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Kapitel 4: Kleben
Fachhochschule München
Fachbereich 06 – Feinwerk- und Mikrotechnik
Inhalt
4 Kleben ...................................................................................................................................3
4.1 Haftmechanismus ...........................................................................................................3
4.2 Physikalisch abbindende Klebstoffe ...............................................................................4
4.2.1 Lösungsmittelkleber .................................................................................................5
4.2.2 Dispersionskleber (Leim) .........................................................................................5
4.2.3 Kontaktklebstoffe......................................................................................................5
4.2.4 Polyurethankleber ....................................................................................................6
4.2.4 Klebebänder dauerklebrig, ein- und zweiseitig klebend...........................................6
4.2.5 Klebstreifen; durch Anfeuchten reaktivierbar ...........................................................7
4.2.6 Plastisole..................................................................................................................7
4.2.7 Schmelzklebstoffe ....................................................................................................7
4.3 Chemisch abbindende Klebstoffe (Reaktionsklebstoffe) ................................................8
4.3.1 Epoxidharzkleber .....................................................................................................9
4.3.2 Methylmetacrylat-Kleber ........................................................................................10
4.3.3 Cyanacrylatkleber (Sekundenkleber) .....................................................................10
4.3.4 Anaerobe Kleber ....................................................................................................11
4.3.5 Silikonkleber...........................................................................................................11
4.3.6 Spezialkleber..........................................................................................................11
4.4 Oberflächenvorbereitung: .............................................................................................12
4.5 Gestaltung von Klebeverbindungen..............................................................................13
4.6 Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz....................................................................16
4.7 Berechnung von Klebeverbindungen............................................................................16
4 Kleben
Kleben ist eine feste Verbindung von Teilen durch einen (meist) synthetischen Werkstoff, der
durch physikalische Abbindung oder chem. Reaktion verfestigt wird und die Teile infolge
Oberflächenhaftung (Adhäsion) sowie zwischen- und innermolekularer Kräfte (Kohäsion)
verbindet.
4.1 Haftmechanismus
Adhäsion = Aneinanderhaften der Moleküle im Grenzflächenbereich zweier
verschiedener Werkstoffe
Kohäsion = innerer Zusammenhalt der Moleküle eines Stoffes
Vorteile: Nachteile
- Fügen verschiedenartiger Werkstoffe - Sehr sorgfältige Vorbereitung nötig
- Kein Wärmeeintrag (wenig Verzug) - Stumpfstöße nicht möglich
- Keine ungünstige Beeinflussung der - Geringe Schälfestigkeit
Werkstoffeigenschaften
- Geringe Warmfestigkeit
- Gas- und flüssigkeitsdicht, Isolierend
- Teilweise lange Wartezeiten zum
- Keine Querschnittsschwächungen Abbinden
- Leicht - Kriechneigung der Verbindung
- Gute Schwingfestigkeit - Nachträgliches Zurichten nicht mehr
möglich
- Auch dünne Folien verbindbar
- Schlecht prüfbar
- Großflächige Verbindung
4.2.1 Lösungsmittelkleber
- Klebstoff ist in Lösungsmittel gelöst
- flüchtige Lösungsmittel entweichen während des Klebens
- Polymere sind bereits in ihrem molekularen Endzustand.
- Lösungsmittel ist lediglich Verarbeitungshilfe und wird kein Bestandteil der
Kleberschicht.
- Lösungsmittel muss verdunsten können Æ poröse Materialien (Papier, Holz,
Keramik).
- Hauptsächlich nichtindustrielle Anwendungen
- Beispiele:
UHU (Lösungsmittelklebstoff)
- Vorteil:
einfach handhabbar
kein Mischen
- Nachteil:
Geringere Festigkeit als chem. abbindende Klebstoffe
Lösungsmittel zersetzt manche Werkstoffe
4.2.3 Kontaktklebstoffe
- Klebstoff ist in Lösungsmittel gelöst
- Klebstoff auf beide Fügeflächen auftragen
- Nach kurzem Ablüften (ca. 15 min bei Raumtemperatur) Teile kurz fest anpressen
- flüchtige Lösungs- oder Dispersionsmittel entweichen vor dem Kleben
- Abbindevorgang ist rein physikalisch, daher kein Aushärten der Klebefuge
- Beispiele:
Pattex (Henkel)
Technicoll 8050 (Beiersdorf)
Bostik 1777 (heißaushärtend für Verklebung von Bremsbelägen)
Vorteil: Nachteil:
- Einfach handhabbar - Nach dem Fügen keine Justierung mehr
möglich
- Kein Mischen
- Kriechneigung
- Gut für großflächige Verbindungen
4.2.4 Polyurethankleber
- Sehr gute Haftungseigenschaften, auch auf vielen Kunststoffen.
- Eigenschaften in weiten Bereich variierbar, z.B. Beständigkeit gegenüber
Lösungsmitteln, Weichmacher, Ölen, Wasser.
- Festigkeit bei harten Typen vergleichbar mit Epoxidharzklebern.
- Reißdehnung von 3 bis 400% variierbar
- Können auch bei Tieftemperatur flexibel sein.
- Warmhärtbar bis 100°C.
- Beispiel:
Beiersdorf technicoll,
3M Scotch-Weld 3532B/A,
Henkel Ponal Flächenkleber.
- Anwendung: Allzweckkleber, Sandwich aus PU-Schaumstoffkern + GFK oder Metall-
oder Duroplast-Deckplatten z.B. Wohnwagenbau, Verkleben von Schaumstoffen,
Parkett.
- Beispiele:
Scotch von 3M;
Tesa von Beiersdorf.
- Anwendung: Kabelschellen, Reklame, Verpackung, Elektromotorenwicklung,
Leiterplattenfertigung, endlos machen von Folienbahnen, z.B. Papier, Einkleben von
Spiegeln in Möbel.
4.2.6 Plastisole
- Polymerkügelchen sind in einer flüssigen Phase mit Weichmachern, Füllstoffen und
Haftvermittlern verteilt
- Nach der Applikation erfolgt die Wärmezufuhr
- Plastisol geliert bei Temperaturen zwischen 140 und 200°C ab
- Anwendung im Automobil-Bau als Nahtabdichtung oder Unterbodenschutz
- Kein Lösungsmittel
- Geringe Festigkeit, hohe Elastizität
- Eher Dichtstoff als Klebstoff
4.2.7 Schmelzklebstoffe
- thermoplastische polymere Verbindungen
- werden im geschmolzenen Zustand aufgetragen (meist zwischen 120 und 200°C
- unmittelbar nach Abkühlen voll belastbar
- Achtung: beide Fügeflächen müssen gleichzeitig angewärmt werden, da sich sonst
die Adhäsion an der Oberfläche nicht ausbilden kann.
- Beispiel: Jet-Melt (3M)
- Anwendung: Umleimer von Möbeln, Glaskolben in Sockel, Fixieren von Spulenenden
am Wickelkörper, Trafo in Gehäuse, Gehäuseabdichtungen,
Reaktionsklebstoffe
- Technisch wichtigste Klebstoffe
- Hochmolekulare, härtbare Kunstharze (meist Phenol- und Epoxidharze)
- Im Lieferzustand flüssige Komponenten
- Durch Zugabe Katalysator erfolgt Umwandlung in unlösliche und unschmelzbare
Sustanz
- Hohe Haftfestigkeit und hohe innere Festigkeit
- Bezeichnung als Zweikomponenten-Klebstoffe mit
Binder (Grundstoff) und
Härter (Katalysator)
Evtl. zusätzlich Beschleuniger
- Eignung für Glas, Metalle, Keramik, Porzellan, Kunststoffe, etc.
- Einteilung in
Polymerisationsklebstoffe
Polyadditionsklebstoffe
Polykondensationsklebstoffe
4.3.1 Epoxidharzkleber
- Sehr häufig in technischen Anwendungen, sog. „Konstruktionsklebstoff“
- Sehr gut reproduzierbare Eigenschaften
- Kalt aushärten oder warm (noch dünnflüssiger, noch bessere Benetzung der
Oberfläche)
- Statische Kurzzeitzugscherfestigkeit bei 20°C ca. 15 bis 30 N/mm2.
- Dauerstandsfestigkeit bei ruhender Belastung ca. 20 bis 30%, bei schwingender
Belastung um 10% dieser Werte
- Reißdehnung wenige %
- Achtung: Unter Einfluss von Lösungsmitteln oder bei besonderem Einsatz, wie in
heißem Wasser, kann bei manchen die Dauerstandsfestigkeit praktisch auf 0
absinken. Werte durch Versuch oder mit Hersteller klären.
- Vorteil: Keine flüchtigen Bestandteile
Auch dichte Materialien klebbar
Zweikomponenten-Epoxidharzkleber
- Harz und Härter werden getrennt geliefert und erst unmittelbar vor der Verwendung
gemischt.
- Beim Mischen vorgeschriebenes stöchiometrisches Verhältnis einhalten
- Vollständig durchmischen!
- Nach dem Mischen bei Raumtemperatur bis ca. 2h verarbeitbar (ca. 1 min mit
beigegebenen Beschleunigern).
- Meist kalt und warm aushärtbar.
- Bei Warmaushärtung werden höhere Festigkeiten erzielt und die Aushärtezeit
reduziert sich von Std. auf Min.
Beispiel: Uhu-plus, (identisch mit im Handel Harz AW106 und Härter HV953U)
Araldite 2011;
Scotch-Weld von 3M;
technicoll von Beiersdorf;
Duopox von Delo
Einkomponenten-Epoxidharzkleber
- Bestehen chemisch aus 2 Komponenten, die im Anlieferzustand im Kleber als Mo-
nomere vorliegen.
- Sind bei vorgeschriebener Lagertemperatur so reaktionsträge, dass sie nicht aushärten.
- Benötigen meist zum Aushärten 90 bis 250°C, nur manche tiefgekühlt zu lagernde
Klebstoffe härten bei Raumtemperatur aus
Vorteile sind:
- Kein Mischen und damit auch keine Fehler beim Mischen.
4.3.2 Methylmetacrylat-Kleber
(auch Methacrylat-Kleber oder Acryl-Kleber genannt)
- Methylmetacrylat-Monomere sind sehr reaktionsfreudig.
- Härtezeit bis zur Handhabungsfestigkeit ca. 2 bis 30 min.
- Festigkeitswerte vergleichbar mit Epoxidharz-Klebern.
- Die Klebefuge ist etwas flexibler.
- Beispiel: Agomet F300;
F310 von Degussa,
Loctite Multibond 330.
- Anwendung: Verklebbar sind praktisch alle Metalle und die meisten Kunststoffe.
4.3.5 Silikonkleber
- Silikone sehr weich einstellbar
- Dort angewendet, wo hohe Elastzität notwendig ist, z.B. Verkleben von Werkstoffen
mit sehr unterschiedlichem Ausdehnungskoeffizienten, Einbetten von einpfindlichen
Teilen, als Dichtung, etc..
Silikone haben:
- gute Haftfestigkeit auf vielen Werkstoffen
- hohe Temperaturbeständigkeit im Grenzfall -40 bis 300°C
- hohe Reißdehnung bis 600%
- Einkomponentige Silikonkleber benötigen zum Aushärten Feuchte aus der
Umgebungsluft. Die Härtegeschwindigkeit ist mm/Tag. Beim Aushärten schrumpfen
sie ca. 3%; wenn sie mit Lösungsmittel verdünnt sind, um besser zu fließen, bis 50%.
- Zweikomponentige härten ohne Feuchte, sie sind also auch für schmale
Klebespalte geeignet.
- Bei der Aushärtung spalten die meisten geringe Mengen Essigsäure ab, die korrosiv
wirkt. Manche spalten Amin ab, das sich neutral verhält.
- Beispiele: Delo; Wacker.
4.3.6 Spezialkleber
- Z.B. Strom und/oder Wärme leitende Kleber durch Beimischen von Metall- oder
Metalloxidpulvern
- Die Auflistung der Kleber ist unvollständig, weil die Vielfalt und die
Spezialanwendungen zu umfangreich sind.
4.4 Oberflächenvorbereitung:
Ausgeführte Klebverbindungen:
a) bis c) Rohrverbindungen,
d) kaschierte Holzplatte,
e) Leichtbauplatte,
f) geklebter Vorflügel eines Sportflugzeuges,
g) Tankdeckel mit aufgeklebten Hutprofilen,
h) Bremsbacke mit aufgeklebtem Bremsbelag,
i) Versteifung einer Flugzeug-Rumpfhaut mit Hutprofilen
Bindefestigkeit (Zug-Scherfestigkeit)
Fm F
τ kB = = m
AKl lü ⋅ b
Fm = Zerreißkraft
AKl = Klebfugenfläche
lü = Überlappungslänge
b = Breite der Klebfugenfläche
Für die dynamische Festigkeit der Klebverbindung kann man etwa mit folgenden Werten
rechnen:
Wechselnde Beanspruchung: τ kw ≈ (0, 2...0, 4) ⋅τ kB
Schwellende Beanspruchung: τ ksch ≈ 0,8 ⋅τ kB
Um genügend große Klebeflächen zu erhalten sollte die Überlappung bei Leichtmetallen
sein:
lü ≈ 0,1 ⋅ R p 0,2 ⋅ t bzw. (10...20) ⋅ t (mit t = Bauteildicke)
Achtung:
Bindefestigkeit ist von vielen Parametern abhängig (Korrosionseinflüsse, Temperatur,
Oberflächenrauheit, Werkstoff, Geschwindigkeit der Lastaufbringung, etc.)
Daher Herstellerangaben beachten.