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a) Stefan George
Stefan Anton George war ein deutscher Lyriker. Zunächst vor allem dem Symbolismus verpflichtet, wandte
er sich nach der Jahrhundertwende vom reinen Ästhetizismus der zuvor in den Blättern für die Kunst
propagierten „kunst für die kunst“ ab und wurde zum Mittelpunkt des nach ihm benannten, auf eigenen
ästhetischen, philosophischen und lebensreformerischen Vorstellungen beruhenden George-Kreises. Vor
allem sein frühes Werk zeugt von dem Versuch, eine lyrische Erneuerung in Deutschland zu erreichen. 1892
gründete er zusammen mit Carl August Klein die Zeitschrift Blätter für die Kunst, die, ganz im Geiste des
l’art pour l’art von Baudelaire, Verlaine und Mallarmé, im Dienst einer „kunst für die kunst“ standen. In der
folgenden Zeit entstanden die Gedichtbände Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal, Die Bücher der Hirten und
Preisgedichte, Das Jahr der Seele und Der Teppich des Lebens, mit dem George sich schrittweise vom
Ästhetizismus entfernte. George trat in dieser Zeit in Lesungen vor ausgesuchtem Hörerkreis auf. Während
er in ein priesterliches Gewand gekleidet seine Verse verlas, lauschte das Publikum ergriffen. Anschließend
empfing er einzelne Zuhörer zu Audienzen in einem Nebenzimmer. Seine Bücher waren ungewöhnlich
gestaltet und zunächst nur in intellektuellen Kreisen vorhanden. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit
war George als kongenialer Übersetzer aktiv, der die jeweiligen Originale übersetzte und umdichtete, wobei
er ihren Sinn und Rhythmus mit zu übertragen versuchte.
George-Kreis
Ab etwa 1892 versammelten sich gleichgesinnte Dichter um George, die sich mit ihm geistig verbunden
fühlten. Maßgebend für die Anschauungen des sogenannten George-Kreises waren Georges
Veröffentlichungen. Zunächst war es ein Bund Gleichgestellter, der sich um die Blätter für die Kunst
scharte; zu ihnen gehörten Paul Gerardy, Karl Wolfskehl und Ludwig Klages, Karl Gustav Vollmoeller und
andere. Damals war der Bund zwar auf George hin ausgerichtet, aber die Struktur blieb lose. Nach 1900
änderte sich der Charakter des Kreises. Mit dem Beitritt neuer und jüngerer Mitglieder änderte sich auch das
Verhältnis zum „Meister“. George fühlte sich als Bildner und Lehrmeister der Jugend. Vornehmlich
Friedrich Gundolf, später auch die drei Brüder Stauffenberg, folgten ihm wie Jünger.
Zu Georges engen Vertrauten zählte anfangs auch der Wiener Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal. Die
Beziehung war von Seiten Georges, der sich homoerotisch zu Männern hingezogen fühlte, ausgegangen.
Sein ungestümes Drängen jedoch ließ die Faszination Hofmannsthals, der den sechs Jahre älteren George an
Heiligabend 1891 nichts ahnend besuchte, in Angst umschlagen. Georges Besessenheit ging so weit, dass er
den 17-Jährigen sogar zum Duell aufforderte, weil Hofmannsthal sein Werben angeblich falsch gedeutet
habe. Dazu kam es nicht, aber Hofmannsthal fühlte sich von George derart verfolgt, dass er in seiner
Verzweiflung schließlich seinen Vater um Hilfe bat, dem es mit einem klärenden Gespräch gelang, Georges
Nachstellungen zu unterbinden.
Georges Lyrik grenzt sich durch ihre hohe stilistische und formale Strenge bewusst von der Sprache des
Alltags ab. Viele seiner Gedichte sind exemplarisch selbstreflexive Lyrik. Dramatik und Prosa galten ihm
als weniger wertvolle literarische Gattungen, obwohl das Drama in seinem Kreis (beispielsweise von Henry
von Heiseler) durchaus gepflegt wurde. Themen seines Frühwerks waren Tod, unerfüllte tragische Liebe
und Hingezogenheit zur Natur. Georges Ziel in seinem Spätwerk war die Erschaffung eines neuen, schönen
Menschen. Grundlage sollten Männlichkeit, Zucht, Sitte und Dichtkunst sein. Einige Texte wurden auch als
Grundlage zu musikalischen Werken verwendet, so zum Beispiel von Richard Mondt (1873–1959), Arnold
Schönberg (1874–1951), Anton von Webern (1883–1945), Gerhard Frommel (1906–1984), Theo Fischer
(1926), Gerhard Fischer-Münster (1952) und Wolfgang Rihm (1952).
Neben der eigenen Dichtertätigkeit und ausgedehnten Reisen durch ganz Europa war George Übersetzer von
Dante, Shakespeares Sonetten, Charles Baudelaire Die Blumen des Bösen – Umdichtungen, Émile
Verhaeren und vielen anderen.
Stefan George hatte durch seine zahlreichen Kontakte zu bekannten deutschen Hochschulprofessoren (z. B.
Friedrich Gundolf) großen Einfluss auf das deutsche Universitätswesen, vor allem in den
Geisteswissenschaften.