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W IeEziaN
l
Sp
€ 11,80 (D)
SFR 20,– (CH)
€ 13,– (A, I, LUX, NL)
Sie ist eine Weltbürgerin. Und ein Weitstre- Vogel für eine seiner großen Naturstudien vermutlich im Netz verfangen hat, was sein
ckenzieher. Ihr Verbreitungsgebiet reicht wählte. Das Aquarell »Flügel einer Blaura- Schicksal als totes Modell besiegelte.
von Sibirien über den Libanon bis nach Por- cke«, das unser Cover zeigt, entstand um Heutzutage ist der Netzfang geächtet,
tugal und in den Maghreb. Auf ihren Reisen 1500. Es ist wie der berühmte »Feldhase« in doch noch immer verfangen sich jeden Früh-
in den Süden legt die Blauracke bis zu 8000 einer bewegenden Schau der Wiener Alber- ling und Herbst Millionen Vögel in illegal
Kilometer zurück. Doch ihre Welt schrumpft. tina zu sehen, die sich besonders seinem aufgestellten Netzen im Mittelmeerraum.
In Mitteleuropa ist der Zugvogel mit dem Werk auf Papier und Pergament widmet (S. 18). Die Paarbindung der Blauracke hält übrigens
traumschönen azurblauen Gefieder weitge- Dürer setzte bei der Darstellung des meistens nur eine Saison. Da ging es dem
hend ausgestorben, Monokulturen, Strom- Flügels hauptsächlich Deckfarben ein, um Künstler anders. Seine Ehe mit Agnes Frey,
leitungen und die ach so umweltfreundli- das berauschende Spektrum der Federn be- die er oftmals porträtierte, wurde erst durch
chen Windkraftanlagen haben ihr den sonders intensiv und realitätsnah zu entfal- seinen Tod 1528 geschieden. Agnes sorgte
Garaus gemacht. Zu Zeiten Dürers kreuzten ten. Es reicht von Mintgrün bis Ultramarin, maßgeblich dafür, dass Albrecht Dürers
noch viele Blauracken den fränkischen Him- von erdigem Braun bis zu blutigem Rot. Die Druckeund Zeichnungen in Umlauf kamen
mel und stürzten sich im Flug auf ihre Beute. Wunde, wo der Flügel vom Körper abgeris- und Geld einbrachten. Bei der Vermarktung
Und so war es naheliegend, dass der noch sen wurde, ist sichtbar, ebenso wie ein Loch waren die Nürnberger ihrer Epoche weit
junge Meisterzeichner sich gerade diesen im Gefieder, wo sich der Daumen des Tiers voraus. SIMONE SONDERMANN
5
WELTKUNST
INHALT
N° 162
2 2 S e i te n
WSIpeEziaN
Bilder: Albertina, Wien; Service mit Goldchinoiserien, Meißen, Inv. Nr. L 318, Sammlung Ludwig Bamberg/Museen der Stadt Bamberg; rechts oben: Tom Vack/Konstantin Grcic, KG-Design, Magis chair_ONE, 2004
Kolumnen l
10 Zeitmaschine
12 Was bewegt die Kunst?
Alte Möbel sind das neue Recycling
14 Drei Wünsche
16 Hand des Meisters
17 Heimliche Zwillinge
17 Kritikerfrage
114 Obrist
Geschichten
18 MIT HAND UND HA AR
Albrecht Dürer war ein Meister
darin, eine zweite Natur zu
erschaffen. Die Albertina in Wien
öffnet nun ihre Schatzkammer
30
DREI TAGE IN WIEN
Ringstraße, Hofburg, Prater,
alles schön und gut. Doch Wiens
18
Reiz liegt im Verborgenen. Polygnot lässt grüßen
Wir nehmen Sie mit auf eine Tour Dass ausgerechnet der gemeine Feldhase zur Ikone
voller Überraschungen der Kunstgeschichte wurde, liegt in der Antike
begründet – und in Dürers atemberaubendem Strich
36 DIE LETZTE SÜSSE
Von Bernini bis Bircken: das Beste
im Wiener Kunstherbst
54
über seine Zeit als Restaurator, die
Bedürfnisse der Tech-Branche
und die Psychologie des Sitzens
Aus dem Vollen
46 AM FADEN DER GESCHICHTE
Porzellan trotzt den
Die Weberin Hannah Ryggen
Krisen des Kunsthandels.
war eine Chronistin ihrer Epoche.
Innovative Traditions-
In Frankfurt widmet ihr die
häuser wie Langeloh
Schirn eine umfassende Schau
lassen das weiße Gold bis
54 GOLDEN GIRLS heute glänzen
Drei Frauen aus drei Generationen
ist es zu verdanken, dass Langeloh
Porcelain seit 100 Jahren Erfolg hat
Bilder unten: Gottfried Helnwein/Kaiblinger Galerie und Kunsthandel/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; Anders Sundet Solberg/Hannah Ryggen/National Museum of Decorative Arts and Design, Trondheim/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Agenda
62 KUNSTWELT
News und Personalien
38 66 AUSSTELLUNGEN
Eröffnung des Bauhaus Museums
Dessau, Leonardo da Vinci in Paris
The One and Only
Der »chair_ONE« von
72 SCHAUFENSTER
Konstantin Grcic wurde ein Klassiker
Heribert C. Ottersbach bei
der Gegenwart. Im Berliner
Beck & Eggeling in Düsseldorf
Kunstgewerbemuseum begegnet er
Designexperimenten von einst
74 KUNSTHANDEL
Kellermann zeigt Zero und Kinetik
90 STILKUNDE
Scherzgläser für Trinkfeste
76 92 BUSINESS AS USUAL
Wie reagiert der Markt in London?
Mädchenträume
Gottfried Helnweins 94 AUKTIONEN
seltsame Kinderporträts auf Gemälde im Dorotheum, Möbel
der Fair for Art Vienna und Malerei in Uppsala, Bücher
bei Bassenge, Gorny & Mosch ruft
Münzen auf, Karrenbauer Design
und Kunst, Postwar bei Plückbaum
8 Editorial
111 Termine
113 Impressum
113 Vorschau
46
Weben und wirken
Norwegen ist Ehrengast der
Frankfurter Buchmesse.
Hannah Ryggen schuf auf instagram.com/WeltkunstMagazin
Ørland ihre Manifeste facebook.com/weltkunst
twitter.com/WeltkunstNews
EDITORIAL
Bilder: Ivo von Renner; Christoph Münstermann/Gabriele Münter, „Elmau“, o.J., Collection Fondazione Gabriele e Anna Braglia, Lugano/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
wer schon einmal mit einem Nachtzug gefahren
ist, wird die Reise nicht vergessen. Von meiner
Klassenfahrt nach Rom habe ich vor allem die
nächtliche Bahnstrecke in Erinnerung, bei der
wir in unserem Sechserabteil alle so aufgeregt
waren, dass wir von Frankfurt bis mindestens
Florenz kein Auge zugedrückt haben. Gefühlt
zu zwölft saßen wir gebückt auf den ausgeklapp-
ten Liegen, dabei spielte ein Mitschüler Gitarre
und sang »I’m a Passenger« – physisch kann ich
mir das heute kaum noch vorstellen. Jahre spä-
ter habe ich im Schlafwagen von Padua nach Schau ab Mitte November im Leopold Museum.
Salzburg dann so fest geschlafen, dass ich um Unter den 120 Werken aus den beiden Privat-
ein Haar den Ausstieg verpasst hätte. Da Nacht- sammlungen Braglia und Johennig wird auch
züge so romantisch sind, freue ich mich über die Gabriele Münters Landschaft »Elmau« (unten li.)
Pläne der Deutschen Bahn, vielleicht schon die- zu sehen sein. Sie wirkt so meditativ wie ein Spa-
sen Herbst eine neue Nachtzugverbindung von ziergang im Alpenvorland – und so erfrischend
Warnemünde über Berlin nach Wien einzurich- wie ein geöffnetes Fenster in einem Zugabteil.
ten. Da möchte ich mit meiner Familie einstei- Auch das ist natürlich eine Erinnerung an frü-
gen! Meine drei Söhne sind die größten Bahn- her, denn heute kann man ja leider die Fenster
fans, die man sich vorstellen kann in der Bahn nur noch selten öffnen.
Wien ist als Kunstort einfach unerschöpf- Bei der Vorbereitung zur aktuellen Aus-
lich. Die vielen Sonderausstellungen bieten gabe war meine Verabredung mit Konstantin
dazu noch mehr Gründe, jetzt eine Reise zu pla- Grcic ein besonderer Genuss. Ich haben den De-
nen, zum Beispiel zur großen Expressionismus- signer im Berliner Kunstgewerbemuseum ge-
troffen, und er hat mir zwischen Möbeln der Re-
naissance und des Barock von seiner Zeit als
Restaurator erzählt, über seinen Traum, Boots-
bauer zu werden, und über das Idealgewicht von
Stühlen (Seite 38). Bei der nächsten Gelegenheit
muss ich ihn fragen, ob er nicht auch mal ein
Abteil für einen Nachtzug entwerfen könnte!
8
Großer, äußerst qualitätvoller Hamburger Schapp,
Nussbaum massiv und furniert, um 1700, Provinienz „Earl of Dunraven Adare Limerick“ Adare Manor
Höhe 265 cm, Breite 250 cm, Tiefe 75 cm
IT M
HIN
ASC
Ich-Maschine
Wenn der technische Fortschritt über
mächtig wird, bekommen Künstler
Fieber. Dann entstehen Maschinenträu
me. Fast egal, ob diese aus Angst vor
oder der Lust am Untergang gespeist
sind: Dass in einer modernen Welt
auch der moderne Mensch ein wenig
automatenhaft, eine Maschine, ein
Roboter zu sein hat, um zu funktionie
ren, zieht sich als Motiv durch die
Kunst des 20. Jahrhunderts. Noch die
diversen Protagonisten der deutschen
Pop-Art wie Konrad Klapheck, Bettina
von Arnim oder der frühe Hannsjörg
Voth formulieren in ihren Arbeiten
solche Schreckensvisionen verpuppter
Hybride und mechanischer Wesen.
Auch Hans Ticha, bekannt durch ge
sichtslose Stecknadelköpfe, die auf
riesigen Körpern sitzen, zählt als einzi
ger Vertreter aus der DDR zu dieser
Richtung. Sein Bild »99,9 %« aus dem
Jahr 1982, das er damals im Geheimen
malen musste, ist noch bis zum 3. No
vember Teil der Schau »Point of No
Return« im Leipziger Museum der bil
denden Künste. Es visualisiert eine
ostdeutsche Alltagserfahrung, die heute
weitgehend vergessen zu sein scheint:
dass man bei den Wahlen einst eben
nicht die Wahl hatte. Alles ist hier scha-
blonisiert: Stimmvieh, Stimmzettel,
Prozentzahl, die einstudierten Ovationen
»Es lebe…« und der bejubelte schwarz-
rot-goldene Staat selbst, der, monströs
groß, die Jas einkassiert. Ein Bild, das
man heute auch allen jenen noch mal
zeigen sollte, die inzwischen im öffent
lich-rechtlichen TV zur besten Sende
zeit behaupten, sie seien dreißig Jahre
nach der Wende noch immer unfrei
und dürften ihre Meinung nicht sagen.
Bild vorige Doppelseite: Michael Ehritt/Hans Ticha, „99,9%“, Galerie LÄKEMÄKER Berlin/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Kohlhaas betreut für KUNST UND AUKTIONEN die be-
liebte Rubrik »Preisbild«, in der er aktuelle Auktionsergeb-
W er bekommt eigentlich das Biene-Maja-Zimmer? nisse für bestimmte Kategorien vergleicht: Im jüngsten Preis-
Diese Frage hat vor rund einer Generation ein Kind bild für Biedermeierkommoden taucht bei Yves Siebers in
beschäftigt, das mit seinen Geschwistern im Salon Stuttgart ein schönes Stück für nur 400 Euro auf. Noch güns-
der Großmutter saß. Die drei schauten andächtig auf die tiger sind Betten des Biedermeier: Gerade erst ging eines bei
schönen alten Möbel um sie herum und teilten unter sich Kastern in Hannover für 300 Euro unter den Hammer. 600
schon das Erbe auf. Das Ensemble war der ganze Stolz der Euro kostete ein bemalter Bauernschrank aus dem Jahr 1823
alten Dame, und es amüsierte sie, dass der jüngste Enkel sich im Allgäuer Auktionshaus in Kempten. Eine Kirschbaumgar-
besonders für das Biedermeierzimmer interessierte, das für derobe aus der Zeit um 1900 kletterte bei Von Zengen in
Kinderohren wie Biene-Maja-Zimmer klingt. Bonn von nur 60 Euro immerhin auf 170 Euro.
Diese Szene ist lange her, und die meisten Antiquitä- Einer Studie der Auction Technology Group ist zu
tenhändler leiden darunter, dass junge Leute ihren Wa- entnehmen, dass viele Briten auf Nachhaltigkeit ach-
ren immer weniger Interesse entgegenbringen. Ge- ten und Antiquitäten schätzen. Manche Aristokra-
WA S
schmack, Status, Tradition und Gemütlichkeit B E W E GT ten schauen sogar auf jene herab, die überhaupt
sind als Argumente nicht mehr ausreichend. DIE in die missliche Lage kommen, neue Möbel
Wie kann man so unterschiedliche Bilder wie KUNST kaufen zu müssen. Doch dass »vintage«, »se-
Greta Thunberg und die demonstrierenden Kinder ? condhand« oder neuenglisch »pre-loved« auch die
von »Fridays for Future« – eine wachsende Schar von umweltfreundliche Variante ist, ist 45 Prozent der bri-
Umweltschützern – mit den Schaufenstern des Antiqui- tischen Möbelkäufer nicht bewusst. Wieso 17 Prozent so-
tätenhandels und den Angeboten der Auktionshäuser zu- gar glaubten, eine neue Kommode belaste die Umwelt we-
sammenbringen? Es geht um ein Argument, das bisher von niger als eine alte, ist schwer nachzuvollziehen. Der letzte
der Branche vernachlässigt wurde: Nachhaltigkeit. Antiqui- Art Market Report von Clare McAndrew, herausgegeben
täten sind grün! Allein für Ikea werden jedes Jahr 200 Mil- von der Art Basel und UBS, erwähnt, dass nur ein Zehntel
lionen Bäume gefällt. Zwar gibt das an sich umweltbewuss- der Käufer von Antiquitäten jünger ist als vierzig Jahre. Aber
te Unternehmen an, dass 77 Prozent davon aus nachhaltigen die Händler werden immer älter – oder halten die Antiqui-
Quellen stammen, doch kürzlich hat der SWR recherchiert, täten sie jung? Während Galerien zeitgenössischer Kunst im
dass der Konzern viele Tausend Hektar von Europas letztem Durchschnitt 14 Jahre alt sind, beträgt das Alter der Anti-
Urwald in Rumänien gekauft hat und auch dort, in den Kar- quitätengeschäfte 35 Jahre, mehr als in jedem anderen Kunst-
paten, Holz schlagen lässt. Wer den Bestseller des Försters marktsegment. Aber vielleicht zeichnet sich jetzt eine Trend-
Peter Wohlleben über »Das geheime Leben der Bäume« ge- wende ab: Vergangenes Jahr, so Clare McAndrew, stieg die
lesen hat, den schmerzt diese Vorstellung besonders. Doch Anzahl der verkauften Antiquitäten pro Händler um sieben
Ikea braucht Holz. Allein das Billy-Regal, vor vierzig Jahren Prozent auf 75 Objekte.
entwickelt und immer noch ein Kassenschlager, wurde mitt- Es müssen keine Museumsstücke sein, mit denen man
lerweile weltweit mehr als 60 Millionen Mal verkauft. sich einrichtet. Wer Antiquitäten kauft, investiert in Indivi-
Nun lernen Kinder schon in der Schule, dass das Über- dualität, Stil – und Nachhaltigkeit. ×
leben der Menschheit am Umgang mit der Erde hängt:
»Reduce, reuse, recycle« lautet ihr Mantra, und dieses Ver- LISA ZEITZ ist Chefredakteurin der Weltkunst und
halten sollte auch auf die Einrichtung ausgeweitet werden: der Kunst und Auktionen
Schluss mit den Wegwerfmöbeln. Für einen Schrank von
1750 muss heute kein Baum mehr gefällt werden. Nun gilt
es, Hemmschwellen abzubauen und Informationen zu ver-
breiten. Ja, es gibt feine Möbelstücke, die Millionen kosten,
etwa aus den Werkstätten von Roentgen oder Chippendale,
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CARL SPITZWEG Nixenfang Öl auf Holz um 1860 34,9 x 28,5 cm Ergebnis: € 140.0o0
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GESICHT GEWAHRT
Masken trug man in Venedig nicht nur wäh-
rend des Karnevals. Der Adel ließ es sich auch
nach dem Aschermittwoch nicht nehmen,
incognito zwischen den Kanälen zu wandeln.
Bilder: Courtesy of the artist and Fabian Lang Gallery; Ariane Laue Kunsthandel; Volker Renner
In München bietet Ariane Laue ein Exemplar
aus Holz an, das wohl im 18. Jahrhundert in der
Lagunenstadt gefertigt wurde (arianelaue.de).
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FÜRSTIN DER FINSTERNIS
In surrealen Wimmelbildern verbindet Jessie Makinson,
Jahrgang 1985, Mythologie mit Feminismus und Science-
Fiction. Ihr Ölgemälde »nobody axed you to« (2019), ange-
lehnt an ein Renaissancewerk Marcantonio Raimondis,
findet man bei Fabian Lang in Zürich (fabianlang.ch).
BLÜMERANTE BLÜTE
Nicht die Schönheit der echten »Corpse Flower« lässt
den Atem stocken, sondern ihr penetranter Geruch.
Gerrit Frohne-Brinkmann wurde durch die Blume zu
lebensgroßen Keramiken inspiriert, erhältlich sind sie
bei Noah Klink in Berlin (noahklink.com).
4000 €
14
A DV E RT OR I A L
FOTOGRAFIN
DES
MONATS
CAITLIN
AKA JANE BOND II
Bilder: Stefanie Schneider/lumas.com/VG Bild-Kunst, Bonn 2019 (2)
Leckere Zeitmesser
Bilder links: Jerome Bryon/Richard Mille (2); rechts: KHM-Museumsverband, Wien; Intertopics/ddp; Alessandra Schnellegger; Frank Röth/F.A.Z.
D er Franzose Richard Mille machte sich im letzten
Jahr des vorigen Jahrtausends daran, etwas neu zu
erfinden, an das sich alle gewöhnt hatten: die me-
chanische Armbanduhr. Mille gründete in Les Breuleux im
Schweizer Jura eine Manufaktur, die seinen Namen trägt.
Schon seine erste Uhr, die RM 001, war aufwühlend, denn
Richard Mille versteckte die Federn, Spiralen und Zahnräder
nicht unter einem Ziffernblatt, sondern machte sie zur zen-
tralen Idee seines Uhrendesigns. Die funktionalen Details
sind bis heute stilprägend bei Richard Mille. Ansonsten ste-
hen die Kreationen für Experiment und Spieltrieb. Mal schuf
der Designer Philippe Starck ein Unikat, mal wurde dem Graf-
fiti-Künstler Cyril Kongo die Gestaltung einer Uhr anvertraut,
der dafür sämtliche Teile der RM 68-01 von Hand mit Neon-
lack überzog. Uhrendesign ist bei Richard Mille nahe an der
Kunst angesiedelt, weshalb die Marke auch offizieller Partner
der Londoner Kunstmesse Frieze geworden ist.
Nun möchte Richard Mille die Uhr für die Frau neu er-
finden. Damenuhren sind heute noch oft betont klein oder
mit Edelsteinen verziert. Auf Modellen wie der RM 07-03, der
RM 16-01 und der RM 37-01 prangen stattdessen Marshmal-
lows und Obst auf dem Zifferblatt. Oder eine Lakritzschnecke
und saure Zungen in Miniaturformat, jene beliebte Gelatine-
süßware, die einem den Mund zusammenzieht. Auch wenn
die Uhren der Bonbonkollektion von Richard Mille süß aus-
sehen, sind sie doch Resultate harter Uhrmacherkunst. Die
16 verschiedenen, wenige Millimeter großen Süßigkeiten sind
aus Titan geschnitten und werden handbemalt, um ihnen den
Zuckermasse-Look zu geben.
Die Gehäuse der Uhren sind entweder aus Karbon gear-
beitet, das schwarz wie Lakritz ist, aus farbiger Keramik oder
aus einem bunten Verbundwerkstoff auf der Basis von Quarz.
Bei Richard Mille kann es ein Jahr dauern, bis eine neue Far-
be entwickelt ist. Denn es werden nur natürliche Pigmente
verwendet, deren chemische Eigenschaften genau studiert
werden müssen. Ein Verfahren vergleichbar mit dem Backen:
Es kommt darauf an, die Zutaten im genau richtigen Verhält-
nis zusammenzubringen. Aber erst, wenn das Ergebnis aus
dem Ofen kommt, weiß man, ob es gelungen ist. Im Falle der
Richard-Mille-Bonbonuhren lautet das Urteil: sehr lecker! ×
IN
M
L
IL
IC
ZW
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Das Kunsthistorische Museum in Wien besitzt ein Bildnis von Frans Floris aus der Zeit um 1566, das einen bislang
anonymen Gildenknappen darstellt. Endlich wissen wir, wen der Meister der nordischen Renaissance
porträtiert hat: den beliebten österreichischen Kabarettisten Josef Hader, der auch Schauspieler, Autor und
Regisseur ist – und nebenberuflich wohl auch Knappe. Weitere Tipps bitte an bildredaktion@weltkunst.de
K R I T I K E R F R AG E
Auf die Biennale von Lyon, Als Leonardo-Biografin bin Lesen Schriftsteller Bilder Nach all dem geopoliti- Die Ausstellung von
die heuer mit der Usine ich besonders gespannt, anders als Kuratoren? schen Drama mit Italien Cemile Sahin in Leipzig
Fagor ein immenses welches Bild seiner Kunst Das wird man sehen, wenn und dem »Salvator Mundi« und ihren neuen Roman
Gelände bespielt – und der Louvre in der Jubilä- Karl Ove Knausgård ab 12. bin ich gespannt auf »Taxi«.
einen gewaltigen Vorwand umsschau entwirft. Freue Oktober in der Düsseldor- Leonardo im Louvre.
liefert, die (nicht nur mich aber auch auf fer Kunstsammlung NRW Welche Massen werden
kulinarisch) heiterste Stadt Kippenberger in Bonn und einen unbekannten Edvard kommen? Wird die Schau
Frankreichs zu besuchen. Dürer in Wien. Munch zeigen will. dem Ansturm standhalten?
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A L B R E C H T DÜ R E R
MIT
HAND
Albrecht Dürer war ein Meister darin, mit
der Kunst eine zweite Natur zu
schaffen – und ebnete der Renaissance im
deutschsprachigen Raum den Weg.
Die Albertina in Wien öffnet nun ihre
Schatzkammer für eine berührende Schau
VON
T I M AC K E R M A N N
UND
HAAR 18
Bild: Albertina, Wien
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Bild links: Albertina, Wien; Bilder rechts: Albertina, Wien; Klassik Stiftung Weimar; Bild S. 28: Albertina, Wien
Die Helldunkelzeichnung »Christus vor nur als Werkstattvorlage für Kupferstiche künstlerische Wiedergabe von Fell steht da-
Pilatus« aus der »Grünen Passion« (1504, wie die »Nemesis« (1501) diente. Eher wirkt es gegen beim »Feldhasen« (1502) im Vorder-
oben) plante der Künstler in einer wie ein Schaustück, das gegenüber Kunden grund, und das wohl berühmteste Werk der
Entwurfszeichnung (li. Seite) mit brauner die Begabung seines Schöpfers deutlich Albertina-Sammlung ist dabei auch ein Mus-
Feder. Radikal modern wirkt auf uns macht. Dürer dürfte dank seines Freundes terbeispiel an malerischer Effizienz: Dürer
das »Selbstbildnis als Akt« (um 1499) Celtis von der Anekdote gewusst haben, die lasierte zunächst in braunen Aquarellfarben
Plinius in seiner »Naturkunde« über Apelles den groben Körperumriss, um dann darauf
erzählt – jener habe bei einem Wettkampf mit feinem Pinsel genauso viele graue, brau-
ein Pferd gemalt, das so lebensecht wirkte, ne und schwarze Haare und weiße Glanzlich-
dass es von realen Artgenossen angewiehert ter zu platzieren, dass der Eindruck eines
wurde. Der »zweite Apelles« misst sich nun flauschigen Tieres entsteht.
augenscheinlich mit dem ersten. So künstlerisch perfekt der »Feldhase«
Wunderbar zu sehen, wie Dürer in die- erscheint, bleibt doch die Frage, weshalb Dü-
sen Jahren mit der Darstellung von Oberflä- rer sich ausgerechnet für dieses Tier entschie-
chen experimentiert: »Das große Rasenstück« den hat. Hier bietet nun Kurator Christof
von 1503 sieht aus wie eine nüchterne Studie Metzger neue Denkanstöße, indem er das
wild wuchernder Gräser- und Pflanzentex Blatt mit dem bis ins 16. Jahrhundert geläu-
turen – und doch hat der Künstler das aus- figen Begriff des »Polygnoti lepus« in Verbin-
geschnittene Stück Rasen auf dem Werkstatt- dung bringt. Er bezeichnet besondere Le-
tisch geordnet, um den Eindruck eines bensnähe – denn der Überlieferung nach soll
verdichteten Bildzentrums zu erreichen. Die der Maler Polygnot im Athen des 5. Jahrhun-
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AMADEUS
AUCTION
Wien
VON
N I N A S C H E DL M AY E R
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WIEN
1. TAG Dort können wir ab 26. Okto- Zeller van Almsick, Croy Niel-
ber japanische Farbholzschnitte sen, Sophie Tappeiner und
Das neudeutsche Jugendwort in einer groß angelegten Schau Emanuel Layr mit junger Kunst
»chillax« – eine Fusion aus chill besichtigen. Wenn wir schon auf, bieten Krinzinger, nächst
und relax – hätte in Wien erfun- einmal da sind, müssen wir St. Stephan, Mauroner sowie
den werden können. Trotz Glo- natürlich auch die permanente Elisabeth & Klaus Thoman
balisierung ist die Stadt noch Sammlung besuchen, etwa die Etabliertes; Straihammer und
immer einen Tick langsamer als 2013 neu aufgestellte Kollektion Seidenschwann, Artmark und
andere Metropolen. Der deut- Wien 1900: Kunstgewerbe und Hummel haben eher Österrei-
sche Gast kann also getrost Design von Josef Hoffmann, chisches im Angebot. Die meis-
einen Gang zurückschalten. Wo Adolf Loos und vielen anderen. ten dieser Galerien nehmen an
gelingt das am besten? Genau: Wer will, kann mit einer Virtual- dem in Wien erfundenen Festi-
im Kaffeehaus. Den ersten Tag Reality-Brille in Gustav Klimts val Curated By teil, das noch bis
starten wir aber bitte auf keinen florale Welten eintauchen. 12. Oktober läuft: Internationale
Fall im Café Central, da steht Wenn wir den Vormittag Kuratoren und Kuratorinnen
2
man Schlange für Kaffee zu dort verbummelt, auf den Sofas werden dabei eingeladen, in den
unverschämten Preisen! Son- von Franz West in die Luft Galerielokalen Ausstellungen zu
dern selbstverständlich im Café geschaut und vielleicht einen gestalten, nach einem vorgege-
Prückel. Das Café, in dem Gimmick im MAK Design benen Thema. Diesmal lautet
garantiert immer irgendwelche Shop gekauft haben, bleibt das Motto »Circulation«.
Künstler sitzen, liegt gleich noch ein wenig Zeit für einen Da dieser Teil der Innenstadt
gegenüber vom Museum für kleinen Galerienrundgang. In vom gefürchteten Overtourism
angewandte Kunst (MAK). unmittelbarer Nähe warten bisher verschont blieb, finden
sich hier Gastwirtschaften, die
nicht vorwiegend von asiati-
schen Reisegruppen auf der
Suche nach dem besten Schnit-
zel frequentiert werden. Zum
1 Maruša Sagadin schuf die
begehbare Baseballkappen- Beispiel das Gasthaus zu den
Installation im 10. Bezirk 3 Hacken, wo wir ein spätes
2 Gianni Colombos »Spazio
Mittagessen einnehmen. Derart
elastico« (1967/68) im Mumok gestärkt, bewegen wir uns – ent-
3 Die Galerie nächst St. Stephan
weder zu Fuß oder mit der U3
zeigt im Rahmen von Curated By (Station: Stubentor) – nun in
das Video »_o_o__o (red and Richtung Museumsquartier.
green)« von Katinka Bock Dort angekommen, steuern wir
Linke Seite: Blick auf Schön- das Mumok an: Die Ausstellung
brunn, die einstige Sommerresi- »Vertigo« bietet bis 26. Oktober
3
denz von Maria Theresia illusionistische Kunst von den
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WIEN
Bilder: Leonhard Hilzensauer; W&K – Wienerroither & Kohlbacher, Wien; Stefan Lux/MAK
heute etwas ganz anderes des Nationalsozialismus«, wie es
machen. Wir nehmen uns eine Kuratorin Michaela Vocelka
Tour durch Wiener Palais vor, ausdrückt.
die großteils im Barock und in Nun geht es weiter in die
der Gründerzeit entstanden. Palais des Barock. Zwei Archi-
Die Innenstadt ist regelrecht tekten waren damals in Öster-
vollgestopft damit! Viele der reich stilprägend: Johann Lucas
einstigen aristokratischen von Hildebrandt und Johann
Domizile sind öffentlich Bernhard Fischer von Erlach.
zugänglich. Das erste, das wir An der Freyung treffen wir ein
besuchen, wurde allerdings tat- Bauwerk des Ersteren an: das
sächlich nie als Wohnhaus Palais Daun-Kinsky, in dem
genutzt. Im Palais Dorotheum, ebenfalls ein Auktionshaus sei-
1901 von Kaiser Franz Joseph ne Dienste offeriert. Seit Neues-
1
eröffnet und nach Plänen des tem betreibt das Im Kinsky im
bekannten Wiener Ringstra- Haus auch einen Ausstellungs-
Anamorphosen des Barock bis ßenarchitekten Emil von Förs- raum, in dem Gegenwartskunst
zu großräumigen Op-Art-Instal- ter errichtet, ist nämlich seit je mit Werken aus früheren Jahr-
lationen wie jener von Marina das gleichnamige Auktionshaus hunderten zusammengebracht
Apollonio – eine Schau, die auf untergebracht. Schmuck, Brief- wird: Ab 17. September werden
einer sinnlichen Ebene marken, feinste Kunst: All das etwa neun Künstlerinnen aus
anspricht und auch Kindern steht hier auch außerhalb von Österreich, darunter Maria
Spaß macht. Wer nach diesem Versteigerungen zum Verkauf. Hahnenkamp und Suse Kra-
Tag noch immer nicht genug Aber auch ganz ohne Kaufab- wagna, präsentiert. Wenn wir
hat, kann die Wiener Moderne
im Leopold Museum besichti-
gen oder die Kunsthalle Wien –
oder einfach in der Buchhand-
lung Walther König beim
Haupteingang des Museums-
quartiers stöbern.
1 Tomás Saracenos »Aerocene«
Den Abend beenden wir
ist bis Ende November in der
stilgerecht in der Bar Das Loft
Karlskirche zu sehen
des SO/ Vienna beim Schweden-
2 »An Mendelssohn Bartholdy,
platz: Unter der Decke von Pipi-
dem Menschen und dem Künst-
lotti Rist und bei einem großar- ler« (1985) von Günter Brus bei
tigen Wien-Blick lässt es sich Wienerroither & Kohlbacher
gut in die Nacht trinken. Man 3 Moderne Möbelklassiker sind
sollte aber reservieren, und Ach- im MAK Design Lab zu 3
tung: Es gibt einen Dresscode. bewundern
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WIEN
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VERTIGO
VertiGO
K o r re spo n de n ze n
Bosch & Banisadr
Op Art
und
eine Geschichte
des schwindels
1520–1970
25.5. – 26.10.2019
© Ali Banisadr
Ali Banisadr:
We Work in Shadows
6. September bis 1. Dezember 2019
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1 Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
A -1070 Wien
www.mumok.at zu Gast im Theatermuseum
Marina Apollonio, Spazio Ad Attivazione
Cinetica 6B, 1966/2015, Museo del
Barrio, NY, Courtesy Photo: Lauren
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien, www.akademiegalerie.at
Glazer, © Marina Apollonio
36
WIEN
Alexandra Bircken
Kleidung ist der Panzer, der die Zumutungen
der Außenwelt vom eigenen Körper fernhält.
Alexandra Bircken, die in den Neunzigerjah-
ren in London Modedesign studierte, ver-
weist auf diese Funktion, wenn sie mit Mate-
rialien wie Latex und Leder arbeitet. Doch
Eva Hesse
gleichzeitig vermitteln ihre Werke ein Ge-
fühl von Verletzlichkeit: Aus Motorradfah- Die wundervoll versponnenen Postmini-
rermonturen schneidert Bircken tragisch malismus-Gebilde der früh verstorbenen
wirkende Figuren (oben: »INXS« (Detail) von Bildhauerin Eva Hesse (1936–1970) finden
2016). Und die Latexanzüge drapiert sie oft – ihre Entsprechung in ihren grandios schrä-
wie jetzt in Wien – als leblos erschlaffte We- gen Zeichnungen (oben: »No Title«, 1964),
sen. Der Anblick verstört. Und so greift das, die das Allen Memorial Art Museum zum
was uns schützen sollte, uns doch im Kern an. Jahresende aus Hesses Nachlass verleiht.
Secession, bis 10. November Mumok, 16. November bis 16. Februar
37
KON S TA N T I N G RC IC
Zwischen
den
Stühlen
38
Mit Deutschlands berühmtestem
Möbeldesigner unterwegs im
Berliner Kunstgewerbemuseum:
Konstantin Grcic über seine
Lehrzeit als Restaurator, die neuen
Bedürfnisse der Tech-Branche
und die Psychologie des Sitzens
VON
LISA ZEITZ
FOTOS
PAU L A W I N K L E R
39
KON S TA N T I N G RC IC
40
Herr Grcic, wie sah die Einrichtung Ihrer derner Tisch. Diese Konstruktion könnte struktion erzählt, den »Honeycomb«-Struk-
Kindheit aus? man heute genauso wieder aufgreifen. turen in der Kohlefaserhaut. Beim Design
Ich bin in einem Elternhaus aufgewach- ging es darum, wie groß die einzelnen Sechs-
sen, wo immer Altes und Neues zusammen- Was war das Kleinste, das Sie jemals entwor- ecke sind, die wir auf dem Deck abbilden –
gelebt hat. Mein Vater war sehr viel älter als fen haben? nicht nur auf die ganze Fläche bezogen, son-
meine Mutter, und so waren auch die Objek- Das Kleinste, würde ich sagen, war die- dern auch als Maßstab für den Segler Alex
te, die beide mit in unser Leben gebracht ha- se Uhr. (Er zieht den Ärmel seiner Jeansjacke Thomson …
ben. Meine Mutter ist mit Nachkriegskunst zurück und zeigt eine schwarze Keramikuhr von
und Pop-Art aufgewachsen, und entspre- Rado.) Viele Details an Uhren sind so klein, … der im Jahr 2016 zur härtesten Segelregat-
chend waren auch die Kunst und die Möbel. dass man sie nur in einem vergrößerten Maß- ta überhaupt aufgebrochen ist, der Vendée
Mein Vater hat Zeichnungen des 18. Jahrhun- stab entwerfen kann. Man kann sich 0,03 Globe, und in 75 Tagen allein die ganze Welt
derts gesammelt, das hat mich insofern ge- Millimeter einfach nicht mehr vorstellen. umsegelt hat.
Bild rechts: Stephan Klonk, Berlin/Rote Stahlreifenkrinoline, Thomson W.S. & E.H, 1860-63 (Inv. Nr. 2003,KR 754), Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
prägt, als dass Objekte der Vergangenheit für Dabei hilft der Computer, mit dem wir das Er musste allein, nachts oder bei Sturm,
mich selbstverständlich sind. Ich trenne dreidimensionale Uhrenmodell zirka um ein sicher über das Deck laufen. Das Muster, das
Altes und Neues nicht. Das eine ist für mich Zehnfaches vergrößern. Auf dem Computer Teil unseres Brandings war, wurde für den
nicht wertvoller als das andere. ist das nur ein Knopfdruck, aber im Kopf Segler zu einer Orientierung.
muss ich den tatsächlichen Maßstab immer
Was war damals Ihr Traumberuf? im Bewusstsein behalten. Sie sind berühmt für Ihre Sitzmöbel. Ich
Als Kind habe ich immer viel gebaut, in habe in Ihrem Berliner Atelier gesehen, dass
erster Linie Modellschiffe. Ich bin von Boo- Und was war bisher Ihr größtes Design? Sie dreidimensionale Pappmodelle für Stüh-
ten fasziniert und wollte eigentlich Boots- Ich habe das Branding Design für eine le bauen. Hier steht vor uns ein italienischer
bauer werden. Aber ich habe dann die Möbel 40 Meter lange Segeljacht für Hugo Boss und Faltlehnstuhl, vielleicht vom Ende des 16.
für mich entdeckt. Ich mag den Maßstab Alex Thomson Racing entworfen. Auf das Jahrhunderts. Woran denken Sie dabei?
von Möbeln, weil er etwas mit dem Men- Deck habe ich ein Bienenwabenmuster la- Ich frage mich: Wer saß überhaupt auf
schen zu tun hat. Ein Stuhl ganz offensicht- ckiert, das ein bisschen von der Rumpfkon- so einem Stuhl? Dieser Stuhl war ja kein ge-
lich, aber auch der Tisch, der Schrank oder wöhnlicher Stuhl, wie Stühle es heute für Sie,
das Regal, das alles orientiert sich am für mich, für viele Menschen in vielen unter-
menschlichen Maß. schiedlichen Situationen sind. Wahrschein-
lich war die Situation, in der dieser Stuhl
Ihre Berufung haben Sie im Umfeld alter steht, und wer darauf sitzt, relativ klar. Ergo-
Möbel gefunden. nomiemodelle wurden damals nicht gebaut.
Nach dem Abitur habe ich für ein knap- Sie sind von einem bestimmten Sitzmaß aus-
pes Jahr bei einem Möbelrestaurator in Mün- gegangen, das dem Objekt eine gewisse Prä-
chen gearbeitet. Dort habe ich meine Leiden- senz, eine gewisse Gravitas gegeben hat. Es
schaft für die Möbel entdeckt, alte zwar, aber ist kein Thron, aber es hat etwas Thronhaftes.
die hatten eine Geschichte. Beim Restaurie- Der Sitz ist weich, die Rückenlehne ist weich.
ren alter Möbel habe ich viel gelernt – nicht Wahrscheinlich ließ er sich falten. Warum
nur über das Handwerk, sondern auch über das relevant war … wurde er auf einer Reise
die Kultur der Möbel als Alltagsobjekt. mitgenommen? Der Klappstuhl war von der
Typologie her weit verbreitet.
Mit welchen Antiquitäten haben Sie in der
Werkstatt gearbeitet? Er erinnert an die Antike, an römische Im-
Besonders mit englischen. Wir haben peratoren, die auf Kriegszug waren und des-
viele Windsor Chairs restauriert und »Gate- halb bewegliche Möbel brauchten. Dadurch
leg Tables«, also Tische, die man über einen vermittelt er ein Gefühl von Macht.
Mechanismus vergrößern beziehungsweise Vor meinem Industriedesignstudium in
verkleinern kann. Diese Tische sind aus Mas- London war ich ein Jahr in Spanien. Dort
sivholz gefertigt, mit spindelförmig gedrech- habe ich unheimlich viele dieser Möbel gese-
selten Beinen. Natürlich gab es auch feinere hen und fand sie einfach faszinierend. Ich
Antiquitäten, furnierte Kommoden und wel- kam aus einer englischen Schreinerlehre,
che mit Intarsien, aber vor allem hat mich was man fine cabinet making nannte. Alles
die Konstruktion interessiert. Vom Zerlegen war sehr raffiniert. Die alten Möbel in Spa-
und Wiederzusammenbauen der Möbel habe nien waren im Vergleich viel gröber und
ich unendlich viel über Möbeldesign gelernt. massiv, dafür hatten sie eine starke Präsenz.
Ich habe mir viel vom Holzhandwerk im ar-
Jetzt stehen wir hier im Museum vor einem »Ein Stuhl, ein Tisch, chitektonischen Kontext abgeschaut, Dach-
Tisch aus dem 15. Jahrhundert. stühle, große Scheunentore, in Burgen oder
Der Entwurf bringt die Konstruktion
der Schrank oder das anderen Gebäuden.
zum Ausdruck. Es gibt zwei Kreuze als Beine Regal, das alles
mit Querverstrebung. Ich mag es, wenn man Hier stehen wir nun vor einem Stuhl, den
der Form ablesen kann, wie etwas gebaut ist
orientiert sich am man zum Tisch umklappen kann, aus
oder funktioniert. Für mich ist das ein mo- menschlichen Maß.« Frankreich um 1600.
41
Wahnsinnig schön! Er ist viel feiner ge- arbeiten können. Lounge-Bereiche mit Ping- physisches Wohlbefinden, Kreativität und
arbeitet als der Stuhl, den wir eben gesehen pongplatte sind ja inzwischen schon Kli- Arbeit vereinen kann.
haben, hat aber einen ganz einfachen Auf- schees – aber alle großen Firmen brauchen Da tut sich sehr viel, etwa mit Arbeits-
bau. Sehr gerade, eigentlich wie eine Kiste sie. Apple baut einen neuen Firmencampus, tischen, deren Platte man hochfahren kann.
mit gedrechselten Elementen. Die Rücken- Facebook hat neu gebaut, Google baut neu, Das kann toll sein, aber für das Gegenüber
lehne ist als Achse mit der großen Platte ver- und alle drei setzen sich intensiv mit der Ein- auch unangenehm werden. Einer sitzt unten,
bunden, die zum Passepartout für den Sit- richtung, das heißt Möblierung dieser neuen der andere steht. Der, der sitzt, sieht dann die
zenden wird. Interessant, dass so etwas in der Gebäude auseinander. Kabel, die von meinem Tisch runterhängen,
Zeit überhaupt relevant war, ein Möbel, das und meinen Bauchnabel. Mit solchen Situa-
zwei Dinge auf einmal kann. Warum eigent- Ich habe den Eindruck, Möbeldesign wird tionen müssen wir als Designer beim Ent-
lich? Weil man wenig Platz hatte? Oder hat niemals langweilig. wurf solcher Möbel umgehen.
man schon an Situationen gedacht, in denen Manchmal denke ich, mit meiner Lei-
ich mal hier sitze und mal etwas ganz ande- denschaft für Möbel wäre ich vielleicht nicht Für Hugo Boss haben Sie eine neue Herbst-
res mache. Das ist doch sehr modern, oder? mehr am Puls der Zeit. Das Bedürfnis in der kollektion entworfen, BOSS x Konstantin
Das sind Themen, mit denen wir auch heute Bürowelt zeigt, dass das Möbel unheimlich Grcic, und sind aus einer geradezu architek-
arbeiten. viel leisten kann, sich aber auch erneuern tonischen Perspektive an das Design von
muss. Die spannenden Möbelprojekte entste- Kleidung herangegangen. Wir sind jetzt in
Es geht damals schon um Wandelbarkeit hen heute in der Arbeitswelt, weniger im pri- der Modeabteilung des Kunstgewerbemuse-
und Nutzung. vaten oder im Wohnbereich. ums vor einer Stahlreifen-Krinoline stehen
Ich habe genau dieses Thema vor rund geblieben. Sie wirkt fast wie ein Käfig – die
fünf Jahren für den Büromöbelhersteller Sie kennen bestimmt den Spruch »Sitzen ist englische Bezeichnung ist crinoline cage. Sie
Vitra aufgegriffen, als wir an zeitgenössi- das neue Rauchen«. Auch bei uns in der Re- dient dazu, das Volumen des weiblichen Un-
schen Bürokonzepten gearbeitet haben. Die daktion gibt es immer mehr Stehtische. terkörpers zu erhöhen, aber wirkt wie eine
riesigen Firmen, besonders die im Tech- Man macht sich heute mehr Gedanken, was Architektur.
42
KON S TA N T I N G RC IC
43
KON S TA N T I N G RC IC
weil sie einfach nicht wussten, wie man sich leicht. Wenn man beim Hinsetzen mit der Sinn, also für den Außenraum. Der von ei-
nun – vor laufender Kamera – in diesen Stuhl Wade an die Kante stößt, würde der Stuhl so- nem viel größeren, gröberen Maßstab ge-
setzen sollte, ohne peinlich zu wirken. Nach fort wegspringen. Es gibt auch beim Gewicht prägt ist als das Interior. Den normalen Stuhl
dem ersten Pilot-Shooting ist das Möbel so- das richtige Maß. Ein Stuhl, finde ich, kann einfach nach draußen zu bringen funktio-
fort rausgefallen. zirka vier Kilo wiegen und wird noch als niert meistens nicht. Im Grunde leitet sich
leicht empfunden. Ein Carbonstuhl könnte diese Konstruktion des »chair_ONE« aus be-
Dafür hätte es besser eine Generalprobe ge- noch viel leichter sein, aber das wäre nicht stimmten Architekturelementen ab. Er setzt
ben sollen. mehr gut. Sitzen kann als Kampf wahrge- wenig Material ein, das ist nicht nur ökono-
Ich habe den Stuhl nicht für solche Si- nommen werden. Vielleicht ist der Stuhl be- misch gedacht, sondern heißt auch wenig
tuationen entworfen. Im Grunde finde ich es quem, aber vom Kopf her ist er es nicht, weil Oberfläche, sodass er wenig verdreckt und
gut, dass Möbel etwas auslösen können, eine ich das Gefühl habe, gleich bricht er. keine Fläche für Wasserrückstände bietet.
Unsicherheit oder das Bewusstsein: Ja, das ist Wenig Fläche bedeutet auch, er ist bei Hitze
ein Stuhl, aber ich weiß gar nicht, wie ich da- Die Reihe von Stühlen hier im Museum er- weniger heiß oder bei Kälte weniger kalt.
rauf sitzen kann. innert mich ein wenig an die Evolutionsge- Gleichzeitig ist der Stuhl so konstruktiv, wie
schichte, vom Säugetier auf vier Beinen er gebaut ist, extrem stabil, das heißt sicher
Wir sind jetzt im unteren Stockwerk des zum aufrecht gehenden Menschen. Ihr vor Vandalismus. Aber eigentlich muss nie-
Kunstgewerbemuseums vor einer ganzen »chair_ONE« wird hier als jüngstes, aktu- mand die Gedanken kennen, die hinter dem
Chronologie von Designerstühlen gelandet, ellstes Beispiel ausgestellt. Design stehen. Interessanterweise wird der
die mit Ihrem »chair_ONE« endet. Gibt es Dabei ist der Stuhl schon ziemlich alt. Stuhl nur ganz selten so eingesetzt, wie ich
hier einen Stuhl, der für Sie eine besondere Als er vor 16 Jahren auf der Mailänder Messe ihn ursprünglich gedacht habe. Meistens
Bedeutung hat? vorgestellt wurde, hat er provoziert, was gar wird er im Innenraum eingesetzt und nicht
Hier stehen viele wunderbare Klassiker. nicht mein Anliegen war. Ich wollte einen im Stadtraum, draußen.
»Superleggera« von Gio Ponti ist ein Re guten Stuhl mit einer interessanten Techno-
44
Am langen
Faden der
Geschichte
Die schwedisch-norwegische
Künstlerin Hannah Ryggen
schuf am Webstuhl eine Chronik des
20. Jahrhunderts. Ihre virtuosen
Wandteppiche sind ein Aufschrei
gegen Ungerechtigkeit und
Krieg. Nun widmet ihr die Schirn in
Frankfurt eine große Schau
VON
CHR ISTI A N E M EI X N ER
Bild vorige Doppelseite: Dag Fosse, KODE Art Museums and Composers Homes/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; diese Seite: Jørn Hagen, Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum, Trondheim, © H. Ryggen/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Die Auftragsarbeit »Wir leben auf einem Stern« von 1957 ist eine Hymne an das Leben und ans
Familienglück. Hannah Ryggen erlebte es mit ihrem Mann Hans und Tochter Mona auf der
Halbinsel Ørland (oben rechts). Die Folgen der Weltwirtschaftskrise für die Fischer und Klein-
bauern Norwegens verewigt sie 1933 in dem Teppich »Fischen im Schuldenmeer« (rechts)
48
D
Die neue Freiheit ist hart zu einer Frau aus
der Stadt. Ihre ersten drei Lebensjahrzehnte
hat Hannah Ryggen im südschwedischen
Malmö verbracht. Dann lässt sie das urbane
Bilder: Collection of NTNU University Library, Trondheim; Øystein Thorvaldsen, Courtesy of Henie Onstad Kunstsenter, Privatsammlung, Norwegen/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
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Die Folgen bekommen auch die Ryg späteren Mann kennenlernt, kehrt sie nach werden einfacher. Das raue Leben ohne flie
gens in ihrem kargen Idyll zu spüren. Im Malmö mit einem kleinen flämischen Web ßendes Wasser verlangt Anpassung.
April 1940 greift die deutsche Wehrmacht stuhl zurück. Später beschreibt sie ihn in ei Ryggen möchte es so, sie lebt im Ein
Norwegen an, Bomben fallen, später werden nem Interview als »Folterinstrument«, an klang mit der Natur. Tiere zu schlachten fällt
gezielt Personen des öffentlichen Lebens hin dem sie zwar viel lernt, sich aber unendlich ihr schwer, doch es gehört zum Alltag eines
gerichtet. All das ist Thema auf einem Tep abmüht und nach dem kleinsten Teppich er autarken Hofs. Sämtliche Materialien für das
pich wie »6. Oktober 1942«, auf dem Hannah schöpft ist. Ein Foto zeigt sie in jener Zeit: Da Weben stellt sie selbst her. Die Wolle wird ge
Ryggen Hitler in einer für sie selten grotesk sitzt eine junge Frau mit modischer Frisur sponnen und mit Pflanzen gefärbt, die Re
ausgestalteten Figur schießend und pupsend und Schmuck im weiten Reformkleid vor ih zepturen sind aufwendig und gelingen nicht
durch die Luft fliegen lässt, während die Fa rem Webstuhl. Das Teppichmotiv »Evas immer. Gleichzeitig wächst der Stolz auf
milie Ryggen auf einem Boot in die entge Tochter« entstammt der Bibel, aus der Ryg diese neue Unabhängigkeit. Jeder Mensch, so
gengesetzte Richtung aufbricht. Ihre Flucht gen anfangs oft schöpft, die Geschichten aber glaubt sie, hat ein Recht darauf, für sich
ist imaginär, real die Verhaftung von Hans noch konventionell umsetzt. Als sie mit selbst zu sorgen. Als sich infolge der Welt
zwei Jahre darauf, der ins Häftlingslager Hans nach Norwegen umzieht, baut er ihr wirtschaftskrise viele Fischer und Kleinbau
Grini kommt, von wo aus regelmäßig Depor auf Ørland den »besten Webstuhl der Welt«, ern in Norwegen verschulden und ihre Höfe
tationen in die Konzentrationslager stattfin der sich mit den Füßen bedienen lässt und verlieren, entsteht 1933 der Teppich »Fischen
den. Hannah weiß nicht einmal, was ihm alles vereinfacht. Nun hat Hannah den Kopf im Schuldenmeer«. Im unteren Teil ertrin
vorgeworfen wird. In dieser Zeit entsteht frei für große Themen – auch wenn das Paar ken die einfachen Menschen, während oben
»Grini«, ein Teppich in Blutrot, auf dem man auf fünf Hektar Land alles selbst anbaut, sei ein gut gekleideter Mann alle Fische abgreift.
Bild links: Trondheim Kunstmuseum, Norwegen/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; rechts: Adresseavisen, Trondheim
ihren Mann in Gefängniskleidung bei Was ne Tiere hält und 1924 Tochter Mona geboren Solche Erfahrungen prägen auch ihre poli
ser und Brot sieht. Er sitzt an einer Staffelei wird. Die Künstlerin tauscht ihre alte Welt tische Einstellung. Ryggen fühlt sich den
und malt, doch zeigt das Bild einen Toten gegen das Unbekannte ein. Aufnahmen zei Kommunisten nah und blickt mit Wohlwol
schädel. Über der Szene verläuft Stachel gen sie mit praktischer Frisur, die Kleider len auf die Sowjetunion.
draht, die Köpfe dahinter symbolisieren an
dere Inhaftierte. Von links nähert sich eine
Frau auf einem Pferd: die gemeinsame Toch
ter Mona, die Hannah in ihrer Fantasie nach
Grini schickt, um Hans zu retten.
Dass sie reale Ereignisse mit Mythi
schem verwebt, ist typisch für Ryggen. Ihre
Tapisserien sollen überzeitliche Kunstwerke
und ebenso konkretes Bekenntnis sein. An
geblich hingen einige sogar an der Fassade
ihres Hauses auf Ørland, als die Nazis dort
täglich patrouillierten. Beweise gibt es keine
für diese Geschichte, aber sie zeigt, wie Han
nah Ryggen wahrgenommen wurde: als
Künstlerin, die sich einmischt. Die Abkehr
der Moderne von der Wirklichkeit, ihre Ver
geistigung in der Abstraktion interessiert sie
schon in den Zwanzigerjahren nicht. Von
der figurativen Darstellung rückt sie nie ab.
Und jetzt, im Krieg, sind ihr Statements
wichtiger als je zuvor.
»Grini« misst knapp zwei Meter, es ist
eine monumentale Collage aus unzählbar
vielen Fäden. Der Webstuhl, auf Fotografien
abgebildet, lässt ahnen, wie zeitraubend die
Arbeit mit Kette und Schuss gewesen ist.
Weshalb sie das Weben überhaupt zu ihrem
Medium gemacht hat, wo sie doch malend
ungleich schneller auf die politischen Ereig
nisse hätte reagieren können, diese Frage
stellt sich wohl jedem. Nur Hannah Ryggen
nicht. Ihre Technik sah sie als Malerei mit an
deren Mitteln. »Ganz plötzlich wuchs in mir
der Wunsch, etwas mit den Händen zu ma
chen«, notierte sie früh – und hält sich daran.
Dabei war das Weben anfangs alles an
dere als erfolgreich. 1922, als Hannah Ryggen Als Hans Ryggen 1944 von den Nazis verhaftet und in ein Lager verschleppt wird, webt
den Sommer in Dresden verbringt, um die seine Frau »Grini« als blutrote Fantasie über seine Rettung durch die gemeinsame Tochter
alten Meister zu studieren, und dort ihren Mona. Rechts: Das Foto zeigt Hannah Ryggen um 1964 an ihrem großen Webstuhl
50
H A N N A H RYG G E N
51
H A N N A H RYG G E N
Bilder links: Collection of NTNU University Library, Trondheim; Anders Sundet Solberg, National Museum of Decorative Arts and Design, Trondheim, © H. Ryggen/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; Bild rechts: Jørn Hagen, Privatsammlung/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Diktator Benito Mussolini in Äthopien ein
und lässt dort Soldaten wie auch Zivilisten
mit Giftgas töten. Kaiser Haile Selassi bittet
den Völkerbund um Hilfe, vergebens. Han
nah Ryggen webt in ihrer Empörung den
Teppich »Äthiopien«, der 1937 auf der Welt
ausstellung in Paris und anschließend in
New York zu sehen ist. Wie immer arbeitet
sie ohne jede Vorzeichnung, bewegt das Mo
tiv so lange im Kopf, bis es direkt umgesetzt
werden kann. 1939 folgt die nächste Ernüch
terung: der Nichtangriffspakt zwischen Hit
ler und Stalin, der die Nazis in Polen einmar
schieren lässt. »Verrat an den sozialistischen
Werten«, schreibt Ryggen einer Freundin.
»Die Welt braucht eine neue Fahne.«
Ihre Teppiche verkörpern diese Fahnen.
Monumental, weithin sichtbar, für jeden ver
ständlich, der die Bildgeschichten zu lesen
bereit ist. Christliche Ikonografie, das Ex
pressive ihrer Figuren, folkloristische Ele
mente und eine Farbenpracht, die den Blick Ihr Mann unterstützt sie vorbehaltlos, »Blut im Gras« zeigt grüne, von tiefroten
magisch anziehen. Schließlich die persönli ohne sich in dieser Künstlerbeziehung wie so Kanälen durchzogene Felder. Rechts steht
chen Erlebnisse. Hannah Ryggen verwebt sie viele andere Maler seiner Generation nach Johnson mit Cowboyhut und Hund, die
ebenso in ihrer Kunst wie das eigene Gesicht, vorn zu drängen. Jeder der beiden entfaltet Gestalt des US-Präsidenten kreuzen zwei
das stetig auftaucht. All das hinterlässt einen seine Fähigkeiten. Hans malt Hannah viele blaue Bänder voller Bomben, die auf die
tiefen Eindruck beim Publikum und sorgt Male am Webstuhl, es sind leise, innige Por Landschaft zielen.
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg träts. Die Teppiche der Künstlerin brauchen Dieses Blau ist eine Besonderheit. Han
für den künstlerischen Durchbruch. Ihre dagegen die Öffentlichkeit, ihre Botschaft nah Ryggen hat sich in die Geheimnisse des
Ausstellung in Oslo 1946 wird verlängert, kann nur wirken, wenn sie von möglichst Färbens eingearbeitet und ist auch hier au
weil so viele Besucher kommen. Ein paar Jah vielen Menschen gesehen wird. Gern kom tark. Bloß für die Farbe Blau braucht sie Hil
re später kauft die norwegische National mentiert Hannah Ryggen dazu ihr künstleri fe. Es geht um die Zutat Urin: Der wirkt am
galerie die erste Tapisserie der Künstlerin an, sches Engagement. »Man kann es nicht fas besten, wenn er von alkoholisierten Män
»Der Gebrauch der Hände« ist eine Hymne sen, dass die Amerikaner so einen dummen nern stammt. Sie schafft damit Teppiche in
an den Frieden. Sie stellt international aus, Mann zum Präsidenten gewählt haben«, er Blautönen von jeder Qualität. Dunkel und
bis in die USA, wo die Smithsonian Institu klärte sie etwa angesichts der Entscheidung kalt wie bei »Jul Kvale«, der den Freiheits
tion eine große Wanderausstellung organi von Lyndon B. Johnson für eine Luftoffen kämpfer verewigt, weil dieser sein Land nicht
siert. Hannah Ryggen ist etabliert. sive in Vietnam im Jahr 1965. Ihr Teppich in der Nato sehen wollte. Oder licht und tief
wie das Firmament für ihr Prunkstück »Wir
leben auf einem Stern«. Der Teppich, zwölf
Quadratmeter groß, war ein Auftragswerk, in
dem sie das Leben feiert, mit der Familie im
Zentrum als kleinste, vollkommene Einheit.
1957, als sie den Teppich beginnt, ist Hans ge
rade gestorben und Hannah untröstlich. In
der Arbeit überwindet sie ihre Trauer.
»Wir leben auf einem Stern« hing ein
halbes Jahrhundert in Oslo in der Lobby je
nes Regierungsgebäudes, vor dem 2011 der
norwegische Massenmörder Anders Breivik
eine Autobombe zündete. Acht Menschen
starben, der Teppich lag in Schutt und Lösch
wasser. Restauriert wurde er nun dem
Trondheimer Nationalmuseum übergeben.
Wer genau hinschaut, der erkennt die Aus
besserungen und versteht, wie beklemmend
aktuell Hannah Ryggens Appell gegen Ge
walt und für das individuelle Glück ist. ×
53
Die zwölfeckige Schale mit »Shiba Onko«-
Dekor, 1730 in Meissen entstanden, befand
sich einst im Besitz von August dem Starken
und wird auf der Münchner Highlights ge-
zeigt. Re.: Friedel Kirsch ist Expertin für Por-
zellan, wie schon ihre Mutter und Großmutter
P OR Z E L L A N
Golden Girls
Gemeinsame Leidenschaft für das weiße Gold: Drei starken Frauen
aus drei Generationen ist es zu verdanken, dass Langeloh
diesen Oktober auf 100 Jahre Firmengeschichte zurückblicken kann
Beide Bilder: Elfriede Langeloh, Weinheim
VON
G L OR I A E H R E T
55
P OR Z E L L A N
F
in Kontakt. Ihre Leidenschaft für das Metier war geweckt – und sie
eröffnete 1919 ihr erstes Geschäft in der Kölner Cäcilienstraße. Zwar
ging ihr Haus im Bombenhagel 1944 unter, doch hatte Elfriede
Langeloh sich vor Ausbruch des Kriegs samt ihrer Habe nach
Wiesentheid in Franken gerettet, wo sie in einem Schlossturm der
Grafen von Schönborn logierte. Bis Kriegsende lebte vis-à-vis auch
Paulette mit ihrer Familie. Nicht zuletzt dank des Weins aus der gräf-
Für das kostbare, zart schimmernde, wunderbar bemalte, fragile hö- lichen Schlosskellerei, den sie gegen Fayencen eintauschte, konnte sie
fische Porzellan des Rokoko kann man sich keine idealere Vermitt- sich auch in Wiesentheid dem Antiqutiätenhandel widmen.
lerin als Friedel Kirsch vorstellen. Ihre Eleganz und feine weibliche Mit 63 Jahren wagte Elfriede Langeloh einen Neuanfang in
Ausstrahlung stehen im Einklang mit ihren erlesenen Objekten. Köln mit großem Geschäftshaus, Wohnung und Garten am Hohen-
Denn frühes Porzellan und Fayence sind ihr Metier. Weit über Euro- staufenring 57. Damit brach ihre erfolgreichste Zeit an, denn nach
pas Grenzen hinaus zählt ihre Firma Langeloh Porcelain zu den füh- den Verwüstungen des Kriegs war der Wunsch groß, das Verlorene
renden Spezialisten. Zum 100. Jubiläum gewährt Friedel Kirsch, die zu ersetzen. Sie engagierte sich für die Gesellschaft der Keramik-
seit 1981 das Geschäft führt, einen facettenreichen Blick zurück bis freunde in Köln, schrieb für Keramos und gelegentlich auch für die
zu den Anfängen und macht mit der Familien- und Firmenentwick- weltkunst. Großindustrielle wie Grundig, Thyssen, Erich Zscho-
lung ein Stück deutscher Kunsthandelsgeschichte lebendig. cke oder Peter Ludwig gehörten ebenso zu ihren Kunden wie die
Die Gründerin Elfriede Langeloh, ihre Großmutter, war eine berühmten Meissen-Sammler Ralph Wark aus Jacksonville, Florida,
ungewöhnliche Frau: 1882 in Pinneberg geboren, entfloh sie der hei- oder Edward Pflueger aus New York. Auch das Auswärtige Amt in
matlichen Enge in Richtung Frankreich mit Stationen in Bordeaux Bonn erwarb Staatsgeschenke bei Langeloh: Friedel Kirsch erinnert
und Paris, wo sie ihren Lebensunterhalt als Kindermädchen und sich gut an einen Satz Schokoladentassen mit farbigem Chinoise-
Hausdame bestritt. Nach ihrer Rückkehr wurde sie ledig Mutter, riedekor für Dwight D. Eisenhower anlässlich seines Besuchs 1959
ziemlich skandalös zu dieser Zeit, zumal in einer Kleinstadt. Die jun- in Deutschland. Zum Damenprogramm gehörte ein Abstecher an
ge Frau gab ihre Tochter Paulette zu Pflegeeltern nach Paris, wo sie den Hohenstaufenring, wo ihre Großmutter die Ehre hatte, die
eine glückliche Kindheit verbrachte. Nach dem Tod des Vaters im Präsidentengattinnen Mamie Eisenhower und Pat Nixon bei sich
Ersten Weltkrieg wurde Paulette von dessen Familie als leibliche zu begrüßen.
Tochter anerkannt. Elfriede Langeloh, zeitlebens unverheiratet, ar- Wenn Neuerwerbungen zu begutachten waren, floss reichlich
beitete als Hausdame beim Arzt und Porzellansammler Dr. Salomon Champagner. Dass Sammler es mit ihrer Leidenschaft in der eigenen
in Köln und kam so mit internationalen Händlern und Sammlern Familie oft schwer hatten, zeigt folgende Episode: Wenn die Händle-
56
Elfriede Langeloh gründete ihr erstes
Antiquitätengeschäft 1919 in Köln –
und war eine Legende. Links: Johann
Joachim Kaendler schuf die
Halsbandsittiche 1741 für Friederike
Alexandrine Gräfin Moszyńska
größen wie Eberhard Giese oder Hans H. Mischell und dem bis heu- er Vorstand im Südzucker-Konzern in Mannheim wurde, bezogen
te bedeutenden Auktionshaus Lempertz, damals von Rolf Hanstein sie das Haus in Weinheim, in dem sie bis heute leben. Für Friedel
geführt. Mit ihm war Paulette auf dem Neumarkt Rollschuh gelau- Kirsch anfangs eine unruhige Zeit, musste sie doch Frankfurt, Köln
fen. Köln war ein Dorado für Sammler alter Kunst: Im repräsentati- und Weinheim familienverträglich verbinden.
ven Aachen-Lütticher Vitrinenschrank prunkten kostbares Porzellan Die Zeiten änderten sich auch im Kunsthandel spürbar. Deko-
und Fayence. Als Wandzier dienten Teller und Platten. ratives Porzellan war weniger gefragt, die Preise sanken ebenso wie
Ein Meilenstein unter der Ägide von Paulette Neuhaus war das die Nachfrage. Das Interesse der wenigeren Sammler fokussierte sich
von Bartholomäus Seuter signierte Kofferservice mit Augsburger auf bedeutende, sehr frühe Exemplare; Forschung und Erforschung
Goldchinesen. Heute ist das Prachtstück der Sammlung Ludwig in der Objekte traten in den Vordergrund. Zahlreiche Kollegen schlos-
Bild: Elfriede Langeloh, Weinheim
Bamberg zu bewundern. Auch der großartige Neptunbrunnen von sen ihre Läden. Da die Laufkundschaft kaum mehr eine Rolle spielte,
J. G. Kirchner mit von Johann George Heintze bemalten Chinoiseri- verlagerte sich der Trend »auf die Etage«. Zwar war es für Paulette
en im Hetjens-Museum wurde bei ihr erworben. Die Eröffnung der Neuhaus lange unvorstellbar, das Kölner Geschäft aufzugeben, doch
ersten Deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse in München 1956 im Jahr 1985 war es so weit. In ihren letzten Lebensjahren machte sie
traf den Nerv der Zeit. Die Westdeutsche Kunstmesse in Köln und sich in Weinheim bei der Familie unentbehrlich. Dort wurde die
Düsseldorf und die Herrenhäuser Messe in Hannover folgten. untere Etage des Hauses zur Galerie umgebaut, doch das Porzellan
Um dem Absolutismus der Großmutter etwas entgegenzusetzen und die dazugehörige Fachbibliothek breiteten sich peu à peu über
wandte sich Friedel Kirsch anfangs der modernen Kunst zu und be- die weiteren Stockwerke aus.
gann ihre Laufbahn in der Galerie Boisserée in Köln. Doch bald Weinheim liegt strategisch günstig wenige Kilometer von Hei-
wechselte sie »die Fronten« ins mütterliche Geschäft. 1979 wurde es delberg und Mannheim entfernt. Auch Schwetzingen ist nahe. 1998
ihr übertragen, ohne dass sich grundsätzlich etwas änderte. Welch hoben die beiden Mannheimer Peter Bausback, Spezialist für Teppi-
glückliche Fügung, dass ihr Mann, der Jurist Christoph Kirsch, che und Textilien und Vorstand des süddeutschen Kunsthändlerver-
schnell der Faszination des Porzellans erlag. Neben seiner hauptbe- bandes, und Volker Brinkmann gemeinsam mit Friedel Kirsch die
ruflichen Tätigkeit wurde er alsbald Schatzmeister im Vorstand der Kunstmesse Schloss Schwetzingen aus der Taufe. Über ein Jahrzehnt
Keramikfreunde sowie des Freundeskreises der Dresdner Porzellan- war sie in den eleganten Zirkelsälen des Jagdschlosses von Kurfürst
sammlung im Zwinger. Als Christoph Kirsch in die Zentrale der Carl Theodor ein besonderes Kunstereignis. »Wir machten alles in
Deutschen Bank nach Frankfurt wechselte, zog die Familie mit. Als Eigenregie«, so Friedel Kirsch, »Fotos, Flyer, Katalog, Pressekonferen-
58
Meilenstein der Ära
Paulette Neuhaus:
Bartholomäus Seuters
Kofferservice mit
Augsburger Goldchine-
sen, heute Sammlung
Ludwig in Bamberg.
Li.: Interieur am Hohen-
staufenring 57 in Köln
ter arbeiteten gern als Standhilfen mit. »Zusammen mit Bernd Ha-
ckenjos, dem damaligen Direktor des Hetjens-Museums, und anderen
Experten habe ich die Messen in Köln und Düsseldorf juriert, das war
sehr lehrreich.« Monatlich traf sich der Vorstand des DK (Deutscher
Kunsthändlerverband), später KD (Kunsthändlerverband Deutsch-
land), zu Sitzungen in München. »In den zwölf Jahren, in denen ich
dabei war, kämpften wir für das Ziel, dem Handel den verminderten
Mehrwertsteuersatz zu erhalten – damals leider ohne Erfolg. Heute
ist es endlich so weit, dass alle Kunsthandelsverbände und Auktiona-
toren zusammenstehen gegen Benachteiligungen, die Kulturstaats-
ministerin Monika Grütters dem Kunsthandel aufzubürden sucht.«
Stets reisebereit zu sein, wenn ein interessantes Objekte angebo-
ten wird, gehört zu ihrem Geschäftsalltag. »Mir war es immer am
liebsten, bei meiner Mutter oder Großmutter erworbene Stücke zu-
rückkaufen zu können. Gelegentlich tauchte dasselbe Stück gleich
mehrfach wieder auf«, erzählt Friedel Kirsch. Sie freut sich, dass die
Keramik auch ihren Schwiegersohn Christian Kirsch, der diplomier-
ter Grafikdesigner und Fotograf ist, von Anfang an in ihren Bann ge-
zogen hat. »Unser im Hinblick auf neue Medien veraltetes Unterneh-
men hat er in die Neuzeit geführt. Im Verein mit unseren beiden
Töchtern sind wir nun zu einem richtigen Familienunternehmen
mutiert.« Die 90 Jahre währende Alleinherrschaft der Damen ist da-
mit beendet. Das 100-jährige Firmenjubiläum wird während der
Münchner Messe Highlights gefeiert: Profession und Vergnügen ge-
hören in der Firma Langeloh traditionell zusammen. ×
21. – 24.11.2019
colognefineart.de
Nachrichten, Ausstellungen,
Messen, Kunsthandel, Auktionen und
wichtige Termine im Oktober
AGENDA
Bild: „The Age of Innocence“ by Elizabeth Peyton 2007/Courtesy The Brant Foundation, Greenwich, CT, USA/© Elizabeth Peyton, Courtesy the artist and Gladstone Gallery, New York und Brüssel
Zwischen Psychostudie und Fanposter oszillieren die Bilder von Elizabeth Peyton: In »The Age of Innocence« (2007) malte sie die Schauspieler
Michelle Pfeiffer und Daniel Day-Lewis. Die National Portrait Gallery in London zeigt Peytons Werke vom 3. Oktober bis zum 5. Januar
61
AG E N DA
KUNSTWELT
Bilder: F-Stop Movies; Courtesy of Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, Winterthur (SKKG); Courtesy of Barbara Kruger und Sprüth Magers; Bridgeman Images/Courtesy Schirmer/Mosel; Schirmer/Mosel
KÖNIGIN DER FRAGEN
Die amerikanische Konzept-
künstlerin Barbara Kruger
wurde mit dem Kaiserring der
Stadt Goslar ausgezeichnet, der
seit 1975 jedes Jahr zeitgenössi-
sche Künstler ehrt. Bekannt Galaktischer Fund
wurde Kruger für ihre Slogans Im Nachlass des Schweizer
und Textcollagen, die soziale Sammlers Bruno Stefanini
Ungleichheit ebenso kritisieren stießen Fachleute auf Skizzen
von Antoine de Saint-Exupéry.
wie Kapitalismus, Misogynie
Neben Zeichnungen des
und Machtmissbrauch. Mit »Is
»Kleinen Prinzen« (o., vor
there life without pain?« (u.,
1943) fand man auch Briefe
2011) knüpft die 74-Jährige an des Autors an seine Frau.
prägnante Botschaften wie Ersteigert hatte Stefanini das
»Your body is a battleground« Konvolut 1986, aktuell wird
an, die schon in den Achtzigern es in Winterthur von seiner
Debatten rund um Sexismus Stiftung für Kunst, Kultur und
und Abtreibung anstießen. Geschichte inventarisiert.
Handverlesen
URGROSSVATER DER NABELSCHAU
Der französische Kunsthistoriker Pascal Bonafoux legt zum 350. Todestag von
Rembrandt van Rijn einen kleinen Band vor, der sich mit dem größten Bildthe-
ma des Niederländers beschäftigt: seinen Selbstporträts. Bonafoux versammelt
darin erstmals alle derzeit gesicherten 80 Selbstbildnisse und zeichnet so den
Lebensweg des Barockmeisters nach. Man lernt den Leidener Müllerssohn als
verschmitzten jungen Mann kennen, wirft einen Blick in sein Atelier (li., 1626–
1628) und folgt ihm nach Amsterdam, wo sein Haar
schütterer und das Leben prekärer wurde. Die Radierun-
gen, Zeichnungen und Gemälde sind Zeugnisse davon,
dass Rembrandt sich stets an sich selbst festhielt – selbst
in den Momenten, in denen ihm alles andere entglitt.
Pascal Bonafoux, »Rembrandt: Selbstbildnisse«, Schirmer/Mosel,
aus dem Französischen von Matthias Wolf, 160 S., 29,80 Euro
62
Mammut marsch! Personalien
Das Hessische Landesmuseum in
Darmstadt verleiht zum ersten Mal
seit über 150 Jahren eines seiner
berühmtesten Exponate: das
knapp drei Meter große Skelett
eines amerikanischen Mastodons
(u.). Der erste in Nordamerika
montierte, fossile Elefant aus der
ausgehenden Eiszeit war über
Umwege nach Hessen gekommen
und tritt nun die Reise in seine
Heimat an. In Washington ist das
Skelett ab 2020 in einer Schau Im Oktober steht wie gewohnt die
Bilder: Robin Lutz AV productions, 2018; Courtesy of PULSE Art; Edition Cantz; Deniz Guzel; Wolfgang Fuhrmannek, HLMD; Gerhard Richter/Abtei Tholey (2)
63
AG E N DA
AUSSTELLUNGEN
Bild links: Judy Chicago/Artists Rights Society (ARS), New York, Foto: Through the Flower Archives, Courtesy the artist, Salon 94, New York, Jessica Silverman Gallery, San Francisco/VG Bild-Kunst, Bonn 2019;
Bilder rechts: Courtesy the artist/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; California Institute of the Arts Archives Photographic Materials Collection
Hurra, die Schule brennt!
Eine Ausstellung in der Kestner Gesellschaft zeigt, wie das CalArts in den
Seventies zur anarchischen Talentschmiede Amerikas wurde
D
iese Kunsthochschule konnte ginierte nun den geplanten Campus »seiner« eröffnete, war Walt Disney nicht mehr am
sich nur ein Märchenerzähler Kreativschmiede als Ort moralischer Vervoll- Leben – und zwischen seinen eher konserva-
ausdenken. Entwurfsskizzen kommnung: Die hübschen, wohlfrisierten tiv eingestellten Erben und dem angeheuer-
von modernen Flachbauten, Studenten in seinem Film malen, töpfern, ten Lehrpersonal knirschte es von Beginn an
verteilt auf einem grünen Campus in den schneidern oder zeichnen Elefanten im Zoo. gewaltig. An die Kunstfakultät waren neben
Hollywood Hills mit Blick auf die Horizont- »Ein gut ausgebildeter Künstler ist ein ausge- Allan Kaprow, dem Erfinder des Happenings,
linie des Pazifik, bekamen 1964 die Besucher sprochen nützliches Mitglied der Gesell- auch die feministische Künstlerin Judy Chi-
bei der Weltpremiere von »Mary Poppins« schaft«, verspricht die Erzählerstimme. Und cago sowie der Maler John Baldessari aus San
präsentiert – denn Walt Disney hatte seinem natürlich kam dann alles ganz anders. Diego berufen worden. Letzterer hatte ein
künftigen Kinohit einen viertelstündigen Als das California Institute of the Arts Jahr zuvor in seinem »Cremation Project«
Werbefilm in eigener Sache vorangestellt: (CalArts) im Herbst 1971 nicht in Hollywood, alle seine Bilder verbrannt. Wie sehr dieses
»The CalArts Story«. Disney war 1961 an der sondern in einem wesentlich unglamouröse- ungewöhnliche Team und die freigeistigen
Gründung des California Institute of the ren Vorort von Los Angeles namens Valencia Leitlinien am CalArts – keine Noten, kein
Arts maßgeblich beteiligt gewesen und ima- direkt neben einem viel befahrenen Freeway festes Curriculum und kein Statusunter-
64
schied zwischen Lehrer und Studenten – den
Nerv der Zeit trafen und wie wichtig diese
Hochschule für die weitere Kunstentwick-
lung nicht nur in Amerika war, das zeigt jetzt
eine von Christina Végh und Philipp Kaiser
hervorragend kuratierte Ausstellung in der
Kestner Gesellschaft Hannover.
Umfangreiches Film- und Archivmate-
rial sowie eigens geführte Zeitzeugeninter-
views machen neben den Kunstwerken den
Pioniergeist der frühen CalArts-Jahre be-
greifbar. Im Anfangskapitel »Fluxus« wird
beispielsweise mit dem Dokumentationsfilm
der Allan-Kaprow-Aktion »Scales« von 1971 –
Studenten legen auf eine existierende Treppe
eine zweite Treppe aus Zementblöcken, lau-
fen diese hinauf und bauen sie gleichzeitig
wieder ab – schon deutlich, dass es mit dem
Anspruch an die Nützlichkeit der Kunst für
die Gesellschaft nicht so weit her war.
Wohl aber kann es Sinn und Zweck von
Kunstwerken sein, an den bestehenden Ver-
hältnissen zu rütteln, wie dann das zweite
Kapitel der Ausstellung wunderbar deutlich
macht: Das Feminist Art Program (FAP), 1971
am CalArts von Judy Chicago und Miriam
Schapiro geleitet, hatte als enge Gemein- Den prozesshaften Charakter der Kunst wie überhaupt irgendjemand etwas bei ihm
schaft von rund 30 Künstlerinnen zunächst betont Eric Fischls modulares Werk »Young gelernt hat«, erzählt der Maler David Salle im
die größte Außenwirkung. In Chicagos Ak- Revolutionaries« (1979) genauso wie die Film des dritten Kapitels. Dennoch erwies
tionsreihe »Atmospheres« machten sie sich Performance »Grassstains« 1981 auf dem sich das Konzept, feste Ateliers und Unter-
Uni-Gelände (u.). Li. Seite: Judy Chicagos
verschiedene Orte in Los Angeles mithilfe richtszeiten durch improvisierte Ausflüge zu
»Orange Atmosphere« (1969)
von Feuerwerk und Rauchbomben symbo- ersetzen, bei denen man beispielsweise Auto-
lisch zu eigen. Höhepunkt des FAP, an dem reifen Abhänge hinunterrollte, als horizon-
explizit keine Männer teilnehmen durften, Stoffbahnen mit Bildern und Texten an die- terweiternd. Dieses prozesshafte Arbeiten sti-
war dann im Februar 1972 ein Gemein- sen Meilenstein der feministischen Kunst. mulierte den Malereistudenten Eric Fischl zu
schaftsprojekt: der Umbau eines Abrisshau- Nicht weniger bedeutsam war im Be- Werken wie »Young Revolutionaries« (1979),
ses zum »Woman House«. Innerhalb eines reich der konzeptuellen Arbeitsansätze die bei denen er einzeln gemalte Blätter wie Mo-
Monats sahen 10 000 Besucher das riesige Post Studio Art Class, die John Baldessari am dule in scheinbar zufälligen Kompositionen
Environment, das Judy Chicago im Inter- CalArts als legendären Leuchtturm pädago- arrangierte.
viewfilm als »erste weiblich-fokussierte In- gischer Lockerheit einrichtete. »John stellte In der Post Studio Art Class landeten
stallation, die den Mainstream erreichte«, keine Aufgaben und gab keine Noten. Er hat später auch einige Studenten, die ein unge-
beschreibt. In Hannover erinnern bedruckte auch fast nie etwas gesagt. Ich weiß nicht, zwungenes Verhältnis zur Bildwelt der Me-
dien an den Tag legten und daher im letzten
(und lustigsten) Kapitel unter dem Etikett
»Pictures Generation« präsentiert werden.
Mitchell Syrop plünderte 1976 das Vokabular
der Werbeindustrie, als er in die Aufnahme
einer alten Scheune mit einem verwitterten
Coca-Cola-Schild am Giebel den irritieren-
den Slogan hineinmontierte: »Vor langer
Zeit … haben wir dich gekauft!« Noch spöt-
tischer und schöner ist nur die selbstreflexive
Zeichnung »Matriculation«, die der frisch zu-
gelassene Student Mike Kelley 1977 schuf. Im
Vordergrund zeigt sie drei fröhliche Figuren
– Bambi, Santa Claus und eine Prinzessin. Da-
hinter wartet das Märchenschloss aus Dis-
neyland. Mit einem Schriftzug über dem Ein-
gang: »CalArts«. TIM ACKERMANN
65
AUSSTELLUNGEN
Bilder: Stiftung Bauhaus Dessau (I 7420 G); Thomas Meyer/OSTKREUZ, 2019/Stiftung Bauhaus Dessau
raster Licht und Blicke filtert. Will er etwas Das Museum zeigt Bauhaus-Klassiker wie
im Inneren erkennen, drückt sich der Des- Oskar Schlemmers Gouache »Geteilte Halb-
Geist aus der sauer Flaneur die Nase an der Scheibe platt. figur nach rechts« (1923), oben der funk
Glaskiste Wichtiger als die Architektur ist ohne- tionale, neue Bau von Addenda Architects
hin, was in der »Black Box« geschieht: Die
In Dessau hat das neue Dauerpräsentation mit über 1000 Exponaten nenhafte Bildräume – ausgestellt ist etwa seine
Bauhaus Museum eröffnet verteilt sich auf einen Hauptsaal sowie zwei Gouache »Geteilte Halbfigur nach rechts« von
kleinere Räume am Anfang und am Schluss. 1923 – inspirierten den Schweizer Künstler
Es lohnt eher, hinten zu beginnen, denn das Xanti Schawinsky zum Entwurf einer »Stepp-
Die britische Journalistin hatte in der Frage- Schlusskapitel zeigt den eigentlichen Start- tanz-Maschine« (1926). Die serienmäßig reali-
stunde zur Eröffnung des neuen Museums in schuss für die Sammlung, als im Juni 1976 ein sierten Produkte der Bauhäusler werden dann
Dessau schon ganz recht, als sie wissen woll- größeres Bauhaus-Konvolut in der Galerie am im Zentrum des Saals in einem orangefarbe-
te, ob es mit den anderen Städten Weimar Sachsenplatz, Leipzig, für insgesamt 145 030 nen Metallregalriegel präsentiert. Bewundern
und Berlin einen Konkurrenzkampf um die Mark angekauft wurde. (Die Rechnung ist kann man hier Möbelklassiker wie Marcel
Deutungshoheit über das Bauhaus gebe. Es Teil der Ausstellung.) So kamen Marcel Breu- Breuers Stahlrohrsessel »B3« (1926, hergestellt
gibt ihn, und Dessau – durch den Bestand ers Beistelltisch »B10« oder Collagen von Ma- 1928) mit sämtlichen Originalteilen oder Al-
des Bauhaus-Gebäudes von 1926 und der rianne Brandt nach Dessau, wo zuvor keine fred Schäfters Pendelleuchte von 1931/1932.
Meisterhäuser ohnehin im Vorteil – hat noch Objekte aus der Bauhaus-Ära erhalten waren. Im verbleibenden Raum – beim Stan-
einmal nachgelegt: Mit dem neuen Ausstel- Originell, wie die Schau dann im Haupt- dardrundgang wäre er der erste – lauscht man
lungsgebäude, das Besuchern seit 8. Septem- saal das Kontinuum von Lehre und Produkti- via Lautsprecher vorgetragenen Artikeln ei-
ber offensteht, besitzt die Stiftung Bauhaus on am Bauhaus vor Augen führt. Didaktisch ner heftigen Zeitungsdebatte, die mit dem
Dessau endlich einen Ort, um ihre große gliedert sich die Ausstellung in ringförmige Bauhaus-Umzug 1925 in Dessau entflammte.
Sammlung dauerhaft zu präsentieren. Das Raumzonen: An den Außenwänden liest man Wen Kritikerformulierungen wie »Vergewal-
vom spanischen Büro Addenda Architects zunächst die Theorie. Den Großteil der Schau- tigung unseres Formenwillens« an gegenwär-
entworfene, unspektakuläre Museum zeigt, fläche nehmen anschließend Tischpräsenta- tige Twitter-Shitstorms erinnern, darf aus
was die Moderne immer schon gut konnte – tionen ein, die das Lehrer-Schüler-Verhältnis dem Gedanken Hoffnung schöpfen, dass die
preiswert funktional bauen: Eine 100 Meter anschaulich machen. Formen aus einer Farb- Ästhetik und Philosophie des Bauhauses am
lange Kiste aus schwarzem Beton liegt auf lithografie von Wassily Kandinsky aus dem Ende gegen alle Widrigkeiten der Geschichte
zwei Treppenhäusern und schwebt so über Jahr 1922 regten wohl Grete Reichardt 1929 den Sieg davontrug. TIM ACKERMANN
einer säulenlosen Eingangshalle. Drumhe- zum Entwurf eines Kinderzimmerteppichs
rum eine Vorhangfassade aus Glas, die leider mit gelben Kreisen, blauen Dreiecken und ro- »Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung«,
aus klimatischen Gründen mit einem Punkt- ten Streifen an. Und Oskar Schlemmers büh- Bauhaus Museum Dessau, Dauerpräsentation
66
Gefördertvon
Deutschen Bundestages
aufgrund eines Beschlusses des
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KUNSTMUSEUM
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Foto :SM KP hoto/Jako bSko u-H ansen ,K o penhagen,© No ldeS tiftungSeeb üll
Hin tergrund:Ausstellun gsan sichtm itW erkenvo nEm ilNoldeim Kunstmu seum M oritzbu rg
KULTUR
Bilder: © Renè Gabriel Ojèda/Musèe du Louvre/RMN; Ana Pigosso/Künstlersammlung, Sao Paulo; Ivo Faber, Courtesy of SETAREH; Privatbesitz/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; © Lu Yang & Société; Museum Kunst der Westküste, Alkersum/Föhr
und Tumoren befreit, glücklich nehmer Frederik Paulsen gestif-
tanzen. Auf diese Idee muss tet wurde. Hier sieht man Bil-
man erst mal kommen. Aller- der, von denen man meint, sie
dings ist Lu Yangs quietschbun- seien nicht mit Öl, sondern mit
te Dystopie nicht der einzige Nordseesalzwasser gemalt wor-
Hingucker in der Schau »Micro den – so wie Isaac Grünewalds
Era« mit chinesischen Medien- Werk »Am Badestrand« aus dem
künstlern. Neben Old-School- Jahr 1917 (u. li.). Zum Jubiläum
Videoarbeiten von Altmeister treffen dieses und andere High-
Zhang Peili, in denen er etwa lights der Sammlung auf ausge-
einen Spiegel immer wieder zer- HISTORIES OF WOMEN wählte Feriengäste, etwa die
bricht und neu zusammenklebt Museu de Arte de São Paulo, Impression »Fischer am Meer an
LEONARDO DA VINCI (»30 x 30«, 1988), fasziniert Cao bis 17. November einem Sommerabend«, die
Louvre, Paris, 24. Oktober Fei mit ihrer perfekt gefilmten Michael Ancher 1888 im däni-
bis 24. Februar Erzählung aus einem Paket Mit Jair Bolsonaro hat der Femi- schen Skagen malte und die
lager, wo ein verliebter Lasten- nismus in Brasilien einen mäch- sonst im Statens Museum for
Die Ankündigung der Herbst- roboter einer Wachfrau hinter- tigen Gegner. Umso wichtiger Kunst in Kopenhagen hängt.
ausstellung mit dem höchsten herhetzt (»Asia One«, 2018). und grandioser, dass dem
Aufmerksamkeitspegel kommt Staatspräsidenten in São Paulo
leider mit einigen Pferdefüßen ein Ausstellungs-Doppelschlag
im Kleingedruckten: Auch bei entgegenschallt, der die Power-
der Leonardo-Retrospektive frauen der Kunstwelt lautstark
wird man die Mona Lisa im feiert. Die Schau »Histories of
gewohnten Saal und Gedränge Women« zeigt Gemälde alter
anschauen müssen, und wer Meisterinnen wie Sofonisba
dazu die anderen Meisterwerke Anguissola (ca. 1532–1625) oder
des Renaissancekünstlers wie Élisabeth Vigée-Lebrun (1755–
die »Anna selbdritt« (1510–1513, 1842), deren Werk bis heute
o.) sehen will, zahlt 17 Euro und marginalisiert wird. Ebenfalls
ist gezwungen, für den Zugang im Museu de Arte de São Paulo
ein festes Zeitfenster im Voraus läuft zeitgleich »Feminist
zu buchen. Zum Umfang der JETZT! Histories« mit Künstlerinnen
Leihgaben hält sich der Louvre Bonn, Chemnitz und Wiesbaden, des 21. Jahrhunderts, die den JOHANNES ITTEN
weiter bedeckt. Leonardo-Fans bis 19. Januar Geschlechterkonflikt von heute Kunstmuseum Bern, bis 2. Februar
sollten so früh wie möglich auf thematisieren – so wie Élle de
www.ticketlouvre.fr ihren Einen Überblick zum Gemüts- Bernardini (o. o. T., aus der Serie Als Künstler wurden Paul Klee
Besuch buchen. Denn spontan zustand der »Jungen Malerei in »Formas Contrassexuais«, 2019). und Wassily Kandinsky erfolg-
dürfte es sehr knifflig werden. Deutschland« hat man schon reicher, als visionärer Lehrer
länger vermisst. Diese Lücke war Walter Gropius einflussrei-
füllen das Kunstmuseum Bonn, cher. Und doch hat auch der
die Kunstsammlungen Chem- Schweizer Johannes Itten wäh-
nitz und das Museum Wiesba- rend seiner Zeit am Bauhaus
den mit ihrer parallel laufenden Spuren hinterlassen – nicht nur
Ausstellungstrilogie, die auf das in seinem legendären Vorkurs,
klassisch gemalte Bild fokus- den der passionierte Turner mit
siert. Die Kuratoren siebten die Atem- und Rhythmusübungen
MEDIENKUNST AUS CHINA Longlist auf 53 Malerinnen und auflockerte. Vor allem legte sei-
Kulturforum, Berlin, bis 26. Januar Maler aus, die jetzt mit Werken 10 JAHRE MKDW ne Lehrtätigkeit in Weimar die
an allen drei Orten vertreten Museum Kunst der Westküste, Grundlage für seine Farbenleh-
Gehirnchirurgie und spirituelle sind – darunter schon bekann- Alkersum (Föhr), bis 12. Januar re; der von ihm entwickelte
Selbstvervollkommnung ver- tere Namen wie Florian Meisen- Farbkreis ist noch heute Schul-
schmelzen in Lu Yangs Film berg oder Vivian Greven (o. Wer am Hafen von Wyk seinen stoff. Auch als Künstler liebte
»Delusional Mandala« (2015, o.). »Leea« von 2017), aber auch Ent- Fuß auf die Insel Föhr setzt, hat Itten es eher bunt – etwa in sei-
Dank halbkreisförmiger golde- deckungen wie die 1984 im Iran die einstimmende Seepassage ner radikalen Farbstreifen-Kom-
ner Kronen mit nach innen geborene Toulu Hassani, die hinter sich. Wenige Kilometer position »Horizontal-Vertikal«
gerichteten Operationsnadeln mit feinen ornamental-geome- landeinwärts trifft er dann im von 1915 oder im »Selbstbildnis«
erreichen die Avatare einen als trischen Bildern überzeugt. Dorf Alkersum auf das Museum aus dem Jahr 1928 (o.).
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Der junge Josef Albers. Aufbruch
in die Moderne
Abbildung: Josef Albers, Selbstbildnis mit Hut, 1916 © The Josef and Anni Albers Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2019
www.quadrat-bottrop.de
ADVERTORIAL
Gipfeltreffen
Das Rijksmuseum in Amsterdam beendet das Rembrandt-Jahr 2019 mit einer spektakulären
Ausstellung, die Werke der großen niederländischen und spanischen Meister vereint
Bilder: Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister; Real Academia de Bellas Artes de San Carlos, Valencia; keeshageman
Zwei Visionäre des Barock: links das »Selbstporträt mit Barett und goldener Kette« von Rembrandt van
Rijn aus dem Jahr 1658, rechts das Selbstporträt, das Diego Velázquez 1640 von sich schuf
70
GROPIUS Ludwig Richter
B
BAU
AU
Schöne heile Welt
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20.10.2019
– Di bis 20 Uhr
19.01.2020 Mi bis So 10 – 17 Uhr
Gruppenausstellung museumgeorgschaefer.de
12.9
12.9.19–
9.119–
zum 30. Jahrestag
des Berliner Mauerfalls Ludwig Richter: Frau mit Kindern an der Quelle / Am Brunnen, 1868
© Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
19.1.20
Jose Dávila,
Ohne Titel (Allure), 2014,
Installationsansicht
State of Rest, OMR,
© VG Bild-Kunst 2019,
Foto: Enrique Macías Martínez
Visualisierung: M.Schneider (mic-vis.de), Quelle: SIB
KUNSTHANDEL
Schaufenster
Bild: Courtesy der Künstler und Beck & Eggeling International Fine Art/© H.C. Ottersbach und VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Künstler
Heribert C. Ottersbach (geb. 1960)
Werkdaten
Acryl auf Leinwand
Höhe 54 cm, Breite 65 cm
Kunsthandlung
Beck & Eggeling
Bilker Straße 5
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 4915890
Preis
auf Anfrage
Schnee liegt in der Luft, die ersten Flocken auf dem Bild »Kein Zug fährt vorbei« (2018) ten oder unscharfe Zeitungsfotos von Häu-
fallen bereits. Aber geht das überhaupt, wenn sogar komplett abgehängt. Menschen sieht sern, in d
enen Unheimliches passiert ist. Die
es um die Fachwerkhütte herum leuchtet wie man keine, Ottersbachs aktuelle Ausstellung Assoziationen fließen, Herbert C. Otters-
an einem zauberhaften Spätsommerabend? in der Galerie Beck & Eggeling mit gut zwei bach lässt sie kreisen und gibt in aktuellen
Vielleicht lässt Heribert C. Ottersbach auch Dutzend Werken aus den vergangenen Jah- Werken wie »Kaugummi und Erdnüsse,
weiße Tupfen vom Himmel regnen, um eines ren strahlt gepflegte Melancholie aus. Bis dazu gerne S olei« Biografisches dazu, ohne
zu verdeutlichen: Das Fachwerkhaus auf die- man sich darauf besinnt, die Häuser des es zu präzisieren.
sem Gemälde zeigt viel mehr als bloß eine Künstlers als Symbole zu verstehen. »Identität und Gelände«, der Titel seiner
überkommene Architektur. Es sind Platzhalter für seine Reflexio- Soloschau bei Beck & Eggeling, die dieses
Verfremdung, das klassische Mittel der nen über den Standort der Malerei – und mit Jahr ihr 25-jähriges Bestehen mit mehreren
Distanzierung. Ottersbach, 1960 in Köln ge- ihr des Malers. Welche Aufgabe hat er in ei- hochkarätigen Präsentationen feiern, gibt
boren, studierte dort neben Kunst noch Ger- ner medialen Gegenwart? Ottersbach, der schließlich doch einen Hinweis. Die Häuser
manistik und Philosophie. Daraus resultiert von 2009 bis 2017 als Professor für Malerei wirken wie Selbstporträts eines Künstlers,
zum einen seine poetische Wortakrobatik im an der Leipziger Hochschule für Grafik und der durch »spröden Eigensinn und Auf-
Fall von Bildtiteln wie »Blumen der Kind- Buchkunst lehrte und auch jetzt noch zwi- Distanz-Gehen« überzeugt, wie Wolfgang
heit«, »Auch Fische haben Depressionen« schen Leipzig und dem schwedischen Sörm- Ullrich im Ausstellungskatalog schreibt.
oder »Falsche Drogen (Missverständnis der land pendelt, reagiert auf die Überfülle der Statt Mainstream sucht Ottersbach die Abge-
Moderne)«. Manche dieser Titel deuten ihr Bilder mit starker Reduktion. Seit den Neun- schiedenheit, reaktiviert das einsame Haus –
Motiv, andere konterkarieren es. Auf jeden zigerjahren nutzt er Archivmaterial, überar- seine Profession, die Malerei – und gestaltet
Fall sind sie eigenständige Schöpfungen. beitet und transformiert es. Die Herkunft es neu. »In Erwartung der Ereignisse« hat Ot-
Diese Autonomie gilt ebenso für Otters- wird getilgt, aus den Farbschichten schälen tersbach eine Ausstellung von 2007 genannt.
bachs Motive. Hütten wie Häuser stehen al- sich anonyme Gebäude und atmosphärische Dieser Titel charakterisiert sein Sujet durch
lein, die meisten scheinen abgelegen, man- Stimmungen. Unwillkürlich erinnert man alle Jahrzehnte: Man sieht Wartehäuschen
che im leisen Verfall begriffen, das Gebäude sich an bleierne Nachmittage bei Verwand- voller Geheimnisse. CHRISTIANE MEIXNER
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Stand von Fabienne Leclerc (In Situ) finden,
eine der wichtigsten Akteurinnen für die
Gesten und Räume Spezialität in Paris. Die treue Brüsseler Gale-
rie Meessen De Clercq erfreut mit Benoît
Die Pariser Fiac bekommt ein
Maire und den teils dramatischen, teils epi-
neues Steuergesetz zu spüren schen Skulpturen der Schottin Lucy Skaer.
Dass die Fiac den Mittelbau zugunsten sehr
Der Zeitpunkt war präzise gewählt: Ende junger wie sehr etablierter Galerien aufgibt,
August, kurz vor der »Rentrée«, der Rück- wie es jüngst hieß, bestätigt sich beim Blick
kehr der Pariser aus dem Sommerurlaub, ver- auf die 197 Aussteller nicht. Alle wichtigen
kündete Staatssekretär Gabriel Attal, dass Pariser Galerien kommen wieder, lediglich
Kunstsammlern künftig bloß noch ein Steu- das Urgestein Gabrielle Maubrie, 2018 erst-
ernachlass von 40 Prozent gewährt wird statt mals aufgetreten, bleibt fern. Kollegin Anne
wie bisher 60 Prozent. 80 Millionen Euro soll de Villepoix stellt diesmal nur in den Tuile-
das zusätzlich dem Staatshaushalt bringen. rien aus. Doch jenseits der üblichen Rotation
Ein Tropfen, die Geste zielt auf unzufriedene der Galerien blickt die Fiac weiter über Gren-
Wähler. Und nimmt in Kauf, dass alle, die zen: vier Prozent weniger französische Gale-
schon das Portemonnaie für die 46. Ausgabe rien, statt 27 nun 29 Länder.
der Kunstmesse Fiac gezückt haben, es sich Am Stand von Tornabuoni Art: »Concetto Global Player Pace präsentiert im
noch einmal überlegen. spaziale – Attese« von Lucio Fontana (1966) Grand Palais eine Solo-Show von Kiki Smith,
Dabei gibt es am Stand der erstmals aus deren feministisch-streitbares Werk parallel
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13.-17.November2019
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Wenn sich eine Kunst- und Antiquitätenmes- von Louis Anquetin aus dem Jahr 1893. Es ge- »Die Werke der Klassischen Moderne
se HIGHLIGHTS nennt, dann ist das Pro- hört zum Angebot von Kunkel Fine Art, des- haben die Rolle der Alten Meister übernom-
gramm. Aber vor allem auch Versprechen. sen Schwerpunkt auf der Kunst zwischen Sa- men – hinsichtlich ihres Status als auch ihrer
Vom 16. bis 20. Oktober feiert »die schönste lon und Sezession liegt, und verkörpert wie Preise«, erklärt Thole Rotermund die starke
Messe Deutschlands«, wie sie von der Presse kaum ein anderes Exponat den frühen Auf- Präsenz der Kunst des frühen 20. Jahrhun-
genannt wird, ihr zehnjähriges Bestehen. Sie bruch in die Moderne. Der Postimpressionis- derts. Der Spezialist für Papierarbeiten des
hält bis heute, was ihr Name verspricht: Ein mus hinterließ auch bei den Berliner Sezes- Expressionismus zeigt unter anderem Werke
ausgewählter Kreis von Händlern mit inter- sionisten seine Spuren. Bestes Beispiele dafür von Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff.
nationalem Radius, die Konzentration auf sind Max Liebermanns Gemälde »Die große Auf diesem Gebiet ist auch der erst 34-jährige
wenige Top-Stücke und ein offenes, elegant- Seestraße in Wannsee« von ca. 1920, angebo- Kölner Galerist Johannes Eggebrecht tätig.
modernes Ausstellungsdesign. Als »eine fei- ten von der Salzburger Galerie Salis, sowie Er gibt sein HIGHLIGHTS-Debüt. Galerie
ne, überschaubare Boutique-Messe mit ho- Lesser Urys »Berliner Straße im Regen mit Ludorff hingegen zelebriert das Unverwech-
hem Anspruch«, beschreibt sie Alois zwei Autos« aus derselben Zeit. Der Galerist selbare des avantgardistischen Bildhauers
Wienerroither von der in Wien und New Klaus Schwarzer schwärmt: »Das Gemälde Jean Arp. Sein Markenzeichen ist die abstrak-
York ansässigen Galerie W&K Wienerroither hat alles, was ein Ury-Gemälde haben muss te biomorphe Form, wie die Bronze »Knien-
und Kohlbacher. Spezialisiert auf Kunst des – die regennasse Straße mit ihren schon fast de« von 1961 zeigt. Als brillantester Vertreter
20. Jahrhunderts, wird ihr Top-Exponat zur abstrakten Lichtreflexen, die Fahrzeuge und der alpinen Moderne steht der Kitzbüheler
Jubiläumsmesse ein großes Tusche-Blatt von Passanten.« Maler Alfons Walde bei Sammlern hoch im
Pablo Picasso sein, auf dem das Künstlerge- Kurs. Seine pastos gemalten »Häuser im Ge-
nie 1964 ein »Tableau de Famille« festgehal- birge« mit schroffen Felsen und harten Schat-
ten hat. Picasso, Max Ernst, Alexej von ten auf blendend weißen Schneefeldern
Jawlensky, Lyonel Feininger – die Lis- offeriert der Linzer Kunsthandel Frel-
te großer Namen, die die HIGH- ler. Das Spektrum der Moderne ist
LIGHTS präsentieren, ist lang. weit gefächert. Werke von Emil
Schon seit Jahren wird Nolde, Oskar Kokoschka, Josef
mehr als die Hälfte des welt- Scharl und Marc Chagall sind
weiten Kunstmarktumsatzes etwa bei Galerie Kovac-Spie-
mit Werken der Moderne und gelgasse, Galerie Française,
der Gegenwart realisiert. Galerie Hagemeier sowie bei
Auch bei den HIGHLIGHTS der Galerie bei der Albertina ·
trumpft die Moderne auf. Ein Zetter vertreten, deren große
Hauch von Manet und Degas Leidenschaft ebenso dem
liegt über dem anspielungsreichen Kunsthandwerk und den Möbeln
Gemälde »Le déjeuner à Bourgueil« der Wiener Werkstätte gehört.
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Bild vorige Doppelseite: markniedermann.com/Munich Highlights 2016; diese Seite: Galerie Schwarzer; links: Kunst und Antiquitäten Almut Wager
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Das Vasenpaar von 1728 mit Chinoiserie-Szenen von Johann Gregorius Höroldt und
Johann Ehrenfried Stadler präsentiert der Münchner Porzellanspezialist Röbbig
Wahre Meisterwerke kennen allerdings ren und weiteren Renaissance- und aus Pocking mit seinen Möbelschätzen. In
kein Alter. Die HIGHLIGHTS verstand sich Barockgemälden bereichert sie die Messe um diesem Herbst ist ein Zylinderbureau des be-
von Anfang an als Bühne für die Alte Kunst, ein hochrangiges Angebot. Ralph Gierhards deutendsten Ebenisten Deutschlands sein
und sie will es bleiben. Die tiefe Menschlich- Antiques bringt mit Johann Jakob Freys persönliches Highlight. David Roentgen, der
keit im Antlitz einer Madonna oder der ex- Landschaft »Hirten an der Furt in der italie- bis an den Hof nach Petersburg lieferte, stell-
pressive Faltenwurf einer Heiligenfigur, die nischen Campagna« von 1856 die Malerei des te das frühklassizistische Schmuckstück mit
Auseinandersetzung mit den großen Mythen 19. Jahrhunderts ins Spiel. Wen Alte Meister den dezenten, architektonischen Dekoren
und die brillante künstlerische Umsetzung begeistern, der hat meist auch einen Blick für um 1785 auf dem Höhepunkt seiner Karriere
sind bis heute Gründe für die Faszination die Subtilität der Zeichnungen vergangener her. Zu den bedeutendsten Goldschmiede-
früher Kunst. Senger Bamberg agiert seit Jahrhunderte. Der Kunsthandel Moeller & und Silberkunstzentren des Barock zählten
über 40 Jahren mit bedeutsamen gotischen Cie widmet sich dieses Mal der Rötelzeich- Augsburg und Nürnberg. Christian Eduard
Skulpturen und frühen Tafelbildern auf in- nung des 18. Jahrhunderts. Dabei stehen be- Franke Kunsthandel hält eine Auswahl von
ternationalem Parkett. In München bezau- rühmte Namen wie Pater, Leprince, Suvée Silberarbeiten hervorragender Meister bereit.
bert das Familienunternehmen mit einem und Trinquesse eher seltenen Blättern von Im Zentrum seiner Messeshow jedoch steht
Triptychon »Maria mit Kind« von ca. 1475 aus Reclam, Preissler, Drölling und Ango gegen- ein imposanter venezianischer Prunksessel
dem Umkreis des Tirolers Michael Pacher, über. Alle vereint die warm leuchtende Aus- von 1730, der das Wilde und Überbordende
dessen musizierende Engel im Hintergrund strahlung, die nur durch rote Kreide erzeugt des Rokoko zum Ausdruck bringt. Ein State-
in himmlische Sphären entführen. Einen werden kann. ment Piece, wie mehr als 300 Jahre später auch
Altmeisterhändler von Weltrang begrüßt die Peter Mühlbauer, Deutschlands führen- der architektonisch strenge Schreibtisch von
Messe mit der Galerie De Jonckheere aus der Händler für feines Mobiliar und Kunst- Pierre Jeanneret, in den 1950er-Jahren ent-
Genf. Mit der deftigen, detailgenauen Tafel handwerk des 16. bis 19. Jahrhunderts, meint worfen für den Universitätscampus im indi-
»Die Zahlung des Zehnten oder Der Dorfad- zu Recht: »Von Trends kann man vielleicht schen Chandigarh. Mit diesem Design-Klas-
vokat« des schon im 17. Jahrhundert als Ma- in der Mode sprechen, aber nicht in der siker gibt die junge Felicitas Vogdt von der
lerstar gefeierten Pieter Brueghel des Jünge- Kunst.« Jahr für Jahr begeistert der Händler Galerie Stefan Vogdt ihre Visitenkarte ab.
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Bild links: Röbbig Porzellan München; Bilder rechts: Thomas Salis Art & Design/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; Eric Tschernow, Kunkel Fine Art
»Salome« nannte Gabriel von Max anspielungsreich sein Affenporträt, das um 1906
entstand, zu finden bei Kunkel Fine Art. Oben: Fernand Légers
Studie auf Papier zu »Les Loisirs: Hommage à Louis David« (1948/49) bei Thomas Salis
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Bilder: Konrad O. Bernheimer; markniedermann.com; Donald Waller Photography, New York City, Blumka Gallery; Ernst Wilhelm Nay, Elisabeth Nay-Scheibler, Köln/VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Courtesy Galerie Ludolf, Düsseldorf;
JAHRE
2010 2013
Ein Kreis von führenden Münchner Kunsthändlern, Die HIGHLIGHTS zieht in den Kaiserhof der
darunter Konrad O. Bernheimer, Georg Laue und Residenz. Der holländische Architekt Tom
Raimund Thomas, hat die Idee gemeinsam aufzutreten. Postma schafft dafür ein elegantes, modernes
Was als Parcours durch die Galerien rund um den Ode Messe-Design mit einer zentralen Bar,
onsplatz beginnt, mündet 2010 in einer neuen das die Besucher auf Anhieb verzaubert.
Kunstmesse. Im Herbst feiert sie unter dem Namen
HIGHLIGHTS ihre
Premiere im Haus
der Kunst. Der Publi-
kumszuspruch ist
groß, internationale
Händler setzen
2016
der Benefiz-Auktionen fließen
in Restaurierungsprojekte der
Residenz-Museen.
Generationswechsel: Junge Galeristen und die
Juniorchefs alteingesessener Kunsthandlun-
gen bringen frischen Wind auf die Messe.
Das Motto der neuen Messeleiterin Juana
Schwan lautet: »Ich will ein Publikum anziehen,
das so alt ist wie ich – 30«. Der 36jährige
Kunsthändler Dr. Alexander Kunkel löst Konrad
O. Bernheimer als Co-Geschäftsführer ab.
2018
Die HIGHLIGHTS sind ein Höhepunkt im Münchner
Kunst-Herbst, die Messe inspiriert andere Kultur
events. Christian Eduard Franke-Landwers ist seit
einem Jahr Co-Geschäftsführer. Vom neuen Stellen-
wert der Kunst nach 1945 kündet »Dominant Gelb«,
eines der schönsten und teuersten Gemälde
von Ernst Wilhelm Nay, am Stand der Galerie Ludorff.
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»Die Zahlung des Zehnten oder Der Dorfadvokat« von Pieter Brueghel dem
Jüngeren ist am Stand der Genfer Galerie De Jonckheere zu bewundern
Großartige künstlerische Leistungen lage ist eindeutig: die Schale war einst im Be- Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling, die
der Vergangenheit haben immer Konjunktur. sitz Augusts des Starken und Teil der zuvor ausschließlich mit Expressionisten ver-
Davon ist der weltweit vernetzte Münchner Sammlung im Japanischen Palais in Dresden. treten war, sieht darin »einen wichtigen
Porzellan- und Rokokospezialist Röbbig Von den ursprünglich 24 Exemplaren lassen Schritt für diese spannende Messe«. In die-
überzeugt. Frühe Meissner Porzellane wie je- sich heute noch 12 in bedeutenden Sammlun- sem Jahr hat die Galerie das Messekonzept
nes purpurfarbene Vasenpaar von 1728 mit gen nachweisen. auf die eigene Show übertragen. Unter dem
Chinoiserie-Szenen von Johann Gregorius Einen historischen Bogen spannen die Titel »Pairs« sucht sie nach Bezügen zwischen
Höroldt und Johann Ehrenfried Stadler, das Schmuckhändler. Almut Wager zeigt mit ei- einer antiken Amphore und den Zeichnun-
Röbbig auf der HIGHLIGHTS zeigen wird, ner in Apfelgrün leuchtenden Chrysopras- gen Picassos, zwischen der ZERO-Kunst ei-
vereinen Luxus, handwerkliche Perfektion Granat Parure ein auf dem Markt rar gewor- nes Heinz Mack und der Stille einer chinesi-
und künstlerische Fantasie und haben ihre denes Stück aus dem frühen 18. Jahrhundert. schen Tangfigur.
Liebhaber längst nicht mehr nur in Europa. Die Galerie Carl Weishaupt, 1692 gegründet Eine der wichtigsten Galerien, die sich
Das hat auch Friedel Kirsch, Inhaberin des und einst bayerischer Hoflieferant, erzählt um die deutsche Nachkriegskunst verdient
seit 100 Jahren existierenden Kunsthandels mit der brillantbesetzten Tiara, die die Juwe- gemacht haben, ist Galerie Schlichtenmaier
Langeloh Porcelain in Weinheim erfahren. lenschmiede Chaumet 1925 für die Countess aus Stuttgart, die ihr fünfzigjähriges Jubilä-
Vor zwei Jahren hat sie kurz nach der Eröff- de Pimodan fertigte, von der Eleganz des Art um feiert. Ihr Interesse gilt bis heute dem
nung das einzige noch existierende Paar déco. Und VKD Jewels aus den Niederlanden Werk Willi Baumeisters, der mit seinen phi-
Meissner Mandelkrähen, 1730 von führt mit einem perlenbesetzten Collier plus losophischen Abstraktionen die Kunst der
Johann Joachim Kaendler modelliert, für ei- passenden Ohrringen aus den 1970er-Jahren frühen Bundesrepublik prägte. Schon 1940
nen hohen sechsstelligen Euro-Betrag an ei- die raffinierte Modernität von Ferdinando hat er das wegweisende und zauberhafte Bild
nen jungen amerikanischen Sammler ver- Sandi aus Padua vor. »Sterbender Schwan« auf Karton gemalt, des-
kauft. Ihr Glanzstück in diesem Jahr ist eine Die Kunst nach 1945 ist erst seit dem sen eigenwillige Chiffren die Suche Baumeis-
zwölfeckige Meissner Schale mit sogenann- Wechsel in die Residenz auf der HIGH- ters nach modernen Mythen markieren. Ga-
tem Shiba-Onko-Dekor von 1730. Die Archiv- LIGHTS vertreten. Michael Beck von der lerie Maulberger, mit Schwerpunkt auf das
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Ralph Gierhards Antiques / Galerie Ludorff Ira Stehmann Fine Art Galerie bei der Albertina Helga Matzke Kunsthandel
Fine Art • Zetter
Galerie Luzán Walter Storms Galerie Kunsthandel Sascha
Kunsthandel Hagemeier Mehringer
Galerie Maulberger Sina Stockebrand
ORANGERIE
Galerie Stephen Hoffman – Kunsthandel Kunsthandlung Helmut
Fine Art Photography Dr. Moeller & Cie. Kunsthandel Paolo Antonacci H. Rumbler
Florian Sundheimer
Galerie De Jonckheere Kunsthandel Peter Mühlbauer Kunsthandel Konrad Bernheimer Galerie von Vertes
BESUCHERINFORMATIONEN
HIGHLIGHTS Internationale Kunstmesse München
Residenz München, Eingang Hofgarten – Residenzstr. 1 – 80333 München
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W E LT K U N S T
STILKUNDE Nº 1 39
Scherzgläser
VON
G L OR I A E H R E T
N
icht nur der Alkoholkonsum seiner Predigtsammlung: »Etliche geben Menschenköpfen mit afrikanischen Zügen,
war bei unseren Altvorderen auch den glesern schendliche Gestalt, darü- einer H
akennase oder Warzen. Dank der da-
immens, auch eigenartige ber auch der fromme und erbare Heide Pli- mals erfundenen Glasmacherpfeife war die
Sitten, die allenthalben ge- nius schon zu seiner Zeit sehnlich geklagt.« zähflüssige Glasmasse nach Belieben dünn-
pflegt wurden, nötigen dem heutigen Trin- Im sinnenfreudigen Barock soll der russische wandig formbar. Zu den technisch an-
ker Respekt ab. In zweierlei Hinsicht, denn Zar Peter der Große daraus getrunken haben. spruchsvollsten Scherzgläsern gehören die
die Vielfalt an Scherzgläsern ist berauschend. Werfen wir in unseren Breiten einen Rüsselbecher. In Fortführung spätrömischer
So heißt es in einem Traktat von 1589: »Uns Blick zurück: An Rhein und Mosel wurde Tradition waren sie bei Glasmachern der Me-
Teutschen kann man die Trinkgeschirr nicht schon zu Zeiten der Römer Wein angebaut. rowinger um 500 besonders beliebt. In ihrem
allein nicht groß genug, sondern auch nicht Und in Trier, Worms oder Köln sind für das unteren Wandungsbereich haben sie meist
schön und seltsam genug machen. Man erste nachchristliche Jahrhundert eigene zwei Reihen langer, hohler Nuppen, die wie
trinkt aus Affen und Pfaffen, Mönchen …« Glasproduktionen nachgewiesen. Dort ent- Egel am Gefäß sitzen. Hinreißende Beispiele
Die wohl derbsten Ausformungen wa- standen Becher, Flaschen und Kannen in sind etwa im Museum Kolumba in Köln zu
ren seit der Antike die Phallusgläser. Über sie Form von Hörnern, Trauben, Muscheln, Fi- bewundern. Das Tückische ist: Man kann
wetterte Pfarrer Johannes Mathesius 1562 in schen, Affen- oder besonders markanten die Rüsselbecher nicht einfach leeren. Denn
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Bilder links: Ruef, Landshut; rechts: Klaus Göken/Museum für Vor- und Frühgeschichte, SMB/bpk; Digital image courtesy of the Getty‘s Open Content Program; Unbekannter Künstler, Scherzglas, Museumslandschaft Hessen Kassel, Sammlung Angewandte Kunst
beim Trinken läuft Flüssigkeit in die hohlen des 19. Jahrhunderts beliebten Exemplaren den Zinken lief und die Gabeln – als typische
Rüssel, und beim Absetzen kehrt sie wieder gehören die sogenannten Schnapshunde. Sturzbecher ohne Fuß zum Abstellen – in ei-
zurück. Gut gefüllt, wurden ungeübte Trin- Neben weiterem Getier wie Vögeln und Fi- nem Zug zu leeren waren. Hinzu kommt,
ker zur Belustigung der Anwesenden nass. schen waren Schiffe, Windmühlen, Stiefel, dass viele Willkommgefäße mindestens ei-
Wie verbreitet Rüssel- und ähnliche Becher Pistolen, Jagdhörner und Trompeten im nen Liter fassen und ohne absetzen ausge-
in jenen gar nicht so dunklen Zeiten vom trinkfreudigen Einsatz. Zu den Musikinstru- trunken werden mussten. Einerlei ob der
6. bis ins 8. Jahrhundert waren, b elegen menten gehören auch der Dudelsack oder Willkommenstrunk auf fürstlichen Schlös-
Grabfunde von Dalmatien über das Rhein- geigenförmige Scherzgläser. Sie stammen sern, bei Zünften oder in geselligen Studen-
land und Belgien bis nach England oder meist aus Glashütten mit einfachem hand- tenrunden gepflegt wurde – austrinken war
Skandinavien. werklichen Niveau, haben selten stilistische Pflicht! Damit nicht genug: Das Trinkbuch
Mit der nächsten Welle fantasievoller Ausprägungen und sind deshalb schwer zu von 1567 in Schloss Ambras vermerkt, dass
Scherzgefäße als Beleg der Trinkfreudigkeit lokalisieren und datieren. In fast allen Mu- das Scheitern des Zunftbruders mit Nach-
nördlich der Alpen kam im Spätmittelalter seen mit angewandter Kunst haben sie über- schenken bestraft wurde. Man verschluckt
der Kuttrolf oder Angster in Mode. Auch er dauert: ob in Basel, Coburg, Eisenach, Frank- sich beinahe beim Lesen von Antje Scher-
hatte schon ähnliche Vorläufer in der Antike. furt, Kassel, Köln, Hannover, Lüneburg oder ners heroischem Selbstversuch, den sie im
So leiten sich die Namen vom lateinischen München. Sie können aus einfachem ent- Beitrag »Scherzgefäße. Zur Wechselwirkung
gutta (Tropfen) beziehungsweise angustus färbten Waldglas oder farbig sein, wobei von Gestaltung, Handhabung und Trink
(eng) ab. Unser Pfarrer Mathesius beschreibt blaues Glas recht beliebt war. Oft sind sie zu- regeln in der frühen Neuzeit« in Thomas
sie anschaulich als »ein geschirr, das unten sätzlich mit Glasfaden-Auflagen, gekniffe- Pöppers 2015 erschienenem Buch »Dinge im
weit und oben eng ist … die da kuttern, klu- nen Füßen und/oder Schnauzen dekoriert. Kontext« in Wort und Bild schildert: Man be-
ckern oder wie ein Storch schnattern, wenn Eine bedeutende Rolle kam Scherzglä- achte die unbequeme Trinkhaltung mit weit
man drauß trincket«. So ergeht es einem sern innerhalb der Zünfte zu. Diese bedien- in den Nacken gelegtem Kopf, die es kaum
auch beim »Goglo«, der aus einer Reihe über- ten sich für ihre feuchtfröhlichen rituellen ermöglicht, in einem Atemzug zu trinken.
einander angeordneter, nach oben kleiner Trinkbräuche auch entsprechender Gefäße. Dann doch lieber genussvoll schlückchen-
werdender Hohlkugeln besteht. Bei den Schuhmachern waren gläserne Stie- weise aus einem eleganten Glas. ×
Seit dem 16. Jahrhundert haben sich Un- fel verbreitet. Die Basler Gärtnerzunft trank
mengen an Scherzgläsern erhalten. Sie kön- vom 17. bis 19. Jahrhundert bevorzugt aus Gloria Ehret ist Herausgeberin der Weltkunst,
nen freihändig von Hand oder in der Form dreizackigen Glasgabeln. Das war doppelt für die sie seit 1986 arbeitet. Ihre erste Stilkunde
geblasen sein. Zu den häufigsten, bis Mitte schwierig, weil der Wein ungleichmäßig aus erschien im April 2008
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AG E N DA
AUKTIONEN
Bild links: Courtesy of Philips/VG Bild-Kunst, Bonn 2019; Bilder rechts: Sotheby’s/VG Bild-Kunst, Bonn, 2019; Christie’s Images Ltd. 2019
Business as usual
Wie reagiert der Markt in London auf die politische Krise und die schwache
Währung? Die großen Auktionshäuser setzen auf begehrte Zeitgenossen
Die Aura einer privaten Sammlung liefert oft bis 70 000 Pfund) oder der auf Holz samt Dabei zählen Gerhard Richters farbschim-
einen Bonus und stärkt das Vertrauen künf- Rahmen gemalte, strahlende »Bombay Sun- merndes »Abstraktes Bild« von 1984 (6,5 bis
tiger Käufer. So bietet Christie’s zum Auftakt set« von 1972/73 (500 000 bis 700 000 Pfund). 9,4 Mio. Pfund) und die fotorealistische An-
der Frieze Week am Abend des 1. Oktober Stetig stieg die Preiskurve auch bei Frank sicht einer Wiese aus dem Jahr davor (3,5 bis
ausschließlich Werke aus einem bisher kaum Auerbach an, der mit zwei krustig gemalten 5,5 Mio. Pfund) zu den Stars der Woche.
bekannten Nachlass an. Der kunstbegeister- Köpfen seiner Muse Stella West vertreten ist Aus Belgien stammt ein Konvolut von
te Industrielle Jeremy Lancaster war von der (300 000 bis 500 000 sowie 800 000 bis 1,2 Mio. internationaler Minimal und Conceptual
bahnbrechenden Londoner Ausstellung »A Pfund). Und rechtzeitig zur Schau von Art, die das Ehepaar Hilda und Roger
New Spirit in Painting« 1981 inspiriert, neben Bridget Riley in der Hayward Gallery er- Matthys-Colle in der zweiten Hälfte des
einigen internationalen Namen vor allem scheint ihr großes gewelltes »Curve Pain- 20. Jahrhunderts oft direkt von den Künst-
britische Nachkriegskünstler zu erwerben. ting« von 1979 (1,5 bis 3 Mio. Pfund). Zu Lan- lern oder früh von deren Galerien erworben
Britische Kunst ist international be- casters Favoriten zählte auch der Amerikaner hatte. Künftige Besitzer können Carl Andres
gehrt: Im Sommer, so verkündete Christie’s, Philip Guston: Dessen Ölbild »Language I« »Copper-Steel Alloy Square« von 1969 vor-
engagierten sich Käufer aus 16 Ländern und mit dem typischen Vokabular von Backstei- sichtig beschreiten (1,2 bis 1,8 Mio. Pfund)
vier Kontinenten für sie. Jetzt werden sieben nen, genagelten Stiefeln und Malpalette soll oder sich von Dan Flavins rosa, diagonaler
der farblich lukullischen, abstrahierten Er- mit 1,5 bis 2 Millionen Pfund zu der Gesamt- Neoninstallation von 1963 erleuchten lassen
innerungsbilder des 2017 verstorbenen Ma- erwartung von 15 bis 20 Millionen beitragen. (500 000 bis 700 000 Pfund).
lers Howard Hodgkin aus verschiedenen Unter den Losen der Abendauktion am Last, not least: Antony Gormley, der
Jahrzehnten angeboten, unter anderem seine 4. Oktober bietet Christie’s auch mehrere zurzeit mit einer umfassenden Werküber-
»Tea Party in America« von 1948 (Taxe 50 000 Werke der italienischen Unicredit Bank an. sicht in der Royal Academy gefeiert wird,
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Spiel mit der Oberfläche: Sotheby’s erwartet für Alberto
Burris »Rosso Plastica« von 1963 rund 1,5 Mio., Christie’s für
Bridget Rileys 1979 gemaltes »Curve Painting« (re.) 1,5 bis
3 Mio. Pfund. Li. Seite: Alex Katz’ »Blue Umbrella I« von 1972
ist bei Phillips auf mindestens 800 000 Pfund geschätzt
tritt mit zwei übergroßen, halb zusammen- mit 4 bis 6 Mio. Pfund auf einen der vorde- Unter den Fotografien mag Andreas Gurskys
geschweißten Bleifiguren von 1987 auf ren Plätze im Preisspektrum dieses Künstlers. menschenwimmelndes Großformat von
(500 000 bis 700 000 Pfund). Phillips greift ein aktuell im Fokus ste- »Klitschkos« Kampf im Jahr 1999 an Box-
Falls der Übernahme-Deal gelingt, hendes Marktsegment auf: schwarze Künst- sportfreunde appellieren. Die aus Amerika
wird Sotheby’s unter seinem neuen Besitzer, lerinnen. Hier präsentiert man unter ande- eingelieferte Version einer Edition von sechs
dem französisch-israelischen Medienunter- rem die Amerikanerin Simone Leigh. Die in könnte mit 600 000 bis 800 000 Pfund den
nehmer Patrick Drahi, voraussichtlich ab New York lebende Bildhauerin machte 2018 Rekord für dieses Thema erringen.
Ende des Jahres wieder als private Firma ge- als Gewinnerin des hoch dotierten Hugo- Bonhams offeriert am Nachmittag des
führt. Im frisch aufgemöbelten Londoner Boss-Preises auf sich aufmerksam, sie lieferte 3. Oktober eine von Jean Dubuffet in franzö-
Hauptquartier wird man indessen, wie ge- gerade eine sechs Meter hohe weibliche sischen Trikolore-Farben konzipierte, zusam-
wohnt, die Frieze Week bespielen. Als Star Bronzebüste für die High Line in New York mengestückelte »Cafetière« von 1965. Mit Vi-
setzt man auf ein farbexplosives Großformat und plant im April eine Ausstellung im New nylfarbe auf Papier gemalt und auf Leinwand
von Basquiat. Der damals 24-Jährige umgab Yorker Guggenheim-Museum. Diese Aktua- aufgezogen, ist sie auf 550 000 bis 750 000
seine aggressive Figur mit allerlei Chiffren lität reizt Phillips mit einer Skulptur aus ih- Pfund taxiert. Lucio Fontana, Dauergast bei
seiner Heimatstadt New York. 1996 erzielte rer »Duschhaubenserie« aus. Bisher kaum auf den einschlägigen Auktionen, tritt hier mit
»Pyro« in London 200 000 Pfund. Die jetzige Auktionen vertreten, zielt die Schätzung von einem sonnengelben, mit scharfem Messer
Schätzung und eventuelle Garantie hielt 40 000 bis 60 000 Pfund auf einen Höchst- vierfach geschlitzten Bild auf. Das »Concetto
man zur Stunde noch geheim, doch ist der preis für die Künstlerin ab. spaziale« aus der Serie »Attese« von 1960 wur-
steile Anstieg gewiss, steht sein Rekord jetzt Als Veteran von Frauenporträts ist der de nicht wie die meisten anderen in Öl, son-
doch bei 75 Millionen Pfund. 92-jährige Amerikaner Alex Katz bekannt. dern mit wasserbasierten Pigmenten gemalt.
Wie beim Konkurrenten setzt man Seine Frau Ada, eines seiner Lieblingsmodel- Als Kammerstück mit einem Format von nur
auch bei Sotheby’s in der New Bond Street le, posierte 1972 effektvoll unter einem blau- 22 mal 33,5 Zentimetern verlangt es denn
auf die eleganten italienischen Serienkünst- en Schirm. Mit einer Schätzung von mindes- auch nur nach relativ bescheidenen 250 000
ler der Nachkriegszeit. Alberto Burri, noch tens 800 000 Mio. Pfund könnte das Bild bis 350 000 Pfund. HEIDI BÜRKLIN
bis 24. November prominent auf der Vene- ebenfalls einen neuen Auktionsrekord mar-
dig-Biennale zu erleben, ist mit »Rosso Plas- kieren. Eher morbide geht es bei Luc Tuy- Christie’s, 1. bis 5. Oktober
tica« von 1963 präsent (Taxe 1,4 bis 1,8 Mio. mans’ in Graulilatöne getauchten »Exorzis- Sotheby’s, 3. bis 4. Oktober
Pfund). Eines von Piero Manzonis Leitmoti- ten« von 2007 zu, mit denen die Taxe von Phillips, 3. bis 4. Oktober
ven, das kalkweiße »Achrome« von 1957, hofft 700 000 bis 900 000 Pfund beschworen wird. Bonhams, 3. Oktober
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AUKTIONEN
E X P E RT E N TA L K
Bilder: Künker (3); Neumeister; Dorotheum; Ahrenshooper Kunstauktionen GmbH; Auktionshaus Mehlis
hat einen Durchmesser von 71,57 Millimeter, besteht aus
201,72 Gramm Silber und wird unter der Losnummer 3904
aufgerufen. Die Medaille wurde aus dem Besitz einer altein-
gesessenen Nürnberger Familie eingeliefert und hat nach
Ein faszinierendes Kleinod deutscher Renaissancekunst ha- unseren Recherchen Nürnberg nie verlassen.
ben wir in unserer Herbstauktion 327 am 9. Oktober in un- Im Dezember 2009 wurde ein Exemplar für
serem Stammhaus in Osnabrück. Bereits bei der Kaiserkrö- 280 000 britische Pfund versteigert. Dabei soll es
nung Karls V. im Jahre 1520 in Aachen wurde festgelegt, dass sich um die am besten erhaltene bekannte Sil-
der erste Reichstag 1521 in Nürnberg stattfinden sollte. In bermedaille handeln. Die bei Künker moderat
freudiger Erwartung dieses Ereignisses veranlasste die Stadt angesetzte Schätzung von 7500 Euro lässt also
unter anderem die Neugestaltung der Wände des Rathaus- auf e inen spannenden Wettkampf unter den
saales durch Albrecht Dürer. Auktionsbietern hoffen. ×
Der Kaiser bestellte darüber hinaus hundert silberne
Medaillen, die hochrangigen Teilnehmern des Reichstages Ulrich Künker ist Geschäftsführer bei Künker
als Geschenk überreicht werden sollten. Den künstlerischen Münzauktionen und Goldhandel in Osnabrück
H A M M E R P R E I SE
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S E I T 17 0 7
Süddeutsch (1. Viertel des 16. Jh.), Christus verabschiedet sich von seiner Mutter, € 150.000 – 200.000, Auktion 22. Oktober
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Herbst-Auktionen 2019
vom 7. bis 11. Oktober in Osnabrück
RÖMISCHE KAISERZEIT
Pertinax, 193. Aureus, Rom. Sehr selten. Vorzüglich.
KIRCHENSTAAT/VATIKAN
Pius VI., 1775 - 1799. 10 Zecchini AN XII/1787, Bologna. Sehr selten.
Winz. Randfehler, vorzüglich.
PREUSSEN
Orden pour le mérite mit Eichenlaub, das Ordenskreuz zwischen
ca. 1787 und ca. 1812, Anfertigung wohl von Baudesson, Gold und Emaille,
Goldfolie und Emaillemalerei, in der Öse alt restauriert, das Eichenlaub
deutlich spätere Anfertigung, Gold.
DEUTSCH-NEU-GUINEA
10 Neu-Guinea Mark 1895 A. Sehr selten, nur 2.000 Exemplare geprägt.
Attraktives Exemplar, vorzüglich +. Mit Bewertung NGC MS 65+.
Herbst-Auktionen 2019
Münzen der antiken Welt, u. a. aus den
Sammlungen Dr. W. R. und Phoibos GUATEMALA
Charles III., 1759 - 1788. 8 Escudos 1785 NG-M, Guatemala. Von großer
Münzen und Medaillen aus Mittelalter und Neuzeit, Seltenheit. Attraktives Exemplar, sehr schön - vorzüglich.
u. a. aus den Sammlungen Friedrich Popken,
Dr. Rolf Löns, Eberhard Link und Skyler Liechty
Goldprägungen • Deutsche Münzen ab 1871
Bedeutende Orden und Ehrenzeichen aus aller Welt,
u. a. aus der Sammlung Peter Groch
und dem Nachlass August von Mackensen
Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG · Nobbenburger Straße 4a · 49076 Osnabrück · Germany
AUKTIONEN
Das Bild wird zum Schätzpreis vorbei. Das in Grau-, Braun- MÜNZEN UND MEDAILLEN
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von 6500 Euro angeboten. und Blautönen gehaltene Werk Gorny & Mosch, München,
Unter den Skulpturen befin- versteigert das Auktionshaus 14. bis 16. Oktober
den sich zwölf Werke, die aus Dr. Lehr im Herbst zur Taxe
der Münchner Sammlung von von 450 000 Euro, womit es die Im Mittelpunkt der Auktion 265
Dr. Hubert Wilm stammen. Offerte der Auktion anführt. (Münzen der Antike) stehen
Auch ein heiliger Bischof von Werke Beckmanns werden rund 500 Stadtprägungen aus
Hans Leinberger (um 1470/ generell zu Höchstpreisen bis den östlichen Provinzen Roms,
1480 – ca. 1531) in Lindenholz zu 32 Millionen Pfund veräu- überwiegend Bronzen. Bei
befand sich darunter. Die um ßert. Erst im Mai erzielte eine BÜCHER UND AUTOGRAFEN römischen Provinzialbronzen
1515 geschaffene, stehende Skulp- etwas größere »Mondnacht am Bassenge, Berlin, 15. bis 17. Oktober sind einwandfrei erhaltene Stü-
tur ist auf 25 000 Euro geschätzt. Meer« bei Christie’s in New cke selten. Doch in der süddeut-
Ein Steinkalender von 1580 und York 600 000 Dollar. Mit großer Bestürzung erkann- schen Privatsammlung, die hier
eine Renaissance-Reise-Klapp- Unter den Skulpturen der te Giovanni Battista Piranesi und in weiteren Auktionen auf-
sonnenuhr von 1596 (Taxe jeweils Moderne berührt besonders um 1750 den zunehmenden Ver- gelöst wird, finden sich viele sti-
6000 Euro) stellen handwerkli- eine 76 Zentimeter hohe Bron- fall der antiken Bauten Roms. listisch überdurchschnittliche
che Raritäten dar. SUSANNE LUX ze von Georg Kolbe: »Auferste- Die Antwort des Zeichners auf und zumeist gut erhaltene
hung« (1919/1920) ist auf 90 000 diesen schleichenden Prozess Exemplare. Unter den Haupt-
Bilder: Bassenge, Berlin; Gorny & Mosch, München; Dr. Lehr/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Euro geschätzt. Die schmale war ein wirkliches Monumen- stadtprägungen der Kaiserzeit
MODERNE UND ZEITGENOSSEN Frauenfigur hält ihre Hände vor talwerk, das in prachtvollen Bil- sticht ein Aureus des Septimius
Dr. Lehr, Berlin, 26. Oktober der Brust verschränkt und wirkt dern die Spuren der Antike
aufrecht, doch ihre Beine sind bewahrt: Die »Antichità Roma-
Max Beckmann liebte das Meer. leicht angewinkelt. ne« erschienen 1756 mit 270
»Es war für ihn ein Symbol der Im Bereich der Nachkriegs- Kupfertafeln und bilden das
Ewigkeit«, erinnert sich seine kunst bietet Dr. Lehr das Werk Spitzenlos bei Bassenge. Wahr-
zweite Frau Mathilde Q. Beck- »Wasser gegen Feuer« des Malers scheinlich handelt es sich hier-
mann in ihren Memoiren. A. R. Penck. Er schuf es 1969, bei um das Präsentationsexem-
Betrachtet man sein Werk nun wird es für 60 000 Euro auf- plar der Accademia di San Luca
»Brandung, Kleine Marine« von gerufen. Die Malereien Pencks in Rom, wo Piranesi das Werk
1925/1926, hat man den Ein- bringen durchaus auch mehr für potenzielle Subskribenten 3
druck, dass der Maler die raue ein, wie im Juni im Dorotheum ausstellen ließ. Für das seltene
See der ruhigen vorzog: Es zeigt in Wien, als ein Werk des und außergewöhnliche Exem- Severus heraus, dessen Revers
eine Küstenlandschaft mit Künstlers – ebenso wie hier plar werden 45 000 Euro erwar- das Bild der Kaiserin Julia zeigt
tosenden Wellen, die an spitzen geprägt durch kräftiges Rot und tet, doch ist zu vermuten, dass (Taxe 30 000 Euro). Spitzenstück
Felsen brechen. Im Hinter- Blau – für 85 000 Euro den Besit- die Gebote weit über diesen unter den Griechenmünzen ist
grund dampfen zwei Schiffe zer wechselte. SUSANNE LUX Betrag hinausgehen werden. eine prachtvolle Tetradrachme
Für Sammler von Stunden- aus Samos (Revers Titelbild des
büchern hingegen bietet sich Katalogs, Taxe 15 000 Euro).
1 die einmalige Gelegenheit, die Prunkstücke der Auktion
1509 erschienenen »Heures à 266 (»Ausgesuchte Münzen und
l’usage de Paris« zu erwerben Medaillen von Mittelalter bis
(Taxe 12 000 Euro). Dieses spät- Neuzeit«) sind elf silberne Löser
mittelalterliche, auf Pergament der Braunschweigischen Her-
gedruckte Stundenbuch enthält zogtümer, darunter das höchst
14 ganzseitige Miniatur-Holz- taxierte Stück, ein Löser zu fünf
schnitte und zwölf viertelseitige Talern aus dem Herzogtum
Holzschnitte, alle reich illumi- Braunschweig-Wolfenbüttel von
niert in deckenden Farben und 1614 mit dem Bild des Herzogs
mit Gold, teils auch mit Silber. Friedrich Ulrich zu Pferde
Besonders prächtig ist die Dop- (40 000 Euro). HARTMUT KREUZER
pelseite mit »David und Uria«
und »David und Bathseba«.
Eine echte Trouvaille stellen 1 A. R. Penck, »Wasser gegen Feuer«,
außerdem die neun Handschrif- 1969, Dr. Lehr, Taxe 60 000 Euro
ten-Fragmente eines spätmittel- 2 »Heures à l’usage de Paris«, 1509,
alterlichen Epos dar, das bis dato Bassenge, Taxe 12 000 Euro
unbekannt und unpubliziert 3 Tetradrachme, Samos, ca. 400
war und auf 12 000 Euro ge bis 366 v. Chr., Gorny & Mosch,
schätzt wird. MARTIN MIERSCH Taxe 15 000 Euro
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Albrecht Dürer, Adam & Eve, etching, 1504. Estimate $80,000 to $120,000. At Auction October 29.
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AUKTIONEN
den Wiener Stephansdom. Die ein Stück Geschichte zum Limit POSTWAR UND GEMÄLDE
Taxen liegen zwischen 2000 von 2400 Euro ersteigern. Plückbaum, Bonn, 4./5. Oktober
und 3000 Euro. Von ebenfalls wohlklingen-
Aus der niederbayerischen der Provenienz sind aus dem Er ist eine der letzten lebenden
Glashochburg Zwiesel kommt Nachlass des Wirtschaftswissen- Legenden der abstrakten Kunst
hingegen die Sammlung des schaftlers Klaus von Wysocki die der Nachkriegszeit und gilt als
1947 geborenen Künstlers zwei Porzellanskulpturen »Prinz europäischer, formal gebändig-
Theodor Sellner zum Aufruf. und Prinzessin« und »Flöten- ter Antipode zum abstrakten
Die etwa 30 Objekte zeigen, wie spieler«, beide um 1930 von Expressionismus auf der ande-
komplex Glas bemalt werden Gerhard Schliepstein für Rosen- ren Seite des Atlantiks. Die Rede
kann und wie viele unterschied- thal geschaffen (Limit 1500 und 2 ist von Pierre Soulages, dem
liche Materialien zusätzlich ein- 800 Euro). Der größte Promi der Meister der Dunkelheit und der
gesetzt werden können. Von Auktion ist jedoch Ex-US-Präsi- Nichtfarbe Schwarz. Im Dezem-
malerischen Vasen über Pâte-de- dent Barack Obama, verewigt in ber wird er 100 Jahre alt und
verre-Objekte reicht die Spann- einem Fotomosaik des Künstlers mit einer Ausstellung im Salon
breite. Zudem werden aus der Robert Sievers, das in der Sparte Beine fehlen – jedoch zeichnet Carré des Louvre geehrt. Wer
Sammlung Sellner neun skulp- »Wendlmoderne« zum Limit sich der geschnitzte Körper den Künstler an den eigenen
turale, auf den Namen »Frie- von 2600 Euro aufgerufen wird. unter dem Faltenwurf plastisch vier Wänden sehen will, kann
Bilder: Franke, Nürnberg; Wendl, Rudolstadt; Plückbaum, Bonn/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
denswächter« getaufte, stelenar- TIM ACKERMANN ab, und das ausdrucksstarke bei Plückbaum fündig werden.
tige Figuren offeriert (Taxen Gesicht lässt die fehlenden Zwei seiner durch den Einsatz
zwischen 400 und 700 Euro). Gliedmaßen vergessen. von Säure ausgefranst wirken-
Sie sind zwischen 70 und 170 KUNST UND ANTIQUITÄTEN Außerdem kommt eine gan- den Radierungen, »Eau-forte
Zentimeter hoch, wurden aus Franke, Nürnberg, ze Reihe von bezaubernden No. XXV« von 1974 und »Eau-
dem Schmelzofen heraus frei 17. bis 19. Oktober papiernen Antiquitäten zum forte No. XVII« von 1961, beide
geformt und anschließend in Aufruf. Historische Faltkarten, signiert und nummeriert, wer-
Überfangtechnik weiterbearbei- Ein Jubiläum: Seit zehn Jahren collagiert, gestanzt, geprägt und den mit einem Limit von
tet. FRANK G. KURZHALS gibt es das Auktionshaus Franke mit Goldfolie verziert, soge- jeweils 3500 Euro aufgerufen.
in Nürnberg, das viermal im nannte Wiener Kunstbillets, Wem das zu ernst ist, der
Jahr mittlerweile rund 4000 und ein Stammbuch, das dürfte gut aufgehoben sein bei
Lose anbietet. Was könnten »Denksprüche auf Neujahrs- Carl Wilhelm Götzloffs »Blick
diese vielen Objekte alles für und Namenstage, Geburts-, auf den Golf von Neapel«, wo
Geschichten erzählen? Familien- und Gesellschaftsfeste der Betrachter in der heitersten
Zu den Topzuschlägen der und für verschiedene Lebens- Natur und in der Gegenwart
vergangenen Jahre zählen ein verhältnisse« enthält. von tanzendem Volk die Seele
Kabinettschränkchen für 30 000 Daneben warten Möbel, baumeln lässt. Das Gemälde in
Euro und eine Skulptur von Schmuck, Glas und Porzellan einem Prunkrahmen ist laut
Ewald Mataré für 12 000 Euro. aus verschiedenen Epochen auf Auktionshaus ein bisher unbe-
Aus dem Angebot der Okto- neue Besitzer. Aus den Schwarz- kanntes Werk des Dresdner
berauktionen ragt mit einer burger Werkstätten für Porzel- Landschaftsmalers und soll ins
Schätzung von 6000 Euro das lankunst stammt ein Leopar- Werkverzeichnis aufgenommen
1 Gemälde »Herakles im Kampf denpaar, das nach einem werden. Das Limit für dieses
mit dem Kentaur Nessos« des Entwurf der Tierbildhauerin schöne Exempel deutscher Ita-
KUNST UND ANTIQUITÄTEN niederländischen Malers Etha Richter (1883–1977) ent- liensehnsucht beläuft sich auf
Wendl, Rudolstadt, Willem Schaeken (1754–1830) standen ist. LISA ZEITZ 14 000 Euro. FRANK MAIER-SOLGK
24. bis 26. Oktober heraus. Die barocke Holzskulp-
tur der heiligen Theresa von
Als 1918 die gekrönten Häupter Avila ist mit einem Limit von
Deutschlands in der November- 900 Euro auch deshalb so güns-
revolution abdanken mussten, tig angesetzt, weil Hände und
brauchten sie keine menschli-
chen und tierischen Schlosswa-
chen mehr. Vielleicht ist auch 1 Terrakotta-Palastlöwe, Höhe
das ein Grund, weshalb Carl 72 cm, Wendl, Limit 2400 Euro
Eduard von Sachsen-Coburg 2 Barocke Schnitzfigur der heiligen
und Gotha im Jahr 1920 seinen Theresa von Avila, 18. Jh., Franke,
wild dreinblickenden Terrakot- Limit 900 Euro
ta-Palastlöwen an einen Indus- 3 Pierre Soulages, »Eau-forte
triellen aus Gotha verkaufte. In No. XXV«, 1974, Plückbaum, Limit
3
gewisser Weise kann man nun 3500 Euro
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Kunst, Antiquitäten & Schmuck
16. – 18. Oktober 2019 | Besichtigung: 11. – 14. Oktober 2019
Hauptbild: Jacob de Backer (Werkstatt), (um 1540/45 - vor 1600), Allegorie mit Juno und Saturn, Öl/Holz, 67 x 49 cm
Vlnr: Abraham Bosschaert (1612-1643), Öl/Holz, 48 x 36 cm | Feine klassizistische Glasschalen-Krone, Entwurf nach
Karl-Friedrich Schinkel, 1834, Berliner Hersteller, um 1840, H. 90/D. 73 cm | Bedeutende Renaissance-Reise-Klappsonnenuhr,
Paulus Reinmann, datiert 1596, 9,8 x 8 cm | Tschelaberd Kasak, Südkaukasus, um 1880, 198 x 128 cm
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AUKTIONEN
SCHMUCK BÜCHER UND KARTEN
Henry’s, Mutterstadt, 24. Oktober Reiss & Sohn, Königstein im
Taunus, 29. bis 31. Oktober
Liebhaber von antikem und
sammelwürdigem Schmuck Besondere Beachtung verdient
können am 24. Oktober bei das 1542 in Basel gedruckte 4
Henry’s diverse Kostbarkeiten Holzschnittbuch »De historia
erwerben. An der preislichen stirpium« von Leonhart Fuchs,
Spitze steht mit einer Taxe von 2 das 511 Pflanzenholzschnitte
14 000 Euro (Limit 4000 Euro) enthält. Diese Editio princeps KUNST UND ANTIQUITÄTEN
ein luxuriöses, um 1930 gefertig- 15. BIS 21. JAHRHUNDERT des berühmtesten Kräuterbuchs Rehm, Augsburg, 10./11. Oktober
tes Art-déco-Armband (WG Winterberg, Heidelberg, der Renaissance ist besonders
750/000) mit 26 Altschliffdia- 26. Oktober wegen seiner typografischen Im breiten Netz hieven Willy
manten, die zusammen mit Ausgestaltung einzigartig. Das Moralts Chiemseefischer ihr
dem Mittelstein (ca. 0.50 ct) und Seit der Einzelausstellung 2013 angebotene Exemplar, das eines Tagwerk an Land – und dass
den Diamantrosen über fünf im Frankfurter Städel-Museum der wenigen vollständig erhalte- Rehm nun eine Variante des
Bilder: Winterberg, Heidelberg; Rehm, Augsburg; Henry’s, Mutterstadt; Reiss & Sohn, Königstein im Taunus
Karat auf die Waage bringen. erlebt Hans Thoma eine nicht nen in zeitgenössischem Kolorit beliebten Motivs anbietet, wirkt
Aufwendig sind hier vor allem unerhebliche Preissteigerung. ist, soll 80 000 Euro einspielen. fast symbolisch, angesichts der
die seitlichen Gravuren. Nun bietet sich die Gelegenheit, Hohes Bieterinteresse dürf- Tatsache, dass bei gut 2000
Zwei silberne, diamantenbe- ein herausragendes Werk des ten zudem Matthäus Merians Objekten in der Auktion auch
setzte Broschen, um 1850/1860 einstmals gefeierten Malerstars »Topographien« auslösen. Das der eine oder andere Sammler
beziehungsweise um 1870/1880 zu erwerben, das die Umge- monumentale Werk umfasst einen Fang machen dürfte. Die
gefertigt, belegen die bürgerli- bung seines Geburtsorts Bernau 18 Foliobände und erschien von Fischeridylle des 1884 in Mün-
che Vorliebe für Opulenz im im Schwarzwald zeigt. Das 1642 bis 1736 in Frankfurt am chen geborenen Genre- und
19. Jahrhundert (Limit 2200 und Gemälde von 1918 ist nahezu Main. Begehrt sind vor allem Landschaftsmalers ist auf jeden
1400 Euro). Außerdem im Ange- identisch mit einem Bild aus die darin befindlichen doppel- Fall mit einem Limit von 2500
bot: ein 55 Gramm schweres dem Jahr 1911, das sich heute im blattgroßen Kupfertafeln mit Euro versehen.
Goldarmband (GG 585/000) mit Bernauer Hans-Thoma-Kunst- europäischen Stadtansichten, Freunde opulenter Wohn-
Granulaten aus dem Kriegsjahr museum befindet – und den- zum Teil auch in Vogelperspek- raumgestaltung werden sich bei
1939/1940. Das Werkstück mit noch keine bloße Reprise des tive. Sie liegen hier in frühen, Rehm vielleicht eher auf eine
der Meistermarke Karl Max Sujets. Die ursprünglich heitere kontrastreichen Abzügen vor. prachtvolle feuervergoldete
Zeitz ist auf 1380 Euro limitiert. Landschaft wird hier nun in Für diese umfangreichste deut- Empire-Kaminuhr konzentrie-
FRANK MAIER-SOLGK weichen Braun- und Grüntönen sche Topografie der Barockzeit, ren, die gegen Ende des 18. Jahr-
dargestellt, die wie in diffuses Merians Lebenswerk, werden hunderts in Frankreich gefer-
Licht getaucht wirken. Hoch 50 000 Euro erwartet. tigt wurde und nun mit einer
aufragende Bäume lenken den Abraham Ortelius ist dage- Taxe von 1100 Euro ins Bieter-
Blick in die Vertikale. Der hell gen mit seinem »Theatrum rennen startet. Ein wahres
fließende Bach im Zentrum Orbis Terrarum« vertreten. Der Schmuckstück ist aber auch der
verstärkt die symbolhafte Atlas, erschienen 1592 in Ant- aus Nussbaum gefertigte Prunk-
Atmosphäre der Landschaft werpen, markiert unbestreitbar schrank aus einer Augsburger
und vermittelt den Eindruck einen der Höhepunkte der Geo- Werkstatt des 17. Jahrhunderts,
von Zeitlosigkeit (Schätzpreis grafiegeschichte. Er war schon der aus dem Nachlass einer
22 000 Euro). zu seiner Zeit sehr begehrt. Vie- bedeutenden Münchner Kunst-
Daneben glänzt bei Winter- le der in ihm enthaltenen Kar- händlerin eingeliefert wurde
berg Ernst Ludwig Kirchner mit ten basieren auf Quellen, die und noch Originalschlösser
1
der Bleistiftzeichnung einer entweder nicht mehr existieren (sowie spätere Beschläge) auf-
»Tänzerin auf dem Sofa«. Die oder die sehr selten sind (Taxe weist. Das Limit liegt hier bei
1 Art-déco-Armband mit 26 Weberin Lise Gujer in deren 30 000 Euro). MARTIN MIERSCH 6000 Euro. TIM ACKERMANN
Altschliffdiamanten, um 1930,
Nachlass sich das Blatt befand
Henry’s, Taxe 14 000 Euro
und die Kirchner in den frühen
2 Hans Thoma, »Schwarzwaldtal
Zwanzigerjahren in Davos ken-
bei Bernau«, 1918, Winterberg,
Taxe 22 000 Euro nenlernte, setzte einige Wand-
teppichentwürfe des Künstlers
3 Matthäus Merian, »Topographien«,
18 Foliobände, Reiss & Sohn, um und war zudem bis zu sei-
Taxe 50 000 Euro, Detail: Kupfer- nem Lebensende eng mit ihm
stich-Ansicht von Paris befreundet. Die souverän kom-
4 Empire-Kaminuhr, feuervergoldet, ponierte und furios gezeichnete
Frankreich, Ende 18. Jahrhundert, Skizze soll jetzt 3500 Euro ein-
3
Rehm, Taxe 1100 Euro spielen. MARTIN MIERSCH
104
Auktion 128 • 25. Oktober 2019
Moderne und zeitgenössische Kunst
Moderne Photographie
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Kunst & Kunsthandwerk, Antiken
13. - 14. November 2019
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Tim Ackermann Matthias Benz, Schönhauser Allee 6/7,
tim.ackermann@weltkunst.de 10119 Berlin, Tel. 030/44 37 38-0,
Christiane Meixner Fax: 030/44 37 38-27, info@printcontact-berlin.de
christiane.meixner@weltkunst.de
Laura Storfner
laura.storfner@weltkunst.de Museen Deutschland und Schweiz:
Olivia Horlitz, Haberfeld 5, 14532 Kleinmachnow
Julia Knecht (Elternzeit)
julia.knecht@weltkunst.de Tel. +49/(0)33203/88 89 11
olivia.horlitz@zeit.de
BILDREDAKTION
Lou Ulla Brunk Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 51 München mag’s extravagant! Die
sympathisch unangepasste Stadt war
lou.brunk@weltkunst.de vom 1.1.2019 (www.weltkunst.de).
Benjamin Lewin Alle Rechte vorbehalten.
benjamin.lewin@weltkunst.de
MARKETING stets eine Heimat der Avantgarde. In
GRAFIK
Peggy Seelenmeyer
peggy.seelenmeyer@weltkunst.de
René Beck
rene.beck@zeit.de
unserer Sonderausgabe zur bayerischen
SCHLUSSREDAKTION HERSTELLUNG
Metropole freuen wir uns auf das
Künstlerpaar Marianne von Werefkin
Ludger Booms (frei) Torsten Bastian, torsten.bastian@zeit.de
Jan Menssen, jan.menssen@zeit.de
KORRESPONDENTEN (FREI)
Bamberg: Susanne Lux
Bonn: Dr. Peter Dittmar DRUCK Neef + Stumme, 29378 Wittingen
(o. »Schindelfabrik«, 1910) und
Den Haag: Dorothee von Flemming
Paris: Dr. J. Emil Sennewald LITHOGRAFIE twentyfour Seven
Alexej von Jawlensky, die mit dem
»Blauen Reiter« Geschichte schrieben.
New York: Dr. Barbara Kutscher
Venedig: Petra Schaefer Creative Media Services GmbH
Zürich: Christian von Faber-Castell Dorotheenstr. 3, 10117 Berlin
Und besuchen an der Akademie die
Die ist seit 1927 die führende Zeitschrift
der deutschen Kunsthändler. Sie ist das Leitmedium
des Deutschen Kunsthandelsverbandes e. V. (KD)
Klasse von Gregor Hildebrandt, wo die
Kunst von morgen erfunden wird.
und des Bundesverbandes des Deutschen Kunst-
und Antiquitätenhandels e. V. (BKDA) sowie der ABONNENTENSERVICE/
in ihm vertretenen Landesverbände; der Berufs EINZELVERKAUF
gruppe des österreichischen Antiquit ätenhandels,
des Landesg remiums Wien für den Handel mit Die Weltkunst erscheint 14 Mal im Jahr.
Gemälden, Antiquit äten, Kunstgegenständen und Das Jahresabonnement kostet 154 Euro, im
Briefmarken und des Landesg remiums des Handels Ausland zzgl. Versandkosten, in der Schweiz
mit Antiquit äten und Kunstgegenständen für Salz- 270,00 Sfr. inkl. Versandkosten,
burg; der CINOA im deutschsprachigen Raum so- Österreich 175 Euro inkl. Versandkosten
wie des Verbandes schweizerischer Antiquare und
Kunsthändler und der Vereenig ing van Handelaren Kundenservice
in oude Kunst in Nederland. Die Zeitschrift und 20080 Hamburg, Tel. 040/55 55 78 68,
alle darin enthaltenen Beit räge und Abbildungen
Fax 0 18 05/8 61 80 02
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung
kundenservice@weltkunst.de
ohne Einw illigung des Verlages strafbar.
W E LT K U N S T
Was haben Sie gesehen, Herr Obrist? Was hat er denn am liebsten aufgelegt?
Eklektisch, ganz gemischt. Man kann auch
die Poster von Gruppenausstellungen der
abstrakten Expressionisten ansehen. Von
Denver ging es dann nach Aspen, wo wir
auch Bären begegnet sind. Kein Witz!
Bilder: Nick Turpin; Clyfford Still, „PH-1184“, 1953/57, Oil on canvas, 296,2 x 206,8 cm/Clyfford Still Museum, Denver, CO/© City and County of Denver/ARS, NY/VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Wie groß waren denn die Bären?
Riesig! Es waren ein großer Bär und sein Jun-
ges, wir saßen auf einer Terrasse beim Abend-
essen. Elchen sind wir auch begegnet.
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Limitiertes Sondermodell für Ärzte ohne Grenzen von NOMOS Glashütte: Klassiker Tangente
jetzt mit Automatikkaliber und Metallband, in größer wie kleiner. Die Uhren mit der roten
Zwölf kosten nicht mehr als das Standardmodell, doch mit 250 Euro pro Uhr unterstützen
der Handel und NOMOS Glashütte Menschen in Not. Mehr dazu hier: nomos-glashuette.com