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(12) NACH DEM VERTRAG ÜBER DIE INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT AUF DEM GEBIET DES

PATENTWESENS (PCT) VERÖFFENTLICHTE INTERNATIONALE ANMELDUNG


(19) Weltorganisation für geistiges
Eigentum
Internationales Büro
I
(10) Internationale Veröffentlichungsnummer
(43) Internationales
Veröffentlichungsdatum WO 2013/117600 AI
15. August 2013 (15.08.2013) W IP O I P C T

(51) Internationale Patentklassifikation: (81) Bestimmungsstaaten (soweit nicht anders angegeben, für
C10L 9/08 (2006.01) C05D 9/00 (2006.01) jede verfügbare nationale Schutzrechtsart): AE, AG, AL,
C10L S/40 (2006.01) C09K 17/02 (2006.01) AM, AO, AT, AU, AZ, BA, BB, BG, BH, BN, BR, BW,
C01B 31/08 (2006.01) B01J 21/18 (2006.01) BY, BZ, CA, CH, CL, CN, CO, CR, CU, CZ, DE, DK,
DM, DO, DZ, EC, EE, EG, ES, FI, GB, GD, GE, GH, GM,
(21) Internationales Aktenzeichen: PCT/EP20 13/052349 GT, HN, HR, HU, ID, IL, IN, IS, JP, KE, KG, KM, KN,
(22) Internationales Anmeldedatum: KP, KR, KZ, LA, LC, LK, LR, LS, LT, LU, LY, MA, MD,
6 . Februar 2013 (06.02.2013) ME, MG, MK, MN, MW, MX, MY, MZ, NA, NG, NI,
NO, NZ, OM, PA, PE, PG, PH, PL, PT, QA, RO, RS, RU,
(25) Einreichungssprache: Deutsch RW, SC, SD, SE, SG, SK, SL, SM, ST, SV, SY, TH, TJ,
(26) Veröffentlichungssprache: Deutsch TM, TN, TR, TT, TZ, UA, UG, US, UZ, VC, VN, ZA,
ZM, ZW.
(30) Angaben zur Priorität:
10 2012 002 098.8 (84) Bestimmungsstaaten (soweit nicht anders angegeben, für
6. Februar 2012 (06.02.2012) DE jede verfügbare regionale Schutzrechtsart): ARIPO (BW,
GH, GM, KE, LR, LS, MW, MZ, NA, RW, SD, SL, SZ,
(71) Anmelder: EUROFOAM DEUTSCHLAND GMBH TZ, UG, ZM, ZW), eurasisches (AM, AZ, BY, KG, KZ,
[DE/DE]; Hagenauer Straße 42, 66203 Wiesbaden (DE). RU, TJ, TM), europäisches (AL, AT, BE, BG, CH, CY,
CZ, DE, DK, EE, ES, FI, FR, GB, GR, HR, HU, IE, IS, IT,
(72) Erfinder: BETTINGER, Herbert; Ostertalstraße 37,
LT, LU, LV, MC, MK, MT, NL, NO, PL, PT, RO, RS, SE,
66606 St. Wendel (DE). BOTTLINGER, Michael;
SI, SK, SM, TR), OAPI (BF, BJ, CF, CG, CI, CM, GA,
Schulstrasse 33, 55767 Brücken (DE).
GN, GQ, GW, ML, MR, NE, SN, TD, TG).
MILDENBERGER, Moritz; Waldmeisterring 16, 68305
Mannheim (DE). Veröffentlicht:
(74) Anwalt: RÖSLER SCHICK RASCH — mit internationalem Recherchenbericht (Artikel 21 Absatz
PATENTANWÄLTE; Bodenseestraße 18, 81241 V
München (DE).

(54) Title: HYDROTHERMAL CARBONIZATION OF PLASTICS MATERIAL


(54) Bezeichnung : HYDROTHERMALE KARBONISIERUNG VON KUNSTSTOFFMATERIAL
© (57) Abstract: The invention relates to a method for Converting plastics material wherein an aqueous reaction mixture comprising 1
to 75 weight percent of plastics material, in which less than 10 weight percent of the plastics contained therein are polyhalogenated
plastics, is reacted over a time period of 0.1 to 48 hours under a pressure of 2 to 60 bar and at a temperature of 180 to 250°C in the
presence of a catalyst selected from an acid, a base and/or a metal-based or sulphur-based catalyst, and the resultant coal slurry is
recovered. The invention further relates to the resultant coal slurry, optionally in dewatered form, and to uses for it.
2 (57) Zusammenfassung: Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umsetzung von Kunststoffmaterial, wobei man ein wässriges
Reaktionsgemisch, umfassend 1 bis 75 Gewichtsprozent Kunststoffmaterial, bei dem weniger als 10 Gewichtsprozent der darin
enthaltenen Kunststoffe polyhalo genierte Kunststoffe darstellen, bei einem Druck von 2 bis 60 Bar und einer Temperatur von 180
bis 250°C in Gegenwart eines Katalysator, der ausgewählt ist unter einer Säure, einer Base und/oder einem Katalysator auf
Metallbasis oder Schwefelbasis, über einen Zeitraum von 0,1 bis 48 Stunden umsetzt und den erhaltenen Kohleschlamm gewinnt.
Die Erfindung betrifft weiterhin den erhaltenen Kohleschlamm, optional in entwässerter Form, sowie Verwendungen dafür.
Hydrothermale Karbonisierung von Kunststoffmaterial

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umsetzung von Kunststoffmaterial mitteis
hydrothermaler Karbonisierung, die daraus gewonnenen Produkte sowie deren
Verwendung.

Hintergrund der Erfindung

Die künstliche Nachbildung der natürlichen Kohleentstehung ist seit langem Gegenstand
der Forschung. Im Jahre 1913 versuchte der deutsche Chemiker Friedrich Bergius den
Prozess der natürlichen Kohleentstehung künstlich nachzubilden, indem er Biomasse in
wässriger Umgebung erhöhter Temperatur und erhöhtem Druck aussetzte und innerhalb
weniger Stunden ein braunkohleähnliches Material erhielt (Bergius, Die Anwendung hoher
Drücke bei chemischen Vorgängen und eine Nachbildung der Steinkohle, 1913,
Habilitationsschrift, Knapp, Halle/Saale). m Jahr 2006 wurde dieser Forschungsgegen¬
stand durch Prof. Antonietti und seine Gruppe am Max-Planck-Institut für Kolloid- und
Grenzflächenforschung in Potsdam (Deutschland) als hydrothermale Karbonisierung
wiederbelebt. Angesichts der globalen Problematik der Klimaerwärmung und der sich
daraus ergebenden Aufgabe, Kohlenstoff möglichst effizient zu verwenden und dessen
Freisetzung als Treibhausgas in Form vom Kohlendioxid oder Methan zu minimieren,
wurden in der Folgezeit Verfahren und Vorrichtungen zur hydrothermalen Karbonisierung
entwickelt.

Stand der Technik

Die WO 2008/1 13309 beschreibt ein Verfahren zur nasschemischen Umwandlung von
Biomasse durch hydrothermale Karbonisierung, wobei das Verfahren in einem Reaktions
volumen unterhalb der Erdoberfläche durchgeführt wird. Die WO 2009/127727 beschreibt
die Herstellung eines kohleähnlichen Materials aus Biomasse unter Verwendung eines
Polymerisationsinitiators. Die WO 2008/1 38637 beschreibt ein Verfahren zum Betreiben
einer Anlage zur hydrothermalen Karbonisierung von Biomasse sowie eine zugehörige
Vorrichtung. Die WO 2010/ 0066881 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines
hydrothermalen Hybridmaterials durch Zugabe einer copolymerisierbaren Verbindung zu
Biomasse. Die W O 2010/092040 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines
kohleähnlichen Materials aus Biomasse unter Verwendung vom Dampf i
Gegenstromverfahren. Die EP 1 970 431 A 1 betrifft ein Verfahren und eine zugehörige
Vorrichtung für eine hydrothermale Karbonisierung. Die EP 2 130 893 A2 beschreibt ein
Verfahren zur hydrothermalen Karbonisierung von Biomasse, wobei diese vorab
entwässert und gegebenenfalls angesäuert wird, und wobei die Prozessabwärme zum
Trocknen des entstandenen Produkts verwendet wird. Alle Druckschriften betreffen
jedoch die Umwandlung von Biomasse in kohleähnliche Produkte, also A usgangs
materialien, die auch die Grundlage für die natürliche Kohleentstehung darstellen. Es
besteht somit ein Bedarf an der Weiterentwicklung der hydrothermalen Karbonisierung,
um diese Einschränkung zu umgehen. Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht
darin, entsprechende Verfahren bereit zu stellen. Eine weitere Aufgabe besteht in der
Bereitstellung von Verwendungen für die erhaltenen Verfahrensprodukte.

Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Hauptanspruchs und durch Verfahrensprodukte und deren Verwendung gemäß den
Merkmalen der Nebenansprüche.

Kurze Beschreibung der Erfindung

Ein Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umsetzung von
Kunststoffmaterial mittels hydrothermaler Karbonisierung, wobei man ein wässriges
Reaktionsgemisch, umfassend 1 bis 75 Gewichtsprozent (Gew.-%), insbesondere 2 bis
50 Gew.-% Kunststoffmaterial bei einem Druck von 2 bis 60 Bar (0,2 bis 6 MPa) und einer
Temperatur von 180 bis 250°C in Gegenwart eines Katalysators, der ausgewählt ist unter
einer Säure, einer Base und/oder einem Katalysator auf Metallbasis oder Schwefelbasis,
über einen Zeitraum von 0,1 bis 48 Stunden (h) umsetzt und den erhaltenen
Kohleschlamm gewinnt. Vorzugsweise stellen weniger als 1 Gewichtsprozent der in dem
Kunststoffmaterial enthaltenen Kunststoffe polyhalogenierte Kunststoffe dar.

Gemäß einer Weiterbildung wird der Wassergehalt des erhaltenen Kohleschlamms durch
Abtrennung von Reaktionsabwasser unter Erhalt eines kohleähnlichen Feststoffs
verringert.

Gemäß einer weiteren Weiterbildung umfasst das Reaktionsgemisch biologisches


Material, wobei das Gewichtsverhältnis von Kunststoffmaterial zu biologischem Material
750:1 bis 1:100, wie etwa 500:1 bis 1:100, vorzugsweise 50:1 bis 2:1, besonders
bevorzugt 25:1 bis 5:1 beträgt. In besonderen Ausführungsformen ist das biologische
Material ausgewählt unter Zellulose, Stärke, Zellulose- oder stärkehaltigen Materialien,
Klärschlamm, Klärschlammkohle, Zellulose- oder stärkehaltigen Biomassen insbesondere
Jatropha, Laub, insbesondere Eichenlaub, Speiseresten oder Mischungen zweier oder
mehrerer Vertreter davon.

Gemäß einer Weiterbildung umfasst das Kunststoffmaterial als Kunststoffe nur einen oder
mehrere hydrolysierbare Kunststoffe.

Gemäß einer weiteren Weiterbildung umfasst das Kunststoffmaterial Polyurethan (PUR),


Polyurethan-Weichschaum, Polyurethan-Hartschaum, Schredderleichtfraktion oder
Mischung zweier oder mehrerer Vertreter davon.

Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens umfasst das Reaktionsgemisch 1 bis 75


Gewichtsprozent, insbesondere 2 bis 50 Gewichtsprozent, beispielsweise 3 bis 5
Gewichtsprozent Kunststoff material, ausgewählt unter Polyurethan, insbesondere
Polyurethanschaumstoff, Schredderleichtfraktion oder Gemischen davon, sowie 0,1 bis
0,2 Gewichtsprozent biologisches Mate a , wobei die Umsetzung bei einer Temperatur
oder in einem Temperaturbereich von 180°C bis 250°C, insbesondere 215°C bis 230°C
erfolgt.

Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens erfolgt die Umsetzung in einem pH-Bereich
von 0 bis 7 , insbesondere bei einem pH-Wert von maximal 3 .

Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird dieses in Anwesenheit einer Säure
durchgeführt, die ausgewählt ist unter Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure,
Adipinsäure und Zitronensäure, oder Gemischen eines oder mehrerer Vertreter davon.

Gemäß einer alternativen Weiterbildung des Verfahrens erfolgt die Umsetzung in einem
pH-Bereich von mehr als 7 bis 14.

Weitere Weiterbildungen des Verfahrens sehen vor, dass der Katalysator auf Metallbasis
ausgewählt ist unter Eisenkatalysatoren, Alkalimetallen oder deren Oxiden,
Erdalkalimetallen oder deren Oxiden, insbesondere Magnesiumoxid, Aluminiumoxid,
Hafniumoxid, Tantaloxid, Titanoxid, Zirkonoxid, Ruthenium, Rhodium und Palladium,
und/oder einem Katalysator auf Schwefelbasis, der ausgewählt ist unter Sulfaten oder
Schwefelsäureestem, oder Gemischen eines oder mehrerer Vertreter davon.
Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens läuft dieses als diskontinuierlicher,
kontinuierlicher oder semi-kontinuierlicher Prozess ab.

In einer weiteren Weiterbildung des Verfahrens wird das abgetrennte Reaktionsabwasser


dem Reaktionsgemisch teilweise oder vollständig wieder zugeführt.

Weitere Gegenstände der Erfindung betreffen einen durch ein erfindungsgemäßes


Verfahren erhältlichen Kohleschlamm oder kohleähnlichen Feststoff, oder ein im Rahmen
des erfindungsgemäßen Verfahrens erhältliches Reaktionsabwasser.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung eines über ein erfindungs
gemäßes Verfahren erhaltenen Kohleschlamms oder kohleähnlichen Feststoffs als Brenn¬
stoff, als Aktivkohle, als Bodenverbesserer mit Düngewirkung, als Bodenverbesserer zur
Regulierung der Wasserhalteeigenschaften des Bodens, als Bodenverbesserer zur
Regulierung der Bodendurchlüftung, als Bodenverbesserer zur Regulierung des pH-Werts
des Bodens, als Bodenverbesserer mit lonenaustauschwirkung, als Ionenaustauscher,
und/oder als Feststoffkatalysator oder Feststoffkatalysator- Vorstufe.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung eines im Rahmen des
erfindungsgemäßen Verfahrens anfallenden Rea ktio nsa bwasse rs als wässrige Phase für
ein Reaktionsgemisch für ein erfindungsgemäßes Verfahren.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft einen Brennstoff, der einen Kohleschlamm
und/oder einen kohleähnlichen Feststoff umfasst.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft einen Bodenverbesserer, der einen
Kohleschlamm und/oder einen kohleähnlichen Feststoff umfasst.

Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft einen Aktivkohleersatz, einen


Ionenaustauscher, einen Feststoffkatalysator oder eine Feststoff-Katalysator- Vorstufe,
der/die einen Kohleschlamm und/oder einen kohleähnlichen Feststoff umfassen.

Ausführliche Beschreibung der Erfindung

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umsetzung von Kunststoffmaterial, wobei man ein
wässriges Reaktionsgemisch, umfassend 1 bis 75 Gewichtsprozent Kunststoffmaterial,
wie etwa 2 bis 50 Gew.-% oder 3 bis 5 Gew.-% Kunststoffmaterial bei einem Druck von 2
bis 60 Bar und einer Temperatur von 180°C bis 250°C, beispielsweise 200 bis 230°C,
insbesondere 215°C bis 230°C, in Gegenwart einer Säure, einer Base und/oder eines
Katalysators über einen Zeitraum von 0,1 bis 48 Stunden umsetzt und den erhaltenen
Kohleschiamm gewinnt. Vorzugsweise stellen weniger als 10 Gewichtsprozent der in dem
Kunststoffmaterial enthaltenen Kunststoffe polyhalogenierte Kunststoffe dar.

Im Rahmen der Erfindung wird unter Kunststoffmaterial ein Kunststoff umfassendes


Material verstanden, das von einem reinen Kunststoff bis hin zu kunststoffhaltigen
Gemischen reicht. Der Begriff „Kunststoff wird im üblichen Sinn verwendet und
bezeichnet einen synthetisch hergestellten Stoff, beispielsweise einen im Rahmen einer
organischen Synthese hergestellten Stoff, etwa ein durch Polymerisation, Polyaddition
und/oder Polykondensation aus einem oder mehreren unterschiedlichen Monomeren
hergestelltes Polymer. Kunststoffe werden gemäß einer üblichen Einteilung in Duroplaste,
Thermoplaste, Elastomere und thermoplastische Elastomere eingeteilt. Bekannte
Beispiele für Kunststoffe sind Polyethylen, Polycarbonat, Polyacryl, Polymethacryl,
Polyacrylamid, Polystyrol, Acrylnitril-Butadien-Kautschuk, Styrol-Butadien-Kautschuk,
Chloropren-Kautschuk, Butadien-Kautschuk und Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk, sowie
Polyurethan, wobei in besonderen Ausführungsformen vorgesehen ist, dass das Kunst-
stoffmaterial als Kunststoffe nur hydrolysierbare Kunststoffe umfasst, beispielsweise
Polyester, Polyamide und/oder Polyurethane. Vorher für eine technische Aufgabe
verwendeter, beispielsweise i Rahmen einer Matratzenherstellung angefallener oder
chemisch bearbeiteter, etwa vulkanisierter Naturkautschuk, gilt im Rahmen der Erfindung
ebenfalls als Kunststoff, Lignin, also Holz, jedoch nicht. Die Kunststoffe können,
gegebenenfalls in Abhängigkeit von deren ursprünglichem Verwendungszweck, weitere
Substanzen wie beispielsweise Weichmacher, mikrobizide Substanzen, Antioxidantien,
Stabilisatoren, beispielsweise gegenüber UV-Licht, Flammschutzmittel, Farbstoffe oder
Reste von Polymerisationsinitiatoren enthalten. Kunststoffe umfassen auch solche, die
nicht auf Ausgangsprodukten auf Erdölbasis beruhen, sondern die im Rahmen eines
Konzepts der Nachhaltigkeit und der Erneuerbarkeit aus nachwachsenden Rohstoffen
entstehen, entweder im Rahmen einer chemischen Synthese oder im Rahmen bio¬
technologischer oder mikrobiologischer Verfahren durch entsprechend gestaltete Enzyme
oder Produktionsorganismen. Die eingangs genannten kunststoffhaltigen Gemische sind
entweder Gemische aus reinen Kunststoffen, oder Gemische, die auch ein oder mehrere
Nicht-Kunststoffe wie etwa Metall, Keramik oder biologisches Material, umfassen.
Vorzugsweise stellen der oder die Kunststoffe in solchen Gemischen, die auch Nicht-
Kunststoffe umfassen, den relativ größten Anteil, bezogen auf das Gewicht oder Volumen
dar, beispielsweise wenigstens 75 % , wenigstens 80 % , wenigstens 90 % , wenigstens 95
% , wenigstens 98 % oder wenigstens 99%.

Nicht-Iimitierende Beispiele für Gemische aus reinen Kunststoffen sind solche, die bei der
Demontage oder dem Recycling von Gebrauchsartikeln anfallen, beispielsweise dem
Recycling von Autos, Spielzeug, oder Elektrogeräten wie Kühlschränken, Kaffee¬
maschinen, Computern, Computerdruckern, Tintenkassetten oder Tonerkassetten von
Druckern, im Rahmen von Gebäudeerrichtungen oder Gebäudesanierungen, wie etwa
Kabelummantelungen, überzählige oder beschädigte Kunststoffzierleisten oder
Kunststoffteile, wie etwa Steckdosen, Dämmmaterialien wie etwa Styroporplatten oder
Polyurethanplatten, oder im Rahmen offizieller Wiederverwertungs- oder Recycling¬
systeme, wie beispielsweise dem System „Gelber Sack" oder „Gelbe Tonne" in
Deutschland, wobei gegebenenfalls zuvor eine Trennung von anderen Materialien wie
beispielsweise Metallen vorgenommen wurde. Weitere Beispiele sind Kunststoffe, die im
Rahmen des Einzelhandels anfallen, wie Plastiktüten aus Polyethylen oder Polypropylen,
Flaschen aus Polyethylen oder Poiyethylenterephthalat (sogenannten PET-Flaschen),
beispielsweise aus der Getränkeindustrie. Nicht-Iimitierende Beispiele für Gemische, die
auch Nicht-Kunststoffe enthaltend, sind Kunststoffverpackungen wie etwa postalische
Umschläge, die beispielsweise Papierreste von Beschriftungsfeldern oder Metallteile von
Verschlusselementen enthalten; Einweg-Kunststoffgeschirr oder Kunststoffbesteck, dem
Speisereste anhaften; Sanitär- oder Hygieneartikel wie benutzte Zahnbürsten oder
Wattestäbchen; oder Einwegkunststoffartike! aus der Medizin oder der medizinischen
oder biologischen Forschung, wie Katheter, Aufbewahrungsbeutel für medizinische
Lösungen oder Körperflüssigkeiten, Kunststoff und Papier umfassende sterile
Verpackungen, Zellkulturflaschen oder Petrischalen, gegebenenfalls mit Resten von
flüssigen oder festen Nährmedien, bei denen gegebenenfalls zuvor biologisches
Gefahrenmaterial unschädlich gemacht wurde, beispielsweise durch Autoklavieren oder
Sterilisieren, etwa mittels chemischer Agenzien oder mittels Bestrahlung.

Gemäß einer Weiterbildung wird das Kunststoffmaterial in reiner oder im Wesentlichen


reiner Form, beispielsweise mit weniger als 25 Gewichtsprozent, insbesondere weniger
als 10 Gewichtsprozent oder weniger als 5 Gewichtsprozent Nicht-Kunststoffmaterial, also
Nicht-Kunststoffe umfassend eingesetzt, um vorteilhaft ein kontrolliertes Ausgangs
material für das Verfahren zu verwenden. Gemäß einer weiteren Ausgestaltung wird das
Kunststoffmaterial nicht in einer Form verwendet, die ausgewählt ist unter Hausmüll,
kommunalem Müll oder Industriemüll. Diese Arten von Müll könnten jeweils zusätzliches
Nicht-Kunststoffmaterial wie beispielsweise Glas oder Metall umfassen, das sich im
erhaltenen Kohteschlamm, gegebenenfalls in umgewandelter Form, wiederfinden würde.
Zur Verringerung des Gehalts an Nicht-Kunststoffmaterial kann optional hinsichtlich des
Kunststoffmaterials angereicherter Hausmüll, kommunaler Müll oder Industriemüll für das
Verfahren verwendet werden. Entsprechende Verfahren zur Anreicherung sind dem
Fachmann bekannt und umfassen beispielsweise manuelles Aussortieren von Kunststoff
beziehungsweise manuelles Entfernen von Nicht-Kunststoff, magnetisches Entfernen
magnetischer Metalle oder Metalllegierungen, oder das Trennen von Kunststoffen und
gegebenenfalls anderen Materialien ähnlicher Dichte aufgrund von Dichteunterschieden
von Materialien unterschiedlicher Dichten, etwa über Windsichten oder Ruttel- oder
Vibrationsvorrichtungen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann weiterhin
vorgesehen sein, dass das Kunststoffmaterial keinen polyhalogenierten Kunststoff enthält
oder im Wesentlichen keinen polyhalogenierten Kunststoff enthält, beispielsweise weniger
als 10, 5 oder 1 Gewichtsprozent an polyhalogeniertem Kunststoff bezogen auf das
Gesamtgewicht der Kunststoffe. Es ist anzunehmen, dass in hohem Maße polyhalo-
genierte Kunststoffe, beispielsweise Polytetraflourethylen, wenig oder nicht umsetzbar
sind und gegebenenfalls nach der Umsetzung mehr oder weniger unverändert vorliegen.
Gemäß einer Weiterbildung enthält das Kunststoffmaterial vor der Umsetzung weniger als
10 Gewichtsprozent, weniger als 5 Gewichtsprozent, weniger als 1 Gewichtsprozent oder
0 Gewichtsprozent an inerten polyhalogenierten Kunststoffen, wie etwa Polytetra-
flourethylen, bezogen auf das Gesamtgewicht der Kunststoffe in dem Kunststoffmaterial.

Für eine verbesserte Umsetzung wird das Kunststoffmaterial vorzugsweise in


zerkleinertem Zustand eingesetzt, insbesondere wenn es in Wasser nicht quellbaren
Kunststoff umfasst. Dabei können fachübliche Zerkleinerungsverfahren verwendet
werden, beispielsweise kann das Kunststoffmaterial zerschnitten, zerrissen, in Flocken
geraspelt, geschreddert, granuliert, zermahlen oder pulverisiert werden, gegebenenfalls
nach vorheriger Temperaturabsenkung zur Erhöhung der Sprödigkeit. Nichtlimitierende
Beispiele für die Größe der verwendeten Kunststoffpartikel sind etwa 0,5 cm3 bis 10 cm 3
(0,5 ml bis 10 ml), wie etwa 1 cm3 bis 5 cm3, insbesondere für poröses oder eine große
Oberfläche aufweisendes Kunststoffmaterial, oder Kunststoffpartikel mit einem
Durchmesser, gemessen an der größten Stelle, von maximal etwa 10, 5 , 2 , 1, 0,5, 0,1,
0,05 oder 0,01 Millimeter. Die Zerkleinerung kann während der Durchführung des
Verfahrens durch entsprechende Vorrichtungen im Reaktionsgefäß erfolgen,
vorzugsweise wird jedoch das Reaktionsgefäß mit Kunststoffmaterial in bereits
zerkleinerter Form befüllt.
Das wässrige Reaktionsgemisch stellt somit im Wesentlichen e i e Suspension des
Kunststoffmaterials in einem wässrigen Medium dar.

Das wässrige Reaktionsgemisch umfasst 1 bis 75 Gewichtsprozent Kunststoffmaterial,


bezogen auf das Gesamtgewicht des Reaktionsgemisches, wie etwa 2 bis 50 Gew.-%, 5
bis 40 Gew.-%, 10 bis 30 Gew.-%, oder 15 bis 25 Gew.-%, beispielsweise also etwa 5 , 10
15, 20, 25, 30, 35, 40, 45 , 50, 55, 60, 65, 70 oder 75 Gewichtsprozent.

Das Verfahren wird durchgeführt bei einem Druck im Bereich v 2 bis 60 Bar, wie etwa 5
bis 50 Bar, 10 bis 40 Bar, oder 20 bis 30 Bar, beispielsweise also bei etwa 10, 15, 20, 25,
30, 35, 40, 45, 50, 55 oder 60 Bar. Die Temperatur liegt während der Durchführung des
Verfahrens in einem Bereich von 180°C bis 250°C, wie etwa 190°C bis 245°C, 200°C bis
240°C, 210°C bis 235, oder 215°C bis 230°C, wie etwa 185, 190, 200, 210, 215, 220, 225,
230, 235, 240 oder 250°C. Vorzugsweise werden eine Soll-Temperatur und ein Soll-Druck
vorgegeben, wobei es für den Fachmann jedoch verständlich ist, dass während der
Durchführung eines Verfahrens die Ist-Werte von den Soll-Werten abweichen oder um
diese herum schwanken können, und gegebenenfalls entsprechend gesteuert oder
nachgeregelt werden können. Die Temperatur und der Druck können aktiv geregelt
werden. Gemäß einer besonderen Weiterbildung wird lediglich die Temperatur aktiv
geregelt, wobei sich der Druck aufgrund der vorliegenden Temperatur des wässrigen
Reaktionsgemisches in einem vorgegebenen Reaktionsvolumen als Gleichgewichtsdruck
passiv einstellt. Die Umsetzung erfolgt über einen Zeitraum von 0,1 bis 48 Stunden,
beispielsweise also etwa 1 bis 36 Stunden, 2 bis 24 Stunden, 3 bis 12 Stunden, oder 4 bis
8 Stunden, wie etwa 2 , 3 , 4 , 5, 6 , 7, 8 , 9 , 10, 12, 15, 18 oder 24 Stunden. Die Umsetzung
erfolgt unter Luftabschluss. Sie kann insbesondere unter anaeroben Bedingungen
erfolgen. Dem Fachmann sind geeignete Maßnahmen zur Erzeugung anaerober
Bedingungen bekannt, beispielsweise durch Austreiben von Sauerstoff aus dem
wässrigen Reaktionsgemisch durch Erhitzen, durch Dampferzeugung und/oder durch
Spülen mit einem inerten Gas wie beispielsweise Stickstoff.

Die Umsetzung findet statt in Gegenwart wenigstens eines Katalysators, der ausgewählt
ist unter einer Säure, einer Base und/oder einem Katalysator auf Metallbasis oder
Schwefelbasis.

Als Säuren sind alle anorganischen oder organischen Säuren verwendbar, die bei den
Reaktionsbedingungen wasserlöslich und stabil sind. Nicht-Iimitierende Beispiele für
anorganische Säuren umfassen Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure und
Phosphorsäure, Nicht-Iimitierende Beispiele für organische Säuren umfassen lineare oder
verzweigte, gesättigte oder ungesättigte Carbonsäuren, insbesondere lineare, gesättigte
Monocarbonsäuren wie Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure oder
Pentansäure, Hexansäure, Heptansäure; Dicarbonsäuren w e Oxalsäure (Ethandisäure),
Malonsäure (Propandisäure), Bernsteinsäure (Butandisäure), Glutarsäure
(Pentandisäure), Adipinsäure (Hexandisäure), Äpfelsäure (2-Hydroxybutandisäure),
Weinsäure (2,3-Dihydroxybutandisäure); und Tricarbonsäuren wie Propan-1 ,2,3-
tri carbonsäure, Zitronensäure (2-Hydroxypropan-1,2,3-tricarbonsäure) und
Isozitronensäure (1-Hydroxypropan-1 ,2,3-tricarbonsäure). Vorzugsweise ist die Säure
ausgewählt unter Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure, Adipinsäure und Zitronensäure,
oder Gemischen eines oder mehrerer Vertreter davon.

Als Base sind alle anorganischen oder organischen Basen verwendbar, die bei den
Reaktionsbedingungen wasserlöslich und stabil sind. Nicht-Iimitierende Beispiele für
anorganische Basen umfassen Alkalimetallhydroxide wie Lithiumhydroxid,
Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid, Erdalkalimetallhydroxide wie Magnesiumhydroxid
oder Calciumhydroxid. Nicht-Iimitierende Beispiele für organische Basen umfassen
Monoethanolamin (1-Aminoethanol), Diethanolamin (2,2'-lminobisethanol), Triethanolamin
(Tris(2-hydroxyethyl)-amin), Piperidin, und Tetrabutylammoniumhydroxid. Vorzugsweise
ist die Base eine anorganische Base, wie beispielsweise Natriumhydroxid, oder ein
Gemisch aus anorganischen Basen.

Alternativ zu einer Säure oder Base, oder in Kombination mit einer Säure oder Base kann
das Reaktionsgemisch einen oder mehrere Katalysatoren auf Metallbasis oder Schwefel-
basis umfassen. Nicht-Iimitierende Beispiele für Katalysatoren auf Metallbasis sind
Eisenkatalysatoren, beispielsweise lösliche Eisenkatalysatoren wie Eisen (II- oder III)-
Nitrate oder Eisen (II- oder Ill)-Sulfate und organische Eisen (II oder Ill)-Verbindungen wie
beispielsweise Acetate, Acetylacetonate, Glukonate, Malonate, Oxalate, Phtalate,
Succinate und Zitrate, und daraus bestehende Mischungen; oder Feststoffkatalysatoren
aus Eisen oder Eisenlegierungen, optional in immobilisierter Form, vorzugsweise in fein
dispergierter Form. Weitere Beispiele sind Alkalimetalle, insbesondere Lithium, Natrium,
Kalium und Rubidium, die beispielsweise in Oxidform zugegeben werden können. Weitere
Beispiele sind Erdalkalimetalle, insbesondere Magnesium, Calcium und gegebenenfalls
Barium, die beispielsweise ebenfalls in Oxidform zugegeben werden können. Weitere
Beispiele für Katalysatoren auf Metallbasis sind Metalloxide, etwa Aluminiumoxid (Al20 3) ,
Hafniumoxid (Hf0 2) , Magnesiumoxid (MnO), Tantaloxid (Ti0 2) , Zirkonoxid, also Zirconium-
dioxid (Zr0 2) , oder Metalle, wie beispielsweise Ruthenium, Rhodium oder Palladium,
gegebenenfalls immobilisiert auf festen Träger oder in dispergierter Form. Beispiele für
Katalysatoren auf Schwefelbasis sind Sulfate, etwa Zinksulfat, Kupfersulfat, Magnesium¬
sulfat, Nickelsulfat, oder Ester der Schwefelsäure mit der allgemeinen Formel X-0-S0 2-0-
X', wobei X und X' unabhängig voneinander für einen organischen Rest, beispielsweise
ein Alkyl, das gegebenenfalls substituiert sein kann, oder für Wasserstoff stehen.

Durch die Umsetzung wird das wässrige Reaktionsgemisch, das im Wesentlichen eine
mehr oder weniger konzentrierte wässrige Suspension oder gegebenenfalls Dispersion
von Kunststoffmateriai darstellt, teilweise oder ganz in einen Kohleschlamm überführt.
Dieser stellt eine Aufschlämmung von Partikeln eines kohleähnlichen Feststoffs dar, der
hinsichtlich seines äußeren Erscheinungsbilds und seiner Eigenschaften natürlicher Kohle
ähnelt und im Vergleich zum Ausgangskunststoffmaterial einen höheren Kohlenstoffgehalt
aufweist. Je nach Umsetzungsgrad kann dabei ein fließender Übergang zwischen dem
Kunststoffmaterial, das als Ausgangsmaterial für das Verfahren verwendet wird, über
teerartige, gegebenenfalls klebrige Zwischenstufen, die sich aus gröberen Partikeln
zusammensetzen, bis hin zu dem eigentlichen kohleähnlichen Feststoff vorliegen. Enthielt
das Kunststoffmaterial vor der Umsetzung polyhalogenierten Kunststoff, so wird dieser in
der Regel je nach Halogenierungsgrad mehr oder weniger umgesetzt. Falls erwünscht
kann nicht vollständig umgesetzter polyhalogenierter Kunststoff von den Partikeln des
kohleähnlichen Feststoffs im Kohleschlamm getrennt werden, beispielsweise durch
Filtration, Sedimentation, Flotation oder andere fachbekannte Verfahren. Falls erwünscht
können gleichermaßen Nicht-Kunststoffe, wie Metall- oder Keramikbestandteile des
ursprünglich für die Umsetzung eingesetzten Kunststoff materials von den Partikeln des
kohleähnlichen Feststoffs im Kohleschlamm getrennt werden.

Der Kohleschlamm kann nach Ablauf der vorgesehenen Zeitdauer oder nach Erreichen
eines gewünschten Umsetzungsgrads teilweise oder vollständig gewonnen werden,
beispielsweise aus dem Reaktionsgefäß entnommen werden. Bevorzugt ist eine
vollständige oder im Wesentlichen vollständige Umsetzung in den kohleähnlichen
Feststoff oder Partikel des kohleähnlichen Feststoffs. Der jeweils erreichte
Umsetzungsgrad ist beispielsweise über die Entnahme von Stichproben ermittelbar.

Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird der Wassergehalt des erhaltenen
Kohleschlamms verringert, indem Reaktionsabwasser abgetrennt wird. Je nach Menge
des anfangs eingesetzten Kunststoffmaterials stellt der Kohleschlamm eine dünne oder
konzentrierte Suspension oder Dispersion dar. Beispielsweise kann bei dünnen
Suspensionen oder Dispersionen der Feststoffgehalt unter 5 Gew.-% liegen, beispiels-
weise 0,1 Gew.-% bis 4 Gew.-%, während der Feststoffgehalt bei konzentrierteren
Suspensionen oder Dispersionen beispielsweise im Bereich von 5% bis 90% liegen kann,
insbesondere im Bereich von 10% bis 75%, wie etwa 25% bis 50%, beispielsweise etwa
30%. Die Abtrennung des Reaktionsabwassers erfolgt durch fachübliche Verfahren, wie
beispielsweise mechanische Entfeuchtung und/oder thermische Trocknung. Durch
mechanische Entfeuchtung ist in der Regel eine Restfeuchte von etwa 20% erzielbar.
Beispiele für eine mechanische Entfeuchtung sind Sedimentation und Abtrennung der im
Wesentlichen sedimentfreien flüssigen Phase von der sedimentierten festen Phase;
Filtration, beispielsweise in Form von Schwerkraftfiltration, wobei die mit Partikeln des
kohleähnlichen Feststoffs beladene flüssige Phase aufgrund ihrer Gewichtskraft durch
einen Filter gedrückt wird und im Allgemeinen Restfeuchten von 15 bis 25% ermöglicht
werden; Druck- oder Vakuumfiltration, wobei das Druckgefälle über den Filter hinweg
durch einen vor dem Filter angelegten Druck beziehungsweise in hinter dem Filter ange¬
legtes Vakuum erhöht und somit eine schnellere Filtration bewirkt wird; Zentrifugation und
insbesondere Filterzentrifugation, wobei üblicherweise Restfeuchten von weniger als 0%
erreichbar sind; und Pressfiltration, die vorwiegend bei der Entwässerung von fein- und
feinstkörnigen Schlämmen zum Einsatz kommt, wobei das treibende Potential die stetige
Verkleinerung des Verfahrensraumes ist, beispielsweise eines den Kohleschlamm
enthaltenden Zylinders, in den ein Kolben eingeführt wird. Beispiele für thermische
Trocknung sind die Kontakttrocknung, bei der sich der Kohleschlamm auf einer beheizten
Oberfläche befindet, von der Wärmeenergie abgegeben wird; die Konvektionstrocknung,
bei der Wärmeenergie durch ein heißes Gas auf den Kohleschlamm übertragen wird; und
die Strahlungstrocknung, bei der die Energie durch Strahlung in den Kohleschlamm
eingebracht wird.

Im Allgemeinen erfordert die mechanische Entfeuchtung einen geringeren


Energieaufwand als die thermische Trocknung. In einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt dementsprechend die Abtrennung von Reaktionsabwasser über mechanische
Entfeuchtung. Optional kann, falls ein höherer Entfeuchtungsgrad als mit mechanischer
Entfeuchtung erzielbar gewünscht ist, in einem nachgeschalteten Schritt eine zusätzliche
thermische Trocknung erfolgen. Der zu erreichende Wassergehalt kann j e nach Bedarf
beziehungsweise dem beabsichtigten Verwendungszweck des erhaltenen kohleähnlichen
Feststoff gewählt werden, und beispielsweise von etwa 45 bis 60%, d.h. dem Gehalt von
Braunkohle, bis etwa 2 bis 5%, d.h. dem Gehalt von Steinkohle reichen. Neben der
Verringerung des Wassergehalts kann auch die Konsistenz des Kohleschlamms
beziehungsweise des kohleähnlichen Feststoff verändert werden. Beispielsweise kann
eine feine Partikelstruktur beibehalten oder gegebenenfalls durch Zerkleinern größerer
Partikel erzeugt werden, oder kleine Partikel können, beispielsweise durch Verpressen, zu
größeren Partikeln oder Blöcken zusammengefügt werden.

Gemäß einer Weiterbildung werden der Kohleschlamm oder der kohleähnliche Feststoff
einem oder mehreren Nachbearbeitungsschritten unterworfen. Beispielsweise kann der
pH-Wert gegenüber dem im Reaktionsgemisch vorherrschendem pH-Wert verändert
werden, oder der Kohleschlamm und/oder der kohleähnliche Feststoff können einem oder
mehreren Waschschritten unterworfen werden, beispielsweise mit Wasser, entionisiertem
oder destilliertem Wasser, einem oder mehreren organischen Lösungsmitteln, etwa
polaren oder apolaren Lösungsmitteln, oder einem Gemisch eines oder mehrerer der
vorgenannten Vertreter. Im Rahmen der Nachbearbeitungsschritte können fachbekannte
Vorgehensweisen wie Sedimentation, Zentrifugation oder Filtration zum Einsatz kommen.

Im Stand der Technik beschriebene Verfahren der hydrothermalen Karbonisierung ahmen


den natürlichen, geologischen Prozess der Kohlebildung nach. Dabei wird Biomasse als
Ausgangsmaterial eingesetzt, also ein Substrat, das im Wesentlichen den natürlichen
Substraten der geologischen Kohlebildung entspricht, die durch die hydrothermale
Karbonisierung im Grunde imitiert werden soll. Überraschenderweise wurde im Rahmen
der Erfindung gefunden, dass auch Kunststoffmaterial sich zu einem kohleähnlichen
Feststoff umsetzen lässt, obwohl sich sowohl die chemische Struktur als auch der
mikroskopische und makroskopische Aufbau des Kunststoffmaterials von Biomasse
unterscheiden.

Das erfindungsgemäße Verfahren wird gemäß einer Ausführungsform in einem pH-


Bereich von 0 bis 7 durchgeführt, vorzugsweise dabei bei einem sauren pH-Wert von
weniger als 7 . Erfindungsgemäß wurde gefunden, dass die Umsetzung im sauren Bereich
bei niedrigen pH-Werten besser verläuft, so dass insbesondere ein pH-Wert von maximal
3 bevorzugt ist, beispielsweise ein pH-Wert von etwa 2,5, 2 , 1,5 oder 1. Die Einstellung
eines entsprechenden sauren pH-Werts kann insbesondere durch eine der oben
genannten Säuren erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann bei vorheriger Durchführung
eines anderen erfindungsgemäßen Verfahrens angefallenes Reaktionsabwasser für die
Einstellung des pH-Werts verwendet werden.

Gemäß einer alternativen Ausführungsform wird das Verfahren im basischen pH-Bereich


von mehr als 7 bis 14 durchgeführt, insbesondere im Bereich höherer pH-Werte wie im
Bereich von pH 8,5 bis 14 oder pH 9,0 bis 13,5, beispielsweise etwa pH 9 , pH 10, pH 1 ,

pH 12, pH 13 oder pH 4 . Die Einstellung eines entsprechenden basischen pH-Werts


kann insbesondere durch eine der oben genannten Basen erfolgen, und/oder analog
durch Zugabe von Reaktionsabwasser aus einem vorherigen, bei basischem pH
durchgeführten erfindungsmäßigen Verfahren.

Die Prozessführung kann so gestaltet sein, dass vor Beginn der Umsetzung durch das
erfindungsgemäße Verfahren ein gewünschter pH-Wert eingestellt wird und das
Verfahren dann ohne weitere Regelung des pH-Werts abläuft. Alternativ wird im Rahmen
der Prozessführung ein saurer oder basischer pH-Soll-Wert vorgegeben, wobei es für den
Fachmann jedoch verständlich ist, dass während der Durchführung eines Verfahrens der
jeweilige Ist-Wert von dem Soll-Wert abweichen oder um diesen herum schwanken kann,
so dass im Laufe des Verfahrens eine Nachregelung des pH-Werts erfolgen kann.
Ebenfalls ist statt eines pH-Wertes ein pH-Bereich vorgebbar, innerhalb dessen eine
Regelung erfolgt.

Im Rahmen der Erfindung wurde weiterhin gefunden, dass sich die Umsetzung von
Kunststoffmaterial in Kohleschlamm verbessern lässt, beispielsweise unter weniger
extremen Bedingungen wie etwa neutralerem pH-Wert, geringerer Temperatur oder
kürzerer Verfahrensdauer erfolgen kann, wenn das Reaktionsgemisch neben dem Kunst-
stoffmaterial zusätzlich biologisches Material umfasst. Unter biologischem Material wird im
Rahmen der Erfindung Pflanzen-, Tier- oder Mikroorganismenmaterial verstanden,
beispielsweise komplette Pflanzen oder Pflanzenteile wie etwa Blätter, Stängel, Wurzeln
oder Samen, wie etwa Gärtnereiabfälle oder Mähgut; komplette Tierkörper oder
Körperteile, etwa Fleisch, Innereien oder Schlachtabfälle jeglicher Art, Körper¬
ausscheidungen; oder daraus bestehende Gemische oder Produkte, wie Lebensmittel,
Küchenabfälle, Speisereste oder Speiseabfälle, bei der Lebensmittelherstellung
angefallene Reste, Nebenprodukte oder Abfälle, beispielsweise Molke als Nebenprodukt
der Käseherstellung; weiterhin Folgeprodukte der vorgenannten Stoffe, wie etwa Tierfette
oder Pflanzenöle; Exkremente und deren Folgeprodukte wie etwa Mist, Jauche, Gülle
oder Klärschlamm, sowie technische Folgeprodukte wie etwa Frittieröl auf der Basis von
Tierfetten oder Pflanzenölen; Klärschlammkohle als Produkt hydrothermaler
Karbonisierung oder Reaktionsabwasser von hydrothermaler Karbonisierung, etwa
erhalten im Rahmen der hydrothermalen Karbonisierung von Klärschlamm, Zellulose oder
sonstiger Biomasse. Ebenfalls zusammengefasst unter dem Begriff biologisches Material
sind Zellmassen, die speziell für die Verwendung bei einem erfindungsgemäßen
Verfahren erzeugt wurden, beispielsweise Bakteriensuspensionen, Algensuspensionen
oder Protozoensuspensionen.
m Rahmen des Verfahrens können mit Wasser schlecht mischbare oder hydrophobe
Substanzen eingesetzt werden, wie etwa Öle oder insbesondere Pflanzenöle, beispiels¬
weise mit einem Volumenanteil von bis zu 50%, insbesondere bis zu 25%. Werden solche
Substanzen eingesetzt, so kann das Reaktionsgemisch entsprechende Tenside oder
grenzflächenaktive Substanzen umfassen, die der Fachmann leicht ermitteln kann.
Beispiele hierfür sind fachbekannte nichtionische, anionische, kationische oder amphotere
Tenside.

Das Gewichtsverhältnis von Kunststoffmaterial zu biologischem Material kann dabei in


einem weiten Bereich gewählt werden, beispielsweise von 750:1 bis 1:100, wie etwa
500:1 bis 1:100. Vorzugsweise liegt jedoch das Kunststoffmaterial im Überschuss vor. Im
Rahmen der Erfindung wurde überraschend festgestellt, dass bereits geringe Anteile von
biologischem Material die Umsetzung begünstigen. Besonders bevorzugt beträgt das
Gewichtsverhältnis von Kunststoffmaterial zu biologischem Material dementsprechend
100:1 bis 2:1, beispielsweise 50:1 bis 2:1, insbesondere 25:1 bis 5:1.

Das biologische Material ist vorzugsweise ausgewählt unter Zellulose, Stärke, cellulose-
und stärkehaltigen Materialien, Klärschlamm, Klärschlammkohle, Jatropha, Speiseresten,
Pflanzenresten, wie etwa Laub, insbesondere Eichenlaub, oder Mischungen zweier oder
mehrerer Vertreter davon. Von Pflanzen im Allgemeinen oder Pflanzen der Gattung
Jatropha können die gesamte Pflanze oder beliebige Pfianzenteile, wie etwa Wurzeln,
Stämme, Blätter, Blattstiele oder Samen, jeweils in unzerkleinerter oder zerkleinerter
Form, oder aus den Samen gewonnenes Öl, oder Gemische einzelner oder mehrerer
Vertreter davon verwendet werden. Jatropha ist insofern gut geeignet, als dass es sich
um eine schnell wachsende Pflanze handelt, die als biologisches Material insbesondere
für eine Durchführung des Verfahrens im industriellen Maßstab einfach bereitstellbar ist.
Jedoch sich auch andere schnell wachsende Pflanzen besonders geeignet.

Gemäß einer besonderen Weiterbildung sind von dem biologischen Material


ausgenommen ein oder mehrere Vertreter, die ausgewählt sind unter Holz, Papier oder
Papierprodukten, und landwirtschaftlichem Pflanzenmaterial.

Das Kunststoffmaterial kann beliebige Kunststoffe oder Gemische daraus umfassen.


Gemäß einer besonderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst das
Kunststoffmaterial Polyurethan (PUR), Polyurethan-Weichschaum (PUR-Weichschaum),
Polyurethan-Hartschaum (PUR-Hartschaum), Schredderleichtfraktion oder Mischung
zweier oder mehrerer Vertreter davon, oder besteht insbesondere daraus. Der Begriff der
Schredderleichtfraktion ist dem Fachmann der Abfallwirtschaft bekannt und beschreibt im
Allgemeinen eine heterogene Mischung, die aus verschiedenen Kunststoffen,
organischen und anorganischen Materialien bestehen kann, wobei die konkrete
Zusammensetzung von der Art des geschredderten Abfalls abhängt. Ein Beispiel für eine
Schredderleichtfraktion fällt beim Recycling von Kühlschränken an, deren Ausschäumung
der Hohlräume aus PUR-Hartschaumstoff, gegebenenfalls unter Beimischung anderer
Kunststoffe bestehen, etwa Kunstoffen, die auf Durchführungen von Kabeln zurück¬
zuführen sind. Schredderleichtfraktion aus dem Kühlschrankrecycling kann weiterhin
mineralische Anteile enthalten, etwa aufgrund von im PUR enthaltenen Füllstoffen.

Unter Polyurethan wird wie fachüblich ein Polymer verstanden, das als charakteristische
Gruppe die U rethang ruppe gemäß der nachstehenden Formel (I) aufweist:

Polyurethane sind im Allgemeinen erhältlich durch die Polyaddition von zwei- oder
höherwertigen Alkoholen der Formel (II)

HO-R'-OH (II),

wobei R' für einen niedermolekularen oder selbst bereits polymeren aliphatischen oder
aromatischen Rest steht, der gegebenenfalls wenigstens eine weitere Hydroxylgruppe
umfasst,

mit Diisocyanaten der allgemeinen Formel (III)

0=C=N-R-N=C=0 (III),

wobei R die gleiche Bedeutung hat wie R'.

Die Chemie und die technische Herstellung und Verarbeitung von Polyurethanen ist dem
Fachmann allgemein bekannt und beispielsweise beschrieben in Ullmann's Encyclopedia
of Industrial Chemistry, 6th Completely Revised Edition, Wiley-VHC Verlag GmbH & Co.
KGaA, Weinheim, Deutschland, 2003, Band 28, Seite 667-722. Der größte Teil der Poly-
urethan-Schaumstoffe (nachfolgend auch als PUR-Schaumstoffe bezeichnet) wird auf der
Basis aromatischer Isocyanate hergestellt. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind
Gemische aus den Isomeren 2,4-Toluoldiisocyanat und 2,6-Toluoldiisocyanat (TDI), sowie
Gemische aus Isomeren von Diphenylmethandiisocyanat (MDI), wofür als nicht-
beschränkende Beispiele Diphenylmethan-2,2'-diisocyanat (2,2'-MDI), Diphenylmethan-
2,4'-diisocyanat (2,4-MDI) und Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat (4,4-MDI) genannt
werden können, und präpolymerisiertem MDI. TDI 80, ist das bedeutendste Diisocyanat
bei der Weichschaumstoffproduktion, wobei sich die Zahl 80 auf den prozentualen Anteil
des hochreaktiven Isomers 2,4-Toluoldiisocyanat bezieht. Als Polyolkomponenten
kommen vorzugsweise Polyether, Polyester oder Diamine zum Einsatz. Die
Eigenschaften lassen sich zudem auch noch durch Zugabe von Stabilisatoren wie Silicon-
Polyether-Copolymeren, Epoxiden, Benzophenon und weiteren Substanzen verändern.
Auch Additive können die Eigenschaften des Schaumes variieren. So wird beispielsweise
Phosphorsäureester als Flammschutzmittel verwendet. Auch mechanische Verstärkungs-
mittel wie beispielsweise Karbonfasern können in die Schaumstoffe eingebaut werden.
Ebenso können Füllstoffe, wie zum Beispiel Calciumcarbonat verwendet werden.

Nicht-beschränkende Beispiele für Quellen von Kunststoffmaterial, das aus Polyurethan


besteht oder dieses umfasst, sind Produktionsabfälle der Matratzenindustrie, der Auto-
mobilindustrie, der Bauindustrie, der Möbelindustrie, der Schuhindustrie, der Elektro
industrie und der Sport/Freizeitindustrie, beziehungsweise defekte oder nicht mehr
benutzte Produkte dieser Industrien, wie etwa Matratzen; Karosserie- oder andere Fahr
zeugteile wie etwa Stoßfänger, Armaturentafeln, Kopfstützen, Armlehnen oder Teppiche;
Wandpaneele oder Rohrdämmungen; Möbel oder Möbelteile; Schuhe oder Schuhteile,
wie etwa Sohlen oder Schuhkappen; Kabelummantelungen, Stecker, Steckerleisten oder
Teile davon; oder Sportgeräte wie Snowboards oder Laufrollen von Rollschuhen.

m Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens können insbesondere Polyurethan-


Schaumstoffe (nachfolgend auch als PUR-Schaumstoffe bezeichnet) verwendet werden,
die ausgewählt sind unter folgenden Zusammensetzungen: PUR-Weichschaumstoffen
basierend auf nichtreaktiven Polyetherpolyolen (sogenannten Standardpolyetherpolyolen)
mit Molekulargewichten um 3000 g/Mol, gefüllt (mit SAN-Copolymeren, d.h. Styrol-
Acrylnitril-Copolymeren) oder ungefüllt; PUR-Weichschaumstoffen basierend auf
reaktiven High Resilience Polyetherpolyolen mit Molekulargewichten von mehr als 3000
g/Mol, gefüllt (mit SAN-Copolymeren oder PHD, d.h. Polyharnstoff-Dispersion) oder
ungefüllt; PUR-Weichschaumstoffen basierend auf reaktiven 6-funktionellen Polyether-
polyolen; PUR-Weichschaumstoffen basierend auf Hypersoft Polyetherpolyolen; PUR-
Weichschaumstoffen basierend auf Polyetherpolyolen und Mischungen daraus, die zu
viskoelastischen Schaumstoffen führen und als Komponente auch PEG (Polyethylen-
glycol) enthalten können; PUR-Weichschaumstoffen basierend auf Polyesterpolyolen,
gefüllt oder ungefüllt; PUR-Weichschaumstoffen basierend auf vorgenannten
Polyolmischungen in Verbindung mit TDI oder MDI; und PUR-Hart- oder Halbhart¬
schaumstoffen basierend auf vorgenannten Polyolmischungen in Verbindung mit TDI oder
MDI, sowie Integral-Hartschaumstoffen bestehend aus vorgenannten Komponenten.

Gemäß besonderen Weiterbildungen umfassen die PUR-Schaumstoffe einen oder


mehrere Vertreter aus der Produktfamilie der Weichschaumstoffe und/oder einen oder
mehrere Vertreter aus der Produktfamilie der Hartschaumstoffe.

Weichschaumstoffe umfassen Kunststoffe wie Standardpolyether-Schaumstoffe, High-


Resilience Polyether- Schaumstoffe, Combustion modified-Polyether-Schaumstoffe
(CME), Combustion modified high resilience-Polyether-Schaumstoffe (CMHR), Visko-
elastische Polyether-Schaumstoffe und Polyester-Schaumstoffe. Beispielhafte Z u
sammensetzungen sind dem Fachmann bekannt und werden zum Beispiel beschrieben in
den Druckschriften DE 3630225 C2, US 3,905,924 und DE 10 2007 051 089 A .

Vorzugsweise umfassen diese Weichschaumstoffe folgende Bestandteile oder bestehen


aus Kombinationen zweier oder mehrerer Vertreter daraus:
Isocyanate:
2,4- und/oder 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI) sowie beliebige Gemische dieser Isomere;
4,4'- und/oder 2,2'- Diphenylmethandiisocyanate (MDI) sowie beliebige Gemische dieser
Isomere;
Polymer MDI (,,Roh"-MDI) sowie mit mehrwertigen Polyolen (vorzugsweise zwei- und/oder
dreiwertigen Polyethern) präpolymerisiertes MDI; und/oder
beliebige Gemische von TDI und MDI aus vorgenannten Isomeren und Ausbildungen.
Polyole:
Polyether-Polyole und/oder Polyester-Polyole, wie sie zur Herstellung von zellförmigen
und homogenen Polyurethanschaumstoffen an sich bekannt sind und die zum Beispiel in
der DE-A 2 832 253 (Seiten 11-18) beschrieben werden.
Als Beispiele genannt seien hier:
(Standard) Polyether mit Hydroxylgruppen (Funktionalitäten) von vorzugsweise 2 und 3 ;
mit SAN (Styrol-Acryi -Nitril) Feststoff gefüllte (Standard) Polyether mit Hydroxylgruppen
(Funktionalitäten) von vorzugsweise 2 und 3;
Hypersoft-Polyether mit Funktionalitäten von vorzugsweise 3 ;
reaktive Polyether mit primären Hydroxylgruppen vorzugsweise mit Funktionalitäten von
3 , 5 und 6 ;
mit SAN (Styrol-Acryl -Nitril)-Feststoff bzw. PHD (Poiyharnstoffdispersion) gefüllte reaktive
Polyether mit primären Hydroxylgruppen vorzugsweise mit einer Funktionalität von 3 ;
mit TDI präpolymerisierte reaktive Polyole, vorzugsweise mit einer Funktionalität von 3 ;
mit TDI präpolymerisierte nicht reaktive Polyole auch als so genannte „Quasi-
Präpolymere" (QPP) fachbekannt.vorzugsweise mit einer Funktionalität von 3 , bei denen
die Polyole gegenüber dem TDI im Überschuss vorliegen;
Polyole auf Basis nachwachsender Rohstoffe und unterschiedlicher Funktionalitäten.
Naturölprodukte mit unterschiedlicher Anzahl von Hydroxylgruppen, wobei als nicht¬
beschränkendes Beispiel Rizinusöl zu nennen ist;
Verbindungen mit Aminogruppen oder Hydroxylgruppen, die als Kettenverlängerer oder
Vernetzer dienen und in der Regel 2 bis 8 , vorzugsweise 2 bis 4 , gegenüber Isocyanaten
reaktionsfähige Wasserstoffatome aufweisen, beispielsweise Diethanolamin,
Triethanolamin, Diisopropanolamin, Sorbitol, Glycerin und Harnstoff.

Diese Weichschaumstoffe umfassen, ebenso wie die nachfolgend genannten Hart-


Schaumstoffe, optional einen oder mehrere zusätzliche Komponenten, ausgewählt unter:
Katalysatoren der an sich bekannten Art, wie tertiären Aminen und reaktiven
(einbaubaren) Aminen;
Zinn(ll)- Verbindungen und Zink-Verbindungen, oberflächenaktive Zusatzstoffe, wie
Emulgatoren, Schaumstabilisatoren, Flammschutzmitteln, Sorbitol, Glycerin, Diaminen,
Harnstoff, tertiären Aminen, und Stabilisatoren auf Siloxanbasis oder Nicht-Siloxanbasis.

Die Hartschaumstoffe dieser besonderen Weiterbildung sind beispielsweise zu finden in


Produkten wie Dämmplatten (auch als Sandwich-Elemente mit verschiedenen Deck¬
schichten), Ortschaumstoffen, Spritzschaumstoffen, mit dem Überschichtungsverfahren
hergestellten Schaumstoffen, Schaumstoffen für Sonnenkollektorfüllungen, Schaum¬
stoffen für Rohrisolierungen, Füil-und Montageschaumstoffen und Blockschaumstoffen.
Die Zusammensetzungen sind dem Fachmann hinreichend bekannt und werden zum
Beispiel in der Schrift EP 0 318 784 A2 umfassend beschrieben.
Vorzugsweise umfassen diese Hartschaumstoffe folgende Bestandteile oder bestehen
aus Kombinationen zweier oder mehrerer Vertreter daraus:
Isocyanate:
2,4- und/oder 2,6-Toluylendiisocyanat (TDI) sowie beliebige Gemische dieser Isomere;
4,4'- und/oder 2,2'- Diphenylmethandiisocyanate (MDI) sowie beliebige Gemische dieser
Isomere;
Polymer MDI („Roh" - MDI) sowie mit mehrwertigen Polyolen (vorzugsweise zwei-
und/oder dreiwertigen Polyethern) präpolymerisiertes MDI;
beliebige Gemische von T D und MDI aus vorgenannten Isomeren und Ausbildungen,
vorzugsweise jedoch Polymer MDI (Roh-MDI).

Gemäß einer allgemeinen Ausführungsform umfasst das Reaktionsgemisch 1 bis 75


Gewichtsprozent, vorzugsweise 2 bis 50 Gewichtsprozent, beispielsweise 3 bis 5
Gewichtsprozent Kunststoffmaterial, das vorzugsweise ausgewählt ist unter Polyurethan,
insbesondere Polyurethanschaumstoff, Schredderleichtfraktion oder Gemischen davon,
sowie 0,1 bis 0,2 Gewichtsprozent biologisches Material, wobei die Umsetzung bei einer
Temperatur von 180°C bis 250°C, insbesondere 215°C bis 230°C erfolgt.

Das erfindungsgemäße Verfahren kann diskontinuierlich, kontinuierlich oder se mi


kontinuierlich durchgeführt werden.

Beim diskontinuierlichen Verfahren, auch als Batch-Verfahren bekannt, werden die


Ausgangsstoffe, also insbesondere das Kunststoffmaterial und gegebenenfalls das
biologische Material, in ein Reaktionsgefäß eingebracht, den Reaktionsbedingungen
ausgesetzt, und das Reaktionsprodukt, also der Kohleschlamm nach Ablauf der
Reaktionsdauer entnommen. Anschließend wird das Reaktionsgefäß mit einer neuen
Charge an Kunststoffmaterial beladen. Während der Reaktion wird kein neues Kunststoff-
materiaf zugeführt, gegebenenfalls kann jedoch Säure und/oder Base zugeführt werden,
falls der tatsächliche pH-Wert zu sehr von dem Soll-pH-Wert oder Soll-pH-Bereich
abweicht. Technisch bedingt kann nach Entnahme des Kohleschlamms gegebenenfalls
noch ein geringer Teil davon im Reaktionsgefäß verbleiben.

Beim kontinuierlichen Verfahren wird nicht einmalig vor Reaktionsbeginn Kunststoff-


material in das Reaktionsgefäß eingespeist, sondern kontinuierlich, so dass zu jedem
Zeitpunkt neues Kunststoffmaterial eingespeist wird. Analog wird ebenfalls kontinuierlich
der erhaltene Kohleschlamm entnommen. Üblicherweise erfolgen die Einspeisung und die
Entnahme an unterschiedlichen Stellen, insbesondere kann das Reaktionsgemisch von
der Stelle der Einspeisung bis zur Stelle der Entnahme geschoben oder durch aktive
Fördermittel innerhalb des Reaktionsgefäßes transportiert werden. Entsprechend liegt an
Stellen nahe der Einspeisungsstelle ein geringer Umsetzungsgrad vor, wobei das
Reaktionsgemisch zur Entnahmestelle wandert oder transportiert wird und mit zu-
nehmender Annäherung an die Entnahmestelle einen höheren Umsetzungsgrad aufweist.

Semikontinuierliche Verfahren stellen jede mögliche Übergangsform zwischen den beiden


vorstehend genannten Verfahren, Beispielsweise kann die Entnahme des Kohleschlamms
nach Durchführung eines diskontinuierlichen Verfahrens nicht im Wesentlichen vollständig
erfolgen, so dass ein Teil des Kohleschlamms auch einen Teil der Charge der nächsten
Reaktion bildet. Der Kohleschlamm kann dann als eine Art von Startermaterial die
Umsetzung des Kunststoffmaterials dieser nächsten Charge unterstützen, insbesondere,
wenn noch nicht umgesetzte Zwischenprodukte im Kohleschlamm enthalten sind. Als
weiteres Beispiel kann als Abwandlung eines kontinuierlichen Verfahrens die Einspeisung
von neuem Kunststoffmaterial nicht ständig erfolgen, so dass nicht zu jedem Zeitpunkt,
sondern vielmehr nur zu bestimmten Zeitpunkten, beispielsweise periodisch, oder nach
Feststellung eines bestimmten Umsetzungsgrads des im Reaktionsgefäß befindlichen
Kunststoffmaterials, neues Kunststoffmaterial eingespeist wird.

Als Reaktionsgefäß kann beispielsweise jede Art von fachüblicher Vorrichtung verwendet
oder vom Fachmann für die Zwecke des erfindungsgemäßen Verfahrens einfach
angepasst werden. Beispiele hierfür sind Druckgefäße oder Druckreaktoren, die für eine
chargenweise Befüllung ausgelegt sind und Reaktionsvolumina vom Labormaßstab,
beispielsweise 0,1 bis 10 Liter über Zwischenbereiche von 10 Liter bis 1 Kubikmeter bis
hin zum großindustriellen Maßstab im Bereich von 1 Kubikmeter bis zu Dutzenden oder
Hunderten von Kubikmetern bereit stellen. Alternativ können die Druckgefäße oder
Druckreaktoren für einen kontinuierlichen oder semikontinuierlichen Betrieb ausgelegt
sein und Druckschleusen für das Einspeisen von Kunststoffmaterial beziehungsweise die
Entnahme des Kohleschlamms umfassen.

Im Rahmen eines erfindungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere eine Verringerung


des Wassergehalts des Kohleschlamms vorgesehen sein, wobei das dabei gewonnene
Reaktionsabwasser ganz oder teilweise einem Reaktionsgemisch wieder zugeführt wird.
Die Abtrennung des Reaktionsabwassers kann dabei direkt im Reaktionsgefäß erfolgen,
beispielsweise durch Absaugen des Reaktionsabwassers über einen Filterstutzen, der
partikuläres oder Feststoffmaterial ganz oder im Wesentlichen zurückhält, so dass ein
hinsichtlich des partikulären oder Feststoffmaterials konzentrierteres Reaktionsgemisch
zurückbleibt. Vorzugsweise wird jedoch das Reaktionsgemisch teilweise oder vollständig
aus dem Reaktionsgefäß entnommen, so dass eine Abtrennung von Reaktionsabwasser
außerhalb des Reaktionsgefäßes erfolgt. Das abgetrennte Reaktionsabwasser wird dann
einem Reaktionsgemisch wieder zugeführt. Dabei kann es sich um dasselbe
Reaktionsgemisch handeln, aus dem das Reaktionsabwasser ursprünglich entnommen
wurde, wobei das Reaktionsabwasser auch in modifizierter Form zugeführt werden kann.
Beispielsweise wird das Reaktionsabwasser mit veränderter Temperatur oder
verändertem pH-Wert zugeführt, etwa um die Temperatur oder den pH-Wert im
Reaktionsgefäß auf einen gewünschten Wert oder Bereich einzuregeln. Unverändertes
Reaktionsabwasser kann insbesondere im diskontinuierlichen Betrieb verwendet werden,
um teilweise oder vollständig das Reaktionsgemisch in einem neuen Reaktionsgefäß zu
bilden. Im Rahmen einer thermischen Trocknung abgetrenntes Reaktionsabwasser kann
gegebenenfalls nach Kondensierung ein neues Reaktionsgemisch bilden oder einem
bereits bestehenden Reaktionsgemisch zugeführt werden.

Durch die erneute Zuführung des Reaktionsabwassers zu einem Reaktionsgemisch wird


das Reaktionsabwasser mehrfach oder immer wieder erneut verwendet. Dies ist
insbesondere vorteilhaft, wenn vergleichsweise niedrige oder hohe pH-Werte vorliegen,
da das Reaktionsabwasser nicht neutralisiert oder als chemischer Müll entsorgt werden
muss, sondern in praktischer Weise vollständig oder zumindest teilweise in einem
Kreislauf im Verfahren verbleibt.

Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin einen Kohleschlamm, einen kohleähnlichen


Feststoff und ein Reaktionsabwasser, die jeweils im Rahmen eines Verfahrens gemäß
den Ansprüchen oder der vorstehenden Beschreibung mit den dort beschriebenen
Ausgestaltungen, Weiterbildungen oder Kombinationen davon erhältlich sind
beziehungsweise erhalten wurden.

Die Erfindung betrifft weiterhin die Verwendung eines solchen Kohleschlamms,


kohleähnlichen Feststoffs und/oder Reaktionsabwassers. Dabei ist eine Vielzahl von
Verwendungen möglich, von denen einige beispielhaft nachfolgend aufgezählt werden.

Der Kohleschlamm, vorzugsweise in seiner mehr oder weniger entwässerten Form als
kohleähnlicher Feststoff, ist insbesondere als Brennstoff verwertbar, womit die Erfindung
auch einen entsprechenden Brennstoff betrifft, der einen kohleähnlichen Feststoff, he r
stellbar oder hergestellt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, umfasst. Der kohle¬
ähnliche Feststoff ist in Form kleiner Partikel direkt einsetzbar, etwa im Rahmen einer
Staubverfeuerung, oder kann, sofern e r nicht ohnehin in Form größerer Partikel anfällt, zu
größeren Pellets verpresst werden. Der kohleähnliche Feststoff ist stabil und kann bei
Bedarf gelagert werden. Weiterhin ist eine Beimischung zu anderen Brennstoffen möglich.
Bei der Verbrennung von kohieähnlichen Feststoffen, die aus der Umsetzung von Kunst-
Stoffmaterialien erhalten wurden, insbesondere solcher Kunststoffmaterialien, die in reiner
oder im Wesentlichen reiner Form für ein erfindungsgemäßes Verfahren eingesetzt
werden, fällt üblicherweise vorteilhaft ein geringer Anteil an Äsche an als bei der Ver¬
brennung von mineralischer Kohle einerseits oder von kohleähnlichen Feststoffen, die
durch hydrothermale Karbonisierung von reiner Biomasse erzeugt wurden. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass bei der Herstellung des oder der Kunststoffe, die das Kunststoff¬
material bilden, bereits kontrolliert Substanzen verwendet werden können, in denen
Mineralstoffe, die bei mineralischer Kohle oder kohleähnlichen Feststoffen aus Biomasse
den Ascheanteil bedingen, nicht oder in geringerem Maße vorliegen. Der erfindungs-
gemäße kohleähnliche Feststoff weist in der Regel einen Brennwert auf, der ungefähr im
Bereich des Brennwerts von hochwertiger Glanzbraunkohle und in vorteilhafter Weise
über den Brennwerten von Biomasse nach deren hydrothermaler Karbonisierung liegt.
Wird der erfindungsgemäß erzeugte kohleähnliche Feststoff somit einer thermischen
Nutzung zur Energiegewinnung zugeführt, so erfolgt dies angesichts üblicherweise
geringerer Aschegehalte und höherer Energiegehalte in umweltschonenderer Weise als
bei der Verwendung von reiner Biomasse nach deren hydrothermaler Karbonisierung.
Weiterhin kann auf diese Weise vorteilhaft selbst Kunststoff, der aus Ausgangsprodukten
auf der Grundlage von fossilen Kohlenwasserstoffen hergestellt wurde, einer umwelt
schonenden Nutzung zugeführt werden. Der Brennstoff umfasst einen kohleähnlichen
Feststoff und besteht in einer Weiterbildung daraus. In einer anderen Weiterbildung um¬
fasst der Brennstoff neben dem kohleähnlichen Feststoff, der in einem Gewichtsanteil
oder Volumenanteil von 5 Prozent bis 99 Prozent, beispielsweise bis z u 99 Prozent, bis zu
95 Prozent, bis zu 90 Prozent, bis z u 80 Prozent, bis zu 75 Prozent, bis zu 50 Prozent, bis
zu 30 Prozent, bis zu 25 Prozent, bis zu 20 Prozent, bis zu 15 Prozent, bis zu 10 Prozent
oder bis zu 7,5 Prozent, bezogen auf das Gesamtvolumen beziehungsweise Gesamt¬
gewicht des Brennstoffs ausmacht, einen oder mehrere weitere Bestandteile. Nicht¬
beschränkende Beispiele für derartige weitere Bestandteile sind andere brennbare
Materialien, wie etwa Steinkohle, Braunkohle, Koks, und Holz, etwa in Form von Pellets
oder Spänen, oder auch flüssige brennbare Materialien, wie etwa Mineralöl oder Kerosin.

Der kohleähnliche Feststoff beziehungsweise die Partikel des kohleähnlichen Feststoffs


im Kohleschlamm weisen darüber hinaus in der Regel eine große äußere und/oder innere
Oberfläche auf und können daher als Aktivkohleersatz verwendet werden, womit die
Erfindung dementsprechend einen solchen Aktivkohleersatz betrifft, der einen oder
erfindungsgemäßen Kohleschlamm oder kohleähnlichen Feststoff umfasst oder daraus
besteht. Ohne sich auf eine allgemeine Regel festlegen zu wollen, wird angenommen,
dass bei Umsetzung des Reaktionsgemisches mit zunehmender Temperatur, zu-
nehmender Reaktionsdauer und/oder abnehmendem pH im sauren Bereich das Ver¬
hältnis von Oberfläche und Volumen des erhalten kohleähnlichen Feststoffs beziehungs
weise der zugehörigen Partikel im Kohleschlamm zunimmt. Die Partikel des kohle¬
ähnlichen Feststoffs können gegebenenfalls noch zusätzlich bearbeitet werden, um deren
Oberfläche weiter zu vergrößern, beispielsweise durch mechanische Behandlung wie
Zermahlen oder Pulverisieren, oder durch physikalische Behandlung wie
Ultraschallbehandlung.

Wetterhin kann der Kohleschlamm oder der kohleähnliche Feststoff als Bodenverbesserer
verwendet werden. Dabei spielt gegebenenfalls auch das hohe Oberflächen/Volumen-
Verhältnis eine Rolle. Beispielsweise können durch die große Oberfläche Stoffe, etwa
Nährstoffe oder Mineralien, an Partikel des Kohleschlamms oder den kohleähnlichen
Feststoff adsorbiert werden, womit ein Auswaschen aus dem Boden und somit dessen
Auslaugung erschwert wird, oder der Kohleschlamm beziehungsweise der kohleähnliche
Feststoff kann als Ionenaustauscher wirken und somit den pH-Wert im Boden oder die
sich im Boden manifestierende Wasserhärte oder lonenverfugbarkeit beeinflussen. Ferner
können Schadstoffe an Partikel des Kohleschlamms oder den kohleähnlichen Feststoff
gebunden werden, insbesondere adsorbiert oder absorbiert werden. Weiterhin kann der
Kohleschlamm oder kohleähnliche Feststoff vor Einbringung in den Boden mit Nährstoffen
vermischt werden und diese mit Depotwirkung gleichmäßiger und/oder über einen
längeren Zeitraum in den Boden abgeben, als dies ohne den Kohleschlamm oder kohle
ähnlichen Feststoff der Fall wäre. Der Kohleschlamm oder kohleähnliche Feststoff ist
weiterhin zur Verbesserung der Wasserhalteeigenschaften eines Bodens einsetzbar, etwa
als Beimischung zu stark wasserdurchlässigen Böden wie Sandböden. Umgekehrt ist eine
Verwendung zur Verbesserung der Bodendurchlüftung möglich, wobei insbesondere der
kohleähnliche Feststoff beispielsweise in ton- oder lehmhaltigen Böden für einen
verbesserten Lufttransport sorgt.

Dementsprechend betrifft die Erfindung weiterhin einen Bodenverbesserer, der einen


Kohleschlamm und/oder einen kohleähnlichen Feststoff umfasst, wobei der Kohle
schlamm beziehungsweise der kohleähnliche Feststoff erhältlich sind oder erhalten
wurden durch ein erfindungsgemäßes Verfahren. Eine Weiterbildung sieht vor, dass der
Bodenverbesserer ausschließlich aus einem solchen Kohleschlamm und/oder kohle¬
ähnlichen Feststoff besteht, und gegebenenfalls in entsprechenden Packungseinheiten für
eine Verwendung bereitgestellt wird. Beispielsweise wird dieser Bodenverbesserer als
Substrat für eine Pflanzenkultivierung verwendet, oder wird einem Boden zugegeben, um
dessen Eigenschaften generell zu verbessern oder mit Hinblick auf eine bereits er-
folgende oder beabsichtigte Pflanzenkultivierung zu verbessern. In einer weiteren
Weiterbildung stellt der Bodenverbesserer selbst bereits eine Mischung aus einem
Kohleschlamm und/oder kohleähnlichen Feststoff einerseits und einem Bodenmaterial
andererseits dar, wobei das Bodenmaterial beispielsweise ausgewählt ist aus einem
Mutterboden oder tiefer gelegenen Anteilen des Bodenhorizonts oder darin vor¬
kommenden Bodentypen, einem Torfmateriai, einem Düngemittel, etwa einem
anorganischen oder mineralischen Düngemittel, wie etwa Stickstoffdünger, Phosphat¬
dünger, Calciumdünger, Magnesiumdünger, Schwefeldünger, und/oder einem
organischen Düngemittel, wie etwa Kompost, Mist, Gülle oder Jauche, und/oder einem
zur Einbringung in einen Boden geeigneten Füllmittel wie beispielsweise Blähton oder
Rindenmulch, oder einer Kombination zweier oder mehrerer der vorgenannten Vertreter.
Beispielsweise beträgt der Gewichtsanteil oder Volumenanteil des Kohleschlamms
und/oder des kohleähnlichen Feststoffs, bezogen auf das Gesamtvolumen beziehungs¬
weise das Gesamtgewicht der den Bodenverbesserer ausmachenden Mischung mehr als
0 Prozent bis 99 Prozent, oder 5 Prozent bis 99 Prozent, beispielsweise bis zu 99
Prozent, bis zu 95 Prozent, bis zu 90 Prozent, bis zu 80 Prozent, bis zu 75 Prozent, bis zu
50 Prozent, bis z u 30 Prozent, bis zu 25 Prozent, bis z u 20 Prozent, bis zu 15 Prozent, bis
zu 0 Prozent oder bis zu 7,5 Prozent. Diese Mischung kann ebenfalls in geeigneten
Packungseinheiten bereitgestellt werden und einem bestehenden Boden zugemischt
werden, oder direkt als Substrat für eine Pflanzenkultivierung verwendet werden. m
letztgenannten Fall beträgt der Anteil an Kohleschlamm oder kohleähnlichem Feststoff
gemäß einem besonderen Beispiel mehr als 0 bis 20 Gewichtsprozent, insbesondere 0,01
bis 15 Gewichtsprozent oder 0,05 bis 12 Gewichtsprozent bezogen auf das
Gesamtgewicht der Mischung, wobei vorzugsweise wenigstens 90 Gewichtsprozent des
die Mischung weiterhin ausmachenden Bodenmaterials Mutterboden sind.

Nicht beschränkende Beispiele für geeignete Packungseinheiten sind solche, im


Gartenbau oder Ackerbau üblich sind, beispielsweise Abfüllungen mit Gewichten von
etwa 0,5 kg bis 00 kg, wie beispielsweise 0,5 kg, 1 kg, 2 kg, 5 kg, 10 kg, 20 kg bis 25 kg,
50 kg, 100 kg, oder vergleichbaren länderüblichen Gewichtseinheiten; oder Abfüllungen
mit Volumina von 0,2 I bis 1000 I, wie etwa 0,2 I, 0,5 I, 1 I, 2 I, 5 I, 10 1, 15 I, 20 I, 25 I, 50 I,

100 I, 200 I, 500 I oder 1000 I, oder vergleichbaren länderüblichen Volumeneinheiten.

Geeignete prozentuale Endanteile des Kohleschlamms und/oder kohleähnlichen


Feststoffs in dem letztlich zu verbessernden Boden, kann der Fachmann in Kenntnis der
hier offenbarten Erfindung, der Eigenschaften des zu verbessernden Bodens und/oder der
Eigenschaften der in dem Boden z u kultivierenden Pflanzen, etwa deren
Feuchtigkeitsbedarf oder Feuchtigkeitstoferanz, problemlos geeignete endgültige
prozentuale Anteile bestimmen, wobei gegebenenfalls berücksichtigt wird, ob der
Kohleschlamms und/oder kohleähnlichen Feststoff den Bodenverbesserer
entsprechenden Bodenverbesserer vollständig ausmacht oder in Mischung mit einem
weiteren Bodenmaterial in dem Bodenverbesserer vorliegt

Die prozentualen Anteile des Kohleschlamms oder kohleähnlichen Feststoffs im


resultierenden Boden, der dann beispielsweise für eine Kultivierung von Pflanzen
verwendet wird, können beispielsweise als Gewichtsanteile oder, wie im Ackerbau oder
Gartenbau ebenfalls üblich, als Volumenanteile angegeben werden. Nicht beschränkende
Beispiele für geeignete Gewichtsanteile liegen im Bereich von mehr als 0 bis 20
Gewichtsprozent, beispielsweise 0,001 bis 18 Gewichtsprozent, 0,01 bis 15
Gewichtsprozent oder 0,05 bis 12 Gewichtsprozent. Beispielsweise kann für die
Beimischung zu Böden mit geringer Wasserhaltekapazität, wie etwa reinen Sandböden
oder stark sandhaltigen Böden, ein Bereich von bis zu 10 bis 18 Gewichtsprozent
angebracht sein, und für die Beimischung zu Böden mit natürlicherweise höherer
Wasserhaltekapazität ein Bereich von 0,1 bis 12 Gewichtsprozent. Ein weiteres Beispiel
für einen eher universellen Bereich für eine Beimischung umfasst 0,01 bis 10
Gewichtsprozent, wie etwa 0,1 bis 7,5 Gewichtsprozent, beispielsweise etwa 0,1
Gewichtsprozent, etwa 0,2 Gewichtsprozent, etwa 0,5 Gewichtsprozent, 1
Gewichtsprozent, etwa 2 Gewichtsprozent, etwa 3 Gewichtsprozent, etwa 4
Gewichtsprozent, etwa 5 Gewichtsprozent, etwa 6 Gewichtsprozent, etwa 7
Gewichtsprozent oder etwa 7,5 Gewichtsprozent, wobei dem Fachmann klar ist, dass in
der Praxis die dafür erforderlichen Wägungen Schwankungen unterliegen, beispielsweise
bis zu 25 Prozent unterhalb oder oberhalb des gewünschten Werts.

Unabhängig von seiner Verwendung als Ionenaustauscher in Böden sind der


Kohleschlamm oder der kohleähnliche Feststoff als Ionenaustauscher in anderen
Einsatzgebieten verwendbar, beispielsweise in der chemischen Industrie, der Aquaristik
oder der Wasserüberwachung in privaten oder öffentlichen Wasseranlagen. Die Erfindung
betrifft dementsprechend einen Ionenaustauscher, umfassend einen oder bestehend aus
einem erfindungsgemäßen Kohleschlamm oder kohleähnlichen Feststoff.

Weiterhin sind der Kohleschlamm oder der kohleähnliche Feststoff als Katalysator ein-
setzbar, oder kann als Vorstufe für Katalysatoren dienen und durch weitere chemische
und/oder physikalische Behandlungen in diese umgewandelt werden. Die Erfindung be
trifft somit auch einen Katalysator oder eine Katalysator- Vorstufe, umfassend einen oder
bestehend aus einem erfindungsgemäßen Kohleschlamm oder kohleähnlichen Feststoff.

Das Reaktionsabwasser, das im Rahmen eines erfindungsgemäßen Verfahrens anfällt,


kann vorteilhaft als wässrige Phase für ein erfindungsgemäßes Verfahren verwendet
werden. Beispielsweise kann es in das gleiche Verfahren zurückgeführt werden, in
dessen Rahmen es angefallen ist, oder es kann, gegebenenfalls nach Lagerung, für ein
weiteres erfindungsgemäßes Verfahren verwendet werden, welches zeitlich oder räumlich
getrennt abläuft von demjenigen Verfahren, in dessen Rahmen das Reaktionsabwasser
ursprünglich anfiel.

Die vorstehend genannten Ausführungsformen und Weiterbildungen des erfi ndungs


gemäßen Verfahrens, sowie einzelne von deren Merkmalen, sind vom Fachmann in
Kenntnis des hier offenbarten Erfindungsgedankens ohne Weiteres kombinierbar, so dass
entsprechende Kombinationen ebenfalls erfindungsgemäß erfasst sind. Die Erfindung wird
nun weiter veranschaulicht anhand von Beispielen, in denen unter anderem mehrere
Ausführungsformen detailliert beschrieben sind. Beschriebene Merkmale bilden für sich
oder in beliebiger, sinnvoller Kombination den Gegenstand der Erfindung, gegebenenfalls
auch unabhängig von den Ansprüchen, und können insbesondere zusätzlich auch
Gegenstand einer oder mehrerer separaten Anmeldung/en sein.

Beispiele

Allgemeine Methoden

Brennwertbestimmung

Brennwertbestimmungen wurden mit dem Kalorimeter IKA® C5000 (IKA®-Werke GmbH


& CO. KG, Staufen, Deutschland) durchgeführt. Die Kalorimetrie ist ein Verfahren zur
quantitativen Bestimmung der Wärmemengen einer Probe. Bei einem Kalorimeter wird die
Messung einer Wärmemenge auf die Messung einer Temperatur- oder Zustandsänderung
der Kalorimetersubstanz zurückgeführt. Das verwendete Kalorimeter gehört zur Klasse
der Flüssigkeitskalorimeter; hierbei wird die umgesetzte Wärme von einer Flüssigkeit
(Wasser) aufgenommen. Die Verbrennung der Proben erfolgte in einem druckstabilen
Reaktionsgefäß, das mit 30 bar Sauerstoff (technisch rein, >99,5%) geflutet war, um eine
überstöchiometrische Verbrennung sicherzustellen. Mit einem Heizdraht wurde ein
Zündfaden mit 50 J/g gezündet (dieser Wert wurde automatisch subtrahiert) und die
Probe wird zur Verbrennung gebracht. Die Probe im Tiegel wurde zuvor mit einer
Genauigkeit von min 0,01 g eingewogen. Der Brennwert wird aus der
Temperaturänderung der Flüssigkeit gemäß folgender Formel errechnet:

c T-Q
o= TO.

Dabei stehen
HO: für den Brennwert

c : für die Wärmekapazität des Kalorimeters (J/K)


∆ Τ : für die Temperaturerhöhung des Wassers
Q : für Fremdenergie (Zündfaden, ggf. Verbrennungstüten u.a.)
m : für die Masse der Brennstoffprobe

Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens

Zur Durchführung des Verfahrens wurden, soweit nicht anders angegeben, 250ml
Aufschlussgefäße {Berghof Products + Instruments GmbH, Eningen, Deutschland)
verwendet, um die große Anzahl der im Rahmen der Erfindung bearbeiteten Proben
schnell durchzusetzen. Die Aufschlussgefäße wurden bei der entsprechenden
Temperatur in einen temperaturgeregelten Ofen gestellt. Aufgrund der maximal
zulässigen Temperaturänderung der Aufschlussgefäße von 50 K/h wurde der Ofen nicht
auf 200 °C oder eine andere, vergleichbar hohe Temperatur vorgeheizt, sondern wurde
zusammen mit dem Inhalt erwärmt. Der Reaktionszeitraum begann mit Erreichen der
Solltemperatur zu laufen. Nach Ende der Reaktionszeit erfolgt ein Abkühlen durch
Ausschalten des Ofens und Öffnen von dessen Tür. Die Aufschlussgefäße wurden bei
Erreichen von Raumtemperatur unter einem Abzug geöffnet, der Inhalt in einem
Büchnertrichter über Filterpapier in Permeat und Retentat getrennt, woraufhin das
Retentat getrocknet wurde. Gemäß den Sicherheitsbestimmungen für die
Aufschlussgefäße betrug die maximale Einwaage von 100 mg organische Verbindungen
pro 10 ml Druckbehältervolumen. Die im Rahmen der Umsetzung von
Polyurethanschaumstoffen verwendete Menge lag bei maximal 5 g PUR und 50 g
Reaktionsabwasser mit einem Kohlenstoffgehalt von 9 g/l. Die maximale Menge
Kohlenstoff lag somit deutlich unterhalb der zulässigen oberen Grenzwerte.
Verwendetes Kunststoffmaterial
Das bei den Versuchen verwendete Polyurethan stellte eine Kombination aus PUR-
Weichschaumstoffen, PUR-Hart- und Halbhartschaumstoffen, Integral-Hartschaumstoffen,
viskoeleastischen Schaumstoffen sowie weiterhin Hartschaumstoffen von Schredder-
leichtfraktion aus dem Kühlschrankrecycling dar.

Beispiel 1 - Bestimmung von Brennwerten

Verschiedene Ausgangsstoffe wurden mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens über


einen Zeitraum von 4 h bei 190°C und einem pH-Wert von etwa 4 umgesetzt. Dabei
wurden im Einzelnen eingesetzt: Orangenschalen (Maximaldruck 22 bar, pH 4 , 4 h
Umsetzung, 1,2 I Reaktionsvolumen, 60 g Trockensubstanz nach Umsetzung ), Reismehl
(Maximaldruck 32 bar, pH 3,5, 4 h Umsetzung, 1,2 I Reaktionsvolumen, 60 g
Trockensubstanz nach Umsetzung ), Klärschlamm (aus einem Klärwerk in Kaiserlautern,
Deutschland, Maximaldruck 18 bar, pH 4 , 4 h Umsetzung, 1,2 kg Reaktionsmasse, 240 g
Trockensubstanz nach Umsetzung )), und Polyurethan (angefallen im Zuge der
Herstellung von Matratzen durch die Firma Eurofoam Deutschland GmbH Schaumstoffe,
Werk Bexbach, Deutschland. Der gewonnene Kohleschlamm wurde entfeuchtet und
kalorimetrisch untersucht. Für die Entfeuchtung wurde ein handelsüblicher Büchnertrichter
zusammen mit einer Saugstrahlpumpe zur Erzeugung des Unterdrucks und
Cellulosefiltern (13 m, Sartorius AG, Göttingen, Deutschland) verwendet.

Dabei wurden die in der Tabelle 1 gezeigten Brennwerte ermittelt:

Tabelle 1

Beispiel 2 - Bestimmung von Aschegehalten

Aus drei verschiedenen Ausgangsmaterialien, nämlich Klärschlamm, Reismehl und PUR-


Schaumstoff wurde im mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens bei jeweils gleichen
Bedingungen wie in Beispiel 1 ein Kohleschlamm erzeugt, der mittels mechanischer
Trocknung (Büchnertrichter und Saugstrahlpumpe) zu einem kohleähnlichen Feststoff mit
einer Restfeuchte von 30 bis 40% getrocknet wurde. Anschließend erfolgte eine weitere
Trocknung in einem Trockenschrank (Modell „FDL 15", Binder GmbH, Tuttlingen,
Deutschland). Nach Verbrennung der jeweiligen kohleähnlichen Feststoffe wurde deren in
Tabelle 2 gezeigter Aschegehalt gemäß der DIN-Norm 51719 bestimmt.

Tabelle 2 :

Beispiel 3 - Erste Vorversuche

In ersten Vorversuchen wurde ermittelt, dass unterschiedliche beigemischte kohleähnliche


Feststoffe (erhalten aus Polyurethan, Reis oder Klärschlamm) vergleichbare Effekte
hatten. Weiterhin erfolgte bei Temperaturen unterhalb von 180°C keine nennenswerte
Umsetzung. Alle folgenden Versuche wurden somit bei höheren Temperaturen
durchgeführt (180°C bis 230°C).

Beispiel 4 - Weitere Vorversuche zur Umsetzbarkeit

In einem Vorversuch wurde PUR-Schaumstoff =unter verschiedenen Bedingungen


umgesetzt. Diese unterschieden sich hinsichtlich der Vorbehandlungsmethode, der
verwendeten Säure, des resultierenden pH-Werts und der Reaktionsdauer, wobei die
Umsetzung einem 21-Rührreaktor (Büchi AG, Uster, Schweiz) erfolgte und die Temperatur
jeweils bei 190°C lag. Die entsprechenden Parameter sind in der nachfolgenden Tabelle 3
gezeigt, wobei die auftretenden Drücke im Bereich von 18 bis 25 bar lagen. Bei grob
zerrissenen Proben hatten die Schaum stoff stü cke jeweils ein Volumen von 1 bis 5 cm3.
Mit einer Schneidmühle (Fritsch Pulverisette 19; FRITSCH GmbH, Idar-Oberstein,
Deutschland) wurde mit Hilfe eines 500 pm-Siebs ein möglichst homogenes Pulver
erzeugt.
Tabelle 3
Beispiel 5 - Umfassende Versuchsreihe

In der nachfolgenden Versuchsreihe wurden zahlreiche Kombinationen aus v er

schiedenen Parametern untersucht. Die Ergebnisse sind in den nachfolgenden Tabellen


dargestellt:

Tabelle 4 zeigt Umsetzungen bei einem pH-Wert von jeweils 1 .

Tabelle 4 :

Die folgenden Tabellen 5 und 6 zeigen Mittelwerte aus jeweils zwei Versuchen bei
steigenden pH-Werten. Dabei bedeutet Rückführung, dass für die Einstellung des pH-
Werts der angegebene Prozentsatz des Reaktionsmediums durch Reaktionsabwasser
eines früheren Verfahrens gebildet wurde. Die errechneten Gleichgewichtsdrücke
betrugen etwa 10 bar bei 180°C, 11 bar bei 185°C, 12,5 bar bei 190°C, 14 bar bei 195°C,
15,5 bar bei 200°C, 18 bar bei 205°C, 19 bar bei 210°C, 22 bar bei 215°C und 28 bar bei
230°C.
Tabelle 5 :
Tabelle 6 :
Bei Auswertung der Ergebnisse in Abhängigkeit von der Temperatur zeigt sich folgendes
Ergebnis, wenn der Mittelwert der Brennwerte von kohleähnlichen Feststoffen, die bei
unterschiedlicher Temperatur und unabhängig von den anderen Verfahrensbedingungen
erhalten wurden, zugrunde gelegt wird:

Tabelle 7 :

Es zeigt sich, dass kohleähnliche Feststoffe (nachfolgend gegebenenfalls auch als HTC-
Kohle oder PUR-Kohle bezeichnet), die über ein erfindungsgemäßes Verfahren bei
Temperaturen von mehr als 180°C erhalten wurden, einen höheren Brennwert aufweisen
als nicht über ein erfindungsgemäßes Verfahren umgesetzter Polyurethan-Schaumstoff.
Im untersuchten Temperaturbereich nahm der Brennwert mit steigender Temperatur zu.

Beispiel 6 - Abhängigkeit des Brennwerts vom biologischen Material

Um die Auswirkungen des beigefügten biologischen Materials zu untersuchen, wurden


ansonsten identische Ansätze von PUR-Schaumstoff 6 h bei 215°C und pH 2,5
umgesetzt, wobei der errechnete Gleichgewichtsdruck 22 bar betrug. Das Ergebnis ist in
Tabelle 8 gezeigt.

Tabelle 8 :

Alle biologischen Materialien bewirken kohleähnliche Feststoffe mit erhöhtem Brennwert,


wobei der Zusatz von kohleähnlichem Feststoff aus Klärschlamm eine geringere
Steigerung des Brennwerts bedingt. Graphit bewirkt praktisch keine Steigerung, wobei
ohne auf eine Theorie festgelegt sein zu wollen angenommen wird, dass es durch seine
Lage am Ende der Verkohlungsskala und seine chemische Stabilität die zur Verkohlung
führenden Reaktionen nicht in gleichem Maße wie die übrigen verwendeten biologischen
Materialien initiieren kann.

Beispiel 7 - Auswirkungen des Trockensubstanzgehalts

In einem weiteren Versuch wurden bei jeweils gleichen Bedingungen (240 min bei pH 2,5
in Gegenwart von Schwefelsäure) unterschiedliche Trockenmassegehalte eingesetzt. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 9 gezeigt.

Tabelle 9 :

Die beiden Ansätze entsprechen Trockenmassegehaiten von etwa 4 Prozent


beziehungsweise 0,4 Prozent. Getestet wurden insgesamt Trockenmassegehalte von bis
zu 1 Prozent. m Ergebnis spielt der Trockenmassegehalt keine wesentliche Rolle bzw.
führt ein steigender Trockenmassegehalt zu tendenziell zu geringfügig besseren
Ergebnissen.

Beispiel 8 - Umsetzung im basischen Bereich

Verschiedene Ansätze wurden bei 200°C jeweils 240 min bei pH 10 (eingestellt durch
NaOH) unter den in Tabelle 10 genannten Bedingungen umgesetzt, wobei der errechnete
Gleichgewichtsdruck 15,5 bar betrug.

Tabelle 10:
Das Verfahren liefert auch im basischen Bereich kohleähnliche Feststoffe mit hohem
Brennwert, wobei die Zugabe von biologischem Material zu kohleähnlichen Feststoffen
mit weiter erhöhtem Brennwert führt.

Beispiel 9 - Verwendung eines kohleähnlichen Feststoffs als Bodenverbesserer

9.1 Herstellung des kohleähnlichen Feststoffs

Als Kunststoffmaterial wurde reiner PUR-Weichschaumstoff (Produktabfall aus der


Matratzenhersteilung) verwendet. Zur Durchführung des Verfahrens wurden jeweils 60 g
PUR-Weichschaumstoff in 1,0 I destilliertem Wasser sowie 0,2 I Reaktionsabwasser 6 h
bei 200 °C bei einem mit H S0 eingestellten pH von 2,5 umgesetzt. Nach der Umsetzung
wurde das Reaktionsgemisch filtriert und der erhaltene kohleähnliche Feststoff bei 105°C
in einem Trockenschrank getrocknet. Gegebenenfalls erfolgte vor dem Trocknen ein
Waschen mit destilliertem Wasser, oder zunächst mit Ethanol, gefolgt von Wasser.

9.2 Charakterisierung des zu verbessernden Bodens

9.2.1. Partikelgrößenverteilung

Die Partikelgrößenverteilung wurde mittels Siebverfahren (DIN 18123) aufgenommen. Um


keine großen Steine und Stöcke in der Probe zu haben, wurde mit einem Sieb mit
Maschenweite 4 mm vorgesiebt. Die Einwaage betrug jeweils 150g getrocknete Erde. Die
Amplitude einer Vibrations-Siebmaschine (Fritsch Analysette 3 Pro) wurde auf 0,2 mm
eingestellt. Gesiebt wurde 10 min mit Analysensieben mit Metalldrahtgewebe nach DIN
ISO 3310-1 .

Durchschnittliche rel. Verteilungsdichte Mutterboden: 300 m


Durchschnittliche rel. Verteilungsdichte Sandboden: 200 m

9.2.2. Wasserhaltekapazität

Die Wasserhaltekapazität (WHK) gibt an, wie viel Wasser von einem Boden gehalten
werden kann, und ist beispielsweise beschrieben in Wiesner, J. (1996), Biologische
Bodensanierung. K . ALEF, VCH Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 994. Ein
Sandboden weist beispielsweise nur eine geringe Wasserhaltekapazität auf, ein
Mutterboden dagegen eine wesentliche höhere maximale Wasserhaltekapazität, Die
Porenstruktur des Bodens ist dabei maßgeblich für die WHK, die nach folgender Formel
berechnet wird:

WHK 100%
c
Dabei steht a für die maximale zusätzliche Wassermenge pro 00g naturfeuchten
Bodens, b für den Wassergehalt in 100 g naturfeuchtem Boden und c für das
Trockengewicht von 100 g naturfeuchtem Boden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1
gezeigt:

Tabelle 11:

Die WHK von sowohl Mutterboden als auch Sandboden wurde durch Beimengung von
kohleähnlichem Feststoff (HTC-Kohle) deutlich gesteigert.

9.3 Pflanzenwachstumsversuche

In Pflanzversuchen wurden sowohl Salatpflanzen („Lactuca sativa) als auch


Erd beerpflanzen (Fragaria vesca) verwendet. Die Versuche wurden nach Tabelle 12
aufgestellt. Dabei bedeutet „Ungewaschen", dass der kohleähnliche Feststoff ohne
weitere Behandlung (nur Filtrieren und trocknen bei 105"C im Trockenschrank) nicht
weiter behandelt wurde, bevor sie in der angegebenen Konzentration mit Sandboden oder
Mutterboden gemischt wurde. Bei „Waschung mit dest. Wasser" erfolgte ein vorheriges
Waschen mit destilliertem Wasser, und bei Waschung mit Alkohol und destilliertem
Wasser" entsprechend ein Waschen mit Ethanol und anschließend destilliertem Wasser.
Sandboden beziehungsweise Mutterboden ohne kohleähnlichen Feststoff wurden
ebenfalls auf die gleiche Weise gewaschen.
Tabelle 12:

Die Pflanzen wurden unter identischen Bedingungen in einer Pflanzenaufzuchtanlage


kultiviert.

Die Pflanzenwachstumsversuche erstreckten sich über 32/39 Tage. An Tag 1 wurden die
Versuchstöpfe mit jeweils 250 g des entsprechenden Bodens versehen. Der ganze
Versuch wurde in Triplikaten durchgeführt.

Die Pflanzensamen wurden wie in der Packungsbeilage des Samenherstellers angegeben


eingepflanzt (Salatsamen 1 cm in den Boden eingedrückt und gut gewässert, Erdbeer-
Samen leicht mit Boden bedeckt und gewässert). In jeden Topf wurden 5 Samen
eingepflanzt. Die Keimungsdauer des Salats betrug (bis zum ersten Durchdringen der
Pflanze durch die Oberfläche Bodens) 6 Tage, bei der Erdbeere 13 Tage. Nach weiteren
5 Tagen nach der ersten Keimung wurde der subjektiv stärkste Keimling im Boden
belassen, die andern wurden entfernt. Der Rest des Pflanzenwachstumsversuchs mit
Salat erstreckte sich gemäß den Angaben der Packungsbeilagen über 3 Wochen, und
wurde dementsprechend 2 1 Tage nach der Selektion des stärksten Keimes/Setzlings
beendet. Bei den Erdbeerpflanzen wurde analog ebenfalls nach 2 1 Tagen der
entsprechende Pflanzenwachstumsversuch beendet. Während des gesamten
Versuchszeitraumes wurden die Pflanzen täglich mit 20 m Wasser gegossen.

Ausgewertet wurden jeweils die von Boden befreiten gesamten Pflanzen einschließlich
der Wurzeln. Die Angaben in den nachfolgenden Tabellen 13, 14 und 15 beziehen sich
auf den Faktor der Gewichtszunahme, bezogen auf das gemittelte Gewicht der in Boden
ohne zugesetztem kohleähnlichem Feststoff (0 % HTC-Kohle) gewachsenen Pflanzen,

Tabelle 13 zeigt die Biomassezunahme von Pflanzen bei Beimischung von


ungewaschenem kohleähnlichem Feststoff in den angegebenen Gewichtsprozenten
gemäß Versuchsanordnung 1:

Tabelle 13:

Tabelle 14 zeigt die Biomassezunahme von Pflanzen bei Beimischung von


kohleähnlichem Feststoff in den angegebenen Gewichtsprozenten nach Waschen mit
destilliertem Wasser gemäß Versuchsanordnung 2 .
Tabelle :

Tabelle 15 zeigt die Biomassezunahme von Pflanzen bei Beimischung von


kohleähnlichem Feststoff in den angegebenen Gewichtsprozenten nach Waschen mit
Ethanol und anschließend destilliertem Wasser gemäß Versuchsanordnung 3 :

Tabelle 15:

Wird ein Faktor von 0 angegeben, so trat in den Pflanzversuchen Schimmelbildung im


Boden auf, der das Wachstum beeinträchtigte oder unterband. Der Wert von 0,31 beim
Wachstum von Fragaria vesca in Sandboden mit 15% kohleähnlichem Feststoff wurde
angesichts des Trends der Ergebnisse, die in den übrigen, nicht von Schimmelbefall
beeinträchtigten Versuchsreihen bei einer Beimischung von 15 % erhalten wurden, als
Ausreißer unbekannter Ursache gewertet.
Insgesamt zeigte sich, dass eine Beimischung von bis zu 15 % kohleähnlichem Feststoff
als Bodenverbesserer das Wachstum von Pflanzen fördert. Insbesondere bei Sandboden
mit geringer Wasserhaltekapazität kann die Biomasse, die im Vergleich mit einer
Kultivierung auf Boden ohne Beimischung erzielbar ist, deutlich gesteigert werden. Bei
Mutterboden, der im Vergleich zu Sandboden über eine bereits höhere
Wasserhaltekapazität verfügt, führen höhere Beimischungen von kohleähnlichem
Feststoff im getesteten Boden eher zu einem verringerten Pflanzenwachstum, die bei
einer Beimischung von 5% in geringem Maße bereits erkennbar waren. Es wird
angenommen, dass die nochmals gesteigerte Wasserhaltekapazität zu einem z u feuchten
Bodenmilieu führte, das für Pflanzen ebenso schädlich sein kann wie zu trockener Boden.

Für die voranstehenden Beispiele 1 bis 9 wurde PUR-Weichschaumstoff aus der


Matratzenherstellung zugrunde gelegt, der als Isocyanate unterschiedliche Anteile an TDI
(Abmischungen von TDI 80 und TDI 65 in unterschiedlichen Mengenverhältnissen) und
MDI, sowie Polyether, ausgewählt aus zwei- oder dreifunktionalem Standard polyether,
Standardpolyether gefüllt mit SAN (Styrol-Acryl-Nitril-Polymeren), Reaktivem Polyether
(drei-, fünf- und sechsfunktional) und Polyesterpolyolen (mit typischen Funktionalitäten
von 2 bis 2,5), sowie Hilfsstoffe in geringen Gewichtsanteilen, insbesondere
Flammschutzmitteln, Sorbitol, Glycerin, Diamine, Harnstoff, tertiäre Amine, Stabilisatoren
auf Siloxan-Basis oder bei Polyestern zum Teil auch auf Nicht-Siloxan-Basis,
grenzflächenaktive Substanzen und anorganische Zinnsalze enthielt (Kunststoffmaterial
aus Schredderleichtfraktion wurde ebenfalls umgesetzt, Daten nicht gezeigt).

Im Einzelnen stellten die untersuchten PUR-Weichschäume Weichschäume gemäß der


nachfolgenden Tabellen 16 bis 20 dar.

Tabelle 16: Polyester-Weichschaum 30 k /m3


Tabelle 17: Standard-Polyether-Weichschaum:
Tabelle 20: Viskoelastischer Pol ether Weichschaum:

Beispiel 1 - Umsetzung von PUR-Hartschaumplatten

Als Kunststoffmaterial wurden zerkleinerte PUR-Hartschaumplatten des Typs


„ U OWALL®" (bezogen von Recticel IDC, 9230 Wetteren Belgien) verwendet. Die
PUR-Hartschaumplatten enthielten 100 Gewichtsanteile einer Poiyolmischung (Polyether-
und Polyesterpolyole) mit einer Funktionalität von 3,7 bis 4,5, 0 Gewichtsanteile
Flammschutzmittel, 0,5 bis 1 Gewichtanteile Wasser, 15 bis 25 Gewichtsanteile Pentan
als Schäumungsmittei, 2 bis 2,5 Gewichtsanteile grenzflächenaktives Mittel auf
Silikonbasis, 1,5 bis 2,5 Gewichtsanteile sowie 180 bis 220 Gewichtsanteile polymeres
MDI mit einer Funktionalität von 2,6 bis 2,9.

Die zerkleinerten PUR-Hartschaumplatten wurden 4 Stunden bei 200 °C bei einem pH-
Wert von 2 (H2S04) und in Gegenwart von 5 Gew.-% Mehl zu einem Kohleschlamm
umgesetzt, der in einen kohleähnlichen Feststoff überführt wurde. Die entsprechenden
Brennwerte betrugen 22391 kJ/kg vor der Umsetzung und 24027 kJ/kg nach der
Umsetzung.

Beispiel 1 - Umsetzung von Polyethylenterephthalat

Ein Fleecepullover aus PET-Material wurde in Stücke von etwa 1 bis 4 cm2 zerschnitten
und 4 h bei 200°C umgesetzt, wobei das wässrige Reaktionsgemisch 5 Gewichtsprozent
Mehl enthielt und über Zugabe von H2S0 ein pH-Wert von 2 eingestellt war. Nach
Trocknung des Reaktionsgemisches wurde der Brennwert des partikel- bis pulverförmigen
kohleähnlichen Feststoffs ermittelt und ergab einen Wert von 24027 kJ/kg im Vergleich zu
22391 kJ/kg des Ausgangsmaterials.
Während in der vorhergehenden Beschreibung und den Beispielen wenigstens eine
beispielhafte Ausführungsform offenbart wurde, ist es verständlich, dass eine Vielzahl von
Variationsmöglichkeiten existiert. Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass beispielhaft
genannte Ausführungsformen wirklich nur Beispiele darstellen, die nicht in irgendeiner
Weise als Begrenzung etwa des Schutzbereichs, der Anwendungsmöglichkeiten oder der
Konfiguration der Erfindung aufzufassen sind. Vielmehr ermöglicht es die vorhergehende
Beschreibung dem Fachmann, die beispielhaften Ausführungsformen konkret
umzusetzen, wobei der Fachmann in Kenntnis des offenbarten Erfindungsgedankens
vielfältige Modifikationen vornehmen kann, ohne den Schutzbereich zu verlassen, der
durch die Ansprüche und deren rechtliche Entsprechungen, wie etwa weitergehenden
Ausführungen in der Beschreibung, definiert wird.
Patentansprüche

Verfahren zur Umsetzung von Kunststoffmaterial, wobei man ein wässriges


Reaktionsgemisch, umfassend 1 bis 75 Gewichtsprozent Kunststoffmaterial, bei
dem weniger als 10 Gewichtsprozent der darin enthaltenen Kunststoffe
polyhalogenierte Kunststoffe darstellen, bei einem Druck von 2 bis 60 Bar und einer
Temperatur von 80 bis 250°C in Gegenwart eines Katalysator, der ausgewählt ist
unter einer Säure, einer Base und/oder einem Katalysator auf Metallbasis oder
Schwefelbasis, über einen Zeitraum von 0,1 bis 48 Stunden umsetzt und den
erhaltenen Kohleschlamm gewinnt.

Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man den Wassergehalt


des erhaltenen Kohleschlamms durch Abtrennung von Reaktionsabwasser unter
Erhalt eines kohleähnlichen Feststoffs verringert.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass das Reaktionsgemisch biologisches Material umfasst, wobei das
Gewichtsverhältnis von Kunststoffmaterial zu biologischem Material 750:1 bis 1:100,
vorzugsweise 50:1 bis 2:1 , besonders bevorzugt 25:1 bis 5:1, beträgt.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass das Kunststoffmaterial als Kunststoffe nur hydrolysierbare Kunststoffe umfasst.

Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass das Kunststoffmaterial Polyurethan, Polyurethan-Weichschaum, Polyurethan-
Hartschaum, Integral-Hartschaum, Schredderleichtfraktion oder Mischung zweier
oder mehrerer Vertreter davon umfasst.

Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5 , dadurch gekennzeichnet, dass das
biologische Material ausgewählt ist unter Zellulose, Stärke, Zellulose- oder
stärkehaltigen Materialien, Klärschlamm, Klärschlammkohle, Zellulose- oder
stärkehaltigen Biomassen, Jatropha, Pflanzenresten, insbesondere Laub,
Speiseresten, oder Mischungen zweier oder mehrerer Vertreter davon.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6 , dadurch gekennzeichnet, dass das
Reaktionsgemisch 1 bis 75 Gewichtsprozent, insbesondere 2 bis 50
Gewichtsprozent Kunststoffmaterial, ausgewählt unter Polyurethan, insbesondere
Polyurethanschaumstoff, Schredderleichtfraktion oder Gemischen davon, sowie 0,1
bis 0,2 Gewichtsprozent biologisches Material umfasst und die Umsetzung bei einer
Temperatur von 180°C bis 250°C, insbesondere 215°C bis 230°C erfolgt.

8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass die Umsetzung in einem pH-Bereich von 0 bis 7 erfolgt.

9. Verfahren nach Anspruch 8 , dadurch gekennzeichnet, dass die Umsetzung bei


einem pH-Wert von maximal 3 erfolgt.

10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass die Säure ausgewählt ist unter Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure,
Adipinsäure und Zitronensäure, oder Gemischen eines oder mehrerer Vertreter
davon.

1 . Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 , dadurch gekennzeichnet, dass die
Umsetzung in einem pH-Bereich von mehr als 7 bis 14 erfolgt.

12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass ein Katalysator auf Metallbasis verwendet wird, der ausgewählt ist unter
Eisenkatalysatoren, Alkalimetallen oder deren Oxiden, Erdalkalimetallen oder deren
Oxiden, insbesondere Magnesiumoxid, Aluminiumoxid, Hafniumoxid, Tantaloxid,
Titanoxid, Zirkonoxid, Ruthenium, Rhodium und Palladium, und/oder ein Katalysator
auf Schwefelbasis verwendet wird, der ausgewählt ist unter Sulfaten oder
Schwefelsäureestern, oder Gemischen eines oder mehrerer Vertreter davon.

13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,


dass das Verfahren diskontinuierlich, kontinuierlich oder semi-kontinuierlich
durchgeführt wird.

14. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass das
abgetrennte Reaktionsabwasser einem Reaktionsgemisch teilweise oder vollständig
wieder zugeführt wird.
5. Kohleschlamm, erhältlich durch ein Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
oder kohleähnlicher Feststoff, erhältlich durch ein Verfahren nach einem der
Ansprüche 2 bis 4 .

16. Reaktionsabwasser, erhältlich durch ein Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis
14.

17. Verwendung eines Kohleschlamms oder eines kohleähnlichen Feststoffs nach


Anspruch als Brennstoff, als Aktivkohle, als Bodenverbesserer mit
Düngewirkung, als Bodenverbesserer zur Regulierung der Wasserhalteeigenschaft,
als Bodenverbesserer zur Regulierung der Bodendurchlüftung, als
Bodenverbesserer zur Regulierung des pH-Werts des Bodens, als
Bodenverbesserer mit lonenaustauschwirkung, als Ionenaustauscher, und/oder als
Feststoffkatalysator oder Feststoffkatalysator- Vorstufe.

8. Verwendung eines Reaktionsabwassers nach Anspruch als wässrige Phase für


ein Reaktionsgemisch wie in einem der Ansprüche 1 bis 3 angegeben.

19. Brennstoff, umfassend einen kohieähnlichen Feststoff nach Anspruch 15.

20. Bodenverbesserer, umfassend einen Kohleschlamm oder einen kohleähnlichen


Feststoff nach Anspruch 15.

2 . Aktivkohleersatz, Ionenaustauscher, Feststoffkatalysator oder Feststoff-Katalysator-


Vorstufe, umfassend einen Kohleschlamm oder einen kohieähnlichen Feststoff nach
Anspruch 15.
A . CLASSIFICATION O F SUBJECT MATTER
INV. C10L9/08 C10L5/40 C01B31/08 C05D9/00 C09K17/02
B01J21/18
ADD.
According to International Patent Classification (IPC) orto both national Classification and IPC

B . FIELDS SEARCHED
Minimum documentation searched (Classification System followed by Classification Symbols)
C10L

Documentation searched other than minimum documentation to the extent that such documents are included in the fields searched

Electronic data base consulted during the international search (name of data base and, where practicable, search terms used)

EPO-Internal

C . DOCUMENTS CONSIDERED TO B E RELEVANT

Category* Citation of document, with indication, where appropriate, of the relevant passages Relevant to Claim No.

US 2011/179981 AI (VAN NAARDEN ROBERT [US] 1-21


ET AL) 28 July 2011 (2011-07-28)
abstract; Cl aims ; f i gure 1
paragraphs [0015] , [0018] , [0019] ,
[0021] , [0023] , [0028] , [0032]

US 5 498 827 A (KHAN MOTASIMUR R [US] ET 1 ,3-8,


AL) 12 March 1996 (1996-03-12) 11-13 ,
15-17 ,
19-21
abstract; Cl aim 1 ; tabl e s 1, 11
col umn 2 , l i ne 55 - col umn 3 , l i ne 5
col umn 3 , l i ne 63 - col umn 4 , l i ne 39

DE 10 2008 058444 AI (ANTAC0R LTD [MT] ) 1-21


28 May 2009 (2009-05-28)
paragraphs [0050] , [0052] , [0075] ,
[0080] , [0088] , [0151]

-/-
X| Further documents are listed in the continuation of Box C . XI See patent family annex.

* Special categories of cited documents :


"T" later document published after the international filing date o r priority
date and not in conflict with the application but cited to understand
"A" document defining the general State of the art which is not considered
the principle ortheory underlying the invention
to be of particular relevance
"E" earlier application o r patent but published o n o r after the international
"X" document of particular relevance; the claimed invention cannot be
filing date considered novel o r cannot b e considered to involve a n inventive
"L" documentwhich may throw doubts o n priority claim(s) orwhich is step when the document is taken alone
cited to establish the publication date of another citation o r other
"Y" document of particular relevance; the claimed invention cannot be
special reason (as specified)
considered to involve a n inventive step when the document is
"O" document referring to a n oral disclosure, use, exhibition o r other combined with one o r more other such documents, such combination
means being obvious to a person skilled in the art
"P" document published prior to the international filing date but later than
the priority date claimed "&" document member of the same patent family

Date of the actual completion of the international search Date of mailing of the international search report

2 1 May 2013 29/05/2013


Name and mailing address of the ISA/ Authorized officer
European Patent Office, P.B. 5818 Patentlaan 2
NL - 2280 HV Rijswijk
Tel. (+31-70) 340-2040,
Fax: (+31-70) 340-3016 Berti n , Severi ne
C(Continuation). DOCUMENTS CONSIDERED TO BE RELEVANT

Category* Citation of document, with indication, where appropriate, of the relevant passages Relevant to Claim No.

X EP 0 796 823 A2 (EBARA CORP [ P] ) 15-17 ,


24 September 1997 (1997-09-24) 19-21
A page 2 , l i nes 11-20; f i gure 1 1-14
page 3 , l i ne 19 - page 4 , l i ne 27
Patent document Publioation Patent family Publioation
cited in search report date member(s) date

US 2011179981 AI 28-07-2011 CN 102906502 A 30-01-2013


EP 2504625 A2 03-10-2012
P 2013511386 A 04-04-2013
KR 20120099810 A 12-09-2012
US 2011179981 AI 28-07-2011
O 2011065710 A2 03-06-2011

US 5498827 12-03-1996 AU 675596 B2 06-02-1997


AU 7926094 A 01-05-1995
BG 100475 A 31-01-1997
BR 9407759 A 04-03-1997
CA 2173246 AI 13-04-1995
CN 1136325 A 20-11-1996
CZ 9600982 A3 16-10-1996
EP 0722482 AI 24-07-1996
FI 961367 A 24-05-1996
P 2756731 B2 25-05-1998
P H09500687 A 21-01-1997
NO 961293 A 29-03-1996
PL 313795 AI 22-07-1996
SK 41196 A3 04-06-1997
US 5498827 A 12-03-1996
O 9509903 AI 13-04-1995

DE 102008058444 AI 28--05 -2009 N0NE

EP 0796823 A2 24--09 -1997 CN 1171516 A 28-01- 1998


EP 0796823 A2 24-09- 1997
JP H09257234 A 30-09- 1997
US 5976387 A 02-11- 1999
A. KLASSIFIZIERUNG DES ANMELDUNGSGEGENSTANDES
INV. C10L9/08 C10L5/40 C01B31/08 C05D9/00 C09K17/02
B01J21/18
ADD.
Nach der Internationalen Patentklassifikation (IPC) oder nach der nationalen Klassifikation und der IPC

B. RECHERCHIERTE GEBIETE
Recherchierter MindestprUfstoff (Klassifikationssystem und Klassifikationssymbole )
C10L

Recherchierte, aber nicht zum MindestprUfstoff gehörende Veröffentlichungen, soweit diese unter die recherchierten Gebiete fallen

Während der internationalen Recherche konsultierte elektronische Datenbank (Name der Datenbank und evtl. verwendete Suchbegriffe)

EPO-Internal

C. ALS WESENTLICH ANGESEHENE UNTERLAGEN

Kategorie* Bezeichnung der Veröffentlichung, soweit erforderlich unter Angabe der in Betracht kommenden Teile Betr. Anspruch Nr.

US 2011/179981 AI (VAN NAARDEN ROBERT [US] 1-21


ET AL) 28. Jul i 2011 (2011-07-28)
Zusammenfassung; Ansprüche; Abbi l dung 1
Absätze [0015] , [0018] , [0019] , [0021] ,
[0023] , [0028] , [0032]

US 5 498 827 A (KHAN MOTASIMUR R [US] ET 1,3-8,


AL) 12 . März 1996 (1996-03-12) 11-13 ,
15-17 ,
19-21
Zusammenfassung; Anspruch 1; Tabel l en 1, 11
Spal t e 2 , Zei l e 55 - Spal t e 3 , Zei l e 5
Spal t e 3 , Zei l e 63 - Spal t e 4 , Zei l e 39

DE 10 2008 058444 AI (ANTAC0R LTD [MT] ) 1-21


28. Mai 2009 (2009-05-28)
Absätze [0050] , [0052] , [0075] , [0080] ,
[0088] , [0151]

-/-
Weitere Veröffentlichungen sind der Fortsetzung von Feld C z u entnehmen X Siehe Anhang Patentfamilie

* Besondere Kategorien von angegebenen Veröffentlichungen "T" Spätere Veröffentlichung, die nach dem internationalen Anmeldedatum
"A" Veröffentlichung, die den allgemeinen Stand der Technik definiert, oder dem Prioritätsdatum veröffentlicht worden ist und mit der
aber nicht als besonders bedeutsam anzusehen ist Anmeldung nicht kollidiert, sondern nur zum Verständnis des der
Erfindung zugrundeliegenden Prinzips oder der ihr zugrundeliegenden
"E" frühere Anmeldung oder Patent, die bzw. das jedoch erst a m oder nach Theorie angegeben ist
dem internationalen Anmeldedatum veröffentlicht worden ist
"X" Veröffentlichung von besonderer Bedeutung; die beanspruchte Erfindung
"L" Veröffentlichung, die geeignet ist, einen Prioritätsanspruch zweifelhaft er¬ kann allein aufgrund dieser Veröffentlichung nicht als neu oder auf
scheinen z u lassen, oder durch die das Veröffentlichungsdatum einer erfinderischer Tätigkeit beruhend betrachtet werden
anderen im Recherchenbericht genannten Veröffentlichung belegt werden
"Y" Veröffentlichung von besonderer Bedeutung; die beanspruchte Erfindung
soll oder die aus einem anderen besonderen Grund angegeben ist (wie kann nicht als auf erfinderischer Tätigkeit beruhend betrachtet
ausgeführt) werden, wenn die Veröffentlichung mit einer oder mehreren
"O" Veröffentlichung, die sich auf eine mündliche Offenbarung, Veröffentlichungen dieser Kategorie in Verbindung gebracht wird und
eine Benutzung, eine Ausstellung oder andere Maßnahmen bezieht diese Verbindung für einen Fachmann naheliegend ist
"P" Veröffentlichung, die vor dem internationalen Anmeldedatum, aber nach
dem beanspruchten Prioritätsdatum veröffentlicht worden ist "&" Veröffentlichung, die Mitglied derselben Patentfamilie ist

Datum des Abschlusses der internationalen Recherche Absendedatum des internationalen Recherchenberichts

2 1 . Mai 2013 29/05/2013


Name und Postanschrift der Internationalen Recherchenbehörde Bevollmächtigter Bediensteter
Europäisches Patentamt, P.B. 5818 Patentlaan 2
N L - 2280 HV Rijswijk
Tel. (+31-70) 340-2040,
Fax: (+31-70) 340-3016 Berti n , Severi ne

Sei t e 1 von 2
C. (Fortsetzung) ALS WESENTLICH ANGESEHENE UNTERLAGEN

Kategorie* Bezeichnung der Veröffentlichung, soweit erforderlich unter Angabe der in Betracht kommenden Teile Betr. Anspruch Nr.

EP 0 796 823 A2 (EBARA CORP [JP]) 15-17,


24. September 1997 (1997-09-24) 19-21
Seite 2 , Zeilen 11-20; Abbildung 1 1-14
Seite 3 , Zeile 19 - Seite 4 , Zeile 27

Seite 2 von 2
Im Recherchenbericht Datum der Mitglied(er) der Datum der
angeführtes Patentdokument Veröffentlichung Patentfamilie Veröffentlichung

US 2011179981 AI 28-07-2011 CN 102906502 A 30-01-2013


EP 2504625 A2 03-10-2012
P 2013511386 A 04-04-2013
KR 20120099810 A 12-09-2012
US 2011179981 AI 28-07-2011
O 2011065710 A2 03-06-2011

US 5498827 A 12-03-1996 AU 675596 B2 06 -02- 1997


AU 7926094 A l -05- 1995
BG 100475 A 3 1 -01- 1997
BR 9407759 A 04 -03- 1997
CA 2173246 AI 13 -04- 1995
CN 1136325 A 2 -11- 1996
CZ 9600982 A3 16 -10- 1996
EP 0722482 AI 24 -07- 1996
FI 961367 A 24 -05- 1996
P 2756731 B2 25 -05- 1998
P H09500687 A 2 1 -01- 1997
NO 961293 A 29 -03- 1996
PL 313795 AI 22 -07- 1996
SK 41196 A3 04 -06- 1997
US 5498827 A 12 -03- 1996
O 9509903 AI 13 -04- 1995

DE 102008058444 AI 28--05 -2009 KEINE

EP 0796823 A2 24--09 -1997 CN 1171516 A 28-01- 1998


EP 0796823 A2 24-09- 1997
JP H09257234 A 30-09- 1997
US 5976387 A 02-11- 1999

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