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Vorlesung 267.872
2 Stunden
WS 2010
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
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Disposition der Vorlesung
1. Überblick über das Fach „Volkswirtschaftslehre“
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
Teil 1:
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
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1. Überblick und Grundbegriffe
Aufbau der Vorlesung
1. Die Volkswirtschaftslehre im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften
2. Grundbegriffe
2.1. Von den Bedürfnissen (Wünschen) zum (Güter-) Konsum
2.2. Güter
2.3. Produktion und Güterangebot
2.4. Volkswirtschaftlicher Kreislauf
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Vor rund 200 Jahren begründete Adam Smith mit seinem berühmten Buch
"The Wealth of Nations" (1776) die moderne Nationalökonomie.
Seit dieser Zeit hat sich die Ökonomie - wie auch die anderen Wissenschaften -
weiter ausdifferenziert und spezialisiert.
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
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1. Volkswirtschaftslehre
Die Volkswirtschaftslehre befasst sich zunächst einmal mit der Beschreibung und
Systematisierung wirtschaftlicher Tatbestände und Vorgänge.
Darüber hinaus versucht sie, die wirtschaftlichen Prozesse vor dem Hintergrund
der jeweiligen Wirtschaftsordnung (rechtliche, institutionelle, gesellschaftliche
und kulturelle Gegebenheiten) zu erklären und wahrscheinliche Entwicklungen
vorherzusagen.
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Die Theorie der Wirtschaftspolitik befasst sich mit den Möglichkeiten der
Gestaltung und Beeinflussung der Wirtschaftsordnung einerseits und des
Wirtschaftsablaufes andererseits. Dabei orientiert sich das Suchen nach
wirtschaftspolitischen Handlungsanweisungen an individuellen und
gesellschaftlichen Wert- und Zielvorstellungen (wie z.B. Vollbeschäftigung,
Preisstabilität, regionale Gleichverteilung der Einkommen).
3. Finanzwissenschaft
Neben den Unternehmen und den privaten Haushalten, die Gegenstand der
Mikroökonomie sind, gibt es in jedem modernen Industriestaat noch weitere
wirtschaftliche Entscheidungsträger, und zwar die öffentlichen Haushalte.
Sie sind Gegenstand der Finanzwissenschaft.
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4. Betriebswirtschaftslehre
5. Ökonometrie
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6. Raumbezogene Wirtschaftstheorie
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Zur Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Raumplanung/Raumordnung:
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7. Wirtschaftsgeschichte
Sie befasst sich mit der historischen Beschreibung und Analyse wirtschaftlicher
Entwicklungen.
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2. Grundbegriffe
Es wird oft davon ausgegangen, dass das letztendliche Ziel allen Wirtschaftens
das Befriedigen von Bedürfnissen ist.
Grundsätzlich geht man von der Annahme aus, dass die Bedürfnisse der
Menschen quasi "unendlich" sind, während die zur Befriedigung der Bedürfnisse
erforderlichen Ressourcen "endlich" sind: Im Schlaraffenland, wo alles im
Überfluss existiert, muss nicht wirtschaftlich gedacht und gehandelt werden.
(z.B. bei kleinen Eingeborenen-Stämmen in der Südsee, deren Klima und
Vegetation eine Vorratshaltung nicht erforderlich machen)
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Betrachten wir zunächst die eine Seite dieses Prozesses, und zwar die
„Nachfrageseite“:
Bedürfnisse
Bedarf
Güterkonsum
Nachfrage
Quelle: Brandt et al.,
Grundzüge der
Mikroökonomie, S. 57
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1. Bedürfnisse - Wünsche
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2. Bedarf
Das Bedürfnis hat sich auf ein bestimmtes Gut (Dienstleistung) gerichtet und tritt
somit in den ökonomischen Bereich ein.
Im Gegensatz zum Bedürfnis ist der Bedarf mit konkreten Mengen-, Qualitäts-
und Preisvorstellungen verbunden (und somit eine objektivierte Größe).
Nicht jedes Bedürfnis führt zum Bedarf. Manche Bedürfnisse - wie jenes
nach Zuneigung - können auch außerökonomisch befriedigt werden. Der
Bedarf richtet das Bedürfnis auf ein Gut und führt damit in den
ökonomischen Bereich.
3. Nachfrage
Ist der Bedarf mit der notwendigen Kaufkraft ausgestattet, so wird er als
Nachfrage effektiv.
4. Güterkonsum
Trifft der kaufkräftige Bedarf, d.h. die Nachfrage, auf ein entsprechendes
Güterangebot, so wird das betreffende Gut zur Befriedigung des jeweiligen
Bedürfnisses konsumiert.
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2.2. Güter
– der Verfügbarkeit
– dem Verwendungszweck
– der Nutzungsdauer
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Verfügbarkeit
Ist ein Gut dagegen im Überfluss vorhanden, so sprechen wir von einem
f i Gut.
freien G t
Grundsätzlich haben nur knappe Güter einen positiven Preis, freie Güter
haben einen Preis von Null.
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Physische Eigenschaften
Wir werden bei Sachgütern auch von Gütern im engeren Sinn sprechen.
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Verwendungszweck
(Vertikale Gütereinteilung:)
– Konsumgüter
– Vorleistungen
g und
– Investitionsgüter (auch: Kapitalgüter)
Nutzungsdauer
– Gebrauchs- und
– Verbrauchsgüter
– (auch langlebige Konsumgüter; Güter des täglichen Bedarfs)
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Verhältnis der individuellen zur kollektiven Nutzung
– Private und
– öffentliche Güter
– Substitutionsgüter
– Komplementärgüter
p g
– unverbundene Güter
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Abbildung 1.2: Produktion
Faktoren Produkte
Arbeit
Konsumgüter
Kapitalgüter
Investitionsgüter
Produktion
Boden
Vorleistungen
Vorleistungen
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1. menschliche Arbeitsleistung
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2.4. Volkswirtschaftlicher Kreislauf
Aus dem Arbeitseinsatz erzielen die privaten Haushalte die Mittel (d.h. das
Einkommen), um ihre Bedürfnisse durch den Kauf von Konsumgütern (i.w.S.) zu
befriedigen. (Daneben erzielen manche Haushalte auch Einkommen aus Besitz
und Vermögen).
Fasst man alle privaten Haushalte zu einem Aggregat zusammen und stellt man
dieses Aggregat der Summe aller Unternehmen gegenüber, so kann man einen
geschlossenen Kreislauf zwischen Haushalten und Unternehmen betrachten.
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Haushalte
Unternehmen
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Wichtig ist dabei, dass man sich bei der Verknüpfung mikro- und
makroökonomischer Betrachtungsweisen der Tatsache bewusst ist, dass man
leicht dem Trugschluss der Verallgemeinerung einzelwirtschaftlicher
Tatbestände erliegen kann.
– Wenn ein Arbeiter etwa mehr Lohn erhält, so wird er dies als Verbesserung
seiner materiellen Wohlfahrt empfinden.
Wenn aber alle Arbeitnehmer mehr Lohn erhalten, so kann daraus eine
allgemeine Preiserhöhung entstehen, die eine tatsächliche (= reale)
Besserstellung des einzelnen Arbeitnehmers verhindert.
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Ein anderes Beispiel bezieht sich auf das Sparen. Oft wird von den Medien in
angeblich oder tatsächlich gegebenen Konjunkturschwächen der Slogan
verbreitet, "wir müssten alle den Gürtel etwas enger schnallen", womit gemeint ist,
dass alle mehr sparen müssten.
Während es nun für den einzelnen durchaus sinnvoll und auch erforderlich sein
kann, zu sparen, um z.B. für spätere Ausgaben oder auch unsichere Zeiten
vorgesorgt zu haben, kann ein allgemeines Zurückhalten bei Kauf- und
Investitionsentscheidungen genau jene Krise herbeiführen, vor der man sich
durch "Gürtel enger schnallen" bewahren wollte.
Begründung:
g g Spart
p ein Großteil der Bevölkerungg mehr,, so führt das zu
Umsatzeinbußen mit nachfolgendem Produktions-, Beschäftigungs- und
Einkommensrückgang.
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Weitere Beispiele für die Diskrepanz zwischen einzelwirtschaftlicher und
gesamtwirtschaftlicher Logik1):
Was aus der Perspektive einer Volkswirtschaft richtig ist, muss nicht
weltwirtschaftlich richtig sein.
Ergänzen wir diesen Kreislauf noch durch den öffentlichen Sektor (Summe der
öffentlichen Haushalte), so sind einerseits
– die Steuerleistungen der privaten Haushalte und Unternehmen
hinzuzufügen, denen
In der vorigen und der folgenden Abbildung kann man erkennen, dass zwischen
den Wirtschaftseinheiten und Sektoren einer Volkswirtschaft drei unterschiedliche
ökonomische Kategorien ausgetauscht werden, und zwar
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Abbildung 1.4: Volkswirtschaftlicher Kreislauf mit öffentlichem Sektor
Steuern
öfftl. Leistungen
Arbeitsleistungen
g
Löhne
Haushalte
Unternehmen
Erlöse
Güter
Steuern
öffentliche Leistungen
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Die Frage erhebt sich nun, wie man das wirtschaftliche Handeln der einzelnen
Wirtschaftseinheiten sowie den Wirtschaftsprozess als Gesamterscheinung
beschreiben und erklären kann.
Die traditionelle Wirtschaftstheorie geht von der Vorstellung aus, dass der
Wirtschaftsprozess immer erklärbar ist aus den, und reduzierbar ist auf die
Entscheidungen einzelner Wirtschaftseinheiten (Reduktionismus).
Wir werden diesem Paradigma nicht folgen, sondern davon ausgehen, dass die
Mikroebene und die Makroebene eigenständige Untersuchungsgegenstände
sind, die zwar miteinander verbunden sind, aber nicht durch Reduktion auf die
jeweils andere Ebene erklärbar sind.
Die Verbindungen zwischen den beiden Ebenen werden durch die Institutionen in
einer Volkswirtschaft hergestellt.
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Einzelwirtschaftliche Ebene
Institutionelle
Rahmenbedingungen
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Fragen:
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Teil 2:
Die institutionellen
Rahmenbedingungen des Marktes
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1. Der Markt als gesellschaftliche Institution
In den Achtzigerjahren war eines der großen Schlagworte „Mehr Markt“, das sich
über die Vereinigten Staaten (Reaganomics) und Großbritannien (Thatcherismus)
auch nach Europa fortgepflanzt hat
hat.
Die Ereignisse in Osteuropa ab Ende der Achtzigerjahre haben dann einen davon
unabhängigen Prozess „zum Markt“ in Gang gesetzt, als das Ende des
Komm nism s und
Kommunismus nd der Plan
Planwirtschaft
irtschaft verkündet
erkündet wurde.
rde
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In beiden Fällen, sowohl bei der „Marktwirtschaftspolitik“ im Westen wie auch bei
der Transformation im Osten lagen den ordnungspolitischen Vorstellungen
äußerst mangelhafte Konzeptionen des Marktes zugrunde - wie aus heutiger Sicht
unschwer auch an den sich offenbarenden Problemen erkennbar ist.
Unabhängig von den dafür verantwortlichen politischen Interessen liegt das zum
Teil auch daran, dass die Wirtschaftswissenschaft sich über weite Strecken
überhaupt nicht mit dem Phänomen „Markt“ auseinandersetzt, sondern diesen als
quasi-mechanischen Automatismus voraussetzt.
Der Markt ist in dieser Vorstellung einfach jener (konkrete oder fiktive) Ort, an dem
Anbieter und Nachfrager zusammenkommen und ohne Beschränkungen seitens
staatlicher Instanzen und hinsichtlich der Preisbildung ihre Transaktionen
durchführen.
Es ist daher nur folgerichtig, dass die herrschende ökonomische Lehre zur
Transformation im Osten nicht viel mehr vorzuschlagen hatte, als die
Produktionsmittel zu privatisieren (Privateigentum herbeizuführen) und die Preise
zu liberalisieren.
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Die Frage bleibt allerdings, ob das schon genügt, um Märkte entstehen zu lassen,
um eine Marktwirtschaft entstehen zu lassen.
Die Frage bleibt auch, ob die Deregulierung und Entstaatlichung in den westlichen
Industriestaaten in jedem einzelnen Falle und in Summe zu einer
wettbewerbsstärkeren,
e be e bss ä e e , zu ue
einer
e versorgungssicheren
e so gu gss c e e u und
d zuueeiner
e Volkswirtschaft
o s sc a
mit größerem Wohlstand geführt hat bzw. führt.
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Definitionen
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Grundlage solcher Definitionen ist die Vorstellung eines Marktplatzes, von dem
aus dann die modernen Märkte als Abstraktionen gesehen werden können:
In the literal sense, a place in which things are bought and sold. In
modern industrial system it has expanded to include the whole
geographical area in which sellers compete with each other for the
consumers.
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Die institutionelle Schule der Nationalökonomie hat immer schon betont, dass das
mechanistische Paradigma bei der Beschreibung und Erklärung des Marktes zu
kurz greift, weil der Markt einerseits selbst eine gesellschaftliche Institution ist und
andererseits weiterer sozialer Institutionen bedarf, um funktionsfähig zu sein.
Der M
D Markt
kt iistt eine
i S Summe sozialer
i l IInstitutionen,
tit ti innerhalb
i h lb d
derer eine
i
große Zahl von Güter-Tauschaktionen regelmäßig stattfindet, die zu
einem gewissen Grad durch diese Institutionen ermöglicht und strukturiert
werden.
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Hier werden bereits die Rahmenbedingungen für die Funktionsfähigkeit des
Marktes angesprochen, die z.B. in der folgenden Definition noch weiter präzisiert
werden:
The prerequisites
Th i it off any market
k t are (1) private
i t contracts;
t t (2) commercial i l
laws; (3) monetary regime; (4) self inforcing mechanisms/external referee
Auf die Vorbedingungen oder Rahmenbedingungen des Marktes wird später noch
genauer eingegangen, und auch in den juristischen Einführungsvorträgen wird
dieser Aspekt noch ausführlicher behandelt.
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Funktionen
Bezüglich der Funktionen des Marktes wird der Markt zunächst einmal als
Allokationssystem betrachtet.
Allokation heißt die Zuteilung oder Zuweisung von Ressourcen, von Mitteln oder
Leistungen, wobei auch die noch zu erbringenden Leistungen (Arbeitsplätze)
unter diesen Begriff zu subsumieren sind.
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1.2. Allokationssysteme1)
– zentralen und
– dezentralen Allokationssystemen.
Erstere setzen eine zentrale Institution voraus, die die Allokation vornimmt, etwa
den Staat. Auch ein Unternehmen ist eine Institution, in der zentral entschieden
wird. Im zweiten Fall gibt es keine derartige Institution.
1) Dieser Abschnitt ist angelehnt an: P. Rosner, Grundzüge der Politischen Ökonomie Österreichs. WUV-Verlag,
Wien 1994, S. 1-5
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A. Zentrale Allokationssysteme:
f) Produktivität:
P d kti ität was kann
k jemand
j d zu den
d Zielen
Zi l der
d Gesellschaft
G ll h ft beitragen?
b it ?
Stipendien aufgrund von Leistung, Vorrückungen nach Leistungen (In
beiden Fällen dient die vergangene Leistung als Indikator für eine zu
erwartende Leistung.);
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B. Dezentrale Allokationssysteme:
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Beispiel 2: "Alte Meister", bestehende Unternehmungen, Grundstücke werden
vererbt oder gekauft. Durch den Kauf werden die bereits existierenden
Werke umverteilt, sie können nicht mehr produziert werden.
Sie werden oft über Auktionen zugeteilt. Wer am meisten zahlt, erhält
das Werk, die Unternehmung, das Grundstück.
Steigt die Zahl der Interessenten, dann wird der Preis steigen.
Schon ein zusätzlicher Bieter kann den Preis verändern.
Beispiel 4: Bei Arbeitsplätzen für qualifizierte Arbeiten werden die Bewerber meist
genauer geprüft, um die/den Beste/n auszuwählen.
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M beachte:
Man b ht man kkann annehmen,
h d
dass solche
l h JJobs
b iimmer kknapp
sind, d.h. es gibt mehr Anwärter für solche Jobs als es derartige Jobs
gibt. Die Frage, wer diese Jobs bekommt, muss auf irgendeine Art
gelöst werden.
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Beispiel 5: Es gibt aber mehr Universitätsabsolventen als Einstiegsjobs für
(2. Teil) Karrieren. Also muss es ergänzende Kriterien für die Zuteilung der
knappen Jobs geben. (Studienabschluss und andere Kriterien, die auf
hohe berufliche Qualifikation schließen lassen; Tests, unterschiedliche
Chancen für Männer und Frauen; Beziehungen; private Vereinigungen
- Parteien, Cartellverband etc.)
c) Nur ein Teil jedes Jahrganges beginnt eine höhere Schule. Wie
erfolgt hier die Zuteilung? Sind das Begabungen? Entspricht
das den vergangenen Leistungen?
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B i i l7
Beispiel 7: I den
In d U Unternehmen
t h erfolgt
f l t die
di ZZuteilung
t il d
der zu erbringenden
bi d
Leistungen durch die koordinierende Tätigkeit der
Unternehmensleitung.
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1.3. Bedingungen für die Funktionsfähigkeit des Marktes
Ökonomische Bedingungen
1.4. Marktversagen
Q: J. E. Stiglitz; wikipedia Abfrage 1.9.2008
In der öffentlichen Diskussion wird häufig die Meinung vertreten, dass „der Markt“ die
beste oder einzige
g Lösung g für wirtschaftliche Probleme aller Art sei. Dass das nicht so ist,,
ist in den Wirtschaftswissenschaften eine lang bekannte Tatsache. Sie wird unter dem
Titel „Marktversagen“ behandelt.
Der Begriff Marktversagen bezeichnet eine Marktsituation, in der es dem Markt nicht
gelingt die Ressourcen effizient oder in der gewünschten Weise zuzuteilen
gelingt, zuzuteilen. Auch wenn
Märkte (ein Markt) nicht entstehen (nicht entsteht), liegt Marktversagen vor (s.o.:
Marktmacher).
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Imperfekte Information
Wenn die potenziellen Vertragspartner in einem Markt nicht über annähernd gleiche
Informationen verfügen, z. B. in Hinblick auf die Eigenschaften angebotener Ware, so
kommt es zu einer ineffizienten Ressourcenallokation oder auch dazu, dass die schlechter
informierten Marktteilnehmer benachteiligt werden. Qualitätsunsicherheit ist ein Beispiel für
asymmetrische Information.
Aus der elementaren Notwendigkeit von Markttransparenz für das Funktionieren von
Märkten kann eine Begründung für bestimmte Regulierungen und Institutionen abgeleitet
werden. So übernimmt zum Beispiel der Verein für Konsumenteninformation (VKI)
die ökonomische Aufgabe, die Benachteiligung schwächerer Marktteilnehmer (hier:
Konsumenten) und Marktversagen aufgrund unzureichender Information zu verhindern.
Dem Verbraucherschutz dienen auch Teile der allgemeinen Gesetzgebung sowie des
Wirtschaftsrechts, welche die Desinformation von Konsumenten und anderen
Marktteilnehmern verbieten.
VWL © Blaas 55
Externe Effekte
Eine weitere Ursache, durch die es zu Marktversagen kommen kann, sind sogenannte
externe Effekte.
Das sind alle Fälle, in denen das Handeln der Marktteilnehmer (negative oder positive)
Auswirkungen auf andere hat (beispielsweise also die Abgase des Autofahrens (negativ)
oder die Verschönerung eines Gebäudes, die auch die umliegenden Gebäude aufwertet
(positiv). Die Interessen dieser Dritten werden von den am Markt handelnden Parteien
nicht berücksichtigt, so dass die Zuteilung der Ressourcen volkswirtschaftlich betrachtet
nicht mehr effizient ist. Da die Auswirkungen auf Dritte, die sich nicht wehren können, nicht
in das Preiskalkül von Anbieter und Nachfrager einbezogen werden, haben sie keinen
Einfluss auf den Preis, auch wenn die Dritten bereit wären, Geld für den Nichtabschluss
(negative externe Effekte) oder Abschluss (positive externe Effekte) zu bezahlen.
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Externe Effekte
Durch das Coase-Theorem kann gezeigt werden, dass es unter den theoretisch idealen
Voraussetzungen (klare Zuordnung von Eigentums- bzw. Verfügungsrechten, vollständige
Rationalität, keine Transaktionskosten) zu Verhandlungen am Markt kommt, die zu einer
Internalisierung (= Mitberücksichtigung) der externen Effekte durch die Marktteilnehmer
führen. Nicht möglich sind diese Verhandlungen jedoch mit Marktteilnehmern, die es noch
gar nicht gibt, aber zu denen Kosten (z. B. den für Umgang mit Nuklearmüll) in die Zukunft
externalisiert wurden.
Bei der Pigou-Steuer löst der Staat das Marktversagen, indem er den Verursacher in Höhe
der externen Kosten besteuert. Allerdings muss der Staat dazu genau die externen Kosten
kennen und es dürfen ebenfalls keine Transaktionskosten entstehen.
VWL © Blaas 57
Öffentliche Güter
Märkte können bei der effizienten Bereitstellung öffentlicher Güter versagen. Öffentliche
Güter sind durch (weitgehende) Nichtrivalität im Konsum und (i. d. R.)
Nichtausschliessbarkeit vom Konsum gekennzeichnet.
So ist zum Beispiel die äußere Sicherheit eines Landes ein öffentliches Gut – es wird
gleichzeitig von allen in einem Land Ansässigen konsumiert, ohne dass der Konsumnutzen
jedes Einzelnen durch den Konsum anderer Individuen beeinträchtigt wird. Gleichzeitig
kann kein einzelnes Individuum davon ausgeschlossen werden.
Die private (d. h. über Märkte oder ähnliche auf Freiwilligkeit beruhende) Bereitstellung
derartiger Güter leidet unter Trittbrettfahrerverhalten, welches darin besteht, das Gut von
den anderen bereitstellen zu lassen, um dann in den kostenfreien Genuss des Gutes zu
kommen. Auch wenn insgesamt u. U. eine hinreichend große Zahlungsbereitschaft
vorhanden wäre, käme aufgrund der Nichtausschließbarkeit dennoch keine kaufwirksame
Marktnachfrage nach diesem Gut zustande.
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Öffentliche Güter
Aufgrund des Versagens dezentraler Allokationsmechanismen für öffentliche Güter wird oft
deren gesellschaftlich organisierte (i. d. R. also staatliche) Bereitstellung gefordert.
Zwar kann der Staat durch Rückgriff auf Steuern und ähnliche vorgeschriebene Abgaben
die Finanzierung öffentlicher Güter sicherstellen. Ungelöst bleibt aber die Festlegung einer
effizienten Bereitstellungsmenge für das öffentliche Gut.
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Marktversagen kann auch dadurch bedingt sein, dass Marktteilnehmer in der Lage sind,
sich „Marktmacht“ zu verschaffen und sie in ihrem Interesse auszuüben.
Gelingt es,
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(1) Einschränkung der Zahl der Konkurrenten
Im Extremfall Monopol konzentriert sich das ganze Angebot und/oder die ganze
Nachfrage auf einen einzigen Marktteilnehmer und entsprechend gross ist seine
Marktmacht.
Bei monopolistischer Konkurrenz beherrscht ein Marktführer das
Marktgeschehen. Unternehmen mit kleinem Marktanteil sind in Symbiose mit
dem Marktführer und profitieren von seiner Hochpreispolitik. Für den Leader
sind sie Ansporn, seine eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten. Sie verhüten,
dass der Marktführer träge wird. Sie sichern damit langfristig seine Marktmacht.
VWL © Blaas 61
(2) Marktzutrittsbarrieren
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(3) Produkteindividualisierung und Preisverschleierung
Dies gelingt ihnen über die Produktgestaltung sowie über die Preis- und
Konditionenpolitik. Man kreiert Markenprodukte und ist für diese
Markenprodukte alleiniger Anbieter.
VWL © Blaas 63
Er ist der Mittelsmann, der die Verbindung zwischen dem Produzenten oder
Verkäufer und dem Zwischenhändler oder Letztverbraucher herstellt. Er ist
wesentlich für das Funktionieren eines Marktes, ohne ihn ist eine Marktwirtschaft
nicht denkbar.
Worin bestehen die Aktivitäten des "Marktmachers", wenn er den Markt "macht"?
Er kann ein Vermittler sein oder auch eine aktivere Rolle spielen, indem er
Firmen Aufträge zur Produktion von Waren gibt, die er zum alleinigen Zweck
kauft, um sie später an anderen Orten an Kunden weiter zu verkaufen. Wenn er
einem Produzenten einen Auftrag erteilt, schafft er gleichzeitig jene Sicherheit,
die es dem Bankier erlaubt, dem Produzenten einen Kredit zu gewähren. Dieser
Kredit ermöglicht es dem Produzenten, den Arbeitern ihren Lohn zu bezahlen
und von seinen Lieferanten Rohmaterial, Energie usw. zu beziehen.
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Die Funktion des "Zwischenhändlers" als "Marktmacher" ist unabdingbar; dennoch
erscheint er nicht wie ein "deus ex machina". Um seine Funktionen ausüben zu
können, braucht der Zwischenhändler einen gesetzlichen Rahmen, der ihm den
Abschluss verschiedenster Verträge ermöglicht, deren Erfüllung überwacht und
durchsetzt.
Der Gesetzgeber wird also für die Schaffung des Marktes, das Rechtssystem für
di D
die Durchsetzung
h d
der V
Verträge
ä b benötigt.
öi
Vor der vollen Entwicklung des Bankensystems ist es der "Zwischenhändler", der
den Produzenten und Einzelhändlern Kredite gibt. In vielen Fällen wird er sowohl
als Großhändler als auch als Geldverleiher fungieren. In anderen Fällen,
besonders dann, wenn die Wirtschaftsentwicklung voranschreitet, bzw. in
Industriezweigen, die Investitionsgüter erzeugen, wird die Rolle des
"Zwischenhändlers" voll und ganz in den Aufgabenbereich der Vertriebs- und
Marketingabteilung des Unternehmens übergehen.
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Individuelle und gesellschaftliche Versorgungssicherheit
Die wichtigste Frage bei der gesellschaftlichen Beurteilung des Marktes ist aber
die Frage nach der relativen Bedeutung des betreffenden Gutes für das
individuelle Überleben und die kollektive Wohlfahrt.
Bei dieser Frage muss man sich nochmals vor Augen halten, dass der „freie
Markt dem einzelnen Nachfrager je nach dessen Kaufkraft einen Zugang
Markt“
gewährt oder nicht:
Wesentlich bei der Beantwortung dieser Frage ist natürlich der Preis des
betreffenden Gutes im Verhältnis zur Kaufkraft der überwiegenden Mehrheit der
Haushalte (des Durchschnittseinkommens).
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
Das heißt, dass eine abschließende Beantwortung der Frage nach den
gesellschaftlich akzeptablen Einsatzbereichen des Marktes niemals möglich ist
und nur jeweils für eine gegebene Periode in einer gegebenen Gesellschaft
Aussagen gemacht werden können.
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(Um-) Verteilung von Einkommen und Macht durch Marktregulierung
Aus den bisherigen Argumenten ist klar geworden, dass erstens der Markt selbst
eine soziale Institution ist, die unterschiedliche Formen und Ausprägungen
annehmen kann und daher unterschiedliche Gruppen in einer Gesellschaft
bevorzugt oder benachteiligt.
B i i lb
Beispiel b. B
Beschränkung
hä k d
der Z
Zahl
hl d
der T
Taxis
i iin Wi
Wien
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Normative Fragen stellen sich auch im Zusammenhang mit alternativen
Allokationssystemen:
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Frage 2) Angenommen Sie müssen entscheiden, wer von mehreren Patienten
eine Transplantationsniere erhält. Bei allen in Frage kommenden
Empfängern ist die Wahrscheinlichkeit der Akzeptanz des fremden
Organs durch den Körper gleich groß. Wem würden Sie die Niere
geben?
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
(1) das Gut (oder die Güter), das (die) auf diesem Markt gehandelt werden;
(2) die Summe der Institutionen, Organisationen, gesetzlichen Normen, die
das Funktionieren des Marktes bewerkstelligen und organisieren,
zusammen mit ihren Zielen, Verantwortlichkeiten, Anreizen und
Instrumenten;
(3) die Form der Konkurrenz, die auf diesem Markt vorherrscht.
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c) Ein Markt ist daher kein natürlich gegebenes Datum, sondern eine soziale
Institution, die durch eine Reihe von Regeln gestaltet wird, die ihrerseits sowohl
Restriktionen als auch Legitimierungen darstellen können.
d) Der Markt entsteht nicht von selbst. Einerseits sind dafür gesellschaftliche und
kulturelle Voraussetzungen notwendig. Andererseits ist die Funktion der
Marktmacher erforderlich, um zwischen den beiden Seiten des Marktes zu
vermitteln.
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
Fragen
– Was wären die Folgen der Einführung eines „freien Marktes“ (= vollständige
Deregulierung) in einem Bereich, beispielhaft gezeigt auf dem
– Was wären die Folgen der Ausschaltung des Marktes in einem Bereich?
(Fallbeispiele)?
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Volkswirtschaftslehre © Blaas
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2. Die Einbettung des Marktes in andere sozioökonomische
Institutionen
Diese sind zwar allen marktwirtschaftlichen Ländern gemeinsam, sie können aber
ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen, also unterschiedliche
„Business Systems“ aufweisen (Kap. 2.3), weil ihre Einbettung in die jeweilige
nationale Gesellschaft und Kultur durch die Geschichte des Landes geprägt ist.
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Karl Polanyi hat in seinem berühmten Werk „The Great Transformation“ (1944)
ausführlich die These vertreten und begründet, dass der Markt
notwendigerweise in andere soziale und kulturelle Institutionen sowie in das
Staats- und Rechtswesen eingebettet sein muss, wenn er funktionsfähig sein
und dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll.
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Dass das kein triviales Argument ist, zeigt eine - wahrscheinlich nicht ganz
untypische - Begebenheit, die sich in Russland zugetragen hat:
Abgesehen davon, dass sich in diesem Zusammenhang natürlich die Frage der
Durchsetzung eines Vertrages stellt, die selbstverständlich auch in
„alteingesessenen“ Marktwirtschaften immer wieder virulent ist, kann man sich ein
ähnliches Verhalten im Westen schwer vorstellen. Eine derartige Vorgangsweise
und ein derartiges Verständnis von Konkurrenz ist schlicht und einfach nicht
üblich, es wird nicht erwartet.
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Ein typisches Beispiel einer - in Österreich noch immer sehr wichtigen - Institution
ist die Österreichische Sozialpartnerschaft.
Darüberhinaus gibt es für diese Verhandlungen einen klaren Fahrplan, der jedes
Jahr mehr oder weniger genau eingehalten wird.
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3. Die Institution von Märkten als Ort der Koordination der nach privat-
dezentralen Kalkülen zustande gekommenen Angebots- und
Nachfrageentscheidungen.
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2.3. Business Systems
Definition
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3. Eigentum und Verfügungsrechte
Definition
"Eigentum kann als ein exklusives Recht, ein ökonomisches Gut zu kontrollieren,
definiert werden: es ist der Name für ein Konzept, das auf Rechte und
Verpflichtungen, Privilegien und Restriktionen verweist, welche die Beziehungen
zwischen Menschen bezüglich wertvoller Dinge regeln"
(Yiannopoulos, A.N.: Art. Property, Law of Encyclopaedia Britannica, Bd. 15,
S. 46).
Diese Definition von "Eigentum" durch einen Juristen enthält einige auch für den
Ökonomen interessante Hinweise.
S
So ist
i vor allem
ll b
bemerkenswert,
k d
dass Ei
Eigentum als
l eine
i B Beziehung
i h
zwischen Menschen bezüglich knapper Güter angesehen wird und nicht
als eine Beziehung zwischen Menschen und Gütern.
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Für Robinson Crusoe gibt daher das Konzept des Eigentums keinen Sinn, solange
er allein auf seiner Insel lebt.
Erst mit dem Auftreten von Freitag entsteht die Notwendigkeit, die gegenseitigen
Beziehungen (Rechte und Pflichten) bezüglich der Kontrolle (man kann auch
sagen: Verfügung) über die knappen Güter zu regeln.
Je nach dem, wie die Verfügungsrechte definiert und zugeordnet sind, wollen wir
folgende Eigentumsformen unterscheiden:
– privates Eigentum
– kollektives Eigentum
– öffentliches Eigentum
88
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44
Privates Eigentum
89
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Kollektives Eigentum
90
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45
Wir wollen folgendes festhalten:
91
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Beispiel
Was kann man über das Ergebnis dieser Änderung der Verfügungsrechte in den
Wiener Bezirken 6 bis 9 sagen (Stand 1997)? Die Parkraumbewirtschaftung hat
Platz auf den Straßen geschaffen: von einer Überauslastung in Höhe von 109%
sank die Auslastung des vorhandenen Parkraumes auf 71%. Darüberhinaus hat
sich das Verkehrsverhalten verändert: 25% der autofahrenden Pendler und
Besucher sind auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen.
(Quelle: Verkehrsclub Österreich, Verkehr aktuell 7/1997).
92
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46
Definition
93
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Darüber hinaus haben Sie auch das Recht, Erträge aus Ihrem PKW zu ziehen,
indem Sie etwa ein Taxiunternehmen gründen. Voraussetzung hierfür ist eine
entsprechende Zulassung sowie eine Lizenz als Taxifahrer (falls Sie Ihr Taxi selbst
fahren wollen).
Sie könnten auch durch Anbringung von Sportfelgen und eines Spoilers oder
durch Einbau eines stärkeren Motors und einer Abarthanlage Form und Substanz
Ihres PKW verändern. In der Bundesrepublik müssen Sie dabei jedoch die
vergleichsweise strengen Vorschriften des TÜV beachten
beachten, während Sie sich etwa
in den USA ohne größere Schwierigkeiten aus einem Volkswagen, einem Cadillac
und einer Planierraupe ein Phantasiemobil schaffen können.
Schließlich können Sie einen Teil dieser Rechte oder alle Rechte (= Verkauf oder
Schenkung) an eine andere Person übertragen.
94
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47
Für den Raumplaner wichtiges Beispiel:
Flächenwidmungsplan: 3 Kategorien:
– Verkehrsflächen
– Grünland
– Bauland (Wohnnutzung, gewerbliche Nutzung)
– maximale Gebäudehöhe
– Dichte (Geschoßflächenzahl)
– Anteil der Verbauung am Grundstück.
95
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Die traditionelle Mikroökonomik geht nun implizit davon aus, dass bezüglich jedes
Gutes alle Verfügungsrechte vollständig einem bestimmten Wirtschaftssubjekt
zugeordnet sind.
Wir werden jedoch feststellen, dass in der Realität Verfügungsrechte mehr oder
weniger stark abgeschwächt sind (d.h., dass die Durchsetzung einzelner oder aller
Verfügungsrechte mit positiven Alternativkosten verbunden ist) und dass sich
daraus bedeutsame Konsequenzen für das ökonomische Verhalten von Individuen
ergeben.
Wir werden feststellen, dass der persönliche Wert, den ein Individuum einem
knappen Gut beimisst, von dem Bündel an Verfügungsrechten bezüglich dieses
Gutes abhängt.
96
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48
Teil 3:
Mikroökonomische Akteure 1:
Private Haushalte
97
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3. Mikroökonomische Akteure 1:
Private Haushalte 1)
1) Dieses Kapitel beruht teilweise auf Hill/Myatt 2010 sowie Bofinger 2007, Pindyck/Rubinfeld
2005, Schumann 1980
98
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49
Welche Fragen soll eine ökonomische Theorie des privaten Haushaltes
beantworten?
99
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Das neoklassische Modell beruht jedoch auf sehr spezifischen Annahmen über
den Haushalt. Daher werden wir in einem zweiten Schritt die wichtigsten
Kritikpunkte am Lehrbuchmodell behandeln (Hill, Myatt 2010) und
anschließend Ergänzungen und Erweiterungen durch neuere Entwicklungen
in der Ökonomie darstellen.
100
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50
3.1. Die Standard-Mikroökonomie des Konsumverhaltens
101
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Nehmen wir an, es geht um den Pizza-Konsum innerhalb einer Woche, eine
Pizza soll z.B. € 6.- kosten.
102
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Nutzen von Pizzakonsum für Person XY
103
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Nach diesen Angaben des Studierenden würde ihm der Konsum der ersten
Pizza einen Nutzen von 20€ stiften, oder anders ausgedrückt, bei einem
Preis von 20€ (für eine Pizza) würde er gerade eine Pizza im gegebenen
Zeitraum kaufen.
Eine weitere Pizza würde nur mehr einen zusätzlichen Nutzen von 15€ stiften,
bei einem Pizza-Preis von 15€ würde er also im gegebenen Zeitraum
gerade zwei Stück kaufen, usw.
104
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52
Nachfrage nach Pizza (Person XY)
€ /Pizza
20
15
11
1 2 3 4
Pizzas pro Woche
Die Abbildung zeigt, dass bei einem Pizza-preis von 6€ der Konsument XY
einen „Vorteil“ daraus zieht, dass er – je nach Kaufmenge – ja bereit wäre,
mehr als diesen Preis zu bezahlen.
Die Nachfrage eines Konsumenten nach einem bestimmten Gut hängt natürlich
auch von anderen Dingen ab, z.B. vom Einkommen (oder den Preisen
anderer Güter). Steigt das Einkommen etwa, so steigt damit normalerweise
auch die Nachfrage nach einem bestimmten Gut (siehe Abbildung).
106
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53
Nachfrageveränderung bei Einkommensteigerung
€ /Pizza
20
15
11
1 2 3 4
Pizzas pro Woche
107
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108
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54
Marktnachfrage nach Pizza
€ /Pizza
Konsumentenrente
6€
30.000
Pizzas pro Woche
109
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110
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55
3.2. Verhalten der Konsumenten: näher an die Realität
1. Annahme g
gegebener
g Präferenzen
2. Annahme vollständiger Information
3. Fehlender sozialer Kontext
111
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Präferenzen
Das ist für viele Konsumgüter einfach nicht zutreffend: warum sollte das
Nachfrageverhalten einer Person nicht beeinflusst werden von dem seiner
Freunde und Bekannten, oder von den Werbeeinschaltungen der
Unternehmen?
Werbung ist der naheliegendste Aspekt, den man bei der Formierung der
Präferenzen zu bedenken hat
hat.
112
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56
Werbung und das Problem sich verändernder Präferenzen
Angenommen Handys wären zunächst nur Geräte zum Telefonieren. Nun käme
eine neue Generation von Handys auf den Markt, mit denen man auch
fernsehen kann.
Die Person XY hat kein Interesse daran, mit dem Handy fernzusehen, aber die
neue Handygeneration ist ein absoluter Hit und alle Freunde und Bekannte von
XY kaufen nach und nach so ein Handy. Nachdem XY schon belächelt wird mit
seinem „alten
„alten“ Handy, kauft er schließlich auch ein neues, fernsehtaugliches.
113
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Das fundamentale Problem ist hier, dass nicht klar ist, ob die Präferenzen vor
oder nach der Präferenzänderung zur Einschätzung der Situation des
Konsumenten (bzgl. des Nutzens, der Befriedigung) herangezogen werden
sollen.
Denn aus der Sicht der ursprünglichen Präferenzen hat XY Geld für etwas
ausgegeben, das er gar nicht haben will, er ist also schlechter dran als vor dem
Kauf.
Aus der Sicht der neuen Präferenzen müssen wir folgern, dass XY irgendeinen
Vorteil bekommen hat für das Geld, das er ausgegeben hat.
57
Unvollständige und asymmetrische Information
Ein wichtiger (weil häufig auftretender) Spezialfall ist der der sogenannten
„asymmetrischen Information“.
Beispiele:
• Gebauchtwagenmarkt
• Arbeitgeber – Arbeitnehmer
• Gläubiger – Schuldner
• Wohnungskauf/miete 115
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116
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58
Der soziale Kontext, Kultur, Tradition(en)
Nicht nur die Werbung beeinflusst unsere Präferenzen. Wir sind soziale Wesen
und unsere Wünsche werden selbstverständlich auch geformt von dem, was
andere kaufen oder haben. Wir erleben daher auch eine gewisse Befriedigung
dadurch, dass wir ähnliche Dinge konsumieren wir andere, wie unsere Freunde
und Bekannten.
Das widerspricht diametral der neoklassischen Annahme, dass der Nutzen des
Konsums eines Gutes vollkommen unabhängig ist davon, was andere
konsumieren.
117
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der Haushalt schätzt ein Gut höher ein und fragt mehr davon
nach, wenn auch andere Haushalte das Gut konsumieren. Seine
Indifferenzkurven verschieben sich also mit der Folge einer
Bevorzugung des betrachteten Gutes, wenn die
Gesamtnachfrage-menge oder die Nachfragemenge einzelner
anderer Haushalte oder die Zahl der Konsumenten zunimmt. In
diesem Effekt kommt der Wunsch zum Ausdruck, mit dem Kauf
des Gutes es jener Gruppe von Leuten gleichzutun, zu der man
gezählt
ählt werden
d will.
ill Damit
D it lassen
l sich
i h auch
h wesentliche
tli h Aspekte
A kt
des Modeverhaltens erklären.
118
Volkswirtschaftslehre © Blaas
59
Der Snob-Effekt:
Ein Haushalt schätzt ein Gut weniger hoch ein und senkt seine
Nachfrage, wenn andere Haushalte das Gut konsumieren bzw.
verstärkt konsumieren. In diesem Effekt drückt sich das Streben
nach Exklusivität, nach Abhebung von der Masse aus.
119
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3.3. Schlussfolgerungen
• Vollständiger Information
Eines der zentralen Probleme, das entstehen kann, wenn man z.B. die Annahme
der Unabhängigkeit der Präferenzen aufhebt, ist, dass es dann kein
Marktgleichgewicht (zwischen Angebot und Nachfrage) gibt (Marktversagen).
120
Volkswirtschaftslehre © Blaas
60
Ein allgemeineres (realistisches) Modell des privaten Haushaltes muss also
berücksichtigen:
• D
Dass d
das Individuum
I di id in
i eine
i soziale
i l und
d historische
hi t i h (kulturelle)
(k lt ll ) U
Umgebung
b
eingebettet ist
121
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3.4. Weiterentwicklungen:
Neue Haushaltsökonomie und institutionelle Ansätze
122
Volkswirtschaftslehre © Blaas
61
Abbildung 3.20:
Freizeit/Unterhaltung
123
Volkswirtschaftslehre © Blaas
Die drei genannten Bereiche können zwar analytisch, nicht aber in der sozialen
Realität separiert werden. Ein Konzert- oder Theaterbesuch mit Sohn oder Tochter
kann zugleich Unterhaltung und auch Sozialisation und Wissensvermittlung sein,
also reproduktive Arbeit.
Das Modell von Becker erhebt nun den Anspruch, menschliche Aktivitäten oder
etwa auch die Arbeitsteilung im Haushalt zu erklären. Nehmen wir als Beispiel die
Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Die Argumentation in Beckers Modell
verläuft folgendermaßen:
Ein rationaler Einsatz des Humankapitals führt daher (im Durchschnitt) dazu, dass
sich Frauen auf die (unbezahlte) Hausarbeit spezialisieren (oder einen höheren
Anteil an der Hausarbeit übernehmen) und die Männer auf die bezahlte markt-
entlohnte Arbeit. Und zwar deshalb, weil Männer im Durchschnitt bessere
Einkommenschancen haben als Frauen. Nach Becker ist diese Arbeitsteilung das
Ergebnis einer rationalen Einkommensmaximierungs-Strategie.
124
Volkswirtschaftslehre © Blaas
62
Wie ist nun dieses Modell, wie ist die Neue Haushaltsökonomie zu beurteilen?
Zunächst ist einmal positiv festzustellen, dass die Black Box des privaten
Haushaltes geöffnet wird und versucht wird, die Entscheidungsstrukturen innerhalb
des Haushaltes zu thematisieren und auch die vielen nicht-markt-vermittelten
Tätigkeiten, die jedoch auch von wirtschaftlicher Relevanz sind, zu analysieren.
Darin kann ein Fortschritt gesehen werden.
Andererseits muss festgehalten
g werden,, dass die für die konventionelle
neoklassische Theorie des Haushaltes gültige Kritik auch hier relevant bleibt:
– es muss weiterhin angenommen werden, dass die Familienmitglieder stabile
Präferenzen besitzen, die sich nicht gegenseitig beeinflussen (separate
Individuen).
– Weiters muss angenommen werden, dass die Familienmitglieder auch
insoferne separate Individuen sind, als es keine Synergien der
Zusammenarbeit gibt, oder umgekehrt, keine gegenseitigen Behinderungen
bei Lern- oder anderen wirtschaftlich relevanten Tätigkeiten.
– Schließlich bleibt auch der grundsätzliche Kritikpunkt bestehen, dass
Unsicherheit und mangelhaftes Wissen gar nicht oder unzureichend
berücksichtigt wird, und
– weiters, dass im Haushaltsverband (wie auch in anderen Zusammenhängen)
nicht nur monetäre Remunerationen eine Rolle spielen.
125
Volkswirtschaftslehre © Blaas
So wird das Aufziehen der Kinder, das Leben mit Kindern durch vielfache
freudvolle Momente belohnt, die viele Männer nicht (in dem Maße) erleben.
Andererseits sind damit zahlreiche repetitive und uninteressante Tätigkeiten
verbunden.
Weiters stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft eine Person betrachtet, die
„nur“ Hausfrau oder Hausmann ist, und ob es dafür z.B. eine imagemäßige
Bestrafung gibt, für den oder die im Berufsleben befindliche(n) aber eine
soziale Achtung.
126
Volkswirtschaftslehre © Blaas
63
2. Nehmen wird als weiteres Beispiel das Vorhaben einer Familie, ein Haus zu
bauen (z.B. in Hinterholz Nr. 8).
– Können zum Zeitpunkt eines solchen Entschlusses alle möglichen und
denkbaren Kosten, die im Laufe des Grundstücksankaufes, der
Erschließung, des Hausbaus etc. auftreten, wirklich verlässlich
abgeschätzt werden?
– Können Änderungen der Finanzierungskosten (z
(z.B.
B Zinssatzanhebungen)
vorhergesehen werden?
Man sieht, dass solche Entscheidungen oft – nicht nur im Falle von Hinterholz
8 – ohne ausreichende Informationsgrundlagen getroffen werden, sozusagen
„aus dem Bauch heraus“.
Weiters zeigt das Beispiel, dass Entscheidungen einander bedingen und für
gewöhnlich irreversibel sind. So stellt sich z.B. erst beim Aushub des Kellers
heraus, dass Drainage-Arbeiten notwendig sind und dass die ursprünglich
geplante Bauweise wegen hoher Bodenfeuchtigkeit geändert werden muss.
Oder: das Haus ist endlich fertig, mit zwei Kinderzimmern, da kommt es zu
einer familiären Krise und Trennung.
Oder es treten externe unvorhergesehene Ereignisse ein, wie etwa der Bau
eine Straße in der Nähe, womit die Wohnqualität vielleicht entscheidend
reduziert wird.
127
Volkswirtschaftslehre © Blaas
Wie kommt es dann aber, dass trotz all dieser Unwägbarkeiten Menschen sich
trotzdem in ein solches Abenteuer stürzen?
Im konventionellen Modell ist ein klares und eindeutiges Kalkül möglich, das eine
Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen erlaubt und eine „rationale“
Entscheidungsfindung ermöglicht.
Es vernachlässigt aber die Tatsache, dass mit einer wirtschaftlichen Entscheidung
oder Aktivität eine direkte Befriedigung oder auch Belastung (dis-satisfaction)
einher gehen kann.
Es gibt z.B. Männer, die gerne basteln, und für die das Hausbauen daher per se
eine befriedigende und nutzenstiftende Tätigkeit ist.
128
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64
Institutionelle Ansätze
Die institutionellen Ansätze gehen weit über das enge neoklassische Modell der
Nutzenmaximierung hinaus.1) Zwei Aspekte sollen hier kurz besprochen werden:
1) Die Ausführungen dieses Abschnittes basieren auf S. Himmelweit et al., Microeconomics. The Open University,
reprinted 2006. Die instituionelle Schule umfasst ein breites Spektrum unterschiedlicher Konzepte, die hier nicht in
ihrer Gesamtheit dargestellt werden können. Einen Überblick gibt z.B. M. Rutherford, Institutions in Economics: The
Old and the New Institutionalism. Cambridge Univ Press, Reprint Juli 1996. Im Vordergrund steht hier der auf Th.
Veblen zurückgehende („old“) Institutionalismus, der in den USA tradiert wurde, vor allem aber in Europa neu
aufgegriffen und weiterentwickelt wurde (insbesondere durch die European Association for Evolutionary Political
Economy; EAEPE).
129
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Das hat weitreichende Konsequenzen, z.B. in der Weise, dass es die (oben
schon behandelten)
Nachfrageinterdependenzen
geben kann. Wenn das der Fall ist, ist aber die Bedingung der Unabhängigkeit
individueller Präferenzen verletzt und damit eine Voraussetzung für die
Existenz eines Marktgleichgewichtes (im neoklassischen Modell)
Modell).
Ganz allgemein ergibt sich damit die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit,
Unterschiede im Konsumverhalten aus kulturellen, ethnischen,
gesellschaftlichen Bedingungen in gegebenen historischen Phasen zu erklären.
130
Volkswirtschaftslehre © Blaas
65
2. Zum zweiten gehen institutionelle Theorien davon aus, dass das
Rationalitätskonzept der Neoklassik nur einen (mehr oder wenig kleinen) Teil
der Konsumentscheidungen erfassen kann und dass daher ein umfassenderes
Rationalitätskonzept notwendig ist.
131
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Resümee
Einerseits ist dies darauf zurückzuführen, dass es sich hier um ein stark in
Entwicklung begriffenes Forschungsgebiet der Ökonomie (Stichwort:
Experimentelle Ökonomie) handelt und daher abgeschlossene Modelle noch
nicht zur Verfügung stehen
132
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66
3.5. Elastizitäten
Das traditionelle mikroökonomische Modell des privaten Haushalts bietet zwar eine
geschlossene Theorie des Konsumverhaltens, hat aber einen gravierenden Nachteil:
Es ist nicht möglich, den Nutzen empirisch zu messen bzw. zu quantifizieren. Der
N t
Nutzen iistt grundsätzlich
d ät li h eine
i subjektive
bj kti EiEinschätzung
hät d A
des Ausmaßes
ß der
d
Befriedigung eines Bedürfnisses durch den Konsum eines Gutes. Daher ist es auch
nicht möglich, den Konsum zweier Personen zu addieren (oder zu subtrahieren).
In der ökonomischen Theorie hat man auf verschiedene Weise versucht, diesem
Problem zu entkommen, z.B. durch die Annahme eines „repräsentativen
Konsumenten“, dem dann eine ganz bestimmte Nutzenfunktion unterstellt wurde.
Aber alle diese Versuche haben nicht zu wirklich brauchbaren und befriedigenden
Modellen geführt.
In der Praxis der ökonomischen Analyse sind andere Wege gegangen worden. Für
die Nachfrageanalyse z.B. kann man das Konzept der Elastizität heranziehen.
Beispiel: Bahntarife für Schnellzugverbindungen.
133
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Die Antwort auf diese Frage kann unter zwei verschiedenen Bedingungen
gegeben werden:
1) wenn die
di Auswirkung
A ik lediglich
l di li h auff di
die unmittelbar
itt lb beeinflusste
b i fl t GGröße
öß
interessiert (z.B. Mengenwirkung einer Preisveränderung auf einen Markt);
2) wenn darüberhinaus auch alle anderen Auswirkungen in Summe
interessieren, sodass auch die mittelbaren Wirkungen der Ursache erfasst
werden.
134
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67
Das übliche analytische Instrument zur Behandlung der ersten Frage ist die
Elastizität.
dw du ......Elastizität
= : w.....Wirkungsgröße
w u
u......Ursachengröße
Die Variable w steht dabei für die Wirkungsgröße, die Variable u für die
Ursachengröße. (Eine andere Schreibweise wäre = d log(w)/d log(u)).
135
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Dabei werden die anderen Preise und das Einkommen als konstant angenommen
(Ceteris Paribus-Klausel):
dq dp ......Elastizität
= : q..... (Nachfrage-) Menge
q p
p......Preis
136
Volkswirtschaftslehre © Blaas
68
Im Regelfall ist diese Preiselastizität (auch direkte Preiselastizität oder
Eigenpreiselastizität genannt) negativ:
Die Nachfrage nach einem Gut sinkt bei steigendem Preis desselben.
137
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Von unelastischer Nachfrage wird dann gesprochen, wenn eine Preisänderung von
1 % eine Änderung der Nachfragemenge von weiniger als 1% bewirkt:
|| < 1
138
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69
Beispiel:
Die Nachfrage nach Gut 1 (= q1 ) sei abhängig vom Preis des Gutes 1 (p1) und vom
Preis des Gutes 2 (p2):
Eigenpreiselastizität 1 :
p1 q1
1 . => 1
p1
.((1)
q1 p1 q1
139
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Kreuzpreiselastizität 2 :
p2 q1 p2 p2
2 . => 2 .2 p 2 2 2
q1 p2 q1 q1
140
Volkswirtschaftslehre © Blaas
70
Im Bezug auf die Kreuzpreiselastizitäten können drei Gruppen von Güter
unterschieden werden:
1) komplementäre Güter:
das betrachte Gut ist in seinem Verbrauch an den eines anderen
gekoppelt
g pp ((Auto - Benzin); ) die Kreuzpreiselastizität
p für ein
komplementäres Gut ist negativ (wenn der Benzinpreis steigt, wird der
Autogebrauch eingeschränkt).
2) substitutive Güter:
das betrachtete Gut kann als Ersatz für ein anderes konsumiert werden
(Butter - Margarine); die Kreuzpreiselastizität ist in diesem Falle positiv,
denn die Preis- und Mengenänderungen bewegen sich hier in dieselbe
Richtung (wenn der Butterpreis steigt, steigt die Nachfrage nach
Margarine).
3) unverbundene Güter:
sind solche, deren Verbrauch voneinander unabhängig ist (Käse – Tabak).
Die Kreuzpreiselastizitäten sind für solche Güter null.
141
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dqi dy ......Elastizität
= : qi.....(Nachfrage-) Menge nach Gut i
qi y
y......Einkommen
142
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71
Auch in Bezug auf die Einkommenselastizitäten kann man drei Gruppen von Güter
unterscheiden.
3) Eine dritte, sehr kleine Gruppe von Güter sind die einkommens-
unabhängigen Güter (Einkommenselastizität null). Sie "müssen"
gewissermaßen in einem bestimmten Umfang
g g konsumiert werden ((Salz,,
Zündhölzer).
143
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Beispiel:
Einkommenselastizität der Nachfrage nach verschiedenen Gütergruppen.
144
Volkswirtschaftslehre © Blaas
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Empirische Beispiele:
145
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Preiselastizitäten 2000
2000
Nahrungsmittel u. Getränke -0,03
Tabakwaren -0,07
Kleidung -2,24
Wohnen -1,09
Körper- u. Gesundheitspflege -0,43
Verkehr u. Nachrichten -0,63
Bildung, Erholung -1,61
Q: Blaas/Sieber, Schätzung von direkten Preis-, Kreuzpreis-
und Einkommenelastizitäten.
Endbericht eines Forschungsprojektes im Auftrag des Verbandes
der Getränkehersteller. Wien 2000
146
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73
Literatur
Bofinger, P. Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 2. Auflage, Pearson Studium, München 2007
Hill, R., Myatt, T. (2010), The economics anti-textbook. A critical thinker‘s guide to microeconomics. Zed
Books, London
Himmelweit, S., Simonetti, R., Trigg, A., Microeconomics. Neoclassical and Institutionalist Perspectives
on Economic Behaviour. Thomson, The Open University. Reprinted 2006
Schumann, J., Grundzüge der mikroökonomischen Theorie. Springer- Verlag, Berlin Heidelberg New
York 1980
147
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74