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A
 30.
Oktober
war
Schluss mit lustig: Verfassungsschützer
rück~
ten
im
Auftrag der
Staatsanwaltschaft
Wien
zu
18
Hausdurchsuchungen
in Wien, Wiener Neustadt,
der
Steiermark
und
Tirol aus.
m
Zentrum des Interesses
der
Fahnder
stehen die mutmaßlichen Hintermänner
der
bekanntesten Neonazi,Home page Österreichs: alpen-donau. info.
Die
auf
kalifornischen
Servern gehostete Nazi Seite
hat
sich in
den
letzten zwei
Jahren zur wichtigsten Plattform für NS-Agitation in Österreich gemausert.
Einzig: Schon seit Monaten
läuft vieles bei den Ermittlungen verquer.
Es
herrscht Miss
trauen zwischen den Verfas
sungsschützern des Innenmi nisteriums
und
den Nachrichtendiensten des Heeres.
Und
sogar deutsche Verfassungs
schützer sprechen den heimi sehen
Fahndern mittlerw
eile
ihr
Misstrauen aus.
Bei einer Pressekonferenz
des Innenministeriums diesen
Montag wurde
das Versagen des Bundesamtes
für
Verfassungsschutz
BVn
durch de
monstratives Schweigen der
34
MARTlN
S
Er
gilt
als
Drahtzieher
hinter
alpelHlonau.info. Martin
S
pflegt
engsten
Kontakt
zum
rechtsexlremen
Sohn
eines
8VT
-Ermittiers.
Verantwortlichen dann völlig offensichtlich.
Da mehrere Personen, die
im Verdacht stehen, am Betrieb
der
Nazi-Homepage beteiligt
zu
sein, entweder einen
Bezug zur
Theresianischen
Militärakademie haben
oder
dem Milizstand des österreichischen Bundesheeres ange
hören
,
durften
sich auch die Heere
sd
ienste einschalten.
Die kooperierten
freilich
nicht
uneingeschränkt
mit
dem Innenministerium: Denn schon lange war klar, dass der Vater eines Verdächtigen
e~
amter im Bundesamt für
Ver~
fassungsschutz
und
Terroris~
musbekämpfung
BVT)
ist.
Der
Bea
mte wurde
nach
lan~
gern
Hin
und
Her
erst
im
August
2010 aus dem
BVT
abgezogen.
DI
I,hel.,.
Akt n.
Und
siehe
da
:
Während
das
Innenmi-
nisterium bei den
rmittlun~
gen
nicht weiterzukommen
scheint, haben die Erkundungen der Heeresdienste Spekta
kuläres
zutage
gefördert. NEWS
li
egen die geheimen
Akten
vor.
So
glauben
die
Heere
sdienste, den Systemadminis
trator
der
Neonazi-Seite
fest~
gestellt
zu
haben:
Es
soll sich
um den
Badener
Martin
S., 21, handeln. Als engen Weggefährten von S. stellten die Beobachter Benjamin
F
fest.
Der
gebürtige Villacher F.,
22
Jahre alt, studiert
in
Wien an
der BOKU und wohnt
derzeit im
Haus
der Burschenschaft Silesia.
Der
Vater
von
F
war
bis
August
2010
Ermittler
im
Bundesamt
für Verfassungsschutz. Dass die Heeresdienste dem
BVT
daher -höflich formuliert -reserviert gegenüber standen, ist da
nur
nachvollziehbar. Bezeichnend: BVT Chef
Peter
Gridling hielt bei
der
Pressekonferenz
usdrück~
lieh fest, dass
der
Sohn seines ,Beamten kein
( )
Beschuldig-ter sei. Das klingt nach Scha- densminimierung.
~
5 10
 
 traches
re hter
Wahlhelfer
ist
tot
YSTERIOS
.
Staatsanwaltschaft
Wien
ordnet Obduktion
an.
Verdacht
auf SuchtmIttel.
L
wurde
Im
Vorfeld
der
WIen-Wahl
Osteneichweit
be
kannt:
Der
34-Jährige
war
als
W8hlhelfer
der
FPÖ
aktiv -
zu
gleich
tauchten
zahlreiche Fo
tos
von
Ihm
auf,
die
ihn
beim
HItlergru8
und
gemeinsam
~
eInschlAgIg
bekannten
Ne0-
nazis
zeigten.
NEWS
enthülHe
die
HelI-HitIer-Fotos,
die
StaatsanwaItsch
WIen
Iei-nach dem
N5-Verbotsgesetz
gegen
ihn,
seine
Bekannte
Melanie
G. und den ll Mutter
ein
.
Zudem
war
bei
der
Staats
anwaIIschafI
WIen
bereits
ein
Vet1ahren
gegen
D.
anhanglg,
In
dem
ee
um
den
_ht
der
KOrpeMr1etzung
ging.
D.
war
In
einen
Zwischenfall
beim
JAgennelsterzeit
sm
Donau
inselfeet invoMert
und
wurde auch
hier von
der
Justiz
als
Beschuldigter geführt.
111
I
TII.
Vorigen
Mitt
woch
verbn itete
sich
in
der
Szene,
dass
D. tot
in
seiner
Favoritner
Wohnung
aufgefun
den
worden
sei. Die
Bundee-
36
poIizeidlrektion
Wien
beet4-
tlgte
dies.
Endie
der
Vorwoche
ging
man
noch
von
einem
Suchtmlttelmissbrauch
mH
Ie
taIen
Folgen aus. Nun
hat
die Staatsanwaltschaft
WIen
je-
doch
eine
Obduktlon
veran
lasst.
die
noch
diese
Woche
stattfinden
soll.
ZUvor
waren
auf
Facebook
auf
einigen
PIn
wAnden
Postinga
von Freun
den
von
D.
aufgetaucht,
In
de
nen
davon
die
Rede
war,
dass
D.
vergiftet
worden
sein
soll.
1
m
Be
zeichnend:
Die
FPÖ
halte
sich,
nachdem
NEWS
die
HelI-HH
ier-Fotos v8lOflentllchle,
vehe
ment
von
D.
distanziert.
Fast
h4tte
man
den
EindruCk
ge
winnen
kOnnen,
D.
wAnI
nie
fOr
die
Freiheitlichen
aktiv
ge
wesen.
Nun
aber
kondolieren
FPÖ-PoIltiker
öIIentIiCh via Fa
cebook.
Der
FP-NationaJ
ratsabgeordnete
Chrtstian
Höbart
etwa
schreibt
Ollent
IiCh:
Ruhe
n Frieden
lieber
JiJryen.
Freunde D.s
aus
der
Hooli
gan-Szene
sind
noch
eindeu
tiger:
Markus
K.,
Fan
der
Woe
ner
Austria,
schrieb:
FDr
m -
nen
Freund
JDryen
88
und
postete
das
Ued
,Nur
die
Bes
ten
_
jung
der
SZene-
Band
,Boehse
0nIceIz .
Die
Zahl
88
Ist
übrigens
ein
Code
fOr
.Heil Hnier".
~
Denn
beim
Heer
weiß
man
mehr über den
Sohn des BVT.Ermittlers:
Am
9. Sep. tember 2009 nahm
F.
beim be·
rühmt berüchtigten
Ulrichs·
bergtreffen teil -
 em
Treffen
der
rechtsextremen Szene.
In
Heeresuniform und in
e~
gleitung des
amt
s
bekannten
Rechtsextremisten
Gottfried
K.,52.
Verteidigungsminister
or~
bert
Darabos hatte die
Teil· nahme von Heeresvertretern
untersagt, nachdem der
e~
schäftsführer der Ulrichsberg. gemeinsc.haft
im
Internet
mit
NS.Devotionalien handelte.
F.
kam trotzdem.
In
Uni·
form.
Die
Folge:
Auf
Betrei·
ben
des Heeresabwehramtes
wurde
Anzeige gegen
F.
erstat·
tet
.
Das
bescheidene Ergebnis: Die Bezirkshaupt·
mannschaft Kla·
genfurt
verhängte am 15.
Juni
2010
eine Geldstrafe
von
nur
250
Euro
gegen Benjamin
F.
MELANIE
G
Auf
dem
Facabook·Profil
von
0.5
Vertrauter
kondo-
lieren
auch
FP·GrÖBen.
F.
fiel beim
Heer
freilich schon vorher unangenehm auf:
Am
Truppenübungsplatz See· taler Alpe
so
er
die Hand zum Hitlergruß gehoben haben.
F.
selbst rechtfertigte sich dazu,
da
ss
er
aufgrund seines Alkoholisierungsgrades keine Er· innerung an den Vorfall habe. Ein Verfahren gegen
F.
wegen dieses Vorfalls unterblieb
in~
teressanterweise -und der
Herr
Papa durfte weiterhin den Ver· fassungsschützer geben.
Auf
der
Neonazi~Seite
rühmten
sich die Rechtsextremen der· weil
ihrer
exzellenten
Kon~
takte zum Innenministerium.
01.
MuH.lnlctlen
1111
Hllr
Doch
zurück zum
mutmaßli
ehen Mastermind
von
alpen~
donau.info: zu
Martin
S.
Der
war vom
4.
Februar
ZOOS
bis zum 3.
August
200S
Grund
wehrdiener an
der
heresiani~
sehen
Militärakademie Im Jahr davor wurde er
erstmals polizeilich amtsbekannt. Er
wurde
wegen
Sachbe·
schädigung, Verstoß gegen das Waffengesetz
und
das
NS·
Verbotsgesetz angezeigt.
Ein~
zig:
Justiria
war
gnädig.
Statt
eines Verfahrens gab
es
eine Diversion.
Im
seI
ben Jahr
~
tEWS
45
11
0
 
~
fiel
er ein weiteres Mal auf:
Er nahm an einem
ampfsport~
kurs in der Kaserne Saalfel
den
teil-gemeinsam mit dem
Führer
des rechts
extremen
Bundes Freier Jugend . Er
mittlungen ergaben, dass er
über
die Vermittlung eines
Extremisten aus dem Umfeld von Gottfried K. zum Taek
wondo-Kurs beim Heer
durfte. Am
8.
Dezember
2007
wird S. schließlich identifi- ziert, als er bei einem
behörd~
lieh untersagten Treffen des
Bundes
Freier Jugend in
Linz teilnimmt. Bei einer
Be
fragung von
S.
während dessen Zeit als Präsenzdiener gab er
zu
Protokoll, dass er sich
künftig nicht
mehr
aktionis tisch betätigen werde, dass
er
aber niemals
von
seiner po
litischen Einstellung abrücken werde. Schon damals wird
veraktet, dass zu
erwarten
sei,
dass
S.
sich künftig intellek
ruell betätigen werde.
Zentralflpr
BDttfriId
K.
Eine der
Hausdurchsuchungen
fand nun auch beim amtsbekannlen Rechtsextremen Gottfried K. statt. Denn die Etrnittler wissen, dass Martin
S.
und Gottfried
K.
engen Kontakt pfle
gen, gemeinsam bei einer De
monstration Rechtsextremer
in Dresden waren. Ebenfalls
Geheimes
Extremisten Treffen
bei
Ex FPÖ Politiker
Karlheinz
Klement
AUFGEDECKT.
Am
Rande des
U1r1chsberg-Treffens
besprachen
sich
Ex
FP-Polltiker
Karlheinz Klement und
die
Führer der nationalen
Szene.
l1li.
mo
kann man ein
Treffen kaum
stattfinden
las
sen.
Der
Ex-FPO-Politiker
KarIhelnz
Klement
V8IS8J l1mette
sm Samstag,
dem
9.
Oktober, eine
Reihe
smtsbekannter Rechtsextremisten
in KAmten.
Die
Teil
nehmer
des
Treffens
mussten ihre SIM-Karten
und
Akkus
aus
den
Mobl~elefonen
entfernen, die
Gerate
selbst
wurden
in
Alufolie eingewickelt.
~
von
der
Partie,
die offensichtlich
ein
ausgeprägter
Hang zu
Ver
schwOrungstheorien und
die Überschätzung
der
technischen
38
KARLHEIMZILEIIEIIT
StIli
mit
Striche
IlIricht
er
nuß
mtt
der
NYP.
Möglichkeiten der
Verfassungs
schatzer eint,
war
die
Creme
des
heimischen
Nationalismus:
Elisabeth
A.
Szene-intem
als
.SS-Uesl bekannt;
Robert
F.
Chef
der
rechtsextremen
NVP;
Emmerlch
B.
Leiter
eines
.Husarenregiments'
aus
dem
Bur
genland;
GOnter
R.,
derzeit
vor allem
im
einschlägig
bekannten
.Stüber-Heim
in
1160
Wien
po
 ~isch
aktiv.
Stargast
war
der
56-jährige Schweizer
Holocaust-Leugner
Bernhard
S.
Thema
des
Treffens
sei
ge
wesen
die zersplitterte
(und
zer
strlttene) nationale
Szene
In
Os
terreich
zu
einen, um
.die
FPÖ
kOnftig
vor sich
her
zu
treiben .
mit dabei: Sebastian P., einst Mitarbeiter im Büro des Drit
ten
Nationalratspräsidenten
Martin Graf
(FPÖ).
Bezeichnend: Ex-Graf-Mitarbeiter
P.
und der Sohn des BVT-Ermittlers
F.
wurden im
Oktober
2008 behördlich identifiziert,
als sie
eine Antifa-Demo
gegen
Martin Graf attackierten.
Womit
die Klärung
der
Untätigkeit des
BVT
immer dringlicher wird.
in
iel
SZEIIE
mImT
ICL AuflAilig
da
bei: Die
stark
ausdifferenzlerte
Szene
scheint tatsAchllch
naher
zusammenzurOcken.
Zu be
obachten
war
dies
bereits
beim NS-Prozess
gegen
die
frOheren
NVP-AktivIsten Mario
A.
und Ronald
B.,
die
vor
zwei
Wochen
in
Wiener
Neustadt
vor Gericht
standen.
Unter den
Zuhörern
wei~en
zahlreiche einschlägige
Szenegr08en.
Besonders
aufflIIlig:
NVP
FUhrer
Robert
F.
hOr18
der
Ver
handlung
gemeinsam
m~
MeIanie
G.
zu,
die
als
HitIer-grOßende
FPO-wahlhelferin
im
September für Schlagzeilen
sorgte.
Auch
bei
einschlägigen
OkIobertes
ten,
wie
zum
Beispiel
bei
jenem
der
.akademlschen
FerIalverbin
dung REICH'
von
Gottfried K,
konnten
Ermittler
jOngst
die
fort
schreitende
Vernetzung
der
Szene
dokumentieren.
_ 5
0

Ihre Neugier belohnen

Alles, was Sie lesen wollen.
Jederzeit. Überall. Auf jedem Gerät.
Keine Verpflichtung. Jederzeit kündbar.
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