Sie sind auf Seite 1von 6

1940-1944

Hitlers Gauleiter in Luxemburg


Der dreifache Tod von Gustav
dem Schrecklichen

Hitlers Stellvertreter in Luxemburg: Gauleiter Gustav Simon

In Luxemburg war Gustav Simon von 1940 bis 1944 Chef der
Zivilverwaltung von Hitlers Gnaden. Er hat in diesen so bitteren
Jahren der Nazi-Okkupation höchst abscheuliche Verbrechen
getan. Ich verstehe umso mehr die älteren Bürger Luxemburgs,
die in ihrer Mehrzahl der Auffassung sind, dass der so
blutrünstige NSDAP-Gauleiter Simon keine besondere
Erwähnung verdient. Selbst wenn Ort und Umstand seines
Todes nie richtig geklärt werden konnten!

Aus historischer Sicht ist es dennoch notwendig auf die


Gräueltaten eines Gustav Simons hinzuweisen. Und dabei auf
die Umstände seines Dahinscheidens - ohne sich vor einem
ordentlichen Gericht zu verantworten - einzugehen.

War es Selbstmord, wurde er auf der Auslieferung von


Deutschland nach Luxemburg umgebracht oder gar auf der
Reise nach Luxemburg auf der Flucht erschossen? Eine Antwort
auf diese Fragen zu finden ist nach 60 Jahren recht schwer! Die
konservativ-sozialistische Regierung Luxemburgs, mit
Justizminister Victor Bodson, hat es nämlich nach 1945 auf
klägliche Weise unterlassen, eindeutiges Licht in diese „Affäre
zu bringen“!!!

Vom arbeitslosen Professor zum NSDAP-Obergruppenführer

Die Eltern von Gustav Simon, höchst wahrscheinlich von


jüdischer Abstammung, kommen aus dem Hunsrück. Er selbst
wird am 2. August 1900 in Malstatt-Burbach (bei Saarbrücken)
geboren. Er ist zuerst Volksschullehrer. Später erhält er an der
Universität in Frankfurt am Main das Diplom eines Professors für
Wirtschaftslehre. In der N.S.K.K. (National-Sozialistischer
Kraftfahrkorps) ist er Obergruppenführer (General). Seit 1931
Abgeordnete im Reichstag und Gauleiter des neu geschaffenen
„Gau Koblenz-Trier“.

„Luxemburg heim ins Reich holen“!

Die ganz „große“ Stunde von Simon kommt am 2. August 1940


als Reichsführer Adolf Hitler ihn zum Chef der Zivilverwaltung in
Luxemburg ernennt. In dieser Funktion untersteht er
unmittelbar Hitler und hat in eigener Verantwortung in
Abstimmung mit den „Reichszentralbehörden“ in Berlin die
Eingliederung der Luxemburger Verwaltung ins Deutsche Reich
und insbesondere die Einführung des Reichsrechts zu
verwirklichen.

Die von den Luxemburger Nationalarchiven nach 1974 unter


dem Titel „Von der Zauberflöte zum Standgericht“ verwirklichte
Ausstellung von Plakaten, aus den dunklen Jahren von 1940 bis
1944, dokumentiert bestens das so grausame Vorgehen und
Verbrechen von Gustav Simon am Luxemburger Volk. Er
verdient darum auch gerechterweise den Namen „Gustav der
Schreckliche“!

1944: Simon verlässt fluchtartig Luxemburg

Bevor die amerikanischen Soldaten am 10. September 1944


Luxemburg vom Nazi-Joch befreien, setzt sich Gustav Simon
tags zuvor nach Deutschland ab.

Nach Kriegsende erwarten die Luxemburger die Auslieferung


von Simon nach Luxemburg. „Steht einmal der Gauleiter vor
Gericht, so wird die endgültige Wahrheit über die Kollaboration
von gewissen Kreisen mit Nazi-Deutschland ans Tageslicht
kommen“, ist die seelengute Hoffnung gar vieler Luxemburger.

Anstatt vor Gericht gestellt dreimal gestorben!

Doch bevor es zu einer Anklage kommt, ist Gustav Simon tot!


Und mit dessen Tode ist auch die Hoffnung „gestorben“ auf
kompromittierende Aussagen in einer öffentlichen
Gerichtsverhandlung.

Laut einer von der Stadt Paderborn am 27.O8.1969


ausgestellten Sterbeurkunde ist Gustav Simon am 18.
Dezember 1945, um 14.00 Uhr, in Paderborn gestorben.
In Luxemburg aber will man wissen, dass der Ex-Gauleiter auf
der Reise von Paderborn nach Luxemburg Selbstmord begangen
hat. Dagegen erzählen andere Bürger, dass in Paderborn ein
amerikanischer Offizier Justizminister Victor Bodson den
Leichnam, in einem Sack zugeschnürt, übergeben habe. Nach
Überführung nach Luxemburg hätten sich die sterblichen
Überreste in einem Hochofen in Staub aufgelöst.

Die freie Enzyklopädie „Wikipedia“ beruft sich auf namhafte


Luxemburger Historiker, um zu berichten, dass Simon
keineswegs in Paderborn gestorben sei. Vielmehr habe er
lebend die Reise nach Luxemburg angetreten. Auf Waldhof sei
er bei einem von ihm provozierten Zwischenfall „umgebracht“
worden. Sein Leichnam habe man im Grundgefängnis
abgeliefert. Dort sei er mehrmals von der Presse photographiert
worden, um dann begraben zu werden.

In dem kürzlich unter dem Titel „Heim ins Reich“ realisierten


Luxemburger Film kommt der ehemalige Oberst der
Luxemburger Armee, Aloyse Schiltz, letzterer Angabe sehr
nahe, indem er berichtet: Entgegen den Aussagen von
Justizminister Victor Bodson hat Simon keineswegs in seiner
Paderborner Zelle Selbstmord begangen. Vielmehr ist er
lebendig nach Luxemburg gebracht und dort auf höheren Befehl
umgebracht worden. Vielleicht um kompromittierende Aussagen
zu verhindern!

Zu guter Letzt meldet der Berliner Rundfunk am 23.12.1945,


dass der ehemalige Gauleiter von Luxemburg und Moselland,
Gustav Simon, in seiner Gefängniszelle in Luxemburg (!)
Selbstmord begangen hat.

Bei so vielen kontroversen Aussagen wäre man geneigt,


letztlich doch der von der Stadt Paderborn ausgestellten
Urkunde Glauben zu schenken, nach der Gustav Simon am
18.12.1945 in Paderborn gestorben ist. Doch bei „Wikipedia“
will man wissen, dass ein britischer Hauptmann ganz bewusst
die Medien mit Falschinformation über den „Selbstmord zu
Paderborn“ versorgt habe. Allein schon, um durch die Meldung
über den frühzeitigen Tod von Simon den geplanten Prozess zu
verhindern. Der Todesschein sei übrigens mit Vorsicht zu
genießen, da er eine Registernummer aus dem Jahr 1946,
nämlich 66/1946, trage. Es ist in der Tat höchst kurios, dass die
betr. Eintragung erst zwei Monate nach dem Tode von Simon
getätigt wurde!
Umso mehr fragen wir uns, wo wohl die angeblichen im
Grundgefängnis gemachten Pressephotos nach dem Tod von
Simon geblieben sind??? Deren Auffinden könnte nämlich Licht
in ein bis dato sehr dunkles Kapitel der ersten Jahre unserer
Nachkriegsgeschichte bringen. Wer wohl Interesse an einem
Vertuschen einer bestimmten – pekuniär sehr ertragreichen -
Kollaboration mit Nazi-Deutschland gehabt haben könnte? Oder
sind hier etwa höhere politische Gelüste der Exil-Regierung im
Spiel?

Viele ältere Luxemburger haben dem Sozialisten Bodson nicht


verziehen, dass er 1948, nach dem Ausscheiden aus der
Regierung, zum Strafverteidiger der Nazi-Kollaborateure wurde.
Lautete doch im Kriege stets seine Parole an das Luxemburger
Volk - aus London über BBC –: „Haalt en de Bass!“.

Mit diesem Artikel möchten wir keineswegs alte längst verheilte


Wunden innerhalb der heutigen luxemburgischen Gesellschaft
wieder aufreißen!

Dessen ungeachtet ist es höchst bedauerlich, dass Gustav


Simon nicht seiner gerechten Strafe zugeführt werden konnte!

Henri Schumacher

Das könnte Ihnen auch gefallen