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Abstract
Der Schlaganfall ist eine akute zerebrale Durchblutungsstörung im arteriellen Stromgebiet. Die Ursache der
Unterversorgung des nachgeschalteten Versorgungsgebietes ist meist ischämischer Natur (bspw. durch einen
thromboembolischen Verschluss), seltener liegt eine intrakranielle Blutung zugrunde. Charakteristisch ist ein
plötzliches Einsetzen der Symptome.
Leitsymptome sind eine neu aufgetretene Hemiparese, Sprach- und Sehstörungen, wobei abhängig vom Ort der
Läsion unterschiedlichste Beeinträchtigungen möglich sind. Wichtigstes diagnostisches Verfahren ist die
Durchführung einer Schädel-CT, um eine Blutung auszuschließen. Beim ischämischen Schlaganfall ist
therapeutisch die schnellstmögliche Rekanalisation zur Rettung des Gebietes relativer Ischämie anzustreben
(„Time is Brain!“).
Ursachen
Klassifikation
Nach Verlauf
III Progrediente Ischämie (Progressive Stroke) mit über Tage bis Nur partiell reversibel
Wochen zunehmenden neurologischen Ausfällen
IV Kompletter Hirninfarkt (Completed Stroke) Irreversibel
Pathophysiologie
Symptome/Klinik
Allgemeine Überlegungen
Typisch ist aber vor allem ein plötzliches Auftreten der Symptome. Charakteristische Symptomatiken lassen
sich bestimmten arteriellen Versorgungsgebieten zuweisen.
-Das betroffene, spastisch-gestreckte Bein wird mit Zirkumduktion mühsam nach vorne geführt
(Schrittlänge unauffällig)
Hirnstamminfarkt
Kleinhirninfarkt
Diagnostik
Allgemeine Überlegungen
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss für die anschließende Therapie herausgefunden werden, ob es sich
um ein ischämisches oder um ein hämorrhagisches Ereignis handelt. Diese Unterscheidung ist am besten mit
einem CCT möglich. Auch wenn sich ein ischämischer Infarkt erst nach einigen Stunden demarkiert, ist eine
frische Blutung sofort zu identifizieren.
Intrazerebrale Blutung
• Darstellung im CCT: Nachweis der Blutung → Hyperdense Darstellung von frischem Blut (früher
sichtbar als ischämischer Schlaganfall)
Ischämischer Schlaganfall
Klinische Untersuchung
-Untersuchung auf fokal-neurologisches Defizit: Besteht eine Störung, die auf eine Durchblutungsstörung
einer (oder mehrerer) Hirnregionen zurückgeführt werden kann? → Störungsbild entspricht dem arteriellen
Versorgungsgebiet einer hirnversorgenden Arterie bzw. eines Seitenasts
-Einschätzung des Schweregrades eines ischämischen Infarkts mit hilfe klinischer Skalen, insb.
-Darstellung im CCT
• Frühzeichen: Evtl. sog. "hyperdense media sign" (bei thromboembolischem Verschluss der A. cerebri
media), evtl. verstrichene Sulci und Basalganglien, Verlust der Mark-Rinden-Grenze, Ödem
• Nach 12–24 h: Hypodense Demarkierung des Infarktareals
• Nach Tagen: Kontrastmittel-Anreicherung
cMRT: Schon frühe Darstellung des Infarktareals und des perifokalen Ödems möglich; obligate Anwendung
bei Hirnstamm-Infarkt
EKG und Echokardiographie: Suche nach Gegebenheit, die kardioembolisches Ereignis wahrscheinlich
macht (akinetische Wandbewegungsstörungen, Vorhofflimmern, etc.)
Stenosen, Verschlüsse, Dissektionen, bei Verdacht auf Vaskulitiden und fibromuskuläre Dysplasie
Therapie
Allgemeine Überlegungen
• Sobald ein hämorrhagischer Schlaganfall ausgeschlossen werden konnte, ist das oberste therapeutische
Ziel die sofortige Wiederversorgung der Gebiete, die nur unter relativer Ischämie leiden
(sog. Penumbra oder "Tissue at Risk"), da hier der Zelluntergang noch reversibel ist („Time is
Brain!“).
• Versorgung in Stroke-Unit
• Transitorische ischämische Attacke: Schnellstmögliche stationäre Aufnahme und Beginn
antithrombotischer Maßnahmen
Akuttherapie
1. Gabe von Sauerstoff (Gewährleistung einer möglichst adäquaten zerebralen Oxygenierung) und
sofortiger Transport in eine Stroke-Unit
2. Perfusionsdruck gewährleisten
-Hypertonie eher belassen, da Perfusion der Penumbra direkt vom mittleren arteriellen Druck (MAP) abhängt
• Hypovolämie kann mit kristallinen, dann mit kolloidalen Lösungen ausgeglichen werden; erst dann
Einsatz von Katecholaminen (Dobutamin, Noradrenalin)
-Herz-Kreislauf-Funktion stabilisieren
-Fibrinolysetherapie (s.u.)
3. Neuroprotektive Maßnahmen
• Normoglykämie anstreben
• Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C)
• Milde therapeutische Hypothermie (MTH) mit Kühlung auf ca. 33 °C Körpertemperatur – in
Einzelfällen bei raumforderndem supratentoriellen Schlaganfall ohne chirurgische
Entlastungsmöglichkeit
Thrombolysetherapie
• Indikationen
-Akuter Verschluss der großen hirnversorgenden Gefäße des vorderen Kreislaufs (distale A. carotis
interna, M1-Abschnitt der A. cerebri media)
-Akuter Verschluss der A. basilaris, mit intravenöser Thrombolysetherapie (falls nicht kontraindiziert)
Nur 1–5% aller Patienten mit ischämischem Schlaganfall kommen für eine interventionelle Therapie infrage!
Versorgung in der Frühphase nach Schlaganfall
Die Versorgung in der Frühphase nach Schlaganfall dient der Vermeidung von Rezidiven und sekundären
Komplikationen. Sie sollte auf einer Stroke Unit (Schlaganfall-Station) erfolgen.
-Regelmäßige Kontrolle
• Wasserschluck-Test
• Gugging Swallowing Screen (GUSS)
Neuroprotektive Basismaßnahmen
• Blutdruckmanagement
• Normoglykämie anstreben (siehe auch: Diabetes mellitus – Stationäres Blutzuckermanagement)
• Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C)
• Ausgleich von Elektrolytstörungen
• Erwägung einer nasogastralen Sonde zur Ernährung
Frühmobilisation
Prävention
Optimale Einstellung der Grundkrankheiten bzw. Beseitigung der veränderbaren Risikofaktoren (siehe
auch: Grundlagen der koronaren Herzkrankheit: Therapie arteriosklerotisch bedingter Erkrankungen)
• Blutzuckereinstellung
• Blutdruckeinstellung
• Nikotinverzicht
• Risikoadaptierte LDL-Cholesterineinstellung mit Statinen
• Ggf. Gewichtsreduktion
• Regelmäßig Sport treiben
-Besondere Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zur Rezidivprophylaxe nach
erfolgtem ischämischen Schlaganfall (Sekundärprävention)
-Frühe Rezidivprophylaxe des ischämischen Schlaganfalls: ASS 100 mg/d (oder Clopidogrel 75 mg/d bei
Unverträglichkeit) innerhalb von 48 h nach Ereignis, ggf. Antikoagulation erwägen
-Weitere Empfehlungen
Die Bestimmung des Stenosegrades bei Veränderungen der Arteria carotis soll mit der farbkodierten Duplex-
Sonographie (FKDS) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Angiologie)
Gh.Z 27.06.2019