Ich mach` mir die Welt, so wie sie mir gefällt. Pippi Langstrumpfs Liedzitat
erfährt durch den Menschen eine bunte Auslegung. Während es für Pippi be-
deutet, in ihrem kindlichen Naturell aufzublühen, nehmen einige Erwachsene
diesen Spruch gerne als Anlass, ihre Interessen ohne Rücksicht auf Verluste
durchzusetzen.
Pippis schöner Spruch lässt einige Fragen offen. Wie soll das Gestalten funkti-
onieren, wo wir doch in eine Welt hineingeboren werden, die schon sehr lange
nach den vorherrschenden Regeln in Betrieb genommen wurde. Außerdem ist
da noch die Frage, was mir gefallen kann, in meinem eigenen Leben und in dem
Weltleben, was ja auch irgendwie zu meinem Leben gehört. Obwohl wir alleine
sind, sind wir auch Teil eines Ganzen - Teil einer Familie, Teil einer Organisation,
Teil eines Viertels, Teil von Deutschland, Teil dieses Ökosystems Welt.
Welche Verantwortung habe ich für meine Welt und wie kann ich zu meiner
eigenen Wunschwelt beitragen? Kommt es zu existenziellen Fragen, überkommt
uns ein Überschwall an Emotionen, die verarbeitet werden möchten. Ignoranz,
Mitgefühl, Ohnmacht sind im Angesicht des wahnsinnigen Weltgeschehens
oftmals präsent. Die richtige Antwort darauf ist schwer zu finden.
„Der später Vogel“ ist eine Anregung sich Gedanken über die Lebensweisen
von uns Menschen im Umgang mit unserer Umwelt und über uns selbst zu
machen. Beim genauen Hinsehen, was sich während der Geschichte der
Menschheit etabliert hat, hört das Staunen nicht mehr auf. Wer hätte gedacht,
dass sich eine Maschine entwickeln lässt, mit der wir ungemein schnell den Ort
wechseln können. Was zunächst revolutionär war; wobei aber die entstehenden
Folgen für die kommenden Jahrhunderte ungesehen blieben. Veränderungen
kommen schneller als wir glauben und die Erwartungen, die wir an vermeintlich
fortschrittliche Errungenschaften knüpfen, entsprechen nur selten der Realität.
Das Hinterfragen unseres Verständnisses der Welt, wie wir mit Tieren umgehen,
was wir als Natur begreifen, wie wir die Umwelt wahrnehmen, wie wir andere
Menschen wahrnehmen, zeigt uns, wer wir eigentlich sind. Ausgewählte Tiere
und Pflanzen werden zu unseren besten Freunden. Aber was ist mit denen, die
nicht von uns ausgewählt werden? Und nachdem uns bewusst geworden ist,
wie wir die Welt prägen, stellt sich die Frage, wollen wir das weiterhin so ma-
chen?
Eine Sache dürfte für all unser Dasein gelten: dass wir versuchen sollten, unse-
re Interessen mit rücksichtsvollen Entscheidungen vor Verlusten unserer Mitwelt
zu realisieren.
Im Jahreslauf beobachte und lebe ich mit den Bienen und gleichzeitig auch gegen sie. In ihrer Beute
leben sie in ihrem Staat, jede Biene hat ihren Platz, alles rankt sich um die Königin, die Fortpflanzung,
das Sammeln von Vorräten, das Anwachsen des Staates und die Reduzierung der Mitglieder auf das
notwendige Minimum, um die Krise, die immer wiederkehrende Krise, Winter, zu überleben. Jede/jeder
hat ihren/seinen Platz, niemand wehrt sich gegen die Natürlichkeit von Werden und Vergehen. Mit
viel Gesumme, aber ohne Murren schaffen sie den ganzen Tag, putzen, füttern, verschließen, bauen,
einlagern, sammeln, Feinde vertreiben, fliegen, fliegen, fliegen,... sterben, oft in Einsamkeit.
So ganz fremd ist dies auch dem Menschen nicht. Staaten, in denen jeder seinen Platz hat, mehr
oder weniger zumindest, vielleicht eher einen Platz, bauen, mauern, pflanzen, ernten, fortpflanzen,
Vermehrung... der einsame Tod und dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied. Trotz aller
Krisen gibt es täglich mehr von uns. Wer findet schon seinen Platz ganz ohne Murren? Wer erfüllt in
emsigem Einerlei täglich die selbe Arbeit im Wissen um das große Ganze, die Einheit, die Balance?
Wer kommuniziert ohne große Worte – klar, knapp, mit einem Summ, mit einem Tanz? Im Jahrzehn-
tenlauf beobachte ich mich und meine Bienen und dich, und dich, und dich und lebe mit mir, mit
ihnen, mit euch, nicht immer mit, auch gegen, aber immer mehr in Balance.
Moorhuhn
Ich habe noch nie eines gesehen und auch keine Vorstellung davon, wie es
wirklich aussehen könnte. Doch die Comic-Variante ist mir sehr vertraut –
braun, langer Hals, große Klubschaugen und es verrät sich durch ständiges
Gegacker. Dort wo es auftaucht, gilt es das Fadenkreuz möglichst schnell hin
zu bewegen – ein Mausklick und Ruhe ist. Die Zeit läuft runter, das Adrenalin
steigt, mehr und mehr dieser armseligen Geschöpfe geraten ins Visier. Die
Absurdität dieses Spiels war mir damals nicht bewusst. Eines Nachts werde
ich einem begegnen, im nebeligen Moor. Hoffentlich rächt es sich nicht.
Notizen:
Eine Zusammenarbeit von KMGNE, Kristin Meyer, Kathrin Doil,
Alexandra Gundlach, Marian Hüer, Jana Möbius und Aline Schneider.
Bob Dylan