Jessicas Eltern meldeten die Krankengeschichte ihrer Tochter der Swissmedic, der
Schweizerischen Zulassungsstelle für Medikamente. Der Verdacht der Eltern: Die
Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) hat die schwere Krankheit bei ihrer
Tochter ausgelöst.
Allerdings wurden bei der Swissmedic 164 Fälle von unerwünschten Nebenwirkungen in
Verbindung mit dem Impfstoff «Gardasil» seit der Zulassung 2006 gemeldet. Am meisten
betroffen ist das Nervensystem. 62 Fälle von Nebenwirkungen wurden als
schwerwiegend eingestuft. Auf dem Markt gibt es eine zweite HPV-Impfung, «Cervarix»
von Glaxo-Smith-Kline. Dieser Impfstoff kommt in der Schweiz nur bei 2 Prozent zum
Einsatz. Swissmedic hat zwei Meldungen zu «Cervarix» erhalten.
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Die «Rundschau» weiss von weiteren Fällen. In Frankreich ist auch die 18-jährige Marie-
Océane Bourguignon nach der HPV-Impfung an Multipler Sklerose erkrankt. In
Frankreich untersucht eine staatliche Gesundheitskommission Fälle mit gravierenden
Nebenwirkungen. Auch den Fall Bourguignon. Die Kommission kam zum Schluss, dass
die Impfung mit «Gardasil» die Krankheit von Marie-Océane offenbar ausgelöst oder
beschleunigt habe.
Die Familie Bourguignon hat zusammen mit 54 weiteren Familien Klage eingereicht
gegen die französische Medikamentenprüfstelle und gegen den Hersteller des Impfstoffs
«Gardasil», Sanofi Pasteur MSD.
Das Pharmaunternehmen bestreitet eine Verbindung zwischen dem Impfstoff und den
Nebenwirkungen und schreibt der «Rundschau»: «Ein gehäuftes Auftreten von Multipler
Sklerose bei mit «Gardasil» geimpften Mädchen wurde bisher nicht beobachtet.»
Auch der Deutsche Kinderarzt Steffen Rabe beurteilt den Impfstoff «Gardasil» kritisch:
«Die HPV-Impfung ist fragwürdig, weil bis jetzt der Beweis aussteht, dass auch nur ein
einziger Fall an Gebärmutterhalskrebs weltweit durch die HPV-Impfung verhindert
worden wäre.»
«Hervorragende Resultate»
Sanofi schreibt dazu, bei Fachleuten stehe eher der grosse Erfolg der Impfung bei der
Verhinderung von Erkrankungen im Vordergrund. Sanofi verweist auf eine Studie aus
Australien: «Besonders in Australien, wo bereits früh eine hohe Durchimpfung der
jungen Mädchen erreicht wurde (über 80 Prozent), zeigen sich bereits nach wenige
Jahren hervorragenden Resultate.»
Steffen Rabe kennt die Zahlen aus Australien: «Die Studie zeigt nur, dass die Impfung
Genitalwarzen verhindert, dafür ist sie aber nicht gemacht.» Der Kinderarzt betont,
dieser Nutzen rechtfertige das Risiko nicht, das mit dieser Impfung verbunden sei.
Sanofi schreibt, der Rückgang der Genitalwarzen sei deshalb von grossem Interesse, weil
damit nachgewiesen werde, dass der Impfstoff funktioniere wie geplant. «Somit darf
auch eine entsprechende Wirkung auf verschiedene Krebsarten (u.a.
Gebärmutterhalskrebs) erwartet werden», so Sanofi.
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