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Fach/Modul:
Sprachentwicklungsstörungen
1. Sprachentwicklung
18-21H
1. Sprachentwicklung
1.1. Voraussetzungen
phys.Voraussetzungen kogn. Voraussetzungen soz.-emot. Voraussetzg.
intakte sensomotorische Ent- Urvertrauen
Gesichtsmuskulatur wicklung
intaktes Ansatzrohr intakte Spielentwicklung Entwicklung frühkindl.
Dialoge
Objektpermanenz Einübung ins turn-taking
intakter Kehlkopf Entwicklung von Inter- Beziehungsaspekt von
subjektivität (joint atten- Sprache
tion, Triangulation)
-1-
Mütterliche Sprechstile: Man hat beobachtet, dass sich die Mütter i.a. dem
jeweils erreichten Sprachentwicklungsniveau ihrer Kinder perfekt anpassen und
dafür Phasen unterschieden und Begriffe geprägt:
1.Lebensjahr: baby-talk 2.Lebensjahr: scaffolding 3.Lebensjahr: motherese
(Aufmerksamkeitslenkung („unterstützende Sprache“; („lehrende Sprache“,
auf Sprache) WS-Aufbau) Aufbau der Grammatik)
-sprachanregende Fragen
Gesprächs- und Interaktionsstile mit Kindern wirken sich auf deren Sprachent-
wicklung aus.
-2-
-3-
Allgemeine Einordnung der SE-Theorien
-die INTERAKTIONISTEN haben den kommunikativen Aspekt von Sprache im
Blick. Das ist die so genannte pragmatische Ebene: Sprache dient der Kommu-
nikation, dem zwischenmenschlichen Austausch. Und der beginnt mit der Ge-
burt. Hier ist also das präverbale, das vorsprachliche Stadium von Interesse.
-die KOGNITIVISTEN konzentrieren sich auf die Tatsache, dass die Sprache dazu
da ist, Tatsachen, Gegenstände und Sachverhalte – mithin „Realitäten“ – zu
repräsentieren. Dafür steht die semantische Ebene der Sprache, die mit den
ersten Wörtern und Wortkombinationen aufscheint. Das ist etwa ab dem 12.
Lebensmonat der Fall, evtl. auch schon früher.
-der NATIVISMUS interessiert sich für die Struktur des sprachlichen Systems.
Entsprechend erstrecken sich die Untersuchungen auf ein Stadium, in dem
solche syntaktischen Strukturen beobachtbar sind; das ist etwa ab 18-24LM
der Fall.
Wenn das so richtig ist, kann man sagen, dass im Lauf der SE eben verschieden-
artige Prozesse im Vordergrund stehen:
SKINNER
AnamneseErheben der Lerngeschichte des Kindes. Lässt sich am Bedingungsgefüge
etwas ändern, so dass das Kind langfristig besser konditioniert wird?
Nachahmungs- und Verstärkungslernen wird in der Therapie viel eingesetzt.
CHOMSKY
Vertrauen auf die kindliche Fähigkeit zum SE.
Regelbildung.
Das Kind muss nicht alles hören, was es sagen soll.
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LENNEBERG
Vertrauen auf kindliches Sprachpotential.
Forderung nach reifegradspezifischer Förderung.
Sprachtherapie nutzt nichts, wenn beim Kind kein Potential da ist.
reine Übungstherapie ist kritisch zu sehen.
BRUNER
Mit dem Kind kommunizieren, gemeinsam handeln, diese Handlungen sprachlich begleiten,
das ist die beste Therapie (Dannenbauer)
PIAGET
Ähnlich wie Bruner. Kognitive Herausforderungen liefern (Problemstellungen), die das Kind
sprachlich lösen muss.
Für die SE sind Säuglinge von Beginn an mit der Fähigkeit ausgestattet,
-5-
Quantitative WS-Entwicklung
-die Ich-Entwicklung
-die Handlungsentwicklung
-die Entwicklung des symbolischen Denkens
Praktisch-gnostischer Entwicklungsbereich:
In der Auseinandersetzung mit der Gegenstandswelt erfährt das Kind etwas
von seiner Umwelt, es lernt die Gegenstände und Dinge kennen.
Sozial-kommunikativer Entwicklungsbereich:
Im Kontakt mit den Eltern, Geschwistern und anderen Bezugspersonen erwirbt
das Kind Interesse an den Reaktionen anderer und baut so Kommunikation auf.
Deutliches Zeichen dafür ist der referentielle Blickkontakt.
Erst wenn das Kind den referentiellen Blickkontakt von selbst herstellt, kann es
die Wörter, die der andere in dem Moment für den Gegenstand oder die
Handlung benutzt, verstehen und speichern. Das Wort ist ihm jetzt endgültig
zum Symbol geworden.
Bedeutungen erwerben ist aber was anderes als Bedeutung selber! Die
Bedeutung eines Ausdrucks ist sein semantischer Gehalt („Intension“), d.h. die
Menge der semantischen Merkmale und Relationen, die ihm zugehörig sind.
Bei ZOLLINGER geht es dagegen um das soziale Bedingungsgefüge, das für den
Bedeutungserwerb gegeben sein muss. Der Bedeutungsaufbau als geistiger
Vorgang muss eingebettet sein in eine kommunikative Sequenz.
Mapping beschreibt den Vorgang, wie ein Kind Wortform und Wortinhalt
zueinander bringt.
Wir wissen, dass das Kind, bevor es ein Wort sprechen kann, dieses durchaus
schon verstehen kann, wenn es auch die volle Bedeutung noch nicht immer
erfasst. Für das Wiedererkennen und erste Verstehen eines Wortes reichen
-8-
relativ ungenaue Einträge im Lexikon aus, so dass schnell auf die Bedeutung
zugegriffen werden kann (eben „fast mapping“) - während natürlich für die
Wiedergabe eines Wortes genauere semantische und vor allem auch
phonetisch-phonologische Informationen benötigt werden.
Wir lernen die Bedeutungen von Wörtern dadurch, dass sie uns von Bezugs-
personen im lebendigen Dialog vermittelt werden.
Wir lernen also streng genommen die Bedeutungen, die uns gesagt werden,
nicht die, die die Dinge haben.
Damit das gelingt, scheint es sich einer Art „Ausschlussverfahren“ bei der Zu-
schreibung von Bedeutung an Wortformen zu bedienen – wahrscheinlich eine
angeborene Fähigkeit. Dass es dieses Verfahren gibt, ist aber nur eine Theorie.
Diese besagt: das Kind konstruiert sich Hypothesen über die Bedeutung der
Wörter. Dazu muss es einen Mechanismus geben, der die Fülle der möglichen
Hypothesen einschränkt. Diese Einschränkungen nennt man „Constraints“; sie
reduzieren die Hypothesen zur Bedeutung merklich.
-9-
Das Sprachverständnis (SV) setzt eher ein als die Sprachproduktion. Das Kind
hat oft bereits eine Vorstellung von der Bedeutung bestimmter Wörter, bevor
es die selbst gebraucht.
Ob ein Kind bereits ein SV hat, obwohl es noch nicht spricht, kann man in etwa
herausbekommen, indem man es mit Sprache konfrontiert und seine Reaktion
beobachtet. Ist sie adäquat, ist das ein Indiz (mehr allerdings nicht), dass das
Kind das Wort oder den Satz des Erwachsenen verstanden hat.
Hört ein Kind ein ihm unbekanntes Wort, kann es verschiedene Hinweise
nutzen, um Hypothesen über die Wortbedeutung zu bilden. Dabei kommt es
darauf an, was für Wörter das sind und in welchen Situationen sie auftauchen.
Die frühe Erkenntnis von Objekten geschieht aufgrund des handelnden Um-
gangs mit diesem Objekt. (Piaget: sensomotorische Erkenntnis). Diese erste
Objekterkenntnis hat mit zweierlei zu tun:
-mit dem Aussehen, der Form, der Farbe, dem Geruch, der Konsistenz, dem
Geschmack des Objekts – Perzeption
Solches Wissen können wir ganz allgemein Handlungswissen oder auch Wissen
über die Welt nennen. Mit der Ebene der Semantik – also der wörtlichen
Bedeutung des Wortes „Ball“ – hat das noch nichts zu tun! Wenn sich aber
Bedeutungen von Objekten aus sinnvollem Handeln mit diesen Objekten
ergeben, dann wird die Wortbedeutung irgendwie mit dem im Handeln
erworbenen Weltwissen über das Objekt zu tun haben.
-10-
Ein Zwischenstadium ist das Phänomen der Übergeneralisierung, eine Über-
dehnung der eigentlichen Wortbedeutung. Nach Els OKSAAR machen die
Kinder so etwas zwischen 1 und 2,5 Jahren. – Eine Erklärung für die Über-
generalisierungen könnte in den sensomotorischen Akten liegen. Auf Grund
ihres handelnden, erfahrungssammelnden Umgangs mit den Dingen nehmen
die Kinder wahrscheinlich ganz besonders charakteristische Merkmale an den
Dingen, mit denen sie sich befassen, wahr und auf und stellen sie gewisser-
maßen ins Zentrum ihres Objektwissens. Diese charakteristischen Merkmale
werden dann zunächst die Basis für die Übergeneralisierung und schließlich
auch der Wortbedeutung.
CLARKS Merkmalstheorie der Bedeutung geht davon aus, dass die Bedeutung
eines Wortes aus einer Ansammlung von kleinsten semantischen Elementen,
eben den semantischen Merkmalen besteht. Die Kombination dieser Elemente
macht dann die Bedeutung des Wortes aus.
Wenn ein Kind anfängt, Wörter zu gebrauchen, dann haben diese Wörter nicht
dieselbe Bedeutung wie für Erwachsene. Und das ist so, weil das Kind mit
einem neuen Wort zunächst nur einige seiner semantischen Merkmale
verbindet – der Erwachsene hingegen alle (oder fast alle).
Das Kind wählt nur ein oder zwei Merkmale aus – solche, die ihm sozusagen
besonders „prominent“ erscheinen ("prototypisch")– und die stellen dann die
Bedeutung des Wortes dar. So kann man jedenfalls die Übergeneralisierung
und auch deren Abbau gut erklären:
Das Kind lernt Wortbedeutungen, indem es lernt, unter einem Begriff immer
mehr semantische Merkmale zu addieren. Dadurch wird der Bedeutungs-
umfang, die Extension des Wortes, kleiner und der Bedeutungsinhalt, die
Intension, schärfer, bis dann schließlich die Erwachsenenbedeutung erreicht ist.
-11-
Man bezeichnet solch einen Vorgang auch als Kategorisierung. Kategorie heißt
soviel wie „Klasse“ oder „Gruppe“ – hier also eine Gruppe von Merkmalen.
Was diesen Merkmalsgruppen, bezogen auf das Kind, gemeinsam ist, ist, dass
sie nicht gedanklich erschlossen werden müssen – sondern dass sie wahrge-
nommen werden können. Das heißt: Die Kategorisierung mit semantischen
Merkmalen hat ihre Basis in Kategorien sinnlicher Wahrnehmung.
Es gibt vor allem zwei große Merkmalsgruppen, die das Kind als Basis für seine
Übergeneralisierungen heranziehen kann und die auch beim allmählichen Ab-
bau der Übergeneralisierung eine große Rolle spielen: Das sind die perzeptuel-
len und die funktionalen Merkmale.
Die Funktion lenkt die Aufmerksamkeit des Kindes auf den Begriff – damit geht
dieser in seinen Wortschatz ein. Die Perzeption dagegen ist die Grundlage für
die Übergeneralisierung.
(Hinweis für die Therapie: Das „Auffüllen“ von Begriffen mit semantischen
Merkmalen ist DIE wesentliche Tätigkeit in der Wortschatztherapie!)
Die linguistischen Theorien zum GR-Erwerb gehen letztlich alle auf Noam
CHOMSKY zurück.
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Man nimmt ein angeborenes „sprachspezifisches Modul“ an, sieht dieses aber
in Interaktion insbesondere mit dem semantischen Lernen des Kindes.
Man geht davon aus, dass das Erlernen von Wörtern mit ihren grammatischen
Verwendungsbedingungen Voraussetzung dafür ist, dass eine angeborene Uni-
versalgrammatik zu arbeiten beginnt. Grammatik ist also gewissermaßen
„angeboren“; die grammatischen Kategorien werden aber erst durch das
Wörterlernen wirksam.
Syntaktische Entwicklung
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Morphologische Entwicklung
Zeit Ereignis
18.LM erste Personalflexionen, -t
2.-2-6LJ Genussystem, Kasussystem noch fehlerhaft; Pluralsystem
beginnt (-2,-n,-e)
3,6-4.LJ Adjektivdeklination, Genus- und Kasussystem ok (Ausnahme:
Dativ), die meisten Pluralformen werden beherrscht
6.LJ Morphologie o.B.
WS: 50-Wörter-Grenze, Ende des 2.LJ bis 300 Wörter, rapider Anstieg
(Vokabelspurt); Pronomen „ich“
GR: Zweiwortsätze
2-2;6 Jahre SV: auf angemessenem Sprachniveau versteht das Kind fast alles; kann
seine Absichten klar mitteilen; Frust bei Nicht-Verstehen bzw.
Nichtverstandenwerden
2;6-3 Jahre SV: Das Meiste wird verstanden; Gegensätze, Komparation noch schwierig;
zweites Fragealter („warum?“)
3-4 Jahre SV: Kind kann, seinen Erfahrungen entsprechend, alles verstehen
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