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Vorlesung „Ökologie“ von Prof.

Klaus Lunau im Rahmen des Moduls BIO 260 im SS 2019


Was ist Ökologie?
griech. oikos - Heimat, Wohnort; griech. Logos - Lehre
Ernst Haeckel (1869): Ökologie (Def.): Studium der Organismus-Umwelt-Interaktionen
Charles Krebs (1972): Ökologie (Def.): Wissenschaftliche Untersuchung jener Wechselbeziehungen,
welche dieVerbreitung und Häufigkeit von Organismen bestimmen
Welche Wechselbeziehungen?
Energie-, Stoff- und Informationsfluss
zwischen Organismen und zwischen Organismus und Umwelt
Welche Organismen?
einzelne Organismen (Genotyp, Phänotyp, Ökotyp)
individuelle Entscheidungen (decision-making), Adaptationen, Interaktionen, Konkurrenz
Organismen in Populationen (Habitatnutzung, lokale Adaptation, Populationsdynamik, Dem)
Organismen in Lebensgemeinschaften (Ökologische Nische, Biotop, Koevolution, Radiationen,
Ökosysteme)
Informationelle Umwelt Umgebung
Kommunikation mit Artgenossen (Fortpflanzung, Sozialverhalten)
Kommunikation mit Beutetieren (Jagd) oder Futterpflanzen (Herbivorie)
Kommunikation mit Prädatoren (Flucht, Abschreckung) oder anderen Organismen
Habitatwahl (z.B. O2-Partialdruck, Temperatur, Helligkeit, Verfügbarkeit von
Nahrung und Nistplatz)
Orientierung (Wanderung: Sichtpeilung, Himmelsnavigation)
Zeitgeber (circadiane, circalunare, circaannuelle Rhythmik)

Selbstregulatorische
Verarbeitung von Information,
Materie und Energie im
Fließgleichgewicht:
Aufnahme, Transport, Umwandlung,
Speicherung, Abgabe
(Homöostase) Stoffliche Umwelt
Energetische Umwelt Ernährung (Nahrungsaufnahme und
Arbeit -abgabe)
Wärmeaustausch Gaswechsel (Atmung)
Osmoregulation (Ionenaustausch)

Einführung Ökologie
Definition Ökologie
TOP-DOWN, BOTTOM-UP (Beispiel Bodenseefelchen)
Umwelt, Umgebung
Organismen, Populationen, Lebensgemeinschaften
Beobachtung, Hypothesen, Vorhersagen, Tests und Falsifikation, Metaanalyse, Theorie
Beispiel: Yelling des Kolkraben
Fragen der Ökologie (Wie?, Was?, Woher?, Wozu?, Warum?)
Beispiele: Pollensammeln von Hummeln, Vogelzug des Weißstorchs
Kausalität, Finalität, am Beispiel Laichen des Stichlings,
Proximate Verursachung, Ultimate Bedingtheit, Historische Bedingtheit
Lesen von Graphiken (Beispiel Zugstrecke, Ost- und Westzieher des Weißstorchs)

Viel Spaß und Erfolg bei der Vorlesung!


1
Erscheinungsformen von Individuen
Homologie vs Konvergenz, Umwelt vs Genom, Ontogenie vs Phylogenie
Entwicklungsstadien; z.B. Ei, Larve, Jungtier, Adultus: Semaphoronten (Merkmalsträger)
Entwicklungsstadien und Beispiele für hemimetabole Insekten (Ei, Larven, Imago; z.B.
Ephemeroptera, Plecoptera, Odonata, Saltatoria, Heteroptera, Blattodea, Dermaptera, Homoptera)
Entwicklungsstadien und Beispiele für holometabole Insekten (Ei, Larven, Puppe, Imago; z.B. Diptera,
Lepidoptera, Trichoptera, Coleoptera, Hymenoptera, Siphonaptera, Mecoptera, Neuropteroidea)
Was ist eine Larve? Beispiele für Ontogenie mit Larvenstadien (Insekten, Amphibien)
Larvenformen: Raupe, Made, Engerling, Drahtwurm, Kaulquappe
Beispiele für Ontogenie ohne Larvenstadien (Spinnentiere, Vögel, Reptilien, Säuger)
Besonderheiten: Puppe und Metamorphose der Holometabola, Subimago der Ephemeroptera
Wachstum
Isometrie, Allometrie
zyklische Modifikationen (z.B. Mauser Stockente, Geweihbildung Rothirsch, Asplanchna-Effekt)
Erscheinungsformen von Arten
modulare Organismen (Beispiel: Portugiesische Galeere)
unitare Organismen (genet. Variabilität, Polymorphismus i.w.S.)
Genotyp
genetische Variabilität
Polymorphismus
Phänotyp
Polymorphismus (Vorkommen distinkter Morphen)(Polymorphismus i.e.S. genetisch bedingt)
Sexualdimorphismus (Buchfink, Hirschkäfer)
Farbdimorphismus (Adalia bipinctata), Farbpolymorphismus (Cepaea nemoralis)
Polymorphismus der Honigbiene (Apis mellifera, Hymenoptera): Königin, Arbeiterin, Drohne
Polymorphismus bei Pflanzen (Diklinie [Monözie, Diözie] bei Zaunrübe; Heterostylie bei Primeln)
weitere Anpassungen zur Vermeidung von Selbstbestäubung (Herkogamie, Dichogamie
[Proterandie, Proterogynie]) und Selbstbefruchtung (Selbstinkompatibilität)
Polyphänismus (Umwelt bedingt)
Größenpolyphänismus (Erdhummel, Hymenoptera)
Saisondiphänismus (Araschnia levana (Landkärtchen, Lepidoptera)
Innerindiv. Unterschiede: Laubblattpolyphänismus, Dichogamie und Heteranthie bei Blütenpflanzen
Generationswechsel
Heterogonie (Wechsel zwischen Generationen mit ein- und zweigeschlechtlicher Fortpflanzung)
bei Bohnenblattlaus Aphis fabae gekoppelt mit Wirtswechsel
Metagenese (Wechsel zwischen Generationen mit ungeschlechtlicher und geschlechtl. Fortpflanzung)
bei Kl. Leberegel, Blütenpflanzen, Farne, Moose Mandibellänge (mm)
bei Pflanzen (Sporo-/Gametophyt; vegetative Fortpflanzung)
40
Ökotyp
Modifikation
lokale Adaptationen (z.B. Wuchsform in Abh. von der Höhenstufe)
Beispiel Rasse: Wirtsrassen der Apfelfruchtfliege 20
Beispiel Kline: Blutgruppen
Allometrisches Wachstum der Mandibel
männlicher Hirschkäfer (Lucanus cervus, Coleoptera):
Große ♂♂ besitzen überproportional große Mandibeln 00 10 20 30 40
Elytrenlänge
(mm)
Holometabolie: Marienkäfer Hemimetabolie: Wanze Hemimetabolie: Eintagsfliege

Larve Puppe Imago


Larven Nymphe Imago Larve A Subimago B Imago 2
Abiotische Umweltfaktoren
Nicht-biologische, primäre Umweltfaktoren:
Strahlungsenergetische Faktoren: Primärproduktion, Globalstrahlung,
Biogeochemische Faktoren: Kreisläufe Wasser, Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor
Physikalische Faktoren: Strahlung, Licht, Temperatur, Feuer, Druck, Schwerkraft, Strömung
Chemische Faktoren (Luft, Wasser, Boden) Biogene Elemente, Wasser, Ionen
Nicht-biologische, sekundäre Umweltfaktoren:
Klima, Witterung, Wetter, Boden
Biologische Umweltfaktoren:
Artgenossen, Nahrungspflanzen, Beute/Prädatoren, Wirte/Parasiten, Symbionten, Konkurrenten
Strahlung: Primärproduktion, Temperatur, Photoperiode, visuelle Orientierung
Temperatur als Umweltfaktor
Reaktionsbreite: eurytherm, kaltstenotherm, warmstenotherm (Beispiel Strudelwürmer)
(siehe unten: Optimumskurve)
phänotypische Geschlechtsbestimmung (Schildkröten, Krokodile)
R-G-T-Regel (Beispiel: Temperatursumme bei Entwicklung e. Wanze) Kerntemperatur
Allen´sche Regel (Beispiel: Füchse, Körperanhänge) Konformer
Bergmann´sche Regel (Beispiel: Tiger, Körpergewicht)
Regulierer K
Regulierer, Konformer (Beispiele Eidechse, Erdhummel, Eisbär, Tiefseefisch)
Konstanz der Körpertemperatur: Poikilothermie – Homoithermie on
Herkunft der Körperwärme: Ektothermie – Endothermie
Mechanismen zur Überdauerung bei ungünstigen (meist kalten) Temperaturen
fo
1. Heterothermie (periphere Organe kühler, Beispiel Rentier)
Außentemperatur
r
2. Isolation (durch Federn, Fell, Fett; Beispiel Gämse)
3. Verhalten (Aufsuchen von Schutzräumen, Bespiel Braunbär; Migration, Beispiel Kranich) m
4. Dormanz (Beispiele Kleinsäuger, Insekten)
5. Vorräte (Fettpolster, Nahrungsreserven, Honig)
er
6. physiologische Anpassung (Modifikation, Akklimatisation)
Verdunstungskühlung (bei Hitze)
Dormanz: jahreszeitliche Ruhezustände als Unterbrechung des spezifischen Entwicklungsverlaufs in
Anpassung an das Überleben in ungünstigen Umweltbedingungen Murmeltier; Kerntemp.
Konsekutive Dormanz = nachträgliche Reaktion auf eingetretene Umweltänderungen T
(°C)
Prospektive Dormanz = Reaktion auf bevorstehende Umweltbedingungen
Diapause = vollständige Entwicklungsruhe; Induktion über Tageslänge (Insekten)
Obligatorische Diapause: obligatorisches Einsetzen bei einem bestimmten JFMAMJJASOND
Entwicklungsstadium (Photoperiode als Zeitgeber)
Photoperiode (Tageslänge, Unterschiede in Abhängigkeit vom Breitengrad)
Beispiel: lokale, klinale Adaptation der Schnabelfliege (Panorpa vulgaris, Mecoptera)
Größe der 2. Generation im Jahr ist abhängig von dem Breitengrad und der Höhenlage.
Fakultative Diapause: Einsetzen in best. Entwicklungsstadium durch Umweltfaktoren ausgelöst
Winterruhe = Energieeinsparung durch Ruhen (Braunbär)
Torpor = Energieeinsparung durch aktive Stoffwechselreduktion
kurzzeitig bei Fledermäusen, andinen Kolibris
über längere Zeit als Winterschlaf bei Bilchen, Murmeltieren, Igeln
Optimumskurve: allgemein (Letalität, Toleranzbereich: Pessimum, Stress, Optimum)
stenopotent, eurypotent Tolerenzberei letal
OPTIMIMSKURVE
ch Pessimum Optimum Pessimum
Pflanzen (Reaktion auf Licht): Letalität Stress Stress Letalität
Vergeilung (Etiolement), Toleranzbereich
Lang- und Kurztagpflanzen, Intensität Reproduktion
Licht- und Schattenblätter der Lebens- ind. Wachstum
vorgänge
Heliotropismus ind. Überleben
C3-, C4-, CAM-Pflanzen
niedrig ökol. Faktor hoch
3
Fouragieren
Trophische Gilden
Produzenten (Primärproduktion; Ausnahme fleischfressende Pflanzen)
Konsumenten (Primär-, Sekundär, Topkonsumenten)
Destruenten
Zusammenhang: Nahrungskette, Nahrungsnetz, Energiepyramide, Stoffkreislauf
Existenzökologische Faktoren bei Landtieren: Nahrung Territorialität der Kohlmeise
Biophage zufällig
Phytophage (Primärkonsumenten) Anzahl
(Xylophage, Phyllophage, Lichenophage, ...) besetzter
Nistkästen
Zoophage(Sekundärkonsumenten)
beobachtet
Entomophage (= Insectivore), Ornithophage, ...
Nekrophage (Aasfresser) Entfernung zum Nachbarn
Koprophage (Kotfresser)
Saprophage (Fresser an verwesendem Material) Menge an Ernährung von Wasser- und
Landpflanzen beim Elch
Verwesung, Verrottung, Fäulnis Wasser-
Spezialisierung pflanzen
Energieminimum
stenophag (monophag, oligophag) (Na+)
euryphag (polyphag = omnivor) Magenkapazität
Optimales Fouragieren Nährstoffminimum

Strategien zum Nahrungserwerb


Verteidigung eines Nahrungsterritoriums (Beispiel Kohlmeise) Menge an Landpflanzen
durch Einhaltung möglichst großer Abstände zum Nachbarn
entsteht eine rechtsschiefe Verteilung besetzter Nistkästen
im Vergleich zu einer zufälligen Besetzung der Nistkästen Anna´s Kolibri
Nahrungszusammensetzung (Beispiel Elch) Gewinn
Nahrungszusammensetzung beim Elch: Minimum an
(durchgezogen)
Wasserpflanzen für Na-Aufnahme erforderlich, Wasserpfl. oder Kosten
nährstoffärmer als Landpfl., Aufnahmekapazität des Magens (gepunktet)
Größeist eines
begrenzt
Nahrungsterritoriums (Anna´s Kolibri)
Maximierung des Nettoenergiegewinns
Territoriumsgröße
Entwicklung von Suchbildern (Beispiel Rückenschwimmer)
Nahrungspräferenz (Suchbild): Abhängigkeit der Nahrung des
Rückenschwimmers von der Häufigkeit der Beutetiere (Wasserasseln,
Eintagsfliegenlarven) bei konstanter Beutetierdichte; überproportional Rückenschwimmer
häufig wird die häufigere Beute gefressen. Asellus in der
Nahrung (%)
Gruppenbildung (Beispiel Watvögel)
zufällig ‫־ ־ ־ ־‬
Optimale Gruppengröße bei Watvögeln: Modellierung durch beobachtet––
Zeitauf-wand für Sichern gegen Raubfeinde, für Streitigkeiten mit 0 50 100
Gruppenmit-gliedern und für Nahrungsaufnahme. Bei optimaler Asellus in der Umwelt (%)
Gruppengröße bleibt am meisten Zeit für Fressen (Pfeil). Bei
Bedrohung sind größere, bei Streitigkeiten kleinere Gruppen
optimal.
Kosten-Nutzen-Bilanz Watvögel
Kosten-Nutzen-Bilanz (trade-off) beim Öffnen von Wellhorn- Fressen Kämpfen
% satz
schnecken durch die kanadische Sundkrähe beim Abwurf aus
der Zeit
dem Flug. Die Flughöhe beim Abwurf ist negativ mit der
Wahrscheinlich-keit korreliert, dass die Schale bei der Landung
Sichern
zerbricht. Die Krähen wählen meistens 4,4 mal jeweils 5,5 m
hoch zu fliegen, dabei ist der Energieaufwand für das Öffnen
einer Schale am geringsten. Gruppengröße
Akkumulation von DDT in Nahrungskette
Gesamt-
Stickstoffkreislauf mit Luftstickstofffixierung Sundkrähe
energie
Kohlenstoffkreislauf verbrauch
Verbrauch fossiler Brennstoffe; CO2 Bilanz
Fleischfressende Pflanzen in stickstoffarmen Gebieten
Sonnentau, Fettkraut, Venusfliegenfalle, Kannenpflanze
0 5 10 15
Abwurfhöhe (m) 4
Kommunikation und Orientierung
Verhalten
angeborenes Verhalten
Tropismus (gerichtetes Wachstum sessiler Organismen; Beispiel Sonnenblume)
Kinesis (ungerichteter Fortbewegung führt zum Sammeln im Präferendum; Beispiel Kellerassel)
Taxis (Richtungsorientierung durch gerichtete Einstellung eines frei beweglichen Tieres im
Reizfeld oder zur Reizquelle; Beispiel Stubenfliegenmaden negativ photoklinotaktisch)
phänomenologisch: negativ, positiv, transversal
Mechanismus: Klinotaxis, Telotaxis
auslösender Reiz: Photo-, Thigmo-, Rheo-, Phono-, Chemotaxis, Anemotaxis
Reflex (Reiz-Reaktionszusammenhang, bei dem ein bestimmter Reiz bei allen Individuen einer
Art, eine stereotype Reaktion auslöst; Beispiel Rüsselreflex Honigbiene)
Angeborene Präferenz (Beispiel Eieinrollen beim Austernfischer)
erlerntes Verhalten
Habituation (reizspezifische Gewöhnung; Beispiel Sperren von Jungvögeln im Nest)
Prägung (irreversibles Lernen in sensibler Phase; Beispiel; Nachlaufprägung Ente)
klassische und operante Konditionierung (Erlernen von „neuen“ Reiz-Reaktion-
Zusammenhängen; Bsp: o.K.: Farbenlernen Apis; k.K. Rüsselreflex Honigbiene)
Lernen durch Einsicht / Imitation
Prozentsatz
Kommunikation aktiver Tiere
5
Modalitäten: optisch, chemisch (olfaktorisch, (%)
100
0
gustatorisch), mechanisch (akustisch,0taktil)
1
Signalsender, Signal, Signalempfänger Kinesis 0
Ehrlichkeit von Signalen (Bsp. Pfeilgiftfrösche) 50 der Kellerassel 0
Sensorische Kommunitationsflüsse in Ökosystemen Porcellio scaber
Territorialität, Partnerwahl, Habitatwahl, Navigation, Kooperation
Semiochemikalien: 0 Rel. Luftfeuchtigkeit (%) 100
Pheromon (intraspez. Signal-Botenstoff) Bsp: Releaser- und Primer-Pheromon
Allochemikalien (interspez. Botenstoffe):
Allomon (Vorteil Sender), Kairomon (Vorteil Empfänger), Synomon (Vorteil beide)
Beispiel: Tanzsprache der Honigbiene mit Richtungs-, Entfernungs-, Rentabilitätsweisung
Beispiel: Polarisationssehen der Honigbiene
Beispiel: Echolot der Fledermäuse (Kompensation des Doppler-Effekts)
Auge (Adaptation, Akkommodation, Chromatische Aberration)
Beispiel: Entfernungsmessung über Akkommodation beim Chamäleon
Bsp: Schlitzförmige Pupille und multifokale Linse reduziert Einfluss d. chromatische Aberration
Tarnung (Krypsis: Anpassung an den Hintergrund, Beispiel Industriemelanismus Birkenspanner)
1,0
Anteil der 0,3 SO2-Gehalt
carbonaria- 0,9
der Luft Biston betularia forma typica
Form (%) (mg m-3) Biston betularia forma carbonaria
(durchgezogene 0,8 0,2 (gestrichelte
Linie) Linie) Geometridae
0,7
0,1 Lepidoptera
0,6 Holometabola
0,5 0 Insecta
1960 1970 1980

Aposematismus, Warnfärbung (Beispiel Wanderheuschrecke, Pfeilgiftfrösche): Ehrliche Signale


Mimese (Nachahmung von Strukturen ohne Signalcharakter; Beispiele Stöckchen, Vogelkot, Blatt)
Tarnung (Krypsis, Camouflage, Anpassung an den Hintergrund; Beispiel Birkenspanner)
Mimikry (Signalfälschung, 2 Signalsender: Vorbild und Nachahmer, Signalempfänger)
Schutzmimikry (Bates´sche Mimikry; z.B. giftige Schmetterlinge; Prädatoren erlernen Farbmuster)
Augenflecke bei Schmetterlingen: Auffälligkeit, Augenmimikry; Erkennung angeboren)
Lockmimikry (Peckham´sche Mimikry; z.B. Blütenmimikry, Zipfelfalter)
Automimikry (innerartliche Mimikry; Zipfelfalter = False-head-butterflies; Prädator abgelenkt)
Signalnormierung ("Müller´sche Mimikry", z.B. Feldwespe, Gemeine Wespe, Wollbiene)
Sensorische Ausnutzung (sensory exploitation, z.B. Königsgeier)
5
Ökologische Nische und Habitatwahl
Definition “Ökologische Nische”: Unter der ökologischen Nische
einer Art verstehen wir die Summe aller Wechsel-
beziehungen ihrer Individuen zu ihrer Umwelt.
fundamentale Nische
realisierte Nische
ökologische Potenz gegenüber Umweltfaktoren
stenök, euryök
Kontrastbetonung: character displacement
(Bsp. Schlammschnecken, Felsenkleiber; Galapagosfinken))
character release (Cocos-Insel-Fink)
Nischenerweiterung, Nischeneinengung
Generalisten, Spezialisten
Stellenäquivalenz (z.B. Beuteltiere u. plazentale Säuger)
Konvergenz
unabhängige Entstehung ähnlicher Adaptationen
(z.B. blütenbesuchende Vögel: Kolibris in Neotropen,
Nektarvögel in Afrika, Brillenvögel in Australien,
Kleidervögel auf Hawaii)
Konkurrenz
Definition: Konkurrenz entsteht durch die Nutzung einer Particle size (μm)
dichtebegrenzenden Ressource durch ein Individuum, wenn Die Wattschnecke Hydrobia
dadurch die Verfügbarkeit dieser Ressource für ein anderes ventrosa nutzt im Limfjord
Individuum, das dieselbe Ressource nutzen will, begrenzt wird. in sympatrischer Verbrei-
tung kleinere Nahrungs-
Formen der Konkurrenz: partikel als H. ulvae,
Ausbeutung (keine Begegnung der Konkurrenten: z.B. Gottesanbeterin, Nahrung) während beide Arten in
Interferenz (Begegnung der Konkurrenten z.B. Meerechse, Schattenplätze) allopatrischer Verbreitung
Scrambel (Ressourcenaufteilung unter Konkurrenten: z.B. Blütenbesucher, Blüten) ähnlich große Partikel
ideal freie Verteilung (Beispiel Stichling an nicht monopolisierbarer Nahrung) fressen.
Contest (Monopolisierung der Ressource unter Konkurrenten: z.B. Bruthöhle von Specht und Kleiber)
intraspezifische Konkurrenz
Hohenheimer Grundwasserversuch
interspezifische Konkurrenz (Bsp. Felsenkleiber)
Konkurrenzvermeidung
Intraspezif. durch Polymorphismus, Entwicklungsstadien
Konkurrenzausschluß
(Gaus-Volterra’sche Gesetz, Monard’sches Prinzip)
Hohenheimer Grundwasserversuch
(Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer, Aufrechte Trespe)
Stellenäquivalenz (z.B. Beuteltiere, Säugetiere; Konvergenz)
Habitatwahl
Inzuchtdepression, Auszuchtdepression
Habitatpräferenz (Beispiel: 2 Grundeln,
Habitatwahl in allopatrischer Verbreitung ähnlich;
Habitatwahl in sympatrischer Verbreitung unterschiedlich) Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis),
Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und
Habitaterkennung Aufrechte Trespe (Bromus erectus) im Feuchtig-
Eiablagesubstrat Krebsschere bei Grüner Mosaikjungfer keitsgradienten in Mischkultur und in Reinkultur, in
als Zeiger für frostfrei Gewässer der alle 3 Arten dieselbe Präferenz zeigen
Sukzession am Kuhfladen (Temperatur, Duftstoffe)
Kommunikation über Nisthöhle bei Honigbienenschwarm über die Tanzsprache
Pfadfinderbienen, Entfernungsweisung, Richtungsweisung
Wassererkennung beim Rückenschwimmer an reflektiertem, horizontal polarisiertem Licht
Migration (Zugvögel, Fische, wenige Insekten)
anadromer Wanderfisch Lachs
katadromer Wanderfisch Aal
Navigation bei Zugvögeln: Himmelsnavigation, Inklination der Erdmagnetfeldlinien
6
dN
Populationen ––– = R * N
theoretisches
Populationsstruktur dt
Populationswachstum
Populationswachstum
(theor.) exponentielles Wachstum tatsächliches dN K-N
––– = R * N ––––
logistisches Wachstum dt K
Populationswachstum
Individuenzahl N

Maximale Wachstumsrate Rmax


K Netto-
Wachstums-
rate R
N = Individuenzahl
K = Kapazität Kapazi Nullwachstum: R = 0
R = Wachstumsrate = G - T 0
t = Zeit tät
tatsächl.
G/T = Geburten-/Todesrate K
Populationswachstu Populationsgrösse N

mZeit t RR (K – N) / K
Hom max

ZeiKaninchen, Enten, Pflanzenläuse)


R-Selektionisten (viele Nachkommen, keine Brutpflege: o
K-Selektionisten (wenig Nachkommen, Brutpflege: Pferde, Albatrosse, Bienen)
Populationsgrösse t
Fundamentale Gleichung für die Populationsgröße N(t + ∆t) = N(t) + G – T + E – A
Hydr
(mit N=Populationsgröße, G=Anzahl Geburten, T=Anzahl Todesfälle, E=Anzahl Einwanderer, A= Anzahl Auswanderer)
Beispiel: Aussterbewahrscheinlichkeit des Kl. Scheckenfalters sinkt mit der Größe der Population
effektive Populationsgröße (Rothirsch) a
Inzuchtdepression (Spekegazelle)
N FANG1 x N FANG 2
Auszuchtdepression (Steinbock) N POP =
Marga
Fang-Wiederfang-Methode zur Abschätzung der Populationsgröße N WIEDERFANG
Effekte der Populationsgröße retifer
Aussterbewahrscheinlichkeit erhöht in kl. Populationen
a
Allee-Effekt (fehlende soziale Stimulation; Bsp. Wandertaube)
Inzuchtdepression, Auszuchtdepression
Drift (zufällige Veränderungen des Genpools)
Räuber-Beute-Dynamik (Vergleich der Populationsdichteschwankungen von Schneeschuhhase (Beute)
und Luchs (Räuber) der nordamerikanischen Taiga nach Pelzeingängender Hudson´s Bay Company). relatives
Alter

log Anzahl
Homo
Überlebende
Hydra

Margaretifera
Rel Lebensalter

Altersstruktur einer Population aus der Überlebenskurve (Mensch; Süßwasserpolyp, Flussperlmuschel)


Flussperlmuschel Margaretifera margaretifera: Larven mit risikoreicher Entwicklung als Parasit an den Kiemen
von Bachforellen (Probleme sind Regenbogenforellen und lokale Adaptationen)
Süßwasserpolyp Hydra: alle Entwicklungsstadien sind gleich gefährdet
Homo sapiens: geringe Kindersterblichkeit
Veränderung der Altersstruktur bei hoher, geringer und steigender Geburtenrate
Bärlauch Allium ursinum: Allelopathie: Pflanze gibt Allochemikalien in den Boden ab, die andere Pflanzen am
Wachstum hindern
7
Reproduktionsstrategien
Reproduktion
Fortpflanzung (≠Vermehrung)
asexuelle Fortpflanzung


sexuelle Fortpflanzung Bateman-Prinzip: Die Anzahl der
parthenogenetische Fortpflanzung Nachkommen ist bei Weibchen abhängig von
bisexuelle Fortpflanzung der Anzahl produzierter Eier, bei Männchen
von der Anzahl der Kopulationen
künstliche Selektion (Züchtung)
(Beispiel Drosophila melanogaster)
natürliche Selektion
nicht-sexuelle Selektion
Anzahl der
Überlebensselektion, Fertilitätsselektion Nachkommen
sexuelle Selektion Männchen
Bateman-Prinzp
Fitness (Genetische Eignung) 80 Weibchen
Reproduktionserfolg
Elterliche Investitionen (Mecoptera: Panorpa, Bittacus)
Geschlechterrollentausch (Empididae, Tanzfliegen)
intrasexuelle Selektion (Rothirsch) Anzahl der Kopulationen
intersexuelle Selektion (mate choice)
Selbstläufer-Hypothese (Stichling), Handikap-Hyp. (Pfau), Indikator-Hyp. (Rauchschwalbe)
Mechanismen der Partnerwahl bei Weibchen
aktive Partnerwahl (Stichling)
Hochzeitsgeschenk (Schnabelfliegen; Tanzfliegen)
Zugang zu Ressourcen (Wollbienen, Ressourcenverteidigungspolygynie)
Territoriumsgröße, Mithilfe bei der Brutpflege, Kloakenpräsentation (Heckenbraunelle mit
Polygynie, Polyandrie und Monogamie)
Mechanismen der sexuellen Selektion bei Männchen
Territorialität (Heckenbraunelle, Wollbienen)
Spermienkonkurrenz (Verdrängung, Ausräumen; Zygoptera)
Infantizid
Mate guarding (Partnerbewachung)
präkopulatorische Weibchenbewachung (Bachflohkrebs)
postkopulatorische Weibchenbewachung (Libellen)
Partnerwahl bei Zwittern (Schnecken) Fortpflanzungweise und Evolu-
Mechanismen der Partnerwahl bei Pflanzen tionsgeschwindigkeit (hier:
Pollenschlauchwachstum, Selbstinkompatibilität Evolution des Genotyps ABC)
Manipulation von Bestäubern (Förderung der Fremdbestäubung)
Kryptische Partnerwahl: selektiver, vorzeitiger Fruchtfall Zeit
Diklinie/Diözie, Heterostylie, Dichogamie, Herkogamie
CB C ABC
Fekundität = Anzahl der Nachkommen eines
A AB
Individuums (Individuelle Fruchtbarkeit) asexuell A A A
monosexuell
Nachkommenzahl in Abhängigkeit vom Alter bei Rothirschen BC C B B
C
2 Hirsche
Wachstum A
Anzahl der Kampfkraft AB
Nach- Verbrauch bisexuell
kommen
Hirschkühe B ABC
Abort von ♂
pro Jahr Erfahrung
1 Alter
BC
CC

A AB
bisexuell
0 mit sexueller B
0 10 20 ABC
Selektion
Alter in Jahren BC
10 20 C 8
Tiergeographie
Räumliche Skalen (Areal, Territorium, Habitat, Standort, Biotop, Ökosystem)
Areal einer Tierart = das Verbreitungsgebiet einer Tierart, in dem sie sich ohne ständigen
Zuzug dauerhaft fortzupflanzen vermag.
Kosmopoliten und Endemiten (Reliktendemismus, Neoendemismus)
geschlossene und disjunkte Areale (Beispiel Schneehase, Ringdrossel)
Kontinentalverschiebung (Beipiel Lungenfische (Dipnoi) Laufvögel (Ratitae))
Tierregionen der Erde: Nearktis, Paläarktis, Australis, Neotropis, Paläotropis, Antarktis)
Faunenreiche haben andere Grenzen als Florenreiche
Inseln, Archipele
adaptive Radiation (Beispiel Darwinfinken, Galapagos)
character release (Beispiel, Cocos-Fink,Cocos-Insel)
Territorium = Aktivitätsbereich eines Organismus
Habitat = Lebensraum eines Organismus
= Aufenthaltsbereich einer Tierart innerhalb eines Biotops
= syn. Biotop (englischsprachige Literatur)
Habitatselektion = Biotopwahl, Fähigkeit von Tieren, den artspezifischen Lebensraum zu suchen
Standort = Gesamtheit der Faktoren, die im Habitat eines Organismus auf diesen einwirken
Fundort = konkrete Lokalität, an der eine Art nachgewiesen wurde
Biotop = Lebensraum einer Lebensgemeinschaft
Ökosystem = Lebensraum + Lebensgemeinschaft
Zeitliche Skalen
Trend = graduelle Verschiebung von Umwelteigenschaften (Kontinentaldrift, Versalzung,
Gebirgsbildung, Moorbildung)
Störung = zeitlich begrenzte ökologische Ereignisse (Spätfrost, Feuer, Vulkanausbruch)
Neozoen (Alexandersittich, Ziegen auf Galapagos),
Neophyten (Ambrosia, Riesenbärenklau)
Rhythmen (Eiszeiten, El Nino, Jahreszeiten, lunare Rhythmen (Tide), Tagesrhythmen)
Kalt- und Warmzeiten
boreo-alpine Disjunktion (Beispiele: Ringamsel, Schneehase)
nacheiszeitliche Ost-West-Disjunktion nach Rückwanderung (Rabenkrähe, Nebelkrähe)
globale Klimaerwärmung (Änderungen des Zugverhaltens der Mönchsgrasmücke)
circaannuelle Rhythmen
Orientierung: Photoperiode
Tierwanderungen (Zugvögel)
circalunare Rhythmen (Palolowurm)
circadiane Rhythmen Faunenreiche

Areale der
Lungenfischarten
A Protopterus
annectens
B Lepidosiren
paradoxus
C Neoceratodus
forsteri
Florenreiche

10
Organismische Interaktionen
Intraspezifische Wechselwirkungen
Konkurrenz, bisexuelle Fortpflanzung, Kooperation, Eusozialität,
Eusozialität
Generationenüberlappung (mindestens 2 Generationen)
Kastendifferenzierung (mind. reproduzierende und nicht-reproduzierende Kasten)
Arbeitsteilung; Kooperation (Polymorphismus, Polyphänismus, Polyethismus)
Eusoziale Tierstaaten bei Bienen (Apidae, Halictidae), Wespen (Vespidae), Ameisen
(Formicoidea), Termiten (zu Blattopteroidea), Pflanzenläusen (Pemphigidae, Homoptera),
Käfern (zu Coleoptera), Nackt- und Graumullen (Bathyergidae, Rodentia)
Präadaptationen für die Evolution der eusozialen Lebensweise: Brutfürsorge/Brutpflege,
Wehrhaftigkeit, Kooperation bei der Nahrungsgewinnung, hoher Verwandtschaftsgrad
(Individualfitness, Gesamtfitness), bi- oder multivoltine Entwicklung
Interspezifische Wechselwirkungen (Konkurrenz (-/-), Antibiosen (+/-), Parabiosen (+/0),
Symbiose (+/+), Antibiosen (+/-) (Parasitismus, Prädation, Phytophagie)
multitrophische Systeme (Pflanze, Phytophage, Räuber oder Parasitoid des Phytophagen)
Parabiose (+/0) (Kommensalismus) (Phoresie, z.B. von Milben auf Totengräber)
Mutualismus (+/+): beide Partner maximieren Fortpflanzungserfolg unabhängig voneinander
Transportbeziehungen
Zoophilie Tierbestäubung (z.B. Mellittophilie = Bestäubung durch Bienen, Koevolution)
Florale Filter (selektive Anlockung von Bestäubern und selektiver Ausschluß von
Nektarräuber, Pollendiene und Herbivoren)
Zwitterblütigkeit (Vermeidung oder -minderung durch Diklinie, Heterostylie, Dichogamie)
Pollendilemma der bienenblütigen Pflanzen (Auswege durch Pollenplatzierung, Pollinarien,
Heteranthie, sekund. Pollenpräsentation, Pollenmimikry, Nektar-, Öl-, Pollenbelohnung)
Zoochorie Samenverbreitung durch Tiere z.B. Endozoochorie (essbare Früchte),
Exozoochorie (Kletten), Elaiosome (Myrmecochorie), Wind (Anemochorie),
Wasser (Hydrochorie) oder selbständig (Autochorie)
Schutz- und Nahrungsbeziehungen (Myrmecophyten, Domatien, extraflorale Nektarien)
Symbiose (+/+) (Wirt, Symbiont)
Endosymbiosen, Putzsym. (Putzerfische), Pilzgärten (Ambrosiapilze und Blattschneiderameisen)
Koevolution (wechselseitige Adaptationen interagierender Arten)
koevolutiver Wettlauf (Beispiel: langrüsselige Schwärmer und langspornige Orchideenblüten)
Xanthopan morgani praedicta und Angraecum sesquipedale auf Madagaskar
Adaptive Radiation (Diversifizierung einer Stammeslinie unter Erschliessung neuer ökol. Nischen)
Speziationshäufigkeit
Vergleich der Artenzahl von Schwestertaxa
Schlüsselanpassungen
Radiation der Angiospermen
Schlüsselanpassung Tierbestäubung
Co-Radiation von Phytophagen, Bestäubern
Florale Filter
Natur- und Umweltschutz
Biotopschutz (Artenschutz)
Artenschutzabkommen
Pollinator decline (Bestäuberkrise)
Colony Collapse Disorder (CCD)
Bienensterben
Insektensterben
Rote Liste
Intensivierung der Landwirtschaft
Beispiel Heumahd
Plastikmüll in den Ozeanen
Beispiel Albatrosse

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