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JUNI 2019

CHEMISCHE
STROMSPEICHERUNG
POWER-TO-GAS UND POWER-TO-LIQUID

VINCENT BAUER
INSTITUT FÜR STRÖMUNGSMECHANIK
ATM Workshop
INHALTSVERZEICHNIS
Abstract ................................................................................................................................ 2
Einleitung ............................................................................................................................ 2
Die Konzepte ........................................................................................................................ 2
Power-to-Gas (Ptg) ........................................................................................................... 2
Power-to-Liquid (PtL)....................................................................................................... 2
Diskussion ............................................................................................................................ 3
Umsetzbarkeit .................................................................................................................. 3
Ökologische Aspekte......................................................................................................... 3
Potential und Einsatz....................................................................................................... 3
Wirtschaftlichkeit............................................................................................................. 4
Zusammenfassung ............................................................................................................... 4
Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 5

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ABSTRACT
Auf dem Weg zur regenerativen Vollversorgung wird die Stromspeicherung eine immer
größer werdende Rolle spielen. Ein ganzheitlich erneuerbares Energiekonzept kommt
nicht ohne eine Überinstallation von Wind- und Sonnenenergie. Ein wichtiges Ziel der
Energiewende ist somit die Entwicklung eines ausreichenden Puffernetzwerks, dass
standortunabhängig ist und enorme Kapazitäten besitzt. Chemische Konzepte wie Power-
to-Gas und Power-to-Liquid sind ein wichtiger Baustein der Energiespeicherung der
Zukunft.

EINLEITUNG
Um einen langfristigen Umstieg auf regenerative Energiekonzepte zu ermöglichen sind
Speichersysteme dringend nötig. Die saisonal- und tagesabhängigen Schwankungen
vieler erneuerbaren Energieträger, wie z.B. Wind oder Sonne müssen durch
Pufferspeicher ausgeglichen werden, um eine konstante Stromversorgung zu
gewährleisten. Das nachfolgende Paper beschäftigt sich mit der Zwischenspeicherung von
Energie in Gasen oder flüssigen Kraftstoffen. Hierbei wird mit elektrischer Energie
Wasser gespalten (Elektrolyse) und die entstehenden Produkte und weiterverarbeitete
Produkte als chemische Energieträger genutzt. Die zwei Konzepte Power-to-Gas und
Power-to-Liquid sollen unter den Kriterien der Umsetzbarkeit, Wirtschaftlichkeit und
unter ökologischen Kriterien beleuchtet werden.

DIE KONZEPTE
POWER-TO-GAS (PTG)
Das Power-to-Gas-Konzept ist eine bereits lange bekannte Methode zur Speicherung von
überschüssigem Strom. Hierbei wird mit elektrischer Energie in einer Power-to-Gas-
Anlage Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Nach der Elektrolyse ist
prinzipiell der Wasserstoff schon speicherbar, was sich jedoch aufgrund der hohen
Flüchtigkeit als schwierig erweist. Deshalb setzt man dem Wasserstoff meist noch
Kohlendioxid zu und methanisiert zu synthetischem Erdgas (s. Abb.1). Dieses ist aufgrund
der Kompatibilität mit fossilem Erdgas zur Aufnahme in das vorhandene Erdgasnetz
geeignet. Dies ist ein großer Vorteil, da bereits Infrastruktur vorhanden und gut
ausbaubar ist.

POWER-TO-LIQUID (PTL)
Flüssige Kraftstoffe haben gegenüber gasförmigen Kraftstoffen eine inhärent höhere
Energiedichte und bessere Transportierbarkeit. Deshalb kann beispielsweise der
Synthese von Methanol ein großes Potential für die Energiespeicherung zugesprochen
werden. Außerdem besitzen wird größeres Knowhow im Umgang mit Flüssigkraftstoffen.
Mittels der Fischer-Tropsch-Synthese können aus dem im Elektrolyseur gespaltenen
Wasser beliebige flüssige Kraftstoffe gewonnen werden. Nach rein energetischer
Betrachtung ist dieses Konzept dem PtG sogar vorzuziehen, da nach (Watter, 2019) um
bis zu 6% höhere Wirkungsgrade erzielt werden können.

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ABBILDUNG 1 zeigt den Aufbau einer klassischen PtG-Anlage mit anschließender
Methanisierung. Dargestellt ist auch die Rückkopplung zum Gasnetz. (ZAPF, 2017)

DISKUSSION
UMSETZBARKEIT
Nach (Zapf, 2017) waren bereits 2014 marktreife PtG-Konzepte entwickelt. Somit ist die
Frage der Umsetzbarkeit bereits beantwortet. Aufgrund der Kompatibilität mit dem
vorhandenen Erdgasnetz kann PtG gut in das aktuelle Energiesystem eingebunden
werden. Die Anlagen sind nicht besonders groß und standortunabhängig. Optimalerweise
kann man eine PtG-Anlage direkt an andere Kraftwerke anbauen, da eine konstante CO2-
Versorgung für die Methanisierung nötig ist. Jedoch ist die CO2-Abzweigung in
herkömmlichen Kraftwerken aktuell sehr kostspielig.

ÖKOLOGISCHE ASPEKTE
Die PtG Methode hat aufgrund der positiven Kohlendioxidbilanz auch ökologische
Vorteile. Zusätzlich kann das Energienetz in Form von unterirdischen Pipelines
ausgebaut werden, die im Gegensatz zu großen Stromtrassen nicht das Landschaftsbild
verändern.

POTENTIAL UND EINSATZ


PtG und PtL sind Konzepte zur mittel- bis langfristigen Pufferung. Nach (Bosselmann,
2013) kann man zwar Leistungen eines Pumpspeicherkraftwerks erreichen, jedoch
liegen die Entladezeiten in der Größenordnung von Wochen bis Monate. Somit ist diese
Form der chemischen Energiespeicherung nicht für kurze Stromversorgungslöcher
geeignet, sondern eher für längere Phasen von erhöhtem Strombedarf und niedriger
Stromerzeugung, zum Beispiel bei anhaltenden Flauten oder im Winter. Die einzige
Einschränkung der Kapazität stellt hierbei die Aufnahmefähigkeit des Erdgasnetzes.
Dieses kann aktuell „kurzfristig, ohne Berücksichtigung von Transportrestriktionen,

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eine Speicherkapazität von mehr als 200 TWh“ (Zapf, 2017) aufnehmen. Die Aufnahme
von Wasserstoff in das Netz ist aufgrund verschiedener Effekte, wie der
Wasserstoffversprödung von Materialien auf maximal 10% begrenzt, was nahelegt den
Fokus auf Methanisierung zu stellen.

WIRTSCHAFTLICHKEIT
Neben den oben aufgeführten systemischen Vorteilen gilt es noch die Konzepte auf
Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Zunächst ergeben sich, wie bei innovativen Systemen
immer, Kostenreduktionen aufgrund von Lernkurveneffekten und Skalierungseffekten.
Prinzipiell ist die reine Elektrolyse von Wasserstoff mit weniger Investitionen
verbunden, da der Schritt der Methanisierung entfällt. Jedoch gleicht sich dieser
Unterschied durch den deutlich billigeren Transport von Erdgas, die vorhandene
Infrastruktur und die leichtere, weniger begrenzte Einspeisemöglichkeit von Methan
aus. Energiespeicherung mit PtG oder PtL ist zurzeit teurer als die herkömmlichen
Methoden, wie Pumpspeicherkraftwerke, birgt jedoch ein großes Potential durch
Wirkungsgraderhöhung und Lernkurven- und Skalierungseffekte.

ZUSAMMENFASSUNG
Power-to-Gas bzw. Power-to-Liquid hat systemisch besonders viele Vorteile gegenüber
anderen Stromspeichermethoden. So sind die Anwendungsmöglichkeiten der
Prozessprodukte (Wasserstoff, Erdgas oder flüssiger Kraftstoff) besonders weit
gefächert. Sie reichen von der Stromrückversorgung und -pufferung bis hin zum Einsatz
in der Mobilität und Industrie. Der Ausbau der bereits vorhandenen Infrastruktur, birgt
ein nahezu unbegrenztes Speicherpotential und die Möglichkeit des Energiehandels.
Dies ist vor Allem für Länder mit schlecht ausgebautem Stromnetz und zentralen
Energiekonzepten von Vorteil. Jedoch ist die Technologie noch auf dem Weg zur
Wirtschaftlichkeit. Die Kosten pro KWh sind vergleichsweise hoch. Mit der
Einberechnung von Lernkurven- und Skalierungseffekten ist eine Kostenreduktion in
der Zukunft absehbar. Auch werden Hybride Energienetze (integrierte Kopplung von
Strom und Gas) in der Energiewende eine große Rolle spielen, wobei PtG und PtL von
Nutzen sind.

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LITERATURVERZEICHNIS
Bosselmann, Jürgen. 2013. Energie- und Umwelttechnik – Energiespeicher
(Vorlesungsmanuskript). Buxtehude : Hochschule 21, 2013.

Boudellal, Méziane. 2018. Power-to-Gas : Renewable Hydrogen Economy for the Energy
Transition. Berlin : De Gruyter, 2018.

Lehner, Markus, et al. 2014. Power-to-Gas: Technology and Business Models. Cham :
Springer, 2014.

Reich, Gerhard und Reppich, Marcus. 2018. Regenerative Energietechnik : Überblick


über ausgewählte Technologien zur nachhaltigen Energieversorgung . Wiesbaden :
Springer Vieweg, 2018.

Watter, Holger. 2019. Regenerative Energiesysteme : Grundlagen, Systemtechnik und


Analysen ausgeführter Beispiele nachhaltiger Energiesysteme. Wiesbaden : Springer
Vieweg, 2019.

Zapf, Martin. 2017. Stromspeicher und Power-to-Gas im deutschen Energiesystem:


Rahmenbedingungen, Bedarf und Einsatzmöglichkeiten. Wiesbaden : Springer Vieweg,
2017.

ABBILDUNGSVERZICHNIS
Abbildung 1 zeigt den Aufbau einer klassischen PtG-Anlage mit anschließender
Methanisierung. Dargestellt ist auch die Rückkopplung zum Gasnetz. (Zapf, 2017) 3

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