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Merkblatt 405

Korrosionsschutz von
Stahlkonstruktionen durch
Beschichtungssysteme

Stahl-Informations-Zentrum
Merkblatt 405

Stahl-Informations-Zentrum Impressum
Das Stahl-Informations-Zentrum Das Stahl-Informations-Zentrum Merkblatt 405
ist eine Gemeinschaftsorganisation zeichnet besonders innovative „Korrosionsschutz von Stahlkon-
Stahl erzeugender und verarbeiten- Anwendungen mit dem Stahl-Inno- struktionen durch Beschichtungs-
der Unternehmen. Markt- und an- vationspreis aus (www.stahlin systeme“
wendungsorientiert werden firmen- novationspreis.de). Er ist einer der Ausgabe 2005
neutrale Informationen über Verar- bedeutendsten Wettbewerbe seiner ISSN 0175-2006
beitung und Einsatz des Werkstoffs Art und wird alle drei Jahre ausgelobt.
Stahl bereitgestellt. Für die Aus- und Weiterbildung Herausgeber:
Verschiedene Schriftenreihen von Bauingenieuren steht das Stahl- Stahl-Informations-Zentrum
bieten ein breites Spektrum praxis- bau-Lehrprogramm mit Fachbei- Postfach 10 48 42
naher Hinweise für Konstrukteure, trägen und Berechnungsbeispielen 40039 Düsseldorf
Entwickler, Planer und Verarbeiter auf CD-ROM zur Verfügung.
von Stahl. Sie finden auch Anwen- Die Internet-Präsentation Autor:
dung in Ausbildung und Lehre. (www.stahl-info.de) informiert u. a. Dr. rer. nat. W. Katzung
Vortragsveranstaltungen schaf- über aktuelle Themen und Veranstal- Institut für Stahlbau Leipzig GmbH
fen ein Forum für Erfahrungsberichte tungen und bietet einen Überblick Handelsplatz 2
aus der Praxis. über die Veröffentlichungen des 04319 Leipzig
Messebeteiligungen und Aus- Stahl-Informations-Zentrums. Schrif-
stellungen dienen der Präsentation tenbestellungen sowie Kontaktauf- Redaktion:
neuer Werkstoffentwicklungen so- nahme sind online möglich. Stahl-Informations-Zentrum
wie innovativer, zukunftsweisender in Kooperation mit:
Stahlanwendungen. Deutscher Stahlbau-Verband DSTV
Als individueller Service wer-
den auch Kontakte zu Instituten, Fach- Die dieser Veröffentlichung zugrunde
verbänden und Spezialisten aus For- liegenden Informationen wurden mit
schung und Industrie vermittelt. größter Sorgfalt recherchiert und
Die Pressearbeit richtet sich an redaktionell bearbeitet. Eine Haftung
Fach-, Tages- und Wirtschaftsmedien ist jedoch ausgeschlossen.
und informiert kontinuierlich über
neue Werkstoffentwicklungen und Ein Nachdruck – auch auszugsweise –
-anwendungen. ist nur mit schriftlicher Genehmigung
des Herausgebers und bei deutlicher
Quellenangabe gestattet.

Titelbild:
Mitglieder des Stahl-Informations-Zentrums: S-Bahn-Brücke über den Rhein zwi-
• AG der Dillinger Hüttenwerke schen Mannheim und Ludwigshafen
• Agozal Oberflächenveredelung GmbH Korrosivitätskategorie C4
• Arcelor RPS Sàrl, Luxemburg Korrosionsschutzsystem aus 2K-EP-
• Benteler Stahl/Rohr GmbH Zinkstaub-Grundbeschichtung, 2K-
• EKO Stahl GmbH, Gruppe Arcelor EP-Eisenglimmer-Zwischenbeschich-
• Gebr. Meiser GmbH tungen und 2K-PUR-Deckbeschich-
• Georgsmarienhütte GmbH tung nach Spezifikation der Deutschen
• Mittal Steel Germany GmbH Bahn AG
• Rasselstein GmbH
• Remscheider Walz- und Hammerwerke Böllinghaus & Co. KG
• Saarstahl AG
• Salzgitter AG Stahl und Technologie
• Stahlwerke Bremen GmbH, Gruppe Arcelor
• ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH
• ThyssenKrupp GfT Bautechnik GmbH
• ThyssenKrupp Stahl AG
• ThyssenKrupp VDM GmbH
• Wickeder Westfalenstahl GmbH

2
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Inhalt
Seite Seite Seite
Vorbemerkungen .............. 4 6.5 Hinweise zur Ober- 9.4 Prüfen und Überwachen
flächenvorbereitung ........ 17 der Arbeiten .................... 28
1 Aufgabe des 9.5 Kontrollflächen ............... 29
Korrosionsschutzes ........... 5 7 Fertigungs-
beschichtungsstoffe ........ 18 10 Erarbeitung von Spezifi-
2 Systeme für den kationen für Erstschutz
Korrosionsschutz ...............5 8 Korrosionsschutz durch und Instandhaltung ......... 29
2.1 Allgemeines ....................... 5 Beschichtungssysteme .... 19
2.2 Metallische Überzüge ........ 6 8.1 Allgemeines ..................... 19 11 Vertragsrechtliche
2.3 Beschichtungssysteme ...... 7 8.2 Grundtypen von Hinweise ......................... 30
Beschichtungsstoffen ...... 19 11.1 Wichtige Festlegungen
3 Korrosionsbelastung ......... 7 8.3 Aufbau und Eigen- in den Vergabe- und
schaften von Vertragsordnungen für
4 Schutzdauer .....................10 Beschichtungssystemen .. 20 Bauleistungen (VOB) ...... 30
8.4 Verordnung über die Be- 11.2 Regelungen zur
5 Korrosionsschutz- grenzung von Emissionen Schichtdicke ................... 30
gerechtes Konstruieren ...10 flüchtiger organischer 11.3 Kontrollfläche für
5.1 Allgemeines ..................... 10 Verbindungen ................. 21 Gewährleistungszwecke . 31
5.2 Grundregeln zur kor- 8.5 Schichtdicke ....................22 11.4 Ausbesserung von
rosionsschutzgerechten 8.6 Vorspannkraftabfall bei Beschädigungen .............. 31
Gestaltung ....................... 11 beschichteten Kontakt- 11.5 Hinweis zum Einkauf von
5.2.1 Zugänglichkeit und flächen planmäßig Beschichtungsstoffen ...... 31
Erreichbarkeit ................. 11 vorgespannter Scher-
5.2.2 Spalten, Fugen ................. 11 Lochleibungs-Verbin- 12 Gesundheitsschutz,
5.2.3 Vorkehrungen gegen dungen (SLV) .................. 22 Arbeitssicherheit und
Ablagerungen und 8.7 Wirtschaftlichkeits- Umweltschutz ................. 31
Wasseransammlungen ..... 12 betrachtungen und 12.1 Allgemeines ..................... 31
5.2.4 Kanten, Oberflächen- Auswahlkriterien zu 12.2 Gesetze und
fehler an Schweißnähten .. 12 Beschichtungssystemen Verordnungen ................. 32
5.2.5 Schraubenverbindungen .. 12 unter Berücksichtigung 12.3 Technische Regeln
5.2.6 Hohlkästen und spezifischer Besonder- und Richtlinien für
Hohlbauteile ....................13 heiten im Stahlbau .......... 23 Gefahrstoffe (TRGS) ........ 32
5.2.7 Aussteifungen, 8.8 Auswahl von 12.4 Unfallverhütungs-
Aussparungen ................. 13 Beschichtungssystemen .. 25 vorschriften .................... 32
5.2.8 Handhabung, Transport 8.8.1 Beschichtungssysteme
und Montage ................... 13 für atmosphärische Um- 13 Literatur .......................... 33
5.2.9 Kontaktkorrosion ............ 13 gebungsbedingungen ...... 25 13.1 Weitere Literatur ............. 33
8.8.2 Beschichtungssysteme
6 Oberflächen- für den Stahlwasserbau ... 27 14 Bildnachweis ................... 33
vorbereitung ................... 15 8.8.3 Duplex-Systeme .............. 27
6.1 Allgemeines ..................... 15 15 Normen und
6.2 Arten vorzubereitender 9 Ausführung und Regelwerke ..................... 33
Oberflächen und Ver- Überwachung der
fahren der Oberflächen- Beschichtungsarbeiten .... 28
vorbereitung ................... 15 9.1 Qualifikation des
6.3 Bewertung der vor- Ausführungsbetriebes ..... 28
bereiteten Oberflächen ... 16 9.2 Zustand der Oberfläche
6.4 Rauheit und vor der Beschichtung ...... 28
Rauheitsgrade ..................16 9.3 Beschichtungsstoffe ........ 28

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Merkblatt 405

Abb. 1: Korrosionsschutz für Neubauteile und die Instandsetzung der Stahlkonstruktion in einer Chemieanlage (BASF)
Korrosivitätskategorien C4 und C5-I
Korrosionsschutzsysteme auf Basis 2K-EP und 2K-PUR für die Neubeschichtung sowie auf Basis PVC/AK für die Instandsetzung

Vorbemerkungen Da diese Einflussgrößen nicht im- systeme. Wesentliche Grundlage dafür


mer ausreichend bekannt sind, kann sind die Festlegungen in der interna-
Die Wirkung des Korrosionsschut- über die voraussichtliche Korrosions- tionalen Norm DIN EN ISO 12944.
zes eines Bauteiles wird durch die Ei- schutzwirkung und ihre Dauer keine Mit diesem Merkblatt soll das Ar-
genschaften des Werkstoffes, die Gü- sichere Aussage gemacht werden. beiten mit dieser Norm erleichtert und
te der Oberflächenvorbereitung, die Ein frühzeitiges Versagen der Kor- zwischenzeitlich gewonnene neue
fachgerechte Applikation und die Ei- rosionsschutzwirkung ist bei Beachten Erkenntnisse zum Korrosionsschutz
genschaften der Beschichtung oder der technischen Regeln wenig wahr- von Stahlkonstruktionen unter atmos-
des Überzuges, die chemische und scheinlich und nur bei Zusammentref- phärischen Umgebungsbedingungen
physikalische Beschaffenheit des Kor- fen mehrerer ungünstiger Faktoren zu erläutert werden.
rosionsmediums sowie durch die Be- erwarten.
triebsbedingungen und durch äußere Dieses Merkblatt beschäftigt sich
elektrochemische und konstruktive mit dem Korrosionsschutz von Stahl-
Einflussgrößen bestimmt. konstruktionen durch Beschichtungs-

4
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

1 Aufgabe des griff in diesen Reaktionsablauf zu ver- über atmosphärischen oder media-
stehen, mit dem Ziel, die Reaktion zu len Beanspruchungen ist deutlich
Korrosionsschutzes verhindern bzw. die Geschwindigkeit verbessert worden. In Verbindung
Kriterien für die Auswahl eines stark zu reduzieren. mit neuen Applikationstechniken er-
geeigneten Werkstoffes für die Lösung Viele, z. T. über 100 Jahre alte möglichen sie eine kostengünstige
einer Bauaufgabe sind vor allem seine stählerne Bauwerke haben das Leis- Verarbeitung in den Stahlbauwerk-
– Wirtschaftlichkeit und Verfügbar- tungsvermögen des Werkstoffes Stahl stätten und auf der Baustelle.
keit, in Verbindung mit sachgemäßem Kor- – Kapazitätserweiterungen und Ver-
– Verarbeitungseigenschaften, rosionsschutz und der Beachtung er- größerung der Verzinkungsbäder er-
– Belastbarkeit (physikalisch-mecha- forderlicher Wartungs- und Instand- möglichen heute das Feuerverzin-
nische Beständigkeit und Dauerhaf- haltungsmaßnahmen nachdrücklich ken von Stahlbauteilen auch größe-
tigkeit). bewiesen. Der erforderliche Aufwand rer Abmessungen in breitem Um-
zur Erhaltung dieser Bauwerke ist aus fang.
Wenn bei Planung und Konstruk- heutiger Sicht allerdings unvertretbar – Die Kombination der Feuerver-
tion im mechanischen Bereich keine hoch. zinkung mit speziell für Zinküber-
Fehler gemacht werden, wird die Ent- Am Pariser Eiffelturm beispiels- züge formulierten Beschichtungs-
scheidung des Anwenders für einen weise, erbaut 1889 zur Weltausstel- stoffen – Duplex-Systeme – ist ein
bestimmten Werkstoff jedoch im lung, wird seit 1899 im Zyklus von sie- wartungsarmer, in vielen Anwen-
Wesentlichen von den Angaben zur ben Jahren das Beschichtungssystem dungsfällen auch wartungsfreier
Dauerhaftigkeit bestimmt. ausgebessert und mit einem neuen Korrosionsschutz über die Nut-
Allgemein darf man davon ausge- Deckanstrich versehen. Der Beschich- zungsdauer von Stahlbauwerken.
hen, dass die Bewertung der Dauerhaf- tungsstoffbedarf beträgt jeweils ca. – Korrosionsschutz wird in zuneh-
tigkeit des Werkstoffes Stahl wesent- 60 t. Die Arbeiten werden auch heute mendem Maße integraler Bestand-
lich von seinem Korrosionsverhalten noch manuell per Pinsel oder Rolle teil der Stahlbaufertigung.
abhängig ist. ausgeführt.
Stahl zeichnet sich insbesondere Auf Stahlkonstruktionen des 21.
durch seine fast unbegrenzte Be- und Jahrhunderts ist die Aussage über auf-
Verarbeitbarkeit und vollständige Re- wendige Erhaltungsmaßnahmen auch
cyclingfähigkeit aus. Das Image dieses bei kritischer Betrachtung nicht mehr 2 Systeme für den
Werkstoffes ist jedoch viel stärker von zu übertragen. Korrosionsschutz
seinem Bestreben geprägt, im unge- – Durch konsequent durchgeführte
schützten Zustand mit Bestandteilen Umweltpolitik auf nationaler und 2.1 Allgemeines
der Umgebung zu thermodynamisch internationaler Ebene hat sich die
stabilen Verbindungen – den Oxiden Belastung der Atmosphäre mit Man unterscheidet im Korrosions-
und/oder Salzen des Eisens – an der korrosiven Stoffen in den letzten schutz von Stahlkonstruktionen aktive
Oberfläche zu reagieren. 20 Jahren deutlich verringert. und passive Schutzmaßnahmen.
Diese Eigenschaft des Werkstoffes Damit verbunden ist eine deut- Aktiver Korrosionsschutz ist Ver-
Stahl, in den natürlichen Ausgangs- liche Reduzierung der Korrosions- meidung der Korrosion oder Minde-
zustand zurückzukehren, wird als geschwindigkeit von Stahl und rung der Geschwindigkeit der Korro-
Korrosion bezeichnet. Zink und eine Erhöhung der Be- sionsreaktion durch
Seine Haupteigenschaft, physika- ständigkeit der Beschichtungssys- – Eingriff in den Korrosionsvorgang,
lisch-mechanisch beständig zu bleiben teme. z. B. Reduzierung der Umweltbe-
oder, auf Stahlkonstruktionen über- – Die konstruktive Gestaltung der lastungen,
tragen, die Tragfähigkeit zu sichern, Stahlkonstruktionen ist durch ef- – Werkstoffauswahl, z. B. Anwendung
bleibt in der Regel über einen langen fektive Schweißverfahren und das von korrosionsbeständigen Werk-
Zeitraum erhalten. Sie geht erst verlo- breite Angebot von Walzprofilen stoffen,
ren, wenn sicherheitsrelevante Quer- wesentlich verbessert worden – korrosionsschutzgerechte Gestal-
schnittsschwächungen durch Korro- und leistet einen aktiven Beitrag tung der Stahlkonstruktionen.
sion hervorgerufen werden. zur Sicherung einer langen Schutz- Das Ziel passiver Schutzmaßnah-
Dieser Zeitpunkt ist abhängig von dauer der Korrosionsschutzsysteme. men ist das Fernhalten korrosiv wir-
der Geschwindigkeit der ablaufenden Wartungs- und Instandsetzungs- kender Medien von der Stahlober-
Reaktionen zwischen Stahl und seiner arbeiten sind durch deutlich klei- fläche.
Umwelt und diese wiederum von der nere exponierte Oberflächen und Im Korrosionsschutz von Stahl-
Art und Konzentration der in ihr ent- durch bessere Zugänglichkeit weit- konstruktionen dominieren aufgrund
haltenen korrosiven Bestandteile. aus kostengünstiger auszuführen. ihrer breiten Anwendbarkeit und Leis-
Korrosionsschutz von Stahlkon- – Die Beständigkeit neuer und weiter- tungsfähigkeit folgende Korrosions-
struktionen ist in diesem Sinne als Ein- entwickelter Beschichtungen gegen- schutzverfahren:

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Merkblatt 405

– Beschichtung der Stahloberfläche


mit Flüssig- oder Pulverbeschich- Gruppe Si- und P-Gehalt [%] Zinküberzug
tungsstoffen
– Aufbringen von metallischen Über- 1 Si-/P-arme < 0,03 Silbrig glänzend, Zinkblume,
zügen (Zink, Aluminium oder auch Stähle niedrige Schichtdicke
Zink-/Aluminiumlegierungen)
durch Schmelztauchverfahren, z. B. 2 Sandelin- ≥ 0,03 < 0,13 Grau, z. T. grießig,
Feuerverzinken oder thermische Stähle hohe Schichtdicke
Spritzverfahren
– Kombination metallischer Über- 3 Sebisty- ≥ 0,13 < 0,28 Silbrig-glänzend bis mattgrau,
züge mit Beschichtungsverfahren Stähle mittlere Schichtdicke
(Duplex-Systeme)
4 Si-/P-reiche ≥ 0,28 Mattgrau,
Optimaler Korrosionsschutz wird Stähle hohe Schichtdicke
durch Kombination aktiver und pas-
siver Korrosionsschutzverfahren er- Tabelle 1: Klassifizierung des Verzinkungsverhaltens von Baustählen nach dem
reicht, wobei die korrosionsschutz- Silizium(Si)- und Phosphor(P)-Gehalt
gerechte Gestaltung ein absolutes
„Muss“ vor der Durchführung passi-
ver Korrosionsschutzmaßnahmen ist. Aussehen des Zinküberzuges sind in gangsbereich von der Gruppe der Si-/
entscheidendem Maße von der chemi- P-armen Stähle zur Sandelin-Gruppe
schen Zusammensetzung der Stähle beeinflusst die Topografie der Stahl-
2.2 Metallische Überzüge und den Verzinkungsbedingungen oberfläche die Eisen-Zink-Reaktion er-
(Schmelzetemperatur, Tauchdauer) heblich. Dadurch kann es zu vollflä-
Metallische Überzüge werden in abhängig. Auch die Topografie der chigen Abweichungen in der Dicke
den internationalen Vorschriften DIN Stahloberfläche, wie z. B. Ziehriefen und im Aussehen des Zinküberzuges
EN 22063, DIN EN ISO 1461 und DIN kaltgewalzter Rohre oder Profile, kommen oder aber auch nur zu ört-
EN ISO 14713 geregelt. Das bedeu- kann das Ergebnis des Verzinkens lichen Abweichungen, sodass Eigen-
tendste Korrosionsschutzverfahren beeinflussen. schaften beider Gruppen nebenein-
im Stahlbau ist das Feuerverzinken. Nach dem Silizium- und Phosphor- ander vorliegen.
Das thermische Spritzen gehalt kann man das Verzinkungsver- Auch Feuerverzinkungsüberzüge
(Spritzverzinken, Spritzaluminie- halten der Stähle in vier Hauptgruppen werden häufig zusätzlich beschichtet.
ren) wird aus wirtschaftlichen Grün- unterteilen (Tabelle 1 und Abb. 2). Systemempfehlungen werden in DIN
den nur dort angewendet, wo die Die Übergänge zwischen den EN ISO 12944-5 und in der „Verbände-
Bauteilgeometrie das Feuerverzinken Gruppen sind fließend und von der Richtlinie Korrosionsschutz von Stahl-
nicht zulässt. Temperatur der Zinkschmelze abhän- bauten Duplex-Systeme“ gegeben.
Beim thermischen Spritzen wird gig. Insbesondere bei Stählen im Über-
Draht aus Zink, Aluminium oder
Zink-/Aluminiumlegierungen durch
eine Flamme oder einen Lichtbogen
erschmolzen und dann mit Druckluft 600
zerstäubt und auf die gereinigte und
500
aufgeraute Stahloberfläche gesprüht.
Schichtdicke [ µm ]

Die aufprallenden, zerstäubten 400


Metallteilchen verklammern sich hier-
bei mit der Oberfläche und unterein- 300
ander zu einer fest haftenden Schicht.
Nach dem Aufspritzen erfolgt 200 10 min bei 440 ºC
meist eine Versiegelung der Metall- 10 min bei 450 ºC
100 10 min bei 460 ºC
spritzschicht mit penetrierend einge-
stellten Beschichtungsstoffen oder
auch weiteren Beschichtungen zum 0
0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45
Duplex-System.
Si- und P-Gehalt [%]
Feuerverzinken ist eine Reaktion
der Stahloberfläche mit der Zink-
schmelze. Das Ergebnis dieser Reak- Abb. 2: Zinküberzugsdicke in Abhängigkeit vom Si- und P-Gehalt der Stähle und von der
tion ist der Zinküberzug. Dicke und Zinkschmelzetemperatur bei einer Tauchdauer von 10 min [1]

6
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Der Schwerpunkt dieses Merk-


blattes und somit der nachfolgen-
den Ausführungen liegt im Kor-
rosionsschutz von Stahlkonstruktio-
nen durch Beschichtungssysteme.

Dem logischen Aufbau der


Norm – Planung, Herstellung, Prü-
fung und Abnahme, Instandsetzung
von Beschichtungssystemen – wird
in der Gliederung weitgehend Rech-
nung getragen.

Abb. 3: Abfertigungshalle des Flughafens Stuttgart 3 Korrosionsbelastung


Korrosivitätskategorie C4
Korrosionsschutzsystem für die Tragkonstruktion aus 2K-EP-Zinkphosphat-Grundbeschich- Stahlbauteile unterliegen überwie-
tung, 2K-EP-Eisenglimmer-Zwischenbeschichtung und 2K-PUR-Deckbeschichtung gend einer Korrosionsbelastung aus
im Eisenglimmerfarbton DB 701 nach Blatt 87 der TL 918 300 der Deutschen Bahn AG den atmosphärischen Umgebungsbe-
(heute: ZTV-KOR-Stahlbauten) dingungen.
Art und Größe dieser Korrosions-
belastung sind abhängig von der Be-
2.3 Beschichtungssysteme schen Normen die deutsche Norm feuchtungsdauer der Stahloberflächen
DIN 55928 durch DIN EN ISO 12944 und vom Grad der Verunreinigung
Unter Beschichtungssystemen ver- „Beschichtungsstoffe – Korrosions- der Luft.
steht man die Gesamtheit der Schich- schutz von Stahlbauten durch Be- Die Befeuchtungsdauer – die
ten aus Beschichtungsstoffen, die auf schichtungssysteme“ ersetzt. Zeit, bei der die relative Luftfeuchtig-
einem Untergrund aufzutragen sind keit > 80 % bei > 0 °C Lufttemperatur
oder aufgetragen wurden, um Korro- DIN EN ISO 12944 enthält acht beträgt – ist der primäre Parameter für
sionsschutz zu bewirken. Teile mit umfassenden Regelungen die atmosphärische Korrosion bzw.
Beschichtungen/Beschichtungs- und Empfehlungen zum Korrosions- für die Korrosionsgeschwindigkeit
systeme sind universell anwendbare schutz von Stahlbauten durch Be- von Stahl und Zink.
Korrosionsschutzverfahren für Stahl- schichtungssysteme: In Abwesenheit von Feuchtigkeit
konstruktionen. – Teil 1 Allgemeine Einleitung ist die Korrosionsgeschwindigkeit von
Aus einer breiten Angebotspalette – Teil 2 Einteilung der Umgebungs- Eisen und Zink vernachlässigbar klein,
flüssiger, pastenförmiger oder pulver- bedingungen auch wenn erhöhte Konzentrationen
förmiger Beschichtungsstoffe können – Teil 3 Grundregeln zur Gestaltung an gasförmigen Verunreinigungen
für die unterschiedlichsten Anforde- – Teil 4 Arten von Oberflächen und (Schwefeldioxid, Stickoxide u. a.) oder
rungen maßgeschneiderte Lösungen Oberflächenvorbereitung festen Verunreinigungen (Schwebe-
ausgewählt werden. – Teil 5 Beschichtungssysteme stäube mit aggressiven Bestandteilen)
Die aus Beschichtungsstoffen her- – Teil 6 Laborprüfungen zur Bewer- vorliegen.
gestellten Beschichtungen/Beschich- tung von Beschichtungs- Internationale Forschungs- und
tungssysteme können neben ihrer systemen Entwicklungsprogramme in Europa
Hauptfunktion, Korrosionsschutz zu – Teil 7 Ausführung und Über- haben sich in den letzten Jahren sehr
bieten, auch dekorative Anforderun- wachung der Beschichtungs- umfangreich mit dem komplexen Ein-
gen erfüllen und stahlbauspezifischen arbeiten fluss atmosphärischer Verunreinigun-
Anforderungen gerecht werden, wie – Teil 8 Erarbeiten von Spezifika- gen auf die Geschwindigkeit der Kor-
z. B. Sichern oder Erhöhen des Reib- tionen für Erstschutz und In- rosion von ungeschütztem Baustahl
beiwertes von Kontaktflächen gleit- standsetzung und Zink beschäftigt [2].
fester Verbindungen. Trotz dieser wissenschaftlichen
1998 wurde im Rahmen der Har- Erkenntnisse zum Korrosionsverhalten
monisierung der nationalen europäi- von Eisen und Zink in der Atmosphäre

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Merkblatt 405

Korrosivitäts- Dickenverlust Beispiele typischer Umgebungen


kategorie im 1. Jahr [µm]
Freiluft Innenraum
C-Stahl Zink

C1 ≤ 60 % relative Luftfeuchtigkeit, geheizte


≤ 1,3 ≤ 0,1 –
unbedeutend Gebäude (mit neutralen Atmosphären)

C2 Gering verunreinigte Atmosphäre, Ungeheizte Gebäude mit zeitweiser


> 1,3 – 25 > 0,1 – 0,7
gering trockenes Klima, meist ländliche Bereiche Kondensation

C3 Stadt-/Industrieatmosphäre mit mäßiger Räume mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit und


> 25 – 50 > 0,7 – 2,1
mäßig SO2-Belastung oder gemäßigtes Küstenklima etwas Verunreinigungen, Produktionsräume

C4 Industrieatmosphäre und Küste mit mäßiger Z. B. Produktionshallen in der chemischen


> 50 – 80 > 2,1 – 4,2
stark Salzbelastung Industrie, Schwimmbäder

C5-l Industrieatmosphäre mit hoher relativer


> 80 – 200 > 4,2 – 8,4
sehr stark Luftfeuchtigkeit und aggressiver Atmosphäre
Gebäude mit nahezu ständiger Kondensation
und starker Verunreinigung
C5-M Küsten- und Offshorebereich mit hoher
> 80 – 200 > 4,2 – 8,4
sehr stark Salzbelastung

Tabelle 2: Korrosionsbelastung – Einteilung der Umgebungsbedingungen nach DIN EN ISO 12944-2

kann festgestellt werden, dass die in In Deutschland wird an über 300 Es soll jedoch ausdrücklich darauf
ISO 9223 und ISO 9226 gegebenen Messständen die Schwefeldioxid(SO2)- hingewiesen werden, dass die auf die-
technischen Grundinformationen für Belastung der Luft bestimmt. Die Mess- se Weise bestimmte Korrosivitätskate-
die praktische Beurteilung der Schutz- werte sind einzeln oder auch als Jah- gorie die makroklimatisch wirkende
dauer von Beschichtungen und Über- resdurchschnittswerte erhältlich [3]. Korrosionsbelastung charakterisiert.
zügen ausreichend sind. Für die Planung geeigneter Kor- Mikroklimatische Besonderheiten, die
Diese Standards waren auch rosionsschutzsysteme sind auf diese sich aus unmittelbar in der Nähe der
Grundlage für die Klassifizierung der Weise erhaltene SO2-Belastungswerte Stahlkonstruktionen befindlichen Emis-
Korrosivität der atmosphärischen Um- [µg/m3] in Verbindung mit DIN EN sionsquellen für korrosiv wirkende
gebungsbedingungen in DIN EN ISO ISO 12944-2 nicht direkt zur Ermitt- Stoffe ergeben können, werden so
12944-2. lung der entsprechenden Korrosivi- nicht erfasst und müssen vom Auf-
DIN EN ISO 12944-2 charakteri- tätskategorie zu verwerten. traggeber, z. B. der chemischen In-
siert die atmosphärischen Umgebungs- Im Rahmen o. g. europäischer dustrie, erfragt werden.
bedingungen in Form von Korrosivi- Forschungen wurde jedoch auch Die Korrosionsbelastung ist in
tätskategorien auf der Grundlage flä- der Zusammenhang zwischen der Europa in den letzten 25 Jahren mit
chenbezogener Massen- und Dicken- Korrosionsrate von Zink, der SO2/ dem deutlichen Absinken des SO2-Ge-
verlustangaben für Stahl und Zink im O3-Belastung der Luft und der Be- haltes der Luft wesentlich geringer ge-
ersten Jahr der Bewitterung für typi- feuchtungsdauer/Niederschlagsmen- worden. Die durchschnittliche Zink-
sche Umgebungen (Tabelle 2). ge untersucht [4]. korrosionsrate wird für 1992/93 mit
Beispiele typischer Umgebungs- Die aus diesen Untersuchungen 8 g Zink pro m2 pro Jahr (8 g/m2/a)
bedingungen sollen helfen, die Ein- resultierende grafische Darstellung des bzw. 1,1 µm/a angegeben [5].
ordnung konkreter Bauten in die ent- Zinkverlustes in Abhängigkeit von der Auch in Deutschland ist eine ähn-
sprechende Korrosivitätskategorie als SO2-Konzentration der Luft (Abb. 4) liche Entwicklung festzustellen. Signi-
Grundlage für die Festlegung des zeigt eine vereinfachte, aber praktisch fikante Veränderungen hat es jedoch
schutzdauerbezogenen Korrosions- gut handhabbare Version. Diese er- aufgrund des schon vergleichsweise
schutzsystems zu erleichtern. möglicht es, aus zugänglichen Werten niedrigen Niveaus der SO2-Verunreini-
Sonderbelastungen eingeschlos- der SO2-Belastung [µg/m3] bestimmter gung der Luft nur in den ersten Jah-
sen, ist für die Mehrzahl der Stahlbau- Standorte die Korrosivitätskategorie ren nach der Wiedervereinigung ge-
ten auf diese Weise eine ausreichend nach DIN EN ISO 12944-2 zu ermitteln. geben. Waren die Veränderungen An-
sichere Abschätzung der Korrosions- fang der 90er Jahre überwiegend auf
belastung möglich. Stilllegung von Industriebetrieben zu-

8
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

3,0

2,5
Zinkabtrag/Jahr [ µm/a ]

2,0

1,5

1,0

0,5

0
Abb. 5: Leuchtturm Alte Weser
0 10 20 30 40 50 60 70
Korrosivitätskategorie C5-M
Schwefeldioxidgehalt der Luft [ µg/m3 ]
Korrosionsschutzsystem aus PVC-AY-Zinkphosphat-Grundbeschich-
tung und PVC-AY-Deckbeschichtung gemäß Blatt 77 der TL 918 300
Abb. 4: Zinkabtrag in Abhängigkeit von der SO2-Belastung der der Deutschen Bahn AG in der Überwasserzone sowie 2K-EP-
Atmosphäre (in Anlehnung an [4]) Anthracenöl-Kombination in der Unterwasser-/Wasserwechselzone

rückzuführen, ist die aktuelle Situation


Messstation SO 2
in Ostdeutschland einer konsequent
[µg/m3]
durchgeführten Umweltpolitik zuzu-
1996 1997 1998 2003 schreiben. Neu entstandene Industrie-
betriebe der chemischen Industrie,
Nordrhein-Westfalen insbesondere neue Kraftwerke, aber
– Bottrop 32 27 23 16 auch die private Heizungsumstel-
– Castrop-Rauxel – – 14 15 lung führten zu einer weiteren Re-
– Duisburg-Kaldenhausen – – 12 20 duzierung der SO2 -Werte und viel-
fach auch zu einem Angleich an die
Sachsen-Anhalt in den alten Bundesländern gemes-
– Merseburg 34 20 15 – senen Werte.
– Halle 30 12 10 4 Ebenfalls wesentlich für diese
– Magdeburg Südost – – 6 20 Entwicklung – insbesondere für das
südliche bzw. südöstliche Sachsen –
Sachsen ist die positive Entwicklung hinsicht-
– Mittelndorf – 24 15 16 lich Senkung der SO2 -Emission im
– Zinnwald – – 17 11 nordtschechischen Industriegebiet.
– Olbernhau 49 27 15 – In Tabelle 3 ist für die am höchs-
– Annaberg-Buchholz 53 17 10 8 ten belasteten Standorte Deutsch-
– Klingenthal 31 13 8 7 lands die Entwicklung der SO2-Belas-
– Aue 40 14 9 – tung von 1996 bis 2003 aufgeführt.
– Chemnitz-Mitte 40 17 8 5 In Verbindung mit Abb. 4 und Ta-
– Freiberg 36 17 10 – belle 2 kann somit festgestellt werden,
– Glauchau 31 14 9 – dass derzeit die Korrosionsbelastung
– Görlitz 31 24 14 7 in Deutschland für die mit SO2 makro-
klimatisch am höchsten belasteten
– = nicht gemessen Standorte der Korrosivitätskategorie
C3 nach DIN EN ISO 12944-2 ent-
Tabelle 3: Entwicklung der SO2-Belastung an hoch belasteten Standorten in Deutschland von spricht.
1996 bis 2003 (nach [3])

9
Merkblatt 405

4 Schutzdauer rend der Nutzungsdauer solcher ten Gestaltung von Stahlkonstruktio-


Stahlbauten eher aus ästhetischen als nen werden für Beschichtungssysteme
Die Schutzdauer wird in DIN EN aus korrosionstechnischen Gründen. in DIN EN ISO 12944-3 und für das
ISO 12944-1 für Beschichtungen defi- Auch hier muss noch einmal dar- Feuerverzinken in DIN EN ISO 1461
niert als die erwartete Standzeit des auf verwiesen werden, dass die auf und DIN EN ISO 14713 gegeben. DIN
Beschichtungssystems bis zur ersten o. g. Weise errechnete Schutzdauer 18800-7 verweist auf o. g. Normen.
Instandsetzung. nur für die makroklimatisch wirkende „Korrosionsschutz beginnt am
Nach dieser Norm werden bezüg- Korrosionsbelastung gilt. Reißbrett“ – heute besser gesagt am
lich der Schutzdauer drei Zeitspan- Mikroklimatische Besonderhei- CAD-Arbeitsplatz! Dieser immer wie-
nen unterschieden: ten oder auch konstruktionsbedingte der zitierte Spruch ist unverändert
– kurz: 2 bis 5 Jahre höhere Belastungen, z. B. Schmutz- gültig. Planer und Konstrukteure sind
– mittel: 3 bis 15 Jahre ansammlungen und eine damit ver- für die Wirtschaftlichkeit und Wirk-
– lang: über 15 Jahre bundene längere Befeuchtungsdauer, samkeit des Korrosionsschutzes mit-
können zu einer deutlich geringeren verantwortlich. Dieser Verantwor-
Bei Beschichtungssystemen ist die Schutzdauer führen. tung können sie jedoch nur dann
erste Instandsetzung aus Korrosions- Zusammenfassend kann festge- gerecht werden, wenn sie über aus-
schutzgründen normalerweise bei Er- stellt werden, dass mit eindeutig defi- reichende Kenntnis der Zusammen-
reichen des Rostgrades Ri 3 nach ISO nierten atmosphärischen Umgebungs- hänge zwischen Korrosionsbelastung,
4628-3 notwendig. bedingungen – den Korrosivitätskate- konstruktiver Gestaltung der Stahl-
Die Schutzdauer ist ein wichtiger gorien – und der Zugriffsmöglichkeit bauteile sowie Ausführbarkeit und
Parameter für die Auswahl und Festle- auf Messwerte für deren Ermittlung in Wirksamkeit der Korrosionsschutz-
gung von Korrosionsschutzsystemen. Verbindung mit der Schutzdauer eine maßnahme verfügen.
Sie ist ein technischer Begriff, der sachgemäße Planung geeigneter Kor- Vorgenannte Normen bzw. die
dem Auftraggeber helfen kann, ein rosionsschutzsysteme nach DIN EN Teile dieser Normen, die sich im
Instandsetzungsprogramm festzu- ISO 12944-5 erfolgen kann. Speziellen mit der konstruktiven Ge-
legen. staltung der Stahlbauteile beschäfti-
Schutzdauer ist keine Gewähr- gen, gehören deshalb ebenso wie die
leistungszeit. Die Gewährleistungs- direkten Stahlbaunormen zum Min-
zeit – ein juristischer Begriff – ist im destrüstzeug jedes Architekten und
Allgemeinen kürzer als die Schutz- 5 Korrosionsschutzgerechtes Stahlbauingenieurs.
dauer. Regeln, die beide Begriffe mit- Allgemeine Grundregel ist es,
einander verbinden, gibt es nicht.
Konstruieren durch richtige konstruktive Gestaltung
Von wenigen Ausnahmen abge- 5.1 Allgemeines sicherzustellen, dass das Bauwerk
sehen, ist für Stahlkonstruktionen die funktionsgerecht ist, eine ausreichen-
Schutzdauer „lang“ relevant, d. h., die Korrosionsschutzgerechtes Kon- de Standsicherheit und Dauerhaftig-
unter Berücksichtigung der Korrosi- struieren ist unabhängig vom Korro- keit besitzt, wirtschaftlich hergestellt
onsbelastung auszuwählenden Be- sionsschutzsystem (Beschichtungssys- werden kann und in ästhetischer
schichtungen/Beschichtungssysteme tem, metallischer Überzug) ein aktiver Hinsicht befriedigt.
dürfen sich innerhalb von mindestens Beitrag zur Verminderung der auf die Stahlbauten sollten so gestaltet
15 Jahren nur so verändern, dass eine Stahlbauteile einwirkenden Korrosi- sein, dass Stellen, an denen Korrosion
Instandsetzung möglich ist, ohne die onsbelastung und eine wichtige Vor- leicht entstehen und sich ausbreiten
Altbeschichtung vollständig abstrahlen aussetzung für die sachgemäße Aus- kann, vermieden werden.
zu müssen. führung der Korrosionsschutzarbei- Die der Korrosion ausgesetzte
Langzeiterfahrungen mit qualita- ten bei der Herstellung und Instand- Oberfläche sollte möglichst klein und
tiv hochwertigen Beschichtungen/Be- haltung. wenig gegliedert sein.
schichtungssystemen, speziell im Beim Korrosionsschutz durch Schweißverbindungen sind
Brückenbau, zeigen, dass selbst bei Feuerverzinken ist noch der sicher- Schraubenverbindungen vorzuziehen,
den an den Brücken auftretenden ho- heitstechnische Aspekt besonders her- weil dadurch ebenere Gesamtober-
hen Korrosionsbelastungen (Tausalz vorzuheben, da bei Nichtbeachtung flächen erreicht werden.
u. a.) eine Schutzdauer von 25 Jahren verfahrensbedingter Anforderungen Unterbrochene Schweißnähte und
und mehr erreicht werden kann. (Vermeidung von Hohlkörpern, von Punktschweißverbindungen stellen
Bei geringeren Korrosionsbelas- unzulässig großen Überlappungen eine Korrosionsgefahr dar und sollten
tungen und speziell im Inneren von u. a.) die Gefahr von Explosionen wäh- nur angewendet werden, wenn die
Hallen und Gebäuden bedeutet ein rend des Verzinkungsprozesses gege- Korrosionsbelastung unbedeutend ist,
richtig „bemessenes“ Beschichtungs- ben ist. z. B. bei Korrosivitätskategorie C1 im
system Langzeitkorrosionsschutz. In- Grundlegende Hinweise und Bild- Inneren trockener Gebäude.
standhaltungskosten entstehen wäh- beispiele zur korrosionsschutzgerech-

10
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

5.2 Grundregeln zur korrosions-


schutzgerechten Gestaltung
300

a [ mm ]
h
5.2.1 Zugänglichkeit und 200
Erreichbarkeit 100
a 0
Bereits bei der Planung und Kon- 0 200 400 600 800 1.000
struktion von Stahlbauten sind Zugäng- h [mm]
lichkeit und Erreichbarkeit für die Aus- Zulässiger Mindestabstand a zwischen zwei Bauteilen in Abhängigkeit von der Höhe h
führung, Prüfung und Instandsetzung
des Korrosionsschutzsystems zu be-
rücksichtigen. Hinweise dazu werden Abb. 6: Mindestmaße bei engen Abständen zwischen Oberflächen nach DIN EN ISO 12944-3
in den Abb. 6 und 7 gegeben.
Zugänglichkeit bedeutet, dass der
Raum zwischen Bauwerken und/oder
Bauteilen den Zutritt von Personen er-
laubt. Erreichbarkeit bedeutet, dass 800
alle Flächen von Hand mit Werkzeu-
h

gen vorbereitet, beschichtet und ge- 600


prüft werden können.
a [ mm ]
a
Die Herstellung eines Zuganges a
400
für Instandsetzungen am fertigen Bau-
werk ist schwierig und kostenaufwen-
dig oder z. T. gar nicht mehr möglich. 200
h

Deshalb sollten alle für eine


sichere Durchführung von Instand- 0
a
setzungsarbeiten notwendigen Hilfs- 0 200 400 600 800 1.000
mittel (z. B. Haken, Ösen und Ver- h [mm]
ankerungen für Einrüstungen, Lauf-
Zulässiger Mindestabstand a zwischen einem Bauteil und einer angrenzenden Fläche
schienen für Strahl- und Spritzwagen)
in Abhängigkeit von der Höhe h der Bauteile (bei h > 1.000 mm sollte a ≥ 800 mm sein)
schon im Entwurfsstadium vorgese-
hen werden.
Bereiche, die nach der Montage Abb. 7: Mindestmaße bei engen Abständen zwischen Oberflächen nach DIN EN ISO 12944-3
unzugänglich bzw. nicht mehr erreich-
bar sind, müssen aus korrosionsbe-
ständigen Werkstoffen hergestellt Freibewitterung ist das immer der durch den Verbund mit Beton aus-
oder dauerhaft gegen Korrosion ge- Fall – dauerhaft dicht geschlossen reichend gegen Korrosion geschützt
schützt werden. werden. ist und keines Korrosionsschutzes
Im Allgemeinen ist das mit dau- bedarf, ist der Spaltbereich aufgrund
erelastischen Dichtstoffen, z. B. auf des in Spalten ablaufenden besonde-
5.2.2 Spalten, Fugen Basis von feuchtigkeitshärtendem ren Korrosionsmechanismus immer
1K (Komponenten)-Polyurethan (1K- einer erhöhten Korrosionsbelastung
Spalten und Fugen sind bevor- PUR), wirtschaftlich durchführbar. ausgesetzt.
zugte Stellen für den Korrosionsan- Bei erhöhten Korrosionsbelastun- Deshalb ist der Spaltbereich mit
griff. Aufgrund des in Spalten ablaufen- gen sollten enge Profilzwischenräume einer/einem der einwirkenden Kor-
den besonderen Korrosionsmechanis- mit Stahlblech ausgefüttert und ver- rosionsbelastung gerecht werdenden
mus – bei Feuchtigkeit in den Spalten schweißt werden. quellfesten und verseifungsbeständi-
führt die unterschiedliche Sauerstoff- Spalten im Bereich von Kontakt- gen Beschichtung/Beschichtungssys-
konzentration durch Bildung von Be- flächen der Schraubenverbindungen tem – z. B. auf Basis von Epoxidharz –
lüftungselementen zu erhöhter Kor- sind ausreichend dicht geschlossen, 5 cm in die Berührungsfläche hinein-
rosion – sind diese konstruktiv zu wenn die Schraubenverbindung nach gehend, zu schützen.
vermeiden. DIN 18800-7 ausgeführt wird. Für Verbundkonstruktionen in In-
Wo diese Forderung nicht reali- Spalten im Übergang Stahl/ nenräumen (Korrosivitätskategorie
sierbar ist, müssen Spalten und Fugen, Beton sind aufgrund dessen, dass C1) ist mindestens eine quellfeste, ver-
wenn aus der Korrosionsbelastung der Beton beim Aushärten schwindet, seifungsbeständige Grundbeschich-
Stahlbauteile das Eindringen von unvermeidbar. Während die überwie- tung mit einer Sollschichtdicke von
Feuchtigkeit vorauszusehen ist – für gende Fläche der Stahlkonstruktion ca. 100 µm erforderlich, die auch für

11
Merkblatt 405

den Zeitraum der Freibewitterung 5.2.3 Vorkehrungen gegen 5.2.4 Kanten,


während der Bauphase (max. 1,5 Jahre Ablagerungen und Oberflächenfehler
bei einer Korrosionsbelastung ≤ C3) Wasseransammlungen an Schweißnähten
in der Regel ausreichenden Korrosi-
onsschutz bietet. Ein wesentlicher Grundsatz der Scharfe Kanten verhindern die
Bei freibewitterten Verbundkon- korrosionsschutzgerechten Gestaltung gleichmäßige Ausführung von Be-
struktionen sind die Spalten zusätzlich von Stahlbauten ist die Vermeidung schichtungen/Beschichtungssystemen.
zur Grundbeschichtung mit einer ge- von Oberflächenformen, auf denen Außerdem sind solche Bereiche
eigneten High Solid-Zwischen- oder sich Wasser ansammeln kann, das in anfällig für mechanische Beschädi-
-Deckbeschichtung (siehe Abschnitt 8) Verbindung mit abgelagerten Fremd- gungen.
mit mindestens 160 µm Sollschicht- stoffen die Korrosionsbelastung er- Alle scharfen Kanten aus dem Fer-
dicke zu beschichten. Unterliegen höht. tigungsprozess sollten zumindest ge-
Verbundkonstruktionen während der In DIN EN ISO 12944-3 sind im brochen werden, gerundete Kanten
Nutzung einer sehr starken Korro- Anhang D Bildbeispiele für ungeeig- sind wünschenswert.
sionsbelastung (Korrosivitätskatego- nete und geeignete konstruktive Lö- Für eine geforderte sehr lange
rie C5-I/-M), sind die Spalten zusätz- sungen aufgeführt. Schutzdauer sind gerundete Kanten
lich zur Beschichtung mit geeigneten unabdingbar.
dauerelastischen Dichtstoffen (z. B. Allgemein gilt: Quasi-Kanten, wie Grate an Lö-
auf PUR-Basis mit nachgewiesener – Konstruktionen mit geneigten oder chern und Schnittkanten, müssen vor
Überstreichbarkeit mit Beschichtungs- abgeschrägten Oberflächen verse- der Beschichtung entfernt werden.
stoffen) zu schließen. hen, ggf. Abweiserbleche anordnen Schweißnähte sollten so beschaf-
Aufgrund des hohen Korrosions- – oben offene Profile vermeiden oder fen sein, dass sie durch Beschichtun-
schutzaufwandes bei einer Korro- in Schräglage anordnen gen mängelfrei abgedeckt werden
sionsbelastung entsprechend Korro- – Vermeidung von Taschen und Ver- können.
sivitätskategorie C5-I/-M ist die Ver- tiefungen Insbesondere Schweißspritzer und
wendung von ausbetonierten Hohl- – Wasser und korrosive Flüssigkeiten Schweißschlacken sind sorgfältig zu
profilen anstelle von Walzprofilen vom Bauwerk ableiten, ohne dass entfernen.
mit Kammerbeton zu überprüfen. andere Bauteile oder Anlagen ge-
schädigt werden
5.2.5 Schraubenverbindungen

Der Korrosionsschutz von Ver-


bindungsmitteln muss dem der
Stahlkonstruktionen gleichwertig
sein. In feuerverzinkten Stahlkon-
struktionen sollten nur feuerverzinkte
Verbindungsmittel (Feuerverzinkung
nach DIN EN ISO 10684) angewendet
werden.
Es ist vorteilhaft, feuerverzinkte
Verbindungsmittel auch in beschich-
teten Stahlkonstruktionen zu verwen-
den, da die Oberflächenvorbereitung
der Verbindungsmittel für die erforder-
liche Beschichtung ungeschützter Ver-
bindungsmittel aufwendig und in der
Regel nach der Montage nicht quali-
tätsgerecht ausführbar ist.
Die Kontaktflächen von Scher-
Lochleibungs-Verbindungen (SL) sind
mindestens mit einer Grundbeschich-
tung oder einer intakten Fertigungs-
beschichtung (siehe Abschnitt 7) zu
versehen.
Abb. 8: Rekonstruktion und Instandsetzung der denkmalgeschützten Bergschwebebahn Dresden Bei planmäßig vorgespannten
Korrosivitätskategorie C3 Scher-Lochleibungs-Verbindungen
Differenzierte Korrosionsschutzsysteme mit AY-Hydro-Deckbeschichtung (SLV) und planmäßig vorgespannten

12
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Scher-Lochleibungs-Passverbindungen 5.2.7 Aussteifungen,


(SLVP) kann es zu einem Abfall der Aussparungen
Vorspannkraft kommen, der die Stand-
sicherheit des Bauteiles oder Bauwer- Um Spaltbildung zu vermeiden,
kes nicht mehr gewährleistet. Das ist müssen Aussteifungen mit dem angren-
abhängig von der Art des Beschich- zenden Bauteil umlaufend verschweißt
tungsstoffes und der Schichtdicke des werden. Es ist darauf zu achten, dass
Beschichtungssystems. Bereits bei das Ansammeln von Wasser und Ab-
Planung und Konstruktion sind für lagerungen ausgeschlossen wird.
diese Verbindungen Aussparungen in Aussteifungsrip-
– zulässige Höchstwerte für die pen, Stegen oder ähnlichen Bauteilen
Schichtdicke und/oder sind mit einem Radius von mindestens
– geeignete Beschichtungsstoffe/-sys- 50 mm zu versehen.
teme
festzulegen (siehe auch DIN EN ISO
12944-3, Abs. 5.6.2 und DIN EN ISO 5.2.8 Handhabung, Transport
12944-5, Abs. 5.6). Im Abschnitt 8.6 und Montage
wird auf diese Problematik detailliert
eingegangen. Abb. 9: Detail einer Autobahnbrücke an der Bereits im Entwurfsstadium sollte
Die Reibflächen von gleitfesten A 2 bei Gladbeck darauf geachtet werden, geeignete
planmäßig vorgespannten Verbindun- Korrosivitätskategorie C5-I Vorkehrungen zu treffen, um Beschä-
gen (GV) und gleitfesten planmäßig Korrosionsschutzsystem aus 2K-EP-Zink- digungen beschichteter Bauteile beim
vorgespannten Passverbindungen phosphat-Grundbeschichtung, Heben, Transport und bei der Mon-
(GVP) müssen vor der Montage bis zu 2K-EP-Eisenglimmer-Zwischenbeschichtung tage zu verhindern bzw. zumindest zu
einem Oberflächenvorbereitungsgrad und 2K-PUR-Deckbeschichtung nach Blatt 87 minimieren. Soweit es erforderlich
Sa 2 1/2 nach DIN EN ISO 12944-4 der TL 918 300 der Deutschen Bahn AG ist, sind Anhängeösen vorzusehen.
gestrahlt sein. (heute: ZTV-KOR-Stahlbauten)
Bei überwiegender Durchführung
des Korrosionsschutzes in der Stahl- 5.2.9 Kontaktkorrosion
bauwerkstatt ist es vorteilhaft, Kon-
taktflächen gleitfester Verbindungen Beim Kontakt zweier Metalle
nach dem Strahlen mit einer Beschich- mit unterschiedlichem elektroche-
tung mit nachgewiesenem Reibbei- Das gilt insbesondere für dicht ge- mischem Potential besteht bei An-
wert von 0,5 zu versehen. Geeignet schlossene Hohlkästen und Hohlbau- wesenheit von Feuchtigkeit (Elektro-
dafür ist die Alkalisilikat-Zinkstaub- teile, die weder Luft noch Feuchtig- lyt) die Gefahr der elektrochemi-
Grundbeschichtung nach den Tech- keit eindringen lassen. schen Beeinflussung der Korrosions-
nischen Lieferbedingungen und Tech- Die Abdichtung erfolgt durch um- reaktion (Kontaktkorrosion).
nischen Prüfvorschriften für Beschich- laufende Schweißnähte, Öffnungen Unter einer elektrochemischen
tungsstoffe für den Korrosionsschutz sind mit Dichtschotten zu versehen. Beeinflussung versteht man eine Pola-
von Stahlbauten, TL/TP-KOR-Stahl- Eine Dichtheitsprüfung durch Er- risation des betrachteten Objektes
bauten Blatt 85, oder auch nach glei- mittlung des Druckabfalls mit der Zeit durch Gleichströme. Dabei handelt es
cher Vorschrift zugelassene Ethyl- nach Druckbeaufschlagung, wie sie sich um Elementströme bei metall-
silikat-Zinkstaub-Grundbeschichtun- im Anlagenbau üblich ist, wird im leitenden Verbindungen mit Konstruk-
gen. Stahlbau nicht gefordert, ist aber im tionsteilen, die ein anderes Freies Kor-
Sonderfall ebenfalls möglich. rosionspotential als das betrachtete
Im Brückenbau wird bei dicht Objekt aufweisen.
5.2.6 Hohlkästen und geschlossenen Hohlkästen und Hohl- Bei einer anodischen bzw. katho-
Hohlbauteile bauteilen zur späteren Prüfung der dischen Beeinflussung wird das Poten-
Dichtheit empfohlen, an der tiefsten tial des beeinflussten Objektes zu po-
Hohlkästen (innen zugänglich) Stelle einen Schraubenstopfen vor- sitiveren bzw. negativeren Werten
und Hohlbauteile (innen unzugäng- zusehen. geändert.
lich) sind korrosionsschutztechnisch Offene Hohlkästen und Hohlbau-
besonders vorteilhafte Querschnitts- teile, die der Einwirkung von Oberflä-
formen, weil sie die der Korrosionsbe- chenfeuchte ausgesetzt sind, müssen
lastung durch Umgebungsbedingun- mit Umluft- und Entwässerungsöffnun-
gen ausgesetzten Oberflächen auf ein gen versehen und innen wirksam ge-
Minimum reduzieren. gen Korrosion geschützt werden.

13
Merkblatt 405

Abb. 10: Mimram-Brücke zwischen Kehl und Straßburg


Korrosivitätskategorie C4
Korrosionsschutzsystem aus 2K-EP-Zinkstaub-Grundbeschichtung, 2K-EP-Eisenglimmer-Zwischenbeschichtung
und 2K-PUR-Eisenglimmer-Deckbeschichtung

Grundvoraussetzungen für eine – Abplatzung der Beschichtung nach Dabei wirken hohe Potentialdiffe-
elektrochemische Beeinflussung der Rostunterwanderung renzen und ein Flächenverhältnis zu
Korrosionsreaktion des unlegierten – Lochkorrosion am Grundwerkstoff Ungunsten des unedleren Werkstoffs
Baustahls sind: im Bereich von Poren immer beschleunigend auf die Kon-
1. Kontakt (elektrische Kopplung) taktkorrosion. Zwischenschichten,
von Metallen mit unterschiedli- Die Stärke der Korrosionserschei- meist dünne Oxidschichten, aber
chem elektrochemischem Potential nung der Kontaktkorrosion ist abhän- auch andere Schichten nichtleiten-
2. Anwesenheit eines Elektrolyten mit gig von der Korrosionsprodukte wirken ver-
der Leitfähigkeit von ca. 1.000 µS · – der Potentialdifferenz der kontak- langsamend auf den Kontaktkorro-
cm -1 oder größer tierten Metalle, sionsvorgang.
– der Elektrolytkonzentration und der Die Korrosionsgeschwindigkeit ist
Die Korrosionsreaktion be- Leitfähigkeit, sehr entscheidend vom Flächenver-
schränkt sich erfahrungsgemäß nicht – der Art der im Elektrolyten gelösten hältnis der miteinander in Kontakt
nur auf den unbeschichteten Baustahl, Salze, stehenden Metalle abhängig.
sondern betrifft auch den beschich- – dem Flächenverhältnis zwischen Mit zunehmendem Flächenver-
teten Baustahl überall dort, wo Poren, dem anodischen (unedlen) und dem hältnis von Kathode zu Anode wird
Schwachstellen (z. B. an Kanten) und kathodischen (edleren) Bereich, die Korrosionsreaktion beschleunigt
Beschädigungen an der Beschichtung – dem Vorhandensein von Oxid- und überschreitet die für die gege-
zu korrodierenden, unedlen Anoden schichten, Ablagerungen und ande- bene Korrosionsbelastung ohne Kon-
werden. Folgeerscheinungen davon ren Zwischenschichten, taktkorrosion normale Korrosions-
können sein: – der Temperatur. geschwindigkeit.
– Blasenbildung
– Unterwanderung der Beschichtung
durch Rost

14
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Allgemein kann man davon aus- 6 Oberflächenvorbereitung mit Überzügen im deutschen Stahlbau
gehen, dass dies der Fall ist, wenn keine Rolle und seien nur der Vollstän-
das Flächenverhältnis von Kathode zu 6.1 Allgemeines digkeit halber erwähnt.
Anode größer als 1 : 10 ist. Man unterscheidet drei unter-
Speziell im Bereich von Schleu- Unter Oberflächenvorbereitung schiedliche Verfahren der Oberflä-
senanlagen wurde festgestellt, dass in von Stahloberflächen für die Durch- chenvorbereitung:
zunehmendem Maße Cr-Ni-Stähle in führung von Korrosionsschutzmaß- – Reinigen mit Wasser, Lösemitteln
Paarung mit beschichteten Baustählen nahmen versteht man die Reinigung sowie mit Chemikalien, z. B. Hoch-
verwendet werden und dadurch das der Stahloberfläche von allen arteige- druck-Wasserreinigung, Dampf-
Flächenverhältnis von Kathode zu nen und artfremden Verunreinigungen strahlen, aber auch Beizen mit
Anode wesentlich größer als 1 : 10 und das Herstellen einer auf die Kor- Säuren
wird. Die Folge davon sind Korro- rosionsschutzmaßnahme abgestimm- – mechanische Oberflächenvorberei-
sionsreaktionen am unbeschichteten ten Rauheit. tung einschließlich Strahlen
und beschichteten Baustahl. Sofern Die Wirksamkeit und Schutzdau- – Flammstrahlen
die Anwendung von Cr-Ni-Stählen in er von Beschichtungen auf Stahlbau-
dieser Größenordnung erforderlich teilen wird maßgeblich von der sach- Für eine nachfolgende Beschich-
ist, sind die Korrosionsreaktionen nur gemäßen Vorbereitung der Oberfläche tung mit Beschichtungsstoffen ist die
durch Beschichtung der Cr-Ni-Stahl- beeinflusst. Oberflächenvorbereitung durch
flächen mit einem geeigneten Be- Für die Oberflächenvorbereitung Schleuderradstrahlen oder Druckluft-
schichtungssystem zu unterbinden. für nachfolgendes Beschichten gel- strahlen mit metallischen oder mine-
Dadurch wird der Korrosionsstrom ten die Festlegungen in DIN EN ISO ralischen Strahlmitteln nach DIN EN
an der Anode (Poren, Fehlstellen, 12944-4. ISO 11124 bzw. 11126 von besonde-
ungeschützte Flächen am unlegierten rer Bedeutung. Anwendungsbereich,
Baustahl) auf die für die vorhandene Wirksamkeit und Grenzen dieser Ver-
Korrosionsbelastung durch das Me- 6.2 Arten vorzubereitender fahren, aber auch anderer Verfahren
dium ohne elektrochemische Beein- Oberflächen und Verfahren der mit geringerer Anwendungsbreite, wie
flussung gegebene Größe reduziert. Oberflächenvorbereitung z. B. Vakuumstrahlen, Feuchtstrahlen,
Die kathodische Sauerstoffreduk- Nassstrahlen, sind in DIN EN ISO
tion am Cr-Ni-Stahl Hinsichtlich der Arten von Stahl- 8504-2 angegeben.
1/2 O2 + H2O + 2e- → 2OH - oberflächen, die für eine nachfolgen- Eine besondere Form des Strah-
kann dadurch nicht mehr stattfinden. de Beschichtung vorzubereiten sind, lens ist das Sweep-Strahlen oder
In vielen Fällen ist funktionell be- unterscheiden DIN EN ISO 12944-1 Sweepen. Sweepen ist ein leichtes
dingt die Beschichtung jedoch nicht und DIN EN ISO 12944-4 in: Überstrahlen der Oberfläche mit dem
möglich. – unbeschichtete Oberflächen – Stahl- Ziel, Beschichtungen oder Überzüge
Dauerhafter Korrosionsschutz ist oberflächen, die mit Zunder/Walz- nur an ihrer Oberfläche zu reinigen
dann nur durch Maßnahmen des haut, Rost und anderen Verunreini- und aufzurauen oder auch schlecht
kathodischen Korrosionsschutzes gungen bedeckt sein können haftende Schichten so abzutragen,
möglich. Dies bedeutet, dass das zu – Oberflächen mit Überzügen dass eine fest haftende Beschichtung
schützende Metall (hier: unlegierter - Spritzmetallisierung mit Zink oder oder ein Überzug weder punktuell
Baustahl) durch Verwendung einer Zinklegierungen durch Einschläge von Strahlmittelkör-
Opferanode mit negativerem elektro- - Feuerverzinkung nern beschädigt noch bis zum Stahl-
chemischem Potential als unlegierter – Oberflächen mit Fertigungsbe- untergrund abgestrahlt wird.
Baustahl zur Kathode wird. Somit schichtungen (Oberflächen aus
werden die für die kathodische Sauer- automatisch gestrahltem Stahl, Als optimale Parameter für das
stoffreduktion erforderlichen Elektro- auf denen in einer Anlage eine Sweepen von Zinküberzügen nach
nen nicht mehr vom unlegierten Festigungsbeschichtung automa- DIN EN ISO 1461 haben sich be-
Baustahl, sondern von der Opfer- tisch aufgetragen wurde) währt:
anode geliefert. – andere beschichtete Oberflächen – Strahlmittel: Schmelzkammer- oder
Diese Maßnahme bedarf einer - Stahloberflächen mit und ohne Kupferhüttenschlacke nach DIN
sorgfältigen Planung bzw. Bemessung, Überzüge, die zu einem früheren EN ISO 11126-4 und DIN EN ISO
da unterdimensionierte Stromdichten Zeitpunkt beschichtet wurden 11126-3
keinen ausreichenden Schutz bieten, – Korngrößenbereich: 0,2 bis 0,4 mm
überdimensionierte Stromdichten, ins- Ebenfalls aufgeführte galvanisch – Auftreffwinkel des Strahlmittels:
besondere in der nächsten Umgebung verzinkte Oberflächen und sherardi- ca. 30°
der Opferanode, die Beschichtungen sierte Oberflächen (Erhitzen von Stahl- – Strahldruck: < 0,3 MPa
schädigen können. teilen auf ca. 420 °C in zinkhaltigem – Abstand der Düse von der Ober-
Pulver) spielen bei den Oberflächen fläche: 0,5 bis 0,8 m

15
Merkblatt 405

6.3 Bewertung der


Oberflächen- Verfahren Beschreibung
vorbereiteten Oberflächen
vorbereitungsgrad
Das Ergebnis der Oberflächenvor-
bereitung wird durch Vorbereitungs- Lose Walzhaut/loser Zunder, loser Rost,
grade klassifiziert. Sa 1 lose Beschichtungen und lose artfremde
Bei der primären (ganzflächi- Verunreinigungen sind entfernt.
gen) Oberflächenvorbereitung wird
die gesamte Oberfläche bis zum blan- Nahezu alle Walzhaut/aller Zunder, nahe-
ken Stahl vorbereitet. zu aller Rost, nahezu alle Beschichtungen
Es werden Walzhaut/Zunder, Sa 2 und nahezu alle artfremden Verunreini-
Rost, vorhandene Beschichtungen, gungen sind entfernt. Alle verbleibenden
Überzüge und Verunreinigungen ent- Rückstände müssen fest haften.
fernt. Strahlen
Der Grad der Entfernung wird mit Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen
den Vorbereitungsgraden Sa (Strah- und artfremde Verunreinigungen sind ent-
len), St (Hand-/maschinelle Oberflä- Sa 2 1/2 fernt. Verbleibende Spuren sind allenfalls
chenvorbereitung), Fl (Flammstrah- noch als leichte, fleckige oder streifige
len) und Be (Beizen mit Säure) ge- Schattierungen zu erkennen.
kennzeichnet.
Bei der sekundären (partiellen) Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen
Oberflächenvorbereitung werden Rost und artfremde Verunreinigungen sind
Sa 3
und andere Verunreinigungen oder entfernt. Die Oberfläche muss ein einheit-
auch schlecht haftende Schichten liches metallisches Aussehen besitzen.
so entfernt, dass intakte und fest haf-
tende Beschichtungen und Über- Lose Walzhaut/loser Zunder, loser Rost,
züge verbleiben. St 2 lose Beschichtungen und lose artfremde
Der Vorbereitungsgrad wird cha- Verunreinigungen sind entfernt.
rakterisiert durch die Kurzzeichen P Sa
(partielles Strahlen), P St (partielles Lose Walzhaut/loser Zunder, loser Rost,
Handentrosten) und P Ma (partielles Hand-/maschin. lose Beschichtungen und lose artfremde
maschinelles Entrosten). Vorbereitung Verunreinigungen sind entfernt. Die
In den Tabellen 4 und 5 wird St 3 Oberfläche muss jedoch viel gründlicher
eine Übersicht über die unterschied- bearbeitet sein als für St 2, sodass sie
lichen Grade der Oberflächenvorbe- einen vom Metall herrührenden Glanz
reitung gegeben. aufweist.

Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen


und artfremde Verunreinigungen sind ent-
fernt. Verbleibende Rückstände dürfen
6.4 Rauheit und Fl Flamm-Strahlen
sich nur als Verfärbung der Oberfläche
Rauheitsgrade
(Schattierungen in verschiedenen Farben)
Neben dem Grad der Reinigung abzeichnen.
ist die Rauheit der zweite kennzeich-
nende Parameter einer Oberfläche. Walzhaut/Zunder, Rost und Rückstände
Die Rauheit beeinflusst die Haftfestig- von Beschichtungen sind vollständig ent-
keit der Beschichtung. Be Beizen fernt, Beschichtungen müssen vor dem
Nach DIN EN ISO 8503-1 ist für Beizen mit Säure mit geeigneten Mitteln
Beschichtungen eine Rauheit ent- entfernt werden.
sprechend Rauheitsgrad „mittel
Die Bewertung der vorbereiteten Oberflächen erfolgt durch repräsentative fotografische
(G)“ – charakteristisches Ergebnis
Vergleichsmuster nach DIN EN ISO 8501-1.
des Strahlens mit kantigen oder einer
Mischung aus kantigen und kugeligen
Strahlmitteln – besonders geeignet. Tabelle 4: Vorbereitungsgrade für die primäre Oberflächenvorbereitung
Wird mit metallischen, kugeligen nach DIN EN ISO 12944-4
Strahlmitteln gestrahlt, erhält man
den Rauheitsgrad „mittel (S)“.

16
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Die mittlere maximale Rautiefe


Oberflächen- Verfahren Beschreibung RY5 soll ca. 40 bis 80 µm betragen.
vorbereitungsgrad Für die Prüfung des Rauheitsgra-
des gilt das Vergleichsmusterverfahren
Fest haftende Beschichtungen müssen nach DIN EN ISO 8503-2. Die Prüfung
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen der Rautiefe kann mit geeigneten
Bereiche sind lose Beschichtungen und Tastschnittgeräten nach DIN EN
nahezu alle Walzhaut/aller Zunder, nahezu ISO 8503-4 erfolgen.
P Sa 2
aller Rost, nahezu alle Beschichtungen und Für die Anforderungen an Art und
nahezu alle artfremden Verunreinigungen Qualität der Oberflächenvorbereitung
entfernt. Alle verbleibenden Rückstände in Bezug auf Vorbereitungs- und Rau-
müssen fest haften. heitsgrad gelten die Angaben im Tech-
nischen Datenblatt des Beschichtungs-
Fest haftende Beschichtungen müssen stoffherstellers, sofern im Vertrag
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen nicht ausdrücklich andere Regelungen
Bereiche sind lose Beschichtungen und getroffen werden.
P Sa 2 1/2 Partielles Strahlen Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Ver-
unreinigungen entfernt. Verbleibende Spu-
ren sind allenfalls noch als leichte, fleckige 6.5 Hinweise zur
oder streifige Schattierungen zu erkennen.
Oberflächenvorbereitung
Fest haftende Beschichtungen müssen Für die Oberflächenvorbereitung
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen gelten die Festlegungen in DIN EN ISO
Bereiche sind lose Beschichtungen und 12944-4 in Verbindung mit DIN EN
P Sa 3
Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Ver- ISO 8501 und DIN EN ISO 8503.
unreinigungen entfernt. Die Oberfläche Für Neubauten und Beschich-
muss ein einheitliches metallisches Aus- tungen oder Teilbeschichtungen im
sehen besitzen. Werk ist, sofern in den Ausschrei-
bungs- oder Baustellenunterlagen
Fest haftende Beschichtungen müssen nicht ausdrücklich andere Forderun-
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen gen erhoben werden, der Oberflä-
Bereiche sind lose Beschichtungen und chenvorbereitungsgrad Sa 2 1/2 nach
Partielles masch.
P Ma Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Ver- DIN EN ISO 12944-4 herzustellen.
Schleifen
unreinigungen entfernt. Verbleibende Spu- Die Rauheit der Stahloberfläche
ren sind allenfalls noch als leichte, fleckige soll dem Rauheitsgrad „mittel (G)“
oder streifige Schattierungen zu erkennen. oder „mittel (S)“ nach DIN EN ISO
8503-1 entsprechen.
Fest haftende Beschichtungen müssen Bei der Stahlbaufertigung (Sägen,
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bohren, Signieren) sind keine öl-, fett-
P St 2 Bereiche sind lose Walzhaut/loser Zunder, oder silikonhaltigen Hilfsstoffe zu ver-
loser Rost, lose Beschichtungen und lose wenden. Anderenfalls sind Maßnah-
artfremde Verunreinigungen entfernt. men zur Entfernung dieser Verunrei-
Partielle Hand- oder
masch. Vorbereitung nigungen nach DIN EN ISO 12944-4
Fest haftende Beschichtungen müssen vor Ausführung der Beschichtungsar-
intakt sein. Von der Oberfläche der anderen beiten unumgänglich.
Bereiche sind lose Walzhaut/loser Zunder, Die bei Brennschnittkanten un-
loser Rost, lose Beschichtungen und lose vermeidbaren Veränderungen der
P St 3
artfremde Verunreinigungen entfernt. Die Stahloberfläche (Rauheit, Aufhärtung,
Oberfläche muss jedoch viel gründlicher be- chemische Zusammensetzung) kön-
arbeitet sein als für P St 2, sodass sie einen nen bei Beschichtungen und Spritz-
vom Metall herrührenden Glanz aufweist. metallisierungen zu Haftungsstörun-
gen, beim Feuerverzinken zu inhomo-
Die Bewertung der vorbereiteten Oberflächen erfolgt durch repräsentative fotografische
genen Zinküberzügen führen. Die
Vergleichsmuster nach DIN EN ISO 8501-1.
Herstellung des festgelegten Vor-
bereitungsgrades (Reinheit und Rau-
Tabelle 5: Vorbereitungsgrade für die sekundäre Oberflächenvorbereitung heit) erfordert ggf. spezielle Nach-
nach DIN EN ISO 12944-4 arbeiten.

17
Merkblatt 405

7 Fertigungs- Hinweise zu Fertigungsbe- Flächen mit Schäden in der Ferti-


schichtungen werden in DIN EN gungsbeschichtung erfordern eine ört-
beschichtungsstoffe ISO 12944-5, Anhang B, gegeben. liche Oberflächenvorbereitung zum
Fertigungsbeschichtungsstoffe Tabelle 6 gibt eine Übersicht über Vorbereitungsgrad Sa 2 1/2 bzw. P Ma
sind schnell trocknende Beschich- die Verträglichkeit von Fertigungs- nach DIN EN ISO 12944-4.
tungsstoffe, die auf gestrahltem Stahl beschichtungsstoffen mit Beschich- Die Fertigungsbeschichtung wird
aufgetragen werden. Die Fertigungs- tungssystemen in Anlehnung an dann ohne Ausbesserung der Schad-
beschichtung ist Korrosionsschutz DIN EN ISO 12944-5, Anhang B, stellen mit dem endgültigen Beschich-
während der Fertigung der Stahlbau- Tabelle B.1. tungssystem, das eine weitere Grund-
teile und lässt das Schweißen zu. Prüfberichte zur Porenneigung beschichtung besitzt, überbeschichtet.
Stahlbaubetriebe ohne eigene nach DVS-Richtlinie 0501 und über Die Verwendung von Blechen
Oberflächenvorbereitungsanlagen nut- Gasspürversuche beim Überschwei- und Profilen mit Fertigungsbeschich-
zen diese Möglichkeit und bestellen ßen (MAK-Werte) mit der Aussage, tung – sofern nicht ausdrücklich in
bei der Metallurgie bzw. beim Metal- dass die Zulassungsbedingungen ge- der Spezifikation festgelegt – sollte
lurgiehandel automatisch gestrahlten mäß Richtlinie des Deutschen Aus- mit dem Vertragspartner abgestimmt
Stahl, der bereits mit Fertigungsbe- schusses für Stahlbau DASt (DASt- werden.
schichtung versehen wurde. Richtlinie 006) erfüllt sind, sind an-
Die Fertigungsbeschichtung muss zufordern.
mit dem auszuführenden Beschich- Die stark eingeschränkte Über-
tungssystem verträglich sein. arbeitbarkeit von Fertigungsbeschich-
Das ist insbesondere dann zu be- tungen auf Basis von Alkydharz und
achten, wenn Stahlbauunternehmen Polyvinylbutyral ist zu beachten. Eine
bei fehlender Oberflächenvorberei- Alternative dafür ist die Fertigungs-
tungskapazität mit Fertigungsbeschich- beschichtung auf Basis von Acryl-
tung versehene Bleche und Profile harz-Hydro (siehe auch DIN EN ISO
beziehen. 10238).
Bei der Bestellung sollte deshalb Wird im Vertrag ein Beschich-
unbedingt angegeben werden, wel- tungssystem mit Zinkstaub-Grundbe-
ches Beschichtungssystem für die wei- schichtung gefordert, ist nur der ent-
tere Beschichtung vorgesehen ist. sprechende Zinkstaub-Fertigungsbe-
schichtungsstoff zu verwenden.

Fertigungsbeschichtungsstoff Grundbeschichtungsstoff von Beschichtungssystemen


EP/EP-
Bindemitteltyp Pigment AK CR PVC AY PUR ESI Bitumen
Komb.

AK Diverse + (+) (+) (+) – – – +

PVB Diverse + + + + (+) (+) – +

EP Diverse (+) + + + + (+) – +

EP Zn – + + + + (+) – +

ESI Zn – + + + + + + +

AY-Hydro Diverse + + + + + + – +

+ = verträglich (+) = Abstimmung mit Hersteller erforderlich – = unverträglich

AK = Alkydharz EP = Epoxidharz AY-Hydro = Acrylharz-Hydro PVC = Polyvinylchlorid


PVB = Polyvinylbutyral ESI = Ethylsilikat CR = Chlorkautschuk PUR = Polyurethan

Tabelle 6: Verträglichkeit von Fertigungsbeschichtungsstoffen mit Beschichtungssystemen in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5, Anhang B,
Tabelle B.1

18
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

8 Korrosionsschutz durch von Korrosionsschutzleistungen in die deten Bindemittel (PVC-Beschich-


Stahlbauwerkstatt ergibt sich aus der tungsstoffe, PUR-Beschichtungsstoffe
Beschichtungssysteme Notwendigkeit, die Stahlbauweise als usw.).
8.1 Allgemeines Ganzjahresbauweise auszulegen, um Die oft im Sprachgebrauch, aber
im Wettbewerb mit anderen Bauwei- auch manchmal in Ausschreibungen
Beschichtungsarbeiten für den sen bestehen zu können. Korrosions- verwendete Bezeichnung nach dem
Korrosionsschutz von Stahlkonstruk- schutz durch Beschichtungen ist in Pigment, z. B. Zinkphosphat-Beschich-
tionen werden zur Herstellung eines der Regel auf der Baustelle im Zeit- tungsstoffe, ist falsch und irreführend,
Beschichtungssystems auf unbeschich- raum November bis März aufgrund da Beschichtungsstoffe mit unter-
teten, sachgemäß vorbereiteten Ober- nicht gewährleisteter klimatischer schiedlichen Eigenschaften Zinkphos-
flächen (Erstschutz) und auf beschich- Mindestbedingungen nicht möglich phat oder auch andere Pigmente ent-
teten Stahloberflächen zur Komplet- oder erfordert zusätzliche Maßnah- halten können.
tierung von Werkstattbeschichtungen men, wie z. B. Einhausung, Behei- In DIN EN ISO 12944-5 werden
oder zur Instandsetzung durchgeführt. zung, die die Wirtschaftlichkeit von die Beschichtungsstoffe nach Art des
In DIN EN ISO 12944-5 werden Stahlbauten nachteilig beeinflussen. ablaufenden Prozesses, der nach
Beschichtungsstoffe beschrieben und Daraus ergeben sich eine Reihe Applikation der Beschichtungsstoffe
Beschichtungssysteme in Abhängigkeit neuer Aspekte, die bei der Herstellung zur Bildung der Beschichtung führt
von den während der Nutzung auf das von Beschichtungssystemen beach- (Filmbildung), in folgende vier
Bauwerk einwirkenden Korrosionsbe- tet werden müssen. Hauptgruppen unterteilt:
lastungen und der gewünschten bzw.
erforderlichen Schutzdauer vorgeschla-
8.2 Grundtypen von Oxidativ härtende (trocknende)
gen, die den jeweiligen Anforderun-
gen gerecht werden.
Beschichtungsstoffen Beschichtungsstoffe
Es wurde die Empfehlung aufge- Beschichtungsstoffe sind allge- Die Filmbildung erfolgt durch
nommen: „Um eine möglichst lange mein definiert als flüssige, pastenför- Verdunsten von organischen Löse-
Schutzdauer und Wirksamkeit eines mige oder pulverförmige pigmentierte mitteln oder Wasser und durch Reak-
Beschichtungssystems sicherzustellen, Produkte, die, auf einem Untergrund tion des Bindemittels mit dem Sauer-
sollten die meisten Schichten eines aufgebracht, eine deckende Beschich- stoff der Luft.
Beschichtungssystems oder, falls mög- tung mit schützenden, dekorativen Typische Bindemittelvertreter:
lich, das gesamte Beschichtungs- oder spezifischen Eigenschaften er- – Alkydharze
system vorzugsweise im Werk aufge- geben. – Urethanalkydharze
tragen werden.“ Sie setzen sich zusammen aus: – Epoxidharzester
Diese Verfahrensweise zeichnet – Bindemitteln (überwiegend synthe-
sich durch deutlich höhere Leistungs- tisch hergestellte Harze auf Basis Trocknungsdauer und Reaktion
parameter bei der Oberflächenvorbe- von AK, AY, PVC, EP, PUR usw.) mit dem Sauerstoff sind temperatur-
reitung und Ausführung der Beschich- – Pigmenten und Füllstoffen (Exten- abhängig und bei niedrigen Tempe-
tungsarbeiten aus und ist in Verbin- der) raturen sehr langsam verlaufende
dung mit den gegenüber auf Baustel- - aktive Pigmente (Zinkphosphate, Prozesse. Die Deckbeschichtungen
len erforderlichen aufwendigen Maß- Zinkstaub usw.) benötigen bis zur Stapelfähigkeit
nahmen zur Vermeidung von Umwelt- - passive Pigmente (Eisenglimmer, auch bei normalen Temperaturen von
schäden wirtschaftlicher. Außerdem Talkum usw.) ca. 20 °C z. T. mehrere Tage.
ist mit der Ausführung von Beschich- – Hilfsstoffen
tungsarbeiten in der Werkstatt unter - Antiablaufmittel, Antiabsetzmittel
kontrollierten klimatischen Bedingun- - Verdickungsmittel, Entschäumer Physikalisch trocknende
gen bei gleichzeitig höherer Produk- - Trocknungsbeschleuniger, Disper- Beschichtungsstoffe
tivität in der Regel auch eine qualita- gier- und Netzmittel Es gibt sowohl lösemittel- als auch
tiv höherwertige Beschichtung gegen- – Lösemitteln wasserhaltige (Hydro-) Beschichtungs-
über den Arbeiten auf der Baustelle - organische stoffe. Die Filmbildung erfolgt durch
zu erreichen. - Wasser Verdunsten des Lösemittels oder des
Das setzt natürlich voraus, dass bei Wassers.
Transport, Umschlag und Montage mit Bindemittel, Pigmente und Füll-
beschichteten Stahlbauteilen sachge- stoffe ergeben den Festkörpergehalt Typische Bindemittelvertreter:
mäß umgegangen wird, um den Grad von Beschichtungsstoffen, d. h., sie bil- – Vinylchlorid-Copolymere (PVC)
der Beschädigungen so gering wie den nach Verdunsten der Lösemittel – Acrylharze
möglich zu halten. die Beschichtung. – Chlorkautschuk, Bitumen (ohne
Ein weiterer sehr wichtiger As- Beschichtungsstoffe erhalten ih- Bedeutung für den Stahlbau in
pekt der zunehmenden Verlagerung ren Namen in der Regel vom verwen- Deutschland)

19
Merkblatt 405

Die Trocknungsdauer ist stark ab- Pulverbeschichtungsstoffe Während im klassischen Beschich-


hängig von der Luftbewegung und der Pulverbeschichtungsstoffe wer- tungssystem die Funktion des Be-
Temperatur. Trotz relativ schneller den in DIN EN ISO 12944 nicht be- schichtungssystems, d. h. die Errei-
Trocknung bleiben Beschichtungen handelt. chung einer möglichst wartungsarmen
auf Basis dieser Bindemittel aufgrund Für die Anwendung der Pulverbe- Nutzungsdauer von Grund-, Zwischen-
ihrer starken Thermoplastizität druck- schichtung für Stahlbauten gibt es und Deckbeschichtung anteilig über-
empfindlich (Gefahr des Verklebens, zurzeit noch keine nationale Norm. nommen werden, müssen für Ein-
Beschädigung bei Stapelung möglich). Es sind aber bereits Pulverbeschich- schichtbeschichtungen solche Be-
tungssysteme für Stahl geprüft und schichtungsstoffe verwendet werden,
für geeignet erklärt worden. Es ist die Grund-, Zwischen- und Deckbe-
Reaktions- beabsichtigt, eine nationale Norm schichtungseigenschaften allein über-
Beschichtungsstoffe zu erarbeiten. Für Duplex-Systeme nehmen können.
Sie sind gekennzeichnet durch die werden in der „Verbände-Richtlinie Die Grundbeschichtung ist
Stammkomponente (Bindemittel) und Korrosionsschutz von Stahlbauten verantwortlich für die Haftvermitt-
Härterkomponente. Duplex-Systeme“ geeignete Systeme lung zwischen der zu beschichten-
Die Trocknung und Härtung er- empfohlen. den Oberfläche und den nachfolgen-
folgt durch Verdunsten der Lösemittel den Beschichtungen. Die Pigmente
(organische, aber auch Wasser) und (Zinkphosphat, Zinkstaub) tragen
durch chemische Reaktion des Binde- 8.3 Aufbau und Eigenschaften entscheidend zur Korrosionsschutz-
mittels mit der Härterkomponente. von Beschichtungssystemen funktion bei.
Typische Vertreter der Gruppe der Zwischenbeschichtungen sind
Reaktions-Beschichtungsstoffe sind: Beschichtungssysteme bestehen insbesondere für die Barrierewirkung
– 2K(Komponenten)-Epoxidharze im Allgemeinen aus des Beschichtungssystems verantwort-
– 2K-Epoxid-Vinylharze – Grundbeschichtung, lich. Entsprechende Pigmentierungen,
– 2K-Epoxid-Acrylharze – Zwischenbeschichtung, beispielsweise blättchenförmige Pig-
– 2K-Epoxidharz-Kombinationen – Deckbeschichtung. mente mit Barrierewirkung (z. B. Ei-
– 2K-Polyurethan-Beschichtungs- senglimmer), können diesen Wirkme-
stoffe Innovative Entwicklungen der chanismus noch erheblich verbessern.
– feuchtigkeitshärtende 1K- und 2K- Lackindustrie, entsprechend den For- Die Kantenschutzbeschichtung
Beschichtungsstoffe (Härterkompo- derungen der Stahlbauindustrie nach ist eine auf die Grundbeschichtung
nente ist die Feuchtigkeit der Luft) verbesserter Wirtschaftlichkeit im Kor- zusätzlich an kritischen Stellen einer
auf Bindemittelbasis von Polyure- rosionsschutz von Stahlkonstruktio- Stahloberfläche (Kanten, Verbindungs-
than, Alkali- und Alkylsilikat nen, ermöglichen es heute, in Abwei- mittel u. a.) aufgebrachte Zwischenbe-
chung vom klassischen Aufbau, Be- schichtung (zweite Grundbeschich-
Bei feuchtigkeitshärtenden Be- schichtungssysteme für spezielle tung). Sie hat die Funktion, durch
schichtungsstoffen wird die Härtungs- Anwendungszwecke ein- und zwei- Kantenflucht entstandene Unter-
zeit maßgeblich vom Feuchtigkeitsan- schichtig auszuführen. Bei Stahl- schichtdicken auszugleichen. Dabei
gebot der Luft bestimmt. Die Herstel- hallenkonstruktionen (innen) ist dies werden sie nur bei Beschichtungs-
lerangaben bezüglich der Feuchtig- heute bereits Stand der Technik. systemen, die erhöhten Korrosionsbe-
keitsgrenzen sind zu beachten. lastungen ausgesetzt sind, ausgeführt.

Abb. 11: Neubeschichtung einer


Bahnsteigüberdachung
Korrosivitätskategorie C4
Korrosionsschutzsystem aus PVC-AY-Zink-
phosphat-Grundbeschichtung und
PVC-AY-Deckbeschichtung gemäß Blatt 77
der TL 918 300 der Deutschen Bahn AG

20
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Deckbeschichtungen haben so-


Schwellenwert VOC VOC-Anteil im Beschichtungsstoff [%]
wohl eine korrosionsschutztechnische
Zielemission x 1,5 2) Zielemission 3)
als auch eine dekorative Funktion im
ab 31.10.2005 ab 31.10.2007
Beschichtungssystem. Sie sind verant-
wortlich für die Wetterbeständigkeit
250 g VOC/l 1) Keine Anforderung Keine Anforderung
des Beschichtungssystems und müs-
sen in Verbindung mit dem Gesamt-
< 5 t/a Keine Anforderung Keine Anforderung
system den während der Nutzung auf
ein Objekt einwirkenden mechani-
5 bis 15 t/a ≤ 47,4 ≤ 37,5
schen und chemischen Belastungen
ausreichenden Widerstand entgegen-
> 15 t/a ≤ 36,0 ≤ 27,3
setzen.
Grundbeschichtung, Zwischenbe-
schichtung und Deckbeschichtung Tabelle 7: Anforderungen an Beschichtungsstoffe nach 31. Bundes-Immissionsschutz-
müssen unter Beachtung ihrer unter- verordnung (VOC-Verordnung) vom 24.08.2001
schiedlichen Funktionen im Beschich-
tungssystem so aufeinander abge- 1) Beschichtungsstoffe mit 250 g VOC/l =ˆ ca. 290 cm3 bei einer Dichte von 0,87 g/cm3, d. h.
stimmt sein, dass in Verbindung mit Beschichtungsstoffe mit Festkörpervolumen (FKV) ≥ 71 %/VOC ≤ 29 % erfüllen die Anforderungen,
der Schichtdicke des Beschichtungs- das sind z. B. Beschichtungsstoffe nach TL/TP-KOR-Stahlbauten, Blätter 94 und 95.
2) Zielemission x 1,5 wird erreicht, wenn nicht mehr als ca. 30 t Beschichtungsstoff/Jahr mit
systems optimaler Korrosionsschutz
bei den unterschiedlichsten Korro- Festkörpergewicht (FKG) von 52,6 % (47,4 % VOC) verwendet werden. Dann ist VOC ≤ 15 t/a.
sionsbelastungen ermöglicht wird. Bei 1 x 80 µm Beschichtung und praktischem Verbrauch Vpr. = 0,400 kg/ m2 können ca. 4.000 t
Stahlkonstruktion mit 20 m2 /t beschichtet werden. Ist die Überschreitung von 15 t/a VOC-Emis-
sion erforderlich, muss mit Beschichtungsstoffen mit FKG ≥ 64 Masse-% (36 % VOC) gearbeitet
werden.
8.4 Verordnung über die
3) Zielemission wird erreicht, wenn nicht mehr als 40 t Beschichtungsstoff/Jahr mit FKG ≥ 62,5 %
(37,5 % VOC) verwendet werden. Ist die Überschreitung von 15 t/a VOC-Emission erforderlich,
Begrenzung von Emissionen
muss mit Beschichtungsstoffen mit FKG ≥ 72,7 Masse-% (27 % VOC) gearbeitet werden.
flüchtiger organischer
Verbindungen

Eine sich aus der Verantwortung


Nr. Beschichtungs- Typische VOC-Anteil VOC-Emission
gegenüber der Umwelt ergebende An-
stoff-Typ Bindemittel [Vol.-%] [% von 1]
forderung an Beschichtungsstoffe ist
die Reduzierung von flüchtigen orga-
AK, PVC,
nischen Verbindungen (VOC = vola- 1 Normal 35 – 60 100
PVC-Kombination
tile organic compounds). Insbeson-
dere bei der Ausführung von Beschich-
EP, EP-Kombination,
tungsarbeiten in der Stahlbauwerk- 2 High Solid < 35 < 70
PUR
statt – meist auf Freispritzständen
mit mehr oder weniger gut dimen-
3 Hydro AY, EP <5 < 10
sionierten Be- und Entlüftungsan-
lagen – ist vorrangig auch an die ge-
AK = Alkydharz AY = Acrylharz PUR = Polyurethan
sundheitlichen Belastungen der Sprit-
PVC = Polyvinylchlorid EP = Epoxidharz VOC = volatile organic compounds
zer zu denken, und nicht zuletzt sind
die in der EG und Deutschland gel-
tenden verschärften Bestimmungen Tabelle 8: Anteil flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) in Beschichtungsstoffen
zu berücksichtigen (Bundesgesetz-
blatt, Jahrgang 2001, Nr. 44, vom
24.08.2001). ser Wert auf ≤5 t VOC/a; das ent- Pflicht der an der Lösung einer Korro-
Bisher war in Deutschland nach spricht ungefähr einem Wert von sionsschutzaufgabe beteiligten Part-
der Technischen Anleitung zur Rein- 2,5 kg VOC/h. In Tabelle 7 sind die ner ist, die VOC-Emission zu verrin-
haltung der Luft (TA Luft) aus dem Anforderungen an die Art der zu gern.
Jahr 1985 bei der Verarbeitung von verwendenden Beschichtungsstoffe In Tabelle 8 ist deshalb eine Klas-
Beschichtungsstoffen in der Werk- bei Überschreitung o. g. Wertes an- sifizierung von Beschichtungsstoffen
statt eine Lösemittelemission von gegeben. nach dem VOC-Anteil vorgenommen
≤ 25 kg VOC/h zulässig. Mit der VOC- DIN EN ISO 12944-1 und -5 wei- worden.
Verordnung 2001 reduziert sich die- sen ausdrücklich darauf hin, dass es

21
Merkblatt 405

Beim heutigen Stand der Technik


mögliche und auch wirtschaftliche 100
Wege zur Reduzierung der VOC-Emis-
sion durch Wahl geeigneter Beschich- 90
tungsstoffe zeigt Abb. 12.
Durch Verwendung von High So- 80
lids (≤ 35 Vol.-% Lösemittel) und Hy-
dro-Beschichtungsstoffen (< 5 Vol.-% 70

Vorspannkraft [%]
Lösemittel) kann die Stahlbauindus-
trie bereits heute einen beträcht- 60
lichen Beitrag zur Reduzierung der
50
Emission leichtflüchtiger organischer
Verbindungen leisten.
40

30
Lösemittelfreie
Beschichtungsstoffe Polyester (SP)-Pulver 120 µm
20 EP-Zn 95 µm
Verwendung High Solid- EP-/SP-Pulver 200 µm
herkömmlicher Beschichtungsstoffe 10 EP/PUR 340 µm
lösemittelhaltiger FKV: > 65 Vol.-% PVC-Kombination 175 µm
Beschichtungsstoffe
FKV: 40 – 65 Vol.-% Hydro-Beschichtungsstoffe 0
VOC-Anteil: < 5 Vol.-% 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Tage
Pulverlacke

Abb. 12: Wege zur Reduzierung der VOC-Emission Abb. 13: Zeitlicher Verlauf des Vorspannkraftabfalls
in SLV-Verbindungen

8.5 Schichtdicke Die in Ausschreibungen festgeleg- von der Art und Schichtdicke der Be-
ten Sollschichtdicken müssen im Rah- schichtungen kann es zu einem unzu-
Die Schichtdicke eines Beschich- men zugelassener Toleranzen einge- lässigen Abfall der Vorspannung kom-
tungssystems ist ein wichtiger Quali- halten werden. Zu geringe Schichtdi- men. Auf diesen Sachverhalt wird in
tätsfaktor, der in Abhängigkeit von der cken setzen die zu erwartende Schutz- DIN EN ISO 12944-3, -5 und -7 und
Art der Beschichtung (z. B. Alkydharz-, dauer eines Beschichtungssystems her- DIN 18800-7 aufmerksam gemacht
Epoxidharz-, Polyurethan-Beschich- ab, Überschreitungen der zulässigen und festgelegt, dass für das Beschich-
tung) maßgeblich über die bei einer Höchstschichtdicke führen zu Proble- ten von Kontaktflächen vorgespannter
bestimmten Korrosionsbelastung er- men bei der Durchtrocknung und Haf- Schraubenverbindungen nur solche
reichbare Schutzdauer entscheidet. tung bzw. können auch Rissbildung Beschichtungssysteme verwendet
auslösen. werden dürfen, die keinen inakzep-
Schichtdickendefinitionen werden Hinweise zur Schichtdickenmes- tablen Abfall der Vorspannung bewir-
in DIN EN ISO 12944-5 gegeben: sung werden im Abschnitt 9.4 gege- ken. Anderenfalls müssen die Kon-
– Trockenschichtdicke ben. taktflächen vor dem Beschichten
Dicke einer Beschichtung, die nach abgeklebt werden.
der Härtung auf der Oberfläche ver- Im Institut für Stahlbau Leipzig
bleibt 8.6 Vorspannkraftabfall bei wurde der Vorspannkraftabfall in Ab-
– Sollschichtdicke beschichteten Kontaktflächen hängigkeit von der
Vorgegebene Schichtdicke für ein- planmäßig vorgespannter – Art des Beschichtungsstoffes/
zelne Beschichtungen oder das ge- Scher-Lochleibungs- -systems,
samte Beschichtungssystem, um die Verbindungen (SLV) – Trockenschichtdicke,
geforderte Schutzdauer zu erzielen – Trocknungs-/Aushärtungszeit,
– Höchstschichtdicke Eine stahlbauspezifische Beson- – Anzahl der Kontaktflächen unter-
Höchste zulässige Schichtdicke, derheit ergibt sich aus dem Verhalten sucht.
oberhalb der die Eigenschaften ei- von Beschichtungen unterschiedlicher Abb. 13 zeigt den zeitlichen
ner Beschichtung oder eines Be- Bindemitteltypen auf Kontaktflächen Verlauf des Vorspannkraftabfalls in
schichtungssystems beeinträchtigt von vorgespannten Scher-Lochlei- Abhängigkeit von Art und Dicke der
sein können bungs-Verbindungen. In Abhängigkeit Beschichtung.

22
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Auf Basis dieser Untersuchun- 8.7 Wirtschaftlichkeitsbetrachtun- bei besserer Kenntnis des technischen
gen wurden die Beschichtungen/Be- gen und Auswahlkriterien zu Sachverhaltes – der Stoffkosten pro
schichtungssysteme hinsichtlich ihres m2 Beschichtungsfläche getroffen.
Beschichtungssystemen unter
Verhaltens in vorgespannten Schrau- Stoffkosten bzw. Kosten, die sich
benverbindungen in drei Gruppen un- Berücksichtigung spezifischer aus dem praktischen Verbrauch von
terteilt. In Tabelle 9 sind die bisher Besonderheiten im Stahlbau Beschichtungsstoffen pro m2 Beschich-
untersuchten Beschichtungen/Be- tungsfläche ergeben, sind jedoch nur
schichtungssysteme diesen drei Grup- Entscheidungen über die Art der ein Kriterium für die Auswahl wirt-
pen zugeordnet. einzusetzenden Beschichtungsstoffe, schaftlicher Beschichtungssysteme.
wenn nicht durch Spezifikation ein- Bei gesamtheitlicher Betrachtung
deutig vorgegeben, werden in erheb- aller bei der Herstellung eines Be-
lichem Maße über den Einkauf der schichtungssystems anfallenden Kos-
Ausführungsbetriebe auf der Grund- ten wird in vielen Fällen festzustellen
lage des kg-Preises der Stoffe oder – sein, dass die Verwendung eines ver-
gleichsweise „teuren“ Beschichtungs-
stoffes durchaus wirtschaftlich sein
Eignungsvermerk für Beschichtungen/Beschichtungssysteme kann. Das gilt insbesondere dann,
SLV/SLVP- TL/TP-KOR- wenn die Verantwortung des Stahl-
Verbindungen Bindemittel Stahlbauten bauers auch die Montage seiner Stahl-
bauteile einschließt. Als Nebeneffekt
Vorspannkraftverlust GB auf Alkalisilikat-Grundlage mit Zinkstaub (ASI) Blatt 85 kann bei dieser Vorgehensweise auch
≤ 10 % noch die Emission leichtflüchtiger Be-
2K-EP-Zinkstaub Blatt 87
geeignet für standteile der Beschichtungsstoffe re-
Beanspruchung auf: SP-Pulver 120 µm – duziert werden.
– Zug So sind z. B. die Stoffkosten für Be-
EP-/SP-Pulver 200 µm –
– Abscheren/ schichtungsstoffe auf Basis von PVC
Lochleibung Feuerverzinkung DIN EN ISO 1461 oder PVC-Kombinationen im Vergleich
Vorspannkraftverlust EP-/PUR-System 1): Blatt 87 zu Epoxid- oder Polyurethan-Beschich-
≤ 30 % – GB 2K-EP-Zinkstaub tungsstoffen deutlich niedriger.
geeignet für oder 2K-EP-Zinkphosphat Nach DIN EN ISO 12944-5 sind
Beanspruchung auf: – ZB 2 x 2K-EP-Eisenglimmer PVC- oder PVC-Kombi-Beschichtungs-
– Abscheren/ – DB 2K-PUR oder 2K-PUR-Eisenglimmer systeme in abgestufter Schichtdicke
Lochleibung mit der Schutzdauerklasse „lang“ für
1K-PUR-System 1): Blatt 89 alle Korrosivitätskategorien von C2
– GB 1K-PUR-Zinkstaub Stoff-Nr. 689.04 bis C5 geeignet.
(auch möglich, aber nicht geprüft: Bei Ausführung auf der Baustelle
Stoff-Nr. 689.03) ist dagegen – abgesehen von der gro-
– ZB 2 x 1K-PUR-Eisenglimmer ßen VOC-Emission – nichts einzu-
– DB 1K-PUR-Eisenglimmer wenden.
GB auf Ethylsilikat-Grundlage mit Zinkstaub (ESI) Blatt 86 Die Werkstattfertigung solcher
Systeme ist beim heutigen Entwick-
2K-EP-High Solid Einzelprüfung lungsstand von Beschichtungsstoffen
GB AK-Zinkphosphat Einzelprüfung jedoch sowohl aus technischen als
auch wirtschaftlichen Gründen nicht
GB AY-Hydro-Zinkphosphat Einzelprüfung mehr zeitgemäß.
Vorspannkraftabfall PVC, PVC-Kombination – Neben einem höheren Verbrauch
> 30 % an Beschichtungsstoffen pro m2 und
AK > 120 µm – mehr Einzelschichten zur Erreichung
nicht geeignet
AY-Hydro > 120 µm – der erforderlichen Sollschichtdicke
gegenüber z.B. 2K-Stoffen führen
GB = Grundbeschichtung EP = Epoxidharz AK = Alkydharz die thermoplastischen Eigenschaften
ZB = Zwischenbeschichtung SP = Saturated Polyester AY = Acrylharz solcher Beschichtungen auch nach
DB = Deckbeschichtung PUR = Polyurethan PVC = Polyvinylchlorid vollständiger Trocknung bei Druck-
1) Alle Stoffe auch einzeln, d. h. außerhalb des Systems zulässig.
und/oder Wärmebelastung zu einem
hohen Beschädigungsgrad bei Trans-
Tabelle 9: Einteilung von Beschichtungen/Beschichtungssystemen hinsichtlich Eignung in port, Umschlag und Montage. Außer-
vorgespannten Schraubenverbindungen dem ist ihre Verwendung auf Kon-

23
Merkblatt 405

System-Aufbau Sollschicht- FKV ρB.-Stoff Vtheor. Faktor für VOC-Anteil im


dicke „zulässigen“ Mehrpreis, Beschichtungs-
bezogen auf stoff
[µm] [%] [g/cm3] [g/cm2] Vtheor. [ml/m2]

GB AK-Zinkphosphat 100 49 1,4 286 104


ZB AK 50 58 1,5 130 37
DB AK 50 51 1,3 128 48

200 544 1,2 189

GB PVC/AK 80 43 1,3 261 109


ZB PVC/AY 60 42 1,3 186 83
DB PVC/AY 60 42 1,3 186 83

200 633 1 275

GB EP-Zinkphosphat 80 60 1,6 214 54 (54)


ZB – – – – – –
DB EP-High Solid 120 70 (80) 1,6 275/240 52 (30)

200 489/454 1,3/1,4 106 (84)

GB EP-Zinkstaub 60 62 3,0 291 37 (37)


ZB – – – – – –
DB EP-High Solid 100 70 (80) 1,6 229/200 43 (25)

160 520/491 1,2/1,3 80 (62)


AK = Alkydharz EP = Epoxidharz Vtheor. = Theoretischer Verbrauch
PVC = Polyvinylchlorid VOC = Volatile Organic Compounds ρB.-Stoff = Dichte des Beschichtungsstoffes
AY = Acrylharz TSD = Trockenschichtdicke FKV = Festkörpervolumen
GB = Grundbeschichtung
TSD · ρB.-Stoff V theor. · (100 – FKV) ZB = Zwischenbeschichtung
Vtheor. = ––––––––––––––––– VOC = –––––––––––––––––––––
FKV · 10 100 · ρB.-Stoff DB = Deckbeschichtung

Tabelle 10: Leistungsvergleich von Beschichtungssystemen für Schutzdauer „lang“ und Korrosivitätskategorie C3

taktflächen von Scher-Lochleibungs- leibungs-Verbindungen vor dem Be- auch zu berücksichtigen, welche Leis-
Verbindungen nicht zulässig. schichten abgeklebt werden müssen. tungsanteile in der Stahlbauwerkstatt
In Tabelle 10 wird ein Beispiel Für die Kalkulation des Beschich- und welche auf der Baustelle nach der
für den Leistungsvergleich von Be- tungssystems eines Objektes nach o. g. Montage zu erbringen sind.
schichtungssystemen für die Schutz- Gesichtspunkten bedeutet das eindeu- Wird mehr als nur eine Grundbe-
dauerklasse „lang“ und Korrosivitäts- tig, dass vorrangig die Eigenschaften schichtung werkstattseitig gefordert –
kategorie C3 aufgeführt. eines Beschichtungssystems und nicht und dies ist in der Regel der Fall – ist
Beim Beschichtungssystem auf Ba- die Kosten für die Beschichtungsstoffe letzterer Aspekt für die Wirtschaftlich-
sis einer PVC-Kombination ist der Be- über die Wirtschaftlichkeit des Kor- keit geeigneter Beschichtungssysteme
schichtungsstoffverbrauch gegenüber rosionsschutzes entscheiden. von entscheidender Bedeutung.
den Vergleichssystemen am höchsten. Die für Kontaktflächen in SLV-Ver-
Nicht eingerechnet in den Faktor für Aufgrund der spezifischen Anfor- bindungen als geeignet ausgewiesenen
den „zulässigen Mehrpreis“ wurde, derungen an Beschichtungsstoffe für Beschichtungsstoffe gehören mehr-
dass die VOC-Emission z. T. mehr als die Werkstattverarbeitung ist bei heitlich zur Gruppe der Reaktions-Be-
dreifach größer ist, drei Einzelschich- der Spezifikation von Beschichtungs- schichtungsstoffe (2K-Epoxidharz-
ten zur Herstellung des Korrosions- systemen für Stahlbauten neben den und 2K-Polyurethan-Beschichtungs-
schutzwertes für die Schutzdauer Hauptkriterien stoffe und feuchtigkeitshärtende 1K-
„lang“ in Korrosivitätskategorie C3 – Korrosionsbelastung nach DIN EN Polyurethan-Beschichtungsstoffe).
gegenüber zwei Schichten für Ver- ISO 12944-2, Neben dem Vorteil der Eignung
gleichssysteme benötigt werden und – Schutzdauer nach DIN EN ISO für Kontaktflächen in planmäßig vor-
Kontaktflächen von Scher-Loch- 12944-1 gespannten SLV-Verbindungen zeich-

24
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

nen sie sich außerdem dadurch aus, Bei Verwendung von Reaktions- Da Entscheidungen nur in den sel-
dass durch den großen Volumenanteil Beschichtungsstoffen lassen sich tensten Fällen auf der Grundlage von
an Feststoffen die Lösemittelemission durch Abstufung der Schichtdicke Be- Probebeschichtungen getroffen wer-
sehr gering ist. Dadurch können gleich- schichtungssysteme herstellen, die al- den können, sind die Entscheidungs-
zeitig Schichten größerer Dicke in ei- len Korrosionsbelastungen bei höchs- träger – ob Spezialist oder Kaufmann –
nem Arbeitsgang aufgebracht werden. ter Schutzdauer gerecht werden. Sie auf die Angaben der Stofflieferanten
Die Vorteile der Reaktions-Be- sind gegenüber mechanischen Belas- in den Technischen Datenblättern
schichtungsstoffe werden aus dem tungen, z. B. während Transport, La- der Beschichtungsstoffhersteller an-
Vergleich zwischen Reaktions-Be- gerung und Montage der Stahlbauteile, gewiesen.
schichtungsstoffen und oxidativ bzw. widerstandsfähiger als Beschichtungen Aufbau und Inhalt der Techni-
physikalisch trocknenden Beschich- auf Basis lufttrocknender oder physi- schen Datenblätter sind von Beschich-
tungsstoffen deutlich: kalisch trocknender Beschichtungs- tungsstoffhersteller zu Beschichtungs-
– Festkörpervolumen ≥ 65 % stoffe, wodurch der Anteil daraus re- stoffhersteller so verschieden, dass ins-
(High Solid) sultierender unvermeidbarer Beschä- besondere dem Laien objektive Ver-
- geringerer Materialverbrauch digungen kleiner wird. gleiche schwer fallen oder unmöglich
- weniger Einzelschichten zum sind.
Erreichen der Sollschichtdicke Diesem Problem wird die neue
des Beschichtungssystems Norm DIN EN ISO 12944 dahingehend
- geringere VOC-Emission gerecht, dass sie im Teil 7 dem Be-
– schnellere Fertigungszeiten 8.8 Auswahl von schichtungsstoffhersteller die Pflicht
– kein Abkleben von Kontaktflächen Beschichtungssystemen auferlegt, alle für die Verarbeitung
für vorgespannte Schraubenverbin- relevanten Parameter in den Techni-
dungen notwendig 8.8.1 Beschichtungssysteme schen Datenblättern anzugeben.
– gute mechanische Belastbarkeit bei für atmosphärische
Transport, Umschlag und Montage Umgebungsbedingungen In der „Richtlinie Korrosions-
– geringerer Beschädigungsgrad – schutz von Stahlbauten in atmosphä-
Verringerung der Aufwendungen Die Wirtschaftlichkeit von Werk- rischen Umgebungsbedingungen“
auf der Baustelle stattbeschichtungen wird in sehr ent- vom Deutschen Stahlbau-Verband
– durch Schichtdickenabstufung von scheidendem Maße von der richtigen DSTV werden Hinweise gegeben,
80 bis 320 µm für alle Korrosivitäts- Auswahl der Beschichtungsstoffe un- was aus Sicht des Stahlbauers/Verar-
kategorien (innen und außen) ge- ter Berücksichtigung der stahlbauspe- beiters in Technischen Datenblättern
eignet – dadurch überschaubares zifischen Besonderheiten beeinflusst. mindestens enthalten sein sollte. Das
Sortiment an Beschichtungsstoffen sind insbesondere:
beim Verarbeiter – Eignungsangabe für die Beschich-
tungsstoffe/-systeme für die Schutz-
dauer „lang“ in Abhängigkeit von
der Korrosionsbelastung
– Angabe über die Eignung der Be-
schichtungsstoffe/-systeme für Kon-
taktflächen planmäßig vorgespann-
ter Scher-Lochleibungs-Verbindun-
gen (SLV, SLVP)
– Dichte des Beschichtungsstoffes
– Festkörpervolumen (FKV) nach der
Richtlinie vom Verband der deut-
schen Lackindustrie e. V. Frankfurt
am Main (VdL)
– theoretischer Verbrauch für eine
definierte Sollschichtdicke
– Überstreichbarkeitsintervalle der
Einzelschichten eines Systems in Ab-
hängigkeit von der Trockenschicht-
dicke und Temperatur (mind. 10 °C
Abb. 14: Neubeschichtung einer Kranverladung Abstufung), bei feuchtigkeitshärten-
Korrosivitätskategorie C5-M den Beschichtungsstoffen auch in
Korrosionsschutzsystem aus 2K-EP-Zinkstaub-Grundbeschichtung, Abhängigkeit von der relativen Luft-
2K-EP-Eisenglimmer-Zwischenbeschichtung und 2K-PUR-Deckbeschichtung feuchtigkeit

25
Merkblatt 405

– Wetterbelastbarkeit in Abhängigkeit Dieser Teil der Norm wird zur- von der Korrosionsbelastung nachzu-
von der Trockenschichtdicke und zeit überarbeitet. weisen. Diesen Nachweis haben die
Trockenzeit/Temperatur (mind. In den Tabellen 11 und 12 sind Beschichtungsstoffhersteller zu füh-
10 °C Abstufung) Beschichtungssysteme angegeben, die ren. Als Nachweis gelten Prüfzeug-
– Stapelfähigkeit (Trockengrad 6 nach die bei der Überarbeitung der Norm nisse nach DIN EN ISO 12944-6 oder
DIN 53150) in Abhängigkeit von der neu aufzunehmenden Beschichtungs- gleichwertige Prüfzeugnisse, z. B. TL/
Trockenschichtdicke und Trocken- systeme berücksichtigen. TP-ZTV-KOR-Stahlbauten von allge-
zeit/Temperatur (mind. 10 °C Ab- Dazu wurden überwiegend nur mein anerkannten Prüfstellen.
stufung) solche Beschichtungsstoffe berück- Die in den Tabellen 11 und 12
– Überstreichbarkeitsintervalle für sichtigt mit empfohlenen vorzugsweise anzuwen-
Werkstattbeschichtungen, die auf – niedrigem VOC-Gehalt, denden Beschichtungssysteme ermög-
der Baustelle mit Deckbeschichtun- – Eignung für Kontaktflächen von lichen einen schnellen Fertigungs-
gen komplettiert werden, ohne dass planmäßig vorgespannten Scher- durchlauf im Werk, erfordern kein
Aufrauen durch Anschleifen oder Lochleibungs-Verbindungen (SLV, Abkleben von Kontaktflächen für
Sweepen erforderlich ist SLVP). SLV-/SLVP-Verbindungen und sind
– Topfzeiten für 2K-Beschichtungs- Die Beschichtungssysteme ent- nach ausreichender Durchtrocknung/
stoffe in Abhängigkeit von der Tem- sprechen hinsichtlich der Sollschicht- Aushärtung gegenüber mechanischen
peratur (mind. 10 °C Abstufung) dicke und Schutzdauer in Abhängig- Beanspruchungen bei Transport und
und Gebindegrößen keit von der Korrosionsbelastung den Montage gut beständig. In Abhängig-
Beim Einkauf von Beschichtungs- in DIN EN ISO 12944-5 aufgeführten keit von konkreten Objektbedingun-
stoffen sollten diese Angaben unbe- Beschichtungssystemen. Die Anzahl gen sind auch andere Varianten hin-
dingt angefordert werden. der Einzelschichten im Beschich- sichtlich Werks- und Baustellenleis-
Ebenso gilt dies für Prüfzeugnisse tungssystem ist durch Berücksichti- tung möglich.
über die Eignung der Beschichtungs- gung von High Solid-Qualitäten z. T. Stahlbauten, die der Korrosions-
stoffe für den Anwendungsfall und geringer als in der internationalen belastung entsprechend Korrosionska-
ggf. für notwendige Zulassungen. Norm angegeben. tegorie C1 ausgesetzt sind, erfordern
In DIN EN ISO 12944-5, Anhang A, Um die Anforderungen der DIN aus technischen Gründen keinen Kor-
sind Beschichtungssysteme in Abhän- EN ISO 12944-5 zu erfüllen, ist es er- rosionsschutz. Wird aus ästhetischen
gigkeit von der Korrosionsbelastung forderlich, die Eignung der Beschich- Gründen eine Beschichtung verlangt,
und der Schutzdauer in neun Tabellen tungen/Beschichtungssysteme für die sind dafür Beschichtungssysteme nach
aufgeführt. Schutzdauer „lang“ in Abhängigkeit Tabelle 11 für Korrosivitätskategorie

Werkstatt Baustelle System Korrosivitätskategorie

GB NDFT ZB/DB NDFT An- DB NDFT An- NDFT C2 C3 C4 C5-l C5-M


[µm] [µm] zahl [µm] zahl [µm]
k m l k m l k m l k m l k m l

AK 100 – – 1–2 AK 60 1 160

EP 160 – – 1–2 – – – 160

AK 100 – – 1–2 AK 100 1–2 200

EP-Zn 60 EP, PUR 100 2–3 – – – 160

EP 80 EP, PUR 120 2–3 – – – 200

EP-Zn 80 EP, PUR 100 2–3 PUR 60 1 240

EP 160 EP, PUR 120 2–4 – – – 280

EP-Zn 80 EP, PUR 160 2–3 PUR 80 1–2 320

GB = Grundbeschichtung = Geeignet
ZB/DB = Zwischenbeschichtung/Deckbeschichtung = Unwirtschaftlich
NDFT = Nominal Dry Film Thickness (Sollschichtdicke) = Ungeeignet

Tabelle 11: Beschichtungssysteme für Stahlbauten in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5

26
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

C2 mit verminderter Sollschichtdicke Für den Stahlwasserbau sind nur Die wirtschaftliche Anwendung
zu verwenden. Es ist jedoch zu beach- dauerwasserbeständige Beschichtungs- von Duplex-Systemen erfolgt dort, wo
ten, dass auch in gedämmten Gebäu- systeme geeignet, die auch mechani- folgende Gesichtspunkte beachtet
den mit einer relativen Luftfeuchtig- schen Belastungen, wie Abrieb und werden müssen:
keit von < 60 % im Bereich von Wär- Stoß, standhalten. – lange Schutzdauer
mebrücken Teile der Stahlkonstruk- Zusätzliche Anforderungen resul- SchutzdauerDuplex-System = (Schutz-
tion erhöhten Korrosionsbelastungen tieren aus speziellen Belastungen im dauer Zink + SchutzdauerBeschichtung )
ausgesetzt sind und die Beschichtung Unterwasserbereich (Mikroorganis- x Faktor > 1
den während der Bauphase auftreten- men), in der Wasserwechselzone Die Größe des Faktors ist abhängig
den Korrosionsbelastungen standhal- (Wasserbeständigkeit und Witterungs- von der Art des Duplex-Systems
ten muss. beständigkeit) und aus elektrochemi- und der Korrosionsbelastung.
Wird für den Korrosionsschutz scher Beeinflussung der Korrosions- – farbliche Gestaltung
von Stahlbauten die Schutzdauerklasse reaktion (siehe dazu Abschnitt 5.2.9). – Signalwirkung/Tarnung/Anpassung
„kurz“ oder „mittel“ verlangt, kann die Geeignete Beschichtungssysteme für – Verminderung des Eintrages von
in der Tabelle 11 für die Beschich- Stahlwasserkonstruktionen basieren Zink in den Boden
tungssysteme angegebene Sollschicht- im Wesentlichen auf Epoxidharz- bzw.
dicke reduziert werden. Hinweise da- Polyurethan-Beschichtungsstoffen. In der „Verbände-Richtlinie Kor-
zu sind in DIN EN ISO 12944-5, An- Systemempfehlungen werden in DIN rosionsschutz von Stahlbauten Du-
hang A, enthalten. EN ISO 12944-5, Anhang A, gegeben. plex-Systeme“ werden Auswahl, Aus-
führung und Anwendung von Duplex-
Systemen ausführlich abgehandelt.
8.8.2 Beschichtungssysteme 8.8.3 Duplex-Systeme Für Duplex-Systeme nach Tabelle
für den Stahlwasserbau Duplex-Systeme sind gemäß DIN 12 sind vorrangig Beschichtungsstoffe
Stahlbauten, die am oder im Was- EN ISO 12944-5 Korrosionsschutzsys- mit nachgewiesener Haftung auf unge-
ser stehen und dadurch einer Dauer- teme, die aus einer Verzinkung in sweepten Zinkoberflächen auszuwäh-
wasserbelastung durch Süßwasser, Kombination mit einer oder mehreren len. Der Nachweis ist durch den Be-
Salzwasser oder Abwasser unterliegen, nachfolgenden Beschichtungen beste- schichtungsstoffhersteller durch Prüf-
gehören in die Gruppe des Stahlwas- hen. Die Verzinkung erfolgt überwie- zeugnisse nach DIN EN ISO 12944-6
serbaues. gend durch Feuerverzinken nach DIN für die Schutzdauerklasse „lang“ und
EN ISO 1461, weniger durch Spritz- Korrosivitätskategorie ≥ C4 zu er-
metallisierung (Zink oder Zink-Alu- bringen.
minium-Legierungen).

Werkstatt Baustelle System Korrosivitätskategorie


Oberflächen- GB/ZB NDFT An- DB NDFT An- NDFT C2 C3 C4 C5-l C5-M
vorbereitung
[µm] zahl [µm] zahl [µm]
Reinigen Sweepen k m l k m l k m l k m l k m l

x AY-Hydro 120 1–2 – – – 120

x AY-Hydro 80 1 AY/PVC 80 1–2 160

x AY-Hydro 80 1 EP/PUR 80 1–2 160

x EP-Komb. 120 1–2 – – – 120

x EP-Komb. 80 1 EP/PUR 80 1–2 160

x EP 80 1 EP/PUR 80 1–2 160

x o EP-Komb. 160 2 EP/PUR 80 1–2 240

x EP 160 2 EP/PUR 80 1–2 240

GB = Grundbeschichtung x = Reinigen ausreichend = Geeignet


ZB/DB = Zwischenbeschichtung/Deckbeschichtung o = Sweepen vorteilhaft = Unwirtschaftlich
NDFT = Nominal Dry Film Thickness (Sollschichtdicke) = Ungeeignet

Tabelle 12: Duplex-Systeme für Stahlkonstruktionen in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5

27
Merkblatt 405

9 Ausführung und DIN EN ISO 12944-4 festgelegten Die Beschichtungen müssen vor
Kriterien und den Anforderungen allem geprüft werden hinsichtlich
Überwachung der im Technischen Datenblatt des Be- – Gleichmäßigkeit, Farbe und Deck-
Beschichtungsarbeiten schichtungsstoffherstellers zu prüfen. vermögen,
Die Temperatur der Stahloberflä- – Mängeln, wie Fehlstellen, Runzeln,
In DIN EN ISO 12944-7 werden che muss zweifelsfrei über dem Tau- Krater, Luftblasen, Abblätterungen,
grundlegende Hinweise zur Ausfüh- punkt der umgebenden Luft liegen, so- Risse und Läufer,
rung und Überwachung von Beschich- fern in den Datenblättern nichts an- – Trockenschichtdicke nach DIN EN
tungsarbeiten im Werk und auf der deres festgelegt ist. ISO 2808,
Baustelle gegeben. – Haftfestigkeit nach DIN EN ISO
Das Erreichen einer langen Schutz- 2409 und DIN EN ISO 4624,
dauer von Beschichtungssystemen ist 9.3 Beschichtungsstoffe – Porosität (mit Nieder- und Hoch-
an Grundvoraussetzungen gebunden. druckspannungsgeräten).
Diese sind: Die Beschichtungsstoffe müssen
– Spezifizierung des Beschichtungs- vom Hersteller zusammen mit dem Nach DIN EN ISO 12944-5 ist das
systems auf der Grundlage des Stan- Technischen Datenblatt und dem Si- Verfahren zur Überprüfung der Ein-
des der Technik entsprechend DIN cherheitsdatenblatt, nach dem der Ver- haltung der Sollschichtdicke (Geräte,
EN ISO 12944 arbeiter die Betriebsanweisung bezüg- Kalibrierung, Berücksichtigung des
– Ausführung der Arbeiten von einem lich Einhaltung der einschlägigen Ge- Beitrages der Rauheit zum Prüfergeb-
qualifizierten Betrieb unter strikter setze zu Gesundheitsschutz, Arbeits- nis) zwischen den Vertragspartnern
Einhaltung der im technischen Da- sicherheit und Umweltschutz erarbei- zu vereinbaren (siehe auch Kapitel
tenblatt des Beschichtungsstoffher- ten kann, geliefert werden. 11).
stellers gestellten Anforderungen DIN EN ISO 12944-7 weist aus- Da in der Praxis unabhängig von
drücklich darauf hin, dass die Tech- der Art des Applikationsverfahrens
nischen Datenblätter alle Einzelheiten gleichmäßige Schichtdicken nicht er-
9.1 Qualifikation des enthalten müssen, die für die sach- reicht werden können, legt die Norm
Ausführungsbetriebes gemäße Verwendung der Beschich- zulässige Toleranzen fest. Diese gelten
tungsstoffe notwendig sind. Die im für die Vertragspartner, wenn keine
Die Firmen, die Beschichtungs- Abschnitt 8.8.1 dieses Merkblattes anderen Vereinbarungen getroffen
arbeiten übernehmen, müssen per- aufgelisteten Mindestanforderungen werden.
sonell und technisch so ausgestattet an Technische Datenblätter können Danach gilt die Sollschichtdicke
sein, dass sie gestützt auf DIN EN ISO 12944-7 als erreicht, wenn Einzelwerte der
– die Arbeiten fachgerecht und be- durchgesetzt werden. Trockenschichtdicke den Sollwert um
triebssicher ausführen können, Zu den Pflichten des Ausführungs- höchstens 20 % unterschreiten und
– über qualifiziertes Personal ver- betriebes gehört es selbstverständlich, der Mittelwert aller Messergebnisse
fügen, die in den Datenblättern gestellten An- gleich oder größer der Sollschicht-
– für jeden Verfahrensschritt die ge- forderungen an Lagerung, Verarbei- dicke ist.
forderte Qualität erreichen. tung und Trocknung (Härtung) einzu- Im Stahlbau wird die Trocken-
halten. Dazu gehört auch die Kon- schichtdicke – abgesehen von Ausnah-
Diesen Nachweis kann der Auf- trolle der Angaben auf den Gebinden men bei Schiedsprüfungen – mit mag-
tragnehmer z. B. durch ein zertifizier- und eine ordnungsgemäße Dokumen- netisch bzw. magnetinduktiv arbeiten-
tes Qualitätssicherungssystem, bei- tation aller Arbeitsschritte. den Messgeräten ermittelt.
spielsweise nach DIN EN ISO 9000- Der Einfluss der Rauheit der
Reihe, erbringen, aus dem die allge- Stahloberfläche ist zu beachten, da
meinen Ausführungsstandards mit 9.4 Prüfen und Überwachen der Messwert der mittleren Rauheit
den einzelnen Verfahrensschritten der Arbeiten Ry5 bis zu maximal 50 % in das
hervorgehen. Schichtdickenmessergebnis eingeht.
Alle Arbeiten sind vom Ausfüh- Insbesondere bei niedrigen Tro-
rungsbetrieb zu überwachen. ckenschichtdicken kann der Korro-
9.2 Zustand der Oberfläche Bei anspruchsvolleren Leistungen sionsschutzwert durch zu geringe
vor der Beschichtung ist es zweckmäßig, auch den Auftrag- Schichtdicke über den Rauheitsspit-
geber und den Beschichtungsstoff- zen bei zu hohen Werten für die
Die vorbereiteten Oberflächen hersteller einzubeziehen, soweit da- mittlere Rauheit Ry5 (siehe Abschnitt
sind entsprechend den Festlegungen zu in den Verträgen nicht bereits Re- 6.4) deutlich gemindert sein. Der Fall
in der Spezifikation oder den Aus- gelungen enthalten sind. ist gegeben, wenn z. B. nur die
schreibungsunterlagen hinsichtlich Grundbeschichtung werkstattseitig
Reinheit und Rauheit nach den in ausgeführt wird.

28
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

Bei der Prüfung auf Poren und


Risse, die vor allem im Stahlwasserbau
durchgeführt wird, ist die Abhängig-
keit der Prüfspannung von der Art und
Schichtdicke des Beschichtungssys-
tems zu beachten und eine Abstim-
mung mit dem Beschichtungsstoffher-
steller zur Festlegung des Prüfverfah-
rens erforderlich.
Zerstörende Prüfverfahren (Gitter-
schnitt, Stempelabrissprüfung u. a.)
sollten nur durchgeführt werden,
wenn es der Auftraggeber ausdrück-
lich verlangt.

9.5 Kontrollflächen

Kontrollflächen sind geeignete


Flächen am Bauwerk, die angelegt wer- Abb. 15: Neubeschichtung von Sendemasten
den, um Korrosivitätskategorie C3
– einen verbindlichen Ausführungs- Korrosionsschutzsystem auf Basis PVC-, 2K-EP-/2K-PUR- oder
standard für die Beschichtungsarbei- AY-Hydro-Beschichtungen auf feuerverzinktem Stahl
ten festzulegen,
– nachzuweisen, dass die Angaben
eines Herstellers oder Auftragneh- 10 Erarbeitung von tragsordnungen für Bauleistungen
mers richtig sind, (VOB) DIN 18335 VOB Teil C und DIN
– das Verhalten der Beschichtung Spezifikationen für Erst- 18364 VOB Teil C, ist eine unmissver-
zu jedem Zeitpunkt beurteilen zu schutz und Instandhaltung ständliche und umfassende Beschrei-
können. bung des Leistungsgegenstandes un-
Basis jeder vertraglichen Verein- erlässlich (siehe auch Abschnitt 1).
Sie sind an repräsentativen Flä- barung zwischen Auftraggeber und DIN EN ISO 12944-8 behandelt
chen des Bauwerkes anzulegen und Auftragnehmer bei Beschichtungs- das Erstellen von Spezifikationen für
sollten sich auch auf Schweißnähte, arbeiten ist die genaue Beschreibung den Korrosionsschutz von Stahlbauten
Schraubenverbindungen, Kanten, der zu erbringenden Leistung. durch Beschichtungssysteme für den
Ecken und andere Bereiche des Bau- In DIN EN ISO 12944-8 heißt es: Erstschutz und die Instandsetzung.
werkes, in denen erhöhte Korrosions- „Um Stahlbauten wirksam vor Korro-
gefahr besteht, erstrecken. sion zu schützen, ist es notwendig, Im Einzelnen werden in der
Größe und Anzahl der Kontroll- dass Auftraggeber, Planer, Berater, Norm in den Teilen 1 bis 7 (Abb. 16)
flächen müssen in einem angemesse- den Korrosionsschutz ausführende behandelt:
nen Verhältnis zur Art des gesamten Firmen, Aufsichtspersonal für Kor- – Verfahren zum Erarbeiten einer
Bauwerkes stehen, sowohl in techni- rosionsschutzarbeiten und Hersteller Spezifikation für Erstschutz oder
scher als auch in wirtschaftlicher von Beschichtungsstoffen dem Stand Instandsetzung
Hinsicht. der Technik entsprechende Angaben – Inhalt einer Spezifikation
Detaillierte Angaben zur Ausfüh- über den Korrosionsschutz durch – Angaben zu einer Spezifikation für
rung, Überwachung und Dokumen- Beschichtungssysteme in zusammen- Beschichtungssysteme für Erstschutz
tation von Kontrollflächen werden in gefasster Form erhalten. Solche An- und Instandsetzung
DIN EN ISO 12944-7 und -8 (Anhang gaben müssen möglichst vollständig – ein Formblatt für das Anlegen von
B) gemacht. sein, außerdem eindeutig und leicht Kontrollflächen
Sollen Kontrollflächen für Gewähr- zu verstehen, damit Schwierigkeiten – Schemata für den Planungsablauf
leistungszwecke benutzt werden, müs- und Missverständnisse zwischen den von Erstschutz- und Instandsetzungs-
sen sie einschließlich der für die Be- Vertragspartnern, die mit der Ausfüh- arbeiten
wertung geltenden Kriterien für die- rung der Schutzmaßnahmen befasst – Formblätter für eine Spezifikation
sen Zweck zwischen den Vertrags- sind, vermieden werden.“ von Beschichtungssystemen für
partnern vereinbart werden (siehe Insbesondere in Verbindung mit Erstschutz und Instandsetzung
Abschnitt 11.3). vertragsrechtlich relevanten Vorschrif- – Formblätter für den Abschlussbe-
ten, wie z. B. den Vergabe- und Ver- richt und den Prüfbericht

29
Merkblatt 405

Schutzdauerklasse Korrosionsbelastung
Korrosionschutzgerechte Gestaltung
DIN EN ISO 12944-1 DIN EN ISO 12944-2
DIN EN ISO 12944-3

Beschichtungssystem/-dicke Oberflächenvorbereitung
DIN EN ISO 12944-5 DIN EN ISO 12944-4 und -5

Eignungsnachweise
Werkstatt- Baustellen- für Beschichtungsstoffe/-systeme
leistung leistung DIN EN ISO 12944-6

Ausführung und Überwachung


der Beschichtungsarbeiten Abb. 16: Kurzalgorithmus für die Spezifikation
DIN EN ISO 12944-7 von Beschichtungssystemen in Anlehnung an
DIN EN ISO 12944-8

In der Norm wird ausdrücklich da- 11 Vertragsrechtliche Richtlinie (31. Bundes-Immissions-


rauf hingewiesen, dass sie für Anwen- schutzverordnung vom 24.08.2001)
der gedacht ist, die über allgemeine
Hinweise gefordert, besser berücksichtigt wer-
Fachkenntnisse verfügen. Es wird den können, wurde nicht Rechnung
auch vorausgesetzt, dass die Anwen- 11.1 Wichtige Festlegungen in getragen.
der mit dem Inhalt anderer für den den Vergabe- und Beide Normen befinden sich ge-
Korrosionsschutz von Stahlbauten Vertragsordnungen für genwärtig in der Überarbeitung. Bei
wichtiger Normen vertraut sind. Bauleistungen (VOB) der Erarbeitung von Spezifikationen
Hintergrund ist, dass DIN EN für den Korrosionsschutz muss darauf
ISO 12944 für drei Schutzdauerklas- Von besonderer vertragsrecht- geachtet werden, dass technische und
sen (kurz, mittel, lang) in Abhän- licher Relevanz sind Regelungen zum wirtschaftlich sinnvolle Abweichun-
gigkeit von fünf atmosphärischen Korrosionsschutz von Stahlbauteilen gen von den o. g. Vorschriften nur
und drei Immissionskategorien eine in DIN 18335 VOB Teil C Stahlbauar- dann möglich sind, wenn sie in der
Vielzahl von Beschichtungssystemen beiten und DIN 18364 VOB Teil C Leistungsbeschreibung eindeutig de-
empfiehlt, mit denen die korrosions- Korrosionsschutzarbeiten an Stahl- finiert sind.
schutztechnische Zielstellung un- und Aluminiumbauten.
abhängig von weiteren wichtigen Beide Normen wurden im Zu-
Randbedingungen (stahlbauspezifi- sammenhang mit der Harmonisie- 11.2 Regelungen zur Schichtdicke
sche Besonderheiten, Wirtschaftlich- rung der europäischen Normen an
keit, Umweltschutz u. a.) erreicht DIN EN ISO 12944 angepasst. Nach DIN EN ISO 12944-5 ist das
wird. Die Anpassung beschränkte sich Verfahren zum Überprüfen der Ein-
In den Abschnitten 4 bis 9 ist jedoch lediglich auf den Austausch der haltung von Sollschichtdicken (Ge-
darauf für Erstschutzmaßnahmen aus- Normenbezeichnung der ehemaligen räte, Kalibrierung, Berücksichtigung
führlich eingegangen worden. deutschen Norm DIN 55928 gegen des Beitrages der Rauheit zum Prüf-
Bei der Planung von Korrosions- DIN EN ISO 12944. ergebnis) zwischen den Vertragspart-
schutzarbeiten bei der Instandsetzung Dem neuen technischen Erkennt- nern zu vereinbaren.
ist zusätzlich zu beachten, dass die nisstand, insbesondere innovativen Lö- Die Schichtdickenangaben für Ein-
exakte Kenntnis des Zustandes der Alt- sungen auf dem Gebiet des Korrosi- zelschichten, Werkstatt- und Baustel-
beschichtung für die Erarbeitung der onsschutzes von Stahlkonstruktionen, lenbeschichtung sollten generell als
Instandsetzungsspezifikation (Voller- mit denen die Wirtschaftlichkeit von Sollschichtdicken nach DIN EN ISO
neuerung, Teilerneuerung oder Aus- Stahlkonstruktionen verbessert und 12944-5 deklariert werden.
besserung) Grundvoraussetzung ist. umwelttechnische Anforderungen Es wird empfohlen, bezüglich der
Die Einbeziehung externer Sach- bei der Ausführung von Beschich- Sollschichtdicke nachfolgende Absätze
verständiger ist zu empfehlen. tungsarbeiten, wie z. B. in der VOC- wörtlich in die Verträge aufzunehmen:

30
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

„Die Sollschichtdicke gilt auch gehen, dass diese auf mangelhafter nisse, z. B. nach TL/TP-KOR-Stahlbau-
als erreicht, wenn Einzelmesswerte Ausführung der Oberflächenvorbe- ten, über die Eignung der Beschich-
den Sollwert um höchstens 20 % reitung und/oder der Beschichtung tungsstoffe für die Herstellung einer
unterschreiten und der Mittelwert beruhen.“ Beschichtung/eines Beschichtungs-
aller Einzelmessungen gleich oder systems für die Schutzdauer „lang“ in
größer der Sollschichtdicke ist. Abhängigkeit von der auf das Objekt
Für die Höchstschichtdicke gelten 11.4 Ausbesserung von einwirkenden Korrosionsbelastung
die Angaben im Technischen Daten- Beschädigungen und ggf. notwendige Zulassungen sind
blatt des Beschichtungsstoffherstellers. vom Beschichtungsstoffhersteller anzu-
Sind im Technischen Datenblatt des Auch bei sachgemäßer Verpa- fordern.
Beschichtungsstoffherstellers keine ckung und sorgfältigem Umgang beim Um einen technisch-wirtschaftli-
Angaben enthalten, sollte die Höchst- Transport und bei der Montage sind chen Vergleich der Beschichtungsstof-
schichtdicke nicht mehr als das Drei- Beschädigungen an der Beschichtung/ fe mehrerer Anbieter zu ermöglichen,
fache der Sollschichtdicke betragen. dem Beschichtungssystem von Stahl- müssen die Technischen Datenblätter
Die Bestimmung der Sollschicht- bauteilen nicht völlig zu vermeiden. vergleichbare Angaben enthalten.
dicke ist an repräsentativen Flächen Durch geeignete Ausbesserung Es müssen mindestens die Aus-
mit statistisch ausreichender Anzahl (Oberflächenvorbereitung, Wiederauf- sagen enthalten sein, wie sie in 8.8.1
an Einzelmessungen mit magnetisch bau der Beschichtung/des Beschich- beschrieben sind.
oder magnetinduktiv arbeitenden tungssystems) wird der korrosions- Bei nachgewiesener Eignung der
Messgeräten auf der Grundlage von schutztechnische Wert wiederher- Beschichtungsstoffe für das festgelegte
DIN EN ISO 2808 auszuführen. Liegen gestellt. Beschichtungssystem sind für den Ein-
Einzelmesswerte unterhalb des zuläs- Durch die unterschiedlichen kauf die Beschichtungskosten pro m2
sigen Bereichs der Sollschichtdicke, Applikationsverfahren (Werkstatt: Beschichtungsfläche entscheidendes
sind zusätzliche Messungen durchzu- Spritzverfahren, Baustelle: Pinsel, Kriterium. Die Beschichtungsstoff-
führen, um die betroffene Fläche für Rolle) und/oder Alterung der Werk- kosten sind jedoch nur eine Position
erforderliche Nacharbeiten einzu- statt-/Baustellenbeschichtung sind der Beschichtungskosten und als al-
grenzen. geringfügige Farbtonunterschiede leiniges Entscheidungskriterium nicht
Die Nulleinstellung und Kalibrie- zwischen Gesamtfläche und ausge- geeignet (siehe auch Tabelle 10).
rung der Messgeräte erfolgt auf ge- besserter Fläche, insbesondere bei
schliffenen und polierten Stahlplatten eisenglimmerhaltigen Deckbeschich-
oder auf den zum Gerät gehörenden tungen, unvermeidlich und stellen
Eichnormalen unter Berücksichtigung keinen Mangel dar.
der Bedienungsanleitung des Geräte- Der Auftraggeber von Korrosions- 12 Gesundheitsschutz,
herstellers.“ schutzleistungen sollte auf diesen
Sachverhalt hingewiesen werden. Arbeitssicherheit und
Bei hohen ästhetischen Anforde- Umweltschutz
11.3 Kontrollfläche für rungen an ein Bauwerk ist es zweck-
Gewährleistungszwecke mäßig, die Deckbeschichtung auf 12.1 Allgemeines
der Baustelle nach Ausbesserung der
Es wird empfohlen, für diesen Fall Schadstellen auszuführen. Nach DIN EN ISO 12944-1 ist
folgende Formulierung in die Verträge Folgendes besonders zu beachten:
aufzunehmen: „Es ist die Pflicht von Auftraggebern,
„Treten Mängel am Korrosions- 11.5 Hinweis zum Einkauf von Ausschreibenden, Auftragnehmern,
schutzsystem der Kontrollfläche (n) Beschichtungsstoffen Beschichtungsstoffherstellern, Auf-
und der Objektfläche auf, ist davon sichtspersonal für Korrosionsschutz-
auszugehen, dass die Beschichtungs- Beim Einkauf der nach Abschnitt 8 arbeiten und allen anderen Personen,
stoffe mangelhaft oder nach Art und/ ausgewählten Beschichtungsstoffe die an einem Objekt arbeiten, die
oder Aufbau der Beschichtung für die ist darauf zu achten, dass die Techni- unter ihrer Verantwortung stehenden
Korrosionsbelastung nicht ausreichend schen Datenblätter und die Sicherheits- Arbeiten so zu planen und auszufüh-
sind oder dass eine unvorhersehbare datenblätter unverzichtbarer Bestand- ren, dass weder die eigene Gesund-
Veränderung der Korrosionsbelastung teil der Lieferung sind. heit und Sicherheit noch die anderer
des Objektes aus Umwelt und/oder Die für die Auswahl der Beschich- gefährdet wird.“
Betrieb eingetreten ist. tungsstoffe nach Abschnitt 8 zugrunde Dabei muss jede Partei sicherstel-
Treten Mängel am Korrosions- gelegten Kriterien müssen mit den len, dass alle gesetzlichen Auflagen
schutzsystem der Objektfläche auf, Technischen Datenblättern belegt des Landes, in dem die Arbeiten ganz
ohne dass die Kontrollfläche(n) davon sein. Prüfzeugnisse nach DIN EN ISO oder teilweise durchgeführt werden,
betroffen ist (sind), ist davon auszu- 12944-6 oder gleichwertige Prüfzeug- eingehalten werden.

31
Merkblatt 405

Punkte, die besondere Beachtung – 2. Bundes-Immissionsschutzverord- – TRGS 220, Sicherheitsdatenblatt für


erfordern, sind: nung – 2. BimSchV, Verordnung zur gefährliche Stoffe und Zubereitun-
– weder toxische noch krebserzeu- Emissionsbegrenzung von leicht- gen
gende Stoffe vorschreiben oder ver- flüchtigen Halogenkohlenwasser- – TRGS 222, Verzeichnis der Gefahr-
wenden stoffen stoffe – Gefahrstoff-Verzeichnis
– Emissionen flüchtiger organischer – 4. BimSchV, Verordnung über ge- – TRGS 402, Ermittlung und Beurtei-
Verbindungen (VOC) verringern nehmigungsbedürftige Anlagen lung der Konzentration gefährlicher
– Maßnahmen gegen schädliche Ein- – 5. BimSchV, Verordnung über Emis- Stoffe in der Luft in Arbeitsberei-
wirkungen von Rauch, Staub, sionsschutz- und Störfallbeauftragte chen
Dämpfen und Lärm sowie gegen – 11. BimSchV, Emissionserklärungs- – TRGS 404, Bewertung von Kohlen-
Brandgefahren verordnung wasserstoffdämpfen in der Luft am
– Körperschutz, einschließlich Au- – 12. BimSchV, Störfall-Verordnung Arbeitsplatz
gen-, Haut-, Gehör- und Atem- – 31. BimSchV, VOC-Verordnung – TRGS 500, Schutzmaßnahmen: Min-
schutz – Abwasserverordnung – AbwV, Ver- deststandards
– Schutz von Gewässern und Boden ordnung über Anforderungen an das – TRGS 505, Blei und bleihaltige Ge-
während der Korrosionsschutz- Einleiten von Abwasser in Gewässer fahrstoffe
arbeiten und zur Anpassung der Anlage des – TRGS 507, Oberflächenbehand-
– Recycling von Stoffen und Abfallent- Abwasserabgabengesetzes lung in Räumen und Behältern
sorgung – Verwaltungsvorschrift wassergefähr- – TRGS 514, Lagern sehr giftiger und
dende Stoffe – VwVwS, Allgemeine giftiger Stoffe in Verpackungen und
Die zu beachtenden nationalen Verwaltungsvorschrift zum Wasser- ortsbeweglichen Behältern
Vorschriften basieren auf haushaltsgesetz über die Einstufung – TRGS 515, Lagern brandfördernder
– Gesetzen und Verordnungen, die wassergefährdender Stoffe in Was- Stoffe in Verpackungen und orts-
vom Gesetzgeber erlassen worden sergefährdungsklassen beweglichen Behältern
sind, – Indirekteinleiterverordnung – IndV, – TRGS 516, Antifouling-Farben
– Regeln, Richtlinien, Vorschriften, Verordnung des Umweltministeri- – TRGS 519, Asbest, Abbruch-, Sanie-
die Berufsgenossenschaften her- ums über das Einleiten von Abwas- rungs- und Instandhaltungsarbeiten
ausgeben. ser in öffentliche Abwasseranlagen – TRGS 524, Sanierung und Arbeiten
– Verordnung über Anlagen zur Lage- in kontaminierten Bereichen
rung, Abfüllung und Beförderung – TRGS 555, Betriebsanweisung und
12.2 Gesetze und Verordnungen brennbarer Flüssigkeiten zu Lande Unterweisung nach §20 GefStoffV
– Technische Regeln über brennbare – TRGS 900, Grenzwerte in der Luft
– Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG Flüssigkeiten – TRbF am Arbeitsplatz „Luftgrenzwerte“
– Chemikaliengesetz – ChemG, Ge- – TA Luft – Technische Anleitung zur – TRGS 901, Begründung und Erläu-
setz zum Schutz vor gefährlichen Reinhaltung der Luft terungen zu Grenzwerten in der
Stoffen – TA Lärm – Technische Anleitung Luft am Arbeitsplatz
– Bundes-Immissionsschutzgesetz – zum Schutz gegen Lärm
BImSchG, Gesetz zum Schutz vor – TA Abfall – Technische Anleitung
schädlichen Umwelteinwirkungen zur Lagerung, chemisch-physikali- 12.4 Unfallverhütungsvorschriften
durch Luftverunreinigungen, Ge- schen oder biologischen Behand-
räusche, Erschütterungen und ähn- lung, Verbrennung und Ablagerung – BGV A 1, Grundsätze der Prävention
liche Vorgänge von besonders überwachungsbe- – BGV A 4, Arbeitsmedizinische Vor-
– Wasserhaushaltsgesetz – WHG, Ge- dürftigen Abfällen sorge
setz zur Ordnung des Wasserhaus- – Gefahrgutverordnung Straße – – BGV A 8, Sicherheits- und Gesund-
halts GGVS, Verordnung über innerstaat- heitsschutzkennzeichnung am Ar-
– Abwasserabgabengesetz – AbwAG, liche und grenzüberschreitende Be- beitsplatz
Gesetz über Abgaben für das Ein- förderung gefährlicher Güter auf – BGV B 1, Umgang mit Gefahrstoffen
leiten von Abwasser in Gewässer Straßen – BGV C 28, Schiffbau
– Wassergesetze der Bundesländer – Druckbehälter-Verordnung – BGV D 25, Verarbeiten von Be-
– Kreislaufwirtschafts- und Abfallge- schichtungsstoffen
setz – KrW-/AbfG, Gesetz zur Förde- – BGV D 26, Strahlarbeiten
rung der Kreislaufwirtschaft und Si- 12.3 Technische Regeln und Richt-
cherung der umweltverträglichen linien für Gefahrstoffe (TRGS)
Beseitigung von Abfällen
– Gefahrstoffverordnung – GefStoffV, – TRGS 201, Einstufung und Kenn-
Verordnung zum Schutz vor gefähr- zeichnung von Abfällen zur Beseiti-
lichen Stoffen gung beim Umgang

32
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

13 Literatur
[1] Katzung, W. und Rittig, R.:
Zum Einfluss von Si und P auf das
Verzinkungsverhalten von Baustählen.
Materialwissenschaften und Werk-
stofftechnik 28 (1997), S. 575–587

[2] Knotkova, D.:


Aktuelle Erkenntnisse zum Korro-
sionsverhalten von Zink und Zink-
überzügen. Vortrag zum Deutschen
Verzinkertag, Köln, 4. Dez. 1995

[3] Datenbank, GEORISK GmbH,


Kerpen

[4] Knotkova, D. und Porter, F.:


Longer life of galvanized steel in the
atmosphere due to reduced SO2 pol-
lution in Europe. Proc. of Intergalva
1994, Paris
Abb. 17: Gastanks einer Mineralölraffinerie (MiRO, Karlsruhe)
[5] von Assche, F.: Korrosivitätskategorie C3
Atmospheric conditions and hot dip Weiße photokatalytisch-selbstreinigende Deckbeschichtung mit maximalem Wärmeremissions-
galvanizing performance. Proc. of wert auf Basis 2K-PUR oder AK
Intergalva 1997, Birmingham

13.1 Weitere Literatur 14 Bildnachweis 15 Normen und Regelwerke


Capell, A.; Kaiser, W.-D.; Öchsner, P. Titelbild, Abb. 1, 8, 10, 15, 17: DIN EN ISO 1461, Ausgabe: 1999-03
und Schmidt, R.: Geholit + Wiemer Lack- und Kunst- Durch Feuerverzinken auf Stahl auf-
Korrosionsschutz von Stahlbauten stoff-Chemie GmbH, gebrachte Zinküberzüge (Stückver-
durch Beschichtungssysteme, Leis- Graben-Neudorf zinken) – Anforderungen und Prü-
tungsbereich DIN EN ISO 12944. fungen
Hrsg. Verband der deutschen Lack- Abb. 3, 5, 9, 11, 14:
industrie e.V. und Bundesverband Sika Korrosionsschutz GmbH, DIN EN ISO 2409, Ausgabe: 1994-10
Korrosionsschutz e. V., 1999 Stuttgart Lacke und Anstrichstoffe – Gitter-
schnittprüfung

DIN EN ISO 2808, Ausgabe: 1999-10


Beschichtungsstoffe – Bestimmung
der Schichtdicke

DIN EN ISO 4624, Ausgabe: 2003-08


Beschichtungsstoffe – Abreißversuch
zur Beurteilung der Haftfestigkeit

DIN EN ISO 4628-1 bis -5


Beschichtungsstoffe – Beurteilung
von Beschichtungsschäden – Bewer-
tung der Menge und der Größe
von Schäden und der Intensität von
gleichmäßigen Veränderungen im
Aussehen

33
Merkblatt 405

– Teil 1, Ausgabe: 2004-01 – Teil 3, Ausgabe: 1999-06 DIN EN 10238, Ausgabe: 1996-11
Allgemeine Einführung und Bewer- Beurteilung von Staub auf für das Automatisch gestrahlte und automa-
tungssystem Beschichten vorbereiteten Stahl- tisch fertigungsbeschichtete Erzeug-
– Teil 2, Ausgabe: 2004-01 oberflächen (Klebeband-Verfahren) nisse aus Baustählen
Bewertung des Blasengrades – Teil 4, Ausgabe: 1999-06
– Teil 3, Ausgabe: 2004-01 Anleitung zum Abschätzen der DIN EN ISO 10684, Ausgabe: 2004-11
Bewertung des Rostgrades Wahrscheinlichkeit von Taubildung Verbindungselemente – Feuerverzin-
– Teil 4, Ausgabe: 2004-01 vor dem Beschichten kung
Bewertung des Rissgrades
– Teil 5, Ausgabe: 2004-01 DIN EN ISO 8503-1 bis -4 DIN EN ISO 11124-1 bis -4
Bewertung des Abblätterungsgrades Vorbereitung von Stahloberflächen Vorbereitung von Stahloberflächen
vor dem Auftragen von Beschich- vor dem Auftragen von Beschich-
DIN EN ISO 4628-6, Ausgabe: 2002-02 tungsstoffen – Rauheitskenngrößen tungsstoffen – Anforderungen an
Beschichtungsstoffe – Beurteilung von gestrahlten Stahloberflächen metallische Strahlmittel
von Beschichtungsschäden; Bewer- – Teil 1, Ausgabe: 1995-08 – Teil 1, Ausgabe: 1997-06
tung von Ausmaß, Menge und Größe Anforderungen und Begriffe für Allgemeine Einleitung und Eintei-
von Schäden ISO-Rauheitsvergleichsmuster zur lung
– Teil 6: Bewertung des Kreidungs- Beurteilung gestrahlter Oberflächen – Teil 2, Ausgabe: 1997-10
grades nach dem Klebebandver- – Teil 2, Ausgabe: 1995-08 Hartguß, kantig (Grit)
fahren Verfahren zur Prüfung der Rauheit – Teil 3, Ausgabe: 1997-10
von gestrahltem Stahl; Vergleichs- Stahlguß mit hohem Kohlenstoff-
DIN EN ISO 8501-1 bis -2 musterverfahren gehalt, kugelig und kantig (Shot
Vorbereitung von Stahloberflächen – Teil 3, Ausgabe: 1995-08 und Grit)
vor dem Auftragen von Beschich- Verfahren zur Kalibrierung von – Teil 4, Ausgabe: 1997-10
tungsstoffen – Visuelle Beurteilung ISO-Rauheitsvergleichsmustern und Stahlguß mit niedrigem Kohlen-
der Oberflächenreinheit zur Bestimmung der Rauheit; stoffgehalt, kugelig (Shot)
– Teil 1, Ausgabe: 2002-03 Mikroskopverfahren
Rostgrade und Oberflächenvorbe- – Teil 4, Ausgabe: 1995-08 DIN EN ISO 11126-1, 3 bis -8
reitungsgrade von unbeschichteten Verfahren zur Kalibrierung von Vorbereitung von Stahloberflächen
Stahloberflächen und Stahloberflä- ISO-Rauheitsvergleichsmustern und vor dem Auftragen von Beschich-
chen nach ganzflächigem Entfer- zur Bestimmung der Rauheit; Tast- tungsstoffen – Anforderungen an
nen vorhandener Beschichtungen schnittverfahren nichtmetallische Strahlmittel
– Beiblatt 1, Ausgabe: 2002-03 – Teil 1, Ausgabe: 1997-06
Informative Ergänzung zu Teil 1: DIN EN ISO 8504-1 bis -3 Allgemeine Einleitung und Eintei-
Repräsentative photographische Vorbereitung von Stahloberflächen lung
Beispiele für die Veränderung des vor dem Auftragen von Beschich- – Teil 3, Ausgabe: 1997-10
Aussehens von Stahl beim Strahlen tungsstoffen – Verfahren für die Strahlmittel aus Kupferhütten-
mit unterschiedlichen Strahlmitteln Oberflächenvorbereitung schlacke
– Teil 2, Ausgabe: 2002-03 – Teil 1, Ausgabe: 2002-01 – Teil 4, Ausgabe: 1998-04
Oberflächenvorbereitungsgrade Allgemeine Grundsätze Strahlmittel aus Schmelzkammer-
von beschichteten Oberflächen – Teil 2, Ausgabe: 2002-01, Strahlen schlacke
nach örtlichem Entfernen der vor- – Teil 3, Ausgabe: 2002-01 – Teil 5, Ausgabe: 1998-04
handenen Beschichtungen Reinigen mit Handwerkzeugen und Strahlmittel aus Nickelhütten-
mit maschinell angetriebenen Werk- schlacke
DIN EN ISO 8502-2, Ausgabe: 1999-06 zeugen – Teil 6, Ausgabe: 1997-11
Vorbereitung von Stahloberflächen Strahlmittel aus Hochofenschlacke
vor dem Auftragen von Beschich- ISO 9223, Ausgabe: 1992-02 – Teil 7, Ausgabe: 1999-10
tungsstoffen – Prüfungen der Ober- Korrosion von Metallen und Legierun- Elektrokorund
flächenreinheit gen; Korrosivität von Atmosphären; – Teil 8, Ausgabe: 1997-11
– Teil 2: Laborbestimmung von Chlo- Klassifizierung Olivinsand
rid auf gereinigten Oberflächen
ISO 9226, Ausgabe: 1992-02 DIN EN ISO 12944-1 bis -8
DIN EN ISO 8502-3 bis -4 Korrosion von Metallen und Legie- Beschichtungsstoffe – Korrosions-
Vorbereitung von Stahloberflächen rungen; Korrosivität von Atmosphä- schutz von Stahlbauten durch Be-
vor dem Auftragen von Beschich- ren; Bestimmung der Korrosionsrate schichtungssysteme
tungsstoffen – Prüfungen zum Beur- von Standardproben zur Ermittlung – Teil 1, Ausgabe: 1998-07
teilen der Oberflächenreinheit der Korrosivität Allgemeine Einleitung

34
Korrosionsschutz von Stahlkonstruktionen durch Beschichtungssysteme

– Teil 2, Ausgabe: 1998-07 leistungen (ATV); Korrosionsschutz- Verbände-Richtlinie Korrosionsschutz


Einteilung der Umgebungsbedin- arbeiten an Stahl- und Aluminium- von Stahlbauten Duplex-Systeme –
gungen bauten Feuerverzinkung plus Beschichtung
– Teil 3, Ausgabe: 1998-07 Auswahl, Ausführung, Anwendung.
Grundregeln zur Gestaltung DIN 18800-7, Ausgabe: 2002-09 Hrsg. Bundesverband Korrosions-
– Teil 4, Ausgabe: 1998-07 Stahlbauten schutz e. V., Deutscher Stahlbau-Ver-
Arten von Oberflächen und Ober- – Teil 7: Ausführung und Hersteller- band DSTV, Industrieverband Feuer-
flächenvorbereitung qualifikation verzinken e. V., Verband der deut-
– Teil 5, Ausgabe: 1998-07 schen Lackindustrie e. V., Ausgabe
Beschichtungssysteme DIN EN 22063, Ausgabe: 1994-08 2000-06
– Teil 6, Ausgabe: 1998-07 Metallische und andere anorganische
Laborprüfungen zur Bewertung Schichten – Thermisches Spritzen – ZTV-KOR-Stahlbauten
von Beschichtungssystemen Zink, Aluminium und ihre Legierun- Zusätzliche Technische Vertragsbe-
– Teil 7, Ausgabe: 1998-07 gen dingungen und Richtlinien für den
Ausführung und Überwachung der Korrosionsschutz von Stahlbauten
Beschichtungsarbeiten DIN 53150, Ausgabe: 2002-09
– Teil 8, Ausgabe: 1998-07 Beschichtungsstoffe – Bestimmung ZTV-W
Erarbeiten von Spezifikationen für des Trockengrades von Beschichtun- Zusätzliche Technische Vorschriften
Erstschutz und Instandsetzung gen (Abgewandeltes Bandow-Wolff- – Wasserbau und Richtlinien für den
Verfahren) Korrosionsschutz im Stahlwasserbau
DIN EN ISO 14713, Ausgabe: 1999-05
Schutz von Eisen- und Stahlkonstruk- DASt-Richtlinie 006, Ausgabe: 1980-01
tionen vor Korrosion – Zink- und Überschweißen von Fertigungsbe-
Aluminiumüberzüge – Leitfäden schichtungen (FB) im Stahlbau; Hrsg.
Deutscher Ausschuß für Stahlbau
DIN EN ISO 17652-1 bis -4 DASt, Stahlbau-Verlagsgesellschaft,
Schweißen – Prüfung von Fertigungs- Köln
beschichtungen für das Schweißen
und für verwandte Prozesse DASt-Richtlinie 007, Ausgabe: 1993-05
– Teil 1, Ausgabe: 2003-07 Lieferung, Verarbeitung und Anwen-
Allgemeine Anforderungen dung wetterfester Baustähle; Hrsg.
– Teil 2, Ausgabe: 2003-07 Deutscher Ausschuß für Stahlbau
Schweißeigenschaften von Ferti- DASt, Stahlbau-Verlagsgesellschaft,
gungsbeschichtungen Köln
– Teil 3, Ausgabe: 2003-07
Thermisches Schneiden MES-93
– Teil 4, Ausgabe: 2003-07 B 4 Merkblatt zur Entnahme repräsen-
Emission von Rauchen und Gasen tativer Strahlschuttproben; Hrsg. Bun-
desanstalt für Straßenwesen, Brücken-
DIN 18299, Ausgabe: 2002-12 und Ingenieurbau (BASt), Wirtschafts-
VOB Vergabe- und Vertragsordnung verlag N. W., Bremerhaven, 1993
für Bauleistungen – Teil C: Allgemei-
ne Technische Vertragsbedingungen Richtlinie Korrosionsschutz von Stahl-
für Bauleistungen (ATV); Allgemeine bauten in atmosphärischen Umge-
Regeln für Bauarbeiten jeder Art bungsbedingungen durch Beschich-
tungssysteme. Hrsg. Deutscher Stahl-
DIN 18335, Ausgabe: 2002-12 bau-Verband DSTV und Institut für
VOB Vergabe- und Vertragsordnung Stahlbau Leipzig GmbH, Ausgabe
für Bauleistungen – Teil C: Allgemei- 1999
ne Technische Vertragsbedingungen
für Bauleistungen (ATV); Stahlbau- TL/TP-KOR-Stahlbauten
arbeiten Technische Lieferbedingungen und
Technische Prüfvorschriften für Be-
DIN 18364, Ausgabe: 2000-12 schichtungsstoffe für den Korrosions-
VOB Verdingungsordnung für Bau- schutz von Stahlbauten
leistungen – Teil C: Allgemeine Tech-
nische Vertragsbedingungen für Bau-

35
Stahl-Zentrum
Stahl-Informations-Zentrum
Postfach 10 48 42
40039 Düsseldorf
E-Mail: siz@stahl-info.de · Internet: www.stahl-info.de

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