Sie sind auf Seite 1von 81

'%

%% %%%%%% % %% %%
/////% v‚y //////// / ’;/ ///% f///// ///1. 7 ////‚ "’/////////

%//l% man at55<hrift für /////////. ///„


/ ///l/A //////z.

ta later; lSÜ\-ÜVYWEY‘YWlSÜ\Q
Wirt 5Ü\Bft 5wz'u5e
/ Alle Rechte vorbehalten. — Nachdruck verboten!
Herausgeber: Versuchsring anrhroposophischer Landwirte in Deutschland e. V.
5<:hriffleitung: Dr. E. Bartsch, Bad Saarow (Mark)
Dipl.=lng. F. Dreidax, Bad Saarow (Mark)
Geschäftsstelle: Bad Saarothark) Dosischeckkonto: Breslau 56266

Nr. 3 März 1955 8. Jahrg.

Betriebs-Autarkie e

eine Forderung deutscher Agrarpolitik von heute und morgen?


Dr. E. Bartsch
Seit einer Reihe von Jahren bemüht sich eine wachsende Zahl von Landwirten und Gärtnern
ihre Betriebe zu geschlossenen Organismen auszubauen, weld1e ihre Haupt=Produktionsmittel, Dünger
und Futter, völlig selbst beherrschen, sodaß sie als gesicherte Quellen der Volksernährung dienen
können. Dieses Streben in der Praxis nach in Sidi geschlossenen Betriebsorganismen ist ein Haupt:
ziel der biologisch=dynamischen Wirtschaftsweise. In einer ganzen Reihe von Betrieben in Deutschland
ist dieses Ideal der Betriebsautarkie nahezu erreidit.
Der landw‘rtschaftlid’te und gärtnerisdne Betrieb ist umso gesünder, je weniger er an Pro:
dukti0nsmitteln von außen hereinnehmen muß. Nach Möglichkeit sollte er aus sich selbst hervor:
bringen, was er braucht, um sich leistungsfähig erhalten und regenerieren zu können. Wie dies
im Einzelnen zu erreichen ist, soll augenblid<lida nicht dargestellt werden. Es können nur einige
Grundzüge von dem Wesen eines solchen geschlossenen Betriebsorganismus aufgezeigt werden.
Wenn man von der Invasion der Maschine in die Landwirtsdiaft hier einmal absehen will,
so sind es vor allem zwei Produktionsmittel, die in den letzten Jahrzehnten immer stärker
von außen in den landwirtschaftlichen Betrieb herein kamen: der Handelsdünger und das
Handelsfutter.
Will der Landwirt sich vom Kunstdiingerzukauf freimachen, so muß er zunächst seinem im
Betrieb erzeugten Naturdünger eine erhöhte Aufmerksamkeit, Pflege und Wertschätzung zuteil
werden lassen. Er muß vor allem für einen genügenden Anfall von Stalldiinger, Kompost und
Jauche sorgen. Diese Sorge führt dann weiter zu Überlegungen, wieviel und welche Arten von
Nutzvieh in einem Betrieb zu halten sind. Die Lösung dieser Frage hängt wiederum von den
Boden: und Klimaverhältnissen der Wirtschaft ab. Je nachdem der Betrieb diese oder jene
spezifischen Futtermittel von Natur aus zu liefern in der Lage ist, wird sich die Betonung der
einen oder anderen Viehgattung beim Ausbau eines geschlossenen Betriebsorganismus ergeben.
(Kartoffeln:Schweinehaltung, Feltweiden:Mastvieh‚ Älmenwirtschaft:Milchvieh oder :Jungviehzudat
usw.) Auf alle Fälle muß auf eine möglichst vielgestaltige Viehhaltung schon im Hinblick auf
die Diingerzusammensetzung und die Düngereignung für den Boden geachtet werden.
Das Streben, sich auch bei reid11id1er Viehhaltung vom Zukauf von Handelsfutter möglichst
frei zu machen, gibt Veranlassung den Feldfutterbau und die Grünlandwirtschaft zu intensivieren.
Dadurch läßt sich erfahrungsgemäß meistens die Fruchtfolge vom biologisd1en Standpunkt aus nicht
unwesentlich verbessern. Audi den Mischfrüditen fällt bei der Sicherung der Ernährung des Viehes„
aus eigener Scholle eine wichtige Rolle zu
Es hat sich gezeigt und wird sich nach allen Erfahrungen im Laufe der Zeit immer mehr
zeigen, daß solche geschlossene Betriebe, die sid1 von zugekauftem Futter und zugekauftem Dünger
unabhängig gemacht haben, in den heutigen Zeitläufen besonders geeignet sind, die Volksernährung
nach Menge und Güte der Erzeugnisse zu sichern. Eine rid1tig aufgefaßte Betriebsautarkie wird
41
42 43

nicht nur den Nährstand selbst gesund erhalten, sondern ihm audi die Erfüllung seiner Volkser: „Um eine vernünftige Verteilung der agrarischen Produktion auf die einzelnen Betriebszweige

cr aufdaben erleichtern. ‘
. zu erreichen und einem iibersteigerten Getreideanbau entgegenzuwirken, ist es erforderlich,

nahrurLindwirtschaft
den Anbau insbesondere derjenigen Erzeugnisse rentabel zu gestalten, für die in Deutschland zur
und Gartenbau produzieren ja nicht nur fiir sich selbst, sondern sind
und darauf angewiesen, einen Großteil ihrer Erzeugnisse abzugeben.} Der bestemgeruhtete Be.—
imstande
Zeit noch ein Zuschußbedarf besteht.“ (Reichszentrale fiir Heimatdienst: „Um die Rettung des
triebsorganismus würde im Hinblick auf die Gesamtwirtschaft kaum eine Dasemsberechhgung und deutschen Bauern“)
So wird der deutschen Landwirtschaft der Anbau von Öl.- und Faserpflanzen empfohlen.
Daseinsmöglichkeit haben, wenn er nidit den Aufgaben der Volksernahrung dienen wurde, Und
_ Durch ein besonderes Prämiensystem und sonstige Maßnahmen werden auskömmliche Preise für
so werden gerade die Bedürfnisse der Konsumentensd1aft —« im
weitesten Binne genommen
diese Kulturen in Aussicht gestellt. Audi ein verstärkter Anbau wirtschaftseigenen Futters, bei
also auch die Wünsche der Gewerbe und der Industrien, weldie landwirtschaftltd‘ie Rohstoffe
verarbeiten, die Maßnahmen beim inneren Aufbau eines landwirtsdiaftlichen Betriebes zu einem
weder: dem ja besonders die Leguminosen eine wichtige Rolle spielen, wird dem einzelnen Landwirt von
geschlossenen Organismus wesentlich mitbestimmen. .
Seiten der Regierung zur Pflicht gemacht. Durch entsprediende Zölle soll der Futter-— und Le:
guminosenbau lohnender gestaltet werden. Auch der Buchweizen ist neu gewürdigt werden,
Diese Maßnahmen werden darauf hinzielen, die einzelnen Betriebszweige, das Vieharten: und Schaut man all diese Maßnahmen und Anregungen von behördliöner Seite zusammen, so
Pflanzenanbau:Verhältnis eines Betriebes so untereinander auszugleichen, daß diesereine
großt: ergeben sich für die praktische Landwirtschaft ziemlidi weitgehende Konsequenzen in bezug auf den
mögliche Sicherheit und Unabhängigkeit besitzt gegenüber allen Faktoren, auf die der Landwirt Ausbau der einzelnen Betriebe und die in Zukunft notwendigen Reformen der Bodenbewirtschaftung.
keinen unmittelbaren Einfluß ausüben kann, wie Witterung, Marktlage,
Politik usw, Es Wird in dem Maße, als die tierischen Erzeugnisse und die Veredelungsprodukte
dadurch eine innere Stabilität des einzelnen Betriebes erreicht, die“
in einem direkten Gegen:
satz steht zu den in letzter Zeit allgemein empfohlenen und auch _geubten Wirßdraftspraktiken, dem Landwirt zu annehmbaren Preisen abgenommen werden, kann und muß er Sidi
zur Frage der Viehhaltung neu einstellen. Gelingt es außerdem noch durch einen verstärkten
die gerade eine möglichst weitgehende Anpassung des einzelnen
Betriebes an diese vom Landw1rt
unkontrollierbaren und außerhalb seiner persönlichen Einflußsphare liegenden Faktoren forderten und Futterbau, das Vieh wieder gesund und billig aus der eigenen Scholle zu ernähren, so erscheinen
damit eine sehr gefährliche Labilität der Einzelwirtsdiaft mit sich brachten. alle mit der Viehhaltung zusammenhängenden Probleme wie gerade auch das der Düngererzeugung,
in einem neuen Lichte. Die Rentabilität der Viehhaltung wird nach der Regelung der Futterfrage
Die neueste Entwicklung in der Landwirtsd‘raft scheint den Streit der Meinungen für den in Zukunft immer mehr davon abhängen, wie und ob es dem Landwirt gelingt durch besondere
Ausbau von in sich ruhenden Betriebsorganismen entscheiden zu wollen. Mehr und mehr hort
man warnende Stimmen weitblickencler Landwirte, die auf die Gefahren der bislang empfohlenen
Pflegemaßnahmen und neuartige Behandlungsweisen einen gesteigerten Nutzen aus dem anfallenden
tierisdien Dünger zu ziehen und so die innere Geschlossenheit des Betriebes durch zunehmende Uri-
'
kturwirtsdraft mit Sor e hinweisen. ‘
_ _ abhängigkeit von wirtsdiaftsfremdem Dünger zu erreichen. Der einzelne Betrieb wird umso ge.—
Komul<lach den letzten
Vero$dnungen uiid Kundgebungen von behördlicher Seite kann damit ge:
rechnet werden, daß von jetzt an audi von den verantwortlichen Regieruflg5$telleti dahin gearbeitet
wird, den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben eine größere innere Stabilität zu ermoglrdaen,
sünder, leistungsfähiger, rentabler werden, je fester sich der Kreislauf Boden:Pflanze.-Tier=
Dünger.—Boden schließt.

d. h. also den Ausbau der landwirtsöhaftlichen Betriebe zu möglichst geschlossenen Betriebs:


Aus der heute sdion sichtbaren Entwidrlungstendenz kommender Agrarpolitik ergeben sich aber
6 '
a zure en, 'a zu fördern. _ noch weitere spezielle Überlegungen für die praktische Landwirtschaft, so z. B. in bezug auf den ver:
stärkten‚ Leguminosenanbau und die Wiedereinführung der Faserpflanzen in den Fruchtfolgeplan.
erbanlA1iiesn cler Erkgenntiliis
der überragenden Bedeutung der deutschen Viehwrrtschaft
man jetzt, diesen Zweig der Landwirtsdaaft durch Hilfsmaßnahmen aller Art in seiner Entwtddung
versucht Es ist eine in den Kreisen der praktisdien Landwirtschaft viel erörterte Tatsache, daß gerade
die Leguminosen von der in den letzten Jahrzehnten immer stärker angewandten Kunstdiingung
im ganzen genommen weder nach Menge noch nach Güte profitiert haben. Besonders die über:
LU
qu,?frieldemvielleicht als Normaljahr der Nadikriegszeit anzusprechendeu Wirtschaftsjahr l92(/28
verteilten sich die Gesamteinnahmen der Landwirtschaft auf die wichtigsten Erzeugnisse w1e folgt:
triebene Stickstoffdiingung hat zu Rückschlägen und dann weiterhin zu einer unerfreulichen Ein-
schränkung des Leguminosenanbaues und als weitere Folge zur Kraftfuttermitteleinfuhr geführt.
Es entfielen auf Diese Zusammenhänge sind in dieser Zeitsdirift schon eingehend erörtert werden. Es sei hier nur
Getreide insgesamt rund 2,7 Milliarden RM. auf das Beispiel der Linse hingewiesen. Die Linse wurde ja vor allem in Süddeutschland in
dagegen auf Schlachtvieh „ 4,5 „ „
Milch 3,4 früheren Zeiten gerne mit Sommergerste im Gemisch gebaut. in der Brautechnik für dunkle Biere
„ „ „ „ bewertete man die sogenannte Linsen:Gerste besonders. Bei der zunehmenden Anwendung von
„ Eier „ 0,3 „ Kunstdünger wollte die Linse nicht mehr recht gedeihen, so daß sie schließlich vielfach ganz weg:
Auf Schladttvieh, MilCl'l und Eier zusammen nicht ganz 8,3 Milliarden RM. _Das gelassen wurde. Die unangenehme volkswirtschaftlidte Folge war ein erhöhter Einfuhrbedarf
ist mehr als das Dreifache des Gesamtwertes der Getreideproduktion. Sonstige Produktmns: an Linsen, die jetzt aus Gegenden importiert wurden, wo man noch nach altbewährten Ackerbau-
tsdiafl, wie methoden arbeitete. In anderen Fällen war es weniger die Menge als die Güte einzelner Legumi:

ZW€1gB der LafidW1r Kartoffeln mit 0,9 Milliarden RM, nosen, die durch manche Einseitigkeiten der agrikulturchemisd1en Wirtsd1aftsweise naditeilig be.—
und Zuckerrüben mit 0,36 „ „ . . einflußt wurden. Bekannt ist der Kampf der Konservenindustrie und der Hausfrauen wegen einer
können unbeschadet ihrer sonstigen Bedeutung erst recht iiidit mit den Werten der tterisdien sachgemäßen Düngung der Einlegeerbsen.
'
in Wettbewerb treten.
'

. Wenn jetzt von Seiten der Regierung eine stärkere Betonung des Leguminosenan:
pr0dulistiletonungeheure
Bedeutung der deutschen Viehwirtsdiaft fünunsere gesamte
wird aber noch wesentlich unterstrichen, wenn man den Produktmnswert der
Volksw1rtsdaaft
Viehw1rtschaft
baues durch Schaffung besserer Rentabilitätsaussichten gefördert wird, so erwädist der deutschen
Landwirtschaft die Pflicht, durch entsprechende Maßnahmen im einzelnen Betriebe die Voraussetzungen
von 8,3 Milliarden RM. vergleicht mit den Produktionswerten einiger industrieller Erzeugungs: für ein gesundes und vor allem sicheres Wachstum der Leguminosen zu schaffen. In diesem Streben
zweige. Beispielsweise hat die gesamte Steinkohlenförclerung im Jahre l9_29 nur einen
von 2,5 Milliarden RM., die Braunkohlenförderung sogar nur von 0,5 Milliarden RM. und die
Wert wird sich der praktische Landwirt immer wieder Gesichtspunkte der biologisdi:dynami3Chen W/irtsdiafts;
weise zu Hilfe nehmen können. Die bisherigen Erfahrungen in der biologisdi:dynami3dten Wirt.-
gesamte Produktion der Hodiofenwerke nur von rund 1 Milliarde RM.
'

. sdiaftsweise haben gezeigt, daß gerade die Leguminosen für diese Maßnahmen ganz besonders
Es handelt sich bei der deutschen Viehwirtschaft demnach tatsächlich um den größten „Industne: dankbar sind.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei dem in Deutschland friiher weit verbreiteten Faserpflanzen:
zweig“, über den Deutschland überhaupt verfügt. In ihm sind
nicht hunderttausende
von
Menschen anbau. Der Flachs: und Hanfanbau ist in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege fast einge:
beschäftigt, sondern in ihm finden in mehr als 5 Millionen landwrrtschaftlidier
Betriebe annahernd
10 Millionen Menschen Arbeit, das sind 30,5°/o aller Erwerbstättgen. Dazu kommen _noch}rund stellt gewesen, Während z. B. Hanf im Jahre 1870 eine Flädie von 21170 ha bedeckte, wurden
4 Millionen nebenberuflich in der Landwirtsdaaft Besd1äftigte.“ (Reichszentrale fur Heimafdien5t: im Jahre 1913 nur nodi 604 ha davon bestellt. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse beim Flachs,
'
ttun des deutsd1en Bauern.“ Die Gründe hierfür sucht man im allgemeinen in der Tatsache, daß die Aufarbeitung der Faser,-
pflanzen besonders viel Handarbeit notwendig niadit. Die Handarbeit wurde in der Vorkriegszeit
„Um
%f/eastm Einzelnen nun für
Hilfsmalinahmen für die bedrohte Viehwirtsd1aft geplant und
z. T. durchgeführt sind, ist ja durch die Tageszeitungen und den Rundfunk bekannt geworden.
Die Regierung geht aber noch weiter.
immer teurer, die menschlidten Arbeitskräfte in der Landwirtsdtaft knapper und so verdrängten
andere Kulturai'ten, bei denen Handarbeit leidit durch Maschinenarbeit zu ersetzen war, mehr und
44 45

Kein Programm, audi wenn es noch so weitsd1auend, umfassend und aus der Sachkenntnis
mehr den Faserpflanzenbau übrigens sehr zum Nachteil der inneren Geschlossenheit der
#

einzelnen Betriebe. heraus aufgebaut ist, kann auf die Dauer zu positiven Ergebnissen führen, wenn es nicht durch
Diese Argumentation hat zweifellos ihre Richtigkeit. Das ganze Problem hat aber doch nodi das Verständnis und entsprechende Maßnahmen zahlreicher einzelner Landwirte mit Leben erfüllt
Wird. Wer als Landwirt die neueste Agrarpolitik in Deutschland weniger stimmungsmäßig als
eine andere Seite, die von der Landwirtschaft bisher weniger beachtet wurde, wohl aber von der
weiterverarbeitenclen Industrie, in diesem Falle also von den Webereien und Spinnereien, Von denkerisch aufnimmt, der steht vor inneren und äußeren Konsequenzen. Der wird mit neuerwachter
seelischer Anspannung zunächst im eigenen Betrieb nadi den Quellen seiner eigenen Kraft, nadi
dieser Seite wird nämlich darauf hingewiesen, daß z. B. der Fladisanbau, der ja audi im ver:
gangenen Jahrhundert nodi eine beträditlidie volkswirtsdraftliche Bedeutung in Deutschland gehabt dem Schatz im Ad<er sudien. Selbstbesinnung der Menschen, Umstellung der Betriebe tut not.
Fur diese Selbstbesinnung und Umstellung in der Landwirtschaft sind einige Vorbilder deschaffen.
hat, deswegen zurückgehen mußte, weil der nadi den sich immer stärker durd13etzenden modernen Das Ziel muß sein: Ausbau der einzelnen Betriebe zu geschlossenen Orgänismen.
Ad<erbaumethoden gezogene Fladis qualitativ nidit mehr so hodiweriig war wie früher, infolgedessen Was für viele Landwirte in Deutsdfland heute durch die Maßnahmen der Regierung
keinen Preis hatte und damit zusammenhängend die beträd1tlid1en Aufwendungen an mensd11id1er
Handarbeit, die der FladiS nun einmal erfordert, nidit mehr lohnte. Man darf nidit vergessen,
Problem und Aufgabe wird: Erneute Wertsdtätzung der Viehhaltung, Erweiterung der Futter:
baSis, vermehrter Anbau von Leguminosen, O1: und Faserpflanzen, „vernünftige Verteilung
daß die Leinenerzeugnisse heute gegenüber früher in einen sd1ar—fen \Wettbewerb mit baumwollenen
der agrarisdien Produktion auf die einzelnen Betriebszweige“, also Abkehr von der Konjunktur:
und kunstseidenen Erzeugnissen hineingestellt sind und nur dann gekauft.werden, wenn sie eine
besondere verbürgte Qualität besitzen. Dementsprediend ist die Leinenindustrie darauf angewiesen w1rtsdiaft — es wird in einer ganzen Reihe von Betrieben, die im Sinne der biologisch:dynamisdren
Wirtsdiaftsweise zu gesddossenen Organismen ausgebaut werden, seit Jahren angestrebt.
beim Bezug ihres Rohstoffes wählei’isch zu sein. Außer dem hochwertigen Fladts aus Belgien, . Es sd1eint, als wolle die in heutiger Zeit so rasdi und sprunghaft vorangehende Entwidclung
der seine Qualität im übrigen auch den besonderen Rostbedingungen in der Lys bei Courtrai verdankt, in der
Landwirtschaft diesem von kurzsichtigen und übelwolleiiden Men3dien so befehdeten und
kommt für die Leinenindustrie heute vor allem der russische Fladis in Frage, wo ja bis vor ganz verleumdeten Streben der biologisdi:dynamisdien Wirtschaftsweise in weitem Umfange Recht geben.
kurzem noch die traditionellen Ackerbaumethoden vorherrschend waren. Jedenfalls wird von fach:
männischer Seite die Ansicht vertreten, daß die Güte des Fladises durch verfehlte Anbaumethoden
erheblich Sdiaden leiden kann.
Es liegt also sowohl im privatwirtsdaaftlid1en wie im volkswirtsdiaftlidien Interesse, wenn
bei einem Wiederaufleben der Faserpflanzenkultur in Deutsdiland von vornherein die
Anzucht von Heckenheistern und Sträuchern
Qualitätsfrage mit in den Vordergrund gerüdct wird. und Anlage von Hecken
Die Erfahrungen der deutschen Landwirtsd1aft hinsichtlich des Weizenproblems sollten in dieser
Beziehung allen Praktikern zu denken geben, Nach einem jahrzehntelangen einseitigen Streben Max K. Schwarz
nach Höchsterträgen im Weizenbau stehen wir ja heute vor der betrüblichen Tatsad1e, daß wir zwar Ein jeder Landwirt und Gärtner, der sich mit der biologisch:dynamisdien Wirtsd'iafßweise
einen Uberschuß an Weizen in Deutschland erzeugt haben, aber trotzdem gezwungen sind, für befaßt und dem es sehr darum zu tun ist, diese in seinen Betrieb einzuführen und den Betrieb
die Herstellung braudibarer Mehle beträchtliche Mengen Oualitätsweizen aus dem Ausland einführen danach allmählich umzustellen, trägt für ein sold'ies Vorgehen eine Art Generalplan mit Sidi herum.
zu müssen. Nach einer Schätzung von Dr. Wahle beträgt die derzeitige deutsche Soldi ein Generalplan führt ihm stets das Ganze vors Auge und bietet ihm den Anhalt, innerhalb
Weizeneinfuhr etwa 900000 t jährlid1 d. h. knapp 1/4 des heutigen Weizenverbrauchs diesesentgegenzugehen.
Ganzen Schritt für Schritt vorzugehen und mit den Jahren dem im Generalplan gesteckten
für menschliche Ernährung. Diese bitteren Erfahrungen beim Weizen sollten uns Landwirte Ziele Sein Vergleidien des Generalplans für die Zukunft mit der augenblicklidien
Situation in seinem Betrieb geschieht ganz besonders in der Winterszeit redit gründlich, wo es
vor weiteren Fehlern und Einseitigkeiten verwandter Art bewahren,
dem Landmann gegeben ist, über die kommenden Arbeiten im Frühjahr eingehender nachzudenken.
Man kann wohl mit gutem Grund annehmen, daß naturgemäße Ad<erbaurnethoden‚ wie sie So kommt der Landwirt und Gärtner unbedingt dazu, in der Anlage von Baum: und
die biologisdudynamisd1e Wirtsdiafßweise anstrebt und wie sie im Einzelnen audi in dieser Zeit:
schrift immer wieder dargestellt werden, ihre günstigen Qualitätswirkungen beim Anbau von Faser: Heckenptlanzungen trotz sdiwierigster wirtsdiaftlidier Lage fortzuschreiten, weiß er dodi, daß mit
der Anlage solcher Pflanzungen ihm eine Reihe wesentlichster Wachstumsfaktoren für seine
pflanzen nidit verfehlen werden. Wenn auch auf diesem Gebiete nodi keine so weit reichenden
Erfahrungen wie im Leguminosenbau vorliegen, so kann dodi schon erwähnt werden, daß in Kulturarbeitendoch
hinzuwachsen, die es ihm gestatten, mit weniger Einsatz an Bodenbearbeitung und
mehreren Einzelfällen der biologisdi:dynamisch gezogene Fladi$ von den verarbeitenden Werken Dungemttteln mengenmäßig und vollwertig zu ernten. Aus dieser Einsicht heraus wird er
jahrlich an den Fundamenten und Gerüsten seines Betriebsorganismus bauen und dort genau
wegen seiner auffallenden Güte besonders gelobt bezw. auch bewertet wurde. denselben Einsatz aufbringen, wie er dies schon für die Behandlung und Pflege des Düngers
In dem Maße, wie durch Regierung und Staat der deutschen Landwirtschaft der Weg zu zu tun gewöhnt ist.
innerer Erkraftung und Selbstbehauptung freigemadit wird, sieht Sidi der einzelne Landwirt vor
Über die verschiedenartigen Baustoffe selbst, die für die Fundamente und das Gerüst zur
neue Aufgaben und neue Verantwortungen gestellt. Wohl kann der Staat in Zeiten der Not zur
Erhaltung seines Nährstandes einen Wall ziehen, in dessen Sd1utz die Landwirtschaft ihrem schweren Raumgestaltung im Grünen benutzt werden sollen, sind bereits eingehende Angaben in der Monats:
schnft „Demeter“, Jahrgang 1933, Nummer 1 gemacht worden. Die damit vermittelten näheren
Beruf zum Wohle des Ganzen nachgehen kann. Auf die Dauer wird aber audi ein solcher Sdiutz Kenntnisse um diesen lebendigen Baustoff ermöglidien es sdion, das ganze Grüngerüst im sdion
seine Wirkung verfehlen, wenn es der einzelne Landwirt nicht versteht, seinen Betrieb zu einem ge:
genannten Generalplan festzulegen.
sdilossenen Organismus auszubauen, ihn so gesund und leistungsfähig zu erhalten und dabei die
‚Jetzt zur angehenden Frühjahrszeit drängt es, wieder ein Stück des Geplanten zu ver.-
4

Aufgaben des Nährstandes nidit nur mengenmäßig, sondern vor allem audi hinsichtlidi der Güte
erfüllen zu helfen. Wenn wir nicht nach dem Beispiele Sowjet:Rußlands einer staatlich geregelten wu'kltchen, und es entsteht die Frage, wie in der Verwirklidiui‘ig am zweckmäßiUsten vorgesdiriüen
wird. Wohl in den wenigsten Fällen ist es heute finanziell möglich, ein Baüm:, Straud1: und
Kollektivwirtschaft entgegentreiben wollen, so bleibt nid1ts anderes übrig, als daß die verantwortlidi
am Boden schaffende und schöpferische Persönlichkeit des einzelnen Landwirts bewußte Anstren: Hed<enmaterial
sein
konnten,
gleich so pfianzfertig zu beziehen, daß in kurzer Zeit die Anlagen sdion wirksam
obgleidi die Baumsdiulen mit solchen Pflanzen überfüllt sind und sie audi preis:
gungen madit, die durch Landschaft — Boden, Klima, Menschen — weitgehend bedingten Produktions: wert anbieten. Es wird daher vielfach notwendig sein, als ersten Sdiritt für die später geplanten An:
möglichkeiten eines Betriebes den von außen kommenden Anforderungen der übrigen Wirtschaft lagen von Baum:, Straudi: und Heckenpflanzungen im Betriebsorganismus die Anzucht des Pflanz:
‚. also der Verbraudier im weitesten Sinne — anzugleichen. Dabei wird sich immer stärker heraus:
stellen, daß der einzelne Betrieb seine Aufgabe für die Gesamtheit nur dann erfüllen kann, wenn
gutes selbst zu übernehmen. Besonders größere Betriebe werden zu einem solchen VorUehen
er neben ausreichenden Mengen auch innere Qualitäten, also nicht nur äußerlich gut aufgemachte, allen AnlaßPflanzgutes
haben. Vielleid'it ist es empfehlenswert, wenn dabei so vorgegangen wird, da?) ein
sondern physiologisdi:hodiwertige Produkte zu erzeugen imstande ist. Gesunde, innerlich hochwertige I‘e11
einer
des
eigenen kleinen
in Form von Jungpfianzen von guten Forstbaumschulen bezogen wird, in
Baum5diule oder in einem Kamp eine kurze mehrjährige Auf3diulung
Qualitäten pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse können nur auf der Grundlage eines wirklich ge:
Sünden Bodens erzeugt werden, ebenso wie diese Grundlage für sichere Mengenerträge nötig ist. erfahrt, ‚um dann als ptlanzfertiges Hedcenmaterial für den Bau im Grünen dienen zu können,
Wie mit dem jungen Pflanzmaterial, das aus Forsthaumschulen stammt, bei der eignen Aufschulunv
Der Ad<erboden wird gesund und fruchtbar bleiben, wenn der Landwirt ihn als die wichtigste zu verfahren ist, ist bereits in der „Demeter“:Monatssduift 1931, Heft ? besdiiieben
Kraftquelle seines Betriebsorganismus erkennt und entspred1end behandelt. worden?
46 47

Aus der biologisch:dynamischen \Virtsd1aftsweise heraus ist bekannt, daß der Impuls, den Die Vermehrung durch Stecklinge spielt in der Gehölzanzucht eine außerordentlich große
cine Pflanze im ersten Entwicklungsstadium, also im Keimstadium aus dem Samen heraus oder Rolle. Sie geschieht durch Stedclinge aus reifem Holz. Es können aber auch sogenannte Sommer:
aus dem Steckling heraus durch die Erde, mit der sie sich durch die \Wurzeln verbindet und durch stedrlinge geschnitten werden aus krautigen Teilen der Pflanze oder aus halbreifem Holz. Die
die Umwelt, die auf sie einwirkt, von entscheidender Bedeutung für ihre ganze weitere Entwidclung, Steddinge aus reifem Holz bedingen es, daß das Steckholz hierzu in der Zeit vom November bis
eigentlich bis zu ihrem Lebensende hin, ist. Es ist daher aller Wert darauf zu legen, einen Anfang April, also während der Ruheperiode der Gewächse, geschnitten wird. Die Länge der
geeigneten Boden und die günstigsten Umweltfaktoren für die Anzucht zu schaffen. Auf Gütern Stecklinge riditet sich ganz nach der Art der Pflanze und beträgt je nach der Entfernung der
würde diese kleine einzurichtende Baumsdmle oder der“ Kamp in der Verlängerung des Guts: Augen bezw. Knospen an den einzelnen Trieben 10 bis 30 cm. Mit einem scharfen Messer,
garten anzulegen sein; in gärtnerischen Betrieben ist es ein Leichtes die Anzucht von Gehölzen das unter einem Auge des Triebes angesetzt und schräg nach oben geführt wird, erfolgt der Schnitt
als eine Art Fruchtfolge in den Bestellungsplan fiir die Kulturfiächen mit einzureihen. des Stecklinges. Aus einem längeren Trieb können mehrere Stedclinge geschnitten werden. Es
Die Anzucht von Gehölzen' kann nadi mehrerlei Art erfolgen und zwar: kommt durchaus nidit nur der Spitzentrieb als Steckling in Frage. Nadr dem Sdineiden werden
. aus Samen die Stecklinge sortenweise, 25 bis 50 Stüdc zusammen, gebündelt, mit dem Namen bezeichnet
. aus holzigen oder krautartigen Stecklingen und dann an einem frostfreien Ort eingeschlagen. Dort verbleiben sie, bis sie im Frühjahr auf
. aus Ablegern oder durch Anhäufeln gut vorbereiteten lod<ei'€n Wegen gepflanzt werden.
. aus Teilung Das Einstedcen der Stedrlirige erfolgt so, daß auf den Beeten in ca. 20 cm Entfernung

- — )\ l ä b h U
. aus Wurzelstücken. Reihen nach der Schnur gepflanzt werden und nur das oberste Auge über die geglättete Erde
Hier interessiert wohl am meisten die Anzucht aus Samen und Steddingen. Es ist ratsam, hervorlugt. Die Entfernung der einzelnen Stecklinge in den Reihen beträgt je nach Art 15 bis
alle langlebigen Arten, also besonders Bäume, aus Samen heranzuziehen. Die Beobachtungen 20 cm. Die Stecklinge werden stets im abnehmenden Mond geschnitten, aber im Frühjahr im
haben ergeben, daß dadurch ein viel stärkeres Wurzelvermögen der Pflanzen erreicht werden kann, zunehmenden Mond, am besten bei feuchten) Wetter 2 Tage vor Vollmond, gepflanzt, Zur Ver:
als wenn sie auf dem vegetativen Wege, also durch Stecklinge, vermehrt werden. Das Saatgut mehrung mit ausgereiftem Stedcholz eignen sich besonders: Quitte, Hartriegel, Liguster, Geißblatt,
für die Aussaat sollte nur von auserlesenen Mutterpflanzen stammen. Dabei ist es wichtig, die Bocksdorn, Pfeiffenstraudi, Holunder, Pappeln, Weide, Johannisbeeren, Himbeeren.
Reifezeit der versdriedenen Sämereim genau zu kennen und sie beim Sammeln zu beaditen. Die krautigen Stedclinge oder sold1e aus halbreifem Holz werden in der Zeit von Juli bis
hleistens wird man darauf angewiesen sein, das Saatgut nicht selbst zu sammeln, sondern es zu September geschnitten. Diese h’lethode eignet sich auch vor allem zur Vermehrung von immer:
beziehen. Für den Zeitpunkt der Aussaat ist die Dauer der Keinifähigkeit der einzelnen Samen grünen Pflanzen. Die halbreifen Stecklinge werden so geschnitten, daß der Schnitt dicht unter
maßgebend. Im allgemeinen ist die Keimfähigkeit des Saatgutes bei Gehölzen keine allzu große. einem Gelenkknoten oder einem Auge, welches noch am älteren Holz sitzt, geführt wird. Der
Es empfiehlt Sidi z. B. das Saatgut von Erlen, Kastanien, Birken, Eichen und Ulmen gleich Sted<ling soll 3 bis 4 Augen besitzen, Das ist maßgebend für die Länge des Stecklings. Die
iiadi der Reife, also nodi im Herbste, auszusäen. Um jedodi ein Aufgehen solcher Sämereien Blätter an den Stecklingen sind möglichst zu belassen. Die Erde für die Sommerstedclinge be:
zu ungünstigen Jahreszeiten zu verhindern, wird ein solches Saatgut stratifiziert, d. h. das Saatgut steht zwedrmäßig aus einem Halbteil gut präparierter Lauberde, der etwas Moorerde zugesetzt ist,
wird in feuchten Sand eingeschichtet. Auf diese Weise kann die Keimkraft bis zur Aussaat im und einem Halbteil rein gewaschenen scharfen Flußsandes. Für das Auspflanzen dieser kraut:
Frühjahr erhalten werden. In gleidier Weise geht man bei sehr schwer keimendem Saatgut vor, wie artigen Stedclinge gilt dasselbe, was schon für die Stecklinge aus dem ausgereiftem Holze ange:
dies beim Feldahorn, bei Hainbudrie, Rotdorn, Ölweide, Pfaffenhütchen, Rosen und Sdineeballder Fall fiihrt werden konnte. '

ist. Auch die fleischig umhüllten Samen können auf diese Weise ihre Keimkraft gut bewahren. Das Haben sich die Pflänzlinge, aus Samen oder Sted<lingen gezogen, so entwickelt, daß sie ein
trifft zu bei Berberitzen, Hartriegel, Felsenmistel, Rainweide, Geißblatt, Johannis: und Himbeeren. großes Wurzelfundament ausbilden konnten und dabei eine große Triebentwicklung nach obenhin
Das Stratifizieren wird so vorgenommen, daß die Samen im feuchten Sand vier bis sechs entfalteten und sie in den einzelnen Reihen dann zu eng stehen, so werden sie verpflanzt, d.h.
man setzt sie in den einzelnen Reihen weiter auseinander, so daß sie sich zu schönen, dichten
Sd'iiditen übereinander eingeschichtet werden. Dies kann sowohl in Töpfen wie in Kästen ge:
schehen. Das stratifizierte Saatgut ist an einem kühlen Platz aufzuheben Lind zwar so, daß es im Sträuchern entwickeln können, Der Sinn des Schulens und Verschulens ist es ja, schöne, did1te
Winter der Einwirkung eines leiditen Frostes ausgesetzt ist, Wenn Schnee auf dem stratifizierten Wurzelballen zu erhalten und ein gedrungenes, didites Wadi$tum in dem Strauchwerk nadi oben
hin zu erreidren. Es ist daher neben dem Verpflanzen noch notwendig, daß die Triebe, die sich
Saatgut ruhen kann, so ist das nur günstig, jedodi dürfen die Frosteinwirkungen nid-rt zu heftig
sein. Ein so behandeltes Saatgut geht im kommenden Frühjahr redit gut auf. nadi obenhin lang entwickeln, eingekürzt werden und der Strauch dadurd'i zur Verästelung gereizt
Die Aussaat kann in Frühbeete, in kleine Kästen oder in sogenannten irdenen Aussaat: wird. Ein so herangezogenes Pflanzenmaterial wächst auf jeden Fall an, wenn es aus der Baum:
Schalen oder audi im Freiland erfolgen, Maßgebend ist dafür immer die Art und Empfindlidikeit schule oder dem Kamp herauskommt und dann zur Hedrenbildung Verwendung findet. Das Ver:
des Saatgutes selbst. Die Aussaaterde wird hergestellt aus zwei Teilen präparierter Rasensoden: pflanzen wird ebenfalls jeweils 2 Tage vor Vollmond vorgenommen; am besten ist es, wenn das
erde, einem Teil reifer abgelagerter präparierter Lauberde und einem Teil gewaschenen sdiarfen Verpflanzen so erfolgt, daß möglichst viel Erde an dem Wurzelballen haften bleiben kann. Bei
Flußsandes. Das Saatgut wird auf dem Saatbeet entweder breitwürfig oder in Reihensaat ausgesät der Heranzucht nach biologisdndynamischen Gesidrtspunkten hat es Sidi erwiesen, daß diesem
und dann in dem Maße mit Saatbeeterde abgedeckt als der Durdimesser des ausgesäten Saat: Haupterfordernis voll entsprochen werden kann. Bei keiner anderen Art der Heranzudit kann
gutes beträgt. Bei ganz feinen Sämereien ist etwas mehr Erde zur Abdedcung zu verwenden. nad1 den bisherigen Erfahrungen so die Wurzelbildung gefördert werden, als durch die Anwendung
Die einzelnen Samen sollen im Saatbeet soweit voneinander liegen, daß sich die einzelnen Pfiänz: der biologisch:dynamisdren Wirtschaftsweise.
linge ungestört entwidceln können. Vor der Aussaat ist die Oberfläche des Saatbeetes mit einem Oftmals wird es empfohlen, für die Heckenheranzudit sich Ableger oder Waldheister aus
Brett zu glätten und nach der Aussaat leicht anzudrücken. Nach der Aussaat ist das Saatbeet den versdaiedenen Pflanzen vom Waldrande oder aus dem Walde selbst zu holen. Diese Pflanzen
stets gründlich feucht zu halten, was durch die Verwendung mit einem Abdeckungskompost ver: haben meistens ein redit schlechtes Wurzelvermögen, ihnen fehlen diese feinen Faserwurzeln, die
hältnismäßig leid1t durchzuführen ist. Der Boden des Saatbeetes soll aus gutem, durdrläßigem, die Erde festhalten und den dichten Wurzelballen bei den gesd1ulten Pflanzen ausmachen. Soldie
weder zu schwerem noch ganz leiditem Boden bestehen; keinesfalls darf der Boden zu nahrhaft sogenannten Waldheister müssen, bevor sie als Hed<en Verwendung finden können, ebenfalls erst
sein. Die Saatbeete sind vor dem Wind stets geschützt zu halten. Neben der Abdeckung mit dem in einer kleinen Baumschule aufgepflanzt werden. Dieses Aufpflanzen sollte so erfolgen, daß der
feinsten Laubkompost empfielt es sich, die Saatbeete nodi mit Nadelholzreisig abgedeckt zu halten. Trieb stark eingekürzt wird und audi eine Einkürzung der meist langen verholzten Wurzel er:
Im darauffolgenden Frühjahr nad‘i der Aussaat erweist es sich in den meisten Fällen als notwendig, folgt. Die Einkürzung der Wurzel ist so vorzunehmen, daß ein langer, sdiräger Schnitt nach unten
daß die jungen Pflänzlinge vereinzelt, d. h. pikiert werden. Während die meisten Gehölzpflanzen an der Wurzel geführt wird. Am Rande der Sdinififlädie entstehen dann die feinen Haarfaser:
wurzeln, die sich allmählich audi zu einem ansehnlichen Wurzelfundament auszubilden vermögen.
sehr früh sdion ausgesät werden können, kommt die Aussaat für die Hülsenfrüd-rte unter den
Gehölzen erst Ende April oder Anfang Mai in Frage. Die Aussaaten der Gehölze sollten Waldheister sind also audi erst nach einer Schulung verwendungsreif. Dasselbe gilt für alle
bei entsprechender Befeuditung des Saatbeetes zwei Tage vor Vollmond durchgeführt werden. Es Arten von Ablegern, Absenkern etc.
hat sich als sehr günstig erwiesen, wenn das Saatgut gebeizt wird. Die Beizung erfolgt eine Stunde _ Kräftige, gut bewurzelte Jungpflanzen aus Forsthaumsdrulen stammend, können gleidr nadi
“lang in einer Präparatenflüssigkeit, die aus 500 und 502-«50? hergestellt ist. “Das Saatbeet ist dem Bezug ohne vorheriges Aufschulen zu Hecken: und Gebüschpflanzungen dienen. Dabei
vor der Ansaat, d. h. vor der Herrid1tung zur Aussaat selbst "mit 500 zu behandeln. ‘ ist es aber widitig, Sidi von der betreffenden Baumschule die Gewähr geben zu lassen, daß
49

diese Jungpflanzen ohne Anwendung von Kunstdünger und Bewässerung herangezogen wurden. ;=n.qmz-sßqzsz„v UND firnquMUMLN-ißnor/l —r/'EUR &
Auch darf ein soldies Pflanzenmaterial nidit, wie es heute üblich ist, im Herbst aus den Quartieren
genommen werden, um dann bis zum Frühjahr in einem Einschlag zu liegen. Audi hier sollte
man es zur Bedingung machen, daß die Jungpflanzen unmittelbar aus ihrem Standquartier heraus.—
genommen sind und nidit vorher in einem Einsdilag lagen. Bei der Verwendung solcher Jung: Hacks «aus .7unypfl .
[\
@ url!m'l!am=
pflanzen muß in der Pflanzung und der Pflege der Hedrenanlagen besonders sorgfältig verfahren
werden. In windreidien Gegenden dürfen solche Jungpflanzenhed<en nur hinter einem Windsdtutz
heranwadisen, Der Windsdiutz kann hergestellt sein aus Erdwällen, Peisigwänden, aus Draht: ii/
/» 3;

/
zäunen, die mit Nadelholzreisig bekleidet sind, aus Schilfwänden usw.
Es ist in der Fachwelt immer noch strittig, ob die Herbst: oder die Frühjahrspflanzung die
bessere ist. Das hängt neben dem Pflanzgut nodi sehr von den jeweils herrschenden Witterungs:
verhältnissen ab. Handelt es sich bei dem Pflanzgut um Pflanzen mit guten Wurzelballen, die
die Erde zu halten vermögen, so ist die Frühjahrspflanzung vorzuziehen. Die Frühjahrspflanzung Daher sind die Pflanzgräben und Mulden kaum tiefer als 40 cm anzulegen. Die Graben.-
bringt den großen Vorteil mit Sidi, daß die Pflanzstellen sdion im Herbst gründlich vorbereitet
werden können, das heißt, daß die Pflanzgräben für die Hed<en und die Pflanzmulden für Bäume profile sind nicht senkredit gestochen, sondern sind muldenartig ausgebildet.
Je nadi der Größe und dem Alter des Pflanzmaterials werden auf den laufenden Meter
und Gebijsche schon im Herbst ausgeworfen werden und hierauf der Frosteinwirkung unterliegen freitragender oder geschnittener Hecken, die stets einzeilig zu pflangen sind, zwischen drei bis fünf
können. Der Frost zermürbt die Erde in den Gräben und Mulden und das ist von grundlegender
Pflanzen verwendet. Bei Jungpflanzen, die aus Baumschulen bezogen werden, sind fünf Pflanzen
Bedeutung. Wie sdion mehrfach erwähnt, wird in die Pflanzgräben und Mulden und auf die für den laufenden Meter vorzusehen. Bevor die Pflanzung erfolgt, werden die Wurzeln der
daneben liegende Aushuberde durcligereifter, präparierter Kompost gebradit, der, nadidem er einige Hed<enpflanzen, insofern sie keinen Erdbailen haben, erst einige Stunden ins Wasser getaucht.
Wodien darauf liegt, mit der Kraule leicht eingeharkt wird. Die Pflanzung der Hecken und Ge.-
bü3die erfolgt am besten bei beded<tem Himmel und womöglich gegen Abend. Feindiesiges ln leichtem Boden ist es sogar empfehlenswert, die Wurzeln unmittelbar vor dem Pflanzen in
einen Brei, aus präpariertem Kuhdiinger und Lehm hergestellt, einzutauchen, sodaß die Wurzeln
\Y/etter begünstigt den Pfianzungsvorgang außerordentlich. Nadi der Pflanzung ist eine durch: vollkommen durch diese Masse eingehiillt sind.
dringliche Bewässerung unerläßlich. Gleidi nadi der Bewässerung sind die Pflanzstreifen bezw. .
die Pflanzstellen abzudedren und zwar mit gut verrottetem, präpariertem Stalldünger. Wenn es
Die Anlage von Misdr:Wallhecken oder Knicks, die in gärtnerisdien Betrieben die Ab:
grenzungen des Garten.-Organismus vorstellen, in landwirtschaftlichen Betrieben aber die Raum.-
irgendwie angängig ist, sollte darüber nodimals eine Abdeckung erfolgen, am besten mit Kartoffel:
kraut, das sich für diese Zwecke vorzüglich eignet. Sehr gut bewährt haben sich Kiefern: und gestaltung über weite Flädien hinweg günstig ermöglichen, erfordert zunädist das Aufwerfen eines
Fid1tenriadeln; audi Stroh kann als Bodenbeded<ung verwendet werden, indem man es gut an Pflanzwalles. Wie sdion in der Monatssdirift „Demeter“, Heft 1 erwähnt, handelt es sich bei
den Boden andrüd<t‚ Es kann einen guten Halt finden in der Veräsfelung der Sträucher selbst,
die nadi dem Pflanzen stark zurückgeschnitten werden. GUIRSCHNI‘I‘I" ‚DURCH IM}: rr/sn-1- o.z7„zn WALLHICA’Z an. K/W'rk — r1’7s. 2. -
Der Rüdrrsdrriitt wird so vorgenommen, daß nur drei bis vier Augen an dem einzelnen Triebe
stehen bleiben. Zwed<mäßig erfolgt der Rückschnitt im abnehmenden Mond, da dann die Wachstums:
aktivität in der Pflanze selbst zurückgedämmt ist und besonders regsam im Wurzelgebiet ist,
Ist die Abdeckung richtig durchgeführt, dann wird eine Uberwudierung der Pflanzstellen fern:
gehalten, die sonst durch Unkräuter so üppig erfolgt, daß die Hed<enpflanzung oftmals in ihrer
Entwid<lung dadurch in Frage gestellt wird. Dieser Aufwand an Bodenbeded<ung erspart einem
für das ganze Jahr die weitere Pflege an der gepflanzten Hecke in Bezug auf Hacken, Gießen
und Jäten.
Häufig ist das Gelände, auf dem Bäume, Hecken und Gebüsdie gepflanzt werden sollen,
in einer wenig guten Verfassung, was die Güte des Bodens betrifft. Meistens sind die Böden
Soldier Stellen, wenn es gut geht, nur landwirtschaftlich extensiv genutzt und befinden sich daher
in einem rohen Zustande. Hier empfiehlt es Sidi, eine Bodenvorbereitung durch Leguminosen:
anbau zu treffen. Auf leichten Böden würde man diejenigen Streifen und Pflanzstellen, die mit
Hecken und Gebüsdten versehen werden sollen, mit gelben Lupinen besäen, nachdem vorher das hm}:
Land mit Präparat 500 behandelt worden ist, ln die ‘herauswachsenden Lupinen würde dann
nodi Serradella eingesät werden können. Sobald sich die Lupinen so weit entwickelt haben, daß
sie zum Bliihen kommen, werden sie abgemäht und die Grünmasse verkompostiert. Diese Grün.- dem Knid< meist um eine dreizeilige Hed<enptlanzung, wobei die mittlere Zeile aus baumartigen
masse bildet dann nadi der Pflanzung der Hecken und Giebiisdie sowohl einen geeigneten Kopf: Gehölzen besteht. Die Erde für den Pflanzwall wird aus den Gräben gewonnen, die zu beiden
di.inger als audi ein ausgezeidrnetes Abdeckungsmaterial. lnzwisdien konnte die Serradella sich Seiten am Fuße des Walles gezogen werden. Da die Erde des Walles sich über das allgemeine
gut entwickeln und bildet eine weitere Vorbereitung des Pflanzstreifens. Die Serradella bleibt stehen Erdniveau erhebt, ist sie besonderer Lebendigkeit ausgesetzt. Das hat zur Folge, daß der auf:
audi über den Winter; sie friert herab. Ihre Rückstände werden im Frühjahr mit untergebradit geschüttete Wall vor der Pflanzung keiner besonderen Düngung zu unterliegen braucht. Die
beim gleidizeitigen Ausheben der Pflanzgräben und Mulden, die auf diese Weise audi nodi den Pflanzung erfolgt nun so, daß nadi der äußeren abgrenzenden Seite des Walles die Straudizeile
im zeitigen Frühjahr eintretenden Frostwirkungen etwas ausgesetzt werden können, mit dornigem Straudiwetk in rhytlimischer Abwediselung verschiedener Straudiarten, wobei zwedr:
Bei breiten Pfianzstreifen ist es günstig, zwisdien die Hedren und Gebüsdre Leguminosen mäßig je zwei Sträucher gleicher Art Verwendung finden, gepflanzt wird. Es eignen sich zu
anzubauen und diese sobald sie Sidi üppig entwid<elt haben, abzumälien oder abzusiclieln und die diesem Zwedr besonders der Bodrsdorn, der Weißdorn, Schlehe, Brombeere, Berberitze sowie
abgemähte Masse als Bodenbelag über den ganzen Boden hinweg, wo die Pflanzen stehen, zu die Hundsrose.
verteilen. Auf sdiwereren Böden könnte anstatt Lupinen und Serradella ein Wid<gemenge Ver: Audi die mittlere Zeile aus den baumartigen Gehölzen ist rhythmisch gepflanzt, bloß daß hier
wendung finden, mit dem ähnliche Erfolge erzielt werden können, wie das eben für leidite Böden jeweils nur eine Pflanze der Sidi rhythmisch folgenden Art Verwendung findet. Die Anordnung
mit Lupinen und Serradella besdirieben wurde, wird zweckmäßig so vorgenommen, daß sich ein frühbliihendes und friihtreibendes Gehölz ablöst
Die Pflanzgräben und Pflanzmulden werden grundsätzlich nidit tiefer angelegt und vorbe: mit einem später blühenden und später treibenden. Der Rhythmus kann audi weiterhin dahin:
reitet, als es das Wurzelvermögen des betreffenden jungen Baumes, Strauches oder der Hed<en: gehend bead1tet werden, daß ein sd1nellwachsendes Gehölz mit einem langsam wachsenden
pflanzen bedingt. (Siehe Fig. 1.) wechselt.
50 31
Die innere Ptlanzzeile besteht zwed<mäßig aus Nutz: und Futtergehölzen, wie Haselnüsse, zur Verfügung gestellt, wie dem Krebsforscher.“ (S. 7 Erwin Liek, „Krebsverbreitung, Krebsbe:
Hollunder, Hagebutte, Das Vieh sd1ätzt es noch besonders, wenn nadi innen herein Hainbud1en, kämpfung, Krebsverhütung“, München 1932).
Weiden sowie Birken gepflanzt sind. Die Pflanzung der drei Zeilen folgt im Verband und zwar
Des bekannten Arztes Dr. Liek neuestes Krebsbud1 orientiert in umfassender, genieinver:
so, daß der Abstand in der Reihe ca. 80 cm beträgt, Die Wallkrone hat eine ungefähre ständlicher Weise über den gegenwärtigen Stand der Krebsforschung. So tief eindringlich Liek
Breite von 70 cm. Figur 3 zeigt ein Pflanzschema, das den oben besdiriebenen Rhythmus die Krebsentstehung audi behandelt, so offen gesteht er ein: „Wir kennen bisher weder die
berüd<sichtigt Krebsursadie, nodi die Krebsursachen. Wir werden sie kaum je kennen lernen, ebenso wie etwa
das Geheimnis der Zelle oder des Lebens sd11ed1thin.“ Mit gründlidier Genauigkeit, sich be:
PrmNz—.savz MA 7477: J:/'NL M/JCH- cm.: := VAL.L HL CK}:
ouzn {KN/CK r/is._5 mühend von wissensdiaftlidien Dogmen frei zu bleiben, erörtert Liek die bisher erforsditen Krebs.-
entstehungsbedingungen. Liek ist sich sicher, daß unsere ganzen Anschauungen über den Krebs
vom Grunde auf geändert werden müssen. Das Dogma Virchow’s von der primären örtlidien

"'i'i'i'fi'f'i'i"iiii'l'i'i;gjgi;jfilfjf|‘fiii‘|i'icial‘i'iiw'i'ifn
l l i i l i
Krebsentstehung wird verworfen. Als nidit richtig wird es auch angesehen, daß der Krebs immer
ein Frühstadium durchläuft, in dem er sicher heilbar ist, „Ein Krebsausbruch ist beseitigt, es
dauert Monate, es dauert Jahre, selten Jahrzehnte, und an irgend einer Stelle des Körpers tritt
i
ilijiii„ lllljllltltjli °ii,it„iii wieder Krebs auf.“ „Der Krebs ist ein konstitutionelles Leiden, eine Krebsbereitsdiaft.“ Die
sdiließlidi offenkundige Geschwulstbildung mag sich durch die Reiztheorie Virdiow$ oder die
Cohnheim:Rippert’sche Theorie der Krebsentwiddung aus der schrankenlosen Waüstumstendenz
versprengter embiyonaler Zellkeime erklären lassen. Man vermag Krebs auf Tiere zu übertragen,
A
hoc Bzo'rkp £äcfie Weide
£äc/le Z°rla varäudne ng}nl Liga.-ie Ibaérudn
7n

Vallkrone künstlidi Tierkrebs zu erzeugen durch fortdauernd gesetzte Reize (Teerkrebs).

ijijii ijii l |°ii°ji Will i“ H Mari züchtet unerniüdlidi lebendige Tierzellen im Brutsdirank, beobaditet mit stärkstem Mi:
iii I kroskop, Mikrofilm und Zeitraffer ihre Biologie und Physiologie. Die Krebsentstehungsfrage ist
ein Zellproblem geworden. „Die Krebszelle ist anders als die normale Körperzelle.“ Ihre ver.-
änderte Funktion ist viel widitiger als die veränderte Form. Die Funktionsbeobaditung zeigt, daß
érbéanJc/do ' I
“ __"

sie unbeschränkt teilungsfähig, äußerst selbständig und eigenwillig ist; sie weiß nichts vom „A1.—
_iIilililililiidtlilililidilLlilil lllllltlillllltllLl truismus“ (von I‘Iansemann) der normalen Zelle. Ihr Stoffwechsel ist verändert. Sie oxydiert
nach Warburg von 13 zugeführten Zud<ermolekiilen nur 1, die übrigen 12 werden in Mildisäüte
umgewandelt. Sie hat also die Fähigkeit der Glykolyse, Zuckerauflösung und Umwandlung in
Milchsäurebildung. Ein Uberniaß von blilchsäure aber ist ein sdilimmeS Körpergift; nach Bod<el:
Nach der Pflanzung der drei Gehölzzeilen ist eine sehr durchdringende Bewässerung wichtig. mann ist audi bei Epilepsie, Phosphorvergiftung, akuter gelber Leberatrophie die Anwesenheit von
Die Krone des Walls wird nadi dem Bewässern ebenfalls mit präpariertem ganz verrottetem Milchsäure gesteigert. Audi andere wichtige Störungen, z. B. des Kali:‚ Kalk:, Phosphorhaushaltes,
Stalldünger abgedeckt und darüber Kartoffelkraut, Stroh etc, als Abdeckung gebreitet. Audi sind in der Krebszelle nachgewiesen. Das Krebsgewebe hat mehr Kalium, weniger Kalzium als
hier sind die gepflanzten Gehölze soweit zurückzusdmeiden, wie dies Figur 2 zeigt. Die Zeidmung das normale Körpergewebe. Der Blutzuckergehalt ist beim Krebskranken höher als beim Gesunden.
Figur 2 erläutert audi wie die Bösdiungen des Walles befestigt sind. Es gibt dreierlei Arten Das sdirankenlos wudiernde, schließlidi den Organismus zerstörende Zellwachstum beim Krebs
von Befestigung. Die eine Befestigung besteht aus fladiverlegten Rasensoden, die zweite aus ist nach Fisdier:Wasels zurückzuführen auf eine immer wieder begonnene und immer wieder ge:
aufeinander gestapelten Rasensoden und die dritte aus Feldsteinbelag. störte Regeneration. „Die Krebszellen sind hinfälliger als normale Zeiten.“ Der Krebs nimmt
Die jungen heranwachsenden Heckenanlagen sind auf jeden Fall für einige Jahre vom Be.- zu mit der höheren Organisation der Tierreihe. Warum.?
fressen durch das Nutzvieh und Wildgetier geschützt zu halten. Das macht freilich gerade bei Die primitive Tierwelt, wie audi das kindlidie Zellgewebe sind wachstums: und aufbau:
Hed<enanlagen für Weideflächen erheblidie Schwierigkeiten. Man wird sich nur durch entspred1ende freudig aus der Fülle der Jugend. Die Altersprozesse zerbrechen die Kraft der Regeneration.
Einzäunung (Stangen: oder Stadieldraht) der Hedrenanlagen behelfen können. Daher ist der Krebs so häufig im Alter, jedoch mit langer „Inkubation“ (Veranlagung).
Die Anwendung des Präparates 501 zur Förderung eines gedeihlichen Wadisens der Vielfältige Krebsbedingungen sind bekannt, äußere und innere Giftwirkungen, Alkohol, Ni:
Baum:, Strauch: und Hedcenpfianzung kommt erstmalig in Frage, wenn die Triebe gut aus: kotin, Syphilis, Röntgen:‚ Radiumstrahlen, stark wirkende Chemikalien, Metallgifte der Konserven:
gebildete Blätter tragen. Die Anwendung soll dann nodi zwei weitere Male geschehen. nahrung, Färbung der Konserven durch Anilinfarben, Teerfarbstoffe, durch Metallsalze, Kupfer,
Bei Beaditung der hier für die Anzudrt und Anlage von Hed<en und Gebüsdien gemachten Aluminium, Zink, Zinn, Einwirkungen von Qued<silber, Blei, Formalin, Arsen, Schwefel, Benzoe:,
Angaben ist das gute und sdmelle Anwadisen der jungen Pflanzungen gewährleistet. Die Sorgfalt Bor:, Salicylsäure, „Denaturierung“ der Nahrungsmittel, Blausäurevergasung, „Zyklonisierung“
in der Vorbereitung und bei der Pflanzung sowie der Aufwand für das durdidringende Bewässern des Mehles gegen Ungeziefer (Siehe J. Ellis Barker „Krebs, seine Ursad1en und sichere Ver:
und der unmittelbar darauffolgenden Abdedcung gestaltet sich dadurdi lohnend, daß die Pflege: hütung“, audi CurtLenzner „Gift in der Nahrung“, audi Dr. med. Sdilegel „Die Krebskrankheit“.)
inaßnahmen für die Anlagen in den kommenden Jahren nur noch geringfügiger Art sind. Dauernd wiederholte kleinste Dosen der aufgezählten angreifenden Stoffe wirken als giftige
Reize im Ernährungsprozeß höchst schädlich. Bekannt ist die Entstehung des Arsenkrebs nadi
Arsenbehandlung der Schuppenflechte. Askanazy, Garrel und Fischer.-Wasels geben an, daß
sdion winzige Mengen von Giften, wie Teer, Arsen, Karbol genügen, um eine Krebsbereitsdraft
im Tierversuch zu erzeugen. Asphaltstraßenstaub, Autoabgase, Sdiornsteinruß wirken in dieser
Zur Krebsentstehungsfrage Richtung, dazu überdies die meisten modernen Arzneien, sofern sie diemisch=synthetisrhe Teer:
Dr. med. Schulz, Kurarzt, Tabarz (Th, W,) abkömmlinge (Kohlenstoffderivate) sind. Der Organismus wird, man könnte sagen, auf die Dauer
L „ verkohlenstoffwechselt “.
Immerhin sind der Röntgenkrebs und die meisten Gewerbekrebsarten, der Sdioriisteinfeger:
Der gegenwärtige Stand der schulwissenschafilichen Krebsentstehungsforschung krebs, der Krebs der Petroleum:‚ Paraffin:, Ol:, Anilin:‚ Brikett:, Radiumarbeiter durch sorg.-
fältige Schutzmaßnahmen, Sauberkeitsbestimmungen zu vermindern, zu verhüten. (Asphaltstaubfreie
Wohl niemals ist in der Gesdhchte der Medizin die Entstehungsfrage einer Krankheit mit Straßenanlagenl) Die Todesfälle der Gewerbekrebse bilden ohnehin nur einen kleinsten Teil der
so ungeheurem Fleiß untersucht werden, wie gegenwärtig die Erforsdiung der Krebskrankheit be: gesamten Krebssterblichkeit: 60 bis 80 Prozent aller Krebse betreffen den Magenclarmkanal und
trieben wird. Riesig ist das Schrifttum über die Krebsfrage angesdiwollen. seine Umgebung, beruhen also auf Störungen des Verdauungsprozesses. Liek macht hierfür bei
„Auf keinem Gebiet wissenschaftlicher Forsd1ung wird heute soviel gearbeitet, wie auf dem vielen Patienten die zu reichlidie, üppige Ernährungsweise verantwortlich. Der Zivilisationsprozeß
Gebiet des Krebses, keinem Forscher werden öffentlidie und private Mittel in so großem Umfang habe die Mensd1heit verwöhnt. Das ist ganz gewiß riditig. Weniger, einfadwr essen wie unsere
52

Väter, die Nahrungsmittel entgiften, so lautet Lieks Forderung zur Krebsverhütung, die er nebst Ein Verständnis der Mistel:Heilwirkung ist aber natrülid1 nidit zu erreichen ohne ein genaues
sonstigen Ratschlägen in zehn einfachen Regeln zum persönlidien Krebssdiutz zusammenfaßt.
Studieren der Krebsentstehungsursachen aus den Geist:, Seele:‚ Leibzusammenhängen des
Menschenwesens.
Leider vergißt er die Abschaffung des die Nahrungsmittel sdiädigenden Kunstdüngereinflusses Die tieferen Gesetzrnäßigkeiten der Krebsentstehung lassen Sidi nidit aus der Mikrozell:
zu erwähnen. Dieses Kapitel entgeht seiner sonst so sorgfältigen Untersuchung. Audi die
sdiädigende Wirkung der Fäkaliendüngung und die fehlerhafte Naturdiingeranwendung wird nicht forsd1ung oder dem Tierexperiment ableiten, obgleidi das Verhalten der Zellfunktion die zugrunde:
berüd<sidüigt. Liek lehnt ferner in Übereinstimmung mit Hindhede die neuerdings vielfadi behauptete liegenden geist:seelisdien Kräftewirkungen bis in die Formbildung hinein spiegelt. Es eröffnet sich
da kein Widerspruch, sondern eine Erweiterung und Vertiefung der Erkenntnis. Diese erfordert
krebsbegünstigende Wirkung der Kartoffel:Ernährung ab. Er bezeichnet den Kaliumgehalt der allerdings ein Verstehen der Erkenntnismethoden, wie sie Rudolf Steiner in seinen philosophisd1en
Kartoffel als physiologisdi. Seibstverständliä riditigl Aber woher die enorm zunehmenden Kartoffel: Sdiriften begründet und audi in medizinisdren Fragen, z. B. der Krebsforsdiung, praktisdi ange:
krankheiten, Kartoffelkrebs? Ein Tierversudi soll sprechen. In meinem Keller überwinterten vor
wandt hat. Diese Methoden erziehen zu einem lebendigen, beweglichen Denken, das nidit in
zwei Jahren zwei Kisten Kartoffeln, die eine „kunstgedüngt“, die andere „biologisdr:dynamisdf‘
kultiviert. Die letzteren
#

es war ein strenger Winter im Thüringer Wald



wiesen zahlreidie
Nagespuren von hungrigen Mäusen auf, die ersteren waren nahezu unberührt geblieben. Eine
Erklärung dieses audi anderwärts oft beobachteten Phänomens erübrigt sich.*) Aber ein Blick
Definitionen erstarrt, sondern welches bildhaft diarakterisiert und sich gleichwohl sehr genaue Be:
griffe erarbeitet. Die Veröffentlichungen dieser Forschungsresultate liegen vor in der Zeitschrift
„Natura“ (herausgegeben von der medizinisd1en Sektion am Goetheanum in Dornad'i).
in den Koditopf nebst vorurteilsfreier Geschmacks: oder Gerudisprobe genügt häufig audi sdion,
H.
den Unterschied zwischen gesunder und kunstdüngergeschädigter Kartoffel erkennen zu lassen.
Idi darf im letzten Abschnitt dieser Arbeit nodi näher auf das Problem „Kunstdüngereinfluß und Ergebnisse der Krebsforschung Rudolf Steiners und seiner Schule
Krebsentstehung“ zuriidckommen. Professor Sauerbruch schrieb ein bedeutsames Vorwort zu der letzten Arbeit von Professor
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Krebs sich unter zwei Bedingungen entwid<elt; erstens Hugo Sdiulz:Greif$Wäld, der Übersetzung des kostbaren, frühmittelalterlidien Werkes der Abtissin
muß eine allgemeine Disposition, die Krebsbereitschaft, vorhanden sein, zweitens eine auslösende Hildegard von Bingen „Ursachen und Behandlungen der Krankheiten“. Man könnte diese letzte
örtlidie Ursadie. Das Verhältnis dieser Bedingungen wedi$eh nadr Liek in weiten
Arbeit das medizinisdie Testament „des wahrhaft vornehmen Mannes und großen, giitigen Arztes“
Grenzen. Die Krebsbereitsd1aft kann angeboren oder erworben sein. Die erstere ist erblidi be:
dingt und äußert sich in embryonalen Keimverlagerungen (Fischer.-Wasels). Die erworbene Krebs: nennen. Aber vermag eine der heutigen Größen der sdiulwissensdiaftlidien Krebsforsdiung das
für die praktische Medizin aufzusd11ießen und fruchtbar zu madien, was die seherisch begabte
bereitsdmft kann unter anderem durdi den Bodeneinfiuß entstehen (ungünstige geologische Ver: LÄbtissin Hildegard „Von den Krebskranken“ einst schrieb?:
hältnisse, unterirdisd1e Wasserläufe).
Die durch mannigfaltigste äußere und innere Reizstoffe bedingten Stoffwediselstörungen der „Sind aber das Trod<ene oder das Lauwarme, die in soldiem Falle den Schleim
Krebszelle, veränderte Gewebsatmung, Versd1iebung des Kalium:Kalzium:Verhältnisses, Ande: des Feuditen und des Schaumes bilden, über ihre Grenzen hinausgegangen, so erzeugen
rungen des Säurebasengleid1gewichtes, erhöhte Blutalkalose, vermehrter Blutzudker, Milchsäure: sie beim Menschen geräuschvolles Aufstoßeii und den Schlucken, lassen in ihm den Krebs
bildung, Glykolyse, wirken als allmählidie Zellgewebssdiädigung. entstehen und bewirken, daß die Würmer ihn verzehren und das Fleisch seines Leibes
Niemals befällt der Krebs ein gesundes, sondern immer nur ein krankes Organ, sagt Liek, zu mißgestalteten Gesdiwüren an5diwillt, so daß audi durch die wachsende Gesdiwulst
und stimmt Blumenthals Definition zu: „Das Problem der Disposition und der Krebsentfaltung einer seiner Arme oder eines seiner Beine größer wird wie das andere. Dies tun sie
ist ein Stoffwedi5elproblem“. solange, bis sie von dieser Pestilenz wieder abgelassen haben. Daher kann er nicht lange
leben.“ (S. 57.)
Wie das krebskranke Gewebe besd1affen ist, wie es funktioniert, das weiß die Sdiulwi33en:
schaft also ziemlidi genau; ebenso ist der krebsbildende erworbene Einfluß der äußeren und inneren Audi wird von der Abtissin Hildegard die l\/Iistel bei „Verhärtung der Leber“ und „Sdimerz
Dauerreize und Giftstoffe mit Ausnahme der Kunstdüngerfrage von Liek genau ins Auge gefaßt. in der Seite“ als Heilmittel empfohlen.
Es sei hier davon abgesehen, auf die Modetheorie der Erdstrahlung näher einzugehen. Audi Hildegard fußt auf der alten Säftelehre des Hippokrates, die nodi bis zu Rokitanskys Patho:
lohnt es sich nidit den Wust der Bazillentheorien zu verfolgen. logisdier Anatomie (1842) in die abendländische Medizin hineinsdiimmert. Das endgültige Ver:
\Wolier aber die angeborene Krebsbereitschaft? Von den Eltern? Sicherlich spielt der Ver: lassen der altehrwürdigen Tradition gesdiieht erst 1858 mit dem Erscheinen der dogmatischen
erbungsfaktor eine große Rolle. Woher der Krebs in der Blutlinie? Wiederum angeboren oder Zellularpathologie von Virchow. Man denke hier an Virchows Dogma von der lokalen Krebs:
erworben? Das Problem ist auf die lange Bank geschoben, ein circulus vitiosus entsteht. Wie entstehung und die auf diesem Dogma begründete Krebszellgewebsforsdiung, die gewiß audi außer:
eingangs erwähnt, verzichtet Liek auf die Erklärung der letzten, oder besser gesagt der ersten, ordentlid1 Wertvolles geleistet hat, aber in der Betraditung eines allzukleinen Gesichtskreises stecken
frühesten Ursache. Wieviele Mensdien aber bleiben dicht neben dem Krebssterbetall gesund, ob: blieb. Gibt es nidit einen Weg zur Einsidit in weitere Zusammenhänge? Hugo Schulz, von dem
wohl sie den gleichen schädigcnden Milieueintliissen, den gleichen äußeren und inneren Reizen ausgesetzt Professor Sauerbrudr sagt, „daß er die Weisheit besaß, das Große zu schauen und die Begnadung, es in
sind. Sie sind stärker, gesünder disponiert, obsdrori das unheimlid1e Krebsgespenst jährlidi 300000 Kleinem wiederzuerkennen“, schloß sich an die ärztliche Meisterin Hildegard von Bingen an. Man kann
Krebskranke im Deutschen Reidie befällt. von diesen Beiden aus hinfinden zu Rudolf Steiner, „dem Erforsdier seelisdrer Beobachtungsresultate
Gibt es noch tiefere, nicht so offensiditlidi greifbare Ursachen? Liek weist hin auf seelisdre nach naturwissenschaftlid1er ldethode“. Diesem ist es gelungen, die großen geistigen Zusammenhänge,
Störungen, als Kummer, Sorge, Schwermut u. dergi. „Der bekannte Anthroposoph Rudolf aus denen einst die Säftelehre entsprungen war, in verwandelter zeitgemäßer Form wieder zu neuem
Steiner“, so sagt er, „führte den Krebs zurüd< auf ein in der Jugend erlebtes seelisches Trauma, Leben zu erwedren.
Enttäusdiungen, Hemmungen, also auf einen verdrängten Komplex im Sinne Freud’s“. Von Was sah denn die alte Erkenntnisart der griechischen Zeit des Hippokrates in den vier
Fisclier:Wasels werden diese Dinge als „inhaltsleere Schlagworte“ abgetan, von Liek trotzdem als wirksamen Säften des menschlichen Körpers, der sd1warzen Galle, der gelben Galle, dem Schleim
mögliches kausales Geschehen nidit abgeleugnet, aber auch nidit weiter untersucht und, wie wir und Blut spezialisiert? Mari dadite nidit nur an das erdhafte Element in der schwarzen Galle. Man sah
später sehen werden, nur oberflädilidr gesehen. das Blut von kosmisdt:ätherisdnen Wärniekräften, den sdiaumigen Sdileim vom Luft:Lid1täther,
Hier wird die Begrenzung des einseitig materiellen Standpunktes der Zellgewebsforsd1ung die gelben oder weißen serösen Lymphflüssigkeiten von klangätherisd1en Kräften durchdrungen.
deutlich. Es rädit sich das Festhaftenbleiben an den Mikroproblemen. Die große Linie der Von der sd11echten Misdrung (Dyskrasis) dieser Säfte spridit ja die Abtissin Hildegard fußend
Krankheitsentstehung aus den Zusammenhängen von Geist, Seele und Leib in der mensdilidien auf der alten Tradition, wenn sie die gestörten Körper-beziehungen des Trockenen oder des Lau:
Natur wird nicht erkenntnismäßig durdileuditet. Audi Liek tappt hier im Dunkeln, trotz seiner .warmen zum feuditen Schleim und Sdiaum beschreibt. Dr. Steiner hat aus neuer selbsterworbener
Bejahung des Möglichen. Die genaue Orientierung in der Krebsforsdmng Rudolf Steiners ersdrien Erkenntnis in medizinischen Kursen einer geisteswissensd‘raftlid1 orientierten Arzteschaft dargestellt,
ihm wohl nodi nicht widitig genug. Diese Haltung führte denn audi zu Lieks Mißverständnis wie man mit Hilfe einer exakten Denksdmlung bei wadiem ldibewußtsein diese den mensdilidien
in der Auffassung der von Rudolf Steiner angegebenen Mistel:Therapie zur Behandlung der Leib als „Bitdekräfte“ durchdringenden und organisierenden Kräfte wahrnehmen lernen kann.
Krebskrankheit. Aus ihrer Wechselwirkung sind die Rhythmen des Wadien$ und Sdilafens, Leben und Tod,
Gesundheit und Krankheit zu verstehen. . .
*l Siehe Demeter 1931 Seite 162 und Nature (englisch) l929 Seite 760.
55
Die Krebskrankheit erweist sich bei einer solchen Betrachtungsart als ein gestörtes Wedisel: der auf diese Weise noch früh genug diagnostizierten Krankheitsfäile geht bereits in die Tausende.
verhältnis der mineralisierenden und der in der Körperfliissigkeit webenden klangätherischen Kräfte Den Wert der hier einsetzenden, von Rudolf Steiner angeratenen Mistel:Einspritzung an dieser Stelle
zu den wärme: und lichtätherischen Bildekräften. Die Lebensprozesse werden nicht mehr genügend näher zu diarakteri$ieren, liegt nidit im Rahmen dieser Arbeit. Nur soviel sei in bezug auf
ätherisch durchwärrnt, durchlid1tet und durchatmet. Dieses wudiernde Verwalten einzelner Kräfte die Richtung dieser Behandlungsweise angedeutet, daß selbstverständlid1 der Neigung
des Atherleibes, das seine Wachstumsrichtung zu stark einseitig schießen läßt. wird nidit genügend des menschlichen Organismus, an falscher Stelle Wucherungenund Geschwiire bilden
zurückgedrängt und ausgeglichen durch die entgegenwirkenden lid1t:wärmehaften Kräfte. Ebenso zu wollen, mit Arzneien entgegengewirkt werden muß, nicht nur durch Änderung der
sieht ja die Abtissin Hildegard in den gestörten \Vediselbeziehungen des Wärmehaften und Luft.- seelisch:geistigen Haltung des Patienten. Wie iiberhaupt die Kenntnis der inneren
elementes (Schaum) zum feucht:schleimigen und trodcen:festen Element
#

man könnte auch sagen Krebsursadien nicht zu einer Vernadiläßigung der äußeren Krebsursachen und Hei:
in mangelhafter Durd1atmung des Körpers die Ursache der Krebskrankheit. Die Wärme:
#

lungshemmungen führen darf, welche in manchen Fällen einen fast übe rwältigenden
vorgänge im menschlichen Organismus haben außerordentlich viel mit der Seelentätigkeit zu tun, Charakter besitzen! Die Mistel auf den Bäumen verkörpert in ihrem luftigen, parasitären
die Lid1twirkungen sehr viel mit der Betätigung des Geistes. Kommt die Betätigung von Geist Wachstum den licht: und wärmeätherisdien Gegenpoi des zu starken „Erde:werdens“‚ des Über:
und Seele durch Schwächezustände ins Hintertreffen, so tritt eine schädliche Selbständigkeit der wudierns terrestrischer Wirkungen in der nien3dilichen Natur, wenn sie die Krebshilclung in sich
Wachstumskräfte ein. Das wirkt sich alsbald körperlich aus. Es ist ja bekannt, wie sehr sich trägt. Die Gegensätze aber heilen sich aus.
seelische Erregungs: und auch Erschlaffungszustände in den Absonderungen der Drüsen im Zusammenfassend ist also zu sagen: Tritt eine Störung in der Dynamik der mensdilidien
Organismus fördernd oder henimencl, gesundend oder krankmadiend zur Geltung bringen. ich: ldi:Entwidclung in dem Sinne auf, daß die Seelen: und Geistfähigkeiten nicht genügend Geistes:
Schwäche wirkt sich aus solchen Zusammenhängen heraus körperlich aus. licht und Seeleriwärme erzeugen, so werden von diesem Mangel an schöpferisd'ier Entfaltungskraft
Was ist unter ldi:Schwädie zu verstehen? Es kann dies hier nicht umfassend abgehandelt
werden, sondern nur kurz charakterisiert werden. Ein Mensch, der nicht die Fähigkeit besitzt, mit
— die ersten Anfänge dieses Rüdcsdnittes können sd-ricksalsm'a'ßig weit zuriidcliegen (Siehe Natura
JulifAugust 1928 S. 3?)
#

auch die physisch:organischen Licht: und Wärme:Prozesse betroffen.


den Anwandlungen von Niedergeschlagenheit, Enttäuschung usw. fertig zu werden, kann lch:sd1wach Die erdhafte Natur des Menschen beginnt da und dort sich selbständig zu machen und gerät unter
genannt werden, Tdi:stark ist derjenige, der sich in seiner inneren Aktivität, in seiner moralischen den gestaltenden Einfluß undisziplinierter Bildekräfte, weldie die Krebsgeschwulst hervortreiben.
Haltung nicht beeinträchtigen läßt, der imstande ist Fehler seiner selbst und Schicksalssd‘tläge in Erwähnt darf noch werden, daß es eine Krankheit gibt, die gerade entgegengesetzt geartet ist:
der riditigen Art zu „verkraften“. Die menschliche moralische Persönlichkeit. das ich, wird die „Manie“ oder „Tobsucht“, bei welcher die seelisch:geistige Organisationskraft zu stark aus dern
in dem Nlaße frei und kraftvoll, als sie von sich aus in innerer Willensanstrengung und in moralisd1: Stoffwechsel heraus drängt. Das ich gerät „außer sich“, vermag nicht mehr im Physisdren zu
sdaöpferischer Phantasie die göttlich:geistige Weltorclnung erfassen und verwirklichen lernt (R. Steiner estalten.
„Philosophie der Freiheit“ 1929, Dornach). Das vollzieht sich unter Überwindung der mannig: g Es mag den in materiellen Denkgewohnheiten sich bewegenden tntellekt zunächst schwer
fachen niederen leiblichen Triebe. Die fortschreitende Umwandlung der niederen Triebe aller Art fallen, die geistig:seelidt:leiblichen Beziehungen der Krebsentstehung zu begreifen. Aber Uni:
in höhere Seelenkräfte durch entsprechende geistige Tätigkeit (moraldurchdrungene Gedankenarbeit) denken lernen heißt auch hier den Fortschritt der medizinischen \Wissenschaft aus den Sackgassen
ist deshalb entgegengesetzt dern Sidigehenla33en oder dem Versagen in bezug auf höheres Streben. der einseitigen Krebsentstehungstheorie fördern helfen.
Das sittlidie Aufwärtsstreben des Menschen verhindert jenen Rückgang seines inneren Wesens, Zwanglos erklärt sich aus den skizzierten Zusammenhängen auch die Tatsache der Krebs:
der von jeher symbolisch mit dern Krebs in Beziehung gebracht worden ist. bildung als einer vorwiegenden Alterserkrankung. Das Kind ist nodi ganz von den geistigen
Es handelt sich hier aber ganz besonders darum nicht irgendeine intellektuelle Gedanken: Kräften des Kosmos behütet und geleitet. Stufenweise ergreift in siebeniährigen Lebensabschnitten
betätigung, audi wenn sie nodi so intensiv ist, mit der moraldurchdrungenen Geistesarbeit zu ver: die Geist:Seele des Kindes, wie Dr. Steiner in pädagogischen Vorträgen schilderte, den leiblichen
wechseln, welche hier gemeint wird. Intellektuelle Gedankenbetätigung kann durchaus geistig: Organismus, körpert sich allmählich ein bis zur Wadrstumsvollendung des physischen Leibes im
moralisch gleidigiiltig sein und dient allzu häufig nur der Befriedigung des niedrigen Trieblebens. 21. Lebensjahre. Nachdem in den ersten Lebensiahren die lchkraft den kindlichen Körper zum
Der menschlid1e Intellekt betätigt sich heute ganz besonders im zivilisierten „Kampf ums Dasein“
mit seinem rücksichtslosen Lebensstil. Nur zur häufig leitet man gerade aus irgendweld1en Ent:
Aufrichten, Stehen, Gehen und Spredien heranbildete
intimeren Seeleneigenschaften :«
—- in den Schuljahren entwidcelt sie die
beginnt sich in den zwanziger Jahren die selbständig werdende
täuschungen im Verkehr mit Mensdien das Redrt ab, sich selbst auf eine fast tierische Art der individualität moralisd1:kiinstlerisch zu entfalten. Wenn aber infolge des Versagens der Erziehungs:
Selbstbehauptung einzustellen und sich in einer solchen Haltung zu verhärten. In diesem Lebens: praxis, infolge der Vererbungs: oder sozialen Hemmungen
#

die Vielzahl der eingangs aufge:


stil liegt ein Grundiibel, ein Krebsschaden unserer Zeit. Noch ist zu wenig edite Nächstenliebe zählten äußeren oder inneren Reizwirkungen und Ernährungsschäden tritt hier hinzu „ die zur
vorhanden, um das Dasein auf eine höhere Art zu meistern. Der Niedergang des Abendlandes Entfaltung drängende ldikraft abgelähmt wurde, so wird sich je nad1 Veranlagung und „Krebs:
hängt zusammen mit einem Mangel an starkmütiger Herzensgiite, die das interesse des Anderen bereitschaft“ schon um die Wende der dreißiger Jahre bald friiher, bald später, die physisdie
zum eigenen macht und die Krebskrankheit ist damit zusammenhängend eine besonders sdiaurige Auswirkung der Geist:Seelen:Lähmung irn organischen Geschwulsterscheinen offenbaren. Die
Seite des Niedergangs. So ist gerade das Hinsdrauen auf die tieferen Krebsursachen und ihre Geist:Seelenkräfte, die in der Jugend normalerweise am Aufbau der physisdaen Leiblichkeit
furd1tbaren leiblidien Auswirkungen besonders geeignet die katastrophalen Folgen der „Kampf arbeiten und späterhin sich in der Ausbildung des kultivierten Seelenlebens betätigen sollten, sind
ums Dasein“:Theorie im praktischen Leben erkennen zu lassen. Viel zu sehr wird der Rekord.- in der physischen Organisation mehr oder weniger zurüd<geblieben,.beginnen dort zu runtoren,’ in
jäger, der Boxertyp als „Held des Tages“ gefeiert. Man vergisst, daß wirkliche Stärke immer krebsartigen Neubildungen ihre Kraft zu erschöpfen (vgl. Dr. Steiner „Natura“, Juni 1928).
im Aufrufen der Mitleidskräfte gegenüber den Kranken und Sdiwadien sich zu beweisen hat. Ersdiredcend häufen sich in jüngster Zeit die Krebserkrankungen iiingerer Lebensstadien.
Man sollte mitleidsvoll auch die Tragik der heutigen geistig-schwierigen Weltlage empfinden, Die beiden schwarzen Zeitwolken Arbeitslosigkeit mit ihren demoralisierenden Folgen, Unterer:
welche die Menschen so vielfadi aus Mangel an Erkenntnis in die Krebsveranlagung hineinzieht. nährung und Nahrungsmittelschädigungen wirken hier in gleicher Weise krebserzeugend, teils von
Indem man den Zusammenhang biologisd1er und moralischer Weltgesetzmäßigkeiten studiert, der geistigen Seite her, teils von der Seite der äußeren Einflüsse her. (Schluß folgt.)
lernt man die Veranlagung der Krebskrankheit und deren vorauseilende Begleitumstände verstehen.
Man kann verfolgen wie aus der Ich:Schwädie physiologische Umstellungen des Organismus mit
sdiädlidier Drüsentätigkeit und entarteter Gewebstätigkeit hervorgehen.
„Der im Physisdren sich anstehende Krebstumor, audi in seinen allerersten, physisdi nadi:
weisbaren Anfängen ist für uns nidit mehr ein Anfang einer Erkrankung, sondern ein Ende, die „Brom im Brot“
Sdilußphase eines dramatisdien Geschehens, das sich lange Zeit vorher im Seelischen abgespielt Apotheker Hans Krüger .
hat.“ (Vgl, S. 52 Dr. Kaelin, Die prophylaktisdie Therapie der Krebskrankheit, 1930.) Be: Unter dieser Überschrift und mit dem Untertitel „Das Mehl wird veredelt“ schreibt Herr
deutsam zum Verständnisse der Krebsentstehung ist die der Erkenntnis der „Krebspsydie“ (Sud1antke) Professor Dr. K. Mohs, Direktor des Institutes für Müllerei in Berlin, im vergangenen Jahre
als krebsvorbereitender Zustand, des Blutes als ursprünglidien Träger der krebserzeugenden Kräfte. in einem Artikel, der anscheinend durch mehrere Tageszeitungen unserer Großstädte ging, über
Dr. Kaelin hat sich das große Verdienst erworben durch die Ausbildung der kapillar:analytis®en die Anwendung von Chemikalien zur Steigerung der Badcfähigkeit sowie zur Bleidiung der
Blutbildmethode eine exakte Darstellung dieser krebsbildenden Kräfte erreicht zu haben. Die Zahl deutsdien Weizenmehle.
56

Den Anlaß zur umfangreidien Anwendung dieser Chemikalien


mit Präparaten zur Verbesserung der Bad<fähigkeit behandelt“
——
es werden seit einigen
Jahren, wie der Verfasser einleitend bemerkt, „etwa 73°/0 der in Deutschland hergestellten Mehle
gibt der Umstand, daß die
#
allerdings in aller Deutlichkeit die Gegenfrage heraus: Welche Versuche, und zwar müßten sie
sich bei Tierversuchen nach den] Angefiihrten mindestens über 2#3 Generationen erstrecken, haben
denn die Unsdiädlichkeit regelmäßiger Bromkaliumgaben bewiesen, ehe man sich dazu entschloß,
inländischen Weizenmehle in ihrer Badcfähigkeit, wie Prof. Mohs sagt, „infolge der klimatischen durch ihre Beimengung zum täglichen Brot ein ganzes großes Volk diesen Wirkungen auszu:
Einflüsse oder Bedingungen, unter denen sie wachsen oder geerntet werden“, den nordamerikanischen setzen?
Weizensorten wesentlich nachstehen. Hierzu sei kurz bemerkt, daß, wenn wir mit Recht Es soll hier selbstverständlidr nidit alle Zunahme von nervöser Schredchaftigkeit, Gedächtnis.-
#

„klimatischen Einflüssen“ die Schuld an der schlechten Besdraffenheit unseres Getreides geben schwäche, apathischen und anderen „nervösen Erschöpfungszuständen“ etc. der Gegenwart etwa nur
dürften, es doch erstaunlich ist, daß noch vor wenigen Jahrzehnten (und bekanntlich auch vor der oder audi nur überwiegend als Folgen dieser Mehl=„Veredelung“ erklärt werden; aber wer möchte
Groß:Einfuhr amerikanischen Weizensl) keinerlei Bedarf an künstlidien Mitteln zu ihrer Förderung leugnen, daß diese von Jahr zu Jahr offensichtlich in Zunahme begriffenen „Zeitkrankheiten“ nid11
verlag; es ist also sid1er lohnender, um die Ursachen der Mehl:Verschlechterung zu finden, die Ver: gerade bei vielen nada dieser Seite besonders anfälligen Menschen durd1 eine solche fortwährende
änderungen, welche die „Bedingungen, unter denen“ unsere Getreide „wachsen und geerntet werden“, zarte Bromwirkung, wie sie jetzt von unserem täglichen Brot ausgeht, ständig mit verstärkt werden
seit jener Zeit durdigemacht haben, zu studieren und daraus praktische Folgerungen zu ziehen.
Denn es handelt sich ja nicht um einen letzten Endes als unabänderliche Tatsache hinzunehmenden
können? —
Ein einwandfreies Erfassen der leicht zu übersehenden Anfangssymptome einer schleichenden
„physikalischen Zustand des Klebers“, sondern dieser sollte doch in bezug auf das Getreide nur Bromwirkung wird freilich trotz aller Sorgfalt der medizinischen Statistik zur Zeit kaum möglich
als ein Symptom für dessen ganze „biologische Gesundheit“ erkannt werden, welche eben durd'i
mancherlei Maßnahmen der intensivierten Landwirtschaft, wie diemi$die Düngemittel, Uberzüd1tung
der Kulturpflanzen auf Höchsterträge u. dgl. im Laufe der Jahrzehnte so bedenklich abgenommen
sein.
— Dagegen liegt eine andere gesundheitliche Schädigung durch Mehl:„Verbesserungsmittel“,
und zwar mehr auf der Produzentenseite, durch die Untersuchungen von Gewerbearzt Dr. L. Te:
leky:Düsseldorf und Dr. E. Zitzke *) unmittelbar zutage: Dr. Teleky weist an Hand des stati:
hat (worauf auch andere Symptome, wie gesdrwächte Widerstandskraft gegen Pilzbefall und gegen stischen Materials der Bäckerberufskrankenkassen nach, daß die Ekzemkrankheiten, diese mit
ungünstige Witterung [Lagerschäden] etc. deutlich genug hinweisen). Recht gefürdite3ten Berufskrankheiten des Bäckerstandes, in Deutschland seit den Jahren der all-
Wenn Professor Mohs nun weiterhin insbesondere die gesundheitlidae Seite des Zusatzes von gemeinen Einführung der Mehlveredelungsmittel plötzlich auf mehr als das Doppelte und Drei:
Chemikalien -— genannt werden vor Allem Kaliumbromat und Ammoniumpersulfat —
zum Brotmehl
zur Diskussion stellt, so erscheint uns hier eine kritische Betrad'rtuhg seiner Argumente unumgänglid‘t.
fadie gegen ihre Häufigkeit in den Vorjahren angestiegen sind; und in der klinischen Unter:
suchung erwiesen sich solche Ausschläge bei Bäckern in den allermeisten Fällen einwandfrei, wo:
Um die Beimengung von Kaliumbromat zum Brotmehl als unbedenklich erscheinen zu lassen, rüber Frau Dr. E. Zitzke berichtet, als „allergisdie Dermatrix“, d. h. durch äußere Einwirkung
gibt Professor Mohs zunächst die übliche Bromkali:Maximaldosis an: 0,5 g für den Säugling bis veranlaßte Hauterkrankung „mit den Mehlverbesserungsmitteln als auslösender Schädlichkeit“. Diese
12 g für den Erwadisenen pro Tag nach dem Merck’sdien „Index“, und fügt hinzu: Tatsachen sprechen eine deutlid1e Sprache und legen uns ihrerseits den Gedanken nahe, daß,

——
„Daß audi ein dauernder Genuß von Bromkalium ohne Sdaädigung für den menschlichen wenn Sd10n die äußerliche Berührung mit der Hand für den Bäd<er nachgewiesenermaßen so
Organismus möglich ist, beweist ja der vielfache Gebrauch dieser in der Pharmazie als starke Schädigung hervorruft dann auch das regelmäßige innerliche Zusichnehmen dieser Che:
Beruhigungsmittel (Bromsalz) verwendeten Verbindung.“ mikalien mit dem Brot (trotz ihrer geringen Menge!) nidit ohne Wirkung sein kann. _,
Das Suchen nach Mitteln zur Förderung der Backfähigkeit des Mehles folgte immerhin noch
Dem gegenüber darf doch wohl nicht unerwähnt bleiben, daß, wenn auch bei einmaliger
hoher Gabe von Natriumbromid »:
bei Kaliumsalzen liegt die Sache wegen der durd1aus nicht
unbedenklichen herz: und gefäßsdiädigenden Kali=Wirkung sogar noch ungünstigerl
keine akuten Schädigungen beobachtet sein sollten, dodi bei dauerndem Genuß auch in weit
noch :—
einem gewissen drängenden äußeren Zwange

von dem weiten Gebiete der Mehl:Bleichun g,
wie überhaupt der Nahrungsmittelschönung, welchem sich Professor Mohs in der zweiten
Hälfte seines erwähnten Artikels zuwendet, kann im Grunde nidit einmal dieses behauptet werden.
unter der angegebenen täglichen Maximaldosis liegenden Mengen dieses durdiaus der Fall sein Auch hier werden in weitestem Ausmaße chemische Mittel angewendet, welche zudem in diesem
kann, zumal dem Brom die Eigentümlidikeit zukommt, im Körper „gespeichert“ zu werden, d. h. Falle nicht nur physikalisch wirken sollen, sondern ihrer Art nad1 als Oxydationsmittel (Chlorgas,
es wird viel rascher durch die Schleimhäute resorbiert, als es nadiher wieder ausgeschieden wird. Chlorstidcstoff, Benzoylsuperoxyd u, a,) direkt dremisch verändernd in die Nahrungssub:
So sd1reibt Professor Trendelenburg in seiner Arzneiverordnungslehre: stanz eingreifen müssen, wodurch in jedem Falle die Erhaltung dessen, was den Nährwert
„Bei jeder Form der Bromsalztherapie kann, wenn die Darreichung sich über längere unserer Nahrung ausmacht, in Frage gestellt wird. Dem gegenüber erscheint doch das Argument,
Zeit hin erstred<t, die chronische Bromvergiftung auftreten. . . . Die ersten Zeidien des daß „die Schönung von Naturprodukten nun einmal nichts Ungewöhnliches“ sei, recht billig und
Bromismus pflegen zu sein: Nesselaussdil'a'ge der Haut, besonders Aknepusteln und den Kern der Frage umgehend. Bei dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Zustand unseres Volkes
Schleimhautentzündungen (Bindehautentzündung, Brond11tis und Darmkartarrhe.) . . ‚“ hätten wir allen Anlaß, jeder möglichen Beeinträchtigung unserer Nahrungsmittel (zumal des täglichen
Außerdem werden in der medizinisdien Literatur als Wirkungen von Bromsalzen u. a. er.- Brotesl) sorgfältigste Beachtung zu schenken. Das von Professor Mohs weiter angeführte „Vor:
wähnt: Nervöse Unruhe, Gedächtnisschwädie, Erschwerung des Auffassungsvermögens in der urteil des kaufenden Publikums“ fiir das „bestechende „Weiße“ des Mehles“ sollte den denkenden
Sprache (z. B. Auslassung von Worten und Silben, Ausdrücke sd1wer zu finden), Sd1redchaftigkeit, Volkswirtschafter eher auf Mittel zu seiner Überwindung durch sachgemäße volkshygienische Auf:
Apathie, auch Störung des Gleichgewidrtssinnes, torkelnder Gang usw. klärung Sinnen lassen, als auf die weitere „Pflege“ dieser nach den neueren und neuesten me:
Daß durch regelmäßige Gaben auch allerkleinster Mengen einer bestimmten Substanz dizinischen Forschungsergebnissen immer deutlicher als durchaus ungesund erkannten Vorliebe:
tief in den ganzen Organismus eingreifende Wirkungen erzielt werden können, hat die homöopa: Stellt sich doch die „Belebung der weißen Farbe“, von der Professor Mohs spridit, bei
tische Heilweise seit einem Jahrhundert in vielen tausenden von Fällen erwiesen. Audi sei hier näherem Zusehen gerade als Zerstörung des als widitiger Vitaminträger bekannten
an die Tierversud're von Professor Rost:Mannheim erinnert, der durch regelmäßige täglid'ie Gabe Carotins heraus, welchem das natürliche Mehl seine schöne zartgelblidie Färbung verdankt!
von geringen Kalisalzmengen bei Ratten in der 2. und 3. Generation die allersdqwersten Dege; Auf dem 4. Nationalkongreß der Italienischen Chemischen Gesellsdiaft wurde von Professor
nerationsersdieinungen (Haarausfall, Gangräne bis zum Abfall ganzer Gliedmaßen!) auftreten sah. *) Marotta:Rom auf diese Tatsache hingewiesen mit dem Erfolge, daß „bereits gesetzgeberische
Freilidi brauchen derartige feinstoffliche Wirkungen nidit sogleich deutlid'r in die Erscheinung Maßnahmen in diesem Sinne vorgesehen sind“. So in Italien.
zu treten; deshalb fordern Professor Mohs’ Sätze: In Frankreich ist bekanntlich (vgl. Demeter:Zeitung VT. Jahrgang Nr, 4) vor fast 2 Jahren
„Es dürfte kaum ein Ernährungsphysiologe oder Nahrungsmittelchemiker aufstehen, die Anwendung chemisd1er Zusatzmittel fiir das Brot von der obersten Gesundheitsbehörde ein:
der behaupten mödrte, daß eine täglid1e Aufnahmemenge von acht Tausendstel Gramm
Brornkalium dem menschlichen Organismus sd‘raden könnte“ und „Der praktisdie Beweis
stimmig verboten werden, Und bei uns

sind nach Professor Mohs
„durch besondere Erlasse des Reichsministers des Inneren die Verwendung von Chlorgas
für die Unsdiädlidikeit der Anwendung der gebräudilichen Mehlveredelungspräparate ist und von Benzoyl:5uperoxyd als Bleidimittel für Mehle besonders erlaubt werden, während
ja schon dadurdi erbracht, daß seit Jahren die Mehlveredelung in Deutschland ge.- man behördlich davon Abstand genommen hat, zur Bleichung oder Mehlveredelung mit
übt wird, ohne daß eine Sdiädigung der Konsumenten festgestellt wurde“, den iibrigen Substanzen Stellung zu nehmen, da man von deren vollkommener Unschäd:
lidikeit überzeugt ist.“
*) Was übrigens die Wirkungsmöglichheit kleinster Brommengen anbetrifft, so siehe Reg.-Rat Dr. Merkensdrlager
„Uber das Brom in der Pflan3enpathologie“, Pliarma3eutische Zeitung 1932 Nr. 12. *) Mitgeteilt in der Bädaer: und Konditoren:Tages;eitung 59. Jahrgang, Nr. 144 und 145.
58 59

seinerzeitige Ausschuß zur Regelung der Einfuhrzölle. Durch die Regelung der Zufuhren und
Oft ist.ihm
dem „Deutschen Michel“ sein Blick auf die anderen Nationen vorgeworfen worden-
die Reorganisation der Märkte soll die englische Landwirtschaft wieder zu einem blühenden Zweig
aber sollten nicht bei seiner vielgerühmten wissenschaftlichen Gründlidikeü solcheSätze
Schamrote ins Gesicht treiben vor seinen westlichen Nachbarn, bei denen das offene Bekenntnis
doch die der englischen Wirtschaft werden,
daß noch nicht genügend exakte Versudisergebnisse über die tatsächlidie gesundheitliche Wirkurf in Rußland
der betreffenden Substanzen vorliegen, genügte, ihre Zulassung zur „Vei'edelung“ der
nahrungsmittel unumgänglich zu verbieten? Volks%_ wurde die für Fleisch, Milchprodukte und Feldfrüd'ite festgesetzte Naturalsteuer mit bestimmten
Sätzen für die Ablieferung an den Staat jetzt auch auf Sdiafwolle ausgedehnt, wobei bis April
jedem Sd1afbesitzer mitgeteilt werden soll, wieviel Rohwolle er abzugeben hat.
in Frankreich
Aus aller Welt hat der Ackerbauminister Verordnungsentwiirfe fertiggestellt, wonach den landwirtsd‘raftlichen
Produzentengruppen, die sich an der Getreideeinlagerungsaktion beteiligen, ein Weizenpreis von
Eine Regelung der Weitgetreicleproduk’rion 115 Francs je Doppelzentner gewährleistet wird. Der bdinisterrat sprach in der Kammer die
will der neue amerikanische Präsident Roosevelt in die Wege leiten, ohne die Weltwirtschafts: Ermächtigung aus, der Landwirtschaft einen Kredit im Ausmaß von 20 Millionen Frames zur

sprzCthnderab]zuwartgn. dlhm_ sdiwabtdein


kor;ferenbz internationales Übereinkommen vor, das auf einem Rahmen.- Verfügung zu stellen, damit Weizen minderer Qualität zu Viehverfütterungszwecken denaturiert
ver ra eruren s Wfleägfitgig«fition
Maßnoa}imeir b]eeni_ligf von den einzelnen Landern zur Ergreifclng ent.- werden kann.
‘ ‘ “ ' ‘ ‘

Die Weltweizenernie
_ . „ des Internationalen landwirtschaftlichen Instituts in Rom mit Ausn
erreidit nach einer Schätzuno
von Rußland 997 Millionen
Zentner. Einem Ausfuhriiberschuß von 340 Millionen steht ein
ah
Eiiii Gärtnerischer ‚Siedlerlehrgang in Bremen
Der Niedersädisisdre Treibhaussiedlungsuerein in Bremen hatte oem T.#12, Januar 1933 3u einem Lehrgang
fuhrbedarf von nur 170 Millionen gegenüber, so daß zu Beginn des neuen Erntejahres unverbrauchte
Uberschusse von 170 Millionen Zentner vorhanden sein werden! tur Siedler eingeladen, dem audi Kleingärtner und andere nach zeitgemäßen Arbeitsmethoden Suchende beiwohnen konnten.
Die Aula des Kippenberg:Lyceums gab einen würdigen Raum ab für die sieben Vorträge, durch die Diplom:Gartenbauinspektor
In i\merika M. K. Sdiwar3 aus \Vorpsmede in seiner bekannten lebendigen Art einen Überblick über die biologisch:dynamisdae
haben nach einer Beratung mit Präsident Roosevelt die Führer der Farmverbände besdilossen \Virtsdaaftsrneise vermittelte. Nach einer Begrüßung durch den Vorsit;enden Rendemariri entwickelte Dipl.:Gartenbauinspektor
den Kongreß zu ersuchen, den Präsidenten und den Ackerbauminister mit folgenden weitoehenderi Schwar3 die Gesiditspunkte der biologisdr:dynamisdren Methoden von Grund auf, indem er non den Tatsachen der
Oualitätsminderurig ausging und zeigte, wie durch die Mechanisierung und lndustrialisierung, durch das starke Herein:

Voilr3ad11en
zus a en:
zur Kontrolle der Farmproduktion und zur Hebung der Farmproduktenpräse aus:

1. Anbaufähiges Land für Rechnun der Bundesre ieruno z a -


'
wirken des auf der Stufe des Toten stehenden, in Landwirtschaft und Gartenbau eine Schwächung der Lebenskräfte ein:
getreten ist, die wieder beseitigt und ausgeheilt werden müsse.
Es kam nun darauf an, das '\Wesen und Wirken der ätherischen Bildekr'a'tle in der Pflan3e auf5u3eigen. Es wurde
das Verständnis dafür geweckt, welche Polari.täten und Ausgleidie in der Natur vorhanden sind und wie sie sich im
kommen mit dem Zweck einer
Produktiofskontrolle abzusgchließiZn‚u—Ei
2.‚Eine Vollmadit zu erteilen zur Regulierung
Chl€fl und k0nfiakflld1€ Ab“
und Überwachung des Absatzes und der
Boden, in Pflanze und Tier kenntlid1 mad1en. Diese Betrachtungen leiteten über 3u dem Hinweis auf die Notwendig:
keiten der Harmonisierung und Verlebendigung, den Hauptgesid1tspunkten der biologisdi:dynamischen Wirtschaftsweise,
Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und mit ihnen im Wettbewerb stehender Produkte und allem, was. diese Ziele fördert. In erster Linie wurde die Düngung, die Herstellung der Komposte und Erden, die
Präparation und die Düngerhilfsmittel besprochen. Dann folgte als Abrundung des allgemeinen Teiles der Vorträge die
im heimischen und im
Auslandshandel. — Schilderung der Bedeutung eines geschlossenen Stoff: und Lebenskreislaufes für den Pflan3enanbau und die Tier5ucht,
3, Die
Vollma'cht
zu erteilen zum Erwerb der Baumwolle und anderer Agrarprodukte die Eine Erörterung von Einzelheiten über besondere Maßnahmen, wie Bodenbearbeitung, Frud1tfolge, Sdiut3einri
von der4Regrerung belieben werden sind, zu*angeme$$enen Bedingungen und Abgabe dieser tungen 3ur Erhaltung von Wärme, Bodenkohlensäure, Feuchtigkeit, Bodenbedeckung, \Vanderhästen, sowie die Mon

Erzeugnrsse an Farmer gegen die Verpflid1tung einer entspredienden Produktionseinschränkung. :: beadatung bei den uerschiedenen Arbeiten, Saat usw. führte 3ur Darlegung der Auswertung der Methoden bei den manrug:
fad1en Kulturen, von denen Obst und besondere Gemüse eingehender behandelt wurden. Die Fragen der Qualität und
_4. Eine weitere Vollmacht zu gewähren, fiir die Erhebung der erforderlichen Gebühren auf Quantität wurden besonders berücksichtigt. Der let5te Vortrag beleuchtete dann die für den Zuhörerkreis sehr wichtige
lgndwrrtsdaaftlidie Erz]e_cg}gnisse up)d
rogramms zu ermogr en.
#

derelnD
Weiterverarbeitungsprodukte, um die Durdifiihrung des
ieses ro ramm soll auf Weize
' ' Auswertung der biologisch.»dynamisdren Wirtschaftsweise für das praktische Siedeln.
Den ein3elnen Vorträgen schlossen sich rege Aussprad'ren und Fragestellungen an, für deren Beantwortung sich
Vieh, Tabak und Molkereiprodukte
angewaif1dt
werden, ", BaumW0llß‚ Maß, SCl1WEIHQ.

Die Stadt Clear Lake im Staate Jowa (U. S. A.) hat zur Unterstützung der notleidenden
außer Dipl,:Gartenbauinspektor Schwarz; noch Dr. phil. nat. Jungmann, \Vorpswede und H, Thief;, Bremen, zur Ver:
fügung hielten.
Den herzlichsten Dank der 3ahlreichen Lehrgangteilnehmer bradatc Herr Rendemann in längerem Schlußwort 3um
Farmer „Korngeld“ eingeführt. Den Landwirten wurden große Mengen Getreide, die nicht ab: Ausdruck. Die Siedler hatten ein launiges Geduht uerfaf‚t, das ihrem dankbaren Empfinden für diese Veranstaltung
gesetzt werden konnten, von der Stadt abgekauft und als Gegenwert KornUeld:Sdreine überlassen ’ cntsprang, die bei ihren ganz besonderen Siedlungssd-rwierigkeiten eine wertvolle Hilfe und Erleichterung geworden war.
die im Geschäftsverkehr in Zahlung genommen werden. ° ng.
ln Argentinien
beläuft sich der Mitte anMärz
wrrtsd‘raftsmmisteriums
noch verfügbare Exportübersdiuß
Weizen auf 3025000 Tonnen.
nad'i einer Angabe des Land:
Zwei landwirtschaftliche Kurse im 6berbergischen Land
In England Im Oberbergisdien Land, das östlidr von Köln sich erstred'ct, und wo schon seit mehreren Jahren im kleineren
Kreis mit gutem Erfolg nach der biologisch:dynarnisdien \Wirtschaftsmeise gearbeitet wurde, konnten jetjt vom 3‚# 14. Januar
ist man zu einer aktiven Agrarpolitik übergegangen. Während des industriellen Aufschwungs
,

15 landwirtscliaftliche Vorträge abgehalten werden. Ein Teil fand in Hülsenbusdi Kr. Gummersbach und der andere in
der alle verfügbaren Arbeitskräfte fiir die Tätigkeit in den Fabriken in Anspruch genommen hatte, Nümbrecht statt.
war die
Landwirtschaft vernachläßigt werden, zumal nicht nur seine Kolonien, auch die ganze Welt
das Land mit Nahrungsmitteln versorgten. Weite früher landwirtsdiaftlidi genutzte Flächen konnten
Als Vortragende waren für die naturmissensdraftlidren Grundlagen Dipl.:lng. Fran; Dreidax aus Bad Saaow und
für die praktischen Fragen die Dipl.:Landmirte Vögele und Pfeiffer von der Auskunftstelle Korreshof bei Mettmann
gewonnen worden.
brach gelegt werden und wurden von den Besitzern in Parks und Jagdgriinde umgewandelt. Das Standquartier war in Birnbaum, der sogenannten Hod1burg der Biologen, welchen Namen der Ort von den
Namentlich der Körnerbau wurde eingeschränkt. Die Weltkrise hat nun dazu geführt, daß die
englische Regierung dem Parlament einen Gesetzentwurf zur Regelung der landwirtschaftlichen
dortigen Gegnern bekommen hat.
Herr Dipl.:lng. Dreidax sprach über die geschid1tlid1e Entwicklung der Landmirtsd-raft bis 3u den Formen, die sie
heute angenommen hat: Wie aus der alten Landwirtschaft, die noch fast alles selbst er3eugte, was sie brauchte
Erzeugung eingebracht hat, der den Zweck verfolgt, die Arbeitslosigkeit durch Hebung der Land: von
#

Wirtschaft zu verringern und gleichzeitig die eigene Agrarproduktion auszugestalten. Dieser be:
der Kleidung bis 3ur Ar3neiptlan3e — und somit ein geschlossenes Gan3es war, allmählich immer mehr herausgenomrnen
wurde und an dessen Stelle käuflich all das wieder erworben werden mußte; wie diese Spalte immer größer wurde, wie
merkenswerte Gesetzentwurf will die Ubersdiwemmung mit ausländischen Erzeugnissen “verhindern
und in der Hauptsadre die landwirtschaftliche Erzeugung sichern, und zwar durd'i Regulierung
selbst die Dungstoffe für die Felder, die Futterstofte für die Tiere und die Ar3neim'rttel (Bei3en, Sprit;mittel usw.) für
alle möglichen Pflan3enkrankheiten, die sichtlidi immer stärker auftraten, käuflich erworben werden mußten; wie die Land;
wirtschaft weiter durch diesen starken Kauf3wang immer mehr in das Finan'5getriebe der Weltwirtschaft hineingejogen wurde.
der Zufuhren, einerlei aus welchen Quellen sie stammen. Um dies zu erreichen, soll ein Aus.— Der Redner 5eigte dann, wie man durch die biologisd1:dynamisdie \Virtschaftsweisc wieder zu einer größeren Ge:
schuß für die Beschickung der Märkte gebildet werden, der dieselben Aufgaben hat, wie der schlossenheit des Betriebs und damit einer gesünderen und über Not;eiten besser hinwegkommenden Form kommen könne.
60
XVeiter sprach Herr Drerclax über die ätherisdicn Bilde.- ocler Baunieisterkräfte, die in allem Lebendigen genau "//// /////// 7// //////// / ';/ ////„ 7///// ////. 7/ /Ä’/A
////////// ‚
so vorhanden sind und vorhanden sein müssen wie die Stoffe, iedoch in der heutigen Wirtsdaaftsweise garnicht bedadtt

%// / / t
werden. Man ernährt oder will die Pflan3eri ia heute mit toten Mineralstoffen ernähren, die keine oder höchst
einseitige Bildekrätte an sich haben. Man hat damit ein Mißoerliältnis 3wisd1en Stoff und Kraft in der Pflan3e geschaffen.
/
Audi hier meist die biologisdi:dynamisdie Wirtschaftsweise den \Weg, wie man 3unädist durch organi5che Dungstoffe
///. ///////.
(Stoffe, die direkt aus dem Lebendigen stammen) diese Baumeisterkräfte gleich3eitig mit dem Stoff 3ufül'irt und außerdem
durch die Präparate die Kräfte noch verstärkt. Die Wirkung mandaer Präparatepflan3en ist ia in iedem Haushalt be:
kannt, wo man Schafgarben: und Kamillen:Tee herrichtet, Man genießt diese Heilpflan3en nidit in so großen Mengen wie moraatsscl\rift für
3, B. den Kohl, sondern man macht sich Tee daraus, weil die Baumei=terkräftc darin in einer Die] größeren Stärke nor:
lianden sind. Deshalb braudit man auch 3um Präparieren der Naturdünger so verhältnismäßig kleine Mengen. biolc3q isch—dyraamiaclvz
Wirt5üaft5wzise
Es wurde weiterhin der Stoff: und Kräftekreislauf in der ein3elnen Wirtschaft aufge3eigt. Die Kräfte und Stoffe
wandern großenteils vom Boden zum Tier, vom Tier über den Mist und die Jaudie wieder 3um Boden und dort wieder
in die Pflan3en usw. Wer diesen Kreislauf riditig ins Auge faßt, kann erlernen, das iiditige Verhältnis 3wischen Vieh,
Adrer, Futterflädie usw. ein3uriditen und einen Paubbau an Stoffen und Kräften zu verhindern.
Die Qualitätsfrage, die heute in der Landwirtschaft schon beinahe ein Sdilagmort geworden ist (wobei leder mit / Alle Rechte vorbehalten. — Nachdruck verboten! \
Qualität etwas anderes meint, der Eine die Größe, der Andere das Aussehen, der Dritte die nicht so groß getriebenen
Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad Saarow (Mark)
Früdite, der Vierte die Verpackung usw. usw.), konnte von Herrn Dreidax audi in einer sehr ausführlichen Weise be:
handelt werden. Wir müssen auf das Äußere natürhdi Wert legen, aber die wirklidie Qualität ruht in den Er3eugnissen 5darir‘r‘leitung: Dr. B. Bartsch, Bad 5aarow (Mark)
selber, worüber keine noch so schöne Aufmachung hinwegtäusdnen kann. Der Nähr: und Gesundheitswert. die Be: Dipl.:lng, F. Dreiciax, Bad Saarow (Mark)
kömmlidikeit usw. für Mensd1 und Tier sind ausschlaggebend für die Qualität und diese hängt wieder mit der Anreid-rerung Geschäftsstelle: Bad Saarow (Mark) Dosisdaecklrconto: Breslau 36266
und dem Wirksamwerden der ätherisdien Bildekräfte 3usammen. In den Demeter:Er3eugnissen haben wir etwas Wert:
oolles, auf das schon große Verbraucher: und Ar3tekreise aufmerksam geworden sind.
Faßt man alles 3usamrnen, so bekommt man in der biologisch:dynamisdien Wirtschaftsweise nicht nur gesunde» Nr. 5 Mai 1955 8. Jahrg.
und fest auf den eigenen Beinen stehende Ein3elbetriebe, sondern audi für die Volkswirtsdaaft gesunde Grundpfeiler, die
gerade für Krisen3eiten so wertvoll sind. Heute sind diese Grundpfeiler, die Landwirtschaft und der Gartenbau, all:

Was der Landwirtschaft


mählich morsda geworden, sodaß das gan3e Gebäude ein3ustürjen droht, und der Staat an ihnen keine Stüße mehr hat.
Herr Dipl.:Landroirt H. Vögele spradi ausführlidi über seine praktischen Erfahrungen, die er in den verschiedenen jetzt noitut!
Jahren, in trockenen und feuchten, mit der biologisda:dynamischen Wirtsdiaftsrveise gemad1t hat. Er berid1tete wie gerade die
Felder, die sdion auf diese Wirtsdaaftsweise umgestellt waren, Trockenperioden und Regenperioden viel besser überstanden, Dr. E. Bartsd1
als die nodi niineralisdi gedüngten Felder. Herr Vögele hat audi seinen Kuhstall durch ein gesundes Girundfutter und
die Anwendung der Weleda:Tierheilmittel unter Hin3u3iehung eines aufgeschlossenen Tierar3tes, die stark vorhandenen Es liegt wohl im Wesen der heutigen kapitalistisdaen Wirtsdaaft, daß sie den Blick fürs Ganze,
Krankheiten wie senchenhaftes Verkalben, sonstige seuchenhaften Erkrankungen der Genitalien und das Kälbersterben fast
für die Totalität des wirtschaftlidren Geschehens nur schwer zu finden vermag. Der ewige „Ken,-
oohkonirnen artsmer3en können. kurrenzkampf ums Dasein“, das einseitige Gewinnstreben stumpft die feineren Sinne der an ver.-
Über die Pflege des Mistes, Kompostes und der Jaudie und die Anwendung der oersdaiedenen Präparate der antwortlidier Stelle wirtschaftenden Menschen ab für die Erfassung gesamtwirtsd1aftlid1er Möglidi:
biologisd1:dynamisdien Wirtschaftsweise sprach Herr Dipl.:Landwirt W, Pfeiffer. Aber über diese Dinge ist ja in dieser keiten und Erfordernisse. Dies kann man auch beobachten bei der Entwidclung der chemischen
Zeitschrift sdion oft gesdirieben werden und deshalb ist es unnötig, hier auf diese Ausführungen näher ein3ugehen.
Heroor3uheben wären nodi die lebhaften Ausspradaen, die sich fast ausnahmslos bis in die späten Abendstunden Industrie, insbesondere der Stid<stoffindustrie Deutsdrlands in den Jahren nach dem Weltkrieg.
hin3ogen und das starke Interesse der über 50 Teilnehmer an der biologisch:dynamischen Wirtsdiaft3weise 3eigten. Audi Es ist wohl heute ganz allgemein erkannt, daß die Errichtung neuer Stidcstoffabriken in
von guten Erfolgen konnte man von einigen Landwirten, die schon länger nadi der neuen Wirtschaftsweise arbeiten, Deutschland und überhaupt die Ausdehnung der Produktion durch immer schärfere Rationalisierung
hören. So hatte ein Landwirt seine Viehkoppel halb biologisch:dynamisdi und halb minerahsch gedüngt. Der Erfolg der bestehenden Betriebe als Fehlinve stitionen zu betrachten sind. Speziell die Stickstofferzeugung
war der, daß das Vieh in den ersten 14 Tagen nur auf dem nach der biologisdi:dynamischen \Virtsdiaftsweise behandelten in Deutschland wurde in kürzester Zeit so gefördert, daß man den Bedarf der ganzen Welt damit
Strich fraß und erst nach stärkster Abweidung desselben audi auf das Kunstdüngerstüdc überging. Die Gegner standen
ratlos vor dieser Tatsad1e. hätte befriedigen können. Dadurch ergab sich für die Stickstoffindustrie in Deutschland die Not:
Hoffentlid'i geht der Wunsch der Kursteilnehmer, daß man im nädisten Winter wieder in ähnlicher Weise 3u; wendigkeit ihre fast sinnlos gesteigerte Produktion audi außerhalb Deutschlands durch Export in
sammenkommen kann, in Erfüllung. \‘K/_ p_
andere Länder und Erdteile unterzubringen. Diese Exportmöglidikeit deutscher Stickstoffdünger
stieß aber bald auf Schwierigkeiten infolge der rapiden Entwicklung chemischer Industrien in außer:
deutsdien Ländern und der zunehmenden Autarkiebestrebungen in der Welt.
Schon bald nadi dem Kriege erging an die deutsche Landwirtschaft der Ruf, die Ernährung
Buchbesprechung des deutschen Volkes aus eigener Sdiolle für die Zukunft sid1er zu stellen. Diese aus nationalen

__
Überlegungen kommende Forderung an die Landwirtschaft machte sich die chemisdie Industrie,
Jedermanns Gartenlexikon,Praxis und Theorie im Garten, eingehender Besdiäftigung mit dieser neuen naturgemäßen insbesondere die Stidcstoffindustrie, zunutze. Nach dem damaligen Stand der landläufigen Wissen:
Don Camillo Schneider. In 6000 Stidiworten leicht Wirtsdiaftsart gewonnen werden können. F. D, schaft glaubte man dem Bauern einhämmern zu müssen, daß er dieser nationalen Forderung audi


faßlid1e Behandlung aller Gartenfragen. 360 Seiten mit


vielen Bild}?id1nungßn im
Textund 16 Bildlafelfh Kalender Ostern 1933 Ostern 1934. Herausgegeben vom privatwirtsd1aftlichen Standpunkt aus nur durch eine beträdfllid1e Steigerung der Kunstdünger
T35d12nf°fmati handlid‘— Gan31€_‘_nen RM 4130- Ver-' von der Mal’tiematisch4istronomisehen Sektion am insbesondere der Stickstoffverwendung, gerecht werden könne. „Nur Höchsterträge können
lag F. Bruckmann Ä G-= Mundwn- Goetheanum,Domach(Sdiweig)1933. PreisRM.2,?5. dich retten“, rief man von allen Seiten dem Bauern zu, wobei es als selbstverständlid1 an:
#

Eine glüdrlid-re Schöpfung, TWld1€ Sid1?flld1 ;ahlreichen Die Abfassung und Ausgestaltung dieses Kalenders gesehen wurde, daß Höchsterträge nur durch maximale Kunstdüngergaben zu erreichen
Bedürfnissen entgegenkommtlDerKleingartenbau,mwelchem hat neuerdings Fortschritte 3u ner3eichnen. Freilich ist es wären. Der deutsche Landwirt ist dieser Aufforderung weitgehend nachgekommen. Nadi den
namhafte Kulturwerke stedien und sich nodi weiter entwid'celn noch nid-rt gelungen die gzrschiedenen Beiträge in eine ganz,
m0112": wird durch die gedrängt:5u5ammerifassende BE: einheitlicheLinie 3u bringen. Man bemerktdieSdamierigkeiten „Hungerjahren“ des Krieges stiegen in Deutschland die Ernten der Menge nach wieder an. Ge.-
handlung im Y:Jed?fmflnns Gartenlexikon“ gefordert werden, hierfür an oersdiiedenen doch redit sdaweruerständlichen rechtermaßen hätte man nun die steigende heimisd1e Produktion in Deutsdaland gegeniiber der
VEISITEUlE wertvolle Angabßfl in ZE'USÖIÜÜE" und größeren Stellen des Budies. Aber dem Landwirt und Gärtner kann ausländischen Konkurrenz schützen müssen, damit die Landwirtsd1aft durch ausreichende Preise
Walken gewinnen ihre notle Bedeutung “id”: wenn Sie der vorliegende Jahrgang auf jeden Fall eine wichtige Hilfe für ihre e rhöhte n Produktionsausgaben entsd1ädigt werden wäre. Dies gesd1ah aber nidit in dem
1132 für den Handgebraudi }“ Faden gesdilagen werden *
sein. Hier3u sind besonders die Aufsät3e von I.Voegele
hier ist nun eine solche Sammel:Arbeit für Viele ooll;ogen. und E. pfeiffzr angetan. Sehr wertvoll sind audi die notwendigen Maße, und zwar in erster Linie mit Rücksicht auf die exportierenden Industrien
Das Buch ist umsomehr 3u empfehlen, als sich sein Ausführungen von I. Schulj über den Sonnenlauf, sowie Deutsdilands, zu denen gerade audi die Stidcstoffindustrie gehörte. Es war eben auf die Dauer
Verfasser, dessen Ruf feststeht, sichtlida bemüht, von Ein: viele andere Absdinitte des Budaes, die nidit ein3eln an: nidit möglich, auf der einen Seite die außerdeutschen Agrarländer im steigenden Maße mit Stick:
seitigkeiten frei3ubleiben. Audi über die biologisdi:dynamisdre geführtroerdenkönnen. DasReiseerlebnis,welchesE.\/reede stoff zwecks Steigerung der dortigen Ernten zu beliefern und auf der anderen Seite diesen Ländern
Wirtschaftsweise berichtet er an mehreren entscheidenden schildert, bringt einen tiefen Einblidt in wenig beachtete den Absatz ihrer Ernteiiberschüsse nadi Deutschland durch Sdiutz der heimischen Landwirtschaft
Punkten in objektiner Form. Er bringt nicht nur ent: Natur: und Kulturtatsachen. Möge der Kalender redit
sprechende wertvolle Hinweise auf deren Schriftlum, sondern viele Mensdien 3u einem bewußten uollen Durchleben des zu erschweren. Hier mußten Spannungen eintreten, die das Schicksal der deutschen Landwirtschaft
auch praktische Angaben, wie sie nur auf persönlicher Jahreslaufs anleitenl F. D. mit erfaßten. In dem nun folgenden Seilzielien zwisd1en Industrie und Landwirtschaft in Deutsch:
land verlor die Landwirtsdaaft eine Position nadi der anderen.
IBÜidriickerei BErifääieüe? Breslau 57 räbsaznefstr. 58

81
Menge der Düngung weitgehend von ihm beeinflußt und variiert werden. Audi in der Sortenwahl
_
reidie Das
schon bald ‚nach dem Kriege einsetzende und hinsiditlidi der Nlengenerträge auch erfolg.- ist er oft stark gebunden. Und so entpuppt Sidi das Problem der Qualitätserzeugung bei
Autarkiestreben der deutschen Landwirtschaft wurde immer Wieder lahmgelegt durch die ent:
gegeng’eset2t gerichteten Interessen der Industrie, was sich in erster Linie in, den immer räsdrer Weizen gerade auch als ein Düngungsproblem. ‘ ‘

absinkenden Preisen für lan"dwirtsdiaflliche Erzeugnisse und damit zusammenhängend in einer Ganz allgemein wird heute von wissenschaftlidaer und industrieller Seite dem Landwirt zur
rüdrrgängigen Rentabilität bezw. sogar in einer zunehmenden Verlustwirtschaft des Nährstandes äußerte,
Erzielung ‘von Qualitätsweizen eine „sadigemäße“ künstlidre Düngung empfohlen. Man 'versteht
darunter eine; „harmonisch“ gegeneinander abgestimmte Anwendung von Stidrstöff:‚ Phosphor:, Kali:,
Die selbstverständlidie Folge dieser Entwicklung hätte eine Einsdrränkung der Ausgaben in
der Landwirtschaft gerade audi fiir Kunstdünger, Maschinen, Kraftfutter usw. sein müssen. Um
Kalkdüngernitteln. Es soll jetzt hier nicht untersucht werden, wie weit überhaupt in der Praxis eine
dies zu verhindern, d. h. um den Landwirt über seine zunehmenden’ finanziellenSdiwierigkeiten Soldie sadtgemäße Kunstdüngung nadr wissenschaftlidten Grundsätzen möglich ist und ob weiterhin
bei Durchführung einer Soldien harmonischen Kunstdüngung wirkliche Qualitäten erzeugt werden
hinwegzutäusd1en, wurde er in Deutschland in ein großzügiges Kreditsystem eingespannt. Es gab können. Wir wollen uns vielmehr jetzt einmal auf den Standpunkt der Kunstdüngervertreter
in den letzten 10 Jahren Zeiten in Deutsd11and, in denen dem Landwirt sehr teueres Geld gerade:
stellen und die Theorie von der harmonisdien Kunstdüngung als in der großen Praxis bewiesen
zu aufgedrängt wurde. Er wurde zum Schuldenmachen animiert: Um weld'ie Summen es sich
hinnehmen. Da stoßen wir sogleich auf das Pho'sphorsäureproblemi
dabei handelte, kann man ermessen aus der Tatsadte, daß die deutsche Landwirtsdtaft in mandiem Es ist bekannt,‘daß von den verschiedenen sogenannten Kernnährstoffen gerade dem Phosphor
Jahr fast eine Milliarde Reichsmark allein für Kunstdüngerbezug ausgegeben hat, weldren Betrag
sie ja nidit aus ihren „Ubersdiüssen“ ded<en konnte, sondern gegen Wediselverpflid1tungen‚
qualitätsfördernde Wirkungen zugesprodien werden. Wie ‘steht es nun aber mit dem Verbraudi
an Phosphordüngemitteln in Deutsdiland, bezw. mit der Möglichkeit einer im Hinblid< auf Qualitäts:
Früd'itepfandredrt und Ähnliches „borgen“ mußte. erzeugung verniehrte'n Anwendung dieses Düngemittels?
'

Welch namenloses Elend für den deutschen Bauernstand und damit für die deutsdie Volks: Da muß nun leider festgestellt werden, daß wir in bezug auf die Versorgung mit Phosphor:
gemeinschaft überhaupt sich aus dieser zunehmenden Versdiuldung ergeben hat, braudit h.ier.nidrt
ausgeführt zu werden. Es ist aber nidit bloß bei dieser finanziellen Versklavung geblieben, Hand SäureStandpunkt
weitgehend vom Ausland abhängig sind und jeglidies Autarkiestreben gerade in diesem,
in Hand damit ging ‘begreiflidierweise eine politisdie Ausschaltung “und, was noch s‘d1werer wiegt, vom der „sad1gemäßen“ Kunstdüngung entsd1eidenden Faktor unterbrodten wird. Tat:
sad1e ist ja audi, daß der Verbrauch an Phosphordiingemitteln gegenüber der Verwendung von
eine besondere Art von geistiger Kneditschaft,
Der deutsche Bauer war gegeniiber all den vielen Problemen, die in der Zeit nadi dem Stickstoff, Kali und Kalk in den letzten Jahren immer mehr zurückgegangen ist, was sich immer :«

vom Standpunkt der" sad'igemäßen, harmonischen Kunstdiingung notwendig in einem Rück:


#

Kriege auf ihn einstiirmten, geistig nidit geschult genug, um sid1 mit der notwendigen Selbst: gang der Qualität ‘unserer Ernten auswirken mußte. Besonders auffallend ist der Anteil
ständigkeit und Sicherheit sein eigenes Urteil zu bilden und sich die seiner Arbeit wesensfremden
Elemente gegebenenfalls vom Leibe zu halten. In einer Art von Autoritätsgläubigkeit machte er der geringeren Qualitäten der heimisd‘ren Weizenernte in den letzten Jahren.
alles mit, was ihm von irgendwoher empfohlen oder befohlen wurde. Audi wurde ihm seine
'

Prozentualer Anfall von geringerer Qualität


zunehmende wirtschaftliche Verelendung insofern zum Verhängnis, als gerade die in, der Land: 1928 1929 1930 1931 , 1932
wirtschaft absatzsuchenden Wirtsd-raftsmächte sich eifrig bemühten, die geistigen Interessen des Winter:Weizen 9,8 0/9 13,0 0/0 20,7 % 24,9 0/0 17,6 “lo
praktischen Landwirtes in ihrem Sinne zu beeinflussen Man vergegenwärtigesid1 nur, welche Winter:Roggen 8,9% 10,9% 16,9"/„ 25,2°/„ 11,5 %
Summen beispielsweise die Kunstdiinger: und Landmasdiinenindustrie, zum Teil audi der anti: In diesem Zusammenhang darf vielleid1t beispielsweise audi erwähnt werden, daß aus den
agrarisd1 eingestellte Staat in den letzten Jahren ausgegeben haben, um das landwirtsdraftlidte Erfahrungen der ostpreußischen Landwirtsd1aft bei der Anwendung von Nitrophoska Sidi die For:
Versud‘ts: und Vortragswesen in ganz bestimmte Richtungen zu bringen, umlandwirtsdaaftliche Be: derung ergeben hat, den Anteil der phosphorsäure in diesem Mischdüngemittel zu erhöhen, um
rufsorganisationen zu unterstützen, landwirtsdraftlidre Ausstellungen zu ermöglichen, die Reklame: bei der Verwendung derselben eine sadigemäße und harmonisdie Düngung zu gewährleisten.
presse sich gefügig zu madien; doch alles nur, um die Entwid<elung .in der Landwirtschaft ihren Ansdieinend aber kann die Düngermittelindustrie diesem Wunsch der Praxis aus Mangel an
eigenen Interessen gleichzuschalten. Das gesunde Volksempfinden würde sich gegen sold1e Zu:
Phosphaten nicht ohne weiteres nachkommen.
sammenhänge auflehnen, wenn sie ihm klar bewußt wären. ,
Ganz auffallend ist‚„daß in allen .Erörterungen und Versuchen über den Einfluß der
Nun ist eine Zeit gekommen, in der sich das deutsche Landvolk seiner besonderen Mission, Düngung auf die Qualität der Ernte die heute Wieder allgemein geforderte Stallmist:
seiner eigenen Kraft und Stärke auf politisdiem und wirtsdiaftlidtem Gebiet wieder bewußt wird.
grundlage als eine feststehende Größe eingesetzt wird. Während die Einflüsse der ver:
Nun sollte aber audi ein zielsid‘reres Streben nach geistiger Unabhängigkeit in der Land: schiedenen Kunstdüngermittel in hunderten und tausenden von Versuchen, in allen möglichen Vari:
wirtsdiaft einsetzen. Gelingt es dem deutschen Bauern nidit bald, in allen entscheidenden Fragen ationen immer wieder erprobt werden, gibt man sich beim Stalldünger im allgemeinen mit einer
seines Berufes zu unbeeinflußten, selbständigen und vor allen Dingen weitschauenden Urteilen zu
kommen, so wird ihm der Aufstieg zu der ihm notwendig zukommenden Stellung im Volksganzen Feststellung oder Anweisung der Düngermengen pro Flädieneinheit zufrieden. Aber gerade der
Stalldünger ist in seinem Einfluß auf die Qualität der Ernten außerordentlich variabel und ent:
nicht glücken, zu seiner und der Gesamtheit Schaden. An wenigen Beispielen soll versudit werden, wid<lungsfähig. Und gerade in dem Stalldünger hat der Landwirt ein Hilfsmittel in der Hand,
die Notwendigkeit einer neuen geistigen Aktivität und damit zusammenhängend einer selbständigen das ihm bei der Erzeugung von ed1ten Qualitäten ganz entscheidende Dienste leisten kann, wenn
Urteilsbildung in der Landwirtschaft zu zeigen. , ,
er sich bemüht, das Wesen des Stalldüngers zu erfassen und seine Behandlung und
Da wäre zunäd15t das Weizenprobleni. Es ist bekannt, daß es Deutsddand gelungen Anwendung sdiöpferisdi zu meistern versucht Dazu ist aber notwendig, daß sich der Landwirt
ist, rein mengenmäßig seihen Bedarf an Weizen durch eigene Erzeugung zu ded<en. Es ist
befreit‘von den vielen Vorurteilen und abstrakten Theorien in allen Fragen der Düngung und
weiterhin bekannt, daß durch die einseitigen Maßnahmen zur Steigerung der Mengenerträge die Qualitätserzeugung, daß er sich von seiner ungesunden Autoritätsgläubigkeit wieder freimacht und
Durd13dtnittsqualität des deutschen Weizens so zurückgegangen ist, daß trotz reidilidier Verwendung in allen entscheidenden Berufsfragen sich wieder sein einstmals so instinktsicheres Urteil erwirbt.
von chemischen Bad<hilfsmitteln eine Verarbeitung von ausländischem Qualitätsweizen nidit ent: Nur skizzenhaft sollte an vorstehenden Beispielen gezeigt werden, wie kurzatmig und wirklid1:
behrt werden kann. Beim Weizen ist also trotz Uberproduktion die Ernährung des deutschen keitsfremd, wie unselbständig, ja ungeistig entsdieidende Probleme der deutsdien Landwirtschaft
Volkes aus eigener Sd'iolle zunächst nodi nidit sicher gestellt. Es ist deshalb verständlich, wenn
gerade dieses Problem heute audi von wissenschaftlicher Seiteaufgegriffen wird.
heute behandelt werden. Gerade an diesen Beispielen zeigt Sidi, wie die Landwirtsdiaft seit Be:
endigung des Krieges ein Opfer industrieller Fehlinvestitionen geworden ist. Ohne irgendwelche
In bezug auf die Fragen der Qualitätssteigerung des heimischen Weizens stehen sich heute Rüd<sidit auf den Bedarf wurde z.B. die Erzeugung künstlicher Stid<stoffdüngemittei schlagartig
im wesentlidten zwei Anschauungen gegenüber. Die einen glauben durch Auswahl und.Ziichtung
erhöht. Um die Produktion unterzubringen, wurde der Bedarf künstlidi erzeugt, indem man mit
geeigneter Sorten das Qualitätsproblem beim Weizen lösen zu können. Die anderen
sehen in den Uniweiteinfliissen die für die Qualitätserzeugung entscheidenden Faktoren. Es soll
allen Mitteln moderner Reklame und Propaganda den gesunden Sinn des Landwirts zu benebeln
verstand. Lange konnte jedodt die Landwirtsd1att von dieser Reklamesuggestion nidit leben. Die
nun auf diesen zum Teil mit Vehemenz geführten Streit der Anschauungen nicht weiter ein: tatsädtlid1e Entwid<elung‚ Not und Elend führen den Bauern heute wieder aus der Illusion in die
gegangen werden. Das eine scheint jedenfalls festzustehen, daß innerhalb Deutsd11ands die Einflüsse rauhe Wirklidikeit.
der Umgebung, also insbesondere Klima, Boden und Düngung auf die Qualitätserzeugung beim
\Weizen stärker einwirken, als die der Sorte. Nun sind ja für den praktisdten Landwirt Klima
Was die Landwirtsdiaft jetzt braudit, ist ein Erwadien zu geistiger Selbständigkeit
und Freiheit, ist die Entwicklung vom stoftlidr:med1anischen zu einem lebendig:dynamischen
und Boden gegebene Gnößen7 an denen er nur wenig rütteln kann. Dagegen kann Art und
84
Audi in Deutschland hat der Rüdcgang des Waldes eingesetzt, trotz einer geregelten Forst:
Denken und Fühlen. Geistige Aktivität, ein auch nadi innen geriditetes Erkenntnisstreben, das wirtsdiaft, oder vielleicht grade deshalb. Idi möchte hier nur das Beispiel der Lüneburger Heide
vor den tragisdren Konsequenzen einer hoffentlidi abklingenden materialistischen Welle in der anführen, ein Gebiet das jedem Deutsd1en bekannt ist und zum großen Teile sogar unter Natur:
Landwirtsd1aft nidit zurüd<sdire€kt, tut uns not! ,
sdiutz steht, Aber, was das Gesetz dort unter seinen Sdiutz nimmt, das istmehr oder weniger
Wenn wir die Entwidrlung der Landwirtschaft in den letzten hundert Jahren überblrd<en, ehemals Waldland gewesen. Und wer nidit in der Lage ist, die Pollenanalysen der Hannoversdien
so müssen wir feststellen, daß derUngeist der „Aufklärung“, der „Materialismus“ als Welt: Hodimoore zu lesen und zu deuten, der studiere die Forstgeschid1te Hannovers. Diese Urkunden
ansdiauung auch in der Landwirtsdiaft Einlaß begehrte und Einlaß fand. Und wenn wir
heute
gerade audi in weitesten Gebieten der Landwirtschaft schmerzertiillt und oft verzweifelt auf die
erzählen uns, daß die Gebiete, die heute unter Naturschutz stehen, einst kraftstrotzende Eid1en:
Hasel:Kiefern:Budren:Mischwälder waren. Hannovers Forstgesdiidite bezeugt, daß durch eine sinn:
Trümmer einer Jahrtausende alten Bauernkultur sdiauen müssen, so dürfen wir an der Tatsadie lose Ausnutzung der Waldkräfte durch den Menschen diese wunderbaren Wälder vernichtet wurden.
des Einbrudis des Rationalismus in die Arbeit an Boden, Pflanze und Tier und des Liberalismus in Hand in Hand mit der Kahlsd1lagwirtschaft und der damit verbundenen mangelhaften und un.-
die Wirtsäaftsauffassung des Bauern nicht vorbeisdtauen. Da liegt die Wurzel zum Übel des natürlidien künstlichen Wiederverjüngung ging die Ausbeutung der Waldkräfte durch Vieheintrieb,
tragisdren Schicksals des deutschen Bauern und des Bauerntums der ganzen Welt. Gerade Stubbenrodung und Reisholznutzung einher.” Was übrig geblieben ist, ist das so vielbewunderte
dieser wesensfremde Einschlag des“ Liberalismus konnte die am Boden sdiaffenderi Menschen so
Heideland mit seinen Heidschnudcen und dem strumpfstridrenden Schäfer . . .
umnebeln und so ans Materielle der Sinnenwelt keiten, daß sie heute kaum nodi erkennen können,
wie ihre Not in erster Linie eine geistige und danadi erst eine wirtsdiaftlid1e ist. Den meisten deutsd1en Waldgebieten droht das gleidie Schidrsal. Idi muß immer und immer
Und wenn wir zurüdcschauen und suchen, wo wir Landwirte den Faden anknüpfen können, wieder an die Worte des Geh.:Rats Dr. K. Rebel:Mündien erinnern, eines unserer hervorragensten
um mit der Geistigkeit unserer Väter und Urväter wieder verbunden zu werden, dann stoßen Forstleute der heutigen Zeit, dem ein gut Teil deutschen Waldes in Obhut gegeben ist. Es ist
wir auf die Träger des deutsdien Idealismus, in Sonderheit auf Goethe der in 3 eine r besonderen er3diütternd in seiner Brosdiüre „Waldbauliches aus Bayern“ zu lesen, was er auf Seite 211 ff.
Naturansdiauung gerade das überwunden hat, was uns Landwirte in den letzten Jahrzehnten von „der Herrsdiaft des Kahlschlages . . .“ erzählt. „Ja, ja, mit Riesenschritten geht's abwärts . . .
mehr und mehr geistig gefangen genommen hat: den Waldriidrgang nach Grad und Umfang zu überblidren, zu ergriinden, ihm entgegenzuarbeiten
Das atomistisd‘re Weltbild, die entgeistigte Natur. und vorzubeugen, ist seit 1908 nunmehr schon jahrelang mein Bemühen“. Und daß es mit
Goethe gelang es in der Betraditung und Erforschung der Pflanzenwelt an die Stelle Riesenschritten bergab geht, daß kann jeder bestätigen, der audi nur etwas Sinn und Verstand
hat, die mahnende Sprache des Waldes zu hören. Und wenn Rebel irgendwo einmal sagte oder
toter und abstrakter Begriffe, bewegliche, lebendige, erlebte Ideen zu setzen. Rudolf es niedersdirieb: „Die Frage der Erhaltung unserer Wälder ist so sehr widitig, daß eigentlich in
Steiner hat durch sein Lebenswerk den Erkenntnisweg Goethes in die Naturreiche weiter aus:
Form eines Volksbegehrens die Regierungen gezwungen werden müßten, Wandlung in der \Wald:
gebaut und fiir die künftige praktisdie Landwirtsdiaft gangbar gemadii. In der biologisch:
dynamisdien Wirtsd-raftsweise liegen die Keime nidit nur zu einer wirtsdiafthchen, wirtschaftsform von heute zu schaffen, die unweigerlich den Waldsd1wund verursacht . . . Es ist die
sondern vor allem audi zu einer geistigen Erneuerung der Laiidwirtsmaft. liödiste Zeit, wir können nidit mehr länger warten . . .“ so verleiht das einem Erkennen Worte,
Der Geist aber madit lebendig und ist die ewige nie versiegende Kraftquelle editen Bauern: daß man, der man dies alles stündlid1 sieht, fühlt und denkt, aufheulend mit der Faust auf den
tums. Was dem deutsdien Bauern jetzt nottut, ist wahrer Pfingstgeist: Tisch schlagen möditel Da arbeiten nun Menschen an der Wiedergesundung des Waldes und
_ „Was dich im Brote speist,
somit an unserm ganzen Leben sdiledithin mit Wort und Tat, nein mit ihrem Herzblut. Und
über diesen wenigen steht haushoch:erhaben die Masse und sd11ägt alles, was da keimen will,
ist Gottes ewiges Wort tot, verniditet die Uranfänge eines neuen Waldwerdens. Nur deshalb, weil das alles nicht in
ist Leben und ist Geistl“
ihren Kram, in ihren Gedankenkreis oder was weiß ich paßtl? Und wenn Rebel sagt: „Was
hilft es, sich auf Forstversammlungen nach außen zu loben oder von außen loben zu lassen, wenn
seitab davon Jahr für Jahr sd1were Fehler begangen werden?“ so ist das “eine Anklage eines
Mannes vom Fadi, der weit seiner Zeit voraus ist.
Hände weg vom Waldboden! Wir wollen einer naturgemäßen Wirtschaftsweise auch im Walde Eingang verschaffen,
Nicht als Hilfsmittel, das mal hier und mal da gebraucht werden soll, wie es dem Wirtsdiafter
Förster R. Dane, Sdinellbad1:5chmalkalden gerade beliebt, sondern wir wollen diese Wirtsd1aftsweise als die allein mögliche Form einer
Die Durchführung einer biologisd1:dynamisdien Wirtschaftsweise in unseren Forsten wird Waldwirtsdiaft überhaupt erproben und lehren. Es kann nur der ein Forstmann sein, der mit
nur dann Erfolg verspredien, wenn wir uns endlich dazu bequemen, die Hand von den soge: seinem ganzen Herzblut am Aufbau eines naturwahren Waldes zu wirken vermag. Natur:
nannten Nebenprodukten des Waldes zu lassen. Es ist ein Trugsdiluß zu glauben, der Volks: verbundenheit, Einfühlen in das Naturgegebene, Achtung und Ergebenheit vor diesem Wunder:
und Landwirtschaft wird damit gedient, wenn Bodenstreu als Strohersatz zur Unterstreu genutzt barsten aller Natursdiöpqug müssen der Befähigungsnachweis sein und bleiben. Zum Forst:
wird oder durch Rodung der Stubben (Stöcke) der Brennholzanfall sich erhöhen läßt. . Dasselbe mannsein gehört Seelenadel, gehört vielmehr, als Forstschule und Akademie lehren können. Und
Gilt vom Reisig, das der Wald ’abwirft. Grundverkehrt ist die Annahme, der Wald ser dazu da, audi ich muß, wie Oberf'cirster Rolle in seinem Aufsatz, hier an dieser Stelle Goethes Wort
iii Zeiten der Eutternot dem Vieh als Weide dienen zu können. In den Gebirgswäldern und anführen: „Wenn ihr’s nidit fühlt, ihr werdet's nie erjagen“. Es gibt einfach keinen trefflicheren
audi in anderen Gebieten unseres Heimatlandes ist die Waldweide, die Stubbenrodung und die Ausdrud< dafür!
Streuredie im Laufe der Zeiten zum Privileg der Bevölkerung, zur Gerechtsame, geworden. Das Sdiid<sal der Lüneburger Heide warnt, wohin ich audi je im deutschen Wald blidcen
Thüringen und Bayern wissen ein besonderes Lied davon zu singen. _
Eine derartige rüd<sidit$lose Ausbeutung unserer Kunstwälder, der Forsten, muß zuni}l2urn
durfte. Und das ist
Wurzel alles Ubels.
]gar oft und in vielen Gauen geschehen . . . Wohl ist der Kahlsdilag die
od'i. sind es nodi andere Dinge, die dem Waldschwund Tür und Tor öffnen.
ganzer Waldgebiete führen. Die Gesdiidiie erzählt zur Genüge davon. Sie beriditet, w1e die
Ausbeutung der Wälder nidit nur diese selbst versdiwinden ließ, sondern daß audi hochstehende Meine Worte gelten in erster Linie dem Landwirt, der so glücklidi ist, neben seinem Adcer
audi noch ein größeres oder kleineres Stück Wald sein Eigen zu nennen. Der Wald hat immer
Kulturvölker mit ihren Wäldern untergingen. So erging es dem Balkan und seinen Völkern, dann am meisten hergeben müssen, wenn es der Landwirtschaft nidit gut erging. Manch hoffnungs:
dem Apennin samt dem alten Römerreidi, von Klein:Asien und der Pyrenäen:Halbinsel ganz zu
schweigen. Denn Niedergang des Waldes bedingt unweigerlich den Niedergang der Landwtrtsdtaft voller Bestand ist vorzeitig der Axt verfallen, weil das so nötige Geld fehlte. Und audi die „Ab:
fallstoffe“ des Waldes mußten manches Loch zustopfen. Es wurde ohne Überlegung gehandelt,
und damit der Volkskraft und Kultur überhaupt. Heute wird mit riesengroßen Unkosten in Italien, ohne Besinnen darauf, weld1e Folgen ein soldi Beginnen haben muß. Ich habe es oft in um:
Spanien, Griedienland und der Türkei versud1t, wieder einen Wald aufzubauen. Selbst China gekehrter Reihenfolge erleben müssen, daß landwirtschaftliche Produkte, die aus irgend einem
arbeitet trotz Revolution und Krieg am Wiederaufbau seines Waldes. In Frankreidi werden in
der Provence große Gebiete wieder in Waldkultur gelegt, die zu Zeiten des großen Napoleon Grunde gerade hoch im Preise standen, verkauft wurden, z. B. Stroh und dafür aus dem Walde
durch rüdcsid1tslose Ausbeutung entwaldet wurden und seitdem entvölkerten, da sie unfrudilbar Ersatz geholt wurde: die Laub- oder Nadelstreu. Der Landwirt, der das tut, hilft sich gewiß am
wenigsten. Er ist sich nicht bewußt, welchen Sdiaden er seinem Walde bringt. Er weiß es nicht,
wurden oder Jahr für Jahr unter großen Ubersd1wemmungen zu leiden hatten. Denn es fehlte der
daß der Wald die Bodenstreu, Moose, Pilze und Blumen ebenso nötig zum Leben gebraudit,
Wald, der alle Naturextreme ausgleicht.
86 87
auf Waldboclen steht, dort sind einmal Stöcke gerodet worden. Denn wenn ich einen Stubben
wie seine Wurzeln und Blätter. Was aber soll aus dem Walde werden, wenn man ihm durch
dem Boden entnehmen will, so muß ich ihn zunächst einmal angraben, ehe ich mit Axt, Keil und
die Streunutzung überhaupt die Möglichkeit nimmt, Humus, also Bodenkräfte, zu bilden? Hebebaum arbeiten kann. Habe im ihn dann glücklidi zerkleinert, so muß ich das Erdreidi wieder
Die Natur versudit immer einen Ausgleich zu finden, ihr einmal Genommenes durch anderes einfüllen, da ein mehr oder weniger großer Krater entstanden ist. Wenn ich ein Lcd] in die
zu ersetzen. Oft läßt sie dies durch eine „Ubergangsform“ geschehen. Für midi ist es kein Erde grabe, so zerstöre ich den Zusammenhang des Edaphonraumes und mische sterilen mit
Zweifel, daß die Natur denken kann. Wie sie es tut, ist hier gleichgültig, aber was sie „denkt“, humosem Boden. Beim Zu5diaufeln des Loches wird es, selbst bei größter Aditsamkeit, un:
das bekommen wir bienschen zu sehenl Die Natur handelt, folglidi muß sie audi denken möglich sein, den alten Bodenzustand wieder herzustellen. Im Bereich des Stubbenlodis ist der
können. Und der Wald in allererstei‘ Linie! Denn er ist ein „Sdilußverein“, d. h. ein Natur.- Boden zunächst einmal tot: die Kapillarität und die Durdflässigkeit des Bodens sind gestört.
gebilde, daß in seinem Aufbau vollendet ist, eine Krone des Lebens, der Schöpfung . . . \Veder vermag das Grundwasser anzusteigen, noch können die Niederschläge einsid<ern, die Luft:
Dem gestörten Gleidimaß eines Lebenskreises sucht die Natur zu begegnen. So ereignen
k

kanäle sind versdiüttet. Da das Erdreich nad1sackt‚ entsteht schließlid1 eine Senke, in der Sidi
sich nach einer Streureche auf dem Waldboden Dinge, die weit vor der Vollendung der Wald: die Niederschläge sammeln und stehen bleiben und nadi und nadi den Boden versauern. Die
sdiöpfung lagen. Binse zeigt uns an, daß dieser Zustand eingetreten ist und daß eine kleine Moorbildung beginnt.
Das beigetiigte Lichtbild zeigt uns dies. Es stammt aus einem streuberaubten Forst, dessen Beim Stöd<esprengen werden fast sämtliche Bodenlebewesen verniditet. Auf einem Kiefernaltholz:
Boden audi nodi durch Vieheintrieb, Stodcrodung und Reisigsammeln bis zum Weißbluten miß: kahlsdflag stehen ca. 367 Stubben je Hektar. Rethne ich je Rodelod1 nur 3 qm umgestülpte
handelt wurde (übrigens seit Jahrhunderten ein Staatsforstl), Was wir auf dem Bilde sehen, ist Fläche, so ergibt dies rund 1000 qm abgetöteten_Waldboden pro Hektar, also genau 1/10 der
Weißmoos (Leucobryumpolster), ein Moos, welches Vermoorung, also Rückbildung, anzeigt. Es Gesamtflädie. Weldien Ertrag wird mir hier die zweite Waldgeneration bringen? Es ist nadi:
gewiesen, daß Stockrodung eine Ertragsminderung bis zu 30% zu bringen vermag, aber an
Nutzholz!
Die Stockrodung aber deshalb für gut zu halten, weil damit die Rüsselkäitergefahr beseitigt
wird, ist ein arger Trugsd11uß. Unsere „Waldsd1ädlinge“, wozu der Rüsselkäfer ja in erster Linie
gehört, haben von Natur aus ganz andere Aufgaben zu erfüllen, als die jungen Forstptlanzen zu
wieder anpaßt und „naturgemäß“ wirtschaftet _
vernichten. Die Forstsdiädlinge gehen in dem Ausmaß zuriid<, in dem der Mensdi sich der Natur
und dies gilt nicht nur fiir den Wald alleinl
Sie sind nichts anderes, als ein Hilfsmittel einer geschändeten Natur
auftreten
# — wenn sie als „Kalamität“
den größten Waldsd1ädling Mensdi in seinem naturwidrigen Tun zu hindern und zur
Vernunft zu bringen. Weiter nichts, weiter nidit$ . . .
Wir aber lernen nidit daraus. Wir lernen nidit, daß der nadi Naturgesetzen begründete
und genutzte Wald keine schädlichen Forstinsekten kennt, sondern daß sie in einem Soldien Wald:
gebilde sogar der Helfer des Mensdien sind, Weiser, die uns mahnen, daß irgend etwas nicht in
Ordnung sein muß. Ob wir das wohl je lernen werden?
So bliebe noch etwas über die Waldweide zu sagen. Wir müssen uns daran gewöhnen,
daß das, was nicht von Natur aus in den Wald gehört, nidits darin zu sudien hat. Das Weide:
vieh sdion garnicht. Denn es ist dem Waldwudis schädlid1. Es zerstampft den Boden dort, wo
er leicht ist, tritt ihn dort fest, wo er bindig ist. Es tritt auf die Oberwurzeln und verursacht da:
durch Mißwudis und Nutzholzausfall. Es wälzt sich auf dem Boden und zerstört die Krümel.—
struktur. Es verniditet die so wichtigen „Unkräuter“, die mit zur Lebensgemeinschaft Wald ge:

——
hören und den notwendigen Stid<stoff im Boden ansammeln. Der Hirt treibt immer dort, wo
es ihm verboten ist und vernichtet damit Jungwüchse denn dort, wo diese stehen, wäd'ist
das süßeste Gras.
Weißmoos (Leucobryum) Dodi, um eine Wahrheit komme ich nicht herum, das ist der Schweineeintrieb. Es steht
Ein Polster ist durdisdinitten (am Ciehstodr), um die Mäditigkeit 7u 5eigen. Der Bestand ist unbedingt fest, daß mit der immer mehr aufgekommenen Stalltütterung der Sdiweine unsere Eichen.-
80iährig (Fichte) liur35diaftrg, Derbstangenstärke. Die Stämme sind mit Ilungerfledrten uber und wälder verschwunden sind. In früheren Zeiten gaben die Eichenwälder die „Mast“ und wurden
über besät tredits im Bilde sichtbar). daher weit mehr gepflegt als heute. Und wir hätten keine Spessarteichen mehr, wenn dort, im
dürfte wohl iedem Besdiauer zur Gewißlieit werden, daß hier alle mensdilidie Kunst vergeblich Spessart, der Sdiweineeintrieb nicht nodi heute eine „Gerechtsame“ wäre. Unseren Wäldern
ist, daß der Hauptzwedc, Holz zu erzeugen, in diesem „\Walde“ nicht nur in Frage gestellt ist, fehlt heute sehr die Gattung Suina. An sich hat das Wildschwein die Aufgabe zu erfüllen, den
sondern daß der Waldrüdcgang hundertprozentig eingesetzt hat. Ein Bodenleben ist undenkbar, Boden grob zu durd1wühlen und etwa überhand nehmende Bodeninsekten zu verniditen. Aber
wir haben dieses wehrhafte Wild der Ausrottung preisgegeben.
die Speisekammer des Waldes, der Edaphonraum, ist leer und zerstört. Diese riesigen, orthch Weil es in diesem Kunstgebilde Forst nidit mehr genügend Nahrung findet, geht es die
über 300 Hektar verbreiteten bloospolster saugen jede Feuditigkeit auf und schließen den Boden
von der Luft vollkommen ab. Folglid'i muß der Boden kalt und sauer werden. Wo aber Boden: Adrer an und verniditet die Ernte. Und wenn es nidit ein sdflechter Witz wäre, so mödite ich
versauerung und :Kälte vorherrsdien gibt es kein Bodenleben mehr. Dieser Wald wird sterben sagen: das Schwein ist im Recht, der Mensch im Unred1t.
und dem Hochmoor Platz machen. Und dann erst kann, nach undenklichen Zeiträunien, langsam Dafür wird das Hausschwein oft als Ersatz und Aushelfer in den Wald getrieben. Wenn
ein neues Waldwesen beginnen. Es müssen nun alle „Vorvereine“ (Hochmoor, Ried, süße Wiese, es sdion garnicht mehr geht, wenn Kiefernspanner und Kieferneule, beides sich im Boden ver:
Busdiwald, Parklandsdiaft) wieder „durchlaufen“ werden, ehe der „Sdilußverein“, der Wald, puppende Forstsdrädlinge, überhand nehmen! Sie werden von den eingetriebenen Sdiweinen ge:
funden und vertilgt. Und doch wäre audi der Sd1weineeintrieb überflüssig, wenn wir statt der
dasteht. gleidialttigen Nadelforsten Mischw'a'lder besäßen. Also audi das Hausschwein gehört nidit in den
Das denkt der Wald und wir sehen es und zur Warnung sei es hier gesagt . . . Wald, obwohl es durch seine Wiihlarbeit in den von Trodrentorf heimgesuchten Forstensehr
Dieses hier gezeigte „VValdbild“ steht leider nicht vereinzelt da. Es ist nidit nur ein Schul: nützlidie Arbeit verriditet. Audi treibt man die Sdiweine gern in den zur Naturverjiingung zu
beispiel, sondern mehr: der warnend erhobene Finger der Naturl stellenden Waldleil, um den Boden für die Besamung aufnahmefähig zu machen. Eine riditige
Vielerorts werden gern die Stubben geredet. Und nidit nur das, sie werden sogar gesprengt. Bodenptlege im Walde aber macht auch dies überflüssig.
Die Stockrodung ist ein übel Ding im Walde, denn audi sie vernichtet die Bodenkrafte.
Niemand Es greift eins ins andere und die Erkenntnis einer naturwahren Waldwirtsdraft ist wie eine
wird behaupten können, daß die Bluse (Scirpus) ein Waldgewéichs ist. Sie gehort zum
verein der Sümpfe und Torfmoore. Und doch findet sie sich oft massenhaft im Walde. Wo Sie Pflanzen: Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Wir können nicht eher den Wald nach biologisdi:
88 89

dynamischen Grundsätzen bewirtschaften, ehe wir nicht den ersten Sdiritt tun, dem Waldboden Die Erkenntnis von der besonders geheimnisvollen Ki'aftwesenheit der Naturdünger ermöglicht
Ruhe zu versdraffen. Hände weg vom Waldbodenl das ist die Grundbedingung. Wer den es sdiließlich, auch das Gemüt in die Tiefen der Lebenszusammenhänge folgen zu lassen. Man
geradezu heroisdien Kampf erkannt hat, den Kammerherr von Kalitsdr:Bärefithoren, Geheimrat lernt staunen, durch weldie niederen Daseinsstufen zum Segen der oberen Naturreiche die leben:
Rebel:München und Geheimrat Bier:Sauen um den Waldboden kämpfen, der muß audi schließlich tragenden, schöpferisdwn Baumeisterkr'eifte durdigehen. Man gewinnt wieder ein inneres Verhältnis
zu der Einsidit kommen, daß es sich hier nicht um fixe Ideen handelt. Man sehe sich den‚Reichs: zu niandiem verschollenen Baucrnwort, das tiefverehrend auf den i\/Iist hinweist. \Wei' versteht,
wald bei Nürnberg an, ad'ite einmal darauf, wenn man mit der Eisenbahn von Wittenberg (Halle) um was es sich dabei handelt, der kann auch erfassen, warum zu Väters Zeiten nodi ein heller
nach Berlin fährt, was dort für „Wald“ wäd15t, man steige einmal auf den Thüringer Wald Glanz vom Weltenbaumeister auf den fiel, weldier den Baumeisterkräften in den Böden, in den
zwischen Friedridisroda und Oberhof bis an den Frankenwald (und auch auf diesen noch), dann Düngern, in den Pflanzen, Tieren und damit audi den Mensdien diente, und wie der Name
wird man, wenn man einigermaßen im Buche der Natur zu lesen versteht, die Vorkämpfer für eine „Bauer“ damit zusammenhing und ein Ehrentitel war. Möge mit der Wiedererkenntnis
naturverbundene WaldWirtschaft besser verstehen können, als wenn man ihre Schriften liest. von den tieferen Zusammenhängen der Düngung audi der „Bauer“ in seiner vollen
Wir wollen den Weg aus dem Niedergang finden und wir müssen erkennen lernen, daß ein \Würde wieder auferstehenl
gesunder Waldkörper uns audi eine gesunde Landwirtschaft und damit ein zufrieden Volk in Weil nun bei der Naturdüngung nicht nur die aus den organisdren Reichen herstammenden
Glüd< und Wohlstand verbürgt. Der Wald ist der Bürge unseres Lebens. Wer das nidit Stoffe, sondern ganz besonders audi die mit ihnen verbundenen ätherisdien Bildekräfte eine aus:
erkennt, dem ist nidit mehr zu helfen, ‚der wird es, weiß Gott, nidit eriagenl schlaggebende Rolle spielen, so liegt der Gedanke nidit allzuferne, daß man diese Düngung durch
Der Waldboden ist krank, deshalb braucht er Ruhe. Was dann zu geschehen hat, davon Zufügung von besonders naturkräftigen Pflanzen aufbessere, wie Dr. R. Steiner das 1924 auf
sei ein andermal die Rede! Grund seiner Lebensarbeit gelehrt hat. Heilpflanzen haben nidit nur ein durchschnittliches Maß
von Bildekräften, sondern sie besitzen bestimmte Bildekräfte im Ubermaß. Dadurch erlangen sie
,

ihre besonderen stofflidien Eigenschaften und ihre Verwendbarkeit. Man kann mit entsprechend
zubereiteten Heilpflanzenkomposten die Naturdünger mit ätherischen Kräftewirk:
samkeiten anreichern. ‘

Man kann bei dieser Behandlungsweise den Eindrudr haben, daß in Harmonie zwischen
Rüstzeu9 zur Steigerung derErntemengen Stoffen und Kräften vorgegangen wird. Dieser Eindruck verstärkt sich nodi angesichts der sonstigen
Pflege, welche die Naturdünger bei folgeriditiger biologisch:dynamischer Arbeit genießen. Es
ber biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise H. werden alle düngenden Stoffe aus den Lebensreidien in einer bisher kaum gekannten
F. Dreidax Art zusammengefaßt und zusammengehalten. Die Wertschätzung ihrer unersetzlidien
inneren Natur wirkt sich hierin vielfach sid1tbar und stoftlidi aus. Es kann ein einzigartiges Er,-
Erhaltung der Naturrlünger-Werte steigert die Mengenm‘h'i'ige lebnis durch die Tatsache vermittelt werden, daß in dem agrikulturchemisd1en Zeitraum, in welchem
Wenn man die Pflanze in ihrem schöpferischen Sprießen und Grünen, Blühen und Frud1ten man so sehr auf das Stoftliche hinsdiaute und von den Kräften nichts merkte, die Naturdünger:
betraditet, mit der Fülle der von ihr hervorgebrachten Formen, Farben und Düfte, sorgesellt sich stoffe gar nidit richtig gepflegt wurden, daß aber eine Ansdiauung, welche auf dieyBedeutung
zur Erkenntnis der ätherischen Baumeisternatur der Pflanzen auch leidit die gefühlsbetonte An: der Lebensbildekräfte hinweist, auch die riditige Pflege der Naturdiinger:Stoffe mit sich bringt.
Die Kräftebetrachtung der Lebewelt im Sinne Dr. R. Steiners stellt eben nicht eine einseitige
erkennung. Die Pflanze entzüdrt den Mensdien so vielfadi, sei es audi nur, namentlidr im
Frühling, durch ihre frisdie grüne Farbe, sei es auch nur durch ihre Sauberkeit und Appetitlichkeit, Richtung dar, sondern sie kann geradezu der Führer auf dem goldenen Mittelweg werden. I\/Ian
weldie anmutet. Es ist das Gefühl in einem solchen Zusammenhang oft eine Einladung zur beachte z. B. wie die Kräftebetrachtung dazu geführt hat, das Beton:Zeitalter audi in der Dünger:
Erkenntnisarbeit, jedenfalls keine Abstoßung. pflege zu überwinden, diese kostspielige Verirrung der Landwirtschaft, welche audi in den Vieh:
Wenn aber die Pflanzen in Form von Unkräutern ausgerissen werden und wenn unbraudibare ställen gewaltige gesundheitlid1e Schäden und Ausfälle bewirkt hat. Schlichte Mittel, mit seltenen
Pflanzenteile zusammengeworfen werden zu einem Haufen, der dann anfängt zu verwesen, miß: Ausnahmen in allen Betrieben ohne besondere Kosten anwendbar, werden von der biologisch:
dynamisd1en Methode bevorzugt und führen gleichzeitig aufden Weg der Geldersparnisse
farben zu werden, übel zu riechen, dann fällt es uns schwerer, die bedeutsamen Kräfte'verhältnisse
ins Auge zu fassen. Das Leben stirbt hierbei ja sichtlich ab und sdieint zu entweidren, und die und der wirklichen Düngergesundheit.
Vorgänge widern viele Mensdien an. Oder die Pflanzenmassen werden verfüttert und unterhalten Das Sammeln aller organischen Substanzen und ihre geordnete Pflege ist für
das Leben der Tiere, sodaß sdiließlich Mist und Jauche als Abfallprodukte ersdieinen, die selbst die gewiditsniäßigen Ernteerträge von außerordentlidier Bedeutung. Nach sehr be:
von den Tieren, welche sie von sich geben, möglichst gemieden werden. Man täusd1e sich nicht achtenswerten Schätzungen von Fachleuten, die nidit einmal etwas mit der biologisch:dynamischen
darüber, daß die Mensdien angesichts einer solchen ausgestoßerten, verfallenden Materie von \Wirtsd1aftsweise zu tun haben, entstehen im Deutschen Reich in den gewöhnlichen Betrieben
zahlreichen widerstrebenden Gefühlen erfaßt werden, von geheimer Verachtung bis zu offenem ietzt nodi immer soldie stoftliche Verluste durch sd11ed1te Naturdüiigerpflege, daß sie dem Werte
Ekel. Hier liegt Vieles, was die Kluft zwischen dem Städter und dem mistverarbeitenden Bauern nach dem gesamten Kunstdüngerverbraudi gleichkomnienl
gesdiaffen hat; hier liegt Vieles von dem, was den Bauern zu einer falschen Art Selbsterniedrigung Wenn aber von dem Zusammennehmen und Zusammenhalten der Diingerstoffiichkeiten die
und zur Landflucht trieb; hier liegt Vieles von dem, was zu einem zu geringen Studium des Natur: Rede ist, so taudit die Meinung auf: Aber die biologisch:dynamischen Präparatzusätze hätte man
düngers und zu einer mangelhaften Pflege des Mistes in der Praxis hingetührt hat. hiezu doch nidit nötig, diese dienen sicherlidi nur der Qualität des Düngers. Eine solche Äußerung
Dein Miste gegenüber, den werdenden Kompostmassen gegenüber lädt das Gefühl kaum beruht wiederum auf einem biangel an Kenntnis der ätherischen Bildekräfte, die mit Hilfe der
zu einer freudigen Betrachtung ein. Aber die Herkunft aus den von Baumeisterkräften durch: Präparate zur Wirksamkeit gebracht werden. Gewiß können sich solche Bildekräfte in einem
wobenen Pflanzen, aus den von Baumeisterkräften und Seelenkräften durdipulsten Tieren fordert Zustande der Ruhe befinden, aber normalerweise greifen sie aufs Aktivste in die Lebensvorgänge
auf zu unbeirrtem Nadigehen. Die unnadmhmlidren Wirkungen der Naturdünger auf das Boden: ein. Sobald die Kleinlebewelt in einem Dünger sich entfalten kann, macht sich gewöhnlich das
leben und auf die Pflanzenwelt mahnen ebenfalls, das Widerstreben zu überwinden. Man beobachtet Wirken von zugesetzten Präparaten mit Bildekräften bemerkbar. Die von den mannigfaltigen
dann, wie die Naturdiinger vielfadi ganz unmittelbar als Nahrung dienen, weil es Lebewesen gibt, Kleinlebewesen verursadite Verrottung und Vergärung wird in bestimmter vorteilhafter Richtung
die sich daran angepaßt haben, seien es Regenwürmer und Fliegenmaden, seien es Käfer und gelenkt. Zu weitgehende Zersetzungen können verhindert werden, sd1ädliche Gasentwidrlungen
ihre Larven. Zahlreiche andere Beobachtungen von Bedeutung schließen sich an und man erkennt, können unterdrückt werden.
daß ätherische Baumeisterkräfte audi da anwesend sein können, wo zunäd13t nodi keine Bautätigkeit Wer einmal beobachtet hat, wie die Gerudi$vorgänge eines richtig präparierten
wahrzunehmen ist. Man erkennt, daß dem Mist und Kompost eine Art Kraftnatur zukommt wie NIistes sidi entwidceln, der weiß auch ohne diemi$che Analyse, daß nidit nur dynamische,
dem ruhenden Pflanzensamen. Es ergibt Sidi dann: Pflanzlidie und tierische Dünger sind Hilfs: sondern audi stoffliche Düngerwerte durch die Präparation gewonnen und in die
mittel, welche die Natur bietet, um Lebensbildekräfte weiterzureidien zwisdien den Ernten auf den gedüngten Feldern hineingeleitet werden. Dieser Vorteil kann besonders
versdiiedenen Lebensbezirken der Tierwelt, Pflanzenwelt und Bodenlebewelt. audi bei biologisch:dynamischer Jauchebehandlung beobaditet werden. (Siehe Demeter 1930, S. 239.)
90 91

Schaffen von Kornp0stmassen erzeugt El‘lltemtlsscll Der Landwirt muß seine Mengenerträge der Witterung abringen und gelegentlidie Rekord:
Nodi mehr im Argen als die Stalldürigerpflege liegt in der agrikulturdiemisch eingestellten ernten nützen ihm wenig, wenn er im übrigen in zu vielen Jahren von der Witterung
für irgendweldie Treibmethoden gestraft wird,
(

Landwirtschaft die Kompostpflege. im Zusammenhang mit der Tatsache, daß über ein
halbes Jahrhundert verkündigt wurde, daß die Thaer’sche Humustheorie irrtümlich Bei der nassen Witterung von 1932 hat Sidi somit biologi5di:dynamiSdie Wirtsdiafts:
weise auf eine leicht begreiflidie Art als ertragsfördernd erwiesen. in den vorhergehenden
ist, kam in zahlreidien Gegenden ein Rücksdiritt in der Gewinnung erdig:humoser
Jahren 1930 und 1931 war aber audi reichlich Gelegenheit die biologisd1:dynamisdien Kulturen
Düngermassen zustande. Man kann Gegenden treffen, wo noch bis unmittelbar vor dem bei Dürrezeiten zu beobachten. Man weiß natürlidi, daß ein Boden, auf dessen Humusgehalt
Kriege eine sehr gediegene Väterart gebräudilidr war, indem man sich einen Wiesendünger zu:
redit madite, mit weldiem man ausgezeidinete Mengenerträge bei gleichzeitiger Qualität zustande man besonders Rüdcsimt genommen hat (wie man das bei biologisdr:dynamischer Wirtschaftsweise
brachte. Heute verlottern jene Substanzen, die man seinerzeit zu Kompost zusammenholte, aller zu tun pflegt) seine Pflanzendecke besser über Dürrezeiten hinwegbringt, als ein anderer. Es ist
Ecken und Enden und die Anwendung von Kunstdiinger bringt auf den Wiesen und \Veiden audi allgemein bekannt, daß Kunstdünger seine Wirkung nur im Verein mit einer entspredrenden
ein Graswachstum hervor, das von den Landwirten selbst wegen seiner getriebenen Stenglidrkeit Wasseranwesenheit ausüben kann und daß für die Pflanzen eine gefährliche Lage entsteht, wenn
und Blättrigkeit mit dem Charakter von „Schattengras“ in Verbindung gebracht wird, auch wegen sie zunädist bei Frühjahrsnässe reid11iche Salzgehalte aus einem kunstgedüngten Boden auf:
seiner Wirkung auf das Vieh beim Verfiittern. genommen haben, dann aber plötzlich durch den Witterungsgang ein Wassermangel eintritt. Man
Ein unrühmliches Zeugnis für den Rückgang der Kompostgewinnung ist auch der heutige nennt die Gesundheits:Schädigungen, welche sich darin einstellen: Salzstößel Eine biologisd1:
dynamisch richtig behandelte Pflanzenwelt ist diesen besonderen Sdiwierigkeiten selbstverständlidi
Zustand vieler Wasserläufe und Teid1e. Es gibt viele Bäche, weldie heute das Wasser über: in einem ungewöhnlichen Maße entrückt. Es ist leicht einzusehen und in der Praxis häufig
treten lassen und zu anderen Mißständen Anlaß geben. Mari reguliert sie dann mit hohen beobaditet werden, daß biologisch:dynamisdm Kulturen Dürrezeiten im Durchsdmitt besser über:
Kosten und verwandelt sie in gradlinige Kanäle, weldie die Landschaft entstellen. Ehedem haben Winden, als agrikulturdiemisdi behandelte. Sie halten der Notreife wesentlidi länger stand, erholen
die Bauern in Wertschätzung des Kompostes die Bachsohle jedes Jahr einmal gereinigt und Sidi nadr der Dürre rascher und besser und äußern ihre Widerstandskraft auch in ent:
das Bett dadurdi freigehalten „_ heute madit ihnen das „zu viel Arbeit“ und die Badisohle füllt spredienden blengenerträgen. (Siehe Dr. Bartsch, Not der Landwirtschaft, 3. Aufl., S. 92 u. s. f.)
sich auf, sodaß der Wasserspiegel ansteigt und Versurnpfung bewirkt,
Anderwärts sind die Teiche, weldie früher an die Wasserläufe angegliedert waren, völlig mit In diesem Zusammenhang stellt Sidi heraus, daß jene ausgedehnten Gegenden Deutsch:
lands, die unter Dürrezeiten leiden, und sich infolgedessen für eine stärkere Kunstdünger:
Sdilamrn gefüllt, verwachsen und versäuert, Man hat sichtlich ein Mensdienalter lang nidit an eine anwendung sehr schlecht eignen, in ihren Ernteerträgen im agrikulturchemischen Zeitabsdinitt ärmljdi
Gewinnung von Kompost aus Teichsdilamm gedadit. Ja man trifft es an, daß die Leute sich auf bleiben mußten und immer stiefmütterlicher behandelt wurden. (Vorsdiläge zur weitgehenden
den Standpunkt stellen, daß es in alten Zeiten ein großer Fehler war, bei Schlammführung der Aufforstung des deutschen Ostens!) Hier ist es bereits möglich gewesen, mit dem Rüst:
Bädie die Teidie durdilaufen zu lassen, sodaß sich der Schlamm absetzte. Man hat die alte Kunst
des Erdefangens vielerorts eingebüßt. Es kann keine Rede davon sein, daß sich eine Bewirt: _
zeug der biologisch:dynamischen Wirtsd-raftsweise besondere Erntemengen zu schaffen


ein unsd1ätzbarer Vorteil, geschaffen gerade in einem Zeitpunkte, in weldiem auf
schaftung der Humussubstanzen und der abschwimmenden Feinerde bereits wieder allgemein durch: die Besiedlung von Ostdeutschland aus vielen Gründen ein besonderer Wert gelegt
gesetzt habe, wie manche Leute sich vormad1en wollen. Biologisdi:dynami5che WirtsdiaftS: wird. (Demeter 1930 S. 131.)
weise steht hier nodi vor gewaltigen Aufgaben und Möglichkeiten, Düngerwerte in
die Ernteerträge hineinzuleiten. Qualität verwandelt sich in Quantität
Andererseits ergibt der Blid< auf die verhältnismäßige Dürre: und Nässe:Widerstands:
Zeitgerechtc Natnrclüngung hebt die Durchschnittsertrtige fähigkeit biolcigisch:dynamisch behandelter Böden und Pflanzen eine Unterlage zur Beurteilung,
Nicht nur die Pflege der Naturdünger hat einen ausgesprod-renen Rüdcsdrritt durdigemadit, wie durch diese Wirtsdtaft$weise eine durchsdmittlich hohe Qualität zustande gebracht wird. Was
sondern audi deren Verwendungsart. Man war sich der besonderen Kräfte der Naturdünger nidit aber im Augenblidc in Betradit gezogen werden soll, ist die Tatsadie, daß Qualität etwas
bewußt, weldie bei unordentlicher Anwendung auch besonders sdiädlidi wirken müssen. Man trifft mit den Mengenverhältnissen zu tun hat, weldie für die Volks:Wirtsdraft und :Er:
die Anwendung von rohem Kompost, noch mehr von rohem Stallmist und von unvergorener Jaudre nährung entsdieidend sind. Nidit was vom Felde an Masse herunter gefahren wird, gibt in
nur zu häufig an. Man trifft vor allem auch eine Anwendung zur Unzeitl in weiten Gegenden Soldien Zusammenhängen den Ausschlag, sondern was davon zum Verzehr und zur Verwendung
Deutschlands ist es ein geläufiges Bild, daß mitten im Sommer, in der Vegetationszeit, Jauche in gelangt und geeignet ist. Güte der Erzeugnisse setzt sich nur zu häufig in wirksame
die Kulturen gefahren wird, sogar auf Obstwiesen. Man hat die Viehhaltung gesteigert, hat aber Gewidits:Mengen um. Vermöge der Haltbarkeit und der Ausbeuten bei der Weiter:
die Jauchegruben nidit entsprechend vermehrt und vergrößert. So kann man die Jaudie nidit verwendung verwandelt Sidi Qualität in Quantität. Volkswirtschaftlich liegt die Sache klar
fahren, wenn es für die Kulturen geeignet wäre, sondern ist dazu gezwungen, wenn die Jaudie: auf der Hand
#

privatwirtschaftlich handelt es sich darum, daß der Landwirt den durch seine
gruben überzulaufen drohen. Nidit nur“ eine Versdileuderung der Düngerwerte findet auf Soldie Qualitätserzeugung gesdiaffenen Vorteil kennen und auch ausnützen lernt. immer mehr wird der
Art statt, sondern die Erträge werden dadurch herabgemindert und audi unnötige Mehrarbeit her: Landwirt davon abkommen, Wassergehalte und dergleidien vom Felde herunterzufahren, welche
vorgerufen. (Lagern der gejauditen Getreidefelder, Wiesen usw., massenhaftes Abfällen geiauditen nur die Verweslidikeit der Produkte unterstützen.
Obstes.) Die Anwendung von strohigem Dünger kann man z. B. audi auf Sandböden immer Verminderung (les Abbauns steigert die Ernten
wieder beobachten es ist nicht mehr allgemein bekannt, daß der Stallmist bei einer soldien Be:
#

nützung ertragsdrüdcend wirkt. Die Wertschätzung der besonderen Kräfte der Natur: in einem besonders widitigen Abschnitt der landwirtschaftlichen Arbeit wird es vielen Mensdien
dünger lehrt den Landwirt der biologisch:dynamischen Wirtschaftsweise eine solche rasch klar, daß Sidi Qualität in Quantität verwandelt: bei den Saatgütern. Und gerade hier
erntemindernde Naturdüngerverwendung meiden
#

ein leicht zu erringender Beitrag ist man von ieher gezwungen gewesen, nidit nur an die Gewid1tsmenge zu denken,
zur durdisdinittlidien Steigerung der Erntemengenl sondern die Kräfteverhältnisse zu beaditen. Dei“ Spradigebrauch konnte hier soldie Be:
zeidinurrgen wie „Keimkraft“ und „Abbau“ nicht entbehren. in jeder naturgemäßen \Virtsdrafts:
Erntesteig-erung bei Nässe und Dül‘l‘0 form, weldie sich losringt von der Bezauberung durdi die mineralischen Handelsdünger, wird die
Das vergangene Jahr 1932 ermöglichte eine ganz besondere Erfahrung in sold-ren Zusammen: ertragssteigernde Wirkung guter Saaten und Sämereien eine besondere Rolle spielen. Zunächst
hängen. Weite Gaue wurden von sd1wersten Gewitterregen heimgesudrt und nanientlidi das Ge: ist es hier eine Tatsache, daß eine naturverbundene BewirtSdiaftung, wie es die bio:
treide einer sehr harten Probe auf Lagerfestigkeit unterworfen. Natürlich gibt es Gewitterregen, logisch:dynarnisdie ist, den Abbau der Kulturpflanzen in hohem Grade hintanzu:
denen überhaupt kein Getreide standhalten kann, aber es kommt auf die zahlreichen Übergangs: halten vermag, was bei den späteren Absaaten als Ertragsförderung in die Erscheinung tritt,
stadien und auf das durdisdinittlidie Verhalten an. Es zeigte sich, daß die biologisch:dynamisdr
behandelten Fluren unter sonst gleidien Verhältnissen ganz wesentliche Vorteile aufwiesen, welche Zlichtemrhoit uiid Sortenwahl hebt die Erträge
sich nicht nur in der Ersparung erheblid1er Ernteeinbringungskosteri durch die Vermeidung von
Lagerfrucht und in der Erhaltung einer guten Kornqualität auswirkte, sondern audi in zahl:

Aber die Vorteile, weldie im Falle der großen Praxis den Abbau wesentlidi verlangsamen,
konnen in der Züchterarbeit in gesteigerter Art zur Anwendung gebracht werden, sodaß ein biologischer
reichen Fällen in der Erntemenge. Aufbau erfolgt. Züchtung ist ein Haupthilfsmittel für Ertragssteigerung. Es muß hier
92

wiederum auf die Tatsache hingewiesen werden, daß die Mengenerträge in Deutschland im Zu.- rekordernten strebt er will etwas tun zur wirklichen Sicherung und zuverläßigen Ernährung
#

sammenhang mit den agrikulturchemischen Methoden schon längst sehr zurückgegangen wären, seiner Familie und des ganzen Volkes, Der biologisch-dynamisch arbeitende Landwirt vergißt
wenn nicht durch ständig verbesserte Bodenbearbeitung einerseits, durch große züchterische Be: diesen Punkt nicht, wenn er über die Steigerung der Mengenerträge nadadenkt.
miihungen anderseits die Rüdrgänge ausgeglichen worden wären. Aber ist es wohl richtig, daß Der Hinblidr auf die ätherischen Baumeisterkräfte der Natur, mit deren Pflege und Förderung
,

die Züchterleistungen dauernd dazu benutzt werden, um eine zusammenbrechende Sache zu stützen? der Landwirt es zu tun hat, sollte ihn davor bewahren, daß er ein aufstadrelndes Glücksspiel
Sie könnten sdion längst im Dienste eines umfassenden gesunden Aufbaues stehenl mit den Mengenerträgen betreibt, weldies erfahrungsgemäß ohne Mißhandlung der Natur nicht
Der mengenertragsfördernde Züchtungseinfluß ist von erheblidier Widitigkeit, obwohl aud’l möglich ist,
dabei sich viele irrtiimlid'te Gesichtspunkte ergeben haben. Der biologisdi:dynamischen Wirt.-
schaftsweise stehen aber nicht nur die Hilfsmittel der Züchtung zur Verfügung, so
wie eben heute die Züchtung ist, sondern es stehen ihr ganz neue Nlöglichkeiten zur
Verfügung, die in Zukunft zur Geltung kommen werden, sowohl für die Qualitätserzeugung wie
für die blengenerträge. Wer sich in die Anschauung vom Bildekräfteleib der Pflanze eingearbeitet
Die Freiland-Gurkenkultur unter Beachtung der
hat, vermag unter züchterischern Aufwand in der mannigfachsten Weise bewußt kräftigend auf ihn biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise
einzuwirken und dadurdi die Leistungsfähigkeit in der Generationsfolge zu steigern. Man denke
nur unter anderem an die Jahreszeiten:Wechselsaat, wie sie J. Voegele nach einer Angabe Rudolf Max K. Schwarz
Steiners ausgearbeitet hat (siehe Demeter 1931, Heft 12). lm „Capitulare de villis“ erwähnt Karl der Große neben den Kürbissen aud't schon die
Ucbei'bliek über die, Möglichkeiten zur Ertragssteigerung Gurken; es darf dabei angenommen werden, daß die Gurke durch die Römer in Deutsdrland
bekannt wurde. Wohl bringt Albertus Magnus eine Kultur:Beschreibung der Gurke; indessen
Es ist eine besondere Frucht, welehe die Kunstdüngerpropaganda einheimsen kann, daß es sdieint sie erst bedeutend später die allgemeine Anerkennung als ein ‘erfrisohendes Gemüse erhalten
heute nodi viele Landwirte gibt, weldie bei der Frage der Mengenerträge wie gebannt vor der zu haben. ,
einzigen Wahl zu stehen meinen: Kunstdiinger oder kein Kunstdünger. Sie kommen sich Heute erfreut sich die Gurke einer ähnlichen Wertschätzung wie die Tomate. Für beide
wie am Rande des Abgrundes vor, wenn sie auch nur in Gedanken einmal des gewohnten Fruchtsorten besteht das Bestreben, sie zu jeder Jahreszeit auf den Tisch zu bringen, namentlid1
Lüdrenbüßers, genannt Kunstdiinger, entraten wollen. Der Landwirt aber, welcher Sidi in die bio: in Salatform, Daher werden sie in Massen herangezogen. Da sie beide eine Eigenschaft
logisch:dynamische Wirtschaftsweise eingearbeitet hat, weiß, daß er mannigfaches Rüst: gemeinsam haben, nämlidr recht wärmebediirftig zu‘sein, so findet man ihre Anzudrt häufig als
zeug zur Verfügung hat, um Mengenerträge hervorzubringen und sie in Zukunft sogenannte Spezialkulturen gepaart, obwohl beide außer dem gemeinsamen Wärmebedürfnis grund:
weiter zu steigern. sätzlich andere Kulturbedingungen fordern. Für diese Paarung der Spezialkulturen ist lediglich
die wirtschaftliche Nutzung der für beide notwendigen Heizquelle maßgebend; denn die beste Treib:
!
**

kultur dieser zwei so begehrten Fruc’ntarten würde jeweils ein der Eigenart der Pflanze für ihre
Ueberblick über Möglichkeiten zur Steigerung der Mengeneriräge ‘ Kultur angepaßtes Gewächshaus erfordern.
Biol.:dyn. Diingungshilfsmittel Verbesserung der Dünger:Urqualität l Die Heimat der Gurke konnte noch nicht ganz genau festgelegt werden; sie wird auf einer
der ostindischen Inseln vermutet, wo sich iippigste Vegetation auf Grund übermäßiger Feud1t:
Gestirnsbeachtung Erhöhung der btisterzeugung
Vermeiden von Krankheiten Verhinderung von Diingerverlusten Wärme entfaltet, wie sie tropischen Urwäldern ureigen ist. Andere Forscher verlegen den Ursprungs:
ort in das Gebiet südlich vom Himalaya. Der Anblidr der Gurkenpflanze verleugnet diese Herkunft
Schädlingsbekämpfung Vermeidung ertragsdrüdrender Dünger: keineswegs. Sie läßt in ihrem ganzen Wesen den vollen Einfluß dieser dumpfen Feuchtwärme
Unkrauthekämpfung verwendung erkennen.
Der Bodenart angepaßte Düngung
Verminderung des Abbaus Umfassende Kompostgewinnung Schwellender, lockerer ungemein belebter Humusboden, durdazogen von ständiger Feuchtigkeit,
gestaltet die Gurkenpflanze im Verein mit dumpfer Wärme und gedämpfter Lichtwirkung. Solch
Sortenwahl Erdfang ‘
ein Boden läßt unter den gekennzeid'tneten Verhältnissen seine Ubermacht in derHumuswirkung
Züchtung Landw. Erdmischung l
Ausnützung der Bodengare bei der Gurkenpflanze in vollem Umfange walten, sobald diese aus ihren Keimblättern heraus
Fruchtfolgeverbesserung Bodenbedeckung die Vegetationsspitze entfaltet. An den Boden gefesselt, entwickelt Sld'l schnell ein rankender,
kriechender Stengel, dem große, ausladende Blätter entwachsen. In diesen Blättern liegt das Be.-
Wechselwirtschaft Steigerung der Bodenbearbeitung streben, den so stark belebten Boden zu bedecken, zu sdiiitzen und zu übersdqatten, Eine ganze
Brache in manchen Gegenden Haut will das Blattwerk bilden für diese Belebtheit, die dadurdi noch wesentlidi gesteigert wird
Nlischfriichtehau Regelung des VVasserhaushalts
'

und zu immer üppiger werdendem Wachstum Anlaß gibt. Sdion in dieser Hinsicht ist die Gurke
Gründüngung Klimabeeinflussung eine interessante Pflanze, weil sie in der Lage ist, sich durch ihr Blattwerk selbst einen bedeutenden
Erhöhte Legurninosen:Beniitzung \Y/indschutz } Wadrstumsfaktor zu schaffen und zu erhalten.
l
l Die Humuskraft des Bodens, die sich in der mächtigen Blattentwicklung und dem unmittelbar
über dem Erdboden gezogenen Stengelnetz darlebt, unterbindet ein Hinaufwadnsen der Stengel,
im Uberblid< über eine soldie Reihe von Möglichkeiten, welche übrigens noch nicht vollständig ein Feinerwerden des Blattwerkes, ein Hinauftragen der Blüten den besonderen Lid1teinwirkungen
ist, lernt der Landwirt, was für seine besonderen Verhältnisse das Beste ist er wird be.-
#
zu. Das alles bleibt an den Boden gezwängt. Die gelben Blüten, hereingezogen in die Blattregion,
weglid't in seinen Gedankengängen und Maßnahmen, er ringt sich los aus einem Bann. tauchen fast in diese unter und gelangen nur durch die starkeinwirkende Wärme zur vollen Ent:
Ganz besonders schaut der Landwirt auch auf die Notwendigkeit hin, sichere blengener: wicklung, Gurken und Kürbisse sind so recht die Pflanzen, bei denen die Humuswirkungen für
träge zu haben. Es knüpft Sidi eine solche Betrachtung an die Sortenwahl an, bei welcher man ihr Wachstum in krasser Weise zum Ausdruck kommen und stehen deshalb im vollen Gegensatz
ja ganz besonders beadrten sollte, ob man Hochzuchtsorten wählt, bei welchen unter zehn Ernten zu einer Pflanze, in der sich in eben solch einseitiger Weise die Lichtwirkung geltend madit ::

dreie fehlschlagen oder ob man die Landsorten in ihren veredelten aber noch widerstandsfähigen dem Adrerschachtelhalm.
Formen nimmt, bei welchen unter zehn Ernten höchstens eine einen Mangel aufweist. Das was Dieses Hineinleben in die \Wesenseigentiimlichkeiten der Gurkenpflanze gibt uns den deut:
hier bei der Sortenwahl von Bedeutung ist, es wird wohl überhaupt ein Richtpunkt fiir den Land.- lichsten Hinweis für ihre Kultivierung. Finden diese seltsamen Eigensdiaflen der Gurke für ihre
wirt der Zukunft sein. Der Landwirt schaut hin auf die Tatsache, daß eine biologisch:dynarnisdre Kultivierung volle Bead'ttung, dann wachsen Gurkenfrüdtte in Hülle und Fülle, saftstrotzend und
Bewirtsd‘raftung Widerstandskraft gegen Ausartungen des \X7etters schafft, daß sie Gleich: süßlich mild in ihrem Fleisch, dabei in der Pflanze gesund bleibend„ ‚ „

mäßigkeit der Ernten in ungewöhnlidiem Maße verbürgt und das Risiko des Landwirts Die nähere Betradatung der Gurkenpflanze macht uns noch mit manchem Interessanten be:
vermindert. Der Landwirt will nicht arbeiten wie ein Glücksspieler, indem er nach Hödrtst: kannt. So zeigt sich, daß die Wurzeln der Gurken nicht tief gehen. Es ist bei dieser Pflanze
94
%
in der Tat so, daß sie gegenüber einer normal wachsenden Pflanze in allem, sogar in der Wurzgl,
in die Horizontale gezwängt erscheint, so ganz sich dem belebten Boden an: und einschmiegend; fiir ein späteres Auspflanzen im Freiland in den meisten Gegenden wohl kaum vor dem 20. April.
sie wird ein volles Abbild des belebten Bodens im Pflanzlichen selbst. Stengel und Blätter sind Bei der Gurke kommt es nodi mehr als bei jeder anderen Pflanze auf die sorgfältigste Behandlung
übersät mit borstenartigen Haaren. An den Stengeln befinden sich außerdem einfache Wickel: im Jugendstadium an. Eine besonders milde Gurkenerde für eine Soldie sorgfältige Behandlung
ranken. Die Blüten entwickeln Sidi zu mehreren aus den Blattadisen heraus und sind einhäusig. kann gewonnen werden aus völlig durchgereifter biologisdi:dynamisch behandelter Rasensodenerde,
Ihre Befruchtung erfolgt durch fliegende Insekten, vor allen Dingen durch Bienen; jedoch ist je aus Edelkompost und aus einer reifen Humuserde, die aus hohlen Weidenstämmen stammt, zu
nadi der Sorte audi eine Jungfernfrüditigkeit möglich. Diese besondere Eigenschaft ist für Treib: je gleichen Teilen; außerdem ist ein gewisser Zusatz von sdiarfkörnigem Flußsand vorteilhaft.
hausgurken erwünscht, weil in der Winterzeit, in der sie bereits blühen, mit einer Befruchtung Aus den Gurkenkernen, die Ende April stets in einer für das Wachstum günstigen Mondphase
durch Insekten nidit gerechnet werden kann; andernfalls muß eine künstliche Bestäubung herbei: ausgelegt werden sollten, entwickeln sich die jungen Pflänzdien in drei bis vier Wochen zur Auspflanz:
geführt werden. Die walzenförmig gebildete Frudit zeigt je nach Sorte verschiedene Größe, Form reife, Dieses Auslegen der Kerne soll in Abständen von etwa acht zu adit Tagen mehrmals hinter:
und Farbe. Die Außenhaut kann mit hödcerigen, haarartigen, warzigen, dornigen Gebilden über: einander erfolgen, einmal weil häufig mit einem Ausfall zu rechnen ist, zum andern aber weil im
zogen sein. Der Same ist flachlänglich, beinahe eiförmig und von gelblidi:weißer Farbe. Seine Auspflanzen infolge ungünstigen Wetters häufig Verzögerungen eintreten, durch die die Gurken:
Keimfähigkeit hält fünf bis sechs Jahre an. Der Praktiker zieht stets älteren Samen für das Aus.- pflänzlinge leicht überständig und dadurch unbrauchbar werden. Die zum Auslegen gebrauchte
legen einem frischen vor. Die beste Keimfähigkeit hat der Same, nachdem er zwei bis drei Jahre Erde ist vorher mit 500 zu behandeln. Die Pflänzlinge entwidceln darin einen kräftigen Wurzelballen
alt geworden ist. Die Samen keimen schnell und entwickeln vom Zeitpunkt des Auslegens an und das ist von ausschlaggebender Bedeutung, Hierzu trägt die mullige Struktur der Weidenerde be:
gerechnet in ca. zwölf Wochen bereits die ersten Früchte im Freilandanbau. In der Treibkultur deutsam bei. Außer im Mistbeet erfolgt diese Behandlung im Jugendstadium der Gurken am
geht die Entwidclung noch beschleunigter vor sich. besten in einem Anzuchthaus, weil es dort möglich ist, eine gleidimäßige Wärme zu halten. Im

Je nada dem Grade der Hochzüchtung, der Empfindlichkeit und der gewünschten Erntezeit Mistbeet und in Handkästen sind die Kerne so auszulegen, daß sich die jungen Pflanzlinge bis
wird eine Anzahl von Gruppen unterschieden, die auch eine jeweils andersartige Behandlung er: zum Auspflanzen hin gut und ungestört entwickeln können und sich ein Pikieren erübrigt. Eine
fordern. Diese sind: Gurkenpflanze kann als auspflanzfertig bezeichnet werden, wenn sie das erste Laubblatt entwickelt
a) Freilandgurken im Feld: und im Gartenbau, hat. Beim Legen der Kerne in Töpfe wird so verfahren, daß der Topf bis zu einem Drittel
b) kalte Kastengurken, angefüllt ist und mit dem Heranwadisen des Keimes der Topf allmählich bis zur normalen Höhe
c) warme Kastengurken, anzufüllen ist. Die Anzucht in Töpfen wird für Freilandanbau in großem Stile oft zu teuer werden,
d) Gewächshausgurken. obwohl sie.die sicherste Art der Behandlung im Jugendstadiuni vorstellt. Es wird deshalb den
Zunächst soll uns hier der Freilandgurkenanbau beschäftigen. Handkästen der Vorzug gegeben, zumal diese aufs Feld gebracht und dort die Pflänzlinge vor.-
In ausgesprod‘renen Gurkenanbaugebieten, wie wir sie in Niederschlesien, insbesondere in sichtig aus den Kästen herausgenommen werden können. Für die Anzud1t in Töpfen ist es widitig,
der Gegend von Liegnitz, in der Provinz Sad15en, dort im Kreise Calbe, und schließlich in Hessen , ja keine neuen Töpfe zu verwenden; auch müssen diese Töpfe vor der Benutzung in warmem
kennen lernen können, wird der Freilandanbau im großen Stile, also feldmäßig getrieben. Der Wasser durchgespült sein.

Gurkenanbau erfordert, wie dies sdion aus den allgemeinen Ausführungen am Anfang hervorging, Das Auspflanzen erfolgt vorteilhaft in der zunehmenden Mondphase im Monat Mai, nach:
ganz besondere Verhältnisse fiir Sidi. So bedarf 2. B. der Gurkensamen zu seiner Keimung dem die jungen Pflänzlinge allmählich immer mehr und mehr abgehärtet werden sind. Die um
mindestens 10:12 Grad Celsius Wärme. Kälte bezw. Frost vernichtet ausgesetzte Gurkenpflanzen diese Zeit häufig dunstigen Witterungen sind für das Auspflanzen möglichst zu nutzen, Die
völlig. Wind und naßkalte Witterung unterbinden eine sdinelle und ununterbrochene Entwidclung, Pflanzdämme liegen etwa 1,20 m auseinander und sind ganz den Bodenverhältnissen entsprechend
die die Grundlage für eine gute Ernte in gesunden und wohlschmedcenden Früchten bildet. Wärme verschieden hoch und breit aufgehäufelt. Sie verlaufen erfahrungsgemäß am besten von Ost nach
in der Luft und ebensolche im Boden, an einen hohen Feuchtigkeitsgrad gebunden, sind die wich.— West. Handelt es sich um weniger günstigen Boden, dann werden auf diesen Dämmen alle
tigsten Voraussetzungen für eine erfolgreidie Kultur. Durdilässige, sehr humusreiche Böden er: 50 cm Pflanzlöd1er mit einem Gemisch aus Edel: und Meliorationskompost vorbereitet. Das
weisen sich daher für den Gurkenanbau am geeignetsten. pflanzfertige Land ist noch vor dem Aufhäufeln gründlich mit 500 zu behandeln. Vielerorts wird
Der: feldmäßige Anbau gliedert sich zwedcmäßig in einen mindestens vierjährigen Turnus in es notwendig sein, die ausgepflanzten Gurken nachts vor Kälte und übermäßigen Niederschlägen
die Fruchtfolge der Wirtschaft ein, das heißt frühestens alle vier Jahre stehen die Gurken auf eine Zeitlang durch Aufstülpen von Töpfen zu sdiützen. In je ein Pflanzloch werden zwei Pflanzen
dem gleichen Stück. Für ein gutes Gedeihen der Gurken ist audi die Vorfrucht bedeutsam. Er: in sorgfältigster Weise eingebracht. Die Pflanzen werden so tief bei vorsichtigstem Vorgehen in
fahrungen haben gezeigt, daß Kleegras im Feldbau eine bevorzugte Vorfrucht vorstellt. Jedoch die Dämme eingesetzt, daß die Keimblätter beinahe auf der Erde aufliegen.
eignen sich als Vorfrudit auch alle Hackfrüdite, die in Stallmist stehen. Je nach dem Ausmaß des Beim unmittelbaren Auslegen der Kerne im Freiland wird so vorgegangen, daß auf den
Anbaues, der Boden:, Klima und Lageverhältnisse wird sich die Bodenbearbeitung und die An: Pflanzdämmen Rillen gezogen werden, in die die einzelnen Kerne etwa 3 cm voneinander ent:
baumethode versdiieden gestalten. Steht Kleegras als Vorfrucht, dann empfiehlt es Sidi, ein recht: fernt mit geringer Erddeckung zu liegen kotnmen. Gleich nadi dem erfolgten Auslegen werden
zeitiges Sdiälen im Herbst vorzunehmen und eine tiefe Winterfurche im Spätherbst zu geben, die Rillen mit präpariertem Kompost aufgefüllt und gut angedrückt. Später sind die Saatreihen
Die Düngung mit präpariertem, völlig verrottetem Stalldünger erfolgt zwedcmäßig erst im so zu verdünnen, daß etwa alle 30 cm eine Pflanze zu stehen kommt.
Frühjahr, da sie auf jeden Fall nur fladi unterzubringen ist. Pro preußisd1en Morgen sind 200 Im feldmäßigen Anbau finden durdiweg die Landsorten Verwendung, wie sie sich in den
bis 250 Zentner an Stalldünger vorzusehen. Hauptanbaugehieten als Spezialsorten herausgebildet haben. Zu diesen Landsorten gehören z.B.
Die feuditen Niederungsböden machen es besonders erforderlidi, daß die Gurken auf Dämmen die „Grochlitzer“ im Calber Anbaugehiet, die „Liegnitzer Einlegegurke“, die „Arnsdorfer Sdiäl:
gepflanzt werden, sodaß der Boden durch die größere Oberflächengestaltung eine gründlidiere Er: gucke“, die „Erfurter Mittellange“ usw.
wärmung erfährt und dennoch genügend feucht bleibt. Es kommt aber das noch hinzu, was für Schon Albertus Magnus spridit davon, daß Nebenpflanzen das Wachstum für Gurken zu
die Hügel: und Dammpflanzung sdion in dem Aufsatz „Tomatenkultur unter Beachtung der fördern vermögen. Diese Nebenpflanzen bewirken die von der Gurke so geschätzte durch die
biologisch:dynamisdwn Wirtschaftsweise" im Heft 12 der „Demeter“ Jahrgang ? hervorgehoben Grünentfaltung erzielte Bodenbededcung; andererseits vermögen sie einen erheblid1en Schutz zu
werden konnte, nämlich der höhere Grad von Lebendigkeit in allem Erdigen, welches sich über das gewähren. Bestehen die Nebenpflanzen, besser gesagt Zwischenkulturen, aus Busd1: und Stangen:
gewöhnliche Erdniveau hinaus erhebt. Diese besondere Lebendigkeit gehört mit zu dem Wesens: bohnen, dann hat audi nodi die Stickstoffsammlung dieser Pflanzen einen bedeutsamen Einfluß
element für das Wachstum der Gurke. auf das Wachstum der Gurken. Gurken und Bohnen in langen Reihen abwechselnd gepflanzt,
Das Auslegen des Saatgutes kann unmittelbar in die Pflanzdärnme hinein erfolgen, dodi ist passen gut zusammen und lassen auch einen feldrnäßigen Anbau mit großem Vorteil zu. Neben
es für die meisten Fälle zu empfehlen, dieses Auslegen der Kerne in Töpfe, Handkästen oder den Bus®bohnenreihen können einzelne Reihen Stangenbohnen jeweils Grünräume bilden, in der
im Mistbeet durdizuführen. Dabei erfolgt vielerorts erst ein Vorkeimen in der Weise, daß Gurken: die am Tage einstrahlende \W/ärme und die ebenfalls angesammelte Luftfeuchtigkeit gehalten wird
samen in feuchte Lappen gelegt werden oder eine Zeitlang in lauwarmer Milch oder ebensold'tem und auf diese Weise dem Bedürfnis der Gurke nadi Feuditwärme in gesteigertem Maße entsprochen
Regenwasser getaudit liegen. Es gibt audi Gurkenbauer, die den Gurkensamen eine Zeitlang vor zu werden vermag. Ein Zwischenfrudübau wurde in einem gewissen Ausmaß bei Gurken schon
dem Auslegen in den Westentaschen mit herum tragen. Das Auslegen der Gurkenkerne erfolgt immer betrieben, so besonders mit Frühkartoffeln. Nach einer Anzahl von Gurkenreihen folgen
dann ebensoviele Reihen Frühkartoffeln. ‘Häuflg ist es so, daß, nachdem die Frühkartoffeln geerntet
96
9?
sind, in diesen Reihen Spinat gesät, vorgezogener Rosenkohl, Grünkohl und audi Spätkohlrabi
ausgepflanzt werden. Audi Sellerie und Porree eignen Sidi vorzüglich zum Zwischenfruditbäu. b) Häufig werden Gurkenpflanzen vom echten und vom falschen Meltau befallen. Der Grund
liegt in einem zu starken Uberwiegen der Humuswirkungen. Bei auf Dämmen gezogenen Gurken
Selbst Rüben, Kohl, Salat, Zwiebeln und Karotten unterbrechen in einzelnen oder mehreren Reihen nadi den hier gemachten Kulturanweisungen ist mit einer solchen Gefahr kaum zu rechnen.
vorteilhaft die Gurkenfelder und ergeben nodi eine gewisse Einnahme, wenn die Gurkenkultur c) Der Gurkengrind, der Sidi in harzartigen Saftausströmungen zeigt, tritt häufig auf, wenn
infolge ungünstigen Wetters versagen sollte. ‘
nach naßkalten Tagen plötzlich Hitze eintritt.
Sobald die Gurkenpflanzen etwa dreififünf Blätter voll ausgebildet haben, kann das Mittel d) Das Auftreten von Blattläusen gilt stets als ein Zeidien dafür, daß im Düngen Fehler
501 zur Anwendung gelangen. Vorher ausgespritzt könnte es Wadistumstodcungen erzeugen. gemacht worden sind, So z. B. zu starke oder einseitige Düngung, oder daß für die Gurkenpflanzen
Es ist darauf zu achten, daß dieses Präparat nur auf das trodcene Blatt bei möglichst bededctem eine zu trodcene Luft waltet.
Himmel ausgespritzt wird. Eine zweite Anwendung kommt in Frage, wenn sich gerade eine - e) Audi das Gurkenälchen tritt in schädlicher Weise nur auf, wenn die Düngunü zu stark,
größere Anzahl‘von Früd1ten am Ausbilden befindet. zu roh, also nidit genügend verrottet bezw. vererdet, erfolgt. °
Bis die Gurkenpflanze imstande ist, den Boden zu bedecken, muß das Gurkenfeld mehrmals Die Gurkenkultur unter Glas, die heutzutage eine große Bedeutung gewonnen hat, wird ein
durdigehadct werden. Aber das darf nur in ganz flacher Weise geschehen, weil sonst die flach: andermal behandelt werden.
laufenden Wurzeln Sehr zum Schaden der Pflanze gestört werden. Eine sdmelle Bodenbedeckung
durch die Gurke wird dadurdi erreidit, daß der Haupttrieb entspitzt wird und zwar zu einer Zeit,
in der mindestens drei Blätter voll entwickelt am Haupttrieb stehen bleiben können. Jedenfalls
muß Sidi über dem letzten Frud1tansatz noch ein Laubblatt befinden. Aus den Blattachsen bilden
sich neue Triebe, die nun schnell den Boden bedecken und nach einer geraumen Zeit wiederum Bedeutung und Anwendung von Präparat 501
entspitzt werden können. Durch ein solches Entspitzen setzen die neuen Triebe auch mehr
fruchtbildende Blüten an. “n Pflanzenbau
Der Anbau von Freilandgurken im Garten gestattet es, nodi pfleglicher und intensiver zu Dr. N. Reiner
verfahren, als es im Feldbau möglidi ist. Den Gurkenpflanzen kann durch vorhandene Hedcen:
züge, durch Schutzpflanzungen aus Mais und Stangenbohnen ein viel besserer Schutz gewährt . ‘1VIit vorrüdcender Jahreszeit kommt die Pflanze in die Entwidclungsstufe des Aufsdiießens,
Blühens und FrudifefiS hinein. Bei den Getreidearten bringt der Mai das SdiosSen. In wenigen
werden. Audi gestaltet sich die Ausnutzung des Landes vorteilhafter, weil vor dem Auspflanzen
Tagen rüd<en die obersten Spitzen um viele Zentimeter dem Lichte entgegen. Die Pflanze madit
der Gurken noch Vorfriichte, wie Spinat, Rapunzel zur vollen Auswertung gelangen können. Es
sich offensiditlidi bereit, das Licht in erhöhtem Maßstabe zu nützen. Mit dem immer höher stei:
ist im Gartenbaubetrieb audi möglidi, die Gurkend'a'nime und Zwisd1enräume außer den schon im genden Tagesgestirn sud1t die Pflanze in gleidiem Schritt die Sonnenkräfte auf die Erde herab:
Feldbau genannten Zwisdienkußuren solange, bis Sidi die Gurkenpflanzen richtig entwidcelt haben, zuholen. In vollkommener Weise vermögen Sidi viele Pflanzen erst in der Blüte der Sonne
mit Radies, Frühkohlrabi und Kopfsalat zu besetzen. Dies kommt der gesunden Entwidclung der
Gurkenpflanze in besonderem Maße zugute. Im Erwerbsgartenbau werden die Gurken wohl zuzuwenden, wie wir aus der liehtsuchenden Stellung ihrer Blüten sehen können. Mit der Blüten:
stets vorkultiviert und unter Umständen nodi weiter gefördert durch mehrmaljges rechtzeitiges Ver:
nergung wird vielfadi die Möglidikeit für den wirksamsten Liditeinfall geschaffen. Aus dem Wesen
topfen der jungen Pflänzlinge. Bei ihrer Kultivierung ist es sehr wichtig, Sie stets nur mit vor: vieler Blüten, ihrer Farbenentfaltung, ihres Sich:0ffnens und Schließens ersehen wir eine besondere
Begabung, Lidit gewissermaßen zu atmen.
gewärmten Regenwasser zu gießen. Unmittelbar nach dem Auspflarizen ist es im Gartenbau Der mit dem Blühen so eng verbundene Lichtprozeß, der durch die Blüte vermittelte Lidit:
audi möglich, eine Bodenbededcung aus völlig verrottetem Dünger, oder biologisch:dynamisd1 be: genuß wirkt in Starker Weise durch die ganze Pflanze bis in das Wurzelgebiet. Vielfach be:
handeltem Laubkompost zu sdiaffen, sodaß ein Begießen und Behacken des noch nicht mit dem, obaditen wir nadi dem Blühen eine leistungsverbessernde Wurzelausbildung. Die Luzerne läßt
Blattwerk überzogenen Bodens in Fortfall geraten kann. man im ersten Jahre gerne einmal blühen, da sich erfahrungsmäßig dann erst der Wurzelstodc
Außer den Einlegegurken lassen Sidi im Gartenbaubetrieb audi Salat: und Senfgurken im der Luzerne in der gewünschten Weise ausbildet. Der Tulpen: und Narzissenzüditer treibt seine
Freiland heranziehen. So vor allem die Sorte „Uriikum“, die gegen Nässe besonders widerstands: Zwiebeln bis zur Blüte, um einen kräftigen Zwiebelnachwuchs zu bekommen. Was wir bei den
fähig sein soll, dann auch „Lange, verbesserte Schlangen“. Gattungen der mehrjährigen Pflanzen, wie die Luzerne eine ist, an der gleidien Pflanze beobaditen,
Die kleinen Traubengurken, die zum Einmachen als Essig: und Pfeffergurken sehr gesdiätzt stellt Sidi bei den einjährigen oder einjährig überwinternden in der Generationenfolge heraus.
sind, werden auch besser im Gartenbaubetrieb als feldrnäßig herangezogen. Wie in Aufsätzen schon dargestellt wurde, bilden viele Pflanzen auf Sandböden ein besseres
Das gleiche gilt für die japanischen Klettergurken, die z. B. in „Mittellangen Walzen“ eine Wurzelvermögen aus, da ihnen der Sand besonders die Lichtkräfte in hohem Maß zu vermitteln
vorzüglidie Salat: und Senfgurke zur Ausbildung bringen. Diese Gurken sind Sehr widerstands: vermag. (Siehe Demeter H. 1932.)
fähig gegenüber tierisdien und pflanzlidien Schädlingen sowie auch gegenüber Witterungseiriflüssen. Zu Wir stehen jetzt im Sommer wiederum in einer wichtigen und verantwortungsvollen Wad13turns:
ihrer Kultivierung wird ein Gerüst aus Pfählen, Latten und Drähten hergestellt, also ein regelrechtes
Spalier gesd1affen. Diese Anbauweise eignet Sidi für kleine Betriebe und für solche, bei denen
und Pflegeperiode der Pflanzenwelt. Wenn es der Pflanze nicht gelingt, die Lidit: und Wärme:
krafte in der notwendigen Weise auszuwerten, So bekommt sie als Nahrungspflanze nicht den
es darauf ankommt, die vorhandenen Anbauflädien aufs äußerste zu nutzen. Die Gurkenspalier: vollen Nährgehalt. Denn es ist nidit die Substanz, weldie uns ernährt, das allein Aussälaggebende,
reiben können hierbei audi zu weiträumigen Gliederungen der Kulturflächen Verwendung finden sondern überdies das Vermögen der Pflanze, die aufgenomriienen Licht: und Wärmekräfte bei dem
bei ost:westlicher Aufstellung der Spaliere. Die einzelnen Pflanzen werden an dem Spalier in Verdauungsprozeß dem Menschen (und dem Tier) zu vermitteln. Ein .gestörter Lidithaushalt der
Abständen von 60H70 cm gepflanzt und so durch rechtzeitiges mehrmaliges Entspitzen in ihrem Pflanzen kann aber noch weitere Folgen in bezug auf die Gesundheit und Widerstandskraft in
Wachstum geleitet, daß sie fächerartig das Spalier beranken. der
Generationenreihe haben. Besonders deutlich können die Folgen bei Gartengewädisen sein.
Alpenverlchen z. B., welche unter Rohglas gezogen werden, zeigen infolge der abgesdiirniten
Nach dem Pflanzen sind die Gurken gründlidi zu wässern, die Gießnmlden wieder aufzu:
lodcern und sorgfältig mit den schon oben genannten Komposten abzudeeken. Bei einem soldien Sonneneinstrahlung erfahrungsgemäß nidit die üppige Blütenentfaltung, wie solche unter lidit:
Vorgehen kann bereits Mitte Juli die erste Ernte erfolgen, die sich meistens bis Ende September durdiläßigeren Glasarten. Blütenbildung und Lichtgenuß stehen in stärkster Beziehung zueinander.
ausdehnt. Einlegegurken werden zu 3 bis 6 Schod< in Sädcen transportiert. Senf: und Salatgurken Wie wir aus den experimentellen Arbeiten von Frau L. Kolisko Wissen, besitzt der Kiesel die
gelangen in Lattenverschlägen, in denen Sidi jeweils 12 bis 14 Gurken befinden, zum Versand. Fähigkeit, Lichtwirkungen auf die Pflanze zu übertragen. Die gärtnerisdie Praxis vermag dies
An Schädigungen bei den Gurken treten hauptsächlich auf: vielfadi zu bestätigen. Bei der Maiblumenzucht (Convallaria) werden die Anzuditbeete jedes Jahr
ubersandet, also mit Kiesel überstreut, da Sidi dann gutentwidcelte, blühwillige Knollen bilden.
a) Das Bitterwerden der Gurken. Die Ursadie liegt meistens in Wa&stumsstdckungen, Ebenso widitig wie bei soldien Pflege: und Düngungsmaßnahmen der Kiesel fiir den Lidit:
hervorgerufen durch Kälte oder Trockenheit, aber audi durch falsche Düngung, insofern diese dem
Boden nicht die genügende Pufferungsfähigkeit verleiht, um Trocke'nheitsperioden überwinden
kräftehaushalt ist, stellt Sidi der Kieselgehalt audi innerhalb der Pflanze dar. Wir können aus
jäpanisdien Forschungen an der Reispflanze entnehmen, "') daß zwischen dem Kieselgehalt und dem
zu können.
*) Migahc und Alcada. Journ. Science. Soiland. Marmn> @. 53. 1932.
98 99
Gesundheitszustand der Pflanze enge Beziehungen bestehen. Pflanzen mit höherem Kieselgehalt sind wir aber durch die biologisdi:dynamische Wirtschaftsweisein derLage, mitdem Kieselpräparat„ 501 “
zeigen größere Gesundheit Damit werden in neuer Weise die Anschauungen der‘ biologisch:
dynamischen Wirtsdiafts‘weise erhärtet, daß die vo‘m Kiesel vermittelten Lichtkräfte bedeutungsvoll
unterstützendin diese Vorgänge einzuwirken. Durch das feinstoffliche Aussp1engen des Kieselpräparates
501 auf dieoberen Pflanzenteile wirdin dasLiditwirkungsbereidi ein förderndes Kräftewirken eingewoben.
für die Gesundheit und \Y/iderstandskraft sind Eine Störung des Kieselhaushaltes wirkt sich Der dynamisdi ausgewertete Kiesel im Präparat 501 tritt als Verstärker der Lichtkr'a'fte auf.
daher nadi dert ver'sdiiedensten Seiten naditeilig aus: Es ist dabei widitig, daß man nicht etwa schlechthin Kiesmehl verwendet, da wir wissen, daß die
1. im Wurzelvermögen, unzubereiteten mineralischen Substanzen aus dem Spiel der Bildekräfte stark herausgerissen sind.
2. in der Blüh: und Fruchtwilligkeit, Es muß deshalb ein Kiesel verwendet werden, der in hohem Maße wiederum in das Spiel der
3. im Nährvermögen der Genuß’pflanzen, Lebenslcräfte eingegliedert ist und durch seine Zubereitung nun erst die h”l.ittlerrolle vom Lichte zum
4. in Gesundheit und Widerstandskraft gegen Pflanzenkrankheiten. ätherischen Kräfteleib der, Pflanze übernehmen kann.
Wie wir aus zahlreichen Asdienuntersudiungen der einsdilägigeii Literatur entnehmen können, Bei der Vorbereitung des AusspritzenS des Kieselpräparates sollten wir Landwirte streng
wird durch die Zufuhr der meisten mineralischen Düngemittel der Kieselhaushalt der Pflanze sehr darauf aditen, daß der Bildekräftediarakter des Präparates erhalten bleibt. Wir sollten uns dabei
stark rückgängig verändert. Mit der gewöhnlidien mineralisd1en Düngung falle'n wir also dem stets klar madieri, daß es sich um Lebensbildekräfte handelt und wir bei der Handhabung des
Kiesel und damit audi dem LidithauSha11 der Pflanze geradezu in den Rüdcen. *) Eine künstliche Düngungshilfsmittels 501 stets auf die Lebenseigensdiafßn Rüdcsidit nehmen müssen. Die Tem:
Kieselsäuredüngung wäre freilidi ebenfalls kaum zu billigen. Mari überfällt damit die Pflanze mit einer peratur des Wassers für das Anrühren von 501 soll bekanntlich 35 Grad Celsius sein, also
Kieselwirkung, die zudem sehr einseitig ist, zu einer Zeit, die sich nidit in den Rahmen des Blutwärme. Bei dieser Temperatur vermögen Sidi die Lebensbildekräfte am stärksten zu ent:
Kieselhlaushaltes einfügt. Man hat derartige Versud1e schon gemacht, dabei audi sdion mengen: widceln. Die hohe Lebensstufe unserer Warmbliiter hängt mit der Blutwärnie zusammen. Aus
mäßige Erfolge erzielt Jedoch zeigten Sidi z.B. jugendliche Gerstenpflanzen danach besonders Rücksicht auf die ätherisd1en Bildekr'äfte wählt man audi hölzerne Gefäße und Rührgeräte, da die
anfällig gegen Meltau. Eine Erscheinung wie diese ist nun, da wir die Kieselwirkung als bliiten:
und frud1t:treibend kennen, nidit nieh1 verwunderlich. Die zu zeitige, einseitige Kieselwirkung ruft
Stofflichkeit des Holzes dem Lebendigen näher steht und eher in der Lage ist, Lebensbil
zu bewahren, auch die Temperatur zu halten, als das bei Metalllder Fall ist.
ldekräfte
Störungen herbei, wie wir sehen solcher Art, wie es ihr ebenfalls entspricht: Vorzeitige Be: Ebenso wie wir nur durch ein ehrlid1es V erstehenwollen des Lebens in die Probleme der bio:
sdileunigung des Blütenfruditproze33e5‚ der sich nun in der Blattregion krankhaft als Meltau auslebt. **) logisch:dynamisd1en Wirtschaftsweise eindringen, so vermögen wir nur durch ein ständiges Wachrufen
Unsere Maßnahmen müssen sich vielmehr dem natürlichen Jahres: und Wachstumsgang ihrer Grundanschauungen über die Lebenspflege die einzelnen Maßnahmen zweckmäßig durchzuführen.
einordnen. Durch die Verleberidigung des Bodens und die organische Düngung, sowie die Boden:
bearbeitung und :pflege sind wir in der Lage, die ungeheuren mengenmäßigen Kieselvorräte des

_
Adcers genügend aufzusd11ießen, als daß wir an eine künstliche Zufuhr zu denken brauchten.
Zu der Zeit, in weldier Licht und Kiesel erfahiungsgemäß ihre stärkste Wirksamkeit an der Aus aller Welt
Pflanze entfalten, ist die Hauptstoffesaufnahme beendet. Die stärkste Mineralstoffaufnahme der ln}\merika
Getreidepflanzen liegt in der Zeit bis zum Sdiossen. Diese Periode der Ausfüllung der Pflanze wird in nädister Zeit dem Kongreß ein Regierungsprogramrn fiir die Umsdruldung landwirtsdiaft:
mit irdischer Stofflichkeit wird nun abgelöst von, der Zeit des stärksten Lichtbedürfnisses. Es wäre wohl lidier Hypotheken vorgelegt werden, zu dessen Durchführung eine Bondsemission im Beträge bis
unriditig, in diesen Wachstumsvorgang mit einer grobstofflichen Düngung durch Kiesel einzugreifen. zu 2 Milliarden Dollars vorgesehen ist. Die betreffende Gesetzesvorlage wird dem Farmhilfsgesetz
Es sdieint eine nahe Beziehung des Kieselgehaltes der Pflanzen und einzelnen Pflanzenteile angegliedert werden. Es ist indessen nodi unsicher, ob die neuen Bonds am offenen Markt ver.-
und dem Liditbediirfnis zu bestehen _Wir beobachten, daß mit der Zeit des stärksten Lidit: kauft und der Erlös zum Ankauf von Hypotheken verwendet oder ob diese Bonds gegen Farm:
bedürfnisses der Pflanze das größte Längenwad1stum zusammenfällt. Wir wissen ferner, daß hypothekeri ausgetausdit würden.
Blühen und Fruäten.besonders des Liditeinflusses bedürfen. Also, je höher wir normalerweise Das Departement of Agriculture gibt folgende Schätzung über die Anbaufläd1e im
an der Pflanze hinauf gehen, umso lid‘itbedürftiger werden die Organe der Pflanze. Die Wurzel und Erntejahr 1933 bekannt (in 1000 Acres): Sommerweizen 20, 986 (1932: 21 ,521), Mais 103,934
der untere saftige Stengel bedürfen nicht der unmittelbaren Lichtkräfte wie die Blütenorgane und (107, 729), Hafer 40, 004 (41,224), Gerste 12‚971 (13,213), Leinsaat 1,819 (2,087).
die Fruditbildung Gleidilaufend dem höheren Lichtbedürfuis der oberen Pflanzenorgane ergibt Sidi In der Tschechoslovakei
in diesen Teilen ein höherer Kieselgehalt, sodaß Sidi hier wiederum die genannte Beziehung aufdedct:
Es enthalten auf die Asdie bezogen an Kieselsäure nach Kellner
ist nadi der letzten Berufszählung bei einer allgemeinen Bevöl
1ke1ungszunahrrie von 6,6°/11im Jahrzehnt
1920 bis 1930 die Zahl derin der Landwirtschaft tätigen Personen um 13,7 "/o gesunken, so daß sich der
Kartoffelknolle 3,6 0/0 Si 02 Anteil der landwirtschaftlidien Bevölkerung an de1 Gesamtbevölkerung von 28,4 auf 23“1’11 vermindert hat.
Möhrrübe 8,7 „ „ (Wurzelteile) In Ungarn
Futterrübe 3,5 „ „

Leinstroh 5‚€? „ „
ist die agrarische Kaufkraft, die bis 1928 eine
steigende
Linie eingehalten hatte und noch 1930
verhältnismäßig hodi geblieben war, mit dem Sinken der Preise iäh abgefallen, was eine geradezu
Gerstenstroh 52,1 „ „ . stürmisdie Neuverschuldung verursadü hat. Ende 1925 betrugen sämtlidie Hypothekarlasten der
Dinkelstroh 69,9 „ „
(Blaflelle) Landwirtsdiaft 110 Millionen Pengö, Anfang 1932 erreichte die jetzt zum erstenmal ermittelte
Roggenstroh 47,6 „ „ hypothekarisdie Nettobelastung 1716,5 Millionen, wovon 1062,4 Millionen auf Verleihungcn in:
ländischer Geldinstitute entfielen. Wenn man in Redinung zieht, daß die Landwirte diese Ver:
‘Leinsaménkapsel 8,4 „

„ pflichtungen zu einer Zeit eingegangen sind, zu der der Weizenpreis 40 Pengö betrug und
#
::

Gerstengranne 73,3 „ „ (Blütenteile) man redinete damals mit einer Stabilisierung auf zumindest diesen Stand läßt sich wohl
# #

Dinkelspreu 75,3 „
.
ernie$sen, daß die Belastung untragbar geworden ist.
Roggenspreu 79,4 „ „
Wir wissen, daß die Gerstengranne für die Kornausbildung der Gerste ein sehr wichtiges
In Jugoslavien
hat der Justizminister der Skupschtina einen Gesetzentwurf über Liquidierung der bestehenden
Organ darstellt. Aus dem Zusammenhang von Kiesel und Licht ergibt Sidi dafür eine Erklärung Fideikommisse vorgelegt. Die Fideikommisse sollen danadi zur Hälfte dem tatsädrlid1en Inhaber
In ihren oberen Teilen benötigt die Pflanze den Kieselgehalt, um die Liditkräfte in der rechten und zur Hälfte dem bereditigten Anwärter zu Eigentum zugeteilt werden. Das Gesetz‘soll rück:
Weise hereinzuholen. Der Kiesel tritt als Vermittler des LiditeS auf. wirkende Kraft ab 23. Juni 1921 haben.
Früher hat uns die Wissenschaft für die Wachstumszeit des Schossens kein Mittel in die Hand Nadi einem vom Landwirtsdmftsminister Demetrovie in der Skupschtina erstattet'en Exposé
gegeben, um fördernd in die Lichtaufnahme der Pflanzen einzugreifen und sie zu unterstützen. Heute über die von ihm beantragte Liquidierung der Agrarreform ist für die Liquidierung ein Geldauf:
*) ;. B.Feü1, Hertsdr, Wesell. Pt15b. ?. 365. 1931. wand von 1463000000 Dinar erforderlidi, der in einem Zeitraum von 30 Jahren amortisiert
werden soll. Nach der Durchführung dieser Liquidierung werde in Jugoslavien die bäuerlidie
**) Alb. Weihe. Diss. Kiel. 1931.
Demokratie auf dem ganzen Staatsgebiete verwirklidit sein.
100
In Sowjetrußland
haben die Viehfarmer der Kollektivwirtschaften große Verluste an Jungvieh zu verzeichnen.‘ So
haben die Koldiosfarmen in diesem Jahre über 50000 Kälber und 100000 Ferkel verloren. W///””””// Si////////;;// %/ / // ;/// % W;7////z 7// % "”////l/l//
%ll//////l' mori51155shr'cft
%/ / l l ß %/én é/ / f m. %» / /2 / / / ‚ . / / / / { h
In einzelnen Gebieten der Sowjetunion erreicht das Verenden des Viehs einen besonders be.—
deutenden Umfang. So betrug der Abgang im unteren Wolgagebiet bei Ferkeln 36,5%, in der
Sowjetukraine 33,8 0/0, im Nordkaukasus 30,6 0/0. In den Schweinezuchtfarmen im Uralgebiet und
im zentrale Schwarzerdegebiet sind über 25 0/11 der Ferkel verendet. in den Molkereifarmen West:
sibiriens erreid1te der Abgang von _Kälbern 22%, im Uralgebiet 16,3°/o. Daneben ist eine Ver:
fiir
schleuderung des Jungviehs seitens der Einzelbauern, Kolchosmitglieder und Kollektivwirtschaften
auf den Bauernmärkten zu verzeichnen. Der Quartalsplan der Fleischbereitstellungen in der Sowiet:
biolaq15&—ciymamisüe
union ist von den Sdiweinezuchtfarmen nur zur Hälfte durchgeführt worden. Die Angaben über
diese Entwicklung entstammen dem Organ des Landwirtsd1aftskommissariats selbst, das unter
Wirt5üaftaweiae
diesen Verhältnissen in erster Reihe eine Auffüllung des Viehbestandes fordert. Alle Rechte vorbehalten. :

Nachdruck Verboten! \
Schweiz. Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad Saarow (Mark)
Angesichts der ständigen Uberproduktion an Mildi in der Sdiweiz hat die entsprechende Schriftleitung: Dr. B. Bartsch, Bad Saarow (Mark)
Abteilung des Bundesrats beschlossen, die Bauern auf eine Beschränkung des Viehstandes hin: Dipl.:lng. F. Dreidax, Bad Saarow (Mark)
zulenken. Ein Landwirt soll künftighin nur nodi so viel Vieh halten, als er aus wirtsd1aftseigenem Geschäftsstelle: Bad 5aar‘othark) Postsche—dckoru‘o: Breslau 36266
Futter ernähren kann. Durch den Zukauf fremder Futtermittel sei der übersetzte Viehstand mit seinen
Folgen auf dem Milchmarkt zu stande gekommen. N14. 6 Juni 1955 &. Jahrg.
Die Agrarkonferenz der Donauländer,
die am 5. Mai in Bukarest hätte zusammentreten sollen, ist von der rumänischen Regierung nach
der Beendigung der Washingtoner Vorbesprechungen über die Weltwirtschaftskonferenz verschoben Erfahrungen über Weidebetrieb und Grünlandwirtschaft
werden. Aufgabe der Konferenz soll es sein, die Donauländer in der Getreideverwertungsfrage
auf eine einheitliche Plattform zu bringen.
in der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise
Zurück zur Handarbeit Dipl.:Landwirt Vogel, Feldmühl, Post Hütting, Sd1waben
ist die von den ungarisdien Städten Mako und Szentes ausgegebene Parole und sie haben (Als Vortrag gehalten an der landwirtsd1aftlichen Tagung im Goetheanum am 22. Januar 1933)
diesen Gedanken audi sdion in die Tat umzusetzen begonnen. Ein großer Teil ihrer Landwirte: Da ich seit 7 Jahren einen Betrieb bewirtschafte mit hohem Anteil an Grünland und den:
bevölkerung ist seit Jahr und Tag arbeitslos, die Notstandsarbeiten reichen kaum zu ihrer kärg: selben innerhalb der letzten 5 Jahre vollständig auf die biologisch:dynamisd1e Wirtschaftsweise
lidien Ernährung. Nun beschlossen die beiden Städte, ihren Arbeitslosen so zu helfen, daß sie umgestellt habe, sei mir an dieser Stelle gestattet, meine kurzen Erfahrungen vorzubringen.
mit Hanfsamen besäte Felder unter ihnen verteilen mit der Verpfliditung, die zu erwartende
Fedisung hausgewerblid1 zu verspinnen. Leider sind Sidi audi heute noch nicht viele Landwirte darüber im klaren, eine weldi wichtige
Quelle hoher Nährstoffreserven das Grünland bei verständnisvoller Handhabung bietet, das sehr
Säen mit Musik wohl in der Lage ist, den teuren Feldfutterbau ganz wesentlich einzuschränken. Man kann be:
ist die neueste Kraftanstrengung in Sowietrußland. 30 Brigaden von Schauspielern, Musikern haupten, daß jung und einwandfrei geworbenes Heu bestem Luzerneheu nidit nur gleich kommt,
und Künstlern würden gebildet, die aufs Land reisen müssen, um dort die Saat:Kampagne sondern dasselbe sogar an Qualität übertrifft. Der volle Wert des Grünlandes wird aber erst in
zu fördern. Außer Theaterstüdcen, die sich mit der Frage der Aussaat besdiäftigen, werden Verbindung mit der biologisdi:dynamisdwn Wirtsdiaftsweise richtig erkannt und ausgenutzt.
#

auch die Reden Stalins iiber die Arbeit im Dorfe auf mechanisdiem Wege verlautbart werden. Allgemein versteht man unter Grünland die beiden Hauptnutzungsrichtungen Wiese und
„Kunst“:Dünger anno 1933! Weide. Erstere dient nur der Heugewinnung, letztere in erster Linie unseren Haustieren zur
Futteraufnahine im grünen, jungen Zustande. infolge der verschiedenen Nutzungsarten ist audi
die Zusammensetzung der Narbe auf beiden eine versdhedene und das um so mehr, je intensiver
Aus Briefen und zwedcentsprechender unsere Nlaßnahmen sind. Auf beiden Grünlandarten sind unsere Pflege:
maßnahmen nadi den modernsten Gesiditspunkten gewissenhaft gerade bei der biologisch:dynamischen
Aus A“Slralieni Heuer merden mir ungefähr 40 Acres mit Erbsen und
Was unsere biologisch-dynamische Farmarbeit anbelangt, Wicken ansäen. Das Meiste davon soll in der Blüte ge: Wirtschaftsmethode durd1zufiihren‚ soll sie Erfolg versprechen; wie überhaupt gerade hier falsche
so mußte heuer alles unter viel schmierigeren Umständen schnitten meiden für Heu und Sflofufler und unmittelbar oder unzeitgemäße Niaßnahmen Sidi viel stärker zum Nachteil auswirken wie in einer Kunst:
als let;tes Jahr geschehen, Die mirtschaftlidie Lage ist audi darnad1 soll gepflügt und 3um Anbau von Weißen fü,. düngerwirtschaft, die manchen Fehler durch stärkere Stickstoffgaben wenigstens rein äußerlich wieder
bei uns kürjlid1 viel schlechter geworden. ich gebe Ihnen den näd151en Jahrgang oorbereitet werden. wettmachen kann. Das gelingt uns mit unseren Spritzmitteln nicht.
einige Beispiele für die hiesigen Marktpreise. Wir (verkaufen Wie ich ihnen bereits berichtet habe, würde es für uns
unseren Wü?“ vorn H913 3U % 19 Sad; (180 engl. Pfd‘l) in Australien unmöglich sein, genügend Naturdünger 3u An Düngemitteln stehen uns in der biologisch:dynamischen Wirtsd1aft nur die wirtschafts:
das 51-“d 3150 RM»1 Hafer 4/‘.7 19 Sid? (120 engl. pidl geminnen, um das weit ausgedehnte Land 3u düngen. eigenen, wie Nfist, Kompost und Jauche zur Verfügung, deren pflegliche Behandlung an der
Für die besten Schweine (Schinkenschroeine, 180 engl. Pfd. Der ein3ige Weg Su einer Naturdiingung ist der Anbau Lagerstelle eine mustergiiltige sein muß, sollen die von Rudolf Steiner uns angegebenen Präparate
Lebendgemicht) 57/9 “ (ungefähr 20 RM—ll Alle anderen von Sdimetterlmgsbliitlern. Bei uns ist also ein langsames voll zur Wirkung kommen können. Es sei an dieser Stelle das Präparieren obiger Düngemittel
Farmer3eugnisse stehen ebenso “1351994 Voranlcommen, aber mir oerspüren oertrauensooll, daß mir kurz gestreift. Sobald der Miststapel eine Höhe von ca. 1 Meter hat, wird er erstmals vorsdirifts:
Mit ungefähr 100 engl. Pfd. Erbsen (die mir voriges die gemünschten Ergebnisse erjielen werden.
Jahr aus Saat von Herrn Stegemann ge3ogen haben) be: 1n3roischen kaufen wir in diesem Jahre kein Super: mäßig präpariert, möglichst anschließend durch Ochsen oder Jungvieh festgetreten. Sobald wieder
5121112" mir 3 ÄCFES unter Kunstdiingeranmendung und phosphat. Wir kauften einige Pferde mehr um den Ge: eine Sdiicht von einem halben bis dreiviertel Meter daraufgesetzt ist, wird wieder präpariert, aber
1/2 Acres nach der biologisd1:dynaniisdcen Wirtsdaaftsmeise, brauch des Traktors 3u umgehen. Neben Schafen und Kühe“ in umgekehrter Reihenfolge, sodaß diesmal mit 502 da begonnen wird, wo das erste Nlal 507
d. h. unter Verwendung von 5Tonnen präpariertem Stall: 3iehm mir auch tüdnig Sdimeine. An das wird dienen
“1151 und Sprit;präparat 500 und 501> um etwas näher an eine gesündere organische Landwirtsdiaft
gegeben wurde. Es hat sich gezeigt, daß die Strahlungswirkung der Präparate eine ungleich bessere
und stärkere ist, wenn in angegebener Weise verfahren wird. Sobald der Mststock eine Höhe
,

Der Ertrag der ersteren 3 ÄCYCS mar 191/2 Sad?! heran3ukomnien, wie es Dt. Steiner auseinander gesetzt hat.
während der von den letzeren 1/2 Acres 3 1/2 Sadi (180 engl. Ich werde Ihnen künftig wieder mitteilen, wie mir mit von höchstens 21/2 Meter erreicht hat, wird er abschließend nodimals präpariert und mit Erde
Pfd.) mar. Aus dem Verhältnis sehen Sie, daß die bio: unserer Landwirtschaft noransd1reiten. E G
logisch:dynamische Düngung einen Vorteil von rund 25010
4
' zum Sdiutze gegen Sonne, Wind und Regen abgedeckt. Nadi einer mindestens 8#10wöclient:
brachte. lichen Lagerung kann der Mist>unbedenklich ausgefahren werden. Eine längere Lagerung ist
jedoch nur von Vorteil. Der rein äußerlidi sichtbare Erfolg schon beim Aufladen macht Sidi in
Effl'd;d’terei Bruno Scheuer, Breslau 5, Gräbsd1enerstr. 58
101
102
einer besseren Verrottung des Strohes und leichteren Arbeit bemerkbar. Ferner verreibt sich der knappe \Vintertiitterung des Jungviehs, langsame Umstellung des Milchviehbestandes auf die an:
Mist auf Grünland nahezu gänzlid1, sodaß nur wenig Stroh abzurechen ist. Er kommt also dere Ernährungsweise sind Voraussetzung. Zur Erred'mung des Zuwachses bezw. der Leistung
dem Boden in seiner ganzen Menge zugute. Ähnlich ist die Behandlung des Kompostes, der je ha müssen alle Tiere vor Beginn der Weidesaison über die Wage gehen.
regelmäßig beim Umsetzen präpariert wird. Nach einer etwa 1—2iährigen Lagerung, während Alles Jungvieh über 1 Jahr kommt als erstes auf die Weide dann, wenn das Futter ge:
deren dem Haufen einige Faß Jauche zugesetzt werden sollen, ist er zum Ausbringen reif. .— rade so lang ist, daß die Tiere es fassen können. Dadurch wird das Höhenwachstum verhindert
Der hier luftdicht abgesdilos3enen Jaud'tegrube werden die Präparate nach Verrühren in einem und die Pflanzen werden zu neuer Bestockung angeregt, Erst wenn das Gras handlang ist, folgen die
Kübel mit Regen: oder Flußwasser beigesetzt und die Entnahme von Jauche soll möglichst Kühe, die sich ja rasch sättigen und die übrige Zeit ruhen und Milch bilden sollen. Es ist
erst nach ca. 4 bis 6 Wod'ten erfolgen. Leider läßt sich wohl in den meisten Jauthegruben der deshalb unrationell und unwirtsd‘raftlich, zu große Koppeln zu wählen. Die Tiere treten unnötig
Zufluß frisd1er Jauche nidit vermeiden, was natürlich die Auswirkung der Präparate nicht un: viel Futter zusammen und laufen zu viel umher. Darum soll die Koppelgröße einigermaßen der
wesentlidi herabdrüdct und den Wert der Jauche mindert. Viehherde angepaßt sein. Eine bestimmte Fläche in viele kleine Koppeln untergeteilt, bringt
in einem organisch aufgebauten Betriebe, der eine in sich geschlossene Individualität höheren Nutzen als etwa zwei große Stücke. Ebenso unrationell ist es, die Kuhherde den ganzen
sein soll, muß es gelingen, den Wiesenflächen wenigstens alle 3 Jahre eine schwache Stallmist: Tag auf der Weide zu lassen, weil die Tiere nach rascher Sättigung nur das wertvolle Futter
decke von 80 bis 100 Ztr. pro drittel ha oder entsprechend Kompost zuzuführen, in den iibrigen beschmutzen und zusammendrüdren. Deshalb empfiehlt es Sidi, die Mildiviehherde schon wegen
Jahren Jaudie, möglichst mit dem seit Jahren hier sehr gut eingeführtem Plath’sd‘ten Jaurheregen: der bald einsetzenden Bremsenplage mittags über in den Stall zu nehmen, wodurch wir auch die
verteiler. Diese geringe Menge (auf 1,i', ha rund nur 2000 l) genügt vollständig bei hochwertiger Stallmistgewinnung nicht völlig unterbinden.
Jauche, um auch quantitativ hohe Ernten machen zu können. Der Zeitpunkt des Umkoppelns der Milchviehherde ist dann gekommen, wenn die Tiere
Ehe im Frühjahr die Egge auf Wiesen und Weiden einsetzt, hat das Spritzen von 500 die zu ihrer Leistung nötigen Futtermengen nicht mehr in kurzer Zeit aufnehmen können und
in den Nachmittags: und Abendstunden zu erfolgen, um durch die Egge ein inniges Vermischen längere Zeit sudien miissen. Während die Kuhherde wieder eine frische Koppel bezieht, werden
des Präparates mit den] Boden zu gewährleisten. Es ist unbedingt Bedadit darauf zu nehmen, die Reste teilweise von der 2. Herde, den hochtragenden Rindern und trodren stehenden Kühen,
daß die an Ort und Stelle vorschriftsmäßig geriihrte Flüssigkeit auch sofort ausgespritzt wird. abgebissen, denen wiederum als dritte Herde die einjährigen nodr nidit tragenden Rinder und
Ebenso verhält es sich mit 501, das ca. 2 Wochen vor Beginn des Heu: bezw. Grumrnetschnittes, Pferde folgen. Sobald die 3. Herde die Weide verlassen hat, setzt die Pflege ein, um der Narbe
allerdings morgens, solange noch Tau liegt, gegeben wird. Wichtig ist, daß die Flüssigkeit möglichst im Frühjahr eine wenigstens 3:, im Sommer eine 4 bis 5wödientlid‘te Ruhe zu gewähren.
umgehend nach dem Rühren verwendet wird. Fiir die Monate Juli, August und September muß der rechnende Weidewirt sich Futter:
Alle unsere bisherigen Maßnahmen sind jedoch nur halbe, wenn der richtige Zeitpunkt des reserven—geschaffen haben, weil in diesen Monaten das Wadistum wesentlidi nadiläßt, zumal bei
Sdinittes auf den Wiesen nicht erkannt wird. Mehr denn je muß auf Gewinnung wirtsdiafts: anhaltender Trockenheit und mand1er Weidewirt wäre im vergangenem Sommer nidit in Futter:
eigenen Eiweißes größter Wert gelegt werden und wohl in den meisten Wirtschaften, die einiger: schwierigkeiten gekommen, wenn er im zeitigen Frühjahr sich seine Koppeln richtig eingeteilt hätte.
maßen organisch sind, also einen gesunden Anteil an Futterbau bzw. Grünland haben, läßt es sich In den Monaten Mai, Juni und halben Juli ist mit 2/3 der Gesamtweidefläche bestimmt bei richtiger
ermöglidien, im Zuchtstalle einsd11ießlich des Kalbes im Mutterleib ein Jahresdurdaschnittsgemelk von Nutzung auszukommen. Das letzte Drittel wird zur Heu: bzw. Silagenutzung verwendet und zwar
8 bis 9 l Milch täglich zu erreichen. Ganz abgesehen davon, daß durch frühzeitigen Schnitt der wird man hier auch in erster Linie die im Winter mit Mist abgediingten Flächen heranziehen,
Saftstrom plötzlich unterbunden wird und dieser sich in einer größeren Bestodcung der Grünland: weil bekanntermaßen das Vieh auf den abgedüngten Flächen am wenigsten gerne frißt. Diese
narbe zu Gunsten des 2. Sd1nittes auswirkt, wird dadurch ein qualitativ hochwertiges Futter ge: Koppeln werden nun in bestimmten Abschnitten so genutzt, daß wenn die trodcenere Jahreszeit
wonnen, dessen beste und verlustloseste Einbringung unter allen Umständen gewährleistet werden herankommt, die Mildiviehherde d0Cl’t stets junge, zarte, eiweißreiche Nahrung vorfindet. Gerade
muß. Seit Jahren ist man daher zur Trocknung auf eigenen Gerüsten übergegangen, seien es in der rechtzeitigen Beschaffung junger Weide liegt der volle Erfolg der Weidetechnik.
nun Heinzen oder Heuhiitten. Alle verfolgen den einen Zwedc: sidierste und beste Werbung Hoher Aufwand ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn er auf der anderen Seite mit ent:
des wirtschaftseigenen Kraftfutters. Ähnlich wie mit dem ersten Schnitt, verfährt man mit dem sprechenden Leistungen beantwortet wird, hier an Milch, Zuwachs und Futterreserven. Es wurden
zweiten Schnitt. je ha ermolken 3443 kg Milch, Zuwachs je ha 1910 kg, 130 kg Heu bester Qualität.
Was bisher über die Düngung der Wiesen gesagt wurde, gilt für die Weiden in noch Wohl das Vollkommenste einer Grünlandnutzung stellt die Mäh: oder Wed'iselweide
dar, deren Nutzung, wie schon der Name sagt, eine wechselnde ist, bald zum Schnitt, bald zur
viel höherem Maße, denn hier ist die Nutzung bei rid1tiger Handhabung eine noch intensivere. Weidenutzung. Gerade auf die Zusammensetzung der Narbe wirkt sich diese Art Nutzung ganz
Deshalb soll den Koppeln möglid1st alle 2 Jahre eine leichte Ded(e bestverrotteten Stallmistes hervorragend aus. Leider nur in den wenigsten Fällen kann sie aber auf die Dauer durchgeführt
oder Kompostes gegeben werden. Ob der Mist im Herbste bzw. im Laufe des Winters oder
werden, weil hierfür die weit abgelegenen Grünlandflächen niemals eine Mildiviehweide infolge des
im Sommer ausgefahren wird und welche Niaßnahme die bessere ist, darüber weitere Ausführungen zu weiten Weges und dadurch Mildwerlustes abgeben werden und andererseits die in der Nähe
zu machen, verbietet mir Raummangel. Alle Weiden, die keinen Stalldung erhalten, müßten des Stalles gelegenen Grünlandflächen ausschließlich zur Weidenutzung benötigt werden.
wenigstens im zeitigen Frühjahr und möglichst nochmals während der Weideperiode Jauche bekommen.
Sollten meine bisherigen, hier dargelegten Erfahrungen mit der biologisd1:dynamischen \Wirt:
Die bereits angeführten Pflegemaßnahmen sollen auf den Weiden noch durch den Fladen: schaftsmethode, die bis heute noch niemand schlagend wiederlegen konnte, zum Nachdenken an:
verteiler unterstützt werden, dessen Hauptaufgabe der Name sdion sagt. Durch das Verteilen regen, so wäre damit der Zwed< meiner Zeilen voll erfüllt.
der Fladen wird die Entstehung von Geilstellen, deren schädliche Wirkung kaum näherer Er:
wähnung bedarf, zum größten Teil verhindert. Er wird am besten 3 Tage nach Abtrieb der
Herde von der Koppel eingesetzt. Die am Schluß befindliche bezahnte Schleppstange besorgt eine
gründliche Lüftung des Bodens, weshalb wir dazu iibergegangen sind, Präparat 500 audi während
des Sommers bei nachlassendem Wadistum im August vor dem Fladenverteilerstrid't abends aus: Einiges über Humus und seine Bedeutung für die
zuspritzen. Die vom Vieh verschmähten und stehen gebliebenen Stengel von Obergräsern werden
zusammen mit den Urinstellen, die ebenfalls das Vieh meidet, vor dem Aussamen mit hochge:
Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
stelltem Balken abgemäht. Daß die Wechselwirkung zwisdien dem Schnitt der Maschine und Haus.-Jürgen Frhr. Senfft v. Pilsad1
dem Biß der Weidetiere einen günstigen Einfluß auf die Zusammensetzung der Grasnarbe hat, Die Humustheorie A. Thaers und damit die Wertschätzung der Humusstoffe fiir den Ad<er:
ist bekannt. Wesentlich unterstützt werden die Pflegemaßnahmen auf den Viehweiden durch Zu:
boden konnte Sidi aus den verschiedensten Gründen im vergangenen Jahrhundert nidit durchsetzen,
gabe von Pferden, da letztere gerne dort fressen, wo die Rinder gemistet haben und umgekehrt, obwohl erhebliche Ansätze zu einem vertieften Eindringen in die biologisdten Zusammenhänge des
Vor jedem Besatz möglichst, bestimmt aber im Sommer bei nachlassendem Wachstum, ist bei
#

Ad<erbodens durch die Arbeiten verschiedenster Persönlichkeiten, wie insbesondere auch durch
Tau Präparat 501 zu spritzen. v. Rosenberg:Lipinsky, vorhanden waren.
Mit unseren Maßnahmen Hand in Hand muß eine entsprediende Vorbereitung des Während Thaer der Anschauung war, daß die Pflanze den Kohlenstoff direkt aus der Erde,
\Weideviehs vor sich gehen, soll der Weidehetrieb mit Erfolg durdigefiihrt werden. Rauhe Haltung, aus dem Humus aufnimmt, wissen wir durch die neuere Forsdiung, daß die Pflanze den Kohlen:
104 105
stoff nidit direkt, sondern vielmehr die Kohlensäure aufnimmt, welche als Folge der Zersetzung der Pflanzen seinen ursprünglichen Gesteins:Charakter verliert und in humusartige, kolloidale Boden:
kohlenstotfhaltiger humusartiger Stoffe im Boden entsteht. Diese Kohlensäure ist das Baumaterial, teildien oder in löslidie Stoffe, die mit den organischen Stoffen in enge Verbindung treten, um:
aus dem die Pflanze durch mannigfaltige Verwandlungen ihre kohlenstoffhaltigen Verbindungen gewandelt wird. Fassen wir diese Verwitterungsvorgänge ganz kurz ins Auge: Wir wissen, daß
zustande bringt und weldie sie in Kohlenstoff umwandelt. durch die extremen Einwirkungen von Wärme und Kälte einerseits, von Regen und Luft usw.
Die künstliche Düngung machte in ihrer ersten Anwendungsperiode die Humuszufuhr schein.- anderseits ein ständiger Verwitterungsprozeß vor sich geht. Sowohl durch die Wurzeln der Pflanzen,
bar überflüssig. Der Wert, weldien man dieser damals neuen Düngungsweise in wissensdaaftlichen die festes Mineral aufzulösen vermögen, wie auch ganz besonders durch die Tätigkeit der Klein:
Kreisen beimaß, geht deutlich hervor aus der Aufforderung seitens J. v. Liebig, der Landwirt lebewelt wird dieser Zermürbungsprozeß erheblich verstärkt und beschleunigt. Durch die Lehre
solle seinen Mist verbrennen und die Asche auf seinen Acker streuen, da das Wichtigste an dem von der Radioaktivität wissen wir, daß Kraft frei wird, wenn Materie zerfällt, Kraft die sogar
Mist die mineralisdien Bestandteile seien. ’
physikalisdi meßbar ist. Man könnte sich also vorstellen, daß diejenigen Naturkräfte, die das
Der gesunde Sinn der Praktiker hat diesen Ratsd'tlag glüdrlicherweise nicht befolgt, da ein Gestein einstens verdichtet haben, durch den allmählidien Verfall desselben wieder frei werden
Gefühl für richtige und unriditige Maßnahmen im vergangenen Jahrhundert in sehr viel stärkerem und dem Pflanzenwachstum nutzbar werden. Es werden aber durch diesen Verwitterungsprozeß
Maße vorhanden war, als das heute noch der Fall ist, Während noch v. Rosenberg dem Stall: nicht nur Kräfte frei, sondern auch Nährstoffe, die bisher im Steine gebunden waren. So ist der
dünger die allergrößte Sorgfalt und Pflege angedeihen läßt, weil ihm ganz besonders die Bedeutung Ton unserer Ackerböden ein Endergebnis der Gesteins:Verwitterung, und besteht aus feinsten ab:
vor Augen stand, die den organischen Düngern bei der Garebildung des Bodens zukommt, sehen gesd1lämmten Teilen wasserhaltiger Tonerdesilikate und enthält lösliche Kieselsäure, Kalk, Niagnesia,
wir, wie späterhin gleichzeitig mit immer stärkerer Anwendung künstlidier Düngemittel die Humus: Eisen, Phosphor und Kali.
stoffe in der Landwirtschaft immer geringer bewertet und beaditet werden. So ließ man die Jaudie Die Bodenbearbeitung des Landwirts und Gärtners, soweit sie eine Auflockerung des Bodens
größtenteils wegschwimmen (was ja auch heut nodi in zahlreichen Wirtschaften der Fall ist), machte bezweckt, hat zur Folge, daß die Licht:, Wärme: und Luftwirkungen stärker in das feste Erdreidr
sich nicht die Mühe, die Wirtschaftsabfälle sorgfältig zu Komposthaufen aufzusetzen und dachte eindringen hönnen. Diese bewirken eine Aufschließung des Mineralgehaltes im Erdboden, sie
nicht viel über die Pflege und Anwendung des Stalldüngers nad'i. bauen das Mineralische ab. Erde und Wasser werden durch die Einwirkung von le'ti und
Durch Schultz-Lupitz und andere tüchtige Praktiker fand die Gründüngung stärkere Beachtung Luft (Wärme) beeinflußt. Die im Erdreich vorhandene Luft zeigt gegenüber der Luft über dem
in der Praxis und dadurch wurde die Humuszufuhr durch die grüne Pflanzenmasse ganz allgemein Boden eine veränderte Beschaffenheit. Sie ist in der Erde kohlensäurehaltiger als oberhalb des
stärker in Gang gebracht, vor allem auf den leichteren Böden. Die Aussicht, durch Gründüngung Erdbodens, auf weldie interessante Erscheinung schon A. v. Humbold hingewiesen haben soll.
einerseits, durch die künstliche Düngung anderseits die bisherigen Ernteerträge erhöhen zu können, Man kann Sidi vorstellen, daß das Feste:Mineralisdae eines Bodens um so stärkeren Urn:
führte in vielen Betrieben zur weitestgehenden Absd1affung des Viehbestandes. Während diese setzungen unterliegt, je stärker die Lidit: und Luftwirkungen (zu denen auch der Frost gehört)
einseitige Wirtsd'raftsweise, weldie seinerzeit als besonders fortschrittlich galt und vor} vielen Wissen: einzudringen vermögen. Jedem Praktiker ist ja aus eigenster Anschauung bekannt, wie sdiwerster,
sdiaftern propagiert wurde, auf den sdiwereren, gut gepufferten Böden einige Zeit durchgeführt zähester Tomboden in kurzer Zeit humusähnlid'ie Besd1affenheit annimmt, wenn man ihn kompostiert
werden konnte, mußte man auf den leichten Böden sehr viel schneller zur Viehhaltung zurück: und damit stärker den Luft: und Lichteinflüssen riditig aussetzt. Ähnlich verhält es sich sogar
kehren, da die Ernteerträge in bedenklid'tem Maße absanken. beim Wasser, wenn es aus der Tiefe der Erde an die Erdoberfläche gebracht wird. Die älteren
Die Ergebnisse bei einseitiger Anwendung der Gründüngung sowie der künstlichen Dünger Gärtner ließen daher das Wasser vor seiner Verwendung in großen Behältern abstehen, da sie
weisen darauf hin, daß die tierischen Exkremente zur dauernden Gesunderhaltung und damit zur das frisd1 aus der Erde kommende Wasser als zu „grell“ bezeichneten.
Erhaltung der Fruditbarkeit unserer Böden unentbehrlida sind. Aus den tatsächlichen Betriebs: Haben wir sehen können, wie in der Natur durch die elementarischen Vorgänge und durch die
ergebnissen wird es verständlich, wie nach einer Zeit immer stärkerer Anwendung künstlicher Tätigkeit der Pflanzen und Tiere das Feste:Mineralisdqe des Erdbodens allmählich aufgelöst und
Düngemittel schließlida in der Nadrkriegszeit der Ruf nach vermehrter Anwendung humusartiger umgewandelt wird, sodaß es zur Grundlage für das Pflanzenwachstum wird, so braucht nicht
Stoffe, vor allem nadi verstärkten Mistgaben, immer lauter wird. Ganz allgemein ist in den aller: weiter darauf hingewiesen werden, daß die natürliche Humusanreidierüng in unseren Breiten nicht
letzten Jahren die Parole ausgegeben werden, die Anwendung künstlicher Düngemittel nur auf entfernt ausreicht, um dem Boden diejenige „Kraf“ zu geben, die er braudat, um die Mengen:
ausreidrender Stallmistgrundlage vorzunehmen. . erträge hervorzubringen, die wir von ihm verlangen. Die Naturvorgänge müssen durch Kultur:
Wenn hier vom Humus ganz allgemein die Rede ist, so sind damit nicht alle kohlenstotf: maßnahmen des Mensdien verstärkt werden.
haltigen Substanzen, die in Böden auftreten können, gemeint, sondern vielmehr nur soldre organische Wollen wir die Bedeutung erkennen, welche dem Humus für die gesunde Fruchtbarkeit
Stoffe, die man als „milden“ Humus bezeichnen könnte, im Gegensatz zu den.sauren rohen unserer Böden zukommt, so wird, um des inneren Zusammenhanges willen, manches ausgesprochen
Humusarten, deren Hauptvertreter der Torf ist. Ein milder Humus kann dann entstehen, wenn werden müssen, was auch an anderer Stelle nad1gelesen werden kann.
bei der Verrottung irgendwelcher organisdier Substanzen die Luft genügend Zutritt hat. Bei Luft: Betrachten wir zunädtst die physikalische Einwirkung des Humus auf den Boden. Jedem
absd'tluß oder z. B. durch stauende Nässe entsteht meist Vertorfung, die mit Säurebildung ver: 'Praktiker ist bekannt, daß bei reid'tlither Humuszufuhr der leid1te Boden im Laufe der Zeit, ab:
bunden ist. gesehen von der Entstehung einer dunkleren Farbe, bindiger wird. Der Humus bindet die einzelnen
Bei der großen Bedeutung, die der milde Humus für die Gesundheit des Bodens hat, ist Sandkörner aneinander und trägt im Zusammenhang damit zur Verbesserung des Wasserhaus:
es von Interesse sich klar zu machen, auf welchen Hauptwegen humusartige Substanz in der Natur haltes bei. Das Wasser, welches in Form von Niederschlägen in den Boden eindringt, wird vom
entsteht. Fangen wir beim Tierreich an. Diesem kommt zweifellos eine gewaltige Bedeutung humushaltigen Boden besser festgehalten. Die Verbesserung des Wasserhaushaltes ist für den
#

bei der Humusanreicherung zu. Wir können hierbei zwei Momente ins Auge fassen. Einmal leichten Boden, namentlich im Trodcenklima die Kardinalfrage. Während es bei der Boden:
können die Exkremente der Tiere und dann das Verwesen der tierischen Organismen als eine bearbeitung des schweren Bodens in erster Linie darauf ankommt, fiir eine ständige Auflodrerung
natürlidie Humusquelle angesprod‘ten werden. Daß wir es bei den Tierexkrementen nicht
einer mengenmäßig starken Humusanreidrerung zu tun haben, sondern auch mit der qualitativ
nur mit des Bodens zu sorgen, muß die Bodenbearbeitung auf leichtem Boden meist in der entgegenge:
setzten Rid1tung gehen.
wertvollsten, kann aus der Betrachtung hervorgehen, daß das Tier durch die Nahrungsaufnahme Auf dem leiditen Boden ist es von allergrößter Wichtigkeit, den Mist in gut verrottetem,
etwas vom Mineral: und Pflanzenreich in sich verarbeitet und in seinen Ausscheidungen in ver: möglichst kompostähnlichen Zustand flach unterzubringen, da durch unvergorenen Mist, gegenüber
wandelter Form dem Boden zurüdcgibt. Man könnte davon spred‘ten, daß die Pflanze, die vom ungediingtem Land, Ertragsdepressionen zustande kommen können. Dagegen kann es auf sehr
Tier gefressen wird, ein sichtlich höheres Naturreich durdiläuft, und wir es daher im Mist mit sd1werem Boden unter Umständen angezeigt sein, einen noch etwas strohigen Mist zu verwenden,
einer Pflanzenmasse zu tun haben, die mit tierischen Lebenswirkungen stark durchsetzt und an: um ein stärkeres Eindringen der Luft zu ermöglichen. Wir sehen, wie das ‚vom Landwirt an:
gereichert ist. gestrebte Ziel, den leichten Boden bindiger, den schweren hingegen lod<erer zu machen, durch
Eine weitere Quelle der Humusanreicherung sehen wir in dem jährlichen Absterben der ausreichende Humuszufuhr erreicht werden kann.
Pflanzenwelt. Durch eine richtige Zersetzung der oberirdischen und unterirdischen Pflanzenteile Wir kommen dann zu der chemisd'ien Einwirkung der Humusdüngung auf das Boden:
findet eine dauernde Humusanreidierung statt. gefüge. Es war sdion eingangs davon die Rede, daß jede humusartige Masse bei genügendem
Das Mineralreidt selbst trägt nidit unmittelbar zur Humusanreidierung bei, sondern nur in: Luftzutritt in weitere Umsetzung übergeht, wobei ein Heer von Kleinlebewesen beteiligt ist.
sofern es durch elementarische Einwirkungen und durch die Tätigkeit der‘ tierisdren Lebewelt und Während dieser weiteren Zersetzung entsteht die so wichtige bodenbürtige Kohlensäure, die nun
106

nidit nur den Pflanzen für den Aufbau ihres Kohlenstoffgerüstes nutzbar wird, sondern darüber Tatsache, daß nach solchen Kalkgaben (bei Scheidesdrlarnm oft noch nach langen Jahren) Schorf:
hinaus die Fähigkeit besitzt, eine Reihe sonst unslöslicher Nährstoffe im Boden allmählich bildung bei Kartoffeln, Wurzelbrand bei Rüben und Dörrfledcenkrankheit bei Hafer beobaditet
aufzuschließen. Es geht somit ein beschleunigter Verwitterungsprozeß vor sich. Es tritt in werden können. Diese physiologisch ungünstige Einwirkung auf das Pflanzenwachstum hat ihre
starkem Maße eine natürliche Regeneration der Bodenkraft aus den Bodenreserven heraus ein. Ursache zum großen Teil in unrichtigen dmmischen Vorgängen. So konnte beobaditet werden,
ir kommen endlidi zur biologischen Einwirkung der Humuszufuhr auf den Boden, und daß der Kalk die Phosphorsäure in schwerlösliche Verbindungen überführen und dadurch eine
können die Hauptbedeutung darin sehen, daß sie der so überaus widitigen Kleinlebewelt die Assimilation derselben durch die Pflanzen unterbinden kann. Ferner kann der Kalk Ammoniak
Daseinsmöglidrkeit gibt. Das tierische Leben ist für den Organismus Ackerboden von allergrößtem aus seinen Verbindungen austreiben und dadurdi Stickstoffverluste bewirken. Dies pflegt dann
Werte. Eine besonders große Rolle spielt hierbei der Regenwurm, worauf in dieser Zeitschrift am stärksten einzutreten, wenn frisch abgemistetes Land nach dem Umpflügen noch eine Kalk:
sdion öfters hingewiesen werden ist. Bedenkt man, daß ein normaler Regenwurmbestand, der gabe erhält.
pro ha auf mittleren Kulturböden etwa 5%? Ztr. beträgt, eine Bodenmasse von YASOO Ztr. Halten wir uns endlich noch die Erscheinung vor Augen, daß die Blattasche der Pflanzen
jährlich verschludct, durchkaut, durdrverdaut und an die Oberfläche schafft, so kann man sich ein den höchsten Kalkgehalt aufweist, daß dieser Kalkgehalt abnimmt, je weiter die Pflanze aus dem
erstes Bild von der Bedeutung dieses unermüdlichen Helfers des Landwirts und Gärtners mad'ren. Erdboden heraus und dem Licht entgegenwächst (im Samen ist durchschnittlich nur“ 1/17 des Ge:
Bedenkt man weiter, daß durch seine drainierende, wühlende und kauende Tätigkeit eine starke Durch: samtkalkgehaltes einer Pflanze vorhanden), so können wir daraus erkennen, daß der Kalk die
lüftung des Bodens sowie eine starke Zunahme der Bodenkohlensäurebildung festzustellen ist, und Vegetative Entwicklung der Pflanze mit bedingt. Als Polarität zu dieser Humus#Kalkwirkung
macht man sich endlich klar, daß der von ihm durchgekaute Boden feinsterdige Beschaffenheit aufweist, ist die Kieselwirkung in dieser Zeitschrift schon öfters aufgezeigt worden, welche Lichtwirkungen
so wird man sich denken können, daß es für die Frud1tbarkeit eines Bodens nidit gleichgültig ist, an die Pflanze heranbringt bezw. vermittelt und damit in einer Beziehung steht mit der Nährstoff:
ob 2 oder 10 Ztr. Regenwürmer pro ha in einem Boden tätig sind. bildung der Pflanze.
#

Nun hat der Regenwurmbestand unserer Böden infolge der verstärkten Anwendung künstlicher Es liegt nicht im Sinne dieser Ausführungen, gegen die Anwendung von Kalk sd11ed‘rthin
Düngemittel gelitten, wodurdr der Versauerung Vorschub geleistet wurde, da der Regenwurrn die Stellung zu nehmen. Es wird manche extreme Fälle geben, wo eine Kalkgabe als angezeigt er:
Bodenreaktion günstig beeinflußt. So konnte wissenschaftliche Forsd'rung feststellen, daß die vom sdieinen kann. Bekanntlich gibt es in der Landwirtschaft keine Rezepte und daher kann eine
Regenwurm durchgekaute Erde alkalischer ist, als das übrige Erdreich. soldie Frage nur von Fall zu Fall entschieden werden. im allgemeinen wird man aber mit einer
Nun treten die fast überall vorhandenen Säuresdräden auf unseren Böden nidit nur dort Leguminosengründüngung z. B. mit der Lupine, Besseres und Nachhaltigeres erreichen können, da
in die Erscheinung, wo durch längere Zeit hindurch physiologisch saure Düngemittel verwendet man damit sowohl humusmehrend wirkt als auch dem Boden außer dem Stickstoff noch Kalk in
wurden, sondern sie können als Folgeerscheinung verstärkter Kunstdiingeranwendung ganz allgemein organischer Form in erheblichem Maße zuführt, da die Blattasdre der Lupine bis 40% Kalk enthält.
beobaditet werden. Um nun dieser Versauerung entgegenzuwirken, wird dem Landwirt die aus: Der Vollständigkeit halber sei dabei nodr kurz erwähnt, daß die Lupine weiterhin die Fähigkeit
giebige Verwendung von Kalk empfohlen. Die Ansicht weiter Kreise geht ja dahin, daß man besitzt, unlösliche Phosphorsäure im Boden aufzuschließen. :—

mit Kalk gewissermaßen alle Schäden beseitigen und wieder ausheilen kann. Man erbliekt in Fassen wir das Wesenlidrste des bisher Gesagten kurz zusammen, so konnten wir sehen,
ihm das Allheilmittel gegen die Versauerung sowohl, als audi gegen die Bodenmiidigkeit. wie zwisdien dem Humus und dem Kalk eine enge Beziehung besteht und wie der im Boden
Betrachten wir nun ganz kurz die Beziehungen, die zwischen dem Kalk und dem Humus vorhandene Kalkprozeß gefördert wird durch die Versorgung unserer Böden mit ausreidrenden
bestehen. organischen Düngern (Stallmist, Kompost, Gründüngung). Diese organischen Dünger, vor allem
Es ist in der Praxis noch viel zu wenig bekannt, daß durch ausreichende Humuszufuhr ein gut gepflegter Stallmist, dienen weiterhin zur Vermehrung des tierisdren Lebens im Boden,
(Mistgaben) etwa vorhandene Bodensäure herabgemindert und nachhaltig bekämpft werden kann. vor allem auch der Regenwürmer, deren wichtige Bedeutung bei der Kalkfrage kurz angedeutet
Eine ausreidaende' und hochwertige Humusgabe in Form von Mist oder Kompost bewirkt eine wurde, und so sehen wir, wie das Leben im Organismus Ad<erboden‚ wenn es vom Landwirt
Zunahme des Kalkgehaltes im Boden. Diese Erscheinung deutet darauf hin, daß wir es im Boden durch richtige Düngungsmaßnahmen organisch unterstützt wird, wie von selbst dafür sorgt, daß
mit einem Kalkprozeß zu tun haben, der durch milde Humuszufuhr verstärkt wird. Es besteht keine Bodensäure entsteht und daß durch Garebildung und maßvolle Kolrlensäureentwicklung eine
aber andererseits die Eigentümlidikeit, daß Kalk und Humus, wenn sie in direkte Berührung naturgemäße Regeneration erfolgt.
mit einander kommen, sich innig verbinden, was dazu führt, daß der Humus unter der Kalk: enn in der letzten Zeit sich wiederum Stimmen regen, weldie für eine verringerte Vieh:
wirkung sich in großer Gesd1windigkeit in Kohlensäure umsetzt. Die starke Kohlensäureentwicklung haltung eintreten, so darf vielleicht doch angesidits der Bedeutung, die gerade dem tierisd'ren Mist
nach einmaligen Kalkgaben ist überprüft und z. B. in dem Buch von Bronsart „Bodenmüdigkeit“ für die Erhaltung der Bodenfrudttbarkeit zukommt, darauf hingewiesen werden, daß man die Vieh:
mit Kurven beschrieben worden. Der Humus wird also durch die unmittelbare Verbindung mit haltung wegen ihrer zentralen Bedeutung als Produktionsgrundlage innerhalb eines land:
dem Kalk übermäßig sdmell abgebaut. Man hat daher den Ausdruck geprägt, daß Kalk und wirtschaftlichen Betriebes anschauen kann. Das sollte bei allen Berechnungen und Überlegungen
Humus sich gegenseitig „auffressen“. stets berücksichtigt werden. Selbstverständlich muß durch richtige betriebswirtschaftlid‘re Maßnahmen,
Während wir nun durch eine ausreidqende Versorgung unserer Böden mit Humus eine jeder Landwirt danadi trachten, die Aufzucht und Haltung seiner Tiere so billig als möglid'r zu gestalten,
gleichmäßig fließende Kohlensäurebildung für unsere PflanZen sdiaffen, wird durch eine Kalkgabe ebenso wie man bei einer gesunden und ausgiebigen wirtschaftseigenen Fütterung audi eine
eine schnellere man könnte auch sagen: übermäßig schnelle Umsetzung des Humusgehaltes in entspredtende Leistung verlangen kann und muß, soll der Stalldünger einem nicht zu teuer zu
#

Kohlensäure ausgelöst. Die Pflanze antwortet auf diese verstärkte Kohlensäureentwidclung meist stehen kommen.
mit einem kräftigeren Wachstum, mit stärkerer Blattentfaltung. Angesidats dieser Umsetzungen, Ein Ausspruch von v. Rosenberg:Lipinsky, den er vor reichlidr 100 Jahren getan hat, hat
weldie der Kalk bewirkt, könnte man davon sprechen, daß es sich bei einer Kalkgabe um ein auch heut meines Erachtens nodi vollste Bedeutung. Er lautet dem Sinne nach, daß die Wohl:
Mobilrnadien der letzten Bodenreserven handelt. Die letzte Kraft wird aus dem Boden heraus: habenheit in denjenigen landwirtschaftlichen Betrieben steigt, die den meisten und besten Stalldünger
geholt. Der Volksmund hat diese hurnuszehrenden Wirkung, weldie durch Kalkgaben hervor: erzeugen, daß die,Wohlhabenheit aber nidit zunimmt sondern stetig abnimmt überall dort, wo
gerufen wird, treffend mit dem bekannten Ausspruch gekennzeichnet: Der Kalk madit reiche Väter Dungmangel herrsd'rt.
und arme Söhne.
Nun ist es interessant, daß audi eine starke Kalkgabe den Säuregehalt eines Bodens nur
vorübergehend nach der alkalischen Seite hin umzuwandeln vermag. Uber kurz oder lang tritt der
alte Zustand wieder ein, weshalb dann auch seitens der agrikulturchemischen Wissensdaaft eine
Wiederholung der Kalkgabe nach 3—6 Jahren gefordert wird, um die inzwischen neu gebildete
Von Primeln und Alpenveilchen
Bodensäure wieder auszugleidaen. Franz Lippert
Man muß sich eben darüber klar sein, daß die säurebildende Ursache im Boden mit einer Zu den schönsten und lieblichsten Blumen, die den bunten Blütenreigen unserer Felsgärten
Kalkgabe nicht behoben werden kann. und Staudenrabatten eröffnen, gehören zweifellos die Frühlingsprimeln Sdion die ersten warmen
Daß wir es bei einer starken Kalkgabe mit einer biaßnahme zu tun haben, weldie als ein Strahlen der Märzsonne lod<en ihr zartes Farbenspiel hervor und breiten eineMannigfaltigkeit der
starker Eingriff in das Leben des Bodenorganismus angesprochen werden kann, erhellt aus der herrlichsten Farbtöne vom leuchtenden Gelb der Himmelsschlüssel und Kissenprimeln," dem Weiß
108 109
der Primula acaulis alba plena, zum lirhten Blau und Blauviolett der Primula coerulea und der chemischätherischen Bildekräfte in den W'eltenraum hinausatmet, diese Begegnung von kosmisdaer
Primula denticulata, dem zarten Rosa der Primula frondosa zum sammetartigen Dunkelrot der Lichtkraft und irdisdier Feuchte, spiegelt sich in den sprossenden und farbenprächtigen Frühlings:
Primula veris elatior grandiflora, über den Garten hin aus. Die Vorliebe für diese farbenfrohen primeln. Die von der aufsteigenden Winterfeuchte erfüllte Atmosphäre, durchlichtet und erwärmt
Frühlingsboten hat sie in unseren Gärten mehr und mehr heimisch gemacht. Die Züchter wandten von den ersten Strahlen der Sonne ist ihnen notwendiges Lebenselement. Wenn dann gegen
ihr Augenmerk ihnen zu und vermehrten durch neue Spielarten den Blütenzauber der ersten den Sommer hin die Sonne immer stärker wird und die Uberhand bekommt, dann sehen wir
Lenztage. ‚ nodi einige Spätblüher, die im kiihl:feuditen Halbschatten von Bäumen und Büschen Schutz vor
Fiir den Gartengestalter sind die Primeln ein unersetzlicher Teil seines Schmuckpflanzenbe: den Sonnenstrahlen suchen, wie die späten Sommerpagodenprimeln, die Etagenprimeln.
standes geworden. Der Schnittblumengärtner findet unter ihnen Arten, die er zu schätzen und zu Läßt man sich bei den Kulturmaßnahmen der verschiedenen Primelarten von dem leiten,
werten weiß. Die langschaftigen Sommerpagoden:Primeln, die bunten Aurikeln, die Rosenprimeln was die Beobad'itung der natürlichen Lebensverhältnisse ergibt, dann werden sie das durch ge:
und andere eignen sich gut fiir den Blumenschnitt und erfreuen sich reger Nachfrage. Und nidit sunden kräftigen Wuchs und reichliches Blühen danken. Man muß ihnen also solche Verhältnisse
zuletzt beschenken uns die Primeln mit den bekanntesten und immer gerne gesehenen Topfptlanzen,
angedeihen lassen, die dem Frühlingsklima angepaßt sind.
wie die chinesisd‘ren Primeln, die Primula obconica, die Mehlprimeln, Primula malacoides und
Die Keimung der Samen vieler alpiner Sd1iiisselblumen ist bekanntlich recht schwierig, da
Primula kewensis und insbesondere die Alpenveilchen. wir ihnen bei der Kultur die schützende, Feuchtigkeit bewahrende Schneedecke dodi nur mangelhaft
So mag es nicht unangebracht sein, diesen für den Gartenfachmann und :Liebhaber so
wertvollen Pflanzen einige Zeilen der Betrachtung zu widmen und die ihnen charakteristischen ersetzen können. Man muß bei allen Arten darauf acht haben, die Samen ständig feucht zu halten,
sodaß die Erde nie trodren wird. Vielfach bedeckt man sie deshalb mit einer feuchten Torfmull:
Wesensziige aufzuzeigen. Je mehr man nach einem Erkennen der wirklichen Natur der uns
anvertrauten Pflanzen strebt, desto mehr entwidcelt sich auch der redite Sinn und die wahre Freude sd1ic‘ht. Zur Anregung der Keimung ist es gut, das Präparat 500 anzuwenden, das hier eine
kräftige Wurzelbildung fördert. Wir verstärken dadurch die Wirksamkeit des irdisdi:wässerigen
für die Pflege und Behandlung unserer Gartengewädqse. Man lernt gleichsam von der Pflanze
Bereiches, weldie diese Pflanzen zur ersten Entwid<lung benötigen. Vor Lichteinfluß muß man
selbst ablesen, welche Kulturmaßnahmen für sie anzuwenden sind.
die Samensd1alen durch entsprechende Schattierung schützen.
Es kann zum Verständnis der Wesensart unserer Primelgewächse beitragen, sie einmal in
ihrem Darinnenstehen im Jahreszeitenlauf zu betrachten, Die Pflanzenwelt in ihrem bunten Die Erde, welche für das Keimungs: und erste Wachstumsstadium verwendet wird, besteht
Wechsel von kleinen Wuchsformen und zarten Farbtönen des ersten Frühjahrs, zu mächtigeren aus gut verrottetem, zu Humus gewordenem Laub, dem Sand beigemengt ist. Budien:, Birken:,
Gestaltungen und grelleren Färbungen des Sommers kündet uns den Wandel der Jahreszeitenkräfte Lindenlaub, vermodertes Weidenholz, gut aufgeschichtet, mit etwas Atzkalk dazwischengestreut _
in der Natur. Sieht man sich daraufhin die Primeln an, so gehören sie ganz in das Frühlings: und versetzt mit den Heilpflanzenpräparaten, dann abgedeckt mit einem Torfmullmantel oder Tannen:
geschehen hinein. Sie treten uns als die‘d1arakteristisdren Frühlingsptlanzen entgegen. Ihre zweigen ergibt schon nach einem Jahre bei sadagemäßer Behandlung den schönsten, rnit Lebens:
Heimat ist in dem Teil unserer Erde, wo die Frühlingszeit ihre ganz besondere Prägung hat, kräften angereidrerten Humus, ohne schädliche Säuren. ln einer so zubereiteten Erde entwid<eln
in der nördlich gemäßigten Zone. Und hier sind wiederum die meisten im Gebirge beheimatet, sich die jungen Pflänzdien kräftig und gesund. Den Topfptlanzenprimeln wie Primula sinensis,
auf den Alpen, dem Kaukasus, dem Himalaya. Da finden wir die typischen Arten der Gattung Primula malacoides, Primula abconica mischt man beim weiteren Verpfianzen gut verrotteten
Primula. Aus einem kräftigen Wurzelstock sproßt eine mehr oder weniger saftige Blattrosette präparierten Kuhdung und präparierte Pasenerde bei, sodaß man eine Erde hat, die aus Laub:
hervor und aus dieser der Sd1aft der zumeist doldig stehenden Blüten mit röhrenförmig oben artigem, Rasenerde und Kuhdung zusammengesetzt ist. Neben einem reichlichen Vorrat an Nähr.-
verbreiteter Blumenkrone. Diese rosettenförmige Bildung der Blätter, die fiir die Primeln so Stoffen ist den Pflanzen damit gegeben, was sie zur riditigen Ausbildung ihres Wurzel: und Blatt:
daarakteristisda ist, finden wir bei der Gebirgsflora vorwiegend. Während sich sonst die Blätter werkes brauchen. Die bei der Verrottung der Laubmassen frei werdenden Bildekräfte stehen
in einer Spirale den Stengel hinaufwinden, sind sie hier an der Erde gleichsam festgehalten. ihnen zur Entwicklung ihres Blatt: und Stengelhaften zur Verfügung. Die Rasenerde mit ihren
Bis in die Anordnung der Blüten kann man bei vielen Arten diese Tendenz zur Rosettenbildung tonigen Bestandteilen verleiht dem Kompost die nötige Bindigkeit und fördert die Pflanzen durch
erkennen. Es wirkt der nad1 oben in die Länge schießenden Wadasturnsrichtung eine Kraft ent: ihren Gehalt an organischer Kieselsubstanz in der Ausbildung ihrer Stengel und Blütenteile.
gegen, welche die Pflanze in ihrer Bildung zurückhält und sie gleichsam zur Erde niederdrückt. Fein durchgesiebter, abgelagerter Taubendiinger erhöht die Blühfähigkeit. (Siehe Aufsatz „Blumen:
Tieflandgewächse ins Hochgebirge versetzt, verwandeln ihr Aussehen derart, daß sie verkleinert, und Pflanzenbau“ Demeter 1933, Heft 2.) Wenn die Pflanzen ihre grünen Blätter entfaltet haben,
gewissermaßen zusammengestaucht erscheinen (siehe „Die Pflanze“ von Dr. Grohmann). Die wird bis zum Blühen hin Präparat 501 mehreremal fein auf sie ausgespritzt, was den Lidit:
irdisch verfestigenden Kräfte haben hier die Uberhand, und bewirken, daß sich auf verhältnismäßig stoffwechsel anregt. Durch eine sold1e Düngung geben wir den Primeln die Möglichkeit in einer
kräftigem Wurzelstock eine zurückgehaltene kleine oberirdische Blatt: und Sproßbildung entfaltet, ihrer Wesensart gemäßen Weise sich entfalten zu können.
mit einer Fülle leuchtender Blüten, durch den reinen starken Lichteintluß hervorgerufen. Des weiteren Dazu ist aber weiterhin notwendig die Beachtung der günstigen klimatischen Faktoren, auf
müssen wir bei den Primeln auf ihre Beziehung zum wässerigen Elemente hinsehen. Das Schmelz: die schon oben hingewiesen worden ist. Die Primeln wollen von einer eher etwas kühlen als zu
wasser, die reichen Niederschläge im Gebirge und die dadurdi hervorgerufene feud1t:kühle Luft warmen Feuditigkeit erfüllten Luftatmosphäre umspielt sein. Auf reichliches Lüften und Sdiutz
braudien sie zur Entwicklung der" saftigen Blattrosette. Die Samen vieler Primeln keimen besonders vor den heißen Sonnenstrahlen ist Wert zu legen. Die einfadien, weniger empfindsamen Topf:
gut, wenn man sie mit Sdinee bedeckt. ln minimalen Mengen sd1eiclen sie an den Blatträndern pflanzenprimelarten setzt man mit Vorteil dem Tau aus, indem man im Spätsommer die Fenster
in Tropfenform das Wasser wieder aus. Bei der Kultur muß darauf geaditet werden, daß die von den Kästen abhebt und bringt sie erst spät, Ende November bis Anfang Dezember ins
Primeln Feuchtigkeit von unten haben wollen und in einer gewissen feucht:kiihlen Atmosphäre luffige Kalthaus in eine Temperatur von nur 3—5 Grad Celsius, möglichst Clid'lt unter Glas,
wad13en wollen. Bei manchen Arten ist die Vorliebe für Feuchtigkeit besonders vorherrsdiend. sodaß sie in dieser Zeit in vollem Lichtgenusse stehen. ‚

Die Rosenprimeln gedeihen am liebsten an torfigen, sehr feuditen Stellen. Die Wasserprimel lebt Es würde den Rahmen dieser Ausführungen zu sehr erweitern, wollte man auf die Be:
ganz im Wasser, ohne Wurzeln auszubilden, bringt im Herbst am Ende der Zweige von kleinen sd1reibung der Kultur einzelner Primelarten eingehen. Nur noch an einem für den Gärtner be:
Blättd-ren umschlossene Winterknospen hervor, die sich ablösen, auf den Boden der Gewässer sonders wertvollen Vertreter der Primelgewächse, dem Alpenveildien, soll das Charakteristische und
herabsinken, im Frühling wieder emporkonimen und darin austreiben. die daraus hervorgehende Behandlungsweise dargestellt werden.
Was in jeder einzelnen Primelart an Kräften des irdischen und wässerigen Elementes wirkt Wenn man hinblickt auf die wildwachsenden Cyklamen, da bemerkt man, daß sie vor:
und bildet, differenziert sich in den einzelnen Arten so, daß es weldie gibt, die ganz dem irdisdi: wiegend ihre Blütezeit nicht wie die meisten Primeln sdion in den Frühlingsbeginn verlegen, sondern
lichthaften Einfluß sich aussetzen, hoch hinauf in die Alpen steigen, an Felsplatlen und Geröll erst zur Hod1sommerzeit gegen den Herbst hin zu blühen anfangen. Es dauert da viel länger,
sich festhaltend, wie die Alpenglödrchen, andere wieder suchen den feuchten fetten Wiesenboden bis die Blüten hervorkommen. Aus dem Bau des Alpenveilchens kann einem diese Verzögerung
auf. Zu Beginn des Frühjahrs, .wenn der sich nahende Sonneneinfluß die Erde aus ihrer Erstarrung verständlich werden. Durch die Ausbildung der Knolle, die als ein verdid<tes Hypocotyl anzu:
erweckt, und die irdisch:wässerigen Prozesse in Fluß bringt, da hebt das Sprossen und audi schon sehen ist, wird die nad] oben strebende Wachstumskraft länger zurüd<gehalten. Was wir als den
das Blühen der Primeln an und es vollzieht sich die Befreiung aus dem irdisch:wässerigen Bereich bei der Rosettenbildung der Primeln wirksamen irdischen Kräfteeinfluß kennen gelernt haben, das
in die lid1te Farbigkeit der Blumen. Was Sld'l da, in der Natur vollzieht, wenn die Sonnenkraft ist hier in verstärktem Maße vorhanden. Ganz mit Recht nennt man das Cyklamen audi Erd:
wieder der Erde sich nähert und diese ihre den Winter über in sich bergenden lebens: und scheibe. Bis in die dunkel braun:violette Färbung der Stiele und Unterseite der Blätter offenbart
110 111
sich ihr inniges Verbundensein mit der Erde. Das lichte Blattgrün, das die Sonne bei den auch auf Campanula persicifolia übergegangen. Daß eine biologische Schädlingsbekärnpfung einer
Pflanzen hervorruft, kommt hier nur wenig zum Vorschein. Das erste Keimblatt wird das erste chemischen vorzuziehen ist, braucht nidit bewiesen werden; vor allem ist sie viel billiger.
Laubblatt, das zweite Keimblatt das zweite Laubblatt. Die Vergangenheit wirkt da sehr stark Im Laufe des Sommers erhielt die ganze Pflanzung mehrfadae Gaben von 500; alle Phlox.-
herein. So braucht es lange, bis endlidt die Licht: und Wärmekräfte zum Durchbruch kommen pflanzen erholten sich zusehends und schienen im Herbst vollkommen gesund zu sein. 500 hatte
und die prächtige Farbigkeit der Blüten ersd1eint, die sich noch zur Erde hinwenden. Sie ist mit hier etwa die Wirkung einer starken Stidcstoffdüngung, ist aber ebenfalls viel billiger als eine solche.
ihrer Lichtnatur im irdischen Bereich festgehalten. Die ersten warmen Sonnenstrahlen vermögen
da noch nicht das zarte Farbenspiel hervorzulodcen. Hortulanus.
Die griechische Sage von der Entstehung des Alpenveildnens bringt seinen Charakter in
schöner Weise zum Ausdruck, wenn sie von dem schönen Götterjüngling Cyklamen spricht, der
einer irdischen Mutter entstammte, der himmlisd‘ren Heimat entfremdet, in den Erdenschlamm
hineingezerrt werden ist.
Für die Kultur des Alpenveilchens kann uns dieses Bild wegweisend sein. Es will in einer
Milchwirtschaftliche Tagung in Wien
Das Institut für Milchwirtschaft und landwirtschaftliehe Mikrobiologie an der Hochschule für Boden:
Erde wad‘rsen, die seiner irdischen Geneigtheit entgegenkommt, und in der es diejenigen Bausteine kultur in Wien veranstaltete in der Zeit vom 23. bis 25. Februar d. _ls. erstmalig eine „Milchwirtschaftliche
und Kräfte findet, welche es zur Ausbildung der Knolle und des Blattwerkes braudit. Zu Humus Woche“. Vorträge über eine Reihe organisatorischer, technischer, wissenschaftlicher und praktischer
Fragen wurden ergänzt durch eine Ausstellung milchwirtsohaftlicher Apparate und Geräte, Betriebs- und
gewordener präparierter Laubkompost, mit sandiger Heideerde durd'rsetzt, in den wir durch eine Hilfsmittel sowie eine Schaustellung aller heimischen Käsesor'ten.
besondere Zugabe des Eichenrinden: und Kamillenpräparates die organische Calciumwirkung ver:
Es wäre nun in diesem Rahmen nicht möglich, sämtliche angesetzten 14 Vorträge zu erwähnen,
stärken und der mit dem Präparat 500 gut gespritzt wird, fördert die Entwid<lung seiner unteren zumal ein Großteil davon den praktischen Landwirt nur weniger interessieren könnte, und so sei nur ein
Teile in schöner Weise. Beim späteren Umpflanzen kommt wie bei den Primeln wiederum kurzer Ueberblick über einen kleinen Teil der Vorträge gegeben. — Sehr aufschlußreich waren die Aus-
präparierter Kuhdung zur Verstärkung der Humuskräfte, Rasen: und Heideerde wegen ihrer führungen von Ministerialsekretär Ing. Hochleitner über die Lage der österreichischen
Kieselwirkung als Vermittler der Lichtkräfte hinzu und üben ihren günstigen Einfluß auf Stengel: Milchwirts ch aft, welche in der Preisbildung viel mehr vom Ausland abhängig ist, als man zunächst
annehmen könnte. Der verhältnismäßig sehr hohe Buttei'export wurde ganz empfindlich durch die Kon-
und Blütenwachstum aus. Diese Wirkung unterstützend, wird das Präparat 501 mehrmals auf tingentierung Deutschlands getroffen, selbstverständlich auch durch die Maßnahmen sämtlicher übrigen
die Pflanze ausgespritzt. Auslandabnehmer. Dadurch ist der Butterpreis erheblich gefallen und das mußte sich natürlich auch
auf den Milchpreis auswirken. Trotz dieser schwierigen Situation des österreichischen Butlermarktes konnte
Was die Temperatur: und Feudüigkeitsverhälhaisse anbetrifft, so ist das Alpenveildien in aber nachgewiesen werden, daß der Milchpreis immer noch höher liegt als in fast allen Nachbarländern,
seinen Ansprüchen ein typischer Vertreter der Primelgewächse. Es ist keine Treibhauspflanze. wobei man allerdings die Valuta-Dii‘ferenzen nicht in der richtigen Weise berücksichtigt haben dürfte,
Eine Temperatur von 8 bis 12 Grad Celsius genügen ihm zum Wachstum. Luft will es um denn reine Umrechnungen ergeben immer ein schiefes Bild, wenn man die Preise
*

wie es doch eigentlich


sich haben„weswegen man gerne die Pflanzen auf umgekehrte Töpfe nah an das Glas stellt, sein sollte
‚ nicht mit den in dem betreffenden Lande gegebenen Lebensverhältnissen vergleicht.
damit die Luft sie umspielen kann. So lange die Pflanzen, was bis zum November hin der im Anschluß daran fand der Vortrag über „Planwirtschaftliche Maßnahmen auf dem Ge—
biete der Milch erzeugung und d es Milch m arktes” (Hofrat Prof. ]. Häussler) statt. Planwirtschaft,
Fall ist, in den Frühbeetkasten stehen, tut man gut, des Nachts die Fenster abzuheben, und den welche „erkenritnisrnäßig von innen heraus“ geboren werden müsse, soll im Gegensatz zur Zwangs—
Tau auf sie einwirken zu lassen. Dann behalten sie einen kräftigen gedrungenen Wud1s und wirtschaft Anordnungen treffen, welche den Bedürfnissen des betreffenden Wirtschaftszweiges entgegen-
gesundes Blattwerk von schöner Zeichnung. Durch eine solche Behandlungsweise kommen wir kommen, während ja Zwangswirtschaft, die uns allen noch genügend in Erinnerung ist, in seinen von
der Eigenart des AlpenveildienS in seinen Ansprüchen entgegen und es belohnt die aufgewandte außen kommenden, am grünen Tisch geborenen Vorschriften und Gesetzen etwas Fremdartiges darstellt
Mühe und Sorgfalt, mit reichem und farbenfrohem Blühen. und kaum zur Gesundung beitragen kann oder konnte. ‚ Es kam dann die Sprache auf die Preisbildungs-
kommissionen mit ihrem meist kläglicheri Ende und den Milcliausglßichf0nd, aus welchem jene Mol-
Ein immerwährender, durch das ganze Jahr hindurdigetragener Frühlingshauch weht uns kereien entschädigt werden, welche sich nicht genügend an der Frischmiichbelieferung des Marktes be—
an in den Primeln, mit den ersten Lenztagen draußen im Felsgarten und den Steinterrassen teiligen können und in der Hauptsache auf Herstellung von Butter angewiesen sind. In diesen Fond muß
beginnend, bis zum Ende des Winters, wenn die letzten Topfpflanzen Primeln und Alpenveilchen der Erzeuger S «,02 pro Liter zahlen, und die Molkereien erhalten S —,04 pro Liter für jene Mengen,
welche nicht auf den Frischmarkt kommen. Welche Summen hierbei und vor allem auch bei Preis-
das Gewädtshaus verlassen. Und wir werden diesem lieblidien Frühlingszauber am schönsten schwankungen in Betracht kommen, beachtet man im allgemeinen auch nicht recht. Man bedenke, daß
zur Entfaltung verhelfen, wenn unsere Kulturmaßnahmen im Einklang stehen mit dem zur Frühjahrs: in Oesterreich 1200000 Kühe gezählt wurden; das entspricht einer ]ahresmilchmenge von 2400 000000 Litern
zeit die Natur erfüllenden Geschehen. bei einer jährlichen Durchschnittsleistung von 2000 Liter pro Stück.
„Ueber den Einfluß des Klimas auf die Milch“ sprach Prof. Dr. A. Stätte, Wichtig war
vor allem die Unterscheidung des Klimas und des Lebens- oder Mikro—Klimas, wie das Klima des un-
mittelbaren Lebensraumes eines Tieres oder einer Pflanze genannt wurde. Tote physikalische Ermittelungen
sagten uns garnichts, wir müßten sie umrechnen und feststellen, wie der Tierkörper darauf reagiert.
Untersuchungen in der Nähe von Moskau zeigten den Einfluß niederer Temperaturen von 2,40 auf den
Sohädlingsbekämpfung Milchertrag. Es wurde ein Rückgang von 1«2 Ltr. pro Tag festgestellt, dagegen stieg aber der Fettgehalt
um 0,5 %. Gleiche Verhältnisse kann man auch nach Beginn des Weideaustriebes feststellen. Daß bei
durch biologisch-dynamischen Kompost Stallhaltung die Morgenmilch fettärmer ist, als die Abendmilch, und daß auf der Weide dieses Verhältnis
gerade umgekehrt erscheint. wurde durch erhöhte Fettbildung aus dem Futter oder erhöhte Heranziehung
Im Frühjahr 1931 hatte im in ungedüngten Lehmboden eine größere Anzahl von Phlox des Körperfettes während der Nacht auf der Weide zu erklären versucht.
paniculata verschiedener Sorten ausgepflanzt. Die Pflanzen erwiesen sich als mit Nematoden (Wurzel: Die Wetterfühligkeit der Tiere, welche sich in dem bekannten Unruhigwerden vor Regen oder Ge-
witter bemerkbar macht, sich aber auch 1—2 Tage vor Eintritt eines Föhns im Rückgang der Milchmenge
älchen) befallen, unter denen sie wegen des geringen Stickstoffvorrats im Boden schwer litten. und im Steigen des Fettgehaltes zeigt auch die Hühner legen weniger Eier und selbst die Sterbefälle
Diese Ald1en überwintern im Boden, kriechen im Frühjahr an der Außenseite der jungen Triebe
,

sollen vor einem Föhn sich häufen wurde durch elektromagnetische Fernströme erklärt, welche einer
*

hoch und durch die Spaltöffnungen der Blätter ins Innere der Pflanzen; die Erkrankung äußert Weiterveränderung vorauseilen und die in jedem Lebewesen vorhandenen, vertikal verlaufenden elektrischen
sich in schwerer Verkrijppelung der Blätter, die zuletzt nur nodi fadenförrnig werden, die Blüte ver: Ladungen in der Haut und den Haaren zum Ausgleich bringen. Nachdem nun die Haarwurzeln bis in
die Gegend der feinen Nervensysteme reichen, so wirke sich dieser ganze elektrische Vorgang letzten
kümmert oder unterbleibt, die Stengel platzen über dem Wurzelhals auf und brechen schließlich um. Endes auf das Wohlbefinden des Tieres und z. B. auf den Milchertrag aus. (Daß aber hier noch viel
Im Spätherbst 1931 machte ich folgenden Versuch: Urn fünf Pflanzen verschiedener Sorten wichtigere Zusammenhänge ätherischer Art bestehen dürften, dies aufzuzeigen würde sicher einmal im
wurden je fünf Löcher in den Boden gestoßen, in jedes Loch 2»—3 ccm Sd'rwefelkohlenstoff ge: Rahmen dieser Zeitschrift regem Interesse begegnen.)
geben und die Löcher wieder geschlossen. „ . . Das für ungefähr 3/4 des Bundeslandes in Frage kommende Hochgebirgsklima erhält folgende
Um jede der nächsten fünf Pflanzen wurde eine Handvoll funf Monate alter biologisch: Faktoren als Merkmale: Ger‘ingerer Sauerstoffgehalt der“ Luft, größere Trockenheit der Luft, stärkere
Luftbewegung, höherer“ Abkühlungsgröße und intensivere Ultravioletf-Strahlung. Diese für die menschliche
dynamischer Kompost aus Laub und Pflanzenteilen oberflächlich eingehadct. Heilkunst teilweise ausgewerteten Eigenschaften sind natürlich auch nicht ohne Bedeutung für das Vieh.
lm Frühsommer 1932 ergab sich folgendes Bild: Die Tätigkeit der Milz und Niere ist besonders stark beeinflußt. Oft wird z. B. auf Almen durch den
Die mit Schwefelkohlenstoff behandelten Pflanzen waren gesund; die mit Kompost versehenen Harn die Grasnarbe zerstört. Ebenso wird auch bekanntlich die Milch beeinflußt. Die Tiere geben
weniger Milch, aber man kann aus diesen an sich geringeren Quantitäten mehrrButter und Käse, die sich
ebenfalls; alle übrigen Phloxpflanzen waren krank, mehr als im Vorjahr; die Nematoden waren
112 l13
obendrein durch besseren Geschmack auszeichnen, herstellen. Die Hochgebirgsmilch wurde früher auch Mengen seien oft überhaupt nicht mehr zu verwenden, wobei allerdings auch noch die nachläßige Be»
vielmehr für Heilzwecke geschätzt. Schon bei Livius finden wir Frühlingsmilchkuren in den Alpen für handlung solcher für die Rücklieferung bestimmter Quantitäten besonders ins Gewicht fällt. Nun, wie hilft
schwindsüchtige Wöchnerinnen empfohlen. Erwähnt sei auch die größere Haltbarkeit der Milch auf der man sich? Man sät nach dem Pasteurisieren wieder extra hierzu gezüchtete Säurebakterien ein und die
Alpe; sie kann 3—4 Tage, ja sogar eine Woche stehen, ohne sauer zu werden. Man hat selbst nach Milch wird wieder sauer, wenn es an der Zeit ist und bekommt auch einen „annehmbaren“ sauren Geschmack,
3«4 Wochen festgestellt, daß die Milch obenauf eher schimmlig wird, als sauer. (Dagegen gerinnt die Aus übriggebliebener so geimpfter Milch war eine „mehr oder weniger gutschmeckende“ Butter her-
Milch beim Zusatz von Laab z. B. rascher als im Tal.) Der Vitamin-D-Gehalt soll schon bei 1500 m Höhe zustellen.
doppelt so hoch sein, als im Flachland. (Man hat wohI nun weiter alles untersucht, was möglich war: Ing. }, Hanusch, Weiler, sprach äußerst interessant über „We s e n un d Be deutu ng der hl i Ich-
den Aschengehalt an Kalk und Phosphor, den Katalasegehalt, den Säuregehalt und dessen Veränderung reife in de r Em menthaler Käserei“. Daß Qualitätserzeugung auch hier die allergrößte Hauptsache
im Laufe eines Tages und mehrerer Tage hintereinander, die Gesamtkeimzahl der Milch und der Luft, ist, ersicht man z, B. aus der ]ahresproduktion Württembergs mit 300000 Ztr. und der Preisdifferenz von
die Zunahme der Kaséinzerse’tzer usw. usw. Heute glaubt man eben nur in der Zusammensetzung der Reichsmark 25 pro Ztr. zwischen I. und [H. Qualität. Der Betriebssicherheit zur Erzielung I. Qualität ist
Milch rein quantitativ die Qualität bestimmen zu können.) Man ging auch daran, die Ursachen für die also das Hauptaugenmerk zu schenken. Wenn ein Betrieb einmal unsicher wird, dann erstrecken sich
höhere Qualität zu suchen. Dauerversuche und Untersuchungen wurden in Höhen von 2000 bis 2500 m die Ausfälle oft gleich auf Monate, bis man wieder zur einwandfreien I. Qualität kommt. In der Praxis
angestellt. Zunächst wurde festgestellt, daß die Futtetwirkung allein nicht in Betracht komme, denn man ist die Milchreife für die Käserei von allergrößter Bedeutung. Irgendwelche Fehler im Käse sind immer
hatte für die Hälfte des für den Versuch aufgetriebenen Viehes das Heu aus dem Tal mit hinaufgenommen, auf mangelhafte oder überstarke Reife der Milch zurückzuführen. Demzufolge werden auch die größten
während die andere Hälfte Weidegang hatte. Bei beiden Partien wurde der gleichhohe Fettgehalt ge- Anstrengungen gemacht, um die richtige Reife zu erzielen und da fängt man schon einmal bei der Fütterung
funden. Es soll also vornehmlich der geringere Sauerstoffgehalt der Luft die Ursache sein. Die sauerstoff— mit ganz „rigorosen“ Vorschriften in den Emmenthaler Gebieten an. Es darf also nur gesundes Grünfutter
bedürftigen Organe, wie die Milchdrüsen, würden auch gerade bei größerem Sauerstoffmangel stärker ohne Kunstdünger und ebensolches Heu gegeben werden. Es darf kein Kraftfutter verwendet werden.
beeinflußt. Auch die größere Trockenheit der Luft spielt eine Rolle. Trotz des aus dem Tale mitgeführten Das Schlimmste und für die Käserei Gefährlichste ist aber Silo-Futter, dessen schädlichen Einfluß man
Heus läßt man aber doch dem sonnseitig auf der Alm gewachsenen Futter den Vorzug der größeren sich garnicht ausdcnken könne. — Das sofortige Kühlen der Milch ist in der Emmenthalet Käserei ver:
Fettgehaltsbildung, selbst wenn das „lichtbeeintlußte“ Futter nur nachts beim Weidegang aufgenommen boten, nur in der allerwärmsten Zeit, dann aber nur“ mit Rücksicht auf die Reife zuläßig. Das Reinigen
wurde. der Kannen mit Dampf wird schon lange nicht mehr durchgeführt. weil sich das als nachteilig erwiesen
Besonders interessant war auch ein Vortrag über Klauenpflege beim Milchvieh (Tierzucht— hat. Die hölzernen Stotzen z. B., in welchen die Milch aufgestellt wird, werden ganz verschieden be—
inspektor Dr. ]. Retzl). Geradezu unglaubliche Klauengebilde wurden im Lichtbilde gezeigt, aber auch handelt. Als besonders grober Fehler oder Leichtsinn wird bezeichnet, wenn ein Senner die Stotzen in
Mittel und Wege gewiesen, unseren Haustieren zu helfen, wenn wir sie schon im Stall stehen lassen und Molke von 980 steckt und längere Zeit darinnen läßt, während er eine andere Arbeit verrichtet. Der eine
nicht für natürliche Abnutzung der Klauen sorgen können. Es wurde auch berichtet, daß Zunahmen in
der Milchmenge von “J., bis 4 Liter pro Tag nach dem Schneiden der Klauen festgestellt werden konnten, ”
Sende wäscht sie ganz kurz in 96 heißer Molke, der andere etwas länger bei 70“, ja wenn man eine
schlechte Reife bekommt, dann wird ein Teil der Stotzen einmal garnicht ausgewaschen, sondern nur
auch Gewichtszunahmen bis zu 34 kg. Den Klauen des Stiers oder Bullen ist auch besonderes Augenmerk ausgetrocknet und morgen ein anderer Teil usw. Es ist also nicht das Bestreben alles keimfrei zu haben,
zu schenken. Sowohl die Unlust beim Springen, als auch das Niederdrücken der Kuh kann durch sondern die Keime künstlich zu erhalten. Hält man auf Keimfreiheit der Stotzen, dann ereignet sich unter
Schmerzen in den Klauen hervorgerufen sein. Ganz besonders sollte man aber beim Jungvieh auf die Umständen die Kuriosität, daß man keinen Emmenthaler sondern einen sogenannten Stinkerkäse
Klauen achten, die oft schon nach 6 Monaten viel zu lang sind und dann natürlich den Knochenbau der erhält.
Beine und somit auch das ganze „Gestell" des erwachsenen Tieres grundlegend beeinflussen. Es wurde
Die Hauptfrage bleibt aber immer, woran erkennt man die richtige Milchreife. Das ist zunächst
auch gezeigt, wie in ungepflegten Klauen sich Herde von Bakterien und Krankheitskeimen bilden und wie noch reine Erfahrungssache, Geschmack und Geruch zeigen hier dem Senner die richtige Milchreife an.
nach der Maul— und Klauenseuche Doppelsohlen entstehen, welche besonders geeignet sind. die Ansteckungs— Natürlich ist man schon lange bestrebt, von dem rein Gefühlsmäßigen abzukommen und wissenschaftlich
keime zu verschleppen, wenn man die Klauen nicht ordnungsmäßig pflegt. Der Vortragende schloß mit
den Worten: „Quäle nie ein Tier — aus Nachläßigkeit“. erforschte Merkmale zu finden. an denen man die richtige Milchreife erkennt. Zu diesem Zweck sind
nun von dem Vortragenden sehr eingehende Untersuchungen mit großem Fleiß angestellt werden, die aber
Interessant waren auch die von Privatdozent Dr. W. Liebscher in seinem Vortrag: „Verwertung zunächst sich nur auf ein kleines Gebiet beschränken konnten. Man will nun versuchen auf möglichst
der Molkereiabtälle durch Vertütterung“ gemachten Angaben über die Mengen der Molkerei— vielen Sennereien derartige Untersuchungen anzustellen, da die Lage der einzelnen Betriebe von sehr
rückstände. Bei den in Oesterreich erzeugten ca. 20000000,* kg Butter und 14000000,— kg Käse im Jahre großer Bedeutung ist. Es kann z. B. eine Sennerei eine sehr schlechte Milchreife zeigen und eine andere,
fallen ca. 430000000,— kg Butter- und Magermilch und 126000000? Molke an, womit man ‚ theoretisch die nur wenige Kilometer davon entfernt ist, eine ausgezeichnete Milchreife aufweisen. Wie schwierig
— rund 1400000 Schweine mästen könnte, während der Gesamtbedarf 2600000 Schweine im jahr es ist, sich in die einzelnen Verhältnisse hineinzufinden, ersieht man daraus, daß z. B. ein Sonne, der auf
beträgt. Die Erfolge bei den Fütterungsversuchen waren aber im allgemeinen unbefriedigend, sowohl einem Betrieb mit schlechter Milchreife gelernt hat und vielleicht ein ausgezeichneter Fachmann geworden
bei Schweinen als auch bei Kälbern. Bei Schweinen zeigte sich eine gelbliche Färbung des Specks, ist, auf einer Sennerei mit guter Milchreife vollkommen versagen kann. Der Vortragende hat sich nun
und auch eine Qualitätsverminderung des Fleisches, hauptsächlich bei Molkefütterung. Bei der Magermilch— absichtlich nur auf zwei Sennereien mit extremen Reifeverhältnissen verlegt. Es ergab sich, daß man weder
fütterung sollte man die Kationen immer verringern, z. B. bei 25 kg Gewicht 2‘/2 Liter, bei 50 kg nur durch die Bestimmung des Säuregehaltes noch durch die Gärprobe oder Laabgärprobe Merkmale für die
noch 2 Liter und mit 70 kg sollte man nur noch Ill, Liter pro Kopf und Tag füttern. Magermilch soll, Milchreife erhalten konnte. Es blieb also nur übrig die Keimzählung und da ergaben sich ganz merk—
neben Oelkuchen gefüttert, die beste Rente ergeben; empfohlen wurde auch 1 kg Schrei, 4 Liter Mager— würdige Zusammenhänge. Während man sonst gewöhnt ist, die höhere Qualität der Milch in der geringeren
milch und Kartoffeln bis zur Sättigung, und zwar während der ganzen Mast gleichmäßig. Die Verwendung Keimzahl zu suchen und man auch begonnen hat, die Milch nach diesen Gesichtspunkten „nach Qualität“
soll nur in frischem, süßen Zustand erfolgen; angesäuerte Milch ist schädlich und führt zu Durchfällen. zu bezahlen, so ergab es sich, daß die Sennerei mit der notorisch schlechten Milchreife und den geringeren
Dagegen ist die Wirkung dicksaurer Milch auf die Qualität von Fleisch und Fette sehr günstig. Käsequalitäten und den häufigeren Käsefehlern (Faulstellen) gerade solche Milch zu verarbeiten hatte,
Für das Geflügel soll vor allem die Buttermilch in Verbindung mit Kleie besonders vorteilhaft sein welche geringere Keimzahlen aufwies und somit qualitativ eigentlich höher einzuschätzen war. Die
und bei der Mast qualitativ hochwertiges Fleisch bringen. Die eingedickten und Trocken—Präparate haben Gegenüberstellung der Keimzahlergebnisse bei Frischmilch aus beiden Sennereien ist jedenfalls sehr
sich nicht eingeführt wegen der hohen Konservierungskosten. interessant und lehrreich. Die Sennerei mit
Die Molke kommt überhaupt nur für die Schweinemast in Betracht, und da sollte sie nur bei Tieren guter Milchreife u. mangelhafter Milchreife
über 50 kg Lebendgewicht angewendet werden, da sie für jüngere wachsende Tiere nicht nährstoffreich zeigte im Winter 146000 Keime bezw. 67000 Keime
genug ist. Unter 50 kg sollte man nur Mager— oder Buttermilch füttern. Man hat Mastversuche gemacht „ „ Sommer 158000 „ „ 34000 „
mit einem Kilo Schrot und 20 kg, ja sogar mit einem halben Kilo Schrot und 30 kg Molke pro Kopf und
Tag. Die armen Tiere! Die beste Verwertung war bei hohen Schrotgaben von ca. 2 kg Schrot und unter einem Keimgehalt von 60000 als schlechtestes Mittel wurden festgestellt
13—15 kg Molke; es zeigten sich aber die oben schon erwähnten Qualitätsmängel sowie erhebliche Schlacht— im Winter 33 % bezw. 61"/0
verluste. Als günstig hat sich erwiesen, wenn man wenigstens 3—4 Wochen vor dem Schlachten auf nur „ Sommer 51°/., „ 89"/.‚
3‚5 kg Molke zurückging; die Verfärbung von Fleisch und Speck konnte aber auch dadurch nicht ver- der eingelieferten Milchmengen. Bei gereifter Milch ergaben sich ungefähr die gleichen Verhältnisse. Man
hindert werden. sieht also hier ganz deutlich, daß man mit dem Sterilisieren und Pasteurisieren, wie man es vor Jahren
den Sennereien mit mangelhafter Milchreife empfahl, garnicht weiter kommt. Im Gegenteil, die Erfahrungen
Ueber die Impfung pasteurisierter Milch mit Säurewecker sprach Ing. H. Alfonsus. Er bezeichnete
die Milchsäurebakterien als die Polizei in der Milch, es seien die Feinde der schädlichen Bakterien. Sie damit waren so katastrophal, daß sich die Praxis eben wieder auf ihre eigenen Methoden besonnen und
führen die Milch in den sauren Zustand über, sobald die schädlichen Bakterien überhand nehmen, die z. B. in so einem Fall die Stotzen gar nicht ausgewaschen hat, mit dem Erfolg einer besseren Reife.
wiederum in der sauren Milch keine Lebensmöglichkeit haben, Einen gesünderen und natürlicheren Vor— Interessant war auch der Hinweis auf die „Bakteriellen Kräfte“ der Milch und daß man die Milch
gang kann man sich eigentlich gar nicht denken, aber wir Menschen sind doch noch viel gescheiter. Wir im Euter nicht vergleichen könne mit der Milch in der Schüssel. (Als,Leser dieser Zeitschrift muß man
pasteurisieren die Milch und machen die „schädlichen“ Bakterien gleich mausetot. Dabei zerstören wir sich doch freuen über solche Erkenntnisse, die leise anklingen an das, was die biologisch-dynamische
leider auch die Säurebakterien, die Milch kann also nicht mehr richtig sauer werden, sie hat zwar eine Wirtschaftsweise anstrebt.) “
größere Haltbarkeit, soll aber kühl aufbewahrt und spätestens nach 24 Stunden (!) verbraucht werden, Es wurde dann noch ausgeführt, daß nicht der Streptokokkus lactis und dessen Vermehrung die
weil sie ansonsten‚
gesundheitsgefährlich wird. Das Schlimmste ist, daß man .. nachdem die Polizei Hauptsache für die Reife sei, wie man zunächst annehmen könne; dieser ist wesentlich bei der Bereifung
eben fehlt nicht merkt, wann die Milch ungenießbar wird; sie wird auch dann überhaupt nicht mehr
*

von Weichkäsen und deshalb hatte man auch mit der Verwendung von Säureweckem keine Erfolge, in
richtig sauer, bekommt später einen ganz abscheulichen, widerlichen Geruch und Geschmack und zersetzt der Regel sogar Mißerfolge. Der Vortragende hatte nun sogenannte Reifungs»$treptokokken festgestellt.
sich sehr stark in Molkewasser und große fetzige Flocken. Die Milch wird ungenießbar, kann auch na- ferner auch andere leicht säuernde Kokken, denen er die Hauptaufgabe bei der Milchreife zuschreibt.
türlich nicht weiter verarbeitet werden. Erwähnt wurde auch der oft geradezu unbeschreibliche Zustand
der Retourwaren von Molketel-Verkaufsstellen, also der vom Vortage übriggebliebenen Posten. Diese
W, G.
114 115

Berichtigung dieser Absicht wird die Sd1affung eines besonderen Stützungsfonds fiir Getreidekäufe projektiert.
Dieser neue Fonds soll aus Zusd11ägen zur Umsatz: und Grundsteuer, sowie aus dem Erlös
Im „Kühn=Archiv“ Band 33, 1933, Sonderdrud< S. 17, schreibt Professor Dr. Th. Roemer einer Reihe neu einzuführender kleiner Abgaben der Landwirtsdraftsprodukte verarbeitenden Industrie
(Halle) folgendes: und Gewerbe (Schlad‘rthäuser, Mühlen usw.) erfiießen. Die Urheber dieses Projektes veranschlagen,
„Die in Kreisen der Müllerei verbreitete Ansid'it, daß neu5eitlid1e Düngungstechnitr Qualitätsoer: daß auf diese Weise binnen zwei Jahren ein Fonds von 100 Millionen zusammengebrad'it
sd11edrterungen hervorrufe, wurde nicht bestätigt. In 5roeijährigen Versudren konnte auch keine Verbesserung werden kann.
der Wei3enqualität durch die biologisdt:dynamisrhe Düngungsroeise und keine besonderen Qualitätseigensdiaften
des sogenannten „Demeter:Getreides“ gegenüber gewöhnlichern Wei3en festgestellt werden.“ In Ungarn
Da im Gegensatz zu sonstigen wissenschaftlidien Geptiogenheiten irgend eine nähere An.- sollte auf Wunsdr der Provinzinstitute ein Auffanginstitut zur Übernahme der zwangsversteigerten
gabe über Ort, Zeit und Veröffentlichung dieser Versud1e nicht gemadit war, sah sich der Ver.- überschuldeten Grundbesitze erriditet werden. Die festgefrorenen Kredite sollen durd'i Eskornp:
sud1sring anthroposophischer Landwirte in Deutschland e. V. zu einer Rückfrage bei Herrn tierung der Wechsel der Auffangstelle bei der Nationalbank mobilisiert werden. Die National-
Prof. Roemer veranlaßt. In der Folge stellte sich heraus, daß Herr Prof. Roemer fiir die von bank hat sich nun gegen die Schaffung eines besonderen Auffanginstituts ausgesprodaen und
ihm erwähnten Laboratoriumsarbeiten Proben erhalten hatte, die von einer für wissenschaftliche wünscht, daß die Funktionen der Auffangstelle von den agrarischen gemeinnützigen Geldinstituten
Zwecke ungenügenden Probeziehung herstamrnten und überdies nicht den vom Versud13ring an: ausgeübt werde, weldie zum Teil auch über die nötigen Mittel verfügen.
throposophisd‘rer Landwirte aufgestellten Normen für Demeter:Erzeugnisse entspradten. italien
Das oben wiedergegebene Urteil über „Demeter=Getreide“ ist somit in keiner Weise begründet. hat seine Weizenanbautläche gegenüber dem Vorjahr außerordentlich vermehrt. Aus diesem Grunde
Herr Prof. Roerner ist von dem Ergebnis der eingehenden Nachforschungen des Versuchs: wurden von den interessierten Körperschaften Entwürfe handelwolitisdaer Schutzmaßnahmen für
ringes anthroposophisdrer Landwirte unterrichtet worden. die heimische Landwirtschaft bereits den maßgebenden Stellen unterbreitet und dürften in der
nächsten Zeit zur Behandlung gelangen.
Versuchsring anthroposophischer Landwirte in Deutschland e. V .
In einer Sitzung des permanenten Getreideausschusses wurde festgestellt, daß im vorigen
Jahr diejenigen genossenschaftlichen Vereinigungen am besten gearbeitet hätten, die etwa den
Flädieninhalt einer Provinz bearbeiteten (Italien zählt deren 92, was bei etwa 41 Millionen Ein.-
wohnern rund 450000 Personen je Genossenschaft ergibt). Es soll also auch im kommenden
Aus aller Welt Ernteiahr Aufkauf und Verwertung im gleichen Rahmen erfolgen.
in Dänemark
Die Welt-Weizenaussichten
,

wurden im April gemäß der Fleisdrordnung 15807 Rinder in den Abdedcereien zu Fleisch: und
Das Internationale Landwirtsdiaftsinstitut veröffentlicht einen Bericht über den Stand des Knodienmehl verarbeitet, um den Markt zu entlasten. Was das bedeutet, ergibt sich daraus, daß
Weizens in den Haupterzeugungsgebieten nach der Uberwinterung. In Europa haben die Winter.- die Zahl der überhaupt geschlachteten Rinder in diesem Zeitraum rund 56000 betrug. Davon
saaten sehr gut überstanden. Es ist Aussicht vorhanden, daß Europa im laufenden Jahr eine reiche konnten 9406 im Ausland Absatz finden. Die Kosten der Abdedcerei betrugen für die Staats.-
Weizenernte erzielen wird, die sogar noch den außerordentlich guten Ertrag von 1932 übertreffen kasse 355345 Kronen.
könnte. In den Vereinigten Staaten ist der Winter auf die Entwicklung des Winterweizens von
recht ungünstigem Einfluß gewesen. Die aufgegebene Fläche wird auf rund 30% der gesamten In der Sowjetukraine
bestellten Fläche geschätzt. Der Stand der Kulturen läßt eine Gesamterzeugung von nur 90 wurde in zahlreichen Bezirken der Frühjahrssaatplan zu weniger als 100/„ erfüllt, weshalb das
Millionen Doppelzentner erwarten. In Britisch-Indien wird die Getreideerzeugung als sehr mittel: Zentralkomitee der ukrainisd1en kommunistischen Partei beschlossen hat, eine Reihe verantwortlicher
mäßig bezeichnet Die Weizenerzeugung schätzt man auf rund 92 Millionen Doppelzentner, was Rätefunktion'a're ihrer Ämter zu entheben und diejenigen Leiter der Kolchose, die den Plan nid1t
gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 2 Millionen dz bedeuten würde In Nordafrika er: erfüllt haben, nad1 Sibirien zu verbannen.

wartet man höhere Erträge, wodurch ein Ausgleidq gegeniiber der verringerten Anbaufläche ge: In Amerika
schaffen werden könnte. hat nun der Senat den Gesetzentwurf über die Hilfsmaßnahmen für die Landwirtsdiaft endgültig
in der Tschechoslowakei angenommen, wonach dem Landwirtschaftsminister Vollmacht erteilt wird, die Preise landwirt=
dürfen Versteigerungen landwirtsdaaftlichen Bodens bis 1. Januar 1934 nidit durchgeführt werden schaftlicher Produkte auf das Durd1schnittsniveau der Jahre 1909 bis 1914 zu erhöhen. Der
mit Ausnahme für Lohn.- und Alimentationstorderungen, sowie für Forderungen der Emissions: Entwurf enthält auch die Ermächtigung zur Einführung von Kompensationszöllen. Ferner ist
institute. Als Folge des starken Angebots und der Versd1uldung der Landwirtschaft ist ein er.- eine Neufinanzierung der landwirtschaftlichen Hypotheken durch Ausgabe von 2 Milliarden Dollar
heblicher Rückgang der Ackerpreise festzustellen. Je nach der Lage zahlt man jetzt für einen Schatzscheinen vorgesehen,
Metzen 160 bis 1000 KC. Das Angebot ist viel größer als die Nachfrage. Präsident Roosevelt hat das Ackerbauamt angewiesen. im Hinblick auf den Zollwaffen:
Die staatlichen landwirtsd‘raftlid‘ien Versuchsanstalten veranstalten in Prag eine Werbeaktion Stillstand und die bevorstehende Weltwirtschaftstagung vorläufig keine Maßnahmen zwecks Be:
chemischer Bodenanalysen, durch die allgemeine Orientierung über den Stand des Bodens, die schränkung der Anbauflächen landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu ergreifen,
erforderlid‘ie Düngung usw. gewonnen werden soll. in Aegypten
Die Weizenanbautlädre fiir das Jahr 1933 wurde um 60000 Hektar vergrößert. Eine ist eine Zwiebelkrise ausgebrochen. Die Lager im Hafen von Alexandrien betragen 150000 Sack.
ähnliche Erweiterung erfuhr die Roggenanbaufläche. Die Gerstenanbaufläche wurde um rund Neue Transporte kommen ununterbrochen an, ohne daß eine wesentliche Ausfuhr möglich wäre.
7 Prozent verringert. Dies wird aber den Produktionsüberschuß nidit stark vermindern. Laut Verordnung der Regierung werden die Zwiebeln von der Lagergebiihr befreit.
in Polen Die Weltge’creidekonferenz in Genf
dürfen die staatlidren Getreide:Industriewerke ihre auf dem polnischen Binnenmarkt vorgenommenen unter Vorsitz des österreichischen NIitgliedes des W'irtschaftskomitees des Völkerbundes Dr. Schulter
Stützungskäufe von Roggen und Hafer, die vor erst drei Monaten eingesetzt haben, bereits in hat festgestellt, daß der Rückgang der Preise hauptsächlich auf das Vorhandensein großer Getreide-
nächster Zeit wieder einstellen. Der den Werken nodi zur Verfügung stehende Stützungsfonds lager aus einigen reidien Ernten in den Vereinigten Staaten und in Kanada und die Abschließung
von 25 NIil]ionen Zloty ist bald ersd16pft, da die Werke das von ihnen aufgekaufte Getreide nur mit der europäischen Binnenmärkte und die Steigerung der Getreideproduktion in den europäischen
ständig wachsendem Verlust auf ausländischen Märkten absetzen können. Die polnisdie Regierung Einfuhrländern zurüdazuführen ist. Über eine internationale Aktion, betreffend Begrenzung der
sieht keine Möglichkeit, den Werken aus eigenen Mitteln einen neuen Stützungsfonds zur Ver.- Produktion und der Ausfuhr, Liquidierung der vorhandenen Lager und Ermöglidiung der Einfuhr
fügung zu stellen, und ist daher auf den Gedanken verfallen, einen solchen neuen Fonds durch in die europäischen Einfuhrländer wird weiter verhandelt werden. Die Vertreter der vier außer:
neue besondere Abgaben und Steuerzuschläge durch die Steuerzahler aufbringen zu lassen. In europäischen Produktionsländer
#

Argentinien, Australien, Kanada und Vereinigte Staaten —


116 11?
wollen der \Weltwirtschaftskonferenz ganz bestimmte Vorschläge zur Regelung der gegenwärtigen die gelben Primeln (news, officinalis und elatior) gan3 3er: waren, konnte idi ruhig die Slülpe megnehmen. Benierlcens:
Krise machen. rupfen. Sonderbar sind es nur die gelben Arten, weldie wert ist weiter, daß nicht überall das Übel auftritt, bisweilen
von ihnen verniditet werden, die anderen Farben werden wohl im Garten auf der Südseite, jedoch nicht im Norden.
Kanada nidit beachtet. Zweifelsoline wird von den Pflan3en ge.— Audi in anderen Teilen Hollands empfindet man von
gibt amtlidi nachfolgende erste Schätzung des Saatenstandes der Haupthalmfrüchte bekannt: fressen, meist die Knospen, dodi manchmal findet man die ?
den Spat}en dasselbe. Gerne möchte ich einmal missen,
Stücke gun} verstreut rings umlier. Idi habe erst gedad—rt, mo nodi dieselben Erfahrungen gemadrt worden sind und
Winterweizen 95 Prozent gegen 100 Proz. zur gleid1en Zeit des Vorjahres, Sommerweizen daß die Tiere hungrig waren, dodi diese Vorausset5ung ob aud1 jemand weif, warum ehemals nie davon gehört
99 (96) Proz., Weizen insgesamt 99 Proz. gegen 96 Proz., Winterroggen 93 (86) Proz., Sommer: aufgegeben, wenn ich bemerkte, daß fast überall in der Nähe wurde. Haben Dielleid1t die Vögel gegenwärtig die Knos:
roggen 97 (95) Proz., Roggen insgesamt 94 Proz. gegen 88 Proz., Hafer 95 (95) Proz., die Tiere gefüttert wurden. Da mir der Verlust meiner pen notwendig? Dürfen wir dann einen Ersat) dafiir geben
Blumen sehr 3u Herzen ging, verfertigte ich von Drahtga3e und weld1en? Das Vernichten wird jedenfalls jedes Jahr
Gerste 95 (93) Proz. Vergleichsbasis ist der Durchschnitt der letzten zehn Jahre, der mit 100 Proz. kleine Stülpe über die Pflan3en. Dennodu versuchten die schlimmer.
angenommen wird. Es ist demnach mit einer Rekordernte zu rechnen. Vögel dabei 3u kommen, um die Knospen 3u bekommen. J. Jensma, Leeumarden (Holland)
In Oesterreich Wenn später die Knospen der Primeln gan3 entwickelt Fonteiii3traße 65.

haben landwirtschaftliche Kreise einen Entwurf zum Schutze der inländischen Getreideproduktion
dem Bundesministerium für Land: und Forstwirtsd1aft überreicht, der folgende Maßnahmen fordert:
Fiir Weizen die Einführung des Beimischungszwanges wie er in Deutsdrland und Frankreich ge:
handhabt wird, um für Inlandweizen guten Absatz zu sichern. Nadi den bisherigen Smätzungen
dürfte der Inlandbedarf an Roggen hundertprozentig gedeckt werden, weshalb die Einfuhr aus:
schließlich an eine Einfuhrbewilligung gebunden sein soll. Für Hafer besteht bereits ein Einfuhr:
Buchbes prechung
„Der Mond und das Pflanzenwac‘nstum“ von Li. Ko- Auf eine Eigentümlichkeit der Leguminosen, die auch
verbot; Fiir Gerste soll bei ganzen Friidoten die zollfreie Einfuhr zu Futterzwecken verboten lisko. anderweitig bestätigt wird, istkur; hingewiesen. Die Pflan3en:
werden. Dafür soll die zollfreie Einfuhr zu Futterzwedcen bei gemahlener Gerste und bei Sd1rot Als Fortsehung der bereits 1929 in „Gäa Sophia“ rnassen sind bei Aussaaten in 3unelimendem Mond und
gestattet werden, wobei durch Eosinierung der ausschließliche Verwendungszwedc als Futter fest: Band 4 ueröftentlidrtcn Arbeiten über den Einfluß des sonst gleidien Verhältnissen größer. \W/erden die Körner
gelegt werden soll. Mondes auf das Pflan3enrvadi$iuni bringt die bekannte reif geerntet, so kann es vorkommen, daß Leguminosen:
Forsmerin L. Kolisko weitere für wissensd-raftlid1e Praxis aussaaten in abnehmendem Mond mitunter gleidrhohe Er:
Die internationale Zuckerrübenanbautläche träge liefern, wie die Aussaaten bei 3unehmendeni Mond. *)
äußerst wertvolle Versudisergebnisse als Mitteilungen des
biologischen Institutes am Goetlieanum, Stuttgart heraus. Bei den Wurzelfrüchten sind die Ergebnisse gleich:
ist in den 14 erfaßten europäischen Staaten um 11,12 % gestiegen, in Deutsdiland allein um Die Mitteilungen enthalten 21 Abbildungen und 16 gra: laufend ausgefallen wie bei den Ptian3en, die oberirdisdr
25,83 "in. Die stärkste Erhöhung der Anbaufläd'ie mit 125 “Jo erreichte —Rumänien. phide Darstellungen mit einer Besdireibung der Versudis: fruditen. (Übrigens ein Beweis, wie notwendig die heute
anstellung und der Versud13ergebnisse. Der knappe Text durch den Volksmund benühten Bauernsprüd1e nor ihrer
Australien ist wohl absichtlich so gehalten, dal} weniger durd1 ihn, praktischen Anwendung wissenschaftlich überprüft werden
ist trotz einer ausgezeichneten Ernte eines der wenigen Agrargebiete, das in diesem Jahre seinen als durch die Betrachtung des Bildmaterials ein Urteil über müssen. Man kann wohl annehmen, daß auf diesem Ge:
Weizen verkauft hat und nichts von den diesjährigen Vorräten einzulagern braucht. 180, ledig: die vorgelegte Arbeit in dem Leser entstehen soll. biet manches alte Weislieitsgui durch den Volksmund mit
lich für den Weizentransport gediarteIte Dämpfer sind bereits nadi Europa und dem fernen Osten Aus den 16 Kurven, welche für die Jahre 1926—l932 der Zeit ungenau und julet5t falsdi weitergegeben werden
ist, weil die Mensdien keinen Sinn mehr darin finden
mit der Ernte abgefertigt worden. Außerdem sind große Ladungen Weizen mit den regelmäßig den Mondeinfluß auf das erste Entwidclungsstadiuni (14 Tage) konnten.)
an \Wei3en 3eigen, ergibt sich eine schöne Bestätigung der


verkehrenden Dampfern versandt werden, und ferner liegen Buchungen für umfangreiche Sendungen Resultate, weldie L. Kolisko bereits in den ersten Jahren Von dem aufschlußreichen Material über den Einfluß
von australischem Weizenmehl nach dem fernen Osten vor. des Mondes auf das Pflanzenwadistum, welches audi der
veröffentlichen konnte. Auch der größte Skeptiker hat 3rveite Teil der Brosdiüre bringt, wird jeder Leser erfreut
hier nidit mehr die Möglid1keit von einem Zufall j;u spredien.
Die Bukaresier Agrarkonferenz sein. Mandaer hätte es sidier gerne gesehen, wenn neben
'

Der tördernde Einfluß des 3unehmenden Mondes auf das den schönen Bildern audi die Ertragsgewichte von den mit:
Auf der in Bukarest abgehaltenen Konferenz der mittel: und osteuropäischen Agrarstaaten Pflan3enwachstum und das Zurücktreten der wachstums: einander in Vergleidi stehenden Versuclisbeeien angegeben
fördernden Kräfte während des abnehrnenden Mondes darf
gab der rumänische Finanzminister Madgearu Kenntnis von der Denkschrift an die Londoner bei den vielen durd19efülirten Versudien mit gleichgeriditeten worden wären.
Weltwirtschaftskonferenz, in der die sofortige Streichung der Kriegsschulden und eine Regelung Ergebnissen als un3meifelhaft erwiesen und als eine missen: Zum Sdiluß faßt L. Kolisko kur3 3usammcn, was aus
der kurz: und langfristigen Schulden, sowie die Rüdckehr zum Goldstandard, Stabilisierung und schaftlich gesicherte Erfahrung angesehen werden. ihrer bisherigen Versud-rsarbeit heute bereits über den Mond;
die Aufhebung der Handelshemmnisse verlangt werden sollen. Madgearu sprach die Hoffnung Besonders interessant und neu sind die Feststellungen einfluß auf das Pflan3enwadastum als fundiertes Wissen
hingestellt werden kann. Insbesondere ist dabei auf den
aus, daß eine allgemeine Aufwertung der Agrarpreise stattfinden werde. Auf das Präferenz: über das untersdiiedlidie Verhalten des Saatgutes mit Sri:
Zusammenhang der Mondroirksamkeit mit dem Wasser
lich verschiedener Herkunft: Deutscher, ungarischer und
system für die landwirtschaftlid1en Produkte könne man nicht verzichten. Wenn die Londoner hingewiesen und ferner auf die extremen Möglidikeiten, die
amerikanischer Wehen. Daß mineralisd1 gedüngtes Saat:
#

Konferenz zu einem Mißerfolge führe, dann müßten sich die Agrarländer Ost: und Mitteleuropas sich aus dem Einfluß des Mondes auf die Pflanze ergeben
gut nicht mit derselben Feinlieit auf die intimen Mondein: können. '

gemeinsam verständigen. Der bulgarische Landwirtsdiaft3minister forderte, daß Bulgarien von der wirkungen 3u reagieren sdieint, wie Saatgut, weldies aus
„Es gibt 2 extreme Möglidikeiten:
Reparationszahlung befreit werde und trat gleidifalls für Präferenzen ein. Es wurde beschlossen, jahrelang biologisdi:dynamisch bemirtsdiafteten Betrieben
a) man bekommt zu starke Vollmondwirkungen, da
stammt, ist eine Beobachtung, die ihrer praktischen und
daß die Agrarstaaten Mittel: und Osteuropas in London in ständiger enger Zusammenarbeit missensdmftlidren Bedeutung wegen besonders verdient, in neigen die Früchte 3ur Fäulnis,
bleiben und ein ständiges Sekretariat erriditen. weiteren Versuchen auf ihre Gültigkeit und Riditigkeii unter: b) man bekommt 3u starke Neumondwirlcungen, da
neigen die Früchte 3ur Verliol3nng.“
sucht 3u werden.
Das widitige Tatsaduenrnaterial, weidies die vorliegende
Die im ersten Teil der Broschüre besdiriebenen Ar: Broschüre bringt, wird dieser eine weite Verbreitung sichern.
beiten sind Laboratoriumsoersudie. Der zweite Teil bringt Gärtner und Landwirte, die sich mit der biologisd1:dyna:
Freilandoersudie,oornehmlidi rnit gärtnerisdienKulturpflan3en mischen Wirtsdiaftsweise befassen, werden sie besonders
Aus Briefen ausgeführt. Zuerst übermittelt L. Kolisko 2 Berichte aus
der ostafrikanisdren und südamerikanischen Praxis mit Mais
und Kokospalnie und läßt sodann Beschreibungen von Ver:
dankbar begrüßen. Die Schrift sollte jeder ein;elne besißen.
J. V.
Gharnpignon—Kultur. Es ist mir heute möglich, einen Der unpräp. etc. Mist sieht sonst im allgemeinen fast sd1war3 sudien folgen, welche mit Salat, Wirsing, Weißkraut, Rotkraut,
aus und macht einen ausgemergelten Eindruck. *) Pilgramshainer Versud1e haben 3uweilen ge3eigt,
gan3
kur5en Berid1t 3u geben über die Beobachtungen, die Bohnen und Erbsen, Tomaten, Gurken, Rettidien, rote Rüben, daß Aussaaten in abnehmendem Mond bei Leguminosen
der hiesige Champignon3iiczhter beim ersten Versudi mad-ren 3. Die Festigkeit der Pil3e war beim 1. und 2. Schub
konnte. nidit viel größer als bei der Kontrolle, dagegen waren die Karotten und Kolilräbi ausgeführt sind. Dem Text sind viele
besonders schöne Bildaufnahmen beigegeben.
größere Körnererträge braditen, obwohl die Blatt: und
1. \Vahrnehmung: Die mit präp. Mist und 500 und 501 Pil;e des 3. Sdiubes sehr gesund und fest. Stengelmasse geringer war. Wie die Beobachtung 3eigte,
versehene Anlage (ca. 18 qm) trug ca. 3 Wodien länger . Zur Zeit läuft ein weiterer Versudi. A. F. Bei jeder angeführten Ptlan3enart und bei sämtlichen hängt dieser Umstand mit der Eigenart der Schmetterlings:
Versuchen 3eigt sich dieselbe Ersd1einung. Bei allen in blütler 3usammen, lange vor Abschluß des Wachstums mit
wie die Kontrollanlage. Die Diljß waren gesünder und oon
besserem Gesd‘irnadi. Mehrertrag wurde vom Züchter auf

Was ist denn mit den Spatzen 103? 3unehmender Mondphase ausgesäten Pflan3en macht sich ein der Blüte 3u beginnen und mit immer neuer Bliitenbildung
gesteigertes Wachstum gegenüber den in abnehmender Phase lange Zeit hindurdi fort3ufahren. Die Aussaaten in 3u.—
30 Pfd. gesdiäßt. Seit einigen Jahren bemerke ich hier in Leeurvarden, gesäten Pflan3en bemerkbar. Der wachstumsfördernde Ein: nehmender Phase scheinen da5u 3u neigen, die Blüten mehr
2. Der verbrauchte und abgetragene Mist war von gold: Holland, ganz im Norden in Friesland, daß jeden Frühling fluß ist bei allen Pflan3enarten vorhanden, bei der einen Art gleidi3eiüg an3useßen und in kür3erer Zeit ab3ublühen, als
gelber Farbe und enthielt nodi ’5izmlid] nie] My3elf'a'den. die Spaßen, und nur sie, die gelben Crocus aureus und stärker, bei anderen Arten weniger. die Aussaaten in abnehmender Phase. Günstige Witterungs:
118
verli'a'ltnisse während der Blüli;eit können dann unter Urn.-
ständen bei den in abnehmender Phase ausgesäten Legu:
minosen “in Folge der 3eitlich länger mährenden Blütenan:
von der eigentlidt Sdiule ausgehen sollte, sowohl in Richtung
der missensdraftlid-ren \Veiterarbeit, wie aud1 in Richtung
der Befruchtung der Praxis.
„,/// ///////// '//////;j//;// /
//%%. 7 /////j {///// !//x. 7/ % ‚Ill/”””,
%”lß/ß‘ monat55ct\rift % %/”/ /Z
% %/ %l/lh. %//, fiir
saßperiode einen reicheren Samenertrag bedingen. Leider liegt heute das Verständnis für eine phänomeno:
logische Methode gerade in landwirtsdiaftsroissensdtaftlichen / /////A ////////‚.
Kreisen, die dann aud1 die Praxis ungeheuer beeinflussen,
„Pflanzliche Konstitutionslehre“ dargestellt an Kultur: nodi sehr im Argen. Das wird es*wohl kindern, daß die
pflanzen. Von Reg.-Rat Dr. F. Merkenschlager und
Dr. M. Klinkowski. Verlag Paul Parey, Berlin, 1933. vorliegende Sd1au der Pflan}endraraktere alsbald als Rüst:

‘v'coqu iS<l\-dyrwami5cl\ce
3eug einer durd1greifenden Besserung der landwirtschaft:
Preis RM. 7,50. ‘

Wer die Arbeiten über Kultur: und Wildpflan3en von lichen Kultur: und Züchtungsmethoden beniißt wird, was
eigentlidr kommen sollte.

Uk/crt5ebaft5wei5ta
Usteri, M. K. Sdiwar3, I. Voegele, Lippert und anderen Die Verfasser oerspüren audi die widrigen philiströsen
verfolgt, wird immer wieder bemerken, daß darinnen ein Einstellungen, die ihren Auffassungen entgegen sind. Zwar
starkes Bemühen lebt, die Pflan3encharaktere in ihrer Gang.-
heit 3u erfassen. Die Praktiker suchen aus dieser Gan3heits: glauben sie selbst etwas gegen einen wissensdraftsfeincllidten
Irrationalismus, der größere Teile der Praxis ergriffen haben
auffassung der ein3elnen Pflan3enwesenheiten für deren soll, sagen 5u müssen. Aber an vielen Punkten müssen / Alle Rechte vorbehalten. — Nachdruck verboten! \
Pflege den besten Sdalüssel 3u finden. Man tradttet dabei sie sich selbst gegen den heute herrsd1enden wissensdtafts:
alle modernen Wissensdraften 5u Hilfe 3u nehmen, ehe Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad Saarow (Mark)
feindlichen Rationalisrnus wenden, um sidt Bahn frei 511 Sd\l“ifl‘lölfül’lg: Dr. B. Bartsch, Bad Saarow (Mark)
man die persönliche Intuition entsdaeidend betätigt. Man mad1en fiir eine höhere Verniinftigkeit, die von mand1en
wagt es aber audi, auf die Bauernregeln ;urüdcjugreifen, Dipl:lrtg F. Dreidax, Bad SÖÖI‘OW (Mark)
\‘K/issenschaftern für Irrationalismus gehalten wird, weil die
ja in einem widttigen Maße sogar auf die geistreichen Sagen Dinge in ein kleines Gehirn nicht hineingehen. Es ver: Geschäftsstelle: Bad Saarow(Marlci Dosischedclcortto: Breslau 36266
der alten Griechen und anderer Kulturvölker, wobei Rudolf wundert bei dieser Situation gar nicht, daß die Verfasser
Steiners Geistesmissensdtaft immer von neuem sid1 geeignet
3eigt, den Erkenntnisgehalt dieser oersunkenen Menschheits:
sdion im Motto Goethe herbeirufen und an mehreren Seiten
ihres lebensvollen Werkes sich wegen des Gebrauchs geist:
Nr. 7 Juli 1953 63. Jahrg.
geistesschäße auf3udechen und bis in die Praxis der bio: reicher bildhafter Vergleiche verteidigen. Man bemerkt das
logisch:dynamischen Wirtschaftsweise hinein fruchtbar 3u Wort Goethes unausgesprochen, aber wirksam auf ihren
machen.
Brief an Herrn Professor Dr.
Lippen:
Es muß als ein großes Glüdc betrachtet werden, daß
in neuester Zeit audi in anderen naturwissensdaaftlid-ren „Gleichnisse dürft ihr mir nicht vermehren,
Idi müßte midi sonst nicht 3u erklären.
Öffener @. Nolte, Berlin
Forsd‘terkreised ohne wesentliche Kenntnis der Geistes:
wissensdtaft Rudolf Steiners die Gan3heitsbetradatung einen (Zahme Xenien.)“ Sehr geehrter Herr Professor!
großen Vorstoß voll3ogen hat. Wir erleben es heute, daß Es lebt etwas \Vesentlidtes von goethesdrem Streben
diese Anschauungsweise bereits ihrerseits 3ur Befruchtung in dein Werke über die Pflan5enkonstitutionen — etwas, In der Zeitschrift „Fortschritte der Landwirtschaft“ vom 15. Mai d. J. schreiben Sie Gemeinsam
der Praxis vordringen will und audi durdtaus das Zeug das eine Diskussion 3wisd1en sd1ulmissensdiaftlid1er For: mit einem Herrn Dr. Sd'lnelle „Uber die sogenannte Reformbewegung für Umstellung°der Volk.-
da3u hat. Merkenschlager und Klinko'wski, in deren Ver: sdrung und biologisd1:dynamischer Richtung 3u einer frucht: kost“. Im zweiten Teil dieses Aufsatzes wird die biologisch:dynamische Wirtschaftsweise angegriffen.
äffentlidaungen sich sdion immer ein Zug auf's Große und baren Angelegenheit madien könnte, weil ein gemeinsamer
Hauptpunkt erklommen ist. Leider ist hier nid1t der Plaß Für diesen Teil des Aufsatzes dürften Sie sich wohl besonders verantwortlich fühlen. Dieses
Gange kundtat, geben nun eine pflan3lidre Konstitutionslehre,
dargestellt an Kulturpflan3en. die Aussprad1e über Ein3elheiten sofort 3u eröffnen, so sehr Sdireiben ist deshalb audi an Sie gerichtet.

——
Sie bringen die biologisch:dynamische \Wirtschaftsweise in einen unmittelbaren
Sie sdtildern die landwirtschaftlid1en Hauptfrüchte in das rei3en würde, ;. B. gerade beim Bud1wei3en, oder
wegen der Vernad'tläßigung des Spel}es bei der Weisen: Zusammenhang mit den Bestrebungen der Ernährungsreformer oder wie Sie sich auszudrüdcen
kur5en kernigen Charakterbildern, selbstverständlidt fern von
allen Allgemeinheiten. Sie ordnen die Pflanzenkonstitutionen
nach 3wei Haupttypen: soldm humider Urlandsdtaften und
betradrtung usw. Das Werk Merkensdilagers und Klin:
korvskis wird man aber hoffentlidi bald auf dem Tische
belieben — Ernährungssekten.
Dies ist nidit angängigl Die biologisda:dynamische Wirtschaftsweise ist eine reine Feld]:
soldae arider Urlandschaften. Sie sind sidi aber der 5ahlreicher biologisdr:dynamisdt strebender Landwirte finden, angelegenheit von Landwirtschaft und Gartenbau und wird als solche fast ausschließlich von
Mannigfaltigkeit der Vertiedrtungen bewußt. -In den Rahmen die sicher sdion heute verstehen werden (hotfentlid1 froh der
der großen Wesens3üge einer Pflanzenart ist auch die vielen Fremdwörter des Buches), daraus einen Erkenntnis: praktischen Landwirten und Gärtnern getragen. Daß Lebensreformer und kranke Menschen in
Eigenart ihrer landwirtschaftlidten Behandlung eingefügt. nußen und eine Überleitung ins Praktisdre 3u finden, audi steigendem Maße Demeter:Erzeugnisse der biologisch:dynamischen Wirtschaftsweise bevorzugen,
Es kann Freude machen 3u sehen, wie an vielen Stellen aus dern Widersprud're heraus, den dies und jenes auf:
stachelt. Namentlidt wird es widitig sein in der Gan3heits: ist als ein erfreulicher Erfolg dieses neuen Qualitätsstrebens in Landwirtschaft und Gartenbau zu
des Werkes eine Zusammensdrau in Gang geset5t ist, weldie
das Ein3elne aus dem Überblida des ("langen 3u erfassen betrad1tung meiter3uschreiten und die Ptlan5en noch mehr, werten und spricht klar und eindeutig für die privat: und volkswirtsdraftliche Bedeutung dieser Wirt:
sudat. als es die Verfasser geschildert haben, in Lebensgemeinsdraft sdiaftswei3e. Denn gerade dieser Teil der Verbraucherschaft aditet besonders auf innere Qualität
Die besondere Art, wie dabei die Gesd1ichte der Kultur: mit den Tieren, da3u im Gange der Frud'itfolgen mit ihren
großen Möglichkeiten, sowie im Rahmen einer oielgestaltigen
und schult sich in feiner Beobaditung des Geschmacks und der Gesundheit. Besonders audi
pflan3en und die Ptlan3engeographie gehandhabt wird, sowie
und entwickluhgsfähigen Naturdüngung an3usehen. Nament: von kranken Menschen liegen zahlreiche Zeugnisse über die diätetisd‘r günstigen Wirkungen von
die ungewöhnlidre übersdtauende Beherrschung des Er: lich sollte nie vergessen werden, das Weltgan3e an: Demeter:Nahrung vor. Im übrigen werden die Demeter:Lebensmittel in großer Menge audi von Nidit:
fahrungsstoffes sonst oer3ettelter moderner Eingelforschung
läßt das Werk nid1t auf der Stufe eines notwendigen, 3ublidcen, um 3u wissen, das wesentliche „Chromosomen“ reformern und von Ärzten, die keine Beziehung zur Lebensreformbewegung haben, gefragt und gelobt.
3war keimkr'a'ftigen aber dod] urwüdasigen Versuches stehen, der Pflan3endraraktere auch in den Sternen liegen. Sie behaupten, daß die Vertreter der biologisdr:dynamisdren Wirtschaftsweise zunächst
sondern hebt es von Anfang an empor auf eine Warte, versudit hätten, auf dem Lande Anhänger zu finden.
Dies entspricht nicht den Tatsadaenl Die biologisdi:dynamische Wirtschaftsweise ist,
wie eben erwähnt, von. Anfang an eine Angelegenheit der landwirtschaftlichen und gärtnerischen
Praxis gewesen. „Anhänger“ sind nicht gesud1t worden. Dagegen sind viele Landwirte und
N o 1i z Gärtner auf Grund der sichtlichen Ergebnisse der biologisdt:dynamischen Betriebe mit Anfragen
Die am längsten nach der biologisdr:dynamisdren Wirtschaftsweise arbeitenden Guts: und herangekommen und haben schließlich die Einarbeitung in die neue Methode zu ihrer Sache ge:
madit. Das so geartete Interesse ist rasd1 gewachsen, sodaß es von den ursprünglidten Verfeditern
Gartenbaubetriebe werden entspredtend dem zunehmenden Interesse aller Bevölkerungssdtidtten nidit annähernd befriedigt werden konnte. Noch heute wird den Vorkämpfern dieser Bewegung
an den Ergebnissen dieser neuen Kulturmethoden in immer stärlcerem Maße aufgesudtt. Die ein:
von maßgebenden Persönlidrkeiten der deutschen Landwirtsdiaft der Vorwurf gemacht, daß die
zelnen Betriebe, vor allem audi ihre leitenden Persönlidtkeiten, werden durch diese Besuche nicht
unerheblich belastet, besonders dann, wenn die Besudrer unangemeldet in den Betrieben ersdreinen." wertvollen Grundgedanken der biologisdt:dynamischen Methoden zu wenig propagiert würden,
denn die volkswirtschaftlichen und privatwirtscl‘taftlidren Vorteile derselben fiir die deutsche Land:
Alle Interessenten der biologisdi:dynarni$dien Wirtsdtaftsweise werden deshalb höflidtst gebeten, wirtsdiaft liegen auf der Hand.

ihre für diesen Sommer nodi beabsichtigten Besuche rechtzeitig anzukündigen.


Nidit unerwähnt darf allerdings bleiben, daß durch die gegnerisd1en Flugschriften und Presseartikel
der Düngersyndikate die Kenntnis von der Existenz der neuen Wirtsd1aftsweise sehr verbreitet worden
ist, so wie auch jetzt an ungezählte nichtsahnende Menschen auf der Wandersdiau der Deutschen
Bud1drudcerei Bruno Sd1euer, Breslau 5, Gräbsdtenerstr. 58 Landwirtschafts:Gesellsdraft Ihre polemischen Ausführungen als Massensonderdruck verteilt wurden.
119
120

Sie behaupten, daß die biologisch-«dynamische Düngung auf dem Lande durch ihre eigene
Unzulänglichkeit zugrunde gegangen sei. „Ausschuß gegen |rreführung
Das ist nicht wahr. Auf Grund der praktisd1en Erfolge wächst trotz einer finanzmächtigen
Gegnerschaft die Zahl der biologisdi:dynamisdr wirtschaftenden Landwirte und Gärtner in in Volksernährung und Volksgesundheit“
Deutschland von Jahr zu Jahr und ist besonders in der letzten Zeit überraschend gestiegen. Dr. E. Bartsch
Waren im Jahre 1928 nur etwa 100 Praktiker in der neuen Wirtschaftsweise tätig, so ist deren Eine neue Phase in der Bekämpfung der biologisch:dynamischen Wirtschaftsweise ist fest:
Zahl jetzt bei annähernd 1500 angelangt. Audi ist beispielsweise die Erzeugung von Demeter:
oetreide seit 1927 um das 7—8fache gestiegen. .
zustellen.
D
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß neuerdings audi Forstwirte und Siedlungs: Nachdem die bisherigen Bekämpfungsmethoden durch Totsd‘rweigen, Lächerlichmaehen, Mysti.-
fachleute die Grundgedanken dieser neuen Wirtschaftsauffassung in ihrem Arbeitsgebiet mit Ent: fikation und Drohungen nur dazu geführt haben, den Kreis der Anhänger und Interessenten dieser
sd1iedenheit aufgreifen. neuen Wirtschaftsweise in Stadt und Land erheblich zu erweitern, versud'rt man es nunmehr mit
Wenn Ihre Behauptung bezüglich der Unzulänglichkeit der biologisch:dynamisdten Wirt.- einem ganz neuen Trid<.
schaftsweise wahr wäre, dann hätten Sie ja audi nidit nötig, zum Schluß Ihrer Ausführungen den In diesem Frühjahr wurde die Öffentlichkeit damit überrascht, daß aus dem Schoße der
Schutz der Regierung für die von Ihnen verteidigten Interessen anzurufen.
Sie nennen ferner die heute schon weit verbreitete Erkenntnis von den fragwürdigen
Düngungseinflüssen auf die Qualität der Erzeugnisse nicht zutreffende, törichte Behauptungen.
_

——
„Deutschen Gesellsdiaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums“ eine neue Gründung hervorwuchs
der „Ausschuß gegen Irreführung in Volksernährung und Volksgesundheit“. Die Vorbereitungen
zu dieser Neugründung waren in aller Stille in Berlin durchgeführt worden. Immerhin wurde
bekannt, daß die großen Düngersyndikate für diese Neugründung ein ganz besonderes Interesse
Demgegenüber muß festgestellt werden, daß Sie den Beweis für die
der von Ihnen propagierten agrikulturdtemischen Wirtschaftsweise mit ihrer Kunstdungerverwendung,
Ilnschädlid1keit zeigten. Warum?
#

das sollte Sidi bald herausstellen.


Anwendung von gefährlidien Schädlingsbekämpfungsrnitteln usw. auf die Gesundheit von Mensch Es erschienen in der Folge fast schlagartig im Stile einer Frühjahrsoffensive eine ganze Reihe
und Tier bis heute schuldig geblieben sind. Sie sind “um die entscheidenden Punkte Frage der von Aufsätzen in der Presse, die alle nadi einem ganz bestimmten Sd1ema gearbeitet waren,
bisher herumgegangen und belieben mit bloßen Behauptungen zu argumentieren, wo
dynamischer Seite längst mit Tierversudten richtunggebend vorangeschritten worden ist.
biologisdi:von Immer mehr traten die noch im vorigen Jahr so beliebten Zusammenstellungen über den angeblidaen
Hokuspokus der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise (wandelnde Jungfrauen im Vollmond,-
Sie bringen es fertig, die deutsdae Landwirtsdiaft nodi immer auf Holland und sd1ein und so!) zurück, um einer neuen Note Platz zu machen. Ganz besonders tat sich unter
Belgien als Vorbild hinzuweisen, obwohl deren Kulturbedingungen in Deutschland wegen anderen Blättern, welche den neuen gegnerischen Aufsätzen Raum gaben, die Monatssdtrift der
Klima, Boden und anderen Faktoren unerreidabar sind. So betreiben Sie selbst eine verderbliche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfusrhertums „Der Gesundheitslehrer“ hervor, in welcher

——
Ausländerei, die Sie in Ihrem Aufsatz gerade bekämpfen wollen. auch der neugegründete „Ausschuß gegen Irreführung usw.“ seinen programmatisdien Entwurf
an die Mitwelt veröffentlichte.
'

Die biologisch-dynamide Wirtschaftsweise baut falls Sie dieses noch nidit wissen sollten —
nur auf den Hilfsmitteln der einheimischen Scholle auf. ,
Die gemeinsame Linie der in letzter Zeit erschienenen Tendenzartikel liegt in dem Bestreben,
So ließen sich Ihre Bemerkungen und Behauptungen über die biologisd1:dynamisdae Wirt.- die biologisch=dynamische Wirtsd'taftsweise als einen Feind der heimischen Landwirt.-
schaftsweise und deren Auswirkungen auf Volksernährung und Volkswirtschaft samt und sonders schaft hinzustellen. Dabei geht man etwa folgendermaßen vor:
leicht widerlegen. _ Es gibt z. B. eine versdtwindende Anzahl Leute in Deutschland, die sich in der Hauptsadie


Ihre im Rahmen einer wissensd‘raftlichen Zeitschrift erschienenen Ausführungen stellen Sidi von Früchten ernähren wollen. Andere wieder bevorzugen Nahrungsmittel in roher, ungekochter
demnach als tendenziöse, unbewiesene Behauptungen dar, die aus nidit durdasichtigen Gründen
ansd1einend den Zweck verfolgen, bei den Lesern Ihres Aufsatzes Wesen, Bedeutung und Erfolge der
— Form. Menschen solcher Richtungen achten naturgemäß beim Einkauf ihrer Nahrung ganz be.-
sonders auf die Qualität. Es ist Tatsadte, daß ihnen dabei die. Demeter=Erzeugnisse
biologisdt:dynamischen Wirtsdaaftsweise herabzusetzen. Ein sold1es Vorgehen richtet Sich selbst. der biologisch:dynamischen Wirtsdiaftswei5e angenehm auffallen. Die Demeter:Produkte haben
Die unterzeichneten Landwirte, Gärtner und Forstwirte verwahren sich im Namen von sich in diesen Kreisen durch Wohlgeschmad< und Bekömmlichkeit bereits einen gewissen Ruf
Hunderten und Tausenden von deutschen Männern und Frauen gegen diese Art der Verunglimpfung erworben. Die Nadafrage geschieht häufig über Spezialgeschäfte, die sogenannten „Reformhäuser“.
ihrer iahrelangcn erfolgreidaen Bemühungen zur Überwindung der kulturellen und materiellen Nöte Dieser Tatsachenzusarnmenhang hat nun einigen phantasiebegabten Literaten die Möglidikeit zu
des Landvolks, zur Überbrüdéung des unheilvollen Gegensatzes von Stadt und Land und zur folgender kuriosen Darstellung gegeben:
Sicherung einer hodtwertigen Ernährung des deutsdaen Volkes aus eigener Sdmlle‚ Die biologisdr:dynamisdae Wirtschaftsweise wird von Fruchtessern, Rohköstlern usw. be.-
achtet. Wenn diese Ernährungsspezialisten überhand nehmen würden, dann könnte die Land.-
Bad Saarow/Mark, im Juni 1933
wirtsd1aft manche Erzeugnisse, wie gerade auch die tierisd1en 'Prod_ukte nid‘rt mehr genügend
Ergebenst absetzen. Also ist die biologisch:dynamisdte Wirtsd1aftsweise landwirtschaftsfeindlida und zu
D. Dr. G. Michaelis, ehemaliger Reichskanzler verurteilenl
Vorsitzender des Vorbereitenden Ausschusses für Gründung einer Gesellsd'raft zur Förderung der
biologisch=dynamisdaen Wirtschaftsweise
So lautet‚«
auf kurzen Nenner gebradat
gegen die biologisdi:dynamisdie Wirtschaftsweise.
— die Parole für die Frühjahrsoffensive 1933

Paul Blume, Gutsbesit5er, Saatgutmirtschaft, Loerbrockslrot (Soest) Es gehört schon ein ziemlid‘res Maß von Dreistigkeit dazu, urteilsfähigen Mensdien eine
W. Büchele, Dipl.:Landmir-t, Bruderhof:ljberlingen a. See, 1. Vorsit;ender der Arbeitsgemeinsdraft soldte Beweisführung, die zudem oft noch mit Gehässigkeiten und Unwahrheiten über die bio.-
für biologisdr:dynamisdre Wirtsdraftsmeise, Bodensee logisch:dynamisdae Wirtsdaafisweise umrahmt ist, durch die Presse vorzusetzen. Erstens ist die
Frhr. von Buddenbrodr, Rilt€rgutsbesitaer‚ Forhen bei Fischhausen (Ostpr-) Zahl derjenigen, die sich heute und in absehbarer Zeit eine besondere Ernährungsweise leisten
Berthold Cramer, Gärtnereibesitjcr, Gotha können, außerordentlich gering. Aber selbst, wenn in den näd13ten Jahrzehnten die Zahl der diät.-
Dr, iuris Benno von Heynitz, Pittergutsbesit;er in Heyan hei Meißen lebenden Mensdien in Deutsd11and sich erhöhen sollte, so wäre es geradezu grotesk, wenn man
der biologisch:dynamischen Wirtsdmftsweise daraus einen Strid< drehen wollte, daß ihre Qualitäts.-
H. Hirsch, Rittergutsbesitaer‚ KirChengelfGreulien:Land produkte von solchen Menschen bevorzugt werden.
Max weise
Kürbs,
fiir
Landrvrrt, Vorsitjender der Arbeitsgemeinsdiaft fiir hiologisdr:dynarnische Wirtschafts:
\Vormstedt und Umgebung (Thür.) Im Gegenteil! Der Segen dieser Qualitätsproduktion aus heimischer Sd1olle wird sich für
Gt, Leberer, Gärtner, Überlingen (Bodensee) die gesamte deutsche Volkswirtsdtaft immer mehr erweisen.
Ernst Neumann, Rittersrhaftsrat=Lieberi (Reppzn) Wie mancher Ernährungsretormer hat sich auf Grund der Bezugsmögliqueiten von N ahrungs:
Camillo Sdtneider, Berlin mitteln in Demeter:Qualitäten vom Genuß von Südfrüchten wieder umgestellt auf einheimisdie
Ernst von Zabeltitz, Eiuhomfl\l.l.. Erzeugnissel Man kann sagen, daß gerade das Qualitätsstreben der biologisch=dynamischen
122 123

Wirtschaftsweise in erster Linie berufen erscheint, die besonderen Bestrebungen auf dem Gebiete Nutzen und dem Gebrauch des Creuzburger Düngesalzes nach vielen angestellten Versuchen“
des Diätwesens und der Krankenkost aus einheimisdien Produkten zu befriedigen. Auszüge ab, die mit der treuherzigen Versicherung des 165 Jahre alten Flugblattes schließen:
Bezeichnenderweise werden in den neuesten gegnerischen Artikeln die modernen ärztlichen „Es (das Creuzburger Düngesalz) ertheilet vielmehr, wie der gewöhnliche Dünger, doch in einem
Ansd'rauungen über den Zusammenhang der Düngungsangelegenheiten mit den Fragen der Volks: vorzüglid'iem Grade, dem Lande eine Nahrung, die es zu größerer Fruchtbarkeit noch nötig hat
gesundheit überhaupt nicht erörtert, sondern nur mit leeren Behauptungen abgetan, was man bei und verstärket diejenige, so es in seinem Sdiooße schon besitzet. Denn, außer der Befruchtungsi
der tendenziösen Einstellung der Artikelschreiber wohl verstehen kann. kraft, die es für sich schon hat, ziehet es noch fremde Nahrungstheilchen aus der Luft nach sich.
Soweit in den verschiedenen Schmähartikeln direkt auf die biologisch:dynamische Wirtschafts; Kenner verlangen
meisterin seyn“.
hier keine Beweise, und bey anderen wird die Erfahrung die beste Lehr,-
weise eingegangen wird, zeigt sich deutlich, aus welchen trüben Quellen die Verfasser geschöpft
haben. Die Verunglimpfung des neuen landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturverfahrens ist Aus dieser alten Schrift, so hält uns Herr Diplom:Landwirt Karl W. Möhring, Neubabels:
so offensiditlich, daß sich ein näheres Eingehen erübrigt. Zum Teil hat man den peinlichen Ein.- berg, vor, sollten wir Verfechter der biologisda:dynamischen Wirtsd'raftswei5e „möglidist viel heraus:
druck, daß sich hinter den forschen Redensarten der Verfasser nur eine betrübliche Unkenntnis der lesen, und eine Lehre hieraus ziehen“. Das wollen wir, und zwar sofort.
biologisda:dynamischen Wirtschaftsweise verhüllt. Die erste Lehre, die wir daraus ziehen, ist die, daß Herr Möhring keine Ahnung von der
So sehr man sich auf der einen Seite eine sachliche Auseinandersetzung über die Ziele der Geschichte der Düngungslehre hat, sonst wäre ihm eine so späte Anpreisung des Cieuzburger
Dungesalzes nicht als eine des Nachdrudces werte Nierkwürdigkeit erschienen und er besäße nicht
biologisch:dynamisdaen Wirtschaftsweise mit wirklichen Fachleuten wünschen möchte, so wenig wird
man durch unsachlidie Hetzschriften von Leuten berührt, die sich in „kurpfusdterisdter“ Weise den harmlosen Mut, diesen damals schon überständigen Reklameprospekt des Creuzburger Ma,—
über Dinge auslassen, die sie weder mit Augen gesehen, noch viel weniger selbst in wissen: gistrates als einen bedeutsamen Fund im „Gesundheits:Lehrer“ nachzudrucken, der seinerseits
schaftlid‘rer oder praktischer Arbeit nachgeprüft haben. Natürlich richten sich solche Kampfmethoden durch seine Inseratenbeziehungen zu allerhand Heilbädern gewitzigter sein könnte, dem wir aber
von selbst und der Vormarsda der biologisch=dynamischen Wirtschaftsweise wird —»
das hat derälgro_tälstken Hfireinfalldvcén fgiännen.
Herzen Die Leser des „Gesundheits=Lehrers“ werden ia
— egieri au ie näd1sten Enthülluno'en des
'
wo nr 3 mer en un =
'

die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt dadurdi nicht aufgehalten. Aber ist es nidit wirklich
Karl W. Möhring,
Neubabelsber%g, sein. Herrn Dlplom Landwlrfes
5
schmerzlid1 zu erleben, daß sich immer wieder akademisch gebildete deutsche Volksgenossen dazu
verleiten lassen, aus Tendenzen heraus, aber nidit aus Liebe zur Wahrheit und Objektivität die In ihren Kreisen braucht es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, daß anno 1768 das
Feder zu führen. Papier schon genau so geduldig war, wenn auf ihm Propaganda gemadit wurde, wie das des
„Gesundheits=Lehrers“, wenn er im April 1933 die üblichen Photographien aus den Reklamebe:
,.Deutsda sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tunl“
(Richard Wagner.) Ständen der Düngemittelsyndikate abdrudct: Links ohne Stickstoff, Kali und Phosphorsäure
rechts vollgedüngt. Wie der Schluß des Creuzburger Reklameprospektes
#

denn um nid1ts als



Diesen Maßstab deutschen Wesens vermißt man bei den gekennzeichneten Literaten um.—
somehr, als ihre Aufsätze oft dazu benützt werden, rein geschäftlichen Interessen zu dienen!
einen soldien handelt es sich bei dem gewichtigen Dokument -— eindrudcsvoll beweist, hat sich
auch die geistige Formulierung derartiger auf den guten Glauben des Landwirtes berechneten An:
Mancher Freund der biologisdt:dynamischen Wirtschaftsweise hat mit Erstaunen festgestellt, daß preisungen inzwischen gar nicht verändert.
auf der Wanderschau der deutschen Landwirtsd1aftsgesellschaft in dem Kunstdüngergebäude Auf.-
sätze in Massenautlagen gratis verteilt wurden, die sich ganz in der Richtung der eben behandelten
Die zweite Lehre, die wir uns zu ziehen erlauben dürfen, ist die, daß Herr Diplom=Land.-
wirt Karl W. Möhring. Neubabelsberg, auch gar keinen Schimmer davon hat, was eigentlich das
Literatur bewegen. Die Auskunftsstelle des deutschen Kalisyndikats in Stuttgart Leiter
#

Dr. Schlotterbedc‚— versendet Nummern der Zeitschrift „Der Gesundheitslehrer“ mit Artikeln Creuzburger Düngesalz gewesen ist und warum man von seiner Verwendung so schnell und
gründlich abgekommen ist. Das hätte ihm eigentlich ein mitleidiger Archivar des Kalisyndikates
gegen die biologisch=dynamische Wirtschaftsweise gratis an landwirtschaftliche Bezirksstellen. verraten können und wir wollen diesem nicht vorgreifen, behalten uns aber vor, auf diesen
Auch von anderer Seite erfährt man von einem Grati3versand dieser Zeitschrift. spaßigsten Teil der Angelegenheit zuriidc zu kommen. Denn hier haben wir Vertreter der bio:
Man kann nidit annehmen, daß der Ausschuß gegen Irreführung in Volksernährung und logisch:dynamischen Wirtschaftsweise allerdings Anlaß, unsere Schlüsse zu ziehen, und zwar in
Volksgesundheit sida für eine aus geschäftlidaen Interessen entstandene Hetze gegen die biologisdi: einem Umfange, daß die Auftraggeber Herrn Möhring nicht sehr dankbar für seine Geschicklichkeit
dynamisdi arbeitenden Landwirte und Gärtner in Deutschland zur Verfügung stellt. Umsomehr sein werden. Wir werden nämlich die peinliche Frage stellen müssen, warum das Kalisyndikat
darf wohl erwartet werden, daß die verantwortlichen Persönlichkeiten dieses Ausschusses alles tun nidit selbst ein weit,
angeblida schon vor 165 Jahren so bewährtes Düngesalz vertreibt, zumal die
werden, um ihre Aufklärungsarbeit frei von Ausnützung durch privatwirtschaftliche Gruppen und Verkaufspreise sehr weit unter denen der Erzeugnisse des Kalisyndikates liegen würden.
zweifelhafte Artikelschreiber zu gestalten. Eines aber möditen wir heute schon vorweg nehmen, nämlich das vernichtende Urteil der ge:
samten damaligen deutschen Landwirtschaft über den Düngesalzunfug.
„Überhaupt können alle diejenigen Düngungen, die nidit von einer Gewissen an:
haltenden Dauer sind, für nichts anderes, als bloße Palliativmittel, womit das Geld nur
Schuster bleib bei Deinem Leisten! unniitzer Weise verschwendet wird, angesehen werden. Mit den verschiedenen Dünder:
salzen, wovon einige schon vorlängst verrufen, andere aber immer nodi angerühmt werden
Das ist ein gutes altes Spridawort, und es sollte jeder darnada handeln, dann wäre der satt: hat es die gleiche Bewandniß. ’
sam bekannten Schleichreklame der Düngemittelsyndikate ein hübscher Hereinfall erspart geblieben,
Ein vernünftiger Landwirth, der die Fruchtbarkeit seiner Ädcer auf solide Art ver.-
den wir unseren Freunden nidit vorenthalten dürfen.
Herr Diplom=Landwirt Karl W. Möhring, Neubabelsberg, hat nämlich wieder einmal das mehren will, muß SlCh mit dergleichen Spielwerk nicht abgeben, indem niemals etwas
anderes dabei herauskommt, als daß vieles Geld unnöthig damit vertändelt wird."
Bedürfnis gespiirt oder den Auftrag erhalten, der biologisch=dynamischen Wirtschaftsweise eins
am Zeuge zu flidcen. Unter der obigen Überschrift: „Schuster bleib bei Deinem Leistenl“ ver: Das ist das erfreulich deutliche Urteil, mit dem im Jahre 1784 ein im Archiv des Kali.-
öffentlicht er in der Aprilnummer des „Gesundheits=Lehrers“ als Einleitung zu einer seiner üblichen syndikates wohl bekannter Klassiker der deutschen Landwirtsdiaft den Sdalußstrich unter den da.-
Reklametiraden für das „altbewährte schwefelsaure Ammoniak“, den „neueren Stickstoffdiinger,
das Leuna.-Montan“ usw. eine ganz verblüffende Enthüllung. Er behauptet nämlich ked<hin, die
mals versuchten Düngesalzrummel gezogen hat. Wie aber die Urteile über das Creuzburger Er:
zeugni$ im besonderen ausgesehen haben, ist ebenfalls hinlänglidi überliefert. Indessen kann die
Vertreter der biologisch:dynamisdaen Düngeweise trügen den naiven Glauben in der Brust, daß Dankbarkeit dafür, daß Herr Diplom:Landwirt Karl W. Möhring uns Gelegenheit gegeben hat
die Mineraldüngung etwas ganz Neues sei. „Weit gefehlt“, so fährt Herr Diplom:LandwirtKarl
W. Möhring, Neubabelsberg, mit hoheitsvollem Schulmeisterton fort, „bereits 1768 (1) gab es
auf diese Dinge zurüd< zu kommen. uns doch nicht daran hindern, ihm etwas schadenfroh
guten Rat zurück zu geben: Sdauster, bleib bei Deinem Leistenl deli
künstliche Dünger“. Sylvanus
Nach dieser vielverspreohenden Ankündigung kommt dann eine tabelhafte Feststellung. Spalten:
lang drudct der glückliche Entdedcer aus den 1768 erschienenen „Kunert Nachrichten von dem
124 125
Diejenigen Teilnehmer, die vor 2 oder 3 Jahren das. leßtemal in Marienstein waren, stellten mit Nachdruck den
So sieht es in der Praxis mit der biologisch—dynamischen Wirtschaftsweise aus! auffallenden Fortschritt im Bestand der Früchte fest. Besonders die Ausgeglidienheit der Felder und der durchgehend be:
Die sachliche erfolgreiche Arbeit im Dienste der deutschen Landwirtschaft und friedigende Stand riefen Lob bei den kritischen Berufsgenossen hervor. Während in früheren Jahren die besseren und
des Gartenbaus ist die beste Antwort auf die unverantwortliche Hetze gegen geringeren Stellen in den ein3clnen Schlägen oft deutlidi heroortraten, waren sie in diesem Jahre kaum nodi erkennbar;
die biologisdi:dynami$die Wirtschaftsweise. Die Schriftjeitung audi konnte nirgends wahrgenommen werden, daß eine Frucht bedeutend geringer stand, als eine andere. Mancher hat
oielleicht der Wintergerste einen üppigeren Bestand gewünsd-rt; dodi mußte mit Befriedigung festgestellt werden, daß sie
‘Die biologisch—dynamische Wirtschaftswelse *) noch stand, während die der Nachbarn meist lagerte. In sold-rem Falle läßt sich ooraussageri, daß das 5unächst etwas
dünner erscheinende Getreide nidit weniger Ertrag bringen wird, als das üppige, weld1es lagert, 3umal Demeter:Getreide
Sommeriagung der Arbeitsgemeinschaft nadi den Erfahrungen ein durdischnittlidt höheres I'Iektoliter:Gemicht aufweist.
Die seit mehreren Jahren bestehende Arbeitsgemeinschaft für biologisdi:dynarnische Wirtsd1attsweise in der Ost,- Die gekenn3eichnete Entwicklung des Klostergutes Marienstein ist nicht nur eine erfreuliche Tatsache für die An:
mark hielt am Sonntag auf den Betrieben der Firma Jungclaussen in Frankfurt (Oder) ihre Sommertagung ab, die hänger der biologisch:dynamisdren \Wirtschaftsweise, sondern kann dem objektiven Beobachter den Beweis erbringen non
von herrlid152em \Wetter begünstigt war. Der sehr stattliche Besud1 aus allen Gegenden unserer engeren Heimat 3eugte der Fruchtbarkeit der durch Dr. Rudolf Steiner vermittelten Ideen.
davon, daß man dieser Bewegung eine wachsende und immer mehr bered1tigte Beachtung schenkt. Was sagten die Gegner 3uerst, als sie hörten, daß in Marienstein eine neue Wirtschaftsweise ohne Verwendung
von Kunstdünger ihren Ein3ug hält? „Das geht ein paar Jahre, bis die Nährstoffe im Boden oerbraudit sind, dann
Sowohl in der \‘(lissenschaft wie in der Praxis mehren sich die Beobachtungen, die die heutigen landwirtsduaft:
lichen und gärtuerischen An3uchtmetl'ioden und die bisherige Art..der4Verwendung von künstlichen Dungem1tteln, die An.- werden die Ernten rapid nachlassen." Dies trat nidit ein, und man machte die Witterung verantwortlich dafür, daß der
wendung giftiger Insektenvertilgungsmittel und Bei3mittel, fiir die Gesundheit
oon Mensch und Tier als bedenklidrer:
scheinen lassen. Die biologisdi:dynamisdie Wirtsd1aftsweise will unter Vermeidung kunsthch_er Dungemrttel und giftiger
Kunstdünger auf den Nachbarfeldern nicht 3ur harmonischen Wirkung gekommen sei; einmal wurden infolge Trockenheit
die Nährstoffe nicht genügend gelöst und gelangten daher nidit im richtigen Maße in die Pflan3en; im andern Jahre be:
Spriß: und Bei3mittel durch Ausnußung natürlicher Kräftewirkungen und Anwendung_seit Jahrhundertenbekannter wirkte die 3u naße Witterung ein Wuchem und damit Lagern und Ertragsschädigung der Früchte. Sd-rließlidr besann
man sich 3ur „Erklärung“ auf den guten Schwemmboden im Leinetal, der soviel Nährstoffe entlialte, daß man ohne
Pfian3enheilmittel eine Gesundung des Ackerbodens herbeifiihren und als Folge hiervon ein gesundes und wrderstands: Kunstdünger auskommen könne. Dies Argument tritt einem heut noch oft entgegen und man fragt sich, ob es (frei nad1
fähiges Pflanzenmaterial heranziehen. Auf diese \‘Veise lierange5ogenes (1emuse 3eid1net sich, wie
durch langjalirrge Er:
falirungen bewiesen ist, durch eine besonders gute innere Qualität,-oor3ügliches Aroma, beste Bekommlrchkert, wie auch hforgenstern) des Reimes wegen nur geschieht:
durch ausge3eidnnete Haltbarkeit aus. ‘
Im Tal der Leine
wäd-rst's von alleinel
In einem festlid1 gesdimiickteu \fersauimluugsranrii, woselhst auch allerlei gärtnerische Geräte und eine große
Menge Spe3ialliteratur ausgelegt waren und jedem Teilnehmer eine Nummer des „Praktrschen Ratgebers im Obst: und Da muß man sich allerdings fragen, warum so viele beanitete \Vissenschafter sich immer noch bemühen, den
Gartenbau“ überreicht wurde, fanden 3unädi$t 5wei Vorträge statt, nadidem der geschaftsfukrende Versißende der Arbeits: Hunderten non Ackerbauern, die außer Herrn Stegemann den Boden im Leinetale bewirtschaften, die bestmögliche
gemeinschaft, A. o. \Vistinghausen (Bottschow) die Teilnehmer begrüßt hatte. Kunstdüngung heraus3ufinden, damit die Erträge auf guter Höhe gehalten werden?
Zunächst sprach Rittergutsbesißer Dr. U. Heyniß:I-Ieyniß über seine Erfahrungen und Erfolge. Er, hat seit einigen Außerdem muß darauf hingewiesen werden, wie unoerantwortlid'r mit solchen „Erklärungen“ umgegangen wird.
Jahren sd1rittweise und oorsidrtig seinen gan3en Betrieb auf diese neue \Virtschaftsweise umgestellt. Ein_gehend spradi Nur ein Teil der Sdilägß des Klostergutes Mariensteiii liegt im Leinetal, während die iibrigen Breiten sich an den das
Leinetal begren;enden Höhen liinauf3iehen und audi 6, und 7. Bodeiiklas$e an3utreft'en ist. Die von Herrn Stegemann
er dariiber, daß ein solcher Betrieb sich nidit nur mit der Gründüngung, sondern
vor
allem „auch mit den_Dungerprodukten
bekanntgegebenen Ernteergebnisse sind aber Durchschnittserträge aus der gangen Wirtschaft, von allen Bodenklassen.

der Viehhaltung auf 12116 Wirtschaftsmeise. einstellen müsse; er hat jegliche d1eniikalisdie Düngung und jede Verwendung
von metallhaltigen Bei3mitteln ausgeschaltet und auf diese Weise über3eugende Erfolge er;relt,_dre er im ern3elnen nach: Im übrigen kommt es gar nidit darauf an, ob in den ersten Jahren der Umstellung einmal etwas mehr oder weniger
mies an dem Ertrage und der Qualität bei Kartoffeln, Wei—ren, Zudeerrüben, Klee und Legumrnosen. Ferner betonte er, als auf einem benachbarten Kunstdüngerfelde geerntet wird. Für den Einsichtigen ist die Tatsadie entsdreidend, daß
wie sehr sich in den lebten Jahren dadurdi die Güte und lebendige Kraft des Bodens selbst nerbessert habe. \Veiter Boder13ustand und Ernteerträge sich von Jahr 3u Jahr gebessert haben, und man daraus die aufsteigende Linie, den
Aufbau, erkennen kann. Demgegenüber wird in der übrigen deutschen Landwirtschaft durch Statistiken und wissenschaftliche
schilderte er, wie er den Absat; seiner Er3eugnisse ausgestaltet habe und daß diese Wirtsd'taftswetse audi im großen oollis:
wirtschaftlichen Zusammenhang geeignet sei, der deutschen Landwirtschaft Gesundung und neue Auftrrebe 3u geben. Untersud'iungerr das Nachlassen der Frud'itbarkeit festgestellt.
Wie wir wissen, sind die chuminosen nidit so einfach Bodenuerbesserer durch Zufuhr von Stickstoff, sondern
seit drei Jahren mit der biologisdr:dynamisdien Wirtschaftsweise gemacht hat. Ihre Grundlage istund
Der andere Redner, Karl Jungclaussen, schilderte dann die eigenen Beobad'itungen Erfahrungen, die er wenn sie befriedigend wadrsen und sichere Erträge liefern sollen, so setzen sie einen biologisch gesunden Boden noraus.
gewirg:weltansdiaulrdrer
Das muß bedacht werden, wenn in Marienstein jährlich ein großer Plan mit Speiseerbsen bebaut 3u sehen ist, die wegen
Art und oersudrt, das Wesen der Naturkräfte unter Ablehnung des bisher herrsdienclen Materialismus
neu 3u erkennen
ihrer oor3üglid1en Qualität in grünem wie reifem Zustande guten Absaß finden. — Sichtlich bewährt sich audi dieses
und 3u verwerten. Nicht auf stofflidie Wirkungen und mechanischen Ersaß oerbrauchter
diemrsdier Stoffe kommt es an,
sondern auf Verlebendigung des Bodens durch anreichemde Kräfte. Ferner gilt es, uralte und halboergessene Jahr wieder die Umkehr von einem Hafer:Bohnen: in ein Bohnen:l-lafer:Gemisch in der Weise, daß bei nur 10 Pfd.
sd1aftlidie Erfahrungen und Ausübungen wieder praktisch an3uwenden, deren Richtigkeit si_da jetzt in uberrasd1ender \‘( eise
landr]orrt: Haferaussaat neben 110 Pfd. Bohnen pro 1/4 ha der für den Betrieb nötige llafer (bis 10 Ztr. je 1/'4 ha) anfällt. Bei
bewährt hat. Auf der Grundlage dieser \Wirtschaftsweise oerändert sidi das gan3e Gefüge eines soldien Betrtebes auch der Besichtigung wurden 3a.hlreid1e Halme von Schilfstärke in dem Bohnen:ldafer:Gemisdr festgestellt, welche dieses
' ‘
ler Hinsicht. . . „
Ernteergebnis sdion auf dem noch grünen Felde sehr verständlich madien. —«
Nach Roggen und \Vintergerste werden
stets Hülsenfrüchte als Zwischenfrucht gebaut und die grüne Masse im Spätherbst in einer besonderen Anlage getrocknet.
m
5E>3laNach einer kur3en Aussprache, in der die Erfahrungen der Redner nur bestätigt
Teilnehmer 3u einer Besichtigung des Hauptbetriebes der Firma ergclaussen.
Man
wurden. begab_en Sich samtlrche
konnte sich von den oortrefflrchen Der Betrag an Trockenmasse beläuft sich auf 10—15 Ztr. je 1‚"4 ha bei einem durchsdanittlichen Eiweißgehalt von 20 0/0.
Erfolgen über3eugen, die durch völlige Aussd1altung jeden Kunstd'ungers seit drei Jahren
erreicht worden sind.
Dann Es hat sich im vorigen Jahre ge3eigt, daß die Nachbarn bei Kunstdüngerwirtschaft keinen befriedigenden Zwischenfrud't
ertrag er3ielten. Also ein praktisches Beispiel, wie man bei einer autarkischen Betriebsform mit Hilfe der biologisch=dy:

folgte ein gemeinsames Mittagessen im Konserthaus „Belleoue“; es bestand ausschließlich aus Nahrungsmitteln, die. aus
namischen Wirtsdraftswcise eiweißhaltiges, wirtsdiaftseigenes Futter er3eugen kann, ohne Einsdqränkung der
dem „Demeter“:5aatgut, d. li. ohne mineralische Düngung usw., gewonnen waren
‚und aus Gemuse, das nach dieser
man übrigen Kulturen oerm'cige des Leguminosengedeihens auf kerngesunden Böden!
#

Methode herange309en worden war; alles fand ungeteilten allgemeinen Beifall.


Mit Kraftwagen fuhr nachher auf
die Außenbetriebe der Firma hinaus, wo nod1 weitere Erfahrungen ansdiaulrdr gemacht wurden.
Endlich
_oersammelte Ein gesundes, üppiges \Vachstum wies audi wieder unsere ansprudmollste Frucht, die Zuckerrübe auf, obwohl
man sich am späteren Nachmittag in Balßers Weingarten, um die gewonnenen Enidrucke in gesellrgem4
Beisammensem diese Pflan3e in Marienstein nicht in Stalldünger steht; dieser wird 3u den Vorfrüchten: Roggen oder \Vintergerste
aus3utausd1en. Alle Teilnehmer äußerten sich höchst befriedigt über die marinigfdchen Belehrungen, die ihnen diese
gung geboten hatte.
Ta:
free. des Zuckerrübenkontingentes —
gegeben. Besondere Aufmerksamkeit erregte der gute Stand non Zudcerrüben, die
— infolge nachträglidier Erweiterung
nadr Weizen, d.h. in dritter Tradit stehen und 5roar in Boden, der nur flach gepflügt
worden war und überdies nidit im Leinetal gelegen istl
Dem weiteren Ausbau der Maßnahmen der biologisdi:dynarnisdien \Wirtsczhaftsweise dienen mehrere Versuche,
von denen hier nur einer erwähnt sei, der die Ausnußung der Mondenwirkungen deutlid'i vor Augen führt. Es wurde
Regenwasser in einem offenen Bottich eingefangen, der so aufgestellt war, daß der 3unehmende Mond hineinsd1einen
Bericht über die Felderbesichtigung ,
konnte. Nach Vollmond wurden die Strahlen des nunmehr abnehmenden Mondes abgesd-rirmt durch Uberded'cen mit
einer Torfmullschic‘ht (am besten wird dann der ganje Bottich von einem Torfmullmantel umgeben) und das \Vasser so
aufbewahrt bis am beliebigen Verwendung. Vor der Aussaat eines Bohnen:I—Iafer:Gemisdres wurde ein Teil des
anläßlich der 6. landwirischaftliehen rPagungr in Mariensteln am 25. Juni 1933 Saatgutes mit diesem Mondwasser beneßt (je d; 41) und ein anderer Teil mit gewöhnlichem Leitungswasser und beides
Hellmut Bartsch nebeneinander ausgesät. Die mit Mondwasser behandelte Par3elle zeigte ein frendigeres \Vadistum und war deutlidi durch
dunklem Färbung abgegren3t. Denjenigen, die sich oielleidtt unter dynamischen Wirkungen bisher nidits Rechtes vor:
Auf Einladung des „Versudisriiige5 anthroposophisdter Landwirte in Deutschland e. V.“ hatten sich am Sonntag, stellen konnten, wurde hier eine sehr konkrete Anschauung oermittelt. Angeregt durch die Versuche im Naturwissen:
den 25. Juni über 100 Teilnehmer zu einer öffentlichen Flurbcsichtigung auf _Klostergut Martenstem erngefunden,
das Unwetter der vorhergehenden Tage viele an den notwendigen Autobustahrten hunderte. Der__Pachter des]Gutes,
#
obwohl schaftlichen Forsdiuiigslaboratorium am Goetheanum in Dornadi sollen diese Feldnersuche ermitteln, inwieweit man 3ur
Nutsbarniachuiig der Mondenkräftc im Pflan3enwachstum nicht allein auf eine bestimmte Aussaat3eit (5wei Tage vor
Herr Stegemann, Vorsißender des genannten Versudqsringes, wirtschaftet dort 10 Jahre ohne Kunstdunger und seit 1923 Vollmond usw.) angewiesen ist.
mit den Düngungshilfsmitteln der biologisdi:dynamischen Wirtschaftsweise. Alle Besudrer, ob sie nun schon längere Zeit biologisch:dynamisch wirtsdiaften oder nodi vor der Frage stehen,
'

_ _
>

Herr Stegemann konnte in den‘leßten Jahren öfters an Hand der_Er-nteergebnrsse nadiweisen, daß seit den Um: ihreBetriebe um3ustellen, fuhren Don Marienstein weg in dem Bewußtsein, daß die biologisdi:dynamische Wirtschafts:
weise geeignet ist, uns in Landwirtsdiaft und Gartenbau vorwärts su bringen, weil sie sidutlidi Boden und Pflan3e ge:
stellungsjahren 1922—1924 die Bodenfruditbarkeit sich ständig steigere. Die Iriaugeiischernriahme der 3unehmenden Boden:
gare und des sidi von Jahr 3u Jahr bessernden Standes der Feldfrüchte belegen den regelmaßrgen Besuchern
von Martenstem
die 3alilenmäßigen Ergebnisse. Bei der diesjährigen Flurbesiditigung haben die ooraufgegangeneri Regengusse es„3war den
sundet. Die ihr 3ugruiide liegende geistgemäße Naturhetrad-rtung verbindet den am Boden schaffenden gun} real mit den
ihm annertrauten Naturreichen, mit seiner delle.
meisten Besud1em oerleidet, den Boden genauer zu untersuchen, hingegen war von den \Vagen aus die Flur gut 3u ubersc'hen. Herrn Stegemann gebührt der Dank, daß er in den vergangenen 10 Jahren so mutig und unbeirrt diesen neuen
\Y/eg beschritten hat, sodaß andere jet}t ihm iiachfolgen und seine Erfahrungen und Ratschläge nußbar madien können.
*) Bericht der „Oder3eitung“, Frankfurt/Oder. Dom 3. Juli 1933
127
Die Staildungbearbeitung im Großbetrieb 4. Feuchtigkeit: Nidit saftfließend, die Fuhren dürfen nicht tropfen, der Dünger darf
Dr. N. Remer audi nicht übermäßig rauchen und womöglidt Schimmelstellen, zumal in den Pferdedung:
teilen, aufweisen. Der Dünger muß eine warme Feuchte haben, als Zeichen größter
Wohl kein Jahr geht dahin, ohne daß wir uns aus dem Lehrsdiatz der biologisch:dyna: Lebensentfaltung.
mischen Wirtsdiaftswei3e heraus neue Betriebs:Gedanken über die Stalldungbearbeitung machen. 5. Wärme: In den ersten Wochen erweist sich eine Wärme als günstig, die in
Manchmal scheitert das Vermögen des einzelnen Landwirtes daran, daß ihm nidit für seinen Be.- der und etwas über der Blutwärme liegt. Die in dem Tierdarm eingeleiteten Lebensvorgänge
trieb zugeschnitten ein bis in jede Einzelheit vorgeschriebenes Düngerverfahren angewiesen wird. können sich dann derart fortsetzen, daß es bei einer inneren Tätigkeit bleibt, nicht durch
Aber mit einem Rezept ist das Düngerverfahren der biologisdr:dynamischen Wirtsd'taftsweise nicht Raudien Verluste aller Art eintreten oder bei zu starkem Abschluß eine kohlige Ver:
abgetan. Die Pflegemaßnahmen dürfen keineswegs von vornherein auf ein Schema gebradtt werden. gärung entsteht. Später soll die Wärme absiriken,
Selbst in dem einzelnen Betrieb können sich im Laufe der Zeit die Bedingungen stark verändern, Es steht nun für den Praktiker ständig die Frage offen, wie ist es möglich die anfallenden
sodaß ein mediani$iertes Düngerverfahren nur mit Nachteil aufrechtzuerhalten wäre. Es sind eine Dungmengen in die gewollte Verrottung hineinzubekommeri. Es ist wohl jedem klar geworden,
Menge von Bedingungen, weldie die zwedcmäßigste Stalldungveredlung bestimmen: daß es mit wenig verrottetem Dünger mit einem hohen Gehalt an unzersetzten Stroh nicht ge:
das Viehartenverhältnis, lingt, die Bodenfruchtbarkeit in der richtigen Wieise zu fördern, die uns unabhängig madit von
die Viehmerige, anderen käuflichen Düngemitteln. Der Wirkungswert von solch rohem Stalldünger steht bis zu
die Fütterung, 30% hinter gut verrottetem Stalldünger. Bei der Verwendung von rohem Stalldünger entsteht
auf dem Felde viel eher eine Stidcstoffauswanderung und Verflüchtigung — man riecht es auf
#

der Strohanfall,
viele Hunderte von Metern andrerseits ein Verbraudi an Bodenstickstoff, als daß es zu der
#

der Strohverbrauda und Strohartenverbrauch,


die Dauer der Vergärung, durch Löhnis bekanntgeworderien Stidcstoffeinwanderung kommt. Der rohe Stalldünger greift ein:
seitig in die Bodenkräfte ein, was wir beispielsweise an verstärktem Auftreten des Drahtwurmes
der Zeitpunkt des Dünger:Verbrauchs, beobachten können. Alle Erfolge hängen insbesondere für unsere östlichen Betriebe in der Luft,
die Jahreszeit. wenn wir nidit die erste Forderung der biologisdi:dynamisdien Wirtsdiaftsweise, eine erfolgreidie
Auch die Idealvergärung im Feldbaufen darf nidit med-ranisch angewandt werden, sie hat Düngerbearbeitung, erfüllen. Man muß sich einmal vor Augen halten, daß innerhalb unserer
vielmehr aus einer praktischen unmittelbaren Kenntnis des Vergäi'ens des auf dem Wirtsdtaftshof Wirtschaftsweise die Verrottung des Düngers ebenso wichtig ist, wie die Fermentierung der Gerste
erzeugten Stalldüngs zu erfolgen. Man muß wissen, wie sich der I-Iofdiinger im Feldbaufen be: in der Brauerei und dem Mälzereibetrieb. Genau so wie die Getreide: oder Kartoffelbrennerei mit
nimmt, oder wie die Vergärurig des aufgesetzten Tiefstalldüngers weiterläuft. dem ordnungsmäßigen Ablauf der Fermentierung der Stärke zu Zudcer und dessen weiteren Ab:
'

In den märkischen Betrieben liegen die Verhältnisse zuweilen so, daß verhältnismäßig ge: bau steht und fällt, so steht und fällt der landwirtschaftliche Betrieb mit der ordnungsmäßigen Ver:
ringer Viehbesatz niit Strohreichtum verknüpft ist, da viele Körnerwirtschaften vorhanden sind. rottung der Wirtschaftsdünger, die dadurch erst zu einem Leistungswert gebracht werden. Ja es
Mand‘te versud‘cen den Schwierigkeiten der Körnerwirtschaft mit verstärktem Kartoffelbau aus dem handelt sich in der Landwirtsdiaft um bedeutende Mengen und Massen, die diesen widitigen
Wege zu gehen, noch bequemer freilich ist die völlige Aufgabe der \Wirtschaftsfreiheit durchstärkste
Anlehnung an den Düngemittelmarkt, was allerdings Vernad‘tl'a'ßigung der Frudttfolge, damit Nach:
Verrottungsvorgängen unterworfen werden müssen, um Mengen, wie sie das Gärungsgewerbe
nidit kennt. Die Dunglagerstätte des landwirtschaftlichen Betriebes stellt ein der" Leber im Körper
lassen der Bodenfruchtbarkeit und versda'a'rftes Auftreten von Getreidekrankheiten zur Folge hat. etwa gleichwertiges Organ dar, in dem die wichtigsten Stoffumsetzungen stattfinden. Wenn bei
Wenn auch vorübergehend durch überstarke Benutzung des bodenfremden Kunstdüngers und durch uns die Leber nidit richtig arbeitet, dann ist der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen. Ist die
Entäußerung der Bodenkraft infolge von Konjunkturfruchtfolgen eine gewisse Wagestellung im Dungstätte nidit richtig eingearbeitet, so trifft dies den ganzen landwirtschaftlichen Betrieb. Bei
Finanziellen dieser Betriebe aufrechterhalten werden konnte, so hat doch die Leistungsfähigkeit dert„Vergärungsvorgängen kommt es auf die geschickte Handhabung von
dieser Betriebe in bezug auf gleichmäßige sichere Ernten, sowie Gesundheit der Pflanzen und 1. Wasser und
Viehbestände sehr nad1gelassen. Wir können es zahlenmäßig erleben, wie viele Felder heute 2. Wärme
einfach nidit mehr die Ernten früherer Jahre abwerfen. Während früher erhebliche Strohmengen an. Beides steht in einer gewissen WediselWirkuhg. In der Fohlenboxe und dem Sdiaf5tall
aus der Körnerwirtsdmft ausgeführt wurden, was geradezu zu einem Ausbluten an Wirtschafts: können sehr leicht unangenehme Verluste eintreten, wenn wir nidit einen ausreidienden Feuditigkeits:
Stoffen führte, miissen wir nun versuchen, die anfallenden Strohmengen stärker der Wirtschafts: gehalt aufredit erhalten. Sollte der Dung infolge seiner Erwärmung zu stark austrocknen und
düngerproduktion wieder zuzuführen. Die Ausgangsstoffe des Stalldüngers sind in den Körner.- der Wassergehalt unter 75 Hundertteile herabsinken, darin müssen wir stets des sdiimmelri ge:
wirtsdiaften verhältnismäßig wenig tierisd1e Ausscheidungen und Viel Stroh. Dies muß bei ‚der wärtig sein. Wir wässern daher reditzeitig den Sdiafstall (was am besten mit einem alten Schlauch
Stalldunggewinnung im Tiefstall, auf der Dungstätte und in der Feldmiete berüdcsichtigt werden. vorgenommen werden kann). In der Fohlenboxe wird man wohl mit der Gießkanne das Nötigste
Ferner handelt es sich häufig darum, die mit dem im Winter aufgestellten Mastvieh anfallenden leisten können. Leider wird die Fohlenboxe häufig vernadiläßigt und der darin sich ansammelnde
Dungmengen möglichst schnell zu verrotten, um zur Frühjahrsbestellung einen gebrauchsfähigen Pferdedung entwertet.
Dünger auf den Feldern anwenden zu können. Da es für die Gesundurig und Erhaltung des Die Pflege des Tiefstalldungs muß sdion im Hinblidc auf die später daraus angelegten Feld:
Betriebes wid-dig ist, das Düngerbediirfnis aus eigener Kraft zu befriedigen, muß die Dünger: mieten durchgeführt werden. Ebenso sdiädlidi wie ein Zuwenig wäre ein Zuviel an Wasser,
leistung auf das Höchste entfaltet werden. Wir brauchen daher einen Stalldünger rnit einem Hochst: was man bei Ställen, weldie unter Grundwasser leiden, antrifft. In solchen Fällen muß der Boden
durch Sand und Lehmschiditen darauf erhöht werden. Der Tiefstalldung wird durch zuviel Wasser
gehalt an Stoffteilen, die fiir den„Aufbau der Bodenkraft und Fruchtbarkeit wirken. Diese finden
wir nur in einem gut verrotteten Stalldui‘ig, dessen Stoffteile bis zu einer schleimigen, _schmiengen, schwer umsetzbar und entwidcelt Humussäuren. Im allgemeinen ist die Behandlung, weldie der
z. T. bröseligen Beschaffenheit gekommen sind. Der Dünger darf besonders für die le1diten Sand: Dünger im Tiefstall erfährt, sehr günstig, da es zu einer starken Vermischung von tierisd'ter Aus:
boden unter keinen Umständen noch grün sein. Er soll keinen ätzenden scharfen Gerudi tragen. scheidung des Darmes sowie der Nieren mit dem Stroh kommt. Der Tiefstalldünger wird in der
In kurzem, er soll folgende Eigenschaften besitzen: Feldmiete meistens der beste.
1. Farbe: Dunkelbrauri bis schwarz, wie gute Komposterden. Diese flächenhafte Behandlung des Dungs, wie wir sie im Tiefstall haben, können wir auf
2. Allgemeine Beschaffenheit: Die Masse soll brödcelig, leicht zerteilbar, leicht streu: der Dungstätte nad1ahmen, wenn uns daran liegt, möglichst große Strohmengen in den anfallenden
bar, als Zeichen der Mürbe, nicht etwa speckig oder fladig sein. Dünger hineinzuarbeiten. Unter sorgfältiger Vermischung des Dunges von Rindvieh:, Pferde: und
Sdiweine3tall wird ein Teil der Dungstätte beschickt. Schiditweise wird Stroh hineingepadct. Die
3. Die Einzelbestandteiie unter dem Auge betradttet: Gut und gleichmäßig durch: unteren Strohiagen dürfen etwas stärker gemadit werden, in den obersten Dungsdiiditen muß dann
zogen, nirgends Schimmelstränge sichtbar, keine grünen Fladen von Kuhdung, kein braun: das Stroh wegbleiben, da es dann nicht mehr genügend verrottet. Das Festtreten wird mit Fohlen
rotes Stroh. Die Stoffteilc gleichmäßig im Zerfall begriffen, auf dem Wege zu schmierigen oder Odisen vorgenommen; auch noch nicht spannfähige Jungochsen können zu dieser Arbeit
Körpern und Fäserchen. Man soll den lebhaften Eindruck gewinnen, daß eine Umbildung herangezogen werden und dabei vorteilhaft für die spätere Arbeitsleistung vorbereitet werden. Art:
zu tätigen Humusstoften stattfindet. stelle des Harnes der Tiere, den wir im Tiefstall haben, benützen wir die Jaudie. Das Stroh
128 129

Schematische Darstellung l Miete ungleidimäßig zusammenfällt und die Gefahr der Schimmelbildung einsetzt. Der Vorteil so
angelegter Mieten besteht in der Möglichkeit, jederzeit mit dem Dungfahren anhalten zu können,
Dung ohne daß der Dünger dann draußen der \Witterung ausgesetzt liegen muß. Denn soweit wie die
Dung
Mieten der Länge nach angefahren sind, können sie stets gleidi mit Erde beded<t werden, Um
Dung dies audi bei Frost ohne Arbeitsaufwand durdiführen zu können, müssen vor Beginn des Frostes
Strohlagen für die Dungmieten zurecht geniadit werden, welche die Mietenbreite auf jeder Seite
um einen Meter überragen. Das überstehende Stroh wird zum Sdiluß an den Dung herangepadrt,
Dung mit dem Pflug auf jeder Seite sechs Furdien herangepflügt und dann die Miete mit Erde be.-
Dung worfen, was nun nicht mehr mit dem Spaten sondern mit der Sd1aufel erfolgt, Ist bei der Be:
Stroh handlung des Düngers auf dem Hof der Dünger nidit genügend feudit gewesen, so muß nadi
Dung Dung 2—3 Tagen gejaudit werden. Da nun nicht mit dem Jauchewagen auf die Haufen hinautgefahren
Stroh Stroh werden kann, so muß der Sdiöpfeiiner als Behelf dienen. Sollte das Bedürfnis des Beiauchens
haufig eintreten, so bringt man das Jauchefaß auf ein erhöhtes Fahrgestell und läßt die Jauche
mit einem alten Feuerwehrsdnlwch auf die Miete abftießen. In den meisten Fällen sollte aber der
Verfahren der verstärkten Hofdungproduktion mit Zuhilfenahme von Stroh und Jauche Stalldung den Hof in so feuchter Beschaffenheit verlassen, daß diese Maßnahme überflüssig ist.
wird durch die Hufe der Tiere sehr vorteilhaft mit den Kotteilen vermischt, zerbrochen und saug:
fähig gemacht. Wenn ein oder zwei Dungschichten angefallen sind, setzt gewöhnlich eine erlieblidie Schematische Darstellung ll
Lebenstätigkeit ein. Bevor sich ein zu heftiges Raud'ien entwid<elt‚ wird eine Erdschicht eingezogen.
Die Erdschidit dient dazu, nichts aus dem Dünger herauszulassen, sodaß nidit mit dem
Dampf das beste verloren geht; die Vergärungstätigkeit soll innerlich bleiben, das Verdunstungs:
wasser sdilägt sich an der Erdsdiicht nieder, wodurd1 sich dann audi die oberste Sdiicht feucht Höhe des frisd1en Haufens: Mit Erdmantel bededrt,
halt. Audi die aufgeleitete Jauche verteilt Sidi auf der Erdsdiicht verfiießend besser. 2#3 m auf Strolima.tte aufgeset;t
Um die Vergärung richtig zu führen, müssen wir die Dungstätte laufend beobachten. Je:
weils wird es erforderlich, die Stapelung zu öffnen, um nadizuf0rschen, ob audi kein Schimmel
vorhanden ist, oder der Dünger grün bleibt. Tritt zu geringe Erwärmung ein, so ist der ‚_ t
Dünger zu fest oder zu naß. Zu starke Erhitzung wird durch Eintreten oder Beiaudien be.-
seitigt. Das Eintreten hilft nidit allein, da sich ein ausgesprochen trockener Dünger nidit fest:
treten läßt und außerdem in einem zu trockenen Dünger nicht die gewünschten Humusumsetzungen Frontansicht
eintreten. Man sollte sich bei diesen Beobachtungen nicht lediglich an tabellarische Maßzahlen
und Thermometer=Ablesungen halten, sondern eine unmittelbare Verbundenheit mit den Vor,- <°„
gängen anstreben. Der Landwirt muß ein enges Verhältnis zu den wichtigsten Vorgängen cd‘"5
seines Betriebes eingehen. Die Wärmeentwidrlung läßt sich unmittelbar wahrnehmen, wenn
.
man einen eisenbeschlagenen Spazierstock in die Dungmassen hineinstößt und nach schnellem Heraus:
ziehen mit der Hand die Wärme der Eisenspitze prüft. Man kann dabei aufschlußräche Beobachtungen
besonders bei frisdr aufgesetzten Feldl1aufen machen. Es handelt Sidi darum, mit der Wärme
und Feudite vorteilhaft arbeiten zu lernen, denn erst in der ausgeglichenen warmen Feuchte können
die fruchtbaren Humuskräfte bewahrt bleiben.
Audi die Jauche sollte vor Verwendung mit Hilfe der Präparate gut vergoren sein, bevor
sie auf dem Dung Verwendung findet. richtige Form falsche Form
Je kürzere Zeit der Dünger auf dem Hofe aufgesetzt war, um so wichtiger wird die Verfahren des Aufsetzens von Feldhaufen ohne darüber zu fahren
Weiterveredlung. Es mag wohl auf dem Hofe gelungen sein, mit Hilfe von Stroh und Jauche
zusätzlich zum gemischt anfallenden Dünger große Dungmassen herzustellen, aber die verlangte „Betriebe, die größere Dungmengen in dieser Weise aufsetzen, miissen nun ihre Vorräte
«des ofteren durdigehen. Bei zu lange anhaltender Erhitzung müssen die Mieten mit Ochsen
Dungbescliaffenheit ist dabei nodi nidit erreicht werden. Der Dünger ist nodi nidit genügend auf
den \W/eg zur Bildung lebendiger Humusstoffe getrieben worden. Wenn wir beispielsweise unseren heruntergetreten werden. Wird bei dem Aufsetzen der Feldhaufen rnit dem Wagen darüberge:
so gewonnenen Dünger tief einpfliigen würden, so vertorft er, ohne sich weiter zu zersetzen. Dazu fahren, so geht die Verrottung langsamer vor sich. Jedoch ist audi dieses Verfahren angebracht,
ist er nodi nidit reif genug. Es kommt nun vielmehr darauf an, den Dünger hoch über der Erde
aufzusetzen, da sich die Lebensvorgänge nicht in der Erde oder unter der Erde, sondern über
wenn der Dung sehr strohig ist oder das Aufsetzen in der warmen Jahreszeit stattfindet. Aber
auch hier sollte man in der Mietenbreite das Maß einhalten. Wird der Mietendünger zu fest
der Erde voll entfalten. Im Gegensatz zu vergrabenem Dung wird der über der Erde aufgesetzte oder zu naß gehalten, so wird er sped<ig; das wäre nur durch das teure Umsetzen wieder Gut.-
Stalldung tätiger und lebendiger, damit noch wertvoller für die Düngung. Es kommt bei allen zumachen. B

Lebensvorgängen sehr auf das Niveau an, in dem wir arbeiten Durch die Berücksichtigung der Als letzte Arbeitsweise wäre nodi die unmittelbare Dungverrottung zu betrachten weldie
Höhenlage, weldie sinngemäß gewählt werden muß, fügen wir der Düngerpflege ein weiteres entweder auf dem Hofe stattfindet oder sofort auf dem Felde. In letztem Falle wird der Dung
\Werkzeug bei. Wir bedienen uns also des Wassers, der Wärme und der Höhenlage. Durch täglich in die betreffenden Feldmieten gefahren und angepackt. Hierzu ist ein rechtzeitiger Diindungs:
sadigemäßes Aufsetzen des Düngers in Haufen können wir in verhältnismäßig kurzer Zeit das plan erforderlich und ein Gespann, das den Dünger täglich hinausfährt. Wo dies nicht ifiöglidi
Ziel der Dungveredlung erreichen. Bei richtiger Handhabung der Düngerkompostierung ist es sogar ist, kann etwas Ähnliches auf dem Hofe nadigeahmt werden, wenn es audi keinen vollen Ersatz
im März nodi möglich, soldie Haufen fiir die Frühjahrsbestellung aufzusetzen und genügend zu darstellt. ‘Die Dungstapel werden dann schon auf dem Hofe möglichst schmal und hodi auf6e:
vergären. Man muß dabei darauf achten, daß der Dünger mit der Gabel gepadrt wird, ohne daß setzt. Wir ziehen nun keine Erdsdiiditen mehr ein, sondern verwenden die Erde zum Sdifuß
die Wagen darüber fahren. Die Mieten werden ie nadi der Dungbeschaffenheit 3—-4 ni breit als} Decke der einzelnen Barren. Je nadi der Dungbesdtaffenheit wird man eine geeignete Höhe
und 2—3 m hoch angelegt. Bei einem sehr fetten Dung wählt man die geringeren Ausmaße. wahlen. Bei strohigem Dünger muß man sdion ziemlidi hoch pad<en, und darf zwischen den
Die Dungwagen fahren dabei am besten an die sdimale Giebelseite heran, wo der Dung abge: Stapeln keinen Zwisdtenraum lassen, da sonst zu leicht Schimmel von den Rändern' her eintritt.
werfen wird, Die Seiten sind mit einer leichten Schrägung aufzubauen. Sie sollten nach außen
leidit vorgewölbt ersdieinen, auf keinen Fall nach innen gewölbt angelegt werden, da sonst die
Man erreicht damit natürlich nidit die gleiche Dungbesd1affenheit wie in den Feldniietefl, aber der
im Frühjahr anfallende
Dünger wird am besten so behandelt, um nodi verwendungsfähig zu werden.
131
zu können; Stallmist und Jauche glaubt man durch eine mineralisierte Substanz wie Torf„,ver:
Bededcung mit Erdschichten mehren“ und „anreichern“ zu können; und immer wieder taucht der Gedanke auf, daß es möglich
sein müßte, mit gemeinsamer Verwendung von Gründüngung, pflanzlichem Kompost und Kunst:
Schematische Darstellung III dünger alleine, ohne tierischen Dünger, auskommen zu können. Freilidi madit sich gegen solche
Bestrebungen und Grenzverwischungen ein immer stärkerer Widerstand der Praxis mit ihren Er,—
fahrungstatsachen und audi einiger Wissenschaften die sich genügend Verbindung mit der Praxis
bewahren, geltend. ‚

Daß es heute vielen Mensdien so sd1wer ist, die verschiedenen Dünger in ihrer Besonderheit
zu betrachten und zu benützen, darf im Zusammenhang mit der Tatsadie gesehen werden, daß
weiteste Kreise der Wissenschaft die verschiedenen Naturreiche nidit als wesentlidi ver3diieden an:
sehen. Bis vor kurzem waren solche Kreise völlig herrsdiencl, erst in neuerer Zeit ringen sich
manche Wissensdiaftsriditungen von deren Anschauungen los: Wir wissen, daß es Gelehrte gibt,

——
welche meinen, daß ein wesentlicher Untersdiied zwischen Mensch und Tier nidit vorhanden sei
sie verweisen auf die Existenz des Mensdienaffen. Audi wird dargetan, daß eine entscheidende
Strohlage Trennung zwischen Tier und Pflanze nidit bestehe
sogenannten Seerosen, Seenelken, Seelilien usw. und

denn es gibt pflanzenähnlidie Tiere wie die
audi Pflanzen mit seltsamen Bewegungen,
Verfahren der Vergärung auf dem Hofe dann fleisdifressende Pflanzen, sowie audi einzellige Lebewesen, von denen man kaum sagen
Audi im Sommer und in Zeiten von Arbeitsspitzen werden wir vorteilhaft den Dung so zu: kann, ob sie Tiere oder Pflanzen seien. Schließlidi stößt man auf die Anschauung sehr zahlreicher
sammenpadren, wenn eine intensivere Dungbearbeitung erspart werden soll. Wissenschaften daß Mineral und Pflanze nicht wesensversdiieden seien und im pfianzlidien Leben
Nadn den hiesigen Erfahrungen kann im Laufe der Jahreszeiten und betriebswirtschaftlichen nur die chemisdien und physikalischen Gesetze, bloß in komplizierterer Kombination, wirken wie
im Mineral. Denn ähnlich der Pflanze zeigen auch die Kristalle eine Art Wachstum, ja sogar
Wediselfälle auf keines der genannten Verfahren verzichtet werden. Das Ideal stellt aber das eine Art Fortpflanzung (Impfung mit Kristallteilchenl), und mit synthetisdien Gallerten usw. kann
sofortige Hiiiausfahren in Feldmieten vor, die dann besonders im Schatten von Baumreihen an:
gelegt werden sollten. man moosartige Gebilde rein chemisdi erzeugen.
Wenn wir auf diese Weise eine einwandfreie Dungbehandlung in unseren Betrieben ein: Wir dürfen uns darüber klar sein, daß ganze Sdiaren von Wissenschaftern niit Fleiß und
Eifer an den Grenzgebieten zwisdien den Naturreichen arbeiten, und zwar schon über ein Jahr:
geführt haben, können wir nun in voller Verantwortung von den Zusatzpräparaten der biologisch: hundert lang. Letzten Endes will diese Art Wissensdiaft alles und jedes aus den chemischen
dynamischen Wirt3diaftsweise Gebraudi machen. Erst bei der richtigen Dungpfiege sind die Be: und physikalischen Eigen5diafteri der anorganischen Materie ableiten, audi die menschliche Geistes:
dingungen für die höchste Wirksamkeit der Präparate gegeben. Es handelt sich ja um die tätigkeit
#

sie wird deshalb materialistisdie Wissenschaft genannt. *)


Einführung von Lebenskräftewirksamkeiten, die erst bei der sachgemäßen Handhabung von Wasser,. Wenn ein Erforscher des Slaventums hinginge in jene Grenzgebiete, in denen die germanischen
Wärme und Höhenlage zur vollen Entfaltung gebracht werden können. Wir müssen damit die Völker in mannigfacher Weise mit dem slavisdien durdieinanderwohnen und audi manche Ver:
äußeren Bedingungen für die Entwicklung der inneren Lebenstätigkeit schaffen. Dort, wo der


mischungen des Blutes, der Sitten und der Sprachen eingetreten sind und er schriebe dann ein
Mietenbehandlung die Lagerung auf der Hofdüngerstätte vorausgeht, wenden wir sdion auf dem dickes Buch darüber, daß ein wesentlidier Unterschied zwischen beiden Völkern nicht besteht
Hofe schichtweise die Zusatzpräparate an. Es ist nicht erforderlidi, große Mengen zu verwenden. was würden wir von seiner Meinung halten? Würden wir nidit das Werk eines Mannes höher
Die Feldmieten müssen nodimals mit Präparaten versehen werden. schätzen, der mitten unter die Slaven hineingeht und von dort aus die Volkseigenheit in ihrer
Auf keinen Fall werden wir zu der von der biologisch:dynamischen Wirtsdmftsweise ge.— Reinheit studiert? Wir weisen die Täuschung zurüdr, die aus einer allzu ausführlichen Beschreibung
forderten Dungveredlung kommen, die dem Dünger den hödistmöglidien Wirkungswert in Bezug der Ubergangsersdieinungen hervorgehtl Man kann feststellen, daß wir heute ein riesiges Schrift:
auf Leistung und Gesundheit der Böden und seiner Erzeugnisse erteilen will, wenn wir lediglich an tum haben, welches die Grenzgebiete zwischen den Naturreichen behandelt, während die Kern:
der Stoffauffassung festhalten. Es kommt nidit allein darauf an, die Stoffe wie bei einem Brenn: betrachtungeri des Wesens außerordentlich zurüdctreten. Es wird für das volkstümlidie Bewußt:
stoff zu erhalten! Wir brauchen vielmehr einen lebendigen Dünger, einen bodenbelebenden Dünger sein dadurch eine optische Täuschung und Verwischurig hervorgebradit, die nachgerade verhängnis:
mit dynamisd1en Wirkungen auf die Bodenkräfte. Früher ging es mit vielen Irrtümern um die
Stofferhaltung, heute ist das Ziel auf die biologische und dynamische Wirkung geriditet.
vollste Dauer: und Fernwirkungen ausübt —
eben audi in der praktischen Düngerbeurteilung, die
für die Landwirtschaft, Volkswirtschaft und Volksgesundheit so bedeutungsvoll ist.
Daß eine Pflanze aus Stoffen besteht, die wir auch in der anorganischen Natur finden,
sollte uns nidit wundern. Auch eine Kirche besteht aus Baustoffen, die wir in der Natur draußen
finden. Aber was würden wir von einem Marine halten, der bei der Betraditung eines schönen
Gebäudes nichts anderes festzustellen weiß, als daß es aus Kalk, Lehm, Sand, Eisen, Holz usw.
Wesentliche Bewertung besteht, und daß wohl Arbeit dazu gehört hat, alles aufeinanderzutürmen? Wir halten auch noch
nichts davon, wenn er uns auszuredmen weiß, wieviele Pferdestärken an Energie notwendig waren,
pflanzlicher und tierischer Düngcrarten um alles so hoch aufzuschichten, denn das kann bei einem großen Ziegelhaufen das Gleiche sein,
wie bei einem edlen Bauwerk. Es ist eine Unmöglidikeit, auf den geistreichen Baumeister und auf
F. Dreidax seine gesamten Fähigkeiten zu vergessen, und audi auf die Kunstfertigkeit der Hilfskräfte zu ver:
Wenn es gilt, den Wert eines Düngers zu beurteilen, so hält man dabei die d1emische
Zusammensetzung nach den sogenannten Kernnährstoffen N, K und P für maßgebend. Auch gessen. Aber in bezug auf die herrlidien Pflanzengestalten, die wir in Landwirtschaft und Garten:
in der Preisbewertung spielen diese eine ausschlaggebende Rolle. Mari lese nadi, was in den bau pflegen, ist eine Betrachtung gang und gäbe geworden, daß nidit an die geistreidien Kräfte
der Natur gedadit wird, an die Sdiöpfer der Baupläne, an die Durdiführer der Baupläne. Und
meisten Werken über den Stallmist inbezug auf diesen Punkt zu finden ist die stoftlichen Ge:
—«

halte gelten als Maßstab. Es ist als ein großer Fortschritt zu betrachten, wenn in neuerer Zeit wenn von der Energiequelle der pflanzlichen Bautätigkeit die Rede ist, vom Lidite, so wird heute
daneben immer stärker auf einen Gehalt an KleinlebeWesen (insbesondere Bakterien) hingewiesen eben dieses Lidit nur aufgefaßt als eine physikalisdie Kraft, die nach optischen Gesetzmäßigkeiten
wird, ja sogar auf einen Gehalt an Auxinen (Wadistumsstoffen), die trotz winziger Menge wichtige auf die Pflanze fällt. Geisteswissenschaft aber lehrt erkennen: „Im Lichte ist Weisheit.“
Lebenswirkungen auslösen. Wenn man die riesenhafte Geistesarbeit ins Auge faßt, welche von fleißigeii Chemikern
geleistet werden mußte, um neuerdings einige der organischen Verbindungen herzustellen, weldie die
Es zeigt sich immer wieder, daß bei einer stofflichen Betrachtungsart ein entscheidender Unter:
schied zwisdien pflanzlichen und tierisdien Düngerarten nidit zu finden ist, ja daß sogar die Unter: *) Daß diese \Vissenschaftsrid1tung im modernen Ruhlaiid triumphiert, hat vielen Niensdieri die Augen darüber
geöffnet, wohin die Reise geht. Aber audi in der Mitte und im Westen der Kulturmelt herrscht diese \Wissenschaftsauf:
scheidung gegen die mineralisdien Düngemittel immer wieder verschwimmt. So vermeint man die fassung, menu sie auch nidit so eisern folgerichtig ins pratrtisd1e Leben übertragen wird, mie im heutigen Rußland.
Jauche durch Zusätze von phosphorhaltigen Kunstdüngern etwa dem Stallmist gleichwertig madien
132 133
Pflanzen seit Urzeiten hervorbringt, so kann das Verständnis dafür erwadisen, daß in der Pflanze
organisierende aufbauende Kräfte tätig sein müssen, welche den mensdilidien Geisteskräften
genügend studiert hat, Die Füchse verhalten Sidi typisch
natur. Wie ist es beim Menschen?
— sie haben alle eine einheitliche Trieb:
gleid1artig, ja in vieler Hinsicht sogar sehr überlegen wirken. Durch die besondere Anwesenheit Man hat z, B. in einem Dorfe einen lügnerischen Menschen kennen gelernt ::
man ver:
solcher organisierender Kräfte unterscheidet sich die Pflanze vom Mineral. Dr. Rudolf Steiner Suche es daraufhin, alle Mensdien dieses Dorfes lügenhaft zu nennen! Die Wirkung könnte
nannte diese Kräfte ätherische Bildekräfte. Und da jede Pflanze ein begrenztes Gefüge dieser vielteicht katastrophal werden. Nichts ist ja audi mehr geeignet, böses Blut zu machen, als eine

——
Bildekräfte mitbekommt, so sprach er von einem Bildekräfteleib oder Atherleib der Pflanzen. Pauschaljustiz, wo es heißt „Mitgefangen, niitgehangen“. Es lehnt sich in der Menschennatur
Der Atherleib ist der Träger des pflanzlidien Wadistum3 und der Vermehrung er meistert alles auf, wenn Leidenschaften des einen ohne individuelle Nachprüfung audi einem anderen zu:
in entsprechendem Rahmen von Lebensbedingungen die Stoffe und die physikalisdren Kräfte. gesdirieben werden. Jeder NIensch will und sollte für sich genommen werden. Wer in falscher
Er bereidiert Sidi aus den Strahlungskräften des Weltalls, und es ist zu erkennen, daß er mit Verallgeineinerung mit anderen zusammen diebisch genannt wird, kann mit gutem Recht darauf
den Baumeisterkräften des Weltalls gleicher Natur ist. *) hinweisen, daß 2, B. das Liegensehen eines Geldstüdces usw. für ihn überhaupt keine Angelegenheit
Der Ätherleib tritt in niannigfadiste Zusammenhänge mit den Stoffen, die er als Architekt, sei, nidit einmal eine Anwandlung. Und der Betreffende schildert, wie in ihm moralisdie Vor.-
Künstler und Chemiker ergreift, beherrscht und ordnet. Es leuchtet ein, daß für die Kräfteart, stellungen aus Erziehung und Selbsterziehung aufsteigen, weldie ihm gestatten, sich anders zu
die hier wirkt, ein Wort wie „ätherisch“ zur Bezeichnung gewählt werden mußte, um den Unter: verhalten als irgend ein diarakterschwadier Mitmensdi.
sdiied der geistbegabten, lebendigen, anpassungsfähigen Kräfte des Pflanzenreiches von den starr: Wir stoßen auf die Tatsadie, daß der Mensch etwas in sich trägt, was ihn befähigt, sich
wirkenden mechanischen Kräften der Chemie und Physik zu untersdieiden. den Trieben und Leidenschaften gegenüberzustellen, sie zu zügeln und zu beherrsdien. Dieses
Das Tier hat nun audi die Erscheinungen des andistums und der Fortpflanzung — wo: Etwas betätigt sidt im moraldurdidrungeflen Denken. Dieses entscheidende Etwas, das jeder

_
durch unterscheidet es sich von der Pflanze? Gehen wir an die drarakteristisdien Lebensäußerungen Mensch für sich allein hat und das audi mehr oder weniger individuell entwidrelt ist, nennt der
heran, so fällt uns das Tier durch seine Bewegung auf gegenüber der festwurzelnden Pflanze. Mensch „Idi“. Vom Idi aus kann der Mensch durch entsprechende Gedankenbetätigung eine
Wo in der Pflanze Bewegungserscheinungen auftreten, erweisen sich diese als völlig von außen höhere Ordnung in das Wogen der Leidenschaften bringen und seine Triebnatur zu jener Ver:
bewirkt oder als Wachstumsvorgänge. ‘Anders beim Tier hier wirken innere Antriebe! Zwar —edlung emporführen, die man Gemüt nennt. Durch den Besitz und bei rediter Betätigung des
gibt es Leute, die meinen, daß audi hier der Hunger und die Liebe das Weltgetriebe regieren, Idi$ steht der Mensch hodi über der Tierwelt.
also nur der Drang nach Wachstum und Fortpflanzung. Aber die Art und Weise, wie sich Da das Idi des Mensdien auf dem Umweg über die Regelung des Trieblebens (Astralität)
der Trieb aktiv betätigt, ist das Bemerkenswerte. Und überdies kann man mannigfad1e Triebe in segensreidier Weise audi auf die Tätigkeit seines Atherleibs einwirken kann, was dann mit
des Tieres wahrnehmen, die nichts mit Hunger oder Vermehrungsdrang zu tun haben, Man Gesundheit und Krankheit zu tun hat, und von hier Sidi weitere Wirkungen bis in die Stoffes:
studiere nur die weitverbreiteten seltsamen Sympathien und Antipathieii im Tierreid1. Ein Hund, vorgänge ergeben, so ist mit einer soldien Betraditung der Boden der Naturwissensdiaft in keiner
der beim Anblidr einer Katze instinktiv wütend wird, ist weder eifersüchtig auf sie, nodi will er sie Weise verlassen. Es wird sich in Zukunft sogar immer deutlicher zeigen, daß die Mensdiheit in
fressen oder dergleichen. Es tritt uns aus der Tiernatur etwas entgegen, was wir mit den Leidensdiaften ihren praktisch:naturwissensd1aftlid1en wie audi in ihren moralisdi:geistigen Fragen nicht mehr
des Mensdien in bereditigter Weise in Vergleidi setzen können. In der Pflanzenwelt können wir

vorankommt, wenn man sich über den Punkt des Zusammengefügtseins von moralisd1:geistiger
etwas derartiges kaum spuienweise wahrnehmen im Tierreich aber ist es in ungehéurer Entfaltung Welt und natürlicher Welt nidit in aller Konkretheit verständigen kann. Die alten Griedien sagten
ausgebildet. Es wirkt hier bis in die Sinnestätigkeit hinein. Es wirkt sich hier namentlich audi aus nodi in tiefinnerlicher geistiger Auffassung: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“. Aber in
im Empfindungsleben bis hin zum Schmerz, der ein Charakteristisd1es beim Tiere darstellt. der modernen Zeit, in welcher auf Grund inaterialistischer Theorien viele Menschen der Meinung
Sdiließlidi sei audi beobaditet, wie das Tier ein gesundendes, aufbauendes Leben während des sind, daß Gedanken im wesentlidien auf Bewegungen der Gehirnmoleküle beruhen, haben diese
Sdilafes besitzt, das mit dem Pflanzenleben verglidien werden kann, wie es aber während des Menschen den Maßstab sichtlich weithin verloren, sowohl für die Dinge in sich, wie für die Dinge
Wadiens ermüdet und abbaut. Wir erkennen, daß das Tier zwar einen Atherleib wie die Pflanze um sich herum,
besitzt, welcher der Träger der vegetativen Prozesse ist, aber darüber hinaus ein Gefüge von Es wäre nun menschheitlid1 widitig und verlod<end, hier zu verweilen; es wäre audi widitig
Trieben hat, das den vegetativen Vorgängen übergeordnet ist und sie unter Umständen sogar und verlodcend, nun nachträglid1 ohne Verwisdmng des Wesentlidren die Grenzübergänge zwischen
verdirbt. Wir erkennen, wie Ausartungen bestimmter Triebe zu krankliaften Zuständen führen
können. Der Stoffwechsel wird durch die Triebvorgänge oft aufs stärkste in Mitleidenschaft ge:
Mensdiheit, Tierwelt, Pflanzensein und Mineralwelt zu beleuditen — aber es konnte hier in diesem
Aufsatze nur darauf ankommen, die Dreiheit des vegetativen:ätherisdren Lebens, des seelisdi:
zogen und abgewandelt. Die vom Atherleib aus geordnete Chemie des Wadistums, der Ver: astralischen Lebens und des ich:geistigen Lebens herauszuarbeiten, um im Folgenden einige praktisch
dauung usw. wird durch das mehr oder weniger starke Eingreifen der Triebe überlagert und beherrscht. widitige Übergänge und Wediselwirkungen zwi3dien den Naturreichen betrachten zu können.
Dr. R. Steiner hat dieses für jedes Tier charakteristisch begrenzte Gefüge von Trieben einen (Fortsetzung folgt)
astralischen Leib genannt und von astralisdien Kräften der Tierwelt gesprochen. Um diese auf
die Sternenwelt hindeutende Bezeichnung zu verstehen (Astra:Gestirne), darf an die Tatsad‘re
erinnert werden, daß seit uralten Menschheitszeiten immer ein Zusammenhang der Tierwelt mit
gewissen Sternbildern bekannt war, sodaß ein Gürtel von Sternbildern am I‘Iimmelszelt geradezu Mehr Beachtung dem Spclzbaul
den Namen Tierkreis erhalten hat. Im Erkennen der Triebnatur oder „Astralität“ erfassen wir Anton Gebhart, Dittishausen (Bad. Sdiwarzwald)
also das Wesen des Tieres. Selbstverständlid1 kann es sidi hier nicht darum handeln, dieses
Wesen des Tieres allseitig zu beleuchten, sondern nur darum, es im maßgebenden Punkte zu Der Spelz ist bekannt unter dem Namen Spelzweizen, Dinkel und Fesen. Ein \Vort dem
diarakterisieren. Spelz zu sdneiben, ist gerade in heutiger Zeit sehr angebracht. Es ist eine Weizenart, die im
Wenn nun so im Groben herausgearbeitet ist, daß das Tier sich durch seine Triebwesenheit Gebiet der alemannisdien Stämme sehr viel als Brotfrudit gebaut und dort daher gemeinhin audi
über das Pflanzensein hinaushebt, so fällt es erfahrungsgemäß vielen Mensdien wieder sdiwer, Korn genannt wird.
das besondere Wesen des Menschen zu erkennen, da dieser sichtlich ebenfalls eine Leidenschafts: Zweck dieser Beschreibung soll audi sein dem Autarkiegedanken entgegen zu kommen und
natur besitzt, Sinneswahrnehmung, Empfindung und Schmerz zeigt, und vegetatives Leben im damit den Bauern einen Ansporn zur besseren Beaditung zu geben. Daß der Spelz, insbesondere
Schlafe im Gegensatz zum bewußten Leben des Wachzustandes zeigt. Deshalb darf vielleicht der alte weiß: und feinspelzige Landspelz, dem besten ausländischen Qualitätsweizen standhält,
nodi ein Augenblick auf das Erkennen des eigentlidieii Menschentums verwendet werden. Und besagt jeder Müller. Da man von jeher in Deutschland dodi immer das mangelnde Qualitäts:
zwar soll auf Punkte hingedeutet werden, die jederzeit ohne jede Theorie aus der Beobachtung getreide und die mangelnde Mahl: und Badrfähigkeit unserer Weizensorten anführte, so ist dieser
heraus wieder und immer wieder festgestellt werden können. alte Weiß:spelz das gesud1te Qualitätserzeugnis.
Man kann sich z.B. darauf verlassen, daß man das Leben eines Fuchspärdten mit seinen In Höhenlagen mit ungünstigen klimatischen Bedingungen ist der Weizenbau größtenteils
Jungen in Ostpreußen ridifig beurteilen kann, wenn man das Leben der Füchse etwa im Rheinland eine erzwungene Sadie. Oft müssen in soldien Lagen größere Mengen Dünger angewendet
werden, um einigermaßen einen Ertrag zu bekommen. Weizen, der unter soldien ungünstigen
) Siehe
Dr? G. 'W'ad15muth, Die ätherischen Bildehräfte in Kosmos, Erde und Mensd1. Dornad1 (Sdiruei3) 1924. Bedingungen gebaut wird, ist vielfach zu Brotgetreide nidit verwendungsfähig und kann demzu:
134 135

folge nur als Hühner: oder Sdiweinefutter Verwendung finden. Bekannt ist ja, daß die Qualität reine Körnergewicht nach dem Gerben des Spelzes beträgt je nadi Sorte 70—75 °j'o. Der alte
des deutsdien \Weizens sehr zurückgegangen ist, und daher zur Qualitätsverbesserung des deutschen weiße Landspelz ist einige Tage nach der \Vintergerste reif, Neuere Züchtungen reifen etwas
Weizens ausländischer Weizen eingeführt Worden ist. Diese Einfuhr von Qualitätsweizen wäre später.
aber mit dem Moment hinfällig, wenn wir in Deutschland den Anbau der qualitätsreidien Spelz: Seit altersher weiß man, daß Spelz, der mit den Spelzen verschrotet wird, ein ganz vor:
sorten so fördern könnten, daß wir im Inland genügend davon zur Verfügung haben. züglidie$ Mastfutter für Ochsen ist. In mandien Wirtsdiaften wird dieser Spelzsdirot audi an
Mildivieh verfüttert, da er vom Vieh gern gefressen wird. Spelz kann audi an Hühner verfüttert
Es sei besonders darauf aufmerksam gemadit, daß gerade in manchen Gegenden, wo- werden.
Weizen gebaut wird, aber qualitativ und quantitativ nicht immer befriedigt, dern Dinkel der Vor:
rang zu geben ist. Zweifelsohne liefert er ein ausgezeidrnetes gesundes, kräftiges Mehl mit der Vor: Es ist hier besonders auf die Qualität abzuheben, da im Verbraudi die NIenge die Güte
aussetzung, daß er audi natürlich, d. h. wie es die biologisch:dynamisdie Wirtsdiaftsweise angibt, nicht immer einholt. Es wäre angebradit, überall da, wo das Feld den Anforderungen des Weizens
gebaut wird; denn durch die biologisch:dynarnisd1e Wirtsdiaftsweise wird nadi meinen Erfahrungen nidit genügen kann, den weitaus anspruchsloseren und sicherei'en Spelz an die Stelle von Weizen
die an und für sich sdion qualitätsreidie Getreideart nodi erheblich feiner in qualitativer Hinsicht. versudisweise zu ‚pflanzen. Es verdient audi angeführt zu werden, warum der Spelzbau nadi
Bekannt ist bei den Bauern, daß aus Dinkel: oder Spelzmehl das sdimackliafteste Brot dem Kriege stark zurückgegangen ist. Bei der Intensivierungspropaganda nadi dem Kriege wurde
von allen Getreidearten gebad<en wird. Ganz besonders hervorzuheben ist seine höhere Nährkraft‘
den Landwirten die Meinung beigebradü, statt Spelz Weizen zu bauen. Die alten Landspelz:
Sorten reagieren auf Kunstdünger nidit so stark wie die neuen Weizenzüditungen. Es gab sogar
und ein nicht zu übertreffendes Aroma. Hierzu führte mir ein Müller besonders aus, daß so ge: eine Zeit, wo die Landwirte als rückständig betrachtet wurden, die großen Wert auf Spelzbau
zogener Spelz zur Grießverarbeitung dem Weizen in bezug auf Ausbeute weit überlegen ist.
Die glasigen Kerne geben einen schönen gelben Grieß. Somit kann man aus dem Spelz einen legten. Aber schon nadi einigen Jahren sind die betreffenden Landwirte zur Überzeugung ge:
ganz hervorragenden, guten, qualitätsreidien Grieß herstellen. Da ja nadi gutem Grieß die Nachfrage kommen, daß man im Getreidebau nidit so einfadi über die klimatischen Bedingungen weggehen
immer groß ist, wäre auch dieser Sadie durch den Spelz gedient. Die gelbere Farbe des Spelz: darf, audi wenn die Konjunktur:Wirtsdiaftler etwas anderes propagieren, denn wie oft haben
mehles weist auf einen höheren Gehalt an Karolin hin (Vitaminträger). unsere Landwirte erlebt, daß das Alte später wieder zur Geltung kam.
Bei der Müllerei erfordert der Spelz den Gerbgang, wo der Kern von den Spelzen befreit Durdi einen größeren Spelzanbau würden wir einen großen Sdiritt vorwärts kommen in der
wird. Spelz, der zu Mehl verarbeitet worden ist, wurde früher vielfadi im entspelzten Zustand heute heiß umstrittenen Qualitätsfrage im Brotgetreidebau. Wir haben statt eines mangelhaften
verkauft. Das Volumen der entspelzten Kerne ist gleich dem Weizen. Der entspelzte Kern wird Weizens mit dem alten weißen Landspelz ein Brotgetreide, das einem erstklassigen \Weizen gleich:
im Handel durchschnittlid1 wesentlidi höher bezahlt als \Veizen. Schon aus dem höheren Preis kommt, wie ihn das Ausland nicht besser liefern kann.
ist die Qualität ersichtlich. Nadi dem Gerben haben wir die leeren Spelzen, die man unter dem
Namen Spreu kennt. Spreu findet im Haushalt die mannigfaltigsten Verwendungen. Beim Gerben
wurde festgestellt, daß die neueren grobspelzigen Dinkel:Ziichtungen im Durchsdinitt 5% weniger
Kerne ergeben als die alten feinspelzigen Landsorten.
Die alten Landspelzsorten haben einen etwas kleineren Kern. Es ist auch beobachtet worden,
daß die Ahrenspindel mandier neuen Züchtung bei der Reifezeit viel eher bridit, als dies bei den
Betrachtungen über den Bau von beweglichen Kästen
Gartenbaumeister Eridi Thierfelder, Barkenhoff (Worpswede)
alten Landsorten der Fall ist.
Innerhalb des biologisch-dynamisch arbeitenden Gartenbaues hat sich im Laufe der Jahre
In meiner langjährigen Beobachtung kann ich feststellen, daß Spelz in bezug auf Fruchtfolge
eine Mittelstellung zwisd1en Roggen und Weizen einnimmt. Seine Empfindsarnkeit auf Fruditfolge die Auffassung sehr stark herausgestellt, daß die allgemein üblidie Anwendung von Glas gerade
ist nicht so stark begrenzt, wie dies bei \Weizen der Fall ist; so verträgt er sich auf jüngerem bei Gemüsekulturen sehr unrentabel ist, zum anderen bei der Erzielung einer wirklidien Qualität
Feld auch hintereinander. Bei den Bauern ist allgemein bekannt, daß die Nachfrüchte nach Spelz' keine besonders günstigen Wirkungen ausübt. In diesem Zusammenhang müssen die beiden
weit besser stehen als nadr Weizen, da der Spelz den Boden viel weniger in Ansprudt nimmt‘ Artikel in der Demeter Nr. 5 Jahrg. l932: „WirtsdiaftliChe Gedanken zur Erzeugung von Demeter:
als die modernen Weizen. Als in weitestem Maße gute Vorfrudit gelten Leguminosen und alle gemüse“ und in Heft ? Jahrg. VII: „Betrachtungen über Gemüsekulturen, die unter Glas gezogen
Hadcfrüchte, die das Feld frühzeitig räumen. Spelz kann audi nach Roggen und Gerste gebaut werden“ erwähnt werden. In dem zuletzt genannten Artikel werden die Gegensätze zwischen Treib:
werden. Wenn die Spelzsaat nicht zu didit steht, können audi Klee:Einsaaten gemadit werden. gemüse und Gemüse, das im Freien gewadiSen ist, sehr deutlich entwickelt. Vom rein wirtsdiaft:
Bei geeigneter Sortenzusammenstellung (Reifezeit) ist Gemengfruchtbau niit Roggen und lid1en Standpunkt aus betrachtet, ist es außerdem so, daß wir trotz aller Kulturkniffe nidit früher als
Weizen oder Wintergerste gut möglid1. Die Kräfteausgeglidienheit wirkt Sidi bei Gemengfruchtbau Holland und Italien auf unseren Märkten ersdieinen. Kommt nun hinzu, daß die Erzeugnisse
in einer Gesamtertragssteigerung aus. Die Sache mit dem Gemeng: oder Misdifruchtbau verdient aus den kalten z. T. auch temperierten Blod<s kommen, so ist an einen normalen Verdienst unter
eine weit größere Beachtung als es bis jetzt der Fall war. Der Gemengfruditbau trägt außer: heutigen Verhältnissen nicht mehr zu denken. Es sei in diesem Zusammenhang nur einmal die
ordentlich dazu bei, ohne stärkere Düngung trotzdem höhere Erträge zu erzielen. (Die Ursadte Kultur der Gurken erwähnt. Wo es nicht gelingt, Soldie Spezialkulturen‚in ein riditiges Ver:
der höheren Erträge liegt in der gleichmäßigeren Benutzung der Bodenkräfte durch verschiedene .hältnis zu den übrigen Kulturen zu bringen, wird es irgendwie schief gehen müssen, so durch
niedere Preise für ein Erzeugnis, das viele Betriebe als Spezialkultur führen und dadurch Uri:
Pflanzenarten.)
In hohen Lagen und fladigründigen Böden ist der Spelz dem Weizen größtenteils überlegen. mengen auf den Markt bringen, durch Krankheiten und Mißerfolge, die durch die Einseitigkeit
Bei rechtzeitiger Saatunterbringung auf Höhenlagen von 800 m ü. M., etwa anfangs September, der Kulturen erscheinen usw. Man wird ohne besondere Absidit hineingeführt in die BetraditungS:
ist Winterfestigkeit unbedingt sidter. Spell soll bei der Saat immer mitsamt den Spelzen gesät weise des gegliederten Organismus, wie er gerade in der biologisd1:dynamisd1en Wirtsdiaftsweise
werden, da die Spelzhülle eine äußerst wertvolle Schutzhülle darstellt, sodaß der Spelz sogar unter angestrebt wird. Alles was Seither als stabil zu verzinsen war, wird für unsere kommenden und
ungünstigen Bedingungen gut ankeimt. nodi bestehenden Verhältnisse zu teuer, solange die Glas: und Kohlenpreise die augenblid<liche
Fehljahre sind bei Spelz entschieden seltener als bei Weizen. In ungünstigen Gegenden Höhe beibehalten. In diesem Zusammenhange dürfen die Dinge schon einmal erwähnt werden.
haben mehrjährige Versuche ergeben, daß Spelz, an mehreren Jahrgängen gemessen, höhere Er:
Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, daß es doch nodi möglich sein wird, mit den geringsten Mitteln
ein hodiwertiges und auch frühes Gemüse auf den Markt zu bringen. Im Rahmen dieser Aus:
träge bringt als der Weizen oder zum wenigsten dieselben. Spelz ist daher eine ertragstreue führung kann allerdings nur das Konkrete über die Kastenfrage an sich geschildert werden. Es
Getreideart, die lange nidit so vielen Schwankungen der Erträge als wie Weizen unterliegt.
Fußkrankheiten, Brand: und Rostanfälligkeit an diesem hervorgehobenen Spelz sind in meinem gehören nodi viel mehr andere Dinge hinzu, die erst zu einem vollen Erfolg führen und die eine
Gedenken bei mir nidit bekannt. Sein kurzer und gedrungener Halm läßt ihn nidit leicht zur“ Ernte garantieren, die nicht die allerfrüheste ist, aber kurz nadi dieser einsetzt und vor allem
Lagerung kommen. Der neuerdings wieder stärkere Anbau des alten Weiß:Spelzes in hiesiger ohne besonderen Aufwand von Kohlen etc. angezogen respektiv gefördert wurde. Von größter
Wichtigkeit ist es, sich über die Art und Bewirtschaftung des Betriebes klar zu werden.
Gegend beweist schon trotz verschiedener Versuche die besseren Endergebnisse dieser Sorte. Seit Studien zur Frühjahrszeit auf den versdiiedensten Märkten in Deutschland ergeben redit
mehreren Jahren konnte ich feststellen, daß die alte weiße Landspelzsorte bei Anwendung der
biologisdi:dynamischen Wirtsdiaftsweise weit sicherere Durchschnittserträge bringt als mandie neue bunte Bilder. Zu einer Zeit, wo Rapunzel (Feldsalat) in Mengen und in guter Qualität angeboten
Züchtung. An Ertrag rechnet man allgemein 15—25 Doppelzentner Körner je Hektar. Das— wird, setzt schon die Nachfrage nadi Kopfsalat ein. Deshalb ist es redit interessant festzustellen,
136
137
daß es gerade in Großstädten viele Menschen gibt, die nach den Erzeugnissen fragen, die außer
dem Rhythmus des Jahres hervorgebracht werden, wie zum Beispiel Kopfsalat im Februar. wenn nach jeder 2. oder 3. Latte das obere
(Verdoppelung und Schwalbenschwanz.) An
und untere Brett mit einer Klaste verstärkt wird.
dem ganzen Kasten ist kein Nagel zu finden, somit
Man muß nur die Steigen betrachten, die vom Ausland auf den deutschen Markt angeliefert jeder Angriffspunkt der Zersetzung ausgesdraltet. Selbst die Ecken bleiben frei von Pfosten.
werden, wie da in zwei Schichten ein loser und welker Salat angeboten und von Mensdien ver.- Darin liegt vor allem bei den sonst üblichen Kästen ein großer Nad1teil. Mit wieviel sich wieder.—
braucht wird, die es sehr notwendig hätten, die Vollwertigkeit des Feldsalates in sich aufzunehmen. holenden Hammersdalägen und Nägeln hängt ein solcher Kasten zusammen? Auch die üblidien
Bei solchen Betrachtungen werden die Gedanken eines Praktikers hingefiihrt zu den Kulturen, -—oft neu anzunagelnden Aufhalter sind sehr nachteilig, soweit sie nur aus dem zugerichteten Latten:
die zu der Zeit schon wichtig sind. Allein da setzt höchstes gärtnerisches Wissen und Können holz bestehen. Gerade solche Stellen sind die Angriffspunkte der Zersetzung. Jeder Schmutz
ein, um sold1e Kulturen in natürlicher Art und vor allem mit den billigsten Produktionsmitteln.
anzuziehen und trotzdem früh auf den Markt zu bringen. Hier kommt dann das Wort „F'o'rderglas“ Einfacher, bemeglicher Mistbeethasten
zu seiner vollsten Berechtigung. In dem oben erwähnten ersten Artikel werden SChOI’I positive
Wege gewiesen, die garnicht genug berüd<sidatigt werden können. Es ist der biologisch=dynamischen Sd1nitt
Wirtsdiaftsweise hodr anzurechnen, daß innerhalb ihrer Arbeitsweise der holländische Wanderkasten
im besonderen Maße Beachtung findet. Die Vielseitigkeit seiner Ausnutzung dürfte in einem spä.-«
teren Artikel zur Ausführung kommen. Auch bin ich mir klar darüber, daß alle praktischen Maß:
nahmen jeder Betrieb in seiner Art lösen muß. Und eine dieser Maßnahmen ist (das wird für
viele Betriebe in Frage kommen), die stationäre Anlage beweglich zu machen, aber so, daß trotz.-

.
dem in diesen Kästen genau so gearbeitet werden kann, wie in feststehenden. Wenn in soldien
feststehenden Kästen die Anzucht durdageführt ist, werden diese zumeist mit einer langlebigen
Kultur z.B. Gurken besetzt. In manchen Gegenden ist dies bestimmt auch lohnend, wo anders
dagegen’wieder nicht. Nun gibt es allein schon innerhalb einer planmäßig durd1geführten Anzucht
Pausen, die gut ausgenutzt werden können. Und zu gleicher Zeit befinden sich im Freiland Kulturen,.
denen eine kurze Spanne Zeit Glasbeded<ung ungeheuer förderlich ist. Alles wandernde Glas ist
aber im geordneten Wanderkastenfahrplan unterwegs. Hier könnte nun ein Einsatz durch die

5/’,;1£A\"
stationäre Anlage erfolgen, von der ein oder auch zwei Lagen ausgeschnitten werden könnten, wenn
eine entsprechende Konstruktion dies zuläßt, sodaß in kürzester Zeit ein Ab: und Aufbauen möglich
ist. Die Kulturen, die immer abhängig sind von ihrer Rentabilitätsgrenze, werden dadurch rentabler,
denn die Aufwendung der Produktionsmittel liegt denkbar niedrig und günstig. Man hat es dann
doch in der Hand (wie die folgende Schilderung zeigen wird), die Rentabilität seiner Kulturen zu steigern.
Seither wurden nach alter und guter Gärtnerart Bretter mit Eckpfosten versehen, zusammen:
genagelt und in entspredaender Weise in denjErdboden eingesenkt. Diese Art hat Vor: und
Nachteile. Für den Süden mehr Vorteile, für den Norden mehr Nachteile. Die Vorteile im
Süden sind vor allem im Boden und Klima gegeben. Wer die Verhältnisse kennt, weiß genau,
mit welch einfachen Mitteln man .dort leichte Kästen aufstellen kann, und wie man gerade zur
Winterzeit ganze Stapel dieser Kästen unausgenützt vorfindet. Im Norden würde sich für die
beste Jahreszeit ein solcher Kasten auch eignen, würde aber später und vor allem im Winter
selbst viel zu leicht sein und durch die Witterungseinflüsse einen zu hohen Verschleißungsgrad er:
reichen. Diesen so einfachen Kästen werden jedes Jahr neue zugesellt resp. die schadhaften aus:
gesdaaltet. Auf die Dauer ist dies ein Produktionsaufwand, der bei entspreduender Kon:
struktion vermieden werden kann, ja bei den heutigen Wirtschaftsverhältnissen vermieden werden
muß. Der wirkliche Praktiker wird bei Überlegung ohne weiteres selbst darauf kommen. Die
folgende Schilderung kann natürlich auf verschiedenste Verhältnisse übertragen werden. Das wird
die Kunst sein, nichts, aber audi gar nichts als Schema aufzufassen, sondern alles har:
monisch der Eigenart und den Verhältnissen des Betriebes anzupassen.
Versudre ich nun die Beweglichkeit des Doppelkastens auf den einfad1en Kasten zu über.--
tragen, so kann ich mir wirklich eine Menge neuer blöglichkeiten schaffen, die die Rentabilität vieler
Kulturen wieder gewährleisten. Der Weg kann für diese Sache nur skizzenhaft angedeutet werden
\ ; 3 „‘ k . s L

. \‚}
(es wird mit die Aufgabe sein, im näd13ten Artikel auf die engere Handhabung der einfachen
beweglidren Kästen einzugehen). Anstatt den Kasten nur zusammenzunageln, werden in Zukunft
je nach Lage 6—10 Fenster auf einen Kasten vereinigt. Bei 10 holländischen Fenstern 80><150é
würde eine Kastenlänge von 8 m entstehen. Zwei Bretter, ein Zoll stark und 4 rn lang, lassen Sidi
leicht mit einer Schere zusammenhängen und mit sogenannten Schloßschrauben befestigen (siehe Grundriß
Zeichnung). Am Anfang und Ende des Kastens wird wie beim Doppelkasten ein Keilversdrluß
angebradat. Die untere Seite wird nur entsprechend niederer gebaut, sodaß auf 150 cm ein Ge: und Regen ist dort wirksam, sodaß nach einer bestimmten Zeit die Bretter an diesen Stellen
völlig mürb sind und darin weder Nagel noch Schraube Halt finden kann. Bei der neuen Kon:
fälle von 10fi15 cm entsteht. Als sehr praktisch hat Sidi bis jetzt das Maß von 30/32 cm für
struktion lassen sich leicht die Längsbretter nach außen abschrägen. Dieser Schrägschnitt wird
oben und 20/22 cm für unten erwiesen. Die Seitenwände werden vorteilhaft in der Schräge, wie
übertragen auf die Seitenwand. Das Keilschloß, das durch die Seitenwand hindurchgeführt wird,
sie das Maß ergibt, zugerichtet und das Loch durchgestemmt, sodaß der Keil in den Keilschlitz
zieht beim Antreiben des Keiles die Seiten sehr stark an die Längsbretter heran, sodaß die Ecken
eingeführt werden kann. Wo es durch die Witterungsverhältnisse notwendig ist, kann jedes völlig abgedichtet sind. Die Keilschlösser sowie die Schrauben liegen im Preis nicht höher als die
Fenster eine Querlatte erhalten. Die Frage, ob mit oder ohne Wasserrinne, bleibt jedem selbst Summe, die notwendig ist, einen leicht gebauten Kasten instand zu halten. Die Lebensdauer da:
überlassen. (Auf der Zeid1nung ist eine solche angegeben.) Die Querlatte wird mit einem Schwalben:
schwanz versehen und in die Ober: und Unterseite des Kastens eingesenkt. Der Kasten erhält gegen ist bei sorgfältiger Pflege wesentlich länger und somit allein sdaon von dieser Seite her die
Rentabilität gesidrert. Als Aufhalter fiir die Fenster wird leichtes Schmiedeeisen verwendet. Die
'
durch die Art dieser Querverbindung seine eigentliche Stabilität, die noch gesteigert werden kann,.
Befestigung wird an der Innenseite des Brettes vorgenommen. Das Eisen schneidet einmal im
138

rechten Winkel die Stärke des Brettes und steht im 45 Grad Winkel nach außen ab. Die Vor:
teile sind sehr offensichtlich.
.„///
„„ vy//%/// / 7/;’//////f. ’///////7//. 7/%'7,7//////{
é/ll/I/A %//én %l/l/l. %. L.ir
%ll/ /bieleg
Ä‘ monatseci\rift / / / l l x %/////l//{f
Beim Aufnehmen der Fenster ist jedes Einrutsdren in den Kasten unmöglidi (seither wurde
immer noch an das untere Brett eine Latte angenagelt). Jede Arbeit in den \Vegen, gleichgültig, /
ob mit Schiebkarre oder beim Harken, Hacken ist leicht auszuführen. Diese Arbeiten waren bei
der alten Weise, Lattenliölzer als Aufhalter außen anzunageln, sehr beeinträchtigt. Der nun so
fertiggestellte Kasten wird nicht einfad'i in die Erde eingegraben, sondern auf Vierkanthölzern auf:
gesetzt, wie dies auf der Zeichnung auch zu sehen ist. Diese Vierkanthölzer werden oben in der i5ü—dymami5chq
Stärke des Brettes ausgestemmt und nach der Wasserwage in die Erde eingegraben. Die Hölzer
sollten nicht länger als 50/60 cm sein. Der Vorteil besteht nun darin, daß man tatsächlich in der
Lage ist, den Kasten bei 10 Fensterlängen in einem Stüdr in wenigstens 20 Minuten wegzunehmen
Wirtschaft5we'cse
(Glasabheben mitberechnet) und in derselben Zeit auf Backsteinen, Töpfen, Holzklötzern usw. / Alle Rechte vorbehalten. — Nachdruck verboten! \
über eine andere Kultur zu bringen.
Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad Saarow (Mark)
Wenn dieser Kasten auch nur für eine oder zwei Wochen sich an diesem Platze befindet,. Schrifi‘leiiung: Dr. B. Bartsch, Bad Saarow (Mark)
so kann dies für bestimmte Kulturen (z. B. Erdbeeren) sehr widitig und für den zu erzielenden Dipl.:lrig. F. Dreidax, Bad Saarow (Mark)
Preis sehr aussd11aggebend sein. Der Kasten kann ebenso rasch an seinen alten Standort zurück: Geschäftsstelle: Bad Saarow(Mark) Dosischeckkohto; Breslau 36266
gebradit werden und ohne Mühe und ohne Hammersdrläge befindet er Sidi wieder auf den ein:
gegrabenen Pfosten und kann jederzeit der feinsten Kultur als auch dem gröbsten Zwedr des Ein: Nr. 9 September 1953 &. Jahrg.
schlages zur Winterszeit dienen. Sollten Zeiten kommen, wo der Kasten wirklich ungeniitzt wäre„
2. B. einige Wodien im Winter, dann ist ohne besondere Mühe jedes Brett für Sidi aufzustäpeln
und die Durdnführung des Anstriches möglich (mit Flurasil und wer die Kosten nidit scheut mit
Firniß). Auch die Beete können nach dem Abnehmen der Kästen sehr leicht bearbeitet und
soweit, wie es notwendig ist, mit Schiebkarre oder Trage jedes Ab: und Zuführen von Erde oder Zurück zum Agrarstaat?
dergl. durchgeführt werden. Dr. E. Bartsch
Der Sinn dieser Zeilen ist u. a. zu zeigen, daß innerhalb der biologisch:dynamischen Wirt: Unter dieser Überschrift behandelt
Friedrich Burgdörfer, der Direktor des statistischen
sd1aftsweise mit Entsdiiedenheit die Wirtschaftlidrkeit aller Kulturen angestrebt wird. . Reichsamtes, bevölkerungs:dynamische Grundhnien künftiger deutscherAgrar:, Siedlungs:,Wohnungs:
und Wirtsdiaftspolitik. Aus den sehr umfangreichen statistischen Untersuchungen über die Be:
völkerungsentwidrlung in den letzten 90 Jahren im Deutschen Reich ergeben sich ziemlich sidnere
Anhaltspunkte für die künftige Bevölkerungsentwidrlung in Stadt und Land. Wer von den
Aus aller Welt Lesern die verschiedenen Aufsätze zu den sozialen Problemen des deutsdren Bauerntums in der
[nKanaola „Demeter“ aufmerksam verfolgt hat, wird es begrüßen, daß mandie Ahnung, Mahnung und
wurden in den Prärieprovinzen Manitoba, Alberta und Saskatchewan infolge der ausnehmend hohen Warnung, die sdion vor Jahren in dieser Zeitschrift zum Ausdruck kam, durch die Arbeiten von
Temperaturen und des besdiränkten Regenfalles ausgedehnte Ernteschäden festgestellt. Die Ernte: Burgdörfer ihre wissensd'raftliche, zahlenmäßige Begründung erfährt.
aussichten werden besonders im Süden von Alberta in zahlreichen Bezirken als kritisch bezeichnet. Deutsdiland hat seit der Mitte des
Tschechoslowakei
‚Die staatlichen landwirtsd‘raftlicfhen Versudrsanstalten veranstalten in Prag eine Werbeaktion die:
misdrer Bodenanalysen, durch die eine allgemeine Orientierung über den Stand des Bodens, die
Deutschland 5 Bevöl kerungsentwichlung
.
M:!n;„ner:
‚ . V9'f93'19enlle”‚“”d‘Z‘lkjunflt
"} ‚
Mrgg,merv

vorigen Jahrhunderts ein stürmisches Be.-
völkerungswadrstum
im erlebt. Während
Durchschnitt des Jahrfiinfts 1841 bis _
; ‚ „
*
‚ 1845 im Gebiet des Deutsd'ien Reid1es
erforderlidre Düngung usw. gewonnen werden soll. ,

Die Weizenanbautläche für das Jahr 1933 wurde um 60000 Hektar vergrößert. Eine ähn: __ 1
1 ‘ ' ‘/;rr } rund 33,6 Millionen Einwohner lebten,
:' “{ “";’ '.” 'f'"'l""”’i”’a"if— erreichte die Bevölkerung des Deutsd1en

‘ '"

70 70
liche Erweiterung erfuhr die Roggenanbaufläd’re. Die Gerstenanbautläd‘re wurde um rund ? Prozent
verringert. Dies wird aber den Produktionsüberschuß nidit stark vermindern. : ; ! ' „ Reid1es im Jahrfünft 1901 bis 1905 die
60 —-j„ j-—-«': „>: :

. 1'—: 60 Zahl von 58,6 Millionen Einwohnern.


internationales Getreideabkommen.
Zwischen den vier Hauptproduzenten von Getreide, den Vereinigten Staaten, Kanada, Argentinien 50
;
i... '..-, . ‚ .I....'....t..‚
lvr?ribdesllilea1ng7i.*..'. : , 50
Es war dies die Folge einer ständig
wachsenden Geburtenzahl, die in ihrer
und Australien ist auf der Grundlage der amerikanischen Vorschläge ein Übereinkommen erreicht ' '
Jettzigeri Gebteissiand h Aufwärtstendenz bis etwa um die Jahr:
werden, das nunmehr den europäisd1en Getreideproduktionsstaaten unterbreitet werden wird, die hundertwende anhielt, dann aber anfing
sich verpflichten sollen, die Anbaufiäche oder die Erzeugung nidit zu vergrößern, während die no 7
'l
!
....:....,._‚__„„_„_:„.. 40 rasch abzusinken. Trafen nodi um die
Verhraucherländer Sidi binden sollen, die Getreidezölle zu ermäßigen, sobald sich der Preis infolge i
Jahrhundertwende auf 1000 der Be:
\ l
..
: ,
‚.
der Einschränkung der Erzeugung wieder hebt. 30 :-—---f— —| -——— 30 1— - :—

volkerung 36 Lebendgeborene, so 1932


Die Schluttbestände der Weizen—Exportländer. ;
y
3 ; : :
nur noch 15. Dabei ist es nur zu er:
20 ;„_‚:‚__,___,___;_7‚j,_„„___;„_„j„_„ 20 klärlich, daß die Geburtenziffer in den
Nach Mitteilung des amerikanischen Landwirtsdiaftsministeriums dürften die Jahressd11ußbest‘a'nde
der führenden Weizen:Exportländer per 1. Juli die Vorjahrsbestände um etwa 50 Millionen Bushels ; Münf‘hge Bevölkerungseniwicklung .- 2 Städten, besonders in den Großstädten,
Weizen übersteigen, obwohl Anzeichen dafiir vorhanden sind, aus denen sich schließen läßt, daß 10 i_ Abs"”"””“"/E'Z'Äéff'7755fgjl'f”"””°"””””. ____ 10 sehr viel stärker abgesunken ist, als in

., _
B Ae/e/n:;„ Waffe/eh
.
einigen; der fi'ut/J!barlreif$—‚ der ländlichen Bevölkerung.
'
die Weizenernte der Vereinigten Staaten in diesem Jahre geringer sein werde als zur Deckung sz/Ä=rn
„„ ‚ ,
2.iyf/

.;''
,
des heimischen Bedarfs notwendig ist. Die Weltweizenerzeugung werde, wie es in der Mitteilung 0
; ‘ *‚ ‘ ; |
, Falls also die Geburtenkurve des
1 | | |
0
des Landwirtschaftsministeriums weiter heißt, voraussid‘rtlid'i etwas geringer ausfallen als die Welt: 920 40 60 30 1900 20 40 50 80 2000 deutschen Volkes sich nicht wieder rasch
hebt, kann in den nächsten Jahrzehnten
weizenproduktion im vergangenen Jahre. In einigen Ländern, die bisher für die Einfuhr von oo
'

,
Getreide stärker in Betracht kamen, seien diesmal offenbar größere Vorräte vorhanden als im. mit einem nennenswerten Bevölkerungs:
letzten Jahre, das gelte insbesondere von Deutschland und Frankreich.: Aus: F. Burgdörfer, Volk ohne Jugend, a. a. O. S. 140, zuwachs nidit mehr gerechnet werden.
Budidrudterei Bruno Sdieuer, Breslau 5, Gräbschenerstr. 58
161
162 163

Vielmehr würde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein zahlenmäßiger Rückgang in der Be: von Öl: und Faserpflanzen erwünsdrten Flächen werden durch die bei Brotgetreide und Kartoffeln
völkerungsdichte eintreten. vermutlich notwendigen Produktionsbesdiränkungen frei werden. Dies umsomehr als die bei
Bis 1945 stiege unsere Bevölkerung noch auf 106% des heutigen Standes, dann aber würde biologisdi:dynamischer Bewirtsdraftung zunehmende Fruchtbarkeit der Böden eine größere Stetigkeit
bis zum Jahre 1990 der Bevölkerungsstand in Deutschland auf81°/„ des heutigen Standes zurück: der Hektarerträge gerade audi bei Getreide und Kartoffeln mit sich bringen würde. Auch die
gehen. Burgdörfer untersucht dann auf Grund seiner Vorausberechnungen die zukünftige Be.- Möglichkeit, den unter Umständen erhöhten Bedarf an inländisdaem Qualitätsweizen durch Anbau
völkerungsentwicklung in Stadt und Land mit ihrer Auswirkung auf die Notwendigkeiten und von Dinkel auf den besseren Roggenböden des deutschen Ostens zu befriedigen, ist nach den
Möglichkeiten der ländlichen Siedlung und behandelt zum Schluß dann noch das für uns Land: bisherigen Erfahrungen bei biologisch:dynamischer Wirtsdiaftsweise durdraus vorhanden.
wirte entscheidende Problem der Beziehungen von Bevölkerungsentwicklung und landwirtschaftlichem Die scharfe Auslandskonkurrenz auf dem Obst: und Gemüsemarkt zurüdczudrängen, wird
Absatzmarkt. nur auf der Grundlage einer bewußten Qualitätssteigerung unserer heimischen Produktion möglich
„Der in der Bevölkerungsentwicklung zu erwartende Stillstand und Rückgang und sein, die bei der äußeren Sortierung und Aufmachung nicht halt madit, sondern die Erzielung
die damit zusammenhängende Veränderung des Bevölkerungsaufbaus wird voraussiditlich echter Nahrungsqualitäten anstrebt. Die biologisdi:dynamisdr wirtschaftenden Gärtner sind auf dem
auch fiir die Entwicklung der landwirtschaftlidaen Absatzverhältnisse von einschneidender
Bedeutung sein. Hat in der Vergangenheit das stürmische Bevölkerungswachstum, vor
Wege einer solchen Qualitätssteigerung Schon ein gutes Stüdc vorangekommen und die mutmaß:
lidie Entwidclung wird diese fortschrittlidren Bemühungen gerade auch bei der Überwindung der
allem die rasd1e Zunahme der Stadtbevölkerung, dem landwirtsdaaftlichen Absatz einen sonst herrschenden Absatznot lohnen.
kräftigen Auftrieb verliehen, so wird die zu erwartende Bevölkerungsstagnation und der Burgdörfer weist mit Red'1t darauf hin, daß ganz allgemein in Zukunft das Qualitäts.-
später wohl folgende Rückgang diesen Auftrieb vermissen lassen. Von der Bevölkerungs:
problem bei der landwirtsd‘raftlichen und gärtnerischen Produktion im Vordergrund
seite her wird jedenfalls kaum nodi mit einer nennenswerten Ausweitung der landwirt: stehen wird. Gerade auch die bevölkerungs=clynamisdien Voraussetzungen Deutschlands
sdiaftlichen Absatzmöglidikeiten zu rechnen sein. Wenigstens gilt das rein mengenmäßig. verlangen nicht Hödisterträge um jeden Preis, sondern die Erzeugung ausreidiender echter
Der Qualität nadi dürfte allerdings eine weitere Steigerung der“ Ansprüdre an den Agrar: Nährwerte. Was in dieser Beziehung durch das biologisdi:dynami$dre Streben deutscher Land:
markt
her
:
— teils auf Grund veränderter Geschmad<srichtung, teils von der Bevölkerungsseite
zu erwarten sein.“
Wirte und Gärtner in den letzten Jahren an Vorarbeit für den Wiederaufbau des deutsdren
Nährstandes und die Gesundung des deutschen Volkes vom Boden aus geleistet worden ist, kann
Mengenmäßig dürfte demnach in Zukunft die Ernährung des deutschen Volkes aus eigener somit getrost dem Urteil der Geschichte überlassen sein. Dodi darf erwähnt werden, daß sich die
Scholle keine argen Sdiwierigkeiten bereiten, wenn die Fruditbarkeit der Scholle keine weitere biologisda:dynamische Arbeit audi auf intensive Steigerung des Bevölkerungszuwachses und auf
erhebliche Einbuße durch Bodenmiidigkeiten und dergl. erfährt. Fiir den Absatz der einzelnen land: erhöhten Mengenbedarf einstellen könnte, ohne dabei in der wesentlichen Qualitätsfrage nadigiebig
wirtschaftlichen Erzeugnisse spielt aber die Gliederung der Bevölkerung nach Stadt und Land eine werden zu müssen. Gerade für einen zunehmenden Nadiwuchs erscheint die Nahrungsqualität
nidit unerhebliche Rolle. Der Städter bevorzugt vor allem tierische Erzeugnisse (Fleisdi, Butter, widitigl
Eier), während auf dem Lande die vegetarischen Nahrungsmittel (Brot, Kartoffel, Körnerspeisen, Burgdörfer weist im Zuge seiner Ausführungen immer wieder auf die völkische Notwendigkeit
Gemüse) eine größere Rolle spielen. Audi die Kinderzahl der Familien spielt hier eine Rolle. einer intensiven bäuerlidien Besiedlung des deutschen Ostens hin, ohne sich der Tatsadae zu ver:
Burgdörfer untersucht in seiner Schrift, wie sich die Absatzentwidrlung für einzelne land: sd1ließen, daß bei einer bloß auf Mengenerzeugung eingestellten Siedlungspraxis die
wirtschaftliche und gärtnerische Erzeugnisse vollziehen würde, wenn die Abwanderung vom Land Rentabilität, also der Ausgleich von Ausgaben und Einnahmen, und damit die Existenzgrundlage
in die Stadt zwar weiter fortgehen, aber nur noch rund 1/3 so stark sein würde wie im Zeitraum der. Siedler von vornherein in Frage gestellt sei. Dagegen sieht Burgdörfer bei zielbewußter
1925 bis 1930. Dann würden die Städte bis 1945 wohl nodi etwas zunehmen, bis 1990 aber Qualitätsproduktion nodi Möglichkeiten des Absatzes und damit der Rentabilitätssteigerung
auf 3/4 der heutigen Größe zurückgehen. Die ländliche Bevölkerung wiirde zunädist ebenfalls noch für den deutschen Siedler.
etwas ansteigen, 1990 aber auf "/m des heutigen Standes gesunken sein. Dem kann nach biologisdr:dynamisdaer Auffassung und Erfahrung nur voll und ganz zu:
Der Verbrauch tierisdier Erzeugnisse würde dann zunädist nodi eine weitere Steigerung gestimmt werden. Gerade der deutsche Osten bietet durch seine besonderen Boden: und Klima:
erfahren (15 bis 200,10). Nach 1950 ist allerdings dann mit einem Rückgang im Verbrauch tierischer verhältnisse die Voraussetzung für die Erzeugung hervorragender Qualitäten und Spezialitäten. Die
Erzeugnisse zu redinen. Erfahrungen in den biologisdi:dynarni3ch wirtschaftenden Sandbetrieben des deutschen Ostens be:
Erfährt die herrschende Geschmacksriditung in nädister Zeit nidit eine grundsätzliche Wandlung, rechtigen hinsiditlich der Qualitätsfrage zu dem Schluß, daß im deutschen Osten nodi ganz be:
so dürften wir weiterhin in den näd1$ten 15 Jahren einen Rüdcgang von 25% im Verbraud'r des deutende biologische und damit wirtschaftlidte Werte brach liegen. Allerdings werden zur
Roggens erleben, während die Nadifrage des Weizens um etwa 15“/„ steigen dürfte. Demnadi Hebung dieser Schätze ganz andere Kulturmaßnahmen notwendig sein, als man sie heute am Ende
müßte in der nächsten Zeit mit einem Rückgang von Brotgetreideabsatz von 10°/o zu redinen sein. einer liberalistisch:kapitalistisdien Entwicklungsepodre für möglich und notwendig hält. Die Grund:
‚Auch der Kartoffelverbraudi dürfte bis 1945 um etwa 7 bis 10°]Ü zurückgehen. In der zweiten lagen für eine soldie lntensivkultivierung des deutschen Ostens sind in den Erfahrungen und
Hälfte unseres Jahrhunderts wird bei den vorgenannten Produkten ein weiterer scharfer Verbraudis: Zielen der biologisdi:dynamisdien Wirtsdiaftsweise weitgehend gegeben. *) Ode Ländereien könnten
rüdcgang eintreten, vorausgesetzt, daß die Geburtenziffer bis dahin nidit wieder erheblidr steigt. so in fruchtbares Kultur: und Gartenland, dürre Forsten in Saftwälder verwandelt werden und,
Für den Obst: und Gemüse:Absatz ergeben sich für die Zukunft relativ günstige Aus: was wohl für Deutschlands Zukunft noch wichtiger, der heute brachliegende und seelisch:ver:
kümmernde Ubersdiuß an Arbeitskräften in Deutschland könnte auf Jahre und Jahrzehnte
sichten, da ja zur Zeit noch alljährlich für 500 bis 600 Millionen Reidismätk Obst und Gemüse
hinaus zu sinnvoller fruchtbringender Arbeit im deutschen Osten eingesetzt werden.
aus dem Auslande bezogen werden, vorausgesetzt allerdings, daß die Qualitätsfrage gerade
audi im Gartenbau energischer angepackt wird als bisher. Dann stände nidit die Frage „Zurüdc zum Agrarstaat?“ vor uns, sondern der Ruf:
Durch den heute und audi in der nächsten Zeit zu erwartenden hohen Prozentsatz städtischer Vorwärts zum Agrarstaat!
und überdies kinderarmer Familien liegt nach Ansicht von Burgdörfer das Produktionsproblem in
Landwirtsdiaft und Gartenbau ganz allgemein weniger bei der Quantität als Qualität.
Uberschaut man nodi einmal die voraussichtlidre Entwicklung für landwirtschaftlid‘re und
gärtnerische Produkte nach den Erhebungen Burgdörfers, so ergeben sich für die deutsche Land:
wirtschaft, vor allem für die biologisdr:dynamisdr arbeitenden Betriebe, wichtige Ausblicke. Die
mutmaßlidre Steigerung im Verbrauch tierischer Erzeugnisse kommt dem Streben nach einem
Ueber kosmische Einflüsse
ausreid1enden Viehstand, der die unerläßlid‘re Voraussetzung der biologisdr:dynamischen Wirt: Dr. Chr. Staehlen
sdiaftsweise ist, entgegen. Daß ein soldi ausreichender Viehbestand audi ohne Bezug aus: Der landwirtsdraftliche Kurs Dr. Rud. Steiners, welcher den biologisdr:dynamisdaen Wirt:
ländisd'ier Futtermittel ernährt und vor allem gesund und voll leistungsfähig erhalten werden kann, schaftsmethoden zugrunde liegt, nahm seinen Ausgangspunkt nicht von der Betraditung der chemisch:
zeigen heute sdion eine große Zahl von biologisch:clynamisdr wirtschaftenden Betrieben gerade physikalischen Bestandteile der Lebewesen. Das Ergebnis einer chemisd‘ien Pflanzenanalyse liefert
auch in dem sonst viehschwadien Osten Deutsdrlands. Die für die Futtergewinnung und den Anbau ‘

*) Siehe audi M. K. Sd1mar3, Ein Weg 3um praktisdren Siedeln.


164
165
uns keinen Schlüssel zum Verständnis der pflanzen in ihrem Verhältnis zur Umwelt. Kerner
berichtet: „Die Asdten der in unmittelbarster Nähe in einem Sumpf gewachsenen Wassersdtere,
Tatsache. Man kommt nidit zu dem Verständnis der Weltersdreinungen, wenn man nur immer
die Dinge, die sich einem gerade in das Blidcfeld des Mikroskops hineindrängen, betrachtet. Man
der weißen Seerose, einer Armleud1ter:Art und des Wasserrohres, auf den Gehalt an Kali, Natron, kommt zum Verständnis der Welterscheinungen nur, wenn man die Einzelheiten aus dem großen
Kalk und Kieselsäure geprüft, geben z. B. folgendes Resultat:
Ganzen heraus wirklich zusammenhängend begreifen kann.“ . . .
In Prozenten von
Kali }
1 Wasserschere
30,82
Seerose
14,4
Armleudiier
0,2
Wasserrohr
8,6
„Dieses Ubergehen desjenigen, was sonst zusammenhängt mit der Außenwelt, in die innere
Wirkungsweise, das können wir im ganzen Verlauf der Naturersdieinungen betradüen, sofern
diese Naturerscheinungen kosmische sind. Und wir müssen daher die Zusammenhänge unserer
Natron
Kalk
2,7 29,66
18,9
0,1
54,8
0,4 Erde mit dem Kosmos immer bei gewissen Erscheinungen suchen, und bei anderen Erscheinungen
10,7 , 5,9 müssen wir sagen, daß Sidi verbergen diese kosmisd1en Wirkungen. Es kommt daher darauf
Kieselsäure 1,8

‘ 0,5 , 0,3 71,5


Das Sumpfwasser, welches die Stengel und Blätter der Seerose (mit 30 °/o Natron in der
Asd1e) umspülte, enthielt nur 0,0335 %, der Schlamm, welchen die Wurzeln durdiwudierten, nur
an, daß wir gerade dasjenige herausfinden, was uns hinführt, was ein wirkliches Reagens ist auf
die kosmischen Einflüsse. Die einjährige Pflanze sagt uns etwas über den Zusammenhang der
Erde mit dem Kosmos, die Dauerpflanze kann uns darüber nidit mehr viel sagen.“
Wir wollen nun die kosmischen Kräfte aufsuchen, weldie die Fortpflanzungsvorgänge be:
0,010 0/o Kodisalz.“
Dagegen zeigt die Zusammensetzung der Asche ein und derselben Pflanzenart, die an weit einflussen und wenden uns zunädist den höheren Naturreidien zu. Das Fortpflanzungsleben der
auseinanderliegenden Orten, ja auf versdiiedenen Böden gewadisen waren, nur geringe Ver: Tiere verläuft in Rhythmen. Bei einer Anzahl niederer Tiere, mancher Seeigel, Palolowurm, ge:
schiedenheiten. Von der Keimung bis zur Reife ändert sich die prozentisd1e Zusammensetzung und wissen Fisdien, sind die Verhältnisse wohl studiert, worüber bereits in der „Demeter“ *) ausführlich
die einzelnen Stoffe erleiden bestimmte Schidcsale. referiert wurde.
Die d1emisch:physikalisdien Bestandteile, weldie den Ablauf einer chemischen Reaktion im Diese Rhythmen sind synchrone Mondrhythmen. Gleidigiiltig ob der Mond sichtbar oder
Laboratorium ausschließlid'r bestimmen z. B. nadi Maßgabe des Massenwirkungs:Gesetzes, — durch Wolken verdedct ist, erfolgen die Sexual:Vorgänge dieser niederen Tiere nur zu ganz be.—
#

werden in die Lebendigkeit des physiologischen Geschehens einbezogen und von den Bedingungen stimmten Mondphasen.
dirigiert, von weld1en die Pflanze selber im Jahreskreislauf streng abhängig ist. Wenn der Mond allgemein die Fortpflanzungsvorgänge maßgeblich beeinflußt, so dürfen wir
Das Pflanzenleben vollzieht Sidi in zeitlidrem Gleichklang mit den Vorgängen in der Natur. bei den höheren Lebewesen Emanzipations:Erscheinungen erwarten, dagegen bei den Pflanzen
Sein Bezug auf den Lauf der Sonne ist evident: mit der Frühlingssonne sprießt die Pflanzen: eine nodi festere Koppelung an das Mondgeschehen. In der Tat begegnen wir dem Menden:
dedce hervor, um mit der Herbstessonne abzusterben. Nur die niederen Tiere (2. B. Infusorien) rhythmus bei den weiblidien Menses, weldie sich ebenso wie die Sdiwangerschaftszeit nach Mond:
zeigen solche starke Abhängigkeit vom Jahresrhythmus; die höheren Tiere und der Mensdr, sie sind monaten bemessen. Emanzipation besteht hier darin, daß diese Rhythmen nidit mehr dem je:
von ihm weitgehend ernanzipiert. Die Erscheinung der Emanzipation kann als Leitgedanke dienen, weiligen Mondenlauf angeschlossen sind, sondern asyndnrone, gewissermaßen selbständig schwin:
um die Phänomene sinnvoll nebeneinander zu stellen, insoferne man Goethes naturwissensdaaftlid1e gende Mond:Periodizität zeigen. (Die entsprechenden Vorgänge bei den Männern treten nidit
Erkenntnismethode aufgreifen will, um die Bedingungen des Pflanzenlebens aufzusuchen, über physisch zu Tage, erschließen sich jedoch einer intimen seelisdren Beobadttung). Läge ein ge:
welche die diemisdi:physikalischen Bestandteile keine Botsdiaft geben können. Im folgenden sollen sdilossenes Beobad'ituhg5material über das Sexualleben der gesamten Tierreihe vor, so ließe sich
zwei Emanzipations:Erscheinurigen betraditet werden, weldie bei der Entwidclung der Daüerpflanze voraussidfilidi innerhalb dieser derjenige Punkt fixieren, an weldiem die Emanzipation des Rhyth:
'

aus der Krautptlanze und welche bei den Fortpflanzuirgsvorgängen auftreten. mus einsetzt.
Die einjährige Pflanze wäd‘13t im Frühling hervor und breitet sich in dem Raum aus, webend Uber das Verhältnis der Fortpflanzung zum Wachstum danken wir Goethes ansd1auender
und lebend im Spiel der umgebenden Naturkräfte. Sie bildet im Herbst den Samen, in welchem Urteilskraft wieder eine lichtvolle Bemerkung. Im Kapitel 113 der „Metamorphose“ schreibt er:
sie sich zentriert wie in einem Punkt, womit sie von dem äußeren Kräftespiel stark abgesdrlossen „Beschauen wir das Wadistum näher, so sehen wir, daß, indem die Pflanze sich von Knoten
ist. Ubergibt man den Samen der Erde, so wird durdi die Wirksamkeit der Erdumgebung diese
zu Knoten, von Blatt zu Blatt fortsetzt, indem sie sproßt, gleichfalls eine Fortpflanzung gesdiehe,
Isolierung den Naturkräften wieder aufgeschlossen: Entweder verfault der Samen unter deren Ein: die sich von der Fortpflanzung durch Blüte und Frucht, weldie auf einmal (simultan) geschieht,
fluß und humiflziert, oder in seine ersdilossene Substanzialität zieht Lebendigkeit ein und befruchtet darin untersd1eidet, daß sie successiv ist, daß sie Sidi in einer Folge einzelner Entwidcelungen
ihn zu neuem Wadrstum. zeigt. Diese sprossende, nach und nach Sidi äußernde Kraft, ist mit jener, weldie auf einmal eine
Gegenüber' den krautartigen, einjährigen Pflanzen stellen die baumartigen Dauerpflanzen eine große Fortpflanzung entwidcelt, auf das genaueste verwandt.“
höherentwidcelte Stufe dar. Goethe madit in Kapitel 110 seiner „Metomorphose der Pflanzen“
die außerordentlidi aufschlußreid1e Bemerkung, daß „eine aufbrediende Knospe des ältesten Baumes Die Reproduktionskraft ist als eine gesteigerte Wachstumskraft anzusehen, und die Steigerung
der successiven zur simultanen Fortpflanzung ist der Vorgang, bei welchem wir den Einfluß des
als eine einjährige Pflanze anzusehen ist, ob sie sich gleidi aus einem sdion lange bestehenden
Mondes zu sudien haben. Während Vieles dafür spricht, daß das Zusammenwirken von Erde und
Stämme entwid<elt und selbst eine längere Dauer haben kann.“ Sonne allein zum Unterhalt des sprossenden Wadistums fähig ist, muß sichtlich die Mondwirkung
Die Bauinstärnme, welche zur Winterzeit unbelaubt über den kahlen Erdboden herausragen, hinzutreten, um dieses zur Blüten: und Fruchtbildung zu steigern. Der Landwirt hat durch
lassen jedes Frühjahr eine neue Pflanzenwelt aus sich heraus wadisen, weldie im Kambium des
Baumes wie in einem metamorphosierten Erdboden wurzelt, Diese Einsicht führte ja zu einem Rudolf Steiner gelernt, diese Wirkung entweder henimend oder fördernd durch die biologisdi:
dynamische Wirtsdiaftsweise zu handhaben :—
die, nebenbei bemerkt, von mandien vollständig
Teil der Maßnahmen (Aufhäufen über dem Erdniveau), weldie bei der biologisdi:dynamischen unzureid1end neuerdings als biologisch:dynamische „Diingung“ bezeichnet wird. A Gemäß dem
Wirtsdiaftsweise zur Verlebendigung von Dünger und Komposterde angewandt werden. Man
reichen experimentellen Beobadatungsmaterial, das wir Frau L. Kolisko (siehe „Der Mond und
kann, den Gedanken umwendend, die pflanzentragende Erde als einen gewaltigen Baum betrachten.
Die Höherentwickelung der organisd'ien Wesen, weldie mit einer Emanzipation von den das Pflanzenwad'rstum“ Mitteilungen des Biologischen Instituts am Goetheanum; Stuttgart 1933)
Zusammenhängen mit der Umwelt verbunden ist, läßt sich gerade beim Übergang von der Kraut: und ihrer seit 8 Jahren regelmäßig angewandten Standardmethode verdanken, kann man schon
pflanze zur Dauerpflanze im räumlidaen Nebeneinander beobaditen. Die Dauerpflanze hat durch bei der Wahl der Aussaat:Zeit danadi trachten, die Pflanze richtig in den Mondenrhythmus
hineinzustellen, an den sie sich sehr eng gekoppelt zeigt. So eng, daß, über das rein Rhythmus-
Verholzung und Rindenbildung gewissermaßen „Erde“ in sich aufgenommen, sie bildet nun selber mäßige hinaus, die Einwirkung an das physische Medium der Bodenfeuchtigkeit gebunden ist,
das Substrat fiir das zum Heraustreiben und Wurzeln ihrer „Flora“ nötige Kräftespiel.
In einem „Kursus über das Verhältnis der verschiedenen naturwissensdraftlidien Gebiete zur durch welches sie an Intensität sowohl gemindert, als audi übersteigert werden kannl Über diese
quantitative Seite der kosmisdten Einflüsse soll in späteren Ausführungen beizutragen versucht werden.
Astronomie“ sagte Rudolf Steiner im Jahre 1921: „Indem wir eine Dauerpflanze entstehen sehen,
müssen wir sagen: Es lernt gewissermaßen (verzeihen Sie, daß ich diesen Ausdrudc gebraudie)
die Dauerptlanze etwas aus der Zeit, in der sie in Abhängigkeit von der kosmisd1en Umwelt ist,
und dann kann sie das selber; sie bringt dann gewissermaßen jedes Jahr neue Pflanzensprößlinge
hervor. Das ist eine für das Verständnis der Weltenzusammenhänge außerordentlid‘t widitige *) Fran; Dreidax „Mondbeobaihtung“, sowie „Mondperiodijität der Fortpflanjung“ Demeter VI, Heft 8,
Seite 144, 148 ff. (1931) s. a. Erhard Bartsch „Die Not der Landwirtsdiaft“ 3. Auflage, Seite 63 (1932).
tb?
166
Bevor jedoch in die Aufbauschilderung eingetreten wird, erscheint es notwendig das frühere
Üer „ artrentrsf Gesönehen auf dem Barkenhof kurz zu streifen.
als Schulungsstät’ts der „Gartenbau—= und Sterilersehuie Worpswecte, @. V.“ An die Ostlehne des Weyerberges angeschmiegt ist der Barkenhof von einem eigenartig
wirkenden Gelände umrahmt, das mannigfaltige Höhenunterschiede aufweist und um kleine Teiche
auf der Grundlage der biologisch=dynanrisctren Wirtschaftsweise herum in reizvoll verteilten Baum: und Strauchgruppen ausklingt. Ein großer Kessel, ehemals
Dipl.:Gartenbau:lnspektor M. K. Sd1warz, Schulleiter eine Tongrube für eine Ziegelbrennerei‚ ist tief in die Lehrte eingeschnitten. Auf seiner Sohle
Der Wunsch um eine regelrechte Schulungsstätte, welche die biologisda:dynamisdre Wirt: bildete sich der größte der drei Teiche mit einer kleinen pappelbstandenen Insel, und im Anschluß
schaftsweise zur Grundlage hat, besteht bereits seit längerer Zeit. Er wurde besonders von jenen an diesen Teich erstreckt sich eine Geländefläche, in der das Grundwasser hoch ansteht. Sdmn
gehegt und gepflegt, denen es oblag, dem immer größer werdenden Interesse für die biologisch.— seiner Zeit hat dies dem ersten Besitzer Anlaß gegeben, diesen günstigen und geschützt liegenden
dynarnisdae Wirtschaftsweise praktisch zu begegnen. Es hat SiCll alsbald gezeigt, daß eine große Teil des Geländes mit gärtnerischen Kulturen zu nutzen. Die Steilhänge des Kessels, aus:
Nachfrage nach Eädikräften‚ welche diese Wirtschaftsweise beherrschen, vorhanden ist. Der Ruf genommen ein gewisser nördlich gelegener Teil, sind mit Baum: und Strauchwerk üppig bestanden.
nach entsprechend ausgebildeten Kräften zeigte sich vor allem auf dem Gebiete des Gartenbaues. Schon lange Zeit vor dem Kriege war der Barkenhof in den Besitz des, bekannten Malers
Seit Jahren wurde daher nach bdöglichkeiten gesucht, eine Schulungsstätte ins Leben rufen ‚zu Heinrida Vogeler gelangt. Er verstand, das so interessant gegliederte Gelände allmählich zu einem
können. Nadn mancherlei Bemühungen gelang es, den bekannten Barkenhof in \Vorpswede: malerischen Garten mit reizvollen Motiven und allerlei in ihrer Zartheit märchenartig anmutenden
Ostendorf für die inzwischen gegründete „Gartenbau: und Siedlerschule Worpswede, e. V.“ als Überraschungen auszugestalten. Der Barkenhof wurde so zum Ausdruck freudigen Künstler:
Schulungsstätte zu erwerben. Erlebens und zog damals viele künstlerisch interessierte Menschen an. So {weilte unter anderem
der bekannte Dichter Rainer Maria Rilke während seiner unbesdrwerten Zeiten künstlerischen
9fflfi " «%s» »w«„ Mega I‚hrérara»h@ Wirkens für eine Zeitlang auf dem Barkenhof.
«
3;:‚War‘érgaäj Die Beschaulichkeit des Bie:
dermeiertums fand in allem
Sd1affen Heinrich Vogelers zu
damaliger Zeit einen Widerhall.
Seine Vertiefung in das Form:
Erleben des Biedermeiers ließ
ihn dann noch zum Mitver:
künder des sogenannten Ju:
gendstiles werden. Für Heinrich
Vogeler war die Natur ein auf:
geschlagenes Märchenbuch, in
dem er blätterte und die Offen:
barungen zu seinen ansprechen:
den Bildern und Graphiken
fand.
Die Zeiten des Krieges in:
dessen und danach seine Aus:
Der Wirtschaftshof und das Wohn: und Schulgebäude
von Qsten aus gesehen
Wirkllngeil h.abgn lQFIOCh dleses
ernstrge fernsrnnrge kunstlerrsdue
Ausleben auf dem Barkenhof,
das dort in jedem Blumenbeet, Strauch und Baum, in den Baulidakeiten und in den Wandge:
mälden zu verspiiren war, hinweggewischt. Nur noch Reste einstiger Pracht waren bei der Über:
nahme des Hofes Zeugen dieser Zeiten. Nach dem Krieg bestanden für Heinrich Vogeler ganz
anders geartete Aufgaben als ehemals in der Frohsinnigkeit des Biedermeiertums. Die ganze
Wudit der künstlerischen Persönlichkeit Heinrich Vogelers gipfelte jetzt in dem Willen, ein Helfer
aus dem Zusammenbruch zu sein. Gleich vielen Menschen damaliger Zeit glaubte auch Heinrich
Vogeler‚ auf der Basis eines intensiven Landbaues gesunde Wohn: und Lebensmöglichkeiten
schaffen zu können und zwar in Verbindung mit einträglicher Heimstättenarbeit auf handwerk:
licher Basis. Der Barkenhof, einst ein wundervoller Garten in zierlichem Biedermeiergepränge,
sollte für diese Aufgabe die Grundlage bilden, indem dort Landbau nach den neuesten Er:
fahrungen und zwar mit gärtnerischer Intensität getrieben werden sollte.
amrm;w msn—Meßmer; !" Schon einmal im 18. Jahrhundert war Worpswede der Ausgangspunkt großzügigster Land:
" „„ ;4
'19W „ :
besiedlung durch den Moorkolonisator Eindorff gewesen. Von der kleinen Bergeswarte, dem
1
„x ;:

Weyerberg aus, schloß er das weite, wilde Moor ringsherum nach wohldurchdachten Plänen auf.
Dieser Schulungsstätte erwuchs sdaon während ihres Aufbaues eine wichtige Aufgabe. Die Tat Findorffs fußte auf einem tiefen Verständnis der waltenden Naturgesetzlichkeit. Das
Es galt, den Barkenhof so einzurichten und umzugestalten, daß er in kurzer Zeit eine nach der wilde Moor wurde durch ihn gebannt und fruchtbar gestaltet. Die Eigenart der durch Findorff
biologisdt:dynamischen Wirtschaftsweise eingerichtete Beispielswirtschaft vorzustellen vermag. Diese gewandelten Landschaft in ihrer Herbheit, in ihrer gebannten Urwüchsigkeit und das daraus
Umgestaltungs: und Aufbauarbeit bot von vornherein eine hervorragende Schulungsmöglichkeit stammende seltsam wechselnde Atmosphärische hat seinerzeit Künstler an Worpswede gefesselt
für Lerntätige namentlich für solche, die am echten Siedeln interessiert sind. Es konnte deshalb und Worpswede zu dem weltbekannten Künstlerdorf gemadat. Aus diesem Zusammenhang wird
gleid1 nach dem Erwerb des Barkenhofes die Schulungsarbeit in einer überaus lebendigen Form ersichtlich, wie gesunde, das Bildekräftewirken der Natur berücksichtigende Landbebauung zugleich
einsetzen. Solch eine Aufbauarbeit nach biologisch:dynamischen Gesichtspunkten vermittelt einen die Grundlage künstlerischen Schaffens zu bilden vermochte.
viel tieferen Einblick in organische Zusammenhänge, als dieser durch einen schon fertiggestellten Vor Heinrich*Vogekr stand wohl in der damaligen Notzeit Findorffs Kulturtat, als er sich
Betrieb gewährt werden könnte.
[68
169
für die intensive Landbebauung auf dem Barkenhof praktisch entschloß. Seine Bemühungen sandigen Boden. Auf dieser sonnigen Fläche fanden die verschiedenen Gewürzkräuter eine besondere
scheiterten jedoch aus vielerlei Gründen, die im Rahmen dieser Ausführungen nicht interessieren
können. -—
Diese kurze Rüdcschau laßt uns in dieser Entwidclungslinie drei wesentliche Feststellungen
Anordnung aus dem Wesen der einzelnen Pflanzen heraus. Umrahmt ist dieser Gewürzkräuter:
garten von einer Alpen:Johannisbeerhecke und von einem breiten Blütenstaudenband. Viel Mühe
ist auf die andere Besonderheit verwandt worden, indem ein Teil des nördlichen Steilhanges durch
machen. Terrassen gegliedert wurde. Die Terrassenstufen sind mit Hilfe von Fasdrinen errichtet worden,
1. Die einschneidende Siedlungs: und damit Kulturtat Findorffs. wie dies die Abbildung deutlich erkennen läßt. Die breiten Terrassen sind mit Tomaten bestellt,
2. Die dadurdi geschaffene Grundlage Worpswedes fiir ein bodenständiges Kunsthandwerk während die schmalen Stufen einstweilen Bohnen tragen, im kommenden Jahr aber mit Monats.-
und später für die weithin bekannt gewordene Künstlerkolonie. erdbeeren bepflanzt werden.
3. Die aus dem künstlerischen Wirken und Empfinden geborene Idee, intensiven Landbau Zu einem so ausgedehnten
als neue Kulturaufgabe betreiben zu wollen. Gartenorganismus‚ wie ihn der
Barkenhof vorstellt, gehört auch
Der „Gartenhau: und Sied:
lerschule Worpswede, e. V.“ ist — eine harmonisch dazu abge:
es vorbehalten geblieben, inten: stimmte Viehhaltung. So
siven Landbau praktisch einzu: ist beabsid1tigt, bei einer wei:
richten und zu pflegen, aller.— teren Hinzupad1tung von einigen
dings mit einem ganz anderen Acker: und Wiesenstiicken im
Rüstzeug, als es seiner Zeit von ganzen drei Kühe, ein Pferd,
Heinrich Vogeler beabsichtigt einige Sdiweine und Schafe zu
war. Sidi voll einfühlend in die halten. Geflügel ist jetzt schon
Gegebenheitenvon Klima, Lage in ausreichendem Maße vor:
und Boden, in das, was schüt: handen. Hinzu kommen dann
zend und fördernd an Gelände.— HOCI1 die Bienen.
einschnitten, Baum- u. Strauch: Mitte März dieses Jahres
begann der Aufbau auf dem
werk vorhanden ist, entstand
ein Plan vielfältiger Nut: Barkenhof zunächst mit einigen
zungsmöglichkeit. Solch ein
Planen, das allen Feinheiten
eines örtlich Klimatisdien be:
Bau der 'l‘errassentl'a'daen und Anlage von Tomatenmällen
X5i2i2%1221 iim1tzhgaeg’dilezää'i
angewachsen sind. Bei diesen Lerntätigen handelt es sich in der Mehrzahl um bereits fadilidi aus:
Partie aus dem Glasgarten gebildete Gärtner, die das Biologisch:Dynamische in vollem Umfang kennen zu lernen wünschen,
gegnet, das sich in der be:
treffenden Lage und in den] Boden auswirlct, kommt nidit zu einem konstruktiven räumlichen Ge: um dann einen Teil der in größerer Anzahl angebotenen Stellungen einnehmen zu können. Die
stalten. Das Gestalten wächst vielmehr aus dem Dynamisdqen,’ welches in den Geländeeinschnitten, Lerntätigkeit umfaßt die Teilnahme an allen Verrichtungen in der Aufbauarbeit, dann aber audi
im Gewässer, in .den Baumgruppen und in der Lebendigkeit des Bodens waltet, heraus. Linien, die Kultivierungsmaßnahmen der jeweils fertig gestellten Anbauflächen. Bei diesen Kultivierungs:
Formen und Räume sind danach das Werk des erkannten Dynamischen. maßnahmen werden alle bisher aus der biologisch:dynamisdren Wirtschaftsweise gewonnenen
Ein Blick auf den Plan zeigt drei besonders belebte Kerne, die durch die Baumgruppen Erfahrungen verwertet. Insbesondere ist das Augenmerk auf die intensivste Nutzung klein zuge.-
und unter diesen durch die Kompostanlagen deutlich hervortreten. In unmittelbarer Verbindung schnittener Geländeflächen
mit diesen Kernen steht je: gerichtet. Dabei spielt die Ver:
weils eine intensivbewirtschaftete
wendung des Wanderglases
eine außerordentlich widitige
Anbaufiäche mit räumlichen
Gliederungen durch Hecken Rolle. Es konnten bereits in
und Beerenstrauchstreifen. Die diesemkurzenBewirtschaftungs:
Bewegtheit des Geländes ist abschnitt eine Reihe wichtiger
dadurdi keinesfalls eingedämmt Erfahrungen gesammelt werd en,
über die demnächst an dieser
worden. Sie bildet ja die Grund:
lage des Dynamischen, das in Stelle berid1tet wird. Größter
seiner Auswirkung eine erheb: Wert wird auch auf die Er:
liche Steigerung durch die noch fahrungssammlung mit Misch:
kulturen gelegt, die audi dieses
weiter getriebene Raumglieder:
ung erfährt. Trotz Beriidc: Mal bei der Anwendung einen
weiteren Schritt vorwärts ge:
sichtigung aller Bewegtheit im
Gelände ist es dennoch ge: statteten.
lungen, die Anbauflächen so zu Der Aufbau begann damit,
daß zunächst all die’enicen
gestalten, daß sie rationell im
wahren Sinne des Wortes be:
Überblick über Flächen (die in
die Terrassenanlage, den Glasgarten, der Kompostanlage II
und im Vordergrund über den Gemür3lrräutergarten Bearbeitiing
Verwendung von Not:\Wanderglas bei Busd'ibohnen über August.-Aussaat arbeitet werden können. Um genommen wurden, ein Ab:
die feiner und enger gegliederten Intensivanbauflächen gruppieren sich die größeren Anbauflachen, Soden der jeweils vorhandenen Pflanzendedce erfuhren. Diese Soden wurden sofort zu Korn:
posthaufen aufgesetzt Lind dann in sorgsame Pflege genommen.
immer aber wieder unterteilt durch Beerenstrauchptlanzungen in hedcenartiger Weise.
gefangen, oder besser noch gerahmt, wird dann das Gelände im Norden und Osten durch einen
Gleid'r5äi'fl Es bedarf nodi der Erwähnung, daß insgesamt gesehen der Boden auf dem Barkenhof von
sandiger, also leiditer Struktur ist. Das erste, was geschah, war die Einrichtung der Kompost:
Futterbaustreifen, auf dem in weiten Abständen Obstbäume gepflanzt stehen. stätten und ihre möglichst schnelle Besetzung mit Komposthaufen. Dann wurde Stück für Stüdc
Zwei Besonderheiten fallen im weiteren Verfolg des Planes auf, so ein Gewürzkräuter: des Landes in Kultur genommen, beginnend mit dem sogenannten Glasgarten, in dem haupt=
garten, ausgesetzt den vollen Lichtwirksamlceiten durch die Sonneneitiwirkungen und durch den sächlich das Wanderglas in Tätigkeit gesetzt wurde. Dieser Glasgarten ist auf der günstigst ge:
170 171
legenen Fläche in unmittelbarer Verbindung mit dem großen Teich eingerichtet. Die Glasverwendung 7. Sie tritt für die Erreichung echter Qualitäten bei Gemüsen und Früchten ein, wie sie die
bedingt eine reichliche \Wasseranwendung, die sich hier gut durchführen läßt. Nach der Einrichtung „Demeter“:Erzeugnisse vorstellen und hilft dadurdi an einem wichtigen Punkte mit an der Er:
des Glasgartens wurde die am weitesten östlidi gelegene große Feldfläd'ie init Mischkulturen bebaut, zeugung und Erhaltung volkswirtsdiaftlicher Werte in Deutsdiland.
während auf dem sogenannten Futterbaustreifen Lupinen ausgesät wurden. Die Lupinen haben Die „Gartenbau: und Siedlersdiule Worpswede, e. V.“ als gemeinnütziger Verein, ist mit
sich prächtig entwickelt und bleiben entgegen der vorher bestandenen Absidit als Samenträger allem Nadidruck bestrebt, die Schulungsstätte auf eine selbstversorgerische Grundlage zu stellen.
stehen. Nadidem auf diese Weise ein bestimmter Teil der Anbaufläche zur eigenen Selbst: Dies ist natürlidierweise durch die Aufbaukosten im ersten Wirtschaftsjahr nodi nidit zu erreidien.
versorgung und zur Abgabe von Erzeugnissen bebaut worden war, wurde zunächst der Haupt: Die Schulungsstätte ist daher vorläufig darauf angewiesen, von den bei ihr Lerntätigen, die eine
anfahrweg zum Hause neu gebaut, die Freiflädien um das Haus ausplaniert und der Gewürz: gute Unterkunft und kräftige Verpflegung auf dem Barkenhof erhalten und außerdem gegen
kräutergarten angelegt. Krankheit und Unfall versichert sind, ein Lehrgeld zu fordern. Falls es sich um arbeitslose Gärtner
Vor dem eigentlichen Aufbau war es notwendig, eine große Zahl von Bäumen, die hindernd handelt, ist es notwendig, daß besondere hilfreiche Regelungen gefunden werden.
im Wege standen, zu fällen. Die Mehrzahl der Stämme kam sogleich zur Brettsäge, und das
zugeschnittene Holz diente dann dazu, Frühbeetkästen zu bauen, Zaunpfähle herzustellen und einen
neuen Hühnerstall zu errichten. Fast alle durch den Aufbau entstehenden Arbeiten, so die
Gebäudereparaturen und der Innenausbau werden durch unsere Lerntätigen ausgeführt. Unter Wir bringen hiermit aus der Monatsschrift „Naturschutz“ vom Juni 1933
ihnen befinden sich ein Tischler, ein Ardiitelct und ein Feinniechaniker. Auf diese Weise werden (Verlag J. Neumann:Neudamm) mit freundlidier Erlaubnis des Herausgebers Prof.
alle Lerntätigeii auch mit diesen so wichtigen Verrichtungen vertraut gemacht.
Dr. W. Schoenichen folgenden Aufsatz zum Abdruck, der in sdiörier \X/eise von
Wie nun bei den einzelnen Kultivierungsmaßnahmen, besonders in Hinsicht der Boden: einem Stammgebiete der alten deutschen Heckenkuliur handelt.
bearbeitung, der Abdiingung und der weiteren Pflege der Kulturen vorgegangen worden ist, soll Möchten die Praktiker eingedenk sein, daß nur von ihnen durch die Tat des
der Inhalt einer besonderen später erscheinenden Abhandlung werden. Diese wird vor allem zeigen, Heckenanbaues eine wichtige Seite das Niedergangs:Zeitalter des Rationalismus
daß es möglich ist, mit geringen Mengen Dünger, der biologisch:dynamisdi behandelt und den und der Mechanisierung überwunden werden kann, weldie der deutschen Landschaft
Pflanzen unmittelbar in Rillen und Pflanzlöchern zugeführt wird, auszukonimen und dennoch zu und Landwirtsdiaft unerhörten Sdiaden zugefügt hat! . Sdiriftleitung
. .
einem normalen Erträgnis bei bester Qualität zu gelangen. Seit diesem Frühsommer wird mit Die
den Erzeugnissen des Barkenhofes eine Großhandelstirma beliefert, die es sich zur Aufgabe ge:
macht hat, nur Qualitätsgemiise aufzukaufen und weiterzuleiten. Die bei dieser Firma erzielten Urwuchsrgkert in der Kulturlandschaft
Preise liegen aus Oualitätsgründen zum größten Teil um ein Erhebliches über den Markt:Spitzen: Adelbert Sdiolaster, Dorsten in Westfalen
reisen.
Die Landschaft hat ihr Gepräge entweder durch die Formen der Oberfläche und die Vege:
13 Neben der praktischen Einführung der Leriitätigen in alle schweren und leichteren Ver: tation, die die Schöpfung ihr gab
#

dann nehmen wir sie als etwas Gegebenes hin —, oder sie
richtungen des Aufbaues und des Anbaues erhalten diese an zwei Nachmittagen und an einem hat ein hiergegen durch das Werk des Mensdien verändertes Gepräge, dann betrachten wir sie
Abend in jeder Woche einen theoretischen Unterricht. Dieser umfaßt zunächst die Grundlagen kritisch und beurteilen, ob bei der Gestaltung das Werk der Schöpfung anerkannt und so weit
in der Wirksamkeit der ätherischen Bildekräfte, Botanik auf geisteswissenscliaftlid'ier Grundlage,
Kulturanweisungen auf der Grundlage der biologisch:dynamischen Wirtsdiaftsweise, die gleidifalls als möglich erhalten worden ist oder ob der Mensch in Nichtachtung des Gegebeneri Sidi kurzer:
hand darüber hinweggesetzt hat. Das Werk des'Menscheri wirkt sich in verhältnismäßig geringem
die Grundlage zur ‘Ausgestaltung eines landwirtsdiaftlichen Organismus bildet, sowie alle weiteren Grade durch Veränderung der Oberflädie, aber in sehr starkem Grade durch Veränderung der
Fäd1er, weldie diese Wirtsdiaftsweise ausmachen. Der erste große Schulungskurs erhält Ende
November und Anfang Dezember seinen Abschluß durdi “einen Stägigen allgemeinen Gartenbau: Vegetation hinsiditlich ihrer Zusammensetzung und besonders ihrer flächenmäßigen Verteilung aus.
Die Wälder, die ehedem fast ganz Deutsdiland bededcten, sind unter dem Einfluß des Mensdien
kurs in Worpswede. im wesentlid1en auf die geringeren Böden und die der Landwirtsdiaft unzugänglichen Geländeteile
Zunädist muß und wird es Aufgabe der „Gartenbau: und Siedlerschule Worpswede, e. V.“ zurückgedrängt worden. Wo sie gerodet werden sind, breiten sich heute Felder aus. Es ist klar,
sein, entsprechend der Nachfrage nadi Gärtnern, welche die biologisch:dynamisd1e Wirtsdiaftsweise daß diese Versdiiebung im engsten Zusammenhänge mit der Vermehrung der Bevölkerung steht.
beherrsdien, sdion fadilidi ausgebildete Gärtner in diese Wirtsdiaftsweise einzuführen. Nebenbei Ist es aber audi klar, daß das radikale Vorgehen, dessen der Mensdi sich hierbei befleißigt hat,
finden aber ständig 3—8tägige allgemeine Gartenbaulcurse statt, sowie Siedlertagungen je nach richtig war? Er hat den Wald, wo er ihn in Feld umwandeln wollte, restlos geredet, so gründlidi,
den bestehenden Bedürfnissen. Vor kurzem fand bereits die erste Siedlertagung hier statt, über daß kein Baum und kein Strauch mehr an die frühere Vegetationsform erinnert, und er hat eine
die noch besonders berichtet werden soll. Audi mußte bereits an die Einriditung von Siedler: neue an ihre Stelle gesetzt, die dem Lande ursprünglich fremd war. Das Gesicht des Landes
führer=Kursen gedadit werden. ist dadurch völlig verändert werden. Im großen gesehen, ist das Kennzeichen der Landsd1aft in
So vermag die „Gartenbau: und Siedlerschule Worpswede, e. V." vielerlei dringendste Deutschland heute das, daß sie großflächenweise in Wald und Feld aufgeteilt ist, wobei das Feld
Zeitaufgaben in Angriff zu nehmen: den weitaus größten Anteil hat. Hat der Mensch ein Recht und ist es auch klug gehandelt, die
1. Sie sorgt für den geforderten Nachwuchs, der die biologisdi:dynami3d1e Wirtschafts: nidit von ihm gesd1affene Landschaft so von Grund aus umzugestalten, daß vom Ursprünglidien
weise beherrscht. nidits mehr zu erkennen ist? Die großflächenweise Zusammenfassung des Feldes geht so weit,
2. Sie entlastet laufend die Arbeitslosenfiirsorge durch Hereinnahme von Arbeitslosen in eine daß wir heute von einer Kultursteppe spredien. Das soll zunächst wohl nur heißen, daß das
Schulung, sowie durdi den Nachweis von offenen Stellen für soldie, die die biologisd1:dynamisdre Land in gewissem Maße das Aussehen einer Steppe erhalten hat. Das wichtigste Merkmal einer
Wirtschaftsweise bereits beherrsdien. soldien ist der völlige Mangel an Bäumen und Sträuchern und damit eine große Einförmigkeit.
3. Sie führt durch ständig stattfindende Siedlertagungen die Siedler in den naturgemäßen Gewiß haben audi endlose, wogende Kornfelder einen landschaftlichen Reiz. Aber abgesehen
Aufbau von Siedlungen ein, die diese vor schlimmen Rüdcsd-rlägen bewahrt und in kurzer Zeit davon, daß dieser Anblick sich nur kurze Zeit im Jahre bietet, befriedigt er nidit das Schönheits:
auf den von den Siedlern bestellten Flädien normale und vollwertige Erträgnisse gewährleistet. hedürfnis des Deutschen, der nidit die Gleichförmigkeit, sondern den anmutigen Wechsel liebt.
4. Sie sdiult Siedlerführer in der richtigen Einschätzung des zu besiedelnden Geländes und Das Schönheitsbedürfnis ist aber nicht bedeutungslos. Es kann sogar gesagt werden, daß es be:
in den jeweils daraus abzuleitenden Anbaumethoden. rufen ist, zu allererst bei der Beurteilung einer Erscheinung zu sprechen. Denn als schön emp:
5. Sie sorgt durch die Übernahme von Oberbeaufsic‘htigungen bei der Einrichtung von Gärt: finden wir nur das Gesunde, Harmonische. Wo wir die Schönheit vermissen, können wir mit
nereien und Siedlungen und deren geregelten Weiterführung für eine Wirtschaftlidikeit dieser Sicherheit annehmen, daß auch das Gesunde irgendwie gestört ist.
Unternehmungen. Nun gibt es in Deutschland ein großes landwirtschaftliches Gebiet, in dem der Mensdi völlig
6. Sie stellt eine sehr wichtige Stätte für die Sammlung von Erfahrungen in der biologisch: abweichend von dem geschilderten üblichen Verfahren gehandelt hat. Es ist das Münsterland.
dynamischen Wirtsdiaftsweise vor, deren Beachtung fiir den gesamten Landbau von besonderer Sein einzigartiges und vor den Wasserburgen und sonstigen Kleinodien zu nennendes Kennzeichen
Wichtigkeit ist. ist, daß es Feld und Wald zugleich ist; denn um Feldstüdce, Wiesen, Weiden und Geliöfte
172 173

laufen straudi: und baumbestandene Streifen, kurz Hedcen, und wenn sie auf eigens aufgeworfenen Vögel, die in den reinen Feldgebieten fast unbekannt geworden sind, verhindern. In den Hedcen
Wällen angelegt sind, Wallhecken genannt. Von der Höhe des Teutoburger Waldes gesehen, können audi die mäusevertilgenden Säugetiere, wie Igel, Iltis und Wiesel, sich erhalten,
sdieint das Münsterland ein unübersehbares Waldgebiet zu sein. Beim Wandern durch die Ebene In den Hed<en haben die mannigfaltigsten Sträucher, die anderwärts in Feld und Wald
aber bietet sich dem Auge ein nicht endender Wechsel von Feldern aller Art und von Hedcen fast der Vernichtung anheimgefallen sind, ohne daß sie es verdient haben, eine Heimstätte. Gerade
aller erdenklidien Linienführung und Form. Auf den Landstraßen und Wegen ist es, als wenn ihr Vorhandensein, das die Landschaft so ungemein versdiönt, spridit für die Naturliebe des
man auf dem Flur eines ungeheuer großen Gebäudes entlangginge und abwechselnd bald rechts, Münsterländers, denn sie sind fast garnidit Gegenstand der Nutzung. Das Münsterland ist trotz
bald links in ein immer anders gestaltetes Zimmer schaute. In der Tat stellen die Felder, Wiesen seiner hohen Bodenkultur fast ein Naturschutzgebiet zu nennen, und zwar eines, das nidit durch
und Weiden Räume dar, die von lebenden, grünen Mauern umgeben sind. Hier ist nicht eine den Spruch einer Behörde, sondern durch den freien Willen seiner Bewohner Naturschutzgebiet
Vegetationsform zugunsten einer anderen versd1wunden. Der Wald ist erhalten geblieben; denn geworden ist. Dafür gebührt ihnen der größte Dank.
die Hed<en sind, audi wo ihre Breite gering ist, durchaus waldartig, viele von ihnen, in denen Nach alledem berührt es seltsam, daß den Hedcen, die schon rein gefühlsm'a'ßig in ihrer
unter hohen Bäumen Unterholz und Gesträuch versdiiedenster Art ein undurchdringliches Gewirr Gemeinsdiaft mit dem Feld, ästhetisdi, biologisch und wirtsdiaftlidi eine andernorts nidit erreichte
bilden, sogar urwaldartig. Hier wußte der Mensch, daß Feld und Wald zusammengehören. Hier Vollkommenheit darstellen, in neuerer Zeit trotz Würdigung ihrer Vorteile als Erhalter der Feuditigkeit
war es sein Wille, den Wald audi auf der ganzen Fläche, die er in Feld umwandelte, zu er: und als Vogelschutzstätten Nachteile, und zwar so erheblidrer Art, zugeschrieben werden, daß es
halten. Da er ihn aber nicht einfach lichten und dann unter seinem Schirm Landbau treiben angebracht sein soll, die Hedcen zu beseitigen. Sie sind audi stellenweise sdion verschwunden.
konnte, wies er ihm am Rande des Feldstüdces einen schmalen Raum an und gab ihm so die Das ersdieint bei dem gesunden und konservativen Sinn des Münsterländers rätselhaft. Die
Form der Hecke. Die Hecke ist die glüdrlidßte Lösung für die Vereinigung von Feld und Wald Hecken haben auch nidit einen einzigen Nachteilf Sie entziehen dem Acker keine Nährstoffe,
und der Frage der Landschaftsgestaltung in der Ebene. Die Hecke verleiht dem flachen Lande denn sie bestehen aus Holzgewächsen, die sich, wie wir am Walde sehen, selbst erhalten. Der
ungeahnte Reize durch ihre Form und durch die Vermehrung des Grünen, das sich nidit nur in Wald wird hundert Jahre alt, oft nodi viel älter, und steht viele Jahrhunderte lang auf derselben
der Waagerechten, sondern audi in der Senkrechten darbietet. Im ‚Münsterlande wird niemand Flädie, ohne daß ihm durch den Menschen Dünger zugeführt wird. Die Selbsterhaltung erfolgt
auf den Gedanken kommen, von einer Kultursteppe zu sprechen. Das Land hat durch die Hedren in der Hauptsache durch den jährlichen Abfall des Laubes, in dem der größte Teil der aus dem

— und nur durch die Hedren


H

und ihre stellenweise Erweiterung zu förmlichen kleinen Baum:


beständen eine geradezu überwältigende Schönheit erhalten, eine Schönheit, die besonders be:
Boden aufgenommenen Nährstoffe enthalten ist und durch dessen Zersetzung sie dem Boden
wieder zugeführt werden. So gibt die Budie 82 Hundertteile der aus dem Boden aufgenommenen
glüdcend ist, weil bei ihrer Gestaltung der Mensdi Aditung vor der Schöpfung bewiesen hat. Nährstoffe durch den Laubabfall an den Boden zurück, nur 18 Hundertteile werden im Holz fest:
Denn es ist anzunehmen, daß nicht nur Nützlichkeitserwägungen bei dieser Gestaltung der Land.- gelegt; und auch diese werden vermutlidi durch fortsdueitende Verwitterung des Bodens und durch
sdiaft und bei ihrer Erhaltung bis in unsere Tage geherrsdtt haben, sondern daß ein gesundes neue Zufuhr aus den tieferen Bodensdiiditen ersetzt; sonst wäre das jahrhundertelange Bestehen
Gefühl, eine innige Verbundenheit mit der Natur, die noch heute beim Münsterländer überall zu der Wälder, denen man fortlaufend das Holz entnommen, deren natürlidie Lebensbedingungen
beobachten ist, mindestens mitleitend war. man aber einigermaßen erhalten hat, nicht zu erklären. Die Nährstoffe, die die Hecke etwa dodi
dem Acker entziehen sollte, gibt Sie durch ihr Laub, von dem ein Teil immer ins Feld hineinge:
Der so entstandene Landsdiaftsdiarakter erscheint im Vergleidi zur Kultursteppe im ganzen weht wird, zurück. Es ist auch zu bedenken, daß selbst die ansprud13vollsten Holzarten einen
wie im einzelnen urwüdiSig. Das ist um so mehr beaditenswert, als das Münsterland sdion um ein Vielfadie$ geringeren Bedarf an Bodennährstoffen haben als die landwirtsdiätlidieti Ge:
wegen der Nähe des rheinisd1:westfälisäen Industriebezirks zweifellos intensiv bewirtschaftet wird. wächse. Auch eine Schädigung des Adeers durch Entzug von Bodenfeuchtigkeit findet nidit statt,
In der urwüdisigen Schönheit des Landes wurzelt sogar erst seine Fruchtbarkeit und die Möglich.— da die Hedcen das nötige Wasser im wesentlichen doch nur ihrem begrenzten Standort entnehmen.
keit einer gesunden Wirtschaft. Die unzähligen, in Breite, Dichte und Höhe stets wediselndeti
Hedren erhalten in starkem Grade das biologische Gleichgewicht, das durch nüchternes, auf Er: Daß sie dagegen feuchtigkeitserhaltend wirken, und zwar auf ziemlidi große Entfernungen hin, ist
oben schon ausgeführt. Wenn die Hed<e in mandien Fällen vom Feldrande den Regen abhält
zielung des größten Nutzens gerichtetes Rechnen sdion oft verhängnisvoll gestört worden und nur oder den Feldrand zu stark beschattet, so kann leidit durch eine schwache Auslid1tung oder durch
sehr schwer wiederherzustellen ist. Die Hed<en verhindern die Annäherung des Klimas an ein Ausästung einzelner Bäume geholfen werden. Dasselbe gilt, wo zur Zeit der Ernte der Luft.-
Steppenklima und erhalten in gewissem Grade das Waldkiima, Sie verhindern das ungehemmte durdizug für das Austrodmen der Getreidegarben gar zu gering sein sein sollte. Es braucht des:
Durdistreidien des Windes und lenken ihn, besonders die erhöhten Wallhecken, nadi oben ab. wegen nidit der ganzen Hedce das Todesurteil gesprochen zu werden. Der scheinbar schwerste
Dadurdi wirken sie der zu starken Verdunstung und der Austrocknung des Bodens entgegen, Einwand gegen die Hecken ist der, daß sie zu viel Platz einnehmen, der weit besser dadurch
was besonders auf dem vielfadi leichten, sandigen Boden des Münsterlandes ein unschätzbarer ausgenutzt werden könnte. daß er unter den Pflug käme. Aber die Hed<en nehmen nach Fritz
Vorteil ist. Durch die Herabsetzung der Verdunstung wieder erhalten sie die Wärme, die im Mielert's „Westfalen“ (Verlag Velhagen & Klasing 1923) nur acht vom Hundert der Bodenfläche
Verein mit der Feuchtigkeit erst der Kleinlebewelt des Bodens das Leben und die Tätigkeit er.- ein, und dieser Satz hat sich seit Erscheinen des Buches zweifellos noch verringert; Er zeigt, daß
möglicht, die den Landwirt bei der Herbeiführung der Bodengare so wesentlich unterstützt. Der der Gewinn an Flädie durch das Roden der Hedcen nur so viel wäre wie ein Tropfen auf einem
Forstmann erstrebt in neuerer Zeit durch Herstellung einer möglichst weitgehenden Ungleichaltrigkeit heißen Stein, daß er weder für den Einzelnen noch für die Allgemeinheit eine irgendwie spürbare
der Bestände, d. h. möglichst starken Wechsel in den Höhenstufen, die „Luftruhe am Boden“, Besserung der Lage bringen könnte. Aber gerade auf die Verringerung der landwirtsdiaftlich
um eine ungestörte Bodentätigkeit zu ermöglidien. Diese Luftruhe am Boden kann audi in der bebauten Fläche um acht vom Hundert und auf die Bestockung dieses kleinen Teiles durch die
Landwirtschaft nur günstig wirken. Sie wird durch die Hecken in hohem Maße gewährleistet. das biologische Gleichgewicht wahrenden Hedren, auf das innige Gemisch von Feld und Wald ist
In diese urwüchsige Landsdiafl paßt vollkommen das erfreuliche Bild hinein, das die münster.- wohl zum größten Teil die Fruchtbarkeit des Münsterlandes zuriidczuführen. Lesen wir doch sdion
ländische Weidewirtschaft bietet, bei der das Vieh vom zeitigen Frühjahr bis zum späten Herbst im Immermanns „Oberhof“ die staunenden Worte des Pferdehändlers: „Idi bin mit meiner Koppel
Tag und Nadit im Freien bleibt. Die Hedren gewähren dem Vieh Schutz gegen Wind, Hagel vorgestern durch den Roggen und Weizen geritten, und Gott Strafe mich, wenn was anderes als die
und Sonne und zweifellos auch gegen Blitzschlag, denn ohne Hecken ist das Vieh der höchste Köpfe von den Pferden über die Ahren hinübersahen. Ich dadite, ich würde ersaufen.“ Und Her,-
Punkt im Gelände. Drängt sich das Vieh bei schweren Gewittern an den Rand und an den mann Löns sdneibt in seiner „Wallhed<e“z „Steht anderswo der Roggen so, daß ein großer Mann
Ausgang der Weide, so ist es dort an einer Heckenmauer sidierer, als wenn die Einfriedigung samt dem Hute auf dem Köpfe darin verschwindet? Und wo gibt es Weizen, der soldie Ahren
aus einem Drahtzaun besteht, wie es mandierorts sdion der Fall ist. Denn jeder einzelne Baum hat, so dick wie ein Finger?“ Es liegt ein Segen in der möglichst weitgehenden Erhaltung der
stellt eine Erdleitung dar, während in Drahtzäunen der Blitz mandimal Hunderte von Metern ent: ursprünglichen Natur, in der Bewahrung der Urwüchsigkeit, die durd1aus möglich und nidit kultur.-
langfährt, falls nicht für genügend Erdleitung gesorgt ist; aber auch dann dürfte die Gefahr nodi feindlich, sondern kulturfreundlich ist. Er muß nicht erst erkannt werden, wenn er mit dem Ver-'
größer sein als bei der Hed<e‚ die durch ihre unzähligen Zweigspitzeri sehr viel Elektrizität ab.- schwinden der Hecken ausbleibt und wenn das Münsterland, das mit seinem Landschaftscharakter
leitet, ohne daß es zum Uberspringen in der Form des Blitzes kommt. so einzig dasteht, daß es überall beneidet und nachgeahmt werden müßte, sich in nichts mehr von
Die Hecken sind durch ihre unmeßbare Ausdehnung die sicherste Brutstätte für zahllose den übrigen deutschen Landen unterscheidet.
Vögel und die verschiedensten Vogelarten, die in der Kultursteppe vergeblich einen Nistplatz sudien. Die Urwiidisigkeit des Münsterlandes ist nicht nur der Landschaft eigen, sondern audi den
Es kommt ihnen die ganz große Bedeutung zu, daß sie das gebietsweise Aussterben unserer Menschen und ihrer Siedlungsweise. Dörfer gibt es wenige. Aber über das ganze Land ver:
174
175
streut liegen einzeln die Bauerngehöfte, alle umarmt von grüner Pracht und von dem Fremden oft gebaut in eine alte Hofanordnung; die Planlosigkeit drückt sich nodi besonders aus in der Form:
nur durch Zufall zu finden. Der Ostdeutsdie wandert im Münsterland wie in einer anderen Welt.
Er wandert stundenlang und trifft kein Dorf und wenig Menschen und ist dodi nirgends in ver.- losigkeit der Gebäude und der Zwecklosigkeit mancher Architektur. Die Pferdeköpfe am Giebel,
lassener Einsamkeit. Er wandert wie im Walde und sieht dodi überall wohlbestellte Felder. Es die ihre formvollendete Silhuette in den Himmel ragen ließen, als Stuckköpfe tauchen sie über der
ist ihm wie ein Traum. Halbvergessene Bilder steigen in ihm auf, die er einst in seinem Ge.- Stalltür wieder aufl Wir treten in eins der alten Häuser und bitten um einen Trunk. In einem
schiditsbudi in der Schule gesehen, Bilder von den germanischen Siedlungen im Urwalde. Und achtlos gegossenen Kristallglas mit sinnlos eingekerbten Schnörk€ln wird uns die Mildi angeboten.
plötzlich ist er in einer altvertrauten, ersehnten Welt, und er glaubt, es müßten jeden Augenblid< Die Diele, auf der wir stehen, enthält nichts, aber auch nichts, was auf ein Verhältnis des Bauern
aus dem Busch die alten Germanen heraustreten, und fürwahr, er kann sie sehen, wenn er den zu seinem Land deuten würde. Der Anstreidier im Dorfe hat Farben gewählt, die in ihrer
reckenhaften Gestalten, die ihm begegnen, in die Augen sieht. Jetzt findet er es auch ganz in Disharhwnie ängstigen. Eine breite, sdireiendbunte Blumenborte soll alles wieder gut machen.
der Ordnung und schüttelt nidit den Kopf, wenn er an ganz einsamer Stelle der Landstraße sich Die Haustür steht weit offen, draußen wogt das wunderbare Spiel heranreifender Kornfelder,
plötzlidi vor einem Sdiulgebäude sieht, obgleidi weit und breit kein Dorf zu erblid<en ist. Das ist wölben sich helle Wolken vor einen sonnendurdileuchteten, blauen Himmel, umrahmt von einigen
Urwüchsigkeit. Nicht nur einzelne Kinder haben täglich weite Wege zur Schule zurückzulegen wie hohen Eichen des Hofes.
in den Dörfern, sondern in diesen Bauernschaften haben es nahezu alle Kinder Welt, zum Teil Der Bauer sieht das alles nicht, sondern beschäftigt sich damit, daß das eine Feld wohl zu
wenig Kali hat und zuviel Stid<stoff und hofft, daß kein Regen ihm sein Feld glattsd11ägt. Dem
sehr weit zur Schule. Und tagaus tagein gehen sie durch eine soldie Landschaft, zwischen Hecken,
durch Waldstiidce, über Heide und Moor. Sie lernen die Natur kennen und lieben und werden anderen wünscht er Regen, damit der Stidcstoff besser ansd11agen möge, so unterhält er uns,. den
sich nidit leidit an ihr vergehen. So kommt es auch, daß der Fremde bei dem Landvolke nie Hinweis auf das schöne Bild überhört er. Wir fragen ihn, warum er denn seine Diele so angestrichen
eine rohe Tat beobaditet, und daß er in der einsamsten Gegend in völliger Sidierheit wandert, habe. Das wäre die zweckmäßigste Farbe, denn die vielen Fliegen und der Staub beim Dreschen
machen alles schnell schmutzig.
\

von jedem Begegnenden wohlberaten. Fuhrwerke kommen ihm entgegen, schwerbeladene zwei:
rädrige Karren und audi vierrädrige Wagen. Beim ersten fällt es ihm nicht auf; dann aber sieht Wir wandern weiter und sind gefangen von dem Erlebnis, wie der Bauer nidit drinn steht
er, daß es kein Zufall war: der Bauer, der Knecht geht nicht hinter dem Pferde als ein Treiber, in seiner Welt, wie ihn die Felder nidit mehr durchpulsen mit der Pracht ihrer organischen
sondern neben dem Köpfe des Pferdes wie sein Kamerad, oder er geht ein paar Sdiritt vor dem Schönheit, und wissen nun, warum die Söhne das Leben, ihrer Vorfahren nidit mehr erfassen
Pferde her, ruhig und bedächtig als ein gütig Führender. Kommt eine schwierige Geländestelle können. Es ist ihnen der Sinn dafür verloren gegangen, daß die Landwirtschaft ein lebendiger
oder eine \Wendung, so faßt er das Pferd am Zaum und hilft ihm ruhig und sorgsam. Mit Organismus ist, ein zusammenhängendes Ganzes, wie sie selbst es sind.
lautem „Ho hopp“ oder mit Namen ruft der Bauer seine Pferde von der Weide; manchmal hat So wird dem denkenden Menschen klar, daß jenes liebevoll gebaute und geschaffene Gut
er.audi so viel Zeit, daß er eine halbe Stunde mit ihnen Fangen spielt. heute wie etwas Fremdes dastelien muß, das nur noch in Museen ein gepflegtes Dasein fristet,
Es liegt etwas Glückhaftes in der münsterländischen Landsdtaft und ihren Bewohnern. uns mit so seltsamen Empfindungen befällt, solch traurigen, solch fröhlidien und dazwischen so
Mögen die Menschen durch Baum und Strauch im Hedcenwald die Mahnung raunen hören: etwas wie liebereiclien und schenkenden. Dazu liegt es wie Dornrösd1ensd‘rlaf auf soldiem alten Gut.
Laßt es nie anders werden. Mögen auch die Söhne Westfalens, die ihre Heimat verlassen, um Aus diesem alten Gut steigt eine Bauernzeit auf, erfüllt von einer Lebenskultur, die jedoch durch:
atmet war vom Hauch der Felder. Aus den Ackertluren des Frühlings, Sommers und Herbstes
sich im deutsdien Osten anzusiedeln, das uralte Vermäditnis ihrer Vorfahren, die Hecken und
W’allhecken, nidit vergessen und einen kleinen Teil ihres Feldes für sie opfern zu dessen Sdiutz webte es sich wie ein Geistiges=Seelisches in das Herz der Menschen. Der Winter kristallisierte
und Fruchtbarkeit, als urwüchsige Heimstätte der Bäume und Sträudier, zur Veredelung der Land: dann in wundersamem Niederschlag die Erlebnisse draußen. Aus Winternadit leuchtete die
sdiaft und Erhaltung der Naturliebe. Ihr Beispiel wäre der Nadieiferung wert. *) künstlerisdie Fülle einer lebentragenden und spendenden Scholle.
Wir werden heute kaum den Weg zu alten Dingen zurücksclireiten dürfen. Ein Zeitalter
mit Technik und neuen Bewußtseinskräfteri ist heraufgekommen. Durch analytisch:materialistisches
Denken müssen wir uns hindurchringen zu schöpferischem Zusammensehen in organischc2m Gestalten
dessen, was heute ist. In der vollen Durchdringung der heutigen Tatsachen mit neuer geist:
Wenn wir durch die Felder schreiten! getragener Erkenntnis wird der Bauer lernen, wo er bei sich auszumisten hat, damit die Synthese
gefunden wird zwischen jenem, was war, und dem, was heute da ist an Wissen und Fortschritt.
Walter Hundt Zum Sdiluß soll noch gesagt sein, daß es nidit ganz leidit sein wird, das was als Ausdrudc
Betrachten wir alte, wunderschöne Hausgiebel, sehen wir Truhen und Gerät unserer Väter, neuer Erkenntniskräfte entsteht, zu erkennen, denn die merkwürdigerweise trotz einer bisher
kramen wir auf alten Bauernhöfen herum, dann gehen, wenn wir ein wenig denkende und materialistischen und analytischen Wissensüaftlidüeit geübte Art einer Beurteilung ging zum
empfindende Menschen sind, seltsame Strömungen in uns herum. Kommen wir zu Mensdien, größten Teil über die des nur Gefühlsmäßigen. Es muß heute sdion Denken, Fühlen und Wollen
in deren Hausungen altes Gut lebendig gepflegt wird, dann ist meist ein Feines, Wohltuendes um hereinbezogen werden in unsere Sdiauungskraft. Lernen wir diese drei Kräfte in uns gleichzeitig
uns verbreitet, ähnlich den Empfindungen in einem Garten mit vielen Wegen und Stegen, Hecken entfalten, dann müßte es schon gelingen, daß der Bauer aus dem heutigen Aufgerufensein zu
und Zäunen, wo eine Vielheit jeden Raum so schön ausdehnt, daß Maß und Zahl ihren Sinn verliert. einem erneuerten Bauerntum auch den riditigen .Weg besdireitet.
In heimatkundlichen Museen verliert der Besucher sich im Ansdiauen der dort aufgestellten Der Bauer wird seine Köpfkräfte wieder in die Hand strömen lassen, im sinnvollen Aus:
Welt in tausendfadien Nuancen der Formen und Gestaltungen. Keine Truhe gleicht der anderen, gleich. Die Bildekräfte ausstrahlende Hand, die den Umschlag der Demeterhefte ziert, wird dann
wundervolle Bauernteppiche sprediefl von Farbenfreude und tiefem Sinn für das Wogen der Farben mehr sein als ein Symbol. Wir erkennen in diesen künstlerisdien Linien jene starken Impulse,
über den Feldern. die aus Kopf und Herz wieder zur Hand strömen und die Welt des Pflanzen: und Tierreidies
Da sind wir an dem Punkte, der mir zum Erlebnis wurde. Wenn wir durch die Felder sinnvoll beleben.
schreiten im Frühling, weldie wunderbare Gesetzmäßigkeit —
leben diese Farben nidit in den
Giebelwänden der alten Höfe? Dieses helle Grün, dieses lidite Blau und jenes satte Braun ab
und zu durchbrochen von Rot und Gelb.
Betrachten wir dann jene alten Krügel Die Erntefarben sind da auferstanden. All die
Erntefreude steht in den Formen der schmüdcenden Linien. Seht dodi diese weizengoldenen Als Anregung zu weiterer, noch eindringenderer Bearbeitung der angeschnittenen
Töne, das satte Braun der Gerste. Der sdiäumende Gerstensaft kündet sich festlich damit an. Beobachtungen bringen wir neuerdings einen Bericht eines uns als sehr geschult be:
Kornblumenblau und Nelkenrot mengt sich dazwisdien und windetKränze in das ernteverheißende kannten Gartenfreundes. Schrifjjeijung
Gelb der Krüge und Kamen.
Eines Tages wandern wir durch ein altes Dorf. Es leuditen die alten Giebel hier und da Versuche mit 500 und 501
unter den ragenden Bäumen, aber da stehen moderne Scheunen und Wohnhäuser planlos hinein: Uber meine Versudie mit 501 an Kakteen und anderen Topfptlanzen habe ich im Oktober.—
*) Siehe Demeter 1931 S. 121, 1932 S. 119, 143, 159, 1933 S. 14 und 45.
Heft der „Demeter“ 1932 berichtet. Die wesentlichste Erscheinung bei diesen Versudien war die,
daß auf eine Bespritzung mit 501 am 5. Dezember 1931 verschiedene Cereen und Phyllokakteen
176 177

bereits Anfang Januar 1932 Knospen zeigten und, zum Teil um viele Wodien verfrüht, mit viel fehlende humide, kühl:feuchte Klima zurüdcgegeben, sie wurden wieder gesund und damit müssen
vollkommeneren Blumen als in den früheren Jahren bei sonst ganz gleicher Kultur geblüht haben. notgedrungen audi die Schmarotzer versdiwinden. Es ist festzustellen, daß 1933 die Spedite nicht
Im Jahre 1932 madite ich den Gegenversudr. Die Pflanzen bekamen zwar 501 im Mai, mehr an den Bäumen gehad<t haben, die voll von alten Spechtwunden sind. Das nasse Früh:
jahr 1932 und 1933 hat die Wirkung von 500 sicher bestens unterstützt; daß es aber nidit die
Juni und Juli, außerdem aber 5: oder 6:mal 500. Es war anzunehmen, daß eine Pflanze, die
500 bekommen hat, auf 501 nicht so stark und willig reagieren würde, wie die gewissermaßen Ursache der Gesundung sein kann, beweisen die Vergleidisbäurne in den Nachbargärten.
ahnungslosen Pflanzen vom Dezember 1931. Wenn aber 500 tatsädilich die ihm zugeschriebene 1933 wurde 500 nur im Frühjahr gegeben, dafür aber 501 schon am 3. Mai, ferner am
Wirkung hat, so müßte es, dreimal so oft angewendet als sonst zuläßig ist, die Einwirkung von 22. Mai, 2. Juli und 4. August. Trotzdem Mai und Juni 47 Regentage hatten, mit Regenmengen,
501 irgendwie aufheben und darüber hinaus Erscheinungen zeitigen, die eindeutig als für 500 ty: die seit 1845 nidit gemessen wurden, audi der Juli sehr naß war mit schweren Wolkenbrüchen,
pische Wirkungen kenntlich sein mußten. waren alle Stauden, die wie 1931 und 32 keine Düngung, aber im März 1933 3 mm Kompostbekommen
Das Ergebnis des Versudies hat diese Überlegung bestätigt. Dieselben Phyllokakteen, die hatten, viel standfester als je. Einige Staudenarten, die ich bisher nur halbliegend kannte, standen
seit 7 Jahren Jahr um Jahr ziemlidi gleichmäßig, 1932 aber durch 501 veranlaßt verfrüht geblüht Ende August nodi ohne jede Stütze vollkommen aufrecht. Eine Ritterspornstaude, im Herbst 1931
hatten, haben 1933 trotz des vorausgegangenen wundervoll warmen und trockenen Herbstes keine nodi als sehr sdiwache Pflanze gekennzeichnet, im August 1932 mit einigen Händen voll präpa:
einzige Knospe angesetzt. Nur ein Phyllocactus Adcermannii hybr., der immer zweimal mit je 3 riertem vererdetem Pferdemist gedüngt, hatte 7 Stengel bis zu 233 cm Höhe, die nicht angebunden
bis 5 Blumenblüten blühte, bradite ganz verspätet im August eine Blüte. Dabei standen die waren; nur in einem nächtlichen Wolkenbruch, der in ein paar Stunden 30 mm Niederschlag
Pflanzen den Winter über heller als sonst, was den Blütenansatz begünstigen würde. Zwei brachte, brachen einige der 70 cm hohen, 15 cm dicken, vollerblühten, riesenblumigen Rispen.
Pflanzen versd‘tiedener Arten erkrankten unter ganz ähnlidien Erscheinungen, wie sie früher einmal Alle Fachleute bewundern in meinem Garten die vollkommene Gesundheit, harmonische
bei einer Uberdüngung mit Jauche aufgetreten waren: Große Stüd<e der Gliederfiädien bekamen Uppigkeit und völlige Ungeziefer: und Krankheitsfreiheit aller Pflanzen und erklären es für un.-
erst rote, dann schwärzlidie Pocken und fielen heraus oder trodcneten unter Schw‘a'rzung ein. glaubli'ch, daß dieser Stand in einem seit 4 Jahren ungedüngten kalten steinigen Lehmboden er:
Bleibender Sdiaden ist aber nicht entstanden. reidit wurde. Einige sagen, ich täuschte mich; nicht die Präparate hätten die fabelhafte Wirkung,
Eine einzige Ausnahme gab es: Cereus flagelliformis blühte und zwar in zwei völlig ge.- sondern die Harmonie und Gesundheit des Gartens sei Auswirkung meiner Persönlidikeit. Was
trennten Absdinitten wie 1932. Nun muß man wissen, daß diese Kaktusart in hohen Gebirgs: mir vorläufig audi redit sein kann; denn sie geben damit zu, daß es auch andere als grobmaterielle
lagen in kühl:feuditem, also humidem Klima beheimatet ist. 500 war ihr also ebenso angemessen Einwirkungen auf die Pflanzenwelt gith Hortulanus
wie 501, und so blühte sie wie sonst. Auffällig ist nur, daß die diesjährigen Neutriebe viel satter
gefärbt und viel kräftiger sind als alle früheren.
Audi der Stauden: und Baumgarten bekam 1932 viermal 500 statt zweimal und zwar mit
der Absicht, sogar Schäden mit in Kauf zu nehmen, wenn nur eine typische Wirkung eindeutig
festzustellen war. Aus allerWelt
Es konnte eine jedermann auffallende Zunahme des Längenwad13tums vieler Pflanzenarten lnHolland
festgestellt werden, die bis zu 50 % des bisherigen betrug. Zugleidi aber zeigte sich stellenweise wurde von der Regierung dem Zentralweizeninstitut das Monopol für die Einfuhr von Weizen,
eine ungenügende Festigkeit gegen Wind und Regen, wie bei einer Uberdiingung mit Stickstoff. Roggen, Gerste, I-Iafer, Mais und Reis erteilt und ferner Einfuhrzölle für Futterweizen von
Von einer ganz besonderen und noch nie und nirgends beobaditeten Uppigkeit waren immergrüne, 1 Gulden für 100 Kilogramm, für Hafer von 3 Gulden für 100 Kilogramm eingeführt. Die
niedrige Schattenpflanzen, besonders Haselwurz, die in sd1attigen Laubwäldern bei uns als be.- Preise für Genußweizen sollen wenigstens bis auf den Vorkriegsstand erhöht werden.
sdieidenes kleines Kräutlein wild vorkommt. Sie bildet jetzt strotzende Polster von 24 cm Höhe, In der Schweiz .
gleidigültig ob sie auf reidiem oder armem Boden steht, in tiefem Sd1atten ebenso wie in scharfer steht die Einführung einer Zinshilfe für notleidende Bauern bevor. Der Bund will sich an dieser
Mittagssonne; gerade diese letztere Ersd1einung ist ein ganz auffälliges Phänomen, über das sich Aktion mit 20 bis 25 Millionen Franken beteiligen. Außerdem sollen die Kantone heran:
alle Wissenschafter und Gartenfadileute nicht genug wundern konnten, von denen ich mir alle gezogen werden.
meine Beobaditungen bestätigen ließ, um jeden Vorwurf der Selbsttäuschung von vornherein zu
entkräften. ’

.
In Ungarn
Die wichtigste Beobad1tung aber ist eine andere, an die sich weitreidiende Hoffnungen steht eine Verordnung bevor, wonadi die Getreideproduzenten einen Teil ihrer Steuern durch
knüpfen lassen. '
Lieferung von Weizen abstatten werden können. Die Regierung hat dieser Zahlungsweise ur:
Es stehen in meinem Garten ziemlich viele Eschen im Alter von 40 bis 80 Jahren. Diese sprünglich Widerstand entgegengesetzt, solange die Getreideverwertung nodi nidit geregelt war.
waren kräftig und gesund aufgesdiossen, als die ganze Umgebung meines Besitzes und dieser Da nun diesbezügliche Vereinbarungen getroffen werden sind, glaubt die Regierung, das als Steuer
selbst nodi ein dichter verwadisener Linden: und Eichenpark war. Durch die Bebauung wurde abzuführende Getreide rasd1 placieren zu können, ohne im Weizenpreis besondere Verschiebungen
dieser so geliditet und durdalüftet, daß den Eschen die ihnen auf unserem Boden unerläßliche Erd: hervorzurufen.
und Luftfeuchtigkeit fehlte und sie anfällig wurden für Schädlinge. Alle älteren Eschen sind vom Die diesjährige gute Ernte und die Aussichten für eine günstige Ausfuhr haben zu einer
kleinen Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxini) befallen; im Splint des Stammes allein hausen in jedem Erhöhung der Bodenpreise in den letzten Wodien geführt. Es wird angegeben, daß in einzelnen
Baum 10—20000 Larven. Die Kronen der Bäume zeigen viel dürres Holz und ganz spärlichen Gegenden die Preise gegenüber den vor der Ernte um etwa 10 bis 15% gestiegen sind.
Trieb; die Stämme sind hoch hinauf astlos. Die Bäume ringsherum sehen ganz jämmerlidi aus, Im ersten September:Ministerrat erstattete Finanzminister Imredy Bericht über die bisherigen
die größten wurden im letzten Winter umgeschlagen. *

Ergebnisse der Steuerzahlung mit Getreide. Diese Ergebnisse hätten die Erwartungen vollauf
Schon 1931, als ich anfing biologisdi:dynamisdi zu wirtsdiaften, fiel mir auf, daß an den erfüllt, denn es seien etwa 500000 Doppelzentner Getreide eingegangen. Mit Rüdcsidit auf diese
kahlen Stämmen meiner Eschen neue Zweige sich bildeten. 1932 hatte ich einen doppelt so günstigen Resultate hat die Regierung beschlossen, das Steuergetreidesystem auszubauen.
großen Anfall an Herbstlaub wie 1931. Und jetzt im Sommer 1933 stehen meine Eschen tief:
In Oesterreich
grün und did'it belaubt mit Jahrestrieben bis zu 1 und 2 Metern in einem soldien Kontrast zu
denen der Nachbarsgärten, daß der ungläubigste Gärtner und Laie zugeben muß, daß hier etwas los ist. wurde der Weizenzoll von 8,8 auf insgesamt 12 Goldkronen erhöht, nachdem der Zusatzzoll im
Die Rasenfiädie, auf der die Esdien stehen, hat vor der Bebauung des Grundstüch und
März von 5 auf 2,8 ermäßigt werden war. Der Grund dieser Maßnahme liegt in den Preis:
bis 1931 mehr Düngung durch Fall:Laub und audi Mist, Nitrophoska und Harnstoff bekommen rüd<gängen der letzten Zeit; die landwirtsd1aftlichen Kreise hatten von der Regierung Maßnahmen
verlangt, weldie ihnen den bisherigen Preisstand sichern sollen. Dies soll durch die Verordnung
als seither, ohne daß den Bäumen das irgendwie geholfen hätte. 1931 wurde nidit gedüngt, 1932 bezwedct werden.
gab es 20 g/qm Blutmehl, 1933 2 mm biologisch:dynamischen Kompost und 10 g/qm Hornmehl,
Düngermengen, die durch das alle 10 Tage abgeerntete Gras mehr als aufgezehrt sind. Es kann Auch der Juli zeigt eine anhaltend große Weizeneinfuhr mit 266616 Doppelzentner gegen
nur 500 die ganz stupende Wirkung hervorgerufen haben, die ja völlig mit den diesem Präparat _ 252404 dz im gleichen Vorjahrsmonat. Fiir die ersten sieben Monate ergibt sich damit eine Gesamt:
zugesdiriebenen Eigensdiaften übereinstimmt. Es wurde gewissermaßen den Bäumen das ihnen einfuhr von 2211680 dz gegen 1624655 dz im gleidien Vorjahrsabsd1nitt. Im August wurde der
178 179

\Ve‘zeneinfuhrzoll bekanntlich zweimal hintereinander erhöht und es bleibt nun der Erfolg dieser
Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse erfüllen können. Einige Maßnahmen werden bereits
durchgeführt, andere stehen in Vorbereitung, damit auf dem Getreidemarkt eine vollständige Ge:
b1aßriahme abzuwarten. Von der Einfuhr stammten (in Doppelzentner) 606077 aus Ungarn,
aus Argentinien, 404 504 aus Kanada, 196581 aus den Vereinigten Staaten, 123646 aus
Jugoslayieri,
530340 sundung eintrete. Hierzu gehört insbesondere die entsprechende Verwendung des Interventions:
fonds zum Aufkauf der Ubersd1üsse, ferner die Verarbeitung von Roggen zu Spiritus, die De:
während der Rest sich auf ver3diiedei‘ie Länder verteilt. Österreich dedct ‚sonadi seinen Weizen.- naturieruiig von Roggen oder Schrot zu Futterzwecken. Die Frage des Getreidemonopols ist
bedarf mehr bei den überseeischen als bei den Balkanproduzenten ein. nodi offen.
Jugoslavien
wird seinen Weizenexport nach jenen Staaten, mit denen ein Präferenzvertrag abgeschlossen wurde,
durch die privilegierte Getreideexportgesellschaft abwickeln. Die Ausfuhr in die übrigen Staaten
ist frei, doch müssen sich die Exporteure Ausfuhrbewilligungen verschaffen. Aus Briefen
In Polen Spelzbau. Der Artikel über „Spe13bau“ im Juliheftder Bäui'in nodi merklidr rüstig — unsern Gruß erwidernd
„Demeter Zeitung“ liatmich sehr interessiert. Jch habeJhnen j 3eigte sie sich gewiß nodi weit älter, als erst gedadit, und
gehen die Getreidepreise andauernd zurüdc. Der Roggenpreis steht auf 13,50 Zloty.
den Bauern erreichbare hödiste Preis beläuft sich auf 12 Zloty. Trotz der staatlichen Ausfuhrpramre
Derfur ja er3ählt, daß ich einen Anbauuersudi mit weißem Land:
Sp2l3 oder Dinkel gemacht habe und daß der Versuch über:
v’
doch trug sie im linken Arm ein dickes Bündel Ahren.
„Aber Großmutterl Ihr schafft in Eurem Alter noch so
von 6 Zloty stellt sich der Nettoerlös für den Exportroggen nur auf 10 Zlotyt Der Staat konnte rasd1end gut ausgefallen ist. Wir liegen hier wenig unter tapfer mit? \Wie hoch mag wohl Euer riistiges Alter sein?“
1000 m ü. M. und haben leichten Boden. Mit Weizen ist \\7eit über die 80 hinaus war das urmiitterlidie \Weib.
nur 110000 Tonnen übernehmen, so daß die Getreideintervention als gescheitert anzusehen ist. nichts 3u erreidren, aber Spel; ist wirklich sehr ansprudis: War nidit sofort ein eigener Eindrudc non ihrem Wesen
In Dänemark . los und gedeiht sehr gut hier oben. 3u uns geströmtl So sagten wir weiter: „aber ist das Ge.—
Das Land, auf dem ich den Versudr madite, war ‚zwei treidebündel für Euern Arm nicht doch 3u schmerl?“ Idi
ist ein merkbarer Mangel an Weizen und Roggen zu erwarten. Von
dänischem
Getretde kommt
fast nichts zum Verkauf, da die Landwirte das Inkrafttreten der neuen Getretdeordnung (abwarten.
Jahre vorher frisdi aufgebrochen und die Rasennarbe ent:
fernt, gut geloc‘kert mit Kuhmist gedüngt, mit Kraut, Kohl.-
sehe noch den irgendwie tiefmissenden Blick dieser uralten
Landfrau; auf ihre Last im Arme blickend, sagte sie be:
Für Einkäufe aus dem Ausland aber reichen die von der Divisenstelle zugete11ten Divr$enatte$te rabi und \Y/irsing beptlan3t. Im 3meiten Jahre ohne dacht und bedeutungsooll: „Ja schon als junges Kind war
nicht aus. Düngung, nur gehackt mit Kartoffeln beset5t, die beide Sprit5: ich die Arbeit gewohnt, aber damals ja freilich, wenn
#

mittel bekamen und guten Ertrag gaben. Darnach im heute' uns’ Getreideähr'n nodi so sd1wergemichtig
In den Vereinigten Staaten . . September der Dinkel eingesät, vor dem Winter gehadrt wären, wie 3u meiner Jugend3eit, dann könnt”


und biologisdi:dynamisch präparierten Kompost 3wisdien die i freilidr diese Last im alten Arm nidit mehr ge:
wird im Rahmen einer Hilfsaktion für die notleidenden Sdiweinezüd‘iter die Regierung 4 Millionen Reihen und beide Sprißmittel angewendet. Aus einem

tragenl"
Schweine und 1 Million Säue aus dem Viehauftrieb herausnehmen und das
Fleisch der (leichtesten Korn waren 7—18 Halme gewadisen niit Akten von 11 bis Unser deutsches Brotgetreide nidit mehr voll und sd1wer
Schweine zu Dünger verarbeiten lassen und das der übrigen Schweine zur
Spe1sung von
Arbeitslosen verwenden. Durch diese Verknappung des Uherschusses soll eine Preiserhöhung
13 cm Länge. Es gab ein Vollmelil, woraus sich herrlid1es
Brot backen ließ. Es wäre wirklich sehr wünschenswert, daß
wie früher?? also hier wieder diese \‘f/ahrheit —
aus berufenstem NIundel War nidit dieses weltergebr'ziunte
und

eingeleitet werden. Spel3 besonders in hohen Lagen wieder Diet angebaut würde, Gesid'it Bürgsdiaft der \Vahrheit und des seltenen Wissens,
denn mit diesem Mehl würde kein Bäcker mehr über sd1lednte stand nicht vor uns eine gesunde Greisengestalt, wie eine
Die Gesamtverschulclung der amerikanischen handwir‘tschaft Backfähigkeitklagen. Biologisdi:clynamische Düngung wirkt germanische Weleda, eingeweiht in das seltene \Wissen
wird auf 8,5 Milliarden an langfristigen und 3,5 Milliarden Dollar an kurzfristigen Krediten ge: sich da besonders in besserer Qualität und feinerem Aroma um die Not unserer Landwirtsdiaft, eine weise Urmutter
aus. Jedenfalls war das Brot aus dem Spelgmehl so sdnnack: aus „alter Kraft“ noch unverdorbenen Bodenlebens der
schätzt. Die Farm:Kredit:Administration ist ermäditigt, 2 Milliarden Dollar in neuen Bonds zu haft, daß ich es wie ein \\Vunder empfand, daß wir hier heimatlidien Ackererde.
emittieren, deren Zinsen durch das Schatzamt garantiert werden. Jene Farmer, deren Hypotheken auf unseren Sdiwar;wald:Höhüi etwas so Gutes anbauen Im Weiterwandern, der Abendsonne entgegen, drüdcten
im Besitz der Farmer:Land:Bank sind, brauchen während fünf Jahren nicht mehr als 41/20/a
Zinsen können. Die Bauern um midi herum haben sich audi die
Sache angesehen und waren erstaunt über den Erfolg.
die Sorgen sd1wer auf unser Wissen von der unheimlidien
Armut an aller Kraft und Vollgemichtigkeit in den Methoden
zu zahlen und sind von den Tilgungen enthoben. 200 Millionen Dollar sind
für direkte
Kredite
zur Verfügung gestellt, durch welche Farmer ihre Besitze zurüdckaufen konnen, die ihre Farmen
Einige Stunden von liter wird nodi sogenanntes Rotkorn unsrer Landbemirtschaftung der fehlen Jahr5ehnte, drückten
angebaut, es ist audi Spelj, nur dunkler in der Farbe, tdi sd1wer auf unser W'issen von dem Verlust alter Bauern:
wegen Unfähigkeit, die Hypothek bei Fälligkeit zu zahlen, verloren haben. habe Ihnen ja davon einmal eine Probe gebracht. Die weisheit, von der überlastenden Beeinflussung naturent:
Felder sehen herrlidi aus mit der rötlich braunen Färbung, fremdenden, materialistischen Zeitgeistes, Dorn Sinken freien
Die argentinische Maisernte . aber Herr Gebhard schreibt ja in seinem Artikel, daß der Bauerntums 3u entwur3elndem Knechtsdasein, von der Ge:
beträgt nach amtlidien Sdiätzungen 6,7 Millionen Tonnen. Es wurden 5,9 Millionen
Hektar mit
Mais angebaut, von denen aber 2,1 Millionen Hektar infolge der Heusd1redceneinfalle und sonstiger
weiße Spel; besonders gut sein soll. Idi habe mit Mehl
aus soldiem Rotkorn noch keinen Badnnersuch gemacht.
fälirdting unseres Nährstandes und unsrer ausreichenden
Volksernährung durch bisher schwer irrende Finanz: und
Beeinträdüigungen verloren gingen, so daß etwa 3,8 Millionen Hektar abgeerntet wurden, deren Der Müller hier in meiner Nähe versteht sehr gut mit dem Industriemächte.
Spel} um3ugehen. Mir hatte man gesagt, ich bekäme den Stuhl die Sonne des Abendlandes? Gott sei Dank,
Ertrag durchschnittlidi 1780 Kilo pro Hektar beträgt. Die Ernte 1932/33
stellt eine Verringerung
von 754029 Tonnen gegenüber der vorjährigen Ernte und von 1,2 Millionen Tonnen gegenuber
Spel; nicht gemahlen, das ist aber ein Irrtum. c_ H. nein! Hell am Himmel steht der Stern: mir Deutsd1en
haben ein unsdräßbares Geschenk erhalten und wissen damit
Hört ein Erlebnis! Es war auf einer Wanderung

dem Durchsdinitt$ergebhis der letzten fünf Ernten dar. wieder volle Kraft der Ackererde, vollgewiditige erdkraft:

Das Internationale Weizenamt ‚ „ _ durch „gesegnete Gefilde“ Thüringens, mir waren


ernstbesorgte Landleute vom Fach —
obwohl
geneigt den Schöpfer
ob des sonnigen Emtemetlers zu loben; das Brotgetreide
erfüllte Ahren, gesundes Brot und wieder frohe Arbeit für
Stadt und Land 3u er3ielen für eine gesunde Jugend und
ein kraftoerjüngtes Volk im neuen Deutschlandl Dies Ge:
das als Frudit der Londoner Weltweizenkonferenz gesdiaffen worden ist, wird
hauptsadahch be: neigte sich gebeugt dem Sdinitter, und Jung und Alt voll: schenk ist die Wirtsdiaftsweise, dem die Kräfte Ihrer
ratenden Aufgaben dienen. Soweit es Entscheidungen treffen kann, werden Sie stch auf voraus
im
bradrte die gewohnte Emtearbeit. Ja, hier über ein frisd1es Demeter:Zeitschrift dienen. \v/ajjm Gutsch
festgelegte Fälle besdiränkeh. Das Amt soll sich aus Vertretern der Aus: und Emtuhrlander
zu gleichen Teilen zusammensetzen, außerdem aber besondere Delegierte der vier großen Uber:
Stoppelfeld schritt ährenlesend eine wohl sehr alte deutsche

{sdiußländer U. S. A., Argentinien, Kanada und Australien, sowie Rußland, und schlreßltda nodi
zwei Sondervertreter für die Donauländer umfassen. Die Mitglieder werden als Staatsvertreter,
nicht in persönlidier Eigensdiaft ernannt werden.
Buchbespreehung
'

rl‘schechoslovakisches Regierungsprogramm zur Gesundung der handw1rtschaft. „Der wirtschaftseigene Dünger“ seine Gewinnung, Be:

ich sparsamer wirtsdiaften, ohne die Leistungsfähigkeit des
Der tsdredroslovakische Ministerpr'a'sident Malypetr hat einer Delegation„von Landeskulturräten
gegenüber, die ihm eine Denkschrift zur Sidier3tellung der Getreidewirtsdraft uberreiditen, die Dung:
handlung und Verwertung. Im Auftrage der Arbeits:
gemeinschaft für Wirtsdraftsdüngemeredlung e. V.,
Betriebes, insbesondere des Bodens als Quelle der Kraft
3u vermindern. Dabei tritt sofort die Düngungsfrage in den
lichkeit des Getreideproblems anerkannt und dabei ein festes Programm als geeignete Grundlage Halle a. d. S., bearbeitet von Karl Beinert.
Die Freunde des Kranß'schen Heiggämgrfahrms
L
Vordergrund. Es ist daher 5u begrüßen, wenn in der
vorliegenden Sdirifl der Landwirt und Gärtner eindringlidi
zur Lösung der brennendsten Fragen angekündigt. Durch entsprechende Maßnahmen sollen die auch „ Edelmist:Bereitung“ genannt
#

haben mit vorstehend 3111 die Bedeutung des wirtschaftseigenen, organischen Düngers
Regulierung des Marktes, die Sdiaffung eines Absatzes für die vorhandenen Ubersdiusse und die genannter Arbeit ein 124 Seiten starkes Buch erscheinen hingewiesen wird und ihm die Verluste vor Augen gehalten
Regelung der künftigen Produktion in die Wege geleitet werden. Auf die Unterdruckung jeder lassen, das heute mehr Beaditung finden wird, als ihre werden, die durch unsachgemäße Pflege 925 €fSl€f€fl ent:
Spekulation an den Getreidehörsen durch geeignete Maßnahmen w1rd besonderes Augenmerk
gerichtet werden, damit die Börsen ohne Auswüchse der Spekulation ihre Aufgabe als geregelter
früheren Veröffentlidiungen. Die wirtschaftlidqe Not drängt j Siehe”
dem Landwirt immer deutlidiet die Frage auf: wie kann ‘ Manche Fehlurteile bei W'issensd1aflei'n und Praktikem,
180

?/////l///Z;ll// // ;/Z;//l;. W/7//ll.


gegen die bisher nur die Vertreter der biologisd1:dynamisdien Bau von Düngerstätten gilt das früher Gesagte (Demeter 1931
\Vi'rtsdraftsweise in der Öffentlichkeit aufgetreten sind, werden Seite 89), zumal sich Beinert an das einsdilägige Buch von
audi vom Verfasser zurückgewiesen und vielfadi durch Hoffmann anlehnt.
'W/// Wl/f/ 7/ ////A "’/////////
A

?é/ / / biologi5clvdyrramiacivz
/ / ß monar55<l\rift
é/l /lz Ä//////////%1. é// / / Il/A %. fiir//Ill l %////%
wertvolles Zahlenmaterial belegt. Einiges möchte im heraus: Dankenswerte Anregungen gibt das Kapitel über zwedc:
greifen. Die „alte Kraft" im Boden ist nidit vorhanden,
wenn dem Acker regelmäßig genügend Nährstoffe in Form
von Handelsdiinger zugeführt würden, sondern es mußte
mäßige Verwertung des Mistes. Im allgemeinen wird man
der Grundregel zustimmen können, dem Boden nicht 311
starke, sondern lieber öftere Düngergaben zuzuführen. Im
////////ll. ;

umgekehrt festgestellt werden, daß so behandelte Böden einzelnen


#

werden genaue Versuche nötig sein, um die


trotz zunächst höherer Ernten verarmen. Boden: Wirkung versd1ieden starker Gaben pr'a'parierten Mistes
#


fruchtbarkeit ist gleichbedeutend mit Anwesenheit von mildem eine Frudiifolge hindurdr festzustellen. Nadi unseren bis:
Humus Kunstdiingergaben bewirken einen schnelleren herigen Beobachtungen kann angenommen werden, daß die
Humusabbaul Eine Tabelle über Kunstdüngewerbrauch
und Ernteerträge im Deutschen Reich von 1890#1929
bekräftigt diese Tatsadae.
Versuche mit biologisdi:dynami3d1 behandelterri Mist anders
verlaufen als mit Edelmist, der bei einer Gabe von 400 dz/lia
den gleidien Rübenertrag brad1te, wie bei 120 dz/lia. Die
Wirt5chaft5wzi5e
Wichtig ist in diesem Zusammenhange der Hinweis, Frage, ob der ausgebreitete Mist bald untergepflügt werden / Alle Rechte vorbehalten. — Nadadruck verboteni \
daß in dem bekannten „Geseß vom Minimum“ die mengen: soll, oder audi längere Zeit oben liegen bleiben kann, ist
mäßig wichtigste Größe fehlt: der Kohlenstoff audi für Edelrnist nodi nicht klar genug herausgearbeitet. Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad 5aarow (Mark)
Es sollten grade audi mit dem präparierten Dünger Versuche
Audi auf den „geschlossenen Kreislauf“ wird hinge:
wiesen. Da die Ansdaauungen aber über den Begriff des
hierüber angestellt werden. Beistirrimen kann man dem Ver: Schrifi‘leiiung: Dr.
B. Bartsch, Bad SÖÖI‘OW (Mark)
Dipl.:ing. F. Dreidax, Bad Saarow (Mark)
fasser durchaus, wenn er dafür eintritt, daß der Mist in

Stoftlichen nidit wesentlidi hinauskommen, zeigen die Ge: Geschäftsstelle: Bad 5aarow(Mark) Dosischeckkonto: Breslau 56266
danken hierüber nidit die nötige Klarheit. Rudolf Steiner keinem Falle zu tief untergepftügt werden soll,
hat uns gelehrt, den Kräftehaushalt riditig zu leiten; das be: Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das vor:
dingt dann audi einen ridfligen Kreislauf der organischen liegende Büd11ein dazu angetan ist, den Landwirt aufzu: Nr. 10 Oktober 1955 63. Jahrg.
Stoffe. (Voegele, Demeter 1932, S. 1.) rütteln aus seinem Glauben an die Allmad1t des Kunstdüngers
Dem Landwirt, der sich an die vielseitige Verwendung und ihn hinzuweisen auf die Bedeutung der wirtschafts:
der „fertigen Handelsdünger“ gewöhnt hat, fällt es sd1wer, eigenen Dünger. H. Bartsdi
für die Pflege des wirtsdtaftseigenen Düngers besondere
Mühe, Zeit und vielleidit audi Kosten aufzuwenden. Die Kulturkrise und Anthroposophie von Dr. Dr. Karl Heyen
Das Güteerzeugnis als Sinn der Wirtschaft
Verfechter derbiologisdi:dynami$drenWirtsdiaftsweise haben
es ja erlebt, daß auch von den berufenen Ratgebern der
Verlag Ernst Surkamp:Stuttgart. Preis 75 Pfg. Die Demeter—Bewegung
Landwirte die Forderung von Pflegemaßnahmen für Mist Der Verfasser stellt in eindrudcsvoller Gedankenführung
und Kompost als zu umständlid'i, kostspielig und zeitraubend den\Weg dar, den die Mensdiheit aus alter Geistverbundenlieit
Dr. Erhard Bartsch

zur Als der seiner Bedürfnisse besser


hingestellt wurden. Beinert veröffentlicht Ernteergebnisse, zum modernen Materialisnius, aus altem Gemeinsdaaftsleben Mensch begann, die Sidi ihm darbietenden Natursch'a'tze zu bearbeiten um sie
die mit vergorenem und unvergorenem Mist erzielt wurden zum Egoismus und sozialen Atomismus der Gegenwart,
aus alter Spiritualität zum Intellektualismus unserer Zeit
Befriedigung geeignet zu machen, da erzeugte er Güter ’ Besser“
und kann nad1rveisen, daß der Mehraufwand bei der Edel:
mistbereitung sich mehrfach bezahlt madit. gegangen ist. Diese Darstellung läßt überzeugend die innerste .
ist die Stergerungsform von „gut“, „gut“ ist der Wortstamni zu „Güte“ und
Güter‘li Gute
waren von allem Anfang an der Sinn des Wiftsd1afteris Das
Studiert man nun das Heißgärverfahreri, wie es auch und letzte Ursache unserer Kulturkrise erkennen: den Ungeist. Ereeugmsse, „Giite“:Erzeugnisse
Mit dieser Erkenntnis ist aber audi das Mittel gefunden, Gu_teerzeugnis hat seinen Sinn, seinen Wert dadurdi, daß es ein mensdilidies Bedürfnis
genämmen —
in dem vorliegendeni Buch besdtrieben ist, so ersieht man,
um der Krise Herr zu werden; es besteht in der Erziehung
imI weétesten Sinne gut, ia bestens befriedigt.
H

daß hierbei mehr Arbeit aufgeivendet werden muß, als bei


der biologisch:dynamisbhen Zubereitung des Düngers, zumal zu einem lebendigen Denken, mit dessen Hilfe der m egensatz zum „ üteerzeugnis“ steht die „Ware schled‘1thin“*
' ‘

Geist wieder gefunden werden wird und die Probleme


letzterer sich sehr bequem vom Haufen auf den Wagen und
dann wieder ausstreuen läßt (oft vom \Wagen mit der Sdiaufell)_ der Gegenwart gelöst werden können Den Weg zu diesem
den Intellektualismus und Materialismus überwindenden
den vorhandenen Bedürfnissen des Mensdien bestens zu dienen, und
falsdiereinen
Tatsadren „an den Mann gebracht“ werden muß, also Ware die kein Gut“pisgt die)brcsliejdfeefl%dxfgr‘le oelhidi%e—
Wenn für Tiefstallmist (insbesondere in Sdiaf5iälkn) Denken hat Di. Rudolf Steiner in seiner Anthroposophie wohl scheinbaren Produktionswert, aber keinen oder nur einen gelingen Verbfaud15werf hat
auf die Erhaltung der richtigen Feudrtigkeit hingewiesen wird, gewiesen. Sie führt die Strebenden zu einer Gemeinsd‘iaft Der ursprüngliche Sinn des Wirtschaftens geht verloren, wenn nur nodi „Mengen“ Massen" eri
umso
die einem Wassergehalt von 75 °/0 entspricht, so sollte uns freier Geister, einer wahrhaft diristlichen Gemeinsduaft, die
diese Angabe zu Untersudaungen anregen, ob in einem dadurdi möglidi geworden ist, daß der Grund und Ursprung zeugt werden, und zwar um jeden Preis, auch um den der Güte. Eine Wirtsdräft wird
guten biologisdi:dynamisdu behandelten Haufen, bezw. aller brüderlidaen Gesinnung, Christus Jesus, sich auf gesunder sein, jemehr die von ihr erzeugten „Waren“ auch „Güter“ sind; Nicht jede Ware ist
Tiefstalldünger der \Vassergehalt ein ähnlidier ist.
Vor zu reichlicher Verwendung von Torfstreu wird
Golgatha mit der Erdenentwickelung vereinigte.

der deutsdren Geschichte läßt sich erkennen, daß es die
Aus ein
Gut, das beweisen schon die Wortverbindungen: Qualitätsware, Durchsdmittsware Sdileuder-
ware, Massenware. Die Wortverbindung „Qualitätsgiiter” wäre unsinnig. , -
gewarnt und außerdem empfohlen, die oersd—riedenen Mist: Aufgabe des Germanentums ist, diesen Weg zum Geist
arten zu mischen; das stimmt mit dem überein, was man
von biologisdr:dynamisdier Seite sdion seit Jahren vertritt.
der Welt den Völkern der Erde ooranzugeherr und durch
die eigene Auferstehung aus der toten Zivilisation der
_ Alles was} der Mensch in den Uranfängen der Wirtschaft erzeugte, verbrauchte er selbst
Seine w1rtschaftl1che Tätigkeit erschöpfte sich in der Deckung des eigenen Bedarfs Auf diesef
Sdiließlidi sei nodi heroorgehoben, daß zur ge:
regelten Feudathaltung des Stallmistes
Mehrungsmistes :—
#

insbesondere des
Regen: oder Flußwasser empfohlen
Gegenwart die Auferstehung der Mensdiheit zu bewirken.
— Der sehr lesenswerten Broschüre ist meiteste Verbreitung
zu münsd1en. Sie hat gerade jetzt nodi den Vorzug, kurz
1StSilibt‚stbeflrägiiger
ufe de}ggesdflossenenHauswirtsdraft war die Güteerzeugung eine Selbstverständlich:
und Verbraud‘ter waren eines. Jedes Abweidien vom Güteprinzip war ein
wird, weil sich diese Arten besser eignen als Leitungs: und klar einen Hauptgedanken der Anthroposophie dar:
wasser. Eine nähere Erklärung findet sich nidit dabei.
#

zustellen uiid dadurdi dem Trommelfeuer derVerleumdungen, Auch auf der zweiten Stufe wirtsdraftlicher Entwicklung, der Stufe der Stadtwirtsd'iaft
Audi die Uberdadiung der Düngerstätten wird endlidi audi
hier als überflüssig, in den meisten Fällen sogar als sd1'a'dlich
das augenblicklich von gewissenlosen Skribenten auf Rudolf
Steiner und sein Lebenswerk losgelassen wird, eine Feste war das Guteerzeugnis meist nodi eine Selbstverständlidrkeit. Auf den städtisiheri
Markten verkehrten Erzeuger und Verbraucher persönlidi miteinander. Diese Einheit von Er-
hingestellt. . derWahr-heit entgegenzustellen, mit deren Hilfe die Mensdien,
die guten Willens sind, sich in kurzer Zeit sadtlich unter: zeuger und Verbraucher wurde auf dieser Stufe wirtsdraftlicher Entwicklung nur wenig gelodcerf
Das Heißgäirverfahren nimmt natürl.idi in dem ge:
riditen können, sodaß sie der Gefahr entgehen, suggestioen durch den allmählich in den Städten auftretenden Kleinhandel. Der Handel blieb hier nodi meistens
nannten Buch einen größeren Platz ein. Hierauf einzugehen
erübrigt Sidi hier; es finden sich Hinweise in früheren
Jahrgängen der Monatssd1rift Demeter. Audi über den
Einflüssen böswilliger Lügenmädite zu verfallen.
M. Bartsda
beschrankt auf solche Güter, die innerhalb eines engeren Wirtschaftsgebietes fehlten.
Die Ausweitung zur Volks: und Weltwirtsdiaft brachte ganz neue Verhältnisse mit sich.
Forschung und Erfindung, besonders auf dem Gebiete der Technik, führten zu einer Arbeitsteilung
*) Ganz bewußt wird hier das Wort „Ware" in Ge ensa u Gütern“ est]
aus gegenwartig ist, daß
umfaßt:
die wissensdiaftlidreblgefiiiition
heute gebräudilidae
g„\\'ßdie‘?barüdillaellsedGriitlzfriiisgsrffsgdlrffilü
für
Der studierte Nationalökonom wird gebeten, in diesem besonderen Falle Abweid1ungen von der Ter—
üblid1en
minologm__clurdrgehen zu lassen. Dem Verfasser als Wirtsdraftspraktiker kam es eben darauf an das Güteproblerri
in
serneruberragenden Bedeutung aus unmittelbarer Erfahrung erneut aufzurollen, selbst wenn sich ‘gegen Ein elheiten
der Ausfuhrung wrssenschaftlrdie Bedenken einstellen sollten. Vielleidit führen diese aber gerade dahin die (3ualitäts-
frage starker als bisher audi in die wissensdmftlidm Diskussion volkswirtsdrattlicher und sozialer Probleme einzubezielien’
rBudadruckerei Bruno Sd'ieuer, Breslau 5, Gräbschenerstr. 58 E, B.

181
182 183
Bei näherem Zuschauen ergibt sich, daß die Klärung des Güteproblems ein tieferes Ein:
bis zum laufenden Band. Die Art der Güter wurde immer vielgestaltiger. Die
gewaltigen Fort:
schritte in der Verkehrstechnik, Post, Eisenbahn, Schiffahrt überwanden die großten Entfernungen dringen in die wahrhaften Bedürfnisse des Menschen und damit überhaupt in sein eigent:
liches Wesen erfordert. Dieses wahre Wesen des Mensdien ist aber mit der Entwicklung der mo:
und führten die Erzeugnisse über örtliche und staatliche Grenzen hinaus.
Der
und mehr Selbstzwedr. Geld:, Bank: und Börsen:\Wesen nahmen einen ungeheyuren Auf.—
Handel wurde mehr
dernen, materialistisda eingestellten Naturwissenschaft immer stärker verschleiert werden. Die fort:
schreitende Erkenntnis der Stoffeswelt verlodcte dazu, auch die Lebensersdieinungen auf der
schwiing und blieben nicht Diener und Mittler, sondern wurdenzum
Herrscher
Die liberalistisda:kapitalistische Wirtsdiaftsauffa33ung feierte ihre Triumphe.
der Wirtschaft.
.
'
Erde, also Pflanze und Tier, ja sogar den Menschen, nach den gleichen Gesichtspunkten zu betrachten,
Bei dieser Entwicklung rückten Gütererzeuger und Güterverbraucher immernweiter auseinander; die fiir die unbelebte, mineralische Welt ihre Berechtigung haben. Seele und Geist des Menschen
nicht nur die persönlidaen Beziehungen zwischen Erzeuger und Verbraucher; horteny auf, audi die wurden zur Funktion der Materie. „L’homme masd'rine“ wird zum Sdalagwort. Das Bild vom
Beziehungen der Menschen zur Ware selbst verloren an Intirmtat‚ an innerer Ver.- „Menschen als lndustriepalast“ dient als Ansd1auungsmaterial zur „Aufklärung“ von Jung und
bundenheit bei der Erzeugung wie beim Verbraud‘r. .
'

_ . Alt. Für die Entwicklung der Tedinik war die Erforsd1ung der Stoffeswelt durd*t die mo.-
Erst verhältnismäßig spät ist die mitteleuropäisdie Landwirtschaft in diesenkprozeß hinein: derne Naturwissenschaft von grundlegender Bedeutung. Die Erkenntnis vom Wesen des Le:
gezogen werden. Die Güteerzeugung war für den Bauern eine Selbstverstandlrdrke1t, solange bendigen, geschweige denn des Seelisda:Geistigen, mußte dabei aber immer mehr ab:
er teils auf der Stufe der Eigenbedarfsdeckung, teils auf der Stufe der Stadtwrrtsd‘raft, also der klingen.
en roduktion,. stand. _ . „
Bei dieser Entwicklung war es kein Wunder, wenn auf technischem Gebiet, also vorzugs.-
Kundee
weise bei der gewerblidieri und industriellen Verarbeitung mineralisdier Substanzen das Gütestreben
Lage wurde grundsätzlich anders, als auch die Landwirtschaft in der zweiten
des 19. Jahrhunderts in das Räderwerk des modernen Kapitalismus mehr und mehr__h1nein:
Halfte weniger verloren ging, ja vielleicht sogar mehr gepflegt wurde als bei der Erzeugung von Gütern
organischen Ursprungs, wie sie vorzugsweise der Nährstand und die ihm angegliederten Gewerbe
gezwängt wurde. Jetzt stand der Bauer nidit mehr mit seiner Ware dem Verbraucher
Kleinhandel gegeniiber, sondern wurde mit seinen Erzeugnissen in zunehmendem Maße abhangigvon
oder ortlrchen zur Aufgabe haben. Bei der industriellen Verarbeitung mineralisdier Substanzen konnte zweifel:
Börsenmanövern und Spekulationsmomenten. lndustriezentren und heranwachsende Riesenstadte los z. B. durch bloße technische Vervollkommnung nicht nur die Mengenerzeugung, sondern audi
zogen nid'it nur die Mensdien, sondern audi die Güter von weither „aus der die Qualität gesteigert werden. Der Mangel einer wahrhaften Mensd1enerkenntnis hat freilich auch
Landwirtschaft heran.
auf diesem Gebiete zu Erscheinungen von hödist fragwürdiger Wirkung auf den Mensdien ge.-
Der Verbrauch an „Landesprodukten“ steigerte sich rasch, es lehnte Sidi
die Erzeugung rein mengenmäßig in die Höhe zu treiben. Bei dms(ergemsertrgen Mengen:
deshalb fur den Bauern,
führt. Es werden oft „Verbrauchswerte“ 'geschaffen, an denen sich der Mensch als lebendiges,
geistig:seelisches Wesen verbraucht. Man denke nur an die Elektrifizierung des Erdballes in
steigerung verloren die Erzeugnisse des Landes mehr und mehr an „Gute , wurden zum
Objekt des Börsenhandels, zur „ Ware “, mit der man verdienen und spekuheren konnte, ohne Rudc51dit
bloßen den letzten Jahrzehnten. Es mehren sich heute schon die Stimmen, die auf schwere Schädigungen
darauf, ob man der konsumierenden Menschheit damit bestens diente oder nicht.
In Deutschland kam dann noch das Wirtschaftschaos der Kriegs: und Nachkrreg51ahre.
_ _ und Störungen innerhalb der Welt des Lebendigen einschließlidi des Mensdien durch das Uber:
handnehmen der elektrischen Wellen in der Erdatmosphäre hinweisen, obwohl vom rein technischen
Gesichtspunkt aus gerade die Entwicklung der Elektroted‘rnik zu den erstaunlichsten Qualitäts:
Die Blockade während des Weltkrieges und später die Inflation lösten in deutschen
Landen einen
leistungen geführt hat. An einem solchen Beispiel zeigt sich, wie relativ im Grunde genommen
beispiellosen Warenhunger aus. Bei dem allgemeinen Wettlauf nach
Lebensm_rtteln und „Sach: der Gütebegriff ist und wie er erst durch eine wirkliche Menschenerkenntnis ins rechte
werten“ fragte niemand nach Güte. Die Verwilderung in allen
Zweigen der Wutsdiaft_war groß.
Ein Stimmungsnebel trübte das Bewußtsein der Mensdien in bezug auf den eigentlichen Sinn Lidit gerückt werden kann und seinen absoluten Maßstab erhält.
Wirtschaft. Dieser Hinblide auf den Mensdien als Maßstab des Gebrauchswertes eines Gutes wird
der Mit der Geldstabilisierung änderten sich die Verhältnisse ruckartig. Der Warenhunger
bald gestillt, und so begann der Wettlauf der Erzeuger nach den
Absatzmarktegn. Eine
war umso dringlidaer, jemehr sich der Mensch mit irgendweld1en Erzeugnissen verbindet, bezw. sie gar
in sich aufnimmt. Die bloß äußere, durch technische Mittel erreichte Qualität wird in diesem Zu:
allgemeine Überproduktion mit all ihren fiirditerliChen Auswu‘kungen in das Soziale
zur Geißel der Nachkriegszeit. In dem rücksichtslosen Kampf um „Absatz, den_dre erzeugende
hinein
wurde sammenhange zurücktreten gegenüber dem inneren, äußerlich oft garnicht faßbaren Werte eines
Gutes, das die Bedürfnisse des Menschen nach Leib, Seele und Geist zu befriedigen hat, wie

’n;gz
Wirtschaft zu führen hatte, wurde plötzlich der echte Wert des Gutee_rzeugnrsses
offenbar. Die Not brachte dem Menschen den eigentlichen Sinn der Wirtschaft wieder starker
Wieder z. B. bei einem Kunstwerk. Ganz besonders wird dieser Gesidatspunkt in Erscheinung treten,
wenn es sich um Güter der organisd1en Welt handelt. Fiir ein Lebewesen wie den
'
a Bewußtsein. _ _ Menschen liegen wesentliche Unterschiede vor zwischen Gütern, die der Pflanzen: und Tierwelt
unmittelbar entstammen und Gütern, die auf künstlid'iem‚ daemisdr:synthetischem Wege entstanden
m d
SBesonders iäh wurde die deutsche Landwirtschaft nad1 der
Geldstabilisrerung aus
Millionenrausdi emporgesdiredct. Es zeigte sich sehr bald, daß die vrelgeprresen en Hochstertrage ihrem sind. So wird die Wirkung eines Kleidungsstiidces aus tierischer Wolle oder echter Seide auf Ge:
sundheit und Wohlbefinden eine wesentlich andere sein als die eines Kleidungsstüdees aus Kunst:
den Bauern nicht retten konnten, daß er mit seiner einseitig auf Menge angestellten Produktion
wenig echte Werte in der Hand hatte. Die Auslandskonkurrenz
meldete
Sich. seide. Daß solche unterschiedlichen Wirkungen heute allgemein wenig bead1tet und untersucht werden,
}

Der amerikanische Farmer schid<te seinen durch Sonne und urwudi$igen


Weizen nad‘r Deutschland, der holländisdie Gemiisebauer überschwemmte uns mit landwrrtsdaaft:
Boden
hodawertrgen ändert nidits an den Tatsachen. Wer kennt nidit die vielseitige, wohltuende und gesundende
Wirkung von echtem Leinen auf den menschlichen Körper im Gegensatz zu der Wirkung irgend:
lichen und gärtnerischen Spezialitäten. Der nordische Viehwirt lieferte der deutschen Hausfrau eines Ersatzstoffes.
seine hochwertigen Veredelungserzeugnisse (dänische Butterl) .
''
_ Nach alledem ergibt sich die Bedeutung des Güteprinzipes gerade audi fiir die Er:
nährung des Menschen. Denn bei der Ernährung ist die Verbindung des Mensdien mit Sub:
Nur langsam wurde die deutsche Landwirtschaft sich ihrer Situation einigermaßen, bewußt.
Ein Versudi, die Qualitätsfrage in Deutschland nach amerikanischem Muster durch mehr
Maßnahmen, wie Sortenvereinheitlichung, stärkere Beachtung aller Verpackungs:, Sortrerungs:
außerlidie stanzen der Außenwelt am intensivsten. Nur echte Lebenswerte in der Nahrung werden auf die
Dauer dem Menschen so dienen, daß ihm neben körperlicher Gesundheit und Leistungsfähigkeit auch
die seelisch:geistige Schaffenskraft nicht verloren geht. Gerade die Einflüsse der Ernährung auf die
und Aufmachungsfragen zu lösen, hatte nur geringen Erfolg. Landwirtschaft und Gartenbau
— nicht mehr
in Deutschland konnten aus.eigener Kraft sich augenscheinlich behaupten, die Hilfe Seelenverfassung des bienschen waren der Weisheit früherer Zeiten wohl vertraut und werden
heute von der modernen Forsdiuiig mehr und mehr wieder aufgedeckt.
des Staates mußte angerufen werden eines Staates, der seinerseits w1ederum
nicht
war, aus seinen politisdaen und wirtsdiaftlidren Voraussetzungen heraus den Nahrstand vor dem
in der
Lage
Das Wissen um diese Zusammenhänge mußte natürlich verloren gehen, als der Mensch als
Zusammenbruch zu schützen. _ _ ‚_ _ ein rein materielles, chemisch:physikalisch erfaßbares Gebilde angeschaut und dementsprechend die
Und so mußte es denn die deutsd're Landwirtschaft mit dem Rum unzah11ger
Existenzen bezahlen, daß sie sich im Zuge einer iiberalistisctr:kapitalistisctren Wirtschaftsentwicklung
bauerlicher Ernährung vom rein stofflid'ten Quantitätsstandpunkte aus beurteilt wurde. Diese stoftliche An:
schaung achtete immer weniger auf den Kräftegehalt, den eigentlichen Wert der Nahrungsmittel
auch den Blick für ihre eigentliche Aufgabe hatte trüben lassen. Bei dieser Sachlage durfte es und verwisdite denn auch die wesentlichen Untersdaiede zwischen Nahrungsgiitern aus der belebten
an der Zeit sein, daß sich der Nährstand wie audi die Verbrauchersdiaft etwas eingehender Natur und aus der chemischen Retorte. Dementspred‘rend fanden bei der Erzeugung und Bear:
mit dem Wesen des Güteerzeugnisses beschäftigt. beitung der Nahrungsmittel immer mehr die diemi$di:tedini$then Methoden Anklang. Das natur.—
reine Güteerzeugnis wurde durdi physiologisch fragwiirdige, wenn audi äußerlid1 oft ansprechende
Kunstprodukte ersetzt.
184 185

Die Landwirtschaft hat sich, wie oben schon dargestellt, in diese Entwicklung ohne genügende stärker zurückgegangen. Bekanntlich mußten wir ja trotz Uberproduktion an Weizen in den letzten
Gegenwehr hineinziehen lassen und mußte dabei ihre einzigartige und verantwortungsvolle Auf: Jahren noch erhebliche Mengen Qualitätsweizen nach Deutschland einführen, um durch Verschnitt
gabe als Nährstand zu ihrem und der Verbraucher Sdaaden immer mehr aus dem Auge ver.- einigermaßen brauchbare Mehle herzustellen. Würde es nun durd'i ein bewußtes Gütestreben der
lieren. All dies kann in diesem Zusammenhang nur angedeutet werden. .
' deutschen Landwirte möglich sein, die heute geringe Ausbeute des deutschen Weizens wiederum
Erst eine Überwindung der materialistisdi:naturwissenschaftlichen Vorurteile durch eine neue um durchschnittlidi 5°/0 zu steigern, so brauchte die deutsche Landwirtschaft rein mengenmäßig
Erkenntnis des ganzen Mensdien und des wahren Wesens der Ernährung, w1e Sie in dem um.: nur 5°/o Weizen weniger zu erzeugen, ohne daß der Gesamtwirtschaft etwas verloren ginge.
fassenden Lebenswerke Rudolf Steiner's vorliegt, macht audi die fundamentale Bedeutung der Die freiwerdenden Weizenflächen würden zur Erzeugung anderer notwendiger Güter zur Ver,-
Güteerzeugung auf dem Nahrungsmittelgebiete offenbar. fügung stehen. Der wirkliche Verbrauchswert und damit audi der Preis des Weizens würden
entspred‘iend steigen. Also Qualität verwandelt sich in Quantität, Güte in Verbrauchs:
werte und entsprechende Preise.
Die Güte eines Erzeugnisses bestimmt seinen Wert. Sehen wir uns aber heute Was hier an Kartoffeln und \Weizen aufgezeigt wird, gilt natürlich für jedes landwirtschaftliche
im Wirtschaftsleben um, so stoßen wir allerorts auf Waren, die keine Güter mehr sind, deren und gärtnerisdie Erzeugnis, gilt für Güter schled1thin.
Gebraud-rswert in keinem Verhältnis mehr zum Aufwand steht, selbst wenn der Preis für eine Ein anderer Einwurf, der besonders heute ebenso oft wie gedankenlos gemacht wird, meint,
derartige Ware noch so niedrig ist. Jeder weiterdenkende Verbraucher hat es sdron
erfahren,
daß „billige“ Säleuderware in Wirklichkeit meist unverhältnismäßig teuer ist. Ein_Guteüzeugnrs,
daß bei besdrränkten Kaufmöglichkeiten, bei geringer Kaufkraft des Verbrauchers, Güte:
erzeugnisse ihren Sinn verlieren. Der „arme Mann“, der mit dem Pfennig rechnen muß,
das seinem Zweck vielleid'it zehnmal solange wie ein Massenartikel gleicher Art dient,
fünfmal soviel kosten und ist dann immer noch doppelt so preiswert wie der Massenart1kel. “
darf
ruhig verlange nur nad1 dem Billigsten — so wird gesagt. Selbst wenn das wirklich durchgängig zuträfe,
was bestritten wird (gerade die weniger bemittelten Volkskreise stellen einen erheblidien Prozent:
Der Sinn des Wirtschaftens wird direkt in sein Gegenteil verkehrt, wenn
Verbraud13guter satz der Lebensreformbewegung dar, also gerade jenes Teiles der Verbraucherschaft, der den
Gütegedanken in der menschlichen Ernährung bewußt hoch hält), dann wäre es eine
absichtlich in minderwertiger Qualität hergestellt werden, damit sie rasd1 w1eder
ersetzt werden dringendste Aufgabe, gerade die Verbraucherschaft aus der Verwilderung ihrer wirtsdiaftlichen
müssen, oder aber durch die Notwendigkeit häufiger Reparaturen dem Hersteller direkt oder
die Verdienste zutließen, auf die er bei der Preisfestsetzung des billigen Massenartikels scheinbar
indirekt Auffassung herauszuführen, und zum wahren Sinn jeder Wirtsdiaft, zum Gütegedanken, neu
verzichtet hat. .
' zu erziehen. Hat der Verbraucher nur wenig Geld zur Verfügung, so muß er dies
Herstellung und Verbrauch von gütelosen Massenwaren (Sd'ileuderwaren) ist eine absolute umso nutzbringender anwenden. Ausgiebigkeit, Haltbarkeit, Bekömmlichkeit bestimmen den
wirklichen Gebrauchswert z. B. eines Nahrungsmittels. Die Not könnte die Menschen zur Er:
Verschwendung und Fehlleitung wirtschaftlicher Werte. Eine soldie Verschwendung
leitung bringt auch die gesunde Preisentwicklung in‘s Wanken, denn nur die Gute
und Fehl: kenntnis dieser Zusammenhänge erziehen.
eines Erzeugnisses, also der tatsädiliche Gebrauchswert, kann der Ausgangspunkt und audi der Aber audi für die Erzeugerschaft selbst ist das Abgleiten der Qualität, ein mehr oder
weniger bewußtes Abriicken vom Güteprinzip verhängnisvoll. Leistung und Gegenleistung
Maßstab für eine gerechte Preisbildung sein. Daß ein Außerachtlassen desGutegedankens
auf die Dauer auch das für die moderne Wirtschaft notwendige Vertrauen zw1schen Erzeugung, in der Wirtschaft sinken von Stufe zu Stufe herab, wirklich vollwertige Leistungen werden von
Handel und Verbrauch ersdiüttert, sollte nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte immer mehr dem durch Schleuderpreisé „verwöhnten“ Käuferpublikum nicht mehr abgegolten, eine allgemeine
erkannt werden. Gerade die moderne, auf weitgehende Arbeitsteilung hinzielende Wirtschaft Güteversdrlechterung tritt ein, indem immer mehr schlechte Waren zu schlediten Preisen geliefert
erfordert ein besonders vertrauensvolles, enges Zusammenarbeiten aller Wirtschaftskrmse
und Glauben. Ein solches Vertrauen kann sich aber nur aus dem allseitig streng durchgefuhrten
auffl‘reu werden. Ist dieses Nieveau erst einmal erreidit, dann wird es nicht an skrupellosen Geschäftemachern
fehlen, die gütelose blassenartikel durch rein äußerlid‘re Aufmachung zur „Qualitätsware“ stempeln.
Güteprinzip entwideeln. Wird Schund produziert, gehandelt, gekauft und verbraucht,
sich die Wirtsdiaft im Bannkreis von Täuschung und Lüge. Täuschung und Lüge Sind aber
so
bewegt

nie das Fundament von Vertrauen: . Ein Blick in die Sdiaufeh$ter zeigt uns, in welches Labyrinth von Gütebezeichnungen der
Oft wird dem Verfechter des Gütegedankens entgegengehalten, daß in} Zeiten Be:
starker Verbraucher sich heute verlieren muß, wenn er seinen täglichen Bedarf an Gütern zu dedcen
völkerungszunahme und wadisenden Bedarfes besonders auch an Nahrungsmitteln} in erster Linie gezwungen ist. Da findet er Bezeiänungen wie fein, fein:fein, hochfein, allerfeinst, extra fein,
die Erzeugung von Mengen angestrebt werden müsse, ja unbedingt notwendig Sei.
Soldie Hin: erstklassig, spezial, prima, primissima, best, lederartig, seidenartig, stahlartig, imitiert, Qualitätsware,
weise entspringen einem oberfiädilichen oder tendenziösen Denken. Der
Konsum von geringwertrgen erste und beste Qualität usw.
Massengütern geht immer auf Kosten der physischen Gesundheit und materiellen
Volkes. Auch läßt sich durch intensiveren Einsatz mensdilidien Geistes und Wohlfahrt eines
menschliche.r Handarbeit
Wie kann die Verbrauchersd‘taft sich aus diesem Labyrinth wieder herausfinden.
Wie kann man sie wieder befreien von diesem „Kauf im Dunkeln“, so daß sie den
die Gütererzeugung mengenmäßig steigern, ohne daß das Güteprinzip aufgegeben _w1rd,
erzeugten Güter zur qualitätslosen Massenware werden. Dann aber ist vor allem eines in diesem
und
die eigentlichen Verwendungszweck und darüber hinaus den Gebrauchswert eines Gutes wieder er:
Zusammenhange noch festzustellen. .
' kennen lernt? Es muß nochmals betont werden, daß die modernen Wirtschaftsformen mit ihrer weit:
_ „
gehenden Arbeitsteilung und der damit zusammenhängenden ungeheuren Mannigfaltigkeit der Er:
Qualität verwandelt sich in Quantität, Güte in Menge. \WenigeBersprele
konnen zeugnisse, ihrem „Dienst am Kunden“, es dem Verbraucher nicht leicht machen, zwischen gut und schlecht
das zeigen. Ein Landwirt, der einseitig auf Mengenerträge beim Kartoffelbau eingestellt ist, wird zu unterscheiden, ganz abgesehen davon, daß die Erziehung in Elternhaus, Sdiule und Lehrstätte
beispielsweise 150 Ztr. Kartoffeln je ll, ha im Herbst aus dem Bodenholen. Durch einseitige
den heranwachsenden Mensdien mandies eher und besser vermittelt als den für's Leben so wichtigen
Düngung stark getriebene Kartoffeln haben erfahrungsmäßig erhebliche
Lagerverluste. Wenn tm
„Hausverstand“ früherer Geschlediter. Die Beurteilung des Gebrauchswertes und der wirklichen
Frühjahr die Mieten geleert werden, dann sind von den ursprünglidi 150 Ztr. nur noch
zu verwerten. Der Nachbarlandwirt will Qualitätsware erzeugen und verzidatet von vornherein auf
129
Ztr. Güte seitens des Verbraudaers wird nur durch Aufklärung und Belehrung zu erreidien sein.
Die notwendige Erkenntnis vom Wesen des Güteerzeugnisses wird vor allem durch die Wieder.-
bestimmte Treibmethoden beim Kartoffelanbau. Er wird vielleicht nur 130 Ztr. je 1/i ha ernten. einführung des Gütezeid1ens als Wegweiser für Nachfrage und Gebrauch gefördert werden
Seine Verluste betragen im Frühjahr aber nur 10 Ztr. Kartoffeln. pAlso_ hat
Endeffekt dasselbe erzeugt und nodi dazu in
der.Letzte im
besserer Qualität, was SlCl’t beim Verfuttern, Ver: können.
arbeiten und Verkaufen vorteilhaft auswirken wird. Der einseitig auf Mengenertrag eingestellte Sdion im Altertum war es vielfadi üblid1, Handelsgüter mit Zeichen zu versehen, aus
Landwirt madit sich einer Fehlleitung, einer Versdiwendung wirtschaftlicher Werte schuldig, obwohl denen zu erkennen war, wer die Ware hergestellt bezw. wer sie in den Handel gebracht hatte. Trat
neuer Bedarf auf, so konnte bei Beachtung bekannter Zeichen auf Erzeugnisse gleidier Herkunft
er gerade privat: wie volkswirtsd1aftlich besonders erfolgreich zu wirtschaften glaubt. Versucht zurückgegriffen werden. Schon damals, also in einer Zeit, in der Erzeuger und Verbraucher noch
der Landwirt dem bei geringwertigen Kartoffeln vorauszusehenden Lagerverlust durch rasche Ver:
in engerer Fühlung mit einander standen, hatten besondere Güteerzeugnisse auch ihren besonderen
arbeitung in Brennerei und Flockenfabrik oder baldigen Verkauf an dem
Konsumenten
so schiebt er den Verlust nur in andere Betriebe, an andere Würtschaftskrerse ab.
zu entgehen,
Wert. Später, als das handwerkliche Können sich immer mehr entwidcelte und die Gewerbe in
Blüte kamen, da waren es besonders die Zünfte, die das Güteprinzip vertraten. Die Zunft:
Ein anderes Beispiel: der deutsche Weizen ist bei dem einseitigen Mengenstreben
heimischen Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten in seiner Ausbeute und Badcfahigke1t immer
unserer ordnungen des mittelalterlichen Handwerks schrieben sehr oft vor, daß die auszuliefernden Waren.
186 18?

dem Zunftmeister oder besonderen Besciiauern vorgelegt werden mußten. Diese hatten die ernste brauchcrschaft sdion frühzeitig auf sie aufmerksam wurde und nach ihnen verlangte. So entstand
Pflicht, die Beschaffenheit der Ware zu prüfen und sich zu überzeugen, ob sie ohne Bedenken die Demeter:Bewegung.
auf den Markt gebracht werden konnten und der Zunft als solöner nicht Unehre machten. Diese Das Gütezeichen „Demeter“ zeigt dem aufmerksamen Verbraucher an, daß er es mit einem
Zunftgarantie hatte für das Gewerbe eine große Bedeutung, denn sie stärkte nidit allein das An.- gehaltvollen, leben: und gesundheitfördernderi Nahrungsmittel zu tun hat, das von Bauern oder
selien der Erzeugnisse und ihrer Beliebtheit auf dem Märkte, sie war nicht nur eine äußere Gärtnern nach der biologisch:dynamischen Wirtsdiaftsweise herangezogen und bei der gewerblichen
Hilfe zur Förderung des Absatzes, sondern sie war auch ein wirksames Nlittel zur Anfeuerung Weiterverarbeitung entsprechend pfleglich behandelt wurde. Gerade auch bei Demeter:Erzeug:
der Zunftgenossen zur Qualitätstreue, zur Güteerzeugung. Wenn auch im Laufe der Zeit nissen verwandelt sich Qualität in Quantität, wie sich oft genug bei der gewerblichen Weiter:
diese Art Zunftbindungen mehr und mehr wegfielen, so hat sich doch dieses Gütestreben im verarbeitung von Roherzeugnissen in Demeter:Qualität gezeigt hat. Die Ausbeuten steigen und
deutschen Gewerbe und in der deutschen Industrie in manchen Zweigen bis in die heutige Zeit die sonst so häufigen Betriebserschwerungen und Störungen durch minderwertiges Ausgangs:
erhalten. Nur auf Grund seiner besonderen industriellen Qualitätserzeugnisse (Made in Germany) material bleiben aus. Kein Wunder also, daß sich auch die weiterverarbeitenden Gewerbe und
konnte sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten vor dem Krieg den Weltmarkt weitgehend der fortschrittliche Handel in die Demeter:Bewegung eingegliedert haben. '

erobern. Auf der Grundlage eines vielseitig ausgebauten Vertragssystems und durdi die treu:
Wie schon auseinandergesetzt, brachten es die besonderen Verhältnisse in den Kriegs: und händerische Arbeit eines Wirtschaftsbundes sind unter dem Schutze des Gütezeichens
Nachkriegsiahren mit sich, daß der Gütegedanke bei Erzeuger, Händler und Verbraucher oft ver: „Demeter“ heute schon Nährstand und Verbraudier$draft organisch und vertrauensvoll mit
toren ging. Die wirtschaftlichen Note der allerletzten Zeit haben erzieherisch gewirkt. Das Güte: einander verbunden. Aus privater fnitiative ist mit der biologisdi:dynamischen Wirt:
prinzip und mit ihm der Güteschutz und der Gütekauf kommen wieder zu Ehren‚*) Das Güte: schaftsweise und der Demeter:Bewegung ein Weg beschritten, um dem Nährstand
zeichen kann dem Käufer ein wertvolles Hilfsmittel zur Beurteilung und Kontrolle der einzelnen seinen ursprünglichen hohen Sinn wiederzugeben.
Verbrauchsgiiter und ihrer Preiswiirdigkeit sein. Die Gütezeichen und die Bekanntgabe der Güte:
bedingungen vermitteln dem Käufer wieder warenkundliche Kenntnisse, die es ihm ermöglichen,
Güter und Güterangebote besser zu beurteilen. Der Verbraucher schützt sich wie die gesamte
\Virtschaft vor unnötigen Verlusten, denn jede Verminderung oder Vermeidung von Fehlkäufen
ist nicht nur ein Gebot für den Einzelnen, sondern geradezu volkswirtschaftliches Gebot. Das
Gütezeidwn, zunächst als Schutz des Erzeugnisses gedacht, wird so zum Berater des Ver:
Heimatpflege und Landwirtschaft
braucliers, der bei Zufriedenstellung gern zum wiederkehrenden Kunden und meistens F.Dreidax
audi zum überzeugten \Werber wird. Die Güter, ihre Eigenschaften und ihr Gebrauchs: in Kassel fand in der Zeit vom 5.#8. Oktober ein deutscher Volkstum: und Heimattag
wert für den Menschen werden wieder zum Sinti der \Virtschaft, nachdem uns das letzte als erstes Reichstreffen des Reichsbundes Volkstum und Heimat statt. Diese Veranstaltung war
Jahrzehnt eindeutig gelehrt hat, daß die großen \Wirtschaftsfragen unserer Zeit allein durch technisch verbunden mit dem „Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz“. Die Veranstaltung zeigte eine
noch so raffiniert durchgeführte Fertigungsvorgänge, durch Fabriziereri und Vertreiben „um jeden Regsamkeit neuer Kräfte, die sich mit alten Kämpfern dieser guten Sadie vereinigten.
Preis“ nidit behoben werden können. Es fand unter anderem in der Stadthalle ein volkstiimlicher Abend mit einem stattlichen Auf:
Das Gütezeichen ist ein bedeutsanier Markstein in dem Fortschritt zu neuer Giiteerzeugung. marsch an Fahnen, namentlich auch der alten lnnungsfahnen, statt. Voll<stänze wurden gezeigt,
Zusammenschluß und Zusammenarbeit von Erzeugern, Händlern und Verbrauchern im Rahmen alte deutsche Madrigale vorgetragen, Volkslieder gesungen, alte Tanzlaiche vorgeführt. Darin wurde
einer Gütezeichengemeinschaft stellt einen weiteren, bewußten Schritt auf dem steilen und ein deutsches Volksfest auf der Karlswiese veranstaltet, bei dem Trachtengruppen Bauerntänze
mühsamen \Vege' zu wahrer Gesundung der Wirtschaft dar. Ein solches Streben ist umso be: vorfiihrten. Hans Sachs:Spiele waren zu sehen. Der Kasper] hatte sein Theater aufgeschlagen
aditlicher, wenn es sich aus eigener freier Entscheidung (Privat:lnitiative) heraus ohne Be: und zeigte sich wie selten lebendig.
vormundung und obrigkeitliche Eingriffe vollzieht, und auf dem Grunde von Erkenntnis und Selbst: Vieles bei diesen Veranstaltungen konnte wie eine Uberschau über das empfunden werden,
erziehung Gütererzeugung, Güterverteilung und Giiterverbrauch organisch zusammenfaßt. was an altem Volksgut dieser Art überhaupt noch vorhanden ist. Es wurde Ausgezeichnetes
geboten, wie z. B. die Vorführung des wundervoll schlichten und dodi so reichhaltigen „Webertanzes“
Nadi all dem braucht über den Wert der Demeter:Bewe gung nidit mehr viel gesagt oder die Kunst der Trachtengruppe aus der Rhön. Aber es konnte dem aufmerksamen Be:
zu werden. Der Nährstand, also Landwirtschaft und Gartenbau, hat einzig und allein die Auf: obachter nicht entgehen, in welcher unheimlich schwierigen Lage sich heutzutage das alte Brauchtum
gabe, die Mutter Erde so zu pflegen und zu nutzen, daß die Menschheit auf ihrem irdischeni der Bauern und audi der Bürger befindet. Die Volkstänze aus der Rhön wurden mit großer
Liebe in bester Weise gezeigt aber nur von Mäddien, obwohl die Tänze einstens für Burschen
#

Lebensgange „des Leibes Nahrung und Notdurf “ befriedigen kann. Des Bauern Arbeit ist kein
Gewerbe, kein Handwerk und kein Handel, sondern viel eher ein priesterlicher Dienst an Erde, und Mädchen geschaffen worden sind. Es ist eine Niedergangserscheinung, wenn in einer Gegend
nur noch die Frauen alleine die alten Gebräudie beherrschen und die Trachten tragen. Nidit
#

Pflanze, Tier und Mensch.


Die Erträgnisse der Arbeit des Landmannes haben ihren Lohn durch eine vollwertige Er: gut steht es auch um die bayrischen Volkstänzel Wer kennt nodi die alte markige, aber ziichtige
nährung der Menschheit. Der Verbrauchswert eines landwirtsdiaftlichen und gärtnerischen Er: Tanzkunst des oberbayrischen Bauerntums? Ihre Stelle wird eingenommen von einem Brettlstil,
der auf die Unterhaltung des Fremdenverkehrs zugeschnitten erscheint. Die umfassendsten und
#

zeugnisses ergibt sich aus dem Maß von gesundheitfördernder Kraft, die dem Mensdien damit
vermittelt wird. So trägt der Nährstand eines Volkes die außerordentlidie Verantwortung, durch wohl auch besten Darbietungen inbezug auf Volkstänze und :Laiche wurden geleistet von einer
Bundesspielschar, von der man sagte, sie sei aus Berlin. Die Vorführungen fanden großen
#

die Güte seiner Erzeugnisse den leiblichen und in gewissen Grenzen audi den seelisch:geistigen
Bestand seiner Mitmenschen zu sichern. Beifall, aber blieben doch eben Vorführungen. Jenes tiefere Ergriffensein der Zuschauer war
Jedes bewußte Streben innerhalb des Nährstandes zu einer Steigerung der kaum zu bemerken, in dem sich das Zusammenschmelzen mit dem alten Volksgute echt vollziehen
könnte: „Ein Schauspiel aber ach, ein Sdiauspiel nur“. Auch Volkslieder wurden gesungen
#

Güte, des Verbrauchswertes landwirtschaftlicher und gärtnerischer Erzeugnisse bei:


es wurde bei einzelnen getrachtet, daß die Zuschauer audi mitsängen. Weldie$ geringe Echo
#

zutragen, hat also nidit nur einen rein wirtschaftlidten, sondern dariiber hinaus einen
hohen ethischen Sinn. ist bei solchen Gelegenheiten oft vorhanden! Die Mensdien sdieinen in solchen Dingen immer mehr
Die biologisch:dynamische Wirtsdiaftsweise in Landwirtschaft und Gartenbau führt aufs Nehmen statt aufs Geben und Mittun eingestellt, Wenn nur auf dem Podium Virtuosen
bei entschiedener Durchführung zu einer besonderen Güte, einem ausgezeichneten Verbraudis: sind! Nietzsdie sagte einmal: „Nodi ein Jahrhundert Leser und wir sind verlorenl“, um die
wert der so erzeugten Früchte des Landes. Eine kraftsperidende Nahrung wird mit den Güte: Gefahr der nur aufnehmenden Haltung zu charakterisieren.
erzeugnissen der biologisdi:dynamischen \Wirtschaftsweise den Menschen gereicht. Es war nahe: Nicht nur in der Jahreszeit lag Herbstesstimmung auch in der erlebeiiden Überschau
#

liegend, diese Güteerzeugnisse nicht im allgemeinen Markt verschwinden zu lassen, zumal die Ver: über das alte Brauchtum ergab sich die Erkenntnis und Empfindung, Dahinwelkendes wahrzunehmen.
Man darf sich darüber gerade dann nicht täuschen, wenn man mithelfen will, einen neuen Frühling
*)’Siehe ‚audi: Gütesdiuts und Gütehauf. Von H. Jungblut und A. Gröschler PKW Veröffentlidrung Nr. 90,
#

Berlin 1933.
heraufzuführen, der kein Scheinfriihling sein soll.
188 189

Auch der „Tag für Denkmalspflege und Heimatschutz“, der in interessanter \Veise ein: wird sich die überall hin ausströmencle, alles vergoldende7 überquellende Urkraft der Verehrung
gebettet war in den angedeuteten Rahmen ansehnlicher Kundgebungen und Aufmärsche, schöner in der Vorzeit vergegenwärtigen miissen, wenn man den jüngsten Entwicklungsgang des land:
Volkslieder und Volkstänze, brachte bedeutungsvolle Hinweise auf die Tatsache, wie einst in den bauenclen Menschen heute verstehen will.
großen Zeiten der deutschen Geschidate das ganze Volk von echtem Stilgefiihl ergriffen war, Sogar im Landbaubetrieb selbst hat die utilitaristisczhe Einstellung Verheerungen angerichtet,
sodaß auch schlichteste Dorfhandwerker imstande waren, Meisterscl‘röpfungen der Kunst hervor.-
zubringen, die wir heute noch in Kird1en, alten Bauten und Museen bewundern.
'
dazu Verwüstungen in der Seele des Landvolks — man könnte von einer lawinenartigen gegen:
seitigen Niedergangssteigerung spred1en, da das Eine das Andere fördert.
Die Klage über den Verlust dieses urwiichsig sicheren Stilgefiihls war allgemein. Zahlreiche Monokulturen madaen sich breit :: weite deutsche Gaue sind steppenartig geworden. Bäume
Redner stellten fest, weldie Einbuße an altem handwerklid1en Können, auch an Verständnis dafür, wurden ohne Not abgehackt, Heckenzüge ausgerottet. Die Vogelwelt, die Welt der Falter und
heute fast überall zu verbuchen ist. Die alte Beherrschung der Werkstoffe mit eigentiirnlicher Kerbtiere ‚„ sie verarmten. Das blumige und würzige Element in der Pflanzendedce trat immer
Technik ist in Verfall Hand in Hand damit geht eine Vernachläßigung der Sdiätze überkommenen
Könnens. Uber die modernen Kunstrichtungen mußten teilweise vernichtende Worte gesprochen
mehr zurück — die Bienenstödce starben massenhaft aus. Der Walddiarakter wurde immer ein:
seitiger, grabesähnlicher. Unverständnis fiir zartere Fragen der Wasserbewirtschaftung zog ein.

——
werden. Die zerstörenden Einwirkungen einer überschnellen Industrialisierung wurden eingehend Das Lineal „korrigierte“ die Landschaft. Mandier deutsche Gau wird heute noch gewohnheitsmäßig
abgehandelt, Die niederziehenden Einflüsse der heutigen Art des Wirtschaftslebens auf Natur: ob seiner Schönheit gepriesen wer aber den früheren besseren Zustand erforscht, erkennt vieler:
schätze und :Schönheiten, auf schöne alte Stadtbilder, auf gediegene künstlerische Bauweise usw. orts das Entstehen von Landschaftsruinen und den Beginn einer Verkarstung, namentlida in Ge:
wurde an ungezählten Beispielen dargetan. Welche Verheei'ungen riditet allein die uferlose markt: birgslagen.


schreierische Reklame in der Landschaft und in den Ortsbildern an! Fragte man noch vor dem Kriege den Bauern, warum er alles in so „moderner“ Weise ge:
Doch verweilte man nidit bei der Klage und Trauer, sondern es wurden Erfahrungen staltet, so konnte man oft hören, daß es so alleine Gewinn bringt, sonst aber„unniitz sei, Frägt
ausgetausdit, wie den Verlusten an künstlerischen Volksgütern Einhalt zu tun ist, ja wie in man heute, so erfährt man oft, daß der Bauer es gerne anders machen möchte, aber die Not


neuer Richtung, namentlich mit Hilfe einer verbesserten Gesetzgebung, tatkräftig vorgegangen zwingt ihn, mit allen Mittelfi etwas herauszuschlagen. Diese Not ist aber nicht einfach als finan:
werden kann. zielle Not heraufgekommen „ der Bauer war nach der'Infiation praktisch sdiuldenfrei sondern
Wichtig und wirksam wird in vielen Angelegenheiten ein Vorgehen mit neuen gesetz: auch als eine biologische Not, die mit der Betriebsmethode in engstem Zusammenhang steht.
deberisd‘ren Hilfsmitteln sein. Doch wurde ein tiefer]iegefider Punkt aufgezeigt! Es wurde Das alte Utilitaritätsstreben hat sich bereits selbst überschlagen: Bodenmüdigkeiten,
Stillstand und Rüd<gang der Erntemengen, Pflanzen: und Tierkrankheiten, hohe Erzeugungskosten,
$on mehreren Rednern mit einer gewissen Urgewalt auf die geistig:seelische Grundlage hin: Rückgang der Qualitäten sind im Gefolge der übermächtigen Chemisierung und Technisierung
gewiesen, die fiir die Erhaltung alten Brauchtums, überlieferter Kunstschätze und der Natur:
schönheiten notwendig ist, die früher zur Verfügung stand, heutzutage aber immer dürftiger erngezogen.
geworden ist. Man sollte nicht vergessen, daß hinter der Technisierung und Chemisierung der Landwirtsdiaft
jene Naturwissenschafts:Richtung steht, welche den Materialismus wissenschaftlich begründet
Es kann als bedeutungsvoll angesehen werden, daß gerade die Vertreter der katholischen hat. Diese Richtung wußte fiir den Geist des Mensdien, für die Seele, für das Leben von
und der evangelischen Kirche, Abt Schmitt des Benediktinerklosters Grüssau und Dr. Richter:
Marburg gleich zu Beginn der Vorträge in denkwiirdiger Weise aussprachen, daß eine Erhaltung, Tieren und Pflanzen bekanntlid'i ganz einfache, ganz niiditerne Erklärungen. Göttlich:geistige Kräfte
in der freien Natur -— im rausdtenden ald, im rinnenden Quell, im schimmernden Stern, in
Pflege und Erneuerung der alten Kirchenschönheit aus dem Geiste der Andadit und
ehrung wiedergeboren werden müsse. Es kam zur Sprache, daß mandie Kirchen zeigen, daß
nicht nur die Gemeinden, sondern auch ihre Geistlidien zuwenig Sinn für die Grundquelle der
Gottesver: der strahlenden Sonne
#

weld1er Aberglaubel Lebewesen?


künstlich erzeugen! Dünger — Naturdünger
— — werden wir demnächst wohl
Mist? Den machen wir längst künstlich viel besser!
Und in der Tat: In der Zeit der alten Kraft des Boden war es möglich, mit den künstlichen
Kirchenkunst haben. Dies wurde als die eigentliche Ursache für die Verluste an Kunstgegen:
Ständen und für die Stil:Verirrungen genannt, die heute beängstigendeAusmaße angenommen Düngemitteln allerorts aufs Auge und auf die Erntemengen zu wirken. Wer hätte sich dem
habenl meßbaren und wägbaren und dem klingenden Erfolg versd11ießen können? Beiseite mit dem alten
Auffällig war es, wie von vielen Seiten ein begreifliches Gewicht auf die Erhaltung von Aberglauben der Väterl
Denkmälern, Bauten, Gemälden usw, gelegt wurde, kurz auf Dinge, die eine Sd1ulung des Auges Man kommt heute in mandie Bauernhöfe, in denen nur zu häufig der Niedergang nach
bedingen, letzten Endes aber ein Fertiges, Gewordenes darstellen. Das Bestreben der Tagungs:
leitung aber war es, daneben auch die Pflege und den Sdiutz des Lebendigen, Werdenden ge.-
nügencl zur Geltung zu bringen, wie es im Siedeln und neuen Bauen, sowie in der Landschafts:
Hilfe ruft, Die Obstbäume haben nidit angesetzt
— man frägt nadi den Bienen: Ja, früher
waren Bienen da; der Großvater hat sich darauf verstanden, aber seit er gestorben ist, haben wir
keine Bienen mehr. Die Tiere im Stall leiden an Unpäßlichkeiten. Man erkundigt sich nach
gestaltung mit seiner vielfachen Handhabung belebter Baustoffe wirksarrrist. So etwas wendet
sich an tiefer liegende und andere Sinne als nur ans Auge. Der Initiative der Leitung und ihrem
einigen schlichten Heilkräutern: Ja, früher hat das die Großmutter besorgt; aber seit sie tot ist,
weiß niemand mehr genau Bescheid damit. An der Berglehne pfeift der Wind und hagert den
Einblick in die Zeitbedürfnisse ist es auch zu danken gewesen, daß im Rahmen der Veranstaltung Boden und den Pflanzenwuchs aus. Wie wäre es, hier eine Hecke anzupflanzen? Ja, die war
wenidstens in Kürze etwas über „Heimatpfiege und Landwirtsdiaft“ ausgeführt werden konnte. noch vor ein paar Jahren da, der Urgroßvater hatte sie mühsam angelegt, aber dem Knecht war
Hat T:looh die Landwirtschaft den innigsten Bezug zum urwüdisigen Volkstum, wie insbesondere sie beim Fahren unbequern, da hat er sie umgemad1t. Und der Düngerhaufen liegt unordentlidi
zur Bauweise und zur Landsdaaftl Sie nimmt eine Schlüsselstellung in den Fragen der Heimat:

mitten im Hofe, untenwärts endet er in einem Jauchesumpf, obenwärts dörrt er ungesdiiitzt in Sonne
pflege ein. und Wind aus. Der Bauer hat in weitem Maße verlernt, mit dem ihm ureigensten Werkstoff
Jedem, der des öfteren auf dem Lande draußen, in der Flur oder in den Dörfern etwas Ernstliches zur Förderung des Bodenlebens und Pflanzenlebens zu arbeiten Da gibt es doch den künstlichen
inbezug auf Natursd1utz oder Heimatpflege voranbringen wollte, ist es bestimmt klar geworden, Dünger, der viel besser und wertvoller ist. Der Bauer teilt hier das Schicksal einer Entfremdung
welche Rolle da die innere Einstellung der Bauern spielt und wie die landwirtschaftlidae Betriebs: von seinem Werkstoff mit vielen Handwerkern, die in die moderne Technik hineingerissen wurden!
weise auf diese Einstellung einwirkt. Nicht nur der Städter ist von der Industrialisierung erfaßt, Und, weil er diese Auswirkung des materialistischen Zeitalters teilt, wird die organische Natur,
auch der Bauer. Eine gewaltigeTechnisierung und Chemisierung der Landwirtschaft hatum sich gegrrffen. wird die Landschaft, wird seine ganze Umwelt mit in das materialistische Schidrsal hineingezogeri.
Utilitarismus ist eingezogen. War einst der Ackerbau ein göttlicher Beruf, ein pnesterhd1er Dienst Man sollte erkennen, wo das Zentrum der Verehrungsvernichtung sitzt, von dem aus heute sogar
an dem verehrungswürdigen Werke des Schöpfers und an der nahrungsbeclürftigen Mensdiheit, so auf dem Lande und in der Natur draußen alles und jedes in Mitleidenschaft gezogen wird. Erst
ist sie seit Albrecht Thaers Zeit immer mehr als ein Gewerbe aufgefaßt worden, um Gewinn macht man Sidi lustig über die väterlidie Art, den Acker zu bebauen und den Mist zu pflegen,
zu erzielen. endlid'r betrachtet man den alten, einst treu behüteten Väterhausrat als Gerümpel, den man für ein
Spottgeld an jeden verkauft, der ihn haben will oder man laßt ihn sowieso verkommen.
#

Es darf vielleicht erinnert werden, daß nadi allem, was wir wissen, das verehrungsvolle
Empfinden des alten Germanen, sein freudevoller Schauer der Gottesnähe, nicht einmal_ an Eine Anzahl von Landwirten nahm die Anzeichen des Niederganges schon wahr, als auf
Bauwerke gebunden war. Unter freiem Himmel hatte das germanische Volk ungezählte Werbe: finanziellem Gebiete bei ihnen noch kein Mangel zu verspüren war. Es waren größtenteils Land:
Stätten. Die freie Natur war dem alten Deutschen von göttlich:geistigen Wesen durchwebt. Man Wirte, in denen die großen menschlichen Erlebnisse des Krieges noch nachwirkten und den Sinn
190 191
für die wahren Zeitnöte offen hielten. Sie sahen sich um, ob es nicht etwas gäbe,“ was einen. Tieren und ihrem Mist und wieder zurück zur Scholle herausbildet. — Heute im Jahre 1933
neuen Zug in die Landwirtsdiaft hineintragen könne. Sie wandten sich an den Vorkampfer einer hat man viel Verständnis für eine solche Betriebseinrichtung, weldie Völlig autarkisdr ist — aber
spirituellen Naturwissenschaft, der auf Goethes Naturbetrachtung aufbaute
— an Dr, Rudolf
Steiner, der bereits bewiesen hatte, daß er praktische Lebensgebiete zu befruchten verstand,
Rudolf Steiner wies nidit nur auf die volkswirtsdaaftlidae Bedeutung eines solchen Strebens, sondern
auf die biologische, die sich in der Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch auswirkt. Er ver:
Es ist von Goethe im vorigen Jahre seines 100, Todestages viel die Rede gewesen. _- Aber mochte, diese Vorteile darzulegen. So war der Bauer durch ihn schon 1924 wieder mit beiden
Beinen auf die heimisdre Scholle gestellt.
wenig war von seinen naturwissenschaftlid‘ien Forschungen die Rede,
denn die mater1alrshsdre
Wissensdiaftsrichtung hält davon nidit viel. Aber er selbst sagte am Ende seines Lebens, er daß Natürlich griffen die Ratsdaläge noch in viele andere Gebiete wie Schädlingsbekämptung mit
diese für wertvoller halte, als seine diditerischen Leistungen. Wenig war auch von der Wurzel seiner
Naturbetraditung die Rede
— von der Verehrungskraft, die Goethe innewohnte und
alle Anwandlungen, denen jeder Mensch ausgesetzt ist, verteidigte. Goethe war ein Meister
che
er ge gen
natürlichen Hilfsmitteln, Tierpflege, Obstbau usw. ein, was aber hier nidit weiter ausgeführt werden
kann. Aber es muß hier ausgesprochen werden, daß sich die Anschauungen Rudolf Steiners
bei der Erprobung durch einen besonderen Versudrsring sdion in den nächsten Jahren als frudit:
der Verehrung. Von ihm stammt die gewaltige Lehre von den Ehrfurchten. Aber er war bar erwiesen haben und daß die Zahl der Landwirte und Gärtner, weldie danach in der Praxis
nidit nur ein Theoretiker der Ehrfurcht, sondern er lebte in ihr, sein Wesen war von
ihr erfullt. arbeiten, bereits auf rund 1500 angewachsen ist. Trotz einer heftigen Anfeinclung, die wohl be:
Aus der Ganzheit dieses verehrungsvollen Wesens sprudelte seine Did1terkraft, die uns
heute greifiid'i ist, da die biologisdr=dynamische Arbeitsweise starke finanzielle Interessen verletzt, wächst
nodi das Dasein vergoldet. Aus der Ganzheit dieses Wesens floß auchSeine Naturwmsenschaft. die Zahl dieser Praktiker ständig, zum größten Teil auf Grund der bei Nadibarn und Freunden
Er bildete die Lehre von der Urpflanze aus, worunter er nicht eine primitive oder altertunilidie unmittelbar beobaditefen Betriebsergebnisse.
Pflanze meinte, sondern worunter er eine geistig wirksame Kraftwesenheit verstand,
Pflanzenwesenheiten,zugrunde liegt, Goethe vertrat eine spirituelle Naturwtssensdraft,
dieden ubrigen
Weil es sich um eine Sache handelt, die in der Praxis eine Rolle spielt, kann schon heute
auf ihre Bedeutung für die Heimatpflege aufmerksam gemacht werden, ja es kann eingeladen
keine materialistisd1e. werden, die Fluren und Betriebe zu besidrtigen, die biologisch:dynamisdr bewirtschaftet werden.
An Goethes Lehre von der Urpflanze und an seine übrigen naturwisserisd1aftlichenForschungen Es können in fast allen deutsdren Gauen soldie Bauernhöfe genannt werden. Man erfährt sie
knüpfte bekanntlidr Rudolf Steiner an. Er übte dessen ehrturditsdurd1trankte Seelenhaltungl Er durch die Geschäftsstelle des Versuchsringes anthroposophi3dier Landwirte, Bad Saarow/Mark.
bildete weiter, .was Goethe begonnen hatte und schuf die Lehre von den athertsdrerr
Bildekraften, Es ist dort zwar nodi nid1t3 absichtlidi an Heimatptlege unternommen worden, aber der Kundige
weldie die Stoffeswelt beherrschen und in Pflanze, Tier, Mensch und Kosmos schopferrsdr w1rk:
sam sind. Er war imstande, von hier aus wertvolle lmpulse auf den Gebieten der Medizm, der
wird doch überall die hoffnungsvollen Keime dazu in realer Wirksamkeit finden.
Pädagogik, der Kunst und audi der Technik zu geben.
}

Die Landschaft ändert sich durch die neue goethische Wirtsdaaftsart. Einseitige Getreide:

betriebe werden beseitigt, Farmbetriebe oder Mastbetriebe mit verstiegener Viehhaltung kommen
Was floß aus dieser Quelle spiritueller Naturwissensdaaft an Ratschlägen fur die Land: nicht in Frage. Die Feldflur vermannigfaltigt sich sid1tlidr#

der Pflanzenteppich wird reichhaltigen


wirtsdiafl?
‘ '

Baum und Strauch werden betont. Man hat viele gute Gründe dafür. Die Vogelwelt belebt
Es kann hier nur allzukurz skizziert werden, was Rudolf Steiner zu Pfingsten 1924 in acht sich. Ein Beispiel aus dem deutsdren Osten, für den die H6clcenanpflanzung unendlich widitig
Vorträgen mit Aussprachen einem kleinen Häuflein von etwa 50 tragenden Landwrrten und erscheint, namentlid1 audi bei Siedlungen: Das Gut Marienhöhe hat bei 240 Morgen Adrerland
Gärtnern empfahl. in wenigen Jahren rund 3 km Hedcen angelegt!
Zu allererst sudate Rudolf Steiner den Blick des Landwirts nadi den Sternen zu lenken, Die sinngemäße Anwendung der biologisch:dynamisdren Wirtsdiaftsweise verwandelt die
weg von dem Stückdien Boden mit seinem Nährstoffgehalt, von dem angeblich das Wachstum der heutigen dürren Wälder wieder in Saftwälder. Fiir den Wasserhaushalt sind neue Gesidits:
Pflanzen so sehr abhängig sein soll. Er wies hin auf die Wadistumseinflusse‚ die von.
den
Ge: punkte maßgebend — es werden sogar neue Terrassierungen angelegt, Jeder Fachmann weiß,
stirnen, namentlida audi vom Monde bei richtiger Beaditung ausgehen. Er
forderte auf, die
Krafte:
einfiüsse der Gestirne naturwissenschaftlidr neu zu studieren und sie in den Dienst der Quantrtats:
wie gerade richtig angelegte Terrassen einer Gegend den Stempel von sdiöner Vermählung von
Natur und Kultur aufprägen können.
und Qualitätserzeugung zu stellen.
}

Damit war der Grundstein für eine dynamische Arbeitsweise gelegt, die aber nur mit} natur:
geborenen Kräften, also biologisdi vorgeht. Damit war gleidizeitig die deutsdte Landwutsihaft
brauch von vielen in letzter Zeit verwilderten Geländen zu machen weiß _
Wichtig ist es audi zu wissen, daß die biologisch:dynamisdte Wirtsdiaftsweise wieder Ge.-
man denke nur an
den häßlid1en Anblidc ehemaliger, heute öde liegender Rebberge. Reben vermögen sie nidit mehr
wieder angeknüpft an den Väterbraud'i, worauf Dr. Steiner besonders hinwres.
Dieser Vater:
#

zu tragen, aber ihre Lage zur Sonne madit sie nur zu oft für Qualitätserzeugnisse anderer Art
brauch wurde ihr durch die materialistisdie Naturwissensdraftsriditung durch allzuwohlfede Sdietn: ausgezeichnet geeignet. Hier greift die neue Methode ein, weldie die Qualitätsfrage in ihrer ganzen
gründe aus der Hand gewunden. Noch heute ist es jederzeit zu erproben, w1e uberlegen
demiker lädieln, wenn ein Bauer vom Väterbraud1 der Mondbeaditung berrchtet, Mari ladielt Aka: Tiefe aufgegriffen hat und ihre Erzeugnisse sogar unter einem besonderen Namen, der Marken:
bezeichnung „Demeter“ in den Verkehr bringt.
dabei aber eigentlich über die eigene Unwissenheit. Denn Mondbeaditung und uberhaupt
beachtung ist urgermanisdter Kulturbesitz und sein Wert ist-_ durch neue naturwissensdmftltche
Gestrrns: So wird die goethische Betriebsart in der Landsdraft allmählich wirksam. Aber sie übt
Forsdiungen längst wiederum erwiesen. Wenn wir Deutschen hier nidit rasd'i nachholen, so werden regelmäßig audi einen Einfluß auf die Geisteshaltung des Bauern und Gärtners aus. Ihr natur:
uns die Engländer als Realisten auf diesem Spezialgebiete vollig ubertlugeln, die namentlidr auf wissenschaftliches Rüstzeug gestattet es, vieles v2r5d'iüttetes, bäuerlidres Volksgut, das ehedem in
der Praxis eine Rolle spielte, heute aber zu Unredit als Aberglauben versdirieen ist und verloren
tierkundlidiem Gebiete namhafte Forsdiungen über Mondeinflüsse anstellten.
zu gehen droht, wieder auf seinen Wahrheitsgehalt zu prüfen und neuer wissensdraftlidter und
Rudolf Steiner ging dann dazu über, den Bauern wieder mit seinem ureigensten Werkstoff, praktischer Slerwertung zugänglich zu machen, Man glaubt nicht, weldie Schätze das Bauerntum
dem Naturdünger, vertraut zu machen. Er zeigte dessen besondere Werteauf,
den stoftlichen Gehalten, sondern vor allem in der Anwesenheit organ1sd'ierKrafte die nicht nur in
lregen, die
heute nodi, trotz aller Versdiüttung, bewahrt, Es darf ausgesprochen werden: Das gleidie Gliid<,
das die Menschen der Renaissance erlebten, wenn sie die Götterstatuen der alten Griedien aus
sdiiediterdings unersetzlich sind. Auf diese Kräfte ist bei der Pflege „des Dungers Ruchld'll zu Schutt und Moder hervorholten, sodaß sie trotz aller Verstümmelung in neuer Schönheit erstrahlfen
nehmen. Versteht man sich darauf, so kann der Naturdünger anKraften dresenArtsogar an:
gereichert werden. Rudolf Steiner lehrte, daß entsprechende verfügbare Kräfte in Heilpflanzen
„_ es wird vom Bauern der biologisda=dynamischen Wirtsdiaftsweise erlebt, der eine alte ver:
stümmelte und dadurch unnütz und lächerlich gewordene Bauernregel neu aufzufassen lernt, sodaß
anwesend sind, sodaß durch wohldurdidadrte Kompostierung und Vereinigung derselben mit dem die in ihr liegende ursprüngliche Weisheit wieder aufleuditet und brauchbar wird. An dem ver:
Stallmist eine Veredelung und eine Verstärkung seiner Whr_kung erzielt werden kann. Es ergibt ehrungsvollen Geiste Goethes entzündet sich nicht nur neue Verehrung der Natur in ihrem wahren
sich eine Qualitätssteigerung der Naturdiinger, die bis zu einer Qualitaszteigerung der Bodener: Wesen, sondern audi eine neue Verehrung des überlieferten Vätergutes. Und es wird Sidi zeigen,
zeugnisse weitergeführt werden kann. daß diese Verehrung übergreifen kann auf die Pflege der Heimat, auf die Pflege der Landsdraft,
4

auf die Pflege aller Denkmale großer Vergangenheit, auf die redite Pflege alter Sitten und Volks:
Des Weiteren zeigte Rudolf Steiner, daß ein Bauernhof besondere biologische Vorteile
wenn er aussdiließlich mit wirtsd‘raftseigenem Futter und nur mit wirtschaftse1genem Dunger zu
erreidit,
bräuche. Es dürfte sich für den Pfleger der Heimat schon heute lohnen, mit dem Bauern der
arbeiten lernt, sodaß sich ein geschlossener Kreislauf von der Sdiolle zum Futter, von da zu den biologisch:dynamischen Wirtschaftsweise Verbindung aufzunehmen. Man kann es ahnen, was es
192 193

angesichts der Sd11üsselstellung fiir Heimat und Volkstum einst bedeuten wird, wenn der Bauer In
„ _
Urzeiten der blenschheit war dies anders . Au 3 diesen Urzerten' '
aber stammen nah
in seiner Betriebsführung gelernt hat, das gute Neue organisch mit dem weisheitsvollen
Alten zu verbinden.
alle Zuchtungen der Kulturpflanzen, insbesondere die Getreidearten, die Brotfriichte. Unter
Anleitung großer priesterl1cher Euhrer wurden das Rind und viele ehemals wildwadisende ilzeIf
In dem redrten Bauern der biologisdr:dynarnischen Wirtsdiaftsweise ist nicht mehr ein Pflanzen zn
Wesenfigewandelt, die den Mensdien seither als nährende auf seinem Kulturweg be.-
Strudel der Verniditung geistig wirksam, der vom Materialismus herstammt, sondern von der gleiteri, Die so
gefuhrten Menschen haben einst noch in ehrfurchtsvoller Verbundenheit zur Sonne
und den Gestirnen emporgeschaut. Die heute verlorene Ehrfurdit zur oberen und unteren Welt
Geistigkeit Goethes und Rudolf Steiners her ist in ihm eine übersd1äumende Quelle verehrung3: zur elf der Pflanzen, zur gesamten Umwelt, audi dem Nebenmenschen gegeniiber, kann nicht
voller Kraft des Erhaltens und Sdiaffensl
befohlen werden. Sie muß, als eine freie Tat des mensdilidien Innern, aus Erkenntnis neu er:
1gungen
hängt
onnen,hmm werde1ni .1Diann
zumunendlich
ei
Wll’d
es viel ab,
ganzen
c\ler„34ateri]jalismus
es.
0
auch in der Landwirtschaft überwunden werden
er Bauer aber w'rd d' am ehesten konnen. Von ihm
1 tes " '

Nachklang zum Erntedankfest _ Meister“ spridit Goethe von vier Eh rfurchten, die dem Wesen
In seinem „ Wilhelm
'

Gotthilf Ad<erniann des Mensdien durch Seine Erztehung als Kräfte verliehen werden sollen. Drei beziehen Sidi auf

Zwei Feste haben uns in diesem Jahr die sommerliche Vegetationsperiode begrenzt: Das un er Iämwää,
seipe die
äl_ierte auf sfelbst. MitKeindem,anderer
em reuz ieser vier T}?räte.
Beruf als der bäuerliche
was Rudolf Steiner f"'
steht so offenbar
' '

_gegebgn,
Fest der Arbeit am 1. Mai und der Tag des Bauern am 1. Oktober. Fiir den Menschen, können wir sie zeitgemäß neu verstehen. uns die Landwnf3dlaff LU

Bauern dahinsd‘r reiten. Himmel$verhaltniss


n „vierfachem Sd1ritt sehen wir das_ Jahr des
' ' ' ' "

der sich als Glied eines sozialen Organismus fühlt, mögen diese Feste Anlaß ernster Prüfung
werden. Sie gelten zwei Gruppen von Menschen, die sich gegenseitig nidit mehr verstehen
konnten, die sich gegenseitig zerfleisditen und von dem übrigen Teil des Volkes als zu den un:
in

In
fortwahrend wechselnder Wirkung_b%hmmen die Zeitenordnung und das Schaffen des
unermudlichem Umschwung, Krafte spendend kreisen die Sonne, der Mond und alle Ge: Menschen?
teren Schichten gehörig angesehen wurden. Im Gefühl vieler deutscher Volksgenossen ist stune. Und so soll, dies erkennend, mit Goethe die erste der Ehrfurchten genannt werden:
dieses Urteil heute nodi verankert. Die Ehrfurcht des Mensdien vor dem,
Hören wir hin auf die Welt, die uns hinter den Arbeitermassen des 1. Mai entgegentönt. was über ihm wirkt,
Da ratterts und kollerts und pfeifts und puffts, Eisen klirrt auf Eisen und Vibrationen, unange: Ein'
gewaltiger
„ . kosmisd‘rer Kräftestrom er gießt Sidi
' im
Wedisel von Ta und Nadit S
' '

messen den Rhythmen des Mensdien, dringen zerstörend in sein Wesen ein. Sie erst schaffen
die Masse. Niemand wird daher begreifen, wie so ganz anders die Seelenstimmung des Arbeiters
und Winter
ihr
uber aus Erde, Der Mensch aber als denkendeslebendigen
die
erhalten fur das, was ihm.
Sein
und der lebendige Boden, die
und liebefähiges
Tier uiid
Wesen, Pflanäen,
ist verant: Mreni'ildäi
und wie demgegenüber so ganz anders die Müdigkeit des Bauern ist, der den Tag über unter wortlid'i ihm als Lebendiges anvertraut ist, und aus dieser Verantwortung erwädist
Pflanzen und Tieren in der Welt des Lebendigen und unter den Rhythmen des Himmels Sdiafft, ihm in der Pflege des
Anvertrauten
seine Kulturaufgabe. Er ist zum Vermittler der Himmels:
während sein zweitgeborener Bruder an der Werkbank, im sdiwingenden zitternden Betrieb drinnen krafte auf Erden berufen und die unter ihm stehenden Wesen bringen ihm das Opfer kosmischer
Steht, körperlich und seelisch ergriffen von der ihm innerlich unangemessenen, doch selbstgesd1affenen

Welt der Technik keiner wird dies alles begreifen, der nidit selbst Sdion nach einem vollen Werktag äubstar;z,BEts
as eciln Augenbhckotfioher
ist
erse ro aus em warmen
Weihe seines Berufes, wenn nadi der Ernte der Bauer
en entgegennehmen kann. D
' ‘

aus den Toren einer Fabrik kommend, ins Grüne trat und dort den pfliigenden, säenden oder dieses Opfers die zweite der Ehrfurchten werden: ann mag Ihm aus del" Erkenmms
erntenden Bauern sah. Wie abgesdinitten und abgestürzt mag sich der Mensch in soldien Augen: D Die Ehrfurdat vor dem, was unter dem Menschen,
blidren diesem Bild gegenüber fühlen. »

m“ ihm ann teilen


kann audi, in Liebe die Hand e b rei'ten d , dem zwe1tgebornen Bruder hingehen
daserBrot ’ ‘
und
Aber die vom Mensdien geschaffene Tedinik und die Geistesart, die sie ermöglid1te, greift
seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts selbst zerstörerisdi in die Landwirtsdiaft und die Er: in Ehrfurcht vor dem, was neben ihm.
zeugung des Brotes ein. ln dem ihr zustehenden Bereid1 ist sie eine wunderbare Ersdteinung
der modernen Zeit. Aber sie hat ihre Grenzen übersd'tritten. Die rein diemisch:technisdue Denkungs:
d _
So allein wird sich die Gemeinschaft
4

.
f"llen. Der Mensdi Wird ’ Sidi an das O Pf
würdi g eru
.. ‘“
' '

alelälcbtéiriasl.tiusfüehii éiläiernd‚

als Träger des kosmischen Kreuzes aus den Kraften der Gemeinsd'raft
art in der Landwirtschaft wirkt sich verhängnisvoll in der Welt des Lebendigen aus.
Rudolf Steiner hat in vielen seiner Schriften und Vorträge immer wieder darauf hingewiesen, in Ehrfurdit vor sich selbst.
wie seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts das deutsche Volk seinen ihm gewiesenen Aus solchen Gedanken heraus kann audi die Feier des Erntedankfestes wieder erneuert werden.
Weg verlassen und Sid'l westlicher Geistesart hingegeben hat. Damit drang der Materialismus in
das Sinnen und Denken des mitteleuropäisd'ien Menschen und wir sind Seitdem vor die Aufgabe Christian Morgenstern, der Did1terfreund Rudolf Steiners, hat in einem Gedidit, das hier
folgen möge, fühlt.was die Seele des"1enigen Mensd1en durdiz1ehen kann, der Sidi Wiederum
dargestellt, ’ ‘
kosmisd1 verbunden
* ‘ ‘

gestellt, uns mit ihm auseinanderzusetzen. Dies kann aber nur geschehen, wenn wir uns auf unser
eigenes geistiges Wesen und die Ansätze besinnen, die am Beginn des 19. Jahrhunderts im
deutsd'ien Idealismus und besonders im Werk Goethes geschaffen wurden. Die Fußwaschung
(Aus: „Wir fanden einen Pfad“)
Goethe hat der materialistisdien Lichtlehre Newtons seine geistgemäße „Farbenlehre“ gegen: Idi danke dir, du stummer Stein,
über gestellt, und er hat in der „Metamorphose der Pflanzen“ eine Erkenntnisart angewandt, die und neige midi 3u dir hernieder:
in die Welt des Lebendigen bewußt eindringen kann. Diese Erkenntnisart wurde von Rudolf ICl'l schulde dir mein Pflan3ensein.
Steiner weitergeführt zur Geisteswissenschaft, aus der die biologis®:dynamisdie Wirtsdiaftsweise
stammt. Die biologisch:dynamische Wirtsdiaftsweise versudit ja in der Pflege von Boden, Pflanze Idi danke eudi, ihr Grund und Fler,
und bücke mich 3u eud1 hemieder:
und Tier den Wegen der'sdiaffenden kosmischen Kräfte nachzugehen. Sie ist darum in ihrer Ihr halft 3um Tiere mir empor,
kosmisch=irdischen Orientierung audi dem Wesen des Lebendigen angemessen. Idi danke euch. Stein, Kraut und Tier,
Es ist dem materialistischen Denken nicht möglich, sich eine zureichende Anschauung vom und beuge mich 3u eud1 hernieder:
Wesen der Lebenserscheinungen und den Lebensbedingungen von Boden, Pflanze und Tier zu Ihr halft mir alle drei 3u Mir.
bilden, nodi weniger vermag es die Wirksamkeit der Himmelskräfte zu erfassen. So fühlt der Wir danken dir. du Mensdrenkind,
moderne Mensdi sich nidit nur nach oben, sondern auch den unter ihm stehenden Wesen gegen: und lassen fronim uns vor dir nieder:
über abgeschlossen. Dies führt beim modernen Bauern beruflidi zu einer tief:tragisdaen Situation. weil dadurch, daß du bist, mir sind.
Er verleugnet in seiner Haltung nidit nur sein eigenes Wesen, sondern verfällt seiner ganzen Um: Es dankt aus aller Gottheit Ein:
welt gegenüber in die Vereinzelung und moralisdt letzten Endes dem Egoismus. Die ehedem und aller Gottheit Vielfalt wieder.
von ihm ausgehenden sozial heilenden Kräfte drohen zu versiegen. In Dank oersd-rlingt sich alles Sein.
194
195
die edleren Obstsorten und andere Oualitätserzeugnisse der wärmeren Rheinebene hier nicht mehr
gedeihen. Aber ein ausgesprochenes Oualitätserzeugnis, in mühevoller und langwieriger Hand:
arbeit gewonnen, gedeiht auch hier: der Grünkern — das grün geerntete und dann über Feuer
gedarrte Korn einer besonderen Weizenart,

Ausgangsmaterial für dieses Erzeugnis ist der Dinkel oder Spelz, eine wertvolle alter-tümliche
Weizenart, Bei dieser ist charakteristisch, daß im Reifezustand die Körner sich nidit von den
Spelzen, das sind Hülsen, loslösen; die Loslösung, das „Gerben“ muß in der Mühle bewerkstelligt
werden, Für die Grünkernbereitung kommt von den versd1iedenen Dinkelarten fast nur der
unbegrannte eigentlidie Dinkel (Tritic‘um spelta muticuin) und zwar als Winterfrucht (Herbstsaat)
in Frage. Im Reifezustand gibt er ein ausgezeidinetes Mehl, das etwas gelblidier ist als das
übliche Weizenmehl und das noch vor Jahrzehnten anstatt des damals nodi nicht gebauten Weizens
allgemein die Stelle des feinen Weißmehles einnahni. Daß man davon stark abgiiig, war mehr
eine Modesaclie als eine Notwendigkeit. Spelz stellt an den Boden etwas geringere Ansprüche
als Weizen.
Bei der Gewinnung von Grünkerii jedoch wird die Vollreife des Spelzes nicht abgewartet.
Etwa drei Wochen vorher, am Ende der Milchreife etwa, wird der Dinkel geschnitten. Der
Zeitpunkt, da dies geschehen muß, ist oft schwer zu treffen. Oft schadet audi nur ein Tag des
Nochzuwartens beträchtlidi, besonders an heißen Tagen. Denn der Kern kann unterdessen nicht
nur seine grüne Farbe, Sondern audi seinen eigentiimlicheii Wohlgesclimack verloren haben. Es gibt
dann, wie man sdierzwei3e sagt. nicht Grünkern, sondern Gelbkern. Der Gewichtsertrag ist wohl
höher, das Aroma jedoch geringer, mehliger. Wählt man jedoch den Zeitpunkt zu früh, so sind die
Höhe: 3,20 iii, Durchmesser: 1,50 m Körner wohl schön grün in der Farbe, aber der Ertrag ist gering und die Körner leiden wegen
ihrer allzu großen \Weidiheit bei der Verarbeitung Sdiaden. Sie werden gequetscht, verlieren den
d ende Sonnenzetdaen bildete
'
Af hme zei '

Höhepunkt
„ _eines Erntedank:
.
' '

den. Saft und verbrennen bei der späteren Behandlung über dem Feuer. Zwiewüchsigkeit auf dem
festzu£esas
in
1el_lntdisnciailec;htbad'ig
bei Schorndorf. Auf der Vorderseite tragt es in der Mitte das
Brot, umgeben von einer Sonne aus Weizenähren. Acker, d. li. wenn ein Teil des Ackers einen höheren Reifegrad hat als ein anderer Teil, ist oft
sehr ungünstig und verhindert, falls man nicht die Ernte um kurze Zeit unterbrechen kann, oftmals
das Zustandekommen einer schönen, gleichmäßigen Qualität. Es ist zu hoffen, daß diese gerade
beim Grünkern oft so störend auftretende Zwiewüchsigkeit, sofern Sie nidit gerade auf sehr starken
Unterschieden in der Bodenqualität beruht, durch die Anwendung der biologisch:dynamischen
Der Grünkern Wirtsdiaftsweise weitgehend verschwinden wird. Oft audi muß die Grünkernernte bei ungünstigem
\Vetter unterbrodien werden oder sie geht allgemein wegen der mit ihr verbundenen Handarbeit
\Waltei' Barck
zu langsam vonstatten, sodaß leider allzu schnell der zur Griiiikernerzeugung erforderliche Reife:
' :Senkung, in ihrer Verteilung {pri
V 1 th keit der deutschen Landschaft besteht nidit nur i'hrer reichen Gliederung
' ‘
' ' '
in
_ _ - grad überschritten ist. blau muß dann den ganzen restlidien Ertrag des Ackers voll ausreifen
durch
deenälifljuiä„nd
art16en Zusammensetzung des Bodens und des
'

Geste1ns. Wasser
_n dni

_ tnuruä'id a ur
dLändéhlf'
}) f'gr'zerljäli'iildgigr-lin
Verschiedenheii
ie eiwe1e
lassen und erzeugt Mehl davon. Man hat in diesem Falle einen geringeren Erlös als mit
Grünkern.
° U t sch'ede kommen hinzu. naturgege
Es gesellt Sidi hinzu die ene
‘ ' ‘
. \Wie bereits angedeutet, ist die Herstellung des Grünkerns verhältnismäßig zeitraubend und
'derd1dianfiläf'die:lfirhdSpuren
Pffänzehwelt.
Dazu tritt die durch den Menschen selbst beigetragefle
Arbeitsweise, der Bauart seiner Niederlassung und vor allem seiner Arbeit an „der Versctnedenheä
häutterGt cäer
r_äel;
erfordert viel Sorgfalt. Trotzdem muß sie in wenigen Tagen durchgeführt sein. Für die aufge:
wandte Mühe und die Unkosten und angesidits des hohen Nährwertes des Endproduktes ist

felfädätefnaS\Wueeilfeen;
Ceflsi
er seiner Tätigkeit eingräbt. Große Talsperren pragen moderne ]—
eigentlidi der Absatz zu Sdiled1t. Im Ernteiahr 1933 mußte man des schlechten Absatzes wegen
einer Landschaft ebenso wie die ragenden Türme
'
b
In
Seit die einzelnen großen und kleinen uge einer an s a z
mittelalterlidieräome,_ '
}
zur Kontingentierung seine Zuflucht nehmen. In den etwa 70 badisdaen und angrenzenden 10
württembergisdien Dörfern, die Grünkern erzeugen, durften nur 60000 Zentner-‘Griinkern her:
Efrffii l iblfeflä äÄZEEI'I? de'n
Gesichtszügen eines uns
d J h tausende unter dem Schicksal, as l€ egen ere u
’ wolilbelganntäri älensdgen lvßfg'eri‘flhbearrlbi.csi'gci.' gestellt werden.
Gesdtnitten wird der zur Grünkernerzeugung dienende Spelz mit der Sichel, Entweder
WändeDfm"'rc'iulfhai'elfksaeii'ienaBreobaditer
der deutschen
daß zu den feineren landschaftlichen Einzelzügen
wird es nicht verborgen
Gegend auch
Landschaft
einer der atädergäts wenig
bleiben, reichen Kinderhände die einzelnen Handvoll Ahren weiter oder sie werden von der Schnitterin

Was ware Here un\älagizgm_


kreuzweise einzeln übereinander auf die Erde gelegt, um sodann alsbald durch das „Reff“ gezogen
oder gar’ nicht geübte Anbau der verschiedensten
T , der Rhein ohne seine Reben? (er is in wei aus Spez1e e Spezialitätenfehort. ' 4
zu werden. Das Reff ist ein Starker schmiedeeisemer Rechen mit enggestellten Zähnen, etwa
‘/2 m breit und 1/i m,hoch, schräg aufwärts gerichtet und über einer auf einem Sdiubkarren stehenden
Ulibti 'teernidit
zc2ß'iMandelbäume
es 'eedederaliGrünkern
'ffiäffi lassenaußerhalb der Bergstraße? Wo in}Deutschland werden }beiSptelsgveifg.
Sidi solche landschaftlichen Eigenheiten verfolgen, Wo
Linseä7ge au
Kiste (oder Korb) angebracht. Durch diesen Eisenkanim zieht man die einzelnen Bündel Ahren
und reißt dabei die Kolben vom Stroh ab. Die Kolben fallen in den Behälter, das leere Stroh
Ig—Iat ganz eng begrenztes Anbaugeb1et, ihm allein
ein diarakterrshs b. d
verbleibt vorläufig auf dem Acker. Der Gebrauch dieses Reffs ist nodi nidit alt und es gibt wohl
Da iedodr durch den Konsum des Grünkerns dieser vielen deutsdten Gegenden,
esonäers heute nodi vereinzelt die frühere Übung, derzufolge eine gewisse Menge Ahren in zweihenklige
den westdeutschen und süddeutschen, bekannt ist und da somit ein Band geschlungen
Anbaudebiet
", “'
und Verbrauchsgebiet, so mögen die folgenden Ausfuhrungen uber die
t d Grünkern einem gewissen Interesse begegnen.
zwis en
ewinnung 'W 'r ä zylinderförmige Blechgefäße aufrecht hineingestellt und.mehrfadr auf die Erde gestoßen, „gestaudrt“
wurden, sodaß die Kolben ungefähr in gleiche Höhe zu stehen kamen, um sodann mit einem Beil
möglichst gleichmäßig dicht unterhalb des Ahrenansatzes abgehackt zu werden. Das stundenlange
dDa]Sj/'gizrilzilge Asnbaugebiet e (läaulangd}.äg5)s
Grünkerr[i\ 1s{) d)as sggel\nIagqnte
und der ganzen Welt für
fortgesetzte Staudien ist eine die Arme Sehr anstrengende Tätigkeit.
'
N rdostbaden in einem Gebiet zw13chen Main (bezw. ' au er un ar ezw. _,
‘ ' ' '

Die sodann in Säcke gefüllten Ahren stecken noch voll Lebendigkeit. Sie verderben leicht
äi%ßll?d'lnl äßn Heidelberg:Wurfizburgtrs ujnd Säätgart;äf/cäabggägßäézfrzz
'

von den Eisenbahnlinien


'
"ßte te'ls Musdielkalkverwitterungsbo en
'

em enw durch Welkwerden, wenn man sie nicht gleich konserviert. Es gesdtieht dies durch Dörren oder
„Darren“, eine leichte Rüstung, die dem Grünkern Haltbarkeit und sein spezifisches Aroma gibt.
Büütsmafid2feli'rfnvgfgelag'ert
und hat seinen Namen von seiner dem Odenwald entgegengesetzten
Eigensdraft: Hier ist das offenere Land, in dem schon seit Sehr alter Zeit Kulturpflanzen angebaut Der beste Griinkern, der iedoch nidit in den Handel kommt, ist der, den an einigen wenigen
worden sind. Auf seinem viel tad1 schweren Boden wird noch viel Getreide angebaut. während Orten der Bauer nur für seinen eigenen Privatbedarf im alten Lehmbackofen darrt. Da bleiben
196 197

die feinen Duftstoffe am besten erhalten und es mischt sich kein Rauchgeschmadc bei. Auch zu leicht verloren, sondern man kann audi die Qualität nicht leidit unterscheiden. In gesdirotete
Sonstiges spielt mit. Außerdem hat der Bauer bei sold1 geringen Mengen Zeit dazu, den Rost.- oder gemahlene Ware kann sehr leicht minderwertiges Zeug beigemischt werden. In vielen dem
vorgang nidit zu überstürzen. Verfasser bekannten süddeutsdien Familien wird die Sache so gemacht, daß man sich im Sommer
Der Backofengrünkern wird heute kaum mehr hergestellt. Meist kommt der Grünkern zum oder Herbst seinen Jahresbedarf an Grünkern eindeckt, ihn in guten Blechbüchsen aufbewahrt
und be1„Bedarf jedesmal ein entspredrendes Quantum auf einer ausrangierten, " grob gestellten
Darren auf besonders dafür gebaute ,.Darren“. Der Feuergefährlichkeit wegen stehen sie außer.-
halb des Dorfes, oft stehen ein halbes Dutzend oder mehr dieser kleinen Sd1uppen nebeneinander. Kaffeemühle selbst frisch sdirotet. Weldi ein kräftiger Wohlgeruch entströmt einer solchen Büchse
beim Öffnen, falls eine gute Qualität darinnen ist!
Sie stehen am Bergabhang und haben in ihrem Innern ein großes, siebartig durd'ilöchertes Eisen:
In geringer .Menge ist Demeter:Grünkem bereits dieses Jahr in den Handel gekommen.
4

blech, zu dem von der tiefer liegenden Seite des Berges durch die Erde ein Feuerscbacht führt,
der nadi oben beim Röstbled‘r, nach unten in einer Feuerstelle endet. Auf dieser Feuerstelle wird Dieser Anbau Wird sich steigern. Audi hier wird man durch Erzeugung von bester Qualitäts.—
ein kräftiges Holzfeuer entzündet. Am besten soll Birnbaumholz sich eignen. Wichtig ist, daß
das Holz redit gut trocken ist. Im Allgemeinen nimmt man buchenes oder audi eidienes Stod<.-
ware etwas zur erforderlichen
Grunkerns bewrrken können.
Verdrängung des ausländischen Reises zugunsten des deutschen

holz oder zersägte Eichenbalken von alten Häusern. Anzustreben ist, daß das Feuer möglid’tst
gleidrmäßige Hitze und möglichst wenig Rauch entwickelt, denn bei diesem Verfahren kommt beides,
Hitze samt Rauch, mit den Ahren in Berührung.
Und nun beginnt die Kunst des Darrensl Auf das Röstbled1 werden einige Zentner frisch Die Sonderschau
geraffter Ahren etwa eine Handspanne hoch aufgesd1üttet. Von Zeit zu Zeit und mit fortsdrreitendem
Röstvorgang in immer kürzeren Pausen werden die Ähreri umgeschaufelt, um eine möglidrst _ der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise
gleichmäßige Röstung zu erzielen. Eine bis drei Stunden dauert der Röstvorgang, Rand; und innerhalb der Gartenschau zur Belehrung aller Gartenfreunde, Gotha
Qualm erfüllen die Hütte, besonders wenn das Getreide im Morgentau geschnitten wurde und
deshalb feucht ist, und heißen in die Augen. Bei etwa 80" bis 1300 werden die Körner lang: Dr. med. Josef Schulz
In diesem Jahre erhielt zum ersten Mal die Arbeits emeinsdiaft für biolo isch.-d
'

sam hart und die Ahren3pindeln brüchig; liegt dazu die liebe Julisonne von morgens früh bis
abends spät auf dem Dach der Dane, so entwickelt sich unter ihm eine Atmosphäre, die sdion
an einige Anfangszeilen aus Sdiiller$ Lied von der Glod<e erinnern läßt: „Von der Stirne heiß,
Wutsdtaftsweisefiotha
Ausstellung
eine Einladung des dortigen
Gartäibauvereins
zur
für Gartenerzeugnisse, die vom 16. bis 18. September stattfand. Bete%ligungythesifijler
Dank der tat—-
rinnen muß der Schweiß, soll das \X'erk den Meister loben .....“. Ununterbrodien, Tag kraft1gen Initiative des' Vorsitzenden der biologisch=dynamischen Arbeitsgemeinsdraft Gotha Herrn
und Nadit brennen die Feuer, Eigenartig glühen sie in der Hodisornmernadri in das Dunkel Lehrer Paul Ritter und einiger Freunde wurde daraufhin innerhalb des Rahmens der
ausstellung eine Sonderschau von biologisch:dynamisda gezogenen GartenerzeugnisSen, Feldfrüditen
Gaftenbau:
hinaus. Aufmerksamkeit und ziemliche Erfahrung ist nötig, um den rechten Hitzegrad und den
Zeitpunkt der Beendigung des Darrverfahrens herauszubekommen. Neuerdings wird zwar das und Demeterprociukten geschaffen, die sich in der Tat sehen lassen konnte. Der Strom der
Einbauen von Thermometern empfohlen, aber viele Bauern wissen damit nichts anzufangen. Denn Ausstellungsbesudrer staute sich immer wieder in der Ed<e der „Demeter:Sonderschau"‚ wo nodi

-
es spielen da eine ganze Reihe einzelner und an sich kleiner Momente mit, die gefühlsmäßig er: im vorigen Jahre eine
faßt sein wollen, vergleichbar wie bei der Kunst, die eine Hausfrau beherrsdien muß, um ihr Brot Kunstdünger Ausstel:
richtig zu backen. Gerät der Kern zu weich, so wird er beim Dresdien zerschlageri, gerät er zu lungsidtpräsentierthatte.
hart, so hat er keinen Geschmadc mehr. Am leid1testen trifft man den rechten Härtegrad durch Man darf es als ein gutes
Zerbeißen einzelner Körner mit den Zähnen und durch Prüfung der Ahrenspindeln auf ihre Omenfürdengegenwär:
Brüchigkeit. Glaubt man den red1ten Grad des Darrens erreicht zu haben, so wird so rasch tigen Entwidclungsstand
wie möglich und ohne audi nur ein einziges Körnlein zurüdczulassen die ganze Darre voll in Säcke der biologisch:dynami=
gefüllt und alsbald eine neue Besdiidcung aufgesdrüttet. Eine Darre voll ergibt einige Zentner sdien Wirtsdiaftsweise
Grünkern. Im Sad< kühlt der Grünkern ab, aber sogar im Sack noch kann es geschehen, daß in Deutschland bezeich=
durd1 die zusammengehaltene Hitze der Kern verbrennt. nen, daß auf der dies:
Die durch den Röstvorgang hart gewordenen Körner können nunmehr ausgedroschen werden. jährigen Gartenbauaus:
Hier kommt der alte Dreschtlegel wieder zu Ehren. Es gibt zwar audi Ware, die mit der Sense stellung in Gotha die
gemäht und mit der Masdiine gedroschen wird. Aber es ist geringere Massenware. Nach dem Kunstdüngermethode
Dreschen kommt der Kern sodann zur Mühle zum „Gerben“, das ist zum Enthülsen. In einem sich von der biologisch:
besonderen „Gerbgang“ der Mühle werden die Hülsen von den Körnem getrennt. Damit ist die dynamischen Wirt:
Herstellung beendet und der Konsum kann beginnen. sdiaftsweise abgelöst se:
Die Verwendungsmöglichkeit ist redit vielseitig und der innere Wert ist ansehrilich. Den hen mußte. Immer wieder
Grünkern versucht man dadurch volkstiimlidier zu machen, daß man ihn als den deutsdien Reis wurden die Ausstel:
bezeichnet. Eine Vergleidistabelle ergibt nada Prof. Dr. Mach in Augustenberg folgende Werte: lungsvertreter von den
Besuchern aufgefordert,
Wasser Rohprotein Fett äif$iifféiii % Rohfaser Asche _ „ .
stellten erstaunltdien Ia'lsacherimatenals das Wesen dieser neuen Wirtsdiaftsweise
auf Grund des aus e:
zu erklärgen
°/n . 0/0


Ü/n D/Ü Ü/fl Ü/U |
was mit unermüdlichem Fleiß gesdrah. Gar mancher der Besucher kam a "
= '

Grünkern 13,37 11,84 1,85 68,22 2,65 2,07


Saulus und verließ den Deineter=Ausstellungsstand als ein überzeugter
paulus',s 'W'5'S'kso'fi ißl'e'srfi'aer'i'
Geschälter Reis
— hier
1 12,55 7,88 0,53 77,79 0,47 0,78 (aber audi} alles sehenl Die Fülle und Qualität der biologisdr=dvnamischen Erzeugnisse die
Sage
Tapioka
.
15,85
14,3?
l
2,16
0,74
l
0,16
81,51
84,36 .
1 —
0,06
0,48
0,21 Sich in urwuchstg:strotzencler Naturkraft dem Beschauer darstellten, soll hier an Hand eini er' be‘
sonders
hervorragende;
Beispiele charakterisiert werden. g ’

ie meisten im auffälligsten Produkte entstammen dem Garten rundst"ck


'

Die gebräudilichste Verwendungsart ist diejenige als Suppeneinlage. Es gibt jedoch mehr:
fadie andere Möglichkeiten. Die badisdie Bauernkammer hat ein eigenes kleines Grünkernheft das bereits seit 1925 biologisdpdynamisch bearbeitet wird.
Riesengrol%e Kohliabiikésl Iinir'cri' Efiifi tl
mit versdiiedenen Rezepten bis zu Grünkernpudding und zur Grünkerntorte herausgegeben.
Zum Einkauf von Grünkern sei nodi angefiigt, daß nad'i des Verfassers Ansicht nur der:
sdilwer das Stuck; Zwiebeln, 60 Stück 30 Pfd. (die sd1werste wog 350 g), Weißkohlköpfe bis zu
12 [„ Pfd., Rotkohlkopfe bis zu 11‘/2 Pfd., Rettidr bis 3 Pfd. 150 g; mannshohe puffbohnen
jenige den Grünkern gesdtrotet oder gemahlen kaufen sollte, der audi seinen Kaffee bereits in und Erbsen von 2,30 m Höhe waren zu sehen. Ferner Kürbisse von erstaunlichem Umfang
Eingetopfte Sonnenblumen mit riesigem Blütenteller hatten die stattliche Höhe von fast 5 m erreichti
solchem Zustande kauft. Denn durch vorzeitiges Zerkleinern geht nidit nur der Geschmadc gar
198 l99
Die höchste mit der fast unglaublichen Menge von 122 Früd1ten vollbesetzte Bohnenstange wies Güte und mit Sortenbezeichnung versehen bildeten den Mittelpunkt. Auf der unteren Stufe des Aus—
eine soldie von 6,25 m auf. Eine Kürbisptlanze hatte 2 Ztr. 20 Pfd. Ertrag geliefert.
die Kornfrüchte zeigten gute Resultate in Qualität und Quantität. Roggen von 2,30 m Lange;
Audi stellungstisc‘hes fanden Proben der verschiedensten Erdarten Aufstellung, rechts und links davon zahlreiche
frische und getrocknete Gewürzkräuter, Vor der reichhaltigen Gemüseschau waren die verschiedensten
Gartengeräte angeordnet. die der Siedler notwendig braucht, und zwar von der Sodenhaue bis zum Pflanz-
Weizen und Hafer von 1,70 bezw. 1,80 m; Wintergerste von 1,65 rn (mit 36 facher Bestockung holz. Kaum war der Aufbau der Schau vollendet, als schon die ersten Siedler in langer Fahrradkolonne
und außerordentlich langen Ähren). Sehenswert anriickten.
war auch ein Gemenge von Thüringer Pferde: Kurz nach 10 Uhr begann Herr Dipl.—Gartenbau-lnspektor M. K. Schwarz mit der Einführung der
bohnen, Hafer und Felderbsen. Die Pferde: Siedler auf dem Barkenhof. Ganz kurz streifte Herr Schwarz die Entwicklung des Barkenhofes angefangen
von Heinrich Vogeler, dem Gründer, über die „Rote Hilfe“ bis zum Erwerb und zur Neugestaltung durch
bohnen, jede mit 30—«50 Taschen versehen, zeigten die jetzige auf völlig anderer Grundlage ruhende Gartenbau— und Siedlerschule. Bei den Ausführungen wurde
eine durd15chnittlidre Länge von 2 m, der Hafer darauf—hingewiesen, daß der Barkenhof erst am 20. März ds. Js. in Betrieb genommen wurde, und daß
von 2,20 rn und die Erbsen bis zu 2,70 m.. jetzt schon zu erkennen sei, wie zweckmäßig sich das Vorgehen mit der" biologisch—dynamischen Wirtschafts-
Allgemein fielen die schön gereiften Maiskolben weise erwiesen habe, um gleich anfangs zu einer normalen Ernte in bester Qualität der Erzeugnisse zu gelangen.
auf; Dabei bewiesen die Getreidehalme große Herr Schwarz sprach dann besonders eingehend über das Gelände der Siedlung in Katrepel. In ganz kurzen
und selbst für den Laien — denn meistens haben die Siedler vom Gartenbau wenig praktische Er—
Stärke, Standfestigkeit und gesunde Färbung. fahrungen — klarlegenden Ausführungen wurde erläutert, wie die Siedler auf ihrem Grund und Boden
Ganz ausgezeichnet waren die Kostproben der vorgehen können. Herr Schwarz sieht es als seine Aufgabe an, jedem einzelnen der Siedler zu helfen
großen nicht verholzten Kohlrabi, der festen To: und ihn zu beraten. Nur durch den Einsatz der Persönlichkeit kann etwas geschaffen werden. Danach
kam noch die Bodenbearbeitung und die Düngung zur Sprache. Alles Wichtige wurde hierbei erwähnt,
maten usw. Die außerordentliche Straffheit und. und so geschickt, daß jeder Zuhörer bis zum Schluß gespannt aufpaßte. damit ihm nichts verloren ging.
Frische der Blätter aller Gemüsearten und Und man konnte bei den Siedlern ganz deutlich beobachten, wie sie rege und aufmerksam dem
sonstiger Pflanzen (besonders auffallend bei den Redner, der ihnen so viel Neues zu sagen hatte, bis zum Schluß unermüdet folgten. Bei der Düngung
Kürbis: und Fliederblättern) bewies sich dadurdi, wurde nur ganz kurz die Kompostwirtschaft geschildert, aber besonders betont, daß Düngen nicht Pflanzen—
daß ein Welken der Blätter, trotzdem die Auslagen ernähren bedeute, sondern daß das Wichtige dabei sei, den Boden immer wieder neu zu beleben.
Zum Schluß erläuterte Herr Schwarz noch den Aufbau und die Gliederung eines Siedlungsgeländes.
von der Sonne beschienen wurden, kaum zu be: Er machte ferner auf die verschiedenen Pläne, die auf der Diele des Barkenhofes ausgehängt waren,
merken war. Ganz besonders konnte dies auch aufmerksam. Auch konnten neben den Plänen noch einige Zeichnungen über die Entwicklung eines
an den zahlreich ausgestellten einheimisdten Ge.— Komposthaufens und über Wesen und Wert verschiedener Düngerarten, sowie ein Fahrplan über die
Bewirtschaftung eines Wanderkastenquartieres gezeigt werden. Photos vom Birkenhof und Barkenhof und
würz= und Küd1enkräutern festgestellt werden, die der dort betriebenen Kulturen ergänzten glücklich das Planmaterial und ergaben einen geschlossenen
durch sehr starken Geruch bezw. Geschmadc sich Ueberblick über die Praxis mit der biologisch»dynamischen Wirtschaftsweise.
hervortaten. Diese Steigerung der Lebenskräfte Nach den Ausführungen des Herrn Schwarz wurde zunächst eine Führung durch den Birkenhof
war auch an den gezeigten Kartoffel:Lichtver: veranstaltet. Gemeinsam begab man sich zu den Kompostlagern, um die Entwicklung des Kompostes
sud1en zu erkennen. Während vorjährige ganze zu Erde zu zeigen. Allgemeines Staunen erregte ein Komposthauten vom Mai ds. ]s„ der schon voll—
ständig vererdet ist. Auch wurde das Präparieren eines Haufens demonstriert.
und durd‘rgeschnittene biologisdt:dynamisdqe Früh.- Nach der Bemehtigungder Kompostanlage auf dem Birkenhof wurden dann zwei Führungen durch
und Herbstkartoffeln nodi weid"i und lebendig den ganzen Betrieb veranstaltet, so daß bei jeder Führung etwa 40 Personen anwesend waren. Herr
waren, fühlten sich die gleichalten Kunstdiinger: Schwarz übernahm die Führung der Siedler Katrepels zunächst durch das Gemüsequartier, die Anzuchts—
kartoffeln hart wie Stein an. Ganz präd1tig sah kästen für Jungpflanzen und am Gewächshaus vorbei, um später durch den Staudengarten und dessen
Anzuchtsquartiere zu den Staudenvermehrungskästen zu kommen. Die andere Führung übernahm Unter—
das ausgestellte Obst aus. Weiter sah man ein zeichneter in entgegengesetzter Weise, sodaß trotz der großen Anzahl alles reibungslos verlief. Nach
Sortiment von Samen nebst Schnitt: und Topf.- 1‘/; Stunden waren die Führungen auf dem Birkenhof beendet, und die Siedler begaben sich nun zu dem
blumen in leuchtenden intensiven Farben. Audi wohlverdienten Mittagsmahle. In einer nahe gelegenen Wirtschaft war das Essen, ein Eintopfgericht, zu
verschiedene Boden: und Kompostproben kamen einem niedrigen Preise vorbereitet worden. Der Nachtisch dazu wurde vom Barkenhof gestiftet.
Gegen 3‘/. Uhr begann dann die Führung auf dem Barkenhof, die der dortige Betriebsleiter, Herr
zur Geltung. Daneben fehlte auch der Mist nicht, der friedlich bei appetiterwedcendem Bauernbrot Thierfelder, übernahm. Es versammelten sich die Siedler auf der „Kanzel“, so wurde die Erhöhung über den
liegen durfte, denn er rodi ja gar nidit mehr nadi Mist, sondern nach sdionster Walderde. Tomatenböschungen getauft. Herr Thierfelder schilderte die Entwicklung des Barkenhofgeländes vom
März ds. ]hrs. bis heute. Er brachte auch Zahlen der Ernteerträge sowie auch die Preise, die erzielt
Weiterhin hatte Herr Ritter interessante Regenwurmversuche ausgestellt. wurden und erwähnte, daß die Ernte nicht normal, sondern zum Teil sogar übernormal gut zu verzeichnen
Es verdient endlich nod'r erwähnt zu werden, daß auch Herr Werner Treibig, der Inhaber sei. Zwar wären hier wie überall Schwierigkeiten zu überwinden, aber mit Ueberlegung und gutem Willen
der autorisierten Wiederverkauftsstelle von Demeterprodukten in Gotha würdig als Aussteller ver: sei alles zu meistern. Nach den einstiindigen Ausführungen wurden dann die einzelnen Teile des Barken-
treten war. Durch seine Umsicht und Tatkraft gelangt ja in Gotha und über die Stadtgrenzen hofes besichtigt. Zuerst kam der Glasgarten an die Reihe, hier wurde das Wanderglas erklärt und die
hinaus ein Demeter:Brot zum Verkauf, das allgemein geriihmt wird und in seiner Billigked als einzelnen Kulturen begutachtet. Danach folgte das große Feld mit den Mischkulturen, und Herr Thier-
telder demonstrierte in humorvoller Weise die Pflanzfolge der einzelnen Kulturen.
Qualitätsbrot wohl einzigartig ist, Auch die einsdqlägige Literatur war ausgelegt. Hier
einem Ehrenplatz das Bildnis Rudolf Steiners zu sehen, des Schöpfers der biologrsda:dynamrsdaen war
an Gegen 5 Uhr waren die Besichtigungen beendet. Die Siedler begabcn sich befriedigt und mit
vielen neuen Eindrücken und Anregungen auf den Heimweg. Man konnte jedenfalls die Gewißheit haben,
Wirtsdiaftsweise, dem wir immer wieder aus tiefstem Herzen dankbar sein müssen‚ besonders daß die Vorträge und Führungen auf fruchtbaren Boden gefallen waren,
jetzt, wo seine schöpferischen Ideen frud'itbare Wirklichkeit werden.
Aus aller Welt
Das neue Internationale Weizenkomiiee
Siedlertagung in Worpswede“ hat in London seine erste Tagung abgeschlossen und eine neue Zusammenkunft fiir den 27. No:
Günther Härlen, Worpsroede vember anberaumt. Die erste Tagung war vorwiegend technischen und informativen Fragen
Der 20. August brachte auf dem Birken— und Barkenhof reichliches Leben. Gegen 9 Uhr hatten gewidmet. Man hat Rid1tlinien für die Tätigkeit des ständigen Gerichts aufgestellt und eine Reihe
' '
_
sich etwa 80 Siedler auf dem Barkenhof eingefunden, um sich über die biologisch—dynamische Wirtschafts-
iti r n.
}
von Berichten gehört: so haben die vier Donauläncler Ungarn, Rumänien, Südslavien und Bulgarien
mitgeteilt, wie sie die ihnen von der Weizenkonferenz zugebilligte Exportquote unter sich aufteilen
weise
Eis1 3iiiierldeeaelles
Mögliche vorbereitet, um den Neulingen des Gartenbaues recht Viel Lehrretches
bieten zu können. Vor dem Barkenhof, an der Nordseite des Hauses,ywurde schon um 6 Uhr morgens
emsig an einer Schau gearbeitet. Kisten, Bretter und Tische ergaben, _mrt Schattenleinen_abgedeckt, einen
schönen Ausstellungstisch mit verschiedentm Stufen, der rechts und links mit großen Birkenzwergen ern-
wollen. Die Sowjetregierung hat wieder

trotz der in Rußland herrsd1enden Hungersnot
Beschwerde erhoben, daß die Rußland gewährte Quote zu klein sei. Über diese Fragen sollen
später Verhandlungen der Sowjetunion mit den vier großen Weizenländem stattfinden.
—_
gefaßt war. Gegen ‘,!„8 Uhr wurden die verschiedensten Gemüse und Blumen, die Erzeugnisse des Barken— In Kanada
und des Birkenhofes, herangebracht. Den Hintergrund des Tisches bildeten hohe Blutensta11den und eine
große Sperrholzplatte, auf der die Pläne der beiden Betriebe angebracht waren. Beiderseits dieser Plane stößt die Beschränkung der Weizenanbauflädne auf Schwierigkeiten. Die Einzelstaaten sind
fanden in Gläsern eingemachte Gemüse Aufstellung. Frischgemuse aller Art aus beiden Betrieben in bester finanziell nicht in der Lage, Entsdiädigungen fiir Änbaubeschränkungen entsprechend dem ame:
200

rikanischen Vorbild zu zahlen. Fiir ganz Kanada würde zur Durchführung einer 15°/,figen Anbau.-
"'/////”/”/// ////%” // // 7 ////„ ’///// ///‚
enzW»
%l / A %
beschränkung eine Entsdiädigung$summe«von etwa 40 Millionen kanadischen Dollars erforderlid'r

%ll////Abiolcaq
%//l/A %//éa
sein. Es wird an die Einführung einer Mehlsteuer nach amerikanischem Muster gedacht.
in Rumänien ///. ////////. /////;.
wurde von der Regierung die Errichtung von 43 staatlichen Getreidelagern beschlossen, in denen
das mittels des Interventionsfonds aufgekaufte Getreide eingelagert werden soll, um es dem freien
Markt zu entziehen. Der Preistiefstand hält unvermindert an; der Erfolg der Regierungsmaßnahmen
bleibt daher umso fraglichen als die Absatzfrage nodi ganz offen ist.
man at55<hrift für
iSd\vdg/Ywami5ctxre
In Dänemark
soll eine Sondersteuer von 10Prozent auf Einkommen aus Wertpapieren und Mieten eingeführt werden, Witt5<l\äft5\A/ELSQ
aus deren Erträgnis die Hypothekarlasten der Bauern um 5 Prozent gesenkt werden sollen..
In Jugoslavien / Alle Rechte vorbehalten. — Namclrud< verboten! \
haben die bosnischen Banken zugestimmt, daß Landwirte ihre Hypothekarschulden in Weizen Herausgeber: Dr. Erhard Bartsch, Bad Saarow (Mark)
abfragen können. Es wurden eigene Lagerräume eingerichtet, in die diese Weizenmengen ab: 5darifi‘leii‘ung: Dr. E. Bartsch, Bad Saarow (Mark)
geliefert werden sollen. Der Weizenpreis wurde mit 120 Dinar je 100 Kilogramm festgesetzt. Dipl.:lng. F. Dreidax, Bad Saarow (Mark)
Die Weltweizenernte 1933 Geschäftsstelle: Bad Saarow (Mark) Dosisdaeckkonto: Breslau 56266
zeigt nach den Angaben des Washingtoner Institute of Agriculture unter Außerachtlassung Sowiet:
rußlands eine Zunahme um 165 auf 1650 Millionen Bushels.
Nr. 11 November 1955 &. Jahrg.
Die Rübenzuckererzeugung Europas 1933/34 .
wird nad1 der Schätzung F. O. Lichts insgesamt 5937000 Tonnen Rohwerte ergeben gegen
5585 251 Tonnen im Vorjahre, sonach ein auffälliges plus trotz der im internationalen Chadbourne:
abkom men vorgesehenen Produktionsdrosselung.
Gedanken und Beobachtungen über das Versuchswesen
F. Dreidax
Buchbesp—rechung Bei demjenigen, welcher weiß, in weldier Art in der Chemischen Industrie Versudi$tätigkéit
aufgefaßt und durchgeführt wird, erregt es Verwunderung, das durchschnittlitfhe landwirtschaftlidte
„Botanik“ von Dr. Gerbert (irohmann, Verlag Emil Brotkorn (Nahrungsmittel) heroor3ubringen, umgebildet Versuchswesen kennen zu lernen. —
\Veises Budahandlung, Dresden:A 1, Preis kart. werden kann, und weil Dr. Grohmann die Frage zu be.— Aus der Gesd1ichte der citemisd1en Industrie hat man zahlreidie Beispiele, daß neue Ver.-
RM. 4,30, in Leinen RM, 5,50. antrvorten sud1t, warum gerade diese oder jene Familie
die Stammfamilie unserer Kulturpflan3en werden konnte, fahren nur unter gewaltigen Opfern zustandegekommen sind. Nur der Unerfahrene läßt sich durd1
Es ist noch nicht lange her, daß die naturruissenschaft: gewinnt das neue Buch für den Gärtner und Landwirt Mißerfolge abhalten, eine einmal als gut erkannte Idee immer wieder auf neue Weise in die
lld‘l€ Sektion der freien Hodasdiule fiir Geisteswissensdraft
am Goetheanum in Dornach das Buch „Die Pflan3e“ Don eine besondere Bedeutung. Praxis umzusetzen. Aus einem teilweisen Versagen werden die besten Schlüsse fiir die Weiter.—

——
Dr, Gerbert Grohmann herausgegeben hat. \Wie sehr der \Vie Dr. Grohmann das Urpflanglidre, die Tätigkeit
der Bildekräfte in der Pflan3e, den Einfluß der Umwelt:
arbeit herausgeholt. Man ist sich darüber klar, daß ein Laboratoriumsversuch erst der stufenweisen l
Verfasser dieses Budaes seiner3eit einem bestehendem Be:
kräfte in verschiedenen Erd3onen auf die Pflan3enarten und Vergrößerung bedarf, ehe man über seinen Wert in der Praxis urteilen darf man ist sich
dürfnis nachgekommen ist, als er eine goetheanistische überdies klar, daß das entscheidende Wort von der Praxis selbst gesprochen wird.
Pflan3en:Betradrtung seinen Ausführungen 3ugrunde legte Formen darstellt, läßt ihn als einen Forscher erkennen, der
in seinem Fachgebiet 3uhause ist, und der sich außerdem Einst war auch in der Landwirtschaft ein Sdiwung zu großzügiger Versuchsart vorhanden,
und wie gut es ihm gelungen ist, Freunde 3u gewinnen,
kann die Tatsadie be3eugen, daß nach kur3er Zeit eine in liebenollster Weise in die Natur hinein3uleben vermag. den man heute kaum mehr kennt. Es war die Zeit, ehe die Kunstdüngung sich einbiirgerte und
Neuausgabe notwendig wurde. Besonders audi durd't das Auf3eigen der Kräfte, die 3u_ als sie nodi in den Kinderschuhen steckte. Sinn für große Zusammenhänge und Zeiträume war
Die soeben erschienene 2. Auflage ist, obwohl die irdisdren und kosmisdaen Pflan3engestaltungen führen, wird
Grundzüge der ersten beibehalten blieben, etwas Neues das vorliegende Bud't ein wichtiger und unentbehrlidrer vorhanden. Damals wurden die Dauerversuche zum Vergleich von mineralisrher künstlidier Dünöung
geworden. Der Verfasser hat wohl audi dieserhalb den Beitrag 3u der landroirtsrhaftlidaen und gärtnerischen Lite: und Stallmistdiingung in England in Gang gesetzt, für deren Existenz man heute sehr dankbar
ursprünglichen Titel „Die Pflan3e“ in „Botanik“ umge: ratur, die dem Verständnis und der Einarbeitung der bio: ist, weil sie zeigen, daß Stallmist die Bodenfruchtbarkeit auf die Dauer besser aufredit erhält als
ändert. Das kleine Werk ist nidit nur umfangreicher ge: logisrh:dynarnischen Wirtsdiaftsweise dienen will.
Dr. (3. \W/adrsmuth sagt im Geleitwort des Heraus: Kunstdünger, selbst wenn dieser nach besten wissenschaftlichen Gesidttspunkten angewendet wird.
worden, sondern hat insbesondere von Anfang bis um Damals ging selbst J. v. Liebig großzügig vor, indem er einen mageren Sandhiigel mithilfe des
Ende eine selten gründlidre Umarbeitung erfahren, Dem gebers, daß an dieser Art, die Pflan3e an5nsd-rauen‚ Goethe
Verfasser gebührt fiir diese Umarheitung größte Auer: gewiß viel Freude gehabt hätte. Goethe erwarb sid't durch von ihm erfundenen Kunstdiingers fruchtbar machen wollte, was ihm jedoch mißlang, da er im
kennung. die ihm eigene Art, in die Geheimnisse der Natur zu Zusammenhang mit seiner Theorie die Bedeutung des Humus und der humussdaaffendcn Dünger
schauen, ein tiefes Verständnis fiir den lebendigen Organismus.
Dr. Grohmann stellte nidit nur lebendig anschaulich dar,
wie das \Vesen der Pflanse (das Urptlanglid1e) in ihrer In heutiger Zeit mehren sich die Menschen, die au der arg verkannt‚hatte. Der Mißerfolg hielt Liebig und seine Schüler nidit ab, unter günstigeren Ver:-
metamorphosierenden Tätigkeit 3u finden ist, und wie durdt Erkenntnis kommen, daß wir in den wichtigsten Mensch: haltmssen von neuem zu beginnen und schlietilidr doch zu einem gewissen sidttbaren und wägbaren
die Metamorphose fortwährend Neues erstehen kann, son: heitsangelegenheiten ohne ein solches Verstehen des organisch Erfolg zu kommen.
dem er hat selbst die Kunst des Metamot'phosierens vor: Lebendigen nidit mehr weiter kommen können, und dal} Als dieser Erfolg sid1 allmählich herumsprac’n, wofür reichlich gesorgt wurde, entwickelte Sidi
die materialistische, nur analysierende Naturhetradttung für
bildlidr ausgeübt und aus seinem ersten Werk ein 3roeites, etwas ähnliches wie ein Goldfieber in der Landwirtschaft. Viele hoffnungsvolle Entwicklungs:

vollkommeneres herausgestaltet. ein solches Verstehen keine Möglichkeit bietet, Dr. Guck.—
Noch mehr als 3uvor wird bei dem neuen Grohmann: mann 3eigt, daß im Lebendigen ein Ubersinnlidres wirk: arbeiten, die im Gange waren, wurden abgebrochen oder abgebogen das Interesse wurde der
schen Budu die Empfindung road], daß selbst der Laie diese sam ist. Es kann ein Verständnis fiir das Lebendige nur Benutzung der Kunstdünger zuge\vcndet ::
selbst die Pflanzcnziichtungsfragen wurdcn unter dem
deshalb erwachsen, wenn Ubersinnliches rnit exakter\Wissen:
Methodik der Naturanschauung erlernen und sich durch sie
sdraftlichkeit so in die Betrachtung einbe3ogen wird, wie es
Gesidttswinkel der Kunstdüngerausniitzung betrachtet. Welche Kunstd'ringer sind die besten, welche
ein Verständnis für das schaffende Prin3ip der Pflan3e an: lohnen sich am meisten, welche Pflanzensorten sind für sie am geeignetsten? Diese Fragen wurden
'

eignen kann. Die Absicht des Verfassers, ein Schulungs: Goethe tat, als er den Begriff der Urpflan3e sdauf.
bud1 auf dem Gebiet der Botanik 3u sd1affen, darf als gut: In der von Rudolf Steiner dargelegten Geistesrnissen: vorwiegender Gegenstand der Versuchstätigkeit. Der Vergleidisver3udi verschiedener Dünger:
gelungen be3eid1net werden. sd1aft ist (ioethe'sdae Naturbetradttung, ebenso umfassend Sorten mithilfe von Kultur.-Gefäßen und Freilandparzellen wurde üblid1. Mit der Beobachtund von
\Veil Dr. Grohmann gerade an jenen Pflan3enfamilien, wie in die Ein;elheiten gehend, ausgebaut werden. Auf
die Geisteswissensrhaft Rudolf Steiners baute Dr. Grohmann
Freilandparzellen hoffte man lange Zeiten hindurch, alles Nötige zur Anpassung der Dün6efiaittel: .«
aus denen die meisten Kulturpflan3en heroorgingen, das
sein \X7erk. Er 3eigte mit seinen Ausführungen, wie diese versudte an die Verhältnisse der Praxis getan zu haben. Aber es stellten sich imm°€r neue 7
Metamorphosenprinjip besonders instru.ktio durch Beispiele
und Bildmaterial illustriert und 3eigt, wie sid1 die ein3e1nen Geisteswissensdraft bis in spe5ielle Fadigebiete hinein frudqt: Sdiwierigkeiten heraus, weldie lehrten‚ daß der Parzellenversuda dod1 nur eine nidat völlig zu:
Funktionen und Fähigkeiten einer Pflan3e wandeln können, bar werden kann. länglid1e Annäherung an praktische Bedingungen ist. Zum Beispiel ließ sid1 die Ermittlung des
wie, um nur einen Fall anjuführm, die starke \Vachsturns: Das reich mit Artsd1auungsmaterial versehene Buch praktischen Nährstoff:Bedürfnisses der Kulturpflanzen unter verschiedenen Bodenverhältnissen in
verdient durch seine Qualitäten rneiteste Verbreitung und.
‚ und Peproduktionsfäliigkeit der Gräser in Verbindung mit wird sie gewiß aud1 finden. _j_ Voegele soldien Versudien nodi nidit zu wissenschaftlicher und praktischer Zufriedenheit entwickeln. Es
ihrer Ver3id1tleistung auf die Blütenbildung in die Fälligkeit,
Budadruckerei Bruno Scheuer, Breslau 5, Gräbsdaenerstr. 58T 20t
” !
203
202
flissentlichen Gegnerschaft, diese Versudisbereit5chaft abzuleugnen. Doch sind seit Jahren Parzellen:
lag das ganz gewiß nicht am Fleiß der Versuchsansteller, sondern in der
In dem Bestreben, das Problem dodi nodi zu lösen, erfolgte zunächst eine immer stärkere
Natur der Sache, versudie gemeinsam mit behördlidwn Stellen in Gang gesetzt und befinden sich in Arbeit.
Es stellt sich aber häufig sehr deutlich heraus, daß Wirtsdiaftsweisen eigentlich nur durch
Ausdehnung des Systems der Parzellenversudie, angeregt durch Teilerfolge. Eine grund: Vergleidi von Betrieben gegenseitig gemessen werden können.
legende Besinnung aber drang nidit durch, welche zu dem Berechtigten des Parzellenversudis
eine notwendige Ergänzung hinzugesdiaffen hätte. Man bemerkte in weiten Kreisen nidit, daß
Eine landwirtschaftlidm Behörde hat sich seinerzeit auf den Standpunkt gestellt, daß die
Leistung der Praxis das Entsd1eidende sei und daß ihr regelmäßige Betriebsbesudw wertvoller
man trotz gesteigerter peinlidier Versuchstätiglceit in der Landwirtsdiaft unaufhaltsam bergabwgrflg
geriet. Eine Einengung des Versuchswesen führte zu einer Verdunkelung des Blick$ fur die} Grund:
seien als Parzellenversuche. Ein bedeutender Standpunkt! Er wagt, die Schwierigkeiten zu
meistern, die im Vergleidi verschiedenartiger praktischer Betriebe immer liegen! Leider ist die ver:
fragen des Landhaus, Selbst der ausgesprochene Praktiker wurde damit haufig von Seinen un.- gleidiende Agrarwissenschaft, die vor hundert Jahren sehr zum Fortschritt der Landwirtsdiaft mit:
mittelbaren Aufgaben in eine irrtümlidie „wissenschaftliche“ Richtung abgelenkt. half, trotz Krzymowski's Bemühungen wenig zur Eritwidclung gelangt. Erfahrene Praktiker be.»
Inzwisdren waren in das Versuchswesen auch mannigfarhe Dinge eingezogen, die wohl besser herrsdien sie noch am meisten.
unterbliebeh wären. Daß man zu einem zuverläßigen, statthaften Vergleich mit einer ständig Um das Verfahren des Betriebsvergleidß zu fördern, ist von den Verfeditern der biologisdi:
fortsdireitenden Kunstdüngung audi die Naturdüngung bestens fortentwidceln müsse, wer dadite dynamisdien Wirtsdiaftsweise des öfteren vorgeschlagen werden, zwei Siedlungsbetriebe (wie sie
daran. Und Verteidiger des Stallmistes _wurden zu den Versuchen nidit herangezogen —-

in den letzten Jahren so manchesmal wie aus dem Ei gesdiält in fast völliger Gleichheit reihen:
existierten kaum mehr! Desto mehr Anwälte hatte der Kunstdünger sogar soldie, die ihn weise nebeneinander hingesetzt wurden) einerseits nadi ihrer Methode, anderseits nach der agri:
gratis zu ausgedehnten mehrjährigen Versuchen lieferten. Man konnte sich rnit der Anlage solcher
kulturdiemisdien Methode in Bearbeitung zu nehmen und einen Dauerversuch auszuführen. Daraus
Versudie lieb Kind bei so manchem Bauern machen. Manche Versud1e wurden auch weniger ist bisher nodi nichts geworden. Man befürchtete neue Schwierigkeiten für die Vergleichung, die
aus wissensdiaftlichen Gründen angelegt, als vielmehr zu Demonstrationszwedcen, um
den Kunstdiinger deutlich vorzuführen. Hätte es sich nicht um Fragen der Volkswtrtsdmft ge: denBauern selbstverständlich besonders in der Verschiedenheit der Betriebsleiter gegeben wären. Aber durch
Festlegung der Arbeitsweise durch die interessierten Amtsstellen usw. ließe sich dodi etwas Braudi:
handelt, so hätte man in zahllosen Fällen von einer neuen Form der Reklame sprechen müssen. bares schaffen! Freilidi gibt es Mensdien, weldie sagen, daß die zweifellosen praktisdien Erfolge
Es gab audi Verhältnisse, in denen der Reklamezwedc ganz offensichtlich im Vordergrund stand in den Wirtsdiaften der biologisdn:dynamischen Methode weniger auf die biologisch:dynamischen
und man Sidi bereditigt glaubte, den Kunstdünger:Parzellenversuch für zahlreiche Besucher Maßnahmen als soldie zurückzuführen seien, als vielmehr auf die besondere Tüchtigkeit der Be:
so hinzustellen, daß man das „selbstverständliche“ Endergebnis mit mandierlei Hilfsmitteln
unter Verwendung lebender Pflanzen zustande brachte. Der krasse Unterschied zwisd1en „mit“
künstlich triebsleiter, die Sidi für ihre Sadie ins Zeug legen. Solche Zeugnisse für die Betriebsleiter der
biologisdi:dynamisdien Wirtschsftsweise sind zwar mandimal ehrenvoll, aber sollte die agrikultur:
und „ohne“, der sich so schön für Bilder in Brosd1üren und fiir Plakate eignete, wurde jeder: diemische Methode schon so überständig sein, daß sich für sie kein Betriebsleiter mehr findet, der
mann geläufig gemacht. — sich genügend ins Zeug legt?
Je weniger die bisherige Versuchsmethodik imstande war, die Existenzfragen der Land: Wie dem audi sein wolle, jedenfalls ist bisher ein großzügiges Vorgehen durch unmittelbaren
wirtschaft einer Lösung entgegenzuführen und je mehr das von führenden Wissenschaftern_ auch Betriebsvergleich nicht zustande gekommen. Mari hofft zumeist, die Wirtsdiaftsweise dodi im
eingesehen und zugegeben wurde, desto volkstümlid1er wurde auf der anderen Seite ihre „Wissen:
schaftlidikeit“ gemad1t, Sdiließlidi wußte jeder Winterschiiler, wie es gemadrt w1rd. Man kann
Parzellenversudi genügend nachpriifen zu können.
kleine Krauter finden, die sich Manns genug fühlen, über schwierigste Probleme des Landbaus Das erste, über was jeweils beim'lngangsetzen soldier Parzellenversud1e gesprodien werden
muß, ist die Stalldüngeranwendung. Dabei ergibt sich, daß die biologisch:dynamisdre Wirtsdiaftß:
durch kurzhändige Anlage eines Parzellenversudis zu richten.
'
}

„ ‚ weise eine Düngerbehandlung ausgebildet hat (ganz abgesehen von der Präparierung mit den
„ in dieser geistigen Haltung trifft sich heute nur zu oft groß und klein: Sidi fur einen
in landwirtsdiaftlichen Fragen zu halten, weil man das Schema von Parzellenversuchen, wie sie Riditer Heilkräutermitteln), welche sich sehr stark von der ortsüblichen Düngerverwendung unterscheidet. Soll
man da die iibrigen Parzellen mit Stallmist gewöhnlicher Art versehen und nur die biologisch.-
bei Kunstdüngerprüfungen und Sortenprüfungen üblidi sind, kennen gelernt hat. Ein Netzwerk dynamische Parzelle mit dem nach der neuen Methode gepflegten Mist? Nun, die Sadie muß
von Parzellen hält man für geeignet, um jeden Fisch zu fangen. Man denkt nidit,
Sdiwärme kleiner Fische geben könnte, die liindutdisdiwimmen, und große Fische, die durchaus
daß
es große dodi ein exakter Vergleidi sein, und für gute Stallmistptlege sind wir doch heute alle, nidit wahr!
nicht hineinpassen, >

Heute steht die Landwirtsdiaft vor der biologisdi:dynamisdien Wirtsdiaftswemel Diese trat
_ Also wird die Düngerpflege der neuen Methode auch für die Parzellen mit „Nur Stallmist“ und
„Stallmist samt Kunstdiinger“ annektiert.
Die biologisch:dynamische Wirtschaftsweise legt Wert auf Mondbeadihing beim Säen, obwohl
nach stiller wissensdraftlid1er und praktisdier Vorarbeit auf Wunsch zahlreicher, zunächst außen: dieser alte Väterbrauch bei der agrikulturchemisd1en Methode als Aberglauben gilt. Soll man nun
stehender Menschen an die Offenllidikeit. Sie hat in zahlreichen Gauen praktische Betriebe hin.- auf der biologisdi:dynami$dien Parzelle die Saat rechtzeitig ausbringen und die Saat für die Kunst:
gestellt, weldie seit Jahren die Unabhängigkeit von in: und ausländisdien Düngemitteln und_Futterstoffen dünger:Parzelle früher oder später, weil es dabei dodi fiir gleichgültig gilt? Beileibe nidit —«
be.—
beweisen und sehr befriedigende Ernten hereinholen‚ Es ist nun die ganze Lage so ähnlich, als
einer Firma, die gewohnt ist, nadi herkömmlichem Verfahren zu arbeiten, plötzlich ein grundsatzhdi
.ob.in denke man dodi die Witterungseinflüsse bei nur wenigen Tagen Unterschied im Säenl Entweder
verzichtet man nun auf den Vorteil, der bei biologisch:dynamisdrer Wirtsdiaftsweise in ungezählten
neues Verfahren bekannt würde. Wie verhält sich eine soldie Firma dem Neuen gegenüber, das Fällen leidit und billig zur Verfügung steht, oder er kommt auch der agrikulturchemischen Parzelle
möglid'ierweise das alte Verfahren überflügeln könnte? Nun, man kann Versuche alten Stils aufgrerfen zugute.
und hat mit einigen ungeschidcten Experimenten bald den Beweis, daß das neue Verfahren nidits Mischfr'u'd1tebau ist ein lange verkanntes Hilfsmittel, das die biologisdi=dynamische Wirtschafts:
taugt. Aber welcher verantwortlidie Fadimann z. B. der chemischen Industrie wurde Sidi mit
Experimenten bei Nachprüfung fremder Verfahren zufrieden geben — Vogel:Strauß:Polihk hat
se1d1ten weise zu neuer Entwidclung gebradit hat. Geht man an die Erörterung heran, welche Früdite
auf den Vergleidß:Parzellen gebaut werden sollen, so muß vom Standpunkt der Vorteile des—
im praktischen Leben wenig Zwedc, In der Industrie ist es in solchen Fällen ublich,
das
aufzuwenden, um Klarheit zu erlangen. Es gilt als wenig geistreich, den Anmelder eines neuen
Außerste Mischfriichtebaues ein Soldier für die biologisch:dynamisdie Parzelle vorgeschlagen werden. Aber
man kann dodi nicht hier ohne, dort mit Mischfrucht einen Parzellenversuch exakt durdiführenl
Verfahrens für dumm zu halten. Man sud'tt Sidi in seine Gedankengänge und Methoden so gut Wiederum wird eine Gepflogenheit der biologis®:dynamischen Wirtschaftsweise auf die agrikultur:
wie irgend möglich einzuarbeiten, läßt sich die Sadie audi etwas kosten.
Man ist nicht der Mei: chemische Parzelle mitübernommen, oder es wird ein erheblicher Vorteil fallen gelassen.
nung, daß man Sofort das Experimentum crucis, den entsdieidenden Verglerdisversuch
könne; man ist sich klar, daß man sich zuerst an das Problem herantasten müsse, daß man Em:
ansetzen Ähnliches ereignet sich bei der Frage der Bodenbearbeitung, wobei sich erfahrungsgemäß
bei biologisdr:dynamischer Wirtsdiaftsweise bald besondere Möglichkeiten ergeben und bei der
arbeitungsversudm notwendig habe.
'
. _ Saatgutwahl. Hier muß man für den Parzellenversuch meist verzid1ten, Saatgut biologisdi:dy.—
Mandie Menschen glauben jeweils sofort mit dem Maßstab ihrer bisherigen Kenntnisse
Experimentum crucis mit einem neuen Verfahren anstellen zu können. Sie sehen Sidi selbst:
das namischer Herkunft zu benützen.
Ein Hauptgesiditspunkt der biologisdi:dynamisd1en Wirtsdiaftsweise ist es aber, aus einem
verständlich als Vorkämpfer wissenschaftlicher Exaktheit an.
'

landwirtschaftlidten und gärtnerischen Betrieb einen geschlossenen Organismus zu mad1en, der nur
Was stellt sich heraus, sobald Parzellenversud1e verabredet werden in der löblichen Abs1cht mit eigenem Futter und Dünger arbeitet. In einem solchen Betriebe kann jede gesundende Maß:
„die biologisch:dynamische Wirtsdiaftsweise nadizupriifen“7 Deren Verfechter sind ja bereit, audi
'

nahme aus einem Betriebsteil segensreiche Wirkungen nadi den anderen hinsenden, z. B. schafft
bei Parzellen:Versuchen mitzuwirken. Es gehört zu den gangbarsten Verleumdungen einer ge:
204 205

eine Durchgesundung des Viehstailes durch Heilung mancher Durchfälle selbstverständlid1 eine Wediselfällen einer Versudisanstellung, die erst den besonderen Bedingungen eines neuen Ver:
Verbesserung des Mistes. Die Schaffung von Betriebsorganismen ist bei richtiger Arbeit nicht fahrens angepaßt werden muß, sollten Sidi die landwirtsdiaftlichen und gärtnerisehen Kreise an ein
nur eine wirtsdiaflliche (autarkische), sondern eine biologische und dynamische Maßnahme von Wort Justus v. Liebigs erinnern, das unabhängig ‘von seinen sonstigen °Ansdiauungen ewig gültig
weitreidiender Wirkung. ist! Er hat in den „Grundsätzen der Agricultur:Chemie“ 1855 gesagt:
Es ist Selbstverständlidi nidit möglich, bei der heutigen Art der Parzellenversuche die Wirkungen „Wahrlid1,roenn man in den Naturmissensd1aften und den technischen Fächern eine Idee, meld-re an
eines durchgesundeten Betriebsorganismus auf die biologisdt:dynamische Parzelle zu lenken. Man sich nidit absurd ist und nützlich 3u sein verspricht, nad'i dem ersten mißlingenden Versud1e 5u ihrer Vermirlilidiung
als unmahr verworfen und aufgegeben haben würde, so existierten die Naturmissensdraften nidit; denn die Regel
muß diesen wesentlid1en Vorteil der biologisch:dynamischen Wirtsdiaftsweise drangeben. ist, daß die ersten Versud1e, der technischen Schwierigkeiten megen, immer mißlingen.“
Das heißt aber, daß die biologisch:dynamische Wirtsdiaftsweise in soldien Versudien nidit Biologisdi:dynamische Wirtsdiaftsweise ist jedoch in der angenehmen Lage, daß sie ihre Vor:
nadigeprüfl werden kann, sondern nur ein kleiner Aussdmitt dieser Wirtsdiaftsweise. Parzelle heißt
zu deutsch Teildien, Teilstüdcchen. Parzellenarbeit zerstüdcelt die biologisä:dynamisdie Wirtsdiafts: züge bereits in der ausschlaggebenden, langjährigen Praxis erweisen konnte, und daß für sie also
weise. Nicht einmal die Präparateauswirkung der biologisdr:clynamisdien Wirtsdiaftsweise kann Versuche nicht zu ihrer Verwirklichung nötig sind, sondern für andere Zwedce dienen.
in Parzellenversuchen vollständig erfaßt werden, sondern audi nur in Ausschnitten.
Damit soll nicht gesagt werden, daß soldie Parzell enversud1e überhaupt nidit gemacht werden
Sollen :—
sie haben ihre relative Bereditigungl Man sollte sich nur der Besdiränkung ihrer
Leistungsfahiglceit bewußt bleiben und bei der Urteilsbildung über ihre Ergebnisse nadi der nötigen
Ergänzung durch umfassendere Gesiditspunkte traditen
Die biologisch-dynamische Wirt$chaftsweise
So liegen die Dinge sdion beim Ansetzen der Versuche. Beim Auswerten der Ergebnisse in bäUeriichen Betrieben
zeigt Sidi ein neuer wesentlidier Punlkt der biologisdi:dynamisdmn Wirtsdiaftsweise
der Qualität. - — die Erfassung

Die Landwirtschaft und der Gartenbau können Sidi immer weniger darauf einlassen, nur die
Oskar Oertel und Hellinut Bartsdi
Die nadifolgend besd1riebene Bauernwirtsdiaft liegt in Wormstedt bei Apolda. Wormstedt
Erntemengen festzustellen. Audi genügt es nicht, nur einige Qua1tatspunkte, vielleidit soldie, die hat vorwiegend schweren Lehmboden mit wediselnder Tiefgründigkeit, also meistens Rüben: und
rasch mit dem Auge und durch Sortierung wahrzunehmen sind, zu beachten. Aber erst langsam Weizenboderi. Auch findet sich schwach humoser, zäher Tonboclen vor, der zum Teil mit Steinen
stellt man sich auf eine umfassende Qualitätsbeurteilung ein, wie sie im Sinne der biologisdi: durdisetzt ist. Der zu behandelnde Betrieb umfaßt lO“‘/—i ha, wovon nur 3 Morgen (1 Morgen
dynamisdien Wirtschaftsweise liegt. Da sind mechanische und diemi5che Prüfungen von Bedeutung, :
1/4. ha) Wiese sind. Deshalb werden im allgemeinen 5—() Morgen Luzerne und Rotklee ge:
Lagerungsversuche, Verarbeitungsversudre, Futerungsversuclie usw. baut um das notwendige Rauhfutter für folgenden Vichbestand zu erzeugen: 6 Kühe (werden
Man kann es gut verstehen, daß Qualitätsfeststellungen in dieser umfassenden Art bisher als Zugvieh verwendet), 3 Stück Jungvieh und durdisdinittlich 8 Sdiweine verschiedenen Alters.
im landwirtsdiaftlidien Versuchswesen kaum eine Rolle gespielt haben. Aber Landwirtsdiaft Die zur Futtererzeugung benötigte Flädie belauft sich im Verhältnis zur Gesamtgröße auf:
greift gerade dann, wenn Sie ihre Erzeugnisse weitergibt, in ungezählte angrenzende Lebensgebiete reidilich 14/ für Grün: und Trockenfutter (Wiese, Rot: und Blauklee, Mais, grün
ein. Die Beziehungen und Auswirkungen experimentell zu erfassen, ist mit viel Mühe verfütterter Roggen oder Hafer),
und Kosten verknüpft. _ Die Vertreter der biologisdr:dynaririschen Wirtsdiaftsweise haben erheblidie
Opfer aufgewendet, um Sidi den nötigen Überblick zu verschaffen. Dem Praktiker stehen überdies
/1 4 für Runkeln, Hafer und Gerste (letztere nur für Futterzwedce).
Reichlich 1/4 der Gesamtackerfläd'ie nimmt férner der Weizen ein und der Rest bleibt
auf diesem Gebiete ganz andere Beobachtungs: und Erfahrungsmöglidikeiten zur Verfügung als dann für Roggen, Kartoffeln und Sonstiges.
dem Wissensd'iafter
— letzterer hat es schwerer. Im praktisdren Betriebe ergeben sich beinahe
täglidi Einblicke in die Qualität aus den mechanisdien Bearbeitungen, aus dem Umgang mit dem
In einer viehstarken Wirtschaft, wie der vorliegenden, bereitet die Umstellung ac1f die bio:
logisch:dynamische \Wirtschaftsweise insofern keine besonderen Sd1wi6rigkeiten, als die Grundlage
Vieh, aus der Erfahrung mit dem Saatgut, aus den Beurteilungen des Müllers, Bäckers, Molkerei: der biologisch:dynamischen Düngungsmaßnalimen, der wirtschaftseigene Dünger, ausreichend vor:
besitzer usw., mit dem man in Verbindung ist. Der Wissensdiafter muß die Verbindungen oft handen ist. Ein Drittel der Adccrflädie wird regelmäßig mit Stallmist gedüngt. “Es kommt audi
weitab von der Praxis erst schaffen. gelegentlich vor, daß ein Feld mit nur einem Jahre Zwischenraum wieder abgedüngt wird. ::

Dodi gäbe es kaum ein schöneres und fruditbareres Problem zu erforsdien als das Qualitäts: Der Kompostbereitung wird selbstverständlid1 Aufmerksamkeit geschenkt, und da der Anteil an
problem, namentlich das Problem der inneren, physiologisd1en Qualität, wenn es nidit mit so be: Wiesen nur gering ist, kann die Hälfte derselben jährlich mit einer mittleren Kompostgabe be:


träd1tlid1en Kosten verbunden wäre. Man ist bei den landwirtschaftlid'ien Amtsstellen nidit auf
derartige Kosten eingerichtet. Die Landwirtschaft ist arm geworden die Mittel, die einstens
dacht werden.
— Ungenügend ausgenützt ist nodi die Düngekraft der Jauche, weil nur ein ganz
unzureichender Behälter da ist, der ein fast zweiwbchentliches Ausfahren erforderlich macht. Solche
Jauche ist dann nicht genügend vergoren und reicht auch niemals zur gleichmäßigeri Abdüngung
nodi in eine groß aufgezogene, rein landwirtschaftlichen Interessen dienende Versudistätigkeit hinein:
fließen konnten, sind abgewandert. Es wird neuer Initiative bedürfen, um die nötige Entwicklungs: eines Schlages._ Sie kann daher als Düngerwert in der Fruchtfolge nicht berücksidifigt werden.
arbeit weitsd'iauencl zu fördern. Während sie im Winter meist auf die künftigen Rübensdiläge gefahren wird, findet sie im Sommer
Die landwirtsdiaftlidien Kreise sollten Sidi aber klar darüber sein, daß sie bei einer soldien außer zur Koriipo5tbereitung Verwendung auf bewadi$cncn Weg: und Feldrändern, die noch etwas
Initiative die Unterstützung jener interessierten Richtungen nidit mehr haben, die bisher das land: Futter geben. Eine Verbesserung der geschilderten Verhältnisse ersdieint zunächst sd1wierig, weil
wirtschaftliche Versuchswesen sehr freigebig unterstützten, solange man die Fragestellungenin Parzellen: der Hof sehr klein ist und der Untergrund große Steine enthält. Es wird aber sdilicßlidi dodi
versuchen auf ganz bestimmte Gebiete eiiisdiränkte. Es ist sogar scharfer Gegenwind zu gewärtigenl noch eine Lösung gefunden werden. ,

Sdion heute unterliegt jede Versudisanstellung mit der biologisdi:dynamisdten Wirtsdiafts: Umstehende Übersicht zeigt den Hergang der Umstellung, die in 3 Jahren durchgeführt.
weise einer Kritik in der Öffentlichkeit, weldie das geringste einzelne Fehlergebnis auf dem Ver: wurde.
sud13fclde zum entscheidenden Fehlschlag aufbauschen will, Diese Kritik bemüht sich dann, Er: Im Einzelnen ist dazu folgendes zu beriditen:
gebnisse rein wissenschaftlid1er Versuchsanordnungen als „praktische Erfahrungen“ mit der biologisch:
dynamisdien Wirtsdiaftsweise hinzustellen. Es soll eine Hinlenkung auf die wissenschaftlichen
Nach Teillnahme an einem Einführungskursus ging es zuna'dist daran, im des
jahrs und Sommers einige Mistliaufen auf den Feldern aufzusetzen und zu präparieren, danadi Laufe Früh:
Parzellenversud1e durdigeführt werden, welche den Blick von den feststehenden und guten Ergeb: wurden sie mit Erde abgedeckt. Der erste präparierte Dünger, der zu Roggen verwendet wurde,.
nissen der Praxis der biologisch:dynamischen \Wirtschaftsweise abzieht. Durch wissensd1aftliehes zeigte nidit die bestmöglichste Besd1affenheit. Zwar rodi er nidit mehr so scharf und war braun.
Bemäkeln soll eine Abhaltung der Praxis erzielt werden. Eine Nervosität durch ständigen Hin: geworden, doch hatte er nicht den vorzüglid1en Rottungszustand und Waldcrde:Geruch, wie wir
weis auf die Volksernährung soll zustande gebracht werden, welche jede vorübergehende Ernte: es bei vielen späteren Präparationen feststellen konnten. Es stellte sifh»nämlid1 heraus, daß der
minderung auf irgend einer Versudisparzelle als nationale Gefahr erscheinen läßt und zu einem Vor: in einer viehstarken Bauernwirtsd1aft ziemlidi feucht anfallende Mist (nur von Rindvieh und
gehen gegen die Praxis der biologisch:dynamisd1en Wirtsdiaftsweise eine Handhabe geben soll. Sdiueinen) beim Aufsetzen in Haufen nicht sehr stark festgetreten werden darf. Denn sonst
Hier gilt es, im Interesse der gesamten Landwirtsdiaftsentwidclung, nidit nur im Interesse
der biologisch:dynamischen Wirtsdiaftsweise, aufs äußerste wadisam zu sein! Gegenüber den
wird die Luft in starkem Maße herausgedrängt und wichtige
zurüdcgehalten. ‚ . . 11
Lebensvprgänge
im Dünger werdem
.
206 207
1930/31 1951/32 1932/35 der alten \Y/eise bestellt. Beide Stüdce trugen vorher Sommergerste; der eine Morgen bekam
Mrg Fruchtart Düngung Mrg. Fruchtart Düngung Mrg. Fruchtart Düngung präparierten Mist und 500 und im Frühjahr auf die Pflanzen 501; der andere Morgen bekam
1 Roggen pr.M.500 501 1 Erbsen 500 501 1 \Y/.:Wei;en pr. M. 500 501 gewöhnlichen Mist und 1 Ztr. Nitrophoska. Der Ertrag war gleidamäßig und belief sich auf je
_ 11 Zentner eine geringe Ernte infolge von Mäusefraß.
#

4 Kartoffeln pr.M.500 501 >

0,5 Gemenge \ 500 501 5,5 W.:We13en pr. M. 500 501 4,5 Hafer 500 501 Der Bauer hat seine eigenen Methoden, um die Erträge und den Wert einer Wirtsdiafts:
1 Erbsen { weise zu beurteilen; sie gründen sich auf seine Beobachtungen und Erfahrungen. Aus diesem
pr. K. schmad1e 1 Hafer grün gefüttert, 2><500‚ 2X501 Grunde trachtet man ja in der Praxis audi danadi, zu Ernteschätzungen, Hagelsdtäden: oder
Gaben a. 2 Mrg. danadi Erbsen Pr K a 1 Mr Wildsdiäden:Sdiätzung@ usw. erfahrene Landwirte zu gewinnen. Die Familienmitglieder stellen
—:

sich audi gegenseitig auf die Probe, ob der neuen Wirtsdiaftsweise die nötige Objektivität ent:
1,5 Wiese 2X500, 2X501 3
4,5
Wiese
Lu3erne
2><500, 2><501
2X500, 2X501
3
4
Wiese
Lu3erne
2X500,
ZX500, 2X501
ä;(501 gegengebracht wird. So wird z. B. mandimal in einem unbewaditen Augenblick ein Stück Land,
5 Lu5erne 2X500, 2><501 0,5 Kartoffeln pr. M, 500 501 0,5
0,5 Kartoffeln
' 500 welches nodi nidit in der Umstellung begriffen ist, mit einem der Spritzmittel versehen, oder es
.
.
13 1 Rotklee 2x500, 2><501 W252" 500 wird ein biologisch:dynamisch behandeltes Stück doppelt gespritzt, ohne daß die anderen etwas
davon wissen. In unserem Falle hat sowohl der Vater, als auch der Sohn ein solches „Exempel
4 Kartoffeln pr. M. 500 501 ,— \X7.:Wei3en 500 statuiert“.
1,5 Runkeln pr.M.3x'500,1><501 . Einmal handelte es Sidi um ein Erbsenfeld, das in gutem Zustande war und daher keine
0,5 Runkels.,Lein,Mohn pr.M.2>(500, 2><501 Düngung bekam, sondern im Sommer nur mit 501 gespritzt werden sollte. Als man einen an:
0,5 Gemenge \ 500 deren Acker mit 500 versah, wurde auch ein Streifen des Erhsenlandes damit gespritzt und die
2,5 Runlieln pr.M.3><500‚ 1><501 2 W.:Weijen 1 Verwunderung der Nichtsahnenderi war groß, als die Erbsen bei einer Höhe von etwa 30 cm
1,5 S.:Gerstem.Erbsen ] auf diesem Streifen auffallend größer und üppiger dastanden. Das anderemal wurde die im ersten
Stoppels.: Erbsen
. } 7
. 2><501
..XDOO Jahre nodi nidit umgestellte, sondern mit Thomasmehl gedüngte, einen Morgen große Wiese mit
Roggen,Stoppelsaatc . ., m" Bohnen ’ einem Rest von 500 in der Mitte gespritzt, indem einmal hin und her gegangen wurde. Gemäht
2 Erbsen pr.M.2.<500‚ 2"‘501 0,5 Mais und Gemüse
l wurde dann quer zum eben besdiriebenen Spritzgang, und was die Sdinitter dabei bemerkten,
1.9
_ Roggen 'Stoppelsaat:
. Erbsen . pr5pf-
.M.z><500‚ 2x301 0,5
-
-
“ — abgegeben
Roggen reif brad11e schließlich ein nidit zur Familie gehöriger Helfer zum Ausdrudc mit den Worten: „Alle:
mal, wenn wir hier in die Mitte kommen, schneidet sich das Gras anders, denn es steht diditerl“
1 W:Weoen 000 001 0,5 Roggen pr. VI. 500 501 So macht eben der Bauer seine Studien; die Grundlagen hierzu sind auch bei ihm: Bee:
grün abgefüttert
0,5 Mais und Gemüse pr.M. 500 501 0,5 Wei3g„ 500 501 bachten und Denkenl Es ist zu hoffen, daß auch diese Methode nach Überwindung der niateria:
listischen Denkungsart wieder einmal zu Ehren kommt und nidit als unwissenschaftlich und unra:
29 1,5 Lu5erne 2>(500, 2X501
tionell verlacht wird, weil der Landwirt nidit immer mit großen Zahlentabellen aufwarten kann.
1 Kartoffeln pr.M. 500 501
($
4,25 Runheln pr.M.3X500, 1><501
Folgende Beobaditung sei nodi mitgeteilt: Im zeitigen Frühjahr 1931 wurde das Hinaus:
fahren und Präparieren des Mistes zu Kartoffeln, die biologisda:dynamisdr behandelt werden sollten,