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Meerestechnik
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner
Ausgabe: 07/2004
© Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
Geb. IA 4/126
44801 Bochum
Vorwort
Die Vorlesung Meerestechnik hat bei den Bauingenieuren der Ruhr-Universität eine
lange Tradition. Angesiedelt am Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik hielt sie
zunächst Herr Prof. Späing. Nach seiner Pensionierung, also von 1989 bis zum
heutigen Tage lese ich jeweils eine Semesterwochenstunde im Sommersemester.
Hörer sind in erster Linie die Vertiefer in Grundbau und Bodenmechanik, aber auch
Interessierte aus dem konstruktiven Ingenieurbau, dem Baubetrieb, dem Wasserbau
und anderen Vertiefungsrichtungen.
Die deutsche Bauindustrie hatte zahlreiche Hafenanlagen, aber auch Brücken über
Meerengen und Seen gebaut. Mit Unterstützung des Bundesministers für Forschung
und Technologie erwarb sie das noch neue Know-how für den Bau
meerestechnischer Konstruktionen. In dieser Zeit war ich Projektleiter eines
Großversuches im Testfeld der Forschungsplattform „Nordsee“, anschließend Leiter
eines Forschungsprogramms zur Ermittlung der Kräfte aus den Einwirkungen von
Meereis auf Plattformen. Es folgten zahlreiche Untersuchungen und Studien für die
Gründungen und den Bau von Plattformen, u.a. offshore Sachalin, Australien und
Neufundland. 1983 verfasste ich die „operations manuals“ für die See-Installationen
der ersten deutschen Ölförderplattformen im Feld „Schwedeneck-See“ in der Ostsee
und nahm an den Seemanövern teil. Bis 2002 war ich Mitglied der Arbeitsgruppe ISO
19993: „Fixed Concrete Offshore Structures“.
Dieses Skriptum entstand 1989 und sollte alle Bauwerke umfassen, die den
Einwirkungen der Meeresumwelt ausgesetzt sind. Jahr für Jahr wurde es aktualisiert.
Vorbild war das „Shore Protection Manual“ des U.S. Army Corps of Engineers, weil
es mit seinen vielen durchgerechneten Beispielen dem Ingenieur zu schnellem
Verständnis verhilft. Aus dem Skriptum wurde 1990 das Buch „Meerestechnik“.
Möge die hier vorliegende Fassung der Vorlesung mit Stand vom Sommer 2004 den
Studierenden einen anschaulichen Einblick in dieses interessante Arbeitsfeld der
Bauingenieure eröffnen.
Inhalt
1. Einführung................................................................................................................................1-1
Literatur zu 1.: ..........................................................................................................................1-5
Wagner/MT/Inhalt/08.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
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6. Offshore-Bauwerke ..................................................................................................................6-1
6.1Allgemeines.........................................................................................................................6-1
6.2. Lagerstätten, Reserven, Förderung und Verbrauch...........................................................6-1
6.3 Offshore-Konstruktionen zur Erschließung von Erdöl und Erdgas ...................................6-2
6.4 Herstellverfahren................................................................................................................6-3
6.5 Arbeiten auf See .................................................................................................................6-5
6.6 Literatur zu 6.: ....................................................................................................................6-7
Anhang:
• Glossarium der meerestechnischen Begriffe
• Druckfehlerberichtigung zu Wagner, P.: Meerestechnik, Ernst & Sohn, Berlin,1990.
Wagner/MT/Inhalt/08.07.2004
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1. Einführung
Der Begriff "Meerestechnik" (marine technology, offshore engineering) ist entstanden, als die
verstärkte Nachfrage nach Erdöl und Erdgas die Ölgesellschaften veranlaßte, die jahrzehntelange
Förderpraxis an Land und im flachen Küstenbereich auszuweiten und sich in größere Wassertie-
fen (offshore) vorzuwagen. Bis dahin war von der Ölindustrie die an Land gebräuchliche Tech-
nik auch für die Küstengebiete verwendet worden. Einfache Stahlrohrkonstruktionen dienten als
Unterbau für Bohr- und Fördereinrichtungen [1].
Besonders mit dem Bau von Plattformen für die Erdölförderung aus der Nordsee trat eine neue
Dimension in der Wassertiefe, in den Belastungen durch Wellenkräfte und in den Abmessungen
der Plattformen auf. In größerem Umfang waren nun Bauingenieure gefragt, die mit den Bau-
stoffen Stahl, Stahlbeton und Spannbeton konstruieren konnten. Großen Auftrieb erhielt die
Hydromechanik, die mit den Methoden der modernen numerischen Berechnung zuverlässige
Belastungsansätze bereitstellen mußte.
Die Meerestechnik im Sinne des Bereitstellens von Plattformen für den Bedarf der Ölindustrie
("Offshore-Technik") ist somit zum großen Teil ein Arbeitsgebiet für Bauingenieure.
Der Umgang mit den Naturkräften des Meeres hat andererseits in der Bautechnik eine lange
Tradition im Hafenbau und im Küstenschutz. Der Handel auf dem Seeweg wie auch kriegerische
Auseinandersetzungen mit großen Flotten waren bereits im Altertum verbreitet und setzten vor-
aus, dass geeignete Häfen verfügbar waren. Zunächst wurden geschützte Buchten genutzt und
die Schiffe einfach an Land gezogen. Größere Schiffe erforderten dann Anlegeplätze, die mit
Bauwerken vor der anlaufenden See geschützt werden mußten. Der erste künstliche Hafen
entstand vermutlich im 8. Jahrhundert v. Chr. auf der griechischen Insel Delos. Zwischen 22 und
10 v. Chr. wurde der Hafen Cäsarea von Herodes ausgebaut und mit Molen geschützt, wobei
"gewaltige Felsbrocken" in 10 m tiefes Wasser versenkt wurden. Für den römischen Hafen von
Ostia wurden ausgediente Holzschiffe mit Steinen gefüllt und dort, wo ein Wellenbrecher ent-
stehen sollte, abgesenkt. Offenbar war der Zusammenhang zwischen Wellenhöhe und Gewicht
der zur Stabilität der Bauwerke benötigten Steine oder Bauteile durch Erfahrung bekannt gewor-
den [2].
Küstenschutzmaßnahmen sind vor der Jahrtausendwende z.B. aus Nordfriesland bekannt. Durch
Ansteigen des Wasserspiegels traten häufiger Überflutungen der Marschgebiete auf; in dem noch
uneingedeichten Land zogen sich die Bewohner auf Erdhügel (Wurten, Warften) zurück, die
ständig erhöht werden mußten. Erst als nach 1100 n.Chr. der Wasserspiegel wieder zurückging,
war es auch technisch möglich, größere Gebiete einzudeichen. Große Sturmfluten unterbrachen
mehrfach die mühsame Arbeit. Die Deiche hatten anfangs steile Böschungen, waren aber durch
ihren Abstand von der Uferlinie, das sogenannte Vorland, geschützt. Wenn dieses Vorland ein-
mal durch Erosion ausgeräumt worden war, hielten auch die Deiche nicht lange stand. Erst all-
mählich wurden sie mit immer flacheren Böschungen angelegt und konnten dann sowohl der
Brandung als auch der Erosion bei Überflutung besser widerstehen. Mit Buhnen wurden die
Erosion und die Sandverdriftung längs der Küste begrenzt [3].
Man kann festhalten, dass die moderne Meerestechnik die Grundlagen der Hydromechanik aus
den traditionellen Disziplinen des Schiffbaues und des Seewasserbaues genutzt und diese seit
etwa Mitte der 60er Jahre in stürmischer Entwicklung weitergeführt hat. Sie profitierte dabei von
der industriellen Nutzung der Meere.
Die Intensität, mit der in einem Land Meerestechnik als Offshore-Technik betrieben wird, hängt
weniger vom Interesse einzelner Institutionen als vielmehr davon ab, welche Chancen sich der
Industrie auf diesem Markt bieten. Nach dem Bekanntwerden großer Lagerstätten in der Nordsee
kam es zu einer Aufteilung dieses Schelfmeeres unter die Anliegerstaaten (United Nations Con-
tinental Shelf Convention), wobei die Bundesrepublik Deutschland mit einem Zipfel in der
Deutschen Bucht ohne sehr ausbeutungswürdige Felder beschieden wurde (Bild 1-1). Als wei-
teres Handikap erwies sich, dass die deutsche Küste zu flach ist für Tiefwasser-Bauplätze, wie
sie zum Bau großer Plattformen erforderlich sind.
Dennoch haben sich Wirtschaft, Forschungseinrichtungen und Hochschulinstitute mit großem
Interesse in Arbeitsgemeinschaften und Forschungskooperationen engagiert. Der Bundesminister
für Forschung und Technologie förderte diese Aktivitäten und stellte 1975 die (inzwischen abge-
baute) Forschungsplattform "NORDSEE" (FPN) mit einem Erprobungsfeld für meerestechnische
Versuche in der Deutschen Bucht, 40 Seemeilen nordwestlich von Helgoland, zur Verfügung.
Bauingenieure entwickelten Halbtaucher und Flüssiggastanker aus Beton, Plattformen zur Ölför-
derung, umsetzbare Plattformen für Kraftwerke, Öl- und Gasspeicher und Plattformen für Erd-
beben- und Eisbelastung von Vorentwürfen über Durchführbarkeitsstudien bis zum Prototyp. Im
Erprobungsfeld der FPN wurden 1979/80 das Großmodell eines Gelenkturmes (CONAT) [4] und
1981 gelenkig gekoppelte Betonpontons (SEADECK) unter realen Seeverhältnissen getestet.
Ein Markterfolg war diesen Arbeiten nicht beschieden, weil die feldbesitzenden Länder ihre
eigenen Entwicklungen bevorzugten. Niedrige Ölpreise bremsen zudem die Erschließung neuer
Felder. Drei deutsche Felder konnten offshore erschlossen werden: Schwedeneck-See (Kieler
Bucht) mit zwei Betonplattformen (Bilfinger + Berger, Dyckerhoff & Widmann, 1983),
Mittelplate (Wattenmeer) mit einer künstlichen Insel (Dyckerhoff & Widmann, 1984) und
A6/B4 (deutscher Nordseesektor) mit einer Stahlplattform (2000) [5].
In jüngerer Zeit haben der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) und die
Gesellschaft für Maritime Technik (GMT) Studien für Marktpotentiale, Technologiekapazität
und Forschungsbedarf auch außerhalb der Erdöl- und Erdgasexploitation vorgelegt [6]. Im
Januar 2002 veröffentlichte die Bundesregierung ihr Papier „Strategie der Bundesregierung zur
Windenergienutzung auf See“ [7], [8]. Dazu wurde eine Forschungsplattform offshore Borkum
errichtet und im August 2003 in Betrieb genommen [9]. Weitere Messplattformen sind geplant.
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Für angehende Bauingenieure wird es also auch in der Zukunft Aufgaben in der Meerestechnik
geben:
• Bau und Rückbau von Offshore-Plattformen,
• Bauen offshore ohne Bezug zur Ölindustrie für Pfeiler von Brücken über Meeresengen, Kühl-
wasserbauwerke von Kraftwerken an der Küste, Gründungsbauwerke für Offshore-
Windkraftanlagen, Landgewinnung für Häfen, Flughäfen und Ansiedlungen,
• Künstliche Inseln, schwimmende Städte, touristische Anlagen,
• Küstenschutz und Seewasserbau,
• Arbeiten in den international tätigen Firmen, Ingenieurbüros und in Versuchsanstalten.
Die großen deutschen Baukonzerne mit ihren internationalen Töchtern sind auch auf Märkten
tätig, wo mit zunehmender Verknappung der Reserven in den klassischen Fördergebieten neue
Felder entwickelt werden. Der Abbau bestehender Plattformen eröffnet ein neues, umfangreiches
Geschäftsfeld. Das Bemessungsverfahren, das Sicherheitskonzept und die Planung der Bauab-
läufe sind typische Bauingenieuraufgaben.
Fazit: Die Meerestechnik bleibt also nicht nur ein interessantes, sondern auch ein zukunfts-
trächtiges Spezialgebiet für Bauingenieure.
Das Vorlesungsskriptum habe ich zum ersten Mal 1989 geschrieben und danach laufend
aktualisiert. Ein Jahr später entstand daraus mein Buch „Meerestechnik“ mit ausführlicherer
Darstellung des Stoffes, vielen Abbildungen, Diagrammen und Rechenbeispielen. Für die
Prüfung und für ein Grundlagenwissen muß das nun vorliegende Scriptum in Verbindung mit
Vorlesung und Diavortrag ausreichen. Wenn Sie aber entwerfen oder bauen, brauchen Sie
Literatur zum Stand der Technik (siehe oben).
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Literatur zu 1.:
[1] Wagner, P.: Offshore-Technik im Jubiläumsjahr? Bautechnik 74, Heft 12, Ernst & Sohn,
Berlin, 1997.
[2] Wölfel, W.: Wasserbau in den Alten Reichen. Verlag für Bauwesen, Berlin 1990.
[3] Rohde, H.: Die Geschichte des deutschen Küstengebietes. Die Küste, Heft 32.
Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide in Holstein, 1978.
[4] Wagner, P.: CONAT - Entwicklung und Erprobung einer Offshore-Pendelplattform. Die
Bautechnik 59, H. 9 und 10, Ernst & Sohn, Berlin, 1982.
[5] Presse-Information Wintershall AG, Kassel, 1999, 2000, 2001.
[6] Verband für Schiffbau und Meerestechnik und Gesellschaft für Maritime Technik:
Strategiepapier für die Maritime Technik in Deutschland, Hamburg, 1998. www.maritime-
technik.de.
[7] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU Federführung):
Strategie der Bundesregierung zur Windenergienutzung auf See, Januar2002. Loy´s Energie
Digest. www.loy-energie.de.
[8] Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH), Hamburg, www.bsh.de
[9] FINO-Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee. www.fino-offshore.de.
[10] Wagner, P.: Zwischenruf: Über die Kunst, informiert zu sein. Bautechnik 79, H. 12, Ernst &
Sohn, Berlin, 2002.
Im Internet:
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Im Gegensatz zu Landbauten lassen sich die Lasten (neu: Einwirkungen) auf Meeresbauwerke
nicht einfach festlegen, wie z.B. die Lastannahmen in DIN 1055. Vielmehr müssen die örtlichen
Naturereignisse gemessen und ausgewertet und daraus Belastungen ermittelt werden.
Vorgehensweise:
1. Messen der örtlichen Naturereignisse, sog. Umweltbedingungen (environmental
conditions) oder Verwendung bekannter Größen (Erfahrungswerte)
2. Berechnen der Einwirkungen (Kräfte, Belastungen)
3. Kombination der Einwirkungen unter Berücksichtigung ihrer Eintrittswahr-
scheinlichkeit mit den üblichen Lasten aus Eigengewicht, Verkehr,...
4. Bemessung des Tragwerks
Bei allen auf dem Meeresboden gegründeten Konstruktionen ist die Beschaffenheit der
Bodenoberfläche und des Untergrundes ein weiterer entwurfsbestimmender Faktor.
2.1 Wind
Die Bemessungsgröße des Windes ist seine Geschwindigkeit U, die im Quadrat in den
Lastansatz eingeht. Kennzeichen des Windes ist seine Turbulenz, erkennbar an der Böigkeit. Als
Böen (gust) werden kurzzeitig (1s bis 3s) andauernde Windstöße bezeichnet.
Bei Nautikern und z.B. für die Arbeiten auf See wird die Windintensität (Windstärke nach
BEAUFORT) angegeben.
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Einflußfaktoren:
1. Zeitintervall für die Mittelbildung. Eine Beziehung zwischen den Mitteln verschiedener
Zeitintervalle t1 und t2 wird durch empirische Formeln beschrieben, z.B. [6]:
2. Höhe über See. Windgeschwindigkeit nimmt mit steigender Höhe zu, verursacht durch
Reibung an der Bodenfläche (See) und zwischen den horizontalen Luftschichten (Zähigkeit).
Im internationalen Wetterdienst wurde deshalb eine einheitliche Referenzhöhe
(Anemometerhöhe) von 10 m über Grund (Land, See) festgelegt. Das vertikale
Geschwindigkeitsprofil U(z) über der Höhe z läßt sich mit einem Potenzgesetz beschreiben:
β
⎛ z⎞
Uz = U10 ⎜ ⎟ , ß kann näherungsweise 1/7 gesetzt werden (nach ISO19901-1 Entwurf
⎝ 10 ⎠
auch 1/8,5).
Strömungen im Meer haben vielerlei Ursache. Bei Offshore-Bauwerken in der Nordsee werden
üblicherweise zwei Strömungsarten superponiert:
1. Gezeitenströmung (Tidestrom)
2. Winderzeugte Strömung
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Der Bemessung wird die größte Strömungsgeschwindigkeit vT innerhalb eines Zeitraumes (50
oder 100 Jahre) an der Meeresoberfläche zugrunde gelegt. Sie schwankt in der Nordsee
zwischen 0,5 und 1,5 m/s und kann Karten oder Tabellen oder unter der Internetadresse des
Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrographie [8], [9] entnommen werden.
α
vT(z) = vT ⎛⎜ d + z ⎞⎟ d = Wassertiefe, z = 0 (Stillwasserlinie), nach unten negativ.
⎝ d ⎠
α = 1/7 (s. a. ISO 19901-1 DIS)
Wenn keine statistischen Daten vorliegen, kann über freien Gewässern die
Strömungsgeschwindigkeit an der Meeresoberfläche durch die Näherung
vW = 0,02 vWind,1h,10m
berechnet werden.
Die winderzeugte Strömung nimmt linear mit der Tiefe ab und endet in einer festgelegten Tiefe,
z. B. 50 m (DNV [4]).
⎛ d + z⎞
vW (z) = vW ⎜ ⎟
⎝ d ⎠
Beispiel: Strömung
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⎛ d + z⎞ ⎛ 50 − 40 ⎞
vW (z = -40) = vW ⎜ ⎟ = 0,76 ⎜ ⎟ = 0,15 m/s
⎝ d ⎠ ⎝ 50 ⎠
Die Wasserstände und ihre Schwankungen haben vielfältigen Einfluß auf Küsten- und Offshore-
Bauwerke. Vor allem die Extremwerte sind entwurfsbestimmend.
Höchstwasserstand
Er bildet zusammen mit den höchsten Wellen und großen Windstärken einen Lastfall für die
Bemessung:
• größte Horizontalkraft, größtes Kippmoment aus Strömung und Wellen
• größte Auftriebs- und Sohlwasserdruckkräfte (geringste Bodenpressung)
• größte hydrostatische Drücke auf die Fundamentzellen
• Höhe von Deichen, Wellenbrechern, Kajen gegen Überflutung
• Höhe der Unterkante von Überbauten (Brücken auf Pfeilern, Decks von Plattformen)
Niedrigstwasserstand
Maßgebend für
• Verschleppungsvorgänge im Gewässern mit begrenzter Tiefe. Mindestabstand zwischen
Seegrund und Unterkante Bauwerk (Flottwasser, underkeel-clearance) bei Berücksichtigung
der Tauch-, Stampf- und Rollbewegung des geschleppten Objektes.
• Geringster Auftrieb auf ein fest gegründetes Bauwerk und somit höchstes Gewicht auf dem
Untergrund.
Wasserstandsänderungen
In diesem Bereich korrodieren die Baumaterialien am stärksten, weil durch den ständigen
Wechsel von Wasser und Luft immer neuer Nachschub an Feuchtigkeit und Sauerstoff, den
Korrosionsbeschleunigern, vorhanden ist. Der marine Bewuchs ist hier besonders stark, ebenso
die Gefahr äußerer Beschädigung durch Treibgut und Eis.
Wichtigste Einflüsse:
• Tide
• Windstau (Sturmflut)
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Die Tide (astronomical tide) ist die Wasserspiegeländerung durch die Gezeiten, d.h. durch die
astronomischen Einflüsse von Mond und Sonne ("Astronomische Tide"). Die Periode der
Mondgezeit beträgt etwa 12½ Stunden, die der Sonnengezeit 28 Tage. Durch Überlagerung
beider entstehen die Extremtiden bei Vollmond und Neumond (Springtide) und bei Halbmond
(Nipptide).
Die Wasserspiegeldifferenz, der Tidenhub, ist vor allem abhängig von der Küstenmorphologie.
Sie kann aus speziellen Landkarten oder Tidekalendern [8], [9] entnommen werden.
Der Windstau (storm surge) entsteht, wenn Sturmwind mit hoher Geschwindigkeit über die
Meeresoberfläche streicht und nicht nur Wellen zunehmender Höhe, sondern auch einen
Massentransport von Wasser hervorruft. Neben Windgeschwindigkeit, Streichlänge über See
und Sturmdauer spielen die Küstenform und die Unterwassermorphologie (Wassertiefe, Neigung
des Untergrundes) eine bestimmende Rolle.
Bemessungswasserstand
Der Bemessungswasserstand (Ruhewasserstand, still water level) ist der höchste Wasserstand
(einschl. Tide und Windstau) für die maximale Beanspruchung des Bauwerks, ohne Ansatz der
Wellenamplitude.
Der Entwurf von Meeresbauwerken verlangt nun eine Festlegung von Höhenkoten wie
Oberkante Bauwerk oder Unterkante Plattformdeck in Bezug auf den Bemessungswasserstand
unter Berücksichtigung des Seegangs. Diese Anhebung des Wasserstandes über dem
Ruhewasserspiegel wird als Funktion der Wellenhöhe H angegeben und beträgt:
Die Wellenhöhe H wird hierbei als Höhe einer Bemessungswelle abhängig von einer
Risikobetrachtung für das Bauwerk definiert.
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2.4 Wellen
Wellen stellen fast immer die Hauptbelastung für Küstenschutz- und Meeresbauwerke dar.
Eine Welle kann als ein periodisch wiederkehrender Vorgang aufgefaßt und daher durch
Wellenhöhe H und Wellenlänge L oder Wellenperiode T beschrieben werden. In der Natur treten
nun aber unterschiedlich hohe und lange Wellen in Folge auf. Durch Messung der Höhe der
bewegten Wasseroberfläche in kurzen Abständen, z.B. 0,1 s, und der Zeit erhält man eine
Wellendarstellung als Funktion der Zeit, eine Zeitreihe H(t) (Bild 2-3).
Definitionen der Wellenhöhe: Nulldurchgangsverfahren (zero crossing) (Bild. 2-3). Damit ist
auch die zugehörige Wellenperiode definiert. Offenbar läßt sich eine solche Wellenfolge nicht
mehr durch ein Zahlenpaar Höhe/Länge beschreiben.
Bemessungswelle
Das Mittel aller Wellenhöhen ist die mittlere Wellenhöhe Hm, sie hat für die Bemessung kaum
Bedeutung. Bedeutsamer sind dagegen die Mittelwerte H1/10 der 10 % höchsten Wellen oder
H1/100 der 1 % höchsten Wellen (z.B. die höchsten zehn von tausend gemessenen Wellenhöhen)
einer Messreihe. Eine Besonderheit ist die Größe H1/3, das Mittel der 33 % höchsten Wellen,
weil sie etwa der Wellenhöhe entspricht, die erfahrungsgemäß ein geübter Beobachter eines
Seegangs schätzen würde. Sie wird auch als signifikante (kennzeichnende) Wellenhöhe Hs
bezeichnet und ist Basisgröße für viele ingenieurtechnische Betrachtungen. Eine wichtige
Bemessungsgröße ist schließlich der Extremwert, die maximale Wellenhöhe maxH einer
Zeitreihe.
Die genannten Größen stehen untereinander in gleichbleibender Beziehung, die auf ihrer
Häufigkeitsverteilung (Rayleighsche Verteilungsfunktion) beruht (EAU, E136 [1]).
Hm = 0,63 H1/3
H1/10 = 1,27 H1/3
H1/100 = 1,67 H1/3
maxH = 1,87 H1/3 ≈ 2,0 H1/3 (entspricht etwa H1/1000)
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Ähnlich lassen sich die Perioden Tm, T1/10 usw. definieren; die zur Wellenhöhe H1/3 gehörende
Periode ist dann aber TH 1/3, nicht T1/3!
Alle bisher genannten Größen sind aus einer Messreihe abgeleitet worden, über deren
Auftretenswahrscheinlichkeit noch nichts gesagt wurde.
Langzeitstatistik
Für die Bemessung werden Extremwerte benötigt, z. B. ein hundertjähriges Ereignis. Eine
häufige benutzte Verteilungsfunktion für die Extremwertstatistik ist die Funktion von Weibull
[2], [3]. Für Offshore-Plattformen in der Nordsee gibt Det Norske Veritas (DNV) hundertjährige
Bemessungswellen an (Tab. 2-1). Die zugehörige Periode kann nach DNV in der Spannweite
6,5H < T < 15H variiert werden.
Mit der Festsetzung einer Bemessungswelle für den Entwurf kann ein Bauwerk bemessen
werden (design wave approach).
Beliebige periodische Schwingungen lassen sich mit Hilfe von FOURIER-Reihen durch eine
endliche Anzahl harmonischer Schwingungen annähern. Seegang als nichtperiodische
Schwingung wird als Grenzfall einer periodischen Schwingung mit der Periode T = unendlich
betrachtet, der durch Überlagerung einer unendlichen Anzahl von harmonischen Schwingungen
erfaßt werden kann. Die zum Quadrat der Wellenhöhe proportionale Energie einer jeden
Harmonischen wird dann über ihrer Frequenz aufgetragen. Die so entstehende Kurve S(ω) stellt
das Leistungsspektrum (auch spektrale Dichte, spectral density) des Seegangs dar. Aus einem
Spektrum können ebenfalls die statistischen Grundwerte gewonnen werden.
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Die Verwendung von Spektren im Entwurfsverfahren (wave spectrum approach) ist erforderlich,
wenn das Bauwerk seinerseits ein schwingungsfähiges System ist und durch den Seegang zu
Schwingungen angeregt wird. Das trifft besonders bei hohen, schlanken Bauwerken und z.B. bei
Gelenktürmen und schwimmenden Konstruktionen zu. Durch die dabei entstehenden
Massenkräfte kommt es zu einer Überhöhung der statischen Last. Bei der Berechnung der
Bauwerksantwort ist dann oft nicht die höchste Welle sondern eine Welle, deren Frequenz mit
der Bauwerkseigenfrequenz zusammenfällt, maßgebend für die maximale Beanspruchung.
Mit abnehmender Wassertiefe d wächst der Einfluß, den der Meeresboden auf den Seegang
ausübt. Eine Tiefwasserwelle ist durch das Wertepaar H, L oder H, T eindeutig gekennzeichnet.
Im Übergangsbereich und im Flachwasser ist die Welle durch das Wertetripel H, L, d oder H, T,
d definiert.
Umformungen der Wellenparameter treten bereits in einem Schelfmeer, wie es die Nordsee ist,
auf. Für den Küstenwasserbau sind die folgenden Effekte von Bedeutung:
Shoalingeffekt
Durch Grundberührung wird die Wellengeschwindigkeit reduziert, die Wellenlänge nimmt ab,
die Wellenhöhe (nach anfänglicher Abnahme) zu (Shoaling-Faktor Ks).
Refraktion
Wellen, die nicht in der Fallinie des ansteigenden Meeresboden einlaufen, haben die Tendenz,
zur Küste hin solange umzuschwenken, bis ihre Wellenkämme parallel zu den
Unterwasserhöhenlinien (Tiefenlinien) zu liegen kommen (analog zur Lichtbrechung nach dem
Brechungsgesetz von SNELL). Die Wellenhöhe wird mit dem Refraktionskoeffizienten Kr
multipliziert und größer oder kleiner als die Ausgangswelle.
Diffraktion
Wellen, die auf ein Hindernis (Landzunge, Wellenbrecher) treffen, schwenken um dieses herum
und laufen in den Wellenschatten ein, analog dem HUYGENSschen Beugungsgesetz in der Optik.
Die Wellenhöhe nimmt dabei im allgemeinen ab.
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Reflektion
Versperrt ein Hindernis den Weg fortschreitender Wellen, so werden diese reflektiert. Die
Erscheinung kann an senkrechten Ufereinfassungen stehende Wellen hervorrufen (s. Kap. 3).
Die EAK [2] enthalten weitere Erläuterungen. Diagramme und Beispiele, mit denen sich die
Tiefwasserwelle auf die Örtlichkeit an der Küste umformen läßt, befinden sich im SHORE
PROTECTION MANUAL [3].
Die Wellenhöhe H wird letztendlich von der Wassertiefe d bestimmt, d.h. die Wellen brechen bei
einem bestimmten Verhältnis HB/db und laufen als gebrochene Wellen mit geringerer
Wellenhöhe weiter zur Küste.
Das Verhältnis HB/db, das sogenannte Brecherkriterium , ist keine Konstante, sondern abhängig
von der Wellensteilheit H/L und von der Standneigung und liegt nach Beobachtungen zwischen
0,7 und 2,0. In erster Näherung kann gesetzt werden:
HB/db ≈ 1,0
Im übrigen brechen die Wellen auch im Tiefwasser, wenn sie ihre Grenzsteilheit H/L erreicht
haben, theoretisch bei H/L = 1/7, im natürlichen Seegang (aufkommender Sturm) eher bei
H/L = 1/10.
2.4.3 Wellentheorien
Mit Hilfe der Wellentheorien ist eine mathematische Beschreibung des Wellenganges und eine
Berechnung der Wellenkräfte möglich
Die linearen Theorien beschreiben Wellen mit kleinen Amplituden und in großen Wassertiefen
zutreffend. Die nichtlinearen Theorien (Theorien höherer Ordnung) sind für steile Wellen (H/L
groß), die cnoidale Wellentheorie ist für Flachwasserwellen (d/L klein) geeignet. Die Gültigkeit
aller Wellentheorien endet dort, wo Wellen bestimmter Höhe und Periode nicht mehr möglich
sind, weil sie entweder vorher brechen (Flachwasser, Übergangsbereich) oder ihre Grenzsteilheit
überschreiten (Tiefwasser), s. Bild 2-4.
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Bild 2-4:
Anwendungsbereiche
verschiedener Wellentheorien
[1]
Zunächst gelten bei einer periodisch wiederkehrenden Bewegung (Schwingung, Welle) folgende
Bezeichnungen (Bild 2-5):
ω = 2π/T = Wellenkreisfrequenz
k = 2π/L = Wellenzahl
Weitere Beziehungen der linearen Wellentheorie enthält Tab. 2-2, solche höherer Ordnung
enthält [2].
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Mit verschiedenen Perioden in dieser Spannweite ist die Lastenermittlung durchzuführen, bis der ungünstigste Wert
gefunden worden ist. Im Beispiel wird mit T = 17s weitergerechnet.
Die angemessene Theorie zur Berechnung der Wellenlasten ist die Stokes'sche Theorie 3. Ordnung.
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[11] ISO 19901-1 Petroleum and natural gas industries – Specific requirements for offshore
structures – Part 1: Metocean design and operating conditions.
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Offshore-Bauwerke
3.1 Strömungskräfte
Stationär strömende Medien (v = konstant) erzeugen beim Auftreffen auf ein Hindernis einen
Druck q, der nach BERNOULLI errechnet werden kann zu
1 2 1γ 2
q= ρv = v (γ = ρg) [t/m³ · m/s² = tm/s² · 1/m²] = [kN/m²]
2 2g
ρ = Dichte des Mediums (mass density)
γ = Wichte des Mediums (unit weight)
g = Erdbeschleunigung (acceleration due to gravity) = 9,81 m/s2
v = Strömungsgeschwindigkeit (velocity)
Die auf das Hindernis mit der Fläche A wirkende Kraft F beträgt
F = C q A sinα
C = Formbeiwert
q = Staudruck, s.o.
A = Fläche des Hindernisses [m2]
α = Winkel zwischen Strömungsrichtung und Fläche[°]
Die Formbeiwerte wurden experimentell bestimmt. Sie enthalten die Komponenten Druck (in
Luv) und Sog (in Lee). Sie sind abhängig von Form und Ausdehnung des Hindernisses, von der
Rauhigkeit und von der REYNOLDS-Zahl. Ausführliche Tabellen mit formabhängigen Beiwerten
enthält z. B. [4], Diagramme für Zylinder als Funktion von REYNOLDS-Zahl, KEULEGAN-
CARPENTER-Zahl oder relativer Rauhigkeit enthält [13].
Zu beachten ist, dass bei unsymmetrischen Hindernissen eine Kraft quer zur
Anströmungsrichtung auftritt. Bei in Gruppen hintereinander angeordneten Baugliedern kann ein
Abschirmfaktor bei den leeliegenden Hindernissen angesetzt werden.
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Die Dichte bzw. Wichte für trockene Luft beträgt bei 10°C:
Lösung: FW = C ½ ρ v2 A sin 90° = 1,7 ½ 1,25 · 53,42 • 80 • 40 • 1,0 = 9,7 • 106 kgm/s2
= 9,7 MN
Die Dichte bzw. Wichte von Wasser ist abhängig von Temperatur und Salzgehalt. Für die
Nordsee wird üblicherweise angesetzt:
Schon wegen der Stabilität gegen hydrostatischen Druck haben die Bauglieder meistens
kreisrunden Querschnitt. Der Formbeiwert für Kreiszylinder wird abhängig von der REYNOLDS-
Zahl und der relativen Rauhigkeit bestimmt:
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3.2 Wellenkräfte
Eine Übersicht über die Bauwerke, die Wellenbelastungen ausgesetzt sind, gibt Tab. 3-1
Für eine überschlägige Berechnung der Kraft genügt der Ansatz von ANTONELLI, Bild 3-1.
.
Für genauere Berechnungen haben sich die Ansätze von SAINFLOU [1], [2], [3] oder MICHE +
RUNDGREN [3] durchgesetzt, in die auch die Wellenlänge eingeht. Vergleichsrechnung siehe [5].
Neuere Veröffentlichungen empfehlen GODA [2], [6], [8] und [13].
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Wenn Wellen gerade am Bauwerk brechen, treten wesentlich höhere Belastungen auf.
Sturzbrecher (plunging breaker) erzeugen große Stoßkräfte (impact forces) und haben trotz kurzer
Einwirkung massive Wellenbrecher zerstört. Dieser Belastungsfall sollte deshalb möglichst durch
konstruktive Maßnahmen vermieden werden, z. B. durch Vorschüttungen (Bermen) mit
ausreichender Ausdehnung (halbe Wellenlänge) oder vorgelagerte Unterwasser-Wellenbrecher,
damit die gefährlichen Wellen genügend weit vor dem Bauwerk brechen.
Nach der Empfehlung 123 der EAU [1] (Ausbildung und Bemessung von Kaimauern in
Blockbauweise) kann man erst ab einer Wassertiefe d ≥ 1,5 H (H = Wellenhöhe) davon ausgehen,
dass Wellen nicht mehr brechen und daher nur reflektierte Wellen anzusetzen sind.
Es gibt verschiedene Ansätze zur Berechnung dieser Belastung, aber keiner konnte bisher
zuverlässig die natürlichen Verhältnisse erfassen und als gesicherter Lastansatz gelten. Die EAU
1996 empfiehlt noch den Ansatz von MINIKIN [1], neuere Quellen empfehlen die erweiterte
Formel von GODA [2], [8], [13]. Auf Ergebnissen des europäischen Forschungsvorhabens
PROVERB (Probabilistic design tools for vertical breakwaters) [6] beruhen die Ansätze zur
Bemessung von kombinierten Wellenbrechern. Mit dem Strömungsdruck q = 1/2 ρv2, der
Geschwindigkeit der Wasserteilchen v = f(gd)1/2 und der Höhe der brechenden Welle Hb ≈ d folgt
für die auf eine senkrechte Wand je Meter Bauwerksbreite wirkende Kraft FH = x · (ρgHb2)
[t/m³ · m/s² · m² = (tm/s²)/m = kN/m]. [6] zeigt dimensionslose Werte für max FH / ρgHb2 in
Abhängigkeit von der Art der brechenden Welle und der Zeit (Bruchteil einer Periode) ihres
Einwirkens.
Die errechneten Kräfte und Momente erreichen das mehrfache der nicht gebrochenen Welle!
Welcher Ansatz zu wählen ist, muß mit dem Prüfer des Auftraggebers abgestimmt werden. „...use
engineering judgement and experience to decide which gives the most realistic result.“ [6].
Höhere, vor dem Bauwerk schon gebrochene Wellen sind i.a. nicht maßgebend. Kritisch ist dann
die weniger hohe Welle, die am Bauwerk gerade bricht.
Deichbau ist eine mehr konstruktive Küstenschutzmaßnahme und wird in dieser Vorlesung nicht
behandelt. Angaben siehe [2].
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Wellenbrecher werden entweder aus gebrochenen Natursteinen oder Findlingen oder aus
Betonformsteinen mit von der Außenschicht zum Kern abnehmender Größe aufgebaut (Bild 3-2).
Durch diese dem Filtergesetz in der Bodenmechanik vergleichbare Abstufung enthalten die
einzelnen Schichten etwa 35 bis 40 % (bei Naturstein) Porenvolumen. Dadurch und durch die
Oberflächenrauhigkeit des Bauwerks wird die Energie der auftreffenden Welle verteilt, und es
werden Druckschläge, wie sie bei glatten Wänden auftreten können, vermieden. Entscheidende
Bedeutung kommt daher der Auslegung der äußeren Schicht, der Deckschicht (cover layer) zu.
Die eigentliche Bemessungsaufgabe für den Entwurf von Wellenbrechern ist die Ermittlung des
erforderlichen Gewichts der Blöcke der Deckschicht (armor units). Dazu dient die durch
Versuche gefundene Formel von HUDSON:
ρ sH 3
W = 3
⎛ρ ⎞
K D ⎜ s − 1⎟ cot α
ρ
⎝ w ⎠
W = Gewicht (Masse) des einzelnen Blocks [t]
H = Höhe der Bemessungswelle (des mit dem Teilsicherheitsbeiwert multiplizierten
charakteristischen Werts der Bemessungswelle, [1]) [m]
ρs = Dichte des Blockmaterials [t/m³]
ρw = Dichte des Wassers [t/m³]
α = Böschungswinkel der Deckschicht
KD = Formbeiwert
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Der vollständige Entwurf verlangt, nachdem das Blockgewicht errechnet wurde, weitere
Ermittlungen (in [3] vollständig enthalten):
• Bestimmung der Kronenhöhe (Wellenüberschlag?, s. Bautechnik 12/2000)
• Dicke der einzelnen Lagen
• Anzahl der Blöcke je Fläche
• Abmessung der Formsteine (für die Schalung)
• Betonvolumen der Formsteine
Beispiel: Wellenbrecher
Aufgabe: Für einen Hafen ist ein Wellenbrecher zu entwerfen. Vor der Küste treten 6 m hohe Wellen auf. Es
steht gebrochener Kalkstein (Dichte ρS= 2,7 t/m3) zur Verfügung. Die Böschungsneigung betrage
1:1,5, die Dichte des Wassers ρW = 1,025 t/m3.
Gesucht: Gewicht der Blöcke der Deckschicht in einem Querschnitt in 3,0 m Wassertiefe.
ρ sH 3 2,7 • 3,0 3
W= 3
= 3
= 5,6 t
⎛ ρ ⎞ ⎛ 2,7 ⎞
K D ⎜ s − 1⎟ cot α 2,0⎜ − 1⎟ 15
,
⎝ ρw ⎠ ⎝ 1025
, ⎠
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Zur Berechnung der welleninduzierten Druckkräfte auf zylinderförmige Baukörper stehen zwei
Verfahren zur Verfügung:
• Das Überlagerungsverfahren für schlanke Querschnitte D/L < 1/5 = 0,2 [3], [5], [11]
• Das Diffraktionsverfahren. Es berücksichtigt die Diffraktion um einen großvolumigen
Baukörper, d.h. die durch den Körper verursachte Störung auf das umgebende Strömungsfeld
[5], [11].
Es ist das im Küstenbau und in der Offshore-Technik am häufigsten benutzte Verfahren, weil es
bei Pfählen von 0,5 bis 2 m Durchmesser und Wellenlängen von 20 bis 60 m ebenso brauchbar ist
wie für Säulen einer Betonplattform mit 30 m Durchmesser und Wellenlängen von 400 m.
Die Formel von MORISON enthält zwei Komponenten, die Strömungsdruckkraft pD (drag force),
eine zähigkeitsbedingte, zum Quadrat der Geschwindigkeit der Wasserteilchen proportionale
Widerstandskraft und die Beschleunigungskraft pM (mass force), eine hydrodynamische, zur
Beschleunigung der Wasserteilchen proportionale Trägheitskraft
p = pD + p M
1 ∂u
p = CD ρD u|u| + CM ρ A
2 ∂t
Der Beiwert CD kann bei den praktisch vorkommenden hohen REYNOLDS-Zahlen (zumindest für
glatte Zylinder) zu CD = 0,7 gesetzt werden (siehe Kap. 3.1.2).
Auf die Abhängigkeit des Wertes CD von der Rauhigkeit wird erneut hingewiesen.
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Der Beiwert CM berücksichtigt die vom Baukörper verdrängte Wassermasse m0 und die zu
beschleunigende zusätzliche Masse ma (hydrodynamische Masse, added mass):
ma
CM = 1 + = 1 + Ca
m0
Der Wert Ca (Koeffizient der hydrodynamischen Masse) wird für Kreiszylinder theoretisch 1,0 ,
somit CM = 2,0.
Die MORISON-Formel ist auf schlanke Körper beliebigen Querschnitts anwendbar, wenn CD und
CM zutreffend bestimmt werden. Für weitergehende Studien zur Problematik der Beiwerte CD und
CM siehe [11] und die dort gezeigten Untersuchungen vom T. SARPKAYA. Neuere Untersuchungen
zur genaueren Bestimmung der hydrodynamischen Masse wurden im Rahmen eines BMFT-
geförderten FuE-Vorhabens durchgeführt [12].
Die Geschwindigkeits- und Beschleunigungskomponenten werden mit Hilfe der Beziehungen aus
der für den vorliegenden Anwendungsbereich gültigen Wellentheorie errechnet. Das
phasenverschobene Auftreten der Kräfte ist in Bild 3-4 dargestellt. Die lineare Wellentheorie
liefert in Bereichen, für die sie nicht mehr zutreffend ist, ungenaue Ergebnisse [11].
Bei gleichzeitig auftretender Strömung ist für die Geschwindigkeit u die Vektorsumme der
Geschwindigkeiten der Wasserteilchen infolge Strömung und Welle einzusetzen.
Die Berechnung von Hand ist mühsam. Man sollte besser auf vorhandene Rechenprogramme
zurückgreifen. Eine einfache Lösungsmöglichkeit bieten die Diagrammen für die Gesamtkraft und
das Moment über Seegrund (mud line) in [3], [5] und [13].
Sonderfälle:
Die Formel von MORISON wird (mangels besserer Rechenverfahren) auch benutzt, um die Kräfte
auf Pfähle aus brechenden Wellen im Flachwasser zu berechnen. Dabei wird angenommen, dass
ein Wasserschwall der Dicke H = d mit der Wellengeschwindigkeit v = gd (siehe Kap. 2.4.3)
auf den Pfahl trifft. Der CD-Wert wird aus Sicherheitsgründen um den Faktor 2,5 erhöht [1], [2],
[3]: CD = 2,5 x 0,7 = 1,75. Das Beschleunigungsglied entfällt.
Weitere Sonderfälle sind die Lasten auf Pfahlgruppen und auf geneigte Pfähle , siehe hierzu [1]
und [2]. Beispiele und Rechenhilfen enthält [3].
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Mit zunehmendem Durchmesser des Baukörpers nimmt die Wirkung zähigkeitsbedingter Effekte
(Widerstandskraft) ab, diejenige trägheitsbedingter Effekte (Beschleunigungskraft) jedoch zu. Für
D > L/5 treten außerdem Diffraktionseffekte (Deformation der anlaufenden Welle durch den
Körper) auf. Eine sehr anschauliche Darstellung der Bereiche der verschiedenen Kräftearten in
Abhängigkeit von der Wellenlänge, der Wellenhöhe und dem Bauteildurchmesser von HOBGEN ist
in [11] wiedergegeben (Bild 3-5). Annahme: H/L = 1/15 bzw. L = 15 H.
Ein erstes Verfahren zur Untersuchung des Diffraktionsproblems für einen auf dem Boden
stehenden und bis über die Wasseroberfläche reichenden Zylinder konstanten Durchmessers
wurde 1954 von MACCAMY und FUCHS als Lösung des linearisierten Randwertproblems
angegeben. In der Offshore-Technik hat man es jedoch öfter mit Körpern, die nicht bis zur
Wasseroberfläche reichen (Fundamentkörper) oder mit schwimmenden Körpern (Pontons,
Halbtaucher) zu tun. Bei solchen Strukturen treten außer den Horizontalkräften auch noch
Vertikalkräfte auf. Das Kippmoment muß dann aus den mit einer Phasenverschiebung
auftretenden Druckverteilungen beider Komponenten zusammengesetzt werden.
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Zur Lösung des Problems für beliebig geformte, schwimmende oder auf dem Meeresboden
stehende Körper kann die Potentialtheorie herangezogen werden, wenn zähigkeitsbedingte
Effekte (Widerstandskräfte) vernachlässigbar sind und das Wasser als ideale, reibungsfreie
Flüssigkeit behandelt wird.
Bei der Standsicherheitsbetrachtung ist also zu beachten, dass die Vertikalkraft FZo als
dynamische, mit der Phase veränderliche Kraft ihr Vorzeichen ändert, also auch nach oben
gerichtet sein kann. Beim Nachweis der Gleitsicherheit ist deshalb die wirksame
Vertikalspannung aus Eigengewicht abzüglich Auftrieb und abzüglich der dynamischen
vertikalen Wellenkraft zu errechnen.
Diagramme zur überschlägigen Berechnung von Kräften und Momenten enthält [5].
Anstelle des Shore Protection Manuals (SPM) [3]wird zukünftig das Coastal Engineering
Manual (CEM) [13] treten. Für Entwurf und Bau von Offshore-Bauwerken für die Erdöl- und
Erdgasindustrie wird ISO 1990x [14] maßgebendes Regelwerk werden (siehe Kap. 4).
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[1] Empfehlungen des Arbeitsausschusses "Ufereinfassungen" - EAU 1996. 9. Aufl., Verlag Ernst
& Sohn, Berlin, 1997, sowie jährliche Ergänzungen in den "Technischen Jahresberichten",
abgedruckt in den Heften 12 der "Bautechnik".
[2] Empfehlungen für die Ausführung von Küstenschutzwerken - EAK 2002. Die Küste, Heft 65,
Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co, Heide i. Holstein, 2003.
[3] Shore Protection Manual. US-Army, Corps of Engineers, Vol. II. Coastal Engineering
Research Center. Vicksburg/Miss., 1984.
[4] Rules for the Design an Inspection of Offshore Structures 1977, Appendix B: Loads. Det
Norske Veritas, Høvik 1982.
[5] Wagner, P.: Meerestechnik. Ernst & Sohn, Berlin, 1990.
[6] Oumeraci, H. et al.: Probabilistic design tools for vertical breakwaters. Balkema Publishers,
Rotterdam, 2001.
[7] Vertical Breakwaters. Spezial Issue Coastal Engineering Vol. 22, Elsevier, Amsterdam 1994.
[8] Takahashi, S.: Design of vertical breakwaters. Port and Harbour Research Institute, Ministry
of Transport, Japan, 1996.
[9] Analysis of Rubble Mound Breakwaters. Report of Working Group no. 12 of the Permanent
Technical Committee II. Permanent International Association of Navigation Congresses
(PIANC), Supplement to Bulletin N° 78/79, Brussels, 1992.
[10] CIRIA/CUR: Manual on the use of rock in coastal and shoreline engineering. Beel & Bain,
Glasgow, 1991.
[11] Kokkinowrachos, K.: Hydromechanik der Seebauwerke. Handbuch der Werften, Bd. XV,
Hamburg, 1980.
[12] Hedeler, D., Klingmüller, O. und Wagner, P.: Offshore-Plattformen aus Beton unter
Erdbebenbelastung. Bautechnik 71 (1994), Heft 12.
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Bauen von Küstenschutzwerken oder Häfen und Bauen im offenen Meer (insbesondere für die
Ölindustrie) unterscheiden sich hierin.
Zwei dieser Instanzen üben einen starken Einfluß auf den Entwurf und die Herstellung offshore-
technischer Bauwerke aus. Sie werden deshalb nachfolgend näher beschrieben [9].
Klassifikationsgesellschaften
Die Gesellschaften entstanden im letzten Jahrhundert, als der weltweite Schiffsverkehr stark
zunahm und mit ihm die den Gefahren auf See ausgesetzten hohen Werte an Menschen, Schiffen
und Ladungen. Die Versicherungsgesellschaften hatten großes Interesse an der zutreffenden
Einschätzung des Sicherheitszustandes der Schiffe. Diese wurden deshalb nach Klassen eingeteilt
und in Registern geführt. Die schifffahrttreibenden Nationen haben für diese Aufgabe ihre
eigenen Klassifikationsgesellschaften geschaffen.
Mit dem Entstehen von Offshore-Bauwerken zur Förderung von Erdöl und Erdgas wurden die
Klassifikationsgesellschaften auch für diese Bauwerke zuständig oder beratend tätig.
Zum Nachweis, dass ein Offshore-Bauwerk nach den Regeln der Klassifikationsgesellschaft oder
anderen, von ihr anerkannten Vorschriften (z.B. nationale Normen) geplant, gebaut, verschleppt
und installiert wurde, stellt die Klassifikationsgesellschaft ein Zertifikat (Certificate of Approval)
aus. Das Zertifikat enthält Angaben über Verwendungszweck des Bauwerks, geographische
Bestimmung und Umweltbedingungen und wird befristet (z.B. auf maximal 5 Jahre) erteilt.
Versicherungen
Bauwerke der Meerestechnik sind durch die Naturgewalten wie kein Bauwerk an Land bedroht.
Hinzu kommen besondere Gefahren in den verschiedenen Lebensphasen einer Offshore-Anlage
wie Herstellung, Transport, Betrieb. Spektakuläre Schadensfälle der Vergangenheit haben
offenbart, welche enormen Kosten bei Unfällen auf See anfallen können. Versicherungen als
Institution und als Leistung sind daher unerläßlich [13].
Besondere Risiken ergeben sich aus dem Betrieb von Produktionsplattformen. Die Risiken Feuer
und Explosion stehen im Vordergrund, aber auch die Gefahr eines unkontrollierten Ausbruchs
von Öl oder Gas aus der Bohrung (blow out). Die Plattformen beherbergen außerdem zeitweise
einige hundert Arbeitskräfte auf engstem Raum und unterhalten den Flugbetrieb mit
Hubschraubern.
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Zu den indirekt Beteiligten in der Meerestechnik gehören aber auch Behörden und
Ingenieurgesellschaften, deren Ausschüsse mit der Erarbeitung von Vorschriften, Normen und
Empfehlungen befaßt sind (Auswahl):
Küstenwasserbau
Deutsche Gremien:
Hafenbautechnische Gesellschaft (HTG) e.V., Hamburg
Deutsche Gesellschaft für Geotechnik (DGGT) e.V., Essen
Andere nationale und internationale:
US Army Corps of Engineers, Coastal Engineering Research Center (CERC) im Coastal
and Hydraulics Laboratory (CHL), Vicksburg, Mississippi, USA
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC), Brüssel
Offshore Bau
American Petroleum Institute (API), Washington DC, USA
American Concrete Institute (ACI), Farmington Hills, Michigan, USA
Norwegian Petroleum Directorate (NPD), Oslo
International Organization for Standardization (ISO), London
Dieser „Ausschuß zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der Berechnung und Gestaltung von
Ufereinfassungen", Kurzbezeichnung „Arbeitsausschuß Ufereinfassungen", ist ein
Arbeitsgremium der Hafenbautechnischen Gesellschaft (HTG). und der Deutschen Gesellschaft
für Geotechnik (DGGT), hier als „Arbeitskreis 7" geführt. Die erste Auflage seiner Empfehlungen
erschien im Jahre 1955. Die bisher letzte, neunte Auflage 1996 hat das europäische
Normenkonzept eingearbeitet und ist bei der EG-Kommission notifiziert (Gleichwertigkeits-
klausel). Im Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr ist sie verbindlich. Neuauflage
geplant 2004 (?).
Der „Ausschuß für Küstenschutzwerke“ wurde 1972 als gemeinsame Einrichtung der Deutschen
Gesellschaft für Erd- und Grundbau (jetzt DGGT) und der Hafenbautechnischen Gesellschaft
berufen (Arbeitskreis 15). Seine Aufgabe ist es, Empfehlungen für Planung und Bauausführung
für Bauwerke des Küstenschutzes an der Nord- und Ostsee (Inseln und Festland) nach dem
neuesten Stand der Technik zu erarbeiten. Die EAK 2002 enthalten Empfehlungen zu den
Themen:
Äußere Belastungen als Grundlage für Planung und Bemessung, Geotechnische
Untersuchungen, Baustoffe
für See- und Tidestromdeiche, Küstenschutzwerke und Buhnen, nun auch für den Schutz an
Marschen- und Flachküsten.
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Hier war das SHORE PROTECTION MANUAL (SPM) [3] über lange Zeit das in der westlich
orientierten Welt als Standardwerk am weitesten verbreitete und anerkannte Werk. Durch die
breitere Darstellung des Küsteningenieurwesens (coastal engineering), vor allem aber durch die
vielen Rechenhilfen in Form von Diagrammen und durch die vielen Rechenbeispiele war dieses
Handbuch ein unentbehrlicher Helfer für die Planung im Seewasserbau. Die deutschen
Empfehlungen EAU und EAK haben Berechnungsansätze, Beiwerte und viele Abbildungen aus
dem SHORE PROTECTION MANUAL übernommen. Es wurde vom US Army Corps of
Engineers herausgegeben (USACE), jedoch seit 1984 nicht mehr neu aufgelegt.
Die Nachfolge wird das COASTAL ENGINEERING MANUAL (CEM) antreten, das z. Zt. aber
nur teilweise im Internet abrufbar ist [4]. Es wird ebenfalls vom USACE, Coastal and Hydraulics
Laboratory (CHL), erarbeitet.
Besondere Bedeutung kommt dem Umweltschutz zu. Dieser Aufgabe widmet sich die OSPAR
Commission for the Protection of the Marine Environment of the North Atlantik [14].
In Bearbeitung:
ISO 1990x (vormals ISO 13819): Petroleum and natural gas industries -Offshore structures. Die
Norm wird bearbeitet im Technical Committee 67 (Oil Industry), Sub-Committee 7 (Offshore
structures) mit 7 Arbeitsgruppen (Working Groups) [11], [12]. Die Norm wird gem. heutiger
Übereinkunft aus folgenden Teilen bestehen:
1. ISO 19900 General requirements
2. ISO 19901 Specific requirements (Metocean, Seismic, Top sides, Foundations,
Weight control, Marine operations)
3. ISO 19902 Fixed steel structures
4. ISO 19903 Fixed concrete structures
5. ISO 19904 Floating structures
6. ISO 19905 Mobil offshore drilling units
7. ISO 19906 (?) Arctic structures
Etwa 300 Ingenieure aus aller Welt arbeiten in den verschiedenen Committees, Arbeitsgruppen
und Panels an dieser Norm. Teil 1: „Allgemeine Anforderungen“ wurde 1997 vom DIN als
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europäische Norm (DIN EN ISO 13819-1) übernommen und hat den Status einer deutschen
Norm. Aktueller Stand siehe [5].
4.3 Entwurfsmethodik
Die Bemessung mit globalen Sicherheitsbeiwerten und sog. Rechenwerten (z. B. cal ϕ) ist noch
bis zum Ende der Erprobungsphase der ENV - EC7 unter Verwendung der EAU 1990 zulässig.
Mit der EAU 1996 wird auch in Deutschland für Ufereinfassungen das Bemessungsverfahren
nach Grenzzuständen mit gesplitteten Sicherheitsbeiwerten eingeführt (die EAK 2002 „verzichtet
zu diesem Zeitpunkt“, auf die Betrachtung von Teilsicherheitsbeiwerten einzugehen).
Grenzzustand 1: Tragfähigkeit
Grenzzustand 2: Gebrauchstauglichkeit
Lastfall 1:
Erddruck, Wasserüberdruck, Eigengewicht, normale Nutzlasten
Lastfall 2:
Begrenzte Kolkbildung, Wellen, Trossenzug, Schiffsstoß
Lastfall 3:
Außerplanmäßige Auflasten, Ausfall der Entwässerung, Überflutung, Eisversatz,..
Das für deutsche Verhältnisse neue Bemessungsverfahren befindet sich noch in der Erprobung. Es
bestehen noch Unterschiede zwischen den Vornormen in der Behandlung der Grenzzustände und
der zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerte. Deshalb wird das Prinzip dieses Bemessungsverfahrens
im Kap. 4.3.2 dargestellt.
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Neuere Ansätze zur Bemessung von Bauwerken berücksichtigen den stochastischen Charakter
von Belastung und Materialfestigkeit bzw. Tragfähigkeit. Diese voneinander unabhängigen,
zufälligen Größen lassen sich durch ihre Häufigkeitsverteilungen, wie sie bei Vorliegen von
genügend Meßreihen durch statistische Auswertung gewonnen werden können, darstellen. Gerade
die Umweltlasten im Meer sind auf diese Art und Weise bestimmt worden (s. Kap. 2).
Das klassische Bemessungsverfahren mit einem globalen Sicherheitsfaktor und Bruchlasten oder
zulässigen Spannungen (working stress design) kann die unterschiedlichen Ungewißheiten von
Lasten und Widerständen (Eintrittswahrscheinlichkeit und Streuung) nicht berücksichtigen.
Wünschenswert ist jedoch eine möglichst gleiche Sicherheit gegen Versagen in allen Bauteilen
unter den verschiedenen Einwirkungen. Ein wahrscheinlichkeitstheoretisches Bemessungskonzept
wäre für die Ingenieurpraxis zu aufwendig. Es ist ja auch keineswegs von allen Belastungsarten
die statistische Verteilung bekannt. Deshalb hat sich eine vereinfachte, praktikable Variante in
Form eines halb-probabilistischen Verfahrens (semi-probabilistic approach) herausgebildet (auch
in anderen nationalen Vorschriften und im zukünftigen EURO-Code). Dabei wird der
Sicherheitsabstand durch Einführung spezifischer Teilsicherheitsbeiwerte auf statistisch
gewonnene Größen (charakteristische Werte) der Bauteilwiderstände (Tragfähigkeit,
Materialfestigkeit) und repräsentative Werte der Einwirkungen bestimmt.
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Die Sicherheit des Bauwerks kann nun als die Wahrscheinlichkeit, dass das Bauwerk nicht
versagt, d.h. dass eine seltene, extrem hohe Belastung nicht mit einer seltenen, niedrigen
Bauwerksfestigkeit zusammentrifft, definiert werden. Die Unsicherheit ist demgemäß das
Überschreiten dieses Grenzereignisses, das Risiko die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der
Unsicherheit [10], (Bild 4-1).
Sd ≤ Rd
Der Nachweis der Standsicherheit und Dauerhaftigkeit des Bauwerkes ist für die Grenzzustände
(limit states) zu erbringen.
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Nutzlasten min. / max. min. / max. min. / max. min. / max. min. / max.
Werte Werte Werte Werte Werte
Zwang min. / max. min. / max. min. / max. min. / max. min. / max.
Werte Werte Werte Werte Werte
Die Werte müssen im aktuellen Fall den anzuwendenden Vorschriften entnommen werden.
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Ermüdungsfestigkeit
Der Ermüdungsfestigkeit kommt wegen der dynamischen Belastung aus Wind und Wellen und
der erschwerten Inspektionsmöglichkeit unter Wasser eine wichtige Bedeutung zu.
Der Grenzfall des Ermüdungsversagens tritt ein bei einem neuerlichen Beanspruchungszyklus am
Ende einer Reihe von vorangegangenen Belastungen (Schadensakkumulation). Für den Nachweis
werden die erwarteten Lastwechsel nach ihrer Beanspruchungswirkung gruppiert und addiert. Die
Anzahl der ertragbaren Lastwechsel wird für die Materialien den sog. S-N-Kurven (stress- cycles
number, Wöhler-Kurven) entnommen.
∑ Nn
i =1
i
i
=η
Nach der Hypothese von PALMGREN-MINER tritt der Bruch bei η = 1 ein.
Die Regel stellt eine starke Vereinfachung dar und läßt z.B. die Reihenfolge der auftretenden
Lastzyklen unberücksichtigt. Deshalb werden Sicherheitsfaktoren eingeführt, z.B. generell γ = 3,
somit η = 0,33. DNV gibt Grenzwerte in Abhängigkeit von der Wichtigkeit des Baugliedes und
der Zugänglichkeit für Überwachung an:
η = 0,1 ... 0,3 (Wartung und Reparatur nicht möglich),
und η = 0,3 ... 1,0 (Wartung und Reparatur möglich).
Die Verwendung von Beton für den Bau von Plattformen hat eine intensive Forschung auch zur
Frage der Ermüdungsfestigkeit von Beton ausgelöst. Es wurde festgestellt, dass vor allem bei
hohen Wasserdrücken die Betonfestigkeit mit zunehmender Anzahl von Lastwechseln stark
abnimmt. Durch Versuche wurde eine Wöhlerkurve für Beton gefunden. Nach bisherigen
Erfahrungen zeigen Betonplattformen jedoch (im Gegensatz zu Stahlplattformen) keine
Ermüdungsschäden.
Wagner/Vorlesung MT4/04.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 4 - 10
Trotz genauer Kenntnis der Entwurfsmethoden und trotz aller Erfahrungen passieren immer
wieder unvorhergesehene Ereignisse und Unfälle durch menschliches Versagen bei der Planung
und in der Ausführung. Dem soll eine entsprechende Organisation der Abläufe, Human Factors
Engineering (HFE), vorzubeugen [15]
Weitere Internetadressen:
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5.1 Allgemeines
Für den Ingenieur werden die Eigenschaften der Bodenarten durch Bodenkennwerte wie
Lagerungsdichte, Wichte, Reibungswinkel, Kohäsion, Durchlässigkeit und Steifemodul
beschrieben. Diese Werte werden aus Baugrunduntersuchungen gewonnen.
5.2 Küstenbauwerke
Die Bodenkennwerte können für Vorentwürfe als Erfahrungswerte aus der Literatur, z. B. E 9
[1] oder aus Aufschlüssen benachbarter Baustellen entnommen werden. Für die Ausführungs-
planung sind Bodenaufschlüsse und Baugrunduntersuchungen erforderlich.
Diese Bauwerke, ihre Planung und Ausführung sowie die Lastansätze sind ausführlich in [1]
beschrieben. Zusätzliche Informationen über den Boden im Bereich der deutschen Küsten enthält
[2]. Bild 5-1 zeigt Beispiele.
Wagner/MT5/04.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
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c) Ufermauer in Blockbauweise
Mit neuen Ansätzen zur Gründung von massiven Wellenbrechern befasste sich auch das FuE-
Vorhaben PROVERB, Kap. Geotechnical aspects [6].
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5.3 Offshore-Bauwerke
Dem Entwurf der Gründung geht die Bestimmung des Standorts voraus.
Die wünschenswerte Lage ergibt sich z. B. bei einer Brücke über einer Meeresenge aus der
Trasse und der Position der Pfeiler. Bei Förderplattformen ist das Zentrum und die Ausdehnung
der Lagerstätte ein Kriterium für die grobe Standortwahl. Es werden also zunächst Explorations-
bohrungen ausgeführt.
Die geeignete Lage des Standorts richtet sich nach den Baugrundverhältnissen, den
Umweltbedingungen (Wassertiefe, Strömung, Eisgang) und der Topographie des Meeresbodens
(Unebenheit, Neigung, Gefahr der Böschungsrutschung).
Nach Abschluss dieser Untersuchungen kann der Standort (final location) festgelegt werden.
Die Tiefe, bis in die die Bodenerkundung zu führen ist, hängt von der Art der Gründung ab. Bei
Pfahlgründungen reicht die Erkundungstiefe bis zur geplanten Pfahlspitze zuzüglich der Breite
der Pfahlgruppe. Bei Flachgründungen kann man annehmen, daß in einer Tiefe, die dem
Fundamentdurchmesser entspricht, die Vertikalspannungen auf 1/4 ihres Ausgangswertes
abgeklungen sind.
Typische Offshore-Gründungen:
Pfahlgründungen
Die ersten Offshore-Plattformen waren Stahlplattformen. Dieser Typ ist auch heute noch am
häufigsten anzutreffen. Sie sind als räumliches, aus Rohren zusammengeschweißtes Fachwerk
(jacket) konstruiert. Die maßgebenden Horizontalkräfte aus Wellen, Strömung und Wind rufen
ein Kippmoment hervor, das über Pfähle (Druck und Zug) in den Untergrund eingeleitet wird.
Die Pfähle sind Stahlrohre von 0,6 - 2,7 m Durchmesser und Längen bis 200 m. Sie werden nach
dem Aufsetzen der Plattform durch an den Plattformbeinen angebrachte Manschettenrohre
gerammt, Bild 5-2. Der Ringspalt in der Manschette wird mit Zementmörtel verpresst. Die
Tragfähigkeit kann durch Teleskopieren, Injektionen unter der Pfahlspitze oder Anschneiden
eines Pfahlfußes gesteigert werden [3], [4], [7].
Die Vertikalkräfte und Momente werden über Spitzendruck und Mantelreibung, die
Horizontalkräfte über die Biegesteifigkeit der Pfähle und die elastische Bettung abgetragen.
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Flachgründungen
Diese Gründung ist typisch für Betonplattformen oder auch für Brückenpfeilerfundamente. Die
Vertikalkräfte und Momente werden über die Bodenpressung unter der Fundamentsohle, die
Horizontalkräfte über die Reibung in der Sohlfuge abgetragen. Das setzt eine genügend große
Aufstandsfläche und ein ausreichendes Eigengewicht voraus. Diese Gründungsart wird daher
auch als Schwergewichtsgründung (gravity foundation) bezeichnet.
Da der Meeresboden i. a. nicht eben und nicht horizontal ist, werden unter der Fundamentsohle
umlaufende, nach unten auskragende Scheiben, eine sog. Schürze (Spund- oder Betonwände)
angeordnet (Bild 5-3), die beim Absenken in den Meeresboden eindringt (erstmals 1931 bei
Gründung der Brücke über den Kleinen Belt und inzwischen bei fast allen Betonplattformen
angewandt). Der Raum zwischen Meeresboden und Fundamentsohle wird verpresst (grouting).
Weitere Vorteile: Tieferlegung der Gleitebene zur besseren Lastabtragung und Kolkschutz [4],
[5], [8], [9].
Bei wenigen kleineren Plattformen (Ravenspurn, NAM F3, Malampaya) und sehr ebenem
Untergrund wurden anstelle der Schürze nur kurze Betonrippen angeordnet (rip type slap), die
Gründungsfläche präpariert und der Kolkschutz durch Matten hergestellt [10].
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Windenergieanlagen (WEA)
Künstliche Inseln
Diese Bauwerke sind nur für flaches Wasser geeignet. Sie werden hergestellt durch
Spundwandrammung und Hinterfüllung oder Absetzen von eingeschwommenen Baukörpern auf
eine vorbereitete Berme. Häufig werden diese Bauweisen kombiniert.
Besonderes Augenmerk ist auf den Kolkschutz und überlaufende Wellen zu legen.
Im Wattenmeer der Deutschen Bucht wurde 1985 bis 1987 die Ölförderinsel “Mittelplate” erbaut
[11], [12] nachdem der ursprüngliche Entwurf, eine Stahlplattform, im Modellversuch tiefe
Kolke hervorgerufen hatte und deshalb verworfen wurde (Bild 5-4).
Wagner/MT5/04.07.2004
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Während mit den klassischen Ankern der Seefahrt Schiffe in geschützten Gewässern oder
offshore arbeitende Bohrschiffe, Halbtaucher o.ä. für begrenzte Zeit am Ort gehalten werden
können, sind die hier angesprochenen Ankersysteme Konstruktionselemente mit großen,
kalkulierbaren Haltekräften zur dauerhaften Festhaltung von schwimmenden Konstruktionen. Ihr
Einsatzgebiet liegt vorzugsweise in Tiefen über 200 m, wo auf dem Meeresboden gegründete
Bauwerke ihre wirtschaftliche Grenze haben.
ISO 19904, Floating structures (systems), wird bei Erscheinen einige Angaben zu „Mooring
systems“ enthalten. Bis dahin siehe [13].
Zwei Arten von Bauwerken sind zu unterscheiden (s. auch Kap. 6):
Für die Bestimmung der Verankerungskräfte unter den Umweltbelastungen ist in einer
dynamischen Berechung das Gesamtsystem Plattform - Ankertrosse - Meeresbodenverankerung
zu untersuchen. Durch die relative Beweglichkeit des schwimmenden Bauwerks sind die in den
Meeresboden übertragenen Kräfte im Vergleich zu festgegründeten Bauwerken kleiner.
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5.4.Entwurfsprizipien
Der Nachweis der Standsicherheit wird für die Grenzzustände geführt (s. Kap. 4).
Die Beiwerte für Tragfähigkeit und weitere Faktoren für Fundamentform, Last-, Gelände- und
Sohlneigung sowie die zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerte sind den jeweils vorgeschriebenen
Regelwerken zu entnehmen.
Gleiten (sliding)
c′ tan ϕ ′
τd = +σ′
γ mc γ mf
Weitere Nachweise:
Setzungen (settlements)
Kurzzeitige (elastische) und zeitabhängige (Konsolidierung gesättigter Tone) Setzungen.
Bodenverflüssigung (liquefaction)
Unter zyklischer Belastung reagieren locker gelagerter Feinsande mit einem Ansteigen des
Porenwasserdruckes, die Scherfestigkeit fällt ab. Maßgebend: zulässiges Scherspannungs-
verhältnis σH/σV (abhängig von Lagerungsdichte, Entwässerungsgeschwindigkeit,
Belastungsgeschichte). Einzelheiten siehe [16], [17].
Erdbeben (earthquake)
Der Lastfall Erdbeben ist zu berücksichtigen in Abhängigkeit vom Schadenspotential des
Bauwerks (structural safety level) und der seismischen Aktivität am Ort (earthquake hazard
zone) [19]. Für große Plattformen gilt insbesondere [5]:
• Große Massen der Bauwerke in großer Höhe ergeben große Kräfte schon bei geringer
Beschleunigung,
• Erdbeben- und Eigenfrequenz des Bauwerks können nahe zusammenliegen, so daß Resonanz
entsteht,
• Die Erdbeben-Vertikalbeschleunigung beschleunigt die gesamte Bauwerksmasse, während
das Gewicht um den Auftrieb vermindert ist,
• Das die Plattform umgebende Wasser wirkt als hydrodynamische Masse (added mass)
kräfteverstärkend.
Die für die Durchführung der Erdbebenberechnung erforderlichen Angaben in Form von
Antwortspektren, Beschleunigungswerten und einer Zoneneinteilung z.B. des norwegischen
Schelfgebietes liegen seit einigen Jahren vor. Zur Berechnung von Plattformen unter
Erdbebeneinwirkung siehe [18], [19].
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6. Offshore-Bauwerke
6.1 Allgemeines
Zur Geschichte der Offshore-Bauwerke siehe Kap. 1, [1] bis [3]. Einige neuere Rekorde:
Folgende Begriffe kennzeichnen die weltweite Gewinnung von Erdöl und Erdgas (onshore und
offshore), Zahlen für 2002 aus [12]:
• Reserven
Sicher bestätigte (Welt) 165 Mrd. t Öl (+ 156.000 Mrd. m³ Gas)
davon ca. 20 % (?) offshore
• Förderung
Welt rd. 3,55 Mrd. t Öl/a (+ 2534 Mrd. m3 Gas)
davon Nordsee 8 % ≅ 38 % des europäischen Bedarfs
Deutschland 3,7 Mio. t Öl/a
• Reichweite: ca. 46 Jahre (?). Nicht berücksichtigt: Erdgas in der Arktis und in GUS,
Vorkommen in größeren Wassertiefen, neue preiswertere Technik der Ausbeutung der
Vorkommen. Kanadas Ölsande sind seit der Veröffentlichung 2004 in den Reserven
enthalten.
Wagner/MT6/04.07.2004
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Die größten Erdölbesitzer [Mrd. t.]: Saudi-Arabien (35), Kanada (24), Irak (15).
Die größten Erdölförderer [Mio. t]: Saudi-Arabien (407), Russ. Föderation (378), USA (350).
Die größten Erdölverbraucher [Mio. t]: USA (888), Japan (249), China/Hongkong (248).
Abhängigkeiten durch Kartelle der erdölbesitzenden Länder und Erschöpfung von Lagerstätten
an Land haben zur Erschließung von Offshore-Lagerstätten geführt. Dabei haben sich
verschiedene Konstruktionstypen herausgebildet (Tab. 6-1). Zur Zeit existieren mehr als 8000
Einheiten weltweit, davon etwa 50 % im Golf von Mexiko und mehr als 400 in der Nordsee.
Etwa 40 Plattformen sind Betonplattformen.
Eine typische Offshore-Plattform besteht aus folgenden Bestandteilen (Bilder 6-1 und 6-2):
• Deck (top sides) mit Bohr- und Fördereinrichtungen, Prozeßanlagen,
Verladeeinrichtung, Wohnquartiere mit Heli-Deck, Seenotrettungs- und nautischen
Einrichtungen,
• Unterbau: Stahlfachwerk (Jacket) oder Betonkonstruktion mit Fundament (Caisson)
und Türmen oder Halbtaucher mit Abspannung zur Verankerung,
• Gründungselemente (Pfähle, Schürze, Verankerungen).
Stahlplattform
Deck Bohren Wohnquartiere
Fördern Heli-Deck
Produktion Rettungs- und
nautische Einrichtungen
Jacket
Räumliches Fachwerk
aus Rundhohlprofilen
Pfahlgründung
Rammpfähle
Bild 6-1: Schematische Darstellung
MTFolStplattform1.ppt/Wg/hub/13.06.2000
einer Stahlplattform
Betonplattform
6.4 Herstellverfahren
Stahlplattformen werden aus der Werft, wo sie gebaut wurden, auf eine Barge gezogen, zur
Absenkstelle verschleppt und dort abgekippt. Dazu sind sie mit Schwimmkörpern versehen.
Anschließend werden sie aufgerichtet (upending) und mit Schwimmkränen geführt abgesenkt
(Bild 6-3).
Betonplattformen (ihr unterer Teil) werden im Trockendock gebaut. Das Dock wird geflutet,
der Unterbau schwimmt auf, wird ausgeschwommen und zu einem Tiefwasserbauplatz verholt.
Dort wird der Bau bis zur vollen Höhe (Anschlußstelle für das Deck) fortgesetzt, wobei durch
zunehmendes Gewicht auch der Tiefgang zunimmt. Vorzugsweise wird am Tiefwasserbauplatz
auch das Deck aufgesetzt (deck mating), damit die Offshore-Arbeiten an der Lokation möglichst
gering gehalten werden können. An der Absenkstelle wird die Plattform positioniert, orientiert,
durch Fluten ballastiert und möglichst zielgenau abgesetzt (Installation) (Bild 6-4).
Wagner/MT6/04.07.2004
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2 Bauen am Tiefwasserbauplatz
1 Bauen im Trockendock
deck mating
5 Demontage
-Entfernung des Bauwerkes
nach Erfordernis von
Schiffahrt und Fischfang
-Absenken an der Location
( Demontage, Rückgewinnung)
-Verschleppen der Plattform -Ballastieren, Verpressen
zur Absenkstelle -Herstellen der Förderbohrungen
MTFolBauphasen1.ppt/Wg/hub/13.06.2000
-Betrieb, Produktion, Ölexport
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Schon bei der Planung und beim Bau sind die späteren Lebensphasen Transport, Betrieb (mit
Inspektion und Wartung) und Rückbau zu beachten. Die erforderlichen Einrichtungen sind
einzubauen, Maßnahmen zu treffen:
• Gewichtskontrolle (entscheidend für Tiefgang und Schwimmstabilität),
• Ausrüstung für Installation und Rückbau: Rohrsysteme für Ballastieren, Lenzen, Entlüften der
Flutkammern, Unterpressen,
• Rohrsysteme für Ölbohrung und -förderung: Steigleitungen (riser), Exportleitungen
(J-tubes),...
• Sicherheitseinrichtungen, Feuerbekämpfung, Fluchtwege,...
• Schleppvorrichtung, Befeuerung, nautische Einrichtungen,...
• Korrosionsschutz,
• Markierung, Instrumentierung zur Überwachung der Konstruktion,...
Zur Planung der Bauphasen Transport und Installation ( marine operations) einer Offshore-
Plattform gehören Entwurf, Berechnungen und Methoden für die Ausführung dieser Arbeiten
[1], [5], [6]. Das sind insbesondere:
• Ausrüstung einschl. Ersatz (redundancy),
• Kenntnis der Wetterstatistik, Festlegung der zulässigen Seegangsbedingungen,
• Projektorganisation, risk management, Personaleinsatz, Kommandokette,
• Dokumentation, operations manuals, Planung der Notprogramme (point of no return).
Das Verhalten des Bauwerks als schwimmender Körper muß vorausberechnet und ggf. durch
Versuche im Wellentank verifiziert werden. Dazu gehören:
• Tiefgang (Abstand zum Meeresboden, zu Untiefen),
• Schwimmstabilität (Krängung durch statische Lasten wie Wind, Trossenzug,
Leckschlagen einer Zelle),
• dynamisches Verhalten im Seegang (Beispiel in [6]).
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Die Schwimmstabilität (Bild 6-5) kann als eine Krängung ϕ infolge Einwirkung eines äußeren
Krängungsmoments M ST berechnet werden [1]:
M St = FG ⋅ h; K h = GM ⋅ sin ϕ
I 1
GM = z B − z G + (1 + tan 2 ϕ )
V 2
1
für kleine Winkel ϕ gilt näherungsweise ( 1+ tan 2 ϕ ) ≈ 1 und für den Anfangsast der
2
Krängungsmomentenkurve:
dM
= FG ⋅ GM ⋅ cos ϕ
dϕ
π
dM = FG ⋅ GM ⋅
180 °
Gesucht: Anfangsstabilität
(Wieviel MNm Moment sind erforderlich, um die Plattform um 1° zu krängen?)
m⋅ g 12000
Lösung: Tiefgang t = = = 11,43 m
A ⋅ ρ W ⋅ g 32² ⋅1,025
zB =1/2 t = 11,43/2 = 5,72 m
I 1 32 4
G M = z B − zG + (1 + tan ²ϕ ) = 5,72 - 7,0 + = 6,19 m
V 2 12 ⋅ 32² ⋅ 11,43
π π
dM ≈ FG ⋅ G M = 12000 ⋅ 9,81 ⋅ 6,19 = 12718[tm / s ² ⋅ m / °] ≈ 12,7[ MNm / °]
180 ° 180 °
d.h. beispielsweise ein Ballast von 100 t in 12,7 m Abstand von Zentrum bewirkt eine Krängung um 1°.
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[13] ISO 19901-1 Petroleum and natural gas industries – Specific requirements for offshore
structures – Part 5: Weight control during engineering and construction, - Part 6: Marine
operations. http://www.galbraithconsulting.co.uk/iso-files
[14] ISO 19902 Petroleum and natural gas industries – Fixed steel offshore Structures.
http://sc7.tc67.net/
[15] ISO 19903 Petroleum and natural gas industries – Fixed concrete offshore Structures.
http://sc7.tc67.net/
Wagner/MT6/04.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 7-1
Die Suche nach Erdöl hat vor den „kalten Regionen" nicht halt gemacht und ist dort auch
„offshore" fündig geworden. Schon Anfang des Jahrhunderts war bekannt, dass in Alaska
Erdölvorkommen existieren. Seit 1964, als die ersten Plattformen in eisführendem Gewässer
installiert wurden, sind weitere Felder erschlossen worden. Einige Plattformen und künstliche
Inseln liefern Öl und Gas aus arktischen Offshore-Feldern (Bild 7-1).
Bild 7-1: Karte der Offshore-Region Arktis [nach PennWell Map Polar Oil & Gas, 1985]
Die russischen Erdgasfelder „Stochmanowskoje“ in der Barents-See und „Russanowskoje“ in der Kara-
See sind noch nicht enthalten.
Die deutschen Küsten erfahren häufiger Eisgang als die nördlicheren Küsten Norwegens, die
vom Golfstrom profitieren. Die Ostsee weist wegen ihres geringeren Salzgehalts und unter dem
Einfluß des nach Osten zunehmend kontinentalen Klimas mehr Eistage als die Nordsee auf.
Wagner/MT7/04.07.2004
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Reines Wasser (Süßwasser) gefriert bei 0 °C, Meerwasser jedoch bei einer tieferen Temperatur,
die vom Salzgehalt abhängt. Der Gefrierpunkt sinkt linear und liegt bei einem Salzgehalt von
35 ‰ (Nordsee) bei -1,8 °C. Mit anhaltendem Frost wird der Salzgehalt im Eis durch
Konzentration in Lauge reduziert, und die Festigkeit nimmt zu. Einjähriges Meerwassereis hat
nur noch einen Salzgehalt von 4 bis 6 ‰.
Bei tiefen Temperaturen gefriert auch die Salzlauge, die Eisfestigkeit erhöht sich dadurch
beträchtlich. Die Festigkeit des Eises ist somit abhängig vom Salzgehalt des Wassers, der
Eistemperatur und der Geschwindigkeit des Vereisungsprozesses.
Beim Gefrieren wächst das Volumen an, die Dichte des Eises ist daher geringer als die des
Ausgangsstoffes Wasser. Da sich Eis wie ein fester Körper bei Temperaturabfall zusammenzieht,
erhöht sich die Dichte mit abnehmender Temperatur. Reines Eis (Süßwassereis) hat eine Dichte
von 0,917 t/m³ bei 0 °C. Meerwassereis kann 1,0 t/m³ erreichen, hat aber infolge von Poren
(Lufteinschlüssen) eher eine Dichte von rund 0,9 t/m³.
Bildet sich also bei der Entstehung von Eis auf einem Gewässer in der Regel zunächst eine
geschlossene Eisdecke, so schafft die Natur im Laufe einer ein- oder mehrjährigen Frostperiode
auch andere Formen durch die Wirkung des Wetters, der Strömung und der Wellen sowie der
örtlichen Bedingungen. Für die Auslegung von Offshore-Bauwerken wird unterschieden:
• Geschlossene Eisdecke (sheet ice)
• Eisschollen (ice floes)
• Packeisfelder (rubble ice)
• Presseisrücken (ridges)
• Eisberge (ice bergs)
Eisbildungen, die während der warmen Jahreszeit nicht abschmelzen, treten als mehrjähriges Eis
auf (multiyear ice). Alle übrigen werden als einjähriges Eis (first year ice) bezeichnet.
Die beim Zusammentreffen eines Bauwerkes mit dem Eis auftretenden Lasten finden ihre obere
Grenze dort, wo das Eis zerstört wird. Daher ist die Festigkeit des Eises in der Wechselwirkung
mit dem Bauwerk der entscheidende Parameter.
Wagner/MT7/04.07.2004
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Die Druckfestigkeit ist immer eine maßgebende Größe. Sie ist abhängig von Salzgehalt,
Temperatur, Entstehungsgeschichte und Verformungsgeschwindigkeit beim Druckversuch
(Maximum bei ε = 0,003s-1). Sie kann Werte von 1 MN/m² bei 0 °C und hohem Salzgehalt bis
10 MN/m² bei -20 °C und geringem Salzgehalt annehmen. Die EAU [1] nennt für Temperaturen
um den Gefrierpunkt:
• Nordsee (Wattenmeer) = 1,5 MN/m²
• Ostsee = 1,8 MN/m²
• Süßwasser = 2,5 MN/m²
Der Anstieg der Festigkeit von Meerwassereis mit sinkender Temperatur wurde zu 250 kN/m² je
Minusgrad gefunden.
Werte für Zug- Biege- und Scherfestigkeit sowie für den Elastizitätsmodul können [1], [2], [4]
entnommen werden oder sind aus örtlichen Proben zu ermitteln.
Bei der Einwirkung auf Bauwerke braucht nicht von homogenen Eisquerschnitten ausgegangen
zu werden. Neben der beim Eiswachstum entstehenden Schichtung der Eisdecke mit
unterschiedlichen Festigkeiten bestimmen weitere Erscheinungsbilder die Größe der Belastung:
• Porosität: Verhältnis des Porenvolumens (Wasser, Schnee, Luft) zum Gesamtvolumen.
• Konsolidierungsgrad: Temperatur- und altersabhängige Umwandlung der in Presseisrücken
oder Packeis vorhandenen wassergefüllten Poren in Eis.
• Driftgeschwindigkeit: vergl. Verformungsgeschwindigkeit beim Druckversuch [2].
• Abmessungen des Bauwerks [2], [6].
Obwohl die Festigkeiten reinen Eises vielfach untersucht worden sind und viele Messungen an
bestehenden Bauwerken durchgeführt wurden, gibt es noch keine als zuverlässig anerkannte
Berechnungsmethoden. Vergleichende Berechnungen ergaben Unterschiede in den errechneten
Kräften von 1:18 [7]! Ein europäisches Forschungsvorhaben (LOLEIF) mit Messungen von
Eisdruckkräften an einem Leuchtturm in der Ostsee (Bottnischer Meerbusen) in den Wintern
1998/99 und 1999/2000 kommt ebenfalls zu dem Schluß, dass die Ergebnisse nicht ausreichen,
um verbindliche Ansätze zu empfehlen [8]. Das Forschungsvorhaben wird fortgesetzt.
Die Lastansätze für die Schwedeneck-See-Plattform und für die Pfeiler der Brücke über den
Großen Belt wurden in den Eistanks der Hamburgischen Schiffbauversuchsanstalt (HSVA)
ermittelt [4]. Modellversuche sind vor allem erforderlich, wenn die Wechselwirkung zwischen
Eis und Bauwerk, so beispielsweise der Effekt von Eiseinschlüssen zwischen den Stützen
mehrsäuliger Plattformen ermittelt werden soll [5].
Wagner/MT7/04.07.2004
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RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 7-4
Die Beanspruchung des Bauwerks durch das örtlich auftretende Eis hängt weiterhin von
folgenden Einflüssen ab:
• Geometrische Konfiguration des Bauwerks
• Art des Eisversagens.
Unter diesen Einflüssen bestimmt vor allem die Art des Eisversagens (ice failure modus) die
Belastung. Da durch entsprechende Gestaltung des Bauwerks der Versagenstyp beeinflußt
werden kann, liegt hier eine wesentliche Aufgabe für den entwerfenden Ingenieur.
Druckbruch
Diese Bruchart tritt bei allen Eisformen, vorwiegend aber bei Eisdecken geringerer Festigkeit
sowie bei vertikalen Bauwerksflächen auf. Eine allgemeine Gleichung (nach KHORZAVIN u.a.)
lautet:
FH = kk • kf • D • h • σ0
Daraus folgt z. B. für den Eisdruck auf Flächenbauwerke im norddeutschen Küstenraum gem.
[1] mit kk = 0,33, kf = 1,0; h = 0,5 m und σ0 = 1,5 MN/m²
FH = 250 kN/m
Zur Berechnung von Eisdruck auf Pfähle siehe [1], auf Offshore-Bauwerke siehe [2], [4], [6]. In
der Beaufort-See wurden lokale Spitzendrücke von 10 MN/m² gemessen (maßgebend zur
Bemessung von Bauteildicken!), jedoch auf Grund des Größeneffekts nur globale Drücke von
1,0 bis 1,5 MN/m² festgestellt. Bei Pfählen wächst die Eisdruckkraft mit der Wurzel des
Pfahldurchmessers.
Biegung
Die Biegefestigkeit ist mit 0,2 - 1 MN/m² klein gegenüber der Druckfestigkeit. Manche Entwürfe
haben deshalb das Ziel, durch konische, aufwärts oder abwärts brechende Bauteilformen das Eis
durch Biegung (Moment um die in der Eisebene liegenden Achsen) zu brechen.
Presseisrücken brechen auch an vertikalen Zylindern durch Biegung (Moment um die vertikale
Achse). Wenn sie an eine Eisdecke anschließen, können sie rechnerisch wie ein elastisch
gebetteter Balken behandelt werden.
Wagner/MT7/04.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 7-5
Scherversagen
Das Eis bricht nicht an der Kontaktstelle am Bauwerk, sondern schert an einer Linie zwischen
treibenden und vor dem Bauwerk gestauten Eisschollen ab (vergl. MOHR-COULOMBE).
Beulen
Diese Bruchart tritt bei dünnen Eisdecken an vertikalen Flächen anstelle von Biege- oder
Druckbruch auf.
Neben diesen hauptsächlichen Versagensarten treten unter Umständen noch andere Belastungen
auf:
Angefrorenes Eis
Am Bauwerk angefrorenes Eis kann Kräfte hervorrufen, die bis zu 100 % höher sind, als sie
bewegtes Eis erzeugt. Der Fall kann eintreten, wenn das umgebende Eis längere Zeit am
Bauwerk ruht (z.B. in Ufernähe) und schließlich wieder in Bewegung gerät. Bei wechselndem
Wasserspiegel bricht das Eis jedoch durch Biegung, die Beanspruchung des Bauwerks in diesem
Falle ist gering.
Thermischer Eisdruck
Eis übt bei Temperaturanstieg auf Bauteile, die seine thermische Verformung behindern, einen
Druck aus, der durch die Bruchfestigkeit begrenzt ist. Die EAU [1] empfiehlt, im Bereich
unserer Küsten einen Eisdruck von 400 kN/m² anzusetzen.
Stoßkräfte
Die Stoßlasten von Treibeis auf Bauwerke brauchen nicht höher als die aus der Druckfestigkeit
bei maximaler Verformungsgeschwindigkeit errechnete Last angesetzt zu werden. Dynamische
Belastungen können aber auftreten, wenn geschlossene Eisdecken durch Druckbruch versagen
[5]. In Versuchen und in der Natur wurden Stoßfrequenzen gemessen, die schlanke Bauwerke
erregen und zu Ermüdungsproblemen oder zu zyklischen Beanspruchungen in der Gründungs-
sohle führen können.
Eisstau
Bei mehrsäuligen Bauwerken kann das Phänomen des Eisstaus vor der Plattform (ice jamming)
oder der Eisverstopfung zwischen den Stützen (ice entrapping) auftreten. Damit würde die
Plattform dem andriftenden Eis einen wesentlich größeren Widerstand entgegensetzen als die
einzelnen Säulen zusammen. Andererseits ist bei genügend großem Abstand der Säulen die
Gesamtkraft auf die Plattform kleiner als die Summe der Maximalkräfte auf die Einzelsäulen.
Messungen im Eistank haben das bestätigt [5].
Am häufigsten sind es geschlossene Eisdecken (Druckbruch) und Presseisrücken, die die größten
Belastungen ergeben. Bei der Auslegung des Entwurfs auf die Belastung durch Eis muß man
jedoch beachten, dass die Konstruktion auch den anderen Umweltlasten widerstehen muß. So
kann beispielsweise die Anordnung von Konen die Kräfte aus dem Angriff von Eisdecken
reduzieren, die Belastung aus Wellen während der eisfreien Periode (vor allem das
Kippmoment) aber erhöhen. Die Kunst des Entwerfens besteht darin, allen maßgebenden
Einflüssen, auch denen der Herstellung und des Transports, mit einer wirtschaftlichen Lösung
gerecht zu werden.
Wagner/MT7/04.07.2004
Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 7-6
Stahlplattformen
Die ersten Plattformen im eisführenden Gewässer wurden 1966/67 im Cook Inlet (Golf von
Alaska) in 20 bis 30 m tiefem Wasser mit Eisdecken von etwa 1 m Dicke installiert. Die
Bauwerke sind vierbeinige Stahlplattformen mit Stützen von ca. 5 m Durchmesser, die mit bis in
60 m Tiefe reichenden Pfählen gegründet sind.
Betonplattformen
Monotower „Schwedeneck-See“ A und B in der Ostsee, 17 und 25 m Wassertiefe, Eisdecken
von 50 cm und Presseisrücken von 4 m Dicke, 1983.
„Hibernia“, offshore Neufundland in 80 m Wassertiefe, bemessen für Eisbergstoß [9].
Künstliche Inseln
Aufschüttungen mit Schwimmbaggern in den eisfreien Sommern in 10 bis 20 m Wassertiefe,
z. B.:
„Issungnak“ in der kanadischen Beaufort-See, 1980.
Spundwandkasten „Mittelplate“, deutsches Wattenmeer, 1986.
Kombinierte Konstruktionen
Aufspülung von Unterwasser-Bermen, Herstellen von mehreren Schwimmkörpern (Stahl oder
Beton) im Trockendock, Seetransport, Absetzen auf der Berme und Hinterfüllen des
Innenraumes. Beispiele:
„Tarsiut“, gebaut in Vancouver, geschleppt durch die Beringstraße zur Lokation Beaufort-See,
1982.
„Molikpaq“, gebaut in Japan, Lokation Beaufort-See, 1984, nach Umbau offshore Sachalin
1999.
Schwimmende Konstruktionen
Konische Stahlplattform „Kulluk“, verankert mit 12 radial zum Meeresgrund laufenden
Ankertrossen. Japan/ Beaufort-See, 1983. Bei Eisstärken > 1,20 m wird die Plattform von
Eisbrechern aus der Gefahrenzone geschleppt.
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Prof. Dipl.-Ing. Peter Wagner: Vorlesung MEERESTECHNIK
RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM, Lehrstuhl für Grundbau und Bodenmechanik 7-7
[10] Fitzpatrick, J. and Stenning, D. G.: Design and Construction of Tarsiut Island in the
Canadian Beaufort Sea. OTC 4517, Houston 1983.
[11] Agerton, D. J.: Construction of an Arctic Offshore Gravel Island in 39 ft of Water During
Winter and Summer. OTC 4548, Houston 1983.
[12] Visser, R. C.: A Retrospective of Platform Development in Cook Inlet, Alaska. OTC
5929, Houston 1989.
[13] Campell, G. R.: Exploration Update: Mackenzie Delta/Beaufort Sea Region, Arctic
Canada. OTC 6271, Houston 1990.
Im Internet:
Wagner/MT7/04.07.2004
Wagner: Meerestechnische Begriffe 1
in Anlehnung an ISO 1990x: Petroleum and natural gas industries - Offshore stuctures
und ISO 2394-1986 (E), General principles on reliability for structures
und ISO 8930: General principles on reliability for structures - List of equivalent terms
Wagner: Meerestechnik/Glossar/30.06.2004
Wagner: Meerestechnische Begriffe 2
Wagner: Meerestechnik/Glossar/30.06.2004
Wagner: Meerestechnische Begriffe 3
Wagner: Meerestechnik/Glossar/30.06.2004
Wagner: Meerestechnische Begriffe 4
Wagner: Meerestechnik/Glossar/30.06.2004
Wagner: Meerestechnische Begriffe 5
foundation Gründung
Fundament
FPSO Schwimmende Produktionsplattform mit
Floating Production, Storage and Offloading Speicher und Entladung
GBS Schwergewichtsplattform (Beton)
gravity based structure
guyed tower abgespannter Turm
structure supported vertically by piles or shallow Bauwerk, das durch Pfähle oder flach gegründet
bearing foundation and laterally by a guyline ist und seitlich durch abgespannte Trossen
system gehalten wird
in-service inspection Betriebsinspektion
in-service performance Betriebsleistung, -verhalten
inspection Inspektion, Zustandsprüfung
installation (GBS) Installation (Betonplattform)
• positioning • Positionieren
• ballasting • Ballastieren
• lowering down • Absenken
• touch down • Grundberührung
• skirt penetration • Eindringen der Schürze
• grouting • Unterpressen
instrumentation (for data recording) Ausrüstung mit Messwertgebern (zur
Datenaufzeichnung)
jack up Hubplattform, -insel
mobile unit that is bottom founded in its mobile Arbeitsplattform, steht fest auf dem
operating mode Meeresgrund bei Arbeitseinsatz
jacket Stahlplattform, räumliches Fachwerk aus
Stahlrohren
lift-off aufschwimmen
initial point in time at which a structure becomes Zeitpunkt, zu dem die Konstruktion erstmals
fully buoyant vollständig schwimmt
limit states Grenzzustände
state beyond which the structure no longer Zustände, bei deren Überschreiten das Bauwerk
fulfills the relevant design criteria die Entwurfskriterien nicht mehr erfüllt
• ultimate limit states(ULS) • Grenzzustände der Tragfähigkeit
• serviceability limit states (SLS) • Grenzzustände der Gebrauchstauglichkeit
• fatigue limit states (FLS) • Grenzzustände der Ermüdungsfestigkeit
• accidental damage limit states (ALS) • Grenzzustände der Unfallschäden
limiting conditions Grenzbedingungen (obere Grenzen...)
loads Lasten
location, field location Standort
the planned offshore geographical position of the die geplante geographische Position der
installed platform installierten Plattform
maintenance Instandhaltung
manning personelle Besetzung
marine growth mariner Bewuchs
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shafts (compartments extending from the bottom Türme, „Stützen“ einer Plattform (erstrecken
of the GBS to topsides) sich vom Boden bis Unterkante Aufbauten
• utility shaft, contains mechanical systems, • Nutzturm, enthält mechan. Einrichtungen,
generally kept dry bleibt i.a. trocken
• drill shaft, houses the wells • Bohrturm, beherbergt die Bohrrohre
• riser shaft, contains riser and J-tubes • Leitungsturm, enthält die aufsteigenden
Leitungen und die Exportleitungen
shoal Untiefe
splash zone Spritzwasserzone
area of a structure that is frequently wetted due Wasserwechselzone infolge Tide und Wellen
to waves and tidal variations
stand-by-draft Bereitschaftstiefgang
a draft at which the structure can remain or be Tiefgang vor oder nach Teilaktivitäten, bei dem
returned to prior to or after any temporary Festigkeit, Stabilität und Verankerung den bei
operation, at which the structural strength, den geplanten Seemanövern möglichen
stability and mooring meet the extreme seasonal extremen Wetterbedingungen standhalten.
requirements
station-keeping-system Positionshaltesystem
still water level Bemessungswassserstand
= highest astronomical tide + storm surge = höchster astronomischer Tidewasserstand +
Windstau (bei Wellenhöhe = 0)
storm surge Sturmflut, Windstau
structure Bauwerk, Tragwerk, Konstruktion
organized combination of connected parts Kombination von verbundenen Bauteilen, muss
designed to withstand actions and provide Einwirkungen standhalten und genügend
adequate rigidity Steifigkeit aufweisen
structural analysis Tragwerksanalyse (statische Berechnung) zur
process of determining structural response to a Bestimmung der Reaktion des Tragwerks auf
given set of actions die gegebenen Lastfälle
structural component Bauteil, Komponente
physically distinguishable part of a structure pysikalisch unterscheidbares Teil einer
Konstruktion
structural configuration Auslegung des Bauwerks
structural integrity Integrität der Konstruktion
structural response Reaktion des Tragwerks
motion, deformation, internal forces and Verschiebung, Durchbiegung, innere Kräfte und
moments and state of stress in a structure subject Momente und Spannungszustände im Bauwerk
to a set of actions als Resultat der Lastfälle
structural system Tragwerk
structure Bauwerk
subsidence Bodensenkung
substructure Unterbau
the lower part of the platform, constructed in der untere Teil einer Betonplattform vom
concrete, generally from the seabed to the top of Seeboden bis OK Türme, welche das Deck
the shafts, which supports the topsides tragen
surge (see also storm surge) Schiffsbewegung in Längsrichtung
sustained (quasi-permanent) andauernd, anhaltend
swell Dünung
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1
Druckfehlerberichtigung
n −1 s=
n −1
Seite 95, Bild 4.2-5 a) b) c) 1) 2) 3)
Seite 110, Formel nach 3.Absatz Qd=..........≤ Fvγf Qd = ........... ≥ Fv γ f
Wagner/MTBuch/Druckfehlerberichtigung
2
Seite 112, Zeile 5 weil sie von Schiffen nicht weil sie von Schiffen zwar
wahrgenommen wurden. wahrgenommen, aber nicht gemessen
wurden.
Seite 113, Bild 5.2-4, Tabelle schwarz 0,05 - 0,7 schwarz 0,5 - 0,7
Seite 127,Rammpfahlanker bis zu 50 MN vertikal bis zu 50 MN Druck und 10 MN Zug
vertikal
Seite 140, 4. Absatz, 2. Zeile geologische geotechnische
Seite 148, Tab. 6.3-1, Nr. 8 Stattjord Statfjord
Seite 149, Zeile 5 Gulfaks Gullfaks
Seite 161, Zeile 16 wie sonst wie sie sonst
Seite 167, Zeile 6 Schaden um Schaden und
Seite 175, Bild 6.4-11 B, G FB, FG
Seite200, 6.Absatz Beachtlich ist........normal dazu [6]. Dieser Absatz bezieht sich nicht auf die
Zugfestigkeit, sondern auf die
Druckfestigkeit und ist daher oben
zwischen 2. und 3. Absatz einzufügen.
Seite 209, letzter Absatz, Zeile 2 druckkraft bruchkraft
Seite 210, Zeile 6 von unten Eisdecke Eisdicke
Seite 211, 2. Formel in c) σc = ...... = 0,4 kN/m² σc = ...... = 0,4 kN/cm²
Wagner/MTBuch/Druckfehlerberichtigung