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Erziehung in Österreich
Präambel
Im Werk der Erziehung tätig zu sein ist ein pastoraler Dienst, denn Erziehung und Erlösung
sind im höchsten Sinne eins.1 „Wahre Erziehung heißt mehr als ein gewisses Studium
verfolgen. Sie bedeutet Höheres als sich für das jetzige Leben vorbereiten. Mit der
gesamten Wesenheit des Menschen befasst sie sich und mit der ganzen Dauer des ihm
ermöglichten Daseins. Sie besteht in der harmonischen Entwicklung seiner körperlichen,
geistigen und geistlichen Kräfte. Sie bereitet den Lernenden für ein freudiges Dienen in
dieser Welt und für die höhere Freude eines umfassenderen Dienstes in der zukünftigen
vor.“2 Wahre Erziehung hat den ganzen Menschen im Blickfeld und zielt darauf ab, in den
Lernenden Prinzipien der Wahrheit, des Gehorsams, der Ehre und Integrität, auch der
Reinheit zum Wachsen zu bringen. Auf diese Weise soll die heranwachsende Generation zu
einer positiven Kraft werden, die zur Stabilität und zur moralischen Reifung der Gesellschaft
beiträgt. „Um zu verstehen, was das Werk der Erziehung umfasst, müssen wir uns sowohl
die Natur des Menschen als auch die göttliche Absicht bei seiner Erschaffung vor Augen
halten. Ebenso gilt es, den Wandel in den Verhältnissen des Menschen, den eine Erkenntnis
des Bösen mit sich brachte, zu erwägen, — samt dem Plane Gottes, seine herrliche Absicht
in der Erziehung des Menschengeschlechtes doch noch zu verwirklichen.“3
Die Quelle einer solchen Art von Erziehung ist das Wort Gottes. „Höher, als der höchste
menschliche Gedanke sich erheben kann, steht Gottes Ideal für seine Kinder.
Gottgefälligkeit — Gottähnlichkeit ist das zu erreichende Ziel. Vor dem Lernenden liegt eine
Bahn beständigen Wachstums“4. Jedes nach dem Bilde Gottes erschaffene Menschenwesen
ist mit einem Vermögen ausgestattet, das dem des Schöpfers verwandt ist: mit persönlicher
Eigenart (Individualität), mit der Kraft zu denken und zu handeln. Es ist die Aufgabe wahrer
Erziehung, dieses Vermögen zu entwickeln: die Jugend zu selbständig denkenden
Menschen heranzubilden und nicht bloß zu Nachplapperern fremder Gedanken. Eine solche
Erziehung stärkt den Charakter und lehrt die Jugend, Wahrheit und Aufrichtigkeit höher zu
schätzen als selbstsüchtige Wünsche und weltlichen Ehrgeiz.5
1
EGW, Erziehung (1954) 26.
2
EGW, Erziehung (1954) 11.
3
EGW, Erziehung (1954) 12.
4
EGW, Erziehung (1954) 16.
5
EGW, Erziehung (1954) 15.
Kindergarten
Die elterliche Erziehung ist das Ideal. Dennoch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass
gesellschaftliche Umstände uns nötigen, die Errichtung von Kindergärten zu fördern. Die
propagierten Ideale in der Gesellschaft, die Verpflichtung zu mind. einem Kindergartenjahr,
die Zunahme von alleinerziehenden Familien, die Möglichkeiten zur Verbreitung unserer
Botschaft sind alles Argumente, die für die Errichtung von Kindergärten sprechen. Diese
Kindergärten sollen in Zusammenarbeit mit der Abteilung Erziehung entstehen und
adventistisches Personal beschäftigen. Wir sehen dementsprechend Kindergärten als
Möglichkeit, unsere Botschaft an die Gesellschaft weiter zu geben.
Wir empfehlen jeder Gemeinde und insbesondere jedem Schulstandort proaktiv konkrete
Schritte für die Gründung eines Kindergartens zu erwägen. Des Weiteren ermutigen wir alle
Kindergartenpädagogen (und solche, die es noch werden wollen), den Kontakt zur
Erziehungsabteilung zu suchen, um im Sinne eines gesamten Erziehungswerkes agieren zu
können und zukünftiges Potential abschätzen zu können.
6
Der Text folgt einem Entwurf zur adventistischen Bildungsphilosophie der Abteilung Erziehung der
Generalkonferenz, vorgestellt auf den LEAD-Konferenzen 2016 und 2017. Grundlage für diese Aussagen bilden
folgende Bibelstellen: Ps. 119:105; Spr. 30:5,6; Joh. 17:16-17; Ps. 19:1-6; Ps. 33:6,9; Ps. 32:8-9; 1 Mo. 2:7; Joh. 3:16;
Röm. 1:3-4; Eph. 2: 4-10; 2 Pet. 1:5; 2 Pet. 3: 18; Eph. 2:8-10; Eph. 6:4; Röm. 12: 1-2; 2 Pet. 3:13; 5 Mo. 6:6-9; 5 Mo.
11:19; 2 Tim. 2:15; 2 Tim. 3:15,16; Jak. 1:5, Jak 3:1; Pred. 7:12; Jer. 3:17, Jer. 33:2-3; Kol. 2:8; Kol. 3:16; Dan. 1:17;
Tit. 2:7-8; Spr. 16:16; Spr. 18:15; Spr. 4:13; Spr. 9:10; Spr. 16:3; Spr. 22:6; Spr. 23:12; Jes. 54:13.
Eine gute Erziehungssituation fördert Kinder mehr als es der beste Lehrer tun könnte. Mit
zunehmendem Alter wird es jedoch schwieriger, und die Bedeutung adventistischer Schulen
wird ab 8-9 Jahren immer wichtiger. Gleichzeitig wird auch der Einfluss der erweiterten
Gruppe zunehmend wichtig, was zur Folge hat, dass Kinder in den Teeniejahren häuslichen
Unterricht auch verständlicherweise nicht mehr wollen und den Kontakt zu Gleichaltrigen
aktiv suchen. Wo aber keine adventistische Schule Eltern in dieser Aufgabe unterstützen
kann, können sich Eltern in der Situation wiederfinden, den Heimunterricht fortzusetzen.
Schulen
Eltern in ihren erzieherischen Bemühungen zu unterstützen ist der Auftrag einer
adventistischen Schule.8 Das Ziel dabei ist die Ausbildung für diese und jene Welt. Höchstes
akademisches Niveau, praktische Fertigkeiten und höchste charakterliche Entwicklung
inklusive sozialer Sensibilität sind Imperative für adventistische Schulen, um für den Dienst
am Mitmenschen vorzubereiten. Wir sind uns bewusst, dass unser Schulwerk 2017 vielerlei
Schwächen aufweist. Gleichzeitig bleibt unser Auftrag bestehen. Für die Erfüllung unseres
Auftrages sehen wir es deshalb als notwendig, stabile Schulen zu etablieren. Insbesondere
ist in diesem Zusammenhang auf die finanzielle Stabilisierung der Schulen durch ein klares
Finanzierungskonzept durch lokale Gemeinden, Schulgelder und Österreichische Union zu
achten. Erst damit erfährt eine Schule Handlungsfreiheit durch Druckentlastung und kann
ihrem Auftrag gerecht werden. Gleichzeitig muss auch proaktiv an die Gründung von neuen
Schulen in den Ballungszentren gedacht werden.
7
EGW, 3T 137. Für eine Diskussion zu dieser Aussage sei auf „Counsel on a Church School Problem“ (5BIO 312ff)
verwiesen.
8
EGW, Erziehung (1954) 40.