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Kapitel 26

TRANSLATION
(Umsetzung der Information auf der mRNA in Aminosäureketten)

1. Der genetische Code


Unter dem genetischen Code versteht man die Übereinstimmung zwischen
Nucleinsäuresequenzen und Polypeptidsequenzen.
Würde ein Codewort für eine Aminosäure nur aus einer Base bestehen, so
könnten in der RNA nur vier Aminosäuren codiert werden. Auch Codewörter aus
zwei Basen reichen mit 16 (4²) möglichen Kombinationen nicht aus. Erst ein
Dreier – Code kann so viele verschiedene Kombinationen ergeben, dass es
möglich ist, damit alle 20 Aminosäuren zu codieren. Man bezeichnet das Triplett,
bei dem jeweils drei Basenpaare der Nucleinsäure eine Aminosäure festlegen, als
ein Codon. Ein solcher Code wird, ähnlich wie in der Mathematik, als degeneriert
bezeichnet.
Der genetische Code ist ein sich nicht überschneidender, degenerierter,
Dreiercode.

A. Codons sind Tripletts, welche nacheinander gelesen werden


Bei einem genetischen Experiment mit der Bacteriophage T4, fanden Francis
Crick und Syndey Brenner, dass eine Mutation, eine Streichung eines
Nucleotides, die Funktion eines bestimmten Gens aufheben konnte. Eine zweite
Mutation, bei der ein Nucleotid an einer anderen, aber nicht zu weit entfernten
Stelle eingesetzt wurde, stellte wieder die alte Genfunktion her. Diese zwei
Mutationen werden Unterdrücker genannt; jede Mutation löscht die Eigenschaft
der Vorhergehenden aus. Crick und Brenner schlossen, dass der genetische
Code in einer Reihe gelesen wird, angefangen bei einem fixen Punkt im
Gen.

B. Entzifferung des genetischen Codes


Die mRNA dient als „Botenmolekül“ wischen Zellkern und Ribosomen; sie
vermittelt zwischen dem Ort der Speicherung und dem Ort der Verwirklichung der
genetischen Information. Eine mRNA kann nicht direkt eine Aminosäure erkennen
und somit auch keine Polypeptidkette herstellen. Dazu bindet sie Moleküle der
tRNA, welche jede eine dazu passende Aminosäure trägt. Jede tRNA enthält eine
Trinucleotidsequenz, das Anticodon. Während der Translation bindet das tRNA –
Anticodon (t = transfer = Übersetzer) an das mRNA – Codon des Ribosoms.

C. Die Natur des genetischen Codes


1. Die Code sind degeneriert: Die meisten Aminosäuren werden durch
zwei bis sechs verschiedene Codons charakterisiert (z.B. UCU, UCC,
UCA, UCG, AGU und AGC für Serin oder GAA und GAG für
Glutaminsäure). Codons, welche dieselbe Aminosäure bezeichnen,
werden Synonyme genannt.
2. Die Anordnung der Code – Tabelle ist nicht zufällig: Die meisten
Synonyms unterschieden sich nur in ihrem dritten Nucleotid (z.B. UUU
und UUC für Phenylalanin). Bei einer allfälligen Mutation würde es auch
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nicht zu einer all zu grossen Änderung des Codes kommen.  siehe
Tabelle 26-1
3. UAG, UAA und UGA sind
Stop – Codons, auch
Nonsens – Codon genannt.
Sie bezeichnen keine
bestimmte Aminosäure,
geben aber das Signal an
die Ribosome, die
Polypeptidekette zu
beenden/ zu unterbrechen.
4. AUG und GUG sind
Anfangs – Codons. Sie
geben den Startpunkt für die
Polypeptidkettensynthese
an. Wenn sie sich im Innern
einer Polypeptidkette
befinden, bezeichnen sie die
Aminosäuren Met und Val.

Der genetische Code ist für das ganze Organismenreich universell. Seit 1979
sind aber einige Einschränkungen bekannt geworden. In Mitochondrien von
Hefen, Drosophila und des Menschen fand man einige abweichende Codons,
ebenfalls in der Kern – DNS von Ciliaten. Trotz dieser vereinzelten Abweichungen
wird aber doch von einem Standartcode gesprochen, der die evolutionäre
Zusammen-gehörigkeit der lebenden Organismen dokumentiert.

2. tRNA und ihre Aminoacylation


Die Zellen müssen die Sprache der RNA – Sequenzen in die Sprache der
Polypeptide übersetzen. Diese Übersetzung erfolgt durch die Vermittlung von
Verbindungsstücken, sogenannten „Adaptor“ – Molekülen, welche eine speziell
befestigte Aminosäure haben und das dazugehörige Nucleinsäure – Codon
erkennen. Diese Adaptoren werden tRNA genannt.

A. tRNA - Struktur
Beginnend beim 5’ Ende, die tRNA hat:
1. Eine 5’ – Terminal Phosphatgruppe.

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2. Ein 7 Basenpaarstamm, welcher
den 5’ – Terminal beinhaltet. Dieser
wird Akzeptor oder
Aminosäurenstamm genannt.
3. Ein 3- oder 4 Basenpaarstamm,
welcher in einer Schleife endet, die
die modifizierte Base Dihydrouridin
(D) enthält. Dadurch wird dieser Teil
D – Arm genannt.
4. Ein 5 Basenpaarstamm, endend in
einer Schleife, welche das
Anticodon enthält. Dieser Teil wird
Anticodon – Arm genannt.
5. Ein 5 Basenpaarstamm, endend in
einer Schleife, welche
normalerweise die Sequenz TC
besitzt ( ist ein Symbol für
Pseudouridin). Dieser Teil wird TC
– oder T – Arm genannt.
6. Eine 3’ CCA – Sequenz mit einer
freien 3’ OH – Gruppe.

Der grosse Unterschied betreffend den verschiedenen bekannten tRNAs besteht


im Variablen – Arm. Er hat 3 bis 21 Nucleotide und kann bis zu 7 Basenpaaren
enthalten.

Die Sekundärstruktur eines tRNA – Molekül gleicht – stark vereinfacht – einem


Kleeblatt und enthält 70 – 80 Nucleotide.

In der Tertiärstruktur haben tRNA – Moleküle eine L – Form, bei welcher der
Akzeptor und der T – Stamm das eine Bein und der D – und der Anticodon – Arm
das andere Bein bilden. Jedes dieser Beine ist etwa 60 Å lang. Die Tertiärstruktur
des tRNA -Komplexes entsteht durch ein riesige Menge an Interaktionen und
Basenpaarungen zwischen und im Helixstamm.

B. Aminoacyl – tRNA Synthase


Eine Aminosäurespezifische Aminoacyl – tRNA Synthase (aaRS) fügt eine
Aminosäure an den 3’ – Terminal – Riboserest des dazugehörigen tRNAs und
bildet eine Aminoacyl – tRNA. Aminoacylation kommt bei zwei aufeinander-
folgenden Reaktionen vor, welche durch ein einziges Enzym katalysiert werden.
1. Die Aminosäure wird zuerst durch eine Reaktion mit ATP aktiviert. Dabei bildet
sich Aminoacyl – Adenylat.
2. Das gemischte Anhydrid reagiert dann mit der tRNA zu einer Aminoacyl –
tRNA.

Aminosäure + tRNA + ATP  Aminoacyl – tRNA + AMP (Adenylat) + PP¸

Für jede der 20 Aminosäuren gibt es genau eine aaRS. Die aaRS kann sowohl
eine bestimmte Aminosäure als auch die zugehörige tRNA erkennen. Die aaRSs

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bilden eine ungleiche Gruppe von Enzymen, welche unterschiedliche Grösse und
kleine sequenzielle Ähnlichkeit haben. Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt:
Klasse 1 und Klasse 2 Aminoacyl – tRNA Synthase.

Diese unterschieden sich wie folgend:


1. Struktur – Motiv: Klasse 1 Enzyme haben zwei homologe
Polypeptidsegmente. Klasse 2 Enzyme haben sieben antiparallele  - Blätter
mit drei Helices.
2. Anticodon – Erkennung: Viele Klasse 1 aaRSs erkennen das Anticodon der
dazugehörigen tRNA. Dagegen wirken mehrer Klasse 2 Enzyme nicht mit
dazugehörenden tRNA Anticodons.
3. Seite der Aminoacylation: Alle Klasse 1 Enzyme binden den tRNA 3’ –
Terminal an die 2’ – OH Gruppe. Während die Klasse 2 Enzyme an die 3’ –
OH Gruppe binden.
4. Aminosäure – Spezifizierung: Die Aminosäuren, für welche die Klasse 1
Synthese spezifisch sind, neigen dazu grösser und stärker hydrophob zu sein,
als jene für die Klasse 2 Synthese.

C. Codon – Anticodon Beziehungen


Bei der Proteinsynthese wird die passende tRNA nur durch Codon – Anticodon
Interaktionen selektiert. Die Aminoacyl – Gruppe ist nicht in diesen Prozess
involviert. Einige tRNAs binden an zwei oder drei Codons, welche genau die
passenden Aminosäuren festlegen.
Crick schlug die „wobble“ Hypothese vor, um zu erklären, wie eine tRNA
verschiedene Codons erkennen kann. Er setzt voraus, dass die ersten zwei
Codon – Anticodon Paarungen normale Watson – Crick Geometrie haben und
dass kleiner Spielraum oder „wobble“ für die dritte Anticodon Position besteht,
welche übereinstimmende Anpassungen erlauben.

Anticodon: 3’ -C-G-I- 5’ 3’ -C-G-I- 5’ 3’ -C-G-I- 5’

Codon: 5’ -G-C-U- 3’ 5’ -G-C-C- 3’ 5’ -G-C-A- 3’

Erlaubte „Wobble“ Paarkombinationen in der dritten Codon – Anticodon Position:


5’ – Anticodon Base 3’ – Codon Base
C G
A U
U A oder G
G U oder C
I (Inosin) U, C oder A

3. Ribosome
Ribosome sind sehr gross und komplex. Sie besitzen einige grosse RNA –
Moleküle und Duzende von verschiedenen Proteinen.
1. Ribosome binden mRNA so, dass ihre Codons in grosser Genauigkeit zu den
Anticodons der tRNA passen.
2. Ribosome katalysieren Peptidverbindungen zwischen der Peptidyl – tRNA und
der dazukommenden Aminoacyl – tRNA.

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3. Ribosome synthetisieren Polypeptidketten indem sie die aufeinander
folgenden Codons lesen.

Ein E. Coli Ribosom besteht aus zwei unterschiedlichen Untereinheiten, die


zunächst einzeln im Cytoplasma vorkommen. Sie bestehen aus rRNA
(ribosomaler RNA) und Proteinen. Ribosome haben Lappen und Bauchungen,
welche von Tunnels und Kanälen durchzogen sind. Wie ein Schweizer Käse.

Eukaryotische Ribosome sind grösser und komplexer als prokaryotische


Ribosome.

4. Polypeptid – Synthase
1. Polypeptide werden vom N –Terminus zum C – Terminus hin synthetisiert.
2. Kettenverlängerung (Elongation) kommt beim „linkage“ des wachsenden
Polypeptides zum dazukommenden tRNA Aminosäurerest vor. Das Ribosom
bindet die dazukommende Aminoacyl – tRNA an die sogenannte A –
(Aminoacyl) Seite und die Peptidyl – tRNA an die P – (Peptidyl) Seite.
3. Ribosome lesen die mRNA (m = messenger = Bote) in die 5’  3’ Richtung.
4. Aktive Translation kommt bei Polysomen vor.

Der Vorgang der Translation gliedert sich im allgemeinen gesehen in drei Stufen.
Die Initiation (Start), die Elongation (Kettenverlängerung) und die Termination
(Kettenabbruch).
Initiation: Für den erfolgreichen Beginn der Translation lagert sich die kleinere
Ribosomen – Untereinheit an eine spezifische Bindungsstelle am 5’ – Ende der
mRNA an. Gleichzeitig wird die Start – tRNA, AUG oder GUG, mit ihrem
entsprechenden Anticodon UAC bzw. CAC an das Startcodon der mRNA
angelagert. Zu diesem Startkomplex tritt schliesslich die grosse Untereinheit des
Ribosoms hinzu, das damit funktionsbereit wird.
Elongation: Das zusammengesetzte Ribosom verfügt zur Durchführung der
Peptidsynthese über zwei Bindungsregionen, den Erkennungsort A und den
Verknüpfungsort P. Die Start – tRNA besetzt zu Beginn der Translation den Ort P,
das folgende Triplett der mRNA liegt im Ort A des Ribosoms. Hier lagert sich die
nächste tRNA an, deren Anticodon zum mRNA – Codon im Ort A passt. Die
beiden jetzt im Ribosom nebeneinander liegenden Aminosäuren werden zum
Dipeptid verknüpft. Dieses geht auf die im Ort A befindliche tRNA über. Die tRNA
im Ort P ist damit „entladen“ und verlässt das Ribosom, um sich im Cytoplasma
erneut mit der ihr zugeordneten Aminosäure zu verbinden.
Das Ribosom rückt auf der mRNA um ein Triplett weiter. Die das Peptid tragende
tRNA gelangt dadurch an den Ort P des Ribosoms. Der Ort A wird dem dort
vorliegenden Codon entsprechend durch eine neue Aminosäure – tRNA besetzt.
Es folgen dann eine erneute Peptidbindung, das Freisetzen der entladenen tRNA
und das Weiterrücken des Ribosoms. Die Elongationsvorgänge wiederholen sich.
An ihnen beteiligen sich verschiedenen Enzyme, die Bestandteile des Ribosoms
sind.
Termination: Die Elongationsphase dauert so lange an, bis eines der drei Stop –
Codons in der mRNA erreicht wird. Hier wird die Peptidsynthese beendet. Das
synthetisierte Protein wird freigesetzt und das Ribosom zerfällt wieder in seine
zwei Untereinheiten unter Freisetzung der mRNA. Solange die mRNA nicht

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abgebaut wird, kann sie erneut abgelesen werden, wodurch immer weitere
Proteinmoleküle entstehen. Sehr häufig erfolgt die Ablesung einer mRNA unter
Beteiligung mehrerer Ribosomen. Es entstehen so genannte Polyribosomen oder
Polysomen. Der Abstand von einem Ribosom zum nächsten beträgt etwa 80
Nucleotide. So sind auf einer mRNA mit der Codierungssequenz von 1500
Nucleotiden etwa 16 – 18 Ribosomen beteiligt, die auf dem Weg vom 5’- bis zum
3’- ende ständig wachsende Peptidketten tragen.
Im Allgemeinen gleicht die eukaryotische Polypeptidverlängerung der
prokaryotischen. Bei Eukaryoten sind jedoch Polysomen an das raue
Endoplasmatische Retikulum gebunden, das hierdurch seinen Namen erhalten
hat.

Ribosome verlängern Polypeptidketten in einem Dreischritte - Kreis. Dieser


Prozess erfordert einige nichtribosomale Proteine, sogenannte
Verlängerungsfaktoren.

Das Kettenende wird durch ein Stop – Codon (UAA, UAG oder UGA) angezeigt.
Eine Mutation, welche ein „aminoacyl – coding“ Codon zu einem Stop – Codon
umwandelt, wird eine Nonsens Mutation genannt.

Ribosome übersetzen mRNAs mit bemerkenswerter Genauigkeit. Unpassende


Codon – Anticodon Interaktionen werden durch sogenannte „kinetic

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proofreading“ (Kinetische Korrektoren) Mechanismen ausgeschieden. Einige
Proteine durchlaufen eine posttranslationale Modifikation, welche eine
Entfernung und/ oder eine Derivatisierung der speziellen Reste beinhaltet.

Zum Schluss noch einige Bemerkungen betreffend Ribosomen und RNA:


1. RNA kann als Katalysator wirken.
2. Ribosome bestehen grösstenteils aus RNA.
3. Ribosomale RNA bleibt während der Evolution besser erhalten als ribosomale
Proteine.
4. Das Fehlen einiger zahlreichen ribosomalen Proteinen hebt die
Ribosomenfunktion nicht auf.
5. Die meisten Mutationen, welche die Resistenz gegen Antibiotika, der
Proteinsythese hemmen, kommen in Genen, in denen die entcodierte rRNA
vorliegt, mehr vor, als in ribosomalen Proteinen.

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