wird.
Durch den Leichtbau der Karosserien ist die Auswirkung des Antriebsaggregats auf
die Fahrzeugstruktur größer geworden. Die Auswirkungen der motorerregten
Schwingungen sind akustischer Art, also hörbare Schwingungen. Bei einem
Drehzahlbereich des Motors von 900 bis 6000 U/min ergeben sich Erreger-
frequenzen von 30 bis 200 Hz. Daraus resultieren besonders lästige Dröhn- und
Brummgeräusche im Fahrgastraum, die den Fahrkomfort erheblich beeinträchtigen.
Der Motor induziert durch die hin- und hergehenden Kolben Massenkräfte und –
momente sowie durch die Verbrennung Gasmomente. Durch die Kräfte und
Momente werden Kräfte in den Lagern des Antriebsaggregats induziert. Dies
wiederum regt die Karosserie zu Schwingungen an. Für die Körperschallisolation
zwischen Motor und Karosserie werden als Aggregataufhängungen meistens
Gummielemente zur Dämpfung eingebaut. Die Entwicklung der Motorlager wurde
bezüglich ihrer schwingungstechnischen Eigenschaften von einfachen Gummi-
blocklagern zu gezielt gestalteten Schublagern mit integrierten Anschlägen und
abgestimmten Quersteifigkeiten ständig weiterentwickelt.
Für diese Elemente gilt, dass ein „weicheres“ Lager eine bessere Körperschall-
dämmung hat und damit die Motorschwingungen besser von der Karosserie fern hält.
Ein Nachteil der weichen Gummilager ist allerdings die hohe Stuckerneigung. Mit
diesem Begriff wird die erhebliche Verstärkung der Karosseriebewegung
beschrieben, die beim Überfahren einer unebenen Fahrbahn auftritt. Ursache dafür
ist, dass die Fahrbahnanregungsfrequenz mit der Resonanzfrequenz des
Schwingungssystems Motor-Aufhängung-Karosserie zusammenpasst.
Da die Schwingwege im Mikrometerbereich liegen, werden die Schwingungen z. B.
mit der Doppelpuls-Holografie sichtbar gemacht.
Das Doppelpulsverfahren ist eine spezielle Art der Doppelbelichtungs-Holographie,
mit der man Schwingungen an komplizierten Objekten untersuchen kann. Durch
einen Pulslaser (Impulsdauer z. B.: 25 ns) wird zweimal hintereinander in einem
bestimmten zeitlichen Abstand ein Schwingungszustand holographisch festgehalten.
Das Hologramm zeigt dann die Verschiebung der Oberfläche während der beiden
Impulse.
Ein weiteres Verfahren ist die Laser-Doppler-Vibrometrie. Es funktioniert wie folgt:
Ein reflektierter Laserstrahl erfährt je nach der Vibrationsbewegung der Oberfläche
eine leichte Frequenzverschiebung. Diese so genannte Dopplerverschiebung wird im
Laser-Scanner durch ein komplexes optisches System gemessen und in eine
Geschwindigkeitskomponente der Oberfläche umgerechnet.
Die dabei beobachteten Schwingformen sind primär Biegeformen. Lage und Höhe
der Schwingungsmaxima hängen von Material (Stahl, Glas), Wandstärke und der
geometrischen Form der Fläche (eben, gewölbt, versickt) ab.
3.6.3 Betriebsfestigkeit
Eine Pkw Karosserie ist ein dynamisch beanspruchtes System. Aus diesem Grund ist
die Berechnung und Überprüfung der Strukturfestigkeit ein komplizierter Prozess.
Generell kann bei der Bauteilauslegung zwischen Kurzzeitfestigkeit und Dauer-
festigkeit unterschieden werden. Zur Beurteilung der Dauerfestigkeit ist das
allgemeine Werkstoffverhalten unter zyklischen Lasten von Bedeutung. Ausgehend
von der Wöhlerlinie für einen Werkstoff wird versucht, über Geometrie und Bauteil-
einflüsse eine Bauteilwöhlerlinie für das entsprechende Bauteil zu erhalten.
Zusätzlich muss in einem parallelen Schritt über Fahrversuche ein Beanspruchungs-
kollektiv für das entsprechende Bauteil ermittelt werden. Da ein wahres Be-
anspruchungskollektiv für Festigkeitsuntersuchungen zu kompliziert ist, müssen die
Kurven gefiltert und aufgearbeitet werden, um ein, die wahren Lasten
repräsentierendes Lastprofil für Prüfstandsversuche zu bekommen. Dieses Profil,
zusammen mit der Bauteilwöhlerlinie und entsprechenden Schadensakkumulations-
verfahren, wie z. B. nach Palmgren-Miner, wo mit jedem Lastzyklus das Bauteil
prozentual geschädigt wird, ermöglichen eine Abschätzung der Bauteillebensdauer.
Im Gegensatz zur Spannungswöhlerlinie für die Dauerfestigkeitsberechung wird bei
der Berechung der Kurzzeitfestigkeit die Manson-Coffin Beziehung benutzt. Im
Unterschied zur Wöhlerlinie wird nach Manson-Coffin die plastische Verformung über
der Lastwechselzahl aufgetragen. Die Verformung hat sich bei niedrigen Last-
wechseln als zuverlässigere Größe zur Lebensdauerabschätzung herausgestellt.
Darüber hinaus beschäftigt sich die Bruchmechanik mit dem Versagen bzw. der Aus-
breitung von Rissen in Bauteilen. Dabei gehen die bruchmechanischen Konzepte
davon aus, dass jedes Bauteil fertigungsbedingte Fehlstellen aufweist, die sich unter
Last ausbreiten können. Auch hier ermöglicht die Berechnung der Spannungsspitzen
bzw. der Energiefreisetzungsraten durch das Risswachstum eine Abschätzung, ob
und wie sich ein Riss weiter ausbreitet und somit eine Aussage über der (Rest-
)Lebensdauer des Bauteils.
Die Strukturfestigkeit der Karosserie wird an Hydropulsanlagen überprüft
(Abbildung 3.39). Die Anlagen simulieren die Belastungskollektive für die komplette
Betriebszeit eines Pkw. Dabei ist die möglichst realitätsnahe Krafteinleitung der
Hydropulsanlage von besonderer Bedeutung.
4 Antriebskonzepte
Frontantrieb
(Queranordnung des Motors)
Frontantrieb
(Längsanordnung des Motors)
Standardantrieb
Transaxle Prinzip
Allradantrieb
Mittelmotoranordnung
Heckmotoranordnung
4.1.1 Frontmotoranordnung
• Frontantrieb (Vorderradantrieb)
• Standardbauweise (Hinterradantrieb)
• Transaxle Prinzip
• Allradantrieb (Vorder- und Hinterradantrieb)
Frontantrieb
Vorteile:
Nachteile:
Standardbauweise
Bei diesem Fahrzeugkonzept befinden sind Motor und Getriebe über bzw. hinter der
Vorderachse (Abbildung 4.3). Die Hinterräder werden über eine Gelenkwelle
angetrieben.
Vorteile:
Nachteile:
Transaxle Prinzip
Dieses Konzept zeichnet sich durch einen Frontmotor und ein an der Hinterachse
angeordnetes Getriebe aus (Abbildung 4.4). Bei einigen Fahrzeugen befindet sich
auch die Kupplung an der Hinterachse.
Vorteile:
Nachteile:
Allradantrieb
Beim Allradantrieb sind alle Räder angetrieben. Das wichtigste Merkmal aller Allrad-
systeme ist ein Traktionsgewinn durch die Verteilung der Antriebskraft auf alle Räder.
Es wird zwischen Fahrzeugen mit permanenten und zuschaltbaren Allradantrieb
unterschieden. Zentrales Element des Allradantriebs ist ein Verteilergetriebe, das
das Antriebsmoment auf beide Achsen verteilt (Abbildung 4.5).
Vorteile:
Nachteile:
• Höhere Anschaffungskosten
• Um bis zu 10% erhöhtes Fahrzeuggewicht
• Höhere Verluste im Antriebsstrang
• Mehr rotierende Teile
• Geringere Höchstgeschwindigkeit, 2-5% Mehrverbrauch, akustische
Nachteile, schlechtere Beschleunigung
• Im Vergleich zum Frontantrieb Package-Nachteile
Vorteile:
Nachteile:
• Mäßiger Geradeauslauf
• Seitenwindempfindlichkeit
• Kleiner Grenzbereich (Mittelmotor)
• Deutliches Übersteuerverhalten (Heckmotor)
• (ungünstige Reifenauslastung)
• Motoraufhängung muss gesamtes Moment (Motormoment mal
Getriebeübersetzung) aufnehmen
• Auspuffanlage wegen der kurzen Wege schwer abstimmbar
• Aufwändige Schaltübertragung
Frontmotor-/Unterflurkonzept
Heckmotor-/Unterflurkonzept
4.1.4 Konzeptvergleich
Traktionsvermögen leer + - + ++
Traktionsvermögen beladen - + + +
Achskonzeptanforderungen + o - --
Innenraumgröße ++ ++ -- o
Kofferraumgröße ++ + o --
Karosserievariabilität
Heckbereich ++ ++ - --
Fahrzeuglängenbedarf ++ o - (o) o
Karosseriestrukturbelastung
bei Frontcrash ++ ++ -- --
Geräuscheinfluss auf
Innenraum + + o +
Gesamtgewicht ++ o + +
Leitungslängen ++ ++ - --
Herstellkosten ++ + + +
Fahrverhalten
Gute Richtungsstabilität möglich; Sehr gute Richtungsstabilität Gute bis sehr gute
Richtungsstabilität bei winterlichen Straßen jedoch möglich, mit zunehmender Richtungsstabilität
eingeschränkt Beladung jedoch abnehmend möglich
Gesamtfahrzeug
Gegenüber Frontantrieb Ein-
schränkungen im Innenraum Je nach Konzeption dem
(Mitteltunnel) und im Hinter- Optimale Raumausnutzung Standardantrieb
Raumausnutzung
wagen (insbesondere infolge möglich entsprechend oder leicht
Achsgetriebe und Antriebs- ungünstiger
wellen)
Gegenüber Standard- und
Günstige Voraussetzungen im Besonders bei Quermotor un- Frontantrieb benachteiligt
Vorderwagen durch relative günstige Voraussetzungen im durch zusätzliche
Freizügigkeit bei der Aggregat- Vorderwagen durch relativ harte Geräusch-Erreger und -
lagerung, jedoch ungünstige Motorlager (schmale Abstütz- Überträger sowie bau-
Innengeräusche
Voraussetzungen durch Kardan- basis), jedoch günstige Voraus- raummäßig eingeengte
welle und Achsantrieb an der setzungen im Hinterwagen infolge Möglichkeiten bei
Hinterachse (Erreger, Über- fehlenden Triebstranges zur Aggregatlagerungen und
träger) Hinterachse weiteren Maßnahmen zur
Schwingungsminimierung
Sowohl der Verbrennungsmotor als auch die elektrische Maschine sind mechanisch
mit den Rädern verbunden. Der Antrieb erfolgt elektromotorisch, verbrennungs-
motorisch oder durch beide Aggregate gleichzeitig. Aufgrund der Addition der
Leistungen ist eine kleine elektrische installierte Maschine ausreichend. Der
Verbrennungsmotor kann verkleinert werden (Downsizing).
Parallele Hybridfahrzeuge benötigen stets eine Kupplung (K) und ein Wechsel-
getriebe (W). Neben der in Abbildung 4.9 dargestellten Anordnung der Kupplung (K),
der elektrischen Maschine (MG) und des Wechselgetriebes sind auch andere Trieb-
stranglayouts denkbar. Beispielsweise kann die elektrische Maschine fest mit dem
Verbrennungsmotor (VM) verbunden sein. Die Kupplung ist in diesem Fall zwischen
elektrischer Maschine und Wechselgetriebe angeordnet. Eine Positionierung der
elektrischen Maschine am Ausgang des Wechselgetriebes ist ebenfalls denkbar.
Beim Einsatz von Doppelkupplungsgetrieben wird die elektrische Maschine oft nur an
einen Getriebezweig angebunden. Tank (T), Leistungselektronik (LE) und
elektrischer Energiespeicher (EES) können weitgehend frei angeordnet werden.
A Achsgetriebe
Elektrischer
EES Energiespeicher
K Kupplung
LE Leistungselektronik
Elektrische
MG Maschine
T Tank
VM Verbrennungsmotor
W Wechselgetriebe
Der Triebstrang des parallelen Hybrid ist in weiten Bereichen dem verbrennungs-
motorischen Triebstrang ähnlich. Aufwändige Neukonstruktionen können bei der Um-
rüstung eines konventionellen Fahrzeugs auf Hybridantrieb vermieden werden.
Durch die Anordnung der elektrischen Maschine an der nicht verbrennungsmotorisch
angetriebenen Achse ist mit geringem Aufwand ein Allradantrieb darstellbar.
A Achsgetriebe
Elektrischer
EES
Energiespeicher
LE Leistungselektronik
Elektrische
MG1
Maschine 1
Elektrische
MG2
Maschine 2
T Tank
VM Verbrennungsmotor
Elektrischer
EES Energiespeicher
LE Leistungselektronik
Elektrische
MG1 Maschine 1
R1 Radnabenmotor 1
R2 Radnabenmotor 2
R3 Radnabenmotor 3
R4 Radnabenmotor 4
T Tank
VM Verbrennungsmotor
Die Nachteile der Grundkonzepte serieller und paralleler Hybridfahrzeuge führen zur
Entwicklung von Mischhybriden. Deren Ausgestaltung mit Verbrennungsmotor,
elektrischen Maschinen, Getriebekomponenten, Kupplungen, Freiläufen, Bremsen ist
beliebig vielfältig und vor allem Leistungsverzweigungen sind realisierbar.
A Achsgetriebe
Elektrischer
EES Energiespeicher
LE Leistungselektronik
Elektrische Maschine
MG1 1
Elektrische Maschine
MG2 2
S Schwingungsdämpfer
T Tank
VM Verbrennungsmotor
der Global Hybrid Cooperation der BMW Group, DaimlerChrysler AG und General
Motors Corporation entwickelt (Abbildung 4.15).
4.3 Plug-in-Hybrid
4.4 Range-Extender
es bei der Speicherung und Bereitstellung der elektrischen Energie. Es lässt sich
entweder lokale oder gar reale Nullemission darstellen. Bisher verfügbare
Akkumulatoren zur Speicherung der elektrischen Energie sind extrem schwer und
haben eine geringe Leistungsdichte. Die erzielbare Reichweite ist gering und die
Lebensdauer begrenzt. Bei elektromotorischen Antrieben wird entsprechend der
Anordnung der elektrischen Maschinen unterschieden zwischen elektrischer Achse
und Radnabenantrieb.
4.5.1 Radnabenmotor
Durch den Einsatz von Radnabenmotoren lässt sich ein völlig neuartiges Karosserie-
konzept realisieren. Ein Motorraum ist je nach Bereitstellung der elektrischen Energie
nicht mehr notwendig. Auf einen großen Tunnel in der Bodengruppe kann verzichtet
werden. Beim Aufbau eines Allradantriebs ist weder Verteiler- noch Achsgetriebe
notwendig. Durch die dezentrale Anordnung der Antriebsmotoren in den Rädern lässt
sich eine ausgeglichene Radlastverteilung einfach realisieren. Gleichzeitig steigen
jedoch auch die ungefederten Massen. Der Verkabelungsaufwand ist hoch. Die
thermische Belastung der Antriebseinheiten ist bei außen liegenden Scheiben-
bremsen hoch, die Flüssigkeitskühlung der elektrischen Maschinen aufwändig.
Aktuelle Forschungsarbeiten gehen einen Schritt weiter und ergänzen den Rad-
nabenantrieb um eine elektrische Lenkung, Dämpfung und Bremse, die ebenfalls im
Rad angeordnet sind. Abbildung 4.16 zeigt ein derartiges Konzept. Die Felge (1)
bleibt bestehen. Darunter findet sich der Radnaben-Elektromotor (2). Gebremst wird
über die elektronische Keilbremse (3). Die aktive Dämpfung (4) ersetzt wie die
elektronische Lenkung (5) die klassische Hydraulik.
1 Felge
2 Radnabe E-Motor
3 Elektrische Keilbremse
4 Aktive Dämpfung
5 Elektronische Lenkung
5 Energetische Betrachtungen
5.1 Leistungsgleichung
Am Rad bzw. an den Rädern wirkt die Nabenleistung P: . Für sie gilt:
P: = P − P E = P ∙ ηE (5.2)
P: = P + P + P + P + P0 (5.4)
P: = FX ∙ v (5.5)
Mit dem dynamischen Radumfang U%6/ und der Drehzahl bzw. Drehfrequenz des
Rades n 0% ergibt sich für v :
v = U%6/ ∙ n 0% (5.6)
Weg s
U%6/ = = 2 ∙ π ∙ r%6/
Zahl der Umdrehungen n
(5.7)
P: = ‡ F ∙ v (5.8)
P: = ‡ F ∙ (v − v ) + ‡ F ∙v
ˆŠ‹ = P: ∙ λ + FˆŠ‹
X∙v
ˆ‰‰‰‰Š‰‰‰‰‹
• Ž •• Ž Œ‘ Ž ’ “” Œ
(5.9)
Œ
P = P: ∙ λ mit λ = ‘• ” –
‘•
(5.10)
FX ∙ v = P + P + P + P0 (5.11)
FX = ˆ‰‰‰‰‰Š‰‰‰‰‰‹
F + F + F + F0 = ‡ F (5.12)
∑ 0 $ 3% $ ä/%
Die Zugkraft FX ist von gleichem Betrag wie die Summe der Fahrwiderstände, aber
von entgegengesetztem Vorzeichen.
P: (P − P E ) M. ∙ 2 ∙ π ∙ n. ∙ ü ∙ ü M. ∙ ü ∙ ü
FX = = = ∙ ηE = ∙ ηE
v v 2 ∙ π ∙ n. ∙ r%6/ r%6/
(5.13)
5.2 Kraftstoffverbrauch
Für die Beurteilung von Motoren dient der spezifische Kraftstoffverbrauch b und der
stündliche Kraftstoffverbrauch B :
Kraftstoffmasse g
b = ™ š
Arbeit kWh
(5.14)
Kraftstoffmasse g
B = ™ š=b ∙P
Zeit h
(5.15)
Zur Beurteilung von Fahrzeug und Motor wird der Streckenverbrauch B berechnet:
Kraftstoffvolumen l
B = › œ
Strecke km
(5.16)
n. Motorendrehzahl
P Fahrzeugseitig erforderliche Leistung P = P E +P +P +P + P + P0
(im stationären Bereich ist P0 = 0)
ρ $ Kraftstoffdichte
In Tabelle 5.1 sind Beispielwerte für die Dichte und den spezifischen Heizwert
verschiedener Kraftstoffe aufgeführt.
Dabei stellen die Terme im Zähler die Anteile aus Luftwiderstand, Beschleunigungs-
und Steigungskraft dar. In Formel (5.18) wird der spezifische Kraftstoffverbrauch b
in g/kWh, die Dichte der Luft ρ in kg/m3 und die Dichte des Kraftstoffs ρ $ in kg/l
eingesetzt.
Bei Hybridfahrzeugen, die nicht über eine externe Lademöglichkeit verfügen, wird die
Ladebilanz der internen Batterie gebildet und in die Verbrauchs- und
Emissionsangaben eingerechnet. Für Plug-in Hybride erfolgt die Ermittlung der
Verbrauchswerte in zwei Schritten. Zunächst wird eine elektrische Reichweite
bestimmt, in dem mit vollgeladener Batterie der Prüfzyklus so oft wie möglich rein
elektrisch durchfahren wird. Im zweiten Schritt wird der Prüfzyklus mit leerem
elektrischem Energiespeicher durchfahren und ermittelt, welche Emissionen der
Verbrennungsmotor dabei verursacht. Die Berechnung des Verbrauchs bzw. der
Emissionen erfolgt unter der Annahme, dass das Fahrzeug zunächst die Batterie
vollständig leer fährt und anschließend 25 km mit dem Verbrennungsmotor
zurücklegt. Der elektrische Verbrauch wird dabei als CO2-neutral angenommen.
M^
Emittierte CO2-Masse in Gramm je Kilometer bei voll aufgeladenem
elektrischen Energiespeicher
M_
Emittierte CO2-Masse in Gramm je Kilometer bei maximal entladenem
elektrischen Energiespeicher
D0
25 km (angenommene durchschnittliche Strecke zwischen zwei
Batterieaufladungen)
Aufgrund der Problematik, dass nach dem NEFZ ermittelte Verbräuche teilweise
große Abweichungen gegenüber den im realen Fahrbetrieb auftretenden
Verbräuchen zeigen, wurde seit 2008 an einem Ersatzzyklus für den NEFZ
gearbeitet. Ziel war es ein weltweit einheitliches Testprozedere zu schaffen, das die
im alltäglichen Fahrbetrieb auftretenden Verbräuche von Kraftfahrzeugen realitäts-
nah abbildet. Ergebnis ist der seit Anfang 2014 vorliegende Vorschlag zum
Worldwide harmonized light vehicle test procedure (WLTP), der ab 2017 verbindlich
gelten soll. Dieser sieht gegenüber dem NEFZ eine Unterteilung des Testprozederes
in vier Einzelabschnitte vor: [33]
Ein weiterer Unterschied gegenüber dem NEFZ liegt in einem Versuchsablauf, der in
Abhängigkeit der zu untersuchenden Fahrzeugklasse unterschiedlich durchgeführt
wird. Unterscheidungskriterium der unterschiedlichen Fahrzeugklassen ist das
Verhältnis zwischen Fahrzeugleistung zu Fahrzeugleergewicht. Zusätzlich wird in der
Klasse 3 eine höchst-geschwindigkeitsabhängige Unterteilung in Unterklassen
vorgenommen. Die Abgrenzung der Fahrzeugklassen gestaltet sich folgendermaßen:
[33]
Basierend auf dieser Unterteilung der Fahrzeugklassen, ändert sich sowohl die Aus-
gestaltung, als auch die während dem Testprozedere zu durchfahrende Kombination
der obigen Phasen. So ist für ein Fahrzeug der Klasse 1 ein Zyklus nach dem Ablauf
Low Phase – Medium Phase – Low Phase vorgesehen. Ein Fahrzeug der Klasse 3b
hingegen muss den Zyklus nach dem Muster Low Phase – Medium Phase – High
Phase – Extra High Phase durchfahren. Abbildung 5.3 zeigt beispielhaft die Zyklen
für die Fahrzeugklassen 1 bzw. 3b. Zu erkennen ist darin die unterschiedliche Aus-
prägung beispielsweise der Low-Phase (bis ca. 600 s) in Abhängigkeit. der
Fahrzeugklasse. [33]
In den USA wird seit dem Modelljahr 1978 (Herbst 1977) im Energy Conservation Act
vom 22. Dezember 1975 den Fahrzeugherstellern (und Importeuren) zwingend der
„Flottenverbrauch“ vorgeschrieben. Dies bedeutet, der Streckenverbrauch aller
verkauften Fahrzeuge des Verkaufsprogramms eines Herstellers addiert und durch
die Zahl der Fahrzeuge dividiert darf einen festgelegten Grenzwert nicht über-
schreiten.
Der Streckenverbrauch wird aus den im Abgastest gemessenen Verbrauchs- oder
Abgaswerten beim Stadtfahrzyklus CFE (City Fuel Economy, Anteil 55%) und beim
Highway-Fahrzyklus HFE (Anteil 45%) ermittelt.
Der Highway-Zyklus ist zweimal zu durchfahren. Der erste Zyklus dient als Vor-
konditionierung und im Zweiten werden die Emissionen gemessen. Die Leerlaufzeit
zwischen den Zyklen beträgt 15 s. Zur Berechnung ist die gemessene, tatsächlich
gefahrene Distanz zu verwenden.
Modelljahr ab
78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
(19..) 91
l/100 km 13,06 12,38 11,76 10,69 9,80 9,05 8,71 8,55 9,05 9,05 9,05 8,88 8,55 8,55
Die für eine Konstantfahrt in der Ebene erforderliche Motorleistung ist gemäß
Gleichung (5.1) (Hauptgleichung des Kraftfahrzeuges) abhängig vom Luftwiderstand,
Rollwiderstand und Schlupf- sowie Triebstrangverlusten. Steigwiderstand und
Beschleunigungswiderstand sind bei Konstantfahrt in der Ebene gleich Null. In
Abbildung 5.6 ist der Leistungsbedarf für ein Fahrzeug mit den Fahrzeugparametern
c ∙A ? = 0,7m_ , m = 1500kg und f = 0,015 dargestellt. Schlupfverluste sind nicht
berücksichtigt. Der Triebstrangwirkungsgrad ηE beträgt 0,9.
(ηE = 0,9)
Abbildung 5.6: Erforderliche Motorleistung bei Konstantfahrt in der Ebene
Abbildung 5.7 zeigt eine Aufteilung der einzelnen Anteile der Motorleistung im
Europäischen Fahrzyklus (EFZ). Die Werte sind kumulativ aufgetragen.
Es ist zu erkennen, dass die Hauptanteile für die Beschleunigung des Fahrzeugs und
die Überwindung des Rollwiderstandes aufgewendet werden müssen. Der Anteil des
Luftwiderstandes ist aufgrund der geringen Geschwindigkeiten bei diesem Fahr-
zyklus (Stadtfahrzyklus) verhältnismäßig klein. Er steigt jedoch mit abnehmendem
Fahrzeuggewicht (z. B. Smart) relativ zu den anderen Anteilen deutlich an.
In Abbildung 5.8 ist eine Aufteilung des Kraftstoffverbrauchs nach Fahrwiderständen
für verschiedene Fahrzeuge vorgenommen. Als Fahrzyklus liegt der NEFZ zu
Grunde.
Die Einflussgrößen des Kraftstoffverbrauchs lassen sich auch anhand von Einfluss-
faktoren darstellen:
ΔB ¦%¨ = K ∙ Δ(c ∙ A ? ) ¦%¨ + K ∙ ΔF ¦%¨ (5.20)
B Streckenverbrauch
K Einflussfaktor Luftwiderstand
K Einflussfaktor Fahrzeuggewicht
1/3-Mix NEFZ
1/3-Mix NEFZ
In Abbildung 5.9 ist der Einfluss der Beladung und Steigung auf den Kraftstoff-
verbrauch dargestellt. Bei dem untersuchten Fahrzeug handelt sich um einen Linien-
bus mit 143 kW Motorleistung und einer Hinterachsübersetzung von 5,27. Den
Messungen liegen eine konstante maximale Geschwindigkeit von 50 km/h und ein
Haltestellenabstand von 400 m zugrunde. Folgende unterschiedliche Wechsel-
getriebe wurden in der Gegenüberstellung berücksichtigt:
Abbildung 5.9: Einfluss der Beladung und Steigung auf den Kraftstoffverbrauch
[37]
In Abbildung 5.10 ist für das bereits untersuchte Fahrzeug der Einfluss des Halte-
stellenabstands auf den Kraftstoffverbrauch dargestellt. Es liegt erneut eine
konstante maximale Geschwindigkeit von 50 km/h vor. Die Beladung beträgt 25%.
Spezifischer Kraftstoffverbrauch
g 3600
b ™ š=
kWh η ∙ H+ ¦MJ/kg¨
(5.23)
m m# kg 1
b = = › œ~
P ∙ Δt P Nm η
(5.24)
Effektiver Wirkungsgrad
P
η = η3 ∙ η2 =
m# ∙ H+ (5.25)
η3 Indizierter Wirkungsgrad
η2 Mechanischer Wirkungsgrad (0,40 < η2 < 0,92)
m# Massenstrom des Kraftstoffs
6 Leistungsangebot
6.1 Motorkennlinien
P = M. ∙ ω (6.1)
P = M . ∙ 2 ∙ π ∙ n. (6.2)
P Effektive Motorleistung
M. Motordrehmoment
ω Winkelgeschwindigkeit
n. Motordrehzahl
Die in Abbildung 6.1 dargestellten Motoren verfügen alle über dasselbe maximale
Motormoment M. . Der fiktive Motor hat über sein gesamtes Drehzahlband ein
konstantes Motormoment, die beiden anderen Motoren erreichen dieses maximale
Motormoment nur bei einer bestimmten Drehzahl. Die Motoren unterscheiden sich
sehr stark, was die Nennleistung und das Drehzahlband angeht. Der fiktive Motor hat
eine lineare Kennlinie, d. h. die Leistung steigt konstant mit zunehmender Drehzahl
an. Der deutlich leistungsstärkere Sportmotor hat sein Drehzahlband in einem
Bereich, der im Vergleich zu dem deutlich leistungsschwächeren Gebrauchsmotor
wesentlich höher liegt.
b. Steigt die Drehzahl, so deckt das Motordrehmoment allein nicht mehr den
Bedarf, d. h. der Motor wird nach der Störung wieder verzögert: Punkt II
stellt sich wieder ein (stabiles Gleichgewicht!)
6.2 Zugkraftdiagramm
λ
f
Schlupf
F
Rollwiderstandsbeiwert
Gesamtgewicht des Kfz
6.3 Fahrleistungsdiagramm
1
v = 2 ∙ π ∙ n. ∙ r%6/ ∙
ü ∙ü
(6.3)
1 ü
= ∙v
ü 2 ∙ π ∙ n. ∙ r%6/
(6.4)
Aus der Kombination Fahrleistungsdiagramm und Drehzahlplan lassen sich für jeden
Gang und jede Drehzahl die entsprechende Fahrgeschwindigkeit und die zur
Verfügung stehende Nabenleistung ablesen.
7 Leistungsbedarf (Fahrwiderstände)
P =P E +P +P +P + P + P0 (7.1)
P Effektive Motorleistung
P E Triebstrangverlustleistung
P
Leistungen aufgrund
Schlupfverlustleistung innerer Verluste
P Rollwiderstandsleistung
P Luftwiderstandsleistung einschließlich Leistungen aufgrund
äußerer Kräfte
Ventilationsverluste der Räder
P Steigleistung
P0 Beschleunigungsleistung
7.2 Triebstrangverluste
Mit P E = P − P: und ηE = “
folgt:
-
1
P = P: ∙ ® − 1¯
E
ηE
(7.2)
• Ölpantschen
Bei Volllast ergibt dies insgesamt etwa 2% zusätzliche Verluste. Der Wirkungsgrad
eines Zahnradpaares beträgt dabei ungefähr 0,985 (0,98 bis 0,99 und besser). Der
Wirkungsgrad eines Achsgetriebes η unter Volllast ist ungefähr 0,94 bis 0,98. Für
einen kompletten Triebstrang bei Vernachlässigung von Lüfterverlusten, Schlupf in
der Kupplung, usw. gelten als Anhaltswert ηE = η ∙ η « 0,9.
Getriebewirkungsgrad °±
3. Gang ü± = ², ³´
Öltemperatur in °C
4. Gang als direkter
Gang
30 0,950 0,935
50 0,970 0,945
70 0,980 0,950
7.3 Schlupfverluste
Schlupfverluste treten sowohl beim Antreiben als auch beim Bremsen auf. Für die
Beurteilung von Schlupf an den Rädern muss zwischen der Fahrgeschwindigkeit des
Fahrzeugs über dem Boden v und der theoretischen Geschwindigkeit v unter-
schieden werden. Bei der theoretischen Geschwindigkeit handelt es sich um die
Geschwindigkeit, die das Fahrzeug ohne Schlupf aufgrund der Raddrehzahl haben
müsste (v = 2 ∙ π ∙ r%6/ ∙ n 0% ).
P = ‡ F ∙ (v − v ) = FX ∙ (v − v ) = FX ∙ v ∙ λ = P: ∙ λ (7.5)
Abbildung 7.3 zeigt den qualitativen Verlauf des Kraftschlussbeiwertes über dem
Schlupf. Der maximale Kraftschlussbeiwert wird im so genannten kritischen
Schlupf λ)$3 erreicht. Wird dieser Schlupfanteil überschritten, nähert sich der Kraft-
schlussbeiwert dem Gleitbeiwert μ , 3 .
µ¶
·¸ä¹º»
Schlupf der
Fahrzeug Fahrbahn
in km/h Treibräder
Griffige Straße
Pkw 160 _ 0,8%
ohne Neigung
Griffige Straße
Lkw beladen 80 _ 0,4%
ohne Neigung
Der Schlupf kann in vielen Fällen vernachlässigt werden (dann gilt: v « v ). Auch
¼
starker Schlupf ändert die Höhe des Maximums von nicht (Abbildung 7.4)! Das
½
Abbildung 7.6: Zugkraftdiagramm für die unteren Gänge eines Lkw mit Anhänger
(Vollast)
7.4 Rollwiderstandskraft
Der Rollwiderstand entsteht durch Verformung von Rad (in erster Linie Reifen) und
Fahrbahn. Die Verformung der Fahrbahn ist abseits befestigter Wege groß. Auf
Straßen ist sie sehr klein. Meist wird nur die Verformung des Luftreifens
berücksichtigt.
• Innere Reibung des Reifenwerkstoffes bei Verformung (ca. 90 bis 95% von F ).
Die Dämpfungsarbeit des Reifens ist erwünscht zur Dämpfung von
Schwingungen. Gleichzeitig verursacht sie aber den ungewollten Roll-
widerstand. Die Dämpfungsarbeit erwärmt den Reifen (Hochgeschwindigkeits-
tauglichkeit, aber Gefahr der Revulkanisation). Ein starres Rad auf einer starren
Fahrbahn hätte keinen Rollwiderstand.
•
10% von F ). Alle Gummielemente in der Reifenaufstandsfläche des frei
Reib- und Gleitvorgänge in der Berührungsfläche mit der Fahrbahn (ca. 5 bis
rollenden Rades gleiten, wenn auch meist nur sehr wenig. (Versuchsergebnisse
der TU München)
In Gleichung (7.6) steht F: 0% für die Normalkraft am Rad. f ist der Rollwiderstands-
beiwert. Die Normalkraft am Rad, auch als Radlast bezeichnet, berücksichtigt meist
nur die Wirkung der Gewichtskraft. In Abhängigkeit vom Fahrzustand müssen jedoch
auch aerodynamische Auftriebs- und Abtriebskräfte mit einfließen.
F = F: ∙ f (7.7)
P = F: ∙ f ∙ v (7.8)
Rollwiderstandsbeiwert ¾¿
Stahlrad
„Ökoreifen“ ≤ 0,01
Winterreifen ≈ 0,02 bis 0,025
In Abbildung 7.12 sind der Rollwiderstand und die Kräfte am Rad bei einer Fahrt
nach rechts übertrieben dargestellt.
Die bei einem frei rollenden, unbeschleunigten, sturz- und seitenkraftfreien Rad
auftretenden Kräfte sind in Abbildung 7.13 dargestellt. Dabei beschreibt r%6/ ′ den
Abstand zwischen Radmitte und Fahrbahn. r%6/ ′ unterscheidet sich bei einem
luftbereiften Rad vom dynamischen Radhalbmesser r%6/ . Dieser ist über den Abroll-
‡ M = 0 = FW ∙ r%6/
Á
+ F: ∙ e (7.9)
FW
e =− ∙r ′
F: %6/
(7.10)
Aus dem Zusammenhang für die Umfangskraft FW = FX − F folgt für das frei
rollende, unbeschleunigte Rad FW = −F . Somit ergibt sich die Exzentrizität e :
F
e = ∙ r Á = f ∙ r%6/ ′
F: %6/
(7.11)
Typische Werte für die Exzentrizität e sind auf der Straße 0,015 ∙ r%6/ ′. Dies
entspricht bei einem Pkw auf der Straße ungefähr 4 bis 5 mm.
Die Verhältnisse bei einem angetriebenen Rad sind in Abbildung 7.14 dargestellt.
Bei einem angetriebenen Rad gilt für das Momentengleichgewicht um die Radachse:
‡ M = 0 = M − FW ∙ r%6/
Á
− F: ∙ e (7.12)
In der Leistungsbilanz eines Fahrzeugs mit Allradantrieb und gleich auf alle Räder
verteilter Antriebskraft muss bei konstanter Fahrt die an den Rädern eingeleitete
Leistung gleich der Summe der zur Überwindung aller Fahrwiderstände notwendigen
Leistungen sein. Die Summe der an den Antriebsrädern zur Verfügung stehenden
Umfangskräfte FW sind laut [46] auf einer harten Fahrbahn gleich den Fahr-
widerstandskräften F abzüglich des Rollwiderstands F , da die Rollwiderstands-
leistung direkt in Wärme umgesetzt wird. Somit gilt:
Für den Fall des Bremsens ist FX < 0 und somit gilt in dieser Situation:
In Abbildung 7.16 und Abbildung 7.17 ist der Einfluss der Parameter Radlast, Reifen-
druck, Fahrgeschwindigkeit und Reifenbauart auf den Rollwiderstandsbeiwert
erkennbar. Es wird deutlich, dass der Rollwiderstand mit zunehmendem Reifendruck
abnimmt. Außerdem ist erkennbar, dass sich der Rollwi[derstand bis zu einer
Geschwindigkeit von ca. 130 km/h linear verhält und annähernd konstant bleibt. Erst
ab Geschwindigkeiten von über 130 km/h nimmt er progressiv zu.
Die Einfederung des unter Last rollenden Reifens in der Aufstandsfläche verursacht
infolge der mit der Geschwindigkeit zunehmenden Bedeutung der Massenkräfte ein
Nachschwingen des Reifenumfangs (Abbildung 7.18). Die Dämpfung dieser
Schwingung erzeugt Wärme, wodurch der Walkwiderstand zunimmt.
In Abbildung 7.21 ist der Rollwiderstand des Reifenfabrikats B aus Abbildung 7.20
nochmals detailliert untersucht. Es sind die auf unterschiedlichen Reifenprüfständen
und mit einem Messwagen ermittelten Werte aufgetragen. Die Ursache der starken
Ergebnisstreuung in Abbildung 7.21 ist die unterschiedliche Reifentemperatur auf
den einzelnen Prüfständen. Obwohl für die Messung eine Raumtemperatur von 25°C
verbindlich ist, lagen die Reifentemperaturen während der Messungen in der
Schulterzone zwischen 27°C und 51°C.
Bei einer Fahrt in der Steigung (Abbildung 7.23) gilt für den Rollwiderstand:
F =F / ∙ f = F ∙ cos α ∙ f (7.18)
F «F ∙f (7.19)
Für eine Steigung von tan α = 0,14 verursacht die Vereinfachung einen Fehler von
1%.
7.5 Luftwiderstand
Bewegt sich ein Körper in der Atmosphäre, so wirkt eine Luftwiderstandskraft. Sie
beeinflusst heute nahezu bei alle automobilen Neuentwicklungen die Karosserie-
gestaltung.
ρ
F =c ∙A ∙ ∙v _
?
2 $ , (7.20)
F Luftwiderstandskraft
ρ Dichte der Luft ca. 1,2 kg/m3
A ? Fahrzeugstirnfläche (Projektionsfläche)
c Luftwiderstandsbeiwert
v$ , Relativgeschwindigkeit
v$ , = v − v (bei Mitwind)
v$ , = v + v (bei Gegenwind)
Bernoullische Gleichung (gilt exakt nur für reibungsfreie Strömung):
ρ
p( =p+ ∙ v _ = const.
2
(7.21)
p( Gesamtdruck
p statischer Druck
q dynamischer Druck („Staudruck“) q = ∙ v$
• _
_ ,
Die Aerodynamik oder präziser der Luftwiderstand ist einer der Faktoren, welche die
Fahrleistung und den Verbrauch beeinflussen. Aus diesem Sachverhalt leitet sich
das Bestreben her, Fahrzeuge mit niedrigem Luftwiderstand und niedrigem c -Wert
zu entwickeln. Diese Tendenz zeigen Abbildung 7.25, Abbildung 7.26 und
Tabelle 7.6 sehr deutlich. Die Abbildung 7.25 veranschaulicht, wie sich der c -Wert
im Laufe der Zeit verändert hat. Dieses Diagramm ist aber weniger vom Stand der
Erkenntnis geprägt, sondern von der Akzeptanz der Fahrzeugformen bei den
Kunden. Die Abhängigkeit vom Kundengeschmack erschwert den Versuch, dieses
Diagramm anhand von Forschungsergebnissen in die Zukunft zu extrapolieren.
Abbildung 7.25: Entwicklung des c -Wertes der europäischen Serien-Pkw über der
Zeit im Vergleich mit Körpern extrem niedrigen Widerstands [49]
Aus Abbildung 7.27 geht hervor, in welchem Bereich die cW-Werte heutiger
Fahrzeuge angesiedelt sind. Das Diagramm enthält europäische Pkw, die 2003 auf
dem Markt waren. Die Spitzenwerte für Serien-Pkw (c = 0,25 . . . 0,30) werden bis
jetzt nur von wenigen Fahrzeugen erreicht.
Abbildung 7.27: cW-Histogramm der europäischen Pkw, die 2003 auf dem Markt
waren [49]
Abbildung 7.29: Vergleich der Längsmittelschnitte; der Tatra 87 ist ohne Heckflosse
gezeichnet [50]
Aus Tabelle 7.4 geht hervor, dass die Stirnfläche in den wesentlichen Fahrzeug-
klassen bei allen Herstellern auf jeweils nahezu identische Werte konvergiert. Die
Stirnfläche selbst ist ein gutes Maß für die „Größe“ eines Fahrzeugs. Dies wird aus
ihrer Korrelation mit der Fahrzeugmasse deutlich (Abbildung 7.34).
Stirnfläche à ¶Ä Stirnfläche à ¶Ä
Fahrzeug Fahrzeug
in m2 in m2
MB E-Klasse
2,21 BMW 318i (E46/4) 2,06
(W211)
MB E-Klasse
2,16 Audi A8 (D2) 2,25
(W210)
à ¶Ä ÅÆ ∙ à ¶Ä
ÅÆ ÅÃÇ ÅÃÈ
Leistung
Fahrzeug Reifen
in kW in m2 in m2
ÅÆ ∙ Ã ¶Ä
ÅÆ in m2
Am Beispiel in Abbildung 7.37 soll gezeigt werden, wie durch systematische Detail-
optimierung im Windkanal der Luftwiderstand eines Fahrzeugs gesenkt werden kann.
Dies kann durch Optimierung der Karosseriekanten (A, B, C) durch Spoiler (D) und
durch den Anstellwinkel der Karosserie (E) erreicht werden.
F 8$+V)
= É p ∙ sin φ ∙ dA (7.22)
F 3 +/(
= É τ ∙ cos φ ∙ dA (7.23)
Eine andere Einteilung der Luftwiderstandskraft ist die Unterscheidung der folgenden
Teilwiderstände:
• Formwiderstand
Der Formwiderstand ist der Widerstand des glatten Grundkörpers ohne
Anbauteile und Oberflächengliederung bei Null-Auftrieb. Er wird durch die
Güte der Grundform bestimmt.
• Induzierter Widerstand
Der induzierte Widerstand ist eine Folge der 3-dimensionalen Umströmung
des mit Auftrieb oder Abtrieb behafteten Körpers unter Aufbau eines Rand-
wirbelsystems.
• Kühlluftwiderstand
Der Kühlluftwiderstand wird durch den Kühlluftvolumenstrom und –
impulsverlust bestimmt. Er ist neben der Innenraumkühlung abhängig von
der Zuführung von Kühlluft zu Bremsen, Getrieben und Katalysatoren.
• Interferenzwiderstand
Der Interferenzwiderstand basiert auf der Wechselwirkung zwischen
verschiedenen Komponenten, z. B. Zugmaschine und Anhänger. Er erfasst
die Einflüsse, die die Anbauteile auf den Grundkörper und der Grundkörper
auf die Anbauteile ausüben.
Druckwiderstand Reibungswiderstand
Formwiderstand X X
Induzierter Widerstand X
Kühlluftwiderstand X X
Rauhigkeitswiderstand X
Interferenzwiderstand X
A $ = 26,8 m_
Abbildung 7.46: Einfluss der Gestaltung von Bug und Heck auf den Widerstand
eines Pkw [54]
7.6 Steigungswiderstand
Der Steigungswiderstand ist der Widerstand, den das Fahrzeug beim Befahren einer
Steigung überwinden muss. Dieser Widerstand resultiert aus der am Fahrzeug
wirkenden Hangabtriebskraft.
Anhand von Abbildung 7.48 wird deutlich, dass für die Steigungswiderstandskraft F
gilt:
F = m ∙ g ∙ sin α (7.24)
Für kleine Steigungen ist sin α « tan α . Mit dieser Annahme ergibt sich:
F « m ∙ g ∙ tan α (7.26)
7.7 Beschleunigungswiderstand
Zusätzlich zu den Widerständen, die bei stationärer Fahrt auftreten, entstehen bei
instationärer Fahrt infolge von Beschleunigungen und Verzögerungen Trägheits-
kräfte. Diese müssen im Falle der Beschleunigung vom Antrieb des Fahrzeugs
überwunden werden. Trägheitskräfte setzen sich zusammen aus zwei Anteilen:
• Translatorischer Anteil
(Resultiert aus instationärer Bewegung der Fahrzeugmasse)
• Rotatorischer Anteil
(Resultiert aus Beschleunigung/ Verzögerung drehender Teile des
Triebstrangs)
P0 $0/ = F0 ∙ v (7.28)
P0 $ = M ∙ ω = M ∙ φ# = J ∙ φG ∙ φ# (7.30)
Es gilt:
M= 4∙J 0% ∙ φG + M9 (7.31)
M9 = M999 ∙ ü + J9 ∙ φG (7.32)
M999 = J999 ∙ φG999 +. .. (7.33)
φG999 = φG ∙ ü (7.34)
Somit folgt:
M= 4∙J 0% ∙ φG + J9 ∙ φG + J999 ∙ ü_ ∙ φG
zy _
+J99 ∙ ® ¯ ∙ ü_ ∙ φG + J9 ∙ ü_ ∙ ü_ ∙ φG + J. ∙ ü_ ∙ ü_ ∙ φG
zÐ (7.35)
zy _ _
= Ë4 ∙ J + J + J ∙ ü_
+ J ∙ ® ¯ ∙ ü + J9 ∙ ü_ ∙ ü_ + J. ∙ ü_ ∙ ü_ Í ∙ φG
0% 9 999 99
zÐ
F0 = m ∙ a
z _
(J ä% $ + J9 ) ∙ φG + J999 ∙ ü_ ∙ φG + J99 ∙ ¡zy ¢ ∙ ü_ ∙ φG + (J9 + J. ) ∙ ü_ ∙ ü_ ∙ φG (7.37)
+ Ð
r%6/ ′
∑ J$ ∙ φG
F0 = m ∙ a +
% 0%
r%6/ ′
(7.38)
∑ J$ % 0%
F0 = Ëm + Í ∙ a = m$ ∙a
r%6/
_ % (7.39)
∑ J$
P0 = Ëm + Í ∙ a ∙ v = m$ ∙a ∙v
% 0%
r%6/
_ % (7.40)
z _
(J. + J9 ) ∙ ü_ ∙ ü_ + J99 ∙ ¡ y ¢ ∙ ü_ + J999 ∙ ü_ + J9 + J
zÐ ä% $
m$ = m ∙ Ô1 + Õ
%
r%6/
_
∙m
(7.42)
m$ % =m ∙e (7.43)
Der Massenfaktor e ist vom Triebstrang des Fahrzeugs abhängig und bei Wechsel-
getrieben für jeden Gang unterschiedlich (Tabelle 7.9).
1. Gang 1,25...1,4
Pkw
Direkter Gang 1,04...1,07
Lkw 1. Gang 2
7.8 Gesamtwiderstand
‡ F = C^ + C_ ∙ v _ (7.44)
‡P 3% $ 0/% = C^ ∙ v + C_ ∙ v × (7.45)
Soll der Einfluss von Mitwind oder Gegenwind berücksichtigt werden, gilt:
‡ F = C^ + C_ ∙ v$_ , (7.46)
8 Fahrleistungen
8.1 Fahrzustände
FX = F + F (8.1)
FX = F + F + F0 (8.2)
FX = F + F +F (8.4)
Es ergibt sich die für die Steigung zur Verfügung stehende Überschusszugkraft:
FXü = FX − (F + F )=F (8.5)
FX = F + F +F + F0 (8.6)
Für die bei beschleunigter Fahrt in der Steigung benötigte Überschusszugkraft gilt:
FXü = FX − (F + F )=F + F0 (8.7)
Mit FX = “
= - ∙ØÙ
bzw. bei Vernachlässigung des Schlupfes FX = “
gilt allgemein:
‘• ‘• –
ρ
FX = F ∙ f‹ + A ? ∙ c ∙ ∙ v$_ , + F
ˆ‰/Љ ∙ sin‰‹
ˆ‰‰Š‰ α +m
ˆ‰ ∙ e ‰‹
‰Š‰ ∙a
ˆ‰‰‰‰Š‰‰‰‰‹
2 (8.8)
• Œ‘ ’
••
Aus Abbildung 8.1 kann der Zugkraftüberschuss (bezogen auf die Gewichtskraft) bei
Fahrt in der Ebene und bei Fahrt in einer 10% Steigung für die jeweilige Fahr-
geschwindigkeit im 4. Gang abgelesen werden.
Abbildung 8.1: Zugkraftüberschuss bei Fahrt in der Ebene und bei 10% Steigung
Aus dem Zugkraftdiagramm (Abbildung 8.2 links) kann abgelesen werden, welche
Steigung in welchem Gang und mit welcher Geschwindigkeit befahren werden kann.
In Abbildung 8.2 rechts ist die auf das Fahrzeuggewicht bezogene Überschuss-
zugkraft abgetragen.
In Abbildung 8.3 lassen sich die Überschussleistungen der einzelnen Gänge über
den gesamten Geschwindigkeitsbereich ablesen. In Abbildung 8.4 sind diese Über-
schussleistungen nochmals aufgetragen.
8.2 Höchstgeschwindigkeit
Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit v20? ist abhängig von der Auslegung der
Getriebe- und Achsübersetzungen, u. a. der Übersetzung des höchsten Ganges. Für
die Festlegung der Getriebeauslegung gibt es unterschiedliche Zielsetzungen. Diese
Ziele sind zum Beispiel eine möglichst hohe Überschussleistung im höchsten Gang,
eine möglichst hohe Höchstgeschwindigkeit v20? oder eine möglichst niedrige
Drehzahl im oberen Geschwindigkeitsbereich, die eine kraftstoffsparende Fahrt
ermöglicht.
Nachfolgend soll der Einfluss der verschiedenen Übersetzungen im Triebstrang und
des dynamischen Radius r%6/ auf die erzielbare Höchstgeschwindigkeit im höchsten
Gang gezeigt werden. Dabei ist n./ // die Nenndrehzahl, d.h. die Drehzahl, bei der
der Motor die maximale Leistung abgibt.
P_ü,überdrehend
8.2.2 Höchstgeschwindigkeitsauslegung
Vorteil: v20? bei niedriger Drehzahl (günstig für Verbrauch, Verschleiß und
Geräusch)
Nachteile: v20? < v20?
Pü,+/ $%$ /% < Pü, öV ( V 3/%3() 3 < Pü,ü $%$ /%
8.2.4 Overdrive
Overdrive ist ein zusätzlicher Schnellgang (Schongang) hinter dem Getriebe. Bei
vollem Durchtreten des Gaspedals („kick-down“) wird automatisch z. B. in den
4. Gang zurückgeschaltet. Derselbe Zweck wird mit geringerem Aufwand auch durch
einen zusätzlichen handgeschalteten Gang („E-Gang“ = Economy-Gang) erreicht.
FXü 20? = ˆ‰
m ‰∙‰g‰‰Š‰
∙ sin ‰
቉‰‹
20? = m ∙ e ∙ a 20?
Œ‘ Û’Ü Ý‘’‘ÞßÓäà
(8.15)
g ∙ sin α
a =
20?
20? á /
e
(8.16)
• Leistung im Gebirge
Bei Δh = 1000 m Höhenunterschied tritt eine Abnahme der Luftdichte ρ um 10%
auf. Die Leistungsabnahme beim Ottomotor ist etwa von gleicher Größe. Sie kann
auch höher sein, wenn die Vergasereinstellung bzw. Einspritzmenge nicht durch
eine Höhenkorrektur angepasst wird. Diese Anpassung ist bei Benzineinspritzung
oft ohne zusätzlichen Aufwand gegeben. Die Leistungseinbuße bei Dieselmotoren
ist auch im Falle von Saugmotoren geringer, weil zunächst der auf Meereshöhe
eingestellte Luftüberschuss abgebaut wird (Überschreitung der im Flachland
eingestellten Rauchgrenze). Bei aufgeladenen Dieselmotoren ist das Problem
entscheidend entschärft.
Pkw (mit zulässigem Gesamtgewicht): tan α 20? « 0,30 . . . 0,60 (30 . . .60%)
Massenfaktor e
Abbildung 8.11: Maximal mögliche Beschleunigung in Abhängigkeit vom
9 Fahrgrenzen
‡ M = 0 = F: ∙ l! − F ∙ l (9.1)
l
F: = F ∙
l!
(9.2)
F:
l = l! ∙
F (9.3)
‡ M = 0 = F ∙ l − F: ∙ l! (9.4)
Umformen liefert:
l
F: = F ∙
l!
(9.5)
F:
l = l! ∙
F (9.6)
Setzt man die Exzentrizität e = 0 (vgl. Kapitel 7, Rollwiderstand), ist der Fehler für
die Berechnung von Kräften am Fahrzeug vernachlässigbar klein, weil dies einer
Verschiebung des Schwerpunkts um nur wenige Millimeter entspricht. Im Fahrbetrieb
treten durch unterschiedliche Beladung, Verschiebung des Tankinhalts, Einfederung
usw. häufig Verschiebungen der Schwerpunktlage auf, die gleich groß oder größer
sind. Somit ergibt sich als vereinfachte Darstellung:
• Geschwindigkeit v â 0
• Beschleunigung a â 0
• Steigung α â 0 (sin α â 0)
• Querneigung = 0
• Luftauftriebskraft F =0
• e =0
• Massenfaktor e = 1
Im Einzelnen gilt unter Verwendung der bisher in Kfz I und Kfz II definierten Größen:
F2 = m ∙ (g ∙ sin α + a ) (9.7)
F: = m ∙ g ∙ cos α (9.8)
FW = FX − F −F (9.9)
FW = FX − F −F (9.10)
Gleichgewichtsbetrachtungen
FW + FW = F2 + F +F (9.13)
F: + F: = F: (9.14)
Vereinfachtes Beispiel
Bei einem frei rollenden Lastzug (ohne Vortriebskräfte) werde plötzlich die
Bremsleitung zum Anhänger undicht. Dies hat zur Folge, dass der Anhänger bremst.
Der Zugwagen bremst nicht, wird aber durch F verzögert. Die Fahrwiderstände
F ,F und F sind vernachlässigbar.
Wegen der anderen Richtung der Trägheitskraft F2 (Verzögerung) wird aus den
Gleichungen (9.12) und (9.13):
1
F: = (F ∙ l − F2 ∙ h + F ∙h )
l!
(9.12)*
|F2 | = F (9.13)*
Für h < h verursacht F beim Zugwagen eine Entlastung der Hinterachse, d.h.
eine Verringerung von F: bzw. eine Steigerung von F: .
9.3.1 Vorderradantrieb
Außerdem gilt:
−F ∙h −F ∙h ¨+F
(9.22)
mit:
f
F = (F ∙ l − F2 ∙ h − F ∙h −F ∙h )
l! :
(9.23)
+F (h − h ) + m ∙ g ∙ cos α ∙ f ∙ h ¨ (9.24)
+f ∙ F:
+F (h − h ) + m ∙ g ∙ cos α ∙ f ∙ h ¨
f ∙ l!
(9.25)
+ ∙ F:
l! + μ20? ∙ h
9.3.2 Hinterradantrieb
Außerdem gilt:
FX 20? = F2 + F +F + F: ∙ f (9.31)
F2 = FX 20? −F −F − F: ∙ f (9.32)
−F (h − h ) − m ∙ g ∙ cos α ∙ f ∙ h ¨
(9.35)
+f ∙ F:
−F (h − h ) − m ∙ g ∙ cos α ∙ f ∙ h ¨ (9.36)
f ∙ l!
+ ∙ F:
l! − μ20? ∙ h
9.3.3 Allradantrieb
Infolge der idealisierten Annahme, die Verteilung der Zugkräfte sei gleich der
Verteilung der mittleren dynamischen Achslasten, soll gelten:
FW 20? = μ20? ∙ F: (9.38)
FW 20? = μ20? ∙ F: (9.39)
Dann ergibt sich unter Berücksichtigung von Gleichung (9.9) und Gleichung (9.10):
FX 0,, 20? = (μ20? + f ) ∙ F: (9.40)
Vertikale Zusatzlasten
Horizontale Zusatzwiderstände
Bei vorgegebener Zugkraft wirkt sich ein Fahrwiderstand in voller Größe auf die
Beschleunigungskraft aus (vgl. Gleichung (9.7) und (9.13)). Die an einer Achse
Œ ” •ÞÑ-àÝ‘’ÓÑ
,ä ±æÛ’Ü ∙ Œ
maximal nutzbare Vortriebskraft wird dagegen nur im Verhältnis durch
Fahrwiderstände beeinflusst.
9.4.1 Vorderradbremsung
a = −a 20? (9.42)
−μ20? ∙ F: = F2 + F + F: ∙ f (9.45)
f
(9.46)
+ (F: ∙ l + F2 ∙ h + F ∙h )
l!
Setzt man in Gleichung (9.46) für F2 , F: und a die Werte nach Gleichung (9.7), (9.8)
und (9.42) ein, so folgt:
h g ∙ m ∙ cos α
a ∙ m ç1 − (μ20? − f )è = (l ∙ μ20? + l ∙ f )
20?
l! l!
h
+g ∙ m ∙ sin α ç1 − (μ − f )è
l! 20?
(9.47)
h
+F ç1 − (μ20? − f )è
l!
h F h
(9.48)
+g ∙ sin α ç1 − (μ20? − f )è + ç1 − (μ20? − f )è¨
l! m l!
9.4.2 Hinterradbremsung
a = −a 20? (9.49)
FW 20? = −μ20? ∙ F: (nach Gleichung (9.10)) (9.50)
f
(9.53)
+ (F: ∙ l − F2 ∙ h − F ∙h )
l!
Mit den Werten für F2 , F: und a aus den Gleichungen (9.7), (9.8) und (9.49) folgt:
h g ∙ m ∙ cos α
a ∙ m ç1 + (μ20? − f )è = (l ∙ μ20? + l ∙ f )
20?
l! l!
h
+g ∙ m ∙ sin α ç1 + (μ − f )è
l! 20?
(9.54)
h
+F ç1 + (μ20? − f )è
l!
h F h
(9.55)
+g ∙ sin α ç1 + (μ20? − f )è + ç1 + (μ20? − f )è¨
l! m l!
Mit den Werten für F2 , F: und a aus den Gleichungen (9.7), (9.8) und (9.56) folgt:
9.5.1 Vorderradantrieb
Für die maximal befahrbare Steigung mit dem Steigwinkel α gilt bei
Vernachlässigung von Luftwiderstand (F = 0) für eine Fahrt ohne Anhänger
(F = 0) mit a = 0:
F2 = m ∙ g ∙ sin α (9.62)
F: = m ∙ g ∙ cos α (9.63)
Setzt man für F2 und F: die Werte nach Gleichung (9.7) und Gleichung (9.8) ein, so
ergibt sich:
h g ∙ m ∙ cos α
m ∙ g ∙ sin α ç1 + (μ20? + f )è = (l ∙ μ20? − l ∙ f )
l! l!
(9.68)
Hieraus folgt:
μ20? ∙ l /l! − f ∙ l /l!
tan α =
20?
1 + (μ20? + f ) ∙ h /l!
(9.69)
9.5.2 Hinterradantrieb
Für die maximal befahrbare Steigung mit dem Steigwinkel α gilt bei
Vernachlässigung von Luftwiderstand (F = 0) für eine Fahrt ohne Anhänger
(F = 0) mit a = 0:
F2 = m ∙ g ∙ sin α (9.70)
F: = m ∙ g ∙ cos α (9.71)
FW 20? = μ20? ∙ F: (nach Gleichung (9.10)) (9.72)
Setzt man für F2 und F: die Werte nach Gleichung (9.7) und Gleichung (9.8) ein, so
ergibt sich:
h g ∙ m ∙ cos α
m ∙ g ∙ sin α ç1 − (μ20? + f )è = (l ∙ μ20? − l ∙ f )
l! l!
(9.76)
Hieraus folgt:
μ20? ∙ l /l! − f ∙ l /l!
tan α =
20?
1 − (μ20? + f ) ∙ h /l!
(9.77)
9.5.3 Allradantrieb
Für die maximal befahrbare Steigung mit dem Steigwinkel α gilt bei
Vernachlässigung von Luftwiderstand (F = 0) für eine Fahrt ohne Anhänger
(F = 0) mit a = 0:
F2 = m ∙ g ∙ sin α (9.78)
F: = m ∙ g ∙ cos α (9.79)
FW 20? = μ20? ∙ F: *) (nach Gleichung (9.10)) (9.80)
Mit den Werten für F2 und F: aus Gleichung (9.78) und Gleichung (9.79) folgt:
Umformen ergibt:
tan α 20? = μ20? (9.84)
9.6.1 Vorderradantrieb
a =a 20? (9.85)
F2 = m ∙ a 20? (9.86)
F: = m ∙ g (9.87)
FW 20? = μ20? ∙ F: (nach Gleichung (9.9)) (9.88)
Setzt man für F2 und F: die Werte nach Gleichung (9.7) und Gleichung (9.8) ein, so
ergibt sich:
h g∙m
m ∙a 20? ç1 + (μ20? + f )è = (l ∙ μ20? − l ∙ f )
l! l!
(9.92)
Hieraus folgt:
μ20? ∙ l /l! − f ∙ l /l!
a = ∙g
20?
1 + (μ20? + f ) ∙ h /l!
(9.93)
9.6.2 Hinterradantrieb
a =a 20? (9.94)
F2 = m ∙ a 20? (9.95)
F: = m ∙ g (9.96)
FW 20? = μ20? ∙ F: (nach Gleichung (9.10)) (9.97)
Setzt man für F2 und F: die Werte nach Gleichung (9.7) und Gleichung (9.8) ein, so
ergibt sich:
h g∙m
m ∙a 20? ç1 − (μ20? + f )è = (l ∙ μ20? − l ∙ f )
l! l!
(9.101)
Hieraus folgt:
9.6.3 Allradantrieb
Für die maximale Anfahrbeschleunigung a 0,, 20? gilt bei Vernachlässigung von
Luftwiderstand (F = 0) für eine Fahrt ohne Anhänger (F = 0) in der Ebene
(α = 0):
Setzt man in diese Gleichung die obigen Werte für F2 und F: ein, so ergibt sich:
Daraus folgt:
a 0,, 20? = μ20? ∙ g (9.110)
Bei der ganzheitlichen Bilanzierung des Energiebedarfs über den gesamten Produkt-
lebenszyklus eines Kraftfahrzeugs werden die energetischen Aufwendungen der
einzelnen Lebenszyklusphasen analysiert und bewertet. Richtlinien zur Ökobilanz
und zum kumulierten Energieaufwand gliedern den Lebensweg eines Kraftfahrzeugs
in die drei Lebenszyklusphasen Herstellung, Nutzung und Entsorgung
(Abbildung 10.1).
10.2 Fahrzeugproduktion
10.3 Fahrzeugnutzung
In der Nutzungsphase des Kraftfahrzeugs fallen mehr als drei Viertel des über den
gesamten Produktlebenszyklus verursachten Energiebedarfs an. Bei der
Bestimmung des Energiebedarfs ist es nicht ausreichend, ausschließlich den
Energiebedarf innerhalb des Fahrzeugs zu beschränken (Tank-to-Wheel). Es ist
vielmehr die für die Bereitstellung der eingesetzten Energieträger notwendige
Energie mit zu berücksichtigen (Well-to-Tank). Zusammen ergibt sich ein
Gesamtwirkungsgrad (Well-to-Wheel), wie er in Abbildung 10.5 dargestellt wird.
Je nach eingesetzter Primärenergie kann der Energiebedarf für ein und denselben
Kraftstoff variieren: In Abbildung 10.7 sind Well-to-Tank Wirkungsgrade
verschiedener Energie-Produktionsketten dargestellt.
Mehrverbrauch
mittlerer
Verbraucher nach Funktionalität Einschaltdauer im NEFZ in
Leistungsbedarf
l/(100 km)*
Motormanagement und Antriebsstrang
Steuergeräte / Motorsteuerung 175 - 200 W Dauerbetrieb
Elektrische Kraftstoffpumpe 50 -100 W Dauerbetrieb
Kraftstoffeinspritzung 50 -70 W Dauerbetrieb
Zündanlage (Ottomotor) 20 W Dauerbetrieb
Elektrisches Kühlergebläse 200 - 800 W Langzeitbetrieb
Sekundärlufteinblasung 400 - 600 W Kurzzeitbetrieb
Startanlage 800 - 3000 W Kurzzeitbetrieb
Beleuchtung
Abblendlicht 100 - 120 W Langzeitbetrieb 0,21
Fernlicht 120 - 140 W Langzeitbetrieb 0,21
Nebelschlussleuchte /
je 35 - 55 W Langzeitbetrieb 0,28
Nebelscheinwerfer
Rückfahrscheinwerfer je 20 W Kurzzeitbetrieb
Brems- und Blinkleuten je 20 W Kurzzeitbetrieb
Innenraumbeleuchtungen 10 - 20 W Kurzzeitbetrieb
Sicherheitssysteme (Insassensicherheit, Fahrersicherheit)
Scheibenwischer Frontscheibe 80 - 150 W Langzeitbetrieb 0,29
Heckscheibenwischer 30 - 65 W Kurzzeitbetrieb
Scheibenwaschanlage 50 - 100 W Kurzzeitbetrieb
Heckscheibenheizung 200 W Kurzzeitbetrieb
Fanfare 60 - 80 W Kurzzeitbetrieb
Komfortsysteme / Informationssysteme
Innenraumgebläse 100 - 400 W Dauerbetrieb 0,39
Sitzheizung je 100 - 200 W Kurzzeitbetrieb 0,29
Lenkradheizung 50 - 80 W Kurzzeitbetrieb
Elektrische Zusatzheizung 300 - 2000 W Kurzzeitbetrieb
Elektrische Sitzverstellung je 100 - 150 W Kurzzeitbetrieb
Elektrische Lenksäulenverstellung 25 - 50 W Kurzzeitbetrieb
Elektrische Fensterheber je 150 W Kurzzeitbetrieb
Elektrisches Schiebedach 150 - 200 W Kurzzeitbetrieb
Elektrische Türöffner je 30 W Kurzzeitbetrieb
Elektrischer Heckklappenöffner 100 W Kurzzeitbetrieb
Autoradio 15 - 500 W Langzeitbetrieb 0,06
Navigations- / Kommunikationssysteme 15 - 20 W Langzeitbetrieb 0,04
10.4 Fahrzeugrecycling
Der Energieaufwand für die Fahrzeugentsorgung setzt sich aus Aufwendungen für
Trockenlegung, Demontage, Betrieb eines Schredders sowie für die Deponierung der
nicht verwertbaren Reststoffe zusammen (Abbildung 10.11). Dabei werden sowohl
alle Transporte zwischen den einzelnen Entsorgungsstufen vom letzten Nutzer bis
zur Deponie der nicht verwertbaren Reststoffe als auch der gesamte Energieeinsatz
der einzelnen Entsorgungsstufen berücksichtigt.
kann die Rückgewinnung und das Recycling deutlich verbessern, bei Kunststoffen
wird unter Verwendung von effizienten Recyclingmethoden ein Recyclateinsatz von
bis zu 15% erreicht [59].
11 Literaturverzeichnis
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[50] Hucho, W.-H.: „Aerodynamik des Automobils“. 3. Auflage, VDI-Verlag, Düsseldorf, 1994, ISBN
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[51] Hucho, W.-H.: „Aerodynamik des Automobils“. 1. Auflage, Vogel-Verlag, Würzburg, 1981, ISBN
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[52] ATZ/MTZ Sonderausgabe “Der neue Golf“, 10/2003
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[62] Büchner, S.: Energiemanagement-Strategien für elektrische Energiebordnetze in
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